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Full text of "Worterbuch Der Munzkunde"

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WÖRTERBUCH 
DER  MÜNZKUNDE 


IN  VERBINDUNG  MIT 
N.  BAUER,  K.  REGUNG,  A.SUHLE, 

R.  VASMER  UND  J.  WILCKE 

HERAUSGEGEBEN  VON 

FRIEDRICH  FRHR.  V.  SCHRÖTTER 


VERLAG  VON  WALTER  DE  GRUYTER  &  CO. 

VORMALS  G.  J.  GÖSCHEN»SCHB  VERLAGSHANDLUNG  -  J.  GÜTTENTAG,  VBRUGS- 
BUCHHANDLUNG  -  GEORG  REIMER  -  KARL  J.  TRÜBNER    -  VEIT  k  COMP. 

BERLIN  1930  LEIPZIG 


VORWORT 

Concordia  res  parvae  crescunt, 

»Vor  anderen  geschichtswissenschaftlichen  Disziplinen  gestattet  die  Münzkunde  in 
ausgedehntem  Maße  eine  lexikalische  Behandlung«  (Menadier).  Besonders  in  Deutsch- 
land finden  wir  schon  im  i8.  Jahrhundert  eine  Reihe  von  Münzwörterbüchem,  deren 
erstes  wohl  das  bei  Wolf  gang  Christian  Multzen  in  Frankfurt  a.  M.  1740  erschienene 
»Curieuse  Münz-Lexikon«  ist,  das  im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts  mehrere  Nachfolger 
hatte  ^),  bis  181 1  das  Schmiedersche  Handwörterbuch  erschien,  das  alle  Vorgänger  an 
Reichhaltigkeit  und  Zuverlässigkeit  weit  übertreJBfend  bis  heute  die  besten  Dienste  ge- 
leistet hat  und  auch  nach  Erscheinen  des  Halkeschen  Münzwörterbuchs  nicht  entbehrt 
werden  konnte. 

Nachdem  dieses  vergriffen  war,  trat  der  Verlag  de  Gruyter  an  uns  mit  der  Auf- 
forderung heran,  die  Bearbeitung  einer  neuen  Auflage  zu  übernehmen.  Aber  die  Er- 
fahrungen, die  mit  dem  Halkeschen  Buche  gemacht  waren:  dessen  Versagen  gegenüber 
antiken,  mittelalterlichen,  außerdeutschen  Verhältnissen,  gegenüber  kunstgeschicht- 
lichen, münzrechtlichen,  geldgeschichtlichen  Fragen  sowie  die  Unmöglichkeit,  nach 
Erscheinen  der  Münzwörterbücher  von  Martinori  (1914)  und  Frey  (1916)  sich  auf  eine 
einfache  Neubearbeitung  Halkes  zu  beschränken,  veranlaßten  uns  zu  dem  Vorschlage, 
ein  die  ganze  Numismatik  umfassendes  und  im  einzelnen  nach  dem  heutigen  Stande  der 
Forschung  wissenschaftlich  begründetes  Werk  zu  schaffen;  dieser  Vorschlag  fand  die 
Zustimmung  des  Verlages. 

Diese  Verhandlungen  waren  in  der  Hauptsache  von  K.  Regling  geführt  worden, 
der  aber  wegen  Überlastung  mit  anderen  Arbeiten  für  die  Leitung  den  jetzigen  Heraus- 
geber empfahl.  Alle  Mitarbeiter,  besonders  der  mittelalterliche  und  der  neuzeitliche, 
schulden  jedoch  K.  Regling  für  seine  sachkundige  und  unermüdliche  Hilfe  bei  der 
Stilisierung,  Vervollständigung  und  Richtigstellung  der  Artikel  großen  Dank. 

Die  vorhin  genannten  Werke  des  Italieners  Martinori  und  des  Nordamerikaners 
Frey  *)  zeigten  zwar,  wie  viel  umfangreicher  ein  das  ganze  numismatische  Gebiet  um- 
fassendes Wörterbuch  sein  müsse  als  das  Halkesche,  konnten  jedoch  sonst  keineswegs 
als  Vorbilder  dienen.  Das  zuerst  erschienene  Buch  von  Martinori  hat  besonders  zwei 
Fehler:  erstens  ist  einzelnen  ganz  selten  vorkommenden,  meist  italienischen,  Münzen 
ein  übergroßer,  in  keinem  richtigen  Verhältnis  zu  den  wichtigsten  Münzen  stehender 
Raum  gewidmet,  zweitens  ist  mit  einer  geradezu  unglaublichen  Leichtfertigkeit  gegen- 
über Zitaten  und  Zahlen  verfahren  worden,  und  zwar  auch  in  betreff  italienischer  Münz- 
namen. Da  der  Verfasser  der  deutschen  Sprache  nicht  mächtig  ist  und  auch  des  Deutschen 
kundige  Gelehrte  nicht  um  Hilfe  angegangen  haben  kann,  machen  die  Artikel  über 
deutsches  Münzwesen  oft  einen  tragikomischen  Eindruck  3). 

In  dieser  Hinsicht  ist  zwar  Freys  Buch  besser,  wenn  es  auch  keineswegs  von  ahn- 


:i  tÜ'h'^^^'  '"'^  ^'  ^löWSAS  CITY  (MO.)  PUBLIC  UBRARf 

3)  Hier  einige  Beispiele:  Kopfstuch  (für  Kopfstück),  Lappen  (für  Papiergeld),  Pfalzkur  (für 
Kuxpfalz),  Fächer  Messtaler  von  Sitten,  Albrecht  Bar  (für  Albrecht  den  B9ren),  preußisches  Münz- 
gesetz von  1767,  Friedrich  II.  v.  Preußen  1814,  Kriegsaugustdor  des  Kaisers  von  1758,  Plassen- 
feindtaler,  Schilter,  gloss.  Teut.  (S.  450),  Enianuel  Filibert  1553—1559  (s^**  15^0), 


IV  VORWORT 

liehen  Irrtümern  frei  ist,  aber  es  mangelt  ihm  vor  allem  an  zulänglicher  Behandlung 
der  antiken  und  mittelalterlichen  Münzen,  aber  auch  die  neuen  nicht-amerikanischen 
und  die  orientalischen  Münzen  sind  oft  in  sehr  dürftiger  Weise  abgemacht.  Zwar 
führt  Frey  eine  große  Menge  orientalischer  Münznamen  an,  die  man  bei  ihm  ganz  gut 
kennen  lernen  kann,  aber  er  behandelt  die  wichtigsten,  viele  Jahrhunderte  geltenden 
Münzen,  wie  den  Dirhem  kaum  viel  genauer  als  so  unbedeutende  Gepräge  wie  den  Chu- 
lon  von  Annam,  auch  sind  seine  Münzbeschreibungen  ebenso  ungenügend  wie  seine 
Literaturnachweise.  Gewiß  ist  der  Raum  für  alle  solche  Bücher  beschränkt:  auch  wir 
werden  die  neuere  nichtdeutsche  Münzkunde  weniger  eingehend  zu  behandeln  befugt 
sein;  gleichwohl  gönnen  wir  den  großen  fremden  Weltmünzen  (Dollar,  Louisdor,  Peso 
u,  a.)  sowie  den  Münzeinheiten  der  fremden  Länder  mehr  Raum  als  den  deutschen 
Kleinmünzen. 

Keine  Seite  der  Numismatik  wollten  wir  vernachlässigen:  aber  unser  Buch  ist  weder 
ein  Wörterbuch  der  Mythologie  und  Archäologie  noch  der  Epigraphik,  Paläographie, 
Chronologie,  der  Kirchen-  und  Verfassungsgeschichte,  weder  der  Heraldik  und  Sphra- 
gistik  noch  der  Metrologie  oder  der  Geldwirtschaft,  weder  der  Münztechnik  noch  sonst 
einer  anderen  Disziplin,  zieht  diese  Gebiete  aber  insoweit  durch  eigene  Stichworte  heran, 
als  sie  zum  Verständnis  oder  zur  Beurteilung  der  Darstellungen,  des  Stils,  der  Form, 
der  Metallzusammensetzung  oder  der  Gründe  für  die  Entstehung  und  das  Schicksal 
einer  Münzsorte  nötig  sind.  Nützlichkeit  des  Buches  war  der  leitende  Grundsatz, 
Gründlichkeit  verbot  schon  der  Umfang,  absolute  Vollständigkeit  ist  überhaupt  nicht 
zu  erzielen:  die  besonderen  Wünsche  eines  jeden  Lesers  zu  berücksichtigen  wird  niemals 
möglich  sein. 

Angesichts  der  für  das  Altertum  in  Fülle  vorhandenen  Lexica  ist  mit  Verweisen 
auf  diese  sparsam  verfahren  worden  und  sind  insbesondere  das  »Dizionario  epigrafico« 
von  Ruggiero  und  der  »Dictionnaire  des  antiquit^s«  von  Daremberg-Saglio  sowie  das 
3>Sammelbuch«  von  Preisigke  meist  nicht  zitiert  worden,  auf  sie  sei  nur  allgemein  ver- 
wiesen- Grundsätzlich  zitiert  ist  vielmehr  nur  die  Neubearbeitung  von  Paulys  Real- 
enzyklopädie (RE),  falls  der  betreffende  Artikel  nicht  geradezu  veraltet  ist,  Roschers 
Lexikon  der  Mythologie  meist  nur,  wo  in  der  RE  das  Stichwort  noch  aussteht;  übrigens 
ist  aus  räumlichen  Gründen  dabei  die  Behandlung  der  Hauptgötter  der  Alten  bis  auf 
die  Zitate  unterblieben. 

Vermißt  der  Nationalökonom  eine  Beurteilung  der  modernen  Geldtheorien,  so 
schien  uns  diese  nicht  die  Aufgabe  unseres  Buches  zu  sein,  zumal  da  diese  Theorien 
heute  noch  mehr  Publizistik  als  Historie  sind.  Immerhin  werden  wir  nicht  unter  die 
Chartalisten  gezählt  werden.  Aber  wie  schwankend  und  unfertig  die  heutigen  Geld- 
Verhältnisse  auch  noch  sind,  so  ist  doch  versucht  worden,  die  Geschichte  der  Münzen 
bis  hart  an  die  Schwelle  der  Gegenwart  zu  führen. 

Polemik  ist  im  allgemeinen  vermieden  worden.  Nur  bei  einigen  Artikeln  der  antiken 
und  der  mittelalterlich-russischen  Münzkunde  mußte  zuweilen  gegen  ältere  Ansichten  eine 
ausführlichere  Kritik  einsetzen. 

Im  allgemeinen  wird  jeder  Münzname,  der  auf  Münzen  selbst  sowie  im  Volks-  und 
Sammlermunde,  in  Münzgesetzen  und  Urkunden  vorkommt,  von  ganz  entlegenen  und 
obsoleten  und  ganz  vereinzelt  vorkonmienden  abgesehen,  in  einem  besonderen  Artikel 
behandelt  oder,  ist  er  weniger  wichtig,  nur  genannt  unter  Hinweis  auf  den  Artikel,  in  dem 
er  vorkommt.  Jedoch  hat  mit  den  orientalischen  Münznamen  insofern  eine  Beschrän- 
kung stattfinden  müssen,  als  nur  die  wichtigsten  einen  besonderen  Artikel  erhalten  haben, 
die  große  Masse  der  nur  für  den  Spezialisten  wichtigen  in  eimgen  großen  Artikeln  ver- 
einigt ist  (Pi,  Pai,  Piaster,  Tikal  u.  a.)  und  die  Unzahl  der  verschiedenen  Schreibungen 
und  rein  lokalen  Namen  gewisser  Münzsorten  auch  der  Aufnahme  von  Verweisartikeln 
eine. Grenze  setzte.  —  Trotz  aller  Bemühungen  um  die  Verweisstichworte  sind  doch 
einige  sogenaimte  Kettenverweisungen  stehen  geblieben. 

Unser  Lexikon  ist  ein  Sachlexikon,  das  alle  irgendwie  wichtigen  Münznamen,  ferner 


VORWORT  V 

die  als  Münzbilder  vorkommenden  Darstellungen  und  die  in  Münzaufschriften  vorkom- 
menden staatsrechtlichen  oder  speziell  numismatischen  Ausdrücke  erläutert,  Eigen- 
namen aber  wie  die  der  Münzherren  und  Prägestätten,  Münzbeamten  und  Münzforscher 
sind  weggelassen;  wir  wollen  nicht  mit  Heads  Historia  nummorum,  Leitzmanns  Wegweiser 
oder  den  bekannten  Nachschlagewerken  von  Schlickeysen,  Rentzmann,  Forrer  in  Wett- 
bewerb treten.  Von  sakralen  Münzaufschriften  erscheinen  nur  einige  der  wichtigsten 
wie  Christiana  religio  und  Munus  divinum.  Münzbuchstaben  sind  nur  aufgenommen, 
wenn  sie  nicht  Nomina  propria  anzeigen,  das  heißt  die  Anfangsbuchstaben  oder  Mono- 
gramme der  Münzstätten,  der  Prägeherren  usw.  sind.  So  ist  C  als  Bezeichnung  der 
Münzstätte  Frankfurt  a.  M.,  nicht  aber  als  die  von  Constantinopel  aufgeführt.  Die 
hauptsächlichsten  Initialen  als  Münzstättenbuchstaben  stehen  indes  unter  »Münzbuch- 
staben«. Außer  den  Münzen  sind  in  beschränktem  Maße  das  Papiergeld,  die  Marken, 
Rechenpfennige  und  Medaillen  behandelt,  doch  sind  die  Medaillen  aus  räumlichen  Grün- 
den in  die  Abbildungen  nicht  einbezogen  worden. 

Noch  ein  Wort  über  die  Gewichtsangaben.  Bei  den  antiken  Münzen  sollen  Gewichts- 
angaben in  »— «  darauf  hinweisen,  daß  die  Stellen  hinter  dem  Grammkomma  nur  den 
Wert  von  Arbeitshypothesen  haben.  Für  die  mittelalterlichen  und  neueren  Münzen  ist 
sowohl  das  Brutto-  wie  auch  das  Feingewicht,  soweit  bekannt,  nach  dem  gesetz- 
lichen Münzfuße  angegeben,  sonst  nach  gewogenen  Stücken.  Die  heute  gefundene 
Schwere  einer  Münze  früherer  Jahrhunderte  ist  fast  immer  geringer  als  die  durch  den 
Münzfuß  verordnete.  Von  einer  Durchschnittsangabe  dieses  durch  zu  geringe  Aus- 
bringung oder  Abnutzung  verursachten  Mindergewichts  ist  abgesehen,  da  dieses  für  Gold-, 
Silber-,  Billon-  und  Kupfermünzen  ganz  verschieden  ist;  doch  sei  bemerkt,  daß  die. 
Numismatiker  für  mittelalterliche  Silbermünzen  ein  Mindergewicht  von  2  bis  5%  unter 
dem  Normalgewicht  annehmen. 

Was  die  Äußerlichkeiten  —  z,  B.  Orthographie,  Transkription  aus  fremden  Sprachen, 
Zitate,  insbesondere  Interpunktion  bei  den  Zitaten,  Abkürzungen  usw.  —  angeht,  so  ist 
eine  vollständige  Vereinheitlichung  nicht  angestrebt  worden,  sondern  dies  jedem  einzel- 
nen Mitarbeiter  überlassen  worden.  Doch  wird  ä,  ö  und  ü  im  Alphabet  stets  wie  ae,  oe 
und  ue,  das  (griechische  und)  französische  ou  als  ou,  ss  als  ss  (nicht  wie  sz)  eingereiht, 
i  und  j  sind  nicht  getrennt.  Über  Abkürzungen,  besonders  der  Literaturangaben,  siehe 
S.  VIII  ff. 

Für  den  Inhalt  der  Artikel  sind  deren  Verfasser  verantwortlich,  die  ihre  Artikel 
außer  bei  ganz  kurzen  Hinweisen  gezeichnet  haben,  die  auf  dem  Titel  genannten  mit 
dem  Anfangsbuchstaben  ihres  Namens  (B  =  Bauer,  R  =  Regling,  S  —  Schrötter,  Su  = 
Suhle,  V  =  Vasmer,  W  =  Wilcke),  die  anderen  mit  vollem  Namen.  Die  Tafeln  haben 
zusammengestellt:  B:23,  24(388—391),  R:i— 7,  S:I4— 22,  24(392-^396),  Su:8— 13, 
V:25 — 28.  Noch  sei  Herrn  W.  Jesse  und  J.  Liegle  für  wesentliche  Korrekturhilfe, 
diesem  bei  den  letzten  Teilen,    gedankt. 

Die  Mitarbeiter  sind  sich  wohl  bewußt,  daß  ein  derartiges  Werk  nicht  auf  den  ersten 
Hieb  zur  Vollkommenheit  gebracht  werden  kann,  und  werden  bestrebt  sein,  alle  Hin- 
weise, Ergänzungen  und  Berichtigungen  zu  sammeln  und  in  einer  etwaigen  zweiten 
Auflage  zu  verwerten.  F,  v.  Schrötter, 


Transkriptionen. 

I.  Für  die  russischen  Artikel. 

Bei  der  Wiedergabe  der  mssisclien  Namen  ist  die  phonetische  Transkription  gebraucht  worden. 
c  muß  immer  ^e  ein  deutsches  i^z«  ausgesprochen  werden. 
2  =  tsch. 
*  =  einem  leicht  gehauchten  deutschen  »j«. 

5  =  Seh. 

SS  =  schtsch. 

z  =  einem  französischen  »z«. 
j    =  einem  französischen  i^j«.  B. 

E  Für  die  orientalischen  Artikel 

Für  die  im  Wörterbuche  vorkommenden  Eigennamen  und  Fachausdrücke  der  muhammedani- 
öchen  Völker  ist  die  Transkription  der  Geschichte  der  arabischen  Literatur  von  C.  Brocfcehnann  zu- 
grunde gelegt  worden: 

t  ist  als  englisches  stimmloses  th  (thing)  zu  sprechen, 
d  ist  als  englisches  stimmhaftes  th  (that)  zu  sprechen, 

6  =  tsch,  oder  englisch  ch  (church), 
i  =  englisches  j  (jack), 

s  =  s  in  Haus, 
z  =  s  in  Sense, 
t  dl  §. «  werden  so  ausgesprochen,  wie  die  entsprechenden  Laute  ohne  Punkte,  nur  mit 

Hebung  des  Zungenrückens, 
]^  ist  ein  stimmloser,  am  Gaumensegel  gebildeter  Explosivlaut  (Brockelmann  hat  dafür  q), 
g:  (gh)  und  ^  (kh)  sind  am  Gaumensegel  gebildete  Reibelaute,  crsterer  stimmhaft,  letz- 
terer stimmlos, 
(l  (stimmlos)  und  ^  (stimmhaft)  sind  Kehllaute,  die  mit  starker  Zusammenprossung  des 

Kehlkopfes  gesprochen  werden, 
'  ist  der  Kehldeckelverschlußlaut, 
Beider  Transkription  der  indischen  und  ostasiatischen  Wörter  mußte  damit  gerechnet  werden, 
daß  die  meisten  Leser  wohl  mit  dem  europäischen  Schriftbild,  nicht  aber  mit  der  eigentlichen  Aus- 
sprache der  Wörter  vertraut  sein  dürften.  Da  nun  fast  alle  Arbeiten  über  indische  und  ostasiatischc 
Numismatik  in  englischer  Sprache  geschrieben  sind  und  folglich  alle  numismatischen  Termini  dieser 
Länder  in  Europa  in  englischem  Gewände  Verbreitung  gefunden  haben,  schien  es  dem  Verfasser  am 
ratsamsten  zu  sein,  diese  englische  Transkription  auch  für  das  Wörterbuch  beizubehalten.  Demzufolge 
ist  in  allen  Artikeh,  die  sich  auf  Indien  und  Ostasien  beziehen: 
ch  «  tsch,  6, 
sh  5=  seh,  ä, 
],  dj  =  englisches  j  in  Jack, 

y  =  deutsches  j, 
kh  ^  deutsches  ch. 
Um  die  Transkription  einheitiich  zu  gestalten  und  Mißverständnissen  vorzubeugen,  wird  in 
den  anderen  Artikek  über  orientalische  Münzen  ebenfalls  der  Laut,  der  dem  deutschen  ch  ent- 
spricht, durch  Idi  (=?  y,  der  j-Laut  durch  y  wiedergegeben,  y  als  Vokal  -  russisches  H,     V. 


Allgemeine  Abkürzungen 


Abb, 

= 

Abbildung. 

Abk. 

=5 

Abkürzung. 

M 

= 

Kupfer,  Bronze. 

ags. 

=; 

angelsäclisisclL. 

ahd. 

=t: 

altbochdeutsch. 

AI. 

sa 

Aluminium. 

an. 

» 

altnordisch. 

and. 

:= 

altniederdeutsch. 

A 

==: 

Silber. 

as. 

= 

altsäxjhsisch. 

A^ 

7=2 

Gold. 

B. 

== 

Bischof. 

Br.  . 

:== 

Bronze. 

bzw. 

= 

beziehungsweise. 

Dm. 

=7= 

Durchmesser. 

cl.  t. 

B= 

denier  tournois. 

Eb. 

1= 

Erzbischof. 

El. 

= 

Elektron. 

Fl. 

= 

Floren. 

f.M. 

SS 

feine  Mark. 

g 

r= 

Gramm. 

Gr. 

= 

Grän,  Groschen, 

J- 

=t 

Jahr. 

i.A. 

SS 

im  Abschnitt. 

i.F. 

-.- 

im  Felde. 

Jh. 

=-. 

Jahrhundert. 

L. 

rs: 

Lot. 

1. 

= 

lötig. 

1. 

--: 

linkshin  =  von  der  linken  Seite;  vgl.  r. 

£ 

=rr- 

Pfund  Sterling. 

M, 

Zä 

Münze  (n). 

M.A. 

=  Mittelalter. 

m.  a. 

=  mittelalterlich. 

Med. 

=  Medaille,  Medailleur, 

mhd. 

=  mittelhochdeutsch. 

mm 

=  Millimeter. 

n.C. 

Ni. 

-  Nickel. 

N.Z. 

=  Neuzeit. 

n.  z. 

=  neuzeitlich 

Pf. 

=  Pfennig,  Pfund. 

PL 

=  Blei. 

Q. 

=  Quint. 

r. 

—  rechtshin   =   von  der  rechten  Seite; 

rechts  und  links  nicht  heraldisch,  son- 

dern vom  Beschauer  aus. 

J^JC 

=3  Reichsmark. 

Rs. 

=:  Rückseite,  Kehrseite, 

s. 

—  siehe. 

ß 

=  Schilling. 

s.d. 

=  siehe  dort,  diese(n),  (s). 

s.o. 

--  siehe  oben. 

s.t. 

=  sous  tournois. 

s.u. 

=  siehe  unten. 

S.V.W 

.=  so  viel  wie. 

Taf. 

-  Tafel. 

$ 

—  Dollar, 

v.C. 

r=  vor  Christus. 

Vs. 

—  Vorderseite,  Hauptseite. 

V.  v. 

^  von  vom. 

Z. 

=  Zink. 

ZW, 

=  zwischen. 

Die  hochgestellte  arabische  Ziffer  bedeutet  die  Auflage  eines  Werkes  oder  die  Anmerkung; 
die  Nummern  von  Abbüdungstafeln.  sind  stets  in  römischen  Zahlen,  die  Bandnummern  mehrbändi- 
ger Werke  meist  bis  XX  römisch,  dann  arabisch  gegeben.  Seitenzahlen  sind  in  der  ZiScmart 
f?cgeben,  die  der  Autor  anwendet. 

Stichworte  wie  Dreipfeniügstück  usw.  sind  im  allgemeinen  nicht  aufgenommen,  son- 
dern bei  Pfennig  usw.  am  suchen;  sie  sind  aber  aufgenommen,  wenn  sie  nur  von  Zahlworten, 
also  ohne  die  Münzbezeichnung,  abgeleitet  sind  wie  Denarius,  Douzain,  Dreier,  Beschlik. 

Bei  der  im  allgemeinen  sparsam  geübten  Wiedergabe  der  Aufschriften  von  Münzen 
usw.  stehen  Ergänzungen  in  eckigen  Klanoonem,  Auflösungen  von  Abkürzungen  in  runden.  Mono- 
gramme sind  durch  D  über  den  betreffenden  Buchstabon  angedeutet. 
I    S3  neue  Zeile. 
»  =  Trexmung  der  Schrift. 


Literatur 

Abli.B.Ak.=  Abhandlungen  der  hist.-phil.  Klasse  der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu 

Berlin,  seit  1822. 
Abh.  Gott.  Ges.  =  Abhandlungen  der  Kgl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen. 
Abh.  Sachs.  Gesch.  =  Abhandlungen  der  Kgl.  sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu 

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Abh.  W.  Ak.  =  Denkschriften  der   Kais.   Akademie  der  Wissenschaften;    philos.-histor.    Klasse, 

Wien,  seit  1850. 
Acad.  =  The  academy.  a  montMy  record  of  Uterature,  leaming  science  and  art.     London«  seit 

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Ahd.  Gl.  =  Steinmeyer  und  Sievers.  Die  althochdeutschen  Glossen.  Berlin  1879. 
A.  J.  A.  =  American  Journal  of  archeology.     Baltimore  usw.,  seit  1885. 
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1912,  III,  I  1906. 
Aragäo  =  A.  C.  Teixeira  de  AragSo,  Descripcäo  geral  e  historia  das  monedas  cunhadas  em  nome 

dos  reis,  regentes  e  govemadores  de  Portugal.     3  Bde.,  Lissabon,  1874,  77,  80. 
Arch,  Anz.  s.  Arch.  Jahrb. 

Arch.  f.  Brakt.  =  Archiv  f.  Bralsteatenkunde.     4  Bde.    Wien  1886/1906. 
Arch.  f.  Med.  =  Archiv  f.  Med.-  und  Plakettenkunde.     Halle,  seit  1913. 
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demselben.     Berlin,  seit  1887. 
Ath.  Mitt.  =  Mitteilungen    des    Deutschen    archäologischen    Instituts,    Athenische     Abteilung. 

Athen,  seit  1875. 
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London,  1889. 
Atti  ist.  num.  it.  =  Atti  e  memorie  dell'  Isütuto  italiano  di  numismatica.     Rom,  seit  1913. 
Bahrfeldt,  Brandenburg  =  Emil  Bahrfeldt,  D.  Münzwesen  der  Mark  Brandenburg.     3  Bde. 

Berlin  1889.  95.    Halle  1913. 
Bahrfeldt,  Bremen  =  M.  Bahrfeldt,  D.  Münzen  d.  Herzogtümer  Bremen  u.  Verden  1648 — 1719 

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Berl.  M.  Bl.  =  Berliner  Münzblatter.     Berlin,  seit  1880. 
Bernard  =s  Samuel  Bemard,    Memoire  sur  les  monnaies    d'Egypte  (Description    de    TEgypte*, 

Paris  1825,  16.  Band). 
Bernays-Vann^rus  =  Ed.   Bemays  u.  I.  Vann^rus,   Histoire  numismatique  du  Comt^,   puis 

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Beruhart,  Handb.  =  M,  Bemhart,  Handbuch  zur  Münzkunde  der  römischen  Kaiserzeit.    Halle 

Z926. 
Berstett,   Baden  =  Berstett,   Münzgeschichte  des  zähiingen-badischen  Fürstenhauses.     EYel- 

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LITERATUR  IX 

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arbeitet von  Jul.  Ebner.     I.  Stuttgart  1910;  II,  Heft  i  u.  2.  Stuttgart  1912,  15. 

Blanchet  =  A.  Blanchet  et  A.  Dieudonn^,  Manuel  de  numismatique  fran^aise.  2  Bde.  Paris 
1912,  16. 

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1923«  von  Byz.  =  imperial  Byzantine  coins.  2  Bde.  London  1908;  von  Vandals  =  coins 
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Bonanni  =  P.  Bonaimi,  Kumismata  summorum  pontificum  templi  Vaticani.    Rom  1669. 

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Buchenau,  Grdriß  =  H.  Buchenau,  Grundriß  der  Münzkunde.    Leipzig  u.  Berlin  1920. 

Buletinul  num.  soc.  rom.  s=  Buletinul  societatei  numismaüce  romane.     Bukarest,  seit  1904. 

Bull,  di  num.  ==  Bulletino  di  numismatica  e  sphragisüca.    Camerino  1882,  84. 

Busse  SS  Friedr.  Gottlieb  Busse,  Kenntnisse  und  Betrachtungen  des  neueren  Münzwesens  für 
Deutsche.  2  Teile.    Leipzig  1795,  1796. 

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1913. 
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Cahn,  Straßburg  »  J.  Cahn,  Münz-  u.  Geldgesch.  d.  Stadt  Straßburg  im  M.  A.      Straßburg 

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Caron  s=  £.  Caron,  Monnaies  f Nodales  fran^aises.    Paris  1882. 

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3  Suppl.    Brüssel  1848,  52,  54,  57. 
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1836,  37- 
Chestret,   Lüttich  ==  J.  de  Chestret  de  Haneffe,    Numismatique  de  la    principaut6  de  Li^ge. 

Brüssel  1890.     Suppl.  Lüttich  1900. 
Chijs,  Brabant  =  P.  O.  van  der  Cbijs,   De  munten  der  voormalig  Hertogdommen  Braband 

an  Limburg.    Haaxlem  1851. 
Chijs,  Gel d er  1  and  «=  P.  O.  van  der  Chijs,  De  munten  der  voormalige  Graven  en  Hertogen, 

Heeren  en  Steden  van  Gelderland.    Haarlem  1852/3. 
Chijs,  Friesland  ^  P.  O.  van  der  Chijs,  De  munten  van  Friesland,   Groningen  en  Drenthe. 

Haarlem  X855. 
Chijs,  Holland  =  P.  O.  van  der  Chijs,  De  munten  der  voormalige  Graafschappen  Holland  en 

Zeeland.    Haarlem  1858. 
Chijs,  Overyssel  =  P.  O.  van  der  Chijs,    De  munten  der  vormalige  Heeren  en  Steden  van 

Overyssel.  Haarlem  1854. 
Chijs,  Utrecht  «  P.  O.  van  der  Chijs,  De  munten  der  Bisschoppen,  van  der  Heerlijkheid 

en  de  stad  Utrecht.    Haarlem  185X — 59. 
C.  I.  L.  =s  Corpus  inscriptionum  latinarum.    Consilio  et  auctorltate  Academiae  litterarum  regiae 

Borussicae.    Berlin,  seit  1863. 
CiXov  sa  Monety  Moskovskovo  gosudaxstva.  Sep.  Abdruck  aus:  M.  W.  Doviiar-ZapoVskij;  Russ- 

kaja  istorija  v  oSerkach  i  stat'jach,  IIL    Kijev  Z912. 


X  LITERATUR 

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Corragioni  =  L.  Corragioni,  Münzgeschichte  der  Schweiz.     Genf  1896. 

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Crosby  =  Sylvester  S.  Crosby,  The  early  coins  of  America.     Boston  1875. 

Dbg.  =  Hermann  Dannenberg,  Die  deutschen  Münzen  der  sächsischen  und  fränkischen  Kaiser- 
zeit.    4  Bde.    Berlin  1876— 1905.    Es  siad  meist  die  Nummern  zitiert. 

Dannenberg,  Pommern  =  H.  Dannenberg,  Münzgeschichte  Pommerns  im  Mittelalter.    BerUn 

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Daremberg,  Dict.  =  Dictionnaire  des  antiquit<5s  grecques  et  romaines  r6dig6  sous  la  direc- 

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Demmins  =  Aug.  Demmin,  Die  Kriegswaffen,  3.  Aufl.     GerarUntermliaus  1891. 
Demole  «=  E.  Demole,  Histoire  mon^taire  de  Gen^ve.     Genf  und  Paris  1887. 
Dessau  =  Dessau,  Inscriptiones  Latinae  selectae.    3  Bde.    Berlin  1892 — 1916. 
Dittenberger  =  Dittenberger,  Sylloge  inscriptionum  graecarum,  3.  Aufl.    Leipzig  X915— 1924. 
Dittenberger.  OGI.  =  Dittenberger,  Orientis  graeci  inscriptiones  selectae.    Leipzig  1903-— 1905- 
Du  Gange  =  Glossarium  mediae  et  infimae  Latinitatis  conditum  a  C.  D.  Domino  Du  Gange,  cum 
supplementis  integris  Monachorum  ordinis  S.  Benedicti  D.  P.  Carpenterii,  Adelungi,   ali- 
orum  suisque  digessit  G.  A.  L.  Henschel.     7  Tom.     Paris  1840—1850. 
Düning,  Quedlinburg  =  R.  Düning,  Übersicht  über  die  Münzgeschichte  des  ...  Stifts  Quedlin- 
burg.   Quedlinburg  1886. 
Ebert,  Reall.  =  Reallexikon  der  Vorgeschichte,  herausgeg.  von  Max  Ebert.    Berlin  1924-— 1929. 
Eckhel,  Doctr.  =  Eckhel  Doctrina  numorum  veterum.     8  Bde.    Wien  1792 — 1798. 
Engel  u.  Lehr  =  A.  Engel  u.  E.  Lehr,  Numismatique  de  TAlsace.     Paris  1887. 
Engel  und  Serrure  =  Arthur  Engel  und  Raymond  Serrure,  Trait6  de  numismatiquo  du  moyen 
age.     3  Bde.    Paris  1891,   1894,  1905.    Trait^  de  numismatique  moderne  et  contempo- 
raine.    2  Bde.     Paris  1897/99. 
Enzyklopädie  des  Islam  =  Geographisches,  ethnographisches  und  biographisches  Wörterbuch 
der  muhamedanischen  Völker,    hrsg.  von  Houtsma,    Arnold,    Basset  und  R.  Hartmann. 
Bd.  I.    Leiden  xmd  Leipzig  191 3.    Noch  nicht  abgeschlossen,  erscheint  in  3   Sprachen: 
deutsch,  englisch  und  französisch. 
Erbstein-Engelhardt  =  J.  und  A.  Erbstein,  Erörterungen    auf  dem  Gebiete  der  sächsischen 
Münz-  und  Med.-Geschichte  bei  Verzeichnung  der   Hofrath  EngeUiardtschen  Sammlung. 
5  Bde.    Dresden  1888—1909. 
Evers  =  C.  Fr.  Evers,  Mecklenburgische  Münzverfassung.    2  Bde.     Schwerin  1798,  1799. 
Fernandes  =  M.  B.  Femandes.  Memoria  das  monedas  correntes  em  Portugal  dcsdo  o  tcmpo 

dos  Romanos  ate'  a  anno  1856.    2  Bde.    Lissabon  1856,  $7. 
Fiala  =  Eduard  Fiala,  Münzen  und  Medaillen  der  Weifischen  Lande.  9  Bde.  Leipzig  u,  Wien 

1904 — 1917.    Angeführt  nach  den  Untertiteln  der  Bände. 
Fiala,  =  Ed.  Fida,  Öesk^  den^.    Prag  1895. 

Fischer,  Schwarzburg  =  E.  P^cher,  Die  Münzen  des  Hauses  Schwarzburg.   Heidelberg  1904. 
Flörke  =  Heinrich  Gustav  Flörke,  Münze  und  Münzwissenschaft,  in  Krünitzens  Encyklopädie. 

97.  Teil.    Berlin  1805. 
Fonrobert  =3  Die  Jules  Fonrobert'sche  Sammlung  überseeischer  Münzen,  bearbeitet  von  Adolph 

Weyl.    3  Bde.    Berlin  1877— 1878. 
Forrer,  Dict.  s=  L.  Forrer,  Biographical  dictionary  of  medaUists.    6  Bde.     London  1904 — 1916. 

Supplement  A — ^L,  i  Bd.    London  1923, 
Frähn,  Recensio  » Ch.  M.  Frähn,    Recensio    numorum    muhammedanorum    acadcmiac    imp. 

scient,  Petropohtanae.    Petersburg  1826. 
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50.  Band.    New  York  1916. 
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schichte.    Berlin  ^1909,  »1926. 
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1887/8. 
Friedensburg,  Schi.  n.  M.  =  F.  Friedensburg,   Schlesiens  neuere  Münzen,     Breslau  1899, 


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Gerson  da  Cunha  =  J.  Gerson  da  Cunha,  Contributions  to  the  study  of  Indo-Portuguese  nu- 

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Eduard  Norden.    Leipzig  und  Berlin  Il3  1922. 
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schaften.    Göttingen,  seit  1739. 
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Gnecchi,  Med.  »  Francesco  Gnecchi,  I  medaglioni  Komani.     3  Bde.    Mailand  1912. 
Gnecchi,  Tipi  =  Francesco  Gnecchi,  I  tipi  monetarii  di  Roma  imperiale.     Mailand  1907. 
Götz,    Groschenkabinett   =5   Christian    Jakob   Götz,    Beiträge    zum    Groschen-Cabinett. 

3  Bde.  Dresden  18 10,  11. 
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Großfürst  G.  M.  =  Velürij  kn'az'  Georgij  MichaUoviö,  Corpus  der  neueren  russischen  Münzen. 

12  Bde.  Nach  den  Herrschern  geordnet.  St.  Petersburg  1888 — 1915. 
Grote,  M.  St.  =  Hermann  Grote,  Münzstudien.  9  Bde.  Leipzig  1857 — 1877. 
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Halke  =  H.  Halke,  Handwörterbuch  der  Münzkunde  und  ihrer  Hilfswissenschaften.  Berlin  1909. 
Haller  =  J.  G.  E.  Haller,  Schweizerisches  Münz-  und  Med.-Kabinet.  2  Bde.  Bern  1780,  81. 
Harms,  Basel  =  B.  Harms,  Die  Münz-  und  Geldpolitik  der  Stadt  Basel  im  M.  A.  Tübingen  1907. 
Hauberg,  Myntforhold  =  P.  Hauberg,  Myntforhold  og  Udmyntninger  i  Danmark  indtil  1146. 

Kopenhagen  1900. 
Hauberg,   Myntvaesen  =»  P.  Hauberg,  Danmarks  Myntvaesen.     I  1146 — 1241.     Kopenhagen 

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Hauptmann  s=  F.  Hauptmann,  Wappenkunde.     München  und  Berlin  1914. 
Head,   HN*  =  B.  V.  Head,  Historia  numonim».    Oxford  1911. 
Hefner  =  J.  H.  von  Hefner-Alteneck,  Trachten,    Kunstwerke  und  Gerätschaften  vom  frühen 

Mittelalter  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts.     10  Bde.     Frankfurt  a.  M.  1879— 1889. 
Heiß  3SS  A.  Heiß,   Descripcion  genoral  de  las  monedas  hispano-cristianas  desde  la  Invasion  de  los 

Arabes.     3  Bde.    Madrid  1865,  67,  69. 
Helmreich  =  Theod.  Helmreich,  D.  Geldwesen  i.  d.  deutschen  Schutzgebieten.    Gymnas.-Progr. 

Fürth  I  1911/12.  II  19x2/13.  III  1914/15. 
Herzfeld,   Paikuli  =  Ernst  Horzleld,  Monuments  and  inscriptions  of  the  early  history  of  the 

Sasaaian  empire  2.  Bde.    Berlin  1924  (Forschungen  zur  islamischen  Kunst,  3.  Band). 
Hill,    Handbook  »  G.  F.  Hill,  Handbook  of  greek  and  roman  coins.    London  1899- 
Hirsch  =«  Joh.  Christoph  Hirsch,  Des  Teutschen  Reichs  Münzarchiv.  9  Bde.  Nürnberg  1736—68. 
Hoffmann  »  H.  Hoftmann,  Les  moxmaies  royales  do  Ftance.    Paris  1870. 
Hoff meister  =  J.  C.  C.  Hoffmeister,   Historisch-kritische   Beschreibung  aller   .   ,    .  hessischen 

Münzen,  Med.  und  Maxken.    1.  u.  2.  Bd.  Kassel  u.  Paris  1857,  3.  u.  4.  Bd.  Haimover  1886. 
Hoops,    Reall.  ==  Rcalleadkon  der  Germanischen  Altertumskunde.     Straßburg  1911. 
Howland  Wood  »  Howland  Wood,  The  coinage  of  the  West  Indies.    American  Journal  of  numis- 

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Hultsch,   Metrol.  »  F.  Hultsch,  Griechische  u.  römische  Metrologie».    Berlin  1882. 
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Krakau  1886,  Krakau  X89X,  19x6. 


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Jesse  ==  "^^Ihelm  Jesse,  Quellenbuch  zur  Münz-  und  Geldgeschichte  des  Mittelalters.    Halle  1924. 

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Berlin,  seit  1873. 

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St.  Petersburg  192 1. 

Im  Hof  s=  Christoph  Andreas  der  Vierte  im  Hot    Nürnbergisches  Münzcabinet.    2  Bde.    Nürn- 
berg 1780,  82. 

Imhoof ,    Monn.  gr.  =  F.  Imhoof-Blumer,  Monnaies  grecques.     Paris  1883. 

Imhoof ,   Gr.  M.  =  F.  Imhoof-Blumer,  Griech,    Münzen.    München  1890. 

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Stockholm  1871,  72. 

Srezn'evskij  =  Materialy  dl'a  slovar'a  russkovo  jazyka.     St.  Petersburg,  seit  i8go. 

Svor.,  Ptol.  =s  J.  N.  Svoronos,  Ta  vofjifajjiaTa  tou  xpctrouc  täv  IlToXfifjiafuDV,  4  Bde.  Äther 
1904,  08. 

Svor.,   CrÄte  =  J.N.  Svoronos,  Numismatique  de  la  Cröte  ancienne.    I.    Macon  1898* 

Tentzel,  Albert.  =  W.  E.  Tentzel,  Sächsisches  Medaillen-Cabinet.  Albertinische  Linien 
2  Bde.   Dresden  1705, 

Tentzel,  Ernest.  =  W.  E.  Tentzel,  Sächsisches  Medaillen-Cabinet.  Emestinische  Linien.  2  Bde 
Frankfurt,  Leipzig,  Gotha  1714. 

Tergast  =  Tergast,  Die  Münzen  Ostfrieslands.    Emden  1883. 

Ter  Gouw  =  J.  Ter  Gouw,  De  munt  in  de  volkstal.  Tijdschrift  voor  munt-  en  penningkunde, 
Amsterdam  I,  II:  Bd.  XI,  1903;  III:  Bd.  XII,  1904;  IV  u.  V:  Bd.  XIII,  1905;  VI: 
Bd.  XIV,  1906;  VII:  Bd.  XV,  1907;  VIII:  Bd.  XVI,  1908;  IX:  Bd.  XVII,  1909.  ^ 
Im  Text  fehlt  die  Angabe  des  Teils  bei:  S.  35  Arendschüling  Teil  IV;  S.  83  Braspenning 
III;  S.  176  Engeische  vijf  IV;  S.  214  Gehelmter  Rijksdaalder  VII;  S.  378  Matten  V; 
S.  390  W.}t  I;  S.  641  Snaphan  III;     S.  665  Stooter  IV. 

Tijdschrift  =  Tijdschrift  voor  Munt-  en  Penningkunde.  21  Bde.  Amsterdam  1893 — 1914. 
S.  Jaarboek. 

Tolstoj  =  S.  Tolstoj,  DrevngjSije  russkije  monety  velikoro  kn'azestva  lüjerskovo.    1882. 

Traitö  =  E.  Babelon,  Trait^  des  monnaies  grecques  et  romaines.  I.  Partie,  Theorie  et  doctrine. 
Paris  1901.    II.  Partie,  Description  historique.    Paris,  seit  1907. 

Trudy  =  Trudy  Moskovskovo  Numizmatideskovo  ob§6estva.  1. — 3.  Bd.    Moskau  1898,  1901,  03. 

Tr.  WO.  =«  Trudy  Woztoßnago  Otdelenija. 

Verkade  =  P.  Verkade,  Muntboek,  bevattende  de  namen  en  afbeeldingen  van  munten,  ge- 
slagen  in  de  zeven  voormahg  vereenigde  Nederlandsche  provincien.     Schicdam  1848. 

Voogt  =  W.  J.  de  Voogt,  Geschiedenis  van  het  muntwezen  de  provincie  Gelderland.  Amster- 
dam 1874. 

Voßberg.  Preußen  =  F.  A.  Voßberg,  Geschichte  der  Preußischen  Münzen  und  Siegel  von 
frühester  Zeit  bis  zum  Ende  der  Herrschaft  des  Deutschen  Ordens.    Berlin  1843. 

Weise,  Gulden- C  abinet  «A.  C.Weise,  Vollständiges  Gulden-Cabinet.  2  Bde.  Nümbcre 
1780.  82. 

Werminghoff,  Verfassungsgeschichte  der  deutschen  Kirche  im  Mittelalter.  2.  Aufl.  Leipzig- 
Berlin  1913.    [Grundriß  d.  Geschichtwiss.  Bd.  II,  Abt.  6.] 

Wilcke,  Christian  IV  =  J.  Wücke,  Christian  IV.    MöntpoHtik  1588— 1625.  Kopenhagen  1919. 

Wilcke,  Möntvaesnet  =  J.  Wücke,  Möntvaesnet  under  Christian  IV.  og  Ftedcrik  III.  Ko- 
penhagen 1924. 

Wilcke,  Kurantmönter  =  J.  Wücke.  Kurantmönter   1726— 1788.     Kopenhagen  X927. 

Witte  =  Alphonse  de  Witte,  Histoire  mon^tadre  des  comtes  de  Louvain,  ducs  de  Brabant  et 
marquis  du  Saint  Empire  romain.    3  Bde.    Antwerpen  1894 — 1899. 

Wunderly  ==  Die  Münz-  und  Med.-Sammlung  des  Herrn  Hans  Wunderly  von  Muralt  in  Zürich, 
von  W.  Tobler-Meyer.    5  Bde.    Zürich  1896—1899. 

Zanetti  =  G.  A.  Zanetti,  DeUe  monete  d'Italia.    5  Bde.    Bologna  1775 89. 

Z.  f.  N.  =  Zeitschrift  für  Numismatik.    Berlin,  seit  1874. 

Zapiski  s=  Zapiski,  Numizmatiöeskovo  Otdelenija  I.  Russkovo  Archeologi^eskovo  Obäöostva. 
4  Hefte.     St,  Petersbrug  1906 — 1914. 

Zay  =  E.  Zay,  Histoire  mon^taire  des  colonies  fran9aises.    Paris  1892. 

ZDMG.  =  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenlandischen  GeseUschait.    Halle  u.  Leipzig,  seit  1847* 


A. 


A.  Münzbuchstabe  der  Münzstätten  zu 
Berlin,  Paris  und  Wien. 

AA.  Münzbuchstabe  der  französischen 
»Münzstätte  Metz. 

AAAFF  =  aere  argento  auro  fiando  fe- 
iundo,   Abb.  83,  s.   Triumvir. 

Aar  s.  Adler  und  Ar-. 

Abaciis  (lat.),  aßa£  (griech.)  =  Rechen- 
)rett.     S.  d. 

Abbas,  Abbatissa  s.  Abt,  s.  Äbtissin. 

^Abbäsi  —  nach  Shäh  *Abbäs  L  (1587— 
629)  benannte  persische  Silbermünze  von 
irsprünglich  7^T  %  Gewicht,  die  sich  aus 
ler  Doppeltanka  (s.  Tanka)  entwickelt 
latte.  Vs.  anfangs  schi^Itisches  Glaubens - 
lyn^ibol  und  die  Namen  der  12  Imame, 
(s.  Name  des  Shäh  (seit  1642  in  Versform), 
fahr  und  Ort.  Abb.  43 1 .  i  *A.  =  2  Mahmüdi 
bis  Mitte  17.  Jahrh.  Khodäbende  nach  Shäh 
^hodäbende,  1578—87)  =  4  Shähi  == 
CO  Bisti  =  40  ^äzbeki  (Kupfer)  =  200 
Dinar  (Rechnungseinheit).  Höhere  Werte 
vie  der  Du-*AbbäsI  (2  *A.),  Pan§ad-dinär 
500  Dinar),  Cahär^A.  und  Panö^A.  (4  *A., 
i  *A.)  wurden  nur  gelegentlich,  der  ST§an- 
lär  (300  Dinar)  nur  im  18.  Jalirh.  ausge- 
geben. Das  Gewicht  des  *A.  fiel  allmählich 
)is  auf  4,66  g  (um  1737),  dementsprechend 
lank  auch  das  Gewicht  der  anderen  Werte. 
Sfädir  Shäh  (1736—47)  führte  die  Rupie 
'Nädirl)  ein,  welche  ihrem  Gewicht  (i  i,53g) 
lach  2*/a  *A.  entsprach,  =  500  Dinar,  daher 
hr  Name  Panä§ad-dinär.  Unter  Fatb 
Ali  Shäh  hörte  die  Prägung  des  *A.  und 
jeiner  Teilstücke  auf.  Geprägt  wurden 
[799—1826  der  Riyäl  (1250  Dinar)  von 
10,49,  später,  seit  i8l6  —  9,33  g,  sowie 
Vlünzen  zu  l^»,  V»  (Nun  Riyäl),  V4(R^b*) 
jnd  »/«  Riyäl.  Vs.  Name  des  Shäh,  Rs. 
Drt  und  Jahr,  Im  J.  1826  wurde  die  früher 
aur  selten  ausgebrachte  Münaie  zu  1000 
Dinar,  Hezär-dlnär  (um  1650  Gewicht 
36,54  g)  unter  dem  Namen  ^^  Küarän 
jibibferän  zur  Hauptsilbereinheit  erhoben. 
Wörterbuch  d«r  HÜnxkm&d«. 


Ihr  Gewicht,  um  1826  ca.  7  g,  betrug  in 
den  1870er  Jahren  bloß  4,94  g,  Feingehalt 
860  p.  m.  Vs.  Name  des  Shäh  mit  dem 
Titel  §ähibyrän,  Herr  der  Konstellation, 
Rs.  Ort  und  Jahr,  i  Kran  =  2  Penäbäd 
(nach  der  Stadt  Penähäbäd,  wo  er  zuerst 
geprägt  wurde)  =  4  Panö-shähl  (5  Shähl). 
Nä§ir-ad-dln  (1848 — 96)  ließ  die  Prägung 
mittelst  europäischer  Maschinen  vornehmen 
(daher  seine  Münzen  Pül-i  Carkhl  —  Ma- 
schinenmünzen, auch  Täze  ferän,  neuer 
IJlrän  im  Gegensatz  zum  alten,  Krän-i 
kuhene,  genannt  werden)  und  setzte  auf 
die  Vs.  das  schon  früher  mitunter  vorkom- 
mende persische  Wappen  (Löwe  und  Sonne) 
Abb.  434.  Als  "Wertangabe  steht  darunter 
auf  der  ]^ränmünze  Yekhezär-dlnär  (lOOO 
Dinar),  auf  den  anderen  Werten:  Pan^he- 
zär-dlnär  (5000  D.),Dühezär-dInär  (2000  D.), 
Pän§ad-dlnär  (500  D.),  Rub^I  (V4  Kran). 
Sein  j^rän  wiegt  4,66  g  und  hält  900  fein. 
Auf  den  Münzen  von  Nä§ir-ad-dlns  Nach- 
folgern befindet  sich  auf  der  Vs.  ihr  Brustbild. 
Zu  Geschenkzwecken  wird  der  Shähl  sefid  (= 
150  Dinar)  geprägt.  S.  IJläzbekl,  Tomän.  — 
Rabino  in  NChr.  1908,  191 1,  1915;  Coins 
of  the  Shähs  of  Persia  (Coli,  de  la  Revue 
du  Monde  Musulman,  Paris  1914);  R-  St. 
Poole,  Brit.  Mus.CataL;  Hanway,  Zuver- 
lässige Beschreibung.  Leipzig  1769  I  309; 
Olearius,  Schleswig  1656,  559  f . ;  Tavernier, 
Paris  1876,  121;  Chardin,  ed  Langlös  IV 
186;  Frähn  in  Bull  hist.  phiL  de  l'Acad. 
St.  Petersburg  III  271 ;  Ernst  NZ.  X  403  ff- 
Der  seit  1762  in  Georgien  geprägte  *A. 
wiegt  ca.  3  g  =  2  Üzaltyn  =  4  ShakrI. 
3  *A.  =5=  I  Mareen  (Rechnungseinheit). 
5  *A.  =  I  Minaltyn  (russischer  Rubel),  s. 
Altun.  Die  Russen  prägten  von  1804—33 
in  Tiflis  den  Abaz  (Sollgewicht  3,33  g, 
9i6»/3  fein)  sowie  2  Abaz  und  '/a  Abaz- 
münzen.  Vs.  Krone,  2  Zweige  und  in 
georg.  Schrift  Tiflis.  Rs.  Wertangabe:  200 
(resp.  4CX),  100)  kartuli  thetri,  d-  h.  1^200 


ABBILDUNGEN  VON  MÜNZEN— ABDRÜCKE 


(Einheiten,  Dinare)  karthalischen  Silbers« 
und  Jahr.  Auf  den  Kupfermünzen  lautet 
die  Wertangabe  20  (resp.  10,5)  kartuli 
phuli,  s.  IJ^äzbeki.  —  Brosset,  Hist.  de  la 
G^orgie,  Introd.  179,  184 ff.;  N.  J.  As.  XV, 
401  ff. ;  Großfürst  Georgij  Michailowitsch, 
Russkija  monety  2ekanennyja  dla  Gruzii ; 
Bartholomaei,  Lettres  66. 

In  Khiwa  war  der  *Abbäsi  im  19.  Jahrh. 
eine  Rechnungseinheit  =  V4  TiÜä.  = 
2  Tenga  =  4  Shä*i  (Silbermünze  zu  0,75  g. 
Sikke-i  shähi;  Kupfermünze  von  16  g,  Fu- 
lüs-i  shähi)  =  8  Yarymshä^i  oder  Ni§f  shähi 
(V2  Shähi,  Kupfer).  S.  Tanka,  TiUä.  — 
Weljaminow-Zernowin,  Trudy  wostoönago 
otdelenija  IV  440;  Markow,  Inv. -Katalog 
792.  V. 

Abbildungen  von  Mfinzen  werden  auf 
zwei  grundsätzlich  verschiedene  Arten  her- 
gestellt, einmal  indem  die  M.  von  einem 
Zeichner  nachgezeichnet  und  die  Zeich- 
nung durch  Holzschnitt,  Kupferstich, 
Steindruck  oder  Zinkätzung  vervielfältigt 
wird;  diese  bis  in  die  70er  Jahre  allein  üb- 
liche Art  —  künstlerisch  hochbegabte 
Zeichner  dafür  waren  z.  B.  Dardel  und 
C.  L.  Becker,  neuerdings  A.  Sambon  —  hat 
den  Nachteil,  daß  das  Bild  durch  Auge  und 
Hand  eines  Menschen  geschaffen  ist  mit 
ihren  Fehlern  und  Subjektivismen,  und 
wird  daher  jetzt  nur  im  Notfall,  also  z.  B. 
wenn  eine  M.  ganz  oder  in  wesentlichen 
Teilen  so  verschlissen  ist,  daß  die  Photo- 
graphie nichts  herausbringen  würde,  an- 
gewendet. Die  andere  Art  geschieht  durch 
die  ganz  mechanisch  und  objektiv  wir- 
kende Photographie,  entweder  nach  der 
M.  selbst  oder  meist  nach  einem  Gipsabguß, 
letzteres  bevorzugt,  weil  die  Nachteile  ver- 
schiedener Farbe  einer  oder  mehrerer  zu- 
sammen aufzunehmender  M.  dabei  ver- 
mieden und  beide  Seiten  einer  M.  zu- 
sammen aufgenommen,  überhaupt  mehrere 
M.  leicht  zu  Tafeln  kombiniert  werden 
können.  Die  Reproduktion  erfolgt  dabei  i. 
durch  Tiefdruck-Photogranmie  (Heliogra- 
vüre) von  Kupferplatten,  schön  aber  sehr 
teuer,  —  oder  2.  Flachdruck,  d.  h.  Lichtdruck 
von  Platten  mit  Gelatineschicht,  der  aber 
auf  gewöhnlichem  Druckpapier,  also  für  Ab- 
bildungen mitten  im  Drucktexte,  nicht  an- 
wendbar ist,  auch  lassen  sich  die  Platten 
nicht  lange  aufheben  —  oder  3.  Hochdruck 


(Autotypie),  wobei  man  wieder  den  Raster- 
druck (Druck  durch  ein  Netz)  und  die 
selten  angewendete  Hochkornätzung  (ohne 
Netzwerk)  unterscheidet;  dabei  können  die 
einzelnen  Abbildungen  (Klischees)  auch 
auf  Holzstöcke  gesetzt  und  mit  dem  Text 
im  Buchdruck  vervielfältigt  werden.  —  Das 
CoUassche  Verfahren  beruhte  auf  einem 
Apparat,  der  von  einem  Relief  eine  origi- 
nalgetreue schattierte  Zeichnung  bzw.  Gra- 
vierung anfertigte  und  ist  bes.  in  Ch. 
Lenormants  Tr6sor  de  num.  et  de  glyp- 
tique  1834/50  zur  Anwendung  gekommen. 
—  Luschin,  A.  M.  K.»  S.  143/44-  R. 

Abbreviaturen  s.  Abkürzungen. 

Abdrücke  von  M.  und  Med.  Zur  Herstel- 
lung eines  A.  bedarf  man  l.  einer  Form 
beider  Seiten,  2.  der  Ausformung  derselben. 
I.  Die  Form  (das  Negativ)  gewinnt  man 
durch  Abbürsten  in  weichem  und  zähem, 
bleifreiem  Stanniol,  das  dann  vor  dem 
Abheben  der  M.  besser  eine  Unterlage  von 
Wachs  u.  dgl.  erhält  (Vorsicht  bei  stark 
oxydierten,  zu  dünnen,  gesprungenen  oder 
sonst  schon  beschädigten  M.  sowie  bei 
Bronze -M.  mit  empfindlicher,  bröckliger 
Patina!),  oder  Abdrücken  in  bestem  Siegel- 
lack (dieselbe  Warnung!)  oder  in  einem 
Kitt-  oder  Wachspräparat  (Zahnarztkitt, 
Plastilin)  —  in  diesen  Fällen  ist  etwas  Tal- 
kum oder  dgl.  auf  die  M,  zu  streuen,  um  das 
Herausheben  zu  erleichtern  —  oder  in  Gips 
(dies  weniger  empfehlenswert,  da  fast  stets 
blasig  ausfallend).  Die  Ausformung  (das 
Positiv,  den  Abguß)  erhält  man  am  ein- 
fachsten durch  Eingießen  von  Gips  in  die 
Form  (besten  Alabastergips  nehmen,  der 
nicht  körnig  ist;  die  Mischung  mit  Wasser 
nicht  zu  dünnflüssig,  da  sonst  Blasen  nicht 
zu  vermeiden;  deren  Bildung  ist  durch  Er- 
schütterung der  Unterlage  gleich  nach  dem 
Eingießen  zu  verhindern),  wobei  freilich 
beide  Seiten  der  Münze  einzeln  bleiben 
müssen,  da  das  Zusammenfügen  der  For- 
men in  den  empfohlenen  Materialien  meist 
schwierig  ist.  Färbung  der  Masse  zur  Ver- 
meidung der  unschönen  und  für  photo- 
graphische  Zwecke  unerwünschten  kalkig- 
weißen Farbe  geschieht  durch  Einschütten 
von  etwas  gelbem,  braunem  oder  grau- 
braunem Ocker,  Englisch  Rot,  Frankfurter 
Schwarz  oder  dgl.  in  die  noch  jäüssige 
Masse.  —  Der  Gipsabguß  wird  nach  dem 


ABENDMAHLSPFENNIGE— ABKÜRZUNGEN 


Erkalten  aus  der  Form  herausgenommen 
und  beschnitten  und  ist  unbegrenzt  haltbar; 
auch  die  Formen  selbst  kann  man  meist  auf- 
heben; doch  werden  die  aus  Siegellack 
durch  allmähliches  Schmelzen,  bes.  wenn  im 
warmen  Zimmer  aufgehoben,  unscharf,  die 
aus  anderem  Material  erfordern  meist  viel 
Raum.  Die  früher  allgemein  geübte  Technik 
des  Ausgusses  in  Schwefel,  in  dem  sich  die 
zwei  Seiten  leicht  zusammenfügen  lassen, 
wird  kaum  mehr  irgendwo  geübt;  aus 
diesem  Stoffe  waren  die  berühmten  Mion- 
netschen  Schwefelpasten,  für  deren  Samm- 
lung von  etwa  20000  Stück  sein  bekanntes 
Werk  Description  des  mßdailles  grecques 
et  romaines  den  Katalog  bilden  sollte. 
Vorsicht  bei  Aufbewahrung  dieser  Schwefel- 
abgüsse in  derselben  Lade  wie  Originale 
oder  Metallabdrücke,  da  der  Schwefel  sich 
auf  das  Metall  niederschlägt!  —  Über  Her- 
stellung von  Metallkopien  nach  M.  s.  unter 
Galvanoplastisches  Verfahren  und  Guß.  — 
Ein  sehr  einfaches  und  rasches,  bei  flachem 
Relief  für  die  meisten  Zwecke  ausreichen- 
des Verfahren  zur  Herstellung  von  A.  ist 
die  Abreibung  in  Papier:  ein  dünnes,  zähes 
Papier  (z.  B.  sog.  Überseepapier)  wird  etwas 
angefeuchtet  auf  die  Münze  gedrückt,  dann 
fährt  man  über  die  erhabenen  Stellen 
leise  mit  pulverisiertem  Graphit  (besser  als 
nur  mit  der  Spitze  eines  Bleistifts)  hinweg 
(man  kann  sich  auch  einer  Art  Kopierpresse 
dazu  bedienen).  Die  fertigen  Abreibungen 
werden  zwischen  Pappstücken  oder  in  einer 
Kartenpresse  getrocknet  und  lassen  sich 
so  leicht  aufheben  und  versenden.  — 
Luschin,  A.  M.  K.«  S.  143/44.  R. 

Abendmahlspfentiige  (Kommunion- 
münzen) waren  Legitimationsmarken  deut- 
scher Städte,  besonders  Danzigs,  die  zum 
Genuß  des  h.  Abendmahles  der  betreffenden 
Gemeinde  berechtigten.  Sie  zeigen  meist 
auf  einer  Seite  den  Kelch  und  die  Hostie. 
Ebensolche  Marken  oder  Token  gebrauch- 
ten die  kalvinistischen  Gemeinden  der 
Schweiz,  wo  sie  Kalvin  1561  eingeführt 
hatte,  und  Schottlands  im  17.  Jahrhundert; 
in  den  Vereinigten  Staaten  und  Kanada 
finden  sie  sich  seit  der  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts. S. 

Aberglaube  ist  :^der  als  falsch  erkannte 
Glaube  der  Vorzeit  oder  früherer  Kultur, 
insofern  er  auf  die  Handlungen  des  Aber- 


gläubischen bestimmend  einwirkt«.  Sol- 
chem A.  können  nun  auch  die  M.  dienen, 
z.  B.  die  M.  mit  Bibelsprüchen,  mit  den 
Bildern  bestimmter  Heiliger,  die  marokkan. 
M.  mit  dem  hexenbannenden  Pentagramm, 
Rechenpfennige  mit  magischen  Buchstaben 
oder  Zahlquadraten;  aber  man  hat  auch 
zu  abergläubischen  Zwecken  besondere 
münzähnliche  Amulette  (s.  d.)  und  Talis- 
mane (s.  d.)  hergestellt,  wie  z.  B.  die 
Ferkelmünzen  (Journ.  int.  VIII  S.  257] 
und  die  Tesserae  mit  Ephesia  Grammats 
(s.  d.);  am  Körper  getragen,  sollten  sie 
z.  B.  den  Besitzer  vor  Gefahren  Schützer 
(so  die  Georgstaler  vor  Verwundung),  ihn 
den  Beistand  Gottes  oder  der  Heiligen  (s 
unter  Weihemünzen)  sichern;  eine  stets  ii 
der  Börse  getragene  kleine  M.,  z.  B.  eii 
Pfennig,  soll  »hecken«  (s.  unter  Heck 
pfennig),  d.  h.  sich  vermehren,  für  stän 
digen  Geldvorrat  in  der  Börse  sorgen;  eii 
»Regenbogenschüsselchen«  (s.  d.,  Abb.  59 
sollte  einer  Frau  eine  glückliche  Entbindim] 
gewähren;  die  Taler  Friedrichs  des  Großei 
mit  i7*A-86  sollen  seinen  Tod  am  17 
August  1786  prophezeit  haben  usw.  - 
Friedensburg,  M.  in  der  Kulturgesch. 
S.  228/30;  Schöttle,  Archiv  f.  Kulturgesch 
XI  S,  320/62;  Monatsblatt  num.  Ges.  D 
S.  184.    231.  R. 

Abgang  heißt  in  der  Münztechnik  de 
während  der  Bearbeitung  eintretend 
Schwund  an  Metall.  Er  besteht  zunächs 
in  dem  Verlust  beim  Schmelzen  un< 
Probieren  durch  Verbrennen  oder  Spritzen 
dann  beim  Gießen  sowie  beim  Hämmeri 
oder  Walzen  der  Zaine  und  beim  Justierei 
in  Hammerschlag  und  Feilspänen,  endlicl 
in  dem  Weißsiedeabgang  beim  Weißsiedei 
der  Platten.  Der  Abgang  heißt  auch  Krätzi 
oder  Gekrätz,  wozu  der  Kehricht  der  Münz 
Stätten  gehört.  Aller  Abgang  wird  ge 
sammelt, .  »zu  gut  gemacht«  und  der  Re 
gierung  berechnet.  Dadurch,  daß  letztere 
in  älteren  Zeiten  nicht  geschah,  haben  di< 
Münzmeister  (s.  d.)  oft  sehr  bedeutendi 
Gewinne  gemacht.  S. 

Abgfisse  von  M.  s.  unter  Abdrücke  un< 
Fälschungen. 

Abknappung  s.  Münzverschlechterung. 

Abkfirzungen  erfolgen  i)  auf  griech.  un( 
röm.  M.  teils  durch  den  (oder  bei  Konso 
nanten  mehrere)  Anfangsbuchstaben,  teil 


ABLASSMÜNZEN— ABSOLUTIONSTALER 


durch  die  erste  Silbe,  teils  reichen  sie  bis 
zum  konsonantischen  Anfang  der  zweiten 
oder  einer  der  folgenden  Silben;  z.  B.  wird 
im  Griech.  aöioxpotTtop  =  imperator  durch 
A  oder  AY,  AYT,  AYTOK,  AYTOKP, 
AYTOKPAT  abgekürzt,  im  Lat.  tribunicia 
potestate  durch  TP,  TR  P,  TRIB  POT, 
TRIBVN  POTEST  (Abb.  75-  8i.  83).  —  Seit 
Ende  des  3.  Jhdt.  n.  Chr.  kommt  gelegentlich 
die  Setzung  der  Anfangsbuchstaben  der 
beiden  (oder  mehr)  ersten  Silben  auch  auf 
den  M.  auf,  so  PS  =  pusulatum,  CS  = 
c(on)s(ul)  statt  des  althergebrachten  COS 
(=cosol,  alte  Wortform,  Abb.  75.  81), 
auf  griech.  M.  schon  früh  A6t.  xpa.  = 
aÖTOxpottcop,  2ß=  SeßaaiÄc,  ähnlich  Aug(ust)i, 
C(ae)s(ar)  auf  Kolonial-M.  (mehr  N.Z.  56 
S-  32).  —  Auffällige  Abk. erklären  sich  meist 
durch  die  in  den  A.  zäh  festgehaltene  ältere 
Wort-  oder  Schriftform,  so  9  als  Anfangs- 
buchstabe von  Korinth  (Abb.  29,  Koppa  = 
lat.  Q,  ein  früh  verloren  gegangener  Kehl- 
laut), A0E  (statt  später  A0H)  im  Stadt- 
namen von  Athen,  FA  (=  Famit  dem  alten 
»Digamma«)  in  dem  von  Elis,  A/V  =  Manius 
(lat.  Vorname)  und  das  oben  erklärte  COS. 

—  Kanonisch  geworden  sind  im  Lat.  z.  B. 
die  A.  der  Vornamen,  der  Tribus  (s.  d.)  und 
der  meisten  Ämter,  im  Griech.  bes.  ßa  oder 
ßaöt  für  ßaGfiXeöc-  — Verdoppelungen  des  An- 
fangsbuchstabens, des  Wortes  oder  des  End- 
buchstabens derA.erscheinen  seit  dem  3.  Jh., 
so  AVGG  =  zwei  Augusti,  DDD  NNN  = 
tres  domini  nostri,  2eßßß.  =  drei  Sebastoi. 

—  R.  E.  II  A  S.  2279  und  bes.  2305,  2314 
unter  Siglae;  Münsterberg,  Festschrift 
Blümner.  R. 

2)  Abkürzungen  kommen  in  der  ma.  Um- 
schrift ebenfalls  Vor,  so  p=  pus,  in  Urkunden 
gewöhnlich  =  per,  9  =  us,  epi  =  episcopus, 
rx  =  rex,  imper  =  imperator,  scs  =  sanc- 
tus,  S  oder  s^  ==sancta,  d.  g.  =  dei  gratia, 
MA  =  Massilia,  L  ==  Lissabon  u.  a.    Su. 

3)  Abkürz.  d.  Neuzeit  s.  unter  »Münz- 
buchstaben«  u.  »Münzzeichen«. 

Ablafimfinzen  heißen  die  medaillen- 
artigen, vom  Papste  an  die  Rompilger 
verteilten  Gnadenpfennige,  deren  viele 
gehenkelt  sind.      Bonanni  passim.     S. 

Abmitzuiig  nennt  man  den  Verlust  an 
Gewicht,  den  eine  Münze  durch  den  Um- 
lauf, nicht  durch  gewaltsame  Beschneidung 
(s.  d.)  oder  ähnliche  Manipulationen,   er- 


leidet. Obgleich  über  diesen  Verlust  viele 
Versuche  gemacht  worden  sind,  zuerst  im 
England  um  1804,  ist  man  noch  nicht  zu 
einer  allgemein  anerkannten  widerstands- 
fähigsten Legierung  der  Gold-  und  Silber - 
münzen  gelangt.  Nach  französischen  Unter- 
suchungen betrug  der  Abnutzungsverlust 
in  einem  Jahre  bei  den  englischen  Sove- 
reigns  0,09,  den  halben  o,22<'/o,  bei  den 
französischen  20-Francs  0,01,  I0-Franc& 
0,03,  den  silbernen  5 -Francs  0,0160/0.  Hat 
die  Abnutzung  einen  gewissen  Grad  er- 
reicht, so  müssen  diese  Münzen  eingezogen 
werden,  weil  sonst  die  Währung  gefährdet 
und  die  Falschmünzerei  sehr  erleichtert 
wird.  Dieser  münzpolitischen  Forderung 
ist  aber  vor  dem  19.  Jhdt.  nirgends  ge- 
nügt worden.  —  Flörcke  S.  733  ff.;  Grote,. 
M.  St.  IV,  S.  188—190;  Schrötter,  Preußen^ 
1806/73  Gesch.,  I,  S.  429,  11,  S.  26.    S. 

Abschlag.  Unter  Abschlägen  versteht  man 
insbesondere  die  aus  einem  anderen  als  dem 
Währungsmetall  geprägten  Münzen.  Viel- 
fach wurden  die  ersten  Stücke  einer  neu  ein- 
geführten Silbersorte  aus  Gold  oder  einer 
neuen  Kupfersorte  aus  Gold  oder  Silber 
als  Probestücke  für  den  Fürsten  oder  als 
Spekulationsobjekte  des  Münzmeisters  ge- 
schlagen, die  keine  Umlaufsmünzen  waren. 
Wohl  aber  waren  die  mit  Talerstempeln 
geprägten  Stücke  zu  20  oder  10  Dukaten 
Kurantmünzen,  wenn  sie  auch  meist  die 
Rolle  von  Donativen  (s.  d.)  spielten.    S. 

Abschnitt,  engl,  franz.  exergue,  ital. 
esergo,  heißt  derjenige  Teil  der  Münz- 
fläche, der  sich  unterhalb  der  die  Darstel- 
lung unten  abschließenden  Bodenlinie  be- 
findet. Auf  antiken  M.  oft  zur  Anbringung 
des  Namens  des  M. -Herren  oder  eines  Bei- 
Zeichens  (Abb.  33/35),  auf  spätröm.  zu  der 
der  Münzstätte  (Abb.  104/105),  in  der  Neu- 
zeit zu  der  der  Jahreszahl  oder  des  Münz- 
buchstabens gebraucht.  R, 

Absolutes  Mafisystem  ist  dasjenige,  das 
die  zu  messenden  Größen  auf  die  dre^ 
Grundeinheiten  des  Längenmaßes  (cm), 
der  Masse  (g)  und  der  Zeit  (S  ==  Sekunde) 
zurückführt.  R. 

AbsOltttionstaler  wird  eine  Medaille  Hein- 
richs IV.  von  Frankreich  genannt,  die  auf 
seine  Freisprechung  vom  Kirchenbann  im 
Jahre  1595  mit  dem  Brustbilde  des  Papstes. 
Clemens  VIII.  auf  der  einen  und  dem  des 


ABT— ACHELOOS 


5 


Königs  auf  der  anderen  Seite  geprägt 
worden  ist.  —  Abb.  bei  Bonanni,  II,  457,  i 
und  29  und  S.  483  £f.  S. 

Abt,  der  (Abbas),  ist  der  Vorsteher  eines 
Klosters.  Viele  Benediktinerabteien  hatten 
ebenso  wie  Bistümer  und  Nonnenklöster 
Reichsbesitz  inne,  mit  dem  sie  vom  König 
unmittelbar  als  Vertreter  der  Reichsgewalt 
belehnt  werden  mußten;  dadurch  Reichs- 
fürsten, haben  sie  wohl  meist  das  Münz- 
xecht  besessen,  z.  B.  Fulda,  Hersfeld,  EU- 
wangen,  Echternach,  Kempten,  Corvey, 
Lorsch,  Prüm,  Mur  bach,  Reichenau,  Rhein - 
au,  St.  Gallen,  Selz,  Stablo,  Weißenburg, 
Werden -Helmstedt,  und  viele  andere  in 
Deutschland;  Fulda,  Kempten,  Corvey, 
Ellwangen,  Murbach,  St.  Gallen,  Stablo, 
Werden  auch  in  der  NZ.  Auch  in  Frank- 
reich haben  zahlreiche  Abteien  i.  Ma.  das 
Münzrecht  besessen,  so  St.  Martin  von 
Tours,  Cluny,  Corbie,  St.  Medard,  St. 
Martial,  St.  Stephan  in  Dijon,  in  Burgund 
St.  Claude  u.  St.  Maurice,  in  Spanien  u.  a. 
die  Benediktiner-Abtei  St.  Antonin.  Die 
Aebte  hatten  oft  auch  das  Recht,  bischöf- 
liche Abzeichen  zu  tragen  wie  Mitra,  Hand- 
schuhe und  Sandalen.  Su. 

Abtreiben  ist  ein  Verfahren,  aus  silber- 
haltigem Blei  (mindestens  0,02  0/0  Silber) 
das  Silber  zu  gewinnen.  Das  Blei  wird  auf 
dem  Treibherde  geschmolzen  und  mit 
Hilfe  eines  Gebläses  oxydiert.  Die  sich 
bildende  Bleiglätte  fließt  seitlich  ab. 
Ist  alles  Blei  oxydiert,  so  zeigt  sich  nach 
Zerreißen  des  letzten  Oxydhäutchens  auf 
der  Oberfläche  das  weißglänzende  Silber: 
der  Silberblick.  S. 

Abu  Kelb  —  arabische  Bezeichnung  des 
Löwentalers.  Kelb  —  arab.  Hund.  S. 
Piaster. 

Abu  Kusch  —  Bezeichnung  des  öster- 
reichischen Talers  in  Ägypten.  IC.üsch  — 
türk.  Vogel.  —  B61in,  JAs.  6s6r.  HI 
440.  V. 

Abu  Midfa%  Abu  Taka>  vulg.  Putäfea, 
Pafäfea  (eig.  Vater  der  Kanone,  resp.  des 
Fensters)  j^ulunäta—  Bezeichnung  des  spa- 
nischen Peso  in  Ägypten  und  Nordafrika. 
In  Mokka  wurde  er  Maghribi  (der  Maghri- 
binische,  eig.  Westliche)  genannt.  —  B61in, 
JAs.  6  s6r.  III  440;  Bernard  289,  311," 
Marcel,  Vocab.  frang-arabe  455;  Noback^ 
S.  679.  V. 


Abundantia,  auf  M.  auch  A.  Augusti, 
A.  temporum,  die  Personifikation  des 
Überflusses;  erscheint,  meist  beischriftlich 
bezeichnet,  auf  röm.  M.  von  Traianus  bis 
Carausius  (Beischrift  erst  seit  Elagabalus), 
stehend  und  ein  Füllhorn,  zuweilen  in 
einen  Modius,  entleerend;  Globus  und 
Schiff  treten  zuweilen  dazu;  Ähren  und 
Füllhorn  als  Attribute  (M.  des  Tetricus) 
zeigen  schon  Vermischung  mit  Annona; 
die  Beischrift  tritt  dann  noch  passend  zu 
Szenen  auf,  wo  Kaiser  oder  Kaiserin  Geld 
unter  Kinder  austeilen  (Mamaea,  Salonina), 
weniger  passend  aber  zur  Diana  mit  zwei 
kurzen  Fackeln  (Salonina),  zu  einem  Fluß- 
gott  (Gallienus),  zu  einer  Kanne  (Tetricus), 
zu  einem  Schiff  (Carus)  oder  gar  zum 
Pudicitia -Typus  (Etruscilla).  —  Bernhart, 
Handbuch  S.  80;  Gnecchi,  Tipi  S.  54; 
W.  Koehler,  Personif.  abstrakter  Begriffe 
S.  9;  R.  E.  I S.  125.— Griech.  etwaEö^via, 
s.  d.  R. 

Accensus  heißt  der  einem  röm.  hohen 
Beamten  zur  Dienstleistung  beigegebene 
Unterbeamte ;  auf  einem  Denar  des  Brutus 
schreitet  im  Processus  consularis  ein  AI 
dem  Lictor  (s*  d.)  voran.  — R.  E.  I  S.  13S/7. 

R.    ' 

Acclamatio  lat.  :=:  Zuruf,  insbes.  an  den 
röm,  Kaiser  vom  Senat,  Volk,  Heer  ge- 
richtet; s.  unter  Wunschmünzen,  Wegen 
der  A.  imperatoria  s.  unter  Imperator.  R. 

Acerra,  das  Kästchen  zur  Aufbewahrung 
des  Weihrauchs  u.  ä.  Räuchermittel; 
auf  M.  bes.  von  der  Pietas  in  der  Hand 
gehalten.  —  R.  E.  I  S.  153.  R. 

Acheloos,  griech.  Fluß  und  Flußgott; 
Flüsse  mit  Namen  A,  gab  es  viele  in 
Griechenland,  der  bekannteste  und  größte 
dieses  Namens  ist  der  in  Epeiros  entsprin- 
gende^ die  Grenze  zwischen  Akarnanien 
und  Atollen  bildende  und  gegenüber  von 
Oiniadai  mündende  Fluß.  Unter  den 
Flußgöttern  spielt  er  die  Rolle  des  größten 
und  mächtigsten,  wird  dargestellt,  wie 
andere  Flußgötter  auch,  nach  dem  künst- 
lerischen Vorbild  der  assyrischen  tor- 
hütenden Stiere,  als  Stier  mit  bärtigem 
Menschdngesicht  (wenigstens  nennen  wir 
A.  dies  geradezu  wappenartig  auf  M.  vieler 
Städte  Kampaniens  erscheinende  Bild, 
das  auch  noch  ein  Denar  des  Augustus 
bringt;   das  bärtige  Haupt  mit  Hörnera 


ACHILLEUS— ACHTZEHNGRÖSCHER 


allein  seitlich  oder  von  vorn  häufig  auf 
akarnanischen  M,  und  z.  B.  auf  altem  EL 
vonPhokaia);  mehr  anthropomorph,  näm- 
lich als  Mensch  mit  Stierkopf  erscheint  er 
in  Metapont  (480 — 440  v.  Chr.),  Abb.  28,  wo 
auch  sein  Name  erscheint:  'Axe^cDio(ü) 
&8X.0V  =  Kampf  preis  des  A.;  dort  wurde 
also  ein  Agon  für  ihn  gefeiert.  Auf  einer  M. 
von  Phaseiis  (570 — 520  v.  Chr.)  ist  der  auf 
Vasenbildem  so  häufige  Ringkampf  des 
Herakles  mit  A.  dargestellt.  Vgl.  im 
übrigen  unter  Flui3gott.  —  R.  E.  I  S.  213. 

R. 

Achilleus^  der  thessalische  Held  vor 
Troia,  erscheint  als  behelmter  Kopf  auf 
M.  des  Koinon  der  Thessaler  (mit  der  Bei- 
schrift  AXIAAEYC)  und  des  Pyrrhos; 
auch  hat  man  eine  (auf  JE-M,  vonPharsalos 
wiederholte?)  Statuengruppe:  Reiter  mit 
Keule  und  sein  Fußknecht,  auf  A.  und 
Patroklos  (Pausan.  X  13,  5)  gedeutet. 
Corolla  S.  266  ff.  —  Auf  Kontorniaten  er- 
scheint das  Abenteuer  des  A.  mit  Penthe- 
silea.  R. 

Achtebalber.  Seit  1720  wurden  viele 
brandenburgische  Zwölf  teltaler  (s.  d.)  aus 
Berlin  in  die  Provinz  Preußen  gesandt 
und  durch  ein  Edikt  von  1722  das  Stück 
auf  achtehalb  (71/a)  preußische  Groschen 
gesetzt.  Seitdem  hießen  diese  bis  zum 
Jahre  1873  gültigen  Münzen  in  Ost-  und 
Westpreußen  Achtehalber.  —  Schrötter, 
Acta  Bor.  Gesch.,  I,  S.  273,  HI,  423. 

Achtentwlntig  (Achtundzwanzigstüver  - 
stück,  Klapmuts).  Diese  1601  in  Friesland 
eingeführte,  1617  und  1618  in  Deventer 
und  Zwolle  mit  19,584  g  Gewicht  und 
15,28  g  Silbergehalt  geprägte  Münze 
wurde,  seit  1680  auch  in  anderen  nieder- 
ländischen Provinzen  und  Städten  ge- 
schlagen, zu  einer  Art  Kriegsmünze,  die 
unter  arger  Verschlechterung  neben  den 
schlechten  deutschen  Gulden  besonders 
für  die  Bezahlung  der  von  Wilhehn  HL 
von  England  geworbenen  Truppen  benutzt 
wurde.  Die  Generalstaaten  sahen  sich 
durch  die  vielen  Klagen  über  den  schlech- 
ten Fuß  dieser  Münze  endlich  gezwungen, 
die  besseren  durch  Gegenstempelung  zu 
kennzeichnen,  alle  anderen  1693  zu  ver- 
bieten. Abb.  265.  Die  Hs.  dieser  28-StÜver 
trug  den  Reichsadler  mit  oder  ohne  die 
Zahl  28,  die  Ks.  den  Provinzialschild  mit 


28  unten,  doch  zeigt  die  Vs.  einiger  ein 
Brustbild,  und  da  dieses  Brustbild  der 
sehr  vielen  friesischen  eine  Klappmütze 
trägt,  entstand  für  diese  Münze  die  Volks - 
bezeichnung:  »Klappmuts«.  —  Verkade, 
S.  38  ff.,  Taf.  71,  I,  127,  I,  153,  154,  174, 
180,  181;  Z.  f.  N.  28.  Bd.,  S.  56  f.       S. 

Achtlinge,  Achtpfennigstucke.  Acht- 
linge  hießen  seit  dem  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts die  Göttinger  Körtlinge  (s.  d.) 
von  ihrer  Geltung  zu  8  Pfennigen;  sie 
waren  um  1490  ö^/a,  um  1550  aber  nur 
noch  4  Lot  fein.  Acht  Pfennige  galten 
später  die  Mariengroschen  (s.  d.)  und  die 
süddeutschen  2 -Kreuzerstücke  oder  Halb- 
batzen  (s.  d.).  S. 

Achtpfennigstücke  s.  Achtlinge. 

Achtundzwanzigguldenstfick  s.  Achten- 
twlntig. 

Achtzefangroscher  (Ort,  Tympf,  Fünftel - 
taler).  Seit  dem  Jahre  1654  hat  die  Repu- 
blik Polen,  um  Geld  zur  Kriegführung 
gegen  Schweden  zu  schaffen,  ihren  Münz- 
fuß fort  und  fort  verschlechtert.  Besonders 
wurden  die  Schillinge  zu  fast  ganz  kup- 
fernen Münzen  (s.  Boratinki)  und  hat  der 
Münzpächter  Andreas  Timpff  sehr  gering- 
haltige Gulden  (s.  Guldentympfe)  geprägt. 
Die  früher  größte  in  erheblicher  Menge 
geprägte  polnische  Silbermünze  nächst 
dem  Taler  war  der  Vierteltaler  oder  Ort 
gewesen.  Die  Orte  waren  dann  aber  wegen 
ihrer  Verschlechterung  auf  Vs  Taler  oder 
von  22^2  auf  18  Groschen  gesunken.  Da 
nun  der  Gulden  oder  Dritteltaler,  wie  ihn 
Tympff  schlug,  von  30  Groschen  auch  auf 
18  fiel,  so  gingen  die  Namen  „Ort"  und 
„Tympf**  auf  die  Nachfolger  der  Gulden- 
tympfe über,  die  die  Wertzahl  „18**  trugen. 
Der  Name  „Ort"  verlor  sich  im  17.  Jalir- 
hundert,  während  die  Namen  „Achtzehn- 
gröscher"  und  „Tympf"  der  Münze  blieben, 
Sie  war  neben  dem  Sechsgröscher  seit  1660 
das  Hauptkurant  Polens,  Ost-  und  West- 
preußens, wurde  auch  in  Königsberg  und 
zeitweise  in  Stettin  bis  zum  siebenjährigen 
Kriege  in  bedeutender  Menge  geprägt. 
Abb.  299.  Die  Tympfe  wurden  in  diesem 
Kriege  aber  so  verschlechtert,  daß  sie  allen 
Klredit  verloren  und  ihre  Prägung  1765  von 
Preußen  aufgegeben  werden  mußte.  Das 
Feingewicht  der  Achtzehngröscher  war 
um  1660  4,52,  um  1700  4,05,  um  1750  3,05 


ACHTZEHNPFENNIGE— ADLER 


und  um  1762  1,56  g,  während  es  1764 
3,  34  g  betrug.  Die  Tympfe  Friedrich 
d.  Gr.  wurden  1764  in  drei  Qualitäten  ge- 
teilt, die  »Schwerttympfe«,  die  den  König 
mit  Klrone  und  Schwert  zeigten,  wurden 
auf  13  preußische  Groschen  2  Schilling, 
die  »Kahlkopf sehen  Tympfe«  ohne  diese 
Attribute  auf  13  Gr.  i  ß,  die  schlechten 
Kriegstympfe  mit  dem  Berliner  Münz- 
zeichen A  auf  1 1  Gr.  I  ß  gesetzt.  —  Schröt- 
ter,  Brandenburg;  Derselbe,  Acta  Bor. 
passim.  S.  — Der  Tympf  (russ.  Tinf)  wurde 
von  Peter  d.  Gr.  1707 — 1709  für  Weiß-  und 
Kleinrußland  mit  Brustbild  und  Doppel- 
adler, 6,4  g  schwer,  nachgeprägt.  Von 
1707  gibt  es  auch  %  T.  mit  gleichem  Bilde, 
2,93  g  schwer.  —  Reichel  1077  ff.;  Groß- 
fürst GM,  Peter,  II  Nr.  1264  —  T.  und 
%  T.  werden  fälschlich  von  den  russ. 
Sammlern  dem  Reicheischen  Katalog  fol- 
gend öechen  und  Polußechen  genannt.     B. 

Achtzehnptennige  =  Düttchen,  s.  d. 

Adno  oder  Grano  (s.  d.)  war  das  kleinste 
neapolitanische  Münzgewicht  zu  '^j'jwo  der 
neapolitanischen  Libbra,  0,0445  g  schwer. 

-  Noback»,  S.  638. 

Ackey.  Im  Jahre  1796  wurde  von  Eng- 
land für  die  Goldküste  eine  Silbermünze 
von  der  Größe  eines  Schillings  geprägt, 
die  den  Namen  Ackey  oder  Crown  erhielt. 
Ackey  war  der  Name  Guineas  bei  den  Ein- 
geborenen. Die  Münze  trug  auf  einer  Seite 
den  gekrönten  Nameq|zug  GR,  auf  der 
anderen  ein  Wappen.  Es  gibt  auch  solche 
von  181 8  mit  der  Büste  Georgs  III.  auf 
der  Vs.  Der  i/s  A.  hieß  Takoe.  —  Atkins, 
S.238f.  S. 

Adelheldspfennig(e)  s.  Otto-Adelheids- 
pfennige. 

Adelphe  (griech.  il^hffi)  =  Schwester, 
so  auf  M.  Erato,  die  Schwester  Tigranes'  III. 

—  Klio  X  S.  300.  R. 
Adelphideos     (griech.     dSsXfiSeoO     = 

Vetter;  der  griech. -ind.  König  Abdagases 
wird  auf  einer  M.  als  A.  des  Gondophares 
bezeichnet.  R. 

Adelphos  (griech.  dSsXcpoc)  =  Bruder; 
so  wird  der  griech. -ind.  König  Spalyris 
als  dSeXf&c  tou  ßaaiXeco?,  nämlich  des  in  der 
ind.  Umschrift  genannten  Spalagadames^ 
genannt;  dSeXcpol  heißt  das  Ehe-  und  Ge- 
schwisterpaar Ptol.  IL  und  Arsinoe  auf 
Gold-M.,  Abb.  52.  R. 


Adha  =  i/a  im  Hindustani.  Indische 
Münze.     S.  Jaital,  Karsha,  Muhr.    V. 

Adiabenicus,  Siegesbeiname  des  röm. 
Kaisers  Sept.  Severus  seit  195  n.  Chr. 
wegen  seiner  Siege  in  Adiabene.        R. 

Adler.  Der  Adler,  schon  in  Ägypten 
und  Vorderasien  als  Göttersymbol  beliebt 
—  Flügel  und  Schwanzfedern  eines  Raub- 
vogels bilden  z.  B.,  um  eine  Scheibe  ge- 
ordnet, das  Sonnensymbol  der  Ägypter, 
von  wo  es  auch  auf  kypr.  M.  übertragen 
wird,  auf  M.  pers.  Satrapen  den  Unterleib 
des  Ormuzd  —  gilt  den  Griechen  und  Rö- 
mern als  kräftigster  und  edelster  Vogel; 
um  seines  hohen  Fluges  willen  wird  er  Be- 
gleiter und  Blitz  träger  des  höchsten  Him- 
melsgottes, des  Zeus  (luppiter);  daher 
ist  er  auf  griech.  und  ebenso  auf  röm.  M. 
in  der  Hand  oder  zu  Füßen  desselben  oder 
als  alleiniges  M.-Bild,  oft  eine  Schlange 
bekämpfend,  oder  einen  Hasen,  ein  Lamm, 
eine  Schildkröte  (Abb.  30)  als  Beute  in  den 
Krallen  (bes.  Elis,  Kyrene,  Chalkis,  doch 
vgl.  Z.  f.  N.  35  S.  2061,  Kroton,  Akragas,  wo 
auch,  ein  fressendes  Adlerpaar),  oft  auch  mit 
oder  auf  einem  Blitzbündel  (Abb.  51.  66), 
einem  Kranze  (Abb.  88),  einer  Keule,  seiner 
Beute  (Hirschkopf,  Tierschenkel)  stehend, 
auch  mit  einem  Kranze  in  der  erhobenen 
Klaue  (A.  Pomponius),  auch  nur  der  Kopf 
allein  (Elis),  sehr  häufig.  Als  Vogel  des  Zeus 
erscheint  er  auf  griech.  M,  auch  den  Gany- 
medes  raubend,  dann  im  Schöße  einer 
kretischen  Göttin  (Britomartis?  M.  von 
Gortyn);  die  zwei  von  Zeus  ausgesandten 
Adler  auf  dem  Omphalos  finden  wir  auf 
einem  Kyzikener.  Auf  dem  Blitze  stehend 
ist  der  A.  geradezu  Hauswappen  der 
Ptolemäer  und  deren  häufigstes  M.-bild, 
daher  er  auch  auf  Alexandrinern  des  3.  Jh. 
wieder  häufigstes  M.-Bild  und  auf  röm. 
FoUes  aus  Alexandria  ein  häufiges  Beiz. 
ist.  Bei  den  Römern  erlangt  er  als  Legions- 
adler  (s.  d.,  Abb.  72)  besondere  Bedeutung, 
erscheint  als  Knaufschmuck  des  Kaiser- 
zepters und  wird  als  der  Vogel  des  lup- 
piter, der  den  verstorbenen  Kaiser  gen 
Hinmiel  trägt  (wie  der  Pfau  der  luno  die 
Kaiserin)  zum  Symbol  der  Vergöttlichung 
(Consecratio,  s.  d.)  überhaupt.  —  R.  E.  I 

s.  371.  R- 

Dieser  römische  Adler  ist  als  ein  rein 
weltliches  Wahrzeichen  der  höchsten  Macht 


8 


ADLER 


von  dem  Römischen  Reich  Deutscher  Na- 
tion übernommen  worden.     Er  wird  von 
Karl  dem  Großen  auf  den  Giebel  der  Pfalz 
zu  Aachen  gesetzt.   Jener  hat  vielleicht  die 
Prägung  einiger  Adlerpfennige  aus  der  Zeit 
der  salischen  Kaiser  veranlaßt,  sicher  aber 
einem  Hälbling  des  Hohenstauf  en  Heinrich 
VI.  zum  Vorbild  gedient.    Mit  ausgebreite- 
ten Flügeln  erscheint  der  kaiserliche  Adler 
auf  der  Rs.  eines  um  lOOO  in  der  curtis  regia 
Andernach  geprägten  Denars.      Seit  der 
Zeit  Konrads  IL  ist  das  Adlerzepter  das  auf 
Kaisersiegeln  zumeist  verwendete  Attribut 
der  Herrschaft.   Während  der  Regierungs- 
zeit  Lothars  von  Supplinburg  ist  ein  Dünn- 
pfennig im  nördlichen    Harzvorland    mit 
Adler  geprägt.      Und  danach   erscheinen 
überall    im    Deutschen    Reiche    Adlerge- 
präge,   ein    Denar  Bischof   Heinrichs  II. 
V.  Lüttich   mit  frei   auffliegendem   Adler 
und  der  Umschrift  victrix  aquila  und  ein 
Maestrichter   mit   dem   Adlerschild,    dem 
scutum  imperatoris,    weiter    tragen    ost- 
fränkische und  bayerische  Pfennige  unter- 
schiedliche  Adlerbilder,  dann  kleine    Ge- 
präge Heinrichs  VI.  in  Unteritalien  und 
Silber-  und  Goldmünzen  Friedrichs  IL  in 
Brindisi  und  Messina  (s.  z.  B.  Augustalis). 
Andere  Pfennige  mit  dem  Adler  sind  die 
Adlerpfennige  •  der    elsässischen    Königs - 
pfalzen  aus  dem  Tränheimer  Funde,  der 
Wiener  Pfennig,    der    nach    der  Ächtung 
des  Babenbergers  im  Namen  des  Elaisers 
geprägt  ist,  die  Mühlhäuser  Brakteaten  mit 
dem  Adlerschild  in  der  Hand  des  könig- 
lichen Reiters,  die  kleineren  schwäbischen 
Hohlmünzen  königlichen  Schlages,  die  den 
Adler  oder  auch  den  halben  Adler  mit 
dem  Königskopfe  verbinden.      Der   ein- 
fache Adler  war  aber  auch  vielfach  das 
Wahrzeichen  deutscher  Dynasten,  so  seit 
Otto  IL    der    Markgrafen  von  Branden- 
burg, dann  der  askanischen  Herzöge  von 
Sachsen-Wittenberg,  der  Grafen  von  An- 
halt und  der  von  Orlamünde,  der  Herzöge 
von  Andechs-Meranien  (s.  Meranier),  der 
Markgrafen   von    Österreich,    der   schlesi- 
schen  Herzöge  und  der  böhmischen  Könige, 
beide,   als  .  sie    in    ein  Abhängigkeitsver- 
hältnis zum  Reiche  traten,  dann  als  reden- 
des Wappen  der  Herren  von  Arnstein  am 
Südabhang  des   Harzes,    der  Grafen  von 
Arnsberg  in  Westfalen   und    der  Herren 


von  Ahr  vom  Mittelrhein,  schließlich  des 
Deutschherrenorden  in  Preußen  mit  dem 
Adler  auf  dem  Kreuz.  Ihren  Charakter 
als  Ghibellinen  geben  kund  durch  Adler- 
siegel die  pisanischen  Herren  in  Sar- 
dinien und  der  Markgraf  Azzo  von 
Este,  es  erscheint  das  Adlerwappen  bei 
den  Kaufleuten  von  Goslar  und  der 
Bürgerschaft  von  Nordhausen  und  in  an- 
deren Reichsstädten,  auch  in  der  Stadt 
Tuder  in  Italien.  Ihnen  allen  gemeinsam 
ist  die  unterschiedslose  Verwendung  einer 
schematischen  und  einer  natürlich  freien 
Darstellung  des  Adlers;  teils  wird  das  ganze 
Tier  dargestellt,  teils  das  halbe  in  senk- 
rechtem oder  wagerechtem  Schnitt  (als 
wachsender  Adler)  oder  auch  der  Kopf 
allein.  Der  doppelköpfige  A.  erscheint  in 
Deutschland  seit  1185  (s.  Doppeladler). 
Der  einfache  Adler  ist  auch  von  Rudolf 
von  Habsburg  verwendet  worden,  von 
Heinrich  VII.  auf  dessen  Aachener  und 
Luxemburger  Sterlingen,  dann  erscheint 
er  auf  oberitalischen  Groschen  von  Mailand 
und  Siena,  in  ruhiger  Haltung  auf  dem 
Säulenkapital  stehend  und  in  Seiten- 
ansicht sich  bietend.  Die  Großpfennige 
von  Como  und  Savona  mit  Ludwigs  des 
Bayern  Namen  zeigen  den  schlichten  Adler. 
Ebenfalls  unter  Karl  IV.  ist  seine  Ver- 
wendung vorherrschend,  doch  nicht  nur 
als  Schildfigur,  sondern  daneben  zugleich 
als  Schildhalter,  ^  Im  15.  Jh.  erscheint 
er  auf  dem  großen  Siegel  Kaiser  Sigis- 
munds  mit  der  Umschrift:  aquila  Ezechielis 
sponse  missa  et  de  celis,  volat  ipsa  sine  meta, 
quo  nee  vates  nee  propheta  evolabit  alcius. 
Auf  den  Münzen  der  askanischen  Mark- 
grafen kommt  der  einfache  Adler  in  Vorder-, 
Seitenansicht,  mit  geschlossenen,  mit  aus- 
gebreiteten Flügeln,  schreitend,  auffliegend, 
als  wachsender  Adler  oder  auch  mit  dem 
Kopfe  allein  vor.  Adlerpfennige  und 
Adlergroschen  haben  die  ersten  Hohen- 
zoUem  in  der  Mark  geprägt,  bis  als  erster 
Kurfürst  Johann  Cicero  das  Wahrzeichen 
seiner  Kurwürde,  das  Zepter  des  Reiches, 
hinzufügte,  und  zwar  zunächst  als  Schild- 
figur, von  dem  Adler  auf  der  Brust  getragen 
oder  auch  verselbständigt,  später  jenem 
in  die  Fänge  gegeben.  Als  Brandenburg- 
Preußen  Königtum  wurde,  wurde  der  Kur- 
hut, der  bisher  frei  über  dem  Kopf  des 


ADLERDOLLAR,  ADLERPIASTER— AD VENTUS 


Adlers  schwebte,  durch  eine  ihm  meist  fest 
aufgesetzte  Krone  ersetzt,  auf  der  Brust  des 
Tieres  die  Namensinitialen  Friedrichs  L, 
in  seinen  Fängen  neben  dem  Zepter  der 
Reichsapfel.  Die  Wappenadler  des  Mittel- 
alters wie  überhaupt  alle  heraldischen 
Adler  zeigen  sich  von  vorn.  Erst  in  neuerer 
Zeit  werden  die  Adler  auf  den  Wappen, 
Siegeln  und  Münzen  wieder  natürlich  ge- 
bildet, so  auf  den  Schaustücken  des  Großen 
Kurfürsten  und  auf  den  Münzen  Friedrich 
Wilhelms  L,  auffliegend  zur  Sonne  (nee 
soli  cedit)  auf  dessen  ersten  Goldstücken. 
Die  Mehrzahl  der  Gepräge  Friedrichs  des 
Großen  zeigt  ihn  über  Waffengruppen 
und  Kriegstrophäen  und  so  bleibt  er 
ein  halbes  Jahrhundert.  Abb.  279.  Na- 
türlich gehalten  sind  auch  die  A.  auf  den 
Münzen  Nordamerikas  und  Mexikos.  Abb. 
274  f.  (Über  die  Änderungen  der  Form  des 
Adlers  vgl.  Ralph  von  Retberg  bei  Seiler, 
S.  45if.)  Der  brandenburgisch-preußische 
Adler  ist  auf  das  neue  Reich  übertragen 
worden,  hier  als  Reichsadler  bewacht  er  die 
Sonderinsignien  des  preußischen,  die  neue 
Reichskrone  im  Unterschied  von  der  preu- 
ßischen freischwebend.  Heute  erscheint  er 
natürlich  ohne  Krone.  Der  Adler  ist  also  ein 
hauptsächlich  deutsches  Wahrzeichen  ge- 
wesen, Polen  hat  ihn  in  Abhängigkeit  vom 
Deutschen  Reiche  übernommen.  In  Frank- 
reich haben  nur  Napoleon  I.  u.  IIL  vorüber- 
gehend den  altrömischen  Legionsadler  zur 
Geltung  gebracht.  —  J.  Menadier  im  Samm- 
ler 1921;  vgl.  E.  Gritzner,  Symbole  u. 
Wappen  des  alten  deutschen  Reiches, 
Leipzig  1902.  Su. 

AdlerdoUar,  Adlerpiaster  ist  der  mexi- 
kanische Peso  mit  dem  auf  einem  Kaktus 
sitzenden  Adler;  er  war  ein  sehr  wichtiges 
Zahlmittel  im  ostasiatischen  Handel. 
Abb.  275.  S.  auch  Carolus,  Peso  und  Piaster. 

S. 

Adlergroschen  s.  Aquilini. 

Adlerpfennige  sind  dem  Namen  nach 
alle  Pfennige,  auf  denen  ein  Adler  erscheint, 
so  dieElsässer  u.  Lothringer;  insbesondere 
versteht  man  aber  unter  ihnen  branden - 
bürg,  hohle  Pfennige  des  14.  u.  15.  Jhs.  — 
E.  Bahrfeldt,  Brandenburg  II  nr.  2 — 13, 
auch  68;  Heineken,  Z.  f.  N.  XXXII  S. 
107  ff.  Su. 

Adkrpiaster  s.  unter  Adlerdollar. 


Adlerschilling  s.  Arendschilling. 
AdlocutiOy  auf  M.  auch  A.  Augusti  oder 
Coh(ortium)  praetor(ianarum),  militum  usw. 
ist  eine  Ansprache  des  Kaisers  an  das  Heer, 
»>Manöverkritik«.  Sie  wird,  ganz  ähnlich  wie 
in  der  Großplastik,  auf  röm.  M.  von  Caligula 
bis  Constantinus  L,  auch  auf  kolonialen 
M.  von  Korinth,  dargestellt  durch  den  auf 
einem  Suggestus  steh.  Kaiser  mit  leicht 
erhobenem  Arm  (Gestus  der  Rede,  vgl.  M 
des  Germanicus  Abb.  82),  neben  ihm  meist 
Offiziere  oder  Mitregenten,  vor  ihm  Soldaten, 
insbes.  Fahnenträger,  auch  Gefangene  oder 
sich  Unterwerfende.  — R.  E.  IS.  375;  Bern- 
hart, Handbuchs.  123;  Gnecchi,  TipiS.  103. 
—  Das  Bild  erscheint  auch  zur  Aufschrift 
Providentia  Aug.  bei  M.  Aurel,  und  M.  des 
Traianus  mit  der  Ks. -Aufschrift  Imperator 
Villi  haben  ein  ähnliches  Bild,  doch  sitzt 
dort  der  Kaiser  und  streckt  den  Arm  vor, 
die  Akklamation  zum  Imperator  (s.  d.)  an- 
nehmend. —  Eine  Anrede  —  bei  Hadrianus 
von  den  Rostra  aus  —  an  Bürger,  auch  der 
Kaiser  in  der  bürgerl.  Toga,  findet  sich  auf 
M.  Traians  (hier  noch  eine  liegende  Frauen- 
gestalt zu  Füßen  der  Metae  des  Circus)  und 
Hadrians,  ohne  Beischrift,  R. 

Administrator  s.  Coadjutor. 

Adnep^os  beate  Elisabethae  nennt  sich 
Hermann  der  Gelehrte  von  Hessen  auf  den 
wenigen  von  ihm  erhaltenen  Groschen.  Er 
war  nämlich  Enkel  des  Landgrafen  Otto, 
der  Urenkel  der  Heiligen  Elisabeth.  Hoff- 
meister, Hessen  Nr.  5839  (s.  Verwandt- 
schaftsangaben auf  Münzen).  Su. 

Adolfsdor  hießen  die  Pistolen  Schwe- 
disch-Pommerns  unter  dem  Könige  von 
Schweden  Adolf  Friedrich  (1751— 1771). 

Adulterina  moneta  =:=:  Falschmünze,  s. 
unter  Falschmünzerei. 

AdventuSy  auf  M.  auch  A.  Augusti  (so 
auch  inschriftlich,  R.  E.  Suppl.  III  S.  22), 
Felix  A.  oder  Adventui  Augusti  f elicissimo, 
ist  die  Ankunft  des  Kaisers,  zunächst  die 
in  Rom.  Sie  wird  auf  röm.  M.  und  Med. 
dargestellt  a)  durch  den  die  Roma  steh, 
begrüßenden  Kaiser  (Hadrianus);  b)  durch 
den  Eintritt  des  Kaisers  unter  Vorantritt 
eines  Fahnenträgers  und  von  Victoria  ge- 
krönt in  die  durch  Bauten  gekennzeichnete 
Stadt  (M.  Aurelius,  Med.);  c)  durch  den 
(oder  (Ue)  einreitenden  Kaiser,  der  die  R. 
zum  Gruß  erhebt  (von  Hadrianus  bis  Valen- 


10 


ADVOCATUS— AEDILES 


tinianus  IL);  zuweilen  sind  Roma,  Victoria, 
Felicitas  usw.  dabei,  oft  sind  Soldaten  im 
Gefolge,  auch  besiegte  Feinde  am  Boden; 
d)  durch  ein  Schiff,  auf  Ankunft  zur  See 
hinweisend  (CaracaÜa).  Auf  M.  der  Familie 
des  Carinus  sind  die  beiden  steh.  Kaiser,  bei 
Carausius  die  Felicitas  zur  Aufschrift  A. 
dargestellt.  —  Über  die  M.  des  Hadrianus 
mit  Adventui  Aug,  imd  folgendem' Provinz - 
namen  s,  unter  Reisemünzen.  R. 

Adyocatus  (Vogt).  Die  Bischöfe,  Äbte 
und  Äbtissinnen  bedurften  zu  jeder  welt- 
lichen Handlung,  für  die  Verwaltung  ihrer 
Güter  und  ihres  Vermögens,  wie  zur  Aus- 
übung der  hohen  Gerichtsbarkeit  eines 
weltlichen  Organs,  des  Vogtes.  Diesem 
stand  bei  der  Gerichtsbarkeit  auch  das  Ge- 
richt über  Markt,  Münze  und  Zoll  zu.  Er 
hatte  über  die  vorschriftsmäßige  Aus- 
prägung der  Münze  zu  wachen,  er  handhabte 
den  Bann  über  die  Münze,  er  hatte  jede 
Verfälschung  der  Münze  zu  ahnden.  In- 
folge dieser  Rechte  maßte  er  sich  leicht  auch 
das  Recht  der  Münzprägung  selbst  an;  so 
entsteht  die  vogteiliche  Prägung  in  Gittelde, 
das  dem  Erzstift  Magdeburg  gehörte,  und 
zwar  der  Herren  von  Katlenburg  und  Bo- 
meneburg  (Z.  f.  N.  i6  S.  251),  dann  die 
in  Helmstedt,  wo  der  Vogt  Friedrich  von 
Sommerschenburg,  Pfalzgr.  v.  Sachsen 
(11 32 — 1162)  neben  dem  Abt  auf  der 
Münze  erscheint  (  Z.  f.  N.  34  S.  138).  Auch 
gibt  es  Vogtmünzen  der  Abtei  Wimmelburg 
von  einem  »Otto  comes«,  wahrscheinlich 
einer  der  Grafen  von  Mansfeld,  der  Abtei 
Limburg  a.  d.  Hardt  durch  die  Grafen 
von  Leiningen  (Joseph,  Leiningen),  dann  die 
Hersfelder  u.  Pegauer  Vogteimünzen  u.  a. 

Besonders  häufig  sind  aber  die  Vogt- 
münzen bei  den  Nonnenklöstern,  so  in 
Essen  König  Rudolf  v.  Habsburg  und 
Graf  Eberhard  von  der  Mark  und  dessen 
Nachfolger,  in  Quedlinburg  die  Grafen 
V.  Sommerschenburg  (s.  Abb.  199)  und  die 
Herren  v.  Weida  in  Gera,  der  „Waltherus 
Advocatus  Arnstat"  vielleicht  in  Hettstedt 
usw.  An  diese  Vögte  geht  manchmal  das 
Münzrecht  dauernd  über  (s.  Äbtissin).  — 
D.  Menadier  in  Z.  f.  N.  32  S.  223  ff. 

Su, 

Äbtissin,  die  (Abbatissa),  hatte  die  Lei- 
tung eines  Nonnenstifts  und  führte  die 
gesamte  äußere  und  innere  Regierung  und 


die  oberste  Verwaltung  des  Stiftsvermögens. 
Sie  hatte  auch  ein  eigenes  Siegel.  Eine 
Reihe  von  deutschen  Benediktiner-Frauen - 
klöstern,  königliche  Gründungen,  die  ältes- 
ten und  die  reichsten  von  ihnen,  gelegen  auf 
altem  Reichsboden,  waren  frei  und  reichsun- 
mittelbar und  hatten  daher  vielfach  auch 
das  Münzrecht,  so  Thorn,  Nivelles  (1040), 
Quedlinburg  (994J,  Nordhausen  (962),  Essen^ 
Herford  (973),  Gandersheim,  Eschwege 
(990),  Zürich  und  Remiremont  (1070),  spä- 
testens seit  der  Mitte  des  12.  Jh.  sind  sie 
alle  durchweg  selbständige  Münzherrinnen. 
Doch  wurde  ihnen  dieMünzprägung  sehr  bald 
durch  den  Vogt  (advocatus,  s.  d.)  (so  in 
Nivelles  durch  die  Herzöge  von  Brabant) 
ganz  oder  teilweise  entrissen.  In  Zürich, 
Eschwege  und  Herford  sind  später  die 
Städte  die  Rechtsnachfolger  der  Äbtissinen 
geworden,  das  Nonnenstift  in  Nordhausen 
wurde  1220  von  Kaiser  Friedrich  H.  auf- 
gehoben, in  Essen  und  Quedlinburg  blieb 
das  Münzrecht  der  Äbtissin  bis  zur  Ein- 
ziehung des  Reichsstifts  1803.  —  D.  Mena- 
dier in  Z.  f.  N.  XXXn  S.  185  ff.         Su. 

AedeSy  lat.,  Gen.  aedis,  urspr.  =  Haus, 
dann  meistens  Tempel,  so  auch  auf  röm. 
M.  als  Beischrift  zu  einem  solchen,  z.  B. 
Aed.  divi  Aug.  R. 

Aedicula^lat.  =  Tempclchen,  Kapellchen 
oft  nur  eine  Nische,  die  als  solches  diente. 

R. 

Aedileä  (von  aedes  =  Haus,  Tempel?) 
hießen  die  beiden  plebejischen  Hilfsbeamten 
der  Volkstribunen,  denen  sich  später  zwei 
patrizische  aediles  curules  beigesellten  (spä- 
ter auch  sie  den  Plebejern  zugänglich), 
seit  Caesar  zwei  weitere  plebejische  Ae. 
Die  städtische  Polizei  mit  der  Aufsicht 
über  Markt  und  Spiele  war  ihre  wesent- 
liche Funktion  und  des  Getreidemarktes 
wegen  Ceres  ihre  spezielle  Gottheit.  Auf 
röm.-republ.  M.  erscheint  der  Titel  aed(iles) 
pl(ebei)  auf  Denaren  um  86  v.  C,  geprägt 
von  den  beiden  Ae.  M.  Fannius  und  L. 
Critonius  gelegentlich  einer  aus  p(ublico) 
a(rgento)  bezahlten  Getreideverteilung;  sie 
sind  dargestellt,  wie  sie  von  ihrem  Amts- 
stuhl  (Subsellium,  s.  d.)  aus  die  Verteilung 
regeln,  Cereskopf  und  das  Beiz.  Ähre 
weisen  auf  den  Inhalt  der  Verteilung  hin. 
Auch  die  Ae.  curules  sind  öfter  ausnahms- 
weise —  daher  der  Vermerk  (ex)  s(enatus) 


ÄGINÄISCHER  MÜNZFUSS 


ir 


c(onsulto)  —  mit  dem  M. -Wesen  befaßt 
worden,  wie  der  Titel  aed(ilis)  cur(ulis)  auf 
Denaren  beweist,  öfter  erscheint  dabei  zur 
Hervorhebung  gegenüber  den  Ae.  plebei 
ihre  Sella  curulis  (s.  d.)  als  M.-bild.  — 
Auch  auf  M.  röm.  Kolonien  (Spanien, 
Copia,  Parium)  erscheint  der  lokale  Ae., 
einmal  auch  mit  dem  Zusatz  cur.  und 
wohl  auch  mit  der  Ziffer  der  Iteration 
(s.  d.).  —  R.  E.  I  S.  448  ff.  R. 

ÄginaischerMfinzfuS.  Die  ältesten  Groß- 
stücke  (Silber-Stateren  oder  Didrachmen) 
der  bedeutenden  See-  und  Handelsstadt 
Aigina  (mit  der  Schildkröte,  yßXü})fri^  s.  d., 
Abb.  23,  auf  der  Vs.  und  einem  Quadratum 
incusum  auf  der  Rs.),  die  axat^pec  A?f  ivaioi 
der  Inschriften  und  Schriftsteller,  aus  dem 
7.  und  6.  Jh.  V.  C,  wiegen,  von  ausnahms- 
weise schweren  Stücken  abgesehen  (13,71  g; 
12,96  g  usw. ;  das  EL -Stück  mit  der  Schild- 
kröte von  13,39  g  gehört  gewiß  nicht  nach 
Aigina),  12 — l2Vi  g;  die  metrologische 
Norm  ist  am  sichersten  aus  der  Gleich- 
setzung (4.  Jh.)  von  70  ägin.  Drachmen  = 
I  att.  Mine  von  »436,6  g«  zu  ermitteln, 
wonach  die  Drachme  damals  auf  »6,237  g<( 
kommt;  für  diese  Gleichung  (in  Delphoi, 
Gortyn,  Orchomenos)  s.  Reinach,  L'hist.  par 
les  monnaies  1902  S.  lOO;  und  auch  die  Mine 
zu  70  Drachmen  bei  Aristoteles  'A&.  :roX.  10 
möchte  ich,  zuletzt  Num.  Lit.  Blatt  S.  1796 
Anm.,  so  auffassen  und  nicht  wie  Viede- 
bantt,  Ant.  Gewichtsnormen  1923  S.  38^ 
und  andere  in  der  Weise,  daß  Aristoteles 
[und  Androtion  bei  Plut.  Solon  15,  worüber 
vgl.  unter  Pheidonisches  Maßsystem]  eine 
sdiwere,  d.  h.  doppelte  attische  Drachme 
von  8,5  g  meine,  deren  70  [die  73  bei 
Androtion  ist  zu  korrigieren,  Hermes  63 
S.  239]  100  ägin.  Drachmen  glichen; 
übrigens  ist  die  von  V.  dort  S.  lOO  gegebene 
Ansetzung  der  ägin.  Drachme  auf  6,135 
bis  6,143  g  (vgl.  Forsch,  zur  Metrol.  des 
Altertums  S.  68:  6,085 — 6,1 7  g)  schon  nach 
seiner  eigenen  Tabelle  Forsch.  S.  170  zu 
niedrig,  ebenso  fast  alle  seine  Anset- 
zungen,  und  würde  zur  Annahme  von 
ständigen  Übermünzungen  führen  (vgl. 
unter  Attischer  M.-fuß  und  Libra);  die 
Schätzung  der  ägin.  Drachme  auf  10  att. 
Obolen  bei  Pollux  IX  76  ist  demgegenüber 

nur  sehr  ungenau,  richtig  wäre  (6  X  -j  =) 


8,57  Obolen.  —  Der  ägin.  M.-fuß  ist  vom 
7.  bis  tief  ins  5.  Jh.  v.  C.  der  verbreitetste 
in  Griechenland:  außer  M.  von  Sizilien 
und  von  Italien,  deren  Zugehörigkeit  zum 
ä.  M.  nicht  sicher  ist,  und  einzelnen  Fällen 
auf  Euboia  und  in  Thrakien  (Abb.  46),  in 
Kilikien  und  auf  Kypros  hangen  ihm  an  die 
meisten  Inseln  des  ägäischen  Meeres  ein- 
schließlich von  Kreta  (Abb.  31;  wo  aber 
mehrere  Sonderformen  vorkommen,  Mac- 
donald,  British  Academy  IX)  und  Städten 
auf  Lesbos  und  den  karischen  Inseln,  die 
Peloponnes  (Abb.  44),  Phokis,  Lokris,  Böo- 
tien  und  Thessalien,  dazu  mehrere  ionische 
und  karische  Plätze  (Abb.  39),  und  erst 
Solon  machte  Athen,  wo,  wie  es  scheint, 
bisher  gleichfalls  äginäisches  Geld  umlief 
(aber  —  gegen  Seltman,  Athens  S,  16 — ^20 

—  nicht  geprägt  wurde),  von  dieser  Bevor- 
mundung frei  und  nahm  den  euböischen 
Münzfuß  (s.  d.)  an;  seitdem  nannte  man  die 
ägin.  Drachme  im  Gegensatze  zur  leichteren 
att.  die  »dicke«  Drachme  (ica^sTa  Spoxp.*»], 
Pollux  IX  76),  Um  die  Zeit  der  Perserkriege 
laufen  die  M.  Athens  denen  von  Aigina  im 
Außenhandel  den  Rang  ab,  wie  bes.  die 
ägyptischen  M. -Schätze  (Z.  f.  N.  37  S.  25) 
lehren,  und  die  Annahme  des  att.  Fußes 
durch  Alexander  den  Gr.  vollendete  den 
Sieg  des  att.  Fußes.  Aber  in  seiner  pelopon- 
nesischen  Heimat  bleibt  der  äg.  M.-Fuß 
noch  bis  zum  Untergang  der  Freiheit  von 
Hellas  (146  V.  C.)  bestehen,  besonders  in  der 
Prägung  des  achäischen  Bundes,  freilich 
in  starker  Abknappung,  indem  der  jetzt 
meist  nur  noch  geprägte  Triobol  der 
korinthischen  Drachme  angeglichen  wird 
(s.  Korinthischer  M.-fuß)  und  so  zunächst 
theoretisch  noch  etwa  2,8  g  wiegt,  später 
aber  bis  auf  2,3  g  sinkt  (Z.  f.  N.  26  S.  279). 

—  Die  Stückelung:  nur  in  Delphoi  er- 
scheint um  500  V.  C.  ein  Tridrachmon 
(18,07  und  17,90  g),  sonst  ist  stets  das 
Didrachmon  die  größte,  als  Stater  zu  be- 
zeichnende, meist  auch  häufigste  Stufe; 
außerdem  werden  geprägt  '/»-Stateren 
(Drachmen;  äg.  Drachmen  von  Thuk.  V 
47, 6  erwähnt),  y4-Stateren  (Triobolen, 
diese  die  Haup t-M.  -sorte  in  der  Peloponnes), 
Obolen  (äg.  Obolen  bei  Thuk.  V  47,  6  er- 
wähnt) usw.  —  Head,  H.  N.»  S.  XLIV. 
394-  959;  Cavaignac,  L'hist.  fin.  d'Athfenes 
1908  S,  179 ff.;  Gardner,  History  of  greek 


12 


ÄGIS— ÄRA 


coinage  S.  109—123;  Trait6  I  S.  491/92. 
509;  Hultsch,  Metrol.  scr.  II  S.  161  und 
R.  E.  V  S.  161 5.  R. 

Ägis,  griech.  a£fif,  urspr.  Attribut  des 
Zeus,  auf  M.  zumal  der  Athena,  in  Gestalt 
eines  kleinen  Überwurfes  über  Schultern 
und  Brust,  auch  um  den  vorgestr.  1.  Arm 
wie  eine  Schutzwaffe  geschlungen,  schuppig, 
mit  Schlangen  bedeckt,  meist  auch  mit 
einem  Gorgoneion  (s.  d.)  in  der  Mitte;  als 
alleiniges  Münzbild  bes.  auf  M.  pontisch- 
paphlagonischer  Städte,  gelegentlich  auch 
auf  röm.  M.  (M.'  Cord.  Rufus;  Severus; 
Victorinus).  Von  Ptolemaios  I.  an  er- 
scheint sie  als  Tracht  des  ägjrpt.  Königs 
auf  M.,  wegen  seiner  Angleichung  an  Zebc 
SoöXT^p,  von  Nero  ab  auch  als  Schmuck  des 
kaiserl.  Bildnisses  auf  röm.  M.  (Abb.  81). 
—  R.E.  I.  S.  970.  R. 

AeneaSy  griech.  AJvefac,  troischer  Held, 
der  das  Palladion  aus  der  brennenden  Stadt 
rettet  und  nach  der  röm.  Sage  schließlich 
in  Italien  landet,  dort  zum  Stammvater 
des  röm.  Volkes  wird.  Auf  M.  von  Aineia 
(Abb.  21)  finden  wir  seine  Flucht  aus  Troia 
mit  Vater,  Frau  und  Sohn,  ebenso  seinen 
behelmten  Kopf;  auf  späteren  M.  von 
Segesta,  Dardanos,  Ilion,  Skepsis,  Otrus 
usw.,  sodann  auf  M  Caesars  und  Med.  der 
Zeit  des  Antoninus  Pius,  ja  noch  auf  Med. 
der  Urbs  Roma  aus  Konstantins  Zeit  ist 
gleichfalls  der  flüchtende  A,  z.  T.  mit  dem 
Palladion  in  der  Hand,  auf  Med.  auch  das 
Opfer  der  Sau  (troia)  durch  den  pius  A. 
und  seinen  Sohn  Ascanius  (=  Kaiser 
Pius  und  der  Caesar  Marcus)  dargestellt.  — 
R.  E.  I  S.  1010/19;  Bemhart,  Handbuch 
S.  70/71;  Dörpfeld,  Troia  und  Ilion 
S.  S18/19.  R. 

Adquator,  von  aequare  =  gleichmachen, 
also  =  Justierer,  Wardein,  röm.  Münz- 
handwerker, aus  einer  Inschrift  von  Lug- 
dunum  (Dessau,  Inscr,  sei.  n.  1639)  be- 
kannt: Aug(usti)  ser(vus)  aeq(uator)  mo- 
net(ae).  r. 

Aequitas,  auf  M.  auch  A.  Augusti, 
A.  publica  usw.,  die  in  Italien  schon  früh 
verehrte  Personifikation  der  Billigkeit,  der 
ausgleichenden  Gerechtigkeit.  Sie  erscheint 
stehend  oder  sitzend  auf  röm.  M.  von  Galba 
bis  Ende  des  3.  Jh.  und  vielen  griech. - 
kaiserl.  M  mit  den  Attributen  Wage  und 
Füllhorn  oder  Zepter;   Schale  und  Palm-  | 


zweig  sind  wohl  nur  Irrtümer;  zur  Auf- 
schrift A.  kommt  auch  Modius  und  Wage 
vor;  Wage  und  Füllhorn  über  Sella  curulis: 
Denar  des  Caec.  Metellus.  Die  drei  Monetae 
(s.  d.)  auf  röm.  M.  und  Med.  des  3.  Jh.  n.  C. 
tragen  oft  die  Aufschrift  A.  Augusti  oder 
A.  publica  und  auch  sonst  gehen  bei  der 
Gleichheit  der  Attribute  die  Personifika- 
tionen A.  und  Moneta  (Abb.  iii)  inein- 
ander über.  Griech.  AixaioauvY],  so  steht 
zur  A.  mit  Wage  und  Füllhorn  auf  Alexan- 
drinern. —  Bernhart,  Handbuch  S.  81; 
Gnecchi,  Tipi  S.  55;  W.  Koehler,  Personif. 
abstrakter  Begrifife  S.  14;  R.  E.  I  S.  604; 
V  S.  564.  R. 

Ära,  Anfangspunkt  einer  Zeitrechnung 
und  diese  selbst.  Die  griech.  M.  geben  die 
üblichen  Jahre  der  Ä.  von  der  ersten 
Olympiaden-Feier  (776  v.  C.)  nie  an  und 
Jahreszahlen  nach  einer  Ä.  überhaupt  erst 
in  hellenistischer  Zeit,  meist  nur  in  Vorder - 
asien  und  Ägypten,  selten  in  KJeinasien 
und  häufiger  auf  Königs-  als  auf  Stadt -M.. 
Als  Anfangspunkt  der  Ä.  dient  die  Grün- 
dung, Neugründung  oder  Befreiung  der 
Stadt  (z.  B.  die  Juden  im  neronischen  Auf- 
stand, Abb.  86),  die  Einrichtung  einer  rö- 
mischen Provinz,  die  Begründung  der  Dy- 
nastie usw.  Die  bekanntesten  Ä.  auf  M.  sind 
die  seleukidische,  Beginn  Herbst  312  v.  C, 
auf  M.  der  Seleukiden,  Parther  und  vieler 
Städte,  und  die  pontische,  Beginn  Herbst 
298  V.  C,  auch  in  Bithynien  üblich.  Die 
Daten  mit  Ixooc  vtxTjc  auf  syr.  M.  be- 
ziehen sich  auf  die  Ä.  der  Schlacht  bei 
Actium,  2.  Sept.  31  v.  C,  d.  h.  eine  Zählung 
von  Augustus'  Regierungsjahren,  und  ähn- 
lich die  nait  Sxooc  vloo  {epo3  auf  M.  von 
Kypros  unter  Vespasianus  auf  dessen  Reg.- 
Jahre  mit  demselben  Jahresanfänge  vom 
2.  Sept.  Mehr  s.  Head,  H.  N.»  S.  944/S ;  R.  E. 
I  S.  606  ff.,  dort  Umrechnungstafeln  der 
Olympiaden,  der  Ära  Roms  und  der  Indik- 
tionen  (s.  d.);  solche  anderer  Ä.  s.  B,  M.  C. 
Parthia  S.  282,  Palest.  S.  351,  Arab.  S.  355, 
der  ptol.  Ä.  von  31 X  nebst  den  Reg. -Jahren 
der  Ptolemäer  bei  Svoronos,  Ptol.  IV 
S.  515-  —  Die  Römer  haben  von  der  be- 
kannten Ära  ab  urbe  condita,  Beginn  753 
V.  C,  auf  M.  nur  zweimal  Gebrauch  ge- 
macht (Hadrianus  Abb.  76,   Pacatianus). 

Die  Christen  blieben  zunächst  bei  den 


AES— AES  GRAVE 


13 


früheren  Zeitrechnungen,  dann  kam  in 
Alexandria  die  diokletianische  Ä.  oder  die 
Ä.  der  Märtyrer  auf,  die  mit  der  Thron- 
besteigung Diokletians  am  29.  August 
284  n.  Chr.  begann  und  die  bis  zur  Gegen- 
wart von  den  Kopten,  aber  276  beginnend, 
gebraucht  wurde.  Die  christliche  Ä.,  wie 
sie  heute  gilt,  folgt  dem  römischen  Abt 
Dionysius  dem  Kleinen,  der  Christi  Geburt 
in  das  Jahr  753  nach  Erbauung  Roms 
setzte,  während  sie  in  der  Tat  nach  neueren 
Forschungen  5  bis  7  Jahre  früher  erfolgte. 
Der  Beginn  des  christlichen  Jahres  war 
verschieden,  bis  zur  Neuzeit  meist  der 
25.  Dezember  oder  der  Ostersonntag,  dann 
der  I.  Januar,  den  Papst  Innocenz  XII. 
1691  endgültig  festsetzte.  Die  Mohamme- 
daner fangen  die  Zeitrechnung  mit  dem 
I,  Moharren  des  Jahres  der  Hegira  (Hed- 
schra),  d.  h.  der  Flucht  Mohammeds  von 
Mekka  nach  Medina  am  15.  Juli  622  n.  Chr. 
G.  an.  Endlich  sei  noch  der  Zeitrechnung 
der  französischen  Revolution  gedacht,  die 
mit  der  Verkündung  der  Einführung  der 
Republik  am  22.  September  1792  einsetzte, 
um  aber  auf  Napoleons  Anordnung  am 
I.  Januar  1806  wieder  der  christlichen  Ära 
zu  weichen.  S. 

Aes,  Gen.  aeris,  griech.  x^^^^^j  unter- 
schiedslos =  Kupfer  oder  Erz,  d.  h.  Bronze 
(s.  d. ;  Abkürz.  M),  Die  Arten  des  JE,  die 
Plin.  N.  h.  34,  9—13  und  94—96  aufzählt  (aes 
Deliacum,  Aegineticum  usw.,  coronarium, 
reguläre  usw.,  dazu  N.  Z.  31  S,  384),  be- 
ziehen sich  nicht  aufs  M.-wesen.  —  Bei  den 
Italikern  übernahm  das  JE  die  Rolle  als 
Wertmesser  (Abb.  11,  s.  unter  Aes  rüde), 
und  so  bedeutet  A.  und  seine  Ableitungen 
einfach  »Geld«:  etiam  aureos  nummos  aes 
dicimus,  Digest.  L  16, 159;  vgl.  aestimare  = 
schätzen;  aes  alienum  =  Schulden;  aerari- 
um  =  Kasse;  aes  militare  =  Sold;  aera  = 
die  Posten  einer  Rechnung;  aere  conlato 
=  durch  Geldsammlung;  etwas  per  aes 
et  libram  kaufen  =  gegen  bar  kaufen, 
übertragen  auch  =  einen  Rechtsakt  in 
aller  Form  ausführen.  Bei  Geldsummen 
ist  zum  Gen.  aeris  oder  aeris  gravis  stets 
„Pfunde"  zu  ergänzen,  z.  B.  viginti  quinque 
aeris  poena  sunto,  Gellius  Noct.  att.  XX 
I,  12;  denis  milibus  aeris  gravis  condem- 
natur,  Liv.  IV  41,  IG;  bei  den  mit  Zahlad- 
verbien gebildeten  großen  Summen  schrieb 


man  die  100  000  (centena  miüa)  nicht  mit, 
und  usque  ad  decies  aeris  bedeutet  also  „bis 
zu  10  X  100  000  =  bis  zu  I  Million  Pfunde 
Erz."  —  Die  Legierung  mit  Galmei  (s.  d.) 
ergab  das  Messing,  s.  unter  Aurichalcum. — 
Trait^  I  S.  364/71.  394/5;  R.  E.  I.  S.  680  ff. 
—  Unter  Aes  excurrens  verstand  man  im 
Rechnungswesen  das  über  den  Silberbetrag 
überschießende  Kupfergeld,  siehe  R.  E. 
Suppl.  III  S.  30/33;  XI  S.  614/S.  —  Aes. 
dichoneutum  (8k  Xö>veua)  =  zweimal  gießen) 
im  Edikt  von  371  Cod.  Theod.  XI  21,  i 
scheint  zum  Einschmelzen  eingezogene 
Kupfer-M.  zu  sein,  Trait^  I  S.  878.  R. 
Aescillaplus  s.  unter  Asklepios. 
Aesgrave  =  Schwerkupfer,  Schwer- 
erz.  Mit  A.  g.  bezeichnen  die  röm.  Schrift- 
steller das  schwere  Kupfergeld  der  Vorzeit, 
das  man  sich  unter  Servius  TuUius  aus  dem 
aes  rüde  entwickelt  dachte  (Plin.  N.  h.  33, 
43);  seine  Verwendung  schildert  Liv.  IV 
60,6  drastisch  so  (406  v.  C):  aes  grave 
plaustris  quidam  ad  aerarium  convehentes. 
Der  Zusatz  von  grave  zu  aes  zeigt,  daß  man 
sich  bewußt  war,  daß  dies  »schwere« 
Kupfer  später  einem  leichteren  Platz 
machte,  daß  man  also  darunter  schwere 
Kupfer-Münzen  verstand  im  Gegensatz  zu 
leichteren,  kurz  an  das  durch  den  ältesten 
pfundigen  As  (und  seine  Teile)  dargestellte 
Geld  im  Gegensatz  zum  reduzierten;  s. 
unter  As. 

Die  Numismatik  versteht  unter  dem  A.  g. 
die  röm.  und  ital.  gegossene  Kupfer-M.  des 
ausgehenden  4.  und  3.  Jh.  v.  C,  gleichviel 
ob  vollen  oder  reduzierten  Gewichtes,  ein- 
schließlich der  zu  größeren  gegossenen 
Wertstufen  gehörigen  kleineren  geprägten 
Stücke.  Gemeinsames  Kennzeichen  ist  noch 
das  fast  ständige  Vorhandensein  von  Wert- 
zeichen (s.  unter  As).  Erhalten  ist  davon 
erstlich  a)  das  röm.  A.  g.,  s.  Abb.  60  und 
unter  As,  dann  ß)  das  latinisch -kampanische- 
A  g.,  7  pfundige  Reihen,  nach  verschiede- 
nen Pfundnormen,  darunter  das  oskische 
(»272,88«  g),  das  röm,  (»327,45«  g)  und  ein 
Pfund  von  etwa  341  g.  Wertstufen:  Tressis. 
bis  Semuncia.  Die  Reihe  mit  Becher  auf 
der  Rs.  gibt  man  nach  Cales;  dazu  Einzel- 
stücke wie  ein  As  mit  behelmtem  Kopfe 
von  vom,  Rs.  Stier  und  ROMA,  ein  Sextans. 
mit  CAR  =  Carseoli?,  ein  As  mit  R  = 
Reate  ?  y)  Apulien,  Hier  herrscht  Dezimal- 


u 


AES  RÜDE— AES  SIGNATUM 


statt  Duodezimalteilung,  d.  h.  der  As  hat 
10  Unzen,  der  halbe  As  ist  der  Quincunx:-: 
Luceria,    Venusia,    Asculum  und  Einzel- 
stücke. As  bis  Semuncia,  pfundig  und  re- 
duziert. 8)  Picenum.    Auch  hier  dezimale 
Einteilung.    Hatria,  Firmum,  Vestini.   As 
bis  Semuncia,  pfundig,  e)  Umbrien:  Arimi- 
num,  Tuder,  Iguvium  und  ovale  Reihe  mit 
Keule.  As  bis  Uncia,  pfundig  und  reduziert. 
C)  Etrurien.  Hier  ganz  leichte  Pfundnormen. 
Velathri(Volaterrae)  und  7  Reihen  mit  Rad 
bei  verschiedener  Vs.  sowie  Reihe  mit  Au- 
.gurenkopf,  Rs.  Geräte.  Quincussisbis  Uncia. 
Dazu  eine  Anzahl  unlokalisierbarer  Stücke. 
Die  Chronologie  des  A.  g.  liegt  noch  im 
Dunkeln,  da  der  zu  Haeberlins  Werk  ge- 
plante zweite  Band,  der  u.  a.  der  Erfor- 
schung   der    Zeitstellung    gewidmet    sein 
jsollte,  nicht  erschienen  ist  und  Sydenhams 
Ansätze  von  seiner  unzureichend  begründe- 
ten, durchaus  zu  spät  erscheinenden  Da- 
tierung des  röm.  A.  g.  abhängen  (s.  unter 
As).   So  ist  die  Hauptfrage  noch  ungelöst, 
ob  die  Veränderung  in  der  Rechtsstellung, 
welche  die  Erhebung  zur  röm.  Kolonie  für 
die  betr.  Städte  wie  Cales,  Hatria,  Ari- 
niinum,  Luceria,  Venusia,  Firmum  bedeu- 
tet, die  Münzesse  erst  in  Tätigkeit  setzte 
oder  vielmehr  stillstehen  ließ.  —  R.E.  II 
S.  1499—1513;  Haeberlin,  Aes  grave  1910; 
Sydenham,  Aes   grave  1926  bedeutet  in 
bezug  auf  die  kritische  Sichtung  des  Ma- 
terials einen  Rückschritt  gegen  Haeb.    R. 

Aes  nide  =  Roherz,  Rohkupfer,  der  Aus- 
•druck  schon  von  Plin.  N.  h.  33,  43  ver- 
wendet, sonst  von  den  Römern  selbst  auch 
aes  infectum  (=  unverarbeitetes  Erz),  die 
•einzelnen  Stücke  raudera,  rauduscula  ge- 
nannt, ist  die  spezifisch  mittelital.  Form  des 
als  Geld  vorgewogenen  Rohmetalles.  Es 
findet  sich  etwa  vom  Beginn  des  i.  Jt.  v.  C. 
bis  ins  3.  Jh.  v.  C.  hinein,  bes.  in  Oberitalien 
von  Bologna  bis  Este,  von  Etrurien  bis 
Latium,  selten  in  Süditalien  und  Sizilien, 
in  Kroatien  und  Bosnien  nur  in  Schmelz- 
funden. Der  Beweis,  daß  das  betr.  Stück 
Rohkupfer  als  Geld  gedient  hat,  ist  Ver- 
gesellschaftung mit  Münzen,  Vorkommen 
in  Brunnen-  und  Quellenfunden  und  als 
Grabbeigabe,  bes.  in  den  Fällen,  wo  das 
Stück  neben  der  Hand  des  Toten  liegt. 
Die  Formen  des  A.  n  sind  teils  solche,  die 
wir  schon  als  Barren  bezeichnen  müssen,  also 


Gußkönige,  Platten,  Stangen  u.  dgl.,  meist 
aber  Bruchstücke  von  solchen  (Abb.  1 1), 
oder  ganz  unregelmäßige  und  unbeschreib- 
bare  kleine  Brocken,  Gewicht  ganz  un- 
gleichmäßig (2  g— 2V2  kg),  auch  der  Gehalt 
(Quanten  an  Zinn,  Blei,  Schwefel  u.  a.  im 
Kupfer)  sehr  verschieden.  Auf  manchen 
Stücken  kommen  kleine  (Fabrik  ?)marken, 
eingeschlagen  oder  eingeschnitten,  vor.  — 
Z.  f.  N.  34  S.  1—283;  Ebert,  Reallex.  IV 
S.  229.  R. 

Aes  signatum  (z.  B.  Plin.  N.  h.  18, 12;  33, 
43;  34,  I ;  Festus  p.  237  a)  heißt  dem  Wort- 
sinne nach  nur  mit  einem  Bilde  versehenes, 
beprägtes  Erz,  und  keine  antike  Belegstelle 
spricht  für  eine  engere  Verwendung  des 
Wortes.  Die  Numismatiker  verwenden  es 
aber  für  die  eine  Zwischenstufe  zwischen 
Aes  rüde  und  Aes  grave  darstellenden,  mit 
Bildern  versehenen  ital.  iE-Barren,  teils 
mit  schlichten  Bildern  wie  Zweig,  Gräte 
u.  dgl  (N.  Z.  36  S.  1—30),  teils  mit  ver- 
schiedenen, schön  gezeichneten  Bildern 
(Haeberlin,  Aes  grave  1910  S.  64,  75,  80, 
82,  92, 102,  133,  143, 146),  nämlich  I.  Adler 
Rs.  Pegasus,  mit  Aufschrift  ROMANOM. 
2.  Beiderseits  Schild.  3.  Schwert  Rs. 
Scheide.  4.  Ähre  Rs.  Dreifuß.  5.  Anker 
Rs.  Dreifuß.  6.  Dreizack  Rs.  Caduceus. 
7.  Hühner  Rs.  Rostra.  8.  Beiderseits  Stier. 
9.  Elefant  Rs.  Sau,  Ihre  Zeit  ist  das  Ende 
des  4.  und  der  Anfang  des  3.  Jh.,  der  von 
H.  —  Systematik  1905  S.  29  ff*  —  vermu- 
tete Bezug  auf  bestimmte  Reihen  des  röm.- 
kampan.  Silbers  und  des  Schwergeldes  ist 
aber  ebensowenig  aufrecht  zu  erhalten  wie 
seine  Annahme  (das.  S,  56  fi),,  ihr  Zweck 
sei  nicht  der,  als  umlaufendes  Geld,  sondern 
als  Ersatz  für  das  Aes  rüde  nur  zu  dessen 
symbolischen  Zwecken  zu  dienen;  vgl.  Klio 
VI  S.  500/1 ;  Sydenhams  Gedanke  (Aes  grave 
1926  S.  18),  das  A.  s.  sei  in  Etrurien  her- 
gestellt, um  in  Rom  und  Kampanien  in  M. 
verwandelt  zu  werden,  ist  ganz  abwegig. 
Es  ist  vielmehr  vorzuwiegendes  Barrengdd, 
daher  es  auch  häufiger  zerhackt  als  in 
Ganzstücken  vorkommt,  und  auf  kein  be- 
stimmtes Gewicht  ausgebracht  (die  Stücke 
schwanken  zwischen  etwa  1000  und  1830  g), 
frühere  Bezeichnungen  als  Quadrussis, 
Quincussis  usw.  sind  irrig.  —  Ebert,  Real- 
lex.  rV  S,  234;  Sydenham,  Aes  grave  1926 
S.  12—21.  R. 


AETERNITAS  ~  AGLEIER 


15 


Aetemitas,  auf  M.  auch  A.  Augusti,  im- 
perii,  populi  romani,  die  Personifikation  der 
Ewigkeit,  und  zwar  sowohl  des  ewigen 
Lebens  der  zu  den  Göttern  erhobenen  ver- 
storbenen Kaiser  (daher  bes.  häufig  auf  M. 
eines  divus  oder  einer  diva  und  daher  die 
Ähnlichkeit  mit  den  Bildern  der  consecratio) 
wie  der  Ewigkeit  des  Weltalls  (daher  die 
vielen  astronomischen  Bilder)  und  des  röm. 
Reiches,  griech.  Almv,  s.  d.  Die  A.  er- 
scheint auf  röm.  M.  als  weibl.  Gestalt 
mit  Zepter  und  Füllhorn,  auf  den  Globus 
tretend,  dann  steh,  oder  sitz,  mit  Globus 
(worauf  oft  der  Phönix),  Schale,  Steuer, 
Zepter,  Fackel,  auch  die  Köpfe  von  Sol 
und  Luna  haltend,  oder  wie  Pietas  aus 
Weihrauchkästchen  räuchernd;  auch  er- 
scheint zur  Aufschrift  A.  die  Kaiserin  sitz, 
zwischen  zwei  Mädchen  mit  wehendem 
Schleier  oder  in  ihrem  Tempel  oder  im  Ele- 
fantenwagen, der  Thron  mit  Pfau  und 
Zepter  (Teilnahme  der  vergötterten  Kaise- 
rin am  Mahle  der  Götter),  die  von  Victoria 
gen  Himmel  getragene  Kaiserin;  dann  die 
auf  Welt  und  Weltall  bezüglichen  Bilder: 
der  Kaiser  vor  dem  Jahreskreise  sitzend, 
Saturnus,  Sol  und  Luna,  Mond  und  Sterne, 
Stern,  Dioskuren,  Diana,  Kybele.  Klar  ist 
auch  der  Sinn  der  Wölfin,  anspielend  auf 
die  Roma  aeterna,  und  die  Aufschrift  A. 
imperii  zu  den  Söhnen  des  Severus.  Auf 
M.  des  Augustus  usw.  von  Emerita  und 
Tarraco  steht  die  Aufschrift  A.  zu  einem 
Tempel.  —  Als  A.  populi.  Romani  wird  be- 
zeichnet ein  Bild  des  Kaisers,  der  von  der 
Victoria  das  Palladium  erhält.  —  Bernhart, 
Handbuch  S.  8i;  Gnecchi,  Tipi  S.  57;  Toel- 
ken,  KöhnesZ,  IV  S.  161— 191 ;  W.  Koehler, 
Personif.  abstrakter  Begriffe  S.  23;  R.  E. 
I  S.  694.  —  Das  Beiwort  aeterna  findet 
sich  auf  röm.  M.  z.  B.  bei  Concordia,  Felici- 
tas,  Gloria,  Pax,  Pietas,  Victoria,  Virtus, 
Roma  und  anders  gewendet  bei  Memoria. 

R. 

AfHtiiereti  heißt  in  der  Münztechnik  das 
Scheiden  (s.  d.)  des  Kupfers  aus  wenig 
Silber  oder  Gold  haltenden  Münzen,  es 
spielte  besonders  nach  großen  Münzver- 
schlechterungen eine  bedeutende  Rolle. 

S. 

Atfonso  de  otiro,  ältester  portugiesischer 
Goldkrusado  Alfons  V.  (1438 — 1481).  S. 
Cruzado  de  ouro.  S. 


Afghani,  Silbermünze  des  Königreichs 
Afghanistan.     S.  Amani. 

Af  ricanuSy  Cognomen  der  Kaiser  M.  Anto  - 
nius  Gordianus  I.  und  H.  (Vater  und  Sohn) 
238  n.  C.  als  Statthalter  (Prokonsul  bzw. 
Legat  des  Prokonsuls)  von  Afrika,  nach 
Art  der  Siegesbeinamen.  R. 

Agafhodalmon  =  guter  Geist,  heißt  auf 
alexandrin.  M.  beischriftlich  [vlo(?)  'A-yad. 
Sai{jL.]  eine  in  den  Sarapiskult  gehörige 
Schlange,  die  den  Kopfschmuck  pschent 
(s.  d.)  trägt;  Attribute:  Ähren,  Mohnköpfe, 
Kerykeion;  sie  kommt  auch  auf  dem  Rücken 
eines  Pferdes  oder  gegenüber  der  Uräus- 
schlange  vor  oder  trägt  als  Kopf  den 
des  Sarapis  selbst.  —  B.  M.  C.  Alex.  S. 
LXXXVI;  R.  E.  I  S.  746.  R. 

Agio  (ital.,  deutsch:  Aufgeld).  Unter 
Agio  im  Münzwesen  versteht  man  die  Dif- 
ferenz zwischen  dem  Nennwert  und  dem 
Verkehrswert  (Kurs)  einer  Münze.  (Über 
das  antike  A.  siehe  unter  Kollybos,  vgl. 
R.  E.  Suppl.  IV  S.  9.).  Man  unterschei- 
det positives  Agio  oder  Agio  schlechthin 
und  negatives  Agio  oder  Disagio.  Von  posi- 
tivem Agio  ist  die  Rede,  wenn  ein  Münz- 
stück im  Verkehr  höheren  Kurs  hat  als  sein 
gesetzmäßiger  oder  sein  Staatskassenkurs 
ist.  So  wurden  die  Friedrichsdor  1750  als 
5 -Talerstücke  ausgegeben,  sie  erhielten  aber 
schnell  ein  positives  Agio  von  6,60/0  oder 
^3  Taler  das  Stück,  so  daß  ein  Friedrichs- 
dor 5^/^  Taler  galt  (s.  Friedrichsdor).  Um- 
gekehrt bekamen  die  preußischen  Scheide- 
münzen nach  1808  ein  negatives  Agio:  der 
Gutegroschen  galt  Anfang  1809  laicht  mehr 
12,  sondern  nur  noch  7  Pfennig,  hatte  also 
ein  Disagio  von  41,6  «/o.  Viel  größer  noch 
sind  die  Schwankungen  beim  Papiergelde, 
wo  Disagio  bei  zu  großer  Ausgabe  sofort  ein- 
tritt. —  A.  bezeichnet  auch  den  Überschuß 
der  Prägungsquantität  über  den  Münz- 
preis. So  bekam  man  in  Frankreich  für  das 
kg  Gold  3434,44  Francs,  aus  dem  kg  wurden 
aber  10  Fr.  mehr  geprägt,  was  ein  A.  von 
0,30/0  war.  Meist  nennt  man  dieses  A. 
»Prämie«,  S. 

Agleieti  denarii  Aquilejcnsis  monetae, 
Aglaier,  Aglyer,  Agleyr,  Agloier,  Agleyger, 
Agellaerer,  später  »Friauler  oder  Vrawler 
Münz«.  Es  sind  ursprünglich  Nachprägun- 
gen Friesacher  Pfennige  (vgl.  Abb.  177)  mit 
Vs.:  roh  gezeichnetes  geistliches  Brustbild 


i6 


AGNEL— AGRIPPINER 


mit  Krummstab  und  Buch,  u.  Rs. :  kreuz- 
geschmückter Giebel  eines  Kirchendaches 
zwischen  zwei  spitzbedachten  Türmen  — 
später  erscheinen  andere  Rs.bilder  — ,  in 
Aquileja  von  den  dortigen  Patriarchen  nicht 
vor  1 147  geschlagen  und  heißen  daher  ebenso 
wie  ihr  Vorbild  zuerst:  Friesacher,  Frisacen- 
sis,  Frissachenses,  Frisserio.  Die  verdeckte 
Nachmünzung  der  Friesacher  wurde  schon 
unter  Ulrich  IL  (1161 — 1182)  aufgegeben. 
Mit  Beibehaltung  des  übrigen  wird  die  Um- 
schrift ERIACEN  CO  I  CO  durch  AQVILE- 
GIA-P  ersetzt;  wozu  seit  Patriarch  Gott- 
fried (11 83 — 1195)  überdies  die  Anfangs- 
buchstaben des  Münzherrn  in  das  empor- 
gehaltene Buch  gesetzt  werden.  Erst  unter 
Wolfger  (1204— 12 18)  erhalten  die  Aglaier 
den  in  Oberitalien  heimischen,   schüssei- 
förmigen Typus,  der  dann  von  den  Görzer 
Grafen  in  Lienz  und  Latisana,  in  Triest  und 
von  dem  Kärntner  Herzog  Bernhard  für 
Laibach  nachgeahmt  wurde.  Unter  Wolf  ger 
haben  diese  Münzen  einen  Durchmesser  von 
20 — 21  mm,  Gewicht  von  1,22 — 1,30  g  oder 
I, —  1,05  g  und  wurden  aus  der  Venetia- 
ner  Mark  zu  238,3437  g  ausgebracht.   Der 
Denar  war  gleich   12,  später    14  piccoli, 
parvi  Veronenses  oder  auch  bagattini. 

Wegen  ihres  hohen  Feingehaltes  (im 
13-  Jh.  13V2  —IS  lötig,  später  weniger) 
imd  des  verhältnismäßigen  gleichmäßigen 
Gewichts  eroberten  sich  die  Aglaier  all- 
mählich ein  großes  Absatzgebiet,  welches 
vom  Piave  und  Tagliamento  bis  in  die 
Niederungen  der  Save  und  Drau  reichte. 
Die  letzten  Aquilejer  Münzen  über- 
haupt hat  Ludwig  IL  von  Teck  (1412 — 
1437)  geprägt  (l  Stück  =  0,70  g  und  wohl 
nur  noch  8  lötig).  —  Luschin  in  N.  Z.  3 
S.  192  ff.,  S.  539.  Themessl,  Münzen  u. 
Münzwesen  des  Patriarchenstaats  Aquileja, 
Wien  191 1.  Puschi,  La  zecca  de  Patriarchi 
d' Aquileja,  Triest  1884.  Derselbe,  franz. 
Übers.    Macon  1887.  Su. 

Agnely  Agnelet  s.  Mouton  d'or. 
Agnus  deiy  das  Lamm  Gottes  als  Benen- 
nung Christi,  beruhend  auf  dem  Ausspruch 
Johannes  des  Täufers:  Siehe,  das  ist  Gottes 
Lamm,  welches  der  Welt  Sünde  trägt  (Ev, 
Joh.  I  29),  kommt  auf  einer  Reihe  von 
Münzen,  Gold-  wie  Silber-,  als  Bild  einer 
Seite  vor,  und  zwar  das  Lamm  mit  der 
Kreuzfahne,  den  Kopf  rückwärts  wendend; 


auf  Goldgulden  mit  der  Gestalt  Johannes 
des  Täufers  wird  jenes  von  demselben 
häufig  auf  dem  Arm  gehalten  (s,  Schaaf- 
träger).  Es  erscheint  allein  auf  Denaren 
B.s  Alexander  von  Lüttich  (1129 — II35) 
mit  der  Umschrift  »agnus  patiens«,  dann 
kommt  es  weiter  vor  auf  den  Maillen  von 
Tirlemont  (s.  Abb.  172),  auf  Pfennigen  der 
Grafen  von  Toulouse  in  St.  Gilles,  auf  el- 
sässischen  Pfennigen  des  12. — 13.  Jh.s  (Fd. 
V.  Tränheim,  Menadier  D.  M.  IV  S.  46  ff.),  auf 
Großpf .  B.s  Heinrich  v.  Breslau  (s.  Abb.  187),. 
auf  den  Blancos  Johannes  L  von  Kastilien 
(1379 — 1390)  mit  der  Umschrift:  »Agnus 
dei  qui  tolis  pecatamundi  misere«,  dann  vor 
allem  auf  dem  danach  benannten  Mouton 
d'or  oder  Agnel(s,  d.,  s.  Abb.  238),  weiter  auf 
Münzen  des  Johanniterordens  in  Rhodus 
(Schlumberger  Tf .  XI),  auch  auf  Pfennigen 
Hartheknuts  von  Dänemark  (1035 — 1042) 
(Hauberg  Tab.  IV  Nr.  4—6);  zuletzt  er- 
wähne ich  die  Nürnberger  Goldmünzen  aus 
dem  18.  Jh.  u.  a. 

Seit  dem  12.  Jh.  ist  das  agnus  dei  ein 
häufiges  Bild  auf  geistlichen  französischen 
Siegeln  (Blanchet  II,  S.  237)  und  später 
auch  auf  zahlreichen  religiösen  Medaillen 
und  Marken.  Su. 

Agon,  griech.  d^wv,  das  Kampf  spiel;  per- 
sonifiziert z.  B.  als  Beiz,  auf  athen.  M.  in 
Gestalt  eines  Jünglings  mit  Palmzweig,  der 
sich  den  Kranz  aufsetzt;  ferner  erscheint 
zur  Aufschrift  lEPOC  ATON  ein  Jüngling 
sitzend,  mit  Preiskrone  in  der  Hand  (An- 
kyra  Galat.),  oder  stehend,  sich  krönend 
(Nikaia,  oder  ist  es  der  Agonothetes?);  mehr 
Nom,  V  S.  42.  Vgl.  unter  Athleten,  Spiele. 

R. 

J^onoihesiäy  griech.  d7a)Vo&ea(a)ia  = 
Veranstaltung  von  Kampf  spielen,  personi- 
fiziert als  weibl.  Kopf  a.  M.  von  Thessalo- 
nike;  die  A.  eines  Beamten  wird  inschriftlich 
erwäimt  a.  M.  von  Gordos,  Valerian.    R. 

A^noflieteSy  griech,  äycovoÖstt]?  =  Ver- 
anstalter von  Spielen,  erscheint  auf  griech. 
M.  als  Bezeichnung  des  prägenden  Beam- 
ten^ z.  B.  Iiri  d7(DVo98too  tA  hpiwz  Stä:  ßibt> 
To)  Zeßaatco  rXuxcüvo?  in  Perperene,  Mün- 
sterberg, Beamtennamen  8.251.  Wegen 
Darstellung  eines  A.  s.  unter  Agon.     R. 

^ostaro  s.  Augustalis. 

Agrlpplner  heißen  die  Kölner  Denare  des 
IX.  Jahrhunderts  und  ihre  Nachahmungen 


AHNENMÜNZEN— AKTAION 


17 


in  Friesland,  in  Westfalen,  in  Niedersachsen 
und  den  angrenzenden  östlichen  Ländern. 
Die  Agrippiner  waren  in  Friesland  das  lan- 
desübliche Geld,  die  hinterdrein  wegen  der 
Entfernung  durch  ein  einheimisches  leichte- 
res Geld,  die  Pfennige  »Reddnathes  mo- 
nete«  ersetzt  worden  sind  (s.  auch  Nieder- 
eibische Agrippiner).  —  Jesse  nr.  104; 
Men.,  D.  M.  IV,  S.  112;  Hooft  v.  Iddekinge, 
Friesland  en  de  Friezen  (1881)  S.  153  ff., 
196  ff.;  Tergast,  Ostfriesland  S.  3,  8  ff.    Su. 

Ahnenmünzen  der  Baktrer  (Abb.  54)  s. 
unter  Restituierte  M.  R. 

Aias,  Afa?,  lat.  Aiax,  s.  unter  Troischer 
Sagenkreis.  R. 

Aiglnailscher  Münzfuß  s.  unter  Äginäi- 
scher  M.  R. 

Aigis  s.  unter  Ägis. 

Algnel  s.  Mouton  d'or. 

Ainelas  s.  unter  Aeneas. 

Aion,  griech.  aEwv  =  Ewigkeit  (lat.  aeter- 
nitas),  auf  alexandr.  M.  Beischrift  zum 
Phönix  (s.  d.);  auf  griech.  M.  erscheinen 
Segenswünsche  in  der  Form  eh  ateva  (Tot)c 
xopfoüc  oder  za  Düöia),  s.  unter  Wunsch- 
münzen. R. 

Aitesamenos  (a?T7jcja>svoc,  Partiz.  Aor. 
Med.)  oder  im  Gen.-  voo  vor  Beamtennamen 
auf  griech.  M.  bedeutet,  daß  der  Betr.  den 
Antrag  gestellt  hat,  ihm  die  Herstellung  der 
betr.  Münzmasse  als  Leiturgie  zu  über- 
tragen; Beispiel:  ahri<sd\ievoq  KXaüSioc 
MsXac  veoi?  dve&TQxev  (Mylasa).  Zum  Ver- 
fahren vgl.  unter  Epimeletes.  —  Münster - 
berg,  Beamtennamen  S.  255.  R. 

Aif:2e,  türk.  »weißlich«  übersetzt  aus 
griech.  aaicpov.  Ein  halber  A.  als  Steuersatz 
begegnet  uns  schon  im  Berichte  Raäid-ad- 
dins  über  die  Verordnungen  des  Hülägüiden 
Ghäzän  (f  1304).  Unter  A.  ist  hier  wohl  der 
Asper  der  Komnenen  von  Trapezunt  zu  ver- 
stehen. Der  A. -i-*Dtmäni,  auch  *Otmäni  ge- 
nannt, wurde  von  Sultan  Urkhän  1328/9 
eingeführt  und  blieb  bis  zum  17.  Jahrh.  die 
einzige  Silbermünze  der  Türkei.  Bei  größe- 
ren Zahlungen  mußten  europäische  Gulden- 
groschen und  Taler,  türk.  Ghurüä,  aus- 
helfen. Anfänglich  waren  40  A.=  iGhurüS, 
60  A.  =  I  Altun.  Der  A.  mißt  l8  mm  und 
wiegt  1,2  g  (=  ungef.  Vi  Asper  des  Alexios 
IL,  1297 — 1330,  =  ^3  Dirhem)  bei  einem 
Feingehalt  von  900  p.  m.  Doch  sinkt  sein 
Gewicht  bis  Anfang  17.  Jahrh.  auf  0,33  g; 
WOTterbudh  der  Uflbazkunde. 


Größe  13  mm.  *Otmän  IL  (1618--22) 
prägte  außer  dem  A.  Münzen  zu  10  A. 
(Onlyk).  Bald  darauf  kommt  eine  neue 
Münzeinheit,  der  Pära  (s.  d.),  auf,  doch 
wurde  noch  im  18,  Jahrh.  meist  nach  A. 
gerechnet.  Um  1654  waren  80  A.  =  20 
Pära  =  I  GhurüS.  Um  1687  waren  120  A. 
=  40  Pära  =  I  Ghurüs,  270 — 360  A.  = 
1  Altun.  Gewicht  des  A.  0,19 — 0,13  g.  Der 
Typus  des  A.  war  seit  etwa  1402:  Vs.  Name 
des  Sultans,  Rs.  Wunschformel,  Jahr  und 
Prägeort.  Abb.  424.  S.  Piaster,  Altun.  — 
Süßheim,  Enz.  d.  Islam  I.  259  f, ;  d*Ohsson, 
Hist.  des  Mongoles  IV,  472 ;  Lane  Poole, 
Brit.  Mus.-Cat.  VIII;  B61in,  J.  As.  6  s6r. 
IIL  422  ff.,  446 ff.,  IV.  280—348;  Zambaur, 
NZ,  41,  145. 

A.  heißt  auch  die  Silbermünze  der  Krim- 
schen  Girei.  Anfänglich  (15.  Jahrh.)  etwas 
leichter  als  der  'Otmäni,  hat  sie  schon  im 
16.  Jahrh.  ungefähr  das  gleiche  Gewicht, 
1725  bloß  0,15  g.  Vs.  Name  des  Khans, 
Rs.  Tamghä,  Ort  und  Jahr.  S.  Pära.  — 
Retowski,  Die  Münzen  der  Girei.        V. 

Akmoniskos  (axixovtö^co?),  griech.  =  klei- 
ner Amboß,  heißt  in  einer  athen.  Inschrift 
—  Num.  Chron.  191 1  S.  352  — der  Unter- 
stempel im  Gegensatz  zum  Oberstempel 
(^^apajcirjp,  s.  d.).  R. 

Akropollsbilder  verschiedener  Städte  s. 
unter  Stadtbild.  R. 

Akrostichon,  richtiger  dxpoaxix^'^*  ^^^ 
oder  Gedicht,  bei  dem  die  Anfangsbuch- 
staben der  Worte  oder  der  Zeilen  ein  neues 
Wort  bilden;  darauf  beruht  z.  B.  die  Be- 
deutung des  Fisches,  griech.  b/b6<;,  als  Sinn- 
bild Christi:  l(>jaot3?)  X(piax6c)  0(eoü)  T(föc) 
2(a)Tr^p)  =  tx&öc  —  R.  E.  I  S.  1200.  — 
S.  auch  Chronostichon.  R. 

AkrostoliOlly  griech.  dxpoaT6Xiov=  Schiflfs- 
knauf,  ist  der  oberste  Teil  des  Vorstevens 
am  Schiffsvorderteil,  oft  spitz  zulaufend, 
manchmal  in  einen  Vogelkopf  auslaufend 
(X>3viax(5?,  s.  d.,  der  aber  auch  als  Heckzier 
vorkommt),  meist  aber  nach  innen  zurück- 
gebogen, auf  phönik.  M.  oft  als  Gallionsfigur 
gebildet;  allein,  wie  vom  Schiff  abgeschnit- 
ten, erscheint  es  auf  Semis  der  Flottenprä- 
fekten  und  Denaren  des  Brutus  undC,  Nor- 
banus;  deutlich  auf  Abb.  38.  60.  61.  —  R. 
E.  IS.  1207;  Journ.  int. XVI S.  130/42;  An- 
son,  Greek  coin  types  V  Tai.  XIV  ff.    R. 

Aktalon  CAxTaf<ov),böotischer Heros  und 


i8 


ALABASTOTHEKE— ALBUS 


Jäger,  der  von  Artemis  in  einen  Hirsch  ver- 
wandelt und  von  seinen  eigenen  Hunden 
zerrissen  wird.  Sein  Kopf  mit  Hirschgeweih 
erscheint  auf  M.  von  Kyzikos  und  Lamp- 
sakos.  —  R,  E.  I  S.  1209.  R. 

Alabastottieke  (dXaß[acrco&7})c7]]),  griech.  = 
Regal  zum  Aufstellen  der  kleinen,  fußlosen 
Ölfläschchen  (Alabastra),  heißt  in  einer 
athen.  Inschrift  —  Num.  Chron.  191 1  S. 
352  —  auch  das  Regal  zum  Aufstellen  der 
Ober-  und  Unterstempel  (xapaxx^pec  xal 
dxjioviaxoi)  von  Münzen.  R. 

AlacritaSy  lat.  ==  der  freudige  Eifer,  der 
Angriffsgeist;  daher  ist  das  Symbol  der  A. 
der  schnelle  Pegasus  (M.  des  Gallienus);  der 
P.  ist  auch  dem  Bildnis  des  Gallienus  beige- 
fügt auf  M-,  die  man  auf  die  M.stätte  Me- 
diolanum  als  Sitz  der  von  ihm  geschaffenen 
Schlachtenkavallerie  bezieht.  —  Z.  f.  N. 
37  S.  210/11.  R. 

St  Albansgulden.  Der  Probst  des  St. 
Albanstifts  in  Mainz  Melchior  Pfinzing  er- 
hielt 1518  vom  Kaiser  ein  Privileg,  Prä- 
senzmarken zu  prägen.  Es  geschah  bis  zum 
18.  Jahrh.  in  Gestalt  der  »Eselsgulden«, 
Goldgulden  mit  dem  Esel  als  Wappentier 
auf  der  Vs.  und  St.  Alban  mit  seinem 
Kopfe  in  den  Händen  auf  der  Rs.      S. 

Albertln,  Albertus,  war  eine  1599  einge- 
führte Goldmünze  der  Statthalter  der 
spanischen  Niederlande  Albert  und  Isabella 
zu  V3-Dukat  mit  dem  gekrönten  Schilde 
auf  der  Vs.  und  dem  Andreaskreuz  mit 
goldenem  Vließ  auf  der  Rs.  Er  wog  2,929  g 
und  hielt  2,318  g  Gold.  Auch  doppelte 
wurden  geschlagen.  —  Witte,  HI,  S.  12, 
Taf.  57,  Nr.  892—894.  S. 

Albertustaler  (Kreuztaler,  Patagon).  In 
den  spanischen  Niederlanden  schufen  die 
Gouverneure  Albert  und  Isabella  im  Jahre 
1612  das  i8-Patard-  oder  -Solstück,  eine 
Talermünze,  um  den  starken  Silberzufluß 
schneller  vermünzen  zu  können.  Diese 
Münze  bekam  von  dem  einen  ihrer  Urheber 
den  Namen  Albertustaler,  sie  trug  auf  einer 
Seite  das  spanische  Wappen,  auf  der  ande- 
ren das  Andreaskreuz,  von  dem  sie  den 
Namen  Klreuztaler  erhielt,  während  die 
spanischen  Truppen  ihr  den  Namen  »Pata- 
gon« (s.  d.)  beilegten  (Abb.  261).  Hier 
wurden  sie  bis  zum  Ende  der  spanischen 
Herrschaft  um  1700  geprägt.  1659 — 1802 
wurde  der  A.  in  den  Vereinigten  Nieder- 


landen geprägt,  er  hieß  hier  offiziell  »Silber- 
dukat«  und  trug  auf  einer  Seite  den  nieder- 
ländischen Löwenschild,  auf  der  anderen 
den  stehenden  geharnischten  Mann.  Da 
der  Albertustaler  ein  Feingewicht  von 
etwa  24,65  g  hatte,  aber  gleichen  Wert 
wie  der  25,98  g  Feingewicht  besitzende 
deutsche  Reichstaler  genoß,  wurde  dieser 
von  ihm  verdrängt.  Den  verhältnismäßig 
hohen  Kurs  hatte  der  Albertustaler  durch 
den  bedeutenden  Handel  der  Niederländer 
im  Osten  Europas  gewonnen:  er  war  be- 
sonders in  der  Ostsee  die  Haupthandels - 
münze  im  17.  Jahrh-  In  den  nördlichen 
Niederlanden  wurde  der  A.  wie  erwähnt 
bis  1802  geprägt,  in  den  österreichischen 
trat  175  s  an  seine  Stelle  der  Kronentaler 
(s.  d.).  In  anderen  Staaten  entstanden  die 
A.  nur  vorübergehend,  so  in  Lüttich  (1662 
— 86),  in  Braunschweig  (1747),  in  Preußen 
(1767,  1768,  1797),  in  Ungarn  (1752),  in 
Holstein  (l7S3),  in  Kurland  (1780).       S. 

Dänemark  ließ  A.  1781  und  1784  sowie 
in  einzelnen  späteren  Jahren  in  Altena 
prägen,  weil  man  der  Ansicht  war,  daß  ein 
guter  Kurs  sich  in  den  Städten  an  der  Ost- 
seeküste, z.  B.  Riga,  für  diese  Münze  er- 
zielen ließe.  Die  Münze  trug  auf  der  einen 
Seite  das  norwegische  Wappen,  auf  der 
anderen  das  vom  wilden  Manne  gehaltene 
dänische  Wappen.  Sie  wog  28,06  g  und 
hielt  24,36  g  Silber.  —  Schmieder  S. 
12 — 14;  Wirktide  Laf  44,  4 und  öfter;  De 
Wroyt,  Geidesstand,  S.46,  81  ff.;  Schrötter 
in  Act.  Bor.  Gesch.  I,  S.63,  64,  IV,  S,  204  ff- 

W. 

Albus  (denarius  albus,  Weißpfennig). 
Der  Albus  ist  eine  Groschenart,  die  um  die 
Mitte  des  14.  Jahrhs.  am  Niederrhein  die 
Hauptsilbermünze  wurde  und  dies  beinahe 
2  Jahrhunderte  bis  zum  Aufkommen  der 
Taler  blieb.  Am  Rhein  prägte  man  in  den 
geistlichen  Kurfürstentümern  zuerst  in  An- 
lehnung an  die  französischen  Königsturno- 
sen  Turnosgroschen  (s.  Groschen)  mit  einem 
doppelten  Schriftkreis  und  der  ursprüng- 
Hchen  Umschrift  (vgl.  Abb.  218  u.  219). 
Dieser  Groschen  wurde  in  dem  Münzver- 
trage von  1357  (Erzb.  von  Köln,  Stadt 
Köln  und  JüHch)  gleich  24  Pf.  ==  2 
Schillinge  gesetzt,  und  60  Stück  sollten 
auf  die  gewogene  Mark  gehen  (Rauhgew.: 
3,9  g;  Feingew.:  3,4  g).  Danach  wurden  in 


ALBUS 


19 


Trier  und  in  Köln  nach  1366  von  Kuno  von 
Falkenstein  (1362 — 1388  Eb.v,  Trier,  1366 
— 1368  Coadjutor  in  Köln,  1368/69, 1 370/71 
Administrator,  1369/70  Vikar)  leichtere 
Groschen  mit  einem  einfachen  Schrift- 
kreis, in  Köln  zuerst  noch  unter  Engel- 
bert III.  (1364 — 68)  mit  einem  Lilienkreuz 
und  stehendem  Bischof,  später  mit  einem 
Wappenschild  geprägt,  auf  der  Vorderseite 
aber  das  Brustbild  des  Apostels  Paulus 
unter  gotischer  Bedachung,  des  Kölner  wie 
Trierer  Domheiligen  (2,7  g  schwer  und 
800/1000  fein).  Dieser  Typus  ist  über  ein 
Jahrhundert  festgehalten  und  nur  vereinzelt 
durch  das  Christusbild  ersetzt  worden; 
nur  die  letzten  bis  zum  Jahre  1522  hinab- 
reichenden Stücke  tragen  die  Wappen - 
Schilde  auf  beide  Seiten  verteilt-  Auf  der  Rs. 
erscheint  bis  1386  ein  Schild  im  Sechspaß, 
dann  aber  als  Vereinsmünze  der  4  rheini- 
schen Kurfürsten  ein  Schild  in  der  Mitte 
eines  Dreipasses  mit  eingesetzten  Spitzen, 
in  dessen  Winkeln  sich  3  weitere  Schilde 
befinden,  eines  davon  das  Rad  von 
Mainz,  nach  welchem  die  Albus  auch 
»Raderalbus«  heißen  (s.  Abb.  220),  Für 
diese  Münzen  wird  der  Name  »Weißpfennig« 
urkundlich  zuerst  in  dem  Münzvertrage  von 
1372  zwischen  den  Erzbischöfen  von  Trier 
und  Köln  gebraucht.  Ob  die  eben  be- 
schriebenen Münzen  schon  vor  diesem 
Jahre  so  benannt  wurden,  läßt  sich  nicht 
sagen,  nur  ist  Tjrpus  wie  Münzgattung 
schon  vorhanden  gewesen.  »Weißpfennig« 
bedeutet  eine  hochhaltige  Silbermünze, 
welche  vermöge  ihres  Feingehalts  weiß 
ist  und  weiß  bleibt  (vgl.  Witten);  seit 
dem  letzten  Viertel  des  1 5.  Jhs.  bedient  man 
sich  auch  im  Deutschen  der  Bezeichnung 
»Albus«,  amtlich  zuerst  in  Deutzer  Münz- 
abrechnungen  1488  und  1490  und  im  Münz- 
vertrag von  1502  (Noß,  Trier  I»  S.  60  f.  u. 
Köln  II  S.  81).  1372  sollten  die  Albus  2,55  g 
rauh,  2,023  g  fein  wiegen  und  91^2  Stück 
auf  die  rauhe  Mark  gehen.  1386  wurde 
der  Albus  neben  dem  Gulden  zur  Vereins - 
münze  der  4  rheinischen  Kurfürsten  er- 
hoben: von  2,44  g  Rauh-  und  1,9  g  Fein- 
gewicht, 12%  lötig,  96  Stück  auf  die  rauhe 
Mark.  1493  von  2,05  g  Rauh-  und  1,2  g 
Feingewicht,  114  Stück  aus  der  9^3  Lot 
feinen  Mark,  Auf  den  Goldgulden  wurden 
•seit  1444  24  Albus  gerechnet. 


Dieser  rheinische  Groschen  ist  eine  sehr 
beliebte  Münze  gewesen  und  daher  von 
Heidelberg  an  der  Südgrenze  der  pfälzi- 
schen Lande  bis  Mors  an  der  niederrheini- 
schen Grenze  umgelaufen,  auch  ist  er  von 
zahlreichen  rheinischen  und  westfälischen 
Herren  nachgeprägt  worden,  z.  B.  von 
Jülich  und  Berg,  Essen  und  Werden,  Lim- 
burg und  Mors,  Münster  und  Osnabrück, 
Nassau  und  namentlich  in  Hessen  (s.  Hes- 
senalbus).  Am  26.  Juli  1511  wurden  die 
Herzogtümer  Jülich  und  KLleve  sowie  die 
Stadt  Köln  in  den  Münzverein  aufgenom- 
men (Zutritt  von  Hessen  schon  IS09): 
I  Albus  sollte  1,98  g  rauh  und  1,03  g  fein 
wiegen,  1 18  Stück  aus  der  6  d.  6  Grrän  f.  Mark 
geschlagen  werden,  i  Albus  =  yae  Gold- 
gulden, daneben  wie  auch  schon  früher  halbe 
Albus.  Typus:  Eigenes  Wappen  an  Stelle 
eines  Brustbildes,  dann  auf  allen  Geprägen 
das  Mainzer  Rad  ( »Radermünzen  4e)  zum 
Unterschied  von  wilden,  niederrheinischen 
Geprägen,  die  =  ^5»  Goldgulden  bewertet 
werden.  Doch  lange  dauerte  der  rheinische 
Münzverein  nicht  mehr,  er  verschwindet 
im  4.  Jahrzehnt  des  16.  Jh.s.  Längere 
Zeit  werden  dann  in  Trier  und  Köln 
keine  Albus  geprägt,  da  sie  zunächst  nicht 
mit  in  die  Reichsmünzordnungen  aufge- 
nommen wurden.  Trier  prägt  solche  erst 
wieder  1561,  1563,  64,  dann  1587—92  (1589 
38  Albus  auf  den  Goldgulden,  34  auf  den 
Taler,  128  Stück  aus  der  6%  L.  5  Gr.  feinen 
Mark,  also  i  Stück  1,82  g  r.  u.  0,77  f.  schwer). 
Seit  1609  wurden  dann  in  Trier  große  Massen 
Albus  geschlagen,  in  der  Kipperzeit  1620 — 
162 1 6-,  3-  u,  I  -Albusstücke  zu  8  und  9  Pfen- 
nigen. Von  1 623 — 36  fand  in  Frankfurt  a.  M. 
und  in  Mainz  eine  enorme  Albusprägung 
statt,  die  Stadt  Worms  prägte  zwischen  1649 
und  1682  nur  Albus,  1610  und  i6ix  auch 
die  Grafen  von  Salm  und  von  Sohns.  Im 
17.  Jahrhundert  hießen  die  nun  zur  Scheide- 
münze gewordenen  Albus  in  Trier  Petcr- 
mäimchen  (s.  d.);  die  letzten  wurden  kurz 
vor  1789  geprägt:  250  Stück  aus  der  6% 
lötigen  Mark:  0,94  g  rauh  und  0,38  g  fein 
schwer,  daneben  auch  Drei -Albus  seit  dem 
Ende  des  17.  Jh.s. 

Li  Köln  schloß  man  sich  mehr  an  das 
Münzwesen  des  niederrheinisch-westfäli» 
sehen  Kreises  an.  Kur-  und  Stadt  Köln 
und  Jülich  schlugen  1582/8.^  8-.  4-  und  2- 


20      ALCHEMISTISCHE  MÜNZEN  UND  MEDAILLEN— ALEXANDRINER 


Albusstücke,  der  8  fache  ==  4,45  g,  der  4- 
fache  =  2,7  g  (der  Albus  5=  12  Heller); 
diese  Münzsorten  wurden  besonders  im 
17.  Jh.  geprägt,  von  Stadt  Köbi  und  Jülich- 
Berg  seit  1627  bzw.  1629  in  erheblichen 
Mengen  sogenannte  Blafferte  (=4-Albus) 
und  später  auch  Doppelstücke,  1627  8- 
Albus,  zu  6v■|^  auf  die  8  d.  f.  Mark,  also  3,80 
gr-,  2,53  g f.,  4-Albus  zu  ^^^U  ^^  ^^®  5  ^-  ^• 
Mark,  also  2,95  g  r.,  1,23  g  f.  schwer;  im  An- 
schluß daran  wurden  sie  auch  von  Kurköln 
geschlagen.  Dieses  ging  aber  seit  1657  zur 
Prägung  von  HalbblafiFerten,  dem  Dreifachen 
des  Fettmännchen,  in  Massen  über,  welche 
dann  später  auch  in  Jülich-Kleve  und  Stadt 
Köln  geschlagen  wurden,  und  diese  Münz- 
sorte  beherrschte  ca.  30  Jahre  den  nieder- 
rheinischen Verkehr.  Die  letzten  4-  und  8- 
Albusstücke  prägte  man  in  Kurköln  1739, 
dann  traten  die  Stüber,  die  aus  Jülich-Berg 
kamen,  an  ihre  Stelle,  die  schon  seit  dem 
Anfang  des  17.  Jh.s  den  Albus  allmählich 
verdrängten,  i  Stüber  =  1^3  Albus, 
I  Albus  =  3/4  Stüber. 
1579  galt  der  Taler  in  Köhi  =  60  Albus 

1Ö04    »      »       „      „      „      =  74     M 

und  mehr, 
1624  „  „  „  „  „  =  78  Albus 
1Ö58  „  ,,  ,,  „  „  =  80  „ 
Anfang  des  18.  Jh.s  wurde  nach  Annahme 
des  Leipziger  Fußes  die  Albuswährung  ver- 
lassen, sie  bildete  aber  nach  wie  vor  die 
Grundlage  jeder  Berechnung,  und  es  hatten 
die  y6-Stücke  und  ihre  Teile  einen  gewissen 
Kurs  in  Albus  (i/e  Tlr.  =  13  Albus).  — 
Joseph,  das  Gepräge  der  rhein.  Albus  in 
Frkf.  Mztg.  1901  S.  153 ff.;  Noß,  Köln  Bd. 
2,  3,  4 und  Trier  Bd.  1 2;  Noß,  Der  nieder- 
rhein.  Albus  in  Bayr.  Mitt.  XI.  Jg.  1892 
S.  I  ff. ;  V.  Schrötter,  Trier.  Su. 

Alchemistische  Mfinzen  und  Medaillen 
hießen  solche,  von  denen  man  annahm,  daß 
sie  aus  Metallen  hergestellt  waren,  die  ihre 
Veredelung  auf  künstliche  Weise  gefunden 
hatten,  welche  Kunst  Sache  der  Alchemie 
war.  Die  Lehre  der  Galen,  Geber,  Avicena 
vom  Stein  der  Weisen  oder  i>Großen 
Medizin«,  womit  es  möglich  sein  sollte, 
alle  Metalle  in  Gold  oder  Silber  zu  ver- 
wandeln, fand  ebenso  Glauben  wie  die 
Nachrichten  von  den  damit  erreichten  Er- 
folgen, daß  z.  B.  Raimund  Lullus  1332  dem 
Könige  von  England  auf  diese  Weise  das 


Gold  für  die  zum  Kreuzzuge  nötigen 
Rosenobel  (s.  d.)  verschafft  habe,  welcher 
Glaube  bis  ins  18.  Jahrhundert  lebendig 
blieb.  Sehr  viele  der  a.  M.  tragen  eine 
ihre  Herkunft  bezeugende  Umschrift,  oder 
man  sah  in  einer  Umschrift  den  Hinweis, 
auf  solchen  Ursprung,  so  in  dem:  Vide 
mira  Domini  der  dänischen  Dukaten  von 
1647.  Mit  die  letzten  sind  die  Kronemann* 
sehen  Taler  (s.  d.).  Die  auf  manchen 
Münzen  vorkommenden  chemischen  Zeichen 
wie  Venus,  Mercurius,  Sulphur  sind  Münz- 
meisterzeichen  (s.  d.),  wurden  aber  viel- 
fach für  alchemistische  gehalten.  Solche 
Zeichen  finden  sich  z.  B.  auf  den  Talern 
Gustav  Adolfs,  die  der  Münzmeister  Joh. 
Schneider,  gen.  Weißmantel,  1621  in  Erfurt 
schlug.  —  H.  Feith  in  Beri.  M.  Bl.  1909, 
S.  211  ff.  S. 

Alexander-Medaillone  von  Tarsos  und 
Abukir  (Abb.  103)  s.  unter  Niketeria.    R. 

Alexandrela»  Personifikation  der  ägypt. 
Stadt  dieses  Namens,  auf  M.  mit  dieser 
Beischrift  als  Kopf  oder  Ganzfigur  vor- 
kommend, mit  Elefantenkopffell  als  Kopf- 
schmuck, Kjanz  und  Zepter;  auf  röm,  M. 
des  Aemil.  Lepidus  ihre  Büste  (Alexandrea} 
mit  der  Mauerkrone.  R. 

Alexandreib,  Alexandreion,  Alexandreios. 
=  Alexanderstück,  heißen  mehrere  nach 
einem  Alexander  benannte  Münzen:  'AXe- 
£av8petoc,  -a,  -ov,  ergänze  cJxotTjJp,  Spa^H-i- 
bzw.  xpwüßoXov,  steht  auf  Silbermünzen 
Alexanders  von  Pherai,  369 — 357  v.  C.  — 
riToXefiatoü  'AXeSdvBpeiov,  ergänze  (nach 
Pollux  IX  85)  vofxiöjia,  =  Alexanderstück 
des  Ptolemaios,  steht  auf  einer  M.  Ptole- 
maios*  L  —  'AXe£dv8peio?  OTaiiQp  (oder* 
;Cpüöoüc)  hieß  nach  Pollux  IX  59  und  In- 
schriften der  Goldstater  Alexanders  des. 
Großen  (Abb.  49  der  Doppelstater),  und 
die  silberne  'AXe£av8pefa  (oder  dp^üpiou' 
'AXeSavSpeioü)  Spa^fi-T^  (Abb.  48  das  Tet- 
radrachmon)  erscheint  in  den  Inschriftea 
als  Zahlungsmittel,  als  Rechnungsmünze, 
ja  auch  als  Gewicht.  Polyb.  34,  8,  7 
rechnet  nach  ißoXol  AXfi^avSptvoi;  alle 
diese  M.  Alexanders  sind  nach  attischem 
Fuße  (s.  d.)  geprägt  und  erhoben  diesen 
zum  Weltmünzfuße.  —  R  £•  I  S.  1397;, 
V  S.  1618  n.  8;  IV  A  unter  Stater.     R. 

Alexandriner  nennen  wir  nach  ihrer  ver- 
mutlich einzigen  Prägestätte  die  in  Alex- 


ALEXIUSDOR— ALLEGORIE 


21 


andreia  in  Ägypten  als  Provinzialgeld  für 
dies  Land  ausnahmsweise,  seiner  Sonder- 
stellung in  der  augustischen  Reichsver- 
fassung entsprechend,  geprägten  Kaiser- 
münzen.  Die  Prägung  in  Bronze  beginnt 
mit  Augustus  in  engem  Anschluß  an  die 
letzten  Bronzemünzen  der  Kleopatra,  ist 
z.  T.  auch  wie  diese  mit  den  Wertzeichen 
n  =  80,  M  =  40  versehen  und  erfolgt 
reichlich  bis  Commodus  (Abb.  92,  93),  spär- 
lich bis  Aurelianus;  die  in  Billon  (Abb,  91) 
reicht  von  Tiberius  bis  zur  Tetrarchie 
des  Diocletianus  und  Maximianus  mit 
ihren  Caesares  Constantius  und  Galerius, 
und  zwar  bis  Jahr  12  des  Diocletianus, 
=  295/6  n.  C;  dann  wird  ^uch  in  Ägyp- 
ten, wo  schon  seit  293/4  röm.  M.  nach 
dem  Fuße  der  Münzreform  geprägt 
wurden,  diese  Reform  ausschließlich  durch- 
geführt. Die  Billon-M.  sind  gleichfalls  die 
Fortsetzung  der  früheren,  in  der  letzten 
Königszeit  zum  Billon  herabgesunkenen 
ptolem.  Tetradrachmen,  enthalten  anfangs 
soviel  Silber  wie  ein  röm.  Denar  und  er- 
halten durch  Zusatz  von  etwa  dreimal 
soviel  Kupfer  ungefähr  die  Größe  und 
Schwere  eines  Tetradrachmons,  sinken  aber 
schneller  im  Schrot  und  Korn  als  die 
reichsröm.  Silbermünzen  und  werden  im 
3.  Jh.  gegen  das  Ende  von  Valerianus' 
Regierung  in  deren  Zusammenbruch  hinein- 
gezogen ;  ihr  durch  Sud  (s.  d.)  an  der  Ober- 
fläche sichtbar  gemachter  Silbergehalt  be- 
trägt dann  nur  noch  3  bis  0,3%.  —  Auf 
der  Vs.  der  M.  erscheint  fast  stets  der  Kopf 
des  Kaisers,  und  es  wird  hier  noch  aus- 
gedehnter als  in  der  röm.  Prägung  den 
Angehörigen  des  Kaiserhauses  das  Bildnis - 
recht  als  eine  Art  Ehrenmünzrecht  zuteil. 
Datiert  sind  die  A.  mit  dem  Jahreszeichen 
L  und  darauffolgender  Regierungsjahres- 
zahl des  Kaisers,  in  antedatierender  Weise 
so  berechnet,  daß  die  Zeit  vom  Antritt 
bis  zum  ägypt.  Kalenderneujahr  (damals 
der  29.  August  iul.)  als  Jahr  i  (L  A) 
gilt  und  von  da  an  Regierungs-  und  Ka- 
lenderjahr gleichlaufen,  LB,  LV  usw.  (s. 
Datierung).  Die  Rs. -Bilder  sind  ungemein 
mannigfaltig:  ihre  historischen  Typen  be- 
gleiten die  Reichsgeschichte,  wie  sie  die 
Regierung  in  Rom  gesehen  wissen  wollte; 
ihre  religiösen  Typen  lassen  zwar  die 
ägSTPtischen  Kulte  bes.  hervortreten,  stellen 


daneben  die  reichsröm.  Personifikationen 
u.  dgl.  häufiger  dar  als  sonst  auf  grieck 
kaiserl.  M.  üblich  ist,  geben  aber  auch 
sonst  kunstmythologisch  viel  wichtigen 
Stoff.  —  J.  Vogt,  Die  alexandrin.  M. 
1924;  Segrfe,  Metrologia  S.  4070.;  Biblio- 
graphie bis  1900:  Journ.  int.  III  S.  344/50. 

R. 

Alexiusdor  hießen  die  Pistolen  (s.  d.) 
des  Herzogs  von  Anhalt -Bemburg  Alexius 
Friedrich  Christian  (1796 — 1834). 

Alfenlde  ist  eine  Metallkomposition  aus 
60  Teilen  Kupfer,  30  Teilen  Zink  und  10 
Teilen  Nickel;  sie  wird  für  geringwertige 
Medaillen  und  Jettone  benutzt. 

Alfonsino  ist  i.  ein  Marabitino  (s.  d.), 
Rev.  num.  1847  S.  131  ff.,  Jesse  nr.  372, 
2.  eine  Silbermünze  Alfons  IV.  v.  Portugal 
(1325—1357),  die  im  Verhältnis  von  3  : 4 
zu  den  gewöhnlichen  Denaren  steht  (9 
Stück  =  I  solidus).  Typus:  Vs.  Kreuz, 
Umschr.  ALFREX  PORTVGL  Rs.  die 
Quinas,  Umschr.  AL-GA-RB-II.  Gewicht 
15  gräos  =  ca.  0,75  g.  — Aragao  I  S.  170  ff. 

Su. 

Alfonsino  d'oro  =  Ducatone  di  oro 
(s,d.), 

Alfenso  de  ouro  s.  Affonso  de  ouro. 

Alfonso  d'oro  ist  die  mit  dem  Dezimal- 
system 1871  eingeführte  spanische  Gold- 
münze mit  8,065  g  Gewicht  und  7,2585  g 
Goldgehalt  zu  25  Pesetas.  Auch  Stücke 
zu  20  und  10  Pesetas  wurden  gemünzt. 

S. 

Allm(enta)  Ital(lae)  kommt  auf  den  M. 
des  Traianus  als  Unterschrift  zu  einer  von 
einem  oder  mehr  Kindern  begleiteten  Frau 
(Abundantia)  vor  (oder  der  ICaiser  allein 
vor  den  Kindern  stehend  oder  der  Kaiser 
sitzend,  vor  ihm  Itaüa  mit  Kindern)  und 
bezieht  sich  auf  die  staatl.  Beitragsleistung 
zur  Unterstützung  armer  Kinder  in  Italien. 
Auf  ähnliches  nehmen  die  M. -Legenden 
Tutela  Italiae  unter  Nerva  und  die  Puellae 
Faustinianae  unter  Faustina  sen.  Bezug, 
s.  unter  T.  und  P.  —  R.  E.  I  S.  148S/6.   R- 

Alkinoos  s.  unter  Gärten  des  Alkinoos. 

Allegorie,  sinnbildliche  Darstellung  ab- 
strakter Begriffe  durch  konkrete  Bilder; 
z,  B.  ist  die  A.  der  Opferfreudigkeit  ein 
Pelikan,  der  sich  die  Brust  aufreißt,  um 
mit  seinem  Herzblute  seine  Jungen  zu 
nähren   (Medaille    von   A.    Pisano),       In 


22 


ALLIANZWAPPEN-ALTAR 


Wiederaufnahme  antiker  Gewohnheit  sind 
allegor.  Bilder  sehr  häufig  auf  den  Medaillen, 
bes.  denen  der  ital.  Renaissance  und  dann 
auf  solchen  des  17.  bis  zum  19.  Jh.  Vgl. 
unter  Personifikation,  Symbol  und  den 
einzelnen  Stichworten.  R. 

Allianzwappen,  Ehewappen,  Heirats - 
Wappen,  sind  zwei  nebeneinandergestellte 
oder  in  einem  Schilde  vereinigte  Wappen, 
von  denen  das  erste,  vom  Standpunkte 
des  Beschauers  links,  das  des  Mannes,  das 
andere  das  der  Frau  ist  (vgL  Salut).  Auf 
Kurantmünzen  kommen  dergleichen  Wap- 
pen selten  vor,  während  sie  auf  Denk- 
münzen und  Medaillen  häufig  zu  finden 
sind.  Su. 

Allowance,  englisch  =  Remedium. 

AI  marco.  Das  Justieren  al  marco  be- 
stand darin,  daß,  ohne  das  Gewicht  der 
einzelnen  Münzen  zu  prüfen,  eine  gewisse 
größere  Menge  auf  ihr  Gesamtgewicht  egali- 
siert wurde.  Das  dabei  gestattete  Reme- 
dium war  im  Mittelalter  sehr  weit;  so  be- 
stimmten die  Städte  Nordhausen  undEUrich 
im  Jahre  1350,  daß  die  Pfennige,  wenn  144 
schwerste  und  156  leichteste  je  einen  Vier- 
dungwogen, noch  ausgegeben  werden  dürf- 
ten. Für  die  größeren  Münzen,  die  Groschen, 
wurde  später  die  Justierung  al  pezzo  (stück- 
weise) angeordnet,  doch  geschah  sie  mcht 
immer.  Auch  die  Prüfung  des  Feingehalts 
erfolgte  al  marco:  so  war  in  Wien  1440  die 
Feine  der  Pfennige  gesetzlich  440/icxx),  doch 
wurden  429  bis  457/1000  durchgelassen, 
was  ein  Remedium  von  etwa  3  bis  4%  ist. 
Ähnliche  Bestimmungen  finden  sich  bis 
in  das  18.  Jahrhundert  (s.  auch  Seigern), 
so  daß  bei  derartig  justierten  Münzen  immer 
nur  ein  Näherungswert  in  Schrot  und  Korn, 
nicht  der  gesetzliche  Münzfuß  erwartet 
werden  darf.  —  Luschin,  S.  ^^  f.,  203 — ^205, 
225.  S. 

Almosengeld,  -pfenn^.  Schon  auf  einem 
Denar  Pippins  des  Kurzen  mit  sorgfältiger 
Gestaltung  des  Namens  PIPI  DOM  und 
auf  einem  besonders  großen,  fast  achtfachen 
Penny  (10,52  g  schwer)  Alfreds  des  Großen 
von  England  (Grueber  S.  24)  findet  sich  die 
Aufschrift  Elimosina  oder  Eli(mosina) 
mo(neta);  diese  Pfennige  sind  offensicht- 
lich Geschenkmünzen  gewesen  und  als 
Vorläufer  der  noch  gegenwärtig  in  Eng- 
land ausgegebenen  maundy  money  (s.  d.) 


anzusprechen.  Doch  sind  sonst  erst  in  der 
Neuzeit  besondere  Armenmünzen  oder 
Marken  geprägt  worden,  Münzen  noch  im 
15.  Jahrh.  in  der  Stadt  Utrecht,  Pfennige 
mit  der  Aufschrift:  )>dit  is  der  Armen 
Pennig«,  v.  d.  Chijs,  Utrecht  S.  315  f. 
Tf.  XXV,  II  ff.,  und  von  Georg  Rudolph, 
Herzog  z.  Liegnitz-Brieg  1622  Dreigröschel 
zum  Austeilen  unter  die  Armen  am  Kar- 
freitag mit  der  kehrs.  Auf  sehr.:  Fuerstl. 
Almos.  (Schmieder  S.  17).  Vor  allem  aber 
Marken  u.  Zeichen,  so  Münstersche  Marken 
mit  der  Bezeichnung  ele(mosina),  Armen- 
geld der  einzehaen  Kirchspiele  i.  Dtschld., 
zahlreiches  mannigfach  gestaltetes  kirch- 
liches Armengbld,  der  »merellus  mandati 
pauperum«  v.  Arras,  die  Mereaux  v.  Tour- 
nay  mit  der  Aufschrift  »ce  sont  ä  pauvres« 
und  von  Brüssel  aus  dem  Hunger  jähr  1558 
das  »aelmoesse  van  4  stu(vers)  gefordeert 
in  der  eewicheyt  in  de  kerke  van  d 
Zavele«.  Daneben  gab  es  auch  städtische 
gleich  verbreitete  Annenzeichen,  so  in 
Nürnberg  zuerst  1526;  hier  fanden  sie  eine 
besonders  mannigfaltige  Ausstattung  in 
dem  Armenbrotzeichen,  in  der  Armen- 
Abendmahlsmarke  und  den  Wöchnerinnen- 
almosen. Hierher  gehören  auch  die  noch 
im  19.  Jahrh.  während  besonderer  Not- 
stände geschlagenen  Brotmarken.  — Mena- 
dier,  Schausammlung  S.  497  ff.  Su. 

AI  numero  ==  al  pezzo  (s.  d.). 

AloEtaler  sind  Medaillen  des  16.  und 
17.  Jahrhunderts,  die  auf  die  zum  Blühen 
gebrachten,  damals  in  Deutschland  noch 
sehr  seltenen  Aloestauden  geprägt  wurden 
und  die  auf  einer  Seite  die  blühende  A. 
zeigen.  —  Bl.  f.  M.  Fr.  1927,  S.  22  ff., 
Taf,  331.  S. 

AI  peiml  =  al  pezzo  (s.  d.). 

AI  pezzo,  ital.,  deutsch:  stückweise. 
S.  AI  marco. 

Alphabet  s.  Schrift. 

Altar,  lat.  ara,  meist  viereckiger  oder 
runder  Steinklotz,  auf  dem  Opfer  dar- 
gebracht wurden;  gewöhnlich  mit  Flamme 
oben  und  bekränzt  oder  mit  einer  Taenia 
umwunden,  oft  mit  einem  Bucranium  ge- 
schmückt, ist  er  sehr  häufig  auf  griech.  u. 
röm.  Münzen  zu  Füßen  des  opfernden 
Gottes  oder  ICaisers,  auch  als  selbständiges 
M.-Bild:  z.  B.  auf  Kleinbronzen  des  Au- 
gustus  (in  der  Mitte  eingekehlt,  wie  ein 


ALTDORFER  SCHULPRÄMIEN— ALTUN 


23 


Ambos  aussehend,  Willers,  Rom.  Kupfer - 
prägung  S.  182);  in  Amasia:  gemauerter 
Unterbau  mit  Baum  daneben,  oben  die 
Flamme,  oder  oben  noch  ein  kleinerer 
Altar  und  darauf  die  Flamme;  in  Magnesia 
Ion.  kommt  ein  mehrstöckiger,  leucht- 
turmähnl.  A.  vor.  Bei  Rauchopfern  wird 
der  A.  auch  durch  Dreifuß  oder  Thymia- 
terion  (s.  d.)  ersetzt.  Ein  typisches  M.- 
Bild ist  er  auf  den  zur  Consecratio  (s.  d.) 
eines  Kaisers  geprägten  M.  (Abb,  79);  sonst 
sei  von  M.  noch  die  Ära  pudic(itiae),  Salutis 
und  Providentiae  erwähnt;  vgl.  Bernhart, 
Handbuch  S.  13 1/2.  —  In  hellenistischer 
Zeit  legt  man  große  Altarbezirke  an,  d.  h. 
Altarbauten  von  Hallen  umgeben,  zu  denen 
man  auf  einer  Freitreppe  emporsteigt; 
so  der  berühmte  große  A.  von  Pergamon 
auf  einer  städtisch-kaiserl.  M.,  ähnlich  die 
augusteische  Ära  Pacis  (M.  des  Nero  und 
Domitianus;  Ost.  Jahreshefte  V  S.  153 
Taf.  III),  von  deren  Reliefschmuck  eine 
Platte  auch  auf  einem  Med.  des  Prinzen 
Marcus  (Gnecchi,  Med.  Taf.  66,  6)  kopiert 
ist;  berühmte  Altäre  auf  M.  sind  noch 
der  von  Tarraco  und  der  Altar  der  Roma 
und  des  Augustus  von  Lugdunum  (zur 
Deutung  vgl.  Rev.  num.  1904  S.  33/63 
und  Bonner  Jahrb.  ni/12  S.  442f.  gegen 
N.  Z.  34  S.  101/12).  —  R.  E.  I  S.  1640/91; 
Anson,  Greek  coin  types  IV  Taf.  I — IIL 

R. 

Altdorter  Schulprämien  sind  Belohnungs- 
medaillen für  fleißige  Studenten  der  1577 
gegründeten  Nürnberger  Akademie,  seit 
1623  Universität  Altdorf.  Es  gibt  solche 
aus  der  Zeit  1577  bis  1626  in  großer  Menge: 
Im  Hof  führt  190  Nummern  auf.  Sie  sind 
von  Silber,  32  bis  16  mm  im  Dm.,  nach 
Klassen  abgestuft,  mit  reicher,  meist  der 
antiken  Literatur  entlehnten  Symbolik 
versehen,  indem  auf  der  Vs.  ein  Sinnbild 
des  Fleißes,  auf  der  Rs.  ein  Spruch  er- 
scheint. —  Im  Hof  II,  S.  218--298;  Bl. 
f.  M.  Fr.   191 1,  Sp.  4723  ff.  S. 

Altemativwähning  hat  man  die  Art  der 
Währung  genannt,  bei  der  wie  in  Preußen 
1764  bis  1850  für  gewisse  Zahlungen  regel- 
mäßig Gold,  für  andere  Silber  gegeben 
wurde.  Jedoch  abgesehen  von  der  gesetz- 
mäßigen Goldquote  der  Zölle  und  Steuern 
war  ein  solcher  Unterschied  doch  nur  ein 
usancemäßiger,  wie  z.  B.  in  Deutschland 


die  Pferdepreise  vor  1870  in  Pistolen 
ausgedrückt  wurden,  ohne  daß  es  jemandem 
verwehrt  war,  statt  Pistolen  Taler  zu 
zahlen.  Man  gebraucht  daher  besser  das 
Wort  »Parallelwährung«  (s.  d.).  S, 

AltfurstUche  Häuser.  Im  alten  deutschen 
Reich  hießen  Fürsten  die  Stände,  die  in 
dem  Kollegium  des  Reichsfürstenrats  saßen. 
Die  endgültige  Festsetzung,  welche  Häuser 
hierzu  gehörten,  geschah  im  16.  Jahr- 
hundert, namentlich  im  Jahre  1582,  seit- 
dem die  Reichstagsstimme  an  das  Terri- 
torium geknüpft  war.  Alle  später  er- 
nannten und  zum  Reichstage  zugelassenen 
Fürstenhäuser  hießen  zur  Unterscheidung 
von  diesen  bisherigen  altfürstlichen  Häusern 
neufürstliche.  S. 

Altmisplik,  Altilik  —  türkische  Münzen; 
s.  Piaster.  V. 

Altun  (türk.  Gold),  Sultan!  altun  —  von 
Muliiammed  IL  1454  eingeführte  türkische 
Goldmünze.  Vorher  waren  ausländische 
Goldmünzen,  vornehmlich  venetianische 
Dukaten  (Fluri,Fundukly)  (ausBundyfe,  d.h. 
Venedig),  Bundulfi,  Jaldyz  altunu,  Sikke-i 
ifrendjiye,  ICyzyl  (roter)  Ghurüä  im  Ge- 
brauch, um  1500  =  60  AfeSe,  um  1700  = 
300—400  Aköe,  um  1800  =  210  Pära.  Der 
Altun  wird  von  den  Orient.  Schriftstellern 
auf  verschiedene  Weise  bezeichnet:  unter 
europäischem  Einfluß  heißt  er  Flürl,  unter 
persischem  Shähi,  Abb.  432,  unter  ägypti- 
schem—  Ashrafi  oder  SheriEi.  Er  wiegt  3,43 
g,  mißt  18 — ^21  mm  und  ist  in  2  Haupttypen 
bekannt,  von  denen  der  jüngerezuerst  1574 
vorkommt.  Beide  haben  als  Vs.  den  Namen 
des  Sultans,  Ort  und  Jahr  des  Regierungs- 
antrittes und  unterscheiden  sich  vonein- 
ander durch  die  auf  der  Rs.  genannten  Titel. 
Seit  1703  hat  der  Name  T^ghräform  (daher 
diese  A.  T^ghräly  heißen)  und  der  gewöhn- 
liche Typus,  der  sich  bis  in  die  neueste  Zeit 
erhalten  hat,  ist:  Vs.  Jughrä,  Rs.  Ort  und 
Jahr.  Diese  A.  mit  der  Tughrä  heißen 
Fundut  altun  oder  Fundufely.  Da  sie  bei- 
derseits am  Rande  einen  verzierten  Kreis 
(Kette)  haben,  werden  sie  auch  Zendjirli 
(die  ersten  solchen  A.  hießen  auch  Djedid 
Zer  Istanbul)  genannt.  171 1  wurde  der 
Zer  Mafebüb  (schönes  Gold),  Goldmünze  von 
2,59  g,  eingeführt,  der  bis  ca.  1810  neben 
dem  Fundulfly  kursierte  und  gewöhnlich, 
abgesehen  davon,  daß  der  Name  Jugbrä- 


24 


ALTYN-AMAZONEN 


form  hat,  vom  selben  Typus  wie  der  1574 
eingeführte  A.  ist.  Doch  wird  der  äußere 
Unterschied  zwischen  den  beiden  Gold- 
münzen oft  nicht  eingehalten.  Daneben 
wurden  hin  und  wieder  Halb-  (Ni§flya, 
Nu§§  Ma^ibüb)  und  Viertelstücke  (Rub*), 
sowie  größere  Münzen,  deren  Gewicht  iVa, 
2  und  5  Fundufely  entspricht,  geprägt. 
Feingehalt  um  1703  995—938,  um  1808 
nur  800  p.  m.  Die  in  Nordafrika  geprägten 
A.  weisen  oft  andere  Typen  auf. 

Unter  Mahmud  11  sank  a.  1822  das  Ge- 
wicht der  Goldmünzen  bis  auf  1,60  g,  Fein- 
gehalt 830  und  748  p.  m.  Diese  Münzen 
heißen  nach  dem  auf  ihnen  neben  der 
Tughrä  an  Stelle  des  Rosenzweiges  stehen- 
den Worte  *AdlT.  Die  A.  der  J.  21—25 
Malimüds  (1828 — ^32)  mit  dem  Worte  Ghäzl 
am  oberen  Rande  der  Rs.  wiegen  1,80  g, 
halten  873  fein  und  heißen  Ghäzl  oder 
Khairlye  Altunu;  s.  Piaster,  Sultänl. 

A.  wurde  auch  der  Dmär  genannt,  wie 
die  in  Georgien  gebräuchlichen  Bezeichnun- 
gen Üzaltun  und  Minaltun  für  Münzen  zu 
100  und  1000  Dinar  beweisen  (s.  *Abbäsi), 
Literatur  s.  Piaster.  Ibn  Batüta  II  444; 
Marcel,  Tableau  22.  V. 

Altyiiy  Alt^nnlk,  ist  eine  russische,  den 
Tataren  im  XIV.  Jht.  entlehnte  Rechen- 
münze zu  6  Denga  (s.  d.),  später  =  3  Ko- 
peken. Die  Abstammung  des  Wortes  wird 
verschieden  gedeutet,  bald  von  altyn  = 
Gold,  alty  =  sechs,  oder  sogar  alty  tijn  = 
sechs  Eichhörnchen.  Letztere  Deutung  hat 
einen  gewissen  Beigeschmack  von  der  Pelz- 
theorie  (s.  Pelzwerk)  an  sich.  Als  eine  Art 
Notmünze  erscheint  der  A.  in  Kupfer,  vom 
Zaren  Alexej  (1645—1676)  zugleich  mit 
einer  Reihe  anderer  nicht  vollwertiger  Mün- 
zen von  1654—1663  ausgegeben  (vgLRubel- 
jefimok,  Jefimok,  Poltina,  Cetvertina,  Gro§ 
undKopeke).  — Derin  Silber  von  Alexej  und 
von  seinen  Söhnen  Teodor  (1676— 1682),  Ivan 
(1682 — 1696)  und  gemeinsam  von  Ivan  und 
Peter  geprägte  A.  war  wohl  in  Rußland 
der  erste  Versuch,  eine  vollwertige  Münze 
zu  schaffen,  die,  ohne  mit  dem  alten  Münz- 
system zu  brechen,  doch  ein  größeres  No- 
minal als  Kopeken  (s.  d.)  und  Denga  (s.  d.) 
vorstellte.  Nach  der  Reform  Peters  des  Gr. 
wurde  der  A.  1698,  1700,  1701,  1704,  1710 
— 1714  und  1718  ausgegeben,  anfänglich 
nach  alter  Art  und  mit  gewöhnlichem  Ko- 


pekenstempel, dann  mit  Doppeladler  und 
der  Aufschrift  altyn,  altyn*  und  altynnik. 
Der  von  17 18  hat  auf  der  Vs.  St.  Georg.  — 
Durch  die  Herabsetzung  des  Münzfußes  für 
Silbermünzen  unter  Peter  wurde  der  A. 
wohl  zu  klein  und  zu  kostspielig  und  ver- 
schwand daher  beinahe  gleichzeitig  mit  der 
Silberkopeke.  —  Das  Wort  A.  lebt  weiter 
fort  in  P'atialtynnyj  (s.  d.). 

Bulyßev  (Opyt  klassifikacii  melkich  med- 
nych  monet  Z.  Alexej  Mich.,  1910)  hält  die 
Kupf eraltyna  für  einen  Gro§  (s.  d.).  — Reichel 
I680,  744,  1330— 1338;  Großfürst  G.  M. 
Peter  I,  II49— 60, 87, 94, 97,  lOi,  496—503, 
1572;  Trudy  I  242.  B. 

Aluminium  (abgek.  AI)  ist  ein  sehr 
weißes  Leichtmetall  von  spezifischem  Ge- 
wicht 2,6,  das  besonders  in  der  Aluminium- 
bronze enthalten  ist  (90  bis  95%  Kupfer), 
die  in  zunehmender  Menge  für  Scheide- 
münzen gebraucht  wird.  S.  Rentenpfennig. 
Unvermischt  ist  A.  für  Münzen  zu  zer- 
brechlich; es  ist  so  in  Britisch -Uganda 
und  Französisch- Indochina  benutzt  worden. 

S. 

Amalgamatlon  ist  die  Ausscheidung  von 
Gold  und  Silber  aus  ihren  natürlichen  Ver- 
bindungen mit  anderen  Metallen  durch 
Quecksilber.  Sie  war  schon  den  Alten  be- 
kannt und  wurde  1557  von  Bartolomeo  de 
Medina  in  Mexiko  eingeführt,  wo  sie  wie 
auch  in  Südamerika  noch  heute  ange- 
wendet wird.  S. 

Aman!,  Münzeinheit  des  Königreichs 
Afghanistan,  =  i  engl.  Pfund.  Es  gibt 
Goldmünzen  zu  l  und  ^a  A.  Der  A.  hat 
30  Afghani  aus  Silber,  deren  es  2V»-fachc, 
ganze,  Va  und  Vs  gibt.  Aus  Kupfer  werden 
Stücke  zu  10,5  und  2  Puls  geprägt,  i  Afghani 
zerfällt  in  lOO  Puls.  S. 

Amazonen  sind  nach  der  griech.  Sage  im 
inneren  Kleinasien  heimische  kriegerische 
Frauen  in  einem  eigenen  Staat,  von  wo  sie 
nach  den  Küsten  vorstießen  und  dort  zahl- 
reiche Städte  gründeten  (Myxina,  Kyme, 
Smyrna  usw.).  Auf  M.  erscheinen  sie  ent- 
weder barhaupt  (Kyme)  oder  mit  Wolfsfell 
(Amisos,  Sinope),  später  meist  mit  Mauer- 
krone (z.  B.  Smyrna;  die  sonst  geläufigeKopf - 
bedeckung  der  A.,  die  phrygische  Mütze, 
erscheint  auf  M.  selten);  als  Waffen  führen 
sie  Doppelaxt  und  einen  kleinen  Schild, 
die  Pelta,   gelegentlich  auch  Lanze  und 


AMBROSINO  D'ARGENTO— AMMON 


25 


Bogen;  andere  Attribute  und  Beigaben  wie 
Dreizack,  Delphin,  Schiff  deuten  nur  die 
Küstenlage  der  betr.  Stadt  an  oder  sind 
völlig  farblos  (in  Ankyra  ist  es  der  »redende« 
Wappenanker  der  Stadt).  Endlich  kommt 
der  Kampf  der  A. -Königin  Hippolyte  mit 
Herakles  vor,  dann  auf  Kontorniaten  der 
Sieg  Achilleus'  über  die  A. -Königin  Penthe- 
silea.  Auf  röm.  Med.  des  Commodus  er- 
scheint neben  ihm  zuweilen  das  behelmte 
Brustbild  einer  A.  mit  der  Pelta,  irrig 
Marcia  genannt,  z.  B.  Gnecchi,  Med.  Taf. 
85,  10.  —  Nora.  II  S.  1/18;  Z.  f.  N.  28 
S.  64/67;  Rothery,  The  Amazons  in  antique 
and  modern  times,  London  1909  (von  mir 
nicht  eingesehen).  (R.  E.  I  S.  1754  kennt 
die  M.  nicht.)  R. 

Ambrosino  d'argento  ist  einmal  eine 
Groschenmünze  der  Stadt  Mailand,  ge- 
geschlagen  während  der  ersten  Republik- 
zeit (1250 — 1310)  =  ii/a  soldo  de  lira  im- 
periale, I  Stück  =  2,91 — ^2,80  g,  96^1000 
fein.  Typus:  Vs. :  Kreuz,  Umschrift:  Me- 
diolanu(m),  Rs.:  der  Heilige  Ambrosius 
sitzend,  Umschr.:  Scs.  Ambr.  (C.  n.  it.  V 
Tf.  III  14,  15).  Zweitens  während  der 
I.  RepubHk  der  Soldo  oder  Ambrosino 
piccolo,  I  Stück  =  1,70 — ^2,52  g  schwer, 
Typus  wie  oben,  nur  in  den  Kreuzwin- 
keln je  3  Kugeln  (C.  n.  it.  V  Tf.  III,  17). 
Während  der  2.  Stadtherrschaft  (i447— 
1450)  wurde  ein  Grosso  mit  dem  Heiligen 
Ambrosius  geprägt,  i  Stück  =  2,3  g  (C.  n. 
it.  V  Tf .  VII  2).  Außer  auf  diesen  Münzen 
erscheint  Ambrosius  auch  noch  auf  anderen 
groschenartigen  mailänder  Münzen,  z.  B. 
C.  n.  it.  V  Tf.  III  21,  22,  23,  24  u.  27. 

Su. 

Ambrosino  tf  oro  ist  eine  Goldmünze  der 
Stadt  Mailand,  gleich  dem  Fiorino  d'oro 
(24  Karat  fein,  3,5  g  schwer,  Dm.  20  mm) 
zwischen  1250  und  1310  geschlagen.  Vs: 
die  Heiligen  Protasius  u.  Gervasius,  Rs: 
der  Heilige  Ambrosius,  daneben  der  ^i  Am- 
brosino d'oro,  Vs:  Got.  M,  Umschrift  Me- 
diolanum,  Rs.  Büste  des  Heiligen  Ambrosius, 
1,72 — 1,76  g  schwer.  Dm.  15  mm.  Während 
der  zweiten  Stadtherrschaft  (1447 — ^450) 
prägte  man  noch  einmal  einen  Ambrosino 
d'oro,  auf  welchem  der  h.  Ambrosius  aber 
allein  dargestellt  ist,  auf  der  anderen  Seite 
steht  ein  gotisches  M,  ringsherum  Co- 
munitas  Mediolani.    (3,50 — 3,55  g  schwer, 


Dm.  22  mm.)  —  C.  n.  it.  V  S.  56  nr.  i  ff. 
Tf.  III  I2f.,  S.  142  nr.  I  ff.  Tf.  VII  i.    Su. 

Ambrosius,  St.,  Bischof  von  Mailand, 
t  397,  trägt  Bischofsornat.  Seine  evtl. 
Attribute  sind  ein  Buch,  Bienenkorb, 
Geißel  und  Knochen^  da  er  die  Gebeine  der 
Heiligen  Gervasius  und  Protasius  aufge- 
funden haben  soll.  Er  erscheint  vielfach, 
auch  zusammen  mit  den  eben  genannten 
anderen  Heiligen  auf  Mailänder  Münzen 
(s.  auch  Ambrosino  d'oro  und  d'argento). 

Su. 

Amedeo  d'oro  war  die  Goldlira  zu  10 
Scudi  des  Herzogs  von  Savoyen  Viktor 
Amedeus  I.  (1630 — 1637)  "lit  dessen  Brust- 
bild auf  einer  und  durch  eine  Krone  ge- 
steckten drei  Fahnen  oder  dem  Landes- 
schild auf  der  anderen  Seite.  —  C.  n.  it.  I, 

s.  317  ff-  s. 

Ammofly  ursprünglich  Lokalgott  von 
Karnak  in  Ägypten,  wo  er  mit  dem  Sonnen- 
gott Ra  verschmolz,  Hauptkennzeichen  das 
Widderhom  am  Kopfe.  Von  da  bis  in  die 
Oase  Siwah  sich  verbreitend,  wo  ein  be- 
rühmtes Orakel  von  ihm  entstand,  gelangte 
sein  Kult  nach  der  Kyrenaike,  deren  Haupt- 
gott er  wurde,  mit  Zeus  verschmolzen.  Auf 
den  M.  der  dortigen  Städte  finden  wir 
seinen  Kopf  nach  vorn,  3/4  nach  vorn  oder 
seitlich  mit  dem  Widderhom  seit  etwa  500 
V.  C,  und  er  spielt  hier  seit  etwa  480  v.  C. 
die  Hauptrolle;  später  erscheint  er  auch 
steh,  oder  sitz.,  zuweilen  mit  dem  Widder 
zu  Füßen,  sonst  ganz  wie  Zeus,  also  bärtig, 
mit  Binde  oder  Kranz,  Zepter,  Adler  oder 
Nike,  oder  auch  Schale  über  Thymiaterion; 
zuweilen  ragt  über  der  Stirn  aus  der  Binde 
eine  Art  Spitze  (Uräus-Schlange?)  hervor, 
auch  ist  dort  die  Sonnenscheibe  angebracht, 
ganz  spät  auch  der  Federschmuck,  beides 
unter  ägypt.  Einfluß.  Sonst  erscheint  sein 
Kopf  noch  auf  El.  von  Kyzikos,  A  von 
Kypros,  ptolem.  M,  auf  M  von  Aphytis  in 
Maked.,  wo  sein  Kult  literarisch  bezeugt 
ist,  in  Mytilene  (El.  und  JE,  z.  T.  mit  eeoc 
AMMAN),  Kassandreia  (hier  zuweilen  — 
Z.  f.  N.  36  S.  139  —  als  HAMMON  bezeich- 
net, die  aspirierte  Schreibung  infolge  Syn- 
kretismus mit  dem  pun.  Gott  Baal-ham- 
män),  ganz  bes.  oft  in  Alexandreia  Äg., 
dann  noch  auf  röm.  A  des  Cornuficius  und 
N  des  Severus,  und  an  vielen  anderen 
Plätzen  (Liste  bei  Imhoof,  Apollon  Kar- 


26 


AMOHLEH-ANA 


neion,  aus  Rev.  suisse  1917,  S.  8).  —  Vom 
A.  entnahm  Alexander  der  Gr.,  bei  seinem 
Besuche  der  Oase  Siwah  als  Sohn  des  A.- 
Ra  begrüßt,  den  Kopfschmuck  des  Widder - 
horns,  wie  er  ihn  auf  M.  des  Lysimachos, 
M  des  Ptolem.  I  usw.  trägt.  —  Der  un- 
bärtige  Gott  mit  Widderhorn  gilt  jetzt 
als  Karneios,  s.  d.  —  B.  M.  C,  Cyx. 
S.  CCXXXIII;  R.  E.  I  S.  1853.         R. 

Amohleh  (Amuhleh)  in  der  Amara- 
Sprache,  Kehle  in  der  Tigre-Sprache,  beides 
»Salz«  bedeutend,  sind  Salzbarren,  die,  in 
Form  eines  Wetzsteins  20 — ^40  cm  lang, 
etwa  7 — 800  g  schwer,  aus  dem  Salzsee 
Alal6-Badd  bei  Massaua  gewonnen,  bis  tief 
ins  Innere  Afrikas  als  Kleingeld  benutzt 
werden  und  je  nach  der  Entfernung  von 
der  Küste  ^54  bis  V17  Maria-Theresientaler 
gelten.  Sie  werden  meist  nur  in  2  oder  4 
Teile,  an  einigen  Orten  auch  noch  weiter 
zerkleinert.  In  Schelga  heißt  der  A.  vielmehr 
Tsho;  s.  Stanmia,  Kharaz,  Talari.  Ent- 
wicklungsgeschichtlich gehört  er  zum  Nutz- 
gelde,  und  zwar  zu  seiner  ursprünglichsten 
Form,  dem  Nahnmgsmittelgelde.  Salz 
wurde  in  verschiedenartigen  Handelspak- 
kungen  auch  in  Hinterindien  und  China 
staatlich  gestempelt  als  Geld  verwendet. 
—  Ebert,  Reallex.  IV  S.  207;  Noback» 
S-  3,  4;  Foville  inGaz.  num.  frang.  1898, 
S.  ÖQff.;  Thomson,  N.  Chr.  II  S.  67f. 

S.V. 

Amor,  der  Liebesgott,  s.  unter  Eros.    R. 

Amphiktionen,  eigtl.  Umwohner,  Name 
mehrerer  Verbände  griech.  Staaten,  von 
denen  der  um  das  Heiligtum  von  Delphoi 
als  Mittelpunkt  der  bekannteste  ist;  nur  er 
kommt  auf  M.  vor:  als  Staatsauf schrift 
steht  'A[ifixTi6v(ov  auf  den  eigenen  Di- 
drachmen  des  Verbandes,  die  als  xatv&v 
vojiKyjia  zuerst  i.  J.  338/7  v.  C.  inschriftlich 
auftreten.  —  Dittenberger  ^  n.  ^50  E  II  10 
m.  Anm.;  Klio  VI  S.  505».  —  Femer  steht 
'Ap.cpixTiovec  auf  einer  delphischen  M.  des 
Antinoos,  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  45.  R. 

Amphinomos  und  Anapias,  zwei  Brüder 
in  Katana,  retteten  ihre  Eltern  bei  einem 
Ätna-Ausbruch;  auf  M.  von  Katana  und 
röm.  Denaren  des  M.  Herennius  und  Sex. 
Pompeius  sind  sie,  oder  einer  von  ihnen, 
in  dieser  Szene  dargestellt.  —  R.  E.  I  S. 
1943.  R. 


Amphitrite  s.  unter  Nereiden.  R. 

Amphora  (griech.  dpupopeü«;,  urspr.  afiept- 
cpopsüc,  lat.  amphora  oder  diota  =  zweihenk- 
lig), Vorratsgefäß  aus  Bronze  oder  Ton  usw., 
insbes.  für  Ol  und  Wein,  mit  kleinem  Fuß 
oder  unten  spitz  zulaufend,  schmal-  oder 
dickbäuchig,  kurz-  oder  sehr  langhalsig  und 
mit  zwei  Henkeln  oben  nahe  dem  schmalen 
Rande,  zuweilen  mit  Deckel.  Sehr  häufig 
als  M.-Bild  (z.  B.  Theben,  Terone)  oder  als 
Standplatz  einer  Eule  (Athen,  Priene)  oder 
bei  einer  Sphinx  (Chios,  Abb.  95).  Sie 
dienten  auch  als  Kampfpreise  —  so  die 
panathenäischen  A.  beim  Feste  der  Pana- 
thenäen  in  Athen  —  und  als  Stimmurnen, 
s.  d.,  Abb.  100;  daher  ist  die  A,  auf  griech. 
M.  eine  häufige  Beigabe  zum  Spieltisch,  Abb. 
loi.  —  R.  E.  I  S.  1969;  Anson,  Greek  coiu 
types  I  Tai.  I— VI;  CIL  XV  Taf.  II  Am- 
phorarum formae.  R. 

Ampyx,  der,  griech.  aixitüS,  ist  der  me- 
tallene Stirnteil,  der  auf  die  Kopfbinde  der 
Frauen  aufgenäht  ist;  der  Numismatiker 
braucht  A.  für  den  erst  an  der  Stirn  sichtbar 
werdenden  Teil  einer  Kopfbinde  (M.  von 
Syrakus  Abb.  34,  Larissa  usw.),  obwohl  er 
als  aus  einem  besonderen  Metallteil  be- 
stehend nicht  erkennbar  ist.  —  R.  E.  I  S. 
1982;  VII  S.  2131/32.  R, 

Amuhleh  s.  Amohleh. 

Amulett.  Das  Wort  A.,  wahrscheinlich 
lateinischen  Ursprungs,  bedeutet  » Abwehr - 
mittel«,  es  sollte  die  durch  Zauberei  ver- 
übten Wirkungen  entkräften  und  vor 
Krankheiten  und  Unfällen  behüten.  Die 
christliche  Kirche  hat  die  A.  in  Gestalt  von 
Gemmen,  Kapseln  und  münzartigen  Ge- 
bilden mit  meist  biblischen  Sprüchen  als 
Beschwörungen  der  Dämonen  zugelassen, 
ja  geweiht.  Die  ältesten  sind  mit  Zeichen 
des  Tierkreises,  geometrischen  und  anderen 
mysteriösen  Figuren  versehen,  die  neueren 
mit  Bildern  der  Heiligen.  Ausläufer  dieser 
in  schier  unübersehbarer  Menge  angefertig- 
ten A.  sind  die  Georgstaler  und  die  Weihe - 
münzen  (s.  diese).  Vgl.  auch  Talisman.  — 
Archiv  f.  Kulturgesch.  XI,  S.  320  flE.;  Mo- 
natsbl.  num.  Ges.  Wien,  1914,  S.  232  ff.; 
Schmieder,  S.  18;  Babelon,  Trait^  I,  S. 
680/89.  S. 

Ana  I)  durch  phönik.  Beischrift  gesicher- 
ter Gott  (=  dem  assyrischen  Himmelsgott 
Anu?)  auf  M.  des  Satrapen  Datames  von 


ANA-ST.  ANDREW 


27 


Tarsos:  nackter  Mann  ohne  alle  Attribute, 
ihm  gegenüber  ein  Mann  (Datames  selbst?) 
im  Gebetsgestus.  —  B.  M.  C.  Cilicia  S. 
LXXX.  R. 

Ana  2)  s.  unter  Anna. 

AnaitlSy  pers.  Göttin,  von  den  Griechen 
meist  der  Artemis  (Persike),  der  Kybele, 
Aphrodite  usw.  gleichgesetzt.  Eine  Kult- 
stätte war  Zela  am  Pontos,  wo  sie  auch 
mit  der  Beischrift  8eÄ '  Avaeixt?  sitzend  mit 
Halbmond  auf  dem  Kopfe  und  Ähren  in 
der  Hand  erscheint;  auf  M.  von  Hierokaisa- 
reia,  gleichfalls  einer  wichtigen  Kultstätte 
der  A.,  finden  wir  ein  ganz  wie  Artemis, 
mit  Haarschopf  und  Bogen  und  Köcher 
am  Nacken  ausgestattetes  Brustbild  als 
HepaixTQ  bezeichnet,  auch  zu  einer  hirsch- 
tötenden Artemis  den  Kopf  eines  Magiers 
mit  der  Tiara  gesellt  (Imhoof,  Lyd.  Stadtm. 
S.  5  flf.);  auch  ist  das  auf  M.  von  Hypaipa 
u.  a.  lyd.  u.  phryg.  Städten  vorkommende 
Kultbild  mit  Polos,  Schleier  und  steif  aus- 
gestreckten Händen,  zuweilen  auf  Wagen 
oder  mit  Hirschen  zu  ihren  Füßen,  das  der 
Artemis-A.  (Imhoof,  Lyd.  Stadtm.  S.  ^^\ 
Nom.  VIII  S.  12).  —  R.  E.  I  S.  2030;  II 
S.  1369.  R. 

Ananeosis  (dvavecüaic),  griech.  =  Er- 
neuerung, wohl  in  religiösem  Sinne,  Auf- 
schrift auf  byz.  Kupfermünzen  Constans' 
IL  —  B.  M.  C.  Byz.  S.  266.  R. 

Anapias  s.  Amphinomos.  R. 

Auch  s.  unter  Henkelkreuz.  R. 

Anchor  money.  Auf  Ersuchen  der  briti- 
schen Kolonie  Mauritius  wurde  seit  1820 
für  diese  Insel,  seit  1822  auch  für  West- 
indien ICleingeld,  und  zwar  Stücke  zu 
%»  'A  ys  und  Vi6  Peso  mit  Wap- 
penschild: gekröntem  Anker  geprägt.  — 
Atkins,  S.  232f.;  Chalmers,  S.  21  f.,  55  f. 

S. 

Ancile  ist  der  heilige  Schild,  nach  der 
röm.  Sage  unter  König  Numa  vom  Himmel 
gefallen;  Numa  ließ  noch  ii  Nachahmun- 
gen anfertigen  und  stiftete  zu  deren  Be- 
wachung das  Kollegium  der  Salier.  Ein  Paar 
solcher  A.  erscheint  auf  einem  Denar  des 
Augustus,  hier  der  Apex  dazwischen,  und 
auf  einer  Mittelbronze  des  Pius,  hier  als 
ANCILIA  bezeichnet:  danach  besteht  das 
A.  aus  drei  Stücken,  nämlich  einer  Oval- 
platte auf  zwei  aneinanderstoßende  Kreis- 
platten aufgenietet.  Auch  die  luno  Sospita 


(s.  d.)  führt  diesen  Schild.  —  Der  Mann  mit 
einem  Rundschild  auf  M.  der  Säkularspiele 
(s.  d.)  ist  kein  Salier  und  sein  Schild  kein 
A.,  sondern  ist  der  Herold,  der  zu  diesen 
Spielen  einlud.  —  R.  E.  I  S.  21 12;  Helbig^ 
M6m.  Ac.  Inscr.  1905  S.  214/32.  R. 

Anconetano  (Agontano)  grosso,  der,  ist 
ein  Groschen,  der  in  Ancona  zuerst  im  13. 
Jh.  geprägt  wurde;  Vs.  der  heilige  Quiri- 
acus  stehend  mit  erhobener  Rechten  und 
erhobenem  ICrummstab,  Rs.  Kreuz.  Diese 
Münze  war  gebräuchlich  in  der  Mark  und 
in  der  Romagna.  1235  wird  der  grosso 
einem  soldo  oder  12  Denaren  gleich- 
gesetzt. Das  Gewicht  ist  ursprünglich  wohl 
ca.  2,5  g  bei  einem  Feingehalt  von  ca. 
^76/10000  (Zanetti  I  S.  3),  später  sinkt  der 
Anconetano  im  Gewicht  und  Feingehalt. 

Su. 

Andreas,  der  Heilige,  einer  der  Apostel,  mit 
schrägem  Balkenkreuz,  dem  sog.  Andreas- 
kreuz, als  Attribut,  erscheint  mit  diesem 
verschiedentlich  auf  den  Münzen,  so  auf 
braunschweigischen,  die  in  Andreasberg 
i.  Harz  geprägt  wurden  und  auf  den  An- 
drews (s.d.)  oder  Lions  von  Schottland; 
weitere  Beispiele  s.  Andreasmünzen.    Su. 

Andreas-Hofer- Kreuzer  sind  Stücke  zu  20 
und  I  Kreuzer  mit  dem  Tiroler  Adler  axif 
der  Vs.  und  Wertbezeichnung  auf  der  Rs., 
die  1809  während  des  Tiroler  Freiheits- 
kampfes in  Hall  geschlagen  wurden.  — 
Maillet,  Taf.  113,  Nr.  i,  2.  S. 

Andreasmiinzen  heißen  Münzen  mit  dem 
Bilde  des  h.  Andreas  und  dem  nach  ihm 
genannten  Kreuze.  Die  ersten  sind  Bra- 
banter  von  1467  bis  1489  geprägte  Gold- 
gulden. Dann  wurden  Andreastaler  aus 
dem  Silber  geprägt,  das  in  der  Andreas - 
grübe  im  Harze  gewonnen  wurde,  die  seit 
1487  in  Betrieb  war.  Die  ersten  sind  gräf- 
lich Hohnsteinsche  von  1535,  dann  haben 
die  folgenden  Grafen  von  Hohnstein,  seit 
1594  die  Herzoge  von  Lüneburg  und  die 
Kurfürsten  von  Hannover  bis  1773  An- 
dreastaler und  bis  zum  Anfange  des  19. 
Jahrhunderts  kleinere  Münaen  mit  dem 
Bilde  des  h.  Andreas,  darunter  sehr  viel 
Kupferpfennige,  schlagen  lassen.  Auch 
gibt  es  seit  Peter  d.  Gr.  russische  Andreas- 
dukaten zu  zwei  Rubel  (s.  d.).  S. 

St.  Andrew  oder  Lion,  demi-Lion  oder 
Demy  sind  Goldmünzen  der  Könige  von 


28 


ANEPIGRAPH— ANGELOT 


Schottland,  zuerst  von  Robert  III.  (1390 — 
1406)  geprägt.  Typus:  Vs,  der  heilige  An- 
dreas auf  dem  Kreuz  zwischen  zwei  Lilien — 
Rs.  gekrönter  Schild  mit  dem  schottischen 
Wappen,  Umschrift  d.  Rs:  Xpc  regnat, 
Christus  vincit,  Christus  imperat,  oder  mit 
anderen  Sprüchen,  Das  Halbstück  hat  ur- 
sprünglich nur  das  Schrägkreuz,  erst  seit 
Jakob  IL  (1437— 14Ö0)  ebenfalls  in  Verbin- 
dung mit  dem  Heiligen  selbst.  Zuerst  Ge- 
wicht 3,95 — 3,86  g  und  die  Hälfte  1,94  g, 
später  2,46  g  und  die  Hälfte  1,23  g;  Fein- 
heit 22  Karat.  Diese  Münzen  wurden  ge- 
prägt bis  in  die  Zeit  Jakobs  IV.  (148&— 
15 14),  derLion  =  3,4  g  und  23  Karat  fein. 
—  Grueber,  S.  169  ff. ;  vgl.  Lion.        Su. 

Anepigraph  =  aufschriftslos,  s.  unter 
Stumme  Münzen.  R. 

Anetheken,  griech.  dveöigxev  =  er  hat 
geweiht,  nämlich  die  betr.  Münzemission, 
besagt  als  Legende  griech.  M.,  daß  der  betr. 
<iie  Kosten  der  Ausgabe  getragen  hat;  die 
Stadt,  zu  deren  gunsten  das  geschehen  ist, 
steht  dann  im  Dativ,  zu  dem  zuweilen  das 
Verbum  zu  ergänzen  ist:  z.  B.  'AxtaXoc 
(Jocpt<yTT|c  rate  watpfat  (=  seinen  Vater- 
städten; Attalos  war  zugleich  Bürger  von 
Smyrna  und  Laodikeia  Phryg.)  (dvaftYjxev). 
Statt  der  3.  Person  Sing,  steht  zuweilen  der 
Plural,  statt  der  3.  Person  steht  in  Neapolis 
Kar.  einmal  die  i.  Person,  dvs&Tjxa.  Zu- 
weilen steht  auch  der  Anlaß,  aus  dem  ge- 
stiftet wird,  dabei:  Surtvßciov  dveftTjxBV,  d.  h. 
hat  die  M. -Emission  als  Siegeszeichen  ge- 
stiftet, Laodikeia.  Auf  ähnliches  weist  wohl 
die  Formel  d(e)  s(ua)  p(ecunia)  (Cirta)  und 
Soipov  bzw.  Tpaiavoc  eöcuicev  (s.  unter  Dorea) 
hin.  Über  das  ganze  Verfahren  s.  unter 
Epimeletes.  —Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  255.  R. 

Anfttriy  anfusini,  anfours  =  alfonsini, 
marabotini  (s.  d.).  Su. 

Auge  d'or  ist  eine  Goldmünze,  erstmalig 
geprägt  von  Philipp  VL  von  Frankreich,  von 
ihm  am  27.  L  1341  angeordnet.  Kurs  =  75 
sous  tournois,  SS  auf  die  Mark  von  Paris.  I 
Stück  =  7,42  g,  Feingehalt  24  Karat.  Typus : 
Vs.  Der  heilige  Michael  auf  einem  Drachen, 
denfranzös.Schildhaltend.  Rs. Blumenkreuz 
in  einem  Vierpaß  mit  4  Kronen.  Umschrift : 
XPC  VINCIT  usw.  (s.  Abb.  239).  Am  8. 
August  1341  verringerte  Philipp  VI.  ihr  Ge- 
wicht aiif  6,44g(38  auf  die  Mark)  und  am  26. 


VI.  1342  auf  5,83  g(42  auf  die  Mark).  —Blan- 
chet  II S.  248 f. — 1 386  ließ  Philipp  der  Kühne 
von  Flandern  »deniers  d'or  appelez  angMes« 
schlagen  zu  23%  Karat  fein  und  473/4  auf 
die  Mark  von  Troyes,  l  Stück  =  4,8  g, 
Kurs  =  60  Groschen;  daneben  Va  Angelez 
2,4  g  schwer  und  Kurs  =  30  Groschen.  Ty- 
pus :  Vs.  der  heilige  Michael  stehend  zwischen 
2  Schilden,  Rs.  geschmücktes  Kreuz,  i.  d.  W. 
4  Löwen,  das  Ganze  in  einer  Umrahmung 
von  4  Bogen  und  4  Ecken,  Umschrift: 
»Benedictus  qui  venit  in  nomine  Domini«. 
Diese  Münzen  wurden  in  derselben  Größe 
und  Feinheit  von  Johanna  von  Brabant 
nachgeahmt.  —  Rev.  num.  1861  S.  Ii5f., 
S.  135  f.,  Tf.  VII II,  12;  de  Witte,  Brabant 
I  S.  167.  Su. 

Angel  s.  Angelot  2. 

Angelhfiken  als  Geld  s.  unter  Larin.    R. 

Angelot  ist  l)  eine  englisch-französische 
Goldmünze,  die  von  Heinrich  VL  von  Eng- 
land 1427  (24.  V.)  in  Frankreich,  z.  B.  in 
St.  L6  und  Paris,  als  Unterstück  (a/3)  des 
Salut  (Angelot  =  2,32  g,  salut  =  3,43  g) 
geschlagen  wurde:  Vs.  Engelsbrustbild  über 
französ.  und  englischem  Schild,  Rs.  Kal- 
varienkreuz  zwischen  Lilie  und  Leopard, 
Umschrift  XPC:  VINCIT  usw.  105  Stück 
wurden  aus  der  24  karätigen  Mark  ge- 
prägt, I  Angelot  =  15  sous  tournois;  1467 
erneuert  Ludwig  XL  von  Frankreich  noch 
einmal  diese  Münze.  —  Blanchet  II S.  284  f. ; 
Grueber  S.  62,  65 ;  Akerman,  lUustr.  of  the 
Anglo-french  Coinage  S.  39.  —  Der  ange 
Johanns  v.  Heinsberg,  B.v.  Lüttich  (1419 — 
55),  wird  mehrfach  angle  oder  angelot  ge- 
nannt, Typus:  knieendes  Engelbrustbild,  vor 
dem  ein  Schild  (Chestret  de  Hanefle,  Lüttich 
S.  189). — 2)  eine  englische  der  französischen 
nachgeprägte  Goldmünze  mit  dem  häufi- 
Namen  Angel  (dänisch:  Englot),  die  seit 
etwa  1470  geprägt  wurde  und  auf  der  Vs. 
den  Erzengel  Michael  mit  dem  Drachen, 
auf  der  Rs.  ein  SchiflE  mit  Kreuzmast  und 
Landesschild  trug.  Der  Angel  war  von 
Heinrich  VIIL  bis  Elisabeth  die  am 
meisten  geprägte  englische  Goldmünze, 
dann  wurde  er  seltener,  aber  immer  noch 
bis  1634  geschlagen;  er  galt  zuerst  6  Schil- 
ling 8  Pence,  stieg  während  der  Ver- 
schlechterung der  Silbermünze  unter  Hein- 
rich VIIL  auf  10  Schilling  und  blieb  auf 
diesem  Werte  stehen.     Bis  l6oi  wog  er 


ANGEVIN— ANKER 


29 


5,184  g  und  hielt  5,157  g  Gold,  1601  wurde 
seine  Feinheit  von  237/3  Karat  auf  22 
Karat,  sein  Gewicht  auf  5,17  g  vermindert, 
so  daß  er  seitdem  nur  4,687  g  Gold  hielt. 
Seit  1620  wog  er  nur  noch  4,24  g  und 
hielt  4,218  g  Gold,  Nach  der  Revolution 
wurden  die  Angel  als  Touch-pieces  geprägt 
(s.  d.).  —  Grueber,  S.  64,  258.      Su.  S. 

Angevln  ist  ursprünglich  ein  Denar  der 
Grafen  von  Anjou  und  Maine,  in  Angers 
987 — 1290  geprägt,  im  Feingehalt  nicht  weit 
hinter  dem  denier  tournois  zurückstehend; 
Typus:  Kreuz  Rs.  Monogramm.  Nach 
der  Konfiskation  der  Grafschaft  1204  durch 
König  Philipp  August  setzte  dieser  in  der 
Normandie  den  denier  tournois  an  seine 
Stelle;  doch  wurde  er  noch  bis  1290  weiter- 
geprägt. Später  ist  der  Name  auf  eine 
Metzer  Billonmünze  übertragen  worden, 
die  von  dem  Bistum  und  der  Stadt  als 
quartus  Denarius  von  0,50  g  geschlagen 
wurde;  zuerst  von  dem  Bischof  Dietrich  V, 
(1365 — 1384)  mit  einem  got.  M,  von  der 
Stadt  nach  1383,  am  häufigsten  mit  dem 
Metzer  Schild.  —  Engel-Serrure  III S.  1057; 
Blanchet   II  S.  146,  147  n.  l;  Beiz  S.  4  f. 

Su. 

Angrogne,  Engrogne  ist  eine  Denar- 
bezeichnung in  den  Grafschaften  Burgund 
und  Auxonne,  die  zuerst  1256  urkund- 
lich erwähnt  wird,  dann  weiter  1279, 
1359,  1409-  1421  wird  in  einem  Reglement 
Philipps  des  Guten  erwähnt  une  monnoie 
noire  appel6e  engrogne,  de  la  valeur  du  tiers 
d'un  petit  blanc,  ayant  cours  dans  le 
comt^  de  Bourgogne  et  pays  d'outre  Saöne, 
und  1422  beschließt  er  die  Fabrikation 
de  grands  blancs,  de  petits  blancs  et 
d'engrognes  in  Cuiseri,  St.  Laurent  und 
Auxonne.  1481  kommt  der  Name  noch 
einmal  in  den  Registern  der  erzbischöf- 
lichen Kanamer  v.  Besangon  vor  und  ver- 
schwindet im  Laufe  des  16.  Jahrhunderts. 
Auf  Müuzen  begegnet  der  Name  auf  zwei 
Stücken  Philipps  des  Kühnen  und  Johanns 
ohne  Furcht  v.  Burgund  (1363 — 1419)  = 
moneta  Angrognis,  in  D61e  geschlagen. 
Auf  Münzen  Philipps  des  Guten  und  Kkrls 
des  Kühnen,  in  St.  Laurent  und  Auxonne 
geschlagen,  kommt  der  Name  ansarna 
oder  ancerna  vor,  der  die  latinisierte  Form 
von  Engrogne  sein  soll.     Der  Wert  war 


gleich  y»  Groschen.  —  Mantelier  in  Rev. 
num.  1845  P-  52;  Poey  d' Avant,  Tf.  134, 19. 

Su. 

Angster  ist  der  volkstümliche  Name  für 
Baseler  Hohlpfennige,  die  nach  dem  Mz.- 
bild,  dem  »Angesicht«,  d.  h.  dem  Kopf 
des  Bischofs  zwischen  den  Buchstaben 
B — ^A,  geprägt  nach  Harms,  Basel  S.  26 
seit  der  Mitte  der  50er  Jahre  des  14.  Jhs. 
genannt  worden  sein  sollen;  doch  wird 
der  Name  auch  von  lat.  angustus  =  eng, 
schmal,  klein,  dünn  abgeleitet  (vgl.  Du- 
cange,  Angusti).  1 362  wurde  bestimmt,  daß 
ein  Stück  0,366  g  rauh  und  0,353  g  fein 
wiegen  solle  (640  Pf.  aus  der  rauhen  Mark, 
964/1000  fein).  Bei  dem  definitiven  Über- 
gang der  Münze  an  die  Stadt  1373  '^^d 
der  Bischofskopf  durch  das  Stadtwappen^ 
den  Baselstab  ersetzt,  die  Pfennige  heißen 
nunmehr  Stäbler  (s.  d.). 

Von  Basel  verbreiteten  sich  die  Angster 
über  die  Schweiz,  anno  1424  schlugen 
Zürich,  Schaffhausen  und  St.  Gallen  »Ang- 
sterpfennige,  13  Schilling  für  einen  Gulden«,, 
1425  sollten  sie  in  Zürich  und  Luzem,. 
720  auf  die  8  lötige  Mark  geprägt  werden,, 
15  Schilling  =  i  rhein.  fi.,  i  Stück  = 
0,32  g  Rauh-  und  0,16  g  Feingewicht 
(Jesse  nr.  315).  In  Luzern  heißen  sie  nach 
dem  dickwangigem  Leodegar  »Bäggeli- 
Angster«  (E.  Schröder  in  Bl.  f.  Mfr.  1903 
S.  2887).  Hier  wird  diese  Münze  auch  noch 
bis  in  den  Anfang  des  19.  Jh.s,  zuletzt 
zweiseitig  in  Kupfer,  geprägt  (Corragioni,. 
S.  59),  I  Gulden  =  480  Angster  (Abb. 
332).  —  Weigand,  Grimm,  Sanders,  DWB. 

Su. 

Angsttaler  werden  von  Münzhändlern 
die  Taler  des  Großherzogs  Friedrich 
Franz  IL  von  Meckenburg- Schwerin  von 
1848  genannt,  weil  auf  ihnen  aus  Furcht 
vor  der  Revolution  die  Buchstaben  V.  G,  G. 
(von  Gottes  Gnaden)  we^elassen  seien. 
Die  Annahme  trifft  aber  deshalb  nicht  zu„ 
weil  schon  der  vorige  Großherzog  Paul 
Friedrich  (1837 — 1842)  diese  Buchstaben 
weggelassen  hatte.  S. 

Alüma,  lat.  =  Seele,  nennt  man  den 
Kupferkern  einer  ehemals  mit  Edelmetall 
plattiert  gewesenen  M.,  s.  unter  Subaeratus. 

Anker,  Gerät  zum  Festhalten  des  Schiffes 
auf   dem   Wassergrund;    er   besteht   aus 


30 


ANKH-ANNONA 


einem  Schafte  mit  zwei  schaufelförmigen 
Armen,    einem    zu   ihnen    querstehenden 
Ankerstock  und  oben  einem  Ring  für  das 
Ankertau.  —  Der  A.  ist  M.-Bild  in  ApoUonia 
Thrak.,  verschiedenem  ital.  Aes  grave,  einem 
kampan.  Bronzebarren  usw.;   in  Ankyra 
Gal.  (hier   »redend«)  kommt  er  als  Beiz, 
und  in  der  Hand  des  Men,  der  Amazone 
usw.  vor,  bei  den  Seleukiden  ist  er,  weil 
Siegelbild    des    Seleukos    L,    das    Haus- 
wappen    und    daher    als    M.-Bild,    Beiz, 
und  Gegenstempel  häufig  und  wohl  von 
ihnen  auf  die  jüd.  Könige  und  die  von 
Kommagene    übergegangen.       Auf   einer 
kaiserl.   M.  von  Nikopolis  Epiii,   Aelius, 
sieht  man  den  A.  am  Vorschiff  befestigt. 
Auf  röm.  M.  der  Republik  kommt  er  als 
Symbol   der    Seegewalt   an   einem    See- 
tropaeum  vor  (Sextus  Pompeius),  anderer- 
wärts  gekreuzt  mit  Steuer,  mit  Akrostolion 
usw.    In  der  Kaiserzeit  finden  wir  den  A. 
in  der  Hand  der  Hilaritas,  Laetitia  und 
bes.  Annona,  aber  noch  nicht  der  Spes; 
die  Auffassung  des  A.  als   Sinnbild  der 
Hoffnung  ist  erst  christlich  und  erscheint 
erst  in  der   Symbolik  der   Renaissance- 
medaillen. —  R.  E.  I  S.  2219/20;  Anson, 
Greek  coin  types  V  Taf.  XIV;  Moll,  The 
marineres  mirror  XIII  1927  S.  329 — 332 
(M.   sorgfältig  benutzt,   Taf.    I,    II).   — 
Anker  waren  auch  eine  Form  des  griech, 
Gerätgeldes,   Ebert,  Reallex.   IV  S.  2i8, 
—  Ankerkreuz  s.  unter  Kreuz.  —  S.  auch 
Anchor  money.  R. 

Ankb  =  Henkelkreuz,  s.  d.  R. 

Anna,  Pysa  (Paisa,  Pesa,  PL  Pysas  oder 
Pice)  und  Pai  oder  Pie  (spr.  Pei)  sind 
Teilmünzen  des  muselmanischen  Geld- 
systems der  vorderindischen  Rupie  (s.  d. 
und  Paisa).  Die  Rupie  hatte  16  Annas 
oder  64  Pysas  oder  192  Pie.  Alle  diese 
Münzen  und  ihre  Teile  waren  von  Kupfer 
und  zeigten  meist  auf  einer  Seite  das 
Wappen  der  ostindischen  Kompagnie,  auf 
4er  anderen  eine  Wage  oder  Schrift,  seit 
1835  die  königlich  englische  Büste- Schrift. 
Seit  1870  gibt  es  Stücke  zu  %  Anna 
^2  Paisa),  1/4  Anna  (Paisa)  und  y«  Anna 
(Pie).  Das  2-Annastück  ist  aus  Silber 
und  gleich  einer  achtel  Rupie.  Seit  1908 
werden  die  Annastücke  aus  Nickel  mit 
gewelltem  Rande  geprägt.  S. 

Annengroschen  sind  Groschen,  auf  denen 


die  heilige  Anna  mit  einem  Kinde  auf 
jedem  Arm  (Maria  und  Christus),  und 
meist  von  einem  Glorienschein  umgeben, 
dargestellt  ist.  Solche  Groschen  sind  nach 
dem  Hildesheimer  Münzvertrag  zwischen 
den  niedersächsischen  Städten  von  1501  in 
Hannover,  Hildesheim  1501  und  in  Braun- 
schweig 1533— 1541  geprägt  worden,  12 
Annengroschen  gingen  auf  einen  rheinischen 
Goldgulden,  ^^  Stück  wurden  aus  einer  12 
lötigen  Mark  geschlagen,  i  Stück  hatte  3,04  g 
Rauh-  und  2,28  g Feingewicht. — Engelke  in 
Hann.  Geschbl.  191 5  S.423.  Su. 

Annona,  auf  M.  auch  A.  Augusti,  A. 
Augusti  felix,  von  annus  herzuleiten,  also 
der  Jahresertrag,  insbes.  an  Brotgetreide, 
weiterhin  der  Bedarf  an  und  die  Zufuhr 
von  ihm  nach  Rom.    Die  Personifikation 
der  A.,  von  Nero  bis  Carus  auf  röm.  M. 
vorkommend,  erhält  wegen  der  Beziehung 
zur  Getreideernte  und  Getreideverschiffung 
die  Attribute  der  Ähren  und  des  Korn- 
scheffels  (Modius)  oder  Fruchtkorbes  so- 
wie   Füllhorns    einerseits,     des     Schiffes 
und  Steuers  andererseits;  auf  M.  des  Pius 
hat  die  A.  einmal  eine  schmale  Tessera 
in   der  Hand   und   es   erscheinen   außer 
dem  Steuer    als    ihre  Attribute  der  Mo- 
dius, zwei   Schiffe  und   der  Pharus,   auf 
ägypt.    Herkunft    des    Kornes    weisend, 
w^end  sie  bei  Gallus  einmal  den  auf 
Afrika   weisenden    Elefantenkopfschmuck 
trägt;  sonst  kommen  noch  eine  Staude, 
Zepter,    Anker,    Statuette    der   Aequitas 
(wegen  der  richtigen  Zumessung  der  Korn- 
anteile)  vor;  auch  schüttet  sie  ein  Füll- 
horn in  einen  Modius  aus;  auf  Denaren 
des  Hadrianus  hat  sie,  stehend  oder  sit- 
zend, einen  oben  gekrümmten  Stab  (Schiffs - 
zier?)  in  der  Hand;  zuweilen  steht  ein 
Kind  vor  ihr,  um  das  Korn  in  Empfang 
zu  nehmen.    In  Gruppen  vereinigt  finden 
wir  sie  mit  dem  Kaiser  oder  der  Ceres.  — 
Zur  Aufschrift  A.  kommt  auch  der  Modius 
allein  vor.  —  Auf  griech.  M,  entspricht 
der  A.  (schon  der  Wortbildung  nach:  von 
Itoc  =  das  Jahr)  die  Eueteria  (Eöexifjp&t; 
R.  E.  VI  S.  982):  so  ist  beischriftlich  der 
weibl.  Kopf  einer  M.  augusteischer  Zeit 
von  Tomis  bezeichnet,  und  so  lautet  der 
Beiname  der  ägypt.  Prinzessin  Kleopatra, 
Mutter  Antiochos'  VIIL,  auf  ihrem  Tetra- 
drachmon  mit  dem  Füllhorn,  als  E.  in 


ANNUNCIATA— ANWURF 


31 


Person.  Nahe  kommt  der  A.  auch  die 
Eubosia,  Eößocfia  oder  EÖTCoaia  (eigentl.  = 
gute  Weide,  also  auf  die  Fruchtbarkeit 
des  Bodens  deutend;  Imhoof,  Lyd.  Stadtm. 
S.  108.  182;  R.  K  V  S.  858),  auf  M.  von 
Nysa  Beischrift  zu  einem  Füllhorn,  auf 
M.  von  Hierapolis  zu  einer  Figur  nait 
Steuer  und  Füllhorn,  in  dessen  Kurve  das 
Plutoskind  eingebettet  ist  (ähnlich;  Niko- 
polis  am  Istros),  endlich  die  Euthenia, 
s.  d.  —  Bernhart,  Handbuch  S.  84;  Gnecchi, 
Tipi  S.  59;  W.  Koehler,  Personif.  abstrakter 
Begriffe  S.  43;  R.  E.  I  S.  2316;  Berl. 
M.  Bl.  1924  S.  134.  —  In  der  Neuzeit  finden 
wir  die  A.  (A.  pontificia,  A.  publica)  auf 
päpstl.  Med.  von  Julius  IL  an  wieder;  vgl. 
unter  Teuerungsmed.  R. 

Aimiindata  hieß  eine  Silbermünze  des 
16.  Jahrhunderts  der  Gonzaga  zu  Guastalla 
zu  14  Soldi  mit  der  Verkündigung  der 
Maria  auf  der  Rs.  Auch  in  Savoyen  kommt 
der  Name  und  das  Gepräge,  aber  für  einen 
Goldquadrupel  von  1745  und  1746  vor.  — 
C.  n.  It.  I,  Taf.  29,  4.  S. 

Ano  blepeln  (griech.  avco  ßXEireiv)  s.  unter 
Herrscherbildnis.  R. 

Anreicherung  s.  Nachbeschickung. 

AnselmlnOy  Anselmo  ist  eine  Silber- 
münze des  Vincenz  Gonzaga  v.  Mantua(i587 
bis  1612)  mit  dem  heiligen  Anselm,  dem 
Schutzpatron  von  Mantua,  stehend  mit 
erhobener  Rechten  und  erhobenem  ICrumm- 
stab  (Umschrift:  Sanctus  Anseimus  eps)  auf 
der  Vs.  und  auf  der  Rs.  ein  Wappen;  er 
wiegt  4,50  bis  6^76  g  und  ist  gleich  einem 
doppelten  Giulio.  Dm.  28 — ^30  mm.  i  Stück 
=  20  soldi.  —  C.  n.  it.  IV  S.  324,  n.  63, 
Tf.  XXVI  9,  10.  Su. 

Anspruchswappen  s.  Wappen. 

Aniedatierende  Rechnung  s.  unter  Da- 
tierung. R. 

AnthypatoSy  griech.  dvöüiraxoc  =  Pro- 
consul,  s.  d.  R. 

Antigoneia  tetrachma,  griech.  'Avti^ovsta 
xixpaxy'Oif  in  einer  athen.  Inschrift  IG  II 
S36  genannt,  sind  wohl  solche  des  Anti- 
gonos  IL  Gonatas,  unter  denen  die  mit 
Beiz.  Elalathos  (s.  d.)  vielleicht  in  Athen 
263—255  V.  C.  geprägt  sind.  —  Sitz.B.  Ak. 
1896  S.  1092»;  Trait6  I  S.  485.  R. 

Antiochdon  tetrachmon  usw.,  griech. 
Tsxpajffxov  'Avtioxeiov,  xP^^^üc  'Avcioxeiof, 
€pax|i.al  'Avxioxixai,  d.  h.  Tetradrachmen, 


Goldstücke  (Stateren)  sowie  (silberne)  Drach- 
men eines  Antiochos  (I.,  IL,  III.)  von  Syrien, 
erscheinen  in  Inschriften  von  Delos  und 
lasos.  —  Trait6  I  S.  486.  R. 

Antiqua  s.  Schrift. 

Antireformatlonstaler  waren  Taler  des 
Grafen  Anton  von  Montfort  von  1730  und 
1731  mit  dem  h.  Johann  von  Montfort  auf 
der  Vs.  und  der  h.  Jungfrau  und  dem 
Spruch  »Durch  Gott  unter  Mariae  Schutz 
wurdt  dies  getruckt  dem  Feind  zu  Trutz« 
auf  der  Rs.  —  Binder,  S.  401  f.        S. 

Antistrategosy  griech.  dvxiGttpatTj^öc  = 
Propraetor,   s.  unter  Legatus.  R. 

Antizipationsscheine  sollten  in  Osterreich 
18 13  die  herabgekommene  Wiener  Währung 
(s.  d.)  ersetzen,  aber  auch  sie  konnten  sich 
nicht  im  Werte  halten.  181 6  waren  für 
über  466  Million  Gulden  davon  mit  über 
150%  Verlust  einzuziehen,  was  die  National- 
bank bis  1842  bewältigte.  S. 

AntoninianiiSy  angebl.  röm.  Gold-  und 
Silbermünze,  s.  unter  Argenteus  Ziffer  3, 
dort  auch  über  die  heutige  numismatische 
Bedeutung  des  Wortes.  R. 

Antrlttsmfinzen  sind  Gepräge  auf  den 
Antritt  einer  Regierung.  Dazu  gehören 
die  KJrönungs-  und  Huldigungsmünzen 
(s.  diese)  sowie  die  eigentlichen  Antritts- 
münzen, z.  B.  die  des  Kurfürsten  Johann 
Hugo  von  Trier  von  1676  mit  der  Schrift: 
EX  COADIUTORE  SUCCESSOR.      S. 

Anubis,  griech.  *Avoüßt?,  ägypt.  Gott, 
ursprünglich  der  Gott  der  Totenpflege,  als 
Mensch  mit  Schakalkopf  dargestellt,  z.  B. 
auf  M.  von  Perinthos  und  röm.  anonymen 
M.  aus  der  Zeit  des  lulianus;  als  Hermanu- 
bis,  also  in  Synkretismus  mit  dem  Toten- 
geleiter Hermes,  erscheint  er  auf  alexandrin. 
M-,  wo  er  menschenköpfig  ist  und  der 
Schakal  nur  sein  Begleiter;  er  trägt  den 
(öfter  umstrahlten)  Polos  des  Sarapis, 
Palmzweig  und  Kerykeion.  —  R.  E.  I 
S.2645;  VIII  S.714.  R- 

Anwurl  =   Spindelwerk  (s.  d). 

A  —  0  (a  et  cd)  =  Anfang  und  Ende  wie 
A  bis  Z,  kommt  als  Zeichen  der  Gottheit, 
hauptsächlich  aber  Christi,  wie  auf  anderen 
Denkmälern,  so  auch  auf  Mittelaltennünzen 
bis  zum  Auftreten  der  Groschen  überaus 
häujBig  vor,  teils  neben  dem  Bilde  des  Hei- 
lands oder  eines  Heiligen,  neben  der  dextera 
dei  (auf  Pf.  Ethelteds  IL  v.  England,  s.  Abb. 


32 


APEME— APOTROPÄISCHE  M.-BILDER 


i6i),  neben  einem  Kreuz,  einem  Bischofs- 
stab, Christogramm,  auch  neben  dem  Bilde 
eines  geistlichen  oder  weltlichen  (?)  Herr- 
schers vor,  z.  B.  in  Maastricht  Dbg.  252,  in 
Deventer  Dbg.  562,  568,  weiter  Dbg.  1187 
— 1189,  1237,  1351  u.a.  — Friedensburg, 
Symbolik  S.   59  ff.  Su. 

Apeme»  griech.  dm^fiTj  (so  auf  M.  von 
Ephesos,  sonst  dTDQVT])  =  Prozessionswagen, 
s.  unter  Tensa.  R. 

Apex  bezeichnet  eigentlich  nur  die  Spitze, 
insbesondere  die  Helmspitze  auf  dem 
Helme  der  Salier  und  der  Flamines  (Denar 
desFabiusPictor),  dann  diesen  Helm  selbst. 
Es  war  eine  konische  Filz-  oder  Lederkappe, 
vom  pileus  kaum  verschieden,  aber  mit 
Kinnriemen  und  oben  einem  Querholz 
(virga),  an  dem  eine  wollene  Flocke  saß; 
dargestellt  z.  B.  auf  Denar  des  Lic.  Stolo 
zwischen  den  Ancilia  (s.  d.),  auf  M.  des 
Caesar  usw.  unter  priesterlichen  Abzeichen. 
—  R.  E.  I  S.  2699;  Heibig,  M6m.  Ac.  Inscr. 
1905  S.  232/45;  J.  R.  St.  1911  S.  212/26. 

R. 

A  P  F  =  auro  publice  feriundo  (?)  auf 
röm.  Goldmünzen  der  Jahre  39/38  v.  C, 
s.  unter  Triumvir.  R. 

Apf elgroschen  wurden  die  Gutengroschen 
genannt,  die  seit  etwa  1570  den  Reichsapfel 
mit  der  eingeschriebenen  Zahl  24,  d.  h.  24  = 
I  Reichstaler,  auf  einer  Seite  trugen.     S. 

Aptelgulden  hießen  die  Goldgulden  (s.  d.) 
des  15.  und  16.  Jahrhunderts,  die  aiif  der 
Rs.  den  Reichsapfel  im  Dreipaß  zeigten 
und  in  den  kaiserlichen  Münzstätten  zu 
Basel,  Nördlingen  und  Frankfurt  von  Päch- 
tern geprägt  wurden.  S. 

Aphlerosls  (griech.  dtptepmai?)  s.  unter 
Consecratio.  R. 

Aphlaston,  lat.  aplustre,  die  Heckzier  der 
antiken  Schiffe,  aus  mehreren  parallel  bis 
fächerförmig  verlaufenden  Latten  beste- 
hend, manchmal  in  einen  Schwanenhals 
(Cheniskos)  auslaufend,  mit  dem  Heck 
selbst  öfter  durch  eine  Art  Rundschild  als 
Zwischenstück  verbunden  und  als  heiliger 
Ort  des  Schiffes  zuweilen  mit  Tänien  ge- 
schmückt. Als  alleiniges  M.-Bild  der  Rs. 
erscheint  es  auf  M.  z.  B.  von  Lipara  (Abb. 
50),  Phaseiis  Lyk.  und  C.  Cassius.  Nike, 
Taras,  Poseidon  tragen  es  als  Zeichen  der 
Seeherrschaft  oder  eines  Seesieges  in  der 
Hand.  —  Joum.  int.  XVI  S.  120;  Z.  f.  N. 


30  S.  279;  33  S.  184;  37  S.  118  m.  A.  2; 
Anson,    Greek  coin  types    V  Taf.    XIV. 

R. 

Aphrodite,  lat.  Venus,  griech. -röm.  Göt- 
tin insbes.  der  geschlechtl.  Liebe,  auf  M. 
so  häufig,  daß  ein  Überblick  in  diesem  Rah- 
men unmöglich  ist.  Abb.  71.  —  R.  E.  I 
S.  2729;  Röscher,  Lex.  d.  Myth.  VI  S.  183; 
Head,  H.  N.*  S.  939;  Bernhart,  Handbuch, 
S.  52.  127.  R. 

AplSy  der  heilige,  als  Gott  verehrte  und 
mit  Osiris  identifizierte  oder  verbundene 
(aus  Osiris-Apis  soll  der  Name  des  Gottes 
Sarapis  entstanden  sein)  Stier  der  Ägypter, 
z.  B.  auf  alexandr.  M.,  solchen  des  Gaues 
Memphis,  der  Stadt  Perinth,  röm.  anonymen 
M.  aus  der  Zeit  des  lulianus  dargestellt  und 
an  der  Sonnenscheibe  zwischen  den  Hörnern 
und  (oder)  dem  Halbmond  auf  dem  Bauche, 
auch  Sternen  über  dem  Haupte  kenntlich.  — 
R.  E.  I  S.  2807;  I A  S.  2398/2400,      R, 

Aplustre,  Schiffszier  am  Heck  antiker 
Schiffe,  s.  unter  Aphlaston.  R. 

Apollon,  lat.  Apollo,  weitestverbreiteter 
griech -röm.  Gott,  auf  M.  so  häufig,  daß  ein 
Überblick  in  diesem  Rahmen  nicht  möglich 
ist.  Abb.  32,  47.  —  R.  E.  II  S.  I/Ii  i,  M.  gut 
verwertet;  VIII  S.  75/6;  Hcad,  H.  N.»  S. 
939/40;  Müller -Wieseler,  Denkmäler4  3.359- 
Overbeck,  Kunstmythologie  III;  Bernhart, 
Handbuch  S.52/3. — A.  alsHcilgott:  Bern- 
hard, Griech.  u.  röm.  M. -Bilder  zur  Medizin 
1926  Taf.  I.  R. 

Apoplygma,  der  Überfall  oder  Über- 
schlag des  griech.  Chitons  (s.  d.).  —  R.  E. 
II  S.  175.  R. 

Apostely  die,  s.  bei  den  einzelnen  Namen. 

Apotheose  =  Vergötterung  (eines  Sterb- 
lichen), s.  unter  Consecratio.  R. 

Apotropäische  M.- Bilder.  Apotropäisch„ 
von  griech.  ditoipliteiv  =  abwenden,  ist 
ein  Gegenstand,  der  das  Unheil  abwehrt, 
z.  B,  die  bösen  Dämonen  erschreckt  und 
so  verjagt.  Dem  dienen  also  alle  Schreck - 
bilder,  insbes.  die  von  vorn  dargestellten 
menschl.  Fratzen  (s.  unter  Gorgoneion),. 
ebenso  die  von  wilden  Tieren  wie  Löwe,, 
Panther,  Stier  usw.,  und  diese  sind  daher 
wie  auf  Schilden,  Hausgiebeln  usw-  so  auch 
als  M. -Bilder  in  archaischer  2Deit  oft  gewählt 
und  manchmal  lange  beibehalten  worden. 
Die  jetzt  nach  Athen  gelegten  Tetradrach- 
men mit  Gorgoneion,  Rs.  bald  Löwenkopf 


APULIENSES— ARCHAISCH 


33 


von  vorn,  bald  Stierkopf  von  vorn,  sind 
schöne  Beispiele  rein  apotr.  M. -Bilder. 
Aber  überhaupt  mag  die  Beliebtheit  der 
wilden  Tiere  und  der  Schrecken  einjagenden 
Flügel-  und  sonstigen  Mischwesen  (ein  auf 
Kyzikenern  vorkommendes  Wesen,  der 
geflügelte  Mensch  mit  dem  Löwenkopf,  ist 
geradezu  der  Phobos,  die  Personifikation 
der  Furcht)  auf  archaischen  M.  z.  T.  deren 
apotr.  Bedeutung  zuzuschreiben  sein.  Sonst 
ist  auch  das  Auge  selbst  (M.  von  Lesbos, 
Skione  usw.)  ein  apotr.  M.-Bild  gegen  den 
»bösen  Blick«.  —  Regling,  M.  als  Kunst- 
werk S.  i6.  —  Ein  seltsames  hierherge- 
höriges Bild,  wilde  Tiere  um  ein  Auge  ge- 
stellt, nicht  zugehörige  Rs.  zu  einem  Follis 
des  Masdmianus,  ist  im  Annuaire  soc.  num. 
1890  S.  237  mitgeteilt.  R. 

Apulienses  nennen  sich  Denare,  die  Wil- 
helm IL  V.  Neapel- Sizilien  in  Palermo  oder 
Salerno  in  konkaver  Form  geschlagen  hat: 
Vs.  W.RX  im  Zentrum,  in  der  Umschrift 
+  Sicil.  Ducat.  Apul.  Princ.  Cap.  Rs. 
Palmbaum  mit  Datteln;  Umschr. :  Äpulien- 
sis.  Gewicht  2,60 — ^2,70,  Dm.  23  mm,  Fein- 
gehalt 4  Lot,  I  Stück  ==  ^/cTon.  Hierzu  hat 
Wilhelm  II.  in  Palermo  y3Apuliense(TER- 
OAPVLIENSIS),  0,9  g  u.  V6  Ap.  (MED 
TERC  =  media  Tercia)  0,45  g  schwer,  ge- 
schlagen, außerdem  einen  ^4  Tercenarius 
(QVARTA  TERCENARII)  v.  0,52  g  Gew.; 
die  übrige  Aufschrift  dieser  Stücke  teilweise 
kufisch  (Sambon  nr.  996 — 999).  Der  Terce- 
narius hätte  demnach  ein  Gew.  von  2 — 2,1  g 
=  300  nummi  =  y^/2  f ollares,  also  ein  im 
Gew.  reduzierter  Apuliensis  =  Vs  Tari. 
Später  haben  dann  noch  Kaiser  Heinrich  VI. 
und  Konstanze  1195  einen  denarius  apulien- 
sis imperialis  in  Brindisi  geschlagen,  ein 
Stück  mit  der  Umschrift  Apuliensis  um  eine 
Krone,  Gewicht  ca.  i  g,  Dm.  17  mm.  — 
Sambon,  les  deniers  siciliens,  im  Annuaire 

1896  S.  224J0[.  Su. 

Aquilini  grossi,  Adlergroschen,  Aguglini 
sind  von  Meinhaxd  IL  von  Görz-Tirol  und 
seinem  Bruder  Albert  in  Meran  geprägt. 
Diese  Münze  ist  nicht  mit  dem  Zwainziger 
oder  Kreuzer  zu  verwechseln;  sie  hat  einen 
natürlichen  Adler,  in  Anlehnung  an  die 
Augustalen  Friedrichs  IL,  und  die  Umschrift 
,,Comes  Tirol'*  auf  der  Vs.  und  auf  der  Rs. 
ein  großes  in  den  Schriftraum  DE — ^ME — 
RA — ^NO  hineinoragendes  Kreuz,  während 

WOrteclmoh  der  Münzkunde. 


der  Kreuzer  ein  Doppelkreuz  besitzt.  Der  A. 
wird  nach  1258  zuerst  geprägt  und  seine 
Herstellung  über  1271  hinaus  spätestens  bis 
zu  Meinhards  IL  Tod  1295  fortgesetzt 
worden  sein.  Wegen  des  Zuges  Konra- 
dins  nach  Oberitalien,  der  mit  einem  Mal 
einen  sehr  gesteigerten  Bedarf  nach  Tiroler 
Umlaufsmitteln  hervorrief,  sind  eine  Menge 
Aquilini  geprägt  und  nach  Oberitalien  ge- 
bracht worden.  Der  Münzfuß  ist  uns  durch 
keine  Münzordnung  überlief ert,  weder  Fein- 
gehalt noch  Durchschnittsgewicht  sind 
genau  bekannt.  Sie  waren  Pemervielfache, 
meist  für  Zwainziger  gehalten.  Luschin 
möchte  sie  für  1 8  Pernerstücke  halten,  indem 
sie  immer  verschieden  von  den  Zwainzigern 
in  den  Urkunden  bewertet  werden.  Ge- 
wicht 1,2 — l,iS  g.  Dm.  20 — 21  mm,  Feinheit 
850—900/100.  —  DerMeraner  Aquilin  kur- 
sierte ausschließlich  innerhalb  der  Grenzen 
des  ital.  Wirtschaftsgebietes  (Fürstentum 
Trient  u.  Pberitalien)  und  ist  hier  vielfach 
nachgeahmt  worden,  z.  B.  in  Padua,  Man- 
tua,  Treviso,  Vicenza,  Verona.  Perini,  V 
aquilino,  London  1902;  Perini  in  »Un  ripi- 
stiglio  di  monete  Meranesi  e  Venete«,  Ro- 
vereto  1902  S.  5 ;  Luschin  in  N.  Z.  52  S. 
135  ff.  Su. 

Ära  lat.  =  Altar,  s.  d,  R. 

ArabiciiSy  Siegesbeiname  des  röm.  Kaisers 
Sept.  Severus  (193 — 211  n.  C.)  seit  195  n.  C. 
wegen  seiner  Siege  in  Arabien.  R. 

Ar&pcik  (vom  Worte  arap  =  Neger), 
wurde  im  russischen  Volksmunde  in  der 
I.  Hälfte  des  XIX,  Jh.  der  holländi- 
sche oder  nach  holländischem  Muster  in 
Rußland  geprägte  Dukat  genannt  (s.  Cer- 
vonec).  Ob  die  Figur  des  Ritters  den  Grund 
dazu  gegeben  hat,  sei  dahingestellt  (s.  Lo- 
banöik).  —  Staraja  Moneta  (191 1)  34 — 37  > 
Flug,  Ozvneänem  vide. . .  zolotych  monet, 
S.  32 — 33;  Akademiöeskij  slovar*  unter 
arapöik  5.  B. 

Arbitrage  ist  die  Auffindung  des  vorteil- 
haftesten Weges,  auf  dem  man  eine  Zahlung 
im  Auslande  leisten  oder  eine  Wechsel- 
Sorte  erhalten  kann.  Es  gibt  insbes.  Edel- 
metall-, Sorten-,  Wechsel-,  Diskont-,  Geld-, 
Staatspapier-  und  Aktiena.  S. 

Archaisch  und  archaistisch.  Unter  »ar- 
chaischer Kunst«  verstehen  wir  die  Kunst 
der  ältesten  griech.  Periode,  etwa  von 
700—480,  Abb.  13-27,  unter  »archaistischer 

3 


34 


ARCHE  NOAHS— ARENDSCHILLING 


Kunst«  die  in  der  hellenistischen  und  Kaiser- 
zeit mehrfach  auftretenden  Versuche,  die 
Eigentümlichkeiten  der  archaischen  Kunst 
nachzuahmen.  R. 

Arche  Noahs.  Eine  Tradition  identifizierte 
den  Berg  Ararat,  auf  dem  die  A.  N.  landete, 
mit  dem  oberhalb  von  Apameia-Kibotos 
Phryg.  gelegenen  Berg;  daher  erscheint  N. 
(Nae)  mit  seiner  Frau  in  der  wie  ein 
Kasten  (xißcoto?,  s.  d.)  gebildeten  Arche 
unter  den  kaiserl.  M. -Bildern  der  Stadt.  — 
•Macdonald,  Coin  types  S.  173/4;  R.E.  IIA 
S.  2102  (dort  Lit.).  R. 

Atchlatros,  griech.  dpxtatpo?  =  Chefarzt, 
auf  karischen  Städte -M.  der  Kaiserzeit  ge- 
nannt; das  ist  aber  natürlich  nicht  die 
Stellung,  kraft  deren  der  Betreffende  auf 
derM.  erscheint.  — Münsterberg,  Beamten- 
namen S.  251.  R. 
Archieplscoptts=  Erzbischof,  s.  episcopus. 

Su. 
Archiereia  und  Archieretts,  griech.  äpxie- 
psia  bzw.  -ispeüs  =  Oberpriester  bzw.  -rin 
auf  M. :  Tetpapp;  xal  dp^tspeu?  =  Vierfürst 
und  Hoher  Priester  ist  der  Titel  der  Dy- 
nasten von  Chalkis  am  Libanon  auf  ihren 
M.  Sodann  ist  A.  auf  griech.  M.  oft  Titel  des 
prägenden  Mannes,  gelegentlich  auch  mit 
der  Ziffer  der  Iteration  (s.  d,);  es  braucht 
jedoch  nicht  die  Stellung  zu  bezeichnen, 
kraft  deren  er  prägt,  sondern  ist  oft  nur 
Zusatztitel  des  eponymen  Archon  usw.  Der 
*A.  'Aoiac  war  der  für  den  Kaiserkult  der 
Provinz  Asia  in  Pergamon,  später  auch 
in  Ephesos  und  Smyrna  eingesetzte  Ober- 
priester; der  'A.  tf  itoXecüv  ist  der  der 
13  kultiich  vereinigten  ionischen  Städte, 
'A.dpxtv80x(6pO(;)  ist  der  Oberpriester  eines 
städt.  Kaiserkultes  (M.  von  Aphrodisias). 
Ein  'A.  icpü)(Toc)  ir6(XecDc)(To886Tepov):M. 
vonDaldis,  eine  weibliche  dpxiepTja:  M.von 
Eumeneia.  —  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  251.  — 'A.  fie^iorco;  =  lat.  pontifex(s.  d.) 
maximus.  — 'Apxtepaxtxov  steht  zum  Kopf - 
reif  des  d.  auf  M.  von  Antiocheia  Syr., 
B.  M.  C.  Gal.  S.  167.  R. 

Archlneokoros  (griech.  dpxivewxopos)  steht 
als  Titel  des  Beamten  auf  einer  M.  von 
Aizanis,  dpj(te(ps6c)  dpxiveox((5po?)  auf  einer 
von  Aphrodisias,  es  ist  der  höchste  Priester 
des  dem  Kaiserkult  gewidmeten  Tempels 
der  Stadt;  vgl.  unter  Neokorie.  R. 

Archlprobidos,  griech.  dpxtirpoßoüXo?,  Be- 


amtentitel auf  einer  M,   von  Termessos 
Pisid.  R. 

ArchipiytaniSy  griech.  dp^iicpüTavi?,  Be- 
amtentitel auf  M.  in  Aigiale  (?),  Milet  und 
Priene,  der  Vorsteher  der  Prytanen,  s.  d. 

R. 

ArchitekturbiMer  auf  M.  s.  unter  Bau- 
werke. R. 

Archon  (griech.  apx<ov),  eigtl.  Partie. 
Praes.  von  ap^^siv  =  an  der  Spitze  stehen, 
also  allgemeiner  Ausdruck  für  einen  Herr- 
scher (so  apxovxoc  bei  Asandros  und  Hy- 
giainon  vom  Pontos)  oder  Beamten,  oft  wie 
in  Athen  im  bes.  Sinne:  der  oder  die  ober- 
sten Beamten.  Auf  griech.  M.  sehr  häufig, 
oft  auch  mit  STut  davor,  also  als  Datierung 
(s.  d.),  oft  mit  der  Ziffer  der  Iteration  (s.  d.), 
auch  mit  Hinzufügung  von  Trp&xoi;  (a  )(also 
der  Erste  eines  Kollegiums,  wie  in  Athen). 
Die  kollegiale  Form  mit  einem  Vorsitzen- 
den an  der  Spitze  kommt  in  Aphrodisias 
zum  Ausdruck  durch  ivX  dp3^(6vTa)v)  täv 
Tcspl  Mevsa&ea.  Oft  ist  das  Amt  mit  anderen 
Ämtern  oder  Priestertümern  kumuliert: 
z.  B.  Itc  Aöp.  'Aircpiavoü  ß*  apx(ovTO?)  a' 
(=  TcptüTOü)  To  ß*  (=  Ssoiepov)  )c(ai)  öts^a- 
v>](«p6poo)  in  Maionia.  — Münsterberg,  Beam- 
tennamen S.  251.  R. 

Ardite,  eine  unter  Philipp  III.  und  IV. 
von  Spanien  und  Ludwig  XIV.  von  Frank- 
reich in  Barcelona  geprägte  Billon-  und 
Kupfermünze.  Ihr  Name  stammt  wohl  von 
den  beiden  Buchstaben  neben  dem  Kopfe 
der  Könige  A-R.  Die  Libra  de  Ardites 
war  eine  katalonische  Rechnungsart  bis 
1848.  — Heiß  II,  Taf.  82,  84.  S. 

Arcb  s.  Lac.  V. 

Arendrijksdaalder  heißen  verschiedene 
niederländische  Taler  mit  dem  Reichsadler 
auf  einer  Seite.  Die  der  Provinz  Friesland 
von  1583  und  84  zeigen  auf  derVs.  ein  bärti- 
ges Brustbild  mit  Barett  und  Schwert,  auf 
der  Rs.  den  Reichsadler  mit  der  Umschrift: 
Moneta  ordi[num]  Frisi[ae]  val[ore]  im- 
p[erialium]  dal[erorum].  Die  späteren  frie- 
sischen und  alle  von  Nymwegen,  Deventer, 
Campen  und  ZwoUe  haben  den  Adler  auf 
der  Vs.  und  auf  der  Rs.  Wappenschilde  und 
als  Umschrift  nur  Angabe  der  Herkunft.  — 
Verkade  S.  29,  Taf.  21,  Nr.  2;  Taf.  I2I, 
Nr.  i;  126,  Nr.  i;  149.  S, 

Arendschilllng  (Adlerschilling,  Malschil- 
ling, Escalin,  Krabbelaer,  Vlieger)  war  eine 


ARENDSDAALDER— ARGENTEUS 


35 


vom  Kaiser  Karl  V.  1536  eingeführte  nie- 
derländische Silbermünze  zu  4  Stüver  oder 
Patards  von  6,152  g  Gewicht  und  3,674  g 
Feingewicht,  die  1586  auf  sechs  Stüver 
erhöht  wurde.  Sie  zeigte  auf  der  Vs.  den 
Reichsadler,  auf  der  Rs.  den  Landesschild 
auf  Andreaskreuz.  Von  dem  Adler  erhielt 
die  Münze  den  Namen  »Arendschilling« 
oder  »Vlieger«  oder  »Krabbelaer«  (von 
Krabbelen  =  mit  den  Fängen  zerreißen). 
Auch  »Schrickelborger«  wurde  sie  ge- 
nannt, als  die  Schreckenberger  (s.  d.) 
seit  1600  in  den  Niederlanden  und  in 
Westdeutschland  als  eine  der  dort  ver- 
breitetsten  Münzen  entstanden.  Die  der 
possidierenden  Fürsten  in  Jülich-Cleve- 
Mark  sollten  161 1  5,14  g  wiegen  und  2,99  g 
Silber  halten.  S.  auch  Blaumüser.  — 
Witte,  Brabant,  II,  S.  177;  Noss,  Pos- 
sidierende  Fürsten,  S.  16  und  56 ff. ;  Schröt- 
ter,  Brandenburg,  Gesch.,  S.  302 ;  Verkade, 
Taf.  128,  129,  165,  176;  Ter  Gouw,  S.  275  f. 

S. 

Arendsdaalder  sind  Münzen  Seelands  von 
1602:  ganze,  »/s,  ^3,  Vö  und  Vw -Taler  mit 
Reichsadler  Rs.  Wappenschild,  die  ganzen 
mit  unten  60  (Stüver),  nach  dem  Fuße  der 
Löwentaler  geprägt,  und  ganze  von  Fries - 
land  von  1617.  —  Verkade  S.  34  f.  Taf.  89 
und  Taf.  125,  Nr.  4.  S. 

Arenkopt,  Arnekopf,  »Arenkoppe«  ist  der 
Name  Goslarer  kleiner  Hohlpfennige  mit 
einem  Adlerkopf  rechtshin  aus  dem  15.  Jh. 
(z,  B.  1491  urkundlich  erwähnt,  Bode  S.  129). 
Sie  sind  gleich  einem  Scherf  oder  halben 
Pfennig;  sie  werden  auch  Hanenkoppe  (s.  d.) 
und  nach  Cappe,  Goslar  S.  98  Gosler  ge- 
nannt. Su. 

AreSy  lat.  Mars,  urspr.  thrak.,  dann 
griech.,  u.  röm.  Gott,  insbes.  des  Krieges, 
auf  M.  häufig,  so  daß  ein  Überblick  in  diesem 
Rahmen  nicht  möglich  ist.  Abb.  47  (?),  66, 

—  R.  E.  II  S.  642 ff.;  Röscher,  Lex.  d. 
Myth.  11  S.  2385;  Head,  H.  N.»  S.  940; 
Bernhart,  Handbuch  S.  51.  126.  R. 

Arete^  griech.  dperfi  =  Tüchtigkeit  = 
lat.  Virtus;  als  Beischrift  zu  einer  steh, 
weibl.  Gestalt  mit  Speer  auf  einer  bithyn. 
Bronze-M.  des  Domitianus  vorkommend. 

—  Imhoof,  Zur  griech.  u.  röm.  M. -Kunde 
1908  S.  21.  R. 

Arethusa  war  der  Name  mehrerer  Quel- 
len im  griech,  Sprachgebiet  und  der  betr. 


Quellnymphen;  numismatisch  kommt  nur 
die  in  Syrakus  in  Betracht:  nach  vorn  ge- 
wandter Kopf,  von  Delphinen  umgeben, 
auf  einem  von  Kimon  signierten  Tetra- 
drachmon  vom  Ende  des  5.  Jh.  v.  C,  als 
APE902A  bezeichnet,  Abb.  34;  danach 
benennt  man  die  Mehrzahl  der  gleichartigen 
Köpfe  auf  den  syrak.  Silber-M.,  Abb.  26, 
27,  33.  —  Z.  f.  N.  30  S.  271.  R. 

Argentarius  ist  im  röm.  Altertum  urspr. 
jeder,  der  mit  Argentum,  also  I.  mit  Sil- 
ber, 2.  mit  Geld  zu  tun  hat,  daher  i.  der 
Silberschmied,  2.  der  Wechsler  (griech. 
dpifupotfjLOtßof).  Vom  Sortengeschäft,  d.  h. 
der  Ein-  und  Umwechslung  fremder  Geld- 
sorten mit  einem  kleinen  Nutzen  (col- 
lybus,  xoUüßoc,  s.  d.,  davon  der  A.  auch 
koUybista,  xoXXüßiaT7]c  hieß)  ausgehend, 
entwickelt  er  sich  bei  zunehmender  Geld- 
wirtschaft zum  Bankier  (griech.  TpaTcsCt-nic, 
s.  d.,  daher  lat.  urspr.  tarpezita).  Sein  Büro, 
d.  h.  die  Bank,  ist  die  mensa  (griech. 
xpdireCa),  daher  er  auch  mensarius,  men- 
sularius  heißt,  ihr  Geschäftslokal  in  Rom 
sind  die  tabernae  am  Forum,  die  Börse. 
Von  den  nummularii  (s.  d.),  den  Münz- 
probierern,  Münzbeschauem  von  Beruf, 
sind  sie  zu  trennen,  wenngleich  sie  natür- 
lich im  Sortengeschäft  auch  deren  Tätig- 
keit ausüben  mußten.  —  Abb.  von  A.  in 
ihrem  Betriebe:  Schreiber,  Bilderatlas  Taf . 
LXI  13.  15;  Relief  aus  Neumagen  Traitö 
S.  905^;  Relief  im  Paulus-Mus.  in  Worms. — 
R.  E.  II  S.  706;  Herzog,  Tesserae  nummu- 
lariae  S.  26 — 31.  R. 

Argenteolus:  als  Erklärung  zu  dem  Verse 
luvenal,  Sat.  XIV  291  concisum  argentum 
in  titulos  faciesque  minutas  sagt  der  Scho- 
liast:  (das  Silber  sei  verteilt  auf)  argenteo- 
los  sive  nummos,  also  auf  »kleine  Silber- 
stückchen oder  Münzen«  und  meint  danodt 
gewiß  keine  bestimmte  Münzsorte  (gegen 
Trait6  I  S.  564).  R. 

ArgenteuSy  nämlich  nummus,  eigtl.  jede 
Silbermünze,  so  bei  Plin.  N.  h.  33,  47i  ^^^ 
oft  an  unverdächtigen  Stellen  der  Script, 
bist,  aug.,  vgl.  Z.  f.  N.  31  S.  7;  später  wird 
zu  dem  substantivierten  Wort  ein  Adj.  hin- 
zugefügt, und  zwar:  i.  Argenteus  minu- 
tulus  in  zwei  verdächtigen  Stellen  (Brie- 
fenl)  der  Script,  bist.  Aug.,  Aurel.  9,  7  und 
12,  i:  Argentei  Philippe!  minutuli,  und 
einer  sachlich  gleichfalls  unglaubwürdigen 

3* 


ARGENTINO— ARGENTUM  OSCENSE 


Stelle  Sev.  Alex.  22,  8,  wonach  der  Preis 
des  Schweinefleisches  von  einer  octominu- 
talis  libra  auf  duos  unumque  herabgebracht 
worden  sei.  In  Zurückweisung  älterer  An- 
nahmen (Trait6  I  S.  564:  M.  sei  das  von 
Diocletianus  wiedereingeführte  Silberstück 
von  ^96  Pfund;  R.  E.  V  S.  2246:  es  sei  ein 
kleines  Silberstück  des  Honorius)  glaubt 
man  jetzt  (Z.  f.  N.  31  S.  52/54,  vgl.  auch 
S.  28/9),  der  M.  sei,  wofei:n  der  Ausdruck 
überhaupt  einen  Quellenwert  besitzt,  das 
erst  unter  Constantius  II.  häufig  neben  dem 
Miliarense  von  y^a  Pfund  geprägte  kleinere 
Silberstück. 

2.  Der  Argenteus  Aurelianus  erscheint 
nur  in  einem  gefälschten  Reskript  der  Scr. 
hist.  Aug.,  Prob,  4,  5 :  aureos  Antoninianos 
centum,  argenteos  Aurelianos  mille,  aereos 
Philippeos  decem  milia,  das  auch  für  diese 
Münzausdrücke  keinen  Quellenwert  hat; 
Z.  f.  N.  31  S.  717;  47. 

3.  Der  Argenteus  Antoninianus  kommt 
gleichfalls  nur  in  einem  gefälschten  Reskript 
der  Scr.  hist.  Aug.,  Bonos.  15,  8  und 
dann  noch  dreimal  ebenda  Aurel.  9,  7; 
12,  i;  Prob.  4,  5  mit  dem  Zusatz  Aureus, 
also  als  Gold-M.  vor;  auch  hier  ohne  jeden 
Quellenwert,  wenngleich  sich  die  Numis- 
matik gewöhnt  hat,  das  von  Caracalla 
(M.  Aur.  Antoninus)  seit  214  neben  dem 
bisherigen  Denar  neugeprägte  größere, 
5,3 — ^4,7  g  schwere  Silberstück,  Abb.  80,  An- 
toninianus zu  nennen;  es  sind  das  2-  oder 
i^/a-Denar-Stücke;  sie  tragen  die  Strahlen- 
krone als  Kopfschmuck  des  Kaisers,  die 
Mondsichel  als  Schmuck  der  Büste  der 
Kaiserin  (also  von  Donma  an,  von  der  .es 
einen  A  noch  ohne  Mondsichd  gibt).  Die 
Prägung  dieses  sog.  Antoninianus  wird 
unter  Sev.  Alexander  und  Maximinus 
unterbrochen,  dann  aber  wieder  aufge- 
nommen; Gehalt  und  Gewicht  sinken  bald, 
bis  gegen  Ende  der  Regierung  des  Vale- 
rianus  ein  plötzlicher  Sturz  des  Silberfein- 
gehaltes von  etwa  33%  mit  kurzen  Zwi- 
schenstufen auf  4 — 6%  eintritt  (Z.  f.  N.  26 
S.  104/6),  der,  da  die  Goldm.  auch  längst 
nicht  mehr  reichlich  und  stetig  geprägt 
wird  (s.  unter  Aureus),  in  der  Geld-  und 
Wirtschaftsgeschichte  des  röm.  Reiches 
eine  ähnliche  Katastrophe  herbeigeführt 
haben  muß,  wie  sie  in  Deutschland  die 
^ppperzeit  1618/23  und  die  Inflationszeit 


1919/23  bedeuten;  kleine  Zeichen  solcher 
Zeiten  haben  uns  zwei  ägypt.  Papyri  auf- 
bewahrt, N.  Z.  51  S.  215:  die  Wechsler 
schließen  ihre  Buden  Tcp  p.i]  Trpootecjdat  to 
fteiov  Toiv  SeßaöTwv  vdiiiafia,  und  jemand 
schreibt  (4.  Jh..?)  seinem  Freund  (N.  Z.  53 
S.  158  =  Num.  chron.  1927  S.  225):  »gib 
alles  Reichsgeld  aus,  da  eine  Herabsetzung 
bevorsteht«  1  Dies  ösTov  v6|xta[ia  bestand  fort- 
an in  einer  Kupfermünze  (Abb.  104),  deren 
wenige  Prozent  Silber  künstlich  durch  Sud 
(s.  d.)  an  der  Oberfläche  sichtbar  gemacht 
wurden,  aber  im  Umlauf  sich  schnell  ab- 
rieben; wir  nennen  dies  Metall  daher  »Weiß- 
kupfer«,  Zosimos  I  61  spricht  von  dp^öpiov 
viov,  ägypt.  Quellen  von  xaivovv6fiiaji.a,  s.  d. ; 
sorgliches  »Hamstern«  und  Thesaurieren 
der  alten,  schweren  iE,  die  nunmehr  wert- 
voller als  dies  ösiov  v6p.iöp.a  waren,  ist  die 
Folge  (Z.  f.  N.  29  S.  114  m.  A.  2).  Aurelia- 
nus setzt  auf  diesen  von  den  Numismatikern 
auch  weiterhin  sog.  Antoninianus  die 
vielumstrittene  Wertbezeichnung  (s.  unter 
Denar)  XX  (XXI?)  =  griech.  K  (KA?), 
Abb.  104,  die  Diocletianus  bei  seiner  Münz- 
reform auf  sein  neues  Kupferstück,  gleich- 
falls mit  Silbersud,  den  sog,  Follis  (s.  d.) 
überträgt.  —  Z.  f.  N.  31  S.  46/7;  R.  E.  I 
S.  2568/71;  Num.  chron.  1916  S.  45ff., 
1919  S.  131/35;  Segrfe,  Metrologia  S.  367  ff.; 
Mattingly,  Rom.  coins  1928  S.  125  ff.    R. 

Argentlno.  Durch  Gesetz  vom  5.  No- 
vember 1881  wurde  die  Münzeinheit  Argen- 
tiniens der  goldene  Argentino  zu  8,0645  g 
Gewicht  mit  7,258  g  Goldgehalt  zu  5  Pesos. 
I  Goldpeso  ist  gleich  5  Goldfrank.  Die 
Pesos  und  kleineren  Silbermünzen  sind  alle 
y*^/iooo  fein,  die  Stücke  zu  20,  10  und 
5  Centavos  sind  aus  Nickel,  die  zu  2  und 
I  Centavo  aus  Bronze.  Alle  diese  Münzen 
führen  Freiheitskopf -Landeswappen.    S. 

Argent  le  Roy,  deutsch:  Königssilber, 
war  im  Mittelalter  23/24  (958/1000)  feines 
Silber,  das  für  chemisch  rein  (^«»«'yiooo)  an- 
gesehen wurde,  da  man  reineres  herzu- 
stellen nicht  imstande  war,  so  daß  die 
Silbermünzen  nach  heutiger  Probe  weniger 
fein  sind  als  bei  ihrer  Münzung  ange- 
nommen. —  Luschin,  S.  42.  S, 

Argentum  Oscense  wird  bei  Livius 
mehrfach  erwähnt  (34,  10,  5  und  7;  34^ 
46,  2)  in  den  Beutesummen  der  Span. 
Kriege  v.  J.  195/94  v.  C.  im  Gegensatz  zu 


ARGYRAMOIBOS— ARRENDATOR 


37 


argentum  infectum  und  bigati,  also  zu 
Rohsilber  und  zu  Silber-M.  röm.  Prägung; 
er  bezeichnet  also  damit  die  Silber-M. 
einheimisch -Span.  Prägung,  benannt  nach 
der  Stadt  und  dem  Bergwerksbezirk  von 
Osca,  heute  Huesca  in  Aragonien;  die  M. 
von  Osca  selbst  tragen  den  keltiber. 
Stammnamen  der  Celsitaner.  —  Trait6  I 

s.  558/59.  R- 

Argyramoibos,  griech.  dpYopafioißo?  = 
der  Geldwechsler,    s.    unter    Argentarius. 

R. 

Argyrion,  griech.  dp^opiov  =  Silber, 
insbes.  gemünztes  Silber,  also  Geld.  Vgl. 
bes.  Suidas  s.  v.  'ApTopoTj^ov  fcjxeov  Sxi  icav 
v6[xi<y[i.a  SIT  sv  X°^^^  ^^'^  ^^  dpYopq)  sTt 
£v  XP^^V  sJcüöacytv  dp^föptov  xaXeTv  und  Epi- 
phanios  bei  Hultsch,  Script.  Metrol.  I 
S.  266:  irapÄ  'AXe£av8ps3(yt  tä  dp^opia  xa- 
Xoüvxat  jfoXxtva,  im  Zweifelsfalle  wird  es 
durch  erläuternde  Beiworte  wie  'Arcixov, 
'AXeSdvBpetov,  aüfjLjwtjfixov  usw.  erklärt.  We- 
gen d.  vsov  s.  unter  Argenteus  Ziffer  3.  Auf 
einer  M.  des  Thrakerkönigs  Seuthes  um 
400  V.  C,  2s6&a  dpYüptov,  bedeutet  es  Silber- 
stück. —  Trait6  I  S.  386/89.  479.      R. 

Argyrognomon,  griech.  dpYupoifv<u{j.Q>v  = 
der  Münzbeschauer,  s.  unter  Probare.    R, 

Argyrokopelon,  griech.  dp^opoxoTceTov, 
eigentlich  die  Silberschmiede,  aber  auch 
die  Münzstätte;  Belege  für  diese  Be- 
deutung Joum.  int.  DC  S.  242  Anm.  2; 
die  dp^üpoxoTceia  xal  j(püffoxosia  bei  Athen. 
V  S.  193  d  und  ähnl.  Angaben  aus  Smyrna 
und  Palmyxa  dagegen  sind  jedenfalls  Silber- 
und Goldschmiedewerkstätten,  N.  Z.  58 
S.  39.  ^       R. 

Argj/Toskopos,  griech.  dpYupoaxoico?  =  der 
Münzbeschauer,  s.  unter  Probare.       R, 

Argyrotamias,  griech.  dpifopoiafiia?  =  der 
Schatzmeister,  s.  unter  Tamias.  R. 

Ariadne,  Geliebte  des  Dionysos;  ihre 
Auffindung  durch  ihn  und  sein  Gefolge 
ist  z.  B.  auf  M.  von  Perinth  (Abb.  98) 
und  Pergamon  dargestellt,  Z,  f.  N.  24 
S.  74.  R. 

Arkas^  'Apxdc,  Stammvater  der  Ar- 
kader, von  Zeus  mit  der  Nymphe  Kallisto 
(die  ursprünglich  nichts  anderes  als  Artemis 
selbst  ist,  R.  E.  II  S.  1358)  gezeugt,  die 
Mutter  von  Artemis  getötet  (M.  von 
Heraia,  Methydrion  undOrchomenos,  4.  Jh. 
v.  C:  Vs.  bogenschießende  Artemis,  Rs. 


die  getroffene  Kallisto,  das  ICnäblein  neben 
sich),  von  Hermes  gefunden  und  zu  der 
Nymphe  Maia  gebracht  (JR  von  Pheneos: 
Hermes  mit  dem  Knaben  auf  dem  Arm, 
z.  T.  mit  Beischrift  'Apxotc).  —  R.  E.  II 
S.  1157/60.  R. 

Armellino^eine  neapolitanische  Groschen - 
münze,  die  etwa  1465  bis  1496  in  sehr 
großen  Mengen  gemünzt  einem  halben 
Carlino  (s.  d.)  entsprach  und  Schild- 
Hermelin  oder  Hermelin -Altar  mit  Flammen 
trug.  Das  Volk  sah  in  dem  Hermelin,  das 
dem  Wappen  des  Ritterordens  zum  Her- 
melin entnommen  war,  einen  Fuchs  (volpe) 
und  nannte  die  Münze  Volpetta.  Der 
Armellino  wurde  von  Franz  Maria  I.  von 
Urbino  (1508 — 13)  nachgeahmt.  —  Cagiati 
II,  S.  83-^7.  s. 

ArmeniacuSy  Siegesbeiname  der  röm. 
Kaiser  M.  Aurelius  und  L.  Verus  (161 — 169 
n.  C.)  wegen  der  Wiedereroberung  Ar- 
meniens im  Partherkriege.  R. 

Araaldenses  sind  Denare  des  Bistums 
Agen  in  Frankreich  (Languedoc),  nach 
Caron  zuerst  von  Arnold  I.  von  Bonneville 
1040  geschlagen.  In  einer  Rechnung 
von  1252  werden  1200  Pfund  Arnaldenses 
1000  Pfund  Deniers  Tournois  gleichgestellt. 
1301  heißt  es  in  einer  Urkunde:  in  Agenno 
currunt  Arnaldenses.  Typus  eines  Obols 
aus  dem  12.  Jh.:  Vs.  4  Kreuzchen  und 
5  Sternchen  *AEPISCOPVS.  Rs.  Kreuz 
AGENSIS  0,32  g  (Caron  Tf.  XI,  18).  — 
Poey  d* Avant  II  S.  143,  145,  Caron  S.  171. 

Su. 

Arnazi(U8)  steht  auf  Med.  des  Gallus 
und  Volusianus  neben  einem  nackten  Gott 
(Apollo  ?)  auf  Berg  mit  Zweig  und  Schlange 
als  dessen  Beiname  (oder  als  Zuname,  Sig- 
num, des  Kaisers  ?  vgl.  N.  Z.  48  S,  166),  — 
Müller  u.  Wieseler,  Denkmäler  4  S.  365; 
Vjesnik  hrvatskoga  n.  S.  XV  S.  223.    R. 

Aitioldsgulden,  Goldgulden  des  Herzogs 
von  Geldern  Arnold  von  Egmond  (1423 
bis  1473).  Sie  und  die  Horngulden  (s.  d.) 
sind  wohl  die  schlechtesten  der  schlechten 
niederländischen  Goldgulden:  1499  wurden 
in  Holland  die  rheinischen  Gulden  auf  20, 
die  Arnoldsgulden  auf  loV»  Stüver  tari- 
fiert.  —  Chijs,  Gclderland,  Taf.  IX,  X, 
1—7;  Revue  beige,  1891,  S.  553.        S. 

Arrendator  =  Pächter  (vom  französi- 
schen arrenter  =  pachten).     In  Deutsch- 


38 


ARTEMIS— AS 


land  wurden  die  Münzpächter  im  17.  und 
18.  Jahrhundert  Arrendatoren  genannt. 

Artemis,  lat.  Diana,  weitverbreitete 
griech.  u.  röm.  Göttin,  auf  M.  so  häufig, 
daß  ein  Überblick  in  diesem  Rahmen 
nicht  möglich  ist.  Abb.  70.  —  R.  E.  II  S. 
1 336/1440,  M.  gut  verwertet;  V  S.  325  ff.; 
Head,  H.  N.»  S.  909.  940/1;  Bernhart, 
Handbuch  S.  53/4.  R. 

Artig,  Plur.  Artiger  (arteghe)  ist  eine 
M.  der  JBischöf e  v.  Dorpat,  der  Erzbischöfe 
V.  Riga  und  des  Schwertbrüderordens  in 
Livland  im  14.  u.  15.  Jh.  Der  A.  ist  ein 
Teil  des  0er  u.  des  Schillings  und  ein 
Mehrfaches  des  Pfennigs,  von  verschiede- 
nem Werte:  =  8  Pf.  (Gotländ.  Münzfuß) 
bzw.  9  lüb.  Pf.;  =  3  Pf.  (älterer  Riga- 
ischer  Münzfuß  vor  1422);  =  ^|^  Scherf 
oder  3/4  lüb.  Pf.  (v.  1424  bis  ca.  1450); 
==1/3  Schilling  (seit  1450);  später  im  16. 
Jh.  I  Artig  =  I  Pfennig  =  V3  0er  = 
1/4  Schilling;  2.  Hälfte  d.  14.  Jhs.  =  3  lüb. 
Pf,,  1406  ==  2  lüb.  Pf.;  sie  waren  1406 
8  lötig,  und  636  Stück  gingen  auf  die  Mark 
(Jesse,  Wendischer  Münzverein  S.  96).  — 
Köhnes  Zeitschrift  II,  S.  81,  97  f.;  Stieda, 
Reval.  Zollbücher  S.  LV;  Hildebrand,  D. 
rigaische  Schuldbuch  S.  XLIV  ff.       Su. 

Artiluk.  Als  die  Silbermünzen  der  Stadt 
Ragusa  um  1600  durch  Verschlechterung 
unbrauchbar  geworden  waren,  wurden  seit 
1626  bessere  Groschen,  Grossetti  genannt, 
geprägt,  seit  dem  folgenden  Jahre  aber 
Dreigröscher  (s.  d.)  nach  polnischem  Typus, 
da  die  polnischen  in  Dalmatien  sehr  be- 
liebt waren.  Da  der  Dreigröscher  6 
Para  galt,  erhielt  er  den  türkischen 
Namen  für  Sechser:  Artiluk.  Die  Vs. 
trägt  das  Brustbild  des  h.  Blasius,  die 
Rs.  die  Wertbezeichnung.  Der  A.  wurde 
bis  1701  geprägt.  Er  wog  1,38  bis  2,22  g 
und  hielt  1,24  bis  2  g  Silber.  Auch  wurden 
in  Ragusa  die  polnischen  Dreigröscher, 
besonders  die  von  Riga,  im  17.  und  18.  Jh. 
nachgeprägt,  die  sich  dadurch  von  den 
echten  unterscheiden,  daß  unter  dem 
Stadttore  der  Rs.  statt  des  Löwenkopfes 
ein  Zweig  erscheint.  —  ReSetar  im  Mo- 
natsbl.  d.  num.  Ges.,  Wien  1910,  S.  193, 

233  f.  S. 

Artislen,  Artesien  aus  Artoisien  ist  der 
Pfennig    der    Grafen    von   Artois,    deren 


Prägung  am  Ende  des  lO.  Jhs  beginnt.  — 
Beiz,  S.  6.  Su. 

Artüg  war  die  russische  Benennung  für 
Örtug  und  war  von  1410 — 1420,  wie  es 
uns  die  Novgoroder  Chronik  lehrt,  zu- 
sammen mit  den  Wittenpf  ennigen  (s.  Lobec) 
und  litauischen  Groschen  die  einzige  offi- 
zielle Münze  der  Republik  Novgorod.  A. 
finden  sich  aber  sonderbarerweise  niemals 
in  den  russ.  Funden.  —  Tolstoj,  Novgorod 
(Dopetrovskaja  numismatika  I)  17;  Chau- 
doir  68 — 69;  Sreznevskij  I  28  (aber  nicht 
die  von  S.  angeführte  Erklärung). 

Ganz  unverständlich  ist  der  Versuch  von 
Markov,  Russkaja  numismatika  25,  das 
Wort  A.  aus  dem  persischen  »artak«  ab- 
zuleiten, da  doch  in  der  Chronik  von  1410 
A.  ausdrücklich  mit  anderen  westeuro- 
päischen Münzen  erscheint,  »n^mdckij« 
genannt  wird  und  es  dann  unter  1420 
heißt:  ....  die  Novgoroder  begannen  mit 
silbernen  Denga  zu  handeln,  die  A.  ver- 
kaiiften  sie  aber  den  »N^mcy«.  —  An 
baltische  Artiger  (s.  Artig)  wird  man  wohl 
zu  allerletzt  denken,  da  sie  doch  in  ihrem 
Gewichte  von  den  litauischen  und  lübischen 
so  stark  abweichen.  B. 

Aryandikon  nomisma,  griech. '  ApuavSu&v 
vofitafxa,  Herod.  IV  166  und  Hesych.  s.  v., 
ist  das  von  Dareios'  Satrapen  Aryandes 
oder  Aroandes  von  Ägypten  angeblich  ge- 
münzte Silbergeld  (dp^öptov),  das  er  so 
fein  wie  der  Qroßkönig  seine  Goldmünze 
(also  theoretisch  vollfein)  ausgebracht  haben 
soll,  wofür  er  unter  dem  Verwände  eines 
Aufstandes  mit  dem  Tode  bestraft  worden 
sei;  das  persische  Silbergeld,  s.  unter 
Siglos,  ist  nun  allerdings  nicht  ganz  fein 
(Z.  f.  N.  26  S.  84:  Analysen  von  88—94% 
Feinsilber,  dagegen  der  goldene  Dareik: 
97 — 99%i  eb.  S.  18),  so  daß  eine  feinere 
Ausprägung  wohl  möglich  war;  trotzdem 
war  es  wohl  vielmehr  die  zu  Dareios' 
Zeit  noch  unerhörte  Anmaßung  des  M.- 
Rechtes überhaupt  durch  einen  Satrapen, 
die  als  Aufstandsversuch  mit  dem  Tode 
bestraft  wurde.  Erhalten  hat  sich  nichts 
davon.  —  R.  E.  II  S.  1494.  R. 

As  (gen.  assis).  i.  Antikes  Gewicht  und 
antike  Münze.  As  heißt  ursprünglich  »Eins« 
oder  »die  Einheit«,  »das  Ganze«,  im  Gegen- 
satze zu  ihren  Teilen  (Varros  Ableitung  de  1. 
lat.  V  169  as  ab  aere  ist  irrig).    Die  Einheit 


AS 


39 


wurde  von  den  Römern  gezwölf telt  und  es 
hieß  ein  Zwölftel  uncia,  »/la  (=  ^e)  sextans, 
3/ia  (=  V4)  quadrans,  4/ia  (=  1/3)  triens,  5/ia 
quincunx  (=  quinque  unciae),  ^la  (=  V2) 
semis,  7/13  =  septunx,  s/ia  (=  »/s)  bes  (= 
binae  [partes]  assis,  =  2  [von  3]  Teilen), 
Via  (==  3/4)  dodrans,  "/12  (=  Sje)  dextans, 
^Vii  =  deunx  [diese  drei  letzteren  erklärt 
man  als  aus  de(mpto)  quadrante,  sextante, 
uncia  zusammengezogen].  So  sagte  man 
bis  in  späte  Zeit  heres  ex  asse  =  Universal- 
erbe. —  Im  Maßwesen  bedeutete  daher  As 
die  jeweilige  Einheit,  also  im  Längenmaß 
ein  Fuß,  im  Gewicht  ein  Pfund,  im  Flächen- 
maß ein  Morgen. 

Im  Geldwesen  tritt  der  As  demzufolge  bei 
Einführung  der  Münze  als  deren  Einheit  auf 
—  und  zwar  erst  dann,  wie  der  Umstand 
zeigt,  daß  große  Summen  z.  B.  dena  milia 
aeris  gravis  heißen,  wozu  nicht  assium, 
sondern  librarum  pondo  zu  ergänzen  ist,  da 
die  Verbindung  as  aeris  gravis  nicht  vor- 
kommt. Die  oben  erwähnte  Unterteilung 
übertrug  sich  dabei  auf  seine  Stückelung. 
Auch  in  Rom  stellte  wie  bei  den  Griechen 
(vgl.  unter  Drachme)  diese  älteste  Münz- 
einheit die  Gewichtseinheit  dar,  nur  im 
Unterschied  gegen  griech.  Gewohnheit  die 
Gewichtseinheit  Kupfers:  so  wog  also 
der  As  ursprünglich  ein  Pfund  (libra)  und 
heißt  daher  z.  B.  bei  Gellius  XX  i,  31  as 
librarius. 

Mit  diesem  Zeitpunkt  setzt  eine  der  meist- 
umstrittenen Fragen  der  gesamten  Münz- 
kunde ein.  Das  hierin  bahnbrechende 
Werk  Das  röm.  M.wesen  von  Mommsen 
(1860)  hatte  für  etwa  v/z  Generationen 
eine  wenn  auch  nicht  unbestrittene,  viel- 
mehr schon  durch  die  Wägungen  von 
Ailly,  Recherches  sur  la  monn.  rom.  1864/9 
hie  und  da  erschütterte  und  in  einem  we- 
sentlichen Punkte  von  Samwer-Bahrfeldt 
(s.  u.)  berichtigte  Geltung  gehabt,  bis  es 
durch  Haeberlin  (Systematik  des  ältesten 
röm.  Münzwesens  1905,  aus  Berl.  M.-Bl. 
1905/6;  Aes  grave  1910;  auf  dies  Werk  be- 
ziehen sich  die  Zitate  im  folgenden)  völlig 
umgestaltet  wurde;  dessen  Lehre  wieder 
haben  jüngst  Mattingly,  Num.  chron.  1924 
S.  l8i  sowie  Roman  coins  1928  S.  i — 106, 
Sydenham,  Num.  chron.  1925  S.  53  sowie 
Aes  grave  1926  und  Giesecke,  Italia  numis- 
matica  1928  S.  171  flf.  (zu  spät  erschienen, 


um  hier  berücksichtigt  zu  werden)  be- 
kämpft. Die  Aufgabe  dieses  Artikels  kann 
nur   die  eines  Referates  sein. 

Da  das  faktische  Durchschnittsgewicht 
der  erhaltenen,  irgendwie  als  pfundig  in 
Frage  kommenden  Asse  röm.  Herstellung 
(also  mit  lanuskopf  und  Schiffsvorderteil 
und  der  Wertziffer  l),  von  Haeb.  S.  36 
aus  II 68  Exemplaren  ermittelt,  267,83  g 
ist,  so  kann  ihm  nicht  das  uns  geläufige 
spätere  röm.  Pfund  von  annahmsweise 
»327,45  «g  zugrunde  liegen,  sondern  der  As 
muß  auf  einer  anderen  Pfundnorm  stehen, 
für  die  Haeb.  wohl  mit  Recht  an  das  sog. 
oskische  Pfund  von  i*»/i3  des  röm.,  also 
»272,88«  g  denkt,  während  Sydenham  S.  28 
ein  sonst  unbekanntes  Pfund  von  280 — 
300  g,  Giesecke  S.  216  ff.  eins  von  279,36  g 
postuliert. 

Die  Einführung  des  pfundig  gegossenen, 
mit  den  Bildern  des  lanus  und  der  Prora 
versehenen  As  und  seiner  Teile  (Semis  mit 
S,  Triens,  Abb.  60,  mit  ••••,  Quadrans  mit 
•  • ',  Sextans  mit  •  •,  Uncia  mit  -,  wobei  die  • 
immer  eine  Unze  bedeutet  und  verschiedene 
Götterköpfe  bei  den  6  Stufen  die  Unter- 
scheidung erleichtern)  setzte  man  bald  nach 
338  an,  und  Sydenhams  (S.  23 — 26)  Datum 
311  V.  C.  mag  demgegenüber,  weil  nicht 
besser  begründet,  auf  sich  beruhen. 

Von  dieser  Höhe  aber  fällt  der  As  plötz- 
lich und  unvermittelt  (der  leichteste  pfun- 
dige As  bei  Haeb.  wiegt  noch  218,  der 
schwerste  reduzierte  163  g)  auf  etwa  die 
Hälfte  des  bisherigen  Gewichtes  und  von  da 
unaufhaltsam  und  ohne  irgendwie  bemerk- 
baren Bruch  bis  41  g;  ob  hier,  wie  Haeb. 
lehrte,  eine  förmliche  Reduktion  auf  Semi- 
libralf  uß  vorliegt,  so  daß  der  As  also  nur 
noch  ^/%  (osk,)  Pfund  wog,  ist  strittig,  jeden- 
falls wurde  diese  Stufe  (vgl.  Sydenham 
S.  31)  so  schnell  wieder  verlassen,  daß  wir 
die  zum  Semilibralfuß  gehörigen  Stücke  oft 
nicht  sicher  als  solche  ausscheiden  können, 
ebensowenig  die  eines  Triental-  oder  Qua- 
drantarfußes.  Wir  müssen  uns  bescheiden, 
festzustellen,  daß  der  immer  noch  gegossene 
As  schließlich  um  das  Gewicht  des  Sextans 
sei  es  des  Pfundes  von  »327,45«  g,  sei  es 
dessen  von  »272,88  g«  schwankt.  An  neuen 
Wertstufen  treten  innerhalb  dieser  Periode 
seltene  Vielfache  hinzu  (Decussis  mit  X, 
wegen  des  Quincussis  mit  V  s.  d-,  Tressis 


40 


AS 


mit  III,  Dupondius  mit  II),  zu  den  Teil- 
stücken die  Semuncia  (^«4  As)  vom  Typus 
des  Sextans  und  die  Quartuncia  (V48  As) 
von  dem  derUncia  hinzu,  beide  ohne  Wert- 
zeichen, nur  die  Semuncia  zuweilen  mit  Z; 
für  die  Teilstücke  geht  man  allmählich 
und  von  unten,  d.  h.  mit  den  beiden  neuen 
kleinsten  Stufen  anfangend,  vom  Guß 
zur  Prägung  über,  sodaß  schließlich  auch 
für  kurze  Zeit  der  Semis  geprägt  wird.  Im 
übrigen  ist  namentlich  die  metrologische 
Zuweisung  der  Teilstücke  an  die  verschiede- 
nen Reduktionsstufen  recht  unsicher,  man 
vgl.  insbes.  die  Kritik  von  Sydenham  S. 
33/35  an  Haeberlins  schon  in  KlioVIS.495 
bekämpfter  Lehre,  in  der  Semilibralreduk- 
tion  sei  der  As  in  10  statt  12  Unzen  geteilt 
worden. 

Anfangs-  und  Endzeit  dieser  Reduktion 
sind  gleichermaßen  unsicher,  indem  Hae- 
berlin  286—268  v.  C,  Sydenham  (S.  32/3) 
271 — ^242  annimmt;  aber  dessen  Haupt- 
grund dafür,  die  silbernen  röm.-kampan. 
M.,  zu  denen  kampanische  Reihen  des 
Aes  grave  noch  von  pfundigem  Gewicht, 
bes,  wegen  des  beiden  gemeinsamen  Typus 
des  Romakopfes  und  der  Beizeichen  Sichel 
und  Keule  sicher  gehören,  seien  erst  etwa 
280—275  geschlagen  (Num.  chron.  1924 
S.  181  fif.),  ist  aus  Stilgründen  unannehm- 
bar. 

Im  Jahre  269  (so  ist  die  einhellige  Über- 
lieferung, s.  hier  unter  Denarius)  wurde  der 
röm.  Silberdenar  eingeführt.  Mit  ihm  für 
gleichzeitig  hielt  man,  freilich  gegen  Plin. 
•N.  h.  33,  44  (librale  pondus  aeris  inminu- 
tum  est  hello  Punico  primo  . . .  constitu- 
tumque  ut  asses  sextantario  pondere  feri- 
rentur),  der  beides  zeitlich  trennt  und  dem 
für  das  Datum  dieser  Reduktion  auch  Varro 
de  r.  r.  I  10  beistimmt,  seit  den  Darlegun- 
gen  von  Samwer  und  Bahrf eldt,  N.  Z.  XV 
S.  5—215  die  Einführung  des  Sextantar- 
asses;  das  war  also  ein  As,  Abb.  61,  vom  Ge- 
wichte des  Sextans,  und  zwar  nach  dem  uns 
geläufigen  Pfunde  von  »327,45  g«,  der  As 
also  =  )>S4,59  g«i  nunmehr  alle  Wertstufen 
geprägt  (vgl.  ferirentur).  Sydenham  da- 
gegen setzt  S.  36/40,  zu  Mommisen  zurück- 
kehrend, diese  Veränderung  erst  ins  Jahr 
242,  hat  aber  mit  der  Berechnung  von  10 
schweren  Assen  auf  den  neuen  denarius  = 
^Zehner*  seine  Schwierigkeiten.    Wie  dem 


auch  sei,  mit  der  Einführung  des  Sextantar- 
asses  ist  das  röm.  Geldwesen  wieder  in  Ord- 
nung gebracht,  das  Wertverhältnis  von 
Silber  zu  Kupfer  stand  auf  I20zu  i  (l  Denar 
von  ^7»  Pfund  =  4,55  g  war  gleich  10  Assen 
zu  »54,59«  g;  545,9  :4,55  =  120)  —  das 
ist  vermutlich  etwa  das  Marktverhältnis 
gewesen  (vgl.  Regling,  M.  von  Priene 
S.  138  »7«).  Ein  Teil  der  M.  mag  auf  Sizilien 
hergestellt  sein.  Beiz.  Ähre,  Riv.  ital.  di 
num.  35  S.  5 — ^26. 

Im  Jahre  217  wird  nach  Plinius'  Zeugnis 
N.  h.  33,  45  der  inzwischen  stark  abge- 
knappte As  formell  auf  das  Gewicht  der 
Unze  (27,3  g)  herabgesetzt  und  16  Asse  auf 
den  Denar  gerechnet.  Das  Wertverhältnis 
wurde  dadurch  nur  wenig  verändert:  da 
nämUch  der  Denar  (s.  d.)  —  nach  dem 
faktischen  Gewicht  der  erhaltenen  Denare 
übrigens  schon  vor  217  —  auf  \/^  Pfund 
gesetzt  ward,  also  —  3,9^  g  wog  und 
16  Assen  von  27,3  g  gleichstand,  so  ergibt 
sich  JSL  zu  M  wie  16  X  27,3  ;  3,9,  also 
wie  112  zu  I;  wir  wissen  nicht,  ob  das 
eine  Veränderung  der  MarkÜage  bedeutet 
oder  ob  das  Kupfer  damit  in  bescheidenstem 
Ausmaße  Kredit-M.  wurde.  Jedenfalls 
sind  M.  vom  Unzialfuße  vorhanden,  außer 
dem  seltenen  Dupondius  (B.  M.  C.  rom. 
rep.  I  S.  47)  bes.  Asse,  bald  wieder  der 
Abknappung  verfallend,  dann  nach  150 
V.  C.  bes.  Semis,  Triens,  Quadrans,  dann 
zum  Schlüsse  der  Periode  wieder  voll- 
wichtige Asse,  s.  unter  Triumphalas ;  Willers, 
Röm.  Kupferprägung  1909  S.  43-H-6- 

In  der  Zeit  des  Sextantar-  und  Unzial- 
fußes  prägen  auch  viele  ital.  Städte  Kupfer 
nach  röm.  Fuße  aus,  doch  meist  nur  Teil- 
stücke, den  As  selbst  z.  B.  Uxentum,  Copia- 
Thurii  und  Vibo-Valentia. 

Die  letzte  Herabsetzung  des  As  in  der 
Republik  war  die  von  einem  der  Volks - 
tribunen  des  J.  89  v.  C,  (über  das  Jahr: 
Willers,  Kupf.  S.  53-  85/6;  die  R.  E.  XII 
S.  2400,  4  geäußerten  Zweifel  sind  haltlos) 
C.  Papirius  Carbo  durchgesetzte  auf  den 
Fuß  der  halben  Uncia,  13,64  g,  Semunzial- 
fuß  (Plin.  N.  h.  33,  4(^;  das  Wertver- 
hältnis von  Silber  zu  Kupfer  wurde 
dadurch  auf  nur  56  zu  i  verschoben, 
das  Kupfergeld  also  Kredit-M.  Diese  M. 
vom  Semunzialfuße,  vom  As  bis  zum 
Quadrans  reichlich  vorhanden,    sind  an- 


AS 


41 


f angs  mit  LPDAP  =  lege  Papiria  de  aere 
publico  bezeichnet,  weisen  verschiedene 
Neuerungen  in  den  M. -Bildern  auf  und 
befolgen  den  Münzfuß  ganz  ordentlich; 
von  Sulla  gibt  es  sogar  wieder  etwas 
schwerere  Asse  (Triumphalasse?);  über  die 
M.  vgl.  Willers,  Kupf.  S.  49—87,  der  ihr 
Aufhören  um  81  v.  C.  ansetzt.  —  Mit  der 
Lex  Papiria  verschwinden  jene  ital.  Kupf  er - 
Prägungen  mit  Ausnahme  der  von  Paestum. 

Erst  in  der  Zeit  der  Bürgerkriege,  von 
49 — ^31  V.  C,  wird  die  röm.  Kupferprägung 
wieder  aufgenommen,  in  einzelnen  As- 
Emissionen  des  Cn.  und  S.  Pompeius  —  mit 
den  alten  Bildern,  nur  in  den  lanuskopf 
der  einen  Reihe  das  Bildnis  des  Cn.  Pom- 
peius »hineingeheimnißt«,  und  etwa  in  der 
Schwere  des  suUanischen  As  — ,  dann  des 
Caesar,  geprägt  von  C.  Clovius  und  Q. 
Oppius  und  mit  ganz  neuen  Bildern  (zur 
Deutung  vgl.  gegen  Willers:  Z.  f.  N.  28 
S.  365),  gallische  des  Augustus  mit  seinem 
und  Caesars  Bildnis  und  ein  wieder  im 
alten  Typus  geprägter  von  M.  Antonius' 
Beamtem  Atratinus.  Über  alle  diese: 
Willers,   Kupf.   S.  91— 113. 

Eine  förmliche  Reihe,  aus  5  Wertstufen 
bestehend,  die  bei  sonst  lat.  Aufschrift 
meist  griech.  Wertzeichen  tragen  (A,  dazu 
I|S,  also  Sesterz  =  4  As-Stück;  F,  B,  A,  S, 
also  3-,  2-,  I-  und  y»  As-Stück)  läßt  erst 
wieder  M.  Antonius  durch  seine  praefecti 
classis  (Flottenpräfekten)  in  oder  um 
Sizilien  etwa  36/5  v.  C.  schlagen  mit  sinn- 
fällig auf  die  Wertstufe  anspielenden,  auf 
die  See  bezüglichen  Bildern  (Poseidon  im 
Viergespann  von  Hippokampen,  3 — 2 — i 
Schiffe,  der  Semis  hat  ein  kleines  SchifiE  oder 
Schififsknauf)  und  auf  einen  Fuß  von  etwa 
V4  Unze  (=  6,82  g;  nach  Willers  wäre  ^16 
der  liparischen  Kupferlitra  gemeint);  Wert- 
verhältnis von  Silber  zu  Kupfer  also  28  :  I, 
also  Kredit-M.;  daneben  geht  sogar  noch 
eine  etwa  halb  so  schwere  Reihe  einher. 
N.  Z.  37  S.  9;  Willers,  Kupf.  S.  113/25- 

Augustus*  Wiederaufnahme  der  Kupfer- 
prägung um  23  V.  C.  schafft  den  Sestertius 
(»Großbronze«)  —  Abb.  81  von  Vespasi- 
anus  —  im  Gewichte  einer  Unze,  den 
Dupondius  von  Va  Unze  —  Abb.  82  von 
Germanicus  — ,  beide  aus  Messing  (Auri- 
chalcum,  s,  d.),  und  den  As,  Abb.  83,  (wie 
bisher    zu    V16   Denar)     und    Quadrans 


(eher  als  Semis)  aus  reinem  Kupfer  (Plin., 
N.  h.  34,  4),  Gewicht  des  As  wohl  V5  Unze 
=  10,92  g;  nach  dem  As  berechnet,  ergibt 
sich  also  ein  Verhältnis  von  Silber  zu 
Kupfer  wie  45  zu  i,  Kupfer  blieb  also 
Kreditmünze.  Neros  Reformen  hatten 
keine  Dauer,  zeitweilig  führt  der  As  unter 
ihm  wieder  das  alte  Wertzeichen  I.  Bei 
allmählich  sinkendem  Rauhgewicht  und 
sinkendem  Gehalt  an  Zink  bei  den  Sorten 
aus  Aurichalcum,  und  bei  Auftreten  von 
Zinn-  und  Bleigehalt  bei  allen  Sorten 
(Z.  f.  N.  26  S.  129—136)  hält  sich  diese 
Ordnung,  bis  das  praktisch  völlige  Weg- 
bleiben des  Silbers  aus  dem  bisherigen  sog. 
Antoninianus  (s.  unter  Argenteus  Ziffer  3) 
den  Zusammenbruch  der  röm.  Währung 
unter  Valerianus  herbeiführte;  damit  wurde 
die  Herstellung  wirklicher  iE  als  verlust- 
bringend eingestellt  und  mit  den  übrigen 
Wertstufen  verschwand  auch  der  As  nach 
fast  600  jährigem  Bestehen;  die  wenigen 
M,^  die  die  folg.  Kaiser,  bes.  Aurelianus 
(dazu  Num.  chron.  1919  S.  140.  238) 
noch  prägten,  sind  nach  ihrer  Wertstufe 
nicht  sicher  benennbar.  —  Willers,  Kupf. 
S.  199—206;  B.  M.  C.  rom.  emp.  I  S.  XLV 
bis  L. 

Auch  das  A  vor  einer  Zahl,  deren  höchste 
XVI  ist,  auf  röm.  bronzenen  Tesserae 
(s.  d.)  wird  eben  deswegen  den  As  bezeich- 
nen, deren  ja  16  auf  den  Denar  gingen; 
Willers,  Kupf.  S.  167;  vgl.  für  A  =  As 
auch  inschr.  Beispiele  bei  Dessau  III 
S.  930. 

Der  As  geht  als  Assarion  (s.  d.)  ins 
griech.  Rechnungs-  und  M. -Wesen  über; 
auch  das  Bild  der  Vs.  des  As,  der  lanus- 
kopf oder  ein  ähnlicher  Doppelkopf,  hat 
in  den  Provinzen  (Uxentum,  Copia-Thurii, 
röm.-sizil.  Prägungen,  Amphipoüs,  Thessa- 
lonike)  Nachahmung  gefunden  und  auch 
die  abgekehrten  Köpfe  zweier  Kaiser  auf 
gall.  Provinzial-M.  sind  vom  lanuskopfe 
beeinflußt,  —  Über  den  As  in  den  nicht - 
röm.  Schwergeldreihen  s.  unter  Aes  grave. 
—  Segrfe,  Metrologia  1928  S.  321/47;  R.  E. 
II  S.  X499— 1513.  R. 

2.  (neuzeitliches  Gewicht).  Im  16,  Jh. 
gelang  es  französischen  Mechanikern,  so 
feinziehende  Wagen  anzufertigen,  daß  da- 
mit ein  Grain  Poids-de-marc  (0,053115  g) 
gewogen  und  hergestellt  werden  konnte. 


42 


AS*EK— ASPERGILLUM 


In  Deutschland  wurde  dann  ermittelt,  daß 
der  hier  gebrauchte  Richtpfennig  (s.  d.)  = 
17  Grains  Poids-de-marc  war,  und  man 
reihte  das  Grain  (Grän)  unter  dem  nieder- 
ländischen Namen  As,  Ässchen,  Eschen  in 
das  System  der  kölnischen  Mark  ein  (das 
niederländische  System  war:  i  Troy-Mark 
=  8  Unzen  =  160  Engels  =  5120  As).  Da- 
nach wog  ein  kölnisches  As  0,05373  5  g.  Das 
As  wurde  in  Preußen  181 6  durch  das 
Vi6-Grän  =  V4608  Mark  ersetzt,  jedoch  diese 
Stücke,  die  0,00347  Lot  oder  0,0507  g  wogen, 
auch  Asse  genannt,  während  die  bis 
181 6  gebrauchten  preußischen  Asgewichte 
im  Durchschnitt  0,00365  Lot  oder 
0,05334840  g  schwer  gewesen  waren.  — 
Praun,  S.  276 f.;  Grote,  M.  St.  III,  S.  21  f.; 
Schrötter,  Preußen  1806/73,  Gesch.  I, 
S.438f.  S. 

3.  As  ist  in  deutschen  mittelalterlichen 
Urkunden  die  Bezeichnung  für  einen  Vier- 
ling  (s.  d.).  Su. 

As^ek,  in  Form  von  Muschelschalen 
gegossene  Silberklumpen  der  Laos  von 
Siam.  Am  Rande  sind  Stempel  angebracht, 
die  das  Wahrzeichen  desjenigen  Staates 
enthalten,  der  die  Barren  herausgegeben 
hat.  Jedes  Stück  muß  vorschriftsmäßig 
eine  Rupie  Silber  enthalten,  sie  werden 
aber  im  Werte  von  3  Rupien  ausgegeben 
und  nur  für  besondere  Fälle  (Gerichts- 
kosten, Tempelgaben)  verwendet.  —  Haas 
in  NZ  12,  479;  HWood  in  AJN  38,94; 
Temple  in  lA  27,  14.  V. 

Ashrafi,  Sheiifi^  Goldmünze  von  3,45  g 
Gewicht.  Dahabi  zufolge  so  benannt  nach 
dem  Mamlükensultan  Ashraf  Bärsbey 
(1422 — 38),  der  sie  eingeführt  haben  soll. 
Doch  ist  letzteres  schwerlich  richtig,  da 
schon  seit  Bio  (1407/8)  die  ägyptischen 
Goldmünzen  nach  diesem  Fuße  geprägt 
sind  und  sich  deutlich  von  den  Dinaren 
der  vorhergehenden  Periode  abheben.  Der 
Dinar  A.  blieb  die  Goldeinheit  von 
Ägypten  bis  zur  Eroberung  durch  die 
Türken  und  wurde  dann  auch  von  diesen 
angenommen  (s.  Altun). 

In  Persien  prägte  Shäh  Isma*il  (1502/24) 
Goldmünzen  von  3,52  g,  die  wohl  als  A. 
aufzufassen  sind.  Der  in  der  ersten  Hälfte 
des  18.  Jh.  in  Persien  geprägte  A.  ist 
ca.  3,45  g  schwer.  Um  die  Mitte  des  18.  Jh. 
macht    er    dem    indischen    Muhr    (Muhr 


Ashrafi;  s.  d.)  und  seinen  Teilstücken  Platz, 
Gegenwärtig  ist  A.  in  Persien  die  generelle 
Bezeichnung  für  Goldmünzen. 

In  Indien  wurden  sowohl  die  kleinen 
1,166  g  schweren  Goldmünzen  Humäjüns 
(1530 — 56),  als  auch  die  Muhre  Akbars 
A.  genannt.  In  Buchara  heißt  so  die  Tülä. 
S.  Talari.  —  Sauvaire  in  JAs  7.  s^r.  14,  277 ; 
15,  465;  Rabino,  Coins  of  the  Shahs  of 
Persia,  Paris  1914;  Markow,  Inv.  Katalog; 
Hodivala,  Hist.  Studies  246;  Weljaminow 
Zernow,  Trudy  wostocnago  Otdelenija  IV 
415.  .  ^  V. 

AsiarcheSy  griech.  äaiap^v)?,  Beamter 
der  Provinz  Asien  in  der  Kaiserzeit,  viel- 
leicht mit  dem  dpxispsbc  'Acyia?  identisch^ 
nach  anderen  ein  städtischer  Abgeordneter 
zum  Landtag  der  Provinz  Asien;  erscheint 
öfter  auf  griech.  M.  als  oder  im  Titel  des 
M. -Beamten.  —  R.  E.  II  S.  1564;  Münster- 
berg, Beamtennamen  S.  251.  R. 

Aisklepios,  lat.  Aesculapius,  griech.  Heil- 
gott, auf  M.  so  häufig,  daß  ein  Überblick 
in  diesem  Rahmen  nicht  möglich  ist.  —  R. 
E.  IIS.  1642/97;  Head,  H.N.»  S.941;  Bern- 
hart,  Handbuch  S.  56;  Bernhard,  Griech. 
u.  röm.  M. -Bilder  zur  Medizin  1926;  ders., 
Aesculapius  und  die  Asklepiaden  auf  röm. 
M.,  in  der  Schweiz,  num.  Rundschau  24; 
Num.  chron.  1882  S.  1/51.  301/5;  Nom.  II 

S.  19/35.  R. 

Asper^  I.  lat.  asper  =  rauh,  also  frisch 
geprägt  (griech.  =  xpa^^c;  tpocj^övetv  = 
Einwechseln  gegen  Silber-M.,  N.  Z.  44  S. 
1931),  daher  neugriech.  dcyicpoc  =  glänzend, 
weiß,  heißen  i.  urkundlich  die  Silber-M. 
der  Komnenen  von  Trapezunt  von.  1204 
bis  1461;  von  ursprünglich  22  mm  und  etwa 
2,9  g  Schwere  sinken  sie  allmählich  bis 
auf  15  mm  und  l,l  g;  sie  tragen  den  steh, 
oder  reit.  Kaiser  und  auf  der  Rs.  den  steh, 
oder  reit.  Heil.  Eugenius;  Abb.  Iip,  Rc- 
towski,  M.  der  Komnenen  von  Trapezunt, 
Moskau  1910;  BMC.  Vandals  S.  LXXXV» 
und  230.  —  Zum  Worte  A.:  Journ.  Int. 
11  S.  352/4.  ■  ,     R.  . 

2.  tunesische  Rechnungseinheit.  S.  Sebili. 
—  Asper  shik,  Kupfermünze  von  Algier. 
S.  Budju.  V. 

Asperg^llum,  der  Weihwedel,  Gerät  der 
röm.  Pontifices,  mittels  dessen  bei  Weihun- 
gen und  Sühnungen  der  Gegenstand  mit 
Wasser  besprengt  wurde.  Dargestellt  unter 


ASSARION— ASSIGNATEN 


43 


anderen  Kultgeräten  auf  röm.  M.,  die  die 
Zugehörigkeit  des  Kaisers  oder  Prinzen  zu 
den  vier  großen  Priesterkollegien  feiern.  — 
R.  E.  II  S.  1725.  R. 

Assarion  (griech.  aaöapiov)  ist  der  griech., 
in  der  Literatur,  bei  den  Metrologen  und 
auf  Inschriften  nachweisbare  Ausdruck  für 
den  röm.  As  (s,  d.);  ausgeschrieben  auf 
kaiserzeitl.  M  von  Chios  (wo  das  A.  das 
Doppelte  des  gleichfalls  dort  beischriftlich 
bezeichneten  ißoX6c  zu  sein  und  in  8 
Chalkus  zu  zerfallen  scheint,  von  denen 
das  Terpa-,  xpt-  und  StxoXxov  vorkommen) 
als  dcjCFocptov,  d.  tpux  oder  d.  8uo  oder  ä. 
•^jjLüCJt)  (=  I  Va  A,  Abb.  95,  so  auch  auf  Sy- 
ros)  und  "Sjjiiacjffaptov;  abgekürzt  kommt 
(i(j,  (?)  =  I  Assarion  und  (ia(cjapia)  •/ 
auf  kaiserl.  M  von  Aigion,  Ähnliches  auch 
in  Lakedaimon  und  Argos  vor.  Auch 
die  Wertzeichen  ohne  Angabe  des  Münz- 
namens auf  M.  anderer  Städte  (z.  B.  den 
niedermösischen,  Abb.  99  Tomis,  nebst 
Anchialos,  Bizye,  Olbia,  Tyra,  Chersone- 
sos  Taur.  usw.)  dürften  sich  auf  A. 
beziehen;  bei  einer  großen  Anzahl  von 
Zahlzeichen  von  B  bis  IB,  die  sich  teils 
auf  der  M.  selbst,  teils  als  Gegenstempel 
aufgeprägt,  auf  kaiserl.  M.  bes.  in  Pam- 
phylien,  Pisidien,  Kilikien  finden,  wird 
die  Deutung  auf  A.  dadurch  bewiesen,  daß 
beim  Zehner  das  A  oft  ausdrücklich  dabei- 
steht. —  *AcT(aapta)  ?T(ftXixÄ)  x8'  bzw.  iß' 
auf  kappadok.  kaiserl.  Silber-M.  (B.  M.  C. 
rom,  emp.  I  S.  LIV)  bezieht  sich  auf  itali- 
sche, d.h.  reichsröm.  Asse,  deren  16  auf  den 
Reidisdenar,  12  also,  wie  auch  eine 
ephes.  Inschrift  von  104  n.  C.  lehrt,  auf 
die  um  ^4  leichter  gerechnete  provinziale 
Drachme  gingen.  Im  Kurse  stand  der 
Reichsdenar  aber  höher,  z.  B.  nach  In- 
schriften von  Ephesos  und  Pergamon 
(Dittenberger,  O.  G.  I.  n.  484)  auf  1 8  A.  Ein 
Kurs  von  nur  10  ital.  A.  für  die  provinziale 
(»rhodische«)  Dr.  ist  einmal  aus  Kibjrra 
71  n.  C.  bezeugt,  vgl.  unter  Rhodischer 
M.-Fuß.  —  Head,  H.  N.  »  S.  601.  492.  413. 
479;  Cnhoof,  Gr.  M.  S.  136.  157/Ö4;  Kl.  M. 
S.  347;  Cesano,  Annuario  della  scuola 
arch.  di  Atene  III  1921;  R.  E.  II  S.  1742; 
Trait6  I  S.  600/05.  R. 

Assignadja,  russisch  =  Assignat.      S. 
Assignaten  am  Ende.  B. 

AÜsignaten^  vom  Französischen  Tassignat, 


die  Anweisung.  Die  im  Jahre  1776  ge- 
gründete französische  Caisse  d'escompte 
(Wechselbank)  gelangte  zu  keiner  ersprieß- 
lichen Tätigkeit,  weil  der  Staat  sie  zu 
illiquiden  Kreditgeschäften  zwang.  Viel- 
mehr bewirkten  die  von  dem  Finanz - 
minister  bis  1790  aufgenommenen  großen 
Anleihen,  daß  nur  noch  mit  Noten  gezahlt 
wurde,  so  daß  das  Silbergeld  2%  Agio  er- 
hielt und  Frankreich  schon  um  178^ 
Papierwährung  hatte.  Die  damals  ver- 
fügte Einziehung  und  Veräußerung  der 
Kirchengüter,  dann  der  königlichen  Do- 
mänen zwecks  Tilgung  der  Staatsschulden 
veranlagte  nur  die  Eingehung  neuer  Schul- 
den, indem  zur  Deckung  des  großen  Geld- 
bedarfs verzinsliche  auf  jene  Güter  hypo- 
thekarisierte  Staatsobligationen,  Assigna- 
ten genannt,  in  großen  Stücken  von  2000 
bis  50  Livres  ausgegeben  wurden,  welche 
Maßnahme  aber  nur  vorübergehend  sein 
sollte.  Allein  der  Geldbedarf  stieg,  denn 
die  Regierung  mußte  die  Heere  bezahlen 
und  war  von  der  größten  Freigebigkeit 
gegen  die  Forderungen  des  Volkes.  So 
wurden  die  Assignaten  keineswegs  wie 
zuerst  bestimmt  zurückgekauft  und  ver- 
brannt, sondern  vielmehr  neue  geschaffen, 
darunter  jetzt  auch  kleine  Stücke  bis  zu 
10  Sous  herab,  da  die  Regierung  die 
Zahlungen  unter  50  Livres  mit  Münzen 
leisten  mußte,  die  ein  Agio  hatten,  was  ihr 
also  große  Kosten  verursachte.  Da  nun  die 
Noten  Zwangskurs  hatten  und  jetzt  unver- 
zinslich waren,  hatte  man  in  ihnen  ein 
reines  Papiergeld.  Weil  aber  die  kleinen 
Scheine  nicht  schnell  genug  hergestellt 
werden  konnten,  gaben  Banken,  Kor- 
porationen und  Gemeinden  »Billets  de 
confiance«  aus  (s.  Billets  patriotiques)^ 
darunter  auch  metallische,  die  »Mödailles 
de  confiance«  (s.  d.),  welch  letztere  aber  im 
September  1792  verboten  wurden.  Seit 
1792  zahlte  der  Staat  nur  noch  in  Assi- 
gnaten, auch  in  so  hohen  Werten  wie  loooo 
Livres.  Infolge  der  ungeheuren  Papier- 
geldausgabe —  1796  sollen  nach  den  einen 
für  30,  nach  den  anderen  für  46  Milliarden 
Livres  Assignaten  umgelaufen  sein  —  fiel 
deren  Kurs  unaufhaltsam,  von  77%  ii°- 
Jahre  1791  auf  20%  1794  und  auf  ^3% 
1796.  Da  nun  auch  der  Staat  mit  den  A., 
die  er  als  Steuern  einnahm,  immer  weniger 


44 


ASSIS— ASTRAGALOS 


ausrichten  konnte,  so  wurde  im  März  1796 
■ein  anderes  Papiergeld,  die  »Mandats  terri- 
toriaux«  geschaffen,  die  man  durch  geringe 
Ausgabe  —  2400  Millionen  Francs  —  und 
gute  Fundierung  auf  Gütern  hochzuhalten 
hofifte.  Die  Assignaten  sollten  teilweise 
zu  30%  ihres  Nennwertes  in  sie  um- 
getauscht werden.  Allein  wie  bei  den 
A.,  so  schafften  auch  jetzt  die  unge- 
heuren Konfiskationen  von  Gütern  keine 
genügenden  Mittel,  denn  das  gute  Geld 
war  ins  Ausland  geflohen  und  dann 
war  das  Angebot  der  Güter  zu  groß  und 
zu  plötzlich.  Schon  Ende  1796  standen 
die  Mandats  auf  nur  21/3%.  Der  Staat 
hatte  zwar  während  der  Revolution  auch 
Münzen  geprägt,  aber  die  waren  wie  die 
alten  ausgeführt  worden.  Als  er  dann 
aber  seit  1796  das  Papiergeld  sich  selbst 
überließ  und  nur  noch  Münzen  nahm  und 
gab,  deren  Prägung  durch  das  überall 
siegreiche  Vordringen  seiner  Heere  und 
die  Kontributionen  fremder  Staaten  er- 
möglicht wurde,  verschwanden  die  Scheine, 
nachdem  der  Staat  durch  sie  ganze  Be- 
völkerungsschichten zu  Bettlern  gemacht 
hatte.  —  H.  Möller,  S.  85 f.;  H.  Illig, 
Das  Geldwesen  Frankreichs  zur  Zeit  der 
ersten  Revolution  bis  zum  Ende  der 
Papiergeldwährung,  Straßburg  1914.      S. 

Der  russische  Ausdruck  für  Assignat  ist 
Assignäcija.  Die  ersten  russ.  A.  wurden 
1769  in  Scheinen  im  Werte  von  25,  50, 
75  und  100  Rubeln  (s.  d.)  emittiert.  1786 
wurden  neue  Scheine  im  Werte  von  5,  10, 
25,  50  und  100  Rubeln  ausgegeben.  Da 
jedoch  die  Regierung  die  A.  nicht  genügend 
durch  Metallfonds  fundierte,  andererseits 
bis  1796  sie  in  großen  Massen  drucken 
ließ  (etwa  an  158  Mill.  Rubehi),  fiel  ihr 
Wert  erheblich.  Nach  etlichen  Versuchen, 
sie  aufzukaufen,  erkaimte  die  Regierung 
l8i2  die  A.  für  die  einzige  offizielle  Wäh- 
rung an,  was  einen  noch  niedrigeren  Kurs 
der  A.  im  Verhältnis  zum  Metallgeld  nach 
sich  zog.  1840  wurde  der  Assignatenrubel 
284/^Silberkopekengleichgesetzt,  die  Silber- 
währung dadurch  hergestellt,  und  1843 
die  A.  durch  Metallgeld  und  neue,  gut- 
fundierte Kreditbillete  ersetzt.  —  Kauf- 
man,  Rubl';  Derselbe,  Iz  istorii  buma2nych 
deneg  v  Rossii  (1909);  CiÄov  in  Sbornik  I 
und  IIL  B. 


AssiSy  eine  Groschenmünze  der  Stadt 
Straßburg  zu  6  Kreuzer  mit  Lilie  auf  der 
Vs.  und  Kreuz  im  Doppelschriftkreise  auf 
der  Rs.,  später  mit  Lilie-ICreuz,  vom  16. 
bis  18.  Jh.  Auch  halbe,  Semisses  genannt, 
wurden  geprägt.  Nachgemünzt  wurde  der 
Assis  in  Basel  um  1698  und  galt  hier  2 
Schilling;  der  ^6  Assis  von  Zug  des  18.  Jh.s 
ist  eins  der  kleinsten  und  dünnsten  Billon- 
münzchen.  In  Liixemburg  wurde  1795 
eine  Belagerungsmünze  zu  72  Asses,  die 
einen  Kronentaler  darstellte,  mit  Schrift 
auf  beiden  Seiten,  einem  Gewicht  von 
28,85  g  und  einem  Feingewicht  von  23,44  g 
geprägt,  S, 

Astarte,  phönik.  Göttin,  Gattin  des  Baal 
der  jeweiligen  Stadt,  z.  B.  des  Adonis  in 
Byblos,  mit  der  aram.  Atergatis  (s,  d.)  und 
der  babylon.-assyr.  Istar  nahe  verwandt 
und  später  mit  ihnen  oft  verwechselt,  bald 
mit  Hera,  bald  mit  Aphrodite  gleichgesetzt, 
jedenfalls  eine  Himmels-  und  zugleich  eine 
Seegöttin.  Man  erblickt  sie  in  der  auf  M. 
fast  aller  phönik.  Städte  sowie  von  Askalon 
vorkommenden  meist  steh.  Göttin  mit 
Mauerkrone,  die  eine  Stylis  hält  und  auf 
ein  SchifiE  tritt,  vor  ihr  meist  Nike  auf 
Säule,  oft  in  einem  Tempel  stehend;  auch 
Aphlaston,  Steuer,  Füllhorn  kommen  als 
ihre  Attribute  vor,  in  Askalon  auch  die 
Taube;  auf  einer  M.  von  Tyros  huldigen  ihr 
vier  Stadtgöttinnen;  auf  M.  von  Sidon 
erscheint  sie,  mit  Europa  gleichgesetzt,  auf 
dem  Stier,  in  anderen  Städten  ihre  Büste 
allein  oder  im  Tempel,  bes.  interessant  in 
Kaisareia  am  Libanon;  in  Sidon  finden  wir 
auch  ihren  heiligen  Wagen  mit  einem 
Bätyl  darin,  in  Arados  die  ihr  heiligen 
Dinge:  Zypresse  zwischen  Stier  und  Löwe. 
Auch  in  der  auf  M.  zahlreicher  palästin.  u.  a. 
Städte  vorkommenden  Göttin  mit  einer 
Kaiserbüste  auf  der  Hand  (B.  M.  C.  Pale- 
stine  S.  XDC)  möchte  man  A.  (als  Stadt- 
göttin) erkennen,  ebenso  in  dem  Kultbild 
einer  Göttin  zwischen  Sphingen,  oben  oft 
Stern  und  Mond,  das  in  Gabala  (N.  Z.  33 
S.  6/7)  und  gräzisiert  in  AphrodisiasKilik., 
Nagidos  und  den  kappadok.  Städten  Anisa 
und  Morima  auf  M.  vorkomiht,  Imh.,  KL 
M.  S.  493.  —  J.  H.  S.  31  S.  56  ff.;  B.  M.  C. 
Phoenicia  passim;  R.  E.  II  S.  1776.    R. 

Astragalos,  griech.  datpdtYaXoc,  Knöchel, 
insbes.    der    Wirbelknochen,    häufig    als 


ASTROLOGIE— ATHLETEN 


45 


Typus  und  Beiz.  a.  griech.  M.  (z.  B.  in  Hi- 
mera,  Athen,  Paphos;  auch  ein  Bronze- 
gewicht von  Gela  hat  die  Form  eines  A.: 
Kat.  Egger  lo.  Dez,  1906  Taf.  XII);  im 
Altertum  als  Spielzeug  oder  als  Los  wie 
unsere  Würfel  benutzt;  mit  A.  spielen 
(doTpaYaXiCeiv)  Nymphen:  Tarsos,  Kierion; 
Kinder,  öfter  zu  Füßen  eines  Kultbildes: 
Nom.  VI  S.  4.  —  R.  E.  XIII  S.  1458/61  (M. 
sorgfältig  benutzt).  R. 

Astrologie,  Astronomie  s.  unter  Stern; 
vgl.  Horoskop,   Sirius,  Zodiacus. 

Asylos,  griech.  ädoXog  =  unverletzlich, 
auf  M.  meist  mit  fepa  verbundener  Bei- 
name von  griech.  Städten  (bes.  in  KLilikien 
und  Syrien),  die  ein  Heiligtum  besaßen, 
das  Flüchtlingen  Schutz  gewährte.  — 
R.  E.   II    S.  1881;   Head,  H.  N.^  S.  937. 

Atefkrone,  die  Krone  des  Osiris,  dann 
auch  von  andern  Göttern  und  von  Königen; 
sie  besteht  aus  einem  auf  2  Ziegenhörnern 
ruhenden  Schilf  bündel,  das  von  zwei  Federn 
eingerahmt  wird,  über  der  Hörnermitte  die 
Sonnenscheibe.  —  Prinz,  Altoriental.  Sym- 
bolik S.  48  Taf.  DC  8.  R. 

AtergatiSy  auch  Atargatis  (d.  h.  Atar  [= 
Astarte],  Frau  des  Gottes  *Ate?),  in  griech. 
Verdrehung  auch  Derketo,  ist  der  ein- 
heimische Name  der  gemeinhin  Dea  SyT(i)a 
genannten,  meist  mit  Aphrodite  gleichge- 
setzten Göttin.  Der  Name  A.  erscheint  in 
aram,  Schrift  auf  M.  der  Zeit  Alexanders 
des  Großen,  die  man  nach  ihrer  Hauptkult- 
stätte Bambyke  -Hieropolis  (Nordsyrien) 
legt,  neben  der  Büste  einer  verschleierten 
Göttin,  und  in  derselben  M.Reihe  (Head, 
H.  N.»  S.  777)  kommt  sie  auf  einem  Löwen 
sitzend  vor.  Danach  benennen  wir  A.  die  in 
Hieropolis  (hier  auch  gegenüber  dem  männl. 
Gegenspieler  Hadad,  als&eol  2opla^  bezeich- 
net), Palmyra  und  sonst  in  dieser  Gegend 
auf  M.  vorkommende  Göttin,  die  auf  einem 
Löwen  oder  zwischen  zwei  Löwen  sitzt  oder 
auf  ihn  tritt  (so  in  Neapolis  Sam.).  Eine 
auf  M-  von  Askalon  vorkommende,  einmal 
auf  einen  Triton  tretende  Göttin  mit  den 
Attributen  Zepter,  Taube  und  Halbmond 
hält  man  gleichfalls  für  A.  (B.  M.  C.  Pale- 
stine  S.  LIX).  Oft  ist  A.  von  Kybele  (s,  d.) 
nicht  zu  trennen,  mit  der  sie  den  oder  die 
Löwen  und  als  icoXioSxoc  die  Mauerkrone 
gemein  hat,  deren  bezeichnendes  Attribut, 
das  Tympanon,  sie  sogar  auf  M,  von  Hiero- 


polis trägt,  während  die  Ähren  in  der  Hand 
ihr  allein  zukommen  (ihretwegen  darf  man 
wohl  auch  das  Kultbild  auf  M.  des  De- 
metrios  III.  von  Syrien  A.  benennen).  — 
R.  E.  II  S.  1896;  IV  S.  2236  ff.        R. 

Athena,  lat.  Minerva,  weitverbreitete 
griech.  u.  röm.  Göttin,  auf  M.  so  häufig,, 
daß  ein  Überblick  in  diesem  Rahmen  un- 
möglich ist.  Abb.  24,  29,  49,  96.  — R.  E. 
II  S.  1942/2020,  numismatisch  dürftig; 
Röscher,  Lex.  d.  Myth.  IIS. 2982;  Head,  H. 
N.a  S.  941/2;  Bernhart,  Handbuch  S.  50; 
Lermann,  A. typen  a.  griech.  M.  1900.  R. 

Athleten  u.  Athletik.  AftXijT^s  von  a&Xoc, 
Kampf,  aöXov,  Kampfpreis,  ist  der  Wett- 
kämpfer, der  Teilnehmer  an  einem  Agon 
(Wettkampf),  insbes.  einem  gymnischen 
(körperlichen)  Agon;  ursprünglich  Lieb- 
haber, waren  es  später  immer  ausge- 
sprochener berufsmäßige  A.,  insbes.  Boxer, 
Ringer,  aber  auch  Läufer,  Werfer,  Springer, 
Reiter  und  Wagenlenker.  Es  erscheinen  auf 
antiken  M.  bes.  folgende  Arten  von  Athleten: 
ein  steh.  Boxer  auf  M.  von  Ephesos  mit 
xh  d^aOov,  Imh.,  Kl.  M.  S.  62;  Ringer  auf 
M.  von  Aspendos,  Etenna,  Selge  usw.  (Head, 
H.  N.*  S,  963);  Boxer  und  Ringer  auch  auf 
Kaiser -M.  von  Korinth;  Diskoswerfer  beim 
Wurf:  Kos  und  Abdera,  5.  Jh.  v.  C,  später 
vor  dem  Wurf:  Bithynion,  Philippopolis, 
Amastris  (Hermes  alsD.),  Z.  f.  N.  25  S.  44; 
der  Kopf  eines  solchen  auf  die  Diskosscheibe 
gelegt:  Ky^ikos El. ; Läufer: Kontorniat  Sa- 
batier,  Cont.  Taf.  X  2,  Kaiser -M.  von 
Korinth  und  mit  Palmzweig  und  Sieger- 
binde (nicht  Caestus)  auf  Denar  des  L.  Plae- 
torius  L.  f.;  Waffenläufer  (Hoplitodrom): 
Kyzikos  EL;  auch  die  Schleuderer  (M. 
von  Aspendos  usw.)  und  die  äußerst  zsüil- 
reichen  Bogenschützen  (Z.  f.  N.  35  S.  241) 
seien  erwähnt,  wenngleich  ihre  Mehrzahl 
sich  auf  Jagd  oder  Ernstfall  beziehen 
dürfte;  Reiter:  unter  den  zahlreichen 
Reitern  der  griech.  M.  sind  als  Renn- 
reiter (ferrq)  xIXtjti)  anzusprechen  ins- 
bes. der  Knabe  auf  JR  Philipps  IL  (mit 
Siegerbinde  ums  Haupt  und  Palmzweig  im 
Arm)  und  Denaren  des  C.  u.  L.  Piso,  der 
von  der  Nike  gekrönte  oder  geführte  in 
Tarent,  ebenda  der  mit  der  Fackel  (Lampa- 
dedromie)  oder  dem  Palmzweig  im  Ann; 
auch  die  abspringenden  Reiter  (Tarent, 
Motye,  Kelenderis),   und  die  Reiter   mit 


46 


ATHLON-ATTISCHFR  MÜNZFUSS 


Handpferd     (Tarent;    Suessa;    C.    Marc. 
Censor.;    SepulUus  Macer;   Ti.  Quinctius) 
gehören   hierher    (desultor,      R.  E.  V.   S. 
255/9),  ebenso  das  freie  Pferd  mit  Nike 
darüber  (M.   der   Punier;  des  C.  Marcius 
Censorinus).    Aufs  Wagenrennen  beziehen 
sich  die  Zwei-  und  Viergespanne  der  meisten 
sizil.    Städte-M.    —    Abb.   26,   33/35    — , 
insbes.    dann,     wenn    Nike    die    Pferde 
oder  den  Lenker  krönt  (dazu  meine  Münze 
als  Kunstwerk  S.  61)  oder  eine  Säule,  ein 
abgebrochenes  Rad  usw.  zugefügt  ist;  auch 
das  Gespann  auf  Philipps  II.  N  Abb.  47 
und    die    leere  Quadriga  mit  Palmzweig 
(Denar    des    C.  Marius  C.  f .)    sind  wohl 
agonistisch,    endlich  die  zahllosen  Bilder 
der  Kontorniaten   mit   Pferd  allein  oder 
Auriga  (s.  d.;   allein  oder  mit  Pferd  oder 
mit  Gespann).     Auch   die  Tierhetzen   (s. 
unter  Venatio)  seien  genannt.  Athleten  ohne 
nähere  Angabe  des  Sports  erscheinen  auf 
griech.  Kaiser -M.  sich  einen  Kranz  oder  eine 
Preiskrone    aufsetzend    oder    sie   in    der 
Hand  haltend  (Nom.  V  S.  39,  VI  S.  2), 
in  die  Losurne  greifend  (Perinth)  oder  zu 
zweit  an  der  Losurne  stehend  und  dazu  der 
Gymnastes  mit  Rute  (Aphrodisias,  Lnh., 
Kl.  M.  S.  118),  oder  zu  dritt  um  die  Losurne 
stehend  (Byzantion,  Ankyra  Gal.),  oft  einer 
in  sie  hineingreifend  (Philippopolis,  Abb. 
100,  PaläopoHs,  Perga,  Z.  f.  N.  24  S.  38/9) 
oder   zu   zweit   ein   Brett   mit    2  Preis- 
kronen   tragend  (Tyros).   —  Athletische 
Geräte   begleiten   oft  als  Beizeichen  den 
genannten  Denar    des  L.  Plaetorius.   — 
R.  E.  II S.  2049/58;  VI  S.  267  (unter  Equi 
circenses);  Head,  H.  N.^  S.  942;   J.  Sam- 
bon,  Coli.  th6atrale  191 1  Taf.  XXV/VII; 
B.  Schröder,  Der  Sport  im  Altertum  1927. 
—  Vgl.  unter  Agon,  Spiele.  R. 

Athlon,  äbkov,  ion.  aeftXov,  der  Kampf- 
preis. Eine  M.  von  Metapont  hat  die  Le- 
gende 'AxeXoTo  ae&Xov  =  Kampf  preis  (bei 
den  Wettkämpfen  zu  Ehren)  des  Acheloos, 
Abb.  28;  ä&Xa  lautet  die  Aufschrift  zu  der 
wohl  als  A.  bei  den  Wagenrennen  gegebenen 
Waffenrüstung  (Panoplie)  unter  der  Qua- 
driga auf  den  Dekadrachmen  von  Syrakus, 
Abb.  33;  in  beiden  und  noch  manchen 
anderen  M.sorten  mit  direkten  Beziehun- 
gen zu  Wettkämpfen  mögen  die  Barpreise 
ausgezahlt  worden  sein.  In  der  Kaiser- 
zeit sind  auf  den  sog.  Spieltischen  unter 


den  agonistischen  Symbolen  auch  Beutel 
als  Hinweis  auf  Geldpreise  häufig.  Vgl. 
auch  Niketerion,  Spiele.  —  R.  E.  II  S. 
2058/63.  R. 

Atiä,  portugiesisch -ostindische,  in  Goa 
und  Diu  geprägte  Kupfermünze  des  18. 
Jh.s  zu  12  Reis  de  Goa  ==15  Reis  de  Diu  = 
63/8  portugiesischen  Reis  mit  portugiesi- 
schem Schild- Kreuz. 

Atldnsons  s.  unter  Plack. 

Atribuo  s.  unter  Judenpfennige. 

Att,  siamesische  Kupfermünze;  s.  Tikal. 

Attlla-MedaiUen.  Die  Med.  auf  den 
Hunnenkönig  Attila,  die  Gottesgeißel,  sind 
nicht  gleichzeitig,  sondern  Werke  der 
Renaissancezeit.  Die  bekannteste,  in  zahl- 
losen Nachgüssen  verbreitete  ist  die  mit 
der  Darstellung  der  Stadt  Aquileia  auf 
der  Rs.,  auf  der  Vs.  erscheint  der  Kopf  des 
A.  als  Pan  (Faunus  ficarius,  entstanden 
aus  den  Funi  et  Tochaxi,  den  schwarzen 
und  den  weißen  Hunnen)  mit  Ziegenfell 
(oder  Panzer),  Bockshörnern,  Tierohren 
und  Ziegenbart;  auf  der  deutschen  trägt 
der  Kopf  Krone  und  Gewand,  auf  der 
Rs.  eine  Greisengestalt  mit  Geißel  und 
Schwert  auf  ausgemergeltem  Löwen  reitend. 
—  N.  Z.  43  S.  62;  Archiv  f.  Med.  II  S,  153, 
III  S.  41  u.  84.  R. 

Attls,  phryg.  Gott,  knabenhafter  Beglei- 
ter und  Geliebter  der  Kybele.  Auf  EL-  und 
-Ä  von  Kyzikos  erscheint  sein  Kopf  mit 
phryg.  Mütze,  auf  M  von  Pessinus  nüt 
spitzer  sternenbesäter  Tiara  neben  dem 
der  Kybele;  auf  Kaiser -M.  von  Kyzikos  ist 
A.  gelagert,  mit  sternbesäten  Hosen  und 
gefesselten  Füßen,  der  Arm  auf  die  Cista 
mystica  gestützt,  dazu  manchmal  Baum, 
Leierspieler,  Jüngling  mit  Fruchtschale  oder 
Stier,  alles  auf  eine  Kulthandlung  für  A. 
bezüglich.  Auch  der  Jüngling  mit  phryg. 
Mütze  und  Zweig  auf  Bock  reitend,  auf 
Denar  des  Corn.  Cethegus,  und  der  stehende 
A,  als  Hirt  mit  dem  Pedum  im  Walde  auf 
Kontorniaten  ist  A.,  der  dort  auch  mit 
Kybele  stehend  Hand  in  Hand,  mit  ihr  auf 
Löwenwagen,  sich  entmannend  und  vor  dem 
Kybeletempel  vorkommt  — Hepding,  Attis, 
seine  Mythen  und  sein  Kult  1903;  Nom.  IV 
S.  33/42;  Robert,  Rev.  num.  1885  S.  34/48. 

R. 

Attischer  MOnzhiß.  Ausdrücke  wie 'Axn- 
x6v  (-xoc,  -XT^  usw.)  xaKwxov^  fivS,  dp-yopiov, 


ATTISCHER  MÜNZFUSS 


47 


;^püCJtov,  vojiicjfiaxa,  TeTpaSpaxt^ov,  Spaxf'-TQ? 
iptcüßoXov,  6ßoX6?,  7]|iia)ß6Xiov,  xaXxou?  begeg- 
nen auf  Inschriften  und  bei  Schriftstellern 
auf  Schritt  und  Tritt  (Trait6  I  S.  492/3; 
Hultsch,  Metrol.  Script.  II  S.  166.  232/3). 
Das  dadurch  bezeugte  attische  Gewichts-, 
Münz-  und  Rechnungssystem  ist  das  all- 
gemein bei  den  Griechen  übliche:  i  Talent 
zu  60  Minen  zu  100  Drachmen  zu  6  Obolen, 
Der  wahrscheinlichste  Betrag  des  attischen 
Talentes  ist  26,196  kg,  da  der  noch  immer 
wahrscheinlichste  Betrag  der  röm.  libra 
(s.  d.)  »327,45  g«  ist  und  im  Friedensver- 
trage von  189  V.  C.  ausbedungen  wird,  ta- 
lentum  (atticum)  ne  minus  pondo  octoginta 
romanis  ponderibus  pendat  (Liv.  38,  38, 13). 
Also  ist  die  Mine  (=  4/3  übra)  =  436,6,  die 
Drachme  4,37  g,  der  Obol  0,73  g  und  der  in 
Attika  auf  Vs  Obol  bemessene  Chalkus  (s.  d.) 
stellt  ein  Silberquantum  von  0,09  g  dar. 
In  heutige  Goldwährung  umgerechnet  ist, 
nach  dem  üblichen  Satze  von  i  g  Gold  = 
3,79  M,  I  g  Silber  =  0,18  M: 

I  att.  Talent       =  4715,28  M, 

I    „     Mine  =      78,59  M. 

I    „     Drachme  =        0,79  M. 

I    „    Obol  =        0,13  M. 

I  „  Chalkus  =  0,016  M. 
Als  die  ältesten  att.  Münzen  müssen,  vgl. 
Seltman,  Athens  1924,  bes.  S.  18  ff.,  die  sog. 
»Wappenmünzen«  (s.  d.)  gelten,  Gewichts- 
tabeÜe  bei  Seltman  S.  127.  Ihr  Didrachmon 
liegt  nun  freilich  ebenso  wie  das  der  ältesten 
euböischen  M.  (s.  unter  Eub.  M.-Fuß) 
tiefer  als  2  X  4,366  =  8,73  g,  indem  nur 
8  von  lOi  Stücken  auf  8,60  g  und  mehr 
kommen  (8,60— -8,60— 8,65— 8,66— 8,66— 
8,72— 8,72— [9,07  g,  mit  Oxydschicht]), 
und  auch  die  ältesten  Reihen  der  wohl  von 
Peisistratos  eingeführten  Tetradrachmen 
mit  Athenakopf  Rs.  Eule  —  nach  Num. 
chron.  1897  S.  284/92  hätten  sie  wegen 
Aristot.  *A&.  Tcoik.  10,  vgl.  Ps.  Aristot.  Oecon. 
II  5,  erst  seit  Hippias  Tetradr.,  vordem 
Didr.  geheißen  — ^kommen  zwar  merklich 
höher,  aber  immerhin  doch  nur  selten  auf 
17,4  g  und  höher  (31  von  395  Stücken). 
Doch  glaube  ich  nicht,  daß  man  deswegen 
mit  den  Metrologen  »neuerer  Schule«  eine 
ursprünglich  kleinere  Norm  als  436,6  g  für 
die  Mine  annehmen  darf  (und  damit  die 
von  43^,6  g  für  die  Mine  erst  für  eine  Er- 
höhung späterer  Zeit  halten  darf,  s.  u.);  so 


insbes.  Viedebantt,  Antike  Gewichtsnormen 
1923  S.  34  f.  (vgl.  schon  Forsch,  zur  Metrol. 
des  Altertums  191 7  S.  51  ff.  u.  179,  dagegen 
N.  Z.  51  S.  223),  der  folgende  Entwicklung 
der  att.  Norm  aufstellt:  4,205 — ^4,29—4,17 
— ^4,29 — ^4,17 — ^4,36  g!  Etwa  dieselbe,  nur 
in  der  Nomenklatur  andere  Ansicht  ver- 
tritt auch  Gardner,  Hist.  of  greek  coinage 
passim,  wenn  er  die  att.  M.  solon.  Zeit 
als  auf  »euböischem«  Fuße  stehend  be- 
zeichnet und  erst  mit  Peisistratos'  M.  den 
eigentlich  »attischen«  Fuß  beginnen  läßt 
und  darauf  seine  Auffassung  der  viel- 
berufenen  Stelle  Aristot.  *A&.  itoX.  10 
gründet.  Denn  dann  müßten  wir  die  Di- 
drachmen  von  8,6  g  ab  (Mine:  430  g)  und 
später  die  Tetradrachmen  von  17,4  g  ab 
(Mine:  435  g)  (beidemal  etwa  S^/o  des 
Bestandes  I)  für  übermünzt  halten  —  eine 
bei  der  als  selbstverständlich  vorauszuset- 
zenden Justierung  al  pezzo  (s.  d.)  unbedingt 
zu  hohe  Zahl,  zumal  in  den  gewogenen 
Stücken  auch  die  mit  Gewichtsverlust  durch 
Abnutzung,  Oxydierung  usw.  mitzählen; 
wir  bleiben  daher  bei  der  Mine  von  436,6, 
sind  uns  aber  jener  Zweifelsmomente  be- 
wußt. 

Die  ab  490  bis  Anf.  des  3.  Jh.  v.  C.  an- 
zusetzenden Tetradrachmen  mit  Ölblättern, 
Abb.  24,  stehen,  wie  ich  nach  den  Gewichten 
von  228  Stück  (unter  Auslassung  von  9 
Subäraten  und  i  beschädigten)  berechne, 
die  Svoronos  in  seinen  Monnaies  d' Äthanes 
1923/6  Taf.  8 — 23  zusammengestellt  hat, 
auf  16,75  g  im  D.  (in  der  Drachme:  4,19  g), 
von  denen  4  Ex.  über  17,4  g  (in  der  Drachme: 
4»35  g)  stehen,  also  fast  2^/0  des  Bestandes; 
hier  sehen  wir  also,  wie  bei  einer  Periode 
von  dieser  Dauer  begreiflich,  schon  eine 
erhebliche  Abknappung. 

Nach  demselben  Werke  habeich  (M.  von 
Priene  1927  Anm.  266;  ebendort  einige 
Durchschnittsgcwichte  später  Alexanderte- 
tradrachmen) das  Gewicht  der  hellenisti- 
schen Drachme  Athens  von  etwa  229 — ^31 
V.  C.  auf  4,12  g  i.  D.  von  1063  Stück  be- 
rechnet: die  Abknappung  ist  hier  völlig 
deutlich;  ins  erste  Viertel  dieser  Periode 
fällt  die  Nachricht  über  das  Verhältnis  von 
att.  Mine  und  röm.  Pfund. 

Die  Stückelung  der  att.  M.  in  Athen 
selbst  ist  die  reichste  von  allen  M.Füßen  der 
Welt,  indem,  freilich  keineswegs  alle  zu 


48 


ATTRIBUT— AUGUR 


gleicher  Zeit,  geprägt  worden  sind  in  Gold 
das  Didrachmon  (Stater,  vgl.  unter  Chry- 
sus),  die  Drachme  und  die  Stufen  zu  ^2,  V3 
(=  Hekte  des  Staters)  und  ^6  Drachme 
(Obol,  Hemihekton)  (Z.  f.  N.  21  S.  5),  in 
Silber  das  10-,  4-  (Abb.  24),  2-,  i- Drach- 
men-, das  5-,  4-,  3-,  2-  (Abb.  42),  V-h-,  i- 
(Abb.  43),  3/4-,  V=-,  3/8-,  V4-  (Tetartemo- 
rion),  ys-Obolen-Stück.  Diesereiche  Stücke- 
lung machte  bald  eine  Wertbezeichnung 
durch  das  M.-Bild  notwendig,  die  durch 
verschiedene  Stellung  und  Flügelhaltung 
der  Eule,  auf  kleinen  Stufen  auch  durch 
die  Zahl  der  Mondsicheln  u.  dgl.  erfolgt; 
Head,  H.  N.^  S.  370/76. 

Außerhalb  Athens  hat  der  att.  Fuß,  von 
den  archaischen  kleinasiat.  El.-M.  »euböi- 
schen«  Fußes  und  von  den  Nachbargebieten 
Euboia  und  Korinth  abgesehen,  in  denen 
ein  verwandter  Münzfuß  schon  vor  oder 
zugleich  mit  dem  attischen  herrschte,  frei- 
lich mit  Modifikationen  der  Einteilung  und 
der  Stückelung,  vor  Alexander  bes.  auf 
Sizilien  (Abb.  28  usw.),  in  Kyrene  und  auf 
der  Halbinsel  Chalkidike  (Abb.  21),  dann 
z.  B.  zeitweilig  in  Etrurien,  Kyme,  Rhegion, 
Troizen,  Delos,  Siphnos,  gewissen  thra- 
kischen  und  kleinasiatischen  Plätzen  ge- 
herrscht, großenteils  unter  dem  direkten 
Einfluß  Athens;  Head,  H.  N.»  S.  960/61, 
vgl.  auch  Gardner,  Hist.  of  greek  coinage 
S.  222/97.  Zuweilen  fehlt  diesen  Prägungen 
die  Drachme,  das  Tetradrachmon  zerfällt 
dann  in  Sechstel,  also  Tetrobolen,  die  aber 
z.  B.  in  Mende  (Z.  f.  N.  34  S.  11)  als 
Drachmen  bezeichnet  wurden,  wie  das  für 
den  korinthischen  Münzfuß  (s.  d.)  ganz  be- 
kannt ist  und  auch  in  Euboia  (s.  unter 
Euböischer  M. -Fuß)  vorzukommen  scheint. 
Als  dann  Philipp  H.  den  att.  Fuß  (s.  unter 
Alexandreia)  für  seine  Gold-  (Abb.  47), 
Alexander  der  Große  ihn  auch  für  seine 
Silber -M.  (Abb. 48;  Gold:  Abb. 49)  annahm, 
war  seine  Rolle  als  Weltmünzfuß  des  Ost- 
beckens des  Mittelmeeres  entschieden,  er 
wurde  die  xoivt]  8tc&.exToc  im  Münzwesen 
(Abb.  53/55.  57);  es  schließen  sich  von  wirt- 
schaftlich wichtigen  Gebieten  nur  die  Pto- 
lemäer,  auch  sie  mit  gewissen  Ausnah- 
men, später  auch  die  phönik.  Gebiete  der 
Seleukiden,  dann  Kreta  und  die  Pelo- 
ponnes,  anfangs  auch  Teile  Kleinasiens 
aus,   aber  auch  hier  erfolgt  die  Prägung 


der  groben  Sorte,  des  Tetradrachmons, 
meist  auf  att.  Fuß,  auch  wenn  das  Klein- 
silber auf  einheimischem  steht;  insbes.  ist 
hier  der  Prägung  von  M.  mit  den  M.  -Bildern 
Alexanders  selbst  zu  gedenken,  die  vielfach 
neben  ICleingeld  einheim.  Fußes  der  betr. 
Städte  einhergehen.  Es  erscheinen  34  20a 
tetrachma  attica  und  224  000  tetrachmum 
Atticorum  in  den  röm.  Triumphen  über  An- 
tiochos  HL,  Liv.  37,  58,  4  und  37,  59,  4. 
Durch  die  Ausgleichung  des  gesunkenen 
rhodischen  Fußes  (s.  d.),  den  die  Kisto- 
phoren  (s.  d.)  übernehmen,  auf  3/4  des  att.  M. 
(Festus  p.359  a)  und  durch  die  wenn  auch  für 
die  att.  Drachme  ungünstige  Gleichung  mit 
dem  röm.  Denar  von  damals  3,9  g  (talentum 
Atticum  est  sex  milium  denarium,  Festus 
p.  359a;  die  von  Priscian,  Hultsch,  Metrol. 
Script.  II  S.  84,  bei  Liv.  gelesene  Gleichung 
eines  att.  tetrachmum  mit  3  Denaren  muß 
ein  Irrtum  sein)  wird  dem  att.  Fuße  auch 
in  der  röm.  Zeit  eine  Fortexistenz  auch  über 
die  Grenzen  Attikas  hinaus,  durch  die 
spätere  Gleichung  mit  dem  neron.  Denar 
von  3,4  g  eine  solche  wenigstens  im  Rech- 
nungswesen und  in  der  Metrologie  gesichert. 
—  Cavaignac,  L'hist.  fin.  d'Athöncs:  le 
tr6sor  d'Ath^nes  1908  S.  179 ff.;  R.  E.  V 
S.  1616.  R. 

Attribiity  vom  lat.  attribuere  =  beilegen^ 
ist  das  Gerät,  das  Tier  usw.,  das  einer 
Gottheit,  einer  Personifikation  usw.  als 
Zeichen  ihrer  Eigenschaft,  ihrer  Taten  und 
Schicksale  u.  dgl.  zukommt,  so  das  Kery- 
keion  des  Hermes,  der  Rabe  des  ApoUon,. 
die  Tiere  der  vier  Evangelisten,  der  Rost 
des  heil.  Laurentius.  R. 

Auf  erstehungstaler = Triumphtaler  (s.  d.) . 

Aulgeld  =  Agio  (s.  d.). 

Autschrift  s.  unter  »Schrift  C«. 

Augg.,  Auggg.  =  zwei  Augusti,  drei 
Augusti,  s.  unter  Augustus  und  Ab- 
kürzungen. R. 

Augsburger  Reichsmünzordnungen  s. 
Reichsmünzordnungen. 

Augur^  röm.  Priester,  der  aus  gewissen 
Zeichen,  insbes.  dem  Vogelflug,  den  Willen 
der  Götter  zu  erkennen  suchte;  sie  bildeten 
das  zweite  im  Range  der  vier  höheren 
Priesterkollegien.  Auf  M.  ist  der  A.  mit 
seinem  Abzeichen,  dem  Lituus,  z.  B.  auf 
Denaren  des  Comuficius,  M,  Antonius  dar- 


AUGUSTA— AUREUS 


49 


gestellt;  der  Titel  A.  erscheint  z.  B.  beim 
Münzmeister  C.  Coel.  Caldus  um  6i  v.  C. 
und  häufig  bei  den  Machthabem  der 
Übergangszeit  (Caesar,  M.  Antonius  usw.); 
auch  die  Kaiser  und  Thronfolger  wurden, 
oft  supra  numerum,  unter  die  A.  auf- 
genommen, daher  erscheint  das  Acnt  manch- 
mal im  Kaisertitel  der  M.  (Caligula,  Clau- 
dius usw.);  gelegentlich  kommt  der  A. 
auch  auf  kolonialen  M.  vor.  —  Abk.  A, 
AVQ.  —  R.  E.  II  S.  2313.  R. 

Augtista,  Beiname,  der  von  Augustus 
seiner  Gemahlin  Livia,  von  Caligula  seiner 
1  Mutter  Antonia  verliehen,  seit  Domi- 
tianus  fast  ständig  der  Titel  der  Gemahlin 
des  Kaisers,  auch  seiner  Tochter  (z.  B. 
Julia  Titi),  Schwester  (Marciana),  Nichte 
(Matidia),  Mutter  und  Großmutter  ver- 
liehen wird.  Abk.  AVG.  — Griech.  26ß(aafnQ) 
oder  AÖ7(oi3(Jxa),  —  A.  ist  auch  Beiname 
vieler  Kolonien.  —  Wegen  der  Formeln  wie 
Pax  Augusta  usw.  s.  unter  Augustus.     R. 

AugustaliSy  Aiigustarius,  Agostaro  die 
Goldmünze  Kaiser  Friedrichs  II.,  die 
dieser  seit  123 1  als  König  von  Sizilien 
mit  seinem  antikisierenden  Brustbild  im 
Lorbeerkranz  (ein  Unikum  in  Wien  mit 
Krone)  und  sitzendem  naturalist.  Adler 
in  Messina  und  Brindisi  geschlagen  hat. 
Diese  Goldmünzen  haben  ihren  Namen 
wegen  der  Anlehnung  an  die  aurei  der 
römischen  Imperatoren  (Augusti).  Sie 
wiegen  5,24  g  =  ^4  siz.  Goldunze,  ^7  fein 
=  7yaTari.  Umschrift:  Fridericus  Impe- 
rator Romanorum  Caesar  Augustus  (s.  Abb. 
229).  Bei  Richard  v.  S.  Germano  ( Jesse  nr. 
204)  heißt  es  1231  »nummi  aurei,  qui 
augustales  vocantur,  de  mandato  impera- 
toris  in  utraque  sycla,  Brundasii  etMessane, 
cuduntur«.  Neben  den  Ganzen  wurden 
auch  Vi-Augustales  geschlagen.  Kaiser 
Heinrich  VII.  verfügte  131 1,  1312  in  Ober- 
italien »Augustarii<(  zu  schlagen  (Buchenau, 
Grundriß  S.  66)  —  Winkelmann,  Die  Gold- 
prägungen K.  Friedrichs  IL  für  Sizilien  in 
M.  L  Ö.  G.  IS,  1894;  Nagl  in  N.  Z.  30  (1898) 
S.  237  ff.;  Nußbaum  in  Z.  f,  N.  35,  S.  148  ff, 

Su. 

Augustdor  ist  eine  Pistolenmünze,  wahr- 
scheinlich nach  dem  Muster  der  Friedrichs - 
dor  (s.  d.)  von  dem  Kurfürsten  von  Sachsen 
Friedrich  August  IL  eingeführt  und  nach 
ihm  benannt,  1752— 1754  und  1777 — 1845 

Wörterbuch  der  KÜnzknnde. 


geprägt,  die  erste  Serie  zu  21  Karat  10  Grän 
fein,  die  zweite  wie  die  Friedrichsdor 
(s.  d.)  zu  21  Karat  8  Grän  fein,  diese 
6,032  g  Gold  haltend.  Die  Augustdor 
genossen  wegen  ihrer  Zuverlässigkeit  einen 
Vorzug  vor  den  anderen  deutschen  Pistolen. 
S.  auch  Mittelaugustdor  und  Neue  August- 
dor. —  Schwinkowski,  S.  60 — 63.  Schrötter, 
Preußen,  Gesch.  1806/73,  I  S.  364,  II  S. 
404  bis  409.  S. 

AugustuSy  Beiname  des  so  kurzweg  ge- 
nannten ersten  röm.  ICaisers,  ihm  i.  J. 
27  V.  C.  von  Senat  und  Volk  verliehen, 
und  nach  ihm  von  allen  röm.  Kaisern  an- 
genommen, meist  an  den  Schluß  des 
Namens  vor  die  Titel  gesetzt,  vgl.  das 
Beispiel  unter  Imperator.  Unter  M. 
Aurelius  und  L.  Verus  führen  zum  ersten 
Male  zwei  Kaiser  gleichzeitig  den  Titel  A. 
Eine  ständige  Einrichtung  wird  die  Zwei- 
und  Mehrzahl  der  A.  seit  der  Tetrarchie 
(s.  d.);  der  Titel,  den  Gratianus  einmal 
führt,  Augg.  Aug.,  dürfte  Augustorum 
Augustus  (wie  rex  regum)  aufzulösen  sein, 
Monatsblatt  num.  Ges.  Wien  X  S.  214.  — 
Etymologie;  eher  mit  augurium  als  mit 
augere  zusammenhängend.  —  Abk.  AVG., 
Mehrzahl  AVGG.  =  zwei  Augusti,  AVGGG. 
=  drei  Augusti  usw.  Griech.  Seßacrco^, 
später  auch  Aö^oGotoc  —  Die  Aufschriften 
wie  Pax  Augusta  usw.  haben  ursprünglich 
nichts  mit  dem  Kaiser  zu  tun,  da  die 
Bezeichnung  als  A.  von  jeher  auch  Göttern 
(auf  M.  z.  B.  Apollini  Augusto)  zukam; 
die  schnelle  Einbürgerung  von  Aiifschrif ten 
wie  Annona  Augusti,  Pax  Augusti  zeigt 
aber,  daß  das  Wort  A.  bald  auch  hier  auf 
den  Kaiser  bezogen  wurde;  vgl.  Num. 
chron.  1911  S.  27.  —  Den  mittelaltert. 
Titel  A.  s.  unter  Kaiser.  R. 

Aurar,  Mehrz.  v.  Eyrir,  s.  d. 

AurelianiiSy  angebl.  röm.  Silbermünze, 
s.  unter  Argenteus  Ziffer  2. 

Aureus,  lat.  ===  golden,  aureus  nunmius  oder 
meist  kurzweg  a.  =  Gold-M.,  und  zwar 
meist  die  goldene  Einheits-M.;  der  unrich- 
tige Ausdruck  aureus  denarius,  von  der 
silbernen  Einheits-M.  übernommen,  ist 
schon  im  Altertum  nachweisbar  (z.  B.  Plin. 
N.  h.  34,  37,  vgl.  auch  33,42  und  Petron, 
Sat.  3$;  aureus  den(arius)  heißt  sogar  noch 
der  Solidus  in  der  Inschrift  vonFeltre  N.Z. 
42,  S.  48  u.  52).  —  In  der  röm.  Republik  tritt 


50 


AUREUS 


Gold  zuerst  in  der  röm.-kampan.  Reihe  auf, 
mit  bartlosem  ianus-artigem  Doppelkopf 
wie  auf  den  Quadrigati,  Rs.  Schweinsopfer 
(Staatsvertrag  von  334  v.  C.?),  Gewicht  6, 
4,  3  Skrupel  (Abb.  69)  (das  4-Skrupel- 
stück  trs^t  die  Wertzahl  XXX,  seine  Echt- 
heit wird  zu  Unrecht  bestritten);  dann 
kommen  die  Goldm.  mit  Marskopf,  Rs. 
Adler  und  in  drei  durch  die  Wertzeichen 
LX,  XXXX  (Abb.  66),  XX  unterschiede- 
nen Stufen  von  3,  2,  i  Skrupel  Schwere,  die 
Pün.  N.  h.  33,  47  ins  Jahr  217  v.  C.  setzt 
und  deren  Wertzeichen  er  auf  Sesterzen 
bezieht  (diese  Datierung  neuerdings  fast 
allseitig  bestritten). 

Endlich  muß  man  auch  den  in  Griechen- 
land geprägten  Goldstater  att.  Fußes  des 
T.Quinctius  [Flamininus]  mit  Bildniskopf 
Rs.  steh.  Nike  erwähnen  (die  Beziehung  auf 
Flamininus  neuerdings  zu  Unrecht  bestrit- 
ten), sowie  den  att.  Goldstater  des  Minius 
legius,  Führers  im  Bundesgenossenkriege, 
mit  denM.-Bildern  von  Amisos,  also  aus  den 
Subsidien  des  Mithradates  VI.  geprägt. 
Dann  hat  Sulla  mehrere  Arten  eines  A.  zu 
^30  röm.  Pfundes  =  10,9  g  (Abb.  71)  und 
Pompeius  einen  äußerst  seltenen  A.  von 
V36  röm.  Pfundes  =  9  g  geprägt. 

Caesar  prägt  geradezu  massenhaft  A.  zu 
V40  Pfund  Gold  =  8,19  g,  der  Tarif  war 
I  A.  =  25  Denare  =  100  Sesterzen  (dazu 
zuletzt  Kubitschek,  Quinquennium  der  ant. 
Num.  1896  S.  103/05);  später  sinkt  das 
Schrot  zwar  durch  Abknappung  ein  wenig 
(Augustus*  A  wiegt  in  praxi  ^4»  Pfund, 
Wertverhältnis  von  N  zu  A  bei  einem 
Denar  von  '/84  Pfund  also  wie  12%  zu  l), 
Nero  setzt  den  A.  gegen  Ende  seiner  Re- 
gierung auf  V45  Pfund  =  7,28  g  herab  (Plin. 
N.  h.  33,  47:  postea  placuit  XL  signari  ex 
auri  libris,  paulatimqueprincipesimminuere 
pondus  et  novissime  Nero  ad  XLV),  doch 
steigt  er  dann  wieder  auf  etwa  1/42  Pfd. 
So  ist  er  bis  gegen  Ende  des  2.  Jh.s  (Abb.  76, 
Hadriänus),  stets  in  gutem  Schrot,  vorzüg- 
lichem Korn  und  in  großen  Massen  ge- 
prägt worden;  auf  der  soliden  Grundlage 
dieser  Goldprägung  hat  die  Wirtschaft  des 
Imperiums  über  200  Jahre  sicher  geruht  I 
Große  Schätze  von  röm.  A.  haben  sich 
sowohl  in  Italien  wie  auch  in  den 
Provinzen,  bes.  in  dem  Brotfrucht  ex- 
portierenden Ägypten,   gefunden,   freilich 


auch  jenseits  der  Grenzen,  bes.  in  In- 
dien als  Bezahlung  des  Imports  von 
Luxusartikeln,  und  die  volkswirtschaftliche 
Bedenklichkeit  dieser  Bargeldausfuhr  haben 
schon  Plin.  N.  h.  XII  84  undTac.  Ann.  III 
53  erkannt.  Es  ist  dann  zunächst  von  Com- 
modus  ab  die  Masse  der  Ausprägung  des  A. 
erheblich  schwächer  geworden  (Num.  chron. 
191 6  S.  42/5),  seit  Caracalla  ein  Schw^-nken 
des  Fußes  bis  auf  ^50  Pfund  festzustellen, 
ein  Fuß,  den  Macrinus  wieder  aufhebt, 
Elagabalus  aber  wieder  einführt  (Hirsch - 
feld-Festschrift  1903  S.  298;  Num.  chron. 
1916  S.  41 ;  vgl.  Z.  f.  N.  31  S.  12);  dann  aber 
wird  der  Fuß  des  A.  so  unregelmäßig,  daß 
man  die  Stücke  nicht  mehr  vorgezählt, 
sondern  nur  vorgewogen  haben  kann;  auch 
die  Möglichkeit,  Teilstücke,  Einheit  und 
Multipla  zu  trennen,  schwindet  (für  die 
valerianisch -gallienische  Zeit  und  für  Aure- 
lianus  vgl.  Z.  f.  N.  31  S.  60/82  und  17  S.  39, 
sonst  Mommsen,  R.  M.  S.  849/51).  Dies 
dauert  bis  etwa  284  n.  C. ;  Diocletianus  hat 
dann  (Z.  f.  N.  17,  S.  40/46)  auch  hier 
Ordnung  zu  schaffen  gesucht:  er  führt  unter 
mancherlei  Schwankungen  einen  A.  von 
1/70  Pfund  =  4,68  g  ein,  oft  mit  der  griech. 
Wertzahl  O  bezeichnet,  dann  einen  von 
^60  Pfund  =  5,46  g  mit  der  Wertzahl  E 
(Abb.  105) ;  einen  M.-Fuß  von  Dauer  schafft 
erst  Constantinus  I.  durch  den  Solidus 
(s.  d.)  von  1/7»  Pfund,  Abb.  108. 

Außer  dem  A.  als  Einheit  gibt  es  Halb- 
stücke, von  uns  mißbräuchlich  quinarius 
aureus  genannt,  später  Semis(sis)  (s.  d.  u. 
vgl.  Z.  f.  N.  31  S.  18/19;  R.E.  IIA  S. 
1352),  von  Caesar  bis  Sev.  Alexander  vor- 
handen, dann  wieder  seit  Diocletianus; 
dazu  das  Drittel,  den  Tricns  (s.  d.). 
Vielfache,  sog.  Medaillonc,  und  zwar  Bi- 
niones  und  Quatemiones,  vielleicht  auch 
Terniones  sind  dann  bekannt  (Gnecchi, 
Med.  I  S.  3 — 14)  von  Augustus,  Domitia- 
nus,  Commodus,  Domna,  Caracalla,  Elaga- 
balus, Sev.  Alexander,  und  dann  solche 
unbestibtnmbarer  Stufen  bis  Probus,  endlich 
2y«  (?)-,  5-  und  10 fache  seit  Carinus  und 
Diocletianus.  Die  Nachricht  der  Script, 
hist.  Aug.,  Alex.  39,  9  über  Prägung  von 
(2-),  3-,  4-,  10-,  so-,  100  fachen  A.  durch 
Elagabalus  ist  unkontrollierbar,  Z.  f .  N.  31 
S.9 — 12;  über  ihren  A.  Antoninianus  siehe 
unter  Argenteus  Ziffer  3,  —  v.  Bahrfeldt, 


AURICHALCUM— AUTOKRATOR 


51 


Die  röm.  Gold-M.-Prägung  der  Rep.  und 
unter  Aug.  1923,  bes.  S.  I — 13,  182/86,' 
R.  E.  II  S.  2547;  n  A  S.  905;  III A  S.  31/2; 
Trait6  I  S.  521/32;  Segrö,  Metrologia  1928 
S.  343.  359.  432. 464;  Giesecke,  Italia  num. 
1928  ist  hier  noch  nicht  benutzt.         R. 

Aurichalcum  (Orichalcum,  griech.  &psf- 
^aXxoc,  das  aber  eigentlich  »Bergerz«  be- 
deutet) =  Golderz,  das  Messing  (Legierung 
von  Kupfer  und  Galmei  [Zink]),  seiner  gold- 
ähnl.  Farbe  wegen  so  genannt;  auch  in- 
schriftlich vorkommend  (tjrpus  aurichalci- 
nus,  Dessau  n.  4188).  In  der  röm.  Kupfer- 
prägung seit  Augustus  war  das  A.,  mit  15 
— ^200/0  Zink,  bis  Philippus  aber  auf  5 — 7^/0 
sinkend,  der  Stoff  des  Sestertius  (=  i  Unze 
schwer  =  27,3  g,  Abb.  81)  und  Dupondius 
(=  i/a  Unze  schwer  =  13,6  g,  Abb.  82), 
während  der  As  (vermutlich  =  ^/^  Unze 
schwer  =  10,92  g,  Abb.  83)  aus  reinem 
Kupfer  hergestellt  wurde :  (Cordubense  aes) 
cadmean  maxume  sorbet  et  aurichalci  boni- 
tatem  imitatur  in  sestertiis  dupondiariis- 
que,  Cyprio  suo  assibus  contentis  sagt  Plin. 
N.  h.  34,  4.  A.  stand  danach  zu  Kupfer  im 
Werte  von  8  zu  5,  und  noch  im  Preistarif  des 
Diocletianus  wie  8  zu  6.  —  Willers,  Röm. 
Kupferprägung  S.  161/65;  Z.  f .  N.  26  S. 
129/42;  Trait6  I  S.  368/69;  B.  M.  C.  rom. 
emp.  I S.  XLV,  XLVII.  —  S.  auch  Messing. 

R. 

Aurlga,  lat.  der  Wagenlenker;  auf  den 
Kontorniaten  (s.  d.)  des  4.  und  5.  Jh.s  er- 
scheint der  damals  im  Leben  der  breiten 
Masse  eine  große  Rolle  spielende  Renn- 
fahrer des  Zirkus  sehr  häufig,  der  Leib  dicht 
mit  Riemen  umschnürt,  allein  stehend  oder 
mit  I  oder  2  Pferden  oder  auf  dem  Ge- 
spanne, daneben  stehen  Zurufe  wie  Eutymi 
nica  oder  vincas,  auch  die  Namen  der 
Pferde  wie  Turificator,  Astutus.  —  R.  E. 
I  S.  822;  VI  S.  267  unter  Equi  circenses. 

R. 

Aurlolscher  Typus.  In  Auriol  unweit 
Marseille  wurde  1867  ein  Schatz  von  etwa 
2130  kleinen  archaisch-griech.  Silber -M.  aus 
dem  6.  und  frühen  5.  Jh.  gehoben,  die 
sicher  größtenteils  nicht  dort  in  der  Nähe, 
sondern  in  Kleinasien  (z.  B.  in  Phokaia) 
und  kleinasiat.  Kolonien  in  Unteritalien 
{wie  Hyele)  geprägt  sind,  dazu  dann  aller- 
dings lokale,  rohere  Nachprägungen  der- 
selben; fast  alle  haben  das  QuadratimGi  in- 


cusum  in  verschiedenen  Formen  auf  der 
Rs.  und  auf  der  Vs.  mannigfaltige  einfache 
Bilder,  z.  B.  menschl.  Köpfe,  Tiere,  Tier- 
vorderteile und  -köpfe,  Geräte  und  Gefäße. 
Eine  Anzahl  von  ihnen  ist  zuteilbar,  die 
große  Masse  unbestimmt.  —  Trait6  II  l 
S.  1571.  R. 

Auroray  lat.  die  Göttin  der  Morgenröte, 
s.  Eos. 

Ausbeutemfinzen  im  engeren  Siime  sind 
Münzen,  die  aus  der  Ausbeute,  das  heißt 
aus  dem  Reingewinne  der  Bergwerke  ge- 
prägt sind;  man  nennt  so  aber  auch  alle 
Münzen,  die  aus  Bergsilber  geprägt  diese 
Herkunft  durch  Bild  und  Schrift  zum  Aus- 
druck bringen.  Die  ältesten  sind  Stücke  zu 
8,  6,  3  und  I  Reichstaler  aus  der  Harzgrube 
St.  Jakob  des  Herzogs  von  Braunschweig 
Friedrich  Ulrich  von  1625 — 1634  und  des 
Herzogs  Christian  Ludwig  von  Lüneburg 
zu  10,  8,  5,  4,  3  und  I  Reichstaler,  seit  1650 
geprägt.  Derartige  Münzen  gibt  es  in 
großer  Anzahl  von  den  Silberbergwerken 
im  Harz,  im  Erzgebirge,  im  Schwarzwald, 
in  Ilmenau,  Stolberg,  Mansfeld  u.  a.  Die 
letzten  sind  die  preufliischen  bis  1873  ge- 
prägten Mansfelder  Ausbeutetaler.  —  C,  v. 
Ernst,  Von  Bergwerksmünzen,  Wien,  1885, 
S.  55  ff.  S. 

Ausbringung  oder  Aufzahl  bedeutet  die 
Anzahl  der  Münzen  einer  Art,  die  auf  das 
Münzgrundgewicht  gehen.  So  war  die  Aus- 
bringung oder  Aufzahl  der  deutschen 
Reichstaler:  8  Stück  aus  der  14  Lot  4  Grän 
feinen  oder  9  Stück  aus  der  feinen  kölni- 
schen Mark.  S. 

Ausgleichsmfinzen  sind  M.,  die  zwischen 
zwei  M.  -Füßen  vermitteln  sollen,  also  gleich- 
sam nach  zwei  Währungen  geschlagen  sind; 
antike  Beispiele  (z.  B.  Abb.  39)  s.  unter 
Drachnae.  R. 

Auswurfmünzen  sind  Gepräge,  die  bei 
Krönungen,  fürstlichen  Ehebündnissen  und 
anderen  feierlichen  Begebenheiten  unter 
das  Volk  geworfen  wurden  (s.  Krönungs- 
münzen)  und  ein  auf  das  Ereignis  bezüg- 
liches Gepräge  trugen.  Die  Sitte  ist  schon 
von  den  römischen  Kaisem  geübt  worden. 

S. 

Autokrator,  griech.  aÖToxpocxcop  =  Selbst- 
herrscher, nennen  sich  auf  griech.  M.  die 
Könige  Tryphon  von  Syrien,  die  Arsakiden 
Sinatrokes  und  Tiridates  IL  (?)  und  der 


52 


AUTONOM-M.— BABYLONISCHER  MÜNZFUSS 


griech.-ind.  König  Gondophares;  später  im 
Kaisertitel  der  griech.  und  byz.  M.  =  lat. 
imperator,  s.  d.  —  Abk.  A,  AVT  usw.      R. 

Autonom-M.  nennt  man  die  griech.  M. 
ohne  Bild  und  Namen  eines  röm.  Kaisers, 
also  die  vor  der  Kaiserzeit  geprägten  (Abb. 
13 — 59,  vgl.  86);  vgl.  unter  Quasiautonome 
M,  R. 

Autorgroschen  sind  Groschen,  die  i.  J. 
1499  und  vielleicht  noch  in  dem  nächst- 
folgenden Jahr  von  der  Stadt  Braunschweig 
geprägt  wurden:  Vs.  der  braunschweigische 
Löwe  im  Schild,  Rs.  der  heilige  Autor,  der 
Patron  (seit  I2CX))  von  Braunschweig,  Eb. 
von  Trier  i.  4.  Jh.,  dessen  Gebeine  1112  aus 
Trier  nach  Braunschweig  entführt  wurden. 
Es  gibt  auch  \/i  Autorgroschen  desselben 
Gepräges,  den  sog,  »kleinen  Autorgroschen«, 
der»groi3e«  galt  1499  in  Braunschweig  12, 
der  kleine  6  braunschweig.  Pfennige.  In 
der  Schoßordnung  der  Stadt  Hannover 
um  1525  wird  der  große  »als  großer  Braun- 
schweigischer  Groschen  mit  dem  Löwen« 
bezeichnet  und  9  Witten  =  27  Pfennigen  = 
18  neuen  hannoverschen  Pfennigen  gleich 
gewertet,  —  Engelke  in  Hannov.  Gesch.  Bl. 
191 5  S.  423.  Su. 

A.  V.  =  ad  vivum,  d.  h.  (das  Modell) 
nach  dem  Leben  (geschaffen),  mehrfach 


in  der  Künstlersignatur  moderner  Med.,  z. 
B.  Menadier,  Schaumünzen  n.  440.     R. 

Avanzo,  ein  Ausdruck  für  den  Schlag - 
schätz  (s.  d.)  im  18.  Jh. 

Avo,  Rechnungsmünze  in  Macao  und 
Timor  =  ^loo  des  Singapore-Dollars.  S. 
Pataca. 

Avoirdttpois«  Das  englische  Grund- 
gewicht  war  bis  1855  das  Troypfund  zu 
5760  Grän  (=  373,248  g).  1855  wurde 
das  frühere  englisch-amerikanische  Handels- 
gewicht, das  Pfund  avoirdupois  zu  7000 
Troygrän  (=  453,6  g)  eingeführt.  Das 
Wort  »averdeboiz«  oder  »haberdepois« 
findet  sich  seit  Eduard  III.  S. 

Axtgeld  s.  Beilgeld. 

Ayam,  Zinngeld  und  Kupfermünzen  der 
Malaiisclxen  Staaten.     S.  Pitjis.  V. 

Aydant»  Aydans  ist  eine  niederländische 
Bezeichnung  für  den  Patard  oder  Doppel - 
groschen  in  der  2.  Hälfte  des  15.  Jh.s,  und 
zwar  in  Flandern  und  Lüttich;  1450  heißt 
es  in  einer  Urkunde:  nihilominus  eodem 
anno  modius  speltae  misurae  leodiensis  vix 
vendebatur  pro  Septem  albis  denariis 
Flandriae,  dictis  Aydans  quorum  viginti 
vix  valent  unum  florenum  Rhenensem 
(Du  Gange).  —  Chestret  de  Haneffe,  Lüttich 
S.  206  f.  Su. 

Azzallno  s.  EJreuzer. 


B. 


B,  Münzbuchstabe  der  Münzstätten  Bres- 
lau, Hannover,  Kremnitz,  Rouen. 

Baal  (BaexX,  Br^X,  lat.  Belus),  eigent- 
lich ==  Herr,  bei  den  somit,  Völkern, 
insbes.  den  Phönikem,  Name  der  männl. 
höchsten  Gottheit,  zu  dem  eine  nähere  Be- 
stimmung seines  örtlichen  oder  sachlichen 
Herrschaftsbereiches  hinzutritt.  Durch 
aram.  Beischrift  gesichert  ist  i.  der 
Baal  von  Tarsos,  auf  dessen  M.  des  4.  Jh. 
V.  C,  stehend  oder  sitzend,  dem  griech. 
Zeus  (Zeus  Tepoioc)  angeglichen  durch 
Zepter  und  Adler,  aber  oft  auch  als  Vege- 
tationsgott durch  Ähre,  Traube  u.  dgl. 
gekennzeichnet.  Seine  Gleichung  mit 
Sandas  (s.  d.)  ist  bestritten^  R.  E.  II 
S.  2647;  I A  S.  2267.  —  2.  der  Baal  Gazur, 
d.  h.  der  Herr  von  Gaziura  am  Pontos, 


ganz  wie  der  sitzende  von  Tarsos  dar- 
gestellt. R.  E.  I  S.  2652.  R. 

Baalszelchen,  Sinnbild  des  phönik.  Gottes 
Baal,  vielleicht  aus  dem  Anch  (s.  unter 
Henkelkreuz)  entwickelt;  einfachste  Form 
ein  A  mit  Querbalken  auf  der  Spitze 
und  darüber  ein  Kreis;  so  auf  punisch- 
sizilischen  und  numidischen  M.,  M  der 
Insel  Cossura  und  in  der  Hand  des  G(cnius) 
t(errae?)  A(fricae)  auf  Denar  des  Q.  Caec. 
Met.  Pius.  —  A.  J.  N.  49  S.  183/5;  Z.  f,  N. 
34  S.  300.  R. 

Babylonischer  MfinzfuB  ist  die  übliche, 
aber  mißbräuchliche  Bezeichnung  für  einen 
auf  nordgriech.  M.  des  6.  u.  5.  Jh.  (bes. 
Thasos  und  die  sog.  Lete-Gruppe)  und 
auf  lyk.  M.  des  ausgehenden  6.  bis  4.  Jh. 
nachweisbaren  Fuß,  bei  dem  der  Stater 


BAC— BAGATTINO 


53 


(das  Didrachmon;  nur  Dikaia  kennt  auch 
Tetradrachmen)  auf  etwa  Q^a — lo  g  steht 
(gelegentlich  aber  viel  tiefer  sinkt  und 
schließlich  sich  dem  attischen  nähert), 
ohne  daß  seine  Norm  sicher  festzustellen 
wäre;  die  Stückelung  erfolgt  nach  Drach- 
men (selten),  i^a  Obolen  und  Obolen  in 
Maked.,  Drachmen  (selten),  Tetrobolen, 
Diobolen  und  Obolen  in  Lykien.  Der 
Name  »babylon.«M.-Fuß  f ür  die  makedon. 
M.  derart  stammt  von  Brandis  (M.-,  Maß- 
und  Gewichtswesen  1866  S.  208/9,  vgl. 
S.  71),  der  jenen  makedon.  Stater  von 
angeblich  10,22  g  Höchstgewicht  für  den 
Fuß  des  Kroisos  (10,8  gl)  erklärt,  den  er 
den  babylon.  nennt;  Lehmann-Haupt  hin- 
gegen, zuletzt  R.  E.  Suppl.  III  S.  612.  622, 
glaubt  die  »babylon.  Gewichtsmine  ge- 
meiner Norm  von  982,4  g«  zugrunde- 
liegend. Angesichts  der  Unmöglichkeit, 
eine  genaue  Norm  aus  den  M. -Gewichten 
festzustellen,  gibt  man  den  Namen  B.  M. 
lieber  auf,  zumal  die  ausdrücklich  vom 
babylonischen  Talent  sprechende  Herodot- 
stelle  III  89  über  das  bab.  Talent  zu  70 
Minen  (so  die  Hdschr.  u.  PoUux  Onom.  IX 
86)  textlich  und  sachlich  höchst  umstritten 
ist,  s.  unter  Euböischer  M.-fuß;  mit  der  An- 
wendung des  Ausdrucks  B.  M.  auf  die 
lyk.  M.  steht  es  nicht  besser.  R. 

BaCy  Baky  Silbermünze  von  Annam; 
s.  Nen. 

Bacchantin  s.  unter  Mainade. 

Bacchus,  im  Lat.  beliebtester  Beiname 
des  Dionysos. 

Badam,  bittere  Mandeln,  welche  in 
Surat  im  16.  bis  17.  Jh.  an  Stelle  der 
Kaurimuscheln  als  Geld  gebraucht  wurden. 
—  Thurston,  Hist.  of  the  coinage  of  the  .  . . 
East  India  Comp.  37,  50.  Lane  Poole, 
Cat.  Brit.  Mus.    Moghal  emperors  XC. 

V. 

Bäggeliangster  s.  Angster. 

Bären  oder  Bärenklauengroschen  heißen 
urkundlich  Kipperreichsgroschen  Friedrich 
Ulrichs  von  Braunschweig- Wolfenbüttel  aus 
den  Jahren  1618 — 1621,  die  auf  der  Vs. 
im  bogigen  Schild  die  Hoyer  Bärentatzen 
zeigen.  —  Fiala,  Münzen  und  Medaillen  der 
Weifischen  Lande  IV  S.  52  n.  4  S.  206.   Su. 

Bärtiger  Groschen  s.  Judenkopfgroschen. 

Bätyl,  griech.  ßaftoXoc  oder  ßatxuXiov, 
nennen  wir  die  als  Götter  oder  doch  als 


Sitz  von  Göttern  verehrten  Steine,  Stein - 
fetische,  die  oft  vom  Himmel  gefallene 
Meteorsteine  sind.  Bei  den  Griechen  er- 
innert z.  B.  ein  Obelisk,  der  als  »anikoni- 
sches«  Bild  des  Apollon  'Afütsu?  galt 
(M.  von  Ambrakia  usw.),  die  Sage  vom 
Stein,  den  Kronos  verschluckt,  und  der 
delphische  »Omphalos«  (s.  d.)  an  solchen 
Steinkult;  im  Orient  haftete  der  Stein- 
kult länger,  z.  T.  bis  heute  (Kaaba  in 
Mekka).  Daher  erscheinen  B.  öfter  auf  M. 
des  Ostens:  die  Pyramide  auf  kilik.  M. 
(früher  sog.  Mallos);  die  inmitten  des 
Tempelhofes  von  Byblos  und  im  Tempel- 
innern  von  Paphos  sichtbaren  spitzen 
Steine;  die  verschieden  ausgeschmückten 
Steine  auf  M.  von  Emisa  (dieser  B.  ist 
auch  auf  röm.  M.  des  Uran.  Aixtoninus  und 
Elagabalus,  s.  d.,  der  ihn  nach  Rom 
entführte,  abgebildet,  bes.  in  Quadriga, 
wie  auch  auf  M.  von  Aelia  Capitolina, 
Neapolis  Sam.,  luliopolis,  Karrhai),  Ko- 
mana  Ponti,  Sidon  (im  Wagen  der  Astarte, 
der  in  ihrer  Legende  eine  Rolle  spielende 
c«spo7reT7]ff  da-cTip^  Perga,  Pednelissos  und 
Seleukeia  Syr.  (hier  Zeoc  Kaaioc  beschriftet, 
im  Tempel)  und  Tyros  (mit  Schlange 
umwunden  oder  im  Tabernakel).  In  Tyros 
spielen  zwei  B.,  als  d|jLßp6orte  ir^Tps  be- 
zeichnet, eine  Rolle  in  der  Gründungssage; 
in  Adraa  und  Bostra  sind  sie  mit  dem  Du- 
sares-Kult verknüpft.  —  R.  E.  II  S.  2780 ; 
Anson,  Greek  coin  types  V  Taf.  III — ^V, 

R. 

Bagarone,  Bagaroto,  Volksname  des 
kupfernen  halben  Bolognino  (s.  d.)  im 
16.,  17.  und  18.  Jh.  —  Martinori. 

Bagattino,  BagattnOi  Bagateno  ist  urspr. 
eine  alte  Volksbezeichnung  für  den  Denaro 
piccolo  in  zahlreichen  Münzstätten  des 
nördlichen  Italien,  urkundlich  erwähnt  zu- 
erst 1274  in  Padua,  1278  der  Aquilino  mit 
20  Bagattini  bewertet.  In  der  späteren  Zeit 
werden  sie  in  Kupfer  geprägt,  so  in  Reggio 
(Emilia)  seit  X477  mit  dem  Gewicht  von  2,6 
— 1,15  g,  146  Stück  auf  das  «öl  =  ca.  2,20  g. 
Diese  Prägung  der  Bagattini  dauerte  bis 
1 573  (Malaguzzi,  Riv.  it.  di  num.  VII S.  485). 
Man  prägt  sie  als  piccoli  z.  B.  in  Brescia, 
Bergamo,  Verona,  Vicenza,  Padua,  Treviso 
und  in  Friaul  mit  verschiedenem  Typus, 
Gewicht  und  Feingehalt;  für  Verona  und 
Vicenza    unter    dem   Dogen    F.    Foscari 


54 


BAGHLI— BALAUSTIÜM 


(1423— 1457)  mit  dem  Bilde:  Vs.  Kreuz 
i.  d.  W.  FR/AF/0.  D/VX  — Rs.  Kopf  des 
heiligen  Markus,  Feingehalt  55 — ^^^^1000, 
Gewicht  0,309  g,  für  Brescia  mit  dem 
Bilde:  Vs.  Kreuz,  i.d.W.  FFDV,  Rs. 
Markuslöwe,  Gewicht  ca.  0,465  g  (Papa- 
dopoli  I  Tf.  XV  13  u.  14,  S.  261  u.  273). 

Su. 

Baghlii  Tabatiy  Djawärikl,  Maghribi. 
So  werden  Münzen  genannt,  die  vor  Ein- 
führung des  arabischen  Münzsystems  (695) 
in  den  von  den  Arabern  besetzten  Gebieten 
kursierten.  Baghli,  auch  »persische  Münzen« 
genannt,  Gewicht  8  Dänak  =  i  Miftäl 
(d.  h.  Dinar),  sind  die  säsänidischen  Drach- 
men, die  auch  Kesra  (aus  Khusrau)  ge- 
nannt wurden.  Tabari  soll  neben  dem 
Baghli  die  häufigste  Münze  gewesen  sein. 
Gewicht  4  Dänak.  Vielleicht  sind  darunter 
säsänidische  Hemidrachmen  zu  verstehen, 
auf  die  der  Name  der  im  8.  Jh.  in  Jaba- 
ristän  geprägten  Münzen  übertragen  werden 
konnte.  Da  aber  säsänidische  Hemi- 
drachmen der  späteren  Zeit  unbekannt 
sind,  ist  diese  Erklärung  fraglich.  Djawä- 
rikl  ist  falsche  Schreibung  für  Mawäriki- 
Münze  des  Maurikios  (582 — 602).  Unter 
Maghribi,  Gewicht  3  Dänat,  wird  wohl  die 
Siliqua  Kaiser  Justinians  und  der  Vandalen 
zu  verstehen  sein.  S,  Dirhem.  —  Ma^:rizi, 
Trait^  des  monnaies  6;  Queipo,  Essai  sur 
les  systtoies  mon^taires  II  120,  154;  Ibn 
Khaldün  I  218;  Bergmann,  SB.  phil-hist. 
Klasse  Wiener  Akad,  1870,  254 f.;  Mordt- 
mann  in  ZDMG33,  iio;  Sauvaire  in  JAs  7. 
SÄT.  15,  430,  443;  19,  so;  ICarabacek  in 
NZ  II  479.  Mit  den  Erklärungen  De- 
courdemanche's,  RN  1908,  209  f.,  kann 
ich  mich  nicht  einverstanden  erklären. 

V. 

Bahagani,  Kupfermünze  von  Kashmir. 
S.  Dinara. 

Balarda  s.  Moraglia. 

Balocchella,  Balocchetto  war  eine  kleine 
päpstliche,  seit  Pius  IV,  (l  5  59— 1565)  ge- 
prägte Billonmünze.  Unter  Sixtus  V. 
wog  sie  I  g  und  hielt  0,19  g  Silber.  Fort- 
währende Nachprägungen  und  Fälschungen 
führten  zu  ihrer  Abschaffung  im  Jahre 
1592.  Ihre  Prägung  wurde  abgelöst  durch 
die  der  ersten  Kupferquattrini,  sie  lief 
aber  weiter  um.  —  Martinori,   S.  24  f. 

S. 


Baiocco«  Den  Namen  Baiocco  erhielten 
zuerst  die  Bolognini  (s.  d.)  von  Sulmona 
und  Sora  um  1420.  Von  ihnen  ging  der 
Name  auf  die  päpstlichen  Bolognini  um 
1450  über.  Seit  1725  wurden  die  päpst- 
lichen aus  Kupfer  hergestellt,  und  zwar 
um  1800  in  ungeheuren  Massen,  dann 
maßvoller  bis  1866  (Abb.  334).  Woher  der 
Name   B.  kommt,  ist  strittig.  S. 

Baioccone  wurden  die  Kupfermünzen 
des  Kirchenstaates  zu  5  Baiocchi  unter 
Pius  IX.  genannt.  S. 

Ba]olres  (französisch,  ursprünglich:  bai- 
soirs)  werden  Münzen  genannt,  auf  denen 
die  Büsten  oder  Köpfe  zweier  Herrscher 
einander  zugekehrt  sich  zu  küssen  scheinen. 
Die  bekanntesten  und  wohl  ältesten  der 
Neuzeit  sind  die  Excellentes  de  la  Granada 
(s.  d.)  Ferdinands  und  Isabellas  von 
Spanien.  S. 

Bakchantin  s.  unter  Mainade. 

BakchoSy  griech.  ßaxxoc,  i.  Zweigbündel,, 
den  röm.  fasces  nicht  unähnlich,  jedoch 
die  Blätterbüschel  oft  daran  gelassen; 
in  den  eleusinischen  Mysterien  von  den 
Eingeweihten  getragen,  daher  auf  M.  und 
Bleimarken  (Journ.  int.  IV  S.  513  Abb.  31) 
von  Athen  (hier  auch  als  Beiz,  und  in  der 
Hand  des  gleichfalls  als  Beiz,  vorkommen- 
den Herakles  als  Mysten,  Riv.  ital.  di  num. 
XXI  S.  315)  und  Eleusis  vorkommend. 
Arch.  Anz.  1892  S.  106;  Ath.  Mitt.  25 
S.  291  Anm.  I.  —  2.  lat.  Bacchus,  zweiter 
Name  des  Dionysos.  R. 

Bakläy  Goldmünze  von  Nepal.   S.  Muhr. 

Balance-Merk,  schottische  Silbermünze 
von  1591  und  92  mit  dem  Landesschilde 
auf  der  Vs.  und  einer  Wage  (balance) 
und  Schwert  auf  der  Rs.  Nur  halbe  und 
viertel  sind  bekannt;  das  Halbstück  wiegt 
6,80  g  und  hält  5,95  g  Silber.  —  Grueber, 
S.  190,  194.  S. 

Balancier  =  Spindelwerk  (s.  d,). 

Balastraca  hieß  der  in  Brasilien  während 
des  Krieges  mit  Paraguay  1866 — 1869  von 
Heereslieferanten  mit  »400«  gestempelte 
Peso.  Die  Peso  wurden  auch  halbiert 
und  gevierteilt  und  mit  j>200«  und  )>I00« 
gestempelt.  —  Meili  II,  S.  355  f.,  Taf.  45, 
Nr.  i-^.  S. 

Balatistium,  griech.  ßaXocuoxtov,  die  Blüte 
des  wilden  Granatbaums;  so  nannte  man 
früher,  die  Blüte  auf  den  M.  von  Rhodos, 


BALBOA— BANKDOLLAR 


55 


die  heute  als  wilde  Rose  (xi  pooov),  redendes 
Wappen,  gilt,  Abb.  40.  R. 

Balboa^  die  nach  dem  Entdecker  des 
Großen  Ozeans  benannte  Münzeinheit  der 
Republik  Panama,  der  dortige  Peso  zu 
100  Cents.  Nur  halbe  sind  geprägt  worden. 

S. 

Bälishi  Geldeinheit  bei  den  Mongolen, 
wird  schon  unter  Uingizkhän  erwähnt, 
später  (14.  Jh.)  scheinbar  nur  in  China  im 
Gebrauch.  Die  Angaben  der  muhamme- 
danischen  Schriftsteller  über  den  Wert  des 
B.  weichen  sehr  stark  voneinander  ab. 
Es  wird  ein  Goldb.  und  ein  Silberb.  er- 
wähnt. Nach  dem  Ta*rib-i  Wassäf  (14.  Jh.) 
hatten  sie  beide  ein  Gewicht  von  500 
Miftäl  und  entsprachen  ersterer  2000 
Dinar,  letzterer  —  200  Dinar,  ein  B.  in 
Papiergeld  —  10  Dinar.  An  einer  anderen 
Stelle  berechnet  Wassäf  den  Papierb.  zu 
6  Dinar.  Unter  Dinar  ist  hier  augen- 
scheinlich der  Silberdinär  von  ca.  12,75  g 
zu  verstehen.  Yule  zufolge  war  B.  oder 
Yästok  die  Bezeichnung  für  Gold-  und 
Silberbarren  in  Zentralasien  im  Mittelalter. 
—  Barthold,  Enz.  d.  Islam  I  646;  Quatre- 
mfere,  Hist.  des  Mongoles  par  Rashid-ad-din 
320;  Crooke,  Hobson  Jobson  830.      V. 

Balken.  Enthält  der  Wappenschild  nur 
zwei  Farben,  so  heißt  der  durch  zwei 
wagerechte  Linien  begrenzte  Raum  Balken, 
bei  schrägrechten  oder  schräglinken  Linien 
rechter  oder  linker  Schrägbalken.  S.  Pfahl, 

BambusstSbchen  mit  meist  eingebrannten 
chinesischen  Inschriften,  welche  den  Wert 
angeben,  wurden  in  Su  Chou  im  18.  Jh. 
als  Notgeld  verwendet.  Frey  gibt  ihre 
Länge  als  von  etwas  über  i  bis  6  Inch  be- 
tragend an  und  sagt^  sie  seien  über  ganz 
China  verbreitet.  Mit  Kokosöl  gefüllte 
B.  von  ca.  109  mm  Länge  werden  auf 
Tahiti  als  Geld  verwendet.  —  Toung  Pao 
YII169;  Numism.  1911,285;  Frey  inAJN. 
50,  17;  2Jay  in  Bull.  num.  X  90.       V. 

Ban,  flache  ovale  japanische  Gold- 
münzen, die  von  1573 — 1860  ausgegeben 
wurden.  Die  großen,  im  Werte  von  10  Rio 
(Jiu  Rio),  werden  Oban  genannt  und  sind 
145—175  X  85—101  mm  groß  und  ca.  165  g 
schwer.  Den  besten  Feingehalt  (734)  hat 
der  Oban  von  1725.  Vs.  mehrere  Stempel, 
u.  a.  die  Kiriblume,  Wertangabe  und  Signa- 
tur des  Münzvorstehers,  letztere  meist  in 


japanischer  Tinte.  Rs.  enthält  mehrere 
Stempel.  Die  kleineren,  Koban,  wurden  zu 
5  Rio  (Go  rio,  um  1837  —  89  mm  groß), 
I  Rio  (Ende  17.  Jh.  ca.  68  mm,  18  g,  564 
fein;  der  Shin  Koban,  neue  Koban,  von 
1860  bloß  35,5  mm,  3,3  g,  573,6  fein),  2  Bu 
(Va  Rio,  im  16.  Jh.  53  mm)  und  I  Bu  (V4 
Rio,  Anfang  17.  Jh.  41  mm)  ausgegeben. 

Silberobane  und  -Kobane  wurden  in  ver- 
schiedenen Provinzen  geprägt,  doch  be- 
schränkte sich  ihr  Umlaufsgebiet  meist  nur 
auf  die  nähere  Umgebung  der  Provinz,  die 
sie  ausgegeben  hatte.  Auf  ihnen  ist  meist 
ihr  Wert  in  Momme  (=  3,756  g;  4,3  Momme 
=  I  Rio)  oder  Rio  angegeben.  Die  kleine- 
ren Münzeinheiten,  Bu  (%  Rio)  und  Shu 
(V4  Bu)  wurden  im  selben  Zeitraum  gewöhn- 
lich in  Gestalt  von  rechteckigen  goldenen 
oder  silbernen  Plättchen  hergestellt.  Dabei 
ist  eine  zunehmende  Münzverschlechterung 
zu  bemerken.  Ein  goldener  Ichibu  (i  Bu) 
von  1601  wiegt  4,4  g  und  hält  856  fein, 
ein  Nibu  (2  Bu)  von  1860  wiegt  bloß  2,8  g 
und  hält  209  fein.  Der  goldene  Nishu 
(2  Shu)  ist  1697  —  2,25  g  schwer  und  564 
fein,  1860  —  0,7  g  und  229  fein.  Der 
Ichishu  von  181 9  ist  in  Gold  1,4  g  schwer 
und  123  fein,  in  Silber  2,6  g  und  974,7  fein. 

Demselben  Zeitraum  gehören  die  Chogin 
(eig.  langes  Silber,  Noback  zufolge  auch 
Itakane  genannt)  —  längliche  dicke  Silber- 
barren (ca.  90  mm,  130  g)  an,  die  für  be- 
sondere Verdienste  verteilt  wurden.  Ihr 
Gewicht  sollte  43  Momme  (161,53  g)  be- 
tragen, da  das  aber  nicht  immer  eingehalten 
werden  konnte,  wurden  kleine  Mame  Gin 
(Bohnensilber)  genannte  Klumpen  dazu- 
gefügt.  Auf  den  letzteren  ist  immer  Dai- 
koku  (der  Gott  des  Reichtums)  dargestellt 
sowie  die  Regierungszeit  angegeben;  die 
Chogin  sind  mit  vielen  Stempeln  versehen. 
Das  Silber  ist  meist  recht  schlecht  (um 
1837  —  260/0).  —  Munro,  Coins  of  Japan; 
Alexejew,  Opisanije  japonskich  dorefor- 
mennych  monet;  AJN.  13,  90.  V. 

Bankdollar.  Den  Mangel  an  SUbergeld 
i-  J-  1797  suchte  England  dadurch  zu  be- 
seitigen, daß  es  die  spanisch-amerikani- 
schen Peso  (s.  d.)  durch  Gegenstempelung 
zum  Kurantgelde  machte.  Der  Gegenstem- 
pel bestand  aus  einem  schmalen  Oval  mit 
der  Büste  Georgs  IIL,  der  von  den  Gold- 
schmieden zum  Stempeln  ihrer  Silberwaren 


56 


BANKNOTE— BARBARISCHE  NACHAHMUNGEN 


gebraucht  wurde.  Da  dieser  »Dollar«  also 
die  Köpfe  des  spanischen  und  des  englischen 
Königs  trug  und  4  Schilling  galt,  entstand 
die  Redensart:  »two  kings  heads  not  worth 
a  crown«  (5  Schilling).  Wegen  der  häufigen 
Fälschungen  der  Marke  wurde  sie  1804  in 
eine  achteckige  verwandelt.  In  diesem 
Jahre  erhielt  die  Bank  die  Ermächtigung, 
Dollar  zu  5  Schilling  zu  prägen.  Diese  Bank- 
dollar sowie  die  Banktoken  zu  3  Schilling 
und  18  pence  trugen  auf  der  Vs.  die  Büste 
des  Königs,  auf  der  Rs.  die  Dollar  die  Bri- 
tannia,  die  kleineren  die  Wertbezeichnung, 
z.B.:  »Bank  token  3  Shill.  1812«.  Ihre 
Geltung  endete  1818.  Auch  für  Irland  wur- 
den solche  Stücke  geprägt,  nämlich  der 
Dollar,  der  hier  6-Schilling  token  hieß,  und 
30-,  IG-  und  5-Pence-Stücke.  —  Grueber, 
S.  ISO,  247.  S. 

Banknote  (Bankzettel)  s.  Papiergeld. 

Bankotaler.  Die  1609  gegründete  Amster- 
damer Bank  nahm  den  deutschen  Reichs - 
taler  al  pari  mit  dem  um  3%  geringerhalti- 
gen  Albertustaler  (s.  d.).  Da  aller  Wechsel- 
handel auf  diesen  holländischen  Banktaler 
zugeschnitten  war,  hätte  ein  Weitermünzen 
des  deutschen  Reichstalers  nur  die  Wechsler 
bereichert.  Darum  wurde  seit  1690  in  Nord- 
deutschland, besonders  in  Hamburg,  über 
die  Prägung  eines  Talers  nach  Brabanter 
Fuß  verhandelt,  und  1695  auch  ein 
pVi-Talerfuß  beschlossen.  Aber  nur  Bran- 
denburg münzte  solche  Sorten  1695  und 
1696,  dann  Kursachsen  für  Polen  1702  (s, 
auch  Beichlingtaler).  Die  brandenburgi- 
schen wogen  zuerst  29,232  g  mit  24,36  g 
Silbergehalt,  dann  28,666  mit  25,282.  In 
der  161 9  gegründeten  Hamburger  Bank 
war  der  Bankotaler  die  Haüptdepotmünze 
und  bestand  in  einem  Silberquantum,  das 
dem  Feingewicht  des  alten  Reichstalers  von 
25,98  g  gleichkam.  Dieser  Bankotaler  galt 
gegen  den  Taler  des  Leipziger  Münzfußes 
(s.  d.)  zu  24  Gutengroschen  32  derselben. 
Als  1765  in  Berlin  die  königliche  Bank  ge- 
gründet wurde,  beschloß  man  einen  be- 
sonderen »Bankotaler«  als  Haupteinlage- 
münze zu  prägen,  der  22,27  g  Silber  hielt. 
Da  der  preußische  Kuranttaler  16,70  g  Sil- 
ber hielt  und  24  Gutegroschen  galt,  kam 
der  neue  Bankotaler  ebenso  wie  der  frühere 
hamburgische  auf  32.  Da  jedoch  die  Ber- 
liner Bank  zunächst  zu  keinem  Leben  ge- 


langte, blieb  die  Prägung  der  Bankotaler 
auf  das  Jahr  1766  beschränkt:  looooo 
Stück  lagen  bis  1790  im  Staatsschatz,  in 
welchem  Jahre  sie  eingeschmolzen  wurden. 
Sie  trugen  auf  einer  Seite  das  Bild  de^ 
Königs,  auf  der  anderen  den  preußischen 
Adler  auf  Waffen  und  die  Jahreszahl  1765, 
obgleich  alle  1766  geprägt  sind.  —  Schröt- 
ter,  Brandenburg,  Gesch.  S.  565;  Beschr. 
S.  230 — ^232;  Schrötter,  Acta  Bor.  Gesch. 
rV,  74,  136;  Beschr.  H,  Nr.  1645;  Z.  f .  N. 

27.  Bd.,  1909,  S.387f.  S. 
Bankozettel  waren  das  erste  österreichi- 
sche Papiergeld,  wurden  1762  eingeführt, 
und  zwar  für  12  Millionen  Gulden  ausge- 
geben. Sie  hatten  keinen  Zwangskurs,  doch 
mußte  ^3  der  Abgaben  damit  entrichtet 
werden.  Maria  Theresia,  die  auf  große  Ord- 
nung im  Finanzwesen  hielt,  gelang  es,  die 
Staatsschulden  zu  verringern;  die  B.  hatten 
manchmal  ein  positives  Agio  von  i  bis  2%. 
Da  jedoch  hier  nicht  wie  in  Preußen  ein 
Kriegsschatz  gesammelt  wurde,  brachte 
schon  der  bayerische  Erbfolgekrieg  große 
Verlegenheiten,  und  unter  Josef  IL  wurde 
das   Defizit   chronisch.     1790   waren   für 

28,  1798  für  91  Millionen  Fl.  B.  ausgegeben. 
Seit  1799  bewirkte  diese  Inflation  die  Ent- 
wertung der  B.  und  das  Verschwinden  der 
Münzen.  Jetzt  wurden  zwar  viele  Zettel 
eingezogen  und  das  Möglichste  getan,  die 
Schuld  zu  vermindern,  aber  die  fortwähren- 
den Kriege  verlangten  immer  neue  Mittel; 
um  1810  hatte  man  fast  über  looo  Millionen 
Fl.  B.  ausgegeben.  181 1  wurden  die  B.  auf 
1/5  ihres  Nennwerts  herabgesetzt  und  durch 
ein  anderes  Papier,  die  Einlösungsscheine  er- 
setzt (s.  Wiener  Währung).  —  A.  Beer, 
Das  Finanzwesen  Österreichs  im  19,  Jh., 
Prag,  1877,  I.  und  IL  Kapitel;  V.  HoJff- 
mann.  Die  Devalvation  des  österr.  Papier- 
geldes i.  J.  181 1,  Münch.  u.  Leipzig,  1923. 

S. 

Bankportugaloser  s.  Portugalöser. 

Banktokens  s.  Bankdollar. 

Banily  PI.  Bani,  kleinste  rumänische  Geld- 
größe, s.  Leu. 

Barbaren-M.  s.  unter  Barb.  Nachahm. 

Barbarina,  eine  mantuanische  seit  1550 
geprägte  Silbermünze  nait  dem  Bilde  der 
h.  Barbara  zu  10  Soldi,  nachgeprägt  in  Gua- 
stalla  bis  ins  17.  Jh.  —  Martinori,  S.  28  f. 

Barbarische  Nachahmungen  von  M.  sind 


BARBARISCHE  NACHAHMUNGEN 


57 


rohe,  in  Bild  und  Schrift  verwilderte  Kopien 
nach  korrekten  Vorbildern.  Eine  feste 
Grenze  der  ja  nur  durch  den  Stil  von  ihnen 
abweichenden  B.  N.  gegen  die  Vorbilder 
läßt  sich  kaum  ziehen;  sein  Ende  aber 
findet  der  Begriff  B.  N.  da,  wo  die  wirkliche 
Münzherrschaft  sich  durch  deutliche  Auf- 
schrift kundtut,  auch  wenn  etwa  die  bar- 
barisierte  Staatsaufschrift  des  Vorbildes 
daneben  erhalten  bleibt.  —  B.  N.  kommen 
im  Altertum  überall  an  der  Peripherie  zu- 
nächst des  griech.  Kulturkreises  vor;  insbes. 
begleiten  ihn  keltische  B.  N.  von  den  Pyre- 
näen bis  zur  unteren  Donau,  wo  sich  sky- 
thische  bis  zum  Kaukasus  hin  anschließen. 
Vorbilder  sind  hier  insbes.  die  M.  von  Rhode, 
Massilia,  auch  Tarent,  dann  der  goldene  und 
silberne  Philippeios,  ferner  die  M.  Alexan- 
ders des  Großen,  des  Audoleon,  Lysi- 
machos,  von  Damastion  und  Pelagia  (Berl, 
M.-Blätter  1914  S.  198),  die  Späthellenist. 
Tetradrachmen  des  ersten  makedon.  Lan- 
desteils und  von  Thasos  und  Maroneia; 
vgl.  für  die  kelt.  B.  N.  insbes.  Forrer,  Kelt. 
Num.  der  Rhein-  und  Donaulande,  Straßb. 
1908  und  Ebert,  Forrer  Reallex.  VI  S. 
301/26,  vgl.  auch  Berl.  M. -Blätter  191 3  S. 
747. —  Im  ferneren  Osten  schließen  sich  B. 
N.  insbes.  an  die  M.  Athens,  Alexanders  und 
des  Baktrers  Euthydemos  an,  während  sie 
nach  ptol.  und  karthag.  M.  kaum  vorkom- 
men. Auf  Sizilien  gibt  es  B.  N.  der  Punier 
nach  griech.  Vorbildern  (z.  B.  Z.  f.  N.  34  S. 
284),  Die  Denare  der  röm.  Republik  sind 
dann  gleichfalls  fast  überall  nachgeahmt 
worden,  doch  ist  die  örtliche  Verbreitung 
dieser  B.  N.  noch  wenig  durchforscht  (z.  B. 
B.  N.  nach  republ.  Denaren  aus  Ungarn :  N.Z. 
XII S.  108,  aus  Rumänien:  Frankf.  M.-Zeit. 
1913  S.  81/5);  das  Gleiche  gilt  von  den  zahl- 
losen, überall  an  den  Grenzen  auftauchen- 
den B.  N.  nach  röm.-kaiserL  M.  aller  Me- 
talle; in  der  Frühzeit  ist  es  bes.  der  Denar 
des  Augustus  mit  den  stehenden  Caesares 
auf  der  Rs.,  der  überall  nachgeahmt  wird, 
dann  sind  die  B.  N.  der  Rheingegenden 
nach  Mittelbronzen  von  Augustus  bis  Clau- 
dius zu  erwähnen,  später  die  B.  N.  der  M, 
des  Divus  Claudius,  Victorinus  und  Te- 
tricus,  diese  z.  T.  vom  Oberrhein  (Berl.  M.- 
Blätter 191 1  S.  56,  80).  Auch  aus  England 
und  Spanien,  aus  Ungarn  und  Südruß- 
land, aus  den  Euphratländern  und  Indien 


kommen  B.  N.  röm.  Kaiser -M.  Aus  kon- 
stantinischer Zeit  sodann  hat  z.  B.  der 
Fund  von  Sankta  Maria  im  ICapitol  zu  Köln 
eine  Fülle  von  B.  N.  gebracht.  In  der 
Völkerwanderungszeit  gehen  diese  B.  N. 
allmählich  durch  Auftauchen  sicherer  Orts- 
oder  Königsnamen  in  die  west-  und  ost- 
gotische, burgundische,  langobardische  und 
schließlich  fränkische  Prägung  über  (Keary, 
Num.  chron.  1878/79;  B.  M.  C.  Vandals 
usw.  191 1;  Riv.  it.  di  num.  Bd.  32,  S.  22ff., 
Bd.  33,  S.  169«.). 

Das  Sammeln  solcher  B.  N.  (»Barbaren- 
münzen«) ist  seit  etwa  15  Jahren  sehr  in 
Aufnahme  gekommen,  und  der  Katalog 
einer  bes.  reichen  Sammlung  (Graf  Des- 
sewffy,  Barbdr  p^nzei,  4  Teile  mit  54  Taf ., 
Budapest  seit  1910)  ist  im  Druck  erschie- 
nen; wichtigstes  Publikationsorgan  für  B.N. 
ist  das  Numismatikai  Közlöny,  Budapest  seit 
1902.  Zu  beachten  ist  bei  allen  solchen  B.  N. 
einmal,  daß  die  Nachahmung  oft  im  Gegen- 
sinne erfolgt,  d.  h.  der  Stempelschneider 
gräbt  seine  Vorlage  genau  so  in  den  Stempel 
ein,  wie  er  sie  vor  sich  sieht,  daher  denn  auf 
der  M.  alles  umgekehrt  herauskommt,  also 
was  rechtshin  war,  steht  linkshin,  die  Auf- 
schriften werden  rückläufig  usw.;  sodann 
ist  für  die  fortschreitende  Barbarisierung 
der  Gepräge  der  Umstand  wichtig,  daß  die 
ersten  Nachahmer  noch  die  Originalprägun- 
gen nachschneiden,  weiterhin  aber  diese 
Nachahmung  selber  wieder  zum  Vorbild 
wird  usf.  (Forrer,  Kelt.  Num.  S.  50/4); 
schließlich  sei  vor  dem  Irrwege  gewarnt, 
barbarischen  Legenden  einen  Sinn  unter- 
legen zu  wollen,  wie  z.  B.  in  N.  Z.  XII 
S.  108/19  aus  solchen  republikanischer 
Denare  die  Namen  von  5  Quadenkönigen 
herausbuchstabiert  sind  und  im  Bulet.  soc. 
num.  romäna  XVI  S.  35  flE.  aus  der  gänz- 
lich wilden  Legende  eines  barbarischen 
Rhoimetalkes  ein  thrak.  Fürst  Zaelmos  ge- 
wonnen wird !  —  Vgl.  auch  unter  Nach- 
ahmung. R. 

Nachahmungen  antiker  Münzen  wurden 
im  Mittelalter  von  den  Germanen  be- 
sonders in  der  Völkerwanderung  ge- 
schlagen, so  teilweise  mit  lesbarer  Um- 
schrift von  den  Westgoten,  Franken 
unter  den  Merowingern,  Burgundern,  Su- 
even  und  Langobarden;  aus  diesen  Nach- 
ahmungen entwickelten  sich  die  dauernden 


58 


BARBARY  DUKAT— BARREN 


Typen  dieser  Germanenstämme.  Als  dann 
durch  Pippin  und  Karl  den  Großen  neue 
silberne  Münzen  geschafifen  waren,  wurden 
diese  von  den  weiter  östlich  wohnenden 
Völkern  nachgeahmt.  So  wurden  die  Dür- 
stedter  Denare  Karls  des  Großen  mit  DORE- 
STAD  an  der  Ostseeküste  entstellt  nachge- 
prägt (s.  Dürstedter  Nachahmungen),  u.  a. 
der  Typus  der  Christiana  religio-Denare  (s.d. 
in  Friesland  (Men.,  D.  M.  IV  S.  189  ff.),  dann 
die  Goldstücke  Ludwigs  des  Frommen  mit 
Munus  divinum  (s.  d.)  in  Friesland  entstellt 
nachgeschlagen.  E^  gibt  femer  östliche  bar- 
barische Nachprägungen  der  Otto- Adelheid- 
Pfennige  (Menadier,  D.  M.  I  S.  166  ff.)  und 
der  Sachsenpfennige.  Weiter  sind  als  solche 
Nachahmungen  die  der  Kölner  Denare  in 
der  Ottonenzeit,  also  z.  B.  die  niederelbi- 
schen  Agrippiner  (s.  d.),  teilweise  in  Meck- 
lenburg entstanden,  zu  nennen.  Beson- 
ders aber  sind  hier  die  barbarischen  Nach- 
schläge  aus  den  Funden  von  Lupow  und 
Denzin  zu  nennen,  in  denen  Entstellungen 
deutscher,  englischer  und  böhmischer  Pfen- 
nige, teilweise  miteinander  gekoppelt,  vor* 
kommen.  Diese  Lupower  sind  in  Pommern 
von  den  damals  dort  wohnenden  Slaven 
geschlagen  worden  (Z.  f.  N.  XVI  S.  251, 
279  f.).  Solche  rohen  Nachprägungen  hören 
meist  auf,  wenn  die  betreffenden  Volks- 
stämme das  Christentum  angenommen 
haben  und  nunmehr  eine  regelrechte  Prä- 
gung beginnen.  Su. 

Barbaiy  Dukat  war  nach  Newton,  also  um 
1700,  ein  viereckiges,  also  wohl  indisches, 
Goldstück,  — Catalogue  of  the  indiancoins 
of  the  British  museum,  London,  1885,  Taf. 
VIII,  und  1892,  passim.  S. 

Barbone,  Barbonacdo.  Der  Barbone  war 
ein  von  Lucca  von  etwa  1450  bis  1750  ge- 
schlagener Groschen  zu  12  Soldi,  zuerst  mit 
dem  bärtigen  Antlitz  des  Heilands  (daher 
der  Name).  Als  der  Barbone  um  1806  im 
Werte  auf  6  Soldi  sank,  nannte  ihn  das  Volk 
Barbonaccio.  —  Martinori,  S.  29.        S. 

Barbuda  ist  eine  portugiesische  Silber- 
münze Ferdinands  I.  (1367 — 83)  mit  ge- 
kröntem Helm  und  befußtem  Kreuz,  in 
der  Mitte  ein  Schild  aufgelegt,  i.  d.  W. 
4  Kastelle;  auf  der  Helmseite  befindet  sich 
der  Spruch  Si :  dns  :  michi  :  aiutor  :  non  : 
time  (s.  Abb.  225).  Münzfuß:  53  auf  die  3 
dineihros  f.  Mark,  i  Stück  =  86,94  gräos 


(4,33  g)  und  1,08  g  fein  =  14  soldos;  y, 
Barbuda  106  auf  die  3  dineihros  f.  Mark, 
I  Stück  =  43,47  gräos  (2,17  g)  und  0,54  g 
fein  =  7  soldos.  —  Aragäo  I  193,   H  240. 

Su. 

Bardewicensis  s.  unter  Niedereibische 
Agrippiner. 

Bariley  eine  florentinische  Silbermünze 
aus  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jh.  zu  12,5  bis 

13.4  Soldi  mit  Heiland  und  Täufer  auf  der 
einen,  Lilie  auf  der  anderen  Seite.  Der 
Name  rührt  daher,  daß  ein  Barile  Wein 
12^2  Soldi  kostete.  S. 

Barinha.  Als  1835  in  Mozambique  großer 
Geldmangel  herrschte,  ließ  die  portugiesi- 
sche Regierung  Goldbarren  als  Münzen  aus- 
geben.  Die  Barinha  wog  14,4  g  und  hielt 

11.5  g  Gold  und  2,9  g  Silber,  galt  400  portu- 
giesische  Reis,  hatte  die  Gestalt  eines  Paral- 
lelogramms (12  :  25  mm)  und  trug  die 
Schrift  :M(ozambique)-2y3,  das  heißt: 
Maticals  (Goldgewicht).  Die  halbe  Barinha 
zeigte  M-iy4  (10  :  17  mm),  wog  7,20  g 
und  hielt  6,6  g  Gold  und  verschwand  wegen 
dieser  hohen  Feinheit  aus  dem  Verkehr.  1843 
wurde  aus  gleichem  Anlaß  eine  Barinha  aus 
Silber,  genannt  Pataca  oder  Canello,  aus- 
gegeben, 28  g  schwer  (20  :  32  mm)  mit  der 
Schrift:  M/  i843-Onga/  6  Cr(uzados).  — 
Aragäo  HI,  S.  413  und  445  ff-,  Taf.  XIV, 
Nr,  1—4.  S. 

Barren,  i.  Prähistorische  und  antike  B. 
B.  sind  die  mehr  oder  weniger  regel- 
mäßig (stereometrisch)  geformten  Stücke, 
in  denen  die  Hütten  schon  von  den  Zeiten 
der  alten  Ägypter  an  bis  in  die  Jetztzeit 
das  Metall  in  den  Handel  bringen.  Als  die 
Menschen  sich  von  dem  Nutzen  des  Metalles 
überzeugten  und  nach  Ausbildung  eines 
Maß-  und  Gewichtssystems  statt  des  me- 
tallenen Gerätgeldes  des  vorgewogenen  Roh- 
metalles  als  Geld  bedienten,  konnte  man  es 
sich  sowohl  in  kleineren  formlosen  Brocken 
oder  sonst  in  Bruchstücken  unbestimmter 
Form  (vgl.  unter  Aes  rüde,  Abb.  11,  und 
Hacksilber)  vorwiegen  wie  auch  in  B.  Dem 
B-  selbst  können  wir  es  nicht  ansehen,  ob  es 
ein  Geld-B.  ist  oder  nicht,  es  sei  denn,  daß 
irgendwelche  Stempel  aulE  ihm  darauf  hin- 
weisen; aber  auch  in  diesem  Falle  kann  er 
natürlich  außer  als  Geld  jederzeit  auch  zur 
Herstellung  metallener  Gegenstände  dienen, 
wie  das  eben  das  Wesen  des  Nutzgeldes  (s.d.) 


BARREN 


59 


ist,  dessen  letzten  Ausläufer  er  darstellt.  — 
Die  ältesten  erhaltenen  Barren  sind  in  ihrer 
Form  von  verkümmertem  Gerätgelde  kaum 
zu  unterscheiden,  so  namentlich  die  doppel- 
beilförmigen  Kupferbarren  des  2.  Jt.  v.  C, 
Abb.  10  (s.  unter  Beilgeld);  auch  Stäbe  und 
Draht,  wie  sie  in  Eisen  bes.  in  Westafrika  als 
Geld  vorkonmien,  mag  man  je  nachdem  als 
B.  oder  Gerätgeld  auffassen.  Eigentliche  B.  - 
Formen  sind  aber:  die  Gußkönige,  Guß- 
kuchen,  d.  h.  etwa  der  Form  des  Bodens 
des  Gußtiegels  entsprechende  Stücke,  wie 
deren  einige  mit  eingeritztem  Namen  eines 
Hetiterkönigs  von  Sendschirli  aus  dem 
8.  Jh.  V.  C.  bekannt  sind,  wie  sie  dann  in 
den  ägypt.-griech.  Hacksilberschätzen  des 
6. — ^4.  Jh.  V.  C.  und  bei  den  B.  des  deut- 
schen M.  A.  (s.  u.)  vorkommen  (vgl.  die 
Sitte  der  persischen  Schatzverwaltung,  das 
einkommende  Edelmetall  in  Tongefäßen 
einzuschmelzen,  Herodotlll  96);  auch  die 
Eisenkuchen  der  Spartaner  (s.  unter  Pe- 
lanor)  gehören  hierher;  die  chines.  Schuh- 
oder Schiffsbarren  (s.  unter  Sycee-Silber) 
gehen  gleichfalls  auf  die  Form  des  Guß- 
königs  zurück,  sind  aber  an  den  Rändern 
aufgebogen.  Plattenform  haben  hinterind. 
und  jap.  B.,  mit  privaten  Feingehaltsstem- 
peln, ja  die  goldenen  (s.  unter Ban)  schon  mit 
Tuschaufschriften;  rechteckige,  dicke  Plat- 
ten von  Kupfer  (pane  di  rame)  oder  Bronze 
kommen  in  Mittelitalien  vor,  z.  T.  mit  dem 
Muster  eines  unbelaubten  Zweiges  (ramo 
secco)  oder  einer  Gräte  (N.  Z.  36  S.  i — 30) 
bis  herab  zu  den  röm. -kampanischen  B. 
(M)  des  4.  u.  3.  Jh.s,  die  schon  beider- 
seits Bilder  und  deren  einer  schon  die 
Staatsaufschrift  Romanom  hat  (s.  unter 
Aes  signatum);  geschweift  viereckig,  noch 
an  die  Doppelbeilform  erinnernd,  sind  die 
gestempelten  JR.'B.  der  spätröm.  Kaiser - 
zeit;  einer  davon,  aus  Serbien,  hat  eine  ein- 
gepunktete  Inschrift,  die  aus  England 
zeigen  eingestempelte  Inschriften,  die  sich 
auf  Herkunft  ex  offe(cina)  mit  Namen  eines 
Privatmannes  beziehen,  solche  aus  Laibach 
tragen  Kaiserstempel  und  die  Angabe  der 
Münzstätte  Aq(uileiae)  p(u)s(ulatum);  die 
aus  Dierstorf  an  der  Niederweser  zeigen 
Stempel  mit  der  Urbs  Roma  und  den  Wor- 
ten Cand(idum)  Pauli  oder  of(ficinator)  pri- 
mus  Tr(everorum)  pus(ulati)  (argenti)  mit 
Gewichtsangabe;  s.  u.  die  Aufschriften  der 


röm.  Goldbarren.  Auf  kreisrunde  Platten 
deutet  das  hebr.  kikkär  =  Talent,  und  wohl 
auch  das  Goldtalent  (taXaviov  xP^^öü) 
Homers  war,  da  t.  urspr.  Wiegeschale  be- 
deutet, wohl  ein  rundes,  dünnes  Goldplätt- 
chen  (vgl.  Abb.  9);  zungenförmige  Platten 
sind  die  »Zunge  Goldes«  im  Buche  Josua 
7,  21,  24  sowie  -^-Barren  aus  Troia  und 
Jahrtausende  später  aus  Rußland;  beliebt 
sind  auch  Ziegelsteinbarren  (s.  d.);  Pyra- 
midenform haben  manche  assyr.  und 
mittelital.  B.  (M)  sowie  ungestempelte 
röm.  der  Kaiserzeit;  Stangenbarren,  z.  T. 
mit  Kerben  zur  Erleichterung  des  Zer- 
hackens  in  etwa  gleichgroße  Teile,  sind 
bekannt  aus  Troia  (EL),  aus  dem  Schatze 
von  Eberswalde  (N)^  aus  einem  span. 
Schatze  (Zeit  der  röm.  Republik)  und  aus 
dtsch.  und  russ.  Funden  des  M.  A.  (^51); 
vor  allem  aber  sind  stangenförmig  die  stets 
gestempelten  ^-B.  und  ein  Teil  der  M-B. 
der  spätröm.  Zeit,  die  regula  (s.  d.),  pT^^Xiov, 
hießen  und  ungestempelt  in  iR  aus  vielen 
Teilen  des  Reiches,  gestempelt  in  N  aber 
namentlich  aus  Ägypten  und  Siebenbürgen 
bekannt  sind;  die  Stempel  enthalten  Kaiser- 
bildnisse, dann  einmal  die  sitz.  Stadtgöttin 
von  Sirm(ium),  stets  aber  Schrift,  die  sich 
auf  Läuterung,  Prüfung  und  Garantie  des 
Feingehaltes  beziehen,  z.  B.  (Abb.  12)  Luci- 
anus  obr(yzam)  I  (=  als  erster  oder  in  der 
ersten  Offizin)  sig(navit),  Fl(avius)  Flavianus 
pro(bator)  sig(navit)  ad  digma  (=  hat  ihn 
nach  der  entnommenen  Probe  gestempelt); 
Quirillus  et  Dionisus  Sinn(ii)  signaverunt) 
auf  den  siebenbürgischen,  ...  antius  (?) 
[pjrobavit  und  überstempelt  A.  C.  v(ir) 
e(gregius)  p(rae)jj!(ositus)  sig(navit),  ferner 
Benignus  coxit  auf  den  ägypt.  (vgl.  unter 
Coquere,  Digma,  Obryza,  Probare,  Signare). 

Diese  B.  sind  also  ganz  wie  die  vorhin  er- 
wähnten ^'B,  von  der  Niederweser  aus 
einer  kaiserlichen  Münzstätte  hervorgegan- 
gen, die  für  den  Feingehalt  garantierte  und 
bei  den  JR  sogar  das  Gewicht  daraufstem- 
pelte,  das  freilich  zu  deren  wirklichem  Ge- 
wichte nur  ungenau  stimmte.  Die  Rech- 
nung nach  Pfunden  Goldes  und  Silbers  statt 
nach  Münzeinheiten  in  röm.  Quellen  des 
4.  Jh.s  ist  der  Beleg  dafür,  daß  diese  Barren 
wirklich  umliefen. 

2.  Allgemeines  über  B.  des  M.  A.  u.  der 
Neuzeit.     In  ihren  Stempeln  steht  diesen 


-60 


BARREN 


spätröm.  Barren  die  unten  näher  zu  behan- 
delnde Gruppe  deutscher  Silberbarren  des 
M.  A.  nahe.  Auch  darin  gleichen  diese  vielen 
älteren  Beispielen,  daß  sie  ganz  rund  auf  das 
Gewicht  der  Mark  gebracht  sind,  um  das 
Vorwiegen  einer  gewissen  Menge  Metalles  zu 
-erleichtern,  und  daß  durchschnittene  Stücke 
im  ungefähren  Gewicht  von  Hälften  und 
Vierteln  häufiger  sind  als  ganze.  Erst 
•das  Auf  konunen  der  Goldgulden  und  später 
der  Taler  hat  solchen  Rückfall  in  die  Sitte 
-des  Vorwiegens  von  Rohmetall  entbehrlich 
gemacht;  aber  auch  nachher  noch  hat 
man  sich  in  metallreichen  Gebieten,  die 
ihr  Metall  ohne  die  Umständlichkeit  einer 
Ausprägung  schnell  unter  die  Leute  bringen 
wollten,  des  B.  bedient  (vgl.  unter  Kupfer - 
platten,  Bonken),  so  in  Australien  und 
Brasilien  im  19.  Jh.  der  AT'-B.  in  Gestalt 
dünner  Platten  mit  Einstempelung  des 
Staatswappens,  des  Namenszuges  derHütte, 
der  Jahreszahl,  des  Feingehaltes  und  Ge- 
wichtes sowie  einer  laufenden  Nr.,  ganz 
wie  die  Münzstätten  noch  heute  das  ihnen 
zum  Einschmelzen  und  Probieren  über- 
gebene  Edelmetall  in  B.  gießen  und 
stempeln.  Solche  B.  gehen  noch  heute 
im  Großhandel  zum  internationalen  Aus- 
gleich von  Bank  zu  Bank;  daß  aber  auch 
Nachprüfung  einer  solchen  Stempelung 
vorkommt,  beweist  die  vorhin  erwähnte 
ÜberStempelung  eines  der  röm.  Gold- 
barren. —  Ebert  Reallex.  IV  S.  230/36 
mit  Lit.  R. 

3.  Mittelalterliche  B.  hießen  marca 
argenti,  seltener  libra,  talenta  argenti 
(s.  audbi  Hacksilber).  Für  größere  Zah- 
lungen behalf  man  sich  während  des  M.  A. 
vielfach  mit  gegossenen  Silberbarren.  Die 
ältesten,  von  länglicher  und  schmaler 
Gestalt  (Länge  41—83,  Breite  5—23  mm), 
waren  im  Funde  von  Klein-Roscharden, 
um  1000  n.  Chr.,  14  Stück,  2  mit  auf- 
punktiertem Kreuz,  von  Gewicht  13,72 
bis  59,30  g  (Abb.  393,  Z.  f.  N.  15  S, 
288  f.).  Aus  nicht  viel  späterer  Zeit,  An- 
fang des  II.  Jh.,  ist  der  stangenförmige 
Barren  aus  dem  Funde  von  Thurow 
(Abb.  392;  Pyl,  Greif swalder  Sanunlungen. 
Heft  II,  Greifswald  1897).  Im  Anfang  des 
12.  Jh.s  nehmen  sie  eine  Halbkugelform 
an,  die  Form  der  sogenannten  Gußkönige, 
das  älteste  Exemplar  dieser  Art  im  Funde 


von  Fulda  (Abb.  396,  Z.  f.  N.  22  S.  105). 
In  der  Hohenstaufenzeit  gewann  der  Ver- 
kehr mit  Barren  für  den  Handel  eine 
größere  Bedeutung.  Infolge  der  steten 
Vermehrung  der  Münzstätten  und  der 
kurzfristigen  Verrufung  der  Pfennige  war 
es  für  den  Kaufmann  bequemer,  sich  auf 
seinen  Reisen  Silberbarren  mitzunehmen 
(vgl.  vielleicht  die  Reiserechnungen  Wolf- 
gers  von  Passau  1203/04,  Jesse  Nr. 
370).  Kaiser  Friedrich  IL  verbot  1232 
zugunsten  der  Münzberechtigten  den 
Handel  mit  Barren:  »Item  hac  nostra 
edictali  sancione  placuit  statuendum,  ut 
in  omni  civitate  vel  oppido,  ubi  monete 
iure  cuditur,  nee  mercimonia  nee  victualia 
aliquo  argenti  pondere  emantur  seu  ven- 
dantur  preterquam  illis  denariis,  qui  cuilibet 
civitati  vel  oppido  sunt  communes«  (Jesse 
Nr.  86).  Doch  wurden  die  Barren  von  den 
fürstlichen  Münz-  und  Marktherren  in  der 
Folge  nur  von  dem  Wochenmarkt  und  dem 
Handel  mit  bestimmten  Marktwaren  aus- 
geschlossen. 

So  sind  uns  dann  weitere  Barren  in 
Gußkönigform  erhalten  im  Funde  von 
Nossen  (K.  F.  W.  Erbstein,  Num.  Bruch- 
stücke 1821  III  124),  Viertelmarkstücke 
aus  dem  Ende  des  12.  Jh.s,  im  Funde  von 
Bardowik  (Berl.  Mbl.  1912  S.613  mit  Abb.), 
Va  Barren  ==  53,4  g,  2.  Hälfte  des  12.  Jh.s, 
im  Funde  von  Meckelstedt  bei  Leehe 
(Berl.  Mbl.  1912  S.  378)  Gußkönig  von 
105  g  Schwere,  i.  Hälfte  des  13.  Jh.s, 
im  Funde  von  Lubnice  (Z.  f.  N.  26  S.  345) 
ein  Barren  von  291  g,  2.  Hälfte  des 
13.  Jh.s. 

Die  Blütezeit  dieser  Barren  war  aber, 
speziell  in  Niedersachsen,  das  14.  Jh. 
In  dieser  Zeit  übernahmen  die  Städte 
teilweise  durch  Stempelung  der  Stücke 
die  Gewähr  für  den  Feingehalt  der  Marken, 
aber  nur  für  diesen,  nicht  für  das  Gewicht. 
Diese  gezeichneten  Marken  (geteknete  mar- 
ken oder  marcae  usualis  signatae)  waren 
wohl  meist  aus  Usualsilber,  d.h.  dem  Silber, 
aus  dem  an  jedem  Orte  die  Pfennige  aus- 
geprägt wurden;  das  ist  die  marca  usualis 
argenti,  auch  lotige  Mark  oder  wfersilber 
(Währungssilber)  im  Gegensatz  zu  anderen 
Marken  aus  feinem  Silber,  der  marca  pura 
oder  lauteren  Mark,  der  marca  meri,  fini, 
combusti,  cocti  argenti,  dem  Brandsilber 


BARREN 


6i 


usw.  Weitere  Bezeichnungen  sind  marca 
montani  (Natursilber)  oder  nigri  argenti  im 
Gegensatz  zu  albi  oder  wisse,  witte,  silveres. 

Auch  folgende  Usualmarken  kommen 
vor:  »marcae  argenti  usualis  Brunsvicensis 
ponderis  et  valoris,  Hildensemensis  ponderis 
et  warandiae«  oder  »drittich  mark  Breme- 
sches  sulveres  Honoverscher  wichte  unde 
witte«,  d.  h.  Marken  von  Braunschweiger 
Usualsilber,  aber  von  Hildesheimer  Ge- 
wicht und  Währung  usw. 

Erhalten  sind  uns  Barren  des  14.  Jh.s 
hauptsächlich  aus  dem  deutschen  Norden, 
weniger  aus  Süddeutschland,  hier  nur  aus 
dem  Funde  von  Regensburg  ein  ungezeich- 
neter Gußkönig  (Z.  f.  N.  23  S.  272),  und 
einer  von  197  g  bei  Salzburg  im  Funde  von 
Torren  bei  GoUing  (Luschin  im  Jb.  d. 
K.  K.  Zentral -Kommission  für  Kunst  u. 
hist.  Denkmale  Bd.  III,  1905  S.  311,  324) 
und  im  Funde  von  Reichenhall  (Luschin, 
A.  M.  K.a  S.  183).  Im  Funde  von  Lässig 
(Beginn  des  14.  Jh.s)  waren  4  Stück, 
3  ungezeichnet  im  Gewicht  von  195,  196 
und  840  g,  eins  mit  der  Rose  von  Pyritz 
gezeichnet  von  228  g,  '  im  Funde  von 
Hirschfelde  die  abgeschlagene  Hälfte  eines 
Gußkönigs  von  82,5  g  (Z.  f.  N.  23  S.  222, 
247).  Der  Sarstedter  Fund  brachte  2 
Marken  von  Hildesheim  mit  dem  vierf eidi- 
gen Stadtwappen,  226  u.  362g(Men.,  Jahrb. 
des  Prov.  Mus.  z.  Hannover  1907  S.  79 
Tf ,  XI 28  u.  29).  Im  Gandersheimer  Funde 
waren  36  Voll-  und  Teilstücke,  imDardes- 
heimer  10  Ganzstücke,  im  Wetteborner  3 
Stück,  im  Halberstädter  6  Ganz-,  3  Haib- 
und 3  Viertelstücke  (Abb.  394).  Da  die  Ver- 
schiedenheit der  einzelnen  Usualmarken  als 
lästig  empfunden  wurde,  schlössen  eine 
Reihe  niedersächsischer  Städte  1382  einen 
Vertrag,  nach  welchem  ihre  Marken  »eyner 
weringe  des  silvers«  sein  sollten:  3  Ferding, 
3  Quentin  fein  oder  123/4  Lot  (797/iooo). 
Neben  dem  Stempel  der  einzelnen  Städte 
und  dem  öffentlich  anerkannten  Zeichen 
des  von  jeder  Stadt  beauftragten  Beamten 
sollte  eine  Kjrone  als  gemeinsamer  Präge- 
stempel erscheinen.  Im  Falle  der  Teilung 
der  Marken  sollte  jedes  Teilstück  wenigstens 
durch  einen  Stempel  kenntlich  sein.  Bei 
kleineren  Zahlungen  pflegte  man  die  ein- 
zelnen Marken  zu  Hälften  und  Vierteln 
zu  zerhauen.     Es  gab  aber  auch  primäre 


kleinere  Stücke,  so  im  Wetteborner  Funde 
von  25  g.  Die  Größe  und  das  Gewicht 
einzelner  Marken  war  immer  verschieden, 
z.  B.  250,8  g  bei  6^  mm  Dm.  und  14  mm 
Höhe,  187,9  g  bei  61  mm  Dm.  und  12  mm 
Höhe  und  ähnlich. 

Im  Westen  und  Süden  Deutschlands 
wurde  der  Barrenverkehr  wohl  schon  um 
die  Mitte  des  14.  Jh.s  durch  die  Gold- 
gulden verdrängt,  im  Norden  geschah  das 
erst  im  Laufe  des  15.  Jh.s,  noch  im  Funde 
von  Flensburg  fanden  sich  im  Verein  mit 
Witten  deutscher  Hansestädte  und  König 
Erichs  von  Schweden  (1395 — 1439)  mehrere 
ungezeichnete  Marken.  —  Menadier  i.  Z.  d. 
Harzvereins  1883  S.  165  ff.  und  in  Amtl. 
Berichte,  Mai  1912  S.  186 ff.;  P.  J.  Meier 
in  Num.  Sphrag.  Anz.  1896  S.  21  ff.; 
Friedensburg,  Bl.  f.  Mfr.  1912  Sp.  S07iff.; 
weitere  Literatur  bei  Regling  in  Ebert, 
Reallex.  S.  236;  bei  Luschin,  A.  M.  K.» 
S.  181  ff.;  bei  Jesse  S.  289  unter  Nr.  118 
und  S.  303  unter  Nr.  306.  Su. 

4.  Russische  Barren  gestatten  dank  den 
zahlreichen  und  reichhaltigen  Funden  vom 
XL  bis  XV.  Jh.  (vgl.  Iljin,  Topografija 
slitkov.)  die  einzigartige  Entwicklung  vom 
formlosen  gewogenem  Silber  bis  zur  staat- 
lichen gestempelten  Barrenmünze  zu  ver* 
folgen. 

B.  sind  in  Rußland  vom  XIL  bis  XIV.  Jh. 
die  einzigen  kursierenden  Geldstücke,  dai 
selbst  fremdländische  Münzen  in  den 
Funden  beinahe  gar  nicht  vorkommen. 

Meistenteils  wurden  wohl  die  B.  zu- 
gewogen,  doch  weist  die  in  den  Hansa- 
verträgen vorkonmiende  Benennung  von 
»stücke  Silvers«  auch  auf  zählen  hin„ 
ebenso  wie  die  mehr  oder  weniger  konstante 
Form  der  B.  aus  den  späteren  Jahr- 
hunderten. Es  sind  wohl  B.  gemeint, 
wenn  die  russ.  schriftlichen  Quellen  vom 
Gießen  der  Grivna  (s.  d.,  besonders  Grivna. 
kun)  sprechen,  oder  nach  »Grivna  kun« 
rechnen,  die  ins  Deutsche  »Mark  Kunen« 
übersetzt  werden. 

I.  Die  ältesten  B.,  die  sich  vorzugsweise 
mit  Dirhems  ixnd  westeuropäischen  De- 
naren finden,  sind  aus  Silber  und  nur  aus- 
nahmsweise aus  Gold  (vgl.  Grivna  I,  auck 
Zlatnica),  von  sehr  ungleicher  Stangen- 
form, oft  zerhackt,  an  den  Enden  zuweilen 
plattgeschlagen  und  von  variierendem  Ge- 


62 


BAEIREN 


■wicht.  Ihre  Umlaufszeit  ist  vom  Ende 
des  X.  bis  Anfang  des  XII.  Jh.s  (vgl.  auch 
die  in  Skandinavien  und  ums  Baltische 
Meer  gefundenen  B.).  Diese  B.  sind  wohl 
nichts  anderes  als  zugewogenes  Metall. 

IL   Runde  B.  in  Form  von  Gußkuchen, 
von  der  verschiedensten  Größe  und  Ge- 
wicht —  ca.  345 — ^48,5  g  —  meistens  ver- 
bogen und  zerhackt,  im  Nordosten  Ruß- 
lands    gefunden    (Gouvernement     Perm, 
Vatika  und  KLazan),  gehören  ins  XL  und 
XII.  Jh.  und  ebenfalls  wie  L  noch  der 
ersten  Entwicklungsstufe  an.  —  Vgl.  Abb. 
394—396  und  Trudy  II,  Tf.  VIII,  29—35. 
IIL    Platte  und  an  den  Enden  platt- 
geschlagene,   teilweise   romboide    B.,    ca. 
196  g  wiegend,  sowohl  im  Norden  Ruß- 
lands (Vatika,  Perm),  als  auch  am  oberen 
und   mittleren   Dnjepr   gefunden,    zeigen 
eine   bestimmte    Stetigkeit   im    Gewicht, 
weniger  in  der  Form  (die  aber  vielleicht 
mit   IV.   in  Zusammenhang  steht).     Sie 
lassen  sich  in  das  XII.  Jh.  verlegen.  — 
Vgl.  Trudy  II,  Tf.  VI  und  VII. 

rV.  Sechseckige  B.,  bekannt  unter  dem 
Namen  »Grivna«  von  Kijev,  von  sehr 
konstanter  Form  und  einer  gewissen  Stetig- 
keit im  Gewicht  von  ca,  160  g,  finden  sich 
beinahe  nur  am  mittleren  Dnjepr  (haupt- 
sächlich in  der  Umgegend  von  Kijev),  zu- 
weilen in  Wolhynien.  Ihre  Umlaufszeit  ist 
das  12.  und  die  i.  Hälfte  des  13.  Jh.s.  — 
Vgl.  Abb.  389  und  Trudy  II,  Tf.  V,  14— 15; 
auch  Chaudoir  Tf .  I  2,  Nr.  5. 

Die  spätere  Datierung  dieser  B.  und 
ihre  Verjegung  an  die  Wolga  seitens  Kauf- 
man,  Ves,  S.  66  ff.,  ist  vollkommen  irrig, 
wie  es  nun  die  Topografija  sUtkov  von 
Hjin  (1921)  deutlich  beweist. 

V.  B.  der  Übergangszeit,  da  sowohl 
sechseckige,  wie  IV.,  doch  196  g  schwer, 
als  auch  stangenförmige,  wie  VI.,  doch 
155  g  schwer,  sich  in  den  Funden  ein- 
stellen, wohl  aus  der  Zeit  des  Nieder- 
ganges von  Südrußland,  etwa  in  die  Mitte 
des  XIIL  Jh.  zu  versetzen. 

VI.  B.  von  konstanter  Stangenform, 
196  g  schwer,  gewöhnlich  »Grivna  von 
Novgorod«  genannt.  Sie  kommen  etwa 
im  2.  Viertel  des  XIIL  Jh.s  auf  und  be- 
haupten sich  dann  auf  der  ganzen  russ. 
Ebene  bis  zum  Anfang  des  XV.  Jh.s, 
wenn  sie  auch  in  der  Form,  besonders  aber 


in  der  Dimension  variieren  —  von  138 
bis  92  mm  —  wobei  die  längeren  —  in  der 
Chronik  wohl  Dolgeja  (s.  d.)  genannt  — 
auch  die  ältesten  sind,  die  kürzesten  aber, 
von  einer  Seite  hohlen,  mehr  auf  das 
südrussische  Steppenland  und  den  N -Osten 
hinweisen.  Im  XIV.  Jh.  heißen  diese 
B.  von  Norgorod  wohl  Rubel  von  N.  (s. 
Rubel).  —  Vgl.  Abb.  388;  Chaudoir,  Tf. 
I  2,  Nr.  i;  Trudy  II,  Tf.  IV,  Nr.  1—7. 

VII.  Schmale,  stangenförmige  B.,  ca. 
102  g  schwer,  also  Va  von  VI.,  wohl  Grivna 
kun  (s.  Grivna)  von  Smoleusk  und  West- 
rußland, neuerdings  unter  dem  Namen 
»litauische  Grivna«  bekannt.  —  Vgl.  Abb. 
391  und  Katalog  der  Rigaschen  Ausstellung 
d.  X.  arch.  Kongresses  (1896),  Tf.  33,  Nr. 
8—12. 

VIIL  Abgehackte  Hälften  von  VL,  nicht 
schwerer  als  94  g,  gewöhnlich  einfach  Rubel 
(russ.  Ruhr,  s.  d.)  genannt,  richtiger  Rubel 
von  Ostrußland  (nizovyj  rubl').  —  Vgl. 
Chaudoir,  Tf.  I  2,  Nr.  2. 

Wenn  IV— VIII  schon  B.  von  mehr 
oder  weniger  konstanter  Form  und  stetigem 
Gewichte  sind,  so  sind  IX  das  letzte  Glied 
in  der  Entwicklungsreihe  von  B.  zur  Münze, 
denn  es  sind  die  Hälften  der  Grivna  von 
Novgorod,  also  VIII  (s.  auch  Poltina),  aber 
kontremarkiert  mit  einem  oder  mehreren 
Stempeln,  die  zuweilen  mit  schon  auf 
den  Denga  vorkommenden  fürstlichen 
Siegeln  zusammenfallen.  —  Vgl.  Abb.  390 ; 
Trudy  II,  Tf.  IV,  Nr.  8  u.  9,  ii;  Nr.  10  mit 
gefälschter  Kontremarke;  Nn  12  u.  Nr.  13 
in  neuerer  Zeit  von  Fälschern  zerhackt. 

Der  überstempelte  Silberbarren  vom 
Anfange  des  XV.  Jh.s  hat  sich  aber  zu 
keiner  Schwermünze  fortentwickelt,  wahr- 
scheinlich wohl  infolge  des  Niedergangs 
von  Novgorod  und  Pleskau,  und  wurde 
ersetzt  durch  gewogene  größere  Massen 
von  Denga  und  Kopeken.  —  Vgl.  für 
letzteres  Cizov.,  Monety  Mosk.  Gosu- 
darstva,  12. 

Eine  erschöpfende  Monographie  über  B. 
fehlt.  —  Das  ganze  Fundmaterial  bei 
Iljin,  Topografija  kladov  slitkov  (1921). 
—Vgl  auch  Cerepnin  in  Trudy  II,  98— 21 5, 
doch  jetzt  ungenügend-  —  Über  die  Form 
der  B-  s.  Revue  num.  1904,  p.  55. 

Arabische  Silberbarren  s.  unter  Sauma, 
chinesische  unter  Saisi  (Sycee),  Chintiao.  B. 


BARTGROSCHEN— BATZEN 


63 


Bar^oschen  s.  Judenkopfgroschen. 

Bartholomäus,  Apostel,  kommt  als  Heili- 
ger, wie  es  scheint,  nur  auf  Münzen  von 
Fermo  vor,  und  zwar  auf  Pfennigen  des 
13.  Jhs.  in  der  Umschrift:  S.  Bartolom.  und 
EV/S  i.  F.  (Zanetti  III  S.  287  T.  XVIII 
I,  2).  Rentzmann  nennt  noch  das  Bistum 
Lüttich  und  die  Stadt  Maestricht,  doch 
habe  ich  hier  keine  sich  auf  den  heiligen 
Bartholomäus  beziehende  Münzen  fest- 
stellen können.  Su. 

Bartzeicben  (russ.  borodovoj  znak)  sind 
russische  Kupfermarken  mit  den  Jahres- 
zahlen 1698,  1705,  1724  und  1725.  Jedoch 
sind  bei  Bezahlung  der  regelmäßig  durch 
viele  Jahre  hindurch  eingezogenen  Bart- 
steuer nur  die  von  1705  wirklich  verteilt 
worden,  die  anderen  nur  Probestücke.  — 
Die  Zeichen  von  i6p8  und  1705  sind  rund, 
mit  Doppeladler  und  Jahreszahl  in  kirchen- 
slavischen  Lettern  auf  der  Vs.,  mit  Auf- 
schrift: JJßETJi  I  B3ATH I  (das  Geld  ist 
erhoben)  und  einer  groben  Darstellung  von 
Nase,  Schnurr-  und  Kinnbart  auf  der  Rs.  — 
Die  von  1724 — 1725  sind  viereckig  und 
einseitig  und  nur  mit  einer  Aufschrift  ver- 
sehen. —  Trudy  III,  Tf.  VI  (Artikel  von 
Ci^ov);  Chaudoir,  Taf.22,  Nr.5u.6,  Taf.23 
Nr.  I.  B. 

BasUeus,  griech.  ßaoiXeuc  =  König; 
s.  unter  Rex. 

Basilicay  eigentl.  griech.  ßaaiXixiQ,  ergänze 
tjxoa,  eine  wenigstens  vom  ojGFene  Säulen- 
halle; die  b.  Aemilia  auf  dem  röm.  Forum 
erscheint  mit  der  Beischrift  Aimilia  ref(ecta) 
auf  röm.  Denar  des  M.  Aemil.  Lepidus. 
—  R.  E.  III,  I  S.  83—96.  R. 

Basilissa,  griech.  ßaatXicraot  =  Königin; 
s.  unter  Regina. 

Bat  s.  Tikal. 

Battezone  (von  battista,  d.  Täufer)  ist  ein 
Volksname  für  Groschen  von  Florenz  mit 
der  Gestalt  Johannes  des  Täufers,  ge- 
schlagen Anfang  des  16,  Jh,  (1503/04).  — 
Riv.  ital.  XII  S.  107.  Su. 

Batzeler  s.  Sprenger. 

Batzen*  Die  böhmischen  und  meifinischen 
Groschen  wurden  gegen  Ende  des  15.  Jh. 
in  der  Schweiz  und  in  Süddeutschland 
selten.  Da  man  aber  zwischen  dem  Gold- 
gulden und  dem  Etschkreuzer  einer  Mittel- 
sorte bedurfte,  wurden  zuerst  nach  ober- 


italienischem   Muster    Dicken    (s.  d.)    zu 
etwa   V3-Taler  von  Schweizer   Kantonen 
eingeführt;    aber   deren   Prägung   scheint 
sich  nicht  bezahlt  gemacht  zu  haben,  auch 
hatte  man  eine  kleinere,  eine  Groschen- 
münze  nötig.    Da  taten  sich  Kapitalisten 
von  Augsburg  und  Memmingen  zusammen 
und  veranlaßten  einige  Kantone  und  süd- 
deutsche   Stände,    4-Kj:euzerstücke   nach 
einem  Fuße  zu  prägen,  der  guten  Gewinn 
versprach.     Diese  4-Kreuzerstücke  hießen 
Rollenbatzen  oder  kurz  Batzen.     Woher 
der  Name  stammt,  ist  strittig  (s.   Roll- 
batzen).      Das    Schlimme  war,    daß   die 
Batzen  sehr  verschieden  ausgebracht  wur- 
den:  schon    1498   unterschied  man   nach 
der  Güte  drei  Arten.     Seit  1500  suchten 
die   oberschwäbischen  Städte  die  B,  ver- 
gebens  abzuwehren;    seit    1507    schlugen 
sie  sie  selbst  in  riesiger  Menge;  1506  setzte 
Bayern    die    besseren    Konstanzer    und 
schwäbischen  von  16  Pfennig  auf  13,  die 
Schweizer  auf  12  Pfennig  herab  und  1523 
stellten    die  Wardeine    in    Nürnberg   10 
Wertklassen  fest.     Trotzdem  wurden  die 
Batzen   wegen    ihrer    Handlichkeit,    An- 
passungsfähigkeit an  die  kleinen  Markt- 
preise (i,  Va,  V4-Batzen  =  16,  8, 4  Pfennige) 
und   ihrer   vorteilhaften   Herstellung  aus 
den  f  einhaltigeren  Groschen  immer  häufiger 
geprägt.    Die  Stadt  Nürnberg,  ebenso  die 
fränkischen  und  bayerischen  Stände  konn- 
ten und  wollten  sie  nicht  mehr  entbehren 
und  prägten  sie  selbst,  obgleich  die  Reichs- 
tage von  1522  und  1524  sich  gegen  sie  aus- 
gesprochen hatten.      Bis  zur  Mitte  der 
dreißiger  Jahre  wurde  ihre  Prägung  immer 
häufiger,    aber    auch    immer    schlechter: 
das  Stück  hielt  nicht  mehr  wie  früher  1,67, 
sondern  nur  noch  1,44  und  weniger  Gramm 
Silber.      Die  Batzen  liefen  damals  weit 
über  ihre  Ursprungsländer  bis  nach  Schle- 
sien  und   Preußen   um.      Die   größeren 
Fürsten   und  Städte  wollten  wohl  einen 
besseren  Fuß  allgemein  machen,  aber  eine 
Einigung  gelang  nicht;  darum  wurde  von 
den  bayerischen  und  schwäbischen  Ständen 
1535,  von  den  fränkischen  153^  beschlossen, 
die  Batzen  ganz  zu  beseitigen.     In  der 
nächsten  Zeit  behalf  man  sich  mit  den 
Talern,  Groschen  und  bis  dahin  geprägten 
Batzen,  bis  die  Reichsmünzordnung  von 
1559  neues   Geld   schuf  (s.   auch   Halb- 


64 


BAUERNGROSCHEN— BAUWERKE 


batzen).  Die  Schweizer  Batzen  hatten 
meist  ein  Kreuz  mit  vier  Lilien  auf  der 
Vs.,  den  Kantonschild  auf  der  Rs;  später 
Schild-Wertbezeichnung,  die  süddeutschen 
meist  den  Landesschild-einköpfigen  Adler. 
Abb.  289.  —  Schöttle,  Münz-  und  Geld- 
gesch.  von  Ulm,  Stuttgart  1925,  S.  67; 
N.  Z.  XII,  Wien  1880,  S.  384— 390; 
Schmollers  Jahrbuch  35.  Bd.,  S.  160 — 168, 

S. 
Bauemgroschen  oder  Burgroschen,  volks- 
tümliche Benennung  eines  seit  1477  in 
Goslar  geschlagenen  Groschens,  Vs.  Schild 
mit  Reichsadler,  darüber  Helm  mit  Krone, 
Rs.  die  beiden  Heiligen  Simon  und  Ju- 
das, der  eine  einen  Stab,  der  andere  eine 
Säge  haltend.  Die  meist  äußerst  mangel- 
haft ausgeprägten  Apostel  mögen  von  dem 
Volke  mit  Bauern  verglichen  worden  sein. 
In  dem  Münzabkommen  der  Städte  Hildes - 
heim,  Göttingen,  Hannover,  Einbeck  und 
Northeim  i.  J.  1490  war  der  Wert  der  Bur- 
groschen =  12  Goslarischen  oder  Hildes- 
heimischen Pfennigen  festgesetzt,  1497  =15 
lipp.  Pf.,  von  dem  Zwickauer  Münzwardein 
wurde  1490  festgestellt,  daß  82  Stück  auf  die 
12  Lot  I  Grän  feine  Mark  gingen,  also  i 
Stück  =  2,92  g  Rauh-  und  2,2  g  Feingew., 
1517  galt  er  in  der  Stadt  Braunschweig=  10 
braunschweigischen  Pfennigen.  —  Engelke 
in  Hannov.  Gesch.  Bl.  1915  S.  425;  Grote, 
M.  St.  V  S.  213  f.  in  der  Münzordnung  Bern- 
hards VIL  V.  Lippe  V.  J.  1497.  Su. 
Sauge  =  Ring,  s.  Ringgeld. 
Bauopfer  s.  unter  Exagium,  Grundstein- 
und  Turmknopffunde. 

Bauschen,  Buschen  waren  Kupfermünzen 
der  Reichsstadt  Aachen  zu  12  und  4  Heller 
mit  dem  Adler  auf  der  einen  und  der  Wert- 
bezeichnung  auf  der  anderen  Seite.  Die 
ersten  sind  von  1597  mit  einem  oder  2  B 
(Bauschen)  auf  der  Rs.  Dann  sind  die  B. 
zu  4  Heller  seit  1604,  die  zu  12  seit  1757 
in  überaus  großen  Massen  bis  1798  geprägt 
worden.  —  Menadier,  Aachen,  I,  S.  46  f., 

55,  II,  S.S9,  79  f.,  86-94.  S. 

Bauwerke  auf  M.  sind  der  älteren  griech. 
Numismatik  fremd;  nur  Teile  von  B,  wie 
das  Säulenkapitell  oder  der  an  den  guttae 
kenntliche  Tempelarchitrav,  auf  dem  die 
Adler  auf  M.  von  Elis,  Akragas,  Kroton 
zuweilen  stehen,  der  Altarbau  mit  den 
Büsten  der  Dioskuren  (Mantineia),  das  La- 


byrinth auf  M.  von  Knossos  als  schemati- 
sierter Grundriß  eines  B.,  später  die  Ziel- 
Säule  hinter  dem  Viergespann  (Syrakus- 
usw.)  könnten  etwa  genannt  werden;  auf 
oriental.  Gebiete  aber,  Kilikien,  Phönikien 
usw.,  wo  man  der  die  Architekturbilder 
pflegenden  assyr.  Reliefkunst  nahe  steht,, 
erscheinen  schon  im  5.  u.  4.  Jh.  Stadt-  und 
Hafenmauern  als  M.-Bild  und  ein  Mauer- 
kranz als  Einfassung.  Erst  im  l.  Jh.  aber 
begegnen  wir  bestimmten  B.,  sozusagen 
Individualbildern  von  B.,  und  zwar  sowohl 
auf  griech.  wie  auf  röm.  M.  (die  B.  auf 
älteren  röm.  Denaren:  N.  Z.  XI  S.  203), 
darunter  bes.  Tempeln  (Abb.  81),  seit  der 
Kaiserzeit  allen  möglichen  Sakral-  und 
Nutz-B.,  Altären  (Abb.  79),  Triumphbögen, 
Brücken  und  Viadukten,  Ehrensäulen,  Cir- 
cus,  Theater  und  Amphitheater,  Forum 
(Laodikeia  Phryg.),  Schiffswerften,  Leucht- 
türmen (Abb.  93),  Thermen,  Nymphäen,  Ha- 
fenanlagen (s.  d.),  einer  Schlachthausfas- 
sade, endlich  ganzen  Stadtbildern  (s.  d.; 
Abb.  102),  sowohl  als  selbständigen  M.- 
Bildern wie  auch  zur  Verdeutlichung  der 
Lokalität  der  dargestellten  mythologischen 
und  Opfer-Szenen.  —  Die  betr.  M.  mögen 
oft  geradezu  zur  Erinnerung  an  die  Fertig- 
stellung des  Baues  geprägt  sein,  wie  wir  das. 
bes.  für  die  zahlreichen  Torbauten  nord- 
griech.  Städte-M.  im  3.  Jh.  aus  Anlaß  der 
Goteneinfälle  annehmen  dürfen,  oft  aber 
geben  sie  auch  ältere  B.  um  ihrer  Berühmt- 
heit willen  wieder.  Um  deutlich  zu  bleiben^ 
erlauben  sich  die  Stempelschneider  dabei 
Kürzungen  und  Vereinfachungen,  z.  B.  die 
Versetzung  des  in  der  Cella  eines  Tempete 
stehenden  Götterbildes  zwischen  die  Säulen 
der  Tempelfassade,  wobei  Verringerung  der 
Säulenzahl  vorkommt.  Allgemeine  Regeln 
aber,  wieweit  solche  Kürzungen  der  Stem- 
pelschneider gehen  können,  gibt  es  nicht.  — 
Regling,  M.  als  Kunstwerk  S.  55,  96/98, 
II 7/1 9;  Donaldson,  Architectura  numisma- 
tica  1859;  Bernhart,  Handbuch  S.  124/41; 
Imhoof  und  Gardner,  Num.  comm.  on  Pau- 
sanias  1885/87;  Anson,  Greek  cointypes  V 
Taf.  I — ^XIII;  über  Mauern  und  Tore  auf 
nordgriech.  und  röm.  M.  siehe  Germania 
1919  S.  14;  vgl.  auch  die  Stichworte  Basilica^ 
Castrum,  Circus,  Theater  usw.  —  Bauwerke 
im  Mittelalter  s.  unter  Münzbild.  —  In  der 
Neuzeit  erscheinen  B.  sogleich  beim  Ent- 


BAWBEE— BEICHTTALER 


65 


Stehen  der  Med.  in  der  Renaissance  und 
spielen  sowohl  in  dieser  (z.  B.  das  Kastell 
von  Rimini  auf  Med.  des  Sigismund  Mala- 
testa,  zahlreiche  päpstl.  und  florent.  Med. 
des  16.  Jh.s,  Nürnberger  Rathausbau  1619) 
wie  in  der  Barockzeit  (z.  B.  Bauten  Friedr.  I. 
in  Berlin),  aber  auch  darüber  hinaus  bis  zur 
Jetztzeit  als  Bilder  von  Med.  und  Ge- 
schichts-M.  (z.  B.  die  Scudi  Clemens  XL, 
Mariensäule  und  Walhalla  in  der  bayer. 
Doppeltaler-Reihe  1855  und  1842,  der  Bre- 
mer Börsentaler  1864)  eine  große  Rolle, 
wie  auch  die  Ansicht  der  ganzen  Stadt  auf 
vielen  deutschen  Städtetalern  des  17. — 19. 
Jh.s  mit  Glück  wieder  aufgenommen  wor- 
den ist.  Eine  Folge  von  Dom-Medaillen, 
2.  T.  mit  Innenbildern  hat  J.  Wiener  heraus- 
gegeben; auch  auf  engl.  Token  und  franz. 
Jettonen  sind  B.  häufig.  Vgl.  auch  unter 
Eisenbahnmed.  R. 

Bawbee  (Flak),  korrumpiert  aus  »bas 
billon«,  schottische  Billonmünze  zu  V-/^ 
pence  der  Königin  Maria  Stuart,  die  1,91  g 
wog,  0,48  g  Silber  hielt,  auf  einer  Seite  den 
gekrönten  Distelkopf,  auf  der  anderen  ein 
Andreaskreuz  zwischen  zwei  Lilien  zeigte. 
Unter  Karl  IL  wurden  kupferne  Bawbees 
geprägt,  die  9,08  g  wogen  und  6  pence 
schottisch  galten,  sie  zeigten  auf  der  Vs. 
den  Königskopf,  auf  der  Rs.  eine  gekrönte 
Distelstaude.  —  Grueber,  S.  183,  206.      S. 

BazaruccOy  portugiesisch-ostindische  seit 
151 5  in  Goa  und  Diu  aus  Kupfer  und  Calaim 
(s.  d.)  geprägte  Münze.  Seit  1700  wurden 
nur  noch  mehrfache  B.  zu  IG,  7Vif  5»  seit 
1770  zu  20,  12,  IG,  6,  5,  4,  3  und  2  B.  ge- 
schlagen. Die  B.  zeigten  zuerst  BC/QD- 
Wappen,  später  Christuskreuz-Erdkugel, 
seit  161 5  Christuskreuz-B,  seit  1722 
portugiesischen  Schild-Wertzahl.  Abb. 
348.  Um  1722  galt  der  B.  1/75  Xerafim  (s. 
d.),  er  wog  1515  15,25  g,  1770  wog  ein 
Stück  zu  12  B.  12,8  g,  S.  auchBudgerook.  — 
Aragäo  III.  Gerson  da  Cunha  S.  29  f.   S. 

HB,  Münzbuchstabe  der  französischen 
Münzstätte  Straßburg* 

Beamtennamen  auf  M.  s.  unter  Münz- 
beamte. 

BeatlssimttS,  auch  baeatissimus  geschrie- 
ben, Beiname  des  Diocletianus  und  Maxi- 
mianus  nach  ihrem  Verzicht  auf  die  Re- 
gierung i.  J.  305.   Mehr  Beispiele  für  röm. 

WOrterboch  der  Münzkunde. 


M. -Aufschriften  mit  beatus  usw.  s.  Bern- 
hart,  Handbuch  S.  85.  R. 

Beckersche  Fälschungen.  Carl  Wilh. 
Becker,  1772 — 1830,  ahmte  bes.  antike,  aber 
auch  mittelalt.  und  neuzeitl.  M,  sehr  ge- 
schickt nach.  Seine  Erzeugnisse  sind,  zu- 
mal wenn  künstlich  korrodiert  oder  auf  an- 
tiken Schrötling  geprägt,  auch  heute  noch 
gefährlich.  —  Hill,  Becker  the  counterf  eiter, 
2  Bde.  1924/5-  R. 

Bedra  ist  dem  Tädj-al-*Arüs  zufolge  ein 
Sack  mit  looo  oder  IG  000  Dirhem  oder  mit 
7000  Dinaren.   —  Sauvaire   in  JAs  7  s6r. 

15, 429.  V. 

Begräbnis-  oder  Sterbemfinzen  sind  Mün- 
zen auf  den  Tod  oder  das  Begräbnis  eines 
Fürsten,  die  besonders  seit  dem  17.  Jh.  in 
außerordentlich  großer  Anzahl  vorkommen, 
da  auf  die  meisten  regierenden  Fürsten 
solche  geprägt  worden  sind.  Die  Vs.  zeigt 
fast  immer  das  Bild  des  Fürsten,  die  Rs. 
dessen  Wappen  oder  die  Hauptdaten  seines 
Lebens  oder  Symbole.  Von  den  preußischen 
Königen  gibt  es  nur  Begräbnisdukaten 
Friedrichs  I.  von  17 13.  S. 

Bigulnettes  heißen  in  einer  Urkunde  vom 
i6.  II.  1373  »blanches  mailles«  Herzog  Ro- 
berts von  Bar  (1354 — 141 1),  die  einen  Fein- 
gehalt von  3  deniers  hatten  und  zu  100 
Stück  aus  der  Mark  von  Troyes  ausgeprägt 
werden  sollten,  i  Stück  also  von  2,45  g 
Rauh-  und  G,6i  g  Feingewicht.  —  Rev. 
num.  Beige  1895  S.  225  ff.;  Engel-Serrure 
III  S.  1052;  Jesse  nr.  358.  Su. 

Beichlingscher  Ordenstaler,  ein  pohiisch- 
kursächsischer  Bankotaler  (s.  d.)  von  17G2, 
der  im  Doppelkreuz  je  viermal  A  gekrönt 
und  II  um  ein  Ordenskreuz,  auf  der  anderen 
Seite  den  polnisch -sächsischen  Schild  zeigt. 
Dem  Großkanzler  Graf  von  Beichlingen 
wurde  vorgeworfen,  er  habe  auf  der  Vs.  das 
ICreuz  des  von  ihrn  getragenen  dänischen 
Danebrogordens  anstatt  des  dem  Könige 
verliehenen  dänischen  Elefantenordens  an- 
bringen lassen.  —  Klotzsch,  8,748  ff.; 
Hutten-Czapski,  II,  Nr.  2622.  S. 

Beichttalery  breite  Schaustücke  zu  4,  1V2 
und  I  Taler  und  mit  demselben  Stempel 
geschlagene  Stücke  zu  30,  25  und  20  Du- 
katen des  Kurfürsten  von  Sachsen  Johann 
Georg  II.  von  1663,  der  diese  Goldstücke  als 
Beichtgeld  gegeben  haben  soll.  —  Erbstein- 
Engelhardt,  III,  S.  224  f.  S. 


66 


BEILGELD--BEINAMEN 


Bellgeld.    Beile  (Äxte)  als  Zahlungsmit- 
tel und  Wertmesser  verwendet  gehören  zur 
Stufe  des  Nutzgeldes  (s.  d.),  und  zwar  zum 
Gerätgeld  (s.  d.).   Ob  schon  Steinbeile  als 
Geld  gedient  haben,  ist  höchst  unsicher. 
Für  die  metallenen  Beile  ist  die  Geldeigen- 
schaft   der  TcsXexu?    (zweischneidige  Axt, 
Doppelaxt,  s.  d.)  und  des  y](iitc£X&xxov  (ein- 
schneidiges Beil)  durch  Homers  Nachrich- 
ten vom  Aussetzen  von  je  lo  Stück  als 
Kampfpreis  und  von  den  12  Beilen,  durch 
deren  Ösen  der  Bogenschuß  des  Odysseus 
geht,  gesichert,  auch  durch  Nachrichten  bei 
Hesychios  über  bestimmte  Gewichte  von 
Beil  und  Doppelbeil,  schwerlich  aber  durch 
die  Nachricht  über  die  von  Periklytos  von 
Tenedos  in  Delphoi  geweihten  Doppeläxte. 
Prähistorisches  B.  ist,  wenn  wir  von  gewis- 
sen kupfernen,  bisher  immer  nur  einzeln 
gefundenen  Doppelbeilen  (Abb.  6)  und  ähn- 
lichen aus  unzureichenden  Gründen  als  B. 
erklärten  Bronzekelten  oder  Bronzepicken 
absehen,  zu  erkennen  in  denjenigen  Fällen, 
wo  große  Mengen  etwa  gleichgroßer  Beile  in 
»Hausschätzen«  zusammen  gefunden  worden 
sind,  oder  wo  Kümmerformen  vorliegen,  d. 
h.  Stücke  mit  Eigenschaften,  die  das  betr. 
Bronzebeil  zum  Gebrauch  als  Beil  untaug- 
lich machen.  Nur  noch  die  Form  von  Dop- 
pelbeilen haben  gewahrt  die  Kupferbarren 
aus  dem  2.  Jt.  v.  C,  die  sich  auf  oder  bei 
Kypros,  Kreta,  Euboia,  Sardinien  schätz - 
weise,  und  einzeln  an  vielen  Stellen  des  östl. 
Mittelmeerbeckens    gefunden   haben,    ge- 
legentlich mit  eingehauenen  Fabrikmarken, 
Abb.  IG;   so  geformte  Barren  tragen  die 
Kreter  auch  auf  einer  Tributdarbringungs- 
szene  in  einem  ägypt.  "Wandgemälde  des 
1 5.  Jh.s  v.  C,  und  sie  erscheinen  auch  mit 
Metallbezeichnung  auf  Darstellungen  späte- 
rer ägypt.  Denkmäler.  Auf  bestimmtes  Ge- 
wicht ausgebracht,    j^justiert«,   sind  aber 
diese  Beile  oder  Beilbarren  nicht,  höchstens 
stehen  sie  sich,  soweit  aus  derselben  Hütte 
stammend,  durch  Verwendung  immer  wie- 
der   derselben    Gußformen   im    Gewichte 
nahe;  bei  Zahlungen  war  stets  die  Wage 
nötig.  —  Ebert  Reallex.  IV  S.  212,  220/24. 
—  Mongolisches  Beilgeld  s,  unter  Süka. 

R. 
Beiily  Darstellung  eines  solchen  auf  M. 
s.  unter  Fuß;  Bein  als  Stoff  für  Med.  und 
Marken  s.  unter  Elfenbein.  R. 


Beinamen  der  Münzherren  und  -städte. 
I.  Im  Altertum,  a)  der  M. -Herren.  Vom 
Königstitel,  der  erst  gegen  Ende  der  Re- 
gierung Alexanders  üblich  wird,  und  dem 
seltenen  Zusatz  des  Gebietes,  Landes-  (s,  d.) 
oder  Volksnamens  abgesehen  (Fexa?  ßaai- 
Xsb?  'HScüvav,  Abb.  2i),  führen  die  griech. 
Könige  erst  nach  Alexander  einen  B.,  der 
zuerst  wie  der  B.  Soter  um  irgendeines  Er- 
eignisses willen,  dann  meist  ohne  erkenn- 
baren Anlaß,  vielleicht  nur  zur  Unterschei- 
dung von  gleichnamigen  Vorgängern  an- 
genommen wird,  also  wie  unsere  Namens - 
zahlen  (s.  d.).  Freilich  wird  dieser  Zweck 
oft  dadurch  wieder  illusorisch  gemacht,  daß 
diese  Beinamen  beim  selben  Herrscher  wech- 
seln und  sich  andererseits  bei  verschiede- 
nen Herrschern  wiederholen  und  vererben 
(Abb.  54) :  so  heißen  in  Bithynien  Nikome- 
des  IL,  III.  und  IV.  'EiticpciVT^?,  fast  alle 
Arsakiden  seit  Orodes  L  Eüsp^exT]?  A(xaio? 
'EtTKpavT]?  <I)iXeXXTjv  u.  dgl.  Die  Zahl  der 
Beinamen  eines  einzelnen  Herrschers  wird 
je  später  desto  größer,  die  Höchstzahl  er- 
reichen die  Parther,  bei  denen  auch  nach 
Form  und  Inhalt  sehr  merkwürdige  B. 
vorkommen,  wie  iTCixaXoup.evoi>  OiXsXXtjvoc 
(Mithr.  III.  ?),  vetxTjaa?  'Apxotßavov  (Vono- 
nes  L),  6(t)b?  xsxaXoö|JiBVo«(!)  'AptaPavoo 
(Goterzes).  Ebenso  führen  die  röm.  Kaiser 
eine  Fülle  von  Namen,  Beinamen,  Titeln, 
s.  die  einzelnen  Stichworte  u.  vgl.  für  die 
byz.  Kaiser  R.  E.  III  S.  11 54. 

ß)  B.  der  prägenden  Städte:  Hier  sind 
zu  unterscheiden  a)  die  auf  die  Lage  (an 
Berg,  Fluß  oder  Meer  oder  in  einer  be- 
stimmten Gegend)  bezüglichen,  meist  zum 
Unterschied  von  gleichnamigen  Städten  hin- 
zugefügt, z.  B.  jisiCovüDV  (Termessos),  täv 
av«>  (Kilbis),  Ilpoucriicov  wpic  ^Tittcp  (Berg) 
gegenüber  FIp.  itpo?  5>aXaöcn(]  und  Abb.  97; 
ferner  oiro-  und  äiiixva(|xi8fa)v)  bei  den  Lok- 
rern,  xoi(Xt^<;)  2ü(pia?)  in  Abila,  Uaviac  in 
Kaisareia  Trachon. ;  b)  auf  die  angebliche 
Abkunft  von  den  Stämmen  der  'Axatmv, 
AapoavtcDv,  'lAvcov,  Acoptscov  usw.  sich  be- 
ziehende B.;  c)  besondere  auf  die  Rechts- 
stellung bezügliche  B.  wie  dTsXeioc,a&Tövofxoc, 
dXeoftspa,  tspd  xal  aauXoc  (s.  d.),  pir^Tpo^oXic 
(s.  d.,  Abb.  97),  veojxopp?  (s.  d.,  Abb.  98), 
SeßaaioS  KtfafjLa,  ebenso  das  merkwürdige 
Termessos  r^  xb  xaicooc  ej^ooaa  (=  Herde - 
stall?  Journ.  int.  I  S.  181),  vaüapxfe  ("^^l^" 


BEINAMEN 


67 


fach),  (lüOTi?  (Side);  d)  Ehrennamen,  die 
entlehnt  sind  vom  Namen  des  regierenden 
Königs  oder  Kaisers,  wie  es  —  abgesehen 
von  den  als  neuer  Eigenname  beabsichtig- 
ten oder  zum  neuen  Eigennamen  geworde- 
nen B.  wie  bei  den  Apameia,  Attaleia,  Seleu- 
keia,  ELaisareia,  Sebastopolis,  Traianopolis 
usw.  benannten  Städten  ( Journ-  int.  VI  S. 
174;  Imh,,  Lyd.  Stadtm.  S.  21)  — z.  B.  ve« 
Tpatav^c  (Bostra)und'Aifpi7nre<üV  (Phanago- 
ria)  sind  und  die  zahlreichen  von  Pompeius, 
lulius,  Augustus,  Claudius,  Ulpius,  Hadria- 
nus,  Commodus,  Aurdius  und  Antoninus 
(Caracalla),  Septimius  Severus,  Macrinus 
u.  dgl.  abgeleiteten  und  auf  den  M.  oft 
stark  abgekürzten  griech.  B.  vieler,  bes. 
kilik.  Städte.  Doppelnamen  werden  dabei 
durch  xa>v  xal  ausgedrückt,  wie  'louXiscov 
Tcüv  xal  AaoSixIcöv  (Syr.);  ausführlicher: 
*Av(Tiox^a>v)  Ta)(v)  7rp(ii;)  Xp(üaop^qL)  Ta)(v) 
7rp(6tepov)  re(paar7]vcov).  Hierher  gehören 
auch  die  B.  der  röm.  Kolonien  und  Muni- 
cipien,  die  nach  ihrem  Gründer  oder  Er- 
weiterer benannt  sind:  Copia  Felix  Mu- 
natia  schon  in  der  Republik  (Lyon,  N.  Z. 
34  S.  66),  und  in  der  Kaiserzeit  lulia, 
Augusta,  Aelia,  Hadriana  usw. ;  bei  diesen 
Kolonien  kommen  aber  auch  B.  oder  ge- 
radezu Namen  wie  Campestris,  Concordia, 
Felix,  Fida,  Gemella,  Gemina,  Laus  (Abb. 
lOi),  Nobilis,  Patricia,  Prima,  Victrix 
vor,  die  z.  T.  auch  auf  die  bei  der  An- 
lage tätigen  Truppenteile  Bezug  haben; 
Head,  H.  N.»  S.  931/32;  e)  endlich  die  hier 
meist  n'cht  als  besondere  Stichworte  auf- 
genommenen, ganz  leeren  B,  der  Stadt  wie 
ev8o£o^  IvTi^oc  lirfai3fj.oc  Xa^irpo?  Tcptbvq 
aefxvT]  TpoTr(ato(p6poc)  (Anazarbos,  wie  das 
Victrix  der  Kolonien),  tpiKri  eßSofjLT]  ttjc 
'Affiac  (Magnesia  Ion.),  oder  B.  der  Ein- 
wohner wie  apiOToi  [jlsyicitoi  oder  eöasßsTc 
e&Toxeic  von  Nikaia,  —  Die  Stadt  Rom 
selbst  führt  auf  röm.  M.  gleichfalls  zahl- 
reiche B.  wie  aeterna,  irivicta  (auch  invita 
geschrieben,  mit  einem  ganz  bekannten 
Schwund  des  c,  ohne  höhnische  Absicht), 
Perpetua,  victrix,  bei  besonderen  Gelegen- 
heiten renascens  oder  resurgens,  und  erhält 
bei  Commodus*  Neugründung  den  B.  col(o- 
nia)  L(ucia)  An(toniniana)  Com(modiana); 
am  Ende  des  4-  und  Anf .  des  5.  Jli-  führt 
Karthago,  zu  ostgotischer  Zeit  die  auf  M, 
"wieder    einmal    quasiautonom   genannten 


Städte  ricinus  und  Ravenna  den  B.  Felix. 
—  Head,  H.  N.^  S.  LXXIX— LXXXIII, 
926/32.  R. 

2.  Im  Mittelalter,  a)  B.  der  Münzherren. 
Sie  treten  vor  allem  in  der  Zeit  der  Völker- 
wanderung auf,  während  sie  später  seltener 
werden,  es  erscheint  dann  hauptsächlich  nur 
noch  der  Titel  rex,  dux,  comes,  episcopus 
usw. 

In  der  Völkerwanderung  nennt  sich  Theo- 
derich  der  Große  auf  seinen  Medaillon  (Abb. 
121)  »rex  Theodericus  pius  princeps,  victor 
gentium«  (Menadier,  Schausammlung  S.  103) . 
Die  westgotischen  Könige  führen  die  Bei- 
namen felix,  inclitus,  iustus,  pius,  Valens 
und  Victor  (Men.  S.  10  5);  Theudebert  von 
Franken,  der  siegreiche  Herrscher,  legt 
sich  ebenfalls  den  Namen  des  victor  zu. 
Chlotar  IL  (613 — 629)  führt  nach  dem 
Vorbilde  König  Leovigilds  auf  dem  in  Uzfes 
geschlagenen  Triens  den  Beinamen  »rex 
hinclitus  et  pius«  (Prou,  Merovinger  no. 
2474).  In  späterer  Zeit  nennt  sich  auch 
Boleslav  Chrobry  v.  Polen  »inclitus«,  Otto  I. 
der  Große  heißt  auf  Straßburger  Pfennigen 
pacificus  und  magnus,  Kölner  Erzbischöfe 
nennen  sich  »pius«.  Sancho  IV.  v.  Leon 
(1289 — 1295)  führt  auf  einer  Goldmünze 
den  Titel  »illustris«,  Ferdinand  der  Ka- 
tholische den  Titel  »triumfator  et  cato- 
licus  cristianissimus«. — Mader,  Kritische 
Beiträge  zur  Mzkde  des  M.  A.  IV  S.  1 1 8—22  5  ; 
Darmenberg,  BerL  Mbl.  S.  2799  ff. 

b)  B.  der  Städte.  Sie  kommen  des  öfteren 
auf  den  Münzen  des  Ma.  vor.  So  ist  vor 
allem  Sancta  Colonia  zu  nennen,  das  wegen 
der  sich  an  ICöln  anknüpfenden  HeiHgen- 
legenden  und  der  sich  in  ihr  befindlichen 
Reliquienschätze  so  genannt  wird,  ebenso 
z.  B.  sancta  Mettis,  sancta  Troja  =  Xanten 
(Colonia  Trajana  Sanctorum  genannt  wegen 
des  Märtjnrertodes,  den  christliche  Legions- 
soldaten dort  gefunden  habep  sollen). 
Weiter  führen  Trier  und  Bonn  den  Beinamen 
beata,  Deventer  und  Thiel  bona.  Trier  heißt 
auch  secunda  Roma  als  zweite  Hauptstadt 
des  römischen  Kaiserreiches  in  der  kon- 
stantinischen 2^it,  Mainz  »aurea  Mogon- 
tina«,  Verdun  »urbs  clavorum«  usw.,  in 
der  Hohenstauf  erzeit  Aachen  »Roma  caput 
mundi«  in  Italien  Rom  »caput  mundi«. 
Später,  aJs  die  Städte  das  Münzrecht 
selbst  erlangt  hatten,  kommen  derartige 

5* 


68 


BEISCHLÄGE— BEIZEICHEN 


Beinamen  weniger  vor,  es  tritt  dafür 
das  einfache  civitas  an  die  Stelle,  z.  B. 
civitas  Basiliensis.  Lübeck  nennt  sich  als 
Reichsstadt  civitas  inoiperialis.  Su. 

Beischläge.  Die  antiken  und  mittelalter- 
lichen s.  unter  Nachahmung  und  Barbari- 
sche Nachahmung.  Die  holländischen  Or- 
donnanzen des  15.  Jh.s  nennen  »Byslagen« 
die  unter  fremdem  Typus  geprägten  Mün- 
zen. Beischläge  nennt  man  heute  Nach- 
ahmungen, die  von  dazu  Unberechtigten 
nach  gesetzlichem  Münzfuße,  genau  den 
Vorbildern  entsprechend,  geprägt  werden. 
Beispiele  sind  die  holländischen  Löwen- 
taler (s.  d.),  die  bis  heute  geprägten  Maria 
Theresientaler  mit  der  Jahreszahl  1780  und 
die  in  Warschau  1831  geschlagenen  hol- 
ländischen Dukaten.  —  Grote,  M.  St.  IV, 
S.  178  ff.  S. 

Beischrift  zur  Erklärung  des  Münzbildes 
erscheint  auf  griech.  M.  schon  im  5.  u.  4.  Jh. 
V.  C.  (Abb.  34, 35, 41),  z.  B.  APOAAflN  neben 
dessen  Haupte  in  Katana,  APKAS  neben  dem 
den  kleinen  Knaben  Arkas  davontragenden 
Hermes  (Arkad.  Bund),  OAYMPIA  neben 
dem  Kopfe  der  Nymphe  dieses  Namens 
(Elis),  EPIflN  neben  dem  Pferde  (Thel- 
pusa);  steht  der  Stadtname  im  Nominativ, 
so  ist  er  oft  zugleich  B.  der  dargestellten 
Stadtgöttin  u.  dgl.  (TEPINA).  Sie  erhält 
sich  auch  in  hellenistischer  Zeit,  auch  hier 
zuweilen  doppeldeutig  zugleich  den  Stadt- 
namen vertretend,  AeHNAZ  lAIAAOS  in 
Ilion,  ist  häufig  auf  M.  der  röm.  Republik 
und  vermehrt  sich  noch  in  der  Kaiserzeit 
(Abb.  97),  auch  abgesehen  davon,  daß  der 
jetzt  fast  stets  neben  dem  Kaiserbildnisse 
meist  im  Nominativ  (seltener  im  Dativ, 
ergänze  dann  dedicatum,  -vit  oder  dgl.) 
stehende  iCaisername  schon  eine  solche  B. 
ist.  Auf  röm.  M.  ist  die  B.  meist  im  Nomi- 
nativ (z.  B.  BASILICA  VLPIA)  abgefaßt, 
aber  auch  im  Gen.  (HONORIS)  oder  Ablat. 
absolutus*(z.  B.  SIGNIS  RECEPTis  DE- 
VICTIS  GERManis,  Abb.82),  zuweilen  auch 
ein  ganzer  Satz:  pace  p(opulo)  R(omano) 
terra  mariq(ue)  parta  lanimi  clusit  (Nero). 
Vgl.  auch  Abb.  104/5. 107/8. 113.  Die  Be- 
ziehung ist  oft  mittelbar:  so  steht  der 
Name  des  Gottes  als  B.  neben  seinem  At- 
tribut ( Joum.  int.  XI  S.  143/44),  neben 
einem  Adler  steht  consecratio.  Vgl.  auch 
Abb.  109/10.     Die  Zugehörigkeit    der  B. 


wird  im  3.  Jh.  n.  C.  oft  fragwürdig,  schließ- 
lich passen  Typus  und  B.  oft  nicht  mehr  zu- 
sammen. Nach  Constantinus  vollends  ver- 
liert die  B.  meist  ihre  Bedeutung,  indem  z. 
B.  die  B.  gloria  Augg.,  victoria  Augg.  zur 
Figur  des  Kaisers,  salus  oder  securitas  re- 
publicae  zur  Victoria  u.  dgl.  stehen.  Auf 
byz.  M.  ist  sie — von  der  Alleinverwendung 
von  Sprüchen  u.  dgl.  ohne  Typus  ab- 
gesehen —  selten.  R, 

Erst  seit  dem  M.  A.  kommen  derartige 
Beischriften  wieder  vor,  so  auf  Lütticher 
Pfennigen  »aquila  victrix«,  »peru  voc(or) «, 
»facun«,  auf  Brabanter  Pfennigen  »ban- 
(num)  Lova(nie)«,  »leo«,  auf  steirischen 
Denaren  »duc(is)«  »Schilt  von  Steier«,  auf 
schlesischen  Quartenses  »scutum  Bawarie«, 
weiter  auf  verschiedenen  Münzen  j^signum 
crucis«  und  j^dextera  dei«  u.  a.  In  d.  Neu- 
zeit finden  sich  B.  meist  nur  auf  Gelegen- 
heits-M.  Su. 

Beiwähr,  Beiwährung.  Kursachsen  suchte 
als  Silber  produzierendes  Land  inj  15.  Jt. 
seine  silberne  Groschenwährung  als  j^Ober- 
währ«  zu  erhalten,  während  die  Goldgulden 
und  geringhaltigeren  Groschen  nur  als 
»Beiwähr«,  als  Ersatz  der  Oberwähr  gelten 
sollten.  Der  Versuch  schlug  fehl.  Erst 
durch  die  Prägung  der  Engelgroschen  seit 
1498  und  der  Guldengroschen  (s.  Klapp - 
mützentaler)  seit  1500  gelang  es,  die 
Silberwährung  (s.  d.)  durchzusetzen.  — 
Schwinkowski,  S.  29  f.  S. 

Beizeichen  (engl,  und  franz.  symbol(e)) 
nennen  wir  im  Gegensatz  zum  Hauptbild  der 
M.  (Typus,  s.  d.)  die  sonst  noch  vorhande- 
nen, aber  nicht  mit  dem  Hauptbilde  ver- 
bundenen kleineren  Bilder.  Zur  Entschei- 
dung, ob  ein  solches  mit  dem  Hauptbilde 
verbunden  ist  oder  nicht,  ist  wichtig,  ob 
es  sich  um  ein  ständiges  (Abb.  24)  oder 
um  ein  wechselndes  Zeichen  handelt,  und 
man  wird  so  2.  B.  die  beim  syxakusani- 
schen  Silber  stets  den  Kopf  lungebenden 
Delphine  (Abb.  26.  33.  34)  nicht  als  B., 
sondern  als  zum  Hauptbilde  gehörig  betrach- 
ten; wenn  dagegen  auf  einer  M.  von  Ainos 
ein  kleiner  Knabe  dem  viel  größeren  Bocke 
einen  Zweig  darreicht,  an  dem  dieser 
schnuppert,  so  ist  der  Knabe  trotz  dieser 
sachlichen  Beziehung  zum  Hauptbilde  nur 
ein  B.,  weif  an  derselben  SteMe  des  Feldes 
sonst  andere,  zum  Bocke  nicht  in  Beziehung: 


BEIZEN— BELAGERUNGSMÜNZEN 


69 


gesetzte  Bilder  stehen.  Der  Sinn  des  B.  ist 
entweder  analog  der  staatswappenartigen 
Bedeutung  des  Hauptbildes  der  eines  Ab- 
zeichens (Wappens)  des  Beamten  (z.  B. 
Silber  der  röm.  Republik,  Abb.  65 ;  Goid- 
gulden  von  Florenz;  hierher  wohl  der  Halb- 
mond auf  Abb.  29,  ferner  vgl.  Abb.  40. 
47/49),  der  anderwärts  oder  außerdem 
schriftlich  angegeben  ist;  oder  man  bringt, 
wenn  das  Hauptbild  nicht  das  Staats- 
wappen, sondern  ein  anderes  ist,  ge- 
wählt z.  B.  aus  handelspojlitischen  Gründen 
oder  wegen  der  Zugehörigkeit  zu  einem 
Bundesstaat  oder  weil  es  von  einer  höheren 
Autorität  (Staatsregierung)  vorgeschrieben 
ist,  in  der  Form  des  B.  das  Stadtwappen 
an  (z.  B.  Abb.  38  der  Fisch  von  Ky- 
zikos;  ferner  die  Kistophoren,  Abb.  58, 
kretische  Tetradrachmen  nach  athenischem 
Muster;  Städte -M.  im  Typus  des  Alexander 
oder  L3^imachos,  Sancta-colonia-Denare, 
Ottonen-Denare  mit  Holzkirche  und  Kreuz, 
M.  des  achäischen  Bundes,  M.  des  Seleu- 
kiden  Antiochos  IL  mit  Stadtwappen  von 
Kyme,  Alex.  Troas  usw.),  wozu  anderwärts 
oder  außerdem  der  Anfangsbuchstabe 
des  Stadtnamens  dient  (z.  B.  Pegasos- 
Stateren);  ferner  können  B.,  bes.  wenn  sie 
im  Abschnitt  stehen  (z.  B.  Abb.  26.  33), 
etwas  sachlich  Neues  dem  Hauptbild  hin- 
zufügen; endlich  sind  die  B.  oft  nur  Ab- 
zeichen zur  Unterscheidung  der  einzelnen 
Emissionen  (zuweilen  vielleicht  der  einzel- 
nen Stempel)  eines  und  desselben  M. -Beam- 
ten (z.  B.  Abb.  53,  ferner  Denare  der  röm. 
Republik  des  C.  und  L.  Kso  Frugi,  L. 
Papius,  L.  Roscius  Fabatus ;  röm.  Kaiser- 
münzen vom  Ende  des  3.  Jh.s  n.  C.  ab, 
hier  neben  der  Angabe  der  Münzstätte 
(Abb.  108;  braunschw.  Löwenpfennige), 
wozu  anderwärts  Buchstaben  oder  Zahlen 
dienen;  fünftens  endlich  können  B.  auch 
ohne  jede  numismat.  Bedeutung  nur  als 
Füll-  und  Streuornamente,  also  aus  rein 
ästhetischen  Motiven  zugesetzt  sein,  aus 
einem  horror  vacui  heraus,  wie  auf  ein  paar 
griech.  archaischen  M.  (Abb.  17. 20. 21)  und 
auf  zahllosen  M.  des  M.  A.,  wobei  das  B.  ent- 
weder nur  seine  rein  bildmäßige  oder  eine 
sinnbildliche  Bedeutung  haben  kaim.  — 
Regung,  Münze  als  Kunstwerk,  bes.  S.  38; 
Friedensburg,  Symbolik  der  M.-A. -Münzen, 
bes.  a  6/T,  394/5.  R. 


Auf  mittelalterlichen  Münzen  gibt  es  ins- 
besondere verschiedene  Arten  Beizeichen: 
einmal  solche  zu  dem  Zweck,  verschiedene 
Ausgaben  einer  und  derselben  Münze  zu 
kennzeichnen,  also  hauptsächlich  an  Stelle 
der  später  üblichen  Jahreszahlen,  so  auf 
den  Braunschweiger  Löwenpfennigen,  den 
Wittenpfennigen  und  Schillingen  der 
Hansestädte  usw.  Als  Beizeichen  die- 
nen Sterne,  Kugeln,  Figuren,  Buchstaben 
usw. 

Zweitens  gibt  es  Beizeichen,  welche 
Nachahmungen  von  den  Urstücken  kenn- 
zeichnen: so  die  lippische  Rose  oder 
der  Waldecker  Stern  auf  Münzen  vom  Köl- 
ner Typus,  so  Wappen  Thüringer  Dynasten 
auf  Reiterbrakteaten  landgräflich-thüring. 
Schlages  usw.  Su. 

Beizen  s.  Weißsud. 

Belagerungsmünzen,  in  belagerten  Festun- 
gen behelfsmäßig  geprägte  Münzen  (doch 
von  gleichem  Metallwert  wie  die  Kurant- 
münzen),  um  die  Soldaten  entlohnen  zu 
können,  vielfach  in  Klippenform  (s.  Klip- 
pen) und  mit  einer  auf  die  Belagerung 
Bezug  nehmenden  Umschrift,  Ältestes 
Beispiel  sind  wohl  die  Belagerungsmünzen 
von  Rom  1 5*27  (s.  Hagauner),  älteste  deut- 
sche die  Wiener  von  1529  mit  der  Um- 
schrift: »Turk  blegert  Wien«.  Weiter  sind 
zu  erwähnen  die  von  Leipzig  im  Schmal- 
kaldischen  KJrieg  1547,  von  Jülich  in  drei 
Belagerungen  1543,  löio,  1621,  von  Magde- 
burg 1551  und  1629  (mit  der  Umschrift: 
»Necessitas  legem  non  habet«),  die  Schwein- 
furter  Feldklippen  des  Markgrafen  Albrecht 
Alcibiades  von  1 553r  die  von  Gotha  wäh- 
rend der  Grumbachschen  Händel  1367, 
zahlreiche  Ausgaben  während  des  Befrei- 
ungskampfes der  Niederlande,  im  Dreißig- 
jährigen Kriege  zu  Frankenthal  1623,  Ncu- 
breisach  1633,  Greifswald  1631.  Auch  im 
spanischen  Erbfolgekriege  entstanden  viele 
Belagenmgsmünzen:  am  bekanntesten  sind 
die  unregelmäßigen  Klippen,  die  der  von 
den  Kaiserlichen  belagerte  französische 
General  Melac  in  Landau  1702  aus  seinem 
Silbergeschirr  herstellen  ließ;  um  ein  Be- 
schneiden zu  verhüten,  wurde  in  jede  Ecke 
die  burbonische  Lilie  eingeschlagen.  Gleich- 
falls in  Landau  entstanden  171 3  Klippen 
des  Herzogs  Alexander  Karl  von  Württem- 
berg, andere  1704  in  Uhu,  1708  in  Lille 


70 


BELLEROPHON— BERENIKEION  NOMISMA 


(Marschall  de  BouflBiers),  1709  in  Tournai, 
1710  in  Aire  am  Lys.  Bei  späteren  Belage- 
rungen behalf  man  sich  meist  mit  Papier- 
notgeld (Lyon  1791,  Kolberg  1807,  Komorn 
1848,  Pahnanova).  —  Von  besonderer  Art 
sind  die  englischen  und  irischen  B.,  die  wäh- 
rend des  Bürgerkrieges  1642 — 1648  ge- 
schlagen wurden.  Englische  entstanden 
1645 — ^48  in  Beeston  Castle,  Carlisle,  Col- 
chester,  Newark,  Pontrefact  und  Scarbo- 
rough,  und  zwar  zumeist  silberne  3-,  2-  und 
I -Schilling,  16-,  14-,  ii-,  10-  und  7-Pence, 
viele  auf  unregelmäßigen  Platten  einseitig. 
Diesen  englischen  waren  sehr  ähnlich  1 642 
— 1647  geprägte  irische  Not-  und  Belage- 
rungsmünzen, auch  zum  Teil  unregelmäßige 
Platten  aus  Silber  und  Kupfer  mit 
ganz  einfachen  Marken,  die  zuerst  ange- 
fertigt waren,  um  die  zur  Bekämpfung  des 
Aufstandes  bestimmten  Truppen  zu  be- 
zahlen, welches  Beispiel  dann  die  Auf- 
ständischen nachahmten.  Es  gibt  7  Arten 
solcher  Münzen,  von  denen  das  Inchiquin- 
und  das  Ormonde  Money  (s.  diese)  die 
häufigsten  sind.  —  Mailliet.  Grueber,  S.  122 
— 125,  234 — 238.  Engel  et  Serrure,  num. 
mod.  I  S.  30  ff.  A.  Keller. 

Bellerophon  (griech.  BsX^epocpovT)]?), 
griech.  Held,  bes.  in  Korinth  verehrt  und 
hier  (und  anderwärts,  auch  auf  röm.  Denar 
des  L.  Cossutius)  auf  M.  auf  dem  Pegasos 
die  Chimaira  bekämpfend  dargestellt  — 
R.  E.  III  S.  241;  Arch.  Jahrb.  40  S.  121/60. 

R. 

Bellona  ist  die  röm.  Kriegsgöttin;  ihr 
Kopf  mit  enganschließendem,  sog.  atti- 
schem Helm  ist  das  Vs.-Bild  der  röm.- 
republik.  Uncia  (s.  d.)  und  Quartuncia.    R. 

BelohnungsmedalUen  s.  unter  Prämien-, 
Preis-,  Schul-,  Verdienstmedaillen. 

Bendls,  BsvStc,  thrak.  Göttin,  mit  der 
griech.  Artemis  gleichgesetzt;  man  erblickt 
sie  in  dem  auf  Felsen  sitz.  Mädchen  mit  2 
Speeren,  Schwert  und  Schild  derTetradr, 
undiE  Nikomedes'  I.  und  in  der  auf  Rinder- 
zweigespann daherfahrenden  Göttin  mit 
Halbmond  am  Kopfe  und  zwei  Fackeln  auf 
Kaiser-M.  von  Nikaia  und  Tion.  —  R.  E,  II 
S.  1370;  III  S.  269;  Imhoof,  Gr.  M.  S.  603, 
607;  Trendelenburg,  B.,  Gymn.  Progr. 
Berlin  1898.  R. 

Benedlctenpfennlge  gehören  zur  Gattung 
der  Wallfahrtspfennige  und  Weihemünzen. 


Es  ist  auf  ihnen  meist  der  heilige  Benedikt 
V.  Nursia  (480—543),  das  Kreuz  hoch- 
haltend dargestellt  und  auf  der  Rückseite 
auf  einem  ovalen,  von  einer  Perlschnur  um- 
schlungenen Schilde  das  Benedictuskreuz, 
ein  etwas  in  die  Länge  gezogenes  »Eisernes 
Kreuz«.  Auf  dem  Schild  in  und  um  das 
Kreuz  der  sogenannte  Benedictussegen :  in 
den  Winkeln  des  Kreuzes  CSPB  (cruxsancti 
patris  Benedicti),  im  Längsbalken  C.  S.  S.M.  L 
(crux  Sacra  sit  mihi  lux),  im  Querbalken 
NDSMD  (non  draco  sit  mihi  dux),  in  der 
Umschrift  aber:  V.R.S.N.S.M.V.S.M.Q.L. 
LV.B  =vaderetro  Satana,  nunquamsuade 
mihi  vana:  sunt  mala  quae  libas,  ipse  ve- 
nena  bibasi 

»Weiche  von  mir,  Satan!  Nimmer 
rate  mir  der  Sünde  Schimmer  1 
Du  kredenzest  bösen  Wein; 
Trinke  selbst  das  Gift  hinein!« 
also  eine  richtige  Beschwörungsformel  gegen 
den  Teufel,  d.  h.  gegen  die  Besessenheit.  In 
diesem  Segen  beruht  hauptsächlich  das  hohe 
Ansehen  und  die  große  Beliebtheit  der 
Benedictusmedaillen,  die  vielfach  auch 
noch  heute  als  Amulett  benutzt  werden. 
Sie  gelten  als  ein  Schutzmittel  gegen 
Krankheit  und  Gefahr.  Diese  Pfennige  sind 
seit  dem  17.  Jh.  in  großer  Menge  geprägt 
worden,  zunächst  in  Süddeutschland  und 
Österreich,  in  der  Schweiz,  den  Rheinlanden 
und  Böhmen.  Auch  werden  sie  sehr  oft  von 
den  katholischen  Missionaren  in  die  fremden 
Erdteile  exportiert.  —  E.  Schnippel,  Bene- 
diktenpfennige, Bl.  f.  Mfr.  1927,  S.  27fif.; 
A.  J.  Corbierre,  Numismatiquc  Bdnödic- 
tine  1904.  Su. 

Benedlctum  sit  notnen  domini  nostrl  dei 
Ihestt  Christi  lautet  der  Spruch  auf  den 
Turnosen  und  Turnosgroschen  (s.  dort). 

Benehmschere  (Stückclungsschere)  ist 
eine  sehr  starke  Schere,  mit  der  vor  Ein- 
führung des  Durchschnitts  (s.  d.)  die  Plat- 
ten (s.  d.)  aus  den  Zainen  (s.  d.)  aus-  und 
dann  rundgeschnitten  wurden.  S.  auch 
Quetschgeld.  S. 

Der,  abessinische  Silbermünze  s=  Ta- 
lari;  s.  d. 

Berenikelon  nomisma  führt  PoUux  IX  8  s 
unter  den  Müiizsorten  auf;  es  ist  zu  er- 
blicken in  den  zahlreichen  M,  in  N  und  A 
nach  attischem  und  ptolem.-phönik.  Münz- 
fuße in  verschiedenen  Wertstufen  bis  hinauf 


BERGE— BERNER 


71 


zum  Deka-  und  Dodekadrachmon  auf  den 
Namen  BEPEN1KH2  BA21AI22H2  und 
mit  ihrem  verschleierten  Bildnis  und  auf 
der  Rs.  einem  Füllhorn  geprägt — Svoronos, 
RoLn.  [314/5  falsch].  316/21.  899  f.  962  ff. 
II 13/5  — I  doch  ist  die  Verteilung  auf  die 
verschiedenen  Königinnen  dieses  Namens 
strittig.  —  Z.  f.  N.  34  S.  99.  R. 

Berge  und  Berggötter  erscheinen  auf  an- 
tiken M.  erst  in  der  Kaiserzeit,  wo  das 
malerische  Element,  das  solche  landschaft- 
lichen Szenen  in  sich  tragen,  in  der  M.- 
Kunst nichts  Seltenes  ist,  sodann  die  griech. 
Städte  es  lieben,  ihren  M.  ein  Lokalkolorit 
zugeben.  So  erscheinen — abgesehen  von  der 
Nennung  des  Berges,  an  dem  die  Stadt  liegt, 
vgl.  unter  Beinamen  —  Berge  mit  den  zu- 
gehörigen Bergnymphen  —  die  meist  eine 
Blume,  einen  Zweig  halten  oder  einen 
Baum  umfassen  —  z.  B.  auf  M.  von  Skepsis 
(iah,  deren  Kopf  auch  auf  M.  von 
Skamandria),  Philippopolis  (POAOnH)  und 
mehrere  unbenannte  (Journ.  int.  XI  S. 
171/74);  männliche  Berggötter  finden  wir 
in  Sardeis  (Kopf  des  TMßAOC),  Prusa 
(OAYMnoc),  Nikopolis  am  Istros  (AIMOC, 
Abb.  97),  Ephesos  (TT€lßN,  oben  der  Regen 
spendende  Zeus);  ein  Berg  ohne  seine  Gott- 
heit, der  Argafos  ist  das  häufigste  M.-Bild 
in  Kaisareia  Kapp.  (Abb.  94)  mit  zahllosen 
Zutaten,  auch  als  Schmuck  auf  einem  weibl. 
Kopfe.  Kybele  lehnt  sich  auf  M.  von 
Dokimion  an  einen  Berg,  der  allein  vor- 
kommend nePCIC  heißt;  OYIAPOC  ebenso 
in  Prostanna.  Berge  bilden  dann  die  Grund- 
darstellung einer  Akropolis  (Beispiele  s. 
unter  Stadtbild).  Auf  röm.  Med.  des  Pius 
mit  der  Ankunft  der  Aesculapiusschlange 
sehen  wir  den  Berg  Aventin.  —  Anson, 
Greek  coin  types  V  Taf.  IL  III.         R. 

Bergischer  Kassentaler  ist  eine  gering- 
haltige Landmünze,  die  in  Düsseldorf  von 
dem  Kurfürsten  Max  Joseph  und  dem 
Großherzog  von  Berg  Joachim  Murat 
1802  bis  1807  nach  i6-Talerfuß  geprägt 
wurde,  gegen  die  preußischen  Taler  zu 
24  Groschen  nur  21  wert  war  und  auf  der 
Vs.  den  Kopf  des  Fürsten,  auf  der  Rs.  die 
Wertbezeichnung,  zuletzt  das  Landes - 
Wappen  trug.  Der  Bergische  Taler  galt 
im  Anfange  des  19.  Jh.s  ediktmäßig  60, 
im  Verkehr  aber  nur  57  Stüber.  Der 
Stüber  galt  3  Füchse  (s,  Fuchs).     Diese 


Währung  hieß  Bergisch  Kurant.  —  Schröt- 
ter,   Preußen  1806/73,   Gesch.,   I,   S.  171. 

S. 

Bergwerksmarken,  i.  Antike  B.  scheinen 
die  sog.  M.  der  Metalla  zu  sein,  kleine 
Bronze-M.  der  frühen  Kaiserzeit,  mit  Kopf 
des  Traianus,  Hadrianus,  der  Roma  oder 
eines  der  vier  Metallgötter  Apollo,  Diana, 
Mars,  Venus,  auf  der  Rs.  die  Inschrift 
(metalli)  Dardanici,  Pannonici,  Ulpiani 
(ohne  oder  mit  Zusatz  von  Delm.  und 
Pann.,  zuweilen  mit  SC),  sodann  metal(lis) 
Aurelianis,  Delm(aticis),  Nor(icis),  Panno- 
nicis,  Aeliana  Pincensia  und  den  Typen 
Frau  mit  Ähren,  Aequitas,  Hirsch,  Panzer 
oder  Schrift  im  Kranze.  Doch  ist  sowohl 
die  Bestimmung  der  Stücke  (Münze  oder 
Marke  ?)  wie  die  Gründe  der  Auswahl  der 
Bergwerke  (nur  illvrische!)  und  die  Be- 
deutung des  verschiedenen  Casus  (Gen. 
bzw.  Abi.)  unsicher.  —  Mowat,  Rev.  num. 
1894  S.  37 3/41 3  Taf.  XI;  Gnecchi,  Med.  III 
S.  15  u.  23/4  Taf.  144.  148;  Hirschfeld, 
Verwaltungsbeamte  ^  S.  156«.  R. 

2.  Neuzeitliche  Bergwerksjettone, -Mar- 
ken und  -Medaillen.  Die  Bergwerksjettone 
sind  ursprünglich  als  Rechenpfennige  ge- 
prägt worden  (s.  Rechenpfennige),  haben 
dann  aber  den  Charakter  von  Erinnerungs- 
zeichen angenommen  und  zeigen  die  Bilder 
von  Berg-  und  Münzbeamten,  Sprüche  und 
Bilder  auf  besondere  Ereignisse.  Viel  ein- 
fachere Prägung,  oft  nur  aus  einer  Zahl 
bestehend,  tragen  die  Bergwerksmarken, 
da  sie  lediglich  dem  praktischen  Bedürfnis 
dienten,  sei  es  als  Vertreter  von  Geld- 
oder als  Lieferungs-,  Kontroll-,  Konsum- 
und  Wirtschaftsmarken  (s.  Marken).  Die 
Bergwerksmedaillen  endlich  haben  den- 
selben Zweck  wie  die  Jettone,  sie  feiern 
die  Ausbeute  und  besondere  Ereignisse 
oder  dienen  als  Belohnungen  für  Lei- 
stungen im  Berg-  und  Hüttenwesen.  S. 
auch  Ausbeutemünzen.  —  C.  von  Ernst, 
Von  Bergwerksmünzen,  Wien  1885.      S. 

Berllnga,  mailändischer  Name  der  Lira 
im  i6.  und  17.  Jh.  Die  Herleitung  des 
Namens  ist  ungewiß.  —  Martinori,  S.  32, 

Bemer,  Perner,  sind  ursprünglich  Vero- 
neser  Denare,  denarii  Veronenses.  In  der 
kaiserlichen  Münze  zu  Verona  (Bern) 
wurden  zwischen  1039-1 125  kleine  schüssei- 
förmige Pfennige,  wegen  des  Kreuzchens 


72 


BERNWARDSGROSCHEN-BETTLERTALER 


auf  jeder  Seite  denarii  cruciati  genannt, 
geprägt.      Sie     hatten    nach    Ciani    ein 
Durchschnittsgewicht  von  nur  0,456  g  bei 
einem  Feingehalt  von  »^s/woo  und  trugen 
den  Namen  eines  Kaisers  Heinrich.  Durch 
fortwährende    Verminderung    wurde    der 
Veroneser    Pfennig   zum    parvulus   Vero- 
nensis,  zum  kleinen  Ferner,  den  Venedig 
übernahm  und  durch  Massenprägungen  der 
Dogen   Sebastian  Ziani,   Aurio  Malipiero 
und   Heinrich  Dandalo   (11 72— 1205)  im 
östlichen   Oberitalien  bis  nach  Nordtirol 
und  im  Friaul  verbreitete.    Nach  Papa* 
dopoli  hatte  er  unter  den  beiden  erst- 
genannten Dogen   noch  0,362   g  Rauh- 
gewicht mit  ^1^/ioQo  Feingehalt  =  0,098  g 
Feingewicht,  unter  Heinrich  Dandalo  bei 
gleicher    Schwere  nur  noch  ^S^/iooo  oder 
<5|09  g  Feingewicht.    Dieser  venezianische 
Parvulus  oder  Piccolo  war  das  Vorbild, 
an  welches  sich  jetzt  Verona  selbst  und 
mittelbar   auch  die  Bischöfe  von  Trient 
hielten.       Für    das    Tiroler    Münzwesen 
wurde  der  Perner  die  Grundlage,  indem 
die  Aquilini  (s.  d.)  und  Zwainziger  =  20 
Pernern  waren.    Er  wurde  bis  ins  14.  Jh. 
trotz  seiner  winzigen  Größe  durchaus  als 
Wertjnünze  behandelt. 

Münzfuß  der  älteren  Tiroler  Perner  nach 
Luschin  N.  Z.  52  S.  153:  0,072  g  Fein- 
silber im  Anschluß  an  die  venet.  Piccoli, 
von  Graf  Meinhard  festgesetzt  bei  einem 
Rauhgewicht  von  0,3  g;  0,320  g;  0,350  g; 
1361  0,044  g  Feinsilber  und  0,33  g  Rauh- 
gewicht, 64  Schillinge  =  768  St,  auf  die 
2y4lötige  Tiroler  Mark  (254,7  g)-  Di© 
Münzbilder  der  Tiroler  Perner  zeigen 
großen  Wechsel. 

Der  Berner  war  schon  Anfang  des 
1 3.  Jh.  bis  an  die  Grenzen  des  Gebiets  der 
Augsburger  Währung,  d.  h.  bis  an  die 
Grafsch.  des  Mittelinntales  verbreitet 
und  zwar  als  Pfund  Berner,  das  als  Rech- 
nungsmünze Geltung  hatte;  es  galt  dabei 
I  Augsburger  Pfennig  =  8  Berner  (Vero- 
nenses  parvi),  i  Regensburger  =  8V5 
Veroneser,  zu  Beginn  des  14.  Jh.  = 
10 — II  Bernern  (Moser,  Forschg,  u.  Mitt. 
zur  Gesch.  Tirols  u.  Vorarlberg  IV.  Jg.  3. 
u.  4.  Heft,   S.  A   S,  31), 

Der  Tiroler  Berner  wurde  allmählich 
so  schlecht,  daß  er  nicht  mehr  geprägt 
wurde.    1421  werden  noch  832  Stück  aus 


der  iValötigen  Mark  ausgeprägt  ==:ca.0,3g 
Rauh-  und  ca.  0,03  g  Feingewicht.  In 
der  Münzordnung  von  1473  ist  keine  Rede 
mehr  von  ihnen,  —  Ciani  in  Riv.  it.  di  num. 
1895,  S.  77£f.;  Nagl  in  N.  Z.  38  S.  155.     Su. 

Bemwardsgroschen  nennt  man  Körtlinge 
und  große  Groschen  der  Stadt  Hildesheim 
mit  Namen  und  Bild  des  Heiligen  Bemward, 
der  Kreuz  und  Krummstab  trägt  (Bischof 
von  Hildesheim  993—1022).  Die  Kört- 
linge tragen  von  1494 — 95  die  Aufschrift 
SAC  BERWARDV  P.(atronus),  die  großen 
Groschen  1520/22  die  Umschrift:  0  SCT 
BSRWARD  ORA  P(ro)  NOB(is).    Su. 

BeroSy  Nymphe,  Geliebte  des  Poseidon 
und  eponyme  Heroine  von  Berytos.      R. 

BeSy  I.  röm.  Maß-  und  Gewichtseinheit, 
binae  partes  assis,  d.  h.  2  von  3  Teilen  eines 
Ganzen  =^3  =  ^la  des  Ganzen  (das  Ganze 
dempto  triente);  als  Bronze-M.  von  8  Unzen 
ist  er  nur  von  C.  Cassius  um  124 — 103  v. 
C.  zus.  mit  dem  Dodrans  geprägt  worden, 
Wertzeichen  S:  beiderseits,  Bilder:  jugendl. 
über  (?)  und  Schiffsvorderteil.  —  B.  M. 
C.  rom.  republ.  I  S.  154.  —  2.  vorder- 
asiat.-äg5rpt.  Gottheit,  ein  nackter,  voll- 
bärtiger Zwerg  mit  hoher  Federkrone,  in 
ganzer  Gestalt,  stets  etwas  eingeknickt 
stehend,  mit  Stab  und  Schlange  auf 
griech.  autonomen  M.  von  Ebusus  (Pi- 
tyusen;  hier  auch  Kabeiros  genannt), 
sein  Kopf  auf  solchen  von  »Gaza«,  Sidon, 
Arabien.  —  R.  E.  III  S.  324  unter  Besas. 

R. 

Besä,  arab.  Baizä,  eine  Kupfermünze 
von  Italienisch- Somaliland  von  20  mm 
Größe,  wird  geprägt  seit  1909  mit  Brust- 
bild des  Königs  von  Italien  (Vs.)  und 
arabischen  und  italienischen  Inschriften, 
welche  das  Land  sowie  den  Wert  angeben 
(Rs.).  Außerdem  werden  Kupfermünzen 
zu  2  und  4  Bese  (Baizät)  geprägt.  — 
Valentine,  Modern  coppcr  coins  84.      V. 

Besäuerung  s.  Münzfälschung. 

Bisant  =  B&ant  (s.  d). 

Beschickung  s.  Legierung. 

Beschneidung  s.  Münzfälschung. 

Beschriftung  der  M.  s.  unter  Aufschrift 
und  Schrift, 

Beshlik»  BeshpäraHH^  BeshyfizUk — türki  - 
sehe  Münzen;  s.  Piaster. 

Bettlertaler  (Kröpeltaler,  Prachertaler) 
heißen  die  den  h.  Martin  zu  Pferde  mit 


BEUTEGROSCHEN— BIANCHETTO 


73 


dem  Bettler  auf  der  Rs.  führenden  Taler. 
Kröpel  =  Krüppel  von  der  elenden  Ge- 
stalt des  Bettlers;  Pracher  im  Nieder- 
deutschen =  Bettler,  Vorgänger  dieser 
Taler  ist  ein  Dicken  der  Stadt  Colmar 
von  1499.  Bettlertaler  sind  u.  a.  solche 
von  Schwarzburg,  Mainz,  Schwyz  und 
Lucca,  S. 

Beutegroschen,  -Pfennige  sind  aus  er- 
beutetem Metall  gefertigte  Münzen  des 
1 6,  Jh.s.  Am  bekanntesten  sind  die  Beute- 
groschen Johann  Friedrichs,  Kurfürsten 
von  Sachsen  und  Landgraf  Philipps  von 
Hessen  von  1542  mit  der  Inschrift  BEVTG 
VO  WOIFBVT  42,  die  aus  dem  Silber- 
geschirr Heinrichs  d.  J.  von  Braunschweig 
geprägt  sein  sollen  (s.  auch  Schmalkalden- 
scher  Bundestaler);  ferner  der  Beute- 
pfennig des  Nürnberger  Kriegskommissars 
Gabriel  Nützel  von  1554,  den  er  nach  der 
Eroberung  von  Hohenlandsberg  aus  Ka- 
nonenmetall schlagen  ließ.  —  Hofifmeister 
I,  Nr.  321—323;  Imhof  II,  S.  196t.      S. 

Beutel,  türk.  Kise,  arab.  Surre,  türkische 
Recheneinheit,  s.  Piaster. 

Beutelzahlung  s.  Kassenbeutel. 

Beyersche  Gtdden  werden  in  Urkunden 
des  15.  Jh.s  Goldgulden  Johanns  von  Bay- 
ern als  Herrschers  von  Holland  (141 7 — 
1425)  genannt.  — v.  d.  Chijs,  Holland  S.  354, 
357,  359,  Tf.  XI,  i  u.  Jesse  nr.  278  u.  317, 
Ostfries.  U.  B.  II  nr.  1074  v.  26.  VII.  1481. 

Su. 
Beyersgroschen  heißen  urkundlich  Luxem- 
burger Groschen  Johanns  von  Bayern  als 
Herren  von  Luxemburg  (1419 — 1425);  sie 
blieben  in  Umlauf  bis  zur  Mitte  des  16.  Jh.s. 
—  Bernays  u.  Vann6rus  S.  300,  302,  303 
nr.  190,  S.  304.  Su. 

B&Eant  (d'or),  auch  B&ant,  Bisant,  lat. 
Besantius,  Bisantius,  Byzantius  =  (gol- 
dener) Bj^antiner  heißt  in  Urkunden  des 
M.  A.  das  bes.  durch  die  Kreuzzüge  stark 
ins  Abendland  eingedrungene  Goldstück 
der  byz.  Kaiser  (Abb.  118)  und  seine  Nach- 
ahmungen, die  einzelnen  Arten  auch  durch 
Beiworte  wie  Tripolitani,  Sarracenati  (s.  d.) 
unterschieden.  —  Schlumberger,  Orient 
latin  S.  130  ff.,  dort  S.  176  ff.  über  den  B. 
blanc  aus  Blaßgold  auf  Zypern.  —  Danach 
werden  in  der  Heraldik  goldene  Scheiben 
oder  Kugeln  Bdzants  genannt.  R. 


Bezenstfiver  wurden  von  den  Nieder- 
ländern deren  Stüver  mit  dem  Pfeilbündel 
auf  der  Vs.  genannt,  in  dem  die  Bevölkerung 
einen  Besen  erblickte.  —  Verkade,  Taf. 
XVII,  3  und  öfter.  S. 

BezzOy  Bez,  aus  geringhaltigem  Billon 
seit  1525  nicht  häufig  geprägter  venetiani- 
scher  Halbsoldo  mit  dem  Pisanischen 
Kreuz  auf  der  Vs.,  dem  venetianischen 
Löwen  auf  der  Ks.  Das  Wort  ist  nicht 
von  dem  deutschen  »Batzen«  (s.  d.)  her- 
zuleiten, da  dieser  25  mm,  der  Bezzo  aber 
13  und  weniger  mm  Durchmesser  hatte, 
sondern  von  dem  illjnrischen  Worte  Becs  = 
Kleinmünze.  —  Papadopoli  II,  S.  139, 
179,  428  f.,  Taf.  24,  IG,   25,  12  und  43,4. 

S. 
Bezzone,  der  Nachfolger  des  Bezzo,  von 
demselben  Gepräge,  aber  von  bedeutend 
größerem  Umfange  (23  mm),  seit  1609 
geprägt,  dann  mit  dem  knieenden  Dogen, 
im  Abschnitt  6  (Bagattini)  auf  der  Vs., 
dem  stehenden  Heiland  auf  der  Rs.  Da- 
neben wurden  seit  161 9  ungeheure  Mengen 
aus  reinem  Kupfer  für  Dalmatien,  Albanien, 
Morea  und  Kandia  geschlagen.  Die  ersten 
zeigten  auf  der  Vs.  das  Brustbild  der  Ma- 
donna, im  Abschnitt  6,  auf  der  Rs.  das 
Brustbild  des  h.  Markus  und  waren  3,90  g 
schwer,  die  späteren  hatten  auf  der  Vs. 
die  thronende  Meeresgöttin,  im  Abschnitt  6, 
auf  der  Rs.  den  venetianischen  Löwen  und 
wogen  2,89,  dann  2,27  g.  —  Papadopoli 
III,  S.  i6f.,  Taf.  55,  5,  64,  6£f.;  S.  863ff., 
Taf.  145,  146.  S. 

Bianclietto  ist  die  Diminutivform  von 
Bianco.  Er  war  in  Savoyen  und  Piemont 
die  Benennung  für  den  Denar  (y«  Grosso), 
der  zuerst  von  Amadeus  VL  von  Savoyen 
1356  in  Ponte  d'Ain  geprägt  wurde;  276 
Stück  aus  der  Mark  Troy  es,  3^2  d.  fein  ,•  von 
Amadeus  VIIL  1420  420  Stück  aus  der 
I  d.  12  Gr.  f.  Mark.  Seine  Hälfte  wurde 
Maglia  di  Bianchetto  genannt  oder  auch 
Obolo  piccolo  minuto  oder  denaro  bianco 
piccolo.  Beide  Münzsorten  wurden  weiter 
geprägt  bis  zur  Zeit  Karls  IL  von  Savoyen 
(1504— 1553):  der  Bianchetto  1518  279 
Stück  aus  der  18  Gr.  f*  Mark;  die  Maglia 
B.  151 8  413  Stück  aus  der  12  Gr.  f.  Mark 
(Promis,  Savoyen  Bd.  I  S.  506  f.);  diese 
wurden  in  kleineren  Münzstätten  wie  in 
Casale   von  Paleologhi  Teodor  IL   (1381 


74 


BIANCO— BILLON 


— 1418)  und  Joh.  IL  (1418— 1464)  nach- 
geprägt. Su. 

BiancOy  itaL,  lat.  albus,  frz.  blanc. 
Es  gibt  Denare  und  Groschen,  die  so  be- 
zeichnet wurden,  u,  a.  in  Savoyen,  auch 
Obole,  wie  in  Venedig  (Papadopoli,  Venedig 
I  67  f.).  Im  16.  Jh.  war  der  B.  eine  dem 
französischen  Franc  (s.  d.)  entsprechende 
italienische  Groschenmünze.  Besonders 
häufig  wurden  sie  in  Savoyen  1563 — 1583 
mit  Landesschild  auf  einer,  Kleeblattkreuz 
im  Vierpaß  auf  der  anderen  Seite  geprägt. 
In  Ferrara  und  Modena  schlug  sie  Herkules 
von  Este  (1524—59),  dort  mit  Büste - 
Justitia  als  Halb  testen,  hier  mit  Büste - 
Kreuzschild  zu  10  Soldi,  S.  Su. 

Bibersteiner.  Pfennige  der  Stadt  Görlitz, 
die,  in  der  2.  Hälfte  des  15.  Jhs.  geprägt, 
urliundlich  nach  den  damaligen  Bürger- 
meistern »Greger  Selige«  und  »Bibersteiner« 
genannt  wurden.  —  R.  Scheuner  in  Z.  f.  N. 
18  S.  62.  Su. 

Biermarken  s.  Marken.    Abb.  359. 

Biga,  richtiger  bigae  ==  das  Zweigespann, 
s.  unter  Bigatus  und  Wagen. 

BigatuSy  lat.  =  mit  einer  Biga  versehen, 
heißt  schon  im  Altertum  (Plin.  N.  h.  33,  46; 
Festus  p.  98  u,  347  b;  Tac.  Germ.  5;  bei 
Liv.  23,  15,  IS;  34,  10,  4.  7  einfach  für 
Denarius  gebraucht ;  vgl.  argentum  bigatum 
Liv.  33,  23,  7.  9;  34,  46,  2;  36,  21,  II) 
der  röm.  Denar,  der  das  ältere  (durch  die 
Zweiheit  der  Pferde  sehr  ähnliche)  Rs.-Bild 
der  reitenden  Dioskuren  durch  eine  Gott- 
heit (Luna,  Diana,  Hercules,  Victoria  usw.) 
in  einer  eilenden  Biga,  zuweilen  auch  Triga, 
von  Herden  (Abb.  70),  Hirschen,  Ziegen- 
böcken, Kentauren,  Eroten,  Hippokampen 
ersetzt;  das  geschah  seit  etwa  196  v.  C, 
und  der  B.  erhielt  sich,  ohne  aber  den 
Dioskurendenar  zu  verdrängen,  etwa  bis 
73  V.  C,  von  wo  an  die  schon  seit  einiger 
Zeit  den  einzelnen  M. -Meistern  über- 
lassenen  Typen  nur  ausnahmsweise  einmal 
eine  Biga  zeigen.  —  Bei  Tac.  Germ.  5 
dient  der  B.  nebst  dem  Serratus  (s,  d.) 
zur  Bezeichnung  entweder  der  schwereren 
Denare  (^84  Pfund)  gegenüber  den  seit 
Nero  auf  1/96  Hund  herabgesetzten  (Z.  f.  N. 
29  S.  220)  oder  ganz  allgemein  der  älteren 
republik,  gegenüber  den  späteren  und  den 
kaiserl,  auch  wenn  der  Münzfuß  eine 
solche  Bevorzugung  nicht  begründete,  vgl. 


Norden,  Tacitus'  Germania  3  S.  280/1.  — 
R.  E.   III  S.467;  Traitö  I  S.  623/25. 

R. 

Blldersturmerei  (Ikonoklasmus)  ist  die 
gegen  die  übertriebene  Verehrung  der  Bilder 
Christi  und  der  Heiligen  usw.  gerichtete 
Bewegung  in  der  griech.  Kirche,  die  etwa 
von  710 — 850  n.  C.  zum  Siege  gelangt; 
während  dieser  Zeit  vermeidet  man  auf  den 
M.  das  eben  erst  von  lustinianus  IL  ein- 
geführte Bild  Christi,  setzt  oft  auf  beide 
Seiten  der  N  und  M  das  Kaiserbild  und 
aut  die  Rs.  der -^  nur  Schrif  tzcilen ;  unter 
Michael  III.  (842—867)  tritt  das  Christus- 
bild wieder  auf,  die  B.  hat  ausgetobt.    R. 

Bilderverbot  ist  das  im  mosaischen  Ge- 
setze begründete  Verbot  der  bildlichen  Dar- 
stellung tierischer  und  menschlicher  Wesen. 
Die  jüd.  M.  der  Makkabäer,  Hasmonäer  und 
Idumäer  befolgen  es  streng,  ebenso  die  von 
den  Römern  vor  66  n.  C.  für  die  Provinz 
Judäa  und  die  in  den  beiden  Auf  ständen  von 
66/70  (Abb.  86)  und  132/35  n.  C.  geschlage- 
nen jüd.  M.,  nur  die  Könige  Philippus  IL, 
Agrippa  I.  und  II.  mißachten  es.  —  Im 
Islam  hat  es  sich  erst  im  Zusammenhange 
mit  dem  seit  dem  7.  Jh.  in  der  griech.  -christl. 
Religion  tobenden  Bilderstreit  entwickelt, 
ist  im  Bereiche  der  sunnit.  Religion  auf  M. 
nur  mit  gewissen  Ausnahmen,  in  der  schi- 
itischen (insbes.  in  Persien)  gar  nicht  durch- 
geführt worden.  —  Mitteil.  Num.  Ges.  Wien 
1925  S.  297/8.  R. 

Bildnis  (Porträt)  s.  Münzbildnis, 

Bilingue  Münzen  sind  M.,  deren  Auf- 
schrift in  zwei  Sprachen  abgefaßt  ist,  s. 
Zweisprachige  M.  R. 

Billets  patriotiques  oder  billets  de  con- 
fiance  hießen  die  von  vielen  f  ranzös.  Städten 
und  Bezirken  seit  1789  ausgegebenen 
Scheine,  meist  zu  5,  10,  1 5,  20  sous,  die  als 
Wechselgeld  zu  den  Assignaten  (s.  d.)  des 
Staats  dienen  sollten.  Auch  im  Kriege 
1 870/1  wurden  solche  Scheine  ausgegeben* 
—  Revue  frang.  1852,  1899/1900. 

A.  KeUer. 

BUlon  (Bullion,  Vellön).  Das  zuerst  in 
Frankreich  in  der  Mitte  des  1 3.  Jahrhun- 
derts vorkommende  Wort  »BiUon«  bedeutete 
ungemünztes  Edelmetall,  welche  Bedeutung 
das  Wort  »Bulliond  in  England  bis  zur  Gegen- 
wart behalten  hat.  Sonst  aber  ging  im 
IS-  Jh.  das  Wort  auf  wenig  Edelmetall 


BILLON  BLANC— BISSOLA 


75 


haltende  Metallmassen  und  Münzen  über. 
Wir  finden  es  in  dieser  Bedeutung  in  Italien 
als  Bilhonum  oder  Boihonum  oder  Biglione, 
in  Spanien  als  Vellon,  in  Portugal  als 
Bolhäo,  in  Deutschland  als  Bulsoni  und 
Belligon.  —  Z.  f.  N.  25.  Bd.,  1906,  S.  327 

—330.  S. 

Billotl  blanc  wurde  in  Frankreich  zur  Zeit 
des  Ancien  regime  die  mindestens  halbfeine 
Billonmischung  genannt  (soo/icXK)  oder  6 
deniers  fein).  Gewöhnlich  nannte  man  aber 
auch  die  größeren  Billonmünzen  wie  den 
Douzain  und  Dizain  (s.  diese)  Blancsmün- 
zen,  obgleich  sie  weniger  als  6  deniers  fein 
waren.  —  Levasseur,  S.  37.  S. 

Blllon-M.,  d.  h.  aus  einer  absichtlichen 
Legierung  von  Silber  und  Kupfer,  haben 
im  griech.  Altertum  die  Städte  der  Insel 
Lesbos  im  6.  und  frühen  5.  Jh.  geprägt, 
und  zwar  mit  etwa  40^/0  Silber ;  alle  anderen 
Fälle  von  B.-M.,  die  z.  B.  in  Karthago,  den 
Städten  am  Nordrande  des  Schwarzen 
Meeres,  bei  den  spätesten  Seleukiden,  Par- 
thern, Ptolemäern,  gallischen  Stämmen, 
den  provinzialröm.  Prägungen  (Abb.  88. 
89;  bes.  den  Alexandrinern,  Abb.  91)  und 
der  röm.  Reichs -M.  des  3.  Jh.s  (s.  unter 
Argenteus  Ziffer  3)  vorkommen,  dürfen  als 
Münzverschlechterung  gelten.  —  Z.  f.  N. 
26  S.  47,  77/91,  100/114;  Trait^  I  S.  363. 

R. 

Bimetallismus  =  Doppelwährung  (s.  d.)- 

Binlo  =  die  Zweizahl,  etwas,  was  zwei 
Einheiten  umfaßt;  für  den  röm.  Doppel- 
aureus  gebraucht  vom  Chronogr.  von  354 
ed.  Mommsen  S.  648  sowie  in  den  philoxeni- 
schen  Glossen  S.  30  ed.  Steph.,  nach  Pinder 
u.  Friedlaender,  Beiträge  185 1  S.  1301,  Er 
ist  von  Domna,  Caracalla  und  Elagabalus 
vorhanden,  für  diesen  auch  von  den  Script, 
hist.  Aug.,  vita  Sev.  Alex.  39,  9  in  zweifel- 
haftem Zusammenhange  als  forma  binaria, 
erwähnt,  Z.f,  N.  31  S.  9— 12.  R. 

Bisant,  Bisantlus,  byz.  Goldmünze,  s. 
unter  B&ant. 

Bischof  s.  Episcopus. 

Bischofsstab,  Hirtenstab  (baculus  pasto- 
ralis,  baculus;  imM.A.auch  cambuta,  cro- 
cia,  crozzia,  ferula,  pastorale,  pedum,  s.  d., 
virga,  griech.  Lagobolon),  ein  bis  in  das  1 3. 
Jh.  aus  Holz  oder  Elfenbein,  heute  meist 
aus  Metall  gemachter,  mannshoher,  oben 
mit  einer  lü-ümmung  (curvatura),  unten 


in  einer  Spitze  (stimulus)  endender,  reich 
verzierter  Stab,  den  der  Bischof  bei  feier- 
lichen Amtshandlungen,  die  Krümme  dem 
Volke  zugekehrt,  in  seiner  Linken  hält. 
Außer  den  Bischöfen  sind  auch  die  Äbte 
im  Bereich  der  ihnen  untergebenen  Kirche 
zum  Gebrauch  des  Stabes  berechtigt,  der 
jedoch  zum  Unterschied  vom  bischöflichen 
mit  einem  unterhalb  der  Krümme  aufge- 
hängten Tüchlein  (pannisellus)  versehen 
sein  muß.  Die  Form  des  Bischofsstabes- 
war  bis  in  das  2.  Jt.  hinein  mannigfaltig. 
Er  endigte  bis  dahin  oben  bald  mit  einer 
Kugel,  bald  mit  einer  T- förmigen  Krücke, 
bald  mit  einer  leichten  Biegung,  bald  end- 
lich mit  einer  förmlichen  Krümme,  diese 
Form  im  II.  Jh.  schon  die  gewöhnlichste. 
Auf  den  Münzen  erscheint  der  Krummstab 
zuerst  als  Beizeichen  auf  Denaren  Karls 
des  Großen  in  Mainz,  Bonn  und  Utrecht 
und  auf  einem  Straßburger  Denar  Ludwigs 
des  Frommen.  Später  hält  ihn  gewöhnlich 
der  Bischof  oder  Abt  in  der  Hand,  manch- 
mal je  einen  in  jeder  Hand;  manchmal 
kommt  der  Krummstab  als  Hauptmünzbild 
vor,  wie  in  Nienburg,  oder  zwei  miteinander 
gekreuzt,  wie  in  Kolberg.  —  L  Braun,  Lex. 
S.  47  f.  Su. 

Biscop  s.  Episcopus. 

Blskuitporzellan  ist  ein  glasurloses,  nicht 
glänzendes  Porzellan;  es  wurde  zur  Zeit  der 
bes.  Vorliebe  für  diesen  Stoff,  also  etwa 
zwischen  1750  und  1840  auch  zur  Her- 
stellung von  Medaillen  verwendet,  insbes. 
durch  die  Berliner  Manufaktur  z.  B.  nach 
den  Modellen  von  Posch,  aber  auch  in 
Meißen  u.  a.  R. 

Bissola,  Bissona  wird  wegen  seines  Bildes 
der  neue  mailändische  denaro  imperiale 
genannt,  der  zuerst  von  Barnabo  Visconti 
(1354—1385)  mit  einer  Schlange,  dem 
Wappenbiide  der  Visconti,  zwischen  3  Rin- 
gen geprägt  wurde.  Durch  Dekret  vom 
31.  August  1409  war  er  gleich  «/s  altem 
den.  imperiale:  imperiales  novi  vocati  Bis- 
soni  . .  .  hoc  est  quod  tres  valleant  duos 
Imperiales «.  Sie  waren  ^»yiooo  fein,  0,765 — 
0,740  g  schwer;  später  geringer:  Joh.  Maria 
Visconti  (1402— 141 2)  prägte  sie  gleich  Vi* 
soldo,  0,56  g  schwer  und  78/1000  fein. 

In  der  späteren  Zeit  ist  auch  eine  mai- 
länd.  Münze  von  3  Soldi,  Grosso  regale  da 
soldi  tre,  Ludwigs  XII.  (l  500— 1 512),  »Bis- 


76 


BISTI— BLAFFERT 


sona«  genannt  worden  =  2,40 — ^2,45  g  u. 
550/1000  fein.  I.  Vs.  gekr.  Schild  von  Frank- 
reich zwischen  2  gekr.  sich  ringelnden 
Schlangen,  Rs.  2  geknüpfte  Binden.  II.  Vs. 
gekr.  Schlange  zwischen  2  Lilien.  —  Gnec- 
chi,  Milano  S.  43,  56, 100.  Su. 

Bisfiy  persische  Münze  im  Werte  von 
20  Dinar,  s.  *AbbäsT,  Käzbekl. 

Bit  Das  Wort  B.  bedeutete  in  West- 
indien zuerst  ein  aus  einer  Silbermünze  ge- 
schnittenes Stück  (Bit  =  Bissen,  vgl.  Cut 
money  u.  Abb,  343,  343  a)  und  ging  im 
18.  Jh.  auch  auf  die  kleinen  spanischen 
Silbermünzen,  ein  westindisches  Hauptzahl- 
mittel,  über:  der  Real  wurde  unter  dem  Na- 
men Bit  ein  fester,  aber  je  nach  Zeit  und  Ort 
verschiedener  Rechnungsbegriflf  von  9  bis 
7Va  pence.  Der  Dollar  war  eine  Summe  von 
IX  bis  IG  Bits.  Dann  wurden  1797 — 1823  für 
Westindien  Silbermünzen  zu  15  und  10 
Cents,  long  und  short  bits  genannt,  gemünzt. 
Bei  den  Indianern  Nordamerikas  hieß  der 
Vierteldollar  »Two  bits«.  S.  auch  Cut 
money.  Die  dänisch-westindischen  B.  s. 
unter  Franc.  —  Chalmers,  S.  19.         S. 

Blunx  (anscheinend  neue  Wortbildung) 
=  Zweivmzenstück  bei  dezimaler  Teilung 
des  As,  =  Vio  As,  dem  Sextans  der  duo- 
dezimalen Teilung  entsprechend;  als  M.  mit 
zwei  Wertkugeln  bezeichnet  kommt  er  in 
den  ostital.  Reihen  des  Aes  grave  (s.  d.)  und 
bei  den  geprägten  Kupferm.  z.  B.  von  Lari- 
num  vor.  R. 

Black  Farthing  werden  die  ältesten 
Kupfermünzen  von  Schottland  genannt. 
Ihre  Prägung  wurde  am  9.  Okt.  1466  in 
Edinburg  von  Jakob  IIL  (1466— 1488)  an- 
geordnet. Es  gibt  2  Typen:  I.  Krone- 
Andreaskreuz  mit  solcher  auch  auf  jeder 
Seite  des  Kreuzes.  IL  L  R,  gekrönt- 
Andreaskreuz  mit  einer  Krone  im  oberen 
Teil  und  einem  kleinen  Andreaskreuz  auf 
jeder  Seite  und  unten.  Sie  wogen  0,45 — 
o,  58  g,  urspr.  =  Va  pennies,  danach  aber 
galten  sie  im  Umlauf  =  quadrantes,  Far- 
things.  —  Grueber,  S.  177,  Su. 

Blatfert  (Blafferd)  ist  eine  Münzsorte, 
die  ihren  Namen  vielleicht  von  blaffen  hat 
und  also  eine  breite  Münze  bedeutet.  In 
Norddeutschland  sind  das  »penninghe  von 
twen  penninghen«,  breite  Hohlpfennige, 
meist  mit  Strahlenrand.     Nach  Grautoff 


sollen  sie  in  Lübeck  zuerst  mit  doppel- 
köpfigem Adler  1329  geprägt  worden  sein, 
266  Stück  aus  der  I4lötigen  Mark  (16 — 20 
mm  dm.,  I  St.  =  0,88  g),  die  uns  erhaltenen 
haben  jedoch  ein  Gewicht  von  0, 37 — 0, 55  g 
und  sind  13 — 14-lötig  (nach  Jesse,  Wendi- 
scher Mzverein  S.  75  f.,  können  diese  erst 
nach  1403  angesetzt  werden,  während  die 
frühste  urkdl.  Erwähnung  um  1365 — 70  vor- 
kommt), die  späteren  nach  der  Mitte  des  1 5. 
Jh.s  sind  0,50 — 0,6o  g  schwer  und  aus  der 
6  lötigen  Mark  ausgeprägt  (20 — 21  mm  dm.). 
Hamburg,  Lüneburg  und  Wismar  und  an- 
dere norddeutsche  Städte  haben  ebenfalls 
mit  ihren  Wappen  seit  dem  1 5.  Jh.  Blaflerte 
geschlagen,  z.  B.  Hannover  zuerst  1438, 
dann  1482  (Engelke,  Hannov.  Gesch.  Bl. 
191 5  S.  424).  Noch  1542  ließ  Lüneburg 
Münzeisen  für  diese  Münzsorte  herstellen. 
Dann  hört  man  aber  nichts  mehr  von  ihnen. 
—  Jesse  in  Berl.  Mbl.  1925  S.  205 ;  Mena- 
dier,  D.  M.  IV  S.  130 ff.;  Curtius,  Mzfd.  v. 
Travemünde,  Z.  des  Vereins  f.  lüb.  Gesch.  u. 
Altertumskd.  Bd.  6  III,  Lübeck  1891. 

Neben  diesem  norddeutschen  Blaffert 
gibt  es  noch  einen  süddeutschen,  der  aber 
mit  jenem  nichts  zu  tun  hat  und  von  dem 
es  auch  zweifelhaft  ist,  ob  die  Namensform 
denselben  Ursprung  hat;  er  heißt  gewöhn- 
lich Plappert,  Plappart  oder  Blaphart,  blaf- 
f  ardus  und  wird  verschiedentlich  abgeleitet, 
so  z.  B.  vom  französ.  blafard,  bleich,  nach 
der  bleichen,  matten  Farbe.  Plapperte 
werden  ursprünglich  französische  Groschen 
bzw.  Halbgroschen  (moneta  blaffardorum  in 
frz.  Urkd.  bedeuten  vor  allem  die  Silber-  u. 
Billonstücke,  die  während  der  Unruhen 
1417 — 1422  entstanden  sind)  genannt, 
später  schlechtweg  jeder  Halbgroschen. 
Li  der  Schweiz,  z.  B.  in  Bern,  Luzern, 
Zürich,  werden  sie  in  der  2.  Hälfte  des 
14.  Jh.s  geprägt,  1388  in  Konstanz  erst- 
malig erwähnt,  vor  1420  mit  der  Kehr- 
seite Kreuz,  daher  Kreuzblapharte  im 
Gegensatz  zu  den  :>alten  Blapharten«  ge- 
nannt (1421  in  Bern  100  Stück  auf  eine 
8  lötige  Mark  ==  2,34  g  rauh  und  1,67  g 
fein  schwer),  von  1440 — 1450  in  Zürich 
Plapperte  mit  Wappen  und  Reichsadler, 
daher  »Krayen-Plapparte«  genannt.  Gegen 
1500  mußten  sie  den  Batzen  weichen. 

1425  wurde  der  Plappert  von  dem  Rap- 
penmünzbund als  größere  Bundesmünze 


BLAMÜSER— BLANC 


77 


eingeführt:  145  Stück  aus  der  15 lötigen 
Mark,  l,62g  rauh  und  1, 52  g  fein  schwer, 
I  Plappert  gleich  einem  kleinen  Schilling 
oder  6  Rappenpfennigen:  Vs.  Wappen  mit 
»moneta  nova«,  Rs.  das  Bild  des  oder  der 
Schutzheiligen.  Er  sank  dann  allmählich 
in  seinem  Gehalt  und  Gewicht,  1533 
wurden  119  aus  der  8  lötigen  Mark  ge- 
schlagen, I  Stück  =  1,98  g  rauh  und  0,99  g 
fein;  nach  15Ö4  wurde  er  nicht  mehr 
geschlagen,  da  er  nach  dem  Reichsgesetz 
von  1 559  keinen  Kurs  hatte. 

Neben  diesem  Plappert  gibt  es  auch 
einen  des  schwäbischen  Münzbundes,  1 501 
von  Ulm,  Überlingen!,  Ravensburg  geprägt: 

20  Plapperte  =  i  rhein.  f.,  i  Plappert  = 

21  Heller,  3,1  g  rauh,  1,84  g  fein.  Auch 
in  Straßburg  wurden  seit  1446  solche 
Halbgroschen  geprägt,  zuletzt  in  Ensisheim 
von  dem  Erzherzog  Leopold  1 623  und  1 624. 

In  deutschen  Urkunden  werden  auch 
»meilische  plapparte«  oder  »Schlangen- 
blapharte«  genannt,  das  sind  Mailänder 
Groschen  der  Visconti  mit  deren  Wappen, 
der  Schlange  ( Jesse  S.  308  nr.  369).  Siehe 
auch  Albus.  —  Cahn,  Rappenmünzbund, 
besonders  S.  69,  in  u,  134;  ders.,  Kon- 
stanz S.  i93ff.;Corragioni,  Schweiz ;Vallen- 
tin  in  Revue  Suisse  de  Num.  1895  S.  9ff. 

Su. 

Dänische  B.  wurden  zu  den  Zeiten  der 
Königin  Margrethe  (1397— 1412)  in  Flens- 
burg ausgemünzt  mit  2  Löwen  auf  der  Vs., 
Kreuz  mit  dem  Stadtnamen  auf  der  Rs. 
Im  Jahre  1602  prägte  Christian  IV.  2-Pen- 
ningstücke  aus  Kupfer,  die  in  den  Aus- 
münzungs -Urkunden  Blafferte  benannt 
werden,  und  zwar  200  bis  400  Stück  aus 
I  Mark  kölnisch,  mit  C  zwischen  i  und  602 
auf  der  Vs.,  II  Penning  auf  der  Rs.  — 
Hauberg  III;  J.  Wilcke,  Christian  IV.; 
Schou,  Taf.   XI,  Nr.  18.  W. 

Blamfiser  s.  Blaumüser. 

Blanc  ist  eine  Groschenmünze  von 
weißem  Billon,  von  gemindertem  Gehalt, 
zuerst  in  Frankreich  neben  den  Tumosen, 
die  sie  lange  überdauerte,  geschlagen, 
dessen  Typus  die  Blancs  anfänglich  im 
wesentlichen  zeigen,  vor  allem  das  jenen 
eigentümliche  gleichschenklige  Kxeuz,  den 
Kranz  von  Lilien  und  die  Umschrift :  Bene- 
dictum  Sit  nomen  domini  usw.  Der  Blanc 
wurde    von   Johann  IL    von    Frankreich 


eingeführt,  und  zwar  am  22.  I.  1352 
als  Blanc  ä  l'^pi  (mit  der  Ähre)  wegen  des 
Zierats,  der  aus  dem  Kastell  herauskommt: 
81  Stück  aus  der  4  d.  8  gr.  (I)  feinen  Mark  =^ 
8  d.  t.,  I  Stück  =  3g  rauh,  i  g  fein,  dann 
weitere  Arten,  z.  B.  der  Blanc  dit  Patte 
d'-oie  (Gänsefuß),  der  Blanc  ä  la  couronne 
1357  usw.,  sie  sind  durchschnittlich  2—4 
d.  feinhaltig.  Von  den  späteren  ist  u.  a. 
zu  nennen  der  am  li.  III.  1385  eingeführte 
Blanc  dit  Gudnar  Karls  VI.  (i  380—1422)  = 
i/a  gros  oder  Bl.  de  10  den.  t. :  75  Stück  aus« 
der  6d.  feinen  Mark,  i  Stück  =  3,26g  rauh 
und  1,63  g  fein,  und  der  y»  Gu&iar,. 
1 50  aus  der  6  d.  f .  M.  =  5  d.  t.  =  petit  Blanc,, 
I  Stück  =  1,63  g  rauh  und  0,68  g  fein 
(Schild  mit  3  Lilien -befußtes  Kreuz,  i,  d. 
W.  abwechselnd  Krone  u.  Lilie).  Diese 
Sorte  ist  auch  1417  von  Heinrich  V.  von 
England  geschlagen  worden.  Heinrich  VI. 
prägte  den  Blanc  aux  &us  gleich  dem  grand 
blanc  (franz.  u.  engl.  Schild  nebeneinander,, 
darüber  R6RIQVS-langes  Kreuz  zwischen 
Lilie  und  Leopard,  darunter  t6ßIQVS)  23. 
XL  1422,  75  Stück  aus  der  5  d.  f.  Mark  = 
10  d.  t.,  daneben  auch  4.  VL  1423  petits- 
blancs:  150  Stück  aus  der  5  d.  f.  Mark. 
Klarl  VII.  von  Frankreich  prägte  unter 
anderen  grands  und  petits  blancs  einen 
»Blanc  au  K«  mit  einem  gekrönten  K 
zwischen  Lilien,  80  Stück  aus  der  5  d. 
feinen  Mark,  einen  Blanc  h  T&u  mit  ein- 
fachem Schild  usw.  —  Blanchet  IL 

Nach  französischem  Vorbilde  sind  in  den 
benachbarten  Ländern  auch  Blancs  geprägt^ 
so  in  Metz  die  Metzblanken,  und  in  Nach- 
ahmung dieser  Blanken  in  Koblenz,  Deutz. 
und  Rheinberg  nach  1470  (Noß,  Trier  S. 
292 — 294). 

In  Ostfriesland  wird  1422  der  Gulden  zu 
14  »blancken«  gerechnet;  in  dem  Vertrage 
des  Erzbischofs  von  Köln  mit  der  Stadt 
Köln  und  dem  Herzog  von  Jülich-Berg  von. 
1493  werden  doppelte  Weißpfennige  »Blan- 
ken« genannt  (Kruse,  Köln  S.  94).  Der 
Name  kommt  in  deutschen  Urkunden  bis 
ins  i6.  Jh.  vor.  Su. 

Später  war  »Blanc«  ein  Sammelname  für 
die  verschiedenen  französischen  Münzea 
aus  Billon  blanc  (s.  d.),  besonders  die 
speziell  »Blancs«  genannten  Sorten  und 
die  Douzains  (s.  d.).  i.  Der  Grand  Blanc 


78 


BLANCA-BLAU(W)E  GULDEN(S) 


au  soleil  von  1475  zeigte  auf  der  Vs.  3 
Lilien  im  Dreipaß,  oben  eine  kleine  Sonne, 
auf  der  Rs.  ein  Kreuz  im  Vierpaß,  für 
<iie  Dauphin6e  gevierten  Schild,  oben 
Sonne-Kreuz  mit  zwei  Lilien,  zwei 
Delphinen,  in  der  Mitte  Sonne;  er  wog 
3,118  g  und  hielt  1,119  g  Silber  und  galt 
zuerst  12  Deniers.  2.  Der  Grand  Blanc 
k  la  couronne  oder  aux  couronelles  von 
1488  zeigte  auf  der  Vs.  den  Lilienschild  und 
'drei  Kronen  im  Dreipaß,  auf  der  Rs.  ein 
Kreuz  mit  zwei  Kronen  und  zwei  Lilien  im 
Vierpaß,  wog  2,846  g,  hielt  1,022  g  Silber 
und  galt  12  deniers.  Abarten  waren 
Douzain  und  Ludovicus  (s.  diese).  — 
Hoffmann,  Taf .  37,  15—25,  Taf.  45,  26; 
Levasseur,  S.  37ff.,  230  f.,  234  f.         S. 

Bianca  war  die  kleinste  spanische  Münze, 
die  seit  Ende  des  15.  Jh.s  geprägt  wurde; 
sie  war  aus  Billon  und  galt  y»  Maravadi. 
Unter  Ferdinand  und  Isabella  und  Klarl  V. 
war  ihr  Gepräge  F-Y,  seit  Philipp  IL 
Kastell-königlicher  Namenszug.  Abb.  336. 
Die  B.  verschwindet  mit  dem  17.  Jh., 
im  18.  Jh.  wurden  Kupfermünzen  zu  4,  2 
und  I  Maravedi  geprägt.  S. 

Bianca  agnus  dei  ist  eine  Billonmünze, 
die  zuerst  von  Johann  I.  von  Spanien 
(1379 — 1 390)  in  seinem  ICriege  um  Portugal 
gegen  den  Herzog  von  Lancaster  in  Toledo, 
Burgos  usw.  geschlagen  wurde;  Typus  Vs. 
gekröntes  I,  Rs.  Lamm  Gottes  von  der 
linken  Seite.  Zunächst  gingen  1 539/as  Agnus 
dei  auf  die  458/1000  feine  Mark,  also  i  Stück 
=  1,5  g,  dann  144  auf  die  «43/1000  feine 
Mark  =  1,6  g,  schließlich  148  auf  die 
"3,7/1000  feine  Mark  =  1,55  g.  Diese 
Münze  hat  später  in  einem  Gewicht  von 
1,35—1,5  g  auch  Johann  IL  (1406—54) 
geprägt.  —Heiß  I  S.  70 ff.  ~  Seit  dem  15. 
Jh.  hieß  die  kleinste  spanische  Münze 
Bianca  (s.  d.).  Su. 

Blancos  burgaleses  wurden  1252—58  von 
Alfons  von  Kastilien  und  Leon  (1152 — 84) 
im  doppelten  Werte  der  üblichen  Pepiones 
(180  auf  den  Maravedi),  90  auf  den  Maravedi 
geprägt.  Typus :  Vs.  Wappen  von  Kastilien 
und  Leon  =  2  Kastelle  und  2  Löwen  ohne 
Schrift,  Rs:  ALF/onsus  rex  Cas/telle  e/t 
Legio/nis.  —  Heiß  I  S.  38  ff.  Su. 

Bland-Dollar»  Volksbezeichnung  für  den 
laut  Bland-Akte  von  1878  bis  1904  gepräg- 
ten Dollar  (s.  d.). 


BlanquillO)  Müzuna,  marokkanische  Sil- 
bermünze, s.  Mitral. 

St  filaslustaler.  Nachdem  die  Nachprä- 
gung der  venetianischen  Scudi  seit  1708  und 
der  Silberducati  seit  1722  in  Ragusa  miß- 
glückt war,  versuchte  es  diese  Republik, 
die  durch  die  Nachprägung  fremder  Münzen 
nach  schlechtem  Fuße  immer  berüchtigt 
war,  mit  der  Fälschung  der  deutschen 
Taler,  Seit  1725  prägte  sie  solche  mit 
Brustbild  des  h.  Blasius- Stadtwappen 
und  dem  Werte:  Ducatus  et  semis,  das 
heißt  v/z  Silberdukaten  oder  60  Grossetti, 
bis  1743,  um  dann  zu  den  Rektortalern 
(s.  d.)  überzugehen.  Diese  beiden  Taler 
hielten  nicht  wie  die  deutschen  Reichstaler 
2  5, 98  g  oder  wie  die  österreichischen  2  5, 578  g 
Silber,  sondern  nur  15,626.  Sie  wurden  in 
großen  Massen  geschlagen  und  nach  der 
Türkei  ausgeführt,  wo  man  froh  war,  etwas 
zu  haben,  das  rund  war ;  in  manchen  Jahren 
bis  i/a  Million  Stück.  —  ReSetar  i;i  Mon.Bl. 
num.  Ges.,  Wien,  1910,  S.  203  f.  S. 

Blasonnleren,  vom  französischen  »Bla- 
sen«, bedeutet  das  Verschönern  der  Schilde 
durch  Bemalung.  —  Seyler,  S.  220.  —  Bla- 
sonnierte  Zweier  hießen  die  in  Nürnberg 
mit  Lackfarben  illuminierten  Halbbatzen, 
die  nach  China  gingen.  —  Schmieder,  S.  482. 

Blaumtiser  (Blamüscr)  war  die  volks- 
tümliche Bezeichnung  der  seit  1527  in 
Nymwegen  geprägten  Halbstübcr.  Da  in 
den  .  Niederlanden  Minderwertiges  vom 
Volke  »blau«  genannt  wurde,  erhielten  die 
schlechten  Halbstüber  den  Namen  »Blaue 
Mäuse«  oder  »Blaumüser«.  In  Deutschland 
ging  dieser  Name  auf  eine  größere  Münze 
über,  den  Adler-  oder  Arendschilling  (s.  d.), 
den  KLarl  V.  1536  als  4-Stüberstück  einge- 
führt hatte  und  der  1586  auf  6  Stüber 
gesetzt,  zum  Schilling  gemacht  wurde. 
Diese  Münze  wurde  seit  1600  als  Achtel - 
taler  in  Westdeutschland  in  großen  Ment^en 
geprägt,  noch  1665— 1668  in  Koblenz,  1670 
—1676  in  Minden,  1678  in  Münster.  —  Bl. 
f.  Münzfr.  1910,  Sp.  4347  ff,;  Tijdschrift 
1910,  S.  133  ff.;  Schrötter,  Brandenburg, 
Gesch.,  V,  S.  302.  S. 

Blau(w)e  guldcn(s)  sind  schlechte  Gold- 
gulden Herzog  Reinaids  von  Geldern  (1402 
— 1423);  sie  waren  nur  16  karätig,  also  nur 
von  ^3  Wert  der  rheinischen  Gulden.  Blau 


BLECHMÜNZEN— BLUTZGER 


79 


heißt  falsch,  eitel,  unwahr.  —  I.  E.  ter 
Gouw,  S.  49  ff.  Su. 

Blechmfinzen,  veralteter  Ausdruck  für 
Hohlpfennige,  s.  d. 

Blei  (PI,  spez.  Gew.  11,34)  als  Metall  für 
M.  ist  bei  der  Empfindlichkeit  des  Stoffes 
gegenüber  der  Luft  und  dem  Druck  der 
Hand  usw.  wohl  nie  angewendet  worden; 
doch  ist  B.  Zusatzmetall  zur  Bronze,  sei  es 
aus  technischen,  sei  es  aus  fiskalischen 
Gründen  (Trait6  I  S.  370;  Z.  f.  N.  26  S.  12, 
121,  129);  sodann  ist  B.  für  gegossenes  Not- 
geld und  Marken  (Tesserae,  s.  d.,  Abb.  85), 
die  nur  für  kürzere  Zeitdauer  und  minder 
lebhaften  Umlauf  bestimmt  sind,  wegen 
seiner  Billigkeit,  Leichtflüssigkeit  und  ge- 
ringen Schwundes  bes.  gern  verwendet 
worden,  ebenso  für  Handelsbleie  (Waren- 
plomben, Trait6  I  S.  709/11)  und  aus 
den  gleichen  Gründen,  zu  denen  noch  seine 
oberflächliche  Ähnlichkeit  mit  dem  Silber 
tritt,  auch  von  Falschmünzern  (vgl.  Di- 
gesten XLVin  10,  9)  und  Münzfälschern 
von  griech.  und  röm.  Zeit  an  bis  in  unsere 
Tage.  —  Trait6  I  S.  371/74- 

Die  B.-Medaillen  der  früheren  Renaissance 
sind  z.  T.  die  ersten  Probegüsse,  die  dann 
zur  Schonung  des  Ur -Modells  als  »Zwi- 
schenmodelle «  benutzt  wurden,  doch  haben 
spätere  deutsche  Meister,  z.  B.  T.  Wolff, 
V.  Maler,  auch  ihre  endgültigen  Stücke  oft 
in  B.  hergestellt.  —  Endlich  besteht  aus 
Blei  die  Mehrzahl  der  byz.,  Kreuzfahrer-, 
venetianischen  und  päpstlichen  Siegel,  s. 
unter  Bullen.  —  Das  Blei  zersetzt  sich  sehr 
schnell,  worunter  auch  die  stark  mit  Blei 
legierten  antiken  Bronze-M.,  bes.  die  Mün- 
zen des  3.  Jhs.  n.  C.  von  Athen,  Makedo- 
nien, Phönikien  zu  leiden  haben  (Bleifraß), 
vgl.  unter  Reinigung.  R. 

Die  Warenplomben,  besonders  die  mittel- 
alterlichen, sind  von  wirtschaftsgeschicht- 
licher Wichtigkeit.  Ferner  spielt  Blei  in  der 
Münztechnik  eine  höchst  bedeutende  Rolle 
als  Reinigungsmittel  für  Gold  und  Silber, 
indem  diese  Metalle  durch  Zusammen- 
schmelzen mit  Blei  von  den  unedlen  Zu- 
sätzen geschieden  werden  (s.  Gold  und 
Silber),  worauf  auch  die  Kupellenprobe 
(s.  d.)  beruht.  S. 

Bllckdlber.  Aus  den  reichsten  Silbererzen 
gewann  man  eine  Mischung,  die  noch  viel 
unedles  Metall  enthielt.      Um  dieses  zu 


beseitigen,  wurde  die  Masse  mit  Blei  in 
einem  Test,  einem  aus  abgeschlemmter, 
festgestampfter  Asche  geformten  Gefäße, 
das  die  andern  unedlen  Metalle  mit  dem 
Blei  verschluckte,  geschmolzen.  Sah  man 
das  Silber  zum  ersten  Male  in  einer  weißen 
Farbe,  so  nannte  man  es  Blicksilber,  es 
war  15 — 14  lötig  und  wurde  durch  weitere 
Behandlung  zum  Brandsilber  (s.  d.).  Die 
von  den  erzgebirgischen  Hütten  den  Münz- 
stätten gelieferten  Silberbarren  hießen 
»Plicke«  (Blicke);  sie  wurden  hier  fein- 
gebrannt.  —  Busse,  S.  100 — 103,  107; 
Flörcke,  S.  663  ff.  S. 

Blind  nennt  der  Numismatiker  die  Seite 
einer  Münze  oder  Medaille,  die  ohne 
Prägung  geblieben  ist. 

Blitz.  Der  B.  wird  bei  den  Griechen, 
da  sie  das  Feuer  als  Blume  symbolisierten, 
gleichfalls  als  Blume  dargestellt,  und 
zwar  als  Lotosblüte  oder  -knospe,  beides 
meist  verdoppelt,  oft  durch  Flügel,  Pfeile 
oder  gewellte  Feuerstrahlen  ergänzt,  die 
dann  zur  Hauptsache  werden.  So  er- 
scheint er  als  alleiniges  M.-Bild  insbes. 
auf  M.  von  Elis  (5./4.  Jh.),  Myndos,  Lokroi 
Epizeph.,  Agathokles,  Hieronymos,  Pto- 
lern.  V.,  Alexander  L  von  Syr.  und,  auf 
Tisch  gelegt,  in  Seleukeia  Sjn:.;  auf  M 
der  heilenist.  Zeit  ist  er,  als  Rs.  zum  Zeus- 
kopfe gesellt,  ein  sehr  häufiges  M.-Bild; 
er  kommt  dann  vor  in  der  Hand  des  Zeus 
(Abb.  30;  deutlicher  auf  demTetradr.  von 
Aitnai),  der  Athena  Promachos  und  in  den 
Klauen  (Abb.  75)  des  Adlers  (Abb.  51.66). 
—  Jacobsthal,  Der  Blitz,  Berlin  1906  (M. 
sorgfältig  benutzt);  Anson,  Greek  coin 
types  IV  Taf.  IX— XIV.  R. 

Blob,  Bezeichnung  der  kupfernen  5- 
Cents-Münze  von  Ceylon,  die  im  J.  1870 
zuerst  ausgegeben  und  im  J.  1909  durch 
eine  Nickelmünze  ersetzt  wurde.  Größe  34 
mm.  —  Num.  Circ.  18,  12062.  V. 

Bluebacks  sind  die  wegen  ihres  blauen 
Drucks  im  Gegensatz  zu  den  Greenbacks 
(s.  d.)  der  Nordstaaten  im  Sezessionskriege 
1 8  61— 1 8  65  ausgegebenen  Papierscheine 
der  amerikanischen  Südstaaten.  S. 

BItttzger  (Bluzger)  war  eine  kleine  Silber- 
münze von  Bistum  und  Stadt  Chur  sowie 
der  Herrschaft  Haldenstein,  von  der  Mitte 
des  16.  bis  zum  Ende  des  18.  Jh.s  geprägt. 
Die  älteren  zeigen  auf  der  Vs.  ein  Kreuz, 


8o 


BOCKSPFENNIGE— BOLETTEN 


auf  der  Rs.  die  Jungfrau  Maria,  die  des 
18.  Jh.s  Wappenschild -Kreuz.  Über  die 
Herleitung  des  Wortes  s.  Bergmann  in  Sitz.- 
Ber.  d.  Wiener  Akad.  1851,  S.200.      S. 

Bockspfennigey  Bockstaler  hießen  Münzen 
der  Stadt  und  des  Kantons  Schaffhausen 
von  dem  aus  dem  Stadttor  springenden 
Widder  (Bock)  auf  der  Vs.  —  Corragioni, 
Taf.  28. 

Bodenseebrakteaten  sind,  wie  der  Name 
sagt,    Hohlpfennige  des    12,  u.  13.  Jh.s 
aus  dem  Bodenseegebiet.   Ihr  Kennzeichen 
ist  bis  ca.  1230  ein  wulstiger,  von  ca.  30 
großen  Perlen  umgebener  Hohlrand,  dann 
eine  aus  Kreuzen  und  Kugeln  oder  öfter 
aus   Kreuzen  und  Vierecken  bestehende 
Randverzierung,  seit  ca.   1250  ein  feiner 
Kreis  aus  Perlen  (Dm.  23  mm.  Durch - 
schnittsgew.  zunächst  0, 52  g,  s.  Abb.  206/7). 
Es  sind  vor  allem  die  Pfennige  der  Bischöfe 
von  Konstanz,  die  »Constantienses«,  die  als 
Hohlpfennige  seit  den  achtziger  Jahren  des 
12,  Jh.s  geprägt  sind.    In  Anlehnung  an 
diese  wurden  Brakteaten  auch  in  kleineren, 
z.  T.  kaiseriichen  Münzstätten  des  Boden - 
sees  geschlagen,  die  z.  T.  :>denarii  Constan- 
tienses  ultralacenses  oder  translacenses«, 
d.  h.  Konstanzer  Pfennige  jenseits  des  Sees 
hießen,  um  1200  u.  a.  in  Radolfszell,  Über- 
lingen, Lindau,  St.  Gallen  und  Kempten. 
Die  Vorherrschaft  der  Konstanzer  Pfen- 
nige ist  durch  den  Münzverein  vom  19.  4. 
1240  gesetzlich  festgelegt:  in  diesem  wurde 
Gewicht  und  Gehalt  der  Münze  bestimmt: 
504  Pfennige  auf  die  Konstanzer  Mark, 
also  ein  Pfennig  =  0,46  g,  512  Pfennige 
aus  der  feinen  Mark,  also  ca.  0,45  g  fein. 
Das  Münzbild  wechselte. 

Zwischen  1240 — 1280  entstanden  eine 
Reihe  neuer  Bodenseemünzstätten,  so  z.  B. 
in  Memmingen,  Buchhorn,  Biberach,  Ried- 
lingen u.  a.  Beeinflußt  z.  T,  durch  diese 
Münzen,  die  nicht  so  gut  kontrolliert  wer- 
den konnten,  sank  der  Konstanzer  Pfennig 
in  seinem  Werte,  1275  gingen  540  Pfeimige 
auf  die  feine  Mark,  i  Stück  =0,435  g,  und 
diesen  Feingehalt  hatte  auch  der  Kon- 
stanzer i^ewige  Pfennig«  von  129 J— 1338 
mit  Bischofsbrustbild  von  vorn  zw.  Halb- 
mond und  Stern  (Durchschnittsgew.  0,45  g). 
Abb.  207.  —  Cahn,  Konstanz.  Su. 

Bodle,  aöderer  Name  für  den  Turner 
(s.d.)  von  1677. 


Bocke  s.  örtli  und  Fünfzehnkreuzer. 
Böhm  s.  Prager  Groschen. 

Böse  Halser  sind  das  schwarze  Geld  der 
bayrischen  Herzöge,  das  in  der  Zeit  der 
österreichischen  Schinderlinge  (s.  d.)  um  die 
Mitte  des  15.  Jh.s  5  lötig  und  geringer 
von  Heinrich  IV.  und  Ludwig  IX.,  Ernst 
und  Wilhelm  IIL,  Albert  III.  und  Adolf  in 
Landshut,  Wasserburg,  Braunau,  Ötting 
und  München  geprägt  wurde,  auch  von 
Bischof  Ulrich  III.  v.  Passau,  Erzbischof 
Sigmund  v.  Salzburg  und  den  Leuchten - 
berger  Landgrafen.  Besonders  letztere 
haben  als  Inhaber  der  Grafschaft  Hals  in 
Anlehnung  an  die  Gepräge  der  Herzöge 
von  Bayern  und  Österreich  »böse  und  ge- 
ringe« Münze  ausgegeben.  Dieses  Geld 
wurde  daher  in  Bayern  1448  und  1458. 
ausdrücklich  verboten,  ebenso  wieder  1460 
und  1465.  Die  Ähnlichkeit  nwt  den  öster- 
reichischen Pfennigen  ist  besonders  groß^ 
weil  hier  die  Übereinstimmung  des  Wap- 
penbildes Täuschungen  verursachte.  — 
Schalk  in  N.  Z.  XII  S.  245  f.  und  ders., 
der  Ybbser  Mzfd.  in  N.  Z.  22  S.  Ssfif.; 
Luschin,  die  bösen  Halser  in  Münch.  Mitt. 
Bd.  VII.  Su. 

Bogtts-Cents  s.  unter  Copperheads. 

Boletten  hießen  in  rheinischen  Städten 
die  Präsenzzeichen  (s.  d.).  Die  Polletter 
spielten  seit  Mitte  des  17.  Jh.s  in  Schweden 
eine  große  Rolle  zur  Erleichterung  des 
Verkehrs  der  Bergwerke  und  anderer 
großen  Betriebe  innerhalb  kleinerer  Ge- 
biete als  Geldersatz  bei  Mangel  an 
staatlicher  Münze.  Das  Wort  ist  wahr- 
scheinlich von  dem  französischen  poulet 
(Brief lein,  Karte  oder  Marke)  abge- 
leitet. Die  Polletter  waren  ursprünglich 
eine  Bescheinigung  für  geleistete  Arbeit^ 
gelieferte  Waren,  erlegte  Steuer;  später 
wurden  sie  von  Privatgesellschaften,  be- 
sonders Bergwerksgesellschaften,  mit  der 
Angabe  eines  gewissen  Geldwertes  aus- 
gestellt, indem  die  Gesellschaften  bei  dem 
Münzmangel  ihre  Arbeiter  damit  bezahlten. 
Die  Polletter  wurden  hiernach  als  Privat- 
münze in  der  nahen  Umgebung  verwen- 
det, die  Einlösung  in  eigentlicher  Münze 
oder  in  gewissen  Waren,  auf  welche  die 
Polletter  lauteten  oder  im  Wert  dieser 
Waren  konnte  von  der  betreffenden  Gesell- 


BOLIVAR— BOLOGNINO 


81 


Schaft  gefordert  werden.  —  A.W.  Stiern- 
stedt,  Beskrifning  öfver  Svenska  Polletter, 
Stockholm  1872.  W. 

BoUvar,  südamerikanische  Goldwerte.  In 
Uruguay  werden  Stücke  zu  100,  25  und 
20  Bolivares  geprägt,  letztere  6,45  g  schwer 
mit  5,805  g  Goldgehalt.  In  Venezuela  war 
der  B.  seit  1870  eine  Goldmünze  zu  20 
Venezolanos  (s.  d.),  wog  32,258  g,  hielt 
29,032  g  Gold,  zeigte  auf  der  Vs.  den 
Kopf  Bolivars,  auf  der  Rs.  den  Landes - 
Schild.  Heute  ist  er  als  Münzeinheit  der 
Goldwährung  Venezuelas  gleich  dem  Gold- 
frank,  während  der  Silberbolivar  5  g  wiegt, 
der  5  fache  oder  Venezolano  oder  Peso 
fuerte  25  g  wiegt  und  22^2  g  Silber  hält. 
Ihren  Namen  haben  diese  Münzen  von  dem 
Befreier  der  südamerikanischen  Staaten  von 
der  spanischen  Herrschaft,  dem  General 
Simeon  Bolivar.  S. 

Boliviano  hieß  seit  1864  der  bolivianische 
Peso.  Der  ganze  Peso  oder  Peso  fuerte 
wog  24,96  g  mit  22,46  g  Silbergehalt,  seit 
1871  war  er  gleich  dem  französischen 
silbernen  5 -Frankstück.  Aber  der  Boli- 
viano lief  meist  in  Teilstücken  um,  in 
denen  er  nur  20  g  wog  und  18  g  Silber 
hielt.  Auf  der  Vs.  befand  sich  das  Landes - 
Wappen  zwischen  Armaturen,  auf  der  Rs. 
die  Wertbezeichnung.  Der  Goldboliviano 
ist  heute  die  bolivianische  Münzeinheit  = 
Vs  Sovereign.  —  Noback»,  S.  1095  f.; 
Fonrobert,  Nr.  9658.  S. 

Bellet  =  PoUett  (s.  Boletten).  Die 
Polletter  wurden  zuerst  auch  Bollerter  ge- 
nannt, wahrscheinlich  vom  französischen 
billet  oder  poulet  (» Brief chen«)  abgeleitet, 
und  in  Schweden  als  Bescheinigung  für 
gelieferte  oder  zu  fordernde  Leistungen 
benutzt.  W. 

Bologfiino  piccolo  und  grosso  sind 
Münzen,  die  zuerst  von  der  Stadt  Bologna 
geschlagen  sind.  Der  Bolognino  piccolo  ist 
der  Denar,  der  von  der  Stadt  auf  Grund 
des  Privilegs  Kaiser  Heinrichs  VI.  v.  J. 
1191  geschlagen  wurde:  ENRICVS  um 
die  Buchstaben  IPRT  (Imperator),  die 
kreuzweis  um  einen  Punkt  gestellt  waren, 
und  auf  der  anderen  Seite  BONONI  um 
ein  A,  12  Stück  =  i  soldo,  2V4  0nzen  fein, 
9V4  Onzen  JE  auf  das  Bologn.  Pfund  (362  g), 
aus  dem  558  Stück  geschlagen  wurden,  also 
I  =  0,648  g  rauh  xmd  0,153  g  fein  schwer 

WOrteirbiusli  der  Kttuskandfl. 


(Malaguzzi  in  Riv.  it.  di  num.  1897  S.  443, 
1898,  S.  384),  später  weniger. 

Der  Bolognino  grosso  wurde  1236  mit 
demselben  Typus  wie  der  piccolo  erstmalig 
geschlagen  =  12  Bolog.  piccoli,  32  grani 
schwer  =  i,57  g,  10  Unzen  fein,  240  Stück 
auf  das  Pfund.  1269  i  Stück  =  1,41  g, 
1351  =  1,288  g.  Beide  Arten  Bologninos 
wurden  in  Mittelitalien  nachgeahmt,  der 
piccolo  nur  vereinzelt,  z.  B.  in  Ferrara, 
dagegen  der  grosso  in  Rom,  Ancona,  Ca- 
merino,  Chieti,  Fermo,  Ferrara,  Macerata, 
Modena,  Mantua,  Gubbio,  Perugia,  Ortona, 
Sora  usw. 

In  Rom  ließ  Urban  V.  1 368  eine  Abart 
mit  der  Büste  des  Papstes,  Umschr. 
VRB.PP.QNTS  und  auf  der  Rs.  VRBI 
ins  Kreuz  gesetzt,  Umschr.  S.PET.E  PAL 
=  1,25  g  als  Bolognino  romano  schlagen. 
Dieser  hatte  die  Hälfte  des  Gewichts  des 
grosso  papale,  wurde  daher  auch  Halb- 
groschen  genannt.  Auch  diese  Art  wurde 
vielfach  nachgeahmt,  z.  B.  in  Aquila,  As- 
coli,  Ortona,  Pesaro,  Recanati,  Solmona, 
Spoleto,  Tagliacozzo. 

Taddeus  Pepoli  (i337— 134^)  prägte  in 
Bologna  unter  dem  Namen  Pepolese  in 
Nachahmung  des  Anconetano,  des  Groschens 
von  Ancona,  einem  doppelten  Bolognino: 
laut  Urk.  v.  20.  IL  1338  57—58  Grani 
schwer  =^Zgj  10,14  Unzen  fein.  Vs.  Kreuz, 
Umschr.  TADEVS  DE  PEPVLIS,  Rs.  S. 
Peter  mit  dem  Schlüssel  von  vorn,  Umschr. 
S.  P.  DE  BONONIA.  Papst  Innozenz  VI. 
(i  352 — 62)  ließ  in  Bologna  Grossi  u.  piccoli 
mit  Rs.:  Mater  Studiorum  im  Kreuz 
schlagen,  die  dann  von  den  Päpsten 
weiter  geprägt  wurden. 

In  der  Neuzeit  schlug  Gregor  XV.  in 
Bologna  1 621  einen  Mezzo  Bolognino  (Münz- 
fuß am  10.  XL  1612  auf  40  Stück  auf  das 
Hund  =  8,5  g  festgesetzt)  aus  reinem 
Kupfer  mit  dieser  Umschrift  um  einen 
halben  Löwen,  auf  der  anderen  Seite 
Wappen,  ringsherum  »Bononia  docet«. 
Diese  Sorte  wurde  bis  über  die  Mitte  des 
18.  Jh.s  geprägt.  Im  18.  Jh.  wurden  auch 
silberne  »Cinque  Bolognini«  mit  dieser 
Aufschrift  von  den  Päpsten  geschlagen, 
1783  kupferne  ganze  Bolognini  mit  der 
Aufschrift  »Un Bolognino«.  —Malaguzzi, 
La  zecca  di  Bologna  in  Riv.  it.  di  num. 
1897/98.  Su. 

6 


82 


BONK— BOURGOIS 


Botlk.  Die  Bonken  waren  zerschnittene 
javanische  Kupferbarren  zu  8,  2,  i  und 
Vz  Stüver  mit  der  Jahreszahl  auf  der 
einen  und  der  Wertzahl  auf  der  anderen 
Seite,  die  auf  den  Sundainseln  aus  Mangel 
an  Münzen  1796— 1799,  1803  und  1804, 
1808 — 1810  und  1818  ausgegeben  bis  1826 
umliefen.  Die  8-,  2-  und  i -Stüver  wogen 
1803/4  l57Va,  33V2  und  22  bis  18  g.  — 
Netscher,  Nr.  26,  45—47,  54,  88,  89; 
Ebert,  Reallex.  IV  S.  236.  S. 

Botitiet  Piece,  schottische  Goldmünze 
Jakobs  V.,  1539— 1542  geprägt,  mit  der 
mit  einem  Barett  (bonnet)  bedeckten  Büste 
des  Königs  auf  der  Vs.,  dem  schottischen 
Schilde  auf  der  Rs.  Die  Münze  galt  40 
Schilling  schottisch,  wog  5,73  g  und  hielt 
5,49  g  Gold.  —  Grueber,    S.  181  f. 

Bononier,  Verdeutschung  der  bolognesi- 
schen  Groschen  mit  der  Legende  :>Bononia 
docet«.    S.  Bolognino. 

Bonus  EventuSy  altröm.  ländlicher  Segens- 
gott,  von  evenire  =  Aufgehen  der  Saat, 
später  ein  Gott  glücklichen  Ausganges 
überhaupt;  beischriftlich  so  bezeichnet  ist 
ein  jug.  Kopf  mit  Stephane  auf  Denaren 
des  Scribonius  Libo  und  solchen  des  Inter- 
regnums von  68/69  n.  C. ;  auf  röm.  Kaiser* 
M.  führt  die  Bezeichnung  B.  E.  ein  apol- 
linischer Jüngling  mit  Schale  und  Ähren, 
vgl.  Plin.  N.  h.  34,  ^^  (auch  Zweig  oder 
Füllhorn,  dann  also  als  Genius)  und  so 
erscheint  der  ß.  £.  ohne  Beischorift  auch 
auf  griech.,  z.  B.  mösischen  Kaiser-M.; 
andere  röm.  M.  zeigen  zur  Aufschrift  Boni 
Eventus  die  Fides  mit  Fruchtkorb  und 
Ähren.  —  Bernhart,  Handbuch  S.  85; 
Gnecchi,  Tipi  S.  60;  W.  Koehler,  Personif. 
abstrakter  BegrifiEe  S.  59;  R.  E.  III  S.  715. 

R. 

Boratiaki  waren  polnische  1659  bis  1663 
geprägte,  nach  dem  Münzpächter  Titus  Li- 
vius  Boratini  benaimte  kupferne  Schillinge. 
In  diesen  Jahren  wurden  6  bis  7  Millionen 
Stück  hergestellt,  wozu  noch  mindestens 
ebensoviele  :^ Wallachische  Schillinge«  ka- 
men, meist  in  der  Wallachei  entstandene 
Fälschungen.  Diese  Prägung  war  eine  der 
unheilvollsten  Maßnahmen  Polens,  denn 
diese  Schillinge,  in  kurzer  Zeit  in  enormen 
Mengen  mit  Zwangskurs  ausgegeben,  ver- 
trieben alles  Gold-  und  Silbergeld  aus  dem 
Verkehr  und  zum  größten  Teile  aus  dem 


Lande.  Dadurch  ist  Polen  ein  Land  der 
Kupferwährung  geworden  und  hat  sich 
von  dieser  nicht  mehr  erretten  können, 
wurden  doch  noch  in  den  fünfziger  Jahren 
des  18.  Jh.s  ähnliche  Kupferschillinge  in 
riesigen  Massen  geprägt.  —  D.  Braun, 
Ber.  V.  poln.-preuß.  Münzwesen,  Elbing 
1722,  S.  117  ff.,  165  fr.  S. 

Bordelois  werden  die  in  Bordeaux  (Burdi- 
gala)  geprägten  deniers  (s.  denier)  genannt. 

Borjookes  =  Kharaz  (s.  d.). 

Botdrager,  Butken,  »Bottichträger«  ist 
eine  urkundliche  Bezeichnung  niederlän- 
discher Groschen,  die  ihren  Namen  nach 
dem  auf  ihnen  erscheinenden  behelmten 
Löwen  haben;  den  Helm  verglich  das  Volk 
mit  einem  Topf,  Bot.  Dieser  Typus  ist 
in  Flandern  auf  Groschen  und  Doppel- 
groschen am  28.  VL  1365  von  Ludwig 
V.  Male  eingeführt  und  dann  vielfach  nach- 
geahmt worden.  Die  brabantischen  Herzog 
Antons  vom  20,  XII.  1409  sind  die  letzten 
derartigen  Münzen,  in  Vilvorde  und  Löwen 
geschlagen.  Von  diesen  gehen  58  auf  die 
Mark  und  sie  sind  5  d.  3  gr.  fein,  i  Stück 
=  ca.  4,2  g.  De  Witte  IS.  185,  188,  Rcv. 
num.  Beige  I,  S.  257.  Die  Doppel-Labbayen 
Herzog  Philipps  v.  St.  Paul  von  1429  haben 
den  Typus  dieser  Münze  und  werden  da- 
her auch  noch  Botdrager  genannt.  Nach- 
geahmt wurden  die  Botdrager  von  mehr 
als  20  Herren  in  Nordfrankreich,  in  den 
Niederlanden  und  im  Rheinland,  Auf- 
zählung bei  Engel-Scrrure  III  S.  1094, 
1443;  Serrure,  Limitation  des  types  mond- 
taires  flamands  au  moyen  age,  Brüssel  1899, 
S,  50  ff.  Herzog  Wilhelm  IL  von  Jülich 
(1361 — 1393)  hat  in  Veenrag  als  Regent 
des  Herzogt.  Geldern  (i  371/77)  und  in 
Dülken  Botdrager  geschlagen.  Noch  1525, 
1529  werden  »Dortmuntschc,  Munstersche 
Butdreger«  zu  5  und  6  Pf.  genannt,  wo  also 
der  Name  auf  Dortmunder  und  Munster- 
sche Va-Schillingc  übertragen  ist.  — 
Dtsche.  Städtechron.,"  Dortmund,  S.  419, 
424.  Su. 

Bourgois  double  und  simple  sind  Billon- 
münzen  Philipps  IV.  des  Schönen  von 
Frankreich,  1311  bis  Sept.  1 31 3  geschlagen. 
Diese  Münzen  haben  ihren  Namen  von 
dem  Kreuz  von  Bourges  (ein  lat,  oder 
Passionskreuz  t)i  sind  aber  in  allen 
damaligen  Münzstätten  des  f ranzös.  König- 


BRAB  ANTER— BRASSAGE 


83 


reiches  geschlagen  worden,  um  die  doubles 
und  deniers   Parisis   zu  verdrängen. 

Typus  des  Double:  Vs.  i.  F.  FOR/TIS  ge- 
krönt, Rs.  verziertes  Kreuz;  des  Simple:  Vs. 
i.  F.  NOV/VS  darüber  eine  Lilie,  Rs.  glattes 
Kreuz.  Münzfuß  D. :  183  aus  der  6  d.  f. 
Mark  =2^2  d.  t.  =  1,34  g  rauh,  0,62  g  fein. 
S. :  220  aus  der  3  d.  18  g  f.  M.  =  1^4  d.  f.  = 
1,1 1  g  rauh,  0,35  g  fein.  —  Blanchet  II 
S.  234,  240.  Su. 

Btabanter,  Brabantini  heißen  urkundlich 
die  Stärlinge  Johannes  I.  v.  Brabant  (1268 — 
1294)  und  seiner  Nachfolger,  die  ältesten  mit 
Löwenschild  und  Zwillingsfadenkreuz  (de 
Witte,  Brabant  I  nr.  213).  Sie  traten  in 
siegreichem  Wettbewerb  mit  den  englischen 
Sterlingen.  Das  älteste  urkdl.  Zeugnis  in 
Aachen  1 280 :  »quindecim  milia  marcharum 
denariorum  qui  vulgariter  anglici  braban- 
tini dicuntur«  (Menadier  in  Z.  f .  N.  31,  S. 
242,  284  f.);  1346  in  einer  Urkd.  für  Kessel- 
stadt auf  Trierer  Gebiet:  »4  mr.  brabanti- 
norum  denariorum  legalium  et  bonorum«. 
1328  in  einer  Ukd.  für  Wikkingen  »penninge 
brabante«.  —  Lamprecht,  Dt.  Wirtschafts- 
leben II,  S.  434;  vgl,  Jesse  nr.  198.    Su. 

Bfabanter  Taler  s.  Burgundischer  Taler, 
Albertustaler. 

Brabeoii  s.  Schulprämien. 

Braccatores  werden  in  Polen  im  1 5.  Jh. 
■die  Leute  an  der  Münze  genannt,  die  die 
Münze  mit  einem  Zeichen  versehen,  die 
dann  pecunia  bracata  heißt:  vgl.  Urkunde 
zu  Schweidnitz  ausgegeben:  »Braccatores 
constituemus  in  civitatibus  et  oppidis  qui 
monetam  signent  et  notam  seu  signum  per- 
cussionis  illi  imponant  quo  facilius  cognosci 
ab  omuaibus  et  vitari  possit«  (Du  Gange), 
vgl.  Urkunde  von  1447  (Inter,  leg.  Pol.  I, 
1 54)  »de  minuta  pecunia  bracata  statuimus 
ut  per  Universum  regnum  capiatur  com- 
mode  etc.«.     Du  Gange.  Su. 

Brähmi  heißt  das  ind.  Alphabet,  dessen 
sich  die  griech.-ind.  Könige  Pantaleon  und 
Agathokles  neben  dem  griech.  bedienen. 
—  Head,  H.  N.»  S.  844-  R- 

Brakteat.  Dieser  Münzname  ist  ein  ge- 
lehrter Ausdruck  für  Hohlpfennige,  beson- 
ders für  mittelalterliche.  Das  Wort  erscheint 
zuerst  in  einer  Glosse  zu  einer  Urkunde  von 
1368  »einen  holen  Pfennig  bracteati«. 
Dann  wurde  der  Name  von  Olearius  und 
der  zu  ihm  gehörenden  Gruppe  Thüringer 


Gelehrten  gegen  Ende  des  17.  Jh.s  in  Auf- 
nahme gebracht  und  ist  ein  mißbräuchlich 
angewandtes  Gelehrtenwort.  Isidor  von 
Sevilla  (Origines  XVI,  17)  erklärt  das 
Stammwort  »bractea«  als  dünnstes  Blech 
»tenuissima  lamina«  vom  griech.  »ßpa- 
Xstv«,  knittern;  daher  »bractearius «  oder 
»bracteator«  =  Goldschläger  und  »brac- 
teatus  «  ein  vergoldeter  Gegenstand,  z.  B.  bei 
Seneca  ein  »leo  bracteatus«.  —  Buchenau, 
Mitt.  d.  Österr.  Ges.  f.  Münz-  u.  Med.-Kd. 
1910  S.  ISO;  Höfken,  Archiv  f.  Brakt.  I. 
Einl.  —Wir  unterscheiden  von  B.  i.  griechi- 
sche B.,  stets  von  Gold,  dünne,  einseitige 
Abdrücke  mit  hohler  Rs.,  meist  von  wirk- 
lichen M.,  etwa  4. — 2.  Jh. ;  sie  sind  z.  T.  in 
Gräbern  gefunden  worden  und  mögen  also 
in  Stellvertretung  von  M.  dem  Toten  mit 
ins  Grab  gegeben  sein.  Vgl.  unter  Gharons- 
fährgeld.  Trait^  I  S.  517.  —  2.  nordische 
und  germanische  Schmuckbrakteaten  (s. 
Schmuckbr.).  3.  deutsche  B.  des  Mittel- 
alters (s.  Hohlpfennige).  Su, 

Brandsilben  Im  Mittelalter  verstand  man 
unter  Brandsilber  so  reines  Silber,  wie  es 
die  übliche  Behandlung  in  den  Hütten  her- 
vorbrachte. Die  höchstmögliche  Feinheit 
wurde  absichtlich  nicht  erreicht,  weil  die 
Silberbrenner  zwar  bei  starker  Erhitzung 
sehr  feines  Silber  erzeugen  konnten,  dabei 
aber  einen  Teil  davon  durch  Verflüchti- 
gung im  Rauch  verloren.  Um  die  Mitte 
des  16.  Jh.s  brannte  man  nur  15  Lot  3 
Quintfein,  im  18.  Jh.  nicht  16  Lot,  sondern 
I  Pfennig  weniger  fein,  also  1 5  Lot  3  Quint 
3  Pfennig,  manchmal  auch  nur  15  Lot 
3  Quint  2  oder  l  Pfennig.  —  Klotzsch  II, 
S.  IV— VII;  Busse,  S.  102;  Flörcke,  S. 
661  ff.  S. 

Brandtaler  sind  die  auf  die  heldenmütige 
Verteidigung  der  Stadt  Thorn  gegen  die 
schwedischen  Belagerer  im  Jahre  1629  ge- 
schlagenen Denktaler  mit  dem  Bilde  der 
brennenden  Stadt. 

Braspenning.  Das  niederländische  Wort 
»bras  «  bedeutet  etwas  Geringwertiges.  Das 
Volk  nannte  Braspenning  den  brabanti- 
schen  und  flandrischen  Viertelstüver  des 
IS.  und  16.  Jh.s;  seitdem  bedeutete  Bras- 
penning einen  Wert  von  10  Deuten  (s.  d.). 
S.  auch  Brasspenning.  —  v.  d.  Chijs,  Bra- 
bant, S.  168;  Ter  Gouw,  S.  140—150.    S. 

Brassage.  Mit  diesem  Worte  wurden  in 

6* 


BRASSPENNING— BRITANNIAMETALL 


Frankreich  während  des  ancien  regime  die 
Münzfabrikationskosten  bezeichnet.  Der 
Brassage  fiel  dem  Münzmeister  oder  Münz- 
unternehmer  zu,  während  der  Rest  des 
Münzertrages  der  Reingewinn  oder  Schlag- 
schatz war.  S.  auch  Seigneuriage.  —  Le- 
vasseur,  S.  117.  S. 

Bfasspenning  soll  nach  van  der  Chijs 
von  Brassen  (Prassen),  das  heißt  »Gut 
speisen«  kommen,  weil  man  für  eine  solche 
Münze  eine^gute  Mahlzeit  erhalten  konnte. 
Er  war  der  halbe  Jagher  (s-  d.),  trug  dessen 
Gepräge  und  galt  12  Plakken  (s.  d.).  S.  auch 
Braspeiming.  —  v.  d.  Chijs,  Friesland, 
S.  462  f.,  Taf.  X  und  XVI.  Andere  erklären 
den  B.  als  »Braupfennig«,  der  als  Akzise  für 
eine  Tonne  Bier  gezahlt  wurde.  S. 

Brauzeichen  s.  Marken,  t 
Breitegroschen,  grossi  lati.  Mit  diesem 
Namen  wurden\im  14.  Jh.  im  allgemeinen 
böhmische  und  Meißner  Groschen  (siehe 
dort)  bezeichnet.  Besonders  wurde  der 
Name  breite  Groschen  den  ältesten  Meißner 
Groschen  beigelegt.  Su. 

Breiter  Taler,  numismatische  Bezeich- 
nung der  Taler,  die  einen  größeren  als  den 
gewöhnlichen  Durchmesser  haben,  also  auch 
dünner  als  diese  sind,  sowie  der  vielfachen 
Taler  derselben  großen  Form,  wozu  der 
Juliuslöser  und  St.  Jakobstaler  (s.  d.)  ge- 
hören. S. 

Bremmeln  wurden  die  seit  1422  geprägten 
Breslauer  Heller,  die  sonst  auch  Rempel- 
heller (s.  d.)  heißen,  später  nach  dem  angeb- 
lichen Münzmeister  i.  J.  1426  genannt.  — 
Bl.  f.  Mfr.  1908,  S.  3804.  Su. 

Bremsentaler  s.  Brömsentaler. 
Brettspielsteine  (bes.  für  das  Damenbrett- 
spiel) aus  Holz  haben  insofern  zur  Medaille 
Beziehungen,  als  sie  im  16.  Jh.  oft  fürstl. 
Bildnisse  nach  bekannten  Medaillen  ko- 
pieren (und  daher  oft  für  Holzmodelle  zu 
Med.  gehalten  werden),  vgl.  Archiv  f.  Med. 
IV  S.  135,  ferner  insofern,  als  sie  um  die 
Wende  des  17./18.  Jh.s  vielfach  Abpressun- 
gen  (manchmal  hybride)  von  denselben 
Prägestempeln  in  weichem  Holz  sind,  zu 
denen  wir  auch  Metallabschläge  haben; 
Beispiele:  Num.  Közlöny  IV  1905  S.  34/41, 
60.  —  Lateinisch  calculus  (s.  d.).  R. 

Brietmarken  als  Notgeld  sind  teils  mit 
besonderem,  diesen  Zweck  kennzeichnen- 
den Aufdruck  auf  der  Rs.  (Rußland  191 5), 


teils  in  besonderen  bedruckten  Umschl^en 
(von  privaten  Firmen  in  Städten  der 
U.  S.  A.  18 61  während  des  Bürgerkrieges, 
A.  J.  N.  LH  1918  S.  63/8)  teils  in  Um- 
schlägen oder  auf  Karten  (in  Deutschland 
in  der  Nachkriegszeit,  auch  z.  B.  auf  Ma- 
dagaskar) benutzt  worden.  R. 

Brlllenmunzen  und  Medaillen  werden  alle 
Gepräge  genannt,  auf  denen  irgendwo  ein 
optisches  Instrument  angebracht  ist  und 
von  denen  die  meisten  dem  16.  und  17.  Jh. 
entstammen.  Die  bekanntesten  Brillen - 
münzen  sind  die  »Brillentaler«  des  Herzogs 
Julius  von  Braunschweig,  die  in  den  Jahren 
1 586-— 1 589  in  Goslar  und  Wolfenbüttel  ge- 
prägt sind  und  auf  einer  Seite  den  Wilden 
Mann  mit  verschiedenen  Attributen,  unter 
ihnen  auch  eine  Brille  zeigen.  Auch  Duka- 
ten (dänische),  Löser,  Rechenpfennige  und 
Medaillen  gibt  es,  auf  denen  Brillen  ange- 
bracht sind.  —  A.  von  Pflugk,  Brillen- 
münzen und  -Medaillen,  Halle  a.  S.,  1921. 

S. 

Briquety  franz.,  auch  Vucrstal,  Vueryser, 
heißt  Feuerstahl.  Die  Kette  des  Goldenen 
Vließes  (s.  d.)  war  aus  Funken  sprühenden 
Edelsteinen  und  goldenen  Feuerstählen  ge- 
bildet. Ein  solcher  Feuerstahl  escheint  da- 
her auf  burgund.-brabant,  Doppelgroschen, 
weshalb  diese  »Briquet«  oder  »Vueryser« 
genannt  werden.  Solche  sind  als  Doppelte 
Briquets  oder  Vuerstale,  einfache  und  Va 
Briquets  von  Karl  dem  Kühnen  mit  Jahres- 
zahlen —  die  erste  Münze  mit  Jahreszahl 
in  den  Niederlanden — 1474— 1476  in  Antwer- 
pen geschlagen  worden:  Doppelbriquets :  2 
Löwen  einander  gegenübersitzend,  zwischen 
ihnen  der  Feuerstahl,  als  Umschrift  den 
Spruch:  Salvum  fac  populum  tuum,  Do- 
mine (Ps.  27,  V.  7),  die  Ganz-  u.  Halbstücke 
aber  ohne  Feuerstahl:  Löwe  sitzend,  vor 
sich  haltend  den  herzogl.  Schild,  und  der 
halbe  mit  Kopf  des  Löwen.  Sprüche:  ^Bene- 
dic  hereditati  tuae«  Ps.  27,  V.  9;  i^Benedic 
anima  mea  domin«  Ps.  103,  V.  i.  Auf 
Briquets  Philipps  des  Schönen,  1482  in  Ant- 
werpen geschlagen,  befindet  sich  die  Um- 
schrift »Duplex  oder  simplex  patardus  fa- 
bricatus  in  Brabantia«.  —  De  Witte,  Bra- 
bant  n  S.  45,  48,  ^7  Tf.  XXVIII  507,  5o8, 
509.  S.  Feuereisen  u.  Toison  d'or.     Su. 

Bfitanniametall  ist  eine  für  geringwertige 
Medaillen  und    Jettonc  benutzte  Metall* 


BRITANNICUS— BRUl6 


85 


komposition  aus  70  bis  90  Teilen  Zinn,  25 
bis  10  Antimon  und  5  bis  i  Kupfer. 

BritannicuSy  Cognomen  des  Sohnes  des 
Claudius  und  der  Messalina  wegen  der  bri- 
tannischen Erfolge  des  Vaters;  Siegesbei- 
name der  KLaiser  Commodus,  Sept.  Severus 
und  seiner  mitregierenden  Söhne  Caracalla 
und  Geta  aus  gleichem  Anlaß.  R. 

BritomaiüSy  einekret.Nymphe,  s.Europa. 

Broadpiece  war  das  von  dem  englischen 
Protektor  Cromwell  1656  und  von  König 
Karl  IL  1660 — 1662  geprägte  goldene  20- 
Schillingstück  mit  Kopf  auf  der  Vs.,  Schild 
auf  der  Rs.  Es  wog  9, 10  g  und  hielt  8, 34  g 
Gold.  —  Grueber,  S.  127  ff..  Schmieder 
S.  73  nennt  irrtümlich  den  Unite  (s.  d.)  und 
den  Laurel  (s.  d.)  Broadpiece.  S. 

Bromsentalery  Bremsentaler  heißen  die 
Taler  der  Stadt  Lübeck,  in  deren  Umschrift 
eine  oder  mehrere  Bremsen  als  Zeichen  der 
Bürgermeister  Nikolaus  ( —  IS43)  und  Die- 
trich Brömse  (1594 — 1599)  sich  befinden. 

Bromberger  s.  Dreipölker. 

Bronze,  vom  ital.  bronzo,  von  brontesion, 
dies  vom  lat.  (aes)  Brundisinum  [Plin.  n.  h. 
33, 1 30 :  (specula)  Brundisina,  stagno  et  aere 
nxixtis],  deutsch  Erz,  ist  die  im  Altertum 
wie  für  alle  Geräte  so  auch  für  M.  meist 
verwendete  Kupferlegierung,  bestehend  aus 
80 — 950/0  Kupfer  und  20 — 50/0  Zinn,  dessen 
Zusatz  das  Kupfer  härter  und  zugleich 
besser  gießbar  macht;  die  Zusätze  von 
Blei,  Eisen,  Zink  mögen  bald  absichtlich 
sein,  bald  Folge  unvollkommener  Verhüt- 
tung. Weder  die  Griechen  noch  die  Römer 
haben  ein  eigenes  Wort  für  B.  gehabt  und 
es  bezeichnete  hier  ycOoLot;,  dort  aes  sowohl 
das  Kupfer  —  für  das  man  später  ^^otXxic 
Küicptoc,  (aes)  Cjrprium  oder  einfach  cy- 
prum,  cuprum  brauchte  —  wie  diese  seine 
wichtigste  Legierung.  —  Z.  f.N.  26  S.  12, 
116;  Ebert,  Reallex,  II  S.  146/88;  Trait6  I 
S.  364/71.  R. 

Die  neuere  Bronze  ist  eine  Mischung  von 
Kupfer  mit  nicht  über  1 50/0  Zinn.  Die  Zu- 
sammensetzung der  Kunstbronze  ist  ver- 
schieden, sie  enthält  auch  etwas  Zink,  doch 
die  der  älteren  Medaillen  meist  nur  2% 
Zinn,  selten  mehr.  Die  B.  überzieht 
sich  allmählich  unter  dem  Einfluß  der 
feuchten  kohlensäurehaltigen  Luft  mit  der 
sogenannten      Patina      (halbkohlensaures 


Kupferoxyd),  dem  grünen,  blauen  oder 
blaugrünen  Edelrost.  Für  Medaillen  hat 
Frankreich  1852  950/0  Kupfer,  4^0  Zinn  und 
lo/o  Zink  vorgeschrieben,  welche  Mischung 
dann  auch  andere  Länder  angenommen  und 
für  ihre  sogen.  Kupfermünzen  verwendet 
haben.  Glockengut  (78  Kupfer/22yo  Zinn) 
und  ICanonengut  (90  und  lo)  sind  nur  selten 
und  meist  für  Belagerungsmünzen  benutzt 
worden.  In  Frankreich  sind  während  der 
großen  Revolution  die  Kirchenglocken  in 
2-  und  i-Soustücke  vermünzt  worden. 
(S.  Sou.)  S. 

Brotmarken  s.  Marken. 
"*Brttchgold  und  -Silber  nennen  die  Edel- 
metallhändler das  in  Geräten  bestehende 
zum   Einschmelzen  bestimmte  Gold  und 
Silber.     S.  auch  Pagament. 

Bniderschattsmfinzeii  s.  Weihemünzen. 

Brflcken  auf  M.  und  Med.  s.  unter  Bau- 
werke, Eisenbahn,  Traiectus. 

Brficketimarken  s.  Marken. 

Brückeninfiiizeti,  Kiao-pi  s.  PI  11. 

Brfickenpfeiinlge  s.  Landsberger  Pfennige. 

Brfider  von  Katana  s.  unter  Amphi- 
nomos. 

BniU  wurde  in  Lüttich  wegen  ihrer  Farbe 
eine  Münze  genannt,  die  erst  aus  Billon 
und  schließlich  aus  Kupfer,  lat.  blulardi 
bestand.  Es  werden  bons  (grands)  brülfe 
von  petits  br.  imterschieden.  In  Brabant 
nannte  man  die  petits.  1494  auch  Miten. 
Der  grand  brül^  au  perron,  der  in  Lüttich 
selten,  in  Hasselt  aber  sehr  häufig  vor- 
kommt, hat  oft  kleinen  Fürsten  zur  be- 
trügerischen Nachahmung  gedient,  manch- 
mal ohne  die  geringste  Veränderung  der 
Wappen. 

Die  Brülfe  konmien  zuerst  unter  Bischof 
Johann  von  Heinsberg  (141 9 — 55)  vor 
(Chestret  de  Haneffe,  Lüttich  S.  195,  202), 
dann  unter  Bischof  Ludwig  v.  Rom  (1456-- 
1482)  (S.  230/31),  unter  Joh.  v.  Horn(r484 
— 151 5)  gelten  i486  3  brülfe  ==  12  deniers 
und  1 516  »12  petits  brülfe  =  6  bons  brülfe 
de  Bourbon  et  de  Hom«, 

Gerhard  v.  Groesbeck  schlug  die  brül& 
in  Kupfer.  1572  gilt  ^6  Aydant  (s.  d.) 
=  I  brül6  von  4  sols  (1565  =^6  patard), 
und  V«  Aydant  =  i  simple  brül6  =  2  sols 
(1565  =  i/ia  patard).  30.  VL  1582  wurde 
für  die  Münze  in  Maeseyk  bestimmt: 


86 


BRUMMER— BÜRGERKRIEGSMÜNZEN 


briile  =  i6  sols  lidgeois  =  »/s  Aidant, 


■'S  s 


66  St. 
==  12    „  „       =  Va      „  88  „ 

,»     =    8   „  „        =^3      »        132  » 

».     =     4    »  „         ^Vß       Jj         «64  „ 

Ernst  von  Bayern  1 581— 1 612  hat  die 
letzten  brülfe  in  den  90er  Jahren  des  16. 
Jh.s  geschlagen.  —  Chestret  de  Haneffe, 
Lüttich  S.  261,  268,  275—79,  294—97. 

Su. 

Brummer  s.  Dreipölker. 

Brunetiy  Brunetti,  Bruniti,  Bruni,  ist  eine 
italienische  Münzbezeichnung  für  schlechte, 
schwarze  Pfennige,  insbesondere  für  die 
Paveser  Denare  zwischen  1102 — 1140,  die 
bis  zur  Erlangung  des  eigenen  Münzrechts 
II 38  in  Genua  in  Umlauf  waren.  --  Bram- 
billa,  Pavia  S.  230.  Su. 

Bnmnenfunde  s.  unter  Quellen-  und 
Brunnenfunde. 

Brustkreuz  (crux  pectoralis,  pectorale). 
Das  bischöfliche  ist  ein  goldenes,  gewöhn- 
lich Reliquien  enthaltendes  Kreuz,  das  an 
einer  Schnur  aus  Seide  oder  einer  goldenen 
oder  silbernen  Kette  vor  der  Brust  getragen 
wird  und  einen  liturgischen  Schmuck  der 
Kardinäle,  Bischöfe,  Äbte  und  Prälaten, 
denen  die  Pontifikalia  zustehen,  bildet. 
Zur  Pontifikalbekleidung  des  Papstes  gehört 
das  Brustkreuz  schon  zur  Zeit  Innozens 
III,  zu  der  der  Bischöfe  um  das  Ende  des 
13.  Jh.s,  aber  hier  noch  nicht  vor- 
geschrieben, von  deren  Belieben  abhängig. 
—  I.  Braun,  Lex.  S.  53.  Su. 

Brattogewicht^  Bruttomark  s.  Rauh- 
gewicht. 

Bryman  ist  eine  brabantische  Groschen- 
art, die  von  Johanna  und  Wenzeslaus  nach 
137 1  in  Maastricht  geprägt  worden  ist.  Der 
Name  Bryman,  Breijdman  oder  bruidegom, 
Bräutigam,  wurde  der  Münze  wegen  der 
bewaffneten  Person  mit  Degen  und  Schild 
auf  der  Vs.  des  Groschens,  die  den  Prinz- 
gemahl darstellen  soll,  gegeben.  Um  das 
Bild  befindet  sich  die  Umschrift:  Moneta 
nova  grossi  Trajectensis.  Auf  der  Rs.  er- 
scheint ein  Doppelkreuz  und  die  Namen 
der  beiden  Fürsten.  Es  wurden  74  Stück 
6  d.  fein  aus  der  Mark  von  Troyes  ge- 
schlagen; neben  den  Ganzstücken,  die 
gleich  4  Groschen  von  Vilvorde  gerechnet 
wurden,  prägte  man  auch  %  und  V4  Bry- 
mannen  (i  G.  =2,75  g;  y^  =  1,58  g).    Sie 


wurden  nachgeahmt  von  Arnold  v.  Hörn, 
Bischof  V.  Lüttich  (i  378—89)  in  Maastricht. 
—  De  Witte  I.  S.  1 51  u.  Nr.  408  f.     Su. 

BUy  japanische  Münzeinheit;  s.   Ban. 

Buchdruck-Medaillen  sind  alle  die,  die  in 
Wort  oder  (und)  Bild  auf  den  Buchdruck, 
Bücher,  Zeitungen,  Preßfreiheit  u.  dgl.  oder 
auf  Buchdrucker  Bezug  nehmen,  auch 
Gildemarken  und  Präsenzzeichen  einbe- 
greifend. —  Jehne,  B.-Med.,  Dippoldiswalde 
1907.  R. 

Budgerook,  Budgrook,  eine  vom  portug.- 
indischen  Bazarucco  (s.  d.)  abgeleitete 
Münze,  die,  aus  einer  Mischung  von  Kupfer, 
Zinn,  Blei  (Tutenague)  hergestellt,  zuerst 
von  den  Engländern  1677  in  Bombay  ge- 
prägt wurde.  Im  19.  Jh.  war  er  an  der 
Malabarküste  ==  V4  Pice  =  V48  Fanam.  — 
Crooke,  Hobson  Jobson  121 ;  Kelly,  Camb. 
univ.  210;  Thurston,  Hist.  East  India 
Comp.  17.  V. 

Büdjüy  Riyal  Budjü,  türk.  Bütün  (ein 
Ganzer),  Silbereinheit  von  Algier,  wiegt 
ca.  10  g.  Die  bekannten  Exemplare  sind 
aus  der  Zeit  1808 — Jp.  Vs.  Name  und  Titel 
des  türkischen  Sultans  Mahmud  IL,  Rs. 
Ort  und  Jahr,  i  B.  =^2  Züdj  Büdjü,  Düro 
fi  ^1-Djezair,  Piastre  d* Alger  =  4  Rebi* 
Büdjü  =  8  Xemin  Büdjü  =  24  Müzüna 
(Rechnungseinheit;  s.  Mijkäl)  =  48  Ij:.ärüb 
(Billon).  Der  y4 B.  wurde  schon  um  17  57  ge- 
prägt. Gewicht  3,30  g,  um  1832  nur  2,50  g, 
worauf  die  alten  V4  B. -Münzen  der  alten 
Rechnungseinheit  Patäfea  äife  oder  Riyäl 
Dirhem  (^/^  B.)  gleichgestellt  wurden  und 
unter  diesem  Namen  kursierten.  Das 
Doppelstück  hieß  Zü|  Riyal  Dirhem  oder 
Riyälein  Dirhem,  die  Hälfte  —  Nu§  Riyäl 
Dirhem.  Dieser  Patäfea  §ik  wird  eingeteilt 
in  232  Asper  §Tlj,  Derähim  §ighär  (kleine 
Dirhems,  sing.  Dirhem  §aghir)  —  Kupfer- 
münzen von  sehr  unregelmäßiger  Form  und 
barbarischem  Gepräge.  Es  gibt  auch 
Kupfermünzen  zuzAsperälfe  (Zug  Derähim 
§ighär)  und  zu  5  Asper  Sit  (Khamsa  D.  §.). 
Letztere  wiegen  Anfang  19.  Jh.  2,30  g  und 
messen  16 — 17  mm.  Typus  ähnlich  dem  B. 
S.  Sultäni.  —  Marcel,  Tablcau  g^ndral; 
Nobacki,  11.  V. 

Bürgerkrlegsmfinzen  (Borgerkrigsmön- 
ter).  Der  dänische  Pfenning  (s.  d.)  war 
ursprünglich  ^/n^  Pfund  oder  Mark, 
d.h.  1,45  g  oder  0,91  g  15 lötiges  Silber, 


BÜRGERZEICHEN— BULLE 


87 


erfuhr  aber  allmählich  unter  den  Königen 
vom  Stamme  Svend  Estridsens  eine  nicht 
unerhebliche  Verschlechterung,  so  daß  240 
Pfenninge  nicht  länger  i  Mark,  sondern  nur 
Va — ^/3  Mark  Silber  hielten.  Der  jüt- 
ländische  Henning  war  sogar  noch  leichter 
als  der  ostdänische.  Die  Verschlechterung 
der  Münze  kam  jedoch  erst  in  vollen  Fluß 
unter  den  Söhnen  desWaldemar  Sejr  (der 
Sieger)  und  deren  Nachfolgern,  1241 — 1 340, 
unter  welchen  ununterbrochen  Bürger- 
kriege das  Land  verheerten  und  es  bis 
zum  Rande  des  Abgrundes  brachten.  Der 
König  und  die  Bischöfe  nutzten  das  Münz- 
regal bis  zum  äußersten  aus,  so  daß  i  Mark 
Pfenninge  nur  noch  Vio  Mark  Silbers 
hielt.  Zuletzt  war  der  Pfenning  eine 
kleine  Kupfermünze  ohne  Inschriften 
und  ohne  das  Bild  des  Königs,  nur 
mit  Buchstaben  und  Zeichen  versehen. 
Selbst  die  strengsten  Gebote  vermochten 
nicht  die  Gleichschätzung  der  neuen  Mark 
mit  der  alten  zu  erzwingen.  Die  neue  Münze 
konnte  kaum  mehr  verschlechtert  werden; 
dazu  verbreiteten  Aufrührer  falsche  Mün- 
zen, so  daß  völlige  monetäre  Zerrüttung 
herrschte,  die  nicht  einmal  der  Ludwig  XL 
Dänemarks,  Waldemar  Atterdag  (1340—75) 
zu  heilen  vermochte.  Die  kleinen  Kupfer- 
münzen dienten  nun  dem  Kleinhandel  als 
Scheidemünze;  den  größeren  Umsatz  ver- 
mittelten französische  und  englische  Gold- 
münzen, deutsche  und  französische  Silber- 
münzen oder  der  Tauschhandel.  Seit  1336 
hörten  die  regelmäßigen  jährlichen  Aus- 
münzungen in  den  verschiedenen  Münz- 
stätten: Roskilde,  Saxköbing,  Ribe,  Schles- 
wig, Aarhus  ( ?),  Aalborg  (  ?),  Randers  (  }) 
allmählich,  zuletzt  in  Lund  1377,  auf. 
Damit  endigte  das  Münzwesen  nach  -dem 
altdänischen  (englischen)  Münzsystem.  — 
P.  Hauberg,  Möntvaesen  II;  H.  V.  Mans- 
feld-BüUner,  Af bildninger  af  danske  M6nter 
1241— 1377,  Kopenhagen  1887.  W. 

Bfirgerzeichen  s.  Marken. 

Bttggelangster  (Jesse  nr.  367)  ==  Bägge- 
liangster  (s.  Angster).  Su. 

Bttgne  oder  Tiercelle  ist  eine  Münze  der 
Stadt  und  des  Bistums  Metz.  Sie  ist  ein 
Yj  Grroschen  oder  gleich  4  Pfennigen.  Die 
Stadt  hat  Ganz-,  Halb-  und  Viertelstücke 
mit  knieendem  Stephan  schlagen  lassen,  ur- 
kundlich zuerst  9.  XII.  1378.    Der  Bischof 


Karl  V.  Lothringen  (15  50— 1574)  und  seine 
Nachfolger  sind  dem  Beispiel  der  Stadt  ge- 
folgt. —  Annuaire  XIV  S.  314;  Engel- 
Serrure  III  S.  1057 ;  deSaulcy,  les  monnaies 
de  la  cit^  de  Metz  S.  27.  Su. 

Bttgslauer  (Halbmarkstücke)  oder  große 
Schillinge  ließ  Herzog  Bogislaus  XIV.  von 
Pommern  in  Stettin  um  1 500  prägen.  Sie 
zeigten  auf  einer  Seite  die  stehende  h.  Jung- 
frau, auf  der  anderen  ein  Langkreuz  auf 
geviertem  Schilde,  wogen  4,87  g  und  hielten 
4,31  g  Silber,  galten  V/2  Schillinge  oder 
Vö  Goldgulden.  —  Dannenberg,  Pommern, 
S.  139,  141,  Taf.  XV,  Nr.  374  f. 

Bttle  (griech.  ßooXT^)  =  der  Rat,  eine  ge- 
wählte Körperschaft,  die  in  den  antiken 
Stadtrepubliken  die  Regierungsgeschäfte 
führte;  auf  griech.  M.  verkörpert  als  weibl. 
Brustbild,  oft  mit  Schleier,  gelegentlich  mit 
Mauerkrone,  ohne  sonstige  Attribute,  und 
daher  nur  durch  die  Beischrift  BOYAH  oder 
lEPA  BOYAH  —  auf  Kolonial-M.  von  Mallos 
SACRA  SINATVS  (l)  —für  uns  erkennbar; 
stehend  vor  dem  Demos,  beide  beischriftlich 
bezeichnet,  erscheint  B.  auf  M.  von  Saga- 
lassos. Eine  Sitzung  der  Ortsbehörde  ist 
auf  M.  von  Alexandr.  Troas  dargestellt. 
—  Head,  H.  N.«  S.  910,  914;  R.  E.  III  S. 
1020.  —  Der  röm.  Rat,  der  Senat,  wird 
zum  Unterschied  von  diesen  städtischen 
Räten  auf  griech.  M.  meist  als  SYNKAHTOE 
bezeichnet.  R. 

Bulle,  vom  lat.  bulla  =  Kapsel,  die  die 
röm.  Kinder,  mit  einem  Amulett  innen,  um 
den  Hals  trugen;  von  da  auf  das  in  eine 
Kapsel  eingeschlossene  Urkundensiegel 
übertragen,  dann  auch  auf  das  Siegel  selbst, 
schließlich  auf  die  Urkunde,  z.  B.  goldene 
Bulle,  päpstliche  Bannbulle  »u-gdgl.  Wir 
bezeichnen  mit  B,  im  allgemeinen  nur  i.  die 
Bleisiegel,  aus  Metallstempeln  geprägt,  von 
einer  Schnur  durchzogen,  die  bei  den  By- 
zantinern, dann  bei  den  Päpsten,  in  Vene- 
dig, bei  französ.  und  span.  Königen,  den 
Kreuzfahrern  usw.  üblich  waren,  während 
man  sonst  im  Abendland  Wachs  und  später 
Siegellack  verwandte;  vgl.  Schlumberger, 
Sigillographie  de  l'empire  byzantin  1884 
und  den  Katalog  der  Sammlung  in  Athen 
von  Konstantopulos,  Journ.  int.  V — ^X  mit 
dem  Register  X  S.  7S/"2;  für  die  päpst- 
lichen —  von  Deodat  I.  (615—618)  an, 
später  mit  dem  ständigen  Typus  der  Köpfe 


88 


BUMIA--^BUNDESM0NZEN 


der  Apostel  Petrus  und  Paulus  —  vgl.  ins- 
bes.  Serafini,  Le  monete  e  le  boUe  pontifiche 
del  med.  vatic.  1 1910;  für  die  übrigen  Ros- 
towtsew  u.  Prou,  Cat.  des  plombs  de  la  bibl. 
nat.  1900  S.  315  ff.;  2.  die  goldenen,  zu- 
weilen auch  silbernen  B.,  die  gleichfalls  in 
Byzanz,  auch  bei  den  latein.  Kaisern,  dann 
bei  den  Rubeniden-Königen  von  Armenien, 
aber  auch  bei  den  deutschen  Kaisern  (z.  B. 
Friedrich!.,  Z.  f.  N.  XVII S.  24),  denKönigen 
von  Ungarn  üblich  waren. — Seyler,  Gesch. 
der  Siegel  S.  138/52;  Ilgen,  Sphragistik  (bei 
Meister,  Grundriß  der  Geschichtswiss.  I4) 
S.  lo/il,  72 — 74;  Schlumberger,  MÄanges 
d'arch6ol.  byzantine  1895  S,  64,  87,  155, 
181/85.  R. 

Bumia  (Hunderter).  Bezeichnung  des 
goldenen  100  Piasterstückes  von  Tunis, 
welches  zwischen  1872  und  1892  geprägt 
wurde  und,  bei  einem  Feingehalt  von  900 
p.  m.,  19,492  g  wog.  Sein  Halbstück  hieß 
Bukhamsin,  Vw  B.  hieß  Bu'aära.  —  S.  Sul- 
täni,  SebilT;  Noback*,  S.  982.  V. 

Bundesmünzen  im  Altertum.  Die  Nach- 
teile der  Kleinstaaterei  machten  sich  bei 
den  alten  Griechen  ganz  wie  im  Deutsch- 
land des  Mittelalters  ganz  bes.  auf  wirt- 
schaftlichem Gebiet  und  insbes.  im  M.- 
Wesen geltend.  Um  dem  abzuhelfen,  wur- 
den schon  früh  Münzverträge  (-konventio- 
nen)  zwischen  einzelnen  Städten  geschlos- 
sen und  man  richtete  bei  der  Bildung  von 
Bundesstaaten,  später  auch  der  Flächen- 
staaten, sein  Augenmerk  vornehmlich  auf 
eine  gewisse  Vereinheitlichung  des  M.- 
Wesens. Beides  sei  hier  zusammengefaßt, 
da  der  Zustand  unserer  Quellen  eine  Tren- 
nung der  Bundesprägungen  von  den  nur 
auf  Münzverträgen  beruhenden  und  von 
den  auf  Befehl  der  Zentralregierung  eines 
Flächenstaates  zustandegebrachten  Ver- 
einheitlichungen gar  zu  oft  nicht  gestattet. 
Wir  haben  an  Schriftquellen  ja  nur  das 
dürftige  Inschriftfragment  Michel,  Recueil 
d'inscr.  n.  8  aus  dem  Münzvertrag  von 
Phokaia  und  Mytilene  über  Prägung  von 
EL-M.  um  400  V.  C.  und  die  Bemerkung 
von  Polybios  II  37, 10  über  das  M. -Wesen 
des  achäischen  Bundes.  Die  verschiedenen, 
stets  nur  aus  den  M.  selbst  herauszulesen- 
den Grundsätze,  die  bei  Einrichtung  von 
B.  getroffen  wurden,  sind,  von  den  gemein- 
samen Prägungen  nur  je  zweier   Städte 


(Siris  und  Pyxus  Abb.  25  u.  ä.  im  6.  Jh. 
V.  C.  und  Homonoien  —  s.  d.  —  der  Kaiser- 
zeit) abgesehen :  a)  Einheit  des  M. -Fußes 
für  eine  grobe  Vereinsmünze,  aber  auch 
für  diese  volle  Freiheit  im  M.-Bild  für  die 
Vertragschließenden:  der  Bund  der  klein- 
asiat.  Städte  im  ion.  Aufstand  um  500  v.  C. 
Abb.  20  (vgl.  zuletzt  Regling,  M.  von  Priene 
S.  18);  der  eben  genannte  Vertrag  von 
Phokaia  und  Mytilene.  b)  Einheit  des  M.- 
Fußes, eine  Seite  der  M.  mit  gemeinsamem 
Bundestypus,  die  andere  Seite  zeigt  das 
Wappen  der  Einzelstadt;  alleM.  überhaupt 
betreffend:  böot.  Bund  im  6.,  5.  u.  4.  Jh. 
(böot.  Schild);  nur  eine  grobe  Vereins-M. 
betreffend:  Symmachie  (s.  d.)  von  387 
V.  C.  (Herakles  und  die  Schlangen), 
Abb.  39.  c)  Einheit  des  M. -Fußes  und 
-Bildes,  doch  die  Einzelstadt  setzt  ihren 
Namen:  M  von  Apollonia  und  den  Dyr- 
rhachiern,  Monatsbl,  num.  Ges.  Wien 
X  S.  261 ;  M:  pontische  Städte  des  2.  und 
I.  Jh.s  V.  C.  (Z.  f.  N.  36  S.  259/60);  hierher 
gehören  vielleicht  auch  die  syr.  Stadtprä- 
gungen des  Antiochos  IV.  mit  dem  Königs - 
bildnis  a.  d.  Vs. ;  pseudo-autonomc  Klcin-iE 
vom  Anf.  des  3.  Jh.s  n,  C.  in  der  Provinz 
Asia,  Ausgrab.  v.  Pergamon  I S.  361.  d)  Ein- 
heit des  M.-Fußes  und  M.-Bildes,  doch  die 
Einzelstadt  setzt  Symbol  oder  Namensan- 
fang) dazu;  alle  M.  überhaupt  betreffend: 
achäischer  Bund  des  3./2.  Jh.s;  nur  die  JR 
betreffend:  M. -Bund  der  Kistophoren(s.  d.) 
Abb.  58;  doch  scheint  zeitweise  auch  eine 
Vereinbarung  über  die  ^  getroffen  worden 
zu  sein.  Ausgrab.  v.  Pergamon  I  S.  361. 

e)  Der  Bund  prägt  eine  grobe  Vereins-M.  nur 
auf  seinen  Namen,  das  sonstige  M. -Wesen 
aber  ruht  bei  den  Einzelstaaten :  Amphik- 
tionen  (s.  d.)  seit  338  v,  C;  -^-Med.  des 
Koinon  der   13   ion.  Städte  unter   Pius. 

f)  Das  M.-wesen  ruht  beim  Bunde,  die 
Einzelgemeinde  wird  überhaupt  nicht  ge- 
nannt: Arkad.Bund  schon  seit  Ende  6.  Jh.s, 
Phokis  seit  5.  Jh.,  Chalkidike  seit  Ende 
5.  Jh.s,  Euboia  zeitweise,  Böoter,  Arkader 
und  Achäer  seit  Epameinondas;  in  hellenist. 
Zeit  Böoter,  Thessaler,  Änianon,  Magneten, 
ötäer,  Perrhäber,  Epiroten,  Ätoler,  Akar- 
nanen,  Sikelioten,  Brettier,  Lukaner,  Ly- 
kier,  das  kyrenische  Koinon  im  3.  Jh.,  die 
Italiker  im  bellum  sociale  (Abb.  58  a),  das 
Koinon  Makedonon  u.   ä.  Koina   in  der 


BUNDESTALER— BURGUNDISCHER  TALER 


89 


Kaiserzeit.  Doch  sei  betont,  daß  es  bei 
mehreren  dieser  Bünde,  bes.  beim  arka- 
dischen beider  Perioden  und  dem  zu  d 
behandelten  achäischen,  Prägungen  ein- 
zelner Städte  gibt,  bei  denen  wir  nicht 
ohne  weiteres  daraus  Nichtzugehörigkeit 
zu  dem  betr.  Bunde  erschließen  dürfen;  es 
mag  sich  zuweilen  vielmehr  um  Emanzi- 
pation vom  M. -reservat  des  Bundes  han- 
deln (vgl.  Z.  f.  N.  26  S.  278).  —  Nicht  klar 
sehen  wir  bei  den  mit  Kainon  (s.  d.)  oder 
Symmachikon  (s.  d.),  dies  z.  T.  aber  neben 
dem  Stadtnamen  von  Alaisa,  beschrifteten 
sizil.  JE.  der  Zeit  Timoleons  und  bei  den 
Prägungen  der  Lokrer.  g)  Das  M. -Wesen 
ruht  beim  Vorort:  Ziel  des  att.  Seebundes 
des  5.  Jh.s,  vgl.  die  zuletzt  Z.  f.  N.  35 
S.  217  behandelte  Inschriftengruppe.  — 
Head,  H.  N.^  S.  LXXXII;  Caspari,  J. 
H.  S.  37  S.  168  ff.;  für  die  zugrunde 
liegenden  staatsrechtl.  Verhältnisse  s. 
R.   E.   Suppl.   IV  S.  914  ff.  unter  Koinon. 

R. 

Btuidestaler  s,  Schmalkaldener  B., 
Schweizer  B. 

Burbe^  Burbitiey  tunesische  Kupfer- 
münzen; s.  Sebili. 

Burg  ffndet  sich  in  der  Umschrift  nur  als 
fester  Bestandteil  des  Ortsnamens  wie  in 
Mundburg,  lateinisch  als  »castellum«  in 
Hattonchatel  (s.  auch  castrum).  —  Mena- 
dier,  Schausammlung  S.  139.  Su. 

Burgenses  s.  Bourgois. 

BurgfriedsbereitungsmunzetL  Das  Wort 
»Burgfried«,  ursprünglich  den  Schutzbe- 
reich einer  Burg  bedeutend,  ging  auf  den 
Gerichtsbezirk  der  Städte  über.  Rain  be- 
deutet Grenze,  Berainen  ist  Abgrenzen. 
Die  Revisionen  der  Grenzen  wurden  zu 
Pferde  vorgenommen,  daher  sprach  und 
schrieb  man  »Bereiten«  statt  »Berainen«, 
In  Österreich  wurden  auf  diese  feierlichen 
Handlungen  Münzen,  meist  in  Klippen- 
form, geschlagen,  an  die  Jugend  verteilt 
oder  unter  die  Grenzsteine  gelegt.  —  Lu- 
schin, S.  38  mit  Abb.  S. 

Burggraf  (praefectus,  castellanus.)  Im 
Laufe  des  11.  Jh.s  werden  die  Burggrafen 
in  die  Reichsverfassung  eingeführt.  Teils 
waren  sie  Stadtkommandanten,  teils  hatten 
sie  den  Oberbefehl  über  eine  einzelne  Burg 
und  zugleich  Gerichtsbarkeit  und  Verwal- 
tung in  einem  größeren,  der  Burg  zugeteil- 


ten Landgebiet.  Einen  Stadtkommandan- 
ten mit  dem  Titel  »Burggraf«  erhielt  ins- 
besondere jede  der  11  damals  innerhalb 
des  Reiches  vorhandenen,  mit  Mauern  be- 
festigten Städte  (Regensburg  noch  im 
10.  Jh.,  dann  Mainz,  Köln,  Trier,  Magde- 
burg, Augsburg,  Würzburg  und  Straßburg, 
zu  Anfang  des  12.  Jh.s  Speier,  Utrecht  und 
Worms).  Urspr.  war  das  Amt  des  B.  ein 
Reichsamt,  später  aber  haben  es  meistens 
bischöfl.  Lehnsmannen  inne,  das  Regens - 
burger  wurde  von  den  Baiernherzögen  er- 
worben. Der  Burggraf  von  Nürnberg  hatte 
den  militärischen  Oberbefehl  über  die 
Reichsburg,  und  meist  über  die  Stadt. 

Münzen  hat  u.  a,  der  Burggraf  Rudbert 
von  Regensburg  (1002 — 1029)  und  der 
Burggraf  von  Nürnberg,  als  erster  Gottfried 
zur  Zeit  Konrads  IIL  geprägt,  dessen 
Pfennige  im  sog.  Balkanfund  zutagegetreten 
sind.  Aus  späterer  Zeit  sind  die  Prägungen 
der  Burggrafen  von  Dohna  und  von  Ham- 
merstein zu  erwähnen.  Su. 

Burg-  oder  KasteUtaler»  ein  Taler  der 
Maria  von  Jever  (1536 — IS75)  mit  dem 
jeverschen  Löwen  auf  der  Vs.  und  einer 
Burg  auf  der  Rs.  —  Lehmann,    S.  43  ff. 

Burguiidischer  Taler  (Brabanter,  Königs - 
oder  Philipps  taler).  Königs-  oder  Philipps - 
taler  wurden  in  Deutschland  alle  nieder- 
ländischen Taler  genannt,  die  das  Bild  oder 
den  Titel  des  Königs  Philipp  IL  von  Spa- 
nien trugen.  Die  ersten  waren  die  von 
Philipp  IL  seit  1559  geprägten  »Daldre 
Philippus«,  die  an  die  Stelle  des  »Florin 
Carolus  d'argent«  (s.  diesen)  traten  und 
1/2  Real  d^or  galten.  Sie  wogen  34,46  g 
und  hielten  28,21  g  Silber.  Die  Vs.  zeigte 
das  Brustbild  des  Königs,  die  Rs.  den  ge- 
krönten spanischen  Schild  auf  Andreas- 
kreuz. Auch  halbe,  fünftel,  zehntel  und 
zwanzigstel  wurden  geschlagen  (Witte,  II, 
S.  22  und  Nr.  709—734).  Zufolge  des  von 
ihm  angenommenen  Abschieds  des  deut- 
schen Reichs  von  1566,  der  den  Reichstaler 
taler  zu  68  Kreuzer  oder  30  Patards  be- 
stimmte, führte  Philipp  1567  den  burgundi- 
schen  Taler  (Daldre  de  Bourgogne  oder 
Kreuzreichstaler),  aber  zu  32  Patards,  ein, 
der  29,535  g  wog  und  26,253  g  Silber  hielt. 
Die  Vs.  zeigte  das  Andreaskreuz,  die  Rs. 
den  gekrönten  spanischen  Schild.  Auch 
halbe  und  viertel  entstanden.  Die  genann- 


90 


BURIGOZZO— CADBERE 


ten  Taler  wurden  1612  von  den  Albertus- 
talern ersetzt  (s.  d.).  —  Witte,  II,  S.  230  f. 
und  Nr.  736—741 ;  Verkade,  S.  29,  32, 
Taf .  6,  I ;  108,  2—4  u.  öfter.  S. 

BurlgozzO)  schwerer  mailändischerTeston 
Kaiser  Karls  V.  (1535—56)  zu  32  Soldi 
mit  Büste -stehendem  h.  Ambrosius.  — 
Gnecchi,  S.  115;  Taf.  24,  Nr.  6,  7. 

Bursarlenzeictaen  waren  Marken,  die 
zuerst  nur  zwischen  dem  Bursarius,  dem 
Rendanten  der  Domherrenkasse,  und  den 
Kapitelsbeamten  zu  Münster,  Osnabrück 
und  Paderborn  kursierten,  um  laufende 
kleine  Posten  zu  bestreiten;  sie  waren 
kleine  unverzinsliche  Obligationen;  die 
Bürger,  die  dann  damit  bezahlt  wurden, 
durften  sie  jederzeit  bei  dem  Bursner 
gegen  Kurant  eintauschen.  In  Münster 
finden  sie  sich  1543  bis  1633.  Die  Ur- 
sache ihrer  Entstehung  war  der  Man- 
gel an  Kleingeld,  sie  waren  die  Vor- 
läufer der  westfälischen  Kupfermünzen. 
Es  gibt  Bursarienzeichen  zu  12,  6,  4,  3, 
2,  I  Pfennig  und  l  Heller;  sie  tragen  auf 
einer  Seite  das  Bild  des  Stiftsheiligen,  auf 
der  anderen  Schrift,  die  von  Münster: 
»Bursa  dominorum«.  Fast  alle  tragen  Ge- 
genstempel und  zwar  Wappen  und  Initialen 
des  Bursarius.  —  Weingärtner,  Kupfer- 
münzen Westfalens,  Paderborn,  1872/5.   S. 

Buschen  =  Bauschen  (s.  d.). 


Bussola,  bussolotto  (Würfelbecher)  ist 
eine  Volksbezeichnung  für  gewisse  Münzen 
von  Mantua,  hauptsächhch  Groschen,  mit 
einem  Weihgefäß  (Tabernakel).  Diese  Dar- 
stellung findet  sich  auf  Münzen  Ludwigs 
III.  Gonzaga  (1444— 1478)  und  hört  auf 
mit  Karl  IL  (i  637—1 647).  Su. 

Bustrophedon»  griech.  ßooaxpocpTiSov  =  wie 
ein  pflügender  Ochse  sich  dreht,  ist  eine 
archaische  Schreibweise,  bei  der  die  eine 
Zeile  rechtsläufig,  die  folgende  linksläufig 
usw.  geschrieben  ist;  z.  B.  auf  M.  von  Laos 
Luk.:  Vs.  Aai,  Rs.  ofov  =  Aal  —  voc,    R. 

Butketi.  Seit  1555  findet  man  ein  Stück 
zu  3  Butken  in  den  drei  Städten  Deventer, 
Campen  und  ZwoUe.  Um  1 516  wog  es 
2,32  g  und  hielt  0,62  g  Silber,  55  Stücke 
galten  28  Stüver.  Die  Vs.  zeigte  den  Stadt - 
Schild  auf  Blumenkreuz,  die  Rs.  die  Schilde 
der  drei  Städte  in  KleeblattstcUung  um  die 
Initiale  der  einen  der  drei  Städte.  —  v.  d. 
Chijs,  Overijssel,  S.  249f.,  269,  Taf.  VIII, 
IX,  53—61.  S. 

Buttaliy  Volksname  einer  Münze  zu  14 
oder  12  Soldi  von  Parma  und  Piacenza  im 
17.  und  18.  Jahrhundert. 

Buzikan  s.  Buzogäny. 

Buzogäny  (Puzdikan,  Pusikan)  hieß  der 
ungarische  Streitkolben  (s.  d.).  —  Demmin 
S.  785,  788.  S. 

Byzantius  s.  unter  BSsant. 


c. 


C,  Münzbuchstabe  der  Münzstätten 
Kleve,  Frankfurt  a.  M.,  Klausthal,  Prag, 
St.Lö  und  Caen. 

C:  ein  gekröntes  C  ist  ein  altes  Sammler- 
zeichen, ähnlich  dem  Adler  von  Este  vor- 
nehmlich antiken  M.  aufgeprägt,  früher  irrig 
auf  Christine  von  Schweden  bezogen,  es 
ist  wohl  Karl  L  von  England.  —  Regung, 
M.  von  Priene  Anm.  229  A.  —  Das  ge- 
krönte C  auf  Münzen  von  Guyana  s.  unter 
»Sou  marqu6«.  R. 

C.  A.  auf  der  Rs.  in  großen  Lettern  im 
Kranze  steht  auf  M  des  Augustus  mit 
lat.  Inschrift,  aber  unröm.  Fabrik  und  ist, 
da  Stil  und  Herkunft  der  Stücke  teils  auf 
Kleinasien,  teils  auf  Syrien  hinweist  (hier 
auch  Exemplare  dabei  mit  A  .  T  .  =  Xeicta 


xpiot  oder  Tsaaapa,  s.  unter  Lepton),  nicht 
c(ommune)  A(siae),  sondern  C(onsensu) 
oder  C(oncessu)  A(ugusti)  aufzulösen.  — 
Berl.  M.-B1.  1907  S.  503;  B.  M.  C.  Rom. 
emp.  I  S.  CXXV  u.  H8/9;  Num.  ehr.  1927, 
S.  381.  R. 

CaballettOy  Caboletto  s.  Cavalletto. 

Cabinet  d^ignorance,  franz.  »  Kämmer- 
lein der  Unwissenheit,  nennt  man  die  Laden 
mit  unbestimmten  M.  R. 

Cadiire.  Anna,  die  Witwe  Karls  VIII. 
V.  Frkr.,  hat  als  Herzogin  von  Bretagne 
1498/99  cadiires  d'or  in  Nantes  und  Rennes 
geschlagen:  Vs.  sitzende  Königin  im  Mantel 
von  vorn  mit  Schwert  und  Szepter.  Um- 
schrift: ANNA  D.  G.  FRAN.  REGINA  ET 
BRITONVM  DVCISSA,    Jahreszahl  1498, 


CADMEA— CAGLIARESE 


91 


Rs.  verziertes  Kreuz,  in  den  Winkeln  Kro- 
nen; Umschrift:  SIT  NOMEN  DOMINI 
BENEDICTVM,  N  oder  R.  —  Engel- 
Serrure  III  S.  998;  Poey  d' Avant  I  Taf. 
XXV,  7—10,  XXVI,  3.  Su. 

Cadmea,  auch  cadmia  =  Galmei,  ein 
Zinkerz,  Plin.  N.  h.  34,  2;  4;  IOC — 105; 
Festus  p.  47  usw.  In  dieser  Form  allein 
kannten  die  Alten  das  Zink  und  benutzten 
es  zur  Legierung  mit  Kupfer,  wodurch  sie 
das  Aurichalcum  (s.  d.)  erzielten.  —  Z.  f.  N. 
26  S.  12;  Willers  Kupferprägung  S.  161, 
165;  R.  E.  VII  S.  686.  R. 

CaduceuSy  der  Botenstab,  s.  Kerykeion. 

Caelatura  =  das  Gepräge,  Prägebild  einer 
M.;  Festus  p.  98.  R. 

CaelestiSy  lat.  =  die  Himmlische,  ist  der 
lat.  Name  der  von  den  Einheimischen  Tanit 
genannten  Göttin  von  Karthago,  R.  E.  III 
S.  1247,  die  auf  röm.  M.  des  sever.  Hauses 
auf  einem  Löwen  sitz,  mit  Blitz,  Tympanon, 
Zepter  über  Wellen  (Bau  der  Wasser- 
leitung) zur  Aufschrift  Indulgentia  Augg. 
in  Carth.  erscheint.  —  R.  E.  III  S.  1247 ; 
Riv.  ital.  di  num.  1903  S.  161/8.  R. 

Cämentation.  Die  C.  ist  ein  uraltes,  schon 
den  Ägyptern  bekanntes  Reinigungsver- 
fahren des  Goldes,  das  in  Venedig  bis  1830 
angewandt  wurde  und  darin  bestand,  daß 
das  Gold  in  einem  Gemisch  (Cäment)  aus 
Ziegelmehl,  Eisenvitriol  und  Kochsalz  30 
Stunden  einer  schwachen  Hitze  ausgesetzt 
wurde.  Dabei  handelte  es  sich  um  die  letzte 
Purifizierung  des  durch  andere  Prozesse  ge- 
wonnenen, aber  noch  nicht  vollkommen 
reinen  Goldes.  —  C.  v.  Ernst  in  N.  Z.  XII, 
1880,  S.  27—29.  S. 

Caesar,  ursprünglich  Cognomen  in  der 
röm.  Familie  lulia  (angeblich  maurisch  = 
Elefant),  durch  den  berühmten  C.  Julius 
Caesar  auf  seinen  Adoptivsohn,  den  späte- 
ren Kaiser  Augustus  (Abb.  83  usw.)  über- 
tragen und  von  diesem,  von  Tiberius  und 
Caligula  ständig  an  Stelle  des  nomen 
gentile,  von  den  Nachfolgern  außer  Vitellius 
als  Titel,  und  zwar  endgültig  seit  Traianus 
unmittelbar  hinter  dem  Imperatortitel 
(Abb.  75  usw.)  geführt.  Seit  Hadrian 
erhielt,  nach  Vorläufern  dieser  Ent- 
wicklung unter  Augustus  (Abb.  82)  und 
Vespasianus,  der  designierte  Nachfolger 
am  Schlüsse  seines  Namens  den  Titel 
C:      so     bildet     sich     ein     Unterschied 


zwischen  dem  Titel  Augustus  als  nur  dem 
regierenden  Kaiser  (und  seinem  oder  seinen 
Mitregenten)  zukommend  und  dem  Titel 
C.  —  später  oft  nobilissimus  C.  —  als  dem 
des  Thronfolgers  und  der  jüngeren  Prinzen 
des  Kaiserhauses  aus,  Abb.  89.  Diocletia- 
nus  schafft  zwei  Oberkaiser  mit  dem  Titel 
Augustus  und  zwei  Unterkaiser  mit  dem 
Titel  Caesar,  so  daß  die  Regierungsform  der 
Tetrarchie  entsteht  (s.  d.).  Als  letzte  auf 
M.  heißen  Zeno  und  Leo  IL,  474  n.  C,  nov(i- 
lissimi)  Caes(ares).  —  Abk.  C,  CA  ES, 
Mehrzahl  CAESS  =  zwei  Caesaren.  Griech. 
Kaicfap,  daher  unser  Kaiser.  —  R.  E.  III 
S.  1286/7.  R. 

Im  M.  A.  hat  C.  nicht  die  Bedeutung  des 
Thronfolgers,  sondern  ist  =  imperator  oder 
Kaiser.  Der  Beiname  erscheint  nur  auf 
wenigen  Münzen,  so  auf  Denaren  Ottos  L 
in  Chur  (Dbg.  983),  Heinrichs  V.  in  Trier 
(?)  (Dbg.  463),  Heinrichs  IIL  in  Prüm(?) 
(Dbg.  1 188  ff.),  Friedrichs  I.  in  Ulm,  Hein- 
richs VI.  in  Mühlhausen  und  Ulm,  Fried- 
richs II.  in  Aachen  und  Nimwegen,  in 
Italien  auf  einigen  Paveser  Denaren  und 
auf  den  Augustalen  Friedrichs  IL  Leo 
Gavalla,  Herr  von  Rhodus,  betitelt  sich 
griech.  ICAICAP.  Auf  einem  Prümer  Denar 
(Dbg.  II 90)  wird  Christus  als  »Caesar 
invictus«  bezeichnet.  —  Dannenberg,  Berl. 
Mbl.  1900  S.  2801  f.  Su. 

Caesa  rata  (von  caedere  und  ruere),  eigentl. 
alles,  was  (auf  einem  Grundstücke)  ausge- 
graben und  gefällt  worden  ist  =  Rohmate- 
rial. Auf  M  von  Pella  steht  caesa  r(uta) 
flarunt  (duo)vir(i),  d.  h.  den  Guß  des  Roh- 
materials besorgten  die  duoviri.  —  Z.  f.  N. 
36  S.  129.  R. 

CaestttS  (Gen.  caestus),  lat.  =  der  lederne 
Riemen,  den  sich  die  Boxer  um  die  Hand 
wickelten,  um  die  Kraft  des  Schlages  zu 
verstärken.  Eine  so  umwickelte  Hand 
sehen  wir  auf  M.  von  Tuder  und  Smyma. 
—  R.E.  III  S.  1319.  R* 

Cagliarese  (Callaresitos),  eine  seit  Ferdi- 
nand dem  Katholischen  in  Cagliari  geprägte 
Silbermünze  mit  Kopf -Kreuz,  die  zuerst 
etwa  0,8  gwog,  nur  0,075  g  Silber  hielt  und 
bis  1668  geschlagen  wurde;  1668  wurde  der 
C.  eine  Kupfermünze,  4  g,  seit  17 12  2  g 
schwer,  doch  wurden  meist  Stücke  zu  3  C. 
geprägt,  aber  nur  noch  ein  paar  Jahre.  — 
C.  n.  it.,  II,  S.  442  ff.  S. 


92 


dAHÄRGANi— CAPIS 


Cahargaiu,  Biltonmünze  der  Sultane  von 
Delhi;  s.  laital. 

Cakrailly    südindische    Silbermünze;    s. 
Fanam. 

Cäl,  Kupfermünze  der  Krim.   S.  Piaster. 

Calaim  (vom  hindustanischen  Kalai),  ost- 
indisches, mit  Kupfer,  Blei  und  Nickel  ge- 
mischtes Zinn,  seit  d.  i8.  Jh.  auch  Zink 
(Tutenaga,  s.  unter  Dong),  aus  dem  die 
kleinsten  portugiesisch-ostindischen  Mün- 
zen, die  Bazaruccos  (s.  d.)  hergestellt 
wurden,  besonders  für  die  arme  Bevölke- 
rung von  Damaun.  Zeitweise  übertrieben 
die  Statthalter  um  des  Gewinnes  willen  die 
Prägung  von  Calaim,  so  um  1608,  1690  und 
1740.  hn  letzteren  Jahre  wurde  viel  nach 
Mozambique  abgeschoben.  Die  Calaim- 
stücke  zu  12,  IG,  6  Bazaruccos  wurden  bis 
zum  Ende  des  18.  Jh.s,  die  zu  20  bis  1828 
geprägt,  die  früheren  kennt  man  nicht,  weil 
das  ältere  Calaim  sehr  leicht  oxydierte  und 
sich  auflöste.  —  Aragäo,  III;  Gerson  de 
Cunha,  S.  26.  S. 

Calculus  (Demin.  von  calx),  lat.  =  Stein- 
chen, insbes.  i.  der  Rechenstein  zum  Rech- 
nen auf  dem  Abacus,  also  wie  die  späteren 
Rechenpfennige,  s.d.;  2.  der  Spielstein 
beim  Brettspiel,  also  wie  unsere  hölzernen 
Brettspielsteine  (s.  d.),  aus  Stein,  Glas, 
Elfenbein  usw.  gefertigt,  R.  E,  III  S.  1345, 
vgl.  auch  unter  Kontorniaten,  Tessera; 
3.  der  Stimmstein  bei  Abstimmungen, 
griech.  (jir6v8üXoc  (griech.  sind  nachgewiesen 
im  Journ.  int.  XIII  S.  121/6),  lat.  auch 
tabella  genannt;  ein  solcher  aus  einer  Ge- 
richtssitzung mit  A  =  absolvo  =  ich 
spreche  frei,  und  C  =  condemno  =  ich 
verurteile  (vgl.  R.  E.  IS.  122)  erscheint 
nebst  der  hier  als  Amphora  geformten 
Stimmurne  als  Beiz,  auf  Ä  des  Q.  Cassius; 
ein  solcher  aus  einer  Wahl  auf  JR  des  L. 
Cass,  Longinus:  ein  Bürger  tritt  an  die 
Stimmurne  (hier  eine  cista)  und  wirft  einen 
C.  mit  einem  V  darauf,  =  uti  rogas  =  wie 
du  beantragst,  hinein  (Gegensatz:  A  = 
antiquo  =  es  bleibe  beim  Alten);  auch  als 
Beiz,  auf  röm.  J^  erscheint  der  C.,  einmal 
(L.  Papius)  einer  nxit  PAPI  beschriftet,  also 
auf  eine  lex  Papia  bezüglich,  auf  der  ande- 
ren Seite  ist  die  Stimmurne  das  Beiz.  Auch 
das  gehenkelte  Täfelchen  auf  JR  des  Loll. 
Palikanus  ist,  wie  die  Amphora  als  Stimm - 


Urne  a.  d.  Vs.  zeigt,  ein  C.  und  nicht  eine 
tessera  frumentaria.  —  Auf  M.  von  Side, 
Anazarbos  usw.  kommen  Götter  (Athena, 
das  Koinobulion)  vor,  einen  Stimmstein  in 
eine  Urne  werfend,  anderwärts  umstehen 
Athleten  (s.  d.)  eine  solche,  oft  greift  einer 
hinein,  um  den  C.  herauszuholen  (Abb.  100). 

R. 
Calderilla,  von  Caldero  =  ehernes  Gefäß, 
eine  spanische  Billonmünze,  die  durch  die 
katholischen  Könige  1497  geschaffen  wurde. 
Es  waren  Biancas  zu  schlagen  mit  21  Tau- 
sendstel Feinheit,  die  1548  auf  24  erhöht, 
1552  auf  19  Tausendstel  herabgesetzt 
wurde.  Damals  entstanden  nicht  nur  Bian- 
cas (Va-Maravedi),  sondern  auch  Cuartos 
und  Ochavos  (4-  und  2-Maravedi).  Diese 
Münzen  trugen  auf  einer  Seite  das  Kastell, 
auf  der  anderen  den  Löwen.  Die  seit  1566 
geprägten  hatten  nur  14  Tausendstel  Fein- 
heit und  trugen  des  Königs  Namenszug. 
Die  Calderilla  wurde  bis  Ende  des  16.  Jh.s 
geprägt,  und  zwar  in  maßvoller  Weise, 
welche  vernünftige  Münzpolitik  die  Nach- 
folger der  großen  Könige  leider  nicht  bei- 
behielten (s.  Gruesa).  —  Schrötter  in  Z.  f. 
N.  25,  1906,  S.  289  ff.  S. 

Callaresltos  s.  Cagliarese. 

CamilluSy  der  (freigeborene,  ehrbare) 
Knabe,  der  beim  Opferdienst  half,  also 
Opferdiener;  erscheint,  an  der  kleinen  Ge- 
stalt kenntlich,  auf  den  Opferszenen  der 
röm.  M.  u.  Med.  neben  dem  Dreifuß  stehend, 
z.  B.  Gnecchi,  Med.  Taf.  89,  2.  —  R.  E.  III 
S.  1431.  R. 

Candareen,  chines.  Fen,  Gewichtseinheit; 
s.  Tael. 

Candldimiy  nämlich  argentum,  lautet 
einer  der  Stempel  auf  einem  röm.  Silber- 
barren, und  bezeichnet  das  Silber  damit, 
vgl.  Plin.  N.h.  33,  127,  als  fein;  Analyse: 
963,2°/oo.  —  N.  Z.  30  S.  218.  R. 

Canello  s.  Barinha. 

Canteim  s.  Leva. 

Capeduncula  =  eine  beim  Opfern  ge- 
brauchte Henkelschale ;  vgl.  unter  Capis.    R. 

Capellotie,  eine  modenensische  Groschen-- 
münze  zu  1/3  Lira  des  Herzogs  Franz  HL 
(1737— 1780),  die  von  dem  langen  Haupt- 
haar (Capello)  des  Herzogs  auf  dem  Bilde 
der  Vs.  ihren  Namen  hat.  —  Martinori, 
S.  51.  S. 

Capis   (Gen.  capidis;   auch  capedo  und 


CAPRICORNUS— CAROLIN 


93 


capeduncula),  lat.  =  Henkelschale,  bes. 
Opferschale,  von  der  Patera  (s.  d.)  anschei- 
nend durch  den  Henkel  unterschieden;  auf 
M.  des  C.  Antonius  kommen  zwei  Gefäße 
derart  vor,  das  linke  wohl  eine  C,  das  in  der 
Mitte  mit  Standplatte  wohl  ein  Simpulum, 
s.d.  —  R.  E.  ni  S.  1504.  R. 

Capricornus,  der  Steinbock,  insbes.  das 
Sternbild  desselben,  eins  der  12  Zeichen 
des  Tierkreises  (s.  unter  Zodiacus);  unter 
ihm  wurde  Augustus  geboren  (s.  unter 
Horoskop),  und  daher  ist  der  C,  vorn  ge- 
bildet als  Steinbock,  hinten  als  Delphin 
oder  Fisch  (also  ein  Ziegenfisch,  der  schon 
i.  d.  altorient.  Kunst  vorkommt),  sowohl 
auf  seinen  röm.  M.  wie  auf  vielen  provin- 
zialen  M.  sehr  häufig,  auch  mit  Zusatz  eines 
Globus  oder  Füllhorns.  —R.  E.  III S.  1550; 
Röm.  Mitt.  42  S.  164/70.  R. 

Capuciae  werden  1294  und  1403  die  älte- 
sten FoUari  von  Ragusa  (bis  1436  geprägt) 
bezeichnet,  die  auf  der  Vs.  ein  Brustbild 
nach  rechts  mit  kaiserl.  Diadem  und  Toga- 
überwurf (eine  offenkundige  Nachahmung 
röm.  M.)  und  auf  der  Rs.  ein  großes  goti- 
sches »R«  zwischen  4  Sternen  zeigen.  Diese 
Stücke  erhielten  im  Volksmunde  den  Na- 
men »Kapuzen«,  weil  es  wirklich  den  An- 
schein hat,  als  ob  der  Kopf  des  Bildes  mit 
einer  Kappe  bedeckt  wäre.  —  Berl.  Bl.  f. 
M.-,  S.-  u.  Wpkd.  IV  S.  56;  Monatsbl.  d. 
num.  Ges.  Wien  1910  S.  189  ff.         Su. 

Caput  aut  navim,  im  plur.  capita  aut 
navia,  röm.  Spiel  (Macrob.  Sat.  1 7,  22),  bei 
dem  es  darauf  ankam,  ob  eine  in  die  Höhe 
geworfene  M.  beim  Herunterfallen  mit  dem 
Kopf  oder  dem  Schiff  (dem  Rs. -Typus  des 
röm.  Aes  grave,  s.  As,  vgl.  Abb.  60,  61) 
nach  oben  zu  liegen  kam.  —  Vgl.  unter 
Pile  und  siehe  A.  J.  N.  L  S.  107.         R. 

Carambole  war  der  franz.  silberne  Ecu  de 
Flandre  zu  80  sols,  geprägt  1686  bis  1705 
mit  der  Münzmarke  von  Lille,  zuerst  einem 
L,  dann  einem  W.  —  Hoffmann,  Tai.  98, 
128;  99,  148. 

Carantano,  Carlntano,  oberitalienischer 
Name  für  den  Tiroler  (kärntnerischen) 
Etschkreuzer  im  14,  Jh.  und  später.  — 
Martinori  S.  51.  Su. 

Cardeciiy  allgemeine  Bezeichnung  der 
französischen  Quarts-d'&u  im  17.  Jh. 

Carintano  =  Carantano  (s.  d.). 

Caritas,  lat.  =  liebevolle  Zuneigung;  C. 


Augg.  steht  auf  M.  des  Tetricus  I.  zu  einer 
Gestalt  mit  erhobener  Hand,  unten  Altar; 
C.  mutua  Augg.  neben  zwei  verschlunge- 
nen Händen:  M.  des  Balbinus  u.  Pupienus. 
—  Bernhart,  Handbuch  S.  85;  W.  Koehler, 
Personif.  abstrakter  Begriffe  S.  61.      R. 

Carllns  oder  Saluts  in  Gold  oder  Silber 
hat  seit  1278  Karl  von  Anjou  in  Neapel  prä- 
gen lassen.  Sie  tragen  die  Darstellung  des 
englischen  Grußes,  der  Verkündigung  Ma- 
ria, die  Jungfrau  geneigten  Hauptes,  beide 
Hände  zu  halber  Höhe  erhoben,  und  einen 
Engel  auf  sie  zutretend,  in  der  linken  Hand 
einen  Granatapfel  haltend  und  mit  einer 
hinweisenden  Geste  der  rechten  den  Gruß 
begleitend,  den  die  Umschrift  angibt:  :>ave 
gracia  plena,  dominus  tecum<'.  Eine  Vase 
mit  hochragendem  Lilienstengel  steht  zwi- 
schen beiden  (Menadier,  Sammler  1921 
S.  308  f.),  auf  der  Rs.  befindet  sich  ein 
Wappenschild  (s.  Abb.  213). 

Dieser  carlin  d'or,  wie  der  offizielle  Name 
lautet,  hatte  ein  Gewicht  von  ca.  4,4  g,  eine 
Feinheit  von  24  Karat  und  denselben  Wert 
wie  der  Augustal  (s.  d.).  Neben  ihm  wurde 
auch  ein  V»  carlin  d'or  geschlagen. 

Der  carlin  d'argent  war  eine  Nachahmung 
des  französischen  gros  tournois.  Er  wog 
3,34  g  und  war  ca.  11 1/2  Unzen  fein,  sein 
Wert  war  gleich  V2  Goldtari. 

Der  Schlag  des  Goldkarlins  wurde  nach 
Karl  IL  verlassen,  der  der  Silberkarlins  dau- 
ernd beibehalten,  nur  änderte  sich  noch 
unter  Karl  II.  der  Typus:  der  Karlin  wird 
zum  Gigliato  (s.  d.).  Später  unter  Alfons  I. 
(1442 — 1468)  wurde  der  Alfonsino  (Carlino 
oder  Grrossone)  mit  gekröntem  Königskopf 
und  Wappen  geprägt,  unter  Ferdinand  L 
ein  Coronato  usw.  Er  blieb  in  Unteritalien 
bis  zu  Franz  IL  von  Bourbon,  bis  1859.  — 
Sambon  im  Annuaire  1891  S.  2365.; 
Cagiati.  Su. 

San  Carlo  war  eine  seit  1614  geprägte 
Silbermünze  des  Herzogs  iCarl  Emanuel 
von  Savoyen  mit  dessen  Brustbild  auf  der 
Vs.  und  dem  h.  Karl  (Borromeo)  auf  der 
Rs.  Sie  wog  26,728  g  und  hielt  18,086  g 
Silber,  galt  zuerst  9  Fiorini  d'argento,  stieg 
bis  1630  auf  12.  —  C.  n.  it.  I,  Taf.  18, 
Nr.  12.  S. 

Carolin  (PI.  Caroliner)  war  der  halbe 
schwedische  Daler  oder  das  schwedische 
2-Markstück.   zu    16    Öre,    während    ein 


94 


CAROLUS— CARZIA 


schwedischer  Riksdaler  52  -Öre  galt;  er 
wurde  1664  eingeführt  mit  10,4  g  Gewicht, 
7,2228  g  Feingewicht.  Die  Vs.  trug  Karls 
XI  Brustbild,  die  Rs.  drei  Kronen  und 
Wert:  UM.  Unter  Karl  XII.  wurden  im 
Jahre  171 8  4-,  2-  und  i -Caroliner  (Abb.  327) 
ausgemünzt  mit  ausdrücklicher  Angabe 
dieser  Werte  zu  8,  4  und  2  Mark  schwedisch, 
aber  nur  mit  einem  Feingewicht  von  18,5, 
9,2  und  4,6  g.  Das  8 -Markstück  wurde 
auch  Dukaten  genannt.  In  älteren  Zeiten 
war  auch  eine  Goldmünze  namens  Carolin 
geschlagen  worden.  Im  Jahre  1868  unter 
Karl  XV.  wurde  ein  goldenes  Zehnfrank- 
stück namens  Carolin,  mit  2,9032  g  Fein- 
gewicht, eingeführt.  Die  Rs.  trug  eben- 
genannte Wertangabe.  —  K.  A.  Wallroth, 
Sveriges  Mynt  1449— 1917,  Stockholm 
1918.  W. 

Carolus»  Carolusdollar  oder  -Piaster  war 
der  spanische  Säulenpiaster  oder  Colonnato 
(s.  d.),  der  von  der  Levante  bis  China  sehr 
geschätzt  wurde.  In  Abessinien,  Kordofan 
und  Nordafrika  wurden  nur  die  von  Karl 
IUI.  genommen,  die  wegen  der  IUI  von 
den  Arabern  Abuarba  =  Vater  der  vier 
genannt  wurden.  Der  »Schanghaidollar«, 
wie  der  C.  in  China  hieß,  galt  hier  oft  30  bis 
40*>/o  über  seinem  Sachwert,  wich  aber  seit 
Mitte  des  19.  Jh.s  immer  mehr  dem  mexi- 
kanischen Peso.    S.  Adlerdollar.  S. 

Caroltis  A*axgmt  (Florin  Carolus  d*argent) 
war  der  erste  niederländische,  von  ICarl 
V.  1543  eingeführte  Taler;  er  galt  als  Äqui- 
valent des  Carolus  d'or  (s.  d.)  20  Patards, 
wog  etwas  weniger  als  der  deutsche 
Guldengroschen  (s.  d.)und  trug  auf  der  Vs. 
das  gekrönte  Brustbild  des  Kaisers,  auf  der 
Rs.  den  spanischen  Wappenschild  auf 
Blumenkreuz.  —  Witte,  II,  S.  i8i  f.,  Tai. 
39,  Nr.  667--^7i.  S. 

Carolusdollar  s.  Carolus. 

Carolus  d'or  (Florin  Carolus  d'or),  nieder- 
ländischer,  von  Kaiser  Karl  V.  1517  einge- 
führter Goldgulden,  der  auf  der  Vs.  das 
Kniebild  des  Kaisers,  auf  der  Rs.  ,den 
Reichsadler  mit  Wappenschild  zeigte  und 
zuerst  wie  sein  Vorgänger,  der  Florin  Phi- 
lippus  (s.  d.),  3,24  g  wog  und  2,12  g  Gold 
hielt,  1521  aber  auf  ein  Gewicht  von  2,93  g 
°^^  I>7I  g  Gold  verringert  wurde  und  seit- 
■dem  die  schlechteste  aller  damahgen  Gold- 
münzen war  (s,  Goldgulden).    &  galt  20 


Patards. —Witte,  II,  S.  160 f.,  167;  Taf.  38, 
Nr.  662.  S. 

Carpentum,  lat.  =  ein  zweirädriger  Reise - 
wagen  bes.  für  Frauen;  manchen  Kaise- 
rinnen wurde  die  Ehre  erwiesen,  daß  sie 
(oder  nach  ihrem  Tode  ihr  Bild)  in  einem 
C.  bei  den  Aufzügen  im  Circus  gefahren 
wurden;  daher  finden  wir  auf  deren  M. 
das  C.  als  einen  von  zwei  Maultieren  im 
Schritt  gezogenen  Planwagen;  dazu  die 
Aufschriften  consecratio,  memoriae  illius, 
oder  einfach  divae  illi.  —  R.  E.  III S.  1606; 
Bernhart,  Mitt.  Vorderasiat.  Ges.  1917 
(Hommel -Festschrift)  S.  160.  R. 

Carpici  maximi,  Siegesbeiname  der  röm. 
Kaiser  Philippus  Vater  und  Sohn  auf  Med., 
wegen  ihrer  Siege  über  die  Carper.      R. 

Carrara-Medaillen  sind  zwei  auf  Franz  I. 
und  IL,  Herren  von  Carrara  bei  Padua,  auf 
die  Eroberung  dieser  Stadt  1390  ganz  nach 
dem  Muster  römischer  Großbronzen  ge- 
prägte Med.,  mit  ihrem  Bildnis  auf  der  Vs. 
und  dem  redenden  Wappen  des  Wagens 
(carro)  auf  der  Rs.  Sie  sind  die  ältesten 
Medaillen.  —  Friedlaender,  Die  geprägten 
ital.  Med.  des  15.  Jh.s  1883  S.  3—8;  Hill, 
Med.  of  the  renaissance  1920  S.  16;  Habich, 
Med.  der  itaL  Renaissance  S.  27/8.       R. 

Carrarese,  Carrarino  hießen  die  in  Padua 
von  dem  Geschlecht  der  Carrara  (1338 — 
1405)  geprägten  Groschen,  Denare,  Soldi 
und  Piccoli, 

Cart-wheel  (deutsch:  Wagenrad)  nannten 
die  Engländer  ihr  28,70  g  schweres  kupfer- 
nes Twopence-Stück  von  1797  nach  dem 
erhabenen  Reifen  ringsherum,  der  dem 
dnes  Rades  ähnlich  war. 

Carzia  (Garzia)  hieß  eine  venetianische, 
für  Cypem  geprägte  Billonmünze,  deren 
Name  sehr  wahrscheinlich  von  dem  durch 
die  Kreuzfahrer  in  die  Levante  ge- 
brachten Kreuzer  rührt  (s.  Crazia).  Die 
ersten  C.  sind  anonyme  venetianische 
Münzen  mit  springendem  Löwen-Kreuz  von 
Jerusalem,  sie  galten  1/48  des  Bezant  (s.  d.). 
Seit  15 15  trugen  sie  den  Namen  des  Dogen, 
wogen  0,52  g,  hielten  0,04  g  Silber  und 
zeigten  Kreuz-springenden  Löwen-  1569 
entstanden  vierfache,  die  in  Cypern  Sixains 
genannt  wurden.  —  Papadopoli,  II,  S.  99, 
234,  246,  258,  275,  294  f. ;  Taf.  28,  Nr.  1--3; 
Taf.  29,  Nr.  IS;  31,  Nr,  7;  32,  Nr.  Ii— 15; 
Riv.  ital.  di  num.  XX  (1907),  S.  462.     S. 


CASH-^CAV  ALOTTO 


95 


Cash,  aus  sanskr.  Karsha,  tamil.  Käsu, 
portug.  Caixa;  damit  werden  von  den  Euro- 
päern verschiedene  orientalische  Münzen 
von  geringem  Wert  bezeichnet:  in  Indien 
die  Käsumünze  (s.  Karsha),  in  China  die 
Ch'ien  (s.  d.),  im  Malaiischen  Archipel  der 
Pitjis  (s.  d.).  S.  auch  Käsch.  —  Crooke, 
Hobson  Jobson  167.  V. 

Castellano  =  Va  Dobla  castellana  s.  d. 

Castellanus  s.  Burggraf. 

Castelliim  s.  Burg. 

Castor,  Castores  s.  unter  Dioskuren. 

Castrucclno  ist  ein  Halbgroschen  von 
Lucca,  geschlagen  von  dem  Großkapitän 
der  Stadt  Castruccio  degli  Anteminelli  und 
nach  der  Schlacht  von  Altozascio  1330  vir- 
kundüch  erwähnt:  pro  pretio  librarum  qua- 
draginta  et  quinque  denariorum  lucenti- 
um  Castruccinorum  ad  rationera  etc. 
Typus:  Vs.  gekrönte  Büste,  Umschr.  Otto 
rex;  Rs.  um  LVCA  im  Kreuz  die  Umschrift 
Imperialis.  —  Martinori  S.  61.  Su. 

QiStruin,  i.  ein  Kastell,  mit  Mauern  oder 
Verschanzung  umgebener  Ort.  Auf  M.  (aller 
Metalle)  bezeichnen  wir  so  die  von  Diocle- 
tianus  bis  ins  5.  Jh.  hinein,  also  als  das 
Reich,  von  Barbaren  bedroht,  solcher  C. 
überall  bedurfte,  vorkommende,  turmbe- 
wehrte Tor-  oder  Mauerfront;  Legenden 
z.  B. :  victoria(e)  Sarmatica(e),  virtus  (vir- 
tuti)  militum,  providentiae  Augg.  u.  dgl. 
Zur  Darstellung,  insbes.  zur  Bedachung  der 
Türme  vgl.  Germania  1919  S,  12/15.  — 
Für  den  Grundplan  eines  Lagers  hält  man 
auch  eine  merkwürdige  geometr.  Figur  auf 
seltenen  M  Constantins  und  seiner  Mit- 
regenten  (Maurice,  Num.  Const.  II 
S.  447/48).  R. 

2.  lat.  für  Burg,  findet  sich  z.  B,  auf 
den  in  Hattonchatel  geschlagenen  Denaren 
der  Bischöfe  von  Verdun  aus  dem  10.  u. 
XI.  Jh.,  auf  denen  die  Münzstätte  als  Ha- 
donis  castrum  bezeichnet  wird,  dann  weiter 
auf  einem  Denar  v.  Sayn:  Castrum  in  Seine 
com(i)t(is),  auf  einem  Hohlpfennig  der 
Herren  v.  Veitheim -Osterburg:  castrum 
Adelberti  c(omitis),  auf  einem  Blankenburg- 
Regensteiner  Hohlpfennig  castri  de  Blan- 
kenburc  u.  a.  —  Menadier,  Schausammlung 
S.  162  U.D.M.  III  S.  43.  Su. 

Cathedra  (thronus,  sedes  =  Bischofs - 
thron),  ein  zum  Gebrauch  für  den  Bischof 
bei  Pontifikalfunktionen  bestimmter,  mit 


Armlehnen  und  Rückwand  versehener,  auf 
drei  Stufen  sich  erhebender  und  von  einem 
Baldachin  überdachter  Sitz.  Der  Abtsthron 
hat  nur  2  Stufen  und  keinen  Baldachin. 
—  L  Braun,  Lex.  S.  48f.  Su. 

Cavalier  ist  eine  niederländische  Groschen- 
art mit  einem  Reiter.  Sie  wurde  zuerst  von 
Margarete  von  Konstantinopel  (1244 — 80) 
im  Hennegau  und  zwar  in  Valenciennes  ge- 
schlagen. Auf  der  Rs.  befindet  sich  der 
Doppelschriftkreis  der  Turnosen  um  ein 
Kreuz,  der  innere  Kreis  trägt  die  Umschrift 
Signum  crucis.  Der  Reiter  wird  teils  von 
rechts,  teils  von  links  mit  einem  gezückten 
Schwert  dargestellt.  Der  Wert  war  =  2 
Sterlingen  oder  =  V3  gros  tournois.  Diese 
petits  gros  au  cavalier  sind  dann  von 
Johann  IL  von  Hennegau  (1280 — 1304) 
in  Valenciennes,  von  Johann  IL  .von 
Brabant  (1294 — 1308)  in  Antwerpen  und 
Genappe  und  von  Robert  von  Flandern 
(1305 — 1322)  in  Alost  statt  mit  gezücktem 
Schwert  auch  mit  Lanze  weitergeprägt 
worden.  Es  war  eine  beliebte  Münzsorte, 
die  auch  sonst  nachgeahmt  wurde.  — 
Goldene  Cavaliers  s.  Rijder.  —  GaiUard, 
Flandern  Tf.  29  nr.  172,  173;  Chalon, 
Hennegau  Tf.  III  27,  28;  De  Witte  I, 
Tf.  XII  308   S.  102.  Su. 

Cavalier  d'ar  s.  Rijder. 

Cavallina  wurde  nach  dem  auf  Candia 
befehligenden  venetianischen  General  und 
Proweditore  Marino  Cavalli  eine  Billon- 
münze  zu  10  Perperi  (s.  Iperpero)  genannt, 
die  er  dort  1571 — 1573  schlagen  ließ,  die 
aber  gleich  darauf  eingezogen  wurde,  auf 
einer  Seite  den  Markuslöwen,  auf  der 
anderen  iES/ARGE/NTI  trug.  —  Papado- 
poli,  II,  S.  820,  Taf.  51,  Nr.  15.       S. 

CavallOy  eine  von  dem  Könige  Fer- 
dinand I.  von  Aragon  im  Jahre  1472  ein- 
geführte Kupfermünze  für  Neapel  und 
Sizilien  zu  i/w-Silbergrano  und  von  1,8 
bis  0,8  g  Gewicht,  die  auf  der  Vs.  die 
Büste  des  Königs,  auf  der  Rs.  ein  Pferd 
(cavallo)  trägt-  Sie  wurde  später  mit 
anderem  Gepräge  —  meist  Büste-Kreuz  — 
gemünzt,  im  18.  Jh.  nur  vielfache,  auch 
von  anderen  Staaten  Italiens.  S.  auch 
Pubblica  und  Tornese.  —  Cagiati,  II— V, 
passim;  Martinori,   S.  62 — 64.  S, 

Cavalotto  heifien  viele  italienische 
Groschenmünzen   mit   einem    Reiter   auf 


96 


3C— CENT 


der  Vs.,  so  die  in  Asti  von  Ludwig  XII. 
von  Frankreich  und  Kaiser  Karl  V.  ge- 
prägten. Auch  in  Bologna  (Lira  Bolognese), 
Piemont,  Savoien  und  den  kleinen  ober- 
italischen  Herrschaften  wurden  sie  im 
i6.  und  17.  Jh.  geschlagen.  Uri,  Unter- 
waiden und  Bellinzona  wählten  als  Reiter 
den  h.  Martin.  In  deutschen  Edikten 
wurden  sie  Gabelotten  oder  Gobelotten 
genannt.  Die  Grossi  mit  dem  h.  Georg 
s.  unter  Giorgino.  S.  auch  Cornuto.  — 
Martinori,  S.  64  f.  S. 

X,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Be- 
sancon. 

Cech  (wörtlich  im  Deutschen  =  Böhme). 
Unter  diesem  Namen,  in  dem  noch  die  Er- 
innerung an  den  bis  an  die  Grenzen  des  mos- 
kovitischen  Reiches  des  XIV.  Jh.s  verbreite- 
ten böhmischen  Groschen  weiterlebt,  kur- 
sierten die  Dreipölker  (s.  d.)  des  XVII.  Jh.s 
in  der  Ukräne,  wo  sie  das  Hauptzahlmittel 
waren. 

Nach  ihrem  Vorbilde  und  nur  für  Klein- 
rußland wurden  in  der  Stadt  Sevsk,  von 
den  Zaren  Ivan  und  Peter  (1682 — 1696) 
in  recht  großer  Zahl,  heutzutage  sehr  selten 
anzutreffende  C.  mit  1386  und  undatiert 
ausgegeben.  Auf  der  Vs.  haben  sie  den 
Doppeladler,  auf  der  Rs.  den  Reichsapfel. 
Die  Aufschrift  ist  lateinisch  und  bringt, 
sehr  verkürzt,  die  Titel  der  Herrscher  und 
den  Namen  der  Stadt.  —  Großfürst  G.M., 
Peter,  II,  20—28;  J.  u.  A.  Erbstein,  Ein 
vergess.  Denkm.  Peter  d.  Gr.  1872;  Zapiski 
N.  Otd.,  I  (Demmenis).  —  Fälschlich  nennt 
Reichel  I,  1077  die  von  Peter  1707 — 1709 
geprägten  Tympfe  (s.  Achtzehngröscher) 
Cechen.  —  Für  den  Geldumlauf  in 
der  Ukraina  vgl.  jetzt  -Sugaevskij,  V.  A., 
Moneta  i  deneinyj  söet  v  levoberej^noj 
Ukraine  v  XVII  veke  (bes.  S.  8—9;  28). 

B. 

Ceitil  (Ceptil),  eine  wohl  am  Ende  der 
Regierung  Johaims  I.  von  Portugal  (1383 
bis  1433)  zui»  Gebrauch  in  dem  141 5 
eroberten  Ceuta  geprägte  (erste  portu- 
giesische) Kupfermünze,  die  den  gekrönten 
Namen  des  Königs,  auf  der  Rs.  d.  Wort 
Ceitis  trug.  Sie  galt  Vö  Real,  zeigte  unter 
den  folgenden  Königen  auf  der  Vs.  den 
Landesschild,  auf  der  Rs.  eine  Burg  im 
Meer.  Sie  wog  zuerst  1,9  g,  sank  bis  1560 
auf  1,3  g,  worauf  ihre  Prägung  aufhörte.  S. 


Cella  (aucella,  =  Vögelchen)  ist  eine  ita- 
lienische Silbermünze,  die  erstmalig  Köni- 
gin Johanna  II.  von  Neapel  (1414 — 1435)  in 
Aquila  geprägt  hat:  Vs.  IVHANNA  :  RE- 
GINA um  einen  gekrönten  Adler;  Rs.  S  : 
PETRVS  :  P  um  dessen  sitzende  Figur. 
Diese  Prägung  ist  von  Renatus  von  Anjou 
(1435— 1442)  und  Alfons  I.  (1442— 1458) 
fortgesetzt  worden,  die  Cellae  dieses  Königs 
tragen  teilweise  in  der  Umschrift  das  Wap- 
pen der  Camponeschi  (6.  Okt.  1442  bis  6. 
April  1443).  Ferdinand  I.  verbot  dann  1458 
ihre  Herstellung.  Ihr  Gewicht  betrug 
0,91 — 1,046  g.  Sie  waren  gleich  =  %  Car- 
lino  (daher  auch  quartarola  genannt)  und 
gleich  30  Denaren  (daher  auch  Trentina 
genannt),  40  Cellae  =  l  Dukat.  —  Cagiati 
II  S.  28 f.;  Martinori  S.  66.  Su, 

Censor,  von  censere  =  schätzen,  war 
der  alle  5  Jahr  paarig  gewählte  Beamte  der 
röm.  Republik,  dem  Steuerschätzung,  Per- 
sonenstandsaufnahme, Aufstellung  der  Se- 
natsliste, Verdingung  von  Bauten  u.  dgl. 
zufiel.  Daß  sie  gelegentlich  auch  mit  der 
Münzprägung  betraut  wurden,  ist  denkbar, 
das  Beispiel  der  Denare  mit  L.  Lic,  Cn. 
Dom.,  angebl.  Censoren  92  v.  C,  wird 
jetzt  bestritten  (Num.  chron.  1924  S.  45).  — 
Auf  M.  erscheint  das  Amt  nur  im  Kaiser - 
titel  der  flav.  Kaiser  als  censor,  censoria 
potestat(e),  censor  perpetuus  (Abb.  75). 
Mit  ihnen  hört  die  C.  als  besonderes  Amt 
auf.  —  Abk.  CEN,  CENS.  —  R.  E.  III 
S.  1902.  R. 

Cent.  I.  Scheidemünzeinheit  der  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika  zu 
Vioo  Dollar  (s.  d.),  war  1792  bis  1856  eine 
10,886  g  schwere  Kupfermünze;  die  halben 
wurden  nur  bis  1840  geprägt.  1857  bis 
1859  wurden  sie  aus  Nickel,  seitdem  aus 
Bronze,  3,11  g  schwer,  geprägt.  Auch 
Stücke  zu  3  und  5  Cent  entstanden,  die 
ersteren  1851  0,60,  1853— 1873  0,67  g 
Silber  haltend,  während  die  5 -Centstücke 
(seit  1866)  aus  Nickel  hergestellt  wurden. 
Das  Gepräge  des  Cent  war  auf  einer  Seite 
immer  die  Wertbezeichnung,  auf  der 
anderen  bis  1856  der  Freiheitskopf,  1857 
bis  1859  der  Adler,  dann  bis  1907  der 
Indianerkopf  und  1909  das  Brustbild 
Lincolns.  Ähnlich  war  das  der  3-  und 
2 -Centstücke,  während  das  Gepräge  der 
S-Cent  1866—1882:  5-Schild,  seitdem  V- 


CENTAVO— CENTIME 


97 


Kopf,  seitiQisBüflEel-Indianerkopf  ist. —  2. 
Scheidemünzeinheit  der  Niederlande  seit 
1816:  I  Gulden  =  ICX)  Cent,  Der  Cent 
war  aus  Kupfer  und  wog  3,843  g,  auch 
halbe  wurden  geschlagen.  Seit  1877 
wurden  2^»-  und  l -Centstücke  aus  Bronze 
geprägt.  Das  Gepräge  dieser  Münzen  war 
bis  1877:  gekröntes  W-Wappen,  seit- 
dem: Löwe-Wertbezeichnung.  Für  Ost- 
indien entstanden  seit  1834  Centstücke 
aus  Kupfer,  4,8  g  schwer  (Löwenschild- 
Wert),  seit  1856  21/3-,  I-  und  »A-Centstücke 
(Löwenschild  -  javanische  Wertbezeich  - 
nung).  S. 

3.  Unter  Friedrich  VIL  und  Christian  DC. 
von  Dänemark  wurden  nach  amerikani- 
schem Münzfuß  Stücke  von  20,  10,  5  und 
3  C.  von  Silber,  i  C.  von  Bronze  zum  Ge- 
brauch der  dänisch -westindischen  Inseln 
geprägt.  Früher  war  dort  dänische  Schil- 
lingsmünze nach  besonderem  Münzfuß  im 
Umlauf-  W. 

Centavo  ist  der  hundertste  Teil  des 
mittel-  und  südamerikanischen^Peso  (s.  d.) 
und  entspricht  mit  der  Annahme  des 
französischen  Münzsystems  seit  den  sech- 
ziger Jahren  des  19.  Jahrhunderts  dem 
französischen  5  Centimestück.  Der  zehn- 
fache C.  heißt  Decimo.  Die  Stücke  zu 
10  und  5  C.  wurden  früher  meist  aus 
Silber,  die  zu  21/2,  2  und  i  C.  meist  aus 
Nickel  oder  Kupfer  hergestellt;  heute 
werden  diese  kleinen  Nominale  meist  aus 
Nickelbronze  oder  Aluminium  geprägt.    S. 

Centeiiy  die  spanische  goldene  Dublone 
1848— 1868  (s.  Dublone). 

Centenlonalis  ist  eine  M. -Sorte,  die  zwei- 
mal im  4.  Jh.  genannt  wird:  das  Edikt 
von  356  Cod.  Theod.  EX  23,  i  §  3  ver- 
bietet den  Transport  von  pecunias  quas 
more  solito  maiorinas  vel  centenionales 
communes  appellant;  das  v.  J.  395  Cod. 
Theod.  IX  23,  2  verbietet  die  pecunia 
maior  und  läßt  allein  den  C.  noch  gelten: 
centenionalem  tantum  nummum  in  con- 
versatione  publica  tractari  praecipimus, 
maioris  pecuniae  figuratione  submota;  die 
maiorina  pecunia  erscheint  sonst  noch 
in  einem  Erlaß  von  349,  der  die  Scheidung 
des  darin  enthaltenen  Silberzusatzes  ver- 
bietet, Cod.  Theod.  IX  21, 6.  Im  J.  349  und 
356,  d.  h.  unter  Constantius  IL,  dann 
auch  unter  Constans  als  Aug.,  Vetranio  und 

WOttecbnoh  der  Hflndcunde. 


Constantius  Gallus  gab  es  wirklich  nur  zwei 
häufig  und  regelmäßig  geprägte,  mit  ganz 
wenig  Silber  legierte  Kupfersorten  (s.  unter 
Sud),   beide  mit  fei.  temp.  reparatio,  die 
eine  etwa  20 — ^24  mm  Dm.  und  3^2  bis  T^l%  g 
schwer,  die  andere  etwa  17 — 19  mm  Dm.  und 
2 — 3  g  schwer,  und  darum  sollte  man  nur 
diese  beiden  als  die  Pec.  mai.  und  den  C. 
betrachten  und    diese  Benennungen   von 
allen  M,  vor  Constantinus'  I,  Tode  fern- 
halten;  so  Maurice,   Num.   Const.   III  S. 
XLVII  (der  früher  I S.  XLIII  ff.  ebenso  wie 
der  Trait6  I  S.  612/14  in  dem  C.  eine  ge- 
sottene   Kupfer -M.    des    Constantinus    I. 
erblickt  hatte,  Abb.  109,  während  Seeck 
gar  Z.  f.  N.  XVII  S.  58,  122  und  R.  E.  III 
S.  1927,  befolgt  u.  a.  im  Num.  chron.  1919 
S.  154/55,  den  C.   in  diokletianische  Zeit 
versetzt).     Vgl.    zu   alledem   die  Zweifel 
N.  Z.  42  S.  577  und  bei  Segrfe,  Metrologia 
1927  S.  446/48.  —  Die  Erklärungen    des 
Namens   C,   Trait6  S.  613:    =    Vioo   der 
Siliqua,    Maurice    I  S.  XLVII  =  Vioo  des 
Silberpfundes,    Seeck   an  beiden  Stellen 
=  '/loo  des  MiUarense,  womit  er  das  silberne 
7^96  des  Diocletianus  meint,  Mattingly,  Ro- 
man coins  1928  S.  227  =  i/ioo  des  Aureus, 
kranken    daran,    daß    die  Bedeutung  C. 
=  Vioo  ganz  unsicher  ist,  es  könnte  eher 
heißen:  zu  einem  Hundertf  ac he n  gehörig, 
vgl.  Bildungen  wie  Binio,  Quaternio.    R. 

CentesimOy  die  kleinste  moderne  italieni- 
sche Scheidemünze  zu  '/loo-Lira,  gleich 
dem  französischen  Centime,  aus  960  Teilen 
Kupfer  und  40  Zinn,  i  g  schwer.  Von 
Anfang  an,  d.  h.  seit  1826,  wurden  meist 
mehrfache  Centesimi  geprägt,  silberne  zu 
50  und  25,  kupferne  zu  5,  3  und  i  C,  seit 
1861  silberne  zu  50,  25  und  20,  nickeine  zu 
20  C,  kupferne  zu  10,  5,  2  und  i  C.  Diese 
Münzen  zeigten  vor  1900  meist  Kopf -Schrift, 
seitdem  verschiedene  meist  der  Antike  ent- 
nommene Typen  wie  die  von  Nickel  die 
Aequitas  in  '  Löwenquadriga,  die  Italia, 
Genien,  antiken  Kopf  und  Adler,  seit  1920 
viele  das  Rutenbündel  mit  Beil  (s.  auch 
Lira  am  Schluß),  die  von  Bronze  zu  10  C. 
Biene  auf  Blume,  die  zu  5  C.  Ähre.  In 
Uruguay  zerfiel  der  Peso  in  100  C.     S. 

Centime.  Als  1793  die  französische  Na- 
tionalversammlung das  Dezimalsystem  (s. 
Zählweise)  einführte,  teilte  sie  die  Livre  in 
10  D6cimes,  den  D6cime  in  10  Centimes, 

7 


98 


CENTIMO— <!^ETVERTÄK 


aber  erst  1795,  als  der  Frank  an  Stelle 
des  Livre  die  Münzeinheit  geworden  war, 
sind  5-  und  i -Centimes  aus  Bronze,  letztere 
2  g  schwer,  dann  sind  bis  zur  Gegenwart 
Stücke  zu  10  und  5  Centimes  (2-  und 
I-Sous),  2-  und  I -Centimes  aus  Kupfer 
geschlagen  worden.  Später  wurden  50-,  25- 
u.  20-C.  aus  Silber,  25 -C.  auch  aus  Nickel 
und  10-,  5-,  2-  u.  i-C.  aus  Kupfer  oder 
Bronze  geprägt,  seit  1914  gelochte  25-,  10- 
u.  5-C.  aus  Nickel,  seit  1923  solche  auch  für 
die  Kolonien.  Belgien  übernahm  1832  mit 
dem  Frank  auch  den  C.  und  prägte  seine 
Scheidemünzen  sehr  ähnlich  wie  Frank- 
reich. Der  C.  der  Schweiz  ist  gleich  dem 
Rappen  (s.  d.).  S. 

CentimOy  kleinste  moderne  spanische 
Scheidemünze  =  i/ioo-Peseta.  Vor  1864 
gab  es  nur  Stücke  zu  mehreren  C,  z.  B. 
25  C.  «  1/4  Reales,  1864— 1870  war  der  C. 
eine  Kupfermünze  zu  V^ioo  Escudo  und  über 
2^2  heutiger  C.  wert.  S. 

Centiiiy  anderer  Name  für  den  spanischen 
Alfonso  d'oro  (s,  d.),  nach  Gesetz  von  1871 
8,065  g  schwer  und  7,2585  g  Gold  haltend, 
mit  einem  Wert  von  25  Peseta.         S. 

Ceres  s.  unter  Demeter. 

Certamen  s.  unter  Spiele. 

Cervia  (Zervetta),  Silbermünze  des  Al- 
berico  Cibo  Malaspina  (1559 — 1623),  Herrn 
von  Massa  Luigiana,  vom  Volke  Lupetta 
genannt,  da  der  Hirsch  auf  ihr  für  einen 
Wolf  angesehen  wurde.  S. 

Cervönec  (von  öervonnyj,  s.  d.)  war  der 
in  Rußland  im  18.  Jh.  aufgekommene 
Name  für  ausländische  Goldmünzen,  haupt- 
sächlich für  holländische  Dukaten. 

Seit  Anna  (1730— 1740)  bis  1867  sind 
29  MiU.  Stück  C.  von  der  russ.  Regierung 
zum  Zwecke  ausländischer  Zahlungen  nach- 
geprägt  worden.  Diese  C.  sind  von  den 
holländischen  nur  durch  geringe  Details 
in  der  Zeichnung  zu  unterscheiden.  Seit 
1849 — 1867  in  Riißland  verfertigte  Dukaten 
tragen  immer  nur  das  Datum  1849.  Ihre 
Prägung  hörte  nach  einer  Reklamierung 
seitens  der  holländischen  Regierung  1868 
auf.  —  Vgl.  ArapSik,  Lobanßik. 

Kaiser  Paul  (1796— 1801)  prägte  C.  nur 
mit  seinem  Monogramm  auf  der  Vs.  und 
der  Aufschrift:  Ne  nam,  ne  nam,  a  imeni 
tvocmu  (Nicht  uns,  nicht  uns,  sondern 
Deinem  Namen)  in  der  auf  holl.  Dukaten 


gewöhnlichen  Kartouche  auf  der  Rs., 
3,48  g  schwer  mit  3,43  g  Goldgehalt.  — 
Die  von  1868— 1885  geprägten  3 -Rubel- 
stücke mit  Doppeladler  und  Wertangabe 
mit  3,6  g  Goldgehalt  ersetzten  die  holländi- 
schen Dukaten  und  wurden  auch  C.  ge- 
nannt. —  Russische  C.  wurden  auch  die  für 
Russisch -Polen  1834 — 1841  in  Petersburg 
und  Warschau  ausgebrachten  3-Rubel- 
stücke  =  20  zlot  (s.  zlotyj)  genannt.  — 
Flug,  K.  K.,  O  vneSnemzidö  gl.  t.  russk. 
zolotoj  monety  (1898),  S.  32—36. 

C.  heißt  endlich  die  seit  1922  von  der 
Sowjetregierung  herausgeg.  Banknote  im 
Werte  von  10  Goldrubeln.  Als  Münze 
1923  geprägt,  mit  Staatswappen  auf  der  Vs. 
und  säendem  Bauern,  im  Hintergrunde  auf- 
gehender Sonne  und  Fabrikgebäude  auf  der 
Rs.,  8,6g  schwer  und  7,74  g  fein.  Abb.  387. 

Bei  den  Numismatikern  C  =  Cerv6nnyj 
(s.d.).  B. 

Cervötmyj  (wörtl.  Roter),  wahrschein- 
lich aus  dem  Polnischen  entlehnt,  im 
Russischen  =  zolotoj  (s.  d.),  jede  größere 
Goldmünze,  bis  zum  18.  Jh.  meistens  in 
Verbindung  mit  einem  auf  die  Herkunft  der 
Münze  hinweisenden  Prädikat,  wie  etwa 
ugorskij  (ungarischer),  renskij  (rheinischer) 
oder  gollandskij  (holändischer)  gebraucht. 

Mit  Ivan  III.  (1462— 1505)  beginnend 
sind  auch  russ.  C.  von  allen  Herrschern, 
mit  Ausnahme  vonVasilij  IIL  (1505 — 1533) 
und  Boris  (1598— 1605),  geprägt  worden, 
doch  vor  Peter  dem  Gr.  durchaus  nur  als 
Donative,  dabei  im  Werte  von  10,  4,  3,  2, 
iVa,  I,  Vsi  'A  und  V4  Dukaten.  Sie  haben 
zuerst  den  Doppeladler  auf  beiden  Seiten, 
dann  auch  Brustbild  imd  Doppeladler;  auf 
einem  C.  von  Alexej  (1645 — 1676)  auf 
der  Rs.  das  Brustbild  Christi. 

Seit  Peter  dem  Gr.  werden  C.  auch  als 
Kurantgeld,  seltener  doppelte C,  mit  Brust- 
bild und  Doppeladler,  3,47  g  schwer  und 
3f39  g  Gold  haltend,  ausgegeben.  Vom 
selben  Werte  wurden  1749,  1751 — 1753 
doppelte  und  einfache  C.  mit  St.  Andreas 
auf  der  Rs.  geprägt,  Abb.  381.  —  Großfürst 
G.M.,  ElisavetaNr.  125, 126, 152—156, 172, 

192;   Flug,  O  vnÄnem  vidö zolotoj 

monety  (1898),  S.  9—14.  B. 

Cetverttk  (vom  Worte  ßetvere  =  Viertel) 
ist  der  seit  den  30er  Jahren  des  19,  Jh.s 


CETVERTCÄ— CHALKUS 


99 


in  Rußland  allgemein  gebräuchliche  Aus- 
druck für  ein  silbernes  25'-Kopekenstück  = 
»/4  Rubel  —  früher  Polupolt-ina  und 
-innik  (s.  d.)  — ,  das  jährlich  von  1827— 1896, 
und  dann  nur  1900  und  1901  geprägt 
wurde.  Sein  Bild  war  bis  1885  der  Doppel- 
adler und  die  Wertangabe,  seit  1886 
Kaiserhaupt  und  Doppeladler.  Bei  Zah- 
lungen wurde  der  C.  im  Gegensatz  zu  den 
kleineren  Nominalen  (s.  Dvugrivennyj, 
P'atialtynnyj  und  Grivennik)  vom  Gesetze 
dem  Rubel  (s.  d.)  und  dem  Poltinnik 
(s.  Poltina)  auch  nach  1867  gleichgestellt, 
da  er  86,80/0  Silber  hielt.  B. 

Cetvertc&y  Cetvertka,  vom  russischen 
Worte  öetvert*  (Viertel),  wird,  wie  es 
scheint,  in  den  Quellen  von  Novgorod  des 
15.  Jh.s  sowohl  im  Sinne  einer  größeren 
und  schweren  Geldeinheit,  vielleicht  1/4 
eines  schweren  (Novgoroder)  Rubelbarrens, 
da  C.  =  5  Lobec  (s.  d.,  Lübecker  Weiß- 
pfennige),  gebraucht,  als  auch  im  Sinne 
einer  ganz  kleinen  Münze,  etwa  0,15  g 
schwer.  Abb.  371.  Vgl.  Poluska,  Mord- 
ka.  —  Sreznervskij,  III  1509  und  15 12; 
Tolstoj,  Novgorod,  S.  13  und  140;  Tolstoj, 
Monety  Pskovskije,  S.  51  und  130;  Kauf- 
man,  RubP  S.  57  Anm.  B. 

Cetvertina»  vom  Worte  JSetvert*  (Viertel) 
sind  die  im  Nominalwerte  von  25  Kopeken 
(s.  Polupoltina)  auf  einem  V4  eines  zer- 
schnittenen Talers  aufgeprägte  russische 
Münzen  von  1654.  Sie  haben  auf  der  Vs. 
den  Zaren  zu  Pferde  und  in  den  Ecken  die 
Wertangabe:  pol-pol-tin,  auf  der  Rs.  im 
Felde  den  Namen  des  Zaren  und  Titel, 
in  den  Ecken  aber  die  Jahreszahl  in  slavi- 
schen  Lettern.  —  Da  der  eigentliche  Silber- 
wert solch  eines  Stücks  in  russ.  Gelde  nur 
lö^a  Kopeken  betrug,  so  blieb  es  wie 
mit  dem  Rubeljefimok  (s.  d.)  und  dem  i>  Je- 
fimok  (s.  d.)  s.  priynakom«  bei  einem  Ver- 
such. —  Chaudoir  II,  Tf,  7  N.  8  u.  8  N.  2; 
Reichel  I,  716;  Kaufman,  Rubl*,  S.  109.    B. 

Chahärgani»  Qdiargänl,  Billonmünze  der 
Sultane  von  Dehli;  s.  Jaital. 

Chaise  d'or,  florenus  ad  cathedram,  florin 
4  la  chai^re,  chaire  ist  die  erste  der  schönen 
französischen  Goldmünzen  gotischen  Stils, 
zuerst  von  Philipp  IV.  1303  zu  35  Stück 
aus  der  24  karätigen  Mark  geprägt,  l 
Stück  =  ca.   7  g,  Wert  =  62*/,  s.  t.  Vs. 


der  König  sitzend  auf  einem  gotischen 
Stuhl  mit  Glockentürmchen,  ein  Zepter 
haltend,  eine  gotische  Borte  um  das  Feld, 
Rs  Blumenkreuz  in  einem  Vierpaß,  außen 
in  den  Winkeln  Kronen,  Umschrift:  Xpc 
vincit,  Xpc  regnat,  Xpc  imperat.  Später 
schlug  Philipp  VL  1346  diese  Münze  noch 
kunstvoller,  im  Gewicht  aber  geringer,  nur 
4,7  g  schwer  und  im  Werte  von  20  s.  t.  — 
Engel-Serrure  III  S.  952;  Blanchet,  Ma- 
nuel II  S.  236,  250.  Su. 

Chakram,  cakram,  südindische  Silber- 
münze.    S.  Fanam. 

Chalklna  (plur.>  Nach  Epiphanios  (392 
n.  C.)  bei  Hultsch,  Metrol.  scr.  I  S.  266  u. 
269  hießen  bei  den  Alexandrinern  tA  dp-yupia 
^fo^xtva,  d.  h.  also  statt  Geld  gebrauchten 
sie  nicht  wie  die  übrigen  Griechen  ein  vom 
Silber,  sondern  ein  vom  Kupfer  abgeleite- 
tes Wort  —  eine  Erinnerung  an  die  Zeit,  wo 
im  ptolem.  Ägypten  das  Umlaufsmittel  im 
wesentlichen  aus  Kupfer-M.  bestand  und 
die  Rechnungsmünze  die  Kupferdrachme 
(s.  unter  Drachme)  war.  R. 

ChalkloOy  griech.  xb  xa'^'tfov  =  Kupfer- 
münze, bei  Aristophanes  Frösche,  v.  725, 
und  den  Lexikographen.  R. 

ChalkoSy  griech.  xaXxoc  =  lat.  aes  und  wie 
dieses  Kupfer  und  Bronze  ohne  Unterschei- 
dung beider  bedeutend;  dann  =  Kupfer- 
geld. —  Trait6  I  S.  364  ff.,  460/1.  —  Über 
XaXxou  8paxiJ^"»lf  X^"^^^  ToXavtov  nebst  Aus- 
drücken wie  X-  o5  dXXa^iQ,  x*  ?«Jov6[i.os  in 
Ägypten  s.  unter  Drachme.  R. 

Chalkus,  griech.  xocXxouc,  Flur.  Chalkoi, 
XoXxoT  =  von  Bronze  =  Bronzemünze, 
bald  ganz  allgemein,  bald  hieß  eine  be- 
stimmte Bronze -M.  so.  Aristoteles  bei 
Pollux  Onom.  IV  175  und  IX  81  nennt  so 
die  sizil.  oö^xia  als  ^/n  der  Xiipo,  die  er 
ÄßoXo?  nennt.  In  Athen  kam  der  Obol  (= 
2  Halbobolen  =  4  Tetartemorien)  durch 
Weiterführung  der  Halbierung  auf  8  Ch. 
(Pollux,  Onom.  IX  65/6),  anderwärts  gingen 
12  (s.  soeben,  ferner  vgl.  Rev.  num.  1920 
S.  98:  Delphoi)  oder  16  Ch.  auf  den  Obol 
(Regling,  M.  von  Priene  S.  122).  In  Athen  war 
also  der  Ch.  etwa  =  l'/aPfg.  Das  Wort  Ch. 
auf  M.  selbst:  auf  ^  von  ApoUonia  am  Pon- 
tos  (aus  dem  4.  Jh.  v.C.  ?)  steht  AIXAAKIB, 
auf  M.  von  Antiochos  IV.  AX,  BX,  AX  = 
4,  2y  I  x(aXxouc)  und  auf  kaiserzeiü.  M.  von 
Chios  tetpa-,  tpi-  und  hiyahLov,  auf  M.  des 

7* 


100 


CHAMPAGNERTALER— CHATOUILLER 


jüd.  Königs  Agrippa  IL  XAAK0T2.  — 
Trait6  I  S.  460/63.  R. 

Champagnertaler,  scherzhafte  Bezeich- 
nung der  1838  bis  1871  geprägten  deutschen 
doppelten  Vereinstaler,  weil  eine  Flasche 
Champagner  2  Taler  kostete, 

Charagma,  Charakter,  Charassein,  Chara- 
xls.  Das  griech.  Grundwort  x^?^^^^^^  heißt 
eigtl.  zuspitzen,  eingraben,  einprägen,  und 
ImxapaxTsiv  =bepr^en,  i^apircQi)f  =  auf- 
prägen, so  öfters  literarisch  bezeugt;  auf 
einer  M.  von  Tripolis  Lyd-  unter  Traianus 
steht  8eoSo)poc  ß'  §X^pa[S8v],  ähnlich  auf 
einer  M.  von  Ephesos  unter  Traianus  6 
'E<pe(ffia>v)  8^(^100  ^TcexotpCaSsv).  Davon 
kommt  L  x^paSu  =  die  Prägung,  z.  B,  In- 
schrift von  Magnesia  n.  164  xatacrca&elc 
eicl  Tfi<z  xapdfecof  to5  Xsitcoü  xQ^^Q'^J  II- 
yapoofxfip  =  das  geprägte  Stück,  das 
Prägebild,  der  Prägestempel  (dazu  Ath. 
Mitt.  VII  S.  51),  so  literarisch  (z.  B. 
Aristoteles  Ath.  pol.  lO;  Ps.  Aristot. 
Oik.  II 4;  Steph.  Byz.  unter  AaxeSaifiCöv), 
dann  auf  der  M.  eines  thrakischen  Dy- 
nasten Kotuoc  xapot't'^P»  endlich  auf  einer 
Inschrift  von  Lesbos  (Dittenberger  OGI 
ß*  339)  "t^v  T^c  icoXeeac  x^P^^'^iP^l  X-  ^  ^^^ 
(obere)  Stempel  im  Gegensatz  zum  unteren 
Stempel  (dxjtovfaxo^):  ath.  Inschrift  Num. 
chron.  191 1  S.  352;  IIL  X'^9^tl^^  ^°d  äTci- 
^apaYiia  =  Prägebild  (Schol.  zu  Aristoph. 
Vögeln  I106;  Hesych  unter  ^XaoS);  in  byz. 
Zeit  heißt  xapaYjiÄ  u.  ä.  allgemein  =  Münze, 
so  auf  Silber-M.  des  Andronikos  IL  Joum. 
int.  II  S.  341/6.  402.  R. 

Chariten,  die  drei,  lat.  die  drei  Grazien, 
kommen  sowohl  allein  wie  auch  in  der 
Hand  des  Apollon  Delios  auf  ath.  .  M. 
als  Typus  oder  Beiz,  vor  (hier  bekleidet). 
In  der  üblichen  Nacktheit  erscheint  die 
Gruppe  —  soweit  die  drei  nicht  durch  be- 
stimmte Attribute  sich  als  Nymphen,  s.  d., 
kundtun  —  auf  kaiserl.  M.  von  Argos, 
Naxos,  Paros,  Herakleia  am  Pontes  (hier 
neben  einem  Sitzbild  des  Zeus,  als  dessen 
Töchter),  u.a.  kleinas.  Städten  vor,  einmal 
als  Beiz,  auf  einer  röm.-syr.  Billonmünze;  z, 
T.  sind  Attribute  wie  Apfel,  Ähren,  Zweig, 
Kranz,  Blume  oder  ein  Thymiaterion  zur 
Seite  vorhanden.  —  Journ.  int.  XI  S.  195/ 
207.  R. 

Charonsfährgeld^  CbaronsoboL  Die  bei 
allen  Völkern  verbreitete  Sitte,  den  Toten 


fürs  Jenseits  wie  mit  allem  übrigen  im  irdi- 
schen Leben  Notwendigen  so  auch  mit 
Geld  auszurüsten,  ist  auch  in  Italien 
und  Griechenland  geübt  worden;  in  ital. 
Gräbern  findet  man  seit  etwa  lOOO  v.  C. 
dem  Toten  ein  Stück  Geld,  hier  aes  rüde 
(s.  d.))  mitgegeben;  in  Griechenland  sind 
Beispiele  für  Mitgabe  von  Geld,  und  zwar 
hier  von  kleinen  Silber-M.  (deren  derObo- 
los,  s.  d.,  die  bekannteste  war),  die  man  den 
Toten  —  wie  man  es  im  Leben  gewohnt 
war,  vgl.  z.  B.  Aristophanes  bei  Pollux 
IX  63 —  im  Munde  tr^n  ließ,  seit  dem 
6.  Jh.  bekaimt;  auch  hier  kommt  wie  bei 
anderen  Grabbeigaben  Stellvertretung  vor: 
statt  wirklicher  M.  gibt  man  ungültige  M. 
(zerschnittene,  ganz  verriebene)  und  Nach- 
ahmungen (s.  unter  Brakteaten)  mit.  In 
Gräbern  von  Allif  ae  in  Kampanien  auf  dem 
Grenzgebiet  beider  Kulturen  hat  man  beides 
getan,  dem  Toten  eine  kleine  Silber-M.  in 
den  Mund,  ein  Stück  aes  rüde  in  die  Hand 
gegeben.  Die  Deutung,  daß  der  Obol  das 
Fährgeld  (vaDXo?,  vaüxiXiTj?  ößoXo?,  auch 
SavdxT],  s.  d.)  für  den  Totenschiflfer  Charon 
sei,  ist  wohl  späterer  griech.  Volkswitz.  — 
Traitö  I  S.  513/18;  R- E.  III  S.  2177; 
Z.  f.  N.  34  S.  261/64.  R. 

Chartalismus  ist  die  von  dem  Wirt- 
schaftshistoriker G.  F.  Knapp  in  seinem 
Buche  »Staatliche  Theorie  des  Geldes« 
(Leipzig  1905)  aufgestellte  Geldlehre,  die 
darzulegen  versucht,  daß  Papiergeld  ebenso 
brauchbares  Geld  wie  Metallgeld  sei,  da 
nicht  der  Stoffwert  einen  Gegenstand  zum 
Gelde  mache,  sondern  der  Staat  durch 
Stempelung  und  Proklamation.  Diese 
Überschätzung  der  einen  Ursache  des  Wer- 
tes des  Geldes  sowie  die  Beiseiteschiebung 
der  Quantitätstheorie  (s.  d.  und  »Geld«) 
haben  mit  das  Unglück  der  Inflation  von 
191 8—1923  herbeigeführt,  da  die  Nach- 
treter  Knapps  nicht  beachteten,  daß  er  jede 
zu  starke  Geldausgabe  verurteilt  hat.     S. 

Chatottiller  le  remide.  Wie  überall  bis 
zum  18.  und  19,  Jh.  die  Münzmeister  die 
höchste  Grenze  des  Remediums  (s.  d.)  zu 
erreichen  suchten,  so  geschah  es  auch  in 
Frankreich,  dessen  Könige  das  gar  nicht 
ungern  sahen,  weil  sie  an  dem  dadurch 
gemachten  Gewinne  teilnahmen;  eben  das 
nannte  man  »chatouiller  le  remide«.  — 
Levasseur,  S.  1 14  f •  S. 


CHEUN— CH'IEN 


lOI 


Otelin,  der  französische  Name  für 
Schilling;  s.  d. 

Chelone  (griech,  x^^^^^  =  Schildkröte) 
war  der  volkstümliche  Name  der  M.  von 
Aigina,  wegen  ihres  M. -Bildes,  der  Schild- 
kröte, Abb.  23;  vgl.  unter  Äginäischer 
M.-Fuß.  R. 

Chelys  (griech.  xeXoc  =  Schildkröte)  heißt 
das  aus  deren  Schild  als  dem  Hauptteil  ge- 
fertigte Saiteninstrument;  s.  unter  Leier. 

R. 

CheniskoSy  griech.  x^vfaxo?,  eigtl.  = 
Gänschen,  der  wie  ein  Gänse-  oder  Schwa- 
nenhals (mit  Kopf)  gestaltete  Teil  des  an- 
tiken Schiffes,  in  den  sowohl  das  Akrostolion 
am  Bug  (Abb.  38)  wie  das  Heck  auslaufen 
konnte.  —  Joum.  int.  XVI  S.  134,  127. 

R. 

Chevalier  d'or  =  Rijder  (s.  d.). 

Chianflune  =  Cianfrone  (s.  d.). 

ChlaOy  moderner  chinesischer  Name  des 
lO-Centstücks. 

Ch'len  (Tslen),  Yfian-fa,  Yfiaii  (runde 
Münze),  im  Tibet  Dong-tse,  auf  Java  Kang- 
tang,  Keteng,  auf  den  Philippinen  Pu- 
sin,  Ku-sin,  malaiisch  Cas,  engl.  Cash, 
russisch  Cob  —  runde  chinesische  Bronze- 
münze mit  Loch  in  der  Mitte.  Der  Name 
ist  wahrscheinlich  aus  dem  älteren  Ch'üan, 
Tsüan,  Ch'üan  pi,  Ch'üan  pu  (Metallgeld), 
entweder  durch  Veränderung  der  Aus- 
sprache, welcher  dann  das  Schriftbild  an- 
gepaßt wurde,  oder  durch  Verwechslung 
der  Schriftzeichen,  die  auf  eine  Dialekt- 
form von  Ch'üan  zurückzuführen  ist,  ent- 
standen. Die  runde  Münze  soll  schon  im 
12.  Jh.  V.  C.  in  Anlehnung  an  die  als 
Tauschwerte  kursierenden  Ringe  eingeführt 
worden  sein.  Die  ältesten  C.  haben  ein 
rundes  Loch  in  der  Mitte,  das  zum  Auf- 
reihen auf  Schnüre  diente,  und  enthalten 
Gewichts-  und  Ortsangaben,  Vom  6.  Jh. 
V.  C.  bis  zum  19.  Jh.  haben  sie  ein  vier- 
eckiges Loch.  Nach  der  auf  ihnen  beünd- 
liehen  Wertangabe  heißen  die  ältesten 
dieser  C.  Pao  hwa  (wertvoller  Hwa), 
die  C.  von  ca.  330—118  heißen  Pan 
Liang  ('/a  Liang,  Größe  25 — ^35  mm,  Ge- 
wicht ca.  3,175  g).  Um  200  V.  C.  wurden 
privatim  kleine  Pan  Liang  gegossen, 
die  ihrer  Dünne  wegen  Yü  chia  ch'ien, 
Chia  Ch'ien  (Ulmensamengehäuse)  genannt 
wurden.   Um  115  v.  C.  wurde  die  Wu  shu 


(5  Shu)  C-Münze,  Größe  24  mm,  eingeführt, 
die  sich,  mit  einigen  Unterbrechungen, 
bis  618  behauptete.  Um  das  Abfeilen 
des  Randes  zu  verhüten  wurde  sie  mit 
einem  erhabenen  Rande  versehen.  Da 
trotzdem  herumgefeilt  wurde,  sodaß  der 
Rand  unregelmäßig  wurde  und  auch  nach 
längerem  Gebrauch  blank  blieb,  hieß  sie 
Ch4h-tse-ch4en=  Rote  und  schiefe  Münze. 
Im  2.  Jahrh.  v.  C.  sollen  aus  Silber  und 
Zinn  angefertigte  Münzen  (Po  hsüan  = 
weiß  und  auserlesen,  3  Arten,  mit  Pferd, 
Drachen  und  schildkrötenartig)  kursiert 
haben.  Um  2  3 6/3 8  n.C.  wurden  große  C. mit 
"Wertangabe  zu  500  (27  mm)  und  1000 
(33  mm),  im  Jahre  256  solche  zu  100  C. 
eingeführt  Am  den  letzteren  Münzen  ist 
zum  ersten  Male  das  Nien  hao  (Regie- 
ningsname)  genannt,  ein  Brauch,  der  sich 
unter  der  Tang-D3mastie  (618 — 907)  fest 
einbürgerte  und  bis  ins  20.  Jahrh.  erhalten 
hat  (Abb.  440).  Die  zweite  Tsin-Dynastie 
(256 — 317)  gab  kleine  Wu  Shu  (Gewicht 
oAS — i>i6  S'  Ngo-yen  =  Gänseaugen- 
münzen,Yen-huan= Fadenringe,  Hsing-yeh 
Laitzu=  Blätter  der  Laipfianze,  die  leichter 
als  Wasser  sein  sollen)  aus,  die,  gleich  den 
früheren  Münzen,  stark  gefälscht  wurden. 
In  noch  größerem  Maße  von  Fälschern 
nachgeahmt  wurden  die  eisernen  Wu  Shu 
der  Liang-Dynastie  (502 — 556),  von  denen 
2  auf  I  Bronze-C.  gingen.  Von  den 
Bronze-WuShu  dieser  Dynastie  sind  die 
Nu  ch'ien,  d.h. weibliche  C,  ohneNei  kuo, 
erhabene  Einfassung  um  das  Loch  (Hao) 
und  am  Rande  (Wai  kuo),  und  die  Kung 
shih  nü  ch'ien  =  weibliche  C.  nach  männ- 
lichem Muster  (Einfassung  nur  um  das 
Loch)  bemerkenswert.  Die  Dynastie  Tang 
schuf  eine  neue  Münze  von  26  mm  Größe, 
mit  Inschriften  aus  4  Schriftzeichen,  von 
denen  das  obere  und  das  untere  das 
Nienhao^  die  anderen  zwei  den  Begriff 
Kurantmünze  (meist  Tung-pao)  aus- 
drücken. Dieser  Typus  behauptete  sich 
^,  bis  ins  19  Jahrh.  Die  Münzen  der  Simg 
Dynastie  zeichnen  sich  durch  verschieden- 
artige Schrift,  sowie,  vom  J.  I180  an, 
durch  die  Jahresangabe  (Rs.)  aus,  die  der 
Yuan-Dynastie  (1280— 1368)  haben  neben 
chinesischen  auch  mongolische  Inschriften, 
die  Münzen  der  Ming-Dynastie  (1368  bis 
1644)   enthalten  (Rs.)  Wertangaben,   auf 


102 


CHHSCHER  MÜNZFUSS 


den  Münzen  der  Dynastie  Tatsing  (1644 
bis  1912)  befinden  sich  (Rs.)  mandschurische 
Inschriften  mit  Ortsangabe.  Unter  Hsien 
fung  (1851/62)  wurden  Münzen  zu  5,  lO, 
50,  100,  200,  300,  400,  500  und  1000  C. 
gegossen  mit  Wertangabe  auf  der  Rs. 
Gewicht  und  Größe  dieser  Stücke  ist 
außerordentlich  verschieden.  Münzen  zu 
50  C.  wiegen  35,5 — 67,3  g,  während  viele 
zu  100  C.  nur  37,8 — 57,8  g  wiegen.  Gehalt 
unter  der  Tatsing-Dynastie  bis  ca.  1722 
SQo/o  Kupfer,  A^^Mo  Zink,  61/3%  Blei, 
2%  Zinn,  Später  Kupfer  und  Zink  zu 
gleichen  Teilen. 

19CX)  wurde  mit  der  Prägung  von 
kupfernen  10  Cash-Münzen  begonnen,  wo- 
rauf die  Ausgabe  der  gegossenen  C.  bald 
ganz  eingestellt  wurde.  Das  Verhältnis 
der  alten  C.  zu  den  neuen  kupfernen  ist 
theoretisch  i  :  10,  (10  C.  =  i  Cash),  doch 
besteht  darin,  wie  auch  im  Verhältnis  der 
neuen  10  Cash  (Cent)  zum  Dollar  (eig. 
1 :  100)  keine  Gleichmäßigkeit. 

Die  C.  wurden  in  der  Regel  zu  100  Stück 
auf  eine  Schnur  aufgereiht.  10  solche 
Bündel  bildeten  i  Tiao.  Meist  enthält 
aber  jedes  Bündel  nicht  lOO,  sondern 
98  Stück,  einzelne  Bündel,  die  dann  Titsz 
genannt  werden,  enthalten  bloß  95  C. 
Da  in  einem  Tiao  nicht  mehr  als  2  Titsz 
sein  dürfen,  enthält  der  Tiao  974  C,  die 
aber  für  looo  angesehen  werden.  Doch 
ist  die  Anzahl  der  Münzen  in  einem  Tiao 
an  verschiedenen  Orten  verschieden  (in 
Singan  nur  500,  an  anderen  Orten  700, 
800).  Manchmal  bestehen  die  Bündel 
xiicht  durchgängig  aus  kleinen  C,  sondern 
enthalten  auch  große  C. -Münzen.  Solche 
Bündel  heißen,  je  nachdem,  ob  sie  10, 
20  oder  30  kleine  (und  90,  80,  70  große) 
C.  enthalten,  Yih-kiu-tih,  Erh-pah-tih  und 
San-tsih-tih.  Das  Verhältnis  des  C.  zur 
Silberunze  (Tael)  hing  vom  Kurse  ab 
sowie  vom  Feingehalte  des  Silberbarrens, 
daher  l  Tael  750—2000  C.  wert  sein 
konnte  (s.  Saisi). 

Für  die  vielen  unter  der  Tatsing- 
Dynastie  herausgekommenen  falschen  C. 
gibt  es  viele  Bezeichnungen,  unter  denen 
Sui  ch'ien,  Ngo-yen  (mit  zu  großem  Loch), 
Lücheu  kwan  (nach  dem  Fälschemest 
Lücheu),  Shui-shang-piao  (leichter  als 
Wasser),  Sha-tsz-tsz  (enthalten  Sand,  1000 


davon  =  400 — 500  echte),  Hiao-pien-pien 
(1000  =  450 — 550  echte),  Tsing-pao  (lOOO 
=  600 — ßoo  echte),  Hung-ch'ien  (aus 
rotem  Kupfer,  1000  =  700 — 900  echte) 
die  bekanntesten  sind. 

Die  neuen  Kupfermünzen  ohne  Loch,  Vs. 
Drachen,  Rs.  chines.  und  mandsch. 
Inschriften,  Gehalt,  statt  gesetzmäßig 
95%  Cu,  bloß  88,750/0,  werden  durch  die 
Aufschriften  als  20,  10  (Gewicht  7,25— 
7,45  g),  5,  2,  I  Wen  bezeichnet,  daneben 
steht,  auf  den  größeren  Werten  immer, 
aiif  den  kleineren  selten  die  englische  Wert- 
angabe in  ebensovielen  Cash.  Der  gewöhn- 
liche chinesische  Name  ist  Li  (eig.  yiooo 
Tael,  dies  Wort  kommt,  ebenso  wie  Fen, 
auch  auf  den  C.  der  Tatsing-Dynastie  vor). 
In  Chunking  sollen  auch  50,  lOO  und  200 
Cash-Münzen  geprägt  worden  sein.  —  S. 
Yüan,  Tael,  Saisi,  Chintiao,  Pi.  Über  die 
heutigen  Verhältnisse  s.  Käsch.  —  Hopkins, 
JRAS  1895,  320 ff.;  Ramsden,  Chinese  early 
barter  26;  Alexejew,  Opisanije  kitaiskich 
monet;  Wylie,  J.,  Shanghai  Lit.  &  Scient. 
Soc.  44—102;  Bushell  in  JChBrRAS  XV, 
XXXIII;  Morse,  ebenda  XXIV;  Ramsden 
in  Numism.  23,  24;  China  Yearbook  1923, 
2695,;  Lacouperie,  Cat.  Br.  Mus.  und  in 
Lane  Poole,  Coins  and  medals  195,  2i8; 
Vissering,  On  Chinese  currency  40,  y6\ 
Giles,  Glossary  of  references249;  Poma,  Riv. 
Ital.  di  num.  17, 114;  Millies,  Recherches  38, 
171  ff.;  Walsh,  Memoirs  ASB  II  21.     V. 

Chlischer  MfinzfuB.  Die  Währung  von 
Chios  wird  in  antiken  Schriftquellen  zwei- 
mal genannt:  nach  Thukyd.  VIII  loi  emp- 
fängt der  Flottensoldat  i.  J.  411  v.  C. 
xpetc  xsaaapaxooxac  X&cc  als  Sold;  bei  Xeno- 
phon  Hell.  I  6,  12  empfängt  er  i.  J.  406 
V.  C.  Sh  Xioo  TcevTsSpaxp-tav.  Die  Vierzigstel 
hat  man  (Gardner,  Hist.  of  greek  coinage 
S.  251)  als  solche  der  ägin.  Mine  (s.  d.) 
erkannt,  zu  deren  Betrage  von  »623,71 «  g 
die  vorhandenen  Tetradrachmen  von  Chios 
ohne  Beamtennamen  mit  ihren  Gewichten 
von  15,55— 15|05  g  (Num.  chron.  1915 
S.  379;  A.  J.  N.  48  S.  24/s)  als  Vierzigstel 
passen  (normal  wäre  »15,59  g«)-  Alle 
Mühen  aber,  die  Pentedrachmia  (s.  d.)  zu 
ermitteln,  sind  gescheitert:  Überblick  im 
Trait^  I  S.  411/13;  auch  Gardners  Versuch 
S.  251/2  ist,  weil  zur  Gleichung  l  Pente- 
drachmia =  V40  führend,  unmöglich,  da 


CHILIARCHOS— CHLAINA 


103 


Thuk.  doch  von  3/40  spricht;  die  nächst- 
liegende Annahme  aber,  beide  Soldsätze 
seien  gleich,  führt  nach  der  Formel  3/40 
(einer  ägin.  Mine)  =  5  Dr.  auf  eine  Dr.  von 
9,34  g,  die  unbekannt  ist,  auch  wenn 
man  sie  als  »schwere«  Dr.  nimmt  und 
ihr  eine  »leichte«  von  4,67  g  gegenüber- 
stellt. 

Von  jenen  Tetradr.  des  5.  Jh.  von  etwa 
IS»S  g  werden  wir  auf  eine  chiische  Dr. 
von  etwa  »3,88«,  Didrachmon  also  = 
1%!^  g  geführt,  das  aber  in  älterer  Zeit  bis 
hinauf  ins  6.  Jh.  von  7,88  bis  7,96  g  wiegt 
(Abb.17; A.J.N. 48  S.  14— 23;dort  S.  I4n.i 
London  wiegt  7,83  g,  nicht  8,42  g,  nach 
Mitteilung  von  Herrn  Robinson),  das  also, 
weil  erheblich  höher,  mit  dem  sog.  phönik. 
Fuß  nichts  zu  tun  hat,  eher  mit  dem 
von  Abdera.  Wohl  aber  scheint  dieser 
eh.  M.  noch  vor  400  v.  C.  in  Ephesos  u.  a. 
Plätzen  Kleinasiens,  in  Ainos,  Thasos 
usw.  nachweisbar  zu  sein  (Gardner  S.  322) 
und  wird  dann  von  Rhodos  übernommen 
(Abb.  40),  danach  wir  ihn  den  Rhodischen 
M.-fuß  (s.  d.)  neimen  (Gardner  S.  288, 
298  flF.).  R. 

Chlliarchos,  (yjkiapxoi),  griech.  =  Be- 
fehlshaber von  1000  Mann,  griech.  Be- 
amter auf  M.  von  Hadrianopolis  Phr.  und 
Priene.  —  Regling,  M.  vonPriene  S.  iii  »34. 

R. 

Chimaira  (griech.  Xi(Aatpa,  eigtl.  := 
Ziege),  Ungeheuer  der  griech.  Sage,  ein 
Löwe,  dem  ein  Ziegenkopf  oder  -Vorderteil 
aus  dem  Rücken  herauswächst  und  dessen 
Schwanz  in  einen  Schlangen-  oder  Drachen- 
kopf endet.  So  dargestellt  auf  M.  von  Sikyon 
(Abb.  44),  auch  von  Korinth,  Leukas,  Kyzi- 
kos,  Zeleia,  Lykien  und  auf  Unbestimmten, 
auf  einer  etruskischen  M.  ohne  die  Ziege. 
Es  wird  von  dem  auf  dem  Pegasos  (s.  d.) 
reitenden  Bellerophon  erlegt,  auch  diese 
Szene  ist  auf  M.  von  Korinth,  Leukas, 
dem  italischen  Fenseris  usw.  dargestellt.  — 
R.  E.  III S. 2281 ;  Arch.  Jahrb.  40  S.  125/36; 
Z.  f.  N.  37  S,  98/100.  R. 

Chlnfram  ist  ein  Volksname  für  portu- 
giesische Va-Groschen  von  geringerem 
Gewicht,  die  Alfons  V.  am  16.  Sept.  1472 
zu  schlagen  befahl:  li  d.  fein,  158  aus  der 
Mark,  l  Stück  also  =  1,44  g  =  29,16  Gräos, 
Wert  =  12  dinheiros.  —  Aragäo  I  Tf.  X, 
9,  S.  233.  Su. 


Chintiao,  Kintlao,  chinesische  Gold- 
barren in  Form  eines  Bootes,  gewöhnlich 
9  X  2  cm  groß  und  360  g  schwer.  Gold- 
blätter von  20  X  20  cm  Größe  und  30  g 
Gewicht  heißen  Chinyetze.  Chin,  eig. 
Metall  (daher  Chinch'ien,  Chin  pi  =  Metall- 
geld), dann,  abgekürzt  aus  Hungchin 
(gelbes  Metall)  =  Gold;  s.  Saisi,  Tael,  Pi  15. 
—  Morse  in  JChBrRAS  24,  56;  Hopkins 
in  JRAS  1895,  333,  335;  Lacouperie, 
Cat.  Br.  Mus.  XXV.  V. 

Oilton,  griech.  x^-'cwv,  hemdartiges  Unter- 
gewand der  griech.  Frauen-,  früher  auch 
der  Männertracht,  ohne  oder  mit  Ärmeln, 
über  den  Hüften  gegürtet,  lang  bis  auf 
die  Füße  reichend  (so  meist  bei  den  Frauen, 
auch  bei  ApoUon  Kitharoidos  und  nament- 
lich bei  Wagenlenkern,  Abb.  35)  oder  kurz 
bis  zu  den  Knien  (so  von  Frauen,  Abb.  46, 
bes.  von  Artemis  als  Jägerin  getragen,  von 
Männern  bes.  von  Dionysos;  etwa  der  röm. 
Tunica  entsprechend,  s.  d.),  vielfach  auch 
mit  Überfalf  vor  der  Brust  (dicöiruoYfia), 
Abb.  49,  oder  großem,  durch  Raffen  über 
dem  Gürtel  entstehendem  Bausch  vor 
dem  Leib,  Abb.  21,  was  beides  oft  den  Ein- 
druck macht,  als  werde  ein  zweiter, 
kürzerer  Chiton  (xwcovityxoc)  über  dem 
ersteren  getragen  (sog.  Doppelchiton,  wie 
ein  solcher  in  Wirklichkeit  nur  ganz  selten 
vorkommt).  Durch  Lösen  einer  Schulter- 
spange kann  eine  Brust  entblößt  werden 
(so  bei  Virtus  und  Roma).  —  R.  E.  III 
S.  2317/35;  SuppL  I  S.  288/94.  R, 

Chlalna  (griech.  x^^atva),  Chlamys  (x^af^uc), 
Chlanis  (x^olvU)  =  Mantel.  Die  Chlamys 
insbes.  ist  ein  kurzer  Mantel,  die  Tracht 
der  viel  im  Freien  sich  lebhaft  bewegenden 
jungen  Männer,  also  der  Reiter,  Soldaten 
und  Jäger,  des  Götterboten  Hermes  usw.; 
thessalischer  Herkunft,  daher  auch  auf 
thessal.  M.  häufig,  wird  sie  auf  den  Schul- 
tern oder  vor  der  Brust  genestelt  und  fällt 
von  da  lose  herab  (Abdera,  Pheneos, 
thessal.  M.;  auch  Abb.  107);  im  Winde 
flattert  sie  nach  hinten  (thessaL  M.;  auch 
Abb.  62/64),  Kämpfer  tragen  sie  zur  Ab- 
wehr um  den  Arm  gewickelt  (Poseidon, 
M.  des  Demetrios  L,  die  Tyrannenmörder, 
M.  von  Kyzikos  Abb.  36);  auf  archaischen 
M.  (Poseidonia,  Zankle)  hat  Poseidon  sie 
lose  über  die.  Schultern  gelegt,  hier  viel- 
leicht Chlaina  oder  Chlanis  zu  benennen; 


104 


CHOGIN— CHRISTLICHE  ZEICHEN 


vgl.  Abb.  28,  32;  sonst  ist  dies  Mäntelchen 
wohl  auch  in  dem,  in  drei  Zipfeln  über 
dem  r.  Arm  liegenden  Schal  der  Nymphe 
auf  frühen  M.  von  Himera  zu  erkennen, 
vielleicht  auch  in  dem  kurzen,  herab- 
hängenden Überwurf  der  kleinen  Nike  auf 
M.  von  Syrakus  (Regling,  M.  als  Kunst- 
werk Nr.  381,  262),  das  man  meist  Diplois 
(griech.  owcXofe,  R.  E.  III  S.  2342)  nennt. 
—  R.  E.  III  S,  2335,  2342,  2346.    R. 

Chogitl,  Gogin,  japanische  Silberbarren; 
s.  Ban. 

Chon,  koreanische  Münzeinheit;  s.  Won. 

ChOpped  Dollar,  Volksname  des  von  Ge- 
schäften in  der  Provinz  Kanton  als  Zeichen 
der  Güte  mit  chinesischen  Gegenstempeln 
versehenen  mexikanischen  Pesos.  Chop 
(hindustanisch)  =  Stempel,  Siegel.  — 
ChaJmers,  S.  378.  S. 

Chrlsma>  das  Monogramm  Christi,  s. 
Christogramm.  R. 

Chrlstfesttaler  s.  Weihnachtstaler. 

Christtana  religio  ist  eine  Umschrift 
karolingischer  Denare,  die  zuerst  von 
Karl  dem  Großen  nach  seiner  ICaiser- 
krönung  8cx),  hauptsächlich  in  italienischen 
Münzstätten,  in  Florenz,  Mantua,  ge- 
schlagen worden  sind.  Sie  zeigen  auf  der 
Vorderseite  den  belorbeerten  Kopf  Karls 
nach  römischen  Vorbild  und  auf  der  Rück- 
seite einen  Säulentempel,  der  durch  das 
Kreuz  in  der  Mitte  und  durch  die  Um- 
schrift XRISTIANA  RELIGIO  als  christ- 
liche Kirche  charakterisiert  ist  (Abb.  134). 
Die  Ausgabe  dieser  Pfennige  ist  sicher  im 
Gegensatz  zu  den  Arabern  geschehen.  Diese 
Denare  sind  von  den  Nachfolgern  Karls 
des  Großen,  Ludwig  dem  Frommen, 
Lothar  I.  u.  IL,  Karl  dem  Kahlen  und 
Karl  dem  Dicken  so  weitergeprägt  und 
dann  nach  dem  Auseinanderfallen  des 
Großreiches  in  3  Teile  in  Deutschland, 
in  der  sächsich-fränk.  Kaiserzeit  im  Typus 
der  Kirche  in  Mainz,  Metz,  Xanten,  Köln, 
Regensburg  usw.  nachgeahmt  worden. 
Ganz  barbarisch  entstellt  sind  die  Ludwigs 
des  Frommen  in  Ostfriesland  nachgeprägt 
worden.  —  Menadier,  D.  M.  IV,  S.  189. 

Su. 

Christiaiid'or,  dänische  Pistolen,  wurden 
zum  erstenmal  1771  in  Altona  unter 
Christian  VII.  in  wenigen  Exemplaren  ge- 
schlagen, dann  1775  zu  einem  größeren  Be- 


trage zwecks  Zahlung  einer  Geldsumme  in 
Oldenburg  nach  der  Vertauschung  dieser 
Grafschaft  an  die  holsteinischen  Herzöge 
gegen  deren  Anteil  an  Holstein.  Abb.  251. 
Die  Summe  sollte  in  Louisd*or  oder  Frie- 
drichsd*or  erlegt  werden;  die  Christiand'or 
wurden  deshalb  von  demselben  Gehalt:  35 
Stück  aus  der  212/3  karätigen  Mark  ge- 
münzt. Später  wurden  Christiand'or  und 
Doppelchristiand'or  unter  Christian  VHI. 
und  Christian  IX.,  die  letzten  1870,  und 
zwar  355/24  »Enkelte«  =  Einfache  aus  der 
21  Karat  6  Grän  f.  M.  in  Kopenhagen  und 
Altona  gemünzt  —  Abb.  Schou  Taf.  41 
(1775),  Nr,  i;   Taf.  45  (1841),  i  und  später. 

W. 

Chrlstinchen  wurden  in  Deutschland  die 
mit  dem  Bilde  der  Königin  Christine  von 
Schweden  geschmückten,  seit  1649  gepräg- 
ten 4-Markstücke  oder  halben  Christiner 
(s.  Christiner)  genannt,  die  den  späteren 
zinnaischen  Zweidritteltalern  (s.  d.)  im 
Feingewicht  ziemlich  gleichkamen,       S. 

Christiner  (schwedisch)  hießen  die  nach 
der  Münzordnung  vom  22.  Juni  1649  ge- 
prägten schwedischen  8 -Markstücke,  die 
34,3863  g  wogen  und  31,6997  g  Silber  hiel- 
ten. Die  Vs.  zeigte  das  Brustbild  der  Königin 
Christine,  die  Rs.  den  Landesschild  mit 
ihrem  nur  auf  dieser  Münze  vorkommen- 
den Wahlspruch:  Columna  Regni  sapientia. 
—  K.  A.  Walbroth,  Sveriges  Mynt  1449 — 
1917«  Stockholm  1918;  L.  E.  Bruun, 
Schwedische  Münzen,  Kat.  Frankfurt 
a.  M.  1914.  W. 

Christliche  Zeichen  auf  röm.  M.  Ein 
kleines  Kreuz  als  Beiz,  neben  den  heidni- 
schen Bildern  des  Sol  und  Mars  auf  M.  des 
Constantinus  L  und  Licinius  aus  der  Münz- 
stätte T  und  ein  Christogramm  auf  dem 
Helme  des  Kaisers  auf  M.  aus  Siscia,  beides 
um  314/17  n.  C.  gesetzt,  scheinen  die  ersten 
Christi,  Z,  auf  M.  zu  sein;  bald  danach  er- 
scheint das  Kreuz  auf  dem  Altar  zwischen 
zwei  Victorien,  dann  das  Christogramm  als 
Beizeichen  neben  dem  Vexillum  auf  M.  des 
Constantinus  und  seiner  Caesaren  oder  über 
dem  die  Schlange  durchbohrenden  Vexillum 
(Constantinus  allein,  Abb.  109)  und  gegen 
Ende  seiner  Regierung  im  Fahnentuche  des 
Vexillum,  das  dadurch  zum  Labarum  wird. 
Nach  Constantinus*  Tode  werden  Kreuz, 
Christogramm   und  Labarum  bald  häufig. 


CHRISTODULOS— CHRISTUSGULDEN 


105 


insbes.  sei  das  von  A  und  o)  begleitete 
Christogramm  mit  der  Aufschrift  salus  dd. 
nn.  Aug.  et  Caes.  (Magnentius)  und  die  M. 
mit  hoc  signo  victor  eris  (s.  d.)  genannt.  Vgl, 
ferner  unter  Christogramm  und  Christus - 
bild.  —  Num.  chron.  1877  S.  271  ff.;  N.  Z. 
24  S.  41/7Ö;  Maurice,  Num.  Const.  II 
S.  XCIV— CIX.  R. 

Chrisfodttlossche  Fälschungen.  Kon- 
stantinos Christodulos  war  ein  gefährlicher 
Fälscher  griech.  M.,  entlarvt  19 14;  seine 
Technik  war,  über  echten  Münzen  oder 
Abdrücken  sich  Stempel  (aus  Bronze  })  ab- 
zugießen (sie  liegen  heute  im  Athener  Kabi- 
nett) und  damit  neue  M.  in  einfacher  Ham- 
mertechnik zu  prägen,  wobei  er  also  sowohl 
Stil  wie  Fabrik  traf.  Doch  genügte  die 
Schärfe  des  Gusses  meist  nicht,  und  er 
mußte  die  Stempel,  zuweilen  wohl  auch  die 
Stücke  selbst  nachgravieren,  wodurch  für 
Geübte  die  Gefahr  sich  mindert.  —  Joum. 
int.  XX  S.  89,  Taf.  A— Q.  R. 

Christogramm  oder  Chrisma,  das  aus  X 
und  P  bestehende  Monogramm  Christi. 
Erscheint  auf  röm.  und  byz.  M.  seit  dem 
4.  Jh.  teils  frei  im  Felde  als  M.-Bild  oder 
Beizeichen,  dann  entweder  auf  dem  Helme 
des  Constantinus  I.  oder  im  Vexillum  (s.unter 
Labarum)  oder  als  obere  Zier  eines  langen 
Schaftes  in  der  Hand  des  Kaisers  oder  auf 
der  Weltkugel,  in  den  Formen  J?  oder  -P, 
beide  auch  mit  dem  P  nach  links  gewandt, 
das  erste  auch  mit  verkümmertem  P  (also 
::j<)  vorkommend,;  manchmal  von  A  und 
a>  flankiert.  —  Täubert,  Christogramm  und 
Kreuz,  Jahrb.  num.  Ver.  Dresden  1921/28. 

p:>  R. 

Im  M.  A.  kommt  das  Christogramm  ver- 
einzelt, entweder  allein  oder  zuweilen  von 
A  und'  o)  begleitet,  auf  Trienten  der  Mero* 
winger  (z.  B.  Prou,  Merowinger  Taf.  I  12, 
Taf.  XXI  25)  und  auf  Denaren  der  säch- 
sisch-fränkischen Kaiserzeit,  z.  B.  in  Prüm 
Dbg.  no.  1190,  in  Mainz  (Dbg.  no.  790),  in 
Chur  (Dbg.  no.  1388),  in  Maestricht  (Dbg. 
no.  247)  vor;  die  Form  S  ist  die  häufigere. 
—  Friedensburg,  Symbolik  S.  53  u.  155. 

Su. 

ChristusbOd  auf  M.  und  Med.  Das  Brust- 
bild Christi  erscheint  zum  ersten  Male  auf 
€fold-M.  des  byz.  Kaisers  lustinianus  IL 
(685/95;  705/11),  bärtig  oder  unbärtig,  von 
vorn,  mit  segnend  erhobener  R.  und  Bibel, 


hinter  ihm  das  Kreuz.  Die  bilderstürme- 
rische Bewegung  läßt  es  sofort  wieder  ver- 
schwinden; erst  unter  Michael  IIL  (842— 
867)  erscheint  es  wieder  (von  nun  an  aber 
bärtig,  erst  unter  Manuel  L  wieder  bartlos- 
kindlich), gleich  danach  erscheint  auch  die 
sitzende  Ganzfigur  (segnend,  mit  Buch  und 
Kreuznimbus  dahinter),  unter  Theodora 
(1055/56  n.  C.)  auch  die  stehende,  sonst 
ebenso,  die  später  auch  den  oder  die  Kaiser 
segnend  vorkommt.  Beischriften  zu'lr/öout 
Xpiaibc  bes.  rex  regnantium,  ßaatXeu;  ßaoi- 
X&QV,  dann  'EftfiavoüiQX,  6  XoXxtjxt]?,  in  der 
Anrede  xöpie,  z.  B.  Abb.  118  und  xupie  awaov 
TOüC  ßacjiXsT?  (Andronikos  II.  u.  III,)    R. 

Auf  m.  a.  Münzen  kommt  u.  a.  in  Prüm 
der  Christuskopf  auf  einem  Kreuz  oder 
Kreuznimbus  vor  (Dbg.  no.  1239,  1242), 
sitzend  in  ganzer  Figur  auf  einem  Breisacher 
Herzogspfezmig  (Dbg.  no.  901),  dann  auf 
dänischen  Münzen  vor  allem  Sven  Estrid- 
sons  und  venezianischen  sowie  serbischen 
M.^  hier  nach  byzantinischem  Vorbild;  auf 
den  venez.  Dukaten  tritt  als  eigene  Zutat 
die  besternte  Mandorla(s.  d.)  als  Rahmen  um 
die  Christusfigur;  auf  deutschen  spätm.  a.M. 
konamt  Christus  z.  B.  mit  Kreuznimbus 
sitzend  auf  gotischem  Thron  (u.  a.  gleichen 
Christusgulden  stadtkölnische  Goldgulden 
und  Albus)  vor.  Su. 

In  der  2.  Hälfte  des  15,  Jh.s  erscheint 
auf  ital.  Medaillen  ein  langbärtiger,  seit- 
lieh  gewandter  Ch.kopf,  mit  Nimbus,  im 
16.  Jh.  tritt  ein  neuer,  weichlicherer  Typus 
nüt  etwas  kürzerem  Bart  und  Strahlen- 
kreuz oder  -kränz  statt  Nimbus  auf,  auf 
den  die  ital.  Med.  noch  bis  Abondio 
zurückgehen.  Flötners  Ch.-kopf  ist  eine 
selbständige  Verarbeitung  des  ersten,  die 
Hagenauers  und  vieler  anderer  deutscher 
Med.  gehen  meist  auf  den  zweiten  Typus 
zurück.  —  Hill,  Medallic  portraits  of  Christ, 
Oxford  1920;  Num.  chron.  1921  S.  134; 
Habich,  Archiv  f.  Med.  II  S.  69  ff.  Taf.  IIL 

Taler  mit  dem  C.  hat  dann  noch  bes. 
Schweden  geprägt,  Med.  mit  dem  C.  sind 
insbesondere  in  Wien  entstanden,  s.  unter 
Salvatortaler.  R. 

Chfistusgidden  sind  Goldgulden  des  Bi- 
schofs von  Utrecht  David  Bastard  von  Bur- 
gund  (1456 — 1496)  mit  dem  thronenden 
Heiland  auf  der  Vs.    Sie  wurden  vielfach 


icd6 


CHRISTUS  VmCIT— CIBORIUM 


nachgeahmt,  2.  B.  in  Köln  und  Trier,  — 
V.  d.  Chijs,  Utrecht,  Taf.  XVII  7,  8- 

Christtts  vincit  Christus  regnat  Christus 
Imperat.  Diese  religiöse  Umschrift  erscheint 
zuerst  auf  den  denier  d'or  ä  T^cu  Ludwigs 
IX.  von  Frankreich  {1266—1276)  und  in  der 
Folge  langdauemd  auf  den  französischen 
Goldmünzen,  2.  B.  auf  der  Chaise  d'or,  dem 
£cu  d'or  usw.,  später  u.  a.  auch  auf  den 
ältesten  stadtköln.  Groschen.  Diese  Legende 
stammt  aus  den  Oster-Lobpreisungen  und 
wird  als  Feldgeschrei  im  ersten  Kreuzzug 
gedient  haben.  Sie  entspricht  dem  byzan- 
tinischen Ihsus  Xristiis  nika.  —  Blanchet 
II  S.  48.  Su. 

Chronogramm,  Chronostichon  nennt  man 
eine  Auf-  oder  Umschrift  auf  Schaumünzen, 
in  der  einige  Buchstaben,  größer  als  die 
anderen,  die  Jahreszahl  der  Prägung  oder 
des  dargestellten  Ereig^sses  in  rönuschen 
Ziffern  geben.  So  zeigt  ein  kurtrierischer 
Dukat  in  der  Umschrift  der  Rs:  pro  Deo 
aC  Chara  Mea  pLebe  treVIrensI  die  Jahres- 
zahl der  Prägung:  MDCCLVIL  S.  auch 
Akrostichon.  S. 

Chronologie  =  Zeitkunde;  s.  unter  Da- 
tierung. 

Chrysion,  griech.  jj^^^aw^  =  Gold,  XP- 
aonf]{iov  =  ungemünztes  Gold  und  XP*  ^^l- 
07)p.ov  =  gemünztes  Gold;  xp-  ^lein  aber 
auch  ==  Gold-M.,  Goldstück,  wozu  zur  Be- 
zeichnung der  Sorte  ein  adjekt.  Ortsname 
wie  'Atxixov,  Kü&xiqvov  hinzutreten  kann. 
—  Trait6  I  S.  353/5-  386/8.  486/90.  493- 

R. 

Chiysiis,  griech.  xpt>croSc,  eigtl.  ==  golden, 
insbes.  aber  6  xp*  =  Goldmünze,  wozu  ein 
adjekt.  Orts-  oder  Personenname  zur  Be- 
zeichnung der  Sorte  hinzutreten  kann; 
vorzugsweise  ist  der  Ch.  der  Goldstater,  wie 
er  in  Athen  selbst  (Z.  f.  N.  21  S.  S),  dann  als 
Philippeios  (s.  d.)  Abb.  47  und  Alexandreios 
(s.  d. ;  Abb.  49  der  doppelte  Ch.),  von  den 
beiden  großen  Makedonenkönigen,  dann  be- 
trächtlich noch  von  Philipp  III.,  von  Lysi- 
machos,  in  Kyrene,  Tarent  und  hie  und  da 
anderwärts  als  Didrachmon  attischen  Fußes, 
in  praxi  8,6  g  schwer,  z.  T.  in  reicher 
Stückelung  ausgeprägt  wurde.  Ein  er- 
haltenes Normalgewicht  eines  doppelten 
Ch.  (xpüOfoi  8üo)  s.  unter  Exagium.  —  R.  E.  I 
S.  1398  und  IV  A  unter  Stater.  R. 

Chthoidsche  Gottheiten^    griech.  x^^vioi 


(-Ott)  &S0I  (-aO>  vom  griech.  x8<«v  =  Erde, 
sind,  bes.  im  Gegensatz  zu  den  Himmels- 
und Gestirngottheiten,  die  an  der  Erde  und 
der  Unterwelt  haftenden,  ihre  Frucht  be- 
schützenden und  den  Verstorbenen  wieder  in 
ihren  Schoß  aufnehmenden  G.,  insbes.  Ge, 
Demeter,  Persephone,  Hekate,  Hades,  Her- 
mes als  Geleiter  der  Seelen  zur  Unterwelt, 
Men,  aber  auch  Zeus  selbst.  Alle  Erdfrüchte 
(z.  B.  Ähren,  Mohn,  Blumen)  und  von 
Tieren  insbes.  die  Schlange  sind  ihnen  zu- 
gehörig. Auf  M,  werden  sie  bes.  i.  der 
Kaiserzeit  häufig.  —  R.  E.  III  S.  2522/24. 

R. 

Chttlon  (Tschulon),  Chatibinbauk  (Tschau- 
binbauk),  Silberbarren  der  französ.  Laos- 
länder  in  Form  eines  Weberschiffchens  mit, 
Höckern  längs  der  ganzen  Oberfläche, 
welche  durch  Aufstreuen  von  Ameisen  auf 
das  glühende  Metall  erzielt  wurden.  Ge- 
wicht eines  Barrens  von  119  mm  Länge 
94  g,  eines  von  92  mm  Länge  59,6  g. 
Die  C.,  die  meist  etwa  6^/0  Gold  enthalten, 
bilden  ein  traditionelles  Geschenk  der 
Laosfürsten  an  den  König  von  Birma.  — 
Schröder,  Annam,  Etudes  num.  637; 
Temple,  Acad.  1890  II  323.  V. 

Chyma,  x6fia  griech.  =  Gußstück,  von 
Xeiv  —  gießen.  X6\uaLxa  Goldes  und  Silbers, 
also  etwa  Barren  (s.  d.),  erscheinen  in  in- 
schriftlichen  Tempelinventaren  von  Oropos 
und  Delos.  —  Trait6  I  S.  876.  R. 

Chymische  Münzen  und  Medaillen  s.  Al- 
chemistische  M.  und  M. 

Clantrone  (Chianflune)  hießen  in  Italien 
verschiedene  Belagerungsmünzen,  so  die 
während  des  Sacco  di  Roma  1525  im  Kastell 
S.  Angelo  geprägten  35  V«  g  schweren,  femer 
die  in  dem  von  Karl  V.  1528  belagerten 
Neapel  geschlagenen  34  g  schweren  Silber- 
scudi.  Endlich  hieß  so  ein  1617 — 1665  ge- 
prägter spanisch-neapolitanischer  halber 
Ducato  d'argento  (s.  Ducato)  zu  5  Carlini, 
der  15  g  wog.  —  Martinori  S.  70.       S. 

Clborlum«  Über  den  Altären  wurde  schon 
frühzeitig  auf  4  Säulen  ruhend  ein  Balda- 
chin (ciborium  =  Samenkapsel,  tabernacu- 
lum)  angebracht,  von  dem  in  der  Mitte  das 
Gefäß  mit  dem  Weihebrot,  oft  in  Gestalt 
einer  Taube,  herabhing.  In  Deutschland 
haben  die  Ziborien  die  Gestalt  von  selb- 
ständigen Kapelleneinbauten.  Durch  Über- 
tragung wurde  das  von  dem  Baldachin 


CIGOISCHE  FÄLSCHUNGEN— CLARITAS 


107 


herabhängende  Speisegefäß  selbst  später 
ebenfalls  ciborium  genannt  (vgl.  z.  B.  den 
Brakteat  Bertholds  v.  Naumburg  aus  dem 
Bardowiker  Mzfd.  in  Berl.  Mbl.  1913  Tf.  44, 
30).  —  Otte,  Hdb.  d,  kirchl.  Kunstarchäo- 
logie I.  S.  138.  Su. 

Cigoische  FälschttngeiL  Luigi  Cigoi  in 
Udine,  1811 — 1875,  war  ein  geschickter 
Münzfälscher  bes.  spätröm.  Kaisermünzen; 
es  sind  teils  Nach-  und  Umgravierungen 
echter  Stücke,  teils  Abschläge  von  den  von 
seiner  Hand  verfertigten  Stempeln.  —  N. 
Z.  3,  S.  105;  27  S.  115;  43  S.4S-      R- 

Clnquantina  (Cincuentino)  war  die  größte 
spanische,  im  17.  Jh.  geprägte  Silbermünze; 
sie  hatte  einen  Dm.  von  73  mm,  wog  i66 — 
172  g  und  galt  SO  Realen.  —  Heiß  I,  Taf, 
32,  7  und  öfter.  S. 

Clnquina  war  eine  neapolitanische  Silber* 
münze  zu  5  Grana  oder  Tomesi,  eingeführt 
von  Ferdinand  I.  von  Aragon  (1458 — 1494) 
mit  Diamantberg-Kreuz  (s.  Diamante). 
Kaiser  Karl  V-  ließ  sie  sehr  stark  prägen, 
aber  mit  dem  Goldenen  Vließ  -  2  Säulen, 
Philipp  II.  mit  Kopf  -  Goldenem  Vließ. 
Um  149s  wurde  ihr  Gewicht  von  20  Acini 
(0,88  g)  auf  16  (0,70  g)  verringert,  1497  ihr 
Wert  auf  2  Tornesi  herabgesetzt.  In  Malta 
war  die  Cinquina  eine  der  wichtigsten 
Scheidemünzen,  sie  wurde  hier  von  1566 
bis  zum  Ende  der  Herrschaft  der  Johanniter 
aus  Kupfer  geschlagen,  zeigte  auf  der  Vs. 
den  Schild  des  Meisters,  auf  der  Rs.  zwei 
Hände.  —  Cagiati  II,  S.  87,  136  f.;  III, 
S.  65—67, 143  f.;  Martinori,  S.  70 f.;  Schem- 
bri  passim;  S.  V.  Fusco,  Monete  dette 
Cinquine,  Neapel,  1845.  S. 

Cinquinho,  eine  von  König  Manuel  von 
Portugal  (1495 — 1521)  geprägte  Silber- 
münze, die  auf  der  Vs.  den  Landesschild, 
auf  der  Rs.  die  gekrönte  Initiale  des  Königs 
trug,  0,49  g  wog,  0,45  g  Silber  hielt  und 
5  Reaes  galt.  Sie  wurde  bis  unter  Johann 
IV.  (1640— 1656)  geschlagen.  S. 

Cippus^  lat.,  eigtl.  ein  spitz  zulaufender 
Grenzstein,  dann  auch  jeder  würfelförmige 
Steinblock;  dient  auf  griech.  M.  als  Sitz 
von  niederen  Gottheiten  wie  Eirene,  Nike, 
Nymphen  usw.,  z.  B.  Lokroi,  Elis,  Terina; 
vgl.  Altar.  —  R.  E.  III  S.  2563.         R. 

CircttSy  die  Kreislinie,  übertragen  der 
runde  oder  ovale  Ixmenraum  der  Rennbahn, 
dann  diese  selbst  mit  allem  Zubehör.  Auf 


M.  des  Traianus  und  Caracalla  und  Med.  des 
Gordianus  und  Philippus,  dann  oft  auf 
Kortomiaten  dargestellt  ist  der  röm.  Cir- 
cus  maximus  vom  Palatin  aus  gesehen  mit 
allem  seinem  Beiwerk  und  Wagenrennen 
innen;  der  Med.  des  Philippus  zeigt  das 
Beiwerk  offenbar  infolge  vorübergehender 
Ausschmückung  zur  lOOO- Jahr-Feier  ver- 
ändert. Verwandte  Bauten  auf  M.  sind  das 
Colosseum  in  Rom,  das  Dionysostheater  in 
Athen  und  das  Stadion  von  Herakleia  Bith. ; 
s.  unter  Theater.  — R.  E.  III  S.  2571/85; 
Bernhart,  Handbuch  S.  136  Taf.  95,  7—9; 
Gnecchi,  Med.  Taf.  104,  10.  —  P(rimus) 
Cir(censes)  con(stituit)  ist  die  Aufschrift 
eines  N  des  Hadrianus,  Abb.  76.      R. 

Clre-perdue-Vertahren  =  Wachsaus- 
schmelzverfahren, s.  unter  Guß.         R. 

Clsaillen  =  Zessalien  (s.  d.). 

Clselleren  s.  Ziselieren. 

Clsta,  griech.  xicjtt],  =  Kiste,  Kasten,  sehr 
verschieden  nach  Form  und  Stoff.  Auf  M. 
wichtig  I.  der  Geldkasten,  Abzeichen  des 
röm.  Quaestors,  =  fiscus,  z,  B.  auf  den 
makedon.  M.  des  AesiUas,  gewissen  unbe- 
stimmten, von  einem  Q(uaestor)  gepräg- 
ten Bronze -M.  des  Augustus  und  dem 
Quinar  des  Sestius;  auch  auf  röm.  Goldmed. 
des  4.  Jh.s  kommen  i.  A.  unter  den  beim 
Triumph  verteilten  Geschenken  C,  zuweilen 
daneben  auch  Beutel,  beides  mit  Geld  ge- 
füllt zu  denken,  vor,  wie  diese  C.  neben  den 
auch  auf  jenen  Med.  daneben  dargestellten 
(goldenen)  Blättern  auch  in  der  Notitia  dign. 
als  Abzeichen  des  Comes  sacrarum  largitio- 
nxmi  (s.  d.)  abgebildet  sind,  vgl.  Abh.  Berl. 
Ak.  1873  S.  76/7  \  Abb,  Gnecchi,  Med.  Taf. 
10,8.  II,  I.  15,1.  18,  i;  2.  die  Cista 
mystica,  d.  h.  ein  zylinderförmiger  Korb 
mit  spitzem  Deckel  als  Aufenthaltsort  der 
heiligen  Schlange,  der  in  den  bakchischen 
Mysterien  eine  große  Rolle  spielt  und 
bes.  auf  den  nach  ihm  Kistophoren  (s.  d.; 
Abb.  58)  benannten  M.,  vonEpheukranz  um- 
geben, vorkommt;  3.  der  Kasten  zur  Auf- 
nahme der  Abstimmungstäfelchen,  auf 
einem  Denar  des  L.  Cassius  Longinus. 
—  R.  E.  III  S.  2591.  R- 

Cbtophoren  s.  Kistophoren. 

aaiitasy  lat.  =  Helle,  Klarheit,  ist  eine 
Eigenschait  bes.  der  Sonne;  daher  steht 
C.  Aug.  bei  des  Büsten  von  Sol  und  Luna 
(Postumus)  und  zum  Sol  auf  M.  des  Gale- 


io8 


CLEMENTIA— COLLEGA 


rius,  C.  reipublicae  auf  M.  Constantinus'  I. 
usw.  zum  steh,  oder  lauf.  Sol.  —  Bernhart, 
Handbuch  S.  83 ;  R.  E.  III  S.  2628  (schief). 

R. 
Gementia  =  Milde,  bes.  eine  sprichwört- 
liche Eigenschaft  Caesars;  auf  röm.  M.  der 
Republik  erscheint  die  Aufschrift  C.  Cae- 
saris  zum  Tempel  der  C.  (Appian  Bell.  civ. 
II  io6),  und  dessen  Rs.  Wettreiter  mit 
Handpferd  geht  auf  die  seiner  C.  verdankten 
Spiele;  in  der  Kaiserzeit  finden  wir  die  Auf- 
schrift Clementiae  zum  Bilde  desTiberius  in 
Zierschild  (die  Parallelprägung  hat  Modera- 
tioni,  vgl.  Sueton  Caes.  75),  C.  oder  C.  Aug., 
C.  temp(orum)  zu  einer  Gestalt  mit  Schale 
(oder  Ähren  oder  Zweig)  und  Zepter.  Auch 
wird  die  C.  Aug.  durch  die  Szene  einer  sich 
dem  M.  Aurel  unterwerfenden  Frau,  die 
einen  german.  Schild  übergibt,  dargestellt. 
—  W.  Koehler,  Personif.  abstrakter  Begriffe 
S.  65;  Bernhart,  Handbuch  S.  86;  R.  E.  IV 
S.  20.  R. 

Clemmergulden*  Der  Name  kommt  von 
dem  klimmenden  (springenden)  Löwen  auf 
den  Goldgulden  des  Herzogs  Wilhelm  V. 
von  Geldern  (1393 — 1402),  nicht  wie  ange- 
nommen, von  den  in  einen  Achtpaß  »ge- 
klemmten« beiden  Schilden  Reich  und 
Geldern.  —  v.  d.  Chijs,  Gelderland,  1852, 
S.60.  S. 

CUnkaert  wurden  in  den  Niederlanden  die 
Chaises  d'or  (s,  d.)  genannt.  Sie  wurden 
hier  geprägt  von  Philipp  dem  Guten  in 
Brabant  und  von  Wilhelm  VI.  von  Holland. 
Die  Herleitung  des  Wortes  ist  ungewiß; 
während  die  einen  im  C.  den  Namen  eines 
Münzmeisters  sehen,  leiten  die  anderen  das 
Wort  von  dem  schönen  »Geluid«  der  Münze 
her.  S. 

Cloadna  ist  ein  Beiname  der  Venus;  das 
Heiligtum  der  V.  Cloacina  auf  dem  röm.  Fo- 
rum erscheint  auf  Denar  des  L.  Mussid.  Lon- 
gus:  eine  runde  Terrasse  mit  der  Inschrift 
CLOACIN,  Geländer  und  den  zwei  von  Plin. 
N.  h.  XV  119  erwähnten  Standbildern  der 
C.  und  einer  Treppe.  —  Wiener  Studien  24 
(Bormann -Heft)  S.  l86.  R. 

Coadjtttor.  Wenn  ein  Bischof  erkrankt, 
gebrechlich  oder  hochbetagt  war,  so  daß  er 
sein  Bistum  nicht  leiten  konnte,  so  sollten 
wohl  seit  dem  Anfang  des  13.  Jh.s  der 
Bischof  und  das  Domkapitel  einen  oder 
zwei  coadjutores  wählen.   Seit  dem  14.  Jh. 


begegnen  coadjutores  perpetui,  denen  der 
Papst  das  Recht  der  Nachfolge  verlieh; 
gleichwohl  blieb  die  Wahl  oder  Postulation 
eines  Bischofs  zum  coadjutor  temporarius 
(administrator,  provisor)  möglich;  auch  für 
die  Dauer  einer  Stuhlerledigung  war  sie 
statthaft.  In  Köln  wurde  noch  zu  Leb- 
zeiten Erzbischof  Engelberts  der  Eb.  Kuno 
von  Trier  zum  Koadjutor  ernannt  (1366 
— 68),  nach  dessen  Tode  zum  Administrator 
des  Kölner  Erzstifts.  Nach  der  Säkulari- 
sation ihrer  Bistümer  nannten  sich  Joa- 
chim Friedrich  und  dessen  Sohn  Christian 
Wilhelm  v.  Magdeburg  Administrator, 
während  sich  Heinrich  Julius  v.  Halber- 
stadt postulatus  episcopus  Halberstadensis 
nannte.  —  Werminghoff  S.  143.       Su. 

CotaorSy  Unterabteilung  der  röm.  Legion 
und  selbständige  militär.  Einheit  der  nicht 
in  Legionen  eingeteilten  Infanterie,  bes.  der 
Auxiliartruppen  der  Kaiserzeit.  Es  werden 
auf  M.  des  Antonius,  im  Zusammenhang  mit 
der  Prägung  von  Denaren  mit  den  Num- 
mern seiner  Legionen,  genannt  — im  Gene- 
tiv, wohl  als  Beischrift  zu  den  dargestellten 
Feldzeichen  —  chortium  praetoriarum 
(Gardekohorten,  deren  Antonius  also  meh- 
rere hatte)  imd  chortis  speculatorum  (eine 
Nachrichtentruppe).  Auf  die  Gehörten  be- 
ziehen sich  sodann  axif  kaiserl.  M,  die  Auf- 
schriften adlocutio  coh(ortium)  praetor- 
(iarum)  u.  cohort.  praetor.  (Hadrian),  chors 
tertia  praetoria,  cohort.  praet.  principi  suo 
u.  ä.  (Gallienus,  vgl.  Carausius;  bei  beiden 
gleichfalls  innerhalb  einer  Reihe  von  Le- 
gions-M.,  s.  d.),  dann  adlocut(io)  coh(orti- 
cum),  fidescohortiumAug.  zu  entsprechen- 
den Bildern  auf  M.  des  Caligula  und  Nero 
bzw.  Commodus.  Auf  M.  der  Kolonie  Phi- 
lippi,  die  von  Augustus  mit  Garde-Vetera- 
nen gegründet  wurde,  steht  demzufolge 
cohor.  prae.  neben  3  Feldzeichen.  —  R.  E. 
IV  S.  231.  R, 

Colni  engl.  =  Münze;  franz.  =  Stempel. 

&okh  =  Chlen,  s.  d. 

Collega,  Collegliiinu  Collega  (früher  Con- 
lega)  =  Amtsgenosse;  auf  röm.  Kolonial- 
münzen wird  zuweilen,  wenn  nur  ein  duovir 
(s.  d.)  namentlich  genaxmt  ist,  zugesetzt: 
et  conl(ega).  Collegium  (conlegium)  ==  Kör- 
perschaft, z.  B.  eine  Priesterschaft:  Sacer» 
d(os)  coopt(atus)  in  omnia  conl(egia)  heißt 
es  von  Nero  auf  röm.  M.  R. 


COLOMBIANO— CONCORDIA 


109 


Colombiano  war  der  Peso  Columbias,  der 
nach  Gesetz  vom  14.  Mai  1872  ebenso  wie 
das  französische  silberne  5 -Frankstück  25  g 
wog  und  27,^1%  g  Silber  hielt.  S. 

Colombifla.  Zuerst  hieß  wohl  so  der  mai- 
ländische  Groschen  des  Maria  Sforza  (1466 
— 1476),  der  eine  Taube  (colomba)  über 
Spruchband  auf  derVs.  zeigte;  dann  ging 
der  Name  auf  die  Groschen  zu  3  Soldi  über 
(Colombine  werden  1508  als  Halbgroschen 
erwähnt  =  ya-Ambrosini).  Auch  inModena 
wurden  sie  geprägt  (s.  Moraglia).  —  Marti- 
nori,  S.73 ;  Gniecchi,  Milano,  Taf .  14,  Nr.  7.  S. 

Colon  ist  die  Einheit  der  Goldwährung 
von  Costa  Rica  mit  dem  Bilde  des  Colum- 
bus  (Colon)  zu  icx>  Centavos.  Stücke  zu 
20,  10,  5  und  2  Colones  werden  geprägt, 
während  die  kleineren  Werte  aus  Silber 
sind.  Das  Stück  zu  10  C.  wiegt  7,78  g  und 
hält  7,002  g  Gold.  S. 

Colonla,  coloniam  deducere  u.  dgl.  siehe 
unter  Kolonialmünzen.  R. 

Colonnato  (Säulenpiaster)  wurde  der 
Piaster  im  Orient  wegen  der  auf  seiner  Rs. 
angebrachten  Säulen  des  Herkules  genannt 
(s.  Peso  und  Piaster);  er  hieß  auch  Colunna- 
rio,  Carolus -Dollar  (s.  4),  Kulunata.    S. 

Colunnario  =  Colonnato  (s.  d.). 

Comes  =  Begleiter,  i.  Beiname  der 
Götter  Hercules,  Serapis  usw.  (N.  Z.  48 
S.  172/3;  R.  E.  IV  S.  629);  2.  als  Begleiter 
des  Kaisers  wird  C.  im  4,  Jh.  n.  C.  titular; 
für  die  M.  kommen  in  Betracht  der  nur 
im  Westreiche  vorhandene  C.  auri,  der 
Verwalter  des  Goldschatzes,  auf  den  sich 
die  Äbschnittslegende  COM  auf  Goldm.  der 
Münzstätten  des  Westreiches  bezieht,  oft 
gefolgt  von  OB  (s.  d.),  und  der  comes 
sacrarum  largitionum,  der  Verwalter  der 
Staatsausgaben,  in  dessen  Gewahrsam  sich 
auch  die  Normalgewichte  befanden;  vgl.  das 
exag(ium)  sol(idi)  sub  vi(ro)  inl(ustri) 
lohanni  com(ite)  s(acrarum)  l(argitionum) 
Abb.  III.  —  R.E.  IVS.  640,  671.  —  Den 
mittelalt.  C.  s.  unter  Graf.  R. 

Coniitissa  s.  unter  Frauen. 
Conunune   ===   Landesverband   u.   dgl., 
s.  unter  Koinon.  R. 

COMOB  ==  comitis  obryziacus,  mit  der 

Nebenbedeutung  OB  =  72,  erscheint  auf 

Goldm.  des  röm.  Westreiches  nach  378; 

s.  Abb.  110  und  unter  Obryziacus.     R. 

Compagnon  ist  eine  Abart  der  franzö- 


sischen Blancs,  aber  noch  im  Typus  der 
Turnosen,  nur  ist  das  KLastell  mit  einer 
Lilie  geschmückt.  Diese  Münze  wurde 
im  Jahre  1360  von  Johann  IL  dem  Guten 
V.  Frkr.  geprägt  mit  immer  größer  werden- 
der Verschlechterung:  64  aus  der  4  d.  feinen 
Mark,  dann  64  aus  der  2  d.  feinen  Mark 
(I  Stück  3,82  g  rauh,  1,27  g  und  0,64  g  fein), 
dann  80  und  120  aus  der  id.  12  gr. 
feinen  Mark  (3,06  g  und  2,04  g  rauh  und 
0,36  g  und  0,25  g  fein).  Die  Umschrift 
lautet  nicht  mehr  Johannes  rex-Turonus 
civis,  sondern  Johannes  dei  Gra-Francorum 
rex.  —  Blanchet  II  S.  254,  261.       Su. 

Concei^ftOy  eine  auf  die  von  den  Cortes 
1646  zur  Patronin  Portugals  erklärte 
»Senhora  da  Conceigäo«  (Empfängnis) 
geprägte  große  Goldmünze,  die  43  g  wog, 
39i4  g  Gold  hielt  und  64000  Reis  galt, 
auf  einer  Seite  den  Landesschild  auf 
Christuskreuz,  auf  der  anderen  die  stehende 
Madonna  zeigte.  Auch  silberne  Abschläge 
zu  4800  Reis  gibt  es.  —  Fernandes,  S.  i88f. 

S. 

Concordia,  die  Eintracht,  schon  seit 
367  V.  C.  in  Rom  göttlich  in  eigenem 
Tempel  verehrt.  Auf  M.  kommen  haupt- 
sächlich vor  die  Aufschriften  C.  Augusti 
(-sta),  C,  aetema,  felix,  perpetua,  C. 
senatus,  p(opuli)  R(omani),  imperii,  pro- 
vinciarum.  Auf  röm.-republ.  Denaren  er- 
scheint als  C.  ein  Kopf  mit  hoher  Stephane 
oder  (und)  Kranz,  meist  verschleiert  (L. 
Muss.  Longus,  L.  Vinicius,  Paullus  Lepidus 
usw.);  auf  röm.  Kaiser -JSil.,  von  Nero  bis 
Crispus,  ist  C.  eine  der  am  häufigsten 
vorkommenden  Personifikationen;  sie  steht 
oder  sitzt;  ihre  kanonischen  Attribute  sind 
Schale  und  Füllhorn,  so  ausgerüstete  Fi- 
guren werden  aber  gelegentlich  auch 
Fortuna  und  Fides  bezeichnet;  dazu  tritt 
eine  Spes- Statuette  am  Sessel,  Altar, 
Säule  und  statt  eines  jener  beiden  Attri- 
buten tritt  auch  eine  Blume,  Ährenbündel^ 
Zweig,  Zepter,  Caduceus  ein.  Domna  er- 
scheint auf  röm.  Med  und  M  von  Sardeis 
auch  selbst  als  C.  mit  Füllhorn.  —  Dann 
kommen  zur  Aufschrift  C.  Szenen  vor, 
die  die  Eintracht  mehrerer  Menschen 
untereinander  verherrlichen,  so  (bei  der 
C.  senatus)  ein  den  Kaiser  kränzender 
Senator,  die  verschlungenen  Hände,  das 
Kaiserpaar  oder  die  ganze  Kaiserfamilie,. 


HO 


CONDERE  COLONIAM— CONSECRATIO 


luppiter  und  der  Kaiser,  Ceres  und 
Proserpina.  —  Endlich  fuiden  wir  M-, 
deren  Bilder  zur  Aufschrift  C.  keine  Be- 
ziehung haben,  so  Taube,  Pfau  und  die 
M.  von  Valentinianus  I.  an,  wo  wir  zur 
sitz.  Roma  oder  Constantinopolis  oder  zum 
Kreuz  C,  Auggg.  lesen.  —  Die  C.  equitum 
des  Gallienus  und  der  gallischen  Kaiser 
(Z.  f.  N.  37  S.  203)  hat  Schale,  Steuer 
und  Schiff;  die  C.  militum  wird  auf 
Goldm.  des  Commodus  durch  den  Kaiser 
inmitten  einer  Gruppe  sich  die  Hände 
reichender  Soldaten  dargestellt;  sonst  hält 
die  C.  legionum,  C.  militum,  C.  exercitus 
usw.  meist  ein  Feldzeichen,  das  auch 
allein,  auch  über  verschlungenen  Händen, 
oft  mit  Prora  unten,  zu  diesen  Aufschriften 
auftritt,  wie  denn  zu  ihr  auch  der  Kaiser 
und  luppiter  oder  Conc.  oder  Victoria 
einander  gegenüber  oder  der  Kaiser 
zwischen  zwei  Labaren  gesetzt  werden. 
—  R.  E.  IV  S.  831;  Bemhart,  Handbuch 
S.  87.  —  Griech.  Homonoia,  ofxovowt, 
s.  d.  R. 

Condere  caloniam,  Conditor  s.  Kolonial- 
münzen. 

Condor,  Süd-  u.  mittelamerik.  Goldmünze, 
ursprünglich  zu  10  Peso.  Der  chilenische 
C.  wiegt  laut  Gesetz  vom  9,  Januar  185 1 
I5i25  g  und  hält  13,727  g  Gold,  der  kolum- 
bianische laut  Gesetz  vom  30.  Mai  1853 
16,4  g  mit  14,76  g  Gold,  laut  Gesetz  vom 
31.  Oktober  1908  8,136  g  mit  7,32  g  Gold. 
Das  Gepräge  ist  stehende  Freiheit  oder 
Freiheitskopf  -  Landeswappen  oder  Wert- 
bezeichnung. Nach  Gesetz  vom  11.  Februar 
1895  ist  der  neue  chilenische  C.  die  Gold- 
einheit zu  20  Peso,  wiegt  11,98207  g  und 
hält  (916,66  fein)  10,9838  g  Gold.  Die 
Dublone  hat  10,  der  Eskudo  5  Peso.  Laut 
Gesetz  von  1926  soll  Münzeinheit  der 
Vio  Condor  oder  Goldpeso  zu  0,183007  g 
Gold  sein  und  Stücke  zu  100,  50,  20  und 
10  Peso  (letztere  Condor  genaimt)  ge- 
münzt werden.  —  Der  Condor  von  Ecuador 
zu  10  Sucres  wiegt  7,3224  g  und  hält 
6,59  g  Gold.  S. 

Conglariamy  von  con^us,  einem  Ölmaß, 
also  ursprünglich  ein  Ölgeschenk,  später 
durch  Geld  abgelöst,  seit  der  Kaiserzeit 
nur  vom  Kaiser,  aber  aus  der  Staatskasse 
vergeben,  und  zwar  an  die  in  eine  Liste 
eingeschriebenen  Bürger,   die  sich  durch 


eine  (Bronze  ?)  -  tessera  als  berechtigt 
auswiesen.  —  Auf  röm.  M  von  Nero  bis 
Severus  wird  zur  Aufschrift  Congiarium 
(primum,  secundum,  tertium)  mit  oder 
ohne  Zusatz  von  datum  populo  Romano 
ein  C.  dargestellt  durch  den  (oder  die) 
auf  der  auf  einem  Suggestus  aufgestellten 
sella  curulis  sitzenden  Kaiser,  meist  mit 
Gefolge  (zuweilen  steht  Minerva  dabei), 
daneben  eine  Figur  mit  einer  Tafel  (eben 
jener  Liste),  dazu  der  oder  die  Empfänger, 
alles  wie  bei  der  Liberali tas;  auch  kommt 
zur  Aufschrift  C.  eine  weibl.  Gestalt  vor 
mit  Tafel  und  Füllhorn,  also  die  Liberalitas, 
—  Bemhart,  Handbuch  S.  119;  Gnecchi, 
TipiS.i04;R.E.IVS.875;XIIIS.87.    R. 

Conitinx.  Von  Boleslaus  L  von  Böhmen 
sind  Denare  mit  Tempelgiebel  und  dem  von 
viermal  drei  Kugeln  umwinkelten  Kreuze 
erhalten,  die  den  Namen  seiner  Gemahlin, 
der  »coniunx  Biagota«  tragen.  Sonst  er- 
scheint dieser  Beiname  nur  noch  auf  dem 
schönen  Mailänder  Teston  Kaiser  Maximi- 
lians L  mit  der  Umschrift:  Maximilianus 
Ro.  rex  et  Bianca  M(aria)  conjuges.  — 
Dannenbergin  Berl.  MbL  1900  S.  2913.     Su. 

CONOB  =  ConstantinopoU  (cusus),  obry- 
ziacus,  mit  der  Nebenbedeutung  OB  =  72, 
Abb.  iio;  s.  unter  Obryziacus.  Schon 
der  byz.  Geschichtsschreiber  Kedrenos 
hat  es  nicht  mehr  verstanden  und  es 
Civitates  Omnes  Nostrae  Obediant  Bene- 
rationi  aufgelöst  (Pinder  u.  Friedlaender, 
Beiträge  I  185 1  S.  17).  R. 

Consanctus  Premensis  ego  sum:  in  der 
Umschrift  eines  Bremer  Brakteaten  mit 
einem  sitzenden  Bischof  mit  Kreuz  und 
Elrummstab  in  den  Händen.  Dieser  con- 
sanctus (des  Apostels  Petrus)  kann  der 
Heilige  Wilhad  sein.  —  Menadier,  Schau- 
sammlung S.  158,"  Bode  Taf.  X3;  Jungk, 
Bremen  Taf.  I  9.  Su. 

ConseciatiOy  griech.  dfispoxjtc,  verwandt 
auch  äicoftecoai;,  die  Aufnahme  eines 
neuen  Gottes  in  die  Reihe  der  Staatsgötter, 
in  der  Kaiserzeit  insbes.  die  des  verstorbenen 
Kaisers  oder  eines  Angehörigen  des  Kaiser- 
hauses. —  Die  Vergöttlichung  verstorbener 
hervorragender  Menschen  kannten  die 
Griechen  schon  vor  Alters,  sie  nannten 
diese  Heroen;  von  Lebenden  werden  dann 
Alexander  und  die  Diadochen  als  Nach- 
folger orientalischer  gottgedachter  Könige 


CONSERVATOR-^CONSTANTINOPOLIS 


III 


in  aller" Form  zum  Gott  erklärt  und  treten 
als  solche  auf  die  Vs.  der  M.  (s.  imter 
M. -Bildnis).  Ähnlich  lassen  sich  hervor- 
ragende röm.  Führer,  so  Flamininus, 
Pompeius,  Caesar,  von  den  Griechen  gött- 
liche Ehren  erweisen.  In  der  Kaiserzeit 
ward  die  Verehrung  des  lebenden  Kaisers  als 
Gott  schon  von  Augustus  vorgeschrieben; 
der  so  begründete  Elaiserkultus  war  als 
Mittelpunkt  der  nationalröm.  Religion  ge- 
dacht; doch  erfolgte  die  förmliche  Gott- 
erklärung erst  nach  dem  Tode  des  Kaisers 
{als  des  ersten  die  des  Caesar,  dann  des 
Augustus)  durch  den  Staatsakt  des  Senats - 
beschlusses,  eben  die  C.  Dadurch  wird  der 
BetreflFende  zum  divus  (s.  d. ;  Abb.  79),  die 
Kaiserin  (als  erste  Livia)  zur  diva.  Auf 
solche  divi  und  divae  sind  in  der  Kaiser- 
zeit viele,  insbes.  röm.  M.  geprägt  worden, 
der  Kopf  des  divus  dabei  anfangs  (Augustus) 
als  Sol  mit  der  Strahlenkrone  geschmückt, 
seit  dem  3.  Jh.  auch  verschleiert.  Auf  der  Rs. 
sehen  wir  die  Szenen  aus  dem  Zeremoniell 
der  C. :  die  Auffahrt  gen  Himmel  in  Pf erde- 
biga  oder  -quadriga  oder  auf  dem  Rücken 
des  Adlers  des  luppiter  (M.  von  Hadrianus 
an,  dazu  die  zahllosen  Adler  auf  M.  mit 
der  Aufschrift  C;  man  ließ  beim  Ver- 
brennen des  divus  von  der  Spitze  des 
Scheiterhaufens  einen  Adler  als  Abbild 
seiner  Seele  fliegen),  bei  der  Kaiserin  oft 
des  Pfauen  der  luno  (M.  von  Faustina  sen. 
an,  dazu  die  M.  mit  Pfau  allein);  bei  Faust, 
sen.  übernimmt  einmal  ein  geflügeltes  Mäd- 
chen mit  Fackel  diese  Rolle,  zur  Aufschrift 
Aetemitas.  Endlich  tritt  als  Rs-Bild  der 
Scheiterhaufen  auf  (rogus,  s.  d.;  M.  von 
Plus  bis  Nigrinianus);  noch  häufiger  ist 
-der  Altar,  Abb.  79,  auf  dem  dem  divus 
geopfert  oder  in  dem  seine  Asche  geborgen 
wurde;  Adler  und  Altar  mit  Beischrift 
dfiepcüfftc  auch  auf  alexandrin.  M.  des 
Carus;  andere  Bilder  sind:  der  divus  im 
Elefantenwagen  (der  langlebige  Elefant 
•ein  Tier  der  Ewigkeit),  s.  unter  Tensa, 
oder  bei  Kaiserinnen  ein  Maultierwagen 
(s,  unter  Carpentum);  auch  der  Ehrensitz, 
Pulvinar  (s.  d.),  auch  Pfau  und  Zepter 
davor,  Mond  und  Sterne,  ein  Stern  allein, 
bei  Caesar  ein  Komet,  endlich  die  Opfer- 
kanne und  der  Lituus  kommen  vor.  Eine 
■bes.  Art  in  Stix  und  Fabrik  einheitlicher 
Silberm.,  eine  »Suite«  mit  den  Bildnissen 


von  II  verschiedenen  divi  auf  der  Vs., 
auf  der  Rs.  Altar  bzw.  Adler,  sind,  sei  es 
von  Philippus  zur  Millenniumsfeier  Roms, 
sei  es  von  Decius  zur  Erneuerung  des 
Kaiserkults,  geprägt  (Mitteil,  für  Münz- 
sammler I  S.  loi,  112;  Num.  chron.  1924 
S.  236/37).  —  R.  E.  IV  S.  901;  Suppl.  IV 
S.  806/53;  Bernhart,  Consecratio,  Mitteil. 
Vorderasiat.  Gesellsch.  1917  (Hommel- 
Festschrift)  S.  136/67  mit  5  Taf.,  und 
Handbuch  S.  72.  R. 

Conservator^  -trix,  lat.  =  Erhalter(in), 
Retter(in),  Beiname  vieler  Gottheiten  aiif 
röm.  Kaiser-M.,  z.  B.  luppiter,  luno, 
Neptunus,  Mars,  Apollo,  Diana  usw.; 
C.  steht  oft  auch  allein  statt  des  Götter- 
namens selbst;  die  M. -Legenden  C.  pietat(is), 
conservator  militum,  conservator(es)  urbis 
suae  beziehen  sich  auf  den  Kaiser  selbst. 
—  Z.  f.  N.  38  S.  195.  R. 

Constantia,  die  Standhaftigkeit;  sie  er- 
scheint auf  röm.  M.  des  Claudius  und 
seiner  Mutter  Antonia  mit  der  Aufschrift 
Constantia(e)  Augusti,  als  weibl.  Gestalt 
mit  Fackel  und  Füllhorn  oder  behelmt  mit 
Zepter,  die  Hand  zum  Munde  führend, 
stehend  oder  sitzend,  —  R.  E.  IV  S.  957; 
Bemhart,    Handbuch  S.  87.  R. 

ConstantiilopolISy  das  von  Constantinus  I. 
neu  begründete  und  zur  2,  Hauptstadt 
des  Reiches  erhobene  Byzanz  (Grundstein- 
legung 326,  Einweihung  330  n.  C).  Die 
Personifikation  der  Stadt  (die  Tyche  von 
C.)  mit  Mauerkrone,  Schleier  und  Füllhorn, 
unten  ein  Schiffsvorderteil,  erscheint  sitzend 
auf  einem  Silber -Med.  des  Kaisers,  das  zur 
Einweihungsfeier  geprägt  sein  mag;  später 
erscheint  sie  insbes.  auf  Gold-Med.  sitzend 
mit  Kranz  (gelegentlich  auch  Helm), 
Nike  und  Zepter  als  Attributen  und  wieder 
der  Prora  zu  Füßen;  endlich  kommt  bes. 
auf  Gold-M.  des  4.  Jh.  ein  sitz.  Göttinnen- 
paar vor,  beide  mit  Zepter  (manchmal 
aber  die  C.  auch  wieder  mit  Füllhorn)  und 
entweder  jede  eine  Nike  oder  zusammen 
einen  Inschriftreif  haltend,  die  eine  be- 
helmt, die  andere  mit  Mauerkrone  und 
Prora  zu  Füßen,  von  denen  jene  Roma, 
diese  C.  zu  beneimen  ist;  ihr  bezeichnendes 
Attribut  ist  also  stets  die  Prora.  —  Ihr 
behelmter  Kopf  mit  Aufschrift  Constan- 
tinopolis  oder  -poli  bildet  statt  des  ELaiser« 
kopfes  die  Vs.  einer  gleichfalls  wohl  330 


112 


CONSTANTINUS-MEDAILLEN— COPPERHEADS 


beginnenden  Reihe  kleiner  M  und  ^-Med. 
—  Z.  f.  N.  3  S.  125;  21  S.  64;  Maurice  Num. 
Const  II S.  517/31 ;  R.  E.  rV  S.  pösflf.    R. 

Constantinus-  und  Heraclitts-MedaiUen. 
Es  gibt  zwei  stilistisch  und  sachlich  eng  zu- 
sammengehörige, etwa  90  mm  große  Med., 
die  eine  mit  Constantinus  dem  Gr.  zu  Roß, 
Rs.  zwei  Frauen,  eine  nackt,  eine  bekleidet, 
um  den  Brunnen  des  Lebens  gruppiert,  aus 
dem  das  Kreuz  emporwächst,  stark  an 
Tizians  »Irdische  und  himmlische  Liebe« 
erinnernd  und  wie  dies  Bild  wohl  als 
Christentum  und  Heidentum  zu  erklären; 
die  andere  Med.  mit  dem  Brustbilde  Kaiser 
Heraclius'  auf  Mondsichel,  Rs.  der  Kaiser  im 
Prunkwagen,  mit  dem  Kreuz  in  der  Hand. 
Sie  kommen  in  mehreren  Abarten  vor,  sind 
in  Bild  und  Inschrift  mit  schwer  ver- 
ständlicher Symbolik  überladen,  beziehen 
sich  auf  die  Geschichte  des  Heil.  Kreuzes 
und  sind  heute  als  Werke  der  flämisch- 
burgund.  Kunst  des  ausgehenden  14.  Jh.s 
anerkannt.  —  Habich,  Med.  der  ital.  Re- 
naissance S.  23 — 27  mit  Lit.  R. 

Consid^  höchster  Beamter  der  röm.  Re- 
publik, der  stets  mit  einem  Kollegen  zu- 
sammen amtierte;  nach  diesen  beiden  C. 
wurde  das  Jahr  benannt,  sie  waren  also 
eponyme  Beamte.  Solche  Datierung 
nach  dem  Konsulat  kommt  auf  röm.- 
republ.  M.  nur  einmal  vor  —  L.  Lent(ulo) 
C.  Marc(ello)  co(n)s(ulibu)s  — y  sonst  er- 
scheint das  Amt  als  C.  nur  als  Beischrift 
auf  Erinnerungsmünzen  bei  Männern  der 
Vorzeit;  zum  Namen  des  Machthabers  wird 
es  daim  in  der  Übergangszeit  von  Caesar 
bis  Augustus  häufig  zugesetzt.  Der  Amts- 
antritt erfolgte  seit  153  v.  C.  am  i.  Jan.,  so 
daß  das  Amtsjahr  mit  dem  jul.  Jahre  gleich- 
lief. Auf  den  röm.  Kaisermünzen,  Abb.  75, 
81  usw.  (selten  bei  den  griech.,  vgl.  N.  Z.  58 
S.  136)  ist  die  Angabe  des  Konsulats  im 
Kaisertitel,  zumal  mit  der  Ziffer  der  Itera- 
tion oder  mit  der  Angabe  der  Designation, 
ein  wichtiges  Element  der  Datierung  (s.  d.); 
z.  B.  Domitianus  COS  VIII  DES  Villi  = 
consul  octavum  designatus  nonum  =  2. 
Hälfte  82  n.  C. ;  auch  Datierung  nach  beiden 
C.  kommt  auf  M.  vor,  z.  B. :  impp.  Diocletiano 
III  et  Maximiane  ccss.  (=  consulibus),  287 
n.  C.  Die  letzte  Datierung  nach  einem  Kon- 
sulat steht  auf  M.  des  Theodosius  IL ;  die 
letzten  Kaiser,  die  auf  M.  überhaupt  als  C. 


bezeichnet  werden,  sind  Heraclius  und  sein 
Sohn  Heraclius  Constantinus  (610 — 641 
n.  C).  Kaiser  als  Konsuln  in  der  Amts- 
tracht der  Spätzeit,  auch  zu  zweit  neben- 
einander gleichsam  in  dem  Processus  con- 
sularis  (s.  u.)  begriffen,  erscheinen  vom  4. 
bis  zum  13.  Jh.,  Num.  chron.  1861  S.  231/ 
40;  Riv.  ital.  di  num.  35  S.  71/77.  Zur  Auf- 
schrift Felix  Processus  consulat(us)  Aug.  n. 
oder  kürzer  erscheint  auf  M.  des  Maxentius 
die  Auffahrt  in  der  Elefantenquadriga, 
unter  Constantinus  I.  u.  a.  der  steh.  Kaiser 
allein;  ohne  Aufschrift  erscheint  auf  M.  des 
Brutus,  des  Dakerkönigs  Koson  und  später 
des  Geta  der  Konsul  zwischen  2  seiner  Lic- 
toren  in  derselben  konsularischen  Prozes- 
sion, und  auch  sonst  mögen  Bilder  mit 
mehreren  Kaisem  in  Elefanten-  oder  Pferde- 
quadriga auf  diese  Feier  zu  beziehen  sein.  — 
Griech.  =  iJicato?,  Abb.  88,  94,  so  auch  bei 
Statthaltern,  z.  B.  6TOx(TeüovTOc)  ==  sub 
consulare  (consularis  =  gewesener  C.  oder 
vom  Range  eines  solchen)  vor  dem  Namen 
des  Statthalters  auf  moesischen  Städte-M., 
Abb.  97 ;  üTcatos  d7ro8e8et7fievoff  =  cos.  desig. ; 
ir^oüaiocc  6iraf';^a;,  zum  Namen  des  Augustus 
auf  M.  von  Temnos,  etwa  =  mit  der  hohen 
Konsulwürde  bekleidet.  —  Abk.  COS 
(wegen  der  alten  Form  cosol),  Mehrzahl 
COSS.  =  beide  Konsuln.  —  Vgl.  Procon- 
suL  —  R.  E.  IV  S.  1112.  R. 

Consnlar-M«,  veralteter  Ausdruck  für  die 
röm.-republikan*  M.,  entstanden  als  Gegen- 
satz zu  dem  Ausdruck  Kaiser-M.,  weil  das 
Oberhaupt  der  Republik  der  Konsul  war. 

R. 

Contador  die  spanische  Bezeichnung  für 
Rechenpfennig  (s.  d.). 

Conte  findet  sich  in  der  Umschrift  als 
Titel  von  Lazar  (1371 — 1389)  von  Serbien, 
der  sich  sonst  zumeist  slavisch  als  »kral« 
und  »knes«  bezeichnet. — Menadier,  Schau - 
Sammlung  S.  461.  Su, 

Conto,  Conto  de  Reb  bedeutet  in  Portu- 
gal und  Brasilien  eine  Summe  von  lOOO 
Milreis  (s.  d.)  oder  i  Million  Reis.       S. 

Contomlaten  s.  unter  Kontorniaten. 

Contomo  =  (Strichel)  reif  (s.  d.). 

Contrefaltmedaillen,  Ausdruck  des  16. 
Jh.s  für  Medaillen  mit  Bildnis.  R. 

Copperheads  (Kupferköpfe)  wurden  von 
der  Bevölkerung  die  im  nordamerikanischen 
Sezessionskriege  im  Jahre  1862  ausgegebe- 


COQIJER&-.CORONA  DANICA 


113 


nen  Kupfertoken  genannt,  weil  viele  den 
Indianerkopf  der  Centstücke  trugen.  Über 
5000  Verschiedenheiten  gibt  es  von  ihnen. 
Ende  1863  wurden  sie  verboten.  —  Frey, 
S.  54.  —  Über  den  Namen  »Bogus-Pennies« 
für  diese  Gepräge  vgl.  Neumann  Nach- 
trag, S.  163.  S. 

Coquere  =  kochen,  aurum  coctum  (eben- 
so recoctum)  geschmolzenes,  geläutertes 
Gold  (griech.  y^pualov  a7ce9dov;  vgl.  auch 
unter  Obryziacus);  so  steht  auf  einem  spät- 
röm.  AT'-Barren  Benignus  coxit  =  Benig* 
nus  (offenbar  der  Wardein)  hat  (das  Gold) 
geläutert.  'OXoxoTivo;  (s.  d,),  von  ?Xoc 
(griech.  =  ganz)  und  c,  =  gänzlich  ge- 
läutert, hieß  das  Goldstück  in  byz.  Zeit.  — 
Trait6  I  S.  353/4-  R. 

Coquibus  (Cokibus)  ist  der  Volksname  für 
eine  Billonmünze  von  Va  denier  tournois 
mit  einem  Adler  auf  der  einen  Seite,  die 
Guido  von  Cambrai  (1296 — 1306)  von  einem 
Genter  Münzmeister  de  Haen  prägen  ließ. 
Es  steht  dahin,  ob  diese  Münze  ihrer  Be- 
zeichnung nach  dem  Namen  des  Münz- 
meisters (frz.  le  coq)  oder  nach  dem  Adler 
empfangen  hat.  Sie  wurde  von  den  Herren 
von  Elincourt  und  Wallincourt  sowie  von 
Robert  von  Bethune,  Grafen  von  Flandern 
nachgeahmt.  —  Engel- Serrure  IS.  LXVIIIu. 
III  S.  1069;  Revue  Beige  III S.  184  ff.     Su. 

Cordoba  heißt  der  seit  191 5  die  Münz- 
einheit von  Nikaragua  bildende  Peso  zu 
100  Centavos;  heute  ist  er  dasselbe  wie 
der  Golddollar  (s.  Dollar)  der  Vereinigten 
Staaten.  S. 

Comabö  ist  der  Name  einer  italienischen 
Silbermünze,  die  zu  Anfang  des  16.  Jhs. 
in  den  Münzen  von  Carmagnola,  von  Messe- 
rano,  Casale,  Montanaro,  Dezana  u.  a.  mit 
dem  Typus  eines  Schildes,  über  dem  sich  ein 
Adlerhelmschmuck  erhebt,  geprägt  wurde. 
Dieser  Helmschmuck  ist  wahrscheinlich 
vom  Volke  »coma«  Hörn  getauft  worden. 
Auf  der  Rs.  ist  ein  Heiliger  zu  Pferde  dar- 
gestellt, weshalb  die  Münze  auch.Cavalotto 
genannt  wurde.  —  Martinori  S.  yj.     Su. 

Comucopiae  s.  Füllhorn. 

ComutOi  eine  savoyisch-piemontesische 
Silbermünze  zu  5  Grossi,  die,  15 19 — 1553 
geprägt,  auf  der  Vs.  den  Landesschild  mit 
geflügeltem  Helm,  auf  der  Rs.  den  h.  Moritz 
zu  Pferd  zeigt.  In  den  Flügeln  sah  man 
Hörner  (coma),  daher  der  Name.  Der  C, 
WQrterbaoh  der  Münzkonde. 


hieß  auch  Cavallotto  (s.  d.).  —  C.  n.  it.  I, 
S.  151  ff.  S. 

CorBa  de  prata  (Silberkrone)  war  der 
portugiesische  Taler,  der  1835  bei  Ein- 
führung des  Dezimalsystems  an  Stelle  des 
Cruzado  de  prata  (s.  d.)  trat,  looo  Reis 
galt,  29,612  g  wog,  27,145  g  Silber  hielt 
und  Kopf -Wappenschild  trug.  Als  1854  in 
Portugal  die  Goldwährung  eingeführt  wurde, 
hörte  die  Prägung  der  C.  d.  p.  auf,  und  die 
größte  Silbermünze  war  seitdem  das  Stück 
zu  5  Testones  =  500  Reis,  12,5  g  schwer 
und  mit   11,458  g  Silbergehalt.  S. 

CorSa  d'ourOy  portugiesische,  seit  1822 
geprägte  Goldmünze  mit  Kopf  auf  der 
Vs.,  Schild  auf  der  Rs.  Sie  galt  5000  Reis, 
auch  halbe  gab  es.  Nach  Gesetz  von 
1835  wog  sie  9,56  g  und  hielt  8,76  g  Gold. 
Das  Gesetz  von  1854  führte  Goldwährung 
mit  der  Münzeinheit  des  Milreis  ein.  Die 
Goldkrone  zu  10  Milreis  wog  nun  17,735  g 
und  hielt  16,257  g  Gold.  Auch  halbe, 
fünftel  und  zehntel  ICronen  wurden  geprägt. 

S. 

Corona  s.  unter  Kranz;  corona  muralis 
=  Mauerkrone,  c.  civica  =  Eichenkranz 
(s.  d.),  c.  navalis  =  Schiffskranz.       R. 

Corona  s.  Coroa,  Corona  Danica,  Crown, 
Escudo  d'oro  und  Krone. 

Corona  Danica.  Die  dänische  Krone 
wurde  161 8  von  Christian  IV.  zur  Aus- 
nutzung des  Münzregals  eingeführt,  da  es 
nicht  länger  möglich  war,  bei  den  von 
ihm  eine  Reihe  von  Jahren  hindurch 
ausgegebenen  Markstücken  einen  Gewinn 
zu  erzielen,  die  sich  nicht  mehr  in  einem 
Wert  von  ^4  Speciestaler  halten  ließen.  Die 
Benennung  »Krone«  hatte  der  König  vom 
Lande  seines  Schwagers,  Jacobs  des  Ersten 
von  England,  übernommen  (s.  crown),  wo- 
durch auch  die  neue  Münze  einen  gewissen 
KLredit  bekam.  Er  gab  die  corona  damca, 
von  der  Inschrift  der  Rs.  benannt  —  die 
spätere  Doppelkrone  —  für  v/3  Species 
(Reichstaler)  aus,  wodurch  er  einen  Ge- 
winn von  iiVo  erzielte.  Sie  war  133/4  lötig 
und  hielt  nur  32,5  g  Silber,  während  V/2 
Species  38,7  g  Silber  hielten.  Die  Münz- 
fälschung war  also  offenbar.  In  wenigen 
Jahren  ging  der  Bevölkerung  ein  Licht 
auf,  und  im  Jahre  1625  mußte  die  Krone 
auf  1V3  Species  herabgesetzt  werden.  — 
Während    die    ursprüngliche    Kjrone   ihre 

8 


114 


CORONADO 


Bedeutung  seitdem  verlor  und  nur  selten 
geprägt  wurde,  gewann  deren  Hälfte,   die 
später  den  Namen  Krone  erhielt,    grund- 
legende  Bedeutung   für    das   Münzwesen 
Dänemark-Norwegens.     Sie  war  also  =  Vs 
Species  oder,  als  die  Schillingszahl  der  Spe- 
cies  auf  96  ß  dänisch  (48  ßlübisch)  festgelegt 
wurde,  =  64  ß  dänisch-  Als  allmählich  die 
Species  aus  dem  Verkehr  schieden,  wurde 
die   Krone  die   Hauptmünze   der  beiden 
Reiche;   da  sie  zuerst  nicht  nach   Korn 
und  Schrot  der  Species,  sondern  geringer 
ausgemünzt  wurde,  konnte  die  Prägung 
zuniächst  ohne  Verlust  erfolgen,    obzwar 
sie   dadurch  ihren  Wert  als  V3   Species 
einbüßte.     Es  gab  zweierlei  Kronen,  die 
feinen  133/4  lötig  mit  16,250  g  Silbergehalt 
und     die    groben,     auch    IHI    MARCK 
DANSKE  genannt,   103/4  lötig,   14,964  g 
Silber  haltend.    Letztere  kamen  im  Wert 
den    seit    1664    in   Schweden    geprägten 
»Svenske  Daler«  oder   »4-Mark-Stücken« 
(nicht  Rigsdaler)  nahe,  deren  Feingewicht 
14,4455  g  betrug,  sowie  dem  Zinnaischen 
Zweidrittelstück,  dessen  Feingewicht  I4|85g 
war   (s.  Zinnaischer  Münzverein  u.  Abb. 
278).      Das    Kronensystem    hatte    sich 
somit  über  ganz  Nordeuropa  verbreitet. 
In  Dänemark-Norwegen  wurden,    wie  ge- 
sagt, bald  grobe,    bald  feine  Kronen  ge- 
schlagen, die  letzten  anläßlich  der  Geburts- 
tagsfeier Christian  VII.  am  29.  Jan.  1771; 
damals  hatten  sie  aber  längst  ihre  Bedeu- 
tung verloren,  da  es  ihnen  so  wie  seinerzeit 
den  Species  gegangen  war.    Während  des 
großen  nordischen  Krieges  mußte  Fried- 
rich IV.  von  Dänemark  zur  Unterstützung 
der    Kriegskasse    schlechte    Eriegsmünze 
prägen  lassen,  die  die  besseren  Kronen  ver- 
drängten. Wenn  daim  auch  die  schlechteste 
Kriegsmünze  beseitigt  wurde  und  Chri- 
stian VI.  (1730—46)  in  seinen  ersten  Re- 
gierungsjahren versuchte,   die  Kronen  (4- 
Mark-Stücke)  wieder  einzuführen,   so  ließ 
sich  diese  Ausmünzung  doch  nicht  durch- 
führen, man  mußte  sich  vielmehr  mit  dem 
geringeren  Kurant  {24-p-Stücke,  Rigsorter) 
begnügen,  das  dann  die  Hauptverkehrs- 
münze der  Reiche  wurde.  —  Als  die  nor- 
dischen Reiche  1875 — JJ  vom  Silbermünz- 
fuß zum  Goldmünzfuß  übergingen,  kehrte 
man  zur  alten  Benennung  »Kroner«  zurück, 
die  sich  am  besten  in  Übereinstimmung  mit 


den  verschiedenen  Talermünzen  bringen 
ließ.  Man  nannte  die  2  Hauptgoldmünzen 
der  Reiche:  20  und  10  Kxoner,  zu  8,96 
und  4,48  g  Gewicht  mit  8,0645  und  4,03225  g 
Goldgehalt  =  10  und  5  Rigsdaler  dänischer 
Reichsmünze,  20  und  10  Rdlr.  schwedischer 
Reichsmünze  und  5  und  ^^f%  norwegischen 
Speciedalern.  Der  Übergang  von  Silber- 
zum  Goldmünzfuß  erfolgte  nach  dem  Ver- 
hältnis I  :  15,6(8).  Scheidemünzen  waren 
Stücke  zu  2  und  i  Kronen,  diese  zu  100  öre, 
50,  25,  10,  5,  2  und  I  Öre;  so  kam  der 
alte  nordische  Name  für  yg  Mark  =  l  öre 
wieder  zur  Geltung.  Das  Feingewicht 
einer  Elrone  beträgt  6  g.  Bei  dem  Aus- 
bruch des  Weltkrieges  verschwand  der 
Goldmünzfuß  und  man  ging  zu  den  Geld- 
scheinen ohne  Einlösungspßicht  über.  Eine 
Folge  davon  ist  die  in  Dänemark  jüngst  er- 
folgte Ausmünzung  von  Kronenstücken 
aus  Messing.  —  Wilcke,  Christian  IV.; 
Wilcke,  Möntvaesenet;  Nielsen  1907. 

W. 

Coronado  ist  i.  eine  Billonmünze  von 
Kastilien  und  Leon,  zuerst  und  haupt- 
sächlich von  Sancho  IV.  (1284 — 95)  mit 
dem  gekrönten  Brustbild  des  Herrschers 
von  links  auf  der  Vs.  und  zuweilen  einem  be- 
fußten  Kreuz  oder  gewöhnlich  dem  kastili- 
schen  Kastell  auf  der  Rs.  in  ungeheuren 
Mengen  geschlagen.  Sie  hatte  den  Wert 
von  I  Va  den.  oder  i/g  solidus.  Die  Prägung 
dieser  Münze  nahm  Heinrich  III.  (1390 
bis  1406)  noch  einmal  auf,  worin  ihm  auch 
noch  Johann  II.  (1406 — 1454)  folgte.  — 
Engel-Serrure  II  S.  823. 

2.  ist  der  Coronato  eine  neapolita- 
nische Groschenart  =  i  Carlino  (s.  d.), 
von  Ferdinand  L  zur  Erinnerung  an 
seine  Krönung  durch  den  päpstlichen 
Legaten  im  Jahre  1458  in  Barletta,  teil- 
weise mit  der  Darstellung  einer  Krönungs- 
szene geprägt:  Vs.  der  sitzende  König,  dem 
ein  links  stehender  Kardinal  die  Krone 
aufsetzt,  rechts  ein  anderer  geistlicher 
Würdenträger,  Umschrift  »coronatus  quia 
legitime  certavit«,  Rs,  ein  portugiesisches 
Kreuz,  Umschrift:  »Ferdinandus  d(ei) 
g(ratia)  r(ex)  Sicilie  Jeru(salemi)  Un- 
g(ariae)«.  An  Stelle  der  Krönungsszene 
tritt  auch  die  gekrönte  Büste  des  Königs 
von  rechts,  an  Stelle  der  Rs.  in  Verbindung 
mit  dem  kgl.  Brustbild  der  Erzengel  Michael 


CORONILLA— CRAZIA 


115 


mit  dem  Drachen  in  verschiedenen  Dar- 
stellungen, Umschrift:  iusta  tuenda. 

Alfons  IL  (1485 — 95)  schlug  einen 
Coronato  mit  dem  stehenden  Michael  auf 
dem  Drachen  und  der  Krönungsszene,  Um- 
schrift: »coronavit  et  unxit  me  manus  t(ua) 
d(omine).«  —  Cagiati  I,  S.  44  ff.,  103  ff.  Su. 

Coronilla,  halber  spanischer  Goldeskudo, 
s.  Escudillo.  S. 

Cortlnai  lat.  =  Kessel,  Becken,  und  da 
diese  meist  auf  einem  Dreifuß  ruhten, 
auch  der  Dreifuß  selbst.  R. 

COS,  COSS,  Abkürzung  für  consul  (s.  d.), 
consules  (consulibus).  R. 

Cosel-Dttkateiii  Cosel-Gulden.  Unter 
C.-D.,  benannt  nach  der  Gräfin  Cosel, 
der  Geliebten  Augusts  des  Starken,  ver- 
steht man  goldene  (auch  in  Silber  vor- 
kommende) Spielmarken  mit  erotischen 
Darstellungen  (z.  B.  Fuchs  und  Spiel- 
gerät, Hahn  und  Henne,  Rs.  Taubenpaar; 
(Fieweger,  Satyr.  Med.  1885  Nr.  115,  118); 
unter  C.-G.  kursächsische  Gulden  (z.  B. 
1705/07),  auf  denen  man  in  den  inneren 
Umrißlinien  der  Wappen  in  Verbindung 
mit  dem  2ärkelpunkt  eine  Andeutung  der 
weiblichen  Scham  sehen  wollte.  —  Kund- 
mann, Numi  singul.  1734  S.  117.       R. 

Cotrim  ist  eine  schwarze  Billonmünze 
Alfons  V.  von  Portugal  (1438—81)  mit 
einem  gekrönten  A  auf  der  einen  Seite  und 
S  Schilden  ins  Kreuz  gestellt  im  Vierpaß 
auf  der  anderen.  —  Aragao  I S.  228,    Su. 

Counter,  englische  Bezeichnung  für 
Rechenpfennig  (s.  d.). 

Couronne  d'or»  i.  die  französische, 
auch  £cu  ä  la  couronne,  war  eine  Gold- 
münze, die  wie  so  viele  von  Philipp  VI. 
erstmalig  geschlagen  wurde:  Vs.  eine  Krone, 
um  diese  i.  F.  6  Lilien,  Rs.  Blumenkreuz, 
in  den  W.  4  Lilien  und  4  Kronen  im  Acht- 
.  paß,  Umschrift:  xpc  vincit  usw.,  am 
29.  L  1340  zu  45  aus  der  24  kar.  Mark, 
I  Stück  =  5,44  g,  Wert  =  40  s.  t.  aus- 
gegeben. Der£cu  ä  la  couronne  ICarls  VL 
hat  auf  der  Vs.  einen  Lilienschild  unter  der 
Krone,  auf  der  Rs.  Blumenkreuz  im  Vier- 
paß, in  den  Außenwinkeln  Kronen,  eine 
Münzsorte,  die  vielfach  in  den  Nieder- 
landen nachgeprägt  wurde;  zuerst  am 
II.  in.  1385  zu  60  St.  aus  der  24  kar.  M. 
ausgegeben,  i  Stück  =  4,08  g,  Wert  = 
22  s.  6  d.  t;    später  wurden  sie  leichter 


und  teilweise  auch  geringer  an  Feinge- 
halt. Karl  Vn.  schlug  neben  diesem  £cu 
k  la  couronne,  dem  ]£cu  vieux,  einen  £cu 
k  la  couronne  nouveau  vom  Typus:  Vs. 
gekrönter  Lilienschild  zwischen  2  gekrönten 
Lilien,  Rs.  Blumenkreuz,  i.  d.  W.  Kronen 
im  Vierpaß,  am  28.  L  1436  zu  70  St. 
aus  der  24  kar.  Mark,  i  Stück  =  3,5  g, 
Wert  =  25  s.  t.,  ai^ßgegeben,  dazu  einen 
demi  £cu  oder  petit  £cu  ohne  gekrönte 
Lilien.  Diesen  ficu  ä  la  couronne  nouveau 
prägte  auch  Ludwig  XL,  4.  L  1474  zu 
72  Stück  aus  der  231/5  kar.  Mark,  l  Stück 
=  30  s.  t.,  3  d.  t.  er  wird  dann  aber  ab- 
gelöst durch  denken  au  soleil  (s.  d.).  — 
Blanchet  II S.  249,  272,  287  ff.,  298  f.  Su. 

2.  Niederländische.  Als  der  französische 
£cu  au  soleil  (s.  d.)  um  1535  die  Haupt- 
handelsmünze der  südlichen  Niederlande 
geworden  war,  fingen  diese  1540  an,  ihn 
nachzumünzen,  sie  nannten  ihn  Couronne 
d*or  au  soleil.    Diese  Couronne  wog  zuerst 

3.43  g  und  hielt  3,22  g  Gold,  seit  1622 

3.44  g  mit  3,08  g  Gold.  Sie  galt  zuerst 
36,  um  1590  63  Patards,  um  die  Mitte 
des  17.  Jh.s  endete  ihre  Prägung.  Unter 
Karl  V.  zeigte  die  eine  Seite  den  Schild 
und  oben  eine  kleine  Sonne,  die  andere 
ein  Lilienkreuz,  seit  Albrecht  und  Isabella 
war  das  Gepräge:  Zierkreuz-Schild  ohne 
Sonne.  —  Witte,  II,  III  passim.        S. 

Courte  war  eine  unter  Karl  V.  und 
Philipp  IL  in  Brabant  und  Flandern  ge- 
prägte Billonmünze  zu  drei  Miten  (s.  d.). 
Es  gab  kleine  imd  feinere  (C.  blanche)  mit 
14  mm  Dm.,  die  Löwe-Kreuz  zeigten, 
und  größere  gröbere  (C,  noire)  mit  20  mm 
Dm.,  die  Kaiserkopf-Löwe,  unter  Phi- 
lipp IL  vier  Föuereisen  oder  Landesschild 
trugen,  auch  doppelte.  —  Witte,  II, 
Nr.  93—95,  747—760.  S. 

Cowsong  s.  Kangan. 

Cras  tibi  dabo.  Dieser  Spruch  befindet 
sich  auf  einem  Köbier  Denar  Erzbischofs 
Philipp  von  Heinsberg  (i  167— 1 191),  eine 
Erklärung  ist  hierfür  noch  nicht  gefunden 
worden.  Su. 

Crazla,  eine  von  den  Herzogen  von 
Toscana  Cosimo  I.  bis  Franz  III.  geprägte 
kleine  Billonmünze  mit  dem  stehenden 
h.  Täufer  auf  der  Rs.  Der  Name  ist  wahr- 
scheinlich von  dem  deutschen  Kreuzer 
abgeleitet.       Die   Münze  wurde   in   den 

8* 


Ii6 


CROAT— CRÜZADINHO 


kleinen  oberitalienischen  Staaten   nachge- 
münzt. —  Riv.  it.  XX  (1907),  5.  462.     S. 

Croat  ist  ein  in  Barcelona  geschlagener 
Groschen.  Vs.  mit  langem  befußten  Kreuz, 
in  den  Winkeln  i  Ringel  und  3  Kugeln,  Rs. 
Brustbild  von  links;  croat  wird  von  crucia- 
tum  abgeleitet.  Er  wurde  zuerst  mit  einem 
Halbstück  von  Peter  IIL  von  Aragon  im 
Gewicht  von  3,1 — 2fi  g  geprägt  und  dann 
weiter  bis  gegen  Ende  des  15.  Jhs.  — 
Heiss  II  S.  73  ff.  Su. 

Croisette  (gleichschenkliges  kleines  Kreuz- 
chen auf  der  Rs.)  bezeichnet  die  Sorten 
der  dritten  Münzperiode  Franz  I.  von 
Frankreich  1541 — 1547.  —  Hoffmann, 
Taf.  60,  108  f.  S. 

Croissant  (wachsender  Mond,  Mond- 
sichel), das  Emblem  des  Königs  Hein- 
rich IL  von  Frankreich  (i547— 1559),  das 
sich  auf  vielen  seiner  Münzen  mit  den 
Umschriften:  »Dum  totum  compleat  orbem« 
oder  »Jusqu'^  sa  pl6nitude«  findet.    S. 

Croix  (lat.  crux),  franz.  =  Kreuz;  im 
Mittelalter  die  Vs.  einer  M.,  weil  auf  ihr 
das  Kreuz  war,  Gegensatz  pile,  s.  d.    Su. 

Crokard.  1299  setzt  Eduard  I.  von 
England  die  schlechte  Münze,  die  in  großen 
Mengen  vom  Festland  von  fremden  Kauf* 
leuten  auf  die  britische  Insel  gebracht 
worden  war,  zuerst  in  ihrem  Werte  auf 
Va  Sterling  herab  und  verbietet  sie  schließ- 
lich gänzlich.  Diese  Münzen  werden  in 
der  englischen  Überlieferung  als  pollards, 
crocards,  scaldings,  brabants,  eagles,  leo- 
nines,  sleepings,  rosarios  cocodones  u.  a. 
bezeichnet.  —  Ruding  I  S.  201.        Su. 

Cromwelltaler  nannte  man  in  Deutsch- 
land die  englischen  Silberkronen  mit 
dem  Bilde  des  Protektors,  die  einen 
Stempelriß  hatten,  der  von  dem  Halse 
des  Brustbildes  bis  zu  dem  Worte  der 
Randschrift  NEMO  (rückwärts  gelesen: 
Omen)  reichte.  Da  man  hierin  eine  Weis- 
sagung auf  Cromwells  posthume  Ent- 
hauptung sah,  wurden  diese  KJronen  eifrig 
gesammelt.  —  Schmieder,  S.  103  f.     S. 

Crore,  indische  Rechnungseinheit.  S. 
Lak. 

Crown  (Krone),  englische  Gold-  und 
Silbermünze  zu  5  Schilling,  i.  Die  goldene 
Krone,  1526  eingeführt,  wurde  besonders 
von  Heinrich  VIII.  geprägt,  3,1 1  g  schwer 
und  2,85  g  Gold  haltend.     Dann  wurde 


sie  verringert:  1601  wog  sie  nur  noch 
2,78  g  und  hielt  2,55  g  Gold,  1663  wurde 
sie  von  der  Guinea  (s.  d.)  ersetzt.  Auch 
halbe  Kronen  wurden  geprägt.  Die 
goldenen  englischen  Kronen  zeigten  unter 
Heinrich  VIII.  auf  der  Vs.  den  Landes - 
Schild,  auf  der  Rs.  eine  gekrönte  Rose,  die 
späteren  eine  Büste  und  den  Schild.  2.  Die 
silberne  Krone  war  der  englische  Taler, 
der  hier  verhältnismäßig  spät  eingeführt, 
1551 — 1554  nur  vorübergehend,  seit  An- 
fang des  17.  Jh.s  häufiger  geprägt  wurde. 
Sie  hielt  zuerst  28,546  g  Silber  bei  31,014  g 
Gewicht,  wog  seit  1604  29,807  g  und  hielt 
27,527  g  Silber,  seit  1816,  als  sie  zur 
Scheidemünze  geworden  war,  28,276  g 
mit  26,155  g  Silber.  Bis  Karl  I.  zeigte  sie 
auf  der  Vs.  den  König  zu  Pferd,  auf  der 
Rs.  den  Schild  auf  Kreuz,  unter  Karl  L 
ging  man  zu  der  Büste  auf  der  Vs.  und 
4  Schilden  auf  der  Rs.  über  (Abb.  269), 
1816  zu  dem  Pistruccischen  St.  Georg  mit 
Drachen  (s.  Pistrucci- Crown).  —  Die  schotti- 
sche Krone  galt  1605 — 1622  60  schottische 
Schillinge  und  hieß  auch  meist  60-Schilling- 
stück,  es  gab  auch  halbe  und  fünftel 
(Thirty-  und  Twelve- Schillings).  —  Grueber, 
S.   198.  S. 

Crown-gold  war  das  für  die  Goldkronen 
von  Heinrich  VIII.  von  England  ein- 
geführte Gold  von  22  Karat  (917/1000)  gegen- 
über dem  237/8"  karätigem  (995/iooo)  Standard- 
gold (s.  d.).  Diese  beiden  Feinheiten  gingen 
unter  den  folgenden  Regierungen  neben- 
einander her,  bis  seit  Karl  I.  das  Kronen - 
gold  zugleich  Standardgold  wurde  und  bis 
zur  Gegenwart  geblieben  ist.  S. 

Cruusbeems  kommen  in  der  Aachener 
Münsterbaurechnung  von  1400/01  vor;  26 
cruusbeems  ==  2  m.  6  s.  4  d. ;  l  cruusbeem 
=  14  Aachener  Pfennigen.  Buchenau  in 
Bl.  f.  Mfr.  1924  S.  14.  Su. 

Crux  ansata  s.  Henkelkreuz. 

Crux  gammata,  franz.  Croix  gammle, 
Kreuz,  das  an  jedem  Ende  einen  rechts 
oder  links  abgehenden  Querbalken  hat, 
mithin  aus  vier  griech.  Gamma  besteht, 
also  =  Hakenkreuz  (s.  d.).  R. 

Crux  und  pila  s.  unter  Pile. 

CruzadlnhOy  Bezeichnung  des  seit  dem 
17.  Jahrhundert  bis  auf  i  g  Gewicht  ge- 
sunkenen portugiesischen  und  brasiliani- 


CRUZADO  DE  OURO— CURRENCY 


117 


sehen  Goldcrusado  (s.  Cruzado).    Der  von 
1722  wog  1,076  g  und  hielt  0,986  g  Gold. 

S. 

Cruzado  de  ouro,  deutsch:  Goldkreuzer, 
eine  portugiesische,  seit  Alfons  V.  (1438  bis 
1481)  geprägte,  auch  Affonso  de  ouro  ge- 
nannte Goldmünze  mit  dem  Landesschilde 
auf  der  Vs.  und  dem  Georgskreuze  im  Vier- 
eck auf  der  Rs.  Sie  wog  zuerst  3,99  g  und 
hielt  3,76  g  Gold,  fiel  bis  Mitte  des  16.  Jh.s 
auf  3,03  g  mit  2,84  g  Goldgehalt,  um  dann 
nur  noch  wenig  geprägt  zu  werden.  Der 
C.  blieb  aber  bis  ins  19.  Jh.  eine  Rech- 
nungmünze zu  400  Reis,  in  der  größere 
Summen  statt  in  Milreis  ausgedrückt 
wurden.  S.  auch  Moidor  und  Dobra. 
—  Fernandes,  passim.  S. 

Cruzado  de  prata,  deutsch:  Silberkreuzer, 
war  der  portugiesische  Taler,  der,  seit  1643 
geprägt,  auf  der  Vs.  den  Landesschild, 
auf  der  Rs.  das  Christusordenskreuz  trug. 
Neben  dem  Schilde  der  Vs.  stand  der  Wert 
in  Reis,  nämlich  400.  1663  wurde  dieser 
Taler  auf  500  Reis  erhöht  und  mit  dieser 
Zahl  gestempelt,  mit  dem  Zwecke,  die  für 
den  spanischen  Krieg  nötigen  Geldmittel 
zu  erhöhen.  Der  C.  wog  zuerst  22,95  g 
und  hielt  21,04  g  Silber,  fiel  unter  Alfons  VL 
(1653— 1683)  auf  18,36  g  mit  16,83  g 
Silber.  Seit  1688  hieß  der  auf  17,32  g 
mit  15,88  g  Silber  verringerte  Taler 
»Cruzado  novo«.  Von  1722  an  war  er 
1469  g  schwer  und  hielt  13,46  g  Silber, 
1835  wurde  der  C.  von  der  Cor 5a  de  prata 
(s.  d.)  ersetzt.  —  Fernandes,  passim. 

S. 

CuartillOy  eine  seit  1566  geprägte  spani- 
sche Billonmünze,  die  den  wirklichen  ^4- 
Silberreal  zu  8^2  Maravedi  darstellte,  da 
der  Silberreal  34  Maravedi  hatte  (s.  Real). 
Der  einzelne  Cuartillo  galt  aber  meist 
8  Maravedi.  Cuartilla  und  Cuartillo  hießen 
ferner  Kupfermünzen  Mexikos,  St.  Do- 
mingos und  Columbias  des  19.  Jh.s.     S. 

CuartlnOy  der  silberne  Viertelreal  von 
Mexiko,  Guatemala,  Nikaragua,  Venezuela 
und  Columbia  in  der  ersten  Hälfte  des 
19.  Jh.s.  Seit  1822  war  der  venezolanische 
C.  eine  Kupfermünze  mit  Stern -Schrift.     S. 

CuartOy  eine  seit  Ende  des  15.  Jh.s 
geprägte  spanische  Billonmünze  zu  4  Mara- 
vedi oder  8  Bianca  (s.  d.)  oder  einem 
Billonreal  (s.  Real).     S.  auch  Quarto. 


Cuatro  war  das  Stück  zu  vier  Realen 
oder  der  halbe  Peso,  der  bald  nach  der 
Gründung  der  Republik  Bolivia  deren 
Hauptmünze  wurde  (um  1830),  aber 
schwerer  und  viel  weniger  fein  als  die 
alten  spanischen  war,  da  er  13,47  g  wog 
und  9,03  g  Silber  hielt,  während  die  spani- 
schen ein  Feingewicht  von  12,20  g  gehabt 
hatten.  Bis  1850  wurden  über  15  Millionen 
Stück  geprägt,  wozu  noch  eine  sehr  be- 
deutende Masse  in  den  Vereinigten  Staaten 
gefälschte  kamen,  so  daß  sich  die  Valuta 
bis  auf  300/0  verschlechterte.  Diese  ganze 
Menge  überflutete  Bolivia  und  die  benach- 
barten Staaten  Argentinien,  Peru,  Ecuador 
und  Columbia.  Seit  1859  wurden  auch 
die  ganzen  Peso  so  schlecht  wie  die 
Cuatro  gemünzt,  so  daß  einer  =  0,737 
alten  spanischen  war.  1863  fing  man  an, 
dieses  schlechte  Geld  zu  beseitigen.  Die 
schlechten  Cuatro  trugen  das  Münz- 
zeichen  der  Münzstätte  Potosi,  obgleich  in 
La  Paz  geschlagen.  —  Noback»,  S.  162  ff.  S. 

Cttdere,  lat.  ==  prägen,  schon  bei  Plautus 
und  Terenz;  auf  antiken  M.  selbst  nicht 
vorkoDMnend;  auf  der  Dreifaltigkeitsme- 
daille (s.  d.)  ist  »H(ans)  R(einhart)  cudebat« 
für  das  Gießen  einer  Med.  verwendet.    R. 

CuneuSy  lat.  =  Keil,  später  =  Münz- 
stempel, davon  franz.  coin. 

CttpidOy  der  Liebesgott,  s.  unter  Eros. 

Curare,  Curator.  cur(ator)  -^  (=  denariis) 
fl(andis)  ist  der  Titel  des  röm.  Münzbeamten 
Lentulus  um  74  v.  C,  s.  unter  Klare; 
c(urante)  ist  die  Einleitungsformel  des  Be- 
amtennamens auf  einer  M.  von  Clupea;  ein 
cur(ator),  wahrscheinlich  ludorum,  kommt 
auf  Tesserae  jul.-klaud.  Zeit  vor,  Z.  f .  N. 
33  S.  182  Anm.  R. 

Currency  (englisch)  bedeutet  in  England 
und  Amerika  das  umlaufende  Geld,  beson- 
ders die  staatlichen  Zahlmittel  des  eigenen 
Landes,  im  weiteren  Sinne  alle,  auch 
fremde  umlaufende  Münzen,  Noten,  Wech- 
sel und  Schecks.  Die  englische  ^Currency- 
Theorie«  will  in  der  Überzeugung,  daß  über- 
mäßige Ausgabe  von  papiernen  Zahlmitteln 
die  Warenpreise  steigere  und  die  Edelme- 
talle vertreibe,  die  Ausgabe  der  Banknoten 
beschränken  und  dem  Papiergeld  außer  dem 
für  den  Umlauf  erforderlichen  Betrag  volle 
metallische  Deckung  geben.  Die  dagegen 
aufgestellte     »Banking-Theorie«     erkennt 


Ii8 


CUSTOS  CUNEORUM— DALMATICA 


nur  das  Verkehrsbedürfnis  als  Regulator 
an,  da  nur  dieses  vermehrte  Ausgabe  ver- 
anlasse und  bei  schwächerem  Geschäft  die 
Noten  automatisch  zur  Bank  zurück- 
flössen. Die  Wahrheit  liegt  wohl  in  der 
Mitte.  Jedenfalls  steht  der  Zentralbank 
gegen  eine  zu  starke  Wechselausgabe  die  Dis- 
kontoerhöhung zur  Verfügung.  In  Deutsch- 
land hat  der  zu  billige  Diskont  in  der  Zeit 
nach  1918  vor  allem  die  übermäßige  Schaf- 
fung von  Papiergled  veranlaßt,  das  dann 
zur  Anlage  in  Sachwerten  benutzt  wurde. 
S-  Inflation.  —  H.  Moeller,  S.  76,  178.     S. 

Custos  Cuneorum,  custos  cambii,  custos 
monetae.  Custos  cuneorum  wird  im  Mittel- 
alter der  englische  Wardein  genannt, 
seit  der  Zeit  Eduards  I.  meist  zu- 
gleich custos  cambii  und  dann  custos  mo- 
netae und  somit  Aufseher  des  ganzen  Geld- 
wesens und  Edelmetallhandels.  —  Schrötter 
in  Schmollers  Jahrb.  XXXV,  S.  914.     Su. 

Cut  money.  Als  am  Anfange  des  19.  Jh.s 
wegen  der  starken  Ausfuhr  der  Dollar,  das 
heißt  der  spanischen  Peso,    in   Trinidad 


großer  Geldmangel  entstanden  war,  wurde 
181 1  aus  der  Mitte  derselben  ein  kreisrundes 
Stück  geschnitten,  das  bit  (Bissen)  genannt 
wurde  und  im  Werte  von  einem  Schilling 
umlief,  während  der  Peso  mit  dem  Loch  in 
der  Mitte  (cut  doUar)  9  Schilling  galt,  das 
heißt  so  viel  wie  bis  dahin  die  unausge- 
schnittenen, wodurch  der  Ausfuühr  vorge- 
beugt war.  Abb.  343.  Die  ausgeschnittene 
Scheibe  war  gerändelt,  mit  einem  T  ge- 
stempelt (Trinidad)  und  hieß  T-bit.  Der 
»Rounddollar«  stieg  bald  auf  10  Schilling. 
1824  wurden  die  T-bits  eingezogen,  während 
die  Cut -Dollar  zu  9/io  Dollar  weiter  um- 
liefen. Überall  in  Westindien  wurden  außer- 
dem die  Peso  in  2,  3,  4,  6,  il  Teile  zer- 
schnitten und  diese  Teile,  meist  mit  Gegen- 
stempel versehen,  ausgegeben,  um  dem 
Mangel  an  Kleingeld  abzuhelfen  und  dieses 
auf  der  eigenen  Insel  festzuhalten.  Abb. 
343  a,  S.  auch  Bit,  Dog,  Gourde,  Holey 
Dollar  und  Moco. — Chalmers  S.  117 — 119; 
Howland  Wood,  S.  91  f.  S. 

Cyrnilsche  Schrift  s.  Schrift, 


D. 


D,  Münzbuchstabe  der  Münzstätten 
Aurich,  Düsseldorf,  München,  Graz,  Salz- 
burg und  Lyon.  S. 

d,  englische  Abkürzung  für  Denar,  peimy. 

Daalder  wurde  in  den  nördlichen  Nieder- 
landen der  dort  nachgemünzte  deutsche 
Reichstaler  genannt.  S.  Rijksdaalder, 
Daldre  u.  auch  Gulden  holländisch.    S. 

DadcuSi  Siegesbeiname  des  röm.  Kaisers 
Traianus  wegen  seiner  Siege  in  Dacien,  von 
ihm  auf  Hadrianus  vererbt-  R. 

Dagon,  phönik.  Gott;  man  erblickt  ihn 
in  dem  tritonähnlichen  Gott  mit  menschl. 
Ober-,  aber  Fisch-Unterleibe,  einen  Delphin 
in  jeder  Hand,  auf  den  ältesten  M.  von 
Arados,  Ende  5.  Jh.  R.  E,  IV  S.  1985, 
doch  vgl.  B.  M.  C.  Phoen.  S.  XX.  —  Der 
Wassergott  auf  M.  von  Tyros  gilt  heute  als 
Melkart,  s.  d.,  und  der  auf  einer  M.  von 
Askalon  (?),  B.  M.  C.  Phoen.  Taf.  XLV  i, 
bleibt  besser  ganz  unbenannt.  R. 

^  Dahler  wurden  im  1 8.  Jh.  in  Köbi  die  nach 
Zinnaischem  oder  Leipziger  Fuß  (s.  diese) 
geprägten  Gulden  oder  Zweidritteltaler  ge- 


nannt. —  Noß,  Köln,  II,  S.  265,  302,  316; 
III,  S.  338.  S. 

Dalcliin  aus  chines.  Ta  ch'ien, 
großer  Ch'ien,  Bezeichnung  der  größeren 
(31  mm),  im  19,  Jh.  nach  chinesischem 
Muster  gegossenen  Kupfermünzen  von 
Käägar.  Die  kleineren  (26  mm)  Münzen 
heißen  Suchin  (aus  Hsiao  ch'ien).  — 
BusheU  in  JChBrRAS.  33,  43,  V, 

Daldre  wurde  in  den  südlichen  Nieder- 
landen der  dort  nachgeprägte  deutsche 
Reichstaler  genannt.  S.  Burgundischer 
Taler  und  auch  Daalder.  S. 

Daler  s.  Rigsdaler. 

Dalmatica.  Das  liturgische  Obergewand 
der  Diakone  ist  die  Dalmatica,  während  das 
der  Subdiakone  die  Tuniceila  ist.  Ur- 
sprünglich hatte  der  Papst  allein  das 
Recht,  sie  zu  tragen;  dann  war  sie  seit 
der  2.  Hälfte  des  4.  Jh.s  in  Rom  bei 
Papst  und  Diakonen  im  Gebrauch,  und 
im  9.  Jh.  gehörte  sie  ziemlich  allgemein 
zum  Bestand  der  liturgischen  Gewandung. 
Die   Bischöfe  trugen  sie  als  Obertunica 


DÄM— DANARO 


119 


unter  der  Kasel.  Von  den  Priestern  haben 
seiti.  Hälfte  d.  lo.  Jh.s  nur  die  römischen 
Kardinalpriester  de  iure  ein  Recht,  sie  wie 
die  Bischöfe  zu  tragen.  Andere  Priester  dür- 
fen solches  nur  kraft  besonderer  Ermäch- 
tigung des  apostol.  Stuhls.  In  vorkarolingi- 
scher  Zeit  war  die  D.  eine  lange,  mit  weiten 
Ärmeln  ausgestattete  Tunika,  die  Farbe 
stets  weiß,  Stoff  Leinwand  oder  feiner  Woll- 
stoff, später  Seide.  Im  9.  Jh.  und  später 
wurde  sie  verkürzt.  Im  späteren  12,  Jh.  war 
sie  farbig.  Sie  ward  allmählich  noch  kürzer 
und  nach  unten  zu  weiter.  Im  13.  und  15.  Jh. 
kommt  sie  mit  Heiligenfiguren  geschmückt 
vor.  — Braun,  Lit.  Hdlesdkon  S.  74  f.    Su. 

Däm,  indische  Kupfermünze.  S.  Paisa, 
Muhr. 

Dattiareteion  s.  unter  Demareteion.     R. 

Damenbrettstein  s.  unter  Brettspielsteine. 

R. 

Dammur,  grobes  baumwollenes  Zeug, 
dient  in  Nubien  als  Zahlungsmittel.  Ein 
Stück,  welches  zu  einem  Hemde  für  einen 
Mann  reicht,  heißt  Tob  Dammur  und  war 
um  181 5  y»  spanischen  Taler  wert.  Es 
wird  eingeteilt  in  2  Ferde  =  4  Fittich, 
welche  als  Scheidemünze  dienen.  Der  Ferde 
ist  ein  langes  Tuch,  das  um  den  Unter- 
leib gebunden  wird.  Der  spanische  Taler 
wird  Kesme  genannt.  4  Kesme  heißen 
Miftäl,  8  K.  Nusfwokiye,  16  K.  Puma 
oder  Wotiye. 

Andere  Zahlungsmittel  waren:  Glasperlen, 
Holzperlen,  Korallen,  kleine  3  Zoll  große 
Eisenstücke  (Hashash),  von  denen  in  Kor- 
dofan,  wo  sie  gebraucht  wurden,  früher  150, 
um  1850  250  auf  I  Kesme  gingen,  Zwie- 
beln, Moorhirse  (Durra).  18  Selga  (Hand- 
voll) der  letzteren  machten  i  Maud  (Maß) 
aus.  Um  1814  waren  10  Maud  =  i  Kesme. 
S.  Stamma,  ICangan,  Kharaz.  —  Noback', 
S.  761.  V. 

Damnatto  memoriae  war  die  durch 
Staatsakt  (Senatsbeschluß)  im  Gegensatz 
zur  consecratio  erfolgte  Austilgung  des  Ge- 
dächtnisses eines  mißliebigen  röm.  Kaisers, 
die  das  Ausradieren  seines  Namens  auf  allen 
öffentlichen  Denkmälern  zur  Folge  haben 
sollte;  das  ist  natürlich  bei M.  immöglich,  die 
Beispiele  solcher  Erasion  (s.  d.)  sind  daher 
wenig  zahlreich.  —DerD.  m.  verwandt  sind 
die  Fälle  von  Einziehung  und  nachfolgender 
Überprägung  oder  Einschmelzung  der  M. 


eines  Herrschers,  wie  die  Überprägung  der 
Tetradrachmen  des  Parthers  Mithradates 
III.  durch  seinen  Gegner  Orodes  I.  oder 
die  von  den  Autoren  öfter  berichtete 
(aber  nie  ganz  durchgeführte)  Einschmel- 
zung  der  M.  des  Caligula,  Geta  usw.  — 
Eine  weitere  Folge  der  D.  war  die  Tilgung 
der  Neokorie  für  den  betr.  Kaiser,  s.  d.  — 
R.  E.  IV  S.  2059;  Monatsblatt  Num.  Ges. 
Wien  XI S.  32/37 ;  Z.  f.  N.  33  S.  168/9  Anm. ; 
Liste  der  von  der  D.  m.  betroffenen  Kaiser: 
Bernhart,  Handbuch  S.  74.  R. 

Damräy  Damrl,  indische  Kupfermün- 
zen.    S.  Paisa. 

Danaky  arabische  Gewichtseinheit.  S. 
Dirhem  kail. 

Danake,  griech.  SavocxT),  auch  SavaxiQc,  = 
pers.  dänaka,  pers.  Münzsorte  (Pollux  IX  82) 
von  etwas  mehr  als  Obolenwert,  daher  auch 
als  Charonsfährgeld  (s.  d.)  gebraucht;  in 
der  kgl.  pers.  Prägung  sind  ähnliche  Stufen 
nicht  vorhanden,  wohl  aber  in  provinzia- 
len  Prägungen;  Hesych  erwähnt  auch  ein 
Hemidanakion-  —  R.  E.  IV  S.  2092/3; 
Trait6  I  S.  514/18;  B.  M.  C.  Arabia  S. 
CXXIV.  R. 

DanarOy  denaro,  der,  ist  die  italienische 
Sprachform  für  den  Denar.  Er  wurde 
in  Oberitalien  im  Anschluß  an  die  Karo- 
lingerdenare geprägt,  seit  962  von  den  deut- 
schen Kaisern  mit  Schriftzeile  und  Mono- 
gramm. Die  Münzstätten  waren  Verona, 
Lucca,  Mailand,  Pavia,  Venedig  und  Rom. 
Ursprünglich  hielt  man  an  dem  Gewicht  der 
karolingischen  Denare  fest,  doch  schon  die 
Paveser  Ottos  waren  nur  noch  1,34—1,24  g 
schwer  bei  einer  Feinheit  von  850/1000. 
Schon  1102  waren  in  Genua  bruni,  d.h. 
schwarze  Paveser  Pfennige,  im  Umlauf,  1,1 
— I  g  schwer  bei  einer  Feinheit  von  500/1000, 
und  1115  brunetti  (s.  d.),  die  einen  noch 
geringeren  Feingehalt  hatten.  In  einer  Ur- 
kunde von  1162  heißt  es:  »domino  impera- 
tori  et  domine  imperatrici  et  curie  VI  milia 
marcarum  examinati  et  puri  argenti,  vel, 
pro  unaquaque  marca  IUI  libras  papien- 
sium  denariorum«,  d.  h.,  da  seit  der  Mitte 
des  12.  Jh.s  die  Paveser  Mark  «  der  Kölner 
war,  hatte  ein  Paveser  Denar  nur  noch 
0,243  g  Feingehalt.  In  Verona  ging  aber 
das  Sinken  des  Denars  noch  rascher,  hier 
hatte  dieser  1039— 1 125  nur  ein  Durch- 
schnittsgewicht von  0,456  g  unda^s/ioooFein- 


120 


DANEGELD— DAREIKOS 


gehalt  (s.  Ferner),  er  wurde  von  Venedig 
übernommen  als  piccolo  (s.  d.)  und  hatte 
unter  dem  Dogen  Vitale  Michiel  IL  (1156 
— 1172)  0,41  g  Gewicht,  unter  seinen  Nach- 
folgern 0,362  g  Rauh-  und  0,098  g  Fein- 
gewicht. Der  piccolo  wurde  so  zum  Halb- 
stück,  da  der  imperiale  (s.  d.)  in  Mailand 
(unter  Friedrich  I.  0,82  g  schwer  bei  einer 
Feinheit  von  »4* — "^^yio^^  u.  a.  etwa  das 
doppelte  Gewicht  hatte.  Der  Mailänder 
wurde  noch  von  Barnabo  Visconti  (1354 — 
1385)  geschlagen  im  Gewicht  von  0,765  g 
bei  einer  Feinheit  von  "Viooo. 

Der  oberitalienische  Denar  sank  also 
und  zwar  wegen  der  bedeutend  stärkeren 
Ablösung  der  Natural-  durch  Geldwirt- 
schaft viel  rascher  im  Gewicht  und  Fein- 
gehalt als  im  allgemeinen  der  deutsche. 
Diese  Entwicklung  findet  auch  in  Rom 
statt.  Nachdem  Ende  des  ii.Jh.s  die 
päpstliche  Prägung  mit  einer  Münze  Pas- 
kals  II.  aufgehört  hat,  setzt  Ende  des 
12.  Jh.s  die  Prägung  des  römischen  Senats 
mit  den  provisini  (s.  d.)  ein,  welche 
von  vornherein  nur  0,356  g  Feingewicht 
hatten.  In  Süditalien  sind  unter  den  Nor- 
mannenfürsten im  wesentlichen  nur  kup- 
ferne FoUares  geschlagen  worden,  mit  Aus- 
nahme des  Apuliensis  (s.  d.). 

Vom  13.  Jh.  an  wird  der  Denar  von  den 
aufkommenden  Groschenmünzen  in  seiner 
Bedeutung  zurückgedrängt.  Su. 

Danegeld  wurde  von  den  nordischen 
Wikingern  und  Wikingerkönigen  in  Eng- 
land als  Abfindung  für  aufgegebene  Plünde- 
rung, das  erste  Mal  991  mit  10  000  Pfund 
Silber,  erhoben.  Svend  Tveskäg  (Doppel- 
bart) erhielt  im  Jahre  1002  24  000  und  1007 
Z^  000  Pfund.  Im  Jahre  1012  erhielt  sein 
Unteranführer  Thorhild  48000,  später 
wiederum  21  000.  Ethelred  soll  angeblich 
allein  167  000  £  =  ca.  75  Mill.  ICronen,  aus- 
gezahlt haben.  ICnut  der  Große  erhob  nach 
der  Eroberung  Englands  82  500  Pfund  zur 
Abdankung  seines  Heeres,  in  welchem  viele 
Schweden,  von  deren  Teilnahme  die  Runen- 
denkmäler in  Schweden  berichten,  dienten. 
Besonders  in  Schwedischer  Erde,  auf 
Gothland  und  in  Wisby  sind  zahlreiche  An- 
denken an  diese  Abdankungsgelder  für  das 
Heer  in  angelsächsischer  Münze,  haupt- 
sächlich mit  dem  Gepräge  Ethelreds  und 
Knuts,  aufgefunden  worden,  insgesamt  über 


22  000  Stück,  von  welchen  jedoch  ein  großer 
Teil  durch  den  Handelsverkehr  ins  Land 
gekommen  und  verbreitet  worden  ist.  — 
B.  E.  Hildebrand,  Anglosachsiska  Mynt  i 
Svenska  Kgl.  Myntkabinettel,  Stockholm 
1846  u.  1881.  W. 

Danielstaler,  ein  Taler  der  Maria  von 
Jever  (1536 — 1575)  mit  dem  jeverschen 
Schilde  auf  der  Vs.  und  Daniel  in  der 
Löwengrube  und  Engel  mit  Habakuk  auf 
der  Rs.  —  Lehmann,  S.  49  ff.  S. 

Dank,  Dank!  s.  Pül. 

Dank!  —  Kupfermünze  der  Timüriden. 
S.  Fels. 

Dantes,  früher  auch  Tandes  und  Tantes, 
bayerisch -fränkische  Benennung  des  Re- 
chenpfennigs, nach  Gebert  vielleicht  mit 
»Tand«  (Nürnberger  Tand)  zusammen- 
hängend. —  C.  F.  Gebert,  Die  Nürnberger 
Rechenpfennigmacher.  Münch.  Mitt.,  1918, 

S.  5.  s. 

Daphne  s.  unter  Lorbeer. 

Dardellns,  derdelingen  =  tiercelins  oder 
esterlings  oder  ^3  Groschen.  Dieser  Name 
kommt  in  flandrischen  Urkunden  vor,  z.  B. 
1346.  —  Revue  Beige  2.  serie  t.  IL  1852 
S.  76;  Gaillard,  Flandern  S.  164  f.  u.  Urkd. 
nr.  XXIII,  vgl.  S.  176  nr.  222.  Su. 

Dardenne,  eine  französische,  1710 — 1712 
aus  dem  Metall  alter  Kanonen  für  die  Pro- 
vence geprägte  Kupfermünze  zu  6  Deniers, 
die  auf  einer  Seite  drei  gekrönte  Doppel-L 
und  drei  Lilien  in  Kleeblattstellung,  auf  der 
anderen  ein  Zierkreuz  zeigt.  Dardenna  hieß 
auch  eine  Billonmünze  der  Fürsten  von 
Monako,  die,  seit  1720  geprägt,  8  Denare 
galt  und  auf  einer  Seite  die  gekrönte  Initiale 
des  Fürsten,  auf  der  anderen  den  Landes - 
Schild  oder  eine  Heilige  zeigte.  —  Rev. 
num.  frang.  IV,  5  (1901);  Corp.  n.  it.  III, 
Taf.  24,  Nr.  6  u.  16.  S. 

DareikoSy  griech.  8acp(8)tx2)c  oder  S.  atoexi^p, 
so  häufig  bei  Schriftstellern  und  in  In- 
schriften; auchÄapeixoü  (xpooiou)  soundso- 
viel kommt  vor;  lat.  bei  Ausonius  Darius; 
mißbräuchlich  heißen  auch  die  Philippeioi 
(s.  d.)  inschriftlich  einmal  [8ap]eixol  OiXiinrei- 
ot,  und  die  entsprechenden  Silberstücke 
(s.  unter  Siglos)  bei  Plut.  Cim.  10  dp-ppot 
8oip8txof.  Der  D.  ist  die  persische  Königs- 
goldmünze, mit  dem  Könige  im  sog. 
Knielaufschema  mit  Bogen  (daher  der 
D.    scherzweise    einmal  toJottjc   genannt, 


DARKEMÖN— DATIERUNG 


121 


s.  d.)  und  Lanze,  später  auch  mit  Dolch 
und  Bogen,  auf  der  Vs.,  auf  der  Rs. 
vertiefter  Einschlag;  geprägt  wohl  schon 
seit  Kyros,  sicher  seit  Dareios  L,  von 
dem  die  Grriechen  seinen  Namen  ab- 
leiteten (vgl.  Trait6  II 2  S.  37  ff.)»  t>e- 
herrschte  er  den  Goldumlauf  bis  zur  Mitte 
des  4.  Jh.s  V.  C.  und  erscheint  auch  noch  viel 
später  in  Inschriften  usw. ;  er  wog  normal 
8,4  g  und  war  über  980  Voo  fein.  Abb.  19. 
Halb-D.  sind  nicht,  V«-  und  V54-  (V6o?)-D. 
sind  nur  in  je  i — 2  Stücken  erhalten,  die 
seltenen  Doppel-D.  erst  unter  Alexander 
d.  Gr.  geprägt  worden.  Der  D.  stellte 
den  Schekel  (das  Vöo)  der  persischen  (s.  d.) 
Mine  von  etwa  504  g  dar  und  galt  bei 
einem  Wertverhältnis  von  Gold  zu  Silber 
wie  13V3  2^  ^  ursprünglich  20  silberne 
Sigloi  (s.  d.,  Abb.  45)  von  etwa  5,6  g. 
Eine  Verteilung  auf  die  einzelnen  Könige 
bis  Dareios  III.  nach  dem  kleinen  Kopfe 
der  Königsfigur  ist  ein  vergebliches  Unter- 
fangen. —  R.  E.  IV  S.  2181;  Klio  XIV 
S.  91 ;  BMC.  Arabia  usw.  S.  CXX,  148.     R. 

Darketnotiy  hebr.  für  Drachme  =  Vioo 
Mina  =  Va  schwerer  Schekel.  —  Gesenius- 
Buhl,  Handwörterbuch  14.  Aufl.  152.  Ken- 
nedy, Hastings'  Dict.  of  the  Bible  III  421. 

V. 

Datierung  (Datum)  auf  M.  Die  antiken 
Stadt -M.  vor  der  Kaiserzeit  sind  meist  nur 
durch  einen  Beamtennamen  datiert, 
teils  den  des  eponymen  Beamten,  nach 
dem  die  betr.  Stadt  überhaupt  das  Jahr 
benannte,  dann  meist  mit  h:i  davor  (Abb. 
46),  oder  eines  Spezialbeamten,  später 
oft  auch  nach  dem  röm.  Provinzialstatt- 
halter,  dessen  Name  bald  im  bloßen  Dativ 
steht  (wie  im  Lat.  im  bloßen  Ablativ) :  dvöo- 
TcctTO)  O^poxt  in  Hierokaisareia  Lyd.,  sonst 
mit  Formeln  wie  Im,  öicaxeüovxoff  (Abb.  97), 
•^YajioyeöovToc  u.  dgl.  eingeleitet  wird.  Eine 
solche  D.  kann  von  uns  in  das  betr.  Jahr 
unserer  Zeitrechnung  nur  in  den  seltenen 
Fällen  umgerechnet  werden,  wo  wir  Amts- 
zeit und  -dauer  des  betr.  Beamten  aus  ande- 
ren Quellen  wissen.  Eine  D.  mittels  des 
Jahres  einer  Ära  (s.  d.)  kann  nur  umge- 
rechnet werden,  wenn  wir  das  Anfangsjahr 
der  Ära,  die  Länge  des  Jahres  und  den 
Neujahrstermin  des  betr.  Kalenders  wissen. 
Erst  spät  bürgert  sich  D.  nach  Re- 
gierungsjahren von  Herrschern  ein,  z.  B. 


bei  Juba  IL  von  Mauretanien:  R  XXXI 
=  anno  r(egni)  31,  besonders  aber  auf  ptole- 
mäischen  M.  Bei  diesen  und  ihren  Nach- 
folgern, den  Alexandrinern,  nebst  einigen 
palästin.  M.  steht  vor  der  Jahreszahl  der  Re- 
gierung meist  dasZeichenL(Abb.  92),  früher 
irrig  als  Abkürzung  für  Xoxdßa;  =  Jahr  ge- 
deutet, vermutlich  vielmehr  Rest  der  in  der 
Hieroglyphenschrift  üblichen  Kartusche  um 
einen  Königsnamen.  Bei  König  Agrippa  II. 
kommt  L  einmal  neben  ETOos  vor.  Die 
Regierungsjahre  der  Könige  und  der  röm. 
Kaiser  werden  in  Ägypten  in  eigenartiger 
Weise  mit  dem  Kalenderjahr  ausgeglichen, 
indem  die  Zeit  vom  Regierungsantritt  bis 
zum  Neujahrstage,  dem  l.Thoth,  seit 
Augustus  =  29.  August  jul.,  als  i.  Jahr 
zählt  und  von  da  an  Regierungs-  und  Ka- 
lenderjahr zusammenfallen  (Abb.  91/3) ;  man 
nennt  das  antedatierende  Rechnung,  und 
nach  dieser  Methode  wird  seit  Nerva  auch 
die  kaiserliche  tribunicia  potestas  (s.  d.)  ge- 
zählt; umgekehrt  galt  in  Babylonien  die 
postdatierende  Rechnung,  indem  die  erste 
Regierungszeit  bis  zum  Kalenderneujahr, 
d.  h.  dem  i.  Nisam,  im  Frühjahr,  dem  Vor- 
gänger zugeschrieben  wird,  und  dann  erst 
Jahr  I  beginnt.  In  den  anderen  Provinzen, 
bes.  Syrien,  finden  wir  auf  griech.  kaiserl. 
M.  verschiedene  Ären,  städtische  (Abb.  86), 
römische  (pompeianische,  caesarianische,  ak- 
tische) und  auch  Regierungsjahre  der  Kaiser. 
Gelegentlich  kommen  auch  Doppeldaten 
vor,  nach  2  verschiedenen  Ären  (z.  B.  As- 
kalon,  Gabala,  Z.  f.  N.  34  S.  180/1)  oder 
nach  Regierungsjahren  zweier  zusammen 
herrschender  Könige  (z.  B.  Ptolemaios  XL 
und  Kleopatra  III.)  oder  nach  Ära  und 
Regierungsjahr  (Syrien,  Nero  usw.  Rev. 
num.  1909,  S.  174  ff-;  Z.f.  N.  32  S.  149). 
—  Wegen  Monatsdaten  s.  d. 

Die  röm.  Kaisermünzen  sind,  von  ganz 
wenigen  Ausnahmen  mit  Nennung  der 
Jahre  der  Ära  von  der  Gründung  Roms 
(Abb.  j6)  abgesehen,  nach  den  Ämtern  der 
Kaiser  (Abb.  75, 80, 81,  griech.  Abb. 88. 94) 
datiert;  von  diesen  deckt  sich  das  Jahr  des 
Amtes  als  Consul  (CXDS)  (s.  d.)  mit  dem  jul. 
Jahr,  braucht  aber  nicht  alljährlich  er- 
neuert (iteriert)  zu  werden;  dagegen  wird 
die  Gewalt  als  Volkstribun  (tribunicia  po- 
testas, TR  P,  TRIB  POT),  die  Augustus 
i.  J.  23  V.  C.  annitnmt,  alljährlich  erneuert 


122 


DAVIDSGULDEN 


und  vertritt  so,  wenn  die  Iterationsziffer 
zugesetzt  wird,  das  Regierungsjahr;  auch 
läuft  das  tribunicische  Jahr  ursprünglich 
vom  Regierungsantritt  bis  zum  gleichen 
Kalendertage  des  nächsten  Jahres,  von 
Nerva  ab  aber  vom  lo.  Dez.  bis  zum  9.  Dez. 
des  nächsten  Jahres;  die  Ausrufung  zum 
imperator  (s.  d.)  endlich  (IMP),  gleichfalls 
iteriert,  erfolgte  je  nach  den  kriegerischen 
Ereignissen  ganz  unregelmäßig.  Durch 
Kombination  dieser  verschiedenen  Angaben 
können  wir  daher  röm.  M.  oft  auf  kürzere 
Zeiträume  als  den  eines  Jahres  datieren.  — 
Die  byz.  Kaiser  nennen  nach  dem  Vorgang 
eines  Solidus  des  Theodosius  IL  oft  ihre 
Regierungsjahre  auf  den  ^-M.,  im  allge- 
meinen aber  höchstens  bis  auf  Constans  IL 
(641 — 668  n.  C);  Mauricius  und  Constans 
IL,  ebenso  einige  Bleisiegel,  nennen  auch 
wohl  die  Indiktion  (s.  d,,  15  jähr.  Steuer- 
periode), die  auch  auf  den  ältesten  M.  der 
Araber  in  Andalusien  neben  dem  Jahr  der 
Hedschra  angewendet  wird.  R. 

Im  Mittelalter  trifEt  man  die  D.  mittels 
Jahreszahlen  selten;  man  kann  die  Ent- 
stehungszeit einer  Münze  meist  nur  nach 
ihrem  Stil,  ihrer  Fabrik  und  Aufschrift 
sowie  der  Fundgemeinsamkeit  feststellen; 
nur  in  den  von  den  Arabern  abhängigen 
Gebieten,  wie  Spanien  und  Sizilien,  kommt 
eine  Jahreszahl  vor,  in  Spanien  nach  der 
sapharischen  Ära,  die  mit  der  Eroberung 
der  Provinz  durch  Octavianus  i.  J.  38  v.  C. 
anhebt  und  seit  dem  5.  Jh.  n,  C.  bis  tief 
ins  14.  Jh.,  in  Portugal  bis  ins  15.  Jh.  ver- 
wendet wurde. 

Auf  Münzen  findet  man  sie  bei  Alfons 
VIIL  V.  Klastilien  (1158—1214)  in  lat. 
Schrift  auf  einemObolus (1204=  1 166 n.  C), 
in  arab.  Schrift  auf  einem  Goldmarabotino 
(1225  =1187  n.  C.)  und  später  auf  einem 
Zehndoblastück,  lat.  1360  =  1398  n.  C.  In 
England  prägte  Offa  seinen  Gold-Dinar  mit 
dem  Jahre  157  d.  Hedschra  (=  774  n.  C). 
In  Sizilien  gab  zuerst  Robert  Guiskard  auf 
seinen  kufischen  Münzen  das  Jahr  der 
Hedschra  an,  so  464  =  1071  n.  C.  Dem 
folgte  Kaiser  Friedrich  IL  in  Sizilien 
insoweit,  als  die  Vs.  seiner  Tari  (s.  d.)  in 
kufischer  Schrift  das  Jahr  nach  der  Hedschra 
trug,  z.  B. :  wurde  gemünzt  unter  seiner 
Regierung  im  595.  Jahr,  während  die  Rs. 
lateinisch  das  Jahr  nach  Christi  Geburt 


angab:  1198.  In  Accon  schlugen  dh 
Kreuzfahrer  ihre  Sarazinati  nach  1250  mit 
Angabe  des  Jahres  der  Hedschra.  In  Mittel- 
europa ist  das  älteste  Beispiel  einer  Jahres- 
zahl eine  dänische,  schon  bei  Mader  VS.  146 
angeführte  Münze  mit  der  mangelhaften 
Umschrift  +  Anno  Domini  +  :  M  :  CC  : 
XX ...  I,  welche  zu  MCCXXXXVIII,  also 
1248  zu  ergänzen  ist.  Ein  zweiter  ver- 
einzelter Fall  ist  das  bei  Mader  V  S.  157  an- 
geführte Stück  des  Reinhard  v.  Schonvorst 
V.  J.  1372.  Vom  gleichen  Jahre  an  wurden 
aber  auch  die  in  Aachen- Junkheit  gepräg- 
ten Münzen  mit  Jahreszahl  versehen.  Vom 
Jahre  1402  folgte  dann  die  Stadt  Aachen 
selbst  nach.  Bis  ins  erste  Viertel  des  1 5.  Jh.s 
wurden  fast  ausschließlich  lat.  Zahlzeichen 
verwendet.  Die  arabischen  Ziffern  (St  =  4, 
r  =  5,  A  =s  7)  finden  sich  zuerst  1424  auf 
einem  Plappert  der  Stadt  St.  Gallen.  Im  1 6. 
u.  17.  Jh.  wurde  in  Deutschland  die  Da- 
tierung nach  der  minderen  Zahl  üblich,  d.  h. 
man  ließ  die  beiden  ersten,  im  17.  Jh.  ge- 
wöhnlich nur  die  erste  Ziffer  hinweg  (z.  B.  68 
=  1568,  609  =  1609).  In  Italien  wird  die 
Datierung  nach  Jahren  erst  später  üblich. 
Die  Päpste  fangen  unter  Clemens  VIL  (1523 
— 34)  an,  nach  Regierungsjahren  zu  datieren 
und  bringen  Jahreszahlen  zuerst  in  dem  Ju- 
biläumsjahr 1575  auf  ihre  Münzen,  in  Neapel 
ist  1572  das  früheste  Jahr,  in  Mailand  1549. 
In  Frankreich  wird  der  erste  Versuch  von 
Franz  I.  1532  gemacht,  doch  erfolgte  die 
Datierung  nach  Jahreszahlen  erst  1549 
dauernd  durch  Ordonnanz  Heinrichs  IL;  in 
England  datiert  Eduard  VI.  einen  Schilling, 
1549,  aber  mit  lateinischenZiffern,  erst  später 
erscheinen  hier  arabische  Ziffern.  In  Spa- 
nien habe  ich  als  frühestes  Jahr  1589  ge- 
funden. Eine  Merkwürdigkeit  sind  die 
portugiesischen  Münzen,  auf  denen  Jahres- 
zahlen ausnahmslos  erst  im  19.  Jh.  ange- 
bracht werden. 

Bemerkenswert  ist  aus  der  neueren  Zeit 
die  Zeitrechnung  der  französ.  Revolution 
vom  6.  X.  1793  bis  1806.  —  Frey,  The  dated 
European  coinage  prior  to  1501,  in  AJA. 
1913,  S.  I  ff.;  Luschin,  Mke»  S.  72  mit 
Literaturangaben.  Su. 

Davldsgulden,  Goldgulden  des  Bischofs 
von  Utrecht  David,  Bastard  von  Burgund 
(1455 — 1496),  deren  einige  den  König 
David  mit  der  Harfe  zeigen  und  daher 


DD— DEI  GRATIA 


X23 


auch  den  Namen  Davidsharfe  hatten;  auch 
doppelte  Davidsharfen  gab  es.  Der  Davids- 
gulden gehörte  zu  den  schlechten  nieder- 
ländischen, er  wurde  1499  in  Holland 
gegen  die  20  Stüver  geltenden  rheinischen 
Gulden  auf  nur  161/4  tarifiert.  —  van  der 
Chijs,  Utrecht,  Taf.  i6,  17,  Nr.  i — lO. 

S. 

DD  =  decreto  decurionum,  s.  d. 

D.  £•,  griech,  A  E,  auf  M.  von  Antiochia 
Syr.,  sowohl  städtischen  wie  provinziellen, 
=  87](ioep^ix^c  äSovoias  =  tribunicia  po- 
testate,  s.  d.  —  Z.  f.N.  XIV  S.  315.     R. 

Dca  s.  unter  Thea. 

Dea  Syr(i)a  s.  unter  Atergatis. 

Deben  (veraltete  Lesung  »uten«)  heißt  die 
größere  altägypt.  Gewichtseinheit,  etwa  = 
91  g;  sie  zerfällt  in  10  kite  zu  je  etwa  9  g, 
ist  seit  Anf .  des  2.  Jt.  v.  C.  belegt,  seit  dem 
16.  Jh.  V.  C.  häuj&g;  ob  die  Hieroglyphe 
für  D-,  eine  eigenartig  gewundene  Linie, 
auf  frühere  Umlaufsmittel  aus  so  gewun- 
denem Draht  hinweist,  ist  strittig.  — 
Ebert,  Reallex.  IV  S.  225,  214.  —  M.  nach 
dem  Gewichtssystem  des  D.  und  kite 
geprägt,  scheinen  in  der  ptoL  Kupfer- 
prägung vorzukommen.  —  Svoronos,  Ptol. 
IV  S.  454-  R- 

Decargynis  nummus,  nur  in  einem  Ge- 
setze V.  J.  395  n.  C.  genannt,  Cod. 
Theod.  IX  23,  2  und  nach  dem  Namen 
entweder  =  IG  Silberstücke  oder  l  Silber- 
stück im  Werte  von  10  anderen  M. 
bedeutend;  er  wird  mit  der  kleinen, 
seit  Honorius  auftretenden  Silber-M.  im 
faktischen  Gewicht  von  0,83 — 1,13  g 
gleichgesetzt,  —  R.  E.  IV  S.  2246,  vgl. 
III  A  S.  62;  Trait^  I  S.  580.  R. 

Decemviri  sacris  fadundiss.  Quindecim- 
viri  s.  f. 

Decenarlo  ist  ein  halber  Etschkreuzer, 
weil  er  loPiccoli  galt.  Gewicht  0,6 — 0,78  g. 
—  Perini  in  Riv.  ital.  di  num.  3CX  S.  430. 

Su. 

Decennales  ludi^  vota  decennalia  s.  unter 
Vota. 

Dedme.  Das  Stück  zu  10  Centimes 
(s.  d.),  genannt  D6cime,  wurde  1793  von 
der  ersten  französischen  Republik  ge- 
schaffen. Die  ersten  Münzen  waren  die 
bronzenen    »S-D&imes    de    Robespierre« 


von  1793  mit  der  Göttin  der  Natur  von 
A.  Dupre.  Das  Bronzestück  zu  i  D6cime 
wog  nach  Gesetz  von  1795  10  g.  Es  wurde 
aber  erst  später  bis  1815  geprägt,  und  zwar 
mit  den  gekrönten  Anfangsbuchstaben  N 
(Napoleon)  oder  L  (Ludwig  XVIII.)  auf 
der  Vs.  S. 

Dedmo  s.  unter  Centavo. 

Decr(eto)  dec(urionum)  —  so  in  Cirta, 
sonst  meist  DD  abgekürzt,  auch  EXDD 
—  heißt  die  dem  röm.  s(enatus)  c(onsulto) 
entsprechende  Formel  der  Beschlußfassung 
über  die  M. -Prägung  auf  röm.  Kolo- 
nial-M.  Die  decuriones  waren  die  Ge- 
meinderäte einer  Kolonie,  die  die  Ver- 
waltung führten.  —  R.  E.  IV  S.  2319; 
Head,  H.  N.»  S.  932.  936.  R. 

DecurslO)  Truppen-Exerzieren,  auch  Pa- 
rade; zur  Legende  D.  erscheint  auf  M. 
Nero  zu  Roß  nebst  einem  Reiter,  zuweilen 
ein  Fußsoldat  voran.  R. 

DecussiSy  aus  decem  und  as  zusammen- 
gesetzt, =  zehn  Asse.  Als  M.  kommt 
der  D.  nur  im  stadtröm.  Aes  grave  der 
Reduktion  (Anfang  3.  Jh.  v.  C.)  vor,  nur 
3  Exemplare  bekannt.  Maximum  1 106,6  g. 
— Haeberlin,  Aes  grave  1910  S.  1 17  m.  Anm. 
(die  Sydenham,  Aes  grave  S.  3  nicht  be- 
achtet hat).  R. 

De  deux  cuivres  s.  unter  Deux  cuivres. 

Deflation  s.  unter  Inflation. 

Deblim^I,  indische  Münzen  von  meist 
schlechtem  Silber  von  ca.  3,628  g  Gewicht, 
deren  eine  Seite  den  Büffel  Nandi,  die 
andere  einen  Reiter  zeigt.  Dieser  Typus 
kommt  zuerst  auf  Silbermünzen  der  Könige 
von  Ohind  vor,  die  wahrscheinlich  dem 
Ende  des  9.  Jh.  angehören.  Abb.  410. 
Er  wurde  von  verschiedenen  Dynastien 
Nordindiens  vom  10.  bis  13.  Jh.,  u. 
a.  von  Muhammed  ibn  Säm  (jürJ  (f  1206) 
angenommen,  deren  von  den  muhamme- 
danischen  Historikern  als  D.  bezeichneten 
Münzen  meist  aus  Kupfer  mit  geringem 
Silbergehalt  bestehen.  Die  letzten  D. 
wurden  von  den  Aibekiden  noch  um  die 
Mitte  des  13.  Jh.  geprägt.  —  Brown,  Coins 
of  India7i;  V.  Smith,  Ind.  Mus.  Calcutta 
I  244,  256  f.;  N.  Wright,  ebenda  II  5- 

Dei  gratia  (gr.  ix  &8ou^  b&oZ  x^p^xo^  Men., 
Schausammlung  S.  97, 100)  als  Zeichen  der 
christlichen  Gesinnung  der  Fürsten  bzw. 


124 


DEKADRACHMON— DEMARCHIKE  EXUSIA 


des  Gottesgnadentums  kommt  in  der  Um- 
schrift auf  mittelalterlichen  Münzen  recht 
selten  vor  und  wird  erst  im  15.  Jh.  und 
in  der  Neuzeit  äußerst  häufig. 

Zuerst  hat  Karl  der  Kahle  von  Frank- 
reich sich  auf  M.  als  dei  gratia  rex  bezeich- 
net. DieOttonen  setzten  diese  Formel  ihrem 
Namen  auf  den  Otto -Adelheidpfennigen 
und  deren  Nachahmungen,  auf  Straßburger 
Denaren  und  Pfennigen  der  Maasgegend 
zu.  Dann  verschwindet  sie  auf  längere  Zeit 
von  Münzen,  obwohl  sie  auf  den  Siegeln 
ununterbrochen  weiter  erscheint,  also 
wohl  nur  wegen  Platzmangel  auf  den 
kleinen  Pfennigen  weggelassen.  Abgesehen 
von  einigen  Brakteaten,  den  Goldmünzen 
Ludwigs  IV.  und  Karls  IV.  und  einigen 
anderen  Ausnahmen  kommt  diese  Formel 
erst  regelmäßig  auf  den  großen  Silbermünzen 
Ende  des  15.  Jh.s  und  in  der  ganzen  Neu- 
zeit vor,  zeitweise  durch  die  deutsche 
Übersetzung  »Von  Gottes  Gnaden«  ersetzt. 

Su. 

Dekadractitnon  (antik  nur  das  Adj. 
8exa8paxfA05)  =  Stück  von  10  Drachmen. 
Griech.  Silber-M.,  nach  attischem  Fuße 
etwa  43  g,  von  Syrakus  Abb.  26,  33  (hier 
=  50  siziL  Litrai),  Akragas  (Riv.  ital 
23  S.  160/67),  Athen  (um  490  bis  480 
V.  C;  vgl.  Z,  f.  N.  36  S.  37)  und  Alexan- 
der dem  Gr.  bekannt;  auch  die  alt- 
makedon.  Stücke  der  Derronen  (usw.) 
(Z.  f.  N.  20  S.  297/9)  kommen  diesem  Ge- 
wicht nahe.  Ein  ^-D.  von  fast  43  g  er- 
scheint im  Berenikeion  nomisma  (s.  d. ; 
Svoronos,  Ptol.  n.  972,  986);  Silber-D.  von 
etwa  35  g  erscheinen  bei  den  Ptolemäern 
(mit  Namen  der  Berenike  II.,  Svor.,  Ptol. 
n.  II 14,  und  der  Arsinoe  IL)  und  in  der 
Prägung  von  Karthago.  - —  Trait^  I  S.  412. 

R. 

Dekaeteris,  griech.  8exaet>3pfe  =  Zehn- 
jährigkeit (lat.  decennalia),  s.  unter  Vota. 

R. 

Dekaniiitiilliotiy  Münzsorte,  genannt  in 
einem  Anhang  zu  Epiphanios*  metrol. 
Schrift,  Hultsch,  Metrol.  script.  I  S.  274, 
7  u.  23,  und  einem  byz.  Lexikon;  nach  der 
I.  Quelle  =  I  Assarion  =  l  Lepton  = 
Vißö  Denar;  nach  dem  Lexikon  gar  iacsdpiov 
=  lusvTavoüjifitov  7^  8e)cavoö[j.[xtov.  Münzge- 
schichtlich ist  die  Stelle  unaufgeklärt; 
doch  dürfte  die  Einheit,  auf  die  sich  die 


Wertzahlen  der  byzant.  Kupfer -M.  seit 
Anastasius  (Abb.  114/S)  beziehen,  ein 
Nummion  (s.  d.)  geheißen  haben;  dann 
ist  das  D.  die  mit  lat.  X,  griech.  I  be- 
zeichnete Sorte,  die  von  Anastasius  bis 
Constantin  IV.  vorkommt.  —  R.  E.  IV 
S.  2414/5;  B.  M.  C.  Byz.  S.  LXXIX-- 
LXXXII.  R. 

Dekobolon,  griech.  SexcußoXov  =  das 
Zehnobolenstück,  nur  in  der  Inschrift 
I.  G.  II  n.  837  als  Rechnungsgröße,  nicht 
als  geprägtes  Stück.    —  Trait6  I  S.  421. 

R. 

Dekonkion  =  Zehnunzenstück,  /at. 
Dextans;  so  nennen  wir  eine  Kupfer -M. 
von  Katana  (und  Syrakus.?^)  mit  Wert- 
ziffer X,  da  auf  zugehörigen  Stücken  die 
Zahlen  XII  (=  der  ganzen  Litra)  und  P 
(=  Fünfunzenstück)  erscheinen,  ebenso  eine 
mit  dem  Anfangsbuchstaben  A  bezeich- 
nete Kupfer -M.  von  Kenturipai.  —  Head, 
H.  N.»  S.  134/5,  181.  R. 

Delphin^  griech.  SeXtpic,  -Tvoc,  lat.  del- 
phinus,  Seesäugetier  aus  der  Familie  der 
Zahnwale,  lebt  im  Mittel-  und  Schwarzen 
Meer  in  mehreren  Arten  (die  besonderen 
Arten  herauszuerkennen,  wie  Petrone,  Boll, 
del  circolo  num.  Napol.  1927  Nr.  i  ver- 
sucht, indem  er  in  dem  der  M.  von  Tarent 
den  Delphinus  orca  erblickt,  ist  bei  der 
starken  Stilisierung  schwierig;  zudem  lebt 
die  Orca  jetzt  nur  noch  in  nördl.  Meeren). 
Auf  M.  kommt  er  z.  B.  in  Messana, 
Tyros,  zu  mehreren  auf  M.  von  Thera, 
auf  unbestimmten  Inselmünzen  und  iE 
von  Aigina  vor,  von  einem  Seeadler  an- 
gegriffen in  Sinope,  Olbia,  Istros,  als 
Reittier  des  Taras  in  Tarent,  anderer 
halbgöttlicher  Wesen  in  lasos  und  auf 
unbestimmter  Insel-M.,  des  Melikertes 
(s.  d.)  in  Korinth,  des  Eros  sehr  oft  (s. 
unter  Eros)  vor,  als  Beizeichen  (z.  B.  in 
Delphoi,  des  ApoUon  Delphinios  wegen; 
ferner  Abb.  26,  35,  38)  und  in  der  Hand  des 
Poseidon  oder  des  Triton  oder  zu  Füßen 
der  Aphrodite  allüberall.  —  D. -förmige 
Marken  (nicht  Fischgeld  I)  gibt  es  von 
Olbia  (Ebert,  Reallex.  IV  S.  207).  — 
R.  E.  IV  S.  2504/09,  M.  gut  benutzt. 

R. 

Demarchike  exusia,  griech.  Sijfiocpxcxi] 
ISoüafa  =  tribunicia  potestas,  s.  d.  u.  vgl. 
Abb.  88. 


DEMARETEION— DEMOS 


125 


Demareteion  (Aafiapsxsiov  dorisch)  nennt 
Diodor  XI  26,  3  eine  M.,  die  die  Königin 
Demarete,  Gattin  Gelons  I.  von  Syrakus, 
aus  100  Talenten  Goldes  geschlagen  habe, 
die  sie  von  den  Karthagern  für  ihre  Be- 
mühungen um  die  Vermittlung  des  Friedens 
i.  J.  480/79  V.  C.  erhalten  habe;  das  Stück 
galt  10  attische  Drachmen  und  wog  50 
Litrai;  ähnlich  andere  Quellen.  Danach  hat 
man  dasD.  in  einer  nur  in  etwa  12  Exem- 
plaren erhaltenen  syrakusischen  Silber-M. 
dieser  Schwere  (etwa  43  g)  erkannt,  Abb.  26, 
auf  der  ein  Ölzweig  als  Siegerkranz  das 
sonst  nie  mit  diesem  Schmuck  vorkom- 
mende Haupt  der  Göttin  (Arethusa?)  ziert, 
und  im  Abschnitt  unter  dem  Viergespann 
sich  ein  Löwe  befindet,  der  auf  Afrika  = 
Karthago  bezogen  wird,  und  nimmt  an, 
daß  nicht  die  100  Talente  N,  sondern  ihr 
Gegenwert  in  M  zur  Herstellung  der  D. 
verwandt  worden  sei;  dazu  gibt  es  ent- 
sprechende Tetradrachmen  und  Obolen.  — 
Hultsch,  De  Damareteo  arg.  Syrac.  nummo, 
Progr.  Dresden  1862;  Head,  HN»  S.  173; 
Trait6  I  S.  472.  R. 

Demeter^  griech.  Göttin  (eigentl.  pj  jiij'njp 
=  Mutter  Erde,  s.  unter  Tellus),  lat.  Ceres, 
weitverbreitete  griech.  u.  röm.  Göttin, 
insbes.  des  Landbaues,  auf  M.  so  häufig, 
daß  ein  Überblick  in  diesem  Rahmen 
nicht  möglich  ist.  —  R.  E.  III  S,  1970 ; 
IV  S.  2713;  Overbeck,  Kunstmythol.  II 
M.-Taf.  VII— IX;  Head,  H.  N.«  S.  911,  943; 
Bernhart,  Hdb.  S.  54;  für  den  alexandrin. 
D.-kult:  Vogt,  Die  alex.  M.   S.  79. 

Detnetrieion  nomismay  griech.  vä^iia^xa 
A73[i7]xpi&iov,  heißt  das  von  Demetrios  I. 
von  Makedonien  geprägte  Geld  (att.  Fußes) 
in  einer  Inschrift  seiner  Zeit  von  Eretria, 
I.  G.  XII  9  n.  207  Z.  21.  —  Newell,  The 
coinages  of  Dem.  Poliorc.  1927.  R. 

Demiuinia  ist  das  Amt  des  SvjixioupYoc, 
d.  h.  etwa  Volksverweser;  auf  JE  von 
Anazarbos  und  Tarsos  erscheint  ein  Kopf- 
reif (aus  Perlen  oder  dichten  Blättern  be- 
stehend, mit  Schleife)  mit  der  Aufschrift 
SiQtJLtoüpfia'AvTcovetvoü  und ' AXsCotvfipoo,  d.  h. 
der  Kaiser  Elagabalus  bzw.  Sev.  Alexander, 
die  dies  höchste  Gemeindeamt  bekleideten, 
und  Bildnisse  anderer  Kaiser  in  Tarsos 
sind  mit  einem  gleichartigen  Reif  (aber 
hier  keine  Schleife  daran!)  geschmückt.  — 


Münsterberg,  Beamtennamen  S.  252;  B.  M. 
C.  Cilicia  S.  XCVIIL  R. 

Demonetisiening  ist  eine  Verordnung, 
durch  die  eine  Münze  ihrer  Eigenschaft 
als  gesetzliches  Zahlmittel  entkleidet  wird. 
Die  D.  geschieht,  wenn  eine  Münzart  durch 
Verschlechterung  oder  durch  zu  starke 
Produktion  im  Verkehrswerte  sinkt  und 
so  eine  Gefahr  für  die  Wirtschaft  und  den 
Staat  wird,  wie  die  Kippermünzen,  die 
um  1622  allen  Kredit  zu  verlieren  anfingen 
und  daher  seit  diesem  Jahre  zum  Teil 
herabgesetzt,  zum  Teil  demonetisiert 
wurden.  Oder  die  D.  wird  vorgenommen 
bei  Einführung  eines  neuen  Münzsystems, 
wie  es  z.  B.  nach  der  Schaffung  des  deut- 
schen Reiches  geschah,  die  eine  D.  aller 
früheren  deutschen  Münzen  außer  den 
Talern  nötig  machte.  S. 

Demos,  S^^o?,  griech.  =  Volk;  das 
Wort  erscheint  zur  Betonung  der  Volks - 
freiheit  (im  Gegensatz  zu  Mithradates'  VI. 
Tyrannei)  auf  athen.  Tetradrachmen,  die 
wohl  88  v.  C.  von  den  Emigranten  unter 
Sullas  Schutz  geprägt  sind,  mit'AOs.  6  8efioc, 
Beiz.  Schwertträger  (Harmodios  ?),  vgl. 
V.  Wilamowitz,  Berl.Ak.  Sitz.  1923  S.40^. 
Als  Träger  der  M. -Hoheit  erscheint  der  D. 
auf  den  M.  der  syrischen  Tetrapolis,  d8eX<pa>v 
8i^(itt)v,  wo  die  2  bärtigen  Köpfe  vielleicht 
diese  Mehrheit  der  Demoi  personifizieren.  — 
Der  D.  erscheint  ferner  personifiziert  auf 
griech.  M.  der  Kaiserzeit  (die  Sitzfigur  auf 
M.  des  5.  Jh.  von  Taras  und  Rhegion  ist  viel- 
mehr dort  Taras  selbst  als  Stadtgründer, 
vgl.  Vlasto,  Notes  and  monogr,  No.  I5i 
1922,  hier  lokastos  als  Gründer  von  Rh., 
Head,  H.  N. »  S.  109),  und  zwar  i.  als 
meist  bärtiger  Kopf,  zuweilen  mit  Zepter 
am  Nacken  oder  Klranz  oder  Band  im  Haar, 
als  D.  oder  {epö?  8.  bezeichnet  oder  mitZusatz 
des  Ethnikons,  z.  B.  S^jio?  'AvxupavÄv,  statt 
des  Kaiserkopfes  die  Vs.  einnehmend,  ein- 
mal auch  in  den  Akkus,  gesetzt  CA^psb? 
daiapj^^?  'AXt7]Vü)v  S^fiov),  auf  Melos  und  in 
KUeinasien;  2.  als  Rs.-Bild  in  ganzer  Ge- 
stalt, meist  ohne  bezeichnende  Attribute, 
z.  B.  in  Aizanis,  der  Bule  gegenübergestellt 
in  Sagalassos,  auch  auf  Homonoia-M.  (s.  d.), 
bes.  wenn  keine  Stadtgöttin  zur  Verfügung 
steht,  ebenso  der  S^fioc'Pofjiafcov  mit  Zepter 
und  Füllhorn  auf  M.  von  Alex.  Äg.  —  In 
Athen    hing    sein   Kultus   mit   dem   der 


126 


DENAR 


Chariten  zusammen,  daher  der  bekränzte, 
bärtige  Kopf  einer  Bleimarke  mit  diesen 
auf  der  Rs.  als  D.  aufzufassen  ist.  —  Vgl. 
noch  den  jugendl.  Kopf  (mit  Füllhorn)  des 
pop(ulus)  Rom(anus)  der  röm.  M.  des 
4-  J^->  gleichfalls  den  Kaiserkopf  ver- 
tretend. —  D.  ist  auch  eine  Unterabteilung 
des  Volkes,  etwa  der  röm.  Tribus  ent- 
sprechend, bes.  in  Athen,  wo  die  Angabe 
des  D.  zum  vollständigen  Namen  gehört; 
auf  ath.  M. :  AioxX^c  MeXt  (tsü?)  und  vielleicht 
Aiovücxio?  Ks(<paX^»ev).  —  R.  E.  V  S.  153/61 
(M.  benutzt);  Waser,  Schweiz,  num.  Rund- 
schau 1897.  R. 

Denar.    L  lat.  denarius,  griech.    meist 
SYjvapiov  (z.  B.  Ev.  Matth.  22,   19),  selten 
und  spät  87)vapioc,  also  Zehner,  die  i.  J. 
269  V.  C.  eingeführte  röm.  Hauptsilber- 
münze (das  Jahr  nennt  Plin.  N.  h.  33,  44, 
eine    »annalist.«   Überlieferung,    die   aufs 
Jahr  268  führe,  gibt  es  nicht,  Z.  f.  N.  32 
S.  15/36),  Abb.  62,  neben  der  die  anderen, 
der  Quinar  (s.  d.)  Abb.  63  und  der  Sesterz 
(s.  d.)  Abb.  64,  in  der  Prägung  selbst  gar 
keine  Rolle  spielen,  wenngleich  in  der  Rech- 
nung der  Sesterz  die  Haupt -M.  wird,  an- 
scheinend weil  seine  Stufe  ein  altbeliebtes 
Silberquantum  war.     Der  D.   wiegt   ^7« 
Kund  (vgl.   Segr^,  Metrologia   S.  332^), 
d.  h.  bei  dem  in  diesem  Lexikon   stets 
asugrundegelegten  röm.  Pfundgewicht  von 
327i45  g :  4i5S  g,  und  die  10  (Asse),  nach 
denen    er  heißt    und    sein   Wertzeichen 
X    oder    durchstrichen  ■)(■  trägt,    waren 
Sextantarasse  von  54,6  g,  Abb.  61  (wegen 
neuestens  geäußerter  Zweifel  an  der  Gleich- 
zeitigkeit der  ältesten  D.  mit  dem  Sextan- 
taras,  insbes.  Num.  chron.  1925  S.  73/6, 
s.  unter  As),  also  JRi  JE  wie  =  120  :  i, 
was  dem  damaligen  Marktwert  ungefähr 
entsprochen    haben    dürfte    (vgl.    unter 
Wertverhältnis),  so  daß  wohl  eine  Parallel- 
währung vorliegt.  —  Beide  M.,  der  D.  sowohl 
wie  der  As,  zeigen  rasch  eine  Tendenz  zur 
Abknappung  am  Gewicht,  und  der  faktisch 
schon  seit  etwa  241  v.  C.  bestehende  Zu- 
stand (Willers,  Kupferprägung  S.  43)  wird 
i.   J.  217  legalisiert,   indem  der  D.  auf 
^«4  Pfund  =  3,9  g,  der  As  aufs  Gewicht 
der  Unze  =  27,3  g  reduziert  und  16  solcher 
Unzialasse  dem  D.  gleichgesetzt  werden 
(PHn.  N.  h.  33,  45;  33,  132);  das  Wert- 
zeichen auf  demD.  wird  XVI,  aber  keines- 


wegs regelmäßig,  vielfach  setzt  man  un- 
bekümmert weiter  die  X  Abb.  70,  wie  auch 
der  nun  widersinnige  Name  D.  bleibt  (ähn- 
liches: KHo  XrV  S.  93  0;  über  Gleichung 
des  D.  mit  mehr  als  16  Assen  in  der  Provinz 
s.    unter    Assarion;    Wertverhältnis    nun 
112  :  I.     Endlich  erfolgt  89  v.  C.  durch 
eine  lex  Papiria  (Plin.  N.  h.  33,  46)  eine 
Herabsetzung  des  Asses  auf  Semunziarfuß, 
As  =  13,6  g,  Wertverhältnis  56  :  i,  der 
As    jetzt    Kredit-M.      D.    dieser   Zeit  s. 
auch  Abb.  72/4.     Daß    dieser   D.  schon 
im   Kurse   der   damals   schon  stark   ab- 
geknappten   att.    Drachme    gleichstand, 
lehren  die  makedon.  Tetradr.  des  Aesillas 
mit  Sl  =  16  (Sesterzen)  =  4  Denaren.  — 
Eine  weitere  Herabsetzung  des  D.  selbst 
erfolgt  erst  unter  Nero,  auf  ^96  Pfund  = 
3,4  g;     D-   dieses   Fußes   s.   Abb.    77/9; 
doch   bleibt    nunmehr    das    Korn   nicht 
mehr  rein,  es  wird  mehr  und  mehr  Kupfer 
zugesetzt   und   auch   das   Gewicht   sinkt 
langsam  (Z.  f.  N.  26  S.  97/104):  das  Silber 
hat  seine  Rolle  als  Währungsmetall  eben 
seit  der  massenhaften  mit  Caesar  einsetzen- 
den Goldprägung  an  das  Gold  abgetreten 
(100  Sesterzen  =  25   D.  =  i   aureus  von 
V40  Pfund,  N:A  wie  »5/84  :  ^40  =  il,9  zu 
I  oder  seit  Nero  ^5/^e  :  V45  =  li,7  zu  i; 
Belege    bei  Segrfe,   Metrol.   S.  360  ;3    vgl. 
oben  unter  Aureus),   so   daß  auf   Schrot 
und  Korn  der  silbernen  nunmehrigen  Kre- 
dit-M. wenig  ankam  —  solange  das  Gold 
gut,  gleichmäßig  und  massenhaft  geprägt 
wurde.   Damit  aber  wurde  es  —  nach  aller- 
hand Schwankungen  von  214 — 235  n.  C. — 
seit  dem2.  Drittel  des  Jh.s  immer  schlimmer, 
und   bei   dem   ständigen  Abknappen  an 
Schrot  und  Korn  der  Silber -M.  war  die 
Katastrophe  der  röm.  Währung  schließlich 
unvermeidlich.     Als  sie  um  258  n.  C.  er- 
folgte, war  aber  nicht  mehr  der  D.  ihr 
Träger,  sondern  der  i.  J.  214  neben  ihn  ge- 
tretene sog.  Argenteus  Antoninianus  (s.  d.) 
(==  2  oder  iVa  D.),  der  zwar  im  Laufe  der 
Regierung    des    Elagabalus    abgeschafft, 
aber  seit  238  n.  C.    wieder   geprägt  wird, 
worauf  unter  und  seit  Philippus  der  D.  so 
gut  wie  gänzlich  wegfällt  (einige  D.  von 
Philipp  bis  Gallienus:  Num.  chron.   19 16 
Taf.  in,  vgl.  dort  S,  37/5 1). 

Auf  der  Stufe  von  V96  Pfund  ist  der  D. 
in   das   röm. -griech.    Gewichtssystem   als 


DENAR 


127 


»/«  Unze  =  3  Scripula  =18  Siliquae  auf- 
genommen und  mit  der  i^attischen«,  eigtl. 
schwereren  Drachme,  =  6  Obolen,  identi- 
fiziert worden. 

Der  D.  taucht  für  uns  wieder  auf  in  der 
Zeit  des  diokletianischen  Preisediktes,  des- 
sen Rechnungsgrundlage  er  ist,  allerdings 
fast  stets  (nur  beim  Grünfutter  erscheint 
einmal   ein  Denar)   in  Vielfachen  von  2 
und  5.    Sein  dort  stehender  Höchstpreis 
von  ^50000  Pfund  Gold  (i  D.  =  0,018  M.) 
bildet  einen  Eckpfeiler  für  die  Erkenntnis 
der  gesamten  späteren  Währungsverhält- 
nisse.     (Gegen  Segrfe,  Metrologia  S.  437; 
vgl.  ebda  S.  535  u.  Z.  f.  N.  38  S.  251). 
Trotzdem  ist  die  Stellung  des  D.  innerhalb 
der    auf    uns     gekommenen    Münzmasse 
nicht  sicher  faßbar.       Insbes.   hat  keine 
der  Deutungen  der  von  Aurelian  bis  in  den 
Beginn  der  diokletianischen  Reform  reichen- 
den Wertziffern  auf  dem  Weißkupfer- »An- 
toninianus« und  dann  auf  dem  ihn  ersetzen- 
den FoUis,  XX .  I  oder  K  .  A  (=  20  und  l, 
oder  20  gleich  i  ?),  die  in  dieser  Frage  eine 
Rolle  spielen,  und  seiner  Hälfte  mit  V  S  V 
(=    5  Semis  5,    also  wieder   =    10  und 
Va,  oder  10  gleich  '/a?    Rev.  num.  1923 
S.  154/62;  die  Deutung  des  VSV  als  Usu- 
alis,  Num.  chron.  1927  S.  227*5,  erwähne 
ich  nur  der  Kuriosität  wegen),  nämlich  die 
auf  21  Denare  (so  Mommsen,   Hermes  25 
S.  31)  oder  die  auf  20  Asse  ==  2  Denare  = 
i  Sesterz  (so  Seeck,  R.  E.  VI  S.  2834  u.  ö.) 
oder  auf  20  Sesterzen   =   5  Denare  = 
I    Follis    (so   Kubitschek,    Quinquennium 
der  ant.  Num.  1896  S.  88;  dies  ist  mir  am 
wahrscheinlichsten),    oder  die   auf  20  li- 
bellae  =  20  Denare  =  2  Sesterzen  (so 
Mattingly,   Roman  coins  1928  S.   128/31 
und  Num.  chron.  1927  S.  223  ff.)  allge- 
meinen Beifall  gefunden,  manche  anderen 
Deutungen    sind     ganz     undiskutierbar. 
—   Aber   auch   der   Versuch,    den   Wert 
des      diokletianischen     D.     aus     ägypt. 
Quellen  zu  ermitteln,  unternommen  von 
Segrfe,  Metrologia  S.  439/43,  scheitert  an 
den  ganz  unsicheren  und  summarischen 
Schätzungen  des  Gewichtes  und  Gehaltes 
des    3> Antoninianus «    S.  441%    des    Gold^ 
pfundes  auf  120  000  Denare  (S.  439,  442) 
usw.  Sein  Ergebnis  für  die  M.  mit  der  Wert- 
ziffer XX .  I  ist,  daß  sie  etwa  =  20  Dena- 
ren =  80  ägypt.  Drachmen  gegolten  hätten. 


—  Später  begegnen  wir  dem  D.  als  ^6000 
des  Solidus:  Cassiodor  Var.  1 12  (i.  J.  538) 
sagt:  sex  milia  denariorum  solidum  esse  vo- 
luerant  (veteres)  (vgl.  N.  Z.  29  S.  179),  wäh- 
rend sonstige  Gleichungen  des  Solidus  mit 
ähnlich  hohen  Zahlen  auf  nummi  (s.  unter 
Nummus)  lauten,  die  man  daher  dem  D. 
gleichsetzt;  in  Ägypten  wird  der  Solidus 
mit  Talenten  von  Drachmen  oder  später 
mit    Myriaden    von    Denaren     gleichge- 
setzt: '  I    solcher    D.    ist    =    4    solcher 
Drachmen,  wie  das  ein  Pap3nrus  noch  für 
342  n.  C.  bestätigt  (N.  Z.  5 1 S.  2 1 3) ;  der  Kurs 
des  D.  zum  Solidus  ist  360  n.  C.  auf  etwa 
2000  M3rriaden  D.  =  i  Solidus  stabilisiert 
und  steigt  dann  wieder  bis  auf  beispielsweise 
7680  Myr.  i.  J.  618  (Segr^,  Metrol.  S.  488/ 
89);  neben  die  M3rriaden  D.  treten  in  ganz 
gleichem  Sinne  seit  Anastasius*  Reform  in 
Ägypten  die  j^otXxoS  jiüpiaSe?,   wohl  auch 
xipfiÄTOc  [AüpictBec  auf,  der  äußere  Beweis, 
daß  auch  der  letzte  D.  längst  nur  eine 
Kupfergröße  war.    Vgl.  über  diese  Dinge 
Segrfe,  Metrologia  S.  439/42,432/60,  464/72, 
487/92;   vgl.  auch   Kubitschek,    N.  Z.   29 
S.  163/87;  46  S.  161  ff.;  51  S.  213/15;  56 
S.  29  ff.  —  Auch  die  Wertziffem  CN  =  250 
und  PKE=  125  Abb.  1 16/17,  PK  =  120  auf 
kleinen  Silber -M.  des  lustinus  I.  und  lu- 
stinianus  beziehen  sich  wohl  auf  D.  und  die 
Ziffern  C,  L,  XXV  auf  vandalischen  M,  sind 
vom  Wort  d(e)n(arii)  begleitet;  vgl.  R.  E. 
III A  S.  65.    Doch  lassen  sich  die  sonstigen 
kleinen  Silber-M.  der  Völkerwanderungs- 
zeit  (des  Odovacer,  der  Ostgoten,  des  Lango- 
barden Pertaric,  des  Burgunders  Gundo- 
bald,  des  Sueven  Richiar)  nicht  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit    in    die    D. -Rechnung 
einfügen.  —  Bei  den  nachkonstantin.  Me- 
trologen wird  auch  der  goldene  Solidus,  das 
axotf lov,  von  Vt«  Pfund  =  4  Scripula  =  1^3 
Drachme  (d.  h.  1V3  neron.  D.)  oft  Sijvapiov 
genannt,  Hultsch,  Metrol.  scr.  II  Ind.  S.  171 
s.v.  8.  no.  3;   endlich  ist  nach  einer  bes. 
durch  Epiphanios  vertretenen  Lehre  ein  D. 
zu  60  Assen  auch  '/loo  des  dp^opoS;,  ebenda 
no.  6,   dazu   R.  E.  IV  S.  2414/1S.   —  Die 
denarii  aeris  in  den  Scr.  hist.  Aug.,  Aur.  9,  7 
in  einem  Briefe  des  Valerianus  sind  wie  der 
ganze  Brief  eine  Erfindung  des  späten  Be- 
arbeiters dieser  Biographiensammlung,  vgl. 
Z.  f .  N.  31  S.  32  f.  —  Denarius  aureus  ist 
ein  schon  aus  antiken  Quellen  (gesammelt 


128 


DENAR 


R.  E.  V  S.  214)  bekannter,  aber  schlechter 
Ausdruck  für  den  Aureus,  s.  d.  —  R.  E.  V 
S.  202/15;  Trait6  I  S.  543/9;  610/2;  Mat- 
tingly,  Roman  coins  1928  S.  20  ff.,  121/31, 
222/32;  Hultsch,  Metrol.  scr.  II  Index  S. 
171  und  238/9.  R. 

II.  Der  Denar  im  Mittelalter.  Mero- 
wingerzeit:  Der  Denar  der  römischen 
Kaiserzeit  erlebte  in  den  germanischen  Rei- 
chen der  Völkerwanderung  keine  Fort- 
setzung. In  diesen  wurden  wohl  Silber- 
stücke geschlagen,  die  aber  nichts  mit  dem 
ehemaligen  römischen  Denar  zu  tun  hatten. 
Nun  taucht  in  der  lex  salica  der  Franken 
ein  Denar  (Luschin,  Der  Denar  der  lex 
salica,  Sitz.ber.  d.  Wiener  Akad.  19 10;  vgl. 
auch  Dopsch,  Die  Wirtschaftsentwicklung 
d.  Karolingerzeit  a  II  S.  297  ff.  mit  Litera- 
turnachweisen) auf,  von  dem  40  Stück 
auf  einen  Solidus  gehen  sollen.  Was  ist  das 
für  ein  Denar?  Finden  wir  ihn  unter  den 
erhaltenen  Münzen?  Mit  der  Beant- 
wortung dieser  Frage  hängt  die  nach 
dem  Alter  der  lex  salica  zusanunen. 
Leider  lassen  sich  diese  Fragen  nicht 
völlig  befriedigend  beantworten,  weil  die 
Münzverhältnisse  in  der  späteren  römi- 
schen Kaiserzeit  völlig  unklar  sind,  aber 
jede  Theorie  mehr  oder  minder  ge- 
zwungen ist,  von  diesen  spätrömischen 
Verhältnissen  auszugehen. 

Erhalten  sind  uns  folgende  fränkischen 
Silbermünzen:  Aus  dem  6.  Jh.  ganz  winzige 
Stücke  König  Childeberts  (511—558)  und 
Chlotars  I.  (511—561)  u.a.:  im  Gewicht 
von  0,10  g  bis  0,55  g.  Aus  dem  7.  Jh.  kom- 
men dann  größere  Silbermünzen  vor,  die 
ungefähr  dem  Denar  der  lex  salica  ent- 
sprechen mögen,  aber  erst  zu  einer  Zeit, 
als  der  Solidus  von  ursprünglich  24  Siliquen 
auf  21  oder  20  oder  bzw.  40  Halbsiliquen 
gesunken  ist  (auf  den  Trienten  zuerst  die 
Wertzahl  VIII,  dann  VII;  vgl.  Triens). 
Danach  wäre  die  Halbsilique  gleich  dem 
Denar  der  lex  salica. 

Diese  Silbermünzen  haben  ein  Gewicht  von 
von  1,20— 1,30— 1,37  g.  Einzefae  Stücke 
bezeichnen  sich  selbst  als  »Dinarius  «  (z.  B. 
Lugduno  dinarios;  Dinario  Auril . . .  Prou, 
Merowinger  S.  CVII).  Diese  Prägung  be- 
ginnt in  der  ersten  Hälfte  des  7.  Jh.s  (z.  B. 
gehört  zu  ihr  einer  der  wenigen  könig- 
lichen Denare  mit  Namen  Chariberts  IL 


629 — 631,  Prou  no.  65)  und  wird  beson- 
ders umfangreich  in  den  ersten  Jahr- 
zehnten des  8.  Jh.s.  Einige  Haupt- 
funde  sind  die  von  Plassac,  Cimiez  und 
Bais  (Rev.  num.  1907  S.  184  ff.  u.  Aukt. 
v.  L.  Hamburger  v.  19.  X.  28),  welche 
mehr  als  2800  Stück  enthielten.  Auf 
einer  großen  Anzahl  Denare  werden 
die  Namen  der  Patrizier  Antenor,  An- 
sedert  und  Nemfidius  (ca.  1200  Stück 
i.  Fd.  v.  Cimiez)  in  Marseille  genannt,  die 
urkundlich  780  bezeugt  sind.  Die  meisten 
Silbermünzen  sind  geistlichen  Ursprungs, 
z.  B.  die  D.  des  Bischofs  Lambert  in  Lyon,  der 
679  zur  Regierung  kommt,  der  Bischöfe 
Procolus  und  Bubus  von  Clermont-Ferrant 
am  Anfang  des  8.  Jh.s,  der  Bischöfe  von 
Poitiers,  verschiedener  Klöster  u.  a.  Im 
nordöstlichen  Drittel  des  Frankenreichs 
sind  Denare  recht  wenig  geprägt  worden. 

Nach  Luschin  gingen  erst  240  Denare 
auf  das  römische  Pfund  von  327,45  g,  dann 
264 — ^266  Stück,  dann  280  und  vielleicht 
schließlich  300  (Prou  S.  CVII);  vgl.  auch 
Dieudonn6,  Rev.  beige  de  num.  1920  S.  ii  ff. 

Karolingerzeit:  Pipin  der  Kurze  brachte 
das  Gewicht  der  Denare  auf  ca.  1,24  g,  in- 
dem 22  Schillinge  auf  das  römische 
Pfund  gehen  sollten,  »de  moneta  constitui- 
mus  similiter,  ut  amplius  non  habent  in 
libra  pensante  nisi  XXII  solides«  (Jesse 
no.  28).  I  Schilling  hatte  jetzt  12  Denare 
(Capitulare  Liftinense  v.  J.  743),  das  ist  der 
austrasische  Solidus,  dessen  Ursprung  aus 
dem  Osten  aber  nicht  gesichert  ist  (vgl. 
Schilling).  Die  Denare  sind  jetzt  zum 
größten  Teil  königlichen  Ursprungs,  nur 
wenige  sind  von  weltlichen  oder  geistlichen 
Herren  geprägt. 

Unter  Karl  dem  Großen  oder  vielleicht 
schon  unter  Pipin  gehen  20  Schillinge  oder 
240  Denare  auf  das  Pfund,  und  zwar  vor 
780.  Das  schließt  man  aus  dem  Capitulare 
episcoporum  (780),  in  dem  es  heißt:  Et 
uniusquisque  episcopus  aut  abbas  vel  ab- 
batissa,  qui  hoc  facere  potest,  libram  de 
argento  in  elemosinam  donet,  mediocres 
vero  mediam  libram,  minores  solides  quin- 
que«  (Jesse  no.  29),  also  20 — 10 — 5.  Das 
Denargewicht  betrug  danach,  eine  unver- 
änderte Libra  von  »327,45  g«  voraus- 
gesetzt, ca.  1,30  g.  Das  änderte  sich 
aber  781.   Das  Capitular  von  Mantua,  das 


DENAR 


129 


in  dieses  Jahr  gelegt  wird,  entJiält  folgende 
Bestimmung:  »De  moneta,  ut  nuUus  post 
Kalendas  Augusti  istos  denarios,  quos  modo 
habere  visi  sumus,  dare  audeat  aut  re- 
cipere;  si  quis  hoc  fecerit,  bannum  nostrum 
componat«  (Jesse  no.  30).  Danach  ver- 
bietet Karl  der  Große  seine  bisherigen  De- 
nare, d.  h.  die  mit  »Carolus«  in  zwei  Zeilen; 
die  neuen  tragen  das  Karlsmonogramm  und 
sind  wesentlich  schwerer,  meistens  zwischen 
1,44 — 1,79  g.  Dies  setzt  voraus,  daß  das 
alte  römische  Pfund  wesentlich  erhöht 
worden  ist,  auf  das  sogenannte  »Karls - 
pfund«  (s.  d.). 

Die  karolingischen  Denare  sind,  soweit 
das  damals  möglich  war,  aus  reinem  Silber 
und  sollen  überall  Geltung  haben.  Auf  der 
Synode  von  Frankfurt  a.  M.,  Juni  794,  wird 
festgesetzt : 

»de  denariis  autem  certissime  sciatis 
nostrum  edictum,  quod  in  omni  loco,  in 
omni  civitate  et  in  omni  empturio  similiter 
vadant  isti  novi  denarii  et  accipientur  ab 
Omnibus.  Si  autem  nominis  nostri  nomisma 
habent  et  mero  sunt  argento,  pleniter  pen- 
santes  usw.  (Jesse  no.  31).« 

Im  Edikt  von  Pister  (864)  heißt  es:  »et 
mixtum  denarium  et  minus,  quam  debet, 
pensantem  non  monetent  nee  monetari 
consentiant«  (Jesse  no.  43). 

Im  Capitulare  von  Thionville  (805)  und 
später  bestimmt  Karl  der  Große,  daiB  alle 
Denare  »in  palatio  nostro«  geprägt  werden 
sollen,  d.  h.  nur  auf  den  königlichen  Pfalzen 
unter  Aufsicht  königlicher  Beamten. 

Im  wesentlichen  sind  die  Pfennige  nach 
diesen  Bestimmungen,  die  teilweise  wieder- 
holt wurden,  auch  von  den  Nachfolgern 
Karls  des  Großen  geschlagen  worden  (Abb. 
133 — 135,  137)-  Das  Gewicht  der  Denare 
ist  nach  den  Exemplaren  des  Berliner  M.-K. 
ungefähr  folgendermaßen: 

Ludwig  der  Fromme  .  .  .  1,23 — 1,99  g, 
die  meisten  über  1,50  g; 

Ludwig  der  Deutsche .  -  .  1,42 — 1,71  g; 

Karl  IIL  der  Dicke    .  .  .  1,22—1,85  g; 

Arnulf  V.Kärnten    ....  1,28— 1,89g; 

Ludwig  das  Kind 1,1 1 — 1,82  g; 

Karl  IL  der  Kahle  ....  1,17—2,11  g, 
die  meisten  über  1,50  g; 

Karl  der  Einfältige  ....  1,07—1,87  g; 

Odo 1,03—1,84  g. 

Seit  dem  9.  Jh.  schlug  man  auch  Obole. 
W<Jirtearl)iich  der  Kflnckiinde. 


Karl  der  Kahle  begann  durch  Verleihung 
des  Münzrechts  an  geistliche  Würdenträger 
das  Münzwesen  von  neuem  zu  zersplittern. 

Sächsisch -fränkische  Kaiserzeit :  Nach 
dem  Aussterben  der  Karolinger  wurde  in 
Deutschland,  wie  auch  in  den  übrigen  Län- 
dern des  ehemaligen  Reiches  Karls  des 
Großen  der  Münzfuß  der  Denare  zunächst 
beibehalten.  Das  wird  erst  seit  der  Mitte 
des  II.  Jh.s  anders.  Und  zwar  zwang  die 
rasche  wirtschaftliche  Entwicklung  in  den 
Niederlanden,  in  Flandern  und  in  Friesland, 
zu  leichteren  Denaren  überzugehen. 

Im  übrigen  Deutschland  fallen  die  Pfen- 
nige infolge  der  Kriege  Kaiser  Heinrichs  IV. 
im  Gewicht.  Schon  1061  gestattet  Hein- 
rich IV.  dem  B.  Heinrich  v.  Augsburg 
30  Pfennige  mehr  aus  dem  Pfunde  zu  schla- 
gen als  in  Regensburg,  das  i.  urkdl.  Zeugnis 
einer  Abweichung  vom  karolingischenMünz^ 
fuß:  »quod  in  libra  argenti  30  denarii  plus 
quam  in  illa  superius  nominata  moneta 
Ratisbonensi  monetentur«  (Jesse  no.  102). 
In  Speyer  geht  die  Verschlechterung  so 
weit,  daß  der  Stadt  vom  Kaiser  Heinrich  V. 
im  das  Aufsichtsrecht  über  <3Se  bischöf- 
liche Münze  übertragen  wird  (Jesse  no.  79). 
Es  behalten  das  alte  Gewicht  hauptsächlich 
nur  die  Kölner  Denare  (Abb.  141),  die  des- 
halb auch  besonders  im  Handel  geschätzt 
wurden  und  ein  weites  Umlaufsgebiet  be- 
saßen, während  sonst  der  Pfennig  im  we- 
sentlichen nur  da  galt,  wo  er  geprägt  wurde. 
Die  alten  Regensburger  Pfennige  hören  um 
1050  auf  (Abb.  142). 

In  der  Hohenstaufenzeit  sinken  die  Pfen- 
nige fast  durchweg  zu  »pfundigen  (librales)« 
herab,  d.  h.  es  werden  240  Stück,  die  bisher 
auf  ein  Gewichtspfund  gingen,  aus  der  Mark 
(=  ca.  a/3  Pfd.),  die  seit  dem  12.  Jh.  in 
Deutschland  aufkommt  (s.  Mark),  geprägt: 
das  Gewichtspfund  ist  zu  einem  Zählpfund 
geworden.  Das  Verhältnis  des  Kölner  De- 
nars, von  dem  160  Stück  auf  die  Mark 
gehen,  zu  den  anderen,  z.  B.  dem  nieder- 
ländischen (Nymwegen,  Maestricht)  von  ca. 
0,6  g  Gew.  und  12  mm  Durchmesser,  dem 
Aachener,  Trierer,  Speierer  usw.,  wird  da- 
durch I  :  2:  quatuor  leves  denarios  (Trevi- 
renses)  aut  duos  Colonienses  (1195,  J^se 
no.  II i)  oder  de  marca  cudentur  viginti 
quatuor  solidi,  duodecim  solidis  Colonien- 
sium    semper    equipollentes«    (1166   für 

9 


130 


DENAR 


Aachen,  Jesse  no.  I06).  In  Speier  sollen 
II 96  246  Pfennige  aus  der  rauhen  und  266 
Pfennige  aus  der  feinen  Mark  geprägt 
werden,  d.  h.  i  Stück  =  0,95  g  rauh  und 
0,87  g  fein,  die  Wetterauer  hatten  ein 
Gewicht  von  ca.  0,85  g  (Abb.  166  ff.). 

Es  kommen  jetzt  Bestimmungen  auf  wie 
i^denarii  in  bono  argento«  in  Konstanz 
I192,  »probate  monete«  1239,  »moneta 
usualis  et  dativa«  1238  in  Köln,  d.  h.  der 
gang  und  gäben  oder  guten  und  gültigen 
Münze.  In  dieser  Zeit  verändert  sich  auch 
in  einem  großen  Teil  des  Reiches  die  Gestalt 
der  Pfennige:  Seit  den  2^iten  Heinrichs  V. 
waren  sie  vielfach  zu  sogen.  Düimpfennigen 
(s.  d.)  geworden  und  wurden  jetzt  zu  Hohl- 
pfennigen (s.  d.).  Die  beiden  Münzarten, 
diese  wie  die  Dichtmünzen,  heißen  aber  so- 
wohl in  den  Urkunden  wie  auf  den  Münzen 
gleichmäßig  »denarii«  oder  »Pfennige«. 

Den  Münzaufschriften  »Bonus  denarius«, 
»ego  sum  denarius«,  »Gefri  denarius«  in  der 
sächsisch-fränkischen  Kaiserzeit  stehen  die 
auf  Brakteaten  in  der  Hohenstaufenzeit: 
»BernHardus  sum  ego  denarius«,  »Herodius 
denarius«,  »Waltherus  denarius  est  istuuc« 
usw.  gegenüber.  An  Stelle  von  denarius 
kann  auch  nummus  treten,  wie  z.  B.  »num- 
mus  Rodensis«. 

Im  13.  Jh.  sinkt  das  Gewicht  weiter 
und  nun  auch  der  Feingehalt:  ». .  imo  de 
die  in  diem  cudi  soleant  leviores,  pro  par- 
vissima  vi  flaminis  usque  quaque  vola- 
tiles«  (Halle  1276,  Jesse  no.  134). 

Besonders  gering  an  Gewicht  waren  in 
der  I.  Hälfte  des  13.  Jh.s  die  kleinen,  stum- 
men, nünder  starken  Denare  Elsässer  Art, 
dienuro,35gschwer  waren  und  einen  Durch- 
messer von  17  mm  hatten,  dann  die  so- 
genannten »Köpfchen«  (Durchschnittsgew. 
0,53  g,  s.  d.)  und  Maillenin  den  Niederlanden 
(diese  nur  0,40 — 0,44  g  wiegend)  sowie 
die  ostfriesischen  Schuppen  (Abb.  172, 174). 

Zu  dieser  Verschlechterung  trug  in  vielen 
Gebieten  die  Erneuerung  und  Verruf  ung  der 
Pfennige  bei.  Weiter  kam  dazu  die  große 
politische  Zerrissenheit,  die  in  der  Hohen- 
staufenzeit vorbereitet,  nach  ihrem  Unter- 
gangganz besonders  sich  geltend  machte,  im 
Münzwesen  durch  die  zahlreichen  Münzstät- 
ten von  kleinen  Dynasten,  die  in  dem  Münz- 
recht nur  eine  Steuerquelle  sahen.  In  Erfurt 
z.  B,  wurden  aus  der  rauhen  Mark  geprägt: 


II 50 260—270  Stück, 

ein  Stück  =  ca.  0,9 — 0,86  g; 

1200 320 — 330  Stück, 

ein  Stück  =  ca.  0,7  g; 

1250 430—440  Stück, 

ein  Stück  =  ca.  0,5  g; 

1300 600 — 700  Stück, 

ein  Stück  =«  ca.  0,4 — 0,3  g. 
V.  Posem-Klett,  Sachsen  M.  i.  M.A.  S.  6; 
s.  auch  den  Schluß  des  Artikels. 

Während  so  der  alte  Denar  immer  weiter 
in  seinem  Werte  sank,  stieg  bei  gesteigertem 
Handelsverkehr  das  Bedürfnis  nach  größe- 
ren Münzen.  Man  half  sich  teils  dadurch, 
daß  man  in  Anlehnung  an  den  englischen 
Sterling  das  Vierfache  des  Pfennigs  aus- 
prägte, so  den  Wittenpfennig  (s.  d.)  der 
Hansestädte,  die  schlesischen  quartenses 
(s.  d.),  den  Tiroler  Kreuzer  (s.  d.),  der 
allerdings  in  seiner  Heimat  ein  Zwanziger 
war.  Andererseits  aber  schlug  man  in 
Anlehnung  an  die  französischen  Turnosen 
das  Zwölf  fache  des  Pfennigs:  die  Groschen 
u.  Schillinge  und  im  Rheinland  und 
Hessen  die  Albus  (s.  d.),  doch  blieben 
eine  ganze  Reihe  von  Ländern  bei  der  aus- 
schließlichen Pfennigprägung,  so  Westfalen 
mit  seinen  Wewelinghöf  ern  und  Schwären. 
Hier  wurden  erst  sehr  spät  seit  dem  15.  Jh. 
Groschenmünzen  geprägt,  auch  in  Nieder- 
sachsen, wo  sie  erst  seit  der  Mitte  des 
15-  Jh.s  geschlagen  wurden  (lübeck. 
Schillinge  seit  1432)  und  in  Branden- 
burg, wo  der  Groschenschlag  erst  1463 
einsetzte. 

Auch  in  Süddeutschland  half  man  sich 
bis  an  das  Ende  des  14.  Jh.s  und  noch 
darüber  hinaus  mit  Pfennigen,  so  in  Fran- 
ken mit  Regensburgern  (s.  d.),  Erlangem 
(s.  d.),  Würzburgern  (s.  d.)  und  Schwarz- 
burgem  (s.  d.),  in  Schwaben  mit  den  Hellem 
(s.  d.,  Abb.  186),  die  auch  weit  über  ihr 
Ürsprungsgebiet  hinaus  eine  sehr  große 
Bedeutung  gewannen  und  in  den  Nachbar- 
gebieten überall  geprägt  wurden,  am 
Oberrhein  mit  den  Rappenpfennigen,  in 
Bayern  mit  schwarzen  Pfennigen,  in  Öster- 
reich mit  den  Wiener  Pfennigen,  die  erst 
1460  ihren  Wäbrungscharakter  verloren. 
Nur  in  den  Niederlanden,  im  Rheinland, 
in  Hessen,  in  (Ober-)Sachsen,  Böhmen 
herrschte  im  wesentlichen  die  Groschen- 
(s.  d.),  bzw.  Goldguldenmünze  (s.  d.). 


DENARE  AUGMENTABILES— DENARII  BANALES 


131 


Der  Pfennig  sank  zur  reinen  Scheide- 
münze, die  später  auch  in  Kupfer  aus- 
geprägt wurde,  erst  im  16.  Jh,  herab,  in- 
dem die  Währung  sich  nach  der  großen 
Silbermünze,  dem  Taler,  der  zuerst  auch 
denarius  genannt  wurde,  richtete. 

Tabellen  über  das  Sinken  des  Pfennigs, 
der  bis  ins  13.  Jh.  meist  15  lötig  war: 
in  Braunschweig-Lüneburg: 

Fd.  V.  Farve,  Bernhard  I.  (973— lOll) 

8  Stück  =  9,39  g,  I  Stück  ==  1,17  g; 
Bernhard  IL  (lOii — 1066)  9  Stück  = 
9,15  g,  I  Stück  =  1,08  g; 

Heinrich  der  Löwe,  Fd.  v.  Mödesse, 
Denargewicht  0,7  g — 0,82  g; 

2.  Hälfte  des  13.  Jh.s  und  später,  Fd- 
V.  Ausleben  und  Groningen,   Denar- 
gewicht 0,4  g— 0,63  g; 
'  seit  ca.   1300  336 — ^420  Stück  aus  der 

9  lötigen  Mark,  also  I  Stück  von 
0,7—0,56  g  Rauh-  und  0,39—0,32  g 
Feingewicht; 

Stadt  Braunschweig: 

141 3 — 141 S  nach  Ausgabe  des  »ewigen 
Pfennigs«.  360  Stück  aus  der  g^/%- 
lötigen  Mark,  also  ein  Stück  von 
0,65  g  Rauh-  und  0,39  g  Feingewicht; 

1461 — 1498  ein  Stück  von  0,61  g  Rauh- 
und  0,31  g  Feingewicht; 

1555  ein  Stück  von  0,54  g  Rauh-  und 
0,17  g  Feingewicht 
(Engelke  in  Berl.  Mbl.  1926  S.  396  ff.), 
in  Brandenburg: 

Albrecht  der  Bär  0,77 — 1,09  g; 

Otto  II.  Bahrf.  Nr.  72  0,968  g  (Durch- 
schnittsgew, von  100  ExempL); 

Albrecht  1205 — 1220  0,79 — l,Ol  g; 

Otto  IV.  1266 — 1308  0,56—0,89  g; 

Waldemar  1305— 13 19  0,46—0,77  g; 

Ludwig  I.  1323— 135 1  0,50—0,65  g; 

Friedrich  I.  141 5 — 1440  0,34  g  Rauh- 
und  0,17  g  Feingewicht; 

Friedrich  IL  1466  0,32  g  Rauh-  und 
0,12  g  Feingewicht; 

Joachim    I.    und   Albrecht    1499 — 1535 
0,32  g  Rauh-  und  0,09  g  Feingewicht, 
(nach  E.  Bahrfeldt,    Das  Mwesen  d. 
Mark.Brdbg.). 
In  Konstanz: 

Ludwig  der  Fromme  2,04  g; 

2,  Hälfte  des  9.  Jh.s  1,75  g; 

Salomon  IIL.892— 920  1,4  g; 

2.  Hälfte  des  10.  Jh.s  1,2  g; 


I.  Hälfte  des  II.  Jh.s  0,79  g; 
um  1120  0,5  g; 
um  1160  0,46  g; 
1230  0,44  g  rauh,  0,4  g  fein; 
1400  0,334  g  rauh,  0,223  g  fein; 
1499 — 1533  0,29  g  rauh,  0,129  g  fein 
(Cahn,  Bodenseegebiet  S.  379f.); 
in  Köln: 
Silbergehalt 

13.   Jh.s  bis   ca.    1280   1,315  g; 
1298— 1300  0,565  g; 
1326  0,36  g; 
1342  0,17  g; 
1370—78  0,084  g; 

1380—86  0,076  g  (Kruse,  Köln  S.  75). 
Vgl.  für  Lübeck  Grautoff  I  S.  264  ff.  u. 
Jesse,  Wendischer  Münzverein  S.  209;  für 
Basel  Harms  S.  205 ;  für  Straßburg  Cahn, 
M.  u.  Geldgesch.  d.  Stadt  Straßburg 
S.  44,  123- 

Den  französischen  Denar  s.  unter  Denier; 
den  italienischen  unter  Danaro;  den  spani- 
schen unter  Dinero;  den  portugiesischen 
unter  Dinheiro ;  den  englischen  unter  Penny. 

Su. 
Denarii  augmentabiles  s.  Okelpenninge. 
Denarii  antfqul,  d.  veteres,  d.  novi.  Der 
Zusatz  bezeichnet  zunächst  nicht  das  Alter, 
sondern  das  Vorhandensein  oder  den 
Mangel  von  Münzeigenschaft,  denarii  novi 
sind  Pfennige,  die  noch  Münzeigenschaft 
haben,  denarii  antiqui  haben  diese  durch 
Münzverrufung  (s.  d.)  eingebüßt,  sind  nur 
noch  Metall  oder  Ware;  nur  in  den  Nachbar* 
ländem  laufen  beliebte  Pfennige  aber  häufig 
auch  nach  der  Verrufung  weiter  als  Münzen 
um,  so  z.  B.  die  Friesacher;  in  Helmstedt 
treten  seit  etwa  1360  an  die  Stelle  der  gleich- 
wertigen in  H.  geprägten  Pfennige  die  alten 
(verrufenen)  Braunschweiger  Pf.,  z.  B.  i.  J. 
1444  heißt  es:  »ses  olden  Brunswickeschen 
pennigen  Helmstedischer  weringe«.  — 
Luschin  in  Hoops  Real-Lex.  unter  »Denar« 
§  6  u.  in  A.  M-K.»  S.  ^l,  280;  Engelke  in 
Z.  f.  N.  34  S.  131  f.  Su. 

Denarii  banales  sind  Pfennige  der  Bane 
von  Slawonien,  die  diese  in  Agram  und 
Pakrac  unter  den  ungarischen  Königen 
prägen.  Die  Karls  L  Robert  von  Ungarn 
(1308 — 1342)  tragen  neben  den  königlichen 
die   Initialen  des  Banus. 

Urkundlich  treten  denarii  banales,  die 
auch  in  ganz  Ungarn  Umlauf  hatten,  zum 

9* 


132 


DENARn  SLAVICALES— DENGA 


erstenmal  1272  auf.  Die  ältesten  slawoni- 
schen  Münzen  sind  unter  König  Bela  IV. 
(1235 — 1270)  geprägt.  Die  letzten  von 
dem  Banus  Nicolaus  Se6  (1346 — ^48)- 
Typus:  Vs.  Marder,  Umschrift  +  Moneta 
regis  p(er)  Slav(oniam);  Rs.  zu  S.  eines 
Patriarchenkreuzes  die  einander  zuge- 
wandten Köpfe  des  Königs  und  der 
Königin.  —  Nuber,  Beitrag  zur  Chronologie 
Slavonischer  Münzen,  Wien  1899  in  Wiss. 
Mitt.  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina  VI. 
Bd.  1899;  Menadier,  D.  M.  I  S.  130.    Su. 

Denaril  slavicales  sind  mecklenburgische 
u.  pommersche  Pfennige,  s.  insbesondere 
Vinükenaugen.  Su. 

DenarismuSy  BYjvaptcjfioc  =  Rechnung 
nach  Denaren.  Die  Belegstelle,  Hultsch, 
Metrol.  scr.  I  S.  267:  96XX1C  860  Xeirci 
TiOLxä  TÖv  8T]vapia[jL<5v,  aXX'oö  xaxi  tov  dp^fo- 
piO[jL(5v  ist  nicht  näher  verständlich,  vgl. 
Mattingly,  Roman  coins  1928  S.  231.     R. 

Denaritts  argenteus  lautet  die  Aufschrift 
des  Talers  zu  18  Ferding,  den  die  Stadt 
Riga  1573  prägte.  —  Hütten -Czapski  III, 
6315.  Su. 

Denariiis  perpeiuus  =  ewiger  Pfennig, 
siehe  unter  Münzverrufung.  Su. 

Denarius  provislonalis  (provisinus)  ist 
zunächst  der  Denar  von  Provins.  Die  erste 
Ausgabe  erfolgte  hier  im  10.  und  II.  Jh. 
infolge  der  Handelsverbindung  mit  Sens. 
Auf  diesen  Pfennigen  befindet  sich  ur- 
sprünglich ein  »Odo  re(x)«  in  zwei  Zeilen 
im  Felde.  Dieses  Re  formt  sich  im  Laufe 
der  Zeit  zu  einem  Kamm,  dem  redenden 
Wappen  der  Grafschaft  Champagne  (peigne) 
=  peigne  im  champ  und  das  ist  der  Type 
Provinois  (Engel-Serrure  II  S.  477  f.)  (s. 
Abb.  ISS).  Die  Denare  der  Grafen  ITieo- 
bald  IL  (1125 — ^52),  Heinrich  I.  (11 52 — 
1180)  und  Heinrich  IL  (1180 — 1197)  kamen 
durch  die  Messen  von  Provins  in  der  2. 
Hälfte  des  12.  Jh.s  in  Rom,  wo  seit  1050 
jede  Prägung  aufgehört  hatte,  in  Umlauf, 
wo  vorher  der  Paveser  Denar  die  Hauptrolle 
gespielt  hatte.  Um  1184  prägte  dann  der 
römische  Senat  selbst  Provisini,  nur  auf  der 
Vs.  statt  des  Kreuzes  ein  S  (=  Senatus) 
zwischen  einem  wachsenden  Mond  und 
Stern  über  dem  Kanmi  und  mit  der  Um- 
schrift: Roma  Caput  mundi,  atif  der  Rs.  ein 
Kreuz,  i.  d.  W.  Zeichen,  Umschrift:  Senatus 
P.  Q.  R.     Der  alte  Provisinus  der  Cham- 


pagne hatte  ein  Feingewicht  von  0,49  g^ 
der  des  Senats  einen  von  0,36  g  (334/iooo), 
50  Schillinge  auf  die  Mark  [?].  Unter  Karl 
von  Anjou,  der  als  Senator  von  Rom  (1265 
bis  1285)  Provisini  prägte,  wurden  diese 
stark  verschlechtert:  zuerst  303,82,  1270 
283  und  264,  1280  194,45,  1285  170,14 
Tausendteile  fein. 

Cola  di  Rienzi  prägte  1347  einige  Provi- 
sini mit  dem  Titel  Almus  Tribunatus. 

Der  Typus  mit  dem  Kamm  hörte  auf 
unter  dem  Pontifikat  Eugens  IV.  (1431 
bis  1447),  der  eine  Münzreform  durchsetzte. 
—  Capobianchi,  Le  monete  del  senata 
Romano  1 184— 1439,  Archivio  della  R.  So- 
cietä.  Romana  di  storia  patria  vol.  18  (1895) 
u.  vol.  19  (1896).  Su. 

Denaro  s.  Danaro. 

Dfoeraly  französisches  Münzgewichts- 
stück (s.  Münzgewichtsstücke).  S. 

D^nezka  (demin.  von  Denga,  s.  d.) 
ist  das  in  Rußland  von  1849 — 1867  ge- 
prägte kupferne  Va -Kopekenstück  mit 
Monogramm,  Rs.  Wertangabe,  2,55  g  schwer 
und  18  mm  groß.  B. 

D£neznik  hieß  wohl  im  Rußland  des. 
XV.  Jh.  der  Münzpächter  und  Meister,, 
der  auch  Livec  (Gießer)  genannt  wurde. 
Bis  1535  fehlen  uns  beinahe  jegliche 
Nachrichten  über  die  Organisation  der 
Münzprägung,  doch  scheint  sie  bis  dahin* 
eine  private  Unternehmung  unter  staat- 
licher Kontrolle  gewesen  zu  sein.  Auf 
einigen  Münzen  sind  uns  die  Namen  der 
Meister  erhalten  (Alexander,  Zamanin,. 
Fedot,  Aristoteles).  Seit  1535  wurde  in 
Moskau  ein  staatlicher  Münzhof  errichtet 
und  seitdem  hat  wohl  die  private  Initiative 
aufgehört  (vgl.  Denga).  Fürs  17.  Jh. 
sind  dann  auch  die  Namen  der  Angestellteni 
je  nach  ihrer  Beschäftigung  besser  be- 
kannt. —  Cii&ov  in  Sbornik  statej  v  ßest' 
grafini  Uvarovoj  (1916);  K  istorii  dene2- 
novo  proizvodstva  na  Rusi,  S.  A,  bes.  41. 
Vgl.  Tolstoj,  Novgorod,  17  (Dopeltzovskaja. 
Numismatika  I).  B. 

D£nga  oder  D6n'ga,  vom  Mongolischen 
tengah,  ist  die  seit  dem  letzten  Viertel  des 
14.  Jh.s  geprägte  russische  Silbermünze^ 
welche  ursprünglich  0,93  g  wog  imd 
Vioo  des  ostrussischen  (nizovyj)  Rubel- 
barrens  (s.  Rubel  und  Barren,  russ.  VIII 
und  IX)  ausmachte,  —  Die  sprachliche 


d6nga 


133 


Abstammung  s.  PreobraÄenskij,  Etimolo- 
gißeskij  slovar';  Markov,  Russk.  numis- 
matika,  24;  Fraehn,  De  origine  vocabuli 
rossici  »Den^gi«. 

Der  offiziellen  Münzprägung  ging  wohl 
eine  anonyme  Nachahmung  tatarischer 
Dirhems  voraus,  worauf  die  auf  russ.  Weise 
geprägten,  mit  entstellten  arabischen 
Schriftzügen  versehenen  Münzen  hinweisen. 
—  Frähn,  VII  prisuidenije  uöre2dennych 
P.  N.  Demidovym  nagrad  17.  April  1838; 
Ci2ov,   Drozdovskij  klad  (1922),    S.  13. 

Das  genaue  Jahr  und  der  Grund  der 
Wiederaufnahme  der  Münzprägung  in  Ruß- 
land (s.  Serebrennik),  ja  sogar  die  Person 
des  Großfürsten,  der  sie  begonnen,  sind 
strittig.  Die  Prägung  hängt  wohl  mit  dem 
patriotischen  Aufschwung  und  der  Zu- 
nahme des  Selbständigkeitsgefühls  zu- 
sammen, die  1380  den  Großfürsten  von 
Moskau  und  von  Ganzrußland  (»Vseja 
Rusi«)  Dimitrij  (1362 — 1389)  zu  einem 
siegreichen  Kampf  gegen  die  Tataren  an- 
spornte. Der  Rückschlag,  der  darauf  folgte, 
zwang  zwar  den  Großfürsten  auf  seine 
Münze  auch  den  Namen  des  neuen  Gross- 
chans Tochtamyä  neben  den  seinigen  zu 
setzen,  hielt  jedoch  die  weitere  Münz- 
prägung nicht  auf,  die  nun  auch  von  den 
anderen  Großfürsten  und  Teilfürsten  auf- 
genommen wurde.  —  Vgl.  Tolstoj  in  Zap. 
Num.  Otdel.,  I4,  S.  151— 152  und  II,  70  ff. 
Dagegen  Or^nikov  in  Sbornik  III,  175  ff., 
der  die  ökonomische  Bedeutung  in  den  Vor- 
dergrund stellt,  und  Kaufman,  Rubl',  34 — 
36,  der  die  Münzprägung  in  die  Jahre  nach 
1382,  die  Zeit  des  Rachezuges  von  Tochta- 
mys  setzt  und  sie  von  Anfang  an  als  auf  Be- 
fehl von  Saraj  aus  zum  Zeichen  der  Vassalität 
und  Unterwerfung  unternommen  darstellt. 

Geprägt  haben  außer  den  Großfürsten 
von  Moskau,  deren  Münze  nach  der  end- 
gültigen Einigung  Rußlands  unter  Ivan  III. 
(1462 — 1505)  zur  alleinigen  russ.  Münze 
wird,  die  Teilfürsten  von  Moskau  in: 
Gäliö,  1389— 1453;  Serpuchöv,  13S8— 1483; 
Mo24jsk,  1389 — 1462;  Dmitrövsk,  1389 
bis  1428;  Ver^ja,  1432—1485.  Die  Fürsten 
von  Rostöv,  — 1474  (beider  Linien);  die 
Fürsten  von  Jarosläv,  — 1463;  die  Groß- 
fürsten von  Süzdal'  und  Niänij-Növgorod, 
1365 — 1418  (vgl.  die  Kontroverse  zwischen 
Tolstoj  und  Oränikov  in  op.  cit.) ;  die  Groß- 


fürsten von  R'azdn',  vielleicht  schon  seit 
1350,  sicher  1427 — 1450,  wozu  die  Denga 
von  Spask  kommt;  die  Großfürsten  von 
Tver',  1399— 1486,  und  auch  nach  der 
Vereinigung  mit  Moskau  als  Apanage 
nach  1490;  die  Teilfürsten  von  Tver':  in 
Gorod6n\  1399— 1461;  in  Kdiäin,  —1461; 
in  MiküHno,  um  1430 ;  in  DorogobuiS,  um 
1410;  die  Stadtrepubliken  von  Novgorod, 
1420 — 1478;  von  Pskov,  1424/25— 1510 
(s.  Novgorodka  und  Pskovka)  und  von 
Növyj  Torg  oder  Toriök  um  1478.  — 
Die  Hauptarbeiten  sind:  Certkov,  Opisanije 
drevnich  russkich  monet,  1834 — 1842; 
OreSnikov,  Russkije  monety  do  1547  goda 
(Katalog  des  russ.  hist.  Mus.  in  Moskau, 
1896);  Gutten-Capskij,  Udel'nye,  veli- 
kokn'aieskije  i  carsldje  den'gi  drevnej 
Rusi,  1875;  Iljin,  Topografija  drevn.  r.  m.  i 
monet  udel'novo  perioda,  S.  19  ff.  (1924). 
Vgl.  Chaudoir,  108 — 136;  auch  Sammlung 
Reichel,  Schubert.  Wichtige  Ergänzungen 
von  Oreänikov  und  CüSov  in  Trudy  und 
Sborniki  M.   Num.  Gbäc. 

Nach  großrussischer  Fabrik  wurden  zu 
gleicher  Zeit  auch  die  Münzen  in  den  west- 
russ.  Fürstentümern  von  Cemigov  und 
Kijev  geprägt,  die  aber  von  Littauen  ab- 
hingen. —  Vgl.  Iljin  in  Szvestija  Akademii 
istorii  Mater.  Kul'tury  I B,  Nn  2,    S.  9. 

Wegen  der  vielen  auf  den  Münzen  vor- 
kommenden gleichnamigen  Fürsten  und 
der  einzigartigen  Prägeweise  bei  geringem 
Umfang  des  Schrötlings  (s.  Tropfkopeke) 
ist  die  russ.  Numismatik  von  etwa  1380 
bis  1490  eines  der  kompliziertesten  Kapitel 
dieser  Disziplin  und  verweist  daher  eine 
Menge  von  Münzen  unter  die  Rubrik  der 
Unbestimmten.  Dabei  bietet  aber  der 
Reichtum  der  Münzbilder,  besonders  in 
der  Zeit  zwischen  1425 — 1462,  eine  reiche 
Fundgrube  für  die  mittelalterliche  Sym- 
bolik, die  den  böhmisch-bayrischen  Zyklus 
bei  weitem  übersteigt.  Neben  rein  sym- 
bolisch-phantastischen Darstellungen,  wie 
z.  B.  der  Kampf  mit  dem  Löwen,  der 
Kentaur  und  der  Vogel  Syrings,  treffen 
wir  den  heraldischen  Leoparden,  sym- 
bolisch-historische Szenen  der  Entgegen- 
nahme von  Gaben  seitens  des  Fürsten, 
Szenen  aus  dem  täglichen  Leben,  wie  die 
fürstliche  Falkenjagd  vaxd  auch  die  Be- 
strafung der  Falschmünzer.  Die  Erklärung 


134 


D^N^GI— DENIER 


der  Münzbilder  ist  bis  jetzt  ein  noch  kaum 
beschrittenes  Gebiet,  wie  übrigens  auch 
die  Frage  nach  der  Abstammung  nur  mit 
einem  Hinweis  nach  Westen  und  Osten  hin 
beantwortet  werden  kann.  —  Vgl.  Tolstoj 
undKondakov,  Russkije  drevnosti  v  pam'at- 
nikach  iskusstva,  VI  B;  Markov,  Russkaja 
Numismatika,  44  ff.  und  Zapiski  Num. 
Otd.  I  4,  S.  l;  Or^nikov,  Trudy  II,  87 
und  III,  108. 

Die  Aufschriften  der  D.  bestanden  für  ge- 
wöhnlich aus  demWortePecat*  (s.  d.,  =  Sie- 
gel) und  dem  Namen  des  betr.  Fürsten, 
begleitet  meistenteils  nach  russ.  Brauche 
vom  Vatersnamen;  seltener  trifft  man  den 
Hinweis  auf  das  Fürstentum,  manchmal 
die  Namen  der  Münzmeister  (s.  Dene^nik, 
wo  einiges  über  den  Münzbetrieb). 

Mit  Ivan  HL  (1462 — 1505)  wird  das 
Münzbild  der  D.  auf  ganz  wenige  Typen 
reduziert,  und  neben  ihr  die  schwer- 
wiegende Novgorodka  als  ihr  Doppeltes 
geprägt.  Das  gewöhnliche  Münzbild  ist 
nun  der  galoppierende  Großfürst  mit  ge- 
schwungenem Säbel  auf  der  Hs.  und  die 
4  zeilige  Aufschrift  WCn/oftAPb/  BCSAP/ 
YCM  auf  der  Rs.  (»Herrscher  von  Ganzruß- 
land)«.   Vgl.  auch  Pulo. 

Nach  der  Reform  von  1535  (s.  Rubel) 
verbleibt  dieser  letzte  Typus  mit  ge- 
schwimgenem  Säbel  der  D.,  wobei  sich 
nun  der  Großfürst  seit  1547  immer  auch 
Zar  auf  der  Rs. -Aufschrift  nennt. 

Die  D.  wird  daher  im  Alltagsleben  nicht 
nur  nach  ihrem  Gewichte  Moskovka  (s.  d.), 
sondern  auch  meJSevaja  D.  (Schwertmünze) 
oder  auch  SabPanica  (Säbelmünze)  im 
Gegensatz  zur  Kopejka  (Speermünze,  s. 
Kopeke)  genannt.  Das  Volk  rechnete  bis 
zum  18.  Jh.  immer  nur  in  D.,  trotz 
ihrer  geringen  Ausprägung  und  dem 
Wunsche  der  Regierung,  die  Steuern  in 
Kopeken  zu  berechnen  (vgl.  Kaufman, 
Rubl',  68  ff.). 

Von  1700— 1828  wird  die  D.  beinah  jähr- 
lich (sie  fällt  aber  1719 — 1730  ganz  aus)  in 
Kupfer  geprägt,  wobei  die  Münzbilder 
gleich  den  anderen  Kupfermünzen  gewöhn- 
lich Doppeladler  und  Wertangabe,  aber 
auch  St.  Georg  und  Monogramm,  oder 
Monogramm  und  Wertangabe  sind.  — 
Auch  3  Denga  =  i  Para  (s.d.).  —  In 
den  Jahren  1701,   1702,   1704,   1713  und 


1714  wurde  ein  lo-Dengastück  in  Silber 
geprägt,  =  s  Kopeken.  —  Großfürst 
G.  M.,  Peter  L,  Tf.  V  24—26;  Chaudoir, 
PI.  19  N.  5.  —  Das  allmähliche  Schwinden 
der  D.  aus  dem  Gebrauch  wird  1828  durch 
das  Aufhören  der  Prägung  der  D.  besiegelt, 
imd  die  Benennung  von  1849  des  Va-Ko- 
pekenstücks  »DeneiSka«  (s.  d.)  ist  rein 
künstlich.  B. 

Däl^gi,  plur.  vonDen^ga  oder  Denga  (s.  d.) 
ist  im  Russischen  seit  der  Mitte  des  16.  Jh.s 
der  einzige  Ausdruck  für  Geld,  wurde 
aber  auch  schon  am  Ende  des  15.  Jh.s  in 
diesem  Sinne  gebraucht.  —  Sreznevskij  I, 
652;  Kaufman,  Rubl*,  i  u.  11-12.        B. 

Denier,  der,  ist  die  französische  Sprach- 
form des  Denars.  Dieser  wurde  nach  dem 
Aussterben  der  Karolinger  von  den  Kape- 
tingern  und  zahlreichen  Feudalherren 
weitergeprägt.  Die  ältesten  von  Hugo 
Kapet  wiegen  1,30  bis  1,20  g  und  haben 
"/la  Feingehalt,  seit  der  Mitte  des  11.  Jh.s 
sind  die  deniers  pfundig,  d.  h.  240  Stück 
gehen  auf  die  feine  Mark.  Ursprünglich 
haben  die  Könige  hauptsächlich  den  denier 
Parisis  geprägt,  der  sich  unter  Philipp  IL 
August  (1180 — 1223)  den  ganzen  Norden 
und  einige  Provinzen  des  zentralen  Frank- 
reichs erobert.  Sein  Typus  (s.  Abb.  152) 
war  seit  Ludwig  IL  (1108— 1137):  Vs. 
FRA/NCO(rum  rex)  oder  FRA/ODN  in 
zwei  Zeilen,  Rs.:  Kreuz;  so  wird  er  später 
auch  von  Heinrich  VI.  von  England  (1422 
—53)  in  Paris  geschlagen.  Nachdem  Phi- 
lipp IL  August  1205  dieTouraine  erworben 
hatte,  trat  in  Wettbewerb  mit  dem  parisis 
der  denier  Toumois  (s.  Abb.  153)  mit  dem 
Stadtbild  von  Tours  auf  der  einen  Seite,  mit 
dem  Feinheitsverhältnis  zum  d.  P.  von  5  zu 
3,6  und  dem  Rechnungsverhältnis  von  5 
zu  4  (urkdl.  zuerst  1226).  Der  denier  Parisis 
wurde  unter  Philipp  August  zu  200  Stück 
aus  der5/ia  feinen  Mark  von  Paris  (244, 7  5  g) 
geschlagen,  war  also  ein  Stück  von  1,22  g 
Rauh-  und  0,509  g  Feingewicht,  der  denier 
Toumois  zu  192  Stück  auf  die  3  d.  I& 
Grän  feine  Mark  von  Tours  (233,6  g),  ein 
Stück  also  von  i,i6  g  Rauh-  und  0,365  g 
Feingewicht.  Dieser  Pfennig  erlangte  eine 
noch  viel  größere  Bedeutung  wie  der 
Parisis,  wurde  er  doch  auch  außerhalb 
Frankreichs  z.  B.  in  den  Kreuzfahrer- 
staaten geprägt. 


DENKMÜNZEN— DERKETO 


135 


Beide  Deniers  haben  seit  1262  im  ganzen 
Königreich  Umlauf,  während  die  Feudal- 
münzen auf  ihren  Bezirk  beschränkt  blie- 
ben. Es  sind  von  diesen  u.  a.  zu  nennen: 
derMansois  und  der  Toulousain,  beide  gleich 
2  d.  t.  gesetzt,  der  Angevin  (s.  d.),  der  Mar- 
goillois  in  der  Grafschaf t  Melgueil,  derVien- 
nois  (s.  d.),  der  Bourdelois  von  Bordeaux, 
der  Poitevin  (s.  d.)  und  der  Pugeois  (s.  d.), 
beide  später  vielfach  in  der  Bedeutung  eines 
y4  d.  t.,  der  Art6sien,  der  Chartain  usw. 
(s.  Abb.  154—159). 

Das  Königtum  hat  neben  seinen  beiden 
Pfennigsorten,  deren  Bedeutung  seit  der 
Prägung  der  Turnosen  1266  stark  sank,  den 
Nimois  unter  Ludwig  IX.  (1266 — 1270), 
gleich  2  d.  t.,  den  Toulousain  unter  Philipp 

III.  u.  IV.  (1270— 1314),  den  Bourgois  (s.  d.) 
fort  und  B.  neuf  oder  simple  unter  Philipp 

IV.  geprägt.  Diese  beiden,  1311 — 1313 
geprägt,  im  Werte  von  2%  d.  t.  und  i  V4  d.t., 
wurden  in  allen  königlichen  Münzstätten 
geschlagen.  Philipp  IV.  schuf  auch  den 
Double  Parisis  und  den  Double  Tournois, 
den  einen  zu  162  Stück  auf  die  5  d.  10  Grän 
feine  Mark,  den  anderen  zu  170  Stück  auf 
die  4  d.  18  Grän  feine  Mark,  also  l  Stück 
von  1,51  g  bzw.  1,44  g  Rauh-  und  ca.  0,7  g 
bzw.  0,57  g  Feingewicht. 

Im  15.  Jh.  hört  die  Prägung  der  Deniers 
und  Doubles  Parisis  auf,  die  Deniers  werden 
zuletzt  unter  König  Ludwig  XL  (1461 — 83) 
imd  Karl  VIIL  (1483—98)  als  Almosen- 
pfennige geschlagen. 

In  diesem  Jh.  erwerben  die  französischen 
Könige  eine  Reihe  von  Feudalfürstentümern 
und  lassen  in  diesen  die  bis  dahin  übliche 
Landeswährung  bestehen;  sie  schlagen  in 
Bordeaux  seit  1456  den  denier  Bourdelois 
(=  3/5  d.  t.),  welcher  noch  von  Franz  I.  (i  5 1 5 
— 1547)  weiter  geprägt  wurde,  in  der  Pro- 
vence, die  1481  an  die  Krone  kam,  seit 
Ludwig  XL  (146 1 — 1483)  den  patard  oder 
patac  und  den  denier  coronat  (=  ly»  d.  t.), 
in  der  Bretagne,  die  149 1  an  die  Krone  kam, 
den  denier  ä  Thermine  (=  V5  d.  t.)  u.  a. 

Deniers  und  Doubles  Tournois  in  Billon 
hat  noch  Karl  IX.  (1560 — 1574)  geschlagen, 
seit  Heinrich  IIL  waren  sie  aus  Kupfer,  so 
zuletzt  die  von  Ludwig  XIV.  v.  d.  J.  1648/ 
49-  —  Blanchet  II  passim.  Su. 

'  Denkmfinzen  sind  M.,  die  außer  dem  Um- 
laufszwecke auch  der  Erinnerung  an  ein 


bestimmtes  Ereignis  gewidmet  sind;  sprach- 
gebräuchlich auch  für  Medaillen  verwendet, 
die  nur  dem  Zwecke  der  Erinnerung  dienen. 
Vgl.  unter  Geschichtsmünzen.  R. 

Denninge  sind  nach  Art  der  russischen 
Tropfkopeken  geprägte  sogenaimte  »Reu- 
terpfennige«, die  im  Werte  von  4-  und  2- 
Schilling  Lübsch  von  König  Christian  IV. 
von  Dänemark  in  Glückstadt  (um  1622), 
von  Friedrich  III.  von  Schleswig -Holstein - 
Gottorp  (1616 — 1659),  von  Johann  dem 
Jüngeren  von  Schleswig-Holstein-Sonder- 
burg (1564 — 1622)  1620 — ^22  und  von  dem 
Erzbischof  von  Bremen  Johann  Friedrich 
von  Schleswig-Holstein-Gottorp  (1596 
— 1634)  geprägt  wurden.  Auf  der  einen 
Seite  befindet  sich  meist  ein  Reiter  oder  auch 
ein  Nesselblatt,  auf  der  Rs.  Schrift  in  mehre- 
ren Zeilen.  Wahrscheinlich  werden  diese 
Münzen  für  den  Handel  mit  Rußland  be- 
stimmt gewesen  sein,  da  sich  wohl 
der  Name  Denninge  von  Denga  ableitet, 
deren  Form  sie  haben,  wie  denn  auch  einige 
russische  Schrift  tragen.  —  Friedensburg, 
Münzgesch.  S.  88;  Wilcke,  Montvsesenet 
S.  35  f.,  43.  Su. 

Denzn&ky  richtig  dene^nyj  znak  (Geld- 
zeichen) ist  die  in  Rußland  für  das  Papier- 
geld seit  1920  aufgekommene  Benennung, 
die  besonders  in  der  Zeit  der  rapiden  Infla- 
tion von  1923 — 1924  im  Gange  war.      B. 

Depotfunde  nennt  der  Prähistoriker  Mas- 
senfunde von  Metallgerät,  die  frei  oder  in 
einer  Umhüllung  oder  einem  Gefäß  gefun- 
den werden;  sie  sind  geldgeschichtlich 
wichtig,  insofern  sie  unter  gewissen  Um- 
ständen als  Geldschätze  zu  gelten  haben.  — 
Ebert,  Reallex.  II  S.  362;  IV  S.  229/30.  R. 

Depozitka,  russischer  Volksausdruck  für 
depozitnyj  bilet,  ursprünglich  Kassen- 
scheine zu  3,  5,  10,  25,  50  und  100  Rubel 
von  1839 — 1841,  die  in  klingender  Münze 
eingelöst  werden  sollten  und  den  Über- 
gang zur  konstanten  Silberwährung  in 
Rußland  erleichtem  sollten  (s.  Assignacija). 
Sie  wurden  schon  1843  gegen  neues  pa- 
piernes  Kreditgeld  (s.  Kreditka)  einge- 
wechselt, aber  liehen  .letzterem  im  Volks- 
munde  noch  für  lange  Jah^e  ihren  Namen. 
—  Kaufman,  Rubl',  I99  ff-;  Ci^ov  in 
Sbornik  III,  15  ff.  B. 

,  DerketOy  Name  einer  §yr.  Göttin;  s.  unter 
Atergatis.  R- 


136 


DESIGNATUS— DEUT 


Deslgnatus  hieß  der  neugewählte  röm. 
Beamte  von  seiner  Wahl  bis  zum  Amts- 
antritt; auf  M.  kommt  dieser  Zusatz  beson- 
ders beim  Konsulat  vor,  z.  B.  M.  Antonius 
COS.  iter(um)  design(atus)  tert(ium);  nur  aus 
den  Zuständen  der  Übergangszeit  zu  er- 
klären ist  die  Designierung  gleich  zu  mehre- 
ren Konsulaten:  cos.  desig.  iter.  et  tert. 
(M.  Antonius);  auch  die  Kaiser  erwähnen 
ihre  Designation  zum  Konsulate  oft;  vgl. 
unter  Consul.  Auch Pr(aetor)  und  Q(uaestor) 
desig(natus)  erscheint  hie  und  da  auf  röm.- 
republ-M.  —  Abk.  DES,  DESIG.  Griech. 
(JicttToc  dTroSeBsiYfisvof  =  cos.  desig.  im 
Titel  des  Kaisers  oder  einmal  auch  eines 
Provinzialstatthalters  (Philippopolis).      R. 

Designattts  rex  nannten  sich  Gustav  IL 
Adolf,  Christine  und  Karl  XL  von  Schweden 
auf  ihren  vor  ihrer  Krönung  geprägten 
Münzen:  »d.  g.  designat(us)  rexSueciae  et 
princeps  haer(editarius)  «.  Su. 

DespoteSy  griech.  Ssawi'njc  ==  der  Herr- 
scher, Titel  der  byz,  Kaiser  auf  M.,  zuerst 
Leo  III.  und  sein  Mitkaiser  Constantinus 
V.,  dann  der  Thronerbe  unter  Nicephorus  L 
(802—811),  Michael  L,  Leo  V.  usw.  im  Ge- 
gensatz zum  regierenden  ßacjiXeöc.  Von  Ro- 
manus I.  an  erscheint  D.  in  Byz.  und  den  sich 
aus  ihm  bildenden  Reichen  einschließlich 
Epirus  und  Serbiens  einfach  als  Herrscher- 
titel. —  B.  M.  C.  Byz.  S.  XL  m.  A.;  Berl. 
M.-B1.  1900  S.  2815.  —  Despota  Sami 
nennt  sich  der  Fürst  der  Moldau  Jakob 
Herakleides  1561/63.  — AscJitoiva  (SeaTUDva, 
SsffTTOivTj)  =  Herrin  heißt  auf  M.  die  Mutter- 
gottes und  die  Kaiserin,  z.  B.  mehrere  Theo- 
doren (842/56  und  1055/6  n.  C).         R. 

Destinatus  Imperator  =  der  zum  Kaiser 
bestimmte,  heißt  auf  röm.  M.  Caracalla  als 
Prinz.  R. 

D(e)  s(tta)  p(ecttnia)  hinter  dem  Namen 
eines  Quattuorvirn  der  röm.  Kolonie  Cirta 
bedeutet  Üemahme  der  Kosten  der  Prä- 
gung durch  diesen.  R. 

Desultor  s.  Athleten. 

Deunx,  röm.  Maß-  und  Gewichtsbezeich- 
nung =  das  Ganze  minus  einer  Unze  =  ^y^ 
des  Ganzen.  Als  M.  nicht  ausgeprägt.  — 
R.E.  VS.276.  R. 

Deus,  Nebenform  von  divus,  lat.  =  Gott, 
Gottheit,  weibl.  dea,  sowohl  allgemein  wie 
mit  Bezug  auf  bes.  Gottheiten  gebraucht. 
Auf  röm.  M.  steht  es,  wenn  der  Name  der 


Gottheit  eigentlich  ein  Appellativum  ist,  so 
dei  penates  auf  M.  des  C.  Antius  C.  f.  — 
vgl.  d(i)  p(ublici)  p(enates)  auf  M.  des  C. 
Sulpicius  C,  f.  —  und  in  der  Kaiserzeit 
dii  nutritores,  dis  auspicibus  (d.  h. 
Hercules  und  Liber),  coniugalibus,  custodi- 
bus,  genitalibus,  genitoribus,  di  patrii 
(gleichfalls  Hercules  und  Liber)  oder  als 
Apposition  zu  wirklichem  Namen  der  Gott- 
heit, wie  deo  Vulcano,  deo  Marti,  deae 
Segetiae  auf  M.  des  valer.  Hauses,  deae 
sanc.  Cereri,  dea  Isis  Faria  (usw.),  deo 
(bzw.  deo  sancto)  Nilo  und  Sarapidi  (usw.) 
bei  den  anonymen  M.  der  Zeit  des  lulianus 
Apostatausw.,  deoAugusto  auf  Gold-M.  des 
Gallienus  beim  Kaiserbildnis  der  Rs.  Auf 
kolonialen  M.  erscheint  z.  B.  dei  Amfilochi, 
deo  Aesc(ulapio)  oder  Cupidini.  —  Im 
Kaisertitel  führen  Aurelianus  und  Carus 
die  Worte  deus  et  dominus,  vgl.  unter  Do- 
minus. —  Der  Titel  dei  gratia,  griech.  Ix 
fteoü,  zuerst  bei  Constantin  V.,  &eoü  ^apttos 
bei  Manuel  IL  und  Johannes  VIIL,  ist  erst 
mittelalterlich  (s.  Dei  gratia).  DEVS  REX 
kommt  auf  einer  merowingischen  Münze 
vor.  Vgl.  unter  Divus,  Dominus  und 
Theos.  —  Bernhart,  Hdb.  S.  59,  163/165; 
B.  M.  C.  Byz.  S.  672/3;  Head,  H.  N». 
S.  921.  R. 

Deusken  =  Deut;  s.  d. 

Deut  (holländisch:  Duit),  kleinste  neu- 
zeitliche Kupfermünze  der  Niederlande  zu 
2  Pfennig  oder  Vs-Stüver  (s.  d.)  von  sehr 
verschiedenem  Gepräge  (Abb.  335).  Da  er 
in  den  benachbarten  Landen  am  Ende  des 
17.  Jh.s  sehr  viel  nachgemünzt  worden  war 
—  auch  von  Brandenburg  war  es  in  Cleve 
1669  bis  1697  geschehen — ,  so  wurden  alle 
alten  1701  verboten  und  neue  geschlagen, 
die  sorgsameres  Gepräge  trugen,  die  alten 
aber  auf  einen  Pf ennig  herabgesetzt,  jedoch 
ohne  Erfolg.  Die  Deute  wurden  in  gewaltigen 
Mengen  nach  Ostindien  geschafft,  100  Stück 
eine  Rupie  oder  ein  Gulden  genannt,  doch 
gab  man  für  die  Silberrupie  meist  120  Stück. 
Um  1850  sollen  dort  4000  Millionen  Stück 
umgelaufen  sein,  die  neben  den)>Recepissen< 
(s.  d.)  das  fast  einzige  Zahlmittel  waren  und 
die  größten  Mißstände  hervorriefen.  Erst 
seit  1854  gelang  es,  die  Unmasse  der  Deute 
zu  beseitigen.  —  Hansische  Gesch.Bl. 
31.  Bd.,  1926,  S.  202  ff.;  Verkade,  S.  46; 
Schrötter,    Brandenburg,    Beschr.    S.  203, 


DEUX  CUIVRES— DIADEM 


137 


'299;  V.  d.  Chijs,  Gelderland,  S.  422;  No- 
back»,  S.  Ii2f.  S. 

Deux  cuivres.  Medaillons  de  deux  cuivres, 
•d.  h.  aus  zwei  verschiedenen  Kupferlegie- 
rungen bestehend,  nennt  man  diejenigen 
röm.  Med.  des  2.  und  3.  Jh.s  n.  C.  (auch 
wirkliche  Münzen:  Sesterz  des  Diadumenia- 
nus  in  Berlin),  deren  Mittelstück  aus  Kupfer 
besteht,  um  das  ein  Ring  aus  Messing  gelegt 
wurde  oder  umgekehrt.  Dann  erst  erfolgte 
•die  Prägung,  wobei  die  Schrift  oder  gar 
Teile  des  Bildes  oft  von  der  Grenze  zwischen 
Mittelstück  und  Ring  durchschnitten  wer- 
den. Zweck  war  die  an  unpatinierten  Stük- 
ken  auch  noch  deutliche  Farbwirkung.  Es 
haben  sich  auch  bloße  Mittelstücke  sol- 
cher Med.  erhalten,  deren  Ring  verloren 
gegangen  ist.  —  In  der  Barockzeit  kommt  ge- 
legentlich auch  eine  Medaille  de  trois  cuivres 
vor,  also  Innenstück  und  zwei  Ringe,  z.  B. 
M.  Barberini  (in  Zürich).  —  Etwas  anderes, 
obwohl  häufig  mit  ihnen  verwechselt,  sind 
•die  Randmedaillone  (s.  unter  Mißbräuchl. 
Verwendung),  d.  h.  Medaillone  aus  einem 
Stück  Metall,  die  entweder  nachträglich  in 
einen  Rand,  gleichviel  ob  aus  gleicher  oder 
ungleicher  Legierung,  gesetzt  sind  (wie  man 
das  hie  und  da  an  teilweiser  Lockerung  der 
Einfügung  erkeimen  kann)  oder  gleich  auf 
die  Mitte  eines  bes.  großen,  breiten,  als  pro- 
filierter Rand  weit  über  das  Stempel- 
bild hinausragenden  Schrötling  aus  einheit- 
lichem Metall  geprägt,  wie  man  dies  wieder- 
um an  leichter  Ungenauigkeit  des  Auftref- 
fens des  Stempels  auf  das  dafür  vorgesehene 
Mittelrund  erkennen  kann.  —  Riv.  ital.  di 
num.  191 1  S.  182/4  (verfehlt);  Trait6  I 
S.  369,  944;  Gnecchi  Med.  I  S.  XLIIL    R. 

Devalvation  =  Münzherabsetzung  (s.  d.), 
seltener  =  Münzverbot  (s.  d.);  s.  Valvation. 

Devisen,  i.  Heraldisch.  Die  Devisen  sind 
ursprünglich  Sinnbilder,  dann  Sinnsprüche 
auf  eine  Tat,  eine  Begebenheit,  eine  Idee, 
in  der  Neuzeit  Wahlsprüche,  wie  sie  sich 
auf  Bändern  unter  oder  über  den  meisten 
Landeswappen  finden.  So  die  preußische: 
Gott  mit  uns  oder  Suum  Cuique,  die  öster- 
reichische: Viribus  Unitis,  die  niederländi- 
sche: Concordia  res  parvae  crescunt  und 
die  englische:  Dieu  et  mon  Droit.  Vgl. 
Dielitz,  Wahl-  u.  Denksprüche,  1884.  — 
2.  Im  Bankwesen  sind  Devisen  Wechsel  auf 
ausländische  Plätze.  S. 


Dextans,  röm.  Maß-  und  Gewichtsbe- 
zeichnung =  das  ganze  dempto  sextante  = 
^V«  des  Ganzen.  Als  Bronze-M.  von  10 
Unzen  ist  er  nur  in  den  röm.-republ  M.- 
stätten  Luceria  und  einer  unbekannten,  mit 
P  anfangenden  Stadt  mit  dem  Wertzeichen 
S  . . . .  auf  der  Rs.,  den  Bildern  des  Ceres- 
kopfes und  auf  der  Rs.  des  Viergespanns  seit 
etwa  217  V.  C.  ausgeprägt  worden.  Vgl. 
auch  unter  Dekonkion.  —  R.  E.  V  S.  296; 
B,  M.  C.  rom.  republ.  II  S.  184,  203.      R. 

Dezimalsystem  s.  Zählsysteme. 

Dharana,  altindische  Gewichtseinheit  ; 
s.  Rati,  Karsha. 

Dheblia,  Kupfermünze  von  Nepal;  s. 
Muhr. 

Dhingalo^  Dhinglo,  Kupfermünze  von 
Cutch  und  Kathiawar;  s.  Kori. 

Dia,  griech.  8ia,  Präpos.,  auf  M.  mit  dem 
Genetiv  des  Beamtennamens  =  durch,  bes. 
in  Karien.  Abb.  96.  —  Münsterberg,  Be- 
amtennamen S.  255.  R. 

Diadem  (griech.  StaS^j^ta,  von  SiaSeetv  = 
umbinden),  ein  Band,  das  sich  die 
Sieger  in  Wettkämpfen  ums  Haupt 
banden,  so  daß  die  meist  gefransten 
Enden  der  Schleife  im  Nacken  herab- 
fielen; vgl.  die  Statue  des  Diadumenos  von 
Polyklet,  für  deren  Binde  LukianPhilops.  1 8 
auch  den  Ausdruck  xaivia  braucht,  s.  unter 
Tänia.  Zuweilen  ragt  über  dies  D.  vorn  an 
der  Stirn  eine  Spitze  in  die  Höhe  (R.  E.  VII 
S.  2133;  vgl.  Beschr.  Berlin  II  S.  38).  Der 
Läufer  auf  M.  des  L.  Plaetorius  L.  f.  trägt 
sie  in  der  Hand-  Von  hier  aus  ist  wohl  ihre 
Bedeutung  als  Königsabzeichen  herzu- 
leiten. Die  makedon.  Könige  umwanden 
sich  ihre  zur  Landestracht  gehörige  Mütze, 
die  Kausia  (s.  d.),  die  Perserkönige  und 
ebenso  später  die  Könige  der  Armenier  und 
Parther  (Abb.  55,  57)  ihre  Tiara  (s.  d.)  mit 
einem  D.;  auf  M.  tragen  sie  die  griech. 
Könige,  als  um  306  v,  C.  die  Königsbild- 
nisse aufkommen,  nach  griech.  Sitte  um  das 
bloße  Haupt  (Abb.  51/2  usw.),  die  baktr. 
Könige  auch  um  den  Helm.  Immer  sind 
die  hinten  herabfallenden  Schleifenenden 
charakteristisch.  Darstellung  eines  D.  allein 
auf  einer  M. :  Denar  des  C.  Cassius.  Auf  röm. 
M.  (Traianus,  Pius,  Verus)  wird  zuweilen 
die  Szene  dargestellt,  wie  der  röm.  Kaiser 
einem  fremden  Könige  das  D.  übergibt,  d.  h. 
ihn  als  König  einsetzt  (rexArmenüs,  Parthis, 


138 


DIAMANTE^DICKMONZEN 


Quadis  datus).  —Etwas  anders  ist  die  Binde, 
vielleicht  CTp6<piov=  gedrehte  Binde  zu  be- 
nennen, die  auf  M.  z.  B.  das  Haupt  des  He- 
rakles, des  Theos  megas,  des  Asklepios  und 
auf  den  M.  des  Philetairos  von  Pergamon  das 
des  Seleukos  umgibt  und  die  auch  sonst  auf 
antiken  Denkmälern  vorkommt:  nicht  ein 
Band,  sondern  eine  offenbar  gedrehte 
Schnur  ohne  Schleife  oder  Schleifenenden. 
Später  kommt  auf  den  Königsköpfen  der 
pergamen.  M.  ein  von  einem  D.  durch- 
flochtener  Lorbeerkranz  (Abb.  53)  und  end- 
lich hier  zuerst  der  Lorbeerkranz  mit 
einem  Bande  gebunden  vor,  dessen 
Enden  hinten  herabhängen;  diesen  über- 
nimmt dann  Augustus  als  Herrscher - 
abzeichen,  nachdem  Caesar  nur  den  bloßen 
Lorbeerkranz  ohne  D.  getragen  hatte 
(Abb.  73),  das  röm.  Abzeichen  des  Sie- 
gers und  Triumphators,  das  ihm  dauernd 
zu  tragen  der  Senat  verstattet  hatte  (Suet. 
Caes.  45  vgl.  79).  So  verbindet  Augustus 
also  in  seinem  Abzeichen  das  röm.  Attribut 
mit  dem  griech.  (Abb.  75/6  usw.).  —  Vom 
Lorbeerkranz  der  röm.  Kaiser  übertrug 
sich  das  D.  auch  auf  ihren  anderen,  später 
beliebten  Kopfschmuck,  die  Strahlenkrone 
(s.  d.,  Abb.  80  usw.).  Besonderheiten  der 
kaiserl.  Kopftracht  sind  noch  gelegent- 
liches Auftreten  des  bloßen  Bandes  statt  des 
Kranzes  (Ant.  M.  Nordgriech.  I  S.  6193) 
und  ELranz  und  D.  z.  B.  bei  Vaballathus. 
Seit  konstantinischer  Zeit  tritt  gelegentlich 
das  bloße  D.  als  einfache  Kopfbinde  wieder 
auf;  außerdem  erscheint  (Regling,  Dort- 
munder Fund  1908  S.  15)  ein  aus  mehreren 
Perlreihen  (Abb.  iio),  dazwischen  zu- 
weilen noch  Edelsteine  eingeschoben, 
bestehender  oder  ein  aus  metallenen 
Blätterpaaren  mit  einem  Edelsteine  ab- 
wechselnd bestehender  (Abb.  108)  Kopf- 
schmuck, in  allen  drei  Fällen  aber  mit  den 
charakteristischen  Schleifenenden.  —  In 
byz.  Zeit  besteht  das  D.  aus  mehreren 
glatten  oder  geperlten  Stirnreifen  meist  mit 
einem  Kreuz  in  der  Mitte. — Über  den  Kopf - 
reif  des  Demiurgen  s.  d.;  andere  besondere 
D.  erscheinen  auf  M.  von  Aspendos  und  die 
des  Provinz-Oberpriesters,  mit  Köpfen  ge- 
schmückt, auf  M.  von  Tarsos,  s.  B.  M.  C, 
Cilic.  S.  XCVII  u.  Ramsay  studies  1923 
S.  224  —  R.  E.  V  S.  303;  VII  S.  2133/34; 
V.  Fritze,  M.  von  Pergamon  1910  S.  9.  — 


Über  den  Kopfschmuck,  den  wir  gemeinhin 
Diadem  nennen,  s.  unter  Stephane.      R. 

Diamante.  Das  Wappenbild  des  Hauses 
Este  wurde  von  Herkules  I.  (1471 — 1505) 
auf  seine  ferraresischen  Groschen  gesetzt^ 
die  danach  den  Namen  D.  erhielten.  Sie 
trugen  auf  der  Vs.  einen  Ring  mit  Diamant, 
auf  der  Rs.  den  h.  Maurelius  oder  auf  der 
Vs.  das  Brustbild  des  Fürsten,  auf  der  Rs. 
den  Ring  und  das  Motto:  Dextera  D(omi)ni 
exaltavit  me.  Der  halbe  D.  hieß  Diaman- 
tino. —  In  Neapel  wurde  die  Cinquina  (s.  d.) 
Ferdinands  IL  (1495/6)  mit  einem  aus  Dia- 
manten gebildeten  Berge  auf  der  Vs.  Dia- 
mante genannt.  —  Bellini,  Ferrara,  S.  134; 
Abb.  Cagiati,  II,  S.  136.  S. 

Diana  s.  Artemis. 

Dichalkie  und  Dichalkon,  Aufschriften 
von  M  von  ApoUonia  am  Pontes  (4.  Jh. 
V.  C.  ?)  und  von  Chios  (Kaiserzeit),  s.  unter 
Chalkus.  R. 

Dichtmfitizen  heißen  im  Gegensatz  zu 
den  Hohlmünzen  (Brakteaten)  die  auf  bei- 
den Seiten  mit  erhabenem  Bilde  versehenen 
Münzen  des  Mittelalters  (s.  Denar).    Su. 

Dicken.  Die  oberitalienischen  Testoni 
vom  Ende  des  15.  Jh.s  fanden  sehr  bald 
Nachahmung  in  den  in  der  Schweiz  und  in 
Oberdeutschland  geprägten  Dicken,  die 
diesen  Namen  im  Gegensatze  zu  den 
leichten  Kreuzern  und  Pfennigen  be- 
kamen und  ^/3  Goldgulden  wert  waren. 
Sie  wurden  etwa  30  Jahre  lang  ge- 
prägt und  tragen  meist  schöne  und  merk- 
würdige Darstellungen.  Das  älteste  Stück 
ist  eins  der  Stadt  Bern  von  1492  und  zeigt 
nach  Mailänder  Vorbild  auf  der  Vs.  den 
h.  Vincenz,  auf  der  Rs.  eine  spiralförmige, 
die  Gründung  der  Stadt  im  Jahre  iipi 
feiernde  Inschrift;  die  Sittener  von  1496 
haben  auf  der  Rs.  den  die  Glocke  schleppen- 
den, dem  h.  Theodolus  folgenden  Teufel. 
Die  Verbreitung  der  Guldengroschen  (s.  d.) 
setzte  ihrer  Prägung  ein  Ziel.  S.  auch 
Pfundner.  —  Menadier,  Schausammlung,, 
S.  224  ff.  S. 

Dicke  Tonne^  deutscher  Volksname  des 
Dukaton  (s.  d.). 

Dickmfinzen  sind  solche  Münzen,  die 
von  der  Form  ihrer  Art  abweichend  zwar, 
ein  gleiches  Rauh-  und  Feingewicht  wie 
diese,  aber  einen  kleineren  Dm.  und  größere 
Dicke  haben.  Sie  sind  in  vielen  Fällen  mit 


DICTATOR—DINAR 


139 


den  Stempeln  kleinerer  Münzen  geprägt, 
z.  B.  die  Dicktaler  mit  denen  der  ^l%-  oder 
V4-Taler,  wobei  die  Wertzahl  oft  stehen 
geblieben  ist,  wie  denn  auf  manchen  dicken 
Reichsguldinern  die  30  (Kreuzer)  statt  der 
60  erscheint.  Die  Dickmünzen  dienten  als 
Geschenkstücke.    S.  aber  »Dicken«.    S. 

Dlctator,  in  Rom  der  in  außerordent- 
licher Notlage  ernannte  einzige,  unbe- 
schränkte und  unverantwortliche  höchste 
Beamte;  aufM.  der  Titel  nur  bei  Caesar,  der 
auch  die  Iterationsziffer  (s.  d.)  —  dictator 
iterum  bis  quartum  und  schließlich  (in)  per- 
petuo  —  zufügt.  —  Abk.  DIC,  DICT.     R. 

Dldo  von  Tyros,  die  Gründerin  von  Kar- 
thago, ist,  als  AIAQN  bezeichnet,  auf  M. 
von  Tyros  beim  Bau  der  Stadt  Karthago 
dargestellt,  und  auch  andere  M.  von  Tyros 
— Frau  auf  oder  neben  Schiff — hat  man  auf 
D.  bezogen;  Nom.  V  S.  38/39.  Als  DIDO 
bezeichnet  ist  eine  Sitzfigur  auf  M.  von 
Sidon.  —  Eine  ital.  Renaissance -Med.  auf 
AIAQN  zeigt  auf  der  Rs.  die  Stadtansicht 
von  KAPSBAQN,  Burlington  mag,  191 1 
S.  267  Taf.  II  8.  R. 

Didrachmon  (griech.  8ßpaxp.ov,  fii8pajj.ov), 
Zweidrachmenstück,  von  Schriftstellem 
öfter  erwähnt;  in  Silber,  Abb.  17,  23, 
25,  28/32,  41,  44  usw.,  das  übliche  Ein- 
heits-  und  Großstück  des  ägin.,  sog.  baby- 
lon.,  pers.  und  korinth,  sowie  italischen 
Fußes,  daher  hier  mit  Stater  identisch,  ur- 
sprünglich auch  des  euböisch -attischen 
Fußes,  wo  aber  später  vom  Tetradrachmon 
abgelöst  und  in  Athen  nur  um  490 — ^480 
in  kleiner  Menge  zus.  mit  dem  Dekadrach- 
mon  geprägt;  auch  in  der  Silberprägung 
Alexanders  des  Gr.  selten,  ebenso  in  Syra- 
kus  und  anderen  Plätzen  Siziliens,  wo  es 
aber  z.  B.  in  Segesta,  Selinus  häufiger  ist 
als  das  Tetradrachmon.  Über  das  D.  der 
Bibel  s.  unter  Siglos.  —  In  Gold  ist  das 
D.  das  Einheitsstück,  also  der  Stater  des 
attischen,  von  Philipp  II.  und  Alexander 
.  dem  Gr.  übernommenen  Fußes  (Abb.  47).  — 
Die  Wertaufschrift  D.  kommt  nur  auf 
Billon-M.  Neros  aus  der  syr.  ProvinziaU 
prägung,  Abb.  89  (Z.  f.  N.  33  S.  146), 
und  auf  Bronze -M.  von  Rhodos  aus  der 
frühen  Kaiserzeit  vor.  —  R.  E.  V  S.  433; 
IIA  S.2318.  R. 

Die,  englisch  ==  Farbe,  im  Münzwesen  = 


Stempel.    Die-sinker  =  Stempelschneider. 
Die-test  s.  Stempelstellung. 

Dieungan,  Dong  bac,  Hoa  vien,  Bac  hoa 
xoe,  Bezeichnungen  des  mexikanischen 
Dollar  in  Annam.  —  Schröder,  Annam, 
ßtudes  num.  510.  V. 

Diff£renty  französisch  =  Münzzeichen 
(s.  d.). 

Dlgma  (von  Betxvovat  griech.  =  zeigen) 
=  (vorgezeigte)  Probe;  insbes.  die  aus 
einem  Metallbarren  zwecks  Prüfung  des 
Feingehaltes  genommene  Probe,  so  auf  der 
Inschrift  eines  spätröm.  Goldbarrens,  Abb. 
12;   s.  unter  Probare.  R. 

Dikaiosyne,  griech.  SuaioauvT]  =  lat. 
Aequitas,  s.  d.  R. 

Dikeraton,  griech.  Sixlpaiov  oder  -dxiov 
=  DoppelsiUqua  heißt  das  röm.  Miliarense 
(s.  d.),  seit  es  von  seinem  ursprüngl.  Werte 
von  ^14  Solidus  =  13/4  Siliqua  auf  V«  Soli- 
dus  =  2  Siliquen  heraufgesetzt  ist,  was 
wohl  397  n.  C.  gesch'ah;  doch  tritt  der  Aus- 
druck D.  erst  seit  Leo  IIL,  717/41  n-  C,  auf. 
—  R.E.V  S.  580;  III A  S.63-  R. 

DlktyniUly  kret.  Göttin,  die  Bergmutter, 
später  bald  mit  Artemis  gleicl^esetzt  — 
daher  eine  kaiserl.  M.  des  Koinon  der  Kreter 
der  jagenden  Artemis  die  Beischrift  AIK- 
TTNNA  SEfiASTH  gibt  (derselbe  Typus 
auch  in  Las  Lakon.,  wo  Aixtüvvy]  ''Apxettic 
einen  Tempel  hatte)  —  bald  mit  der 
kleinasiat.  Bergmutter  Rhea  Kybele,  daher 
auf  einer  anderen  M.  des  Koinon  eine 
Frau  mit  dem  Zeuskinde  auf  dem  Arm 
und  von  zwei  Kureten  umgeben  als 
AIKTTNNA  bezeichnet  ist.  Andere  Göt- 
tinnen auf  kret.  M.  D.  zu  benennen  hat 
keine  sichere  Gewähr.  —  R.  E.  V  S.  584; 
Journ.  int.  XI  S.  142/44-  ^• 

Dirne,  eine  1792  geschaffene  silberne 
Scheidemünze  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  zu  Vio  Dollar  oder  10  Cent; 
auch  halbe  wurden  gemünzt.  Ihr  Ge- 
präge war  wie  das  der  Dollar  (s.d.), 
seit  1838  Sitzender  Freiheitsgenius -Wert- 
bezeichnung, seit  1892  Freiheitskopf -Wert  - 
bezeichnung, seit  1916  Fasces-Kopf.  Das 
Feingewicht  der  Dirne  war  bis  1853  2,405, 
seitdem  2,239,  seit  1873  2,25  g-  Seit  1873 
sind  die  halben  aus  Nickel  und  5  g  schwer. 

S. 

Dinar  aus  lat.  Denarius. 

I.  Goldeinheit    des    arabischen   Münzr 


140 


DINAR 


Systems.  Das  Gewicht  des  D.  beträgt  Ende 
des  7.  Jh.s  4,25  g  und  entspricht  dem  Effek- 
tivgewicht des  damaligen  Solidus,  welches 
mit  dem  Gewichte  der  alten  attischen 
Drachme  etwa  übereinstimmte. 

Die  ältesten  D.  sind  den  byzantinischen 
Goldmünzen  des  Heraklius  (den  sogen. 
Herafeli  oder  ]^i§ar)  nachgebildet.  Vs. 
3  stehende  männliche  Gestalten  mit  Reichs- 
apfel und  Diadem,  Rs.  auf  4  Stufen  stehende 
Stange  mit  Kugel  (Umgestaltung  des  Kreu- 
zes). Die  Randlegende  enthält  das  Glau- 
benssymbol: i^Im  Namen  Gottes,  keine 
Gottheit  außer  Gott  allein  .  Muhammed  ist 
der  Gesandte  Gottes.«  Der  Khalife  Mu- 
'äwija  soll  D.  geprägt  haben,  auf  denen  er 
selbst  in  ganzer  Figur,  das  Schwert  an  der 
Seite,  dargestellt  ist.  Die  wenigen  bekann- 
ten D.  eines  ähnlichen  Typus  sind  unter 
'Abdalmelik  in  den  Jahren  76  und  ^^  der 
Hidjra  (695/7)  geprägt. 

Die  ältesten  D.,  deren  Münzbild  nur  aus 
arabischen  Inschriften  besteht,  sind  vom  J. 
11  (696/7).  Ihr  Typus  ist  derselbe  wie  der  des 
Dirhem,  nur  steht  hier  das  Jahr  auf  der  Rs. 
(Abb.412).  Der  Prägeort  wird  erst  vom  J.199 
(814/5)  an  genannt.  Unter  den  Omayyaden 
scheint  alles  Gold  in  Damaskus  geschlagen 
worden  zu  sein  (daher  D.  Dimeshkf),  die 
•Abbäsiden  verlegten  die  Goldprägung  nach 
Fustät  (Misr)  und  Bagdad  und  fingen  An- 
fang 9.  Jh.s  auch  in  andern  Städten  zu 
prägen  an.  Der  Typus  der  Rs.  erfuhr  unter 
den  ersten  *Abbäsiden  dieselbe  Verände- 
rung, wie  der  des  Dirhem.  Dieser  neue 
Typus  bHeb,  abgesehen  von  gelegentlicher 
lEnzufügung  von  Personennamen,  bis  An- 
fang 9.  Jh.s,  als  er  demjenigen  des  Dirhem 
völlig  gleichgemacht  wurde,  unverändert.. 
Die  D.  der  kleineren  Dynastien  des  9. — II. 
Jh.s  unterscheiden  sich  im  Typus  nicht  von 
den  gleichzeitigen  Dirhems.  Durch  ihren 
hohen  Feingehalt  zeichneten  sich  die  von 
den  yamdäniden  und  Buwaihiden  ge- 
prägten Ibrizi  (aus  oßpoCov)  aus,  die  den 
Wert  nicht  von  10,  sondern  von  13  Dirhems 
gehabt  haben  sollen.  Wie  die  Dirhems,  so 
kursierten  auch  die  D.  nach  Gewicht.  Die 
in  Südarabien,  vornehmlich  in  'Aftar  (daher 
*Attari,  auch  Mutawwafe  genannt)  gepräg- 
ten wogen  Ys  des  gewöhnlichen  D.,  wur- 
den im  Handel  zugezählt  und  einge- 
teilt   in    24  Muzabbalj:    zu    2    AkhtamI 


(beides  unbekannte  Münzen,  dagegen  ken- 
nen wir  Va  *Attari,  Br.  Mus.  I  no.  478).  In 
bezug  auf  die  Ausgabe  der  D.  in  verschiede- 
nen Ländern  herrscht  keine  Gleichmäßig- 
keit. Während  die  wenigen  auf  uns  gekom- 
menen D.  der  Sämäniden  in  gar  keinem 
Verhältnis  zu  den  Mengen  der  von  ihnen 
geprägten  Silbermünzen  stehen,  prägten  die 
Emire,  welche  in  Medien  regierten,  mehr 
Gold  als  Silber  (vgl.  I§takhri  203).  Neben 
D.  kommen  schon  unter  den  Omayyaden 
^3  D.  vor,  die  auf  den  Münzen  selbst  als 
Iult(y3)  gekennzeichnet  sind.  Das  Gewicht 
des  D.  bleibt  im  8. — 10.  Jh.  im  ganzen  das- 
selbe, doch  werden  sie  im  8. — 9.  Jh.  bedeu- 
tend exakter  ausgeprägt  als  später.  Das 
Gewicht  der  'Abbäsiden-  und  Sämäniden- 
dinäre  schwankt  zwischen  3,45  und  4,7  g,  • 
unter  den  Ghaznawiden  (ii.  Jh.)  reicht  es 
bis  5,7  g.  Der  Feingehalt  war  im  8. — 10.  Jh. 
979  p.  m.  Die  D.  der  Seldjüken  weisen  sehr 
verschiedenen  Feingehalt  auf.  Während  in 
Nisäbür  und  westlich  davon  geprägte  D. 
sich  im  Aussehen  des  Metalles  nicht  von 
den  D.  der  ältesten  Zeit  unterscheiden, 
werden  in  Merw  und  Herät  ganz  hellgelbe 
D.  aus  Elektron  ausgebracht,  die  388  p.  m. 
Gold  und  570  p.  m.  Silber  enthalten.  Im 
13.  Jh.  wird  das  Gewicht  noch  unregel- 
mäßiger. Die  D.  der  IChalifen,  die  seit 
Mitte  12.  Jh.s  wieder  selbständig  prägten, 
wiegen  2,35 — 18,38  g  und  messen  26—30 
mm.  Die  D.  der  Zengiden  von  Mogul  wiegen 
3.77 — ^7,32  g.  Bei  den  Khorezmshähe  ist 
der  Schrötling  meist  kleiner  als  der  Stem- 
pel, daher  nur  ein  Teil  des  Münzbildes  auf 
den  Münzen  zu  sehen  ist,  die  Schrift  selbst 
ist  gröber  ausgeführt.  Gewicht  2,52—5,88  g. 
Recht  verschieden  ist  auch  das  Gewicht  der 
Ghüridend.  Ein  Stück  von  20,85  g  ist  wohl 
ein  5 -f acher  D.  Die  wenigen  bekannten  D. 
Tschingizkhäns  erinnern  ihrem  Aussehen 
nach  an  die  D.  der  Khorezmshähe:  Vs. 
Glaubenssymbol,  Rs.  Name  des  Großkhäns. 
Das  Gewicht  der  Goldmünzen  der  ersten 
Hülägüiden,  durch  ihre  Umschriften  als  D. 
charakterisiert,  schwankt  zwischen  3,60 — 
10,44  g.  Auch  sie  müssen  nach  Gewicht 
kursiert  haben.  Nach  der  von  Ghäzänkhän 
(1295 — 1304)  durchgeführten  Münzreform 
war  ein  D.  =  6  Dirhem  (ij.  IJlazwini,  Nuzhat 
29).  Ragidaddln  (d*Ohsson  IV  464)  erwähnt 
silberne  D.,  deren  Gewicht  3  Mitral  betrug. 


DINAR 


141 


Demnach  müssen  die  großen  Silbermünzen 
Ghäzäns  und  seiner  Nachfolger,  die  das 
sechsfache  Gewicht  eines  Dirhems  haben, 
D.  gewesen  sein  (Abb.  421).  Dir  Gewicht 
betrug  unter  Ghäzän  12,90  g,  sank  aber 
unter  seinen  Nachfolgern  auf  8,40  g. 
Daneben  wurden,  wahrscheinlich  zu  Ge- 
schenkzwecken, Goldmünzen  von  sehr 
verschiedenem  Gewicht  geprägt,  die 
aber  nicht  als  D.  gekennzeichnet  werden 
und,  bis  auf  eine  Nim  (y2)-Mitkäl- 
Münze  von  14  mm  Größe,  Gewicht  2,11  g 
(Markow  588),  keine  Gewichts-  oder  Wert- 
bezeichnung  tragen.  Der  Silberd.  war  im  14. 
Jh.  auch  inTransoxanien  in  Umlauf,  wo  die 
Djagatäiden  Silbermünzen  von  ca.  8  g  präg- 
ten (D.  Kebeki,  genannt  nach  Kebekkhän, 
131 8 — ^26),  die  das  Sechsfache  des  Dirhems, 
der  dort  1,30  g  wog,  ausmachen.  In  Khorä- 
sän  wurden  unter  Tughä  Timür  (1272 — ^4) 
etwas  leichtere  D.  (4,21  g)  geprägt  (Khorä- 
säni),  welche  4  Dirhems  wert  waren.  Dju- 
öidische  Silberd.  sind  nicht  bekannt.  Dar- 
aus, daß  das  Wort  D.  auf  Kupfermünzen, 
die  in  Bulghär  im  13.  Jh.  geprägt  sind,  vor- 
kommt, ist  zu  ersehen,  daß  es  in  diesen 
Gegenden  damals  seine  ursprüngliche  Be- 
deutung schon  verloren  hatte.  In  Khorezm 
(Chiwa)  wurden  in  der  IL  Hälfte  des  15. 
Jh.s  II — 13  mm  große  Goldmünzen  ge- 
prägt, deren  Gewicht,  0,90 — l,io  g,  1/4  Mit- 
ral entspricht.  Ende  14.  Jh.s  wurde  der 
Silberd.  im  ganzen  islamischen  Asien  von 
der  Tenka  verdrängt  (s.  Tanka).  Einige 
Goldtenka  des  14.  Jh.s  von  Dehli  werden 
auf  den  Münzen  selbst  als  Dinare  bezeich- 
net. Später  kommt  der  D.  in  Persien  nur 
noch  als  Rechnungseinheit  vor;  s.  Abbäsi. 
Die  ägyptischen  Dynastien  zeichneten 
sich  von  Anfang  an  durch  reiche  Gold- 
prägung aus.  Die  D.  der  Jülüniden  und 
Ikhäididen  (868 — 969)  folgen  dem  allge- 
meinen Typus.  Die  D.  A^med  ihn  Jülüns 
(868 — 84),  sog.  Abmedi,  sollen  sich  durch 
ihren  Feingehalt  ausgezeichnet  haben.  Auf 
den  fätimidischen  D.  ist  der  *abbäsidische 
Khalife  natürlich  nicht  genannt.  Außer 
Muhammed  wird  *Ali  als  »Freund  Gottes« 
erwähnt.  Der  Khalife  Mu'izz  (952;— 97S) 
brachte  einen  neuen  Typus  auf  (Mu'izzi  == 
iSVaDirhem)  —  in  der  Mitte  Punkt,  rund 
herum  3  oder  2  kreisrunde  Inschriften  — , 
der  sich  aber  unter  seinen  Nachfolgern  nicht 


behaupten  konnte.  Außer  D.  von  nor-. 
malem  Gewicht  wurden  V3  (Tult,  1,4  g)  und 
1/4^  (Rub*,  Rubä*i)  D.  ausgebrächt,  in  Si- 
zilien fast  ausschließlich  letztere  (Rubä*i 
Düki).  Die  sog.  Khamis  al-'adas  (eig.  Grün- 
donnerstag) waren  Vao  D.  und  wurden  zur 
Verteilung  am  Gründonnerstag  geprägt. 
Als  Münzbezeichnung  steht  auf  den  Teil-, 
stücken  meist  D.  Der  Feingehalt  war  97Q 
— 979  p.  m.  Die  in  Tyrus  geprägten  D. 
wurden  vielfach  von  den  Kreuzrittern  nach- 
geahmt. Die  D.  der  Ayyübiden  und  Mam- 
lüken  unterscheiden  sich  im  Aussehen  wenig 
von  denen  der  Fätimiden,  nur  ist  auf  erste- 
ren  immer  der  KJialif e  von  Bagdad  genannt. 
Ihr  Gewicht  ist  sehr  unregelmäßig:  das  des 
Ayyübidend.  beträgt  3,48 — 6,75  g,  das  des 
Mamlükendinärs  4,11 — 12,00  g.  Unter  den 
ersten  Mamlüken  Burdji  wird  der  D.  wieder 
etwas  leichter.  Ein  Stück,  das  18,16  g 
wiegt,  ist  etwa  doppelt  so  schwer  wie  die 
meisten  übrigen  dieses  Zeitraums.  Um  810 
(1407/8)  kommt  der  D.  Ashrafi  von  ca. 
3,40  g  auf;  s.  Ashrafi. 

In  Nordafrika  (arab.  Maghrib,  eig. 
Westen,  daher  die  afrikanischen  D.  »D. 
maghribi«  genannt  werden)  und  Spanien 
(Andalus)  wurden  Ende  7.  und  Anfang. 
8.  Jh.s  in  Nachahmung  der  Solidi  des^ 
Heraklius  Goldmünzen  von  ca.  14  mm^ 
Größe  geprägt  (D.  feüfei,  aus  x6xxot  =  Kör- 
ner, Kügelchen?),  auf  denen  mittels  lateini-. 
scher  Inschriften  die  charakteristischen 
muhammedanischen  Glaubenssätze  wieder- 
gegeben werden,  manchmal  auch  Prägeort 
und  Indiktionsjahr  stehen.  Danach  kom-, 
men  Münzen  mit  lateinischen  und  arabi-. 
sehen  Inschriften,  in  denen  sie  als  Solidij 
und  als  Dinare  bezeichnet  werden  und  die. 
4,25  g  wiegen.  Daneben  gibt  es  halbe  und 
^3  D.  Nach  Loslösung  der  westlichen  Pro-, 
vinzen  prägten  in  Nordafrika  vornehmlich 
die  Aghlabiden  D.  Die  D.  Ibrahims  IL' 
(875—902)  hießen,  da  sie  10  Dirhem  wert! 
waren,  *Äshiri.  Die  ältesten  spanischen  D. 
(auch  V»  und  V3  D.)  von  rein  arabischem^ 
Typus  sind  in  den  J.  102— 6  (720—5)  ge- 
prägt. Danach  scheinen  200  Ja^re  lang 
keine  D.  in  Spanien  geprägt  worden  zu,s.ein,' 
und  erst  Abdarrabimän  III.  (91,2—961)'^ 
prägte  wieder  D.  und  '/a  D.,  auf  denen  sein, 
Name  und  Titel  »Fürst  der  Gläubigen«  er-' 
wähnt  wird.   Ähnliche  D.  wurden  von  den,^ 


142 


DINÄRA 


Mulükat-Xawäif  bis  gegen  Ende  des  ii.  Jh.s 
a.  C.  geprägt.  Der  Feingehalt  war  beständi- 
gen Schwankungen  unterworfen,  aber  im 
allgemeinen  im  il,  Jh.  n.  C.  niedriger  als 
unter  den  Omajryaden;  dabei  enthalten  die 
Teilstücke  des  D.  schon  in  der  ersten  Zeit 
bedeutend  weniger  Gold  als  die  ganzen  D. 
(V4  D.  Hischäms  ist  458  fein,  D.  von  öakam 
IL  979  fein,  von  Mu*tamid  von  Sevilla 
728  fein).  Das  Metall  einiger  D.  von  Va- 
lencia und  Saragossa  muß  geradezu  als 
Elektron  bezeichnet  werden.  Die  Almora- 
viden  prägten  D.  von  ca.  4  g  (MuräbitI, 
daher  Marav6des).  Vs.  Glaubenssymbol  und 
Name  des  Emirs,  Rs.  Imäm  'Abdallah,  d.  i. 
eine  allgemeine  Bezeichnung  für  den  Kha- 
iifen  von  Bagdad,  die  sich  auch  schon  auf 
einigen  Münzen  der  Mulük  at-Jawäif  (11. 
Jh.)  vorfindet.  Die  Randlegenden  enthal- 
ten a.  d.  Vs.  einen  glor'anvers,  Rs.  Orts-  und 
Jahresangabe.  Die  Almohaden  (l  1 30 — 1269) 
führten  eine  neue  Münzeinheit  ein,  welche 
gewöhnlich  Dobla  genannt  wird  und  4,46 — 
4,70  g  wog.  Ihr  Halbstück,  der  D.,  wog  2,3  g 
(Abb.  422),  der  y»  D.  1,14  g.  Die  ältesten 
Münzen  wurden  je  nach  den  Emiren,  die  sie 
prägten,  Mu*mini,  Yüsufl,  Ya*qübi  genannt. 
Sie  zeichnen  sich  dadurch  aus,  daß  auf  ihnen 
das  Jahr  nie,  der  Prägeort  nicht  immer 
angegeben  ist.  Außer  dem  regierenden 
Fürsten  (Titel  »Fürst  der  Gläubigen«)  sind 
auf  ihnen  alle  früheren  Emire  der  Dynastie 
erwähnt.  Für  die  Goldmünzen  der  Na§riden 
von  Granada  (1232 — 1492),  die  viel  Ähn- 
lichkeit mit  denen  der  Almohaden  haben, 
ist  der  Spruch  »Kein  Sieger  außer  Gott« 
(La  ghäliba  illä  *llahu)  charakteristisch.  Der 
Feingehalt,,  unter  den  Almoraviden  875 — 
937,  erreicht  unter  den  Almohaden  979  p.  m. 
und  sinkt  später  auf  770  p.  m.  herab.  Die 
Nachfolger  der  Almohaden  in  Afrika  über- 
nahmen das  Münzsystem  von  diesen.  Die 
ersten  Scherife  (1544)  von  Marokko  führten 
den  D.  Ashrafi  (3,4  g)  ein,  der  sich  aber 
erst  100  Jahre  später  wirklich  einbürgerte. 
—  Literatur  s.  Dirhem.  Außerdem:  Bart- 
hold, Persidskaja  nadpis  na  stene  Anijskoi 
meßeti  Manuce,  St.  Petersburg  191 1,  16 — 
19;  idem,  Ulugbeg  i  jewo  wremja  8—9; 
Quatremöre,  J.  As.  3-s6r.  II  346,  Notices  et 
extraits  XIII 244;  Karabacek,  N.  Z.  II 475; 
Lavoix,  Monnaies,  k  Inendes  arabes,  frap- 
p^es  en  Syrie  par  les  Croisfe,  Paris  1877.    V. 


2.  Durch  Gesetz  vom  12.  Dezember  1873 
führte  Serbien  das  französische  Münz- 
system  ein,  indem  es  den  Franc  Dinar 
nannte.  Aus  Gold  wurden  Stücke  zu  20  und 
10  Dinar,  aus  Silber  zu  5,  2,  i  und  y» 
Dinar,  aus  Nickel  zu  20,  10  und  5  Paras 
(Centimes),  aus  Kupfer  zu  2  Paras  geprägt 
und  zwar  erst  in  Wien,  seit  1882  in  Birming- 
ham. Die  Vs.  trug  bis  1880  den  Kopf,  dann 
den  Adler,  die  Rs.  immer  die  Wertbezeich- 
nung. Dieses  Münzsystem  ist  auf  das 
heutige  Königreich  Jugoslawien  überge- 
gangen. Die  goldenen  20 -Dinarstücke, 
früher  Milandor  (s.  d.)  genannt,  wurden 
in  Paris  geprägt.  Durch  die  Inflation  ist 
der  D.  heute  auf  einen  Wert  von  etwa 

7  Pfennig  gebracht.  S. 
Dlllira.    Bezeichnung    des   Goldstaters 

der  Kuäana-Könige  von  Nordindien,  der, 
nach  römischem  Münzfuß  geschlagen,  ca. 

8  g  wog  (Abb.  399).  Vs.  König  vor 
einem  kleinen  Altar  stehend  oder  mit 
untergeschlagenen  Beinen  sitzend.  Rs. 
ein  Gott  in  ganzer  Figur  stehend  oder 
schreitend.  Umschriften  in  griechischer 
Schrift:  Vs.  Name  und  Titel  des  Königs, 
Rs.  Name  des  dargestellten  Gottes.  Die 
Götter  sind  der  griechischen,  indischen  und 
iranischen  Mythologie  entnommen.  Auf  der 
Rs,  der  späteren  Münzen  (220 — ^425),  von 
roher  Prägung,  ist  fast  immer  Siwa  mit 
Stier  oder  Lakshmi  sitzend  dargestellt. 
Ebenso  hießen  die  Goldmünzen  der  Dyn- 
astie Gupta  (4. — 5.  Jh.).  Typus  anfangs 
ähnlich  dem  vorigen,  doch  kam  bald  eine 
Menge  anderer  Typen  auf.  Der  König  ist 
bald  als  Löwentöter  oder  Lautenspieler,  auf 
seinen  Bogen  gelehnt  oder  zu  Roß  darge- 
stellt. Rs.  Lakshmi  sitzend  (Abb.402).  Die 
Sanskritumschriften  enthalten  Namen  und 
Epitheta  des  Königs.  Angefangen  von 
Skandagupta  (45S--48o)  haben  die  D.  das 
Gewicht  des  alten  Suvarna:  gegen  9,486  g; 
s.  Rati. 

Nach  dem  Verfalle  des  KuSanareiches  war 
der  Wert  dieser  Münzeinheit  im  Norden  so 
gesunken,  daß  sie,  jedenfalls  vom  8.  Jh.  an, 
eine  ganz  kleine  Rechnungseinheit  dar- 
stellte. Im  mittelalterlichen  Münzsystem 
von  Kashmir  sind  looo  D.  ==  640  Shakri  = 
80  Bähagänl  (von  bah  =12,  sanskr.  Dva- 
daäa;  bei  Abu  '1-Fadl:  Barakani)  =  40 
Puntshu  (Panchuhu   =   Pan6avimsatika, 


DINERO— DIOBOL 


143 


d.  h.  25;  oder  Kasira)  =  10  Hath  (sanskr. 
äata)  =  I  Sasün,  Sasnu  (aus  Kashmiri  Säs, 
sanskr.  sahasra  =  looo).  M.  A.  Stein  zu- 
folge sind  folgende  Nominale  auf  uns  ge- 
kommen: Gold:  i2Va  Sasün  (^a  Suvarna, 
4,729  g,  II.  Jh.),  Silber:  2V2  Sasün  (6.  Jh., 
Kushanatypus  entstellt;  Gew.  7,776  g,  Abb. 
404);  5  Hath  (Ende  des  11.  Jh.s,  Vs  Elefant; 
Gew.  1,523  g).  Kupfer:  Puntshu  (entstell- 
ter Kuäanatypus;  Gewicht  bis  9.  Jh.  ■ — sog. 
Toramana -Münzen  —  7,128  g,  im  9. — 14. 
Jh.  5,896  g,  unter  muhammedanischer 
Herrschaft  mit  Inschriften  S,Z7^  g)i 
Bahagani  (Kushanatypus  9. — 14.  Jh-, 
2,915  g).  In  der  Kauriwährung,  die  bis  ca. 
1860  in  Kashmir  verbreitet  war,  kamen  auf 
I  Bahagani  8,  auf  i  Puntshu  16  Muscheln. 
Hath  ist  gegenwärtig  eine  populäre  Be- 
zeichnung für  I  Pice,  Sasün  für  10  Pice. 
Abu  '1-Fadl  (t  1603)  erwähnt  noch  eine 
Silbermünze:  Rabsasnu  (Ropsasün,  d.  h. 
Silbersasün),  die  9  Masha  wog.  Stein  meint, 
darunter  könnten  muhammedanische  Sil- 
bermünzen von  6,091  g  verstanden  werden, 
die  einem  Nominalwerte  von  2  Sasün  ent- 
sprechen würden.  Hasanshäh  (1472 — 84) 
soll  eine  Bleimünze,  Dvidinnari,  geprägt 
haben,  die  aber  bisher  unbekannt  ist.  —  D. 
wird  schon  im  12.  Jh.  oft  im  allgemeinen 
Sinne  von  Mudrä,  Dyär  =  Münze  über- 
haupt gebraucht.  —  Brown,  Coins  of 
India  33 — ^49;  Gardner,  Brit.  Mus.  Cat. 
Greek  and  scythic  kings;  Whitehead,  Panjab 
Mus.  Cat.  I;  V.  Smith,  Ind.  Mus.  Calcutta 
Cat.  I;  Allan,  Br.  Mus.  Cat.  Gupta  Dyn- 
asties;  M.A.Stein,  N.Chr.  1899,  125 — 
174;  Cunningham,  Coins  of  Mediaeval  India 
32  f. 

■  Dinara  oder  Djingara  heißt  auch  eine 
Goldmünze  des  17.  Jh.s  von  Celebes,  21mm, 
2 — 3  g,  deren  arabische  Inschriften  Namen 
und  Titel  des  Sultans  angeben.  Eine  kleinere 
Goldmünze  heißt  Kupa.  Die  Bleimünzen 
dort  hießen  Benggolo  und  waren  etwas 
dicker,  aber  ebenso  groß  wie  ein  hoUänd. 
Duit.  —  Millies,  Recherches  178;  Netscher, 
S.  185.  V. 

Dinero  ist  der  spanische  Denar,  welcher 
zuerst  von  Sancho  III.  von  Navarra  (lOOO 
— 1035)  geschlagen  wurde.  In  Kastilien 
prägte  zuerst  Alfons  VL  (1073 — 1109)  in 
Toledo  und  Lrcon  Dineros  mit  Kreuz  und 
christlichem   Monogramm    (s,   Abb.  160). 


Diese  Pfennige  waren  unter  französi- 
schem Einfluß  von  vornherein  aus  Billon 
und  hießen  pepiones,  von  denen  180 
Stück  auf  den  Goldmaravedi  gingen. 
Alfons  X.  (1252— 1284)  schlug  neben 
den  einfachen  dineros  negros  oder 
prietos  Doppeldenare,  blancos  Burgal6ses, 
Sancho  IV.  (1284 — 1295)  in  ungeheuren 
Mengen  comados  =  lyi  dineros  oder  Vs 
Silbersolidus.  Heinrich  IL  (1369 — 1379) 
hat  wohl  die  letzten  einfachen  dineros  ge- 
prägt, 0,4 — 0,5  g  schwer  bei  einer  Feinheit 
von  ^39/1000,  Heinrich  III.  (1390 — 1406)  wohl 
die  letzten  comados  im  Gewicht  von  0,8 
— 0,85  g;  s.  auch  Jacquesa.  —  Heiß,  Spa- 
nien I  und  Engel-Serrure  II  passim.  —  In 
Peru  ist  der  D,  seit  1857  die  kleinste  Billon- 
münze  zu  10  Centimos  oder  Centavos;  seit 
1890  wurden  auch  halbe  geprägt.      Su. 

Dinertaler  sind  preußische  Taler  von  1871, 
auf  deren  Rs.  die  erhabenen  Büsten  des 
Kronprinzen  und  des  Prinzen  Friedrich  Karl 
gelötet  sind  und  die  auf  einem  in  Magde- 
burg stattgefundenen  Festessen  als  An- 
denken verteilt  sein  sollen.  S. 

Dinga,  im  Birmesischen  Münze;  s.  Tikal. 

Dinheiro  ist  der  portugiesische  Denar, 
welcher  zuerst  von  König  Alfons  L  (1128 
— 1185)  geprägt  worden  ist,  von  vornherein 
wie  der  spanische  aus  Billon  im  Gewicht 
von  ca.  I  g  bei  einer  Feinheit  von  V12.  Das 
Gewicht  bleibt  bis  zu  Alfons  IV,  (1325 — 
1357),  der  leichtere  dinheiros  einführt: 
0,75  g  schwer  und  9  Stück  gleich  einem 
Schilling,  das  sind  die  dinheiros  alfonsinos. 
Die  letzten  sind  wohl  von  Ferdinand  L 
(1367— 1383)  geprägt  worden.  Su. 

Der  D.  (Cepayka)  war  dann  eine  portu- 
giesisch-ostindische M.  aus  Calaim  oder 
Kupfer  vom  Anfange  des  16.  Jh.s,  —  Ara- 
gäo  III,  Taf.  I,  3  u.  4.  S. 

Dinomon,  griech.  Stvofiov,  doppelter 
Nomos  (s.  d.),  erscheint  in  der  Mehrzahl  in 
einer  Inschrift  von  Delos  um  180  v.  C.  neben 
xsTpavofia  und  vöjjiot;  der  Nomos  ist  hier 
der  röm.  Sesterz,  das  D.  also  der  Quinar; 
doch  mag  früher  der  Ausdruck  D.  die  in 
Metapont  und  Thurioi  geprägten  Doppel- 
N'omoi  im  alten  Sinne,  iSV^a— 16  g  schwer, 
bezeichnet  haben.  —  Klio  VI  S.  5043.    R. 

Dioboly  griech.  Sw&PoXov,  das  Zweiobolen- 
stüdk  =  y3  Drachrne,  das  att.  (von  normal 
1,4  g  Silbers  =  0,26  Mk.)  bei  PoUux  IX  63 


144 


DIOMEDES— DIOSKUREN 


irrig  als  mit  Zeuskopf,  Rs.  Eule,  in  Wirk- 
lichkeit Athenakopf  Rs.  Eule  mit  zwei 
Körpern,  Abb.  42,  beschrieben;  öfter 
von  den  Schriftstellern  erwähnt,  da 
der  att.  D.  das  &eo)pix6v  war,  d.  h, 
die  Zahlung  der  Stadt  an  den  das 
Theater  besuchenden  att.  Bürger,  später 
auch  statt  des  früheren  Triobols  (s.  d.)  das 
IxxXTQffiaffTixov;  auf  D.  von  Korinth  und 
Lfeul^s  zuweilen  mit  AIH,  AlO  oder  A 
bezeichnet.  Eine  ägypt.  Bleimarke  hat  die 
Wertaufschrift  6ßoXol  ß*.  —  R.  E.  V  S.  655 ; 
Trait6  I  S.  372,  424.  R. 

Diomedes  s.  unter  Troischer  Sagenkreis. 
Dione,  in  der  Mythologie  von  Dodona 
Gattin  des  Zeus;  aufM.  der  Epiroten  er- 
scheint ihr  Brustbild  neben  dem  des  Zeus 
oder  allein,  letzteres  auch  auf  M.  der 
Brettier,  aufM.  des  Pyrrhosihr  Sitzbild,  mit 
Kopfputz,  Schleier  und  Zepter,  freilich  nir- 
gends mitBeischrift.  —  R.  E.  VS.  878.  R. 
Dionysos^  lat.  Liber  (wozu  es  einen  weibl. 
Gegenpart  Libera  gibt),  auch  Bakchos, 
Bacchus  benannt,  urspr.  thrak.,  dann  griech. 
u.  röm.  Gott,  insbes.  des  Weines,  auf  M.  so 
häufig,  daß  ein  Überblick  in  diesem  Rah- 
men nicht  möghch  ist.  Vgl.  Abb.  98.  — 
R.  E.  V.  S.  1010/46;  XIII  S.  68/76,  M. 
ka\mi  benutzt;  Head,  H.  N.»  S.  944;  Bern- 
hart, Handbuch  S.  57;  Riv.  ital.  di  num. 
1907  Taf.  XIV  (röm.  Med.);  die  kleinas.  M. 
bei  Quandt,  De  Baccho  ab  Alexandri  act.  in 
Asia  minore  culto,  Hall.  Diss.  19 12  ge- 
sammelt. R. 

Dloskuren,  griech.  Aiocjxoopot,  also  eigtl. 
Gottessöhne,  sind  ein  uraltes  griech.  Zwil- 
lingsgötterpaar, ursprünglich  wohl  Licht- 
götter, später  ritterliche  Helden  und  Not- 
helfer, insbes.  zur  See  (sie  selbst  als  Sterne 
gedacht)  und  im  Kriege.  Ihre  verbreitetsten 
Individualnamen  waren  Kastor  (KacjTODp) 
und  Polydeukes  (IIoXüSsüict];)  =  PoUux, 
von  denen  der  erste  verdoppelt  in  der  röm. 
Religion  (Castores)  zur  Bezeichnung  des 
Paares  diente.  Im  griech.  Kultus  fließen 
sie  leicht  mit  anderen  jugendlich-männl. 
Götterpaaren,  so  mit  Kabiren,  Korybanten, 
Kureten  zusammen  (s.  d.),  insbes.  erschei- 
nen die  Bilder  der  dsÄv  Kaßefpcov  auf  M. 
von  Syros  ganz  wie  sonst  die  D.  Die  wesent- 
lich in  Sparta  ausgebildeten  Züge  ihres 
Wesens  sind  ritterliche:  sie  bändigen  und 
lenken  die  Rosse,  sind  Schützer  der  Agone 


und  Athleten  und  erhalten  als  Brüder  der 
Helena  in  der  mythologischen  Genealogie 
ihren  festen  Platz.  —  Auf  M.  erscheinen 
ihre  2  Büsten  über  einem  Altar  auf  M.  von 
Mantineia,  4.  Jh.;  sonst  begegnen  die  Köpfe 
beider,  mit  besternten  und  bekränzten 
Reisehüten  (pilei,  TttXoi,  s.  d.),  erst  in  heile- 
nist. Zeit  auf  M.  der  Brettier,  ihre  Köpfe 
nur  mit  Sternen  darüber  in  Tripolis;  damals- 
treten  auch  ihre  Ganzfiguren  auf,  am  frühe- 
sten in  Tarent,  als  Ai^axopot  bezeichnet,, 
zu  Roß  (ohne  Hüte  oder  Sterne)  mit  Kranz 
bzw.  Palmzweig,  als  Schützer  der  Agone;- 
anderwärts  stehen  sie  oder  einer  von  ihnen,, 
meist  auf  Lanze  gestützt,  neben  den  Rossen 
(Nuceria)  oder  ohne  die  Rosse,  so  auf  den 
erwähnten  M.  von  Syros  und  einer  Tetradr. 
des  Eumenes  IL  (hier  keine  Sterne,  die 
Piloi  bekränzt);  auf  den  Rossen  daher- 
sprengend:  aufM.  der  Brettier,  den  ältesten 
röm.  Denaren,  den  Denaren  der  aufständi* 
gen  Italiker,  Tetradr.  des  Timarchos„ 
Antiochos  VI.  und  des  Baktrers  Eukratides 
(hier  noch  Palmzweige  tragend).  Auch  auf 
lakon.  M  sind  ihre  Büsten  und  Ganzfiguren 
natürlich  häufig,  ebenso  im  sizil.  Tyndaris,. 
wo  TovSapfc  zugleich  Beischrift  des  Kopfes- 
der  Helena  ist  (Tyndareös  war  der  sterb- 
liche Vater  aller  drei),  die  D.  als  awx^pec  be- 
zeichnet werden  und  neben  den  üblichen 
D. -Darstellungen  auch  ein  einzelner  D.  zu» 
Roß  erscheint  (Z.  f.  N.  III  S.  27/39).  Die 
nach  ihnen  benannte  Stadt  Dioskurias- 
führt  die  besternten  Hüte,  die  auch  sonst 
als  M.-bild  und  Beiz,  sehr  beEebt  sind  (An- 
son,  Greek  coin  types  IV  Taf .  VIIL  IX).  — 
In  der  Kaiserzeit  finden  sich  die  D.  oder 
einer  von  ilmen  mit  oder  ohne  die  Pferde 
stehend,  so  in  Kaliatis,  Markianopolis,  To- 
mis,  Alexandreia  Äg.,  besonders  oft  aber 
in  Pisidien  und  Nachbarschaft — auch  Hele- 
na zwischen  ihnen  (vgl.  Head,  H.  NT.'  S.  948),. 
zuweilen  durch  Halbmond  ersetzt,,  ferner 
zwei  Altäre  mit  Sternen  darüber  vu  a.  (die 
Einwohner  mehrerer  pisid.  Städte  nennen 
sich  ja  Aaxe8aip.6vtoi;  vgl.  B.  M.  C.  Lycia 
S.  317).  In  Tripolis  steht  eine  Stadtgöttin 
mit  Mauerkrone  oder  auch  eine  Mondsichel 
zwischen  den  D.,  die  hier  gelegentlich  auch 
Trauben  in  den  Händen  haben  (J.  H.  S.  31 
S.  62);  in  Alexandreia  Äg.  ist  öfter  Sarapis 
zwischen  ihnen;  vgl.  Vogt,,  Alex.  M,  S.  56, 
In  Tomis  findet  sich  der  eigenartige  Typus 


DIOTA— DIRHEM 


145 


der  zum  Theoxenion  gelagerten  D.  mit 
Sternen  über  den  Köpfen  und  Schalen  in 
den  Händen,  Abb.  99  (Ant.  M.  Nordgr.  I 
S.  627  m.  Anm.  i).  —  Auf  röm.-republ. 
M.  sind  die  sprengenden  D.  mit  ein- 
gelegter Lanze,  wie  sie  in  der  Schlacht 
am  See  Regillus  den  Römern  helfend 
erschienen,  das  lange  Zeit  festgehaltene 
Bild  des  seit  269  geprägten  Denar,  Quinar, 
Sesterz,  Abb.  62/4.  Dann  finden  wir 
sie,  wie  sie  nach  dieser  Schlacht  ihre  Rosse 
an  der  Jutuma- Quelle  tränken,  aiif  Denar 
des  A.  Post.  Albinus,  auseinandersprengend 
auf  M.  des  C.  Servilius  M.  f.  (danach  auf  M. 
der  aufständigen  Italiker),  endlich  neben 
ihren  Pferden  stehend  auf  M.  des  L.  Mem- 
mius,  ohne  die  Pferde  bei  L.  Serv.  Sulp. 
Rufus,  ihre  Köpfe  mit  bekränzten  oder  be- 
bänderten Pilei  mit  Sternen  bei  Cordius  Ru- 
fus u.  a.  Auf  röm.  Kaiser-M.  erscheint  der 
eine  der  beiden  Dioskuren,  öfter  als  Castor 
bezeichnet,  mit  seinem  Pferd  am  Zügel  von 
M.  Aurelius  bis  Postumus  (einmal  vor  dem 
sitzenden  Kaiser),  beide  zu  Fuß  auf  Gold- 
stück des  Constantius  I.  und  M.  des  Maxen- 
tius,  luppiter  zwischen  ihnend  sitzend  auf 
Med.  des  2.  Jh.s.  —  R.  E.  V  S.  1087/1123; 
Gnecchi,  Tipi  S.  14;  Bernhart,  Handbuch  . 
S.  59-  R. 

Diota,  zweihenkliges  Gefäß,  s.  unter  Am- 
phora, Kantharos,  ELrater. 

Dlplois,  griech.  SnrXofe,  ein  Mäntelchen; 
s.  unter  Chlaina.  R. 

Dirhem^  aus  griech.  ^paXM>  persisch 
Direm,  Silbereinheit  des  arabischen  Münz- 
systems,  deren  Gewicht  sich  zu  dem  des 
Dinar  wie  7  :  10  verhielt  und  2,97  g  betrug, 
was  durch  die  ägyptischen  Glasexagia  und 
Münzgewichte  aus  dem  10.  Jh.  bestätigt 
wird  ( J.  As.  8  ser.  IH  444).  Als  Rechnungs- 
einheit wurde  der  D.  schon  unter  den  ersten 
Khalifen  eingeführt  (Ibn  Khaldün  I  219); 
geprägt  wurden  Silbermünzen  vom  Gewicht 
(3,9  g)  und  Typus  der  jüngsten  Säsänidc-n- 
drachmen  (s.  d.,  vgl.  Baghli).  Anfänglich 
wurden  nur  am  Rande  religiöse  Wunsch - 
formein  (arabisch)  hinzugefügt,  späterhin 
auch  der  Name  des  Säsänidenkönigs  durch 
denjenigen  des  Khalifen  oder  Statthalters 
(zuerst  in  Pehlewischrift,  später  arabisch)  er- 
setzt (Abb.  408).  Zur  ausschließlichen  wirk- 
lich geprägten  Silbermünze  wurde  der  D.  von 
'Abdalmelik  bestimmt.  Ohne  jegliche  figür- 

WSEterbodi  der  iMndnmde« 


liehe  Darstellung  zeigt  dieser  D.  ein  nur 
aus  Inschriften  bestehendes  Münzbild.  Vs. 
im  Felde:  »Keine  Gottheit  außer  Gott  allein, 
Er  hat  keinen  Genossen«.  Randlegende  ent- 
hält Ort  und  Jahr.  Rs.  religiöse  Inschriften 
(Abb.  413).  Die  meisten  arabischen  Schrift- 
steller geben  als  Datum  der  Einführung  des 
D.  das  Jahr  76  (695/6)  an.  Doch  sind  ein- 
zelne Exemplare  aus  den  Jahren  73  und  75 
bekannt.  Wenn  auf  einem  Dirhem  (Lavoix 
I  no.  158)  die  Datierung  al-Ba§ra,  40  steht, 
so  ist  das  sicher  durch  einen  Stempelfehler 
zu  erklären.  Das  Wertverhältnis  zwischen 
Dinar  und  D.  wird  von  Djauhari  als  20  :  i, 
sonst  aber  mehrfach  als  10  :  i  angegeben. 
Der  von  Abdalmelik  geschafifene  D.  ver- 
breitete sich  im  ganzen  Khalifate  von  Bak- 
trien  bis  Spanien  und  wurde  in  vielen  Münz- 
höfen geprägt.  Die  Abbäsiden  änderten  die 
religiöse  Legende  der  Rs.  (Abb.  414). 
Auf  den  Münzen  des  Khalifen  Man§ür 
wird  der  Thronfolger,  unter  Mahdi  der 
Khalife  selbst  genannt.  Auch  Statt- 
halternamen erscheinen  häufig  auf  den 
Münzen,  und  der  Typus  wird  recht 
mannigfaltig.  Ma^mün  führt  eine  zweite 
Randlegende  auf  der  Vs.  ein,  Mu'ta§im 
(833 — 842)  schafft  einen  neuen  Typus  der 
Rs-,  indem  er  den  Worten  »Muljammed  ist 
der  Gesandte  Gottes«  seinen  Namen  folgen 
läßt.  Diesen  Typus  behalten  sowohl  die 
späteren  Khalifen  wie  auch  die  sich  seit 
Mitte  9.  Jh.s  loslösenden  Dynastien  bei, 
nur  fügen  diese  unter  dem  Namen  des  Kha- 
lifen, als  des  geistlichen  Oberhauptes,  den- 
jenigen des  herrschenden  Emirs  bei.  Solche 
Münzen  prägten  die  Dulefiden  in  Medien, 
die  Saffäriden  in  Färs,  die  Sämäniden  (nach 
dem  ersten  Fürsten,  dieser  Dynastie,  wel- 
cher D.  prägte,  werden  ihr  D.  Isma*ill 
genannt;  Abb.  415)  in  Transoxanien,  die 
^Jamdäniden  im  *Irä]f  u.  a.  Unter  den 
Buwaihiden,  die  im  10.  Jh.  das  west- 
liche Persien  und  'IxsJ^  eroberten,  wurde 
es  Brauch,  daß  die  kleineren  Fürsten 
außer  ihrem  eigenen  Namen  und  dem 
des  Khalifen  auch  die  Namen  ihrer 
Oberherren  erwähnen.  Den  Buwaihiden 
folgten  darin  die  Ziyäriden  von  Djur- 
djän,  die  'O^ailiden  und  Merwäniden  von 
Mesopotamien,  die  l^^äkhäniden  in  Turke- 
stan  u.  a.  DieDirhems  des  10  Jh.s  sind  von 
sehr  verschiedenem  Gewicht.     Abgesehen 


10 


146 


DIRHEM 


von  den  großen,  38 — ^45  mm  messenden  D. 
aus  Xokhäristän,  deren  Gewicht  manchmal 
II  g  übersteigt,  kommen  Sämäniden-  und 
Buwaihidend.  von  normaler  Größe  vor,  die 
4 — 6  g  wiegen;  ein  Buwaihide  des  Minsker 
Museums  wiegt  13,63  g.  Es  unterliegt 
keinem  Zweifel,  daß  diese  Münzen  nicht 
nach  Stückzahl,  sondern  nur  nach  Gewicht 
kursieren  konnten,  was  auch  von  schrift- 
lichen Quellen  bestätigt  wird  (Ibn  Khaldün 
I  218,  Mukaddasi  129;  Queipo  II  393). 
Klleinere  Nominale  wurden  nur  ausnahms- 
weise geprägt.  Erwähnt  wird  der  V4  ^• 
(*Alewi)  von  Jemen.  Für  kleine  Zahlungen 
wurden  die  D.  zerschnitten  (Mukassara, 
Kusür,  Maksüra,  Mufeatta'a,  ?ita*,  5an- 
düs,  yandüsi,  Ghalla,  pers.  Shikeste;  der 
heile  D.  hieß  SafeLit;  s.  Fels.  Kupferne 
tJandüs  wurden  im  13.  Jh.  in  Nordafrika 
geprägt,  aber  bald  wieder  eingezogen).  Dem 
Feingehalte  nach  wurden  folgende  Sorten 
von  D.  unterschieden:  X.  Djayyid,  pl. 
djiyäd,  aus  reinem  Silber,  kursierte  an- 
standslos; 2.  Zaif,  pl.  zuyüf ;  ghalla,  mit  viel 
Legierung,  im  Handel  gebraucht,  von  der 
Behörde  zurückgewiesen;  3.  Bahradj,  Na- 
bahradj,  aus  schlechtem  Silber,  oderD.  aus 
unoffiziellen  Münzstätten,  bzw.  außer  Kurs 
gesetzte  D.,  sollten  überhaupt  nicht  an- 
genommen werden;  4.  Sattüt  (pers.  seh- 
tuyeh  =  dreiteilig)  aus  weißgesottenem 
Kupfer,  von  außen  mit  Silber  bekleidet, 
wurden  nicht  für  D.  angesehen.  Eine  fünfte 
Sorte  D.,  deren  Gebrauch  sehr  verbreitet 
^ar,  aber  bekämpft  wurde,  ist  der  Khorä- 
säni,  der  mehr  Kupfer  als  Silber  enthielt. 
Er  wird  vom  8.  bis  10.  Jh.  erwähnt  ( J.  As.  7 
s6r.  15,  446,  Miskawaihi  I  171).  Nach  den 
auf  uns  gekommenen  D.  zu  schließen,  war 
der  Feingehalt  des  Djayyid  bis  etwa  Mitte 
9.  Jh.s  963—972  p.  m.,  im  10.  Jh.  bloß  ca. 
716  p. m. 

In  die  Periode  800 — 1012  fällt  die  Zeit 
der  größten  Ausbreitung  des  D.,  welcher 
dank  den  Handelsbeziehungen  in  großen 
Mengen  nach  dem  östlichen  und  nördlichen 
Europa,  sogar  bis  nach  England,  gelangte 
und  in  Osteuropa  nachgeahmt  wurde.  Die 
besonders  auf  Gotland  zahlreichen  Funde 
kufischer  Münzen  (kufische  werden  sie  ge- 
kannt nach  der  arabischen  Schrift,  in  der 
ihre  Legenden  abgefaßt  sind  und  deren 
Name  vom  Orte  al-Küfa  im  'Irälj:  abgeleitet 


wird;  die  arabischen  Münzlegenden  sind 
bis  zum  II.  Jh.  immer,  später,  bis  zum 
14.  Jh.  nur  ausnahmsweise  in  dieser  Schrift 
abgefaßt)  enthalten  neben  heilen  Exem- 
plaren oft  eine  Unmenge  Bruchstücke,  von 
denen  die  kleinsten  mitunter  kaum  i  mm 
groß  sind.   Vgl.  unter  Hacksilberfunde. 

Anfang  ii.  Jh.s  trat  in  ganz  Vorder - 
asien  eine  Silberkrise  ein,  wodurch 
eine  weitere  Silberprägung  unmöglich 
wurde.  Sie  währte  ca.  2  Jahrhunderte, 
während  welcher  teils  D.  aus  sehr  schlech- 
tem Billon,  teils  große  Kupfermü'nzen,  die 
den  Namen  D.  erhielten,  ausgegeben  wur- 
den. Bemerkenswert  sind  die  großen  (bis 
zu  43  mm)  Kupferd.  der  l^aräkhäniden  und 
Klhorezmshähe  (Abb.  419),  sowie  die  mit 
bildlichen  Darstellimgen  (hellenistische, 
byzantinische,  aber  auch  originelle  Mo- 
tive) versehenen  D.  der  AtabSke  (Zengiden, 
Ortoljiden)  von  Mesopotamien  (Abb.  416), 
Als  D.  sind  wohl  auch  die  in  Trans - 
kaukasien  geprägten  Kupferstücke  von 
ungleichmäßiger  Form  aufzufassen. 

Die  Silberkrise  machte  sich  auch  in 
Nordafrika  und  Spanien  bemerkbar.  Die 
spanischen  Omayyaden  (756 — 1031)  präg- 
ten anfänglich  D.  vom  selben  Typus  wie  die 
östlichen  Omayyaden,  aber  von  etwas 
leichterem  Gewicht  (ca.  2,71  g).  *Abdar- 
rahmän  III.  (912 — 961)  führte  einen  neuen 
Typus  mit  seinem  Namen  und  Titel  ein 
(s.  Dinar).  Mannigfaltiger  sind  die  D.  der 
yammüdiden  und  Kleinfürsten  (Mulük  af- 
Tawä'if),  die  an  vielen  verschiedenen  Orten 
geprägt  wurden.  Der  Feingehalt  verschlech- 
terte sich  zusehends  seit  Mitte  10.  Jh.s. 
Während  die  älteren  D.  958 — 972  fein 
waren,  sind  die  neueren  D.  bloß  778 — ^730 
fein,  einzelne  D.  nur  301  p.m.;  neben 
schlechten  Billonmünzen  wurden  im  IX.  Jh. 
auch  Kupferd.  geprägt.  Eine  wirkliche 
Silberprägung,  937  p.  m.  fein,  wurde  von 
den  Almoraviden  (1056 — 1147)  eingeführt. 
Es  wurden  geprägt  Münzen  zu  i  Dirhem 
(=  2  Iglirät,  Gewicht  2  g),  zu  i,  V»,  V4 
(scheinbar  Say  genannt;  s.  Sauvaire,  J.  As. 
7  s6r.  15,  253,  470),  Vs,  V16  ?.irät.  Doch 
wurden  sie  auf  den  Münzen  selbst,  wenn 
überhaupt,  dann  als  D.  bezeichnet.  Die 
Almohaden  (i  130— 1269)  veränderten  so- 
wohl den  Typus  als  auch  die  Gestalt  der 
Münzen.    Ihre  D.  sind  viereckig  (D.  Mu- 


DIRHEM 


147 


rabba*),  15 — 16  mm  groß  und  ca.  1,50  g 
schwer  (Halbstücke  0,75  g).  Beide  Seiten 
enthalten  religiöse  Legenden.  Manchmal 
wird  der  Prägeort,  das  Jahr  aber  nie  ange- 
geben (Abb.  423).  Auch  unter  den  Nach- 
folgern der  Almohaden,  den  Pafsiden  und 
Meriniden  in  Afrika,  den  Na§riden  in 
Granada  behielten  die  D.  ihre  viereckige 
Form  bei.  Die  Scherife  von  Marokko 
prägten  im  17.  Jh.  wieder  runde  Silber- 
münzen; s.  Mitral. 

Die  D.  der  ägyptischen  Dynastien,  die 
vornehmlich  Gold  prägten,  sind  ziemlich 
selten.  Die  Fätimiden  prägten  außer  den  D. 
auch  Teilstücke  des  D.,  welche  nach  Stück- 
zahl gerechnet  wurden.  Der  %  D.  hieß 
Kirät,  der  Viö  D.  hieß  Kharrüba.  Der 
Typus  ist  derselbe  wie  beim  Dmär.  Die 
Ayyübiden  und  Mamlüken  brachten 
Silbermünzen  in  größeren  Mengen  aus 
(Abb.  418).  Allerdings  sind  die  erhalte- 
nen Exemplare  meist  in  Syrien  ge- 
prägt. Besonders  erwähnt  werden :  der  Nä- 
§iri  Saladins  (i  187/8,  scheinbar  derselbe,  der 
sonst  Warak,  Blatt,  genannt  wird ;  er  ent- 
hielt 500/0  Silber),  der  Zähirl  (nach  ^ähir 
Beibars  1260 — ^^^  672  fein,  mit  dem  Löwen 
unter  der  Legende  der  Rs.),  der  Ma^üdl 
(nach  Maljmüd  ibn  *Ali,  1379),  der  Zähiri 
(nach  Zähir  Bartüfe,  1382 — 99)  und  der 
Nä§iri  (nach  Nä§ir  Faradj,  1406 — 12),  die 
aus  unreinem  Silber  verfertigt  waren.  Das 
Gewicht  ist  unter  den  Ayyübiden  ca.  2,8  g, 
unter  den  Mamlüken  2 — 3,8  g,  nach  1450 
bloß  ca.  1,5  g,  das  des  Halbstückes  0,72  g. 
Über  den  Mu*ayyadi  s.  Pära. 

In  Asien  begann  die  Silberprägung  von 
neuem  zuerst  in  den  westlichen  Ländern, 
wo  sie  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jh.s 
anhub.  Die  Seldjü^en  von  Klein-Asien 
prägten  das  ganze  13.  Jh.  hindurch  D.  vom 
Gewicht  der  Khalifend.  Auf  diesen  D. 
kommen  mitunter  bildliche  Darstellungen 
(Löwe  und  Sonne,  Abb.  417)  vor.  Die  D. 
der  beiden  letzten  'Abbäsiden  (bis  dahin 
wurden  ?^uräda,  l^^urüd,  nach  Sauvaire 
Bruchstücke  des  Golddmärs,  verwendet) 
haben  auch  das  Gewicht  des  alten  D.  Die 
ältesten  erhaltenen  D.  der  Mongolen  sind, 
abgesehen  von  einzelnen  D.  Tschingizkhäns, 
auf  denen  er  selbst  und  der  Khalif  e  genannt 
sind  (Thomas  in  J.  R.  A.  S.  1848, 385),  unter 
Turakina,  der. Witwe  von  Tschingizkhäns 


Sohn  Ugedei,  geprägt.  Auf  ihnen  ist  ein 
reitender  Bogenschütze  dargestellt.  Unter 
Munke  und  den  Hülägüiden  erscheinen  auf 
beiden  Seiten  Inschriften.  Der  Hülägüiden- 
dirhem  hat  a.  d.Vs.  das  Glaubenssymbol  und 
die  Namen  der  4  legitimen  Khalif  en,  Rs.Titel 
und  Namen  des  Sultans,  manchmal  in  mon- 
golischer Schrift,  sowie  Orts-  und  Jahres - 
angäbe.  Die  Bezeichnung  D.  steht  nur  auf 
den  D.  von  Hülägü  selbst.  Das  Gewicht, 
anfangs  2,5  g  (^a  D.  ca.  1,2  g),  sinkt 
allnaählich  bis  auf  1,40  g  (J.  1333).  Da- 
neben wurden  Münzen  zu  2  und  6  D. 
(Dinar,  Abb.  421)  ausgebracht.  Unter 
den  Djeläiriden  sinkt  das  Gewicht  noch 
tiefer,  so  daß  1374 — 82  ein  Doppeid. 
bloß  1,7  g  wiegt.  Der  D.  der  Djüßiden 
(die  Bezeichnung  D.  findet  sich  auf 
Münzen  des  13.  Jh.s  vor)  wiegt  1,5,  um 
1400  1,4  g.  Vs.  Name  des  Khans,  Rs.  Ort 
und  Jahr.  Die  Djagatäiden  prägten  noch 
Mitte  13.  Jh.s  ca.  43  mm  große  Kupfer- 
dirhems.  Silberd.  von  1,90  g  wurden  von 
den  1270er  Jahren  an  geprägt,  anfangs 
anonym,  seit  Kebekkhän  (13 18 — 2S)  mit 
Nennung  des  Khans.  Gewicht  1,40  g. 
Auf  diesen  Münzen,  wie  auch  auf  denen 
der  Djüöiden  (Abb.  420)  erscheint  häufig 
ein  Tamghä  (Wappen  des  Fürsten- 
hauses; zuerst  auf  Münzen  Munke- 
khäns).  Mit  dem  Aufkommen  der  Tenka 
verschwindet  der  Name  D.,  doch  taucht  er 
gelegentlich  auch  später  auf.  Muljammed 
ibn  Toghluk  nennt  um  1330  eine  Kupfer- 
münze von  5  g,  die  Großmoghule  Aurengzib 
(1659—1707)  und  Farrukhsiyar  (1713— 19) 
viereckige  Silbermünzen  (2,72  g  und 
3,05  g)  Dirhem  §ar*i,  legaler  D.  Diese 
selbe  Bezeichnung  steht  auch  auf  Silber- 
münzen  des  Scherifen  Hasan  von  Marokko 
(1881—94:  Münzen  zu  lo,  5,  2^/2,  i,  1/2  D, 
äar*i);  s.  Mitk?tl.  Um  1850  kommt  die  Be- 
zeichnung D.  auf  Kupfermünzen  von  Kho- 
l^and  vor.    Gewicht  3,25 — ^4,72  g.  — 

Tiesenhausen,  Monety  wostoBnago  khali- 
fata;  Kataloge  von  Lavoix,  Lane  Poole, 
Nützel,  Ghalib  Edhem,  Markow,  Tornberg, 
Frähn,  Dom;  Stickel,  Handbuch  zur  mor- 
genl.  Münzkunde;  Queipo,  Essai  sur  les  sy- 
st^mes  m6triques  et  mon^taires  II;  Berg- 
mahn, SB.  Wiener  Akad.,  phil.-hist.  Klasse 
1870;  Zambaur,  Enzykl.  d.  Islam  I  1020, 
N.  Z.  36,  37,47,  55;   Sauvaire,  Mat^riaux 


148 


DRHEM  KAIL— DOBLA 


pour  servir  h.  Thistoire  de  la  numismatique 
et  de  la  m6trologie  musulmanes  (J.  As.  7. 
ser.  14,  15,  18,  19);  Codera  y  Zaidin,  Tra- 
tado  de  numism.  arabigo-espanola;  Vives 
y   Escudero,    Monedas    de   las    Dinastias 
arabigo-espanolas;Prietoy  Vives,  Los  reyes 
de  Taifas,    Madrid  1926;    idem,    La    re- 
forma  numism.  de  los  Almohades  (Misceld- 
nea  de  estudios  y  textos  arabes  Madrid 
1915);   Frähn,  Die  Münzen  der  Chane  von 
UlusDschutschis;  Saweljew,  Tnidy  wostoö- 
nago  Otdelenija  III;  Tiesenhausen,  Zapiski 
Wostocnago  Otdelenija  III,   IV,  VI,   IX; 
Markow,    Katalog   djelairidskich    monet; 
Hodivälä,  J.  P.  A.  S.  B.  1917  (N.  S.  28)  45  ff- ; 
Karabacek,  N.  Z.  1 265—300.  —  Über  kufi- 
sche Münzfunde  in  Europa:  Frähn,  Bull. 
scient.  dePAcad.  St.  P6tersbourg  IX;  Sa- 
weljew, Muhammedanskaja  numizmatika; 
Markow,  Topografija;  Zambaur,  Monatsbl. 
N.  G.  Wien  V  367;  Frank,  Mitteil,  aus  d. 
Gebiete  der  Gesch.  Liv-,  Est-  und  Kurlands 
18;  Ljubomirow,  Uöonyje  zapiski  Saratow- 
skago  Universiteta  1923  I,  3;  Vasmer  in 
N.  Z.  58,  S.  63;  Izwestija  Akad.  istorii  ma- 
terialnoi  kultury  IV  242;   Finska  Forn- 
minnesfören.  Tidskrift  36,  3;  Beiträge  zur 
Kunde  Estlands  XII;  Kotwicz  imRocznik 
Oriental.  III  326—333,  Lw6w  1927;  vgl. 
Hacksilberfunde.  V. 

Dlrhem  kail,  arabische  Gewichtseinheit 
=y3  Mittäl  =  6  Dänajj:  dirhem  (der  Dänat 
mitfeäl  =  1/6  Mitkäl)  =  12  girät  (zu 
4  Habba  zu  2  Gerstenkörnern)  =16  Kirät 
Mi§ri  (zu  3  IJabba  zu  2  Gerstenkörnern)  = 
16  Kharrüba  (das  Gewicht  der  Kharrüba 
ist  nach  ägyptischen  Glasexagiis  auf  0,196  g 
festgesetzt)  =  14  ißlirät  öanefi  (zu  3  Gold- 
habba  zu  4  Aruzza,  Reiskörnern)  =  28  X^s- 
südj  IJanefi  =  24  Jassüdj  (zu  2^/2  Silber- 
habba)  =  60  Silberljabba.  1799  wurde  in 
Kairo  das  Gewicht  des  D,  auf  3,0884, 
1845  auf  3,0898  festgesetzt,  nach  neueren 
Untersuchungen  beträgt  es  3, 148  g.  S.  Mit- 
käl.  —  Zambaur,  Enz.  d.  Islam  1 1020;  Sau- 
vaire,  J.  As.  8  s6r.  III  368  f.,  422,  V  501 ; 
Decourdemanche  in  Rev.  Num.  1908,  216; 
Queipo,  Essai  II  132  ff.,  221  ff.,  386.  V. 
DlrittOy  Dritte,  Ritto,  italienische  Be- 
zeichnung der  Hauptseite  einer  Münze. 
Dlsagio  s.  Agio. 

Dlskoboly  Diskoswerfer  s.  unter  Athleten. 
Dlspensator,  von  dispendere  =  an  Ver- 


schiedene abwägen,  also  =  Kassierer;  in 
einer  Münzstätte:  Dessau,  Inscr.sel.  n.  1633, 
dem  genio  familiae  monetal(is)  von  einem 
disp(ensator)  geweiht,  und  CIL  VI  n.  8454 
Aug(usti)  n(ostri)  disp.  rationis  mon(e)t(a)e. 

R. 
Diva  s.  unter  Divus. 
Divus  (fem.  diva)  =  der  (die)  Göttliche, 
der  (die)  Vergötterte;  im  älteren  Latein  von 
den  wirklichen  Göttern  gebraucht;  in  der 
Kaiserzeit  der  durch  einen  Staatsakt,  die 
consecratio,  vom  Senat  unter  die  Staats- 
götter aufgenommene  verstorbene  Kaiser 
(als  erster:  Caesar)  bzw.  die  Kaiserin  (als 
erste:  Livia),  später  auch  andere  Ange- 
hörige des  Kaiserhauses.  Gegensatz  dazu : 
die  damnatio  memoriae,  s.  d.  —  R.  E.  SuppL 
IV  S.  806/53  unter  Kaiserkult;  Verzeichnis 
der  divi:  Bernhart,  Handbuch  S.  72.     R. 

Diwäniy  Ditäm,  kleine  Silbermünze  der 
Imäme  von  §an*ä  in  Jemen  (17. — 19. 
Jh.),  einem  Pära  entsprechend,  i  l^irsh 
(Piaster)  =  40  Diwäni  zu  20  Djayyid. 
Letzteres  ist  ein  Kupferstück  ohne  Gepräge. 
Es  wurden  ausgegeben  Münzen  zu  20,  S, 
2,  I,  V»)  V4  D.  — Nobacki  S.  678;  Weyl, 
Kat.  Fonrobert  305—306.  V. 

Diwarra  oder  Tabu  heißt  das  im  ehemals 
deutschen  Bismarck-Archipel  (Südsee)  ver- 
breitete Muschelgeld  (s.  d.),  ganze  Schalen 
der  Schnecke  Nassa  camelus  auf  Fäden  von 
konventioneller  Länge  gereiht,  ein  Faden 
=  2  M.  gewertet,  auch  in  Sitte  und  Glauben 
eine  große  Rolle  spielend;  Abb.  3.  —  Ebert, 
Reallex.  IV  S.  210;  Helmreich,  Geldwesen 
in  den  deutsch.  Schutzgebieten,  Fürth  191 1 
S.  29/39.  R. 

Dlzain,  französische  Silbermünze  zu  10 
Deniers.  —  S.  Franciscus,  Karolus,  Ludo- 
vicus  2.  S. 

D  N  =  dominus  noster,  s.  d. 
Doani,  Silbermünze  von  Nepal.   —  S. 
Muhr;  vgl.  Diwäni.  V. 

Dobla  ist  eine  spanische  Goldmünze, 
zuerst  als  dobla  castellana  zu  40  Maravedis 
von  Alfons  XL  (1312 — 1350)  geprägt:  Vs. 
dreitürmige  Burg  v.  KastiUen,  Umschr. 
REX  CASTELLE,  Rs.  Löwe,  Umschr. 
REX  LEGIONIS.  Zu  dieser  Dobla  wurden 
auch  V»  und  V4  Stücke  geschlagen  mit 
Wertzahl  XX  und  XV  (Maravedis)  auf 
einigen  Stücken  Peters  I.    Von  der  Dobla 


DOBLADO— DOBRAO 


149 


von  4,60  g  Gewicht  =  y^e  Unze  gingen  51 
Stück  auf  die  feine  Goldmark. 

Peter  I.  (1350 — 69)  schlug  neben  dieser 
Dobla  eine  mit  Vs.  Brustbild  und  mit  Rs. 
2  Löwen  und  2  Kastelle  (s.  Abb.  241).  Ein 
lO-Doblas-Stück  von  45  g  Gewicht  und 
68  mm  Dm.  mit  der  Vs.  gekr.  Brustbild  des 
Königs  in  16  Bogen  und  Rs.  2  Löwen,  2 
Kastelle  ist  unter  Heinrich  IIL  (i  390—1406) 
geschlagen,  da  sich  die  Jahreszahl  E(ra) 
MCCCLXXXXIIIII  (1395)  auf  der  Rs. 
dieser  Münze  befindet.  Die  Vs.Umschrift 
lautet:  Dominus  michi  adjutor  et  ego  dispi- 
ciam  inimicos  meos.  Heinrich  IL  prägte  eine 
Dobla  mit  einem  Reiter,  Johann  IL  (1406 
— 54)  die  dobla  de  la  bände  mit  dem  Schild, 
der  ein  Ordensband  trägt  (4,68  g).  Außer- 
dem ließ  er  lO-Doblas- Stücke  von  45  g  Ge- 
wicht und  68  mm  Dm.  schlagen,  auf  wel- 
chen sich  auf  der  Vs.  der  Schild  mit  dem 
Band  unter  einem  riesigen  Helm  mit  der 
Mauerkrone  von  Kastilien  befindet  und  auf 
der  Rs.  2  Löwen  und  2  Kastelle  i.  d.  Winkeln 
eines  Kreuzes,  und  20-Doblasstücke  von  90  g 
Gewicht  und  93  mm  Dm.  mit  dem  reitenden 
König  auf  der  Vs.  (s.  auch  Enrique).  Die 
Dobla  der  Neuzeit  s.  unter  Dublone.  — 
Engel-Serrure  III S.  1339  f.;  Heiß,  Spanien 
I  passim,  Su. 

Doblado  hieß  die  argentinische  goldene 
V4-Onza  zu  2  Escudos  seit  1824;  sie  wog 
ö,7  g.  S. 

Doblenga  (Duplo  al  Dobleng)  ist  eine 
spanische  BiÜonmünze,  von  Jakob  I.  von 
Aragon  (1213 — 1276)  von  1221  an  in  der 
Grafschaft  Barcelona  geprägt:  10  Teile 
Kupfer,  2  Teile  Silber.  Typus  Vs.  Kreuz  u. 
Umschrift  lACOBS  REX,  Rs.  Schild u,  Um- 
schrift BARQINO.  —  Heiß,  Spanien  II, 
S.  72.  Su. 

.  Dobler,  Kupfermünze  der  Insel  Mallorka 
zu  2  Diners  (Denare)  mit  Büste  des  Königs - 
Kalvarienkreuz,  die  bis  1730  geprägt  wurde. 
—  Heiß,  Spanien  II,  Ta£.  108,  Nr.  8.     S. 

Doblon  =  Dublone  (s.  d,). 

Dobra  (Double)  ist  eine  portugiesische 
Goldmünze,  die  zuerst  Peter  L  (1357 — 1367) 
geschlagen  hat.  Sie  ist  eine  Nachahmung 
des  französischen  6cu  d'or  König  Johanns: 
Vs.  sitzender  König  auf  einem  Thron  mit 
Glockentürmen,  er  hält  den  Degen  in  der 
Hand  und  zu  seiner  Linken  befindet  sich 
der    Schild     von     Portugal,     Umschrift: 


PETRVS  DEI  .  GRA  .  REX  PORT.  ET. 
ALG.  Rs.  geschmücktes  Kreuz  in  einem 
Vierpaß,  Umschn  PER  CRVCEM .  TVAM . 
SALVA  .  NOS  .  XPC  .  REDEMT.  Es 
wurden  50  Stück  aus  der  Mark  geprägt 
von  233/4  Quilates  Feingehalt,  i  Stück  = 
92,1  gräos  =^4fig  Gewicht  und  von  82 
soldos  Wert,  und  die  Va  Dobra,  100  Stück 
auf  die  Mark,  i  St.  =  46  Gräos  =  2,3  g 
Gew.  =  41  soldos  Wert. 

Ferdinand  I.  (1307— 1383)  prägte  eine 
Dobra  p6-terra  (doublon),  eine  Nach- 
ahmung des  Franc  ä  pied  Karls  V.  von 
Frankreich:  Vs.  stehender  gekrönter  König 
unter  gotischem  Thronhimmel,  das  Schwert 
geschultert,  die  linke  Hand  gestützt  auf  den 
Schild  von  Portugal;  Rs.  Blumenkreuz. 
Die  Ausmünzung  geschah  wie  bei  der 
Dobra  Peters  L  Daneben  hat  Ferdinand 
die  Dobra  Gentis  (Gentil)  in  verschiedenen 
Größen  geschlagen:  Vs.  sitzender  König;  Rs, 
in  der  Mitte  die  quinas  (die  5  Schilde)  und 
zwischen  2  Kreisen  8  kleine  Schlößchen.  Es 
wurden  66^  73,  86,  94  Stück  aus  der  233/4 
Quilates  feinen  Mark  geprägt,  Gewiclxt 
dementsprechend:  69,8;  6i;  53,5;  49  gräos 
=  3,5;  3;  2,7;  2,5  g  und  Wert  90,  80,  70, 
65  soldos.  —  Aragäo  I  S.  174  f.,  186. 

Su. 

In  der  Neuzeit  schuf  König  Johann  V. 
(1706 — 1750)  die  portugiesische  Golddobra, 
entsprechend  der  spanischen  Dublone  (s.  d.). 
Es  gab  eine  Dobra  zu  2  escudos,  die  eigent- 
liche Dobra,  zu  4  und  zu  8  escudos,  die 
zu  4  escudos  hieß  auch  Pe^a.  Diese  Münzen 
trugen  auf  der  Vs.  das  Brustbild  des 
Königs,  auf  der  Rs.  den  Landesschild; 
die  Dobra  zu  2  escudos  wog  7,10  g  und 
hielt  6,5  g  Gold.  Seit  1722  wurde  Dobra 
der  achtfache  Escudo  genannt,  der  28,687  g 
wog  und  26,297  g  Gold  hielt,  er  galt  12800 
Reis,  wurde  1822  auf  15CXX),  1847  auf 
16000  Reis  erhöht.  In  verhältnismäßig 
demselben  Werte  und  Gehalt  standen  die 
halbe  Dobra  oder  Pega  oder  der  Johannes 
(s.  d.),  die  Vierteldobra  und  die  achtel 
Dobra  oder  der  Escudo.  Der  Cruzado 
de  oiro  (s,  d.)  galt  ^3»  Dobra.  —  Aragäo  11 
Taf.  41,  26  ff.;  Noback»,  S.  964.         S. 

Dobräo  (pl.  Dobroes).  Als  sich  im 
ersten  Viertel  des  18.  Jh.s  die  brasilianische 
Goldausbeute  gewaltig  vermehrte,  wurden 
außer   den   Dobras   (s.  d.)   noch   größere 


150 


DODEKADRACHMON— DOLLAR 


Goldstücke  in  Lissab.on  und  den 
brasilianischen  Münzstätten  zu  Rio  de 
Janeiro,  Bahia  und  Minas  Geraes  ge- 
prägt: die  Dobroes  zu  2,  2^*  und 
5  moedas  de  oiro.  Der  Dobräo  zu  5 
moedas  wurde  dann  der  eigentliche,  er 
hielt  49,306  g  Gold  und  wog  53,789  g; 
der  fünftel  Dobräo  war  die  Lisbonine 
(s.  d.),  der  zehntel  der  Moidor,  der  ^50 
der  neue  Goldkrusado.  Der  Dobräo  galt 
zuerst  20000  Reis,  später  24000,  seit  1847 
30000  Reis,  die  Teilstücke  standen  im 
Wert  und  Gehalt  verhältnismäßig  ebenso. 
Sie  zeigten  auf  der  Vs.  den  Landesschild 
mit  Wertzahl  in  Reis,  auf  der  Rs.  das 
Christuskreuz  (s.  Kreuz),  umwinkelt  von 
den  4  Münzbuchstaben,  z.  B.  für  Minas 
Geraes  vier  M.  (Abb.  254).  Seit  1822 
wurden  die  D.  eingeschmolzen.  —  Fernan- 
des,  passim;  Aragäo,  passim;  Noback», 
S.  964.  S. 

Dodekadrachmon  (griech.  kommt  nur 
das  Adj.  8(ü8e)ta8paxiJ>'OC»  =  ^^  Dr.  wert, 
vor)  sind  12 -Drachmen-Stücke,  wie  sie 
als  Silber-M.  att.  Fußes  bei  den  Pto- 
lemäern  und  einheim.  Fußes  in  Karthago 
vorkommen.  —  Trait^  I  S.  411.  R. 

Dodekathlos  =  die  12  Taten  des  Herak- 
les, s.  d.  R. 

Dodla,  Kupfermünze  von  Jaisalmer. 
S.  Paisa.  V. 

DodranSy  röm.  Maß-  und  Gewichts - 
bezeichnung,  =  das  Ganze  dempto  qua- 
drante,  also  =  9/ia  =  3/4  des  Ganzen. 
Als  M'M.  von  9  Unzen  ist  er  nur,  beider- 
seits mit  dem  Wertzeichen  S;-,  den 
Bildern  des  Vulcanuskopfes  und  auf  der 
Rs.  des  Schiffsvorderteils  unter  den  Be- 
amten C.  Cassius  (etwa  124 — 103  v.  C.) 
bzw.  M.  Metellus  (um  94  v.  C.)  ausgeprägt 
worden.  —  R.  E.  V  S.  1265;  B.  M.  C. 
rom.  rep.  I  S.  153,  177.  R. 

Donnlnger  =  Denninge  (s.d.).  . 
Dog,  englisch  =  Hund,  hieß  in  West- 
indien im  18.  und  19.  Jh.  der  ^e-Bit  (s.  d.) 
oder  der  ^-Sou  tap6  (s.  d.),  auch  in  Cayenne 
der  Doppelsou  Ludwig  XVI.  und  andere 
Billonmünzen.  In  Trinidad  nannte  man  sie 
meist  »Black  dogs«  (schwarze  Hunde)  oder 
französisch  »Noirs«.  —  Howland  Wood, 
S.92,  HO.  —  Vgl.  Dogg.  S. 

Doge,  ital.,  abgeleitet  von  lat.  dux 
(Herzog),  war  der  Titel  des  Staatsober- 


hauptes  in    den    ehemaligen    Republiken 
Venedig  und  Genua.  Su. 

Dogg  hieß  in  Maryland  um  1700  dessen 
Hauptgeld,  der  holländische  Löwentaler, 
da  der  Löwe  auf  ihm  für  einen  Hund 
(dog)  angesehen  wurde.  S. 

Dogkate  s.  unter  Dukat,  am  Schluß. 

Dogma,  griech.  So-ypia,  =  der  Beschluß; 
auf  M.  z.  B.  Bo^ixaTi  cpüvxXt^toü  'E^boicdv 
oüTot  vaot,  Ephesos,  und  A.E.  =  Bo^fxatt 
IxxXyjffiÄC  (oder  STjjxapj^ix^  äcoüöwcc?),  An- 
tiocheia  Syr.  —  Head,  H.  N.»  S,  912. 

Doit  =  Deut  (s.  d.). 

DokdOy  Kupfermünze  von  Cutch  und 
Kathiawar.     S.  Kori.  V. 

DoklmasteSy  Doklmazeln^  griech.  80x1- 
p.aöx7]c  =  Prüfer,  6oxi[xaCetv  =  prüfen, 
insbes.  eine  Münze  auf  Echtheit,  Güte  und 
Kursfähigkeit;  8oxi[iaOTtx6v  =  die  Prü- 
fungsgebühr, S.  unter  Probare  und 
Nummularius.  R. 

Dolche^  Dölchleln  werden  im  16.  Jh.  die 
lothringischen  Halbgroschen  genannt,  weil 
ihr  Münzbild,  das  Schwert,  so  kurz  und 
breit  ist,  daß  es  eher  einem  Dolche 
ähnelt. 

In  Hirsch,  Deutsches  Reichsmünzarchiv, 
Tl.  I  S.  340  v.  J.  1551,  Bericht  an  den 
Kaiser  steht  »Lothringer  Dohlin  gehn  auff 
dieMarck  199  Stuck,  halten  8  Loth  8  gren, 
seynd  abgerechnet  vff  ly^kr.«  S.  353: 
»Lothringer  Dolchlin,  um  anderthalben 
kreuzer«  (Karls  V.  Münzordnung  ISS^)«  — 
E.  Schröder  in  Bl.  f.  Mfr.  1903  S.  2886; 
Frankf.  Mztg.  1 91 6  S,  71  ff.  Su. 

Dolglja,  vom  russischen  Worte  dolgij 
(lang),  wird  in  den  schriftl.  Quellen  des 
Anfangs  14.  Jh.  angewandt  und  bedeutet 
wohl  nichts  anderes  als  die  200  bis  138  mm 
langen  Barren  von  Novgorod  (s.  Barren, 
russ.  VI)  aus  dem  13.  Jh.,  im  Gegensatz 
zu  den  nur  130 — iiomm  langen  Stücken 
des  14.,  die  öfters  unter  den  Mün- 
zen der  Goldenen  Horde  gefunden  werden. 
—  Vgl.  Chaudoir  I  33  (doch  nicht  seine  Er- 
klärung). B. 

Dollar  (vom  deutschen  »Taler«).  Nach- 
dem in  Nordamerika  bis  1785  das  Pfund 
Sterling  Rechnungseinheit  gewesen  war, 
wurden  in  diesem  Jahre  Noten,'  einlösbar  in 
»Spanischen  Dollar«  (s.  Peso)  ausgegeben. 
Diese  Münze  machte  das  erste  Münzgesetz 
der   Vereinigten    Staaten    vom    2.    April 


DOLLAR 


151 


1792  zur  Hauptwährungseinheit,  die  ein 
etwas  unter  dem  durchschnittKchen  Fein- 
gewicht der  Peso  befindliches  Feingewicht 
hatte:  24,056  g.  An  ihm  ist  bis  zur  Gegen- 
wart festgehalten  worden.  Die  Teilmünzen 
beruhten  auf  dem  Dezimalsystem :  i  Dollar 
js=  10  Dime  =  100  Cent  (s.  diese).  Von 
fremden  Münzen  wurden  nur  die  Peso  im 
Nennwert  zugelassen,  doch  gingen  diese, 
da  sie  mehr  Silber  hielten  als  die  Dollar, 
meist  nach  Westindien.  Und  als  durch  Ver- 
minderung des  Feingewichts  der  Goldmün- 
zen das  Wertverhältnis  zugunsten  dieser 
verändert  wurde,  i  :  15,9,  während  es  in 
Europa  i  :  15,5  war,  wurden  die  Dollar  notit 
Gold  billig  aufgekauft  und  ausgeführt.  Da 
sich  auch  starker  Mangel  an  KLleingeld  fühl- 
bar machte,  wurden  die  Dollarteilstücke  im 
Jahre  1S53  auf  22,394  g  Feingewicht  für 
einen  Dollar  in  Teilmünzen  vermindert. 
Aber  dadurch  wurden  die  ganzen  Dollar 
nicht  gerettet,  so  daß  damals  Goldwährung 
herrschte,  wenn  auch  das  Papiergeld  schon 
einen  erheblichen  Teil  der  Zahlmittel  aus- 
machte. Der  Goldwährung  widersprach  die 
Schaffung  eines  Handelsdollars  mit 
24,494  g  Feingewicht  im  Jahre  1873  zwar 
nicht,  da  dieser  nur  zum  Verdrängen  der 
mexikanischen  Peso  dienen  sollte;  allein  da 
der  Silberpreis  fiel,  brachte  die  Prägung  der 
Trade-Dollar  Gewinn,  und  sie  über- 
schwemmten auch  die  Heimat,  weshalb  ihre 
freie  Prägung  1878  abgestellt  wurde.  Sie 
wurden  seit  1887  eingezogen.  Unterdessen 
hatten  die  Besitzer  der  Silberbergwerke 
alles  getan,  den  Dollar  wieder  zur  Wäh- 
rungsmünze zu  machen,  obgleich  Deutsch* 
land  und  Skandinavien  zur  Goldwährung 
übergegangen  waren  und  das  Silber  an- 
haltend im  Preise  fiel.  Die  freie  Prägung  des 
Dollar  wurde  allerdings  nicht  erreicht,  aber 
die  Blandbill  vom  ii.  Februar  1878  be- 
stimmte, daß  monatlich  2  bis  4  Millionen 
Dollar  geprägt  würden.  Diese  erhielten  nun 
auswärts  ein  negatives  Agio  und  kehrten 
vom  Ausland  in  die  Heimat  zurück,  wo  sie 
sich  freilich,  weil  die  stark  wachsende  Be- 
völkerung und  der  enorm  zunehmende  Han- 
del und  Verkehr  sehr  viel  mehr  2Dahlmittel 
benötigten,  im  Preise  hielten.  Jedoch  seit 
1884  wurden  ihrer  zu  viel,  der  Verkehr 
konnte  höchstens  57  Millionen  absorbieren, 
der  Rest  häufte  sich  in  den  Staatskassen 


an.  Da  beabsichtigte  die  Shermanbill 
von  1890,  die  ganze  Silberproduktion  auf- 
zukaufen, um  so  dem  Falle  des  Silberpreises 
Einhalt  zu  tun.  Aus  dieser  Maßnahme  ent- 
stand aber  bis  1894  dem  Staate  ein  Verlust 
von  464  Millionen  Dollar:  man  mußte  für  die 
Dollarmassen  in  den  Banken  besondere  Ge- 
bäude errichten.  Um  1890  bestanden  die 
Umlauf smittel  aus:  373  Mill.  Dollar  Gold, 
58,5  Mill.  ganzen  Dollar,  53,9  Mill.  Dollar 
Kleingeld  und  939,8  Mill.  Dollar  Banknoten 
und  anderen  papiernen  Zahlmitteln.  Wäh- 
rend aber  1890  noch  900/0  aller  Zölle  in 
Gold  einliefen,  waren  es  1892  nur  noch  4%. 
Man  mußte  also  fürchten,  zur  reinen  Silber- 
währung zu  kommen,  wenn  den  Silberan- 
käufen nicht  Einhalt  geschah.  Diese  Be- 
fürchtung und  die  Aufhebung  der  freien 
Silberprägung  in  Ostindien  im  Jahre  1893 
veranlaßten  daher  zur  Einstellung  der 
Silberkäufe  in  diesem  Jahre.  Unter  großen 
Opfern  gelang  es  dann,  die  Goldwährung  zu 
erhalten.  Nachdem  1896  bei  derPräsidenten- 
wahl  die  Goldpartei  gesiegt  hatte,  machte 
eine  Akte  vom  14.  März  1900  den  Golddollar 
zur  einzigen  Währungsmünze.  Wenn  auch 
weiter  Silberdollar  geprägt  wurden,  so  war 
diesen  doch  das  Urteil  gesprochen:  seit  1907 
verloren  sie  ihre  Beliebtheit  im  Privat- 
verkehr und  verschwanden.  Nordamerika 
war  ein  Land  des  Kreditgeldes  geworden, 
denn  schon  1881  geschahen  95V0  aller 
Zahlungen  durch  Schecks  und  Abrechnung, 
4V0  in  Papiergeld  und  nur  iVo  in  Münzen. 
Das  Gepräge  der  Dollar  war  bis  1839 
Adler-Freiheitskopf  unter  mannigfacher  Än- 
derung dieser  Bilder  (Abb.  274),  1840—77 
Adler-sitzender  Freiheitsgenius,  seitdem 
wieder  Adler-Freiheitskopf.  Die  Handels- 
Dollar  trugen  noch  auf  der  Vs.  die  Worte 
TRADE  DOLLAR.  Der  allgemeinen  Ten- 
denz der  Herabsetzung  des  Feingewichts 
der  Silbermünzen  entsprechend  haben  die 
Vereinigten  Staaten  den  Dollar  im  Jahre 
1920  von  900  auf  800/1000  Feinheit  gesetzt. 
Für  die  Goldausprägung  s.  Eagle.  Das 
Zeichen  für  den  Dollar:  f  ist  durch  Inein- 
anderschiebung von  US  =  United  Staates 
entstanden  oder  eine  Nachbildung  der  Rs. 
des  Colonnato  (Abb.  270).  —  In  Kanada 
war  die  Hauptmünze  bis  zum  Ende  der 
französ.  Herrschaft  1763  der  £cu  blanc, 
seitdem   der   spanische,    seit    1728   meist 


152 


DOMICELLUS— DOMKAPITEL 


Dollar  genannte  Peso;  seit  1866  herrscht  die 
Goldwährung  der  Ver.  Staaten,  doch  gelten 
und  werden  auch  in  Ottawa  geprägt  engli- 
sche Sovereigns,   einer  =  4,86^/^  Dollar, 

In  Ostasien  versteht  man  unter  Dollar 
die  verschiedenen  amerikanischen  Dollar 
und  Peso,  am  beliebtesten  ist  der  mexi- 
kanische mit  dem  Adler,  der  im  19.  Jh.  die 
Hauptmünze  Chinas  wurde  (S.  Tael  und 
Yüan).  Hier  wurden  sie  verschieden  aus- 
geprägt, bis  19 10  ein  Einheitsdollar  be- 
schlossen und  seit  19 14  mit  dem  Bilde  des 
Präsidenten  Yüan  Shihkai  eingeführt  wurde, 
der  aber  die  fremden  Dollar  nicht  hat  ver- 
treiben und  keine  gleichmäiSige  Bewertung 
des  D.  hat  erreichen  können.  Im  gegen- 
wärtigen Bürgerkriege  münzen  die  Generale 
Dollar  sowie  Cent  in  verschiedener  Güte 
(die  verschiedenen  Namen  des  Dollar  in 
Öinterindien,  den  Sunda-  und  malaiischen 
Inseln  s.  unter  Pitjis).  England  prägt 
heute  Dollar  in  seinen  englischen  und  über- 
seeischen Münzstätten  London,  Birming- 
ham, Kings  Norton  (Metal  Co),  Sidney, 
Melbourne,  Ottawa,  Kalkutta,  Bombay, 
Prätoria  für  seine  Kolonien  (s.  auch  Hong- 
kong- imd  Straits-D.).  S. 

Halbe  und  viertel  Dollar,  i  und  2  Cents 
der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika 
sowie  mehrere  fremde  Münzen  wurden  unter 
Friedrich  VIL  zum  Gebrauch  der  Dänisch- 
Westindischen  Inseln  mit  dessen  Namens - 
zug  gegengestempelt.  W. 

Dollar  hieß  auch  eine  1676 — 1682  ge- 
prägte schottische  Silbermünze,  die  53 
Schilling  4  Pence  schottisch  oder  4  Merk 
(s.  d.)  galt,  auf  der  Vs.  die  Büste  des  Kö- 
nigs, auf  der  Rs.  4  Schilde  trug,  auch  halbe, 
viertel,  achtel  und  sechzehntel  Dollar  gab 
es.  Dieser  Dollar  wog  26,94  g  und  hielt 
24,695  g  Süber.  —  Chakners,  S.  16,  175«., 
386  f.,  392;  J.  ScheflEler,  Das  Geldwesen 
der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika, 
Straßburg,  1908;  Nobaclj?,  S.  1037  f.; 
The  statesman's  Yearbook  1927,  S.  746  f. ; 
Grueber,  S.  205  f.  S. 

DomicellttS  ist  der  lateinische  Ausdruck 
für  Junker;  so  bezeichnet  sich  z.  B.  Johann 
1,  Junkherr  v.  Kuinre  (1328 — ^36)  »Jo- 
hanes  domice«  (Menadier,  D.  M.  IV.  S  13), 
Simon  v,  d.  Lippe  »domicellus  (Simon)« 
u.  a.;  auch  »domicella«  kommt  auf  einer 
Münze  der  Marie  von  Artois,  Witwe  Jo- 


hanns I.  von  Namur,  vor:  »Maria  dca«.  — 
Dannenberg,  Berl.  Mbl.  1900  S.  2878  f. 

Su. 

Dominicano.  Durch  Gesetz  vom  17. 
August  1889  führte  die  Republik  St,  Do- 
mingo den  D.  als  Münzeinheit  ein.  Er 
zerfiel  in  100  Centesimos.  Aus  Gold  sollten 
Stücke  zu  100,  50  und  25  D.,  900/1000  fein, 
aus  Silber  Stücke  zu  5,  l,  ^/a  D.,  835/1000  fein 
geschlagen  werden,  doch  gelang  die  Ein- 
führung eigenen  Geldes  nicht.  S. 

Dominus  (noster),  Titel  der  Kaiser,  in  d, 
Spätzeit  auf  röm.  Münzen  —  nach  einem 
provinzialen  Vorläufer  in  Antiochia  Pis.  un- 
ter Severus  undGordianus  III.  in  d,  Formel 
victoriae  ddd.  nnn.  u.  ä.  —  des  Aurelianus, 
Probus,  Carus  mit  deus  et  dominus  (natus) 
(N.  Z.  48  S.  167/78)  vorkommend,  dann 
wieder  nach  Abdankung  d.  Diocletianus  i.  J. 
305,  aber  erst  nach  Constantinus  I.  ständig 
an  die  Spitze  der  Aufschrift  gestellt;  auf 
byz.  M.  auch  vor  Christus'  Namen.  Abk. 
D.  N.,  z.  B.  Abb.  114.  Griech.  K6pio?,  s.  d, 
—  Rev.  beige  de  num.  1927  S  i  ff .      R. 

Im  Mittelalter  kommt  Dominus  als 
Ehrentitel  oder  zur  Bezeichnung  des  Be- 
sitzers eines  Gebiets  vor,  das  als  Herrschaft 
galt.  In  ersterem  Sinne  nennen  sich  die 
Päpste  der  ältesten  Zeit  dominus,  dann 
einige  Kaiser  und  Könige  und  andere 
Fürsten,  z.  B.  »Domnus  Dagobertus  rex 
Francorum«,  »moneta  domini  regis  in 
Bru(nswic)«,  »moneta  domini  Afnsi  regis 
Portugalensium«,  »domina  abbatissa«  in 
Quedlinburg,  »Wilhel(mus)  dei  gra  dux 
(et)  dns  Juliacen«  usw.  In  all  diesen 
Fällen  bedeutet  dominus  soviel  als  Fürst 
(princeps)  oder  Herrscher  schlechthin.  Im 
Gegensatz  dazu  stehen  die  äußerst  zahl- 
reichen Fälle,  wo  dominus  einen  Herr- 
schaftsbesitzer bezeichnet,  dem  kein  höherer 
Titel  zukam,-  z.  B.  »civitas  dni  de  Werle«, 
»Margareta  dna«  (Margaretha  v,  Bom6s, 
Herrin  V.  Chäteaumeillant)  u.  a.  — Dannen- 
berg in  Berl.  Mbl.  1900  S.  2802  f.;  Mader, 
Krit.  Beiträge  IV  S.  157  ff.  Su. 

Domkapitel  ist  die  Vereinigung  der  an 
einer  Domkirche  tätigen  Geistlichen,  der 
canonici.  Zur  Verwaltung  des  Kapitel- 
vermögens war  vornehmlich  der  Dom- 
propst (praepositus)  berufen,  der  häufig 
zugleich  Archidiakon  war.  Für  die  Auf- 
rechterhaltung der  Disziplin,  für  die  Beob- 


DONA  MILITARIA— DOPPELADLER 


153 


achtung  der  Statuten,  für  die  gehörige 
Feier  des  Gottesdienstes  hatte  der  Dom- 
dekan  zu  sorgen,  er  war  der  Seelsorger  der 
Stiftsangehörigen. 

Erst  im  Laufe  der  Zeit  wurden  die  Dom- 
kapitel zu  Korporationen  im  Rechtssinne, 
die  das  Recht  zur  Abhaltung  von  Kapitel - 
Versammlungen  mit  einer  Vielheit  von 
Aufgaben,  mit  der  Befugnis  zu  autonomen 
Satzungen  und  Statuten  für  die  innere 
Ordnung  des  Stiftes,  über  alle  Rechts - 
beziehungen  und  Rechtsäußerungen  des 
Kapitels  als  einer  Rechtspersönlichkeit  er- 
hielten. Infolge  dieser  Entwicklung  wurden 
die  Bischöfe  von  ihnen  immer  abhängiger. 
Aus  einer  ursprünglich  beratenden  Behörde 
wurde  eine  Behörde,  die  zu  allem  ihre 
Zustimmung  geben  mußte.  Im  Laufe 
des  12.  und  13.  Jahrh.  errangen  die  Dom- 
kapitel das  ausschließliche  Recht  der 
Bischofswahl;  seit  Anfang  des  13.  Jahrh. 
begegnen  daiier  die  Wahlkapitulationen 
mit  der  Summe  ihrer  den  Kirchen-  und 
zugleich  Landesfürsten  einschränkenden 
Bestimmungen.  Während  einer  Stuhl - 
erledigung  verwaltete  das  Domkapitel  die 
Diözese.  Über  dessen  Münzrecht  s.  d.  — 
Werminghoff,  Verfassungsgesch.  der  deut- 
schen Kirchen  im  MA.  S.  148  ff.         Su. 

Dona  mUltaria,  militärische  Auszeich- 
nungen, wurden  im  röm.  Heere  schon  im 
3.  Jh.  v.  C  verliehen,  z.T.  wie  unsere 
Orden  am  Leibe  getragen;  sie  bestanden 
später  hauptsächlich  aus  der  hasta  pura, 
den  phalerae,  torques  und  armillae,  dem 
vexillum  (s.  d.)  und  verschiedenen  coronae, 
so  der  c.  muralis,  vallaris,  navalis,  civica 
usw.  —  Bonner  Jahrb.  114  S.  6/47.      R. 

Donatio,  Donativurn.  Wegen  donatio  s. 
unter  Dorea;  Donativum  hieß  im  alten 
Rom  die  Spende  an  die  Soldaten  zum 
Unterschied  von  Congiarium  und  Liberali - 
tas;  auf  einer  Denarreihe  Caesars  steht 
bald  ein  D  =  donativum,  bald  M  =  munus, 
B.  M.  C.  Rom.  rep.  II  S.  576.  —  S.  auch 
Geschenkmünzen.  R. 

Dong,  Dong-Tien,  Bezeichnung  der 
runden  Münze  mit  viereckigem  Loch  von 
Annam.  Sie  wurde  zuerst  im  10.  Jahrh. 
in  Bronze  gegossen.  Seit  Anfang  des 
14.  Jahrh.  treten  daneben  D.  aus  Zinn, 
seit  dem  i8.  aus  Zink,  eigentlich  Tutenague, 
d.  h.  Zink,  Kupfer  und  Nickel,   die  von 


181 2 — 71  eine  Hauptrolle  spielen.  Der 
Wert  dieser  Zinkmünzen  sank  im  19. 
Jahrh.  sehr  stark.  Anfänglich  gingen  120 
Zinkd.  auf  lOO  Bronzed.,  zum  Schluß 
waren  6  Zinkd.  =  i  Bronzed.  Ein  Bündel 
von  60  D.  hieß  um  1870  Tien  (s.  Tael). 
10  Tien  =  i  Kuan  (ly»  kg).  Große 
Bronzemünzen,  deren  Nominalwert  6,  10, 
20,  30,  40,  50,  60  einzelnen  D.  entsprach, 
wurden  in  den  J.  1847 — 83  gegossen.  Die 
Inschriften  enthalten  gleich  denen  der 
chines.  Ch'^ien  auf  der  Vs.  den  Namen  der 
Regierungsperiode  und  das  Wort  Kurant- 
münze,  meist  Thöng  buu;  die  Rs.,  anfäng- 
lich leer,  enthält  seit  dem  18.  Jahrh.  bald 
Orts-,  bald  Wertangaben  oder  irgendwelche 
Zeichen.  In  der  Wertangabe  wird  die 
Münzeinheit  nicht  D.,  sondern  Van  (chin. 
Wen,  jap.  Mon)  genannt.  Große  Bronze - 
medaiÜen,  die  im  18. — 19.  Jahrh.  gegossen 
wurden,  kursierten  zeitweilig  auch  als 
Münzen.  S.  Sapfeque,  Tambactron,  Nen, 
Tael.  —  Lacroix,  Numism.  Annamite  17, 
172, 149;  Schröder,  Annam,  ^tudes  numism. 
181,  188,  280,  299;  Temple  in  I.  A  48,  154; 
Kelly,  Camb.  univ.  I  220;  Crooke,  Hobson 
Jobson  932.  V. 

Doppel-.  Die  damit  zusammengesetzten 
Münznamen  s.  meist  bei  den  einfachen 
Stichwörtern.  S, 

Doppeladler,  d.  h.  der  doppelköpfige 
Adler,  reicht  bis  in  das  Altertum  zu- 
rück und  verdankt  seine  Entstehung  dem 
orientalischen  Streben  nach  Symmetrie, 
hat  aber  ursprünglich  rein  dekorative  Be- 
deutung und  nichts  mit  einem  Wappen 
zu  tun.  Zuerst  begegnet  er  auf  einem 
hethitischen  Steinflachbild  in  Boghazköi, 
dann  auf  byzantinischen  Denkmälern,  vor 
allem  in  Teppichen  und  Stickereien.  In 
Byzanz  ist  er  aber  niemals  wirkliches 
Reichswappen  gewesen.  Auf  Münzen  er- 
scheint er  im  Orient  bei  den  Zengiden 
(1170— 1219)  und  Ortokiden  (1192— 1231) 
in  Mesopotamien  als  eines  von  vielen  M.- 
bildem  und  auf  einigen  Kupferstücken 
Alexius  III.  und  Manuels  III.  von  Trape- 
zunt,  vielleicht  in  beiden  Fällen  von  den 
Hethitern  beeinflui3t.  Ins  Abendland  mag 
die  Darstellung  des  doppelköpfigen  Adlers 
durch  die  Ejreuzzüge  gebracht  sein,  be- 
kommt aber  auch  hier  fast  bis  zum  Ende 
des  M,  A.   keine  reine  Wappenbedeutung, 


154 


DOPPELAXT— DOPPELCHEN 


sondern  erscheint  im  wesentlichen  auch 
hier  zunächst  aus  Gründen  der  Symmetrie, 
der  Raumfüllung  und  um  eine  Variante 
zu  schaffen.  Wohl  hat  Kaiser  Friedrich  II. 
im  Schild  nebenbei  auch  den  doppel- 
köpfigen Adler  getragen,  aber  auf  seinen 
Münzen  erscheint  nur  der  einköpfige.  Jener 
wurde  dann  auch  von  den  Söhnen  Friedrichs 
als  Wappen  übernommen,  dann  tritt  er 
aber  wieder  hinter  dem  schlichten  Adler 
zurück.  Erst  auf  den  Goldschilden  Ludwigs 
des  Bayern,  die  vielleicht  in  Antwerpen 
geprägt  sind,  tritt  der  doppelköpfige  A. 
auf;  auf  seinen  Siegeln  erscheint  aber  noch 
der  einköpfige  Adler.  Erst  seit  ICaiser 
Friedrich  IIL,  der  jenen  auf  Goldm.  u. 
Groschen  setzt,  ist  seine  ausschließliche  Gel- 
tung als  Wappenschild  des  heiligen  Römi- 
schen Reiches  deutscher  Nation  festbegrün- 
det. Er  erscheint  nun  bis  1806,  dauernd  von 
vorn,  mit  ausgebreiteten  Flügeln,  die  Köpfe 
entweder  beide  bekrönt  und  nimbiert  oder 
eine  Kaiserkrone  über  beiden  schwebend. 
Eine  Anzahl  von  deutschen  Fürsten  und 
Städten  hat  sich  seiner  als  Wappen  eben- 
falls bemächtigt.  Nach  1806  wird  er  dann 
auf  Österreich  übertragen. 

Auf  Münzen  erscheint  er  im  M.  A.,  ab- 
gesehen von  den  vorhin  erwähnten,  zuerst 
auf  einem  Denar  der  Kaiserin  Beatrix  in 
Schweinfurt,  den  man  auch  dem  Minne- 
sänger Otto  von  Botenlauben  und  seiner 
Gattin  zuschreibt,  dann  u,  a.  a\if  kleinen 
brabantischen  Pfennigen  aus  Haelen  (1235 
bis  1261),  auf  den  y3-Groschen  der  Mar- 
garete von  Konstantinopel,  hier  vermut- 
lich wegen  ihrer  byzantinischen  Herkunft, 
und  deren  Nachahmungen  in  Lüttich, 
Namur  u.  a.,  dann  als  »redend«  durchaus 
erklärlich  in  Arnstedt  und  Arnhem  usw. 
Auf  all  diesen  Stücken  aber  hat  er  keine 
Wappenbedeutung. 

Rußland  hat  erst  spät  mit  dem  Anspruch 
auf  das  Erbe  des  Oströmischen  Reiches 
den  Doppeladler  angenommen,  er  taucht 
zuerst  auf  einer  Wachsbulle  Iwans  IIL 
1497  auf.  Auf  die  Münzen  wird  er  hier 
aber  erst  im  Anfang  des  17.  Jh.s  gesetzt. 

Unter  dem  byzantinischen  Einfluß  haben 
auch  einige  Balkanvölker,  wie  z.  B.  die 
Serben,  den  Doppeladler  als  Wappen  über- 
nommen. Er  kommt  aber  im  M.  A.  nicht 
auf    ihren    Münzen    vor.    —    Svoronos, 


8  SixscpoXo?  dexi?  to5  BüCavTfoü  Athen  1914- 
Köhne  in  d.  Beri.  Bl.  f.  M.-,  Siegel-  und 
Wappenkunde,  Beriin  1871/73,  Bd.  VI 
S.  I  ff. ;  A.  Erbstein  im  Anzeiger  f.  Kde.  d. 
deutschen  Vorzeit,  N.  F.  ii.  Bd.  Jg.  1864 
S.  166 ff.;  Menadier  im  Sammler  23.  IV. 
1921  S.  5.  Su. 

Doppelaxt  (Doppelbeil,  T:IXexo^,  Xotßpo?, 
bipennis),  Gerät,  Opfergerät  und  Waffe, 
insbes.  Waffe  der  Amazonen  und  des 
jugendlichen  Reitergottes  auf  1yd.  u.  a. 
M.,  der  in  Thyatira  als  TYPIMNOS 
bezeichnet  wird  und  dort  auch  als  steh. 
Gott  und  als  Helios  in  Quadriga  vor- 
kommt (Imhoof,  Lyd.  Stadtm.  S.  103/s, 
150/2),  anderwärts  des  reitenden  Men, 
des  stehenden  Apollon  (Lairbenos),  des 
Sandas;  femer  wichtigstes  Sinnbild  des 
Gottes  und  der  Herrscherwürde  in  der 
altkret.  und  karischen  Kultur,  wo  sie 
Labrys  hieß,  daher  wohl  Labyrinth  = 
Haus  der  D.,  daher  auch  der  Beiname 
des  karischen  Zeus  Labraundos,  in  dessen 
Hand  sie  auf  M.  der  kar.  Satrapen  und  von 
Mylasa  erscheint;  selbständiges  M.-bild 
ist  die  D.  auf  vielen  kar.,  lyd.  und  phryg, 
M.,  auf  thessal.  M.  (hier  vielleicht  Abzeichen 
der  Würde  als  Tot^o?  ==  Bundeshaupt- 
mann, Z.  f.  N.  35  S,  65),  auf  M.  der  thrak. 
Odysenkönige  (auch  der  Thrakerkönig 
Lykurgos  hat  sie  bei  sich,  als  er  die  Wein- 
stöcke zerstört,  auf  alexandrin.  M.),  in 
Etrurien  usw.;  geradezu  als  Stadtwappen 
aber  erscheint  sie  auf  M.  von  Tenedos, 
wo  auch  mit  Stützen  versehen,  also  als 
Weihgeschenk  im  Tempel  aufgestellt;  von 
einem  Periklytos  von  Tenedos  wird  be- 
richtet, daß  er  D.  in  Delphoi  geweiht  habe. 
Mit  einer  Schlange  umwunden,  steht  die 
D.  auf  einer  M.  von  Hierapolis  Phryg., 
in  einen  Dreizack  auslaufend  auf  M.  von 
Mylasa,  Synkretismus  mit  anderen  Göttern 
andeutend.  —  Auf  den  Opferszenen  röm- 
Medaillone  wird  der  Stier  zuweilen  mit 
einer  D.  erschlagen.  —  R.  E.  XII S.  286/307, 
bes.  S.  303/7;  Ebert,  Reallex.  II  S.  448/9; 
Anson,  Greek  coin  types  II  Taf.  I.  II.  — 
Über  ihre  wichtige  Rolle  als  (Gerät)  geld  s. 
unter  Beilgeld,  vgl.  Abb.  6  und  10.      R. 

Doppelchen,  volkstümliche  Bezeichnung 
des  kurtrierischen  Doppelpfennigs  oder 
Halbkreuzers  im  18.  Jahrhundert  (s.  auch 
Flimmerchen).    Auch  das  niederländische 


DOPPELCHITON— DOPPELSCHILLING 


155 


2-Stüverstück  (s.  Stüver)  hieß  Duppeltje, 
—  Schrötter,  Trier,  Gesch.,  S.  194.       S. 

Doppelchiton,  mißbräuchliche  Bezeich- 
nung eines  Chiton  (s.  d.),  bei  dem  Über- 
schlag oder   Bausch  bes.   tief  herabfällt. 

R. 

Doppelschilling.  Die  Prägung  dieser 
Münzen  wurde  zuerst  von  den  wendischen 
Städten  Lübeck,  Hamburg,  Wismar  und 
Lüneburg  am  7-  XII.  1461  beschlossen, 
aber  wohl  erst  1468  begonnen:  70  Stück 
sollten  auf  die  12  lötige  Mark  gehen, 
Rauhgewicht  3,34  g,  Feingewicht  2,5  g. 
12  Stück  von  ihnen  gingen  auf  den  Gold- 
gulden,  zunächst  auch  auf  den  Taler, 
später  aber  16. 

Von  diesen  ältesten  Doppelschillingen 
sind  nur  solche  von  Hamburg  und  Lübeck 
erhalten:  Vs.  Madonna  oder  Johannes  der 
Täufer,  Rs.  Stadtwappen,  Seit  1492  war 
der  Typus  der  4  Städte  der  folgende:  Vs. 
Wappen  der  Stadt,  die  die  Doppelschillinge 
prägt,  Rs.  Wappen  der  übrigen  3  Städte. 
In  den  20er  Jahren  des  16.  Jahrhunderts 
Änderung  des  Typus:  Vs.  Stadtwappen, 
Rs.  Stadtheiliger.  1568  wurde  gemäiä  der 
niedersächs.Kreismünzordnungbeschlossen, 
auf  der  einen  Seite  den  Reichsadler  mit  dem 
Reichsapfel,  in  dem  die  Wertzahl  16  sich 
befinden  soUte,  zu  bringen. 

Die  Prägung  dieser  Münzen  wurde  von 
den  mecklenburgischen  Herzögen  in  den 
20er  Jahren  nachgeahmt.  Ulrich  v.  Güstrow 
schlägt  sie  dann  erstmalig  1567  mit  einem 
D,  in  dem  sich  ein  S  befindet,  in  dem  D 
ein  Reichsapfel;  Karl  von  Güstrow  prägte 
dann  1603  die  Doppelschillinge  mit  einem 
seitdem  üblichen  verschlungenen  DS,  dar- 
über ein  Reichsapfel.  Und  so  ist  diese 
Münze  mit  oder  ohne  Reichsapfel  be- 
sonders zur  Kipper-  und  Wipperzeit  weit- 
hin nachgeahmt  worden:  von  den  braun- 
schweigischen  und  lüneburgischen  Her- 
zögen, von  dem  Bischof  von  Ratzeburg, 
dem  Herzog  von  Lauenburg,  dem  Admini- 
strator von  Magdeburg,  dem  Kurfürsten  von 
Brandenburg,  dem  Fürsten  von  Anhalt,  dem 
Grafen  von  Barby  und  sogar  von  Nord- 
hausen und  von  dem  Herzog  von  Sachsen- 
Altenburg.  Neben  diesem  DS -Typus  ist  der 
andere  mit  dem  Reichsadler  und  Reichs- 
apfel, in  diesem  die  Wertzahl  16  beliebt 


gewesen,  z.  B.  in  Schleswig-Holstein,  Erz- 
stift Bremen,    Schauenburg,    Stade  u.   a. 

Der  Münzfuß  der  Doppelschillinge  ist  im 
16.  Jh.  wesentlich  geringer  als  im  15.  In 
Wismar  sollten  1523  57  Stück  auf  die 
7  lötige  Mark  gehen:  Rauhgewicht:  4,1  g, 
Feingewicht  1,8  g,  1599  74  Stück  aus  der 
7  Lot  8  Grän  haltenden  Mark,  Rauhge- 
wicht 3,16  g,  Feingewicht  ca.  1,48  g  und 
161 7  durch  Kreisschluß  90  Stück  aus  der 
7  Lot  9  Grän  haltenden  Mark:  rauh  2,6  g, 
fein  1,02  g. 

In  der  Kipper-  und  Wipperzeit  wurde  der 
Doppelschilling  noch  geringhaltiger  ausge- 
bracht, zwar  weniger  von  den  Städten  als 
von  den  Fürsten:  Nach  einer  Lüneburger 
Münzvalvation  vom  9.  VI.  1621  münzte: 
Ulrich  V,  Pommern-Stettin  138  Stück  aus 
der  T^/z  lötigen  Mark,  August  v.  Sachsen - 
Lauenburg  150  Stück  aus  der  7 Vz  lötigen 
Mark,  Friedrich  Ulrich  v.  Braunschweig 
und  Lüneburg  196  Stück  aus  der  3  Lot 
15  Grän  haltenden  Mark! 

Entsprechend  der  Verschlechterung  der 
Doppelschillinge  gingen  auch  mehr  von 
ihnen  auf  den  Taler,  im  Anfang  des  17.  Jh.s 
171/1,  1610  181/2,  1615  19%,  1617  20,  was 
teilweise  auch  auf  den  Münzen  durch  Er- 
setzung der  16  durch  eine  andere  Zahl 
kenntlich  gemacht  wurde,  und  am  il.  III. 
1622  kamen  Dänemark  (für  Holstein), 
Holstein-Gottorp,  Pommern,  Mecklenburg, 
Lauenburg,  Lübeck,  Bremen  und  Hamburg 
überein,  den  Taler  auf  48  Schillinge  zu  set- 
zen; damit  wurde  der  alte  Doppelschilling, 
der  V16  Taler,  gleich  3  Schillingen,  und  wurde 
nunmehr  Düttchen  genannt  (siehe  dort). 
Der  neue  wirkliche  Doppelschilling  war 
jetzt  ^24  Taler  —  i  guten  Groschen.  Diese 
24  im  Reichsapfel  findet  sich  dann  auch 
bald  auf  den  Doppelschillingen  nach  der 
Kipperzeit,  während  das  verschlungene  DS 
allmählich  verdrängt  wird.  (Über  die 
Gegenstempelung  der  Doppelschillinge  im 
ersten  Viertel  des  17,  Jhs.  s.  Gegenstempel.) 

Hamburg  begann  1623  nach  den  Be- 
stimmungen des  Niedersächsischen  Kreis - 
abschieds  vom  16.  Juni  1622  Doppelschil- 
linge zu  schlagen:  8  lötige  zu  108^/»  Stück 
auf  die  rauhe  Mark,  2, 15  g  schwer  mit  1,08  g 
Feingewicht.  Nach  dem  Zinnaischen  Fuße 
von  1667  wurden  124  Stück  aus  der  7Va- 
lötigen  Mark  geschlagen:  1,89  g  schwer  mit 


156 


DOPPELSCHLAG— DOPPELWÄHRUNG 


0,89  g  Feingewicht;  1725  272  Stück  auf 
die  feine  Mark,  119  Stück  aus  der  7  lötigen 
Mark:  1,96  g  Rauh-,  0,86  g  Feingewicht. 
1762  und  1763  wurden  die  letzten  in  Ham- 
burg geschlagen,  im  Unterschied  von  den 
anderswo  geschlagenen  Doppelschillingen 
immer  mit  der  Wertzahl  2  (Schillinge). 
Ebenso  wie  in  Hamburg  sind  auch  mit  der 
Wertzahl  24  in  Schwedisch -Vorpommern, 
Lübeck,  Bremen  und  Verden*  u.  a.  im  17. 
und  wohl  auch  teilweise  im  18.  Jh.  Doppel - 
Schillinge  geschlagen  worden.  —  In  Öster- 
reich prägt  man  seit  1928  Doppelschillinge 
nach  der  neuen  Schillingwährung,  Le- 
gierung ^40/1000  M  und  360/1000^^  12  g  rauh 
und  7,68  g  fein.  —  Suhle,  Der  Fund 
V.  Woldisch-Tychow,  Monatsbeilage  der 
Belgarder  Ztg.  5.  Jg.  Nr.  12;  Gaedechens, 
Hamburg.  Münzen  u.  Med,  Bd,  H  S.  167Ü.; 
Jesse,  Wendischer  Münzverein  S.  Ii6f.  u.  a. 

Su. 
Doppelschlag,  franz.  tr6flage,  eine  bei  der 
früheren  Hammerprägung  sehr  häufige  Art 
der  Verprägung  (s.  d.):  der  Arbeiter  schlägt 
mehrmals  zu,  sei  es,  weil  der  erste  Schlag 
die  Stempel  zu  unvollkommen  in  den 
Schrötling  eingedrückt  hat,  sei  es,  daß  bei 
der  großen  Fläche  des  Schrötlings  (z.  B. 
Braunschweiger  Löser),  oder  wegen  der  Höhe 
der  Erhabenheit  (z.  B.  S3rrakusaner  Deka- 
drachmen) von  vornherein  mehrere  Schläge 
beabsichtigt  waren.  Die  Folge  ist,  daß  die 
Konturen  ganz  oder  teilweise  doppelt  (bzw. 
dreifach  usw.;  bes.  grobes  Beispiel:  Cat. 
M'clean  coli.  II  Taf.  165,  16  Anchialos)  er- 
scheinen, zuweilen  sogar  Zusammenschie- 
bungen, Verschiebungen  und  Verzerrungen 
auftreten.  D.  gibt  leicht  zu  wissenschaft- 
lichen Mißverständnissen  Anlaß,  indem  auf 
röm.  M.  mit  Iterationsziffem  (z.  B.  COS. 
IUI)  ein  Strich  zuweilen  nur  dem  D. 
verdankt  wird,  MIT  zu  MT  wird,  was 
dann  als  Stempelfehler  gilt  (so  auf  einem 
dreifachen  Löser  von  1655)  usw.  Seit  Ein- 
führung der  Prägemaschine,  deren  ICraft 
mehrmaligen  Schlag  unnötig  macht,  und 
der  Prägung  in  Ringe,  die  das  Festliegen- 
bleiben der  Medaille  unter  dem  selbst  mehr- 
maligen Drucke  des  Balanciers  gewähr- 
leistet, kommt  D.  kaum  noch  vor.  — . 
Luschin,  Allg.  M. -Kunde«  S.  55;  Num. 
chron.  1922  S.  35.  —  Auch  bei  gegossenen 
M.  kann  sich  bei  ungleichmäßigem  Ein- 


drücken des  Modells  in  den  Formsand 
etwas  dem  D.  Ähnliches  ereignen.      R. 

Doppelsesterzen  (^-Quinare)  sind  die 
mißbräuchlich  sog.  Medaillone  des  Decius 
und  seiner  Gattin  Etruscilla,  etwa  34 — 38 
mm  Dm.,  30 — ^48  g,  mit  Felicitas  saeculi, 
Liberalitas  Aug.,  Victoria  Aug.,  bei  Etr.: 
Pudicitia  Aug.,  stets  mit  SC  ;  auf  der  Vs. 
trägt  zur  Unterscheidung  vom  Sesterz 
(Großbronze)  Decius  die  Strahlenkrone, 
Etruscillas  Büste  ruht  auf  dem  Halbmond. 
—  Trait6  I  S.  606/7  (teilweise  schief);  Num. 
chron.  1919  S.  138  (es  sei  vielmehr  ein  1%- 
Sesterzenstück).  R. 

Doppelsinn  oder  doppelte  Verwendung 
antiker  M. -Aufschriften.  Bei  der  allgemei- 
nen Abneigung  der  Alten  gegen  Wertbe- 
zeichnungen (s.  d.)  werden  sie  öfter  derart 
in  die  übrige  Legende  »hineingeheimnißt«, 
daß  sie  zugleich  einem  anderen  Zwecke 
dienen:  E,  Anfangsbuchstabe  von  Heraia, 
wird  verdreifacht  für  drei  Hemiobolia  ge- 
braucht; in  STP  =  HtpaTtlottv,  Einwohner 
der  Stadt  Stratos,  bedeutet  das  höher  ge- 
zogene T  zugleich  Triobolon  oder  Trihemi- 
obolion;  auf  kaiserl.  M.  von  Midaeion  be- 
deutet das  A  im  Stadtnamen,  höher  als  die 
übrigen  Buchstaben,  zugleich  !A.(aaapiov); 
das  OB  der  röm.  Gold-M.  seit  Valentinianus 
I.  bedeutet  außer  ob(ryziacus)  zugleich  »72 
(ein  Pfund  fein)«;  auf  byz.  M.  des  lustinia* 
nus  I.  bedeutet  das  größer  geschriebene  K 
in  der  Münzstättenangabe  KVZ  zugleich 
die  Wertzahl  20  und  auf  solchen  des  lusti- 
nus  IL  ist  das  größer  geschriebene  I  im 
Namensanfange  lustini  zugleich  die  Wert- 
zahl 10.  —  R.  E.  III A  S.  922.  R. 

Doppelwährung  (Bimetallismus)  ist  die 
Metallwährung  (s.  Währung),  bei  der  Gold- 
und  Silbermünzen  in  einem  vom  Staate 
festgesetzten  Wertverhältnis  nebeneinander 
umlaufen  sollen,  so  daß  der  Gläubiger  mit 
der  Zahlung  jeder  der  beiden  Münzarten 
zufrieden  sein  muß.  Statt  der  früheren 
ParsJlelwährung  (s.  d.)  ist  die  Doppel- 
währung zuerst  von  der  ersten  französischen 
Republik  eingeführt  worden,  und  zwar  im 
Jahre  1803,  indem  dsis  Wertverhältnis  auf 
I  :  isv'a  festgesetzt  wurde.  Jedoch  wider- 
spricht der  Bimetallismus  dem  damals  ange- 
strebten System  der  freien  Prägung,  das 
heißt  der  Pflicht  des  Staates,  alles  ihm  ange- 
botene Währungsmetall  zu  verprägen,  wo- 


DOPPIA-DOPPIETTA 


157 


durch  die  Festhaltung  des  Wertverhältnisses 
fast  unmöglich  wird.  Denn  nur  dasjenige 
der  beiden  Metalle  wird  zur  Prägung  ange- 
boten, das  auf  dem  Weltmarkt  im  Verhält- 
nis zu  dem  anderen  billiger  ist  als  in  der 
Festsetzung  des  Staates.  Da  nach  1803  das 
Wertverhältnis  auf  dem  Weltmarkt  auf 
I  :  15,65  und  höher  stieg,  brachte  der  fran- 
zösische Edelmetallhändler  sein  Gold  nach 
London,  wo  er  15,65  kg  Silber  für  i  kg 
Gold  erhielt  und  nicht  in  die  Pariser  Münze, 
die  ihm  nur  15,5  gab.  So  verlor  Frankreich 
das  Gold  und  hatte  in  der  Tat  Silber- 
währung, und  die  freie  Prägung  beider 
Währungsmetalle  stand  nur  auf  dem  Pa- 
pier, Als  dann  seit  1850  infolge  der  ver- 
mehrten überseeischen  Goldausbeute  und 
der  starken  Silberausfuhr  nach  Asien  das 
Wertverhältnis  des  Weltmarktes  unter 
I  :  15^«  fiel,  trat  der  umgekehrte  Fall  ein: 
Frankreich  hatte  seitdem  Goldwährung. 
Dennoch  hat  Frankreich  offiziell  die  Dop- 
pelwährung weiter  beibehalten,  doch  wur- 
den 1864  und  l866  die  Silbermünzen  unter 
dem  5  -Frankstück,  um  sie  festzuhalten,  von 
900  auf  835  Tausendteile  Feinheit  gesetzt, 
1876  endlich  die  Prägefreiheit  der  Silber- 
münzen aufgehoben,  so  daß  Frankreich 
seitdem  hinkende  Doppelwährung  (s.  d.  und 
Lateinischer  Münzbund)  hatte.  Möglich 
wäre  die  Doppelwährung  mit  freier  Prägung 
beider  Metalle  nur,  wenn  der  Staat  die  Aus- 
tauschung des  einen  gegen  das  andere 
Metall  in  dem  von  ihm  bestimmten  Wert- 
verhältnis ermöglichen  wollte  und  könnte, 
was  die  Vereinigten  Staaten  jahrelang  unter 
den  ungeheuersten  Opfern  versucht  haben 
(s.  Dollar). 

Besonders  heftig  war  der  Streit  um  die 
Doppelwährung  in  den  achtziger  und  neun- 
ziger Jahren  des  vorigen  Jh.s;  die  Haupt- 
vertreter beider  Richtungen  waren  Adolf 
Soetbeer  und  Otto  Arendt,  Dieser  leugnete 
die  von  Soetbeer  behauptete  progressive 
Verwendung  des  Goldes  im  internationalen 
Verkehr  und  daß  sie  imstande  sei,  die  starke 
Erhöhung  des  Goldwertes  aufrecht  zu  er- 
halten, die  vielmehr  willkürlich  sei.  Aber 
der  starke  Wertfall  des  Silbers  von  i  :  IS,5 
um  1873  bis  auf  l  :  36  am  Ende  des 
19.  Jh.s  hat  dann  doch  die  meisten  Länder 
zur  Goldwährung  geführt.  Die  Bimetal- 
listen  hofften  noch,    durch  internationale 


Währungsverträge  die  Doppelwährung 
aufrecht  erhalten  zu  können,  doch  was 
Lexis,  kein  absoluter  Gegner  der  Doppel- 
währung, 1895  sagte,  ist  heute  wohl  die 
allgemeine  Überzeugung:  »Niemals  wäre 
ein  tollkühnerer  Sprung  ins  Dunkle  gewagt 
worden  als  die  Einführung  des  Bimetallis- 
mus mit  den  alten  Wertverhältnissen  sein 
würde.  Niemand  kann  die  Wirren  und 
Katastrophen  ahnen,  die  eine  von  Schwin- 
del und  Krisen  abwechselnd  begleitete 
Preisrevolution  erzeugen  müßte,  wie  sie 
durch  eine  jährliche  Vermehrung  des  Metall- 
geldes um  IIOO  bis  1200  Millionen  Mark 
entstehen  würde.« 

Ob  wir  freilich  mit  der  Goldkernwährung^ 
(s.  d.)  auf  die  Dauer  auskommen  und  nicht 
vielmehr  dem  Silbergeide  eine  weit  bedeu- 
tendere Rolle  als  die  einer  Scheidemünze 
zuzugestehen  gezwungen  sein  werden,  muß 
die  Zukunft  lehren,  denn  die  Hauptbedin- 
gung der  Erhaltung  einer  Währung  bleibt 
doch  die,  daß  genug  des  Währungsmetalls, 
vorhanden  ist,  was  vom  Golde  bezweifelt 
wird  (s.  Goldwährung  am  Schluß).  In  neue- 
ster Zeit  (1926/7)  werden  in  England  und 
in  den  Niederlanden  die  Stimmen  für  die 
Rückkehr  zum  alten  Silberstandard  (Eng- 
land 925,  Niederlande  920  Tausendstel) 
immer  häufiger.  — O.Arendt,  Die  vertrags- 
mäßige Doppelwährung,  Berlin,  1880;  W. 
Lexis,  Der  gegenwärtige  Stand  der  Wäh- 
rungsfrage, Dresden,  1895;  Bl.  f,  Münzfr. 

1926,  s.  559.  s. 

Doppia.  In  Mailand  ließ  zuerst  Galeazzo 
Maria  große  Mengen  doppelter  Dukaten,, 
genannt  Doppia,  prägen,  die  6,9  g  wogen 
und  fast  ebensoviel  Gold  hielten,  auf  einer 
Seite  die  Büste,  auf  der  anderen  Seite  den 
Helm  der  Sforza  trugen. — Eine  ganz  andere 
Münze  war  die  spanische  Doppia,  ein  Dop- 
pelskudo  (s.  Dublone),  der  6,705  wog  und 
6,18  g  Gold  hielt  und  jene  reichhaltigeren 
Doppeldukaten  seit  1500  verdrängte.  Im 
18.  und  19.  Jh.  hatten  die  Doppien  der 
verschiedenen  italienischen  Staaten  ganz 
ungleiches  Gewicht  und  Feingehalt.  So. 
wurden  1861  tarifiert  die  D.  von  Savoyen 
auf  28,45,  von  Parma  auf  21,92,  von  Rom 
auf  17,07  Lire  italiane  (Franc).  —  Gnecchi, 
Milano,  S.  75,  Taf.  13,  6;  Klimpert,  S.  79* 

S. 
Doppietta,  ein  kleines,  von  den  Herzogen 


158 


DOREA— DRACHE 


von  Savoien  1768  und  1773  für  Sardinien 
gemünztes  Goldstück  mit  Büste  auf  einer, 
Schild  auf  der  anderen  Seite  zu  5  Lire 
sarde  =  V5  Carlino,  von  3,211  g  Gewicht 
und  2,865  g  Goldgehalt.  —  Promis,  Savoia, 
I,  S.  475  f.,  336,  II,  Taf.  69,  53  und  74,  23. 

S. 

Doreaoder  Doroiiy  griech.  Scopsoc,  8<üpov,=: 
Geschenk.  Auf  A  von  Chios  steht  ßacitXi(oc 
%"ci6xoo  S&pov,  also  hatte  wohl  ein  König 
Antiochos  (II.  von  Kommagene  ?  38 — ^20 
V.  C.)  den  Chiem  das  Edelmetall  zu  dieser 
Ausgabe  geschenkt,  Num.  chron.  1917  S.208. 
—  Auf  M.  Caesars  steht  d(onativum)  (s.  d.) 
=  Geldgeschenk  ans  Volk,  in  Parallele  zu 
m(unus),  s.  unter  Munificentia.  Acopea 
steht  bei  einer  Brücke  auf  M.  von  Aigeai 
Kiük.  und  Mopsos,  die  offenbar  jemand 
gestiftet  hatte;  Scopei  aeixoo,  einmal  äich 
^E7ü(«T0ü),  auch  (des  Kaisers)  'AXs£av8poü, 
auf  M.  von  Tarsos  bezieht  sich  auf  Getreide- 
geschenke, ebenso  die  Legende  donatio 
(zur  Frau  zwischen  Modii,  Cremna)  und 
aetemum  benefiicium  (zum  Modius,  s.  d., 
Laodikeia  Syr.undSidon),  während  Tpaiavic 
S8ü>xev  auf  M.  von  Sepphoris  sich  wohl  auf 
Verleihung  des  M. -rechts  oder  —  wie 
soeben  in  Chios  —  auf  Stiftung  der  betr. 
M.-emission  bezieht  und  don(atio)  sacr(i) 
cert(aminis)  (Cremna)  auf  Ausstattung  von 
Festspielen.  —  Num.  Chron.  1900  S.  96; 
B.M.C.  Palest.  S.XII^.  R. 

Domenkranztaler  (Dornkrontaler),  ein 
Taler  der  Maria  von  Jever  (1536 — 1575) 
mit  dem  jeverschen  Wappen  auf  der  Vs. 
und  einem  Domenkranz  auf  der  Rs.,  der 
die  Bedrängnisse  des  »Fräuleins  von  Jever« 
veranschaulichen  sollte.  —  Lehmann, 
S,  46  ff.  S. 

Dos,   siamesische  Goldmünze,  s.  Tikal. 

Double  parisis  u.  tournois  s.  Denier, 

Double  d^or  ist  ein  Ausdruck  für  die 
Chaise  d'or  Karls  VI.  als  Dauphin-Regent, 
in  La  Rochelle  1420  nur  6  Monate  geprägt, 
40  Stück  auf  die  24  kar.  Mark,  i  D.  =  8 1. 1- 
Typus:  Vs.  sitzender  König  auf  mit  Löwen - 
köpfen  geschmücktem  Stuhl,  zu  Seiten  2 
Lilienschilde,  das  Ganze  im  17  Paß;  Rs.  im 
Spitzvierpaß  mit  Lilien  ein  Blumenkreuz, 
i.  d.  W.  Lilien.  —  Blanchet,  Manuel  II  S. 
Jiyi,  275;  Hoffmann  Taf.  25,  4.        Su. 

Double  kejr,  verdorben  aus  Dubbeltje 
<s.  d.).  — '  Temple  in  I.  A.  26,  335.         V. 


Double  royal  d'or  ist  eine  Art  Chaise  d'or, 
von  Philipp  VI.  von  Frankreich  1340  zu 
36  Stück  auf  die  24,  später  23  karätige  Mark 
geprägt  (i  Stück  wiegt  6,8  g).  Typus  :Vs. 
sitzender  König  auf  gotischem  Stuhl,  Rs. 
Blumenkreuz,  i.  d,  W.  Kronen  im  ge- 
schmückten Spitzvierpaß.  —  Blanchet  II, 
S.  248 f.;  Hoffmann  Taf.  32,  11.        Su. 

Doublen  =  Dublone  (s.  d.). 

Douceurdukaten  sind  bayerische  goldene 
Medaillen  von  der  Größe  und  dem  Gewicht 
der  Dukaten  nait  dem  Kopfe  des  Königs 
auf  der  Vs.  und  einer  Krone  auf  der  Rs., 
die  zum  Zweck  königlicher  Trinkgelder 
unter  Ludwig  IL  geprägt  wurden,  (s  auch 
Repräsentationsmünzen).  —  Num.-sphrag, 
Anzeiger  III,  Hannover  1872,  S.  129  f.     S. 

Douzaln  war  der  Blanc  (s.  d.)  zu  12  De- 
niers  Franz  I.  von  Frankreich,  eine  sehr 
beliebte  Münze,  weil  sie  im  ICleinhandel  die 
Hauptrechnungseinheit,  den  Sol  tournois 
darstellte.  Franz  I.  prägte  ihn  seit  15 15 
mit  dem  Typ  des  Grand  Blanc  ä  la  couronne 
(s.  Blanc),  1540/41  als  Douzain  ä  la  Sala- 
mandre  und  seitdem  k  la  croisette  (s.  Sala- 
mandre  und  Croisette).  Der  Douzain  wog 
seit  15 15  2,846  g  und  hielt  1,022  g  Silber, 
seit  15 19  2,66  mit  0,898,  der  Salamandre 
2,66  mit  0,863,  die  Croisette  2,671  g  mit 
0,794  g  Silber.  —  Hoffmann,  Taf.  60,  91 
—100,  104— 109;  Levasseur,  S.  39  ff-,  234!. 

S. 

DozzenOy  italienischer  Name  des  Gro- 
schen, dann  des  Douzain  (s.  d.),  der  beson- 
ders von  den  Päpsten  in  Avignon  geprägt 
wurde.  S. 

Drache,  i.  Antik.  Das  Wort  kommt  vom 
griech.  Spoixcov,  lat.  draco  ==  Schlange, 
schlangenähnliches  Ungeheuer,  Abb.  59. 
Eine  Schlange  mit  Tierkopf,  später  mit 
Menschenkopf,  erscheint,  zuweilen  als 
rAYKßN  bezeichnet,  auf  M.  von  Abono- 
teichos,  wo  sie  auch  Lukian,  Alex.  58 
infolge  eines  Schwindels  des  »Propheten« 
Alexander  erwähnt,  mit  Menschenkopf  ohne 
Beischrift  in  Nikomedeia  (vgl.  R.  E.  VII 
S.  1468),  Die  von  einem  Elefanten  getre- 
tene Schlange  auf  A  Caesars,  ebenfalls  mit 
fremdem  Kopf,  deutet  man  auf  Gallien,  da 
der  Kopf  an  den  der  gallischen  Feldzeichen 
(s.  unter  Karnyx)  erinnere.  In  der  christl. 
Symbolik  bedeutet  der  D.  das  Heidentum 
und  alles  Böse  überhaupt :  die  vom  Labarum 


DRACHME 


159 


durchstoßene  Schlange  auf  einer  M.  Con- 
stantinus  L,  Abb.  109,  die  vom  Kaiser 
überrittene  Schlange  mit  Tierkopf  (Gold- 
med.  Constantius'  IL  mit  debellatori 
hostium,  hier  also  Symbol  der  Feinde  über- 
haupt), und  die  auf  der  Rs.  späterer  röm. 
Kaiser-M.  (seit  Valentinianus  III.,  vgl. 
schon  M.  des  Honorius:  der  Kaiser  tritt  auf 
einen  Löwen,  dessen  Schwanz  einen  Schlan- 
genkopf hat)  vorkommende,  vom  Kaiser 
niedei^etretene  Schlange  mit  Menschen- 
kopf sind  wohl  so  aufzufassen;  Rev.  num. 
1914  S.  300  ff.  —  Der  D.  erscheint  im  selben 
Sinne,  in  Gestalt  etwa  eines  Krokodils  oder 
Sauriers,  geflügelt,  feuerspeiend  usw.,  vom 
Heil.  Georg  zu  Roß  bekämpft,  bes.  auf  den 
Georgstalern  u.-med.,  s.  d.,  und  ist  auch 
das  M. -Wappen  neuerer  chines.  M.      R. 

2.  Ein  Drachenkampf  ist  ein  häufiges 
Stück  des  bayrisch-böhmisch-polnischen 
Bilderkreises  (z.  B.  Fund  v.  Kasing).  Auf 
französischen  Goldmünzen  kämpft  der 
heilige  Michael  mit  dem  Drachen  und  ver- 
sinnbildlicht so  den  Kampf  mit  dem  Erz- 
feind. Auf  Mansfelder  Talern  u.  a.  er- 
scheint der  heilige  Ritter  Georg  zu  Pferde, 
einen  Drachen  mit  der  gezückten  Lanze  be- 
kämpfend (s,  Georg).  —  Friedensburg, 
Symbolik  S.  161  f.  Su. 

Drachme*  i.  im  Altertum.  Griech.  BpajffxTQ, 
altgriech.  Gewicht,  Rechnungseinheit  und 
M.,  meist  in  Silber,  seltener  in  Gold;  die 
Herleitung  von  8patxea8at  =  fassen,  weil 
man  6  Obeliskoi  (s.  d.)  in  einer  Hand  fassen 
konnte,  ist  zwar  abenteuerlich,  trifft  aber 
praktisch  für  die  erhaltenen  Spießchen  zu. 
—  Man  rechnete  l  Talent  zu  60  Minen  zu 
IOC  D.  zu  6  Obolen;  also  6000  Dr.  = 
I  Talent;  wenn  andere  Verhältniszahlen 
angegeben  werden,  so  liegt  Kombination 
zweier  Wähnmgen  vor:  wenn  die  äginäische 
D.  IG  Obolen  haben  soll,  das  ägin.  Talent 
loooo  D.  usw.  (PoUux  Onom.  IX  86),  so 
sind  das  eben  attische  Obolen  bzw.  D.; 
wenn  die  att.  Mine  70  D.  hat,  so  sind  das 
äginäische  D.  Denn  das  Gewicht  der  Dr. 
war  in  allen  Währungen  verschieden,  und 
man  trennte  daher  die  Spa^fA^C  iraxewtc  von 
den  8p.  Xeircaf  (Hesych.  s.  v.  l&Tzxd^;). 
Es  gibt  also  soviel  verschiedene  D.,  wie  es 
Münzfüße  gibt,  s.  daher  unter  Äginäischer, 
Attischer,  Babylonischer,  Chiischer,  Euböi- 
scher,  ELarthagischer,  Korinthischer,  Milesi- 


scher.  Persischer,  Phönikischer,  Phokäi- 
scher,  Ptolemäischer,  Rhodischer  M.-Fuß 
sowie  Alexandreia  und  Kistophoren;  andere 
Benennungen  von  D.  und  D.-Multipla  nach 
Herrschern  (z.  B.  Antigonos,  Antiochos, 
Attalos,  Demetrios,  Lysimachos,  Maussollos) 
und  Orten  (Antiocheia,  Chalkis,  Delos, 
Ephesos,  Maroneia,  Sikyon,  Tenos,  Tyros 
usw.)  und  die  5.  AJ'^üirctaxTQ  und  8.  VYisttüTix-jQ 
(alles  dies:  Trait6  I  S.  480—504;  R.  E,  V 
S.  161 8/27)  beziehen  sich  wohl  meist  auf  das 
Gepräge,  doch  mögen  oft  auch  lokale  M.füße 
hinter  der  Benennung  stehen.  —  Nach  der 
D.  benennt  man  auch  die  Multipla,  s.  unter 
Dodeka-,  Deka-,  Okta-,  Hexa-,  Penta-, 
Tetra-,  Tri-  und  Didrachmon,  von  den 
Unterstufen  aber  nur  das  Hemidrachmon, 
die  übrigen  drückte  man  in  Obolen  aus. 
Das  Didrachmon  wird  meist  Stater  (s.  d.) 
genannt,  =  ^50  Mine  (oder  yioo  »schwere« 
Mine,  s.  unten),  und  ist  wohl  die  ur- 
sprüngHche  Hauptstufe,  da  auf  den  Stater 
ausnahmslos  12  Obolen  kommen:  duodezi- 
male Einteilung;  denn  für  die  D. -Rechnung 
gibt  es  eine  bemerkenswerte  Ausnahme:  in 
Korinth  zerfällt  der  Stater  nicht  in  2  D., 
sondern  in  3  Teile,  die  gleichfalls  D.  hießen, 
obwohl  sie  nur  4  Obolen  schwer  waren,  so 
daß  hier  —  und  ähnlich  z.  B.  in  Mende,  wo 
ein  att.  Tetrobol  die  Aufschrift  MevSatY]  hat, 
wozu  nur  Spax^ti^  ergänzt  werden  kann, 
Z.  f.  N.  34  S.  II  —  150  solcher  D.  auf  die 
Mine  gingen.  —  Stießen  verschiedene 
Währungen  nachbarlich  aneinander,  so 
half  man  sich  oft  mit  Ausgleichs  -M.  (s.d). 
Beispiele:  die  Bundes-M.  der  Symmachie 
(s.  d.)  von  387,  der  pelop.  Ausgleich 
zwischen  kor.  Drachme  und  ägin.  Triobol, 
die  prienischen  M.  im  Ausgleich  zwischen 
phönik.  und  pers.  Fuß;  Regling,  M.  von 
Priene  S.  128;  Z.  f.  N.  38  S.  266  (Ephesos), 
267  (Italien),  270  (Kyrene). 

Im  Gewichtswesen  bezeichnete  man  — 
und  zwar  schon  im  alten  Orient  —  das 
Doppelte  einer  Gewichtsstufe  jeweils  mit 
demselben  Namen,  so  daß  neben  dem  ge- 
wöhnlichen Stater  ein  doppelt  so  schwerer 
einherging,  neben  der  D.,  Mine  usw.  eine 
doppelt  so  schwere,  vgl.  Hesych.  unter 
Uaye(oL  und  hier  unter  Siglos. 

Übrigens  unterliegt  die  D,  wie  jede 
andere  längere  Zeit  geprägte  M.  dem 
allgemeinen  Gesetze  der  Abknappung  am 


l6o 


DRACHME 


Schrot,  die  sieb  aber  natürlich  nur  bei 
reichem  Material  und  längerer  Prägedauer 
feststellen  läßt:  die  att.  D.,  normal  H,366«g, 
wiegt  in  hellenistischer  Zeit  im  Durchschnitt 
nur  noch  4,I2  g,  die  Dr.  der  nach  dem  att. 
Fuß  geprägten  städtischen  Tetradr.  Alexan- 
ders aus  dem  2.  Jh.  v.  C.  nur  noch  4,04  g, 
vgl.  Regling,  M.  von  Priene  Anm.  266. 

In  Ägypten  tritt,  neben  die  Silber-D. 
in  ptol.  Zeit  die  Kupfer-D.,  8.  x^^^^ 
oder  YotXxiVTQ,  d.  h.  es  wird  statt  in 
Silber-E).  in  Kupfer -M.  gezahlt,  was  fcald 
zu  einem  Agio  (dUa-yr^;  bei  Parität  des 
Kurses  wird  von  -/ahiLbi;  Jdovofxo?  ge- 
sprochen) der  Silber-M.  führt,  dessen 
Auf  und  Ab  hier  nicht  verfolgt  werden 
kann;  vgl.  Segr^,  Metrologia  S.  278/80. 
In  der  Kaiserzeit  wird  das  von  den  letzten 
Ptolemäern  stark  im  Korn  verschlechterte 
ägypt.  Tetradrachmon  von  Tiberius  so 
ausgeprägt,  daß  es  nur  soviel  ^  enthält 
wie  der  röm.  Denar,  und  das  Verhältnis 
der  D.  als  ^4  Denar  bleibt  hier  so,  auch 
als  beide  M.  längst  untergegangen  waren; 
hier  in  Ägypten  ist  im  Gegensatz  zum 
ganzen  übrigen  Reich  also  D.  und  Denar 
nicht  gleich  (N,  Z.  51  S.  213/4);  man 
rechnet  dann  nach  Talenten  solcher  D., 
XaXxoü  ToXavTov  (zu  je  6000  Stück),  dann 
später  nach  Myriaden  von  Denaren,  s. 
unter  Denar  und  vgl.  Z.  f.  N.  38  S.  247  ff. 

Den  Namen  Gold-D.  kennen  wir  in- 
schriftlich für  Karystos  (R.  E.  V.  S.  1624) 
und  sie  ist  dort  auch  als  M.  erhalten; 
aber  auch  zu  dem  Goldstater  att.  Fußes 
gibt  es,  wo  er  geprägt  wird,  oft  auch 
Hälften,  also  goldene  D. ;  die  8.  j^puatoo  er- 
scheint daher  öfter  bei  den  griech.  Lexiko- 
graphen. 

Wertaufschriften  inD.  sind  wie  alle  Wert- 
bezeichnungen (s.  d.)  auf  griech.  M.  sehr 
selten:  A  =  Spot^ixTQ  auf  M  von  Sikyon; 
AiSpaxM-ov  und  8paxHi.T5  auf  kaiserl.  syr.  JR., 
Z.f.  N.  32  S.  146/7;  auf  bronzene  D.  be- 
zieht sich  das  Wort  Spa^fAcc  (-fii5)auf  späten 
JE.  von  Byzanz  und  Melos,  ebenso  das  Wort 
Bffipaj^fiov  auf -^  von  Rhodos,  Texpa6paxp.ov 
auf  unbest.  ^  (Journ.  int.  XI  S  243).  Das 
D. -Zeichen  der  Handschriften  V  findet  sich 
auf  einer  N-U.  Demetrios*  I.  v.  Syrien: 
BK  =  2  (Stateren)  und  i  Dr.,  Klio  VS.  125. 
Anderwärts  (Korinth,  Argos  usw.,  s.  unter 
Wertbezeichnung)  erhält  die  ganze  D.  das 


ganze  Tier  als  M.-Bild,  die  halbe  das  Tier- 
vorderteil usw. 

Seit  dem  Auftreten  der  Römer  im  Osten 
wird  die  damals  fast  allein  übrig  gebliebene 
att.  D.  im  Kurse  dem  röm.  Denar  gleich- 
gerechnet —  vgl.  z.  B-  das  Wertzeichen 
s  I  =  16  (Sesterzen)  auf  makedon,  Tetradn 
des  Aesillas  —  trotz  des  Mehrwertes,  den 
sie  bei  aller  Abknappung  (s.  o.)  noch 
gegen  den  damaligen  Denar  (3,9  g)  hatte; 
und  seit  Neros  abermaliger  Herabsetzung 
des  Denars  auf  3,4  g  wird  die  (att.)  D. 
als  diesem  gleich  förmlich  ins  griech. - 
röm.  Gewichtssystem  übernommen,  Plin. 
N.  h.  31,  185,  und  als  ^96  röm.  Pfund 
=  ^8  Unze  =  3  Scripula  =  i8  Siliquae 
gerechnet,  ja  als  Einheit  des  Gewichts  oft 
einfach  bhcq  (=  Gewicht)  benannt.  —  R.  E. 
V  S.  1613/33;  Trait6  I  Register  S.  1084; 
Hultsch,  Metrol.  scr.  II  Register  S.  173  u. 
239;  Giesecke,  Italia  numism.  1928  konnte 
hier  noch  nicht  benutzt  werden.  R. 

2.  D.  im  Mittelalter. 

a)  Die  Drachme  ist  ein  französ.  Münz- 
gewicht  =  gros  (s.  d.). 

b)  Drachmen  und  Halbdrachmen  sind 
auch  von  den  Kjreuzfahrern  in  der  Mitte 
des  13.  Jh.s  in  Akkon  geschlagen  worden. 
Ursprünglich  mit  pseudokufischen  Le- 
genden geprägt,  wurden  diese  auf  Befehl 
Innozenz  IV.  in  christliche  Legenden  um- 
geändert, doch  blieb  die  arabische  Schrift. 
Der  Typus  dieser  2.  Art  war  folgender: 
Vs.  ein  Inschriftenviereck,  in  der  Mitte  eia 
Kreuz,  in  arabischer  Schrift:  Ein  einziger 
Gott,  ein  einziger  Glauben,  eine  ein- 
zige Taufe.  Rs.  Inschriften -Viereck:  Der 
Vater  und  der  Sohn  u.  der  Heilige  Geist 
die  einzige  Gottheit,  dazu  in  einem  Um- 
schriftkreis:  Gott  der  Ruhm  von  Jahr- 
hundert zu  Jahrhundert,  Amen,  Amen, 
Amen.  Gewicht  2,6,  u.  die  Halbdrachme^ 
deren  Schrift  ähnlich  lautet,  1,2  g  schwer.  — 
Schlumberger,  Orient  latin  S.  139  flf.     Su. 

3.  in  der  Gegenwart.  Die  moderne 
Drachme  ist  die  Hauptmünze  des  1831 
gegründeten  Königreichs  Griechenland.  Sie 
zerfiel  in  100  Lepta  (s.  Lepton),  wog 
4,477  g  und  hielt  4,029  g  Silber.  Die 
5-,  I-,  Va-  und  y4-Drachmen  waren  alle 
900/1000  fein.  Das  Goldstück  zu  20 
Drachmen  wog  5,776  g  und  hielt  5,198  g 
Gold.    Das  Gepräge  war  Kopf-Schild,  deir 


DRACHME  STEPHANEPHOROU— DREIFUSS 


i6l 


Teilstücke  seit  1874  Kopf -Krone.  Die 
Drachme  und  ihre  Teile  wurden  1867  im 
Feingewicht  etwas  verringert  (s.  Lateini- 
scher Münzbimd)  und  ist  später  infolge 
übermäßiger  Papiergeldausgabe  im  Kurse 
stark  gesunken,  insbes.  seit  1918,  Kurs- 
stand jetzt  (Dez.  1928) :•=  0,044  RM.    S. 

Drachme  stephanephorou,  griech.  Sp^XR 
aTscpavTj^opoü  =  Drachme  (aus  dem  Hause) 
des  Kranzträgers,  hießen  die  athen.  Drach- 
men; s.  unter  Stephanephoros.  R- 

Drahkaniy  georgische  Bezeichnung  einer 
Goldmünze,  die  um  1630  an  Wert  30  Shauri 
(pers.  Shähi)  gleichkam.  Die  allgemeine 
georgische  Bezeichnung  für  Goldmünzen  ist 
Phluri  (Florin),  Im  18.  Jh.  gab  es  Phluri 
sowohl  zu  30  'Abbäsi  wie  zu  30  Shauri;  s. 
*Abbäsi,  Kirmaneul,  Tram,  —  Brosset, 
Hist.  de  la  G^orgie,  Introd.  CLXH.      V. 

Dramma,  nach  dem  attischen  Münzfuß 
geprägte  indische  Münzen.  Einerseits 
werden  so  die  aus  schlechtem  Silber  ver- 
fertigten Gadhiya  Paisa  (Abb-  406),  die 
vom  8. — 13.  Jh.  in  Nordindien  und  Gujerat 
kursierten  (3,69 — ^4,01  g),  und  die  Vigrapala- 
Münzen  von  Ost-Magadha  des  10.  Jh.s 
genannt,  die  eine  sehr  barbarische  Nach- 
ahmung der  sasanidischen  Drachmen  (s.  d.) 
darstellen,  andrerseits  die  Adi  Varäha- 
Münzen  mit  Vi§nu  mit  Eberkopf  auf  der 
Vs.,  die  von  Bhoja  Deva  von  Kanaudj 
(9.  Jh.)  geprägt  wurden,  sowie  die  Gold- 
und  Kupfermünzen  einiger  Rajputd3ma- 
stien  des  ii. — 12.  Jh.s  (gewöhnlicher 
Typus:  Vs.  sitzende  Lakshmi,  Rs.  Name 
des  Fürsten  in  Nagari).  Außer  der  Dramma 
von  4,017  g  sind  y»,  V4  und  y»  Stücke 
bekannt.  —  Smith,  Ind.  Mus.  Calcutta 
I  250;  JASB.  1897,  305;  I.A.  37,  146 ff.; 
Brown,  Coins  of  India  52;  Taylor  in 
JPASB.  1904,  372  (N.  S.  III  18);  Rapson 
in  JRAS.  1900,  118;  Cunningham,  Coins  of 
Med.  India  49.  V. 

Drei-.  Die  damit  zusammengesetzten 
Münznamen  s.  meist  bei  den  einfachen 
Stichwörtern. 

Dreibätzner^  süddeutsche  Silbermünze  zu 
3  Batzen  (s.  d.)  oder  12  Kreuzern  seit  dem 
16.  Jh.  Sie  und  die  Sechsbätzner  oder  24- 
Kreuzer  waren  Hauptkippermünzsorten  in 
Österreich  und  Süddeutschland  und  wurden 
hier  noch  später  im  17.  Jh.  in  bedeutenden 
Mengen  geschlagen.  Ihnen  entsprachen  in 
Wörterbuch  der  Hittzukonde. 


Norddeutschland  die  4-  und  8 -Groschen- 
stücke (s.  Kipperzeit).  S. 

Dreibein  s.  unter  Triskeles. 

Dreieinigkeitszeichen  ist  eine  Figur,  die 
durch  eine  in  drei  Spitzen  auslaufende, 
völlig  symmetrisch  in  sich  zurückkehrende 
Linie  gebildet  wird.  Dieses  Zeichen  kommt 
auf  mittelalterlichen  Münzen  wiederholt 
vor,  besonders  auf  Denaren  von  Andernach. 
In  Speier  wird  die  sancta  Trinitas  in  der 
Umschrift  genannt.  (S.  auch  Penta- 
gramm). —  Dannenberg  8.516  f.;  Frie- 
densburg, Symbolik  S.  17  f.  Su. 

Dreier,  eine  norddeutsche  Billonmünze 
zu  drei  Pfennigen  seit  dem  16.  Jh.  (S, 
Gröschlein  und  Dreiling).  Seit  der  Mitte 
des  18.  Jh.s  wurde  sie  meist  aus  Kupfey 
geprägt.  S. 

Dreifalügkeitsdulcat  s.  Sophiendukat. 

Dreifaltiglceitsmedaille  neimen  wir  die 
etwa  10  cm  große  Gußmedaille  mit 
aufgelöteten  Einzelteilen,  die  der  sächs. 
Medailleur  Hans  Reinhart  1544  für  Kur- 
fürst Moritz  anfertigte,  mit  Gottvater 
sitzend,  vor  der  Brust  die  Taube,  zwischen 
den  Knien  der  Gekreuzigte,  auf  der  Rs.  das 
Glaubensbekenntnis  auf  einer  von  zwei 
Engeln  gehaltenen  Tafel.  Es  sind  mehrere 
Abarten  und  Umarbeitungen  bekannt,  auch 
solche  für  Kurfürst  August.  —  El.  für 
M.  Fr.  1905  S.  3339;  Mitt.  des  Clubs  1913 
S.  69,  R- 

Drdfaltigiceitstaler  sind  Gedenktaler  des 
Grafen  Heinrich  I.  von  Reuß-Schleiz  von 
1679  mit  dem  Wappenschilde  auf  der  Vs. 
und  zwei  verschiedenen  Rückseiten.  Beide 
zeigen  die  h.  Dreifaltigkeit,  die  eine  Gott 
Vater  als  Brustbild,  die  andere  Gottes 
Hand,  beide  ein  Reis  auf  einen  Baum- 
stanom  pfropfend.  Die  Deutung  ist  ver- 
schieden: einige  sehen  in  dem  Reis  eine 
Anspielung  auf  das  Geschlecht  der  Reußen, 
andere  erblicken  in  dem  Taler  eine  Gedenk- 
münze auf  den  Frieden  von  Nymwegen, 
wieder  andere  eine  solche  auf  die  Ein- 
führung der  Primogenitur,  da  beide  Ereig- 
nisse 1679  stattfanden.  —  L.  Schmidt  und 
C.  Knab,  Reußische  Münzgeschichte,  Dres- 
den, 1907,  S.  57  f-,  197,  Nr.  505,  506.    S. 

Dreifuß,  griech.  Tpfttooc,  beliebtes  Gerät 
im  Altertum:  ein  dreibeiniger  Untersatz, 
um  etwas  auf  das  Feue^  zu  setzen  u.  dgl. ; 
die  3  Beine,   unteii  oft  löwenfüßig,  sind 


I62 


DREIGRÖSCHER— DREEPETERMÄNNCHEN 


meist  durch  Ringe  verbunden,  später  sind 
sie  auch  mittels  beweglicher  Querstäbe  zum 
Zusammenklappen  eingerichtet;  obenauf 
(sei  es  fest  verbunden,  sei  es  abnehmbar) 
ist  ein  Becken  (Lebes,  griech.  X^ßij?,  lat. 
cortina)  oder  ein  Kessel,  über  dem  die  Hen- 
kel (meist  auch  drei)  emporragen.  Neben 
der  rein  praktischen  Verwendung  ist  der  D. 
als  Abzeichen  des  wahrsagenden  Apollon, 
insbes.  des  pythischen,  bei  den  Römern  da- 
her auch  als  Hinweis  auf  die  Bücher  mit  den 
sibyllinischen  Weissagungen  imd  ihre  Hü- 
ter, die  Quindecimviri,  dann  als  Weih- 
geschenk  und  Kampfpreis  beliebt,  und  es 
bilden  daher  TpfeoBec  und  Xlßijxec  bei 
Homer  auch  eine  Erscheinungsform  des 
Gerätgeldes  (s.  d.),  und  auch  die  auf  kret. 
Inschriften  des  5.  u.  4.  Jhs.  v.  C.  als  Rech- 
nungsmünzen erscheinenden  xpiicoSec  und 
XißKjtec  weisen  auf  solch  früheres  Ge- 
rätegeld Iiin;  vielleicht  bezieht  sich  auch 
der  auf  kret.  M.  der  Zeit  häufige,  einem 
Becken  ähnliche  Gegenstempel  darauf.  — 
Alleiniges  M.-Bild  ist  er  z.  B.  in  Kroton, 
Axos,  Zakjmthos,  Philippoi  und  auf  röm. 
M.  des  C.  Cassius  (mitTänie),  M.  Volteius 
(von  Schlange  umwunden),  Brutus  (zwi- 
schen anderem  heil.  Gerät).  —  R.  E.  V 
S.  1669;  Ebert,  Reallex.  HI  S,  455/456,  IV 
S.  218;  Anson,  Greek  coin  types  I  Tai 
XVII— XXVL  R. 

Dreigroscher.  Die  Bezeichnung  ^Drei- 
gröscher«  wurde  nur  auf  polnisch-preußi- 
sche Münzen  angewandt,  nicht  auf  deut- 
sche 3 -Groschenstücke  oder  Achteltal^r. 
Die  polnischen  von  Sigismund  I.  eingeführ- 
ten Dreigroscher  waren  schöne  Silbermün- 
zen von  2,34  g  Feingewicht.  Während  der 
xmheilvoUen  langen  Regierung  Sigismunds 
III.  aber  wurden,  besonders  seit  1600,  wie 
alle  polnischen  Münzen,  so  auch  die  Drei- 
groscher (Abb.  319)  fortwährend  verschlech- 
tert und  binnen  10  Jahren  zu  einer  elenden 
kleinen  Billonsorte  erniedrigt.  Solche  kleine 
Scheidemünze  blieb  das  Düttchen  (s.  d.), 
wie  der  volkstümliche  Name  dieser  Münze 
war,  auch  in  Preußen  bis  zum  Ende  des 
x8.  Jh.s.  Es  schmolz  hier  mit  dem  Drei- 
kreuzer  zusammen  (s.  d.)  und  wurde  als 
Dreißigsteltaler  der  Vorgänger  des  1821 
geschaüenen  preußischen  Silbergroschen 
(s.d.),  S. 

Dreikfiidgstaler  s.  Ursulataler. 


Dreikreuzer  (Landgroschen,  Kaisergro- 
schen), eine  Münze,  die  in  Österreich  seit 
der  Mitte  des  16.  Jh.s  geprägt  wurde,  ob- 
gleich sie  in  den  Reichsmünzordnungen 
(s.  d.)  nicht  genannt  wird.  Als  Haupt- 
scheidemünze entstand  sie  besonders  im 
17.  Jh.  zur  Bezahlung  der  Truppen  in  un- 
geheuren Mengen,  auch  in  den  anderen  süd- 
deutschen Staaten.  Das  Gepräge  war  meist 
das  Bild  des  Fürsten  und  der  Reichsadler 
oder  das  Landeswappen,  auf  einer  Seite 
unten  eine  3  im  OvaL  In  Schlesien  hieß  sie 
Böhm,  d.  h.  Groschen.  S. 

Drelllng  (Ternarius),  hamburgische  und 
lübeckische  Scheidemünze  seit  Anfang  des 
15.  Jh. s  zu  3  Pfennig.  Seit  etwa  1570  trägt 
sie  die  Angabe  der  Zahl  der  Stücke,  die  auf 
einen  Reichstaler  gingen,  zuerst  128,  1609 
bis  17 10  192.  Der  D.  wurde  auch  in  den  an- 
deren Gebieten  der  lübischen  Währung,  seit 
Ende  des  18.  Jh.s  überall  aus  Kupfer 
geprägt.  Er  war  gleich  i^/a  Pfennig  der 
meißnischen  Währung.  Dänisch  heißt  er 
Trepenning  und  wurde  als  solcher  in  Flens- 
burg unter  der  Königin  Margarethe  ge- 
münzt. Er  zeigt  den  schleswigschen  Wap- 
penschild mit  2  Löwen  an  beiden  Seiten,  auf 
der  Vorderseite  die  Umschrift:  MONETA 
HOLTSACIE,  auf  der  Rückseite:  CIVI- 
TAS  FLENSBVRG.  —  Hauberg,  Mynt 
vaesen  III,  S.  21.  —  Kupferdreilinge  wur- 
den 1787  in  Altena  und  im  Jahre  1850  in 
Kiel  während  des  Aufstandes  geprägt. 

S.  und  W. 

Dreipaß^VierpaB)  usw.  sind  die  aus  drei 
oder  vier  Bogen  bestehenden  inneren  Um- 
rahmungen des  Münzbildes.  Sind  die  Bogen 
durch  kleine  nach  außen  weisende  Spitzen 
voneinander  getrennt,  so  spricht  man  von 
einem  Spitzdrei-  oder  -vierpaß.  Den  Drei- 
paß  findet  man  besonders  auf  der  Rs.  der 
Apfelgulden  (s.  d.).  S. 

Drelpetennäimchen»  eine  kurtrierische 
Scheidemünze,  deren  Prägung  1689  an 
Stelle  der  der  einfachen  Petermännchen 
trat  [s.  d.).  Sie  trug  das  Brustbild  des  h. 
Petrus  auf  Wolken  und  wurde  bis  171 5 
in  großen  Mengen  geprägt  (außerhalb  Kur- 
triers auch  doppeltes  Petermännchen  ge- 
nannt) und  zu  5  Kjreuzern  genommen.  Ihre 
Nachfolger  waren  seit  1760  die  5 -Kreuzer- 
oder 3-Albusstücke  des  Konventionsfußes. 
—  Schrötter,  Trier,  passim.  S. 


DREIPÖLKER— DUBLONE 


163 


Dreipolker  (Bromberger,  Brummer,  P61- 
toraki).  Die  schlesischen  Nachschläge  der 
Halbgroschen  oder  Polki  (von  pol  =  halb) 
Sigismunds  I.  von  Polen  wurden  in  Schle- 
sien Pölchen  genannt.  Einen  ähnlichen 
Namen  —  Dreipolker  —  erhielten  die  deut- 
schen Kippergroschen,  die  in  Polen  Kurs 
erhalten  hatten  und  seit  1614  nachgeprägt 
wurden,  indem  sie  sowohl  die  Wertzahl  der 
österreichischen  Groschen  3  (Ejreuzer)  als 
auch  die  der  norddeutschen  Groschen  24 
(auf  einen  Taler)  trugen  (Abb.  320).  Außer 
dem  polnischen  Namen  Pöltoraki  (pol  = 
Va,  twory  =  der  andere,  also  17»)  bekamen 
sie  die  deutschen:  Dreipolker  (oder  nach 
ihrem  Hauptursprungsort  Bromberg  die 
Bezeichnung  Bromberger,  Brommer  oder 
Brummer),  weil  sie  seit  der  Kipperzeit  nicht " 
mehr  3  polnische  Groschen,  sondern  nur, 
wie  ihr  Name  sagte,  3  halbe  oder  V^J% 
Groschen  oder  einen  halben  Dreikreuzer 
(s.  d.)  galten.  S. 

Dreiziacky  Schaft  mit  drei  (metallenen) 
Zacken  oder  Zinken  oben,  Fischergerät  und 
daher  Attribut  des  Poseidon;  in  dessen 
Hand  und  als  alleiniges  M.-bild  sehr  häufig 
auf  M.  —  Anson,  Greek  coin  types  V  Taf. 

xxii.  xxni.  R. 

Drielander,  Drylander  sind  Doppelgro- 
schen Johanns  IV.  von  Brabant  (1425 — 
1427),  die  er  nach  der  Vermählung  mit  der 
Erbin  Jakobäa  v.  Holland,  Hennegau  u. 
Seeland  1418,  in  Brabant,  Hennegau  und 
Holland  schlagen  ließ.  Siq  galten  in  Bra- 
bant, Holland  und  Seeland  2  gros,  in 
Hennegau  16  deniers:  83  ganze,  114  halbe, 
228  viertel  D.  gingen  auf  die  bzw.  6  d.,  4  d. 
und  4  d.  feine  Mark,  so  daß  das  Rauh- 
gewicht 2,95 — ^2,15 — 1,08,  das  Feingewicht 
1,47 — 0,73 — 0,37  g  war.  T3^us:  Vs.  2  ein- 
ander zugeneigte  Schilde  in  einem  mit  Lilien 
geschmückten  Sechspaß,  unter  den  Schilden 
eine  Lilie,  Rs.  befußtes  Kxeuz,  2  Lilien  und 
2LöwenindenWinkeln.  Dieser  Typus  wurde 
unter  anderem  nachgeahmt  von  Johann  v. 
Lens,  Bischof  v.  Cambray.  S.  auch  Vier- 
lander.  —  Witte  I,  S.  193,  198  f.        Su. 

Drittel-.  Die  damit  zusammengesetzten 
Münznamen  s.  meist  bei  den  einfachen 
Stichwörtern.  Erscheint  »Drittel«  allein,  so 
sind  damit  die  Dritteltaler  des  zinnaischen 
und  Leipziger  Fußes  (s.  d.)  gemeint.    S. 

Dritthalber  hießen  im  18.  Jh.  die  fränki- 


schen 2*/z-Kreuzer,  die  bremischen  2^3- 
Schwaren,  die  schleswig-holsteinischen  2^2- 
Schillinge  zu  ya4-Speziestaler  und  die  braun- 
schweigischen  kupfernen  ^^/^  Pfennige.     S. 

Druckwerk  s.  Walzenprägewerk. 

DrudenfuB  =  Pentagramm  (s.  d). 

D.  S.  S.  =  de  senatus  sententia  =  auf 
Willensmeinung  des  Senats;  die  Formel  er- 
scheint mehrfach  auf  röm.-republ.  M.  und 
M  und  bedeutet  wohl,  daß  die  Prägung 
anderen  als  den  üblichen  Beamten  anver- 
traut oder  daß  »das  Metall  durch  eine  be- 
sondere Maßregel  beschafft«  wurde,  so 
Willers,  Rom.  Kupferprägung  S.  70.    R. 

Dttb,  südindische  Gewichtseinheit  = 
dem  Gewicht  von  4  Pagoda,  nach  Temple 
13,990  g.  Diese  Bezeichnung  findet  sich  in 
englischer  und  in  Teluguschrift  auf  den  in 
Madras  geprägten  Kupfermünzen  der  Ost- 
indischen Gesellschaft  aus  dem  Anfang  des 
19.  Jh.s.  Die  2  Dub-münze  (Rs.  2  Fulüs) 
mißt  36  mm,  der  Va  I^ub  (Rs.  Fulüs,  Va 
Fulüs)  27  und  22  mm.  Jackson  nennt  so  die 
dicken  viereckigen  Kupfermünzen  der  Ni- 
zame  von  Hyderabad  von  sehr  verschiede- 
nem Gewicht.  Nach  Yule  wird  D.  für 
Münze  überhaupt  gebraucht.  —  Jackson 
in  BrNJ.  V  265,  271,  273;  Thurston,  Hist. 
of  the  coinage  East  India  Comp.  83,  87; 
Crooke,  Hobson  Jobson  327;  Temple  in 
I.  A.  27,  58.  V. 

Dubbelt]e  hieß  im  Volke  der  niederländi- 
sche Doppelstüver,  später  das  lO-Cent- 
stück.  S. 

Dublone  (Duplone,  Doppia,  Dobla,  Do- 
blon).  Im  Jahre  1537  schuf  der  Kaiser 
Karl  V.  den  spanischen  Goldeskudo  zu  68 
Stück  aus  der  22-karätigen  Mark  nach  dem 
Beispiel  der  italienischen  und  französischen 
Pistolen.  Der  doppelte  Eskudo  war  die 
Pistole  (s.  d.)  oder  spanische  Dublone  (Do- 
blon).  Auch  doppelte  und  vierfache  Pisto- 
len wurden  geprägt.  Im  europäischen  Han- 
del aber  erhielten  die  doppelten  spanischen 
Pistolen  den  Namen  »Dublonen  <^  während 
die  vierfachen  in  Spanien  meist  »Onzas  de 
oro«  (8  fache  Escudos),  seit  1733  »pesos 
duros  de  oro«,  im  internationalen  Verkehr 
»Quadrupel«  genannt  wurden.  Die  Fein- 
heit dieser  Goldm.  blieb  bis  1772  22  Karat, 
war  1772—86  213/4  und  1786— 1848  21  K. 
Das  Gewicht  der  Quadrupel  war  zuerst 
27,064  g  mit  24,808,  seit  1772  24,385,  seit 


i64 


DUOALE— DUCATONE 


1786  23,451  g  Goldgehalt,  das  der  Dublonen 
die  Hälfte  dieser  Zahlen.  Das  Gepräge  der 
D.  war  zuerst  Schild-Kreuz  im  Vierpaß, 
seit  etwa  1750  Brustbild -Wappen.  —  1848 
wurde  als  spanische  Goldmünze  der 
»Doblon  de  Isabel«  oder  »Centen«  zu  100 
reales  eingeführt,  1868  aber  beseitigt.  Er 
wog  8,33,  seit  1864  8,387  g,  hielt  zuerst 
7,497,  dann  7,548  gGold.  — Die  südameri- 
kanischen Dublonen  haben  sehr  verschiede- 
nes Gewicht.  —  Chalmers,  S.  395  f.,  407 J 
F.  Rühe,  D.  Geldwesen  Spaniens  seit  1772, 
Straßburg  1912,    S.  80,   128,   150.        S. 

Ducale  (Ducalis,  auch  Ducatum,  Ducato) 
ist  eine  unteritalische  konkave  Silber- 
münze, zuerst  1140  von  Roger  IL  mit 
seinem  Sohne  in  Palermo  geschlagen:  Vs. 
die  beiden  Herrscher  nebeneinanderstehend, 
zwischen  ihnen  ein  langes  Kreuz,  Um- 
schrift: R.R.SLS,  —  R.DVX.A.P.  Rs. 
Brustbild  Christi,  i.  F.  N.  R.  X  (anno  regni 
decimo),  Umschrift:  IC  .  XC  .  RG  ,  IN 
-^TERN,  Gewicht  3,iou.  2,75  g  (Abb.  212). 
Roger  IL  schlug  außerdem  hierzu  ein  Drit- 
telstück: die  Tercia  ducalis.  Vs.  geschmück- 
tes Kreuz,  Umschrift:  TERCLA.DVCALIS. 
Rs.  kufische  Umschrift:  »geschlagen  im 
Jahre  535«  (i  140),  in  der  Mitte  »in  der 
Hauptstadt  Siziliens«  (Palermo);  dieses 
Stück  gibt  es  dann  noch  v.  J.  1141,  1143, 
1144.  Die  Ganzstücke  sind  dann  noch  ein- 
mal von  Wilhelm  I.  mit  seinem  Sohne  Roger 
(1156 — 1160)  geschlagen  worden:  derselbe 
Typus,  nur  Vs.  Umschrift:  W.  REX  —  R. 
DVX  —  FI-LI-VS  EIVS.  Rs. :  i.  F.  IC  — 
XC.  —  Sambon,  Repertorio  generale  S.  156, 
158  u.  168  u.  in  Riv.  it.  di  num.  191 1 
S.  456  ff.  Su. 

DucateUo  s.  unter  Ducato  3. 

Ducato.  I.  S.  Ducale.  2.  Nebenbezeich- 
nung des  ersten  venetianischen  Matapan 
(s.  d.)  von  1202  (Papadopoli,  I,  S.  81).  3.  D. 
d'argento.  Eine  venetianische  seit  1562  ge- 
prägte talerartige  Münze  (auch  V'4  und  i/a) 
zu  124  Soldi  mit  dem  h.  Markus  und  knien- 
dem Dogen  auf  der  Vs.  und  dem  venetiani- 
schen Löwen  über  124  auf  der  Rs.  und  der 
Umschrift:  Ducatus  Venetus,  die  32,896  g 
wog  und  31,185  g  Silber  hielt.  Dieser  Du- 
cato wich  bald  darauf  dem  Gepräge  der 
Giustina  minore  (s.  Giustina),  die  denselben 
Wert  darstellte.  Doch  entstand  unter  dem 
Dogen  Dominik  Contarini  (1658—1675)  ein 


neuer  Ducato,  Ducato  novo  oder  Ducatello 
genannt,  der  auch  124  Soldi  galt,  aber  von 
den  früheren  sich  dadurch  unterschied,  daß 
er  unter  dem  Löwen  der  Rs.  keine  Wertzahl 
trug.  Er  wog  23,40  g  und  hielt  19,338  g 
Silber.  Neben  ihm  wurde  die  Giustina 
minore  nur  noch  wenig  geprägt.  Der  Du- 
cato d'argento  wurde  in  Italien  viel  nach- 
gemünzt.  Wir  sehen  jedenfalls,  daß  auch 
Venedig  sich  auf  die  Dauer  einer  Ver- 
schlechterung seiner  großen  Silbermünzen 
nicht  entziehen  konnte.  —  Papadopoli  II, 
S.272,  277  ff.,  Taf.  30,3,  86,7,  %S,  iff. 
—  In  Neapel  wurde  der  Ducato  d'argento 
eingeführt  von  Philipp  IL  mit  Brustbild 
auf  der  Vs.  und  auf  der  Rs.  im  Kranze: 
HILARITAS  UNIVERS A  mit  29,11  g  Ge- 
wicht; die  halben,  Cianfrone  (s.  d.)  ge- 
nannt, führten  auf  der  Rs.  das  spanische 
Wappen.  Unter  Philipp  III.  zeigte  die  Rs. 
der  ganzen  einen  Adler,  unter  Philipp  IV. 
alle  den  Wappenschild.  Unter  Karl  IL 
wurde  der  Ducato  meist  Piastra  genannt, 
er  wog  zuerst  28,288  g  und  hielt  23,346  g 
Silber,  zuletzt  21,94  g  mit  19,66  g  Silber. 
Also  auch  hier  dieselbe  Erscheinung  wie  in 
Deutschland  und  Venedig  (s.  Münzkrisen). 
Wie  um  1700  blieb  der  Ducato  bis  zur  Mitte 
des  Jh.s,  wo  der  Name  Ducato  ganz  dem 
der  Piastra  wich  (s.  d.).  —  Cagiati  III,  IV, 
S.  89  ff.,  94, 177  f -,  230  ff.,  309  ff.  —  Goldene 
D.  s.  unter  Ducatone  di  oro  und  Dukat. 

S. 
Ducatone  (Scudo  d'argento)  war  eine 
Talermünze,  die  zuerst  von  Kaiser  Karl  V, 
1 551  in  Mailand  zu  100  Soldi,  33,5  g  schwer 
mit  30,485  g  Silbergehalt  (910/1000  fein) 
gemünzt  wurde.  Sie  galt  unter  P.hilipp  II. 
ebensoviel  wie  der  Scudo  d'oro:  5  Lire 
12  Soldi.  Der  Ducatone  wurde  in  Mailand 
im  16.  Jh.  in  großer  Menge  geschlagen, 
ebenso  seit  1566  200  Jahre  lang  in  Savoyen. 
In  Venedig  erhielt  um  1570  der  Ducato 
d'argento  den  Namen  D.  Seit  1604  wurden 
sie  in  Mailand  leichter:  im  Durchschnitt 
31,5  g  schwer  mit  28,665  g  Silbergehalt. 
Die  Vs.  zeigte  das  Brustbild  des  Herr- 
schers, die  Rs.  verschiedene  Bilder,  meist 
den  Adler  über  dem  Globus,  unter  Philipp 
IL  den  gevierten  Schild.  S,  auch  Scudo 
della  croce  und  Dukaton.  —  Gnecchi,  Mi- 
lano,  S.  XVHIL,  114;  Taf .  24,  2  ff.,  27, 
31,  4--8.  .    S. 


DUCATONE  DI  ORO— DÜNN  PFENNIGE 


165 


Ducatone  di  oro  (Sesquiducato,  Alfon- 
sino  d'oro),  neapolitanische  Goldmünze 
Alfons'  I.  von  Aragon  (1442 — 1458)  mit 
Landesschild-König  zu  Pferde,  eine 
Nachprägung  der  französischen  Francs 
d'or.  Der  halbe  hieß  Ducato  di  oro,  wog 
5,25  g  und  wurde  sehr  viel  unter  Ferdinand 
I.  geprägt  (1458 — 1494),  aber  mit  Schild- 
Büste.  —  Cagiati  II,  S.  8  ff.  Su. 

Ducissa  s.  Frauen  auf  Münzen. 

Dudu  s.  Fanam,  am  Ende,  und  Tuttu. 

Dunnpfennige  (Halbbrakteaten)  heißen 
Denare  von  fast  doppeltem  Durchmesser 
(statt  19  mm  22 — 26  mm  u.  mehr)  u.  halber 
Stärke  als  die  gewöhnlichen  geprägt,  deren 
kehrseitige  Prägung  die  der  Hauptseite 
durchdringt  und  dadurch  unkenntlich 
macht  oder  gänzlich  aufhebt.  Die  ersten 
derartigen  Pfennige  hat  Karlmann  (876 
bis  880),  Ludwigs  des  Deutschen  ältester 
Sohn,  in  Mailand  geschlagen.  Diese 
Prägung  dauerte  hier  unter  dessen  Nach- 
folgern bis  ins  10.  Jh.,  um  unter  Berengar  L 
(888 — 924)  plötzlich  abzubrechen.  Gleich- 
artige, jedoch  noch  dünnere  Münzen  schlug 
Konrad  der  Friedfertige  von  Hochburgund 
(937—993)  in  Basel  (Dbg.  Nr.  965  f., 
968).  An  diese  schließen  sich  Pfennige  der 
Basler  Bischöfe,  während  eines  ganzen 
Jahrhunderts  geprägt  (Dbg.  Nr,  971, 
973  ff.),  die  Züricher  Kirchenpfennige  (Dbg. 
Nr.  1002 — 1008;  Fd.  V.  St.  Paul  bei  Rom, 
Dannenberg  S.  529),  die  im  Funde  von 
Steckbom  (Durchschnittsgewicht  0,44  g) 
gefundenen  Konstanzer  Ulrichspfennige 
(Dbg.  Nr.  1686— 1688  u.  S.  674  ff.  und  Cahn, 
Konstanz  Nr.  33  S.  64  ff.)  und  die  St.Galler 
Pfennige  mit  dem  StiEtsheiligen  und  dem 
Lamm  (Dbg.  Nr.  1689  ff.,  vgl.  auch  Fd.  v. 
Leubas,  Mitt.  der  Bayr.  Num.  Ges.  XV 
S.  179).  Breite  herzogliche  und  bischöf- 
liche Dünnpfennige  erscheinen  auch  in 
Regensburg  nach  dem  Abbrechen  der  alten 
Denare  um  die  Mitte  des  li.  Jh.s.  Die 
ältesten  sind  die  aus  dem  Funde  in  der 
St.  Michaeliskirche  in  Fulda.  Die  späteren 
von  II 00 — 1126  stammen  aus  dem  Funde 
vonUnterbibert(Schratz  i.  Bl.  f.  Mfr.  1889, 
S.  1502  ff.)  und  Pöpling  bei  Altdorf.  Die  Zeit 
Heinrichs  des  Stolzen  (i  126 — 38)  vertritt  der 
Fund  von  Kasing  und  die  folgende  Zeit  der 
Fund  von  Reichenhall.  Die  Pfennige  aus 
diesen  Funden  sind  außerordentlich  bilder- 


reich, unter  ihnen  Stücke  mit  Belehnungs- 
szenen  und  Löwenjagden  (vgl.  L.  v.  Bürkel, 
Die  Bilder  der  süddeutschen  breiten  Pfen- 
nige [Halbbrakteaten] ,  Mitt.  d.  Bayr.  Num. 
Ges.  1903/1904)-  An  die  bayrischen 
schließen  sich  im  2.  Viertel  des  12.  Jh.s 
die  wahrscheinlich  in  Krems  an  der  Donau, 
der  ältesten  Münzstätte  Österreichs,  ge- 
schlagenen Fundstücke  von  Rackwitz  in 
Mähren  an  mit  Stern-  und  Stadtbildern, 
Krieger-  und  Engeldarstellungen  und  Zen- 
taurengestalten (Dbg.  Taf.  LXXXIX  bis 
XCII;  N.  Z.  VIII  S.  254).  Aus  einem 
bulgarischen  Funde  sind  Nürnberger  Dünn- 
pfennige König  Konrads  HL  und  des 
Burggrafen  Gottfried  bekannt  geworden 
(Mitt.  der  Bayr.  Num.  Ges.  1910  S.  135  ff.). 

Eine  große  Anzahl  Halbbrakteaten  sind 
an  der  Saale  in  Naumburg,  Merseburg, 
Pegau  (?)  und  Nienburg  entstanden  (Funde 
von  Gerstenberg,  Posern,  Sachsens  M.  i. 
M.  A.  S.  286,  von  Schaf  Stadt,  Leitzmann, 
Num.  Zeit.  1857,  S.  137  ff.,  und  ein  anhält. 
Fund,  zumeist  in  der  herzogl.  Sammlung 
in  Dessau).  Am  Schluß  des  il.  Jh.  er- 
scheinen schon  die  ersten  dünnen  Magde- 
burger St.  Moritzpfennige  mit  der  Fahne. 
Auch  in  Goslar  setzt  diese  Art  der  Prägung 
unter  Heinrich  V.  ein,  die  von  Lothar  und 
Konrad  III.  fortgesetzt  wird.  In  Nieder- 
sachsen sind  dann  weiter  in  Halberstadt, 
Hildesheim,  Bremen,  Braunschweig,  Qued* 
linburg,  Gandersheim  und  von  Albrecht 
dem  Bären  Dünnpfennige  geschlagen  wor- 
den (Fd.  V.  Santersleben,  Num.  Zeitg.  1843 
S.  17  ff.,  1845  S.  130;  Menadier,  Zur  vaterl. 
Mkde.  III 1885  inZtschr.  d.  Harz  Vereins  f. 
Gesch.  u.  Altertumskde  Bd.  XVIII;  Sallet 
in  Z.  f.  N.  VIII  S.  339  ff.).  Nachdem  dann 
in  diesen  eben  aufgezählten  Münzstätten 
meist  schon  die  Prägung  der  Hohlpfennige 
eingesetzt  hat,  sind  zum  Schluß  der  ganzen 
Entwicklung  seit  der  Zeit  Friedrichs  I.  noch 
Halbbrakteaten  in  Rheinfranken,  in  Worms, 
Speier  und  Weinheim,  in  Kaiserslautern, 
Alzei,  Selz  und  Hagenau  geschlagen  worden 
(P.  Joseph,  Fund  v.  Weinheim,  Heidel- 
berg 1897). 

Der  Einfluß  der  deutschen  niedersächsi- 
schen Dünnpfennigprägung  macht  sich  in 
Dänemark  in  der  gleichartigen  Gestaltung 
der  Denare  Erichs  Ejegod  (1095— 1 103) 
und  seiner  Nachfolger  geltend. 


166 


DÜRSTEDTER  •  NACHAHMUNGEN— DUETTO 


Auch  aus  Polen  ist  uns  ein  breiter,  aber 
einseitig,  wahrscheinlich  II 19  geprägter 
Dünnpfennig  aus  dem  Funde  von  Skro- 
mowska  Wola  erhalten  (Kirmis,  Polen  S.  9, 
Z.  f.  N.  XVIII  S.  208).  —  Menadier,  Schau- 
samml.  S.  140  f. ;  Luschin,  A.  Mkde,»  S.  88  f.  ; 
Bornemann,  Über  d.  Herstellg.  d.  sog.  Halb- 
brakteaten,  Bl.  f.  Mfr.  1909  S.  4177.    Su, 

Diirstedter  Nachahmungen  sind  barbari- 
sche Nachahmungen  Diirstedter  Denare 
Karls  des  Großen,  größtenteils  der  mit 
Carolus  in  2  Reihen  und  Dorstad(t)  im 
Felde,  zunächst  diesen  an  Breite  und 
Stärke  gleich,  mit  den  trotz  aller  Barbarei 
unverkennbaren  Namen  des  Münzherrn 
und  des  Münzortes,  später  jedoch  auf 
kleiner  und  dünner  ausgebrachten  Schröt- 
lingen  mit  endlich  nur  einem  bis  zur  Un- 
kenntlichkeit entstellten  Namen  in  Hohlprä- 
gung. Den  älteren  dieser  Reihe  schließen  sich 
Nachbildungen  der  Dürstedter  Pfennige 
an  mit  entstelltem  Carolus,  die  andere 
Seite  aber  mit  einem  frei  gestalteten 
Kreuze,  und  der  Dürstedter  Schiffspfennige, 
teilweise  auf  der  Kopfseite  mit  Darstel- 
lungen eigener  Phantasie  (z.  B.  zwei  Kampf  - 
hähne oder  ein  Pferd)  oder  auch  beide 
Seiten  frei  erfunden.  Die  Auffindung  der 
verschiedenen  älteren  Typen  auf  der  Insel 
Biörkö  im  Mälarsee  macht  ihren  Ursprung 
in  der  alten  schwedischen  Handelsstadt 
Birka  wahrscheinlich.  Zahlreich  sind  die 
Dürstedter  Nachahmungen  der  jüngeren 
Art  auch  in  Südschweden  und  auf  den 
dänischen  Inseln  gefunden  worden,  wes- 
halb Hauberg  (S.  35  ff.)  Hedeby,  das 
heutige  Schleswig,  als  Ausgangspunkt  an- 
genommen hat,  dem  aber  entgegensteht, 
daß  schon  985  die  korrekte  dänische 
Prägung  beginnt-  Auch  sind  sie  in  den 
größten  Mengen  und  unvermengt  in  Meck- 
lenburg und  dem  östlichen  Pommern, 
z.  B.  in  den  Funden  von  Riebitz  und 
Beigard  zutage  gefördert  worden.  Aus 
diesem  Grunde  sind  sie  höchstwahrschein- 
lich hauptsächlich  in  diesen  Ländern  ge- 
prägt worden.  Sie  kommen  in  den  ost- 
deutschen Funden  bis  ca.  1060  vor.  — 
Menadier,  Schausammlung,  S.  412 f.;  Hau- 
berg, Myntforhold  og  Udmyntninger  i  Dan- 
mark indtil  1146,  Kopenhagen  1900  S.  35  ff., 
Tf.  I;  ders.,  Demi-Bract^ates  danoises  au 
type  de  Duerstede,  Congrfe  international 


de  Numism.  i.  Brüssel  1891  S.  409 ff.;  ders., 
Nordens  aeltste  Möntted,  Kopenhagen 
1914;  S.  Lindquist,  Birkamynten,  in  Forn- 
vännen  1926  S.  307  ff. ;  Nöbbe,  Mf de.  aus 
d.  8. — 10.  Jh.  in  Schleswig-Holstein,  in 
Nordeibingen  2.  Bd.  1923  S.  277  f.     Su. 

Düttchen  (Duttgen)  werden  einerseits 
die  polnischen  und  anderen  Dreigröscher 
genaimt,  die  Ende  des  16.  Jh.  in  ungeheuren 
Massen  namentlich  den  deutschen  Süd- 
osten und  Ungarn  überfluteten.  E.  Schröder 
leitet  den  Namen  Düttchen,  Dutcki,  Dütti- 
chen,  Düttke  von  poln.  dudek  »Wiedehopf« 
ab,  wie  der  pobiische  Reichsadler,  der  sich 
auf  den  1528  erstmalig  geprägten  Drei- 
gröschern  befand,  spöttisch  genannt  wäre. 
Die  polnischen  Dreigröscher  unter  dem 
Namen  Düttchen  sind  von  dem  Herzog 
Albrecht  und  dem  Administrator  Georg 
Friedrich  von  Preußen,  Herzog  Friedrich 
von  Schlesien-Liegnitz,  Kurfürsten  Jo- 
achim IL  und  dem  Markgrafen  Johann 
von  Brandenburg,  den  siebenbürg.  Fürsten 
und  Gegenkönigen  von  Ungarn  Sigmund 
Bathory,  Stephan  Bochkay,  Gabriel  Ba- 
thory  und  von  Danzig,  Thorn  und  Elbing 
nachgeahmt  worden  (s.Artiluk).  Der  Haupt- 
typus war  Vs.  Bildnis  des  Münzherrn,  Rs. 
III  GROSS/ ARG /TRIPLEX.  Die  Münz- 
gattung  hat  sich  dann,  auch  nachdem  der 
ursprüngl.  Typ  geschwunden  war,  unter 
beständiger  Wertverschlechterung  bis  ins 

19.  Jh.  (s.  Dreigröscher)  gehalten.  Noch 
das  Nickelzehnpfennigstück  des   19.   und 

20.  Jh.  soll  von  den  Ost-  und  Westpreußen 
Düttchen  genannt  worden  sein. 

Andererseits  aber  werden  im  17.  Jh.  so 
in  Anlehnung  an  die  polnischen  Düttchen 
die  yi6  Talerstücke  der  nordalbingischen 
Länder  nach  der  Kipperzeit  (die  ältesten 
Belege  1646  und  1653)  genannt,  die  jetzt 
einen  Wert  von  3  Schillingen  hatten  (s. 
Doppelschilling).  Ihr  Gebiet  reicht  im 
Westen  bis  nach  Osnabrück,  im  Osten  bis 
nach  Pommern  und  Mecklenburg  und  im 
Süden  bis  nach  Schwarzburg-Sonders- 
hausen. —  E.  Schröder,  Düttchen:  Jahrb. 
des  Vereins  f.  niederdeutsche  Sprach- 
forschg.  Jahrg.  1907  XXXIII  S.  109—118. 

Su. 

Duetto  ist  eine  vom  16.  bis  zum  18.  Jh. 
in  Toscana  und  Lucca  geprägte  Kupfer- 
münze, S, 


DUGÄNI— DUKAT 


167 


Düganiy  Billonmünze  der  Sultane  von 
Dehli.     S.  Jaital.  V. 

Dttit  =  Deut  (s.  d.). 

Dttkat.      Der    von    Florenz   seit    1252 
geprägte  Goldgulden  (s.  d.)  rief  sehr  bald 
eine  im  Goldgehalt  gleiche,   im  Gepräge 
abweichende  Münze  Venedigs  hervor,  die 
seit  1284  geprägte  Zechine.  Byzantinischen 
Typen  folgend,  zeigt  sie  auf  einer  Seite 
Christus  in  der  Mandorla,  auf  der  anderen 
den  den  knienden  Dogen  mit  der  Fahne 
belehnenden  h.  Markus  und  als  Umschrift 
der  Vs.  den  Vers:  Sit  tibi  Christe  datus 
quem  tu  regis  iste  ducatus,  von  welchem 
Schlußworte  die  Münze  den  Namen  »Du- 
kat«  erhielt.      Der  Dukat  ist  die  lang- 
lebigste Münze  aller  Zeiten  geworden:  er 
wurde  in  derselben  Güte  und  im  genau 
gleichen  Typus  bis  zum  Ende  der  Republik 
Venedig  von  ihr  und  dann  von  Ungarn 
und  Österreich  geschlagen.  —  Die  Zechi- 
nen sind  ebenso  wie  die  Florene  durch 
den   Handel   ins   Ausland   geströmt   und 
haben  dort  zur  Prägung  ähnlicher  Münzen 
den  Anstoß  gegeben,  was  in  drei  Typen 
geschah:    als    ungarische    Dukaten    seit 
1325,   die  die  ersten  nördlich  der  Alpen 
geprägten  waren  und  mit  dem  Bilde  des 
h.  Ladislaus  versehen  wurden,  als  deutsche 
nach   der  Reichsmünzordnung  von   1559 
mit    dem    stehenden    Fürsten,    und    als 
holländische  seit  1586  mit  dem  ein  Pfeil- 
bündel    haltenden     stehenden     Krieger, 
Abb.  247.    König  Ferdinand  hatte  gegen- 
über  den   Goldgulden  (s.  d.)   an   den  in 
Ungarn  und  Böhmen  geschlagenen  Dukaten 
festgehalten,  sie  seit  1527  als  einzige  Gold- 
münzen in  allen  seinen   Staaten  prägen 
und  sie  endlich  1559  zur  Hauptgoldmünze 
des  deutschen  Reichs  machen  lassen;  es 
gingen   67    Stück  auf   die   23y3-karätige 
Mark,  so  daß  ein  Reichsdukat  3,49  g  wog 
und  3,44  g  Gold  hielt.    Allgemein  wurde 
die  Prägung  der  Dukaten  in  Deutschland 
freilich    erst    nach   Aufgabe    der    Silber- 
währung, das  heißt  im  17.  Jh.,  um  dann 
meist  der  der  Pistolen  zu  weichen.  Im  18.  Jh. 
nahmen  die  D.  das  Brustbild  des  Herr- 
schers an.    In  Österreich  werden  für  den 
Levantehandel  vierfache  und  einfache  D. 
nach  altem  Reichsfuße  noch  heute  geschla- 
gen. —  Haben  die  Dukaten  fast  überall 
ihren  alten  Goldgehalt  festgehalten,  so  ist 


doch  eine  Ausnahme  zu  verzeichnen:  die 
niederländischen  Dukaten  tragen  zwar  auf 
der  Rs.  im  Quadrat  die  Worte:  ad  legem 
imperii,  nach  Reichsmünzfuß,  jedoch  sind 
gerade  sie  nicht  nach  ihm  ausgebracht 
worden,  sondern  hielten  nur  3,43  oder  weni- 
ger g  Gold.  Sie  waren  gleichwohl  eine  der 
wichtigsten  Handelsmünzen  des  17.  und 
18.  Jh.s,  besonders  in  der  Ostsee  und  in  den 
holländischen  Kolonien,  für  die  sie  noch 
heute  geprägt  werden:  Im  Jahre  1925  sind 
in  Utrecht  573  071  Stück  geschlagen 
worden.  Auch  prägt  die  Tschechoslo- 
wakei heute  D.  mit  Hüftbild  d.  h.  Wenr 
zeslaus -Löwenschild.  —  Die  dünne  Platte 
der  Dukaten  machte  ihre  Beschneidung 
verhältnismäßig,  leicht,  weshalb  ihre 
Rändelung  besonders  wichtig  war.  Seit  dem 
17.  Jh.  unterschied  man  daher  zwischen 
gewöhnlichen  Dukaten  und  »Randduka- 
ten« und  bedingte  sich  oft  die  Zahlimg 
in  diesen  aus;  noch  bis  zum  Weltkriege 
fand  man  die  Randdukaten  in  den  Kurs- 
zetteln aufgeführt.  In  Rußland  und  Polen 
sind  die  holländischen  Dukaten  in  großen 
Mengen  nachgeprägt  worden  (s.  Cervonec). 
Die  Niederlande  haben  besonders  viele  Dop  - 
peldukaten  geprägt  (s.  auch  Portugalöser). 
S.  auch  Ongaro  und  Zechine.  —  Mena- 
dier,  Schausammlung,  S.  242!,  309  f.; 
Verkade,  Taf.  39,  Nr.  3,  5  und  öfter. 
De  Voogt  gibt  S.  170  den  Reichsfuß  für 
die  holländischen  D.  an,  der  aber  keines- 
wegs befolgt  wurde.  S. 

Li  Skandinavien  wurden  D.  von  der 
Mitte  des  16.  bis  zum  Anfang  des  19.  Jh.s, 
in  Schweden  bis  1868  geschlagen.  Anfangs 
wurde  diese  Münze  ungarischer  Gulden 
(ungarsk  Gylden)  genannt;  bisweilen  war 
die  Feinheit  geringer,  23V3  Karat,  be- 
sonders in  Schweden;  im  großen  ganzen 
wurde  die  Münze  aber  recht  einheitlich 
ausgeprägt  und  galt  durch  lange  Zeiten 
2  Rigsdaler  in  specie;  allein,  da  Silber  das 
eigentliche  Münzmetall  war,  wurden  die 
Goldmünzen  stets  im  Verhältnis  zu  der 
groben  Silbermünze,  dem  eigentlichen 
Wertmesser,  als  eine  Ware  mit  immer 
schwankendem  Wert  je  nach  dem  Kurs 
des  Goldes  zum  Silber,  betrachtet.  Es 
wurden  ziemlich  oft  2,  4,  5  und  10  D.  ge- 
schlagen, besonders  als  Prachtmünzen  für 
königliche  Zahlungen  und  Geschenke.  Der 


I68 


DUKATON-DURO 


Volksname  des  skandinavischen  D.  war 
»Dogkate«.  In  Dänemark  wurden  im 
l8.  Jh.  auch  geringhaltige  Kriegsd.  ge- 
münzt (s.  Kurantdukat).  W. 

Dukaton  (silberner  Reiter).  Schon 
1581/2  wurden  in  Geldern  und  Friesland 
»Silberne  Reiter«  geprägt,  die  27,13  g 
wogen  und  22,98  g  Silber  hielten;  aber 
erst  im  Jahre  161 8  wurde  der  Dukaton 
in  den  spanischen  Niederlanden  eingeführt. 
Er  galt  drei  Gulden,  sollte  das  Silber- 
äquivalent des  Dukaten  sein  und  war  mit 
einem  Gewicht  von  32,5  g  und  dem  Fein- 
gewicht von  zuerst  über  30,  später  von 
28,88  g  eine  der  größten,  wertvollsten  und 
eine  der  schönsten  jemals  längere  Zeit  ge- 
prägten Silberkurantmünzen.  Seine  Prä- 
gung dauerte  in  den  südlichen  Niederlanden 
bis  1755.  Im  Jahre  1659  übernahmen  ihn 
die  Generalstaaten  der  Vereinigten  Nieder- 
lande und  prägten  ihn  bis  1792.  Er  hieß 
hier  offiziell  »Silberner  Reiter«.  In  beiden 
Gebieten  trug  er  auf  der  Vs.  einen  Reiter, 
auf  der  Rs.  in  den  südlichen  Niederlanden 
den  spanischen,  dann  österreichischen 
Schild  zwischen  zwei  Löwen,  in  den 
Generalstaaten  den  Löwenschild  zwischen 
den  beiden  Löwen  (Abb.  262).  In  anderen 
Staaten  zeigte  der  D.  anderes  Gepräge,  in 
Lüttich  z.  B.  Brustbild-Wappenschild.  S. 
auch  Ducatone.  —  Witte,  II,  III,  Taf.  60, 
928;  de  Voogt,  passim;  Noback»,  S.  992, 
1036;  Verkade,  S.  26  ff.,  Taf.  41,  i  und 
öfter.  S. 

Dumare,  Rechnungseinheit  an  der 
Malabarküste  =  4  ELaurimuscheln,  12  D. 
=  I  Kupferpaisa.  —  Kelly,  Camb.  univ. 
I  232.  V. 

Dttodezimalsysteiii  s.  unter  Zählsysteme. 

Diiovirl  (Sing,  duumvir)  oder  quattuor- 
viri  ixire  dicxmdo  heißen  die  Bürgermeister 
in  den  röm.  Kolonien  und  Munizipien,  je 
nachdem  ihrer  zwei  oder  vier  gleichzeitig 
amtierten;  ihre  Namen  mit  Titel  (doch 
meist  ohne  den  Zusatz  iure  die),  auch 
mit  Ziffer  der  Iteration  (s.  d.)  oder  nach 
Analogie  der  röm.  Censoren  mit  dem 
Zusatz  der  Amtsperiode,  quinquennalis, 
erscheinen  auch  auf  den  M.  Ihr  Stell- 
vertreter heißt  praefectus,  s.  d.  —  Griech. 
860  av6p(e;)  =  duoviri,  so  in  Lipara; 
8(ü)a(.vSptxic  oder  -viQp)  auf  M.  von  Sikyon, 


doch  bekleidete  der  Betr.  dies  koloniale  Amt 
natürlich  in  Korinth.  —  R.  E.  V  S.  1804. 

R. 

Duplex  s.  unter  Denier. 

Duplone  =  Dublone  (s.  d.). 

DttponditlS  lat.  =  2  Asse,  vgl.  Varro  de 
1.  lat.  V  169;  ursprünglich  für  den  pfundigen 
As  gültig,  blieb  der  Name  auch  später. 
In  der  röm.  Münzung  erscheint  er  gegossen 
beim  reduzierten  As  und  geprägt  im  Un- 
zialfuße,  beim  ital.  Aes  grave  gegossen  in 
der  röm.-kampan.  Reihe  mit  Rad  und 
drei  etruskischen  Reihen,  allemal  mit  dem 
Wertzeichen  II;  dann  steht  er  mit  Wert- 
zeichen B  unter  den  M.  der  Flottenprä- 
fekten;  im  M. -System  des  Augustus  er- 
scheint er  unter  den  Mittelbron-jen,  wird  im 
Gegensatz  zum  As  aus  Messing  (Aurichal- 
cum;  Abb.  82,  D.  des  Germanicus)  geprägt, 
normal  Va  Unze  schwer  (13,64  g),  erhält 
unter  Nero  zeitweilig  wieder  das  Wert- 
zeichen II,  bald  danach  zu  leichterer  Unter- 
scheidung vom  As  die  Strahlenkrone  um 
das  Haupt  des  Kaisers,  was  aber  später 
nicht  streng  durchgeführt  wird,  und  ver- 
schwindet mit  dem  Zusammenbruch  der 
röm.  Währung  unter  Valerianus,  um  später 
nur  noch  unter  Aurelianus  aufzutreten. 
Vgl.  unter  As.  Auch  die  Zwei-Assaria- 
Stücke  griech.  Gepräges  sind  D.  —  R.  E.  V 
S.  1843/6,  berichtigt  IIA  S.  1880.      R. 

Durchschnitt  (Durchstoß)  ist  das  Werk- 
zeug, mittels  dessen  die  Platten  (s.  d.)  aus 
dem  Zaine  (s.  d.)  geschnitten  werden.  Die 
älteste  Art,  die  Platten  herzustellen,  war 
ähnlich  der,  wie  man  Scheiben  von  einer 
Wurst  schneidet,  das  heißt,  die  Platten 
wurden  von  einem  elliptisch  gegossenen 
Zaine  abgeschnitten.  Näheres  hierüber  ist 
unbekannt.  —  Leonardo  da  Vinci  war  es, 
der  den  D.  in  die  Münztechnik  einführte, 
der  allgemein  seit  1550  in  Aufnahme  kam. 
In  diesem  Stanzwerk  mit  Spindelführung 
entspricht  die  Öffnung  des  Bodenstücks 
von  gehärtetem  Stahl  dem  Umfange  der 
Platte,  der  massive  Stempel  aus  weichem 
Stahl  genau  der  Öffnung.  Je  nach  Größe 
und  Dicke  der  Platten  konnten  um  l88o 
1000  bis  7000  Stück  in  der  Minute  gestandst 
werden.  —  Flörke,  S.  868  ff.,  Taf,  12  und  13 
und  S,  885.  S. 

DuTChstoB  =  Durchschnitt  (s.  d.). 

Duro  s.  Peso. 


DURO  DE  CABEZA— EBENEZER 


169 


Duro  de  cabeza  war  der  erste  mit  Ba- 
lancier geprägte  spanische  Peso,  der  auf 
der  Vs.  den  Kopf  (cabeza)  des  Königs, 
auf  der  Rs.  das  Landeswappen  trug; 
€8  Reales  oder  8Va  Duros  gingen  auf  die 
1 1  Dineros  feine  Mark,  so  daß  ein  D.  d.  c. 
27  g  wog  und  24,75  g  Silber  hielt.  Die 
Prägung  beschränkte  sich  auf  das  Jahr 
1709,  weil  sie  zu  kostspielig  war,  und  wurde 
von  der  der  Plata  provincial  (s.  d.)  ab- 
gelöst. —  Heiß,  I,  S.  215,  Taf.  45,  Nr.  21 
bis  23.  S. 

Ditsares,  Stammesgott  der  Nabatäer  in 
Arabien,  ein  von  den  Griechen  meist  mit 
Dionysos  gleichgesetzter  Fruchtbarkeits- 
gott;  auf  M.  von  Bostra  erscheint  beischrift- 
iich  bezeichnet  sein  Kopf,  und  seine  Spiele 
als'AxTta  AoüGfctpict,  auf  solchen  vonAdraa 
steht  AoücydpiQS  8s6s  als  Aufschrift  zu  einem 
Bätylstein.  —  R.  E.  V  S.  1865/67;  N.  Z. 
1916  S.  190/94;  B.  M.C,  Arabia  S.  XXIII/ 
XXIX.  R. 

Dttumvir  s.  unter  Duoviri. 

Dttx  heißt  auf  antiken  M.  nur  Vaballathus : 
v(ir)  c(onsularis)  r(ex)  im(perator)  d(ux) 
R(omanorum),  Z.  f.  N.  V  S.  231.  —  Den 
mittelalt.  Titel  D.  s.  unter  Herzog.     R. 


Diiyt  =  Deut  fs.  d.). 

Dvoiaky    polnischer    Name    des    Zwei- 
gröschers.  S, 

Dvagfveiinyj  (Zwei-grivenniki),  allge- 
mein gebräuchlicher  Name  für  das  russ.  20- 
Kopekenstück,  das  1760  und  1762  (Peter 
HI.)  als  Probemünze,  dann  von  Katharina 
11.(1762—1796)  mit  Brustbild  und  Doppel- 
adler beinahe  jährlich,  und  endlich  seit  1810 
außer  1812,  1891,  1893,  1900,  1918-^1920 
jährlich  geprägt  wurde.  Sein  Bild  ist  der 
Doppeladler,  bzw.  das  Wappen  der  Sov- 
jetunion  auf  der  Vs.  und  die  Wertangabe 
in  Kopeken  auf  der  Rs.  Bis  1867  näherte 
sich  die  variierende  Feinheit  des  D.  der  der 
vollwertigen  russ.  Silbermünzen  (s.  Rubel), 
seit  1867  hält  er  nur  50%  Silber.  Der 
jetzige  D.  wiegt  3,56  g  und  hat  22  mm  im 
Durchmesser.  B. 

Dwt,  Abkürzung  für  Pennyweight  (s.  d.). 

Dyaky  Kupfermünze  von  Nepal.  S. 
Muhr.  V. 

Dynatnls,  griech.  Süvatttg,  =  Macht,  In- 
schrift des  Schildes,  den  Venus  Victrix,  mit 
Helm  in  der  R.,  auf  eine  Säule  stützt,  auf 
M.  der  Faustina  iun.  von  Alexandreia  Äg. 
—  Vogt,  Alex.  M.  S.  139.  R. 


E. 


E,  Münzbuchstabe  der  Münzstätten  Kö- 
nigsberg, Dresden,  Karlsburg  und  Tours. 

Eagle  (deutsch:  Adler)  ist  die  goldene 
Hauptmünze  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika.  Deren  erstes  Münzgesetz 
vom  2.  April  1792  schuf  ihn,  er  galt  10 
Dollar  (s.d.)  und  hielt  16,037  g  Gold. 
1834  wurde  sein  Goldgehalt  auf  15,03, 
1837  auf  15,046  g  gesetzt.  Da  aber  das 
allgemeine  Wertverhältnis  von  Gold  zu 
Silber  für  Gold  ungünstiger  wurde,  verlor 
man  das  Silber.  Da  nun  England  zur  Gold- 
währung übergegangen  war,  drängte  die 
Volksstimmung  auch  in  Amerika  auf  diese 
hin.  Zwar  wurde  der  Bimetallismus  (s.  d.) 
von  1792  nicht  offiziell  beseitigt,  da  man 
beide  Metalle  1834  für  frei  ausprägbar 
erklärte,  aber  indem  der  eagle  auf  etwas 
über  15  g  Goldgehalt  herabgesetzt  wurde, 
kam  man  zu  dem  Wertverhältnis  von  i  :  16, 
so  daß,  da  man  auf  dem  Weltmarkt  schon 


für  15  Silbereinheiten  eine  Goldeinheit  er- 
hielt, die  Silberdollar  ausgeführt  wurden 
und  man  zur  Goldwährung  gelangte  (s. 
Dollar).  Dieselbe  konnte  auch  durch  die 
heftigsten  Anstrengungen,  den  Silberdollar 
wieder  zur  Hauptwähningsmünze  zu  er- 
heben, nicht  beseitigt  werden,  doch  waren 
seit  1870  die  papiemen  Zahlmittel  fast  die 
einzigen.  Das  Gepräge  des  Eagle  war 
Adler-Freiheitskopf  in  mannigfacher  Ände- 
rung dieser  Bilder  (Abb.  255),  seit  19 13 
natürlicher  Adler- Indianerkopf.  Auch 
Stücke  zu  20,  5,  3,  21/»  und  I  Dollar  wurden 
geprägt.  —  J.  Scheffler;  Noback«,  S.  958  f. 

S. 

Easterling  s.  Sterling. 

Ebenezer.  Das  Wort  findet  sich  als 
Inschrift  unter  einem  Felsen  auf  Ehren- 
zeichen, Kronen,  Doppelkronen  und  4  Mark-» 
stücken  Friedridi  des  Dritten  von  Dänemark 
2Jum  Andenken  an  den  zurückgeschlagenen 


170 


EBRÄER— 6CU  D'OR 


Sturm  der  Schweden  auf  Kopenhagen  am 
II.  Febr.  1659,  sowie  auf  einem  Dukaten 
Friedrichs  V.  vom  Jahre  1758.  Es  bezieht 
sich  auf  Schriftstellen  des  Alten  Testaments, 
wo  das  Wort  »Stein  der  Hilfe«,  »Bisherhat 
der  Herrgott  geholfen«  bedeutet.  — Abb. 
Schou,  Taf.  23,  Nr.  i ;  Taf .  40,  Nr.  i.      W. 

Ebräer  =  Hebräer  (s.  d.). 

ficu  blanc  (£cu  d'argent,  Louis  blanc, 
Louis  d'argent)  war  der  erste  französische 
eigentliche  Taler  und  wurde  1641  mit  dem 
Louisdor  (s.  d.)  eingeführt.  Zwar  waren 
schon  früher  die  Quarts  d'^cus  (s.  d.) 
geprägt  worden,  aber  mit  ihnen  haben 
die  6cus  blancs  nichts  gemeinsam;  durch 
deren  "Viertel  wurden  die  früheren  quarts 
d'^cus  überflüssig.  Der  Louis  d*argent 
galt  60  Sous,  wog  25,9839  g  und  hielt 
23,7284  g  Silber.  Die  Reformationen  (s.  d.) 
veranlaßten  zahlreiche  Neuprägungen  die- 
ser Münze;  von  jeder  Art  gibt  es  auch 
halbe,  viertel,  achtel  und  sechzehntel.  Die 
ersten  sechs  von  1643  bis  1686  geprägten 
Arten  zeigten  auf  der  Rs.  den  gekrönten 
Lilienschild  und  sind  dadurch  voneinander 
verschieden,  daß  die  Gesichtszüge  des  Brust- 
bildes der  Vs.  älter  werden,  doch  die 
fünfte  1679 — 1684  geschlagene  Art,  £cu  du 
parlement  genannt,  zeigt  über  dem  Brust- 
bilde des  Königs  die  Taube  mit  dem 
heiHgen  Öl  (Hoffmann,  Taf.  97,  98,  113 
bis  122). 

7.  Art.  Ecu  aux  huit  L  1690— 1693. 
Im  Doppelkreuz  je  vier  gekrönte  LL  und 
vier  Lilien  um  den  Münzbuchstaben  (Hoff- 
mann, Taf.  99,  133—137). 

8.  Art.  Ecu  aux  palmes  1694 — 1698. 
Lilienschild  zwischen  2  f  almzweigen.  Fast 
alle  Stücke  sind  Überprägungen  der  7.  Art 
(Hoffmann,  Taf.  99,  40—52). 

9.  Art.  £cu  aux  insignes  1701 — 1703. 
Schild  mit  2  gekrönten  Zeptern  (Hoff- 
mann, Taf.  100,  153—168). 

10.  Art.  Ecu  aux  huit  L  1704;  wie 
Art  7,  aber  in  der  Mitte  Schild  (Hoffmann, 
Taf.  loi,  174—186). 

11.  Art.  £cu  aux  trois  couronnes  1709 
bis  1715.  3  Kronen  und  3  Lilien  in  Klee- 
blattstellung um  den  Münzbuchstaben 
(Hoffmann,  Taf.  loi,   102,   187 — 193). 

.  Diesen  folgten  die  iScus  neufs  oder 
Laubtaler  (s.  d.).  —  Blanchet  II,  S.  354 
bis  358;  Noback»,  S.  1006.  S. 


tca  d'argent  =  £cu  blanc  (s.  d.). 

]§cu  d'or  (lateinisch  aureus  scudatus)^ 
denier  d'or  ä  r6cu  (niederl.  gouden  Schild)^ 
die  späteren  auch  ]£cu  k  la  chaise  oder  allein 
Chaise  genannt,  ist  die  älteste  französische 
Goldmünze,  und  zwar  wurde  sie  zuerst  von 
Ludwig  IX.,  dem  Heiligen  (1266 — 1270)^ 
im  Werte  von  10  Schillingen  in  Turnos- 
pfennigen  geprägt,  58y3  Stück  aus  der 
24karätigen  Mark,  i  Stück  also  =  ca.  4  g. 
Typus:  Vs.  Lilienschild  im  Achtpaß;  Rs. 
Blumenkreuz,  i.  d.  W.  4  Lilien.  Umschrift 
»Xpc  vincit,  Xpc  regnat,    Xpc  imperat«. 

Philipp  VI.  von  Frankreich  ordnete  am 
I.  Januar  1337  den  Schlag  eines  neuen  £cu 
an,  von  dem  54  Stück  auf  die  Pariser  Mark 
gehen  sollten,  ein  Stück  also  4,5  g  schwer; 
der  Wert  blieb  derselbe.  Typus:  Vs.  der 
auf  einem  gotischen  Stuhl  sitzende  Könige 
den  Degen  und  einen  liliengeschmückten 
Schild  haltend,  das  Ganze  in  einem  Acht- 
paJß,  Rs.  Blumenkreuz  im  Vierpaß  mit 
4  Kleeblättern  in  den  Außenwinkeln,, 
die  Umschrift  lautet  wie  oben  (Abb.  237). 

Dieser  Typus  wurde  außerordentlich  be- 
liebt und  u.  a.  in  den  Niederlanden  (Ant- 
werpensche  Schilde  Ludwigs  des  Bayern^ 
Brabantsche  Schilde  u.  a.),  in  Navarra,  in 
Aquitanien  und  in  Portugal  nachgeahmt. 

Über  den  £cu  ä  la  couronne  s.  Couronne 
d'or,  s.  auch  chaise  d'or.  Die  späteren  £cu 
d'or  s.  unter  £cu  d*or  au  soleil  u.  Henri  d'or. 
—  Blanchet,  Manuel  II,  S.  225  f.,  247  ff. 

Su. 

£cu  d'or  au  soleil  (Sonnenkrone),  französi* 
sehe  Goldmünze,  die  von  Ludwig  XL  1475 
geschaffen  den  Ecu  ä  la  couronne  (s.  unter 
Couronne)  ablöste,  von  dem  er  sich  dadurch 
unterschied,  daß  über  der  Krone  der  Vs. 
eine  kleine  Sonne  schwebte;  die  Rs.  zeigte 
das  Lilienkreuz.  Abarten  waren  der  £cu 
au  porc  6pic,  ä  la  croisette  und  ä  la  sala- 
mandrc  (s.  croisette,  porc  6pxc  und  sala- 
mandre).  Er  wog  zuerst  3,496  g  und  hielt 
3,367  g  Gold,  seit  1519  3,439  niit  3,257, 
seit  1559  3,376  mit  3,235  und  galt  zuerst 
33  sols,  seit  1487  36  sols  3  deniers,  seit  1516 
40  sols,  seit  1533  45  sols.  Unter  Heinrich  II, 
trat  an  seine  Stelle  der  Henridor  (s.  d.). 
Der  £cu  au  soleil  und  der  Henridor  hießen 
auch  ficu  d*or  und  wurden  bis  1653  ge- 
münzt. S.  Louisd'or.  —  Hoffmann,  Taf.  36, 


tCU  PISTOLET— EINHIEB 


171 


1—3;  38,  1—9;  43,  I— 11;  54,  I— 11;  Le- 
vasseur,  S.  22  ff.,  224  ff.;  Blanchet  II,  S. 

299,  352.  S. 

Ben  pistolet,  eine  seit  1555  geprägte  her- 
zoglich lothringische  Goldmünze  mit  dem 
Landeswappen  auf  der  Vs.  und  dem  Kreuz 
von  Jerusalem  auf  der  Rs.  Sie  wog  3,34  g 
und  hielt  zuerst  2,92  g,  später  3,06  g  Gold. 
1709  wurde  sie  von  dem  Leopolddor  (s.  d.) 
verdrängt.  Auch  halbe  und  doppelte  gibt  es. 

S. 

Edelmetane.  Die  Edelmetalle  Gold  und 
Silber  besitzen  Eigenschaften,  die  sie  zu 
Münzen  vor  allen  andern  Stoffen  eignen 
(s.  Geld);  nämlich  ihre  Homogenität,  ihre 
Teilbarkeit,  ihre  Beständigkeit  in  Luft, 
Wasser  und  sogar  Feuer,  nicht  zuletzt  ihre 
Schönheit;  all  diese  Eigenschaften  und  ihre 
Seltenheit  geben  den  E.  einen  sehr  hohen 
Tauschwert,  womit  ihr  billiger  Transport 
zusammenhängt.  S. 

Edergold-Dukaten  s.  unter  Flußgold- 
dukaten. 

Ehemedaillen  u.  -münzen  s.  Erotische  u. 
Hochzeits-Med.  R. 

Ehestandstaler  s.  unter  Katechismustaler. 

Ehewappen  s.  unter  Allianz-Wappen. 

EhreninedaUlen  und  Ehrenzeichen  in 
Form  von  Medaillen  s.  unter  Verdienst- 
medaillen; vgl.  auch  unter  Prämien-,  Preis- 
medaillen. R. 

Ehrenmfinzrecht  mag  man  das  Recht  be- 
zeichnen, mit  Namen,  Wappen  oder  Bildnis 
auf  M.  genannt  zu  werden,  ohne  an  der 
Regierung  oder  am  Münzrecht  selbst 
irgendeinen  Anteil  zu  haben;  z.  B.  erscheint 
das  Bildnis  röm.  Statthalter  der  august. 
Zeit  (Regling,  M.  vonPriene  S.  103)  auf  pro- 
vinzialen  und  das  Bildnis  zahlreicher  hel- 
lenist.  Königinnen  und  röm.  ELaiserinnen 
und  Prinzen,  ja  gelegentlich  (Mytilene) 
lebender  Privatpersonen  auf  antiken  M. 
Aus  der  Neuzeit  ist  die  Setzung  des  Herr- 
schers (bzw.  Stadtwappens)  der  Bundes- 
staaten axif  den  reichsdeutschen  M.  von 
1871— 1918  ein  solches  E.  —  Z.  f.  N.  34 
S.  78;  Vogt,  Alexandr.  M.  S.  5.  R. 

Ehrenplatz.  Dieser  ist  von  alters  her 
rechts.  Ist  daher  ein  Fürstenpaar  neben- 
einander auf  Münzen  und  Medaillen  dar- 
gestellt, so  hat  der  Fürst,  der  die  erste  Stelle 
im  öffentlich-rechtlichen  Leben  einnimmt, 
stets  den  rechten  Platz.  Su. 


Eiche  und  Eichenkranz.  Die  E.  ist  im 

wesentlichen  der  Baum  des  Zeus,  insbes. 
dessen  von  Dodona  in  Epeiros.  Daher  finden 
wir  Tauben  auf  einer  E.  sitzend  auf  M.  der 
Epeiroten;  Zeus  steht  zwischen  zwei  E.  auf 
M.  von  Halikarnaß;  ein  Eichblatt  mit 
Eicheln  erscheint  als  Beiz,  auf  röm.-kam- 
pan.  JRj  u.  Eicheln  als  Rs.-bild  auf  M. 
von  Mantineia.  —  Der  E.-kranzwarbeiden 
Griechen  der  Kopfschmuck  des  Zeus  von 
Dodona  (M.  des  Pyrrhos,  der  Lokrer,  Epei- 
roten, Makedonen  usw.),  selten  des 
Apollon  und  des  Herakles,  und  ist  daher 
auch  auf  hellenist.  M.  von  Epeiros  und  des 
benachbarten  Makedonien  als  Einfassung 
beliebt;  bei  den  Römern  war  er  als  corona 
civica  das  für  Errettung  von  Bürgern  (aus 
Lebensgefahr,  aus  feindlicher  Gefangen- 
schaft) verliehene  Abzeichen  und  dient 
daher  öfter  als  Kopfschmuck  der  Kaiser 
(z.  B.  Augustus,  Galba)  und  besonders 
häufig  als  Einfassung  der  Inschrift  ob 
cives  servatos,  auch  steht  zuweilen  der 
Adler  auf  einem  E.,  hängt  ein  E.  über  der 
Tür  des  Palastes  des  Augustus  usw. ;  doch 
kann  man  im  E.  nicht  ein  Sinnbild  der 
Übertragung  des  Prinzipates  durch  den 
Senat  sehen,  sondern  nur  etwa  —  im  Rah- 
men des  Programmcharakters  der  M. -Auf- 
schriften —  das  Versprechen  eines  bürger- 
lichen Regimentes.—  R.-E.  IV  S.  1639/40; 
V  S.  2013/76,  bes.  S.  2064;  Bernhard, 
Pflanzenbüder  auf  griech.  u.  röm.  M.  1924 
S.  41/2;  Riv.  ital.  di  num.  igiöTaf.  XVI; 
0.  Th.  Schulz,  Rechtstitel  und  Regierungs- 
programme  auf  röm.  Kaiser -M.  1925  S.4ff.; 
Steiner,  Dona  militaria  190S  S.  49/4-     R* 

Einfassung  des  M.-bildes  s.  unter  Kranz, 
Perlkreis. 

Einhieb  oder  Einschnitt  nennen  wir  den 
Meißelhieb,  mit  dem  man  die  Güte  des  Me- 
talles einer  M.  erprobte,  bes.  in  Ländern,  wo 
(fremde)  M.  nicht  als  M.  vorgezählt,  sondern 
nur  als  Edelmetall  vorgewogen  wurden;  ein 
isländ.  Gesetz  aus  dem  Mittelalter  erwähnt 
diese  Art  der  Probierung.  Der  E.  kann  ent- 
weder auf  die  Mitte  der  M-  geführt  werden 
oder  von  der  Kante  aus,  kann  einfach  ge- 
führt werden  oder  doppelt,  kreuzförmig 
(daher  vielleicht  die  antike  Angabe,  die 
Athener  hätten  falsche  M.  durch  ein  X 
gekennzeichnet)  und  findet  sich  z.  B.  auf 
archaischen  griech.  A  ägyptischen  Fund- 


172 


EINRITZÜNGEN— EISEN 


ortes,  dann  auf  kilikischen  JR.  des  4.  Jh.s 
und  auf  keltischen  M.  usw.,  und  aus  Indien 
(Pudukota)  stammt  ein  Schatz  röm.  N  mit 
solcher  Entstellung.  — R.-E.  III A  unter 
Subaeratus;  Z.  f .  N.  37  S.  14  ff-;  Luschin, 
AUg.  M.-kundea  S.  217/19.  R. 

Einritzungen  (Graffiti)  auf  M.  können  ein 
Spiel  müßiger  Hände  sein,  die,  wie  sie  zu 
allen  Zeiten  Tische  und  Wände  bekritzelt 
haben,  so  auch  auf  die  M.  ihren  oder  der 
Geliebten    Namen    (AeTvi?  xaXa,  «{[Xjtspa 
usw.)  oder  den  Anfangsbuchstaben  des- 
selben auf  die  M.,  die  ihnen  gerade  vor- 
kamen, gravierten;  ernster  sind  die  Weih- 
inschriften  derart,  die  sich  wie  auf  allen 
möglichen  anderen  Weihgeschenken  so  auch 
auf  M.  eingeritzt,  einpunktiert,  eingehauen 
finden,  so  »fukes  Sestines«  =  '(Eigentum) 
des  Tempels  von  Sestinum'  auf  einem  Stück 
des  sog.  Aes  signatum  (Haeberlin,  Aes  grave 
S.  143),  lapov  TOü  'A7:6X[XcDVOs],  'Ap-cafjLixoc 
xac  IXxIrac  dfioü,   fortunai  stipe(m)  usw. 
Auch  die  bes.  häufige  Einritzung  eines  A 
erklärt  man  mit   d(va&7)fia)  =  Weihgabe 
(Z.  f.  N.  34  S.  2851).  —  Ein  besonderer  Fall 
ist  das  einpunktierte  SC   =  societas    C. 
(darin  steckt  wohl  der  Name  eines  südspan. 
Bergwerks  oder  das  Wort  conductorum), 
das  wie  ein  den  Umlauf  der  betr.  M.  an- 
erkennender Gegenstempel  (s.  d.)  gemeint 
zu  sein  scheint  (J.  R.  S.  I  S.  102),  und  die 
eingehauenen,   »vandalischen«  WertzifFem 
83  und  42  (s.  unter  Gegenstempel)    sind 
technisch  genommen  auch  ein  besonderer 
FaU  der  E.  —  Trait6  I  S.  677/80.        R. 

Elnscfamelzung  von  Tempelschätzen  u. 
dgl.  s.  unter  Gefäße  und  Geräte.       R. 

Einschnitt  s.  unter  Einhieb. 

Einsiempelmigen  (ital.  incisioni)  nennen 
wir  im  Gegensatze  zu  den  größeren  Gegen- 
stempeln —  eine  scharfe  begriffliche  Tren- 
nung zwischen  beiden  Dingen  ist  freilich 
unmöglich  — •  die  kleinen,  mit  Punzen  ein- 
geschlagenen figürlichen  Zeichen,  Buch- 
staben usw.,  die  sich  im  Altertum  auf  bes. 
beliebten  Münzsorten  finden:  Sigloi  (B.  M. 
C.  Arabia  etc.  S.  CXXXVII),  Kyzikenern, 
'IfXaüxe?  von  Athen  (Num.  chron.  1914  S.  5), 
XsXavat  von  Aigina,  Elis-M.  (Seltman, 
Olympia  S.5),  ptolemäischen,  makedonisch - 
keltischen,  römisch -republikanischen  A,  ja 
auch  auf  röm  A^(v.  Bahrfeldt,  Röm.Goldm.- 
Prägung  1923  S.  192/95,  wo  die  Lit.  auch 


über  E.  auf  röm.  JR)]  sie  sind  wohl  ebenso  zu 
erklären  wie  die  chinesischen  auf  den 
schiffsförmigen  ^-Barren  und  span.  Pi- 
astern, nämlich  als  Garantiezeichen  der 
Güte  des  Metalles  seitens  Privater  (Banken 
u.  dgl.),  also  etwa  wie  die  Beschauzeichen 
der  Goldschmiede.  —  R.  E.  III A  unter 
Subaeratus;  Z.  f .  N.  37  S.  141  fin.      R. 

Eintracbtstaler  sind  Taler,  die  zur  Er- 
innerung an  gemeinsame  einträchtige  Re- 
gierung mehrerer  Fürsten  geprägt  sind. 
Schmieder  nennt  als  die  geschätztesten  den 
der  Brüder  Bernhard  und  Ernst  von  Baden 
von  1533,  d^r  Herzoge  Kasimir  zu  Coburg 
und  Johann  Ernst  zu  Eisenach  von  1598 
sowie  drei  braunschweigische:  die  des  Her- 
zogs Heinrich  Julius  mit  drei  Brüdern  von 
1599,  der  Herzoge  Julius  Ernst  und  August 
von  161 7  und  der  Herzoge  Rudolf  August 
und  Anton  Ulrich  von  1667.  Alle  führen 
Sinnsprüche  auf  die  Eintracht.  S. 

Elntrittsmarken  s.  unter  Marken  und 
Tesserae.  R. 

Einzeltunde  vonM.  s.  unter  Münzfunde. 
Eirene^  griech.  eipi^vTj  =Friede;  s.  Pax.  R. 
Eis  aiona  (griech.  ei(a[a)va)  =  auf  die 
Ewigkeit,  s.  unter  Wunschmünzen.    R. 

Eisangellantos,  griech.  ebay^eO^avioc 
(Partiz.  Aor.  Akt.)  =  auf  Antrag  von,  mit 
folgendem  Personennamen  auf  griech.  M 
von  Eumeneia  bedeutet  »auf  Anmeldung 
von  dem  und  dem  (geprägt)«,  nämlich  auf 
die  Meldung  zur  Übernahme  der  Kosten 
der  Prägung.  Vgl.  unter  Epimeletes.    R. 

Eisen  (Metall),  abgek.  F  (ferrum),  spez. 
Gew.  7,9,  ist  als  StoflE  von  Gerätgeld  in 
Hacken,  Spaten  und  bes.  den  Obeliskoi 
wohlbekannt  (Ebert,  Reallex.  IVS.  217/20). 
Eisenwaren  gelten  noch  heute  als  Zahlungs- 
mittel bei  den  Lamas  in  Zentral-Hinter- 
indien  und  in  Manipur;  Temple  in  I.  A.  26, 
S.  288.  Dann  erscheint  es  als  Geld  in 
Barrenform,  wozu  auch  das  vielberufene 
Eisengeld  der  Spartaner  gehört  (s.  unter 
Pelanor).  Wirkliche  Eisenmünzen  kennen 
wir  literarisch  aus<Klazomenai  ([Aristot] 
Oecon.  II 2)  und  Byzanz  (Pollux  IX  78); 
erhalten  sind  aber  nur  solche  von  Ai^os, 
Heraia,  Tegea,  Megara  (?),  Phlius  (?)  und 
vom  Bunde  der  Arkader,  wohl  alle  4.  Jh. 
V.  C;  Joum.  int.  XV  S.  77/8;  Trait6  I 
S.  374/5-  —  Sonst  ist  E.  wegen  seiner 
leichten  Oxydation  für  Münzen  wenig  ver- 


EISEN— ELEFANT 


173 


wendet  worden.  Doch  ist  im  Weltkriege 
das  kleine  Notgeld  häufig  aus  E.  mit  Rost- 
schutz-Überzug angefertigt  worden. 

R.  S.  V. 
Eisen  =  Münzstempel  (s.  d.);  in  abge- 
leiteter Bedeutung  auch  das  Gebiet,  in 
welchem  die  durch  Stempel  einer  bestimm  - 
ten  Münzstätte  hergestellten  Münzen  von 
Rechts  wegen  Umlauf  haben  sollen,  also 
der  Münzbezirk  (s.  Münzyser).  Su. 

Eisenbabn-,  Post-  und  Verkehrswesen  auf 
M.  und  Med.    Eisenbahnmedaillen  sind 
die  auf  Bau  oder  Vollendung  von  solchen 
und  den  damit  zusammenhängendenKunst- 
bauten  (Bahnhof,  Viadukt,  Tunnel)    ge- 
prägten Med.  usw.;  ferner  die,   die  ohne 
unmittelbaren  Bezug  auf  eine  E.  aus  ande- 
ren Gründen  Lokomotive,  Wagen  oder  die 
genannten    Kunstbauten    darstellen.     — 
Moyaux,  Les  chemins  de  fer  et  leurs  m6- 
dailles,  Brüssel  1905,  mit  Nachtrag  1910.  — 
Med.  usw.  auf  Verkehrsbauten  (Wege, 
Brücken)  kennt  schon  das  Altertum,  indem 
z.  B.  Traianus  auf  den  Bau  der  Via  Traiana 
und  die  Donaubrücke  M.  geprägt  hat,  jene 
durch  eine  liegende  Frau  mit  einem  Rade 
personifiziert;  man  hat  auch  das  Rad  auf 
röm.-kampan.  Aes  grave  auf  Wegebau  (via 
Appia)  zu  beziehen  versucht.   Auch  andere 
röm.-kaiserl.  Med.  mit  Brücken  imd  deren 
Überschreitung  (Traiectus  Aug.)  sind  be- 
kannt  In  der  Neuzeit  scUießen  sich  an  die 
Med.  der  französ.  Herrscher  auf  Brücken- 
und    Straßenbau,    Pflasterung,    Truppen- 
übergänge über  Brücken  und  Pässe,  Kanal- 
bau insbes.  solche  der  Päpste  und  Frie- 
drichs L  von  Preußen  an.    Auch  die  Jet- 
tone des  17.  Jh.s,  insbes.  der  französ.  Ver- 
waltungen und  die  Brückenmarken  gehören 
hierher.    —    Auf  Postverkehr     bezieht 
sich  von  antiken  M.  der  Sesterz  des  Nerva 
mit  »vehiculatione  Italiae  remissa«  (Erlaß 
des  Vorspanndienstes),  auch  an  das  dem 
üblichen   Reisewagen  gleichende   Carpen- 
tum  sei   erinnert.      Die  Neuzeit  beginnt 
mit   einer  Med.  Ludwigs  XI.   auf   einen 
Dienst  berittener  Boten;  es  folgen  im  17. 
und  18.  Jh.  insbes.   Jettone  der  französ. 
Postverwaltung,  engl.  Token  des  18.  Jh.s 
mit  Darstellungen  von  Personenposten  und 
die  auf  das  Postwesen  bezüglichen  neueren 
Med.,  auch  Belohnungsmed.,  des  17. — 19. 
Jh,s.    Auch  die  Med.  auf  Luftschiff-  und 


Flugwesen  (vgl.  z.  B.  Auktionskat.  Heß, 
Frankfurt,  i.  Nov.  1926),  auf  Brieftauben- 
post und  Verkehr  zu  Wasser  (s.  unter 
Schiffe)  gehören  hierher,  —  Florange,  ßtude 
sur  les  messageries  et  postes,  pr6c6d6e  d*un 
essai  num.  sur  les  ponts  et  chaussies,  Paris 
1925  (der  postal.  Teil  nur  für  Frankreich 
ausreichend).  R. 

Eisengräber  oder  Elsenschneider  hießen 
vom  13.  bis  17.  Jh.  die  Verfertiger  der 
Münzstempel,  die  meist  »Eisen«  (s.  d.)  ge- 
nannt wurden.  S.  Stempelschneider.  Su. 

Ekklesla,  griech.  IxxXtjoi«  =  Volksver- 
sammlung; personifiziert  als  Frau  mit 
Schale  und  der  Beischrift  EKKAH  kommt 
sie  auf  M.  von  Aigeai  Kilik.  vor.  —  Im  M.  A. 
heißt  E.  Kirche,  so  auf  Merowinger-M. ; 
auch  steht  die  Aufschrift  »ecclesia«  auf  dem 
von  Papst  Nikolaus  V.  gelenkten  Schiff  auf 
einer  Med.  des  Guazzaloti.  R. 

Elagabalus,  auch  Heliogabalus,  war  ein 
lokaler  Sonnen-  oder  Himmelsgott  (Sol 
oder  luppiter)  in  Emisa,  dort  unter  der 
Gestalt  eines  bienenkorbförmigen  Bätyl- 
Steines  (s.  d.)  verehrt;  dieser  Stein,  mit 
kostbaren  Stoffen  umhüllt  und  mit  Sonnen- 
schirmen umstellt  und  mit  einem  Adler  im 
Flachbild  verziert,  wurde  von  M.  Aurelius 
Antoninus,  nachher  selber  nach  ihm  E, 
genannt,  nach  Rom  geschleppt,  als  dieser^ 
bisher  in  Emisa  sein  Oberpriester,  zum 
Kaiser  ausgerufen  war.  Auf  M.  des  E. 
sehen  wir  den  Stein  auf  einer  Quadriga, 
Aufschrift  sanct.  deo  Soli  Elagabal(o)  oder 
conservator  Aug.,  auf  M.  des  Prätendenten 
Uran.  Antoninus  auch  ohne  Wagen,  .und 
der  Kaiser  E.  erscheint  auch  als  der  sacerdos 
dei  Solis  Elagab.  oder  summus  oderinvictus 
sacerdos  Aug.  —  R.-E.  V  S.  2219.       R. 

Eldling  =  Purana.     S.  Karsha. 

Elector,  lat.,  eigtl.  Wähler,  insbes.  Kur- 
fürst, s.  d.  Su. 

Electus  ist  der  vom  Domkapitel  erwählte^ 
aber  noch  nicht  bestätigte  Bischof,  »electus 
et  confirmatus«  ist  der  wohl  schon  bestä- 
tigte, aber  noch  nicht  geweihte  Bischof. 
Als  electus  bezeichnen  sich  auf  m.  a.  M.  u.  a. 
die  Bischöfe  Lothar,  Simon  und  Hugo  von 
Lüttich  und  Albrecht  v.  Magdeburg.   Su. 

Elefant,  griech.  4XI(pac,  lat.  auch  ele- 
phantus.  Der  E.,  seit  Alexanders  Zeit 
aus  den  Heeren  des  Orients  den  Grie- 
chen, seit  P3mrhos  den  Römern  bekannter 


174 


ELE(I)MOSINA— ELFENBEIN 


geworden,  erscheint,  wohl  in  Erinnerung 
daran,  auf  (etrusk.  ?)  ^  mit  Negerkopf  auf 
der  Vs.  und  dem  röm.-kampan.  JE  Barren 
mit  Schwein  auf  der  anderen  Seite  (in  der 
Schlacht  bei  Asculum  279  v.  C.  sollen  die 
E.  durch  grunzende  Schweine  vertrieben 
worden  sein).  Ein  Reiter  im  Kampf  mit 
einem  Kriegs -E.:  unbest.  griech.-ind.  M. 
im  Br.  M.  (Num.  chron.  1927  Taf.  XI  58), 
wie  denn  der  E.  auch  auf  späteren  griech.- 
ind.  M.  häufig  ist.  Dann  kommt  er  auf  M. 
der  Seleukiden  vor;  deren  großer  E. -park  in 
Apameia  veranlaßt  auch  das  Auftreten  des 
E.  auf  M.  dieser  Stadt-  Auf  den  M.  der 
numid.  u.  mauret.  Könige  trägt  er  zuweilen 
.  den  Lenker  (ind.  Kornak),  über  ihm  als 
Tier  des  Helios  findet  sich  einmal  das 
Sonnenzeichen.  Auf  röm.-republ.  M.  be- 
gegnet er  in  ganzer  Gestalt  (einmal  mit 
Glocke  um  den  Hals)  oder  eineE.-biga  oder 
sein  Kopf  auf  M.  mehrerer  Caecilii  Metelli, 
weil  L.  Caec.  Met.  120  karthag.  E.  nach  der 
Schlacht  bei  Panormos  (251  v.  C.)  erbeutet 
hatte ;  dann  setzt  sie  Caesar  auf  seine  M.,  zu- 
weilen einen  Drachen  niedertretend,  viel- 
leicht weil  »Caesar «mauretanisch  »Elefant« 
hieß.  Auf  Kaiser-M.  treten  sie  bald  als  Siim- 
bild  der  Aetemitas  auf  (ihrer  Langlebigkeit 
wegen),  zu  zweien  oder  vieren  den  ver- 
storbenen Kaiser  ziehend  (z.  B.  Augustus, 
Vespasianus,  Faustina  sen.),  bald,  wie  die 
Inschrift  Munificentia  zeigt  (Pius,  Cara- 
calla  usw.),  als  Zirkustier  (Gordianus-Med. 
mit  Kampf  zwischen  E.  und  Stier  im  Colos- 
seum;  Philippus);  später  wird  das  Zwei-, 
.Vier-  oder  Sechsgespann  auch  für  die  Tri- 
umphauffahrt und  den  Processus  consularis 
gebraucht  (z.  B.  Diodetianus  und  Maxi- 
mianus,  Constantinus;  Z.  f.  N  38  S.  59  ff.), 
auch  auf  der  Attika  eines  Torbaues  (Au- 
gustus).  Endlich  fährt  Dionysos  auf  seinem 
indischen  Triumph  gleichfalls  zuweilen  (z.B. 
auf  M.  von  Nikaia)  im  E. -wagen.  —  Das 
Kopffell  des  E.  erscheint  zuerst  auf  M. 
Ptolemaios'  I.  als  Schmuck  des  Kopfes 
Alexanders  d.  Gr.  (?),  dann  auf  M.  des  Bak- 
trers  Demetrios,  später  wird  es  Kopf- 
schmuck der  Afrika  und  der  Alexandria.  — 
R.-E.  V  S.  2248/57;  Imhoof,  Tier-  u.  Pflan- 
zenbilder S.  24.  —  Über  den  Elefantenzahn 
als  Weihgeschenk  in  einer  Art  Kübel  aufge- 
stellt s.  Z.  f.  N.  36  S.  142,  200.  —  Auf 
mittelalterL-neuzeitl.  M.  erscheint  der  E. 


bes.  als  Wappen  der  Helf ensteiner  (Heifant 
=  E.),  denen  auch  der  Bodenseebrakteat 
mit  dem  E.  gehören  mag,  dann  auf  neueren 
ind.  M.,    zuletzt  auf  solchen  von  Ceylon. 

R. 

Ele(i)fnosina  s.  Almosen. 

Elektron  (griech.  -^XexTpov,  wie  auch  der 
Bernstein  heißt;  unsicher,  welcher  von 
beiden  Stoffen  vom  anderen  den  Namen 
entlehnt  hat;  lat.  electrum),  eine  Mischung 
von  Gold  imd  Silber,  die  sich  als  natürliches 
Metall  z.  B.  in  Lydien  und  Spanien  fand, 
später  künstlich  legiert  wurde.  Anfangs 
betrachtete  und  verwendete  man  das  natür- 
liche E.  als  eigenes  Metall  (Xsoxi?  XP^^roc, 
Herodot  I  50  usw.)  zu  Schmuck,  Gerät  und 
M.:  aus  ihm  bestehen  die  ältesten  M.,  seit 
etwa  700  V.  C.  in  Lydien  und  den  Griechen- 
städten Westkleinasiens  geprägt,  Abb.  13 
bis  16.  20.  Die  Lyder,  d.  h.  Kroisos  (s. 
unter  Kroiseios),  haben  dann  zuerst  reines 
Gold  zu  M.  verwendet,  Abb.  18;  bei  den 
Griechen  Eüeinasiens  aber  (Kyzikos  Abb.36, 
Phokaia,  Mytilene)  erhält  sich  die  E. -Prä- 
gung bis  ins  4.  Jh.,  nunmehr  in  künstlicher, 
daher  sehr  viel  gleichmäßigerer  Legierung 
(30  bis  350/0  Gold),  für  die  im  Münzvertrag 
zwischenPhokaia  und  Mytilene  einxepvac  = 
»Mischer«  genannter  Beamter  haftet;  aus- 
nahmsweise haben  im  4. — i.  Jh.  auch  Kar- 
thago, gelegentlich  Syrakus,  Hannibal  in 
Capua,  gallische  Stämme,  später  die  Bospo- 
raner  Könige  E.  ausgeprägt;  die  nummi 
electrei  des  Sev.  Alexander,  Scr.  bist.  Aug., 
Sev.  Alex.  25,  9,  aber  gehören  der  Fabel  an 
(Z.f.N.  31  S.23).  Die  Trennung  zwischen 
N  und  E.  ist  ganz  konventionell,  da  N 
fast  stets  kleine  ^fl -Mengen  enthält;  Plin. 
N.  h.  33,  80  setzt  die  Grenze  bei  80% Gold- 
gehalt an;  in  den  E.-M.  schwankt  der  Gold- 
gehalt meist  zwischen  30  und  Öo^/o;  Isidor, 
Orig.  XVI  24  setzt  750/0  Gold  als  Grenze, 
und  auf  dieser  Schätzung  beruht  das  im 
Altertum  übliche  Wertverhältnis:  E.  zu 
A  wie  10  zu  I  (solange  N  zn  JR  wie  I3y3 
oder  13  zu  i  stand).  —  Z.  f.  N.  26  S.  17/66; 
R.-E.  V  S.  2315;  Trait6  I  S.  356.         R. 

Eleutheria,  griech.  =  die  Freiheit,  von 
iXeoÄepoc  =  frei,  das  auch  zur  Bezeichnung 
der  Rechtsstellung  einer  Stadt  vorkommt; 
vgl.  unter  Libertas.  R. 

Elfenbein  u.  dgl.  eignet  sich  als  StoflEfür 
M.,  Med.  und  Marken  nicht,  da  eine  Re- 


ELIGIUS— ENGEL 


175 


produktionstechnik  (Guß  oder  Prägung), 
die  viele  gleiche  Stücke  herzustellen  ge- 
stattet, dafür  nicht  anwendbar  ist.  Trotz- 
dem hat  man  im  Altertum  Theater-,  Ver- 
teilungs-,  Spiel-  und  Rechentesserae  aus 
Bein  hergestellt,  die  von  freier  Hand  ge- 
schnittene rohe  Köpfe  und  anderweitige 
einfache  Bilder  nebst  eingravierten  kurzen 
Inschriften,  oft  Zahlen  auf  der  Rs.  zeigen, 
und  aus  Bein  bestehen  auch  die  Tesserae 
nummulariae,  s.  d.  —  R.-E.  III  A  unter 
Symbolon.  —  Medaillen  aus  E-,  also  jedes 
Stück  einzeln  mit  der  Hand  geschnitten, 
hat  man  von  etwa  1650 — 1730  hei^estellt; 
der  fruchtbarste  Meister  dafür  ist  Jean 
Cavalier.  —  Jahrb.  preuß.  Kunstsamml. 
49, 1928.  — Auch  Petschafte  wurden  imi3.u. 
14.  Jh.  zuweilen  aus  E.  geschnitten.     R. 

EligiuSy  der  Schutzheilige  der  Gold- 
schmiede und  Münzarbeiter,  war  der  kunst- 
fertige Schüler  des  Abbo  in  Limoges  und 
Schöpfer  des  Elfenbeinkästchens  in  Braun - 
schweig,  später  Bischof  von  Noyon,  be- 
kleidete unter  den  Merovingerkönigen  Da- 
gobert I.  u.  Chlodwig  IL  eine  ministergleiche 
Stellung  und  wurde  nach  seinem  Tode  unter 
die  Heiligen  der  kathoL  Earche  versetzt. 
Er  leitete  zugleich  die  Münzschmieden  des 
Pariser  Königspalastes  und  der  Schola  regia 
sowie  die  königliche  Münze  in  Marseilleu. 
Arles;  als  solcher  nennt  er  sich  auf  Trienten 
z.  T.  im  Felde  zu  selten  des  Kreuzes.  — 
Menadier,  Schausammlung  S.  iio;  Prou, 
Merowinger,  Einl.  S.  XLVIII  f.  Su. 

Elisabefhdor  s.  Zolotöj. 

Elisabetfaer  s.  Hessenalbus. 

E.  L.  P-  =  e  lege  Papiria,  findet  sich  auf 
röm.  Sesterzen  des  D.  Silanus  und 
L.  Piso  L.  f.  Frugi,  die  auf  Grund  der  lex 
Papiria  (v.  J.  89  ?)  geschlagen  wurden.  Vgl. 
unter  As.  —  R.-E.  IIA  S.  1879.  R- 

Elpis,  griech.'EXir&=dieHoffnung,  s.Spes. 

Emaillierte  Med.  sind  solche,  bei  denen 
Teile  der  Darstellung  oder  Teile  des  herum- 
gelegten, durchbrochenen  Rahmens  durch 
Einlegen  von  farbigem  Schmelz  zu  besonde- 
rer Farbwirkung  gegenüber  dem  meist  gol- 
denen Grunde  der  Med.  gebracht  werden; 
z.  B.  der  Panzer  blau,  der  Spitzenkragen 
weiß,  der  Kurhut  weiß  und  rot,  der  Blätter- 
rand außen  grün  usw.  Die  Sitte  gehört  in 
die  Zeit  von  etwa  1580 — ^1650;  vorangegan- 
gen aber  sind  im  frühen  16.  Jh.  Versuche, 


Med.  oder  Schautaler  durch  Auftragen  von 
MetaU-  oder  Ölfarben  polychrom  zu  ge- 
stalten (Amtl.  Ber.  31  S,  163).  Vgl.  unter 
Klleinod.  R. 

Emblem^  vom  griech.  lfißXY]|xa,  eigtl.  das 

Hineingesteckte,  jetzt  so  viel  wie  Sinnbild, 

Symbol,  s.  d.  R, 

Emissionsbuchstaben,  -zahlen  und  -zeichen 

s.  unter  Münzbuchstaben  u.  Münzzeichen. 

EndromideSy  griech.  ivSpotiiSec  (Plur.)  = 
Stiefel,  bei  den  Alten  nur  von  den  Jägern 
und  anderen  ständig  Wald  und  Feld  Durch- 
streifenden getragen,  also  z.  B.  von  Artemis, 
Dionysos.  —  R.-E.  V  S.  2555.  R. 

Endymion  und  Selene  s.  vielmehr  unter 
Traum  des  Sulla.  R. 

Engel,  ein,  erscheint  des  öfteren  auf  den 
Münzen.  Bei  Byzantinern  und  Lango- 
barden wird  die  antike  Victoria  in  den 
Erzengel  Michael  umgedeutet  (Abb.  129). 
In  Byzanz  selbst  kommt  der  Engel  auf 
Münzen  des  12.  Jh.s  mit  Zepter  und  Reichs- 
apfel vor  (B.  M.  C.  Tf.  LXXII  9)  und  auf 
anonymen  Münzen  des  13.  Jh.s,  die  nach 
Thessalonich  gelegt  werden  (B.  M.  C. 
Tf.  XXVII  iff.),  mehrfach  dann  neben 
dem  steh.  Kaiser.  In  Deutschland  tritt 
der  Engel  zuerst  auf  Pfennigen  Brunos 
von  Trier  (Dbg.  Nr.  484)  und  Friedrichs 
von  Köln  (Dbg.  Nr.  1532)  auf. 

Später  erscheint  er  als  ein  Sinnbild  des 
göttlichen  Schutzes  über  dem  Bilde  des 
Heiligen  (z.  B.  in  Halberstadt,  Fd.  v. 
Freckleben  Nr.  20)  oder  des  Münzherm 
(Archiv  für  Brakt.  Tf.  13  Nr.  i)  u.  a.  Auf 
einem  Erfurter  Pfennig  Adalberts  v.  Mainz 
(1109 — 37)  erscheint  der  E.  als  Todesbote, 
der  dem  Bischof  die  Hand  auf  das  Herz 
als  den  Sitz  des  Lebens  legt  (Abb.  192), 
ähnlich  wie  auf  böhmischen  Pfennigen,  auf 
denen  der  Todesengel  den  Münzherm  *ab- 
holt«  (Fiala,  Ceske  Denary  Tf.  15,  13  f- 
u.  16,  I  u.  16,  6;  Friedensburg,  Z  f.  N.  33 
S.  119).  Dann  erscheint  er,  häufig  als 
bloßes  Kopfbild,  über,  an  und  in  einem 
Bauwerk,  insbesondere  einer  Kirche  (Ches- 
tret  de  Haneffe,  Lüttich  Tf.  8  Nr.  158). 
Auf  anderen  böhmischen  Pfennigen  wird 
der  Engel  »servus  dei«  genannt.  Oft  wird 
der  Engel  dargestellt,  ein  Kreuz  haltend 
oder  tragend,  z.B.  in  Worms  (Dbg. 
Nr.  1915),  auf  Elsässer,  besonders  Straß - 
burger  Pfennigen.    In  Bayern  wird  häufig 


176 


ENGELGROSCHEN— EOS 


eine  Anzahl  von  Engeln  als  Einrahmung 
des  Münzbildes  benutzt.  Als  Engel  der 
Verkündigung  tritt  er  auf  dem  Saluto  (s.  d.) 
und  Salut  (s.  d.)  auf  (Abb.  213). 

Als  Wappenhalter  dient  der  Engel  auf 
den  davon  Ange  d'or  (s.  d.,  Abb.  239)  ge- 
nannten Goldstücken  Philipps  IL  von 
Frankreich  und  u.  a.  auf  Goldgulden  Rei- 
naids v.  Jülich -(Noß,  Jülich  Nr.  147,  150), 
auf  Angel  und  Angelot  erscheint  der  Erz- 
engel Michael  als  Drachentöter  imd  —  zu- 
weilen zum  geflügelten  Kopf  verkleinert  — 
seit  Beginn  des  15.  Jh.s  auf  zahlreichen 
Silbermünzen  von  Oldenburg,  Jülich,  Sach- 
sen, Brandenburg  usw.,  besonders  auf  den 
sächsischen  Engelgroschen  (Friedensburg, 
Symbolik  S.  167  f.).  Als  Erzengel  Michael 
kommt  er  dann  in  einer  ganzen  Reihe 
von  Münzständen  vor,  so  in  Zug,  Neapel - 
Sizilien,  im  Kirchenstaat  usw.  —  Rentz- 
mann  S.  179  f.  Su. 

Eagelgroschen  s.  unter  Schreckenberger 
u.  Abb,  290. 

Engelkopfe,  schlesische  Bezeichnung  der 
guthaltigen  Schreckenberger  von  dem 
schildhaltenden  Engel.  — •  Friedensburg. 
Schi.  N.  M.  S.  23.  S. 

Engelot  s.  unter  Ange  d'or  und  Angelot. 
Engeische  vijf  nannten  die  Holländer  den 
Halbschilling  Elisabeths  vonEngland  wegen 
ihres  Brustbildes;  er  galt  5  Stüver,  stieg 
seit  1600  auf  S  Stüver  2  Deut.  —  Ter  Gouw, 
S.  275.  S. 

Engeltaler  nennt  man  die  großen  kur- 
sächsischen  Kippermünzen  zu  3,  2,  i^/a,  i 
und  ^/a  Gulden  oder  60,  40,  30,  20  und  10 
Groschen  mit  einem  Engel  und  einem 
Schilde  auf  der  Vs.  und  zwei  Engeln  und 
drei  Schilden  auf  der  Rs.  (s.  Kipper  und 
Wipper).  S. 

EngenhosOy  portugiesische,  1561 — 1563 
gemünzte  Goldmünze  zu  500  Reis,  3,825  g 
schwer  und  3,50  Gold  haltend,  die  auf 
der  Vs.  den  Landesschild,  auf  der  Rs. 
einen  Kxeis  auf  Kreuz  zeigt.  Sie  ist  die 
erste  portugiesische  Münze  mit  Jahreszahl 
und  die  erste,  die  mechanisch  geprägt 
wurde,  daher  der  Name  Engenhoso  (=s  In- 
genieur). —  Fernandes,  S.  143.  S. 

Englischy  niederl.:  engelsc,  nieders.:  en- 
geis, engelsch,  norw. :  engelska,  enskr,  dän. : 
engelsk,  schwed.:  änglisker.  Mit  diesem 
Namen  werden  vielfach  die  englischen  Ster- 


linge  bzw.  deren  Nachahmungen  bezeichnet: 
1280  in  einer  Stralsunder  Urkunde  der 
Wechsel  zwischen  mnum  sterlingum«  und 
n^/i  d.  Anglicum«  (Hans.  U.  B.  I.  Nr.  808), 
in  Trierer  Urkunden:  1339  »Anglicus  pro- 
Vn  hall.«,  1346  »Trierische  Engeische  zu 
6  Pfennigen«,  Noß,  Trier  I  2  S.  21;  1376/77 
heißt  es  bei  der  Festsetzung  des  Pfund- 
zolls in  Schonen:  »enen  enghelsen  penningh 
alze  gut  alze  dre  lubische  penninghe«, 
Jesse,    Wend.  M. -verein  S.  82. 

Der  Name  befindet  sich  auch  auf  Frank- 
furter Geprägen  des  15.  Jh.s.  Da  die  Witten 
der  Hansestädte  nach  Größe,  Gewicht  und 
dem  kehrseitigen  Prägebild  den  am  Nieder - 
rhein  und  in  Westfalen  zahlreich  umlaufen- 
den Sterlingen  ziemlich  genau  entsprachen,, 
wurden  auch  sie  vielfach  kurzweg  »Eng- 
lische« genannt.  —  Frankf.  Münzz.  1925,. 
S.  231.  Su. 

Englot,  dänisch  =  Angel,  Angelot  (s.  d.). 
Enneobolon,  griech.  IvveoßoXov  =  das 
Neunobolenstück,  erscheint  als  M.  von 
gutem  Silber,  80x111.00  dp^üpioo,  in  einer 
Inschrift  von  Oropos;  nicht  identifiziert. 
—  Trait6  I  S.  421.  R. 

Enriques  werden  Goldmünzen  Heinrichs 
rV.  V.  Kastilien  (1454—74)  genannt,  die  als 
Va-,  I-,  2-,  5-,  10-,  20-,  50  fache  Stücke 
geprägt  wurden;  das  einfache  Stück  wiegt 
4,6  g,  das  50  fache  229  g  und  hat  einen 
Durchmesser  von  90  mta,  es  ist  die  schwerste 
von  allen  spanischen  Goldmünzen.  Typus: 
Vs.  sitzender  König  von  vorn  meist  auf  goti- 
schem Stuhl,  zu  seinen  Füßen  ein  gekrönter 
Löwe.  Rs, :  2  Löwen  und  2  Kastelle  i.  d.W. 
eines  Kreuzes.  Heinrich  nennt  sich  auf 
diesen  Münzen  ENRICVS  Q(artus).  — 
Engel-Serrure  HI  S.  I34if.;  Heiss  I 
Taf.  13  f.  Su. 

Enyo,  griech.  'Evuci,  Göttin  des  Krieges,, 
in  der  Darstellung  von  Athena  nicht  zu 
trennen;  sie  wird  auch  mit  der  auf  M.  von 
Komana  vorkommenden  orientaL  Ma  (s.  d.) 
gleichgesetzt.  —  R,  E.  V  S.  2654.        R- 

Eos,  griech.  'H<&?  oder^Ewc,  lat.  Aurora, 
die  Göttin  der  Morgenröte,  die  das  Tages- 
licht heraufführt.  Als  HQ2  bezeichnet  er- 
scheint sie  auf  alexandrin.  M.,  mit  Fackel 
in  der  Hand  und  eines  der  Rosse  des  Helios 
am  Zügel  führend  (die  E.  auf  Denar  des  L. 
Plaut.  Plancus  ist  wohl  Victoria).  —  R.-E* 
V  S.  2657.  R- 


EPARCHOS— EPINIKION 


177 


Eparchos,  griech.  Sicapxoc,  ist  der  Stadt- 
präfekt  von  Konstantinopel  in  byz.  Zeit; 
sein  Titel  und  Name  erscheint  auf  byz. 
Rundscheibchen  aus  Glas,  s.  d.         R. 

Ephesia  grammata  waren  Zaubersprüche, 
magische  Formeln;  man  erkennt  eine  solche 
zum  Heimlocken  der  Bienen  in  der  schein- 
bar sinnlosen  Aufschrift  von  münzähnlichen 
^-Stücken  mit  den  M.-bildern  von  Ephe- 
sos,  Hirsch  und  Biene.  —  Num.  chron.  1908 
S.  281.  R. 

Ephialtes-EpopheleSy  griech.  'E<ptaXt>]c 
'EiccocpiXTjc,  griech.  Dämon  des  Alpdrückens ; 
erscheint  als  Beischrift  auf  einem  Med. 
von  Nikaia  (ohne  Beischrift  auch  auf  JE 
von  Ankyra)  zu  einer  schleichenden,  dem 
Pan  ähnlichen  Gestalt,  die  einen  Wein- 
schlauch nach  sich  zieht.  Er  ist  das  Urbild 
des  Mephistopheles,  verdorben  aus  ^M^^"^^^ 
(der  Größte)  und '  Eica)9lX7]c.  —  Jahrbuch 
der  Goethe-Gesellschaft  IV  S.  153.       R. 

Ephoroiy  eigtl.  Aufseher,  Behörde  in 
Lakedaimon,  die  auf  der  Vs.  einer  M.  er- 
scheint; Scp.  als  Titel  auf  M.  von  Ankyra 
Phryg.  dürfte  gleichfalls  Ephoros  aufzu- 
lösen sein.  —  Münsterberg,  Beamten- 
namen S-  252.  R. 

Ephraixniten  war  die  volkstümliche  Be- 
zeichnung der  von  Friedrich  dem  Großen 
während  des  Siebenjährigen  Krieges  stark 
verschlechterten  Silbermünzen.  Die  eigent- 
lichen, nach  dem  Pächter  der  Leipziger 
Münzstätte  Veitel  Ephraim  genannten 
Ephraimiten  waren  die  zuerst  dort,  dann 
auch  in  anderen  Münzstätten  geprägten 
Dritteltaler  mit  kursächsischem  (Abb.  300) 
und  die  Tympfe  mit  sächsisch-polnischem 
Gepräge.  Doch  wurden  auch  bald  die 
preußischen  Drittel  und  Sechstel  sowie  die 
Tympfe  und  Szostake,  ob  sie  von  Ephraim 
oder  von  einem  anderen  Münzpächter 
stammten,  Ephraimiten  genannt  (s.  Kriegs- 
sechstel). Die  Dritteltaler  wurden  von 
einem  Feingewicht  von  5,4  bis  zu  einem 
von  I  bis  2,  die  T37mpfe  von  3  bis  auf  l,  15  g 
Feingewicht  verschlechtert.  Alle  diese 
durch  die  Kriegsnot  hervorgerufenen  schlech- 
ten Münzen  wurden  von  dem  Könige  nach 
dem  Friedensschluß  mit  seltener  Energie 
und  Schnelligkeit  beseitigt.  S.  auch  Münz- 
verschlecjiterung  und  Nachahmung.  — 
Schrötter,  Acta  Bor.,  Gesch.,  III.  Bd.      S. 

EpI, griech.  lTct=  runter«,  »inderAmts- 

WCirterbiLch  der  ihCüxuikujide. 


zeit  von  «,  die  übhche  Präposition  bei  griech. 
Beamtennamen;  bei  Herrschern  nur  unter 
Herodes  Philippos  II.:  i«!  OiXitctcoo  ts- 
Tpotpj^oü;  bei  Aristarch  von  Kolchis  CApi- 
(rcapxo(ü)  To5  lirl  KoXxföoc)  steht  es  im 
Sinne  von  »über«  Kolchis  gesetzt.      R. 

Epigraphik  ist  die  Lehre  von  den  In- 
Schriften;  man  kann  auch  von  einer  Lehre 
der  M. -Inschriften  sprechen,  die  deren  Be- 
sonderheiten erfaßt.  S.  unter  Schrift  und 
Sprache.  R. 

Epimeletes,  griech.  li:i^\y^xrfi  =  Be- 
sorger. E.  des  Münzwesens  in  seiner  Vater- 
stadt Sinope  soll  der  Philosoph  Diogenes 
gewesen  sein  (Laert.  Diog,  Vitae  philos.  VI  2), 
und  auch  auf  M.  erscheint  der  Ausdruck, 
partizipial  ausgeschrieben  iTcifxeXTjÖEvxo?, 
z.  B.  in  Aphrodisias,  Eukarpeia  (hier  ist  es 
auch  einmal  eine  Frau,  linjjLeXTj&eicnjc), 
sonst  abgekürzt.  In  Silandos  ist  neben 
diesem  »Besorgenden«  noch  der  das  Datum 
gebende  apx(o>v)  (icpcoioc)  mit  äiui  genannt, 
in  Aphrodisias  ist  der  E.  ein  ipxiß- 
pstSc,  anderwärts  sehen  wir,  daß  der 
»Besorgende«  ein  Grammateus  oder  ein 
Asiarches  war.  Also  handelt  es  sich  in  sol- 
chen Fällen  nicht  um  ein  regelmäßiges 
Münzamt,  sondern  um  einen  Spezialauf  trag 
dazu,  ein  Kommissorium,  zuweilen  viel- 
leicht in  Form  einer  Lei turgie(s.  d.),  wie  man 
die  Übertragung  der  Kosten  und  der  Für- 
sorge für  eine  Staatsauf  gäbe  an  einen  Pri- 
vatmann in  Athen  nannte;  solche  Münz- 
kommissorien  werden  in  Inschriften  aus 
Sestos  (hier  ist  sogar  der  Ausdruck  Sitifte- 
Xeia  gebraucht),  und  Magnesia  Ion.  erwähnt, 
und  in  Athen  scheint  das  Münzamt  tatsäch- 
lich eine  Leiturgie  gewesen  zu  sein.  Ahnliche 
Verfahren  werden  durch  dv^&Tjxsv,  fdrtpd' 
fievoc,  ef(jav7eiXavT0?  bezeichnet,  s.  d.  — 
Der  IttijisXtjttjc  mvtcdv  auf  einer  M.  von 
Mastaura  mag  ein  Beamter  in  allgemeinerer 
Stellung  sein.  —  Nom.  I  S.  2—4;  Münster- 
berg, Beamtennamen  S.  252.  256;  R.  E.  V 
S.  162;  Regling,  M.  von  Priene  S.  165 
m.  A.  407.  R. 

Epinikion,  griech,  ferctv^xiov  =  Sieges- 
preis, auf  griech.  Kaisermünzen  (Aphro- 
disias, Laodikeia  Phryg.)  gelegentlich  zu 
der  Formel  dv^ÖTQxev  (s.  d.)  vorkommend. 
—  In  Laodikeia  Phryg.  ist  ^itivefxioc  die 
Aufschrift  eines  zur  Erinnerung  an  einen 
kaiserl.  Sieg  errichteten  Tempels.         R- 


12 


178 


EPIONE-EQUES 


Epione,  Gattin  des  Asklepios;  man  er- 
blickt sie  in  einer  auf  M.  von  Epidauros  vor- 
kommenden schreit.  Frau  mit  Schale.  — 
R.  E.  V  S.  i86;  Bernhard,  M.-bilder  zur 
Gesch.  d.  Medizin  1926  S.  34.  R. 

Eplphanes,  griech  iTttpovr^,  »der  (glän- 
zend) erscheinende  <f,  Beiname  des  Teles- 
phoros  auf  M.  von  Nikaia  und  vieler 
hellenist.  Könige,  zuerst  des  Ptolemaios 
V.  (204 — 181),  dann  des  Antiochos  IV. 
(175 — 164  V.  C.)  und  später  noch  dort  und 
im  arsakid.,  bithyn.,  kappadok.,  kommagen. 
und  baktr.  Hause  verbreitet.  R. 

Eptscopus,  deutsch  Bischof,  niederd. 
Biskop,  in  frühchristlicher  Zeit  der  Vor- 
steher des  Klerus  einer  Gemeinde,  einer 
civitas,  des  Gebiets  einer  Stadt,  d.  h.  dieser 
selbst  und  des  ihr  angegliederten  flachen 
Landes;  mehrere  civitates  zusammen  bil- 
deten eine  Provinz,  ihr  Bischof  wurde  der 
metropolitanus  für  die  übrigen  Bischöfe. 
Schon  in  römischer  Zeit  waren  die  Befug- 
nisse des  B.  weltlicher  und  kirchlicher 
Natur,  so  auch  in  fränkischer  Zeit  und  im 
deutschen  Reiche  des  Mittelalters.  Be- 
sonders dank  den  Reichsverwaltungsgrund- 
sätzen des  10.  und  11.  Jh.  waren  die  Vor- 
steher der  Reichseigenkirchen  nicht  nur 
Beamte  der  Kirche,  sondern  auch  des 
Reiches  imd  demnach  Reichsfürsten.  Durch 
den  Investiturstreit  wurde  die  kirchliche 
Herrschaft  des  Königtums  über  die  Reichs- 
eigenkirchen zerstört,  er  ließ  aber  das 
Eigentum  des  Reiches  am  Gut  der  Reichs- 
kirchen, ihren  als  regalia  oder  temporalia 
bezeichneten  Liegenschaften  und  Rechten 
bestehen.  Mit  diesem  Gut,  mit  dem  sie 
vom  König  unmittelbar  belehnt  wurden, 
deckte  sich  aber  nicht  der  Bereich  der 
geistlichen  Gewalt  (spiritualia)  des  Bischofs, 
des  Amtssprengeis,  der  Diözese;  diese 
und  das  Territorium  hatten  oft  wenig  mit- 
einander gemein.  Mehrere  Diözesen  zu- 
sammen bildeten  die  Erzdiözese  oder 
provincia,  an  deren  Spitze  der  Metro- 
politanbischof ,  der  seit  karolingischer  Zeit, 
aber  noch  nicht  häufig,  als  archiepiscopus 
bezeichnet  wurde,  wie  sich  die  Erzbischöfe 
auf  ihren  Münzen  auch  noch  vielfach  epi- 
scopi  nannten  (Menadier  in  Z.  f.  N.  16  S.2S0) ; 
die  Bischöfe  wurden  seit  karoling.  Zeit 
auch  episcopi  suffraganei  genannt. 

Zu  den  Reichseigenkirchen  gehören  alle 


Erzbistümer  mit  Ausnahme  des  i.  J.  1344 
zum  Erzbistum  erhobenen  Bistums  Prag, 
femer  beinahe  alle  Bistümer,  während  die 
Bistümer  Gurk,  Chiemsee,  Lavant  und 
Seckau  Eigenbistümer  des  Erzbistums  Salz- 
burg waren,  die  Bistümer  Olmütz  und  Prag 
seit  1198  dem  König  von  Böhmen  unter- 
stellt waren,  Bistümer  wie  z.  B.  Branden- 
burg und  Havelberg  gegen  Ausgang  des 
M.  A.  mediatisiert  wurden. 

Die  bischöflichen  Abzeichen  waren  Mitra 
(s.  d.)  xmd  Krummstab  (s.  d.). 

Über  das  Münzrecht  der  Bischöfe  s. 
Münzrecht.  —  Werminghoff,  Verfassungs- 
gesch.  d.  deutsch.  Kirche  i.  M.  A.     Su. 

EpiskopOS  (lirtaxoTCOc)  griech.  =  Auf- 
seher, Titel  eines  Münzbeamten  auf  einer 
M-  von  Ephesos.  —  In  christl.  Zeit  = 
Bischof,  s.  d.  R. 

EpltropOS^  griech.  iictTpOTco?  =  Beauf- 
tragter =  lat.  Procurator,  s.  d.         R. 

Epoieiy  griech.  iicofet,  geschrieben  iicosi 
=  »machte  (diese  Münze)«,  bezeichnet  auf 
M.  von  Thurioi  (MoXoacjoc  i7t[6et];  aber 
subäratl  Num.  chron.  1927  S.  301),  Klazo- 
menai  (OsoBotoj  4iü6ei)  und  Kydonia 
(NeöavToc  iitoet)  des  4.  Jh.  v.  C.  den 
Stempelschneider  und  berechtigt  uns,  auch 
sonst  Künstlernamen  auf  griech.  M.  zu 
erkennen.  Vgl.  xmter  Fecit  und  unter 
Künstlersignaturen.  R. 

Eponym^  griech.  Iit(jl>vo[xoc  =  nach  dem 
der  Name  gegeben  wird;  z.  B.  Herakles 
ist  e.  Heros  der  nach  ihm  Herakleia  ge- 
nannten Städte;  e.  Beamter  ist  der,  nach 
dem  das  Jahr  benannt  wurde;  so  in  Athen 
nach  dem  Vorsitzenden  des  Kollegiums 
der  9  Archonten,  dem  ap^cov  I.,  in  Rom 
nach  den  beiden  alljährlich  wechselnden 
Consules;  s.  unter  Datierung.  —  R.  E.  VI 
S.  244.  R. 

-  Epopheles  s.  unter  Ephialtes-E.      R- 

Epttlones  =  die  Schmausbrüder,  eine 
Priesterschaft,  die  in  Rom  ein  Kollegium 
von  Septemviri  (s.  d.)  bildeten;  in  Paestum 
ist  eine  M.  epul(onum)  de[c(reto)?]  ge- 
prägt. R. 

EqueSy  lat.  =  Reiter,  später  =  Ritter, 
der  im  Range  zweite  Stand  (ordo)  der 
röm.  Republik;  auf  einen  sich  zur  Besichti- 
gung durch  den  Censor  (census  equitum) 
begebenden  Ritter  mit  seinem  Pferde  be- 
zieht sich  vielleicht  die  Darstellung  auf 


EQUIPAGA— ERDICHTETE  UND  ERFUNDENE  M,  UND  MED.      179 


M.  des  P.  Lic.  Crassus  M.  f.  In  der  Kaiser - 
zeit  stand  der  Thronfolger,  später  auch 
der  Kaiser  selbst  als  princeps  iuventutis 
dem  Ritterstande  ehrenhalber  vor;  die 
Abzeichen  des  E.  waren  Schild  und  Lanze, 
die  daher  mit  der  Widmungsinschrift 
equester  ordo  principi  iuventuti  auf  M. 
des  jungen  Nero  vorkommen.  Die  Prinzen 
C.  und  L.  Caesar  erscheinen  auf  Denaren 
des  Augustus  mit  dem  Titel  princ  iuvent. 
mit  Schilden  und  Lanzen.  Unter  Con- 
stantinus  sehen  wir  die  Aufschrift  equis 
Romanus  auf  N  (ly*-  und  2facher  So- 
lidus)  zum  Typus  des  einreitenden  Kaisers, 
der  also  in  seiner  Eigenschaft  als  Haupt 
dieses  Standes  erscheint  (Z.  f.  N.  3 
S.  129;  die  eb.  21  S.  24  gegebene  Deutung 
des  1%  fachen  Sol.  als  Sportula  für  die 
Ritter  wird  durch  den  neu  aufgetauchten 
2  fachen  Sol.  unsicher).  Vgl.  Hippikos.  — 
Die  Equites  als  Reiterei  werden  in  den  M.- 
inschriften  des  Gallienus  und  Postumus 
(vielleicht  von  dem  zu  ihm  abgefallenen 
Reitergeneral  Aureolus  geprägt)  mit  fidei 
equitum  bzw.  concordia,  fides  und  virtus 
equitum  aus  der  M. -statte  Mediolanum, 
der  Garnison  der  röm.  Schlachtenkavallerie, 
erwähnt  (Z.  f.  N.  37  S.  203/7).  —  R-  E.  VI 
S.  272/312;  A.  Stein,  Der  röm.  Ritter- 
stand, München  1927.  R. 

Equipaga»  Name  für  die  Viertel-Macuta 
(s.  Macuta)   zu  121/3  Reis.  S.  ' 

Erasion.  Die  E,  d.  h.  die  Austilgung  des 
Namens  eines  Verstorbenen  auf  öffentlichen 
Denkmälern  ist  eine  Folge  der  Damnatio 
memoriae,  s.  d.  Auf  Inschriften  ist  z.  B. 
bei  Geta  und  Sev.  Alexander  tatsächlich 
der  Name  meist  getilgt  worden,  auf  M, 
sind  nur  wenige  Fälle  bekannt,  s  o  wenige 
im  Vergleich  zu  den  vielen  intakt  ge- 
bliebenen M.  des  Betr.,  daß  man  zweifeln 
darf,  ob  unter  den  »öffentlichen  Denk- 
mälern« die  M.  überhaupt  mitverstanden 
sind  und  nicht  vielmehr  alle  Fälle  pri- 
vatem Eifer  entsprangen  (wie  die  E.  eines 
Alexanderkopfes  auf  einer  makedon.  M. 
dem  Zorne  eines  von  der  M.  als  seinem 
Talisman  betrogenen  Trägers  zugeschrieben 
wird).  Es  sind,  von  zwei  unsicheren 
hellenist.  Beispielen  abgesehen:  der  Name 
des  Seianus,  einstigen  Günstlings  des 
Tiberius,  auf  M.  der  Stadt  Bilbilis,  der 
einzige  Fall,   der  einen  Privaten  betrifft 


(der  Fall  des  Archiereus  Alexandres  Kleonos 
Sardianos  liegt  anders);  Caligulas  Vor- 
name C(aius)  ist  mehrfach,  Neros  Name 
einmal  in  Patrai,  dann  auf  einem  röm. 
Gegenstempel  (NCAPR),  sein  Kopf  auf 
einem  Alexandriner  getilgt;  Name  und 
(oder)  Kopf  des  Domitianus,  Commodus, 
Maximinus  auf  mehreren,  Geta  auf  vielen 
griech.  Städte-M.  (Geta  bes.  in  Stra- 
tonikeia).  Aus  der  Neuzeit  kann  man  als 
Analogen  nur  etwa  auf  die  Verunstaltung 
der  Köpfe  Napoleons  I.  und  III.  hin- 
weisen. —  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  257;  Monatsblatt  Num.  Ges.  Wien  XI 
S.  32/37;  Bernhart,  Handbuch  S.  74; 
Buchenau -Festschrift  1922  S.  1/8;  Bl.  f. 
M..Fr.  1925   S.  201.  R. 

Erdichtete  und  Erfundene  M.  und  Med. 
sind  einmal  solche,  die  in  Wirklichkeit 
nicht  plastisch  hergestellt  sind  noch  werden 
sollten,  sondern  von  denen  nur  eine  Zeich- 
nung (Stich  od.  dgl.)  gemacht  wurde 
(auf  diese  will  Menadier,  Z.  f.  N.  25  S.  184 
den  Begriff  Erdichtete  M.  beschränkt 
wissen).  Sodann  solche,  die  zu  Täuschungs- 
zwecken oder  aus  Freude  am  Altertum 
erfunden  und  wirklich  ausgeprägt  worden 
sind,  wie  die  der  Dido,  der  Artemisia,  des 
Scipio,  des  dux  Hunnorum  Balamber; 
auch  die  Attila-Med.  (s.  d.),  die  Görlitzer 
Schekel  (s.  d.),  die  Med.  auf  Klaus  Störte- 
becker  (1402),  den  Taler  Philipps  von 
Hessen  mit  »Besser  Land  und  Leut*  ver- 
loren«, die  meisten  sog.  Suitenmed.  (s.  d.) 
und  die  M.  von  Moresnet  und  Andorra 
usw.  mag  man  hierher  rechnen,  ebenso  die 
sich  offiziell  gebahrende  Finis-Germaniae- 
Med.  (s.  d.)  und  die  Med.  auf  den  Einzug 
der  Russen  in  Berlin  1914.  Endlich  gibt  es 
literarische  Erfindungen  geschäftiger  Sage 
oder  übereifriger  Chronisten,  Schon  die  röm. 
Scriptores  historiae  Augustae  suchen  dem 
Leser  ihre  Kaiserbiographien  durch  er- 
fundene M.  des  Odenathus,  der  Kaiserin 
Victoria  usw.  interessant  zu  machen  (Z. 
f.  N.  31  S.  I  ff.).  Aus  dem  MA.  seien 
genannt  die  Med.  auf  den  Überfall  im 
Wildbad  1367,  auf  Corveyer  Ereignisse 
von  1248  und  1349,  dann  aus  der  Neuzeit 
allerhand  Taler  des  »tollen  Christian«, 
die  Med.  des  großen  Kurfürsten  mit 
Exoriare  aliquis,  und  manche  angebliche 
friderizianische  Gepräge.     Dagegen  sollte 


l8o 


ERFUNDENE  MÜNZEN— ESCALIN 


man  irrige,  meist  der  Spottsucht  ent- 
standene Ausdeutungen  vorhandener  echter 
M*  (vgl.  unter  Spottmedaillen)  nicht  hier- 
her rechnen.  —  Berl.  M,-bl.  1903A  S.  236  ff- ; 
Luschin,  Allg.  M. -künde  3  S.  150/1.  R. 
Erfundene  Münzen  s.  Erdichtete  M. 
Ericfafhonios,  athen.  Heros,  aus  der 
Erde  geboren  und  von  der  Erdgöttin  der 
Athena  zur  Pflege  übei^eben,  s.  unter 
Tellus.  R. 

Erlanger  oder  böhmisch -pfälzische  Pfen- 
nige sind  eine  Abart  der  Regensburger 
(s.  d.).  Sie  tragen  auf  der  Rückseite  statt 
zweier  Brustbilder  nur  eins  und  sind 
zwischen  1374—78  zuerst  von  Karl  IV. 
in  seiner  fränkischen  Münzstätte  Erlangen 
geschlagen  worden.  Auch  diese  Pfennigart, 
die  denselben  Fuß  wie  die  Regensburger 
hatte,  ist  in  Franken  und  Pfalz  vielfach 
verwendet  worden.  An  Stelle  des  einen 
Brustbildes  tritt  auch  ein  Wappen  oder 
Buchstabe  oder  auch  eine  Krone.  Sie 
sind  von  Wenzel  v.  Böhmen  in  Erlangen, 
von  Ruprecht  III.  v.  Oberpfalz  in 
Sulzbach,  von  Johann  L  v.  Leuchtenberg, 
von  Friedrich  V.  v.  Nürnberg  in  Bayreuth 
und  Neustadt  a.  d.  Aisch  (ca.  1370—1395) 
u.a.  geprägt  worden.  Sie  verschwinden 
Ende  des  14.  Jh.s. — v.  Schrötter,  Branden- 
burg-Franken I  S.  21  f.  Su. 

Erneuerung  der  Münze  siehe  Münz- 
verrufung.  Su. 

Emsfdor  hiefien  die  Karolinen  (s.  d.) 
des  Landgrafen  Ernst  Ludwig  von  Hessen - 
Darmstadt,  die  seit  1733  geschlagen  wurden. 

S, 
Eros,  lat.  Amor,  Cupido,  griech.-röm. 
knabenhafter  Liebesgott,  auf  M.  so  häufig 
(Abb.  71),  daß  ein  Überblick  in  diesem 
Rahmen  nicht  möglich  ist;  seit  der  Re- 
naissance auch  in  die  europ.  Kunst  als 
Putto  übergegangen.  —  R.-E.  IV  S.  58; 
VI  S.  484/542,  M.  gut  benutzt;  Z,  f.  N. 
VIII  S,  71/99;  Bemhart,  Handbuch  S.  58. 

R. 
Erotische  Medaillen  nennen  wir  solche, 
die  auf  das  Liebesverhältnis  der  Ge- 
schlechter in  mehr  oder  weniger  krasser 
Weise  Bezug  nehmen.  Bekannt  sind  die 
antiken  Spintriae  (s.  d.),  die  als  »Cosel- 
Dukaten«  (s.  d.)  bezeichneten  Spielmarken 
mit  erot.  Darstellungen  und  Sprüchen, 
dann  z,  B.  die  Med.  mit  »Wie  küssen  sich 


die  zwey  so  fein«,  sich  küssendes  Paar, 
Rs.  »Wer  küst  mich  armes  Nunnelein«, 
Nonne,  und  die  vielen  sog.  Hahnrey-Med., 
z.  B.  mit  Hirsch,  Rs.  »0  wir  arme  Hoemer 
Traeger  haben  wieder  Willen  Schwaeger«. 
—  Kat.  Fieweger,  Satyr.  Med.  1885 
Nr.  94/145,  354/ 5;  Kahane,  Die  M.  im 
Dienste  der  Liebe  und  Ehe  3,  Braunschweig 
1928.  R. 

Eryträischer  Taler  s.  Tallero  eritreo. 

Erzimter,  die,  waren  ursprünglich  Äm- 
ter, welche  verschiedenen  Fürsten  und 
Herren  am  Hofe  des  römisch -deutschen 
Königs  übertragen  waren  und  in  der  Aus- 
übung gewisser  höfischer  Formen  und 
Verrichtungen,  besonders  bei  Krönungs- 
und anderen  Feierlichkeiten  bestanden. 
Diese  Ämter  wurden  später  erblich,  und 
die  Inhaber  der  höchsten  wurden  die  Kur- 
fürsten: der  Erzbischof  von  Mainz  war 
des  deutschen  Reiches  Erzkanzler  (archi- 
cancellarius),  der  Erzbischof  von  Trier 
Erzkanzler  von  Burgund,  der  von  Köln 
Erzkanzler  von  Italien  (Lombardien),  der 
Herzog  von  Sachsen  Erzmarschall  (archi- 
marescalcus)  mit  den  Schwertern,  der 
Markgraf  von  Brandenburg  der  Erzkäm- 
merer (archicamerarius)  mit  dem  Zepter, 
der  Pfalzgraf  bei  Rhein  Erztruchseß  (archi- 
dapifer)  mit  dem  Reichsapfel  und  der 
König  von  Böhmen  Erzschenk  (archi- 
pincerna).  Das  Amt  des  Erztruchsessen 
ging  später  auf  den  Herzog  von  Bayern 
über,  während  der  Kurfürst  von  der  Pfalz 
durch  den  Westfälischen  Frieden  ein  neu- 
gebildetes Erzschatzmeisteramt  (Abzeichen: 
Kaiserkrone)  erhielt,  das  aber  nach  Ver- 
einigung von  Pfalz  und  Bayern  an  den 
Kurfürsten  von  Hannover  fiel,  der  bis 
dahin  Erzbannerherr  gewesen  war. 

Diese  Erzämter  treten  auf  den  Münzen 
im  Titel  des  Münzherm  und  im  Bilde  (z.  B. 
das  Zepter  des  Kurfürsten  von  Branden- 
burg, die  Schwerter  des  Kurfürsten  von 
Sachsen,  der  Reichsapfel  des  Kurfürsten 
von  der  Pfalz)  in  Erscheinung.         Su. 

Erzbischof,  lat.  archiepiscopus,  s.  epi- 
scopus.  Su. 

Erzherzog  (lat.  archidux)  ist  der  Titel 
der  österreichischen  Herzöge;  arch-  ist  ent- 
standen aus  griech.  apxeiv  =  anfangen, 
der  erste  sein.  Su. 

Escalin  s.  Arendschilling  u.  Abb.  287. 


ESCHEN— ESPADIN 


i8i 


Eschen  s.   unter  As  2)   (Gewicht). 

Eschmun,  phönik.  Heilgott,  ist  erkannt 
worden  in  dem  Bilde  eines  jugendl.  As- 
klepios  mit  oder  ohne  Schlangenstab,  mit 
2  Schlangen  1.  und  r.,  auf  M.  von  Beryt 
und  röm.  des  severischen  Hauses.  — 
Babelon,  Mäanges  IV  S.  138;  Baudissin, 
Adonis  und  Esmun  191 1,  Register  S.  538,- 
Bernhard,  M.-bilder  zur  Gesch.  der  Medizin 
1926  S.  21.  R. 

Escoufle,  altfranzös.  =  Hühnergeier,  er- 
scheint als  M.  -name  in  Urkunde  vom  J.  1392 : 
»une  piece  de  monnoie  d'argent  nomm6 
EscouflEle  du  pois  de  XII  deniers«;  in 
einer  Urkunde  von  1399  steht  »Escouflfle 
vault  II  gros,  le  gros  11 1  estrellins«  (Du 
Gange).  Es  kann  sich  bei  dieser  Münze  nur 
um  Spottnamen  flandrischer  Adlergroschen 
handeln.  —  Martinen  S.  146.  Su. 

Escttdfllo  (Coronilla,  Goldpiaster)  hieß  die 
spanische  yi6-0nza  (s.  d.)  oder  der  halbe 
spanische  Goldescudo  (s.  Escudo  d'oro). 
Er  hielt  um  1730  1,58,  laut  Gesetz  von  1772 
1,56  g  Gold.  —  Nobacka,  S.  976  f.      S. 

Escudo  d'oro  oder  Corona  war  die  den 
Excelente  (s.  d.)  ablösende  spanische  Gold- 
münze, die  3,38  g  wog  und  3,09,  seit  1684 
3,03  g  Gold  hielt.  Sie  führte  auf  der  Vs. 
den  Landesschild,  auf  der  Rs.  ein  Kreuz  im 
Vierpaß,  seit  17CX)  einen  Turm,  seit  Karl 
IIL  Brustbild-Landesschild.  Im  19.  Jh. 
wurden  nur  achtfache  gemünzt  (onzas). 
Der  E.  galt  zuerst  350,  seit  1566  400  Mara- 
vedi.  Die  doppelten  oder  Dublonen  (s.  d.) 
waren  die  später  in  ganz  Europa  geprägten 
Pistolen  (s.  d.).  —  Vor  dem  Münzgesetz 
von  1864  war  zwar  der  silberne  Peso  die 
Hauptwährungsmünze,  aber  für  den  noch 
sehr  primitiven  Verkehr  war  er  zu  groß, 
weshalb  als  praktische  Geldeinheit  der  dem 
Kupferreal  ziemlich  entsprechende  y«»- 
Peso  galt,  der  Real  de  Vellon  hieß.  Dessen 
Zehnfaches,  d.  h.  den  y2-Peso  machte  das 
Gesetz  vom  26.  6.  1864  unter  dem  Namen 
»Escudo«  zur  Hauptmünze,  geteilt  in  lOO 
Centimos;  er  wog  in  Silber  12,9801  g,  die 
0)8387  g  Gold,  beides  0,9  fein,  entsprachen. 
Goldstücke  zu  10  (Doblon  de  Isabel,  8,387  g 
schwer),  4  und  2  E.  und  silberne  E.  wurden 
geprägt.  Das  Gesetz  vom  19.  10.  1868  er- 
setzte den  Escudo  durch  die  Peseten  (s.  d.). 
—  In  Portugal  wurde  der  E,  nur  selten  ge- 
münzt:  zuerst  im  15.  Jh.  mit  gekrönten 


königlichen     Initialen    im   Achtpaß-Lan- 
desschild im  Achtpaß,  4,58  g  schwer  und 
18  karätig,  also  mit  3,43  g  Goldgehalt  zu 
140  Reaes,  worauf  er  erst  wieder  von  Jo- 
hann  V.  seit  1722   mit  Kopf-Schild   als 
Vs  Dobra  (s.  d.)  zu  1600,  seit  1822  zu  1875 
Reis  geprägt  wurde;  er  wog  jetzt  3,58  g, 
war  22  karätig,   hielt  also  3,28  g  Gold. 
Durch  Gesetz  vom  29.  Juli  1854  wurde  die 
Goldwährung  eingeführt,  Münzeinheit  war 
die  Coroa  d'ouro  (s,  d.).  In  der  Tat  herrschte 
aber  seit  den  8oer  Jahren  Papierwährung. 
Das  Gesetz  vom  22.  Mai  191 1  führte  unter 
dem  Namen  E.  eine  neue  Münze  ein  von 
1,866  g  Gewicht,    900/1000  fein,    also   von 
1,679    g     Goldgehalt,      geteilt     in     100 
Centavos;    es    sollten    Stücke    zu    10,5, 
2  E.    aus  Gold,   i  E.   aus  Silber  geprägt 
werden,    aber  2  Jahre  später  kehrte  ein 
Gesetz  vom  21.  Juli  1913  zum  Münzfuß 
von  1854  zurück,  doch  blieb  in  der  Praxis 
die  Papierwirtschaft;    der  E.   gilt  heute 
etwa  0,21  RM.     Das  Zeichen   (cifrao)  für 
den  E.  ist  dasselbe  wie  für  Milreis :  J.    Seit 
1924  münzt  Portugal  für  Angola  Escudos, 
auch  halbe  oder  50-Cents  aus  Nickel,  20- 
Cents  aus  Aluminiumbronze,  10-  und  5- 
Cents  aus  Bronze.  —  Noback»;   F.  Rühe, 
D.  Geldwesen  Spaniens  seit  1772,   Straßb. 
1912,  S.  128  ff.;  F.  Brand  u.  W.  Zotter  in 
Revista   nacional   de   economia,     Bd.    18 
(1924),  S.  6  f.;  Aragäo,  IL  S. 

Esgen  s.  unter  As  2)  (Gewicht). 

Esmerare,  vom  Lateinischen  3>merus« 
(rein),  bedeutete  im  Mittelalter  das  Fein- 
brennen des  Silbers.  Esmerati  denarii 
waren  feine  Pfennige.  Su, 

Espadln  ist  eine  portugiesische  Billon- 
und  eine  portugiesische  Goldmünze. 

1.  Die  Ausgabe  des  Billon-espadin  ist  von 
Alfons  V.  (1438—1481)  zur  Erinnerung  an 
die  Einriclxtung  des  Espada-  (Schwert-) 
Ordens,  der  nach  der  Eroberung  von  Fez 
gegründet  wurde,  am  22.  August  1460  an- 
geordnet worden.  Typus:  Vs.  eine  ein 
gesenktes  Schwert  haltende  Hand  im  Vier- 
paß, Rs.  Schild  mit  der  Quinas  (s.  d.)  im 
Dreipaß.  Es  wurden  115  Stück  aus  der 
Mark  geprägt,  i  Stück  wog  40  gräos  reaes  == 
2  g,  Wert  =  4  dinheiros. 

2.  Der  meio  iusto  d'oro  Johanns  IL  von 
Portugal  (i487--9's)  wird  ebenfalls  Es- 
padin  genannt,  da  er  ungefähr  denselben 


[82  ESPECE— EUBÖISCHES  GEWICHTS-  UND  MÜNZSYSTEM 


Typus  hat  wie  der  Billonespadin.  Von 
diesem  gingen  76  Stück  auf  die  22  Quilate 
(=  Karat)  feine  Mark,  i  Stück  wog  etwa 
3  g.—  Aragäo  I  S.  234  f-,  244,  Taf.  XI, 
Nr.  13-16,  Tai.  XII,  Nr.  5.  Su. 

Esp&ce^  französisch  =  Species  (s.  d.). 

Esphera.  Die  halbe  Esphera  (=  Erd- 
kugel) war  eine  portugiesisch -ostindische 
Goldmünze  von  15 15  mit  Krone/ MEA 
(halbe)  auf  der  Vs.  und  Erdkugel  auf  der 
E.S.,  sie  wog  1,7  g  und  hielt  1,56  g  Gold.  — 
Aragäo  III,  Taf.  I,  i.  S. 

Essai,  französisch  =  Probemünze  (s.  d.). 

Essedum,  ein  gallischer  Streitwagen;  auf 
röm.  JR  des  L.  Lic.  Cn.  Dom.  erscheint  er 
als  zweirädrige,  hinten  offene  Rerdebiga, 
innen  steht  der  behelmte  Kämpfer  mit 
Schild,  hinter  dem  der  gallische  Kamyx 
hervorragt,  und  gezücktem  Spieß.      R. 

EBIinger  Reicbsmfinzordntmg  s.  Reichs- 
münzordnungen. S. 

Eßmarken  s.  Marken. 

Esterlin  s.  Sterling. 

Est^sches  Sammlerzeichen:  esist  ein  ova- 
ler, silberner  Adlerschild,  der  im  Felde  der 
M.  —  es  sind  bes.  röm.  Gold-  und  Groß- 
bronze-M.  —  aufgelötet  ist,  Zeichen  der 
früheren  Sammlung  der  Herzöge  von  Mo- 
dena-Este,  deren  Wappen  der  Adler  war.  — 
Cavedoni,  Delle  monete  antiche  in  oro  del 
museo  E^tensCj  Modena  1825.  R. 

Etalon,  französ.  =  Eichmaß,  im  Münz- 
wesen  =  Richtmünze   (s.  d.),  Münzfuß. 

S. 

Efhnarch;  griech.  Iftvotpxoc  =  Volksherr- 
scher, Titel  des  jüd.  Teilfürsten  Herodes 
Archelaos  auf  seinen  M.  —  R.  E.  Suppl.  II 

S.  195.  R. 

Efimikoii:  das  E.  ist  der  von  einem 
geographischen  Namen  abgeleitete  Ein- 
wohnemame,  der  auf  griech.  M.  meist  im 
Gen,  plur.  steht;  vgl.  unter  Ktetikon,  Lan- 
desname, Stadtname,  Volksname.       R. 

Efhrog  ist  die  Zitrone,  die  der  Festteil- 
nehmer beim  Laubhüttenfest  der  Juden  in 
der  1.  Hand  trug,  während  die  r.  Hand  den 
Lulab  (s.  d.)  führte;  sie  erscheint  allein  oder 
verdoppelt  neben  dem  Lulab  bes.  auf 
Kupfer-M.  derMakkabäer,  Abb.  56,  und  auf 
Tetradrachmen  des  2.  jüd.  Aufstandes. 

R. 

Etos  (ctoc),  griech.  =  Jahr,  auf  M.  oft  in 
Datierungen,  ausgeschrieben  oder  E,  ET, 


auch  durch  die  Sigle  L  angedeutet,  s.  unter 
Ära  {wo  auch  über  Stoü?  vftcT]?,  exoüc 
vsoü  fepoü)  und  Datierung.  R. 

Etschkreuzer  s.  Kreuzer.  Su. 

Etschvierer  s.  Vierer.  Su. 

Euboisches  Gewichts-  und  Mfinzsystem. 
Die  von  Herodot  III  89  erwähnten,  zu  70 
auf  ein  babylon.  Talent  gerechneten  E6- 
ßoffia?  jjLVsas  (III 95  spricht  er  vom  Eößotxiv 
ToXavTov)  müßte  man  wegen  Ailian.  Var. 
hist.  1 22,  wonach  das  babylon.  Talent  860 
xal  &ß8o[jLT5)covTa  fxvä?  'Attixcc?  galt,  als  von 
dem  durch  Solon  in  Athen  eingeführten 
»attischen«  Gewichts-  u.  M. -System  (s.  d.) 
leicht  verschieden  auffassen.  Tatsächlich 
ist  aber  (Mommsen,  R.  M.  S.  25  f.)  die 
Identität  des  euböischen  und  att.  Gewichtes 
deutlich  (nur  Gardner,  Hist.  of  greek 
coinage,  passim,  will  den  »euböischen«  M.- 
Fuß Solons  vom  »attischen«  des  Peisi- 
stratos  trennen),  wie  sehr  auch  gerade  die 
Auffassung  der  Herodotstelle  sogar  im 
Wortlaut  unter  den  Metrologen  strittig  ist 
(siehe  zuletzt  Lehmann -Haupt,  R.  E. 
Suppl.  III  S.  596  ff.  und  Viedebantt,  An- 
tike  Gewichtsnormen  1923  S.  27/8,  151  ff. 
imd  die  Lit.  dort).  Danach  also  wäre  das 
E.  G.  das  attische,  also  eine  Mine  von  436,6, 
Drachme  4,366,  Didr.  8,73,  Tetr.  17,46  g. 
Neuerdings  aber  könnten  Bedenken  ent- 
stehen insofern,  als  die  früher  als  numis- 
matische Vertreter  der  schon  vor  Solon 
auf  Euboia  geltenden  M.,  die  sog.  Wappen- 
M.,  jetzt  nait  großer  Wahrscheinlichkeit 
selbst  als  nicht  euböisch,  sondern  athenisch 
ermittelt  sind.  Nun  ist  indessen  die  Ver- 
breitung eines  als  »euböisch«  bezeichneten 
Gewichtssystems  in  so  früder  Zeit  auch 
ohne  eine  M.-prägung  auf  Euboia  denkbar, 
wie  ja  auch  die  Bezeichnung  von  Gewichts- 
größen als  »babylonische«  sich  eingebürgert 
hatte,  ohne  daß  eine  babylon.  M.-prägung 
dahinter  stand.  Und  tatsächlich  ist  das 
E.  G.  älter  als  jede  euböische  Prägung:  ihm 
folgen  schon  ganz  frühe  kleinasiat.  E1.-M. 
des  7.  Jh.s  (Tetradr.  z.  B.  17,23 — 17,32  g, 
Didr,  z.  B.  8,65-— 8,67— 8,76  g,  Sechstel  des 
Tetradr.,  Hektai,  von  2,87 — ^2,88 — ^2,92  g 
usw.;  Trait6  II  i  S.  201/20);  bei  der  An- 
teilnahme Euboias  an  der  kleinasiat.  Ko- 
lonisation ist  das  leicht  so  zu  erklären,  daß 
die  Ansiedler  das  E.  G.  aus  Euboia  mit- 
nahmen vmd  danach  dann,    längst  bevor 


EUBOSIA— EXACTUM 


183 


ihr  Mutterland  zur  Prägung  fortschritt, 
ihre  ersten  M.  prägten.  Übrigens  sind  auch 
inzwischen  archaische  euböische  M.  er- 
mittelt, die  der  (etwas  unter  dem  später 
sog.  attischen  Fuße  liegenden)  Norm  jener 
Wappenmünzen  folgen,  nämlich  ein  Di- 
drachmon  mit  weibl.  Kopfe  und  Tetra - 
drachmen,  8-  und  4-Obolen-Stücke  mit 
Wagen  oder  Reiter  (Z.f.  N.  35  S.  196/97; 
Gewichte  der  Tetr. :  16,94—16,74—16,72  g); 
neben  dem  Tetr.  wird  also  sein  %-,  V3-  und 
Vö-Stück  geprägt,  die  Drachme  fehlt,  wie 
das  auch  die  hellenist.  Prägung  euböischer 
Städte  liebt  (s.  unter  Oktobol).  —  Gegen 
die  hie  und  da  vermutete  Herleitung  des 
eub.  G.  aus  Kyrene  siehe  Num.  chron.  1924 
S.  341.  — Wenn  eine  Inschrift  röm.-republ. 
Zeit  aus  Priene  eine  ßosioo  xpso>c  ^vav 
Eüßotx^v  nennt,  so  weist  das  darauf  hin, 
daß  man  die  eub.  Gewichtsmine  damals  von 
dem  durch  Abknappung  stark  herunter- 
gebrachten Gewichte  der  att.  M.-mine 
trennte:   Regling,    M.  von  Priene  S.  119. 

R. 

Ettbosia  s.  unter  Annona. 

Euergetes,  Beiname  vieler  hellenist*  Kö- 
nige von  Ägypten  —  wo  er  aber  bei  Ptole- 
maios  III.  auf  M.  nicht  erscheint  — , 
Paphlagonien,  Baktrien,  Syrien  und  bei- 
nahe aller  Arsakiden  von  Parthien  seit 
Mithradates  IL,  und  des  divus  Augustus 
auf  einer  M.  Artavasdcs'  IIL  von  Armenien, 
Auch  Ehrentitel  eines  M. -Beamten  von 
ApoUonia  Kar.  —  R.  E.  VI  S.  978.      R. 

Eueteiia»  griech.  EösxYjpfa,  etwa  =  Jah- 
ressegen, s.  unter  Annona.  R. 

Eitkratldloiiy  moderner  Ausdruck  für  das 
goldene  20-Staterenstück  des  baktr.  Königs 
Eukratides  in  Paris.  —  Rev.  num.  1867 
S.  382  Taf.  XII.  R. 

Ettlendttkaten  sind  die  aus  dem  Gold  des 
böhmischen  Bergwerkes  zur  Eule,  und  zwar 
in  Prag  geprägten  Dukaten.  Sie  zeigen  auf 
der  Vs.  den  stehenden  Kaiser,  die  1713  bis 
171 5  geschlagenen  auf  der  Rs.  die  Erdkugel 
über  einer  Eule  oder  den  h.  Nepomuk  über 
einer  Eule.  1722  sind  vom  letzteren  Typus 
ähnliche,  auch  vielfache  geprägt  worden.  — • 
N.  Z.  14  1882,  S.  432.  S. 

Ettposla  s.  unter  Annona. 

Europa  ist  nach  der  griech.  Sage  eine 
phönik.  Königstochter,  wird  von  Zeus  in 
Stiergestalt  nach  Kreta  entführt  und  tritt 


dort  zu  ihm  in  ein  Liebesverhältnis.  Auf 
M.  vonTyros  steht  sie  (EöpArnj)  still  und  der 
Stier  nähert  sich  ihr,  auf  M.  von  Phaistos 
begrüßt  sie  sitzend  den  ankommenden 
Stier,  auf  M.  vonGortyn,  Sidon  usw.,  auch 
auf  Denaren  des  L.  Valerius  und  L.  Vol- 
teius  sitzt  sie  auf  dem  Rücken  des  Stieres, 
auf  anderen  von  Gortyn  sitzt  sie  auf  einem 
Baume  allein  oder  mit  dem  Adler  kosend, 
auf  der  Rs.  meist  der  Stier.  Die  Deutung 
dieser  Göttin  auf  die  Nymphe  Britomartis 
(s.  R.  E.  III  S.  880)  ist  abzulehnen,  wie 
auch  die  gleiche  Benennung  des  weibl. 
Kopfes  auf  M.  von  Chersonesos  Kret.,  Olus 
usw.  in  der  Luft  schwebt  —  Journ.  int.  XI 
S.  98/100;  R.  E.  VI  S.  1287  (von  M.  weiß 
Vf.  nichts);  Overbeck,  Kunstmythol.  I1871 
Mtaf.  VL  R. 

Ettsebes  (eö<jeßT^?)  =  pius  (s.  d.).     R. 

Euteknia,  griech.  E&texvfa,  s.  unter  Fe- 
cunditas.  R. 

Eufhenia»  griech.  E&ftTjvia  =  der  blü- 
hende Zustand,  etwa  wie  Abundantia;  per- 
sonifiziert ist  sie  die  Gemahlin  des  Nilgotts, 
also  Vertreterin  der  Fruchtbarkeit  Ägyp- 
tens; auf  Alexandrinern  kommt  sie,  oft  bei- 
schriftlich gesichert,  häufig  vor,  zuweilen 
auch  in  Kaisareia  Kapp.,  mit  Attributen 
wie  Ährenkranz  ums  Haupt,  in  der  Hand 
Ähren,  Füllhorn  oder  Zepter,  als  Brustbild 
oder  steh.,  sitz.,  gelagerte  Ganzfigur,  allein 
oder  neben  dem  Nilgott,  der  Demeter,  der 
Isis  Pharia  usw.,  oft  mit  dem  Kopfschmuck 
der  Uräusschlange,  manchmal  mit  16  Ge- 
nien (den  Ellen  der  Nilschwelle)  rund 
herum.  Die  Beischrift  E.  SeßaOTTQ  auf  kret. 
Provinzial-M.  (dazu  Journ.  int.  XI  S.  143) 
steht  neben  Fruchtbarkeitsemblemen  wie 
Traube,  Ähren,  Kerykeion  zwischen  Füll- 
hörnern. —  R.  E.  VI  S,  1498;  Vogt,  Alex- 
andr.  M.  S.  18  u.  ö.  R. 

Eufyches  (sötoxtic)  =  felix(s.  <}.);  8Ötüxo>c 
=  f  eliciter,  s.  unter  Wunschmünzen.    R. 

Ewiger  Pfennig  (denarius  perpetuus)  s. 
Münzverrufung.  Su. 

Exactor,  von  exigere  =  dem  Gewichte 
(oder  Maße)  nachprüfen,  also  Eichen,  Justie- 
ren, ist  die  Amtsbezeichnung  des  Optio 
einer  röm.  M. -statte,  s.  unter  Optio.  — 
R.  E.  VI  S.  1540.  R. 

Exactum,  von  exigere,  =  geeicht,  so  oft 
auf  röm.  Wagen  und  Gewichtsstücken.  Vgl 
unter  Maß-  und  Gewichtssystem.       R.  • 


i84 


EXAGIUM— EXERCITUS 


Exagimn^  von  esdgere  =  prüfen,  eichen, 
justieren,  ist  ein  M. -gewicht,  insbes.  ein 
M.-normalgewicht.  Als  solches  erkennen 
wir  es  an  der  Staatsauf schrift;  z.  B. 
das  E.  in  R.  E.  Suppl.  III  S.  607  aus  Baby- 
Ion,  17,00  g  schwer,  0eo8oaw)t>  tou  'Av- 
Spofxaxoü  dYopovojjLoüVxoc-  XP^^^^  ^^°*  ^'^^^^ 
<pv(j'  ==  257  (der  Seleukidenära,  =  5^/55 
V,  C).  —  Viel  bekannter  sind  spätröm.  E., 
und  zwar  bes.  die  des  Solidus,  erwähnt  in 
der  Nov.  Valent.  XVI  v.  J.  445  und  er- 
halten in  Gestalt  münzähnlich -runder  oder 
viereckiger  Bronzescheiben  aus  dem  4.  u. 
5.  Jh.,  mit  Kaiserbüsten  (z.  B.  Honorius 
allein  oder  mit  seinen  Mitregenten),  z.  T. 
mit  der  Aufschrift  exagium  solidi  (s.  unter 
Solidus),  einmal,  Abb.  iii,  unter  Zufügung 
des  Namens  des  Comes  sacrarum  largitio- 
num  und  öfter  mit  Angabe  der  Münz- 
stätte, meist  merkwürdig  ungenau  im  Ge- 
wicht. Z.  B.:  pond(us)  the(.  . .)  exa(mina- 
tum)  ad  tens(auraria)  s(acrae)  m(onetae) 
S(iscianae),  N.  Z.  29  S.  188.  Liste:  Sitz.- 
Ber.  Ak,  Wien  163,  4  S.  79 f.;  dazu  R.  E. 
III  AS.  924.  —  Spätere  byz.  E.  von  Bronze 
mit  interessanten  Aufschriften:  Journ,  int. 
II S.  348.  —  Gebrauchsgewichte  des  Soli- 
dus sind  die  sehr  häufigen  viereckigen  oder 
runden,  meist  ziemlich  dicken  2E -Scheiben 
mit  meist  eingravierten,  oft  mit  Silber  aus- 
gelegten Aufschriften,  die  sich  auf  das  Ge- 
wicht in  sol(idi)  oder  vo(fit<ifjtaxa)  beziehen, 
zuweilen  mit  Zufügung  des  Gewichtes  in 
Unzen  (i  Unze  =  y»  Libra  =  6  Solidi),  so 
II  SOL  XII  =  2  (Unzen),  d.  h.  12  Solidi, 
oder  S  LXXII  oder  No.  OB,  d.  h.  72  SoUdi 
(=  I  Libra),  zuweilen  mit  Namen  des  prae- 
f(ectus)  urb(is)  oder  Zusatz  von  usuale(s) 
(Num.  chron.  1927  S.  227  a5),auch  sie  sehr 
ungenau  im  Gewicht.  Vgl  auch  unter 
Glas.  —  Ausgrab.  v.  Pergamon  I  S.  331, 
dazu  R.  E.  IIIA  S.  925;  N.  Z.  51  S.  64«; 
59  S.  119. 

Das  Wort  E.  bezeichnet  bei  den  Metro- 
logen der  Spätzeit,  zu  griech.  ataf  wv  ver- 
derbt, geradezu  den  Solidus  selbst  und  wird, 
da  dieser  im  Gewicht  gleich  dem  ältesten 
röm.  Denar  war  (^73  Libra),  auch  mit  dem 
67)vaptov  gleichgesetzt:  Hultsch,  Metrol. 
Script.  II  S.  215  im  Index;  R.  E,  unter 
Stagion. 

Die  kldnen  viereckigen  Bronzeplättchen 
des  5.  Jh.s  n.  C.  mit  in  Silber  eingelegten  In- 


schriften wie  »salvis  dominisnostris«  (folgen 
die  Kaisernamen,  denen  sich  je  einmal  der 
des  wirklichen  Gewalthabers,  Ricimer  bzw. 
Odovacer,  anschließt)  und  auf  der  Rs.  »ille 
(Beamtenname)  f ecit  oder  reparavi t« ,  haben 
nichts  mit  E.  oder  dem  Münzwesen  über- 
haupt zu  tun,  sondern  waren  bestimmt,  als 
Bauurkunden  oder  gleichsam  Bauopfer  in 
den  Grundstein  von  Bauten  eingelegt  zu 
werden.  —  C.  I.  L.  XV  n.  7106  ff.,  dazu 
R.  E.  IIIA  S.925.  R. 

Excelente,  Excelente  de  la  Granada  war 
der  spanische,  1497  geschaffene  Dukat, 
wovon  651/3  aus  der  233/4  karätigen  Mark 
gemünzt  wurden.  Besonders  wurden  dop- 
pelte (doble  excelente)  geschlagen.  Sie 
trugen  auf  einer  Seite  die  Bilder  Ferdinands 
und  Isabellas,  auf  der  anderen  den  Wappen- 
schild vor  dem  Adler.  Abb.  244.  1537 
wich  der  Excelente  dem  goldenen  Escudo 
(s.  d.) ;  der  Doble  wurde  auch  in  den  Nieder- 
landen geprägt,  seit  dem  Abfall  der  pro- 
testantischen Provinzen  unter  Wegfall  der 
Fürstennamen.  (Verkade,  S.  21  f.,  Taf.  78, 
I,  2.)  S. 

ExcheqtterblUs  sind  die  von  England  zur 
Hebung  des  Geldmangels  1696  geschaffenen 
verzinslichen  Schatzkammerscheine,  die 
dann  fortlaufend  in  Stücken  zu  500,  200 
und  100  £  ausgegeben  wurden.  Bis  1861 
mußten  sie  jährlich  zum  Umtausch  oder 
zur  Einziehung  eingeliefert  werden,  seitdem 
betrug  die  Umlaufszeit  zwei  Jahre  und 
mehr,  die  Zinsen  2  bis  30/0.  Zur  Finan- 
zierung des  Krimkrieges  und  dann  weiter 
wurden  seit  1854  Exchequer- Bonds  mit 
Umlaufzeit  von  3  bis  5  Jahren,  endlich 
seit  1877  Treasury-Bonds  ausgegeben,  die 
unverzinslich  3  bis  6  Monate  laufen  und  wie 
Wechsel  diskontiert  werden  durften.     S. 

Exerdtus^  lat.  das  Heer,  und  zwar  sowohl 
das  ganze  röm.  Heer,  so  exercitus  Aug.  oder 
Augustorum  auf  M.  des  Postumus  usw., 
wie  die  Gesamtheit  der  in  einer  bestimmten 
Provinz  stehenden  Truppenkörper,  z.  B. 
exercitus  Inluricus  auf  M.  des  Decius  und 
vgl.  Hadrianus'  Reise -M.  (s.  d.).  Dargestellt 
wird  der  E.  auf  jener  Decius -M.  durch  eine 
Frauengestalt  mit  2  Feldzeichen,  wie  eine 
solche  Gestalt  auch  zur  Aufschrift  Fides 
exercitus,  Concordia  exercitus  oder  -tuum 
usw.  erscheint,  oder  durch  eine  Soldaten- 
gruppe mit  dem  Kaiser   vor  oder    zwi- 


EXERGUE— FAHNEN 


185 


sehen   den    Soldaten. 
1589/1679. 


R.  E.  VI    S. 
R. 


ExerguCy  engl.  u.  franz.  =  Abschnitt  der 
M.,  s.  d.  R. 


Exigere,  lat.  =  prüfen,  insbes.  eichen; 
vgl.  Exagium.  R, 

ExomiSy  griech.  iScofii?,  kurzes,  ange- 
nähtes Gewand  der  Männer,  auf  den  M.  vom 
kurzen  Chiton  kaum  zu  unterscheiden.  — 
R.  E.  III  S.  2328.  R. 


F. 


F,  Münzbuchstabe  der  Münzstätten  Mag- 
deburg, Stuttgart,  Hall  in  Tirol  und  Angers. 

S. 

Fabrik  oder  Mache  einer  M.  ist  —  im 
Gegensatz  zum  Stil  als  der  Summe  der 
künstlerischen  Eigenschaften  —  die  Summe 
der  technischen  Eigenschaften.  R. 

Face,  franz,  =  Gesicht;  im  Mittelalter  die 
Vs.  einer  M.,  weil  auf  ihr  meist  ein  Kopf 
war,    wie  lat.  caput.    Gegensatz  pile,  s.  d. 

R. 

Fackel,  ein  tragbarer  Beleuchtungsgegen- 
stand, der  im  ^tertum  kultlich  als  übel 
abwehrend  gebraucht  wurde,  so  bes.  im 
Kult  der  eleusin.  Gottheiten.  Daher  auch 
auf  M,  Hauptattribut  der  Demeter,  Perse- 
phone,  Artemis,  Hekateusw.,  aber  auch  von 
Hephaistos,  von  Eros  als  Thanatos,  als 
Brandfackel  von  Hektor  getragen,  als  Sinn- 
bild der  Ewigkeit  auch  von  der  röm.  Aeter- 
nitas.  Sie  erscheint  auf  M.  als  Kreuzfackel 
(Stab,  auf  dessen  Spitze  horizontal  ein 
Kreuz  aufliegt,  M.  von  Metapont,  früher  für 
«in  Landmessergerät  gehalten),  als  Bündel- 
fackel aus  zusammengebundenen  Reisig- 
stäben; oft  ist  sie  mannshoch,  so  daß  die 
Trägerin  sich  auf  sie  stützt,  meist  nach 
unten  sich  verjüngend;  alleiniges  M.-bild 
z.  B.  in  Byzantion  (Wer  früher  für  eine 
Fischreuse  gehalten)  und  Kyzikos,  wo  auch 
ihrer  zwei  um  einen  Altar  aufgepflanzt,  so 
auch  in  Stratonikeia,  auch  von  der  Schlange 
der  Demeter  umwunden  (Kyzikos,  Perga- 
mon,  Elaia).  Oft  ist  die  F.  kurz,  so  daß  sie 
in  der  Hand  — -  vielfach  in  jeder  Hand 
eine  —  getragen  wird;  dann  gibt  es  die  noch 
kleinere  Handfackel  (M.  von  Hephaistia, 
Amphipolis,  Aptera),  bei  der  das  Reisig- 
(oder  Kerzen-?)  bündel  in  einem  Halter 
steckt,  der  oben  in  eine  Schale,  »Licht- 
manschette«, ausläuft;  sie  dient  bes.  beim 


Stafetten -Fackellauf  (XajjtTraSijSpojifa,  R.  E. 
Xn  S.  569),  der  nach  M.  von  Tarent  dort 
auch  zu  Pferde  stattfand;  Hephaistos  führt 
ihn  auf  M.  von  Mothone  aber  mit  einer 
längeren  F.  aus.  Solch  eine  Schale  oder 
ein  Kelch  findet  sich  auch  an  größeren 
Fackeln,  das  sind  dann  Gefäßfackeln,  d.  h. 
auf  dem  Schaft  ist  oben  ein  Gefäß,  in  dessen 
Höhlung  sich  der  Brennstoff  brfindet.  — 
R.  E.  VI  S.  1945 ;  Anson,  Greek  coin  types 
IV  Taf.  XX.  XXL  R. 

Fadda»  Fldda^  arabische  Bezeichnung  für 
türk.  Para;  s.  d.  V. 

FSclier.  Ein  fächerartiges  Werkzeug, 
wohl  der  Wedel  der  Fächerpalme,  ist  das 
Abzeichen  des  Aufsichtsbeamten  (Kampf- 
richters, Gymnastes)  in  gymnischen  und 
musischen  Wettkämpfen,  wie  er  auf  Kon- 
tomiaten  allein  oder  neben  einem  Sänger- 
chor oder  neben  der  Orgel  steht,  Z.f.N. 
24  S.  357/63.  Ähnlich  ist  das  von 
Demeter  (?)  auf  M.  des  4.  Jh.  von  Mallos 
in   der   gesenkten  L.   getragene  Attribut 

R. 

Fälschung  von  M.  zum  Schaden  des  Publi- 
kums s.  Falschmünzerei,  F.  zum  Schaden 
der  Sammler  s.  Münzfälschung.  R. 

Fahnen  sind  urspr.  Abzeichen,  an  einer 
Stange  befestigt,  um  über  die  Köpfe  der 
Soldaten  hinweg  gesehen  zu  werden  (opti- 
sches Signal),  werden  dann  zum  Symbol 
des  Heeres  oder  der  Einzeltruppe;  man 
kennt  sie  schon  in  Ägypten  und  Vorder- 
asien, dann  in  Rom  (s.  unter  Signum  und 
Vexillum).  Auf  M.  treten  sie  zuerst  bei  der 
Flotte  auf,  s.  unter  Stylis.  R. 

Im  M.A.  treten  in  der  sächsisch-frän- 
kischen Kaiserzeit  Fahnen  auf  Pfennigen 
nur  ganz  selten  auf,  als  selbständiges 
Gepräge  eine  Standarte  auf  jever- 
schen  Denaren  der  Herzöge  von  Sachsen, 


i86 


FAHRBÜCHSE— FALKE 


eine  Fahne  auf  einigen  der  sogenannten 
Sachsenpfennige,  und  auf  m.a.  Magde- 
burger Geprägen  hält  der  heilige  Moritz 
sehr  oft  als  Heerführer  die  Fahne  in  der 
Hand,  einmal  erscheint  sie  auch  als  alleini- 
ges Bild. 

Im  MA.  war  die  Fahne  hauptsächlich  ein 
Symbol  der  Belehnung,  und  zwar  nur  für 
die  weltlichen  Fürsten,   die  ihnen  bei  der 
Übertragung  des  Lehens  überreicht  wurde. 
Daher  tragen    die  weltlichen  Münzherren 
vornehmlich  in  der  Hohenstaufenzeit  außer- 
ordentlich häufig  die  Fahne  auf  den  Münzen 
(Abb.  193,   194)1    wie  auch  in  dieser  Zeit 
geradezu  Belehnungsszenen  auf  Pfennigen 
dargestellt  werden   (Abb.  203).    Von   den 
geistlichen  Fürsten  können  nur  der  Erz- 
bischof  von  Köln   als  Herzog  von  West- 
falen   nach     dem    Sturz    Heinrichs     des 
Löwen  und   der  Bischof    von  Würzburg 
als  Herzog  von  Franken  die  Lehnsfahne 
tragen,   die  Würzburger  M.  zeigen  sie  bis 
in  die  Neuzeit,  ebenso  erschdnt  die  F.  im 
Wappen  von  Württemberg   als  Abzeichen 
des  Reichssturmfähnrichsamtes.    —  Diese 
Auffassung  der  Fahne  als  Symbol  finden 
wir  auch  in  Venedig,  wo  auf  den  Matapanen 
und  auf  anderen  venez.  Münzen  der  Doge 
eine  Fahne  aus  der  Hand  des  heiligen  Mar- 
kus empfängt,   indem  er  so  sein  Amt  als 
von    dem   Heiligen    verliehen   bezeichnet 
(Abb.i88, 231).  —  In  Frankreich  bringen  die 
Äbte  von  St.  M^dard  in  Soissons  die  Fahne 
als  »Signum«  des  heiligen  Sebastian,  des  Pa- 
trons der  Soldaten,  auf  ihre  Münzen  (Poey 
d' Avant  HI  Tf.  151  nr.  20 — 27),   —  Auf 
Pfennigen  in  der  Hohenstaufenzeit,  beson- 
ders auf  Kölnern,  sind  die  Kirchengebäude 
der  Rs.  mit  Falmen  geschmückt,  was  da- 
durch erklärlich  ist,  daß  an  Festtagen  auch 
die  Kirchen  Fahnen  auf  ihre  Türme  steck- 
ten;   auch  kommt  eine  Fahne  schon  seit 
Merowingerzeit  bei  Darstellungen  mit  dem 
Lamm  Gottes  vor  (Abb.  187,  238). 

In  der  Neuzeit  sind  sie  bes.  im  18.  Jh. 
mit  Spontons,  Pauken,  Kanonenrohren  ein 
ständiges  Requisit  der  Kriegstrophäen,  die 
den  Wappenschild  oder  die  Wappenfigur, 
z.  B.  den  friderizianischen  Adler,  umgeben. 
—  Über  die  Form  der  F.  s.  DemminS 
S.  677  ff.  Su. 

Fahrbfichse.  Die  ursprüngliche  Bedeu- 
tung des  Wortes  »var,  vare«  ist:  »»heim- 


liches Lauern«,  eine  abgeleitete  »Gefähr- 
dung«, und  später  bedeutet  »far,  fare«  Re- 
medium  (s.  d.);  endlich  hieß  »vare«  Unter- 
suchung des  Münzfußes,  und  »varen«  war 
gleich  Prüfen.  Die  Fahr-  oder  Gefahrbüchse 
war  also  eine  Münzprüf  ungsbüchse.  In  den 
Reichsmünzordnungen,  besonders  der  von 
1559  (s.  Reichsmünzordnungen)  wurde  ihre 
Handhabung  genau  bestimmt.  Von  jedem 
Guß  (Werk)  waren  Zainprobe  (s.  d.)  oder  fer- 
tige Münze  in  ein  Papier  eingeschlagen  in  die 
F.  zu  stecken,  das  Datum,  Gewicht  und  Fein- 
heit des  Gusses  tragen  mußte.  Diese  Proben 
wurden  von  den  Kxeiswardeinen  auf  den 
Probationstagen  (s.  d.)  nachgeprüft.  Diese 
Vorschriften  wurden  im  16.  Jh.  recht  ge- 
wissenhaft befolgt.  Im  17.  aber,  als  die 
Probationstage  immer  mehr  an  Einfluß  ver- 
loren, wurde  die  Fahrbüchse  vergessen. 
Nur  in  Kursachsen  sah  man  von  ihr  erst 
1844  ab.  In  Frankreich  und  England  wird 
die  F.  schon  im  13.  Jh,  erwähnt;  in  England 
hieß  die  Büchse  pix,  dort  ist  die  Nach- 
prüfung eine  bis  zur  Gegenwart  beibe- 
haltene, aber  bedeutungslos  gewordene 
Feierlichkeit.  In  Frankreich  wurden  die 
»boites«  im  16.  Jh.  zur  Nachprüfung  nach 
Paris  geschickt.  —  Schrötter,  Acta  Bor. 
Gesch.  I,  S.  26f.;  Bl.  f.  Münzfr.  1926, 
S.  434fi.  S. 

Falke.  Die  Kunst,  Falken  abzurichten^ 
ist  uralt,  besonders  bei  den  asiatischen 
Völkern.  In  Europa  aber  hat  sie  erst  seit 
etwa  dem  Jahre  500  n,  Chr.  Fuß  gefaßt  und 
sich  dann  rasch  verbreitet  und  immer  mehr 
eingebürgert.  Karl  der  Große  erließ  ein 
Gesetz  zum  Schutz  der  Falknerei.  Die 
Staufer  Friedrich  Barbarossa,  Heinrich  VI. 
und  Friedrich  II.  betrieben  die  Falknerei 
und  Falkenjagd  mit  Leidenschaft,  Kaiser 
Friedrich  IL  ganz  besonders,  der  das 
Buch  »de  arte  venandi  cum  avibus^r 
geschrieben  hat  Später  widmete  sich 
dieser  Kunst  vor  allem  König  Philipp 
August  von  Frankreich,  Eduard  IIL  von 
England,  Franz  I.  von  Frankreich,  Kaiser 
Karl  V.  und  viele  kleinere  Landesfürsten. 
Bei  der  Beliebtheit  der  Falkenjagd  ist  es 
kein  Wunder,  daß  er  häufig  auf  Münzen 
vorkommt,  so  u.  a.  allein  dargestellt  auf 
den  herrlichen  Hohlpfennigen  der  Herren 
von  Falkenstein  (Abb.  200)  aus  dem  12.  Jh., 
imd  auf  einem  Lütticher  Pfennig  Bischofs 


FALKENDUKAT— FALSCHMÜNZEREI 


187 


Rudolph  V.  Zähringen  (1167 — 1191)  mit  der 
Beischrift  »Facun«(Abb.  175).  Dann  sitzend 
auf  der  Hand  des  dargestellten  Dynasten  auf 
einem  Denar  Eberhards  v.  Sayn  (1139 — 
I176),  auf  einem  schönen  Hohlpfennig  Gün- 
thers von  Schwarzburg  (1167 — 1220),  auf 
brandenburgischen  Pfennigen  des  Markgra- 
fen Otto  IV.(I266 — 1308)  und  der  Markgräfin 
Agnes  (t  1334);  aus  neuerer  Zeit  sind  vor 
allem  die  bekannten  Falkentaler  Markgraf 
Karl  Wilhelm  Friedrichs  von  Brandenburg- 
Ansbach  (1729 — 1757)  zu  nennen  (s.  Falken- 
dukat)  und  eine  Medaille  Wilhelms  von 
Oranien  v.  J.  1693  auf  die  Schlacht  von 
Landen,  die  den  Kampf  des  Falken  mit 
einem  Reiher  darstellt.  —  Peus  in  »The  Nu- 
mismatist«  Vol.  XL  Nr.  12  (Dez.  1927) 
S.  734  ff.  Su. 

Falkendukat  ist  ein  auf  die  Falken- 
beize um  1750  geprägter  Dukat  o.  J.  des 
Markgrafen  von  Ansbach  Karl  Wilhelm 
Friedrich,  dessen  Vs.  den  Markgrafen  zu 
Pferd  auf  der  Jagd  mit  zwei  Falken, 
dessen  Rs.  einen  mit  der  Kappe  bedeckten 
Falken  zeigt.  Sehr  ähnlich  sind  die  Kehr- 
seiten zweier  Medaillen  —  in  Sammler- 
kreisen nennt  man  sie  Taler  — ,  deren 
Hauptseiten  des  Markgrafen  Brustbild 
tragen.  —  Spieß,  lUeine  Beiträge,  Ansbach 
1768,  S,  63  ff.  S. 

FaUwerk  =  Klippwerk  (s.  d,).         S. 

Falsche  Münzen  s.  unter  Falschmünzerei 
und  Münzfälschung.  R. 

Falschmünzerei.  Wir  unterscheiden  zwi- 
schen Münzfälschung  (s.  d.),  d.  h.  der  zur 
Täuschung  des  Sammlers  vorgenommenen 
Herstellung  oder  Veränderung  alter  Mün- 
zen, und  Falschmünzerei,  d.  h.  entweder 
der  unberechtigten  Herstellung  oder  der 
gewaltsamen  Gewichtsverminderung  gleich- 
zeitiger Münzen  zum  Schaden  des  Publi- 
kums. Diese  Art  der  F.,  die  unberech- 
tigte Herstellung  gleichzeitiger  Münzen, 
fast  so  alt  wie  die  M.  selbst  und  schon  in 
Solons  Gesetzen,  dann  von  den  röm. 
Kaisem  (Verzeichnis  der  kaiserl.  Gesetze 
gegen  F.:  R.  E.  VI  S.  1976;  falsche  M.  .= 
adulterina  moneta)  unter  schwere  Strafe 
gestellt,  liegt  juristisch  vor,  wenn  sie  zur 
Gelderzeugung  durch  einen  nicht  Münz- 
berechtigten,  wenn  auch  nur  in  Gestalt  von 
Probestücken,  erfolgt  ist.  Prägungen  eige- 
ner oder  fremder  staatlicher  Münzen  durch 


eine  mit  Münzrecht  ausgestattete  Person 
oder  Gesellschaft  fallen  nicht  unter  den 
juristischen  Begriff  der  F.  Im  gewöhnlichen 
Sinne  sind  aber  die  von  solchen  Gesellschaf- 
ten, Personen  oder  selbst  vom  Staate  unter 
Verschlechterung  geprägten  fremden  Mün- 
zen falsch.  So  gehören  zweifellos  die  von 
der  größten  Falschmünzerwerkstatt  der 
Welt,  der  zu  Birmingham,  früher  her- 
gestellten nicht-englischen,  schlechter  als 
nach  staatlichem  Fuß  hergestellten  Mün- 
zen ebenso  zur  Falschmünzerei  wie  die 
schlechten  von  Preußen  im  Siebenjähri- 
gen Kriege  gemünzten  polnischen  Tympfe 
(s.  unter  Ephraimiten  und  Kriegsgeld), 
nur  daß  es  sich  dort  um  schnöden  Ge- 
winn, hier  um  die  Existenz  des  Staates 
handelte.  Dagegen  gehören  die  Beischläge 
(s.  d.  und  unter  Barbarische  Nachahmun- 
gen) nicht  zu  den  Falschmünzen.  —  Die 
Technik  der  F.  bestand  seit  den  ältesten 
Zeiten  zunächst  im  Guß  (s.  d.;  schon 
röm.  Denare  kommen  in  antiken  Nach- 
güssen  aus  schlechtem  Metall  vor),  der 
freilich  Münzen  liefert,  die  von  einiger- 
maßen Kundigen  meist  leicht  von  den 
geprägten  zu  unterscheiden  sind,  ferner 
in  der  Prägung  aus  nachgeschnittenen 
Stempeln;  der  vom  Falschmünzer  er- 
wartete Gewinn  besteht  in  beiden  Fällen 
bei  Währungs-M.  darin,  daß  er  sie  von  ge- 
ringerem Schrot  oder  Korn  herstellt,  als 
es  die  staatlichen  sind;  bei  Kredit -M.  aber 
bedarf  es  solcher  Abweichung  nicht,  da 
besteht  sein  Gewinn  in  dem  sonst  vom 
Staate  daran  erzielten,  nämlich  dem 
Unterschied  von  Nenn-  und  Metallwert. 
So  wurden  schon  im  Altertum  die  Sub- 
aerati  (s.  d.),  später,  besonders  im  15.  Jh., 
in  Italien  und  den  Niederlanden  Gold- 
münzen aus  vergoldetem  Kupfer  her- 
gestellt, was  noch  heute  vorkommt  und 
durch  die  galvanische  Vergoldung  oder 
Versilberung  erleichtert  wird.  —  Die  zweite 
Art  der  F.,  die  in  der  gewaltsamen  Ge- 
wichtsverminderung der  umlaufenden  Mün- 
zen besteht,  ist  die  von  Grote  »Münz- 
fälschung« genannte,  welcher  Ausdruck 
aber  besser  der  zur  Hintergehung  des 
Sammlers  ausgeübten  vorbehalten  wird. 
Die  Länder,  in  denen  viel  geringhaltige 
Münzen  umlaufen,  leiden  weniger  unter 
solcher  Gewichtsverkürzung,  da  sie  nicht 


i88 


FALUCE— FANAM 


lohnt,  während  Länder  mit  meist  reich- 
haltigen Münzen  ihr  viel  mehr  ausgesetzt 
sind.  Sie  geschah  in  früheren  Zeiten  meist 
durch  Beschneiden  oder  Befeilen  des 
Randes,  die  bei  der  Dünne  der  Münzen 
leicht  ausführbar  und  wegen  des  Fehlens 
des  Randreifens  schwer  zu  bemerken  war. 
Heute  sind  wir  davor  durch  die  Dicke  der 
Münzen,  den  Randreif  und  die  Rändelung 
(s.  d.)  viel  mehr  geschützt,  wogegen  die 
»Besäuerung«,  d.  h.  die  Wegnahme  der 
Oberflächenhaut  durch  chemische  Ätzung 
und  das  Ausbohren  des  Innenkems  und 
Ausfüllung  mit  einem  unedeln  Metall  heute 
gefährlicher  sind.  —  Graf,  Münzver- 
fälschung im  Altertum,  N.  Z.  35  S.  1/130 
(oft  dürftig  und  schief);  Trait6  I S.  949—66; 
N.  Z.  53  S.  100  (Samos);  54  S.  153  (vom 
Limes);  Mon.Bl.  num.  Ges.  Wien  DC  S.  155; 
Grote,  M.  St.  IV,  2,  S.  178—185;  Luschin, 
AUg.   MK.«  S.  145  ff.  S. 

Faluce  s.  unter  Fanam. 

FalXy  die  Sichel  oder  die  Hippe,  ein 
gebogenes,  messerförmiges  Gerät  des  Land- 
mannes, insbes.  des  Gärtners  und  Winzers, 
daher  Attribut  des  Emtegottes  Kronos- 
Saturnus  und  des  Silvanus.  R. 

Famllia  monetaUs  oder  monetaria  hieß 
die  Gesamtheit  des  Personals  einer  röm. 
kaiserlichen  Münzstätte;  vgl.  unter  Optio. 

R. 

Famillen-M.  nennt  man  die  röm.-repu- 
blikan.  M,,  weil  die  Mehrzahl  von  ihnen 
Beamtennamen  trägt,  die  man  nach  un- 
wissenschaftlicher, aber  bequemer  Methode 
nach  dem  ABC  der  Familiennamen  ordnet. 

R. 

Fanam^  tamil  Panam,  singhal.  Panama, 
telugu  Ruka.  Münzeinheit  von  Südindien, 
welcher  das  Gewicht  des  Manjädi- Samens 
(s.  Kalanju)  zugrunde  liegt  und  deren 
Gewicht  0,32—0,39  g  beträgt.  Der  Gold- 
fanam  kommt  scheinbar  schon  im  9.  Jh. 
vor,  auf  Ceylon  vom  14.  Jh.  an.  Der 
Typus  ist  ebenso  maimigfaltig,  wie  der 
der  Pagoda  (s.  d.).  Das  Verhältnis  zur 
Pagoda  wechselte.  Im  Königreiche  Vijaya- 
nagar  war  der  F.  =  ^/jo  Pagoda,  in  Mysore 
im  17.  Jh.  =  i/io.  Besondere  Verbreitung 
gewann  der  F.  im  16.  Jh.  Der  an  der 
Malabarküste  geprägte  Kaliyagariman- 
oder  Kali-Fanam  (vorher  soll  hier  der  Rasi, 
eine   Goldmünze  von   0,3758   g  kursiert 


haben),  sowie  der  nach  seinem  Vorbilde 
geprägte  Viraraya-Fanam  (auch  schlecht- 
weg Ranpanama,  d.  h.  Goldfanam,  ge- 
nannt) breitete  sich  über  ganz  Südindien 
Seine  aus  Punkten  und  Kurvenlinien 


aus. 


bestehende  höchst  unverständliche  Zeich- 
nung ist  wohl  als  degenerierter  Typus  der 
Münzen  Raja  Rajas  von  Cola  aufzufassen 
(s.  Karsha).  Gleich  unklare  Typen  hat 
der  silberne  Kaliyamdni  oder  Sankhaldta 
Puttan  von  Cochin  des  18.  Jh.  (0,324  g), 
während  die  späteren  bis  1858  geprägten 
Silber-Puttan  (0,52  und  1,04  g)  auf  der  Vs. 
die  Sankhamuschd  zeigen. 

Die  ältesten  F.  von  Mysore  wurden  von 
Kanthirava  Raja  (1638—59)  geprägt  (daher 
Kantheroy-F.).  Vs.  Vishnu,  Rs.  Name  des 
Fürsten.  Haider  *AlTs  (1763—^2)  F.  haben 
als  Vs.  den  arabischen  Anfai^buchstaben 
seines  Namens,  als  Rs.  anfänglich  Siwa  und 
Parvati,  später  Ort  und  Jahr.  Sein  Zeit- 
genosse *Aliraja  von  Cannanore  schlug 
Doppelfanam  mit  arabischen  Inschriften* 
Der  Anandaräman-F  von  Travancore, 
scheinbar  1758 — 98  geprägt,  enthält  als  Vs. 
die  Sankhamuschel,  als  Rs.  unverständliche 
Punkte  und  Striche  (0,369  g).  Sein  Halb- 
stück heißt  Cinnafanam. 

Der  Silberf.  wird  vom  16.  Jh.  an  erwähnt. 
Anfang  16.  Jh.  kamen  auf  i  Dukaten  in 
Cannanore  und  Quilon  18  resp.  12  Goldf., 
auf  Ceylon  72  Silberf.  Anfang  17.  Jh.  hat- 
ten 12  Silberf.  den  Wert  eines  Larin,  später 
15  und  20.  Der  Silberf.  hat  das  gleiche  Ge- 
wicht und  Aussehen  wie  der  Goldf.  Sein 
Halbstück  wiegt  ca.  0,181  g.  Die  Silberf. 
von  Ceylon,  so  der  Sinhala-F.  von  Kandy 
(16. — -18.  Jh.),  sind  meist  aus  sehr  schlech- 
tem Silber  und  schwer  von  Kupfermünzen 
zu  unterscheiden.  Da  sie  manchmal 
auch  etwas  Gold  enthalten,  stellen  sie 
wohl  verringerte  Goldf.  dar. 

In  Travancore  heißt  die  Silbermünze 
von  0,3 — 0,4  g  Cakram,  der  Silberf.  wiegt 
ca.  1,49  g  =  4  Cakram  =  8  Cinna  Cakram 
=  64  Kas  •  der  Goldf.  =  5  Cakram.  Der 
Cakram,  Cakram -fanam,  kommt  1554  in 
Negapatam  vor,  wo  ca.  12^/%  Cakram  auf 
I  Pagoda  kamen.  In  Jaffna  war  im  17.  Jh. 
die  Pagoda  =  5  Cakram  =  10  Fanam  = 
100  Ma.  Der  Cakram  von  Java  war  eine 
Goldmünze  in  Form  einer  Kugel  mit  2 
durch  BeStempelung  plattgedrückten  Sei- 


FANOER— FDC 


189 


ten;  Gewicht  1,25  g.  Das  Doppelstück 
entsprach  der  alten  Gewichtseinheit  Catur- 
vinsatimanam  von  24  Rati.  —  H.  W. 
Codrington,  Ceylon  coins;  EUiot,  Coins  of 
S.  India  57  f.,  137  f.;  Num.  Circ.  IX 
4333  J  den  Artikel  von  Mateer,  Madras 
j.  of  Liter.  &  Science  1889— 1894,  konnte 
ich  nicht  benutzen;  Brown,  Coins  of 
India  66;  Jackson  in  BrNJ  V  289; 
Thurston,  Mysore  coins  9;  Henderson, 
Coins  of  H.  Ali  and  Tipusultan;  V.  Smith, 
Ind.  Mus.  Calcutta  I  311,  323;  Millies, 
Recherches  10 f.;  Weyl,  Fonrobert  29; 
Weber,  ZDMG  15,  139;  Crooke,  Hobson- 
Jobson  348.  V. 

Unter  der  holländischen  Herrschaft  in 
Ceylon  (1658 — 1796)  war  der  F.  eine 
Rechnungsmünze  zu  5  Stüvern;  1874 
wurden  diese  F.  von  England  abge- 
schafft. Dagegen  war  der  F.  im  Süden  der 
vorderindischen  Halbinsel  eine  Haupt- 
münze zu  y« -Rupie,  42  F.  galten  eine 
Pagode  (s.  d.)  und  ein  F.  galt  4  Faluce 
(Dudu)  oder  80  ICäsch  (s.  d.).  Die  2,  i, 
y^  und  %  Faluce  waren  aus  Kupfer. 
Fanam  wurden  von  den  Engländern  zu- 
erst unter  Karl  IL  (1660 — 1685)  geschlagen 
mit  Doppel-C  auf  der  Vs.  und  Gott  Swami 
auf  der  Rs.,  sodann  (auch  2  und  3 -Fanam) 
mit  CC/E  im  Reichsapfel  auf  der  Vs.  und 
hindustanischer  Schrift  auf  der  Rs.;  die 
späteren  5-,  2-  und  l-F.  zeigen  auf  beiden 
Seiten  englische  und  hindustanische  Schrift. 
Sie  waren  zuerst  von  feinem  Silber,  wurden 
dann  aber  viel  schlechter:  um  1800  hielt 
ein  Fanam  0,1  g  Silber,  er  wog  etwa  V/%  g. 
Die  französischen  Fanons  von  Pondicherry 
waren  gleich  den  englischen,  sie  zeigten 
Krone-Lilien  (Abb.  351).  In  Tranquebar 
wurden  dänische  »Fanoer«  1 730/1  mit  nor- 
wegischem Löwen  mit  Hellebarde,  1816  und 
181 8  doppelte  und  einfache  geschlagen  (s. 
Royalin).  —  Atkins,  S.  165  ff.;  Chalmers, 
S.  349 f.,  337,  357 f.;  Zay,  S.  274 &•; 
Schou,  Taf.  so,  Nr.  84,  85,  94,  95,  245,  246. 

S.  W. 

Fanoer^  Fanon  s.  xmter  Fanam. 

Faransa  nannten  die  Eingeborenen  Mada- 
gaskars den  mexikanischen  Peso.        S. 

Farding  s.  Farthing.  S. 

Farfhing  (Farding)  ist  der  vierte  Teil 
des  englischen  Penny  (s.  d.).  Er  wurde 
zuerst  von  König  Eduard  I.  (1272— 1307) 


im  Gewicht  von  0,36  g  ausgeprägt,  von 
Eduard  VI.  0,21  g  schwer.  Elisabeth  schlug 
Drei-Farthingstücke  =  0,39  g.  Die  ein- 
fachen Farthings  wurden  aber  seit  Jakob  L 
von  England  bis  zur  Gegenwart  als  Mün- 
zen und  Token  in  Kupfer  geschlagen;  1613 
erlaubte  dieser  John  Lord  Harrington 
in  Exton  solche  Münzen  zu  schlagen,  die 
daher  »Harringtons«  genannt  wurden; 
später  wurde  die  Farthing-Prägung  auch 
anderen  Großen  erlaubt.  In  Schottland 
schlug  Alexander  III.  (1214 — 1249)  erst- 
malig ift-Farthings  im  Gewicht  von  0,44  g, 
Jakob  III.  (1460 — 1488)  prägte  die  kupfer- 
nen Black  Farthings  (s.  d.). 

In  Irland  ließ  Jakob  I.  kupferne  Far- 
things schlagen,  deren  Prägung  aber  schon 
von  Elisabeth  befohlen  war.  —  Grueber 
S.43,  105,  i6Sf.,  174,  177.  Su. 

Fasces  sind  ein  durch  Bänder  zusammen- 
gehaltenes Rutenbündel,  aus  dem  ein  Beil 
hervorragt,  röm.  Symbol  der  Herrscher- 
und Amtsgewalt,  daher  von  den  röm. 
Lictores  (s.  d.)  getragen.  F.  erscheinen 
neben  anderen  Emblemen  z.  B.  auf  röm. 
JK  des  A.  Post-  Albinus,  Abb.  72,  C.  Norba- 
nus,  L.  Für.  Brocchus,  L.  Buca  (hier  ohne 
das  Beil,  das  in  Rom  selbst  nicht  geführt 
wurde,  ebenso  bei  L.  Regulus),  auf  den 
kyren.  -^  des  P.  Canid.  Crassus  (Joum. 
int.  XI S.  228).  —  In  der  Neuzeit  erscheinen 
F.  bald  als  Abzeichen  republikan.  Ver- 
fassung, bald  unantik  als  Symbol  der  Ver- 
einigung, bes.  auf  französ.  und  ital.  M.  — 
R.  E.  VI  S.  2002;  Riv.  itaL  di  num,  36 
S.  5/20;  Z.  f.  N.  38  S.  314.  R. 

Fattttn  lat,  =  Ausspruch,  f ata  =  Orakel,, 
personifiziert  etwa  =  Schicksal(sgöttin) 
(Moira,  Parze);  so  erscheint  die  Aufschrift 
fatis  victricibus  auf  röm.  Aurei  des  Dio- 
cletianus  und  Maximianus  zur  Darstellung 
dreier  stehender,  sich  die  Hand  reichender 
Mädchen,  die  zuweilen  aber  wie  Fortuna 
Füllhorn  und  Steuer  tragen.  —  R.  E. 
VI  S.  2047.  R- 

Faiiniis,  röm.  Naturgottheit,  später  mit 
Pan  identifiziert,  s.d.;  vgl.  auch  unter 
Attila-Med.  R. 

F  C  =  faciendum  curaverunt,  häufige 
Herstellungsformel  auf  röm.  und  Kolo- 
nial-M.  R. 

F  D  C  =  Fleur  de  coin  =  Stempel- 
glänz  (s.  d.).  R. 


190 


FECIT— FEINGEHALT 


Fedt,  meist  fec.  oder  f.  abgekürzt,  ist 
(der  antik -griech.  Signatur  'Fiicofei,  s.  d.,  ent- 
sprechend; röm.  Analogien  fehlen)  schon 
zu  Beginn  des  i6.  Jh.  (z.  B.  bei  Pomedello) 
und  bis  heute  die  üblichste  Herstellungs- 
formel  des  Medailleurs  (während  der  Auf- 
traggeber sich  manchmal  mit  »fieri  fecit« 
nennt),  d.  h.  dessen,  der  das  plastische 
Modell  gemacht  hat.  R. 

Aus  dem  M.A.  seien  erwähnt  die  Münzen 
mit  Luteger  (s.  d.);  auf  einem  breiten  golde- 
nen Nobel  des  Königs  Johann  v.  Dänemark 
lesen  wir:  »Joh(ann)es  Dei  Gra(cia)  RexDa- 
nor(um)  jussit  me  fieri  an(no)  1496 «  (Mena- 
dier,  Schausamml,S.  419),  auf  einem  von  den 
Arabern  in  Andalusien  geprägten -AT:  »feritos 
soli(dus)  in  Span{ia)  an(no)  X«  (Menadier, 
ebda.  S.  333),  auf  einem  Schautaler  (auch 
in  N)  mit  der  Umschrift  auf  der  Rs.  »foede- 
ris cum  republica  Argentinensi  libertatis 
tuendae  causa  initi  monumentum  senatus 
populusque  Tigurensis  et  Bemensis  fieri 
fecerunt«l588  (Haller  nr.  45 — 50),  auf  Dop- 
pel-, drei-  u.  fünffachen  Dukaten  der  Köni- 
gin Christine  von  Schweden  in  Riga:  »ex 
auro  solido  regia  civitas  Rigensis  fieri 
fecit«  (Menadier  S.  430).  —  Die  Beispiele 
mit  »me  fecit«  s.  unter  Münzmeister- 
namen. Su. 
•  In  der  Neuzeit  ist  zu  beachten  der  Unter- 
schied in  der  Bezeichnung  des  Erfinders  der 
Zeichnung  (Visierung)  von  der  des  Medail- 
leurs und  des  Gießers,  z.  B.  auf  der  Nüm- 
beiger  Rathausmedaille  1619:  Jacob  Wolff 
G.  Holdermaim  f.,  le.  Berckhausen 


mv.. 


perf.;  seit  dem  19.  Jh.  ist  in  diesem  Sinne 
inv,  neben  fec.  häufig;  auch  tritt  seitdem  zu- 
weilen das  dir(exit)  des  Inhabers  der  Münz- 
stätte hinzu:  z.  B.  Wolansky  inv.,  G.  Loos 
dir.,  F.  König  fec,  Gnesener  Med.  1823. 
Neben  fecit  bedeutet  A  .  V .  =  ad  vivum; 
z.  B.  Königsberger  Huldigtmgsmed.  1840; 
als  Gegensatz  dazu  bedeutet  J.  Kopf  sc, 
R.  Otto  fec  (Kaiserin  Augusta  1883),  daß 
das  Bild  der  Kaiserin  vom  Medailleur  nicht 
nach  dem  Leben,  sondern  nach  einer  Plastik 
Kopfs  graviert  ist,  während  eine  Signatur 
wie  Uhlmann  ad  viv.  sc,  Schultz  fec. 
(Auguste  Victoria  1895,  Gnadenkirche)  eine 
Modellierung  von  U.  und  Gravierung  des 
Prägestempels  durch  Seh.  bedeutet     R. 

Fecunditas  =  die  Fruchtbarkeit,  insbes. 
die  des  Menschen,  hat  seit  Poppaeas  Nieder- 


kunft 63  n.  C.  in  Rom  einen  Tempel  und 
erscheint  mit  oder  ohne  Aug(ustae)  auf  röm. 
M.  fast  nur  von  Kaiserinnen,  von  Faustina 
IL  bis  Salonina,  als  steh,  oder  sitz.  Frau 
mit  Kind(ern)  auf  dem  Arm  oder  an  der 
Brust;  an  sonstigen  Attributen  kommt 
Zepter,  Zweig,  Caduceus,  Füllhorn  vor. 
Auch  erscheinen  zu  ihrer  Aufschrift  Fortuna 
und  Tellus.  Die  Fecunditas  temporum 
kniet  mit  Kindern  und  Füllhorn  vor  der 
sitz.  Kaiserin  (Orbiana).  —  Griech.  E&texvta, 
so  auf  Kaiser-M.  von  Ankyra  Gal.  —  R.  E. 
VI  S.  2098.  R. 

Federn  unter  dem  Brustbilde  des  Königs 
oder  auf  der  Rs.  der  englischen  Münzen  des 
17.  und  18.  Jh.s  bezeichnen  die  Herkunft 
des  Münzsilbers  aus  den  Waliser  Minen.  — 
Gnieber,  Nr.  776  (Taf.  33).  S, 

Federring  s.  Ringprägung.  S. 

Federtaler  nannte  man  am  Rhein  und 
in  Schwaben  die  in  Straßburg  seit  1741 
geprägten  Laubtaler  (s.  d.)  wegen  ihrer 
federartigen  Lorbeerzweige.  S. 

Fehler  auf  M.  s.  unter  Inkuse  M.  (Ziffer 
3),  Stempelfehler,  Verprägung,  Zwitter- 
münzen. R. 

Fehlprägung  s.  unter  Inkuse  M.  (Ziffer  3), 
Verprägung,  Zwittermünzen.  R. 

Feine  =  Feingehalt  (s.  d.). 

Feingehalt  (Fefatheit^  Feine)  oder  Korn 
ist  das  Verhältnis  von  edlem  und  unedlem 
Metall  in  einer  Münze.  Bis  zur  Mitte  des 
16.  Jh.s  wurde  wie  in  den  Niederlanden, 
so  auch  in  Deutschland  die  Mark  für  die 
Probierung  von  Silbermünzen  in  16  Lot 
zu  4  Quentchen  zu  4  Richtpfennigen  ein- 
geteilt, so  daß  sie  in  256  Richtpfennige 
zer&el,  während  die  romanischen  Länder 
sie  in  12  Deniers  zu  24  Grains  oder  288 
Grains,  England  das  Pfund  in  12  Unzen 
oder  240  Pennyweights  (s.  d.)  teilte. 
Beim  Golde  wurde  die  Mark  in  24  Karat 
oder  96  Grän  geteilt.  Seit  der  Mitte  des 
16.  Jh.s  wurde  in  Deutschland  für  den  Fein- 
gehalt der  Goldmünzen  die  Mark  in  24 
Karat  zu  12  Grän,  der  Silbermünzen  in 
16  Lot  zu  18  Grän  geteilt  Seit  Annahme 
des  Dezimalsystems  wird  außer  in  England 
allgemein  der  Feingehalt  in  Tausendteilen 
chemisch  reinen  Metalls  angegeben,  wobei 
die  Einheit  mit  i«>o/iooo  ausgedrückt  wird. 
Um  ein  Beispiel  anzugeben,  so  hatten  die 
deutschen  Reichstaler  ein  Korn  von  14  Lot 


FEINGEWICHT— FELICITAS 


191 


4  Grän  oder  waren  i4V9-lötig,  womit  gesagt 
war,  daß  darin  lä?-/^  Lot  Silber  und  i  7/9  Lot 
Kupfer  sich  befanden.  Nach  heutiger  Me- 
thode war  die  Feinheit  des  Reichstalers  889 
Tausendteile,  das  heii3t:  erhielt  ^89/1000  Sil- 
ber und  ^"/looo  Kupfer.  Über  das  Einzelne 
der  anderen  Länder  s.  Luschin,  Allg.Mkde% 
S.  200  ff.  Rußland  gab  den  Feingehalt  nach 
96  Teilen  an:  »Gold  von  der  Probe  88«  be- 
deutete 8^96  fein;  »Silber  von  der  Probe 
83^3«  eine  Mischung  von  ^y/i  Teilen  Silber 
und  122/3  Teilen  Kupfer,  S.  auch  Probier - 
gewichte.  S. 

Feingewicht  (Nettogewicht)  ist  das  Ge- 
wichtsquantum Edelmetall,  das  in  einem 
Münzstück  enthalten  ist.  Das  Feingewicht 
eines  deutschen  Reichstalers  war  sein 
Feingehalt  (s.  d.)  von  14Y9  Lot,  dividiert 
durch  die  Anzahl  der  Taler,  die  eine  Mark 
wogen,  also  142/9  :  8,  multipliziert  mit  dem 
Gewicht  eines  Lotes  (14,616  g)  =  25,984  g 
(s.  auch  Rauhgewicht).  Die  Keimtnis  des 
Feingewichts  einer  Münze  ist  darum  so 
wichtig,  weil  ihr  der  Wert  nur  nach  ihm 
gegeben  wurde,  die  in  ihr  enthaltenen  ande- 
ren Metalle  dabei  unberücksichtigt  blieben. 
Befanden  sich  in  Goldmünzen  zwei  Edel- 
metalle, z.  B.  in  den  deutschen  Goldgulden, 
so  wurde  bei  ihrer  Wertsetzung  doch  nur 
■das  Gold  berücksichtigt,  S. 

Feinheit  =  Feingehalt  (s.  d.). 

Felnsilbermiiiizen  heißen  die  aus  ganz 
feinem  Silber  geprägten  Münzen,  besonders 
die  in  den  Harzmünzstätten  von  den  Her- 
zogen von  Braunschweig-Lüneburg  und  den 
Grafen  von  Stolberg  geschlagenen  a/3-,  ^3- 
und  V6-Taler  mit  der  Inschrift:  FEIN  SIL- 
BER oder  einer  ähnlichen.  Es  wurden  des- 
halb sowohl  feine  als  auch  grobe  geschlagen, 
weil  man  bei  jenen  viel  Kupfer  sparte,  diese 
aber  nicht  wie  die  feinen  als  Münzmaterial 
aufgekauft  wurden,  also  besser  festgehalten 
werden  konnten.  Die  groben  waren  für  den 
Verkehr  notwendig,  während  die  feinen 
mehr  Schlagschatz  brachten.  Die  feinen 
waren  etwa  15^9 -lötig,  die  groben  etwas 
über  I2-Iötig.  S. 

Feld  heißt  der  von  der  Darstellung  nicht 
«ingenommene  Teil  der  Münzfläche.      R. 

Feldklippen  sind  eine  Art  Belagerungs- 
und Notmünze  in  Klippenform  (s,  Klippe), 
wie  die  Wiener  von  1529,  Leipziger  von 
1547,  Magdeburger  von  1550/r,  Gothaer  von 


1567  (s.  Belagerungsmünzen).  Besonders 
werden  so  genannt  die  »Schweinfurter  Feld- 
klippen«,  die  während  des  Krieges  des 
Markgrafen  Alcibiades  von  1553  bei  den 
Belagerungen  von  Schweinfurt,  Hof,  Ho- 
henlandsberg  und  Plassenburg  von  Belager- 
ten oder  Belagerern  geprägt  worden  sind.  — 
Menadier,  Schausamml.  S.  257;  Maillet, 
passim.  S. 

Feld-  und  Holzzeichen  waren  Marken,  die 
zum  Wachtel-  und  Lerchenfang,  Ährenlese, 
Holzfällen  und -lesen  berechtigten.  Sie  sind 
besonders  aus  Regensburg  bekannt.  — 
Schratz,  Regensburger  Ratszeichen  S.  12  ff. 

S. 

Feldzeichen  s.  unter  Signum;  vgl.  auch 
Fahnen,  Labartim,  Legionsadler,  Vexillum. 
—  Anson,  Greek  coin  types  II  Taf.  XXII, 
XXIII.  R. 

Felldssimus,  Beiname  des  Diocletianus 
und  Maximianus  nach  ihrem  Verzicht  auf 
die  Regierung  i.  J.  305 ;  f.  kommt  auch  in 
der  M. -Aufschrift  des  Severus  adventui 
Aug.  f elicissimo  vor.  R 

FelldtaSy  das  Glück,  der  glückliche  Er- 
folg, griech.  zhvyfyi\  in  Rom  baute  man 
dieser  Personifikation  bald  nach  146  v.  C. 
den  ersten  Tempel.  Auf  M.  heißt  sie  auch 
F.  Aug.,  deorum,  perpetua,  publica,  saeculi, 
temporum  (auch  umgestellt  saeculi  f.,  tem- 
porum  f.),  populi  Romani,  rei  publicae,  Ro- 
manorum; ihr  Kopf  mit  Beischrift  mit  Ste- 
phane erscheint  auf  Quinar  des  Loll.  Palika- 
nus;  auf  kaiserl.  M.  zeigt  sie  sich  von  Galba 
bis  zu  Severus  IL,  steh,  oder  sitz,  mit  den 
kanonischen  Attributen  des  Caduceus  und 
Füllhorns  (also  wie  Pax),  seltener  mit  Früch- 
ten im  Bausch  des  Gewandes,  Ähren,  Capri- 
cornus,  Victoriola,  Zepter,  Zweig,  Globus 
oder  Schale;  in  Nikopolis  am  Istros  kommt 
sie,  wohl  das  einzige  Beispiel  auf  einer 
griechischen  M.,  mit  Schale  und  Caduceus 
vor.  Zu  ihren  Füi3en  ist  gelegentlich 
der  Globus,  ein  Altar  oder  Kinder;  ein- 
malige Erscheinungsformen  von  ihr  sind 
z.  B.:  stehend  mit  Polos,  ein  Kind  auf  dem 
Arm,  unten  Steuer  am  Altar  und  Prora 
(Domna,  Victorinus),  mit  Zepter  gegenüber 
der  Fortuna  (Claudius  IL),  ihr  Brustbild 
mit  Zweig  neben  dem  der  Victoria  (Postu- 
mus)  oder  mit  den  Attributen  der  luno, 
Aetemitas,  Concordia,  Roma.  Die  Auf- 
schrift der  F.  konmit  auch  vor  zu  den  At- 


192 


FELICITER— FELS 


tributen  der  F.,  d.  h.  Ähren  oder  Cadu- 
ceus  zwischen  Füllhörnern,  Fruchtkörben, 
sodann  zur  Wölfin,  zum  Flußgott,  zur 
Luna,  zu  vier  Putten  als  den  Jahreszeiten, 
zur  Hispania,  am  Kaninchen  kenntlich 
(Laeb'anus)  usw.,  sehr  häufig  zu  einem 
Schiff  (insbes.  bei  Hadrianus),  vgl.  Z.  f.  N. 
38  S.  198,  manchmal  wohl  als  Glück- 
wunsch an  den  auf  See  befindlichen  Kaiser 
aufzufassen.  F.  perpetua,  saeculi,  tempo- 
rum,  Romanorum  oder  reipublicae  steht 
oft  bei  Kaiserdarstellungen  und  -gruppen, 
da  der  Kult  der  F.  gerade  mit  der  Person 
des  Kaisers  eng  verbunden  war.  —  R.  E. 
VIS.  2163;  Bemhart,  Handbuch  S.  88; 
Gnecchi,  Tipi  S.  65.  R. 

Felldter  s.  unter  Wunschmünzen.      R. 
Felidter  nubtlis,  Aufschrift  auf  N  des 
Theodosius  IL  (Abb.  120)   und  Marcianus 
auf  die  Hochzeiten  im  Kaiserhause;  s.  unter 
Hochzeitsmed.  u.  -m.  R. 

Felipo  =  Filippo  (s.  d.).  S. 

Felix,  röm.  Cognomen,  bes.  bekannter 
Träger  auf  M.  ist  der  Diktator  Sulla.  Später 
stets  von  pius  begleiteter  Ehrenname  der 
röm,  Kaiser,  zuerst  des  Commodus,  dann 
seit  Caracalla  ständig,  und  zwar  unmittel- 
bar vor  dem  Augustustitel.  Griech.  p.  f  elix 
=s=  e5<jeß7]c  zhxoyffi.  —  Auch  Beiname  röm. 
Kolonien  wie  Lyon  und  Karthago,  in  der 
Völkerwanderungszeit  auch  von  Ticinus 
und  Ravenna  auf  M.  geführt.  —  Als  f elicia 
tempora  erscheinen  auf  kais.  M.  vier  Eroten 
alsdie  vier  Jahreszeiten,  ebenso  als  eöxüxei« 
xaipo(  auf  M.  von  Laodikeia  Phryg;  f elicia 
decennalia  ist  die  Umschrift  eines  Goldmed. 
des  Constans;  felicium  temporum  reparatio 
ist  eine  nach  Constantins  L  Tode  sehr  häufige 
M.  -auf Schrift  zur  Darstellung  eines  Reiter- 
kampfes, des  Kaisers  allein,  des  K.  mit 
einem  oder  zwei  Gefangenen,  des  K.  im 
Schiff,  das  die  Victoria  rudert,  des  Phönix 
auf  Berg  oder  Kugel  usw. ;  in  der  Spätzeit 
heißt  auch  der  Adventus,  die  Progenies  u. 
der  Processus  consulat(us)  des  Kaisers  felix. 

R. 
Fellgeld  s.  Pelzgeld. 
Fels,  pl.  FulOs  (aus  lat.  Follis),  ara- 
bische Bezeichnung  für  Kupfermünzen. 
Die  ältesten  arabischen  F.  sind  nach  by- 
zantinischem Muster  geprägt:  Vs.  Kaiser 
Heraklius,  Brustbild  (Abb.  411)  oder 
stehend,    manchmal  mit  einem  oder  mit 


zwei  Söhnen,  Rs.  M.  und  zu  beiden  Seiten 
davon  griechische  und  arabische  Inschrif- 
ten, die  den  Prägeort  angeben.  Wahr- 
scheinlich schon  unter  Mu^äwiya  tritt  an 
Stelle  des  Kaisers  der  schwertumgürtete 
Khalife  und  macht  das  M  einem  0  auf 
3 — ^  Stufen  (statt  des  byzantinischen 
Kreuzes)  Platz,  während  die  von  nun  an 
rein  arabischen  Umschriften  meist  religiö- 
sen Inhalts  sind,  manchmal  Namen  des 
Prägeherrn  (*Abdalmelik)  und  des  Präge- 
ortes enthalten.  Seit  der  Münzreform  *Abd- 
almeliks  (695)  weisen  beide  Seiten  der 
Münze  bloß  arabische  Legenden  auf.  Es 
gibt  5  Hauptarten:  i-  nur  religiöse  Legen- 
den, 2.  mit  Prägeort,  mit  und  ohne  Datum, 
3.  ohne  Ort,  nur  mit  Datum,  4.  mit  Nennung^ 
des  Statthalters  oder  des  KJialifen,  5.  mit 
Nennung  des  Münzherrn,  des  Ortes  und 
Jahres  der  Ausprägung.  Letzterer  Typus 
wird  unter  den  *Abbäsiden  zum  alleinherr- 
schenden. Die  F.  des  9. — 10.  Jh.s  haben 
große  Ähnlichkeit  mit  den  gleichzeitigen 
Dirhems.  Ihr  Gewicht  ist  sehr  verschieden, 
von  i—g  g  (meist  1,50— 5  g)- 

Mit  dem  Ausbruch  der  Silberkrise  im 
II,  Jh.  hörte  die  Bezeichnung  Dirhem  auf, 
gleichbedeutend  mit  dem  Begriff  einer 
Silbermünze  zu  sein.  Das  Wort  F.  kommt 
von  nun  an  sehr  selten  auf  Münzen  vor. 
Es  steht  auf  den  Kupfermünzen  der  letzten 
Khalifen  von  Bagdad  (bis  1258)  und  aus- 
nahmsweise auf  Münzen  der  Hülägüiden 
und  Djagataiden.  Die  djuöidischen  Kupfer- 
münzen heißen  Pül  (s.  d.),  die  timüridischen 
DänkL  (Dieses  letztere  Wort  kommt 
selten  auf  Originalstempeln,  gewöhnlich  als 
Gegenstempel  auf  Münzen  des  15,  Jh.s  vor. 
Der  Dänki  wiegt  über  6  g,  der  Nim  (y») 
Dänki  3 — ^4,82  g).  Die  Kupfermünzen 
der  persischen  Schabe  und  der  Emire  von 
Buchara  werden  als  Fulüs  bezeichnet  (s^ 
I^äzbekl,  Pül).  Dieses  Wort,  eig.  Plural  von 
Fels,  scheint  bei  der  nichtarabischen  Be- 
völkerung um  diese  Zeit  seine  Pluralbedeu- 
tung eingebüßt  zu  haben.  Fulüs  steht  auch 
auf  Kupfermünzen  der  Großmogule  (s. 
Paisa).  Auf  Kupfermünzen  der  Sultane  von 
Dehli  (14.  Jh.),  die  von  *Omari  auch  Fels 
genannt  werden,  kommt  das  Wort  nicht 
vor.  In  Ägypten  wird  der  F.  gerade  gegen 
Ende  14.  Jh.  zur  Hauptkurantmünze.  Wäh- 
rend er  früher,  im  Gegensatz  zum  Dinar  und 


FEN— FETTMÄNNCHEN 


193 


Dirhem,  zugezählt  wurde,  kursierte  er  im 
15.  Jh.  nach  Gewicht.  Nach  Ausprägung 
des  Mu'ayyadi-Dirhems  (15.  Jh.)  verliert 
er  an  Bedeutung,  und  Fulüs  (pl.)  wird  zur 
generellen  Bezeichnung  für  Geld  überhaupt. 
In  Tunis  (s.  Sebili)  und  Marokko  (s.  Mitkäl) 
hat  sich  die  Bezeichnung  F.  für  Kupfer- 
münzen bis  ins  19.  Jh.  hinein  erhalten. 

Das  Verhältnis  der  Kupfermünzen  zum 
Dirhem  war  anfänglich  48  F.  =  i  Dirhem. 
Um  1350  war  in  Ägypten  l  Dirhem  =  24  F., 
welches  Verhältnis  in  Marokko  noch  im 
19.  Jh.  bestand,  i  Müzüna  =  24  F.  — 
Literatur  s.  Dirhem.  Bemard  in  Descrip- 
tion  de  TEgypte  XVI  299,  405  f.;  Hart- 
mann, Arabisch  (Meyers  Sprachführer)  193, 
307;  Frähn,  Recensio  430—435;  Bäin  in 
J.As.  6  s6r.  III 455;  Blau  in  ZDMG.  21, 
672.  V. 

Fen,  Kandariiiy  chinesische  Gewichtsein- 
heit.    S.  Tael,  Ch'ien.  V. 

Fetiice,  italienisch  =  Phönix  (s.  d.). 

Fenlgow,  polnisch  =  Pfennig. 

Ferculiim,  ein  Gerüst,  um  etwas  in  Pro- 
zessionen u.  dgl.  zu  tragen.  Auf  M.  von 
Magnesia  Ion-  erscheint  so  das  Bild  des 
Hephaistos  von  Männern  getragen  (Arch. 
Jahrb.  27  S.  240/41),  auf  röm.  Med.  des 
Verus  mit  dem  Bilde  seines  Triumphzuges 
ebenso  ein  Tropaion;  ein  Stier  wird  auf  M. 
von  Nysa,  aber  ohne  ein  solches  F.,  daher- 
geschleppt.  —  R.  E.  VI  S.  2206;  Habich- 
Festschrift  1928  S.  78  ff.  R. 

Ferdlng.  Nachdem  der  König  Erich  XIV 
von  Schweden  1561  Esthland  erobert  hatte, 
ließ  er  dort  die  Moneta  nova  Revaliensis, 
d.  h.  doppelte,  einfache,  halbe  Markstücke, 
Ferdinge  zu  V4  Mark  (vgl.  Vierling,  Ferlin, 
Farthing)  oder  2  ören,  Schillinge  und 
Pfennige  prägen,  die  den  Namen  oder  die 
Namensinitiale  des  Königs,  das  Wappen 
des  Reichs  und  den  Revaler  Stadtschild 
trugen  (Abb.  323).  Auch  von  Friedrich  IL 
von  Dänemark  imd  dem  Bischof  Magnus 
von  ösd  wurden  Ferdinge  bis  um  1570 
geschlagen.  S.  W. 

Ferire,  lat.  =  prägen,  im  Titel  der  tres 
viri  aere  argento  auro  flando  feriundo  auf 
den  M.  selbst;  Cic.  de  leg.  III  3,  ^  braucht 
synonym  damit  signanto;  auch  auf  zwei- 
sprach, mittelalterl,  M.  wird  es  verwendet 
zur  Übersetzung  des  arab.  »geprägt«;  z.  B. 

Wörterbuch  der  Mflnzkande. 


feritos  soli(dus)   in  Span(ia)  an(no)  X  auf 
M.  der  Araber  in  Andalusien.  R. 

Ferlin,  freiin,  fellin,  ferrin,  f erdin,  f etien 
ist  ein  Münzname  in  der  altfranzös.  Litera- 
tur. Das  Wort  ist  germanischen  Ursprungs 
und  hat  zur  Grundlage  altengl.  f  eordheling: 
es  bedeutet  »Viertelmünze«,  speziell 
Viertelsterling.  Der  F.  wog  als  Gewicht 
0,3349  oder  0,382  g.  -^  Beiz  S.  27;  Blan- 
chet,  Manuel  II  S.  41.  Su. 

Ferrandino,  Ferrantino  waren  Dukaten 
des  Königs  Ferdinand  I.  von  Neapel  (1458 
— 1494),  deren  Stempel,  von  dem  berühm- 
ten Girolamo  Liparolo  geschnitten,  den 
Kopf  des  Königs  und  das  Landeswappen 
zeigten.  —  Cagiati,  II,  S.  33—42.      S. 

Fersengeld  geben,  ein  zuerst  im  Mittel- 
hochdeutschen erscheinender  Ausdruck  für 
»fliehen«,  der  wahrscheinlich  ursprünglich 
ein  Rechtsausdruck  war  für  die  Strafe 
dessen,  der  im  Kampfe  die  Ferse  zeigte.  — 
Grimm,  Deutsches  Wörterbuch  III  S. 
1546 f.;  Weigand,  Deutsches  Wörterb.  I 
S.  522.  S. 

FERT,  Wahlspruch  der  Herzöge  von 
Savoyen  auf  vielen  ihrer  Münzen.  Es  gibt 
sehr  viele  Auflösungen  des  Wortes,  von 
denen  hier  nur  zwei  der  wahrscheinlichsten 
genannt  seien:  die  eine  erblickt  in  dem 
Worte  das  deutsche  Ferto  (Viertel),  da  1384 
eine  Münze  im  Werte  von  V4  Fiorino  ein- 
geführt wurde;  die  andere  findet  sich  auf 
einer  Goldmünze  von  1635:  Foedere  Et 
Religione  Tenemur.   —  Martinori  S.  154. 

S. 

Ferto  s.  Vierting. 

Fettmännchen  waren  die  seit  1583  am 
Niederrhein  geprägten  8-  (10-)  Heller-  oder 
Halbstüberstücke.  Die  Herleitung  des 
Wortes  ist  ungewiß,  am  wahrscheinlichsten 
ist  die,  die  in  ihm  den  Gegensatz  zu  den 
groningischen  Magermännchen  (s.  d.) 
sieht,  die  am  Rhein  1/4  Stüber  oder  4  Heller 
galten,  also  die  Hälfte  der  Fettmännchen. 
Die  erste  von  1583  bis  um  1590  von  Cleve, 
Jülich,  Kurköln,  Aachen  geprägte  Art  mit 
Reichsadler -Wappen  trug  meist  keineWert- 
angabe.  Das  Gepräge  der  seit  1604  ge- 
schlagenen 8-  oder  lO-Hellerstücke  ist  in 
doppelter  Weise  merkwürdig.  Die  von 
Kurköhi  imd  Jülich-Berg  trugen  nämlich 
die  Wertzahl  LXX/IIII,  was  74  Albus  = 
I  Reichstaler  bedeutete,  während  i  F.  = 

13 


194 


FEUEREISEN— FBLIATION 


Vj  Albus  war,  also  iii  Fettmännchen 
auf  den  Taler  gingen,  und  VIII  (Heller); 
die  von  Cleve,  wo  der  Taler  92  Albus 
galt,  trugen  die  Zahl  XCII  und  X 
(Heller),  und,  was  die  zweite  Seltsamkeit 
ist,  für  das  Prs^ejahr  eine  eigentümliche 
Abkürzung,  2.  B.  6  =  8  für  1608.  Seit 
Ende  des  17.  Jh,s  gingen  120  Fettmännchen 
auf  den  Taler  zu  90  Kreuzern,  so  daß  ein 
Kreuzer  gleich  1^3  Fettmännchen  oder 
Halbstüber  war.  Doch  wurden  diese  Mün- 
zen dann  nur  noch  wenig  geprägt.  Das 
Fettmännchen  von  1583  hatte  0,217,  von 
1604  0,187,  von  1624  0,167  und  von  1736 
0,122  g  Feingewicht.  —  Noss  in  Münch. 
Mitt.  1892,  S.  I  £f.  u.  in  Berl.  Münzbl.  1903, 
S.  234,  254.  S. 

Feuereisen,  Feuerstahl  (franz.  Briquet, 
s.  d.).  Man  hat  angenommen,  daß  das 
wappenartige  Zeichen  der  paläologischen 
oströmischen  Kaiser:  Kreuz  mit  4  B  in  den 
Winkeln  ein  Kreuz  mit  4  Feuereisen  dar- 
stellt. Sehr  wahrscheinlich  aber  sind  diese 
Zeichen  aufzulösen:  ÜTaupl  BacriXio)^  Baat* 
XecDV  BadtXeT  ßoi^&ei  oder  ähnlich.  ( Joum.  int. 
II»  S.  343,  363  ff.)  Das  Feuereisen  kommt 
also  erst  seit  Philipp  dem  Guten  zur  Dar- 
stellung.   S.  Toison  d'or.  S. 

Fides,  altital.  Göttin  der  Treue,  des  Hal- 
tens eines  Versprechens;  schon  Numa  baut 
der  Sage  nach  der  F.  publica  in  Rom  einen 
Tempel.  Auf  M.  erscheint  sie  schon  im 
3.  Jh.  V.  C:  Stater  von  Lokroi  mit  der  Ge- 
stalt der  TciczK;  {=  F.)  vor  der  *P(üjia,  die  Al- 
legorie schon  von  Rom  her  beeinflußt ;  dann 
kommt  ihr  Kopf  mit  Kranz  auf  JR  des  A. 
Lic.  Nerva  vor;  auf  kaiserl.  M.  (F.  Augusti, 
mutua,  ma^ma,  publica)  zeigt  sie  sich  ste- 
hend mit  Ähren  und  Fruchtkorb,  auch  mit 
der  Aufschrift  Boni  Eventus;  die  Aufschrift 
F.  steht  andrerseits  auch  bei  Concordia, 
Mercurius,  zu  verschlungenen  Händen  — 
die  den  Handschlag  leistende  R.  war  der 
F.  heilig  —  vor  einem  Caduceus  mit  Ähren, 
Mohn  und  dgl.  (vgl.  JE  von  Kommagene 
mit  IlfoTic,  s.  unter  Pistis)  und  im  Inter- 
regnum vom  J.  68/69  zu  einem  Eberfeld- 
zeichen nebst  Ähren  und  verschlungenen 
Händen  (Z.  f.  N.  32  S.  72).  Die  Aufschrift 
Fides  Fortuna  steht  neben  dem  Standbilde 
der  Fortuna  allein. 

Zur  militärischen  F.  cohort(ium),  equi- 
tum,  exercituimi,  l^oniun,  militum,  prae- 


torianorum  erscheint  eine  steh,  oder  sitz. 
Frau  mit  Feldzeichen  (Vexillum,  Legions - 
adler)  und  einem  wechselnden  anderen  At- 
tribut. Auch  kommt  diese  Aufschrift  zu 
mehreren  Feldzeichen,  zu  verschlungenen 
Händen  (ohne  oder  mit  Feldzeichen,  Prora 
usw.),  zur  Szene  des  Treuschwurs  der 
Truppen  vor  dem  Kaiser  oder  zu  anderen 
Kaiserbüdem  vor.  —  R.  E.  VI  S.  2281; 
Bemhart,  Handbuch  S.  89;  Gnecchi,  Tipi 
S.  66.  R. 

Fieri  f ecit  oder  iussit  (auch  abgekürzt)  == 
hat  es  anfertigen  lassen,  Herstellungsformel 
des  Auftraggebers  auf  Med.  seit  der  Re- 
naissance, z.  B.  Johann  Friedrichs  I.  von 
Sachsen;  vgl.  die  unter  FC  angeführte  an- 
tike Münzformel.  R. 

Fierton,  französisches  Münzgewichtsstück 
(s.  Münzgewichtsstücke).  S. 

Figurare,  lat.  =  mit  einem  Bilde  ver- 
sehen, in  der  Spätzeit  auf  M.  angewandt, 
z.  B.  in  den  Scr.  hist.  Aug.,  Sev.  Alex.  25,  9; 
vgl.  conflatores  figurati  aeris  Cod.  Theod. 
IX  21,  I;  figuratum  solidum  eb.  IX  22,  i; 
pecuniae  figuratione  eb.  IX  23,  2;  figura 
caelaturae:   Hultsch,    Metr.  scr.   II  S.  76. 

R. 

Ffliatlon,  Angabe  des  Vaters  und  höherer 
Vorfahren.  Auf  griech.  M.  folgt  dem  Be- 
amtennamen häufig  Angabe  des  Vaters, 
selten  des  Großvaters,  z,  B.  Aphrodisias: 
'  ApTspbföcopoc 'ApxefxiScupou  TOü'AvSpwvo?  = 
Artemidor,  Sohn  des  Art.,  des  Sohnes  des 
Andren.  Zuweilen  wird  bei  Gleichnamig- 
keit mit  dem  Vater  ein  Zahlzeichen  gesetzt, 
ähnlich  den  Namenszahlen  (s.  d.)  moderner 
Herrscher,  soinApameiaPhryg.:  ä:tl  2x6^1- 
voo  ß'(=Toi5  2x6[jLVoi))  toi5  ATQfiTj'cpioo  x{h) 
ß'(=  zh  Ssötepov,  Iteration  des  Amtes); 
bei  Herrschern  und  Beamten  oft  auch  veo?, 
vec&Tspoc,  ü£6c,  so  veoc  Tv^pdviqi  (IL  und 
IIL),  vIocKotoap  =  Augustus,  vla<l>aüOTeiva, 
Ariarathes  VI.  6  ü!6j,  Vespasianus  vsdi- 
xepoc,  auch  noch  auf  byz.  M.,  z.  B.  Con- 
stantinus  6  vioc  und  Constantinus  'iraTiQp 
=  C.  IV.  und  IIL,  wie  lat.  filius  oder 
iunior,  dies  auf  M.  des  Licinius  IL,  Con- 
stantinus IL,  ValentinianusIL;  selten  steht 
^  veoc  oder  gar  xpU  veoc  als  Angabe,  daß 
auch  der  Großvater  usw.  gleichnanug  war; 
Münsterberg,  Beamtennamen  S.  257/58; 
Monatsblatt  Num.  Ges.  Wien  EX  S.  87 1 
—    Manche    Beamte    griech.    Städte-M. 


FELIBERTO— FIRDUNG 


195 


prunken  bei  der  Filiation  mit  der  Stel- 
lung ihres  Vaters,  z.  B.  4icl  Ao [1(1x100) 
*Po6cpoü  daidpxioo)  x(al)  olou  ß'daiapxCoo) 
x(al)  xpaTf(yT(oo)  ap/Covio?)  (irpcDTOü), 
Sardeis.  —  Auf  lat.  M.  besteht  die  F.  aus 
dem  Vornamen  des  Vaters,  oft  außerdem 
des  Großvaters,  zwischen  Familien-  und 
Beinamen,  z.  B.  C.  Egnatius  Cn.  f  (ilius) 
Cn.  n(epos)  Maxsumus;  vgl.  griech.  4icl 
OipaTTj-foG  ASkor>  xou  Mapxou  (Phokaia); 
ungewöhnlich  ist  M.  Antonius  M(arci) 
f(ilius)  f(ilius)  (Antonius  »der  Sohn«),  wie 
soeben  vio?,  selten  auch  die  Stellung  des 
Vatersnamens  zwischen  zwei  Cognomina  wie 
Cossus  Cn.  f.  Lentulus  oder  die  Angabe  des 
väterlichen  Cognomens:  Albinus  Bruti 
f (ilius),  ähnlich  Caesar  Divi  f (ilius) ;  Ptole- 
maeus  von  Mauretanien  nennt  sich  regis 
lubae  f  (ilius).  —  In  der  Kaiserzeit  wird  die 
kaiserliche  F.  auf  Inschriften  schließlich 
über  Sohn,  Enkel,  Urenkel  (pronepos), 
Ururenkel  (abnepos)  bis  zum  Urururenkel 
(adnepos)  durchgeführt,  auf  M.  jedoch  ist 
das  divi  Aug(usti)  pron(epos)  des  Caligula 
das  höchste.  —  Durch  fiktive  F.  knüpft 
Sept.  Severus  zur  Legitimierung  seiner 
Herrschaft  an  das  Haus  der  Antonine  an: 
divi  M(arci)  Pii  f(ilius).  R. 

Filiberto  hieß  eine  goldene  und  eine  sil- 
berne Münze  des  Herzogs  von  Savoien 
Emanuel  Philibert  (1553 — 1580),  die  seit 
1561  geprägt  wurden.  Der  goldene  F.  galt 
9  Lire,  wog  28  g  und  hielt  27,80  g  Gold, 
auch  dreifache  wurden  hergestellt.  Der 
silberne  F.  stellte  ^/%  und  ^4  Lira  dar,  letztere 
wog  3,173  g  und  hielt  2,84  g  Silber.  Beide 
Münzen  trugen  auf  der  Rs.  einen  Elefanten, 
auf  der  Vs.  die  goldenen  das  Brustbild  des 
Herzogs,  die  silbernen  dieses  oder  den 
Landesschild.  —  Promis,  Monete  dei  reali 
di  Savoia,  II,  Taf.  24,  Nr.  34;  25,  Nr.  37,  38, 

S. 

Flllppo*  Der  Ducatone  (s.  d.)  war  die 
größere,  der  Filippo  die  kleinere  mailändi- 
sche  Talermünze  der  Spanier  seit  Philipp 
IL,  dieser  wo^  '27,5  g  und  hielt  26  g  Silber. 
Unter  Philipp  IV.  trug  er  auf  der  Vs.  das 
Brustbild  des  Königs,  auf  der  Rs.  den 
spanischen  Wappenschild  und  darunter: 
»100«  (soldi),  galt  also  ebensoviel  wie  der 
Ducatone  unter  Karl  V.,  den  er  nun  ver- 
drängte, er  wurde  bis  1 700  in  großen  Massen 
geprägt  und  galt  in  diesem  Jähre  7  Lire 


oder  140  Soldi.  Von  da  bis  1776  wurden 
nur  wenige  gemünzt.  --^  Gnecchi,  Milano, 
S.  I43f.,  Taf.  29,  6, 38, 1-^3  und  öfter.  S. 

Filippone  heißen  die  Piccoli  oder  Viennese 
Philipps  v.  Savoyen  (1301— 1334)  =  1/24 
Turnosgroschen  =  y«  Grosso  piemontese, 
1 328/1330  gehen  28  Filipponi  auf  den 
Turnosgroschen.  Typus:  Vs.  Kreuz,  Um- 
schrift PHILIP.  PRICES,  Rs.  Stern,  Um- 
schrift TORINVS  CrVIS.  -^  Promis,  Sa- 
voyen I  S.  363.  Su. 

Filius,  lat.  ===  Sohn,  in  der  röm.  Filiation 
(s.  d.)  häufig;  filius  Aug.  oder  Augg.  nennen 
sich  Maximinus  Daza  und  Constantinus  L 
zwischen  ihrer  Ernennung  zu  Caesaren  und 
ihrem  Aufrücken  zu  Augusti.  —  Maurice, 
Num.  Const.  II  S.  302.  R. 

Filier^  ungarisch  =  Heller.  Seit  1892 
gehen  100  auf  eine  Krone  (s.  d.),  seit  1925 
auf  einen  Pengö  (s.  d.).  S, 

Flnieren  s.  Affinieren. 

Finis-  Germanlae-Medaille.  Geprägte 
Silbermed.  nach  Art  eines  S -Fr, -Stücks 
mit  Kopf  Napoleons  III.  und  der  Auf- 
schrift Finis  Germaniae  1870  auf  der  Rs., 
vielleicht  Brüsseler  Fabrikat,  später  in 
Stuttgart  für  Sammler  nachgeprägt.  Ver- 
wandt ist  die  von  Korn  in  Mainz  um 
1850/60  gearbeitete  Prägemed.  {sog.  Rhein- 
bund-Doppeltaler) mit  Kopf  Napoleons  IIL 
und  der  Umschrift  Gott  schütze  Kaiser 
und  Reich. — Frankf.  Mztg.  1902  S.  360J 
Berl.  Mbl.  1903  S.  226.  •     R. 

Finkenaugen  s.  Vinkenaugen. 

Fiorino  s.  Goldgulden. 

Fiorino  d'argento  (Fiorinus  grossus  ar- 
genteus)  war  der  florentinische  Groschen 
und  wurde  seit  1296  etwa  2  g  schwer 
gemünzt.  1305  bekam  er  den  Namen 
Popolino.  In  Piemont  wurde  der  F.  seit 
1553  g^P^ägt,  im  17.  Jh.  entstanden  hier 
auch  Stücke  zu  9,  8,  3,  2%,  2  und  V»  F. 
Das  Stück  zu  9  F.  war  der  Scudo.  Das 
Gepräge  war  verschieden,  meist  Büste- 
h.  Amadeus  oder  Schild.  1828  wurde 
auch  in  Toscana  der  F.  wieder  eingeführt 
und  in  100  Quattrini  geteilt,  80  F.  gingen 
auf  den  Leopoldino  d'oro  (s.  d.).      S. 

Fiorino  della  r^na  oder  Madonna  war 
der  für  die  Provence  geprägte  Franc  k  pied 
(s.  d.)  der  Königin  Johanna  von  Neapel 

(1343—1381).  s. 

Fltdfing  siehe  Vierting. 

13* 


196 


FISCA-FLEUR  DE  US 


Fisca,  kleine  Silbermünze  der  Kanari- 
schen Inseln  zu  Vio  Peso  von  1823.    S. 

Fische  erscheinen  öfter  auf  griech.  M. 
als  Beamten-Beiz.  oder  als  Beiz,  zur  An- 
gabe des  Lokals  oder  als  M.  -bild,  vgl.  Imhoof 
und  Keller,  Tiere  und  Pflanzen  S.  43/5 ; 
wichtig  ist  bes.  der  Thunfisch  als  ständiges 
Beiz,  der  Kyzikener  u.  a.  kyzik.  M.,  neu 
entdeckt  die  Meeräsche  des  makedon. 
Apollonia,  Z.  f.  N.  36  S.  196/97.  —  Der 
Fisch  als  Sinnbild  Christi  ist  wohl  ent- 
standen aus  dem  Akrostichon' Ir^cjoSc  XpioxÄ? 
8eoü  Tibi  SwtT^p  (Jesus  Christus,  Gottes 
Sohn,  Heiland)  =  1X8X2,  griech.  = 
Fisch,  und  dürfte  seine  schnelle  Ver- 
breitung der  durch  das  Wunder  von  der 
Speisung  der  5000  mit  Broten  und  Fischen 
bekannten  eucharistischen  Bedeutung  des 
Wortes  verdanken.  Auf  antiken  und  byz. 
M.  findet  sich  der  F.  in  diesem  christl. 
Sinne  nicht,  wohl  aber  oft  auf  M.  des 
frühen  M.A.  —  AJN.  49  S.89  ff.;  Friedens- 
burg, Symbolik  S.  174/5.  R- 

Fischgeld  hat  es  in  Neufundland  und 
Island  gegeben,  indem  hier  getrocknete 
Fische  als  Zahhnittel  und  Wertmesser 
dienten;  auf  Island  hieß  fisk  der  ^96  Spezies- 
taler. —  Das  sog.  Fischgeld  der  griech. 
Stadt  Olbia  aber  ist  eine  Fabel,  die  betr. 
Bronzestücke,  die  zu  ihr  Anlaß  gegeben 
haben,  sind  vielmehr  delphin-  und  nicht 
fischförmig,  Delphine  aber  kommen  als  Nah- 
rungsmittel der  griech.  Einwohner  nicht  in 
Betracht,  und  ihre  Aufschriften  6T  und 
APIXO  köimen  also  nicht  düvvoc  =  Thun- 
fisch und  apptzoc  =  ein  Korb  (voll  Fischen) 
heißen  (Z.  f.  N.  X  S.  144),  sondern  sind 
Beamtennamen  (APIXO  kommt  auch 
auf  runden  M.  von  Olbia  als  solcher  vor), 
die  Stücke  selbst  Tesserae.  —  Ebert, 
Reallex.  IV  S.  207.  R. 

Fisk  s.  unter  Fischgeld. 

FL,  Abkürzung  für  Floren  (s.  Gulden). 

Flabbe,  eine  seit  1580  geprägte  Billon- 
münze  zu  4  Stüver  von  Groningen  imd 
Deventer  mit  Blumenkreuz  auf  der  Vs., 
einem  Adlerschild  auf  der  Rs.,  4,128  g 
schwer  mit  1,993  g  Silbergehalt.  —  Ver- 
kade,  S.  40  f.,  Taf.  186,  2,  3.  S. 

Flachzange  s.  unter  Hammerprägung. 

Flamen^  in  Rom  der  Priester  einer  be- 
stinamten  Gottheit;  N.  Fab.  Pictor  er- 
scheint auf  A  als   (flamen)    Quirin(alis), 


d.  h.  F.  des  Quirinus  (wenn  es  nicht  dieser 
Gott  selbst  ist),  und  trägt  den  Apex 
(s.  d.) ;  L.  Lentulus  nennt  sich  auf  -Ä  des 
Augustus  flamen  Martialis,  d.  h.  F.  des 
Mars;  auch  auf  Kolonial-M.  von  Paestum 
und  Alaesa  erscheint  das  Amt  des  F. 

R. 

Flan,  französisch  und  engl.,  vom  Lat.. 
Flare  (s.  d.)  =  Schrötling  oder  Platte  (s.  d.)* 

S. 

Flare,  auch  conflare  =  gießen,  erscheint 
im  Titel  der  röm.  Münzbeamten,  der 
tresviri  aere  argento  auro  flando  f eriundo, 
s.  d.,  dann  minder  korrekt  (weil  ferire 
fehlt)  im  Titel  des  Lent.  Marcellinus  auf 
ifl:  Cur(ator)  •X-fl(andis),  und  auf. .^  des  L. 
Flam.  Chilo  steht  IUI  vir  pri(mus)  fl(avit), 
endlich  in  der  Aufschrift  Caesa  r(uta) 
fiarunt  (Pella,  Z.  f.  N.  36  S.  119);  [f]latores 
auch  als  Münzhandwerker  inschriftlich 
nachgewiesen,  ebenso  ein  Aug(usti)  lib(ertus) 
fiaturarius  auri  et  argenti  monetae.  Die 
Conduct[ores]  flaturae  argen [tar(iae)]  mo- 
netae Cae[saris]  sowie  ein  mancips  offi- 
cinarum  aerariarum  quinquae,  item  fla- 
turae argentariae  und  ein  [manjceps 
(a)erariae  mo[ne]tae  (CIL  VI  n.  791, 
8455,  XIV  n.  3642)  zeigen,  daß  der  Guß 
der  Metallmasse  oft  verpachtet  war,  d.  h. 
wohl  die  Herstellung  der  Platten  (s.  d.) 
für  die  Silber-  und  Kupfermünze.  — 
Griech.  -/j&Xvj  Siaj^etv,  (öo^)-  oder  (dva)- 
jfcoveustv.  R. 

Flator,  flatura,  flaturarius  s.  flare. 

Fledermaus  war  ein  Spottname  ver- 
schiedener deutscher  KLleinmünzen.  Ein 
in  Halle  geprägter  Moritzpfennig  zeigte 
den  Heiligen  so  übel  geschnitten,  daß  die 
Bevölkerung  in  ihm  eine  Fledermaus  sah 
(Köhler,  Münzbel.  XX,  S.  293).  In  der 
Neuzeit  bekamen  den  Namen  mehrere 
Münzen  von  dem  einer  Fledermaus  ähn- 
lichen Adler,  zuerst  die  schlesischen  und 
böhmischen  Gröschel  (s.  d.),  dann  die 
schlesischen  Dreikreuzer  und  die  ost- 
preußischen  Dreigröscher  (s.  d.)  oder  Dütt- 
chen.  Auch  das  holsteinische  Nesselblatt 
wurde  für  eine  Fledermaus  gehalten.     S. 

Flcttr  de  cota,  französisch  =  Stempel- 
glanz (s.  d.). 

Fleur  de  lis  (lys).  Der  alte  französische 
Wappenschild  mit  vielen  Lilienblüten 
(fleurs  de  lis). findet  sich  auf  Münzen  seit 


FLIMMERCHEN-FLORETTE 


197 


Ludwig  IX.  (1226— 1270),  auch  ist  das 
Feld  der  Münzen  oft  mit  Lilienblüten 
besät.  Der  neue  französische  Schild,  seit 
Philipp  VI.  mit  drei  Lilien,  blieb  bis  ins 
19.  Jh.  in  Verwendung.  Die  Lilien  kommen 
noch  an  vielen  anderen  Stellen  der  franzö- 
sischen Münzen  als  Zierat  oder  Unter- 
scheidungszeichen vor.  S. 

Flimmerchen,  volkstümliche  Bezeichnung 
der  kleinsten  kurtrierischen  Billonmünzen 
des  17.  Jh.s,  der  Pfennige  und  Heller. 
Im  18.  Jh.  ging  der  Name  auf  die  kupfernen 
ya-Kreuzer  oder  2 -Pfennigstücke  über  und 
blieb  diesen  Münzen  dort  auch  im  19.  Jh. 
Zuletzt  sind  so  die  seit  1873  geprägten 
silbernen  20-Pfennigstücke  des  Deutschen 
Reichs  genannt  worden.  — ■  Schrötter, 
Trier,  Gesch.,  S.  194;  Beschr.  S.  56,  83; 
E.  Schroeder  in  Göttinger  gelehrte  An- 
zeigen 1910,  S.  80.  S. 

Flinderke  =  FUndrich  (s.  d.). 

Flindrich  (Flinder,  Flinderke).  Desselben 
Stammes  wie  Flimmer,  Flitter  (s.  d.)  be- 
zeichnet das  Wort  F.  etwas  Glitzerndes 
(bracteola  micans  Grimm).  Die  Münze 
Flindrich  ist  ein  ostfriesisch-oldenburgischer 
1440  zuerst  genannter  Groschen.  Die  Flin- 
driche  der  ostfriesischen  Häuptlinge  hatten 
eine  Harpyie  auf  der  Vs.,  ein  Langkreuz 
mit  vier  Zeichen,  meist  Sternen  i.  d.  W. 
auf  der  Rs.  und  waren  im  Durchschnitt 
2,8  g  schwer.  In  Oldenburg,  wo  sie  3  Stüber 
oder  4  Groten  gegolten  haben  sollen, 
zeigten  sie  auf  der  Vs.  eine  dreitürmige 
Mauer  mit  dem  oldenburgischen  Schilde 
im  Tor  und  wurden  in  großer  Anzahl  vom 
Grafen  Gerhard  dem  Streitbaren  und 
dessen  Söhnen  1440  bis  1526  geprägt. 
Die  Jeverschen,  auch  seit  1440  vor- 
kommend (Abb.  291),  zeigten  seit  1561 
Löwenschild-Langkreuz.  Im  17.  Jh.  naJi- 
men  die  Flindriche  andere  Prägebilder  an, 
die  ostfriesischen  Wappen-Reichsadler,  daim 
"Wappen-Wertbezeichnung  (3  Stüber),  doch 
hießen  sie  noch  im  18.  Jh.*  Flindriche. 
Flinderke  hieß  auch  in  Bremen  das  1646 
bis  1671  geprägte  4-Grotestück  mit  dem 
Stadtschild  auf  der  Vs.  und  dem  Reichs- 
adler mit  4  auf  der  Rs.,  das  2,75  g  wog 
und  1,20  g  Silber  hielt.  —  Tergast,  D. 
Münzen  Ostfrieslands,  Emden  1883,  S.  76f., 
132,  137 — 139;  Merzdorf,  Oldenburgs  Mün- 
zen u.  Med.,  Oldenburg  1860,  S.  32;  Ders., 


Die  Münzen  und  Med.  Jeverlands,  Olden- 
burg 1860,  S.  28 — 30,  50  f.;  Jungk,  Bremen, 
S.  302  f.  S. 

Flitter.  Diesen  Namen  erhielten  kleine 
dünne  brakteatenförmige  vergoldete  Mes- 
singplättchen,  die,  von  Nürnberger  »Flin- 
derleinschlägern«  angefertigt,  Löwenköpfe, 
Sterne  und  andere  Zierate  zeigten.  Mit 
ihnen  wurden  die  Hochzeitshauben  ver- 
ziert und  die  Straße  vor  dem  Hochzeits- 
hause bestreut  (Flitterwochen).  Noch  heute 
dienen  sie  im  Orient  als  Frauenschmuck.  — 
Die  kleinsten  Münzwerte  der  Kipperzeit 
wurden  in  Niedersachsen  und  Thüringen 
auch  Flitter  genannt,  es  gab  Kupfer- 
münzen zu  4,  3,  2  und  I  Flitter;  i  F.  = 
i/a  Pfen.  —  Schmieder,  S.  175;  Gebert,  Die 
Nürnberger  Rechenpfennigmacher  in  Mün- 
chener Mitt.  1918,  S.  9,  14,  26.  S. 

Flöte.  I.  griech.  aöXoc,  urspr.  =  Röhre, 
lat.  tibia,  urspr.  der  Röhrenknochen  des 
Schienbeins,  als  Flöte  meist  im  Plur.  tibiae, 
antikes  Blasinstrument,  aus  zwei  Röhren 
bestehend  (selten  aus  nur  einer,  dann  auch 
wie  unsere  Querpfeife  gespielt).  Auf  M. 
kommt  diese  Doppel-F.  zumal  in  der  Sage 
von  Athena  und  Marsyas  (s.  d.)  vor,  auch  als 
Beizeichen,  bes.  der  Kistophoren  von  Apa- 
meia;  tibicines  =  Flötenbläser  erscheinen 
auf  den  röm.  M.  nait  Opferszenen,  bes.  denen 
der  Säkularspiele.  —  2.  die  Syrinx,  griech. 
(jüptyS,  urspr.  auch  =Röhre,  eine  Rohrpfeife, 
deren  Röhren  wie  unsere  Orgelpfeifen  stu- 
fenweise kürzer  werden;  als  alleiniges  M.- 
bild  z.  B.  auf  M.  der  Arkader,  sonst  als 
Attribut  des  Pan  und  der  Hirten  vorkom- 
mend; Anson,  Greek  coin  types  VI  Taf. 
VIII;  Mitt.  für  M.sammler  1929  S.  313.    R. 

Flora,  altitalische  Gottheit  des  Blühens 
der  Pflanzen;  ihr  bekränzter  Kopf  mit  der 
die  Gründung  ihrer  ständigen  jährl.  Spiele 
feiernden  Beischrift  fioral(ia)  primus  (f ecit) 
erscheint  auf  A  des  C.  Servilius  C.  f. 
und  auch  der  bekränzte  Kopf  auf  M.  des 
C.  Clodius  mit  Beiz.  Blüte  wird  'F.  sein. 
—  R.  E.  VI  S.  2747.  R- 

Floren  s.  Goldgulden. 

Florenus  Mosellanus,  Rhenanus,  rotatus^ 
simplexi  Trevlrensis  s.  Goldgulden  am 
Schluß  und  Rechnungsmünzen.        Su. 

Florette,  die,  ist  eine  französische 
Groschenart  von  20  deniers  tournois,  die 
von  Karl  VI.  von  Mai  1417  bis  Dez.  1420 


198 


FLORIN— FLUSSGÖTTER 


und  vom  Dauphin  bis  Sept.  1422  ge- 
schlagen wurde.  Typus:  Vs.  drei  Lilien 
unter  einer  Krone,  Rs.  Lilienkreuz.  Zuerst 
wurden  80  Stück  aus  der  8  d.  feinen 
Mark  geschlagen  (i  Stück  =  3,6  g  rauh 
und  2,4  g  fein);  nach  und  nach  wurden 
sie  immer  schlechter  ausgeprägt:  zuletzt 
von  Karl  VI.  lOO  Stück  aus  der  2  d.  12  g 
feinen  Mark  (i  Stück  =  2,44  g  rauh  und 
ca.  0,5  g  fein)  und  von  dem  Dauphin  noch 
geringer.  —  Comte  de  Castellane,  Les  gros 
de  20  deniers  tournois  dits  florettes  frapp6s 
par  Charles  VI.  d'apr^s  les  documents 
officiels,  Annuaire  1894  S.  i  ff.  Su. 

Florin,  i.  franz.  Name  des  Gulden. 
2.  älteste  englische  Goldmünze,  die  den 
Namen  von  den  Florenen,  das  Gepräge 
von  den  französischen  Schilden  (s.  d.) 
entlehnt  hat,  indem  sie  auf  der  Vs.  den 
thronenden  König,  auf  der  Rs.  ein  Zier- 
kreuz und  vier  Kronen  im  Vierpaß  und 
darum  vier  Löwen  mit  dem  Spruch  Jes. 
transiens  per  medium  illorum  ibat  (Lukas 

4,  30)  zeigt.  Der  Florin  wurde  1343  ein- 
geführt, aber  noch  in  diesem  Jahre  ein- 
gezogen, er  wog  6,998  g  und  hielt  6,963  g 
Gold.  3.  Der  englische  silberne  Florin 
zu  2  Schilling  mit  11,31  g  Gewicht  und 
10,462  Feingewicht  wurde  1848  eingeführt; 
er  trägt  auf  der  Vs.  das  königliche  Brust- 
bild, atif  der  Rs.  4  Schilde  u.  hat  gotische 
Schrift.  Seit  1887  werden  auch  doppelte 
geprägt.  —  Grueber  S.  47,  159  f.  S, 

Flottenpräfekten  des  M.  Antonius  und 
ihre  M.  s.  unter  As.  R, 

Flttg  ist  ein  als  Helmkleinod  (s.d.) 
auf  dem  Scheitel  des  Helms  festgebundener 
Flügel;  meist  finden  sich  zwei  an  den 
Schläfenstellen  befestigte  Flüge.  —  Seyler, 

5.  120.  S. 
FIuBgotter  werden  auf  griech.   M.   der 

älteren  Zeit  (7.-4-  Jb.,  Laos,  Rhegion, 
Gelas  usw.)  dargestellt  als  Stiere  mit 
bärtigem  Menschengesicht,  der  sog.  Ache- 
loos,  s.  d.  (auf  M.  von  AlontionundMylai(?) 
entströmt  seinem  Maule  Wasser),  später 
als  Menschen  mit  Stierhaupt  (so  der 
Acheloos  in  Metapont,  Abb.  28),  noch  später 
in  fortschreitender  Ablegung  der  Tierform 
als  Menschen  (Ganzfigur  oder  Kopf)  mit 
kleinen  Stierhörnern,  nun  auch  meist  den 
Bart  ablegend  (Katana,  Kamarina,  Segesta, 
Selinus);  endlich  gibt  man  die  Erinnerung 


an  den  Stier  auf  und  der  F.  erscheint  als 
Jüngling  (Pandosia,  Selinus,  auf  Stierkopf 
sitzend  der  Araththos  in  Ambrakia).  Zur 
Stiergestalt  gab  die  unbändige  Gewalt 
und  das  brüllende  Tosen  reißender  Flüsse 
den  Anlaß,  und  mancher  Stier  ohne  Men- 
schengesicht auf  griech.  M.  mag  sich 
gleichfalls  auf  einen  F.  beziehen  (z.  B.  in 
Selinus).  Erst  in  heilenist.  Zeit  stellt 
man  ihn  wie  alle  geograph.  Personifika- 
tionen in  innigerer  Berührung  mit  der 
Erde,  also  gelagert  oder  sitz,  dar  (Katana, 
Leontinoi).  In  der  Kaiserzeit  bleibt  bzw. 
wird  Lagerung  und  Aufstützen  auf  ein 
Quellgefäß,  dem  das  Wasser  entströmt, 
üblich;  eine  Staude  von  Schilf,  Füllhorn, 
Ruder,  Delphin,  Fisch,  Schiff  daneben  sind 
die  Beigaben;  der  Name  des  Flusses  wird 
oft  beigefügt.  Einmal  erscheint  der  F. 
stehend  vor  dem  Gefäße  (Plotinopolis), 
der  F.  Meles  trägt  eine  Leier  wegen  des 
MeXr^at^evr^ff  Homeros.  Der  F.  schwim- 
mend zu  den  Füßen  der  sitz.  Stadtgöttin 
Antiocheia  nach  einer  Skulptur  des  Euty- 
chides  erscheint  zuerst  auf  M.  des  Tigranes  I. 
(Abb.  SS)  und  daim  oft  auf  thrak.,  kilik., 
sjn:.,  mesopotam.  usw.  M.,  gelegentlich  auch 
kommt  zu  Füßen  der  steh.  Stadtgöttin  oder 
Astarte  ein  schwimmender  F.  vor,  zuweilen 
dieser  auch  allein,  in  Carthago  nova  sein 
Kopf  wasserspeiend.  Herakles  mit  dem  F. 
kämpfend:  Phaseiis,  Temenothyrai.  Auch 
erscheinen  F.  einzeln,  gepaart  oder  zu  dritt 
als  Nebenfiguren  auf  figurenreichen  land- 
schaftl.  Szenen  auf  griech.  und  zu  Füßen 
des  Kaisers  auf  röm.  M.  Erinnerungen 
an  den  Zusammenhang  von  F.  und  Stier: 
auf  M.  von  Thyateira  tritt  ein  Stier  auf 
den  gelagerten  F.  zu;  auf  M.  von  Saga- 
lasios  ist  der  F.  Kestros  durch  einen  Mann 
neben  einem  Stier  dargestellt.  Abweichend 
werden  um  des  Namens  willen  (also 
»redend«)  die  Flüsse  Lykos  und  ICapros 
durch  Wolf  und  Eber  (Laodikeia),  der 
Flußgott  M'arsyas  in  Apameia  durch  den 
gelag.  oder  sitz.  Gott  Marsyas  vertreten. 
Für  den  Nil  sind  die  Lotosblume  oder  ein 
Kranz  von  solchen,  Krokodil  oder  Nilpferd 
sowie  die  Zahl  16  oder  spielende  Eroten 
(die  16  Ellen  der  NilschweUe)  bezeichnend; 
einmal  ist  die  Zahl  dem  Meßlot  einge- 
schrieben. Auf  röm.  M.  erscheinen  als  F. 
z.  B.  die  Aqua  Traiana,  Danuvius,  Nilus, 


FLUSSGOLDDUKATEN— FOLLIS 


199 


Tiberis,  dieser  auch  in  der  reichen  Szene 
der  Ankunft  der  Asklepiosschlange  in 
Rom;  Euphrat  und  Tigris  symbolisieren 
auf  M.  des  Traianus  Mesopotamien.  — 
R.  E.  VI  S.  2774;  Imhoof,  Fluß-  und 
Meergötter  auf  griech.  und  röm.  M-  1924 
mit  Liste  aller  auf  M.  genannten  F.  (diese 
Namen  außer  Acheloos  erscheinen  hier  nicht 
als  Stichwörter);  Nachtrag  dazu:  N.  Z.  58 
S.  30  zweimal,  sowie  der  fl.  Renu[s]  Z.f.N. 
36  Taf.  XI  4;  Bernhart,  Handbuch 
S.  114/S;  Rev.  num.  1928  S.  1/19.      R. 

FluBgolddiikaten  sind  die  vom  17.  bis 
19.  Jh.  aus  dem  Golde  der  Flüsse  ge- 
prägten Dukaten,  die  diese  Herkunft 
durch  Bild  und  Schrift  anzeigen.  Es  gibt 
Donau-,  Eder-,  Inn-,  Isar-,  Rhein-  und 
Schwarzagold -Dukaten.  S. 

Fnt.,  Abkürzung  von  Forint  (s.  d.). 

Foghetti  s.  Pelegrini. 

Follaro.  In  Nachahmung  der  FoUari 
(s.  unter  Follis)  der  griechischen  Kaiser 
schlugen  auch  die  griechischen  Herzöge 
von  Gaeta,  Neapel  und  Sorrent  und  die 
langobardischenFürsten  vonSalerno,  Capua 
und  Sorrent  kupferne  Follari.  Manso  II. 
(981 — 983)  bezeichnet  sich  auf  diesen  als 
»Vicedux«;  ein  anderes  Stück  dieses  Her- 
zogs mit  Johann  v.  Salerno,  während  der 
Kriegszüge  Kaiser  Ottos  IL  geschlagen, 
hat  die  Aufschrift  »Imperator«  und  ist 
das  einzige  süditalienische  Münzdenkmal, 
das  den  Ottonen  und  Saliern  gilt  (Sambon, 
Repertorio  generale  Nr.   1081). 

Als  die  Normannen  Süditalien  eroberten, 
prägten  auch  sie  Follari,  so  Robert  Guiskard 
(1059—^5)  im  Gewicht  von  3,2  g  und  2,8  g, 
Roger  Borso  (1085 — iiio)  daneben  auch 
doppelte  (6,7  g)  und  Wilhehn  L  (im  bis 
II 27)  auch  Halbfollari  im  Gewicht  von 
1,4  g  und  dreifache  im  Gewicht  von  10,8  g; 
einer  mit  dem  Reiterbild  des  »W.  dux 
Apulie«  auf  der  Vs.  und  dem  stehenden 
»beatus  Petrus«  auf  der  Rs.  ist  offenbar 
aus  Anlaß  der  Belehnung  durch  den  Papst 
Paskai  II.  geschlagen  (Sambon  Nr.  866). 
Das  Vorbild  für  diesen  Follaro  wird  das 
von  Graf  Roger  I.  von  Sizilien  (1072 — i  loi) 
in  Milet  geprägte  dreifache  Stück  (10,1  g 
und  10,8  g)  mit  dem  Reiterbild  auf  der 
Vs.  und  der  Gruppe  der  sitzenden  »Maria 
mater  dei«  auf  der  Rs.  gewesen  sein 
(Sambon  Nr.  876).   Roger  IL  (1130 — 1154) 


als  Gesamtherr  von  Unteritalien  und 
Sizilien  hat  dann  mit  griechischer  und 
kufischerSchrif  t  in  Messina,  mit  lateinischer 
Legende  in  Palermo  (u.  a.  ein  dreifaches 
konkaves  Follarstück  10,6  g  und  9,8  g 
schwer),  in  Bari  mit  dem  Brustbild  des 
heiligen  Nikolaus,  in  Capua  mit  dem  Kopf 
des  Heiligen  Stephan  und  in  Salerno 
Follari  schlagen  lassen.  Dasselbe  haben 
dann  auch  die  Nachfolger  Rogers  IL 
getan,  mannigfaltig  in  ihren  Geprägen, 
z.  B.  mit  Löwenmaul  und  Dattelpalme, 
das  schönste  von  Konstanze,  der  Gemahlin 
Heinrichs  VI.,  von  welchem  die  letzten 
Follarstücke  ausgegeben  wurden,  mit  Adler 
auf  der  Vs.  und  Stern  auf  der  Rs.  —  Mena- 
dier,  Schausanmilung  S.  303  ff. 

Der  Follis  hatte  40  nummi,  60  Follari 
waren  gleich  einem  Tari,  und  ursprünglich 
gingen  315,  dann  360  Follari  auf  den  solidus 
romanatus,  Ende  des  13.  Jh.s  und  Anfang 
des  14.  Jh.s  galten  im  Orient  384  Stück 
gleich  einem  solidus;  3  Follari  =  i  Rame- 
sina  [s.  d.)  (Sambon,  Annuaire  1896  S.  229f., 
u.  Gazette  num.  fran^.  III  S.  143).  —  Kup- 
fer-Follari  sind  auch  von  den  Kreuzfahrer- 
staaten geprägt  worden,  so  von  den  Grafen 
von  Edessa  (1097 — 11 10),  von  den  Fürsten 
von  Antiochien  (1098 — 1232),  von  den  Des- 
poten von  Epirus  (1205 — 1214)  und  von 
den  Herzögen  von  Neopatras  (1237 — 1318) 
(Schlumberger  Taf.  I,  2  u.  13). 

Seit  dem  Ende  des  13.  Jh.s  schlug  auch 
die  Stadt  Ragusa  F.,  zunächst  im  Ge- 
wicht von  1V4  g,  später  von  2,27  g  und 
setzte  die  Prägung  fort  bis  in  das  erste 
Viertel  des  17.  Jh.s.  Die  ältesten  wurden 
wegen  ihres  Typus  )>Capuciae<i  (s.  d.)  ge- 
nannt: Brustbild  nach  r.  mit  kaiserlichem 
Diadem  und  Toga-Überwurf;  der  Kopf  sieht 
so  aus,  als  ob  er  mit  einer  Kappe  bedeckt 
ist.  —  Monatsblatt  d.  num.  Ges.  Wien 
1910  S.  188  f.  Su. 

FolUSy  lat.,  eigtl.  der  Beutel,  danach  dann 
I.  ein  B.  Geldes  (Ulpian,  Dig.  XL  7,  3  §  6 
sagt  daher:  sive  numeravit  sive  insacculo 
dedit),  der  ursprünglich  von  wechselndem, 
durch  das  Siegel  des  letzten  Verpackenden 
(Paulus,  Dig.  XVI  3,29:  sacculumvel  argen- 
tum  signatum)  gewährleistetem  Inhalt  war, 
später  aber,  wie  auch  sonst  oft  in  der  M.- 
geschichte  (vgl.  unter  Kassenbeutel),  stets 
die  gleiche  konventionelle  Summe  enthielt. 


20O 


FORINT— FORMA 


Zahlung  in  Beuteln  ist  immer  ein  Zeichen, 
daß  das  grobe  Geld  knapp  ist  und  vor- 
wiegend Kleingeld  kursiert,  daher  ist  das 
Auftreten  des  F.  in  Rom  seit  Ende  des 
3.  Jh.s  n.  C.  verständlich.  Ein  solcher 
F.  ist  literarisch  von  310 — ^338  nach- 
weisbar, inschriftlich,  meist  mit  Zusatz 
von  denariorum  f.,  bes.  im  Venetianischen, 
N.  Z.  42  S,  6i3.  Die  Versuche  zu  seiner 
Berechnung  sind  zweifelhaft,  der  f.  auri 
jedenfalls  scheint  das  Pfund  Gold  zu  be- 
deuten; R.  E.  VI  8.2829/31;  Trait6  I 
S.  761/7. 

2.  Mit  F.  wird  aber  auch,  freilich  anfangs 
wohl  nur  im  Volksmunde,  diejenige  kleine 
M.  bezeichnet,   die  vorzugsweise  in  Beutel 
verpackt  wurde.   Völlig  klar  geht  das  aus 
dem  Tarif  einer  Fähre  unweit  Karthago 
hervor,    wo    die    Fährgeldsätze    zwischen 
f {ol)l(is)  I  und  V  schwanken  (Dessau,  Inscr. 
sei.  n.  9457)-    Man  hat  sie  erkannt  in  dem 
neuen  größeren  Kupferstück,  das  Diocle- 
tians  M.  -reform  (von  293/96  n.  C.  allmählich 
durchgeführt)   brachte,   anfangs  wie  sein 
Vorgänger,  der  sog.  Argenteus  Antoninia- 
nus (s.  d.  Ziffer  3),  noch  mit  der  Wertzahl 
XXI  versehen,  aus  M  mit  etwa  2 — 40/0 
Silber  weiß  gesotten,  vorzugsweise  mit  dem 
Typus   Genio   populi   Romani,    9 — 13    g 
schwer,  27—30  mm  groß,  Abb.  107,    seit 
etwa  307  auf  y^/x-^  g,  25—26  nun,    seit 
etwa  310/11  auf  4— 5  g,  20—21  mm  sinkend 
(Maurice,  Num,  Const.  I S.  XXXIX— XLI) ; 
später  seit  etwa  314  wenden    die  Numis- 
matiker  den  Namen  F.  zunächst    nicht 
mehr   an,     obwohl   seine    ersten    Erwäh- 
nungen   in    der    Gesetzessprache     gerade 
erst  320  (Cod.  TheoA  VII,    20,   3,  vgl. 
dazu  N.  Z.  42  S.  60,    anders  R,  K  VI 
S.  2832)  und  356  n.  C.  faUen  (Cod.  Theod. 
IX  23,  I  §  I,  vgl.  N.  Z.  42  S.  66  Anm.  i): 
Verbot,     mehr    als    1000    F.    Kupfei^dd 
zu  transportieren;    inschr.  Zeugnis  dieser 
Spätzeit  für  den  F.:   N.  Z.  46  S.  165a  = 
Dessau,  Inscr.  sei.  n.  8376).  Das  Wertver- 
hältnis des  F.  zur  Goldmünze,  sein  Wert  in 
damaliger  Rechnungs-M.   (Sesterzen,  De- 
naren)   ist    völlig   umstritten;    s.    unter 
Denar,    Wertbezeichnung.    —   R.    E.    VI 
S.  2832/8;  Kubitschek,    Quinquennium  d. 
ant.  Num.  1896  S.  88/9;  N.  Z.  28  S.  171/84; 
42  S.  60/1,  64/6;  Trait6  I  S.  767/72;  Num. 
chron.  1919  S.  156/67;    Segrö,  Metrologia 


S.  441/4,  448/51,  458/63;  Mattingly,  Roman 
coins  1928  S.  226  ff. 

3.  Gesichert  ist  der  F.  erst  wieder  in  der 
Reform  des  Anastasius,  der  reine  Kupfer - 
M.  mit  Wertzeichen  M,  K,  I  usw.  einführt, 
deren  Einheit  sich  auf  den  Nummus,  griech. 
voüjjLp-iov,  bezieht,  deren  größte  und  weitaus 
häufigste  Stufe  (mit  M,  Abb.  114)  aber 
lat.  F.,  griech.  vermutlich  voufifxoc  hieß: 
Kedrenos  I  S.  801:  «poXXsic  t^toi  voüjxfiot; 
der  klassisch  schreibende  Prokop  (Hist. 
arc.  25  SßoXob?  oS?  96X61^  xaXoucriv)  und 
Suidas  ößoXol  o3c  xoXoupiev  f  oXXei;  nennen 
ihn  Obolos;  Marcellinus  (bei  Mommsen, 
Chron.  min.  II  S.  95)  z.  J.  498  nennt 
jene  Nummi  die  nummi  quos  Romani 
terentianos  (coni.  terundanos,  vgl.  dazu 
Num.  Chron.  1927  S.  224:  =  ^40),  Graeci 
foUerales  vocant,  d.  i.  die  M.  des  Follis- 
systems.  Die  Gleichung  des  F.  mit  4  As  oder 
mit  4  Quadranten  =  je  2  Lepta  sind  gelehrte 
Konstruktionen  der  späteren,  zumal  auf  die 
Erklärung  der  Bibelstellen  vom  xoSpavTTjc 
und  XsTTTov  (s.  d.)  abzielenden  Metrologen. 
Alles  weitere  s.  unter  Nummus.  —  Noch  im 
IG.  Jh.  kennen  wir  diesen  F.  als  y»  der 
Siliqua  =  y^^  Miliarense  aus  dem  sog. 
Iirapxtxbv  ßißXtov  Leos  VI,  im  Abschnitt 
über  den  Fischhandel  (N.  Z.  44  S.  185,  193). 

—  Finder  u.  Friedlaender,  Beiträge  z.  alt. 
M. -Kunde  I  1851  S.  123/27;  R.  E.  III  S. 
1 153/4;  Trait6  I  S.  769/72;  Segrfe,  Metro- 
logia S.  473/84.  —  Vgl.  Follaro.         R. 

Forint^  ungarisch  =  Floren;  'S.  unter 
Gulden.  S. 

Form,  das  durch  Eindrücken  des  Modells 
in  eine  empfindliche,  aber  feuerfeste  Masse 
(Formsand,  Ton,  Gips)  gewonnene  oder 
auch  in  härteres  Material,  wie  weichen 
Stein,  Gips  u.  dgl.  geschnittene  Negativ, 
das  man  mit  Metall  ausgießt,  s.  Guß;  zur 
Herstellui]^  von  Abdrücken  {s.  d.)  macht 
man  sie  auch  aus  Siegellack  oder  gewinnt 
sie  durch  Abbürsten  der  M.  über  Stanniol. 

—  Habich,  Med.  derital.  Renaiss.  S.  12 — 14; 
Habich-Festschrift  1928  S.  36  £E.         R. 

Forma,  lat.  eigtl.  die  Gestalt,  die  Form, 
auch  die  Gußform;  nun^iism.  insbes.  =  der 
Stempel  einer  geprägten  Münze,  2.  B.  Scr. 
hist.  Aug.,  trig.  tyr.  31,  3;  forma  publica  = 
Staatsstempel,  so  Digesten  XVIII  i,  i  und 
CIL  I*  n.  592  cap.  XXI:  pecunia  certa  cre- 
dita  signata  forma  p^ublica)   p(opuli)  R(o- 


FORMSAND— FRANC 


201 


mani).  Aber  F.  bedeutet  auch  das  geprägte 
Stück  selbst:  z.  B.  Scr.  bist.  Aug.,  Sev. 
Alex.  39,  9:  formas  binarias,  ternarias  .  . . 
resolvi  (einzulösen)  praecepit  (dazu  Z.  f.  N. 
31  S.  9/12).  Formate  im  Sinne  von  prägen 
z.  B.  Scr.  bist.  Aug.,  vita  Sev.  Alex.  39,  7.  — 
Trait6  I  S.  866,  869».  R. 

Formsand^  ein  feuerbeständiger  Sand, 
z.  B.  Tuffsand,  der,  mit  Wasser  angerührt, 
für  Abdruck  eines  Modells  (s.  d.)  geeignet 
gemacht  und  dann  an  der  Luft  getrocknet 
wird;  heute  nimmt  man  oft  eine  kurzweg 
»Masse  «  genannte  Mischung  von  Ziegelmehl 
und  Gips,  und  die  Form  daraus  wird  her- 
nach gebrannt.  S.  auch  Guß.  —  Habich, 
Med.  der  ital.  Renaissance  S.  14.        R. 

Fort  d*or  oder  Samsond*or,  auch  Falbots 
d'or  genannt,  ist  eine  Goldmünze  Karls 
von  Frankreich,  Herzogs  von  Aquitanien, 
Bruder  Ludwigs  XL  (1468 — 1474).  Sie 
zeigt  auf  der  Vs.  den  Herzog,  den  englischen 
Leoparden  bezwingend,  und  auf  der  Rs. 
ein  Blumenkreuz  mit  einem  Schild  in  der 
Mitte,  das  geviert  2x3  Lilien  und  2  Leo- 
parden auf  weist,  Umschrift:  Fortitudomea 
et  laux(l)  mea  tu  es  domine  deus  mens 
(Ps.  117,  14);  Gewicht  T,7^  g;  Prägeort: 
Bordeaux.  —  Engel-Serrure  III  S.  1002. 

Su. 
Forte^  fort  bianco,  nero,  fort  parisis  usw., 
wird  in  Italien  und  Frankreich  im  Gegen- 
satz zu  debole,  foible,  faible  (schwach)  oft 
zur  Bezeichnung  eines  Denars  von  gutem 
Metall  gebraucht  als  vollwertig,  aber  auch 
gleich  double;  z.  B.  Forte  Eduards  v.  Sa- 
voyen  (1323 — ^29):  A  zwischen  4  Stemen- 
Schild  =  ys  di  soldo  ducale  oder  Grosso. 

Su. 
Fortuna,  lat.  =  die  Schickung,  später 
auch  der  Zufall  im  Gegensatze  zur  Vor- 
sehung; in  Rom  schon  früh  unter  mancher- 
lei Beinamen  verehrt.  Auf  röm.  M.  kommen 
die  Beinamen  Augusti,  dux,  redux,  felix, 
manens  (die  treubleibende,  mit  einem 
Pferde),  muliebris,  opsequens,  p(opuli) 
R(omani),  auch  Aufschriften  wie  florente 
Fortuna  (Interregnum  68/69,  Attribut 
Zweig),  forti  Fortunae  (Galerius)  vor.  Auf 
röm.-republ.  M.  erscheint  mehrfach  der 
Kopf  ohne  Attribute,  nur  mit  der  Stephane. 
Unter  Augustus  sehen  wir  die  Büsten  der 
beiden  Fortunae  Antiat(es),  d.  h.  von  Anti- 
um,  wo  sie  als  F.  felix  und  F.  victrix  verehrt 


wurden.  Stehend  oder  sitzend  ist  sie  schon 
auf  Quinar  des  SepuUius  Macer,  dann  von 
Galba  bis  Postumus  sehr  häufig,   ihre  ka- 
nonischen Attribute  sind  das  Steuer  (oft  auf 
Globus)  und  das  Füllhorn;  als  dux  und 
redux  erscheint  bei  ihr  ein  Rad,  auf  die 
Reise  oder  Rückkehr  des  Kaisers  zu  Lande 
hinweisend.      Auch   der   Polos  auf   dem 
Haupte,  ein  Schiff  zu  ihren  Füßen,  bei  der 
F.   redux  Zepter,   Ähren,  Globus,   Palm- 
zweig, Caduceus,  bei  F.  felix  die  Beigaben 
der   Felicitas    (Caduceus,   Kind)   kommen 
vor;    sie    erscheint   auch  wie   die  Tellus 
gelagert  (Geta),  .ein  N  des  Galerius  zeigt 
nach    griech.    Weise    ihr    Brustbild    mit 
Schleier  und  Mauerkrone,  eine  Vermischung 
mit  Spes  (mit  der  sie  auch  zusammen  vor- 
kommt) bedeutet  das  Attribut  der  empor- 
gehaltenen Blume  (Aelius),  kurz  sie  ist  die 
wandlungsfähigste    Personifikation.      Ein 
Altar  der  F.   redux  kommt  auf  M.  des 
Augustus  vor,  ein  Opfer  vor  ihrem  Tempel 
auf  Med.  des  Gallus;  unpassend  steht  auf 
M.  des  Valerianus  usw.  F.  redux  neben  dem 
Mercurius.  Auch  die  Fata  victricia  (s.  unter 
Fatum)  erscheinen  z.  T.  als  F.  mit  Steuer 
und  Füllhorn,  Uran.  Antoninus  tauft  eine 
solche  Figur  gar  Fecunditas,  —  Nun  wird 
aber  schon  in  guter  Zeit  (Hadrianus,  Ant. 
Pius)  auch  die  Gestalt   mit  Schale  und 
Füllhorn  als  F.  bezeichnet,  die  sonst  meist 
Concordia  heißt;  daher  bleibt  bei  fehlender 
Beischrift  zu  dieser  auch  auf  griech.  M.  sehr 
häufigen  Darstellung  die  Benennung  im- 
sicher.   Sonstiges  über  F.  auf  griech.  M.  s. 
unter  Ty che.  — Bemhart,  Handbuch  S.  90; 
R.  E.  VII  S.  12.  R. 

Fourr£  =  gefüttert,  s.  unter  Subaeratus. 

FracHonal  currency,  1862— 1872  ausge- 
gebenes Papiergeld  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  zu  50  bis  3  Cents.    S. 

Frakturschritt  s.  unter  Schrift. 

Franc.  Nacheinander  haben  drei  ganz 
verschiedene  französische  Münzen  den  Na- 
men Franc  geführt.  I.  Im  Jahre  1360  soll 
Frankreich,  um  damit  das  Lösegeld  für  die 
Befreiung  seines  Königs  Johann  aus  engli- 
scher Gefangenschaft  zu  bezahlen,  den 
goldenen  Franc  geschaffen  haben,  der  auf 
der  Vs.  den  König  zu  Pferde  mit  gezücktem 
Schwert,  auf  der  Rs.  ein  Blumenkreuz  im 
Vierpaß  zeigt.  Unter  Karl  V.  (1364—80) 
wurde  nicht  nur  dieser  Franc  d'or  ä  cheval. 


202 


FRANC 


sondern  auch  ein  Franc  d'or  ä  pied  mit 
stehendem  König  in  Nische  auf  der  Vs., 
Blumenkreuz  und  vier  Kronen  im  Spitz- 
dreipaß auf  der  Rs.  geschlagen;  der  erstere 
wog  3,885,  dieser  3,826  g,  beide  waren  von 
Feingold  und  galten  eineLivre  oder  20  Sols 
(Blanchet  S.  259,  267  f.).  Wurden  diese 
Goldfrancs  seitdem  nicht  mehr  gemünzt, 
so  blieb  der  Name  doch  in  manchen  Gegen- 
den, z.  B.  im  Lothringen,  als  Rechnungs- 
münze bestehen.  —  2.  Zweihundert  Jahre 
später  prägte  Frankreich  (1575— 1 641)  als 
eine  den  Testen  (s.  d.)  ablösende  Silber- 
münze einen  Franc,  der  auf  der  Vs.  das 
Brustbild  des  Königs,  auf  der  Rs.  dessen 
ersten  Namensbuchstaben  im  Blumen - 
kreuze  zeigte,  14,188  g  wog  und  11,82  g 
Silber  hielt,  auch  wurden  sehr  viele  halbe 
und  viertel  Francs  geprägt.  —  3.  Wieder  2^^!% 
Jahrhunderte  darauf  führte  das  Gesetz  vom 
15.  August  1795  als  Münzeinheit  des  Dezi- 
malsystems (s.  Zählsysteme)  den  silbernen 
Franc  zu  lOO  Centimes  ein,  der  5  g  wog  und 
4V2  g  Silber  hielt  und  damit  nichts  anderes 
war  als  die  bis  dahin  geltende  Livre  unter 
neuem  Namen;  auch  Stücke  zu  2  und  5 
Francs  entstanden.  Die  Vs.  zeigte  den  Her- 
kules zwischen  der  Egalit6  und  der  Libertö, 
die  Rs.  die  Wertbezeichnung.  1803  wurden 
Stücke  zu  i/z  und  1/4  Franc  hinzugefügt,  die 
Vs.  trug  nun  den  Kopf  Bonapartes.  Auch 
als  dieser  Kaiser  geworden  war,  blieb  die 
Umschrift  der  Rs.:  R6publique  frangaise 
bis  1808  bestehen  (Abb.  276)  und  wurde 
dann  erst  in:  Empire  frangais  geändert. 
Unter  den  folgenden  Herrschern  trug  die 
Rs.  den  Lilienschild,  unter  Napoleon  HL 
das  kaiserliche  Wappen,  unter  der  dritten 
Republik  meist  den  Wert  im  Kjranze, 
während  die  Vs.  zuerst  den  Freiheitskopf, 
seit  1898  die  Säerin  von  Roty  zeigte. 
1866  wurden  die  2-,  i -Franc-,  50-  und  20- 
Centimesstücke  von  900  auf  835/1000  Feinheit 
verringert,  so  daß  der  Franc  nur  noch 
4,175  g  Silber  hielt  (s.  Lateinischer  Münz- 
bund). Aus  Gold  wurden  Stücke  zu  100,  40 
(später  so),  20,  lo  und  S  Franc  gemünzt, 
das  20-Francstück  wiegt  6,4516  g  und  hält 
5,8065  g  Gold.  Der  Lateinische  Münzbund, 
dessen  Grundlage  die  Frankenwährung  war, 
erreichte  1926  sein  Ende;  doch  hat  der 
Frank,  und  zwar  der  Goldfrank  zu 
0,29  032  g  Gold,  eine  überaus  große  Ver- 


breitung erfahren,  ist  im  Dezember  1920 
vom  Völkerbunde  und  Weltpostverein  zur 
internationalen  Rechnungsmünze  gemacht 
worden  und  fungiert  z.  T.  noch  heute  als 
Münzeinheit,  meist  unter  anderem  Namen, 
in  der  Schweiz,  Belgien,  Monaco,  Italien 
(Lira),  Spanien  (Peseta),  Albanien  (Lek), 
Jugoslavien  (Dinar),  Griechenland  (Drach- 
me), Bulgarien  (Lew),  Rumänien  (Leu), 
Polen  (Zloty),  Lettland  (Lat),  Estland 
(Mark),  Finnland  (Markka),  Dominika 
(Franco),  Venezuela  (Bolivar)  und  Per- 
sien  (Kran).  Frankreich  selbst  prägt  seit 
1921  Bons  von  2,  i  und  V^  Franc  aus 
Aluminbronze.  Bis  Ende  1925  sind  von 
ihnen  für  921  125  970  Fr.  hergestellt  wor- 
den, während  Frankreich  seit  1915  keine 
Goldmünze  ausgegeben,  seit  191 6  keine 
Silbermünze  geprägt  hat.  —  In  Lothringen 
war  der  Franc  seit  dem  14.  Jh.  eine  Rech- 
nungsmünze zu  12  Gros.  Als  der  Teston 
(s.d.)  1576  auf  12  Gros  gesetzt  wurde, 
stellte  er  einen  Franc  dar.  —  Seit  Eintritt 
seiner  Selbständigkeit  im  Jahre  1830  rech- 
net Belgien  nach  französischen  Francs  und 
prägt  sie  laut  Gesetz  vom  5.  Juni  1832. 
1865  trat  Belgien  dem  Lateinischen  Münz- 
bunde  bei  (s.  d.  und  oben).  Nach  dessen 
Erlöschen  suchte  sich  Belgien  vom  franz. 
F.  unabhängig  zu  machen  und  hat,  um 
seinen  eigenen  F.  zu  stabilisieren,  durch 
Dekret  vom  25.  10.  26  einen  Goldwert  zu 
5  Fr.  unter  d.  Namen  »Belga«  (0,209211  g 
Feingold)  eingeführt.  —  Durch  Gesetz  v. 
IP-  3-  1799  führte  die  Schweiz  den  Franken 
als  Einheit  ein.  Dieser  Schweizer  Frank  war 
gleich  1,4597  französischen  Francs  und 
wurde  als  ==/4-Neutaler  geprägt.  Am  13.  De- 
zember 1850  führte  die  Schweiz  den  fran- 
zösischen Franc  ein.  Gemünzt  wurden  bis 
dahin  ganze  und  1/3,  1/4  und  '/a  Neutaler, 
die  in  den  Kantonen  verschieden  ausge- 
bracht wurden,  der  Bemer  wog  29,4883  g 
und  hielt  26,5702  g  Silber,  er  galt  4  Schwei- 
zer Franken.  (Noback»  S.  8il.)  —  Die  1870 
in  Österreich  eingeführten  goldenen  8-  und 
4-Guldenstücke  führten  die  Nebenbezeich- 
mmg  ,20  und  10  F.,  denen  sie  im  Gehalt 
gleich  waren   (s.  Goldwährung).  S. 

In  Dänemark  wurden  1904 — 1907  Stücke 
zu  50  und  20  Fr.  aus  Gold  (l  Fr.  =  1/5 
Dollar)  und  i  Fr.  aus  Silber,  geteilt  in  100 
Bit,  nebst  50-,.  20-,  10-,   5-  und  2V2-Bit- 


FRANC  Ä  CHEVAL^FRAUEN  AUF  M. 


203 


Stücken  (s.  Bit)  für  Dänisch-Westindien 
geschlagen.  W. 

Franc  ä  cheval,  F.  ä  pied,  Francd'or  s. 
unter  Franc,  am  Anfange. 

Franceschino  =  1/3  Francescone  (s.  d.). 

Francescone,  Florentiner  Silbermünze 
Franz  I.  von  Toscana  (1574 — 1587)  zu  10 
Paoli  (s.  d.),  32  g  schwer  mit  29,677  g 
Silbergehalt.  Diesen  Namen  erhielten  alle 
späteren   toskanischen  Scudi.  S. 

Frandscus,  ein  Dizain  oder  Stück  zu  10 
Deniers  des  Königs  Franz  I.  von  Frank- 
reich mit  großem  F  auf  einer  und  Kreuz 
mit  4  Lilien  auf  der  anderen  Seite;  er  wog 
2,497  g  und  hielt  0,862  g  Silber.  —  Hoff- 
mann, Taf.  60,  lOi,  102;  Levasseur  S.  41  f., 
234  f.  S. 

Franco  war  i.  eine  dem  französischen 
Franc  gleiche  Silbermünze  Luccas,  die  1810 
mit  den  Jahreszahlen  1805 — 1807  geprägt 
wurde,  auch  Stücke  zu  5  Francos  ent- 
standen; 2.  eine  1883  in  Dominika  einge- 
führte Silbermünze  zu  i  Franc  =  100 
Centimos.  S. 

Fraii(Oisdor  hießen  die  lothringischen 
Pistolen  des  Herzogs  Franz  HL  (1729 — 

1737).  S. 

Frang  {PI.  Frangu),  der  albanische  Gold- 
frank; s.  Lek. 

Fnmk  s.  Franc. 

Frankfurter  Judenplennige  s.  Juden- 
pfennige. 

Franzgeld  hieß  im  18.  Jh.  in  Nord- 
deutschland das  französische  Silbergeld, 
das  bis  1750  wegen  des  Mangels  an  eigenem 
Kurant  die  hauptsächlichste  größere  Münze 
war.  Es  waren  die  ]£cus  blancs  (s.  d.)  und 
deren  Hälften  und  Viertel.  Li  den  Berliner 
Kurszetteln  um  1730  war  Franzgeld  die 
feste  Währung,  nach  der  die  Goldstücke  und 
deutschen  Kleinmünzen  bewertet  wurden. 
—  Schrötter,  Acta  Bor.,  Gesch.  I,  S.  150 
—156.  S. 

Frater.  Carausius  et  fratres  sui  steht  auf 
einer  M.  des  brit*  Gegenkaisers  Carausius, 
die  ihn  und  die  Kaiser  Diocletianus  und 
Maximianus  nach  seiner  Anerkennungdurch 
diese  zeigt;  vgl.  dazu  Kubitschek,  Sitz. 
Wiener  Ak.  208,   i,  1928  S.  28.  R. 

Frauen  auf  M.  Frauen  und  Mädchen 
kommen  im  Altertum,  abgesehen  von  Göt- 
tern, Nymphen  u.  ä.  halbgöttl.  Wesen,  in 
Bild  oder  Schrift  unter  dreierlei  Umständen 


auf  M.  vor:  als  Herrscherinnen,  als  Beamte 
und  ehrenhalber  als  Private. 

1.  Als  Herrscherinnen  erscheinen  F.  auf 
griech.  und  röm.  M,  (Klio  X  S.  261/314, 
vgl.  Z.  f.  N.  34  S.  67/106)  einmal  kraft 
eigenen  Rechtes,  indem  sie  die  Regierung 
selbständig  (wie  Berenike  in  Kyrene,  Kleo- 
patra  VII.  in  Ägypten,  Amastris)  oder  als 
Vormünderin  (s.  unter  Vormundschafts-M.) 
führen;  sodann  kann  ihnen,  lebend  oder 
vergöttert,  mit  oder  ohne  die  Verkleidung 
als  Göttin,  vom  Gemahl,  insbes.  vom 
Brudergemahl  ein  Ehrenmünzrecht  (s.  d.) 
durch  Nennung  und  Darstellung  auf  der 
M.  zuerkannt  werden  (häufigste  Art  des 
Vorkonmiens;  Abb.  52;  Beispiele  s.  unter 
Hochzeitsmünzen);  bei  Berenike  II.  ist  es 
vielleicht  wegen  ihrer  Reichsverweserschaft 
für  den  abwesenden  Gatten  geschehen;  in 
der  röm.  Kaiserzeit  werden  so  ehrenhalber 
außer  der  Gattin  gelegentlich  die  Groß- 
mutter, Mutter,  Tochter,  Schwester,  Nichte, 
Schwiegertochter  usw.  des  Kaisers  auf  den 
M.  dargestellt,  wobei  in  der  röm.  Münzung 
starke  Zurückhaltung  des  Augustus  und 
Tiberius,  des  Nero  und  Vespasianus  zu  be- 
obachten ist  und  die  Damen  des  Kaiser- 
hauses erst  seit  Domitianus  fast  regelmäßig 
erscheinen;  Abb.  85  (Tessera).  Seit  den 
Gordianen  und  bis  zum  Ende  des  West- 
reiches  erscheint  aber  wieder  fast  nur  die 
Gattin,  nur  einmal  kommt  die  Mutter  und 
gelegentlich  die  Schwester  vor.  Im  by- 
zantin.  Kaiserreich,  wofür  eine  Unter- 
suchung noch  fehlt,  scheinen  aber  wieder 
nur  wirklich  mitregierende  (Gattin,  Schwe- 
ster [Thekla],  Mutter)  oder  allein  regierende 
Frauen  (Irene,  Theodora)  auf  M.  vorzu- 
kommen. 

2.  Als  Beamte  erscheinen  Frauen  zu- 
weilen auf  griech. -kaiserl.  M.  in  der  Eigen- 
schaft als  iTctfjLekTQdeianfjc  (Eukarpeia),  dpx- 
tspeia,  iepeia,  irpüravic,  crceyavij^opoc,  OoYarJjp 
xoü  S^jxoo  (Smyma);  ohne  Titel  im  Nomin. 
in  Kyme,  Kotiaeion,  Laodikeia,  im  Gen. 
mit  inl  in  Akmoneia  und  Smyrna,  mit  napd 
in  Siblia;  in  Byzantion  treten  neben  männl. 
auch  weibl.  Gottheiten  als  Beamte  auf:  äirl 
TüXiQC  icoXeü)?,  inl  9eac  <&aü(mv7j?,  iiA 
Nefx7]c.  —  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  256. 

3.  Ehrenhalber  als  Private  hat  man  auf 
M.  der  Kaiserzeit  dargestellt  in  Mytilene 


204 


FRAUEN  AUF  M, 


die  alte  Dichterin  CATT^Ä  (in  verschiedenen 
Schreibungen,  auch  in  Eresos)  und  die  un- 
bekannten Damen  AAAA,  APXEAAMIC 
0EA,  4>AA  NEIKOMAXIC,  lOV  HPOKAAN 
HPßlAA  und  NAVCIKAAN  HPßlAA,  gewiß 
Wohltäterinnen  der  Stadt.  R. 

Im  M.A.  erscheinen  F.,  abgesehen  von 
ihrem  Auftreten  als  Äbtissin  (s.  d,),  auf 
Münzen  aus  zweierlei  Gründen,  entweder 
ehrenhalber  oder  in  einer  bestimmten 
staatsrechtlichen  Lage:  als  Erbin  des  Münz- 
herm,  als  Vonnünderin  oder  als  Inhaberin 
einer  Mitgift  oder  eines  Wittums. 

Im  allgemeinen  wird  der  Frau  nur  ehren- 
halber ein  Platz  auf  der  Münze  eingeräumt, 
so  auf  den  vielen  deutschen  m.a.  Münzen, 
auf  denen  der  Fürst  neben  der  eigenen  Per- 
son die  Fürstin  darstellen  oder  in  ihrer 
Eigenschaft  als  Frau  und  Gattin  nennen 
läßt,  oft  vielleicht  an  einem  besonderen 
Ehrentage  derselben,  anläßlich  der  Hoch- 
zeit oder  der  Geburt  eines  Kindes;  oft  wird 
ihr  der  Ehrenplatz  auf  der  Münze  eines  ihr 
besonders  lieben  Aufenthaltsorts  einge- 
räumt, besonders  oft  erscheint  das  Fürsten- 
paar auf  den  Münzen  der  königl.  Pfalzen; 
eine  Krönung,  ein  bedeutender  Reichstag, 
ein  hervorragendes  Ereignis  mögen  oft  den 
Aolaß  geliefert  haben.  Die  ältesten  Ver- 
treter dieser  Gattimg  sind  wohl  die  Dar- 
stellimg  des  Königspaares  Siegbert  und 
Brunhilde  in  merowingischer  Zeit  und  die 
sogenannten  Otto -Adelheid-Pfennige  (s.  d.) 
in  der  sächsisch -fränkischen  Kaiserzeit.  Wei- 
ter sind  die  Duisburger  Pfennige  mit  dem 
Kopf  Heinrichs  IV.  auf  der  Vs.,  der  sitzen- 
den Königin  a\jf  der  Rs.  zu  erwähnen,  dann 
wird  erst  wieder  die  Gemahlin  Friedrich  Bar- 
barossas, Beatrix,  auf  die  Münzen  gesetzt, 
und  zwar  erscheint  sie  neben  ihrem  Gemahl 
auf  größeren  südharzischen  Brakteaten  und 
kleineren,  die  in  Gelnhausen  geschlagen 
sind,  auf  einem  von  diesen  tritt  sie  auch 
allein  auf;  weiter  kommt  die  Kaiserin  Kon- 
stanze mit  Heinrich  VI.  vor;  Heinrich,  der 
Sohn  Friedrichs  IL,  läßt  sich  auf  einem 
Frankfurter  Denar  mit  seiner  Gemahlin 
Margarete  darstellen.  Auch  erscheint  das 
Königspaar  auf  Nordhäuser  Brakteaten, 
hier  zwischen  ihnen  ein  Kreuz. 

Auf  schwäbischen  Brakteaten  kommen  die 
beiden  Brustbilder  des  Königs  und  der 
Königin    (Friedrich    II.    und    Gemahlin) 


in  Schongau-D onauwörth  und  in  Ulm 
vor. 

Im  Anschluß  an  diese  Erzeugnisse  könig- 
licher Münzstätten  ist  auch  eine  Reihe  dy- 
nastischer Prägungen  entstanden,  welche 
neben  dem  Münzherrn  die  Gattin  desselben 
zeigen,  so  zuerst  die  Hochzeitspfennige 
Heinrichs  des  Löwen  und  der  Mathilde  von 
England  (Vermählung  am  i.  2,  1168  zu 
Minden),  weiter  die  Pfennige  Kunos  von 
Minzenberg  mit  seiner  Gemahlin  Luck- 
harde,  dann  die  Denare  Heinrichs  Pri- 
bislaw  und  der  Petrissa,  die  Brakteaten 
Albrechts  des  Bären  mit  Sophie,  Ulrichs 
von  Torgau  mit  seiner  Gattin,  die  Wiener 
Pfennige  Ottokars  IL  mit  Margarete  usw. 

Diesen  Münzen  entsprechen  auch  außer- 
deutsche, z.  B.  dänische  Brakteaten  Waide- 
mars L  und  Sophie,  englische  Pennies  mit 
Stephan  von  Blois  und  ihm  gegenüber  Ma- 
thilde v.Boulogne,  die  denarii  banales  (s.  d.), 
bulgarische  Zarenmünzen  usw.  Weitere 
Münzen,  die  ohne  figürliche  Darstellung 
Herrscher  und  Herrscherin  nennen,  s.  Me- 
nadier,  D.  M.  I  S.  135  ff.  (vgL  unter  Ge- 
schichtsmünzen). 

Neben  diesen  Münzen,  auf  denen  die 
Fürstin  ehrenhalber  erscheint,  stehen  solche, 
wo  ihr  Erscheinen  einen  ausschließlich 
staatsrechtlichen  Charakter  trägt.  Selb- 
ständige Münzherrin  ist  sie  als  Erbin  des 
Münzherm  oder  als  Inhaberin  einer  Mitgift 
oder  eines  Wittums  oder  später  als  Vor- 
münderin. 

Zuerst  erscheint  Angilberga,  die  tat- 
kräftige Frau  Kaiser  Ludwigs  IL,  die  Erbin 
des  Herzogtums  Benevent,  als  Münzherrin, 
als  sie  in  Vertretung  des  gefangenen  Herr- 
schers die  Regierung  in  Unter- Italien 
führte.  Dann  ist  die  Gräfin  Adela  von 
Hamaland  zu  nennen,  welche  im  10.  Jh.  das 
Münzrecht  ausübte,  dementia  v.  Burgund 
schlug  während  des  Ejreuzzuges  ihres  Gat- 
ten, des  Grafen  Robert  IL  von  Flandern 
(1092— im)  Denare  (Dbg.  1987).  Von 
Bertha  von  Schwaben,  der  Schwester  Bar- 
barossas, Herzogin  von  Oberlothringen, 
sind  nach  dem  Tode  ihres  Gemahls  geprä^e 
Münzen  erhalten.  Ermenesinde  von  Luxem- 
bui^(ii96— 1236)  hat  als  Erbin  des  Landes 
nut  ihrem  Sohne  Heinrich  Pfennige  prägen 
lassen.  Von  Sophie  von  Brabant,  Erbin 
des  Landgrafen  Ludwig  IV.  von  Thüringen^ 


FREDERIKDOR— FREIPFENNIGE 


205 


besitzen  wir  hessische  Münzen  sowohl  von 
ihr  allein  als  auch  mit  ihrem  Sohne  zu- 
sammen, den  sie  als  Mitregenten  berufen 
hatte.  Seit  dem  14.  Jh.  treten  eine  ganze 
Reihe  von  Vormundschaftsmünzen  auf: 
So  zuerst  die  Herstaler  Groschen  der 
Felicitas  von  Luxemburg,  der  Witwe 
Johanns  Tristan  von  Herstal  (f  1309), 
welche  bis  z.  J.  13 12  als  Vormündern  ihrer 
Söhne  die  Herrschaft  verwaltete.  Femer 
die  Münzen  der  Eleonore  von  Geldern  1343— 
1344,  die  Groschen  der  Jolantha  von  Flan- 
dern (1344 — 52)  als  Vormünderin  und  Re- 
gentin ihrer  minderjährigen  Söhne,  der 
Grafen  Eduard  IL  und  Robert  von  Bar, 
die  Nanzicher  Münze  des  Herzogs  Johann 
von  Oberlothringen  mit  seiner  Mutter, 
Maria  von  Blois,  der  »duchese  manbours  de 
la  duchie«,  die  Salzderheldener  Groschen 
der  Margarete  von  Sagan  als  Witwe  des 
Herzogs  Heinrich  HL  von  Braunschweig- 
Grubenhagen  {]  1463)  und  Vormünderin; 
zuletzt  erwähne  ich  die  savoyischen  Münzen 
d.  J.  1490,  welche  neben  dem  Namen  Karls 
IL  den  seiner  Mutter  »Blancha  C.  S.  Tu- 
trix«  tragen  (Menadier,  D.M.  I  S.  140 f.). 

Die  Herzoginnen  von  Böhmen  hatten 
als  Leibgedinge  das  Münzrecht  in  Melnik, 
wo  z.  B.  die  Burgunderin  Emma,  die 
Gemahlin  des  Herzogs  Boleslaus  IL  (967 
bis  998),  Pfennige  geprägt  hat.  Die  Kur- 
fürstin Margarete  von  Sachsen  hat  in 
Colditz  als  Leibgedinge  das  Münzrecht 
ausgeübt  (Friedensburg  in  Z.  f.  N.  32 
S.  79  ff.)-  Helena,  die  Witwe  Wilhelms 
von  Athen,  schlug  Münzen  nach  dem 
Tode  ihres  Gatten  in  ihrem  Wittum,  der 
Herrschaft  Karytäna. 

In  der  N.  Z.  sind  u.  a.  die  Vormünderin 
Emma  von  Waldeck  und  vor  allem  aus- 
ländische regierende  Fürstinnen  zu  nennen: 
Maria  und  Elisabeth  von  England,  Christine 
von  Schweden,  Katharina  und  Elisabeth 
von  Rußland,  Isabella  von  Spanien  usw. 

Für  die  Tracht  der  Fürstiimen  i.  M.  A. 
ist  der  Schleier  kennzeichnend,  dessen 
Enden  gewöhnlich  frei  über  den  Nacken 
herabhängen  oder  auch  vom  über  die 
Brust  gezogen  werden  (Menadier,  D.  M. 
I  S.  104).  —  J.  Menadier,  D.  M.  I  S.  86  ff. 
und  D.  Menadier  in  Z.  f.  N.  32  S.  185  ff. 

Su. 

Für  das  Vorkommen  des  Namens  von 


Künstlerinnen  auf  Medaillen  ist  die 
A(nna)  M(aria)  B(raun)  geb.  Pfründt  (Ar- 
chiv f.  Med.  IV  S.  341)  das  älteste  Beispiel, 
von  denen  des  19.  Jh.s  Angelica  Facius  die 
bekannteste.  R. 

Frederikdor  und  Doppelfrederikdor  wur- 
den zum  erstenmal  1827  unter  Friedrich  VL 
in  Altena  ausgemünzt,  die  doppelten  auch 
mit  der  Jahreszahl  1826;  355/24  einfache  F. 
aus  der  211/akarätigen  Mark.  Auch  Fried- 
rich VIL  ließ  einfache  (enkelte)  und  dop- 
pelte schlagen.  Sie  wurden  sowohl  in 
Kopenhagen  als  auch  in  Altena  geprägt.  — • 
Schon,  Taf.  44,  Nr.  I  und  2.  W. 

Freiheltsmutze  s.  Phrygische  Mütze. 

Freimaurer-Medaillen.  Die  Freimaurer- 
logen  datieren  von  1717,  wo  in  London 
die  erste  »Große  Loge«  gegründet  wurde. 
Die  erste  Med.,  die  auf  das  Freimaurer- 
wesen Bezug  nimmt,  ist  die  von  1733  auf 
Sackville,  den  Stifter  einer  Loge  in  Florenz; 
im  18.  Jh.  sind  sie  noch  spärlich,  seit  dem 
19.  häufig.  Sie  sind  geschlagen  entweder 
auf  Freimaurer  selbst,  insbes.  fürstliche,, 
oder  auf  die  Gründung  oder  Gründungs - 
Jubiläen  von  Logen,  und  tragen  meist 
freimaurerische  Abzeichen  wie  Zirkel, 
Winkelmaß,  Hammer,  Kelle,  Richtscheit,. 
Steinblock,  Bibel,  Sonne,  sechsspitzigen 
Stern  usw.  Auch  Tempelbauten  sind 
beliebt.  Neben  den  Med.  sind  auch  die 
Logen-Mitgliederzeichen  zu  erwähnen,  oft 
in  Münzenform.  —  Hamb.  Zirkelkorre- 
spondenz, Abb.  freimaurer.  Denk-M, 
und  Med.  5  Bde.  Hamburg  1898— 1903; 
Auktionskatalog  Helbing,   10.  Dez.   1917 

Nr.  4687/5437.  I^- 

Freipfemiige.  Li  sog.  Freipfennigen  wurde 
in  Erfurt  eine  Abgabe  an  den  Erzbischof 
von  Mainz,  der  sogenannte  Freizins,  ent- 
richtet. Dieser  wurde  seit  1123  von  den 
Leuten  erhoben,  die  auf  des  Erzbischofs 
Gütern  wohnten  und  ihm  deshalb  dienst- 
pflichtig waren.  Diese  Dienstbarkeit  wurde 
von  Adalbert  L  aufgehoben  und  in  einen 
Erbzins  umgewandelt,  während  die  Güter 
den  Inhabern  als  freies  Eigentum  ver- 
liehen wurden. 

Anfänglich  wurde  der  Erbzins  in  der 
laufenden  Münzsorte  entrichtet,  später  aber 
nach  Verringerung  des  Wertes  der  üblichea 
Pfennige  wurde  seit  dem  14.  Jh.  die  Aus- 
prägung besonderer  Freipfennige  angeord- 


206 


FREQUENCY-TABLE— FRIEDRICHSDOR 


net,  welche  unter  gewissen  herkömmlichen 
Gebräuchen  erfolgte  und  noch  in  der 
2.  Hälfte  des  17*  Jh.s  bestanden  haben 
mag.  Es  sind  Hohlpfennige,  die  das 
Mainzer  Rad  allein  oder  mit  einer  Inful 
darüber  und  dahinter  Schwert  und  Bischofs- 
stab oder  ähnlich  mit  der  Umschrift 
MARTINVS  haben.  In  einer  Urkunde 
von  1422  heißt  es,  daß  aus  30  Mark  Erfurter 
Silber  jährlich  600  F.  und  zwar  aus  der 
15  lötigen  Mark  ausgeprägt  werden  sollen, 
I  Stück  =  ca.  0,4  g  Rauhgewicht.  Noch 
1600  wurde  eine  Feinheit  von  14  Lot  16  Gran 
vorgeschrieben.    —  Posem,   S.  58  f.    Su, 

Frequency-taUe  (Frequenztabelle)  nen- 
nen die  engl.  Numismatiker  eine  Tabelle,  die 
zur  Errechnung  des  wahrscheinlichsten 
Nonnalgewichtes  älterer  M.  dient;  sie  be- 
steht in  einer  tabellarischen  Vereinigung  der 
Wägungen  der  betr.  M.-sorte,  die  die  Zahl 
der  Exemplare  gleichen  Gewichts  nach  Stu- 
fen von  Zentigramm  oder  fünf  Zentigranmi 
angibt;  die  höchst  belegten  Ziffern  stellen 
dann  das  faktische  Normalgewicht  dar, 
zu  dem  um  des  Gewichtsverlusts  durch 
Abnutzung  willen  noch  etwa  l%  zuzu- 
schlagen wäre.  —  Num.  chron.  1924  S.  76. 

R. 

Friedensmünzen  im  Altertum  und  Mittel- 
alter: vgl,  unter  Fax.  In  der  Neuzeit  sind 
F.  die  Münzen  mit  einem  Friedenswunsch 
wie  die  Lübecker  mit:  Domine  serva  nos, 
die  Rostocker  mit:  Fax  optima  rerum  oder 
die  Dortmunder  und  Züricher  mit:  Domine 
conserva  nos  in  pace,  alle  aus  der  Zeit  des 
Dreißigjährigen  Krieges.  Die  sogenannten 
Friedenskreuzer  sind  badische  Kupfer- 
kreuzer auf  die  deutschen  Siege  von 
1870/71.  Weiteres  bei  Schmieder,  Nachtrag, 
S.  64  ü.;  Le  Maistre,  Fax  in  Nummis, 
Amsterdam  1913  (F.-m.  und  -med.).     S. 

Friedrich-Franzdor  hießen  die  Pistolen 
(s.  d.)  der  Großherzoge  Friedrich  Franz  I. 
und  IL  von  Mecklenburg -Schwerin  (1785 
bis  1837;  1842  bis  1883).  S. 

Frledrichsdor.  Der  Friedrichsdor,  die 
preußische  Pistole  (s.  d.),  wurde  100  Jahre 
lang,  von  1740  bis  um  1850  geprägt.  Zwar 
hatte  schon  der  Vater  Friedrichs  des 
Großen  einfache  und  doppelte  Pistolen 
geprägt  (halbe  und  ganze  Wilhelmsdor), 
aber  nur  in  geringer  Menge.  Friedrich  II. 
beabsichtigte  1750,  mit  Hilfe  seines  General- 


münzdirektors Grauman  als  Hauptwäh- 
rungsmünzen die  Pistolen  und  daneben 
silberne  Scheidemünzen  zu  prägen.  Grau- 
man gedachte  so  den  holländischen  Du- 
katen und  damit  den  holländischen  Handel 
aus  der  Ostsee  zu  vertreiben,  in  der  irrigen 
Meinung,  durch  die  Münzen  den  Handel 
zu  beherrschen.  Zwar  mußte  der  Plan 
scheitern,  aber  es  sind  doch  dank  dem 
steigenden  Goldbestande  der  Welt  durch 
die  wachsende  brasilianische  Ausbeute,  seit 
1764  in  zunehmender  Menge,  doppelte, 
einfache  und  auch  halbe  Friedrichsdor 
geschlagen  worden.  In  den  Jahren  1764 
bis  1806  verhielt  sich  die  preußische  Gold- 
zur  Silberkurantprägung  wie  I  :  1,7.  In 
der  folgenden  Zeit  aber  vermochte  das 
verarmte  Preußen  bei  der  wieder  knapper 
werdenden  Golddecke  der  Welt  nur  immer 
weniger  Friedrichsdor  zu  prägen:  1806 
bis  1857  verhielt  sich  die  Gold-  zur  Silber- 
prägung wie  1:5.  Die  Friedrichsdor- 
prägung  hörte  in  den  vierziger  Jahren  so 
gut  wie  ganz  auf.  Unter  diesen  Umständen 
stellte  der  Staat  seine  Goldzahlungen  ein 
und  ging  zur  reinen  Silberwährung  über,  die 
durch  die  seit  1855  begonnene  Einziehung 
der  F.  durchgeführt  wurde.  —  Der  Frie- 
drichsdor hielt  zuerst  6,055,  seit  1770 
6,032  g  Gold,  war  also  gleich  heutigen 
16,89,  dann  16,83  Goldmark.  —  Die  ersten 
Friedrichsdor  zeigen  ein  stark  wechselndes 
Gepräge,  erst  1 764  wurde  es  feststehend  und 
zeigt  den  Kopf  des  großen  Königs-Adler  auf 
Waffen  (Abb.  250).  Die  seit  1786  geprägten 
hießen  zwar  offiziell  Friedrich -Wilhelmsdor, 
doch  findet  sich  auch  im  Verkehr  der 
Behörden  meist  die  Bezeichnung  Friedrichs- 
dor. Sie  trugen  unter  Friedrich  Wilhelm  IL 
wieder  andere  Bilder.  Dessen  Nachfolger 
kehrte  zwar  181 5  zu  dem  alten  Bilde  der 
Rs.  zurück,  jedoch  entsprach  der  Barock- 
stil nicht  mehr  dem  Geschmacke  der  Zeit. 
Nach  Jahre  dauernden  Vorarbeiten,  an 
denen  sich  Künstler  wie  Schadow  und 
Rauch  beteiligten,  fertigten  endlich  die 
Medailleure  Brandt  und  Götze  1825  jenes 
Bild  im  Empirestil,  das  seitdem  die  Rs. 
zierte,  den  vortrefflichen.  Würde  und 
Naturwahrheit  vereinenden  Adler  auf  dem 
Kanonenrohr.  —  Schrötter,  Acta  Bor.,  pas- 
sim;  ders.,  Preußen  1806/73,  passim;  ders., 
Z.  f.  N.  36  S.  HO;    Berichte  a.  d.   Preuß. 


FRIEDRICH^WILHELMSDOR— FRUMENTUM 


207 


Kunstsamml.  31,  1909/10  S.  320;  44,  1923 
S.  4Ö.  S. 

Friedrich-Wilhelmsclor  hieß  die  Pistole 
der  preußischen  Könige  Friedrich  Wil- 
helm IL,  IIL  und  IV.  Sie  wurde  aber 
meistens  Friedrichsdor  (s.  d.)  genannt. 

S. 

Friesacher  Pfennige.  Der  »Friesacher« 
Pfennig  ist  ursprünglich  Eigenname  der 
von  den  Salzburger  Erzbischöfen  seit 
I125/1130  in  ihrer  Stadt  Friesach  in 
Kärnten  geschlagenen  Münzen;  er  gewann 
aber  bald  wegen  seines  guten  Silbers  (15- 
lötig)  eine  weite  Bedeutung  in  den  Nach- 
barländern als  eine  beliebte  Handels- 
münze und  wurde  daher  auch-  von  den 
Herzögen  von  Kärnten  in  Landstraß, 
St.  Veit  und  Völkermarkt  (Gemeinschafts - 
Prägungen  mit  den  Salzburger  Eb.,' Ver- 
träge von  1268  und  1286),  von  den  Her- 
zögen von  Steiermark  in  Graz  und  Zeiring, 
von  den  Grafen  von  Görz  von  1210  an  zu 
Lienz,  von  den  Gurker  Bischöfen  in 
Straßburg  i.  d.  Grafsch.  Friesach  (nach 
Urk.  V.  J.  119s),  von  den  Bischöfen  zu 
Bamberg  in  Villach  und  Griffen  (Kärnten), 
von  den  Andechs-Meraniern  zuWindisch- 
gräz  und  Stein  in  Kjrain  und  zu  Gutenwört 
in  der  Windischen  Mark,  von  den  Pa- 
triarchen von  Aquileia  und  in  Ungarn, 
hauptsächlich  von  König  Andreas  IL 
(1205 — 1235)  nachgeahmt.  Hier  ver- 
schwanden die  Friesacher  1240  mit  dem 
Mongoleneinfall.  Überhaupt  ist  die  erste 
Hälfte  des  13.  Jh.s  die  Zeit,  in  welcher  der 
Umlauf  der  Friesacher  seine  größte  Aus- 
dehnung erreichte  und  durch  Funde  (der 
größte  von  Detta,  1880,  hatte  über  loooo 
St.,  Durchschnittsgew.  i  =  0,993  g,  der  von 
Aba  Pußta,  1912,  7594  St.,  Durchschnitts- 
gew. I  =  0,964  g,  Feingehalt  875/1000  oder 
genau  14  Lot)  und  urkundliche  Nach- 
richten weit  gegen  den  Südosten  nach 
Kroatien  und  Ungarn  verfolgt  werden 
kann. 

Die  ältesten  Friesacher  haben  ein  Durch- 
schnittsgewicht von  1,225  g  und  wurden 
wohl  nach  Kölner  Münzfuß  ausgeprägt, 
i6o  St.  auf  die  Mark.  Schon  1207  gingen 
210  Pf.  auf  die  feine  Mark,  1217  240  Pf., 
daher  »phuntere«  genannt;  1286  gehen  344 
Pf.  auf  die  Münzmark,  die  jetzt  die  Wiener 
Mark  (ca.  280  g)  ist  u.  370  auf  die  (fein-) 


lötige  Mark.  ». . .  Argentum  ponderatura 
probari  debet  et  purificari  ita,  quod  addito 
uno  lotone  cupri  ad  puram  marcam  ar- 
genti,  de  marca  argenti  denariorum  marcae 
duae  et  viginti  denarii  cudi  debent  sub 
examine  quod  saiger  vulgariter  nuncupatur 
salvis  nobis  quatuor  denariis  in  marca« 
steht  in  der  Urkunde  v.  J.  1286  (2  x  160  + 
20+  4  =  344).  Zuletzt,  1334,  gehen  auf  die 
feine  Mark  410  Pf.  und  344  Pf.  auf  die  rauhe; 

1  Stück  =  0,80  g  Rauhgew.,  0,67  g  Feingew. 
Zwischen    1150 — 1200   herrschte   große 

Einförmigkeit  der  Münzbilder.  Die  Pfennige 
sind  entweder  ganz  stumm  oder  nennen 
bloß  die  Münzstätte,  wie  die  häufigste 
Gattung  mit  ihrer  rückläufigen  Umschrift 
FRIACEN  c/3 1  cn  um  das  roh  gezeichnete 
Bild  des  Erzbischofs  und  mit  der  schrift- 
losen Rs. :   hinter  Stadtmauer  Kirche  mit 

2  Türmen,  umrahmt  von  2  geperlten 
Kreisen,  Die  Deutlichkeit  des  Münzbildes 
ist  durch  den  Vierschlag  beeinträchtigt 
(Abb.  177).  So  sind  sie  nach  1164  25—30 
Jahre  und  länger  geprägt.  Erst  Erzbischof 
Adalbert  (1183 — 1200)  hat  gegen  Ende 
seiner  zweiten  Herrscherzeit  mit  der  Aus- 
gabe von  redenden  Pfennigen  begonnen, 
welche  im  übrigen  das  frühere  Münzbild 
beibehielten.  In  die  Regierungszeit  Eb. 
Eberhards  II.  (1200 — 1240)  fällt  die  Blüte- 
zeit des  Friesacher  Münzwesens,  unter 
ihm  wurden  Fries,  auch  in  anderen  erz- 
bischöfl.  Münzstätten  geschlagen,  in  Pettau 
zusammen  mit  Herzog  Leopold  VI. 
(1222 — 1230),  in  Reichenburg  an  der  Save 
und  in  Rann  für  den  Handelsverkehr  mit 
Kroatien  und  Ungarn.  Gegen  Mitte  des 
14.  Jh.s  ist  die  Prägung  in  Friesach  auf- 
gegeben, doch  kommen  Friesacher  Pfennige 
noch  vereinzelt  in  Urkunden  bis  in  die 
I.  Hälfte  des  15.  Jh.s  hin  vor.  Die  letzten 
F,  haben  ein  Einzelgewicht  von  0,55  bis 
0,78  g.  Siehe  auch  Agleier.  —  Luschin  v. 
Ebengreuth,  Friesacher  Pfennige,  N.  Z.  55 

(1922)  s.  89—118,  56  (1923)  s.  33—144 

57  S.  97 — 102;  derselbe.  Die  Pettau-  Frie- 
sacher, N.Z.  II  1870  S.4i4f.  Su. 

Frogskin,  engl.  =  Froschhaut,  neuerer 
amerik.  Scherzname  für  das  Papiergeld 
der  U.  S.  A.,  der  grünen  Farbe  des  Papiers 
wegen.  R- 

Fnimentuniy  lat.  =  das  Getreide.  Ad 
fru(mentum)  emu(ndum)  ex  s(enatus)  c(on- 


208 


FUANG— FÜNFZEHNKREUZER 


sulto)  lautet  die  Aufschrift  eines  röm. 
Denars  der  Quästoren  Calp.  Piso  und 
Serv.  Caepio  um  lOO  v.  C,  geschlagen  aus 
Mitteln  des  Aerarium  Satumi  (daher  der 
Kopf  des  Satumus  auf  der  Vs.)  für  Ge- 
treideankauf. R. 

Fuang,  siamesische  Silbermünze,  s.  Tikal. 

V. 

Fttchs  (Foß),  kupfernes  3 -Pfennigstück, 
das  in  Westfalen,  besonders  in  den  Städten 
Hamm  und  Soest,  in  der  ersten  Hälfte  des 
17.  Jh.s  geschlagen  wurde,  dann  das  in  der 
Münzstätte  zu  Düsseldorf  seit  1750  ge- 
prägte kupferne  V4-Stüberstück.  — Z.  f.  N., 
23,  S.  209 — ^221,  S. 

FfiUhoniy  lat.  cornu  copiae,  griech. 
xepac  'AjioXftetac  (weil  es  ein  Hom  der 
Ziege  Amaltheia,  die  den  Zeus  gesäugt 
hat,  sein  soll;  nach  anderen  ist  es  das 
von  Herakles  dem  Flußstier  Acheloos  ab- 
gebrochene Hörn),  ein  Tierhorn,  mit  Früch- 
ten u.  dgl.  gefüllt,  Sinnbild  der  Fülle, 
des  Glücks  usw.,  daher  auf  M.  Attribut 
der  Fortuna,  Aequitas,  Concordia  und  vieler 
anderer  Götter  und  Personifikationen  (Abb. 
107),  gelegentlich  auch  von  Herakles  als 
Gott  des  ländlichen  Segens  geführt;  einzeln 
gleichfalls  auf  heilenist.  und  röm.  M.  er- 
scheinend, auch  gepaart  mit  anderen  Em- 
blemen wie  Globus,  Ruder,  Zepter,  Cadu- 
ceus,  Apex,  Blitz  (T.  Caris.,  L.  Mussid. 
Longus,  Q.  Fab.  Maximus),  bes.  oft  ihrer 
zwei  mit  einem  Caduceus  inmitten  (z.  B. 
Commodus) ;  auch  ein  aus  2  nebeneinander- 
gestellten F.  bestehendes  Doppel-F.  ist,  bes. 
auf  ägypt.  M.,  häufig.  —  R.  E.  I  S.  1721  c; 
Anson,  Greek  coin  types  IV  Tai.  V— VIH. 

R. 

Ffinter  =  1/3  Plappart  =  5  Heller  ist 
eine  schweizerische  Silbermünze,  die  seit 
dem  Ende  des  14.  Jh.s  bis  in  die  erste  Hälfte 
des  16.  Jh.s,  in  Bern  bis  1528,  in  Freiburg, 
Lausanne,  Solothum,  Zürich  u.  a.  Städten 
geprägt  wurde:  1496  in  Bern  248  Stück  aus 
der  4Va  lötigen  Mark,  i  Stück  ==  0,94  Rauh- 
gew, und  0,26  Feingew.  —  Löhner,  Die  M. 
der  Republik  Bern,  Zürich  1846,  S.  2540. 

Su. 

Außer  diesen  schweizerischen  wurden 
nach  Schmieder  um  1800  noch  vier  Münzen 
»Fünfer«  genannt:  i.  die  Fünfkreuzer 
(s.  d.)  nach  Konventionsfuß,  2.  die  Bam- 
berger schweren  Batzen,  die  in  Franken 


5  Kreuzer  galten,  3.  die  preußischen  und 
sächsischen  ^la -Taler  in  Riga,  wo  sie  5 
Ferdinge  galten,  4.  die  schwedischen  5  -Öre 
in  Riga  und  Pommern.  S. 

Fünferlein  =  fränk.  Halbschilling,  s. 
Schilling.  S. 

Funfkonlgstaler  heißen  die  auf  die  Jahr- 
hundertfeier des  preußischen  Königtums- 
1801  geprägten  Medaillone  mit  den  Büsten 
der  fünf  preußischen  Könige.  Das  eine 
von  Loos  hat  auf  der  Rs.  den  Helios 
und  mehrere  andere  Götter  und  Genien,, 
das  von  Abramson  die  lustitia.  —  Menadier^ 
Schaumünzen  Nr.  373;  T.  Hoffmann,  J. 
Abraham  u.  A.  Abramson,  Frankfurt  a.  M. 
1927,  Taf.ii,  100.  S. 

Fiintkreuzer  war  eine  durch  die  Reichs- 
münzordnung von  1559  geschaffene  silberne 
Teilmünze  des  Reichsguidiners  (s.  d.)  zu 
60  Kreuzern  mit  1,91  g  Feingewicht,  die 
aber  vom  Reiche  1566  wieder  beseitigt 
wurde,  denn  sie  paßte  zu  wenig  zu  dem 
herrschenden  Duodezimalsystem  mit  seinen 
12-,  6-,  4-  und  2 -Kreuzerstücken.  Erst 
als  die  Konvention  von  1753  (s.  Kon- 
ventionsfuß) die  20-  und  lO-Kreuzerstücke 
als  Hauptteilmünzen  geschaffen  hatte, 
wurde  das  5 -Kreuzerstück  ausgiebig,  aber 
sehr  oft  geringhaltiger  geschlagen  als  es 
konventionsmäßig  sein  sollte,  d.  h.  mit 
1,95  g  Gewicht  und  0,975  g  Feingewicht. 

S. 

Ffinfllng.  »So  haben  wir  die  schil- 
dechten Groschen  gesatzt  zu  5  Pfennigen, 
die  heißen  nicht  mehr  groschen,  sondern 
heißen  funfling,  denn  sie  sollen  gehen  als 
Pfennige  [so!]  und  9  pfennige  sollen  ein  gut 
groschesein  hoherwehr«.  (Sächsischer  Münz- 
abschied zu  Zeitz  1461),  Die  hier  gemeinten 
Schildgroschen  sind  wohl  die  i.  J.  1460  ge- 
prägten, 93  aus  der  sV«  lötigen,  271  aus- 
der  feinen  Mark,  die  V36  rheinischen 
Goldgulden  galten;  die  früheren  Schild- 
groschen waren  besser  und  galten  Va6  rheini- 
schen Gld.  Die  guten  Groschen  =  Vao 
rheinischer  Goldgld.  bildeten  die  »Ober- 
währ«, die  Schildgroschen  sollten  nur  »Bei- 
währ<  sein,  Schwinkowski. 

Funfzehnkreuzer  (Sechsteltaler,  5 -Böh- 
mer) war  eine  österreichische  Kriegs- 
münze; sie  wurden  geschlagen,  um  das 
nötige  Geld  für  die  Truppenlöhnung  umd 
die  Elriegslieferungen  zu  schaffen,  indem 


FÜRST— FUSS 


209 


diese  Münzen,  nur  9-  bis  lO-lötig,  vorteil- 
hafter als  die  über  14-lötigen  Taler  zu 
schlagen,  außerdem  zur  Löhnung  kleinere 
Nominale  nicht  zu  entbehren  waren.  Der 
Kaiser  hat  sie  zuerst  1659  bis  1665  prägen 
lassen;  zugleich  wurden  sie  von  den 
schlesischen  Fürsten,  von  Tirol,  Salzburg 
und  Olmütz  in  großen  Mengen  nach- 
geschlagen, von  wo  aus  sie  Süddeutsch- 
land, Sachsen,  Brandenburg,  Polen  und 
Ungarn  überfluteten.  20  Jahre  später 
wurde  ihre  Prägung  in  ebenso  umfang- 
reicher Weise  vom  Kaiser  und  unter  kaiser- 
lichem Gepräge  in  vielen  deutschen  Münz- 
stätten wiederholt;  auch  in  Berlin  geschah 
es  1687,  aber  unter  eigenem  Gepräge. 
Damals  hatten  die  kaiserlichen  Fünf- 
zehner 3,59  g  Feingewicht.  Sie  wurden 
noch  1732  bis  1750  geprägt,  um  dann  von 
den  Konventions -20-  und  lO-Kreuzer- 
stücken  abgelöst  zu  werden.  Alle  15- 
Kreuzer  trugen  auf  einer  Seite  das  Brust- 
bild des  Fürsten,  auf  der  anderen  das 
Landeswappen  und  auf  einer  Seite  unten: 
(XV).  —  In  der  Schweiz  wurden  die  15- 
Kreuzerstücke,  als  Viertel  des  rheinischen 
Gulden  Viertelgulden  oder  Örtli  genaimt,  zu 
einer  Landplage.  Zuerst  prägte  sie  Schaff  - 
hausen 1656 — 1658  mit  nur  3  g  Feingewicht. 
Das  Volk  nannte  sie  nach  dem  Wappenbilde 
der  Stadt  »Böcke«.  Auf  allgemeine  Be- 
schwerden sollte  der  Schaffhausener  Münz- 
meister die  schweren  mit  einem  Bockskopfe 
nachstempeln,  aber  er  betrog,  stempelte  die 
leichten  und  gab  sie  aus,  schmolz  die  schwe- 
ren ein.  Ebenso  schlechte  Örtli  münzten 
1672 — 1677  Schwyz,  1676  und  1677  Zürich 
und  Schaffhausen.  Ungeheure  Verluste  und 
Verwirrung  waren  die  Folgen.  —  Schrötter, 
Brandenburg,  Gesch.,  S.  65,  381  f.;  An- 
zeiger für  Schweizerische  Geschichte  191 8, 
Nr.  I.  S. 

Purst  s.  Princeps. 

Furstengroschen.  Die  ersten  F.  waren 
die  vom  Landgrafen  Balthasar  von  Thü- 
ringen 1367 — 1406  geprägten  Groschen  zu 
8  Pfennig,  deren  Vs.  ein  Lilienkreuz, 
deren  Rs.  ein  Löwe  ziert.  Sie  wurden  bis 
1440  geprägt,  zuletzt  mit  Lilienkreuz  und 
Landsberger  Schild  auf  der  Vs.,  Löwe 
und  Landsberger  Schild  auf  der  Rs.  Diese 
hießen  auch  »Schildige  Groschen«  und 
galten  12  Heller.  Im  Durchschnitt  hielt 
WOrterbaoh  deor  Hüxufcimde. 


der  sein  Feingewicht  oft  wechselnde  F. 
1,6  g  Feinsilber.  —  Die  zweite  Art  von  F. 
waren  die  zufolge  dem  niedersächsischen 
Münzverein  von  1555  geprägten  Groschen 
zu  12  meißnischen  Pfennigen,  die  die  Zahl 
IZ  trugen  und  deren  21  auf  einen  Gulden 
gingen  (Abb.  303).  Sie  sollten 2,23  g  wiegen 
und  1,03  g  Silber  halten,  welcher  Münzfuß 
aber  sehr  selten  befolgt  wurde.  Laut  Kjreis- 
beschluß  von  1572  wurden  die  F.  mit  dem 
Reichsapfel  auf  der  Rs.  versehen  (s.  Apfel - 
groschen),  in  dem  zuerst,  aber  sehr  selten, 
21,  dann  24  (auf  den  Reichstaler)  stand. 
(Abb.  302).  Sie  wurden  überall  in  Nord- 
deutschland in  zunehmender  Menge  geprägt 
und  in  der  Kipperzeit  sehr  verschlechtert, 
dann  wieder  besser  bis  zum  Ende  des  17. 
Jh.s;  doch  war  der  Name  F.  nach  der  Kip- 
perzeit dem  Namen  »Gutergroschen«  ge- 
wichen. —  Grote,  M.  St.  V  S.  272  ff.; 
Schwinkowski,  S.  44 f.;  Bl.  f.  Münzfr. 
1892,  Sp.  1719 — 1721.  S. 

Fugio-Cent  war  die  erste  1787  aus  Kupfer 
geprägte  offizielle  Münze  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika,  die  auf  der  Vs. 
eine  die  13  Staaten  darstellende  Kette 
aus  13  Gliedern,  auf  der  Rs.  eine  Sonne 
über  Sonnenuhr  mit  der  Umschrift  »FUG  10 
1787«  und  unten  dem  Motto:  »Mind 
your  business«  trug.  Die  Münze  bekam 
noch  mehrere  andere  Namen  wie:  Frank- 
lin-, Sun-dial-  (Sonnenuhr-),  Ring-  und 
Mind-your-business-Cent.  — Crosby,  S.  297 
bis  302;  C.  V.  Ernst  in  N.  Z.  25    S.  237  ff. 

S. 

FttlOSy  pl.  von  arab.  Fels,  s.  d. 

Fun,  koreanische  Kupfermünze;  s.  Won. 

Funde  von  M.   s.  unter  Münzfunde. 

Funduk  altun,  Funduklu,  Funduldy  s. 
unter  Altun. 

Fuß.  Das  Modell  eines  menschl.  F.  auf 
M.  kommt,  vom  Stiefel  bekleidet  und  von 
verschiedenen  Sinnbildern  umgeben,  auf 
M.  von  Isinda,  Aigeai  Kil^  Ptolemais-Ake, 
Alexandreia'  (hier  oben  der  Sarapiskopf; 
vgl.  R.  K  I A  S.  2426)  vor,  B.  M.  C.  Phoen. 
S.  LXXXVI;  in  der  Sarapisstadt  Sinope 
erscheint  ein  menschl.  Bein,  in  einen  Stier- 
köpf  auslaufend  (Recueil  monn.  gr.«  S. 
207**  n.  145;  Florilegium  Vogu6  1909  S. 
59/63:  Kultbild  des  Dionysos;  doch  spielt 
das  abgeschnittene  Bein  im  Osiris-Kulte 
eine  große   Rolle);    ein    Pferd,    dessen  L 

14 


210 


FYRER— GAUDIUM 


Vorderbein  ein  menschliches  (das  r.  ein 
Menschenarni)  ist,  als  Reittier  des  Men 
kommt  mit  der  Inschrift  iincov  ßpoto- 
Äo8a  auf  M.  von  Nikaia  vor  (Rev.  num. 
1904  S.  301/6).  Als  Beiz,  kommt  ein  F. 
öfter  auf  röm.  Denaren  vor,  auf  M.  des 
Furius  Crassipes  ist  er  ständiges  Beiz, 
in  Anspielung  auf  das  Kognomen.  —  Fuß 
einer  M.s.  unter  Münzfuß.  R. 

Fyrer  s.  Vierer. 

Fyrk  =  1/4  öre,  eine  schwedische,  zuerst 
silberne  Münze,  die  seit  1575  geprägt,  etwa 


I  g  wog  und  Vio  g  und  weniger  Silber  hielt. 
1624  nahm  die  Ausmünzung  von  Kupfer- 
fyrkar  ihren  Anfang  sowohl  in  Klippen  als 
auch  in  runden  Münzen,  Gewicht  8 — 7  g;  sie 
wurden  in  Säter,  Nyköping  und  Arboga  ge- 
schlagen, später  bis  zum  Jahre  1660  als 
runde  Münze  von  10 — 12  g  Gewicht,  indem 
48  Öre  auf  den  Riksdaler,  32  öre  auf  einen 
schwedischen  Daler  (^3  Riksdaler)  gingen. 
—  Stiemstedt  I;  K.  A.  Wallroth,  Sveriges 
Mynt  1449— 191 7,  Stockholm  1918. 

W, 


G. 


G,  Münzbuchstabe  der  Münzstätten 
Stettin  (1753—55),  Karlsruhe  (seit  1872) 
und  Poitiers.  S. 

Gabella  war  ein  päpstlich-bolognesischer 
Groschen  des  16.  Jh.s  mit  dem  päpstlichen 
Brustbilde  oder  Wappenschilde  auf  der  Vs. 
und  dem  bolognesischen  Löwen  auf  der  Rs. 
Die  sechsfache  G.  hieß  Gabellone  und  galt 
4  Giulü  (s.  Giulio).  S. 

Gabelotten  s.  Cavalotto. 

Gadyana,  indische  Gewichtseinheit;  s. 
Karsha.  V. 

GSrten  des  Alkinoos  nannten  die  älteren 
Gelehrten  das  Bild  der  Rs.  auf  den  griech. 
Silber-M.  von  Korkjrra,  ApoUonia  und  Dyr- 
rhachion,  ein  doppeltes  Stern-  oder  Blu- 
menmuster, das  schon  in  der  assyrischen 
Ornamentik  vorkommt.  —  Z.  f.  N.  37 
S.63/4.    '  R. 

Gaia,  griech.  y«"*  =  Erde,  Erdgöttin; 
s.  unter  Tellus.  R. 

Galmeiy  ein  Zinkerz;  s.  unter  Cadmea. 

Galvanoplastisches  Verfahren  zur  Her- 
stellung von  Med.  und  von  Kopien  von  M. 
und  Med.  Man  hängt  die  mit  Graphit  bestri- 
chenen Negativformen  (z.  B.  aus  Plastilin) 
der  beiden  Seiten,  der  M.  in  ein  galvanisches 
Bad,  von  dessen  Kupfer-  (seltener  Silber-) 
anode  dann  das  Kupfer  (Silber)  sich  auf 
diese  Negative  zu  festen  Decken  nieder- 
schlägt; diese  werden  abgenommen,  vollge- 
gossen und  zusammengelötet;  so  entsteht 
eine  Kopie  der  M.,  die  auch  versilbert,  ver- 
goldet oder  künstlich  patiniert  werden  kann. 
Sie  ist  immer  leicht  durch  die  Zusammen- 
$etzspur  an  der  Kante,  durch  das  reine 


Kupfer  (Silber)  als  Stoff  und  durch  den 
dumpfen  Klang  vom  Original  zu  unter- 
scheiden, daher  das  Verfahren  zu  bewuß- 
ter Fälschung  selten  angewendet  wird.  — 
Viele  neuere  Med.  werden  überhaupt  auf 
diese  Weise  statt  durch  Guß  vervielfältigt, 
doch  ist  dies  unkünstlerische  Verfahren 
nicht  zu  empfehlen.  R. 

Gambar^  Zinnfiguren  der  malaiischen 
Staaten;  s.  Pitjis.  V. 

GanymedeSy  der  troische  Prinz,  erscheint, 
meist  mit  phryg.  Mütze  und  dem  Hirten- 
stab, auch  mit  Syrinx  oder  von  seinem 
Hunde  begleitet,  mit  Zeus'  Adler  spielend 
oder  schon  von  ihm  entführt,  auf  kaiserl.  M, 
von  Ilion,  Dardanos,  Hadrianopolis  Thrak. 
und  Sebaste  Phryg.;  die  Entführungsszenen 
werden  z.  T.  auf  die  Gruppe  des  Bildhauers 
Leochares  (4.  Jh.  v.  C.)  zurückgeführt.  — 
R,  E.  VII S.  737;  Dörpfeld,  Troia  und  Ilion 
S.  524/S;  Beschreib.  Berlin  I  S.  168.     R. 

Ganza,  Mischung  von  Blei  und  Kupfer 
und  die  daraus  verfertigten  Münzen  von 
Pegu,  die  Kelly,  Camb.  Univ.  I  229  zu- 
folge den  Wert  von  1^4  Penny  hatten, 
—  Temple,  in  I.A. 42,  107,  119;  Crooke, 
Hobson  Jobson  364,  V. 

Garas,  der  frühere  ungarische  Groschen 
oder  das  ungarische  Dreikreuzerstück  (s.  d.). 

S. 

Ganda  =  Carzia  (s.  d.). 

Gaudlebchen  s.  Magermännchen. 

Gaudium,  lat.  =  die  Freude.  Als  röm. 
M.-Aufschrift  vornehmlich  bei  folg.  Bildern 
vorkommend:  gaudia  publica,  4  weibl.  Ge- 
stalten  (Hören)   zusammen  ein  Füllhorn 


GAUMÜNZEN— GEGENSTEMPEL 


211 


haltend,  Victorinus,  Rev.  num.  1889  Taf. 
X2;  g.  populi  Romani  oder  rei  publicae 
oder  Romanorum,  bei  Siegesszenen;  g. 
Augusti  nostri:  zwei  Eroten  mit  Kränzen, 
Constantinus  I.  N  Med.  R. 

Gaumfinzefly  ägyptische,  s.  unter  Nomen- 
münzen. R. 

Gazzetta,  Volksname  der  seit  1539  ge- 
prägten venetianischen  Billonmünze  zu  2 
Soldi,  auch  Stücke  zu  2,  3  und  4  Gazzette 
entstanden.  Sie  wurden  bis  zur  Mitte  des 
17.  Jh.s  geschlagen  und  viel  in  Oberitalien 
nachgeahmt.  Das  10 -Gazzetta- Stück  hieß 
Lirone  oder  Lirazza.  Die  Gazzette  zeigen 
auf  d.  Vs.  den  h.  Marcus  und  knienden 
Dogen,  im  17.  Jh.  den  venetianischen 
Löwen  und  knienden  Dogen,  auf  der  Rs. 
immer  den  Heiland,  Sie  wurden  in  großen 
Mengen  für  die  Levante  geschlagen.  Die 
erste  venetianische  Zeitung  im  17.  Jh. 
kostete  eine  Gazzetta  und  bekam  daher 
diesen  Namen.  —  Papadopoli,  II,  S.  176; 
Martinori,  S.  178. 

Bronzemünzen  zu  lO,  5  und  i  G.  mit  dem 
Markuslöwen  auf  einer,  dem  Werte  auf 
der  anderen  Seite  gab  auch  der  Staat  der 
7jonischen  Inseln  i.J.  iSoiaus.  — Aap.Tcpoc, 
Nop.fop.ata  xal  peraXXia  t^c  'Eircavi^aou 
icoXtTeta?,  Athen  1884,  S.  17/19.  S. 

Ge,  griech.  7^  =  Erde,  Erdgöttin;  s. 
unter  Tellus.  R. 

Geätzte  Med.  nannte  man  die  richtiger 
gravierte  Med.  (s.  d.)  zu  nennenden  Med. 
und  Spielmarken  des  17.  Jh.s.  R. 

Gebrochener  Ring  s.  Ringprägung. 

Geburtstags-M.  und  -Med..  Antike  G.-M. 
sind  kleine  iE-M.  des  Maximianus  und 
des  Constantinus  I.  mit  plur(a)  natal(ia) 
f el(iciter) ;  zu  nennen  wären  hier  aber  noch 
die  M.  mit  Altersangaben:  die  Caesars  mit 
J-Il=  52,  die  des  M.  Antonius  mit  a(nno) 
XL  und  XLI;  auf  den  Geburtstag  der  Stadt 
Rom  (nat.  urb.)  spielt  ein  Goldstück  des 
Hadrianus  an  (Abb.  ^6),  In  der  Neuzeit 
sind  außer  zahlreichen  Medaillen  und  Jet- 
tonen mehrfach  auch  Geschichtsmünzen  auf 
fürstliche  Geburtstage  geprägt  worden,  ins- 
bes.  Taler,  so  z.  B.  von  Braunschweig  1666; 
bes.  eigenartig  ist  eine  Anhalter  Med.  von 
Joh.  August  von  Zerbst  1734  auf  die  zu- 
sammen 100  ergebenden  Lebensjahre  des 
JFürstenpaares.  R. 


Gectoir,  altfranzösisch  für  Jetton.  S. 
Rechenpfennig.  S. 

Gefäße,  antike,  die  auf  M.  erscheinen,  sind 
insbes.  Amphora,  Capis,  Cista,  Kalathos, 
Kantharos,  Kerchnos,  Kibotos,  Krater, 
Modius,  Patera,  Plemochoe,  Praefericulum, 
Rhyton,  Simpulum,  Situla,  Urceus.  — Ein- 
schmelzung  kostbarer  Gefäße  als  Material 
für  M.:  s.  unter  Geräte.  R. 

Gefangenenlagergeldy  für  den  Umlauf  in 
Gefangenenlagern  ausgegebene  Geldzeichen 
aus  Papier  oder  Metall,  die  den  Zweck 
haben,  den  Gefangenen  zwar  Geld  in  die 
Hand  zu  geben,  aber  ihnen  das  Weiterkom- 
men außerhalb  des  Lagers  unmöglich  zu 
machen,  auch  den  Bedarf  an  staatl.  Geld- 
zeichen zu  verringern.  Verwendet  im  Buren - 
krieg  in  den  Lagern  der  Ragama  Co.  und 
von  Diyatalawa  auf  Ceylon,  im  Weltkrieg 
von  allen  kriegführenden  Staaten:  Deut- 
sches Reich  400  Ausgabestellen  von  Schei- 
nen und  Marken,  300  von  Metall;  Österreich 
30  Lager,  Ungarn  30  Lager,  Frankreich  über 
1000  Lager,  engl.  Lager  in  Frankreich, 
England,  Ägypten,  belg.  Lager  in  Le  Havre, 
niederländ.  Lager  für  belg.  Flüchtlinge  in 
Uden;  Italien,  Rußland  (dort  von  den  Ge- 
fangenen selbst  ausgegeben).  S.  auch  Not- 
geld- A.  Keller. 

Geffitterte  M.  [fourr^,  plated)  s.  unter 
Subaeratus. 

Gegenstempely  franz.  contremarque,  nen- 
nen wir  einen  einer  M.  aiifgeprägten,  meist 
runden  oder  viereckigen  kleinen  Stempel, 
dessen  Aufprägung,  wenn  einseitig,  auf  der 
anderen  Seite  eine  Abplattung  hervorruft; 
er  enthält  bei  antiken  M.  bald  eine  bloße 
Zahl  (also  die  neue  Wertzahl;  z.  B.  die 
Zahlen  von  A  =  i  bis .  lA  =  14  auf  meist 
kleinasiat.  Kaiser-M.),  bald  Abzeichen 
(Wappen)  und  wohl  auch  Namen  der  M.- 
herrschaft,  z.  B.  einer  Stadt,  so  np(n]V80)v) 
und  Eule,  eines  Kaisers,  z.  B.  AOMITI;  bes. 
häufig  trifft  man  G.  auf  beliebten  M.-sorten 
wie  Alexandei^eld,  Pegasosstateren,  dann 
auf  pamphyl.  u.  kilik.  Stateren  des  4.  Jh.s 
(wenn  diese  nicht  zu  den  Einstempelungen, 
s.  u.,  zu  rechnen  sind)  und  G.  mit  Namen 
der  iul.-claud.  Kaiser  auf  ihren  röm.  und 
provinzialen  Mittelbronzen  sowie  G.  Ves- 
pasians  auf  älteren  Denaren.  —  Ein 
G,  kann,  wie  die  neuzeitlichen  Beispiele 
(s.  u.)  lehren,  die  Zulassung  einer  fremden 

14* 


212 


GEGENSTEMPEL 


M.  im  eigenen  M. -gebiet  (z-  B.  G.  der  Kisto-  | 
phorenstädte  auf  Side-Tetradr.)  oder  Wie- 
derzulassung  einer   eigenen  M.   im   alten 
Werte  oder  zu  einem  neuen,    oft  höheren 
Werte  (Valvierung)  bedeuten,  vgl.  Aristot. 
Oecon.  p.  1349  b  (itcix6^J>ac  •  -  xapö'tTr^pa);  ^f* 
werden  auch  ganz  unkenntliche  M.  von  G. 
betroffen,  dann  oft  Stadtname  und  Wert 
auf  besonderen  G.,  wie  sich  denn  überhaupt 
oft  mehrere  G.  auf  einer  M.  befinden.  Auch 
Erasion  eines  G.   kommt  vor   (Bernhart, 
Handbuch  S.  262).   Wegen  der  G.  der  Le- 
gionen s.   unter  Legionsmünzen.   —  Die 
Gründe  für  G.  sind  Mangel  an  M.  über- 
haupt oder  Mangel  an  bestimmten  Sorten 
oder  fiskalische  Gewinnsucht.  — Zu  scheiden 
sind  von  den  G.  die  kleinen  Einstempelun- 
gen   (s.  d.),    die   wohl   private   Garantie- 
zeichen (i^Beschauzeichen«)  für  die  Güte 
des  Metalls  sind.  —  Den  G.  verwandt  sind 
die  auf  röm.  Groß-  und  Mittelbronzen  (bes. 
der  Flavier)  eingehauenen  Wertziffem  83 
und  42,  eine  den  Vandalen  in  Rom  zuge- 
schriebene   Maßregel    (B.  M.  C.    Vandals 
S.  XVIII).  —  Mowat,  Rev.  num.   1903, 
1906/7,  1909/10*  CoroUa  num.  1906  S.  189/ 
207;  N.  Z.  54  S.  237  (Mowats  Sammlung 
von  M.  mit  G.  ist  durch  Legat  ins  Pariser 
Kabinett  gelangt);  Antike  M.  Nordgr.   I 
S.  603/4,  615  m,  A.a,  626;  Imhoof,  Kl.  M- 
S.  312,  347;  Annuario  della  scuola  arch.  di 
Atene  III  S-  168;  Regung,  M.  von  Priene 
1927  S.  154;  Amtl.  Ber.  a.  d.  Kgl.  Kunsts. 
3S,  1913/4  S.  326  (Varus);  B.  M.  C.  Roman 
emp.  I S.  XXVIII— XLIII;  N.  Z.  32  S.  96; 
5 1 S.  80;  Bemhart,  Handbuch  S.  262/5. 

R. 
Auch  im  Mittelalter  u.  in  d.  Neuzeit  soll- 
ten die  G.  dartun,  'daß  die  Münzen  einen 
behördlich  festgesetzten  Wert  haben  oder 
überhaupt  von  ihrem  Besitzer  oder  einer  Be- 
hörde geprüft  sind.  Es  galt  einmal,  durch 
die  Nachstempel  landfremde  Sorten  anzu- 
erkennen, später  aber  einheimische  Sorten 
auf  einen  neuen,  meist  verringerten  Wert  zu 
setzen.  Das  früheste  Beispiel  des  M.A.  ist 
ein  sechsstrahliger  Stern  auf  einem  Kal- 
karer  Köpfchen  eines  Grafen  Dietrich  von 
Cleve  (zw.  1260— 1347),  dessen  Charakter 
als  gleichzeitige  Kontermarke  aber  zwdfel- 
haft  ist  (Buchenau,  Bl.  f.  Mfr.  1908  S.  4054). 
Im  Funde  von  Caribollo  waren  11  ver- 
schieden kontermarkierte  Tiroler  Zwainzi- 


ger  (1267 — 13 10).  Daran  schließen  sich 
zeitlich  die  Kontermarkierungen  der  Wit- 
tenpf ennige  in  Westfalen  und  im  Rheinland, 
wie  sie  in  größerer  Zahl  der  Fund  von 
Münster  zutage  gebracht  hat. 

Besonders  zahlreich  sind  dann  die  Gegen- 
Stempelungen  der  aufkommenden  Gro- 
schenmünzen, die  rasch  in  ihrem  Wert 
sanken,  wie  der  Prager,  thüring. -hessischen 
u.  a.  Groschen,  auch  der  Albus.  Die  Prager 
Groschen  wurden  oft  sogar  2-  oder  3  mal, 
besonders  in  Süddeutschland,  in  Nieder- 
sachsen, Westfalen  und  im  Rheinland  von 
Städten,  die  wohl  meist  im  Besitz  des  Münz- 
rechts waren,  mit  G.  in  Form  von  Buch- 
staben oder  Wappen  versehen.  1423  wird 
auf  dem  Riedlinger  Tag  die  Zulässigkeit  des 
Prager  Groschens  für  Süddeutschland  be- 
schlossen; auf  die  für  vollwichtig  und  gut 
befundenen  soll  ein  besonderer  Wappen- 
oder Zeichenstempel  eingeschlagen  werden. 
In  Hessen  machte  man  die  umlaufsfähigen 
Groschen  durch  Zahlen  wie  »V«,  )>IX«  oder 
»X«  Pfennige  kenntlich. 

Große  Funde  all  dieser  gezeichneten 
Groschen  sind  u.  a.  in  ICappenberg,  Erfurt, 
Hägerfelde,  in  Großdornberg  (Turnosgro- 
schen)  gemacht  worden.  Urkundlich  be- 
kannt ist  uns  u.  a.  weiter:  die  Kontermar- 
kierung 1392 — 1497  aus  Göttingen,  1465  aus 
Nordhausen  und  Mühlhausen,  1464—67  aus 
Braunschweig.  Im  Schichtbuch  der  Stadt 
Braunschweig  heißt  es  1464:  i>Rad  unde 
radsworen  sint  enich  geworden,  dat  neymet 
myt  den  krossen  schal  kopen  unde  vor- 
kopen.  Wente  de  rad  wil  de  krossen  bro- 
beren  laten:  dede  dre  brunswicksche  pen- 
nigk  gewert  sin,  wel  de  rad  teken  laten 
myt  eynem  »b«.  Unde  we  der  ungeteken- 
den  krossen  heft  unde  wil  se  teken  laten, 
de  schal  de  munte  mester  teken:  dede  dre 
pennigk  gewert  sin,  jo  eyn  hundert  vor  twe 
peunigk,  unde  veflftich  vor  eynen  pennigk 
unde  viveundetwintich  vor  eyn  scherflE  , . . 
Ock  de  dorringe'schen,  myssenschen  unde 
hessenschen  krossen  myt  deme  groten 
Schilde  wel  de  rad  teken  laten  myt  eynem 
lauwen  uppe  veftehalven  brunswikschen 
penningk«  usw.  (Jesse  nr.  256). 

Ende  des  15.  Jh.s  werden  dortmundsche, 
werlsche  und  clevische  Stüber  von  Dort- 
mund, Münster,  Osnabrück  und  Soest  ge- 
zeichnet. 


GEGENSTEiMPEL 


213 


Seit  1423  werden  in  Hamburg  nieder- 
ländische Goldgulden  gestempelt  (Bursprake 
von  1432,  Jesse  in  Bl.  f.  Mfr.  1924  S.  97  ff.)i 
dann  auch  rheinische  und  Reichsgoldgulden, 
ebenso  in  den  andern  Städten  des  wen- 
dischen Münzvereins  bis  ins  16.  Jh.  hinein. 

Besonders  zahlreich  sind  die  Gegen- 
stempelungen  im  17.  Jh.  Zunächst  sind  im 
Anfang  des  Dreißigjährigen  ICrieges,  in  der 
Kipper-  u.  Wipperzeit,  die  guten  Doppel - 
Schillinge  u.  Groschen  der  Herzöge  von 
Pommern,  Mecklenburg,  Lauenburg,  Hol- 
stein u.  a.  von  zahlreichen  pommerschen 
und  mecklenburgischen  Städten,  vielfach 
von  solchen,  die  niemals  das  Münzrecht 
gehabt  haben,  aber  auch  von  Bremen, 
Hamburg  und  Lübeck  gegengestempelt 
worden  (Fund  v.  Malchin  1913),  und  zwar 
zur  Fernhaltung  geringen,  fremden  Geldes. 
Oktober  1621  hatten  Adolf  Friedrich  und 
Albrecht  von  Mecklenburg  und  im  Sep- 
tember 1622  Philipp  Julius  von  Pommern 
ihre  Landstädte  dazu  verpflichtet;  im  Juli 
1621  wurde  es  auch  für  das  Bistum  Schwerin 
verordnet  und  1622  der  Münzmeister  Lauch 
von  der  Quedlinburger  Äbtissin  hierzu  an- 
gehalten. 

Aus  dem  Süden  des  Deutschen  Reiches 
ist  bisher  allein  die  württembergische  Kon- 
termarkierung mit  dem  Hirschhorn  des 
Jahres  1622  aus  den  Akten  nachgewiesen 
sowie  die  der  Stadt  Lindau  v.  J.  1623  mit 
drei  Lindenblättem,  welche  auf  montiorti«» 
sehen,  öttingischen u.a. Halbbatzenstücken 
vorkommen  (Schöttle,  Gesch.  d.  M.-  u. 
Geldwesens  i.  Lindau  S.A.  S.  15),  Aus 
diesen  Jahren  sind  uns  sonst  süddeutsche  G* 
erhalten  z.  B-  von  dem  Bistum  Würzburg, 
der  Grafschaft  Helfenstein,  der  Stadt 
Frankfurt.  Ein  Anhaltiner  Groschen  trägt 
auch  das  Brandenburger  Zepter  als  Konter- 
marke (Menadier,  Schausammlung  S.  285  f.). 

Zahlreich  sind  später  die  Gulden  des 
Zinnaischen  und  Leipziger  Fußes  mit  G. 
versehen  worden,  so  von  Köln,  Straßburg, 
Salzburg  und  namentlich  von  dem  fränki- 
schen Kreise,  aber  auch  von  Konstanz  und 
Lindau.  Vielfach  haben  im  17.  Jh.  west- 
fälische Städte  ihre  eigenen  Kupfermünzen 
gezeichnet,  so  z.  B.  in  Münster  1639,  wo 
die  abgestempelten  allein  vollwertig  um- 
laufen sollten  (Peus  in  Berl.  Mbl.  1928 
S.  351  flf.;  vgl.  noch  Bist.  Paderborn  1763, 
Frkf.  Mbl.  1900  S.  232). 


Eine  besonders  starke  Gegenstempelung 
fand  in  Spanien  in  den  Jahren  1602 — 1652 
auf  Billonmünzen  und  Kupfermünzen, 
calderilla  u.  gruessa,  statt.  Die  Erschöpfung 
der  Staatsfinanzen,  welche  vorher  die  lang- 
dauernden KLriege  Philipps  IL  herbeigeführt 
hatten,  steigerte  sich  unter  seinen  Nach- 
folgern; man  glaubte  sich  dagegen  helfen  zu 
können  durch  die  uneingeschränkte  Prä- 
gung geringhaltiger  Scheidemünzen  in  Ver- 
bindung mit  kurzfristigen  Widerrufungen 
und  willkürlich  abwechselnden  Wertsteige- 
rungen u.  Herabsetzungen,  welche  eben 
mittels  Gegenstempelung  durchgeführt 
wurden.  Schon  in  den  ersten  zehn  Frie- 
densjahren des  17.  Jh.s  sollen  in  8  Münz- 
stätten I  653  940  250  alte  Münzen  gegen- 
gestempelt sein  (v.  Schrötter,  Z.  f.  N.  25 
S.  309  ff-)-  Später  in  der  2.  Hälfte  des 
18.  Jh.s  sind  dann  die  Piaster  Karls  IV. 
V.  Spanien,  die  bei  dem  Metallmangel  der 
Zeit  weite  Verbreitung  fanden,  in  Brasilien, 
Nordamerika,  England  (Grueber  S.  150) 
und  China  durch  Gegenstempelung  als  Zahl- 
mittel verwandt  worden  (Menadier,  Schau - 
Sammlung  S.  353;  vgl.  unter  Bit,  Cut- 
money,  Holeij  Dollar). 

Bevor  in  Rußland  die  regelmäßige  Rubel- 
prägung begann,  half  man  sich  damit,  daß 
man  in  großem  Umfange  Taler  der  ver- 
schiedensten Herkunft  mit  kleinen  Ko- 
pekenstempeln und  Stempeln  mit  der 
Jahreszahl  1655  versah  (s.  unter  Jefimok). 

Weiter  gibt  es  aus  dem  Ende  des  17.  Jh.s 
bis  in  den  Anfang  des  18.  Jh,s  arabische 
Kontermarkierungen  auf  venezianischen 
'Dukaten  (P.  Bordeaux,  Riv.  it.  1910 
S.  119  ff.).  Auch  in  den  Niederlanden  sind 
die  G.  im  17.  u.  18.  Jh.  eine  sehr  häufige  Er- 
scheinung. Niederländisch  heißt  Gegen- 
stempel »KUopje«.  Um  161 5  wurde  auf  die 
um  I  As  zu  leichten  Goldstücke  ein  Klopje 
gesetzt,  also  umgekehrt  wie  gewöhnlich  ver- 
fahren. Dagegen  waren  die  gestempelten 
Achtentwintig  und  Schillinge  gut,  die  un- 
gestempelten schlecht  (Ter  Gouw,  S.  232  f.). 
Noch  zu  Anfang  des  19.  Jh,s  wurde  von  der 
bernischen  Regierung  am  2.  7. 18 16  ver- 
ordnet, daß  sowohl  die  helvetischen  Taler 
als  die  französ.  Sechslivres-Stücke,  welche 
345  Pariser  Gran  u.  mehr  wogen,  mit  einer 
Kontermarke  und  mit  einem  frischen  Rand 
zu  versehen  seien  u.  einen  Kurs  von  40 
Batzen  haben  sollten.    Infolgedessen  hat 


214 


GEGOSSENE  M.— GELD 


Bern  i.  d.  J.  1816— 1819  660000  fr.  Taler 
mit  dem  Bemer  Stempel  u.  der  Wertbe- 
zeichnung stempeln  lassen  u.  denselben 
dadurch  gesetzlichen  Kurs  zu  4  Schw.  Fr. 
=  40  Batzen  verliehen. 

Laut  Gesetz  vom  9.  Juli  1923  werden  in 
Costa  Rica  die  älteren  0,9  feinen  Silber- 
münzen mit  einem  G.  versehen  und  dadurch 
den  neuen  nur  0,5  feinen  im  Werte  gleich- 
gestellt. —  Friederich,  Jahrb.  des  Num. 
Vereins  zu  Dresden  1912  S.  i  ff.  und  Kat. 
Friederich,  Heß  Nachf.  1914;  V.  Katz, 
Kontramarky  na  PraXskych  GroSich,  Prag 
1927;  Corragioni  S.  47;  Jesse,  Wendischer 
M. -verein  S.  97  f.  u.  114  f.;  Peus  in  Bl.  f. 
Mfr.  1925  S.  315  ff.;  s.  auch  Permißgeld, 
Stempels.  Su. 

G^;os$ene  M.  s.  unter  Guß. 

Gehalt  bedeutet  im  Münzwesen  die  Menge 
der  Metalle,  aus  denen  eine  Münze  besteht. 
So  war  der  G.  eines  deutschen  Goldgulden 
um  1500  2,53  g  Gold,  0,53  g  Silber  und 
0,22  g  Kupfer,  der  eines  Reichstalers  um 
1570  25,98  g  Silber  und  3,25  g  Kupfer,  der 
eines  heutigen  deutschen  Zehnpfennig- 
stücks ist  3,66  g  Kupfer  und  0,34  g  Alu- 
minium. S.  auch  Feingehalt.  S. 

Gehelmter  Rijksdaaldery  Prlnzendaalder. 
Im  Jahre  1583  wollten  die  Provinzen  Hol- 
land, Seeland  und  Friesland  den  Fürsten 
Wilhelm  von  Oranien  zum  Grafen  von 
Holland  machen,  aber  er  wurde  ermordet. 
Jedoch  war  in  Dordrecht  ein  Taler  mit 
seinem  Brustbilde  und  der  Umschrift:  Vigi- 
late  Deo  confidentes- Schild  von  Holland 
geprägt  worden,  der  vom  Volke  »Rijksdaal- 
der  met  het  Borstbild  van  Willem  L4(  oder 
im  Gegensatze  zu  den  Königstalern  Philipp 
IL  »Prinzendaalder«  genannt  wurde.  Von 
1583  bis  1603  wurde  er  auch  von  den  ande- 
ren Provinzen  außer  von  Groningen  unter 
dem  Namen  »Gehelmter  Rijksdaalder«  ge- 
schlagen, er  zeigte  auf  der  Vs.  ein  gehar- 
nischtes Hüftbild  mit  Schwert,  auf  der  Rs. 
den  Provinzialschild;  sein  Fuß  war  der  des 
Unie-  oder  niederländischen  Rijksdaalders 
(s.  d.).  Seitdem  wurde  dem  Mann  in  die 
eine  Hand  der  Schild  der  Provinz  gegeben, 
der  Taler  vom  Volke  Rijksdaalder  mit  dem 
halben  Mann  genannt  und  bis  1699  ge- 
prägt. —  Verkade,  Taf.  44,  5  und  öfter; 
Ter  Gouw,  S.  315—319;   De  Voogt,  S.  171. 

S. 


Geistliche  Reichsffirsten  konnten  seit 
Ausgang  des  12.  Jh.s  nur  diejenigen  Erz- 
bischöfe, Bischöfe,  Äbte  und  Äbtissinnen 
sein,  die  als  Vertreter  ihrer  Kirchen  mit 
deren  Regalien  unmittelbar  vom  König 
investiert  und  belehnt  wurden.  Gegenüber 
König  und  Reich  beanspruchten  sie  die- 
selben Rechte,  trugen  sie  dieselben  Pflich- 
ten wie  die  weltlichen  Reichsfürsten;  als 
Geistliche  aber,  mochten  sie  als  Eb.  u.  B. 
der  kirchlichen  Hierarchie  eingegliedert 
oder  als  Äbte  oder  Äbtissinnen  Leiter  kirch- 
licher Genossenschaften  sein,  nahmen  sie 
im  Vergleich  zu  den  laikalen  Reichsfürsten 
eine  bevorzugte  Stellung  ein.  Die  geist- 
lichen Reichsfürsten  u.  Territorien  waren 
eine  nur  dem  Deutschen  Reiche  eigen- 
tümliche Erscheinung  bis  zur  großen  und 
letzten  Säkularisation  am  Anfang  des 
19.  Jh.s.  Über  das  Münzrecht  d.  geistl. 
Reichsfürsten  s.  d.  —  Werminghoff,  Ver- 
fassungsgesch.  der  deutschen  Kirche  i.  M.A. 

5.  (>^  f.  Su. 
Gekrätz  s.  Abgang. 

Geld  (franz.  argent,  engl,  money).  Das 
Wesen  des  Geldes  wird  erkannt  aus  seinen 
Funktionen*  Das  Geld  dient  i.  als  Tausch- 
mittel, 2.  als  Mittel  einseitiger  Leistungen, 
z.  B.  Erbschaft,  Strafe,  3.  als  Wertaufbe-. 
Wahrungsmittel,  4-  als  Werttransport- 
mittel, 5.  als  Kapitalübertragungsmittel, 
z.  B.  Hin-  und  Rückgabe  von  Darlehen, 

6.  als  Wertmaßstab.  Aber  je  nachdem  man 
das  Wesen  des  Geldes  allein  oder  besonders 
in  einer  dieser  Funktionen  sucht,  gelangt 
man  zu  sehr  verschiedenen  Folgerungen 
und  wird  das  Geld  von  den  Geldtheoreti- 
kern  in  verschiedenster,  sich  oft  diametral 
widersprechender  Weise  definiert.  »Die 
Vertreter  der  Nationalökonomie,  die  jetzt 
unter  dem  Eindruck  der  Forderungen  des 
Welthandelsverkehrs  stehen,  stellen  heut- 
zutage die  Eigenschaft  des  Geldes,  allge- 
meines Tauschmittel  zu  sein,  obenan  und 
bestimmen  danach  den  BegrifiE  des  Geldes. 
Eine  geschichtliche  Betrachtung  des  Geldes 
darf  jedoch  dessen  Wesen  nicht  einzig  nach 
dem  Stande  der  letzten  Entwicklungsstufe 
beurteilen.  Sie  muß  vielmehr  beachten,  daß 
in  früheren  Zeiten  unter  anderen  wirt- 
schaftlichen Bedürfnissen  wohl  auch  andere 
Aufgaben  des  Geldes  wichtiger  erscheinen 
mochten  als  die  heute  in  den  Vordergrund 


GELDWERT— GELOCHTE  M. 


215 


gerückten,  und  daß  manches,  was  wir  heute 
vorwiegend  durch  Verwendung  des  Geldes 
zu  erreichen  suchen,  damals  mit  anderen 
Mitteln  besorgt  wurde.«  (Luschin).  — 
Da  bis  in  die  neueste  Zeit  fast  nur  me- 
tallenes Geld  bekannt  war,  hat  sich  die 
Geldgeschichte  nach  Übergang  zur  Münz- 
prägung in  der  großen  Hauptsache  mit 
dem  Münzwesen  zu  beschäftigen.  Die 
technisch -natürliche  Grundlage  des  Geld- 
wesens liegt  in  den  wirtschaftlichen  Eigen- 
schaften der  Metalle.  Besonders  werden 
die  edeln  bei  allen  Völkern  der  Halb-  und 
Ganzkultur  eine  der  begehrtesten  Waren, 
wenn  nicht  die  begehrtesten  (s.  Edelme- 
talle). Als  die  geprägten  Metallstücke  sich 
von  den  Geräten  und  Schmuckstücken  aus 
Edelmetall  als  etwas  Selbständiges,  als 
Münzen  trennten,  begann  das  Münzgeld  das 
Naturalgeld  überall  zu  verdrängen,  ein  Pro- 
zeß, der  noch  heute  nicht  abgeschlossen  ist 
(s.  unter  Vormünzliches  Geld).  Griechische, 
römische,  arabische,  dann  die  Münzen  aller 
großen  Handelsvölker  haben  in  den  »über- 
seeischen Ländern«  die  Anfänge  eines 
Geld-,  das  heißt  Münzverkehrs  begründet, 
ohne  daß  dort  dadurch  die  Naturalwirt- 
schaft ganz  verdrängt  worden  wäre,  auch 
nachdem  jene  Völker  selbst  zu  prägen  be- 
gonnen haben.  Nur  ein  überseeisches  Volk, 
die  Chinesen,  hat  ein  älteres  Münzwesen  be- 
sessen als  Europa,  doch  ist  es  auf  der  mittel- 
alterlichen Stufe  stehengeblieben ;  sind  doch, 
um  einen  Wert  von  3  Mark  zu  bezahlen, 
3  kg  an  bronzenem  Käsch  (s.  d.)  nötig.  — 
Die  Höhepunkte  des  Geldwesens  waren 
die  griechischen  Zeiten  von  Alexander  ab, 
die  der  ersten  zwei  Jahrhunderte  des 
römischen  Prinzipates  und  das  Geldwesen 
der  europäischen  größeren  Staaten  seit  der 
Mitte  des  18.  Jh.s.  Als  diese  Höhe  im  19.  Jh. 
erreicht  war,  da  hatte  man  schon  begonnen, 
unter  »Geld«  nicht  nur  metallenes  zu  ver- 
stehen. Das  Wesen  des  Papiergeldes  be- 
sprechen wir  an  seinem  Orte,  hier  sei  nur 
so  viel  gesagt,  daß  die  Welt  sich  heute 
wieder  auf  das  Wesentliche  desselben  als 
einer  kreditmäßigen  Anweisung  besinnt. 
Die  Papierscheine  werden  nur  dadurch  zum 
Gelde,  daß  der  Staat  ihren  Kredit  garan- 
tiert. Denn  das  Geldwesen  ist  keine  nur 
volkswirtschaftliche,  sondern  auch  eine 
staatliche  Einrichtung,  ja  die  Ordnung  des 


Gewichts-  und  Geldwesens  ist  die 
älteste  und  tiefgreifendste  Verstaatli- 
chungsmaßregel auf  volkswirtschaftlichem 
Gebiete.  Der  Staat  ist  es,  der  durch  For- 
mung und  Stempelung  für  Gewicht  und 
Gehalt  einer  Münze,  für  den  Kredit  eines 
Geldscheins  garantiert,  er  allein  besitzt  die 
Münzhoheit  (s.  d.)  und  das  Münzregal  (s.  d.). 
Hat  das  Handelsinteresse  oft  den  Staat  zur 
Prägung  guter  Münze  gedrängt,  so  hat  der 
Handel  doch  nie  allein  ein  gutes  Münz-  und 
Geldwesen  zu  schaffen  vermocht.  Die  Auf- 
hebung des  staatlichen  Münzmonopols 
würde  allgemeine  Falschmünzerei  und  Be- 
trügerei entfesseln.  —  Schmoller,  Grundriß 
II,  S.  523  ff.;  Hero  Müller,  S.  137;  Luschin, 
AMK.  S.  21  f.,  171  ff.;  M.  Palyi,  Ungelöste 
Fragen  der  Geldtheorie  (Die  Wirtschafts- 
wissenschaft nach  d.  Kriege  II),  Münch.  u. 
Leipz.  1925.  S. 

Geldwert  der  Münze  s.  Münzwert. 

Gelegenhdtsmünzen  s.  Denkmünzen,  Ge- 
schichtsmünzen. 

Gelochte  ML  Zweck  des  nachträglich 
meist  nahe  dem  Rande  eingebohrten  Loches 
auf  M.  ist,  das  Tragen  der  M,  als  Schmuck  zu 
erleichtern,  bei  M.  und  Med.  von  den  älte- 
sten Zeiten  an  bis  auf  unsere  Tage  beliebt. 
M.  und  Med.  mit  zwei  oder  vier  symme- 
trisch zueinander  stehenden  L.  waren  wohl 
an  Kästen,  Möbeln,  Gewand  oder  Geschirr 
befestigt.  —  Gelegentlich  schlug  man  auch 
zur  Prüfung  des  Metalles  ein  L,  durch  die 
M.,  Z.  f.  N.  37  S.  14^.  —  Medaillen,  die  die 
vollgegossene  Spur  eines  L.  aufweisen,  sind 
Nachgüsse  nach  gelochten  Exemplaren.  — 
Vielfach  wird  das  L.  in  der  Neuzeit  wieder 
gestopft  (trou  rebouch^),  und  die  durch 
das  Loch  zerstörten  Teile  von  Schrift  und 
Darstellung  werden  nachgraviert       R. 

Bei  neuzeitl.  M.  geschieht  die  Durch- 
lochung  auch,  um  eine  Münze  ungültig  zu 
machen,  weil  sie  als  fremde  oder  als  zu 
schlechte  eigene  oder  als  Fälschung  ver- 
boten ist.  Solche  gelochten  Münzen  wurden 
oft  von  Krämern  auf  ihre  Ladentische  ge- 
iiagelt.  —  Von  vornherein  wird  bei  chinesi- 
schen u.  a.  überseeischen  Münzen  ein  Loch 
in  der  Mitte  angebracht,  imi  sie  auf  eine 
Schnur  zu  reihen;  oder  es  wird  wie  bei 
vielen  heutigen  Scheidemünzen  (z.  B.  Bel- 
gien) diePlatte  mit  einem  meist  runden  oder 
andersförmigen  Loch  versehen,  um  sie  von 


2l6 


GEMAUERT— GEMEINSCHAFTSMÜNZEN 


anderen  Münzen  leicht  unterscheiden  zu 
können.  S. 

Gemauert  s.  Geschacht. 

Gemeinschaftsmfinzen  sind  M.,  die  von 
mehreren  Münzherren  gemeinschaftlich  aus- 
gegeben sind;  im  griech.  Altertum  also  von 
zwei  Städten,  wie  das  z.  B.  in  Unteritalien 
im  6.  und  5.  Jh.  gelegentlich  vorkonunt 
(Abb.  25);  vgl.  auch  Bundesmünzen  und 
Homonoia.  —  In  Deutschland  suchte  man, 
da  es  infolge  der  Zersplitterung  des  Münz- 
wesens keine  Münzen  gab,  die  in  einem 
größeren  Gebiete  Geltung  hatten,  als  im 
13,  u,  14.  Jh.  sich  die  Wirtschaft  steigerte, 
solche  Gemeinschaftsmünzen  durch  Ver- 
trS^e  einzelner  Münzstände  miteinander  zu 
schaffen.  Man  unterscheidet  dabei  ver- 
schiedene Arten: 

A  Gemeinschaftsmünzen,  die  nur  nach 
einem  gemeinsamen  Münzfuße  geprägt  sind 
und 

B.  solche,  die  auch  ein  gemeinsames 
Münzbild  zeigen,  oder  auf  denen  auch  die 
Namen  oder  Wappen  der  beiden  oder 
mehrerer  Vertragsfürsten  genannt  sind,  wo 
denn  auch  die  Prägung  auf  gemeinsame 
Kosten  bzw,  Gewinn  geht. 

Gemeinschaftsmünzen  ersterer  Art  sind 
z.  B.  die  durch  den  Konstanzer  Vertrag  von 
1240  entstandenen  Bodenseebrakteaten 
(s.  d.),  die  als  Zeichen  des  gemeinsamen 
Fußes  Kreuze  und  Vierecke  tragen.  Weiter 
gehören  hierher  die  Friesacher,  die  auf 
Grund  der  Verträge  von  1268  u.  1286  in  der 
erzbischöflichen  Münzstätte  zu  Friesach 
und  in  den  herzoglichen  zu  St.  Veit  und 
Völkermarkt  geschlagen  wurden. 

Die  Münzen  des  Rappenmünzbundes 
(s.  d.)  v.  1403  kennzeichnen  sich  nur  durch 
die  Form:  es  sind  eckige  Hohlpfennige  und 
seit  1425  runde  mit  Perlrand,  wahrend  das 
Gepräge  selbst  die  Hoheitszeichen  der  ein- 
zelnen Münzstände  trug.  Auch  der  schwä- 
bische Münzverein  v.  Riedlingen  1423 
ordnete  nur  einen  gemeinsamen  Münzfuß 
an,  und  darauf  kam  es  auch  im  wesentlichen 
bei  dem  Wendischen  Münzverein  von  1379 
an.  Die  Witten,  Dreilinge  und  Sechslinge 
der  Hansestädte  sind  von  einem  gleichen 
Typus  und  haben  kleine  gemeinsame  Ab- 
zeichen, wie  einen  Stern  oder  ein  Rund  im 
ICreuz.  Erst  mit  dem  Doppelschilling  von 
1492  und  den  Markstücken  seit  1502  ist 


man  zu  Gemeinschaftsmünzen  mit  dem 
Wappen  aller  4  Städte  übergegangen. 
Weitere  derartige  Gemeinschaftsmünzen  s. 
unter  Münzvereine. 

Als  Gemeinschaftsmünzen  im  engeren 
Sinne,  also  mit  gemeinsamem  Typus,  sind 
wohl  schon  die  Regensburger  Konventions - 
Pfennige  zu  bezeichnen  (Schratz  in  N.  Z. 
22).  Auf  diesen  erscheinen  beide  Münz- 
herren  im  Bilde  nebeneinander,  während 
auf  der  Rückseite  entweder  der  Bischof  oder 
der  Herzog  erscheint.  Ganz  ähnlich  sind 
die  Pettau-Friesacher  Gepräge  des  Herzogs 
von  Österreich  u.  Steiermark,  zusammen 
mit  dem  Erzbischof  v.  Salzburg  1222  ge- 
schlagen (N.  Z.  II  S.  414  f.)- 

Die  fränkischen  Münzverträge  schreiben 
genau  das  Gepräge  der  auszugebenden 
Münzsorten  vor:  z.  B.  1434  haben  die 
Pfennige  wechselnd  2  Wappenschilde  von 
je  2  Verbündeten,  die  Schillinge  die  Wappen 
aller  4  Münzherren  und  1441  diese  die  Wap- 
pen der  3  Münzherren  usw,  (v.  Schrötter, 
Brandenburg-Fränkisches  M.wesen  I  S.  57, 
64).  Besonders  bekannt  sind  die  Gemein- 
schaftsmünzen  der  4  rheinischen  Kur- 
fürsten von  Köln,  Trier,  Mainz  und  der 
Pfalz,  deren  Goldgulden  und  Weißgroschen 
seit  1386  in  wechselnder  Anordnung  und 
ornamentaler  Einkleidung  die  Wappen  der 
Verbündeten  zeigen  (Abb.  220,  234). 

Zuletzt  sind  im  Mittelalter  noch  die  Ge- 
meinschaftsmünzen in  den  Niederlanden  zu 
erwähnen.  Zwischen  1229  u.  1235  haben 
B.  Johann  von  Lüttich  u.  Herzog  Heinrich  X 
V,  Brabant  gemeinsame  Pfennige  geprägt 
(Chestret  de  Haneffe,  Lüttich  S.  129 
no.  189).  Von  Johann  L  v.  Brabant  (1261 
— 94)  existieren  gemeinsame  Sterlinge  so- 
wohl mit  Dietrich  III.  von  Cleve  (1277 — 
1305)  wie  mit  Arnold  VIII.  von  Loos  (1279 
—1323)  (de  Witte,  Brabant  I  S.  86  f.),  von 
Johann  II.  ( — 1312)  Tumosgroschen,  ge- 
schlagen mit  dem  Grafen  Johann  I.  von 
Namur  (1297— 1321).  Im  J..  1339  haben 
Johann  III.  v.  Brabant  u.  Ludwig  von 
Flandern  in  Gent  und  Löwen  Grote  u. 
Sterlinge  prägen  lassen  (de  Witte  I  S.  131), 
auch  hat  Ludwig  mit  Johann  I.  von  Namur 
gemeinsame  Münzen  geprägt  (Gaillard, 
Flandern  S.  157).  König  Johann  v.  Böh- 
men hat  als  Herzog  v.  Luxemburg  (1309 — 
134Ö)  sowohl  mit  Heinrich  IV.  von  Bar 


GENEALOGIE— GENREKUNST 


217 


{März  1343 — Dez.  1344),  wie  1338/39  mit 
Wilhelm  I.  v.  Namur  u.  Bischof  Adolf  v. 
Lüttich  Münzkonventionen  geschlossen,  aus 
denen  Turnosgroschen  u.  Sterlinge,  teil- 
weise mit  der  Aufschrift  »moneta  socio - 
rum«,  hervorgegangen  sind.  1358  hat 
Herzog  Wenzel  v.  Luxemburg  mit  Erz- 
bischof  Boemund  v.  Trier  einen  Groschen 
mit  der  Umschrift  »socii  ist(ius)  monete 
f(a)c(t)e  Luceburg(i)«  geschlagen.  Zuletzt 
erwähne  ich  die  Gemeinschaftsprägung  der 
Johanna  v,  Brabant  mit  Philipp  dem  Küh- 
nen V.  Flandern  von  1384— 1389  (de  Witte 
I  S.  165  f.). 

Von  neueren  G.  sind  zu  nennen  die  von 
Anhalt,  die  der  sächsischen  Fürsten,  von 
Reuß,  von  Schwarzburg  u.  Hohenlohe,  auch 
von  Stadt  u.  Kapitel  v.  Halberstadt.  — 
Jesse  in  Mitt.  f.  M.sammler  1925  S.  140  ff. ; 
ders.  im  Sammler,  Okt.  1925  S.  i  ff.  u. 
Wendischer  Münzverein  S.  3  ff.;  Luschin, 
Allg.  Mkde.»  S.  289  ff.  mit  zahlreichen 
Literaturnachweisen.  Su. 

Genealogie  ist  die  Lehre  von  der  Ver- 
wandtschaft der  Geschlechter,  namentlich 
der  geschichtlich  bedeutenden.  Sie  ist  eine 
unentbehrliche  Hilfswissenschaft  der  Nu- 
mismatik (s.  d.),  durch  die  allein  oft  die 
zeitliche  und  örtliche  Zugehörigkeit  einer 
Münze  bestimmt  werden  kann.  Die  Haupt- 
hilfsmittel dabei  sind  die  Stamm-  und 
Ahnentafeln.  Zweck  der  Ahnentafeln  ist 
die  Ordnung  der  väterlichen  und  mütter- 
lichen Ahnen,  meist  nur  bis  zur  vierten 
Generation  hinauf,  der  der  Stammtafeln 
die  Darstellung  sämtlicher  Angehöriger 
eines  Geschlechts,  wie  sie  Grote  zuerst  syn- 
optisch nach  gleichzeitigen  imd  nachfolgen- 
den Verwandtschaften  in  mustergültiger 
Weise  ausgearbeitet  hat.  Das  vorzügliche 
große  Stammtafelwerk  von  Cohn  ist  leider 
auf  Deutschland  beschränkt  geblieben. 
Das  zweite  Hilfsmittel  sind  die  genealogi- 
schen und  heraldischen  Werke,  besonders 
die  Gothaischen  Taschenkalender.  —  Grote, 
M.  St.  IK;  Voigtel  und  Cohn,  Stammtafeln 
zur  Geschichte  der  deutschen  Lande  und 
der  Niederlande,  Braunschweig,  1871;  0. 
Lorenz,  Gen.  Hdbch.  d.  europ.  Staaten  3, 
Stuttg,  1907;  Wilberg,  Regententabellen, 
Ffurt  a.0.,    1906.  S. 

Genevolse  war  die  Münzeinheit  des  1794 
in  Genf  eingeführten  Dezimalsystems,  der 


6cu  d'argent  zu  10  Decimes  mit  Kopf-Schrift, 
der  aber  schon  1795  abgeschafft  wurde. 

S. 
Genius  ist  der  ein  Einzelwesen  (Mensch, 
Gemeinschaft,  Ort)  begleitende  Lebensgeist, 
etwa  dem  griech.  d^afto;  oaifxov  oder  der 
Tüx>l  verwandt;  näher  bestimmt  wird  er 
erst  durch  den  beigefügten  Genitiv.  — 
Auf  röm,  M.  erscheint  von  Nero  an  bis  in 
konstantin.  Zeit  mit  der  Aufschrift  Genio 
Augusti  (auch  G.  A.  felic),  G.  Caesaris,  im- 
peratoris,  populi  Romani  (Abb.  107),  bono 
g.  imperatoris,  G.  Britanni{ae)  (Carausius), 
G,  exerciti  oder  exerc.  Illuriciani  (Decius, 
dann  zuweilen  mit  Feldzeichen  bei  ihm  auf- 
gepflanzt), oder  auch  ohne  Legende  ein 
Knabe  oder  Jüngling,  nur  der  Unterkörper 
bekleidet,  mit  Schale  über  Altar  oder  Thy- 
miaterion  und  Füllhorn,  später  mit  Polos. 
Im  Anf .  des  4.  Jh.s  erhält  er  in  manchen  M.  - 
Stätten  statt  der  Schale  einen  Sol-  oder  Sa- 
rapiskopf in  die  Handj  Zepter  und  Füllhorn 
hat  der  G.  pop.  Romani  unter  Pius,  vgl, 
auch  den  Gen(ius)  Lug(duni)  unter  Albinus. 
Ein  jugendl.  Kopf  mit  Füllhorn  oder  ein 
bärtiger  Kopf  mit  Zepter  wird  auf  M.  des 
Cn.  Com.  Lentulus  und  des  Interregnums 
68/69  ^t  G(enius)  p(opuli)  R(omani)  be- 
zeichnet, ebenso  Gallienus'  Kopf  mit 
Strahlenkranz  oder  Polos.  Auch  der  wie 
ein  G.  gekleidete  Jüngling  mit  Füllhorn,  der 
die  steh.  Roma  krönt  {JR  des  P,  Corn. 
Lentulus),  und  der  sitzende  Bärtige  mit 
Füllhorn,  von  Victoria  gekrönt  {JK  eines 
anderen  P.  Com.  Lentulus)  werden  der 
G.  populi  Romani  sein.  Als  G.  ausge- 
stattet tritt  auch  der  Bonus  Eventus  (s,  d.) 
auf,  der  G(enius)  t(errae?)  A(fricae)  auf -Ä 
des  Q.  Metellus  Pius  Scipio  ist  löwen- 
köpfig  und  hat  das  Baalszeichen  in  der 
Hand.  Der  Gen.  civit.  Nicom.  erscheint 
unter  dem  Bilde  der  Fortuna.  Endlich 
finden  wir  auf  M.  der  röm.  Kolonien  den 
Genius  coloniae  wie  den  röm.  ausgestattet 
(Korinth,  Kremna)  oder  irrig  weiblich  mit 
Zweig  und  Füllhorn  (Antiocheia  Pisid.). 
Der  G.  senatus  ist  bärtig,  in  Toga  und 
Tunica  und  hält  Zweig  und  Zepter  (bes. 
unter  Pius).  —  Berahart,  Handbuch  S.  59; 

R.  E.  virs.  1155.  R- 

Genrekiinst  nennen  wir  diejenige  Kirnst, 
die  das  alltägliche  Leben  des  Menschen  dar- 
stellt; auf  griech.  M.  erscheinen  im  5.  und 


2l8 


GENTIL— GEOGRAPmSCHE  PERSONIFIKATIONEN 


4.  Jh.  Gottheiten  des  dionys.  Kreises,  dann 
Nike,  Tyche,  Nymphen  usw.  gelegentlich 
in  solchen  Tätigkeiten,  z.  B.  Abb.  35  Pan 
mit  dem  Hasen  spielend,  Abb.  46  eine 
Tänzerin.  —  Regling,  M.  als  Kunstwerk, 
bes.  S.  72/3.  R. 

Gentil  s.  Dobra. 

Geographische  Personifikationen  begeg- 
nen, von  eponymen  Nymphen  (s.  d.),  Ty- 
chen  (s.  d.)  der  Städte  usw.  und  Flußgöttern 
(s.  d.)  abgesehen,  auf  griech.  M.  vor  der 
Kaiserzeit  nicht  eben  oft:  auf  kyren.  u. 
ptolem.  M.  finden  wir  seit  dem  4.  Jh.  einen 
als  Personifikation  der  Libye  geltenden 
Frauenkopf;  auf  ätol.  M.  erscheint  im  3.  u. 
2.  Jh.  eine  auf  Schilden  sitz,  gerüstete  Frau 
mit  spitzem  Hute,  in  der  man  die  von 
Pausan.  X  19,  i  Ätolia  genannte  Gestalt 
eines  delph.  Weihgeschenkes  erkannt  hat 
(Journ.  int.  XIII S.  177  Taf.  V) ;  und  so  mag 
noch  da  und  dort  eine  G.  P.  verborgen  sein, 
häufig  sind  sie  nicht.  Dagegen  sind  sie  im 
republ.  Rom,  der  Vorliebe  der  Römer  für 
Personifikationen  überhaupt  entsprechend, 
weitverbreitet:  schon  auf  der  röm.  Silber- 
prägung in  Kampanien  im  ausgeh.  4.  Jh. 
wie  in  der  269  v.  C.  beginnenden  stadtröm. 
ist  die  Göttin  Roma  (s.  d.,  Abb.  62/64.  70) 
etwas  anderes  als  die  eponymen  Nymphen 
oder  Stadt -Tychen  der  Griechen  (ebenso 
im  4.  Jh.  n.  C.  die  Constantinopolis,  s.  d.)  ; 
sie  ist  als  *P(6jjLa  auch  auf  die  bekannte  M. 
von  Lokroi  übergegangen.  Dann  haben  wir, 
außer  der  Stadtgöttin  Alexandrea  (M.  Aem. 
Lepidus)  (später  dem  Kopf  der  Carthago, 
Clod.  Macer,  Abb.  TJ^  und  dem  der  Anti- 
ochia  bei  den  Flaviem,  Z.  f.  N.  XIV  S.  347) 
den  G(enius)  t(errae?)  A(fricae)  (Q.  Caec. 
Metellus)  —  als  die  löwenköpfige  Göttin 
Sechet  mit  Sonnenscheibe  über  dem  Haupte 
und  Baalszeichen  in  der  L.  — ,  den  Kopf  der 
Hispania  (A.  Post.  Albinus,  Abb.  72)  und  die 
einander  gegenüber  steh.  Göttinnen  Ita(lia) 
imd  Ro(ma)  (Fufius  Kalenus).  Hierher 
gehört  noch  der  Kopf  der  Africa  mit  Ele- 
fantenfell (Cn.  Pompeius,  L.  Cestius,  Q. 
Caec.  Metellus,  Q.  Comuficius),  der  Mace- 
donia  auf  M.  des  C.  Antonius  (und  Cn. 
Plancius?),  der  Italia  auf  M.  des  Bellum 
sociale;  der  Gallier  und  die  Gallierin  (L. 
Host.  Sasema)  gehört  dagegen  nur  be- 
dingt hierher.  In  der  Kaiserzeit  wächst  die 
Zahl  dieser  G.  P.  ungeheuer  an:  Hadrianus 


und  Pius  haben  eine  ganze  Folge  von  röm. 
M.  mit  den  beischriftlich  bezeichneten  G.  P. 
der  röm.  Provinzen  usw.  herausgegeben, 
stehend,  sitzend  oder,  wie  für  Erdgöttinnen 
üblicher,  liegend,  mit  bezeichnenden  At- 
tributen und  Beigaben;  vgl.  für  Hadrianus 
unter  Reise-M.,  Pius  hat  M.  mit  Africa, 
Alexandria,  Armenia  (?),  Asia,  Britannia, 
Cappadocia,  Dacia,  Hispania,  Italia,  Maure- 
tania,  Parthia,  Phoenice,  Scythia,  Sicilia, 
Syria,  Thracia  (?);  schon  68/9  n.  C.  aber 
treten  in  Kopf  oder  Ganzfigur  Gallia  (Z.  f.  N. 
32  S.  72),  tres  Galliae,  Hispania,  diese 
auch  zur  Aufschrift  Consensus  Hispania- 
rum,  auf,  unter  Domitianus  die  trauernde, 
besiegte  Germania,  unter  Traianus  die 
Arabia  adquisita,  unter  Aelius  usw,  die 
Paimonia(e),  unter  Probus  die  Siscia,  unter 
Constantinus  I.  die  trauernde  Alamannia, 
Franc(ia),  Gothia  (Mitt.  f.  M. -Sammler  1927 
S.  i),  Sarmatia  und  die  Constantiniana 
Dafne  (über  sie  zuletzt  Patsch,  Sitz.  Wien. 
Ak.  208,  2  S.  21/22).  Auch  in  Szenen  ver- 
einigt mit  dem  ankommenden  Kaiser  (so 
ein  Teil  der  Reise-M.,  vgl.  dann  z.  B.  unter 
Caracalla  die  Ankunft  des  Kaisers  in  Ägyp- 
ten), mit  einem  Einwohner  des  Landes 
um  einen  Palmbaum  gruppiert  (ludaea 
capta:  Vespasianus,  Titus)  usw.  kommen 
diese  G.  P.  vor,  und  die  Aufschrift  des  betr. 
Landes  steht,  oft  mit  Zusätzen  wie  Ger- 
mania capta,  victoria  Parthica  u.  dgl.,  auch 
als  Beischrift  zum  Attribut  des  betr.  Landes 
(Krokodil  für  Ägypten,  Triquetra  für  Si- 
zilien), zu  einem  Waffenhaufen  oder  Tro- 
paion,  zur  Victoria  oder  zur  Kaiserfigur 
usw.  Die  Genii  von  Städten  und  Ländern 
spielen  eine  ähnliche  Rolle,  so  der  Genius 
(s.  d.)  Britanni(ae),  Gen.  Illyrici,  Gen.  civit. 
Nicom(ediae),  Gen.  Lug(duni)  (N.  Z.  34 
S.  116  Taf.  V  3),  und  auch  der  heimischen 
Göttin  Caelestis  als  Vertreterin  von  Car- 
thago (vgl.  unter  Indulgentia  Augg.  in 
Carth.)  sei  gedacht.  —  Von  hier  aus  haben 
sich  die  G.  P.  und  sonstigen  Erwähnungen 
von  Ländern  auch  auf  griech.  Kaiser -M. 
verbreitet,  bes.  auf  solche,  die  nicht  von 
Städten,  sondern  von  Provinzen,  Koina 
u.  dgl.  ausgehen,  vgl.  die  'Apaßfa,  Dacia 
und  Moesia  auf  deren  Provinzial-M.,  in 
Bithynien  unter  Domitianus  die  Tepfiavia 
Se5oüX(0{i£vY]  (Rev.  num.  1917/18  S.  25)  und 
Fetix-J)  SeSouXcofilvY]  (unediert,  Berlin)  zum 


GEORG— GEORGTALER 


219 


gefesselten  Barbaren,  in  Alexandreia 
Äg.  die  Legenden  Alexandreia,  Armenia, 
BpsTTavvi(a),  NetxT)  xatdt  Bpstav.  bzw.  Fep- 
[xavcov,  auf  Kreta  die  Armenia,  Mysia  (d.  i. 
Moesia),  Parthia,  Auf  der  Rs.  von  Städte- 
M.  treten  z.  B.  in  Tarsos  die  G.  P.  der 
Isauria,  Kilikia  und  Lykaonia  als  handelnde 
Personen  auf.  —  Bernhart,  Handbuch  S. 
103/14,  nützliche  und  fast  vollständige  Liste 
der  geograph.  Legenden  röm.  Kaiser -M.; 
Jatta,  I  rappresentanze  figurate  delle  pro- 
vincie  romane  1908.  —  Von  den  röm.  M. 
sind  die  G.  P.  auf  die  neuzeitl.  Geschichts- 
M.  und  zumal  die  Med.,  bes.  zahlreich  auf 
die  großen  Med.  -Folgen  Ludwigs  XIV.  und 
seiner  Zeit,  Friedrichs  IL,  der  Maria  The- 
resia, Napoleons  I.  usw.  übergegangen. 

R. 

George  St.,  einer  der  14  Nothelfer,  ist  seit 
dem  14.  Jh.  einer  der  am  meisten  gefeierten 
Heiligen  und  wird  dargestellt  als  Ritter  mit 
dem  Drachen,  meist  zu  Pferde,  aber  auch 
zu  Fuß. 

Sein  Name  findet  sich  zuerst  auf  mero- 
vingischen  Trienten  (Beifort  nr.  4020  jff.), 
dann  kommt  sein  Kopf  auf  einem  Bam- 
berger Pfennig  des  ii.  Jhs.  (Dbg.  nr.  1653) 
vor.  Auf  byzantinischen  Münzen  erscheint 
er  zuerst  stehend  neben  dem  Kaiser,  öfter 
in  Brustbild  mit  Lanze  u.  Schild,  auf  M. 
Rogers  von  Antiochien  zu  Pferde  mit  Lanze, 
den  Drachen  tötend,  so  nachgeahmt  auf 
M.  islamischer  Fürsten;  er  erscheint  auch 
auf  einem  der  ältesten  Siegel  des  Templer- 
ordens. 

In  Deutschland  kommt  das  Brustbild  des 
Heiligen  im  13.  Jh,  aiif  einem  Pfennig 
Engelberts  I.  v.  d.  Mark  (1249 — ^^)  von 
Hattingen  (Menadier,  Mark  nr.  29)  vor," 
auf  einem  Dicken  der  »trium  civitatum 
Swewie«,  Ulm,  Überlingen,  Ravensburg 
V.  J.  1502  der  Heilige  zu  Pferde  mit  dem 
Drachen.  So  auch  auf  den  Georgtalern 
(s.  d.).  Auf  Burgfriedberger  größeren 
Münzen  erscheint  er  als  Schutzpatron 
der  Burg  seit  15  90,  zuerst  stehend  mit 
Fahne,  den  Drachen  tötend,  von  1690  an 
zu  Pferde, 

Zahlreich  erscheint  er  auf  Münzen  mittel- 
italienischer Fürsten,  so  Johann  Jakobs  von 
Trivulzio  in  Mesocco  u.  Roveredo  (1487 — 
15 18),  Guidobalds  II.  in  Pesaro  (1538— 
1574),  Giov.  Bartol.  Tizzone  von  Dezana, 


auf  Talleri  Antonios  Maria  Tizzone  (1598 
— 1641)  V.  J.  1597  nach  Mansfelder  Typus, 
auf  Scudi  von  Casale,  von  Mantua  aus 
dem  Ende  des  16.  Jh.s,  auf  einem  4  Soldi- 
Stück  aus  dem  Anfang  des  19.  Jh.s  u.  a. 
Vgl.  Giorgino.  —  Zuletzt  erwähne  ich  die 
Münzen  der  englischen  Könige,  vgl,  George - 
Noble  und  Pistrucci-crown.  Su. 

Georgdor,  die  hannoversche  Pistole  (s.  d.). 
Die  ersten  wurden  im  Jahre  1758  und  1803, 
aber  nur  in  geringer  Zahl,  gemünat,  sie 
hielten  6,05  g  Gold.  Dann  sind  zur  Be- 
zahlung der  Kriegskosten  in  Birmingham 
181 3  und  1814  G.  mit  nur  5,95  g  Gold- 
gehalt geprägt  worden.  Nach  den  Frei- 
heitskriegen prägte  sie  Hannover  zuerst 
wie  Preußen  seine  Friedrichsdor  mit  6,032  g 
Goldgehalt,  verschlechterte  sie  aber  sehr 
bald  bis  auf  wieder  5,95  g,  wodurch  dieser 
Staat  einen  Gewinn  von  über  200  000  Talern 
erzielte.  Die  Geringhaltigkeit  der  Georgdor 
brachte  sie  aber  endlich  um  allen  Kredit, 
so  daß  ihre  Prägung  seit  1839  ganz  gering- 
fügig wurde.  Das  Gepräge  der  Georgdor 
war  bis  1830  auf  der  Rs.  immer  die  Wert- 
bezeichnung, während  auf  der  Vs.  Wappen 
und  Roß  wechselten;  seit  1832  bis  1857  war 
das  Gepräge:  Kopf -Schild.  Auch  sehr  viele 
doppelte  Georgdor  wurden  geschlagen. 
—  Fiala,  Neues  Haus  Lüneburg  zu  Han- 
nover, passim;  Schrötter,  Preußen  1806/ 
1873,  Gesch.,  II,  S.  574;  Noback%  S.  949. 

S. 

George-Noble,  englische  Goldmünze  Hein- 
richs VIIL,  nur  1530  geprägt  mit  Schiff 
auf  der  Vs.,  St.  Georg  mit  Drachen  auf  der 
Rs.   Er  wog  4,61  g  und  hielt  4,585  g  Gold. 

S. 

Georgtaler  heißen  die  Taler,  die  das 
Bild  des  h.  Georg  (s.  Georg,  St.)  zu  Pferde 
mit  dem  Lindwurm  zeigen.  Es  gibt  solche 
von  Mansfeld,  Mantua,  Kirchenstaat,  Lüt- 
tich, Burgfriedberg,  der  Fugger,  von  Eng- 
land, Schweden  und  Rußland.  Am  be- 
rühmtesten sind  die  des  gräflichen  Ge- 
samthauses von  Mansfeld  von  1521 — 
1523  mit  dem  Spruch  ORA  PRO  (nobis) 
auf  der  Satteldecke  des  Pferdes.  Sie 
waren  die  begehrtesten  Amulette  (s.  d.) 
zum  Festmachen  gegen  Wimden  und  Un- 
fälle und  wurden  nut  20 bis  30  Talern  bezahlt. 
Als  sie  nicht  mehr  zu  haben  waren,  wurden 
im    Dreißigjährigen   Kriege   und   in    den 


220 


GEPRÄGE— GERMANICUS 


späteren  Türkenkriegen  die  Taler  des 
Grafen  David  von  Mansfeld  von  1606 — 16 15 
mit  dem  Spruch:  BEI  GOT  IST  RATH 
UND  TAHT  fast  ebenso  geschätzt.  AUe 
Mansfelder  Taler  zeigen  zwar  dies  Bild  auf 
der  Rs.,  zum  Festmachen  kaufte  man  aber 
nur  die  genannten.  Der  dritte  als  Amulett 
dienende  Taler  ist  der  den  Mansfeldem 
nachgeahmte  ungarische  0.  J.  seit  Ende  des 
17.  Jh.s  geprägte,  der  auf  der  anderen  Seite 
den  im  Schiffe  schlafenden  Heiland  zeigt 
mit  der  Umschrift:  IN  TEMPESTATE  SE- 
CURITAS  und  darum  auch  vor  Gefahren 
des  Seekrieges  schützen  sollte.  Er  wird  bis 
heute  überall  nachgeprägt.  S.  auch  Gior- 
gino.  —  L  G.  F.  von  Hagen,  Münzbeschr. 
des  Hauses  Mansfeld,  Nürnberg,  1778, 
S.  6—10,  192—194,-  Schmieder,  S.  191— 
193;  Nachtrag,  S.  71  f.  S. 

Gepräge.  Das  G.  einer  M.  besteht  aus 
M.-bild  und  Schrift  (Legende),  s.  unter 
diesen  W.  R. 

Geräte  und  GetäBe  aus  Gold  und  Silber 
sind  in  Zeiten  der  Bedrängnis  stets  in  Münze 
verwandelt  worden;  man  kann  die  haupt- 
sächlich darin  bestehenden  antiken  Tempel- 
schätze als  Edelmetallreserve  betrachten, 
auf  die  im  Notfalle  der  Berechtigte  oder  ein 
Eroberer  zurückgriff.  So  sind  für  die  N- 
Prägungen  Athens  mehrmals  die  Schätze 
des  Athenatempels  auf  der  Burg  verwendet 
worden,  so  die  delphischen  von  den  Phokem 
im  heiKgen  Kriege,  so  hat  der  Prätendent 
Alexander  IL  von  Syrien  die  Nike  in  der 
Hand  des  Zeus  aus  dem  Tempel  von  Anti- 
ocheia  in  die  Münze  geschickt  imd  auf  der 
Rs.  des  daraus  geprägten  Goldstaters  sogar 
die  Statue  selbst  abgebildet;  Z.  f.  N.  29  S, 
154.  Auch  aus  d.  J.  82  v,  C,  (Willers,  Rom. 
Kupferprägung  S.  78  Anm.  3),  aus  kon- 
stantin.  Zeit  (N.  Z.  46  S.  154  m.  A  5)  und 
aus  byz.  Zeit  (Joum.  int.  II  S.  345)  haben 
wir  Belege  für  dergl.  Ähnliches  hat  sich  m 
der  Neuzeit  mit  dem  Kirchensilber  u.  dgl. 
oft  ereignet:  1529  prägte  man  in  Bologna 
halbe  Silberscudi  mit  der  Aufschrift  ex 
collato  aere  de  rebus  sacris  et  prophanis  in 
egenorum  subsidium;  in  dem  belagerten 
Landau  ließ  der  Kommandant  1702  u.  1713 
einfach  sein  Tafelgeschirr  zerhacken  und 
auf  die  Bruchstücke  den  Wertstempel 
setzen;  das  Tafelsilber  Friedrich  Wilhelms  I. 
war  als  Edelmetallsparvorrat  gedacht  und 


deckte  den  ersten  Kriegsbedarf  Friedrichs 
IL  usw.;  mehrfach  nehmen  in  der  Fran- 
zosenzeit 1792/5  die  Legenden  der  aus  dem 
so  gewonnenen  Rohmetall  geprägten  M. 
darauf  Bezug:  ex  vasis  argenteis  cleri  Mo- 
guntiaci  (Mainz  1794),  ex  vasis  argenteis 
in  usum  patriae  sine  censibus  datis  a  clero 
et  privatis  (Trier  1794).  Siehe  unter  Be- 
lagerungs-  und  Kontributions -M.        R. 

Gerä^eldy  Art  des  Nutzgeldes  (s.  d.),  in- 
dem Geräte  die  Rolle  als  führendes  Tausch- 
mittel und  Wertmesser,  also  als  Geld,  über- 
nehmen. Aus  der  Zeit,  als  man  die  Geräte 
noch  aus  Stein,  Knochen  u.  dgl.  herstellte, 
ist  G.  kaum  sicher  nachweisbar,  seine  Rolle 
beginnt  erst  in  der  Metallzeit.  Dem  primi- 
tiven Menschen  vermittelte  nur  die  Ge- 
brauchsform, in  der  ihm  das  Metall  vorge- 
führt wurde,  seine  Werthaftigkeit,  ohne 
daß  man  anfangs  nach  der  Größe  des  Gegen- 
standes oder  der  näheren  Güte  des  Stoffes 
fragte.  Später,  als  man  die  Stücke  nicht 
mehr  in  wirkliche  Verwendung  nahm,  son- 
dern nur  thesaurierte,  konnten  kostspielige 
Eigenschaften  wie  die  Schärfe  der  Schneide 
wegfallen  (Kümmerformen),  man  hielt  nur 
noch  an  der  allgemeinen  Gestalt  fest,  bis 
endlich  nach  Einbürgerung  des  Messens  und 
Wagens  auch  auf  die  Form  verzichtet 
wurde;  das  ist  das  Ende  des  G.  Bekannt 
ist  metallenes  G.  aus  den  Zuständen  der 
;>Naturvölker«  der  Jetztzeit,  so  Spaten, 
Hacken,  Angelhaken  (s.  unter  Larin), 
Waffen  aller  Art,  so  in  Afrika  Wurfeisen, 
Pfeil-  und  Lanzenspitzen,  Messer,  auch  ein- 
fache Stäbe  (der  westafrik.  Fan  sprach  von 
einem  »Stab  Rum«);  das  Bronzegeld  der 
Chinesen  in  histor.  Zeit  bewahrt  noch  einen 
ungefähren  Anklang  an  die  Gebrauchsform 
von  Hacke  (Abb.  5,  afrikanisch),  Spaten 
oder  Messer  (s.  Pi,  13).  Beilgeld  (Abb.  6, 
vgl.  10)  ist  überall  verbreitet,  Becken  (s. 
xmter  Lebes)  und  Dreifüße  finden  wir  bei 
Homer  als  Geld  und  ihre  Namen  noch 
später  auf  Kreta  als  Rechnungsm. ;  Anker, 
Sicheln  und  vor  allem  Bratspieße  (s.  unter 
Obeliskos;  Abb.  7)  sind  andere  Formen  des 
klassischen  Gerätgeldes.  —  Ebert,  Reallex. 
IV  S.211/2.  216/24,  R- 

Germanicus,  ursprünglich  Beiname  des 
älteren  Drusus,  f  9  v.  C,  und  seiner  Söhne 
wegen  seiner  Siege  über  die  Germanen, 
nämlich  des  kurzweg  G.  genannten  Prinzen 


GERONTES— GESCmCHTSMÜNZE 


221 


(t  19  n.  C,  Abb.  82)  und  des  späteren 
Kaisers  Claudius,  dann  anderer  Angehöriger 
des  iul.-claud.  Hauses,  dann  noch  (z.  T.  als 
Germanicus  maximus)  inoi  Titel  des  Do- 
mitianus  Abb.  75,  Nerva,  Traianus,  Ha- 
drianus,  M.  Aurelius,  Commodus,  Cara- 
calla  Abb.  80,  Maximinus,  GaUienus  (hier 
sogar  mit  IterationszifiFem),  Postumus 
(desgl.)  auf  M.  vorkommend.  R. 

Gerontes  (^Ipovie?,  griech.  eigtl.  = 
Greise)  und  Gerusia,  Name  einer  Behörde, 
die  als  fspovTcov  ohne  Personennamen  auf 
einer  M.  von  Lakedaimon  erscheint,  wäh- 
rend in  Aizanis  Eipox^^Tjc  x^(i)  •^^poöGidij) 
die  M.  widmet  und  in  Hierapolis  Phr.  der 
Kopf  der  personifizierten  rspoojta  auftritt; 
auf  M.  von  Tarsos  bedeutet  •(.  7.  vielleicht 
YpafAfiaTt  Yepoofffaff.  —  Münsterberg,  Beam- 
tennamen S.  251.  R. 

Gerstiy  abessinische  Münzeinheit.  S.  Ta- 
lari.  V. 

Gerusia  s.  unter  Gerontes. 

Geschacht.  Ist  der  Wappenschild  durch 
mehrere  Spaltimgs-  und  Teilungslinien 
durchschnitten,  so  nennt  man  ihn  ge- 
schacht, wenn  die  Linien  in  gleichen  Ab- 
ständen stehen  (l),  geschindelt,  wenn  die 
Spaltungslinien  enger  als  die  Teilungslinien 
zusammenstehen  (2),  im  umgekehrten  Falle 
gemauert  (3). 


Geschenkmüiizeii  sind  —  wegen  antiker 
s.  unter  Donatio  —  Stücke,  die  zu  Ge- 
schenkzwecken auf  Bestellung  der  Fürsten, 
Magistrate  oder  hochgestellter  Persönlich- 
keiten oder  von  Münzmeistem  zum  Ver- 
kauf hergestellt  wurden.  Es  gibt  deren  drei 
Arten:  i.  Geschenkmünzen,  die  das  Gepräge 
des  Kurantgeldes  tragen  und  nach  dessen 
Münzfuß  geprägt  sind,  aber  eine  besondere 
Form  zeigen  oder  einen  höheren  Wert  dar- 
stellen. Hierzu  gehören  die  vielen  klippen- 
förmigen  Stücke  des  16.  u.  17.  Jh.s,  die  oft 
an  Ketten  auf  der  Brust  getragen  wurden; 
dann  die  nmden  Goldabschläge  von  Talern, 
Halbtalem  usw.  vom  2-  bis  zum  20-Du- 
katenstück.  Als  Belohnungen  für  kleinere 
Leute  wurden  Dukaten  auch  in  Silber  ge- 


prägt. Die  meisten  stammen  aus  der  Zeit 
von  1500  bis  1600,  dann  kam  der  Ge- 
brauch ab. 

Als  einige  der  bekanntesten  G.  seien 
genannt  die  Donati ve,  die  von  den  preußi- 
schen Städten  den  polnischen  Königen  beim 
Regierungsantritt  oder  bei  anderen  politi- 
schen Ereignissen  in  Gestalt  von  2-  bis  20- 
Dukatenstücken  verehrt  wurden,  dann  die 
Portugaleser  (s.  d.)  und  die  vielen  Ge- 
schenkmünzen des  Großen  Kurfürsten. 

2.  Die  zweite  Reihe  von  Geschenkmün- 
zen waren  Stücke,  die  bei  Regierungsantritt 
oder  Beisetzung  von  Fürstlichkeiten  oder 
bei  anderen  festlichen  Gelegenheiten  ver- 
schenkt oder  ausgeworfen  wurden;  es  waren 
Denkmünzen  (s.  unter  Geschichtsmünzen), 
die  zwar  auch  nach  dem  Kurantfuße,  aber 
mit  anderen  auf  das  Ereignis  hinweisenden 
Bildern  versehen  waren.  S.  Begräbnis -^ 
Huldigungs-,  Krönungsmünzen. 

3.  Die  dritte  Art  sind  die  von  Münz- 
meistem oder  Medaillenverlegern  zum  Ver- 
kauf an  Privatpersonen  geprägten  Miszel- 
lanmedaillen  (s.  d.).  —  Schrötter,  Trier^ 
Gesch.,  S.  167  ff. ;  ders.,  Brandenburg^ 
Gesch.,  S.  43  f.,  Beschr.,  S.  204—208.    S. 

Gesctaichtsmünze  ist  der  empfehlens- 
werteste Ausdruck  für  eine  M.,  die  außer 
dem  Umlaufszwecke  absichtsvoll  der  Er- 
innerung an  ein  b  e  s  t  i  m  m  t  e  s  Ereignis  ge- 
widmet ist  (denn  allgemein  gesprochen 
sind  alle  M.  Geschichts-M.,  weil  die  politi- 
schen Verhältnisse  und  ihre  Änderung  sich 
fast  stets  in  Bild  und  Aufschrift  der  M. 
widerspiegeln),  wie  Geburtstags-,  Hoch- 
zeits-,  Sterbe-,  Sieges-,  Jubiläums-  u.  dgL 
M.;  für  alle  nur  zur  Erinnerung  oder  zur 
bloßen  Zierde  gefertigten  m. -ähnlichen 
Stücke  ohne  Unalaufszweck  sollte  lieber  das 
wenn  auch  häßliche  Fremdwort  Medaille" 
(s.  d.)  beibehalten  und  sollten  Verbindun- 
gen mit  dem  Worte  »Münze«  vermieden 
werden,  weil  dies  Wort  den  Umlaufszweck 
begrifflich  in  sich  trägt  und  daher  z.  B.  ein 
Gebrauch  des  Wortes  Denk-  oder  Schau- 
münze-im  Siime  von  Medaille  eine  contra- 
dictio  in  adiecto  bedeutet  (anders  Habich, 
Med.  der  ital.  Renaissance  S.  i). 

Solche  G.  haben  die  Griechen,  abgesehen 
von  M.  mit  »kommemorativen«  Bildern  im 
allgemeinen  Sinne  (Macdonald,  Com  types 
S.  92  ff.),  in  autonomer  Zeit  nur  in  be- 
schränktem Umfange  gekannt:  so  ist  das 


222 


GESCHICHTSMONZE 


Demareteion  (Abb.  26)  mit  dem  Siegerkranz 
des  Nymphenkopfes  und  dem  Beiz,  des  Lö- 
wen eine  G.  zur  Erinnerung  an  die  Besiegung 
der  Karthager  480/79  v.  C. ;  eine  ähnliche 
Bedeutung  für  die  Ölblätter  am  Helme  der 
Athena  auf  M.  Athens  (Abb.  24)  wird  be- 
stritten,   Z.  f.  N.    36   S.  46  ff. ;   so   deuten 
Anaxilas   von    Rhegion   und   Philipp    IL 
(Abb.  47)  mit  ihren  M.-bildem  auf  Renn- 
siege  in  Olympia  hin  u.  dgl. ;  andere  Stücke 
derart  sind  schon  unter  röm.  Einfluß  ent- 
standen (Macdonald  S.  109  ff.;  Regung,  M. 
als  Kunstwerk  S.  17. 109).  Die  Römer  näm- 
lich haben,  wenn  anders  das  Schiffsvorder- 
teil auf  der  Rs.  ihrer  ältesten  M.  (Abb.  60, 
vgl.  61)  auf  ein  Seeereignis  anspielt,  gleich- 
viel, ob  auf  die  Wegnahme  der  Flotte  von 
Antium  338  v.  C.  oder  auf  die  Einsetzung 
der  duoviri  navales  311  v.  C.  (so  Sydenham, 
Aes  grave  S.  24/5),  von  Anfang  an  die 
M.  als  Geschichtsmünze  benutzt;  die  Re- 
publik gibt  nach  146  v.  C.  erst  die  Rs., 
dann   auch   die  Vs.   dem  jeweiligen  M.- 
beamten  frei,  die  sie  dann  zur  Verherrli- 
chung der  Geschichte  ihres  Geschlechtes 
und  damit  der  Stadt  Rom  selbst  benutzen; 
der  erste  Denar,  der  als  G.  gelten  kann,  ist 
der  des  S.  Pompeius  Faustulus  mit  der  Auf- 
findung der  Zwillinge  durch  seinen  angeb- 
lichen Ahnherrn   Faustulus.     Diese   Sitte 
setzt  die  Kaiserzeit  ohne  Bruch  fort,  und 
so  entsteht  eine  über  etwa  500  Jahre  fort- 
laufende histoire  m^tallique  der  röm.  Ge- 
schichte, wie  sie  kein  zweiter  Staat  der  Welt 
je  wieder  geschaffen  hat  (Regung  S.  112. 
116);  erst  mit  dem  4.  Jh.  erlischt  sie.  Abb. 
26.  58.  60/1.  (62/4).  69.  72,  74.  82.  109.  HO. 

R. 

Geschichts-  und  Denkmünzen  gibt  es  im 
Mittelalter  schon  aus  der  Merovingerzeit, 
indem  sich  König  Theudebert  wegen  seiner 
Siege  auf  seinen  Goldmünzen  mit  dem  Bei- 
namen »Victor«  nennt  und  auf  der  Rs.  dieser 
Stücke  die  Viktoria  mit  einem  großen 
Flügelpaar  in  Vorderansicht  oder  der 
König  selbst  mit  dem  Palmzweig  und  einer 
kleinen  Statuette  der  Siegesgöttin  in  den 
Händen,  auf  einen  am  Boden  liegenden 
Feind  tretend,  dargestellt  wird  (Abb.  127). 

In  der  sächsisch -fränkischen  Kaiserzeit 
haben  Kaiser  Heinrich  IH.  und  Gottfried 
II.  V.  Lothringen  auf  den  Sieg  von  Bar  le 
Duc  15.  XL  1037  Siegespfennige  mit  dem 


Schwerte  u.  der  Beischrift  »victoria«  schla- 
gen lassen. 

Die  Paxpfennige  von  Eb.  Bruno  v.  Trier 
und  Kaiser  Heinrich  IV.  mögen  mit  dem 
Wormser  Konkordat  zusammenhängen  (s. 
Suhle  in  Z.  f.  N.  34  S.  321  ff.).  Die  Otto- 
Adelheidpfennige  (s.  d.)  sind  höchstwahr- 
scheinlich als  Denkmünzen  auf  den  Einzug 
des  neuvermählten  Paares  Otto  I.  und 
Adelheid  im  April  952  in  ihre  Residenz 
Magdeburg  zu  betrachten  (Abb.  143)-  Es 
schließt  sich  diesen  die  Gattung  der  Hoch- 
zeitsmünzen an  (s.  Frauen  auf  Münzen),  der 
Darstellungen  von  Fürst  und  Fürstin  neben- 
einander. Diese  sind  alle  Denkmünzen  und 
mögen  sich  auf  den  Regierungsantritt,  auf 
Huldigungen,  auf  feierliche  Einzüge,  auf 
Hochzeiten  beziehen,  hier  auch  wohl  vor 
allem  für  das  Auswerfen  bestimmt  sein. 
Weitere  Geschichtsmünzen  sind  die  Hers- 
felder Gedächtnispfennige  auf  Karl  d.  Gr.  u. 
den  Abt  Lullus  u.  die  Denkmünzen  des  Eb. 
Hartwigs  von  Magdeburg  zu  Ehren  Ottos 
des  Großen  (Menadier  in  D.  M.  IV 
S.  i86f.). 

Die  Regensburger  Breitpfennige  des  12. 
Jh.s  finden  vielfach  ihre  Erklärung  in  der 
bewegten  Geschichte  der  damaligen  Her- 
zöge von  Bayern,  die  böhmischen  Pfennige 
der  Zeit  sind  z.  T.  in  Verbindung  mit  Fa- 
milienereignissen, z.  B.  Geburt  von  Prinzen 
usw.  zu  bringen. 

Einzelne  thüringische  Hohlpfennige,  auf 
denen  die  Dargestellten  ein  Kreuz  auf  der 
Brust  tragen,  wbrden  mit  den  Kreuzzügen 
in  Beziehung  gebracht.  Ein  Brakteat  Bern- 
hards V.  Sachsen  zeigt  dessen  Belehnung 
'  mit  dem  Herzogtum  (Abb.  203).  Heinrich 
der  Löwe  ließ  Pfennige  mit  dem  Löwenstein 
in  der  Burg  Dankwarderode  zu  Braun- 
schweig zur  Erinnerung  an  dessen  Errich- 
tung schlagen  (Abb.  201). 

Die  Darstellung  des  an  einem  Gebäude 
tätigen  Bauhandwerkers  auf  einem  Pfennige 
Bischof  Heinrichs  v.  Lüttich  (1247 — 1274) 
steht  in  Zusammenhang  mit  der  unter 
diesem  Fürsten  urkdl.  bezeugten  Wieder- 
herstellung der  St.  Lambertikirche.  Die 
Gründung  des  Marienmünsters  in  Speier 
durch  Kaiser  Heinrich  IV,  feiert  ein  Halb- 
brakteat  zur  Zeit  Barbarossas  mit  dem 
kehrseitigen  Bilde  des  Kaisers,  der  eine 
große  lürche  auf  dem  Arm  hat.  Ein  Hohl- 
pfennig   des    Erbkämmerers    Kunos    von 


GESCHINDELT— GESSNERTALER 


223 


Münzenberg  mit  dem  Bilde  des  jüdischen 
Münzmeisters  David  Ma  Cahen  ist  mit  dem 
Judenschutz  des  Münzenbergers  in  Verbin- 
dung zu  bringen  (Cahn  in  Z.  f.  N.  33  S.  97). 
Zuletzt  neime  ich  den  schlesischen  Ko- 
metengroschen, s.  d. 

In  der  späteren  Zeit  verdanken  u.  a.  die 
englischen  Schiffsnobel  (s.  d.  Abb.  242),  der 
französische  Salut  (s.  d.)  und  die  holländi- 
schen Tuyne  (s.  d.)  ihre  Entstehung  ge- 
schichtlichen Ereignissen. 

Von  einigen  Forschern  ist  der  Charakter 
der  genannten  Münzen  als  Geschichts- 
münzen  bestritten  worden.  Von  Höfken 
wendet  ein,  es  sei  die  künstlerische  Aus- 
fühnmg  der  Stempel  ausschließlich  Sache 
des  Stempelschneiders  gewesen.  Bei  den 
vielen  Verrufimgen  brauchte  er  immer 
neue  Bilder,  und  stellte  daher  willkürlich 
geschichtliche  Vorgänge  dar.  Ein  Zu- 
sammenhang zwischen  diesen  und  den 
Ereignissen  sei  dann  nur  unabsichtlich  ge- 
schaffen und  nur  durch  die  natürliche  Ein- 
wirkung derselben  auf  das  Kunsthandwerk. 

Demgegenüber  sagt  Menadier  mit  Recht, 
daß  aus  einer  ganzen  Reihe  von  Urkunden- 
stellen hervorgeht,  welch  ein  besonderer 
Eifer  von  den  Münzherren  auf  die  Fest- 
stellung der  Gepräge  verwendet  wurde: 
z.  B.  Urkunde  Heinrichs  VI.  für  den  Bischof 
v.  Speier  1196  »Nulla  aliamutatio  in  hiis 
fieri  debet,  nisi  quod  singulis  annis,  si  volue- 
rit  episcopus,  novum  Signum  pro  arbitrio 
suo  denariis  imprimetur«.  Magdeburger 
Urkunde  v.  1260,  durch  das  Domkapitel 
aufgesetzt:  »monetarii,  quando  computare 
debent,  presente  camerario  computabunt; 
cum  novos  denarios  cudi  necesse  est,  canoni- 
cis  maioris  ecclesie  forme,  secundum  quas 
cudi  possunt,  exhibebuntur,  et  iUa  forma 
servabitur,  que  domino  archiepiscopo  placu- 
erit  et  maioris  ecclesie  canonicis;  preter 
ista  novi  denarii  non  cudantur«  (Men. 
in  D.  M.  I  S.  219). 

Wenn  so  die  Stempel  für  die  gewöhn- 
lichen Kurant -Münzen  genau  vom  Münz- 
herrn vorgeschrieben  wurden,  so  geschah 
das  erst  recht  für  die  Stempel,  bei  denen 
der  gewöhnliche  Typus  durchbrochen 
wurde.  Diese  sind  nur  auf  fürstlichen  Be- 
fehl als  Denkmünzen  hergestellt  worden, 
sie  bHeben  aber  unbeschadet  dieser  ihrer 
Eigenschaft  Kurantmünzen.  —  J.  Mena- 


dier, Der  Hochzeitspfennig  Herzog  Heinrichs 
des  Löwen  in  D.  M.  I  S.  S6  ff.  u.  S.  241  ff., 
IV  S.  186  mit  Literaturangaben;  v.  Sallet, 
M.  u.  Med,  S.  174  ff. ;  Dannenberg  in  Z.  f.  N. 
13  S.  322;  21  S.  106  ff.  Su. 

In  der  Neuzeit  wurden  bes.  Taler,  Du- 
katen, aber  auch  kleine  M.  bis  zum  Kreuzer 
und  Dreier  hinab  zu  G.  benutzt  und  die 
Zahl  der  Ausbeute-,  Begräbnis-,  Flußgold-, 
Friedens-,  Geburtstags-,  Geschenk-,  Hoch- 
zeits-,  Huldigungs-,  Jagd-,  Jubiläums-, 
Krönungs-,  Reformations-,  Reise-,  Schieß-, 
Schiffs-,  Sedis  Vakanz-,  Sieges-,  Sterbe-M. 
usw.  (s.  die  einzelnen  Stichworte)  ist  vom 
16.  Jh.  an  bes.  in  Deutschland  Legion. 
Im  Deutschen  Reiche  wurde  durch  Gesetz 
vom  I.  Juni  1900  die  Prägung  von  5-  und 
2-  (später  auch  3-)Mark-Stücken  »als 
Denkmünzen  in  anderer  Prägung«  gestat- 
tet, wovon  von  1901 — 1918,  aber  auch 
seitens  der  Republik  seit  1924  reichlich 
Gebrauch  gemacht  worden  ist;  von  anderen 
Staaten  haben  bes.  Italien,  aber  auch  die 
U.  S.  A.  (z.  B.  Cents  mit  Präsidenten- 
köpfen) die  Sitte  der  G.  wieder  eingeführt. 
In  Spanien  und  Spanisch-Amerika  sind  die 
Proklamations-M.  (s.  d.)  die  wichtigsten 
G.  —  Menadier,  Schausamml.  S.  238/4. 
266/7.  271/2.  R. 

Geschindelt  s.  Geschacht. 

Geschlossenes  MaBsystem  nennen  wir  ein 
solches,  dessen  vier  »Kategorien«  —  Län- 
gen-, Flächen-,  Hohlmaß,  Gewicht  —  mit- 
einander in  Zusammenhang  stehen,  so 
zwar,  daß  die  Einheit  des  Flächenmaßes  das 
Quadrat  des  Längenmaßes  ist,  die  Einheit 
des  Hohlmaßes  der  Kubus  des  Längen- 
maßes und  die  Einheit  des  Gewichtes 
das  Gewicht  dieses  mit  einer  be- 
stimmten Flüssigkeit  gefüllten  Kubus 
ist.  Im  metrischen  System  z.  B.  ist  das 
Meter  das  Längenmaß,  das  Quadratmeter 
das  Flächenmaß,  der  Wasserkubus  des 
Dezimeters  das  Gewicht  (=  i  kg).  —  Auch 
für  das  Altertum  hat  man  z.  B.  im  alt- 
babylon.,  im  pheidonischen  usw.  Maß- 
system ein  g.  M.  vermutet,  vgl.  R.  E. 
Suppl.  III  S.  591.  642  ff.  R. 

Geschreckte  Mfinzen,  technischer  Aus- 
druck des  18.  Jh.s  für  gesprungene  Münzen. 

S. 

Geßnerialer  war  ein  Züricher  Taler  von 
1773,  dessen  Stempel  der  berühmte  Dichter 


224 


GESTRAHLTER  RAND— GIGLIATO 


und  Maler  Salomon  Geßner  entworfen  haben 
soll,  mit  Löwen  mit  Stadtschild  auf  der  Vs. 
und  Schwert  und  Blumen  auf  der  Rs. 

S. 

Gestrahlter  Rand.  Spätmittelalterliche, 
kleine  Hohlpfennige,  namentlich  von  Bran- 
denburg und  den  wendischen  Städten  im 
15.  Jh.  geprägt,  haben  auf  dem  Rande  eine 
Anzahl  Strahlen  bis  zu  30 — ^35,  die,  kon- 
zentrisch gestellt,  mehr  oder  weniger  dicht 
aneinandergereiht  sind.  Su. 

Getreideähre  vu  Getreidekom  sind  als 
Bild  und  Beizeichen  häufig  auf  griech.  M., 
als  Hinweis  sei  es  auf  den  Getreidereichtum 
der  Gegend,  sei  es  auf  Demeterkultus. 
Abb.  28.  34.  —  Anson,  Greek  coin  types 
HI  Taf.  XIX— XXIV.  R. 

Geusenpfennig  (spr.  Chösenpf.),  eine 
ovale,  meist  goldene  und  gehenkelte,  als 
Abzeichen  getragene  Med.  von  1566  (später 
öfter  wiederholt)  mit  dem  Brustbild  Philipps 
II.  von  Spanien,  Rs.  zwei  verschlungene 
Hände  und  ein  Quersack  (—  besace,  Bett- 
lersack), Legenden  Vs.  en  tout  fidelies  au 
roy,  Rs.  jusques  ä  porter  la  besace,  also  ein 
Treugelöbnis  der  vornehmen,  seit  1565  im 
»Geusenbund«  vereinigten  Niederländer  für 
den  König  trotz  ihrer  Beschwerden  gegen 
die  Span.  Herrschaft  darstellend;  der  Name 
Geusen,  von  gueux  =  Bettler,  war  ur- 
sprünglich ein  Spottname  der  Gegner,  den 
der  Bund  dann  zum  Trotze  annahm.  — 
Lit.  im  Kat.Lanna  III 191 1  n.  700.     R.     . 

Gewicht  einer  Mfinze  s.  Feingewicht  und 
Ratihgewicht. 

Gewichtsstücke  s.  unter  Exagium  und 
Münzgewichtsstücke.  R. 

Ghrusch  s.  unter  Piaster. 

Ghurra^  arab.  Neumond,  dann  Neujahr 
und  Neujahrsgeschenk.  Dinar  al  Ghurra 
hießen  die  Dinare,  die  am  Neujahrstage 
verteilt  wurden.  —  Makrizi-de  Sacy,  Trait6 
des  monnaies  musulmanes  77,  V. 

Ghurüsh  s.  unter  Piaster. 

Giamiino,  Abart  des  genuesischen  Lui- 
gino  (s.  d.),  seit  1668  mit  dem  Stadtwappen 
auf  einer,  einem  Januskopf  auf  der  anderen 
Seite.  S. 

Gießen,  Gießflaschen,  Gießsand.  Über  die 
Art  des  Gießens  der  Zaine  (s.  d.)  in  älterer 
Zeit  sind  wir  nicht  unterrichtet.  In  der 
Neuzeit  wurde  in  schräg  in  Gießsand  ge- 
stochene Rinnen,  seit  Ende  des  18.  Jh.s 
aber  meist  in  eiserne  Gießflaschen  gegossen; 


Gold  wohl  immer  nur  in  letztere.  Der  Gieß- 
sand  war  eine  Mischung  aus  Sand,  Ruß  oder 
Kohlenstaub,  die  in  Bierhefe  angefeuchtet 
und  in  Kasten  eingestampft  wurde.  — 
Flörke,  S.  722  ff.  —  Vgl.  unter  Guß.    S. 

Giganten,  vom  griech.  yf^ac  =  der  Riese, 
sind  in  der  griech.  Sage  ein  vorweltliches 
Riesengeschlecht,  Kinder  der  Erdgöttin, 
die  mit  den  olymp.  Himmelsgöttern  in 
einem  oft  dargestellten  Kampfe  stehen. 
Auf  M.  sind  sie,  stets  der  Oberkörper  der 
eines  Menschen  und  die  Füße  als  Schlangen 
(Abb.  103,  auf  dem  Panzer),  allein  selten 
(M  des  L.  Valer.  Acisculus,  Flossen  statt 
der  Hände;  im  »Tempelgiebel«:  M  des  M. 
Plaetorius),  häufiger  im  Kampf  mit  Göt- 
tern (Athena,  Zeus,  beide  auch  im  Vier- 
gespann: kaiserl.  M.  von  Herakleia  Bith., 
Diokaisareia,  Sebaste,  Tarsos,  Seleukeia 
Klilik. ;  röm.  M.  des  Cn.  Com.  Sisenna  und 
der  Kaiser  Severus,  Diocletianus,  Maximia- 
nus  und  Med.  des  Pius  und  des  Marcus); 
M.  von  Akmoneia  und  Bruzos  zeigen  G. 
zu  Füßen  des  sitz.  Zeus.  —  R.  E.  SuppL 
III S.  655/759-  130S,  die  M.  S.  727/32.   R. 

Gigliato  (liliatus)  ist  ein  Grosso  oder 
Carlino  (s.  d.)  Karls  IL  von  Anjou,  in  Nea- 
pel von  1302  oder  1304  an  geschlagen,  mit 
dem  Sitzbild  des  Königs  auf  der  Vs.,  in 
Nachahmung  der  grossi  Romanini  (s.  d.) 
des  römischen  Senats,  und  auf  der  Rs.  mit 
einem  liliengeschmückten  Kreuz,  nach  wel- 
chem die  Münze  ihren  Namen  hat  (Giglio 
=  Lilie);  die  Umschrift  der  Rs.  lautet: 
honor  regis  diligit  Judicium  (Abb,  214).  Von 
dem  Nachfolger  Karls  König  Robert  (1309« 
— 1343)  wurde  der  Gigliato,  der  jetzt  auch 
Robertino  genannt  wurde,  in  großen  Mas- 
sen geschlagen  tmd  gewann  im  14.  Jhr  im 
ganzen  Mittelmeer,  speziell  in  der  Levante, 
großes  Ansehen,  weshalb  er  verschiedent- 
lich nachgeahmt  wurde.  Abgesehen  davon, 
daß  er  von  den  Anjous  auch  in  der  Pro- 
vence und  in  Ungarn  geprägt  wurde, 
schlugen  ihn  die  Genuesen  in  Chios,  die 
Johanniter  auf  Rhodus  (Aspre,  das  Halb- 
stück  des  rhodesischen  Gigliato),  die  sel- 
dschukischen  Emire  von  Sarukhan  (Ly- 
dien)  in  Manglasia  =  Magnesia  am  Sipylus, 
von  Aidin  (lonien)  in  Ephesus  =  Theologos 
und  die  von  Mentesche  (Karien)  in  Milet 
=  Palatia  (Schlumberger,  L'Orient  Latin 
S.  478  ff.)  und  waren  sogar  das  Vorbild  für 
den  Halbschoter  Winrichs  von  Kniprode* 


GIGOT— GLAS 


225 


Es  wurden  80  Stück  aus  dem  Pfund  ge- 
schlagen, also  ein  Stück  =  ca.  4  g  Rauhgew. 
und  bei  einem  Feingehalt  von  930/1000  ca* 
3,72  g  Feingewicht.  — M61anges  de  Numis- 
matique,  Paris  1877  S.  32  f.;  Annuaire  1891 
S.  5if.;  Riv.it.  XXV  S.  190 ff.;  Revue 
num.  1859  S.  211  ff.;  1864  S.  212  ff.,  294 ff.; 
1866  S.  464;  1869  S.  340;   1883  S.  432  ff. 

G.  war  auch  ein  häufiger  Name  des 
Florentiner  Goldgulden  (s.  Goldgulden),  von 
dem  Münzbilde,  der  Lilie.  Su. 

Gigot  s.  Negenmanneke. 

GIne  mlsrl»  ägyptische  Goldmünze;  s. 
Piaster. 

Giorgauly  grusinische  Silbermünze;  s. 
Kirmaneul. 

Gioi^nOy  italienische  Groschenmünze  des 
16.,  17.  und  18.  Jh.s  mit  dem  Bilde  des 
h.  Georg.  Li  Ferrara  führte  sie  Alfons  IL 
1559 — 1597  ein,  in  Modena  Herzog  Caesar 
1598;  hier  galten  sie  5  Soldi  und  wurden 
auch  mit  dem  Bilde  des  h.  Geminianus  ge- 
prägt. Die  genuesischen  wurden  1668  für 
den  Levantehandel  eingeführt.  Alle  wogen 
etwa  2  g.  —  Martinori,  S.  183.  S. 

Giovannino,  Halbgroschen  zu  5  Soldi  der 
Republik  Genua  um  1670  mit  dem  h.  Täufer 
auf  der  Rs.  —  C.  num.  it.  Bd.  3,  Tai. 
XVI,  8.  S. 

Gips  (Calciumsulphat).  Der  auf  100  bis 
150  Grad  erhitzte  Gips  heißt  »Gebrannter 
Gips«;  dieser  geht  mit  Wasser  zu  einem 
Brei  verrührt  unter  Wasseraufnahme  in 
harten  Gips  über,  und  diese  Eigenschaft 
macht  ihn  zum  Hauptmaterial  für  Ab- 
drücke (s.  d.).  S. 

Giroverkehr.  Unter  Giroverkehr  (vom 
-italienischen  Giro  =  Kreis,  Umlauf)  ver- 
steht man  die  Zahlung  einer  Schuld  durch 
Überweisung  und  Abrechnung.  Die  ersten 
europäischen  Banken,  die  zu  Genua,  Vene- 
dig, Amsterdam,  Hamburg  und  Nürnberg, 
waren  alle  Girobanken;  sie  waren  gegründet 
zum  Zwecke  der  Aufrechterhaltung  des 
Geldwertes  gegenüber  den  fortgesetzten 
Münzverschlechterungen.  Gegen  Deponie- 
rung einer  Summe  guter  Münzen  wurde 
dem  Einzahler  ein  Folio  eröffnet,  auf  das 
ihm  zu-  und  abgeschrieben  wurde.  Die 
Entwicklung  ist  dann  dahin  gegangen,  daß 
die  großen  Banken  nicht  Girobanken  blie- 
ben, sondern  als  Depositen-  und  Noten- 
WOztexlmch  dei  MUndnncie. 


banken  nebenher  den  Giroverkehr  trieben. 
S.  auch  Scheck  und  Papiergeld.  S. 

GiuliOy  der  silberne  Grosso  des  Papstes 
Julius  IL  (1503— 15 13)  (Abb.  282),  welcher 
Name  dann  auf  die  späteren  päpstlichen 
und  viele  andere  italienische  Groschen  über- 
ging, deren  lO  einen  Dukaten  galten.  Die 
ersten  waren  3,87  g  schwer.  Die  meisten 
zeigen  auf  der  Vs.  das  Brustbild  oder  das 
Wappen  des  Papstes,  auf  der  Rs.  die  stehen- 
den Apostel  Petrus  und  Paulus.  —  Serafini 
I,   S.  161  ff.,   Taf.  25,   13—24.  S. 

Giustina,  venetianische  Silbermünzen  ver- 
schiedener Art,  die  alle  auf  der  Rs.  die 
h.  Giustina  zeigten.  Unter  Aloys  Mocenigo 
wurde  1472  beschlossen,  Stücke  zu  40,  20 
und  10  Soldi  aus  Silber  zu  prägen  mit  dem 
h.  Markus  und  knienden  Dogen  auf  der  Vs. 
und  der  h.  Giustina  auf  der  Rs.  Diese 
Giustina  zu  40  Soldi  wog  9,04  g  und  hielt 
Öj5ö9  g  Silber.  Unter  Nikolaus  da  Ponte 
(1585 — 1595)  entstanden  zwei  größere 
Giustinen:  i.  die  G.  maggiore  zu  8  vene- 
tianischen  Lire  oder  160  Soldi,  die  36,38  g 
wog  und  34,488  g  Silber  hielt;  2.  die  G. 
minore  zu  6  Lire  4  Soldi  oder  124  Soldi  mit 
28,103  g  Gewicht  und  26,64  g  Silbergehalt. 
Alle  diese  Münzen  trugen  ihren  Wert  in 
der  Zahl  der  Soldi  auf  der  Rs.  Die  spätere 
G.  minore  heißt  auch  G.  delle  galere,  weil 
die  Heilige  hinter  sich  zwei  Galeren  hatte. 
Dies  war  zugleich  ein  neuer  Name  für  den 
Silberdukat  (s.  Ducato).  Die  G.  minore 
wurde  später  Ducatone  (s.  d.)  genannt.  — 
Papadopoli  II,  311,  355  f.,  387Taf.  33,  6,  7; 
34,  I,  2;  35,  9;  39,  3,  4-  S. 

Gladiatorentesserae  s.  unter  Tesserae. 

Glas  ist  wegen  seiner  Zerbrechlichkeit 
und  der  Schwierigkeit  eines  Reproduk- 
tionsverfahrens als  Material  für  M.  unge- 
eignet; aber  es  hat  in  frühbyz.  Zeit  (5. — ^7. 
Jh.)  zur  Herstellung  der  sog.  Exagien  (d.  h. 
Münzgewichte;  doch  sind  es  z.  T.  Tesseren, 
Siegel  für  Warenballen  u.  dgl.)  gedient,  von 
13 — 24  mm  Dm.  mit  Namen  und  Büste  des 
Kaisers  oder  des  Eparchos  (Stadtpräfekt 
von  Konstantinopel)  oder  unbekannter 
Personen  oder  mit  bloßen  Monogrammen. 
Ausgrab.  v.  Pergamon  I  S.  332,  dazu  jetzt 
Riv.  ital.  di  num.  35  S.  93/107;  R-  E.  III A 
S.  925;  N.  Z.  51  S.  64».  —  Von  Byzanz  aus 
wohl  ist  die  Sitte  der  beschrifteten  gläsernen 
Eichungsstempel    an    Flaschen,    gläserner 

15 


226 


GLASGEFÄSSE— GLUCKHENNENTALER 


Gewichte  und  auch  wirklicher  Münzge- 
wichte sowie  Tesseren  nach  Ägypten  ver- 
pflanzt worden,  insbes.  zur  Zeit  der  Fati- 
miden  (909— 1 171  n.  C).  Amtl.  Ben  30 
S.  24/26;  N.  Z.  61  S.  127;  vgl.  unter  Sandj. 
—  Endlich  kommen  gelegentlich  (gleich- 
zeitige ? )  Glasabf  ormungen  von  Renaissance- 
medaillen vor.  R. 

GlasgetäBe,  bes.  Flaschen,  sollen  in 
Birma  schon  zur  Zeit  der  Tang-Dynastie 
(618 — 907)  und  auch  noch  im  19.  Jh.  als 
Zahlungsmittel  verwandt  worden  sein. 
Ebenso  in  Abessinien  im  19.  Jh.  —  Temple 
in  L  A.  26,  S.  287;  AJN.  27,  19.         V. 

Glasperlen  s.  Dammur,  Kharaz. 

Glattbenstaler  s.  unter  Katechismustaler. 

Glattx,  griech.  -y^auS  =  Eule;  wegen  der 
Eule  auf  der  Rs.  hießen  so  die  athenischen 
M.,  und  zwar  nach  Hesych  vorzugsweise  die 
Ä-Tetradrachmen  (Abb.  24),  •yXaSxes 
AaopstcoTixat  wegen  der  Herkunft  des  Silbers 
von  Laurion;  Plut.  Lys.  16;  Aristoph.  Vögel 
v.  1106,  dazu  Hesych  und  Suidas  unter 
YXaüS;das  griech.  Sprichwort  yX^Sx"  A&iQvaCs 
=  Eulen  nach  Athen  tragen  (Aristophanes, 
Vögel  V.  301),  s.  V.  w.  etwas  Überflüssiges 
tun,  bezieht  sich  auf  diese  M.  R. 

Globus  (griech.  cj<paTpa)  —  Kugel,  insbes. 
die  Himmelskugel;  er  erscheint  zu  Füßen 
der  Himmelsforscher  (M.  von  Samos,  Kla- 
zomenai,  Nikaia)  als  Attribut  des  Py- 
thagoras,  Anaxagoras,  Hipparchos  und  (auf 
Denar  des  Pomp.  Musa)  der  Muse  Urania; 
auf  ihm  sitzt  die  Aetemitas,  der  als  Kind 
verstorbene  Sohn  des  Domitianus  und  steht 
der  Phönix  usw.;  sonst  aber  bedeutet  er  den 
Römern  als  Erdglobus  die  Weltherr- 
schaft, an  den  beiden  sich  kreuzenden  Rin- 
gen oder  Doppelringen  (Äquator  und  Me- 
ridian) kenntlich:  der  Providentia  liegt 
er  zu  Füßen,  als  Zeichen  der  Nachfolge 
empfängt  ihn  ein  Kaiser  vom  anderen 
(z.  T.  dazu  die  Aufschrift  Adoptio),  er 
dient  als  Sitz  der  Italia,  der  Herrin  der 
Welt,  das  Steuer  der  weltregierenden  For- 
tuna läuft  oft  in  einen  G.  aus,  auch  ihr  Füll- 
horn ist  mit  ihm  verbunden  {Ai  der  caesar. 
Zeit,  zuweilen  unter  Zufügung  des  Zepters, 
des  Caduceus  der  Pax  u.  dgl.) ;  der  G.  zwischen 
den  drei  coronae  triumphales  des  Pompeius 
auf  M.  des  Faustus  Corn.  Sulla  wird  durch 
Cicero  pro  Balbo  VI  16  cuius  tres  triumphi 
testes  essent  totum  orbem  terrarum  nostro 


imperio  teneri  erläutert.  So  finden  wir  ihn 
in  der  Hand  oder  unter  dem  Fuße  der  röm. 
Kaiser,  die  in  christl.  Zeit  das  Kreuz  darauf 
setzen  (Abb.  118),  und  in  dieser  Gestalt  geht 
er,  später  als  Reichsapfel  bezeichnet, 
über  Byzanz  ins  Mittelalter  und  in  die  Neu- 
zeit über.  —  R.  E.  VH  S.  1427  ff.;  Rassegna 
num.  8,  1911  S.44;  A.  Schlachter,  DerG.  in 
der  Antike,  Leipz.  1927.  R. 

Glockentaler  sind  Taler  des  Herzogs 
August  des  Jüngeren  von  Braunschweig, 
die  dieser  auf  die  erhoffte  und  am  13.  No- 
vember 1643  erreichte  Befreiung  der 
Festung  Wolfenbüttel  von  der  kaiserlichen 
Besatzung  in  Zellerfeld  schlagen  ließ.  Es 
gibt  7  Arten  mit  verschiedenem  Gepräge 
und  Sprüchen  sowie  zahlreichen  Varianten. 
Die  Vorderseiten  zeigen  das  Hüftbild  des 
Herzogs,  die  Rückseiten  eine  am  Balken 
hängende  Glocke  oder  deren  Klöppel.  Den 
ersten  dreien  fehlt  der  Klöppel;  der  vierte 
zeigt  nur  diesen,  der  fünfte  und  sechste 
zeigen  die  Glocke  mit  IQöppel,  der  siebente 
endlich  die  von  drei  Händen  geläutete 
Glocke.  Auch  halbe  und  viertel  gibt  es. 
Die  In-  und  Umschriften  sind  sehr  ver- 
schieden, über  sie  sind  die  verschiedensten 
Auslegungen  versucht  worden.  Nach  Fiala 
treffen  sie  meist  nicht  zu,  doch  versucht  er 
selbst  keine  Lösung.  — Schmieder,  S.  197  ff.; 
Halke,  S.  112  f.;  Fiala,  Neues  Haus  Braun - 
schweig-Wolfenbüttel,  1907/8,  S.  24,  97 — 
103.  Den  eigenhändigen  Entwurf  Augusts 
zum  5.  Glockentalers,  bei  Köhler,  Münzbel. 
XIX,  S.  41.  S. 

Glotia,  lat.  =  der  Ruhm,  Die  G.  wird 
auf  röm.  M,  nicht  personifiziert,  sondern 
es  erscheint  die  Aufschrift  g.  Aug.,  exer- 
citus,  saeculi,  novi  saeculi,  perpetua,  aeterna 
g.  Senat,  p.  q.  R.,  g.  orbis,  orvis  terrar(um), 
reipublicae,  Romanorum,  gloria  et  repara- 
tio  temporum,  g.  saeculi  virtus  Caess. 
von  Probus  ab  bis  in  byzant.  Zeit  zu 
Bildern  des  oder  der  Kaiser,  zu  militär. 
Bildern  und  Szenen,  zur  "Victoria,  Pax  oder 
zu  der  oder  den  sitz.  Stadtgöttin(nen).  — 
R.  E.  VII  S.  1431;  Bernhart,  Handbuch 
S.  179.  R. 

Gluckhennefltaler,  ein  Schautaler  der 
Stadt  Basel  von  1691  mit  der  Stadtansicht 
auf  der  Vs.,  einer  Glucke  und  6  Küchlein 
und  der  Unterschrift:  Alit  et  protegit  auf 
der  Rs.,  geschlagen  zur  Erinnerung  der 


GLÜCKSTALER— GOLD 


227 


Versöhnung  des  Rats  mit  den  Bürgern.  — 
Köhler,  Münzbel.  XIX,  S.  209  ff.;  Haller 
Nr.  1323— 133 1.  S. 

Gläckstaler  heißen  die  Taler  mit  dem 
Bilde  der  Glücksgöttin.  Am  bekanntesten 
sind:  i.  Medaillen  und  Taler  des  Herzogs 
Adolf  Friedrich  von  Mecklenburg-Schwerin 
von  1612  und  1613,  deren  Vs.  das  Brustbild 
des  Herzogs  trägt  (Evers  II,  S.  83  ff.). 
2.  Die  in  Glückstadt  1620 — 1646  gepräg- 
ten Taler,  deren  Vs.  das  Bild  des  stehen- 
den Königs  oder  sein  Brustbild  zeigt.  3. 
Die  Andreasberger  Ausbeutemünzen  von 
1623  zu  4  und  1V4  Reichstaler  des  Herzogs 
von  Braunschweig  Friedrich  Ulrich,  die  auf 
der  Vs.  die  Fortuna,  auf  der  Rs.  Darstellun- 
gen von  Jagd,  Fischerei,  Landwirtschaft  und 
Hüttenwesen  zeigen.  Sie  haben  einen  Dm. 
von  ^^  u.  48  mm.  —  Fiala,  Mittleres  Haus 
Braunschweig,  Linie  Wolf  enbüttel,  S.  l82f. 
Taf.  XIV,  3.  S. 

Glühen.  Die  Zaine  wurden  in  älterer  Zeit 
auf  die  gehörige  Dicke  durch  Hämmern,  in 
neuerer  werden  sie  es  durch  mehrmaliges 
Walzen  gebracht.  Dadurch  verlieren  sie 
ihre  Geschmeidigkeit  und  müssen,  um  nicht 
zu  reißen  und  zum  Prägen  nicht  zu  spröde 
zu  sein,  während  des  Hämmerns  oder  Wal- 
zens einmal  oder  öfter  geglüht  werden. 
Goldzaine  erfordern  das  Glühen  weniger.  — 
Schlösser,  S.  130 — 132.  S. 

Glykon  s.  unter  Drache. 

Gnacken  (Knacken)  waren  geringhaltige 
sächsische,  hessische,  stolbergische  und 
diesen  nachgeprägte  braunschweig-gruben- 
hagensche  Groschen  aus  dem  15.  u.  16.  Jh. 
(Abb.  293),  häufig  mit  Gegenstempeln  verse- 
hen. Sie  wurden  inWürzburg  1496  aiif  4  Pfen- 
nig herabgesetzt.  Auch  die  Innsbrucker  (s. 
d.)  hießen  so.  —  Jesse,  S.  247 — ^249.     S. 

Gnadenpfennige  nannte  man  im  16.  und 
17.  Jh.  die  von  den  Fürsten  ihren  Getreuen 
wie  unsere  Orden  verliehenen  und  auch  wie 
solche  an  Ketten  um  den  Hals  getragenen 
Med.,  meist  mit  Bildnis  des  Fürsten,  oft  als 
Kleinode  (s.  d.)  gefaßt  und  emailliert.    R. 

Gobelotten  s.  Cavallotto. 

Gorlltzer  Schekel  nennt  man  eine  schon 
im  16.  Jh.  vorhandene  Nachahmung  der 
jüdischen  -Ä-Schekel  (der  echte:  Abb.  86) 
meist  aus  minderwertiger  Legierung,  der 
Kelch  des  Vorbildes  ist  in  ein  Räuchergefäß, 
die  Blüte  in  einen  Lorbeerzweig  (den  »Stab 


des  Aaron«)  verwandelt  und  die  Umschrift 
in  moderne  hebräische  Quadratschrift.  Am 
»Heiligen  Grabe«  in  Görlitz  wurden  sie  noch 
bis  in  die  Jetztzeit  zum  Andenken  ver- 
kauft; auch  in  Hamburg  wurden  1574 
falsche  Schekel  geprägt.  Man  hielt  ihr  Vor- 
bild und  Unkundige  dann  sie  selbst  wohl 
für  die  30  Silberlinge  (s.  d.),  um  die  Jesus 
verraten  ward.  — •  Berl.  Mbl.  1903  S.  261, 
318;  Hill,  Medallic  portraits  of  Christ 
S.  78/90.  114;  V.  Bahrfeldt,  Niedersächs. 
M.-archiv  H  S.  355.  R. 

Gortzscher  Nottaler.  Aus  Kupfer  wurde 
während  des  großen  nordischen  Krieges  auf 
Vorschlag  des  Finanzsachverständigen  Karls 
des  Zwölften,  des  holsteinischen  Barons 
Görtz,  eine  Kreditmünze  für  i  Daler 
Silbermünze  in  Schweden  geprägt,  und 
zwar  17 15 — 19  zehn  Arten;  die  älteste  vom 
Jahre  17 15  trägt  eine  Krone  auf  der 
Vs.,  die  übrigen  die  Inschriften:  PUBLICA 
FIDE,  WEIT  OCH  WAPEN,  FLINK 
OGH  FÄRDIG,  JUPITER,  SATURNUS, 
PHOEBUS,  MARS,  MERCURIUS,  HOP- 
PET  mit  verschiedenen  Figuren  antiker 
Götter.  Die  Rs.  gab  den  Wert  an  (Abb.  361). 
Die  beiden  letzten  wurden  gleich  nach 
dem  Tode  des  Königs  geprägt,  zu  welcher 
Zeit  sich  etwa  20  Millionen  in  Umlauf 
befanden.  Sofort  nach  dem  Frieden  zu 
Nystad  1721  wurde  der  Nennwert  ohne 
jegliche  Entschädigung  auf  die  Hälfte  ver- 
ringert. Binnen  kurzem  wurden  sie  gänz- 
lich verrufen,  jedoch  erhielten  die  Inhaber 
eine  kleine  Entschädigung.  —  Stiern- 
stedt  I  S.  88—90,  102.  W. 

Gosger  =  Gosler  (s.  d.). 

GStter  als  eponyme  Beamte  treten  in  der 
griech.  Welt  dann  auf,  wenn  sich  niemand 
ündet,  der  das  kostspielige  Amt  bekleiden 
will;  das  ist  z.  B.  aus  Inschriften  von  Priene 
und  Milet  bekannt,  und  so  müssen  wir  auch 
die  in  der  Kaiserzeit  in  Byzantion  u.  a.  auf- 
tretenden M.  -Legenden  wie  iitl  AT^fti^tpoc  ti  ß' 
usw.  auffassen.  —  N.  Z.  27  S.  27;  Münster- 
berg, Beamtennamen  S.  256.  R. 

Gold.  Abkürzung:  N  (aurum)  und  0 
(sol);  spez.  Gew.  19,33-  Gold  war  das 
erste  gefundene  und  aufgesuchte  Metall 
(vgl.  Elektron),  da  es  sich  gediegen  auf 
oder  dicht  unter  der  Erdoberfläche  fand 
und  sich  durch  Farbe,  Glanz,  Schwere, 
Dehnbarkeit  und  Homogenität  vor  allen 

X5* 


228 


GODDABSCHLAG—GOLDGULDEN 


anderen  Metallen  auszeichnete.  Die  Ägyp- 
ter gewannen  es  schon  bei  ihrem  Ein- 
treten in  die  Geschichte  in  Nubien,  auch 
in  der  mykenisch-kretischen  Kultur  finden 
wir  es  in  vielfacher  Verwendung;  für  die 
Griechen  sind  Indien,  das  heutige  Ruß- 
land (Ural),  die  Gebirge  und  Flüsse  Ly- 
diens,  Phrygiens  und  Mysiens,  Kolchis'  und 
Thrakiens  die  Hauptgoldgebiete  gewesen. 
Jedoch  war  Gold  in  Griechenland  vor  dem 
4.  Jh.  ebensowenig  häufig  wie  in  Rom  vor 
dessen  Eroberungskriegen.  Wie  ihr  meistes 
Silber,  so  erhielten  die  Römer  auch  das 
meiste  Gold  aus  Spanien,  dann  aus  Ungarn, 
Siebenbürgen,  Dalmatien  und  den  Ostalpen. 
Man  gewann  das  Gold  im  Altertum  durch 
Waschen  des  Flußsandes,  durch  Schlämmen 
und  durch  Stollenbau,  der  oft  wie  in  Spa- 
nien durch  die  Römer  in  geradezu  men- 
schenmörderischer Weise  betrieben  TTurde, 
dann  durch  Feinbrennen,  auch  Amalgama- 
tion  und  Cämentation  (s.  diese). 

Vom  10.  bis  zum  15.  Jh.  war  Böhmen 
das  goldreichste  Land  Europas,  dazu  kamen 
Schlesien  seit  dem  10.  Jh.,  das  Fichtel- 
gebirge (Goldkronach)  seit  dem  14.  Auch 
aus  dem  Sande  der  deutschen  Flüsse  ist 
früher  viel  Gold  gewonnen  worden,  die 
letzten  6  kg  Rheingold  im  Jahre  1899  (s. 
Flußgolddukaten).  Gold  lieferten  Ungarn 
und  Siebenbürgen  seit  der  Römerzeit,  Si- 
birien seit  1704,  der  Ural  seit  1745.  Um  die 
Mitte  des  19.  Jh.s  wurden  die  Goldfelder 
von  Kalifornien,  Nevada,  Australien,  1885 
von  Südafrika,  1897  von  Klondyke  ent- 
deckt, aus  denen  seitdem  der  Hauptgold- 
zuschuß stanmxt.  Das  Gold  wurde  von  den 
Arabern  aus  dem  Erz  durch  Amalgamation 
mit  Quecksilber,  seit  1500  in  Venedig  mit- 
tels Salpetersäure  gewonnen,  welch  letzte- 
res Verfahren  seit  1850  allgemein  ist.  Seit 
1887  kam  dazu  die  elektrische  Scheidung. 
— Die  ersten  Münzen  aus  G,  sind  die  aus  lydi- 
schem  Elektron  (s.  d.),  einem  stark  silber- 
haltigen Golde.  Das  Goldgeld  ist  viel  weni- 
ger als  das  silberne  einer  Verschlechterung 
unterworfen  worden.  Außer  in  Kriegszeiten 
(s.  Kriegsgeld)  kennt  man  von  bedeutenden 
absichtlichen  Goldmünzverschlechterungen 
nur  die  der  merowingischen  Trienten  (s.  d.) 
und  dann  die  der  deutschen  und  besonders 
niederländischen  Goldgulden  (s.  d.).  Heute 
ist  die  Legierung  der  meisten  Goldmünzen 


9/10  Gold  und  Vio  Kupfer,  die  der  englischen 
(auch  Danziger)  'Vm  Gold  und  ^12  Kupfer 
(s.  auch  Goldwährung). 

Man  unterschied  früher  zwischen  Du- 
katen-, Kronen-,  Pistolen-  und  Horngold. 
Man  bezeichnete  damit  die  Qualität  des 
Goldes,  indem  man  die  Feinheit  der  Haupt- 
goldmünzen zugrunde  legte.  Das  Dukaten- 
gold war  fast  ganz  fein  (23  Karat  9  bis  8 
Grän),  ihm  folgte  das  22-karätige  Gold  der 
französischen  Kronen  (s.  d.  und  Crown- 
Gold),  dann  das  21  Karat  10  bis  9  Grän  feine 
Gold  der  Louisdor  und  anderer  Pistolen. 
Horngold  endlich  war  das  kaum  10  Karat 
feine  Gold  der  schlechtesten  niederländi- 
schen Goldgulden  (s.  Hornsche  Gulden).  — 
H.  Blümner,  Technologie  ...  bei  Griechen 
und  Römern  IV,  Halle  a.  d.  S.  1887,  S.  8  ff.; 
B.  Neumann,  Metalle,  Halle  a,  d.  S.  1904, 
S.  i92ff.;Flörke,  S. 329 f . ; Zi.N.  26 S. 8ff.  S. 

Eine  besondere  Rolle  spielte  das  Kronen- 
gold in  Dänemark,  wohin  es  in  der  Regel 
aus  den  Niederlanden  eingeführt  und  wo 
es  zuerst  in  Goldkronen  (s.  d.  am  Schluß), 
später  in  Kurantdukaten  (s.  d.)  vermünzt 
wurde.  —  Wilcke,  Christian  IV.  Derselbe, 
Möntvaesnet.  W. 

Goldabschlag  s.  Abschlag. 

Goldenes  Vließ  s.  Toison  d'or. 

Goldgttlden.  Seit  der  Einführung  der 
Silberwährung  durch  Pipin  und  Karl  den 
Großen  sind  in  Mittel-  und  Westeuropa 
Goldmünzen  so  gut  wie  unbekannt  gewesen. 
Nur  in  Unteritalien  waren  Goldmünzen  nie 
ganz  verschwunden  (s.  Augustalis,  B&ant 
und  Tari).  Erst  als  durch  die  Kreuz- 
züge und  den  dixrch  sie  ins  Leben  gerufenen 
Handelsverkehr  mit  dem  auf  Gold  gestellten 
Osten  Gold  nach  Italien  strömte,  haben  die 
italienischen  Handelsstädte,  voran  Genua 
und  Florenz,  dieses  im  Jahre  1252,  die 
Goldprägung  wieder  aufgenommen.  Genua 
prägte  den  Genovino  (s.  d.),  Florenz  den 
Florenus,  so  genannt  nach  dem  Stadt- 
symbol, der  Lilie  (flos),  während  die  Rs. 
den  Stadtheiligen  Johannes  den  Täufer  mit 
dem  Lamm  Gottes  zeigte.  Diese  3,537  g 
wiegende  u.  ebensoviel  Gold  haltende  Münze 
kam  im  Anfange  des  14.  Jh.s  nach  Deutsch- 
land und  -^urde  im  Süden  bald  ein  Haupt - 
Zahlmittel  unter  dem  Namen  »Gulden«, 
das  heißt  »Goldener«  (Pfennig),  lateinisch 
»Aureus«  (nummus).    Der  Gulden  wurde 


GOLDGULDEN 


22g 


dann,  zuerst  unter  Beibehaltung  des  Floren- 
tiner Typus,  nachgeprägt.  Seit  der  Mitte 
des  14.  Jh.s  aber  begannen  die  deutschen 
Fürsten  die  Lilie  und  auch  das  Bild  des 
Täufers  durch  eigene  Bildnisse  und  Wappen 
oder  den  Täufer  durch  andere  Heilige  zu 
ersetzen.  Die  böhmischen  und  ungarischen 
Gulden  mit  dem  stehenden  Gewappneten 
nahmen  bald  den  Namen  »Dukaten«  an 
(s.  Dukat)  und  blieben  im  Goldgehalt  ziem- 
lich gleich;  sie  gewannen  die  größte  Aus- 
breitung, auch  in  Deutschland.  Die  deut- 
schen Gulden  behielten  nicht  lange  den  Fuß 
der  Florentiner  bei,  sondern  wurden,  nach- 
dem sie  auch  im  Binnenverkehr  Verwen- 
dung gefunden  hatten,  verschlechtert.  Um 
dem  vorzubeugen,  schlössen  die  rheinischen 
Kurfürsten  1386  ihren  ersten  Münzverein, 
wodurch  der  »rheinische  Gulden«  in  dem 
größten  und  reichsten  Gebiete  West- 
deutschlands die  Haupthandelsmünze  wur- 
de und  bis  zum  Aufkommen  der  Silber- 
währung (s.  d.)  um  1500  und  noch  länger 
geblieben  ist.  Die  ungarischen  und  böhmi- 
schen Dukaten  traten  gegen  sie  in  dieser 
Zeit  zurück.  Denn  die  reichhaltigere  Münze 
weicht  immer  der  an  Edelmetall  ärmeren. 
Die  Goldgulden  sanken  nämlich,  wie  be- 
merkt, im  14.  Jh.  dauernd  an  Feingewicht. 
Der  Gulden  hielt  1386  3,396,  1425  2,77, 
1477  2,647  und  1490  2,527  g  Gold;  um 
1550  hielt  er  2,48  g.  Gewiß  war  diese  Ver- 
schlechterung zu  bedauern;  wenn  wir  aber 
berücksichtigen,  daß  die  rheinischen  Kur- 
fürsten nicht  wie  Ungarn  oder  Böhmen 
Goldgruben  hatten  und  auch  nicht  wie  die 
italienischen  Städte  durch  starken  Waren- 
export viel  Gold  bezogen,  daß  die  Gulden 
der  reichen  Niederländer  bis  auf  ^3  des 
Wertes  der  rheinischen  verschlechtert  wur- 
den (vgl.  Arnolds-,  Davids-,  Homsche, 
Postulat-,  Reinolds-  und  Ruprechtsgulden), 
so  bleibt  den  rheinischen  Münzverbünde- 
ten doch  immer  das  Verdienst,  die  Ver- 
schlechterung dieser  Münzen  gehemmt  und 
zuletzt  ihren  Fuß  befestigt  zu  haben.  Das 
Versiegen  der  deutschen  Goldgruben,  so  der 
um  Goldkronach,  und  des  Flußgoldes  gegen 
Ende  des  15.  Jh.s,  machten  der  Prägung  der 
Gulden  allmählich  ein  Ende.  Diese  Münze 
hielt  aber  auch  aus  technischen  Gründen 
anderen  gegenüber  nicht  stand.  Die  Gulden 
hielten  nämlich  seit  1500  18  Karat  6  Grän 


Gold,  4  Karat  5  Grän  Silber  und  i  Karat 
13  Grän  Kupfer.  Da  aber  bei  der  Bewertung 
der  Goldmünze  nur  der  Goldgehalt  in  An- 
rechnung kam,  waren  die  4  Karat  5  Grän 
Silber  eine  Verschwendung;  es  wurde  be- 
rechnet, daß  der  Gulden  dem  Dukaten 
gegenüber,  der  nur  Gold  und  etwas  Kupfer 
hielt,  zu  niedrig  tarifiert  war.  Er  konnte 
also  auch  darum  nicht  weiter  geprägt  wer- 
den. Als  1559  als  sein  Silberäquivalent  der 
silberne  Reichsgulden  geschaffen  wurde, 
nahm  der  goldene  Gulden  den  Namen  *Gold- 
gulden«  an.  Spätere  Prägungen  des  Gold- 
guldens  wie  in  Bayern  um  1700  (s.  Maxdor) 
und  in  Hannover  1749— 1753  ß-  f-  N.  XXIV 
167 — 231)  waren  nur  vorübergehend  und 
ohne  Bedeutung  für  das  Geldwesen. 

Der  Goldgulden  hat  im  Laufe  des  15.  Jh.s 
einige  besondere  Namen  erhalten.  Zunächst 
wurden  nach  seiner  Güte  in  Franken  nach 
dem  Vorgange  Nürnbergs  zwei  Gulden 
unterschieden:  der  Landwährungs-  und  der 
Stadtwährungsgulden,  und  zwar  geschah 
das  lange  bevor  die  Stadt  Nürnberg  selbst 
Goldgulden  prägte,  nämlich  seit  etwa  1365. 
Die  Stadtwährungsgulden  waren  solche,  die 
von  den  Nürnberger  Großkaufleuten  als 
Hauptwährungsmünzen  gegeben  und  ge- 
nommen wurden,  in  der  Hauptsache  die 
rheinischen  22ya-karätigen,  während  die 
minderhaltigen  nur  19-karätigen  Land- 
währungsgulden hießen.  Die  Stadt  Nürn- 
berg prägte  beide  später  nebeneinander,  die 
Stadtwährungsgulden  mit  dem  Bilde  des 
h.  Sebald,  die  Landwährungsgulden  mit 
dem  des  h.  Lorenz.  —  Andere  Bezeichnun- 
gen rührten  von  der  sinkenden  Qualität  des 
Silbergeldes  her  und  waren  Rechnungs- 
münzen. Der  Gulden  galt  in  einem  ge- 
wissen Zeitraum  eine  Anzahl  Silbermünzen. 
Da  diese  sich  aber  verschlechterten,  stieg 
er  gegen  sie  im  Wert;  doch  wurde  der  Gul- 
denwert jener  Epoche,  an  den  sich  die  Be- 
völkerung gewöhnt  hatte,  als  stabiler  Rech- 
nungsbegriff festgehalten,  während  der 
Gulden  in  specie  mehr  galt  So  spalteten 
sich  im  Erzbistum  Trier  nacheinander  4 
Rechnungsgulden  von  dem  Goldgulden  ab: 
um  1444  der  Florenus  Mosellanus  oder  Tre- 
virensis  oder  simplex  zu  24  Albus;  der 
Moselgulden  war  also  seitdem  ein  Rech- 
nungsbegriff von  24  Albus,  mochten  die 
Albus  gut  oder  schlecht  sein.    Sie  wurden 


230 


GOLDKERNWÄHRUNG-.GOLDMARK 


in  der  Tat  schlechter,  also  stieg  der  Gold- 
gulden in  specie  weiter,  und  zwar  bis  1580 
auf  36  Albus;  seitdem  gab  es  den  neuen 
Rechnungswert  des  Florenus  Rhenanus  zu 
36  Albus.  Ebenso  entstand  um  1615  der  Flo- 
renus rotatus  (Radergulden)  zu  48  Albus 
oder  zwei  Moselgulden;  endlich,  als  mit 
Goldgulden  nicht  mehr  gezahlt  wurde, 
wurde  der  Goldgulden  in  natura  ein  Rech- 
nungsbegriff von  72  Albus.  —  Ähnlich 
schieden  sich  im  Erzbistum  Köln  vom  Gold- 
gulden allmählich  4  Rechnungsgulden  ab: 
1398  der  Pagaments-  oder  Kaufmanns - 
gülden  zu  20  Albus,  141 8  der  rheinische 
Gulden  zu  20^^  Albus,  1468  der  ober- 
ländische Gulden  zu  24  Albus  und  1476 
der  Zollgulden  zu  27  Albus.  —  Kruse, 
Kölnische  Geldgesch.,  Westdeutsche  Zeit- 
sehr.,  Trier  1888,  S.  83— 88;  Schrötter, 
Trier,  Gesch.  S.  63— 66.  S. 

In  Dänemark  wurden  Goldgulden,  ge- 
nannt Rhinsk  Gylden,  öfter  als  eine  Kriegs - 
münze  geprägt,  so  von  Christian  IV.  seit 
1625  72  Stück  aus  der  18^4  Karat  feinen 
Mark,  das  Stück  zu  i'/4  Daler,  auch  unter 
den  ersten  oldenburgischen  Königen;  be- 
sonders von  König  Hans  wurden  derartige 
Münzen,  nicht  von  der  besten  Art:  etwa  72 
Stück  aus  der  17  Karat  feinen  Mark,  zur 
Zahlung  der  Truppen  im  Schweden-  und 
im  dithmarschischen   Kriege,   geschlagen. 

W. 
Goldkemwähning  nennt  man  heute  das 
Papierwährungssystem,  bei  dem  an  zen- 
traler Stelle  ein  Golddepositum,  ^in  i^Gold- 
kern«  für  die  intervalutarische  Geldwert- 
sicherung bereitgehalten  wird.  Manche 
sehen  in  ihr  das  Geldsystem  der  Zukunft, 
doch  mehren  sich  die  Stimmen,  die  die  Ent- 
ziehung einer  so  wertvollen  Ware,  wie  sie 
das  Gold  ist,  eine  Gefahr  für  ein  arm  ge- 
wordenes Volk  nennen  und  einen  Umlauf 
des  Goldgeldes  befürworten  (s.  Doppel- 
währung am  Schluß).  »Ebenso  wie  man 
zur  Zeit  des  Papierwahnsinns  vorhersagen 
konnte,  daß  die  Haupthandelsländer  binnen 
wenigen  Jahren  zum  Golde  zurückkehren 
würden,  kann  man  heute  vorhersagen,  daß 
wiederum  binnen  wenigen  Jahren  auch  der 
freie  Münzumlauf  in  diesen  Ländern  wieder- 
hergestellt sein  wird,  nicht  auf  Grund 
iig^endwelcher  Theorien,  sondern  einfach 
infolge  praktischer  Notwendigkeiten,  i   (A. 


Lansburgh.)     S.    auch    Goldwährung   am 
Schluß.  S. 

Goldkronen  sind  drei  Arten  von  neueren 
deutschen  und  österreichischenGoldmünzen. 

1.  Der  deutsche  Münzverein  von  1857 
schuf  die  deutsche  Vereinskrone,  wohl  die 
technisch  vollkommenste  aller  neueren  Mün- 
zen, die  leider  durch  die  ihren.  Umlauf  und 
Gebrauch  beschränkenden  Bestimmungen 
zu  keinem  Leben  gelangen  konnte  (s.  Münz- 
vereine).  Sie  wog  ii,ili  g  und  hielt  10  g 
Gold,  war  also  27,90  heutige  Goldmark  wert, 
auch  halbe  wurden  geprägt.  Die  Vs.  zeigte 
den  Kopf  des  Herrschers,  die  Rs.  die  Wert- 
bezeichnung im  Eichenkranze. 

2.  Nach  der  Gründung  des  Deutschen 
Reichs  im  Jahre  1871  wurde  die  Gold- 
währung und  als  Goldmünze  die  Krone  zu 
IG  Mark  eingeführt,  die  3,982  g  wiegt  und 
3,584  g  Gold  hält.  Auch  wurden  doppelte 
und  halbe,  letztere  aber  nur  1877  und  78, 
geprägt.  Das  Gepräge  der  Vs.  ist  der  Kopf 
des  Herrschers  eines  der  deutschen  Staaten 
oder  das  Wappen  einer  Reichsstadt,  das  der 
Rs.  der  Reichsadler.  1871  bis  März  1914 
sind  für  5,  i  Milliarden  Mark  Gold  abzüglich 
der  Einziehungen  gemünzt, 

3.  Österreich  folgte  mit  der  Einführung 
der  Goldwährung  im  Jahre  1892,  wobei  es 
20-  und  IG -Kronenstücke  aus  Gold  schuf. 
Das  IG -Kronenstück  wiegt  3,388  g  und  hält 
.3,049  g  Gold;  diese  Münzen  zeigen  auf  der 
Vs.  das  Brustbild  des  Kaisers,  auf  der  Rs. 
den  Adler,  das  ungarische  10 -Kronenstück 
stehenden  Kaiser-Schild.  Die  einzelne 
Krone  wurde  nur  in  Silber  ausgeprägt 
und  entsprach  dem  französischen  Franc 
zu  5  g  Gewicht  und  4,175  g  Silbergehalt.  — 
Die  jetzige  Währung  Österreichs,  auf  dem 
Gesetz  vom  19.  Dezember  1924  beruhend, 
ist  die  Schillingwährung.  S.  Schilling 
österreichisch.  —  S.  auch  Coröa  d'ouro  und 
Couronne  d*or.  S. 

Die  von  Christian  FV.  161 8  eingeführten 
dänischen  Goldkronen,  22-karätig  mit 
2,725  g  Goldgehalt,  blieben  ohne  Bedeutung. 

W. 

Goldmark  ist  die  Mark  der  einstigen  deut- 
schen Reichsgoldwährung  zu  0,398248  g 
Feingold  (s.  Mark,  Münze  3),  die  in  20-  und 
iG-fachen  Stücken  (doppelten  und  einfachen 
Kronen,  s.  Goldkrone)  ausgemünzt  u.  1924 
wieder  eingeführt  ward.  S. 


GOLDMEDAILLONE--GOLDWÄHRUNG 


231 


GoldmedaiUone,  griech.,  s.  unter  Ale- 
xander-Medaillone;  röm,  s.  unter  Aureus  und 
Solidus.  R. 

Goldmünzen^  griech,,  s.  unter  Drachme, 
Elektron,  Regenbogenschüssel  und  Staterj 
röm.  s.  unter  Aureus  und  Solidus.       R. 

Goldpfennige.  Abgesehen  von  den  Gold- 
prägungen Karls  des  Großen  in  Uzfes  und 
in  Oberitalien  und  Ludwigs  des  Frommen 
sind  imM.-A.  Goldprägungen  äußerst  selten 
und  nur  für  besondere  Zwecke  geprägt 
worden,  teils  für  kirchliche  Abgaben,  teils 
als  Ehrengabe  für  die  Fürsten. 

In  Deutschland  gibt  es  denarii  aurei  von 
Erzbischof  Bruno  von  Trier  (Dbg.  1 538)  von 
einem  Gewicht  von  0,78  g,  von  Erzbischof 
Hermann  IIL  von  Köln  (Dbg.  201 1)  1,6  g 
schwer,  von  Kaiser  Heinrich  IL  (Dbg.  1385) 
1,8  g  schwer,  von  Kaiser  Heinrich  V.  aus 
Mainz  (Dbg.  797  a  S.  307  u.  917),  von  den 
Bischöfen  Bernold  und  Konrad  L  von  Ut- 
recht (Dbg.  S.  608,  612),  es  existiert  ein  gol- 
dener Halbbrakteat  von  Hildesheim,  aus 
späterer  Zeit  ein  Goldpfennig  Jakobs  v. 
Metz  (1239 — 1260),  0,75  g  schwer,  und  von 
Utrecht,  0,71  g  schwer,  dann  von  St.  Omer, 
von  Konrad  IL  von  Osnabrück  (1278 — 
1296),  von  Ludwig  IL  v.  Münster  (13 16 — 
57),  ein  goldener  Heller  von  Frankfurt,  ein 
einseitiges  Stück  von  Balduin  von  Trier 
(Noß,  Trier  1 2  nr.  8, 0,23  g  schwer) ;  schließ- 
lich sind  uns  einige  goldene  Brakteaten  er- 
halten, von  Ulm,  Lindau,  Basel  und  Bern, 
ein  Freipfennig  von  Erfurt;  ein  Goldbrak- 
teat  Ulrichs  v.  Halberstadt  ist  auf  der  Har- 
burg gefunden  worden.  In  rheinischen, 
westfälischen  und  ostfriesischen  Urkunden 
des  12.  u.  13.  Jh.s  werden  nummi  aurei  =  7 
oder  8  Silberpfennigen  zahlreich  erwähnt. 
Bei  Gudenus,  cod.  dipl.  Mogunt.  II  S.  16 
findet  sich  die  Stelle:  »denarius  aureus 
vel  duodecim  argentei  Confluentine  mo- 
nete«. 

Auch  in  England  gibt  es,  abgesehen  von 
dem  Mancus  (s.  d.)  König  Offas,  ent- 
sprechende Goldstücke,  so  von  Ethelred  IL 
(939 — 1016),  3,34  g  schwer  (Grueber  S.  29), 
von  Eduard  dem  Bekenner  (1042 — 1066), 
3,51  g  schwer  (Kenyon,  The  gold  coins  of 
England,  London  1885  S.  13),  von  Heinrich 
IIL. nach  1257, 2,93  g  schwer;  daneben  auch 
eine  Nachbildung  des  munus -divinum - 
Goldstückes  Ludwigs  des  Frommen  von 


Erzbischof  Wigmund  von  York  (837—854), 
4,42  g  schwer  (Grueber  S,  16).  —  Neben 
den  echten  Goldpfennigen  sind  uns  gleich- 
zeitige vergoldete  Silberpfennige  erhalten. 
—  Menadier  in  den  Sitzungsber.  d.  num. 
Ges.  z.  Berlin  4.  Okt.  1886,  Z.  f.  N. 
14  Anhang  S.  32  u.  Schausammlung  S. 
215;  Joseph,  Worms  S.  27;  Eheberg,  Über 
das  ältere  deutsche  Münzwesen  und  die 
Hausgenossenschaften  S.  149;  Bl.  f.  Mfr. 
1904  S.3117  u.  1914  S.  5489.  Su. 

Goldstaub  in  Papiersäcken  (vgl.  Beutel) 
wurde  in  Japan  vor  Aufkommen  der  Oban- 
münzen  (s.  Ban)  als  Zahlungsmittel  ver- 
wendet. In  Kalantan  (malaiische  Halb- 
insel) wurde  noch  im  19.  Jh.  mit  Goldstaub 
gezahlt.  In  Kumaon  hat  ein  Sack  G.  den 
Wert  von  8  Rupien  (Phetang  aus  Pindan, 
im  Sanskr.  =  Goldstaub).  G.  in  Feder- 
kielen diente  im  alten  Mexiko  als  Geld.  — 
Munro,  Coins  of  Japan  186;  van  de  Polder, 
Transactions  of  the  As.  Soc.  of  Japan  19, 
455;  Engel,  RN.  1890,  391;  Cunningham, 
Coins  of  Ancient  India  7.  V.    R. 

Goldialer  s.  unter  Taler. 

Goldwälming  ist  die  EdelmetaUwährung, 
bei  der  nur  Goldmünzen  Kurantgeld,  das 
heißt  unbeschränkte  gesetzmäßige  Zahl- 
mittel sind,  in  denen  der  Gläubiger  die 
Zahlung  der  Schuld  fordern  darf,  während 
alles  andere  Geld,  auch  das  silberne, 
Scheidemünze  ist  (s.  d.).  Ist  diese  Begriffs- 
bestimmung auch  erst  im  19.  Jh.  aufgestellt 
worden,  so  haben  doch  Goldmünzen  früher 
zeitweise  so  überwiegend  den  Verkehr  und 
Handel  beherrscht,  daß  man  von  einer  Gold- 
währung, wenn  auch  nicht  im  modernen 
Sinne,  gesprochen  hat,  so  seit  Alexander 
dem  Großen  in  den  hellenistischen  Staaten, 
dann  seit  Caesar  und  nach  der  Münzorgani- 
sation Konstantins  bis  zum  Untergang  des 
weströmischen  Reichs  und  im  byz.  Reiche. 
Von  einer  Goldwährung  im  14.  und  15.  Jh. 
zu  sprechen  geht  aber  kaum  an.  Zwar  war 
Gold  das  führende  und  preisbestimmende 
Metall,  aber  daneben  bestand  genau  wie  im 
Altertum  selbständig,  keinesw^  als  bloße 
Scheidemünze,  das  Silbergeld:  es  herrschte 
Parallelwährung  (Harms,  Münz-  u.  Geld- 
politik der  Stadt  Basel  1907,  8,237  ff.). 

Die  reine  Goldwährung  im  modernen 
Sinne  hat  zuerst  England  am  Ende  des 
18.  Jhs.  durchgeführt.   Im  18.  Jh.  wurde 


232 


GOLDZERTIFIKATE— GORGONEION 


dort  die  171 7  eingeführte  strenge  Doppel- 
währung (i  Guinea  =21  Schilling)  dadurch 
unmöglich,  daß  das  Silber  im  Werte  stieg, 
also  ausgeführt  wurde.  In  der  Tat  hatte 
man  Goldwährung.  Als  seit  1774  die  Silber- 
münze nur  bis  zum  Betrage  von  25  Pfund 
ungewogen  genommen  werden  durfte,  wurde 
Silbergeld  zur  Scheidemünze,  seit  1816 
unterfertig  ausgeprägt  und  so  die  Gold- 
währung streng  durchgeführt.  Alle  anderen 
Staaten  sind  viel  später  dazu  gelangt;  nur 
Bremen  hatte  seit  1750  eine  Art  Goldwäh- 
rung, indem  es  fremde  Goldmünzen,  beson- 
ders die  Louisdor,  benutzte,  selbst  aber  nur 
Sübergeld  prägte.  Seit  dem  Anfange  der 
1860er  Jahre  mehrten  sich  die  Stimmen  für 
den  Übergang  zur  Goldwährung:  der  Vor- 
gang Englands,  die  leichte  Transportfähig- 
keit, der  große  Wert  bei  kleinem  Volumen, 
die  Homogenität  und  Schönheit  des  Goldes 
und  seine  wachsende  Verwertung  in  der  In- 
dustrie ließen  es  immer  begehrter  werden. 
Zuerst  gingen  Deutschland  und  die  skandi- 
navischen Länder  1873  zur  Goldwährung 
über,  187s  stellten  die  Niederlande,  1876 
bis  1878  der  lateinische  Münzbund  die 
Silberkurantprägung  ein,  1892  führte  Öster- 
reich die  Goldwährung  ein,  doch  gelangten 
seine  Goldmünzen  fast  nicht  in  den  Ver- 
kehr; es  folgten  1898  Rußland,  1900  die 
Vereinigten  Staaten,  191 8  Mexiko,  dann  die 
1919  neugeschaffenen  Staaten.  Jedoch 
besteht  in  den  meisten  Staaten  der  Geld- 
umlauf in  Papier,  Billon-,  Silbermünzen 
u.  Münzen  geringeren  Metalles,  wie  Nickel, 
Aluminium  und  Kupfer,  während  das  Gold 
in  den  Kellern  der  Regierungen  oder  der 
Banken  deponiert  ist  (s.  Goldkernwährung). 
Ob  der  vorhandene  Bestand  an  Gold 
genügt,  um  eine  Vollgoldwährung  mit  Um- 
lauf von  Goldmünzen  und  Golddeckung  der 
Noten  zu  ermöglichen,  darüber  ist  man  sich 
heute  nicht  einig.  Während  die  einen  be- 
haupten, der  Bestand  genüge  bei  weitem 
nicht  den  Bedürfnissen  an  Zahlmitteln, 
zumal  da  die  Goldproduktion  zurückgehe  — 
1912:  701  379,  1926:  600397  kg  — ,  sagen 
die  andern  (s.  auch  Goldkernwährung),  alle 
Goldwährungsländer  seien  heute  in  der 
Lage,  die  Vollgoldwährung  einzuführen, 
wofern  nur  nicht  die  Golddeckung  der 
Noten  übertrieben  wird  (d.  h.  wofern  nicht 
100  oder  fast  100  o/oige  Deckung  verlangt 


wird).  Die  Schweiz  plant  heute  den  Über- 
gang von  der  Goldkern-  zur  reinen  Gold- 
währung unter  Ersetzung  der  Silbermünzen 
durch  unterwertige  Scheidemünzen  aus  un- 
edelm  Metall.  —  Die  Bank  1927,  S.  599  ff. 
und  1928,  S.  705.  S. 

Goldzertifikate  sind  Scheine  der  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika,  die  seit 
1865  gegen  Deponierung  von  Gold  gegeben 
und  jederzeit  gegen  Gold  eingelöst  werden 
können,  um  den  Verkehr  mit  Gold  zu  er- 
leichtern. 1906  waren  es  für  519  Millionen 
Dollar.  —  J.  Scheffler,  S.  56  f.,  122.    S. 

Gorgo  und  Gorgonelon,  Top-fd»  und 
ropYoveiov.  Gorgo  ist  ein  griech.  weibl. 
Ungeheuer,  das  Gorgoneion  ihr  Kopf.  Die 
ursprüngliche  griech.  Sage  kannte  nur  eine 
G.,  später  unterschied  man  3  Schwestern, 
Gorgonen,  deren  wichtigste,  eben  die  ur- 
sprünglich alleinige  G.,  den  Namen  Me- 
dusa, MeSooaa,  führte,  so  daß  die  Worte 
G.  und  Medusa  dasselbe  Wesen  bezeichnen. 
G.  gilt  als  ein  Scheusal,  dessen  Anblick  in 
Stein  verwandelt,  und  das  von  Perseus  ge- 
köpft wird.  Auf  M.  erscheint  das  nach  vorn 
gewandte  Gorgoneion  schon  auf  ganz  frühen, 
örtlich  nicht  bestimmbarenEl.  -stücken,  ohne 
daß  wir  aber  eine  mythische  Bedeutung  an- 
zunehmen hätten,  vielmehr  als  Unheil  ab- 
wendendes, apotropäisches  Bild,  als  Schrek- 
kensmaske  verwertet;  es  fügte  sich  dem 
Rund  der  M.  ja  bes.  bequem  ein  und  ist 
daher  überhaupt  in  archaischer  Zeit  und  im 
5.  Jh.  auf  M.  häufig  (z.  B.  Athen,  Neapolis 
Mak.,  Apollonia  Pontike,  Abydos,  Kyzikos 
EL,  Kypros,  Selge,  Populonia  Etr.),  Ur- 
sprünglichbetont man  durch  niedrige  Stirn, 
breitgequetschte  Nase,  in  beiden  Dimensio- 
nen weit  aufgerissenen  Mund,  gefletschte 
Zähne,  herausgestreckte  Zunge,  schlangen- 
artig aufgerollte  Haarenden  die  Schreck- 
haftigkeit. Dies  mildert  sich  wie  bei  allen 
Schreckbildern  seit  Beginn  des  5.  Jh.s  (sog. 
mittlerer  Typus,  vgl  M.  von  Neapolis, 
Apollonia,  Melos),  bis  im  4.  Jh.  ein  zu- 
weilen geflügelter  Mädchenkopf  mit  einigen 
Schlangen  im  Haar,  nach  vorn  oder  audi 
schon  etwas  seitlich  gedreht  (Kyzikos) 
übrigbleibt  (Apollonia,  Neapolis;  |sog. 
»schöner  Typus«);  im  Hellenismus  tritt 
dann  ein  »pathetischer«  Typus  auf  (M.  von 
Rhodos,  JR  des  L.  Plautius) ;  ein  jR  des  Cos- 
sutius  Sabula  setzt  den  Kopf  sogar  seitlich. 


GORYTOS— GOURDE 


233 


—  Das  G.  bildet  femer  aus  apotropäischen 
Gründen  eine  beliebte  Zier  auf  Schutzwaffen 
wie  Aigis  und  Schild;  später  erscheint  es  in 
der  Mitte  einer  Triskeles  (s.  d.)  als  Symbol 
Siziliens,  Abb.  ^^. 

Die  Ganzfigur  der  Gorgo  kommt  imKnie- 
laufschema  und  geflügelt  auf  frühetrusk,  M. 
vor,  dann  in  heilenist.  Zeit  Perseus  mit 
ihrem  abgeschlagenen  Haupte  in  der  Hand, 
ihr  Rumpf  am  Boden  (pontische  Städte),  in 
der  Kaiserzeit  die  Szene  ihrer  Tötung  (Dal- 
dis,  Sebaste  Phryg.).  —  R.  E.  VII  S.  1630; 
Roscher,  Lex.  I  S.  1695/1727;  Regling,  M. 
als  Kunstwerk  S.  16.  37.  64.  82/3;  A.  J,  N. 
43  S.  113  ff.;  Anson,  Greek  coin  types  VI 
Taf.  Vm— X,  R. 

Gotytos,  griech  -[opotoc,  der  Bogenbehäl- 
ter;  meist  ist  der  Köcher  als  Behälter  der 
Pfeile  mit  ihm  verbunden  (M.  von  Ery- 
thrai),  auf  M.  des  Augustus  mit  Armenia 
recepta  stehen  aber  G.  mit  Bogen  und 
Köcher  mit  Pfeilen  getrennt  nebeneinander. 

—  R.  E.  VII  S.  1674;  Anson,  Greek  coin 
types  II  Taf.  IV— VIL  R. 

Gosler  (Gosger)  waren  Goslarer  Scherfe. 
Der  Name  wurde  im  16.  Jh.  auf  verschie- 
dene kleine  westfälische  Münzen  über* 
tragen,  indem  auf  i  Reichstaler  36  Marien - 
groschen,  auf  einen  Mariengroschen  8  Pfen- 
nige oder  16  Gosler  gerechnet  wurden.  Der 
Name  wich  dann  der  Bezeichnung  »Heller« 
oder  wurde  auf  schlechte  kleine  Münzen 
übertragen.  So  bezeichnete  man  am  Rhein 
mit  »clevische  Gösger«  die  unter  Friedrich 
I.  in  Berlin,  Magdeburg  und  Minden  gepräg- 
ten 6 -Pfennigstücke  oder  »Roten  Sechser« 
(s.  d.)  als  eine  der  geringhaltigsten  umlau- 
fenden Sorten;  im  Mindener  Verkehr  wur- 
den 18  auf  den  Gutengroschen  und  dem- 
gemäß 12  auf  den  Rechnungswert  des  Ma- 
riengr.  gerechnet.  S.  auch  Gosseier.  — 
Schrötter  in  Acta  Bor.,  Gesch.  I  S.  163; 
Stange,  Minden,  S.  84.  S.  u.  Su. 

Gosseier.  Halbtalerartige  silberne,  1561 
geprägte  Münzen  der  drei  Städte  Deventer, 
Campen  und  Zwolle  mit  einem  Heiligen  auf 
der  Vs.  und  den  Schilden  der  drei  Städte 
auf  Blumenkreuz  auf  der  Rs.  galten  10  G. 
(auch  halbe).  Sie  hießen  auch  doppelte 
Flabben  (s.  Flabbe).  1543  und  1555  wurden 
von  den  drei  Städten  2-  und  i -Gosseier  ge- 
prägt, die  auf  der  Vs.  deren  drei  Schilde 
um    den    Anfangsbuchstaben    einer    der 


Städte,  auf  der  Rs.  einen  Adlerschild  auf 
Blumenkreuz  zeigen.  Der  doppelte  Gosseier 
galt  etwas  weniger  als  ein  Stüver  (s.  d.),  er 
wog  1555  3,97  g  und  hielt  1,32  g  Silber. 
Der  Name  stammt  von  den  Goslarer 
Mariengroschen,  die  in  Mengen  in  den 
Niederlanden  in  Umlauf  waren.  —  v.  d. 
Chijs,  Overijssel,  S.  264f.,  Taf.  VIII,  Nr. 
45—52;  S.  249  f.,  289,  Taf.  X,  Nr.  10—17; 
Stephanik,    Nr.   2931 — ^2941,   2999 — ^3003. 

S. 

GothicilS,  Siegesbeiname  des  röm.  Kaisers 
Claudius  II.  wegen  seiner  Erfolge  gegen  die 
Goten.  R. 

Gotische  Schrift,  auch  Fraktur-  oder  (ver- 
altet) Mönchsschrift  genannt,  s.  Schrift,  Su. 

Goudeiiy  holl.  =  golden;  daher  Gouden 
Willem  s.  Zehnguldenstück;  gouden  crone 
s.  couronne  d'or;  gouden  lam(men)  s.  agnel 
d'or  und  mouton  d'or;  gouden  schild  s.  &u 
d'or  ;  gouden  vliezen  s.  Toison  d'or;  gouden 
leeuv  s.  lion  d'or.  Su. 

Gouden  Engel  s.  Tuin. 

Gouden  Vliezen  =  Toison  d*or  (s.  d.). 

Gouden  Willem  s.  Zehnguldenstück. 

GourdCi  französische  Bezeichnung  des 
Peso  (s.  d.),  hergeleitet  vom  spanischen 
gordo  =  dick,  groß.  Wegen  Überbewertung 
des  Goldes  entstand  am  Ende  des  18.  und 
Anfang  des  19.  Jh.s  in  Westindien  Mangel  an 
Silbergeld.  Dies  führte  zum  Zerschneiden 
der  Peso  und  Umlauf  der  Teilstücke.  Da- 
bei wurde  viel  betrogen,  indem  man  den 
Peso  in  fünf  Teile  zerschnitt  und  jeden 
dieser  Teile  als  y4-Peso  ausgab.  Um  das  zu 
niedrig  bewertete  Silbergeld  im  Umlauf  zu 
halten,  schnitten  viele  Regierungen  aus  der 
Mitte  des  Peso  ein  Stück  aus,  das,  mit  einer 
•Marke  versehen,  selbst  als  Münze  umlief. 
Das  gelochte  Stück  galt  einen  Peso.  Der 
kleine  Ausschnitt  hieß  in  den  französischen 
Kolonien  auch  »gourde«,  ebenso  die  zer- 
schnittenen Teilstücke.  So  galt  181 1  der 
durch  den  Ausschnitt  erleichterte  Peso  in 
Guadeloupe  9  Livres,  der  Ausschnitt  selbst 
20  Sous,  die  Viertelstücke  2  Livres  5  Sous. 
Alle  diese  Stücke  waren  mit  einem  G  oder 
mit  einem  gekrönten  G  gestempelt  Endlich 
wurden  1825  für  Guadeloupe  Jettone  aus 
Kupfer  zu  16,  8,  4,  2  und  l  Gourde  geprägt. 
Die  Engländer  nannten  dieses  Geld  i^Cut 
money«  (s.  d.  und  Gurd).  —  1829 — 31 
wurden  in  Haiti  ganze,  halbe  und  viertel 


234 


GRABFUND&-GRAIN 


G.  oder  Gourdin  =  lOO,  50,  25  Centimes 
aus  Silber  geprägt  und  1880  daselbst  eine 
dem  französischen  silbernen  Fünffrank- 
stück entsprechende  Münze  mit  dem  Namen 
Gourde  eingeführt,  in  100  Centimes  zer- 
fallend. Aber  auch  dieser  Staat  hat  1906 
die  Goldwährung  eingeführt,  indem  er  den 
Goldpiastre  oder  Piastre  forte,  1,612  g 
schwer  mit  1,4508  g  Goldgehalt  zur  Münz- 
einheit machte;  er  hat  aber  bisher  kein 
Gold  geprägt.  Jetzt  besteht  dort  eine  Gold- 
kemwährung  auf  Grundlage  einer  Gold- 
gourde,  die  0,334  g  wiegt  und  0,301  g  Gold 
hält.  S. 

Grabfunde  von  M.  sind  die  Fälle  von 
Münzauffindung,  bei  denen  M.  in  einem 
Grabe  oder  einem  zusammenhängenden 
Gräberfeld  gefunden  werden;  vgl.  unter 
M.-funde,  R. 

Grän  war  vielleicht  zuerst  in  England 
ein  dem  Gewicht  eines  Weizenkorns  ent- 
sprechendes Gewicht,  und  zwar  von  0,045  g, 
seit  1526  =  V5760  Kund  =  0,0648  g.  In 
Spanien  befahlen  die  Könige  Ferdinand  und 
Isabella  im  Jahre  1488,  statt  der  verschie- 
den schweren  Weizenkömer  als  Münz- 
gewichte Gräne  von  Messing  zu  benutzen. 
Das  niederländische  Grän  wog  0,0534  g. 
In  Deutschland  war  das  Grän,  nachdem 
1524  die  Kölnische  Mark  zum  Reichsmünz- 
gewicht gemacht  war,  =  ^18  Lot  =  Va88 
Mark  =  0,812  g.  So  beim  Silbergewicht. 
Beim  Gol(^ewicht  hatte  das  Elarat  [s.  d.) 
bis  zum  16.  Jh.  4  Grän,  wonach  ein  Grän 
2,436  g  wog,  seitdem  war  es  gleich  dem 
Silbergrän.  Die  Unze  (=  2  Lot)  des  Nürn- 
berger Apothekergewichts  hatte  480  Gran, 
so  daß  das  Gran  0,062  g  wog.  S.  auch  Fein- 
gehalt und  Mark  (Gewicht).  —  Grote,  M.  St. 
III,  S.  II— 17.  S. 

Graf^  der,  frank,  gräfio,  rond.  greve,  fries. 
greva,  ahd.  grävo,  nhd.  gräve,  graeve,  war 
im  fränkischen  Austrasien  das  Organ  der 
königlichen  Gauregierung,  dem  in  den  ro- 
manischen Landesteilen  und  bei  den  Goten 
der  comes  entsprach.  Dieser  hatte  der  Gau- 
verwaltung  in  allen  ihren  Beziehungen,  in 
gerichtlichen,  administrativen,  fiskalischen 
und  militärischen  vorzustehen  (Schröder^ 
Rechtsgesch.  ^  S.  I36£F.).  Innachkarolingi- 
scher  Zeit  entwickelte  sich  das  Grafenamt 
vom  provinzialen  königlichen  Amt  zum 
territorialen  Recht:  die  mit  dem  Amt  ver- 


bundenen Nutzungen  und  die  amtlichen 
Befugnisse  wurden  als  Beneficium  ver- 
geben und  durch  Erblichkeit  der  Bene- 
ficien  selbst  erblich.  Doch  wurde  das 
Wort  später  in  allgemeinerer  Bedeutung 
angewendet. 

Der  Ertrag  der  königlichen  Münzen,  mit 
Ausnahme  der  Münzen  am  Hof  und  in  den 
Pfalzen,  gehörte  wohl  allgemein  zu  den 
Amtseinkünften    des    Grafen     (Schröder^ 

s.  572). 

Das  Münzrecht  eigneten  sich  vielfach,, 
teilweise  als  Vögte  der  geistlichen  Herr- 
schaften (s.  advocatus)  die  Grafen,  abge- 
sehen von  den  Pfennigen  Ottos  von  Ham- 
merstein, Reinhards  I.  v.  Hennegau,  Bert- 
holds  V.  Zähringen,  Albrechts  v.  Namur 
u.  a.  aus  dem  Anfang  und'  der  Mitte  des 
II.  Jh.s,  in  den  Wirren  der  Bürgerkriege 
unter  Heinrich  IV.  an,  so  Ekbert  IL  von 
Braunschweig  (1068 — 1090),  der  Partei- 
gänger des  Gegenkönigs  Hermaim  von 
Salm,  so  Hoier  von  Mansf  eld  und  Hermann 
von  Winzenburg,  die  beiden  Anhänger  des 
salischen  Königs,  dann  Dietrich  von  Katlen- 
burg,  Konrad  IL  von  Arnsberg,  Adolf  HL 
von  Berg  und  Otto  von  Zütphen. 

Die  Münzprägung  der  Grafen  wird  dann 
in  der  Zeit  der  Hohenstauf  en  umf  angreicher, 
Friedrich  I.  Barbarossa  sah  sich  daher  ge- 
nötigt, gegen  diese  unberechtigte  An- 
maßung des  Münzrechts  einzuschreiten,  und 
verbot  es  speziell  im  Bistum  Halberstadt: 
»statuimus  et  precepimus,  quod  nulla  de 
cetero  persona  absque  episcopi  predicti  con- 
sensu  et  gratia  aliquam  monetamin  episco- 
patu  Halb(erstadensi)  cudere  vel  formare 
vel  aliquo  modo  adulterare  presumat.« 
(Jesse  nr.  58  1160/1176).  Die  Urkunde 
richtet  sich  wohl  gegen  die  Harzgrafen,  wie 
die  Falkensteiner  und  Arnsteiner.  - 

Doch  war  der  Prägung  der  kleineren  Dy- 
nasten kein  Einhalt  zu  tun,  sie  nahm  viel- 
mehr unter  Friedrich  IL  und  im  Interreg- 
num noch  weiter  zu.  Erst  später  erzwang 
die  wirtschaftliche  Entwicklung  die  Schlie- 
ßung zahlreicher  dieser  Münzstätten.  Vgl. 
unter  Burg-,  Land-,  Mark-,  Pfalzgraf.  — 
Menadier,  Schausammlung  S.  128.     Su. 

Graffiti  auf  M.  s.    unter  Einritzungen. 

Grain,  ital.  Grano,  für  Malta  1866  bis  1899 
in  London  geprägte  Kupfermünze  zu  V3- 


GRAMMA— GRAVIERTE  MED. 


235 


Farthing  =  Va4o  Scudo  mit  Büste -Schrift. 
—  Chalmers,  S.  324.  —  Vgl.  auch  Grän.    S. 

Granuna^  griech.  ypcciipia.  Gewicht  von 
1/388  röm.  Kund  =  »1,137«  g  —  lat.  Scripu- 
lum,  s.  d.  R. 

Grammateus  (^pafifiaTSüc),  griech.  = 
Schreiber,  etwa  wie  Staatssekretär,  ein  viel- 
fach auf  griech.  M.  erscheinender  Amts- 
titel,  zuweilen  im  Partizip  YpafipiaTeucov; 
in  Ephesos  ist  der  G.  zugleich  äp^ispeuc; 
oft  mit  liri,  also  zur  Datierung,  oft  aber 
hatte  wohl  wirklich  der  G.  die  Oberaufsicht 
über  das  Münzwesen;  auch  yP-  Stqjjloo 
(Hierapolis)  und  -^p.  itpcuxoü,  also  Erster 
eines  Kollegiums,  SÜanlich  iid  ^p.  tcdv  itepl 
OiXwwüov  (Tralleis)  kommt  vor.  —  R.  E.  VII 
S.  1708  ff,  (die  M.  S.  1750/1);  Münster- 
berg, Beamtennamen  S.  251/52.  R. 

GramOy  Goldstücke  mit  der  Bezeichnung 
ihres  Gewichts:  Un  GRAMO  oder  5  GRA- 
MOS  sind  Privatmünzen  eines  Julius  Pop- 
per auf  Paramo  (Feuerland),  die  gewöhnlich 
I-  und  5 -Goldpesos  heißen.  —  Frey,  S.  96. 

Gran  s.  Grän  am  Schluß.  S. 

GranadlüO  war  der  Peso  von  Neu-Grana- 
da,  der  in  Sta.  Fh  de  Bogota  1847—1858 
mit  dem  Staatswappen  auf  einer,  der  Wert- 
bezeichnung und  i>Ley  0,900«  auf  der 
anderen  Seite  geprägt  wurde,  —  Fonrobert, 
Nr.  8109  ff.  S. 

Granalienprobe  s.  unter  Tiegelprobe. 

Grand  Blanc  s.  Blanc. 

GranOy  PI.  grana.  G.  oder  Acino  (s.  d.) 
war  ursprünglich  ein  süditalienisches  Ge- 
wicht, das  1222  von  Kaiser  Friedrich  IL 
auf  Vöoo  Unze  normiert  wurde.  Zwar  findet 
man  schon  im  Mittelalter  Geldsummen 
in  Grana  ausgedrückt,  aber  als  geprägte 
Münze  erscheint  der  G.  in  Neapel  erst 
unter  Ferdinand  IL  von  Aragon  (1458 
— 1494),  und  zwar  als  das  kleinste  Nomi- 
nal von  Kupfer  mit  dem  thronenden 
König  oder  dessen  Brustbild  auf  der  Vs. 
und  Kreuz  oder  Wappen  auf  der  Rs.,  später 
mit  den  Initialen  der  Könige  auf  der  Vs. 
Philipp  IL  hat  Grana  aus  Silber,  0,35  g 
schwer  mit  Kopf -2  Feuerstahle  zu  12 
Cavalli  (s.  d.)  geprägt,  Philipp  IV.,  ebenso 
wie  es  bis  dahin  in  Spanien  geschehen  war, 
große  Massen  Kupfergeld  auch  in  Neapel 
geschlagen,  und  zwar  zum  großen  Teil  in 
Grana  und  Stücken  zu  2  Grana  oder 
»Publica  ♦,  welcher  Name  von  der  Inschrift 


der  Rs. :  Publica  commoditas,  später  Publi- 
ca laetitia  stammt.  Diese  Münzen  wurden 
bis  1825  geprägt.  Im  17.  u.  18.  Jh.  wurden 
auch  silberne  Stücke  zu  15,  8  und  5  Grana 
hergestellt.  Auch  auf  Sizilien  und  Malta 
(s.  Grain)  wurden  Grana  imd  ihre  Vielfache 
seit  dem  16.  Jh.  geprägt.  —  Cagiati,  II— V, 
passim;  Martinori,  S.  187  f.  S. 

Graumanscher  MfinzfuB^  Graumansches 
System»  ist  die  von  Friedrich  dem  Großen 
mit  Hilfe  seines  Generalmünzdirektors 
Johann  Philipp  Grauman  im  Jahre  1750 
zustande  gebrachte  Münzreform.  Friedrich^ 
in  der  Einsicht,  daß  vom  Reiche  auch  im 
Münzwesen  nichts  mehr  zu  hoffen  sei, 
stellte  sich  darin  auf  eigene  Füße,  schuf 
eine  ganz  neue  Silbermünze,  den  Taler 
nach  14-Talerfuß,  der  16,704  g  Silber  hielt, 
und  prägte  den  Friedrichsdor  weiter  (s.  d.). 
Jedoch  gab  Grauman  dem  Taler  einen  zu 
hohen  Zahlwert  gegen  den  Friedrichsdor, 
(der  5  Taler  gelten  sollte.  Daher  verließen 
die  Friedrichsdor,  kaum  geprägt,  das  Land. 
Um  sie  festzuhalten,  wurden  sie  seit  dem 
Siebenjährigen  Kriege  höher  bewertet,  und 
zwar  auf  5^3,  im  19.  Jh.  auf  S^A  Taler.  Die 
silbernen  Münzen  fielen  im  Siebenjährigen 
Kriege  einer  starken  Verschlechterung  an- 
heim  (s.  Ephraimiten  und  Kriegssechstel), 
doch  wurde  der  gute  Fuß  1764  wieder  her- 
gestellt. Die  Taler  mit  ihren  Dritteln, 
Sechsteln  und  Zwölfteln  bildeten  dann  100 
Jahre  lang  das  Kurant  Preußens,  und  der 
Taler  Graumans  eroberte  sich  im  19.  Jh. 
Deutschland  (s.  Vereinstaler).  S. 

Grave  ist  eine  portugiesische  Billoij- 
münze  König  Ferdinands  I.  (1367— 1383). 
Typus:  Vs.  Schild  mit  F  gekrönt  über  einer 
litnze,  Rs.  Schild  zw.  4  Erteilen.  120 
Stücke  sollten  aus  der  3  dinheiros  feinen 
Mark  ausgeprägt  werden,  also  wiegt  ein 
Stück  1,89  g  rauh  und  0,47  g  fein;  der 
Nennwert  war  zuerst  gleich  15  soldi,  dann 
wurden  sie  auf  7  soldi  und  schließlich  14 
dinheiros  herabgesetzt.  —  Aragäo  I  S.  182, 
191  ff.  Su. 

Gravierte  Med,  Die  graduierten  Med.  sind 
meist  engl,  ovale  Silbermed.  .der  Zeit 
Jakobs  I.  und  Karls  L,  z.  T.  von  Simon  van 
de  Passe  signiert,  nebst  kleinen,  meist 
runden  Spielmarken  (z.  T.  badges  genannt) 
und  einem  Vorläufer  in  Gestalt  der  Med. 
auf  Drakes  Weltumseglung   1580  (Num. 


236 


GRAZEEN-GRIFFON 


chron.  1906  S.  ^i)  sowie  anderen,  meist 
niederländ.  Stücken,  z.  B.  auf  Jan  van 
Leyden.  Sie  machen  zunächst  den  Ein- 
druck von  Ätzungen  (Radierungen)  auf 
Metall,  bei  denen  die  vertieften  Linien  mit 
schwarzer  Farbe  gefüllt  sind,  daher  man 
sie  früher  geätzte  Med.  genannt  hat.  Das 
sind  sie  nicht;  sie  sind  vielmehr  entweder 
von  geätzten  Stempeln  geprägt  oder  wahr- 
scheinlicher einzeln,  aber  nach  ein  und  der- 
selben Pause,  graviert.  — Num.  chron.  1915 
S.  230  ff.  —  Einzeln  negativ  graviert  sind 
übrigens  auch  manche  Kontorniaten  (s.  d.) 
und  die  Tesserae  (s.  d.)  aus  Bein.      R. 

Grazien,  die  drei,  s.  unter  Chariten. 

Greenbacks  sind  die  im  Sezessionskriege 
geschaffenen  »Vereinigte  Staatennoten«  der 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika. 
Wegen  des  grünen  Untergrundes  hießen  sie 
Greenbacks  (Grünrücken) ;  sie  warenin  Stük- 
kenzu  i  bis  lOOoDollar  ausgegeben,  und  zwar 
für  450  Millionen  Dollar.  Sie  und  die  Fractio- 
nal  currency  (s.  d.)  blieben  Währung;  1906 
gab  es  Greenbacks  für  338  Millionen  Dollar. 
—  J.  Scheffler,  S.  38  ff.,  54  f.,  122.      S. 

Greger  Selige  s.  Bibersteiner. 

Grdfy  griech.  Yp6<p,  ein  aus  dem  Orient 
entlehntes,  geflügeltes  und  gehörntes  Fa- 
beltier, entweder  als  Löwe  oder  als  Löwe 
mit  Vogelkopf  gebildet.  Sehr  häufig 
auch  wegen  seiner  apotropäischen  Kraft 
auf  griech.  M.  in  archaischer  Zeit,  in  allen 
Haltungen  und  Gangarten,  geradezu  Wap- 
pen von  Assos,  Teos  und  seiner  Kolonie 
Abdera  (Abb.  46),  häufig  auch  in  Panti- 
kapaion  (hier  als  goldhütend,  Herodot  IV 
13),  Phokaia,  Lykien  usw.;  später  Tier  des 
ApoUon,  der  auch  auf  ihm  reitend  erscheint 
(Kyzikener),  und  der  Nemesis,  weil  er  selbst 
als  dXaoTcop  =  Rächer  gilt;  daher  er,  die 
Tatze  aufs  Rad  legend,  auch  inSmyma,  der 
Stadt  der  Nemesis,  und  anderswo  erscheint. 
Er  kommt  auch  auf  M.  des  Bogud  von 
Mauretanien  und  auf  röm.  M.  [M.  des  L. 
Papius,  M.  des  Gallienus  mit  Legende  Apol- 
lini cons.  Aug.)  vor.  Mit  den  Attributen 
des  Dionysos  ist  er  auf  M.  von  Teos  oft  ver- 
einigt. —  R.  E.  VII  S.  1902  ff.;  Nom.  III 
S.  iff.;  der  Löwengreif  (also  auch  mit 
Löwenkopf):  J.  H.  S.  43  S.  156.  —  Wegen 
des  G.  auf  m.a.  M.  s.  z.  B.  unter  Griffon.   R. 

GrenadinO)  irriger  Name  des  Granadino 
(s.  d). 


GrenetiSy  französische  Bezeichnung  der 
die  Münze  schützenden  Verzierung  ihrer 
Peripherie  in  Gestalt  eines  Strichelreifs  oder 
des  Stäbchens  (s.  d.)  mit  dem  Perlreif.    S. 

Greschel  =  Gröschel  (s.  d.). 

Greshamsches  Gesetz.  Sir  Thomas  Gre- 
sham  war  Londoner  Großkaufmann,  Be- 
gründer der  Londoner  Börse  und  Geldagent 
Eduards  VI.  und  Elisabeths.  Nach  ihm  wird 
das  Gesetz  »Das  schlechte  Geld  verdrängt 
das  gute«  (Bad  money  drive  out  good) 
genannt,  obgleich  es  in  seinen  Schriften 
nicht  vorkommt,  das  aber  damals  aus  den 
Erfahrungen  der  von  Gresham  bekämpften 
Münzverschlechterung  abstrahiert  wurde. 
—  Jastrow,  Geld  und  Kredit,  Berlin,  1914, 
S.  40 ff.;  Schmollers  Jahrbuch,  1908,  I, 
S.  86,  II,  S.  I  f.  S. 

Greve^  nd.  =  Graf  (s.  d.). 

Grltton  (Grijpen)  werden  im  15.  Jh.  nie- 
derländische Gold-  oder  Silbermünzen  mit 
der  Darstellung  eines  oder  zweier  Greifen 
genannt. 

Der  Bischof  V.  Lüttich,  Johann  v.  Bayern 
(1390 — 1418)  prägte  derartige  Gold-  und 
Silberstücke  mit  einem  Greifen  sitzend  von 
'  der  linken  Seite:  in  N\  grand  griffon  {2i^^  g) 
und  V»  Griffon  (1,93  g),  wohl  beide  i8 
Karat  2  Gr.  fein,  in  M.  doppelte  Griffons, 
einfache  Griffons  u.  Va  Griffons  im  Gewicht 
von  3,9—5,52  g,  2,39  u.  1,32  g.  Urkund- 
lich werden  die  grands  griffons  d'or  1412  u. 
1416  erwähnt.  Diese  Münzgattung  schlug 
ebenso  in  Gold  und  Silber  Bischof  Johann 
V.  Heinsberg  (1419 — 1455).  —  Chestret  de 
Haneffe,  Lüttich  S.  176  f.,  S.  181  f. 

Weiter  gibt  es  silberne  Griffons  von 
Maximilian,  während  der  Minderjährigkeit 
Philipps  des  Schönen  (1482—94)  v.  Bur- 
gund  in  Mecheln  u.  Antwerpen  1487/88  u. 
in  Dordrecht  1490  geschlagen:  doppelte 
1 1  d.  4  gr.  fein,  68  Stück  auf  die  Mark,  also 
ein  Stück  3,89  g  Rauhgew.  u.  3,6  g  Fein- 
gew. ;  einfache  6  d.  fein,  73  Stück  auf  die 
Mark,  also  ein  Stück  3,35  g  Rauhgew.  u. 
1,68  g  Feingew.  Die  doppelten  zeigen  2  ein- 
ander gegenübersitzende  Greifen,  die  das 
Briquet  u.  den  Stein  des  Goldenen  Vließes 
halten.  Die  einfachen  mit  nur  einem  Greifen 
tragen  auf  der  Vs.  die  Umschrift  inienarius 
Simplex  nominatus  grifonus«  u.  auf  der  Rs. 
die  »deum  plus  ama  quam  argentum«;  der 
V2  Griffon  hat  als  Typus  ein  gekröntes  »M«. 


GRIVENKA— GRIVNA 


237 


—  De  Witte  II  no.  558—561;  v.  d.  Chijs, 
Holland  S.  491.  Su. 

Grivenka  (Demin.  von  Grivna,  s.  d.),  be- 
deutet vom  14. — 18.  Jh.  die  größte  russische 
Gewichtseinheit  für  Edelmetalle  und  für 
besonders  kostbare  Waren,  z.  B.  Pfeffer. 
Man  unterscheidet  eine  große  Grivenka,  die 
einer  ganzen  Gewichtsgrivna  und  dem 
späteren  russ.  Pfunde  gleich  ist  (409,52  g), 
und  eine  kleine  Grivenka,  gleich  einer  ^a 
Grivna  (204  g).  Die  kleine  G.  wird  im 
14.  Jh.  auch  rublevaja  G.  genannt,  erhält 
aber  dann  wieder  im  16.  Jh.  ein  neues  Prä- 
dikat »scalovaja«  (Gewichtsg.),  wahrschein- 
lich wohl  zum  Unterschiede  von  dem  in 
seinem  Gewicht  stark  gesunkenen  Rubel 
(s.d.).  —  Sreznevskij  I,  591;  Mrocek,  78; 
Kaufman,  Ves  2,  8,  10;  Rubl',  13.  — 
Kaufman  hat  vollkommen  recht,  wenn  er 
den  »Ustav«  (Statut)  des  Fürsten  Vse- 
volod  ins  14.  Jh.  verlegt  (Ves,  40).      B. 

Glivennik  (abgel.  von  Grivna,  s.  d.),  ist 
der  in  Rußland  gewöhnliche  Name  für  ein 
lO-Kopekenstück,  das,  seit  Peter  dem  Gr. 
(1699)  in  Silber  geprägt,  in  der  2.  Hälfte 
des  18.  Jh.s  zur  gewöhnlichsten  silbernen 
Kleinmünze  wurde  und  dann  im  19.  und 
20.  Jh.,  mit  Ausnahme  von  1918 — 1920, 
jährlich  ausgegeben  wurde.  Sein  Bild 
ist  der  Doppeladler  bzw.  Wappen  der 
Sovjetunion  auf  der  Vs.,  und  Wertangabe: 
grivna,  grivennik,  seit  Paul  L  (1796 — 1801) 
»IG -Kopeken«  auf  der  Rs.  Jetzt  ist  der  G. 
1,78  g  schwer,  hat  17  com  im  Dm.  —  Im 
18.  Jh.  kam  auch  Brustbild  und  Mono- 
gramm auf  der  Vs.  vor.  —  Sein  variierender 
Feingehalt  war  bis  1867  nicht  um  vieles 
geringer  als  der  der  vollwertigen  Silber- 
münzen (s.  Rubel).  Seit  1867  aber  hält 
der  G.  nur  500/0  Silber, 

Kupferne  G.  in  Quadratform  von  1725 — 
1727  (vgl.  Großfürst  G.  M.,  Ekaterina  I, 
Taf.  XVII  5 — 7)  sind  wohl  Nachahmungen 
der  schwedischen  Platten.  —  Runde  G.  aus 
Kupfer  wurden  von  Peter  III.  1762  mit 
Doppeladler  auf  der  Vs^  und  Wertangabe 
über  Waffen  nach  preußischem  Vorbilde 
auf  der  Rs.  (vgl.  Großfürst  G.  M.,  Elisabeth 
II B,  Taf.  I  u.  II;  die  Stücke  zu  4,  2  und  i 
Kopeken,  auch  die  Denga,  haben  auf  der 
Hs.  St.  Georg),  von  Katharina  IL  vpn  1763 
— 1781  für  Sibirien  (s.  Sibirskaja  moneta, 


Großf.  G.  M.  II  Taf.  VI  7)  und  von  Niko- 
laus I.  von  1830— 1839  ausgegeben.     B. 

Grivna  ist  eine  altrussische  Geld-,  Ge- 
wichts- und  Recheneinheit,  deren  Name 
vom  Worte  griva  (Mähne)  abgeleitet  wird 
und  deren  Bedeutung  zuallererst  »Hals- 
band« (torques)  war.  Es  liegt  daher  für 
Riißland  recht  nahe,  Halsbänder  für  die 
ursprüngliche  Form  von  Metallgeld  zu 
halten,  die  man  ja  auch  zerbröckelt  in 
Hacksilberfunden  vorfindet.  Metrologisch 
ist  aber  dieser  Tatbestand  noch  nicht 
durchgearbeitet  worden. 

Doch  schon  die  schriftlichen  Quellen  des 
II.  Jh.s  lassen  keinen  Zweifel  daran,  daß 
die  G.  auch  eine  Geldeinheit  war,  die  aber 
nach  Metall,  Gewicht  oder  ihren  Rechen* 
funktionen  unterschieden  werden  muß. 

I.  Die  Goldgrivna  (G.  zlata,  zlatica  des 
13.  Jh.s,  s.  d.)  wurde  sowohl  im  Sinne  einer 
Gewichts-  und  Geldeinheit  als  auch  einer 
Münzeinheit  gebraucht,  deren  äußere  Form 
für  die  späteren  Jahrhunderte  sogar  auf 
Miniaturen  wiedergegeben  ist.  —  S.  Barren,, 
russische,  I.  Vgl.  Mroöek,  68 — ^70.  —  Die- 
G.  ohne  Prädikat  wurde  sowohl  in  der  Be- 
deutung einer  Gewichtseinheit  (die  zugleich. 
Geldeinheit  war)  als  auch  einer  Rechen- 
einheit  gebraucht.  Erst  fürs  12.  Jh.  haben, 
wir  Belege  für  sie  als  Münzeinheit.  —  VgL 
Mroäek,  72. 

IL  Die  Gewichtsgrivna  (vesovaja  g.) 
müssen  wir  uns  als  zugewogenes  Silber  den- 
ken, die  wohl,  wie  es  die  sehr  zahlreichen 
Funde  beweisen,  im  9.  und  10.  Jh.  aus 
arabischen  Silbermünzen  und  ihren  zer- 
brochenen Teilen,  vom  Ende  des  IG.  imd 
im  Laufe  des  ganzen  ii.  Jh.s  aber  nebea 
einer  immer  abnehmenden  Zahl  von  Dir- 
hems  hauptsächlich  aus  westeuropäischen 
Denaren,  ganzen  und  zerhackten  Stangen- 
förmigen  Barren  (s.  Barren,  russ.)  der  ver- 
schiedensten Form  und  von  verschieden- 
stem Gewicht,  zuweilen  aus  zerhackten 
Silberplättchen,  aus  zerbrochenen  Schmuck- 
sachen und  aus  Silbergeschirr  bestand* 
Übrigens  sind  in  den  russ.  Funden  des 
II.  Jh.s  zerhackte  Gegenstände  und  Barren 
im  Verhältnis  zu  den  Münzen  nicht  so  zahl- 
reich wie  z.  B.  bei  den  baltischen  West- 
slaven. —  Neuerdings  wird  mit  der  größte» 
Wahrscheinlichkeit  das  Gewicht  der  G.  mit 
dem  russ.  Pfunde  (409,5  g)  in  Zusammen- 


238 


GROAT 


hang  gebracht,  da  sich  sowohl  mit  dem 
Pfunde  Kontinuität  durch  alle  Jahrhun- 
derte feststellen,  als  auch  der  Münzfuß  der 
auf  russ.  Boden  sich  so  zahlreich  vorfinden- 
den Dirhems  auf  dieselbe  Gewichtseinheit 
zurückführen  läßt.  Metrologische  Unter- 
suchungen der  aus  den  Funden  aus  Nord- 
end Osteuropa  stammenden  Gewichte  der 
Wikingerzeit  unterstützen  durchaus  diese 
Annahme.  —  Kaufman,  Ves,  besonders 
S.  6off.;  T.Arne,  Orient.  Archiv  (1912) 
S.  122  und  La  Su^de  et  TOrient,  176 — 196, 
auch  Fomvännen  1917.  —  Bei  Kaufman 
muß  aber  die  Methode  beanstandet  werden, 
da  er:  i.  die  Barren  der  späteren  Jahrhun- 
derte zuhilfe  nimmt,  ohne  sie,  wenn  auch 
nur  aimähernd,  chronologisch  zu  datieren, 
2.  nicht  auf  Grund  der  Funddirhems  seine 
Schlüsse  zieht,  sondern  nur  Elabinettstücke 
in  Betracht  nimmt.  —  Vgl.  auch  unter 
Hacksilber. 

Seit  Krug  (Zur  Münzkunde  Rußlands, 
134)  wird  noch  das  Bestehen  einer  leich- 
teren, südlichen,  aus  Byzanz  stammenden 
G.  gemutmaßt,  worauf  sowohl  der  Vei^leich 
einiger  Gewichtsnormen  aus  den  byzan- 
tinisch-russischen Verträgen  mit  denen  der 
Russkaja  Pravda  (das  älteste  russische 
Recht),  als  auch  das  Gewicht  der  aus 
späterer  Zeit  stammenden  Barren  (s. 
Barren,  russische  IV)  hinzuweisen  scheinen. 
—  Vgl.  Kl'uöevskij,  Lekcii  po  russkoj 
istorii  I,  267  (auch  deutsch);  Kazanskij, 
114.  —  Dagegen  Kaufman,  Ves,  66  ü., 
der  aber,  was  die  Chronologie  und  das 
ümlaufsgebiet  der  6-eckigen  Barren  an- 
betrifft, durchaus  unrecht  hat. 

III.  Neben  der  Gewichtsgrivna  (v&ovaja 
G.)  kannte  das  älteste  russ.  Leben  auch  eine 
Rechengrivna  (sCetnaja),  deren  Teile  die 
Nogata  (s.  d.),  die  Kuna  (s.  d.),  die  Rgzana 
(s.  d.)  und  die  Vekäa  waren,  wobei  die  G. 
20  Nogata,  25  Kuna,  50  Rezana  und  eine 
noch  nicht  ermittelte  Anzahl  von  VSkSa 
enthielt.  —  Vgl.  Mro^ek,  122  ff. 
,  Leider  muß  man  aber  eingestehen,  daß 
das  verhältnismäßig  hohe  und  durchaus 
wahrscheinliche  Gewicht  der  G.  (s.  II)  zu 
409  g  einer  Gleichsetzung  mit  der  R  e  c  h  e  n  - 
grivna  im  Wege  steht,  sobald  unter  ihren 
Teilen  bestimmte  Münzen  —  etwa  Dirhems 
von  2,8  g  oder  gar  westeuropäische  Denare 
von  nicht  mehr  als  i,  5  g — zu  verstehen  sind. 


Seit  dem  12.  Jh.  wurde  die  silberne  Ge- 
wichtsg.  durch  »serebra«  (silberne)  prä- 
zisiert. 

G.   ohne  Prädikat  bedeutete  seit  dem 

12.  Jh.  die  Geldgrivna,  russ.  Grivna  kun, 
die  G.  in  gegossenen  Barren.   Für  das  12., 

13.  und  14.  Jh.  ist  ihr  Wert  mehr  oder 
weniger  festgestellt,  denn  sie  ist  in  Nov- 
gorod  gleich  einer  y»  Silbergrivna  (s.  Barren 
III  u.  VI),  in  Smolensk  aber  (s.  Barren 
VII)  und  in  Ostrußland  (nizovaja  G.) 
(Barren  VIII)  gleich  V4  Silbergrivna. 

Der  Gedanke  von  Kaäenovskij,  Ko^anyje 
den*gi,  daß  man  unter  Grivna  kun  stark 
legiertes,  schwarzes  Silber  zu  verstehen 
hat,  muß  mit  Pogodin  verworfen  werden. 
Die  hier  resümierten  Anschauungen  von 
M.  Pogodin  (Izsledovanija,  zameCanija  i 
lekcii  VII,  322  ff.)  und  von  Mroöek,  79  ff., 
sind  wohl  das  Klarste  von  alle  dem,  was 
in  Rußland  über  diese  heikle  Frage  ge- 
schrieben worden  ist  und  werden  neuerdings 
durch  die  Kenntnis  der  Fundbarren  unter- 
stützt. 

Seit  dem  14.  Jh.  ist  die  G.  im  Sinne  der 
Gewichtsgrivna  (vesovaja  G.)  durch  ihr  De- 
minutiv Grivenka  (s.  d.),  und  die  Geldgrivna 
(Grivna  kun)  durch  den  Rubl'  verdrängt 
worden.  Die  im  1 1.  und  Anfang  des  12.  Jh.s 
noch  vorhandene  Rechengrivna  (söetnaja 
G.,  s.  III)  verschwand  für  die  münzlose 
Periode  der  russ.  Geschichte,  um  im  15.  Jh. 
als  Vio  des  schweren  Rubels  (s.  d.)  und  Vj 
der  Poltina  (s.  d.,  p'atigrivennoje  serebro) 
aufzutreten,  als  welche  sie  sich  bis  jetzt  im 
Begriffe  Grivennik  (s.  d.)  erhalten  hat. 

B. 

Groaty  der  englische,  ist  zuerst  von  König 
Eduard  III.  geschlagen  worden,  wenn  auch 
schon  Eduard  I.  solche  Groschenmünzen 
zugeteilt  werden,  die  aber  vielleicht  als 
Probemünzen  anzusehen  sind,  da  sie  im 
Gewicht  von  8,9  g  bis  5,2  g  schwanken. 

Eduard  III.  hat  Groats  und  Half-Groats 
im  Werte  von  4  und  2  Pennies  im  Rauh- 
gewicht  von  4,57  g  und  2,22  g  u.  im  Fein- 
gew, von  4,23  g  u.  2,05  g  (Feingeh.  II V" 
Unzen)  seit  135 1  geschlagen.  Typus:  Vs. 
gekrönter  Kopf  im  Vierpaß,  Rs.  befußtes 
langes  Kreuz,  die  Umschriften  teilend,  mit 
3  Kugeln  in  jedem  Winkel;  zweizeilige  Um- 
schrift: Posui  deum  adiutorem  meum- 
civitas  London  (Abb.  224).    Dieser  Typus 


GROBE  MÜNZEN-^GROS 


239 


ist  durch  anderthalb  Jahrhunderte  bis  zur 
Zeit  Heinrichs  VII.  beibehalten  worden. 
Die  Groats  wurden  in  London  und  York  ge- 
prägt. Unter  Richard  III.  1483/85  wiegt 
I  Groat  3  g  und  i/a  Groat  1,07  g.  Heinrich 
VII.  bringt  mit  seiner  3.  Prägung  einen 
neuen  Typus  auf:  Vs.  des  Königs  Brustbild 
V.  d.  r.  S.,  Rs.  Schild  auf  einem  befußten 
Kreuze,  Rauhgewicht  2,9  g  und  1,45  g, 
Feingew.  2,77  und  1,33  g.  Das  Gewicht 
-des  englischen  Groats  sank  dann  in  der 
N.Z.  immer  weiter.  1836  wurde  er  von 
Wilhelm  IV.  als  4-Pencestück  wieder  ins 
Leben  gerufen;  er  wog  1,88  g  und  hielt 
1,74  g  Silber.  K.  Viktoria  hat  diese  Prägung 
1856  beendet;  der  Groat  blieb  aber  noch 
bis  1887  im  Umlauf.  —  Grueber,  Handbook 
S.43,  47,  49,  155,  158.  Su. 

Grobe  Mfinzen,  g.  Sorten  hießen  vom  16. 
bis  19.  Jh.  in  Deutschland  die  größeren  nach 
feinerem  Fuße  als  das  kleine  Silbergeld,  in 
der  Hauptsache  nach  Reichs-,  Zinnaischem, 
Leipziger,  Konventions-  und  Grauman- 
schem  Fuße  ausgebrachten  Silberraünzen 
vom  ganzen  bis  zum  Vierteltaler  hinab. 

S. 
GrSschd,  Gr5scldein^Gresch(e)L  Schon  die 
Reichsmünzordnung  von  1524  hat  ein  Stück 
zu  ^-Groschen  oder  Gröschlein  vorgesehen, 
das,  wo  der  Groschen  12  Pfennig  galt,  als 
Dreipfennigstück  »Dreiergröschlein«  ge- 
nannt, in  der  Reichsmünzordnung  von  1559 
erlaubt,  dann  sehr  viel  gemünzt  worden  ist 
und  die  Zahl  84  (auf  i  Reichstaler)  im 
Reichsapfel  trug.  —  In  Schlesien  hieß  aber 
schon  das  Dreihellerstück  Dreier,  so  daß 
der  Name  »Gröschel«  auf  den  Wert  von 
drei  Denaren  oder  zwei  Dreiern  angewandt 
wurde.  Das  Gröschel  wurde  hier  aber  erst 
im  18.  Jh.  ausgemünzt.  Damals  galt  der 
Kreuzer  1^/3  Gröschel,  und  das  auch  sehr 
viel  gemünzte  Doppelgröschel  galt  i^/a 
Kreuzer,  der  Silbergroschen  (3 -Kreuzer) 
also  4  Gröschel.  Das  preußisch-schlesische 
Gröschel  wog  1752  0,577  g,  seit  1770  0,650  g, 
es  hielt  1752  o,io8,  seit  1770  0,o8l  g  Silber. 
Das  preußische  Doppelgröschel,  1745 — 1786 
geprägt,  zeigte  auf  der  Vs.  das  Brustbild  des 
Königs,  axif  der  Rs.  Adler  und  Wert,  das 
Gröschel,  1752 — 1806  geprägt,  auf  der  Vs. 
die  Initialen  des  Königs,  auf  der  Rs.  bis 
1769  den  Adler  (Abb.  312),  seitdem  die 
Wertbezeichnung.  Im  Anfange  des  16.  Jh.s 


wurden  in  Süddeutschland  auch  die  Halb- 
batzen  Gröschel  genannt.  —  Friedensburg, 
Schi.  n.  M. -Gesch.  S.  22f.;  Schrötter  in 
Acta  Bor.,  passim.  S. 

Grolla.  Nach  Verordnung  Turin,  den 
5.  XII.  1335,  sollen  Grolle  piccole  nere  del 
conte  Edoardo  (1323—29)  als  V16  grosso 
umlaufen.    —  Promis,   Savoyen  II  S.  12. 

Su. 

Groot.  Der  niederländische  Groschen  ist 
zuerst  von  Johann  II.  v.  Brabant  (1294 — 
13 12)  und  von  Robert  v.  Bethune,  Grafen 
V.  Flandern,  ursprünglich  in  Nachahmung 
der  französischen  Tumosen  in  Bild  und 
Feinheit  geprägt  worden.  Im  Münzvertrage 
der  beiden  Fürsten  vom  2.  4.  1300  heißt  es, 
gros  deniers  d'argent  sollen  geprägt  werden 
aussi  bon  de  poids  et  de  loi  comme  le  gros 
tournois  le  Roy,  sö'/a  Stück  auf  die  köln. 
Mark,  i  Stück  =  4,14  g  Rauhgew.  und 
iiVa  d.  fein,  also  i  Stück  3,96  g  Fein- 
gewicht. Aber  schon  von  der  folgenden 
Generation:  von  Ludwig  v.  Cr^cy  (1322 — 
1346)  und  von  Johann  IIL  v.  Brabant 
(13 12 — 1355)  wurden  geringhaltigere  blancs 
geschlagen:  grands  blancs  qu'on  appelle 
gros,  et  des  petits  blancs,  tiercelets  d'un 
gros  (Va  u.  ^3  Groschen). 

Eine  bes.  schlechte  Groschensorte  sind 
die  aus  Flandern  stammenden  blancs  au 
lion  oder  Löwengroschen  (s.  d.),  von  Ludwig 
V.  Male  wurden  von  1346 — 4,  3.  1363,  vom 
21.  4.  1369 — 28.  12.  1370  60  Millionen  ge- 
schlagen. Der  Münzfuß  war  folgender; 
66,  663/1$,  69,  70,  78,  70  Stück  aus  der 
7  d.  1/3  gr.,  6  d.  12  gr.,  6  d.  4  gr.  und  6  d. 
feinen  Mark,  also  hatte  ein  Stück  ca.  3,7 
— 3  g  Rauhgew.  bei  einem  Feingewicht  von 
2,15  g— 1,5  g'  VgL  die  Tabelle  über  den 
Wert  des  niederl.  Groot  in  lüb.  Schillingen 
bei  Jesse,  Wend.  Münzverein  S.  220.  —  De 
Witte,  Brabant  I  S.  92;  Gaillard,  Flandern 
S.  164.  Su. 

Grootken,  dieBrabanter  und  flandrischen 
Halbgroschen  des  15.  u.  16.  Jh.s,  auch 
»Oorkens«  genannt.  Seit  etwa  1520  erhält 
der  Typ  den  Namen  »Negenmanneke« 
(s.  d.).  S. 

Gros.  I.  Der  französische  Groschen  (s. 
Groschen,  Gros  tournois  und  Tumosen). 

2.  Ein  französisches  Münzgewicht,  auch 
temal  genannt,  weil  es  3  deniers  wog,  oder 
auch  Drachme  (s.d.).  Es  war  der  96.  Teil 


240 


GROS  A  LA  HAIE— GROSCHEN 


eines  Pfundes,  das  ^6*  einer  Mark  und  Vs 
einer  Unze;  es  wog  3,824  g.  Su. 

3.  Der  dänische  Gros  oder  Nipenning 
(Neunpfennig)  war  eine  unter  Erich  X.  ge- 
prägte Silbermünze,  die  um  1430  in  vielen 
Varianten  entstand,  mit  Krone  -  0  (Erich) 
auf  einem  Langkreuz  und  der  Angabe  der 
Münzstätte  Lund  in  Schonen  oder  des 
Königsschlosses  Gurre  in  Nordseeland,  1,5 — 
1,6  g  schwer  und  35/9-lötig.  Sie  sollte  dem 
französischen  Gros  toumois  entsprechend 
3  Sterlinge  zu  3  Penning  gelten,  erreichte 
diesen  Wert  aber  bei  weitem  nicht.  — 
Hauberg,  Myntväsen  IH  S.  42  ff.      W. 

In  Süd-  und  Westrußland  bedeutete  Gros 
ursprünglich  die  gewöhnlichste  polnisch- 
litauische Geldeinheit,  den  Groschen.  So- 
gar in  Novgorod  wird  der  litauische  G.  von 
1410 — 1420  neben  den  lübischen  Weiß- 
pfennigen als  Hauptmünze  genannt.  Als 
russische  Münze  erscheint  der  G.  zuerst  als 
eine  kupferne  Notmünze  zwischen  1654  und 
1663  und  wird  von  der  Regierung  4  Denga 
(s.  d.)  gleichgesetzt.  Ihr  Schicksal  ist  das- 
selbe wie  das  aller  gleichzeitigen  Notmünzen 
(s.  Poltina,  Altyn,  Kopeke).  —  Vgl.  Bu- 
ly6ev,  Opyt  klassifikacii  melkich  monet  Z. 
Alex  Mich.  1910,  S.  9—10. 

Nach  Ausgabe  von  runden,  kupfernen 
Probemünzen  mit  der  Aufschrift  FpoiIlB  = 
GroS  1724  und  1727  (vgl.  Großfürst  G.  M., 
Ekaterina  I,  Taf.  XXV  6  und  7;  Chaudoir 
PL  25  Nr.  4),  wurden  seit  der  2.  Hälfte  des 

18.  Jh.s  bis  1839  die  2 -Kopekenstücke 
inmier  G.  genannt. 

Durch  die  Geldreform  von  1839,  die  den 
Papierrubel  auf  ^/^  des  Silberrubels  deval- 
vierte  (s.  Assignacija),  wurde  auch  der 
kupferne  G.  in  seinem  Werte  herabgesetzt, 
so  daß  man  gemeinhin  in  der  2.  HäJfte  des 

19.  Jh.s  und  bis  1917  unter  G.  ein  ^/a- 
Kopekenstück  verstand.  —  Vgl  Akademi- 
äeskij  slovar*;  Gro§,  Kopejka. 

1842 — 1850  wurde  für  Russisch-Polen  ein 
50-Groschenstück  zu  25  Kopeken,  ein  40- 
G.  zu  20  Kop.,  1842  ein  20-G.  zu  10  Kop. 
und  ein  lO-G.  zu  5  Kop.  in  Billon  geprägt. 

GroSy  (pl.  von  Groä)  bedeutet  in  Süd- 
rußland Geld  im  allgemeinen,  in  der  Litera- 
tursprache »wenig  Geld«.  B. 

Gros  i  la  haie  =  Tuin  (s.  d.). 

Groschen  (entstanden  aus  grossus  de- 
narius).    Unter  Groschen  könnte  man  an 


sich  jede  Münze,  die  ein  Vielfaches  des  De- 
nars ist,  verstehen.  Der  Name  hat  sich  aber 
auf  eine  bestimmte  Sorte  von  Pfennigviel- 
fachen spezialisiert,  nämlich  auf  die  Nach- 
ahmung der  französischen  Turnosen  in 
Deutschland,  den  Turnosgroschen,  den 
böhmischen,  meißnischen  und  andere 
daraus  entwickelte  Groschen. 

1266  wurde  von  Ludwig  dem  Heiligen  der 
grossus  denarius  turnosus  =  12  deniers 
toumois  geschaffen  (s.  Gros  tournois).  Noch 
vor  Ablauf  des  13.  Jh.s  wurde  diese  Münze 
(Abb.  215)  in  Lothringen  und  in  den 
gesamten  Niederlanden  in  Beischlägen,  die 
sich  offen  als  fremden  Ursprungs  bekennen, 
in  freien  Nach-  und  Fortbildungen  und  in 
Stücken  zu  einem  Teilwert,  die  völlig  neue 
Gepräge  tragen,  nachgeahmt;  von  diesen 
sind  zu  nennen:  hennegauische  Reiter-  (s. 
cavalier),  flandrische  Adler-,  Brabanter 
Engel-  und  Löwengroschen.  1295  wird  in 
Köln  zuerst  urkundlich  die  Zahlung  von 
Königstumosen,  das  Stück  zu  drei  Kölner 
Denaren  (Sterlingen)  genannt.  Erzbischof 
Walram  v.  Köln  (1332— 1349)  und  Eb. 
Wilhelm  (1349— 1362,  Abb.  218)  und  Eb. 
Engelbert  IH.  (1364—69,  Abb.  219)  ließen 
sodann  gleichwertige  Groschen  in  freier 
Nachbildung  mit  dem  eigenen  Bilde  an 
Stelle  des  Stadtzeichens  von  Tours  prägen. 
Gleichartig  haben  Turnosgroschen  die  Trie- 
rer Erzbischöfe  und  alle  weltlichen  Münz- 
herren  der  Rhein-  und  Mosellande  geschla- 
gen, darunter  besonders  merkwürdig  die 
seit  1374  in  Junkheit  vor  Aachen  geprägten 
Karlsgroschen  (s.  d.).  Gleichzeitig  wurden 
aber  auch  Beischläge  unter  aller  Wah- 
rung des  ursprünglichen  Typus  geprägt, 
zuerst  von  Ludwig  IV.  dem  Bayer  (13 14 — 
1347)  und  dann  das  ganze  Jahrhundert  hin- 
durch von  der  Mehrzahl  der  geistl.  oder 
weltlichen  Herren  des  Gebiets  von  Heidel- 
berg bis  Oldenburg  (Menadier,  D.  M.  IV 
S.  I3ff.).  In  Frankfurt  sind  von  1428 — 
1540  Adlerturnosen  geschlagen,  deren  Name 
u.  Typus  hier  bis  in  das  18.  Jh.  verwendet 
worden  ist.  In  Köln  hat  noch  einmal  Her- 
mann rV.  (1480 — 1508)  auf  die  Turnosen- 
prägung  zurückgegriffen;  1459  ^^^  Kur- 
fürst Friedrich  IL  v.  Sachsen  den  Turnosen- 
typus  angewandt.  Die  Sechslinge  Ulrichs 
V.  Mecklenburg-Güstrow  v.  1564,  1567  u. 
1598  werden  Tomesen  genannt  und  tragen 


GROSSBRONZEN— GROSSO 


241 


als  Typus  die  Initiale  dieser  Bezeichnung. 
—  Auch  die  grossi  pragenses,  die  König 
Wenzel  III.  v.  Böhmen  nach  1300  zuerst 
prägen  ließ,  haben  als  Vorbild  die  französ. 
Tumosen  gehabt  (Abb.  216).  —  Dem  böhmi- 
schen Vorbilde  folgte  Markgraf  Friedrich  I. 
der  Freidige  von  Meißen.  Dieser  begann 
1307  die  Prägung  der  mit  dem  Thüringer 
Löwen  und  dem  Lilienkreuz  geschmückten 
Meißner  Groschen  (s.  d.)  (Abb.  217),  die  in 
mancherlei  Veränderungen  das  deutsche 
Münzwesen  aufs  nachhaltigste  beeinflußt 
haben.  Weiter  sind  landgräflich -hessische 
Groschen  anzuführen,  zuerst  in  wenigen 
Stücken  von  Hermann  dem  Gelehrten,  dann 
in  umfangreicher  Form  in  Nachahmung  der 
meißnischen  Groschen  von  Landgraf  Lud- 
wig L  (1413 — 1458).  Ebenso  in  Nach- 
ahmung dieser  haben  die  Braunschweiger 
Herzöge,  die  Wemigeröder,  Stoiberger,  Elr- 
furter,  Mansf eider  u.  a.   Fürsten  geprägt. 

In  den  Küstenländern  kam  der  G.  im  Mit- 
telalter nicht  in  Gebrauch,  z.  B.  nicht  in 
Mecklenburg  und  Pommern  (vgl.  Schilling). 

In  der  Neuzeit  bleibt  der  Groschen,  wenn 
auch  in  der  Größe  und  im  Gehalt  verschie- 
den ausgebracht,  die  verbreitetste  Scheide- 
münze, ursprünglich  =  Vai»  s^^^  ^twa  1570 
=  i/a4  Taler.  Auch  wurde  er  in  Halbstücken 
und  Doppelgroschen,  später  auch  in  Mehr- 
fachen ausgeprägt.  In  den  einzelnen  Län- 
dern wurden  den  Groschen  verschiedene 
Namen  beigelegt:  Mariengroschen,  Silber- 
groschen, Maleygroschen,  Kaisergroschen, 
Landgroschen  in  Bayern,  Grote,  Gute- 
groschen,  d.h.  i/34Taler  im  Gegensatz  zum  Ma- 
riengroschen, bei  dem  36  auf  den  Talergehen. 
(S.  alle  diese  imter  besonderen  Stichworten.) 

In  Österreich  gilt  jetzt  der  G.  Vioo  Schil- 
ling (s.  d.)   =  0,006  deutsche  Mark. 

Der  Groschen  erscheint  auch  in  außer- 
deutschen Ländern,  als  groat  in  England, 
als  grosso  u.  grossone  in  Italien,  in  Rußland 
und  Polen  als  grosz,  in  Frankreich  als  gros. 
(S.  alle  diese.)  —  Menadier,  Schausamm- 
lung S.  212  f.  Su. 

GroBbronzen.  Eine  äußerliche,  aber  be- 
queme Einteilimg  der  röm.  M  ist  die  in  G., 
Mittel-  und  iClein-^.  Vom  Beginn  bis  zum 
Untergaage  der  röm.  kaiserl.  Ä-prägung, 
also  von  Augustus  bis  Carinus,  sind  die  G. 
(franz.  grands  bronzes,  engl,  first  brass, 
Abk.  G.B.,  M  I,  auch  G.E.  =  Großerz), 
W5rteot1>Tioli  dfiir  Hfliuitamde. 


von  etwa  36  mm  allmählich  bis  auf  etwa 
30  mm  zurückgehend,  die  Sesterzen  (s.  d.); 
die  Mittelbronzen  (M.B.,  s.  d.),  von  etwa 
29  allmählich  auf  etwa  23  mm  sinkend, 
enthalten  die  Dupondien  (s.  d.)  und  Asse 
(s.  d.),  ohne  daß  wir  beide  Sorten  stets 
mit  Sicherheit  trennen  können.  Die  Klein - 
bronzen  (P.B.)  enthalten  den  Semis  (s.  d.) 
und  den  Quadrans  (s.  d.).  Diese  Ein- 
teilung deckt  alle  röm.  Bronze-M.  dieser 
Zeit  mit  Ausnahme  der  großen  Dop- 
pelsesterzen (s.  d.)  des  Decius  und  der 
schwerlich  als  M.  zu  betrachtenden  Medail- 
lone  (s.  d*).  Auf  die  mit  Silber  gesottenen 
Bronzemünzen  seit  Ende  der  Regierung 
Valerians  sollte  man  diese  Benennungen 
nicht  mehr  anwenden,  da  das  schnelle 
Sinken  des  Durchmessers  und  Gewichtes 
auch  des  anfänglich  die  Größe  der  M.B. 
habenden  FoUis  (s.  d.)  Diocletians  eine 
scharfe  Trennung  zwischen  M.B.  und  P.B. 
verhindert  und  die  Unsicherheit  der  Be- 
nennungen der  späteren  JE  (meist  P.B., 
gelegentlich  treten  aber  immer  wieder  M.B. 
und  Übergänge  zwischen  beiden  Größen 
auf)  die  Bezeichnung  M.B.,  P.B.  usw.  gar 
zu  unwissenschaftlich  macht.  R. 

Großer  Groschen»  Großer  Pfeiudg,  erster 
Name  der  Guldengroschen  (s.  d.).        S. 

Grossetto  wurde  in  Italien  zuerst  der 
halbe  Groschen,  seit  Anfang  des  15.  Jh.s 
nach  seiner  bedeutenden  Gewichtsver- 
minderung der  ganze  genannt.  Der  vene- 
tianische  »Grossetto  a  navigar«  wurde 
unter  dem  Dogen  Augustin  Barbadigo  (i486 
— 1501)  für  den  Levantehandel  gemünzt, 
zeigte  S.  Marcus  und  knienden  Dogen-stehen- 
den Heiland,  wog  1,44  g  und  hielt  0,948  g- 
Silber.  —  PapadopoU,  II,  Taf.  XX,  4,    S. 

Grosso  ist  der  italienische  Name  des 
Groschens  (s.  d.).  Ende  des  12.  Jh.s  ent- 
stehen in  einer  Reihe  oberital.  Städte 
denarii  grossi,  z.  B.  1172  in  Genua  im  Ge- 
wicht von  1,46  g  im  Werte  von  4  genuesi- 
schen Denaren,  in  Florenz  (seit  1182?), 
Cremona,  Pavia,  Mailand,  Pisa,  in  Venedig 
der  Matapan  (s.  d.)  u.  a.  Es  handelte  sich 
dem  Wesen  nach  um  eine  Wiederher- 
stellung des  Denars  Karls  des  Großen,  der 
Zeit  nach  war  es  die  Schaffung  einer  Groß- 
münze  in  Ergänzung  der  IQeinmünze. 
Diesen  ersten  Grossi  schließen  sich  schwe- 
rere an,   z^  B.  der  Ambrosino,  der  Anco- 

16 


242 


GROSSONE-GROS  TOURNOIS 


netano,  der  Bolognino,  die  Carlini  und 
Saluti,  der  Gigliato,  der  Guelfo,  der  Grosso 
romanino,  s.  unter  den  besonderen  Stich- 
wörtern. —  Buchenau,  Grundriß  der  Mkde. 
S.  58  f.;  Menadier,  Schausammlung  S.  308. 

Su. 
Grossone,  Grossonus  wird  in  verschiede- 
nen italienischen  Landschaften  der  Grosso 
genannt,  s.  d.  S. 

Grosso  Romanino  ist  der  Groschen  des 
römischen  Senats,  der  zuerst  von  dem  Sena- 
tor Brancaleone  d'Andolo  (1252 — 1255)  ge- 
schlagen wurde  und  dessen  Prägung  bis 
141 7  dauerte,  als  er  durch  den  päpstlichen 
Groschen  ersetzt  wurde.  Tj^us:  Vs.  die 
Roma  sitzend  mit  Weltkugel  und  Palme, 
Umschrift  »Roma  caput  mundi«;  Rs, 
schreitender  Löwe;  Umschrift  »Senatus 
populusque  Romanus«  oder  der  Name  des 
Senators,  z.  B.  auch  Karls  von  Anjou 
(1265 — 85).  Später  erscheinen  die  Wappen 
der  Senatoren  Savelli,  Orsini,  Colonna, 
Gaetani,  Anibaldi.  Man  unterscheidet  die 
parvi  oder  veteres  Romanini  und  die  in- 
fortiati  oder  novi  Romanini;  der  neue 
wurde  zwischen  1275  u.  79  von  Karl  von 
Anjou  eingeführt.  Der  ältere  hatte  ur- 
sprünglich ein  Gewicht  von  3,1  g  und 
später  weniger,  der  neue  von  4 — 3,875  g 
kam  an  das  Tumosengewicht  heran.  Der 
Feingehalt  der  Romanini  war  wohl  ii 
Unzen  8  den.  =  944/iooo.  —  Martinori  S.  203 ; 
Capobianchi,  Appunti  per  servire  all'or- 
dinamento  delle  mon.  con.  dal  Senato 
di  Roma  dal  1184  al  1439,  Rom  1895. 

Su. 
GroBpfennlge,  grossi  denarii.  Dieser 
Name  wurde  ursprünglich  für  das  Vielfache 
eines  Pfennigs  verwandt:  grossi  Turonen- 
ses,  grossi  Pragenses,  grossi  denarii  für  die 
schlesischen  quartenses  (s.d.),  »Große  pen- 
ninge«  für  die  pommerschen  Sechslinge 
(s.  d.)  usw.  Speziell  versteht  man  unter 
»Großpfennige« die ponmierschen.  Im  Jahre 
139s  verabredeten  sich  die  Städte  Anklam, 
Greifswald  und  Stralsund,  »große  Pfen- 
nige« in  Anlehnung  an  die  lübischen  Sechs- 
linge zu  schlagen:  144  Stück  aus  der  12- 
lötigen  Mark,  also  i  Stück  =  1,62  g 
Rauhgewicht,  1,22  g  Feingewicht.  In 
einem  zweiten  Vertrage  von  1428  zwischen 
Herzog  Kasimir  VI.  von  Stettin,  Wratis- 
law  IX.  und  Barnim  VIII.  v.  Wolgast  und 


den  Städten  Anklam,  Demmin,  Greifswald, 
Stettin  und  Stralsund  wird  dann  bestimmt, 
daß  106  Stück  aus  der  8^4 -lötigen  Mark 
geschlagen  werden  sollen,  also  i  Stück  = 
2,2  g  Rauhgew.  u.  1,14  g  Feingew.  Auf 
den  »groten  penninck«  sollen  »twelff  klene 
Sundesche  Penninge,  edder  twee  witte 
Stettinsche  Pennige«  gehen.  Danach  war 
er  also  ein  pommerscher  Schilling  und 
gleich  6  lübischen  Pfennigen.  Er  entspricht 
auch  etwa  dem  ostpreußischen  und  Würt- 
temberg. Schilling.  Der  Typus  der  Groß- 
pfennige  war:  auf  der  einen  Seite  Wappen 
oder  Kreuz  und  auf  der  Kehrseite  der 
Greif,  Namens-  und  Spruchumschrift,  z.  B. 
Da  laudem  deo  oder  Dens  in  nomine.  Diese 
Großpfennigprägung  war  im  wesentlichen 
auf  das  westlich  der  Oder  gelegene  Pom- 
mern nebst  den  der  Oder  nahen  Städten 
Pyritz  und  Stargard  beschränkt.  —  Dan- 
nenberg,  Pommern*  S.  5,  21,  75,  y6;  Jesse, 
Wend.  M. verein  S.  93,  104  f.  Su. 

Grossus  s.  Groschen  u.  Großpfennig. 

Gros  toumois  (Turonensis  argenti,  De- 
narius  grossus,  Grossus  turonus,  Grossus 
albus  oderTumose)  ist  eine  am  15.  August 
1266  von  Luwdig  IX.  von  Frankreich  ge- 
schaffene Silbermünze.  Den  Typus:  Vs. 
Stadtbild  von  Tours  und  Rs.  Kreuz  über- 
nahm man  von  dem  denier  tournois,  neu 
kam  auf  der  Bildseite  ein  Kranz  von  12 
Lilien  hinzu,  auf  der  Kreuzseite  als  zweite 
äußere  Umschrift  der  Gruß:  »Benedictum 
sit  nomen  domini  nostri  dei  Jhesu  Christi « 
(Abb,  215).  Als  Vorbild  mögen  für  den 
französischen  König  die  von  den  Kreuz- 
fahrern 1 1 5 1  in  Akkon  geprägten  Drachmen 
(s.  d.)  und  Sarazinas  (s.  d.)  gedient  haben. 
Bei  einer  Feinheit  von  ii  deniers  12  Grän 
und  einem  Gewicht  von  etwa  4,22  g  wurden 
sie  als  Zwölf faches  des  denier  tournois  zu 
58  Stück  aus  der  Mark  geprägt  und  da- 
mit nicht  nur  für  Frankreich  die  Zeit  der 
alleinstehenden  Pfennigprägung  endgültig 
geschlossen,  sondern  auch  für  alle  Länder 
ringsum  der  gleiche  Fortschritt  angebahnt 
(vgl.  Groschen,  Turnosgroschen).  Philipp 
IV,  von  Frankreich  hat  dann  neben  dem 
Ganzstück,  das  er  in  zahlreichen  Varianten 
prägte,  auch  ein  Halbstück,  die  maille 
demie  (s.  Maille)  und  ein  Drittelstück,  die 
maille  tierce  geschaffen:  die  maille  demie 
wurde  von  Aug.  1295  bis  1303  zu  einem 


GROSZ— GROTEN 


243 


Münzfuß  von  116  Stck.  aus  der  ii  den. 
1 2  gr.  f.  Mark  geprägt,  also  i  Stück  =  2, 1 1  g 
und  im  Werte  von  7Va  d.  t.  —  der  gros  t. 
galt  jetzt  15  d.  t.  — ,  die  maille  tierce  1309/ 
10  von  174  Stück  aus  der  11  d.  12  gr.  f.  M., 
also  I  Stück  =  1,4  g  im  Werte  von  4 — 5  d.  t. 
Am  I.  März  13 18  wurde  der  gros  tournois 
von  Philipp  V.  nur  noch  zu  59^/6  Stück  aus 
der  Mark  geprägt  und  von  Philipp  VI.  Sept. 
1329  zu  60  Stück  aus  der  Mark.  Er  wurde 
bis  in  die  Zeit  Karls  V.  (1364 — 138a)  unter 
Wahrung  des  Typus  weitergeprägt,  am 
22.  April  1365  zu  96  Stück  aus  der  12  d.  f. 
Mark,  also  ein  Stück  2,55  g  schwer,  im 
Werte  von  15  d.  t.  Nebenbei  sind  kupferne 
Turnosen  zu  erwähnen,  die  135 1  für  Fischer 
zu  prägen  befohlen  wurde:  »pour  la  mesure 
et  mosle  des  fiUetz  et  hamoys«  (Mazerolle, 
Rev.  num.  1888  S.  551).  Philipp  VI.  prägte 
neben  den  Turnosen:  den  gros  parisis  nüt 
einem  Kranz  von  15  Lilien  (auch  =  15 
d.  t.) ;  auf  der  Kreuzseite  2  Lilien  i.  d.  W., 
auf  der  anderen:  gekröntes  FRACO/PH'I, 
nach  Fuß  vom  Sept.  1329  zu  48  Stück  auf 
die  12  d.  f.  Mark,  i  Stück  im  Gewicht  von 
5,1  g;  den  gros  ä  la  couronne,  eine  Krone 
über  dem  Stadtbild  von  Tours,  Jan.  1337  zu 
96  Stück  auf  die  10  d.  1 6  gr.  f .  Mark,  ein  Stück 
2,55  g  Rauhgew.  u.  ca.  2,3  g  Feingew., 
Wert  10  d.  t.;  später  wurde  dieser  gros 
als  gros  k  la  fleur  de  lis  schlechter  ausge- 
prägt: statt  des  Stadtbildes  eine  Lilie,  auf 
der  Kreuzseite  eine  Lilie  in  einem  Winkel, 
27.  1. 1341:  84  Stück  aus  der  6  d.  f.  Mark, 
also  ein  Stück  =  2,9  g  Rauhgew.,  1,45  g 
Feingew.,  später  geringer,  Wert  =  15  d.  t. 
,  Femer  gab  es  den  gros  ä  la  queue,  Stadt - 
bildseite  ähnlich  wie  der  gros  ä  la  couronne, 
auf  der  Kehrseite  hat  das  Krexiz  einen 
langen  Fuß,  der  in  die  eine  Umschrift 
hineinreicht:  13.  i.  1349  72  Stück  aus 
der  6  d.  f.  Mark,  also  ein  Stück  =  3,4  g 
Rauhgew.  u.  1,7  g  Feingew.,  Wert  =  15 
d.  t.  Johann  IL  der  Gute  konnte  infolge 
der  Einwirkungen  des  englisch-französi- 
schen Krieges  nur  Groschen  von  mehr  oder 
minder  geschwächtem  Gehalt  ausgeben,  die 
auch  Blancs  (s.  d.)  genannt  wurden.  — - 
Blanchet,  Manuel  II,  S.  227  ff.;  Menadier, 
Schausammlung  S.  359.  Su. 

Grosz  ist  der  polnische  Groschen.  Dieser 
wurde  in  Nachahmung  des  böhmischen  von 
K.  Kasimir  dem  Großen  (1333 — 1370)  ein- 


geführt: Königskrone  in  der  doppelkreisi- 
gen Umschrift -polnischer  Adler,  48  Stück 
auf  die  13^2  lötige  Krakauer  Mark  (197,68 
g),  ein  St.  =  3,11  g  schwer  bei  einem  Fein- 
gewicht von  2,62  g.  Man  prägte  sie  aber 
nur  in  geringer  Zahl  u.  ohne  damit  Nach- 
folger zu  finden.  Neben  ihnen  schlug  man 
in  großen  Massen  Halbgroschen  oder 
Kwartniks  (s.  d.),  die  allein  von  den  Nach- 
folgern weiter  geprägt  worden  sind.  — 
Kirmis,  Hdb.  d.  poln.  Mkde.  S.  18  f.    Su. 

Groten  (PL  Grote).  Seit  dem  ersten 
Viertel  des  14.  Jh.s  wurden  in  den  unteren 
Wesergegenden  die  Pfennige  als  Haupt- 
währungsmünzen durch  die  niederländi- 
schen und  französischen  Turnosen  ersetzt, 
deren  Name  Gros  tournois  in  Groten  Turnos 
verwandelt  wurde.  Dieser  Groten  Turnos 
galt  um  1330  4  meißnische  Pfennige, 
worunter  Wewelinghöfer  (s.  d.)  zu  ver- 
stehen sind,  die  in  den  Urkunden  jener  Zeit 
»olde  sware  (schwere)  Pfennige«  genannt 
werden.  Seit  1370  wurden  diese  Pfennige 
leichter  und  als  »nye  quade«  =  neue  böse 
bezeichnet,  von  denen  5  auf  den  Groten 
gingen.  30  Grote  gingen  auf  die  Mark 
zu  120  alten  guten  oder  150  neuen  schlech- 
ten Swaren.  Da  aber  die  Friesen  die  Mark 
in  160  Swaren  oder  32  Grote  teilten,  bildete 
sich  mn  1350  aus  dieser  Rechnung  und  der 
Benutzung  der  bremischen  Münzen  die 
Bremer  Mark  zu  32  Grote.  Stadtbremische 
Grrote  werden  in  Urkunden  zuerst  1423 
genannt,  sie  wurden  mit  Schlüsselschild - 
Reichsadler  geprägt  (Abb.  294).  Die  ersten 
erzbischöflich  bremischen  doppelten  und 
einfachen  G.  sind  vom  Erzbischof  Heinrich 
IL  (1463 — 1496)  mit  thronendem  Petrus- 
Schlüsselschild  geschlagen  worden.  Seit  1499 
sind  auch  Stücke  zu  4  Grote  in  Menge  ent- 
standen (s.  auch  Flindrich),  während  die 
zu  24  und  12  Grote,  seit  1653  geprägt, 
den  Dritteln  und  Sechsteln  des  zinnaischen 
Fußes  (s.  d.)  entsprachen-  Der  Groten  hielt 
g  Silber: 

1405      2,386  1580      0,472 

1416      1,794  1621      0,317 

1439      0,911  1709      0,221 

1512      0,710  1752      0,206 

1538      0,556  1840      0,241. 

Der  Reichstaler,  dann  der  von  Bremen  im 

18.  Jh.   eingeführte    »Taler  Gold«   (s.  d.) 

hatten  72  G.,  seit  1764  wurden  aber  nur 

i6* 


244 


GRUESSA-GUIENNOIS 


halbe  G.  geprägt,  seit  1797  aus  Kupfer. 
•Ein  letzter  silberner  G.  entstand  1870. 
Der  G.  hatte  5  Schwären  (s.  d.) 

Die  Oldenburger  Grafen  und  die  Häupt- 
linge von  Jeverland  haben  zuerst  im  14.  Jh. 
Tumosen  geprägt,  naeist  aber  fremde  Tur- 
nosen  benutzt.  Graf  Nikolaus  (1423 — 1447) 
hat  dann  nach  lünebuj^ischem  Vorbilde 
Grote  mit  3  Türmen -Nagelspitzkreuz, 
2,77  g  schwer  schlagen  lassen. 

Auch  in  Oldenburg  galt  die  Mark  32 
Grote,  und  auch  dort  wurden  seit  Ende 
des  16.  Jh.s  viele  Grote  gemünzt,  später 
i2-Grotestücke  und  im  18.  Jh.  4-  und  2- 
Grote  als  2-  und  i -Mariengroschen;  ebenso 
wie  in  Bremen  waren  die  Halbgrote  um 
1800  von  Kupfer.  Ähnlich  waren  die  Ver- 
hältnisse in  Jever.  —  Grote,  M.  St.  III, 
S.  65  ff.,  IV,  S.  224  ff.;  Jungk,  S.  52  ff.  und 
später  passim;  Merzdorf,  Oldenburg;  ders., 
Jever,  passim.  S.  und  Su. 

Gruessa  (Moneda  gruessa).  In  den  letzten 
Jahren  Philipps  III.  von  Spanien  (f  1621) 
wurde  ein  Teil  der  massenhaft  geprägten 
Kupfermünzen  (Cuartillo,  Cuarto,  Ochavo, 
Maravedi)  unförmlich,  unter  Philipp  IV. 
verloren  sie  ganz  die  Rundung,  wurden 
dicke,  plumpe,  kantige  Stücke,  die  den 
Namen  Moneda  gruessa  oder  Gruessa 
(Dickmünze)  erhielten.  —  Z.  f.  N.  25 
S.  307,  325  f.,  Abb.  S.  289.  S. 

Gtimdsteinfunde.  M.  in  Grundsteinen  von 
Bauwerken  oder  den  Sockeln  von  Statuen 
gefunden  stellen  eine  Art  Bauopfer  dar. 
Antike  Beispiele  haben  wir  in  dem  Fund 
von  Tetradrachmen  des  kappadok.  Prä- 
tendenten Orophemes  im  Sockel  der 
Athena-Kultstatue  in  Priene,  den  in  einer 
Statuenbasis  zu  Sardeis  gefundenen  hel- 
lenist.  M.  (einzelne  und  ein  ganzer  Schatz) 
und  den  archaischen  Elektron-M,,  die 
man  zwischen  den  Platten  des  ältesten 
Altars  im  Artemision  zu  Ephesos  fand 
(Regling,  M.  von  Priene  S.  9  mit  Anm.  58). 
Im  5.  Jh.  n.  C.  bediente  man  sich  zu 
gleichem  Zweck  besonders  gefertigter, 
viereckiger  Bronzeplättchen  vait  einge- 
legten Silberbuchstaben,  die  einen  Glück- 
wunsch an  den  Kaiser  u.  dgl.  und  den 
Nam,en  des  für  den  Bau  maßgebenden 
Beamten  mit  der  Formel  fecit  oder  repara- 
vit  enthalten,  s.  unter  Exagium.  — .In  der 
Renaissance  ist  bes.  Papst  Paul  II.  bekannt 


dafür,  daß  er  in  den  Fundamenten  seiner 
Bauten  (z.  B.  im  Palazzo  Venezia,  im  Vati- 
kan usw.)  Med.  niederlegte,  die  z.  T.  in 
Bild  oder  Aufschrift  auf  den  Bau  selbst  sich 
beziehen  (Num.  chron.  1910  S.  353/4)  und 
z.  T.  auch  dort  gefunden  sind;  vgl.  noch 
die  Notiz  aus  1453  l>ei  Friedlaender,  Ital. 
Schaumünzen  1882  S.  43.  Auch  in  Deutsch- 
land ist  die  Sitte  verbreitet,  vgl.  z.  B. 
schon  die  Nürnberger  Notiz  von  1538 
Berl.  M.-bl.  1911  S.  55.  Später  ist  die 
Bergung  von  M.  und  Med.  im  Grundstein 
oder  Turmknopf  (s.  d.)  gebräuchlich,    R. 

Gnisch  s.  V.  w.  Ghurüsh,  s,  unter  Piaster. 

R. 

G.  T.  A.  =  Genius  Terrae  (?)  Africae,  auf 
Ades  Q.  Caec.  Metellus,  s.  unter  Geograph. 
Personifikationen.  R. 

Guardeln,  Guardian  =  Wardein  (s.  d.). 

Guberaator  et  rector.  Amalrich,  König 
V.  Jerusalem  u.  Cypern,  nennt  sich  auf 
seinen  Münzen  »Tirensis  dominus  et  Cipri 
gubemator  et  rector  Jerusalemitani  et 
Cipri  regis  filius*.  Su. 

Gulden  s.  gouden. 

Gfildisches  Silber  sind  vergoldete  Silber- 
geräte und  -Münzen,  die  zum  Einschmelzen 
bestimmt  sind.  Aus  der  Masse  wird  das 
Gold  ausgeschieden.  S. 

Guelfo  grosso  ist  ein  Groschen  der  Stadt 
Florenz  mit  dem  sitzenden  Johannes  dem 
Täufer  auf  der  Vs.  und  der  Lilie  auf  der  Rs., 
zuerst  1345  geprägt  zu  134  Stück  auf  das 
II 1/3  Unzen  feine  Pfund,  also  hatte  ein 
Stück  2,53g Rauhgew.  und  2,42  g Feingew., 
der  Wert  war  gleich  4  soldi  oder  48  den. 
piccoli,  161/2  Stück  =  I  fiorino  d'oro.  — 
Zanetti  I  S.  282;  Orsini  S.  70.  Su. 

Gu£nar  s.  Blanc. 

Gulennols  ist  eine  von  König  Eduard  III. 
und  dem  schwarzen  Prinzen  in  Guyenne 
geprägte  Goldmünze.  Typus:  Vs.  der  König 
in  Waffen,  nach  rechts  gewendet,  steht  in 
einem  gotischen  Torbogen,  in  der  r.  Hand 
ein  Schwert,  in  der  1.  einen  Schild,  zu  seinen 
Füßen  kauern  zwei  Leoparden;  Rs.:  Blu- 
menkreuz, in  den  Winkeln  Lilie  und  Leo- 
pard. Die  Umschrift  lautet  GL(or)IA:INi 
EXCELSIS  :  DEO  :  ET  :  IN  :  TERRA: 
PAX  :  HO(min)IBV(s).  Die  Guiennois 
Eduards,  IIL  sind  nach  1360  geprägt,  sie 
haben  ein  Rauhgewicht  von  3,84  g  und 
Feingew.  von  3,76  g  (233/4  karätig);  einige 


GUILDER— GULDEN 


245 


haben  Münzbuchstaben:  B  =  Bordeaux, 
L  =  Limoges,  P  =  Poitiers,  R  =  La 
Rochelle.  Der  schwarze  Prinz  hat  seit  1362 
als  Herzog  von  Aquitanien  in  Bordeaux 
diese  Münzen  geschlagen,  nunmehr  Rauh- 
gewicht 3,65  g  und  Feingew.  3,61  g.  — 
Grueber,  Handbook  S.  50  u.  53.  Su. 

Guilder  wurde  in  den  südamerik. -hol- 
ländischen, seit  1803  englischen  Kolonien 
Demerara  und  Essequibo  (Guayana)  der 
holländische  Gulden  genannt.  1 809  wurden 
Silbertoken  zu  3,  2,  i,  1/2  und  V4  G-  i^it 
der  Büste  Georgs  IIL  auf  der  Vs.,  der  ge- 
krönten Wertziffer  auf  der  Rs.  ausgegeben. 

S, 
Gttillot  In  den  Pariser  Parlamentsakten 
vom  Juli  1378  heißt  es:  »oflfrande  d'un 
Guillot  dont  six  ne  vallent  que  un  tour- 
nois«,  und  in  einer  Urkunde  von  1466: 
»quod  dicti  habitantes  (Cenomanenses) 
Guillotos  aut  semi  Guillotos,  receptione  in- 
dignos,  quorum  sex  unum  turonum  vale- 
bant,  tradebant «.  —  Martinori  S.  207.    Su. 

Guinea^  die  Hauptgoldmünze  Englands 
seit  1663,  die  ihren  Namen  davon  erhielt, 
daß  das  für  sie  erforderliche  Gold  durch 
die  afrikanische  Gesellschaft  aus  Guinea 
verschafft  wurde.  Sie  wog  zuerst  8,47  g 
und  hielt  ^,^^  g  Gold,  seit  1670  8,387  mit 
7,688  g  Gold  und  galt  20  Schilling;  es 
wurden  Stücke  zu  lOO,  40,  20  und 
10  Schilling  oder  5,  2,  i  und  V»  Guinea 
geprägt;  doch  stieg  die  Guinea  bald  auf 
2V-/%  Schilling,  seit  1690  wegen  der  Ver- 
schlechterung der  Silbermünzen  weit  über 
ihren  urspr.  Wert,  bis  1695  auf  30  Schilling, 
welcher  Wert  offiziell  wurde.  Da  aber  die 
damalige  Reform  des  Silbergeldes  nicht  ge- 
lang, wurde  die  Guinea  1699  wieder  auf  21  ^a 
und  1717  auf  21  Schilling  gesetzt.  Aber  es 
half  alles  nichts;  denn  da  das  Ausmünzungs- 
verhältnis  von  Gold  zu  Silber  i  M5,2096, 
das  marktmäßige  Wertverhältnis  beider 
Edelmetalle  aber  i  :  14,97  war,  so  mußte 
das  Silber  weiter  vertrieben  werden,  in- 
folgedessen England  im  18.  Jh.  zwar  gesetz- 
lich Doppelwährung,  in  der  Tat  aber  wie  aus 
denselben  Gründen  Frankreich  seit  1850 
Goldwährung  hatte,  die  1816  gesetzlich 
wurde:  seit  diesem  Jahre  wurde  nicht  mehF 
die  Guinea,  sondern  der  Sovereign  (s.  d.) 
geprägt.    Die  G.  zeigte  auf  der  Vs.  den 


Kopf  des  Königs,  darunter  zuerst  einen 
kleinen  Elefanten  als  das  Zeichen  der  afri- 
kanischen Gesellschaft,  auf  der  Rs.  das 
Landeswappen.  —  Grueber,  S.  XLHI  und 
131;  Kalkmann,  Der  Übergang  Englands 
zur  Goldwährung,  Straßburg,  1893;  No- 
back»  S.  946.  S. 

Guineadttkaten  oder  Schiffsdukaten  sind 
Dukaten,  die  aus  afrikanischem  Golde  ge- 
prägt wurden.  Die  englische  Guinea  (s.  d.) 
ist  zwar  kein  Dukat,  hat  ihren  Namen  aber 
auch  von  solchem  Golde  empfangen.  Alle 
Guineadukaten  tragen  auf  der  Rs.  einen 
unter  vollen  Segeln  fahrenden  Dreimaster, 
auf  der  Vs.  den  Kopf  des  Herrschers.  Die 
ersten  sind  die  dänischen  seit  1657  ge- 
münzten. Nachdem  dann  der  Große  Kur- 
fürst von  Brandenburg  1682  die  Kolonie 
Großfriedrichsburg  an  der  Küste  von 
Guinea  gegründet  hatte,  wurden  in  Berlin 
Guineadukaten  seit  1683  in  jedem  Jahre 
bis  1696  geschlagen,  obgleich  ihre  Münz- 
kosten sehr  hoch  waren;  denn  es  fanden  sich 
viele  Liebhaber  eines  Wahrzeichens  für  die 
Kolonisierung  eines  deutschen  Fürsten.  — 
Schrötter,  Brandenburg,  Gesch.  S.  379 — 
381,  Beschr.  S.  20,  21,  228;  Jörgensen, 
S.  87,  108.  S. 

Gldden«  i.  Deutsche  Gulden.  Der  Name 
»Gulden«  hat  im  Laufe  der  Jahrhunderte 
sehr  verschiedene  Münzen  bezeichnet.  Ur- 
sprünglich war  das  Wort  eine  Übersetzung 
des  lateinischen  Aureus  (nummus)  = 
Goldener  (Pfennig).  Solche  Goldene  oder 
Gulden  wurden  in  Deutschland  zuerst  als 
Nachahmung  der  Florenen  (s.  d.)  im  14. 
Jahrhundert  geprägt  (s.  Groldgulden).  Dann 
entstand  am  Ende  des  15.  Jh.s  das  Silber- 
äquivalent des  Guldens  in  den  Gulden- 
groschen oder  Talern  (s.  diese) ;  seitdem  er- 
hielt der  bisherige  Gulden  den  Namen  Gold- 
gulden.  Durch  die  Reichsmünzordnimg  von 
1559  wurde  dann  der  silberne  Reichsguldi- 
ner  (s.  d.)  zu  60  Kjreuzem  geschaffen,  womit 
sich  Deutachland  in  die  Taler-  und  Gulden- 
länder schied.  Der  sogenannte  rheinische 
Gulden,  bis  dahin  der  Goldgulden,  wurde 
nun  ein  Rechnungsbegriff  von  60  Kxeuzem, 
denn  der  Guldiner  erhob  sich  sehr  bald 
nach  1559  2.uf  dnen  höheren  Wert.  Die 
später  im  17.  Jh.  gemünzten  Gulden  waren 
die  y3 -Taler  des  ziimaischen  imd  Leipziger 
Münzfußes  (s.  diese),  die  in  Süddeutschland 


246 


GULDEN 


60  Kreuzer  galten.  Ihre  Nachfolger  waren 
die  Gulden  oder  Halbtaler  des  Konven- 
tionsfußes (s.  d.).  Im  Nordosten  aber  ging 
der  Name  »Gulden«  auf  die  polnischen  und 
preußischen  Dritteltaler  über,  da  in  Polen 
seit  dem  16.  Jh.  der  Gulden  30,  der  Taler 
90  Groschen  galt.  (S.  auch  Zloty.)  Für 
den  Süden  schuf  der  deutsche  Münzverein 
von  1857  neue  österreichische  und  süd- 
deutsche Gulden,  von  denen  jene  Stücke 
zu  ^3  Taler  oder  20  Silbergroschen,  diese 
zu  4/7  Taler  oder  17^7  Silbergroschen 
waren. 

2.  Niederländische  Gulden.  Fast  nichts 
gemein  mit  den  deutschen  Silbergulden 
hatten  die  niederländischen.  Die  ersten 
waren  die  seit  1601  in  Friesland,  Overyssel, 
Groningen,  Nymwegen,  Kampen  imd  Zwolle 
geprägten,  die  von  ihrem  Wert  zu  28  Stüver 
auch  »Achtentwintig«  (s.  d.)  hießen  und 
bis  gegen  Ende  des  17.  Jh.s  geprägt  wurden. 
Damals  war  der  Name  »Gulden«  aber  schon 
auf  eine  allgemeine  niederländische  Münze 
übertragen  worden,  den  »Gulden  hollän- 
disch«. Im  Jahre  1679  beantragten  nämlich 
die  Provinzen  Holland  und  Westfriesland 
bei  den  Generalstaaten  der  Vereinigten 
Niederlande  die  Prägung  von  Silbergulden 
als  Hauptwährungsmünze  —  »Standpen- 
ning«  —  mit  den  Mehrfachen  und  Teilmün- 
zen von  3,  2,  11/3,  Va  u^d  V4  Gulden,  die  sie 
selbst  alsbald,  die  anderen  Provinzen  etwas 
später,  Geldern  seit  1682,  zu  prägen  began- 
nen. Der  dreifache  Gulden  hieß  Staaten- 
gulden oder  Daalder,  der  doppelte  auch 
Krone,  das  Stück  zu  l^/?  Gulden  wurde 
von  den  einen  Daalder,  von  anderen  Va- 
Daalder  genannt.  Das  Feingewicht  des 
Gulden  war  9,65,  seit  1816  9,61  g.  Diese 
Guldenmünzen  blieben  neben  den  Dukato- 
nen  (s.  d.)  die  Hauptkurantmünzen  der 
Niederlande  bis  1838,  sie  trugen  auf  der 
Vs.  den  niederländischen  Löwenschild,  auf 
der  Rs.  die  stehende  »Nederlandsche 
Maagd«  mit  Hut  auf  Lanze  und  der  Um- 
schrift: Hanc  tuemur  hac  nitimur.  Das 
Volk  gab  diesem  Gulden  den  Namen  »Pop« 
oder  »Stockmannetje«,  indem  es  in  der 
Figur  eine  Puppe  oder  einen  Mann  mit 
einem  Stock  sah.  Seit  der  Schaffung  des 
Königtums  zeigt  die  Hauptseite  den  Kö- 
nigskopf. Vor  1816  war  der  Gulden  in 
20  Stüver  zu  16  Pfennig  eingeteilt  worden, 


seit  diesem  Jahre  wurde  er  in  100  Cent  zer- 
legt und  Stücke  zu  3,  i,  V2  Gulden,  25,  10 
und  S  Cent  aus  Silber  geprägt  (s.  auch  Cent). 
Seit  1839  war  die  Feinheit  945  Tausend- 
stel und  das  Feingew.  des  G.  9,45  g  und 
wurden  nicht  mehr  3-,  sondern  2Va-G.- 
stücke  oder  Reichstaler  geprägt.  Seit  dem 
Übergange  der  Niederlande  zur  Goldwäh- 
rung i.  J.  1875  ist  der  Silbergulden  eine 
Scheidemünze,  der  Rechnungsgulden  aber 
ein  Wert  von  1,69  deutschen  Goldmark. 
Münzeinheit  der  Goldwährung  ist  der  gol- 
dene Gulden  zu  0,6048  g  Feingold.  Stücke 
zu  10  (Gew.  6,72  g)  und  5  G.  werden  ge- 
prägt. Im  Jahre  1920  sind  die  Niederlande 
von  der  Feinheit  945  zu  800  Tausendstel  der 
Guldenmünzen  hinabgegangen.  S.  auch 
»Guilder«.  -—  de  Voigt,  S.  48;  Noback», 
S.  1034. 

3.  Danziger  Gulden.  Die  im  18.  Jh.  ge- 
prägten Danziger  Gulden  waren  polnische 
(s.  unter  i).  Jetzt  hat  der  Freistaat  laut 
Gesetz  vom  23.  Oktober  1923  die  Gold- 
währung auf  der  Grundlage  des  englischen 
Pfundes  eingeführt.  Der  Gulden  (zu  100 
Pfennig)  ist  gleich  0,816  deutsche  Goldmark 
und  1/25  des  englischen  Pfundes.  Geprägt 
werden  in  Gold  Stücke  zu  25  Gulden,  in  Sil- 
ber solche  zu  5,  2,  I  und  Va  Gulden  750/1000 
fein,  in  Nickel  10-  und  5 -Pfennig,  in  Kupfer 
2-  und  I -Pfennig.  Das  25 -Guldenstück 
wiegt  wie  der  englische  Sovereign  7,988  g 
und  hält  ebenso  wie  dieser  ('V^a  ^^^^)  7iS^^  g 
Gold,  der  Gulden  wiegt  5  g  und  hält  3,75  g 
Silber.  Die  Gold-  und  Silbermünzen  zeigen 
auf  der  einen  Seite  das  Danziger  Wappen, 
auf  der  anderen  die  goldenen  den  Neptun, 
die  5 -Gulden  die  Marienkirche,  die  kleineren 
eine  Kogge,  die  Nickel-  und  Kupfermünzen 
die  Wertbezeichnimg.  S. 

4.  Schwedische  Gulden.  In  Schweden 
wurden  Gulden  (Gyllen)  zuerst  anläßlich 
der  Krönung  Gustaf  I.  Wasa  i.  J.  1518,  dann 
um  1522 — 1535  im  Gewicht  von  25,97  g  g^- 
schlagen.  Sie  werden  zwar  in  Plantins'  Ver- 
zeichnis über  nichtvalvierte  Münzen,  Ant- 
werpen 1575,  als  Daler  (Taler)  aufgeführt, 
sind  aber  nicht  in  der  bei  demselben  1576 
gedruckten  Ordonnanz  unter  den  zu  einem 
bestimmten  Wert  angesetzten  Münzen  zu 
finden.  Dieser  Gulden  läßt  sich  vielmehr 
kaum  ganz  i  Rigsdaler  in  specie  gleichstel- 
len. Bedeutend  später  bis  weit  in  das  18.  Jh. 


GULDENGROSCHEN— GUSS 


247 


hinein  wurden  die  in  den  nordischen  Län- 
dern geprägten  4-Markstücke,  Kronen  oder 
Zweidrittel  auch  G.,  die  2 -Markstücke, 
Drittel  und  ^/a  Kronen  Halb-G.  genannt.  — 
T.  G.  Appelgren,  Konung  Gustaf  L  Mynt, 
Stockholm  1905,   S.  43— 44.  W. 

Guldensroschen  war  im  16.  Jh.  die  oft 
gebräuchliche  Bezeichnung  meist  der 
Reichstaler  (s.  d.),  aber  auch  der  Reichs- 
guldiner  (s.  d.),  welch  letztere  immer  so  in 
den  Probati  onsregistem  der  drei  Kreise 
Franken,  Bayern  und  Schwaben  genannt 
wurden.  S. 

Guldentaler  s.  Reichsguidiner. 

Guldentympt.  In  den  Geldnöten  Polens 
nach  dem  groiSen  1660  beendeten  Kriege 
prägte  der  Münzpächter  Andreas  Tympf 
1663 — 1665  Gulden  (30-Groschenstücke), 
nach  ihm  Guldentympfe  genannt,  die  im 
Talerfuße  nur  12  bis  13  Groschen  wert 
waren.  6  Millionen  Stück  mit  über  2  Millio- 
nen Gulden  Schlagschatz  wurden  ausge- 
geben. Tympf  wurde  als  der  Retter  des 
Staates  gepriesen;  zwar  verließ  er  Polen 
arm,  doch  hat  seine  Prägung  dem  Volks - 
Wohle  äußerst  geschadet.  Huldigte  der 
Spruch  der  Vs- :  Dat  pretium  servata  salus 
potiorque  metallo  est  der  staatlichen 
Theorie  des  Geldes,  so  deutete  das  Volk  die 
dazwischen  stehenden  Initialen  des  Königs 
JCR  (Johannes  Casimirus  Rex)  mit:  Incipit 
calamitas  regni  (Abb.  321).  - —  Karmis,  S. 
148.  S. 

Guldiner  =  Reichsguidiner  (s.  d.). 

Guldridder  (deutsch:  Goldritter)  wurden 
während  des  Kalmarkrieges  161 1 — 13  in 
Dänemark  geschlagen,  26  Stück  aus  der  20 
Karat  feinen  Mark,  und  als  4  Rigsdaler  in 
specie  ausgegeben.  Vs.  Porträt  des  Königs, 
Rs.  Elephant  mit  Kriegern.  W. 

Gun  Money  ist  das  unter  Jakob  IL  1689 
' — 1691  in  Irland  geprägte  Notgeld  aus 
Kupfer  und  Messing,  zu  dem  alte  Kanonen 
benutzt  wurden.  Es  sind  ganze  und  halbe 
ICronen,  Schillinge  und  Sixpence.  Als  die 
Kanonen  eingeschmolzen  waren,  wurden 
Kronen,  ganze  und  halbe  Pennies  aus  Weiß- 
metall geprägt  (Pewter  Money),  die  die  Iren 
uim  bog  =  Weichkupfer  nannten,  woher 
das  Wort  Humbug  stammen  soll.  —  Grue- 
ber,  S.  241—243.  S. 


Gurd  hieß  der  Peso  (Kolonialdollar)  von 
Britisch-Guyana  zu  loo  Cents,  23,3276  g 
schwer  mit  21,399  g  Silbergehalt,  S.  auch 
Gourde.  S. 

Gunisch  s.  unter  Piaster. 

Guß,  Gußformen,  Gußmerkmale. 
Die  Herstellung  eines  Barrens  oder  M.-  oder 
Med.-Schrötlings  im  Wege  des  Gusses  ge- 
schieht in  der  Weise,  daß  das  Metall  in  eine 
offene  oder  zugedeckte  Form  oder  in  eine 
Doppelform  aus  Ton,  Formsand,  »Masse«, 
Gips  usw.  hineingegossen  wird  (Berl.  Mbl. 
1904  S.  433  ff.;  Z.  f.  N.  34  S.  273).  Die  Her- 
stellung der  M.  oder  Medaille  selbst  im  glei- 
chen Verfahren  setzt  voraus,  daß  in  die  bei- 
den Formen  bereits  die  Bilder,  die  erhaben 
(positiv)  auf  der  M.  erscheinen  sollen,  nega- 
tiv eingegraben  oder  mittels  eines  Positiv- 
modells (aus  Wachs,  Holz,  Stein,  Gips, 
Terrakotta)  eingepreißt  sind.  So  sind  — 
vgl.  Trait6  I  S.  949/66  —  von  antiken  M. 
z.  B.  das  italische  Aes  grave,  dann  gewisse 
große  und  schwere  Stücke  von  Olbia,  einige 
keltische  M.,  neuzeitl.  M.  aus  Marokko, 
Hinterindien,  Ostasien  usw.  und  allerhand 
Marken  (Gußformen  zu  solchen  aus  weichem 
Stein  sind  erhalten,  Rostowzew,  Tesserae 
plumbeae  1903  Taf.  XII,  zum  Guß  mehre- 
rer Tesserae  auf  einmal  eingerichtet;  vgl. 
Kat.  Schulman  5.  Juli  1922  Taf.  V:  Guß-M. 
mit  denSt^en  dazwischen),  und  zahlreiche 
Falschmünzen  (s.  unter  Falschmünzerei) 
hergestellt.  Über  solche  der  röm.  Kaiserzeit 
s.  Monatsblatt  num.  Ges.  Wien  VII  S.  253. 
269.  281,  IX  S.  155  und  KZ.  54  S.  153; 
sie  bilden  keineswegs  einen  irgendwie 
wesentlichen  Bestandteil  der  erhaltenen  M., 
auch  nicht  der  BiUon-M.  des  3.  Jh.s;  zu 
ihrer  Herstellung  dienten  die  in  Menge  er- 
haltenen Gußformen  aus  gebranntem 
Ton,  einmal  auch  aus  Blei  (moules,  moulds), 
von  der  Zeit  des  Sept.  Severus  bis  ans  Ende 
des  4.  Jh.s  (N.  Z.  35  S.  107;  Rass.  num.  1912 
S.  33  ff.;  Riv.  ital.  di  num.  26  S.  351;  Rev. 
beige  1920  Taf.  I,  II).  —  Gegossen  ist  femer 
ein  großer  Teil  der  Medaillen  vom  15-  Jb- 
bis  heute,  wozu  sowohl  Formen  aus  ge- 
branntem Ton  als  auch  Modelle  in  Holz, 
Stein  oder  Wachs  vom  i5-fi6,  Jh.  an  erhal- 
ten sind.  Die  Beschriftung  befindet  sich  da- 
bei oft  nicht  (oder  nur  in  Zeichnung)  auf  dem 
Modell  selbst,  sondern  ist  erst  nachträglich 
aus  freier  Hand  oder  mit  einem  Punzen- 


248 


GUSSKÖNIG-GYMNASIARCHI A 


aiphabet  in  die  Form  gebracht  worden. 
Über  den  beim  Guß  entstehenden  Schwund 
am  Durchmesser  s.  unter  Schwundmaß.  — 
Die  Merkmale  einer  gegossenen  M.  und 
Med.  im  Vergleich  mit  einer  geprägten  sind 
die  Gußhaut,  d.  h.  die  infolge  schneller  Ab- 
kühlung spröde,  meist  unebene  und  rauhe 
Oberfläche,  dann  die  durch  unvollkomme- 
nes Anschmiegen  des  (ja  nur  durch  die 
eigene  Schwere  einfließenden)Metalles  an  die 
Form  herrührenden  konischen  Gußlöcher 
(wo  sich  eine  Luftblase  auf  der  Form 
bildete),  endlich  die  Gußnaht,  d.  h.  ein 
erhabener  Grat,  der  längs  der  Kante 
läuft,  entstanden  durch  Eindringen  des 
Metalls  in  die  Fugen  der  nicht  scharf 
genug  zusammenstoßenden  beiden  Formen, 
Wenn  die  Formen  sich  nicht  genau  decken, 
entsteht  eine  gleichfalls  bes.  an  der  Kante 
erkennbare  Verschiebung  der  Vs.  zur  Rs. 
Der  Gußzapfen  ist  die  Stelle,  wo  in  der 
Form  die  Eingußstelle  für  das  Metall  war 
(Abb.  Riv.  ital.  di  num.  1902  S.  409;  Berl. 
Mbl.  1904  S.  434/5).  Die  Medailleure  pflegen 
diese  Spuren  des  Gusses  durch  mehr  oder 
weniger  starkes  Ziselieren  (s.  d.)  zu  entfer- 
nen, und  auch  Falschmünzer  und  Münz- 
fälscher, deren  beliebtestes  Verfahren  zur 
Herstellung  ihrer  Erzeugnisse  von  jeher  der 
G.  war  (vgl.  oben  sowie  unter  Falschmünze- 
rei und  Münzfälschung),  versuchen  die 
Merkmale  durch  Poüeren  oder  Ziselieren  zu 
entfernen.  —  Das  Wachs-Ausschmelz - 
verfahren  (Prozeß  i  cire  perdue)  ist  auf 
Med.  schwerlich  je  angewandt  worden;  es 
beruht  darauf,  daß  das  Wachsmodell  wegen 
seiner  Unterschneidungen  usw.  aus  der 
Form  nicht  herausgenommen  werden  kann 
und  daher  das  Wachs  durch  Erhitzung  aus- 
geschmolzen werden  muß,  also  verloren 
geht.  —  Für  Präge-Med.  von  sehr  hohem 
Relief  benutzt  man  ein  die  Prägung  er- 
leichterndes Verfahren,  indem  man  die  M. 
oder  Med.  vorgießt:  von  dem  fertigen 
Stempel  prägt  man  em  Erstlingsstück  in 
weichem  Metall  (Blei),  nimmt  hiervon  ein 
Negativ  und  gießt  hierin  jedes  Stück  vor, 


so  daß  dann  die  Prägestempel  nur  noch  die 
Feinheiten  der  Arbeit  hervorzubringen 
haben.  —  Vgl.  auch  Gießen  (von  Münzzai- 
nen in  der  Neuzeit),  Modell,  Holz-,  Stein-, 
Wachsmodell,  Kartonguß,  Form,  Masse.  — 
Hill,  Medals  of  the  Renaissance  S.  19/34; 
Habich,  Med.  der  ital.  Renaissance  S.  11/16. 
141/2;  Habich-Festschrift  1928  S.  36/9.  R. 

Gußkonig  (lat.  Regulus)  heißt  das  Stück 
Metall,  wie  es  aus  dem  Gefäß  herauskommt, 
in  dem  es  niedergeschmolzen  ist;  er  hat  also 
die  Form  eines  Tiegelbodens,  oben  flach  und 
unten  konvex;  beliebte  Barrenform,  vgl. 
unter  Barren.  Die  G.  bildeten  bis  zur  Ge- 
genwart, durch  Stempelung  einer  Münz- 
stätte garantiert,  ein  wichtiges  Zahlmittel 
des  Großhandels.  R. 

Gutergroschen  wurde  seit  Ende  des  16. 
Jh.s  der  Fürstengroschen  (s.  d.)  im  Gegen- 
satz zu  dem  ^/^s  Taler  geltenden  Marien- 
groschen genannt,  da  er  ^/z^  Taler  wert  war 
(Abb.  305).  Der  Name  bestand  bis  zur 
Mitte  des  19.  Jh.s.  S. 

Gyllen,  schwedische  Gulden  (s.  Gulden  4). 

(^rmnasiarchia^  Gymnaslarchon.  Die  Un- 
terhaltung des  jedem  Griechen  unentbehr- 
lichen Gymnasion  (von  -^ütivos  =  nackt), 
d.  h.  des  Turn-  und  Sportplatzes  (vgl.  unter 
Palaistra)  mit  den  dazugehörigen  Gebäuden 
wie  Turnhallen,  Bädern,  Umkleideräumen, 
war  meist  eine  wichtige  Ehrenpflicht  reicher 
Bürger,  eine  Leiturgie.  Auf  M.  erscheint 
der  Titel  tspebc  "yüiivacjiapxSv  in  Per- 
gamon,  das  Bild  ist  ein  Waschbecken 
(^oütT^p,  s,  d.),  und  ähnlich  steht  auf  M. 
von  AJiazarbos,  geprägt  auf  die  füfivaatapxta 
des  Kaisers  Valerianus  (verwandte  M.: 
Kolybrassos,  Syedra),  dieser  selbst  neben 
dem  Waschbecken,  Ölzweig  und  Wein- 
schlauch sind  als  Preise  hinzugefügt,  ein 
Hahn  und  eine  Fackel  in  seinen  Händen 
weisen  auf  Hahnenkämpfe  und  Fackelläufe 
hin.  Auf  M.  von  Dium  erscheint  ein  Bade- 
diener mit  Handtuch  und  Kanne;  auch  die 
Strigilis  (s.  d.)  gehört  zum  notwendigen  Ap- 
parat des  Gymnasions.  —  Z.  f.  N,  36  S. 
130/1.  R. 


H— HACKSILBER 


249 


H. 


H,  Münzbuchstabe  der  Münzstätten 
Darmstadt,  Günzburg  und  La  Rochelle. 

Habba,  arabische  Gewichtseinheit,  S. 
Dirhem  kail. 

Haciendamarken  sind  Marken  der  ver- 
schiedensten Form,  die  in  den  mexikani- 
schen Pueblos,  Haciendas  und  Ranchos  seit 
•dem  16.  Jh.  wegen  Mangels  an  staatlichem 
Kleingeld  den  Arbeitern  gegeben  wurden, 
die  dann  dafür  Lebensmittel  und  andere 
Waren  erhielten.  Die  ältesten  sind  von 
Holz;  ihnen  folgen,  wohl  im  17,  Jh.,  kup- 
ferne einseitige  dicke  Stücke  in  der  Gestalt 
•eines  Schafes,  Kaninchens,  eines  Herzens, 
Blattes,  einer  Uhr,  Nuß,  Tulpe,  geometri- 
schen Figur  und  anderer  und  immer  mit  dem 
Namen  der  Hacienda  oder  des  Haciendero 
•(Abb.  362).  Eine  noch  jüngere  Reihe  (18. 
Jh.)  ist  kreisrund  und  dünner,  worauf  im 
Anfange  des  19.  Jh.s  2r97eiseitige  mit  zier- 
licher Schrift  und  Prägung,  endlich  solche 
modernen  Charakters  mit  Wertbezeichnung 
wie  I,  3,  5,  10  (Reales),  Mitad  (Halbreal) 
folgen.  Literatur  über  diese  H.  gibt  es 
nicht,  einige  Stücke  sind  im  Kat.  J.  Schul- 
man,  Dez.  191 1,  Nr.  2246 — 2256  ver- 
zeichnet. S. 

Hacke  als  Gerätgeld  s.  unter  Spaten. 

Hacksilber  nennen  wir  die  aus  ganzen  und 
zerhackten  Münzen,  Schmucksachen  und 
Bruchstücken  bestehenden  Silberschätze, 
die  sich  jenseits  der  Elbe,  also  in  Deutsch- 
land, Polen,  Rußland,  Skandinavien  finden. 
Dies  H.  stellt  das  Geld  dar,  das  man  sich  in 
-diesen  Gebieten  zuwog  und  das  als  Zahlung 
für  die  von  dort  und  von  weiter  östlich, 
von  Mesopotamien  und  Arabien  her  ins 
linkselbische  Europa  exportierten  Waren 
diente.  Verzeichnisse  solcher  H -Schätze 
bei  Dbg.,  D.  M.  I  S.  40,  II  S.  520,  III S.  762, 
IV  S.  877.  Anfangs  nur  islam.  (»kufi- 
sche«) und  byz.  M.  führend,  mischen  sich 
seit  etwa  950  n.  C.  europäische  M.  (dtsch., 
skand.,  angelsächs.)  ein,  die  seit  Ende  des 
IG.  Jh.s  überwiegen,  bis  dann  die  islam. 
M.  um  1040  in  Ostelbien,  um  1090  in  Polen 
und  Rußland  infolge  politischer  Umwälzun- 
gen in  den  islam.  Staaten  Südrußlands  ver- 
siegen und  nur  noch  europ.  übrig  bleiben. 
Um  iioo  hören  die  H.-Schätze  überhaupt 
auf,  Slawen  und  Skandinavier  bedienen  sich 


nunmehr  ausschließlich  der  M.  als  Geldes. 
Vgl  unter  Dirhem,  Grivna.  —  Der  Name 
der  russ.  Münzeinheit  Rubel  hängt  mit  russ. 
rubit  =  abhacken  zusammen,  und  im 
Altertum  wird  Abhacken  kleiner  Stücke 
Metalles  zur  Zahlung  für  Lusitaner  und 
Äthiopen  berichtet,  für  Spanien  und  Irland 
durch  Bodenfunde  bestätigt,  und  auch  für 
Gebrauch  von  H.  im  islam.  Kulturgebiete 
im  7.  Jh.,  viel  später  noch  in  der  Mongolei 
und  an  der  russ.-chin.  Grenze  gibt  es 
Schriftbelege. 

In  der  Geldgeschichte  gehört  das  H.  zum 
vorgewogenen  Rohmetall,  und  zwar  zur 
amorphen  Gestalt  desselben,  wie  es  ander- 
wärts als  Aes  rüde  (s.  d.),  als  Goldstaub 
{i^Tf{[in),  als  Klümpchen  (^ftotSs?  X9^^^^) 
vorkommt. 

Ganz  ähnliches  H.  hat  man  auch  in 
Assur  —  hier  auch  Hackblei  —  aus  dem 
9. — 7.  Jh.  und  in  Sendschirli  (Hetiter- 
Gebiet),  dann  zusammen  mit  ganzen  und 
zerhackten  griech.  M.  des  6. — 4.  Jh.s  in 
Äg5rpten  gefunden,  es  diente  damals  als 
Bezahlung  für  den  ägypt,  Export  nach 
Griechenland;  sonst  ist  griech.  H.  noch  aus 
einem  Funde  von  Tarent  aus  dem  6.  Jh. 
V.  C.  bekannt.  Aus  Schriftquellen  Vorder- 
asiens und  Ägyptens  geht  gleichfalls  die 
Verwendung  vorgewogenen  Silbers  als  Geld 
hervor;  Ausdrücke  wie  »geläutertes  Silber«, 
»Silber  vom  Schatzhaus  des  Ptah«  in 
Ägypten,  »geprüftes  Silber«,  »Schekel  mit 
dem  Stempel  von  Babylon«  in  vorderasiat. 
Schriftquellen  zeigen  zugleich,  daß  man  auf 
die  Güte  des  Metalles  achtete  und  daß 
staatl.  oder  priesterl.  Autorität  durch 
Stempelung  die  Güte  des  MetaUes  ver- 
bürgte, und  daß  auch  Stücke  vorkamen,  die 
man  zu  runden  Gewichtseinheiten  abgefeilt 
hatte,  wie  das  alles  auch  im  M.A.  aus 
Indien,  Java  und  dergl.  berichtet  wird. 
Von  da  an  war  nur  ein  kurzer  Schritt  zur 
Entstehung  der  M. 

Als  Hackbronze  ist  in  Analogie  zum  H. 
sowohl  das  Aes  rüde  der  Italiker  wie  auch 
die  in  Geldverwendung  auf  persisch-islam. 
Gebiete  bezeugten  Bruchstücke  von  kupfer- 
nen Kesseln,  Lampen  und  dergl.  zu  bezeich- 
nen, vor  allem  aber  die  aus  Rohbronze - 
stücken,  aus  zerbrochenen  Bronze-Waffen, 


250 


HADAD— HAHNREIMÜNZEN 


-Geräten  und  -Schmuckstücken  bestehen- 
den Depotfunde  in  Mittel-  und  Nordeuropa, 
bei  denen  man,  wenn  es  sich  \im  sog.  Haus- 
schätze handelt,  auch  die  Geldverwendung 
wird  annehmen  dürfen.  —  Ebert,  Reallex. 
IV  S,  22S/30.  R. 

Hadady  syr.  Gott,  der  männliche  Gegen- 
spieler der  Dea  Syra  Atergatis;  auf  kaiserl. 
M.  von  Hieropolis  Kyrrh.  erscheinen  (Im- 
hoof,  Gr.  M.  n.  772/3)  als  &eol  Sopuxc  H.  mit 
Polos,  Zepter  und  zwei  Stieren  zu  Füßen 
und  Atergatis  zu  Seiten  eines  schmalen 
Tempels  (hier  in  Hieropolis,  der  Hauptkult- 
stätte der  dii  Syri,  erscheint  auf  M.  vor 
Alexander  auch  ein  Abd-H.,  also  Sohn  des 
H.,  als  Münzherr,  wohl  der  Hohepriester); 
der  Stier  ist,  meist  neben  Zeus-Attribu- 
ten, auch  auf  hellenist.  M.  von  Hieropolis 
( Antiochos  IV.),  auf  M.  des  Antiochos  XII. 
und  kaiserl.  von  Rephanea,  Rhosos,  Dion 
sein  bezeichnendes  Merkmal.  —  R.  E.  VII 
S.  2157  ff.,  M.  bes.  S.  2160.  2162.       R. 

Hades,  griech.  *' AiByj?,  auch  üXoütcüv,  der 
Unterwdtsherrscher  der  Griechen  schon  im 
homer.  Epos,  der  Zeuj  xaxax&övtoc,  zugleich 
aber  der  Herr  des  Erdinnem,  der  die  Saat 
behütet.  Auf  M.  finden  wir  ihn  erst  in  der 
Kaiserzeit,  und  zwar  mit  Sarapis  (s.  d.)  ver- 
mengt, von  diesem  nur  durch  den  Kerberos, 
den  dreiköpfigen  Höllenhund  (Darstellun- 
gen ohne  diesen  s.  unter  Sarapis)  zu  unter- 
scheiden: mit  diesem  zu  Füßen  erscheint 
er,  mit  dem  Oberkörper  im  Himation, 
sitzend  (auch  von  vom:  Nikopolis  am 
Istros;  stehend  in  Apollonoshieron  und,  mit 
HXioc  Zocpairtc  bezeichnet,  in  Alexandreia 
Äg.),  den  Polos  auf  dem  Haupte,  die  R, 
ausgestreckt  und  die  L.  am  Zepter,  be- 
sonders in  Nordgriechenland  und  Klein- 
asien sowie  auf  röm.  des  Caracalla.  Sonstige 
H-  -bilder :  bärtiger  Kopf  neben  weibl.,  beide 
bekränzt,  vermutlich  H.  und  Köre:  Nysa; 
H.  zus.  mit  Zeus  und  Poseidon,  als  fteol 
'Axpottot  bezeichnet:  Mytilene,  Arch.  Ztg. 
X  S.  508.  —  R.  E.  Suppl.  III  S.  867/78 
(für  die  M.  dürftig);  Drexler,  Cultus  der 
tigypt.  Gotth.  in  den  Donauländem  1890; 
ders.,  Isis-  und  Sarapis -Cultus  in  Klein- 
asien, N.  Z.  21  S.  1/234;  385/92-  —  Der 
wichtigste  Mythos  von  ihm  betrifft  den 
Raub  der  Köre,  der  Tochter  der  Demeter, 
die  er  beim  Blumenpflücken  auf  seiner 
Quadriga  in  die  Unterwelt  entführte;  diese 


Szene  erscheint  überall  da,  wo  man  sich  den 
Eingang  in  die  Unterwelt  dachte  und  daher 
ein  Charonsheiligtum  (XapcÄviov)  hatte,  wie 
Ms^nesia  Ion.,  Priene,  Nysa,  Hierapolis 
usw.  —  Förster,  Raub  und  Rückkehr  der 
Persephone  1874  S.  iii  ff.;  Regling,  M.  von 
Priene  S.  150.  R. 

Hälbling  s.  Scherf. 

HSller  s.  Heller. 

Händleinsheller,  -pfennige  s.  Heller. 

Hafenansichten  auf  ant.  M.  s.  unter 
Stadtbild.     "  _  R. 

Hagenauer  Ratsgeld.  Ähnlich  wie  Worms 
nach  der  Kipperzeit  (s.  Wormser  Renten- 
geld) prägte  die  Stadt  Hagenau  um  1667 
gutes  Kleingeld,  und  zwar  Batzen.     S. 

Hagenbecker,  ein  urkundHch  in  Hildes- 
heim im  15.  Jh.  seit  1424  vorkommender 
Name  für  Groschen.  Da  es  weder  einen 
Münzstand  noch  einen  Münzort  des  Namens 
»Hagenbeck«  gibt,  so  bleibt  nach  E.  Schrö- 
der in  Bl.  f.  Mfr.  1908  S.  3807  nur  übrig, 
in  diesem  Worte  den  Namen  eines  Münz- 
meisters  zu  sehen,  von  welchem  diese 
Groschen  zuerst  geschlagen  sind.  Su, 

Hahneledem  oder  Hahnekämme  hießen 
die  brandenburgischen  in  Minden  1670  bis 
1700  gemünzten  einseitigen  2 -Pfennig- 
stücke, die  vom  Volke  diesen  Namen  von 
den  das  Zepter  einschließenden  Palm- 
zweigen  erhielten,  die  für  Hahnenfedern 
oder  -kämme  angesehen  wurden  (Abb.  31 1). 
Sie  hielten  zuerst  0,15  g,  später  viel  weni- 
ger Silber.  —  Schrötter,  Brandenburg, 
Beschreibung  Nr.  729 — 731  und  Geschichte 
S.  269,  Note  5.  S. 

Habnreimfinzen  sind  Nürnberger  private 
Spottmünzen  mit  einer  »Hahnreilade«  auf 
einer  und  einem  auf  einem  Hahne  reitenden^ 
mit  einem  Hirschgeweih  gekrönten  Manne 
auf  der  andern  Seite.  —  »Hahnreitaler« 
wurden  die  von  dem  dänischen^Komman- 
danten  der  Festung  Wolffenbüttel  Graf  von 
Sohns  1627  geprägten  Taler  genannt  in 
Anspielung  auf  das  Wort  »Vicarius«  in  der 
Umschrift,  da  Solms  seine  Vollmacht  da- 
durch mißbraucht  hatte,  daß  er  das  Silber- 
geschirr des  Herzogs  und  das  durch  Brand- 
schatzung des  Landes  gewonnene  Silber  in 
jene  Taler  vermünzte.  Sie  tragen  auf  der 
Vs.  das  Monogramm  des  Königs  Christian 
IV.  mit  der  Umschrift:  Quid  non  pro  reli- 
gione.  Auch  Dukaten  imd  Groschen  dieser 


HAIE— HALIFAX-CURRENCY 


251 


Art  wurden  geprägt.  —  Schmieder  S.  219  f. ; 
Schou  S.  379f.  S. 

Haie  d'or  s.  Tuin. 

Hakenkreuz  (Swastika,  cmx  gammata), 
Kreuz,  dessen  4  Enden  rechtwinklig  wie  ein 
Gamma,  und  zwar  alle  nach  gleicher  Rich- 
tung umgebogen  sind,  uraltes  Zeichen,  von 
Anfang  an  ebensowohl  omamental  wie 
sinnbildlich  verwendet,  und  zwar  wohl  ein 
Sonnensymbol,  erscheint  im  griech.  Europa, 
von  Kreta  und  Melos  abgesehen,  erst  seit 
der  geometr.  Periode.  Auf  M.  zuerst  auf  der 
Vs.  kleinasiat.  El. -Stücke  (7.  Jh.),  dann  als 
Form  des  Quadratum  incusum  altkorinth. 
M.  (im  6.  Jh.),  später  als  Typus  oder  häufi- 
ger als  Beizeichen  auf  M.  des  5.  u.  4. 
Jh.s,  zumal  westsizil.  vorkommend,  auf 
M.  von  Knossos  durch  mehrfaches  Um- 
biegen der  4  Enden  an  ein  kreuzförmiges 
Labyrinth  erinnernd,  auf  einer  M.  von  Me- 
sembria  als  Beizeichen  ins  (Sonnen-) Rad 
gestellt,  erscheint  es  später  auf  gall.,  merow. 
u.  a.  und  häufig  auf  ind.  M.  vom  4.  Jh.  v.  C. 
bis  ins  2.  Jh.  n.  C.  imd  später;  das  Stadt- 
zeichen von  Gaza  ist  dem  H.  verwandt.  < — 
A,  J.  N,  49  S.  113/55-  166/71;  Ebert, 
Reallex.  V  S.   20/21.  R. 

Halbac  s.  unter  Judenpfennige. 

Halbbafzen.  Der  halbe  Batzen  oder  das 
2-Kreuzerstück,  auch  Albus  genannt,  wurde 
ebenso  wie  der  süddeutsche  Groschen  oder 
das  s-Kxeuzerstück  in  der  zweiten  Hälfte 
des  16.  Jh.s  am  Oberrhein  in  zunehmender 
Weise  gemünzt,  wodurch  die  Herstellung 
der  großen  Währungsmünzen,  der  Taler 
und  Reichsguidiner,  immer  schwieriger 
wurde.  Während  der  höchst  unruhigen 
Zeiten  am  Ende  des  Jahrhunderts  er- 
forderten die  Heere  sehr  bedeutende  Zahl- 
mittel, und  diese  konnten  ohne  Einbuße 
nur  durch  Prägung  solcher  geringhaltiger 
Scheidemünzen  geschaffen  werden.  So 
wurden  die  Halbbatzen  imd  Dreikreuzer 
die  Hauptvorläufer  der  Kippermünzen 
(s.  Kipper).  In  geradezu  unglaublichen 
Mengen  sind  sie  im  oberrheinischen  Kreise, 
besonders  von  den  Grafen  von  Salm  und 
von  Solms  sowie  der  Stadt  Worms  ge- 
schlagen worden.  S. 

Hdbbrakteaten  s.  Dünnpfennige. 

Halbierte  M.  Die  absichtliche  Halbie- 
rung, Viertelung  oder  sonstige  regehnäßige 
Teilstücke  ergebende  Zerteilung  von  M.  hat 


in  erster  Reihe  den  Zweck,  dem  Mangel  an 
kleinen  Wertstufen  abzuhelfen;  das  gilt  für 
die  zahlreichste  Gruppe  aller  antiken  h.  M., 
die  in  Germanien  und  der  Nachbarschaft  ge- 
fundenen röm.  und  röm. -gallischen  Kupfer- 
M.(bes.  Nemausus),  gilt  wohl  auch  von  der 
Mehrzahl  der  halb,  republik.  Asse,  da  sie 
z.  T.  aus  M. -schätzen  stammen,  und  für 
die  halb,  (usw.)  m.  a.  Silbermünzen  (vgl. 
Edikt  Philipps  VI.  v.  Frankreich  v.  1347). 
Andererseits  kaim  aber  auch  die  Sitte^ 
einem  Freunde  als  Wiedererkennungszei- 
chen die  eine  Hälfte  einer  h.  M.  mitzu- 
geben (sog.  tessera  hospitalis),  noch  vom 
Frankenkönige  Childerich  bezeugt  dann 
die  Absicht  der  Angleichung  der  M.  an 
das  alte  Rohkupfer  bei  ritueller  Verwen- 
dung (Mitgabe  ins  Grab,  Weihung  an  eine 
Quelle  und  dergl.)  in  Einzelfällen  zu 
Halbierung  einer  M.  geführt  haben.  Vgl. 
auch  unter  Zerschnittene  M.  —  Bonner 
Jahrb.  108  S.  1/25;  Riv.  ital.  di  num.  1915 
S.  25/38;  Z.f.  N.  34  S.  260/61;  Luschin, 
Allg.  M.kunde»  S.  208.  218.  R. 

Halbmond  s.  unter  Lunula. 

Halbscboter  oder  1/45  Mark  sind  in  Nach- 
ahmung der  Gigliati  (s.  d.)  mit  der  Um- 
schrift: »honor  magistri  Judicium  diligit« 
zuerst  seit  1370  von  dem  Deutschordens- 
hochmeister Winrich  von  Kniprode  (1351 
— 1382)  nach  dem  Beispiele  der  polnischen 
Groschen  K.  Kasimirs  IH.,  sodann  aber 
auch  von  dem  Hochmeister  Michael,  aber 
nur  versuchsweise,  1416  geprägt  worden; 
sie  zeigen  auf  der  Vs.  den  Hochmeister- 
schild in  fünfbogiger  Einfassung,  auf  der 
Rs.  Blumenkreuz  im  Vierpaß,  Die  Halb- 
scboter waren  =  16  Pfennige  =  i^j^  Schil- 
ling =  etwa  einer  halben  Skot  Münze  (Skot 
war  ein  Gewicht  =  V24  Kulmische  Mark), 
wonach  sie  den  Namen  haben;  ganze 
Schoter  sind  aber  niemals  geprägt  worden 
(siehe  auch  Schoter).  62  Halbschoter  gingen 
auf  die  rauhe  10  lötige  Mark,  l  Stück  =  3  g 
Rauhgewicht,  1,875  g  Feingewicht.  —  Voß- 
berg,  Geschichte  der  Preuß.  Münzen  u. 
Siegel  S.  92  ff.  Su. 

Halifax-Curren^,  im  17.  u.  18.  Jh.  in 
Nordamerika  der  Kurs  des  Piasters  (s.  d.) 
zu  S  Schilling,  während  er  gesetzlich  nur 
41/a  s.  gelten  sollte.  Im  19.  Jh.  bekam  auch 
der  Dollar  in  der  Halifax-Valuta  diesen 
Wert.  S. 


252 


HALSBÄNDER— HANDELSMONZEN 


Halsbänder  als  Geld  s.  unter  Grivna;  vgl.  . 
Ringgeld.  R.       j 

Halser  s.  Böse  Halser  und  Schinderlinge,  j 
Hamburger  BankofuB  s.  Bankotaler.  | 
Hanunerprägung«  Unter  H.  versteht  , 
man  die  ganze  Münztechnik  vor  Einführung 
der  mechanischen  Prägung  (s.  Klippwerk, 
Walzenprägung,  Spindelwerk).  Im  engeren 
Sinne  bestand  sie  darin,  daß  der  Unter - 
Stempel  fest  in  einen  Holzblock  eingelassen 
war,  auf  ihn  die  Platte  (s.  d.)  gelegt,  auf 
diese  der  Oberstempel  gesetzt  und  auf  den 
Oberstempel  ein  oder  mehrere  Hammer- 
schläge geführt  wurden,  wie  es  mannigfache 
Abbildungen  von  Münzstätten  zeigen  (z.  B. 
Halke,  Einleit.  1905,  S.  142,  Blanchet  II, 
S.  23,  Levasseur  S.  99;  vgl.  Num.  chron. 
1922,  S.  I — ^38).  Eine  Verbesserung,  die 
ein  genaueres  Auftreffen  der  Bilder  auf 
den  Schröting  gewährleistete,  war  das  Ein- 
setzen der  Stempel  in  die  Backen  einer 
Flachzange  (Trait6  I  S.  911  Abb.).  Sehr 
wahrscheinlich  haben  die  talerartigen  Mün- 
zen, die  sehr  starke  Schläge  mit  zentner- 
schweren Hämmern  erforderten,  die  Ein- 
führung des  in  Bahnen  laufenden  Ober- 
stempels, das  heißt  des  Klippwerks  (s.  d.), 
iiötig  gemacht.  Die  kleinsten  Sorten  sind  bis 
ins  18.  Jh.  mittels  H.  geprägt  worden.    S. 

Hand«  Auf  M.  von  Tuder  und  Smyma 
sehen  wir  eine  H.  vom  caestus  umwickelt, 
d.  h.  von  einem  Riemen,  der  demselben 
Zwecke  diente  wie  unsere  Boxerhand - 
schuhe,  als  Hinweis  auf  athletische  Wett- 
kämpfe. —  Zwei  ineinandergelegte  Hände 
deuten  in  der  antiken  Symbolik  einen 
Handschlag  an,  der  als  Treuversprechen 
gilt;  daher  erscheinen  sie  auf  rögaf  M.  der 
Zeit  von  49—31  (z.  B.  Aem.  Buca)  mit  oder 
ohne  den  caduceus  als  Symbol  des  Friedens, 
als  Zeichen  der  Eintracht  zwischen  den 
Machthabem  untereinander  oder  zwischen 
ihnen  und  dem  Volke,  ebenso  auf  Quadran- 
ten des  Augustus  und  später  auf  röm.  und 
griech.  Kaiser-M.,  auch  zur  Legende  amor 
mutuus,  Caritas,  concordia,  fides,  pietas 
A.ugg.  oder  mutua,  dann  bes.  auf  neueren 
Ehemedaillen;  in  ähnl.  Sinne  kommt  ein 
von  zwei  Händen  gehaltenes,  auf  eine 
Prora  gepflanztes  Feldzeichen  zur  Auf- 
schrift concordia  exercituum  vor.  —  Anson, 
Qreek  coin  types  VI  Taf.  XIIL  R. 

Die  Hand  Gottes,  lat.  dextera  dei  oder 


manus  dei,  kommt  auf  M.  vor  als  volle  Hand 
oder  die  beiden  letzten  Finger  eingeschla- 
gen, allein  im  Felde  der  Münze  oder  auf 
einem  Kreuze  oder  von  a  und  cu  begleitet, 
auch  die  Hand  aus  einem  Bogen,  einer 
Wolke  hervorkommend  usw.;  häufig  Bei- 
schrift  dextera  dei  oder  domini.  Auf  einer 
spätröm.  (Constantius  IL,  Gnecchi,  Med. 
Taf.  12)  und  vielen  byz.  M.  erscheint  oft 
über  der  Kaisergestalt  die  aus  Wolken 
herausragende  Hand  Gottes,  um  den  Kaiser 
zu  segnen.  Ferner  findet  sie  sich  auf  angel- 
Sachs.  Pennies  (Abb.  161)  und  wird  dann 
auf  deutsche  Denare  der  sächsisch -fränki- 
schen Kaiserzeit  übernommen,  und  zwar 
in  Deventer  (Dbg.  no.  563),  in  Mundburg 
(Dbg.  no.  1605),  in  Metz  (Dbg.  no.  58, 
60),  hier  den  Krummstab  in  der  Hand, 
in  Trier  (Dbg.  no.  411  ff-)  hält  die  Hand 
die  Schlüssel  Petri,  in  Verdun  (Dbg.  no. 
95,  104),  in  Augsburg  (Dbg.  no.  1035), 
in  Chur  (Dbg.  no.  985),  in  Quedlinburg 
(Dbg.  no.  614),  in  Eßlingen  (Dbg.  no.  951), 
in  Lüneburg  (Dbg.  no.  570),  in  Salz- 
wedel segnet  die  Hand  einen  Schlüssel  (E. 
Bahrfeldt,  Brandenburg  I  no.  109  u.  iii), 
in  Speyer  hält  sie  ein  Kreuz  (von  Berstett, 
Baden  no.  548),  in  Hall  auf  den  Händels- 
hellern (s.  d.),  in  Böhmen  reicht  eine  aus 
einem  Tempel  hervorkomm  ende  Hand 
Fahne,  Zepter  und  Kreuz  dar,  in  Dänemark 
bei  Magnus  dem  Guten  (Hauberg  no.  12), 
in  Meaux  (Poey  d' Avant.  III  Taf.  139  no, 
i2flF.),  Sie  erscheint  neben  einem  Kreuz 
in  Unteritalien  auf  einer  Goldmünze  von 
Benevent  758  (Sambon,  Rep.  no,  408), 
Froehner  möchte  diese  für  einen  Handschuh 
halten  (Aimuaire  1890,  S.  175  ff.).  Usw.  — 
Friedensburg,  Symbolik  S.  189.  Su. 

Handelsdollar  (Trade-Dollar)  s.  unter 
Dollar. 

Hatidelsmünzen  sind  zunächst  Gepräge, 
die  zwar  von  der  Regierung  hergestellt  sein 
können,  für  deren  Münzfuß  sie  garantiert, 
die  aber  kein  Kurantgeld  sind,  das  heißt 
keine  gesetzliche  Zahlkraft  haben.  Schon 
im  Altertum  scheint  es  solche  zu  geben  (In- 
kuse  von  Tarent,  Klio  VI,  S.  515).  Im  17. 
und  18.  Jh.  wurden  viele  Münzen  nur  für 
den  Außenhandel  geprägt,  wie  die  Löwen- 
taler (s.  d.),  die  Bankotaler  (s.  d.),  die  Maria 
Theresiatgder  (seit  1780,  s.  d.)  und  die  Du- 
katen {s,  d.).  —  Eine  zweite  Art  von  H.  sind 


HANDKAUF— HARPOKRATES 


253 


Landesmünzen,  die  durch  ihre  Zuverlässig- 
keit von  dem  Handel  vor  anderen  bevor- 
zugt, darum  über  den  Bedarf  des  eigenen 
Landes  hergestellt  und  dann  oft  von  andern 
Staaten  oder  von  Privaten  nachgeprägt 
werden,  so  die  Friesacher  Pfennige  vom 
3.  Kreuzzug  bis  zum  Mongoleneinfall,  die 
Kölner  Denare  (s.  Niederelbingische  Agrip- 
piner),  die  Tumosen  (s.  d.),  die  französi- 
schen Goldschilde,  die  Florenen  (s.  Gold- 
gulden), die  deutschen  Taler,  die  Louisdor, 
endlich  die  Dollar.  —  Luschin,  Allg.  Mkde, 
S.  207.  210.  S. 

Handkauf  heißt  der  direkte  Einkauf  der 
Münzmetalle  im  Gegensatz  zu  deren  Be- 
schaffung durch  Edelmetallhändler  mittels 
Kontrakten.  S. 

Hanenkoppe  werden  urkdl.  Ende  des  15, 
Jh.s  (1494  Münzordination  Eb.  Ernsts  von 
Magdeburg  und  1499  in  den  Einnahmen 
der  St.  Benediktikirche  in  Quedlinburg) 
genannt.  Es  sind  D:iit  ihnen  urspr.  die 
Goslarschen  Arenkoppe  mit  dem  Adlerkopf 
gemeint,  die  meist  gleich  einem  halben 
Pfennige  waren  und  in  der  Umgebung  von 
Goslar  vom  Volke  fälschlich  so  genannt 
wurden.  Dieser  Name  wurde  dann  wohl 
überhaupt  auf  halbe  Pfennige  übertragen. 
—  Düning  in  Num.-sphrag.  Anzeiger  1897 
S.  Siff.  Sü- 

Hanover  Soverdgn^  ein  messingener 
Spottjetton  von  1837  auf  den  Herzog  von 
Cumberland,  über  dessen  Reiterbild  »To 
Hanover«  steht,  wohin  ihn  die  Engländer 
wünschten.  —  S.  Treitschke,  Deutsche 
Gesch.  IV,  1897,  5.645.  S. 

Hardhead  (Lion),  schottische,  1555— 
1588  gemünzte,  dem  französischen  Hardi 
(s.  d.)  nachbenannte  Billonmünze  zu  V^]% 
Pence,  die  dem  Mangel  an  Kleingeld  ab- 
helfen sollte.  Sie  stieg  imter  Jakob  VL 
auf  2  Pence.  Ihr  Durchschnittsgewicht  war 
1,5  g  mit  0,06  g  Silbergehalt.  Die  Vs.  trug 
gekrönt  M  (Maria),  dann  IR  ( Jacobus  Rex), 
die  Rs.  gekrönten  springenden  Löwen.  — 
Grueber  S.  184.  188.  196.  S. 

Hardi  d'argent  Diese  Münze  ist  eine 
Schöpfung  der  englischen  Könige  in  Aqui- 
tanien  oder  Guyenne.  Eduard  III.  prägte 
sie  mit  Hüftbild  n.  rechts  mit  Schwert  u. 
Sterling  -  Rs,,  Eduard  der  schwarze  Prinz 
mit  Hüftbild  von  vom,  Rs.  langes  befußtes 
Kreuz,   Leopard  und  Lilie  i.  d.  W.;    Um- 


schrift »gloria  in  excelsis«  usw.,  Gewicht 
1,09  g.  Der  Name  soll  von  englisch  Farthing 
als  V4  Groschen  kommen.  Der  Hardi  ist 
nämlich  gleich  3  deniers  tournois,  ebenso 
wie  der  aus  der  Dauphin^  stammende  Liard 
(s.  d.).  Ludwig  XI.  von  Frankreich  schlug 
sie,  Vs.  sitzender  König  mit  Schwert  und 
Rs.  befußtes  Kreuz,  i.  d.  W.  Krone  und 
Lilie,  von  Sept./Oktober  1467,  192  Stück 
aus  der  3  d.  feinen  Mark,  also  i  Stück  = 
1,27  g  Rauhgew.  und  0,32  g  Feingew.,  und 
im  November  1478  zu  216  Stück  aus  der  3  d. 
feinen  Mark,  i  Stück  also  =  1,14  g  Rauh- 
gew, und  0,28  g  Feingew.  Ludwig  XI.  und 
auch  Karl  VIII.  von  Frankreich  prägten 
sie  in  Bordeaux  und  Nantes,  Ludwig  XII. 
in  Bordeaux,  Bayonne,  in  der  Provence  und 
in  der  Bretagne,  Franz  I.  in  Turin.  — 
Blanchet  II  S.  286,  298,  300,  306,  312,  321; 
Levasseur  S.  43.  Su. 

Hardi  d'or»  Goldmünze  Eduards,  des 
schwarzen  Prinzen  (1330 — 1376),  in  Li- 
moges,  Bordeaux,  La  Rochelle  oder  La. 
R6ole  geprägt:  Vs.  Halbfigur  des  Prinzen 
von  vom,  in  der  Rechten  ein  Schwert,  Rs. 
Blumenkreuz,  i.  d.  W.  Lihe  und  Löwe,  Um- 
schrift: i^auxilium  meum  a  domino«,  Ge- 
wicht 4  g  rauh  und  3,96  g  fein  (Abb.  240). 
Diese  Münzen  wurden  auch  von  Richard  II. 
(1372—99)  und  Heinrich  IV.  (1399— 1413) 
geprägt.  Richard  IL  prägte  auch  einen 
Halb-Hardi  d'or  im  Gewicht  von  1,88  g 
Rauhgew.  und  1,86  g  Feingew,  —  Engel- 
Serrure  III  S.  looi  und  Grueber  S.  52  ff. 

Su. 

Harmodios  und  Aiistogeüon  s.  Tyrannen- 
mördergruppe. 

Harpe,  griech.  Äpiryj,  eine  Waffe,  aus  Griff 
und  Schwertblatt  bestehend,  an  dem  eine 
gebogene,  sichelförmige  zweite  lOinge  an* 
setzt;  Attribut  des  Perseus,  der  mit  dieser 
Waffe  der  Medusa  den  Kopf  absäbelt; 
alleiniges  Münzbild  z.  B.  in  Seriphos^  als 
Rs.  zum  Kopfe  der  Medusa,  und  bei  König 
Perseus  von  Maked.  —  Anson,  Greek  coin 
types  II  Taf.  XI.  R. 

HarpokrateSy  ägypt.  =  Honis  das  Kind^ 
erhielt  durch  den  Sarapiskult  der  ptolem. 
Zeit  als  Sohn  des  Sarapis  und  der  Isis  Ver- 
breitimg und  erscheint  auf  alexandrin.^ 
phönik.,  kleinasiat.  und  nordgriech.  M.  als 
Kind  steh,  mit  Zöpfchen  an  der  Schläfe^ 
am  Finger  saugend  (später  als  Gebärde  des 


254 


HARPS-HAUSGENOSSEN 


Schweigens  gedeutet)  und  Füllhorn  im 
Arm;  auf  aiexandrin.  und  Gau-M.,  wo  auch 
-das  Brustbild  allein,  erscheinen  noch  andere 
örtliche  Formen  des  H. ;  dabei  kauert  oder 
sitzt  H.  auf  Lotosblume  oder  auf  Sphinx 
oder  er  hat  Krokodil-Unterkörper;  auch 
fallen  die  Kindergestalt  und  Fingergeste 
fort,  und  als  Attribute  treten  Keule,  Zepter, 
Granatapfel,  als  Tiere  Widder  und  Falke 
auf.  —  R.  E.  VIII  S.  2433;  B.  M.  C.  Alex. 
S.  LXIII— LXVI  Taf.  XVII  sowie  die 
unter  Hades  angeführten  Schriften  von 
Drexler.  R. 

Harps,  englisch  =  Harfen,  hießen  i.  die 
irischen  seit  1536  geprägten  Groats  und 
Halbgroats  mit  einer  Harfe  auf  der  Rs., 
2.  die  kanadischen  seit  1820  geschlagenen 
Kupfertoken  mit  dem  Kopf  Georgs  IV. 
auf  der  Vs.  und  einer  Harfe  auf  der  Rs. 

S. 

Harpyie,  griech^Apirota,  meist  in  der  Mehr- 
zahl, ursprünglich  todbringende  Sturm- 
<iämonen,  dann  allgemein  ruhmlos  dahin- 
raffende Todesgenien;  dargestellt  als  vier- 
flüglige  Vögel  mit  Mädchenköpfen  (El.-M. 
von  Kyzikos,  Nom.  VII  Taf.  I  24/26).  — 
R.  E.  VII  S.  2417/31;  Weicker,  Der  Seelen- 
vogel 1902.  R. 

Hasb^ani,  Billonmünze  der  Sultane  von 
Dehli.    S.  Jaital. 

Hasta^lat.  Stange,  Schaft,  insbes.  Lanze; 
die  h.  pura  ist  ein  Schaft  ohne  Spitze,  oben 
und  oft  auch  unten  mit  einem  Knaufe;  sie 
•diente  als  Symbol  der  Herrschaft  (des 
iustum  dominium)  und  erscheint  daher 
neben  anderen  Aintsabzeichen  wie  dem 
Subsellium  auf  röm.  und  griech.  M.  röm. 
Quaestoren  und  Proquaestoren,  z.  B.  des 
L.  Sestius,  des  A.  Pup,  Rufus  usw.,  sodann 
als  mihtär.  Auszeichnung,  so  neben  anderen 
dona  militaria  (s.  d.)  auf  M.  des  M.  Arr.  Se- 
cundus,  auch  als  Beiz,  auf  röm.-repubHk. 
M.  —  R.  E.  VII  S.2S0I;  Heibig,  Abh. 
Gott.  Ges.  1908  m.  Taf.  I.  R. 

Hath)  Münzeinheit  von  Kashmir,  s.  unter 
Dinara.  V. 

Hat  Hece  (deutsch:  Hutstück),  eine 
schottische,  1591 — 1593  geschlagene  Gold- 
münze Jakobs  VI.,  deren  Vs.  dessen  Büste 
mit  Hut  zeigt,  während  die  Rs.  einen 
sitzenden  Löwen  mit  Zepter  trägt.  Sie  galt 
4  schottische  Pfund,  wog  4,536  g  und  Welt 
4,158  g  Gold.  —  Grueber  S.  190.  192.    S. 


I  Hausgenossen,  monetarii,  fraternitas,  so- 
I  cietas,  universitär,  consortium  campsorum 
oder  monetariorum.  Die  Hausgenossen- 
schaft, eine  speziell  deutsche  Einrichtung, 
ist  eine  Körperschaft,  der  von  dem  Münz- 
herrn  die  Besorgung  der  Münze  als  dauern- 
des Recht  mit  mancherlei  Begünstigun- 
gen überlassen  ist  und  an  deren  Spitze 
ein  frei  ernannter  Münzmeister  steht.  Sie 
kommt  nur  vor  in  wirtschaftlich  bedeu- 
tenderen und  meist  bischöflichen  Städten 
wie  Augsburg,  Bamberg,  Basel,  Erfurt, 
Goslar,  Köln,  Mainz,  Regensburg,  Speier, 
Straßburg,  Wien,  Worms,  Würzburg  und 
merkwürdigerweise  in  Öhringen  (in  Würt- 
temberg) und  in  Weißenburg.  Entstehung: 
Als  das  Münzrecht  vielfach  im  ii.  Jh.  aus 
den  Händen  des  Königs  in  die  der  Landes- 
herren, vor  allem  der  Bischöfe  gelangte, 
scheinen  sich  vielfach  die  Großkaufleute, 
die  Silber  zur  Münze  zur  Prägung  brachten, 
besonders  wohl  die  freien  Edelmetallhänd- 
ler, allmählich  zu  einer  festen  Körperschaft 
zusanmiengeschlossen  zu  haben.  Es  ist 
nicht  gesagt,  daß  diese  Kaufleute  nicht 
etwa  auch  andere  Handelsgeschäfte  trieben. 
In  Basel  bestand  die  Hausgenossenschaft 
als  Zunft,  während  die  Hausgenossen  in 
anderen  Städten,  z.  B.  in  Speier,  aus 
Wechslern,  Münzem  und  Goldschmieden, 
aus  letzteren  auch  in  Augsburg  beste- 
hend, sich  gegen  die  Zünftigkeit  wehrten 
(Harms,  Basel  S.  8  f.).  In  gewisser  Ana- 
logie wurden  in  Florenz  die  Münzmeister 
aus  den  Tuchhändlem  der  Calimala  und 
der  Wechslerzunft  gewählt  (Alexi,  Z.  f-  N. 
XVII  S.  258—269).  Weniger  wahrschein- 
lich ist  die  ältere  Ansicht,  die  die  Haus- 
genossen aus  dem  unfreien  Münzergesinde 
entstehen  lassen  will,  das  allmählich  aus 
Ministerialen  zu  freien  vermögenden  Lrcuten 
geworden  sein  soll.  Die  meist  ursprüng- 
liche Haupttätigkeit  der  Hausgenossen, 
die  in  der  Silberbeschaffung  für  die  Münze 
bestand,  setzt  reiche,  vermögende  Männer 
voraus,  und  das  können  die  Münzhand- 
werker nicht  gewesen  sein.  Die  Haus- 
genossen stammen  wohl  hauptsächlich  aus 
altfreien  Geschlechtern. 

Der  Name  der  »Hausgenossen«  be- 
zeichnet sie  als  Genossen  des  Münzhauses, 
das  den  Mittelpunkt  ihrer  gemeinsamen 
Tätigkeit  bildete.      Hier  hielten  sie  ihre 


HAUSGENOSSEN 


255 


Versammlungen  ab,  hierher  lieferten  sie 
das^Silber,  hier  nahmen  sie  die  ihnen  auf- 
getragenen Güsse  vor,  hier  ward  ihnen 
von  ihren  Genossen  Recht  gesprochen:  »ita 
quod  eadem  domo  utantur  ad  eorum  com- 
munem  utilitatem,  sicut  monetarii  et  hus- 
genoszen  hactenus  ubi  consueverunt«,  1282 
(Remling,  Speierer  U.  B.  I  S.  384). 

Tätigkeit:  Während  die  H.  ursprünglich, 
wie  schon  gesagt,  Silberlieferanten  waren, 
änderte  sich  durch  ihre  Bedeutung  diese 
Stellung  bald  so,  daß  ihnen  allmählich  die 
gesamte  Münzverwaltung  zufiel:  zunächst 
geriet  die  Münzprägung  unter  ihre  Auf- 
sicht, sie  hatten  dabei  die  richtige  Mischung, 
aus  der  die  Münzen  geprägt  werden  sollten, 
herzustellen;  dann  war  ihnen  noch  die  Lei- 
tung und  Beaufsichtigung  des  Gusses  und 
die  Gewichtsprobe  des  geprägten  Geldes 
überlassen;  die  rein  mechanische  Tätigkeit 
beim  Münzen  besorgten  aber  die  Hand- 
werker, die  »quetzaer  unde  der  gesinde«. 

Zweitens  war  ein  Teil  der  Tätigkeit  der 
Hausgenossen  die  Einziehung  und  Um- 
tauschung des  verrufenen  Geldes,  ein  ande- 
rer Teil  war  die  Versehung  des  aus  dem 
Münzregal  dem  Berechtigten  zustehenden 
Wechsels  alles  fremden  Geldes.  Auch  fiel 
ihnen  die  Erhebung  des  Schlagschatzes,  der 
ihnen  oft  verpfändet  war,  zu. 

Eine  jede  Hausgenossenschaft  hatte  eine 
ganze  Reihe  von  Privilegien:  Das  aus- 
schließliche Gold-  und  Silberkaufsrecht  und 
das  Monopol  des  Wechsels  hielt  die  Ge- 
nossenschaft eng  zusammen.  Femer  be- 
saßen sie  eine  eigene  Gerichtsbarkeit,  die 
sich  nicht  nur  auf  die  Genossen  selbst  er- 
streckte, sondern  auch  auf  die  Verfolgung 
und  Bestrafung  der  Falschmünzer ;  in  Straß  - 
bürg  hatten  sie  sogar  den  Blutbann.  Das 
Münzhaus  selbst  genoß  großeEhrf  urcht,  ihm 
wurde  wie  der  Kirche  ein  Asylrecht  einge- 
räimit.  Ein  weiteres  Recht  war  die  Befugnis 
des  Münzmeisters,  der  der  Vorsitzende  der 
Hausgenossenschaft  war  und  oft  aus  deren 
Reihen  frei  gewählt  wurde,  alle  Maße  und 
Gewichte  der  Beschau  und  Aufsicht  unter- 
werfen zu  dürfen.  Hierdurch  übten  die 
Genossen  eine  mehr  oder  minder  beschränkte 
Marktpolizei  aus.  Weiter  genossen  die 
Hausgenossen  neben  einer  Reihe  unbedeu- 
tenderer Privilegien  Steuerfreiheit. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  dieser  Körper- 


schaft war  oft  festgesetzt:  in  Augsburg  12, 
in  Erfurt  12+4,  in  Wien  zuerst  48,  seit 
1247  68;  wenn  nicht,  so  durfte  ein  neues 
Mitglied  nur  mit  ihrer  Zustimmung  aufge- 
nommen und  keins  ihnen  von  den  Münz- 
herren  aufgedrängt  werden.  Die  Haus- 
genossen nahmen  nur  Männer  auf,  auf 
deren  Redlichkeit  und  guten  Willen  zu- 
gunsten der  Genossenschaft  sie  sich  ver- 
lassen konnten,  wie  jeder  neu  Eintretende 
einen  Eid  vor  dem  Münzmeister  ablegen 
mußte.  Außerdem  wurde  neuen  Mitgliedern 
ein  gewisses  Vermögen  zur  Bedingung  ge- 
macht. Durch  alle  diese  Vorrechte  nahmen 
die  Hausgenossen  im  mittelalterlichen  Le- 
ben eine  ganz  hervorragende  gesellschaft- 
liche Stellung  ein.  Die  Hauptblüte  der 
Hausgenossenschaft  war  im  13.  und  14.  Jh. 
In  Straßburg,  wo  sie  an  keine  bestimmte 
Zahl  gebunden  war,  kann  man  ihre  Ge- 
schichte genau  an  der  Zahl  der  Mitglieder 
messen: 

1216 359 

1283 454 

1300 361 

1332 227 

1347 302 

1356 275 

1376 160 

1437 40I 

Ihre  Blüte  wie  ihr  Untergang  geht  mit  dem 
des  Patriziats  Hand  in  Hand.  Als  dieses 
von  den  Zünften  gestürzt  wurde,  war  es 
auch  mit  der  Macht  der  Hausgenossen- 
schaft vorbei.  Es  kam  allerdings  noch 
anderes  hinzu,  daß  im  15.  imd  16.  Jh.  diese 
Körperschaft  von  »der  Schaubühne  des 
städtischen,  wirtschaftlichen  undpolitischen 
Lebens«  verschwand:  An  Stelle  der  in 
ewig  wiederkehrenden  Geldverlegenheiten 
sich  befindlichen  Bischöfe,  welche  froh  sein 
mußten,  wenn  sie  einer  vermögenden  Ge- 
nossenschaft die  selbständige  Verwaltung 
des  Münzregals  überlassen  konnten,  war  ein 
leistungsfähiger  Rat  getreten,  der  das  nötige 
ICapital  aus  den  Steuern  der  Bürger  bezog, 
um  die  Münze  mit  Geld  zu  versorgen,  der 
aber  dann  naturgemäß  die  Verwaltung 
selbst  führen  wollte.  Dazu  kam  seit  Ende 
des  15.  Jh-s  die  vid  stärkere  deutsche 
Silberproduktion,  später  das  Edelmetall 
des  neuentdeckten  Amerika,  das  voll- 
ständig zur  Speisung  der  Münzstätten  ge- 


256 


HAUSKNECHTTALER— HECKENMONZEN 


nügte.  Dadurch  aber  verlor  das  Wechsel - 
geschäft  zwecks  Beschaffung  des  Silbers 
erheblich  an  Bedeutung,  und  an  die  Stelle 
der  Hausgenossen  traten  die  großen  Han- 
delshäuser wie  die  Fugger  und  Welser. 
Zwar  gaben  die  Hausgenossen  das  Geld- 
geschäft nicht  gänzlich  auf,  führten  es  aber 
in  anderer  Form,  als  moderne  Bankiers 
fort.  —  Eheberg,  Über  das  ältere  deutsche 
Münzwesen  und  die  Hausgenossenschaften, 
Leipzig  1879;  Jesse  no.  324,  328,  330,  331, 
S33i  335.  Su. 

Haiisknecbttaler  war  eine  Spottbezeich- 
nung derjenigen  Wildemannstaler  (s.  d.), 
auf  denen  der  Wilde  Mann  den  Tannen- 
baum horizontal  vor  sich  hält.  Die  ersten 
sind  die  Zellerfelder  Augusts  von  Braun- 
schweig von  1643.  —  Fiala,  Neues  Haus 
Braunschw. -Wolfenbüttel,  1907/S,  Tai.  H, 
Nn  9.  S. 

Heaume  =  Helm.  Münzen  mit  einem 
Helm  und  nach  ihm  genannt  gibt  es  im 
14.  und  15.  Jh.  in  Gold  und  Silber: 

I.  Der  Heaume  d'or;  die  größte  aller 
Goldmünzen  Ludwigs  v.  MMe,  Grafen  v. 
Flandern,  ist  ein  heaume  d'or,  auch  le 
vieil  heaume  genannt:  Vs.  Löwenschild  mit 
einem  riesigen  Helm  zwischen  2  Löwen, 
das  Ganze  in  Architektur;  Rs.  Blumen- 
kreuz, i.  d.  W.  FLAN,  das  D  in  der  Mitte 
des  Klreuzes,  i.  F.  Adler,  das  Ganze  in  einem 
SpitzachtpaJß,  wurde  vom  19.  XH.  1367 — 
18.  VL  1368  in  Gent  zu  35y4  Stück  aus 
der  24  kar.  Mark  geschlagen,  i  Stück  also 
=  6,94  g  schwer.  Auch  sind  1/3  Heaumes 
von  Ludwig  geprägt  worden.  —  Gaillard, 
Flandern  S.  162  f^  u.  no.  216. 

Einen  Heaume  d'or  hat  auch  Karl  VL 
von  Frankreich  (1380 — 1422)  am  21.  Okt. 
1417  geschajffen:  Vs.  Lilienschild,  darüber 
gekrönter  Helm  im  12 -Paß,  Rs.  Blumen- 
kreuz, i.  d.  W.  Lilien  im  Spitzvierpaß.  Er 
hatte  einen  Wert  von  2  Moutons  d'or. 
(Blanchet,  Manuel  H  S.  274f,)  Dieser 
Heaume  wurde  von  Joh.  v.  Hom  in  Lüttich 
nachgeahmt. 

IL  Heaume  d'argent  oder  gros  heaum6. 
Am  19.  Xn.  1420  wurden  solche  Münzen 
von  Karl  VL  von  Frankreich  zu  86  Stück 
auf  die  11  d.  12  g  feine  Mark,  also  ein 
Stück  =  2,84  g  Rauhgew.  und  2,76  g  Fein- 
gew., Wert  =  20  d.  t,  geschaffen;  Vs.  Li- 
lienschild, auf  diesem  Helm  v.  d.  S.,  Rs. 


j  Blumenkreuz,  Umschrift:  sit  nomen  do- 
j  TDini  benedictum.  —  Blanchet,  Manuel  H 
S.  278  f.  —  In  Lüttich  hat  Johann  v- 
Heinsberg  {1419 — 1455)  heaumes  geschla- 
gen, genannt  double  heaume,  schon  1434 
erwähnt.  Vs.  Schild,  darüber  großer  Helm,. 
Rs.  befußtes  Kreuz,  in  der  Mitte  ein 
Schild,  ringsherum  16  Bogen,  i  Stück  = 
3  g  schwer.  Daneben  prägte  er  auch  einen 
demi  heaume  im  Gewicht  von  i,oi  g.  — 
Chestret  de  Haneffe,  Lüttich,  S.  193.    Su. 

Hebräer  oder  Ulfeldtsche  Mfinze  wurde 
die  mit  der  Inschrift  JUSTUS  |  Jehova  in 
hebräischer  Schrift  [JUDEX  versehene  dä- 
nische Kriegsmünze  benannt,  die  Christian 
IV.  durch  den  Reichs-Hofmeister  Ulfeldt 
gleich  nach  dem  Ausbruche  des  ICrieges  mit 
Schweden  und  dem  Einfall  Torstensons  in 
Jütland  im  Dezember  1643  schlagen  ließ. 
Die  Schrift  der  Münze  bedeutet  die  An- 
rufung des  Herrn  als  des  gerechten  Rich- 
ters. Die  Münze  war  eine  Nachahmung  der 
von  ihm  1607 — 18  geprägten  schlechten^ 
Markstücke  {^/^  Spezies).  Außer  einigen 
besseren  Goldmünzen  ähnlichen  Gepräges 
wurden  •  besonders  2  Mark-  und  l  Mark- 
oder 16  ß-Stücke  vom  Feingewicht  6,612 
und  3,306  g  geprägt.  Da  2  Mark  eigentlich 
=  ^3  Spezies  sein  sollten,  war  somit  das 
Mindergewicht  erheblich.  2  Jahre  nach 
dem  für  Dänemark  höchst  unglücklichen 
Ende  des  Krieges  wurden  im  Dezember 
1647  die  Hebräer  zu  2  Mark  von  32  auf  28  ß 
und  zu  I  Mark  von  16  auf  14  ß  herabge- 
setzt. —  Abb.  Schon,  Taf.  17;  J.  Wilcke, 
Möntvaesenet.  W. 

Heckenrnfinzen«  Nach  der  deutschen 
Reichsmünzverfassung  waren  zur  Münz- 
prägung nur  die  Kreismünzstätten  und  die 
Münzstätten  der  Reichsstände  berechtigt, 
die  eigenes  Bergsilber  vermünzten-  Alle 
anderen  waren  als  Heckenmünzen  ver- 
boten, da  sie  ohne  Kontrolle  die  Geldher- 
stellung meist  nur  als  gewinnbringendes  Ge- 
schäft, oft  mit  imlauteren  Mitteln  betrie- 
ben, gute  Sorten  massenhaft  einschmolzen 
und  in  bedeutend  geringhaltigere  Münzen 
umprägten.  Aber  auch  die  gesetzmäßi- 
gen Münzstätten,  die  diese  Unregelmäßig- 
keiten ausübten,  erhielten  den  Namen 
Heckenmünzen.  Die  politische  Zersplitte- 
rung Deutschlands  verhinderte  lange  die 
Ausrottung  dieses  Übels.    Schon  am  Ende 


HECKMÜNZE— HEILIGE 


257 


des  16.  Jh.s  zählte  man  im  oberrheini-  \ 
sehen  Kreise  neben  den  vier  Kreismünz-  ,' 
Stätten  einige  20  Heckenmünzen,  aber  | 
die  Höhepunkte  der  Heckenmünzerei  waren 
die  große  Kipperzeit  um  1620  (s.  Kipper 
und  Wipper)  und  die  kleine  Kipperzeit 
um  1680.  Während  letzterer  wurden  be- 
sonders die  Gulden  des  Zinnaischen  Fußes  j 
aufs  elendeste  nachgeprägt;  Haupthecken- 
münzer  waren  in  Norddeutschland  der 
Graf  Gustav  von  Sayn -Wittgenstein,  in 
Süddeutschland  der  Graf  Ludwig  Gustav 
von  Hohenlohe-Schillingsfürst.  Als  dann 
nach  Gründung  des  Leipziger  Münzver- 
eins 1690  dasselbe  Spiel  wiederum  begann, 
gingen  die  größeren  Fürsten  dagegen 
energisch  vor  und  zerstörten  die  H.  ohne 
Erbarmen.  Eine  typische  städtische 
Heckenmünze  war  die  Münzstätte  der  Stadt 
Ulm,  die  durch  Jahrhunderte  schlechtes 
Kleingeld  auf  Kosten  der  Nachbarn  her- 
stellte. —  M.  Bahrfeldt,  Die  Münzen  von 
Bremen  u.  Verden  unter  schwedischer  Herr- 
schaft in  Ztschr.  d.  hist.  Ver.  f.  Nieder- 
sachsen, 1892,  S.  138;  Schrötter  in  Acta 
Bor.  Gesch.  I,  S.  78  und  in  Z.  f.  N.  28, 1910, 
S.  160  £E.,  G-  Schöttle,  Münz-  u.  Geldgesch. 
von  Ulm,  Stuttgart  1925.  S. 

Heckmünze,  Heckpfennig,  Hecktaler 
waren  Münzen,  denen  der  Aberglaube  die 
Eigenschaft  beilegte,  sich  durch  Umge- 
wendetwerden zu  vermehren  oder  zu  ihrem 
Besitzer  immer  wieder  zurückzukehren.  — 
Schmieder,  S.  223.  S. 

Hedschra  =  Hidschra  (s.  d.). 

Heermeister  s.  Herrmeister. 

H^emoneuoiitos^  griech.  -fjsfiovsuov- 
Toc  (Partiz.  Präs.  Akt.)  =  unter  der 
Führung  von  . .  .,  ist  die  auf  mos.  und 
thrak.  Kaisermünzen  übliche  Titulatur  des 
röm.  Statthalters,  des  Legatus  Augusti  pro 
praetore,  s.  d.  —  Abk.  HF,  HFE.  —  Mün- 
sterberg, Beamtennamen  S.  252.         R. 

Heflandstaler,  ein  Taler  der  Maria  von  Je- 
ver  (1536 — 1575)  mit  dem  jeverschen  Löwen 
auf  der  Vs.  und  dem  auferstehenden  Heiland 
auf  der  Rs.  —  Lehmann,  S.  58  ff.        S. 

HeOige,  Orts-,  erscheinen  mit  Namen  und 
später  mit  Bild  auf  den  Münzen  des  M.A. 
und  der  N.  Z.  In  der  Merowingerzeit  haben 
bei  der  allgemeinen  Zersplitterung  des 
Münzrechts  (s.  d.)  auch  eine  große  Anzahl 
von  Kirchen  Münzen  geprägt.  Dabei  wird 
WQrterlraoh  der  Mflnzkimide. 


der  Name  des  Heiligen,  welcher  der  Patron 
der  betreffenden  Kirche  war,  in  die  Um- 
schrift gesetzt,  so  Sei  Martini  in  Tours,  Sei 
Stefani  in  Bordeaux,  Sei  Medardi  in  Noyon 
u.  a.  Nachdem  dann  von  Pippin  diesem 
Prägen  Einhalt  geboten  war,  verringerte 
sich  die  Zahl  der  vorkommenden  Heiligen - 
namen,  bei  Pippin  auf  8  —  ein  Pfennig  hat 
neben  dem  Namen  auch  das  Bild  des  H. 
Cheron  — ,  bei  Karlmann  erscheinen  nur  die 
Namen  zweier  Heiligen,  von  denen  einer 
auch  das  Bild  des  heiligen  Aignan  in  Or- 
leans hat,  und  bei  Karl  dem  Großen  das 
Monogramm  des  heiligen  Peter  in  Trier 
neben  14  Heiligennamen.  Nach  dem  Aus- 
sterben der  Karolinger  treten  die  Heiligen 
wieder  stärker  auf.  In  der  sächsisch -fränki- 
schen Kaiserzeit  (10.  u.  ii.  Jh.)  zählt  man 
auf  den  Denaren  50  verschiedene  Heilige 
mit  Namen  und  etwas  später  mit  Kopf- 
oder  Brustbild.  Das  ist  begründet  in  dem 
Zusammenfallen  der  zumeist  beschäftigten 
Münzschmieden  mit  den  besonders  geehrten 
Heiligtümern,  den  besuchtesten  Messen  und 
heiligsten  Festorten,  Der  Heilige  des  be- 
treffenden Ortes  wird  dabei  als  Münzherr 
betrachtet.  Ähnliches  findet  sich  im  Alter- 
tum nur  in  hellenistischer  Zeit  in  Ilion  und 
Alexandreia  Troas,  wo  die  Pallas  Athena 
und  der  Apollon  namentlich  statt  des  Stadt- 
namens und  im  Bilde  erscheinen:  ^Adijvac 
'lXta8oc  u.  'Aic6XXa>voc  2jiiäIcü?. 

Seit  der  Hohenstaufenzeit  wird,  unter 
dem  Einfluß  byzantinischer  Münzen,  der 
Heilige  vielfach  stehend  dargestellt,  teil- 
weise den  Münzherm  segnend  oder  neben 
diesem  stehend.  —  Einige  der  wichtigeren 
Heiligen:  der  heilige  Stephanus  mit 
Martyrpalme  ist  u.  a.  Patron  der  Bis- 
tümer Metz  und  Halberstadt  (s.  Stephanus - 
Pfennige,  Abb.  198),  der  heilige  Moritz, 
eine  Fahne  in  der  Hand,  ist  hauptsäch- 
lich Patron  des  Erzstifts  Magdeburg 
(s.  Moritzpfennige),  dann  in  Koburg,  wo 
er  auf  Pfennigen  des  14.  Jh,s  erscheint,  in 
Savoyen,  in  Vienne,  in  Luzem  u.  a. ;  der 
heilige  Lambert  ist  Schutzherr  von  Lüttich, 
Oldenburg  u.  a.,  wo  er  verschiedentlich  auf 
Münzen  vorkommt;  der  heilige  Laurentius 
mit  dem  Roste,  aui  dem  er  gebraten  wird, 
ist  Schutzpatron  in  Merseburg  (hier  z.  B. 
auf  einem  schönen  Brakteaten,  Abb.  197), 
in  Nürnberg  (auf  den  Laurentiusgoldgul- 

17 


258 


HEILIGENSCHEIN-HEKATE 


den),  in  Wismar  (auf  zahlreichen  M.  d.  N.  Z., 
z.  B.  auf  Goldgulden  u.  Talern)  u.  a.;  der 
heilige  Martin,  häufig  als  Ritter  zu  Pferde, 
teilt  seinen  Mantel  mit  einem  vor  ihm  lie- 
genden oder  knienden  Armen,  in  Mainz  bzw. 
Erfurt,  in  Hörn  (auf  einem  Taler),  in 
Schwarzburg  (ebenfalls  auf  Talern)  u.  a. 
(s.  Bettlertaler);  der  heilige  Georg,  Ritter 
zu  Pferde  oder  zu  Fuß,  den  Lindwurm 
tötend,  ist  seit  dem  14.  Jh.  einer  der  am 
meisten  gefeierten  Heiligen  (s.  Georg  u. 
Georgstaler);  Johannes  der  Täufer  im  häre- 
nem Gewand,  oft  mit  struppigem  Haupt- 
haar, gewöhnlich  mit  dem  Lamm  Gottes, 
kommt  vor  allem  auf  den  Florentiner  Gold- 
gulden  (Abb.  230)  vor,  und  dadurch,  daß 
diese  zahlreich  nachgeahmt  wurden,  ist 
er  ein  überaus  häufiges  Münzbild  (s.  Batte- 
zone),  dann  u.  a.  auch  in  Breslau;  der 
Apostel  Paulus  mit  langem  Bart  und 
Schwert  ist  u.  a.  Patron  von  Münster,  wo 
er  sehr  häufig  auf  Münzen  erscheint,  dann 
tritt  er  auf  Goldgulden  und  Groschen 
Joachims  L  von  Brandenburg  auf. 

In  Byzanz  ist  die  Sitte,  Heilige  auf  die 
Münzen  zu  setzen,  ebenfalls  üblich  gewesen, 
nur  hier  in  rein  religiöser  Bedeutung,  da 
die  betreffenden  Heiligen  meist  Schutz- 
patrone einer  Kirche  sind;  teilweise  sind  sie 
die  NamensheiHgen  der  betreffenden  Kaiser, 
so  der  zuerst  vorkommende  heilige  Alexan- 
der bei  dem  Kaiser  Alexander  (912 — 913) 
und  der  heilige  Andronikos  bei  dem  Kaiser 
Andronikos  IL  (1282 — 1328).  Die  Heiligen 
krönen  oft  stehend  den  Kaiser.  Besonders 
häufig  ist  der  heilige  Georg  im  12.  Jh.,  dann 
der  heilige  Demetrius,  der  dann  auch  auf 
den  Münzen  der  Teilreiche  erscheint,  so 
bei  Johann  HL  von  Nicaea  (1222 — 54),  bei 
Michael  L  von  Epirus  (1205 — 14)  und  bei 
Manuel  Angelus  von  Thessalonich  (1230 — 
1232);  hier  war  er  auch  Stadtpatron,  wie 
der  heilige  Eugenius  wohl  Schutzherr  von 
Trapezunt  war.  Andere  Heilige  s.  bei  den 
einzelnen  Namen. 

Ein  ausführliches  Verzeichnis  der  Heili- 
gen mit  Darstellungsformen  und  Vorkom- 
men ist  bei  Rentzmann  S.  159  ff.  zu  finden. 
Weiter  ist  wichtig:  Lief  mann,  Kunst  und 
Heilige,  Jena  1912;  Otte,  Christi.  Archäo- 
logie Bd.  I  S.  553  ff-;  Stadler,  Vollst.  Hei- 
ligenlexikon Bd.  1—5,  Augsburg  1858; 
R.  P-  Cahier,  Charact^ristiques  des  Saints; 


N.  E.  Tabor,  The  Saints  in  art,  4.  ed., 
London  1924;  Longp^rier,  Liste  alphab6- 
tique  des  saints,  Paris  185 1;  Künstle, 
Ikonographie  der  Heiligen,  Freiburg  1926. 

Su. 

Heiligenschein  s.  unter  Nimbus. 

Heinrichsnobel  s.  Rosennobel. 

Heitje,  Volksname  der  niederländischen 
Silbermünze  zu  25  Cent.  S. 

Hekaie,  griech  ^Exarrj;  ursprünglich  viel- 
leicht nur  ein  Beiname  der  Artemis,  jeden- 
falls im  Kulte  mit  ihr  meist  verschmolzen, 
wird  sie  erst  bei  Hesiod  als  eine  Allgöttin 
erwähnt;  später  ist  sie  Göttin  der  Geister, 
Gespenster  und  Dämonen  und  Herrin  der 
Unterwelt;  da  am  Kreuzweg  (Drei weg)  die 
Geister  sich  tummeln,  wird  auch  sie  dort 
verehrt,  H.  trivia,  daher  ihr  Beiname 'Ev- 
voSia  und  daher  ihre  dreifache  Gestalt,  H. 
triformis;  auch  als  Mondgöttin  denkt  man 
sie  sich.  Ihr  Tier  ist  der  Hund,  ihr  Attribut 
außer  der  Fackel  der  Schlüssel  (zur  Unter- 
welt). Ihr  Hauptkultgebiet  ist  SW-  und 
W-Kleinasien.  —  Auf  M.  erscheint  sie  in 
Thessalien,  wo  sie  im  4.  Jh.  v.  C.  mit  i  oder 
2  Fackeln  (auf  einem  Löwen:  Phalanna; 
auf  einem  Pferde;  Pherai)  oder  als  Kopf 
mit  Kxanz  und  Fackel  daneben  erscheint 
(Pherai ;  auch  Lampsakos  A^  und  wo  ein 
bekränzter  Kopf  die  Beischrift  'EvvoSta^ 
trägt  (Pherai) ;  in  Stratonikeia  Kar.  (helle - 
nist.  Zeit)  tritt  sie  auf  mit  Fackel  und 
Schale  in  den  Händen  und  Polos,  in  Lamp- 
sakos als  Beiz,  mit  2  Fackeln  und  zuw. 
2  Löwen  unten.  In  der  Kaiserzeit  erscheint 
sie  oft  dreigestaltig,  meist  mit  Poloi  und 
Fackeln,  auch  Schale,  Schlüssel  (Ankyra 
Galat.),  z.  B.  in  Aigina,  Argos  und  in  Ka- 
rien,  Pamphylien,  Pisidien,  Kilikien,  Lydien 
und  Phiygien.  Eingestaltig  steh,  mit 
Fackel  und  Schale,  zuweilen  Polos  mit 
Stern  darüber  und  Hund  unten,  kommt  sie 
in  Euippe  und  Stratonikeia,  auf  Löwen 
reitend  in  Stratonikeia,  auf  Globus  steh,  mit 
2  Fackeln  (Bruzos),  mit  Fackel  im  Löwen - 
gespann  (Thyateira,  Kibyra)  vor;  in  Kibyra 
ist  der  Korb  ihr  Attribut,  der  auch  mit  der 
Beischrift  6eÄ  Uiaihix:q  und  auch  als  Rs. 
zum  Helioskopfe  — mit  Helios  steht  sie  hier 
in  Kultgemeinschaft  —  auf  dortigen  M. 
erscheint  (Nom.  VIII  S.  15).  Kultbilder 
der  H.,  die  Stützen  als  Fackdn  gestaltet, 
manchmal  mit  Löwen  unten,  begegnen  uns 


HEKTE— HELLER 


2S9 


in  Maionia  und  Philadelpheia.  Als  Beiname  ' 
finden  wir  2(üX8ipa  in  Apameia.  —  R.  E. 
VII   S.  2769/82   (die  M.  totgeschwiegen); 
vgl.  II  S.  1356/7;  Nom.  VIII  S.  13/16. 

R. 
Hekte,  griech.  sxn],  das  Sechstel;  als  M. 
kann  natürlich  jedes  Sechstel  einer  Einheit 
so  heißen,  daher  Hesych.  s.  v.  sagt:  Exttj, 
xphrq,  xetapXTj,  vojifajiaxa  dpYoptoü  xal  ypualoo 
xal  j^aXxoü.  Insbes.  aber  heißen  so  die  Sech- 
stelstateren aus  Elektron  von  Kyzikos  (KuCt- 
xTjvoü  yptiaiou  gxxai,  I.  G.  I  199.  203)  und 
Phokaia  (Sxxai  OcoxaLSs?),  die  auch  erhalten 
sind,  ebenso  wie  die  nach  ungefähr  dem 
gleichen  Fuße  (s.  unter  Phokäischer  Münz- 
fuß) geprägten  El.-H.  von  Mytilene,  über 
deren  gemeinsame  Prägung  von  Mytilene 
und  Phokaia  uns  ein  Vertrag  um  400  v.  C, 
Z.  f.  N.  26  S.  45,1  inschriftlich  erhalten  ist. 
Gewicht  aller  dieser  H.  etwa  2,6  g,  über  den 
Goldgehalt  s.  unter  Elektron.  —  Trait^  I 
S.  489/90;  R.  E.  VII S.  2802.  —Das  Hemi- 
hekton  (griech.  f^[AtsxTov),  also  das  Zwölftel 
des  El.-Staters,  erscheint  in  der  archai- 
schen Inschrift  Dittenberger^  n.  45  und 
zwar  wird  das  goldene  (xp^cJOü)  zur  Zeit  des 
Komikers  Krates  (Mitte  5.  Jh.)  bei  PoU. 
IX  62  mit  8  (att.)  Obolen  geglichen,  vgl. 
Hermes  39  S.  650  (dieser  EL-Stater  also  = 
16  att.  Drachmen,  d.  h.  niedriger  als  der 
Kyzikener  in  Athen).  —  R.  E.  VIII  S.  244. 
—  Das  1/34  hieß  [ioai]ji.iexTov,  s.  d.  R. 

Hektor,  Hauptheld  der  Trojaner,  er- 
scheint, oft  als  eKTßP  bezeichnet,  auf  M.  von 
Ilion  und  Stektorion  bald  im  Schiffskampfe 
(Klio  VIII S.  489/92;  irrig  Nom.  V  S.  34/5), 
bald  im  Streitwagen,  in  Ilion  auch  ruhig 
stehend,  in  den  Kampf  eilend,  zu  Fuß 
kämpfend,  an  der  Leiche  des  FlATPOKAoC 
und  im  Kampfe  um  diese.  —  Dörpfeld, 
Troia  und  Ilion  S.  519/23.  R. 

Helena  auf  M,  vgl.  unter  Dioskuren.  — 
Nach  der  Heil.  Helena,  der  Mutter  des 
Constantinus  L,  sind  benannt  die  sog. 
Helenadenare,  die  in  Gold  im  14.  und  15.  Jh. 
als  wundertätige  Reliquie  weithin  verehrt 
wurden;  doch  war  es  wohl  meist  ein 
byz.  N"  des  9.  oder  10.  Jh.s  mit  zwei  Kaiser- 
büsten oder  -figuren  um  das  Kreuz  grup- 
piert, wie  die  byz.  Kunst  Constantinus  I. 
und  Helena  darzustellen  pflegte.  —  Hill, 
MedaUic  portraits  of  Christ  S.  io6.4  113.  — 
Erinnert  sei  an  den  Wormser  Denar,  der 


das  Bildnis  der  wirklichen,  ganz  gewöhn- 
lichen JE  der  heil.  Helena  mit  der  Umschrift 
ziemlich  treu  kopiert,  Menadier,  D.  M.  I 
S.  240.  R. 

HelioSy  lat.  Sol  =  Sonne,  Sonnengott. 
Auf  M.  so  häufig,  daß  ein  Überblick  in 
diesem  Rahmen  nicht  möglich  ist.  —  R.  E. 
VIII  S.  58/93  (numism.  dürftig);  III A 
S.  901/13;  Röscher,  Lex.  d.  Mythol.  I» 
S.  1993  ff.;  IV  S.  ii37ff.;  Head,  H.  N.» 
S.  948;  Bernhart,  Handbuch^  S.  948.  — 
Darstellungen  der  Sonne  selbst;  Z.  f.  N.  34 
S.  26»;  37  S.  77^-  79/81.  88/9;  Ebert,  Real- 
lex.  IV  S.  438/40;  Ramsay  studies  1923 
S.  444/5.  R. 

Helioselenatoiiy  M.-sorte  in  einer  byz. 
Urkunde  von  1030  n.  C.  und  Aufschrift 
eines  byz.  M.-gewichts,  war  wohl  ein  Gold- 
solidus  besonderer  Prägung.  —  Joum.  int. 
II  S.  348/52;  III  S.236.  R. 

Heller^  Haller,  Häller,  lat.  Hallenses,  sind 
ursprünglich  die  Pfennige  der  Reichsmünze 
zu  Schwäbisch-Hall,  die  hier  wohl  schon 
unter  Kaiser  Friedrich  I.  geschlagen  wor- 
den sind.  Urkundlich  treten  sie  zuerst  1200 
u.  1208  auf.  Der  Typus  ist  eine  Hand  und 
ein  Spaltkreuz,  weshalb  sie  auch  Händel - 
heller,  HändleinsheUer  genannt  wurden.  E^ 
läßt  sich  nicht  nachweisen,  ob  in  Hand  und 
Kreuz  die  religiöse  Bedeutung  gewahrt  ge- 
blieben oder  ob  beide  Symbole  als  Wahr- 
zeichen der  Marktfreiheit  gegolten  haben. 
Die  ältesten  von  0,55  g  Rauhgewicht  und 
Oj37i  g  Feingew.  im  Durchschnitt,  die  der 
Fund  von  Egersheim  zutage  gefördert  hat, 
tragen  den  Namen  der  Stadt  Hall  und  des 
Kaisers  Friedrich:  HALLE  —  F.R.I.S.A, 
(=  Fridericus  rex  imperator  semper 
augustus)  (Abb.  186),  die  späteren  seit  etwa 
1250  sind  stumm.  Meist  auf  der  Kreuzseite 
beiändet  sich  ein  quadratum  supercusum. 
Diese  Münze  dringt  bald  über  ihre  Heimat 
hinaus:  um  1270  verdrängt  sie  in  Nürnberg 
die  Nürnberger  Pfennige,  1290  schon  emp- 
fängt Herzog  Ludwig  der  Strenge  von  Ober- 
bayem  seine  Einkünfte  aus  Lauingen  und 
Donauwörth  ausnahmslos  in  Hellem.  In 
Schwaben  wurden  sie  wegen  ihrer  Haltbar- 
keit gegenüber  ^en  zerbrechlichen  Hohl- 
pfennigen  besonders  geschätzt;  1265  treten 
sie  zuerst  in  Konstanz  auf  (Cahn,  Konstanz 
S.  I46f.).  Nachdem  dann  die  Münze  in 
Schwäbisch-Hall  um  1300  einer  florentini- 

17* 


26o 


HELLER 


sehen  Gesellschaft  verpachtet  worden  war 
und  nun  Pfennige  in  großen  Massen  geprägt 
wurden,  verdrängen  sie  überall  die  ein- 
heimischen Pfennige.  Die  Hauptursache 
hierfür  war,  abgesehen  von  ihrem  unver- 
änderten Äußeren  und  dem  Verschontsein 
von  der  periodischen  Verruf ung  und  Um- 
münzung, ihr  kleinerer  Wert,  durchweichen 
sie  für  den  IQeinverkehr  geeigneter  waren 
als  z.  B.  die  Kölner;  auch  setzt  sich  eine 
geringhaltigere  Münze  sehr  oft  leichter  durch 
als  eine  gute.  Mit  ihrem  handlichen  Format 
gehörten  sie  nämlich  zur  levis  moneta  (i 
Aachener  Pfg.  i.  13.  Jh.  =  3  Haller,  1238 
I  Speierer  =  2  Haller,  in  Süddeutschland 
I  alter  Pfg.  bis  1350  =  i  V»  H.,  1265  3  Kon- 
stanzer Pfge.  =  4  Haller). 

Im  Westen  gelangen  sie  bis  nach  Aachen, 
im  Osten  beherrschen  sie  den  Markt  bis  an 
den  Frankenwald.  Auch  werden  sie  nun- 
mehr auch  in  anderen  Reichsmünzen  ge- 
schlagen. Landau,  Speier  (1346)  und  Weißen- 
burg erhielten  von  Ludwig  dem  Baiern  die 
Erlaubnis,  auf  den  Schlag  der  Heller  zu 
prägen,  ohne  deren  Typus  nachzuahmen. 
Karl  IV.  verlieh  zu  Beginn  seiner  Regierung 
dem  Pfalzgrafen  Ruprecht  für  Amberg  das 
Recht,  Heller  auf  Nürnberger  Fuß  zu 
schlagen,  dann  den  Landgrafen  von  Thürin- 
gen in  Koburg,  den  Pfalzgrafen  für  Heidel- 
berg, den  Burggrafen  von  Nürnberg,  den 
Landgrafen  v.  Leuchtenberg,  dem  Grafen 
von  Wertheim  u.  a.  m.  Zeitweilig  verlegte 
Karl  IV.  die  Hellermünze  von  Nürnberg 
nach  Eger  (1349).  Er  ordnete  aber  20.  L 
1356  durch  Reichsgesetz  den  Hellerschlag 
von  Ulm,  Donauwörth,  Frankfurt  und 
Nürnbei^  an  (Jesse  no.  226).  In  dieser  Ur- 
kunde bestimmte  der  Kaiser,  daß  376 
Heller  aus  der  S^slötigen  Heller -Mark  von 
238,  384  g  geprägt  werden  (also  i  Stück 
Feingew.  0,211  g,  Rauhgew.  0,634  g)  und 
die  Ausgaben  der  einzelnen  Münzstätten 
mit  Unterzeichen  versehen  sein  sollen.  Da- 
her finden  wir  jetzt  einzelne  Buchstaben 
und  Wappen  auf  der  Handfläche:  ein  D 
in  Dillingen,  ein  N  in  Nürnberg,  ein  0  in 
Öhringen  oder  Öttingen,  ein  S  in  Schongau, 
ein  T  in  Tettnang,  ein  U  in  Ulm;  an  Wap- 
pen: den  Stern  von  Kaufbeuren,  den 
Weckenschild  wahrscheinlich  in  Donau- 
wörth, den  österr.  Bindenschild  in  Rotten- 
burg,  den  Kreuzschild  in  Konstanz,   die 


1  Württemberger  Hirschstange,  das  Uracher 
Jagdhorn,  den  Brackenkopf  und  den  ge- 
vierten  Schild  der  hohenzollemschen  Burg- 
grafen. Allmählich  ändert  sich  auch  der  Ty- 
pus der  Heller  durch  die  Einfügung  eines 
Kreuzes  unter  der  Hand  und  die  Ersetzung 
des  Gabelkreuzes  durch  ein  Ankerkreuz,  so  in 
Kempten,  Lindau  und  Rottweil,  in  Augs- 
burg wird  die  Initiale  als  Prägebild  ver- 
wendet. Seit  1429  sind  sie  von  neuem,  ab- 
gesehen von  Unterbrechungen,  langdauernd 
in  Frankfurt  geschlagen  worden.  Je  mehr 
Heller  aber  zur  Ausgabe  gelangten,  um  so 
mehr  sanken  sie,  besonders  auch  durch  un- 
erlaubte Nachprägung,  in  ihrem  wirklichen 
Wert,  bald  rief  man  nach  ytelligen,  d.  h. 
eitelen,  lauteren  Hellern  (Menadier,  D.  M. 
IV  S.  177  ff.).  Die  nur  noch  zu  einem 
Drittel  feinen  Haller  Pfennige  wurden  auch 
in  Süddeutschland  in  wenigen  Jahrzehnten 
des  14.  Jh.s  in  Hälblinge  verwandelt,  zu 
deren  technischer  Bezeichnung  der  Name 
»Heller«  wurde.  (1385  Münzgesetz  K. 
Wenzels,  Jesse  no.  234.)  Bereits  um  die 
Mitte  des  14.  Jh.s  galt  der  Haller  nur  ein 
Viertel  des  Regensburgers. 

Infolge  der  Bedeutung,  die  der  Heller  im 
13.  und  14.  Jh.  in  Handel  und  Verkehr  ge- 
wonnen hatte,  ist  es  kein  Wunder,  daß  ein 
Pfund  Heller  seit  dem  3.  Viertel  des  14.  Jh.s 
zu  einer  Art  Rechnungsmünze  wurde;  d.  h. 
das  Pfund  Heller  wurde  auch  mit  Pfennigen 
bezahlt;  daher  heißt  es,  »Heller  guter  Land- 
währung<t,  »Pfund  Haller  zu  diesen  Zeiten 
leuffige  Münze  «  oder  »gewöhnlicher  itzunder 
Muntz  «.  Diese  Rechnung  behielt  man  auch 
bei,  als  Heller  kaum  noch  geprägt  wurden, 
(in  Hall  wurde  erst  1494  die  übliche  Haller- 
prägung aufgegeben). 

Das  Pfund  Heller  wurde  reichsgesetzlich 
seit  1356  gleich  einem  Gulden  festgelegt. 
Gegen  Ende  des  14.  Jh.s  waren  4  und  mehr 
Pfunde  Heller  =  i  fl.;  daher  führte  man 
ein  »Pfund  Heller  neu«  ein  (==  120  Pfge.  = 
240  Heller),  das  gleich  4  Pfund  Heller  alt 
war  (i  Pfund  Heller  alt  =  30  Pfge.  =  60 
Heller).  Diese  Rechnung  war  in  Franken 
seit  Anfang  des  15.  Jh.s  üblich.  Gegen  Ende 
des  15.  Jh.s  wird  dann  das  Pfd.  Heller  durch 
eine  andere  Rechnungsmünze,  den  Gulden, 
verdrängt  (v.  Schrötter,  Brandenburg- 
Franken  I  S.  138  ff.).  Einige  Angaben  über 
den  Münzfuß  der  Heller  in  späterer  Zeit: 


HELM 


261 


1376  540  aus  der  5  Lot  6  Gr.  haltend.  Mark 

0,441  g  rauh,  0,146  fein; 

1385  592  aus  der  5  Lot  6  Gr.  haltend.  Mark 

0,401  g  rauh,  0,134  fein; 
1396  672  aus  der  5  Lot  6  Gr.  haltend.  Mark 

0,355  g  rauh,  0,118  fein, 
1437  736  aus  der  4  Lot  haltenden  Mark 

0,324  g  rauh,  0,081  fein 
u.  a.  — Verzeichnis  der  Hellerfunde:  Dürr, 
zur  Gesch.  d.  Haller  Mzst.  u.  d.  Hellers, 
Zschr.  d.  histor.  Vereins  f.  Unterfranken 
N,  F.  Bd.  Xni  1922  S.  28  f.,  Literatur 
dort  S.  38  f.  Miußtabelle  bei  v.  Schrötter 
S.  238  f.  Su. 

Ebenso  wie  die  Pfennige  (s.  d.)  wurden 
auch  die  Heller  seit  dem  16.  Jh.  zur  Scheide- 
münze, sie  galten  weiter  V»  Pfennig.  In 
manchen  Gegenden,  besonders  um  Köln 
und  Aachen,  spielten  die  Vielfachen  der  H 
eine  bedeutende  Rolle,  vor  allem  die  Stücke 
zu  12,  8,4  und  2  H.,  von  denen  die  8-Heller- 
stücke  oder  Fettmännchen  (s.  d.)  in  Köln 
und  Jülich,  die  12-  (Abb.  337)  und  4-Heller- 
stücke  oder  Bauschen  aus  Kupfer  in  Aachen 
lange  das  bedeutendste  ELleingeld  waren. 
Die  Heller  waren  überhaupt  die  ersten 
Kupfermünzen  Deutschlands.  Während 
z.  B.  in  Franken  die  Pfennige  bis  in  den 
Anfang  des  19.  Jh.s  eine  winzige  Silber- 
münze blieben,  waren  die  fränkischen  Heller 
seit  den  neunziger  Jahren  des  17.  Jh.s  aus 
reinem  Kupfer  gemünzt  worden.  Diese 
fränkischen  und  besonders  auch  die  eben- 
falls kupfernen  Coburger  und  Saalfelder 
Heller  wurden  weit  über  die  Grenzen  ihrer 
Ursprungsländer  benutzt.  Vor  1866  sind 
die  letzten  alten  Kupferheller  in  Bayern, 
Württemberg,  Frankfurt  als  Vs -Kreuzer,  in 
Hessen  den  preußischen  Pfennigen  ent- 
sprechend geprägt  worden.  —  Einen  neuen 
Heller  hat  Osterreich  1892  als  ^/loo  der 
Krone  eingeführt,  Stücke  zu  20  u.  10  H. 
aus  Reinnickel,  zu  2  und  l  H.  aus  Kupfer. 

S. 
Helm.  Der  H.  auf  antiken  M.  erscheint 
hauptsächlich  in  drei  verschiedenen,  nach 
den  M.,  auf  denen  er  vorzugsweise  vor- 
kommt, benannten  Formen:  i.  Korinthi- 
scher H,  ein  Sturz-  oder  Topfhelm,  der 
über  den  ganzen  Kopf  gestülpt  wird,  also 
das  Gesicht  bedeckt  und  nur  Augenlöcher 
hat,  zwischen  denen  eine  Nasenspai^e 
stehen  bleibt,  bald  ohne,  bald  mit  Busch; 


der  Kessel  oft  verziert,  mit  Schlange  (Abb, 
49),  Greif,  Sphinx  u.  dgl.  (vgl.  J,  H.  S.  43 
S.  156);  übergestülpt,  aber  schon  ohne 
Schutz  des  Untergesichts  trägt  ihn  der 
bärtige  Götterkopf  auf  archaischen"^  M. 
von  Kalymna;  meist  wird  er  aus  künstler. 
Gründen  hochgeschoben  getragen,  so 
auf  den  M.  (Pegasosstateren)  von  Korinth, 
Abb.  29,  nach  denen  er  den  Namen  hat. 
Alleiniges  M.-bild  ist  er  z.  B.  in  Kamarina, 
Skione,  Lete  u.  a.  mak.  M.,  beim  Thraker 
Bastareus,  auf  röm.  M  des  Ant.  Restio  und 
M'.  Cordius.  —  2.  Attischer  H.,  benannt 
nach  den  att.  M.,  Abb.  24,  ein  sich  der  Kopf- 
form anschmiegender  H.  mit  Stirnschirm, 
Nackenstück  und  Ohrberge,  fast  stets  mit 
Busch  (bei  Darstellung  von  vom  werden 
drei  Büsche  deutlich,  Regung,  M.  von 
Priene  S.  77  m.  A.  188);  ohne  Busch:  eben- 
da Taf .  1 1 ;  diese  M.  und  M.  von  Hyele 
zeigen  auch  Flügel  am  H. ;  vgl.  dort  S.  20/1, 
34,  145/Ö  über  den  att.  H.  überhaupt.  Am 
Stirnschirm  sind  oft  ölblätter,  der  Kessel 
ist  oft  verziert,  z.  B.  mit  Skylla,  Greif, 
Sphinx  (mehr  Z.  f.  N.  33  S.  195»),  auf  den 
att.  M.  »neuen  Stiles«  (229 — 31  v.  C.)  in 
Nachahmung  der  Parthenos  des  Pheidias 
mit  Pegasos  oder  Greif  am  Kessel  und  Qua- 
driga am  Stimschirm.  —  3.  Makedon.  H., 
in  Orthagoria  und  auf  makedon.  M.  hel- 
lenist  Zeit  vorkommend,  häufig  von  vom 
gesehen,  ist  eine  Sturmhaube  ohne  Nacken- 
stück, mit  Busch  und  Backenstücken  (Ant. 
M.  Nordgr.  IH  Taf.  I  1—7),  auf  M.  des 
Tryphon  von  Syrien  ohne  Busch,  doch 
mit  einem  mächtigen  Steinbockshorn  ge- 
ziert. —  Von  sonstigen  Helmformen  ist 
noch  der  mit  dem  H.-typus  des  Perseus 
identische  H.  der  Roma  zu  erwähnen 
mit  nur  kurzem  Nackenstück,  Flügel  am 
Kessel  und  oben  dem  Stachelkamm  eines 
Greifen,  vom  in  den  Kopf  des  Untiers  aus- 
laufend, auf  makedon.  M.,  röm.  Ä  (Corolla 
Taf.  Vn,  hier  Abb,  62—64,  70)  und  röm.- 
kampan.  Aes  grave  vorkommend.  Eine 
einfache  Sturmhaube  kommt  in  Melos, 
5.  Jh.  V.  C,  vor.  Wegen  des  Lederhelmes 
der  Asiaten  s.  unter  Tiara.  —  Arch.  Jahrb. 
27  S.  317/44;  Ebert,  Reallex.  V  S.  291 ; 
Anson,  Greek  coin  types  II  Taf.  XIII — ^XV, 

R. 
In    der    mittelalterlichen   Heraldik   ist 
nächst  dem  Schilde  der  Helm  der  wichtigste 


262 


HELMDECKE— HENKEL 


Bestandteil  des  Wappens  (s.  Wappenschild). 
Bis  zum  13.  Jh.  war  der  Helm  ein  hauben- 
artiger  Kopfschutz,  dem  eine  Verzierung 
fehlte  (Hefner  II  Taf.  99).  Um  1300  kam 
der  oben  flache  Topfhelm  auf,  der  mit 
Kleinod  (s.  d.)  und  Helmdecke  (s.  d.)  ge- 
schmückt wurde  und  den  ganzen  Kopf  um- 
hüllte (Hefner  H  Taf.  127).  Im  14.  Jh. 
wird  er  als  spitzer  Kübelhelm  bis  auf  die 
Schultern  verlängert  und  dann  durch  hals- 
artige Einbiegung  des  unteren  Teils  zum 
Stechhelm  (Hefner  V,  Taf.  411b,  VIII, 
517).  Endlich  wurde  im  15.  Jh.  durch  An- 
bringung einer  gitterartigen  Öffnung  an 
Stelle  der  Sehschlitze  der  Turnier-,  Span- 
gen-, Kolben-  oder  offene  Helm  geschaffen 
(Hefner  TV  Taf.  288  u.  V,  Taf.  301,  312). 
S.  auch  Heaume.  —  Hauptmann,  S.  29  f.; 
Seyler,  S.  104 ff.,  213  ff.,  331  ff.;  Demmin  ^ 
S,  491  ff.  S. 

Helmdecke  ist  eine  bandartige  Verzie- 
rung, die  mit  dem  Topfhelm  (s.  Helm),  also 
am  Ende  des  12.  Jh.s  aufgekommen,  diesem 
ein  gefälligeres  Äußeres  geben  sollte.  Die 
Decke  bestand  aus  Pelzwerk  oder  aus  reich 
besticktem  Tuch,  das  man  hinten  wehen 
ließ.  —  Seyler,  S.  206  ff.    .  S. 

Helmkleinod,  Helmzier  s.  Kleinod. 

Helmpfennige  sind  dem  Namen  nach  alle 
Pfennige  mit  einem  Helm,  insbesondere 
versteht  man  unter  H.  die  brandenburgi- 
schen hohlen,  von  Friedrich  I.  in  Frankfurt 
geprägten  (E.  Bahrfeldt,  Brandenburg  no. 
14 — 18)    u.  die  hannoverschen  seit  1322. 

Su. 

Hemhemkroney  die  ägypt.,  ist  eine  ver- 
dreifachte Atefkrone  (s.  d.) :  3  Schilfbündel 
auf  3  Soimenscheiben  zwischen  zwei  Federn 
auf  zwei  Ziegenhömem.  Manchmal  ist  sie 
mit  Uräusschlangen  geschmückt.  Sie 
kommt  bei  Göttern  (z.  B.  Harpokrates)  und 
Königen  vor.  —  Prinz,  Altoriental.  Sym- 
bolik S.  49  Taf.  IX  13.  R. 

Hemi-,  griech.  ijpLi-,  =  halb.  Die  damit 
zusammengesetzten  Worte  siehe  meist  bei 
dem  einfachen  Worte.  R. 

Hemiassarlon,  Wertaufschrift  auf  kaiser- 
zeitl.  Bronze-M.  von  Chios,  vgl.  Assarion. 

R. 
Hemihekton  =  ^^^  Hekte  (s.  d.)  =  V». 

R. 


Hemllitrony  griech.  tjjjlOiitpov  oder  f^[xt- 
XiTpiov  =  die  halbe  Litra  !(s.  d.),  dem  lat. 
Semis  (s.  d.)  oder  bei  dezimaler  Teilung 
dem  Quincunx  (griech.  Pentonkion)  ent- 
sprechend; in  A  finden  wir  es,  mit  H  be- 
zeichnet, in  Eryx  und  Segesta,  undEpi- 
charm  bei  PoUux  IX  82  nennt  ein  rsvio^- 
xiov  cSpfoptov;  bei  duodezimaler  Rechnung 
hat  es  sechs  Wertkugeln,  so  M  von  Entella 
und  Leontinoi,  und  iE  von  vielen  anderen 
sizil.  Städten  (Abb.  50  Lipara).  —  R.  E. 
VIII  S.  246;  Giesecke,  Sicilia  num.  S.  186, 
Italia  numismatica  S,  371.  R. 

Hemiobol,  griech.  rifiicußo^ov,  -coßeXtov 
u.  a.,  =  i/a  Obolos  (s.  d.),  auf  kaiserzeitl. 
M.  von  Aigion  als  HMIOBCAIN  ausge- 
schrieben; bezeichnet  mit  HM  im  Mono- 
gramm oder  H  oder  E  auf  peloponn.  M.  (zu 
denen  auch  die  bei  Head,  H.  N.»  S.  569  nach 
Kolophon  gegebenen  gehören) ;  anderwärts, 
z.  B.  in  Athen,  Korinth,  Orchomenos  u.  a. 
böotischen  Städten  durch  das  M.-bild 
kenntlich  gemacht.  —  R.  E.  VIII  S.  252. 

R. 

Hemipelekkon,  griech.  TjpiiTrsXexxov,  ist  als 
Gegensatz  zu  Pelekys  (s.  d.)  die  einschnei- 
dige Axt;  vgl.  unter  Beilgeld.  R. 

Hemlslklion,  griech.  rjp.iaixXiov,  Hesych, 
=  der  halbe  Siglos,  s,  d.  R, 

Hemitetartetnorioiiy  griech.  {j^iitaTapT?}- 
[iopiov  =  Va  Tetartemorion  (s.  d.)  =  i/s 
Obol;  als  &  von  Metapont  mit  HE  be- 
zeichnet; in  29i  eine  der  kleinsten  M.  aller 
Zeiten  (0,09  gl),  in  Athen  durch  die  Beob- 
achtung der  T5rpenabwechslung  (Rs,  Eule 
von  vom)  nachgewiesen.  —  Trait6  I 
S.  435/6.  R. 

Henkel,  Henkelspur.  In  früheren  Zeiten 
und  noch  heute  werden  schöne  und  durch 
ihre  Gepräge  auffallende  Münzen  und  Me- 
daillen um  den  Hals  oder  zu  Hals-  und 
Armbändern  vereinigt  oder  an  der  Uhrkette 
oder  zu  Nadeln  verarbeitet  getragen,  teils 
als  Amulette  (s.  d.  imd  Georgstaler),  teils 
als  Schmuck.  Daher  sind  sie  mit  einem 
oder  mehreren  Henkeln  oder  Ösen  ver- 
sehen und  zeigen  nach  Entfernung  dieser 
Henkel  eine  Henkelspur.  Solche  Münzen 
mit  Henkelspur  sind,  da  das  Gepräge  mehr 
oder  weniger  gelitten  hat,  weniger  wert  als 
Stücke  ohne  eine  solche.  S. 


HENKELKREUZ—HERALDIK 


263 


Henkelkreuz.  Das  H.,  Crux  ansata, 
ägypt.  anch,  ankh,  ist  das  ägypt.  Sinnbild 
für  i^Leben«,  und  »Unsterblichkeit«,  ein  T 
mit  einem  ovalen  Henkel  oben;  auf  M. 
findet  es  sich  nur  außerhalb  Ägyptens  und 
etwas  abweichend  vor  (7^  unter  Oval  oder 
Kreis  über  Kreuz);  so  erscheint  das  H.,  zu- 
weilen mit  einem  Punkt  oder  Buchstaben 
in  dem  Kreise,  im  5.  und  4.  Jh.  v.  C.  auf 
M,  von  Kypros,  wo  der  ägypt.  Einfluß  ja 
stark  war,  als  Typus  oder  Beizeichen,  ferner 
auf  der  Schulter  eines  Löwen  (wie  ein 
Brandzeichen)  auf  karischen  M.,  femer  auf 
M.  Idlik.  usw.  Satrapen  und  Städte,  nach 
300  V.  C.  seltener,  zuletzt  auf  M.  der  Parther 
und  Sassaniden.  Auf  dem  Umwege  über 
Kypros  ist  das  H.  in  kypr.  Form  (Kreis 
mit  Kreuz  unten)  Sinnbild  der  Göttin 
Aphrodite  und  so  in  der  Astrologie  des 
Planeten  Venus,  in  der  Alchemie  des  kypr. 
Metalles  Kupfer  (cuprum),  in  der  Zoologie 
für  weibliche  Tiere  geworden*  —  A.  J.  N. 
49  S.  171/84;  vgl.  unter  Baalszeichen. 

R. 

Henridor,  eine  französische  Goldmünze, 
die  unter  Heinrich  IL  an  Stelle  des  £cu 
d'or  au  soleil  (s.  d.)  trat  und  auf  der  Vs. 
die  gekrönte  Büste  des  Königs,  auf  der  Rs. 
den  gekrönten  Lilienschild  zwischen  H-H 
trug.  Sie  wog  3,653  g  und  hielt  3,421  g 
Gold.    Auch  doppelte  und  halbe  gibt  es. 

S. 

HephaistOS>  lat.  Volkanus,  Vulcanus, 
kar.-lyk.,  später  griech.  u.  röm.  Gott,  bes, 
des  Erdfeuers  und  der  Schmiede,  auf  M. 
häufig,  Abb.  50.  Überblick  in  diesem  Rah- 
men nicht  möglich.  —  R.  E.  VIII S,  31 1/66; 
Arch.  Jahrb.  27  S.  232/64,  auch  numism. 
sorgfältig;  Bernhart,  Handbuch  S,  55;  Riv. 
ital.  di  num.  1917  Taf.  I.  II;  Röscher,  Lex. 
d.  Mythol.  I  S.  2036  ff.;  V  S.  356  ff.    R. 

Heptoboly  griech.  ^TrtcußoXov,  das  Sieben- 
Obolenstück,  erscheint  auf  ptolem.  Papyrus, 
vielleicht  nur  als  Rechnungsgröße.  — 
Trait6  I  S.421.  R. 

Hera^  lat.  luno,  griech. -röm.  Himmels- 
und Ehegöttin,  auf  M.  so  häufig,  daß  ein 
Überblick  hier  nicht  möglich  ist  (Abb,  96 
zur  L.).  —  R.  E,  VIII  S.  369;  X  S.  1114; 
Head,  H.  N.  »  S.  948;  Bemhart,  Handbuch 
S.  48;  Nima.  chron.  1910  S.  8/12;  Over- 
beck,  Kunstmythologie  II  M.-Taf.  I— HL 

R, 


Herabsetzung  ist  die  gesetzliche  Ver- 
Hinderung  des  gesetzlichen  oder  Nenn- 
werts einer  Münze.  Im  Mittelalter  geschah 
sie  vor  Einführung  des  ewigen  Pfennigs  in 
Norddeutschland  in  3  bis  4  Perioden  im 
Jahre  (s.  Münzverruf ung).  Später  wurde 
sie  immer  dann  nötig,  wenn  der  Nennwert 
einer  Münze  ihrem  Sachwert,  beide  im 
Vergleich  zu  den  beiden  Werten  der 
Währungs-  oder  großen  zuverlässigen  Han- 
delsmünzen, nicht  mehr  entsprach:  die 
Regierungen  hatten  zu  viel  geringhaltige 
oder  Scheidemünzen  ausgegeben  und  nun 
bei  der  Steuereinnahme  Verlust,  da  sie  ihre 
Münzen  zum  Nennwerte  einnehmen,  wegen 
deren  gefallenen  Verkehrswertes  aberj^zu 
einem  geringeren  Werte  ausgeben  mußten; 
daher  mußten  sie  den  Nennwert  dem  ge- 
sunkenen Verkehrswerte  (Kurse)  anpassen. 
Die  Münzgeschichte  aller  Länder  und 
Zeiten  bietet  unzählige  Beispiele  dafür. 
Erst  die  gesunderen  Scheidemünzgesetze 
sowie  die  Überzeugung  der  Regierungen  von 
ihrer  Pflicht  der  Einziehung  der  abge- 
nutzten Münzen  machten  solchen  Not- 
wendigkeiten ein  Ende.  Wenig  anders  sind 
die  Folgen  der  übertriebenen  Ausgabe  von 
Papiergeld  (s.  Inflation).  S. 

Heradius-Medallle,  Gegenstück  zur  Con- 
stantinus-Med.,  s.  d.  R. 

Herakles,  lat.  Hercules,  phön.  Melkaxt, 
griech. -röm.  Heros,  auf  M.  so  häufig,  daß 
ein  Überblick  in  diesem  Rahmen  nicht 
möglich  ist.  —  R,  E.  VIII  S.  516.  550; 
SuppL  ins.  910  ff.;  Röscher,  Lex.  d. 
Myth.  I  S.  2135  ff.;  2253  ff-;  Head,  H.N.* 
S.  948/9;  Bemhart,  Handbuch  S.  60,  — 
Die  Taten  des  H.,  insbes.  die  12  Taten,  der 
sog.  Dodekathlos,  sind  numism.  bearbeitet 
Z.f.  N.  28  S.  35/112. 

Heraldik  ist  die  Lehre  vom  Wappen- 
wesen  und  zerfällt  in:  i.  die  Wappenkunde 
oder  die  Lehre  von  den  vom  12,  bis  zur 
Mitte  des  16.  Jh.s  wirklich  auf  den  Schilden 
getragenen  Wappen  (s.  d.) ;  2.  die  Wappen- 
kunst (Heroldskunst)  oder  die  der  Darstel- 
lung der  Wappen  sich  widmende  Kunst, 
die  auch  die  später  repräsentativen  Zwecken 
dienenden  Wappen  und  die  Bürgerwappen 
gestaltete;  und  3.  das  Wappenrecht,  das  die 
Frage  nach  der  Wappenfähigkeit  und  die 
nach  dem  Rechte  an  ein  bestinmrtes  Wap- 
pen   beantwortet.    —    In    der    KL    wird 


264 


HERCULES-HERRMEISTER 


»Rechts«  und  »Links«  im  Sinne  des  den 
Schild  vor  sich  haltenden  Ritters  gebraucht, 
also  umgekehrt  als  sonst.  Bei  den  im  14.  Jh. 
aufkommenden  gevierten  Wappen  werden 
die  Felder  (heraldisch)  oben  rechts,  Knks  — 
unten  rechts,  links  gezählt.  —  F.  Haupt- 
mann. S. 

Hercules  s.  unter  Herakles. 

Heringe  (Häringe)  wurden  vom  Volke 
Dreier  des  Herzogs  Ulrich  v.  Württem- 
berg, die  um  1509  Schwaben  überschwemm- 
ten, wegen  der  zwei  Fische  des  Wappens 
von  Mömpelgard  genannt.  —  0.  Lanz, 
M.  u.  Med.  V.  Ravensburg,  1927,  S.  142.  S. 

Hermanubis,  Verbindung  von  Anubis 
(s.  d.)  und  Hermes.  R. 

Herme,  griech.  *Epp.75?,  also  wie  der  Gott, 
lat.  herma,  als  Grenzstein  personij&ziert 
Terminus,  ist  ursprünglich  ein  bärtiger 
Kopf  des  Hermes,  der  vom  Halse  ab  in 
einen  Pfeiler  verläuft;  an  ihm  sind  das 
männl.  Glied,  dann  auch  Armansätze  an- 
gebracht; später  gab  man  solchen  H.  auch 
die  Bildung  anderer  Götter,  insbes.  des 
Herakles,  Dionysos,  Priapos.  Sie  dienten 
als  Wegweiser,  Grenzstein,  Grabmal,  stan- 
den aber  auch  zur  bloßen  Zier  auf  Straßen 
und  Plätzen,  am  Tor  und  im  Hof.  Auf  M. 
erscheinen  sie  in  Ainos  (hier  auf  Thron), 
Mytilene  usw.  (Z.  f.  N.  38  S.  123,  vgl. 
XX  S.  285,  hier  dionysisch),  Sestos, 
Sinope,  Megalopolis  (Herakles),  Sikyon 
(2  H.  um  einen  Grabbau),  Athen  (hier  als 
Herakles  mit  Füllhorn);  zur  Andeutimg 
des  Lokals  (nämlich  im  Freien)  finden  sie 
sich  auf  M.  von  Pandosia,  Naxos  Siz.,  Se- 
gesta,  Mantineia,  als  Beiz,  in  Athen,  Leukas 
usw.  Auf  röm.  M  des  M.  Calp.  Piso  er- 
scheint eine  ganze  H.  und  eine  H. -Büste 
(mit  Flügeln  am  Kopfe),  eine  bärtige  H.- 
Büste (Terminus,  luppiter  terminalis)  auf 
JH  des  Ter.  Varro  (Z.  f.  N.  21  S.  330),  und 
auf  JR  des  Augustus  ist  sein  Kopf  als  H.- 
Büste gestaltet  und  erscheint  auch  eine 
H.  auf  Blitz  als  Rs.  —.  R.  E.  VHI S.  696.  R. 

Hennes^  lat.  Mercurius,  griech. -röm.  Gott 
insbes.  des  Verkehrs  und  Handels,  auf  M. 
so  häufig,  daß  ein  Überblick  in  diesem 
Rahmen  nicht  möglich  ist.  —  Röscher,  Lex. 
d:  Myth.  I  S.  2342  ff.;  II  S.  2802  ff.;  R.  E. 
VIII  S.  738/92;  Head,  H.  N.  >  S.  912.  949; 
Bemhart,  Handbuch  S.  54.  127.         R. 

Herodltts  denarlus^  Umschrift  eines  Hohl- 


i  Pfennigs  der  Herren  von  Falkenstein  vom 
I  Ende  des  12.  oder  Anfang  des  13.  Jh.s  mit 
I  einem   sitzenden   Falken   von   der  linken 
I  Seite,  d.  h.  Falkenpfennig  (franz.  h6ron,  im 
M.A.  =  Falke).  Diese  Münzbezeichnung  in 
der  Umschrift  eines  Pfennigs  hat  kein  Ge- 
genstück. —  Schönemann,  Zur  Vaterland. 
'  M. -künde  S.  6;  Stenzel,  Fd.  v.  Freckleben 
S.  54.  Su. 

Heroldsbilder  sind  die  durch  Teilung  und 
Blasonnieren  (s.  d.)  des  Wappenschildes 
geschaffenen  Wappenbilder  (die  wichtigsten 
bei  Sacken,  HeraldikS,  1892,  S.  22  ff.)   S. 

Heros  (^pw;)  griech.  =  Held,  Halbgott, 
später  auch  der  selige  Tote.  Auf  M.  erscheint 
H.  als  Ehrentitel  einiger  Beamten  in  By- 
zantion,  des  Eponymen  von  Tomis  (Tomos) 
und  des  Antinoos,  der  auf  einer  M.  von  Del - 
phoi  auch  H.  irpoiröXato?  heißt;  Lesbonax 
erscheint  auf  M.  von  Mytilene  als  HPßC 
NeOC;  dort  auch  das  Fem.  im  Akkus. 
HPßlAA  (von  fipcotc)  bei  lulia  Prokla  und 
Nausikaa,  Wohltäterinnen  der  Stadt.  — 
R.  E.VIII  S.  IUI.  R, 

Hero  und  Leander,  das  Liebespaar  von 
Sestos  und  Abydos,  ist  auf  kaiserl.  M. 
beider  Städte  dargestellt:  L.  schwimmt  im 
Meere,  H.  steht  mit  der  Lampe  auf  einem 
Turm  am  Gestade,  oben  fliegt  Eros.  — 
Head,  H.  N.»  S.  261.  540.  R. 

Herrmeister,  der,  von  Livland,  dominus 
magister  Livonie,  korrumpiert  Heermeister, 
war  ursprünglich  nur  der  dem  deutschen 
Orden  untergebene  Landmeister.  Der  erste 
war  Hermann  Balke  (1237 — 1238).  Bei 
dem  Niedergang  des  Deutschordens  nach 
der  Schlacht  von  Tannenberg  1410  gewann 
der  livländische  Meister  allmählich  eine 
immer  größer  werdende  Unabhängigkeit, 
bis  diese  1520  vom  preußischen  Hoch- 
meister direkt  anerkannt  wurde.  —  Die 
ältesten  M.,  nämlich  Hohlpf.,  sind  von  dem 
livländischen  Orden  wohl  Ende  des  14.  Jh.s 
geschlagen,  die  ersten  Schillinge  ohne 
Namen  des  Münzherm  unter  Cysse  von 
Rutenberg  (1424 — 1433);  weitere  M.  mit 
Namen  des  Herrmeisters  folgten  unter 
Bernhard  von  der  Borg  (1471 — 1483).  Die 
Münzprägung  fand  dann  bis  zum  Ende  des 
livländischen  Ordens  1561  ununterbrochen 
statt.  —  Köhne,  Zur  Münzgesch.  lievlands 
II  in  Zschr.  f.  M.-,  Siegel-  u.  Wappenkde. 
II  S.  205  ff.  Su. 


HERRSCHERBILDNIS— HEXAS 


265 


Herrscherbadflis  s.  Münzbildnis. 

Herzog,  lat.  dux,  ist  in  der  germanischen 
Zeit  der  von  einer  Völkerschaft  (civitas) 
ohne  dauerndes  Königtum  für  den  Kriegs- 
fall erwählte  Anführer.  Aus  diesen  ent- 
stehen mediatisierte  Stammeskönige  oder 
Stammesherzöge,  Nachdem  sie  eine  Zeit- 
lang unter  Chlodwig  und  dessen  Nachfol- 
gern verschwunden  waren,  wird  Dux  im 
fränkischen  Reiche  der  Titel  für  einen 
Obergrafen,  der  mehrere  Grafen  unter  sich 
hat  (Amtsherzog).  Doch  kommt  im  7.  und 
seit  dem  9.  Jh.  wieder  aus  dem  Amts- 
herzogtum ein  Stammesherzogtum  als  eine 
Art  halbsouveränes  Stammeskönigtum  in 
die  Höhe.  Seit  dem  Mittelalter  wird  dieses 
in  Deutschland  und  Frankreich  größtenteils 
durch  die  Reichsgewalt  beseitigt.  Soweit 
der  Titel  noch  übrig  bleibt,  bedeutet  er  nur 
eine  Territorialgewalt  (Territorialherzog- 
tum). Endlich  ist  die  Bezeichnung  Herzog 
bloß  ein  Adelstitel  geworden  (Titularherzog- 
tum),  so  auch  der  schließlich  zum  wirk- 
lichen Recht  gewordene  Titel:  Palatinus 
archidux  des  Herzogs  von  Österreich  nach 
dem  Privilegium  maius.  Wegen  des  Münz- 
rechtes  der  H.  s.  unter  Münzrecht. 

Bei  den  Langobarden  sind  duces  bloß  die 
den  Königen  untergeordneten  Volksanfüh- 
rer. Die  Besiedlung  Italiens  führt  dann  zur 
Ausbildung  von  Territorialherzogtümem 
wie  Benevent,  Spoleto,  auch  —  da  der  Nor- 
mannenstaat frühzeitig  romanisiert  ist  — 
Apulien,  Calabrien,  Sizilien  u.  a.  —  Schreuer 
in  Hoops,  Reall.  unter  »Herzog«  S.  519; 
E.  Schröder,  Rechtsgesch. «  S.  34,  113, 
140  f.,  424  ff,  Su. 

Hessenalbus  waren  die  ersten  nach  dem 
Vorbilde  der  Mainzer  Raderalbus  (s.  d.) 
1510 — 1538  geschlagenen  hessischen  Gro- 
schen mit  dem  Bilde  der  h.  Elisabeth,  daher 
EUisabether  genannt,  auf  der  Vs.,  Kxeuz 
mit  vier  Schilden  Mainz,  Trier,  Köln  und 
Pfalz  auf  der  Rs.  Die  späteren  seit  1575  ge- 
münzten H.  waren  selbständige  Münzen  mit 
Wappen-Helm  und  der  Schrift:  ALBS 
NOVUS  HASSIAE,  1,84  g  schwer  mit 
^9^3  g  Silbergehalt.  Seit  1592  zeigen  sie 
meist  den  hessischen  Löwen-Helm,  auch 
Monogramm  der  Landgrafen -Helm.  Nach 
der|  Kipperzeit  hatten  sie  den  Wert 
von  Vsa  Taler,  seit  Anfang  des  18.  Jh.s 
wurde  ihre  Prägung  geringer,  um  Anfang 


;  des  19.  ganz  aufzuhören.  Seit  1750  wurden 
I  viel  mehr  8-,  4-  und  2-Albusstücke  geprägt 
als  einfache,  und  wurde  das  Albusgeld  über- 
haupt von  den  einfachen  und  doppelten 
Gutengroschen  (1/24-  und  V'i»-Talern)  ver- 
drängt. Seit  1761  trugen  sie  die  Bezeich- 
nung HESSENALBUS,  bis  1778  gepr.  = 
9  Pfg.  Der  Drittelalbus  zu  4  Heller  war  die 
wichtigste  hessische  Scheidemünze  des  16. 
und  17.  Jh.s.  —  Hoffmeister  II  S.  5  ff.  S. 
Hessenphilippstaler  s.  Philippstaler. 
Hestia^  griech.  saxta  ==  der  Herd,  per- 
sonif.  die  Göttin  des  Herdes  und  Herd- 
feuers,  lat.  =  Vesta,  über  die  ein  Überblick 
in  diesem  Rahmen  nicht  möglich  ist.  — 
R.  E.  VIII  S.  1257;  Röscher,  Lex.  d.  Myth. 
I  S.  2605  ff-;  V  S.  241  ff.;  Bemhart,  Hand- 
buch S.  49.  128.  —  'E,  ftsüiv  ist  ein  Beiname 
der  Stadt  Germanikopolis  Paphl,  (und  Se- 
leukeia  Kil.  ?  Imhoof,  Kl.  M.  S.  481)  auf 
M.,  und  autonome  M.  von  Mopsuestia 
Kilik.  (Mo^oo  ktizla)  zeigen  ein  ffammendes 
Kohlenbecken  (§öt&z,  foculus),  Imhoof,  Kl. 
M.  S.473.  ^  R. 

Hexadrachmoii,  griech.  §SaSpa}^p.ov,  an- 
geblich auch  IxSpaxfiov,  Hesych  s.  v.,  = 
Wertstufe  von  6  Drachmen,  in  der  Prägung 
von  Karthago  nachweisbar;  auch  das  Gold- 
stück Demetrios'  I.  von  Syrien,  bez.  mit 
BK  =  2^/z  Stateren  att.  Fußes,  aber  21,47  g 
=  6  phönik.  Drachmen  wiegend,  ist  ein  H. 
—  Trait6  I  S.  413,  vgl.  S.  444-  R- 

Hexagrammy  Figur  aus  zwei  sich  kreuzen- 
den Dreiecken,  ^,  spielte  in  der  Zauberei 
als  acppa'yic  2!oX.opLu>voc  eine  RoUe,  dient 
heute  als  jüdisches  Emblem  wie  das  Kreuz 
bei  den  Christen  und  ist  auf  M.  bes.  in 
Marokko  häufig.  R. 

Hexagrammony  vojjLicrfia  ISaYpafjifxov  ap^- 
poav,  byz.  -^-M.,  von  Heraclius  eingeführt 
und  bis  lustinianus  IL  weitergeprägt,  an- 
fangs mit  Rs.  »deus  adiuta  Romanis«  Stu- 
fenkreuz; sie  wog,  wie  der  Name  lehrt,  6 
YpajjLjiaxa  (scripula)  =  6,82  g,  faktisch  6,6— 
6,8  g.  —  B.  M.  C.  Byz.  S.  LXXVI,  S.  195^; 
Segrfe,  Metrologia  1928  S.  483.  R- 

Hexas,  griech.  iöc,  auch  Hexantion, 
griech.  sSdvxiov,  siziL  M-,  das  Sechstel  der 
Litra  (s.  d.),  somit  =  2  oöptfat  (Unzen), 
demital.  Sextansbzw.  Biunx  entsprechend. 
Ausgeprägt  und  mit  2  Wertkugeln  oder 
-strichen  bezeichnet  in  ^R  in  sizil.  Städten, 
in  M  außer  dort  (wo  in  Eryx  ausgeschrieben 


266 


HEYMÄNNCHEN— HIEREUS 


HEHAS)  auch  in  der  Prägung  der  Bret- 
tier.  —  R.  E.  VIII  S.  1387;  Giesecke,  Sicil. 
numism.  S.  186  im  Reg.,  Italia  numism. 

s.  43.  n^  R. 

Heymännchen,  Volksname  für  eine  Sorte 
Kriegsgeld  (s.  d.),  und  zwar  die  Marien - 
groschen,  die  im  Jahre  1761  in  Aurich  ge- 
schlagen und  nach  einem  der  Unternehmer 
Heymann  H.  genannt  wurden.  —  Schrötter, 
Acta  Bor.,  Gesch.  III,  S.  90,  Beschr.  II, 
Nr.  1743— 1745.  S. 

Hfl.,  Abkürzung  für  den  Holländischen 
Florin  (s.  Gulden,  Niederländische). 

Hidalgo  heißt  die  durch  Gesetz  vom  15. 
März  1861  geschaffene  Goldmünze  zu  10 
Pesos  des  Kaisers  Maximilian  von  Mexiko 
mit  16,9125  g  Gewicht  und  14,8008  g  Gold- 
gehalt. Auch  doppelte,  halbe,  Viertel  und 
Zehntel  wurden  gemünzt.  Nach  der  Wie- 
derherstellung der  Republik  kehrte  diese 
zur  Onza  (s.  d.)  zurück.  S. 

Hidschra,  arabisches  Wort,  bedeutet  Ab- 
brechen der  Beziehungen  zu  den  Stammes - 
genossen.  Die  muhammedanische  Zeitrech- 
nung wird  so  genannt,  weil  sie  mit  dem 
Jahre  von  Mu^ammeds  Flucht  aus  Mekka 
begann.  Eingeführt  wurde  sie  wahrschein- 
lich erst  17  Jahre  später  vom  Khalifen 
*Omar.  Der  Beginn  der  Zeitrechnung 
wurde  auf  den  i,  Muharram  des  Flucht- 
jahres, der  auf  Freitag,  den  16.  Juli  622 
fiel,  angesetzt.  Mu^nmieds  Flucht  fand 
aber  eigentlich  etwas  später  statt:  seine 
Ankunft  in  Medina  soll  nach  der  am 
meisten  verbreiteten  Ansicht  am  20.  Sep- 
tember 622  stattgefunden  haben.  —  Das 
muhammedanische  Jahr  ist  ein  Mondjahr 
und  besteht  aus  354  bzw.  355  Tagen.  Es 
hat  12  Monate,  cÖe  abwechselnd  aus  30 
und  29  Tagen  bestehen.  Unter  30  Jahren 
sind  immer  ii  Schaltjahre  enthalten,  der 
überschüssige  Tag  wird  am  Schlüsse  des 
letzten  Monats,  der  sonst  nur  29  Tage  hat, 
eingeschaltet.  Zur  Umrechnung  der  Jahre 
der  Hidschra  in  Jahre  des  julianischen  Ka- 
lenders dienen  Tabellen,  deren  ausführ- 
lichste von  E.  Lacoine,  Tables  de  concor- 
dances,  Paris  1891,  und  Katanow,  in 
Izwestija  sewero-wostoSnago  archeologiöes- 
kago  Instituta  I,  Kasan  1920,  herausgege- 
ben sind.  Will  man  nur  ungefähr  das  ent- 
sprechende Jahr  herausfinden,  dann  genügt 
es,  von  der  gegebenen  mutammedanischen 


Jahreszahl  3  pro  lOO  abzuziehen  und  622 
hinzuzufügen.      Andere     auf    islamischen 
Münzen     vorkommende     Zeitrechnungen 
deren  Gebrauch  aber  immer  nur  von  kurzer 
Dauer  war,  sind: 

a)  die  Maulüdi-Ära,  die,  1787  von  Tipu 
Sultan  von  Mysore  eingeführt,  nach  Mond- 
sonnenjahren zählte  und  deren  Beginn  ins 
Jahr  572,  als  das  angebliche  Geburtsjahr 
Muhiammeds,  angesetzt  wurde  (gewöhnlich 
gilt  dafür  das  Jahr  571  n.  C); 

b)  die  Ilkhäni-Ära,  vom  persischen  Mon- 
golenfürsten Ghäzän  Ma^imüd  im  J.  1301 
eingeführt,  aber  erst  33  Jahre  später  von 
Abu  Sa^id  zur  Datierung  von  Münzen  ver- 
wandt; 

c)  die  Ilähi-Ära,  vom  Großmogul  Akbar 
im  J.  1584  eingeführt,  zählte  nach  Sonnen- 
jahren und  begann  mit  dem  persischen  Neu- 
jahrstage nach  seinem  Regierungsantritt, 
am  28.  Rabl*  II 963  =  11.  März  1556  a.  St.; 

d)  die  Samvat-Ära  oder  Ära  Vikramadi- 
tyas,  begann  im  J.  57  v.  C,  zählt  nach 
Mondsonnenjahren  und  wurde  auf  islami- 
schen Münzen  Indiens  vielfach  verwen- 
det. Das  Jahr  besteht  hier  aus  12  Mo- 
naten zu  30  und  29  Tagen;  alle  3  Jahre 
wird  ein  überschüssiger  Monat  einge- 
schaltet. —  Carra  de  Vaux  in  Encycl.  de 
r Islam  II  321;  Henderson,  The  coins  of 
Haidar  Ali  and  Tipu  Sultan,  Madras  1921, 
9;  Hodivala,  Historical  studies,  Calcutta 
1923,  II — ^40;  Cunningham,  Book  of  indian 
eras,  Calcutta  1883,  47;  Prinsep,  Useful 
tables,  ed.  by  E.  Thomas,  London  1858, 
154  ff.;  0.  Codrington,  Manual  of  musalm. 
numism.  203  ff.  V. 

Hlera,  Hieros,  Ispcc  (fem.),  Jepoc  (masc), 
griech.  =  heilig,  Beiname,  den  auf  M.  ent- 
weder allein  oder  häufiger  rmt  Zusatz  von 
(xal)  oaoXo?  u.  dgl.  viele  griech.  Städte, 
z.  B.  Nikopolis  in  Epeiros,  Epidauros  u.  bes. 
kilik.  und  syr. -palästin.  Städte,  führen.  — 
Head,  H.  N.»  S.  927.  —  *Iep4  oüvxXtjtoc  s. 
unter  Synkletos,  tepbc  8^fioc  s.  unter  De- 
mos. Vgl.  unter  Sacer.  —  Außerdem  führen 
die  Bezeichnung  Jepic  auch  viele  griech. 
Spiele,  s.  d.  R. 

Hlerela  (Upeia)  griech.  =  Priesterin,  s. 
Hiereus.  R. 

Hiereus  (Espeof)  griech.  =  Priester;  als 
Beamtentitel  auf  M.  steht  es  teils  mit  iict 
davor,  also  zur  Datierung,  teils  war  der  H 


HIEROGLYPHEN-GOLDSTCCK--HIPPOKAMP 


26/ 


mit  dem  Münzamt  betraut,  teils  bekleidete 
der  betr.  M. -Beamte  gerade  eine  Priester- 
würde. Zum  Priestertitel  tritt  zuweilen  die 
Angabe  des  Gottes  (z.  B.  t.  Atovöcyoü)  oder 
Zusätze  wie  Stjjioü  oder  oiA  ßioo  oder  ein  die 
augenblickliche  Amtsstellung  des  Betr.  be- 
zeichnendes Beiwort  wie  apx<ov  irpcoToc, 
7üjjLvaatapXü)v;  z.  B.  ItA  axp(azT^^oS)  KX. 
KaXcaxoü  lep^coc  Icdvodv  (Kolophon).  Vgl. 
Archiereus  und  Pontifex.  —  Auch  die 
Priesterin,  tepsicc,  kommt  so  auf  griech.  M. 
vor.  —  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  252/53.  R. 

Hleroglyphen-Goldstfick  s.  unter  Münz- 
gewicht. R. 

Hieroiiiiiamon  (iepo[ivdp.ct)v)y  griech.  = 
Merker  für  die  heiligen  Dinge,  eponymer 
Beamter  auf  M.  von  Byzantion.  —  Münster - 
berg,  Beamtennamen  S,  252.  R. 

Hieronymusdor  =  J^romedor  (s.  d.). 
Hleros  s.  unter  Hiera. 
HilarltaSy  lat.  =  die  Heiterkeit.  Die  Auf- 
schrift H.,  auch  H.  Aug.,  p(opuli)  R(omani), 
tempor(um),  kommt  auf  röm.  M.  zu  einer 
Frau  mit  Palmzweig  und  Zepter  (oder 
Füllhorn  oder  Schale  oder  mit  der  anderen 
Hand  das  Gewand  lüpfend),  häufig  von 
Kindern  begleitet,  von  Hadrianus  bis  Al- 
lectus  vor.  Doch  bedeutet  diese  Gestalt 
schwerlich  eine  sonst  nicht  bekannte  Per- 
sonifikation der  H.,  vielmehr  bezeichnet  H. 
nur  das  Gefühl,  das  die  Bilder,  von  denen 
die  Frau  mit  Palmzweig  auf  einem  Vasen- 
bilde die  Beischrift  Palaestra  hat,  aus- 
lösen sollen,  wie  denn  die  Aufschrift  H. 
auch  zu  2  Capricomi,  zu  Frau  mit  Feld- 
zeichen, zu  zwei  Frauen  unter  Porticus  vor- 
koDomt.  —  Bernhart,  Handbuch  S.  91; 
Gnecchi,  Tipi  S.  68;  Rev.  num.  1907 
S.  355/61.  R. 

Himation,  griech.  CjjLaTiov,  bezeichnet 
nach  übl.  Terminologie  das  griech.  Ober- 
gewandy  ein  groi3es,  rechteckiges  Umschlage* 
tuch,  etwa  wie  die  röm.  Toga,  im  Gegensatz 
zu  dem  dem  Körper  sich  anpassenden 
Untergewand  (s,  unter  Chiton),  gleichmäßig 
von  Männern  (hier  häufig  als  einziges  Ge- 
wand, Abb.  48)  und  Frauen  getragen  (bei 
diesen  stets  über  einem  Untergewand, 
Abb.  53,  und  oft  schleierartig  über  den 
Hinterkopf  gezogen),  bei  beiden  meist  so 
umgelegt,  daß  die  r.  Brust  frei  bleibt.  Das 
Umwerfen  des  H.  zeigt  schön  die  Nymphe 


auf  der  Pelops-M.  von  Himera.  —  R.  E. 
Vni  S.  1609.  R. 

Hitikemänner  sind  Hälblinge  oder 
Scherf e,  welche  die  Stadt  Helmstedt  um  die 
Mitte  des  14.  Jh.s  hat  schlagen  lassen.  — 
Engelke,  Z.  f.  N.  XXXIV  S.  123.       Su. 

Hinkende  Währung  nennt  man  die  Gold- 
währung, bei  der  gewisse  Silbermünzen  als 
Kurantmünzen  (s.  d.)  gestattet  waren,  z.  B. 
in  Deutschland  1873  bis  1907  die  bis  1873 
geprägten  preußischen  und  Vereinstaler, 
Auch  sprach  man  von  hinkenden  Doppel- 
währungen, wo  bei  gesetzlicher  Doppel- 
währung das  eine  Metall  nicht  frei  aus- 
prägbar war,  wie  in  Frankreich  nach  Auf- 
hebung der  freien  Prägung  der  silbernen  5- 
Frankstücke  im  Jahre  1876  das  Silber.    S, 

Hipparches,  griech.  litTzdpx'^fi  =  Reiter- 
führer, griech.  M.-beamter  in  Alabanda  und 
Kyzikos.  —  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  252.  R. 

HipplkoSy  griech.  iintixoc  =  dem  Ritter- 
stande zugehörig,  Rangbezeichnung  von 
Würdenträgern  auf  griech.  M.  —  N.  Z, 
48  S.  94;  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  252.  R. 

Hlppokamp,  fabelhaftes  Seetier,  vorn 
wie  ein  Pferd  (mit  Vorderbeinen),  oft  ge- 
flügelt, hinten  wie  eine  Schlange,  ein  Fisch 
oder  Delphin  mit  meist  gebogenem  oder  in 
ein  Rund  gewundenem  Schwänze  gestaltet, 
dem  kleinen  Seepferdchen  (Hippocampus 
antiquorum  L.)  ähnlich  und  ihm  nachge- 
bildet; alleiniges  M.-bild  in  älterer  Zeit  in 
Etrurien  (wo  die  Vorderbeine,  wie  bei  dem 
Naturvorbilde  stets,  gelegentlich  fehlen 
und  wo  auch  ein  ähnliches  Seetier  mit 
Löwenvorderteil  vorkommt),  in  Tarent 
und  Sybritia  (Num.  chron.  1927  Taf.  IX  5), 
auf  röm.  M.  des  Gallienus,  sonst  auf  M.  als 
Beiz,  in  Kyme,  Arados,  Byblos,  »Himera« 
und  Messana,  auch  als  Reittier  (des  Posei- 
don: Kyzikos-El. ,"  der  Amphitrite:  Bret- 
tier-A?";  der  Thetis:  Pyrrhos;  des  Melkart: 
Tyros),  oder  öfter  Zugtier,  zuweilen  auch 
als  Attribut  des  Poseidon,  des  Baal  in 
Berytos  und  als  Helmschmuck  der  Athena 
(Thurioi,  Herakleia,  Kamarina-AO  auftre- 
tend. Das  Vordert^  eines  geflügelten  See- 
pferdes (also  eines  See-Pegasos)  ist  das  M.- 
bild  von  Lampsakos,  Abb.  sy,  erkeimbar 
aber  nur  an  dem  flossenartig  behandelten 
Flügelansatz    und    der     »poseidonischen  i 


268 


HKSCHDUKATEX— HOCHZEITSMEDAILLEN 


obersten  Locke  des  Pferdekopfes.  Ähnliche 
Mischbildungen  sind:  der  Capricomus  (mit 
Ziegenbockvorderteil),  Triton  und  Skylla 
(mit  Mannes-  oder  Frauenvorderteil),  der 
Seestier  und  der  Seekentaur  (mit  Mannes - 
Vorderteil,  aber  Pferdebeinen),  diese  beiden 
auf  Goldmed,  von  Abukir;  dagegen  ist  die 
Pistrix  (s.  d.),  von Verbildungen  ihres  Kopfes 
abgesehen,  kein  Mischwesen.  —  R.  E.  VIII 
S.  1748/72  (M.  sorgfältig  benutzt).      R. 

Hirschdiikaten  sind  Jagdmünzen  (s.  d.) 
des  Landgrafen  Ludwig  VIIL  von  Hessen- 
Darmstadt  (1739 — 1768)  mit  einem  Hirsch 
auf  der  Rs.  S. 

Hirschgttlden  heißen  die  württembergi- 
schen ganzen  und  halben  Kippergulden, 
deren  Rs.  einen  Hirsch  mit  Schild  zeigt,  in 
dem  die  Wertzahl  60  oder  30  (Kreuzer). 
Auch  werden  die  stolbergischen  y3-Taler 
mit  dem  stehenden  Hirsch  so  genannt. 

S. 

Hirtenpfennige  hießen  die  einseitigen 
Pfennige  der  Stadt  Buchhom  mit  Baum- 
Hirtenhora  im  Kreise.  S. 

Histialkon.  In  der  Form  'IcrciaixoS  (seil. 
vojitOFiiaxo^)  oder  ^laxiaixi  erscheint  im 
Tempelinventar  von  Delos  um  180  v.  C. 
eine  M.-sorte,  mit  der  die  etwa  seit  340 
V.  C.  (Notes  and  monographs  II  S.  13)  bis 
146  V.  C.  geprägten  Oktobolen  und  Tetro- 
bolen  von  Histiaia  Eub.  mit  Mainaden- 
kopf, Rs.  Nymphe  auf  einem  Schiffsvorder- 
teil sitzend,  gemeint  sind.  —  Traitö  I  S. 

494/5.  R. 

Histolre  m^tallique  nennen  wir  eine  die 
geschichtlichen  Ereignisse  einer  Epoche  in 
ununterbrochener  Reihe  verherrlichende 
Folge  von  Geschichts-M.  oder  Med.,  wie  sie 
z.  B.  das  Römerreich  (M.)  und  ganz  bewußt 
Ludwig  XIV.  (Med.),  Napoleon  L  (Med.) 
und  Ludwig  I.  von  Bayern  (M.)  geschaffen 
haben.  —  Friedensburg,  M,  in  der  Kultur- 
gesch.»  S.  201/4.  R. 

Hitarc  Pfennige.  Unter  Friedrich  Barba- 
rossa sind  zahlreiche  Beischläge  Kölner 
Denare  mit  einem  geistlichen  Bilde  und  der 
Umschrift  »Hitarc«  und  gleichartige 
Stücke  mit  dem  Bilde  eines  weltlichen 
Herrn  umgelaufen,  von  denen  nur  verein- 
zelte sich  dem  Arnold  v.  Laurenberg  und 
den  Grafen  Arnold  und  Friedrich  v.  Altena 
zuweisen  lassen.  —  Menadier,  Schausamm- 
lung S.  185.  Su. 


I  Hochmeister.  Der  H.  des  deutschen  Or- 
.  dens  (magister  ordinis  teutonici,  m.  gene- 
;  ralis)  war  Reichsfürst,  wozu  Hermann  v. 
Salza  um  1224  von  Kaiser  Friedrich  IL 
erhoben  wurde,  nicht  im  deutschen,  wohl 
aber  im  römischen  Reiche,  bis  er  im  Jahre 
1466  Untertan  und  im  Jahre  1525  als  Her- 
zog von  Preußen,  dem  verkleinerten  Besitz 
seines  jetzt  säkularisierten  Ordens,  Lehns- 
mann des  Königs  von  Polen  wurde.  Das 
Wappen  des  Hochmeisters  war  ein  Schild 
mit  dem  Ordenskreuz,  darin  das  Kreuz  von 
Jerusalem  ohne  Kreuzchen  i.  d.  W.,  in  der 
Mitte  bedeckt  mit  einem  kleinen  Adlerschild. 
Das  Münzrecht  wurde  dem  Orden  in  der 
Schenkungsurkunde,  betreffend  Kulm  und 
Löbau,  vom  Jahre  1226  von  Kaiser  Fried- 
rich IL  verliehen.  Doch  kam  dieses  zu- 
nächst nicht  zur  Ausübung.  Wohl  erst  im 
14.  Jh.  wurden  kleine  unbestimmte  Hohl- 
pfennige geprägt,  und  mit  Winrich  von 
Kniprode  (1351 — 82)  hebt  dann  der  Schil- 
lingschlag an.  —  Voßberg,  Gesch.  d.  preu- 
ßischen M.  u.  Siegel,  Berlin  1843.  Su. 
Hochtnutstaler  s.  Waser-  oder  H. -taler. 
Hochzdtsdukaten  hießen  goldene,  zu 
Hochzeitsgeschenken  bestimmte  Medaillen 
von  der  Größe  und  dem  Werte  eines  Du- 
katen mit  Bildern  und  Sprüchen,  die  sich 
auf  die  Ehe  bezogen.  Andere  H.  s.  unter 
Geschichtsmünzen.  Vgl.  das  folg.  Stich- 
wort. S. 

Hochzdtsmedaillea  u.  -munzetu  Als  H.- 
Münzen, d.  h.  auf  die  Hochzeit  oder  das 
Hochzeitsjubiläum  des  Herrscherpaares 
geschlagen,  faßt  man  die  ptolem. 
Gold-M.  auf,  auf  denen  sich  unter  dem 
Namen  und  Bilde  der  'Apatv67]f  ^iXa- 
SsX^oü  spätere  Königinnen  verbergen  und 
die  bald  ein  A  (=  i)  bald  ein  K  (=  10) 
hinter  dem  Kopfe  der  Königin  haben,  und 
auch  manche  heilenist.  M.,  die  das  Bild- 
nis des  Herrscherpaares  zeigen,  Abb.  52, 
mögen  H.  sein,  wenigstens  in  dem  Sinne, 
daß  die  Gattin  überhaupt  als  solche  neben 
dem  Herrscher  genannt  wird.  —  Klio  X 
S.  273/75-  281.  —  In  der  röm.-kaiserl.  M.- 
reihe  finden  wir,  mit  Antonius  und  Octavia 
beginnend,  einmal  M.  mit  den  Bildern  von 
Herrscherpaaren,  die  z.  T.  H.-M.  sein 
mögen,  femer  M.,  die  durch  ihr  Rs.-Bild 
(luno  Pronuba  zwischen  dem  sich  die 
Hände  reichenden  Paare,  Z.  f .  N.  21  S.  246 


HOC  SIGNO  VICTOR  ERIS— HOHLPFENNIGE 


269 


Anm.  4)  sich  deutlich  als  H.  kundtun,  z.  T.  j 
auch  durch  »vota  pubHca«  die  Glück-  I 
wünsche  des  Volkes  dazu  zum  Ausdruck  1 
bringen;  endlich  haben  wir  von  Theo-  ; 
dosius  IL  und  Marcianus  je  eine  Gold-M.,  ! 
die  auch  in  der  Inschrift  »feliciter  nubtiis« 
(Z.  f .  N.  21  S.  247)  auf  die  Hochzeit  der 
Kaisertochter  bzw.  des  Kaisers  anspielt, 
Abb.  HO.  —  Im  M.A.  ist  unter  den  nicht 
zahlreichen  Geschichts-M.  eine  H.-M.  er- 
kannt worden  in  der  M.  Heinrichs  des 
Löwen,  auf  der  die  Brustbilder  des  Paares 
oberhalb  des  Architekturrahmens  um  einen 
Löwen  erscheinen  (Menadier,  D.  M.  I  S.  86 ; 
dort  S.  99  ff.  Zusammenstellung  der  m.a. 
M.,  die  in  Bild  oder  Umschrift  ein  Fürsten- 
paar nennen,  und  S.  205  ff.  einige  davon 
als  H.-M.  bezeichnet).  Die  Neuzeit  kennt 
dann  sowohl  H. -münzen,  vom  17.  Jh.  an 
bis  zu  den  zahlreichen  des  Deutschen 
Reiches  seit  Wiedereinführung  der  Denk- 
münzen i.  J.  1901,  wie  namentlich  H. -Me- 
daillen. Bei  diesen  unterscheiden  wir  i.  die 
auf  eine  bestimmte  Hochzeit  hergestellten, 
von  der  ältesten  auf  Leonello  d'Este  von 
Pisano  an  bis  heute,  und  2.  die  auf  Vorrat 
von  Med. -Verlegern  hergestellten,  wie  sie 
sich  seit  dem  17.  Jh.  finden,  zu  Anfang  des 
19.  Jh.s  aber  außer  Übung  kommen  und  die 
man  erst  seit  Ende  des  19.  Jh.s  besonders  in 
Deutschland  und  Frankreich  wieder  belebt 
hat;  häufig  sind  zumal  die  Hamburger 
sog.  H. -taler  mit  dem  von  Christus  getrau- 
ten Paar  und  der  H  zu  Kana  auf  der  Rs. ; 
sonst  zeigen  sie  meist  ein  Hochzeitspaar 
und  Symbole  der  Liebe  und  Ehe  mit  darauf 
bezüglichen,  oft  schönen  und  bezeichnenden 
Sprüchen  wie  »Ihr  Manner  liebet  Eure 
Weiber«,  Rs.  »Ein  vernünftig  Weib  er- 
frischt Ihres  Manns  Herz«,  »Sustinemur 
Concordia«,  Rs.  »Pessumimus  discordia«; 
oft  wird  aber  auch  in  Spottmedaillen  die 
Kehrseite  der  Ehe  gezeigt,  z.  B.  »Uxorem 
duxi,  libertatem  vendidi«,  eine  Frau  legt 
dem  Manne  ein  Kunmiet  an;  vgl.  unter 
Erotische  Med.  —  Fieweger,  Satyr.  Med. 
1885  n.  94/145;  Samml.  A.  Feill,  Auktions- 
kat. Jos.  Hamburger  1908.  R, 

Hoc  sigflo  Victor  eils  (lat.,  =  unter 
diesem  Zeichen  —  nämlich  dem  christ- 
lichen — wirst  du  Sieger  sein,  Umschrift  des 
dem  Constantinus  I.  vor  dem  Siege  über 
Maxentius  312  n.  C.  am  Himmel  erschiene- 


nen Lichtkreuzes),  steht  im  selben  Sinne  wie 
die  bekanntere  Formel  in  hoc  signo  vinces 
auf  M.  derröm.  Kaiser  Constantius  H.  usw., 
ebenso  iv  toutcd  vtxa  oder  vixaxs  auf  M.  byz. 
Kaiser  von  Heraclius  bis  Michael  VII. 

R. 

Hoed|esschilling  s.  unter  Schilling. 

Hog  money  waren  kupferne  Schillinge,. 
6-,  3-  und  2-Pence,  die  für  die  Bermuda 
(Sommer)-  Inseln  mit  einem  Dreimaster  auf 
der  Vs.  und  einem  Wildeber  (hog)  auf  der 
Rs.  im  17.  Jh.  geschlagen  wurden.      S. 

HohlguB  ist  ein  Verfahren,  bei  dem  nur 
eine  Seite  der  Med.  erhaben,  die  andere  hohl 
ist,  wobei  sie  bald  das  Bild  der  Vs.  genau 
wiedergibt  (Kartonguß),  bald  nicht.  Eine 
andere  Art  H.,  im  17.  Jh.  namentlich  von 
holländischen  Meistern  (0.  Müller,  P. 
V.  Abeele)  geübt,  ist  es,  beide  Seiten  einer 
Med.  einzeln  hohl  zu  gießen,  zusammen- 
zusetzen und  durch  einen  umgelegten  Rand 
zusammenzuhalten.  R. 

Hohlmutizeti  s.  Hohlpfennige,  Hohlprä- 
gung, Brakteaten,  Inkuse  M.,  Schüssel- 
münzen. Su. 

Hohlpfennige,  auch  Brakteaten  (s.  dort),. 
Blech-  oder  Schüsselmünzen  genannt,  sind 
Münzen,  welche  aus  dünnem  Silberblech 
unter  Anwendung  nur  eines  Stempels  auf 
weicher  Unterlage  geschlagen  sind  und  bei 
welchen  daher  das  Bild  der  Vorderseite 
auf  der  Rückseite  vertieft  erscheint.  Sie- 
entstehen in  Deutschland  höchstwahr- 
scheinlich in  Anlehnung  an  die  nordischen 
Schmuckbrakteaten  (s.  d.)  in  der  i.  Hälfte- 
des  12.  Jh.s  und  hören  mit  ihren  letzten 
Ausläufern  erst  im  18.  Jh.  auf. 

Urkundlich  heißen  sie  vom  12. — 14.  Jh. 
gleich  den  Dichtmünzen  denarii,  nummi 
oder  Pfennige  (s.  dort).  Im  14.  Jh.  kommt 
dann  für  sie  der  Name  i^hole  penninghe« 
oder  denarii  concavi  auf:  in  den  Hanse- 
städten werden  sie  so  im  Gegensatz  zu  dea 
»lutike  plate  penninghe«  oder  i^aves  de- 
narii« (Jesse,  Wend.  Münzverein  S.  74  u. 
87),  15 10  in  Braunschweig  im  Gegensatz  zu 
»dichte  münte«  genannt. 

Zur  Entstehui^  der  Hohlpfennigprägung: 
ist  folgendes  zu  sagen:  Die  unheilvollen 
Bürgerkriege  unter  Heinrich  IV.  (1056 — 
I106)  haben  einmal  die  Herabmindening, 
des  Denargewichts  (s.  Denar)  und  zweitens 
die  Verschlechterung  der  äußeren  Gestalt 


270 


HOHLPFENNIGE 


nach  sich  gezogen.  Die  Denare  wurden 
leichter  und  dünner.  Da  sie  zugleich  breiter 
wurden,  so  ist  bald  das  Untergepräge  auch 
auf  der  Oberseite  zu  sehen  gewesen  und 
umgekehrt;  das  Münzbild  wai  nicht  mehr 
zu  erkennen.  Daher  verzichtete  man  bald 
gänzlich  auf  diese  Denarform  und  ging 
zur  völlig  einseitigen  Prägung  über. 

Über  die  Technik  der  Brakteatenprägung 
hat  Halke  Versuche  gemacht  und  ist  dabei 
zu  folgenden  Ergebnissen  gekommen:  Mit 
dem  Hammer  schlug  der  Münzer  auf  einen 
Stempel,  unter  dem  sich  ein  sehr  dünn- 
gehämmerter  Schrötling  auf  einer  star- 
ken Wildlederunterlage  befand.  Den 
Schrötling  stellte  man  vielleicht  nach  Art 
unserer  heutigen  Goldschläger  her,  indem 
man  das  Metall  zwischen  Leder  legte  und 
das  Ganze  so  lange  mit  dem  Hammer  be- 
arbeitete, bis  das  Silber  die  nötige  Dünne 
und  Gleichmäßigkeit  der  Stücke  erlangt 
hatte.  Gewöhnlich  wurden  die  Brakteaten 
wohl  mit  einem  Oberstempel  geprägt,  da 
die  obere  Seite  der  Hohlpfennige  fast 
immer  die  schärfere  ist.  Wenn  einige  Stem- 
pel, die  uns  erhalten  sind,  einen  Dom  haben, 
so  scheint  es  mir,  als  ob  dieser  in  einem 
hölzernen  GriflF  eingelassen  wurde,  auf  den 
man  bei  der  Prägung  mit  dem  Hammer 
schlug;  es  ist  aber  nicht  wahrscheinlich, 
wie  Luschin  es  Mkd.»  S.  91  f.  ausspricht, 
daß  der  Dom  in  einem  Holzklotz  befestigt 
wurde  und  so  die  Prägefläche  des  Stempels 
nach  oben  gerichtet  kam,  wodurch  also 
ein  Unterstempel  entstand,  in  den  dann 
die  Schrötlinge  mit  einer  aufgelegten  Blei- 
platte  eingetrieben  worden  wären  (vgl. 
Suhle  in  Histor.  Z.  Bd.  138  S.  89). 

Im  13.  Jh.  sind  u.  a.  in  Magdeburg  die 
Hohlpfennige  vielfach  so  entstanden,  daß 
so  und  so  viel  Schrötlinge,  vielleicht  4 — 6, 
aufeinandergelegt  wurden  und  dann  die 
Prägung  erfolgte,  aber  wohl  nicht  in  einer 
durch  Bleipfropf  geschlossenen  Prägebüchse 
(vgl.  Suhle  in  Z.  f.  N.  38  S.  237). 

Der  umgebogene  Rand,  den  die  so- 
genannten knopfförmigen  Brakteaten,  na- 
mentlich die  Meißener  Brakteaten  von 
Heinrich  dem  Erlauchten  zeigen,  erklärt  sich 
dadurch,  daß  der  Schrötling  etwas  größer 
war,  als  die  Fläche  des  Stempels,  und  daß 
der  das  Münzbild  umgebende  Rand  des 
Stempels  mehr  oder  weniger  mnd  gefeilt 


j  war,  was  zur  Folge  hatte,  daß  das  feine 
1  weiche  Silber,  aus  welchem  diese  Braktea- 
ten bestanden,  gezwungen  wurde,  sich  bei 
der  Prozedur  des  Prägens  nach  oben  zu 
biegen  (Halke,  Bl.  f.  Mfr.  1892  nr.  179), 
Durch  die  Hohlprägung  wurde  der  Kunst 
eine  freiere  Entfaltung  gewährt  und  zu- 
gleich infolge  der  Zerbreclilichkeit,  der 
durch  die  Verwendung  von  Geldbüchsen 
aus  Metall  statt  lederner  Geldbeutel  nicht 
genügend  begegnet  werden  konnte,  die 
Mannigfaltigkeit  eines  reichen  Wechsels 
gemehrt. 

Die  Hohlmünzenprägung  beginnt  in  den 
dreißiger  Jahren  des  12.  Jh.s  in  den  Münz- 
schmieden Niedersachsens  und  Thüringens. 
Die  ältesten  Brakteaten  sind  die  des  Erz- 
bischofs  Adalbert  H.  von  Mainz  (1138 — 
1141)  in  Erfurt  (Abb.  192),  die  des  Abtes 
Heinrich  L  von  Hersfeld  (i  127— 11 55)  im 
Funde  von  Aua  (BL  f.  Mfr.  1904  S.  3239 
u.  1906  S.  3538),  die  der  Äbtissin  Beatrix 
V.  Quedlinburg  (1138 — 1160),  der  Äbtissin 
Cäcilie  von  Nordhausen  (um  1157,  Abb. 
191),  des  Bischofs  Ulrich  von  Halberstadt 
(1149 — II 60),  des  Erzbischofs  Konrad  v. 
Magdeburg  (1134 — 1142).  Dazu  treten 
die  ältesten  Braunschweiger  Löwenpfennige 
und  landgräflich  thüringische  Gepräge  so- 
wie Naumburger,  Strehlaer,  Meißener  und 
Pegauer  Pfennige.  Einige  der  älteren 
Brakteaten,  z.  B.  von  Erfurt,  Nordhausen 
und  Halberstadt  haben  teils  erhabenes, 
teils  vertieftes  Gepräge. 

Noch  unter  König  Konrad  HL  (1138 — 
II 52)  gewinnt  die  Hohlmünzenprägung 
künstlerische  Bedeutung,  wie  das  der 
Pfennig  mit  Lamprecht  v.  Gleichen  zeigt, 
und  erreicht  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahr- 
hunderts unter  Friedrich  L  Barbarossa  und 
Heinrich  VL,  indem  den  Stempelschneidem 
mit  einem  Münzdurchmesser  bis  zu  50  mm 
(aber  nur  0,90  g  Gewicht  I)  eine  große  Fläche 
zur  Entfaltung  ihrer  Kunstfertigkeit  ge- 
boten wird,  den  Gipfel  der  Vollendung. 

Es  sind  in  Deutschland  hauptsächlich 
folgende  Landschaften  Hohlmünzengebiete : 
Zunächst  Thüringen  mit  seinen  Reiterbrak- 
teaten  (s.  d,),  die  landgräflichen  vornehm- 
lich in  Eisenach  und  Gotha,  hauptsächlich 
von  Ludwig  H.  u.  IH.  (Abb.  194)  und  Her- 
mann geprägt,  dann  die  Mühlhauser  könig- 
lichen und  landgräflichen  Schlages  und  die 


HOHLPFENNIGE 


271 


zahlreichen  thüringischer  Dynasten,  Dazu 
treten  derartige  Hohlpfennige  in  dem  main- 
zischen  Heiligenstadt.  Weiter  sind  die  Er- 
furter Gepräge  der  Mainzer  Erzbischöfe 
Heinrich  L  (i  142— 1 153)  und  Christian  I. 
(Abb.  195)  als  besonders  schön  und  gehalt- 
reich zu  nennen.  Hier  tritt  hauptsächlich 
der  heilige  Martin  in  den  Vordergrund,  der 
neben  mannigfachem  architektonischem 
Zierwerk  eine  Hauptfigur  zur  Seite  des  Erz- 
bischofs oder  auch  vor  diesem  bildet  (Fund 
von  Gotha,  Milda,  Seega  und  Nordhausen). 
Auch  die  Merseburger  Hohlpfennige  der  Bi- 
schöfe Johann  L,  Eberhard  und  Dietrich 
(1151 — 1215)  wetteifern  an  Schönheit  mit 
den  Erfurtern.  Die  Darstellung  der  Marter 
des  auf  dem  Feuerrost  gebratenen  heiligen 
Laurentius  (Abb.  197)  gehört  zu  den  Glanz- 
stücken. Die  Bischöfe  von  Naumburg 
haben  außer  in  ihrem  Bischofssitz  auch  in 
Zeitz  und  Strehla  Hohlpf.  geschlagen. 
Weiter  prägte  man  sie  in  Gera,  Saalfeld, 
Nordhausen,  Eschwege,  Hersfeld  u.  Fulda, 
prägte  sie  die  hessische  Landgräfin  Sophie 
und  ihr  Sohn  Heinrich  das  Kind  in  Mar- 
burg und  eine  Reihe  hessischer  Dynasten 
(Fund  von  Klein-Vach,  Niederkaufungen, 
Ohrdruf  und  Marburg).  Einen  Glanz- 
punkt bilden  dann  noch  einmal  die  Oden- 
wälder  Fundstücke  (besonders  Fd.  v.  Lich- 
tenberg), die  herrlichen  Brakteaten  der 
Kaiser  Friedrich  I.  (Abb.  204),  Heinrich  VI. 
und  des  Königs  Philipp,  die  teilweise  sicher 
in  Gelnhausen  geprägt  sind,  des  Kämmerers 
Kuno  V.  Minzenberg  und  Erzbischofs  Kon- 
rad von  Mainz,  von  diesem  in  Aschaffen- 
burg geschlagen.  —  Das  zweite  große 
Gebiet  der  Hohlmünzenprägung  war  das 
von  Thüringen  durch  den  Harz  getrennte 
Niedersachsen.  Hier  sind  es  haupt- 
sächlich die  Münzen  Heinrichs  des  Löwen 
(Fund  vom  Egidienkloster  in  Braun- 
schweig und  Fund  von  Mödesse)  und  seiner 
Söhne  Heinrich,  Otto  und  Wilhelm,  in 
Braunschweig,  Hannover  und  Göttingen 
(Abb.  201)  geschlagen,  und  etlicher  Dy- 
nasten, die  nach  dem  Sturz  Heinrichs  des 
Löwen  reichsunmittelbar  geworden  waren, 
dann  die  Hohlpfennige  von  Hildesheim  und 
von  denen  im  nördlichen  Deutschland  am 
weitesten  westlich  gelegenen  die  von  Ha- 
meln und  Minden  an  der  Weser,  dabei  der 
mit  »Mindensis  sum  «.  Im  Harzgebiet  ragen 


dann  noch  besonders  die  Fundstücke  von 
Freckleben  her\^or.  In  diesem  waren  u.  a. 
Halberstädter  (Abb.  198),  Quedlinburger 
(Abb.  199),  Falkensteiner  und  Amsteiner 
Pfennige  vertreten,  unter  ihnen  der  herr- 
liche mit  dem  Falken  zwischen  Wein- 
ranken (Abb.  200). 

In  Magdeburg  und  Halle  ist  die  Haupt- 
brakteatenprägung  unter  der  Regierung 
Wichmanns  von  Seeburg  (1152 — 1192). 
Mehr  als  30  Gepräge  des  schönsten  Stiles  in 
der  Zeichnung  und  der  saubersten  Technik 
zeigen  seinen  Namen  und  sein  Bild  (Abb. 
196).  Diesen  Pfennigen  sind  dauernd  Ge- 
präge mit  Namen  und  Bild  des  Magdeburger 
Domheiligen,  des  heiligen  Moritz,  zur  Seite 
gegangen.  Auch  seine  Nachfolger  haben 
in  beiden  Münzstätten  diese  Technik  der 
Prägung  beibehalten. 

Den  Magdeburger  wie  den  Halberstädter 
bischöflichen  Geprägen  haben  sich  die 
Askanier  sowohl  in  Anhalt  wie  in  der 
Mark  Brandenburg  in  Stil  und  Form 
ihrer  Münzen  angeschlossen,  z.  B.  Albrecht 
der  Bär  in  Anhalt  mit  Münzen,  die  in 
Bemburg  (Fund  von  Groß -Rosenberg)  imd 
in  Aschersleben  entstanden  sind.  Die 
Funde  von  Michendorf  und  Kusey  ent- 
hielten brandenburgische  Gepräge  des  Mark- 
grafen Otto  I.  (Abb.  202).  In  Anhalt  folgte 
Herzog  Bernhard  dem  Vater  und  hat  hier 
zahlreiche  Hohlmünzen  in  Köthen,  Aschers- 
leben und  Wittenberg  geschlagen  (Abb.  203). 

Auch  von  den  Wettinem  gibt  es  zahl- 
reiche Brakteaten,  so  zuerst  in  den  Fund- 
stücken von  Paußnitz  von  Markgraf  Kon- 
rad dem  Großen  (1130 — 1157);  dann  haben 
Otto  der  Reiche  in  Leipzig  (Abb.  193), 
Dietrich  von  Landsberg,  der  Markgraf  der 
Niederlausitz  und  deren  Nachfolger  schöne 
Pfennige  geprägt  (u.  a.  Fund  von  Döbeln). 
Heinrich  der  Erlauchte  (1221— 1288)  hat 
die  schon  erwähnten  knopfförmigen  Brak- 
teaten schlagen  lassen.  In  diesem  Gebiet 
treten  noch  Pegau  und  Meißen  als  Hohl- 
pfennigmünzstätten  hinzu.  Größtenteils 
stumm  sind  die  großen  Brakteaten  der 
Oberlausitz,  ebenso  die  kleineren  böhmi- 
schen Wenzels  und  Ottokars  (Abb.  208). 
Auch  die  schlesischen  des  13.  Jahrhunderts 
sind  im  wesentlichen  schriftlos. 

»Raceborgensis  istuuc  denarius  est « lautet 
die  Umschrift  eines  Seegaer  Fundstückes 


272 


HOHLPFENNIGE 


das  dem  jüngeren  Grafen  Bernhard  von 
Ratzeburg  (um  1195)  zugeschrieben  wird 
(Fd.  V.  Seega  Nr.  647),  dem  ein  unmittel- 
bares Gegenstück  in  dem  Hohlpfennig  des 
Holsteiner  Grafen  Adolf  HL  von  Schauen- 
burg  (1164 — 1225)  gegenübersteht.  An 
sie  schließen  sich  zwei  Jahrzehnte  jüngere 
Brakteaten  des  Dänenkönigs  Waldemar, 
Hamburger  und  Lübecker  und  die  Stier- 
kopfpfennige der  Herzöge  von  Mecklen- 
burg, die  Kreuzpfennige  Jaromars  I.  von 
Rügen  und  die  herzoglich-  pommerschen 
Bildnispf  ennige,  Torpfennige  mit  dem  Wahr- 
zeichen pommerscher  Städte  (Funde  von 
Bünstorff  und  Mesikenhagen). 

Getrennt  von  diesem  in  sich  zusammen- 
hängenden großen  nord-  und  mittel- 
deutschen Gebiete,  das  von  Bremen  und 
vom  Odenwald  aus  ostwärts  bis  an  und 
über  die  Grenzen  des  Reiches  hinaus- 
reichte, gewann  die  Brakteatenprägung 
auf  beschränkterem  Raimie  auch  in  Süd- 
deutschland  die  Herrschaft  von  Augsburg 
und  Ulm  bis  nach  Basel  und  Bern.  Sie 
tritt  gegen  Ende  der  Regierungszeit  Kaiser 
Friedrichs  I.  in  mehreren  Münzstätten 
gleichzeitig  auf.  Sein  und  seines  Sohnes 
Heinrich  Namen  sind  für  die  Zeitbestim- 
mung der  gesamten  schwäbischen  Brak- 
teaten maßgebend.  Diese  sind  eines  Teils 
vor  allem  in  Augsburg,  Donauwörth  und 
Schongau  geprägt  worden.  Das  sind  die 
Augustenses,  in  den  Funden  von  Ruderats- 
hofen,  Wollishausen  und  Bliensbach  zutage 
getreten,  die,  kenntlich  durch  die  Mond- 
sichehi  ringsum  auf  dem  Außenrande, 
im  östlichen  Schwaben  durchaus  für  die 
Größe  und  übrige  Mache  der  kleineren 
Münzausgaben  besticamend  waren.  Im 
westlichen  Schwaben  nahmen  dieselbe 
Stellung  die  Constantienses  ein,  die  durch 
die  Ordnung  des  Bischofs  Heinrich  I.  vom 
Jahre  1240  urkundlich  festgelegt  sind  (siehe 
unter  Bodensee  -  Brakteaten).  Weitere 
Münzstätten  sind  Kempten,  Überlingen, 
Biberach,  Lindau  usw.  Es  folgen  Basler 
Hohlpfennige  von  der  Größe  der  schwäbi- 
schen unter  dem  Bischof  Lutold  (1238 — 
1249),  welche  die  Gestalt  eines  regebnäßigen 
Vierecks  mit  ausgebogenen  Seiten  der  zwei- 
seitig geprägten  Düimpfennige  wahren 
und  später  nur  durch  einzelne  Buchstaben 
im  Felde  kenntlich  oder  ganz  stumm  sind. 


In  Nachahmung  der  Basler  wurden  die 
übrigen  Schweizer  H.  in  Zürich,  Zofingen 
und  Solothurn  geprägt.  Ejinige  wenige 
Brakteaten  sind  auch  in  Österreich  und 
Kärnten  geprägt  worden  (N.  Z.  56  S.  19  ff. 
u.  S.  Soff.). 

Der  Schlag  der  Hohlpfennige  wird 
im  späteren  Mittelalter  fortgesetzt,  aber 
mit  bedeutend  kleinerem  Durchmesser  und 
mit  wesentlich  einfacheren  Bildern.  Sie 
bleiben  neben  den  größeren  Münzwerten,, 
den  Witten,  Groschen  usw.  als  eine  Art 
Scheidemünze  bestehen.  Als  solche  werden 
sie  auch  in  Gebieten  geprägt,  die  bisher  aus- 
schließlich zweiseitige  Münzen  hatten,  so  im 
Rheinland,  in  der  Pfalz  und  im  Elsaiß.  Es 
sind  die  sogenannten  Schüsselpfennige  (s. 
dort),  von  denen  ein  Teil  als  Vierschildheller 
(s.  d.)  bekannt  sind.  So  werden  sie  auch 
noch  vielfach  im  16.  und  17.  Jh.  beibe- 
halten, z.  T.  werden  sie  aus  Kupfer  ge- 
schlagen. Einige  der  letzten  sind  Pfennige 
der  Stadt  Erfurt  v.  J.  1596  und  Georgs  L 
Ludwig  von  Hannover  v.  J.  1712. 

Über  die  Frage,  ob  zweiseitige  Denare 
und  Hohlpfennige  gleichzeitig  in  derselben 
M.Stätte  geprägt  worden  sind,  streitet 
man.  Zunächst  ist  zu  bemerken,  daß 
diese  Frage  nur  für  die  Zeit  von  11 50 
bis  ca.  1300  aufzuwerfen  ist;  denn  später 
im  14.  und  15.  Jh.  ist  das  Münzwesen 
nicht  mehr  einfach  gestaltet  wie  vorher, 
sondern  ganz  andersartig;  hier  treten, 
wie  schon  gesagt,  kleine  Hohlpfennige  neben 
große  zweiseitige  Münzen;  das  gegenseitige 
Ausschließen  von  Brakteaten  und  Denaren 
würde  also  nur  für  die  Zeit  vor  dem  Auf- 
treten der  Groschen  gelten.  Im  12.  und  13. 
Jh.  läßt  die  gleichmäßige  Bezeichnung  bei* 
der  Münzarten  mit  den  Namen  Denar  oder 
Pfennig  auf  den  ausschließlichen  Gebrauch 
an  sich  nur  einer  Münzsorte  schließen. 
Grenzgebiete,  in  denen  beide  Denararten 
zusammen  vorkommen,  nehmen  eine  Aus- 
nahmestellung ein,  da  diese  auf  die  Nach- 
barn wirtschaftlich  Rücksicht  nehmen  muß- 
ten. Münzfunde  mit  beiden  Münzsorten 
können  nicht  als  Beweis  für  die  Ansicht  der 
gleichzeitigen  Prägung  von  Dicht-  und 
Hohlmünzen  gelten,  da  derartige  Funde  nur 
als  Pagament,  rechtlich  ohne  Geldqualität, 
anzusehen  sind.  Trotzdem  läßt  sich  die 
Frage  nicht  unbedingt  in  einer  Hinsicht  ent- 


HOHLPRÄGUNG— HOLEY-DOLLAR 


273 


scheiden,  wenn  es  auch  allein  schon  aus 
wirtschaftlichen  Gründen  mit  großer  Wahr- 
scheinlichkeit anzunehmen  ist,  daß  auf 
jeden  Fall,  abgesehen  von  obiger  Aus- 
nahme, ein  Nebeneinander  von  »Brak- 
teaten  und  Denaren«  nicht  in  derselben 
Münzstätte  möglich  war,  höchstens  ein 
Nacheinander.  (Für  nicht  gleichzeitige 
Prägung  sind  Grote,  Z.  f.  N.  VII  S.  97 
u.  Menadier,  Z.  f.  N.  28  S.  287  ff.,  jetzt 
auch  Buchenau  i.  d.  BL  f.  Mfr.  1926  S.  552  f., 
für  gleichzeitige  Prägung  sind  Dannenberg, 
Z.  f.  N.  VII  S.  106  f.  u.  Friedensburg, 
Z,  f.  N.  28  S.  253  ff.  eingetreten). 

Vor  den  Hohlpfennigen  der  Hohenstau- 
fenzeit  gibt  es  schon  früher  ähnliche  Mün- 
zen, eine  langob ardische,  dem  Pertaric  zu- 
geschriebene und  die  Nachahmungen  nach 
Dürstedter  Münzen  (s.  d.)  der  Karolinger, 
die  teils  in  Schweden,  teils  an  der  deutschen 
Ostseeküste  entstanden  sein  mögen. 

Im  Anschluß  an  die  deutschen  Hohl- 
pfennige  im  12.  Jh.  sind  in  Dänemark  der- 
artige Münzen  entstanden,  sie  sind  kleiner 
als  die  kleinsten  gleichzeitigen  deutschen. 
Geprägt  sind  sie  von  Sven  Grate  (1147 — 
1157,  Abb.  211),  Waldemar  dem  Alten 
(1157 — 1182)  und  Knut  V.  (1147 — 1157). 

In  Norwegen  bildeten  neben  dünnen 
zweiseitigen  Geprägen  kleinste  Brakteaten 
während  des  13.  Jh.s  den  Münzumlauf, 
fast  durchweg  stumm  und  lediglich  mit 
einem  Einzelbuchstaben  im  Felde  versehen. 

In  Schweden  liefen  unter  König  Knut 
Erikson  (1167 — 1195)  westgötiändische 
stumme  Löwenbrakteaten  und  mit  dem 
Namen  des  Königs  versehene  hohle  Kopf- 
stücke um.  Nach  diesem  Herrscher  ist  die 
schwedische  Hohlpfennigprägung  noch  bis 
1363  fortgesetzt  worden. 

Auch  Polen  übernahm  unter  Misiko  IIL 
dem  Alten  (1173 — 1202)  die  Brakteaten  von 
den  angrenzenden  deutschen  Gebieten^  von 
Sachsen  und  der  Lausitz.  Doch  stehen  sie 
an  Kunst  und  Größe  weit  hinter  den  gleich- 
zeitigen deutschen  zurück.  Bemerkenswert 
ist  auf  ihnen  die  teilweise  hebräische  Auf- 
schrift (Abb.  210,  Fund  von  Glembokie  und 
Mustemik).  Die  Prägung  der  Hohlpfennige 
wird  hier  wohl  das  ganze  13.  Jh.  angedauert 
haben. 

In  Ungarn  sind  neben  zweiseitigen  Mün- 
zen nach  der  Mitte  des  13.  Jh.s  kleine  Brak- 

WQorterbnoh  der  Hfinzkonde. 


teaten  geschlagen  worden,  auf  denen  ver- 
einzelt die  Münzbezeichnung  »obulus«  auf- 
tritt. 

Goldbrakteaten  s.  Goldpfennige  und 
Schmu ckbrakteaten.  Unter  den  goldenen 
H.  gibt  es  Fälschungen  Killians  (s,  Kil- 
liansche  Fälsch.)  und  Wippos.  —  Luschin, 
Mkde.»  S.  86/87,  92  (hier  Verzeichnis  der 
erhaltenen  Brakteatenstempel) ;  v.  Höfken, 
Archiv  für  Brakteatenkunde  4  Bde.; 
Menadier,  Schausammlung  S.  147  ff.    Su. 

Hohlprägung  ist  eine  Prägung,  bei  der 
das  Bild  der  Rs.  hohl  erscheint,  s,  unter 
Hohlmünzen.  R. 

Hohlringheller  sind  einseitige  rheinische 
Heller  mit  einem  wulstartigen  Hohlring. 
Diese  Form  ist  um  1420  entstanden.  Die 
nördliche  Grenze  ihres  Umlaufs  war  bis 
ins  16.  Jh.  der  Heimbach  bei  Bingen  (Noß 
in  Bayr.  Mitt.  1906/7  S.  5  u.  in  Trier  I  2 
S.  259).  Sie  werden  auch  Möhrchen, 
»morgin«  genannt.  Nach  Buchenau, 
BL  f.  Mfr.  XIII  S.  SI90  geht  dieser 
im  15.  Jh.  gebräuchliche  Ausdruck  bis 
auf  die  französischen  schwarzen  Tumos- 
pfennige  des  13.  Jh.s  (turonenses  nigri) 
zurück,  die  dem  Heller  gleichgewertet 
wurden  imd  viel  in  den  Rheinlanden  um- 
liefen, auch  lat.  als  »mauri«  bezeichnet 
wurden  (Mone,  Z.  für  Gesch.  des  Oberrh.  VI 
S.  263).  »Alte«  Möhrchen,  zuerst  urkdl. 
1476  erwähnt,  aber  wohl  schon  1469  in 
Bonn  ausgegeben,  oder  Lübsche  (Lubsche) 
sind  l^/a  (der  vordem  geschlagenen)  Möhr- 
chen oder  '/g  Weißpfennig  (i  M.  also  = 
Viz  Albus).  Den  Namen  Lübsche  mögen 
diese  Pfennige  bekommen  haben  nach  den 
lübischen  Hohlpf.,  die  in  der  2.  Hälfte  des 
14.  Jh.s  viel  im  Rheinland  umgelaufen  sein 
sollen.  1477  waren  sie  für  Trier  und  Jülich 
vorgesehen,  »als  von  Alten  Herkomen  ist« 
(Hirsch  VII,  S,  45  ganz  unten).  Im  Erz- 
bistum und  in  der  Stadt  Köln  wurden  sie 
bis  ins  17.  Jh.  geprägt.  —  Nofi,  Trier  Iz 
S.  259,  265,  297.  —  Hohlringh.  waren  auch 
die  Vierschildheller  (s.  d.).  Su. 

Holey-Dollar  (vom  engl,  hole  =  Loch) 
hießen  seit  1813  in  Neusüdwales  Peso  (s.  d.), 
aus  deren  Mitte  runde  Scheiben  herausge- 
schnitten waren;  um  diesen  Ausschnitt 
wurde  »New  South  Wales  1813«,  auf  der 
anderen  Seite:  i^Five  Shillings«  eingestem- 
pelt. Die  Scheibe  hieß  »Dump«  und  wurde 

18 


274 


HOLOKOTINOS-HOMONOIA 


als  1 5 -Pencestück  gestempelt.  Die  H.  liefen 
bis  1829  um.  —  Num.  chron.  Ser.  III  3 
(1883),  S.  119;  Chalmers,  S.  244,  247-    S. 

HolokotinoSy  oXoxoxtvoc,  griech.-lat.,  von 
q3lo;  =  ganz  und  coctum  =  gekocht,  ge- 
läutert,   lat.  holocotinus   bezeichnet  vom 

4,  Jh.  n.  C.  an  (zuerst  im  Warentarif  des 
Diocletianus  XP^^^^  [^Ißp^C^}?  ^v  pr^Y^ioi; 
Tj  £v  oXoxoTTivoi?)  das  Goldstück  dieser 
Zeit,  also  von  der  Einführung  des  constan- 
tinischen  Solidus  (s.  d.)  an  bis  zum  12.  Jh. 
diesen.  —  N.  Z.   31  S.  48;  Joum.  int.  II 

5.  358;  Rev.  num.  1912  S.  84  ff.  R. 
Holofrachoily  griech.  oXoTpaxov,  Auf- 
schrift eines  byz.  M. -gewichtes  =  ganz 
rauh,  also  frisch  geprägt,  auch  urkundlich 
1030  u.  r034  n.  C.  vorkommend.  —  Joum. 
int.  II  S.  348/58;  III  S.  236.  R, 

Holzklrchey  die  sogen.,  ist  eine  schema- 
tische Darstellung  einer  Kirche  von  vom, 
die  auf  Denaren  der  sächsischen  Kaiserzeit 
häufig  erscheint  (Abb.  143).  Sie  kommt 
zuerst  bei  König  Heinrich  I.  in  Metz  vor, 
es  folgen  unter  Kaiser  Otto  I.  die  Münzen 
in  Mainz,  Speier  und  Worms,  von  dort  wird 
sie  wohl  nach  dem  sächsischen  Osten  über- 
tragen sein  und  erscheint  hier  in  Magdeburg 
selbst  (Dbg.  639 — 643),  besonders  auf  den 
Otto-Adelheidpfennigen  (s.  d.)  und  dann 
mit  deren  Typus  auch  in  Hildesheim, 
Halberstadt  und  Quedlinburg.  Schließlich 
sind  die  ältesten  Pfennige  von  Würzburg 
und  Erfurt  aus  ottonischer  Zeit  zu  nennen. 

Diese  »Holz«kirche,  die  auch  als  die 
sächsische  nach  ihrem  Hauptvorkommen 
bezeichnet  wird,  trägt  sicher  zu  Unrecht 
ihren  Namen.  Die  Herkunft  des  Typus  ist 
unbedingt  lothringisch -fränkisch;  hier  aber 
baute  man  in  dieser  Zeit  höchstwahrschein- 
lich in  Stein  und  nicht  in  Holz.     Su. 

Holzmodelly  das  aus  weichem,  leicht  zu 
schneidendem  Holze  (Buchs-,  Nuß-,  Birn- 
baum) von  des  Künstlers  Hand  geschnit- 
tene positive  Reliefstück,  von  dem  zur 
Herstellung  der  Medaille  selbst  oft  unter 
Einschaltung  eines  Zwischenmodells  ein 
Negativ  (in  Formsand  oder  dgl.)  genommen 
wird,  das  man  dann  in  Metall  ausgießt. 
Nach  solchen  H.ist  ein  gut  Teil  der  dtsch. 
Med.  der  Blütezeit  (1518—  etwa  1550)  ge- 
fertigt, und  sie  sind  uns  in  Fülle,  insbes. 
von  den  Meistern  Hans  Schwarz,  Christoph 
Weiditz,    Fr.   Hagenauer    erhalten.     Das 


H.  kann  doppelseitig  sein,  so  daß  auf 
seiner  Rs.  die  Rs.  der  Med,  skulpiert  ist 
(z.  B.  bei  H.  Kels  und  Weiditz),  es  kann  aber 
auch  ein  besonderes  H.  für  die  Rs.  vor- 
handen sein.  Das  H.  kann  femer  entweder 
Bild  und  Schrift  enthalten  (so  arbeitet 
Weiditz),  oder  es  brauchtauch  bloß  die  Dar- 
stellung zu  enthalten,  während  die  Schrift 
erst,  oft  mit  einem  Punzen -Alphabet,  in  die 
Negativform  eingedrückt  wird  (so  arbeitet 
bes.  Hagenauer).  Oft  sind  solche  »Modelle« 
ausschließlich  als  selbständige  Kunstwerke 
gedacht  und  nie  zur  Abformung  bestimmt 
gewesen.  — Habich,  Dtsch.  Medailleure  des 
16.  Jh.s  1916;  (Festschrift  für)  G.  Habich 
1928  S.  38/9. — Außerdem  gibt  es  Brettspiel- 
steine u.  ä.  Holzbildwerke,  die  man  leicht 
mit  H.  verwechselt,  vgl.  Archiv  f.  Med.  IV 
S.  131  ff.  R. 

Holzzeichen  s.  Feld-  und  H. 

Homereion  hieß  nach  Strabon  XIV  p.  646 
eine  M-M.  von  Smyma,  die  in  großen  Men- 
gen erhalten  ist,  Vs.  ApoUonkopf,  Rs. 
Homer  sitzend,  vom  2.  Jh.  bis  etwa  75  v.  C, 
BMC.  lonia  S.  244  (vgl.  Num.  chron.  1927 
S.  4/107);  die  Stadt  Kolophon  hat  sie  ganz 
ähnlich  nachgeahmt,  nur  mit  Vs.  schreiten- 
der ApoUon,  eb.  S.  41.  —  Homer  kommt 
auch  sonst  auf  griech.  M.  vor,  so  sein  Kopf 
schon  im  4.  Jh.  auf  los,  Abb.  41,  dann 
auf  kaiserzeitl.  M.,  endlich  auf  Kon- 
tomiaten;  vgl.  Bemoulli,  Griech.  Ikono- 
graphie I  1901  S.  I — 24  M.-taf.  I  I — 8; 
J.H.S.  32  S.  298  ff.  R. 

Homonoia,  6ti.6voia  griech.  =  Eintracht, 
lat.  Concordia  (s.  d.).  Auf  M.  tritt  die  Bei- 
schrift *0.  zuerst  im  4.  Jh.  zu  einem  weibl. 
Kopfe  ohne  Attribute  in  Metapont  auf. 
Das  Stand-  oder  Sitzbild  der  H.  finden 
wir  auf  alexandrin.  M.,  solchen  von  ICaisa- 
reia  Kapp,  und  vielen  anderen  griechischen, 
selten  mit  Beischrift  *0.,  mit  Schale  (oft 
über  Altar)  und  Füllhorn,  seltener  Zweig 
oder  Ähre;  die  Beischrift  *0.  erscheint  auch 
zu  verschlungenen  Händen,  so  auch  ofjLo- 
v(oia)  (XxpaT(t(üv)  in  Kaisareia  Kapp. ;  bithyn. 
Bronze-M.  benennen  die  übliche  Gestalt  als 
*0.  2eßaaT)^  =  Concordia  Augusta.  Zum 
Bilde  der  beiden  sich  die  Hand  reichen- 
den Kaiser  steht  *0.  auf  M.  von  Ama- 
sia.  —  Auf  alexandrin.  M.  erscheinen  in 
ähnlicher  Weise  einmal  die  beiden  Fluß- 
götter  Nil  und  Tißept?  mit  der  Beischrift 


HONGKONG-DOLLAR— HORNSCHE  GULDEN 


275 


*0.,  die  Eintracht  von  Rom  und  Ägypten 
andeutend;  auf  M.  von  Markianopolis  reicht 
der  Kaiser  der  H.  (mit  Mauerkrone)  die 
Hand,  bei  gleicher  Beischrift.  —  Röscher, 
Lex.  d.  Mythol.  I  S.  2701  ff.;  R,  E.  VIII 
S.  2265.  —  Das  Wort  'O.  neben  den  Gene- 
tiven der  Einwohnemamen  zweier  Städte 
auf  kaiserzeitl.  M.  bezieht  sich  auf  eine 
sakrale  Verbindung  dieser  Städte  (z.  B. 
%paTCoXstTa>v  SapSiavcöv  6(toyoia),  die  ihren 
äujßeren  Ausdruck  fand  in  gemein- 
samer Abhaltung  von  Festen  —  die 
zuweilen  auch  auf  der  M.  genannt  sind, 
z.  B.  Pythia  — ,  mit  denen  Markt  imd 
Messe  verbunden  waren  und  bei  denen  die 
eine  Stadt  natürlich  nur  durch  eine  Fest- 
gesandtschaft  vertreten  war.  Das  Bild  zeigt 
gewöhnlich  die  Hauptgötter  beider  Städte, 
oft  sich  die  Hand  reichend,  zuweilen  auch 
die  verschlungenen  Hände  allein  usw. 
Geprägt  sind  sie  —  doch  scheint  es 
Ausnahmen  zu  geben  —  in  der  an  erster 
Stelle  genannten  Stadt.  —  Joum.  int. 
XIV  S.  65/122.  —  Etwas  Ähnliches  wie 
diese  H.  der  Kaiserzeit  mag  den  gemein- 
samen Prägungen  inkuser  M.  (s.  d.)  je 
zweier  großgriech.  Städte  im  6.  Jh.  v.  C. 
zugrundeliegen,  z.  B.  Siris  und  Pyxus, 
Elroton  und  Temesa,  Pal-  und  Mol-,  die 
entweder  a.  d.  Rs.  dasselbe  Bild  wie  auf 
der  Vs.  oder  das  Bild  der  2.  Stadt  vertieft 
zeigen.  R. 

Hongkong-Dollar.  In  den  Jahren  1866 — 
1868  prägte  England  in  Hongkong  für  den 
Handel  mit  China  den  H.-D.,  der  dem 
mexikanischen  Peso  im  Durchschnitt  an 
Feingewicht  gleichkam  (24,26  g  Feinsilber), 
aber  dennoch  im  Verkehr  mit  den  Chinesen 
geringer  bewertet  wurde,  weshalb  die 
Münzstätte  1868  aufgehoben  wurde.  Der 
H.-D.  zeigt  auf  der  Vs.  die  Büste  Viktorias, 
auf  der  Rs.  chinesische  Schrift  zwischen 
englischer  Wertbezeichnung.  S.  auch 
Straits-Dollar.  S. 

Honnil,  südindische  Goldmünze.  S.  Pa- 
goda. 

Honor  r^  ittdidum  dillgit  (98.  Psalm) 
lautet  die  Umschrift  der  Gigliati  (s.  d.)  von 
Neapel  und  wurde  von  diesen  übertragen 
auf  die  »grossi  regis  Hungarie«  Klarls  I. 
Robert  (1308-— 1342),  ebenfalls  mit  dem 
Bildnis  des  thronenden  Königs.  Auch 
Jakob   V.   von   Schottland     (1514 — 1542) 


verwendete  diesen  Spruch  auf  den  Gold- 
stücken mit  seinem  Bildnis  mit  Mütze,  den 
sogen,  bonnets  pieces  (s.  d.).  Eine  Abart  des 
Spruches  findet  sich  auf  den  Halbschotem 
Winrichs  v.  Kniprode:  »Honor  magistri 
iudicium  diligit«.  Su. 

Honos,  auch  honor,  lat.  =  die  Ehre, 
insbes.  die  Waffenehre,  früh  personifiziert 
und  mit  der  gleichfalls  militär.  Virtus  ver- 
bunden; schon  233  V.  C.  ward  beiden  ein 
gemeinsamer  Tempel  in  Rom  gelobt.  Auf 
M.  ist  der  Kopf  des  H.  mit  Beischrift  Ho- 
noris allein  oder  mit  Beischrift  Ho(nos)  und 
Vir(tus)  neben  dem  der  V.,  bekränzt,  aber 
ohne  Attribute  vorhanden,  z.  B.  A  des  Loll. 
Palikanus,  Fuf.  Kalenus;  H.  stehend  meist 
mit  Beischrift  Honos  oder  Honori  Aug.,  mit 
Zweig  (oder  Zepter)  und  Füllhorn  erscheint 
auf  M.  nur  von  Pius  bis  Verus,  neben  der 
Virtus  stehend  auf  M.  von  GalbabisVespa- 
sianus.  —  R.  E.  VIII  S.  2292;  Bemhart, 
Handbuch  S.  91.  R. 

Hoplitodrom  s.  imter  Athleten. 

Homgold  s.  unter  Gold  am  Schluß. 

Homgrosctieny  neue  Gr.,  hohe  Währe, 
sind  Meißner  Groschen,  welche  1465 — 69 
von  den  Herzögen  Ernst  und  Albrecht  in 
Gemeinschaft  mit  ihrem  Oheim  Wilhelm 
III.  und  ihrer  Mutter  Margarete  in  Freiberg 
und  Kolditz  geschlagen  wurden.  Sie  zeigen 
auf  der  Vs.  den  behelmten  sächsischen 
Schild,  auf  der  Rs.  den  Thüringer  Löwen- 
schild mit  dem  Thüringer  Helm  mit 
den  Büffelhömern,  wonach  die  Groschen 
ihren  Namen  haben.  Von  ihnen  galten  20 
Groschen  ein  altes  Schock,  l  Groschen 
galt  9  Pfennig,  80 — 88  Stück  gehen  auf  die 
etwa  8  lötige  Mark,  also  i  Stück  2,92  g  bis 
2,66  g  Rauhgew.,  1,46  g  bis  1,33  g  Feingew. 
Nach  Wagner  wurden  sie  auch  Zinsgroschen 
(s.  d.)  genannt.  —  Wagner,  Grdl.  Nachricht 
von  Ankunfft,  Gepräge,  Gewicht  u.  Werth 
usw.  der  Groschen  S.  67;  Schwinkowski, 
Geldwesen  Nr.  72.  Su. 

Hornsche  Gulden,  Goldgulden  des  Bi- 
schofs von  Lüttich  Johann  IX.  von  Hom 
(1484 — 1506),  zählen  unter  die  schlechte- 
sten, kaum  lokarätigen  niederländischen 
Gulden  jener  Zeit,  denn  2  Hornsche  Gulden 
hielten  2,534,  ein  rheinischer  2,520  g  Gold. 
In  Preußen  und  Polen  war  »Homgulden« 
ein  Kollektivname  für  die  schlechten  nie- 
derländischen Gulden.  —  Chestret  de  Han- 

i8* 


276 


HOROSKOP— HURENKARRENTALER 


neffe,  PL  23,  Nr.  385—389;  Grote,  Mst.  IV, 
S.  30i;  Z.f.  N.  25  S.  257f.  S- 

Horoskope  griech.  =  Stundenschauer,  ist 
das  in  der  Geburtsstunde  eines  Menschen 
aufgehende  Sternbild  (Zeichen)  des  Tier- 
kreises (Zodiacus,  s.  d.) ;  es  spielte  in  der  an- 
tiken Astrologie  eine  große  Rolle  und  es  ist 
daher  das  Zeichen,  in  dem  Augustus  ge- 
boren war,  der  Steinbock  (Capricomus, 
s.  d.),  häufig  als  M.-bild;  vielleicht  ist  die 
Wage  auf  M.  der  Pythodoris  und  des  Ti- 
berius  dessen  H.  In  der  Neuzeit  erscheint 
z.  B.  das  des  Cosimo  I.  Medici  und  des 
Kaisers  Rudolf  IL,  der  Steinbock,  auf 
deren  Med.  Vgl.  auch  unter  Stern.      R. 

Horreilffly  lat.  =  Speicher,  insbes.  Ge- 
treidespeicher; Horrea  Aquil(eiensia)  lautet 
die  Aufschrift  einer  spätröm.  Bronze- 
Tessera,  die  auf  der  anderen  Seite  die 
sitzende ,  Stadtgöttin,  Aquileia  felix,  zeigt, 
sich  also  auf  Lief  erungen  aus  den  Speichern 
zu  Aquileia  bezieht.  —  R.  E.  VIII  S.  2458; 
N.  Z.  42  S.  39^-  Riv.  ital.  di  num.  XVI 
S.466  Taf.VI  I.  R. 

Hosenbandtaler  nennt  man  die  silberne 
Med.,  die  Johann  Georg  IL  von  Sachsen 
1678  auf  die  Verleihung  des  engl.  Hosen- 
bandordens an  ihn  schlagen  ließ,  mit  St. 
Georg  und  Schrift.  Auch  andere  Fürsten 
haben  Med.  auf  Verleihung  dieses  Ordens 
an  sie  herstellen  lassen,  z.  B.  der  Große 
Kurfürst.  R. 

Hoym-MfinzeiL  Die  preußischen  Münz- 
untemehmer  Daniel  Itzig  und  Hirsch  Simon 
suchten  ihren  Gönner,  den  schlesischen 
Provinzialminister  Graf  von  Hoym,  dadurch 
zu  ehren,  daß  sie  den  Breslauer  Münzdirek- 
tor Lessing,  den  Bruder  des  Dichters,  im 
Jahre  1781  bewogen,  auf  die  Rs.  einiger 
Friedrichsdor,  Taler  und  Dreikreuzer  statt 
der  gewöhnlichen  Schrift  das  Datum  von 
Hoyms  Geburtstag:  ]>D.  20.  AUGUST« 
anzubringen,  welchen  »Unfug«  der  Ge- 
neralmünzdirektor  sofort  abstellte.  — 
Schrötter,  Acta  Bor.  Gesch.  IV,  S.  14; 
Beschr.  II,  S.  37.  Ein  Goldabschlag  vom 
Taler:  Num.  Lit.  Blatt  1929  S.  2334.    S. 

Hs.,  Abkürzung  für  Hauptseite  (s,  Vor- 
derseite). 

Hubertusmfinzen.  Die  ersten  mit  dem  h. 
Hubertus  versehenen  Münzen  sind  Gold- 
gulden und  Guldengroschen  des  Herzogs 
Johann  III.  von  Jülich-Cleve-Berg  (1511 


— 1531).  Ihnen  folgen  die  den  Heiligen 
mit  Hirsch  und  Hund  zeigenden  Snaphäne 
(s.  d.)  des  Bischofs  von  Lüttich  Eberhard 
von  der  Mark.  Sie  wurden  1525 — 1538  ge- 
schlagen, auch  Saint-Huberts  genannt  und 
galten  ebenso  wie  die  Geldernschen  Snap- 
hähne  56  Stüver.  Hubertustaler  waren 
pfälzische  Reichstaler  mit  der  Kette  des 
1708  erneuerten  St.  Hubertusordens  auf  der 
Rs.;  geprägt  wurden  sie  seit  1709.      S. 

Hidtfdll  war  der  Genfer  Achteltaler  von 
1623 — 1628  mit  Stadtschild  -  Reichsadler. 

S. 

Httldigttligsmfiiizeii  und  -Medaillen  sind 
die  Huldigung  oder  Krönung  durch  Bild 
und  Schrift  feiernde  Münzen  und  Me- 
daillen. Solche  wurden  besonders  im  18.  Jh. 
in  oft  übergroßer  Anzahl  angefertigt.  So 
gibt  es  vom  Könige  Friedrich  Wilhelm  IL 
von  Preußen  gegen  30  Huld. -Med.  der  ver- 
schiedenen Lande  des  Jahres  1786,  meist 
mit  Brustbild-Schrift,  während  wir  von 
Friedrich  d.  Gr.  nur  etwa  4,  von  Friedrich 
Wilhelm  HL  etwa  10  kennen.  S. 

Humbitg  s.  unter  Gun  Money. 

Höh,  südindische  Goldmünze;  s.  Pagoda. 

Huna,  südindisches  Gewicht.  S.  Kalanju. 

Hundesechstel  nannten  die  Berliner  die 
ersten  nach  dem  Münzfuß  von  1821  ge- 
prägten preußischen  Sechsteltaler  von  1822, 
weil  die  beiden  obersten  Ringe  der  Ordens - 
kette  auf  der  Kehrseite  nur  halb  sichtbar 
zwei  Hunden  ähnelten.  Auf  den  Stempeln 
von  1823  wurden  deshalb  die  beiden 
obersten  Ringe  ganz  dargestellt.  —  Schröt- 
ter, Preußen  1806 — 1873,  Beschreibung, 
F.  W.  IIL  Nr.  417,  418.  S. 

Hundsstern  s.  unter  Sirius.  R. 

Hungersnotmedafllen  s.  unter  Teuerungs- 
med.  R. 

Hurenkarrentaler,  Venustaler,  volks- 
tümliche Namen  der  auf  die  Gründung  der 
Stadt  Magdeburg  1622  geschlagenen  3-, 
2-,  iVa-  und  I -Talerstücke,  lO-Dukaten 
und  Talerklippen,  die  auf  einer  Seite  den 
Gründer  der  Stadt  Kaiser  Otto  den  Großen- 
zu  Pferd,  auf  der  anderen  einen  von  zwei 
Tauben  und  zwei  Schwänen  gezogenen 
Wagen  mit  der  Venus  und  den  drei  Grazien 
zeigt.  Man  sah  in  der  Stadt  vor  Otto 
dem  Großen  eine  Burg  der  Magd  Venus, 
wie  das  die  Schrift  unter  dem  Venus* 
wagen  andeutet: 


HUSSITENPFENNIGE— HYGIEIA 


277 


Venus  die  heydiusch  Gottin  zart 

So  blos  hier  angebettet  wardt. 

Nun  ist  gottlob  das  gottlich  Wort 

Hegegen    gepflantz    an    dis:  Ort.    — 
Schrötter,  Magdeburg,  Nr.  957.  S. 

Hussitenpfennige  werden  böhmische  ein- 
seitige Löwenpfennige  aus  der  Hussiten- 
zeit  genannt.  Su. 

HuBtaler  nennt  man  eine  um  1537  ge- 
prägte Med.  mit  dem  Brustbild  des  Huß 
und  dem  stehenden  Huß  auf  dem  Scheiter- 
haufen auf  der  Rs,  Das  Urstück  ist  von 
Neufarer  und  Hieronymus  Magdeburger 
signiert,  doch  gibt  es  gleichzeitige  Nach- 
prägungen und  noch  mehr  Nachgüsse.  — 
Z.  f.  N.  XIV  S.  235;  Berl.  M.-bl.  1927 
S.  340.  R. 

Hut  s.  unter  Kopfbedeckung. 

Hvid  (Korshvid  =  Kreuz -Witte  oder 
Wittenpenning  =  4  Penning).  Diese 
Münze,  die  man  zum  ersten  Mal  in  Flens- 
burg um  1380  trifft,  war  die  erste  des  lüb- 
scben  Münzsystems  in  Dänemark  (s.  Wit- 
tenpfennig)  mit  1,27  g  Gewicht.  Vorder- 
seite: das  holsteinische  Nesselblatt  mit  Um- 
schrift: *B[OßGnrK*ÄOIiSKa;  Rück- 
seite: Kreuz  mit  Angabe  der  Münzstätte. 
Später  wird  das  Wappen  Südjütlands, 
die  zwei  Löwen,  anstatt  des  Nesselblattes 
angebracht.  Bald  wurden  ganz  ähnliche 
4-Penninge  in  Ribe  geschlagen,  und  zwar 
mit  einem  Löwen  auf  der  Vorderseite, 
auf  der  Rückseite:  Kreuz  mit  einem 
Löwen  in  jedem  Winkel  sowie  mit  die 
Münzstätte  angebenden  Umschriften.  Unter 
Erich  von  Poncunem  wurde  in  Nästved  ein 
etwas  leichterer  Wittenpenning  mit  Krone 
und  Königstitel  auf  der  Vorderseite  und 
Bischofsstab  und  Münzstättenangabe  auf 
der  Rückseite  geschlagen.  Aber  erst  unter 
Christoph  von  Bayern,  Christian  I.  und 
Hans  spielte  der  Korshvid  eine  Rolle, 
indem  er  in  größeren  Mengen  ausgemünzt 
die  Hauptmünze  im  Verkehr  wurde;  sein  Ge- 
präge war:  der  Namenszug  und  der  Titel  des 
Königs  auf  der  Vorderseite,  großes  Kreuz 
bis  zum  Rand  der  Münze  die  Münzstätten- 
angabe teilend  auf  der  Rückseite;  Gewicht 
c.  I  g  und  5-  bis  6-lötig,  später  weniger  als 
5-lötig.  Während  des  Interregnums  1448 
schlug  der  Reichsrat  Korshvide  mit  einem 
Löwen  auf  der  Vorderseite;  sie  wurden  na- 
mentlich in  Malmö,  unter  König  Hans  zu- 


gleich in  Kopenhagen,  Aalborg  und  Wisby 
geprägt.  Auch  Christian  H.,  Friedrich  L, 
Christian  IIL  und  Friedrich  IL  schlugen 
Korshvide  ähnlichen  Typs.  Unter  Christian 
IV.  wurden  H.  sowohl  aus  Billon  als  auch 
aus  Silber,  sowohl  mit  dem  Namenszug 
als  mit  dem  Brustbild  des  Königs  geschla- 
gen. Die  silbernen  waren  2-,  2^3-  und  l^a- 
lötig  und  wogen  0,5  bis  0,7  g,  die  aus  Billon 
wogen  I  bis  5  g.  Unter  Friedrich  III.  wurde 
im  Jahre  1651  eine  Kupferwitte  (Kobber- 
hvid),  0,95  g  schwer,  geschlagen,  sie  mußte 
indessen  gleich  wieder  verrufen  werden,  1 686 
wurde  diese  Münze  zum  letztenmal  geprägt. 
—  Hauberg,  Myntwaesen  III;  Jörgensen; 
Wilcke,  Christian  IV. 

In  Schweden  prägte  König  Albrecht 
von  Mecklenburg  H.,  die  den  lübischen 
ähnlich  waren  und  die  Benennung  örtug 
(s.  d.)  erhielten. 

In  Norwegen  wurden  unter  Hans  und 
Friedrich  I.  in  Bergen  H.  geschlagen,  unter 
Hans  auch  in  Nidaros  und  Oslo,  regelmäßig 
mit  dem  gekrönten  Namenszug  auf  der 
Vorderseite.  W. 

Hybride  M.  sind  solche,  bei  denen  Vs. 
und  Rs.  nicht  zusammengehören,  s.  unter 
Zwittermünzen.  R. 

Hydrla,  68p&t,  griech.  =  Wasserkrug, 
wie  er  aiif  M.  z.  B.  neben  der  Nymphe  in 
Larissa,  Trikka,  Terina  usw.  steht,  ihr  als 
Sitz  dient  usw.  —  Joum.  Internat.  XI  Taf. 
II,  XI;  Anson,  Greek  coin  tj^es  I  Taf.  VII; 
E.  Fölzer,  Die  Hydria  1906.  R. 

Hydrostatische  Probe  dient  zur  Bestim- 
mung des  Goldgehalts  von  Goldmünzen. 
Da  alle  die  Metalle,  mit  denen  Gold  legiert 
wird,  ein  kleineres  spezifisches  Gewicht 
als  dieses  haben,  muß  bei  zwei  gleich 
schweren  Münzen  die  goldärmere  ein 
größeres  Volumen  besitzen.  Wiegt  man 
beide  Münzen  im  Wasser,  so  zeigt  die 
goldärmere  ein  kleineres  Gewicht  als  die 
goldreichere,  da  sie  eine  größere  Wasser- 
menge verdrängt.  Ist  das  Legierungs- 
metall bekannt,  so  läßt  sich  der  Gold- 
gehalt zahlenmäßig  angeben.  S. 

Hygida»  lat.  Valetudo,  später  Salus, 
griech. -röm.  Göttin  der  Gesundheit,  auf 
M.  so  häufig,  daß  ein  Oberblick  hier  un- 
mögHch  ist.  —  R.  E.  IX  S.  93/7;  I A  S. 
2057;  Röscher,  Lex.  d.  Mythol.  I S.  2772  ff.; 


278 


HyiOS— JAHRHUNDERTMÜNZEN 


IV  S.  295  ff.;  V  S.  159  ff.;  Head,  H.  N.» 
S.  949;  Bernhart,  Handbuch  S.  99  und  die 
unter  Asklepios  genannte  Lit. 

Hylos  (ütoc),  griech.  =  Sohn,  öfter  in 
der  Filiation  (s.  d.)  griech.  Herrscher  und 
Münzbeamter  (vgl.  auch  unter  Iteration); 
ßafftXsQ)?  üioi  (ohne  Namen)  sind  die 
Söhne  Antiochos'  IV.  von  Kommagene; 
ü(i)bc  xexaXoüjievoc  (1)  'AptapGcvoo  nennt 
sich  der  Arsakide  Goterzes.  —  T.  KoXeo)?: 


Ehrentitel  des  Beamten  auf  griech.  Städte- 
M.,  ähnlich  t>tocto5  Sr^fiou  inAttuda,  femer 
üföc  'AcppootaiicüV  usw.,  Münsterberg,  Be- 
amtennamen S.  253.  R. 

Hypateuon,  Hypatos.  Stcotoj  griech.  = 
consul;  öwaTSUOvtoc  =  sub  consulare; 
üTcaxoc  dicoSsSeqjievoc  =  consul  designatus. 
Vgl.  unter  Consul.  R. 

Hyperper,  Hyperpre,  TuspTtopov,  s. 
Iperpero.  S. 


j. 


J,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Ham- 
burg seit  1871  und  limoges.  S. 

Jacobtts  der  Ältere,  St.,  Apostel,  wird 
meist  als  alter  Mann  dargestellt  in  der 
Kleidung  der  Pilger  von  Compostella,  mit 
langem  Rock  und  Kragen,  in  der  Hand  den 
Pilgerstab  haltend.  Sein  Name  kommt  auf 
Pegauer  Hohlpfennigen  des  12./13.  Jh.s 
vor;  im  Hüftbild  mit  Schwert  in  der 
Rechten  und  Buch  in  der  Linken  erscheint 
er  auf  Weißpfennigen  Gumprechts  I.  von 
Neuenahr  (1418 —  etwa  1422),  stehend  mit 
Stab  und  Hut  auf  Goldgulden  Karls  I.  von 
Münsterberg-Öls  (151 1 — 1536),  mit  seinem 
Bruder  Johannes  dem  Ev.  auf  M.  von  Pe- 
saro  {1538 — 1574),  allein  auf  Ausbeute- 
talem  der  Grube  St.  Jacob  von  Friedrich 
Ulrich  von  Braunschweig"  (s.  unter  Jakobs- 
taler) u.  a.  —  Jacobus  der  jüngere,  St., 
Apostel,  kommt  auf  M.  nicht  vor.       Su. 

Jacobtts,  Jakobiner  wurde  in  Deutsch- 
land der  englische  Laurel  (s.  d.)  Jakobs  I. 
genannt.  —  Schmieder,   S.  232  f.       S. 

Jäckelier  oder  Schnapphähne  hießen  die 
nach  der  Wiedereinnahme  von  Mainz 
durch  die  Kaiserlichen  verrufenen,  während 
der  Belagerung  1793  von  den  Franzosen  ge- 
prägten Münzen,  J.  genaimt  wohl  nach 
dem  Münzuntemehmer  »Jakob  Münzjud«, 
Schnapphähne  nach  Analogie  der  nieder- 
ländischen S.  (s.  d.).  —  Mainzer  Journal 
V.  II.  7.  1925.  S. 

Jagddukat,s.  Falken-,  Hirsch-,  Saudukat. 

Jagdfflfinzenuiid-medanien.  Die  antiken 
Beispiele  s.  unter  Venatio.  Die  neueren 
J.  sind  als  Andenken  oder  Prämien  ge- 
schlagene Münzen  und  Medaillen  mit  jagd- 
lichen Bildern,  Symbolen  oder  Sprüchen. 


Dazu  gehören  die  Falkendukaten,  Hirsch- 
und  Saudukaten  und  die  Schnepfenheller 
(s.  d.).  Sehr  viel  verschiedene  derartige 
dukaten-  oder  talerartige  Medaillen  hat  der 
Landgraf  Ludwig VIII.  von  Hessen-Darm- 
stadt prägen  lassen  (1739 — 1768),  beson- 
ders solche  mit  Hirschen  und  Ebern.  — 
Hoffmeister,  II,  S.  3965.  S. 

Jagher  war  der  doppelte  Groningensche 
Brasspenning  (s.  d.)  oder  die  halbe  Flabbe 
{s.  d.)  des  15.  und  16.  Jahrhunderts.  Die 
Vs.  zeigte  zuerst  im  Vierpaß  den  Reichs- 
adler auf  Stadtschild,  die  Rs.  ein  Kreuz 
und  vier  Sterne  im  Doppelschriftkreise, 
später  war  die  Vs.  der  Reichsadler  über 
zwei  Schilden,  die  Rs.  ein  Zierkreuz  im 
Doppelschriftkreise  (Abb.  284  des  doppel- 
ten J.).  —  V.  d.  Chijs,  Friesland,  S.  461  f., 
510,  Taf.  X  und  XVI.  S. 

Jahresrechnung  s.  unter  Ära,  Datierung. 

R. 

Jatareszahlen  s.  unter  Datierung. 

Jahreszeiten,  die  vier,  werden  auf  röm. 
M.  und  Med.  als  vier  Knaben  mit  vier 
entsprechenden  Attributen  dargestellt  (Blu- 
menkorb, Falx,  Füllhorn,  warme  Kleidung, 
nach  dem  Verse  poma  dat  autunmus  usw.) 
mit  Beischrift  felicia  tempora  (griech. 
eÖTOxei?  Katpoi,  M.  von  Laodikeia  Phryg.), 
temporum  oder  saeculi  felicitas.  R. 

Jahrhttndertmfinzen  tmd  -medaillen  sind 
solche  M.  und  Med.,  die  zum  Jahrhundert- 
wechsel oder  zur  ersten  oder  einer  der  fol- 
genden Jahrhundertfeiern  bedeutender  Er- 
eignisse geprägt  oder  gegossen  sind.  Am 
bekanntesten  sind  die  auf  die  Ereignisse 
der  Kirchenreformation  (s.  Reformations- 
münzen)    und   auf   die    Gründungen   der 


JAHWE-IANUS 


279 


Reiche  und   Städte.     S.  auch   Saeculares  | 
ludi  und  Säkularmün2en.  S. 

Jahwe  oder  Jahu,  Jehovah,  also  der 
Name  des  jüd.  Gottes  ist  die  aram.  Bei- 
schrift zu  einem  ähnlich  wie  Triptolemos 
in  einem  geflügelten  Wagen  (man  sieht  nur 
ein  Rad)  sitzenden  Gott  einer  philistäischen 
M.  (Vs.  behelmter  Kopf).  —  B.  M.  C.  Palest. 
S.  LXXXVI;  Z.  f.  N.  28  S.  28/34.  —  Der 
Name  J.,  meist  beim  umstrahlten  Gottes- 
auge, erscheint  oft  auf  M.  u.  Med.  der  N.Z. 

R. 

Jaital  (Daital)  oder  Yegäni  =  ^64  Sil- 
bertanka  und  seine  Multipla  Dügän!  (V32)» 
Cahärgäni  (V16),  Seägäni  (3/32),  HaStgänt  (Vs), 
Duäzdegänt  (3/i6),  Sänzdegänt  oder  Rub*i 
(V4)  und  Teilstücke  Adha  (V128)  und  Bikh 
(V256)  sind  Billonmünzen  der  Sultane  von 
Dehli  (13. — 14.  Jahrh.,  s.  Tanka).  Das 
Gewicht  der  Münzen  eines  und  desselben 
Nominals  war  sehr  verschieden  und  ihr 
Wert  wurde  nach  dem  Silbergehalte  be- 
messen. Nach  Nevill  muß  der  Jaital  etwa 
0,17  g,  die  anderen  Werte  entsprechend 
mehr  Silber  enthalten  haben.  Eine  Wert- 
bezeichnung findet  sich  nur  auf  den  in  den 
oben  angegebenen  Nominalen  geprägten 
Bronzemünzen  Mu^ammed  ibn  ToghluJliis 
mit  Zwangskurs  (1330 — ^32).  Seine  Bronze- 
tanka  von  Dehli  enthielt  64  Jaital;  die 
von  Dauletäbäd  (9,13  g),  welche  in  50  J. 
eingeteilt  wurde,  hieß  Pendjähgäm,  ilir 
Halbstück  Ni^fi.  Der  Dügani  hat  sich  als 
Bezeichnung  der  Paisa  (s.  d.)  in  Bombay 
bis  ins  19.  Jahrh.   erhalten. 

J.  hieß  auch  die  Kupfermünze  von 
Vijayanagar  (14. — 16.  Jahrh.)  =  ^3  Tär 
(bisher  unbekannte  Silbermünze)  =  Vis 
Goldfanam  (s.  Fanam).  Dieser  J.  ist 
14 — 16  mm  groß  und  2 — 4  g  schwer.  Vs. 
Gottheit,  Tier  oder  Symbol;  Rs.  In- 
schriften. Ein  silberner  Tär  kursierte  im 
17,  Jahrh.  an  der  Malabarküste  (0,1  g). 
Vs.  Sankhamuschel,  Rs.  eine  Gottheit. 
Der  Name  hat  sich  in  der  kanarischen 
Bezeichnung  Taram  für  y^  Pice  erhalten. 
—  Nevill  in  JPASB  1921  (NS  35),  2i  £f.; 
Thomas,  Chronides  of  the  Pathan  Kings 
281 ;  Notices  et  extraitsXIII  211 ;  Noback^, 
S.  137;  Hultzsch  in  lA.  20,  301  ff.;  Brown, 
Coins  of  India  66;  Elliot,  Coins  of  S.  India 
57  f.  V. 

Jakobinennfltze  s.  unter  Phryg.  Mütze.  R. 


Jakobiten  hießen  in  Deutschland  die 
irischen  Notmünzen  Jakobs  IL  (s.  unter 
Gunmoney  und  Notmünzen,  irische).  — 
Schmieder,  S.  233.  S. 

Jakobstaler  sind  1633  ^^^  1Ö34  ge- 
prägte Ausbeutemünzen  der  St.  Jakobs- 
zeche zu  Lautenthal  im  Harz  des  Herzogs 
Friedrich  Ulrich  von  Braunschweig  mit 
Wappen-Bild  des  h.  Jakob  von  Compostella. 
Es  gibt  viertel,  halbe,  einfache,  V/^  fache, 
doppelte,  3-,  4-,  6-,  8-,  10-  und  i6-fache; 
der  Dm.  der  letzteren  beträgt  94  mm;  auch 
Goldabschläge.  —  Köhler,  II,  S.  161.    S. 

laniskos,  Sohn  des  Asklepios,  kommt 
(aber  ohne  Beischrift)  als  nackter  Knabe 
allein  oder  neben  Asklepios  oder  neben 
Askl.  und  Hygieia  stehend  auf  M.  von 
Pei^amon,  Serdike,  Nikopolis  am  Istros 
vor.  —  Journ.  int.  XIII  S.  113  Taf.  I— III; 
O.  Bernhard,  M.-bilder  zur  Medizin  1926 
S.  38/9.  R. 

St  Jans  Rijksdaalder,  Groninger  Taler 
von  1561  bis  1602  mit  dem  stehenden 
h.  Täufer  auf  der  Rs.  —  v.  d  Chijs,  Fries- 
land, Taf.  17,  Nr.  141  f.  S. 

lanuSi  der  altröm.  Gott  des  Anfanges, 
daher  ihm  auch  alle  baulichen  Eingänge 
heilig  sind,  ebenso  aller  zeitlicher  Anfang, 
z.  B.  die  Monatsersten  und  der  erste  Monat 
im  Jahr,  der  nach  ihm  benannte  lanuarius; 
daher  auch  sein  doppeltes,  d.  h.  rück- 
und  vorscliauendes  Gesicht.  Dieser  sein 
Doppelkopf  allein  ist  das  Zeichen  des 
röm.  As  (Abb.  61)  vom  Beginn  der  röm. 
Bronzemünzung  bis  ins  i.  Jh.  v.  C,  steht 
auch  auf  einemÄ  des  M.Fourius  und  kommt 
noch  auf  -^-Med.  des  Commodus  vor.  Vom 
röm.  As  übertragen,  finden  wir  ihn  auch 
auf  JE'M..  von  Amphipolis,  Thessalonike, 
Ätolien  usw.  Seine  zweiköpfige  Gestalt  mit 
Zepter,  auch  dazu  Simpulum,  öfter  imter 
Aedicula  erscheint  zur  Aufschrift  lano  con- 
servat(ori),  I.  patri  auf  röm.  M.  von  Ha- 
drianus  bis  Gallienus.  —  R.  E.  Suppl. 
III  S.  1175;  Bemhart,  Handbuch  S.  63; 
Gnecchi,  Tipi  S.  18. 

Wie  der  unbärtige  Doppelkopf  zu  be- 
nennen ist,  der  auf  dem  Aes  grave  von 
Volaterrae,  einer  röm.-kampan.  Aes-grave- 
Reihe,  den  röm.-kampan.  Quadrigati  und 
dem  zugehörigen  Golde  (Abb.  68/9),  dem 
Denar  des  C.  Fonteius  (als  Fontus,  Sohn  des 
lanus  erklärt)  und  auf  M.  von  Athen  (i^a 


28o 


JAQÜESA— JEROMED'OR 


Obol),  Lampsakos,  »Gaza«,  Tenedos  und 
Chersonesos  Taur.  (bei  diesen  dreien  ist  ein 
Gesicht  bärtig,  eins  unbärtig)  vorkommt, 
ist  meist  unsicher;  zwei  Silenköpfe  treten 
in  Thasos  so  verbunden  auf,  ein  Silen-  und 
Nymphenkopf  so  auf  einem  unbest.  Tressis, 
auf  El.  M.  von  Kyzikos  und  einer  unbe- 
stimmten Stadt.  Eine  Flügelfigur  mit 
bärtigem  Doppelkopf:  Z.  f.  N.  37  S.  775, 
Mallos.  —  Nomisma  XII  S.  7;  vgl.  auch 
Ebert,   Reallex.  VIII  S.  206. 

I.  hießen  auch  die  städtischen  Durchgänge 
und  Tore,  und  deren  Schließung  war  ein 
Zeichen,  daß  die  Bürger  nicht  hinausmar- 
schiert waren,  und  so  ein  Friedenssymbol; 
daher  die  Aufschrift  lanum  clusit  zur  Abb. 
des  Tors  auf  M.  des  Nero.  R. 

Jaquesa,  Jacquesas,  Jacchensis,  Jaccensis 
ist  ein  Denar  der  Könige  von  Aragon,  genannt 
nach  deralten  Hauptstadt  vonAragon:  Jacca 
oder  Xaca.  Er  wurde  zuerst  von  Sancho 
Ramirez  I.  (1063— 1094)  geprägt.  —  Engel- 
Serrure  II  S.  824.  —  Im  19.  Jh.  (1823)  findet 
sich  in  Rechnungen  eine  Lira  Jacquesas 
(aragonese)  von  20  Sol.  oder  320  Silberde- 
naren. Ein  dinero  Jaquese  wurde  in  Aragon 
noch  von  Ferdinand  dem  Katholischen  ge- 
prägt. —  Martinori  S.  223.  Su. 

I C  X  C  auf  byz.  M.  =  'I(7jffoü)c  X(pt<jT6)c, 
teils  als  Beischrift  zu  seinem  Bilde,  teils  mit 
nachfolgendem  ßocatXsüc  ßaofiXscov  odervtxa 
u.  dgl.  als  Rs. -Aufschrift,  bes.  auf  den  seit 
Johannes  I.  Zimisces  massenhaft  geschlage- 
nenfgroßen  iE-M.    Vgl.  unter  Christus-M. 

R. 

Icliibity  japanische  Münze,  s.  Ban. 

Idealmunze.  In  dem  Bestreben,  einen 
gleichbleibenden  Wertmesser  zu  schaffen, 
ist  man  dazu  gelangt,  eine  gewisse  Menge 
Edelmetall  unter  einem  Namen  zu  begrei- 
fen. Diese  Idealmünze  unterscheidet  sich 
von  der  Rechnungsmünze  (s.  d.)  also  da- 
durch, daß  sie  dem  Empfänger  nicht  eine 
Anzahl  Münzen,  sondern  ein  Quantum 
Edelmetall  sichert.  Eine  solche  Idealmünze 
war  die  Hamburger  Bankomark.  Die  Bank 
schrieb  dem  Einlieferer  von  980/1000  feinem 
Silber  für  jede  kölnische  Gewichtsmark 
27  Mark  10  Schilling  (95/34  Reichstaler)  gut 
und  für  die  herausgezahlte  27  Mark  12 
Schilling  (96/34  Reichstaler)  zur  Last,  wo- 
durch sie  einen  unveränderlichen  Banktaler 
'  schuf.— Luschin,  Allg,  Mkde.  >  S.  196  f.  S. 


Jefimok.  Jeffmok  (pL  Jefimki)  war  der 
von  den  Russen  aus  dem  Polnischen(Joachi- 
mik)  entlehnte  Ausdruck  für  Taler.  Die 
einzelnen  Talerarten  wurden  entweder  nach 
ihrem  Stammlande  (z.  B.  lübskije  =lübeck- 
sche  für  alle  deutschen)  oder  nach  ihrem 
Bilde  (Kryäovye  =  Elreuztaler,  Levok  = 
Löwentaler,  s.  d.)  genannt.  Im  18.  Jh.  wur- 
den unter  J.  nur  Albertustaler  verstanden. — 
Seit  der  2.  Hälfte  des  16.  Jh.s  wurde  aus 
den  J.  von  der  russ.  Regierung  der  Silber- 
schatz für  die  eigene  Prägung  gebildet,  die 
Zahlungen  ins  Ausland  in  J.  gemacht  und 
mit  J.  die  Ausländer  besoldet.  Der  Handel 
mit  den  J.  war  staatliches  Monopol  und  ihr 
Umlauf  im  Lande  aufs  strengste  untersagt. 

1653/54  wurde  der  Versuch  gemacht,  sie 
durch  Überprägung  und  1655  durch  Ge- 
genstempelung  zur  russischen  Münze  zu 
machen.  Die  überprägten  hießen  Rubel- 
jeffmok  (s.  d.),  russisch  rublevyj  jefimok; 
die  Stempel  waren  gekröntes  Reiterbild  auf 
der  Vs.,  Doppeladler  in  einer  Kartousche, 
Jahreszahl  in  slavischen  Lettern  und  Auf- 
schrift :^Rubr  «  auf  der  Rs.  Da  dieser  R.  nur 
28,438,  der  russ.  Rechenrubel  aber  in  Münze 
etwa  43,12  g  wog  und  die  Silberkopeken, 
die  ^/loo  dieses  Gewichtes  wogen,  dabei 
weitergeprägt  wurden,  erwies  sich  diese 
Reform  als  verfehlt,  und  die  R.  wurden 
eingezogen.  Für  die  Gegenstempelung  wurde 
ein  runder  gewöhnlicher  Kopekenstempel 
und  ein  länglicher  mit  der  Jahreszahl 
»1655 «verwandt.  Diese  J.  hießen  »Jefimki 
s  priznakom«  (gezeichnete  J.),  hatten  den 
offiziellen  Kurs  von  64  Kopeken  (die  Re- 
gierung erstand  sie  nicht  teurer  als  für  50) 
und  sind  in  ziemlich  großer  Zahl  erhalten. 
Die  Rubel  Peters  des  Gr.  aus  den  ersten 
Jahren  waren  auch  nur  überprägte  Taler,  — 
Den  Namen  J.  erhielt  auch  eine  Probe- 
münze, die  Paul  L  1798  im  Werte  von  543/4 
Stüver,  mit  vierzeiliger  Aufschrift  auf  der 
Vs.,  mit  Doppeladler  und  ins  Elreuz  ge- 
stelltem Monogramm  auf  der  Rs.  prägen 
ließ  und  die  etwa  31  g  wog  und  88,60/0  Silber 
hielt.  —  Luschin,  Allg.  Mzkde  *  S.  55 ;  Chau- 
doir,  II,  Taf.  7  N.  7;  Bauer,  in  Mitt.  f.  M.- 
sammler  1920;  Sbornik  II,  178—218;  Kauf- 
man,  RubF  106—108;  Großfürst  G.  M., 
Paul,  Taf,  II,  4  u.  5.  B. 

J£rdtned'or  (Hieronymusd'or)  war  die 
Pistole  (s.  d.)  des  Königs  Jerome  von  West- 


JESUSTALER— IMPERIALIS 


281 


falen,  die  er  1810 — 1813  in  Braunschweig 
mit  Büste  oder  Wappen  auf  der  Vs.  und 
Wertbezeichnung  auf  der  Rs,  schlug.     S. 

Jesustaler  =  Triumphtaler  (s.  d.). 

Jetton,  französ.  =  Rechenpfennig  (s.  d.). 

Ikillk,  türkische  Billonmünze,  s.  Piaster. 

Ikonoklasmus,  Ikonoklastische  Periode  s. 
unter  Bilderstürmerei.  R. 

Ilahi-Ära  s.  unter  Hidschra. 

Ilkhäni-Ära  s.  unter  Hidschra. 

Impetator  =  Befehlshaber,  insbes.  Feld- 
herr, in  der  röm.  Republik  oft  auf  röm.  M., 
die  im  Auftrage  von  Feldherren,  die  mit 
dem  Heere  auswärts  standen,  geschlagen 
wurden  (Abb.  71),  auch  auf  griech.,  insbes. 
den  Kästophoren,  die  den  Namen  des 
röm.  Provinzialstatthalters  nennen,  ebenso 
auch  auf  der  oskischen  Münze  im  Bundes - 
genossenkriege  mit  C.  Paapi  Mutil  embra- 
tur  (Abb.  58);  ob  aber  ein  besonderes  for- 
melles Recht  der  Feldherren  auf  Prägung 
von  M.  bestanden  hat,  ist  zweifelhaft 
(Num.  chron.  1919  S.  221  ff.).  Durch 
Caesar  auf  Augustus  vererbt,  wird  der 
Titel  I.  von  diesem  wie  ein  Pränomen  ge- 
führt und  so  zu  einem  der  drei  eigent- 
lichen Kaisemamen:  imperator  Caesar 
Augustus;  die  Nachfolger  seit  Nero  setzen 
dann  ihre  Individualnamen  in  verschiedener 
Weise  diesen  Titeln  hinzu  (Abb.  75  ff.),  ohne 
daß  es  sich  anfangs  stets  entscheiden  ließe, 
ob  der  Vorname  I.  oder  die  imperatorische 
Akklamation  gemeint  ist:  der  Kaiser  läßt 
sich  nämlich  nach  altrepublikanischer  Sitte 
noch  besonders  gelegentlich  kriegerischer 
Erfolge  von  Senat  oder  Heer  zum  Imperator 
begrüßen  oder  ausrufen  [imp(erator)  sal(u- 
tatus)  nennt  sich  schon  Sextus  Pompeius 
auf  Ä;  die  Szene  dieser  Ausrufung  ist  auf 
M  des  Traianus  dargestellt;  s.  unter  Ad- 
locutio]  und  setzt  diese  Acclamatio 
imperatoria  mit  Iterationsziffem  (s.  d.)  be- 
ginnend mit  der  IL  in  die  hinter  den 
Namen  folgende  Titelreihe.  Z.  B.  imp(e- 
rator)  Caes(ar)  Domit(ianus)  Aug(ustus) 
Germ(anicus)  p(ontifex)  m(aximus)  tr(i- 
bunicia)  p(otestate)  XI  imp(erator)  XXI 
co(n)s(ul)  XVI  cens(or)  p(erpetuus)  p(ater) 
p(atriae)  Abb.  75.  Nach  Caracalla  kommt 
•diese  Accl.  imp.  allmählich  in  Fortfall, 
Theodosius  IL  führt  sie  noch  einmal,  doch 
bezieht  sich  die  darauf  folgende  Zahl  (IMP 


XXXXII)  auf  sein  Regierungsjahr.  — 
Abk.  IMP.  Griech.  AÖTOxpatcop,  s.  d.  — 
R.  E.  IX  S.  II39-  —  Den  mittelalteriichen 
Titel  Imperator  s.  unter  »KLaiser<[.      R. 

Imperial.  Imperial  war  die  gewöhnliche 
Benennung  für  das  seit  1755  in  Rußland 
geprägte  goldene  lO-Rubelstück,  dessen 
Feinheit  im  Gegensatz  zum  Cervonec  (s.  d.) 
nur  91,60/0  war  (s.  Zlotyj).  Nur  I.  von  Paul 
(1796 — 1801)  und  Alexander  I.  bis  1809 
waren  98,660/0  fein.  Mit  der  Aufschrift: 
Imperial  und  Poluimperial  (1/3  I.)  versehen 
sind  aber  nur  die  seltenen  lO-  und  5 -Rubel- 
stücke von  1895 — 1897.  Mit  der  Einführung 
des  Goldrubels  von  1897  stieg  der  Wert  des 
L  auf  15  Rubel  (s.  Rubel). 

Im  18.  Jh.  zeigen  die  I.  auf  der  Vs.  das 
Brustbild  und  das  Reichswappen;  von  Paul 
an  fehlt,  wie  auf  allen  Münzen,  das  Brust- 
bild, um  erst  1886  als  Haupt  des  Herrschers 
wieder  zu  erscheinen.  —  Flug,  0  vnesnem 
vide  ...  russk.  zolotoj  monety  (1898); 
auch  Kauf  man,  RubF,  166  ff.  und  weiter 
passim.  B. 

ImperiallSy  Imperiale  ist  ursprünglich  der 
kaiserliche  Denar,  den  zuerst  Friedrich 
Barbarossa  in  Mailand,  wohl  im  Werte 
von  zwei  bisherigen  Mailänder  Denaren,  ge- 
prägt hat:  0,82 — 0,945  g  Rauhgew.  u.  0,54  g 
Feingew.  Typus:  Vs.  i.  Felde  L  P.  R,  T  in 
Form  eines  Kjreuzes,  Umschrift  FREDE- 
RICVco ,  Rs.  MED/IOLA/NIV  i.  F.  in  3 
Zeilen. 

Dieser  Denar  ist  daim  auch  von  Friedrich 
IL,  Heinrich  VIL  (1310 — 13)  und  Ludwig 
dem  Bayern  mit  entsprechenden  Verände- 
rungen geprägt  worden. 

I2S4  führten  die  lombardischen  Städte 
Cremona,  Brescia,  Bergamo,  Pavia,  Parma, 
Piacenza  u.  Tortona  gemeinsam  durch  ein 
Konkordat  den  Imperiale  gleichmäßig  ent- 
sprechend dem  mailändischen  ein.  —  Gnec- 
Chi,  Mailand  S.  XLIX— LIIL 

Später  prägte  Azzo  Visconti  (1329 — 1339) 
in  Mailand  den  Imperiale:  Vs.  Lilienkreuz, 
oben  und  unten  eine  Schlange,  Umschrift: 
AZO  VICECOMES,  Rs.  ME/DIOLA/NVM 
i.  F.  von  0,45  g  Rauhgew.  u.  0,07  g  Feingew, 
Bamabo  (1354—85)  prägte  ihn  bei  ahn- 
Hcher  Vs.  mit  dem  Namen  IMP/ERIA/LIS 
i.  F.  der  Rs.  von  0,765—0,74  g  Rauhgew. 
u.  etwa  0,03  g  Fdngew.    Der  Imperialis 


282 


IMPFMEDAILLEN-INFLATION 


kommt  bis  in  den  Anfang  des  15,  Jh.s  vor 
(s.  auch  Bissola  u.  Apuliensis).  Su. 

ImpfinedaiUen  nennt  man  kurz  die  zur 
Erinnerung  an  den  wissenschaftl.  Begrün- 
der der  Kuhpockenimpfung  (Vaccination) 
Dr.  Jeimer  (1749 — 1823)  und  auf  die  Ver- 
breitung seiner  Impfmethode,  weiterhin 
auch  die  auf  die  frühere  Methode  (Inocula- 
tion)  geprägten  Med.  — Pfeiffer  und  Ruland, 
Pestilentia  in  nummis  S.  127 — 50.      R. 

InchiquinMoney,  eine  Art  irischen  ICriegs- 
geldes  (s.  Belagerungsmünzen)  von  1642 
aus  Silber,  das  wohl  zu  Unrecht  nach  dem 
Vizepräsidenten  der  Provinz  Munster  Lord 
Inchiquin  genannt,  aus  Zwangssilberliefe- 
rungen der  Einwohner  gemünzt  wurde  und 
aus  unregelmäßigen,  meist  einseitigen  ge- 
stempelten Stücken  zu  i  Pistole,  i,  */»- 
Kronen,  Schillingen,  9-Pence  undGroats 
besteht.  —  Grueber,  S.  335  f.  S. 

Inclitus.  Pfennige  Boleslaus'  L  Chrobry 
V.  Polen  (992 — 1025)  nennen  diesen  »Boles- 
laus  dux  inclitus«,  den  berühmten,  weit- 
bekannten. Su. 

Incoronate  (Plural)  hießen  Münzen  von 
Parma  und  Piacenza  mit  der  ungekrönten 
Mutter  Gottes,  besonders  Dukaten,  Giulios 
undScudi  vom  15.  bis  zum  17.  Jh.     S. 

Incusiy  Incttsiis  s.  unter  Inkuse  M.,  vgl. 
auch  unter  Quadratum  incusum.        R. 

Indlktion,  eigtl.  Ansage,  Auflage,  hieß 
die  röm.  Grundsteuerausschreibung  und  ihr 
15 jähr.  Zyklus,  begiimend  312,  anderwärts 
3 13  n.  C.  Die  hinter  dem  Worte  I.  genannte 
Zahl  bezieht  sich  auf  das  Jahr  innerhalb 
dieses  Zyklus,  s.  unter  Datierung.  —  R.  E. 
IX  S.  1327,  Umrechnung  dort  I  S.  666. 

R. 
Indio  ist  eine  portugiesische  Silbermünze 
König  Emanuels  (1495—1521),  von  der  70 
Stück  aus  der  11  dinheiros  feinen  Mark 
geprägt  wurden,  also  i  Stück  von  etwa 
3,3  g  Rauhgew.  u.  etwa  3  g  Feingew,  Ihr 
Wert  war  gleich  33  reaes.  Typus:  Vs.  ge- 
krönter Schild,  Rs.  Kreuz.  —  Aragao  I 
S.  252—256.  Su. 

Indidgentia  =  Nachsicht,  Gnade.  Auf 
röm.  Münzen  seit  Hadrianus  (I.  Aug., 
I.  fecunda,  L  pia)  personifiziert  als  sitz. 
Frau  mit  Zepter  und  ausgestr.  R.  (oder 
Schale,  Ähren);  später  erscheint  zur  Le- 
gende I.  eine  vor  dem  sitz.  Kaiser  um 
Hilfe  flehende  Frau,  dann  der  steh.  Kaiser, 


die  Spes,  die  Providentia.  Zur  I.  Augg. 
in  Italiam  erscheint  die  Italia,  zur  I.  Augg. 
in  Carthaginem  die  Göttin  Caelestis  (s.  d.) 
auf  Löwen.  —  R.  E.  IX  S.  1378;  Bern- 
hart,  Handbuch  S.  91 ;  Gnecchi,  Tipi  S.  70. 
—  Indulgentiae  Aug(usti),  moneta  inpe- 
trata  lautet  auf  M.  von  Patrai  die  Formel 
der  Prägeerlaubnis  (vgl.  unter  Permissu). 
Der  Genetiv  zeigt  aber,  daß  I.  als  Beischrift 
zu  der  verschleierten  Büste  gehört.    R. 

Inflation.  In  dem  Weltkriege  voa 
1914 — 1918  haben  einige  Staaten,  be- 
sonders England,  in  richtiger  Weise  die 
Kriegsmittel  zum  großen  Teile  durch  Er- 
höhung  der  Steuern  (England  20,  Deutsch- 
land nur  60/0)  aufgebracht,  andere  wie 
Deutschland,  Frankreich  (alles),  Österreich 
und  Rußland  besonders  durch  Anleihen 
und  Ausgabe  von  Papiergeld.  Die  deut- 
schen Kriegsanleihen  betrugen  98  Milliarden 
Mark.  Denn  »die  steigenden  Gewinne  der 
Unternehmer  und  die  steigenden  Löhne 
der  daheimgebliebenen  Arbeiter  drängten 
in  Deutschland  die  Erkenntnis  der  ökono- 
mischen Wunden,  die  der  Krieg  dem 
Volksganzen  schlug,  zurück«  —  war  doch 
das  Einkonmiensverhältnis  zwischen  dem 
ungelernten  Arbeiter  und  dem  mittleren 
Beamten  1913  100  :  347,  1922  100  :  147 
— j  während  es  England  viel  besser  ver- 
stand, die  Bevölkerung  davon  zu  über- 
zeugen, »daß  der  Krieg  nicht  in  eine 
Atmosphäre  wirtschaftlicher  Blüte  mit 
Gewinn  für  die  arbeitenden  Kreise  und  die 
Kriegslieferanten  eingehüllt  sein  dürfe«. 
Nach  dem  Kriege  wäre  es  eine  der  ersten 
Pflichten  der  Regierung  gewesen,  Spar- 
samkeit walten  zu  lassen  und  die  Ein- 
ziehung der  überschüssigen  Zahlmittel  in 
die  Wege  zu  leiten.  Das  Gegenteil  geschah, 
in  erster  Linie  wegen  des  unaufhörlichen 
Drucks  der  Reparationskommission  auf 
Deutschland,  Zahlungen  an  das  Ausland 
zu  leisten,  so  daß  für  Handel  und  Verkehr 
kein  wertbeständiges  Geld  übrig  blieb,, 
sodann  durch  die  Kreditinanspruchnahme 
der  Reichsbank  durch  das  Reich:  »Die- 
Reichsbank  wurde  zum  Mittel  einer  ihrer 
Selbständigkeit  größtenteils  beraubten  und 
von  Gesichtspunkten  solider  Wirtschafts- 
führung unbeeinflußten  Staatspolitik. « j^^Zti 
der  ungeregelten  Schaffung  von  Papiergeld 
hatte  der   Chartalismus   (s.  d.)    das   Feld 


INFLATION 


283 


aufs  schönste  vorbereitet.  Zwar  verwirft 
er  die  planlose,  unbeschränkte  Ausgabe 
von  Zahlmitteln,  aber  da  er  die  Quantitats- 
theorie  (s.  d.)  zum  alten  Eisen  legt  und 
erklärt,  daß  allein  der  Staat  es  sei,  der  das 
Geld  schaffe,  indem  er  irgend  einem  Stoff 
Geldwert  verleihe,  hatten  die  maßgebenden 
Stellen  in  dieser  Theorie  eine  Stütze  für 
ihre  Geldschaffung  (s.   Geld). 

Indem  nun  die  ungeheure  Zunahme  der 
papiemen  Zahlmittel  deren  Wertfall  gegen- 
über eigenem  und  fremdem  Edelmetallgelde 
in  erster  Linie  veranlaßte,  so  daß  ihre  Kauf- 
kraft immer  geringer  wurde,  mußte  immer 
mehr  Papiergeld  geschaffen  werden.  Da 
die  Reichsbank  es  nicht  allein  herstellen 
konnte,  obgleich  für  sie  1923  133  Drucke- 
reien und  30  Papierfabriken  tätig  waren, 
regte  sie  den  Druck  und  die  Ausgabe  durch 
Länder,  Provinzen,  Kommunen  und  Privat- 
untemehmungen  an.  Ende  1922  waren 
für  etwa  20  Milliarden  Mark  privates  Not- 
geld und  1280  Milliarden  Mark  Reichs- 
banknoten im  Umlauf.  Die  Hersteller  des 
privaten  beobachteten  dabei  oft  nicht  die 
Deckungsvorschriften,  so  daß  Ende  1923 
400  bis  500  Trillionen  an  ungedecktem 
und  ebensoviel  an  wertbeständigem  Not- 
geld umlief eiL 

Durch  diese  unsinnige  Papiergeldwirt- 
schaft sti^  der  Dollar  1923  rasend:  von 
49CX)0  M.  Ende  Januar  bis  zum  13.  No- 
vember auf  840,  20.  November  auf  4200 
Milliarden  Mark,  so  daß  eine  Billion  Papier- 
mark =  w/^-Dollar  war. 

Diese  Wertsteigerung  erhielt  den  Namen 
»Inflation«,  welches  Wort  »Aufblähung« 
bedeutet,  das  heißt  die  Wertaufblähung 
des  Metallgeldes  in  Papiergeld  ausgedrückt, 
während  im  Grunde  eine  Wertverminderung 
des  letzteren  vorlag-  Man  versteht  unter 
»Inflation«  gewöhnlich  eine  Geldvermeh- 
rung, die  eine  Geldentwertung  bewirkt  hat. 
Diese  Begriffsbestimmung  ist  aber  nicht 
ganz  zutreffend,  deim  die  Geldentwertung 
ist  nicht  eine  Folge  nur  der  Geldver- 
mehrung, sondern  auch  die  Warenknapp- 
heit hat,  wenn  auch  in  viel  geringerem 
Maße,  die  Preise  gesteigert,*  jedenfalls 
mußte  immer  mehr  Geld  geschaffen  werden, 
lun  die  höheren  Preise  bezahlen  zu  können, 
über  welche  Verhältnisse  aber  noch  viel 
gestritten  wird.      Jedenfalls  ist  richtiger 


zu  sagen:  die  Inflation  ist  eine  Geldver- 
mehrung, die  gleichmäßig  mit  einer  Geld- 
entwertung vor  sich  geht. 

Solche  Wertsteigerungen  der  Warenpreise 
durch  übermäßige  Ausgabe  von  Kleingeld 
mit  geringem  Sachwert  sind  uns  schon  aus 
dem  3.  Jh.  n.  C,  bekannt  (s.  Argenteus, 
Ziffer  3);  aus  der  Neuzeit  ist  besonders  auf 
die  Kipper  und  Wipper  (s.  d.)  hinzuweisen, 
die  binnen  2  bis  3  Jahren  den  Reichs- 
taler von  90  auf  über  1000  Kreuzer 
trieben. 

Als  gegen  Ende  1923  Deutschland  aus 
eigener  Kraft  durch  Schaffung  der  Renten - 
bank  (s.  d.)  die  Inflation  beseitigte,  trat 
ein,  was  man  mit  »Deflation«  bezeichnet 
hat,  das  heißt  eine  Geldverringerung,  die 
zugleich  mit  einer  Geldwertsteigerung  er- 
folgt. Diese  Deflation  war  eine  welt- 
geschichtlich einzig  dastehende  ungeheure 
Vermögensvemichtung,  weil  der  Staat  der 
Verpflichtung,  die  Aiileihen  mit  wert- 
beständigem Gelde  im  Nennwerte  einzu- 
lösen, in  nur  ganz  minimaler  Weise  nach- 
kommen konnte,  und  gar  das  Papiergeld 
vollkommen  verloren  war. 

Nach  der  Anleihedenkschrift  vom  15.  No- 
vember 1923  betrugen  die  Schulden  des 
Deutschen  Reichs:  I  a.  Wertbeständige  An- 
leihe 499999999,80  M.;  b.  besondere 
Schatzanweisungen  über  50  000  000  000  M. 
IL  Papiermarkschulden,  durch  Nichtauf- 
wertung  getilgt  191  580  465  780  196  711 
419,70  M.  (über  191  580  Billionen).  Durch 
alle  diese  Verluste  waren  die  eigenen  und 
fremden  Mittel  der  deutschen  Geldinstitute 
zusammengeschrumpft  auf  Millionen  Gold- 
mark: 

Sparkassen  1913  19,7,  Ende  1923  0,1 

Banken  13,4  2,7 

Genossenschaften   4,6  0,4 

Versicherungs- 
institute 6,3  1,2 


44,0 


4,4 


und  das  deutsche  Volk  wurde  sich  bewußt, 
im  Wohlstand  auf  die  Verhältnisse  der 
sechziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts 
zurückgeworfen  zu  sein.  —  Verhandlungen 
des  Vereins  für  Sozialpolitik  1924,  München 
und  Leipzig  1925,  besonders  M.  Palyi  auf 
S.  320 — 323;  R.  Elster,  Das  Geld,  München 
1924,  S.  288;  Hero  Möller,  Die  Lehre  vom 


284 


INFORCIATA— INKUSE  M. 


Gelde,  Leipzig  1925,  S.  62  f.  und  92  ff. ;  ; 
H.  Schacht,  Die  Stabilisierung  der  Mark,  i 
Berlin  und  Leipzig  1927.  j 

Im  bolschewistischen  Rußland,  das  die 
Marxsche  Lehre  vom  sozialistischen  Staate 
bis  in  die  letzten  Folgen  zu  verwirklichen 
suchte,  mußte  als  Korrelat  die  staatliche 
Theorie  des  Geldes  ebenso  erstrebt  werden: 
bewußt  und  absichtlich  suchte  man  die 
i^kapitalistische«  Einrichtung  des  Geldes 
zum  Absterben  zu  bringen.  Ahnlich  wie  in 
Deutschland  wurden  nicht  nur  von  der 
Zentralregierung  seit  1917  Papierscheine  — 
bis  zum  März  1924  für  865000  Billionen 
Rubel  — ,  sondern  auch  von  den  Gegen - 
regierungen  (420  Milliarden),  von  terri- 
torialen Faktoren  und  Städten  solche  aus- 
gegeben. Aber  die  staatliche  Theorie  litt 
auch  hier  SchifinDruch:  während  die  Geld- 
menge von  Anfang  1917  bis  dahin  1923 
auf  das  200  000  fache  stieg,  erhoben  sich 
die  Warenpreise  bis  auf  das  looooooofache. 
Man  griff  zu  fremden  Valuten,  zu  anderen 
Rechnungseinheiten  wie  Warenrubeln,  man 
gab  eine  Roggenanleihe  aus,  mußte  aber 
zuletzt  doch  einsehen,  daß  Gold  die  einzig 
tragfähige  Basis  für  eine  gesunde  Währung 
sei.  Um  endlich  überhaupt  eine  Grundlage 
für  wirtschaftliche  Kalkulationen  zu  haben, 
sah  sich  der  Bolschewismus  Ende  1922  zur 
Schaffung  des  stabilen  Tscherwonetz  von 
7,444  g  Gold  gezwungen.  S.  Cervonec, 
Denznak  und  Kerenka.  —  A.  v.  Loehr 
in  den  Mitt.  d.  num.  Ges.  Wien,  1927, 
S.  iff.  S. 

Infordata,  rinforzata,  afforciata  (mo- 
neta)  bedeutet  als  Beiwort  zu  einem  Münz- 
namen, daß  die  betreffende  Münze  besser 
im  Gewicht  oder  in  der  Legierung  sein  soll, 
als  die  bis  dahin  umlaufende;  so  z.  B.  der 
grosso  rinforzato,  der  von  Karl  v.  Anjou 
als  Senator  von  Rom  geprägt  worden  ist 
(s.  gross!  Romanini).  —  Martinori  S.  219. 

Su. 

Infttla  bezeichnet  ursprünglich  die  Binde 
als  Amtsabzeichen,  dann  im  frühen  M.A. 
metaphorisch  die  klerikale  Elleidung  über- 
haupt, seit  dem  ii.  Jh.  insbesondere  die 
Kasel,  und  seit  dem  12.  Jh.  in  Einschrän- 
kung auf  die  Kopfbedeckung,  die  seit- 
dem bebänderte  Mitra  in  Rückeriimerung 
an  die  ursprüngliche  Bedeutung  als  Binde. 


—  Braun,  Liturgische  Gewandung  S.  153, 
426  ff.,  459  f.  Su. 

In  hoc  signo  vlnces  s.  unter  Hoc  signo 
Victor  eris.  R. 

Iiikufiabeintaler  nannte  man  früher  die 
Taler  mit  Fraktur-  oder  Mönchsschrift, 
das  heißt  die  ersten  bis  in  die  zwanziger 
Jahre  des  16.  Jahrhunderts  geprägten,  in 
der  Hauptsache  die  ELlappmützen-,  Ursula- 
und  Joachimstaler  (s.  d,).  S. 

Inkftse  M.  sind  M.,  die  das  Bild  der  Vs. 
auf  der  Rs.  vertieft  zeigen.  Das  kann 
entweder  absichtlich  geschehen,  indem  man 
I.  ganz  dünne  Schrötlinge  mit  nur  einem 
Stempel  beprägt,  so  daß  dessen  Prägebild 
auf  der  anderen  Seite  durchschlägt,  s.  unter 
Brakteaten,  oder  2.  den  Rs. -Stempel  mit 
demselben  Bilde  wie  den  Vs. -Stempel  ver- 
sieht, ihn  aber  positiv,  also  wie  eine 
Patrize  schneidet;  so  sind  von  etwa 
550 — ^480  V.  C.  die  großgriech.  Incusi  der 
unten tal.  Städte  Ami(naia?),  Laus,  Meta- 
pont,  Poseidonia,  Pal(inurus?)  im  Münz- 
verband mit  Mol(pa?),  Siris  mit  Pyxus,  Sy- 
baris,  Kaulonia,  Ejroton,  Rhegion  (nebst 
einigen  M.  mit  nicht  identifizierbarem 
Stadtnamen  und  einigen  Bundes-M.)  und 
des  sizilischen  Messana  sowie  —  als  Han- 
dels-M.  neben  dicken  Stateren  mit  zwei 
Bildern  —  der  Stadt  Tarent  hergestellt, 
große  und  flache  Stateren  und  Teilstücke. 
Der  Zweck  war  der,  ähnlich  wie  bei  den  M. 
des  griech.  Ostens  mit  Quadratum  incusum, 
nur  das  eine  Wappenbild  auf  die  M.  zu 
bringen.  Später  kommt  man  davon  ab 
und  wählt  ein  zweites  Bild  für  die  Rs., 
das  aber  zunächst  doch  noch  aus  posi- 
tivem Stempel  stammt,  also  vertieft  er- 
scheint: in  Kroton  der  Adler,  auf  Klein- 
M.  von  Metapont  der  Stierkopf.  —  3.  End- 
lich können  i.  M.  unabsichtlich  entstehen, 
indem  die  soeben  geprägte  M.  durch  Ver- 
sehen a)  auf  dem  Unterstempel  liegenbleibt 
(also  mit  ihrer  Rs.  nach  oben)  oder  b)  im 
Oberstempel  durch  Adhäsion  hängen  bleibt 
(also  mit  ihrer  Vs.  nach  unten)  und  die 
nächste  M.  nun  auf  der  einen  Seite  statt 
des  Stempelbildes  einen  negativen  Ab- 
druck der  zurückgebliebenen  M.  empfängt;, 
solche  i.  M.,  die  also  im  Falle  a  zweimal 
das  Rs.-Bild,  das  eine  Mal  erhaben,  das 
andere  Mal  vertieft  haben,  im  viel  häufi- 
geren Falle  b  zweimal  das  Vs.-Bild  (also 


INNOCENS— JOACfflMSTALER  MEDAILLEN 


285 


meist  den  Kopf),  das  eine  Mal  erhaben, 
das  andere  Mal  vertieft  zeigen,  begegnen 
uns  schon  bei  griech.  M.  des  4.  Jh.  v.  C, 
sind  häufig  bei  röm. -republik.  JR,  in  der 
Kaiserzeit  seltener  und  Beispiele  gibt  es 
bis  in  die  Neuzeit.  —  Num.  chron.  1922 
S.  35/36;  Z.  f.  N.  26  S,  2153;  36  S.  64/67; 
Bl.  f.  M. -freunde  1924  S.  135  (Auffassung 
hier  verfehlt).  R. 

Innocens.  »Monnaies  des  6v6ques  des 
innocens  et  des  fous«  waren  meist  aus 
Blei  gefertigte  münzähnliche  französische 
und  belgische  Marken,  die  bei  dem  jähr- 
lichen Narrenfest  mit  Wahl  eines  Narren- 
bischofs ausgegeben,  ebenso  wie  die  bei 
diesen  Gelegenheiten  veranstalteten  Um- 
züge durch  Bilder  und  meist  rebusartige 
Inschriften  eine  Ironisierung  der  kirchlichen 
Gebräuche  bezweckten.  Sie  konmien  vom 
13.  bis  zur  Mitte  des  16.  Jahrh.  vor.  Die 
Elirche  ließ  sie  nicht  nur  zu,  sondern 
steuerte  selbst  zu  den  Kosten  der  Umzüge 
bei,  weil  sie  nur  auf  diese  Weise  allzugrobe 
Ausschreitungen  verhüten  konnte.  Bei 
den  Aufzügen  wurden  auch  Päpste,  Bischöfe 
und  andere  Klerikale  dargestellt,  wie  denn 
auch  die  meisten  dieser  Gepräge  sich 
Moneta  episcopi  innocentium  nennen.  — 
M.  G.  Rpgollot]  et  C.  L[eber],  Monnaies 
inconnues  des  6vöques  des  innocens,  des 
fous  etc.    Paris  1837.  S. 

lüO-Leukothea  vgl.  unter  Melikertes.  R. 
Inschrift  oder  Aufschrift  nannten  die 
älteren  Numismatiker  im  Gegensatz  zu 
Umschrift  (s.  d.)  diejenigen  Teile  der 
Schrift,  die  nicht  dem  kreisförmigen  Rande 
der  M.  folgen,  sondern  im  Felde  der  M. 
stehen.     S.  Schrift  (C).  R. 

Interimstaler  sind  die  auf  das  Augsburger 
Interim  von  1549  in  Magdeburg  gemünzten 
Spottaler,  die  auf  einer  Seite  den  Heiland 
zeigen,  der  das  durch  ein  Ungeheuer  ver- 
sinnbildlichte Interim  beschwört,  auf  der 
anderen  die  Taufe  des  Heilands.  Es  gibt  eine 
große  Menge  von  Verschiedenheiten  dieser 
Münze,  deren  ältere  die  plattdeutschen 
Umschriften  zeigen:  Packe  di  Satan  du 
Interim;  Rs.  Dit  is  min  leve  Son,  den  s(ollt) 
gi  ho(ren).  —  Schrötter,  Magdeburg,  Nr. 

945—951.  S. 

InVenit  ===  hat  (das  Bild  einer  Medaille) 
erfunden,  also  die  sog.  Visierung  gemacht, 


meist  im  Gegensatz  zumfecit  (s.  d.)  des  Me- 
dailleurs. R. 

InvictttS  (invictus  Aug.,  invictus  imp.) 
ist  ein  Beiname  römischer  Kaiser  von 
Pescennius  Niger  bis  Maxentius  auf  Vs. 
oder  Rs.  der  M.  —  Invictus  sacerdos  Aug. 
heißt  Kaiser  Elagabalus,  s.  d.  —  In\4(c)ta 
Roma  (aetema)  s.  unter  Roma.  R. 

Ig,  griech.  Sagengestalt.  Von  Zeus  ge- 
liebt, wird  sie  von  Hera  in  eine  Kuh  ver- 
wandelt, dann  um  die  ganze  Welt  gejagt. 
Sie  erscheint  ohne  Attribut  mit  der  Bei- 
schrift EltA)  auf  kaiserl.  M.  von  Gaza,  der 
Stadtgöttin  TAZA  (die  Polos  und  Füllhorn 
trägt)  die  Hand  reichend.  Statt  der  lo 
liegt  auch  eine  Kuh  zu  Füßen  der  Stadt- 
göttin, vgl.  Steph.  Byz.  s.  v.  *I6vtov  tcsXoyoc. 
In  Tralleis  finden  wir  zur  Aufschrift  ElOYC 
TAMOI  die  von  Hermes  zur  Hochzeit 
geführte  Braut  lo,  und  andere  auf  sie 
bez.  Szenen.  —  R.  E.  IX  S.  1732;  B.  M.  C. 
Palestine  S.  LXXV.  R. 

Joachimstaler  sind  die  seit  15 18  von  den 
Grafen  Schlick  in  Joachimstal  in  Böhmen 
aus  ihrem  dortigen  Bergsilber  geprägten 
Guldengroschen  (s.  d.),  die  allgemein  den 
Namen  Joachimstaler  oder  Taler  erhielten. 
Dieser  Name  ging  dann  auf  alle  Gulden- 
groschen über.  Die  Schlickschen  trugen  auf 
einer  Seite  den  böhmischen  Löwen,  auf  der 
anderen  das  Bild  des  heiligen  Joachim, 
(Abb.  259)  und  hielten  zuerst  27,20,  seit 
1534  26,39  g  Silber-  Der  lateinische  Name 
des  J.  war  loachimicus  oder  Vallensis  oder 
Uncialis  (wegen  seines  Gewichts  von  i  Unze 
=  2  Lot),  der  französische  Jocondale,  der 
russische  Jefimok  (s.  d.)  (PL  Jefimki),  d.. 
polnische  Joachimik.  S. 

Joacbimsthaler  MedaUlen  nennen  wir  eine 
große  Reihe  von  geprägten  Med.  —  histori- 
sche wie  die  erste  deutsche  Geschichts-Med. 
von  1547  auf  die  Mühlberger  Schlacht,, 
Bildnismed.,  namentlich  aber  religiöse  Med. 
—  meist  aus  den  Jahren  1530 — 1560,  die  in 
dem  böhm.  Bergort  Joachimsthal  und  sonst 
auf  beiden  Seiten  des  Erzgebirges  herge- 
stellt sind.  Als  einer  der  Hauptmeister  stellt 
sich  der  C  W  signierende  Goldschmied  Conca. 
Wdcz  dar,  femer  Wolf  Milicz,  Nickel 
Milicz,  Zacharias  Kenapf  und  der  |-^ 
signierende  Künstler  (vgl.  Kunst  und 
Kunsthandwerk  1917  S.  422/9,  1920  S. 
212/6;  Num.  Casopis  fieskosl.  H  1926  S,  85/ 


286 


JOÄO-IRISCHE  WÄHRUNG 


114  Taf.  V— X,  III  1927  S.  62/71;  Berl. 
M.-bl.  1927  S.  340).  Übrigens  sind  die  J.  M. 
schon  im  16.  Jh.  selbst  nachgegossen  wor- 
den, oft  unter  kleinen  Umänderungen  in 
Schrift  und  Typus,  anderen  Koppelungen 
der  Stempel  und  unter  Zufügung  neuer 
Jahreszahlen  usw.  —  Fiala,  Samml.  Done- 
bauer  II  S.  482/308;  Domanig,  Deutsche 
Med.  S.  160  im  Register.  Hauptkataloge: 
Erbstein  (Heß)  I  1908,  Lübbecke  (Hirsch 
33)  1908,  Lannalll  (Lepke,  Berl.)  1911.   R. 

Joäo  =  Johannes  (s.  d.). 

Jocondäle,  französischer  Name  des  Jo- 
achimstalers (s.  d.). 

Jodocustaler,  Taler  der  Maria  von  Jever 
(1536 — 1575)  mit  dem  jeverschen  Löwen 
auf  der  Vs.  und  dem  stehenden  h.  Jodocus 
auf  der  Rs.  —  Lehmann,  Jever  S.  37  ff. 

S. 

Joe  =  Johannes  (s.  d.). 

Johannes^  St.,  Apostel  und  Evangelist, 
Bruder  des  Apostels  Jacobus  des  Ä.  (s.  d.), 
hat  als  Attribute  einen  Adler,  einen  Kelch 
und  ein  Evangehenbuch.  Schon  auf  Pfenni- 
gen der  sächsisch-fränkischen  Kaiserzeit 
kommt  dieser  Apostel  vor,  nämlich  u.  a.  in 
Gittelde  als  Brustbild  von  vom  mit  der 
Umschrift  »Johamies  patronus  est«  oder 
nur  mit  seinem  Attribut,  dem  Adler  mit 
Nimbus,  als  alleiniges  Münzbild  (Menadier, 
D.  M.  II  S.  39  ff.).  Im  13.  Jh.  erscheint 
derselbe  Adler  in  Lüttich  (Chestret  Nr.  180) 
und  in  Ungarn  (R6thy  I  Taf.  13,  267), 
später  auf  M.  Johanns  I.  von  Montferrat 
(1338 — 1372).  Stehend  mit  Buch  und 
Kelch  ist  J.  zusammen  mit  seinem  Bruder 
Jacobus  auf  einem  Giulio  Guidobalds  IL 
von  Urbino  (1538— 1574)  dargestellt  (Za- 
netti  I  S.  76)  u.  a.  Su. 

Johannes,  St.,  der  T£ttter  s.  unter  Heilige. 

Johannes  (portugiesisch  Joäo,  engl,  ab- 
gekürzt Joe),  eine  portugiesische  1722 — 
183s  geprägte  Goldmünze,  die  auf  einer 
Seite  das  Brustbild  des  Königs,  auf  der 
anderen  den  portugiesischen  Wappenschild 
führte  und  13,148  g  Gold  hielt.  Er  war  der 
Nachfolger  des  Moidor  (s.  d.)  und  stellte 
'die  halbe  Dobra  (s.  d.)  zu  6400  Reis  dar, 
»doch  hieß  er  in  Westindien  Half -Joe.  Hier 
bildete  er  im  l8.  Jh.  wegen  seiner  Wert- 
beständigkeit neben  der  Dublone  (s.  d.)  die 
Haupthandelsmünze.  Die  Joes  wurden  in 
Nordamerika  und  Birmingham  am  Ende 


des  18.  Jh.s  in  großer  Menge  und  gering- 
haltig nachgemünzt.  Um  die  echten  von 
ihnen  zu  unterscheiden,  wurden  diese  oder 
auch  beide  gegengestempelt,  z.  B.  1805  in 
Martinique  mit  einem  Adler  und  mit  22 
(Livres)  die  guten,  mit  20  die  schlechten. 
Ähnlich  hatten  schon  1798  die  Engländer 
in  Demerara  und  Essequibo  gehandelt.  — 
Chalmers  S.  396;  Howland  Wood  S.  91, 
HO,  117;    Noback»  S.  508,  964.  S. 

JoUebruis  heißen  Doppelpfennige  der 
Stadt  Metz  in  Urkunden  vom  Jahre  1378, 
1478  u.  1487.  Sie  sollten  als  Münzbild  das 
Brustbild  des  Heiligen  Stephanus  tragen 
(onquel  jolletruis  averoit  empraint  ung 
demey  St.  Estenne).  —  Saulcy,  Les  Mon- 
naies  de  la  cit6  de  Metz  S.  27,  51,  53,  iio. 

Su. 

Jongkongy  malaiisches  Zinngeld;  s.  Pitjis. 

Iperpero.  Die  byzantinischen  Goldsolidi 
nahmen  im  6.  und  7.  Jh.  die  Bezeichnung 
Xpöoftov  vofjitO[j.a,  im  8.  den  Namen  vojjLiafJia  an. 
Seit  Ende  des  12.  Jh.s  trat  an  dessen  Stelle 
die  Bezeichnung  oXxoxivov  (s.  d.)  vdfjLiapLa  = 
ganz  und  gar  geläuterte  Goldmünze  (von  Z'Kqz 
und  coctum),  oder  meist  Tirepitopov,  welches 
Wort  dasselbe  war  wie  das  aurum  coctum 
und  recoctum  der  Latiner,  das  heißt:  mög- 
lichst fein  gebranntes  Gold.  Auch  die 
Kreuzfahrer  gebrauchten  diesen  Ausdruck 
(hyperpre),  aber  meist  das  Wort  »Besant«, 
das  heißt:  byzantinische  Goldmünze,  die 
dann  den  ganzen  Verkehr  der  Levante  be- 
herrschte und  auch  in  den  Okzident  drang. 
—  Svoronos  Journal  international  II, 
S.  34S»  362  f. ;  Schlumberger,  Principaut6s 
franques  du  Levant,  Paris  1877,  S.  7.  — 
Am  Anfang  und  Ende  des  18.  Jh.s  prägte 
die  Stadt  Ragusa  silberne  Iperperi  zu  12 
Groschen.  Die  älteren  von  1683 — 1750 
wogen  6^/2  bis  5^/2  g,  die  von  i8oi — 1803 
waren  keine  silbernen  Groschen  mehr,  son- 
dern solche  aus  Billon,  sie  wogen  4  g  und 
hielten  i^/a  g  Silber.  Die  I.  zeigten  auf  der 
Vs.  den  stehenden  h.  Blasius,  auf  der  Rs. 
den  stehenden  Heiland.  S.  auch  Perper.  — 
R^etar,  Monatsblatt  d.  num.  Ges.,  Wien, 
1910,  S.  202,  205.  S. 

Irische  Währung.  Die  englische  Regie- 
rung hat  Irland  monetär  immer  stiefmütter- 
lich behandelt.  Wie  es  ein  Münzmeister  der 
Königin  Elisabeth  ausdrückte,  sah  man 
in  England  die  irische  Insel  an  als  den 


ISARGOLD-DUKAT— ITALISCHER  MCNZFUSS 


287 


allgemeinen  Abladeplatz  englischen  Unrats  \ 
(the  general  dirt  heap  for  the  outcasting  j 
of  Englands  vileness).  Unter  dieser  Königin  i 
war  der  für  Irland  geprägte  Schilling  nur  i 
Via  <ies  englischen  wert,  mit  welcher  Art  ! 
der  Prägung  fortgefahren  wurde.    Im  17.  j 
und    18.  Jh.   füllte   man   das   Land   mit  j 
Kupfermünzen  an,  so  daß  Irland  endlich 
sich  französischer,  spanischer  und  portu- 
giesischer   Gold-    und    Silbermünzen    be- 
diente. Noch  im  19.  Jh.  bis  1826  rechnete 
Irland  mit  Pfunden,  deren  13  =  12  (engli- 
schen) Pfund  Sterling  waren.  —  Die  heutige 
i.  W,  ist  gleich  der  englischen.   Die  durch 
die  Coinage  Act  von  1926  verfügten  Halb- 
kronen,   Florin,   Schillinge  aus  3/4  feinem 
Silber,  6-  und  3-Pence  aus  Reinnickel  sowie 
ganzen,  halben  Penny  und  Farthing  aus 
Bronze  zeigen  auf  der  Vs.  die  Harfe,  auf 
den  Rs.  Tiere  der  Land;  und  Forstwirt- 
schaft. S. 

Isargold-Dukat  s.  unter  Flußgolddukaten. 

Iseum  =  Tempel  der  Isis. 

Isis,  ägypt.  Göttin,  ursprünglich  Him- 
melsgöttin  und  als  solche  Mutter  des  Son- 
nengottes Horos,  später  mit  der  Osiris-Sage 
verknüpft  und  dessen  (dfes  späteren  Sara- 
pis, s.  d.)  Gattin;  sie  ist  die  Verkörperung 
der  Gatten-  und  Mutterliebe,  die  Herrin 
des  Meeres  und  des  Landes,  insbes.  des 
Ackers.  Ihr  Kult  hat  sich  in  Ägypten  vom 
7.  Jh.  an  verbreitet,  in  der  Kaiserzeit  ist 
sie  die  ägypt,  Göttin.  — Auf  alexandrin. 
M.  und  auf  den  M.  vieler  anderer  Städte 
des  Westens  (Sizilien,  hier  schon  in  hei- 
lenist. Zeit)  und  Ostens,  auf  röm.  M.  seit 
Hadrianus  erscheint  L,  den  eigenartigen 
Kopfschmuck  (s.  das  folg.  Stichwort)  auf 
dem  Haupte,  bald  im  Brustbild,  bald  steh, 
mit  den  Attributen  der  Klapper  (sistrum) 
und  des  Henkeleimers  (situla),  statt  eines 
von  beiden  auch  Schale,  Zepter,  Füllhorn 
haltend,  in  ELatana  einmal  einen  Vogel  auf 
der  Hand,  oder  sitz,  den  Horos  säugend, 
über  der  Tür  ihres  Tempels  zwischen  den 
Pylonen  oder  auch  in  ihrem  Tempel  (z.  B. 
im  Iseum  Campense  auf  dem  Marsfeld, 
röm;  M.  des  Vespasianus,  Abb.  81,  Sitz.  B. 
Ak,  1909  S.  640),  dann  in  besonderen  Dar- 
stellungen: als  Isis  Pharia  oderPdagia  auf 
einem  Schiffe  steh,  und  das  geschwellte 
Segel  haltend,  den  Leuchtturm  (Pharos) 
neben  sich,  Abb.  93,  als  solche  auch  auf 


der  Barke  des  Sarapis,  sowie  die  I.-Sothis: 
I.  auf  einem  Hunde  sitzend,  der  den  Hunds- 
stern (Sirius,  s.  d.,  äg.  Sothis)  darstellt,  z.  B. 
auf  röm.  Med.  des  Hadrianus  und  der 
Faustinen.  Eigenartig  ist  eine  I. -Büste  in 
Askalon,  B.  M.  C.  Palestine  S.  LXII  Taf. 
XLI  5.  Auf  M.  von  Malta  steht  Osiris 
zwischen  I.  und  ihrer  Schwester  Nephthys, 
beide  geflügelt.  Auf  einem  JR  des  lulianus, 
der  im  Kampfe  gegen  das  Christentum 
einen  Zyklus  von  M.  auf  I.  und  die  anderen 
ägypt.  Götter  prägte,  steht  Isis  nebst  Horos 
auf  einem  übers  Meer  fahrenden  Sphingen- 
Wagen,  dem  der  Hund  voranspringt.  — 
Beischriften:  (E)l5:i2:  inSyros,  AigaiAioL, 
Byblos  (wo  eine  Vermischung  mit  der 
Astarte  stattgefunden  hat)  und  Alexan- 
dreiaÄg,  —  Drexler,  Cultus  der  ägypt. 
Gottheiten  in  den  Donauländem  1890; 
ders.,  Isis-  und  Sarapis-Cultus  in  Klein- 
asien, N.  Z.  21  S.  1/234  und  385/92;  Z.  f.  N, 
XIII  S.  299/313-   R.  E.   IX  S.  2084/2132. 

R. 

Isis-Kopfschmuck.  Der  I.-K.  besteht  aus 
der  Sonnenscheibe  zwischen  den  Hörnern 
eines  Rindes,  obenauf  oft  Straußfedem, 
zuweilen  von  zwei  Uräusschlangen  flan- 
kiert. Er  erscheint  auf  M.  außer  auf  dem 
Haupte  der  I.  (s.  d.)  auch  als  selbständiger 
Typus,  so  in  Alexandreia  Äg.,  Myndos  (hier 
zwei  Ähren  darunter)  und  Nordgriechen- 
land (z.  B.  Perinth)  sowie  auf  M.  des  luba 
IL,  hier  Ähren  neben  den  Federn  und  die 
Scheibe  ruht  auf  Mondsichel,  an  I.  als 
Himmelsgöttin  erinnernd.  R. 

Ispehtedl,  mazanderänische  Silbermünze 
des  8.  Jh.s;  s.  Säsänidische  Münzen. 

V. 

Istar  (Ischtar)  s.  Astarte. 

ItaHg,  Itellig  s.  YteUig  u.  Heller. 
Italischer  Mflnztuß.  No^jLoc'ItGcXuotix«!?  war 

nach  einer  Inschrift  aus  Ddphoi  (zwischen 
356  und  347  V.  C.)  die  Bezeichnung  für  den 
Silberstater  eigenen  Fußes  der  unteritali- 
schen Städte  von  etwa  550—270  v.  C,  Abb. 
25,  28;  ursprünglich  über  8  bis  zu  8,4  g 
schwer,  sinkt  er  allmählich  bis  auf  etwa  7,5  g 
und  wird  dann  unter  dem  Druck  des  rö- 
misch-kampanischen Quadrigatus  vom 
Sechsskrupelfuß  (6,8  g)  zur  Pyrrhos-Zeit  in 
Tarent,  Herakieia,  Thurioi,  Kroton  auf 
diesen  reduziert;   Klio  VI  S.  504/24-  — 


288 


ITERATION-JUDENPFENNIGE 


Wegen  der  Aufschrift  da(aapia)  'lT{aXtx(i) 
xS  bezw.  iß'  auf  kappadok.  M  s.  unter 
Assarion.  —  In  ägypt.  Papyri  bezeichnet 
'ItaXtxbv  voiiiafia,  'Ix.  dp^opiov  die  kaiser- 
liche Reichsmünze,  z.  B,  N.  Z.  53  S.  158. 

R. 

Iteration  =  Wiederholung,  insbes.  wie- 
derholte Übernahme  eines  Amtes,  so  des 
Konsulats,  der  Tribunicia  potestas,  der  im- 
peratorischen Acclamatio  (Abb.  7S.8o),  zu- 
weilen auch  des  Siegesbeinamens,  bei  Cae- 
sar auch  der  Diktatur,  und  der  lokalen 
Ämter  in  den  Kolonien  und  griech.  Städten. 
I. -Ziffer:  die  Zahl,  die  angibt,  zum  wieviel- 
ten Male  die  Übernahme  erfolgte.  Vgl.  Da- 
tierung. Lat.  durch  iterum,  ter(tium),  quar- 
(tum),  meist  aber  durch  die  bloßen  Zahlen 
ausgedrückt,  griech.  zuerst  in  Athen  im 
I.  Jh.  V.  C.  durch  To  88üTe(pov)  und  xb  TpiT[ov) 
ausgedrückt,  später  durch  xi  ß'  (=  oeo- 
Tspov),  TO  7'(=  xpfcov)  bis  zh  C  (Byzantion), 
seltener  durch  die  bloße  Zahl  ohne  x6.  — 
Münsterberg,  Beamtennamen  S.  258.  — 
Auf  griech.  M.  der  Kiiiserzeit  erscheint 
auch  eine  L  des  Namens  durch  ß'  oder  8& 
usw.  ohne  x6,  ähnlich  den  Namenszahlen 
(s.  d.)  unserer  Herrscher  und  zuweilen  noch 
mit  Zusatz  von  veo^,  s.  unter  Filiation. 

R. 

Itzibtl  s.  V.W.  Ichibu,  s.  unter  Ban. 

Jubfliumsmuiizen  sind  Münzen,  die  zur 
Erinnerung  einer  festlichen  Begebenheit 
geschlagen  sind,  besonders  auf  die  25-  und 
50-Jahrfeiem  des  Regierungsantritts  eines 
Herrschers,  einer  fürstlichen  Hochzeit,  auf 
die  Gründung  einer  Stadt,  eines  Vereins, 
auf  die  Reformation.  —  J.  Ch.  Kundmann, 
Nummi  Jubilaei,  Breslau,  1735.  —  S.  auch 
Hochzeitsm.  und  Säkulaifeiem.  S. 

Jttdasgdd^  -groschen  s.  unter  Silberling. 

Juden  s.  Mfinzjuden. 

Jttdenhut  ist  ein  spitzer  Hut,  der  den 
Juden  im  M.A.  zu  tragen  verordnet  war, 
idamit  sint  si  uzgezeichent  von  den 
cristenenliuten,  daz  man  si  fiur  Juden  haben 
soll«  {Schwabenspiegel).  Es  sind  breite  und 
flache,  erst  in  der  ICtte  plötzlich  spitz  zu- 
laufende Hüte.  So  ist  der  Münzmeister 
David  ha  Cahen  auf  einem  Wetterauer 
Brakteaten  dargestellt  (Z.  f .  N.  XXXHI 
S.  100).  Dann  zdgt  ein  Denar  des  14.  Jh.s 
einen    Kopf   mit    Judenhut    und   Anker 


(Z.f.N.  XXXHI  S.  120);  vgl.  auch  die 
Judenkopfgroschen.  Su. 

Judenkopfgroschen,  Judenkopfe,  Juden- 
hüte, i^jodekopphe«,  bärtige  oder  Bart- 
groschen werden  die  von  Kurfürst  Friedrich 
n.  dem  Sanftmütigen  und  Wilhelm  HI. 
1444  und  in  den  folgenden  Jahren  gepräg- 
ten Meißner  Groschen  mit  einem  Helm, 
der  einen  Kopf  als  Helmschmuck  trägt, 
genannt.  Dieser  ist  bärtig  und  mit  einem 
eigentümlichen  spitzen  Hut  mit  einer 
großen  Pfauenfeder  dargestellt,  weswegen 
der  gemeine  Mann  in  ihm  einen  Judenkopf 
sah.  Die  Kopfbedeckung  ist  ähnlich  der,  die 
zu  damaliger  Zeit  von  Juden  als  unter- 
scheidendes Merkmal  von  den  Christen 
getragen  werden  mußte  (s.  Judenhut), 
Nach  Schwinkowski,  Geld  u.  Mwesen  Sach- 
sens S.  46/47  Nr.  38  wurden  81  oder  85 
Stück  aus  der  10-,  9-,  7-  oder  6-lötigen 
Mark  geprägt,  also  war  ein  Stück  ca. 
2,8  g  schwer,  und  20  Stück  gleich  einem 
rheinischen  Gulden  gerechnet,  wonach  man 
sie  Zwenterlinge  (Zwanzigstel)  nannte. 
Ein  Judenkopfgroschen  galt  18  Heller  oder 
9  Pfennig.  Su. 

JttdenmedaQlen,  Prager,  nennt  man  eine 
Suite  von  Med.,  die,  33 — 57  mm  breit  und 
sehr  dünn  in  N'  oder  A  gegossen  (nur  eine 
geprägt),  bis  auf  zwei  mit  )>got. «  Majuskeln 
beschriftet,  teils  Heilige  (die  beiden  Jo- 
hannes, Constantinus  L,  Heinrich  U., 
Elisabeth  v.  Thüringen  usw.),  teils  Kaiser 
(Karl  d.  Gr.,  Albrecht  H.  usw.  bis  Ferdi- 
nand n.),  auch  Könige  von  Frankreich  und 
Spanien  darstellt  und  zwischen  1622 — 1637, 
vielleicht  in  Prag,  hergestellt  ist;  mit  Juden 
hat  sie  nichts  zu  tim.  —  Archiv  L  Med. 
m  S.  IIS  Taf.Xn.  R. 

Judenpfennige.  In  dem  ersten  und  zwei- 
ten Jahrzehnt  des  19.  Jh.s  mangelte  es  am 
Rhein  aufs  äußerste  an  Scheidemünzen, 
weil  in  Preußen  seit  1808  keine  mehr  ge- 
schlagen waren.  Diese  Gelegenheit  benutz- 
ten Juden,  indem  sie  die  kleinsten  Kupfer- 
münzen, Pfennige  und  Heller,  etwas  leichter 
als  die  gesetzmäßigen  prägen  ließen,  und 
zwar  die  ersten  mit  Phantasienamen  »Atri- 
buo«,  i^Theler«,  i^Halbac«,  und  Phantasie- 
bildem  wie  einem  Schild  mit  2  Tonpfeifen, 
einem  Arm,  Stern,  Kranz,  Löwen  u.  Hahn 
so^e  mit  den  Jahreszahlen  1703,  1740, 
1807,  9,  10,  18,  19,  20  und  1821.   Die  in 


JULIUSLÖSER— lüSTITIA 


289 


diesem  Jahre  wiederaufgenommene  Scheide- 
münzprägung Preußens  und  die  scharf  ge- 
handhabte preußische  Münzpolizei  scheinen 
diesem  Unfug  ein  Ende  gemacht  zu  haben. 
Der  Gewinn  der  Hersteller  durch  dieses 
Geschäft  war  übergroß:  im  Jahre  1820  soll 
ein  Neußer  Jude  dabei  54  000  Fl.  verdient 
haben,  und  in  10  Monaten  gingen  allein 
bei  einem  westfälischen  Zollamte  ps/g  Zent- 
ner solcher  Kupfermünzen  ein.  Wo  die 
Judenpfennige  gemünzt  sind,  hat  man  bis- 
her nicht  entdecken  können,  aber  sehr 
wahrscheinlich  in  oder  um  Frankfurt  a.  M., 
da  sie  immer  »Frankfurter  Judenpfennige« 
genannt  worden  sind.  —  Joseph  u.  Fellner, 
S.  624 — 626,  Supplement,  S.  855;  Schröt- 
ter,  Preußen  1806/73,  Gesch.  I,  S.  91. 

S. 

JttliuslSser.  Herzog  Julius  von  Braun- 
schweig (1574 — 1588)  ließ  silberne  Schau- 
stücke zu  2^8  bis  16  Reichstaler  mit  seinem 
Bilde  axif  einer  und  dem  von  Bildern  des 
Tierkreises  und  Planeten  umgebenen  Wap- 
pen auf  der  anderen  Seite  prägen.  Die 
Überlieferung,  daß  seine  Untertanen  nach 
Maßgabe  ihres  Vermögens  sie  einzulösen 
und  als  Schutz  für  eigene  und  öffentliche 
Not  aufzubewahren  gehalten  waren,  ist 
wohl  nur  aus  dem  den  Portugalösem  (s.  d.) 
nachgebildeten  Namen  dieser  Münzen  ent- 
standen. Auch  Julius'  Nachfolger  haben 
solche  große  Münzen,  besonders  als  Aus- 
beutemünzen (s.  d.)  der  Harzer  Bergwerke, 
ein  Jahrhundert  lang  schlagen  lassen.  — 
Köhler  I,  S.  393  ff.;  Menadier,  Schau- 
sammlung, S.  240  ff.  S. 

Iiinior  auf  antiken  M.  s.  unter  Filiation; 
vgl.  Rev,  beige  de  num.  1927  S.  2 — ^4.    R. 

Inno  s.  unter  Hera. 

Ittpplter,  röm.  Himmelsgott,  s.  unter 
Zeus.  R. 

Ittssu  Aug(usti)  auf  M  von  Philippi 
bezieht  sich  auf  die  Gründung  der  dortigen 
röm.  Kolonie  durch  Augustus,  wie  vorher 
ebenda  A(ntonii)  i(ussu),  Z.  f.  N.  36,  S.  140; 
popul(i)  iussu  (nämlich  »errichtet«)  lautet 
die  Unterschrift  eines  Reiterstandbildes  auf 
M  des  Augustus.  —  Iussu  Richiari  regis 
(nämlich  feritus  oder  dgl.  zu  ergänzen) 
lautet  die  Aufschrift  eines  A  des  Sueben- 
königs Richiar  (448—456).  R. 

Justierung.  Durch  das  Justieren  werden 
die  Platten  (s.  d.)  auf  das  genaue,  durch 

WGtrterbnch  der  Hündcande. 


den  Münzfuß  vorgeschriebene  Gewicht  ge- 
bracht. Man  unterschied  früher  zwischen 
dem  Justieren  Stück  für  Stück,  al  pezzo, 
und  dem  einer  Menge,  die  eine  Mark  wog, 
al  marco.  Bei  diesem  sparte  man  sehr  viel 
Zeit,  da  es  nur  darauf  amkam,  daß  eine  be- 
stimmte Quantität  Stücke  eine  Mark  wog, 
lief  aber  immer  Gefahr,  der  Kipperei  Vor- 
schub zu  leisten,  weil  die  einzelnen  Stücke 
sehr  verschieden  schwer  sein  konnten. 
Dieses  Verfahren  wäre  bei  den  kleinen 
geringwertigen  Scheidemünzen  angängig  ge- 
wesen, wurde  aber  auch  noch  im  18.  Jh. 
häufig  für  größere  angewandt.  Das  Justieren 
Stück  für  Stück  ist  immer  Handarbeit:  der 
Arbeiter  legt  die  Platte  auf  die  Wage  und 
zieht  den  Wagebalken  in  die  Höhe,  da  die 
Schalen  auf  der  Unterlage  ruhen;  daher 
der  so  häufige  Ausdruck  des  »Aufziehens« 
einer  Münze  statt  des  Wiegens.  Ist  die 
Platte  zu  leicht,  so  wird  sie  eingeschmolzen, 
ist  sie  zu  schwer,  durch  Befeilen  ihrer  Ober- 
fläche oder  ihres  Randes  auf  das  richtige 
Gewicht  gebracht.  Die  Justierung  geschah 
bis  ins  19.  Jh.  mittels  Justierfeilen,  wo- 
durch oft  störende,  das  Bild  beschädigende 
Feilstriche  stehen  blieben,  da  der  Präge- 
schlag diese  nicht  immer  ausglich.  Dieser 
Mißstand  wurde  durch  die  in  den  zwanziger 
und  dreißiger  Jahren  des  19.  Jh.s  einge- 
führten Schabemaschinen  beseitigt,  die  das 
durch  die  Justiermaschinen  gefundene 
Übergewicht  in  hobelnder  Weise  weg- 
nahmen. Ganz  aber  ist  das  Einzeljustieren 
nicht  zu  vermeiden.  Als  die  preußische 
Talerprägung  1866  sehr  bedeutend  ver- 
größert wurde,  mußten  in  der  Berliner 
Münze  6  neue  Justiertische  mit  80  bis  90 
Justiermaschinen  angeschafft  werden.  — 
Schlösser,  S.  145  ff.;  Schrötter,  Acta  Bor., 
Gesch.,  I,  S.  7,  IV,  S.  233  ff.;  Preußen 
1806/73,  Gesch.,  II,  S.246.  S. 

IttStitiay  die  Gerechtigkeit,  spielt  unter 
den  röm.  Personifikationen  eineuntergeord- 
nete  Rolle,  von  dem  verwandten  Begriff 
Aequitas  unterdrückt.  Die  Auf schrift  L, 
auch  I.  Aug(usta)  erscheint  auf  röm.  M. 
des  Tiberius  neben  einem  Kopfe  mit  Ste- 
phane (Bildnis  der  livia),  neben  einer  Sitz- 
figur mit  Schale  und  2^pter  von  Nerva  bis 
Sev,  Alexander.  —  Bemhart,  Handbuch 
S.  92;  Gnechi,  Tipi  S.  72;  R.  K  X  S.  1339. 

R. 

19 


290 


JUSTO— gJUME 


JttstOy  eine  von  König  Johann  IL  (1481 
— 1493)  eingeführte  22-karätige  portugiesi- 
sche Goldmünze  mit  dem  thronenden 
König  und  dem  Spruch:  Justus  ut  palma 
florebit  (Psakn  92,  13)  auf  der  Rs.,  dem 
Landesschilde  auf  der  Vs.  Er  galt  zwei 
Cruzados  (s.  d.),  wog  5,78  g  und  hielt  5,29  g 
Gold,  Der  halbe  hieß  Espadim.  —  Aragäo  I, 
S.  241—243,  Taf.  12,  Nr.  3,  4.  S. 

Jttsitts  Judex  heißen  die  dänischen  Du- 


katen  und   Gulden   mit   dieser   Inschrift. 
S.  Hebräer.  S. 

IttVentaSy  luventa,  luventus  lautet  die 
Aufschrift  zu  einer  über  Thymiaterion  räu- 
chernden und  opfernden  Frau  auf  M.  des 
M.  Aurelius,  während  andere  M.  zu  dieser 
Legende  den  Prinzen  selbst,  solche  von 
Claudius  IL  usw.  den  Hercules  zeigen. 
Die  L  ist  die  Göttin  der  Jugend,  die 
schon  früh  in  Rom  Kult  und  Tempelchen 
hatte.  — R.  E.  X  S.  1360.  R. 


K,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Bor- 
deaux. 

Käbelros.  Die  Kabeiroi  sind  ein  phryg. 
Götterpaar,  ein  alter  bärtiger  und  ein 
jugendl.  Gott,  chthonischer  Natur,  daher 
Fruchtbarkeits-  u.  Zeugungsgötter;  Haupt- 
kulte in  Theben,  Samothrake,  Lemnos,  Im- 
bros.  Auf  M,  nachweisbar  in  Thessalonike: 
hier  erscheint  der  K.,  als  Kapstpoc  be- 
zeichnet, steh,  auf  Kaiser-M.  mit  Hammer 
und  Trinkhom,  zu  Füßen  ein  Altar  und  ein 
Untersatz  mit  einem  Elefantenzahn  (Z.  f.  N. 
36  S.  142. 200).  Der  Kopf  des  bärtigen  oder 
(und)  des  unbärtigen  K.  erscheint  femer 
auf  M.  von  Hephaistia,  Phanagoreia,  Bi- 
rytis,  Kyzikos  (hier  auch  ein  K.  einen 
Widder  opfernd),  Lampsakos,  Phokaia, 
Lesbos;  in  Pergamon  finden  wir  beide 
stehend,  in  Syros  ihre  Köpfe  ohne  Mützen 
mit  Kotßtpot.  Die  Kopfbedeckung  des  Pilos, 
mit  oder  ohne  Stern,  und  der  Widder  oder 
Widderkopf  sind  für  die  K.  bezeichnend. 
Später  wird  das  K.  -Paar  mit  den  Dioskuren 
(dann  sind  beide  KL  jugendlich,  z.  B. 
Tetradrachmon  von  Syros  mit  Oaoiv  Ka- 
ßsfpcov  und  das  ähnliche  des  Eumenes  IL), 
auch  den  Kureten  und  Korybanten  gleich- 
gesetzt, von  den  Römern  auch  mit  den 
Penaten.  —  Z.  f.  N.  24  S.  105/28;  R.  K 
X  S.  1309/1450.  R. 

Kisch  (englisch:  Cash,  französisch:  Ca- 
che, vom  Sanskr.  Karscha,  einem  Gewicht 
von  9,33  g,  s.  unter  Karsha),  der  kleinste 
ostindische  Münzwert,  wovon  80  einen  Fa- 
nam  (s.  d.),  3360  eine  Pagode  (s.  d.)  aus- 
machten. Von  Ostindien  verbreitete  sich 
dieser  Wert  über  ganz  Ostasien,  schon  am 
Ende  des  16.  Jh.3  hießen  die  kleinsten  ge- 


lochten chinesischen  Kupfermünzen  in  Java 
Käsch.  Auch  die  ostindischen  ICäsch  waren 
von  Kupfer;  die  englisch-ostindische  Kom- 
pagnie gab  Stücke  zu  40,  20,  15,  10,  5,  2^/^ 
und  I  Käsch  mit  Kompagniewappen-Wage 
aus.  Im  Süden  der  Halbinsel  hießen  die 
Stücke  zu  20  Käsch  auch  Dudu  oder  Fa- 
luce,  auch  in  Pondich6ry  hieß  das  Stück  zu 
20  Käsch  Doudou.  Um  1842  hießen  in 
China  alle  Arten  des  eigenen  uralten  ge- 
lochten Bronzegeldes  (s.  Ch'ien)  Käsch,  eine 
Rupie  galt  533,  ein  Dollar  1200.  Um  1890 
wurden  in  der  Münze  zu  Kanton  täglich 
an  Va  Million  Käsch  geschlagen.  Während 
noch  1913  im  inneren  China  alles  mit  dem 
K.  bezahlt  werden  mußte,  ist  das  K.  nach 
dem  Weltkriege  aus  seiner  Stellung  als 
einziges  Bargeld  zur  kleinsten  Scheide- 
münze herabgesunken.  Denn  während  des 
Krieges  hatten  die  Japaner  infolge  der  sehr 
starken  Nachfrage  nach  Kupfer  und  der 
infolgedessen  stark  gestiegenen  Preise  für 
dieses  Metall  die  Käsch  in  vielen  Schiffs- 
ladungen ausgeführt  und  eingeschmolzen. 
Da  keine  neuen  K.  gegossen  wurden,  so 
traten  an  ihre  Stelle  i-  und  2 -Centstücke 
zu  5  und  10  K.,  die  ebenso  wie  die  Dollar 
heute  in  verschiedenster  Güte  von  den 
Generalen  geprägt  werden.  S.  auch  Cash, 
Ch*ien,  Kas.  —  Chalmers,  S.  372,  375;  At- 
kins,  S.  131,  172  ff.;  Zay,  S.  273;  Schmitt- 
henner  im  »Tag«  v.  2.  Sept.  1927.       S. 

Kahavaniiy  Münze  v,  Ceylon,  s.  unter 
Karsha. 

Kahlkoptsctae  Tympfe  s.  unter  Achtzehn- 
gröscher. 

Kähne,  türkisches  Papiergeld,  zuerst 
eingeführt   im    J.    1839/40.    —   B61in   in 


KAINON— KAISER 


291 


JAs.  6.  ser.  V  S.  149;  Nelkenbrecher,  1858, 
S.  221.  V. 

Kainon  (nomisma),  griech.  xaiv&v  (vofjbicr- 
|jLa),  heißt  einfach  »neues  Geld«,  z.  B,  braucht 
Aristoph.  Frösche  720  das  Wort  xaiviv 
Xpucriov  für  die  damals  neugeprägten  ath. 
Gold-M.;  insbes.  aber  wird  in  Inschriften 
von  Delphoi  mit  x.  v.  die  neugeprägte  eigene 
M.  der  Amphiktionen  den  dort  bisher  um- 
laufenden M.  gegenübergestellt  (Ditten- 
berger  3  n.  250  E  II 10),  bezeichnen  sich  die 
neueingeführten  Bundes-^  sizil.  Städte 
selbst  als  xatv&v  und  wird  in  ägypt.  Quellen 
u.  a.  das  »Weißkupfer  «-Geld  des  3.  Jh. 
n.  C.  X.  V.  genannt,  vgl.  Z.  f.  N.  38  S.  249 
(Zosimos  I  6l:  vfov  dp-yoptov)  und  unter 
Argenteus  n.  3.  —  Segr4,  Metrologia  1928 
S.  432  ff.  R. 

Kairos,  griech.  xatpoc  =  der  rechte 
Zeitpunkt;  M.  mit.  eÖTü](stc  xaipot  s.  unter 
Jahreszeiten-  R. 

Kaiser.  A.  Der  altröm.  K.  Die  wich- 
tigsten, sich  aber  erst  allmählich  aus  Eigen- 
namen, Ehrennamen  imd  Amtsbezeich- 
nungen entwickelnden  Titel  der  röm. 
Kaiser  sind  Imperator  Caesar  Augustus, 
später  dominus  (noster)  und  xöpto?;  dazu 
treten  auf  M.  die  Bezeichnungen  der  von 
ihnen  bekleideten  sakralen  und  zivilen 
Ämter  wie  pontifex  maximus,  augur, 
quindecimvir  sacris  faciundis,  tribunicia 
potestate,  consul,  proconsul,  censor,  die 
besondere  Ausrufung  zum  imperator  und 
die  Ehrennamen  wie  pater  patriae,  pius 
felix,  perpetuus,  optimus,  später  maximus, 
endlich  die  Siegesbeinamen  wie  Dacicus, 
Parthicus.  Die  Bezeichnung  Princeps  er- 
scheint auf  M.  nie  titular  (nur  auf  den  M 
einer  colonia  lulia  hat  der  Kopf  des  Augus- 
tus die  Beischiift  Princeps  felix,  Z.  f.  N.  23 
S.  185),  sondern  nur  in  Redewendungen 
wie  optimus  princeps  (Traianus)  und  als 
KjTonprinzentitel  princeps  iuventutis.  Den 
merkwürdigen  Titel  des  Vaballathus  siehe 
unter  VCRIMDR.  Der  byz.  Kaiser  (R.  E. 
III  S.  II 54)  heißt  griech.  ßaatX&üC,  auch 
mit  Zusatz  von  ^Po>p.at(ttV,  und  Se^icoxif^c. 
Siehe  alle  diese  Stichworte. 

Das  Münzbildnis  (s.  d.)  des  K.,  das  die 
Vs.  fast  aller  K.-M.  bildet,  zeigt  als  Amts- 
tracht nur  den  Kopfschmuck  des  schon 
Caesar  bewilligten  Lorbeerkranzes  oder  des 
ob  cives  servatos  dem  K.  verliehenen  Eichen- 


kranzes oder  später  auch  der  ursprünglich 
nur   beim    divus    auftretenden    Strahlen- 
krone.   Später  erscheint  das  Brustbild  oft 
im  Schmucke    des  Konsuls  (noch  bis  in 
spätbyz.    Zeit),     des   Triumphators    oder 
mit  der  Mappa  (s.  d.)   des  Eröffners  der 
Zirkusspiele.   Auch  führen  die  Brustbilder 
derjenigen  K.,  die  sich  mit  einem  bestimm- 
ten Gotte  identij&zieren,  dessen  Attribute, 
so    des   Hercules,    des    luppiter   usw.   — 
Ebensowenig    führt    das    Brustbild    der 
Kaiserin  als  solche  irgendein  Abzeichen, 
die  Mondsichel  unter  ihrer  Büste  (s.  unter 
Strahlenkrone)  ist  Wertzeichen.  —  Unter 
den    Rs. -Bildern    der    röm.    M.    ist    die 
Gestalt   des   K.    das   häufigste  Bild:   auf 
SubseUium   oder  Sella  curulis  sitz.,   oder 
steh.,    in    Friedenstracht    (Toga,     später 
reiches     Konsulargewand),     mit     Globus 
(Zweig,    Schale,    Victoriola)    und   Zepter, 
zwischen  Waffenstücken,    als  Leierspieler 
(Nero),  Krieger  oder  Gesandte  empfangend, 
Könige  einsetzend;  als  Priester  mit  der  über 
den  Kopf  gezogenen  Toga  aus  Schale  oder 
Simpulum  opfernd,  am  Altar  oder  Dreifuß, 
vor  Tempel  und  mit  großem  Gefolge;  in 
Kjriegstracht  mit  Zepter,  Lanze,  Schwert, 
Zweig,    Globus,     Steuer,    Victoriola,    vor 
Tropaion  oder  zwischen  Feldzeichen,  Ge- 
fangenen oder  Flußgöttem,  vor  der  ihn  be- 
grüßenden oder  anflehenden  Landesgöttin, 
vor  Soldaten  einhermarschierend  (Disdplina 
Aug.);  allein  oder  mit  der  Kaiserin,  dem 
Kollegen   oder  Prinzen   neben  sich,    dem 
Nachfolger  den  Globus  übergebend  (Adop- 
tio),    und,    oft    in    großen    Gruppen,    im 
Verein  mit  Göttern,  insbes.  mit  Victoria, 
Felicitas,    Pietas,    luno   pronuba,    Roma; 
als  Reiter  ndt  Lanze,  einen  Feind  oder 
den  Löwen  oder  Eber  bekämpfend,  mit 
2^pter,  Tropaion  oder  grüßend  erhobener 
R.,  auch  zu  zweit  so  (Comitatus  Augg.) ; 
als  Konsul  oder  als  Triumphator  in  Pferde- 
oder   Elefantengespann,   von  Kri^em, 
Roma,  Victoria  begleitet.  — Dazu  oft  Auf- 
schriften, die  ihn  als  rector  orbis,  funda- 
tor  pacis,  exuperator  omnium  gentimn,  de- 
bellator,  triumfator,  victor  gentium  (bar- 
bararum)  oderhostium,  recuperator,  libera- 
tor^    locupletator,    praesidia    orbis    oder 
reipublicae  feiern^   die  beatitudo  publica 
unter   ihm   preisen   oder   auf   bestimmte 
Ereignisse  wie  expeditio,  profectio,  prae- 

i9» 


292 


KAISERGROSCHEN— KAISERTALER 


torio  bzw.  imperator  receptus  anspielen. 
Besondere  Büder  s.  unter  Adlocutio, 
Adventus,  Congiarium,  Consul,  Decursio, 
Feliciter  nubtiis,  Largitio,  Liberalitas, 
Princeps  iuventutis,  Restitutor,  Sacerdos, 
Traiectus. — Bemhart,  Handbuch  S.  115/24; 
Gnecchi,  Tipi  S.  101/09. 

Auch  auf  griech.  M.  finden  sich  ähnliche 
Kaiserdarstellungen,  oft  getreue  Kopien 
der  röm.  —  In  Byzanz  erscheint  der  steh. 
Kaiser  zunächst  wie  auf  röm.  M.  manchmal 
auf  der  Rs.,  zugleich  wird  die  steh,  oder 
sitz.  Granzfigur  allein  oder  mit  dem  Kollegen 
auf  der  Vs.  als  Ersatz  des  Brustbildes 
häufig,  vonMitte  des  li.  Jhs.  an  vorwiegend, 
und  zwar  tritt  gern  Christus,  Maria  oder 
der  Namensheilige,  häufig  segnend,  dazu. 
Der  K.  als  Beamter  in  griech.  Städten 
hat  seine  Vorläufer  schon  in  hellenistischer 
Zeit:  aus  inschriftlichen  Quellen  (z.  B.  in 
Milet  und  Priene)  sind  uns  Könige  als 
städtische  Beamte  geläufig,  die  Wahl  dazu 
war  eine  Ehrung  für  den  Betr.,  der  aber  da- 
mit auch  die  Kosten  des  Amtes  trug.  Auf  M. 
erscheinen  so  Antiochos  (IV.)  und  Mithra- 
dates  (VI.)  in  Athen,  femer  luba  und 
Ptolemäus  von  Mauretanien  in  Carthago 
nova;  so  fimden  wir  deim  auch  die  K.,  zu- 
weilen sogar  den  schon  verstorbenen  (By- 
zanz) seit  Augustus  in  vielen  Städten  des 
Westens  und  öfter  noch  im  Osten  Amt  und 
Titel  städtischer  Würdenträger  führen.  — 
Münsterberg,  Beamtennamen  S.  257.    R. 

B.  Der  mittelalt.  K.  Im  M.A.  wurde  das 
Kaisertum  des  heiligen,  römischen  Reiches 
durch  die  Krönung  Karls  des  Gr.  am  Weih- 
nachtstage  des  Jahres  800  durch  den  Papst 
Leo  III.  geschaffen.  Karl  fühlte  sich  als 
Haupt  des  Gottesstaates  auf  Erden  und  sah 
sich  als  den  höchsten  Träger  der  von  Gott 
gewollten  irdischen  Christenmacht.  Im 
9.  Jh.  bildete  sich  die  Ansicht,  die  Herr- 
schaft über  Italien  gewähre  die  Anwart- 
schaft auf  die  Kaiserkrone;  so  ist  die  Krö- 
nung der  Nichtkarolinger:  Widos,  Lam- 
berts, Ludwigs,  Berengars  u.  Hugos  (f  947) 
zu  verstehen.  Seit  der  Kaiserkrönung 
Ottos  I.  am  2.  2. 962  ist  der  deutsche  König 
eo  ipso  Herr  von  Italien  und  besitzt  allein 
die  Anwartschaft  auf  die  Kaiserkrone. 

Der  Titel  Karls  des  Großen  war  außer- 
ordentlich umständlicli  »Karolus  Serenissi- 
mus augustus  a  deo  coronatus  magnus 


pacificus  imperator  Romanum  gubemans 
Imperium  qui  et  per  misericordiam  dei  rex 
Francorum  et  Langobardorum «.  Auf 
Münzen:  Dn.  Karins  imp.  aug.  rex  F.  et  L. 
und  Carolus  imp.  aug.  Letztere  Legende 
wurde  daim  auf  den  Denaren  die  allgemein 
übliche,  Ludwig  d.  Fr.  führte  das  schlichte 
imperator  augustus  auch  in  den  Urkunden 
ein,  das  sich  einbürgerte  und  unter 
den  Ottonen  —  auf  Münzen  später  —  all- 
mählich den  Zusatz  Romanorum  erhielt. 
Oft  wurde  der  Monarch  Caesar  (s.  d.)  ge- 
nannt, ein  schon  seit  Jahrhunderten  von 
den  Germanen  als  Herrscherbezeichnung 
entlehntes  Wort:  got.  kaisar,  ags.  cäsere, 
ahd.  keisar.  Und  ]>Kaiser«  nannten  sich 
später  in  den  Urkunden  deutscher  Sprache 
die  vom  Papst  zu  Herren  des  Abendlandes 
Gekrönten. 

Maximilian  L  nahm  die  Kaiserwürde 
an,  ohne  vom  Papst  gekrönt  zu  sein,  er 
nannte  sich  daher  erwählter  römischer 
Kaiser,  was  beibehalten  wurde,  und  vor 
der  K.-Kj:önunghieß  der  K.  später  erwählter 
römischer  König.  Gewöhnlich  fand  Wahl 
und  Krönung  des  Nachfolgers  zum  »Römi- 
schen König«  noch  zu  Lebzeiten  der  Kaiser 
statt.  —  Seeliger  in  Hoops  Reall.  III 
S.  I  ff. ;  Schröder,  Deutsche  Rechtsgesch  ^ 
S.  895  f.  Su. 

Kalsergroschen  hießen  die  österreichi- 
schen Dreikreuzerstücke  (s.  d.  u.  Abb.  304). 

S. 

Kaiser-M.  nennen  wir  diejenigen  antiken 
M.,  die  Bild  oder  Namen  eines  röm.  Kaisers 
tragen;  bei  den  röm.  M.  (Abb.  75  ff.)  sind 
der  Gegensatz  die  republikanischen  M., 
bei  den  griech.  (Abb.  87  ff.)  die  Autonom- 
M.  —  Im  M.A.  versteht  man  unter  K.-M. 
die  in  verschiedenen  Münzstätten  geschla- 
genen M.  der  deutschen  Kaiser,  die  Cappe 
1848/57  in  einem  Werke  vereinigt  hatte; 
heute  trennt  man  sie  nach  den  einzelnen 
Münzstätten.  R.   Su, 

Kaiserschilde  werden  urkundlich  die 
Goldschilde  Kaiser  Ludwigs  des  Bayern 
genannt,  welche  dieser  vermutlich  in  Ant- 
werpen geschlagen  hat.  Vgl.  Jesse  Nr.  215 
Urk.  um  1350  und  Jesse  Nr.  381  v.  J.  1379; 
K.  H.  Schäfer,  der  Geldkurs  im  13.  u. 
14.  Jh.  S.A.  S.  32.  Su. 

Kalsertaler  hießen  die  österreichischen 
Konventionstaler.  S. 


KAISU— KAMMERHERRNTALER 


293 


Kaisu,  südindische  Gewichtseinheit.  S. 
Kalanju.  V. 

Kakitiiy  indische  Gewichts-  und  Münz- 
einheit.    S.  Pana.  V. 

Kalakaua-Dollar,  ganzer  und  halber,  in 
San  Franzisko  188 1/3  gemünzter  Dollar  für 
Hawai  mit  der  Büste  des  Königs  Kalakaua 
auf  der  Vs.  und  dem  hawaischen  Wappen 
auf  der  Rs.  S. 

KalanjUy  Bezeichnung  der  Molukka- 
Bohne,  Caesalpina  bonduc,  deren  Gewicht 
etwa  45 — 54  grains  (2,9 — ^3,5  g)  beträgt  und 
10  Manjädi-Samen,  Adenantherapavonina, 
entspricht.  Der  K.  wurde  in  Südindien 
der  Dharana  (s.  Karscha  und  Rati)  gleich- 
gestellt und  in  20  Manjädi,  welche  als 
Gewichtsbezeichnung  mit  der  Rupia-Ma- 
§aka  identifiziert  wurden,  eingeteilt.  Das 
Gewicht  des  K.  ist  sehr  verschieden,  je 
nach  dem  Gewicht  der  zugrunde  gelegten 
Manjädi  und  übersteigt  manchmal  80  grains 
(5, 1 84  g) ,  Von  den  alten  Kupfermünzen  von 
Ceylon  bezeichnet  H.  W.  Codrington  als  K. 
solche,  deren  Gewicht  etwa  86  grs  (5,572  g) 
beträgt.  Außerdem  unterscheidet  er  ^/j, 
1/4,  Vs  ^'  sowie  2  K.  (Kaisu)  und  3  K. 
(Huna).  Sie  enthalten  auf  beiden  Seiten 
allerlei  Symbole.  S.  Karsha.  —  Mit  der 
imPeriplus  maris  Erythraei  (Müller,  Geogr. 
gr.  min,  I  S.  303)  erwähnten  Goldmünze 
ELaltis  ist  wahrscheinlich  eine  Münze  vom 
Gewicht  des  Elalutti,  d.  h.  Kalanjusamens 
gemeint.  S.  Pagoda.  —  H.  W.  Codrington, 
Ceylon  coins  3,  26;  Elliot,  Coins  of  S.  India 
47,  53;  V.  Smith,  Ind.  Mus.  Calcutta  1 310; 
Cunningham,   Coins  of  ancient  India  49. 

V. 

KalathoSy  Kalafhlskos,  griech.  xoXa&oc, 
Deminutiv  xaXa&iaxoc  =  Korb,  insbes.  der 
Korb  zum  Aufheben  der  Wolle,  der  Blumen- 
und  Fruchtkorb.  Ein  zylindrischer  K. 
findet  sich  als  Typus  oder  Beiz,  auf  M. 
und  Marken  von  Athen  und  des  Antigonos 
Gonatas  (s.  unter  Antigoneia),  Joum.  int. 
rV  S.  284.  Auf  röm.  M.  ist  er  Attribut  der 
Annona,  Fides  (hier  flach),  Felicitas  usw.  — 
Einen  k.  -ähnlichen  Kopfschmuck  tragen  die 
danach  K.-  oder  Kalathiskostänzer(innen) 
benannten  Tänzer(innen)  auf  M.  von 
Abdera,  Abb.  46,  und  El.  von  Kyzikos; 
sonst  vgl.  auch  unter  Kibotos  und  über 
den  K.  als  Kopfschmuck  (Abb.  107)  unter 
Polos.  —  Der  K.  als  Fruchtkorb  z.  B.  auf 


M.  von  Elaia  ÄoL,  Marldanopolis,  Alexan- 
dreia  Äg.  (wo  auch  zwischen  schlangen- 
umwundenen Fackeln,  auf  hoher  Säule,  auf 
Wagen  gefahren;  Vogt,  Alex.  M.  S.  79/82), 
röm,  M.  des  Domitianus  und  auf  Dar- 
stellungen des  Raubes  der  Persephone.  — 
Anson,  Greek  coin  types  I  Taf.  XVI; 
R.  E.  X  S.  1548/9.  —  Über  den  Korb  im 
Dionysos -Kultus  s.   unter  Cista  mystica. 

R. 

Kalenders.  Ära,  Datierung,  Monatsdaten. 

Kalendermedaillen  sind  Med.,  die  als 
Prägebilder  einen  Kalender  mit  den  üb- 
lichen Nebenangaben  zeigen,  auf  Vorrat 
von  den  Med. -Verlegern  (z.  B.  Wermuth, 
Loos  usw.)  gehalten,  auch  als  »ewiger 
Kalender«  mit  gegeneinander  verschieb- 
baren Platten  eingerichtet.  —  Domanig, 
Die  deutsche  Med.,  Wien  1897,  Nr.  748. 

R 

Kalendertaler  ist  eine  von  dem  Papste 
Gregor  XIII.  im  Jahre  1582  auf  die  Ver- 
besserung des  Kalenders  (Gregorianischer 
Kalender)  geschlagene  Medaille,  deren 
Stempel  der  Medailleur  Frangi  geschnitten 
hat.  Die  Vs.  zeigt  das  Brustbild  des 
Papstes,  die  Rs,  einen  Widderkopf  mit 
der  Überschrift:  ANNO  RESTITVTO 
MDLXXXII.  —  Bonanni,  I,  323,  59.   S. 

KalUsto,  arkad.  Nymphe,  s.  unter  Arkas. 

Kalotte  ist  das  gewöhnlich  Pileolus  ge- 
nannte klerikale  Scheitelkäppchen.     Su. 

Kalpe  oder  Kalpis,  griech,  Wassergefäß; 
vgl.  Hydria.  R. 

Haitis  s.  Kalanju.  V. 

Kammergidden.  Der  florenus  de  camera 
wurde  von  der  päpstlichen  Münze  (in 
Avignon)  seit  der  zweiten  Hälfte  des 
14.  Jh.s  unter  diesem  Namen  ausgeprägt 
und  zur  Zahlung  der  Beamtengehälter 
seitens  der  Kammer  verwandt.  Er  sollte 
wie  der  Florentiner  Gulden  24  karätig 
sein  imd  63  sollten  auf  die  Gewichtsmark 
gehen,  demnach  wog  i  St,  3,54  g.  Der 
Kammergulden  kommt  auch  in  deutschen 
Urkunden  vor,  so  in  Konstanz  um  1440.  — 
Serafini  I  passim;  K.  EL  Schäfer,  Der 
Geldkurs  im  13.  u.  14,  Jh.  S.A.  S.  21  f.; 
Cahn,  Konstanz  S,  270.  Su. 

Kammerhemitaler  werden  von  Münz- 
sammlem  die  preußischen  Taler  von  1816 
und  1817  mit  der  Umschrift  der  Vs. 
FR.  WILPL  III  —  K.  V.  PREUSS.  ge- 


294 


KANDARIN— KANTE 


nannt,  weil  der  König  bei  ihrem  Anblick 
gesagt  haben  soll,  er  sei  doch  nicht  Kaimner- 
herr  oder  der  Kammerherr  von  Preuß. 
£s  gab  aber  damals  keinen  preußischen 
Kammerherm  dieses  Namens.  In  der  Tat 
wurde  diese  Umschrift  abgeschafft,  weil 
man  sie  für  zu  stark  abgekürzt  hielt.  — 
Schrötter,  Preußen  1806/73,  Beschr. 
F.  W.  IIL,  Nr.  174—177;  Gesch.  I,  S.  275. 

S. 

Kandarin,  chinesische  Gewichtseinheit. 
S.  Tael.  V. 

Kandys,  griech.  xavSüc,  ein  pers.  Ge- 
wandstück^  anscheinend  die  kurze  Ärmel- 
jacke, wie  sie  auf  M.  der  bogenbewehrte 
Satrap  (^ATLampsakos,  Z.  f.  N.  32  Taf.  I  i) 
über  einem  bis  zum  Knie  reichenden  Unter- 
gewand und  der  sitzende  Satrap  auf  Tarsos- 
M-,  Trait^  Taf.  CIX  4/7,  lose  von  der  Schul- 
ter herabhängen  hat.  —  R.  E.  III  S.  2207. 
—  Nach  anderen  wäre  der  K.  vielmehr  der 
bis  zu  den  Füßen  herabreichende  Überwurf, 
den  z.  B.  der  Perserkönig  auf  Dareiken 
und  Sigloi  trägt.  —  BMC.  Arabia  etc. 
S.  148.  R. 

Kanephore,  weibl.  Gestalt  mit  Korb  auf 
dem  Kopfe  [R.  E.  X  S.  1862),  s.  unter 
Kibotos.  R. 

Kangan,  Kangyan,  Congong^  Stück  grobe 
chinesische  Leinwand,  III7  cm,  später 
957  cm  lang,  welches  auf  den  Philippinen 
und  Sulu-Inseln  noch  im  19.  Jh.  als  Geld 
gebraucht  wurde  und  den  Wert  eines  span. 
Piasters  hatte,  i  K.  =  4  Sanampuri,  Salam- 
puri  (Rechnungseinheit;  Punjum  Salam- 
pore  =  weißer  oder  blauer  KalikotstoflE). 
Der  Kausung,  Cowsong,  in  Manila  Mahon, 
Mantacoleta,  in  China  Tchipu,  Tss'-hoa-pu 
genannt,  der  denselben  Wert  hatte,  ist  ein 
schwarz  gefärbter  Nankin,  638  cm  lang. 
Der  Kompow,  ebendort  gebraucht,  ist  ein 
Stück  starke  weiße  chinesische  Leinwand. 
Kelly  zufolge  bildeten  25  Kangan  einen 
Gantang,  hatte  dieser  letztere  den  Wert 
von  10  Span.  Piastern  und  wurde  i  K.  gegen 
160 — 180  chinesische  Käsch  gewechselt. 
Im  russisch-chinesischen  Tauschhandel  in 
Kiachta  diente  noch  im  19.  Jh.  ein  Nankin- 
stoff.  Bann  genannt,  als  Wertmesser;  10 
Stück  bildeten  i  Tun.  In  Khorgos  (Semi- 
rctschinsk)  spielte  ein  Baimiwollstoff,  Ben- 
gen, russ.  Cenda,  chines.  Khar,  dieselbe 
Rolle.    Ein  Stück  davon,   welches  Mata 


genannt  wurde,  hatte  Anfang  19.  Jh.  in 
Khorgos  den  Wert  von  10  Kopeken;  s. 
Dammur,  Stamma.  —  Rondot,  JAs.  1848 
II 57  ff.;  Nobacki,  1197;  Kelly,  Camb.univ. 
I  222;  Millies,  Recherches  171 ;  2urnal 
manufaktury  i  torgowli  XI,  1836,  85.   V. 

Kanna  bedeutet  ein  schwedisches  Flüs- 
sigkeitsmaß; man  ffndet  es  den  Bolletten 
(s.  d.)  aufgeprägt,  die  von  schwedischen 
Gesellschaften  und  Privaten  ausgegeben 
wurden,  um  den  Wert  der  betreffenden 
Marke  zu  veranschaulichen:  entweder 
so,  daß  der  Inhaber  beim  Aussteller,  der 
eine  Schankwirtschaft  oder  Vertriebsstelle 
unterhält,  die  auf  dem  Zeichen  angegebene 
Kanna  (Kanne)  Bier,  Milch  u.  dgl.  erhalten 
konnte,  oder  aber  um  das  Verbot  gegen 
Ausprägung  von  Privatmünzen,  auf  die 
Münze  des  Reichs  lautend,  zu  umgehen, 
indem  i  Kanna  Bier,  Milch  usw.  dann  nur 
den  Wert  des  Polletten  angab,  zu  dem  die 
Einlösung  gefordert  werden  konnte.    W. 

KanopoSy  griech.  xavcuiro?,  ist  nach  Ru- 
finus,  Hist  eccl.  II  26,  ein  Gott  der  gleich- 
namigen Stadt  in  Unterägypten,  der  in 
Kruggestalt,  aber  mit  menschl.  Füßchen 
und  menschl.  Kopfe  öfter  auf  alexandrin. 
M.  erscheint,  auch  verdoppelt  (Abb.  91)  und 
dann  einer  mit  dem  Kopfschmuck  des  Osiris, 
der  andere  mit  dem  der  Isis  versehen.  — 
B.M.C.  Alexandria  S.  LXVI/VIII  Taf. 
XVIII;  R.  E.  IX  S.  2124;  X  S.  1869. 

R. 

Kante  (oder  minder  gut  Rand)  nennen 
wir  den  Teil  der  Münze  (engl,  edge,  franz. 
tranche),  der  außen  zwischen  den  beiden 
Ebenen  der  Vs.  und  Rs.  liegt.  Bei  einer 
gegossenen  Münze  läuft  längs  derselben  die 
Gußnaht  imd  zeigt  sich  an  ihr  der  Guß- 
zapfen  (s.  unter  Guß);  eine  geprägte  M. 
hat  eine  scharfe  oder  abgerundete  Kante 
und  zeigt  an  ihr  die  natürlichen  Uneben- 
heiten, die  bei  der  Herstellung  des  Schröt- 
lings  entstanden  sind,  nebst  den  Verände- 
rungen, die  unter  dem  Drucke  der  Prägung 
entstehen  (bes.  kleine  Sprünge  und  Risse, 
wenn  der  Schrötling  schon  zu  sehr  erkaltet 
war);  bei  antiken  M  gibt  es  auch  eine  ein- 
fach oder  doppelt  abgeschrägte  K.,  indem 
der  Schrötling  im  Querschnitt  so  /^\  oder 
so  <(  )>  aussieht,  was  von  der  Technik 
des  Gusses  der  Schrötlinge  oder  von  nach- 


KANTEM— KARDINAL 


295 


träglichem  Abfeilen  herrühren  kann.  Rom. 
Großbronzen  haben  oft  Feilspuren  an  der 
Kante,  schräg  zu  ihr  verlaufend.  Bei  an- 
tiken sizil.  u.  a.  großen  Silber -M.  zeigen  sich 
an  der  Kante,  schräg  zu  ihr  verlaufend,  zwei 
kleine  erhabene  Grate,  die  von  der  Guß- 
naht  des  halbkugelig  gegossenen  Schrötlings 
herzurühren  scheinen.  Eine  bes.  Behandlung 
der  Kante  ist  die  Zähnung,  vgl.  unter  Serra- 
tus,  in  der  Neuzeit  entsprechen  dem  die 
Rändelung  (s.  d.)  und  Randschrift  (s.  d.). 
Die  in  der  Neuzeit  mit  der  Stanze  (s.  Durch- 
schnitt) hergestellten  Schrötlinge  haben 
eine  ganz  glatte,  senkrecht  zu  den  M.- 
ebenen  liegende  K.,  auf  der  man  bei  sehr 
großen  Stücken  zuweilert  feine,  senkrechte 
Rillen,  vom  Stanzprozeß  herrührend,  sieht. 
Allemal  ist  die  K.  ein  wichtiges  Merkmal 
zur  Beurteilung  der  Echtheit.  —  Berl.  Mbl. 
1904  S.  435/6;  Regling,  M.  von  Priene 
S.  155;  Num.  chron.  1921  S.  6.  R. 

Kantern  s.  Leva. 

Kanfharos  (griech.  xdv&apoc,  lat.  can- 
tharus),  ein  Trinkbecher,  bes.  für  Wein, 
aus  Metall  oder  Ton,  mit  Fuß,  kelchförmig, 
dickbäuchig,  mit  zwei  großen,  weit  herab- 
reichenden Henkeln,  Attribut  des  Dionysos; 
als  alleiniges  Münzbild  bes.  schön  auf  M. 
von  Naxos.  —  Anson,  Greek  coin  types 
I  Taf.  VII— IX;  R.  E.  Suppl.  IV  S.  866  (M. 
nicht  erwähnt).  R. 

Kapitalschrift  s.  unter  Schrift. 

Kapitelsmünzen  s.  unter  Münzrecht. 

Kapitolinische  Trias  ist  die  auf  dem 
Capitolium  in  Rom  verehrte  Götterdreiheit: 
luppiter,  luno,  Minerva,  die  zusammen 
2.  B.  auf  JR  des  Cn.  Com.  Blasio,  auf  röm. 
Medaillonen  des  Traianus  und  Hadrianus 
und  gelegentlich  auf  griech.  Kaisermünzen, 
z.  B.  Laodikeia  Phryg.  Abb.  96,  vorkommt. 

Karäpfil)  Kupfermünze  von  Persien  und 
Buchara;  s.  Iglazbeld,  Pül.  V, 

Karasha,  persische  Gewichtsbezeichnimg, 
kommt  auf  einem  Gewicht  des  Darius 
Hystaspes  mit  Wertangabe  in  3  Sprachen 
vor.  In  der  neususischen  imd  neubabyloni- 
schen Fassung  steht  ^Js  Mina  i  Schekd« 
darauf,  in  der  altpersischen  »2  Karasha«. 
I  Karasha  war  denmach  =  io,S  Schekel; 
s,  Karsha.  —  Hill,  Handbook  of  greek  and 
roman  coins  S.  30.  —  Vgl.  Kersa.      V. 

Karaf^  spanisch:  Quilate,  vom  byzantini- 
schen xepGCTtov  [Silbermünze  =  Siliqua  = 


y24  Goldsolidus;  s.  Keration),  wurde  in 
Deutschland  und  den  anderen  europäischen 
Kulturländern  zu  einem  Gewicht  zu  1/24 
Mark  und  beim  Wiegen  von  Gold  in  4, 
von  Silber  in  12  Grän  (s.  d.)  zerlegt,  doch 
wurde  das  K.  zu  12  Grän  im  16.  Jh.  auch 
auf  die  Wägungen  des  Goldes  übertragen, 
seitdem  also  eine  Mark  allgemein  =  24 
Karat  =  288  Grän  war.  Ein  K.  der  kölni- 
schen Mark  wiegt  9,744  g.  Als  Juwelen- 
gewicht war  das  K.  »/laoo  der  Troymark  = 
.  V1140  ^6^  kölnischen  Mark  =  0,205  g.  — 
Grote,  M.  St.  III,  S.  15  f.  S. 

Karbövanec  oder  Karbovinec  (vom  deut- 
schen Worte  Kerbe)  ist  der  in  Weiß-  und 
Kleinrußland  übliche  Name  für  Rubel. 
In  den  J_  1917  und  1918  wurde  von  den 
verschiedenen  Regierungen  der  Ukräne 
Papiergeld  im  Werte  von  10,  25,  50,  100, 
250  und  1000  K.  herausgegeben.        B. 

KardinaL  Die  ICardinäle  nahmen  als 
Wähler  des  Papstes,  als  seine  Fratres,  Be- 
rater, Gehilfen  und  Legaten,  zugleich  als 
Verwalter  der  Kirche  bei  erledigtem  Stuhle 
den  ersten  Rang  nach  dem  Papst  ein,  mit 
dem  sie  seit  Nikolaus  IV.  (1288 — 1292)  die 
wichtigsten  Einkünfte  der  Kurie  zur  Hälfte 
teilten.  Bis  ins  12.  Jh.  waren  es  7  Kardinal- 
bischöfe, \^thrend  des  größten  Teils  des 
M.A.  28  Kardinalpriester  und  18  Kardinal- 
diakone.  Diese  Zahlen  haben  sich  später 
verschoben.  Auf  den  Konzilien  zu  Kon- 
stanz u.  Basel  wurde  festgesetzt,  daß  die 
Gesamtzahl  der  Kardinäle  nur  24  sein  sollte, 
und  gleichzeitig  deren  Verteilung  auf  die 
einzahlen  Nationen  ins  Auge  gefaßt. 

Als  Abzeichen  hatten  sie  den  roten  Hut 
(pileus,  gaJerus  cardinalitius,  s.  Kardinals- 
hut), das  Recht,  Purpurkleider  zu  tragen 
vielleicht  seit  Bonifaz  VIII.  (1294— 1303), 
den  Ring  mit  Saphir,  den  Id.  Baldachin, 
das  Recht  des  Gebrauchs  der  bischöfl. 
Pontifikalien:  Mitra,  Stab,  Brustkreuz  u. 
Ring  in  ihren  Kirchen;  der  damastsddenen 
Mitra;  über  ihr  Wappen  durften  sie  den 
Kardinalshut  mit  15  Quasten  setzen.  — 
Werminghoff,  Verfassgsgesch.  der  deutsch. 
Kirche  i.  M.A.»  S.  214. 

Seit  Anfang  des  16.  Jh.s  prägten  die 
Kardinallegaten  in  Avignon  Münzen,  die 
neben  dem  Namen  des  betreffenden  Papstes 
auch  ihren  eigenen  naimten.  Die  Münz- 
stätte wurde  1700  von  Ludwig  XIV.  ge- 


296 


KARDINALSHUT— KAROLINGISCHE  MÜNZORDNUNG 


schlössen.  —  Engel -Serrure,  Num.  moderne 
I  S.  53  ff. 

In  Italien  setzten  die  mit  der  Verwaltung 
einer  Münze  betrauten  Kardinäle  ihr  Wap- 
pen auf  die  von  ihnen  ausg^ebenen  Geld- 
stücke, so  z.  B.  in  Bologna.  Su. 

Kardlnalshttti  der,  ist  seit  1446  eine  Kopf- 
bedeckung für  die  Kardinäle,  ein  runder, 
flacher  Hut  (pileus,  galerus  ruber),  der  statt 
des  ursprünglich  einfachen  Kinnbandes 
später  zu  den  Seiten  mit  mehreren  Schnü- 
ren und  in  5  Reihen  untereinander  daran 
befestigter  Quasten  geschmückt  wurde.  Für 
die  Kardinäle  war  er  rot,  für  andere  Geistli- 
che violett  oder  schwarz. — H.  Otte,  Handb. 
d.kirchl.  KunstarchäologieS  I  S.  464.     Su. 

Karldor,  Karolinen  waren  die  Nachfolger 
der  Maxdor  (s.  d.),  doch  verhielten  sie  sich 
zu  diesen  im  Wert  wie  3  : 2.  Sie  wurden 
von  dem  bayerischen  Kurfürsten  Karl 
Albert  nach  dem  Vorbilde  der  Louisdor 
1726  geschaffen,  hielten  7,5  g  Gold  und 
sollten  IG  Gulden  gelten;  zwar  setzte  der 
Reichsmünztag  von  1738  sie  auf  8  Fl. 
5  Elreuzer,  aber  sie  liefen  weiter  zu  10  Fl. 
um  und  wurden  von  vielen  Fürsten  nach- 
geahmt, so  von  Kurpfalz,  Kurköln, 
Württemberg,  Hessen -Darmstadt,  Deutsch- 
orden, Fulda,  Ansbach,  Baden-Durlach, 
Nassau,  Waldeck,  HohenzoUem,  Montfort, 
Bamberg  und  Würzburg.  Wegen  der  Sel- 
tenheit guter  großer  Handelsmünzen  stie- 
gen die  Karolinen  im  Wert:  1753  galten  sie 
10  Fl.  30  Kreuzer,  nach  dem  Siebenjährigen 
Kriege  II  Fl.  Dann  aber  wollte  sie  keiner 
mehr  nehmen,  weil  die  meisten  aufs  ärgste 
beschnitten  waren.  Daher  verloren  sie  sich, 
und  seit  1775  verstand  man  unter  Karolin 
eine  Summe  von  11  Gulden  in  Kleingeld. 
In  Süddeutschland  wurden  diese  9,7  g 
schweren  Münzen  doppelte  Karoline. ge- 
nannt. —  Karldor  hieß  zweitens  die  Pistole 
(s.  d.)  des  Herzogs  Karl  I.  von  Braun- 
schweig (173s— 1780).  S. 

Karlin  =  CarHn  (s.  d.). 

Karneios  (von  xapvoc  =  Widder),  ur- 
sprünglich peloponnes.  Herdengott,  später 
mit  Apollon  verschmolzen;  sein  Haupt- 
attributist dasWidderhorn  am  Kopfe;  vom 
Ammon  (s.  d.)  ist  er  nur  durch  Unbärtig- 
keit  imterschieden;  in  der  Prägimg  von 
Kyrene,  Barke,  Mytilene  (El.),  Metapont 
usw.  erscheinen  Ammon  und  K.  auf  gleich- 


zeitigen Reihen.  —  B.  M.  C.  Cyr.  S.  CCL; 
R.  E.  X  S.  1989;  Imhoof,  Apollon  Karneios 
(Rev.  suisse  1917)'  R. 

Kamyx,  griech.  6  xapvoS,  die  gallische 
Kriegstrompete,  mit  geradem  oder  oben 
leicht  gekrümmtem  Schallrohr,  das  Mund- 
stück (die  Stürze)  als  Tierkopf  (Drache?) 
geformt;  so  zu  Füßen  der  Aitolia  auf  ätol. 
M.,  als  Beiz,  auf  röm,  M  (beim  Kopfe  der 
Gallierin:  L.  Hostil.  Sasema),  vom  gall. 
Wagenkämpfer  getragen  {j^  L.  Lic,  Cn. 
Dom.)  und  oft  Teil  eines  gall.  Tropaion 
{M  Caesars  usw.).  —  Ebert,  Reallex.  VIII 
S.  357  Taf.  116;  R.  E.  X  S.  1994;  XIII 
S.  804.  R. 

Karolin  s.  Karldor.  Den  schwedischen 
K.  s.  unter  Carolin. 

Karolingische  Münzordnung,  Als  es  den 

]>Karolingem«  gelungen  war,  allmählich  die 
Regierungsgewalt  über  das  ganze  Franken- 
reich zu  erlangen,  schufen  sie  eine  ganz  neue 
Münzordnung.  Die  Doppelwährung  von 
Gold-  und  Silberm.,  die  bis  dahin  in  ge- 
wisser Weise  bestanden  hatte,  beseitigte 
König  Pippin  zugunsten  der  letzteren,  und 
zwar,  weil  die  Goldmünzen,  die  von  den 
merowingischen  Königen,  von  weltlichen 
und  geistlichen  Gewalten  und  auch  von 
zahlreichen  Privaten  geprägt  worden 
waren,  allmählich  zu  einer  sehr  goldarmen 
Legierung  herabgesunken  waren.  Er  prägte 
seit  755  264  Denare  aus  dem  römischen 
Pfund,  wobei  schon  unter  ihm  12  Denare 
auf  den  Silberschilling  gingen  (s.  Denar). 
Die  Zahl  der  Münzstätten  beschränkte  er 
von  mehr  als  800  auf  ein  Zwanzigstel,  und 
die  Prägung  Privater  verschwindet  ganz; 
der  königliche  Name  erscheint  jetzt  fast 
ausnahmslos  auf  den  Münzen. 

Karl  der  Große  erhöhte  dann  allmählich 
das  Gewicht  des  Denars,  von  dem  240  auf 
das  Pfund  gingen.  Damit  in  Verbindung 
steht  eine  Erhöhung  des  Pfundgewichtes, 
d.  h.  die  Schaffung  des  sog.  Karlspfundes 
(s.  d.).  Wahrscheinlich  ist  das  etwa  781 
geschehen,  indem  damals  alle  Münzen 
verrufen  und  durch  neue  mit  dem  Mono- 
gramm des  Königs,  »nominis  nostri  no- 
misma  «  ersetzt  wurden.  Die  Denare  sollten 
überall  gelten,  jedermann  im  Reiche  sollte 
sie  ohne  Rücksicht  auf  den  Prägeort  an- 
nehmen,   sobald    sie    königliche    Gepräge 


KAROLUS— KARLSPFUND 


297 


zeigten  und  die  Pfennige  »meri  et  pleniter 
pensantes«  waren. 

Auch  der  Typus  der  Silbermünzen  wurde 
von  den  Karolingern  völlig  verändert. 
Statt  eines  Bildes,  wie  unter  den  Mero- 
wingern,  erscheint  nur  Schrift  in  starker 
Anlehnung  an  die  arabischen  Dirhems  und 
an  die  gleichzeitigen  byzantinischen  Silber- 
münzen (s.  unter  Denar  u.  Münzbild). 

Die  karolingische  Münzordnung  ist  in 
vieler  Hinsicht  grundlegend  für  das  mittel- 
alterliche abendländische  Münzwesen  ge- 
worden. —  Literatur  s.  bei  Dopsch,  Die 
Wirtschaftsentwicklg.  d.  Karolingerzeit  * 
S.  294  ff.  Su. 

KaroIttSy  einDizain  oder  Stück  zu  10  De- 
niers  des  Königs  Karl  VIIL  von  Frank- 
reich (mit  gekröntem  K  auf  derVs.^  Kreuz 
und  verschiedenen  Emblemen  auf  der  Rs.) 
von  1488,  der  2,646  g  wog  und  0,844  g 
Silber  hielt.  —  Hoffmann,  Taf.  39,  19; 
Levasseur,  S.  41  und  230  f.  —  S.  auch 
Carolus  d'argent  und  Carolus  d*or.      S. 

Karolusscliilde  kommen  in  deutschen 
Urk.  des  14.  Jh.s  vor,  so  1379  (JesseNr.381) ; 
da  Karl  V.  v.  Frankreich  (1384— 1380) 
keine  Schilde  geprägt  hat,  kann  es  sich 
nur  um  die  des  deutschen  Königs  Karls 
rV.  handeln.  Su. 

Karlsptimd,  Karlslot  Zuweilen  wird  in 
mittelalterlichen  Quellen  ein  Gewicht  dieses 
Namens  genannt.  Arnold  von  Lübeck 
erzählt,  daß  die  Mitgift  jener  dänischen 
Prinzessin,  die  mit  einem  Sohne  K  Fried- 
richs I.  verlobt  war,  4000  Mark  Silber 
betrug,  librata  pondere  publico,  quod  Caro- 
lus Magnus  instituerat.  Bufiandrohungen 
Kaiser  Friedrichs  IL  lauten  auf  Pfunde 
Gold,  zahlbar  in  pondere  Caroli,  dem  Dich- 
ter des  Wigalois  ist  (um  1212)  Karies  lot  das 
vollkommenste  richtige  Gewicht,  das  es 
gibt.  Denmach  muß  von  Karl  dem  Großen 
ein  neues  Pfundgewicht  eingeführt  worden 
sein  (vgl.  Karoling.  Münzordnung).  Die 
Schwere  dieses  Pfundes  ist  nicht  festzu- 
stellen, Berechnungen,  die  angestellt  worden 
sind,  schwanken  zwischen  367,13  g  und 
491,179  g.  Da  alte  Gewichtsstücke,  die 
sich  selbst  als  pondus  Caroli  bezeichnen, 
aber  deren  Entstehungszeit  nicht  nachzu- 
weisen ist,  nicht  zu  gebrauchen  sind,  so  hat 
man  auf  andere  Weise  die  Größe  des  pondus 
Caroli  zu  ermitteln  versucht.    Doch  sind 


alle  Versuche  an  mehreren  Schwierigkeiten 
gescheitert.  Erstens  ist  weder  die  Größe 
des  römischen  Pfundes  und  seiner  Unze, 
welche  die  Grundlage  bilden,  sicher,  noch 
auch  das  Verhältnis  des  Karlspfundes  zum 
Römerpfund.  Zweitens  ist  die  Schwere  der 
karolingischen  Denare  nicht  einwandfrei 
festzustellen;  denn,  wenn  das  der  Fall 
wäre,  brauchte  man  ja  nur  das  Gewicht 
eines  Pfennigs  mit  240,  der  Anzahl  der 
Pfennige,  die  auf  das  Pfund  gingen,  zu 
multiplizieren.  So  aber  haben  sie  die  ver- 
schiedene Gewichte,  aus  denen  man  nun 
auch  je  nach  der  Methode  verschiedene 
Pfundgewichte  errechnen  kann. 

Bisher  sind  folgende  Größen  als  Schwere 
des  Pfundes  angegeben  worden: 

1.  Le  Blanc  (1690)  nahm  das  sog.  Troy- 
pfund  von  367,13  g,  von  Soetbeer  mit 
neuer  Begründung  von  neuem  ver- 
treten. 

2.  Gu6rard  die  Schwere  des  sog.  livre 
poids  de  table  =  407,9215  g. 

3.  Fossati  u.  Capobianchi  setzten  das 
Karlspfund  =  4/3  Römerpfund  = 
16  Unzen  =  433,4i6  u.  428,317  g. 

4.  Desimoni  setzte  das  Karlspfund  == 
2  Kölner  Mark  =  467,7  g. 

5.  Guilhiermoz  nahm  das  sog,  livre  poids 
de  marc  =  18  Unzen  =  489,506  g; 
Prou  =  491,174  g. 

Das  18  Unzengewicht  war  eine  Verdoppe- 
lung der  Mark  von  Troyes,  und  sein  Mutter- 
gewicht hieß  im  18.  Jh,  Pile  de  Charle- 
magne  (s.  d.). 

6.  Im  späteren  M.A.  ist  wahrscheinlich 
ein  Pfund  von  etwa  409,32  g  Schwere 
als  Karlspfund  bezeichnet,  welches  hie 
und  da  als  Handelsgewicht  von 
Spanien  bis  nach  Rußland  vorkam.  — 
Luschin,  Mkd.»  S.  198. 

In  der  Nähe  des  heutigen  Wijk  bij  Duur- 
stede  wurden  in  den  Trümmern  der  durch 
Normanneneinfälle  im  9.  Jh.  zerstörten 
Münzstätte  Dorestat  drei  sog.  Bleigewichte 
mit  Abdrücken  karoling.  Münzstempel  ge- 
funden, die  jetzt  im  Rijksmuseum  van 
Oudheden  zu  Leiden  aufbewahrt  werden. 
Ihre  Gewichte  sind  70,5  g,  226  g  und  284  g 
und  nicht  126  g,  183,5  g  und  184,  wie 
von  Luschin  in  Hoops  Reall.  III  S.  17 
auf  Grund  irrtümlicher  Angaben  berichtet 
wird.  Doch  kann  ma?i  diese  Bleie  nicht  für 


298 


KARSHA 


die  Gewichtsbestimmung  des  Karlspfundes 
gebrauchen,  da  sie  zu  keinem  der  berechne- 
ten Pfunde  in  irgendein  Verhältnis  gebracht 
werden  können.  Sie  sind  vielleicht  zur 
Probierung  der  Stempel  benutzt  oder  sonst 
ähnlich  im  Betriebe  der  Münze  verwendet 
worden  (abgebildet  sind  sie  bei  Hoops  III 
S.  291).  —  Luschin  in  Hoops  Reall.  III 
S.  15  f.;  Guilhiermoz,  Note  sur  les  poids 
du  moyen-äge,  in  Bibl-  de  l'^cole  des 
Chartres  LXVII  Paris  1906;  B.  Hilliger, 
Die  Duursteder  Karolingergew.  u.  d.  Urspr. 
des  mittelalterL  Pfundes,  in  El.  f.  Mfr.  1927 
S.  161  flf.  Su. 

Karsha,  Karshipana,  indische  Gewichts- 
einheit, s.  Rati.  Die  K.  von  32  Rati  (etwa 
57,6  grains  =  3,73  g)  liegt  den  silbernen, 
die  K,  von  80  Rati  (etwa  144  grains  =  9, 33  g) 
den  kupfernen  Purana-Münzen  zugrunde, 
Purana,  engl.  Eldling,  gewöhnlich  Punch 
marked  coins  (Ch'hapa),  auch  Dharana,  in 
Südindien  Salaka  genannt,  sind  flache 
viereckige,  später  auch  runde  Münzen,  die 
in  Nordindien  ungef.  vom  6.  bis  2.  Jh.  v.  C, 
in  Südindien  vom  3.  Jh.  v.  C.  bis  2.  Jh.  n.  C. 
kursierten.  Auf  den  älteren  Stücken  ist 
nur  die  eine  Seite  mit  mehreren  kleinen 
Stempeln  y ersehen,  auf  den  jüngeren  hat 
auch  die  Rs.  einige  Stempel.  Die  Stempel, 
deren  ca.  300  verschiedene  bekannt  sind, 
enthalten  Darstellimgen  von  Bäumen,  Ge- 
räten, Waffen,  Tieren,  Vögeln,  Menschen, 
Symbolen  (Abb.  397).  Ihre  Vielheit  auf 
jeder  einzelnen  Münze  wird  dadurch  er- 
klärt, daß  alle  Kaufleute  oder  Handels- 
vereinigungen, die  sie  anerkannten,  später 
auch  wohl  die  Regierung,  ihre  Stempel 
daraufsetzten.  Schon  in  alter  Zeit  muß  die 
K.  in  einigen  Gegenden  Silbereinheit,  in 
andren  Kupfereinheit  gewesen  sein. 

K.  hießen  femer  die  Silbermünzen  der 
Andhra  (3.  Jh.  v.  C.  —  3.  Jh,  n.  C.)  und 
westlichen  Satrapen  (i. — 4.  Jh.).  Letztere 
wiegen  etwa  2,267  g  ^^^  sind  nach  altpersi- 
schem Münzfuß  (Drachme-Gadyana  von 
86,4  grains  ==  5,60  g)  geprägte  Hemidrach- 
men.  Vs.  Kopf  des  Fürsten,  Rs.  Chaitya 
und  Randlegende  (Abb.  398).  Daraus,  daß 
sie  K.  genannt  wurden,  ist  zu  ersehen, 
daß  im  alten  Indien  vom  Gewicht 
abgeleitete  Münzbezeichnungen  mit  der 
Zeit  sehr  verschiedene  Bedeutung  anneh- 
men konnten.  Von  derselben  Art  sind  die 


K.  der  Gupta  (Rs.  der  heilige  Vogel  Garuda 
oder  Pfau).  Die  Paliform  für  K.  ist  Kähä- 
pana.  Zu  Kahan  verkürzt  hat  sich  dieser 
Name  in  Bengalen  bis  zur  Neuzeit  erhalten: 
I  Kahan  (Rechnungseinheit)  =  4  Anna  = 
1280  Kauri, 

Kahavanu  hieß  die  Münze  von  Ceylon, 
deren  Gewicht  (68 — 70  grains  =  4,40— 
4,53  g)  demjenigen  des  leichteren  Kalanju 
und  dem  des  spätrömischen  Solidus  ent- 
spricht. Die  Kahavanu  mit  der  Legende 
Sri  Lanka  Vibhu  (der  glückliche  Herr  von 
Ceylon),  gewöhnlich  nach  einer  fehlerhaften 
Lesung  Lank6swara  genannt,  gehören  dem 
10.  Jh.  an  und  sind  von  Gold  (daher  die 
Benennung  dieser  Münzen  Ran,  Masmran  = 
Goldmünze,  auch  später,  als  sie  von  Kupfer 
waren).  Die  Münzen  des  11.  Jh.s  enthalten 
sehr  wenig  Gold  und  sind  hauptsächlich 
aus  Silber,  während  die  sog.  Dambadeni 
Kasi  (so  genannt  nach  der  Dynastie,  die  sie 
prägte;  von  den  Tamil  werden  siePeykdsu, 
engl,  demon  money,  oder  Peypperumdn 
kasu,  engl,  demon  king's  money,  und 
Irdvanan  kasu  genannt;  Lowsley  be- 
zeichnet diese  Kupferkahavanu  als  Massa 
und  Va  Massa)  des  12.  und  13.  Jh.s  beinahe 
ausschließlich  aus  unedlen  Metallen  her- 
gestellt sind.  Ihr  Typus  ist  den  Gupta- 
münzen  (s.  Dinara)  entlehnt:  Vs.  eine 
stehende,  Rs.  eine  sitzende  menschliche 
Gestalt  (Abb.  403).  Auf  der  Rs.  der  sog. 
Setu-Münzen,  die  in  Jaffna  (Nord-Ceylon) 
geprägt  sind,  ist  ein  liegender  Stier  abge- 
bildet. Außer  den  ganzen  Kahavanu  wur- 
den "/a  (Adakahavanuva,  2,267  g)>  ^A  (Deka 
oder  Pala,  singhal.  für  Pada  =  ^4;  I,I33  g), 
^8  (Aka,  0,56  g)  und  ^ao  (Massa,  aus  Masha; 
s.  Rati;  später  wurde  dies  Wort  überhaupt 
für  Münze  gebraucht,  im  18. — 19.  Jh.  spe- 
ziell für  Larin,  s.  d.)  Kahavanu  geprägt. 

Die  Tamilform  für  K.  ist  Käsu.  Der 
Ilakkasu  (Käsu  von  Ceylon)  wird  schon  im 
8.  Jh.  erwähnt.  Wahrscheinlich  ist  damit 
der  y»  Kahavanu  gemeint.  Der  Käsu  von 
Cola  wog  bis  zu  Ende  10.  Jh.s  ca.  30  grains 
(i»94  g)i  d-  ^'  Va  leichte  Gadyana.  Der 
ganzen  leichten  Gadyana  (Tamil  Kaccanam) 
entspricht  das  Gewicht  der  goldnen  Ut- 
tama  Cola -Münze  von  50 — 60  grs  (Elliot  Nr. 
151)  und  der  goldnen  schüsselförmigen 
Padmatanka  (Lotustanka)  von  58  grains, 
deren  Zuweisung  an  irgendeine  Dynastie 


KARTONGUSS— KASEL 


299 


(Westchalukya,  10.— 12.  Jh.?)  zweifelhaft 
ist.  Raja  Raja  (985—1013)  von  Cola  er- 
höhte das  Gewicht  des  Käsu  auf  etwa  35  grs 
(2,267  g)  ==  Va  Madai  (Madai  ist  eine  süd- 
indische Goldmünze  des  10. — 11.  Jh.s  vom 
Gewicht  eines  Kalanju;  im  modernen 
Telugu  =  i/a  Pagoda)  und  nahm  den 
Typus  der  Ceyloner  Kahavanu  an.  Da- 
nach verschlechterte  sich  der  Feingehalt, 
und  im  13.  Jahrh.  bestand  der  »neue« 
Käsu  fast  ausschließlich  aus  Kupfer, 
so  daß  100  Käsu  einem  Fanam  gleich- 
kamen. Seit  dieser  Zeit  ist  der  KMsxi  eine 
kleine  Kupfermünze  (singhal.  Redewendung 
»keinen  Attakasu  wert«);  s.  Fanam. 
Krishna  Raja  von  Mysore  (1799 — 1868) 
prägte  Münzen  zu  40  (18,144  g),  20,  10,  5, 
21/2  Mayili  Käsu  und  zu  25  (i  1,339  g),  ^^Vh 
6^4  Käsu.  Vs.  erst  Elefant  (Anai  Käsu), 
später  Löwe,  Jahresangabe  nach  christl. 
Ära,  Rs,  Inschriften  in  englischer,  kanari- 
scher, auch  persischer  Sprache,  Wert-  und 
Ortsangabe  enthaltend.  Die  Anantan  Käsu 
von  Travancore  (18.  Jahrh.)  wurden  in 
Nominalen  zu  i,  2,  4  und  8  Käsu  aus- 
gegeben. Vs.  S-köpfige  Schlange,  Rs. 
Wertangabe  in  Tamilschrift.  Daneben 
hatte  Käsu  auch  die  allgemeine  Bedeutung 
»Münze«:  die  venezianische  Zechine  hieß 
Sanär  Käsu  in  Südindien  imd  Vilisiyan 
Käsi  auf  Ceylon;  der  halbe  Stuiver  erhielt 
die  Bezeichnung  Tamba  Käsi  (singhal.), 
Tampak  Käsu,  Tampan  Käsu  (Tamil),  eig.= 
Kupfermünze,  daher  holländ.  Tanmxekasje. 
—  C.  J.  Brown,  The  coins  of  India;  Rapson, 
Brit.  Mus.  Catal.,  Andhra  Dynasties 
CLXXVIIflF. ;  Cunningham,  Coins  of  ancient 
India;  derselbe  in  N.  Chr.  1873,  201; 
H.  W.  Codrington,  Ceylon  coins;  Theobald 
im  JASB.  59,  181—268;  V.  Smith,  Ind. 
Mus.  Calcutta  I  131,  311;  Walsh,  J.  Behar 
and  Orissa  Research  Soc.  1919  (mir  unzu- 
gänglich); Elliot,  Coins  of  S.  India  54,  63; 
Lowsley,  N.  Chr.  1895,  218;  Hultzsch  in 
L  A.  25,  317  ff.;  Jackson,  Br.  N.  J.  V  336; 
Tufnell,  Catal.  Mysore  coins  56 — 62; 
Thurston,  Cat.  Madras  Museum,  Mysore  16; 
Noback',  S.  384.  V. 

KartonguB  ist  ein  Verfahren,  bei  dem 
eine  Negativform  und  ein  Positivabguß 
derselben  Med.  als  die  beiden  Formen 
dienen,  zwischen  die  das  Metall  hinein- 
gegossen wird,  so  daß  die  fertige  Med.  als 


Rs.  ein  scharfes,  hohles  Bild  der  Vs.  zeigt. 
So  arbeitet  z.  B.  oft  im  16.  Jh.  Pastorino, 
im  19.  Posch.  Neuere  Hohlgüsse  danach 
zeigen  als  Rs.  meist  ein  unscharfes  Hohl- 
bild  der  Vs.  R. 

Kartusche  ist  eine  Einrahmung  um  die 
Schrift  herum,  wie  sie  als  einfacher  quer- 
rechteckiger, erhabener  oder  Linienrahmen 
schon  auf  antiken  M.  für  den  Stadtnamen 
usw.  (z.  B.  Metapont,  4.  Jh.,  röm.  älteste 
JH  und  Quadrigati)  und  im  16.  bis  18.  Jh. 
von  der  Tabula  ansata  an  (s.  d.)  bis  zu 
reich  im  Stil  der  Renaissance-,  Barock- 
und  Rokokozeit  verzierten  K.  auf  M.  und 
Med.  vorkommt.  R. 

Kärflb,  Billonmünze  von  Algier  und 
Tunis.     S.  Budju,  Sebüi. 

Kas  war  das  Käsch  (s.  d.)  der  dänischen 
Kolonie  Trankebar  an  der  Ostküste  Vorder- 
indiens. Zuerst  seit  l637(?)  aus  Blei,  seit 
1667  aus  Kupfer  geschlagen;  ursprünglich 
gab  es  nur  einfache  und  doppelte,  später 
auch  10-  und  4-Kas-stücke,  sämtlich 
kleine,  dicke  Münzen  nach  indischer  Art, 
die  bis  zur  Veräußerung  der  Kolonie  an 
England  im  Jahre  1845  unter  Christian 
VIII.  geprägt  wurden.  Unter  Friedrich  VI. 
und  Christian  VIII.  wurden  keine  doppelten, 
unter  Chr.  VIII.  keine  einfachen  KL  aus- 
gemünzt; 10  Kas  wurden  nur  unter  Fried- 
rich IV.,  Christian  VII.,  Friedrich  VI.  und 
Christian  VIII.  geprägt.  Die  indische  Rupie 
zu  16* Annas  galt  704  oder  640  K.  —  Schon, 
Taf.  49,  50;  V.  Bergsoe.  W. 

Kasel  (casula,  paenula,  planeta,  mhd. 
messachel)  ist  das  eigentliche  Meßgewand 
des  Priesters.  Ursprünglich  ist  sie  ein  weiter 
ärmelloser  Mantel,  der  nur  eine  Öffnung 
für  den  Kopf  hatte,  über  den  er  schlauch- 
artig gezogen  wurde,  und  dann  glocken- 
förmig, daher  Glockenkasel  (10.,  II.,  12. 
und  beginnendes  13.  Jh.),  oder  wie  eine 
Hütte,  daher  casula,  den  ganzen  Körper 
umgab.  Da  er  diesen  vollständig  bedeckte^ 
mußte  beim  Ministrieren  die  ganze  seitl. 
Stoffmasse  mit  den  erhobenen  Armen  mit 
aufgehoben  werden,  wodurch  eine  reiche 
Faltenbildung  entstand  (daher  planeta). 
Um  die  Last  dieser  Kasel,  die  oft  durch 
reiche  Stickereien  und  Edelsteinbesatz  be- 
deutend gesteigert  wurde,  zu  erleichtern, 
sah  man  sich  bald  genötigt,  an  den  beiden 
Armseiten  Zugschnüre  zum  vorhangartigen 


300 


KASSENANWEISUNGEN— KASTEMÄNNCHEN 


Aufziehen  des  Mantels  anzubringen,  so  daß 
er  nun  vom  und  hinten  in  einem  viele 
Falten  schlagenden  Bogen  herabhing  (Ka- 
sel  Willigis'    in  St.  Stephan    zu    Mainz). 
Später  bei  der  »gotischen  Kasel«  vom  13.  bis 
zum  15.  Jh.  machte  man  an  den  Seiten 
Ausschnitte,    damit    nicht    soviel    Falten 
aufzunehmen    waren    (Otto    v.    Magde- 
burg  1325 — 1361),   die  allmählich  immer 
größer  wurden,   während  die  Länge  des 
ganzen  Gewandes  bedeutend  verkürzt  und 
die  Rückseite  unten  abgerundet  wurde, 
so  daß  schließlich  im  16.  Jahrh.  nur  noch 
ein  langes,  in  der  Mitte  mit  einer  Öffnung 
für  den  Kopf  versehenes  Stück  Zeug  übrig 
blieb,  dessen  eine  Hälfte  vom,  die  andere 
etwas  länger  über  den  Rücken  ganz  falten- 
los herabfiel,  Schmuck:  urspr.  eine  schmale 
Borte  um  den  oberen  Halsausschnitt,  von 
dem  vom  und  hinten  in  der  Mitte  ein 
schmaler  Stab  abwärts  lief;  später  wurde 
hieraus  auf  beiden  Seiten  ein  gabelförmiges 
Kreuz  in   der  T-Form,    deren  Arme  sich 
auf  den  Schultern  vereinigten;   zuweilen 
reicht  auch  der  Längsbalken  des  Eoreuzes 
durch   die   Gabelung   hindurch   bis   zum 
Halsausschnitt  hinauf  (12.  bis  Mitte  15.  Jh. 
in  Deutschland).     Von  da  an  wurde  ge- 
wöhplich  die  Rückseite  mit  einem  großen, 
meist  prachtvoll  gestickten  Kreuze  lateini- 
scher Form  verziert,  und  die  Brastseite 
erhielt  nur  einen  schmalen  Längsstreifen 
in  der  Mitte  oder  blieb  auch  ganz  schlicht. 
Stoff:  urspr.  wollenes  Zeug,   Leinwand 
oder    Baumwollstoff,    später    Seide    und 
schließlich  schwerstdfer  Brokat,  Goldstoff 
oder  kräftiger  Samt.      Urspr.    einfarbig, 
später  mehrfarbig  imd  gemustert.  —  J. 
Braun,  Die  liturgische  Gewandung,  S.  149 
bis  247.  Su. 

Kassenanwebungen.  Als  das  erste 
preußische  Papiergeld,  die  Tresorscheine 
(s.  d.),  1824  eingezogen  wurden,  traten  an 
ihre  Stelle  Kassenanweisungen  in  Stücken 
zu  100,  50,  10,  5  und  I  Taler,  die  bis  1871 
in  Kraft  blieben.  S. 

Kassenbeiitel  sind  die  von  einer  Re- 
gienmg  mit  einer  runden  Summe  ein  und 
derselben  Münzsorte  gefüllten  und  durch 
einen  daran  befestigten  Zettel  und  durch 
Siegel  Quantität  und  Echtheit  des  Inhalts 
garantierenden  Beutel.  Sie  liefen  oft  sehr 
lange  um,  weil  jeder  sich  scheute,  sie  zu 


öffnen  aus  Furcht,  daß  darin  sich  auch 
falsche  oder  fremde  Münzen  befänden,  die 
auszugeben  verboten  war.  In  Preußen 
lief  besonders  das  Kurant  (s.  d.)  in  Beuteln 
zu  50  bis  500  Talern  um.  S,  auch  Münz- 
rollen und  Tütenzahlung.  —  Schrötter, 
Preußen,    1806/73,   Gesch.,   II,    S.  455. 

In  Mexiko  wurden  größere  Zahlungen 
meist  in  Säcken  (Talegos)  von  looo  Pesos 
Inhalt  gemacht,  die  in  der  Regel  nach- 
gezählt wurden,  während  das  Kupfergeld 
in  Säcken  von  100  Pesos  Wert  in  Zahlung 
gegeben  ward,  welche  Säcke  dann  und 
wann  gewogen  wurden.  —  Noback»,  S.  604. 

S. 

KassenbillettSy  kursächsisches,  1772  ge- 
schaffenes Staatspapiergeld  in  Stücken  zu 
100,  50,  10,  5,  2  und  I  Taler.  Preußen 
übernahm  18 16  für  die  ihm  von  Sachsen 
abgetretenen  Landesteile  Kassenbilletts  für 
1750000  Taler.  —  Klotzsch,  S.  946 ff.; 
Schrötter,  Preußen  1806/73,  Gesch.  I,  S.  19. 

Kassengeldy  Kassenmünze  hieß  in  Han- 
nover seit  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  das 
bei  den  Landeskassen  anzubringende  Geld 
nach  dem  offiziell  bestehenden  Leipziger 
Fuße  (s.  d.).  Da  Hannover  die  danach  ge- 
prägten Münzen  nicht  festhalten  konnte, 
sah  es  sich  genötigt,  anderes  Geld  zuzu- 
lassen, besonders  das  Konventionsgeld  (s. 
d.)  bis  zum  2 -Groschenstücke  herab,  das 
I  Gutengroschen  10  Pfennig  Kassengeld 
galt.  Die  Hauptgoldmünze  war  der  Louis- 
dor  (s.  d.)  zu  4  Taler  16  Gr.  Kassengeld  oder 
5  Taler  Verkehrswert,  so  daß  14  Taler 
Kassenmünze  15  Taler  Kurant  galten 
(4V3  •  S)-  18 17  nahm  Hannover  den  Kon- 
ventions-, 1834  den  preußischen  14-Taler- 
fuß  an.  —  Praun,  S.  186;  Busse,  §311; 
Klüber,  S.  143.  S. 

Kassentaler  s.  unter  Bergischer  K. 

Kastemännchen.  Als  die  Fettmännchen 
(s.  d.)  und  Petermännchen  (s.  d.)  nach  der 
preußischen  Münzreform  von  1821  abge- 
kommen waren,  entstand  ein  ähnlicher 
Name  für  die  seit  1842  geprägten  27^»- 
Silbergroschenstücke  (s.  d.).  Ob  dieser 
Name  »Kastemännchen«  mit  Kasse  etwas 
zu  tun  hat,  ist  sehr  zweifelhaft.  Jedenfalls 
war  der  Volksname,  wie  alte  Rheinländer 
bestätigen  werden,  immer  »Kastemännche« 
imd  nie  »Kassemännchen«,  wie  man  zu- 
weilen findet*  —  Auf  einer  Notmünze  der 


KÄSU— KAURI 


301 


Stadt  Coblenz  zu  25  Pfennig  von  1921  steht 
»Ai  Kastemännche«.  S. 

Käsu,  südindische  Münzeinheit.  S.  unter 
Karsha. 

Katalonische  Wähning  s.  unter  Real. 

Katechismustaler,  eine  Reihe  von  Talern, 
die  der  Herzog  von  Sachsen-Gotha  Ernst 
der  Fromme  selbst  entworfen  hat,  während 
die  vielen  Verse  und  Sprüche  auf  ihnen 
sein  Bibliothekar  Meier  entworfen  und 
wohl  an  zehnmal  auf  Wunsch  des  Herzogs 
geändert  haben  soll.  Es  sind:  l.  der 
Glaubenstaler  von  1665  mit  den  Eigen- 
schaften Gottes;  2.  der  Sterbenstaler  mit 
Herz  und  Totenkopf  von  1668  und  1671, 
bei  Schlaganfällen  Emsts  geprägt;  3.  der 
Ehestandstaler  mit  Brautpaar  auf  die  Ver- 
mählung des  Prinzen  Friedrich  im  Jahre 
1669;  4.  der  Tauf  taler  auf  die  Taufe  seiner 
ersten  Enkelin  im  Jahre  1670  mit  der 
Taufe  Christi,  der  oft  als  Patengeschenk 
benutzt  wurde;  5.  der  Seligkeitstaler  von 
1672  mit  Sprüchen  auf  die  Seligkeit.  — 
Tentzel,  Ernest.  IV,  S.  740—751,  756  f., 
Taf.  60,  61,  62;  Schmieder  S.  151,  196, 
414,  440,  447  f.  S. 

Kathaiinengroschen  sind  Meißner  schil- 
dige Groschen,  die  von  Katharina,  der 
Witwe  Friedrichs  des  Streitbaren  von 
Meißen,  allein  und  mit  ihren  Söhnen 
Friedrich  IL,  Friedrich  d.  Friedf.  und 
Wilhelm  III.  bis  1442  geschlagen  worden 
sind,  I  Stück  =  12  Heller,  100  aus  der 
8 — 9  lötigen  Mark;  also  ein  Groschen  von 
2,35  g  Rauhgew.  und  1,76  g  Feingew.  — 
Schwinkowski,  Geld-  u.  M.-wesen  Sachsens 
S.  46  Nr.  30.  Su. 

Katiy  malaiische  Gewichtseinheit,  s.  unter 
Pitjis.  V. 

Katterslnken  nennt  Adam  Bergs  Neues 
Münzbuch  (Fol.  8)  Kuttenberger,  Gör- 
litzer und  Breslauer  Heller  des  15.  und 
16.  Jahrhunderts  (Donebauer,  Nr.  913  flf.; 
Friedensburg  imd  Seger,  Nr.  21),  die 
Vö-Kreuzer  oder  ein  Putschänel  (s.  d.)  wert 
waren.  S. 

Kafzengulden.  Am  13.  VII.  141 5  berief 
die  Stadt  Konstanz  einen  Tag  der  zehn 
Städte  um  den  See  »der  guldin  wegen, 
genannt  Katzengulden«;  offenbar  ein  volks* 
tümlicher  Spottname  für  die  zu  gering  aus- 
gebrachten Gulden  des  Kurfürsten  Ludwig 
III.  von  der  Pfab,   deren  Prägebild  das 


pfälzische  Wappentier,  der  Löwe,  war.  — 
Cahn,  Konstanz  S.  236.  Su. 

Kaufkraft  s.  unter  Münzwert, 
Kaufmannsgulden  ==  Pagamentsgulden 

(8.  d.).  S. 

Kaufmannsmarky  die,  marca  merca*^ 
torum,  kommt  seit  dem  12.  Jh.  in  Kölner 
Urkunden  vor.  Sie  wird  am  7.  Mai  1259 
auf  135  Kölner  Pfennige  festgesetzt:  »Itenx 
nullus    mercatorum    advenientium    unde- 

cumque  varium,  quod  grawerk duas 

marcas  vel  plus  valentem  in  civitate 
Coloniensi  vendet  nisi  per  marcam  merca- 
torum que  vulgariter  koufmansmark  dici- 
tur,  que  marca  solum  continet  undecim 
solidos  et  tres  denarios  Coloniensis  mo- 
nete  . .  . «,  d.  h.  jeder  fremde  Kaufmann 
hatte  beim  Verkauf  von  Pelzwaren  oder 
Mänteln  eine  Steuer  von  9  Pfennigen  auf 
die  Mark  der  Stadt  Köln  zu  zahlen,  indem 
er  auf  die  Zahlmark  statt  144  Pfennige 
nur  135  Pf.  erhielt.  —Kruse,  Köln  S.  14 ff.; 
Luschin  in  Hoops  Reallex.  III  S.  23 1 
Hilliger  in  Hist.  Vjschr.  1900  S.  197  ff.   Su. 

Kattri,  Cypraea  moneta,  engl.  Cowrie, 
arab.  Kuda,  ägypt.-arab.  Wad*a,  pers. 
Khurmuhra,  sanskr.  Kaparda,  Kapardika, 
Mahratta  Kavadi,  bind.  Kauri,  kaSmiri 
(Rajatarangini)  Varätaka,  malaiisch  Ken- 
däka,  Gedäga,  siam.  Bia,  annam.  Boi,, 
chines.  Pei,  auf  den  Philippinen  Signey, 
ist  eine  Schnecke  (keine  Muschel),  deren 
Gehäuse  (Abb.  i)  im  Mittelalter  von 
den  Malediven,  dem  hauptsächlichsten 
Platze  ihres  Vorkommens,  wo  sie  schon, 
um  400  n.  C.  als  Geld  bezeugt  sind,  nach 
Vorder-  und  Hinterindien  exportiert  wurde 
und  von  da  zunächst  in  ihrer  Eigenschaft 
als  Schmuck,  dann  ebenso  als  Geld  Ver- 
breitung in  ganz  Afrika  gewann;  auf 
Zeug  oder  Lederstücke  aufgenäht,  auf 
Schnüre  gereiht,  auch  schon  in  konven- 
tionellen Mengen  in  Säcke  verpackt,  zu 
anderen  Geldformen  in  Tarif  tretend  (z.  B. 
5000  =  I  ind.  Rupie),  bildete  sie  das 
wichtigste  Elleingeld  Innerafrikas  noch  bis. 
ins  20.  Jh.  Die  in  europ.  Fundstellen  vor* 
kommenden  K.  dienten  aber  wohl  nur  als 
Schmuck,  nicht  als  Geld.  —  Im  indischen 
Rechensystem  bildeten  4  Kauri  eine  Ganda,. 
20  K.  =  I  Käkini,  80  K.  =  i  Pana  (Hand^ 
voll),  320  K.  =  I  Tanka,  X280  K.  = 
I   Karsha.      Dieses  selbe  Verhältnis  gibt 


302 


KAUSIA— KEBIR 


Bowrey  auch  für  die  II.  Hälfte  des  17. 
Jh.  s:    4  Cowree  :=  l  Gunda,     80  K.  = 
I  Pone,  1280  K.  =  I  Cawne,  3200  K.  = 
I  Rupie.  Der  Wert  einer  Schnecke  wechselte 
stark  nach  Ort  und  Zeit.      In  Bengalen 
kamen   um    1800  3840  K.  auf  i   Rupie, 
um  1820  gegen  6000,   auf  den  Malediven 
selbst  galten  schon  1800  sogar  12000  K. 
I  Rupie,    in  Siam  war    im   17. — 19.  Jh. 
I  Rupie =4800 bis  5400 K.,  um  1855  aber  = 
7200  K.   In  Manipur  scheint  das  Verhältnis 
I  Rupie  =  5000  K.  lange  bestanden  zu 
haben,    denn   alle   neueren  Münzbezeich- 
nungen  haben    dort   ihren   Namen   vom 
Kaurisystem    entlehnt.        S.    Rupie.    — 
Cunningham,  Coins  of  ancient  India  S.  2; 
Lane  Poole,  Coins  and  medals  S.  192 — 196; 
Thomas,   Ancient  indian  weights   S.   20; 
Prinsep,  Useful  tables  S.  93;  Allan,  N.  Chr. 
191 2,    S.    315—319;    Temple,    J.    A.    26, 
S.  290;   de  Sacy,   Chrestomathie  arabe  I 
S.  252;  Regling,  Eberts  Reallex.  IV  S.  210; 
Crooke,    Hobson    Jobson    S.  269;    Stein, 
N.  Chr.  1899,  S.  162  f.;  Millies,  Recherches 
S,  82;    Schröder,    Annam    S.  45;    Gerini, 
Riv.  Ital.  di  num.  XI S.  287,  296  Tai.  IV  i ; 
H.  Wood,  A.  J.  N.  38,  S.7S;  Nobacki, 
S.  384;  Schneider,  Muschelgeldstudien  1905, 
S.  loi— 173.  R.  und  V. 

Kaiisia  (griech.  xauaia),  der  makedoni- 
sche Hut,  bei  dem  der  Kopfteil  in  die 
breite  Krempe  übergeht  und  auf  einem 
Stimrand  aufsitzt.  Erscheint  als  Kopf- 
bedeckung auf  M.  Alexanders  I.,  einem 
A^Demetrios'  I.  von  Makedonien,  besonders 
deutlich  bei  Antimachos  von  Baktrien,  hier 
mit  der  Königsbinde;  ohne  diese  und  ohne 
den  Stimrand,  also  einem  chinesischen  Hute 
ähnlich,  bei  der  sog.  Macedonia  auf  M. 
des  Cn.  Plancius  und  C.  Antonius;  der 
Hut  des  mit  O  bezeichneten  Kopfes  auf 
JR  des  L.  (Marc.)  Philippus  ist  anders  und 
die  Deutung  auf  Philipp  V.  von  Maked. 
wird  Sitz.  Wiener  Ak.  167,  6  S.  2  be- 
stritten. —  R.  E,  XI  S.  89.  R. 

Kaiisung  s.  unter  Kangan. 
.    Kivka  (vom  griechischen  xauxfov)  wird 
in    russischen    kirchlichen     Quellen    des 
XIII.  Jahrh.  die  byzantinische  Goldmünze 
genannt.  B. 

KSzbekiy  KSXy  persische  Kupfermünze 
des  16. — 19,  Jh.s  im  Werte  von  5  Dinar. 
Diejgl.  sind  je  nach  Zeit  und  Ort  von  sehr 


verschiedenem  Gewicht  und  hatten  vollen 
Wert  nur  im  Umkreis  der  Stadt,  in  der  sie 
geschlagen  waren.  Die  eine  Seite  enthält 
eine  Inschrift  mit  Orts-  und  Jahresangabe, 
in  der  sie  als  »Fulüs«  gekennzeichnet  sind, 
die  andere  enthält  sehr  verschiedenartige 
Darstellungen  (Tiere,  Sonne,  Stern,  Orna- 
mente; Abb.  435).  Es  werden  Münzen  zu 
i/a,  I  (Gewicht  um  1650  ca.  5,66  g,  also 
mehr,  als  unter  Nä§iraddin,  s.  unten,  ein 
50  Dinärstück),  2,  4  (Bist!)  und  8  IgLäzbeki 
unterschieden.  Letztere  sind  außerordent- 
lich selten.  Um  1809  war  der  Name  1^.  ver- 
altet. 2  ^.-Münzen  wurden  um  1789  Dah- 
nim  genannt.  Fath  *AIi  Shäh  (1797 — 1834) 
prägte  den  Kupfer-Shähi  (50  Dinar),  der 
gleichfalls,  in  jeder  Provinz  in  anderer  Weise 
ausgebracht,  in  verschiedener  Anzahl,  zu 
50,  30,  20  auf  den  Silber-]gj:än  gerechnet 
wurde.  Um  1848  wog  l  Shähl  von  R^t 
ca.  7,40  g.  Daneben  wurden  Doppel-  und 
Halbstücke  (Klaräpül,  Pül)  geprägt.  Nä^ir- 
addln  prägte  seit  1878  nach  europäischer 
Art  Münzen  zu  200,  lOO  (§annär),  50  (Pan- 
gähdinär,  Shähi,  Gewicht  5  g),  25  (PanökäzT, 
in  Burügird-Kalwär,  in  Teherän-Papaü) 
und  12  (Djandak)  Dinar.  Vs.  Soime  und 
Jahreszahl,  Rs.  »kursierende  Münze  des 
Reiches  Iran«.  Wertangabe  in  Dinaren. 
Auf  den  seit  1897  geprägten  Nickelmünzen 
zu  100  und  50  Dinar  ist  a.  d.  Vs.  das  persi- 
sche Wappen  abgebildet. 

Die  georgische  Bezeichnung  für  Kupfer- 
münzen, speziell  für  Käzbeld,  ist  Phüli. 
In  Tiflis  wurden  Münzen  zu  Va,  i,  2,  4  ]§L 
geprägt.  Eine  Kupfermünze  der  Eremitage 
vom  J.  I179  (1765/6)  von  44,9  g  Gewicht 
ist  wohl  als  Kupfershähl  (10  ]^.)  aufzu- 
fassen. S.  *Abbäsi.  —  Literatur  s.  *Abbäsi, 
außerdem  Chodzko,  Le  Guilan  97;  Vasmer, 
Sbomik  Ermitaia  III  125  ff.;  Noback^ 
S.  92;  Pachomow  in  Wostokowedenje  III 
88  ff.,  Baku  1928.  V. 

K2,  Abkürzung  für  die  Krone  (s.  d.)  der 
Tschechoslowakei.  S. 

Kebir,  Niebuhr  zufolge  Silbermünze  von 
Jemen,  =  ^3^  Speziestaler  (Kirsh  bädsjar) 
=  2  Komassi  =  2,25  Bali  =  2,50  Buksha 
(Rechnungsmünze)  =  5  Harff.  Der  Ko- 
massi war  besonders  in  den  Städten  von 
Tehäma  verbreitet  (in  Loheia  der  Bali); 
im  Gebirge  wurde  nach  Keblr  und  Harff 
gerechnet.     Die   venetianischen   Zechinen 


KEHLPFENNIGE— KERBRAND 


303 


hießen  Mesgas  u.  galten  ^t — 80  Komassi.  In 
Mokka  waren  lOO  Kirsh  bädsjar  =  l2lVa 
Mokkataler  (Kirsh  dahab).  i  Mokkataler 
=  80  Kebir  (beides  Rechnungsmünzen). 

Kelly  zufolge  gab  es  noch  eine  Rech- 
nungsmünze, Haraff  =  l  Mokkataler  22 
Kebir  und  es  war  i  Mokkataler  =  60  (eig. 
40 — 80)  Kommassi  (Billon)  =  420  i^rat. 
Nach  Noback  war  der  Komassi  früher  eine 
geringhaltige  Silbennünze  von  Mokka,  von 
der  60  auf  den  österreichischen  oder  spani- 
schen Taler  gerechnet  wurden,  dann  aber 
eine  kleine  Kupfermünze,  wovon  350  bis 
500  auf  I  Kirsh  bädsjar  gingen  (vgl. 
Khamsi,  Artikel  Piaster).  In  Beit  al 
Fakih  war  nach  Noback  der  Kirsh  bädsjar 
=  40  Kebir  =  120  Komassi  (Silber).  Nach 
Muhibbi  war  um  161 6  in  Jemen  i  Bufedja 
oder  Kebir  =  2  ^Otmäni  (Aktsche); 
s.  Kharaz.  —  Niebuhr,  Description  de 
l'Arabie,  Amsterdam  1774,  190;  Kelly, 
Camb.  univ.  1823,  333;  Noback^  S.  67^\ 
Sauvaire  in  J.  As.  7.  ser.  15,  432.         V* 

Kehlptemiige  s.  unter  Okelpfennige. 

Kehricht  Der  Kehricht  der  Münzstät- 
ten, besonders  der  Schmelze  und  Strecke, 
enthält  durch  Spritzen  und  Hammerschlag 
verhältnismäßig  viel  Edelmetall  und  wird 
daher  gesammelt  und  »zu  gut«  gemacht. 

S. 

Kehrseite  =  Rückseite  (s.  d.). 

Kelat  (=  Tikal)  wurde  die  für  Burma 
1852  geprägte  Rupie  n:iit  Pfau  genannt. 

S. 

Keizerkroon  s.  unter  Sonnekroon. 

Kekrops,  myth.  König  von  Athen,  halb 
Mensch,  halb  Schlange;  s.  unter  Tellus. 

R. 

Kelch  (lat.  calix,  griech.  iroxi^ptov),  der 
zur  Konsekration  des  Weines  dienende 
Becher,  schon  früh  aus  Silber  und  Gold, 
auch  aus  Glas  und  Holz.  Er  besteht  aus 
drei  Teilen,  dem  Fuß  (pes),  dem  eigentl. 
Becher  (cuppa)  und  dem  beide  verbinden- 
den, meist  mit  einem  Knauf  (nodus,  pomel- 
lum)  versehenen  Schaft.  —  Braun,  Liturg. 
Lex,  S.  161.  —  Auf  mittelalterlichen  Mün- 
zen, ein-  und  zweiseitigen  Pfennigen,  hält 
der  Bischof  des  öfteren  den  Kelch  in  der 
Hand,  so  in  Naumburg,  Passau,  Köln, 
Augsburg  und  Speyer.  Su. 

Kekhtaler,  ein  aus  Kirchensilber  1526  in 
Zürich  geprägter  Taler,  der  auf  der  Vs.  den 


von  zwei  Löwen  über  den  beiden  Züricher 
Schilden  gehaltenen  Reichsadlerschild,  auf 
der  Rs.  den  Züricher  Schild  binnen  zwei 
Wappenkreisen  der  Landvogteien  zeigt,  — 
Wunderly,  I,  Nr.  237.  S. 

Kentauren,  griech.  xevtaüpot,  sind  Men- 
schen mit  Pferdekörpem,  also  vierbeinig; 
ursprünglich  Dämonen  des  Bergwaldes  und 
als  solche  später  zum  Gefolge  des  Dionysos 
gehörend.  Auf -^makedon.-thrak.  Stämme 
und  einem  unbest.  EL-Stater  treten  sie  seit 
dem  (7. — ^  6.  Jh.  auf,  allein  mit  einem  Stein 
in  der  Hand  oder  ein  Mädchen  raubend 
(Z.  f.  N.  37,  S,  44),  allein  auch  auf  Kyzi- 
kener  Hekte,  &  der  Magneten,  des  Prusias 
IL  usw.;  ein  Jüngling  (Lapithe?)  bekämpft 
einen  K.  auf  einem  Kji^zikener  Stater  und 
B.  von  Mopsion;  ein  KL  als  Helmschmuck: 
Hyele.  Die  übrigen  Beispiele  sind  kaiser- 
zeitlich: ein  K.  allein  auf  M.  von  Aphro- 
disias  und  auf  röm.  M,  des  Gallienus  (Auf- 
schrift ApoUini  cons.  Aug.,  bald  bogen- 
schießend,  bald  mit  Schale  [oder  Stein?] 
und  Steuer);  K.  vor  Wagen  gespatmt:  röm. 
Bigati;  vor  dem  Wagen  des  Dionysos:  röm. 
Med.  des  M.  Aurelius;  IL  und  Herakles: 
Z.  f.  N.  28  S.  100/103.  Auch  als  Sternbild 
des  Schützen  erscheint  ein  bogenschieß.  K. 
(M.  von  Alex.  Äg.,  Abb.  92).  —  R.  E.  XI 
S.  172.  R. 

Keplng,  malaiische  Rechnungseinheit  und 
Kupfermünze;  s.  imter  Pitjis.  V. 

Keration  (griech.  xepaxiov,  eigtl.  der 
Same  des  Johannisbrotbaumes),  die  kleinste 
röm.  Gewichtseinheit,  =  ^6  scripulum  = 
V1738  libra  (Pfund)  =  0,19  g;  nach  griech. 
Rechnungsweise,  bei  der  i  Drachme  =  i 
neronischen  Denar  von  ^96  Pfund  war,  war 
also  das  K  =  '/ig  Drachme  =  V3  Oho\. 
Als  M-  war  es,  da  i  Goldsolidus  =  ^/y«  Pfund 
war,  =  Va4  Solidus  ==  0,53  it,  wurde  aber 
nur  in  Silber  unter  dem  Namen  Siliqua  aus- 
geprägt, s.  d.;  daher  unser  Wort  Karat,  s.  d. 
—  R.  E.  XI  S.  266.  R. 

Kerberos»  der  Höllenhund;  alleiniges  M.- 
bild  auf  El.  von  Kyzikos  (zweiköpj&g,  der 
Schwanz  in  Schlangenkopf  endigend),  auch 
zu  Füßen  des  Hades  (s.  d.)  und  gd^entlich 
des  12.  Abenteuers  des  Herakles  (Z.  f.  N.  28 
S.  81/4),  der  ihn  aus  der  Unterwelt  herauf- 
holt, dargesteUt.  — R.  E.  XI S.  271/84.    R. 

Kerbrand  ist  ein  Art  von  Ränddung 
(s.  d.),  die  in  parallelen  senkrechten  oder 


304 


KERCHNOS— KESEF 


schrägen  Einschnitten  der  Münzkante  (s. 
Kante)  besteht,  wie  sie  unsere  2-  nnd  i- 
Markstücke  bis  191 6  und  unsere  heutigen 
2  Mark-,  50-,  lO-  und  5 -Pfennigstücke 
zeigen.  Eine  Abart  ist  der  Halbzylinder- 
rand, der  in  ganz  kurzen,  nebeneinander 
liegenden  Halbzylindem  besteht.  Ihn  zei- 
gen die  preußischen  Friedrichsdor  von  1799 
und  spätere  sowie  seitdem  englische  Mün- 
zen. —  Schrötter,  Preußen  1806/73,  Gesch. 
I,  S.  26of.  S. 

Kerchnos  [oder  Kemos,  doch  ist  die 
Gleichsetzung  beider  bestritten),  früher 
Plemochoe  genannt,  griech.  Gefäßform,  wie 
eine  Schale  auf  hohem  Fuße  mit  einem 
darübergestülpten  Gefäß  als  Deckel  ver- 
sehen aussehend,  im  Kultus  der  eleusin. 
Demeter  und  der  Kybele  verwendet;  auf 
M.  und  Bleimarken  von  Athen,  Oeusis  usw. 
vorkommend,  Abb.  Joum.  int.  I  Taf.  VI  14; 
IV  S.  260,  513-  —  Ath.  Mitt.  23  S.  271 
Taf.  XIII.  XIV;  R.  E.  XI  S.  316;  Anson, 
Greek  coin  types  I  Taf.  IX.  R. 

KSrenka,  russischer  Volksausdruck  für 
das  im  Herbste  1917  von  der  provisorischen 
Regierung  unter  Vorsitz  von  Alexander 
Kerenskij  herausgegebene  Papiergeld  zu  20 
und  40  Rubel  von  ungewöhnlich  kleinem 
Format.  Da  mittlerweile  das  alte  russ.  Pa- 
piergeld verschwunden  war  und  nur  zu 
Agiotagezwecken  gebraucht  wurde,  den  un- 
zähligen Scheinen  aber  der  vielen  auf  russi- 
schem Boden  entstandenen  ephemeren  Re- 
gierungen kein  Vertrauen  geschenkt  wurde, 
war  die  K.  bis  1920  ein  allgemein  gültiges 
und  in  Südrußland  besonders  beliebtes 
Geldzeichen;  s.  Kreditka,  Denznak.     B. 

Keres  s.  unter  Kersa,  vgl.  Karasha.    R. 

Kerma^  Kermation  (griech.  xep^,  xep- 
fiocTtov,  von  xstpo)  =  abschneiden,  i^stük- 
keln«)  =  Teilmünze,  Kleingeld;  auf  In- 
schriften bes.  das  lokale  Kleingeld  im  Ge- 
gensatz zum  Reichsgeld,  Dittenberger, 
O.  G.  I.  n.  484  Z.  19  (Pergamon),  629  Z.  155 
(Palmyra),  daher  xepjxaTiCciv  =  (großes  Geld 
in  kleines)  wechseln,  xepp.aTiOT)Qc  =  Geld- 
wechsler. —  R.  E.  XI  S.  315.  —  Wegen  der 
attischen  sog.  Kermatia  s.  unter  Kollybos. 

R. 

Kenias  (griech.  xspvac  =  der  Mischer) 
heißt  im  inschriftHch  überlieferten  Münz- 
vertrage der  Städte  Mytilene  und  Phokaia 
(um  400  V.  C.)  der  von  beiden  Städten  ab- 


wechselnd gestellte  Münzbeamte,  der  für  das 
richtige  Mischungsverhältnis  (Legierung)  der 
auf  Grund  dieses  Vertrages  gemünzten  EL- 
Hektai  (Sechstel)  sorgte.— Z.f.N.  26  S.4S.  R. 

KemoSy  griech.  Gefäßform,  s.  unter 
Kerchnos.  R. 

Kersa  (griech.  xepcia,  auch  xepaaTov,  xop- 
(jtov),  Name  einer  asiat.  und  ägypt.  Münz- 
sorte bei  Hesychios,  sonst  nicht  nachweis- 
bar, doch  vielleicht  mit  der  in  den  aramäi- 
schen Papyri  aus  Elephantine  (5.  Jh.  v.  C.) 
vorkommenden  Rechnungsmünze  ker^  (= 
10  schwere  Schekel)  zusammenhängend.  — 
R.  E.  XI  S.  328;  IIA  S.2319.  —  Vgl. 
Karasha.  R. 

Kerykeion  (griech.  xTQpüxeiov,  von  xr^poS 
=  Herold;  lat.  umgebildet  zu  caduceus),  der 
Botenstab,  ein  kurzer  Stab  mit  einem^Zierat 
in  Form  einer  oben  offenen  8  (so  auf  -^ 
von  Ainos),  dessen  Enden  später  Schlan- 
genköpfe erhalten,  worauf  auch  die  Win- 
dungen als  Schlangenkörper  dargestellt 
werden;  weiterhin  treten  Flügel  am  Schaft 
dazu,  unten  ist  zuweilen  ein  Schuh  (Sau- 
roter)  zum  Einstoßen  in  die  Erde  (z.  B. 
BMC.  Rom.  rep.  Taf.  CV  2).  Außer  Hermes 
tragen  ihn  auf  M.  auch  Eirene,  Nike  und 
bei  den  Römern  der  Herold  der  Säkular- 
spiele, dann  insbes.  Pax  und  Felicitas,  und 
auch  das  allein  oder  mit  anderen  Emblemen 
vereint  vorkommende  (z.  B.  auf  -Ä  des 
Plaet.  Cestianus,  C.  Norbanus,  Q.  Sicinius 
und  vielen  griech.  M.)  oder  von  zwei  Hän- 
den gehaltene  K.  {M  des  C.  Vib.  Varus  usw. ; 
vgl.  unter  Hand)  bezieht  sich  meist  auf  Pax, 
—  R.  E.  XI S.  330;  Anson,  Greek  coin  types 
IV  Taf.  III— V  R.  E.  unter  Stab,      R. 

Kerzendreier  waren  religiöse  Marken  der 
Stadt  Nürnberg  im  18.  Jh.,  die  zur  Be- 
schaffung von  Altarkerzen  oder  mit  einer 
Kerze  als  Patengeschenk  dargebracht  wur- 
den. Sie  waren  von  verschiedener  Größe 
und  trugen  mannigfache  Darstellungen  aus 
dem  Leben  des  Heilandes.  —  Im  Hof,  I> 

s.  452—454.  s. 

Kesefy  hebr.  Silber  überhaupt,  dann  Sil- 
ber als  das  gewöhnliche  Zahlungsmittel  und 
deshalb  oft  so  viel  als  Geld.  Die  eigentliche 
G^wichtsbezeichnung,  Schekel,  wird  in  der 
Bibel  oft  ausgelassen.  Elef  kesef  bedeutet 
z.  B.  1000  (Schekel)  Silber.  In  der  Mischna 
steht  Kesef  manchmal  für  Ma*a  (Obolos); 
s.  Züz,   Siglos.  —  Gcsenius-BuJal,   Hand- 


?:ESITAH— KIES 


305 


Wörterbuch,  14.  Aufl.  322 ;  Zuckennann,Über 
talmud.  Münzen  u.  Gewichte  24.       V. 

Kesitah,  wahrscheinlich  ein  Gewicht, 
dessen  sich  schon  der  Erzvater  Jakob  bei 
Zahlungen  bedient  haben  soll.  Gen.  33,  19. 
Das  Wort  wird  von  den  LXX  mit  Lamm 
übersetzt.  —  Gesenius-Buhl,  Handwörter- 
buch, 14.  Aufl.  667;  Kennedy,  Hastings' 
Dictionary  of  the  Bible  II  836.  V. 

KesseL  i.  Gerätgeld  s.  unter  Lebes.  — 
2.  Das  Zutodegesottenwerden  in  einem 
Kessel  war  die  überall  im  Mittelalter 
ausgeführte  Strafe  für  ungetreue  Münz- 
meister und  Falschmünzer.  In  einem 
Münzvertrage  der  Hansen  mit  Dänemark 
von  1424  wurde  für  unredliche  Arbeit  der 
Münzer  bestimmt,  sie  zu  »slaen  unde  holden 
up  den  Ketel«,  und  ein  Gutachten  der  Stadt 
Frankfurt  a.  M.  von  1434  verbietet  den 
Münzmeistern,  die  Goldmünzen  des  Kaisers 
und  der  Kurfürsten  einzuschmelzen,  »und 
daß  man  (im  Übertretungsfall)  die  monz- 
meistere  tuwe  slagen  uf  den  kessel«.  Auf 
der  Stadtmauer  von  Deventer  hängt  heute 
noch  ein  großer  Kupferkessel,  der  1454  an 
Stelle  eines  älteren  gekauft  wurde,  um  den 
Münzmeister  von  Batenburg  für  seine 
Falschmünzerei  zu  bestrafen.  —  Jesse, 
S.  182;  Reichstagsakten  XI,  S.  516;  Revue 
beige  II,  1846,  S.  169.  S. 

Keide,  ursprünglichste  Waffe  der  Men- 
schen, ein  knorriger  Ast  oder  dgl.,  daher 
Waffe  aller  frühen  Heroen,  insbes.  des  Hera- 
kles und  Theseus;  auch  allein  als  Rs.bild 
verwendet  (bes.  schön  auf  makedon.  Königs- 
und Landschaftsm.),  auch  mit  dem  Kery- 
keion  (M.  von  Lakedaimon),  in  Tyros  mit 
dem  Stadtmonogramm  verbunden.      •  R. 

Ketttschach-  oder  Rfibentaler  sind  Taler 
des  £j:zbischofs  von  Salzburg  Leonhard 
von  Keutschach  vom  Jahre  1504,  mit  den 
Schilden  von  Salzburg-Keutschach  auf  der 
Vs.  und  den  hh.  Rudbert  und  Virgilius  auf 
der  Rs.  Das  Familienwappen  der  Keut- 
schach ist  eine  Rübe,  daher  der  Name 
Rübentaler.  Die  K.  sind  äußerst  selten  und 
begehrt,  daher  sehr  oft  gefälscht  worden.  — 
Zeller,  Die  KL,  in  Mitt.  d.  Ges.  f.  Salzburger 
Landeskunde  XXVI;  Bl.  f.  Münzfr.  1910, 
Sp.  4353  ff-  —  S.  auch  Rübener.         S. 

KharaZi  Glaskügelchen,  auch  Borjookes 
genannt,  meist  weiß  oder  hellblau,  welche 
in  einigen  Talen  Abessiniens,  z.  B.  in  Mas- 

W&rterbvoh  der  Hündnmde. 


saua,  noch  im  19.  Jh.  als  Geld  gebraucht 
wurden.  Man  rechnete  nach  Fataka  (Kon- 
ventionstaler; s.  Abu  Täka)  =  23  Kharf 
(Dahab)  zu  4 Diwäni  (oder  Pära)  zu  IG Kebir 
zu  3  Kharaz.  Die  höchste  Rechnungsein- 
heit ist  der  Wakih  (Unze)  =  1081  DiwänL 
Diese  Verhältnisse  gibt  Noback  im  J.  185 1 
an.  Anfang  1838  war  ein  Taler  =  34  Kharf, 

Die  im  südlichen  Abessinien  gebräuch- 
lichen Glasperlen  (die  gesuchtesten  sind  rot 
mit  weißer  Emaille)  heißen  Ekaba.  1838 
hatten  in  Gondar  16  Ekaba  den  Wert  eines 
Talers;  s.  Dammur.  —  Noback^  S.  5; 
Thomson  in  Num,  ehr.  II  67.  V. 

Kbarosthi heißt  dasind.  Alphabet,  dessen 
sich  die  griech.-ind.  Könige  von  Eukratides 
an,  anfangs  neben  dem  griech.,  bedienten,  — 
Head,   H.  N.»  S.  844  und  Schrifttafel  V. 

R. 

Kharrnba,  arabische  Gewichtseinheit,  s. 
Dirhem  kail;  als  Münze  s.  Dinar,  Dirhem, 
Sebili.  V. 

Khori>  armenische  Billonmünze;  s,  Tram. 

Kibotos,  griech.  xißoötoc  =  Kasten;  ein  K, 
erscheint  auf  M.  von  Apameia  in  Phr.,  auch 
in  der  Mehrzahl  und  mit  Beischrift,  weil 
diese  Stadt  als  Landungsplatz  der  aiif  den 
M.  von  Ap.  auch  vorkommenden  Arche 
(xißcDToc)  Noahs  Ap.  Kibotos  zubenannt 
wurde.  Von  demselben  Wort  leitete  man 
auch  den  Stadtnamen  Kibjnra  ab,  daher 
auf  dessen  M,  ein  Korb  als  Typus  oder 
in  der  Hand  oder  auf  dem  Kopfe  der  Stadt- 
göttin (also  die  Göttin  dann  eine  Kane- 
phore,  Nom.  VIII  S.  15/6)  usw.  »redend  1 
vorkommt.  —  Anson,  Greek  coin  types  I 
Taf.  XII.  R, 

KIckerllilg,  ein  in  Nord-  und  Mittel- 
deutschland verbreitetes  Wort  für  etwas 
Verkrüppeltes,  Kümmerliches,  Minder- 
wertiges, auch  schlechtes  Geld.  So  wurden 
in  Pommern  um  1700  die  alten  Kipper- 
groschen und  polnischen  Drdpölker  (s.  d.) 
genannt.  —  Z.  f.  N.  28,  1910,  S.  215  f.     S. 

KidaiiSy  die  hohe,  oben  mit  Strahlen 
besetzte  Mütze  der  pers.  Könige,  s.  unter 
Tiara.  R. 

Kies,  vulgärdeutsch  =  Geld,  eingedrun- 
gen aus  der  Gaxmersprach^  die  es  aus  dem 
hebräisch-aram.  kis  =  Beutel  übernahm 
(wie  z.  B.  auch  ]>Moos«und  »Pinke  ♦  =  Geld 
auf  demselben  Wege  zu  ims  kamen);  ein 
Beutel  (s.  \mter  Kassenbeutel  und  Piastei) 


20 


3o6 


KIKKAR--KIPPER  UXD  WIPPER 


als  bestimmte  Geldpackung  ist  au5  vielen 
Gegenden  bekannt.  —  Ebcrt,  Reallex.  IV 
S.  229.  R. 

Kikkar,  hebr.  =  Talent  (?.  d.). 

KiOiaiische  FSbchitiigen  nennt  man  die 
in  dem  Sammlungskatalog  Killian  (Wien 
1858)  enthaltenen  Fälschungen  böhmischer 
Münzen,  Medaillen  und  Familienjetone,  von 
denen  "wdt  über  100  beschrieben  sind.  — 
N.  Z.  XII,  1880,  S.  405—444.  3. 

Kinderdiikat  ^  Sophiendukat  (s.  d.). 

Kindgtaler  sind  Ausbeutemünzen  der 
fürstlich  fürstenbergischen  Josephzeche  im 
Kinzigtale  aus  dem  18.  Jh.  mit  Brustbild 
auf  einer  und  Berggegend  oder  Landes- 
^-appen  auf  der  anderen  Seite.  —  Berstett, 
Nr.  298  f.  S. 

Klppertaler  s.  Engeltaler. 

Kipper  und  Wipper.  Keine  andere  Münz- 
episode ist  wohl  so  allgemein  bekannt  wie 
die  Kipper-  und  Wipperzeit  von  1619  bis 
1622,  dank  besonders  der  vortrefflichen 
Daretellung  Gustav  Freytags  in  seinen 
Bildern  aus  der  deutschen  Vergangenheit. 
Wenn  auch  das  Wesen  der  Kipperei  sich  auf 
die  vier  genannten  Jahre  beschränkte,  so 
sind  einzelne  ihrer  Erscheinungen  doch 
schon  früher  eingetreten. 

Wir  können  wohl  sagen,  daß  die  Zeit 
von  1560  bis  1590  eine  der  besten  im  deut- 
schen Münzwesen  gewesen  ist:  die  Reichs- 
münzordnung von  1559  WTirde  befolgt,  es 
gelang,  fremde  Münzen,  wie  die  Steuer- 
nachweise zeigen,  fast  ganz  fernzuhalten. 
Und  dennoch  lag  in  der  Reichsmünzord- 
nung eine  Hauptursache  für  das  kommende 
Unheil.  Der  erste  Mißstand  war  der,  daß 
bei  Erlaß  der  Reichsmünzgesetze  die  Silber- 
produktion ihren  Höhepunkt  erreicht  hatte 
und  gleich  darauf  zurückging,  während  die 
Nachfrage  des  Verkehrs  nach  Zahlmitteln 
weiter  zunahm,  infolgedessen  der  Preis  des 
Silbers  stieg,  und  zwar  über  den  Münz- 
prds:  in  Straßburg  kostete  die  feine  Mark 
schon  1592  12  Gulden,  während  aus  ihr 
nur  10  G.  131/3  Kreuzer  geprägt  werden 
durften.  Um  nun  Geld  zu  schaffen,  ver- 
billigte man  nicht  den  Fuß  der  Taler  und 
Guldiner,  sondern  den  Fuß  des  Kleingeldes. 

Dem  kam  entgegen,  daß,  wenn  auch  die 
Reichsmünzordnung  sehr  richtig  die  Zahl- 
kraft der  Scheidemünzen  auf  25  Gulden 
für  eine  ZaMusg  beschränkt,  sie  doch  auch 


ihren  Fuß  zu  kostbar  gestaltet  hatte,  den 
der  kleinsten  Silbermünze  um  nur  10% 
billiger  als  den  der  größten,  was  eine  über- 
aus große  Zubuße  bei  Prägung  der  Pfennige 
kostete.  Kupfergeld  gab  es  nur  in  West- 
falen. Der  kursächsische  Münzmeister  be- 
rechnete um  1580,  daß,  während  100  Mark 
in  Taler  zu  vermünzen,  damals  noch  über 
14^/2,  Gulden  Gewinn  brachte,  die  Vermün- 
zu:^  der  icx>  Mark  in  3 -Pfennigstücke  über 
46  Gulden  Verlust  verursachte.  Wenn  auch 
die  Absicht  gewesen  war,  eine  zu  starke 
Produktion  der  Kleinmünzen  dadurch  zu 
verhindern,  daß  man  keinen  Gewinn  bei 
ihrer  Prägung  zuließ,  so  brachte  doch  die 
mangelhafte  Einsicht  in  das  Wesen  der 
Scheidemünze  (s.  d.)  dasselbe  Übel  hervor, 
das  man  hatte  verhüten  wollen.  So  sind  denn 
die  Kleinmünzen,  besonders  die  Pfennige, 
sehr  selten  nach  dem  zu  teuern  Reichsfuß 
gemünzt  worden.  Da  nun  die  Groschen, 
Halbbatzen,  Dreikreuzer  und  ähnliche 
Sorten  von  den  gewissenhaften  Reichs - 
ständen  nur  in  geringer  Menge  oder  gar 
nicht  geprägt  wurden,  entstand  ein  immer 
drückenderer  Mangel  an  Kleingeld.  Da 
haben  denn  kleine  Stände  die  Gel^enheit 
benutzt  und  die  Taler  und  Guldiner  unter 
starkem  Kupferzusatz  in  Kleingeld  um- 
gemünzt. Diese  Verschlechtemng  begann 
besonders  um  1584  und  schritt  unaufhalt- 
sam weiter  trotz  unzähliger  Abmahnungen 
und  Drohungen  des  Reichs  und  der  Kreise. 
Am  Rhein  wurden  um  die  Wende  des  Jh.s 
Zahlungen  von  1000  Gulden  in  Pfennigen 
vorgenommen,  und  die  Unterwertigkeit  des 
Kleingeldes  betrug  bereits  20 — 50*>/o  und 
mehr.  Ihm  gegenüber  stieg  der  Taler  an- 
haltend: von  68  Kreuzern  im  J.  1570  auf 
721575,  auf  841601  und  90  i6ii. 

Vielleicht  wäre  es  möglich  gewesen,  diese 
Verhältnisse  zu  bessern,  wenn  nicht  ein 
neuer  Grund  für  die  Prägung  des  Klein- 
geldes dazu  gekommen  wäre:  die  durch  die 
drohende  Kriegsgefahr  veranlaß  te  Kriegs - 
rüstung  mit  ihrem  gewaltigen  Kleingeld- 
bedarf am  Anfange  des  17.  Jh.s.  Als  dann 
wirklich  der  große  Krieg  ausbrach,  schwan- 
den alle  Bedenken:  überall  zogen  die  Auf- 
wechsler,  meist  Juden,  umher  und  kauften 
die  schweren  Münzen  mit  schlechtem  Klein- 
geld auf.  Das  Auflegen  der  Münze  atif  die 
Wage,  das  Wippen  der  Schale,  das  Kippen 


KIRABO— FLlRÄT 


307 


nach  der  einen  Seite,  wo  das  gute  schwere 
Stück  lag,  verschaffte  diesen  Leuten  den 
Namen  der  Kipper  und  Wipper.    Die  Be- 
völkerung hatte  nichts  Eiligeres  zu  tun,  als 
ihre  guten  Münzen  gegen  eine  größere  Geld- 
naenge einzutauschen,  ohne  Erkenntnis,  daß 
sie   viel   mehr   Silber  hingab   als   erhielt. 
Unter  fortwährender  Verschlechterung  ge- 
langte man  immer  mehr  zu  ganz  kupferner 
Münze.    Damals  ging  es  wie  uns  191 8  bis 
1923:  die  gut  gebliebenen  Münzen  erfuhren  , 
eine  immer  größere  Aufblähung  ihres  Wer- 
tes: der  Reichstaler  galt  wie  gesagt  1611   , 
schon  90  Kreuzer,  stieg  dann  bis  1619  auf  i 
108,  bis  1620  auf  180,  bis  Herbst  1622  auf  j 
über  1000  Kreuzer.  j 

Auch  die  größeren  Staaten  Österreich,  • 
Brandenburg,  Sachsen,  Braunschweig  u.  a. 
gingen  von  dem  Mangel  an  Zahlmitteln  ge- 
drängt 1620  zur  Münzverschlechterung 
über,  und  zwar  nicht  nur  in  den  reichs- 
mäßigen  Kreismünzstätten,  sondern  außer 
ihnen  in  sehr  vielen  Heckenmünzen  (s.  d.) ; 
man  kennt  aus  den  Jahren  161 9  bis  1623 
unzählige  deutsche  in  Betrieb  gesetzte 
Münzstätten,  wenn  manche  auch  nur  einige 
Monate  oder  Wochen  gearbeitet  haben. 
Auch  viele  Städte  erinnerten  sich  alter 
Prägegerechtsame  und  münzten  Kleingeld, 
in  Brandenbuj^  20  Städte,  und  zwar,  um 
das  Geschäft  möglichst  vorteilhaft  zu 
machen,  die  billig  herzustellenden  ein- 
seitigen Straubpfennige  (s.  d.).  Viel  unheil- 
voller waren  jedoch  die  enormen  Kipper- 
münzungen  der  Silberbei^^erke  besitzen- 
den Fürsten  von  Braunschweig,  Sachsen 
und  Österreich  (Harz,  Erzgebirge,  Tirol). 
In  Böhmen  haben  große  Pachtgesellschaf- 
ten einen  Jahresverdienst  von  über  zwei 
Millionen  Gulden  erzielt,  an  welchen  Ge- 
winnen Leute  wie  der  Statthalter  Fürst 
Liechtenstein  und  der  Oberst  von  Wallen- 
stein teilnahmen,  die  mit  diesem  Gewinn  die 
Güter  der  geächteten  evangelischen  Adligen 
in  imehrlichster  Weise  aufkauften  (Ritter, 
Deutsche  Gesch.,  III,  S.  202  ff.).  Große,  bis 
zum  Taler  gehende  Kippermünzen  steUten 
auch  die  Kurfürsten  und  Herzoge  von 
Sachsen  her:  Kursachsen  hat  binnen  drei 
Jahren  für  12^2  Millionen  Gulden  schlech- 
ten Geldes  verausgabt  (s.  auch  Engeltaler 
u.  Abb.  267),  während  der  Herzog  Friedrich 
Ulrich  von  Braunschweig  in  mehr  als  32 


Münzstätten  mit  einem  Gewinn  von  2  Milli- 
onen Talern  für  die  Unternehmer  (Abb, 
297^,  die  beiden  fränkischen  Markgrafen 
in  17  Münzstätten  ungeheure  Mengen  von 
elenden  Groschen,  24-  und  12 -Kreuzer- 
stücken geprägt  haben  'Abb.  296).  Außer 
in  den  Gebieten  von  Köln,  Jülich  und  Berg 
haben  alle  deutschen  Stände  von  Grau- 
bünden bis  Holstein,  von  den  niederländi- 
schen Herrschaften  bis  Polen  und  Ungarn 
an  diesem  Unfug  teilgenommen,  mochten 
diese  Stände  weltliche,  geistliche  Herren 
oder*  Städte  .sein;  beschäftigte  doch  die 
Stadt  Nürnberg  damals  11  Münzmeister. 

Mit  Ablauf  des  Jahres  1622  war  aber  ein 
Ende  mit  Schrecken  gekommen.  Denn 
einmal  konnten  die  Fürsten,  die  als  Steuern 
nur  noch  dieses  schlechte  Geld  verein- 
nahmten, mit  diesem  weder  Söldner  wer- 
ben noch  Beamte  zulänglich  besolden  noch 
ihre  täglichen  Bedürfnisse  in  gewohnter 
Weise  beschaffen,  denn  die  Preise  der 
Lebensmittel  waren  der  Geldentwertung 
entsprechend  gestiegen:  in  Dresden  kostete 
der  Roggen  1620  2,  1622  10  Taler;  auch 
schlössen  Bäcker  und  Fleischer  lieber  ihre 
Läden,  als  daß  sie  für  Kippergeld  ihre 
Waren  verkauften,  für  welches  Geld  der 
Bauer  ihnen  weder  Korn  noch  Vieh  abgab* 
Am  meisten  litten  darum  durch  das 
schlechte  Geld  die  Festbesoldeten,  die 
damit  nicht  ihr  Leben  fristen  konnten. 
Staat  und  Gesellschaft  kamen  jetzt  zu 
der  Einsicht,  daß  die  Kipperei  einzu- 
stellen und  die  Kippermünzen  durch  gute 
zu  ersetzen  seien.  Das  geschah  denn 
auch,  aber  unter  den  größten  Verlusten 
für  beide.  Denn  das  Verbot  des  Kipper- 
geldes bedeutete  in  den  meisten  Fällen 
seinen  Verlust,  da  die  Einlösungspflicht  der 
Ausgabestellen  ebensowenig  erfüllt  wurde, 
wie  es  dreihundert  Jahre  später  mit 
den  Papierscheinen  geschah.  —  Menadier, 
Schausammlung  S.  244— 256;  G.  Freytag, 
Bilder  aus  der  deutschen  Vergangenheit, 
II,  4.  Kapitel;  Ritter,  Deutsche  Gesch.  II, 
S.  4Ö2  ff.,  III,  S,  202 ff.;  R^Hog,  Brandenb. 
Münzelend  zur  Kipper;seit,  in  Graßberiiner 
Kalender  1912,  S.  156—164.  S. 

Kirabo.  In  Mad^askar  wurde  das  Fünf - 
frankstück  in  vier  Teile  zerschnitten  und 
das  Viertel  Kirabo  genannt.  S. 

KirStj  arabische  (jewichtseinheit,  s.  Dir- 


3o8 


KIRCHENPFEXNIGE--KISTOPHOREN 


hem  kail.  —  IC.  als  Münze  s.  Dirhem,  Mit- 
kai. V. 

Kjrchenpfeniiige.  Da  unter  den  Xäpf- 
chenheiiern  (s.  d.;  besonders  die  Kirchen 
zu  leiden  hatten,  kam  man  darauf,  um 
diese  vor  ihnen  hieraus  erwachsendem 
Schaden  zu  sichern,  für  den  Klingel- 
beutel besondere  kupferne  Kirchenpfennige 
zu  schlagen,  »die  bei  den  betreffenden 
Kirchen  auszuwechseln  waren«;  so  tat 
das  1663  Christian  Tzchimmar,  der  da- 
malige AmtsschöfFe  zu  Moritzburg,  für  die 
Kirche  zu  Bemßdorf,  und  Sack,  der  Rat 
der  Stadt  Annaberg,  in  den  siebziger 
Jahren  des  17.  Jh.s.  Beabsichtigt  wurde  es 
1685  vom  Rat  der  Stadt  Schneeberg.  — 
J.  Erbstein  im  Münz-  u.  Medaillenfreund 
II  S.  439  f-  Su. 

Kid  Kodama  =  Knstallperlen,  Kuda- 
tama  ==  kleine  Steinzylinder,  M^atama  5= 
Achat-  u.  Nephritstücke  von  Kommaform, 
Kinkwan  =  vergoldete,  Ginkwan  =  ver- 
silberte Kupferringe  wurden  in  Japan  vor 
dem  8.  Jh.  im  Tauschhandel  gebraucht.  — 
Munro,  Coins  of  Japan,  S.  5—6.        V. 

KbmumA^  eigtl.  Kyr  Manuel  (nämlich 
Manuel  L,  Kaiser  von  Trapezunt  1238 — 63), 
wurden  in  Geoi^ien  die  Asper  von  Trape- 
zunt sowie  die  in  Georgien  verfertigten 
Nachahmungen  derselben  genannt.  Langlois 
nennt  letztere  Giorgaul,  Giorgiaul,  doch 
sind  unter  dieser  Bezeichnung  eher  die 
Silbermünzen  Giorgi  VIII.  (1453—69;  Vs. 
Kopf  des  Königs,  Rs.  Löwe;  Gewicht  1,25 — 
1,65  g)  zu  verstehen.  Der  K.  war  =  2 
Shaüri  (pers.  Shahl),  womit  wohl  die  kleinen 
Silbermünzen  von  ca.  0,5  g  gemeint  sind. 
Byzantinische  Goldmünzen  des  11. — 
14.  Jh.s  werden  in  Georgien  Dukati  und 
Botinati,  Botinaur  (nach  Konstantin  X. 
Dukas  1059 — 67  und  Nikeforos  IIL  Boto- 
niates  1078 — 81)  genannt.  Die  allgemeine 
Bezeichnung  für  Silbermünzen  warThethri. 
Im  besonderen  Sinne  wurden  so  die  EL  ge- 
nannt. Die  arabischen  Dirhems  hießen  Dra- 
ma, die  der  persischen  Mongolen  hiefien 
Ghazanur  (nach  Ghäzänkhän,  1295 — 1304)* 
Auf  den  während  der  Silberkrise  geprägten 
Kupfcrdirhems  der  Königin  Tämar  (1184— 
Z2X2)  kommt  als  Münzbezeichnung  das  Wort 
Wetzkfaü,  d.  h.  Silber,  ebenso  das  persische 
Sim,  Silber,  vor;  s.  Drahkani,  ^Abbäs^ 
l^Mxhtld,  —  Retowski,  Die  Münzen  der 


Komnenen  132,  220;  Pachomow,  Monetnyje 
klady  28;  Monety  Gruzii  106  fiF.;  Langlois, 
Essai;  Bartholomaei,  Lettres  66;  Brosset, 
Hist.  de  la  Georgie,  Introd.  88,  177;  Rap- 
ports I  46,  n  123,  VI  84.  V. 

KirmlZy    Kupfermünze    der    Krim,    s. 
Piaster.  V. 

Kistophoren  (lat.  cistophorus,  bei  Cic. 
und  Liv.)  waren  eine  kleinasiatische  ^- 
Münzsorte  des  2.  und  i.  Jh.s  v.  C,  die 
bei  einer  Schwere  von  etwa  iv/% — 123/4  g 
im  Kurse  3  attischen  Drachmen  =  3  röm. 
Denaren  gleichstand;  sie  heißen  K.  nach 
dem  M. -bilde  der  Vs.,  der  Cista  (mystica), 
einem  Korbe,  aus  dem  eine  Schlange  her- 
vorkriecht, im  Efeukranze;  auf  der  Rs. 
ist  ein  Bogen  im  Behälter  zwischen  zwei 
Schlangen.  Die  selteneren  Halbstücke  und 
Viertel  (=  Drachmen)  haben  Keule  und 
Lowenfell  auf  der  Vs.,  Traube  und  Wein- 
blatt  auf  der  Rs.  Die  prägende  Stadt  nennt 
sich  abgekürzt  (z.  B.  TPAA  =  Tralleis)  und 
setzt  öfter  das  Stadtwappen  als  Beiz.,  dazu 
tritt  meist  der  Name  und  (oder)  das  Wap- 
pen des  prägenden  Beamten,  später  auch 
Namen  und  (oder)  Titel  röm.  Statthalter, 
darunter  Ciceros  als  Prokonsul  von  Kilikien 
(Abb.  58).  Die  (16)  Städte  sind:  Adramy- 
tion,  Pergamon,  Ephesos,  Phokaia,  Smyma, 
Apollonis,  Nysa,  Sardeis,  Stratonikeia, 
Thyateira,  Tralleis,  Apameia,  Laodikeia, 
Synnada  in  Kleinasien,  dann  das  Koinon 
der  Kreter  imd  eine  unbekannte  Stadt 
KOP.  Die  K.  scheinen  die  Prägung  einer 
auf  Veranlassung  des  Eumenes  II.  von 
Pergamon,  dessen  Name  (BA  EY)  auf  eini- 
gen der  ältesten  K.  steht,  gestiftete  Münz- 
liga der  Städte  seines  Reiches  zu  sein,  der 
sich  später  auch  andere  Gemeinden  an^ 
schlössen;  einige  K.  sind  nach  der  Ära  der 
Provinz  Asia  (ab  134/33  v.  C.)  datiert.  — 
Eine  Anzahl  von  K. -Städten  hat  zwischen 
150  und  so  V.  C.  (Z.  f.  N,  38  S,  127)  die 
Tetradrachmen  von  Side  mit  einem  Bogen 
im  Behälter  nebst  Stadtnamen  gegen- 
gestempelt (Corolla  S.  188)-  —  In  IL  oder 
wenigstens  in  Münzen  nach  ihrer  Wäh- 
rung, zu  der  man  auch  die  rhodische  rech- 
nete, bestand  die  Kriegsbeute  der  Römer 
gegen  Antiochos  IIL,  die  Ätoler,  die  Gala- 
ter,  und  zu  Ciceros  Zeit  koimte  man 
die  K.  in  Rom  umwechseln  (Gc.  ad  Att., 
XI  I,  2).    Wegen  der  Währung  s.  unter 


KITE— KLEIXOD 


309 


Rhodischer  M.-fuß.  —  M.  Antonius  und 
Augustus  sowie  spätere  Kaiser,  insbes. 
Hadrianus  prägen  dann  lateinische  M.  des 
gleichen  Gewichtes,  die  anfangs  noch  die 
Cista,  später  aber  röm.  M.-bilder,  schließ- 
lich zumal  unter  Hadrianus  die  üblichen 
wappenartigen  Göttertypen  der  größeren 
Städte  Kleinasiens  führen,  die  sog.  »kaiser- 
lichen K.«  oder  »Silbermedaillone«  der 
Provinzen  Asia  und  Bithynia.  —  Pinder, 
Über  die  Cistophoren,  Abh.  B.  Ak.  1855; 
R.  E.  XI,  S.  524.  R. 

Kitc  (kat,  ket)  heißt  die  kleine  altägypt. 
Gewichtseinheit  =  etwa  9  g  =  V»  Beben, 
s.  d.  R, 

Kithara,  griech.  Saiteninstrument,  s. 
unter  Leier.  R. 

Kifbarephoren,  griech.  xt6apTQ<p6poi  —  In- 
schrift Ath.  Mitt.  XIV  S.  413  —  sind  die 
im  Schrot  sehr  unregelmäßigen  {1,3 — 2,9  g!) 
JR'M.  (Drachmen?)  des  lykischen  Bundes 
(168  V.  C. — 43  n.  C.)  mit  Apollonkopf 
(später  hie  und  da  Kaiserkopf)  auf  der  Vs. 
und  Leier  (Kithara)  auf  der  Rs,  Auch  von 
Domitianus  bis  Traianus  werden  sie  wieder 
geprägt,  Z.  f.  N.  29  S.  235-  —  R.  E.  XI 
S,  528,"  Trait6  I  S.  5i3-  R- 

Ktapmilis  s.  unter  Achtentwintig. 

Klappmützentaler  heißen  die  seit  1500 
von  Kurfürst  Friedrich  dem  Weisen  und 
den  Herzogen  Albrecht  und  Johann  oder 
Johann  und  Georg  gemeinsam  geprägten 
sächsischen  Gruldengroschen  von  der  Kopf- 
bedeckung der  Brustbilder  (Abb.  237).  Sie 
waren  die  ersten  in  nennenswerter  Anzahl 
geschlagenen  Talermünzen.  S. 

Kleebautaler,  eine  talerförmige  Beloh- 
nungsmünze zur  Beförderung  des  Klee- 
baues des  Markgrafen  Alexander  von  Ans- 
bach von  1775  mit  Brustbild  -  Schrift,  — 
Schulth,  Nr.  6225.  S. 

Klddei^ddy  zweite  Entwicklungsstufe 
des  Nutzgeldes  (s,  d.),  indem  die  zur  Klei- 
dung als  zweitwichtigstem  Lebensbedürfnis 
gehörigen  Stoffe  die  Rolle  als  führendes 
Tauschmittel  und  Wertmesser  übernehmen. 
Abgesehen  von  primitiven  Stoffen  wie 
Häuten,  Fellen  und  Pelzen  (s,  unter  Pelz- 
geld), haben  auch  Fabrikate  als  K.  gedient, 
daJher  man  auch  von  Zeuggeld  und  Tuch- 
gdd  spricht.  Zwar  die  Form  gewisser  chin. 
iE-Münzen,  die  man  als  die  eines  Kleides 
erklärt  ha^  ist  vielmehr  die  verwucherte 


Form  einer  Hacke  oder  eines  Spatens,  und 
erinnert  also  an  früheres  Gerätgeld  (s.d.}, 
nicht  an  K.;  aber  aus  den  Zuständen  mo- 
demer »Naturvölker«  sowohl,  wo  die  ein- 
heimischen Mattenstoffe  als  Geld  später 
durch  europ.  Leinen-  und  Baumwollstoffe 
ersetzt  werden  (s.  unter  Macuta,  Stamma, 
Kangan),  bei  denen  beiden  hie  und  da  staatL 
Stempelung  vorkommt,  wie  auch  aus  dem 
dtsch.  MA.  haben  wir  2^ugnisse  für  K.: 
Friesen   und   Nordgermanen    zahlen   und 
rechnen  in  Ellen  ihrer  Wede  (5.  d.J  oder  in 
Vadmäl  (=  Tuchmaß),  wobei  ein  bestimm- 
ter Tarif  zwischen  diesem  K.  und  vorge- 
wogenem M  (in  Island  auch  mit  dem  kü- 
gildi,  s.  d.)  bestand;  4  Weden  bildeten  eine 
Reilmark  (s.  d.)  (=  Gewandmark),  der  Aus- 
druck Mark  zeigt  den  Zusammenhang  nüt 
dem  A.    In  Schweden  zahlte  und  rechnete 
man  in  Ellen  Leinwand  und  verwandte  auch 
hier  als  höhere  Einheit  eine  Leinmark.  End- 
lich zahlte  man  auch  bei  den  slaw.  Böhmen 
im  IG.  Jh.  n.  C.  mit  dünnen  Tüchern,  die 
ihre    praktische    Verwendungsmöglichkeit 
schon  verloren  hatten  (also  Kümmerform, 
vgl.  unter  Beilgeld).  —  Ebert,  Reallex.  IV 
S.  209;  Luschin,  Allg.  Mzk.»  S.  173/4.  R- 

Kldnaslatischer  MfinzfuB  s.  chiischer, 
phönikischer,  rhodischer  Münzfuß-      R. 

Kldnbroiizeit  (franz.  petits  bronzes,  engt, 
third  braß,  Abk.  P.  B.,  M  III,  auch  K.  E. 
=  Kleinerz),  nach  der  äußerlichen  Ein- 
teilung der  röm.  Bronze-M.  von  Augustus 
bis  vor  Diocletianus  in  drei  Größen  die 
kleinste  dieser  drei,  den  Semis  (s.  d.)  und 
den  Quadrans  (s.  d.)  umfassend,  15 — 19  mm 
groß,  im  I.  und  2.  Jh.  n,  C.  oft  des  Bildes 
und  Namens  des  Kaisers  entbehrend,  zu- 
letzt von  Decius  geprägt.  Seit  Diocletianus 
hört  die  klare  Unterscheidung  der  Wert- 
stufen nach  den  drei  Größen  auf,  die  Mehr- 
zahl aller  M  sind  seitdem  in  Ä  gesottene 
K.  Vgl.  unter  Großbronze.  R. 

Kleinod  nennt  i .  die  Numismatik  in  leiser 
Einschränkung  des  Sprachgebrauchs  die 
deutschen,  meist  goldenen,  in  Rollwerk 
gefaßten  und  bunt  emaillierten  (s.  d.), 
auch  DMt  gefaßten  Ferien  und  Edebteinen 
behangenen  Med.,  die,  fast  stets  ein  Fürsten- 
bildnis auf  der  Vs.  führend,  von  den  Fürsten 
von  etwa  1580  bis  1650  an  ihre  Hofleute 
und  Günstlinge  als  »Gnadenpfennig«  ver- 
liehen und  von  diesen  an  goldenen  Gnaden- 


310 


KLEINTALER— KNÄS 


ketten  wie  unsere  Orden  getragen  wur-  i 
den.    Die  früheste  scheint  die  von  WiU  | 
heim  V.  von  Bayern  (1579 — 98)  zu  sein,  | 
die  Med.   von  Antonio  Abondio  signiert, 
Amtl.  Ben  31  S.  160;  ziemlich  häufig  sind 
die    von    Gustav    Adolf;    die    spätesten 
mir  bekannten  sind  Jakob  v.  Kurland  1642 
(Amtl.  Ber.  48  S.  118)  und  der  Große  Kur- 
fürst mit  Luise  Henriette.     Viele  farbige 
Abb.  von  K.  bei  [Menadier],  Schau -M.  des 
Hauses  Hohenzollem   1901,   wo  S.  4 — 7 
auch  urkundliche  Nachrichten.  R. 

Kleinod  hieß  2.  in  der  Heraldik  des  Mit- 
telalters der  Helmschmuck,  der  oft  eine 
plastisch  dargestellte  Figur  aus  dem  Wappen 
war.  So  war  das  K.  des  Königs  Günther 
von  Schwarzburg  ein  gekrönter  Löwen- 
kopf, wie  sein  Wappenbild  ein  gekrönter 
springender  Löwe  war.  Diese  Kleinode 
waren  oft  sehr  kostbar:  das  der  Burg- 
grafen von  Nürnberg,  ein  Brackenkopf, 
wurde  um  1400  auf  2050  Dukaten  ge- 
schätzt. S. 
Kldntaler  s.  Petit  6cu. 
Klippen  sind  ursprünglich  Notmünzen, 
die  aus  Mangel  an  geübten  Prägern  oder 
Durchschnitten  oder  an  Zeit  eckige,  meist 
viereckige,  Form  haben.  Der  Name  rührt 
von  dem  schwedischen  »Klippe«  =  »mit  der 
Schere  schneiden«  her  (s.  Klipping).  Die 
meisten  deutschen  IClippen  sind  Belage- 
rungsmünzen (s.  diese).  Die  K.  wurden 
später  oft  mit  den  Stempeln  der  Kurantmün- 
zen  als  Proben,  Geschenkstücke  oder  für 
Münzsajnmler  geprägt.  Auch  wurden  nach 
den  alten  Mustern  neue  Stempel  ge- 
schnitten, so  von  den  Magdeburger  und 
den  Schweinfurter  Klippen  (Abb.  339).  Im 
17.  und  18.  Jh.  wurden  Prämienstücke, 
besonders  Schieß-  und  Schulprämien  (s.  d.), 
in  Klippenform  hergestellt.  —  Maillet; 
Luschin,  Allg.  Mkde.»  S.  47—49;  Aukt.- 
Kat.  Ad.  Heß,  Frankfurt  a.  M.,  i.  Nov. 
1926.  S. 
,  KUpping  (von  klippe  =  mit  der  Schere 
schneiden)  ist  eine  skandinavische  Münze 
von  eckiger  Form.  Die  ersten  bekannten 
sind  die  1519— 15^3  geschlagenen  Kriegs- 
Idippinge  Christians  IL  v.  Dänemark,  mit 
stehendem  König-Leopardenschild,  und  sei- 
nes G^ners  Gustav  Wasa  von  Schweden. 
Die  dänischen  Klippinge  wurden  mit  Schil- 
lingsstempeln geschlagen,  und  zwar  so,  daß 


nur  der  mittlere  Teil  des  Stempels  zur  An- 
wendung gelangte.  Es  gab  drei  Arten:  von 
Silber  zu  14  Penning,  von  schlechtem  Silber 
zu  6  Penning  und  von  Kupfer  zu  4  oder 

3  Penning.  Gustav  Wasa  schlug  quadrati- 
sche und  rautenförmige  Klippinge  zu  16, 
15,  12,  8,  4,  2  öre  und  18  Penning.  Chri- 
stian HL  V.  Dänemark  ließ  1534 — ^35  einige 
Klippinge  prägen,  deren  Wert  aber  strittig 
ist.  Während  des  nordischen  Sieben- 
jährigen Krieges  schlugen  sowohl  Frie- 
drich n.  von  Dänemark  als  auch  Erik  XIV. 
von  Schweden  größere  und  kleinere  Klip- 
pingsmünze,  die  ihrem  Nennwert  nicht 
entsprach;    Friedrich  IL:    2  und  i  Mark, 

4  und  2  ß  sowie  einige  Goldklippinge; 
Erik  XIV.:  2,  i  und  y»  Mark  sowie  2  Öre* 
In  Schweden  schlugen  die  Herzöge  Johann 
und  Karl,  später  König  Johann  IIL 
(1569—92)  und  Karl  IX.  (1560 — 161 1) 
eine  Menge  goldene  und  silberne  Klippinge 
von  20  Mark  bis  y^  Mark.  Auch  Gustaf  IL 
Adolph  ließ  Klippinge  —  doch  meist  aus 
Kupfer  —  prägen.  Christian  IV.  von  Däne- 
mark münzte  1604  viereckige  goldene 
8,  6,  4  und  3  Daler  aus,  die  indessen  keine 
größere  Rolle  im  Verkehr  spielten.  In 
Dänemark  sind  später  einige  drei-  und 
viereckige  Auswurfmünzen  bei  Krönungen 
sowie  einige  Blei-  und  Kupferklippinge 
während  der  Belagerung  von  Christianstadt 
(1677)  geprägt  worden.  —  Abb.  Schou, 
Taf.  7,  9,  12,  19.  W. 

KlippweriE^  Fallwerky  ein  Prägewerk, 
meist  für  kleinere  Münzen.  Der  Oberstem- 
pd  war  in  einem  Rahmen  eingelassen.  Der 
Präger  hob  mit  einem  Fuße  mittels  eines 
Steigbügel-Riemens  den  Oberstempel  und 
legte  die  Platte  auf  den  Unterstempel,  wor- 
auf ein  Arbeiter  mit  einem  Hammer  auf 
den  Oberstempel  schlug.  Wann  das  Werk 
erfunden  wurde,  ist  unbekannt;  sehr  wahr- 
scheinlich sind  die  ersten  Taler  mit  ihm 
geprägt  worden;  benutzt  wurde  es  bis  ins 
19.  Jahrhundert.  —  Flörke,  S.  867  mit 
Abbildungen.  S. 

Klopje,  niederländisch  =  Gegenstempel 
(s.  d.).  S. 

Knacken  =  Gnacken  (s.  d.).  S. 

Knfis  oder  Knes  =  Herr  nennt  sich 
zuerst  auf  seinen  Hohlpfennigen  der 
Wendenfürst  Jakza  v.  Köpenick.  Auch 
auf  Münzen  serbischer  Fürsten  des  M.A. 


KNAPPKUCHEN— KNOPFBRAKTEAT 


311 


kommt  dieser  Titel  vor.  Die  russ.  Fürsten 
nannten  sich  ebenfalls  so,  die  Großfürsten 
unter  Hinzufügung  des  Wortes  weliki 
(groß).  Su. 

Knappkttchen,  niederl.  Knapkoek,  Volks- 
bezeichnung niederländischer  und  ost- 
friesischer schlechtester  Goldgulden,  die 
den  Namen  K.  erhalten  haben,  weil  sie 
beim  Biegen  leicht  brachen  und  dabei 
wie  jene  Kuchen,  die  noch  heute  in  Trier 
hergestellt  werden,  ein  knappendes  Ge- 
räusch machten.  Nur  ein  Viertel  ihres 
Gewichts  bestand  aus  Gold.  Die  ersten 
waren  wohl  die  der  Stadt  Nymwegen  aus 
dem  14.  Jh.,  aus  dem  15.  und  16.  werden 
solche  von  Groningen,  Batenburg  und 
Ostfriesland  genannt.  Alle  trugen  auf  der 
Vs.  einen  Heiligen  oder  Ritter,  auf  der  Rs. 
das  Wappen  im  Spitzdreipaß.  —  Schrötter 
in  Z.  f.  N.  1926,  S.  249.  S. 

Kniehebelprägewerk  ist  die  heute  in  der 
ganzen  Welt  benutzte,  von  dem  Mechaniker 
Dietrich  Uhlhom  in  Grevenbroich  181 7 
erfundene  Münzprägemaschine.  Ihr  ICraft- 
prinzip  ist  nicht  der  senkrechte  Stoß  der 
früheren  Prägewerke,  sondern  die  Hebel- 
kraft. Ein  starkes  Stück  Stahl  in  Form 
eines  Winkels  oder  Knies  hat  einen  hori- 
zontalen kürzeren  und  dickeren,  einen  verti- 
kalen, nach  unten  sich  verjüngenden 
längeren  Arm.  Die  feste  Achse,  um  die 
sich  dieses  Winkelstück  bewegt,  befindet 
sich  in  der  oberen  Biegung  des  horizontalen 
Schenkels.  Am  unteren  Ende  dieses 
Schenkels  befindet  sich  ein  Zapfen,  der  in 
eine  entsprechende  Vertiefung  des  Pendels 
paßt.  Dieses  Pendel,  eine  starke  vier- 
kantige, senkrecht  im  Rahmen  frei  stehende 
Schiene  drückt  unten  auf  den  Oberstempel. 
Wird  Mittels  eines  Kurbelzapfens  und 
Schwungrades  dem  unteren  Ende  des 
Kniehebels  eine  hin  und  her  gehende  Be- 
wegung gegeben,  so  wird  das  andere  obere 
Ende  des  Hebels  gesenkt  und  gehoben. 
Beim  Senken  wird  mittels  des  Pendels  der 
Oberstempel  nach  unten  gedrückt  und 
die  Münze  geprägt,  beim  Heben  nimmt 
der  Kniehebel  nicht  etwa  Pendel  und  Ober- 
stempel mit  hoch,  denn  er  hängt  ja  mit 
dem  Pendel  nicht  zusammen,  sondern 
Pendel  und  Oberstempel  werden  durch 
einen  besonderen  Mechanismus  gehoben. 
Die  Maschine  ist  sonst  recht  kompliziert 


und  wurde  in  den  Jahren  nach  ihrer  Er- 
findung noch  bedeutend  vervollkommnet. 
Neben  ihr  wird  eine  andere,  von  dem  Fran- 
zosen Thonnelier  der  Uhlhornschen  nach- 
gebildete, besonders  in  den  romanischen 
Ländern  benutzt.  Eine  geniale  Erfindung 
Uhlhoms  war  noch  die,  daß  die  Maschine 
sofort  ihre  Bewegung  einstellt,  wenn  zu- 
fällig keine  Platte  auf  dem  Unterstempel 
liegt,  und  daß  der  Druck  bedeutend 
gemildert  wird,  wenn  zwei  Platten  auf  ihn 
geraten  sind  oder  die  Platte  nicht  genau  in 
die  Öffnung  des  Prägeringes  eintritt. 

S. 


'^FesteAchse 


Knie-oder 
Winkelstück 


Oberstempel 


Knielaut  neimen  wir  das  omamentale 
Bildschema  einer  menschl.  Gestalt,  die  auf 
einem  Knie  ruht,  gleichviel  ob  damit  ein 
ruhiges  Verharren,  ein  schneller  Lauf,  ein 
Fliegen  oder  ein  wirkliches  Knien  gemeint 
ist;  für  das  Rimd  der  M.  ist  er  bes.  geeignet 
und  auf  M.  daher  lange  nachzuweisen,  vgl. 
z.  B.  ApoUon  in  Tarent,  Gorgo  in  Etrurien, 
Silen  ein  Mädchen  raubend  in  Thasos,  zahl- 
reiche »Kyzikener«.  —  E.  Schmidt,  Der  K., 
Münch.  arch.  Studien  A.  Furtwängler  ge- 
widmet 1909  S.  251 — ^397;  Regling,  Ant.  M. 
als  Kunstwerk  S.  24/5  u.  ö.  R. 

Knöchel  und  Knöchelspiel  s.  unter  Astra- 
galos.  R. 

Knoptbtaktet^t  So  werden  sehr  wenig 
bezeichnend  die  Hohlpfennige  Heinrichs  des 
Erlauchten  von  Meißen  (1221— 1288)  ge- 
nannt. Dieser  ließ,  die  Schrötlinge  seiner 
Pfennige  mit  besonders  tief  geschnittenen 


312 


KNOPFZWANZIGER— KÖNIGSILBER 


und  hochaufgeworfene  Ränder  bildenden 
Stempeln  beprägen,  wodurch  die  Münzen 
ein  knopfartiges  Aussehen  erhielten  (Dm, 
37 — ^41  mm).  In  dieser  Weise  haben  dann 
ebenso  Albrecht  der  Entartete  {1265 — 
1308),  Dietrich  III.  Diezmann  (1282— 1307) 
und  Friedrich  der  Freidige  {1274— 1324), 
weiter  auch  die  Burggrafen  von  Dohna,  die 
Herren  v.  Eilenburg,  die  Vögte  v.  Plauen, 
König  Wenzel  v.  Böhmen  in  der  Lausitz 
u.  a.  geprägt.   Vgl.  Hohlpfennige.      Su. 

Knoplzwanz^er«  Die  20-  imd  lO-Kreu- 
zerstücke,  besonders  die  bayrischen  und 
Salzburger,  wurden  und  werden  noch  heute 
von  der  Landbevölkerung  mit  Ösen  ver- 
sehen als  ICnöpfe  gebraucht.  Als  sie  selten 
geworden  waren,  wurden  in  München  und 
Augsbui^  ihre  Stempel,  aber  mit  anderer 
Umschrift,  nachgeschnitten,  und  die  probe- 
haltig  damit  geprägten  Stücke  als  fertige 
Knöpfe  verkauft.  — Luschin,  AUg.  Mzkde.» 
S.  146.  S. 

Koban,  japanische  Goldmünze,  s.  Ban. 

Kodrantes,  griech.  xoSpccvxT]?,  Transkrip- 
tion des  röm,  Quadrans,  s.  d.  R. 

Kölsche  (Colsen,  Kölscher,  Kulscher, 
Colschir,  Kolschir,  Colsches),  Bezeichnung 
für  den  Kölner  Denar  in  Hessen  (Wetterau 
u.  Oberlahngau),  wo  sein  Gebiet  im  Westen 
durch  Marburg — ^Friedbei^ — ^Frankfurt  be- 
grenzt war  und  bis  an  die  Ränder  des  Vo- 
gelsberges, der  Rhön  und  des  Spessarts 
reichte.  Denarii  Colonienses  kommen  hier 
V.  J.  I192  an  vor.  Der  Name  »Colsen  «begeg- 
net erstmalig  1305  »um  dnihunderth  marc 
Colser  pennige,  dri  Haller  vor  den  Colsen  zu 
rechene«,  1355  zum  letzten  Male,  aber  hier 
schon  als  eine  Rechnungsmünze:  Strafset- 
zung der  Metzler,  Becker,  Gärtner  im  Ha- 
nauischen. —  E.  Schröder,  »Kölsche«  u. 
»Wettereibische«,  Frkf .  Mztg,  1904  S.  ifiE.  Su. 

König.  I.  Würde,  lat.  rex.  (s.  d,).  Germa- 
nische Stämme  des  Ostens  haben  schon  nach 
den  ältesten  historischen  Nachrichten  Kö- 
nige besessen,  so  die  Burgunder,  Vandalen, 
Rugier,  Gepiden  und  Osl^oten.  Bei  den 
westwärts  wohnenden  Völkerschaften  setzte 
im  I.  Jh.  unserer  Zeitrechnung  der  Über- 
gang zur  Königsverfassung  ein. 

Als  die  einzelnen  Stämme  seßhaft  wurden 
und  auf  ehemaligem  römischen  Boden  neue 
Reiche  gründeten,  wurde  die  kgl.  Gewalt 
sehr  gekräftigt.   Der  Frankenkönig  wurde 


ein  selbständiger  Herrscher,  war  nicht  mehr 
ein  Bevollmächtigter  und  Führer  des  Vol- 
kes, wie  bisher,  sondern  wurde  vom  Zen- 
tralbeamten zum  Inhaber  eines  festen, 
eigenen  Herrschaftsrechts.  Später  wurde 
der  merow.  König  ein  Werkzeug  des  Haus- 
meiers.  Ein  Wahlrecht  entstand  im  7.  Jh., 
das  dann  trotz  Erblichkeit  auch  bei  den 
Karolingern  bestehen  blieb.  Unter  Pippin 
und  Karl  dem  Großen  wurden  biblische 
christliche  Vorstellungen,  die  schon  unter 
den  Merowingem  gewirkt  hatten,  von  be- 
deutsamem Einfluß:  Salbung  und  Krönung, 
die  Einführung  der  Devotionsformel  im 
Königstitel;  die  Insignien  und  Symbole  der 
monarch,  Gewalt  waren  die  äußeren  Folgen 
dieser  Einwirkungen.  Der  ostfränk.  Teil- 
könig übernahm  die  Königswürde  des  Deut- 
schen Reichs,  die  nun  nicht  mehr  erblich 
war;  vielmehr  wurde  d.  K.  durch  das  Volk 
gewählt,  so  Arnulf  887,  Konrad  911,  Hein- 
rich L  919,  und  das  Wahlprinzip  hat  sich 
dann  trotz  der  Bemühungen  der  Ottonen, 
Salier  undHohenstaufen  völlig  durchgesetzt. 

Der  merow.  König  führte  den  Titel  rex 
Francorum  (virinluster),  so  auch  die  älteren 
Karolinger,  Karl  der  Große  liieß  nach  Er- 
oberung des  Langobardenreichs:  rex  Fran- 
corum et  Langobardorum.  Die  karoling. 
Könige  des  9.  Jh.s  und  die  deutschen  seit 
dem  10.  Jh.  haben  sich  aber  nur  rex  ge- 
nannt, ohne  des  Volkes  oder  des  Landes  der 
Herrschaft  zu  gedenken.  Erst  die  Könige 
aus  salischem  Geschlecht  begannen,  Roma- 
norum  dem  Königstitel  einzufügen,  und 
erst  Maximilian  nannte  sich  in  Urkunden 
rex  Germaniae;  auf  seinen  Schaustücken 
hatte  er  bisweilen  den  langen  Titel  »Roma- 
norum rex  semper  augustus,  christianissi- 
mus  ac  aliorum  regnorum  rex  haereditarius 
ac  archidux  Austrie  plurimarumque  Europe 
provinciarum  potentissimus  dux  et  domi- 
nus«. —  V.  Schwerin,  Hoops  Reall.  III, 
S.  70  ff- 

2.  Barren,  s,  Gußkönig.  Su. 

KSnlgsbinde  s.  unter  Diadem. 

KSnigsQber,  französisch:  argent  le  roi. 
Die  Scheidung  der  unedeln  Bestandteile  aus 
dem  Silber  ist  im  M.A,  nur  unvollkommen 
gelimgen,  so  daß  man  eine  »3/34  oder  958/1000 
feine  Legierung  für  das  feinste  Silber  hielt. 
Es  hieß  Königsilber  und  wurde  wie  che- 
misch reines  ^o«>/iooo  feines  behandelt;  es 


KÖNIGSSEER— KOGGER 


313 


ist  im  rheinischen  Münzvertrage  von  1386 
erwähnt  (s.  lötige  Mark).  —  Luschin,  Allg. 
Mzkde.»  S.  183.  S. 

Kotügsseer  s.  unter  Kuhtreiber. 

KSnigstaler  s.  Burgundischer  Taler. 

Königswasser  ist  eine  Mischung  aus  drei 
Gewichtsteilen  Salzsäure  (HCl)  und  einem 
Gewichtsteile  Salpetersäure  (HNO3),  die 
alle  Metalle,  auch  Gold  und  Platin,  die  der 
Salpetersäure  allein  widerstehen,  auflöst 
und  sie  in  Chloride  überführt.  Die  Mischung 
heißt  K.,  weil  sie  selbst  das  Gold,  den 
König  der  Metalle,  zersetzt.  S.  Scheide- 
wasser. S. 

Köpfchen^  cophini,  copkini.  Florenz  IV. 
von  Holland  (1223 — 34)  setzte  auf  die  Vs. 
seiner  Pfennige  einen  unbedeckten  Kopf 
von  der  Seite,  wonach  diese  Münzen 
»Köpfchen«  genannt  wurden;  auf  der  Rs. 
befand  sich  ein  Zwillingsfadenkreuz, 
Durchschnittsgew.  0,53  g.  Die  Prägung 
dieser  Stücke  wurde  von  seinem  Sohn, 
dem  König  Wilhelm  (1234 — 56),  und  dessen 
Nachfolgern  ohne  Hinzufügung  ihres  Na- 
mens als  »comes  Hollandiae«  fortgesetzt, 
seit  Florenz  V.  (1266 — 96)  auf  der  Rs.  mit 
einfachem,  befußtem,  die  Umschrift  durch- 
brechendem Kreuz.  Sie  gewannen  allmäh- 
lich eine  große  Verbreitung  und  wurden 
durch  die  niederländ,  Herren  v.  Coevorden 
u.  Cuinre  und  allgemein  durch  alle  Dy- 
nasten des  niederrheinischen  Gebietes  bis 
nach  Köln  hin  nachgeprägt,  z.  B.  von  Diet- 
rich VI.  (1260 — 1275)  von  Cleve  mit  Dop- 
pelfadenkreuz und  einem  Kopf  in  Vorder- 
ansicht in  Huissen  geschlagen,  während 
Dietrich  VII.  (1275 — 1305)  den  holländi- 
schen Köpfchen  nachgebildete  Stücke  mit 
einem  eiiiachen  umschriftteilenden  Kreuz 
und  dem  Kopf  in  seitlicher  Stellung  prägte. 
—  Menadier,  Schausammlung  S.  188  und 
im  Sammler  1922  S.  52;  vgl.  Jesse  nr.  222 
mit  Anm.  auf  S.  296.  Su. 

Korüing  ist  eine  niedersächsische  Gro- 
schenart, die  zuerst  in  Göttingen  1360  ge- 
schlagen sein  soll,  von  der  aber  das 
älteste  Stück  erst  v.  J.  1428  gefunden 
worden  ist.  Der  Name  Körtling  stammt 
von  Kurzling  und  heißt  kurzer,  d.  h.  kleiner 
Groschen.  Die  Göttinger  Körtlinge  hatten 
auf  beiden  Seiten  ein  Kreuz  und  a\if 
diesem  ein  liegendes  G.  Ursprünglich  waren 
sie  14  lötig,  aber  schon  1393  12  lötig,  160 


Stück  sollten   aus   der  Mark  ausgeprägt 
werden,  also  hatte  ein  Stück  1,58  g  Rauh- 
gew, u.  1,34 g  Feingew.;  sie  galten  gleich 
6  Weißpfennigen.    Im  15.  Jh.  prägte  sie 
nach  Gott.  Vorbilde  bis  1555   die  Stadt 
Einbeck  (9),  Hameln  (>Q,  bis  1554  Nort- 
heim  (R),    dann  Osterode,  Goslar  u.  das 
Bistum  Hildesheim.    Seit  1480  wurden  sie 
in  wenigen  Jahren  auf  7,  7^8  und  endlich  auf 
8  Pfennige  gesetzt  und  daher  Achtlinge 
genannt.     Seit  1501   erscheint  urkdl.  die 
Bezeichnung    »Körtling«    gleich  2  braun- 
schweigischen   Pfennigen.     Im  Lippischen 
rechnete  man   seit    1536   einen  (Marien-) 
Groschen  =  3  Körtlingen,    doch   fand  die 
Ausmünzung  hier  erst  1619,  und  zwar  inM 
statt.  Später  1675  u.  1692  war  er  in  Lippe 
ein  Zweipfennigstück  und  verschwand  dann. 
Der  Name  »Körtling«  wurde  als  ^3  Ma- 
riengroschen =  4  Pfennig  auf  die  Nach- 
bildungen  der   ICreuzer   (s.  d.)    in   Nord- 
deutschland im  16.  Jh.  übertragen  (Stange, 
Minden   S.  105).      Im  Mindener  Verkehr 
wurde  1579  das  Kölner  6-Hellerstück  Kört- 
ling genannt,  welches  im  ravensbergischen 
Bielefeld  seitdem  ausgeprägt  wurde:  Wert- 
zahl   6    im    Reichsapfel.     Diese   Münze, 
die  in  großen  Massen  geschlagen  wurde, 
galt  erst  noch  als  ^3  Mariengroschen,  sehr 
bald  sank  sie  aber  auf  %  Mariengroschen 
oder  3  Pfennige  (Dreier),  am  Rhein  galt  sie 
als  Va  Albus,  in  Braunschweig-Lünebui^  als 
^/g  Mariengroschen.   Sie  war,  nachdem  ihre 
Prägung  am  Rhein  um  1590  auf  längere 
Zeit  eingestellt  "war,  eine  rein  ravensbergi- 
sche  Münze  geworden    und  wurde  unter 
brandenburgischer  Herrschaft  ohne  Jahres- 
zahl weiter  geschlagen.    Seit  1641  wurden 
in  Bielefeld  336  Stück  aus  der  3  Lot  S  Grän 
feinen  Mark  ausgeprägt,  also  ein  Stück  von 
0,696  g  Rauhgew.  u.  0,143  g  Feingew.  — 
In  numismatischen  Werken  werden  auch 
die  süddeutschen  Dreier  mit  84  im  Reichs- 
apfel oft,    aber  ganz  unrichtig  Körtlinge 
genannt.     —    v.    Schrötter,     M.    Friedr. 
Wüh.    d.    Gr.    Kurf.    u,    Friedr.   III.  v. 
Brandenburg,   M.  u.  Geldgesch.   S.  234  f., 
563;  Bode,  Niedersachsens.  88 f.;  Hölzer- 
mann   in    Grotes    M.st.    V    S.    275  f.; 
Stange  im  Num.-sphrag,  Anz.  1901    Nr. 
I  u.  2.  Su. 

Kogger,  Kot^endaalder  sind  selten  ge- 
prägte Geschenkmünzen  der  Provinz  Fries- 


314 


kohlenzeichen-^kolonialmOnzen 


land  aus  dem  17,  Jh.  zu  30  Stüvern;  es  gibt 
auch  Stücke  zu  90  Stüvern  und  Goldab- 
schläge zu  10  und  mehr  Dukaten.  Sie 
zeigen  auf  der  Vs.  vier  Schilde  mit  den 
Wappen  der  3  Gaue  u.  11  Städte,  auf  der 
Rs.  den  Provinzialschild.  —  Verkade, 
S.  35  f.,  Tai.  125,  1—3.  S. 

Kohlenzeichen  s.  unter  Marken. 
Koinobttlion  ist  i.  der  Landtag  eines 
xoivov,  s.  d.;  2.  das  auf  M.  von  Anazarbos 
und  Tarsos  als  äXsoftepav  xoivopooXwv  be- 
zeichnete und  durch  eine  sitz.  Frau  mit 
Stimmstein  vor  Stimmume  und  Füllhorn 
oder  steh,  mit  Polos,  Schale  und  Füllhorn 
personifizierte  K.  ist  dagegen  munizipal; 
Gaebler,  Z.  f.  N.  39  und  vgl.  Dittenberger 
zu  0.  G.  L  n.  568.  578;  R.  E.  Suppl.  IV 
S.  936.  R. 

Koinon,  griech.  xoivov,  eigtl.  =  das  Ge- 
meinsame, insbes.  staatsrechtlich  ein  Ver- 
band von  Einzelgemeinden  eines  Gaues, 
Kantons,  Städtebundes  (z.  B.  der  13  ion. 
Städte)  u.  dgl.,  lat.  Commune,  im  Gegen- 
satz   zur    Einzelgemeinde.     Auf   M.    be- 
zeichnet  K.    bei   fehlendem   Stadtnamen 
diesen  Verband  als  den  Prägeberechtigten, 
so  schon  in  hellenist.  Zeit  beim  xoivov  der 
Kyrenäer  und  Lakedaimonier;  häufig  dann 
in  der  Kaiserzeit,  wo  der  Name  des  Landes 
oder  Volkes  im  Gen.  dazugesetzt  ist,  so 
XOIVOV  'ApjiÄVux?  (Revue  des  6t.  anc.  XVI 
S.  2B3),  xotviv  Maxs36v(ov  usw.    Steht  der 
Stadtname  mit  iv  dabei,  so  braucht  er  nur 
den  Tagungsort  des  K.  zu  bedeuten,  und 
der  Verband  kann  auch  hier  der  Prägeherr 
sein,  vgl.  xoiviv  öpaxmv  h  OdwncoTtoXei, 
Abb.  IOC;  tritt  jedoch  der  Einwohner-  oder 
Stadtname  im  Gen.  Plur.  dazu,  so  ist  die 
Stadt  der  Prägeherr,  K.  ist  dann  Akkus,  und 
heißt  *zum  Verbandstage  (und  den  dabei 
abgehaltenen  Spielen)  geprägt«,  z.  B.  xoiviv 
'Acfac'EtpeauDV,  xoivbv  IIovtoü  jiijtpoicoXecftc 
Nsoxaiaapuxc;    doch  gibt   es  auch  zweifel- 
hafte Fälle.  Nur  Spiele  sind  gemeint,  wenn 
der  Plur.  xoivot  angewandt  ist,  z.  B.  xotva 
'Aaio?  (Hierapolis-Smyma,  Laodikeia,  Sar- 
deis),  oder  das  Maskul.,  so  xoivol  KiXixfac 
und  xotvoc  tfiv  xpim  licap^iftv  in  Tarsos,  — 
Das    Com(mune)    Bith(yniae)    steht   auf 
kaiserL  i^Kistophoren«  des  Hadrianus,  das 
Com.   Asiae   auf   solchen    des   Augustus, 
Qaudius,  Nerva  nicht  etwa  als  Münzherr,' 
das  lehrt  schon  die  lat.  Sprache,  sondern 


j  nur  ehrenhalber;  Münzherr  ist  für  diese 
i  »Kistophoren«  der  Kaiser  allein.  Auch  das 
C.  A.  auf  gewissen  JE  bedeutet  aus  gleichem 
Grunde  und  weil  sie  oft  von  syr.  Fabrik 
und  Herkunft  sind,  nicht  C(onimune) 
A(siae),  sondern  wohl  c(onsensu)  [oder 
c(oncessu),  Num.  chron.  1927  S.  381] 
A(ugusti);  vgl.  Philol.  Woch.  1924  S.  366, 
— Head,  H.  N.»  S,  916.  947.  950;  Z.  f.  N.  24 
S.  256/59;  R.  E.  IV  S.  777;  XI  S.  1054; 
Suppl.  IV  S.  914/941.  R. 

KoiranoSy  griech.  xotpavo?  =  Herrscher, 
Titel  des  Saken-Königs  Heraos;  andere 
lesen  Köpoavo  und  erkennen  darin  den 
Stammnamen  der  Kuschana,  Ed.  Meyer, 
Hellenismus  in  Asien  1925  S.  56.  R. 
Koklbus  s.  Coquibus. 
Kokosnfisse  dienten  im  18. — 19.  Jh.  als 
Zahlungsmittel  auf  den  Nikobarinseln.  — 
Temple  in  LA.  26,  S.  283.  312.  V. 

Kolbensctaillinge  wurden  die  Schillinge 
Gottfrieds  IV.,  Schenken  von  Limpurg, 
Bischofs  von  Würzburg  (1443 — 1455)  wegen 
seines  Familienwappens  genannt.  —  Kuli 
in  Berl.  Mbl.  1913  S.  614.  Su. 

KollyboSy  griechr  xoXXoßoc  =  Korn,  von 
Getreide  oder  Hülsenfrucht,  hieß  eine  be- 
sonders kleine  M.,  etwa  s.  v.  w.  Kerma. 
Den  attischen  K.  (=  V«  Obol?)  erblickt 
man  in  winzigen  attischen  iE-Münzchen 
(früher  für  Marken,  xepitatia  ao^ßoXixo,  ge- 
halten) aus  der  Zeit  von  etwa  450  bis 
400  v.  C.  —  Joum.  int,  XIV  S.  123  ff.  — 
Vom  Begriff  als  kleinster  M.  aus  entwickelt 
sich  für  K.  die  Bedeutung  als  Wechselgeld, 
dann  die  des  Aufgeldes,  das  sich  der  Wechs- 
ler abzieht  (z.  B.  Cic.  Verr.  II,  3,  181)  und 
des  Agio  (s.  d.)  einer  M.  gegen  eine  andere 
(z,  B.  Inschriften  von  Pergamon  und  My- 
lasa  bei  Dittenberger,  0.  G.  I.  n.  484.  515),  so 
auch  lat.  collybus;  daher  xöUoßfteiv  =  Geld 
wechseln,  xoXXüßt<mQc,  collybista  =  Geld- 
wechsler; s.  unter  Argentarius.  Das  Wort 
für  Wechseln  selbst,  dXXa-p^  oder  xatoUlaYi} 
oder  iirixatctUflcifTQ,  hat  schließlich  auch  die 
Bedeutung  Agio.  —  R.  E.  XI  S.  1099; 
R.  E.  Suppl.  IV  S.  9  unter  Agio;  Rev.  num, 
1927  S.  145  ff.  R. 

Kolonialmünzen  sind  I.  die  antiken  M. 
der  röm.  Bürger-  und  Militärkolonien  (colo- 
niae,  Abk.  C  oder  COL  usw.),  in  weiterem 
Sinne  auch  der  gleichfalls  Lat.  redenden 
Munizipien  (municipium,  s.  d.)  vom  Ende 


KOMET— KONSUL 


315 


der  röm.  Republik  bis  in  die  Kaiserzeit. 
Auch  im  M. -Recht  anfänglich  stark  bevor- 
zugt  (vgl.   Corinthus  und  Patrae  in  der 
Peloponnes),  zeichnen  sie  sich  durch  lat. 
Sprache    vor    den    Städten    griechischer 
Rechtsstellung  aus  (erst  die  im  3.  Jh.  n.  C. 
gegründeten   Kolonien   reden   die   griech. 
Sprache,  so  Antiocheia  Syr.  und  die  meso- 
potamischen,  Liste  bei  Head,  H.  N.»  S.  932). 
Kolonien  tragen  meist  Beinamen  nach  dem 
Namen    der    Gründer,    so    lulia,    Ulpia, 
Augusta,  Traiana,  andere  Beinamen  sind 
Laus,  Gemella,  Victrix.   Auch  in  ihren  M.- 
Bildem  deuten  sie  gern  auf  die  Gründung 
der  Kolonie  hin,  so  durch  den  mit  Kuh-  und 
Stierpflug  die  Weichbildgrenze  ziehenden 
Priester  (so  auch  auf  röm.  M  des  Augustus 
wegen  der  Gründung  von  Emerita,  auch 
auf  republik.  M  mehrfach),  durch  Feld- 
zeichen oder  Vesdlla  der  Truppenteile,  die 
Wölfin  mit  Zwillingen  u.  dgl.,   oft  durch 
spezifisch  röm.   M.-bilder,  z.  B,   eine  Art 
Rolandsbild,  signum  libertatis,  nämlich  die 
Statue     des    Marsyas-    (s.  d.)     mit     dem 
Schlauche.  —  Eine  Kolonie  gründen  heißt 
coloniam  condere  oder  deducere,  so  steht 
auf  M.   von  Jerusalem  col.   Ael.   Kapit. 
cond(ita)  und  auf  M.  von  Cassandrea  und 
Philippi  wird  der  colon(iae)  ded(ucendae) 
leg(atus)  genannt  (Z.  f.  N.  36  S.  138/9) ;  es 
geschieht  z.  B.  iussu  Aug(usti)  (in  Philippi). 
Der  Gründer  hieß  conditor,  so  auf  M.  der 
Gründer  der  Stadt  (aber  nicht  der  Kolo- 
nie) Parium:  Parios,  und  in  Rom  Romu- 
lus  (röm.  M,  mit  Romulo  conditori).  — 
Auch  Rom  selbst  wurde  unter  Commodus 
neu  gegründet  als  col(onia)  L(ucia)  An(toni- 
niana)   Com(modiana),   und  das  Bild  des 
Pflügers  erscheint  daher  auch  auf  seinen 
röm.  M.  —  R.  E.  IV  S.  510/588  mit  Liste 
der  Kolonien;  Head,  H.  N.*  S.  LXXXIV  f. 

R. 
IL  In  der  Neuzeit  heißen  K.  die  Gepräge, 
die  für  die  außereuropäischen  Besitzungen 
der  europäischen  Staaten  von  diesen  her- 
gestellt worden  sind,  was  bis  zum  19.  Jh. 
meist  in  überseeischen,  seitdem  in  den 
Münzstätten  der  Mutterländer  stattfand. 
Die  wichtigsten  K.  sind  der  Peso,  der  Dol- 
lar, der  Johannes,  die  Rupie,  der  Moidor 
(s.  diese).  —  Werke  von  Atkins,  Bergsoe, 
Chalmers,  Heiß,  Meili,  Netscher,  Weyl 
(Fonrobert)  und  Zay.  S. 


Komet  s.  unter  Stern. 
Kometengroschen  ist  ein  schlesischer 
Großpfennig  mit  einem  Sterne,  der  mit 
einem  langen  Schweife  versehen  ist,  also 
einen  Kometen  vorstellen  soll.  K.  zeigten 
sich  1301  und  1337.  -^  Voßberg  in  Beri. 
Bl.  I  S.  48  und  Friedensburg,  Schles. 
Mgesch.  nr.  433.  Su. 

Kometentaler  sind  Denkmünzen  der 
Stadt  Straßburg  von  1681  mit  dem  Bilde 
des  Kometen  von  1680,  mit  dessen  Erschei- 
nen das  Unglück  der  Stadt,  die  Eroberung 
durch  die  Franzosen,  in  Zusammenhang 
gebracht  wurde,  wie  denn  die  Randschrift 
lautet:  Strasburg,  die  schöne  Stadt,  an 
Frankreich  sich  ergeben  hat.  S. 

Komma,  griech.  x6[x(jLa  =  Schlag,  von 
xoitxeiv  =  schlagen,  steht  auf  JK  des 
Thrakerkönigs  Seuthes  (Ssöfta  x<5|jLfia)  im 
Sinne  von  »Gepräge«;  literarisch  z.  B.  bei 
Aristophanes,  Frösche  v.  726  (voji&fiajt 
XaXxioic  ^pQ>(ji8&a)  5fÄ&xs  xaliupc&ijv  xoiteiat 
•t<p  xaxiat(|>  x6}ifj.ati  belegt.  R. 

Komonlßzeichen  s.  unter  Marken. 
Kommunlonmünzen    s.    unter    Abend- 
mahlspfennige. 
Kompagnieruple  s.  unter  Rupie. 
Kompow  s.  unter  Kangan. 
KonfSderations-Halbdollar,     Volksname 
einer  von  den  Südstaaten  Nordamerikas 
(Konföderierte  St.)   1861  in  New-Orleans 
geprägten  äußerst  seltenen  Münze.      S. 
KonfSderatioiistaler  s.  Targowitzer  K. 
Konkordierende  Kantone  der  Schweiz. 
»Die   concordier.    Cantone   der   Schweiz« 
war  die  Aufschrift  der  Gepräge  eines  Münz- 
bundes  der  Kantone  Aargau,  Basel,  Bern, 
Freiburg,  Solothum  und  Waadt  von  1825, 
die  auf  der  Vs.  ein  Kreuz,  in  dessen  Mitte 
C  (Concordat),   auf  der  Rs.  das  Wappen 
des  Kantons  zeigten  und  bis  zur  Schaffung 
des  Bundesmünzwesens  i.  J.  1848  galten. 

S. 
Konsekrations-M.  s.  unter  Consecratio, 
vgl.  auch  unter  Divus.  R. 

Konstantlnatus,  Name  des  unter  Con- 
stantinus  X.  (1059/67)  geprägten  byz.  N- 
Solidus  (Nomisma,  s.  d.).  —  Joum.  int. 

II  S.  350.  R. 

Konstantindor  war  einKarldor  (s.  d.)  des 
Bischofs  von  Straßburg  Ludwig  Konstantin 
von  Rohan  (1756—1779).  S. 

Konsul,  Konsaiar-M.  s.  unter  C.     R. 


3i6 


KONTERFET-MED,— KONVENTIONSFUSS 


Konterfei-,  Kontrafekt-Medaille,  Aus- 
druck des  i6.  Jh.s  für  Bildnismedaille; 
Konterfetter,  Kontrafetter  hieß  der  Künst- 
ler, der  solche  herstellt.  R. 

Kontermarke  =  Gegenstempel  (s.  d.). 

Kontomiaten  nennen  wir  mit  einem  neu- 
eren Fachausdruck  (vom  ital.  contomo  == 
Rand,  weil  nämlich  bei  fast  allen  durch  eine 
nachträglich  eingedrehte  tiefe  Rille  der 
Außenrand  sich  scharf  und  erhaben  ab- 
hebt) eine  zeitlich  nahe  zusammengehörige 
Klasse  m. -ähnlicher  Bronzemedaillen,  meist 
37 — 38,  seltener  42 — 4S  Dam  groß,  mit  lat., 
selten  griech.  Aufschriften,  aus  dem  4. — 5. 
Jh.  n.  C-,  die  auf  der  Vs.  bald  einen  Kaiser- 
kopf, von  Caligula  bis  Anthemius  (467 — 
472)  reichend,  häufig  aber  nur  Nero, 
Traianus  und  Caracalla,  bald  den  Kopf 
Alexanders  d.Gr.,  der  Olympias  (Abb.  112), 
der  Roma  usw.,  dann  eines  klassischen 
Dichters  oder  Schriftstellers  (Homer,  Te- 
renz,  Sallust,  Horaz,  Apuleius  usw.),  bald 
Schauspielermasken  oder  die  Büste  eines 
Wagenlenkers  haben,  auf  der  Rs.,  die  aber 
oft  auch  glatt  ist,  bald  geradezu  M.- Kopien, 
bald  mannigfaltige  mythol.  Darstellun- 
gen, bald  Szenen  aus  dem  Alexanderleben 
(Abb-  112),  den  sitz.  Konsul  Petron.  Maxi- 
mus, am  l]^ufigsten  aber  den  Circus  und  was 
damit  zusammenhängt  (Wagen  und  Wagen- 
pferde, meist  mit  dem  Lenker,  oft  von  dessen 
oder  der  Pferde  Namen  und  Wunschformeln 
wie  Urse  vincas  u.  dgl.  begleitet,  Tierhetzen, 
Ringkämpfer,  aber  auch  auf  musische  Vor- 
führungen bezügliche  Bilder  wie  ein  Musik- 
terzett, die  Wasserorgel  usw.).  Ihre  Tech- 
nik ist  überwiegend  Prägung,  antike  Nach- 
güsse scheinen  aber  gelegentlich  vorzu- 
kommen; eine  kleine  Gruppe  ist  vertieft 
graviert  (Riv,  ital.  di  num,  1895  S.  279/83, 
wie  denn  auch  M.  durch  Umgravierungen 
zuweilen  in  K.  verwandelt  sind,  eb.  S.  283/4 
und  1898  Taf.  II 12).  Auf  der  Vs.  kommen 
nachträgliche  Gravierungen  wie  das  rätsel- 
•  hafte  Monogramm  aus  P  xind  E,  ein  Palm- 
zweig und  dgl,  vor,  oft  mit  Silber  ein- 
gelegt. Ihr  Zweck  ist  strittig:  offiziell 
sind  sie  wohl  nicht,  vielleicht  private  Med., 
bei  den  Spielen  an  die  Zuschauer  verkauft, 
nach  anderen  Spielmarken  oder  Brettsteine 
(calcuK),  wie  es  die  technisch  ähnlichen 
röm,  M  noit  aufgehämmertem  Rand  (s.  unter 
Mißbräuchl.    Verwendung)    wohl    waren. 


j  Mehrfach  stehen  ihre  Darstellungen  in  Zu- 

isanomenhang  mit  den  Niketerien  (s.  d.)  von 
Tarsos  und  Abukir.  —  Sabatier,  M^d.  Con- 
torniates,  Paris  1860,  das  reichste  Abb.- 
Material;  viel  Abb.  auch  Cat.  Ch.  Robert 
bei  J.  Sambon,  Mailand  1898  und  Coli, 
th^atrale  J.  Sambon,  Paris  191 1  Taf. 
XXVI/VIL  Ein  großes,  von  Steinbüchel 
geplantes  Abb, -Werk  ist  nicht  gedruckt, 
die  Kupfertafeln  dazu  sind  im  Weltkriege 
eingeschmolzen  worden,  Abzüge  davon  in 
Wien  und  Berlin;  R.  E.  IV.  S.  1153— 60; 
XIII  S.  2018/9;  Trait6  I  S.  689/96;  Bern- 
hart,  Handbuch  S,  27/29,  mit  Lit.,  dazu: 
Num.  chron.  1906  S.  232/66  (Zusammen- 
hang mit  den  Spielbrettern,  den  tabulae 
lusoriae,  über  die  zu  vgl.  R.  E.  XIII 
S.  1900/2029);  eb.  1909  S.  19/53;  Dressel, 
Fünf  Goldmed.  a.  d.  Funde  von  Abukir 
1906  S.601.  63/s.  83/s.  R. 

Kontribtttioiisiiifinzeti  sind  schon  1704  in 
Ulm  geprägt  worden;  dann  sind  K.  insbes. 
1794 — 1796  aus  Kirchengefäßen  und  frei- 
willigen Silberlieferungen  der  Bürger  in 
Trier,  Würzburg,  Bamberg,  Eichstädt, 
Fulda  und  Frankfurt  a.  M.  geprägte  Taler, 
die  neben  Kleinmünzen  zur  Bezahlung  der 
Landesverteidigung  gegen  die  Franzosen 
dienten.  Durch  ihre  patriotischen  Legenden 
haben  sie  den  Charakter  von  Denkmünzen; 
so  zeigen  die  von  Fulda  die  Schrift:  PRO 
DEO  ET  PATRIA.  S. 

KonvenflonsfuB.  Schon  bevor  Preußen 
zu  dem  billigen  Fuße  von  1750  übergegan- 
gen war  (s.  Graumanscher  Fuß),  hatte 
Osterreich  (1747)  den  Leipziger  Fuß  ver- 
lassen und  seit  Juli  1748  die  Taler  nach 
einem  Fuße  von  19  Fl.  3^3  Kx.  gemünzt. 
Da  der  preu;ßische  Fuß  von  1750  aber 
noch  billiger  war,  nämlich  21  Fl.,  so 
näherte  sich  Österreich  diesem  noch  mehr, 
indem  es  am  7.  November  1750  zu  einem 
20-Guldenfuße  überging  und  das  neue 
2 -Guldenstück  Taler  nannte  (s.  Konven- 
tionstaler). Nach  diesem  Fuße  sollten 
sdle  Münzen  bis  zum  Groschen  aus- 
gebracht werden,  eine  schöne,  aber  ganz 
unausführbare  Absicht,  da  der  Fuß  für 
die  kleinen  Münzen  viel  zu  kostbar  war. 
Dieser  im  übrigen  sehr  guten  Münzver- 
fassung suchte  Osterreich  möglichste  Ver- 
breitimg  zu  verschaffen,  besonders  auch, 


KONVENTIONSGELD— KOPEKE 


317 


um  die  französischen  Münzen  entbehrlich 
zu  machen.     Daher  wurde  zunächst  mit 
dem  bayerischen  Kreise  am  20.  September 
1753  eine  Konvention  auf  Grundlage  des 
20-Guldenfußes   geschlossen,    der  seitdem 
Konventionsfuß  hieß.     Aber  schon  nach 
einem   Jsihre  sah   Bayern  sich  genötigt, 
die  Konvention  zu  kündigen.    Da  nämlich 
der   ganze   Südwesten   Deutschlands   mit 
kleinen   Sorten  geringeren  Gehalts,    aber 
verhältnismäßig  höheren  Nennwertes  an- 
gefüllt war,  erhielten  die  guten  Konven- 
tionsmünzen  ein   positives   Aufgeld,    und 
seit   1755   rechnete  deshalb   Bayern  den 
Konventionsgulden  zu  l  Fl.  12  Kr.,  so  daß 
also  die  feine  Mark  zwar  in  20  Zahlgulden 
enthalten  war,  diese  aber  24  Rechnungs- 
gulden galten.     Dieser  Kurs  wurde  seit 
1760  von   den   meisten   süd-   und  west- 
deutschen   Territorien    als    24-Guldenfuß 
oder  Reichsfuß  oder  rheinischer  Fuß,  1765 
auch  von  Polen  angenommen.   Die  Haupt- 
münze desselben  war  und  blieb  der  Taler, 
der    besonders     als    Maria-Theresientaler 
Weltruf  erhielt  (s.  d.),  sodann  die  20-  und 
lO-Kreuzerstücke  oder  ganzen  und  halben 
Kopfstücke    (24-  u.  12 -Kr.  i.  24-Fl.  F.). 
Diese  kleineren  Münzen  sanken  aber  seit 
1800  auf  einen  24^3 -Guldenfuß,  der  dann 
durch  den  süddeutschen  Münzverein  von 
1837  gesetzlich  wurde.  Im  19.  Jh.  wurde  es 
dem  verschuldeten  Österreich  aber  immer 
weniger  möglich,  auch  diesen  Fuß  zu  be- 
folgen: Papier-  und  Kupfergeld  vertrieben 
die  guten  Konventionsmünzen,  bis  endlich 
der    deutsch-österreichische    Münzvertrag 
von  1857  den  Konventionsfuß  auch  offiziell 
beseitigte.  —  Busse  II,  S.  32  fF.;  Schrötter, 
Preußen,  Gesch.  II,  passim,  S. 

Konventionsgeld  waren  im  weiteren  Sinne 
alle  nach  dem  Konventionsfuße  (s.  d.)  ge- 
prägten Münzen,  im  engeren  aber  die 
kleineren  Konventionsmünzen,  die  nicht 
wie  die  Taler  und  Gulden  genau  nach 
20-Guldenfuß,  sondern  etwas  leichter  ent- 
weder ausgebracht  oder  durch  Abnutzung 
geworden  waren.  Besonders  traf  das  die 
ganzen,  halben  und  viertel  Kopfstücke 
(20-,  10-  und  5 -Kreuzer).  Im  Jahre  1816 
hätte  man  in  Berlin  für  loooo  Taler 
kleineres  Konventionsgeld  nach  dem  Ver- 
hältnis der  Münzfüße  21  :  20  10500  Taler 
in  preußischem  Gelde  geben  müssen,  man 


bekam  sie  aber  für  10200  Taler,  also  um 
über  20/0  billiger.  S, 

Konvenlionsgulden  war  der  halbe  Kon- 
ventionstaler. S.  diesen  und  Konventions- 
fuß. S. 

Konventtonstaler  war  der  Taler  nach 
Konvention  (s.  Konventionsfuß)  von  1753, 
der,  zu  10  Stück  aus  der  9/io  feinen  kölni- 
schen Mark  gemünzt,  23,386  g  Silber  hielt. 

S. 

Kopeke,  russisch  Kop6jka,  ist  eine  seit 
1535  geprägte  russ.  Silbermünze,  die  ihrem 
Gewichte  nach  von  der  Novgoroder  Denga 
(s.  Novgorodka)  abzuleiten  ist  und  nach 
der  Eroberung  von  Novgorod  (1478)  durch 
Ivan  III.  (1462 — 1505)  nach  Moskau  ver- 
pflanzt wurde.  Sie  zeigt  von  1535 — 1719 
auf  der  Vs.  den  Zaren  zu  Pferde  mit  dem 
Speer  (=  russ.  Kopje)  in  der  Hand,  auf 
der  Rs.  die  mehrzeilige  Aufschrift  mit 
Namen  und  Titulatur.  —  Unter  dem 
Pferde  ist  das  Monogramm  der  Münzstätte 
angebracht,  seit  Fedor  Ivanovig  (1574  bis 
1598)  fehlt  auf  den  in  Novgorod  undPskov 
geprägten  K.   auch  das  Jahr  nicht. 

Über  die  Abstammung  des  Wortes  sind 
die  Philologen  nicht  einig.  Vgl.  Preobra- 
jenskij,  Etimologiöeskij  slovar*.  Wohl  kaum 
möglich  ist  die  orientalische  Abstammung, 
vorgeschlagen  von  Markov,  Russkaja  nu- 
mizmatika,  24. 

100  Kopeken  gingen  seit  1535  auf  den 
schweren  (Novgoroder)  Rubel  (s.  d.),  wobei 
das  Gewicht  der  K.  von  1535  zu  zirka 
0,69  g,  seit  1610 — 1613  auf  0,51  g,  seit  1630 
auf  0,48  g,  seit  1682  auf  0,41  und  1698 
(oder  1701?) — 1719  auf  0,38  g  sank.  In 
den  letzten  Jahren  der  Prägung  fällt  auch 
der  Silbergehalt  (über  den  Feingehalt  im 
allgemeinen  s.  Rubel). 

Von  1656 — 1663  wurde  ein  Versuch  ge- 
macht, Kupfe.rkopeken  zu  demselben  Wert 
wie  silberne  auszugeben,  obwohl  sie  ohne 
jeden  Silberzusatz  dasselbe  Gewicht  wie 
diese  hatten,  was  aber  natürlich  mißlang 
(vgl.  Poltina,  Altyn). 

Im  18.  Jh.  gelang  es  endlich  der  K, 
die  Denga  (s.  d.)  auch  aus  dem  Alltags- 
leben zu  verdrängen,  so  daß  die  seit  1701 
geprägte  Kupferkopeke  nächst  dem  Rubel, 
dessen  '/loo  sie  auch  fernerhin  bildet,  als 
Scheidemünze  die  Haupteinheit  des  russ. 
Münzsystems  ist.  —  Nachdem  unter  Peter  I. 


318 


KOPFBEDECKUNGEN— KORI 


die  Kupferkopeke  mit  ihren  Vielfachen  u.  j 
Teilen  in  großer  Zahl,  wenn  auch  nicht  jähr-  ! 
lieh,  ausgegeben  wurde,  folgen  lange  Jahre,  j 
aus  denen  nur  Probestücke,  darunter  unter  j 
Katharina  I.  (1725 — 1727)  sogar  in  Qua- 
dratform, bekannt  sind.  Erst  seit  Katha-  j 
rina  IL  (1762  bis  1796)  bis  1916  werden 
K.   beinah   jährlich   geprägt,   wobei   ihre 
Größe  und  Gewicht  ständig  abnehmen. 

Hierbei  muß  man  nicht  vergessen,  daß 
im  18.  Jh.,  ja  bis  1867,  das  Kupfergeld 
durchaus  nicht  Kreditmünze  war,  sondern 
seinen  Platz  im  Volksleben  als  Währung 
neben  dem  Papier-  und  Silbergeld  sieg- 
reich behauptete  und  daß  alle  Versuche, 
das  Kupfer  unter  Metallwert  auszubringen, 
immerwährend  mißlangen  und  man  immer 
wieder  zum  gewöhnlichen  Wertverhältnis 
der  Metalle  zurückgriff. 

Die  seit  1924  nach  alter  Weise  auf- 
genommene Prägung  schuf  1926  eine  ganz 
kleine  Messingmünze  als  K. 

Wie  die  anderen  Kupfermünzen  hat  die 
K.  im  18.  Jh.  auf  der  Vs.  bald  St.  Georg 
zu  Pferde,  bald  das  kaiserliche  Monogramm, 
auf  der  Rs.  entweder  Wertangabe  oder 
Monogramm.  Im  19.  und  20.  Jh.  er- 
scheinen ständig  der  Doppeladler  bzw.  das 
Wappen  der  Sovjetunion  auf  der  Vs. 
und  die  Wertangabe  auf  der  Rs. 

Geprägt  wxirden  in  Silber:  50-K.  (s. 
Poltina),  25 -K.  (s.  Polupoltina  und  Cetver- 
tak),  20-K  (s.  Dvugrivennyj),  15-K.  (s. 
P'atialtynnyj),  lO-EL  (s.  Grivennik),  5-K. 
(s.  P'atak)  (vgl.  Livonese);  in  Kupfer 
außer  der  einfachen  K.:  10,  5,  3  (s.  Altyn), 
2  (für  das  18.  Jh.  s.  GroS),  V»  (s-  Denga, 
Dene^ka  und  Groä)  und  V4  Kopeke  (s. 
Poluäka);  vgl.  auch  Para.  —  Großfürst 
G.  M.;  Chaudoir;  Kaufmann,  RubF  62  5. 

B. 
Kopfbedeckungen  auf  antiken  M.  Die 
Griechen  und  Römer  trugen,  von  der  Be- 
kränzung des  Hauptes  (s.  unter  Kranz) 
oder  seiner  Umwindung  mit  einem  Stoff- 
oder Metall-Bande  (s.  unter  Diadem, 
Taenia,  Stephanos;  vgl.  auch  Mauerkrone, 
Strahlenkrone)  abgesehen,  eine  K.  nur 
in  Ausnahmefällen:  auf  Reise  und  Wande- 
rung, daher  der  Bote  Hermes,  die  Dios- 
kuren  als  Reiter  und  der  Irrfahrer  Odysseus 
fast  stets  einen  Hut  (s.  unter  Petasos  und 
Pilos)  trugen;  femer  trug  der  kleine  Mann, 


d.  h.  Sklaven,  Handwerker,  also  auch 
Hephaistos,  eine  runde  Kappe  (pileus); 
endlich  gehörte  bei  Makedonien!  und 
Thessalern  ein  Hut  zur  Nationaltracht, 
s.  unter  Kausia.  Über  die  korbähnlich 
geflochtene,  oben  offene  Athletenkrone  s. 
unter  Preiskrone.  Zur  Kriegertracht  ge- 
hörte natürlich  ein  Helm,  s.  d.  —  Bei  den 
Orientalen  ist  eine  wirkliche  K.  üblich: 
Phryger  (und  Troer)  tragen  die  phrygische 
Mütze  (s.  d.),  die  pers.  Satrapen  die  weiche 
Tiara  (s.  d.,  vgl.  auch  Mitra),  die  Könige 
der  Armenier,  Parther  usw.  die  steife  Tiara, 
die  Perserkönige  die  oben  strahlenbesetzte 
Kidaris  (s.  d.).  —  Endlich  ist  ein  hoher 
Kopfputz,  der  Polos  (s.  d.),  in  weiterer 
Entwicklung  auch  Kalathos  und  Modius 
genannt,  ein  allgemeines  Götterattribut 
archaischer  und  orientalischer  Gottheitei^. 
—  Vgl.  Hat-piece.  R. 

Kopfstflck)  deutsche  Benennung  der 
italienischen  Testoni  und  französischen 
Testons  (s.  d.)  sowie  der  späteren  eigenen 
mit  dem  Kopfe  des  Herrschers  geschmück- 
ten 20-Kreuzerstücke  des  Konventions - 
fußes  (s.  d.),  der  bremischen  l2-Grote- 
stücke  und  der  dänischen  20-Schilling- 
stücke.  S. 

Koppa,  griech.  f,  ein  tiefer  in  der  Kehle 
gesprochenes  k,  aus  dem  späteren  griech. 
Alphabet  verschwunden,  doch  auf  M.  z.  B. 
von  Korinth,  ICroton,  Koressia,  Syrakus 
noch  häufig  vorkommend.  Abb.  29. 

Koptein  (xoircstv),  auch  xataxdirceiv, 
griech.  =  schlagen,  prägen,  liter.  oft  be- 
zeugt; vgl.  unter  Komma.  R. 

Korabä'nik^  russisch  =  Schiffnobel,  s. 
Nobel.  B. 

Korallen,  Zahlungsmittel  in  Nubien. 
S.  Dammur.  V. 

Köre,  griech.  xopTj,  eigentl.  =  Mädchen, 
insbes.  die  Tochter  der  Demeter,  s.  unter 
Persephone.  —  Durch  eine  irrige  Auf- 
fassung der  Erzählung  des  Hypereides, 
man  habe  einem  des  Diebstahls  bezichtigten 
Kinde  zur  Feststellung  seines  Unter- 
scheidungsvermögens eine  xopTj  und  ein 
Tetradrachmon  vorgelegt,  ist  xopTj  in  das 
Onomastikon  des  Pollux  IX  74/5  unter  die 
Münznamen  gekommen:  gemeint  ist  eine 
Puppe,  N.Z.  31  S.8;  R.  E.  XI  S.  1386. 

R. 

Kori,  Münzeinheit  von  Cutch  und  Ka- 


KORINTHISCHER  MÜNZFUSS— KORNJUDENMEDAILLE  319 


thiawar.  Der  Name  wird  abgeleitet  von 
Sanskr.  Kumäri  (Tochter).  Es  ist  eine 
Silbermünze  von  ca.  4,73  g  Gewicht,  sie 
wiegt  also  das  Doppelte  einer  Karshapana 
(s.  d.)  der  westlichen  Satrapen.  Der  Typus 
schließt  sich  an  die  Mahmüdl  (so  genannt 
nach  Mahmud  L,  1458 — 15  ii)  des  Sultans 
von  Gujerät  Muzaffar  Shäh  vom  J.  15  70/1 
an,  nur  wird  der  Name  des  Rao  immer  in 
Nagarischrif  t  geschrieben.  Daneben  wurden 
in  Cutch  Halbstücke  und  Münzen  zu  5  K. 
(Panchio)  und  zu  7?-J%  K.  (Ardhapanchio) 
geprägt.  Die  K.  von  Navänagar  hießen 
nach  dem  Titel  des  Fürsten  Djämi,  die  von 
Porbendar  hießen  ebenso  Ränäshäi,  gewisse 
K.  von  Junagad  aus  dem  ersten  Drittel 
des  19.  Jh.  hießen  nach  dem  auf  ihnen 
erwähnten  Epitheton  des  Siwa:  Hätakes- 
vara  Säi  Kori.  Ein  K.  (~  4  Anna)  wird 
in  8  kupferne  Dhabu  =16  Dhingalo  = 
24  Dokdo  =  48  Tambio  =  96  Adhado 
eingeteilt.  In  Kathiawar  ist  der  K.  = 
30  Dokdo.  Im  15. — 16.  Jh.  wird  noch  die 
Phadiyä  =  12  Dokdo  erwähnt.  Um  1850 
war  diese  eine  Rechnungseinheit  =  2  Pice. 
Goldene  K.  wurden  sowohl  in  Cutch  wie 
in  Kathiawar  geprägt,  doch  sind  solche 
nur  aus  der  Zeit  nach  1860  bekannt. 
I  Gold-K.  =  32  Silber-K.  Ein  in  Cutch 
geprägter  Muhr  ist  100  Silber-K.  wert.  Auf 
den  nach  1863  geprägten  Münzen  steht 
a.  d.  Vs.  der  Name  der  Königin  Victoria, 
Prägeort  und  christl.  Jahr,  Rs.  Nagari- 
legende  mit  Jahr  nach  Samvat-ära.  1875 
erscheint  auch  die  Wertangabe.  —  0.  Co- 
drington in  NChr.  1895,  59 — 88;  Hodivala 
in  JPASB.  1917  (NS.  28)  88  f.,  Hist.  Studies 
115  ff.;  Taylor  in  JBBr.RAS.  21,  289; 
Nobacki,  S.  137.  V* 

Korintliischer  MfinzfuB.  Einheitsmünze 
der  Währung  von  Korinth  ist  der  silberne 
ötaxijpKopfvi)!©«  (soPollux  und  Inschriften; 
auch  v6{xtcjp.a  oder  dp^öpiov  Kopivfttov,  Ko- 
pivftia  jiva  kommt  vor);  er  steht  in  der 
Praxis  etwas  tiefer  als  das  attische  Di- 
drachmon  (ob  er  metrologisch  mit  ihm 
eins  ist,  ist  strittig),  nur  auf  8,6  bis  herunter 
zu  8,2  g;  auch  zerfällt  er  nicht  in  2,  sondern 
in  3  Drachmen  (3paxp.al  Kopfv&iai  Thuk. 
I  27),  so  daß  I  kor.  Drachme  —  i  att. 
Tetrobol  ist;  diese  Drachme  von  rund  2,8  g 
ist  in  heHenist.  Zeit  dem  äginäischen 
Triobol,    der    beliebtesten    Sorte   in    der 


Peloponnes,  wertgleich.  Das  Münzbild 
der  Stateren  ist  der  Pegasos  (daher  heißen 
sie  im  Volksmunde  irtoXot  =  Pferdchen; 
wir  sagen  meist  »Pegasi«  oder  »Pegasos - 
Stateren«);  auf  die  Rs.  dieser  bis  etwa 
240  V.  C.  geprägten  M.  tritt  seit  etwa 
520  V.  C.  statt  des  Quadratum  incusum 
der  Kopf  einer  Göttin  (wohl  Athena)  mit 
dem  hochgeschobenen  Sturzhelm,  den  man 
danach  den  kor.  nennt.  Die  Drachme 
hat  einen  unbehelmten  weibl.  Kopf,  die 
halbe  Drachme  den  halben  Pegasos;  auch 
die  kleineren  Stufen  werden  oft  durch  die 
Münzbilder  bequem  unterschieden,  auch 
durch  Wertaufschriften  wie  TPIH  = 
Trihemiobol,  A10=  Diobol,  H  =  Hemi- 
obol.  Außer  den  M.  von  Korinth  selbst, 
die  den  Anfangsbuchstaben  der  Stadt,  das 
Koppa  ^  führen,  Abb.  29,  gibt  es  Stateren 
und  z.  T.  auch  Teilstücke  mit  den  Anfangs- 
buchstaben von  etwa  25  Städten,  die  sich 
auf  niyrien,  Epeiros,  Akamanien,  Unter- 
italien und  Sizilien  verteilen  und  deutlich 
das  Verbreitungsgebiet  der  Pegasi  und 
damit  die  korinthische  Interessensphäre 
angeben;  in  diesen  Gegenden  werden  die 
Pegasi  auch  gefunden,  bes.  auf  Sizilien, 
oft  auch  überprägt  und  gelegentlich  gegen- 
gestempelt. In  manchen  jener  Plätze 
schlägt  man  daneben  Teil-M.  eigenen  Fußes 
und  mit  eigenen  Bildern,  so  daß  die  Pegasi 
also  dort  als  »Handelsmünzen«  geprägt 
werden.  —  Auf  Sizilien  zerfällt  der  kor. 
Stater  in  10  Teile,  die  Litra  heißen  (s.  d.).  — 
R.  E.  XI  S.  1398;  Read,  H.  N»  S.  398. 
Zur  Chronologie  usw.;  Num.  chron.  1909 
S.  333;  1926  S.  20,  305;  1928  S.  115;  Notes 
and  Monographs  nr.  37,  1928.  —  Dane- 
ben noch  einen  anderen  kor.  M.-Fuß  mit 
etwa  13 — 131/a  g  für  den  Stater  anzuneh- 
men, ist  verfehlt,  da  die  betr.  Stücke  teils 
durch  Oxydierung  und  Reinigung  stark  am 
Gewicht  verloren  haben,  teils  nicht  nach 
Korinth  gehören,  Z.  f.  N.  37  S.  56'.   R. 

Korn  s.  Feingehalt  und  Münzgewichts- 
stücke am  Schluß.  S. 

Komak,  ind.  =  Lenker  des  Elefanten, 
s.  d.  R. 

Kornjudeitmedaille,  Med.  auf  die  Teue- 
rung von  1694,  auf  der  ein  Teufelchen  dem- 
init  Korn  wuchernden  Juden  den  Kom- 
sack  zerreißt  u.  dgL,  Rs.  Getreidemaß.  — 


320 


KORNMARKEN-KRANZ 


Keiffer  und  Ruland,  Pestilentia  in  nummis 
S.  33  u.  ö.  R. 

KoTnmarken  s.  unter  Marken. 
Korrespondiereüde  Kreise  nannten  sich 
die  drei  Reichskreise  Franken,  Bayern  und 
Schwaben,  die  als  einziger  der  durch  das 
Reich  im  Jahre  1571  geschaffenen  vier 
Münzbezirke  (s.  d.)  gemeinsam  ihr  Münz- 
wesen bis  zum  Ende  des  alten  Reichs, 
wenn  auch  mit  großen  Unterbrechungen, 
zu  verwalten  bemüht  waren.  S. 

Korstavid  s.  Hvid. 
Korie  s.  Courte. 

Koiybanten  (griech.  Kopußavrsc)  sind 
Gefolgsleute  der  Kybele,  die  ihr  und  dem 
mit  ihrem  Kultus  eng  verknüpften  Dionysos - 
kinde  zu  Ehren  Waffentanze  aufführen. 
Von  M. -Bildern  werden  solche  von  Do- 
kimion  (drei  K  und  Kybele)  und  Magnesia 
Ion.  (das  Dionysoskind  im  Tempel,  davor 
ein  tanzender  K.)  auf  sie  bezogen;  auch 
die  beiden  Tänzer  um  ein  auf  einem  Pfau 
sitzendes  Kind  (Juno?)  auf  Med.  der 
Faustina  iun.  mögen  K.  sein;  über  die 
übrigen  s.  unter  Kabiren  und  Kureten. 
—  Poemer,  De  Curetibus  et  Corybantibus 
1913;  R.  E.  XI  S.  1441.  R- 

Koszitiskodfittchen  oder  -groschea  wur- 
den vom  Volke  die  während  der  Revolution 
1 794 — 1 796  geschlagenen  geringhaltigen  pol- 
nischen Sechsgröscher  genannt,  nachdem  sie 
von  Österreich  und  Prexißen  auf  die  Hälfte 
dieses  Wertes  herabgesetzt  waren.      S. 

Kr.,  skandinavische  Abkürzung  für 
Krone;  kr.,  österr.  Abkürzung  für  Kreuzer. 

S. 
Krabbelaer  s.  unter  Arendschilling. 
Kratze  s.  unter  Abgang. 
Krauselwerk  =  Rändelwerk  (s,  d.). 
Krajczar,  ungarisch  =  Kreuzer  (s.  d.). 
Kral  ist  wie  Knes  (s.  d.)  eine  slavische 
Herrscherbezeichnung,  es  nennt  sich  so  z.  B. 
Lazar  von  Serbien  (1371 — 1389).  —  Mena- 
dier,  Schausammlung  S.  461.  Su. 

^iBttiy  persische  Silberm.  S.  *AbbäsL  V. 
Heute  gehen  in  Persien  auf  den  goldenen 
Aschrafi  (s.  d.)  20  K.,  der  K.  hat  20  Schahi. 
Aus  Silber  werden  Stücke  zu  5,  2,  i,  1/4  K., 
aus  Nickelbronze  zu  2  und  l  Schahi  geprägt 
mit  Löwen  auf  der  Vs.,  persischer  Schrift 
auf  der  Rs.  Die  N  xl.JR  haben  seit  1895 
meist  Brustbild-Löwen.  S, 

Kram,  griech,  crcecpavoc,  von  crrfyeiv  = 


umgeben,    lat.    corona,    aus    dem    griech. 
xopcuvTj  =  Ring  entstanden.     Ein  K.  aus 
einem  Zweige  mit  Blättern  und  Blüten, 
irgendwie   zusammengesteckt,    so   daß    er 
wie  ein  Ring  den  Kopf  umgibt,  ist  der 
natürlichste   und   schönste   Kopfschmuck 
des  Menschen  und  zu  allen  Zeiten,  auch 
bei    uns    noch    der    Schmuck    spielender 
Kinder,  der  Firmelmädchen  und  der  Bräute. 
Im  klass.  Altertum  war  diese  Verwendung 
viel  reicher   und  verschiedenartiger;    die 
Bekränzung  diente  zirni  Zeichen  der  Freude, 
insbes.   der  Festesfreude,   aber  auch   der 
Reinheit  (Jungfernkranz).     So  bekränzen 
sich  Priester  —  es  heüJen  die  in  vielen 
Städten  als  eponyme  Beamte  auftretenden 
priesterlichen  Funktionäre,  weil  sie  dauernd 
den  K.  tragen,  atecpavY^tpöpoi  (s.  d.),   auch 
auf  M.  — ,   Musiker,  Sänger,    Tänzer,    die 
Teilnehmer  an  den  großen  Festen,  in  Rom 
die  Triumphatoren,  so  bekränzt  man  sich 
bei  Opfer  und  Gastmahl  usw.  Auch  werden 
K.  bestimmter  Pflanzen  in  aller  Form  als 
Siegespreise  —  berühmt  bes.  der  Ölzweig 
in  Olympia  —  oder  als  büi^erliche  und 
militärische  Auszeichnung  verliehen  (vgL 
unter  Dona  militaria,  Schiffskrone,  Mauer- 
krone, Eichenkranz),  wie  denn  Caesar  das 
Recht,  den  Lorbeer-K.  des  Triumphators 
dauernd  zu  tragen,  vom  Senate  verliehen 
erhält,  woraus   dann  nachher  unter  Zu- 
fügung    der   hellenist.    Königsbinde,    des 
Diadems  (s.  d,  dort  auch  über  den  mit 
einer    Binde    durchflochtenen    K.  u.  den 
Lorbeer-K.  der  pergam.  Könige)  dsts  wich- 
tigste Abzeichen  der  röm.  Kaiser  wird,  s.  u. 
Was  den  Menschen-  recht  ist,  ist  den 
Göttern  billig,   oder  umgekehrt:   sie   er- 
scheinen auf  M.  fast  stets  bekränzt,  wobei 
der  Lorbeer-K.  insbes.  dem  Apollon  zu- 
kommt, und  Lorbeer-K  nennen  wir,  oft 
ohne    genügende    botanische    Sicherheit, 
auch  die  K.,  die  Artemis,  Zeus,  Asklepios, 
Herakles  u.  a.  Götter,  auch  sog.  niedere 
Götter,  Nymphen,  Mainaden,  Sibyllen  u.  a. 
tragen;  wegen  des  Eichen-K.  des  dodon. 
Zeus  s.   unter  Eichenkranz.      Ein  Öl-K. 
insbes.  ist  der  K.  der  Athena  und  der  syra- 
kus.  Nymphe  auf  dem  Demareteion  (s.  d.), 
ein   Myrten-K.    ist   zuweilen    als    Kopf- 
schmuck der  Aphrodite  zu  erkennen  (Kos- 
Tetradr.),  ihr  kommt  auch  der  Rosenkranz 
zu  (Lampsakos-^.  Efeu- oder  Weinlaub -K. 


KRATER— KREISMÜNZEN 


321 


(mit  Beeren  oder  Trauben)  trägt  Diony- 
sos und  sein  Kreis,  Ähren-K.  Demeter  u. 
Persephone,  Schilf  oder  andere  Wasser- 
pflanzen Poseidon  und  die  Flußgötter. 

Man  bekränzt  femer  auch  Geräte  und 
Gefäße,  die  heiligen  Gebräuchen  dienen 
sollen,  wie  man  sie  ebenso  mit  Tänien  (s.  d.) 
schmückt;  so  findet  sich  ein  K.  gelegt  um 
die  Amphora  (Böotien),  den  Kantharos 
(Naxos),  um  das  Zepter  (s.  u.),  Altäre  (s.  d.), 
Gräber  und  Grabstelen,  im  selben  Sinne 
auch  um  die  Opfertiere,  ja  auch  der  K. 
selber  dient  als  Opfergabe. 

Dekorativ,  also  als  Einfassung  von  Dar- 
stellungen aller  Art,  bes.  gern  bei  einfachen 
Gegenständen,  Schrift  u.  dgl.  hat  dann  der 
K.  überall  und  zu  allen  Zeiten  Verwendung 
gefunden,  auf  M.  seltener  in  der  Frühzeit, 
häufiger  im  4.  Jh.,  bes.  häufig  in  hellenisti- 
scher Zeit  und  der  röm.  Republik,  wo  er 
auch  als  Einfassung  für  Köpfe  beliebt  ist, 
in  der  Kaiserzeit  seltener,  meist  nur  für 
Geräte  und  Schriftzeilen  (Regling,  M.  als 
Kunstwerk,  im  Register  S.  144). 

Am  deutlichsten  dargestellt  sind  die  K. 
auf  einigen  Denaren,  wo  sie  als  selbständige 
M. -Bilder  auftreten:  ein  K.  mit  Schleife 
als  alleinige  Darstellung  auf  einer  M.  des 
Augustus,  die  5  coronae  triumphales  des 
Pompeius  auf  Denar  des  Comel.  Sulla 
Faustus,  ein  K.  mit  Schleife  neben  Hasta 
und  Phalerae  (M.  Arrius),  ein  K.  mit 
Schleife  um  ein  Zepter  (Cn.  Com.  Lentulus), 
über  gekreuztem  Zepter  und  Palmzweig 
(Q.  Sicinius),  ein  K.  in  den  Klauen  eines 
Adlers  (Augustus  usw.). 

In  der  Kaiserzeit  trägt  der  Kaiser  (s.  0.) 
fast  stets  den  Lorbeer-K.,  Abb.  75/76.  81, 
(u.  U.  auch  den  Eichenkranz,  s.  d.), 
Caesar  noch  ohne  Bandschleife,  seit 
Augustus  mit  ihr;  später  bildet  sich  der 
Unterschied  aus,  dai3  der  Kaiser  nebst 
seinen  wirklichen  Mitregenten  (den  Augusti) 
ihn  tragen,  die  designierten  Thronfolger 
nur  mit  dem  Caesartitel  nicht,  wogegen  im 
3.  Jh.  aber  mehrfach  Verstöße  festzu- 
stellen sind;  über  die  Strahlenkrone  statt 
des  K.  als  Kopfschmuck  s.  d.,  über  die  seit 
dem  4.  Jh.  n.  C.  den  Lorbeer-K.  ersetzen- 
den Diademe  und  über  das  Band,  das  auf 
griech.  Kaiser-M.  ausnahmsweise  den  K. 
vertritt,  s.  unter  Diadem.  —  R.  E.  XI 
"S.  1588/1607;   IV  S.  1636  (der  röm.  K.); 

WOrterbudh  dar  Hünzkazide. 


Steiner,  Dona  militaria  1905  S.  31;  Anson, 
Greek  coin  types  VI  Taf.  XI;  mehr  Lit.: 
Athen.  Mitteil.  XLI  1916  S.  263»;  die  K. 
nach  botan.  Gesichtspunkten:  Riv.  ital.  di 
num.  1916  S.  159  Taf.  V.  VI;  Bernhard, 
Pflanzenbilder  a.  griech.  u.  röm.  M.  1924, 
5  Taf.  —  Über  metallene  K.  s.  unter 
Stephanos.  R. 

Krater,  griech.  xpatTJp  (lat.  auch  cratera) 
=  Mischkessel,  Gefäß  mit  kleinem  Fuß, 
sehr  dickbäuchig  und  mit  zwei  kleinen 
Henkeln  oben  nahe  dem  schmalen  Rande 
oder  unten,  bevor  er  sich  zum  Fuße  ver- 
jüngt, unserer  Bowle  ähnlich;  bes.  zum 
Mischen  des  Weines  mit  Wasser  dienend; 
auf  M.  deutlich  z.  B.  in  Anaphe.  —  Anson, 
Greek  coin  types  I  Taf.  IX.  R. 

KraiesiSy  griech.  xpöcTTjaic  =  Besitzergrei- 
fung, bes.  die  Ägyptens,  daher  Legende 
alexandrin.  M.  des  Galba  und  Otho  zu  einer 
Frauengestalt  mit  Nike  und  Tropaion.  — 
Vogt,  Alexandrin.  M.  S.  39.  R. 

Kreditka,  russischer  Volksausdruck  für 
Kreditnyj-bilet,  also  für  das  niss.  Papier- 
geld, das  1843 — 1917  ini  Werte  von  i,  3, 
5,  IG,  25,  50,  100  und  500  Rubel  kursierte. 

B. 

Kreditmünzeii  sind  solche  Münzen,  bei 
denen  nicht  wie  bei  den  Währungsmünzen 
Nennwert  und  Sachwert  annähernd  über- 
einstimmen, sondern  der  Nennwert  er- 
heblich höher  ist  als  ihr  Sachwert,  so  heute 
bei  den  Nickel-,  Kupfer-  und  andern  Mün- 
zen aus  unedlem  Metall  und  bei  allen  Silber- 
münzen in  Goldwährungsländem.  Sodann 
gehören  zu  K.  alle  papiemen  Zahlmittd, 
alles  Not-  und  Zeichengeld,  wenn  das  auch 
vom  Chartalismus  bestritten  wird.      S. 

Krelsgroschen  waren  Groschen  (VW- 
Taler),  die  der  obersächsische  Kreis  zu 
schlagen  1656  anordnete,  um  die  vielen 
geringhaltigen  Groschen  entbehren  zu  kön- 
nen, eine  Unmöglichkeit  zufolge  des  Gres- 
hamschen  Gesetzes.  Die  K.  wurden  denn 
auch  nur  kurze  Zeit  gemünzt,  von  Kur- 
sachsen 1658 — 1668.  Sie  tragen  auf  einer 
Seite  den  Reichsapfel  (s.  Apfelgroschen) 
und  die  Umschrift:  Obersachsisch  Kreisses 
Grrosch.  S. 

Kreismünzen  hießen  die  von  allen  oder 
einigen  Kreisständen  nach  gemeinsamem 
Fuße  geprägten  Münzen.  Dazu  gehören 
der   obersächsische   Kreisgroschen    (s,  d.). 


322 


KREISOBERST-MED.  USW.— KREUZ 


dann  der  schwäbische  Reichstaler  von  1694 
mit  dem  Wappen  von  Württemberg  und 
Konstanz  und  ein  Dukat  von  1737  mit  den 
Wappen  von  Württemberg,  Konstanz  und 
Augsburg,  und  besonders  die  Münzen  des 
fränkischen  Kjreises.  Diese  beruhen  zu- 
nächst auf  den  Vereinen  von  Beyersdorf 
von  1624  und  Bamberg  von  1637  sowie 
einem  von  1727  und  zeigen  die  Bilder  oder 
die  Wappen  der  vier  ausschreibenden 
Fürsten  von  Bamberg,  Würzburg,  Bay- 
reuth (Brandenburg)  und  Ansbach  (Burg- 
grafschaft Nürnberg).  Im  letzten  Viertel 
des  17.  Jh.s  wurden  femer  die  besseren 
Vs-Taler  des  Zinnaischen  und  Leipziger 
Fußes  vom  Kreise  gestempelt  und  dadurch 
zum  Landesgelde  gemacht.  Die  Stempel 
waren  die  verschlungenen  Buchstaben  FC 
und  darüber  60  N,  d.  h.  »60  Kreuzer,  Nürn- 
berg, «  welche  Stadt  die  Stempelung  über- 
nommen hatte.  1693  prägte  der  Kreis 
selbst  noch  einige  Zwei-  und  Eindrittel. 

S. 

Kräsoberst-MedaOlen^  -Dukaten  und 
-Taler  sind  Gepräge  auf  die  Würde  eines 
Fürsten  als  Kreisoberst,  der  auf  ihnen 
meist  zu  Pferde  erscheint,  so  auf  den  fränki- 
schen der  Markgrafen  Christian  u.  Joachim 
Ernst,  beide  v.  1623,  und  Alexander  1765. 

S. 

Krdsprobationstage  and  -R^;ister.  Im 
Jahre  1399  bestimmte  der  Münzverein  der 
rheinischen  Kurfürsten,  daß  jährlich  eine 
i^Probation«,  das  heißt  Nachprüfung  der 
in  den  Fahrbüchsen  (s.  d.)  befindlichen 
Probestücke  in  Koblenz  stattfinden,  femer 
1409,  daß  halbjährliche  Zusammenkünfte 
der  Münzbeamten,  und  1425,  daß  ein  ge- 
meinsamer Probierer  eingeführt  werden 
sollte.  Im  15.  Jh.  folgten  diesem  Beispiele 
andere  Gebiete,  und  so  entstanden  die 
später  i^Kreisprobationstage«  genannten 
Versammlungen,  die  von  juristisch  gebilde- 
ten Beamten  geleitet  wurden.  Im  Anfange 
des  16.  Jh.s  nahm  das  Reich  diese  Ange- 
legenheit in  die  Hand:  1509  empfahl  der 
kaiserliche  Abschied  persönliche  Zusam- 
menkünfte der  Münzstände  auf  jeder 
Frankfurter  Messe.  Dann  bestimmte  die 
Reichsmünzordnung  von  1524,  daß  in  jedem 
Kreise  zweimal  jährlich  i^emeine  Proba- 
tion und  Rechtfertigung  der  (all)gemeinen 
Reichsmünzen«    gehalten    würden.     Aber 


1  diese  Ordnung  blieb  ohne  Erfolg,  und  auch 
I  nach  denen  von  1551  und  1559  wurden  nur 
1  hie  und  da  und  unregelmäßig  Kreisproba- 
tionstage  gehalten.  Erst  dem  Reichstage 
von  Speier  von  1570  und  dem  Reichsdepu- 
tationstage von  1571  gelang  es,  die  Kreis- 
probationstage  überall  einzuführen.  Wir 
können  die  deutsche  Münzperiode  von  1571 
bis  zur  Kipperzeit  die  der  Kreisprobations - 
tage  nennen,  denen  es  in  den  ersten  10 
Jahren  gelang,  das  deutsche  Münzwesen  so 
musterhaft  zu  gestalten,  wie  es  damals 
möglich  war,  was  dann  aber  durch  die 
politischen  Wirren  und  die  anhaltenden 
Kriege  unmöglich  gemacht  wurde  (s.  Kor- 
respondierende ELreise  und  Münzbezirke). 
Ein  Hauptmittel,  die  einzelnen  Münzstände 
zur  Ordnung  anzuhalten,  waren  die  Pro- 
bationsregister, Tabellen,  durch  die  die  auf 
den  Tagen  von  den  Kreiswardeinen  ge- 
fundenen Resultate  ihrer  Prüfungen  der 
eingesandten  Probestücke  verkündet  wur- 
den. —  Schrötter,  Franken,  S.  197  f.;  ders., 
Trier,  S.  I9ff.;  M.  v.  Bahrfeldt,  Nieder- 
sächsisches Münzarchiv,  2  Bde.,  Halle 
1927/8  und,  sehr  mit  Vorsicht  zu  ge- 
brauchen, R.  Lemnartz,  Prob.  Tage  d. 
niederl.-westf.  Kreises,   N.  Z.  46  S.  i  ff. 

S. 

Kremnitzer  Medaillen  nennen  wir  eine 
Gruppe  von  Med.  teils  auf  Kaiser  und  Pri- 
vatpersonen (Rudolf  IL,  Matthias,  Gienger, 
Hohenberger  usw.),  teils  Gelegenheitsmed., 
insbes.  die  bekannten  Georgsmedaillen 
(irrig  Georgstaler,  s.  d.)  sowie  andere  bibl. 
Med.,  die  in  der  2.  Hälfte  des  16.  und  Anf. 
des  17.  Jh.s  in  der  Münzstätte  zu  ELremnitz, 
(Körmöcz  Bdnya)  geprägt  wurden.  —  Fiala, 
Kat.  der  M.-  und  Med. -Stempel-Sammlung 
des  k.  k.  Hauptmünzamtes  in  Wien  I  1901 
S.  27/53.  48/33.  64/72.  R. 

KretarchaSy  griech,  xpTjtapj^ag  =  Be- 
herrscher  der  Kreter,  heißt  der  Präsident 
des  kret.  Städtebundes  auf  dem  Kistophor 
(s.  d.)  desselben.  R. 

Kreuz^  ein  Längsbalken  mit  einem  Quer- 
balken, wurde,  weil  zur  Hinrichtung  Christi 
dienend,  das  Symbol  des  Christentums  und 
ist  wohl  das  älteste  Wappenbild  des  Mittel- 
alters. Auf  röm.  und  byz.  M.  erscheint  das 
Kreuz  vom  4.  Jh.  ab  als  M.-bild  oder  Beiz, 
im  Felde,  in  der  Hand  des  Kaisers,  der 
Victoria,  auf  dem  Globus  usw.;  vgl.  unter 


KREUZ 


323 


Christliche  Zeichen.  Viele  verschiedene 
Formen  des  K.  auf  byz.  M.  abgeb.  Journ. 
int.  II  S.  373/88;  über  die  älteren  Formen 
des  K.  siehe  ^Byzantion«  II  S.  337/48.  — 
Das  Kreuz  erhielt  dann  je  nach  der  Ver- 
zierung, Winkelung  und  Länge  der  Arme 
verschiedene  Namen.  Soweit  es  für  Münzen 
des  M.A  und  der  N.Z  in  Betracht  kommt, 


9.  Griechisches  Kreuz,  das  gleicharmige 
ohne  Verzierung  vom  9.  bis  zum  12.  Jh. 
meist  übliche  K. 

10.  Hakenkreuz  (s.  d.  und  Crux  gram- 
mata  und  Swastica),  an  dessen  Balkenenden 
rechtwinkelig  je  ein  kurzer,  immer  nach 
einer  Richtung  weisender  Balken  gelegt  ist 
(z.  B.  auf  Goldbrakteaten). 


1         Z         4-  5         9  10  iZ  13  1^  15  16 


nennen  wir  zunächst  Kreuze,  deren  senk- 
rechter Balken  länger  ist  als  der  wage- 
rechte: I.  das  lateinische  oder  Passions - 
kreuz,  dessen  unterer  Arm  länger  ist  als 
die  drei  anderen;  steht  es  auf  einem  Berge, 
so  heißt  es  Kalvarienkreuz  (die  Nummern 
der  hier  abgebildeten  Kreuzformen  ent- 
sprechen denen  des  Textes). 

2.  Das  Patriarchenkreuz  (s.  d.)  mit  2 
Querarmen,  von  denen  der  untere  etwas 
länger  als  der  obere,  beide  aber  kürzer  als 
der  senkrechte  Arm  sind. 

3.  Das  päpstliche  Kreuz  wie  das  vorige, 
nur  mit  3  nach  oben  kürzer  werdenden 
Querarmen. 

Alle  anderen  auf  M.  vorkommenden 
Kreuze  haben  gleichlange  Arme  und  finden 
sich  in  den  verschiedensten  Formen  sowohl 
als  große  Zeichen  auf  einer  Seite  der  Münze 
(s.  Kreuzer,  Cruzado,  meißnischer  Groschen) 
als  auch  als  Anfangs-  und  Trennungs- 
zeichen.  Wir  nennen  folgende  Kreuze: 

4.  Andreaskreuz  (weil  mittels  eines  sol- 
chen der  Heil.  Andreas  gekreuzigt  wurde) 
oder  burgundisches  K.,  Schrägkreuz,  Schrä- 
gen, dessen  Arme  oben  und  unten  meist 
zwei  spitze  Winkel  bilden. 

5.  Antoniuskreuz  oder  ägyptisches,  auch 
alttestamentliches  und  von  seiner  dem 
griechischen  Buchstaben  Tau  ähnlichen 
Gestalt  Taukreuz  genannt.  Ein  besonderes 
Taukreuz  ist  das  Henkelkreuz  (s.  d.). 

6.  Ankerkreuz  (s.  d.),  das  Ende  jedes 
Armes  teilt  sich  am  Ende  ankerförmig  in 
zwei  Spitzen. 

7.  Astkreuz,  aus  knorrigen  Baumstäm- 
men gebildet, 

.  8.  Blumenkreuz,  mit  aus  Blumen  und 
Blättern  gebildeten  Balken. 


11.  Hermelinkreuz,  aus  vier  Hermelin - 
schwänzen  gebildet, 

12.  Jerusalemkreuz  ist  ein  Krückenkreuz 
(Nr.  14),  in  dessen  Winkeln  sich  je  ein 
kleines  Kreuzchen  zeigt. 

13.  Kleeblattkreuz,  in  Savoien  St.- 
Moritzkreuz  genannt,  dessen  Arme  in  Klee- 
blätter auslaufen. 

14.  Krückenkreuz,  in  Portugal  Christus - 
ordenskreuz  genannt,  mit  kurzen,  knicken - 
ähnlichen  Balken  an  den  vier  Armen. 

15.  Lilienkreuz,  dessen  Arme  in  Lilien 
auslaufen,  es  heißt  auch  St. -Jakobskreuz, 
in  Portugal  Kreuz  von  Aviz. 

16.  Malteserkreuz,  mit  breiter  werden- 
den, am  Ende  gespaltenen  Armen,  also 
achtspitzig,  Abzeichen  des  Johanniter-  und 
Malteserordens  sowie  anderer  Ritterorden. 
Die  Malteser  und  Johanniter  trugen  dieses 
K.  Weiß  auf  Schwarz,  die  Tempelherren 
Rot  auf  Weiß  und  die  Deutschordensritter 
Schwarz  auf  weißem  Mantel. 

17.  Nagelspitzkreuz,  mit  einem  kleinen 
dreieckigen  Ansatz  an  einem  Balkenende, 

18.  Peterskreuz,  hat  die  Form  eines  um- 
gekehrten Lateinischen  Kreuzes  (Nr.  i)  und 
seinen  Namen  daher,  daß  nach  der  Legende 
der  Apostel  Petrus  vor  seinem  Martyrium 
bat,  nicht  wie  der  Heiland,  sondern  mit  dem 
Kopfe  nach  unten  gekreuzigt  zu  werden. 

19.  Schacher-  oder  Gabelkreuz,  von  der 
Form  eines  Ypsilon  (Y). 

20.  Stufenkreuz,  steht  auf  mehreren 
Stufen  und  findet  sich  sehr  viel  auf  den  M. 
der  Byzantiner  und  Merowinger. 

21.  Tatzenkreuz,  mit  breiter  werdenden 
Enden  (Eisernes  K.). 

22.  Wiederkreuz,  die  Arme  laufen  in 
kleine  Kreuze  aus. 


324 


KREUZER 


23.  Zwillingsfadenkreuz;  die  Arme  sind 
aus  doppelten  dünnen  Linien  gebildet;  dieses 
K.  trugen  die  englischen  Pennies  (s.  Sterling). 

24.  Endlich  das  Doppelkreuz,  ein  griechi- 
sches mit  einem  daraufgelegten  Andreas- 
kreuz. 

Täubert,  Christogramm  und  Kreuz, 
Jahrb.  d  num.  Ver.  Dresden  1921/8; 
H.  Halke,  Hdwörterbuch  S.  168  f. 

R.  S.  Su. 

Kreuzer  (Etschkreuzer,  Tirolino,  Azza- 
lino,  Zwainziger,  vigintiarius,  vigintinus). 
Der  K.  hat  seinen  Namen  von  dem  seit 
1271  von  Meinhard  IL  von  Görz-Tirol 
in  Meran  ausgebrachten  Grossus,  der  zum 
Unterschied  von  dem  vorher  und  gleich- 
zeitig geschlagenen  anonymen  Meraner 
Adlergrossus  (s.  Aquilino)  auf  der  einen 
Seite  ein  Doppel-  oder  Radkreuz,  gebildet 
aus  einem  größeren  und  einem  kleineren 
gleichschenkligen  Kreuze  mit  der  Um- 
schrift »Meinardus«  und  auf  der  Rs.  einen 
heraldischen  Adler  mit  der  Aufschrift 
»comes  Tirol«  aufweist  (Abb.  190).  Bis 
1363  blieb  dies  Gepräge  gänzlich  unver- 
ändert. Die  Habsburger  ersetzten  später 
die  Aufschrift  der  Vs.  durch  den  Namen 
des  jeweiligen  Herrschers. 

Der  Kreuzer  entspricht  nach  dem  Vor- 
bilde, dem  Trienter  Zwainziger,  dem  Wert 
von  20  Veroneser  Denaren  oder  Bemern 
(s.  d.)  und  wurde  daher  im  Lande  bis  gegen 
Ende  des  14.  Jh.s  Zwainziger  (Meinhards- 
zwainziger),  in  lat,  Quellen  vigintiarius, 
vigintinus,  in  ital.  Gebieten  aber  »grossus 
Tirolinus,  Tirolino«  genannt.  Der  Name 
»Kreuzer«  ist  nach  Moser  wohl  zuerst  in 
süddeutschen  Gebieten,  in  die  der  Zwainzi- 
ger infolge  der  auiäerordentlichen  wirtschaft- 
lichen Kraft  der  Südtiroler  Jahrmärkte, 
insbesondere  der  Meraner  und  Bozener 
Märkte,  und  wegen  ihrer  verläßlichen  Güte 
rasch  eindrang,  entstanden.  Die  ältesten 
Urkunden  mit  w:hreutzaer  pfening«  oder 
»cruzaer«,  lat.  *crucigeri«oder  »grucifferi«, 
stammen  aus  dem  nordwestlichen  u.  nord- 
östlichen Tirol.  In  Südtirol  selbst  bürgert 
sich  dieser  Name  erst  im  Anfang  des 
15.  Jh.s  ein,  während  der  Name  »Zwain- 
ziger«   gänzlich   verschwindet. 

Eine  chronologische  Sichtung  der  zahl- 
reichen Meinhards -Zwainziger,  die  in  Mache 
und  durch  Beizeichen  oder  Münzzeichen 


'  mancherlei  Unterscheidungsmerkmale  auf- 
;  weisen,  ist  noch  nicht  befriedigend  durch- 
geführt worden.  Perini  unterscheidet  nach 
der  Mache  7  Gruppen.  Sicher  ist  wohl,  daß 
die  Gepräge,  welche  eine  Flügelbinde  zeigen, 
älter  sind  als  jene  ohne  eine  solche.  1477 
wurde  die  Münzstätte  von  Meran  nach 
Hall  verlegt. 

In  Österreich  führte  den  Kreuzer  Kaiser 
Friedrich  III.  während  der  Schinderling- 
zeit ein;  er  wurde  fortan  beibehalten  und 
zum  Ausgangspunkt  der  weiteren  Ent- 
wicklung des  österr.  Münzwesens  gemacht. 
Er  wurde  gleich  4  Wiener  Pfennigen  ge- 
setzt,  60  Kr.  =  240  Pf.  =  I  fl. 

Der  ursprüngliche  Münzfuß  der  Kreuzer 
war:  156  Stück  auf  die  254,7  g  schwere 
Trienter  Mark,  also  hatte  i  Stück  1,63  g 
Rauhgew.  und  bei  einer  Feinheit  von  14  Lot 
2  Grän  1,44  g  Feingew.  1361  gingen  nur 
noch  204  Stück  auf  die  13V4  lötige  Mark, 
also  war  ein  Stück  1,25  g  rauh  und  1,04  g 
fein  schwer.  In  Linz  wurden  während  der 
Schinderlingzeit  nach  Urkunde  vom  13.VIL 
1458  288  Stück  aus  der  7  lötigen  Mark 
geprägt,  I  Stück  0,972  g  rauh  und  0,425  g 
fein,  in  Enns  1459  sogar  304  Stück  aus 
der  3lötigen  Mark,  i  Stück  0,921  g  rauh 
und  0,172  g  fein;  in  Hall  1473  240  Stück 
aus  der  81ötigen  Mark,  l  Stück  1,06  g  rauh 
undo,53gfein.  Dieser  Münzfuß  blieb  einiger- 
maßen bis  in  den  Anfang  des  16.  Jh.s  — 1482 
wurden  zu  Hall  die  ersten  Vielfachen  des 
K.,  nämlich  6-  und  l2-fache  K.,  geschlagen. 

In  Oberitalien  ahmte  man  im  Anfang  des 
14.  Jh.s  bis  in  das  3.  Jahrzehnt  den  Zwainzi- 
ger nach,  so  in  Ivrea,  Indsa,  Acqui,  Man- 
tua,  Verona  und  durch  Otto  u.  Manfred  III. 
V.  Caretto  in  Cortemiglia  u.  durch  die 
Fieschi  im  15.  Jh.  inCrevacuore;  im  16.  Jh- 
in  Messerano. 

In  Deutschland  wurde  der  Kreuzer  all- 
gemein erst  im  16.  Jh.  nachgeprägt,  in 
Süddeutschland  u.  a.  in  Konstanz,  Rott- 
weil, Isny,  Kempten  (1625),  Buchhom 
{1709),  Montfort  (1696),  Basel,  Kanton 
Zürich,  Stadt  St.  Gallen,  Nürnberg  (1693); 
in  Norddeutschland  in  Goslar,  in  Hildes- 
heim, in  Hameln,  in  Tecklenburg,  in  Min- 
den (Bischof  Georg  ISS4— Ö6),  in  Herford 
(1520—78),  durch  Erich  von  Calenberg 
(1539)  uiid  durch  die  Söhne  Johaim  Fried- 
richs von  Sachsen  (1552). 


KREUZFAHRERMÜNZEN 


325 


K.  Moser,  Die  Entstehung  u.  Verbreitung 
des  Namens  »Kreuzer«  für  den  Meraner 
Zwainziger  Grossus,  in  Festschr.  f.  Otten- 
thal  S.  235— 245;  Luschin  in  N.  Z.  52  S. 
129  fif.  u.  53  S.  37  ff.;  Perini,  II  Tirolino  im 
Num.  Circular,  London  1902  S.  5529  ff., 
auch  5078  ff,  u.  in  Frkf.  Mztg.  1904  S.  56; 
Busson,  Die  ital,  Beischläge  der  Meinhards- 
zwainziger  in  N.  Z.  XIV  S.  283 ;  ders., 
Der  Brunecker  Fd.  u.  s.  Ergebnisse  in  N.  Z. 
21  S.  259  ff. ;  Schalk  in  N.  Z.  XII  S.  247  ff. ; 
Nagl  in  N.  Z.  38  S.  155.  Su. 

Österreich  war  es  im  Laufe  des  16.  Jh.s 
gelungen,  seine  Gulden-  (s.d.)  und  Kreuzer- 
währung in  fast  ganz  Süddeutschland  aus- 
zubreiten, die  den  Namen  Kaiserliche 
oder  Rheinische  Währung  erhielt  (i  rhein. 
Gulden  =  60  Kr.  zu  4  Pfennig).  Nur  in 
Franken  galt  bis  zum  19.  Jh.  daneben 
weiter  die  schwerere  Fränkische  Währung 
(72  fränk.  =  90  rhein.  Kreuzer). 

Während  die  einfachen  K.  seit  dem 
16.  Jh.  zu  geringhaltigen  Billon-,  seit  dem 
18.  zu  Kupfermünzen  wurden,  haben  sich 
ihre  Vielfachen  zu  einigen  der  wichtigsten 
Münzen  herausgebildet,  worüber  die  Ar- 
tikel Batzen,  Halbbatzen,  Drei-,  Sechs-, 
Zwanzig-,  Zehn-,  Sieben-  xmd  Fünfzehn- 
kreuzer zu  vergleichen  sind.  S. 

Kreuztatarermfiiizen  sind  vor  allem  Mün- 
zen, die  von  den  Klreuzfahrem  in  den  neu- 
eroberten orientalischen  Ländern  geprägt 
wurden. 

Gottfried  von  Bouillon  hat  noch  keine 
Münzen  geschlagen;  dagegen  werden  sein 
Bruder  Balduin  in  der  im  J.  1097  errichte- 
ten Herrschaft  Edessa  und  dessen  gleich- 
namiger Sohn  auf  einer  Reihe  Kupfermün- 
zen namentlich  genannt,  welche  byzantini- 
schen Münzen,  die  bei  den  Kupferprägun- 
gen der  ICreuzfahrer  meist  das  Vorbild 
lieferten,  nachgeahmt  waren;  teilweise  be- 
nutzten sie  jene  direkt  als  Schrötlinge. 
Diese  Stücke  stellen  den  Münzherrn  ver- 
schiedenartig dar  oder  das  Brustbild  Christi, 
zuweilen  erscheint  auch  eine  mehrzellige 
Aufschrift,  die  Rs.  wird  immer  mit  einem 
Kreuz  geschmückt,  die  Winkel  auch  mit 
den  einzelnen  Buchstaben  des  Namens  ge- 
füllt, vollständig  kommt  dieser  mit  dem 
Zusatz:  (Ba^Sotvoc)  8o5Xoc  (xo5)  axaüpoS 
(servus  crucis)  vor. 
In  dem  I098  gegründeten  Fürstentum 


Antiochien  wurden  von  Tankred  und  dessen 
Nachfolgern  Münzen  geprägt,  Kupfermün- 
zen mit  dem  Brustbilde  Christi,  des  Apostels 
Petrus  und  dem  eigenen,   dann  mit  den 
Standbildern  Christi  u.  der  Jungfrau  Maria, 
mit    dem    Reiterbild    des    hl.    Georg    im 
Drachenkampf,  seit  1 136  Billondenare  fran- 
zösischer Art  mit  Kopf.  Die  Prägung  hörte 
1268  auf.  —  Weiter  gibt  es  Münzen  aus  Tri- 
polis,   das    II 09    durch   Bertram   erobert 
wurde.      Von   diesem   und  seinen  Nach- 
folgern   sind    uns    Billondenare    erhalten. 
Bohemund  VL  (1268 — 74)  hat  die  ersten 
4,2 — 4jS  g  wiegenden  Groschen  mit  dem 
redenden   Wappenbilde    der    drei   Türme 
geschlagen.   1287  endet  die  ganze  Prägung. 
—    Im   Königreich    Jerusalem   wird   das 
Münzrecht   erst   von   König  Amalrich   I. 
(i  162 — -i  173)  ausgeübt,  und  zwar  durch  den 
Schlag  von  Billondenaren  u.  Obolen,  die  das 
Heilige  Grab  darstellen  und  unter  Guy  von 
Lusignan  auch  den  Turm  Davids  und  den 
Tempel  mit  der  Kuppel  bringen.   Heinrich 
von  der  Champagne  hat  als  Graf  von  Accon 
kupferne  Pugeoises  mit  der  Lilie  und  Jo- 
hann von  Brienne  Denare  i.  J.  12 19  in 
Damiette,  dann  in  Jaffa  und  Sidon  aus- 
gegeben.   Kaiser  Friedrich  IL  und  König 
Konrad    IV.    haben   in   Jerusalem   keine 
Münzen  prägen  lassen,  sondern  nur  den 
Anspruchstitel  und  das  Wappenbild  ihren 
Erben  vermacht.      In  der  2.  Hälfte  des 
12.  Jhs.  sind  von  Reinald  von  Sidon,  von 
den  Herren  von  Beyruth  und  von  Tut,  dem 
alten  Tyrus,   Kupfer-  und  Billoimiünzen 
geschlagen  worden. 

Neben  diesen  Eüeinmünzen  haben  die 
Kreuzfahrer  kufische  Gold-  und  Silber- 
münzen nachschlagen  lassen  (s.  Sarraceaa- 
tus  u.  Drachme),  deren  spätere  Art,  die 
»byzantii  staurati«  und  damit  gleichzeitig 
geprä^e  Drachmen  u.  Halbdrachmen  K 
Ludwig  IX.  bei  seiner  durchgreifenden  Um- 
gestaltung des  franz.  M.-wesens  als  Vorbild 
gedient  haben. 

Mit  dem  ICreuzzug  des  Königs  Konrad 
III.  ist  wahrscheinlich  der  sogenannte  Bal- 
kanfund in  Verbindung  zu  bringen,  der  u.  a. 
königl.  u.  burggräfl.  Dünnpfennige  von 
Nürnberg  enthielt  (Buchenau  in  den  Bayr. 
Mitt.  1910  S.  135  ff.)>  °^t  ^®^  bevorstehen- 
den Kreuzfahrt  Kaiser  Friedrichs  I.  viel- 
leicht ein  thüringischer  Reiterpfennig  mit 


326 


KREUZGROSCHEN 


dem  Kreuz  inmitten  des  Schildes,  den  der 
Reiter  trägt. 

Durch  diesen  Kreuzzug  wurde  1192  die 
Gründung  des  Königreichs  Zypern  ver- 
anlaßt, in  dem  sofort  der  erste  König  Guy 
V.  Lusignan  Billondenare  geprägt  hat.  Sein 
Sohn  Hugo  fügte  diesen  auch  Scyphati 
von  Blaßgold  nach  byzantinischer  Art 
hinzu.  Heinrich  I.,  der  1246  das  König- 
reich Jerusalem  mit  dem  zyprischen  ver- 
band, schlug  4  und  2  g  wiegende  Groschen 
und  Halbgroschen  nach  Art  der  Gi- 
gliati  mit  dem  königlichen  Thronbilde  und 
einem  zum  Sprung  ansetzenden  Löwen, 
welch  letzterem  Amalrich  das  Kreuz  von 
Jerusalem  gegenüberstellte,  das  fortan  die 
Rs.  aller  Münzen  der  Dynastie  füllt.  Die 
letzte  souveraine  Prägung  Zyperns  war  die 
der  Katharina  Comaro,  an  die  sich  nahezu 
ein  Jahrhundert  hindurch  von  1489 — 1571 
Münzen  der  Republik  Venedig  mit  den 
Namen  ihrer  Dogen  anschlössen. 

Durch  den  vierten  Kreuzzug  wurde  i.  J. 
1204  das  byzantinische  Kaiserreich  ver- 
nichtet, an  dessen  Stelle  in  seinem  Kerne 
das  lat.  Kaisertum  des  Balduin  von  Flan- 
dern trat.  Dieser  Kreuzzug  rief  auf  dem 
Boden  von  Griechenland  eine  Anzahl  selb- 
ständiger  Münzreihen  f ranz,  Charakters  her- 
vor; so  prägte  Wilhelm  von  Achaja  (1245 
— 1250)  in  Korinth,  dann  in  Negropont 
als  Drittherr  (tertiarius)  der  Insel  Euböa, 
auf  Grund  besonderer  Erlaubnis  des  fran- 
zösischen Königs  Tumospfennige  in  Chia- 
renza,  welche  Prägung  nach  seinem  Tode 
beinahe  ein  Jahrhundert  fortgesetzt  wurde. 

In  der  Großherrschaft  Athen,  i.  J.  1205 
gegründet,  prägt  Guy  L  (1225 — 1263)  in 
Theben  Obole  und  sein  Sohn  Wilhebn  da- 
neben Tumospfennige.  Solche  wurden  auch 
von  dessen  Witwe  Helena  und  nach  dem 
Tode  ihres  2.  Gatten  in  ihrem  Wittum,  der 
Herrschaft  Karytäna  in  Achaja,  gleich- 
zeitig von  Guy  II,  in  Theben  und  nach  ihm 
von  seinem  Halbbruder  Walter  v.  Brienne 
(1308— 131 1)  geschlagen. 

1261  wurde  das  lateinische  Kaisertum 
mit  Hilfe  der  Genuesen  gestürzt,  die  da- 
für von  den  Paläologen  Pera  zugewiesen  er- 
hielten, wo  sie  namentlich  Beischläge  zu 
den  Venetianer  Zechinen  prägten.  Weiter 
haben  die  Genuesen  bzw.  genuesische  Ad- 
mirale  auf  den  Inseln  Chios,  Lesbos  und 


i  in  Phocaea  in  Kleinasien,  in  Famagusta 
auf  Zypern  u.  in  CafiFa  an  der  Südküste 
der  Krim  Münzen  geschlagen,  in  Chios 
Gigliati  durch  die  Giustiniani  u.  a. 

Nachdem  nach  1204  auf  Rhodus  zunächst 
eine  selbständige  griechische  Herrschaft 
entstanden  war,  bemächtigte  sich  1309  der 
Johanniterorden  der  Insel,  der  sie  bis  1523 
behauptete.  Seine  Münzreihe  ist  die  um- 
fangreichste aller  von  den  Staatsgründun- 
gen der  Lateiner  im  Orient  herausge- 
brachten, vor  allem,  da  sie  seit  1530  auf 
Malta  noch  bis  1798  fortgesetzt  wuide. 
Die  Reihe  beginnt  mit  dem  einzigen 
Tumosgroschen  des  ganzen  Orients  mit 
dem  im  Gebet  vor  dem  Klreuze  knienden 
Großmeister,  ein  T5rpus,  der  von  den 
Nachfolgern  gewahrt  wurde,  nur  wurde 
auf  der  Rs.  das  Lilienkreuz  der  Gigliati 
übernommen,  an  dessen  Stelle  aber  später 
ein  Bild  Johannis  des  Täufers  und  hinter- 
drein ein  agnus  dei  trat,  während  die  Vs. 
am  Anfang  des  16.  Jh.s  ein  Wappen  erhielt. 
Seit  Anton  Fluviano  {142 1 — 37)  prägten 
die  Großmeister  außer  den  Groschen  und 
Denaren  auch  Zechinen  nach  Art  der  Ve- 
netianer und  seit  dem  Beginn  des  16,  Jh.s 
auch  grobe  Silbermünzen  bis  zu  einem  Dm. 
von  35  mm. 

Mit  den  ELreuzzügen  sind  vor  allem  noch 
zwei  weitere  Münzfunde  abendländischer 
Münzen  in  Verbindung  zu  bringen,  der  Fd. 
von  Gran  in  Ungarn,  in  dem  sich  Pfennige 
aus  derNormandie  befanden,  dann  der  Fd. 
von  Akkermann  an  der  Mündung  des 
Dniester,  der  die  Zeit  von  1150 — 1210  um- 
faßt und  Brakteaten  aus  Nieder-,  Ober- 
sachsen, Thüringen  und  Hessen,  dazu  Frie- 
sacher  enthielt.  —  Schlumberger,  l'Orient 
Latin  1878;  Menadier,  Schausammlung  S. 
463  ff.  Su. 

'  Kreuzgroschen  werden  erstens  meißni- 
sche Groschen  genannt,  welche  von  Fried- 
rich IL  (1428 — 1464)  zus.  mit  Friedrich  dem 
Friedfertigen  u.  Sigismund  geprägt  sind  und 
sich  von  den  späteren  Fürstengroschen  (s.  d.) 
nur  dadurch  unterscheiden,  daß  sich  über 
dem  Löwenschilde  an  jeder  Seite  ein  kleines 
Kreuz  befindet.  Es  wurden  91  Stück  aus 
der  8—9  lötigen  Mark  geschlagen,  i  Stück 
hatte  also  2,56  g  Rauhgew.  u.  1,28 — 1,44  g 
Feingew.;   i   Groschen  =   12  Heller.  — 


KREUZPLAPPERT— KROISEIOS 


327 


Schwinkowski,  Geld-  u.  M.-wesen  Sachsens 
Nr.  28. 

Zweitens  sollen  auch  die  im  14.  u.  15. 
Jh.  von  dem  Deutsch -Orden  in  Preußen 
geprägten  Schillinge,  welche  auf  der  einen 
Seite  das  Ordenskreuz,  auf  der  anderen 
Seite  das  Hochmeisterkreuz  tragen,  den 
Namen  Kreuzgroschen  geführt  haben.  — 
Köhlers  Münzbelust.  XI  S.  57.  —  Drittens 
versteht  man  unter  diesem  Namen  Groschen 
der  niedersächs.  Städte,  welche  diese  nach 
dem  Hildesheimer  Vertrage  von  1501  präg- 
ten: Wappen  der  Stadt  i.  Schilde-Kreuz, 
126  St.  auf  die  6^4  Lot  feine  Mark;  d.  h. 
I  St.  von  1,85  g  Rauh-  u.  0,72  g  Feingew.  — 
Engelke,  Mgesch.  d.  Stadt  Hannover  S.  50  £F. 

Su. 

Kreuzplappert  Unter  diesem  verstand 
man  zuerst  die  französischen  Blancs  mit  dem 
ICreuz,  die  in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jh.s 
im  Elsaß  und  in  der  Schweiz  stark  um- 
liefen. Später  ging  der  Name  Kreuzplappert 
auch  auf  die  Berner  und  Züricher  Halb- 
groschen  über.  —  Urkdl.  z.  B.  im  Riedlinger 
Vertrag  v.  1423  u.  in  Konstanzer  Valva- 
tion von  1431,  Cahn,  Konstanz,  S.  263; 
vgl.  Blafferd.  Su. 

Kreuztaler  s.  Albertustaler,  Burgundi- 
scher  Taler  u.  Abb.  261. 

Kriq;sgeU.  Unter  K.  im  weiteren  Sinne 
versteht  man  alles  Geld,  das,  während 
Kri^szeiten  geprägt,  sich  durch  Qualität, 
Form,  Prägebild  oder  Schrift  von  dem  ge- 
wöhnlichen Gelde  unterscheidet.  Dazu  ge- 
hören also  die  Belagerungsmünzen,  Feld- 
klippen, Notgeld,  Notdaler  (s.  diese).  Im 
engeren  Sinne  sind  K-  diejenigen  Münzen, 
die  vom  gleichen  Gepräge  und  Nennwert 
wie  die  Friedensmünzen  nach  einem  billige- 
ren Münzfuße  gemünzt  sind,  wofür  die  be- 
kanntesten Beispiele  die  Kippennünzen  des 
Dreiiäig-  und  die  Ephraimiten  des  Sieben- 
jährigen Krieges  (s.  diese)  sowie  die  von 
Napoleon  hergestellten  englischen  und  russi- 
schen Banknoten  und  die  Papierscheine  des 
Weltkrieges  1914— 1918  sind.  S.  auch 
Falschmünzerei,  Friedrichsdor  und  Kriegs - 
sechstel.  S. 

Kriegssechstel  nennt  man  diejenigen 
Sechsteltaler,  die  zuerst  Friedrich  d.  Große 
während  des  Siebenjährigen  Kriegfes  zur 
Beschaffung  der  nötigen  Zahlungsmittel 
nach  einem  verbilligten  Fuße  schlagen  ließ. 


Sie  waren  eine  Art  der  Ephraimiten  (s.  d.). 
Diesem  Beispiele  folgten  sehr  viele  deutsche 
Fürsten:  Anhalt-Bemburg,  beide  Mecklen- 
burg, Schwedisch  -  Pommern,  Hildburg- 
hausen, Württemberg,  Ansbach,  Baden- 
Durlach,  Pfalz  -  Zweibrücken,  Kurtrier, 
Fulda,  Holstein-Plön  und  andere.  Diese 
Sechstel  sanken  von  dem  Wert  von  4 
Gutengroschen  bis  auf  3  und  2,  ja  die  schwe- 
disch-pommerschen  bis  auf  iVa  Groschen; 
sie  gleichen  den  preußischen  oft  zum  Ver- 
wechseln, und  viele  Fürsten  wählten,  um 
ihre  Urheberschaft  zu  verstecken,  statt 
ihres  Bildes  und  Titels  ihren  verschlunge- 
nen Namenszug.  S. 

Kronungsmfinzen,  -Jetone  und  -Taler 
sind  Gepräge,  die  zum  Andenken  an  die 
Kxönung  eines  Fürsten  oder  als  Auswurf- 
und  Geschenkstücke  mit  Symbolen  oder 
Sprüchen  auf  die  Thronbesteigung  her- 
gestellt werden.  Am  bekanntesten  sind  die 
preußischen  Klrönungsmünzen  von  1701 
und  1861  sowie  die  Napoleons  I.  von  1804. 

S. 

Krohnemanstaler  sind  alchemistische  Ta- 
ler (s.  d.),  die  1678  und  1679  in  Bayreuth 
von  dem  Baron  von  Krohneman,  einem 
Abenteurer  und  Adepten,  aus  Silber  ge- 
münzt wurden,  das  er  selbst  erzeugt  zu 
haben  behauptete,  in  der  Tat  aber  dem 
Markgrafen  veruntreut  hatte.  1685  wurde 
er  wegen  des  Betrugs  aufgehängt.  —  G. 
M.  A.  Fikenscher,  Chr.  W.  Baron  von 
Krohneman,  Nürnberg  1800.  S. 

Krolsdos,  griech.  Kpofasioc  (orcat^p)  heißt 
in  literar.  Quellen  und  einer  Inschrift  (IG 
I»  356  Z.  6)  die  AT-M.  des  Lyderkönigs 
Kroisos  (561 — 546  V.  C.?),  die  uns  in 
einer  leichteren  Einheit  von  8,1  g  (Abb.  18J 
und  ihrem  V»,  ^3  und  y»  sowie  in  einer 
schwereren  von  10,8  g  und  ihrem  V3,  ^6  und 
y»  erhalten  ist,  von  praktisch  reinem  Golde, 
990/0,  mit  Löwen-  und  Stiervorderteil  sich 
gegenüber,  Rs.  ein  bildloser  Einschlag;  ver- 
mutlich stand  die  von  8,  i  g  20  t3rpengleichen 
Silberstücken  (Halbstateren)  von  S,4ggleich, 
zu  denen  auch  Stateren  und  ^3-,  ^4-  V«- 
V«-  und  ya4-Stateren  erhalten  sind.  Wert- 
verhältnis von  N  zmA  dann  13V3  zu  i.  — 
R.  E.  XI  S.  1941  und  Suppl.  III  S.  608; 
IClio  XIV  S.  101/02.  109/12.  —  Der  von 
Gardner,  History  of  greek  coinage  S.  87 
betonte  Unterschied  gegen  den  Dareikos  in 


328 


KRONE— KRONOS 


der  Feine  (dieser  nur  98V0),  Num.  chron. 
1916  S.  257/9,  vgl.  Z.  f.  N.  26  S.  18,  kann 
für  die  antike  Metallurgie  nicht  als  beab- 
sichtigt gelten.  R. 

Krone  (Kopfbedeckung) .  Wegen  der  an- 
tiken K.  s.  Diadem,  Kopfbedeckung,  Kranz, 
Stephanos,  Mauer-,  Preis-  und  Strahlen- 
krone. —  Anson,  Greek  coin  types  VI 
Taf.  XL  —  Die  K.  war  im  MA.  das 
Zeichen  des  Kaiser-  und  Königtums,  ein 
dreiblätteriger  Reif,  der  seit  dem  13.  Jh. 
auf  dem  Helm  oder  auf  dem  Oberrande  des 
Schildes  erscheint.  Seit  dem  16.  Jh.  wurden 
die  Königskronen  oben  mit  Bügeln  ge- 
schlossen, während  die  Kurfürsten,  Herzoge 
und  Grafen  teils  mützenartige,  teils  fünf- 
blättrige Kronen  führten.  —  Hauptmann 
S.  48  ff.;  Hefner  I,  Taf.  16  ff.  S. 

Krone  (Münze)  ist  der  Name  vieler  euro- 
päischer Münzen.  Die  ältesten  K  sind  die 
französische  Couronne  d*or  (s.  d.),  dann  der 
französische  £cu  d*or  au  soleil  (s.  d.).  Ihm 
wurde  der  spanische  Escudo  d'oro  (s.  d.)  und 
die  niederländische  Couronne  d'or  (s.  d.) 
nachgemünzt.  Auch  die  englische  goldene 
Krone  (s.  Crown)  ist  eine  Nachahmung  der 
französischen,  während  die  englische  (Abb. 
269)  und  die  dänische  silberne  K.  Taler- 
münzen sind  (s.  Crown  u.  Corona  Danica). 
Neuere  Kronen  sind  die  deutschen  Gold- 
kronen und  die  österreichischen  seit  1892 
geprägten  Goldstücke  zu  20  und  10  K. 
sowie  die  österr.  Silberkrone  (s.  unter  Gold- 
krone); sodann  die  portugiesischen  Coroas 
d'  ouro  (s.  d.)  und  die  skandinavischen  seit 
1875  (s.  Corona  Danica  am  Schluß).  — 
Während  dann  1924  Österreich  zur  Schil- 
lingwahrung übergegangen  ist  (s.  Schilling, 
österreichisch),  hat  die  Tschechoslowakei 
seit  1931  Stücke  zu  einer  Krone  (0,124  RM) 
zu  IOC  Heller,  i/a  Krone  und  zu  20  Heller 
aus  800/0  Kupfer  und  200/0  Nickel,  seit 
1924  Stücke  zu  5  K.  aus  75  «/o  Kupfer  und 
25  0/0  Nickel,  dazu  Stücke  zu  10  und  5  Hel- 
ler aus  Bronze  und  2  Heller  aus  Zink  ge- 
schlagen. Die  Vorderseite  dieser  Münzen 
ziert  das  Staatswappen,  ein  Adler,  während 
die  Rs.  der  Stücke  zu  5  K.  eine  Fabrik,  der 
Kronen  eine  Schnitterin  mit  Grarbe,  der 
50-Heller  Laub,  der  20-Heller  eine  Garbe, 
der  kleinsten  Münzen  eine  Brücke  zeigt. 
Abkürzung  für  die  tschechische  Krone 
ist  K6.  —  Endlich  hat  Estland  am  1. 1. 


1928  eine  K.  zu  100  Senti  zur  Währungs- 
grundlage gemacht,  deren  Parität  i  Pfund 
Sterling  =18,  159  estn.  K.  ist.  Bisher 
sind  Stücke  zu  52  Senti  aus  Aluminium - 
bronze  bekannt.  S. 

KronenalbuSy  stadtkölnische,  seit  etwa 
147s  gemünzte  Albus,  die  in  vielen  Valva- 
tionen der  Stadt  Köln  vorkommen:  Vs. 
Hüftbild  Christi  im  gotischen  Architektur- 
rahmen, Rs.  Stadtwappen;  151 1  werden  sie 
II  Hellem  gleich  gesetzt.  —  Noß,  Köln  IV 
S.  14,  28,  31.  Su. 

Kronengold  s.  Crown -gold  und  Gold. 

Kronentaler.  An  die  Stelle  der  Brabanter 
Dukatonen  (s.  d.)  traten  1755  die  österr. - 
niederl.  Kronentaler  zu  25,9  g  Feingewicht; 
sie  entsprachen  in  ihrem  Prägebilde  den 
Albertustalem,  da  sie  auf  der  Rs.  das  An- 
dreaskreuz mit  drei  Kronen  trugen,  auf  der 
Vs.  bis  1780  den  Reichsadler  mit  Wappen- 
schild, seitdem  das  Bild  des  Kaisers  {Abb, 
272),  Sie  strömten  sehr  bald  nach  Oster- 
reich und  wurden  dann  in  Wien,  Ungarn 
und  der  Lombardei  geprägt.  Sie  ver- 
drängten während  der  Koalitionskriege 
sowohl  d.  Konventionstaler  (s.  d.)  als  auch 
d.  Laubtlr.  (s.  d.),  schwankten  zuerst  stark 
im  Werte,  befestigten  sich  aber  gegen  1800 
auf  2  Fl.  42  Kr.  Nach  dem  Verlust  der  Nie- 
derlande durch  Österreich  eine  heimatlose 
Münze,  sammelten  sie  sich  nach  den  Frei- 
heitskriegen in  Süddeutschland  und  wur- 
den hier  von  Bayern,  Württemberg,  Baden, 
Hessen-Darmstadt  und  Meiuingen  neu 
geprägt,  deren  fast  einzige  große  Münze  sie 
in  d.  ersten  30  Jahren  des  19.  Jh.s  waren,  bis 
der  Münzvertrag  von  1857  sie  abschaffte. 
Diese  süddeutschen  Kronentaler  hatten 
einen  verschiedenen  Münzfuß  und  ver- 
schiedenes Gepräge,  sie  hielten  durch- 
schnittlich 25,7  g  Feinsilber.  —  Schrötter, 
Acta  Bor.,  Gesch.  IV,  S.  250  ff.;  ders., 
Preußen  1806 — 1873,  Gesch.  H,  passim; 
Noback»  S,  991,  992,  1013,  1114.        S. 

Kronlchte  Groschen  sind  hessische  Gro- 
schen Ludwigs  I.  (1413 — 1458),  die  über 
dem  Löwenschild  auf  der  einen  Seite  eine 
Krone  haben.  Su. 

KronoSy  vorgriech.  Wetter-  und  Ernte- 
gott, der  bei  den  Griechen  durch  Zeus  ver- 
drängt und  dann  in  die  griech.  Mythologie 
als  Vater  des  Zeus  von  der  Rhea  aufge- 
nommen wird;  er  verschlingt  seine  früheren 


KRONPRINZENTALER— KTISTES 


329 


Kinder,  statt  des  Zeus  aber  gibt  ihm  Rhea 
einen  Stein  und  läßt  Zeus  heimlich  auf- 
ziehen, der  dann  des  Vaters  Herrschaft 
stürzt.  Auf  M.  erscheint  sein  bärtiger  Kopf 
mit  Beischrift  KP0N02  in  Himera  im 
5.  Jh.  V.  C,  wo  Blitz  und  Kömer  auf  der 
Rs.  deutlich  auf  Wetter  und  Ernte  hin- 
weisen, ferner,  an  der  Verschleierung  des 
Kopfes  oder  der  Sichel  (Harpa)  kenntlich, 
auf  M.  von  Korinth,  kilik.  Städten  und 
Alexandrinern,  und  auch  in  dem  bärtigen 
Kopfe  ohne  Attribute  auf  M.  von  Mallos 
hat  man  K.  erkannt.  Von  fremden  Göttern 
werden  ihm  gleichgesetzt  Satumus  (s.  d.) 
und  der  phön.  El  oder  Baal,  als  4-  oder 
6  flügelige  Gestalt  auf  M,  von  Mallos  und 
Byblos,  sein  Kopf  mit  Tiara  und  Ähren  in 
der  Hand  auf  M.  von  Hadrumetum.  — 
R.  E.  XI  S.  1982.  R. 

Kronprinzentaler,  Denktaler  auf  den 
Besuch  der  Berliner  Hauptmünze  durch 
den  preußischen  Kronprinzen  im  Jahre 
18 12.  Die  Vs.  ist  die  der  Kuranttaler,  die 
Rs.  trägt  im  Felde  die  Schrift:  Gott  schütze 
ihn  (seil,  den  König)  / 1  Thaler  1812/ A 
und  die  Umschrift:  Und  den  theuren  Erben 
seines  Throns.  —  Schrötter,  Preußen 
1806/73,  Beschr.,  Nr.  170.  S. 

Kronschatzmelster.  Von  1580  bis  zum 
Ende  des  17.  Jh.s  wurden  die  polnischen 
Münzen  außer  mit  den  Zeichen  der  Münz- 
stätten und  der  Münzmeister  noch  mit 
denen  der  Kronschatzmeister,  der  höchsten 
Finanzbeamten,  die  für  das  Münzwesen 
verantwortlich  waren,  versehen.  S. 

Kroon^  niederländisch  =  Krone  (s.  d.). 

Krotaloily  griech.  xp6TaXov,  meist  implur. 
xpoxaXa  =  die  Klapper,  ein  lärmendes 
Musikinstrument,  unseren  Kastagnetten 
ähnlich,  bes.  im  Dionysoskult  gebraucht; 
auf  M.  von  Laodikeia,  Phryg.:  Imhoof, 
Kl.  M.  S.  270  n.  35.  R. 

Krfickenkreuz  s.  unter  Kreuz. 

Krummstab  s.  Bischofsstab. 

Knimmsteert  (Cromstaert  =  Krumm- 
schwanz) ist  eine  niederländische  Groschen- 
art des  15.  Jh. 3,  und  zwar  rührt  der  Name 
von  dem  gekrümmt  geschwänzten  Löwen 
auf  der  Vorderseite  her.  Diese  Groschen 
sind  wohl  zuerst  von  Johann  ohne  Furcht 
(141 5 — 1419)  in  Randern  lt.  Urkunde  vom 
16,  IV.  1419  als  dubbele  groot  geprägt 
worden:  auf  der  Flanke  des  Löwen  der 


burgundische  Schild,  auf  der  Rs.  ein 
langes  befußtes  Kreuz  ebenfalls  mit  Wap- 
penschild. —  Engel-Serrure  III S.  1096  f.  — 
Philipp  von  St.  Paul  (1427— 1430),  Herzog 
von  Brabant,  hat  die  Krummsteerte  in 
Löwen  als  doppelte  und  halbe  Groote  nach- 
geahmt: u.  zwar  zu  5  d.  SVsgr.  Feinsilber, 
68V2  Stück  auf  die  Mark  (26.  IV.  1429),  also 
wog  ein  Stück  ca.  3,7  g  rauh  u.  ca.  1,7  gfein, 
Va  Kr.  zu  4  d.  4  gr.  fein. — De  Witte,  Brabant 
I,  S.  20s ;  v.  d.  Chijs,  Brabant  S.  142  f. 

Philipp  der  Gute  hat  dann  1431  weiter 
in  Löwen  diese  Groschen  schlagen  lassen, 
ebenso  auch  in  Holland  mit  Jacoba  van 
Bayern  (1425— 1433)-  Sie  sind  von  Wilhelm 
van  den  Berg  u.  Byland  (1416 — 1465)  und 
von  anderen  nachgeprägt  worden  (v.  d. 
Chijs,  Herren  u.  Städte  v.  Geldern  S. 
207  f.)  und  von  der  Stadt  Hamburg  in 
Emden  (1433 — ^439)  (Tergast,  Ostfriesland 
S,  69).  Der  Name  ist  auf  die  Deventerschen 
und  Kampenschen  Arendschillinge  (s.  d.) 
übertragen  worden  (v.  d.  Chijs,  Herren  u. 
Städte  V.  Overyssel  S.  186)  und  weiter  auf 
die  7-Oertgenstücke  Anton  Günthers  v.  Ol- 
denburg mit  Wappen  u.  Reichsapfel,  welche 
zwischen  1614  u.  1619  geschlagen  wurden 
(Merzdorf,  Oldenburg  S.  76  f.).  Su. 

Ks.,  Abkürzung  für  Kehrseite  (s.  Rück- 
seite). 

Ktefikon,  das,  die  besitzanzeigende  Na- 
mensform, auf  -tx6v  gebildet,  auf  M.  sowohl 
im  Westen  (Neopolitikon)  wie  bei  den 
makedon.  Stämmen  (Derronikon,  Bisalti- 
kon),  in  Phokis,  Böotien,  Elis  und  auf 
Kreta,  bes.  aber  in  Kilikien  (Hohnitikon, 
Kelenderitikon  usw.),  stets  im  Nom.  sing, 
neutr.,  ergänze  etwa  Konmia  oder  No- 
misma.  —  Z.  f .  N,  19  S.  209;  24  S.  23; 
Imhoof,  K1.M.  S.454.  R. 

Ktlstes^  griech.  xxfcmj^  =  der  Gründer. 
So  oder  oJxwnq?  werden  auf  M.  die  mythi- 
schen Gründer  von  Städten  genannt,  zuerst 
Herakles  um  400  v.  C.  auf  M.  von  Kroton 
(oJxiatac),  dann  auf  Kaiser-M.  von  Kal- 
latis,  Perinth,  Nakoleia,  Kios,  Dionysos  in 
Tion,  Apollon  in  ApoUonia  ülyr..  Erythros 
in  Erythrai,  Tomos  in  Tomis,  Meiletos  in 
MiletopoHs,  Menestheus  in  Elaia,  Asklepios, 
auch  Dionysos  in  Nikaia  usw.;  ol  xtioxat 
heißen  Artenais -Nikaia  und  Dionysos  in 
Nikaia;  auf  einer  M.  von  Amasia  steht 
TEpfXTjc  XTfaac  ti]V  ir6Xtv;  entspr. :  Pario  con- 


330 


KUDATAMA— KCNSTLERSIGNATUREN 


ditori  auf  M.  von  Parion.  Ohne  Zusatz  des 
Wortes  Kt.  erscheinen  sitzend  Taras  und 
loJcastos  in  Tarent  und  Rhegion  auf  M. 
des  5.  Jh.s  V.  C,  früher  für  den  Demos 
(s.  d).  gehalten.  Außerdem  ist  K.  Beiname 
hellenistischer  Könige,  so  des  Archelaos 
vonKappadokien,  des  Parthers  Orodes,  des 
Herodes  Philippos  IL  Endlich  heißen  so 
auch  röm.  Kaiser  auf  M.,  z.  B.  Augustus 
im  epirot,  Nikopolis,  Nero  in  ApoUonia 
lUyr.  usw.,  Caesar  heißt  Creator  auf  M.  von 
Korinth.  —  R.  E.  XI  S.  2083.  R. 

Kttdatama,  japanische  Steinzylinder;  s. 
Kiri  Kodama.  V. 

Kümmerformen  von  Gerätgeld  (s.  d.) 
entstehen,  wenn  Eigenschaften  fehlen,  die 
zur  praktischen  Verwendung  des  betr. 
Gerätes  notwendig  sind,  wie  Schärfe  der 
Messerschneide.  R. 

Kfinsflersignaiuren  finden  sich  auf  an- 
tiken M.  anscheinend  zuerst  um  Mitte 
5.  Jh.s  in  Elis  (Eöö,  Nom.  VIII  S.  55)  — 
sonstige  frühe  M.  mit  vermeintlichen  K. 
sind  wahrscheinlich  verlesen,  so  bes.  die  des 
sog.  älteren  Kimon  um  450  in  Messana  usw. 
(vgl.  Z.  f.  N.  30  S.  232/3)  — ,  dann  in  der 
Zeit  von  etwa  430 — 400  v.  C,  also  als  die 
griech.  Sophistenzeit  das  menschliche  In- 
dividuum in  den  Mittelpunkt  rückt  und 
damit  auch  die  Künstlerpersönlichkeit  zu 
gesteigerter  Geltung  bringt,  zunächst  auf 
Sizilien  (Akragas,  Kamarina,  Katana,  Hi- 
mera-Thermai  [?],  Leontinoi  [?],  Messana 
[}]j  Naxos,  S3n:akus),  darin  von  rund  430 
— ^350  in  Unteritalien  (Tarent,  Herakleia, 
Metapont,  Hyde,  Pandosia,  Thurioi,  Rhe- 
gion, Terina)  und  in  Arkadien,  Kreta  (Ky- 
donia,  Aptera  und  Polyrhenion),  Rhodos 
(Z.  f.  N.  24  S.  239)  undKlazomenai;  die  hei- 
lenist. Beispiele;  <I>A  in  Eretria,  Rev.  num. 
1887  S.  212;  Z<&!Xos  bei  König  Perseus, 
Z.  f.  N.  38  S.  4/5;  A  auf  M.  Ptolemaios*  I. 
Sichere  K.  sind  zunächst  die  Beispiele 
von  Kydonia  und  Klazomenai,  wo  zum 
Namen  Nsoavio?  bzw.  ösoBoxo?  das  Wort 
ärcoCQst  hinzugesetzt  ist.  Bei  den  übrigen 
Fällen  sind  die  Umstände,  die  zur  Annalmie 
einer  KL  führen  dürfen:  unauffällige,  gleich- 
sam heimliche  Anbringung  an  versteckter 
Stelle  (auf  einem  Blättchen,  Täf  eichen  oder  ' 
RoUbande,  auf  dem  Haarband  Abb.  34, 
am  Halsabschnitt,  am  Helme,  auf  der 
Bodenlinie,  am  Sitze  [Fels,  Cippus]  usw.). 


besondere  Kleinheit  der  Buchstaben  und 
schließlich  stilistische  Übereinstinamung. 
Der  letzte  Umstand  ist  aber  zu  subjek- 
tiv, um  als  sicherer  Leitfaden  zu  dienen, 
und  die  beiden  ersten  treffen  z,  B.  gerade 
bei  einer  völlig  sicheren  K.,  nämlich  der 
mit  großen  Buchstaben  an  unversteckter 
Stelle  unter  dem  Halse  der  Nymphe 
stehenden  Aufschrift  Eöaive(TOü)  der  Syra- 
kusaner  Dekadrachmen  (Abb,  33)  nicht 
zul  Besonders  groß  wird  die  Schwierigkeit, 
wenn  es  sich  um  stark,  womöglich  gar  bis 
auf  den  Anfangsbuchstaben  abgekürzte  K. 
handelt,  wenn  mehrere  solcher  Buchstaben 
oder  Gruppen  von  solchen  sich  auf  ein  und 
derselben  M.-seite  befinden  (so  oft  in  Ta- 
rent) und  wenn,  wie  bes.  in  Tarent,  Hera- 
kleia, Metapont,  Hyele,  die  Möglichkeit 
besteht,  daß  der  betr.  Namensanfang  oder 
einer  von  ihnen  auch  den  M.-beamten  be- 
zeichnen kann,  zumal  auch  Künstler  und 
Beamter  dieselbe  Person  sein  können 
(vgl.  Num.  chron.  1889  S.  105/24,  .1917 
S.  1 76/1 89) .  Wichtig  ist  noch  bei  der  ganzen 
Frage  erstens,  daß  derselbe  Name  sich  öfter 
in  verschiedenen  Städten  findet  (dazu  vgl. 
Z.  f.  N.  24  S.  288;  Ant.  M.  Nordgriech.  I  S. 
599^)»  z.  B.  völlig  sicher  Euainetos  in  Syra- 
kus,  Kamarina,  Katana,  Terina,  Proldes  in 
Katana  und  Naxos,  Aristoxenos  in  Herak- 
leia und  Metapont,  unsicher  die  vieldeutige 
Silbe  KaX  in  Tarent  und  Herakleia  und  gar 
der  bloße  Anfangsbuchstabe  <l>  in  einem  hal- 
ben Dutzend  unterital.  Städte;  zweitens, 
daß  Vs.  und  Rs.  einer  M.  von  verschiedenen 
Künstlern  hergestellt  sein  können:  z.  B.  ist 
in  Syrakus  eine  Wagenseite  von  Eöft,  von 
den  damit  gekoppelten  Kopfseiten  die  eine 
von  Eöjx,  die  andere  von  $pÖYiWy.o?  sig- 
niert. —  V.  Sallet,  Künstlerinschr.  a.  griech. 
M.,  Berlin  1871,  dazu  Z.  f.  N.  II  S.  1—9; 
Weil,  Künstlerinschr.  d.  sicil.  M.,  Berlin 
1884;  Forrer,  Signatures  de  graveurs  sur 
les  monn.  gr.,  Brüssel  1906  (größte,  aber 
unkrit.  Stoffsammlung) ;  Head,  H.  N.»  S. 
937;  Tudeer,  Tetradr.  v.  Syrakus  der 
sign.  Künstler,  Z.  f.  N.  30  S.  i — ^292;  s. 
auch  die  betr.  Artikel  in  Thieme-Beckers 
Künstlerlexikon  und  in  der  R.  E.  Von 
Interesse  für  die  ganze  Frage  ist  bes.  die 
Diskussion  über  <i>  und  11  in  Terina  zwi- 
schen Regling,  Terina  S.  41/52,  v.  Fritze- 
Gaebler,    Nom.    I    S.  15/22,    IX    S.  54/5, 


KÜRASSIERTALER— KUFISCHE  SCHRIFT 


331 


Evans,  Num.  chron.  1912  S.  21 — 62,  Grose, 
eb.  1917  S.  176  ff. 

In  der  Folgezeit  verschwinden  für  mehr 
als  1V2  Jahrtausend  K.  auf  M.  und  m.- 
ähnlichen  Objekten.  Im  M.A.  kommen 
zwar  Aufschriften  wie  fecit  usw.  mehrfach 
auf  M.  vor  (siehe  unter  Fecit),  beziehen  sich 
aber  auf  den  Münzmeister,  wenngleich  die 
bekannteste  Aufschrift  der  Art,  Luteger 
me  fecit,  auf  Thüringer  Brakteaten  um 
1175  vielfach  auch  auf  den  Künstler  be- 
zogen worden  ist;  vgl.  unter  Luteger- 
pf ennige.  —  Als  K.  dann  wieder  auftauchen, 
geschieht  es  aus  einer  Geistesrichtung 
heraus,  die  ganz  der  der  griechischen  So- 
phistenzeit verwandt  ist,  nämlich  in  der 
ital.  Renaissance,  die  auch  das  Individuum 
in  den  Vordergrund  stellt;  noch  sind  es  aber 
nicht  die  M.,  auf  denen  wir  K.  jSnden, 
sondern  die  Medaillen;  völlig  eindeutigen 
K.  wie  opus  Pisani  pictoris,  opus  Speran- 
dei,  Franciscus  Laurana  fecit,  Marescotus 
f(ecit)  schließen  sich  der  einfache  Name 
Bartulus  Talpa,  Christophorus  Hierimia 
an,  meist  gar  nicht  an  versteckter  Stelle 
oder  in  kleineren  Buchstaben,  sondern 
groß  und  frei  als  Um-  oder  Insdirift.  Die 
Folgezeit  schränkt  diese  etwas  prahlerische 
Behandlung  der  K.  stark  ein;  sie  wird  seit 
dem  16.  Jh.  in  Italien,  Deutschland  und 
wo  immer  sonst  jetzt  die  Medaille  auf- 
tritt, meist  in  kleineren  Lettern,  oft  nur 
monogrammatisch  oder  noiit  dem  Anfangs- 
buchstaben allein,  vielfach  vertieft,  statt 
erhaben  wie  die  sonstige  Schrift,  ange- 
bracht, und  zwar  bes.  gern  am  Büsten - 
abschnitt  des  Bildnisses,  an  der  Bodenlinie 
der  figürl.  Szene.  Alles  das  hat  sich  bis 
heute  erhalten,  nur  daß,  seitdem  im  19.  Jh. 
der  Grundsatz  der  Arbeitsteilung  sich  auch 
auf  die  Ausübung  der  bildenden  Künste  — 
nicht  zu  deren  Vorteil  —  übertrug,  sich 
auch  mehrere  K.  auf  derselben  M.-seite 
finden:  mit  inv(enit)  zeichnet  gewöhnlich 
der  Verfertiger  des  Entwurfs,  mit  sc(ulpsit) 
oder  mod.  der  des  plastischen  Modelles,  mit 
fec(it)  (s.  d.)  der  Graveur,  und  öfter  tritt  mit 
dir(exit)  auch  der  Leiter  der  Prägeanstalt 
(Denon,  Loos)  hinzu;  vgl.  z.  B.  Schau -M. 
des  Hauses  Hohenzollem  1901  n.  380.  384. 
385.  430/1.  440.  443.  449.  452-  45Ö.  4Ö2. 
463  usw.  —  Auf  Münzen  zeichnen  seit  dem 
16.  Jh.  die  Münzmeister,  -pächter,  -Unter- 


nehmer, meist  mit  abgekürztem  Namen,  oft 
auch  dem  abgek.  Vornamen  dazu  (s. 
Münzmeisterzeichen);  seit  dem  17.  Jh. 
aber  treten  gelegentlich,  seit  dem  19.  Jh. 
häufig  auch  die  Stempelschneider,  meist 
mit  abgekürztem,  aber  auch  mit  vollem 
Namen,  auf  die  M.,  z.  B.  in  Deutsch- 
land im  19.  Jh.  Brandt  f.,  Brehmer  f., 
A.  V.  Nordheim,  C.  Voigt  usw.  —  Forrer, 
Biogr.  dictionary  of  medallists,  7  Bde.  Lon- 
don 1904/23;  Schlickeysen-Pallmann,  Ab- 
kürzungen auf  M.3,  Berlin  1896  und  die 
Artikel  im  Künstierlexikon  von  Thieme- 
Becker.  R. 

Kfirasslertalery  eine  talerförmige  Denk- 
münze auf  die  25 -Jahrfeier  des  preußischen 
6.  Kürassierregiments  Kaiser  Nikolaus  L 
mit  der  kaiserl.  Initiale- 1 817/1842  im 
Klranze.  S. 

Kttüsche  Schrift,  eine  Form  der  arabi- 
schen Schrift,  so  benannt  nach  der  im  J.  638 
im  *Iräk  gegründeten  Stadt  al-Küfa,  welche 
im  geistigen  und  politischen  Leben  des 
Khalifenreiches,  besonders  bis  zur  Grün- 
dung von  Bagdad  (764),  eine  außerordent- 
liche Rolle  spielte.  Im  7.  Jh.  waren  zwei 
Formen  der  arabischen  Schrift  im  Ge- 
brauch: das  Naskhi,  welches  auf  Papyrus- 
urkunden gebraucht  wurde  und  einen  run- 
den, kursiven  Charakter  hatte,  und  das 
Küfi,  welches  steif  und  eckig  war  und  auf 
Steininschriften  und  Münzen,  dann  aber 
auch  etwa  ein  halbes  Jahrtausend  lang  für 
Kor'äne  benutzt  wurde.  Es  ist  sehr  wahr- 
scheinlich, daß  diese  zwei  verschiedenen 
Formen  der  Schrift  ursprünglich  in  der 
Hauptsache  vom  Material,  das  beschrieben 
werden  sollte,  bedingt  waren.  Die  KL  hat 
große  Ähnlichkeit  mit  der  Schrift  zweier 
arabischer  Inschriften  des  6.  Jh.s  und  hat 
sich  zweifellos  aus  der  nabatäischen  Schrift 
entwickelt.  In  al-Küfa  wurde  sie  vermut- 
lich zum  ersten  Male  offiziell  gebraucht  und 
ihr  von  dieser  Stadt  abgeleiteter  Name  dann 
auf  alle  mehr  eckigen  Schriften  ausgedehnt. 

Die  älteren  muhammedanischen  M.  tra- 
gen alle  kufische  Inschriften  (Abb.  412 — 
415,  vgl.  408,  411),  weswegen  sie  auch  (vor- 
nehmlich die  des  7.— ii.  Jh.s)  kufflche 
M.  genannt  werden.  Schon  sehr  frühzeitig, 
auf  M.  seit  Beginn  des  10,  Jhs.  fing  man 
an,  die  oberen  und  unteren  Enden  der 
Buchstaben  in  allerlei  Verschnörkelungen 


332 


KURFISCHE  SCHRIFT 


auslaufen  zu  lassen.  Dieses  «coufique 
fleuri«  ist  besonders  charakteristisch  für 
die  in  Nord-  und  Ostpersien  geprägten 
M.  des  10.  Jh.s  und  für  die  M.  der  Fäti- 
miden  von  Ägypten.  (lO. — 12.  Jh.).  Im 
II. — 12.  Jh.  nimmt  die  Schrift  ganz 
phantastisch  verschlungene  Formen  an 
(Abb.  419),  und  gleichzeitig  beginnt  das 
Naskhi,  das  in  einzelnen  Münzlegenden 
schon  im  10.  Jh.  vorkommt,  auch  auf  Mün- 
zen an  Bedeutung  zu  gewinnen  und  die  K. 
S.  zu  verdrängen. 

Für  die  ältesten  Münzen  mit  ausschließ- 
lich in  Naskhi  abgefaßten  Legenden  gelten 
die  Silbermünzen  des  Almoraviden  Ali  ihn 
Jüsuf  (1106 — ^42,  Brit.  Mus.  Cat.  V  no.  60). 
Auf  den  Münzen  der  Almohaden  (Spanien 
und  Nordwestafrika,  1130 — 1269)  ist  das 
Naskhi  schon  alleinherrschend  (Abb.  422, 
423).  Unter  den  Aiyübiden  von  Ägypten 
und  Syrien  haben  die  Münzen  noch  bis 
etwa  1220  (Br.  Mus.  IV  no,  373)  eine  etwas 
eckige  Schrift,  die  allerdings  »kaum  mehr 
kufisch  genannt  werden  kann«  (Moritz,  vgl. 
Abb.  418),  aber  schon  auf  einem  Dirhem 
aus  Damaskus  1196  (Br.  Mus.  IV  no  285) 
erscheint  reine  Naskhischrift,  die  25  Jahre 
später  die  K.  vollständig  verdrängt.  Auf 
den  Münzen  der  Seldjüken  von  Kleinasien 
tritt  das  reine  Naskhi  1220  auf  (Br.  Mus. 
in  no.  118,  vgl.  Abb.  417);  viel  später  faßt 
es  im  Osten  festen  Fuß,  wo  die  Khalifen 
bis  zuletzt  (1258)  an  der  EL  festhielten,  ob- 
gleich in  Mesopotamien  schon  1 164/5  Mün- 
zen mit  Naskhischrift  geprägt  wurden  (Abb. 
416).  Unter  den  Cingiziden  und  Hülägüiden 
weisen  anfänglich  nur  die  im  Kaukasus  ge- 
prägten Münzen  in  allen  ihren  Legenden 
Naskhischrift  auf  (Br.  Mus.  VI  no.  3).  An- 
gefangen von  Oldjäitü  (1304—16),  wird  die 
K-  nur  für  das  Glaubenssymbol  benutzt 
(Abb.  421),  und  dieser  Brauch  bleibt  in 
Mesopotamien  und  Persien  im  allgemeinen 
bis  Ende  des  15,  Jh.s  bestehen  (reines 
Naskhi  in  Hisär  1468,  in  Herät  von  1470/1 
an,  in  Asträbäd  noch  1490/1  Vs.  kufisch, 
aber  schon  im  selben  Jahre  reines  Naskhi, 
in  Tebriz  1487  reines  Naskhi,  aber  1499/1 500 
und  ^soo/i  wieder  Vs.  kufisch),  wenn  auch 
schon  früher  einige  Münzen  mit  reinen 
NaskhHnschriften  vorkommen  (Bagdad, 
1392/3;  Lähigän,  Mitte  15.  Jh.s.;  Asträbäd 
1463/4). 


Im  Turkestan  wurde  bis  tief  ins  14.  Jh. 
hinein  auf  Münzen  nur  K.  angewandt  (Abb. 
419),  einzelne  Wörter  und  Legenden  wurden 
allerdings  auch  hier  mitunter  in  Naskhi 
geschrieben.  Dann  erscheinen  beide  Schrift- 
arten nebeneinander,  die  K.  meist  im  Glau- 
benssymbol (vgl.  Samar^and  1329/30,  1354, 
1382/3,  1433/4),  doch  wird  dieses  System 
hier  nicht  so  durchgängig  beobachtet  wie 
im  Persien  des  14.  Jh.s  (z.  B.  Termed  1336/ 
37,  alle  Legenden  in  Naskhi,  dagegen  Ter- 
med 1337/8,  vom  selben  T3^us,  auch  ohne 
Glaubenssymbol,  Rs.  kufisch).  Gegen  Ende 
des  15,  Jh.s  wird  die  K.  S.  vollständig  ver- 
drängt (Samarfeand  1469/70  nur  Naskhi, 
i486  wieder  Vs.  kufisch,  s.  Abb.  429),  er- 
scheint aber  vereinzelt  wieder  im  Glaubens- 
symbol auf  einigen  Münzen  des  Saibäniden 
Iskender  (1545—83)  und  des  Sultan  Sa*id 
von  Samarkand  (1567 — 72). 

Auf  den  Münzen  der  Goldenen  Horde 
herrscht  von  Anfang  an  (1266)  das  Naskhi 
vor  (Abb.  420),  Daneben  kommt  aber  die 
K.  noch  das  ganze  14.  Jh.  hindurch  vor, 
hauptsächlich  im  Glaubenssymbol  und  auf 
Münzen  von  Khwärezm  und  teilweise  von 
Guüstän.  Im  Gegensatz  zu  diesen  Ländern 
ist  im  östlichen  Afganistan  und  in  Indien 
die  Naskhischrift  schon  seit  Anfang  des 
13.  Jh.s  alleinherrschend  (J.  1201/2  und 
1205/6,  Br.  Mus.,  Sultans  of  Dehli  no.  3,  6; 
s.  Abb.  428). 

Eine  dritte,  häufig  auf  Münzen  ver- 
wendete arabische  Schrift  ist  das  Ta^life, 
dessen  sich  die  Perser  bedienen.  »Das  Cha- 
rakteristische dieser  Schrift  ist  ihre  Neigung 
von  rechts  oben  nach  links  unten«,  wobei 
mehrere  Buchstaben  langgestreckte  End- 
f ormen  erhalten.  Entstanden  ist  diese  Form 
der  runden  arabischen  Schrift  wahrschein- 
lich unter  dem  Einfluß  der  alten  persischen 
Schrift,  des  PehlewT  (Abb.  400,  407 — ^409), 
welche  in  einigen  Inschriften  dieselbe  Nei- 
gung von  rechts  oben  nach  links  unten  zeigt. 
Das  älteste  Dokument,  auf  dem  man  un- 
zweifelhafte Anfänge  zur  Ta*likbildung  er- 
kennen kann,  datiert  vom  Jahr  loio/i.  In 
Büchern  erscheint  diese  Schrift  vom  13.  Jh. 
an,  zunächst  in  solchen  poetischen  Inhalts, 
wissenschaftliche  und  religiöse  Werke  wur- 
den fast  inuner  in  Naskhi  geschrieben.  Die 
ältesten  persischen  Münzen  mit  Ta^lik- 
legenden  auf  der  Rs.  sind  vom  J.  1 609/10, 


KOGILDl— KÜNA 


333 


die  ältesten  Münzen  mit  reinem  Ta^lik  aus 
den  Jahren  1628 — 30  (Br.  Mus.  no.  34 — 35). 
Daneben  wird  fast  die  ganze  Zeit  hindurch 
auch  Naskhischrift  angewandt  (Abb.  431, 
432,  435)-  I^as  Glaubenssymbol  wird  nur 
selten  in  Ta^llk  geschrieben  (unter  Safi  I, 
1628 — 42,  dann,  nach  den  Münzen  der  Er- 
mitage zu  urteilen,  in  einzelnen  Städten 
in  den  J.  1754—1756,  1795— 1796,  1826— 
1827),  die  persischen  Verse  dagegen  immer 
(Abb.  431),  der  Stadtname  bald  in  Naskhi, 
bald  in  Ta^lik.  Von  1802/3  an  herrscht  ent- 
schieden das*Ta*lik  vor  (Abb.  434)  und  das 
Naskhi  wird  seltener,  kommt  aber  noch 
1887/8  und  sogar  1901/2  vor. 

Im  Turkestan  und  in  Indien  erscheint  das 
Ta^lik  merkwürdigerweise  auf  Münzen 
früher  und  wird  dort  regelmäßiger  ange- 
wandt als  im  eigentlichen  Persien.  Die 
älteste  Münze  mit  Ta^likschrift  ist  in 
Samarkand  1551  vom  Saibäniden  Yär  Mu- 
hammed  geprägt.  Allerdings  ist  hier,  und 
ebenso  auf  späteren  Münzen  von  Turkestan, 
diese  Schrift  nur  für  den  Emirsnamen  ge- 
braucht, während  alle  anderen  Legenden 
in  Naskhi  abgefaßt  sind.  In  Balfe  kommen 
reine  Naskhiinschriften  noch  1588  vor. 
Die  älteste  Münze  mit  reinen  Ta^lildegenden 
ist  in  Bubärä  1 784/5  geprägt.  Seit  dieser 
Zeit  gebrauchen  die  zentralasiatischen 
Khane  (Münzen  ohne  Glaubenssymbol)  auf 
ihren  Münzen  nur  Ta*lik  (Abb.  430,  433). 
Eine  Ausnahme  bilden  nur  gewisse  Kupfer- 
münzen von  IChokand,  wo  die  Seite  mit 
dem  Prägeort  in  Naskhi  geschrieben  ist. 
Auf  Silbermünzen  von  Khotan  1866/7  mit 
dem  Glaubensymbol  steht  dieses  in  Naskhi- 
schrift. 

Auf  indischen  Münzen  kommt  das  Ta*lik 
zuerst  unter  dem  Großmogul  Akbar  im  J. 
1576/7  vor  (Br.  Mus.  no.  6^,  Indian  Museum 
Calcutta  III  ns.  100),  und  zwar  wurde  es 
gleich  von  vornherein  für  beide  Seiten,  auch 
für  das  Glaubenssjntnbol,  angewandt  (Abb. 
436).  Unter  Akbars  Nachfolgern  kommt 
das  Naskhi  nur  noch  sehr  selten  vor  (Abb. 
437  mit  Ta^lik),  auf  Goldmünzen  zuletzt  in 
Kaschmir  1741/42  (Br.  Mus.  no.  973),  auf 
Kupfermünzen  noch  1817/8  (Valentine, 
Copper  coins  of  India  II  ns.  599).  Auf  den 
Münzen  der  indischen  Kleinstaaten  domi- 
niert das  Ta*lik  vollständig  (vgl.  Webb, 
Gurrendes   of   Rajputana),   nur  auf  den 


neuesten  Münzen  von  Haideräbäd  finden 
wir  wieder  Naskhischrift  (Jackson  in  BrN J. 
V  271  no.  13—16). 

In  Afganistan  haben  die  M.  Ahmed 
Shähs  (1747— 1773)  vorwiegend  Ta'lik- 
legenden,  auf  späteren  M.  kommt  das 
Naskhi  sogar  öfter  als  das  Ta*lik  vor  und 
behauptet  sich  neben  diesem  bis  in  die  aller - 
neueste  Zeit.  —  Moritz  in  Enzykl.  des  Is- 
lam I  309  ff.;  Bergsträßer  i.  Z.  d.  V.  f. 
Buchwes.  1919,  S.  9;  die  im  vorstehenden 
genannten  Münzkat.  u.  die  M.  der  Samm- 
lung der  Ermitage.  V. 

Ktlgüdi  =  Kuhgeld;  germ,  und  west- 
nordisches Geld,  Abart  des  Viehgeldes 
(s.  d.) :  eine  Kuh  von  bestimmten,  im  Ge- 
setze vorgeschriebenen  Eigenschaften  bildet 
den  grundlegenden  Wertmesser  und  an- 
fänglich auch  das  Zahlungsmittel,  das  zu 
den  schon  früh  auftretenden  anderen  Zahl- 
mitteln  (Kleiderstoffe,  Metall)  in  ein  festes 
Wertverhältnis  gesetzt  war.  —  Luschin^ 
Allg.  Mzk.a  S,  173.  R. 

Ktthplapperte  wurden  die  Berner  Plap- 
perte in  Konstanz  1458  verächtlich  genannt, 
was  den  Anstoß  zu  dem  sog.  »Plappertkrieg  « 
gab.  —  Cahn,  Konstanz  S.  275.        Su. 

Kulitreiber  oder  Königsseer  werden  die 
Schwarzburger  Groschen  von  1493  ^^ 
einem  gepanzerten  Ritter,  das  Schwert  ge- 
schultert, genannt:  »Item  die  kunigseher 
oder  kuetreiber,  so  112  uf  die  mark  geen, 
ein  kurischer  (d.  h.  Kürassier)  mit  dem 
Schwert  über  die  achsele  uf  der  ein  selten, 
uf  der  ander  ein  heim  und  unten  ein  schilt, 
darinnen  ein  lebe«  (1496).  —  Archiv  f. 
Unterfranken  XXII  S.  138 ff.;  Fischer, 
Schwarzburg  Nr.  49;  Bl.  f.  Mfr.  1904  S. 
3201  f.  Su. 

KulünStay  arabische  Bezeichnung  des 
spanischen  Piaster;  s.  Abu  Midfa^     V. 

K&aSLy  gleichbedeutend  mit  Kunica 
(Marder),  wird  1018  in  der  ältesten  russi- 
schen Chronik  und  dann  vielmals  in  dem 
ältesten  Recht  als  eine  Geldeinheit  ge- 
braucht, die  Vm  ^ij^^r  Rechengrivna  (s. 
Grivna)  bildete,  aber  nur  bis  ans  Ende 
des  13.  Jh.s,  auch  in  den  Verträgen  mit 
gotländischen  Kaufleuten.  Das  frühe 
Vorkommen  der  K.  als  Geldeinheit,  die 
Bedeutung  des  arabischen  Silbergeldes 
auf  der  Ostebene  schon  im  9.  Jh.,  wie 
auch  das  Wertverhältnis  der  K.  zu  einer 


334 


KÜNY— KUPFERGROSCHEN 


Metallgrivna  läßt  durchaus  an  eine  Münze, 
■wohl  zunächst  an  einen  Dirhem,  der 
stetig  für  ein  Marderfell  von  fremden 
Kaufleuten  den  einheimischen  Bewohnern 
gezahlt  wurde,  denken;  später  wohl  auch 
an  einen  westeuropäischen  Denar,  Am 
gebräuchlichsten  ist  der  Plural  Kuny 
(s.  d.),  auch  in  Verbindung  mit  Grivna 
(s.d.).  Vgl.  auch  Pelzwerk.  —  Mroßek, 
117— 128;  Sreznevskij,  BI,  1364.— Was  die 
sprachliche  Abstammung  des  Wortes  an- 
betrifft, so  kann  es  wohl  sein,  daß  dem 
Volksohr  die  Wortstämme  Kuna  =  Marder 
und  Kva  =  hartwerden,  nah  lagen  und 
daher  die  Identifizierung  der  Begriffe  von 
Fellen  und  Münzen  sich  rasch  einbürgerte. 

—  Vgl.  Preobraäenskij,  Etimolog.  slovar*; 
Potebn*a,  Etim.  zametki  3,  34;  auch  Tol- 
stoj,  Monety  Pskovskija,  S.  12  Anm. ;  §uga- 
jevskij  in  Staraja  moneta  191 1,  N.  8  und  9. 

B. 

Kiiny  (pl.  von  Kuna,  s.  d.),  ist  einer  der 
ältesten  Ausdrücke  für  Geld  im  Russischen, 
der  im  15.  Jh.  endgültig  verschwindet. 
Vom  12.  Jh.  an  am  häufigsten  in  Verbin- 
dung mit  Grivna  (s.  d.)  gebraucht-    B. 

Kimzenmfiiizea  war  ein  Spottname  für 
die  M.  der  Stadt  Überlingen,  die  seit  1436 
selbständig  prägte,  aber  geringer  als  die 
Stadt  Konstanz.  Kunz  =  Kater,  als  wel- 
cher der  aufrecht  schreitende  Löwe  im 
Überlinger  Stadtwappen  bezeichnet  wurde. 

—  Cahn,  Konstanz  S.  265.  Su. 
Kupangy    malaiische    Rechnungs-    und 

Münzeinheit;  s.  Pitjis.  V. 

KupeUe  (vom  französischen  Coupe,  irr- 
tümlich )>  Kapelle«),  Die  K.  ist  ein  aus  Holz 
oder  Knochenasche  oder  einem  Gemisch 
aus  beiden  bestehendes,  sich  unten  konisch 
verjüngendes  weißes  Gefäß,  dessen  Unter- 
seite glatt  und  dessen  etwa  30  hmi  im 
Durchmesser  betragende  Oberfläche  mit 
einer  mulden-  oder  napfartigen  Vertiefung 
versehen  ist  und  das  zur  Vornahme  der 
Kupellenprobe  dient  (s.  d.).  S. 

Kupellenprobe  (Feuerprobe).  Die  K. 
beruht  auf  der  leichten  Oxydierbarkeit  des 
Bleies  in  der  Hitze  und  auf  der  Eigenschaft 
der  verschiedenen  Bleioxydverbindungen, 
Sauerstoff  an  die  unedeln  Metalle  abzu- 
geben und  diese  zu  verschlacken.  Die 
Schlacke  wird  größtenteils  von  der  Kupelle 
(s.  d.)  aufgesogen,  bis  die  in  der  zu  pro- 


bierenden Legierung  enthaltenen  Edel- 
metalle allein  zurückbleiben  und  nach  Ab- 
scheidung des  letzten  Oxydhäutchens  der 
»Silberblick«  eintritt.  Um  ein  Beispiel  zu 
geben,  wählen  wir  das  frühere  preußische 
Talersilber.  Es  sei  das  Gewicht  der  zu 
probierenden  Masse  ^/a  Lot  (7,308  g); 
nach  der  Kupellation  findet  sich  ein  feines 
Korn  (Probekom),  3/8  Lot  (5,481  g)  schwer. 
Demgemäß  ist  der  Feingehalt  des  zu  pro- 
bierenden Objekts  12  Lot,  denn  in  einem 
halben  Lot  brutto  waren  s/s  Lot  fein, 
in  16  Lot  (einer  Bruttomark)  also  12  Lot 
fein.  Die  Kupellation  war  schon  den 
Römern  bekannt  (Blümner  IV,  S.  136). 
S.  auch  Kupellenraub.  S. 

Kupellenraub  ist  das  Quantum  Silber, 
das  bei  der  Kupellenpifobe  (s.  d.)  in  die 
Poren  der  Kupelle  (s.  d.)  zieht,  also  bei  der 
Feingehaltsangabe  berücksichtigt  werden 
muß.  Vor  der  Erfindung  der  »Nassen 
Probe«  (s.  d.)  kannte  man  von  dem  K.  nur 
wenig.  Im  Durchschnitt  beträgt  er  i  Grän 
auf  die  Mark,  also  etwa  0,40/0  der  zu  pro- 
bierenden Masse.  —  Schrötter,  Preußen 
1806/73,  Gesch.  I,  S.  322  ff.  S. 

Kupfer.  Kupfer,  Abkürzung:  M  und  ? 
(Aes  und  Venus),  spezifisches  Gewicht 
8,9,  wurde  im  4.  Jahrtaus.  v.  C.  in  den 
Tigrisgegenden  gewonnen  und  von  den 
Babyloniern  verarbeitet  Bei  den  Griechen 
bezeichnete  Chalkös,  bei  den  Römern  Aes 
sowohl  reines  wie  auch  mit  Zinn  legiertes 
Kupfer  (Bronze).  Aus  Afrika,  besonders 
Aethiopien,  aus  der  Sinaihalbinsel,  aus 
Spanien  kam  Kupfer  nach  Ägypten.  Bei 
den  Griechen  waren  Kypros  (daher  der 
Name)  und  Chalkis  auf  Euböa  besonders 
wichtige  Kupferproduzenten.  Wie  schon 
die  Phönizier  und  Karthager  gewannen 
auch  die  Römer  ihr  meistes  Kupfer  in 
Spanien.  Im  M.A.  wurde  K.  gewonnen  seit 
968  im  Rammdsberge  bei  Goslar,  seit  1199 
in  Mansfeld,  in  Ungarn  schon  von  den 
Römern,  dann  seit  745,  seit  1300  in  Schwe- 
den. In  der  Neuzeit  lieferten  um  1860 
Ural  und  Kaukasus  9oyo  alles  Kupfers, 
jetzt  ist  Nordamerika  das  Hauptkupferpro - 
duktionsland.  —  B.  Neumann,  Die  Metalle, 
Halle  1904,  S.  69  ff.  S. 

Kttpfergroschetu  Nachdem  die  polni- 
schen Groschen  durch  die  Münzverschlech- 
terung Sigismunds  III.  zu  ganz  Weinen  un- 


KUPFERMÜNZEN 


335 


bequemen  Billonmünzen  geworden  waren, 
wurden  zuerst  seit  1650  die  Schillinge  aus 
reinem  Kupfer  geprägt  (s.  Boratiaki). 
Diese  Kupferprägung  wurde  100  Jahre 
später  in  Gestalt  von  Groschen  und  Schillin- 
gen wiederholt,  und  zwar  in  so  umfang- 
reicher Weise,  daß  Polen  fortan  sich  immer 
mehr  einer  Kupferwährung  näherte.  Für 
Ost-,  Westpreußen  und  Posen  sind  seit  18 10 
auch  von  der  preußischen  Regierung  kup- 
ferne Dreigröscher  und  Groschen  geschlagen 
worden.  S. 

Kttpfermünzeii  benennen  wir  in  zwar 
laxer,  aber  durch  die  rhetorische  Figur  a 
potiori  leicht  zu  rechtfertigender  und  auch 
vom  Gesetzgeber  angenommener  Sprech- 
weise —  das  deutsche  M. -Gesetz  vom  9.  Juli 
1873  nennt  die  aus  95^0  Kupfer,  4%  Zinn, 
i<»/o  Zink,  also  eigentlich  aus  Bronze  be- 
stehenden M.  zu  2  und  I  Pfg.  »Kupfer  «-M. 
—  auch  die  aus  Kupfer  mit  Zusatz- 
metallen, also  bes.  die  aus  Bronze  (s.  d.) 
(mit  Zinn)  —  so  die  antiken  M.  fast  stets  — 
oder  aus  Messing  (mit  Zink)  —  so  die  Se- 
sterzen  und  Dupondien  der  röm.  Kaiserzeit, 
s.  unter  Aurichalcum  —  bestehenden  M. 
Eine  Legierung  mit  Blei  (s.  d.)  ist  wohl  nie 
vom  Gesetzgeber  vorgeschrieben  gewesen, 
sondern  nur  aus  technischen  Gründen 
(leichtere  Schmekbarkeit  der  Masse)  oder 
als  betrügerische  Manipulation  zur  Ein- 
sparung des  kostbareren  Kupfers  vorge- 
kommen, bes.  im  Aes  grave,  im  athen., 
makedon.  und  syr.-phönik.  Kaiserkupfer. 
Z.  f.  N.  26  S.  116/44.  —  Zu  K.  ging  die 
griech.  Welt  seit  dem  letzten  Viertel  des 
5.  Jh.s  über,  bes.  frühe  K.  gibt  es  z.  B. 
von  Abdera  (Ant.  M.  Nordgriech.  II 
S.  81)  und  von  mehreren  mys.  und  sizil. 
Städten;  doch  ist  die  Erforschung  der 
Chronologie  der  griech.  autonomen  K.  noch 
stark  im  Rückstande.  Jedenfalls  kommen 
in  der  i.  Hälfte  des  4.  Jh.s  die  K.  allgemein 
für  die  kleinen  Wertstufen  statt  der  bis- 
herigen durch  ihre  Winzigkeit  unprakti- 
schen, weil  unhandlichen  und  leicht  verlier - 
baren  kleinen  Silber-M.  in  Aufnahme.  Vgl. 
auch  unter  Chalkus  und  siehe  Abb.  56.  — 
Währungs-M.  aus  Kupfer  hat  es  auf  griech. 
Gebiet  im  ptolem.  Ägypten  gegeben,  wo 
schon  das  Vorkommen  einer  Wertstufe  von 
über  90  g  (=  I  ägypt.  Beben  ?  =  4  Obolen?) 
auf  diese  Annahme    führt    und   die  Pa- 


pyrusquellen, die  schon  seit  Ptol.  IL  von 
einer  Bpa^tiij  x^xkx.^^'^l  oder  xo^^öü,  also  einer 
Drachme  in  K.  gezahlt,  sprechen,  diese  An- 
nahme bestätigen;  zugleich  enthüllen  sie 
mit  dem  Aufkommen  eines  Agios  des 
Silbers  gegen  die  8p.  x-,  zunächst  von  2V3 
Obolen  auf  das  Tetradr.,  das  also  26^/2  0. 
Kupfergeld  statt  24  gilt,  ein  interessantes, 
aber  hier  nicht  darstellbares  Problem  (vgl. 
zuletzt  Segrfe,  Metrologia  1928  S.  268/80). 
Sonst  machen  etwa  noch  die  schweren,  ge- 
gossenen K.  von  Olbia  den  Eindruck  von 
Währungsgeld  (Ant.  M.  Nordgr.  I  Taf. 
VIII),  dann  auch  viele  schwere  und  frühe 
K.  auf  Sizilien  und  bes.  auf  Lipara  (Abb. 
50),  vgl.  Giesecke,  Sicilia  numismatica  pas- 
sim.  —  Im  nichtgriech.,  also  etrusk.  (teil- 
weise), umbr,,  lat.  und  röm.  Italien  finden 
wir,  als  man  dort  erst  Mitte  des  4.  Jh.s 
zur  Münzung  übergeht,  zunächst  über- 
haupt nur  K.,  große,  schwere  gegossene 
Stücke  (Aes  grave,  s.  d.,  Abb.  60),  aus  vor- 
münzlichem  vorgewogenem  Rohkupfer  (Aes 
rüde,  s.  d.)  entwickelt,  die  also,  weil  allei- 
nige M,,  zweifelsohne  Währungs-M.  waren, 
sich  aber  gegenüber  der  Konkurrenz  der  bei 
den  benachbarten  Griechen  längst  verbrei- 
teten Silber-M.  nicht  lange  als  solche  halten 
konnten  und  auch  durch  ständig  sinkendes 
Gewicht  des  As  (s,  d.,  Abb.  61)  das  allmäh- 
liche Hinübergleiten  in  eine  Kredit -M.  ver- 
raten. Eine  Kredit-M.  war  auch  die  nach 
langer  Prägepause  und  kurzen  Versuchsprä- 
gungen von  Augustus  neugeschaffene  röm. 
Reichs -K.,  s.  unter  Aurichalcum  und  vgl. 
Abb.  81 — 83  sowie  für  provinziale  K.  Abb. 
90,  92/3,  95/101.  Der  Zusammenbruch  der 
röm.  SillDerprägung  im  3.  Jh.,  d.  h.  das  zum 
Schluß  ganz  plötzliche  Herabsinken  des 
Antoninianus  (s.  unter  Argenteus  3)  zu 
einer  n[iit  ganz  wenig  Silber  gesottenen  K. 
(Abb.  104)  führte  bei  der  zu  geringfügigen 
Goldprägung  (s.  unter  Aureus)  zur  K, 
als  fast  einziger M.  überhaupt;  die  Reformen 
des  Diocletianus  (Abb.  107)  konnten  nur 
eine  vorübergehende  Besserung  herbei- 
führen, und  auch  die  konstantinische  (s. 
unter  Solidus)  beließ  es  neben  einer  reiche- 
ren und  dem  Großbedarf  genügenden  Gold- 
prägung (die  Silber-M.  des  4.  Jh.s  floß  fast 
ganz  nach  Britannien  ab)  für  die  Klein - 
Zahlung  doch  bei  einem  Übermaß  von 
gesottener  K.,  Abb.  109,  so  daß  das  Agio- 


336 


KUPFERPLATTEN— KURANT 


tieren,  die  Zahlung  in  vorgewogenem  Metall, 
ja  Rückkehr  zur  Naturalwirtschaft  bis  zum 
Ende  des  röm.  Reiches  kein  Ende  nahm. 
Anastasius'  Reform  von  498  n.  C.  bedeutete 
die  Einführung  einer  wirldichen,  großen  und 
handfesten,  mit  Wertzeichen  versehenen  K., 
die  für  längere  Zeit  Ordnung  schuf  (vgl. 
Segr^,  Metrologia  S.  474/77,  s.  auch  unter 
Noummion  und  vgl.  Abb.  114/5),  ^nd  an  die 
anscheinend  Johannes  I.  Zimiskes  (969/76 
n.  C.)  und  die  Nachfolger  durch  die  starke 
Prägung  großer  K.  wieder  anknüpften.  Die 
Silber-M.  dieser  Periode  liefen  freilich 
meistens  über  die  Grenze  nach  N.  und  NO. 
ab;  das  Gold  aber  wurde  so  reichlich  ge- 
prägt, daß  wesentliche  Krisen  nicht  einge- 
treten zu  sein  scheinen;  erst  als  das  Korn 
des  Goldes  sich,  fühlbar  bes.  seit  Michael 
VII.  (1076/78),  verschlechterte  und  unter 
den  Komnenen  neben  die  Schüsselmünzen 
(Scyphati,  s.  d.)  aus  gutem  Golde  solche 
aus  EL,  aus  At,  Billon  und  endlich  Kupfer 
traten,  daneben  aber  auch  kleinere,  nicht 
schüsselfönnige  wirkliche  K.  geprägt  wur- 
den, muß  im  späten  Byzanz,  dem  allgemei- 
nen Verfall  entsprechend,  alle  Ordnung  im 
M. -Wesen  aufgehört  haben:  genauer  er- 
forscht ist  alles  das  noch  nicht.  R. 

Sdt  der  Vorherrschaft  der  byzantinischen 
Münzen  in  Unteritalien  ist  Kupfergeld  hier 
immer  üblich  gewesen.  Portugal  prägte  bis 
zum  14.  Jh.  außer  Goldmünzen  nur  stark 
kupferhaltige  Billonmünzen,  reine  Kupfer- 
münzen seit  1415  (s.  Ceitil).  In  Spanien  be- 
gann die  Prägung  reiner  Kupfermünzen  am 
Ende  des  16.  Jh.s  (s.  Gruessa).  Frankreich 
prägte  seit  1575  aus  Kupfer  den  Denier  und 
double  denier  toumois,  wozu  unter  Ludwig 
XIV.  Stücke  zu  3  Deniers  und  i  Liard* 
kamen,   unter  Ludwig  XV.  der  Sol  und 
Halbsol,  bis  am  25.  Juni  1791  die  National- 
versammlung beschloß,   die  Glocken  von 
Paris  einzuschmelzen  und  aus  ihnen  2-, 
I-Sols,  6-  und  3 -Denierstücke  zu  prägen. 
In  Deutschland  hat  man  sich  außer  in 
Westfalen  erst  im  18.  Jh.  und  nur  zögernd 
zur  Prägung  von  Kupfergeld  entschlossen. 
Westfalen,  von  den  seit  dem  15.  Jh.  Kupfer- 
geld schlagenden  Niederlanden  beeinflußt 
und    durch    die    Bursarienzeichen    (s.  d.) 
daran  gewöhnt,  prägte  seit  dem  16.  Jh. 
Kupfermünzen.    Das  kupferreiche  Schwe- 
den prägte  seit  dem  30  jährigen  Kriege 


sein  schweres  Kupfergeld  (s.  Ör),  Rußland 
folgte  dem  im  18.  Jh.  (s.  Kopeke).  Sehr 
früh  wurden  Kupfermünzen  in  Irland  ge- 
schlagen. Heinrich  IV.  ließ  1460  einen 
kupfernen  Halbfarthing  oder  »Patrick«, 
0,49  g  schwer,  münzen,  der  auf  der  Vs.  eine 
Krone,  auf  der  Rs.  ein  Kreuz  zeigte,  dann 
wurden  1463  bis  1470  ganze  und  halbe 
Farthings  mit  Büste-St.  Patricks-Kreuz 
geprägt. 

England  war  wohl  das  europäische  Land, 
das  sich  zuletzt  zur  Prägung  von  staat- 
lichem Kupfergelde  entschloß,  was  sich  da- 
durch rächte,  daß,  da  der  Staat  die  Her- 
stellung der  kleinsten  Scheidemünze  ver- 
nachlässigte, diese  von  Privaten  in  willkür- 
licher Weise  ausgeführt  wurde  (s.  Token). 
Nachdem  1601  nur  Proben  angefertigt 
waren,  kam  man  1613,  1614  und  1622  zu 
halbstaatlichen  kupfernen  Va-Pennies  und 
Farthings  mit  Krone,  Zepter  und  Schwert 
auf  der  Vs.  und  gekrönter  Harfe  auf  der  Rs. 
Erst  seit  1671  wurden  rein  staatliche  kup- 
ferne y« -Pennies  und  Farthings  mit  Büste 
-  Britannia  geprägt,  2-Pence  und  Pennies 
erst  seit  Mitte  des  18.  Jh.s.  In  Schottland 
gab  es  kupferne  2-Pence  und  Pennies  schon 
1597  mit  Büste  -  3  Distelköpfe  (s.  auch 
Bawbee,  Turner).  Im  19.  Jh.  haben  alle 
Staaten  die  kleineren  Scheidemünzen  aus 
Kupfer  oder  vielmehr  Bronze  (s.  d.)  her- 
gestellt. Seit  dem  Weltkriege  werden  nur 
die  aUerkleinsten  aus  Kupfer  geprägt^ 
die  größeren  aus  Nickelbronze  oder  wie  im 
Deutschen  Reich  die  50-,  lo-  und  5-Pfennig- 
stücke  aus  Aluminiumbronze,  Je  billiger 
das  Metall  ist,  aus  dem  die  Scheidemünzen 
geprägt  sind,  um  so  achtloser  wird  mit  ihnen 
umgegangen.  Trotzdem  bis  1903  800  Millio- 
nen Stück  deutscher  Kupferpfennige  ge- 
prägt waren,  herrschte  immer  Mangel 
daran;  die  Reichsbank nphm  an,  daß  täglich 
für  300  bis  400  M.,  d.  h.  etwa  35  000  Stück,, 
davon  verlorengingen.  —  Vgl.  Grote,  Münz- 
studien IV,  Geldlehre  §  18;  über  die 
oriental.  K.  vgl  Fels.  S. 

Kiipferplatten  s.  Plattenmünzen. 

Kuran^  Kurantmilnzen,  hießen  zuerst  die 
im  Verkehr  umlaufenden  Münzen  im  Gegen- 
satz zu  dem  nur  für  den  Handel  bestimmten 
Bankgelde.  Seit  dem  17.  Jh.  aber  nannte 
man  so  das  silberne  Währungsgeld  im  Ge- 
gensatz zu  den  Gold-,   Scheidemünzen  und 


KURANTDUKAT-KURFCRST 


337 


dem  Papiergelde.  So  verstand  man  xinter 
»Preußisch  Kurant«  das  Währungsgeld 
Preußens,  die  Taler  und  deren  Teilmünzen 
bis  zum  Vö -Taler  abwäxts.  —  Das  »Lübische 
Kurant«  des  17.  und  18.  Jh.s  waren  Silber- 
münzen Hamburgs  und  Lübecks  zu  2,  i,  ^/a, 
1/4  und  ^/s  Mark,  wovon  um  1846  nur  noch 
für  31/a  Millionen  Mark  umliefen.  Daher 
mußten  im  19.  Jh.  diese  Städte  und 
Schleswig-Holstein  immer  mehr  zu  preußi- 
schem Gelde  greifen,  und  man  verstand 
bis  1856  unter  einem  alten  Kuranttaler 
eine  Rechnungsmünze  zu  3  Mark  Kurant 
oder  48  Schillingen,  während  der  allein 
umlaufende  Taler  der  »neue  Kuranttaler« 
oder  preußische  Taler  zu  40  Schillingen 
war.  —  Augsburger  Kurant,  ein  Wechsel- 
wert, war  ursprünglich,  das  heißt  seit 
1764,  der  Konventionsfuß  (s.  d.),  fiel  aber 
allmählich  vom  20-  auf  einen  20  s/ia-Gul- 
denfuß.  6  FL  bayerisch  waren  5  Fl.  Augs- 
burger Kurant.  1858  wurde  diese  Rech- 
nung abgeschafft.  S. 

Kiirantdukat  war  eine  1714 — 17  in  Däne- 
mark während  des  großen  Nordischen  Krie- 
ges im  Wert  von  2  (der  halbe  von  i)  Rigs- 
daler  Kurant  (12  und  6  Mark),  8i^/a  Stück 
aus  der  21-karätigen  Mark,  geprägte  Gold- 
münze, die  aber  wie  jede  andere  Kriegs - 
münze  nach  dem  Kriege  bald  (auf  11  und 
SVa  Mark)  herabgesetzt  werden  mußte.  Ein 
halbes  Jahrhundert  später  wurde  bei  der 
schwierigen  Wirtschaftslage  zu  Friedrichs  V. 
Zeit,  besonders  während  der  Kri^svor- 
bereitungen  zur  Abwehr  des  Angriffes  auf 
Dänemark  1762  durch  Karl  Peter  Ulrich 
von  Holstein-Gottorp,  und  da  infolge 
der  Kriege  Friedrichs  des  Großen  von 
Preußen  der  Preis  des  Silbers  stieg,  die  Aus- 
münzung ■  des  Kurantdukaten  zu  12  Mark 
dänisch,  75  Stück  aus  der  21  Karat  feinen 
Mark,  wieder  aufgenommen  und  in  be- 
scheidenem Maß  unter  Christian  VII.  fort- 
gesetzt. W. 

Kuranttaler  war  eine  Rechnungsmünze 
des  Niederrheinischen  Kreises  im  17.  Jh., 
seit  1624  zu  78,  seit  1658  zu  80  Albus, 
später  zahlbar  in  Sorten  des  Zinnaischen, 
dann  Leipziger  Münzfußes  (i  K.  =  80 
Albus  =  1^2  Zweidrittelstücke).  Ob- 
gleich der  Kreis  ihn  1688  und  1715  ver- 
bot, hielt  die  Stadt  Köln  noch  im  18.  Jh. 
zähe  an  ihm  fest,  und  zwaj:  in  dem  alten 

WQrterbuob  der  Mitaukimdfi. 


Werte  von  7S  Albus.  —  Noß,  Köln  IV, 
S.  206,  219,  268,  282,  387;  Schrötter, 
Brandenburg,  Gesch.,  S.  335  f.  —  Über 
den  lüb.  K.  vgl.  unter  Kurant.  S. 

Kureten  (griech.  KoopYjts?)  sind  die 
Wächter  des  von  der  Rheia  geborenen  Zeus- 
kindes,  um  das  sie  in  einer  Grotte  auf  Kreta 
einen  lärmenden  Waffentanz  aufführen, 
damit  sein  Vater  Kronos  nicht  das  Geschrei 
des  Kindes  höre  und  es  wie  seine  früheren 
Kinder  auffresse.  So  erscheinen  die  K. 
allein  oder  mit  Mutter  und  Kind  auf  kaiserl. 
M.  von  Kreta,  die  Mutter  hier  mit  der  Bei- 
schrift  AixTüwa  Kpr^iaiv,  femer  kommen 
ähnliche  Bilder  auf  kaiserl.  M.  kleinasiat. 
Städte  vor  (Magnesia  am  Mäander,  Ak- 
monia  —  einer  der  K.  hieß  Akmon  — , 
Seleukeia  Kilik.  usw.) ;  oft  ist  nicht  zu  unter- 
scheiden, ob  das  Zeusldnd  oder  das  Dio- 
nysoskind gemeint  —  die  K.  wären  dann 
besser  Korybanten  (s.  dort)  zu  nennen  — 
und  ob  die  das  ELind  hütende  Frau  die 
Mutter  Rheia  oder  die  Hüterin  Adrasteia 
ist.  —  Poemer,  De  Curetibus  et  Coryban- 
tibus  1913;  R.  E.  XI  S.  2202.  R. 

Kurrärst  (elector)  ist  ein  deutscher  Fürst, 
der  als  Inhaber  eines  Erzamtes  das  Recht 
hatte,  den  deutschen  König  zu  wählen.  Es 
waren  ihrer  sieben.  Drei  geistliche:  die 
Erzbischöfe  von  Mainz,  Trier  und  Köln  und 
vier  weltliche :  der  Pfalzgraf  bei  Rhein,  der 
Herzog  von  Sachsen -Wittenberg,  der  Mark- 
graf von  Brandenburg  imd  der  König  von 
Böhmen  (endgültig  seit  1289).  Dieses  Kol- 
legium ist  im  13.  Jh.  entstanden  und  hat 
sich  1257  das  erste  Mal  bei  der  Wahl 
Richards  v.  Cornwallis  betätigt.  Festgelegt 
wurde  seine  Einrichtung  durch  die  goldene 
Bulle  Karls  IV.  vom  J.  1356. 

Die  Kur  v.  Sachsen  ging  1423  auf  den 
Markgrafen  v.  Meißen  über  und  1547  von 
der  emestinischen  auf  die  albertinische 
Wettinerlinie;  die  Kurv.  Pfalz  1623  auf  den 
Herzog  v.  Bayern,  1648  wurde  eine  neue 
pfälz.  Kur  als  8.  eingerichtet,  1708  einehan- 
nov.  Kur  als  9.  Die  beiden  Kurwürden  von 
Pfalz  und  Bayern  wurden  1778  vereinigt. 
1803  wurden  durch  den  Reichsdeputations- 
hauptschluß zu  Regensbui^  die  Kur- 
fürstentümer Trier  u.  Köln  aufgehoben,  an 
Stelle  von  Mainz  trat  das  neuerrichtete 
Kurfürstentum  Regensburg  mit  der  Erz- 
kanzlerwürde, außerdem  schuf  man  4  neue 


338 


KURFCRSTENPFENNIG— KYBELE 


weltliche  Kurfürstentümer:  Hessen-Kassel, 
Baden,  Württemberg  u,  Salzburg.  Der 
Titel  eines  K.  lautete:  Sacri  Romani  Im- 
perii  Elector  (S.  R.  I.  E.)  =  des  Heiligen 
Römischen  Reichs  Kurfürst.  »Elector«  er- 
scheint nach  Mader,  Krit.  Beitr.  IV  S.  174  ff. 
zuerst  a.  d.  M.  Friedrichs  L  v.  Brand.     Su. 

Kurturstenpfennig.  Der  K.  wurde  1609 
von  den  vier  rheinischen  Kurfürsten  ge- 
schaffen, als  sie  die  Unmenge  der  schlechten 
kleinen  Münzen  beseitigen  wollten.  Indem 
man  den  neuen  K.  sehr  fein  machte  (Fein- 
gew.  0,09  g)  —  drei  galten  vier  alte  Pfen- 
nige — ,  wollte  man  ihr  Zuvielmünzen  ver- 
hindern, übersah  aber,  daß  durch  die 
großen  Münzkosten  dieses  zu  feinen  Klein- 
geldes (s.  Scheidemünze)  dessen  Prägung 
ohne  Zuschüsse  unmöglich  war;  sie  dauerte 
nur  einige  Jahre.  Die  K.  tragen  über  dem 
gevierten  Schilde  Mainz,  Trier,  Köln,  Pfalz 
den  Anfangsbuchstaben  des  prägenden 
Kurfürstentums,  z.  B.  die  trier.  ein  T.     S. 

Klirhttt  ist  eine  rote  Mütze  m.  aufge- 
stülpter Krempe,  die  auf  der  nach  außen 
sichtbaren  Innenseite  m.  Hermelin  besetzt 
ist.  Der  K.  kommt  auf  M.  seit  dem  17.  Jh. 
vor.  Su. 

Kurrent  wurde  in  den  sächs.  Herzog- 
tümern bis  1841  die  Scheidemünze  genannt; 
ein  Taler  i^^/a  Groschen  K.  war  =  ein  Taler 
Konventionsgeld.  —  Klimpert  S.  193.     S. 

Kttfs  und  Kurswert  s.  unter  Münzwert. 

Kurdve  Schrift  s.  unter  Schrift. 

Kurfir  sCrore,  indische  Rechnungsein- 
heit; s.  Lak. 

KiiBmunze  s.  Bajoire. 

KuBtaler  ist  eine  angeblich  auf  den  1593 
begangenen  Ehebruch  der  Gemahlin  Jo- 
hann Kasimirs  von  Coburg,  Anna,  ge- 
schlagene Spottmünze.  Die  Herzogin  wurde 
nach  der  Scheidimg  zunächst  in  einem 
Kloster  interniert.  Die  Vs.  zeigt  ein  sich 
küssendes  Paar  mit  der  Umschrift:  »Wie 
küssen  sich  die  zwei  so  fein«,  die  Rs.  eine 
Nonne  mit  der  Umschrift:  »Wer  küßt 
mich  armes  Nunnelein?  «  —  Köhler,  Münz- 
bel.  XIV,  S.  25—32  mit  Abb.  S. 

Kttttenpfentiige  werden  die  ehemaligen 
Soester  Denare  der  Erzbischöfe  von  Köln 
und  ihre  Nachprägungen  genannt.  Der 
Name  entstammt  einer  Aufzeichnung  des 
städtischen  Archivs  in  Soest  aus  dem  Aus- 
gang des  15.  Jh.s  und  ma^  den  Pfennigen 


mit  den  Gestalten  der  Eb.  im  Gegensatz 
zu  den  städtischen  Münzen  beigelegt  worden 
sein.  Das  als  Schimpfwort  gebrauchte  Wort 
]^Kutte«  hat  seine  Bedeutung  beim  rohen 
Volk  verengt  auf  eine  Bezeichnung  der 
weiblichen  Scham,  und  so  haben  schon  vor 
Jahrzehnten  wegen  des  noch  unerklärten 
Soester  Münzmals  westfäl.  Münzsammler 
die  Münzbezeichnung  auslegen  zu  müssen 
geglaubt.  Menadier  sieht  in  diesem  Münzmal, 
einer  ovalen  Figur,  deren  Seiten  vielfach 
parallel  laufen  und  die  gewöhnlich  oben 
offen  ist,  ein  Zufallsgebilde  eines  Soester 
ungeschickten  Stempelschneiders,  das  die 
späteren  Soester  als  keimendes  Saatkorn 
aufgefaßt  und  fortgebildet  hätten,  um 
ihre  Denare  den  nachgeschlagenen  Kölnern 
gegenüber  kenntlich  zu  machen. 

Die  ältesten  Soester  Pfennige  mit  Kreuz 
u.  Kugeln  in  den  W.  zeigen  das  Münzmal 
als  einen  oder  drei  von  einer  Kugel  aus- 
laufende Stränge;  dann  sind  es  zwei,  die 
geschweift  oder  parallel  und  schließlich 
elliptisch  laufen.  Später  fällt  die  Kugel 
an  den  Strängen  fort,  und  das  so  entstan- 
dene Zeichen  erscheint  allein,  nachdem  die 
Kreuzrs.  verschwunden  ist,  in  dem  Portal 
einer  Kirche. 

Diese  Soester  Pfennige  sind  von  den 
Bischöfen  v.  Paderborn,  Münster  und  Osna- 
brück, den  Äbten  v.  Corvey  und  den  Grafen 
v.  Stemberg  nachgeahmt  worden.  — Mena- 
dier, »Geseke  und  Soest«  im  Sammler 
1922  Heft  2  S.  22 — 26,  Su. 

Kwarty  Kwartje  (niederländisch  =  1/4) 
wird  das  dortige  25 -Centstück,  weil  =  1/4 
Gulden,  genannt  S. 

Kwartniky  die  Hauptmünze  Polens  von 
der  Mitte  des  14.  Jh.s  an  auf  fast  200  Jahre. 
K.  bedeutete  V4-Skot  oder  y^-Groschen. 
Die  Kwartniki  Kasimirs  IIL  (1333 — 1370) 
zeigten  den  thronenden  König-Adler,  die 
folgenden  Krone-Adler  (Abb.  318).  In 
Polen  hießen  die  K.  auch  Halbgroschen 
(Polgrosze).  S.  auch  Trzeciak.  —  Kirmis, 
S.  18  ff.;  Gumowski,  S.  169  ff.  S. 

Kyat  s.  Tikal. 

Kybele,  lat.  Mater  deum  magna  oder 
kürzer,  ist  die  große  phryg.,  dann  griech.- 
röm.  Mutter-,  Erd-  und  Berggöttin,  auf 
M.  so  häufig,  daJB  ein  Überblick  in  diesem 
Rahmen  nicht  möglich  ist.  —  R.  E.  X 
S.2250;  Head,  H.  N.^  S.9SI;  Bemhart, 


KYIZI— KYZIKENER 


339 


Handbuch  S.  58/9;  Nom.  VIII  S.  16/8; 
Rev.  num.  1885  S-  34/48.  R. 

KySzi,  eine  Art  kupferner  Trommel  der 
Karenni  von  Birma,  die  als  Zahlungsmittel 
gebraucht  wird.  —  Temple  in  I.  A.  26, 
S.  287.  V. 

Kymbalon,  griech.  xüiißoXov  (meist  im 
Plur.  xüfxßaXa),  metallene  Becken,  die  an- 
einandergeschlagen  eine  lärmende  Musik 
hervorbringen,  bes.  im  Dienste  des  Diony- 
sos und  der  Kybele  gebräuchlich;  auf  M. 
von  Laodikeia  Phryg.  hängen  daher  zwei 
K.  mittels  Riemen  an  einem  Pedum  neben 
Cista  mystica  und  Silensmaske,  Imhoof, 
Kl.  M.  Taf.  IX  I.  R. 

Kyrios,  griech.  xupioc  =  Herr  (lat.  domi- 
nus, Anrede  des  Sklaven  an  seinen 
Herrn),  für  den  röm.  Kaiser  auf  Papyri  und 
Inschriften  seit  Traianus  und  Hadrianus 
gebraucht,  auf  griech.  M.  aber  später  und 
selten:  uiÄp  vtxir]?  tü>v  xopio>v  21s(ßacSTü)v), 
Kaiser  Marcus  und  Verus,  auf  mesopotam, 
Drachmen;  eötoj^coc  xoic  xopioi?  in  Niko- 
polis  am  Istros,  Zeit  des  Severus,  ek  ateva 
tobe  xüptoüc  in  Kaisareia  Kapp,  und  Tarsos 
und  mit  Zusatz  von  hi  dYa&cj>,  etwa  = 
feliciter,  in  Pautalia  und  Philippopolis, 
SexaenrjpW  xopioo  in  Alexandreia  Äg.  (Gal- 
lienus).  —  N.  Z.  58  S.  43;  Joum.  int.  I 
S.  451/65.  —  Auf  byz.  M.  und  bes.  Blei- 
siegeln  erscheint  K.  =  Christus  oft  in  der 
Wunschformel  X,  ßoTJOsi  u.  ä.  Abb.  118.     R. 

Kyzikener  (griech.  ötatJ^p  KoCixyjvo?), 
wichtigste  Blaßgold-M.  des  6. — 4.  Jh.  v.  C, 
von  Kyzikos  geprägt,  das,  auf  einer  am  Süd- 
uf  er  des  Marmara-Meeres  liegenden  Halbin- 
sel gelegen,  lange  Zeit  der  Umschlageplatz 
für  das  pontische  Getreide  war  und  für  die 
Bezahlung  dieses  Getreides  die  K.  prägte, 
wie  ihr  Hauptfundgebiet  —  Südrußland, 
Rumänien,  Bulgarien  —  ohne  weiteres  be- 
weist. Sie  wiegen  rund  16  g  (es  ist  der  sog. 
Phokäische  M.-fuß,  s.  d.),  sind  im  Schrot 
recht  regelmäßig,  im  Korn  aber  nicht  (32 — 
520/0  Gold),  werden  von  Xenophon  als 
Monatssold  eines  griech.  Schwerbewaffne- 
ten erwähnt  und  kommen  auch  sonst  in 
Schriftquellen  des  5. — ^3.  Jh.s  als  eine  in 
Athen,  Delos,  Olbia,  der  Krim  häufige  Sorte 
vor,   gelegentlich  auch  ihre  Sechstel,   die 


KoCtxr^voü  xpujyfoü  Ixxai  (s.  unter  Hekte). 
Die  erhaltenen  Stücke,  Stateren  und  y« 
(Hekte),  V«  (Hemihekton),  V24  (Myshemi- 
hekton),  1/48,  aus  der  Zeit  von  etwa  600 — 
330  V.  C,  tragen  keinen  Stadtnamen,  und 
auch  das  Stadtwappen,  der  auch  von  einem 
Relief  als  solches  bekannte  Thunfisch,  er- 
scheint fast  nie  als  Typus,  sondern  nur  als 
Beizeichen,  während  die  Typen,  anschei- 
nend jährlich  wechselnd,  alle  möglichen 
Gottheiten,  mytholog.  Personen  und  Sze- 
nen, Fabelwesen,  Tiere,  Geräte  zeigen; 
unter  ihnen  sind  sowohl  die  ältesten  Kopien 
nach  Werken  der  großen  Kunst  (Tyrannen- 
mördergruppe, Abb.  36,  Kekrops  und  Gaia 
mit  dem  Erichthoniosknaben)  wie  auch  die 
ältesten  menschlichen  Bildnisse,  und  zwar 
von  (unbekannten)  Privatpersonen  (vgl. 
Num.  chron.  1925  S.  10),  endlich  wohl  auch 
Kopien  nach  Münzbildern  anderer  Städte. 
Auf  der  Rs.  ist  stets  nur  das  Quadratum 
incusum.  Weder  der  Perserkönig  noch  der 
dem  Münzrecht  der  Bundesgenossen  miß- 
günstige attische  Seebund  haben  die  K. 
angetastet;  erst  die  Massenausprägung 
reinen  Goldes  durch  Philipp  IL  und  Alex- 
ander den  Gr.  haben  sie  aus  dem  Felde 
geschlagen.  —  Im  Kurse  galt  der  K.  zur 
Zeit  Xenophons  (Anab.  V  6,  23;  VII  3,  10 
vgl.  mit  I  3,  21)  einem  goldenen  Dareikos 
gleich,  was  auf  eine  Abschätzung  seines 
Goldgehaltes  auf  etwa  48^/3  %  führt,  und 
somit  in  Athen  =  25  Drachmen,  bei  dem 
sinkenden  Goldwert  im  4.  Jh.  etwas  weni- 
ger; in  Pantikapaion  galt  er  nach  einer 
Notiz  bei  Demosthenes  (XXXIV  23)  28 
(dortige?)  Silber-Drachmen,  in  Olbia  nach 
einer  Inschrift  (Dittenberger  SyU.3  218; 
vgl.  Schmitz,  Ein  Gesetz  der  Stadt  Olbia, 
Freiburg  i.  B.  1925)  ==  loVa  oder  iiV» 
dortige  Silber-Stateren.  —  Die  griech. 
Lexikographen  verstehen  unter  K.  axarfip 
den  Silberstater  rhodischen  Fußes,  wie 
ihre  Münzbeschreibung  zeigt  (weiblicher 
Kopf  auf  der  Vs.,  Löwenkopf  auf  der  Rs.), 
und  worauf  sich  auch  ein  Gewichtsstück 
(Rev.  num.  1856  Taf.  I2)  mit  Ki>Ci(xTQviv) 
8io(TaT7jpov)  von  29,85  g  bezieht.  —  R.  E. 
XII  S.224;  Nom.  VII;  Regung,  M.  als 
Kunstwerk  S.  51.  82.  89/91;  Num.  chron.. 
1925  S.  lo/i.  R. 


340 


L— LAK 


L. 


L,  ägyptisches  Jahreszeichen,    s.  Datie- 
rung und  Abb.  92. 

L,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Ba- 
yonne. 

£,  englisch,  Abkürzung  für  Livre  Ster- 
ling; s.  Pfund  Sterling. 
.  Labarum,  ein  röm.  Vexillum  —  d.  h.  ein 
Feldzeichen  mit  einem  am  Schafte  mittels 
einer  Querstange  befestigten  viereckigen 
Tuche  — ,  an  dem  auf  oder  über  dem  Tuche 
das  Kreuz  oder  das  Monogramm  Christi  * 
angebracht  war,  Abb.  109;  zur  Anbringung 
desselben  -ward  Constantinus  I.  auf  dem 
Feldzuge  gegen  Maxentius  312  n.  C.  durch 
ein  Traumbild  veranlaßt.  Auf  M.  erscheint 
es  so  von  Constantinus  I.  bis  Priscus  Atta- 
lus;  auch  das  umstrahlte  Kreuz  auf  byz.  M. 
(Joum.  int.  II  S.  379)  wird  auf  jenen 
Traum  Constantins  bezogen.  —  R.  E. 
XII  S.  240.  R. 

Labaye,  Labbaye,  Labage  wird  als  num- 
mus  epularis=Eßpfennig,  Gastmahlpfennig 
erklärt.  Der  Name  konmit  für  brabanti- 
sche  Groschenmünzen  vor.  Eine  Labaye 
wird  als  1/4  Groot  gerechnet.  Sie  wurde  von 
Johanna  und  Wenzeslaus  (1355 — 1405) 
1383  in  Löwen  im  Gewicht  von  0,70  g  ge- 
prägt und  dann  als  doppelte  Labaye  von 
Philipp  von  St.  Paul  1429  zu  4  d.  6  gr. 
fein,  zu  84  Stück  auf  die  Mark  Troy  von 
244,75 — 246,14  g,  also  ein  Stück  von  2,91  g 
Rauhgew.  u.  von  1,88  g  Feingew.  Auch 
Botdrager  und  Roosebeker  werden  Labayen 
bzw.  Doppellabayen  genannt.  —  Tijdschrift 
XI  S.  207  ff.;  de  Witte,  Brabant  I  S.  145, 
151,  162  nr.  407,  S.  178,  S.  204  f.,  S.  206  f. 
nr.  457.  Su. 

Labtys  =  die  Doppelaxt  (s.  d.). 
Labjrrllith,  nach  der  griech.  Sage  (das 
ägypt.  .L.  geht  uns  hier  nichts  an)  ein 
Riesenbau  mit  Irrgängen  bei  ICnossos, 
Wohnsitz  des  Minotauros;  die  Sage  ist  wohl 
entstanden  aus  wirklichen  minoischen  Pa- 
lastbauten, wie  sie  in  Überresten  erhalten 
sind;  der  Name  scheint  aus  Labrys  = 
Doppelaxt  (s.  d.),  die  gerade  in  den  Ruinen 
von  Knossos  eine  große  Rolle  spielt,  und 
^<Jer  Endung  -inth  gebildet.  Auf  M.  von 
Knossos  findet  sich  das  L.  sehr  häufig, 
zuerst  in  Kreuzform,  aus  einem  mäander- 
artig erweiterten  Hakenkreuz  (s.  d.)  ent- 


wickelt, dann  als  viereckiger  (Abb.  31 ;  wohl 
aus  der  ägypt.  Hieroglyphe  für  »Palast« 
entwickelt)  oder  aus  einer  kreisförmig 
zusammenlaufenden  Spirale  bestehender 
Grundriß  eines  »Irrgartens«;  auf  anderen 
Stücken  weist  ein  einfacher  Mäander  als 
Umrahmung  des  M.-bildes  nach  Analogie 
att.  Vasenbilder  gleichfalls  auf  das  L.  hin. 
—  R.  E.  XII  S.  312/26;  A.  J.  N.  49  S.  168; 
Anson,  Greek  coin  types  VI  Taf.  XIII  f. 

R. 

Lätimdein-y  Lamm-  oder  Neujahrsduka- 
ten  waren  die  seit  1700  geprägten,  zu  Neu- 
jahrsgeschenken  bestimmten  Nürnberger 
Dukaten  mit  dem  Lamm  Gottes  auf  der 
Erdkugel  auf  der  Vs.  und  dem  Nürnberger 
Schilde  oder  einer  Taube  über  zwei  Schilden 
auf  der  Rs.  Es  gab  Stücke  zu  2,  i,  V«,  ^U, 
^/Sj  ^/i6  und  ^/32  Dukaten  (s.  Linsendukaten). 

S. 
•  Laetitia,  lat.  =  die  Freude,  Aufschrift 
(L.,  L.  Aug.,  fundata,  publica,  temporum) 
auf  röm.-kaiserl.  M.  zu  einer  Frau  mit 
Kranz  und  Anker  (Füllhorn,  Steuer,  Zepter 
usw.)  oder  zum  (Getreide)  schiJBP,  zu  einem 
Schiff  mit  wilden  Tieren  (Severus;  vgl. 
Dio  76,  I,  4);  da  jene  Gestalt  mit  anderer 
Legende  nicht  vorkommt,  wird  es  doch 
wohl  die  freilich  sonst  nicht  belegte  Per- 
sonifikation der  L.  sein.  —  R.  E.  XII 
S.  448;  Bernhart,  Handbuch  S.  92;  Rev. 
num.  1907  S.  355/61-  R. 

Lagobolon,  griech.  eigtl.  =  Hasenstab; 
s.  unter  Pedum.  R. 

.  Laky  altindische  Rechnungseinheit  mit 
der  Bedeutung  100  000.  *Omari  (14.  Jh.) 
unterscheidet  den  Lak  Akhmar  (roter  L.) 
=  icx)OCK>Goldtanka  und  den  Lak  Abya4 
(weißer  L.)  =  100  000  Silbertanka.  Ibn 
Batüta  (III  106,  rv  49)  zufolge  war  i  Lak 
—  lOOOOO  Silberdihäre  =  10  000  Gold- 
dinäre  (s.  Tanka).  100  Lak  =  i  Koti, 
muham.  Kurür,  jetzt  Crore.  In  Kashmir 
ist  unter  LakSa  eine  Sunune  von  100  000 
Dinara  zu  verstehen.  —  Notices  et  extraits 
XIII  211;  Sauvaire,  J.  As.  7.  ser.  19,  35; 
Rhys  Davids,  On  the  ancient  coins  of 
Ceylon  11 ;  Weber,  ZDMG.  15,  136;  M.  A, 
Stein,  NChr.  1899,  128,  135.  V. 

Heute  ist  das  Lak  ein  ostindischer  Wert- 
begriff von  100  OCX)  Rupien  (s.  d.).  25  Lak 


LAMMEN— LANDGRAF 


341 


oder  21/2  Millionen  Rupien  machen  ein 
Areb,  loo  Lak  oder  10  Millionen  Rupien 
ein  Crore.  S. 

Lammen,  goude,  sind  große  und  kleine 
goldene  Münzen  von  Johann  II I.  v.  Bra- 
bant  (1312 — 1355)  u.  a.  geschlagen.  Es 
ist  der  niederländische  Name  für  Moutons 
u.  Aignels.  Die  großen  wurden  dann  nur 
noch  in  Geldern,  Hennegau  u.  Holland  ge- 
prägt, die  kleinen  Aignels  in  einer  ganzen 
Reihe  von  Territorien,  (s.  Mouton).  —  v.  d. 
Chijs,  Brabant  u.  Limburg  S.  69.       Su. 

Lampadedromia  =  Fackellauf,  d.  h.  ein 
Wettlauf,  auch  zu  Pferde,  mit  einer  ange- 
zündeten Fackel,  meist  zu  kultl.  Zwecken 
und  in  der  Form  eines  Stafettenlaufes 
stattfindend;  s.  unter  Fackel.  R. 

Lampsakener  heißen  im  Altertum  zwei 
verschiedene  Stateren -Arten  der  Stadt 
Lampsakos,  nämlich  l.  die  XP^^o"^  aratr^pec 
Aa|n{;axY]voi  attischer  Bauinschriften  v.  J. 
434  V.  C.  und  den  folgenden  Jahren, 
I.  G.  I  n.  301 — ^311,  einkassiert  viel- 
leicht 447  v.  C.  Diese  sind  aus  Blaßgold 
(Elektron)  und  haben  das  Vorderteil  des 
geflügelten  Seepferdes  auf  der  Vs.,  ein 
Quadratum  incusum  a.  d.  Rs.  (Abb.  20)  und 
zerfallen  zeitlich  in  drei  Gruppen;  die  eine 
'^^  I4j99 — iSiSÖ  g  ^Jid  zwei  diagonal 
gegenüberliegende 'Viertel  des  Quadr.  ine. 
sind  bes.  stark  vertieft,  sie  fällt  525 — 500 
V.  C;  die  andere  wiegt  13,85 — 14,15  g  und 
gehört  in  die  Bundesmünzen  (s.  d.)  des  gegen 
Dareios  aufständigen  Städtebundes  500 — 
494  hinein;  die  dritte  fällt  in  die  Mitte  des 
5.  Jh.s,  wiegt  wieder  14,96 — 15,33  g  wie 
die  erste  und  hat  das  Bild  der  Vs.  im  Wein- 
laubkranz und  als  Beiz.  Buchstaben.  — 
Baldwin,  The  El.  coinage  of  Lampsakos, 
New  York  1914  und  die  unten  zitierte 
Schrift  ders.  Verf.  S.  1—8;  Num.  Lit.  Blatt 
1922  S.  1852!;  R.E.  XII  S.  589. 

2.  Die  zweite  Staterensorte,  in  zwei  the- 
ban.  Inschriften  vorkommend  (L  G.  VII 
n.  2425  nennt  zweimal  einen  ötotr^pa  Aaji- 
f^axTjyhy  YjftxsoZy]  n.  2418  v.  9  XP^^^^ 
Aafiipaxavtt)  öt[aTetpac],  v.  21/2  (TraTe^3a[c 
XPüGrwü]«  Aa[it|^axavc&c),  als  Subsidien  von 
Byzanz  an  Theben  im  3.  heil.  Kriege  355 
— 346  V.  C.  gezahlt,  sind  Goldstateren,  i.  D. 
8,4  g  schwer,  also  wie  derDareikos,  mit 
ständig  wechselndem  Vs.-bild  (im  ganzen 
jetzt  41  verschiedene,  anfangs  figürliche, 


dann  Köpfe;  darunter  sind  Kopien  nach 
Werken  der  großen  Kunst  und  nach  frem- 
den M.-bildern  wahrzunehmen  [Regling, 
M.  als  Kunstwerks. 91])  und  dem  halben 
Seepferde  auf  der  Rs.,  von  etwa  390 — ^330 
v.  C.  reichend  (Abb.  37).  —  Baldwin, 
Lampsakos,  the  gold  staters,  silver  and 
bronze  coinages,  A.  J.  N.  53  Teil  3,  1924; 
R.  E.  XII  S.  590.  R. 

Landesnameti  zur  Bezeichnung  des  Trä- 
gers der  M.  -hoheit  sind  im  Altertum  äußerst 
selten,  da  diese  Rolle  meist  der  Einwohner- 
name einer  Stadt  oder  seltener  der  Name 
eines  Volkes  spielt  (vgl.  unter  Ethnikon, 
Ktetikon);  doch  kommt  der  L.  bei  man- 
chem Koinon  (s.  d.)  vor,  sowohl  als  M.-herr 

—  z.  B.  xoivbv  'ApiJLsvtaj,  Bei&ovfac  —  wie 
auch  als  Bezeichnung  der  gemeinsamen 
Spiele  (s.  d.)  des  Landes  (Beispiele:  Head, 
H.  N.»  S.  947),  wo  dann  eine  Stadt  die 
Trägerin  der  M. -hoheit  ist.  —  Der  Staats - 
name  der  Römer  erscheint  in  der  Formel 
SPQR  (s.  d.),  dann  in  der  Aufschrift  prin- 
cipi  imperii  Romani  (Maxentius;  Benüiart, 
Handbuchs.  219)  und  im  Titel  desVabal« 
lathus  VCRIM  D(ux)  R(omanorum)  (s.  d.). 

—  Dazu  begegnen  L.  oft  als  Beischrift  zur 
dargestellten  Personifikation,  wie  AE- 
GYPTVS,  AFRICA  usw.,  s.  unter  Geo- 
graph. Personifikationen;  vgl.  fürM.A.  u. 
N.  Z.  unter  Titel.  R. 

Landgraf  (comes  provincialis,  c.  pro- 
vinciae,  c.  regionarius,  c.  regionis,  c.  pa- 
triae, c.  principalis,  magnus  comes).  Nach 
der  überwiegenden  Ansicht  der  Rechts- 
historiker ist  L.  nur  ein  Titel,  kein  Amt, 
eine  Auszeichnung  für  die  Grafen,  die  trotz 
der  Auflösung  der  Gauverfassung  im  we- 
sentlichen im  Umfang  ihres  alten  Amts- 
bezirkes die  gräflichen  Befugnisse,  zumal 
die  hohe  Gerichtsbarkeit,  behauptet  hat- 
ten. Diese  Auffassung  mag  für  die  schon 
im  12,  Jh.  vorkommenden  Landgrafen  des 
Ober-  und  Unterelsaß  (Sundgau  und  Nord- 
gau), des  Albgaues  oder  von  Stühlingen  und 
den  Landgrafen  Heinrich  v.  Heiligenberg 
im  Linzgau  stimmen,  aber  nicht  für  den 
Landgrafen  von  Thüringen,  der  seit  11 29 
unter  diesem  Titel  und  schon  seit  dem 
II.  Jh.  wiederholt  unter  dem  eines  comes 
de  Thuringia  vorkommt.  Anfangs  wird  der 
Titel  bald  diesem,  bald  jenem  thüringischen 
Grafen  beigelegt,  so  Hermann  v.  Winzen- 


342 


LANDMONZEN— LARES 


bürg,  nach  dessen  Ächtung  1130  er  auf  ; 
Grraf  Ludwig  den  Jüngeren  fiel  und  in  seiner 
Familie  bis  zu  ihrem  Aussterben  1247  blieb. 
Diese  Landgrafen  von  Thüringen  waren 
nämlich  den  übrigen  thür.  Grafen  vor- 
gesetzt und  hatten  eine  Art  Herzogsstellung- 
Für  die  Münzgeschichte  kommen  fast  nur 
sie  allein  in  Betracht  und  später  die  aus  dem 
thüring.  Landgrafentum  hervorgegangenen 
Landgrafen  von  Hessen.  —  E.  Schröder, 
Rechtsgesch.6  S.  548  f.  Su. 

LandmüszetL  Mit  diesem  Worte  wurden 
nach  der  Kipperzeit  die  kleinen  Münzen  be- 
zeichnet, die  nicht  nach  Reichsfuß  geprägt 
waren,  um  damit  anzudeuten,  daß  sie  nur 
in  dem  Gebiete  ihrer  Münzherren  Umlaufs- 
fähig  seien.  So  trugen  selbst  die  seit  1687 
geprägten  brandenburgischen  y3-Taler  die 
Bezeichnung:  Brandenb.  Landmünz.  Die 
brandenburgischen  Groschen  und  kleineren 
Münzen  zeigten  alle  diese  Bezeichnung,  und 
noch  spät  im  18.  Jh.  finden  wir  sie  auf  süd- 
deutschen 2^» -Kreuzern,  z.  B. :  Br.  Onolzb. 
Landm.  Auch  die  Landwitten  (s.  Witt) 
gehören  dazu.  S. 

Landplaster  s.  unter  Mokkataler. 

Landsberger  Groschen  s.  Schildgroschen. 

Landsberger  Pfennige  sind  Hohlpfennige 
Kurfürst  Friedrichs  IL  und  Wilhelms  IH. 
von  Sachsen  mit  dem  Landsberger  Schild 
und  der  Aufschrift:  LAND,  im  J.  1444  zu 
592  aus  der  rauhen  Mark  geschlagen, 
I  Stück  war  also  0,4  g  schwer.  —  Schwin- 
kowski  in  Berl.  Mbl.  1925  S.  347.  — 
Nach  einer  älteren  Chronik  sollen  die  beim 
Bau  der  Dresdener  Eibbrücke  (Augustusbr.) 
beschäftigten  Arbeiter  mit  diesen  Pfennigen 
gelohnt  worden  sein,  weshalb  man  sie  auch 
Brückenpfennige  nannte.  Dieser  Name 
wird  aber  vielmehr  dadurch  entstanden 
sein,  daß  man  mit  ihnen  den  Brückenzoll 
entrichtet  hat.  —  Schmieder  S.  74.      Su. 

Landschreiber.  Dieses  Amt  ist  in  Öster- 
reich in  der  Zeit  der  zweiten  Reichsver- 
waltung unter  Kaiser  Friedrich  IL  aufge- 
kommen und  hat  unter  Ottokar  die  weitere 
Entwicklung  in  der  Richtung  genonmien, 
daß  es  zunächst  aus  dem  ursprünglichen 
Zusammenhang  mit  der  landesfürstlichen 
Kanzlei  gelöst  und  später  an  vermö- 
gende Bürger  übertragen  wurde.  Diese 
verbanden  mit  der  Leitung  der  gesamten 


Domänen-  und  Regalienverwaltung  zu- 
gleich die  Stellung  eines  Bankiers  des 
Landesherrn:  1275 — 1283  Meister  Konrad 
von  Tuln,  1285 — 1293  Jakob  Verleis  von 
Hoya,  Wiener  Bürger,  1288  neben  ihm  ein 
gewisser  Ulrich  im  Amt;  von  da  ab  war  die 
Besetzung  des  Landschreiberamtes  mit 
mehreren  Personen  die  Regel.  1296  Otto 
und  Heimo,  Brüder;  1299  Gundacher; 
1303/04  der  vormalige  Stadtrichter  v. Krems 
Rapoto  von  Urfar,  neben  welchen  Heinrich 
V.  der  Neiße  und  dessen  Gesellschafter  tätig 
gewesen  sein  dürften;  1306  Berchtold; 
1329  Heymo  et  socer  ejus  officiales  per 
Austriam. 

Danach  verlieren  sich  die  Nachrichten 
über  das  Landschreiberamt  in  Österreich, 
während  dasselbe  für  Steiermark  durch  das 
ganze  14.  u.  15.  Jh.  fortdauerte  und  erst 
unter  K.  Maximilian  1494  in  das  neu- 
errichtete  Landesvizedomamt  mündete. 
Später  gab  es  wieder  Landschreiber  in 
Österreich,  jedoch  mit  einem  gajiz  andern 
Wirkungskreis 

Die  Landschreiber  des  13.  Jh.s  brach- 
ten ihren  Wappenschild  auf  der  Rückseite 
der  Wiener  Pfennige  an,  wodurch  deren 
Chronologie  mögHch  ist  Konrad  v,  Tuln: 
Schild  mit  T;  Jakob  v.  Hoya:  Panther  mit 
Bindenschild  usw.  Luschin  glaubt  die  Ver- 
anlassung zu  dieser  Tatsache  darin  zu 
sehen,  daß  dadurch  eine  Haftung  des 
Landschreibers  für  Schrot  und  Korn  der 
unter  seinem  Einfluß  ausgegebenen  Münze 
zum  Ausdruck  gebracht  wurde.  Die  recht- 
liche Beschaffenheit  dieses  Einflusses  er- 
scheint unter  K.  Rudolf  in  der  Verpfändung 
der  sämtlichen  landesfürstlichen  Einnahme- 
quellen an  die  L.,  an  deren  Stelle  unter 
Albrecht  L  eine  freikündbare  Verpachtung 
derselben  tritt  und  später  nur  die  einzelner 
Ämter  an  verschiedene  Personen.  Die  Ein- 
künfte des  Münzr^als  wurden  dabei  wahr- 
scheinlich bloß  vorübergehend  verpfändet 
oder  verpachtet.  —  Luschin,  Die  Chrono- 
logie der  Wiener  Pf  ennige  des  13.  u.  14.  Jh.s 
in  Sitz.  -Ben  d.  Wiener  Akad.  1 899.      Su. 

Landwährungsgulden  s.  Lorenzgulden. 

Langer  Scbflling  s.  unter  Schilling. 

Lares,  Schutzgötter  der  Römer,  meist 
durch  ein  Beiwort  wie  L.  compitales  (am 
Dreiweg),  familiäres  (=  Hausgeister)  er- 
läutert, unfL  den  besonderen  Anlaß,  für  den 


LARGITIO— LATEINISCHER  MÜNZBUKD 


343 


sie  angerufen  werden,  zu  bezeichnen.  Auf 
Denar  des  L.  Caesius  erscheint  ihre  älteste 
Darstellung:  als  2  auf  Fels  sitzende  Jüng- 
linge, unterwärts  bekleidet,  jeder  mit  Lanze, 
unten  ein  Hund,  Beischrift  Lare(s),  und 
zwar  sind  es  die  Lares  praestites,  die  »zur 
Hilfe  bereiten«  L.,  wie  Ovid  Fasti  V  137  ff. 
und  Plutarch  Quaest.  rom.  51  erkennen 
lassen.  —  R.  E.  XII  S.  806/33.  R. 

Largitlo,  lat.  =  Schenkung;  in  der  Spät- 
zeit technischer  Ausdruck  für  Ausgaben  aus 
der  kaiserl.  Kasse,  daher  der  höchste  Fi- 
nanzbeamte der  Comes  sacrarum  largitio- 
num  war.  —  Die  Aufschrift  L.  steht  auf 
Med.  des  Constantius  IL  usw.  zu  einer  sich 
vor  dem  Kaiser  in  Gegenwart  der  Virtus 
verneigenden  (für  ein  Geschenk  sich  be- 
dankenden) Frau.  —  R.  E.  XII  S.  835. 

R. 

Lariy  Larin,  so  genannt  nach  der  Land- 
schaft Läristän  im  südlichen  Persien,  portu- 
giesisch Tanga  de  prata,  ist  ein  Stück  in 
der  Mitte  zusammengebogenen  Silber- 
drahtes, derim  16. und  17.  Jh.inPersien,  In- 
dien und  längs  der  ganzen  Küste  des  Golfes 
von  Bengalen,  des  Arabischen  Meeres  und 
des  Persischen  Golfes  als  Münze  kursierte. 
Eine  etwas  platt  geschlagene  Stelle  in  der 
Mitte  des  Drahtes  ist  gewöhnlich  beiderseitig 
beprägt,  wobei  natürlich  auf  jedem  eizdnen 
Stücke  nur  ein  ganz  kleiner  Teil  des  Münz- 
stempels abgedruckt  ist.  Bekannt  sind  L. 
mit  Stempeln  der  persischen  Shahe  des 
16.  Jh.s,  solche,  die  den  Namen  eines  türki- 
schen Sultans  des  16. — 17.  Jh.s  tragen,  und 
L.,  die  von  den  Königen  von  Hormuz  vor 
1622  geprägt  sind.  Auf  einigen  L.  steht  der 
Name  des  *Ädilshäh  vonBijapur  (165 1 — 72) 
mit  der  Bezeichnung  Läri  Dänld.  Pjrrard 
(Anfang  17.  Jh.)  zufolge  wurden  L.  auch 
auf  den  Malediven  geprägt.  Die  auf  Ceylon 
verfertigten  L.  sind  an  dem  einen  Ende 
hakenförmig  gekrümmt,  weswegen  sie  Koku 
ridi,  Hakensilber  (auchRidi,  im  Tamil  Velli- 
Silber),  englisch  Fishhook  money  genannt 
werden,  wegen  der  Ähnlichkeit  mit  der 
Form  eines  Angelhakens,  des  für  alle 
Küstenvölker  so  wichtigen  Geräts  (s.  unter 
Gerätgeld).  Sie  weisen  entweder  gar  keine 
Inschriften  oder  eine  grobe  Nachahmung 
arabischer  Schrift  auf.  Das  Gewicht  des  L. 
ist  ca.  4,77  g,  die  Länge  des  Drahtes,  wenn 
ausgereckt,  würde  etwa  95  mm  betragen. ' 


Der  Wert  des  L.  in  Persien  wird  von  Chardin 
und  Tavernier,  der  auch  halbe  L.  erwähnt, 
als  7,^1%  Shähi  angegeben.  80  L.  =  50  'Ab- 
bäsi  =  I  Tömän.  Auf  Ceylon  war  der  L, 
im  17.  Jh.  =  15  und  20  Silberfanam,  um 
1785  =  2  Goldf  anam.  5  L.  warengleich  i  Rix- 
doUar,  der  daher  den  Namen  Ridi  Paha 
(5  L.)  und  Patagaya  erhielt,  im  Tamil  heißt 
er  Iraiydl,  vulg.  Irasdl.  Der  RixdoUar  von 
Ceylon  mit  dem  Elefanten  auf  d.  Rs.  heißt 
Etrupial  (Elefantenrupie).  Die  Star-Pagoda 
(Malvardgama)  war  =  12  L.,  die  Porto 
Novo  Pagoda  =  10  L.  Gegenwärtig  wird 
unter  Ridi  Paha  eine  Summe  von  75  Cents 
verstanden.  —  Der  in  Hasa  (Arabien)  ver- 
fertigte L.  heißt  Tawila  (lang).  Das  ist  ein 
etwa  I  Zoll  langer  Kupferbarren,  der  an 
einem  Ende  gespalten  ist  und  wie  ein  Y  aus- 
sieht. Seine  kufische  Inschrift  nennt  den 
Namen  eines  Karmatenfürsten.  Drei  solche 
Stücke  haben  den  Wert  eines  türkischen 
Piasters.  Früher  kursierten  auch  goldene 
und  silberne  Ta-wÜa,  doch  sind  diese,  wie 
Palgrave  (1865)  mitteilt,  längst  einge- 
schmolzen. 

Der  Name  L.  ging  dann  auf  eine  Kupfer- 
münze der  Malediven  von  ca.  9,460  g  Ge- 
wicht über,  die  seit  Beginn  des  rS.  Jh.s  ge- 
prägt wurde,  daneben  "/a,  ^{^  und  scheinbar 
auch  ys  L.  Vs.  Name  des  Sultans,  Rs.  »Der 
Sultan  des  Meeres  und  des  Festlandes«  und 
Jahresangabe.  Mubammed  *Imäd-ad-din 
(1900 — 04)  prägte  auch  Silbermünzen  im 
Werte  von  4  Läri;  Gewicht  2,50  g.  — H.  W. 
Codrington,  Ceylon  coins  96,  154,  162  f., 
i74f.;NChr.  1914, 166;  AllaninNChr.  1912, 
319  ff.;  0.  Codrington  in  JBBRAS.  18,  36; 
Taylor,  JPASB  1910  (NS.  15),  687  f.; 
Ridgeway,  Origin  of  currency  28;  Regling 
in  Ebert,  Reallex.  IV,  S.  217.  V. 

Lat,  Gewicht  bei  den  Laos  von  Hinter- 
indien =  I  Salung  in  Gestalt  von  Kupfer- 
barren, 60 — 80  mm  lang,  19,5 — 58  g  schwer, 
von  denen  16 — 64  auf  i  Tikäl  (s.  d.) 
gehen.  —  H.  Wood,  AJN.  38,  94;  Temple, 
lA.  27,  13,  16;  Schröder,  Annam  636.  — 
Der  lettische  Lat.  s.  Lats.  V. 

Lateinlscber  Mfinzbiind  (Union  Latine). 
Die  Doppelwähnmg  Frankreichs  und  dessen 
Münzsystem  (Frankensystem)  hatten  1832 
Belgien,  1850  die  Schweiz  und  1862  Italien 
angenonunen.  Seit  1850  hatte  Frankreich 
seine  9/io  feinen  Silbermünzen  verloren  (s. 


344 


LATEINISCHER  MÜNZBUND 


Doppelwährung)  und  deshalb  seit  1864  nur 
die  5 -Frankenstücke  weiter  900/1000,  die  2-, 
I  -  und  ^/a -Frankenstücke,  um  dem  Verkehr 
dies  unentbehrliche  Kleingeld  zu  sichern, 
nur  835/1000  fein  ausgebracht  und  diese  da- 
durch zur  nicht  mehr  frei  ausprägbaren 
Scheidemünze  gemacht.  Das  hatte  Italien 
schon  seit  1862  getan,  während  die  Schweiz 
seit  1860  die  2-,  i  -  u.  Vz  Fr-  nur  »^/looo,  Bel- 
gien sie  aber  weiter  9«>/iooo  fein  ausmünzte. 
Die  Schweiz  hatte  sich  dadurch  von  Frank- 
reich monetär  unabhängig  machen  wollen. 
Dadurch  kam  es,  daß  die  Schweiz  bei  der 
Prägung  der  silbernen  Scheidemünzen 
schöne  Gewinne  machte,  Frankreich  aber 
die  Kosten  für  einen  Teil  des  Schweizer 
Geldumlaufs  trug,  da  es  das  Silber  für  die 
5-Fr.-St.  mit  Verlust  kaufen  mußte.  Da 
außerdem  die  Schweiz  die  französischen 
Goldmünzen  zum  gesetzlichen  Zahlungs- 
mittel erklärt  hatte,  drohte  die  Gefahr,  daß 
beim  Übergange  dieses  Landes  zur  Gold- 
währung, nach  der  es  immer  strebte,  Frank- 
reich sein  Gold  verlieren  und  dafür  die 
unterwertigen  Schweizer  Silbermünzen  be- 
halten würde. 

Frankreich  stand  damals  auf  dem  Gipfel 
seiner  Macht.  Napoleon  III.  suchte  seinen 
Einfluß  im  Auslande  weiter  zu  stärken  und 
ergriff  die  Gelegenheit,  sich  im  Geldwesen 
eine  führende  Rolle  zu  erringen,  indem  er 
das  bimetallistische  System  und  die  Fran- 
kenwährung zum  Weltsystem  und  zur 
Weltwährung  zu  machen  suchte.  Dazu 
mußten  zunächst  die  Frankenländer  unter 
einen  Hut  gebracht  werden.  Am  23.  De- 
zember 1865  schlössen  Frankreich,  Belgien, 
Italien  und  die  Schweiz,  denen  sich  1869 
Griechenland  beigesellte,  einen  Münzverein, 
der  sich  selbst  niemals,  den  die  Welt  aber 
von  Anfang  an  Union  Latine  nannte,  und 
der  die  5 -Frankenstücke  900/1000,  die  kleine- 
ren Silbermünzen  ^35/iooo  fein  auszubringen 
bestimmte.  Von  letzteren  waren  auf  den 
Kopf  der  Bevölkerung  6  (später  16)  Frank 
zu  prägen,  bis  zu  50  Frank  durften  bei  einer 
Zahlung  aufgedrängt  werden.  Der  Vertrag 
galt  bis  zum  r.  Januar  1880.  Die  anderen 
Mitglieder,  besonders  die  Schweizer,  waren 
für  den  Übergang  zur  Goldwährung  gewe- 
sen, aber  Frankreich  setzte  seinen  Bimetal- 
lismus durch,  da  es  nur  auf  die  Egalisierung 
der  Scheidemünze  ankomme.   An  den  Be- 


ratungen, die  zur  Gründung  des  Bundes 
führten,  hatte  auch  Österreich  teilgenom- 
men und  sich  für  Annahme  von  Goldmün- 
zen zu  8  und  4  Gulden  gleich  20  und  10 
Franks  entschieden,  welche  Münzen  denn 
auch  vorübergehend  seit  1870  geprägt 
worden  sind  und  ihrerseits  wieder  Vorbild 
der  nordamerikanischen  Stella  (s.  d.)  waren. 

Glaubte  Frankreich  durch  diese  Erfolge 
den  Grund  zu  einem  Weltmünzbund  gelegt 
zu  haben,  so  sah  es  sich  darin  getäuscht. 
Der  Grundfehler  der  Union  war  die  Über- 
schätzung eines  Weltgeldes  und  die  Außer- 
achtlassung des  Landesgeldes.  Man  küm- 
merte sich  nicht  um  das  Papiergeld  der 
anderen  Mitglieder,  weil  sein  Umlauf  ja 
auf  das  eigene  Land  beschränkt  blieb,  und 
vergaß  die  Macht  des  Greshamschen  Ge- 
setzes, demzufolge  die  Noten  das  internatio- 
nale Geld  aus  dem  Lande  trieben.  Dadurch 
kam  der  Bund  von  Anfang  an  in  Verlegen- 
heiten und  aus  diesen  niemals  heraus.  Zwar 
nahmen  das  Frankensystem  bis  1880  noch 
an  Spanien  mit  Kolonien,  Andorra,  Ru- 
mänien, Monaco,  San  Marino,  Finnland, 
Serbien,  Bulgarien,  Kolumbia,  Argentinien, 
San  Salvador,  Paraguay,  Haiti,  Peru, 
Venezuela  und  Tunis,  doch  blieb  der 
lateinische  Bund  auf  jene  genannten  fünf 
Staaten  beschränkt.  Aber  die  Welt 
war  auf  dem  Wege  zur  Goldwährung,  wäh- 
rend Frankreich  mit  Starrsinn  und  aus 
Eifersucht  auf  Deutschland  auf  dem  Bi- 
metallismus beharrte. 

Infolgedessen  und  der  Silberentwertung 
seit  1873  strömten  enorme  Mengen  von 
Silber  nach  Frankreich,  wo  man  sie  in  5- 
Frankstücke  ausprägen  mußte.  Da  das  auf 
die  Dauer  unmöglich  war,  sah  sich  der 
Bund  schon  1874  genötigt,  deren  Präge - 
quantum  zu  kontingentieren,  im  Jahre  1878 
aber  ihre  Prägung  ganz  einzustellen,  so  daß 
man,  da  diese  Münzen  weiter  Kurantgeld 
blieben,  hinkende  Goldwährung  (s.  Hin- 
kende Währung)  hatte.  Durch  die  Sperrung 
der  Süberprägung  war  der  Bund  im  ganzen 
zwar  der  ÜberJlutung  mit  Silber  nicht  mehr 
ausgesetzt,  jetzt  aber  trieben  die  großen 
Papiergeldmassen  Italiens  und  Griechen- 
lands das  Silbergeld  in  die  Schweiz  und  nach 
Frankreich;  die  italienische  Valuta  sank 
weit  unter  Pari,  und  ein  Hauptzweck  des 
•Bundes,    die  Fixierung  des  Wechselkurses,. 


LATER— LAUBTALER 


345 


war  vereitelt.  Da  diese  Zustände  durch 
keine  Maßregeln  zu  bessern  waren,  kündigte 
die  Schweiz  1884  den  Verein.  Er  wurde 
zwar  am  6,  Oktober  1885  auf  weitere 
6  Jahre  erneuert,  aber  mit  einer  »Liqui- 
dationsklausel«, wonach  beim  Erlöschen 
jedes  Mitglied  seine  5 -Frankstücke  bis 
zu  einer  gewissen  Menge  mit  Gold  zu- 
rückkaufen mußte,  weil  Frankreich  mit 
riesigen  Massen  belgischer  und  italieni- 
scher angefüllt  war.  Da  aber  besonders 
die  italienische  Valuta  sich  nicht  besserte, 
floß  deren  Silbergeld  weiter  ab.  Und  da 
keine  5 -Frankstücke  mehr  geprägt  werden 
durften,  nahm  die  Herstellung  der  silbernen 
Scheidemünze  immer  mehr  zu;  trotzdem 
kamen  diese  Länder  aus  dem  Geldmangel 
nicht  heraus,  welche  Kalamitäten  sich  bis 
zum  Weltkriege  hinschleppten. 

Dieser  hat  die  Verhältnisse  vollkommen 
verändert.  Jetzt  sank  die  französische 
Valuta,  jetzt  strömte  das  Silber  aus  Frank- 
reich, besonders  nach  der  Schweiz  und 
Griechenland.  Dann  kam  die  Inflation 
(s.  d.)  und  trieb  die  Silberpreise  in  die  Höhe, 
die  vom  30.  Juli  1914  bis  zum  ii.  Februar 
1920  von  233/4  pence  für  die  Unze  Standard- 
silber auf  89y2  stiegen.  Damit  stieg  der 
Metallwert  der  Silbermünzen  über  ihren 
Nennwert,  infolgedessen  man  sich  ihrer 
mit  Vorteil  entledigen  konnte.  Durch  das 
Sinken  seines  Wechselkurses  verlor  Frank- 
reich seine  führende  Stellung  an  die 
Schweiz,  die  in  einer  Konferenz  im  Februar 
1920  die  Nationalisierung  der  Silbermünzen 
beantragte,  dem  aber  die  anderen  Mitglieder 
widersprachen,  während  Frankreich  den 
Bund  auf  Dezember  1920  kündigte.  Zwar 
kam  Ende  März  1920  ein  Abkommen  zu- 
stande, in  dem  Frankreich  und  die  Schweiz 
sich  verpflichteten,  die  Silberscheidemünzen 
(2,  1, 1/3  Fr.)  der  anderen  Bundesmitglieder 
aus  dem  Verkehr  zu  ziehen.  Da  aber  die 
Silbermünzen  der  anderen  Mitglieder  durch 
Einfuhrverbote  nicht  fernzuhalten  waren, 
setzte  die  Schweiz  Ende  1920  auch  alle 
nicht-schweizerischen  S -Frankstücke  und 
die  belgischen  Scheidemünzen  außer  Kurs, 
welche  Maßregel  Ende  1921  vom  Bunde 
gutgeheißen  wurde,  doch  unter  Fristsetzung 
für  d.  Einlösung  d.  5 -Frankstücke  in  Gold 
(1927).  Seitdem  hatte  d.  Schweiz  mit  den 
anderen  Staaten  des  Bundes  nur  die  Gold- 


stücke gemein,  während  in  der  Schweiz  das 
Scheidegeld  der  anderen  Staaten,  in  allen 
andern  das  Italiens  und  Griechenlands,  in 
Frankreich  auch  das  der  Schweiz  vom  Um- 
laufe ausgeschlossen  war.  Heute  hat  der 
L.  M.  zu  bestehen  aufgehört,  nachdem  er 
im  Dezember  1925  von  Belgien,  am  i.  Ja- 
nuar 1927  von  der  Schweiz  gekündigt  wor- 
den ist.  Zwar  wollte  die  Schweiz  die  Gold- 
münzen der  anderen  weiter  nehmen,  da 
diese  nun  aber  die  Schweiz  mit  ihren  ab- 
genutzten überschwenMnten,  verbot  dieser 
Staat  auch  den  Umlauf  der  Goldmünzen  von 
Frankreich,  Belgien,  Italien  und  Griechen- 
land vom  I.  April  1927  ab.  —  A.  Lans- 
burgh,  Der  lateinische  Münzbund  (Union 
Latine)  in  »Die  Bank«,  Berlin,  Juni  1920; 
R.  Greul,  Die  lateinische  Münzunion,  Berlin, 
1926;  hier  auch  die  weitere  Literatur.    S. 

Later,  latein.  eigtl.  =  Ziegelstein,  daher 
übertragen  auf  Ziegelsteinbarren  (s.  d.). 

LatSy  die  einem  französischen  Gold- 
frank entsprechende  Münzeinheit  der  Re- 
publik Lettland  (s.  Frank).  Nach  den  Ge- 
setzen vom  Oktober  1923  und  Februar  1924 
sollen  20-  und  lO-Latsstücke  aus  Gold,  2- 
und  i-Latsstücke  aus  Silber  ganz  wie  die 
französischen  entsprechenden  Frankmün- 
zen geschlagen  werden.  Der  Lats  zerfäUt  in 
100  Santimi  (Centimes).  S.  Santim.  Der 
Lats  zeigt  Staatsschild -Wertbezeichnung. 
Die  lettischen  Münzen  werden  in  England 
geprägt,  bisher  Stücke  zu  2  und  i  Lats, 
aus  Nickel  zu  50,  20,  10,  aus  Bronze  zu  5, 
2,  I  Santim.  S. 

Latschilllng,  d.  h.  Spätschilling,  ist  in 
westfälischen  Urkunden  eine  Geldstrafe  für 
die  in  einer  Versammlung  verspätet  er- 
scheinenden Personen.  —  Grote,  M.  st  II 
S.  986.  Su. 

Laubrand  ist  die  Rändelung  einer  Münze 
in  Gestalt  von  aufeinander  liegenden  oder 
folgenden  Blättern.  Wir  finden  ihn  beson- 
ders auf  deutschen  Talern  des  18.  Jh.s;  er 
wurde  mit  dem  Rändelwerk  (s.  d.)  ange- 
bracht. Die  preußischen  und  kursächsi- 
schen haben  einen  aus  aufeinanderfolgen- 
den Tulpenblüten  gebildeten  Laubrand. 

S. 

Laubtaler,  seltener  Lorbeertaler,  Feder- 
talcr,  wurden  in  Deutschland  die  fran- 
zösischen, 1726  bis  1790  geprägten  6cus 
neufs  oder  öcus  de  six  livres  von  dem  den 


346 


LAUREIOTIKAI  GLAUKES— LEDERGELD 


Lilienschild  umgebenden  Lorbeerkranze  ge- 
nannt (Abb.  273).  Sie  bildeten  besonders 
im  Westen  und  Südwesten  Deutschlands 
bis  um  1760  die  wichtigste  silberne  Handels - 
münze.  Vor  der  Graumanschen  Reform 
(s.  Graumanscher  Fuß)  war  dies  sogenannte 
Franzgeld  (s.  d.)  auch  in  Preußen  ein 
Hauptzahlmittel.  S. 

Laiureiotikal  glaukes  hießen  nach  Hesych 
die  athen.  Silbermünzen  (s.  unter  Glaux), 
benannt  nach  Laurion,  besser  Laureion, 
einem  Dorf  und  Silberbergwerksbezirk  in 
Südost -Attika,  von  wo  die  Athener  das 
Rohsilber  für  ihre  reiche  Silberprägung  ge- 
wannen; die  Namen  der  einzelnen  Zechen 
stecken  in  der  Buchstabengruppe,  die  auf 
den  athen.  M.  neuen  Stiles  unter  der 
Amphora  stehen,  z.  B.  KTH  =  KxTjcftcocov, 
EP  =  'Epiiaaov.  —  R.  E.  XH  S.  1014 
und  1024.  R. 

Laurely  englische  Goldmünze  Jakobs  I. 
zu  20  Schilling,  1619 — 1625  gemünzt  und 
so  genannt  wegen  des  in  England  zum 
ersten  Male  vorkommenden  belorbeerten 
Brustbildes  des  Königs  auf  ihrer  Vs.  Sie 
"wog  8,71  g  und  hielt  7,98  g  Gold.  —  Grue- 
ber,  S- 100,  103. 

Laiirentiiisgttldeii  s.  Lorenzgulden. 

Lawsches  System.  Nachdem  der  Schotte 
John  Law  als  Hazardspieler  ein  großes  Ver- 
mögen gewonnen  hatte,  kam  er  1716  nach 
Paris,  gründete  hier  die  Staatsbank  und 
Handelskompagnien  und  war  bestrebt,  den 
durch  die  Reformationen  (s.  d.)  herbei- 
geführten Mißständen  ein  Ende  zu  machen. 
Er  sagte  richtig,  daß  auf  solider  Basis  auf- 
gebaute Kreditoperationen  großen  Vorteil 
bringen,  im  Gegenteil  aber  verderblich 
werden  können.  Jedoch  handelte  er  nicht 
danach,  er  glaubte  den  Kredit  meistern  zu 
können,  indem  er  die  Münzen  durch  Papier- 
scheine ersetzte  und  durch  Devalvationen 
unter  den  Sachwert  die  Einlieferung  aller 
Münzen  und  alles  Edelmetalles  zu  erzwingen 
suchte,  da  nur  der  Fürst  solches  nötig  habe. 
Wenn  man  ihm  vorhielt,  daß  Papier  im 
Auslande  doch  keine  Zahlkraft  habe,  so 
hielt  er  das  für  einen  Vorteil,  deim  so  be- 
halte Fraiikreich  sein  Geld,  was  andere  mit 
ihrem  Metall  vergeblich  erstrebten.  So 
trieb  Law  die  Reformationen  vielmehr  auf 
die  Spitze:  im  Jahre  1720  jagte  eine  die 
andere.  Die  ungeheure  ungedeckte  Papier- 


masse und  die  Bankaktien  wurden  zunächst 
durch  Agiotage  gehalten,  Ende  1720  aber 
brach  alles  zusammen,  weil  ein  Einlösungs- 
fonds  in  Münzen  fehlte;  auch  die  Handels- 
gesellschaften, auf  die  hier  nicht  einge- 
gangen werden  kann,  machten  Bankrott. 
—  L.  V.  Ranke,  Französische  Gesch.,  IV, 
1856,  S.  351—357;  J-  E.  Hörn,  Jean  Law, 
Leipzig,  1858;  S.  Alexi,  John  Law,  Berlin, 
1885.  s. 

L.  e,  =  Livre  ^gyptienne  (Bedidlik), 
s.  unter  Piaster. 

Leal,  anderer  Name  des  Bazarucco 
(s.  d.).  Der  portugiesisch-ostindische  L. 
von  1871  galt  i/io  Tanga  (s.  d.)  oder  10  Reis 
de  Goa,  auch  2,  ^/a  und  V4  Leaos  wurden 
geschlagen.  Die  Münzen  zeigen  Schild- 
Schrift,  —  Aragäo  IH,  S.  400.  S. 

Lebenswasser  nennt  man  das  auf  babylon. 
Denkmälern  häufig  aus  einem  Gefäße  nach 
beiden  Seiten  hervorquellende  Wasser;  so 
ist  auch  die  etrusk,  M.  mit  einer  Amphora, 
aus  der  Wasser  (nicht  ein  Polyp  I)  quillt, 
zu  erklären.  —  0.  Weber,  Altorient.  Siegel- 
bilder 1920  S.  60  Abb.  261/62.  432;  Philol. 
Wochenschr.  1925  S.  226.  R. 

Lebes,  griech,  li^rfi  =  Becken,  Kessel, 
Form  des  Gerätgeldes  (s.  d.)  in  Hinterindien 
und  bei  Homer,  daher  später  Rechnungs- 
münze  und  Gegenstempel  auf  Kreta  im 
5.  u,  4.  Jh.  V.  C;  vgl.  unter  Dreifuß.  — 
Ebert,  Reallex.  IV  S.  217.  218.  R. 

Lectistemliiniy  vonlatein.  lectus  =  Ruhe- 
bett und  stemere  =  aufstellen,  ein  Götter- 
schmaus, bei  dem  die  Götterbilder  auf 
Ruhebetten  oder  Polstersitze  (pulvinar) 
gestellt  und  ihnen  Speisen  vorgesetzt  wur- 
den. Die  Vorbereitung  zum  L.  erkennt  man 
auf  M  des  C.  Coel.  Caldus  (der  Septemvir 
epulonum,  s.  d.,  etwas  auf  einer  Bank  zu- 
richtend). —  R,  E.  Xn  S.  1108.       R. 

Ledergdd  wurde  im  früheren  Mittelalter 
vielfach  als  Anweisung  auf  künftige  Zahlun- 
gen ausgegeben,  so  vom  ICaiser  Konstantin 
Kopronymus  während  einer  Belagerung  743, 
vom  Dogen  Domenico  Michieli  um  1122, 
von  Johann  von  England,  von  Ludwig  IX. 
von  Frankreich  während  seiner  Gefangen- 
schaft, vom  Kaiser  Friedrich  H.  während 
der  Belagerung  von  Faenza  1241  mit  seinem 
Bilde,  welche  Stücke  später  mit  je  einem 
goldenen  Augustalis  (s.  d.)  eingelöst  wur- 
den.   Eine  Art  Scheidemünze  aus  Leder 


LEEUW— LEGIONSMÜNZEN 


347 


war  auf  der  Insel  Man  1570  bis  1580  in 
Gebrauch,  und  neben  den  Notmünzen  aus 
Pappe  in  Leyden  1574  findet  sich  auch  eine 
solche  aus  Leder,  —  Luschin,  Allg.  Mkde^, 
S.  46  f.,  176  f.;  Mailliet  I,  S.  290,  Tai.  72, 
Nr.  18.  ^  S. 

In  neuerer  Zeit  finden  wir  als  L.  auf 
Lederstückchen  geprägtes  (Eferding  1804), 
gestanztes  (Lederfabrik  Vogel  in  Mattig- 
hofen  1920)  oder  gedrucktes  Notgeld 
(Paris  um  1790,  Dorpat  1820),  1923  in 
Pößneck  und  Osterwieck  als  Reklamegeld 
gedrucktes.  A.  Keller. 

LeeuWy  brabantscher,  oder  Lion  de  Bra- 
bant,  ist  eine  Goldmünze  Antons  von  Bur- 
gund  als  Herzog  von  Brabant,  von  diesem 
in  Vilvorde  u.  Löwen  1409  geschlagen: 
Vs.  »met  2  Leeuwen,  houdende  eenen  heim 
met  onsen  timmer  ende  daer  onder  han- 
gende eenen  schilt  van  onser  wapenen  an 
op  d'ander  syde  gevracht  met  eenen  ge- 
floreerden  dobbelen  cruys«,  Wert  gleich 
5  Schilling,  43  Stück  auf  die  23 Va  kar. 
Troymark  (v.  d.  Chijs,  Brabant  S.  121  f,). 
Diese  Münze  wurde  erstmalig  am  24.  I. 
1409  angeordnet  und  von  ihr  zu  Vilvorde 
zwischen  dem  29.  V.  u.  24.  XIL  1409  12  760 
Stück  geschlagen,  außerdem  »halve  Bra- 
bantsche  Leeuw«  (=  30  groote,  86  auf  die 
Troymark)  5600  Stück.  DieUmschrift  lautete 
flHC  g  AVTEM  S  TRANSIENS  S  PER  S 
MEDIVM  g  ILLORV  o  IBAT.;  i  ganzer 
Leeuw  hatte  also  ein  Rauhgewicht  von 
5,69  g  und  ein  Feingewicht  von  5,57  g; 
ein  halber  von  2,85  g  Rauhgew.  u. 
2,79  g  Feingew.  —de  Witte  I  S.  184  f. 
u.  nr.  430/1.  Su. 

Legattts  (von  legare  =  verfügen),  Abge- 
sandter, manchmal  zu  einem  bestimmten 
Zweck,  z.  B.  colon(iae)  ded(ucendae)  leg(a- 
tus),  s.  unter  Kolonialmünzen,  insbeson- 
dere aber  der  einem  Statthalter  u.  dgl.  bei- 
gegebene Unterstatthalter.  Als  solcher  zu- 
erst auf  makedon.  Tetradrachmen  auftre- 
tend, LEG  anonym,  dann  leg(atus)  pro  q(uae- 
Store)  beim  Namen  des  Suura,  erscheint 
der  Titel  L.  auf  röm.-republ.  M.,  außerhalb 
Roms  geprägt,  erst  in  der  Zeit  der  Bürger- 
kriege und  des  Augustus,  teils  ohne  Zusatz, 
teils  mit  dem  Zusatz  pro  pr(aetore)  oder 
Augusti  (so  P.  Carisius).  In  der  Kaiserzeit  ist 
L.  Augusti  pro  praetore  der  vom  Kaiser 
ernannte  Statthalter  in  den  sog.  kaiserl. 


Provinzen  und  der  Titel  erscheint  daher 
zum  Namen  des  Betr.  in  der  griech.  Form 
TüpsoßeutTQ?  ohne  oder  mit  Zusatz  von  (xai) 
dvitortpa-nQ^ic  (toü)  Seßacrcou  (auch  aäxoxpa- 
Topoc)  in  den  Provinzen  Thracia,  Pontus, 
Galatia  und  Cappadocia;  auch  TjYejio- 
(vsüoVTOc)  in  Moesia  bezieht  sich  auf  den 
L.  Aug.  pro  pr.  —  Auf  Kolonial-M.  von 
Parium  erscheint  ein  Leg.  statt  oder  neben 
den  Duoviri.  —  Die  Lesung  L.  luni  leg. 
Sic(iliae)  (Rev.  num.  1908  S.  16)  ist  un- 
sicher. —  Abk.  LEG.  —  R.  E.  XII S.  1133; 
Münsterberg,  Beamtennamen  S.  252.  254. 

R. 

L^ende  ist  die  auf  M.  befindliche  Schrift 
(s.  d.);  in  bezug  auf  die  Anbringung  kann 
man  unterscheiden  Umschrift  (dem  Rande 
folgend)  und  als  Gegensatz  dazu  Auf-  oder 
Inschrift  (s.  d.).  R. 

Legierung  (Beschickung)  heißt  die  Zu- 
setzung  von  so  viel  Kupfer  oder  Silber  zum 
Feingolde,  von  so  viel  Kupfer  zum  Fein- 
silber,  wie  der  Münzfuß  vorschreibt.  So 
ist  das  Gold  in  den  deutschen  Gold- 
stücken seit  1871  mit  iQP/o  Kupfer  legiert. 

S. 

LegionsadleTy  das  Symbol  der  Legion,  ein 
Adler  mit  Blitz  in  den  Fängen  (Abb.  66) 
und  oft  mit  ICranz  im  Schnabel,  auf  der 
Spitze  einer  Stange  (mit  einem  Widerhaken 
unten),  sehr  häufig  auf  röm.  M.  und  M. 
der  röm.  Kolonien,  dann  auch  griech. 
Städte,  bald*  allein,  bald  zwischen  zwei 
Signa  (s.  d.)  der  Manipeln,  bald  in  der 
Hand  des  Kaisers  (Abb.  82)  oder  eines 
Soldaten,  —  v,  Domaszewski,  Fahnen  im 
röm.  Heere,  Wien  1885  S.  29  ff.  u.  ö.; 
R.  E.  II S.  317,  II A  S.  2335.  —  Napoleon  L 
hat  den  L.  als  Symbol  seiner  anfangs  wieder 
Legionen  genannten  Truppenverbände  auf- 
und  geradezu  als  Staatswappen  imd  Med.- 
bild  angenommen,  worin  ihm  Napoleon  III. 
gefolgt  ist.  Aber  der  Stil  des  »Empire« 
hat  auch  anderwärts,  z.  B.  in  Preußen,  zu 
sehr  ähnlichen  M. -Adlern,  wie  es  der  röm. 
L.  war,  geführt  (s.  Friedrichsdor).     R 

Leglonsmütizeil  sind  diejenigen  M.,  die 
in  Bild  oder  Aufschrift  an  die  röm.  Legionen 
(Heereskörper  etwa  in  KJriegsstärke  einer 
Infanterie-Brigade)  erinnern.  Über  das 
M.-bild  des  Legionsadlers  s.  d.  Die  Auf- 
schrift h(astati)  und  p{rincipes)  auf  den 
2  Feldzeichen  der  Denare   des  Nerius  u. 


348 


LEGPENNING— LEIER 


C.  Val.  Flaccus  bezieht  sich  auf  Legions- 
truppen, Die  Legionen  werden  auf  N  und 
M.  des  M.  Antonius  mit  ihren  Nummern 
genannt,  von  i — 25,  30,  davon  i.,  24., 
25,,  30.  und  die  N  sehr  selten,  die  12., 
17.,  18.  auch  mit  ihrem  Beinamen  Antiqua, 
Classica,  Lybica,  die  6.  auch  von  Marcus 
und  Verus  restituiert;  diese  alle  bilden 
eine  geschlossene  Reihe  mit  Schiff,  Rs. 
Feldzeichen,  die  M.  in  geringhaltigem 
Metall  (Z.  f.  N.  29  S.  218);  dazu  außer- 
halb dieser  Reihe  die  leg.  VIII  (B,  M.  C. 
Rom.  Rep.  II  S.  527.  583) ;  unter  Augustus 
—  nicht  erst  68/9  n.  C,  gegen  B.  M.  C. 
Rom.  emp.  15-56  —  erscheint  die  leg.  XVI 
(M.-bild  Löwe,  eb.  Rom.  Rep.  II  S.  417); 
dann  nennt  der  Prätendent  Clod.  Macer  auf 
Denaren  die  leg.  IMacrianalib(eratrix)  und 
die  leg.  III  Aug.  lib.  (Riv.  ital.  di  num. 
1902  S.  lös  ff-)  und  ein  Denar  der  Jahre 
Ö8/9  die  legio  XV  Primi[gen.]  (Num.  chron. 
1914  S.  134);  erst  Sept.  Severus  aber  be- 
kundet den  zunehmenden  Charakter  des 
Reiches  als  einer  MiHtärmonarchie  durch 
eine  Reihe  von  L.  (meist  Denare  nebst  ein 
paar  N  und  einem  iE)  mit  Namen  und 
Nummern  der  ihm  treuen  15  Legionen;  sie 
sind  vielleicht  als  Donative  an  diese  gegeben 
und  tragen  Legionsadler  zwischen  zwei 
Feldzeichen  als  Typus  (Num.  chron.  19 18 
S.  80/87);  endlich  prägt  Gallienus  L.  mit 
dem  Wappentier  der  betr.  Legion  (3  mal 
indessen  Minerva  bzw.  Neptun)  als  Typus 
und  ihren  Namen  und  Nummern  als  Le- 
gende; 17  Legionen  von  Rhein  und  Donau, 
also  dem  speziellen  Vertretungsgebiet  des 
Gallienus  für  seinen  Vater,  sind  vertreten, 
anscheinend  alle  zwischen  257  und  259 
geprägt  (eb.  191 8  S.  87/96).  Victorinus, 
Gegenkaiser  von  Gallien  und  Germanien, 
hat  gleichfalls  L.  geprägt  (eb.  1924  S.  55/64, 
nur  AT,  12  Legionen,  Tiere  oder  Götter  der- 
selben als  Typen;  die  M.  scheinen  nur  zur 
Propaganda  geprägt,  da  die  betr.  Leg. 
ihm  meist  nicht  unterstehen),  ebenso 
die  Gegenkaiser  in  Britannien  Carausius 
(eb.  1907  S.  7S/8i  und  1924  S.  64—68, 
9  Legionen,  Tiere  oder  Götter  der  Legionen 
als  Typus)  und  Allectus  (eb.  1906  S.  146, 
1924  S.  68;  nur  leg.  IL,  irriger  Typus 
Löwe).  —  Bemhart,  Handbuch  S.  122/3. 
In  den  Provinzen  erscheinen  öfter  die 
Namen  oder  Nummern  der  Legionen,  die 


dort  standen  oder  deren  Veteranen  die  betr. 
Kolonie  gegründet  hatten,  so  auf  M.  von 
Dacia  auf  den  Vexilla  neben  der  Dacia  die 
Nr.  Vund  XIII,  von  Viminacium  die  Nr.  VII 
und  IUI,  von  Ake-Ptolemais  die  III.,  VI., 
X.,  XII.,  von  Acci  die  legio  I.  und  II;  M. 
von  Antiochia  Pis.  nennen  die  5-  und  7.  Le- 
gion (R.  E.  XII  S.  1571;  Z.  f.  N.  38  S.  56); 
von  Tyros  haben  wir  M.  mit  leg.  III  Gal. 
neben  dem  Tier  der  Legion,  Xe-jf.  ß'  Tpai(avi^) 
neben  dem  Adler  steht  auf  M.  von  Alexan- 
dreia  Äg.  unter  Carinus  und  Numerianus 
usw.  —  Die  Gegenstempel  l(egio)  X  F(re- 
tensis)  oder  X.  F.  allein  oder  X  allein, 
1.  XII  F(ulminata)  und  1.  XV  erscheinen 
auf  sjrr.  u.  palästin.  Kaiser-M.  (Riv.  ital.  di 
num.  191 1  S.  169/70;  B.  M.  C.  Phoen.  S. 
327;  Palest.  S.  335).  —  Endlich  sei  noch 
der  zahlreichen  röm.  M,  gedacht,  die  durch 
Aufschriften  wie  concordia  legionum,  fides 
legionum  usw.  die  Bedeutung  der  Legions- 
truppen für  den  Bestand  des  Reiches  anzei- 
gen. —  R.  E.  XII S.  1 168—1837 ;  V.  Domas- 
zewski,  Fahnen  im  röm.  Heere,  Wien  1885. 

R. 

Legpenning  (holl.)  =  Rechenpfennig 
(s.  d.). 

Leier,  lat.  Lyra,  Saiteninstrument,  in 
zwei  Hauptarten  vorkommend,  die  nach 
ihrem  Äußeren  meist  leicht  zu  unterschei- 
den sind,  die  Chelj^  und  die  Elithara.  Die 
Chelys  (von  Hermes  erfunden  und  daher  auf 
M.  oft,  z.  B.  röm.  ^-Sesterzen,  als  Rs.  zum 
Hermeskopfe  der  Vs.  gesellt)  besteht  aus 
einer  Schildkrötenschale  (daher  griech. 
X^üc,  lat.  testudo),  statt  deren  danjn  auch 
anderes  Material  tritt,  als  Resonanzboden, 
der  daher  runde  bis  ovale  Form  hat;  darüber 
ist  ein  Stück  Tierhaut  als  Schalldecke  ge- 
spannt, und  dazu  treten  Arme  (oft  aus  Tier- 
hörnern),  Querstab,  Steg,  3 — y  Saiten, 
Stimmknäufe.  Die  Kithara  hat  einen  höl- 
zernen, im  großen  und  ganzen  viereckigen 
Schallkörper,  der  nach  hinten  gewölbt  ist, 
die  Arme  sind  kräftiger.  Gespielt  wurde  sie 
mittels  eines  Schlagstäbchens  (Plektron), 
Kith.  und  Plektron  nebeneinander  zeigt  ein 
A  des  Brutus.  Beide  Instrumente  erschei- 
nen häufig  auf  griech.  M.,  die  Kithara  von 
vom  z.  B.  auf  M.  der  Chalkidike,  von  Adra- 
non,  Mytilene  usw.,.  vom  Rücken  gesehen 
auf  M.  eines  kleinasiat,  Satrapen,  von  M^- 
thymna  usw.;    nach  ihr  sind  benannt  die 


LEINMARK-^LEONE  PER  IL  LEVANTE 


349 


Kitharephoroi,  s.  d. ;  die  Chelys  finden  wir 
bes.  deutlich  auf  M.  von  Kalymna,  Myti- 
lene,  Prusias  IL,  Augustus  (Münzmeister 
Turpilianus)  usw.  Auch  in  der  Hand  des 
Apollon,  mehrerer  Musen,  des  Herakles, 
Orpheus,  Arion,  Homeros,  des  Leierspielers 
(fidicen,  von  fides,  -is  fem.  die  Saite,  und 
canere)  der  Säkularspiele  usw.  erscheint  die 
L.  —  Auch  die  oft  irrig  Harfe  genannten 
Saiteninstrumente  auf  jüd.  M.  des  2.  Auf- 
standes sind  Chelys  und  Kithara.  —  R.  E. 
XIII  S.  2479;  Joum.  int.  IV  Taf.  F;  An- 
son,  Greek  coin  types  VI  Taf.  III — ^VIII, 
XXII;  Mitt.fürM.satnmler  1929  S.  311.  R. 
.  Leinmark  =  eine  Mark  Leinwand,  fries. 
Zahlmittel  und  Rechnungsmünze  (der  Aus- 
druck Mark  von  der  -Ä-rechnung  her  über- 
tragen) =  12  Schillingen  gerechnet,  zum 
Kleideigeld  gehörig;  s.  d.  und  Wede.     R. 

Leipziger  Fuß,  Als  der  Zinnaische  Münz- 
fuß (s.  d.)  wegen  der  geringhaltigen  Nach- 
prägungen der  kleinen  deutschen  Münz- 
stände nicht  mehr  aufrecht  zu  erhalten  war, 
ließ  der  brandenburgische  Minister  Freiherr 
von  Knyphausen,  in  der  Erkenntnis,  daß 
der  Fortbestand  der  stehenden  Armee  nur 
bei  einer  ausreichenden,  zuverlässigen  und 
prägbaren  Münze  möglich  sei,  seit  1687  die 
^3 -Taler  nicht  mehr  zu  loV«  Taler  oder  1 5^4 
Stück,  sondern  zu  12  Taler  oder  18  Stück 
aus  der  Mark  Feinsilber  ausmünzen,  die  1/3- 
und  y6-Taler  entsprechend.  Galt  das  */3- 
Stück  oder  der  Gulden  nun  16  Gute- 
groschen, so  galt  der  Taler  nach  diesem  12- 
Talerfuß  24  und  der  nach  9-Talerfuß  ge- 
prägte alte  Reichstaler  32  Gutegroschen. 
Dieser  Münzfuß  wurde  1690  in  Leipzig 
zuerst  von  Kursachsen,  dann  von  dem 
Hause  Braunschweig-Lünebuj^  angenom- 
men. Damit  der  Leipziger  Münzfuß  nicht 
das  Schicksal  des  Zinnaischen  teilte,  wurden 
die  Heckenmünzen  energisch  zerstört,  an 
welchem  heilsamen  Geschäft  sich  nicht  nur 
die  Gründer  des  Leipziger  Fußes,  sondern 
auch  der  Kaiser  beteiligte.  Zwar  breitete  er 
sich  über  ganz  Deutschland  aus,  aber  die  all- 
gemeine europäische  Münzkrisis  in  der 
ersten  Hälfte  des  18.  Jh.s  (s.  Münzkrisen) 
machte  ihm  in  der  Tat  schon  gegen  1740 
ein  Ende,  denn  die  deutschen  Staaten  hat- 
ten nicht  mehr  die  Möglichkeit,  sich  das  für 
die  Kurantprägung  nötige  Silber  zu  ver- 
schaffen.   Doch  wurden  die  Münzen  des 


Leipziger  Münzfußes  eigentlich  nirgends 
offiziell  verboten  und  hielten  sich  als  Han- 
delsmünzen bis  ins  19.  Jh.  — Hohenzollern- 
jahrbuch,  1907,  S,  64—74;  Schrötter,  Acta 
Bor.  I,  II,  passim;  ders.,  Preußen  1806 — 
1873,  I,  S.  157  ff.  S. 

Leitmunze,  -stück  ist  die  Münze,  die 
gegenüber  einer  Anzahl  stummer  unbe- 
stimmter Pfennige  durch  irgendeinen  Um- 
stand, durch  Umschrift,  durch  anderweitige 
Fundumstände  u.  a.  bestinmit  oder  be- 
stimmbar ist  und  nunmehr  die  anderen  un- 
bestimmten, die  im  Typus  oder  durch  die 
Zugehörigkeit  zu  demselben  Funde  zu  dieser 
»Leitmünze«  gehören,  ebenfalls  zeitlich 
oder  örtlich  oder  nach  beiden  Rücksichten 
bestimmt;  s.  auch  Münzfunde.  Su. 

Leiturgie  (griech.  Xeixoop^ta)  ist  die  frei- 
willige oder  durch  Sitte  und  Gesetz  er- 
zwungene Übernahme  eines  Verwaltungs- 
amtes oder  -auftrages  in  griech.  Städten 
(z.  B.  Trierarchie  =  Ausrüstung  einer  Ga- 
leere, Gymnasiarchie  =  Ausstattung  eines 
Gymnasions),  zu  denen  oft  auch  das  Münz* 
amt  gehört;  vgl.  unter  Epimeletes".  —  R.  E. 
XII  S.  187  .  R. 

Lek.  Das  Münzgesetz  Albaniens  vom 
13.  Juli  1925  hat  als  Währungseinheit  den 
Frang  eingeführt,  der  dem  französischen 
Goldfrank  entspricht.  Stücke  zu  100  und  20 
Frangu  sollen  gemünzt  werden,  5  und  2  und 
I  Frang  sind  Silbermünzen.  Der  "/5-Frang 
heißt  Lek  und  ist  das  französische  20* 
Centimesstück,  i-  und  Va-Lek  sind  aus 
Nickel,  0,10  und  0,05  Lek  aus  Bronze  zu 
münzen.  Lek  heißt  Alexander;  auf  der  Vs. 
des  Lek  befindet  sich  nämlich  der  Kopf, 
Alexanders  des  Großen,  wie  deim  die  Ent- 
würfe für  alle  genannten  Münzen  Nach- 
ahmungen altgriechischer  Typen  sind.  — 
Bl.  f.  M.Fr.  1927,  S.  31  f.  S. 

Lempira,  die  durch  Gesetz  vom  3. 4. 1926 
eingeführte  Goldeinheit  von  Honduras;  sie 
soll  gleich  dem  halben  Golddollar  sein,  also 
0,8359  g  wiegen  und  0,752  g  Gold  halten, 

S, 

Leoneuli  werden  urkdl.  Braunschweiger 
Löwenpfennige  genannt.  Su. 

Leone  per  il  Levante,  um  1700  gemünzter 
venetianischer  Taler  für  die  Levante  mit 
S.  Markus  auf  der  Vs.  und  springendem 
Löwen  auf.  der  Rs.,  der  10  Lire  galt,  27,12  g. 


350 


LEOPARD— LEPTON 


wog  und  20,041  g  Silber  hielt.  —  Papado- 
poli,  III,  Taf.  97,  I.  2.  S. 

Leopard  s.  Löwe. 

Leopard  d'argent  ist  eine  anglo -gallische 
Groschenmünze  Heinrichs  V.  von  England 
(141 7 — 1422):  Vs,  unter  einer  Krone  sprin- 
gender Leopard,  i.  F.  3  Lilien  und  Rs.  Lilien - 
kreuz;  i  St.  von  2,73  g  Rauh-  u.  1,59  g 
Feingew.  Von  ähnlichem  Typus  sind  auch 
die  Billon-L^opards  Heinrichs  V.,  die  im 
Werte  den  Niquets  (s.  d.)  Karls  VI.  v. 
Frankreich  entsprechen,  sie  sind  nämlich 
gleich  einem  double  toumois.  —  Blanchet, 
II  S.  281  u.  283.  Su. 

Uopard  d*or  ist  eine  anglo -gallische 
Goldmünze,  von  König  Eduard  III.  (1337 
— 1377)  und  dem  Schwarzen  Prinzen  (1330 
— 1376)  in  Südfrankreich  geprägt.  Typus: 
Vs.  ein  gekrönter  Leopard  nach  links 
schreitend,  Kopf  von  vom,  in  einem  lO- 
Paß,  Rs.  Blumenkreuz,  in  den  Winkeln 
Leoparden,  das  Ganze  in  einem  kantigen 
Vierpaß,  Umschrift  wie  auch  auf  anderen 
französ.  Goldmünzen  dieser  Zeit  XPC: 
VINCIT  :  XPC  :  REGNAT  usw.  Die  Ed- 
uards III.  sind  um  1344  geschlagen.  Das 
Gewicht  des  Leoparden  Eduards  III.  war 
2,37  gl  des  Schwarzen  Prinzen  3^3  g,  die 
Feinheit  war  233/4  Karat.  —  Grueber, 
S.  50,  53,  59.  Su. 

Leopolddory  die  dem  Louisdor  (s.  d.) 
nachgeprägte  Pistole  des  Herzogs  Leopold 
von  Lothringen  (1697 — 1729)  von  ver- 
schiedenem Feingewicht.  S. 

Leopoldino  d'oro,  Goldmünze  des  Groß- 
herzogs  Leopold  II.  von  Toskana  (1824 — 59) 
mit  Lilie-Wappenschild,  32,65  g  schwer, 
mit  32,58  g  Goldgehalt,  zu  80  Fiorini  d'ar- 
gento  (s.  d.).  S. 

Leopolde  hieß  der  Scudo  der  Großherzoge 
Peter  Leopold  (1765 — 90)  und  Leopold  IL 
(1824— 1859)  von  Toskana.  S. 

Leopoldspfeniiige  sind  Schaupfennige, 
welche  die  Pröbste  des  Augustiner-Chor- 
herrenstiftes IClostemeuburg  bei  Wien 
seit  Balthasar  Poltzmann  (1580 — 1596)  am 
Feste  ihres  Gründers  {15.  Nov.)  ausgaben, 
mit  dem  Heiligen  Leopold  mit  Kirchen- 
modell, auf  der  Rs.  meist  mit  der  Auf- 
findung des  Schleiers  der  Markgräfin  Agnes. 
Sie  wurden  teils  als  Armenpfennige,  teils 
als  Betpfennige  verteilt,  als  solche,  von 
Nachzüglern  abgesehen,  bis  z.  J.  1783.  — 


J.  Nentwich  in  Mitt.    des  Clubs  der  M.- 
und  Med.freunde  in  Wien  1898  S.  343  ff. 

Su. 
Lepton,  eigtl.  »geschält«  =  dünn,  klein, 
kommt  in  der  antiken  Numismatik  in  3- 
facher  Verwendung  vor;  i.  absolut  als  Sub- 
stantiv neutrius  gen.  im  Sinne  von  Klein- 
geld, z.  B.,  tJ)  Xeircov  toü  vofifofjLaxoc,  Pollux 
Onom,  IX  70,  xh  Ibjfaxov  to5  XeirtoS  =  das 
allerkleinste  Kleingeld,  Hultsch,  Metrol. 
Scr.  I  S.  350  Z.  I,  femer  inschriftlich 
XeiTTOü  oploXP-^O  11^^611  anderen  Summen  in 
Silberdenaren,  d((jaapia)  &'  Toi5  Xeitroü  hinter 
einem  Denarbetrage  (Kubitschek,  Quin- 
quennium  d.  ant.  Num.  1896  S.  102;  S.  51). 

2.  X.  steht  als  Adjektiv  neben  einer  M.- 
bezeichnung  allgemeinerer  Art,  so  vofjLiajxa, 
x8p{iatiov  usw.  bei  Pollux  Onom.  IX  72.  82, 
6  Xeircös  xot'^o^  Kern,  Inschr.  v.  Magnesia 
no.  164,  dp^üpfoo  *Po8toü  XsTcxoG  C.  I.  G. 
no.  2693  e  5.  10,  auch  zum  Unterschied 
einer  leichten  von  einer  schwereren,  gleich 
benannten  M.-sorte,  wie  XeircÄ^  (Spa^fiAc) 
jiev  Tttc  lEcüßoXoüc,  Tcaxeia?  8e  täj  irXeov 
d^oüGa?,  Hesych  s.v.  X. 

3.  Eine  besondere  M.-sorte  mag  das  L. 
Öfter  gewesen  sein,  etwas  Sicheres  ermittelt 
ist  darüber  noch  nicht;  indes  ist  die  ältere 
Annahme,  in  Athen  sei  das  L.  ^/»j  des  Chal- 
kus  gewesen,  jetzt  widerlegt,  s.  Journ.  int. 
XIV  S.  129.  Eine  positive  Angabe  über 
das  L.  als  bestimmte  M.  bietet  aller- 
dings das  Gleichnis  vom  Scherflein  der 
Witwe  Ev.  Marci  12,42:  sie  legt  in  den 
Opferstock  Xeicra  860  S  iazi  xo8pav'n3ff  (über 
die  Doppelsinnigkeit  des  Textes,  d.  h.  ob 
1  L.  =  y»  oder  =  i  xo8p.  sei,  s.  R.  E.  XI 
S.  983),  während  andere  Stellen  wieder  auf 
das  L.  als  =  I  xo8p.  führen  (Ev.  Matth.  S, 
26  vgl.  mit  Ev.  Luc.  12,  59).  Daraufhin 
haben  die  späten  Metrologen,  da  sie  den 
xo8p.  mit  dem  hebräischen  aixXo?  =  l  Di- 
drachmon  =  ^3000  Talent  gleichsetzen,  das 
L.  als  yeooo  des  Talents  betrachtet,  das  sie 
wieder  dem  Goldsolidus  gleichsetzen.  Das 
ist  eine  späte  Konstruktion  ohne  jeden 
numismat.  Wert;  wohl  aber  könnten  die 
kleinsten  uns  aus  der  Zeit  Christi  be- 
kannten-ä^-M.  der  Gegend,  die  sog.  Prokura- 
toren-M.  mit  Kaisemamen,  aber  ohne 
Kaiserbild,  und  die  entspr.  des  Herodes 
Antipas,  Archelaos,  Agrippa  das  L.  oder 
der  xoSpavnjc  sein;    in  Syrien   ist  das  L. 


LETO— LIARD 


351 


auch  sonst  nachgewiesen:  ein  Teil  der 
syr.  Ms  mit  CA  hat  daneben  AT  =  X(s7n:Dl:) 
T(pta)  oder  T(saaapa),  B.  M.  C.  Rom.  emp.  I 
S.  118/9  (11,27—9,31—9,26  g);  vgl.  unter 
CA.  —  R.  E.  XII  S.  2077/9;  Trait6  I 
S.  465  ff.;  Hultsch,  Metrol.  Scr.  II  Index 
S.  189.  R. 

In  der  Neuzeit  ist  Lepton  die  neugrie- 
chische, vom  Präsidenten  Grafen  Capo 
d' Istrias  1828  eingeführte  Kupfermünze  zu 
Vioo-Phönix  (s.  d.)  mit  dem  Phönix  auf 
einer,  der  Wertbezeichnung  auf  der  anderen 
Seite.  Stücke  zu  20, 10,  5  Leptaund  i  Lepton 
wurden  geschlagen.  Nach  der  Errichtung 
des  Königreichs  Griechenland  1831  wurde 
das  L,  als  Vioo  Drachme  die  untere  Münz- 
einheit; außer  den  genannten  M.  wurden 
auch  solche  zu  2  Lepta,  alle  mit  Kopf -Wert 
im  Kranze  geprägt.  Seit  1867  entstanden 
Bronzestücke  zu  10,  5,  2  Lepta  und  i  Lep- 
ton, seit  1893  20-,  IG-,  5-L^ta  aus  Nickel, 

4,  3  und  2  g  schwer  mit  Krone-Wertzahl  im 
Kranze.  Diese  haben  seit  1912  ein  vier- 
eckiges Loch  und  verschiedene  Bilder 
(Athena,  Eule,  Krone).  Nach  Gesetz  vom 
7.  Oktober  1920  werden  Stücke  zu  50,  20, 
10  und  5  L.  aus  Nickel  geprägt  mit  antiken 
Symbolen  wie  Athena,  Eule,  ölkrug;  nach 
Gesetz  vom  14.  Juni  1922  werden  die  10  L.- 
Stücke aus  Aluminium-Bronze  hergestellt. 
—  Für  den  Staat  Kreta  entstanden  seit 
1894  besondere  Münzen,  Stücke  zu  20,  lO, 
5  Lepta  aus  Nickel,  2  L.  u.  i  L.  aus  Bronze, 
alle  mit  Krone-Wertbezeichnung,  in  Paris 
geprägt.  S. 

Leto,  Atjto),  von  Zeus  Mutter  des  Apollon 
und  der  Artemis,  die  sie  ihm  auf  Delos  heim- 
lich gebar,  vorher  und  nachher  von  der 
Eifersucht  der  Hera  verfolgt;  auf  M.  er- 
scheint sie  mit  den  Kindern  auf  den  Armen 
sitzend,  stehend,  meist  aber  flüchtend,  in 
Ephesos,  Magnesia,  Milet,  Mastaura,  Ta- 
bala,  Tripolis  Lyd.  (hier  bes.  häufig),  At- 
tuda,  Kolossai,  Stektorion,  Lycia  (Provinz) ; 
auf  M.  von  Megara  steht  Apollon  zwischen 
L.  und  Artemis,  auf  einer  von  Argos  L.  und 
neben  ihr  die  Heroine  Chloris.  —  R.  E.  II 

5.  1358/59.  1366/67;  Head,  H.  N.*  S.951; 
Overbeck,  Kunstmyth.  III  Münztaf.  IV 
17—20;  Z.  f.  N.  25  S.  46/7.  R. 

L8u  (PI.  Lei).  1868  führte  Rumänien  das 
französische  Münzsystem,  1890  die  Gold- 
währung ein,  indem  der  Frank  Leu  hieß. 


Aus  Gold  wurden  Stücke  zu  20  und  10  Lei, 
aus  Silber  zu  5,  2,  i  und  y^  L.,  aus  Nickel 
zu  20,  IG  und  5,  aus  Kupfer  zu  10,  5,  2 
und  I  Bani  (Centimes)  geprägt.  Die  Gold- 
und  Silbermünzen  trugen  Kopf -Wappen- 
schild, die  Scheidemünzen  bis  1890  das 
gleiche  Gepräge,  seitdem  Schrift  -  Schrift. 
Seit  1900  entstanden  gelochte  Nickelstücke. 
Nach  der  Inflation  war  der  L.  nur  einige 
Pfennige  wert;  seit  1921  werden  Stücke  zu 
50  Bani  mit  Adler  -  50  u.  Krone  aus  Alu- 
minium geprägt.  S. 

Lev(Lew,  PI.  Leva,  Lewa,  Lewat).  Durch 
Gesetze  vom  27.  Mai  1880  und  30.  April 
1897  führte  Bulgarien  das  französische 
Münzsystem  ein,  indem  es  den  Frank  Lev, 
den  Centime  Stotinka  nannte.  Aus  Gold 
wurden  Stücke  zu  20  und  10  Leva,  aus 
Silber  zu  5,  2,  i  und  ^a  Leva,  aus  Bronze 
zu  10,  5,  2  Stotinki  u.  i  Stotinka,  seit  1888 
aus  Nickel  zu  lO,  5,  2^3  Stotinki,  alle  in 
ausländischen  Münzstätten,  geprägt.  Die 
Stücke  zu  2  Stotinki  wurden  19 12  einge- 
zogen. Durch  die  Inflation  wurde  der  L. 
zur  M.  aus  unedlem  Metall:  seit  1923  ent- 
standen Stücke  aus  Aluminium  zu  2  Leva. 
Alle  Münzen  tragen  Landeswappen-Wert- 
bezeichnung. Seit  1926  werden  2-  u.  i- 
Levastücke  zu  0,9  Teilen  aus  Alumin, 
0,08  Zink  und  0,02  Kupfer  in  Wien  geprägt. 
Die  Stotinka  ward  auch  Kantern  oder 
Kanteim,  d.  h.  Centime  genannt,         S. 

Leva,  PI.  von  Lev  (s.  d.). 

Levantetaler  s.  Maria-Theresiataler. 

Levök  war  der  russische  Name  des  Löwen- 
talers (s.  d.). 

Li,  chinesische  Gewichtseinheit;  s.  Tael, 
Ch'ien. 

Liang,  chinesische  Gewichtseinheit,  Sil- 
berunze; s.  Tael. 

Liard,  der,  ist  eine  französische  Münze, 
die  aus  der  Dauphin^  stanmit  und  zuerst 
allgemein  in  ganz  Frankreich  unter  König 
Ludwig  XI.  geschlagen  wurde:  Vs.  Delphin, 
Rs.  befußtes  Kreuz,  i.  d.  W.  Krone  und 
Lilie.  Er  wurde  gleich  dem  Haxdi  (s.  d.) 
seit  Sept/Okt.  14^7  zu  192  Stück  aus  der  3 
d,  feinen  Mark,  i  Stück  also  von  1,27  g 
Rauh-  u.  0,32  g  Feingew.,  seit  Nov.  1478 
zu  216  Stück  aus  der  3  d.  feinen  Mark  ge- 
schlagen, also  I  Stück  von  1,13  g  Rauh-  u. 
0,28  g  Feingew-  Der  Liard  hatte  einen 
Wert  von  3  d.  t. 


352 


LIARDO— LIBERALITAS 


Franz  L  führte  Liards  mit  dem  Typus  j 
des    Anfangsbuchstabens    seines    Namens  ' 
ein,  nämlich  Vs.  ein  romanisches  gekröntes  j 
F,  Rs.  kl,  Kreuz,  der  Liard  mit  dem  Delphin  j 
wurde  nur  noch  in  der  Dauphinö  geschla- 
gen.   Auch  die  folgenden  Könige  setzten 
den  Anfangsbuchstaben  ihres  Namens  auf 
den  Liard^    so  Karl  IX.  ein  C.    Die  von 
Ludwig  XIV.   geprägten  Liards   de  Lion 
und    die  Liards    mit    dem  Malteserkreuz 
sind  die  letzten   silbernen   Stücke  dieser 
Münzsorte. 

Der  kupferne  Liard  wurde  1649  einge- 
führt, er  galt  3  Deniers  und  trug  die  ge- 
krönte Büste  des  Königs  auf  der  Vs.,  die 
Wertbezeichnung  und  gekröntes  L  zw. 
zwei  Lilien  auf  der  Rs.  (Abb.  338).  Er  wog 
3,7  g  und  wurde  1658  auf  2  Deniers  gesetzt. 
—  Den  Namen  liard,  der  zuerst  1382 
urkdl,  vorkommt,  hat  man  sehr  unwahr- 
scheinlich als  li  hardi  erklären  wollen.  — 
Blanchet  II  S.  286  ff.;  Morin,  Numis- 
matique  ffodale  du  Dauphin6  S.  185  ff.  — 
S.  auch  Oertgen.  Su. 

LiardOy  Billoimiünze  der  Fürsten  von 
Monako,  die,  seit  1720  geprägt,  auf  der  Vs. 
die  Büste  des  Fürsten,  auf  der  Rs.  dessen 
Wappen  zeigte.  —  Corp.  n.  it.  III,  Taf.  24, 
Nr.  IG.  S. 

Libella,  Deminutiv  von  libra,  also  = 
Pfündchen,  ist  im  röm.  M.-  und  Rechnungs- 
wesen nach  dem  Beispiel  der  sizil.  Litra 
[s.  d.)  =  Vio  der  Silbereinheit,  des  Nomos: 
also  ursprünglich  das  */io  des  silbernen  röm.- 
kampan.  Didrachmons  in  Gestalt  einer 
kleinen  -^-M.  (Marskopf,  Rs.  Pferdekopf, 
0,65  g),  dann  einer  ^-M.;  später  hat  sie,  in 
M  als  i/io  der  nunmehrigen  Einheit,  des 
Sestertius,  den  Solkopf,  Rs.  Mond  und 
Sterne  und  eine  Kugel  als  Wertzeichen: 
Haeberlin,  Aes  grave  S.  135,  woneben  4-, 
3-,  2-  und  Va-Libellenstücke  einhergehen.  — 
In  der  röm.  Buchführung,  wo  man  sich  der 
Zehnteilung  lieber  als  der  duodezimalen  be- 
diente (vgl.  R.  E.  XI  S,  612  und  Suppl.  III 
S.  30),  war  die  L.  zuerst  =  i/io  Denar,  später 
=  i/io  Sestertius,  imd  ihre  Hälfte  hieß  sem- 
bella  oder  singula  =  1/20  Sestertius,  ihr 
Viertel  terruncius  i=  Y40  Sestertius.  Ausge- 
schriebenes Beispiel  für  diese  Rechnungs- 
weise: Inschrift  hadrianischer  Zeit  bei  Des- 
sau, Inscr.  n.  5474  [st]atuaargenteaex(ses- 
tertiis)  LICCCXXXV,  tribus  libel(Hs),  sin- 


g(ula),  terr(uncio)  et  aeris  quad(rante)  = 
51  335  +  3/10+  Vao+  V40  Sesterzen.  Diese 
3/10  +  ^Ao  +  ^'40  =  zus.  ^5/40  Sesterzen  wa- 
ren, da  der  Sesterz  4  Asse  oder  16  Quadran- 
ten hatte,  =  6  Quadranten,  wozu  der  eine 
einzeln  geschriebene  Quadrans  tritt;  also 
ist  das  Ganze  51  335  Sesterzen  und  7  Qua- 
dranten. —  R.  E.  XIII  S.  14.  R. 

Liber,  Libera,  s.  unter  Dionysos. 

Liberalitas,  lat.  eigtl.  freie,  großzügige 
Denkart,  dann  die  aus  ihr  entspringende 
Uneigennützigkeit,  die  Freigebigkeit,  und 
zwar  die  persönliche,  nicht  die  aus  Amts- 
pflicht traditionell  erwachsene.  Als  Bei- 
name der  Stadt  Ebora  Hisp.  tritt  L.  auf  M.  • 
schon  unter  Augustus  auf  (Liberalität  luL 
Ebora).  Auf  einer  Bleitessera  (Eintritts - 
marke  zu  Spielen)  aus  Claudius'  Zeit  steht 
ex  1.  Augusti  in  dem  Sinne,  daß  diese  Spiele 
kaiserl.  Gnade  verdankt  wurden.  Später 
steht  das  Wort  L.  meist  für  die  Gnaden - 
beweise  aus  der  kaiserL  Privatschatulle  im 
Gegensatz  zum  Congiarium  (s.  d.),  und  zwar 
für  die  Geldgeschenke,  die  nach  der  Zeitfolge 
numeriert  wurden  und  bei  denen  die  Emp- 
fangsberechtigten auf  einer  Liste  verzeich- 
net waren  und  auf  Grund  einer  (Blei  ?)- 
tessera  die  Gabe  erhielten. 

Die  Personifikation  der  L.  zeigt  sich  zu 
ihrer  Legende,  oft  mit  jener  Numerierung, 
steh.,  selten  sitz.,  entweder  ein  Füllhorn  ent- 
leerend wie  Abundantia  oder  mit  Tafel 
(eben  jener  Liste)  und  Füllhorn  (Hadria- 
nus  bis  Constantinus,  auch  auf  griech.  M.  : 
Markianopolis)  oder  Zepter;  hier  und  da 
tritt  der  (oder  mehrere)  steh,  oder  sitz» 
Kaiser  allein  auf,  bei  Pius  auch  ein  Lictor 
mit  der  Tafel;  die  Einsetzung  der  Liber- 
tas  (Sev.  Alex.  u.  ö.)  statt  der  L.  ist 
aber  wohl  nur  ein  Irrtum,  ebenso  wie  die 
Aufschrift  Liberatis  civibus  zur  L.  auf  M* 
des  Pertinax;  häufig  ist  die  Verteilungs- 
szene selbst:  der  oder  die  iCaiser  sitz,  auf 
Suggestus,  mit  Gefolge,  dazu  steh.  Liberali - 
tas  in  einer  jener  beiden  Hauptformen  und 
einer  oder  mehrere  empfangende  Bürger,, 
oder  Vereinfachungen  dieser  Szene  (Hadria- 
nus  bis  Valerianus);  die  Szene,  ist  nicht 
wesentlich  von  der  des  Congiarium  ver- 
schieden und  erscheint  auf  M.  des  Ha- 
drianus  auch  zur  Legende  locupletatori 
orbis  terrarum;  auch  kommt  zur  L.-Szene 
die  Aufschrift   Fdicitas    reipublicae  oder 


LIBERTAS— LIBRALAS 


353 


saeculi  vor.  —  R.  E.  IV  S.  875;  XIII S.  82; 
Bemhart,  Handbuch  S.  119;  Gnecchi,  Tipi 

s.  74.  S. 

Libertas,  lat.  =  Freiheit,  sowohl  die  per- 
sönliche wie  die  des  Staates;  schon  in  der 
frühen  röm.  Republik  als  Göttin  im  eigenen 
Tempel  verehrt.  Die  Personifikation  der 
L.  (L.  Aug.,  L.  populi  Romani,  L.  publica, 
restituta,  saeculi),  meist  steh.,  selten  sitz., 
trägt  den  Pileus  Libertatis  (s.  d.)  und  ein 
Zepter  (oder:  die  1.  Hand  ausgestreckt,  im 
Gewand  verborgen,  mit  Füllhorn,  Zweig, 
Zepter)  (M.  von  Claudius  bis  lulianus  tyr.); 
in  der  Republik  erscheint  sie  so  auf  einer 
Quadriga.  Ihr  Brustbild  finden  wir  auf 
M.  der  Republik,  insbes.  des  Brutus  und 
Cassius,  und  des  Interregnums  68/69  n.  C, 
einmal  mit  Ähre,  sonst  nur  mit  Kranz, 
Stephane,  Schleier  ohne  Attribut.  Auch 
andere  Bilder  treten  zur  Legende  L.  auf. 

Auf  griech,  M»  kommt  die  Eleutheria, 
durch  das  Wort  'ElX8oOep{(a)  auf  dem  als 
Sitz  dienenden  Cippus  gesichert,  auf  einem 
Kyzikener  vor,  nur  mit  Kxanz  als  Attribut, 
dann  sitz,  und  das  Wort  'EX.  schreibend  in 
Tion;  sonst  hat  sie,  von  den  röm.  M.  über- 
nommen,  Pileus  und  Zepter  (M.  von  Sebaste 
Kilik.  und  ELaisareia  Kapp,  mit  IXsuft.  SiQ^tou), 
aber  Kranz  und  Zepter  in  Alexandreia  Äg. 
—  Die  Inschrift  EX.  kommt  dann  als 
Schiffsname  auf  M.  von  Korkyra  und  in 
subst.  oder  adjekt.  Form  (iXeodlpez?)  zur 
Bezeichnung  der  Civitates  liberae  Thessa- 
lonike,  Amisos,  Termessos,  Sebaste  Kilik., 
Seleukeia  Kilik.  vor;  wegen  des  xotvoßooXiov 
iX.  (Anazarbos,  Tarsos)  s.d.;  der  Demos 
hei£t  ^.  in  Aphrodisias;  Zeus  äXeoft^pto^: 
M.  von  Metapont,  Aitne,  Agyrion,  Alaisa, 
Syrakus.  —  R.  E.  XIII  S.  loi ;  Bemhart, 
Handbuch  S.  93;  Gnecchi,  Tipi  S.  7S ;  Head, 
H.  N.a  S.  912/3.  927.  944.  R. 

Llbertina,  Nachahmung  des  Maria  The- 
resientalers  (s.  d.)  durch  die  Stadt  Ragusa 
am  Ende  des  18,  Jh.s.  —  Reäetar  in  Mon. 
Bl.  d.  num.  Ges.  Wien  1910,  S,  204  f. 

S. 

Llbra,  ursprüngl.  lat.  =  Wage  (s.  d.), 
daim  das  Gewogene  und  seine  Einheit,  d.  h. 
das  Pfund,  griech.  Xfrpa,  s.  d.  Ein  Pfund 
Kupfers  war  lange  vor  Beginn  der  Mün- 
zung die  Wert-  und  Rechnungseinheit  der 
Römer  und  blieb  es  auch  nach  deren  Be- 
ginn, insofern  seitdem  die  Rechnungs- 
WOrterbuoih  der  Mflndnmde. 


einheit  As  (s,  d.)  hieß,  aber  eine  L.  wog. 
Varro  d.  1.  1.  V  169:  as  erat  libra  pon- 
dus,  vgl.  V  174.  Als  aber  die  Herab- 
setzungen des  Asgewichtes  stattfanden, 
verlor  der  As  und  seit  Einführung  der  -^- 
prägung  das  M  überhaupt  die  Rolle  als 
Wertmesser  an  das  M,  —  Der  Betrag  der 
L.  scheint  anfangs  »272,9  g«  betragen  zu 
haben,  die  sog.  oskische  L.,  und  erst  bei 
Beginn  der  Silberprägung  scheint  die  uns 
geläufige  sog.  neu -röm.  L,  von  »327,45  g« 
eingeführt  worden  zu  sein.  Dieser  genaue 
Betrag  ist  natürlich  nur  eine  Arbeitshypo- 
these,  vgL  unter  Metrologie;  niedrigere  An- 
setzungen,  wie  sie  neuere  Metrologen  mehr- 
fach vornehmen,  würden  zur  Annahme 
häufiger  Übermünzungen  führen  müssen.  — 
Eine  dritte  L.  von  etwa  341  g  (=  12^/2 
Unzen  =  300  Scripula)  scheint  anderen 
Reihen  des  Aes  grave  zugrunde  zu  liegen, 
vgl.  Haeberlin,  Aes  grave  S.  82:  eine 
röm.-kampan.  Reihe,  S.  179:  Luceria, 
S.  197:  Venusia,  und  es  dürfte  das  die- 
selbe Gewichtsstufe  sein,  die  von  spät- 
antiken Metrologen  (Hultsch,  Metr.  Script. 
II  S.  196  Ziffer  4,  5,  12)  als  (neu-)atti- 
sche,  aber  auch  italische  (und  ptolemäische) 
Mine  bezeichnet  wird,  weil  sie  =  100  neron. 
Denaren  war  (denen  die  att.  Drachme 
gleichgesetzt  war);  die  Stufe  von  3,41  g 
ist  zugleich  der  älteste  Victoriatus  (s.  d.) 
und  die  röm.-kampan.  Drachme.  —  Weni- 
ger sicher  ist  das  sog.  ostitalische  Pfund 
von  379  g.  —  Lit.  s.  unter  Aes  grave  und 
As;  vgl.  noch  N.  Z.  52  S.  85;  Frankf.  M.- 
Zeitung 1918  S.  391;  Z.  f.  N.  34  S.  378/79; 
Luschin,  Allg.  M. -künde»  S.  159- 

Im  4.  Jh.  n.  C.  nach  Constantinus'  I.  Tod 
wird  eine  L.  auri  oder  argenti  eine  beliebte 
Rechnungsm.,  was  angesichts  der  von  Con- 
stantinus  I.  wieder  wohlgeordneten  Gold- 
und  Silberprägung  auffallen  muß.  Aber 
wir  wissen"  aus  wenig  späterer  Zeit  (bes. 
Cod.  Theod.  XII  6,  13  v.  J.  367),  daJB  die 
Regierung  selbst,  bei  Zahlung  an  die  Staats- 
kasse, Einschmelzung  und  Vorwägung  ihrer 
eigenen  Solidi  vorschrieb,  wodurch  sie  eben 
der  Einführung  einer  Rechnung  nach  der 
L.  Edelmetalles  Vorschub  leistete.  — 
Z.  f.  N.  31  S.  34/5,  42/45;  R.  E.  III  A  S. 
923.  —  Die  mittelalterliche  Libra  s.  unter 
»Pfund«.  R. 

Libralas  und  LlbralfuB.  Libralfufi  ist  der- 

23 


354 


LIBRA  PERUANA— LION  HEAUMfi 


jenige  Fuß  des  röm.  As  (s.  d,),  bei  dem  der 
As  noch  ein  volles  Pfund  (libra,  sei  es  von 
*327,45  «  oder  von  »272,9  g«)  wiegt,  As  und 
Pfund  noch  gleich  sind.  R. 

Libra  peruana^  peruanische  heutige  Gold- 
münze gleich  dem  englischen  Pfund  Sterling, 
zu  10  SoL  S. 

Llcfattaler  wird  der  1569—87  geprägte 
Reichstaler  des  Herzogs  Julius  von  Braun- 
schweig genannt,  dessen  Vs.  den  Wilden 
Mann,  einen  Baumstamm  in  der  Linken, 
ein  brennendes  Licht  in  der  Rechten,  mit 
der  Umschrift:  Aliis  inserviendo  consumor 
zeigt.  Die  Rs.  trägt  den  Reichsadler.  Die 
Lichttaler  wurden  1588  von  den  Brillen - 
talem  abgelöst  (s.  d.).  —  Fiala,  Mittl.  Haus 
Braunschweig,  Linie  Wolfenbüttel,  Prag, 
1906,  S.  27,  81  fE.,  Taf,  V,  2.  S. 

Lictor^  Mehrzahl  lictores,  heißen  die  Un- 
terbeamten, die  den  oberen  Beamten  der 
röm.  Republik  begleiten,  ihm  auf  der 
Straße  Platz  machen  u.  dgl.  Sie  tragen  die 
Fasces  (s.  d,),  d.  h.  ein  Rutenbündel  mit 
einem  Beil  darin,  als  Zeichen  der  Gewalt, 
an  Leib  und  Leben  zu  strafen,  und  einen 
Stab.  Auf  röm.  M.  sehen  wir  einen  allein 
bei  Hadrianus  {Steuerrollen  verbrennend), 
Pius  (mit  der  Tafel  der  LiberaJitas)  und 
M.  Aurelius,  mehrere  imigeben  beim  Pro- 
cessus consularis  den  Konsul,  auf  den  gro- 
ßen Szenen  der  Kaiser-M.  steht  er  oft  dem 
Kaiser  zur  Seite.  —  R.  E.  XIH  S.  507; 
Riv.  ital,  di  num.  36  S.  5  ff.  R. 

Liechtstock  (Leuchter)  wurden  lothringi- 
sche Halbgroschen  mit  dem  Bilde  des  auf- 
gerichteten lothring.  Schwertes,  welches 
man  mit  einem  Lichtstock  verglich,  ge- 
nannt. Lothringische  Halbgroschen  wurden 
seit  Herzog  Johann  L  (1346 — 1389)  ge- 
prägt. Vgl.  Urkunde  von  1425  »einen 
blapphart,  den  man  nempt  lichtstock« 
(Jesse  nr.  315),  und  von  1458  »item  alt 
Uechtstöck  pl(appart),  die  gut  sind,  ein  für 
15  hlr  (Heller)  <i  (Jesse  nr.  367).  Su. 

Uegnitzer  hießen  in  Pommern  im  17.  und 
18.  Jh.  die  schlesischen  Dreigröscher  (s.  d.). 

S. 

Ligatur,  Verbindung  zweier  oder  selten 
mehrerer  (in  einem  zusammenhängenden 
Schriftsatz  hintereinanderfolgender)  Buch- 
staben, z,  B.  iE  =  AE,  3SE=NE,  OT  = 
ON,  £N  =  QN  u.  dgl.  Vgl.  auch  unter 
Monogramm.  R. 


LigurinOy  der,  war  wie  der  Luigino  (s.  d.) 
eine  Nachprägung  der  französischen  5 -Sol- 
stücke im  17.  Jh.,  und  zwar  Genuas  für 
die  Levante,  2  g  schwer  und  nur  1/4  fein 
mit  Kopf  der  Liguria-Schild.  S. 

Liknon,  griech.  Xixvov  =  die  Getreide- 
schwinge, s.  unter  Vannus;  Xtxvo'fopoc  der 
Träger  einer  solchen,  allein  auf  M.  von 
ApoUonia  Kar.  (Nom.  VIH  S.  16  Taf.  II 10), 
zuweilen  im  Thiasos  (s.  d.)  des  Dionysos 
auftretend.  R. 

Lima,  die  Münzstätte  Perus  (Zeichen: 
Monogr.,  aus  den  4  Buchstaben  LIMA  ge- 
bildet). Das  Wort  findet  sich  ausgeschrieben 
auf  mehreren  englischen  Münzen  von  1745 
und  1746  unter  der  Büste  des  Königs;  diese 
Münzen  sind  aus  gekapertem  spanisch- 
peruanischem Edelmetall  geprägt  worden. 
—  Grueber,  S.  145.  S. 

Llnmerk  s.  Leinmark  und  Wede. 
Linsendttkaten,  winzige  Goldmünzen  zu 
1/3»  Dukaten   der  Städte  Nürnberg  und 
Regensburg  aus  dem  18.  Jh.  vom  Umfang 
einer  Linse.     S.  auch  Lämmleindukaten. 

S. 
Llon  ä  la  haie  s.  Tuin. 
Lion  d'argent  ist  ein  Denar  mit  schreiten- 
dem Löwen  nach  links,  von  König  Eduard 
I.  von  England  zu  Lebzeiten  Heinrichs  III. 
(1252 — 1272)  in  der  Gascogne  geprägt,  Ge- 
wicht 0,84  g.  Grueber  S.  45  Nr.  248.    Su. 

Lion  d'or  (niederl.  Gouden  Leeuw)  ist  eine 
Goldmünze,  die  von  Philipp  VI.  v.  Frank- 
reich am  31.  Okt.  1338  eingeführt  wurde: 
denier  d'or  fin  au  lion,  50  Stück  auf  die 
24kar.  Mark,  i  Stück  also  4,9  g  schwer, 
Kurs  =  25  s.  t.  Die  Vorderseite  zeigt  den 
König  sitzend  von  vom  unter  einem  goti- 
schen Bogen  mit  Glockentürmchen;  er  hält 
2  Lilienzepter  und  setzt  seine  Füße  auf 
einen  kauernden  Löwen,  Rs.  Blumenkreuz 
in  einem  Vierpaß  mit  4  Kronen.  —  Blanchet, 
Manuel  II,  S.  247,  250.  —  Siehe  auch 
Lion  heaum6  u.  St.  Andrew.  Su. 

Die  belgische  Revolution  von  1790  schuf 
einen  nur  in  diesem  Jahre  geprägten  Lion 
d'or,  8,278  g  schwer,  mit  7,588  g  Goldgehalt, 
sowie  einen  Lion  d'argent,  der  demlCronen- 
taler  entsprach;  beide  Münzen  zeigten 
den  belgischen  Löwen  - 11  Provinzialschilde 
lun  Sonne.  S. 

Lion  htaxmif  auch  Lion  d'or,  niederl. 
Gouden  Leeuw,  ist  eine  Goldmünze  Ludwigs 


LION  NOBLE— LITRA 


355 


V.  Male,  Grafen  von  Flandern,  auf  der  Vs. 
mit  einem  großen  Löwen,  sitzend  auf  einer 
gotischen  Estrade  mit  4  Glockentürmen  und 
einem  Helm  übergestülpt,  Rs.  Blumenkreuz 
mit  F  L  A  N  in  den  Winkeln,  D  in  der 
Mitte  des  Kreuzes,  das  Ganze  in  einem 
Achtpaß,  Umschrift:  Benedictus  qui  venit 
in  nomine  domini.  Sie  wurden  zu  45  V4 
Stück  aus  der  Troy  Mark  vom  10.  IL  1364 
bis  zum  5.  VIII.  1370  ausgeprägt,  also  ein 
Stück  ca.  5,4  g  schwer.  Es  gibt  hierzu 
auch  einen  halben  Lion.  —  Engel -Serrure 
III  S.  1093;  Gaillard,  Flandern  S.  162. 

Su. 

LlOfl  noble,  schottische,  1584— 1588  ge- 
prägte Goldmünze  mit  dem  Löwenschild 
auf  der  Vs.  und  einem  aus  den  königlichen 
Initialen  gebildeten  Kreuz  auf  der  Rs. 
Auch  V3-  und  ^/3-L.  n.  wurden  geprägt. 
Der  L.  n.  wog  5,i  g  und  hielt  4,579  g  Gold. 
—  Grueber,  S.  190  f.  S. 

Lira  Austriaca  war  die  von  Österreich 
1814  in  Lombardei -Venetien  eingeführte 
Hauptwährungs-  und  Rechnungseinheit, 
die  nichts  anderes  darstellte  als  den  Sechs - 
teltaler  nach  deutschem  Konventionsfuße 
(s.  d.);  sie  war  bis  1852  6,682  g  schwer  mit 
3>^95  g  Silbergehalt,  seitdem  4,33  g  mit 
3,897  g  Silbergehalt.  Der  Scudo  zu  6  Lire 
entsprach  dem  ganzen  Konventionstaler.  — 
Gnecchi,  S.  XLVI,  Taf.  50,  i,  2.         S. 

Lira  italiana.  Die  italienische  Lira 
(Pfund)  war  wie  in  den  anderen  Kultur- 
ländern seit  den  Karolingern  eine  Rech- 
nungsmünze und  wurde  zuerst  in  Venedig 
aus  Silber  als  Lira  Tron  (s.  d.),  dann  auch 
in  anderen  Staaten  geprägt. — Die  Vorläufer 
der  modernen  italienischen  L.  waren  die 
Lire  von  Lombardei -Venetien  (s.  Lira 
austriaca),  Modena,  Parma,  Lucca,  alle 
nach  verschiedenen  Münzfüßen  geprägt. 
Die  als  moderne  Rechnungseinheit  1859 
geschaffene  Lira  italiana,  näher  bestinmit 
durch  Gesetz  vom  26.  April  1862,  galt  100 
Centesimi,  war  1859  bis  1862900,  seitdem 
^35/1000  fein,  wog  5  g,  hielt  also  4,175  g 
Silber  wie  der  französische  Franc  (s.  La- 
teinischer Münzbund).  Die  zu  20  und  10 
Lire  entsprachen  den  franz.  zu  20  und  10 
Francs.  —  Seit  1925  prägt  San  Marino 
eigene  Stücke  zu  20  und  10  L.  —  Nach  der 
Entwertung  der  L.  hat  Italien  1924  rein- 
nickelne  Bons  (Buenos)  zu  2  L.  mit  Brust- 


bild des  Königs -Fasces  geschlagen,  seit 
1922  zu  I  Lira  mit  der  sitzenden  Italia- 
Schrift  u.  Schild  im  Kranze,  seit  1920 
Nickel-  50  C  mit  Büste- von  2  Löwen  ge- 
zogene Aequitas,  seit  1926  silberne  Stücke 
zu  20  L.  mit  Kopf-Fascist  vor  Italia,  10  L. 
mit  Brustbild -Italia  mit  Fasces  auf  Zwei- 
gespann, und  zu  5  L.  mit  Kopf -Adler  auf 
Fasces.  S. 

Lira  Moceniga  s.  Mocenigo. 

Lira  Osmanli»  türkische  Goldmünze;  s. 
Piaster  und  Livre  turque. 

Lira  Tron,  Trono.  Die  als  Rechnungs- 
münze in  Italien  seit  953  genannte  Lira 
(Pfund)  wurde  in  Silber  zuerst  von  dem 
venetianischen  Dogen  Nikolaus  Tron  im 
Jahre  1472  ausgemünzt;  sie  zeigte  auf  der 
Vs.  die  Büste  des  Dogen,  auf  der  Rs.  den 
venetianischen  Löwen  im  Kranze  (Abb. 
256).  Die  Büste  wurde  auf  den  späteren 
Lire  (s.  Mocenigo)  als  ein  der  Republik  nicht 
angemessenes  Bild  beseitigt.  Der  Trono 
wog  6,52  g  und  hielt  6,18  g  Silber.  — 
Papadopoli  II,  S.  3  ff.,  Taf.  17,  2.        S. 

Llrazza,  StückzuioGazzette;  s.Gazzetta. 

Lirone,  Stück  zu  loGazzette;  s.Gazzetta. 

Lisboidne  war  die  seit  1722  geprägte 
portugiesische  halbe  Dobra  (s.  d.)  zu  4 
Escudo;  sie  wurde  in  Amerika  meist  Jo- 
hannes (s.  d.)  genannt.  S. 

Lis  d'argent,  französische  Silbermünze 
vom  Gepräge  der  Lis  d'or  (s.  d.)  zu  20  Sols 
oder  I  Livre,  die  mit  halben  und  vierteln 
nur  im  Jahre  1656  geprägt  wurde.  Sie  wog 
8,024  g  und  hielt  7,690  g  Silber.  — Le  Blanc, 
S.  304;  Hoffmann,  Taf.  96,  90—94.      S. 

Lis  d'or,  eine  französische,  dem  Louisd'or 
(s.  d.)  ähnliche,  165 5 — 1657  geprägte  Gold- 
münze, deren  Rs.  den  von  zwei  Engeln  ge- 
haltenen Lilienschild  zeigt.  —  Hoffmann, 
Taf.  92,  20.  S. 

Litas  (PL  Litai,  Dual:  Litu),  Münz- 
einheit der  Republik  Litauen,  durch  Gesetz 
vom  20.  Juni  1924.  Der  L.,  =  dem  V" 
des  goldenen  Unionsdollars  =  42  Pfg., 
zerfällt  in  loo  Centas  (PI.  Centai).  Bisher 
sind  Stücke  aus  Silber  zu  5  Litai,  2  Litu 
und  I  Litas,  aus  Bronze  zu  50,  20,  10,  5 
und  I  Centas  und  zwar  in  Norton  geprägt 
worden.  Alle  tragen  Reiter- Wertbezeich- 
nung. S. 

Litra^  griech.  Xttpa,  schlecht  Xeitpa  = 
I    Pfund,    sizil.    Gewichtsgröße   (=    V»4o, 

23^ 


356 


LITUUS 


später  =  */iao  Talent)  und  Münze.  Wenn 
sie  wirklich  zuweilen  oxomQp  =  etwa  Ein- 
heitsstück geheißen  hat  (Pollux,  Onom.  IV 
173),  so  ist  das  nur  ein  Beleg  für  ihre  Wich- 
tigkeit im  System  gewesen.  Ihren  Betrag 
errechnet  man  aus  der  Angabe  des  Aristot. 
bei  Pollux,  Onom.  IX  87  xh  jisvTOt  2ixsXixJ>v 
TctXavTov  fff^ösv  T^  jisv  dpxaiov  T^txopac  xal 
81X091  Toi>c  voü{j.fiou^,  To  ofe  oaTEpov  oüoxaßs- 
xa,  indem  der  voufi}i.o?,  richtiger  vojioc 
(s.  d.),  hier  der  (attisch-)korinth,  Stater 
(s.  unter  Pegasusstater)  ist,  den  Aristot.  eb. 
IX  81  (vgl,  IV  175)  zu  10  L.  ansetzt,  und 
das  Talent  das  attische:  26,196  kg  =  24  X 
10  L.,  I  L.  =  109  g.  Diese  L.  liegt  in  der 
Münzung  von  Lipara  als  Kupfermünze  im 

4.  Jh.  V.  C.  ausgepr^  vor,  dazu  Unter- 
abteilungen mit  6,  4,  2  und  i  Wertkugel(n), 
also  Hemilitron  (Abb.  50),  Tetras,  Hexas 
und  Onkia  (Unze),  ebenso  in  der  Kupfer- 
münze von  Kroton  mit  TPIa«  =  3  Unzen 
=  1/4  L.,  im  Gewichtsdurchschnitt  von 
27,38  g  (Giesecke,  Sicil.  ntimismatica  1923 

5,  71).  Was  es  mit  dem  späteren  Werte 
des  Talentes  zu  12  Nomoi  auf  sich  hat, 
ist  noch  strittig.  —  Numismatisch  viel 
beliebter  war  aber  das  Silberäquivalent  der 
älteren  L.,  also  das  Zehntel  des  Pegasus - 
staters  =  0,86  g,  in  Silber  ausgeprägt 
(0,86  zu  109  g  wie  I  :  120,  das  war  also 
das  Wertverhältnis  von  M  zu  M)j  die  wir 
in  vielen  Städten  Siziliens  und  gelegentlich 
in  Unteritalien  (wo  der  etwas  leichtere  No- 
mos,  s.  d.,  die  Stelle  des  Pegasusstaters 
einnahm),  au^eprägt  finden,  in  Akragas 
geradezu  als  AlTpoc,  ihr  Fünffaches  als 
TTENxotXitpov  bezeichnet.  Auch  sie  zerfällt 
in  12  Unzen  (Onkia),  die  Aristoteles  für  seine 
östl.  Leser  nut  Chalkus  paraphraäert  (bei 
Pollux  IX  81,  IV  175),  Als  kleine  Süber- 
M.  war  die  L.  mit  ihren  0,86  g  normal 
zwar  vom  Obol  =  1/6  Drachme  =  ^i»  Stater 
=  0,72  g  deutlich  unterschieden,  in  der 
Praxis  freilich  sowohl  für  die  Alten  — 
Aristoteles  macht  seinen  Östlichen  Lesern 
die  L.  durch  Gleichsetzung  mit  dem  (ägin.) 
Obol  deutlich,  und  in  Syrakus  gab  man  zu 
besserer  Unterscheidung  der  L.  denPolj^pen, 
Abb.  27,  dem  Obol  das  Rad  als  Rs.  —  wie 
für  uns  Numismatiker  nicht  immer  sicher 
zu  trennen.  Die  Gewichtsstufe  dieser  L. 
von  0,86  g  findet  sich  auch  bei  Gold-M., 
2.  B.  in  Gela.  —  Im  3.  Jh.  v.  C.  versieht 


Syrakus  seine  Silber-L.  mit  dem  Wert- 
zeichen XII  =  12  Onkiai  (Unzen).  Eine 
späte  Kupfermünze  von  Rhegion  (Ende 
3.  Jh.)  mit  XII  stellt  die  L.  dar,  die  dem 
Reginum  talentum  bei  Festus  p.  359  a  im 
Werte  von  einem  (alten)  Victoriat  ent- 
spricht: I  Talent  sind  =  120  L.  Kupfer; 
wenn  diese  i  Victoriat  von  3,41  g  wert- 
gleich sein  sollen,  so  muß  (bei  M  zu  M  =^ 
120  zu  I,  s.  o.)  die  Kupferlitra  dieses  rheg. 
Talentes  3,41  wiegen,  wozu  die  Gewichte 
der  rhegin.  M  mit  XII  stimmen  (R.  E.  I  A 
S-  475).  Auch  in  Katana  und  bei  den  Ma- 
mertinem  gibt  es  Kupfer-M.,  die  durch  die 
Aufschrift  XII  als  L.  bezeichnet  sind,  und 
Teilstücke  der  L.  —  näml.  Hemilitron  (=6 
Unzen);  Tetras  =  4  U,;  Trias  =  3  U.; 
Hexas  =  2  U.;  i  Unze  —  mit  Kugeln, 
Strichen  usw.  je  nach  Anzahl  der  Unzen 
bezeichnet,  gibt  es  in  Silber  oder  Kupfer 
überall  in  Sizilien  und  Unteritalien;  doch 
zeigen  die  kupfernen  starke  Reduktionen 
im  Schrot  und  ihre  Wertzeichen  gelten 
z.T.  auch  schon  den  Unzen  des  röm. 
Pfundes,  der  libra,  die  auch  ihrerseits 
griech.  yXtpa  hieß  (Bel^e  bei  Hultsch, 
Metrol.  scr.  im  Register  II  S.  190  Ziffer 
1—5).  —  R.  E.  XIII  S.  784/6.  1287/8  (wo 
auch  der  angebl.  Unterschied  des  korinth. 
und  att.  M.-fußes  als  für  Sizilien  bedeu- 
tungslos erwiesen  und  Gieseckes  [Sicilia 
numism.  S.  4ff.]  angebl.  »ältere«  L.  von 
W,i64  g«  abgelehnt  wird),  im  wesentl.  nach 
Willers,  Rhein.  Mus.  LX  S.  345/56  und 
Röm.  Kupferprägung  S.  12—17,  dem  auch 
Gabrici,  La  monetazione  del  bronzo  nella 
Sicilia  1927  I  S.  13  folgt;  Segrfe,  Metrologia 
S.  289/90  bedeutet  einen  Rückschritt.  — 
L.  ist  Ixeute  der  arabische  Name  des  Palä- 
stina-Pfundes (s.  d.).  R. 

Littttts.  I.  Ein  oben  umgebogener,  kno- 
tenloser Stab,  den  in  späterer  Zeit  die  röm. 
Augum  zur  Abgrenzung  des  zu  beobachten- 
den Bezirkes  gebrauchten,  der  früher  aber 
auch  anderen  Priestern  zukam;  so  trägt  ihn 
König  Numa  beim  Ziegenopfer  auf  JEi  des 
L.Pompon.Molo;  häufig  als  Abzeichen  des 
Augum  unter  anderen  Priestergeräten  auf 
röm.  M.  (z.  B.  Q.  Cassius,  Sulla  Abb.  71, 
Caesar,  Antonius,  Augustus,  Nero  Abb.  89), 
auch  in  der  Hand  des  Kaisers  als  Augurn. 
Die  Krümmung  oben  ist  manchmal  zur 
Spirale  erweitert.  —  2.  Die  kurz  vor  dem 


LIVONESE— LOBEC 


357 


Schalloch  etwas  gekrümmte  Trompete  der 
röm.  Reiter;  bei  den  Galliern  geht  das 
Schalloch  in  einen  geöffneten  Tierrachen 
aus,  s.  unter  Kamyx.  —  R.  E.  XIII S.  804.  — 
Die  Krümmung  hat  sich  in  christl.  Zeit 
auf  den  Hirtenstab  des  Bischofs  übertragen, 
s.  Krummstab  und  Pedum.  R. 

Llvonese  hießen  die  von  der  Zarin  Elisa- 
beth im  J.  I7S7  für Liv- und  Estland  gepräg- 
ten Silbermünzen  im  Werte  von  i,  1/3  und 
1/4  Livonese,  gleich  96,  48  und  24  Kopeken, 
mit  dem  Brustbild  auf  der  Vs.,  dem  Dop- 
peladler, belegt  mit  den  Wappenschildeu 
von  Liv-  und  Estland  auf  der  Rs.,  26,  13 
und  6,5  g  wiegend  und  nur  75%  Silber 
haltend.  Außer  ihnen  wurden  noch  4-  und 
2 -Kopekenstücke  geprägt,  die  auf  der  Vs. 
den  Doppeladler,  auf  der  Rs.  die  2  Wappen- 
schilde hatten.  —  Großfürst  G.  M.,  Elisa- 
beth B  II,  Taf.  XVI.  —  Die  von  1756  sind 
Probemünzen.  B. 

Llvomina,  Livoraino  hießen  die  Doppel- 
dukaten und  Taler  (s.  Tallero)  des  Herzogs 
Cosmus  IIL  von  Toscana  (1670 — 1723), 
deren  Rückseiten  besondere  Bilder  zeigen, 
und  zwar  die  der  Taler  (Livomino)  den 
Hafen  oder  das  Tor  von  Livomo,  die  Dop- 
peldukaten (Livomina)  zwei  Rosenstau- 
den, von  denen  diese  Münze  aych  Rosina 
genannt  wurde.  Alle  diese  Münzen  sind 
nicht  in  Livorno,  sondern  in  Florenz  ge- 
prägt. S. 

Llvre.  Das  französische  Pfund  (la  livre) 
war  ebenso  wie  das  der  anderen  europäi* 
sehen  Kulturvölker  seit  Karl  dem  Großen 
eine  Rechnungsmünze  (nur  einmal  als  Lis 
d'argent,  s.  d.,  ausgeprägt)  und  blieb  in 
Frankreich  die  hauptsächlichste  bis  zum 
Ende  des  18.  Jh.s,  wo  sie  durch  den  Franc 
(s.  d.)  abgelöst  wurde.  Durch  die  Münzver- 
schlechterungen fiel  der  Wert  der  Livre,  da 
sie  immer  20  Sous  bedeutete,  so  gut  oder 
schlecht  die  Münzen  waren,  mit  denen  ge- 
zahlt wurde.  Nach  den  Tabellen  Dieudon- 
n6s  war  der  Wert  der  Livre  toumois  (von 
Tours)  in  Francs: 

1266  17,97  1467  5,42  1575  2,60  1724  1,20 
1295  17,97  14895,11  16022,46  17401,00 
130014,37  15134,00  16411,86  17911,00 
132614,09  15453,65  16791,86 
1360  8,70  1561  3,19  1709  1,24 
Allgemein  war  das  Rechnungspfund  unter 
Philipp  IV.  geworden  (1282— 1314).  Unter 


Philipp  II.  August  (i  180— 1223)  hatte  die 
Livre  parisis  den  Norden  erobert,  sie  war 
um  1/4  schwerer  als  die  L.  toumois,  aber 
diese  wurde  immer  allgemeiner,  bis  unter 
Karl  VIII.  keine  Deniers  parisis  mehr  ge- 
schlagen wurden  und  bis  unter  Ludwig 
XIV.  auch  die  Sols  parisis  und  damit  die 
Livre  parisis  verschwanden.  —  Blanchet  II, 
S.  76  fiF.  S. 

Livre  de  la  compagnie  des  Indes  war  eine 
unter  Law  (s.  d.)  als  Generalmüozunter- 
nehmer  1720  geprägte  französische  Silber- 
münze mit  der  königlichen  Büste  auf  der 
Vs.  und  gekröntem  JL  auf  der  Rs.  — 
Hoffmann,  Taf,  112,  84;  Blanchet  II,  S. 
368.  S. 

Livre  (gyptienne,  s,  Pfund,  ägyptisches. 

Livre  Sterling,  Abk.  £  und  Lstr.,  s.  Pfund 
Sterling.  S. 

Livre  turque,  abgek.  L.  t.,  die  türk. 
Währungseinheit  =  100 Piaster  (s.  d.).  Da 
die  Türkei  seit  dem  Jahre  1923  zu  viel  Papier- 
geld ediert  hat,  ist  die  L.  t.  stark  gesunken 
imd  steht  heute  auf  etwas  über  2  RM,  Ge- 
münzt sollen  werden  Goldstücke  zu  5  L.  t., 
aus  Nickel  zu  25,  Aluminbronze  zu  10,  5, 
2V2  Piaster.  2Va  Piaster  =  100  Para.    S. 

Lobfindk  scheint  im  19.  Jh.  eine  der 
volkstümlichen  russischen  Benennungen 
für  die  holländischen  Dukaten  und  ihre 
russ.  Nachprägungen  gewesen  zu  sein  (s. 
Cervonecj  ArapSik).  —  Staraja  moneta 
191 1,  S.  34  und  37.  Anders  Dal',  Wörter- 
buch, IIL  Aufl.,  der  diesen  Namen  in  erster 
Linie  den  französischen  Louisdors  beigelegt 
wissen  will.  B. 

Löbec  (plur.  lobcy),  auch  lobec  b^lyj, 
wohl  aus  »lübischer«  durch  Volksetymo- 
logie gebildet,  hieß  im  Russischen  wahr- 
scheinlich der  norddeutsche  Wittenpfennig, 
der  laut  der  Chronik  vom  J.  1410  neben 
dem  litauischen  Groschen  (s.  GroS)  und 
dem  schwedischen  örtug  (s.  Artug)  die 
einzige  offizielle  Münze  von  Novgorod 
war,  was  aber,  gemäß  derselben  Chronik, 
1420  ein  rasches  Ende  nahm.  In  den  russ. 
Münzfunden  sind  aber  bis  jetzt  keine  von 
allen  obengenannten  Münzen  vorgekommen, 
weiter  südlicher  jedoch  Prager  Groschen  (vgl. 
Sivers,  Topografija  Praiskich  GroSej,  1922). 
5  L.  wurden  am  Ende  des- 15.  Jh.s  einerCet- 
vertca  (s.  d.)  und  10  L.  einer  Mordka  (s.  d.) 
gleichgestellt.  :—  Tolstoj,  Novgorod  (Do- 


358 


LOCH— LÖWE 


petrovskaja  numizmatika  I,  13  u  17);  Srez- 
nevskij  II,  60;  über  die  Bedeutung  von  L. 
herrscht  in  der  russ.  Literatur  eine  seltene 
Übereinstimmung.  Vgl.  Mrocek,  40;  Chau- 
doir,  31,  36,  Ö8.  B. 

Loch  s.  Gelochte  Münzen. 

Looimtenenstaler  hießen  jene  medaillen- 
förmigen  Mün2en,  insbes.  Taler,  und  Me- 
daillen, auf  denen  das  Brustbild  des  Kur- 
fürsten von  Sachsen  Friedrich  IIL  erscheint 
und  deren  Umschrift  mit  den  Worten:  Im- 
perique  locumtenens  generalis  endet,  welche 
Stellvertretung  ihm  Kaiser  Maximilian  1507 
verliehen  hatte.  Die  Rs.  trägt  den  Adler 
und  den  kaiserlichen  Namen  und  Titel.  Die 
Stücke  gehen  in  Gold  von  IS  bis  i  Dukaten, 
in  Silber  vom  Doppeltaler  bis  zum  Groschen 
und  wurden  vom  Kurfürsten,  besonders  auf 
den  Reichstagen,  verschenkt.  —  Tentzel, 
Emestin.  I,  S.  11  ff.,  Taf.  2,  3.  S. 

Loser,  Losertaler  s.  Juliuslöser. 

Lowe,  griech.  Xecov,  lat.  leo,  das  wegen 
seiner  Kraft  und  Schönheit  auffallendste 
Raubtier,  war  im  alten  Orient  das  S57mbol 
der  Kraft  (neben  dem  Stier)  und  daher  der 
Macht,  das  Tier  der  Sonne  und  Hitze,  Reit- 
und  Begleittier  (auch  gedoppelt)  der  klein - 
asiat.  Erdgöttin  (Kybele,  Atergatis),  ebenso 
dem  Mithras,  Ammon,  Zeus  von  Doliche 
heilig*  Bei  dem  Einströmen  der  vorder- 
asiat  Einflüsse  in  die  griech.  Kultur  seit 
der  Kolonisierung  der  kleinasiat.  Küsten 
wurde  der  L.,  damals  auch  dort  noch  wild 
anzutreffen,  auch  in  seinem  s3niiboL  Sinne 
rasch  in  den  Typenkreis  aufgenommen  und 
ist  daher  (in  ganzer  Figur,  als  Vorderteil, 
Kopf,  auch  apotropäisch  von  vom,  »Skalp«), 
auf  griech.  M.  schon  von  archaischer  Zeit 
ab  das  häufigste  Bild:  damals  führen  ihn  in 
Kleinasien  die  M.  der  Lyderkönige  (seit 
Kroisos,  vgl.  Herod.  1 50,  L.  u.  Stier  gegen- 
über), der  Städte  Milet  (hier  später  stets 
nach  Stern  zurückblickend),  Klnidos,  Lin- 
des, kar.  Chersones,  Mylasa,  Kyzikos,  Sa- 
mos,  Kypros  usw. ;  häufig  ist  er  auch  in  dem 
ja  zum  ion.  Kunstkreise  gehörigen  Nord- 
griech.,  bes.  in  Pantikapaion,  der  thrak. , 
Oiersones  u.  Akanthos  (vgl.  Herod.  VII 
125.  126),  hier  und  auch  sonst  oft,  z.  B.  in 
Kilikien,  auf  seiner  Beute,  gelegentlich  ge- 
fleckt (vgl.  Z.  f.  N.  37  S.  106),  seltener  im 
Mutterland  (athen.  Wappen -M.,  Kreta), 
häufiger  wieder  hn  Westen:  Hyele,  Rhe- 


gion,  Messana,  Leontinoi  (hier  »redend«), 
Massilia  usw.  Als  Sinnbild  von  Afrika 
kommt  er  schon  auf  dem  Demareteion 
(s.  d.)  vor,  später  ist  er  der  Personifikation 
der  Afrika  beigegeben  und  auf  pun.  u.  a. 
afrikan.  M.  einschließlich  des  Clodius  Macer 
häufig.  In  Verbindung  mit  anderen  astro- 
nom.  Symbolen  (Triskdes,  Adler,  Stern 
usw.)  kommt  der  L.  außer  in  Milet  —  und 
den  Fällen  der  Kaiserzeit,  wo  geradezu  das 
Sternbild  des  L.  gemeint  ist  —  z.  B.  in  Sa- 
lamis Kypr.,  Aspendos  und  auf  Unbe- 
stimmten (Z.  f.  N.  37  S.  87/9)  vor.  Mit 
Herakles  ist  er  als  dessen  erste  Jagdbeute 
aufs  engste  verbunden,  ferner  mit  Eros, 
der  auch  ihn  zähmt  usw.,  ebenso  mit  den 
obengenannten  oriental.  Gottheiten,  in  allen 
diesen  Verbindungen  auf  griech.  M.  der 
heilenist.  u.  Kaiserzeit  häufig.  —  Auf  röm. 
Kaiser-M.  kommt  er  sowohl  als  Zirkustier 
(Philippus)  wie  auch  in  symbol.  Bedeutung 
(mit  Strahlenkranz:  Caracallau.  a.),  auch  als 
L^onswappen  den  alleinigen  M.-typus  bil- 
dend vor.  —  R.  E.  XIII  S.  968/90;  Ebert, 
Reallex.  VII  S.  318/9;  Riv.  ital.  de  num. 
1916  Taf.  IV;  Imhoof,  Tier-  und  Pflanzen- 
bilder S.  I — 6.  —  Die  künstlerische  Ent- 
wicklung des  L.-typus  knüpft  im  Osten  zu- 
nächst an  den  mähnenschwachen  L.  der 
hetitischen  Skulpturen  (wohl  Leo  persicus), 
dann  erst  an  den  uns  geläufigeren  afrikan. 
L.  an;  anfangs  von  übertriebener  affektier- 
ter Wildheit,  mildert  diese  sich  wie  bei  allen 
anderen  Schreckbildem  (Greif,  Eber,  Gor- 
goneion  usw.)  im  Anfange  des  5.  Jh.s  und 
geht  im  Verlaufe  des  4.  Jh.s  oft  in  eine  ge- 
wisse fast  elegische  Weichlichkeit  über, 
während  im  Gegensatze  dazu  die  Darstel- 
lung des  die  Waffe  des  Gegners  zerbeißen- 
den oder  seine  Beute  zerreißenden  Tieres 
jetzt  bes.  beliebt  wird.  —  Arch.  Anz  1920 
S.  45;  Regling,  M.  als  Kunstwerk  im  Re- 
gister S.  144  —  In  der  Architektur  ist  der 
L.-kopf  bes.  beliebt  als  Wasserspeier  (Brun- 
nenmündung), so  auf  M.  von  Himera,  Te- 
rina,  Larissa  usw. ;  s.  Regling,  Terina  Anm. 
54,  dazu  jetzt  Sarapis  vor  einem  Brunnen, 
Alexandreia  Äg.,  Vogt,  Alex.  M.  S.  85,  und 
die  L.-figur  in  Troizen  Z.  f.  N.  24  S.  64. 

R. 
Der   Löwe   ist   aus   den   orientalischen 
Darstellungen  des  M.A.    und  denen  der 
Kreuzzüge  in   die  Wappen   des   Abend- 


LÖWENBRAKTEATEN— LÖWENTALER 


359 


landes  gelangt.  Er  erscheint  im  M,A. 
häufig  liegend  an  den  Thronsesseln  der 
Könige.  Als  Wappen  tritt  er  neben  den 
Adler  (s.  d.)  und  kommt  als  solches  aui3er- 
ordentlich  häufig  auf  Münzen  vor  (z.  B.  auf 
den  Münzen  der  Weifen,  der  thüringischen 
u.  hessischen  Landgrafen,  den  Münzen  von 
Schwarzburg,  Nassau,  Pfalz,  Brabant, 
Flandern,  Geldern,  Luxemburg,  Böhmen, 
Dänemark,  Norwegen,  England  u.  a.). 
Der  aufgerichtete,  auf  den  Hinterbeinen 
stehende  Löwe  wird  steigend  genannt;  wenn 
er  auf  allen  Vieren  gehend  dargestellt  ist, 
schreitend;  wenn  er  mit  den  Vorderfüßen 
gleichmäßig  ausgreift  oder  zum  Sprunge 
ansetzt,  laufend  oder  springend.  Ist  der 
Löwe  schreitend  dargestellt,  der  Kopf  seit- 
wärts gerichtet,  wie  im  englischen  Wappen, 
so  heißt  er  leopardiert  oder  Leopard.  Der 
geflügelte  Löwe  ist  das  Sinnbild  des  h.  Mar- 
kus, des  venetianischen  Schutzpatrons,  und 
kommt  auf  fast  allen  Münzen  Venedigs  vor. 
Über  die  Entwicklungsform  des  L.  s.  Ralph 
von  Retberg  bei  Seyler,  S.  452.  —  Vgl. 
Wappen,  Löwengroschen,  Löwenpfennige, 
Löwentaler,  Lion,  L6opard  usw.   S.  u.  Su. 

Lowenbrakteaten  s.  unter  Löwenpfennige. 

Lowengtoschen,  gros  au  lion,  sind  in  Flan- 
dern erstmalig  von  Ludwig  von  Cr^cy  ge- 
schlagen worden:  Vs.  steigender  Löwe  von 
links,  ringsherum  MONETA  FLAND,  das 
Ganze  umgeben  von  dnem  Kranz  von  12 
Petersilienblättem;  Rs.  wie  die  Tumose,  ein 
befußtes  Kreuz,  die  erste  der  bdden  Legenden 
durchschneidend.  Diese  Münze  wurde  offiziell 
als  grand  blanc  bezeichnet  Am  3.  12.  1339 
schlössen  Ludwig  v.  Cr6cy  und  Johann  III. 
V.  Brabant  eine  Münzvereinigung,  dabei 
wurde  für  die  gemeinsame  Prägung  der  gros 
au  lion  benutzt.  Ludwig  v.  Male  (1346 — 84) 
hat  60  Millionen  schlagen  lassen  (vgl. 
Groot).  Er  schuf  am  10.  11.  1350  einen 
tiers  de  gros.  Von  den  Löwengroschen  gibt 
es  eine  große  Menge  Nachahmungen,  imd 
zwar  in  19  Ländern:  Joh.  III.  u.  Johanna 
u.  Wenzel  v.  Brabant,  von  diesen  auch  das 
Drittel  kopiert,  Dietrich  v.  Heinsberg,  die 
Herren  v.  Loos,  Arnold  v.  Rummen,  Wilh. 
V.  Jülich  als  Herr  v.  Fauquemont,  Dietrich- 
Loef  V.  Hörn  in  Wessem,  Joh.  III.  v.  Megen, 
VQn  diesem  die  Drittel,  u.  a.  Zwischen  1337 
u.  1345  schlössen  auch  Wilhelm  I.  v.  Na- 
mur,  Adolf  v.  d.  Mark,  B.  v.  Lüttich  und 


Joh.  der  Blinde  v.  Luxemburg  eine  Münz- 
konvention,  in  welcher  der  gros  au  lion 
Vereinsmünze  wurde  mit  der  Umschrift 
Signum  crucis«  u.  a.  —  Serrure,  Timitation 
des  types  monetaires  Flamands  au  moyen- 
äge,^  1899.  Su. 

Lowenbeller  s.  Löwenpfeimige. 

Lowenptennlge  bzw.  HeUer,  im  allgemeinen 
jeder  ein-  oder  zweisdtige  Pfennig  oder  Heller 
mit  Löwenbild;  insbesondere  die  Braun- 
schweiger Brakteaten  der  Herzöge  und  der 
Stadt,  welche  das  Münzrecht  1345  pfand- 
weise und  1412  ganz  erhielt;  diese  Löwen- 
pfennige haben  seit  der  Mitte  des  13.  Jh.s 
bis  zur  Einführung  des  »ewigen  Pfennigs« 
141 2  (s.  Münzverruf ung)  Beizeichen  zur 
Kennzeichnung  der  Jahrgänge,  z.  B.  Küsel, 
Sichel,  Blasebalg  u.  a.,  zuletzt  die  »faule 
Mette«;  weiter  sind  die  einseitigen  meiß- 
nischen Pfennige  und  Heller  des  15.  Jh.s 
mit  Löwenschild  (s.  Parvi  misnenses)  zu 
nennen.  —  Schönemann,  D.  Gandersh.  Fd. 
u.  d.  Löwenpf.  d,  Stadt  Braunschweig;  Fink, 
D.  zeitl.  Folge  d.  Löwenpf.  i.  14.  Jh.  (Jb.  des 
Braunschw.  Geschvereins  1 1927).        Su. 

Löwentaler  sind  die  ersten  von  den  unab- 
hängigen Niederlanden  seit  1575  geprägten 
Taler  mit  dem  gehamischten  Mann  mit  Pro- 
vinziaJschild  auf  einer  und  einem  großen 
Löwen  (nicht  Löwenschild)  auf  der  andern 
Seite  (Abb.  264).  Sie  wogen  27,648  g  und 
hielten  20,736  g  Silber.  Sie  wurden  zuerst 
für  den  eigenen,  sehr  bald  aber  nur  noch 
für  den  Verkehr  mit  der  Levante  gemünzt 
und  von  den  Arabern  Abukelb,  das  heißt 
Vater  des  Hundes,  genaimt,  weil  die  Ara- 
ber in  dem  Löwen  einen  Hund  sahen. 
Im  17.  Jh.  wurden  sie  sehr  viel  nachge- 
prägt, so  in  Emden,  Brandenburg,  Inns- 
bruck, Italien,  von  den  Grafen  von  Rietberg, 
1608  wurden  in  Helsingör  dänische  L,  9  Stück 
aus  der  12  lötigen  Troymark  gemünzt,  die 
also  271/3  g  wogen  und  20,5  g  Silber  hielten. 
Dir  Gepräge  ähnelt  dem  holländischen,  jedoch 
so,  daß  der  Löwe  an  der  Rückseite  auf  einer 
gekrünamten  Hellebarde  steht,  weshalb  die 
Münze  irrtümlicherweise  an  Norwegen  ver- 
wiesen worden  ist  —  Wegen  des  unzuver- 
lässigen Gehalts  dieser  nicht  niederl  Münzen 
wurden  die  Löwentaler  im  Levantehandel 
von  den  Piastern  und  den  Maria  Theresien- 
talem  verdrängt  (s.  diese).  —  Verkade,  Taf. 
10,  4  u.  öfter;  Peez  imd  Raudnitz,  S.  30  £E.; 


36o 


LOGENMEDAILLEN— LOT 


Schrötter,  Brandenburg,  Münzgesch.,  S.  164  ff.; 
J.  Wllcke,  Christian  IV.  Möntpolitik  1588— 
1625,  Kopenhagen  1913;  J."VWl<äce,  Möntvase- 
net  under  Christian  IV.  og  Frederik  IIL  1625 
— 1670,  Kopenhagen  1924.  S.     W. 

In  Rußland  hieß  der  Löwentaler  levok,  von 
ihm  abgeleitet  hieß  das  minderwertige  Silber 
*levkovoe  serebro«  im  G^ensatz  zum 
Reichstalersilber,  das  »jefimoßnoe  serebro« 
genannt  wurde.  VgL  für  das  19.  Jh.  Akade- 
miöeskij  Slovar',  levok-  B. 

Logemnedafllen  und  -abzeichen  s.  unter 
Freimaurermed.  R- 

Loglstes,  griech.  Xo^iarffi  =  Rechnungs- 
führer, heißt,  mit  iv:i  davor  und  in  Synnada 
zugleich  Prytanis,  der  Beamte  auf  M.  von 
Kidyessos  und  Synnada.  —  Münsterberg, 
Beamtennamen  S.  252.  R. 

Lohnmafken  s.  Marken. 

Loi  oder  Aloi  bezeichnete  in  Frankreich 
die  Feinheit.     S.  Feingehalt.  S. 

Long  cross  iype  siehe  Sterling. 

LongitluSy  der  Heilige,  kommt  außer  auf 
den  Longinusgroschen  (s.  d.)  noch  auf  M. 
Friedrichs  IL  v.  Mantua  (15 19 — 1540)  u.  s. 
Nachfolger  mit  Lanze  u.  Büchse  vor,  meist 
zusammen  mit  dem  H.  Andreas.  —  L. 
hieß  nach  der  Tradition  der  Hauptmann, 
der  nach  der  Kreuzigung  Christi  mit  der 
Lanze  die  Seite  des  Herrn  öffnete,  das 
Blut  des  Heilands  in  einer  Art  Büchse 
auffing  und  nach  Mantua  brachte.      Su. 

Loiii^usgroscheti  sind  »kleine«  Groschen 
Heinrichs  des  Älteren  von  Braunschweig 
(1496 — 15 14)  mit  dem  Bilde  des  Heiligen 
Longinus  mit  Lanze.  Su. 

Lorbeer  (Laurus  nobilisL,  griech.  8a<pv7]), 
für  Schmuck  und  im  Kult  neben  dem  Öl- 
baum die  wichtigste  Pflanze  des  Altertums. 
Wegen  des  scharfen,  aromatischen  Geruchs 
der  Blätter  und  Zweige  zur  Desinfektion, 
Reinigung  und  Sühnung  verwandt^  steht 
der  L.  insbes.  im  Dienste  des  Sühnegottes 
Apollon,  der  daher  selbst  den  L. -kränz  auf 
dem  Kopfe,  den  L. -zweig  oder  ein  L. -bäum- 
chen in  der  Hand  trägt.  Daphne  gilt  als 
Geliebte  des  Apollon,  die  auf  der  Flucht 
vor  ihm  in  einen  L.-baum  verwandelt 
wurde  (M.  von  Apollonia  Kar.).  Auch  im 
Kulte  anderer  Götter,  bes.  des  röm.  lup- 
piter,  spielt  der  L.  eine  Rolle  und  wird  in 
Rom  von  ihm  auf  den  Triumphator  über- 
tragen; der  L. -zweig  gilt  bei  ihnen  als 


Friedenssymbol  und  ist  daher  auch  auf 
M.  Attribut  der  Fax  und  der  als  pacifer(a) 
bezeichneten  Gottheiten. — Blätter,  Kränze, 
Zweige  und  Bäumchen  des  L.  auf  M.: 
Riv.  ital.  di  num.  1916  S.  161  Taf.  V; 
Anson,  Greek  coin  types  III  Taf.  I;  Bern- 
hard, Pflanzenbilder  a.  griech.  u.  röm.  M. 
1924  S.  36  Taf.  IV.  —  Ober  den  L. -kränz 
als  Kopfschmuck  s.  unter  Kranz;  vgl. 
Diadem,  Eichenkranz,  Strahlenkrone.  — 
R.  E.  XHI  S.  1431/42.  R. 

Lorbeertaler  s.  Laubtaler. 

Loretu^lden.  Die  Reichsstadt  Nürnberg 
begann  1429  Goldgulden  zu  prägen,  und 
zwar  sowohl  die  22Va-karätigen  Stadt- 
währungsgulden, die  der  fränkische  Münz- 
verein von  1407  festgesetzt  hatte,  als  auch 
die  nur  19-karätigen  Landwährungsgulden, 
die  zu  schlagen  der  Kaiser  ihr  1419  erlaubt 
hatte,  da  diese  Feinheit  damals  überall  be- 
obachtet wurde.  Die  Stadtwährungsgulden 
trugen  auf  der  Rs,  den  h.  Sebald,  die  Land- 
währungsgulden den  h.  Lorenz.  Die  besse- 
ren Sebaldsgulden  sind  nicht  häufig  geprägt 
worden.  S. 

Lorraine  hieß  der  in  Schottland  1558/9 
und  1 560/1  geprägte  Teston  mit  den  ge- 
krönten Initialen  von  Franz  und  Maria 
zwischen  zwei  lothringischen  Kreuzen  (4=) 
auf  der  Rs.  —  E.  Bumes,  Coinage  of 
ScoÜand,  II,  1887,  S.  318.  S, 

Losungsdttkat,  -Gulden,  -Taler  hießen  die 
von  dem  Könige  von  Schweden  Gustav 
Adolf  1631  und  1632  in  Würzburg  ge- 
prägten Münzen  mit  der  Schrift  (Losung) : 
Gott  mit  uns.  S. 

Lot,  das,  ist  die  mhd.  Bezeichnung 
der  römischen  Halbunze  (semuncia).  Ver- 
mutlich ist  es  bei  der  Einbürgerung  der 
Mark  (=  V3  Pfund)  im  II.  Jh.  entstanden, 
deren  x6.  Teil  es  als  7»4  Pfund  bildete.  In 
einer  Trierer  Verpfändungsurkunde  von 
II 90 heißt  es:  »duas  imagines  aureas  operosi 
et  laudabilis  artiücii,  undedm  marcas  auri 
et  dimidiam  quarta  parte  f ertonis  minus  qui 
loith  dicitur,  preter  gemmas  ponderantes« 
(Beyer,  Urkd.  B.  der  Mittelrhein.  Territorien 
II  nr.  103),  Entsprechend  der  Schwere  der 
Mark  wechselte  auch  das  Gewicht  eines  L. 
—  Das  L.  diente  auißer  als  Gewicht  auch 
zur  Bestimmung  des  Feingehaltes:  so  und 
soviel  lötig,  mhd.  loetec,  wurde  die 
Mark  (=  16  L.,  i  L.  =  62V»  Tausendstel) 


LOT— L.  T. 


361 


ausgeprägt;  eine  lötige  Mark  war  eine  Mark, 
die  »das  rechte  Gewicht  an  edlem  Metall 
enthielt«,  also  den  vorgeschriebenen  Fein- 
gehalt hatte.  Doch  wird  in  dem  Vertrage 
des  Erzbischofs  Rudolf  von  Salzburg  mit 
Meinhard  von  Kärnten  1286  die  lateinische 
Fassung  »addito  uno  lotone  cupri  ad  puram 
marcam  argenti«  in  der  amti.  deutschen 
Übersetzung  wiedergegeben  mit  »und  sol 
ein  lote  kuppher  setzen  zu  dem  lötigen 
march«,  es  bedeutet  hier  also  die  lötige 
Mark  so  viel  wie  die  feine  Mark.  —  Luschin 
in  N.  Z.  56,  1923  S.  130.  Su. 

Lot,  Solot,  siamesische  Kupfermünze;  s. 
Tikal.  V. 

Lotteriedukaty  ein  Dukat  des  Kurfürsten 
von  der  Kalz  Karl  Theodor  von  1767  auf 
die  Errichtung  der  Mannheimer  Lotterie 
mit  Brustbild  auf  der  Vs.,  Fortuna  und  den 
Sprüchen  HAC  FAVENTE  und  INDUS- 
TRIAE  SORS  auf  der  Rs.  S. 

Louis  au  pottpon  nannte  die  Fronde  die 
erste  Art  der  ficus  blancs  Ludwigs  XIV. 
von  Frankreich  mit  der  Kindheitsbüste 
(poupon  =  Püppchen).  In  Italien  hießen 
sie  Popones.  S. 

Louis  aux  dnq  sous  s.  Luigino. 

Louis  Uauc  =:  ]£cu  blanc  (s.  d.). 

Louis  d'argent  =  tcn  blanc  (s.  d.). 

Louisd*or.  Am  31.  März  1640  machte 
Frankreich  die  spanische  Pistole  (s.  d.)  zu 
seiner  Hauptgoldmünze,  die  es  bis  zur  Re- 
volution geblieben  ist.  Sie  hieß  Louisd'or 
und  sollte  zu  36^4  Stück  aus  der  22-karäti- 
gen  Mark  Troy  ausgebracht  werden,  wurde 
aber  in  der  Tat  wegen  der  stark  ausgenutz- 
ten Remedien  geringer  ausgemünzt.  Der 
Louisd'or  galt  zuerst  10  Livres,  wurde  aber 
wegen  des  steigenden  Wertes  des  Goldes 
öfter  erhöht,  so  1686  auf  11  Livres  10  Sous. 
Alle  Louisd'or  trugen  auf  der  Vs.  den  Kopf 
oder  das  Brustbild  des  Königs,  während  die 
Rs-Bilder  wechselten.  1640  bis  1689  zeigte 
die  Rs.  viermal  das  gekrönte  ins  KLreuz  ge- 
stellte JL  (Abb.  249).  1693  bis  1726  wurden^ 
um  die  für  die  fortdauernden  Kriege  nötigen 
Mittel  zu  schaffen,  die-Münzen  sehr  oft  ein- 
gezogen und  unoigemünzt  (s.  Reformationen) 
Man  hat  aus  dieser  Zeit  sieben  verschiedene 
Rückseiten  der  Louisd'or:  i.  den  L.  aux  8  L, 
wie  früher,  aber  in  der  Mitte  Sonne.  2. 
L.  aux  insignes,  2  Zepter  hinter  dem 
Lilienschilde.  3.  L.  de  Noailles,  4  ins  Kreuz 


gestellte  Schilde  Frankreich -Navarra.  4. 
L.  de  la  croix  de  Malte,    Malteserkreuz. 

5.  L.  aux  2  L,  JL  gekrönt  und  drei  Lilien. 

6.  Mirliton,  2  gekrönte  Kursiv-L.  7.  L.  aux 
lunettes,  2  schräg  gestellte  Schilde  Frank- 
reich-Navarra  unter  der  Krone.  Dieses  Bild 
wurde  bis  1793  beibehalten,  doch  waren 
seit  1785  die  beiden  Schilde  nicht  mehr 
oval,  sondern  eckig.  Die  Republik  blieb  bei 
dem  Fuße,  der  L.,  nur  daß  das  Gepräge  der 
Vs.  den  Genius  der  Republik  zeigte.  Erst 
1803  wurde  der  L.  durch  M.  des  Franken- 
systems ersetzt.  Da  die  Louisd'or  die 
gesetzmäßige  Feinheit  von  22  Karat  nie- 
mals erreichten,  so  war  ihr  Goldgehalt  auch 
immer  geringer  als  der  gesetzmäßige: 
die  bis  1709  geprägten  hielten  7,28 
bis  6,02  g  Gold,  die  von  1726  bis  1785 
hergestellten  hätten  gesetzmäßig  7,478  g 
Gold  halten  müssen,  hielten  aber  nur7,275  g. 
1785  wurde  eine  letzte  Veränderung  des 
Fußes  vorgenommen,  indem  nicht  mehr  30, 
sondern  32  Stück  eine  Mark  wiegen  sollten, 
aber  diese  »Louis  neufs«  hielten  statt  7,01 
nur  6,78,  die  sogenannten  konstitutionellen 
von  1791 — 1794  6,84  g  Gold.  Sie  galten 
25  Livres.  —  Engel  und  Semire,  num. 
mod.  I  S.  22  flf-;   Noback  »  S.  947  f.     S. 

Louisiatiaceilts  hießen  1721  und  1722  in 
Frankreich  für  Louisiana  geprägte  Kupfer- 
münzen zu  18,  9  und  4  Deniers  mit  ge- 
kröntem Doppel-L  auf  einer  und  Schrift 
auf  der  anderen  Seite.  —  Zay,  S.  52  ff. 

S. 

Louis  ncuf  s.  unter  Louisd*or. 

Lovettay  Lovete  war  der  päpstliche,  unter 
Hadrian  VI.  (1522/3)  in  Piacenza  geprägte 
halbe  Giulio  (s,  d.)  oder  Groschen  sowie  der 
Quattrino  mit  einer  Wölfin  (lupa)  auf  der 
Rs.  Auch  der  daselbst  von  Alexander  Far- 
nese  (1586 — 1592)  geschlagene  Quattrino 
hieß  von  der  Wölfin  auf  der.  Rs.  L  — 
Serafini  I,  Taf.  32,  Nr.  2— 11.  S. 

L.  P.  D.  A.  P.  =  lege  Papiria  de  aere 
publico  steht  auf  den  nach  der  lex  Papiria 
(v.  J.  89  V.  C?)  nach  nunmehr  semunzia- 
rem  Fuße  geprägten  röm.  iE.  — .  Willers, 
Rom.  Kupferprägung  S.  77/791  an<ierer 
Auflösungsvorschlag:  de  assis  pondere, 
Z.  f.  N.  23  S.  174  5.  —•  Vgl.  unter  As.     R. 

Lstr.,  englisch,  Abkürzung  für  Livre 
(Pfund)  SterUng..  S,  Pfund  Sterling.     S. 

L.  t.  =a  Livre  turque  (s.  d.). 


362 


LUCAS— LUNDRENSES 


Lucas,  der  Apostel,  kommt  auf  M.,  wie 
es  scheint,  gar  nicht  vor.  Su. 

Lttdl,  lat.  =  Spiele,  s.  d. 

LudoviCttS«  I.  Eine  Abart  des  Grand 
blanc  a  la  couronne  (s.  Blanc)  Ludwig  XII. 
von  Frankreich  von  1507,  auch  Grand 
Blanc  au  porc-6pic  genannt  (s.  porc-^pic); 
er  trug  auf  der  Vs.  den  Lilienschild  über  einem 
Stachelschwein,  auf  der  Rs.  ein  Kreuz  und 
vier  Lilien  oder  vier  andere  Symbole,  wog 
2,846  g  und  hielt  1,022  g  Silber.  —  2.  Ein 
Dizain  oder  Stück  zu  10  Deniers  desselben 
Königs  mit  großem  L  auf  einer,  Blumen- 
kreuz nebst  Emblemen  auf  der  anderen 
Seite,  das  2,646  g  wog  und  0,844  g  Silber 
hielt.  —  HofiFmann,  Taf.  45,  33—37, 
39,  40;  Levasseur,  S.  39,  41,  232  f.    'S. 

LttdwigSdor  hießen  die  Pistolen  (s.  d.)  der 
Landgrafen  und  Großherzoge  von  Hessen- 
Darmstadt  Ludwig  VIIL,  IX.,  X.  (I.)  und 
IL  (1739— 1848).  S. 

Lfibsche  s.  Hohlringheller. 

LJigenfaler  s.  Rebellentaler. 

Litftpmnpentaler  heißen  Medaillen  und 
medaillenförmige  Taler  auf  die  Trennung 
der  brüderlichen  Eintracht  der  Herzoge 
Rudolf  August  und  Anton  Ulrich  von 
Braunschweig  vom  Jahre  1702,  welche 
Trennung  durch  die  Gemahlin  Anton  Ul- 
richs veranlaßt  sein  soll.  Die  Vs.  zeigt  die 
durch  die  Kraft  zweier  Pferde  nicht  zu 
treimende  Guerickesche  Halbkugel  mit 
RAV  (Rudolf  August  Anton  Ulrich)  und 
der  Überschrift:  NON  VI,  die  Rs.  die  von 
einer  Frauenhand  durch  öffnen  des  Hahns 
bewirkte  Trennung  der  Halbkugeln  mit  der 
Überschrift:  SED  ARTE.  Das  Armband 
der  Frauenhand  auf  dem  einen  Taler  trägt 
das  holsteinische  Nesselblatt,  was  eben  auf 
die  Herzogin  als  holsteinische  Prinzessin 
schließen  läßt.  —  Fiala,  Das  neue  Haus 
Braunschw.  zu  Wolfenbüttel,  1907/8,  Nr. 
581— S83.  S. 

Luftschiffalulsmed«  s.  unter  Eisenbahn - 
med» 

Lttigli  itaHenische  Bezeichnung  dies 
Louisdor. 

LttlgiilO^  eine  Nachahmung  der  französi- 
schen silbernen  5 -Solstücke  Ludwig  XIIL, 
die  in  der  Levante  als  Timmins  al  Franki- 
stan  (s.  Timmin)  sehr  beliebt  waren  und 
von  viel^  .italienischen  Münzstätten  um 
die  Mitte  des  17.  Jh.s,  so  von  den  Spinola, 


Malaspina  und  in  Avignon  geprägt  wurden, 
alle  mit  Büste -Schild.  Prototyp  war  das 
von  Anna  Maria  Luise  von  Bourbon  als 
Fürstin  von  Dombes  in  der  Münzstätte 
Tr6voux  geprägte  5 -Solstück.  Auch  Ge- 
nua, Lucca  und  andere  Staaten  münzten 
sie  unter  dem  Namen  Ligurini  (s.  d.)  oder 
Giustini  oder  Ottavini,  Ottavetti,  weil  8 
Soldi  geltend.  Auch  wurden  die  polnischen 
Sechsgröscher  unter  die  Luigini  gescho- 
ben. S. 

Liiktdleion  nomisma,  griech.  AouxouXXetov 
vofiKJjia,  hießen  nach  Plut.  Luc.  2,  vgl.  4,  die 
von  LucuUus  als  Quaestor  Sullas  im  mithra- 
dat.  Kriege  meist  in  der  Peloponnes  ge- 
prägten M,  Man  hat  sie  oder  einen  Teil  von 
ihnen  wiedererkannt  in  den  N  und  JK 
Sullas  mit  Venuskopf,  Rs,  Krug  und  Lituus 
zwischen  zwei  Trophäen.  —  Trait6  I 
S.  524/5,  doch  vgl.  Bedenken  im  B.  M.  C. 
rom.  rep.  II  S.  459/6o.  R. 

Llllab  heißt  der  aus  Palm-,  Myrten-  und 
Weidenzweigen  zusammengebundene  We- 
del, den  die  Juden  beim  Laubhüttenfest  in 
der  r.  Hand  trugen;  dargestellt  als  ein  mehr- 
fach verschnürtes  Zweigbündel  —  auch  ver- 
doppelt — ^  aus  dem  oben  einzelne  Blätter 
hervorkommen,  meist  daneben  der  Ethrog 
(s.  d.),  auf  iE  der  Makkabäer  (Abb.  56)  und 
den  Tetradr.  des  2.  jüd.  Aufstandes.      R. 

Luna,  die  Mondgöttin,  griech.  SsXtqvtq; 
sie  wurde  frühzeitig  mit  Artemis  und 
Diana  vermischt;  auf  röm.  ^51  vom  Anf. 
des  2.  Jh.s  V.  C.  und  auch  später  noch  auf 
röm.  u.  griech.  M.  (z.  B.  Magnesia  Ion.) 
lenkt  sie,  an  einer  Mondsichel  (lunula)  als 
Kopfschmuck  oder  an  Mondsichel  und  drei 
Sternen  oben  i,  F.  kenntlich,  ein  Pferde- 
gespann, auf  Kaiser -M.  auch  ein  Stier- 
gespann, Beischrift  Luna  lucifera,  diese  auch 
zu  steh.  Frau  mit  schräger  Fackel;  dem 
Sulla  erscheint  sie  im  Traum  auf  Denar  des 
L.  Buca,  ihr  Kopf  mit  der  Lunula  konomt 
häufig  gegenüber  dem  Kopf  des  Sol  (Helios) 
auf  griech.  und  röm.  M.  vor,  diese  beidea 
Köpfe  auch  in  der  Hand  anderer  Götter^ 
z.  B.  der  Aetemitas.  —  R.  E.  XIII  S,  i8o8- 
II  A  S.  1136;  Röscher,  Lex,  der  Mythol. 
II  S.  31 19.  '    R. 

Lttndrenses  werden  die  Farthings  Eduards 
L  V.  England  (1272— 1307)  genannt,  die  auf 
der  Vs.  ein  Brustbild  und  auf  der  Rs,  ein 
langes  befußtes  Kreuz  nvt  Kugeln  i,  d.  W, 


LUNULA— LYSIMACHEION 


363 


u.  der  Umschrift  LONDONIENSIS  zeigen. 
—  Ruding  I  S.  194.  Su. 

Lunula,  lat.  =  kleiner  Mond  (griech. 
jj.T^via)t6?),  Halbmond,  richtiger  Mondsichel, 
Kopf-  oder  Schulterschmuck  der  Mond- 
götter Luna  und  Men,  dann  als  Typus  und 
Beiz,  auf  röm.  und  griech.  M.,  ja  als  Beiz, 
auch  im  MA.  und  bis  in  die  Neuzeit  unge- 
mein häufig,  oft  wirklich  auf  den  Mond  be- 
züglich, oft  rein  ornamental;  auf  griech.  M. 
vertritt  die  L.  zwischen  den  steh.  Dioskuren 
(s.  d.)  gleichsam  die  Helena,  erscheint  i.  F. 
von  M.  mit  Heliosquadriga  in  ähnlichem 
Sinne  und  häufig  auf  spätröm.  M. 
unter  den  Nebenzeichen  der  Offizinen.  Mit 
einem  oder  mehr  hineingestellten  Stem{en) 
(oder  mit  einem  Stern  korrespondierend) 
auf  M.  vonByzantion,  als  Beiz,  auf  M.  pont., 
parth.,  mauretan.  Könige,  auf  röm.  M.  (mit 
Aeternitas,  Consecratio  usw.),  jedoch  auf 
M.  n  i  c  h  t  als  Religionszeichen  der  Muham- 
medaner  oder  Wappen  der  Türkei  und  Ägyp  - 
tens  vorkommend.  —  Anson,  Greek  coin 
types  VI  Tai.  I;  Bertelfe,  Studi  bizantini  II 
S.  83/93  Taf.  I;  R.  E.  XIII  S.  1811; 
Friedensburg,  Symbolik  S.  37,  240.     R. 

Lunus  s.  Men. 

Liipa,  lat.  =  Wölfin,  s.  d.  und  Lovetta. 

Lttshburger  s.  Sterling. 

Lttteger-Pfennige.  Einige  thüringische 
Hohlpfennige  aus  dem  12,  Jh.  tragen  die 
Umschrift  Luteger  me  fecit.  Die  früher 
bekannten  sind  von  Menadier,  D.  M.  II 
S.  ^^y  83, 85  abgebildet:  einer  mit  sitzendem 
Kaiser,  2  verschiedene  Reiterbrakteaten 
und  einer  mit  stehendem  Gewappneten 
mit  Schwert,  Fahne  u.  Schild  nach  Art 
der  Meißener  Brakteaten.  Menadier 
versuchte  diese  Pfennige  einem  Münz- 
herm,  dem  Grafen  Luteger  von  Mansfeld, 
einem  Sohne  Hoiers,  zuzuweisen,  gab 
aber  die  Möglichkeit  zu,  daß  es  sich 
um  einen  Stempelschneider  handle,  der 
für  die  kleinen  Münzstätten  in  Thüringen 
die  Stempel  geschnitten  habe.  Und  diese 
letztere  Ansicht  hat  sich  als  die  richtige 
erwiesen:  Im  Funde  von  Gotha  sind  Hohl- 
pf ennige  aufgetaucht,  einer  eines  geistlichen 
Münzherm  mit  der  Umschrift:  Luteger 
de  Aldenburc  me  fecit  und  einer  mit  einem 
Kranich  als  Münzbild  u.  der  Umschrift: 
Luteger  me  fecit  s(culptor)  de  Al{denburg). 
Danach  ist  Luteger  ein  Stempelschneider 


aus  Altenburg;  da  der  Kranich  in  der  Tier- 
sage Luteger  oder  in  Reinke  de  Vos  mit 
niederdeutscher  Verkleinerungsform  »Lütke 
de  krän«  heißt,  will  Buchenau  in  dem 
Kranich  ein  »Wappentier«  Lutegers  sehen, 
Menadier  aber  legt  das  Stück  den  Herren 
von  Kranichfeld  zu,  die  ihr  redendes  Wap- 
pen auf  die  Münze  gesetzt  haben  (Mena- 
dier, Schausammlung  S.  155  f.;  abgebildet 
in  Friedensburg,  Münze  in  der  Kultur- 
gesch.2  s.  70  Abb.  24).  Vielleicht  ist 
Luteger  zugleich  auch  Münzuntemehmer 
gewesen.  —  Menadier,  Die  Pfennige  des 
Grafen  Luteger,  D.  M.  IL  S.  56  ff.  u.  S.  IV; 
Buchenau  in  Bl.  f.  Mfr.  1900  S.  131;  Fd. 
V.  Gotha  S.  115  ff.;  Fd.  v.  Seega  S.  117 
u,  128  (weitere  Luteger-Pf ennige:  Otto 
V.  Meißen  in  Camburg  u.  Äbtissin  v. 
Quedlinbg.  in  Gera) ;  P.  I.  Meier  im  Arch. 
f.  Brakt.  IL  S.  59  ff.,  69  ff.  Su. 

Luter,  griech.  Xoü-n^p  =  Waschbecken, 
lat.  labrum,  auf  hohem  Fuße  stehendes 
Becken  für  Wasser,  auf  M.  bei  Quell- 
nymphen (Journ.  int.  XI  Taf.  X  21)  imd 
als  Gerät  des  Gymnasions  vorkommend, 
auch  im  Tempel  (Kolybrassos).  Lutrochoos 
=  Badediener;  Lutrophoros  (erg.Tiydria) 
=  Gefäß  zum  Holen  des  Badewassers.  — 
Z.  i.  N.  36  S.  130/1;  R.  E.  II  S.  2744; 
XII  S.  285.  R. 

.  Luttaertaler  sind  talerförmige  Medaillen 
auf  Jahrhundertfeiern  der  Hauptereignisse 
der  Reformation  mit  dem  Bilde  Luthers 
auf  einer  Seite.  S. 

Lykurgos.  i.  Thrak.  König,  der  gegen 
Dionysos'  Weinreben  wütet  und  schließlich 
in  ihrer  Umschlingung  stirbt  (R.  E.  XIII 
S.  2433);  beide  Szenen  auf  alexandrin.  M. 
dargestellt,  Journ.  int.  I  S.  233.  —  2. 
Wegen  des  Eisengeldes  des  spartan,  Königs 
L.  (dessen  Kopf  auf  hellenist.  M.  von. 
Sparta  erscheint,  vgl.  Nachr.  d.  Ges.  d. 
Wissenschaften  zu  Göttingen  Phil.-hist. 
Kl.  1928,  2  Taf.  IV)  s.  unter  Pelanor.   R. 

Lyra,  Saiteninstrument,  s.  unter  Leier. 

Lyslmacheloti  Tetrachmon,  griech.  Auat- 
(lax&LOv  TlTpaxjAOv,  heü3t  in  einer  Inschrift 
von  Delos  das  in  großer  Mepge  geprägte 
Tetradr,  att.  Fußes  des  Königs  Lysi- 
machos,  noch  bis  ins  i.  Jh.  v.  C.  von 
Städten  wie  Byzantion,  Kalchedon  usw» 
nachgeprägt.  —  R.  E.  XIII  S.  2556;  L. 
MüUeir,  DieM,  des  thrak.  Königs L.  1858.  R. 


364 


M— MAGISTERTALER 


M. 


M,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Tou- 
louse. S. 

Ma,  griech.  Mo,  die  Kriegsgöttin  von 
Komana  (Pontes),  von  den  Griechen  ihrer 
Enyo,  aber  auch  der  Artemis  und  der 
Anaitis  gleichgesetzt;  sie  erscheint  auf  M. 
von  Komana  steh.,  mit  Strahlenkrone, 
Keule  und  Schild,  auch  im  Brustbild.  — 
R.  E.  V  S.  2655;  I  S.  2030;  II  S,  1374; 
XIV  S.  ^1.  R. 

Ma^a^  Kupfermünze  im  Talmud.   S.  Züz. 

Afaccaroni  =  Moco;  s.  d. 

Mace,  chines.  Ch'ien,  Gewichtseinheit; 
s.  Tael,  Yüan.  V. 

Mache  oder  Fabrik  einer  M.  ist  im  Gegen- 
satz zu  den  künstlerischen  Eigenschaften, 
deren  Gesamtheit  der  Stil  ist,  die  Summe 
der  technischen  Eigenschaften;  s.  unter 
Münztechnik.  R. 

Macuqiiina  (Mdquina).  Die  Herleitung 
dieses  und  des  Wortes  »Macuquero«  (ein 
ohne  behördliche  Ausweisung  Metalle  aus 
verlassenen  Minen  Ausbeutender)  ist  un- 
bekannt. M.  ist  die  spanische  Bezeichnung 
der  Moneda  cortada,  jener  kantigen  mexi- 
kanischen und  südamerikanischen  Peso 
und  ihrer  Teilstücke  (s.  Peso).  In  Trinidad 
hießen  die  Two-Bits  (s.  Bit)  M.  S- 

Macttta,  urspr.  einheimischer,  dann  europ. 
(baumwollener)  Kleiderstoff,  der  im  portug. 
Westafrika  als  Geld  diente  (anderwärts 
pagne  genannt),  z.  T.  schon  früh  angeblich 
in  einem  seinen  Nutzwert  übersteigenden 
Werte  umlaufend;  s.  unter  Kleidergeld.  — 
Ebert,  Reallex.  IV  S.  225.  —  Der  Nam^ 
M.  geht  dann  über  auf  eine  seit  Joseph  L' 
(1350 — "jf)  geprägte  portugiesische  Münze 
für  Afrika  zu  50  Reis;  es  wurden  Stücke 
in  Silber  zu  12  (19  g  schwer),  10,  8,  6,  4 
und  2  M.  geprägt,  die  einfache  M.  aus 
Kupfer,  seit  dem  Ende  des  18.  Jh.s  waren 
auch  die  Stücke  zu  2,  i/a  und  ^4  M.  aus 
Kupfer.  Ihr  Gepräge  ist  portugiesisches 
Wappen-Wertbezeichnung.  S.  auch  Equi- 
paga.  R,    S. 

Madotma  s.  unter  Maria.  S. 

Madonninay  Name  verschiedener  italieni- 
scher Münzen.  Eine  ältere  Art  waren  die 
seit  der  Mitte  des  17.  Jh.s  in  Genua  ge- 
prägten. Münzen  mit  der  Madonna,  dem 
häufigsten  der  dortigen  Rückseitenbildpr. 
Eine  spätere  Madonnina  war  eine  päpstliche 


\  Kupfermünze  von  1797  zu  5  Baiocchi, 
33  g  schwer,  zwar  mit  den  Namen  vieler 
päpstlicher  Städte  versehen,  aber  nur  in 
Rom  gemünzt.  —  Serafini,  III,  S.  266  ff., 
Taf.  144,  19  ff.;  Martinori,  S.  260.      S. 

Mäander,  ein  schon  in  der  älteren  Stein- 
zeit in  Europa  vorkommendes  geometri- 
sches Zierband,  in  der  griech.  Kunst  sehr 
beliebt,  daher  kurzweg  »griechische  Borte « 
genannt.  Auf  M.  von  Knossos  hängt  er 
mit  dem  Labyrinth  (s.  d.)  zusammen,  sonst 
kommt  er  auf  M.  nur  im  Gebiet  desjenigen 
Flusses  vor,  der  ihm  den  Namen  gegeben 
hat,  des  kurvenreichen,  immer  wieder  dem 
bisherigen  Laufe  entgegengesetzt  fließenden 
M.,  in  Priene,  Magnesia,  Antiocheia,  Apol- 
lonia-Tripolis,  Tralleis,  Apameia,  von  einem 
schlichten  Gliede  bis  zu  verwickelten  Bän- 
dern und  Kreisen  fortschreitend.  —  Ebert, 
Reallex.  VII  S.  327/8;  Regling,  M.  von 
Priene  S.  152/3.  R. 

Magafamay  Achat-  und  Nephritstücke; 
s.  Kiri  Kodama.  V. 

Magdalon  d^or  ist  eine  provenzalische 
Goldmünze,  von  Renatus  v.  Anjou  (1434 — 
1480)  und  Karl  IIL  (1480— 1482)  in  Ta- 
rascon  geprägt.  Unter  Renatus  Typus: 
Vs.  Brustbild  der  Maria  Magdalena  mit 
einem  Ölgefäß,  Umschrift:  »Maria  unxit 
pedes  Xpisti «,  Rs.  Patriarchenkreuz,  z.  S. 
R  R  (Renatus  rex),  Umschrift  »O  crux 
ave  spes  unica«;  unter  Karl:  Vs.wie  vorher, 
nur  Umschrift  Karolus  Andegavie  Ihrlm 
Sicilie  rex,  Rs.  Patriarchenkreuz,  zu  den 
Seiten  desselben  bedeckt  von  einem  Tur- 
nierkragen »K«  gekrönt  u.  Lilie,  Umschrift 
»in  hoc  signo  vinces«.  Gewicht  1,80  g.  — 
Caron,  Monnaies  f6odales  S.  229  ff.      Su. 

MagermStmchen  (niederländisch:  Mager- 
mannetje)  wurden,  wohl  wegen  ihrer  Klein- 
heit und  Dünnheit,  die  1577 — 1^09  gepräg- 
ten Groninger  Viertelstüber  genannt.  Ein 
anderer  spöttischer  Name  dieser  Münzen 
war  ^Gaudiebchen«.  S.  auch  Fettmänn- 
chen. —  E.  Schröder  in  Frankf.  Münzzeit. 
1906,  S.  4iif.  S. 

Magister  generalis  war  der  Titel  der  Hoch- 
meister des  deutschen  Ritterordens. 

Su, 

MaglstertaleTy  ein  auf  den  Prinzen  Bern- 
hard von  Sachsen-Weimar  als  Rektor  der 
Universität  Jena  1654  geschlagener  Taler 


MAGLIA— MALEYGROSCHEN 


365 


mit  herzförmigen  Spruchbändern  um  Brust- 
bilder der  Ahnen  des  Prinzen.  S. 

Maglla,  ital.  =  Maille  (s.  d.). 

Mahalik,  Kupfermünze  von  Schoa;  s. 
Talari,  V. 

Mahmfidi,  persische  Silbermünze;  s.  Ab- 
bäsi.  V. 

Mahraften,  Name  eines  berühmten 
Stammes  der  Inder  (Hindu);  der  Name 
stammt  von  dem  früheren  Königreiche 
Mahärästra  Stoenner. 

Maille  ist  eine  niederländisch -französische 
Abkürzung  von  m6daille  (=  metallum). 
Unter  dieser  Bezeichnung  versteht  man 
kleine  Pfennige  von  0,40 — 0,44  g  der  Städte 
Flanderns,  denen  der  Graf  im  letzten  Jahr- 
zehnt des  12.  Jh.s  den  Münzbetrieb  über- 
tragen hatte.  Es  sind  Brügge,  Gent,  Lille, 
Ypem,  Alost,  Audenarde,  Bethune,  Cassel, 
Courtrai,  Dixmuiden,  Ostende  u.  andere 
geringere  Orte,  dazu  die  Abteien  Bergues- 
St.  Winoc,  Eenham,  St.  Omer.  Die  Pfennige 
dieser  Münzstätten  zeigen  außer  dem  Kreuz 
nur  einfache  Figuren,  ein  Dreieck,  Anker, 
Turm,  eine  Lilie,  einen  Eichenzweig,  einen 
behelmten  Kopf,  einen  Krieger  und  sind 
nur  auf  einer  Seite  beschriftet,  bisweilen 
ganz  stumm  (Abb.  172).  In  den  Funden 
von  Erweteghem,  Brüssel  und  anderen  sind 
sie  in  großen  Mengen  zutage  gekonmxen;  sie 
waren  bis  über  die  Mitte  des  13,  Jh.s  hinaus 
das  einzige  Landesgeld  der  Grafschaft 
Flandern,  neben  dem  die  engl.  Sterlinge 
als  Großgeld  umgelaufen  sind.  —  Menadier, 
Schausammlung  S.  189. 

In  Frankreich  und  in  Italien  wird  der 
Name  maille  bzw.  maglia  als  Halbstück  für 
Obol  gebraucht,  z.  B.  maille  noire  parisis 
oder  toumois.  Das  Halbstück  Philipps 
zum  Turnosgroschen,  der  Parvus  turonensis 
argenti  heißt  Maille  blanche,  das  Drittel- 
stück Maille  tierce  =  obolus  tertius 
(Blanchet  II  S.  233  f.,  239).'  Die  Maille 
lodivisienne  oder  louisienne  ist  ein  Denar 
von  Laon  von  geringerem  Gewicht  aus  der 
Zeit  Ludwigs  XL  (1151 — 1201).  Die  Maille 
poitevine  (quart)  s.  unter  Pite.  Vgl.  auch 
Malla  u.  Mealha.  Su. 

Malnaden  (griech.  (i^iva?  =  die  Rasende) 
oder  Bakchantinnen,  Bacchantinnen,  sind 
die  vom  Wein  rasenden  Mädchen,  die  im 
Thiasos  des  Dionysos  herumschwärmen. 
Als  M.  dürfen  wir  die  jugendL  weibl.  Köpfe 
niit  Efeu  oder  Trauben  und  Weinlaub  be- 


kränzt betrachten,  die  wir  vom  4.  Jh.  ab 
öfter  auf  M.  treffen  (z.  B.  M.  von  Kydonia„ 
Histaia,  der  Makedonen,  Lampsakos-AT)» 
ebenso  das  Mädchen,  das  auf  nordgriech. 
M.  einem  Silen  gegenübersteht  (zuletzt: 
Z.  f.  N.  37  S.  35  ff.)  oder  von  ihm  geraubt 
wird.  Dann  begegnen  wir  einer  M.einzeln,. 
tanzend,  auf  M.  von  Syrakus,  Abdera,, 
Sikyon,  Ankyra.  Endlich  erscheint  sie  in 
Darstellungen  des  Thiasos  auf  kaiserl.  M. 
sowie  Kontomiaten,  ohne  Attribut  oder 
das  Tympanon  schlagend,  den  Thyrsos  in 
der  Hand,  einen  Weinstock  haltend,  meist 
im  Tanzschritt.  —  Joum.  int.  XI  S.  120/31. 
175/80 Taf.  VIIL  XI;  R.  E.XIVS.  561.    R. 

Majuskeln  s.  Schrift(arten). 

Makkabaennfinzen.  Der  erste  Makka- 
bäer,  der  Münzen  prägte,  war  Simon  (141 
— 135  V.  C).  Ihm  werden  anonyme 
Bronzemünzen  mit  der  Datierung  Jahr  4. 
der  Befreiung  Zions  (d.  h.  140/139  oder 
136/5)  und  verschiedenen  Emblemen  im 
Felde:  Zitrone,  Palmenzweigbündel,  Palm- 
baum, Kelch,  zugeschrieben  (Abb.  56).  Auf 
einigen  Münzen  steht  die  Wertangabe:  Ha§lr 
(Va)  oder  Rabl*  (V4),  womit  Va  (14— I5,S  g> 
und  ^4  Shekel  (7,5 — 12,5  g)  gemeint  sein 
müssen.  Stücke  von  4 — 7,50  g  stellen  wohL 
kleinere  Nominale  dar.  Die  späteren  Mak- 
kabäer  sind  immer  auf  ihren  Münzen  ge- 
nannt. Diese  Münzen,  alle  aus  Bronze^ 
haben  recht  verschiedene  Typen;  häufig; 
erscheinen  2  Füllhörner  und  dazwischen  ein 
Mohnkopf,  femer  Weinblätter,  ein  Anker„ 
ein  Rad;  manchmal  steht  die  althebräische 
Inschrift  im  Felde  und  ist  von  einem. 
Kranze  eingeschlossen.  Angefangen  von 
Alexander  Jannäus  (103 — 76)  haben  die- 
Münzen  auch  eine  griechische  Inschrift^ 
Ihr  Gewicht  übersteigt  gewöhnlich  nicht 
3,50  g-  Unter  Antigonus  (40—37)  wiegen 
die  größeren  (24  mm)  12 — 16,5  g,  die  kleine- 
ren (ca.  17  mm)  6 — 8,5  g  und  (14  mm) 
ca.  1,60  g.  S.  Siglos,  Züz.  —  B.  M.  C. 
Palestine  S.  LXXXIXff.  (wegen  der  Ä 
S.  XC),  184  ff.  V. 

Makuta  s.  Macuta. 

Maleygroschen  (tschechisch:  Maly  grosz,. 
=  kleiner  Groschen,  pl.  Maly  Grosse)  wur- 
den 1576—1618  in  den  böhmischen  Münzr 
stätten  in  großen  Massen  geprägt,  einer 
wog  1,05  g  und  hielt  0,41  g  Silber,  60  Stück 
galten  ein  Schock  meißnisch  =  30  Weiß- 
groschen  =  i  Reichstaler  =  70  Kreuzer.. 


366 


aiALKONTENTENGULDEN— MANCUS 


Die  Vs.  zeigte  den  böhmischen  Löwen,  die 
Rs.  die  gekrönte  kaiserliche  Initiale  über 
der  Wertbez.  (Abb.  295).  S. 

Malkontentenguldeti.  Georg  Rakoczy  trat 
1703  an  die  Spitze  der  durch  Bedrückung 
unzufriedenen  Ungarn  und  kämpfte  als 
Fürst  von  Siebenbürgen  bis  171 1  gegen 
Österreich.  Er  ließ  zuerst  vollhaltige  Du- 
katen und  Gulden  schlagen,  seit  1705  aber 
ssh  er  sich  genötigt,  zur  Schafifung  der  nöti- 
gen Zahlmittel  Kupfermünzen  zu  20,  10 
und  I  Poltura  zu  prägen,  alle  mit  dem  un- 
garischen Schilde  auf  der  Vs.  und  der 
Patrona  Ungariae  auf  der  Rs.  Da  die 
Poltura  i*/a  Kreuzer  galt,  war  das  Stück  zu 
20  Poltura  =  Va  Gulden  (30  Kreuzer).    S. 

Malla  ist  das  spanische  Wort  für  maille  == 
Va  dinar.  Peter  IV.  von  Aragon  (1343 — 87) 
■prägte  z.  B.  eine  malla  (Billon)  in  Majorka. 
—  Engel-Semire  III  S.  1350;  Heiß  II 
S.  223.  Su. 

Malliator,  von  malleus  =  der  Hammer, 
ein  Münzhandwerker;  vgl.  unter  Optio  und 
Suppostor,  R. 

MalscbiUing  s.  Arendschilling  u.  Abb.  286. 

S. 

Maltagliate,  Maltappate  wurden  in  Italien 
schlecht  gerundete  und  flüchtig  geprägte 
-Münzen  genannt,  besonders  die  spanisch - 
amerikanischen  Quadrupel  (s.  d.)  und  die 
spanischen  Kupfermünzen  des  17.  Jh.s  (s. 
Gruessa).  S. 

MalucOi  portugiesische  Notmünze  für  die 
Garnison  der  Insel  Terceira  (Azoren)  von 
1829  aus  der  Bronze  der  Klosterglocken 
mit  der  Wertzahl  80  (Reales),  aber  einem 
Kurse  von  100  Realen.  1831  und  1844 
wurden  sie  eingeschmolzen.  —  Aragäo  II, 
S.  177,  200,  204,  206.  S. 

Maly  grosz  (tschechisch)  s.Maleygroschen. 

Mana,  babyl.-assyr.  Gewichtsstufe;  s. 
Mine.  R, 

Manaty  Bezeichnung  des  russischen  Ru- 
bels auf  Bronzemünzen  von  Khiwa  d.  J. 
1338—40  (=  1919— 21).  Pakhomow  zufolge 
wurden  folgende  Münzen  ausgebracht: 
1338  ~  20  M.,  1339  —  20,  25,  100,  500  M., 
1340 —  500  M.  Letztere  Münze  wiegt  3,95 — 
5,75  g.  Dieselbe  Bezeichnung  steht  seit 
1338  auf  Papiergeld  von  Bukhärä  und  auf 
Papier-  und  Seidengeld  von  Khiwa;  s. 
Tanka,  Tillä,  Pül.  —  Pakhomow,  Posled- 
nije  monety  Bukhary  i  Khiwy  (Mscr.).    V. 


Mancanza,   neapolitanischer  Volksname 

i  der  dortigen  Münzen  zu  40  Carlini  oder  vier 

I  Dukaten,  seit  1749  gemünzt,  im  Gegensatz 

j  zu  den  Stücken  zu  60  Carlini  (Mancanza  von 

mancare  =  fehlen,  also  eine  Münze,  der  es 

an  Gewicht  fehlt).  S. 

Man^oiSjMansois  ist  der  von  den  französ. 
Grafen  von  Maine  bis  1246  in  Le 
Mans  geprägte  Denar:  Vs.  Monogramm 
Herberts  I.  (1015 — 1036),  Umschrift  Comes 
Cenomanis,  Rs.  Kreuz,  in  den  Winkeln 
oben  je  I  Kugel,  in  den  unteren  a  und  <ü; 
Umschrift  Signum  dei  vivi.  Er  wurde  von 
den  Königen  Philipp  I.  und  Ludwig  VIL 
von  Frankreich  in  Dun  und  Pontoise  nach- 
geahmt. Sein  Wert  war  gleich  2  deniers 
tournois  (Gewicht  =  1,30  g);  daher  nannte 
König  Heinrich  V.  von  England  einen 
Double,  den  er  in  Rouen  prägte,  Mansois.  — 
Blanchet  II  S.  99  n.  i,  112,  146,  147  n.  i, 
208,  211,  283.  Su. 

Mancus  wird  im  christlichen  Europa  der 
arabische  Golddinar  genannt,  welcher  gleich 
30  Silberdenaren  gesetzt  wird.  In  Italien 
tritt  er  zuerst  778  in  einer  Urkunde  des 
Klosters  Sesto  in  Friaul  auf,  786  in  Farfa, 
793  in  Treviso  usw.  Mit  dem  Beginn  des 
9.  Jh.s  ist  der  Mancus  (als  Rechnungs- 
münze) über  ganz  Italien,  bis  nach  Alpi 
bei  Gaeta  verbreitet,  105s  in  Mantua, 
1078  in  Vicenza,  1085  in  Padua  u.  1089 
in  Treviso.  In  Venetien  wird  er  noch  bis 
Ende  des  11.  Jh.s  urkundlich  genannt. 

In  England  kommt  er  seit  dem  Ende  des 
8.  Jh.s  und  im  9.  Jh.  zuerst  in  Mercia  und 
Wessex  vor,  dann  in  ganz  England  sogar 
auch  nach  der  normannischen  Eroberung. 
In  einigen  angelsächsischen  Urkunden  be- 
gegnet er  als  Gewicht,  so  901 :  i^kalicem 
aureum  pendens  XXX  mancusos«.  In 
einem  Briefe  Leos  III.  v.  J.  797  an 
König  Koenwult  wird  der  Peterspfennig 
an  den  Papst  genannt:  »Offa  rex  b.  Petri 
coram  synodo  (i.  J.  786)  vovit  per  unum- 
quenque  annum  mancusas  CCCLXV;  quod 
et  fecit«.  Einer  von  diesen  Offaschen  Man- 
cusen  ist  in  Rom  gefunden  worden,  geprägt 
nach  Art  der  Abasidendinare  mit  arabischer 
Aufschrift  V.  J.  157  der  Hedschra  (= 
774  n.  Chr.). 

Das  dritte  Gebiet,  in  dem  der  M. 
häufig  erscheint,  ist  Katalonien,  besonders 
die  Grafschaft  Barcelona,    hier  seit  d.  J, 


MANDATS  TERRITORIAUX-MARABOTINO 


367 


981.  Es  handelt  sich  um  arabisch-spanische 
M,,  vor  allem  des  Kalifen  von  Cor- 
dova,  Sie  werden  erwähnt  bis  gegen  Ende 
des  II.  Jh.s,  dann  werden  sie,  wie  auch  in 
Italien,  von  den  morabitini  abgelöst.  Die 
Grafen  Berengar  Raimund  I.  (1018 — 1035) 
und  Raimund  Berengar  L  (1035 — 1076) 
haben  auch  einige  Goldstücke  mit  arabi- 
scher Aufschrift  geprägt,  teils  mit  Kreuz 
u.  der  Aufschrift  :>cruceus<(,  teils  mit 
Namen  des  Juden  »Bonom«  und  schließlich 
mit  der  rückläufigen  Umschrift  i^Raimun- 
dus  comes»  (Z.  f.  N.  18  S.  207).  Gröi3ten- 
teils  haben  sie  ein  leichteres  Gewicht  als 
die  arabischen  Dinare,  die  mit  Namen 
Raimunds  wiegen  nur  1,95  g  u.   1,9  g. 

In  Frankreich  werden  M.  nur  gelegentlich 
erwähnt.  —  Arabisch  manküS  heißt  J^mit 
Ornamenten  versehen,  geprägt «,  ein  dtnär 
manküS  ist  ein  »geprägter  Denar«.  —  Ri- 
vista  ital.  di  num.  Bd.  32,  1919,  S.  73  ff.   Su. 

Mandats  tenitoriaux  s.  unter  Assignaten. 

Mandeln  s.  Badam. 

Mandorla.  Ein  oben  und  unten  ge- 
spitztes, seltener  gerundetes  oder  oben  ab- 
geplattetes Oval,  das  häufig  als  Einfassung 
von  Salvator-Bildern,  auch  dem  der  Maria 
in  der*  Glorie  verwandt  wird  und  auch  die 
äußere  Form  von  Siegeln  der  zweiten 
Hälfte  des  M.A  ist,  bezeichnen  deutsche, 
italienische  und  französische  Autoren  als 
mystische  Mandel  (mandorla).  Konrad 
v.  Würzburg,  Goldene  Schmiede  432, 
bedient  sich  des  Gleichnisses:  wie  der 
Kern  der  Mandel  sich  in  der  unverletzt 
bleibenden  Schale  bilde,  so  sei  Christus  in 
Maria  gebildet.  — Otte,  Handbuch  d.  kirchl. 
Kunstarchäologie  5  I  S.  480  n.  i. 

Auf  Münzen  kommt  die  Mandorla  u.  a. 
vor  auf  einem  Brakteaten  Wichmanns  von 
Magdeburg,  wo  dieser  selbst  in  ihr  erscheint, 
weshalb  dieser  Hohlpfennig  als  Sterbe- 
pfennig angesehen  wird.  Dann  ist  axif  dem 
ältesten  Lübecker  Schilling  Johannes  der 
Täufer  von  ihr  umrahmt,  ebenso  auf  M. 
V.  Metz  der  heilige  Stephanus;  auf  vene- 
tianischen  Zechinen  (Abb.  231),  auf  serbi- 
schen Silbermünzen  Stephan  Duschans 
(1346 — 1355)  und  auf  einer  Kupfermünze 
Manuels  IL  von  Byzanz  (1391 — 1423)  be- 
findet sich  Christus  in  der  Mandorla.  — 
LjubicTL  VII 19  ff.;  B.  M.  C.  Byz.  S.  638 
Nr.  i6.  Su. 


Mänghlr,  türkische  Kupfermünze  des  14. 
— 17.  Jh.s  Die  ältesten  sind  unter  Urkhän 
geprägt  (1326—59).  Das  Gewicht  ist  recht 
ungleichmäßig  und  schwankt  zwischen  0,90 
und  3,32  g,  einzelne  Exemplare  wiegen  bis 
zu  4,26  g.  Unter  Ahmed  L  (1603—17) 
wiegen  die  Kupfermünzen  9,40 — 12,  lOg,  ein 
Stück Suleimäns  I.  (1520 — 66)  wiegt  16,10  g. 
Das  Verhältnis  des  M.  zum  Akße  wird  von 
Vigen^re  (16.  Jh.)  als  i  :  16,  sonst  als  i  :  8 
angegeben.  Im  J.  1687  wurden  M.  ausge- 
geben, von  denen  2  auf  i  Aköe  kamen. 
Gewicht  1,60  g;  1688  war  i  M.  =  i  Ak8e.  — 
Belin,  JAs.  6.  ser.  III  425,  IV  345,  348; 
Lane  Poole,  Brit.  Mus.  Cat.  VIII;  Zambaur, 
NZ.  41,  154.  V. 

Manjadi^  südindische  Gewichtseinheit;  s. 
Kalanju.  V. 

Manilla,  westafrikanisches  Ringgeld,  s.  d. 

Manolaton  (griech.  MavooXaTov),  Name 
des  von  Manuel  I.  (1143/80)  geprägten  byz. 
ÄT'-Solidus  (Nomisma,  s.  d.).  Joum.  int. 
II  S.  350.  R. 

Mansfelder  Taler  s.  Ausbeute-  und  Ge- 
orgstaler. 

Mantelet  tf  or  ist  ein  anderer  Name  für 
den  Petit  royal  d'or,  geschlagen  von  Philipp 
IV.  von  Frankreich  (1285 — 13 14):  Vs.  der 
stehende  König,  bekleidet  mit  einem  langen 
Mantel,  ein  Blumenzepter  haltend,  r. 
u.  1.  eine  Lilie,  Rs.  Blumenkreuz  in  einem 
Vierpaß,  i.  d.  M.  4  Kleeblätter.  Er  wurde 
1305  u.  1306 — 08  geprägt,  70  St.  aus  der 
24-karätigen  Mark,  i  Stück  also  3,5  g 
schwer  und  133/4  s.  t.  wert.  —  Blanchet  II 
S.  234  u.  236.  Su, 

Manus  dd  s.  Hand. 

Mappa,  ein  Tuch,  mit  dem  vom  Kaiser 
im  Zirkus  das  Zeichen  zum  Beginn  der 
Vorstellung  gegeben  wurde;  auf  M.  bes.  des 
3. — 7.  Jh.s  öfter  vom  Kaiser  gerollt  in  der 
meist  erhobenen  Hand  getragen.        R. 

MarabotinOy  Morabitina,  Maravedi,  Al- 
morabitino  heißt  die  Nachahmung  des  von 
den  Almoraviden  seit  1087  geschlagenen 
arabisch-spanischen  Golddinars  im  christ- 
lichen Spanien  und  Portugal. 

Alfons  L  V.  Portugal  (1112— 1185)  prägte 
zu  Coimbra  eine  solche  Münze  mit  dem 
reitenden  König  und  der  Quinas  (s.  d.), 
Umschrift:  »moneta  domini  A(l)f(o)nsi 
regis  Portugalensium«  (Abb.  227).   Sancho 


368 


MARAVEDI— MARIA 


1.  {1185 — 121 1)  setzte  diese  Prägung  mit 
demselben  Typus  fort  unter  Herübernahme 
des  Königstitels  auf  die  Hauptseite  und 
Hinzufügung  der  kehrseitigen  Aufschrift: 
»in  nomine  patris  et  filii  et  Spiritus  sancti«. 
Als  letzter  hat  Alfons  II.  ( — 1223)  solche 
Goldmaravedi  geschlagen.  Es  gingen  von 
ihnen  60  Stück  auf  die  233/4  Karat  feine 
Mark,  ein  Stück  wog  daher  ca.  3,9  g, 
während  die  arab-  im  Gewicht  zwischen 
3,83  g  u.  4,18  g  schwanken,  also  etwas 
schwerer  waren.  Ferdinand  II.  von  Leon 
{11 57 — II 88)  prägte  einen  Maravedi  mit 
seinem  Brustbilde  und  dem  zum  Sprunge 
bereiten  Löwen. 

Alfons  VIIL  V.  KastiHen  (1158— 1214) 
ahmte  auf  seinen  Goldmünzen  den  arabi- 
schen M.  auch  unter  durchgängiger  Bei- 
behaltung der  kufischen  Schrift  nach, 
nur  fügte  er  ein  Kreuz  über  der  Aufschrift 
der  Hauptseite  und  den  Königsnamen  AL- 
F(onsus)  darunter  ein;  auf  der  Kehrseite  ist 
kufisch  zu  lesen:  »signum  fidei  christianae 
Dei  summi  —  in  nomine  patris,  filii  et 
Spiritus  sancti;  deus  est  unus;  qui  credit 
et  baptisatus  est  servabitur  —  emir  ca- 
tholicorum  Alfonsus,  filius  Sanchi,  adjutus 
est  per  deum  et  deus  protegit  eum  —  hie 
dinar  cusus  est  in  Medina  Toleitoha  anno 
1224  aerae  Sappharensis«  (=  I186)  (Abb. 
226) ;  es  gibt  auch  solche  Stücke  v.  J- 1 187  u. 
121 3;  diese  Goldmünzen  werden  marabo- 
tinos  alfonsinos  genaimt.  Von  ihnen  sollen 
63 V3  auf  die  21^/2  Karat  feine  Mark  v. 
Troyes  gehen,  i  Stück  hat  also  3,866  g 
Rauhgew,  u.  3,46  g  Feingew. 

König  Alfons  X.  v.  KastiHen  (1252—1284) 
prägte  Maravedises  blancos  oder  Novenes 
(s.  d.)  aus  Biüon,  von  denen  60  auf  den 
Goldmaravedi  gingen.  Sie  wurden  nicht 
mehr  lange  geprägt  und  sehr  bald  zur 
Rechnungsmünze;  seit  dem  15.  Jh.  gibt 
es  nur  noch  Billon-,  seit  dem  16.  nur  Kupfer- 
münzen zu  2,  4  u.  8  Maravedis  (s.  Bianca, 
Cuarto  u.  Ochavo).  Seit  1474  wurde  in 
Spanien  der  Real  in  Billon  zu  34  Maravedis 
gerechnet  (s.  Real).  —  Aragäo  I  S.  22  &., 
II  S.  237;  Rev.  num.  1847  S.  133.       Su. 

Maravedi  s.  Marabotino. 

MarceUe^  deutscher  Name  des  Marcello. 

Mar ceUOy  venetianische  nach  dem  Dogen 
Nikolaus  Marcello  (1473/4)  benannte  halbe 
Lira  (10  Soldi)  mit  dem  h.  Markus  und  dem 


knienden  Dogen  auf  einer  und  dem  Heiland 
auf  der  anderen  Seite,  die  3,26  g  wog  und 
3,09  g  Silber  hielt.  In  den  zwanziger  Jahren 
des  16.  Jh.s  wurde  der  Marcello  auf  lO^a, 
dann  12  Soldi  erhöht  und  bis  1550  geprägt. 
—  Papadopoli,  II,  S.20,  27,  34f.;  Martinori,^ 
S.  268.  S. 

Marchetto  als  Münzbezeichnung  findet 
sich  seit  1473  bis  in  die  ersten  Jahre  des 
19.  Jh.s  in  den  Akten  der  Venediger  Münze 
und  zwar  im  Werte  von  einem  soldo  oder 
Vao  lira  veneziana  (Abb.  328).  —  Papado- 
poli II  S.  5  u.  S.  575  nr.  XLV.  Su. 

Marchio  s.  Markgraf. 

Marcus^  St.,  Apostel  und  Evangelist,  hat 
als  Symbol  und  Attribut  einen  geflügelten 
Löwen.  Sein  Leichnam  kam  im  9.  Jh* 
nach  Venedig,  wo  der  Heilige  nunmehr 
besonders  verehrt  wurde.  Er  erscheint 
hier  seit  der  Mitte  des  ii.  Jh.s  auf  allen 
Münzen,  teils  ist  er  selbst  dargestellt,  teils 
sein  Attribut:  der  gefl.  Löwe.  Vgl.  Dukat, 
Matapan,  Marcello.  Außer  in  Venedig 
und  den  von  diesem  abhängigen  Orten 
kommt  Marcus  auf  Batzen  v.  J.  1500  der 
Abtei  Reichenau  vor.  Su. 

Marengo  ist  das  nach  der  Schlacht  bei 
Marengo  (1800)  in  Turin  geschlagene 
goldene  20-Francstück  mit  der  Umschrift: 
L'Italie  delivr6e  ä  Marengo.  S. 

Margareüiengroschen  sind  Meißner  schil- 
dige Groschen,  auf  welchen  seit  1440  neben 
Kurfürst  Friedrich  IL  und  Wilhelm  IIL 
die  Gemahlin  Friedrichs  IL,  Margarethe 
genannt  ist.  i  Stück  =  12  Heller,  72 — 93 
Stück  wurden  aus  der  5 — 8  lötigen  Mark 
geprägt.  Ebenso  heißen  Schild-  oder 
Schwertgroschen,  auf  denen  Margarethe 
seit  1457  nur  neben  ihrem  Gemahl  genannt 
wird;  diese  prägte  man  zu  121  Stück  aus 
der  6  lötigen  Mark,  also  x  Groschen  von 
i>93  g  Rauhgew.  und  0,72  g  Feingew.jf — 
Schwinkowski,  Geld-  u.  Mwesen  Sachsens 
S.  46  f,  nr.  31  u.  59;   Z.  f.  N.  32  S.  79  ff. 

Su. 

MargeiiWomekcii= Kleeblattpfennige  der 
Stadt  Hannover  aus  der  Zeit  von  1482 — 
1500,  auf  dem  die  Darstellung  des  Klee- 
blatts dem  Marienblümchen  sehr  ähnelt.  — 
Engelke  inHannov.  Gesch.bl.  191 5  S.  436. 

Su. 

Bfaria^i  die  Mutter  Gottes  erscheint  auf 
byz.  M.  erst  nach  der  Periode  des  Bilder- 


MARIA 


369 


Sturms  und  zwar  auf  M.  Leos  VI.  (Brustbild 
betend,  ohne  das  Jesuskind),  seit  dem 
Ende  des  10.  Jh.  dann  als  Brustbild  ohne 
oder  mit  dem  Jesuskind,  in  Halb-  oder 
Ganzfigur,  betend  oder  den  Kaiser  segnend 
usw. ;  bezeichnet  ist  sie  als  Maria  [t-rirr^p  Oeoü 
(meist  abgekürzt),  sie  wird  als  Ssaicoiv«, 
OeoToxoc  (meist  abgekürzt)  oder  Trap&evoc 
angerufen,  und  es  kommen  als  Beinamen 
auf  M.  vor  öeoofaajiivTj  (ruhmvoll),  coXü- 
otvoc  (hochgelobt),  BXaxspvixtffaa,  2opkiaaa 
(Z.  f.  N.  36  S.  32),  auf  Bleisiegeln  noch 
sehr  viele  andere,  vgl.  Num.  közlöny  VII 
S.  155,  dortS.  137/163  (Abb.  S.  157)  auch 
ein  Überblick  über  den  M.-typus.        R. 

Die  heilige  Jungfrau  und  Gottesmutter 
ist  im  übrigen  Europa  an  unzähligen  christ- 
lichen Orten  verehrt  worden.  Ihr  Name 
oder  ihr  Bild  erscheint  daher  sehr  häufig 
auf  Münzen  des  M.A.  u.  der  N.  Z. 

Zuerst  kommt  die  »SCA  MARIA«  auf 
einem  Denar  Pippins  vor.  Die  Aufschrift 
bedeutet,  daß  der  Pfennig  von  einer  der 
Maria  geweihten  Kathedralkirche  zu  ihrem 
Nutzen  und  in  ihrem  Auftrage  geprägt  ist. 
Weiter  findet  sich  der  Name  der  Maria 
auf  Denaren  Karls  des  Großen  von  Reims, 
Verdun?,  Laon?  Mit  ihr  eigentümlichen 
Symbolen  wie  Stern  und  Rose  kommt  die 
Maria  vor  dem  Ausgang  der  Karolinger 
dann  noch  in  Puy  vor. 

In  Deutschland  wird  ihr  Name  vor  1050 
von  den  ältesten  und  größten  der  Maria  ge- 
weihten Bischofskirchen  genannt,  und  zwar 
in  Hildesheim,  Speier,  Mastricht  und  Straß - 
bürg,  hier  meist  in  Vertretung  des  Namens 
die  Lilie,  das  3.  Symbol  der  reinen  Jung- 
frau. 

Seit  den  30er  Jahren  des  11.  Jh.s  tritt 
auch  das  Bild  der  Maria  auf,  zuerst  in 
Hildesheim,  dann  in  Huy,  Mastricht, 
Verdun,  Augsburg  und  Speier. 

Erzbischof  Wichmann  ließ  sie  darstellen 
über  Eüirchen  und  Kuppeltürmen  mit  einer 
Lilie  in  der  rechten  und  einem  Schriftbande 
in  der  linken  Hand,  vor  ihr  der  Eb.  u.  St. 
Mauritius  in  Verehrung  die  ICnie  beugend. 

Bis  dahin  war  der  Kopf  der  Maria  auf 
allen  erwähnten  M.,  soweit  er  nicht  völlig 
unbedeckt  war,  nur  mit  einem  Schleier 
ausgestattet.  Zuerst  auf  Denaren  und 
Obolen  von  Clermont  aus  der  Mitte  des 
12.  Jh.  wurde  der  Kopf  mit  einer  lilien- 
WOrterbvcih  der  MÜnztomde. 


gezierten  Krone  ausgestattet    (Abb.   156). 

Karl  von  Anjou  prägte  seit  1278  silberne 
und  goldene  Saluts  (s.  Cariin)  mit  der  Dar- 
stellung des  englischen  Grußes,  der  Ver- 
kündigung Mariae  (Abb.  213),  Ein  und 
ein  halbes  Jahrhundert  wurden  die  Saluts 
der  französischen  und  englischen  Könige 
mit  der  gleichen  Darstellung  versehen. 

Unter  den  deutschen  Marienpfennigen  des 
14.  Jh.s  sind  ein  Namslauer  Großpfennig 
mit  sechsstrahligem  Stern  und  Lilienkrone, 
dann  die  Hildesheimer  Pfennige  mit  dem 
Brustbild  der  Maria  zu  nennen,  weiter 
die  Dreikönigsgroschen  Herzog  Wilhelms 
V.  V.  Jülich  mit  der  Maria,  das  Christus - 
kind  auf  dem  Arm,  von  rechts,  der  Stern 
vor  ihr  i.  F.,  die  Goldgulden  Reinaids 
von  Jülich  u.  Geldern  (1402 — 1423),  auf 
denen  das  Kind,  beiderseits  von  Strahlen 
umgeben,  auf  der  Mondsichel  ruht,  die 
Maria  hält  ein  Zepter;  dann  Aachener 
Groschen  von  1491/92  mit  den  Halbfiguren 
der  Madonna  mit  dem  Kind  und  des  Kaisers 
mit  dem  Münster,  dieses  ihr  überreichend. 

In  Ungarn  hat  zuerst  Matthias  Corvinus 
(1458 — 1490)  die  patrona  Ungariae  auf 
Dukaten,  Groschen  und  Heller  gesetzt,  auf 
den  Dukaten  sitzt  sie  barhäuptig  auf  einem 
schwellenden  Kissen,  mttüerlich  sich  zu 
dem  Knaben  auf  ihrem  Schöße  neigend  und 
ihm  eine  Frucht  reichend  u.  a.  Von  da  an 
erscheint  die  Mutter  Gottes  fast  ständig 
auf  ungarischen  Münzen  bis  1848, 

Am  Ausgange  des  15.  u.  während  der 
ersten  Jahrzehnte  des  16.  Jh.s  werden 
Marienmünzen  in  Deutschland  besonders 
zahlreich  und  mannigfaltig.  »Niemals 
zuvor  und  niemals  hinterdrein  ist  in  deut- 
schen Landen  das  Mariengeld  gleich  ver- 
breitet und  gleich  beliebt  gewesen,  von  der 
West-  bis  zur  äußersten  Ostmark,  von  den 
Bergen  der  Schweiz  und  dem  obersten 
Laufe  des  Rheins  bis  zum  Nordseegestade. « 
U,  a.  nenne  ich  die  Schautaler  Arnolds  von 
Geldern  von  1471,  die  Marias  von  Burgund 
mit  Maximilian  von  1477,  die  Goldgulden 
und  Dicken  von  Basel,  die  Straßburger 
Goldgulden.  1505  prägt  der  Kurfürst  Phi- 
lipp I.  V.  d,  Pfalz  in  Heidelberg  Goldstücke 
mit  der  stehendenMadonnamitKind  u.  Zep- 
ter, 1506  Albert  IV,  von  Bayern  in  Strau- 
bing die  mit  dem  vor  der  Maria  knienden 
Herzog.  Bogislaus  X.  von  Pommern  stellte 

24 


370 


MARIA  THERESIENTALER— MAEUENGELD 


die  Maria  von  Flammen  umzüngelt  dar, 
ebenso  schon  vorher  der  Deutschordens - 
meister  Heinrich  von  Plauen  (1410 — 1413). 
1503  wurden  in  Goslar  zuerst  die  spezifi- 
schen Mariengroschen  (s.  d.)  geschlagen, 
die  gekrönte  Madonna  mit  Kind  und  Zepter, 
die  dann  in  Niedersachsen  vielfach  Nach- 
folge fanden,  in  Braunschweig,  Hannover, 
Hameln,  Northeim  usw. 

In  Italien  setzte  das  Mariengeld  erst  nach 
dem  Auftreten  Luthers  ein,  so  bringt 
Johann  Jakob  Trivulzio  (1487 — 1518)  die 
Maria  auf  seine  Zechinen  und  Testons,  in 
Siena  wird  sie  1526  mit  betend  gefalte- 
ten Händen  in  langwallendem  Schleier  im 
Mantel  stehend,  von  einer  strahlenumflosse- 
nen  Mandorla  umgeben  und  von  Cherubinen 
getragen,  dargestellt. 

Die  Glanzzeit  des  Mariengeldes  ist  hier 
die  Zeit  der  Gegenreformation,  vor  allem 
bei  den  Päpsten,  die  das  Bild  der  Madonna 
in  steter  Abwandlung,  teils  allein,  teils  mit 
Kind,  teils  in  Gemeinschaft  von  Heiligen, 
in  ganzer,  in  halber  Gestalt,  in  Brustbild 
bis  170 1  auf  ihre  Münzen  setzen,  dann  noch 
einmal  am  Ende  des  18,  Jh.s,  zuletzt  bis 
1831.  Vom  Ausgang  des  16-  Jh.s  bis  Mitte 
des  17.  Jh.s  haben  auch  eine  Reihe  welt- 
licher Herren  Italiens  Marienmünzen  ge- 
schlagen, so  Karl  Emanuel  I.  v.  Savoyen, 
Ferdinand  Gonzaga  v.  Guastalla,  Karl  IL 
v.  Mantua  u.  a.     S.  auch  Madonnina. 

In  Deutschland  setzte  1624  die  Prägung 
der  braunschweigisch-lüneburgischen  Ma- 
riengroschen ohne  Bild  der  Maria  ein; 
altes  Mariengeld  mit  Bild  wurde  noch  im 
17.  Jh.  in  Höxter,  Paderborn  und  Biele- 
feld geschlagen. 

Denkmäler  einer  tatsächlichen  Marienver- 
ehrung im  17.  Jh.  sind  die  Marienmünzen 
der  katholischen  Fürsten,  so  der  geist- 
lichen in  Straßburg  1631/22,  in  Basel  1660, 
Bamberg,  Münster,  Essen  und  Werden. 
Dann  hat  der  Witteisbacher  Erzbischof 
Ferdinand  von  Köln  in  Bonn  Marienduka- 
ten mit  der  stehenden  Madonna  mit  Kind 
geprägt,  der  Erzbischof  Joseph  Clemens 
noch  einmal  1698.  Maximilian  I.  von 
Bayern,  i6i8  Führer  der  Liga,  schlug  Taler 
mit  dem  Bilde  der  sitzenden  Madoima  mit 
dem  Christuskind,  1625  Goldgulden,  1632 
Dukaten.  Seitdem  findet  sich  die  Maria 
dauernd  auf  den  Münzen  der  Kurfürsten 


und  Könige  von  Bayern  bis  1871.  Maxi- 
milian Joseph  III.  stellte  sie  seit  1753  über 
der  Mondsichel  in  den  Wolken  thronend 
dar  mit  der  Umschrift  »patrona  Bavariae«. 
—  Menadier,  Mariengeld,  im  Sammler  Nr.  46 
vom  12.  Nov.  1921  S.  305  ff.  Friedensburg, 
Symbolik,  im  Register  S.  118,  443-     Su. 

Maria  Theresientalcr  war  der  laut  Kon- 
vention von  1753  (s.  Konventionstaler) 
geprägte  österreichische  Taler  mit  dem 
Bilde  der  Kaiserin  Maria  Theresia.  Er 
wurde  sehr  bald  neben  dem  Piaster  die 
wichtigste  Handelsmünze  der  Levante 
(daher  Levantinertaler  genannt)  und 
Afrikas,  wozu  ihm  die  Stetigkeit  des  Münz- 
fußes und  die  das  Beschneiden  erschwerende 
Randschrift  verhalfen.  Nach  dem  Tode  der 
Kaiserin  wurden  diese  Münzen  mit  dem 
Gepräge  ihres  Todesjahres  1780  weiter- 
geprägt, und  zwar  in  der  alten  Weise  auf 
freiem  Stempel,  was  ihren  hellen  Klang 
gewährleistete,  auf  den  nebst  dem  minu- 
tiös ausgeführten  Bild  der  Kaiserin  die 
Araber  größtes  Gewicht  legen  (Abb.  271). 
Sie  nehmen  nur  solche  mit  deutlicher 
Randschrift,  mit  den  Buchstaben  der 
Münzstätte  Günzburg  S.  F.  unter  dem 
Bilde  der  Kaiserin  und  solche,  die  die  deut- 
lich ausgeprägten  7  Perlen  auf  dem  Diadem, 
die  9  Perlen  in  der  Agraffe  dieses  Bildes 
zeigen  und  die  nicht  glänzend  und  neu  aus- 
sehen. Viele  Regierungen  haben  versucht, 
die  M.  durch  eigene  Gepräge  zu  verdrängen, 
aber  es  ist  keiner  bisher  völlig  gelungen, 
weder  der  engl,  Rupie  noch  dem  Italien, 
»erythräischem  Taler  noch  dem  abessini- 
schen  Talari  noch  dem  französ.  5 -Frank- 
stück. Die  Beduinen  gebrauchen  denM,  als 
Ware,  Geld,  Gewicht  und  Schmuck;  sie 
lieben  die  etwas  üppige  Büste  der  Kaiserin, 
ihre  Frauen  bevorzugen  diese  Münze  als 
Schmuck  vor  allen  anderen.  Noch  heute 
prägt  Österreich  große  Mengen  von  ihnen, 
i.  J.  1925  fast  15  Millionen  Stück,  Der  M. 
hat  im  Norden  und  Osten  Afrikas  sehr  ver- 
schiedene Namen,  am  häufigsten  wird  er 
;>Pataca«  genannt,  andere  sind  das  türki- 
sche »Grusch«,  das  abessinische  »Gersch« 
oder  «Ber».  —  Peetz  und  Raudnitz;  das 
Buch  von  M.  M.  Fischel,  Le  Thaler  de 
Marie-Th&^se,  Paris  1912  bringt  wesent- 
lich Neues  nicht  herbei.  S. 

Mariengeld  s.  unter  Maria. 


MARIENGROSCHEN— MARK 


371 


Mariengroschen  sind  Groschen  nieder- 
sächsischen Ursprungs  mit  der  stehenden 
Mutter  Gottes  auf  einer  Seite  (Abb.  288), 
Die  ersten  wurden  1503  in  Goslax  ge- 
prägt, dann  in  anderen  Harzmünzstätten 
mit  wechselndem  Feingewicht:  in  Braun- 
schweig: 15 14  Gewicht  2,75  mit  1,375  g 
Silbergehalt;  in  Hildesheim:  1528  Gew.  2,88 
mit  1,062  g  Silbergeh.;  in  Goslar:  155 1 
Gew.  2,43 mit  0,91  g  Silbergeh.;  in  Braun- 
schweig: 1572  Gew.  1,504  mit  0,69  g 
Silbergeh.  —  Grote,  Münzst  V,  S.  273  f. 
Die  Unsicherheit  im  Werte  dieser  Münz- 
sorte  veranlaßte  die  Niedersächsischen 
Stände  um  die  Mitte  des  16.  Jh.s  zur  Er- 
setzung derselben  durch  den  meißnischen 
Fürstengroschen  (s.  d.)  zu  Vai'>  dann 
^/a4-Taler,  aber  es  blieb  damals  bei  Ver- 
suchen: die  M.  galten  als  V36  Reichstaler 
weiter.  Zwar  wichen  sie  in  und  nach  der 
Kipperzeit  immer  mehr  den  Fürsten-  und 
Gutengroschen  (s.  d.),  doch  blieben  sie  in 
Niedersachsen,  besonders  in  Hannover,  die 
Hauptscheidemünzen,  wenn  auch  mit  an- 
derem als  dem  ursprünglichen  Gepräge, 
dem  Bilde  der  Jungfrau  Maria.  S. 

Marlentaler  s.  unter  Maria. 
Marionette  war  ein  Volksname  der  Gold- 
gulden des  Herzogs  Renatus  I.  von  Loth- 
ringen (1473 — 1508)  mit  dem  Bilde  des  h. 
Nikolaus  und  vier  oder  drei  Kindern  auf 
der  Rs.,  die  für  Marionetten  gehalten  wur- 
den. —  Saulcy  Taf.  12,  Nr.  3 — 6;  Schmie- 
der, Nachtr.,  S.  127  f.  S. 

Mark.  I.  Die  Gewichtsmark,  nord. 
mqrk,  ags.  mearc,  kommt  zuerst  857  in 
einer  Urkunde  des  angelsächsischen  Königs 
Aethelwulf  für  die  Abtei  St,  Denis  in 
Frankreich  vor.  Dann  wird  sie  um  die 
Wende  des  9.  u.  10.  Jh.s  in  den  Verträgen 
König  Alfreds  des  Großen  und  Edwards 
des  Älteren  mit  den  Dänen  880/890,  und 
zwar  als  Halbmark,  erwähnt:  »VIII  dimi- 
dias  marcas  cocti  auri;  .  . ,  et  si  presbiter 
populum  suum  misdoceat  de  festo  vel  de 
jejunio,  reddat  XXX  sol.  cum  Anglis  et  cum 
Danis  III  dimidias  marcas«.  Also  ist  sie 
schon  im  5.  Jh.  vorhanden  gewesen,  und 
zwar  wahrscheinlich  als  ein  gemeinnord- 
germanisches  Gewicht.  Diese  Mark  wird 
im  Norden  in  8  Unzen  oder  Öre  (aurar, 
Einzahl  eyrir)  eingeteilt.  Da  das  Römer- 
pfund in  12  Unzen  zerfiel,    wäre  also  die 


Mark  gleich  »/s  Römerpfund.  Sie  ist  in 
der  Folge  überhaupt  Zweidrittel  jedes 
Pfundes  geworden,  nur  nicht  in  Deutsch- 
land, wo  die  kölnische  Mark  gleich  der 
Hälfte  eines  16 -Unzen-Pfundes  galt  und  in 
16  Lot  oder  Halbunzen  eingeteilt  wurde. 
Nur  als  Zählmark^  die  von  deutschen  Kauf - 
lauten  aus  London  mitgebracht  wurde, 
rechnete  man  auf  sie  160  Pfennige,  das  sind 
VsZählpfund  =  V3X24oPf.  In  Deutschland 
hielt  man  am  Pfundgewicht  fast  ausnahms- 
los bis  ins  II.  Jh.  fest,  erst  1045  taucht  die 
Mark  in  zwei  Deutzer  Urkunden  auf  und 
1057  iii  einer  Kölner  Urkunde,  die  eine 
Rente  von  lOO  Mark  festsetzte.  Dann  aber 
verbreitet  sich  die  Mark  rasch  als  Gewicht 
für  Edelmetalle  über  ganz  Westeuropa, 
wo  sie  überall  in  8  Unzen  zerfiel.  Durch 
ungenügende  Eichung  der  Gewichtsstücke 
und  Gewichtsabrundungen  entstanden  da- 
bei Abweichungen  in  den  einzelnen  Marken. 
Die  bekannteste  ist  die  kölnische  (»ad 
pondus  Coloniae,  quo  utitur  terra  nostra«, 
Schreiben  des  venez.  Dogen  E.  Dandolo 
vom  Jahre  1200)  =  233,856  g;  von  dieser 
hängen  dann  eine  ganze  Reihe  weiterer 
Marken  ab,  wie  die  Erfurter,  Nürnberger, 
Augsburger,  Konstanzer,  Baseler,  auch  die 
Lissaboner,  Venezianer  u.  a. 

Die  Pariser  Troymark  =  244,7529  g 
die  Mark  la  Rochelle  =  230,3552  g 
die  Towermark  =  233,275  g 

die  Wiener  Mark  =  276,98  g 

die  Nürnberger  Mark  =  237,52  g 
die  Würzburger  Mark  =  238,62  g 
die  Krakauer  Mark  =  197,98  g 

die  spanische  Mark  =  230,348  g 

die  portugiesische  Mark  =  229,50  g. 
Luschin  von  Ebengreuth  glaubt  die  ur- 
sprüngliche kölnische  Mark  leichter  an- 
nehmen zu  müssen,  das  widerlegt  aber 
überzeugend  Hilliger.  Es  ist  auch  wenig 
wahrscheinlich,  daß  ein  Gewicht  schwerer 
geworden  sein  soll.  Su. 

Seit  dem  15.  Jh.  verdrängte  die  kölni- 
sche M.,  233,856  g  schwer,  die  anderen 
deutschen  Markgewichte;  der  erste  Para^- 
graph  der  ersten  deutschen  Reichsmünz- 
ordnung von  1524  setzte  sie  als  Grund- 
gewicht fest,  dem  die  anderen  Reichs - 
münzordnungen  (s.  d.)  folgten.  Seit- 
dem galt  neben  ihr  nur  noch  in  Öster- 
reich die  Wiener  Mark  bis  ins  1:9.  Jh., 

34* 


372 


MARK 


während  die  kölnische  M.  bis  in  die  Mitte 
des  19.  Jh.s  in  allen  Münzordnungen  das 
Grundgewicht  blieb.  Erst  in  dem  deutsch- 
österreichischen  Münzverein  von  1857  siegte 
der  französische  Doktrinarismus  und  setzte 
an  Stelle  des  uralten  deutschen  Mark- 
gewichts  das  halbe  Kilogramm  oder  Zoll- 
pfund (s.  Pfund).  S. 

Die  Mark  in  Gold  wurde  in  24  Karat 
(s.  d.)  zu  288  Grän  eingeteilt,  wobei  die 
Einteilung  des  konstantin.  Goldsolidus  vor- 
bildlich war,  da  ein  solcher  in  24  xfipaxia  oder 
Siliquen  zerfiel.  Die  Zahl  der  Gran  ist  vom 
römischen  Pfund  genommen,  das  288  scri- 
pula  zählt.  Die  Mark  in  Silber  zerfiel  in 
Deutschland  in  4  Vierding  (Ferto)  =  16  Lot 
=  32  Setin  =  64  Quentchen  =  256  Richt- 
pfennige (s.  d.).  Erst  in  der  2.  Hälfte  des 
14.  Jh.s  wurde  die  Silbennark  noch  weiter  in 
512  Heller  geteilt  u.  i.  16.  Jh.  in4352  ÄiBchen. 
Li  Wien  verwandte  man  als  unterste 
Münzgewichtseinheit  i  Medel  (ahd.  medili 
=  assis)  =  V45  des  "Wiener  Lots,  und  V2 
Medel,  also  den  7  2  o.  u.  1 440.  Teil  derWiener 
Mark,  wonach  die  unterste  Münzgewichts- 
einheit auf  weniger  als  2  Dezigramm  herab- 
ging. Die  Anwendung  dieser  Gewichte  ist 
schon  für  die  erste  Hälfte  des  15.  Jh.s  be- 
zeugt. 

In  Holland  zerfiel  die  Mark  in  8  Onzen  = 
z6o  Engels  =  5120  As;  in  Schlesien  in  4 
Vierdunge  =  24  Skots  =  96  Quarts. 

In  England  ist  das  Gewichtssystem  im 
M.A.  folgendermaßen: 

I  Pound=  ii/aMark=  12  Ounces=  240 
Pennyweight=  7680  Grains,  so  aber  wurde 
es  1526  abgeschafft  (s.  Pfund  am  Schlufi). 
In  Frankreich: 

I  Livre  =  2  Marcs  =  16  Onces  =128 
Drachmen  oder  Gros  =384  Deniers  = 
9216  Grains. 

Von  der  Gewichtsmark  ist  die  Zählmark 
wohl  zu  unterscheiden.  Zu  Beginn  der 
deutschen  Münzprägung  waren  sie  ein- 
ander vollständig  gleichwertig;  später  aber 
bildete  durch  die  Verschlechterung  der 
Münzen  die  marca  denariorum  nur  noch  eine 
Rechnungseinheit,  die  aber  in  den  verschie- 
denen Landschaften  andersartig  war;  in 
Köln  z.  B.  war  sie  immer  ein  Begriff  von  160 
Pfennigen;  anderswo  mögen  mehr  Pfennige 
auf  sie  gegangen  sein.  Es  gingen  aber  nun 
nicht  mehr  160  Pfennige  auf  die  Gewichts- 


mark, sondern  viel  mehr  (s.  auch  Barren, 
2  u.  3,  und  Währung).  —  Luschin  bei  Hoops, 
Reallex.  III  S.  190,  250  u.  Mkde*  §  2a, 
21  u.  27,  S.  198  (§  21  ein  ausführliches 
Verzeichnis  der  verschiedenen  Marken 
nach  dem  heutigen  Stande  der  Forschung) ; 
Grote,  M.st.  III  S.  i  ff.;  Hilliger,  Hist. 
Vierteljahrschr.  1901  S.  161  u.  Bl.  f.  Mfr. 
Nov.  1926.  Su. 

IL  Mark  ist  auch  der  Name  verschie- 
dener Silbermünzen,  i.  Als  die  sächsischen 
Klappmützentaler  (s.  d.),  seit  1500  in 
gröi3erer  Menge  gemünzt,  die  ersten  für  den 
Verkehr  wichtigen  talerförmigen  Münzen 
wurden,  begannen  auch  Lübeck  und  Lüne- 
burg größere  Silbermünzen  zu  prägen,  und 
zwar  1502  3/3-  und  ^^^ -Markstücke  zu  32 
und  16  Witten,  14,4  und  7,15  g  schwer  und 
etwa  13,52  und  6jg  Silber  haltend  (15- 
lötig).  1506  folgte  die  Prägung  von  I-,  V»" 
und  y4-Markstücken  durch  den  Wendischen 
Münzverein,  das  heißt  die  Städte  Lübeck, 
Hamburg,  Wismar  und  Lüneburg.  V/2 
Mark  galten  einen  rheinischen  Goldgulden, 
doch  war  die  Feinheit  von  15  auf  14^/»  Lot 
verringert  worden.  Das  Gepräge  war  1502 
Stadtwappen -stehender  h.  Täufer,  seit  1506 
meist  auf  der  Vs.  HeiHger  und  Schild  der 
prägenden  Stadt,  auf  der  Rs.  die  Schilde 
der  drei  anderen  Städte  in  Kleeblatt- 
stellung (Abb.  263).  Mit  der  Jahreszahl 
1506  wurde  in  Hamburg  bis  1552  geprägt; 
auch  wurden  diese  Münzen  von  den  Ostsee - 
Staaten,  besonders  Mecklenburg  u.  Holstein 
nachgeahmt.  Dann  aber  drang  der  Taler 
auch  hier  vor,  und  damit  änderten  sich 
Gepräge  und  Wert  dieser  »Lübischen 
Mark«,  Die  Münzen  erhielten  im  17.  Jh. 
im  Gepräge  eine  Ziffer,  nämlich  die 
Zahl  der  Schillinge,  die  sie  galten,  der 
Reichstaler  32,  die  Mark  16,  die  halbe, 
viertel  und  achtel  Mark  8,  4  und  2  (s.  Dop- 
pelschilling). Die  Prägung  der  anderen 
Städte  endete  im  17.  und  18.  Jh.,  die  Ham- 
burgs ging  bis  1809,  um  sich  dann  1828 — 
1855  auf  Schillinge,  Sechs-  und  Dreilinge 
zu  beschränken.  Alle  diese  Markmünzen 
bildeten  die  Lübische  und  Hapaburgische 
Kurantwährung  nach  einem  34-Mark-  oder 
llVrTalerfuß,  der  1856  auf  einen  35- 
Markfuß  verringert  wurde.  34,  dann  35 
Kurantmark  hielten  also  eine  kölnische 
Mark    Feinsilber.     Das   Feingewicht   der 


MARK 


373 


letzten  Kurantmark  entsprach  1,2381  deut- 
schen Reichsmark  von  1871.  —  Jesse,  Der 
Wend.  M.  Verein  S.  125  ff. 

2.  Der  hamburgische  Bankotaler  war  seit 
Gründung  der  Hamburger  Bank  im 
Jahre  16 19  gleich  dem  Werte  eines 
Reichstalers  (s.  Bankotaler)  oder  seit 
1624  drei  Hamburgischen  Mark.  Da 
9  Reichstaler  eine  Mark  Feinsiiber 
hielten,  wurden  zuerst  27  Banko- 
mark,  wegen  der  Veränderung  des  Talers 
in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jh.s  28  Mark 
4  Schilling,  seit  1770  273/4  Bankomark 
gleich  einer  Mark  Feinsilber  gesetzt.  Seit 
1868  waren  59 V3  Bankomark  gleich  einem 
Pfund  Feinsilber,  seit  1873  galten  lOO  Mark 
Banko  150  Mark  Reichsmünze.  —  Soet- 
beer,  Beitr.  u.  Materialien,  Hamburg,  1855, 
S.  23  ff.;  Noback  «,  S.  351  ff. 

3.  Die  Bestrebungen,  die  Lübisch-Ham- 
burger  Mark  zur  Münzeinheit  des  einzu- 
führenden Dezimalsystems  in  Deutschland 
zu  erheben,  reichen  bis  weit  ins  19.  Jh. 
zurück  (s.  Zählsysteme).  Besonders  ist 
das  Königreich  Sachsen  seit  1838  bei  allen 
Verhandlungen  über  die  deutsche  Münz- 
einheit für  die  Mark  zu  10  Groschen  zu  10 
Pfennigen  eingetreten,  aber  erst  1871  wurde 
sein  Streben  belohnt.  Die  1871  eingeführte 
Goldwährung  (s.  d.)  erhob  den  Dritteltaler 
als  Reichsmark  zur  Münzeinheit,  doch 
wurden  keine  goldenen  Markstücke  ge- 
prägt, die,  nur  0,398  248  g  wiegend,  zu  klein 
geworden  wären,  sondern  2-,  l-  und  ^/i- 
Kronen  (s.  Goldkrone)  zu  20,  10  und  5 
Mark.  Zu  diesem  Gewicht  war  man  durch 
den  Anschluß  der  Mark  als  des  Drittels  des 
Vereinstalers  an  die  Währungsmünzen  des 
deutschen  Münzvereins  von  1857  gekom- 
men. Da  das  allgemein  gültige  Wertver- 
hältnis von  Gold  zu  Silber  damals  151/a  :  i 
war,  aus  einem  Pfunde  oder  500  g  fein  Silber 
aber  30  Taler  (=  90  Mark)  geprägt  worden 
waren,  mußten  aus  500  g  Feingold  isV» 
X  90  =  1395  Goldmark  geprägt  werden, 
deren  eine  500  :  1395  =  0,358  423  g  Gold 
hielt  und  mit  Vio  Kupferzusatz  0,398  248  g 
wog.  In  Silber  900/1000  fein  wurden  5-, 
2-,  I-,  ^1%'  und  Vs'Mark,  letztere  nur  bis 
1877  ausgeprägt,  seit  1908  auch  3 -Mark. 
Diese  Silbermünzen  waren  Scheidemünze 
mit  5  g  (statt  s,  55)  Feingewicht  für  die  Mark. 

Die  Mark  ist  auch  über  die  Grenze  gedrun- 


gen. Die  große  wirtschaftliche  Bedeutung 
Deutschlands  in  Luxemburg  hatte  dort  die 
französische  Frankenwährung  verdrängt, 
indem  der  luxemb.  Fr.  nicht  mehr  =  dem 
französischen,  sondern  =  4/5  Mark  war. 

Die  Zustände  nach  dem  Weltkriege  (s. 
Inflation)  haben  dem  Reichssilbergelde  ein 
vorläufiges  Ende  gemacht,  da  nach  Gesetz 
vom  12.  März  1924  die  Stücke  zu  5, 3, 2  und 
I  Mark  zur  Hälfte  aus  Kupfer  bestehen, 
also  Billonmünzen  sind,  die  Mark  zwar 
weiter  5  g  wiegt,  aber  nicht  mehr  9/101 
sondern  nur  noch  5/io  fein  ist,  also  nur 
2^/2  g  Silber  hält.  Remedium  im  Gewicht 
sind  20,  in  der  Feine  5  Tausendstel,  Grenze 
der  2^ahlkraft  20  Mark. 

4.  Die  Mark  der  Reichsstadt  Aachen 
wurde  seit  1577  meist  in  Stücken  zu  2,  3,  4 
und  6  Mark  ausgeprägt,  die  den  Haupt - 
bestand  des  Aachener  Silbergeldes  bildeten. 
Zuerst  standen  26  Mark  einem  Reichstaler 
gleich,  so  daß  also  eine  Mark  etwas  über  i  g 
Silber  hielt,  während  die  Mark  seit  1700 
0,4  bis  0,3  g  Silber  hielt.  Das  Gepräge 
dieser  Münzen  war  auf  der  Vs.  das  Brust- 
bild Kaiser  Karls  des  Großen,  auf  der  Rs. 
die  Wertbezeichnung.  —  Menadier,  Aachen, 
S.  47-  S. 

5.  Die  Lübische  M.  (s.  0.  i)  breitete  sich 
schon  im  16.  Jh.  nach  Norden  aus.  In 
Schweden  gingen  8  öre  auf  die  Mark,  in 
Dänemark  16  Skilling,  nach  1813  16  Rigs- 
bankskilling  (s.  d.).  Sie  wurde  in  Däne- 
mark höchst  verschieden  ausgemünzt.  Im 
Jahre  15 14  gingen  i^/»  Mark  auf  den  Rigs- 
daler,  1563  3  Mark,  Ende  der  Zeit  Fried- 
richs des  Zweiten  und  um  die  Mitte  der  Zeit 
Johann  des  Dritten  4  Mark.  1625  endete 
msui  mit  6  Mark  zu  8  öre  schwedisch  oder 
16  Skilling  dänisch  auf  den  Rigsdaler. 
Dieser  wurde  seitdem  stets  so  gerechnet; 
die  immer  schlechtere  Ausmünzung  der 
kleineren  Münzen  hatte  aber  zur  Folge,  daß 
man,  wenn  man  Rigsdaler  in  specie  ein- 
wechseln wollte,  ein  schwankendes,  nicht 
unbedeutendes  Aufgeld  zuzahlen  mußte. 
Schließlich  wurde  die  Hauptmünze  des 
17.  Jh.s,  der  Species,  ganz  dem  Verkehr 
entzogen.  Es  wurden  im  17.  Jh.  im  Norden 
8-,  4-,  2-  und  I -Markstücke  ausgemünzt; 
das  Feingewicht  dieser  Sorten  betrug  ums 
Jahr  1670  in  sämtlichen  nordischen  Ländern 
etwa  29,  i4Va,  7V4  und  33/4  g.    Während 


374 


MARKE 


man  in  Schweden  diese  Ausmünzung  in 
ungefähr  derselben  Güte  bis  gegen  Ende 
des  i8.  Jh.s,  wo  sie  aufhörte,  fortsetzte 
(Abb.  278),  prägte  man  während  dieses  Zeit- 
abschnittes in  Dänemark  hauptsächlich 
Rigsorte  und  Kurantdukaten  {s-  diese).  W. 
6.  Seit  1864  wurde  in  Finnland  nach 
Verordnung  vom  12.  Juni  1860  die  Markka 
(PI.  Markkaa)  zu  1/4  Rubel  zu  100  Penniä 
ausgemünzt.  Sie  wog  5,1829  g  und  hielt 
4,4990  g  Silber;  auch  2 -Markka,  50  und  25 
Penniä  wurden  gemünzt.  Die  Stücke  zu 
20,  IG  und  5  Penniä  und  der  Penni  waren 
von  Kupfer,  letzterer  wog  1,27  974  g,  dem- 
entsprechend die  größeren.  Diese  Münzen 
trugen  auf  der  Rs.  die  Wertbezeichnung, 
auf  der  Vs.  die  silbernen  den  russischen 
Adler,  die  kupfernen  die  kaiserl.  Initialen. 
Seit  1877  waren  die  Hauptgepräge  die  den 
französischen  20-  und  lO-Francstücken  ent- 
sprechenden Goldstücke  zu  20  und  10 
Markka.  —  Nach  d.  Verfall  d.  Währung 
infolge  d.  Weltkrieges  und  d.  Errichtung 
des  selbständigen  Freistaates  Finnland 
wurde  1921  eine  Markka  aus  Nickelbronze 
mit  Löwen  auf  riner,  Wertbezeichnung 
auf  der  anderen  Seite  eingeführt,  auch 
50  und  25  Penniä  aus  derselben  Mischung, 
während  die  10-,  5-  und  I-Pennistücke 
aus  Kupfer  sind.  Am  1. 1. 1926  ging  Finn- 
land zur  Goldwährung  über. 

7.  Der  Freistaat  Estland  hat  zuerst  als 
Münzeinheit  die  Mark  (PI.  Marka)  zu  100 
Penni  eingeführt  und  nach  rasch'em  Verfall 
dieser  Währung  Stücke  zu  10,  5,  3,  2  und 
I  M,  aus  Alumin-Bronze  geschlagen,  am 
I.  Jan.  1928  aber  die  Krone  zu  loo  Senti  (s. 
Krone  am  Schluß)  an  Stelle  der  Mark  gesetzt. 
Die  estn.  Münzen  tragen  Wappen  (3  Löwen 
untereinander)  -Wertbezeichnung-         S. 

8.  Vgl.  Merk, 

Marke  (franz.  m^reau,  engLtoken,  lat.  und 
ital.  tessera),  im  numismatischen  Sinne  ein 
münzähnliches  Gebilde,  das  als  Quittung 
JüT  oder  Anweisung  auf  Zahlungen  oder 
Leistungen,  als  Kontroll-  oder  Erkennungs- 
zeichen dient.  Im  klassischen  Altertum 
gab  es  Erkennungs-  und  Berechtigungs- 
marken zum  Empfange  von  Getrdde-,  Ol- 
und  Geldspenden,  zum  Eintritt  in  Volks- 
versammlungen und  Theater,  für  die 
Mitglieder  der  Gerichtshöfe,  sowie  private 
Marken  der  Kleinhändler,   Gastwirte  und 


Bordellhalter  (vgl.  Tessera,  Symbolon, 
Spintria).  Für  das  Mittelalter  haben  wir 
ebenso  wie  für  die  Rechenpfennige  (s.  d.) 
die  ältesten  Nachrichten  aus  Frankreich 
und  den  Niederlanden,  wo  bleierne  Marken 
wohl  zuerst  als  KJeingeldersatz,  Steuer- 
quittungen oder  Wahrzeichen  der  Zünfte 
(s.  Plomben)  dienten.  Seit  dem  13.  Jh. 
erscheinen  sie  als  Präsenzzeichen  (s.  d.)  der 
Geistlichkeit  für  deren  verschiedene  Ob- 
liegenheiten. Allgemein  wurden  sie  bei  den 
Kapiteln  erst  im  15.  Jh.  Man  hat  ganze 
Systeme  von  solchen  »plombs  « ( »distributio 
de  plumbo«)  gefunden  für  Choristen,  Ka» 
noniker,  besonders  auch  für  arme  Priester 
oder  Kleriker,  die  die  Kanoniker  besoldeten, 
um  der  ermüdenden  Singerei  enthoben  zu 
sein.  Auch  dienten  die  »merelli«  als  Al- 
mosengeld. 

Solche  geistlichen  Marken  sind  in 
Deutschland  nur  in  den  Bistümern  West- 
falens als  Bursarienzeichen  (s.  d.)  aus 
Kupfer  geprägt  worden  und  zwar  seit  1543- 
Sie  wurden  ebenso  wie  die  französischen 
oft  mißbräuchlich  als  Scheidemünzen  be* 
nutzt  und  bereiteten  in  Westfalen  die  Ein- 
führung des  Kupfergeldes  vor. 

Dienten  die  geistlichen  Marken  fast  aus- 
schließlich geistlichen  Zwecken,  so  war  der 
Gebrauch  der  weltlichen  höchst  mannig- 
faltig und  in  den  einzelnen  Ländern  ver- 
schieden. 125 1  wird  ein  Mereil  als  Quit- 
tungsmarke der  Schöffen  von  Douai  er- 
erwähnt und  aus  Flandern  und  Brabant, 
ebenso  aus  Frankreich  besitzen  wir  wie 
erwähnt  die  »plombs«  und  ferner  zahllose 
kleine  geprägte  Blechstücke  mit  den  ver- 
schiedensten Zeichen,  meist  solchen  von 
Handwerken,  die  als  Legitimationszeichen 
der  Gewerke  und  anderer  Körperschaften 
(Gildezeichen)  benutzt  und  seit  dem  15.  Jh. 
aus  Kupfer  geprägt  wurden.  Sehr  merk- 
würdig sind  endlich  die  französischen  Trei- 
zaines  de  mariage  (s.  d.).  —  In  Deutsch- 
land erscheinen  vereinzelte  Kupfermarken 
schon  im  12.  Jh.,  seit  dem  14.  regelmäßig 
Kupfermarken  der  städtischen  Verwaltun- 
gen. Legitimationen  für  gewisse  zu  for- 
dernde Leistungen  waren  die  Ratspräsenzen 
der  Städte  (s.  Präsenzzeichen)  und  im 
Gegensatz  zu  ihnen  die  Armenmarken  (s. 
Almosenpfennig),  Eß-,  Brot-,  Brau-  und 
Biermarken,  Feld-,  Torf-  und  Holzzeichen 


MARKGRAF— MARTI 


375 


(s.  Feld-  u.  Holzzeichen)  sowie  die  Abend - 
mahlspf  ennige  (s.  d.).  Eine  besondere  Klasse 
sind  die  Lohn-,  Robot-  (s.  d.),  Kohlen - 
marken,  Wasserzeichen,  Kommiß-  und 
Bergwerksfördermarken,  die  für  damit 
bezeichnete  Arbeiten  und  Warenliefe- 
rungen als  Quittung  gegeben  wurden, 
wozu  auch  die  Zoll-  und  Steuermarken 
(s.  auch  Bartzeichen)  gehören,  end- 
lich die  Schrannen-,  Passier-,  Brücken-, 
Tor-,  Theatermarken  und  Gewandhaus- 
zeichen, die  als  Legitimationen  das  Recht 
auf  einen  Platz  oder  Durchgang  sicherten, 
wobei  erwähnt  werden  mag,  daß  es  Passier- 
zeichen für  den  Friseur  der  Königin  Isa- 
bella IL  von  Spanien  gab.  Am  reichsten 
an  den  verschiedensten  Verwaltungs-  und 
Gewerkschaftsmarken  ist  in  Deutschland 
die  Stadt  Nürnberg  gewesen.  Endlich  sind 
zu  erwähnen  die  Erkennungsmarken,  so  die 
Hamburger  Bürgerzeichen  von  1652  (Lan- 
germann S.  268)  (s.  auch  Spielmarken)  und 
die  Soldatenpfennige  (s.  d.).  In  Schweden 
spielten  die  Bergwerksmarken,  genannt 
Boletten  (s.  d.)  eine  sehr  bedeutende  Rolle, 
während  den  Münzen  im  Gebrauch  am 
nächsten  die  englischen  Token  (s.  d.) 
kamen.  Die  Geschäftsmarken  des  19.  Jh.s 
endlich  stehen  ästhetisch  ebenso  tief  wie 
sie  an  Menge  die  früheren  überragen:  in 
kaum  übersehbaren  Reihen  gibt  es  Rabatt-, 
Reklame-,  Konsumvereins-,  Schuß-,  Bier- 
marken und  viele  andere.  —  Menadier, 
Schausammlung,  S.  496 — 504;  Neumann, 
Kupfermünzen,  Bd.  4,  5,  6;  Luschin, 
Allg.  Mkde.»,  S.  29—31,  39,  40,  45;  Revue 
num.,  1849,  S.  361  ff.;  Gebert  in  N.  Z. 
1920,  S.  1—35-  S. 

Markgraf,  der,  lat.  marchio.  An  den 
Grenzen  des  Reiches  richtete  Karl  der 
Große  militärische  Herzogtümer  ein,  an 
deren  Spitze  ein  Markgraf  oder  Grenzherzog 
stand  (comes  marchae,  marchio,  marchisus, 
dux  limitis).  Einige  von  ihnen  haben  später 
teilweise  den  Ausgangspunkt  für  die  Neu- 
bildung von  Stammesherzogtümem  ge- 
bildet. 

In  der  sächsisch-fränkischen  Kaiserzeit 
erhält  sich  diese  Einrichtung  weiter.  Es 
gibt  daher  auch  eine  Reihe  markgräflicher 
Münzen.  So  hat  Otto  von  Orlamünde, 
Markgraf  v.  Meißen  (1062---1067)  Sachsen- 
pfennige mit  seinem  Namen  geprägt,  Udo  IL 


von  der  Nordmark  (1057 — 82)  Pfennige  in 
Stade  (Dbg.  nr.  1612— 1614, 1846  u.  1846  a), 
und  spätere  Markgrafen  der  Nordmark  in 
Ameburg  um  iioo,  denen  sich  die  Münzen 
der  Markgrafen  von  Brandenburg  an- 
schließen; weiter  haben  die  Markgrafen 
v.  Meißen  Ekkard  1.  (985 — 1002)  u.  Hein- 
rich V.  Eilenburg  (iio6 — 11 17)  Pfennige 
hinterlassen  (Dbg.  nr.  886  u.  889).  Diese 
Prägung  ist  dann  von  ihnen  in  der  Hohen- 
staufenzeit  und  später  fortgesetzt  worden. 

Weiter  kommt  der  Titel  M»  u.  a.  in  Baden, 
in  der  Lausitz,  Namur,  Flandern,  bei 
Richard  von  der  Normandie,  in  der  Pro- 
vence, Savoyen  und  in  Italien  in  Ferrara, 
Mantua,  Montferrat,  Saluzzo  u.  bei  Hugo 
V.  Toskana  vor.  —  Dannenberg  in  Berl. 
Mbl.  1900  S.  2816.  Su. 

Markka,  PI.  Markkaa,  die  finnländische 
Mark,  s.  d.  unter  Mark,  II  6. 

Marqiifi  s.  Sou  marqu6. 

Mars  s.  unter  Ares. 

Marsyas,  ein  phryg.  Silenos  (s.  d.),  der 
die  von  Athena  fortgeworfene  Doppelflöte 
aufgriff  und  sich  daraufhin  in  einen  musi- 
kalischen Wettstreit  mit  ApoUon  einließ, 
in  dem  er  unterlag;  zur  Strafe  wurde  er 
geschunden.  Auf  M.  von  Apameia  Phryg. 
sieht  man  Athena  die  Flöte  blasend  am 
Ufer  eines  Sees;  oben  im  Gebirge  wird  M. 
sichtbar;  auf  M.  von  Athen  kommt  die 
Gruppe  Myrons  vor  mit  der  die  Flöten  ent- 
setzt wegwerf  enden  Athena  und  dem  erstaunt 
vor  ihr  stehenden  M.  Auf  kaiserl.  M.  von 
Germe  und  Alexandreia  Äg.  ist  die  Schin- 
dungsszene  dargestellt.  —  M.  allein, 
die  Flöte  spielend,  erscheint  oft,  zuweilen 
mit  der  Beischrift  Mapö6ac,  auf  M.  von 
Apameia  Phryg.  (am  Flusse  M.  gelegen), 
auch  in  der  Haltung  eines  Flußgottes  mit 
oder  ohne  Flöte.  —  In  Rom  stand  auf  dem 
Markte  die  Statue  eines  M.  mit  dem  Wein- 
schlauche auf  dem  Rücken,  dargestellt  auf 
A  des  L.  Marc.  Censorinus,  die  als  signum 
libertatis  wie  unsere  Rolandssäulen  in  den 
Kolonien  auf  dem  Markte  aufgestellt  wurde 
und  daher  auch  auf  Kolonialmünzen  (s.  d.) 
oft  erscheint,  in  Cremna  beischriftlich  als 
Maron  bezeichnet,  R,  E.  X  S.  125 1.       R- 

Marti,  Volksname  der  kubanischen  Gold- 
münze zu  5  Peso  von  1915  auf  die  20- Jahr- 
feier des  Todes  des  Patrioten  Jos6  Marti, 
dessen  Kopf  die  Vs.  trägt.  S. 


376 


SAN  MARTINO— MASS-  UND  GEWICHTSWESEN 


San  Marüno.  Die  meisten  neuzeitlichen 
Münzen  der  Republik  Lucca  zeigten  auf 
der  Rs.  den  h.  Martin  zu  Pferde,  San  Mar- 
tine hieß  im  besonderen  das  Silberstück  zu 
15  Soldi,  das  im  17.  und  18.  Jh.  dort  ge- 
prägt wurde.  S. 

St  MartinsguUen,  Seit  dem  15.  Jh. 
prägte  das  Mainzer  Domkapitel  als  Präsenz- 
geschenke für  die  Domherren  zu  Neujahr 
Goldgulden  mit  dem  h.  Martin  zu  Pferde 
und  dem  Bettler.  S. 

Martinspfennige  sind  Hohlpfennige  des 
Erzbischofs  von  Mainz,  geprägt  in  Erfurt 
im  späteren  13.  u.  aus  dem  14.  Jh.  mit 
dem  heiligen  Martin,  dem  Stiftsheiligen, 
als  Bild  und  seinem  Namen  in  der  Um- 
schrift; vgl.  unter  Heilige  und  Bettlertaler. 

Su. 

StMartinstaler  s.  Bettlertaler. 

Marzelle^  deutsch  für  Marcello  (s.  d.). 

Mas,  malaiische  Gewichtseinheit  und 
Goldmünze;  s.  Tael.  V. 

Masha,  indische  Gewichts-  und  Münz- 
einheit;  s.  Rati,  Pana.  V. 

Massa,  lat.  der  Klumpen,  die  formlose 
Masse  insbes.  Rohmetalles,  wie  massa  ferri, 
auri,  obryzae,  argenti,  massa  plumbea 
u.  dgl.  G^ensatz:  ramentum  =  ein  kleines 
Stückchen;  regula  ==  ein  Barren;  das 
scrinium  aureae  massae  ist  das  Büro  zur 
Vorbuchung  des  Rohgoldes.  —  Trait6  I 
S.860;  R.  E,  HA  S.902.  R. 

Massachusettsgeld.  Die  ersten  selbstge- 
pr^en  nordamerikanischen  Münzen  sind 
die  des  Staates  Massachusetts,  und  zwar 
die  ♦New  England  Münzen«  zu  12,  6  und  3 
Pence,  rohe  Silberplatten  mit  N  E  auf  einer 
und  XII,  VI  oder  III  auf  der  anderen  Seite. 
Ihnen  folgten  drei  Arten,  ebenso  wie  jene 
im  Jahre  1652  gemünzt,  die  nach  einem 
auf  der  Vs.  befindlichen  Baume:  Willow- 
tree-  (Weiden-),  Oaktree-  (Eichen-)  und 
Pinetree-  (Fichtenbaum-)  Schillinge  ge- 
nannt wurden.  Auf  der  Rs.  tragen  sie 
Jahres-  und  Wertzahl,  z.B.  1652/ XII. 
Vom  Willowtreegeld  gibt  es  keine  3 -Pence, 
vom  Oaktreegeld  auch  2 -Pence  von  1662. 
Das  Pinetreegeld  hieß  zuerst  Boston-  oder 
Bayschillinge,  seit  1680  Pinetreegeld.  — 
Crosby,  S.  45—75.  S. 

MassamutüiOy  Massamutinuni,  ansehe!* 
iiend  verderbt  aus  Marabotino,  ist  eine 
italienische  Bezeichnung  für  die  byzantini- 


schen Solidi  im  12.  und  13.  Jh.,  auch  »obolus 
aureus«  genannt.  —  Martinori  S.  274. 

Su. 
Masse  ist  ein  Gemisch  von  Ziegelmehl 
und  Gips,  aus  der  die  Form  zum  Medaillen- 
guß oft  besteht;  für  Metalle  von  hohem 
Schmelzgrad  muß  die  Form  vor  dem  Gusse 
gebrannt  werden.  —  Habich-Festschrift 
1928  S.  n,  R. 

Masse  d*or  (florenus  ad  sceptrum,  regalis 
ad  massam)  ist  die  größte  französische 
Goldmünze,  von  Philipp  IV.  (1285 — 1314) 
geschlagen.  Typus:  Vs.  Sitzender  König 
mit  dem  Zepter  der  Gerechtigkeit,  der 
masse  =  Stab,  in  einem  Achtpaß,  Rs. 
Blumenkreuz,  i.  d.  W.  Lilien,  im  Spitzvier- 
paß, Umschrift  Xpc  vincit,  Xpc  regnat 
usw.  (Abb.  236).  Es  wurden  35  Stück  aus 
der  21-  bzw.  22  kar.  Mark  geprägt,  i  Stück 
also  von  6,93  g  Rauhgew.  u.  6,06  g  bzw. 
ö,35  g  Feingew.  Der  Wert  war  gleich  25 
bzw.  30  s.  t.  —  Petite  masse  s.  Reine  d*or.  — • 
Blanchet  II  S.  233  ff.  Su. 

Massen^  eine  nach  dem  Münzdirektor 
Massen  benannte  lothringische  Billonmünze 
von  1728  zu  20  Sous  10  deniers  mit  Kopf  - 
vier Adlern  um  Kreuz.  —  Saulcy,  S.  216, 
226,  Taf.  33,  Nr.  1.  S. 

Masumm,  jüdischer  Ausdruck  für  Summe. 
MaB-  und  Gewicbiswesen.  Maße  sind  ab- 
gestufte Einheiten,  mittels  deren  die  Größe 
eines  Dinges  im  Verhältnis  zu  festgesetzten 
Größen  erkennbar  gemacht  wird.  Man 
unterscheidet  —  abgesehen  von  den  bloßen 
Zählmaßen  (Dutzend,  Mandel),  den  Zeit- 
maßen sowie  den  neueren  Kraftmaßen  — 
Längenmaße,  die  die  Größe  eines  Dinges 
nur  nach  einer  Dimension  angeben,  Flächen- 
maße, die  zwei,  und  Hohlmaße,  die  alle  drei 
Dimensionen  berücksichtigen.  Das  Gewicht 
endlich  bezieht  sich  auf  die  Masse  eines 
Dinges. 

Die  ursprünglichen  Maße  sind  natürliche 
(s.  unter  Natürliches  Maßsystem),  die  aber 
später  überall  vom  Staate  fest  normiert 
werden;  der  Staat  sorgt  dann  für  Herstel- 
lung und  Aufbewahrung  von  Normalxnaßen 
(früher  meist  aus  Bronze,  jetzt  aus  Platin- 
Iridium)  und  die  Prüfung  und  Ausgleichung 
(Eichung)  der  Gebrauchsmaße  danach.  So 
finden  wir  Königsaufschriften  schon  auf 
alt-  und  neubabylon.  und  assyr.  Gewichts- 
stücken, Stadtaufschriften  z.  T.  mit  Namen 


MASS-  UND  GEWICHTSWESEN 


377 


des  Marktbeamten  (Agoranomen)  auf  griech. 
Gewichtsstücken  (deren  Sammlung:  Per- 
nice,  Griech.  Gewichte  1894).  Die  Inschrift 
IG  II  n.  476  zeigt,  daß  man  in  Athen  Sorge 
trug  [oTTcü?]  Biafisvets??  ^^[v  Xoitjov]  yjiovov 
xd  te  lUtpa.  [x]al  tä  arab^d^  daß  man  des- 
wegen die  Normalgewichte  im  Münzhaus 
aufhob,  xi  axad^tia  xi  iv  x(pdpYüpoxoTC[5t«p], 
oder  daß  der  dafür  eingesetzte  Beamte  die 
Normalmaße  und  Gewichte  an  drei  Stellen 
zu  hinterlegen  hatte,  Journ.  int.  IX  S.  238. 
242.  Besonders  gut  sind  wir  aus  Rom  unter- 
richtet; es  befanden  sich  die  Normalmaße 
auf  dem  Kapitol,  wonach  sekundäre  Nor- 
malmaße geeicht  (exigere)  und  in  die 
Landesteile  verschickt  wurden;  vgl.  z.  B. 
die  Aufschriften  eines  bronzenen  Hohl- 
maßes mensurae  ad  exemplum  earum  quae 
in  Capitoüo  sunt  . . .  per  regiones  missae 
<vgl.  dazu  Amm.  Marcell.  XXVII  9,  10); 
auf  Wagebalken  steht  i(n)  Capitolio  esami- 
nata  oder  exacta  in  Capito(lio),  auf  Ge- 
wichtsstücken p(ondus)  ex(actum)  ad  Ar- 
tic(uleianum)  ius(su)  aed(ilium)  (Articu- 
leianum  bezieht  sich  auf  einen  Beamten 
Articuleius,  unter  dem  das  Normalgewicht 
hergestellt  war)  oder  z.  B.  Lucilianus 
leg(atus)  Augusti  leg(ionis)  I  Ital(icae) 
pondera  examinata  sig(navit);  Dessau, 
Inscr.  8627.  8632.  8629.  8633.  8640 
u.  ä.;  vgl.  auch  N.  Z.  51  S.  223».  Auf 
Märkten  wurden  zur  Kontrolle  der 
Hohlmaße  Maßtische  (mensae  mensu- 
rariae)  aufgestellt  [Inschrift  eines  solchen 
aus  Pompeii:  d(uo)v(iri)  i{ure)  d(icundo) 
mensuras  exaequandas  ex  dec(urionum)  de- 
cr(eto),  ergänze  etwa  curaverunt,  Dessau 
5602];  andere  Maßtische,  z.  B.  aus 
GytheionundMegalopolis:  N.  Z,  51  S.224. 
Auch  aus  einer  Speicherinschrift  von' 
Andriake  in  Lykien  aus  Theodosius'  I. 
Zeit  hören  wir  von  Versendung  von  Nor- 
mal-,Längen-  und-  Hohlmaßen  an  die  Städte 
der  Provinz  auf  Veranlassung  des  praef. 
praetorio  Orientis  (N.  Z.  51  S.  71;  vgl. 
ferner  die  Inschrift  N.  Z.  42  S.  91  aus 
Cattolica).  In  Rom  verwahrt  damals 
der  Comes  sacrarum  largitionum  die 
Normalgewichte  (R.  E.  IV  S.  672).  Un- 
richtige Maße  und  Gewichte  wurden 
zerbrochen  (R.  E.  I  S.  685  unter  Aes 
fractum).  Die  Aufsicht  über  diese  Dinge 
im.  Kleinen  führten   die  aediles,    in   der 


späten  Kaiserzeit  werden  Zygostaten  (Eich- 
meister) in  jeder  Stadt  eingesetzt,  kurz 
überall  wird  für  Ordnung  und  Kontrolle 
gesorgt    (s.    auch    N.   Z.    51    S.    63   ff.). 

—  Mit  dem  Untergang  des  Reiches  zer- 
brach auch  dessen  M.  u.  G.  und  die  zen- 
trale Fürsorge  für  Aufrechterhaltung  der 
Normalmaße,  und  es  bildeten  sich  im  MA. 

—  in  dem  die  Aufsicht  über  das  M.  u.  G. 
oft  den  Hausgenossen  (s.  d.)  zustand  — 
allerorten  verschiedene  Normen  im  M. 
und  G.,  die  sich  von  den  römischen  ent- 
fernten; in  den  Provinzen  zudem  tauchten 
die  alten  Maße  und  Gewichte  oft 
wieder  auf  und  ersetzten  die  römischen. 
In  einem  karoling.  Kapitular  von  856 
ist  die  Rede  von  »missi  nostri«,  die 
»per  singulas  civitates  mensuram  antiquam 
inquirant«,  und  schon  im  Karolinger- 
reich kennt  man  Pfunde  von  12,  13^2,  15, 
16  und  18  Unzen.  Je  zahlreicher  und  klei- 
ner dann  später  die  Gewalten  waren,  die 
die  Staatshoheit  ausübten,  um  so  größer 
wurde  die  Zersplitterung  und  Verwirrung, 
obwohl  man  durch  Anheften  der  lokalen 
Normalmaße  an  den  Kirchen  Besserung  zu 
schaffen  suchte  und  die  Maße  und  Gewichte 
größerer  Handelsplätze  wie  der  Nürnberger 
Fuß,  die  Brabanter  Elle,  das  Marli^ewicht 
von  Köln  und  Wien  für  weitere  Gebiete 
vorbildlich  wurden.  Erst  mit  der  Bildung 
der  größeren  Territorien  begann  wieder  eine 
Vereinheitlichung,  die  aber  in  Deutschland 
erst  wirksam  wurde,  seit  die  franz.  Revolu- 
tion im  metrischen  System  ein  einfaches, 
natürliches  und  geschlossenes  M.  und  G. 
geschaffen  hatte  und  die  napoleon.  Neu- 
ordilung  mit  der  Kleinstaaterei  einiger- 
maßen aufräumte.  Damals  wurden  z,  B. 
allein  in  Baden  durch  Gesetz  vom  10.  Nov. 
1810  112  verschiedene  Ellen,  92  Flächen- 
maße, 414  Hohl-,  Frucht-  u.a.  Maße  und  80 
verschiedene  Pfunde  abgeschafft  (Schmoller, 
Grundriß  der  Volkswirtschaftslehre  II 1904 
S.  522)  1  —  S.  auch  unter  Metrologie,  Münz- 
gewicht, Münzgewichtsstücke.  —  Klimpert, 
Lexikon  der  Münzen,  M.  u.  G.»  1896; 
Blind,  Maß-,  Münz-  und  Gewichtswesen, 
Lpz.  (Samml.  Göschen)  1906  (nebst  älteren 
Werken  etwa  gleichen  Namens  von  Nelken- 
brecher, Noback,  Bleibtreu  1863) ;  Luschin, 
Allg.  M.kunde»  S.  156  ff«;  reiche  Literatur- 
angaben bei  Schmoller  S.  518.  R. 


378 


MAT— MAUNDY  MONEY 


Mat,  Ge'wichts-  und  Münzeinheit  von 
Birma;  s.  Tikai.  V. 

Matapan  oder  grossus  Venetianus  ist  die 
erste  Groschenmünze  in  Italien,  zuerst  von 
dem  Dogen  Enrico  Dandalo  im  Gewicht  von 
2,178  g  und  im  Werte  von  12  Rechnungs- 
denaren oder  26  parvuli  oder  piccoli  I192 
oder  II 94  oder  erst  1202  geprägt,  mit 
dem  Bilde  des  thronenden  Christus  und 
des  heiligen  Markus,  der  stehend  dem 
vor  ihm  knienden  Dogen  die  Herzogsfahne 
überreicht  (Abb.  188).  Der  Anlaß  mag 
für  die  Venetianer,  wenn  man  1202 
als  Jahr  der  Entstehung  annimmt, 
gewesen  sein,  bei  dem  4.  Kreuzzuge 
das  nach  Dalmatien  und  Konstantinopel 
bestimmte  Heer  mit  handlichem  Geld  zu 
versehen.  In  Venedig  selbst  wurde  der 
Matapan  bis  auf  den  Dogen  Andrea  Dan- 
dolo  (1343 — 54)  fortgeprägt.  Er  fand  sofort 
nach  seinem  Erscheinen  weite  Verbreitung 
und  wurde  vielfach  nachgeahmt,  in  Italien 
u.  a.  in  Casale,  Chivasso,  Incisa,  Ponzone, 
Turin  (Philipp  V.  1297 — 1334)  und  aui3er- 
halb  auf  Chios  und  namentlich  in  Byzanz 
und  in  Serbien.  —  Papadopoli,  Venedig 
S.  86  u.  Taf.  V,  6;  Menadier,  Schausamm- 
Iimg  S,  308.  Su* 

Matbü%  marokkanische  Goldmünze;  s. 
Mitkäi.  V. 

Mater  divi  Caesaris  heißt  Domitia  auf 
röm.  M.,  die  auf  den  Tod  ihres  Söhnchens 
geprägt  sind;  M.  Augusti  (bzw.  Augusto- 
rum)  sowie  m,  castrorum  [auch  m.  Aug(g.) 
et  castrorum]  nennen  sich  auf  M.  die 
Kaiserinnen  Faustina  iun.,  Domna,  Ma- 
maea;  Domna  auch  m.  senatus,  m.  patriae; 
m.  patriae  schon  Livia  auf  provinzialen  M. 
—  M.  deum oder  M.  magna  =  Kybele.   R, 

Matrize  s.  Patrize. 

Matten»  niederländisch-ostindischer,  aber 
auch  in  Europa  gebrauchter  Name  der 
Peso  de  h  ocho  (s.  d.),  der  von  dem  malaii- 
schen »Matoe«  =  Maß,  Grad  kommt.  — 
Ter  Gouw,  S.  217.  S. 

MatthSttSy  St,  Apostel  und  Evangelist, 
hat  als  Symbol  einen  Engel.  Mit  diesem 
kommt  er  auf  Scudi  Papst  Innozenz'  XL 
{1676—1689}  vor,  außerdem  auf  Teil- 
stücken des  Follaro  Wilhelms  L  von  Neapel 
(1154— 1166)  ohne  das  Symbol.        Su. 

Mattfalas,  St.,  Apostel,  mit  einem  Beil 
als  gewöhnlichem  Attribut,  kommt  haupt- 


sächlich auf  M.  von  Goslar  vor,  nämlich 
auf  den  nach  dem  Heiligen  genannten 
Matthiasgroschen  (s.  d.)  und  auf  den 
Matthias-Pfennigen,  einseitigen  hohlen 
Pfennigen,  von  der  Stadt  Goslar  im  15. 
und  16.  Jh.  geprägt.  Su. 

Matthiasgroschen  oder  Matfhier  wurden 
nach  dem  Bilde  des  h.  Matthias  die  zuerst 
in  Goslar  seit  1496  geprägten  Groschen, 
genannt.  Die  Reichsmünzordnung  von 
1551  nennt  sie  »Goslarische  neue  Mat- 
thiasser«.  Ihr  Fuß  war  sehr  verschieden: 
54  bis  84  gingen  auf  den  Reichstaler.  — 
Der  ältere  M.  wurde  dann  eine  Teilmünze 
des  jüngeren  Mariengroschen  (s.  d.).  In 
Lippe  galten  immer  3  M.  einen  Fürsten- 
groschen und  2  einen  Mariengroschen.  Seit 
dem  17.  Jh.  war  der  Matthier  überall  die 
Hälfte  des  Mariengroschen  und  gleich  1/72- 
Taler.  —  Eine  Merkwürdigkeit  sind  die 
zwecks  Berechnung  mit  den  französischen 
Okkupationstruppen  1758  geschlagenen 
braunschweigischen  kupfernen  Deniers  zu 
V13-M.  —  Grote,  M.  St.  V,  S.  274  f.;  Bode, 
S.  127;  Neumann  7926.  S. 

Mauerkrone^  lat.  corona  muralis,  ein 
Kopfaufsatz,  der  aus  einem  breiten,  wie 
eine  Mauer  gestalteten  Reife,  oft  mit  Ziegel - 
muster,  Fenstern  und  oben  stets  mit  Tür- 
men (Turmkrone)  besteht;  wird  auf  griech. 
und  röm.  M.  und  nach  deren  Vorbild  auch 
auf  M.  und  Med.  der  N.  Z.  zuerst  von 
Aphrodite  in  Paphos  und  Salamis  Kypr., 
der  Tyche  in  Herakleia  Bith.,  dann  den 
Nymphen  und  Amazonen  als  Städtegrün- 
derinnen sowie  der  Kybele  und  den 
Tychen  der  Städte  und  Länder  getragen. 
—  N.  Z.  34  S.  71;  Joum.  int.  XI  S. 
106/7;  Val.  Müller,  Der  Polos  1915  S.  46 
und  Formentafel  B  99 — 108.  —  Bei  den 
Römern  gehört  die  M.  auch  zu  den  dona 
militaria,  s.  d.  R. 

Maulüdi-Ära  s.  unter  Hidschra. 

Maundy  money  sind  nicht  zum  Umlauf 
bestimmte  kleine  englische  Silbermünzen  zu 
4  pence  (groat),  3  pence,  2  pence  und  i 
penny,  die  seit  1660  geprägt  wurden,  um 
für  die  althergebrachte  Geldspende  des 
Königs  an  die  Armen  am  Gründonners- 
tage (maundy-thursday)  zu  dienen.  — 
Gründonnerstags-Münzen  gab  es  schon 
unter  den  ägyptischen  Khalifen  (S,  141 
rechts  oben).  S. 


SAN  MAURICIO— MEDAILLE 


379 


San  Maiiricio  hieß  eine  seit  1521  geprägte 
Silbennünze  des  Herzogs  Karl  IL  von  Sa- 
voyen  zu  9  Grossi  mit  Kreuzschild  auf  der 
Vs.  und  dem  h.  Moritz  zu  Pferde  auf  der 
Rs.;  auch  Stücke  zu  9,  8  und  6  oder  5 
Grossi  mit  diesem  Gepräge  gab  es,  die 
letztere  Münze  hieß  auch  Qomuto  (s.  d). 
Stücke  zu  42  (Taler),  16  und  8  Grossi, 
letztere  auch  Cavallotti  (s.  d.)  genannt, 
zeigten  auf  der  Vs.  ein  Kreuz  und  5  Schilde, 
auf  der  Rs.  den  stehenden  h.  Moritz.  Das 
Stück  zu  16  Grossi  wog  11,01  g  und  hielt 
6,53  g  Silber.  —  C,  n.  it.  I  Taf.  10,  Nr.  5; 
II,  Nr.  5— 7;  13,  Nr.  2.  S. 

Maxdor.  Nachdem  der  Kurfürst  Max 
Emanuel  von  Bayern  1691  bis  1715  Gold- 
gulden  hatte  schlagen  lassen,  führte  er  im 
letzteren  Jahre  die  2  Goldgulden  geltenden 
Maxdor  ein,  die  aber  weniger  wert  wareq» 
denn  der  alte  Goldgulden  hielt  2,51,  der 
halbe  Maxdor  nur  2,47  g  Gold.  Daher 
setzte  der  Reichsmünztag  von  Regensburg 
1737  den  Goldgulden  auf  der  Grundlage  des 
4  FL  geltenden  Dukaten  auf  2  FL  56,  den 
halben  Maxdor  auf  2  Fl.  54  Kreuzer,  Die 
Maxdor  wurden  im  Jahre  1726  von  den 
Karldor  (s.  d.)  abgelöst.  S. 

Maidmus  als  cognomen  führen  mehrere 
röm.  Kaiser  (Pupienus,  der  Sohn  des 
Maximinus,  Magnus  Maximus  und  der  Prä- 
tendent V.  J.  409);  M.  als  Ehrennamen  (= 
der  Große):  Constantinus  L  Oft  erscheint 
auch  M.  dem  Siegesbeinamen  zugesetzt, 
z.  B.  Germanicus  maximus*  R. 

Mealha  ist  das  portugiesische  Wort  für 
maille  =  ^/a  dinheiro.  Sie  wurde  von  Alf  ons 
IL  (1128—85)  und  Sancho  L  (1185—1211) 
ausgeprägt:  460,8  Stück  auf  die  Mark, 
Gewicht  ca.  0,5  g  bzw.  0,65  g,  Feingehalt 
I  d.,  also  0,04  g.  Typus  bei  Alfons  IL: 
Vs.  Kreuz,  in  den  Winkeln  Kugeln,  Rs. 
ovaler  Schild;  bei  Sancho  I.  Rs.  4  ovale 
Schildchen  ein  Kreuz  bildend.  —  Aragäo  I 
S.  143,  146,  151.  .   Su. 

Mechelaar  wird  eine  Groschenmünze  des 
späteren  Kaisers  Maximilian,  die  er  als 
Vormund  seines  Sohnes  Philipp  des  Schönen 
vom  12.  4,  bis  24.  12.  1485  in  Mecheln 
geprl^t  hat,  genannt.  Es  gibt  einen 
dubbelen  Mechelaar  =  drei  Groot  flandrisch, 
zu  80  Stück  auf  die  5  d.  feine  Mark  Troyes, 
I  Stück  also  von  2,85  g  Rauhgew.  u.  1,19  g 
Feingew.,  u.  einen  einfachen  =  i*/a  Groot, 


131  auf  die  4  d.  feine  Mark,  also  i  Stück  von 
1,84  g  Rauhgew.  u.  0,62  g  Feingew.  Typus: 
Vs.  burgundisches  Wappen,  Rs,  langes  be- 
fußtes  Kreuz,  in  d.  W.  2  Lilien,  2  Löwen.  — 
V.  d.  Chijs,  Brabant  S.  195  f.;  De  Witte, 
Brabant  II  nr.  553 — 555.  Su. 

Medaglie  hießen  die  mehrfachen  italieni- 
schen Testoni  (s.  Testone)  des  15.  und  16. 
Jh.s.  S. 

Medaille.  Das  Wort  kommt  her  vom  itaL 
medaglia,  das,  vom  lat.  metallum  abstam- 
mend, im  M.A.  eine  Kleinmünze,  etwa  den 
Obol  =  frz.  maille  bezeichnet,  dann  eine 
außer  Kurs  befindliche  M.,  in  diesem  Sinne 
ins  Frz.  als  m6daille  übergeht  (Trait6  I 
S-  6  ff.)  und  z.  B.  noch  zur  Zeit  Mionnets, 
wie  der  Titel  von  dessen  Sammelwerk  zeigt, 
in  diesem  Sinne  galt,  heut  aber  auch  im 
Frz.  dasselbe  bezeichnet  wie  im  Deutschen: 
ein  metallenes,  münzähnl.  Erinnerungs- 
stück ohne  gesetzl.  Zahlkraft.  AntikeStücke 
derart  gibt  es  erst  in  der  Kaiserzeit,  die  sog. 
Medaillone  (s.  d.),  die  aber  in  Gold,  von  den 
Niketerien  (s.  d.)  abgesehen,  auf  M.-fuft 
stehen,  sonach  Zahlkraft  haben  und  also 
Münzen,  nicht  Medaillen  sind,  während  die 
röm.  in  Bronze  —  für  die  silbernen  röm* 
und  die  griech.  in  Bronze  ist  es  ganz  zweifel- 
haft —  wohl  ohne  gesetzl.  Zahlkraft  und 
also  Medaillen  sind.  Doch  sind  sie  alle  ein 
Ausfluß  des  staatl.  M. -rechts  und  bieten 
insofern  keine  Analogie  zur  heutigen  Med. 
Nur  die  Niketerien  (Abb.  103)  des  2.  u. 
3.  Jh.s  und  die  Kontomiaten  (Abb.  112) 
des  4.  u.  5,  Jh.s  n.  C.  sind  auch  davon 
losgelöst  und  stellen  sich  also  als  die 
ersten  Medaillen  dar:  den  antiken  Aus- 
druck aber  kennen  wir  nicht.  Dann 
verschwindet  der  Begriff  und  wir  können 
nur  das  Fortleben  von  münztechnisch  her- 
gestellten großen  AT-Medaillonen  der  röm. 
u.  byz.  Kaiser  des  4. — 7.  Jh.s  teils  an 
Originalen,  teils  in  literar.  Notizen,  teils  in 
Goldschmiedenachahmungen  (B.  M.  C.  Byz. 
S.  105;  X27J)  feststellen.  Femer  seien  die 
meist  nordischen  goldenen  Schmuckbrak- 
teaten  (s.  d.)  und  die  silbernen  deutschen 
derart  (z.  B.  der  mit  Heginric)  erwähnt, 
weil  sie  das  Fortleben  münzähnlicher  Zier- 
stücke beweisen.  Zu  erwähnen  sind  dann 
noch  die  Constantinusmed.  (s.  d.)  und  ihr 
Gegenstück,  die  Heracliusmed.,  gegossene 
religiöse  Schaustücke  der  flämisch-burgun- 


38o 


MEDAILLE 


dischen  Kunst  um  1400  n.  C,  die  aber  ganz  j 
allein  und  außerhalb  des  Entwicldungsstro-  i 
mes  stehen.   Im  ganzen  ist  die  neuere  Med.  j 
ein   Erzeugnis,    eine   Erfindung   der   ital. 
Renaissance,  insofern  sie  als  Bildnismed. 
den     Individualismus     als     den     hervor- 
stechendsten Zug  dieser  großen  geistigen 
Bewegung  bes.  deutlich  widerspiegelt.  Die 
ersten  Med.  derart  sind  geprägt,  nach  Vor- 
bild röm.  Großbronzen,  und  sind  fürstlich, 
auf  die  Einnahme  der  Stadt  Padua  durch 
die  beiden  Carrara,  um  1390  (über  sie  und 
sonstige  Vorläufer  vgl,  Abh.  Berl.  Akad. 
1868  S.  19/29;  Jahrb.  kunsthistor.  Samml. 
d.  Kaiserhauses  XVIII  1897  S,  64  ff.).   Sie 
finden  aber  keine  Nachfolger,  und  erst  i.  J, 
1438   entsteht  ohne  Zusammenhang  mit 
ihnen,  wie  Minerva  aus  luppiters  Haupt 
geboren,  als  erstes  Glied  einer  bis  heute 
fortlaufenden  Entwicklung  die  Med.   des 
Antonio  Pisano  auf  den  Paläologenkaiser, 
gegossen,  größten  Formates,  uns  wie  die 
meisten  Med.  des  Zeitalters  nur  in  Bronze — 
andere  auch  in  Blei  (Modellgüsse?)  —  er- 
halten, aber  seinerzeit  gewiß  für  die  Nächst- 
beteiligten in  Edelmetall  abgegossen  (Z.  f. 
N-  35  S.  317),  wie  die  folgenden  gleichmäßig 
bewundernswert  durch  die  edle  Größe  des 
Bildnisses  wie  Erfindung  und  Ausführung 
der  Rs,  Andere  folgen  ihr,  andere  Meister 
folgen  dem  Pisano,  tüchtige  Porträtisteu 
alle,  wenngleich  keiner  ihn  in  bezug  auf  die 
Rs.  ganz  erreicht  hat.    Diese  Med.  haftet 
nicht  mehr  am  staatl.  Münz-  oder  sonst 
einem  Recht,  Pisano  und  seine  Nachfolger 
haben  außer  den  Fürsten  auch  Privatleute, 
Gelehrte  und  Staatsmänner,  Mönche  und 
Feldherren,  Künstler  und  Dichter  in  Med. 
verewigt.  Auch  haftet  die  Herstellung  einer 
Med.  nicht  an  den  Privilegien  irgendeiner 
Zunft,  ist  nicht  einem  bestimmten  Stande 
vorbehalten,    sondern   wer    sich    berufen 
fühlt,  übt  die  Kunst  aus,  sei  er  sonst  Maler 
(Pisano)  oder  Bildhauer  (Sperandio)  oder 
Goldschmied  (Cellini)    oder  Dilettant  wie 
der  Mönch  Guaccialoti  oder  der  Staatsmann 
Candida.  Auch  ist  man  nicht  engherzig  mit 
dem  Verwerten  des  geistigen  Eigentums 
anderer,  benutzt,  wertet  um  oder  kopiert 
ganz  mechanisch   fremde    Entwürfe   (wie 
Guaccialoti  den  Pelikan  des  Pisano).     In 
bezug  auf  die  Technik  (s.  unter  Guß)  tritt 
um  die  Jahrhundertwende  die  Prägung  (s. 


unter  Prägetechnik)  in  Wettbewerb  mit 
dem  Guß  und  siegt  über  ihn  da,  wo  es  sich 
um  Herstellung  einer  großen  Anzahl  von 
Med.  handelt,  also  da,  wo  sich  Propaganda- 
zwecke damit  verbanden  (womit  der  Ge- 
schenkzweck nach  wie  vor  verbunden  ge- 
blieben sein  kann;  über  ihn  vgl.  Rev.  num. 
1908  S.  80/99,  insbes.  S.  93):  wo  Fürsten 
ihre  Regierungstaten  in  Med.  verherrlichen, 
eine  Art  histoire  m6tallique  schaffen  woll- 
ten, wie  die  Medici  oder  die  Päpste,  wird 
zur  Prägung  gegriffen;  dabei  erhält  die 
Med.  etwas  Fabrikmäßiges,  und  zugleich 
ist  ihre  Herstellung  dem  freien  Künstlertum 
entrissen,  da  die  damals  von  der  Hand  des 
Künstlers  selbst  erfolgende  Gravierung  der 
Stempel  lange  Schulung,  stete  Übung  und 
ein  gewisses  Eingehen  auf  handwerkliche 
Überlieferungen  erforderte:  die  Herstellung 
der  Med.  glitt  damit  in  die  Hand  der  Münz- 
graveure  oder  mindestens  berufsmäßiger 
Medailleure,  was  naturgemäß  der  Höhe  der 
künstlerischen  Leistung  nicht  günstig  war. 
Aber  auch  die  Gußmed.  war  von  ihrer  Höhe 
längst  herabgesunken  und  hatte  sich,  dem 
Zuge  der  Zeit  folgend,  dem  pathetischen 
Stile  des  Barock  hingegeben  (Sangallo,  Lod. 
Leoni,  Bombarda  usw.),  wo  leicht  die  Auf- 
machung die  geistige  Bedeutung  ersetzt. 
Seit  Ende  des  16.  Jh.s  hält  sich  der  Med.- 
Guß  nur  in  wenigen  einzelnen  Vertretern 
gegenüber  dem  siegreichen  Vordringen  der 
Prägemed.  Aber  noch  das  ausgehende  17. 
und  der  Anfang  des  18.  Jh.s  findet  in  Sol- 
dano  und  Selvi  Männer,  die  dem  Geschmack 
ihrer  Zeit  einen  künstlerisch  würdigen  Aus- 
druck in  Gußmed.  zu  geben  wissen. 

Inzwischen  war  die  »Erfindung«  der  Me- 
daille nach  Deutschland  gelangt  (wo  wir 
vorher  nur  die  ganz  siegelähnliche  Med. 
Johanns  von  Cleve,  dazu  große  talerähn- 
lich geprägte  Schaustücke  haben,  Amtl. 
Ber.  a.  d.  Kgl.  Kunstsamml.  29,  1907/8 
S.  295).  P,  Vischer  d.  J.  und  Dürer  ver- 
suchen sich  jetzt  in  einigen  Stücken  (seit 
1507  bzw.  1508),  und  von  1518  bis  zur 
Mitte  des  Jh.s  haben  Schwarz  und  Hagen- 
auer,  Weiditz  und  Kels,  M.  Gebel,  Bolsterer 
und  Deschler  und  viele  unbekannte  Künst- 
ler die  Blütezeit  der  deutschen  Med.  herauf- 
geführt. Etwas  anderes  freilich  als  die  ital. 
Med.  ist  die  deutsche:  nicht  in  weichem 
Wachs  im  Aufbau  von  unten  gearbeitet 


MEDAILLE 


381 


sind  die  Modelle,  sondern  in  Holz  oder 
Stein  von  oben  abgebaut;  nicht  der  Maler 
oder  Großplastiker,  sondern  der  Klein - 
plastiker,  der  Bildschnitzer,  der  Gold- 
schmied, gelegentlich  auch  der  Siegel - 
Schneider  war  hier  ihr  Schöpfer;  nicht  frei 
von  Zunftzwang  arbeitete  er,  sondern  jede 
Zunft  neidete  der  anderen  die  Herstellung 
von  Medaillen.  Dazu  tritt  der  im  Volks - 
Charakter  der  Zeit  begründete  Stilunter- 
schied: die  Bildniszüge  werden  nicht  in 
großem  Wurf  erfaßt,  sondern  in  liebevoller 
Kleinarbeit  herausgeholt,  mit  dem  echt 
deutschen  Eingehen  auf  die  Einzelheiten 
auch  des  Kostüms  usw.;  auf  der  Rückseite 
wird  nicht  eine  große  Fläche  mit  einer  groß- 
zügigen Darstellung  genial  gemeistert,  wie 
das  Pisano  —  nach  ihm  aber  doch  nur  sehr 
wenige  —  vermag,  sondern  die  Rückseite 
bleibt  oft  leer,  oft  füllt  man  sie  nur  mit 
Schrift,  meist  aber  behält  man  sie  dem 
Wappen  vor,  bei  dem  dann  aber  die  Meister 
der  Blüte,  insbes.  Gebel,  mit  glücklichem 
Griffe  die  heraldische  Strenge  und  Trocken- 
heit durch  eine  prachtvolle,  stets  Abwechs- 
lung ermöglichende  trophäenartige  Anord- 
nung von  Schild,  Helm  und  Harnisch  ver- 
mieden haben.  Auch  hier  aber  ein  Abflauen 
seit  der  Mitte  des  16.  Jh.s,  dann  originelle 
Versuche,  dem  in  Deutschland  übrigens 
nicht  so  starken  Wettbewerb  der  Präge - 
medaille  durch  Stilangleichung  zu  begeg- 
nen (V.  Maler,  T.  Wolff),  starker  Einfluß 
der  italienischen  Kunst  (dieAbondio).  Aber 
auch  hier  finden  wir  noch  im  X7.  Jh.  in 
Braun,  Pfründt,  Lauch  und  Leygebe  tüch- 
tige Künstler  der  Gußmed.,  wenngleich  der 
Träger  der  Entwicklung  damals  auch  hier 
die  Prägemed,  wurde. 

In  Frankreich  waren  es  nach  den  großen, 
geprägten  Erinnerungsstücken  Karls  VH. 
und  VIIL  im  15.  Jh.,  zu  denen  es  sonst 
damals  nur  spanische  Parallelen  gibt,  und 
einigen  Anläufen  zu  eigener  Entfaltung  (bes. 
die  Lyoner  Med.  axif  Ludwig  XIL  und  Anna) 
die  Italien.  Künstler,  die  den  Bedarf  deck- 
ten, und  das  ganze  16.  Jh.  hindurch  sind 
es  nur  wenige  Gußstücke,  die  heimischen 
Händen  zugeschrieben  werden  können. 
Auch  hier  dann  die  Konkurrenz  der  Präge- 
med., die  in  dem  Bildhauer  G.  Pilon  schon 
früh  einen  Meister  fand.  Die  Blütezeit  der 
französ.  Gußmed.  beginnt  erst  im  17.  Jh., 


mit  Guillaume  Dupr6  (lebte  1572— 1642) 
und  Jean  Varin  (etwa  1604— 1672)  und 
fällt  mit  dem  politischen  Aufstieg  zu- 
sammen. 

In  den  Niederlanden  sehen  wir  schon  früh 
eine  bodenständige  Med.-kunst  sich  ent- 
falten, der  Maler  Quentin  Metsys  hat  schon 
1491,  der  Dichter  Johannes  Secundus  seit 
1528  höchst  eigenartige  Werke  geschaffen. 
Aber  damit  bricht  diese  verheißungsvolle 
Entwicklung  ab:   der  tätigste  Medailleur 
des  späteren  16.  Jh.s,  Jonghelinck,  ist  ganz 
in  den  Bahnen   des  Italieners  Leoni  und 
auch  Stephanus  van  Herwyck  usw.  lassen 
eine  besondere  nationale  Note  vermissen. 
Erst  im   17.  Jh.   leisten  die  Niederländer 
wieder  etwas  Eigenartiges,  indem  Simon 
de  Passe,  der  seine  Kunst  vornehmlich  jen- 
seits des  Kanals  ausübt,  die  Gravierten  Med. 
(s.  d.)  und  O.  Müller  und  Abeele  von  der 
Mitte  des  Jh.s  ab  die  großen  Hohlgußmed. 
insbes.  auf  die  hoUänd.  Fürsten  und  Ad- 
mirale  schaffen.  England — mitRawlins  als. 
fast  einzigem  nationalen  Künstler  —  und 
Spanien  können  bei  diesem  Überblick  füg- 
lich beiseite  bleiben,  da  sie  nichts  für  die- 
Entwicklung  Wesentliches  geleistet  haben. 

Seit  dem  Siege  der  Prägemedaille  im 
Laufe  des  17.  Jh.s  verliert  die  Geschichte 
der  Med.-kunst  an  Interesse,  Sie  steht 
großenteils  im  Dienste  der  Fürsten,  schafft 
deren  histoire  m^tallique  (Ludwig  XIV.,. 
der  zur  Erfindung  geeigneter  Aufschriften 
die  Acad6mie  des  inscriptions  gründet,. 
Leopold  L,  Peter  I.,  Friedrich  IL,  Maria 
Theresia,  Napoleon  L,  unter  dem  als  die 
tüchtigsten  Graveure  Andrieu  und  Droz 
genannt  seien),  wenn  nicht  gar  die  lang- 
weiligen  Suitenmedaillen  (s.  d.),  hält  auch 
die  Bildnisse  bevorzugter  Privatpersonen 
in  Metall  fest,  hat  aber  so  wenig  nationale- 
oder  individuelle  Eigenart,  daß  es  rein  nach, 
dem  Stil  schwer  fällt,  einen  französ.  oder 
engl,  von  einem  deutschen  oder  ital.  Gra« 
veur,  und  innerhalb  der  einzelnen  Länder 
einen  Höhn  von  Dadler,  einen  Wermuth 
von  Faltz,  einen  Schega  von  einem  Hedlin- 
ger  zu  unterscheiden,  um  mit  diesen  Namen 
zugleich  wenigstens  die  deutschen  Haupt- 
meister von  1640  bis  1770  zu  nennen,  denen 
sich  P.  H.  Müller  als  der  fruchtbarste 
Meister  und  später  Abramson  als  Vertreter 
des   Zopfstils    und   des  Klassizismus   an- 


382 


MEDAILLES  DE  CONFIANCE— MEDAILLON 


schließt.  Etwa  um  diese  Zeit  aber  be- 
ginnt mit  Domanöck,  demselben  Abram- 
son,  Posch  und  später  David  d' Angers  die 
Gußmed.  wieder  eine  kurze  Blütezeit  zu  er- 
leben, ohne  doch  der  Prägemed.  die  Spitze 
bieten  zu  können,  die  vielmehr  das  19,  Jh. 
bis  in  sein  letztes  Viertel  beherrscht.  In 
Deutschland  in  Brandt  und  Brehmer,  in 
England  in  Pistrucci,  in  Frankreich  in  Barre, 
in  Belgien  in  den  Brüdern  Wiener  hervor- 
ragende Vertreter  stellend,  verliert  die 
Prägemed.  im  Laufe  des  19.  Jh.s  ihre  Fähig- 
keit zu  künstlerischem  Ausdruck  durch  die 
Vermischung  der  Techniken:  die  Reduk- 
tionsmaschine gestattet  die  mechanische 
Verkleinerung  großer  Modelle  auf  jedes  ge- 
wünschte Format,  so  daß  auch  das  Wachs - 
modeil  eines  Großplastikers,  der  sich  um 
die  weiteren  technischen  Vorgänge  nicht 
kümmert  und  auf  sie  keine  Rücksicht 
nimmt,  verwendbar  ist;  das  Senkverfahren 
gestattet  die  Übertragung  eines  positiven 
Eisenabgusses  vom  Wachsmodell  in  den 
Stempel,  mit  dem  geprägt  wird.  So  finden 
wir  die  weichen  Formen  der  Linien  des 
Bildnisses,  die  ausführliche  Formgebung 
bes.  der  Hintei^jünde,  die  dem  Wachs- 
modell  adäquat  sind,  in  der  geprägten  Med. 
•wieder,  der  sie  nicht  adäquat  sind.  Daran 
hat  auch  die  von  Frankreich  ausgegangene 
Wiederbelebung  der  Med.-kunst  zunächst 
nichts  geändert,  sondern  nur  durch  male- 
rische Behandlung  der  Rs.,  glücklicheres 
Verhältnis  von  Bild  und  Schrift  zum 
Räume  u.  dgl.  rein  künstlerische  Momente 
—  die  durch  Sandgebläse  erzeugte  künst- 
liche Verschwommenheit  des  Gepräges  kann 
aber  nicht  als  solches  gelten  —  die  Med. 
wieder  gehoben  und  in  den  Kreis  der  übri- 
gen Künste  eingereiht,  worin  dann  bes. 
Osterreich  und  Deutschland  folgten.  Pons- 
carme,  Chaplain,  Roty  dort,  Scharff,  Tau- 
tenhayn,  Marschall  in  Wien,  Hildebrand 
und  Kowarzik  in  Deutschland  stellen  die 
ältere  Generation  dieser  Künstler  dar.  Ideal 
'war  das  Ergebnis  nicht;  vielmehr  dürfte  der 
freihändige  Schnitt  eines  Positivmodelles 
oder  der  Grußform  selbst  in  Stein  oder  Gips, 
7M  dem  insbes.  die  deutsche  Med.  seit  der 
Jahrhundertwende  z.  T.  zurückgekehrt  ist, 
aaeben  dem  Abguß  vom  unreduzierten 
Wachsmodell  die  Zukunft  der  Gußmed. 
darstellen^  neben  der  die  Prägemed.,   aber 


nur,  wenn  der  Künstler  selbst  den  nega- 
tiven Originalstempel  schneidet,  ihre  Be- 
rechtigung weiter  behält.  Auf  die  neueste 
Entwicklung  der  Med.-kunst,  insbes.  die 
jetzigen  Stilrichtungen  kann  hier  nicht  ein- 
gegangen werden.  —  Habich,  Die  Med. 
der  ital.  Renaissance  1923;  ders.,  Die 
deutsch.  Medailleure  des  16.  Jh.s  1916; 
Hill,  Medals  of  the  renaiss.  1920;  J.  Babe- 
lon,  La  m6d.  et  des  m6dailleurs  1927;  Bol- 
zenthal, Skizzen  zur  Kunstgesch.  der  Med.  - 
Arbeit  1840  (immer  noch  nützlich);  Doma- 
nig,  Die  deutsche  Medaille,  Wien  1907; 
Forrer,  Biogr.  dictionary  of  medallists, 
London  seit  1902;  v.  Loehr,  Wiener  Me- 
dailleure, Wien  1899;  Marx,  Diemod,  Me- 
dailleure a.  d.  Pariser  Weltausstellung  von 
1900,  Stuttgart  0.  J.;  MazeroUe,  Les  m6- 
dailleurs  frangais  du  XV—XVIV^  si&cle, 
Paris  1902/04;  Rondot,  Les  m6dailleurs  et 
les  graveurs  en  France,  Paris  1904.  —  Für 
neuere  ostasiat.  Med.  (oder  Amulette)  s. 
unter  Tempelmünzen,  für  südindische  reli- 
giöse Med.  s.  unter  Rama  Tanka.        R. 

MMaHles  de  confiance.  Als  wegen  der 
Knappheit  kleiner  Zahlmittel  während  der 
ersten  französischen  Revolution  (s.  As- 
signaten) seit  1790  von  Gemeinden,  Kor- 
porationen und  Banken  private  Notscheine, 
die  Billets  de  confiance,  ausgegeben  wurden, 
schlug  man  vor,  auch  dauerhaftere  me- 
tallene Assignaten  zu  schaffen.  Zwar  wur- 
den solche  in  Paris  und  Lyon  geprägt,  aber 
schon  im  Sommer  1792  verrufen.  Die 
häufigsten  sind  die  bronzenen  der  Brüder 
Monneron  in  Paris  von  1792  zu  5  sois, 
deren  Vs.  die  sitzende  Gallia  zeigt,  die  den 
Mobilgardisten  die  Verfassungsurkunde 
reicht.  Hierzu  gibt  es  zwei  Rss. :  die  Schrift 
der  einen  lautet:  remboursable  en  assignats 
de  50  L.  et  au  dessus,  die  der  anderen:  m6- 
<iaille,  qui  se  vend  5  sols  ä  Paris  chez  Mon- 
neron patent6.  —  Miliin,  Hist.  m6tall.  de 
la  r^vol.  frang.  Paris,  1806,  Taf.  19,  Nr.  70 
u.  71;  dort  auch  andere.  S. 

MedaQleur  heißt  der  Verfertiger  einer 
Medaille  oder  Münze,  sei  es,  daß  er  das 
Modell  zu  einer  Gußmed-  modelliert  oder 
die  Stempel  zu  einer  Prägemed.  oder  -m. 
graviert.   S.  auch  Stempelschneider.    R. 

Medaillon  (der  oder  das)  ist  ein  unbestimm- 
ter, aber  bequemer  Ausdruck  zur  Bezeich- 
nung der  größeren  und  z.  T.  infolge  dieses 


MEDIANO— MEDICINA 


383 


größeren  Raumes,  aber  bei  den  Bronze-M, 
auch  infolge  besonderer  künstlerischer  Für- 
sorge schöneren  röm.  und  griech.  Münzen. 
Bei  den  griech.  Med,  kommen  außer  den 
goldenen  Niketerien  (s.  d.)  nur  bronzene  aus 
der  Kaiserzeit  in  Frage,  die  Bezeichnung 
der  A-Dekadrachmen  bes.  von  Syrakus  als 
Med.  ist  veraltet.  Diese  griech.  iE-Med,  der 
Kaiserzeit  gegen  die  Münzen  abzugrenzen 
ist  unmöglich,  da  niemand  zu  dem  rohen 
Mittel  des  Dm.  in  mm  allein  greifen  wird. 
Ob  sie  Münzen  oder  nur  Zierstücke  sind,  ist 
fast  nie  zu  entscheiden.  Bei  den  röm.  Med. 
stehen  die  goldenen  sämtlich  auf  M.-fuß  als 
glatteMultipladesAureus(2-,4-,  5-,  lO-fach 
usw.)  oder  des  Solidus  (i^/a,  2,  3,  473,  9  usw. 
Solidi)  (R.  E.  III  A  S.  924);  in  der  Über- 
gangszeit etwa  von  Gordianus  bis  Carus, 
wo  der  Aureus  selbst  kein  festes  Gewicht 
hat,  können  wir  natürlich  auch  bei  seinen 
Multipla  ein  solches  nicht  feststellen.    Die 
Gold-Med.  sind  also  ganz  wie  die  lO-Du- 
katenstücke  des  17.  u.  18.  Jh.s  und  noch 
heute   die  engl.    2-   und  5 -Pfund-Stücke 
durchaus  Münzen,  die  zum  Bezahlen  die- 
nen konnten  und,  wie  ihr  Vorhandensein 
in  M. -Schätzen  (z.  B.  Abukir,  Arras,  Bri- 
getio,  Petrianec  usw.)  zeigt,  auch  gedient 
haben,  wenngleich  ihre  erste  Ausgabe  gewiß 
als  kaiserl.   Geschenk  erfolgte,    etwa  als 
sportula  (s.  d.).   Das  Gleiche  mag  für  die 
Silber -Med.  wenigstens  des   i.   (Abb.  75) 
u.  2.  Jh.s  gelten  (abgesehen  natürlich  von 
den   nur  n:iißbräuchlich   Med.    genannten 
kaiserl.  Kistophoren  und  verwandten  nicht- 
röm.  JRy  die  einfache  Münzen  sind),  später 
freilich  vermögen  wir  es  nach  den  Gewich- 
ten nicht  mehr  zu  entscheiden  (Amtl.  Ber. 
aus  den  pr.  Kunstsanmü.  31   S.  305;  32 
S.  184).   Die  iE-Med.  aber  sind,  abgesehen 
von  den  nur  mißbräuchlich  unter  die  Med. 
•eingereihten  Doppelsesterzen  des  Decius, 
für  Zier-  und  Erinnerungsstücke  ohne  Geld- 
qualität zu  halten:  der  auf  den  Gewichten 
aufgebaute  Versuch,  N.  Z.   19   S,  42  fE., 
insbes.  S.  61  ff.,  sie  als  Münzen  zu  erweisen, 
ist  an  den  so  unmöglichen  Vielfachen  wie 
5Va->  7't  7Va'fachen  Assen  gescheitert.  — 
Die  Art  der  Zierverwendung  der  Med.  war 
ganz  verschieden:  schon  die  M. -statte  prägte 
sie  z.  T.  aus  zwei  verschiedenfarbigen  Ku- 
pferlegierungen (s.  unter  Deux  cuivres)  oder 
auf  einem  viel  zu  großen  Schrötling  ab,  der 


als  breiter,  oft  profilierter  Rand  über  das 
Münzbild   hinaussteht;   das  nachtr^liche 
Einsetzen  von  N-  (und  JE-)  Med.  in  einen 
Rand,  das  Anfügen  eines  Henkels  [N),  um 
den  N'Med,  als  Schmuck  wie  einen  Orden 
um  den  Hals  zu  tragen,  kann  offiziell  erfolgt 
sein,  indem  der  Kaiser  sie  so  als  Geschenk, 
d.  h.  als  versteckten  Tribut  an  die  Barba- 
renhäuptlinge verlieh  (die  ^-Med.  werden 
meist  an  den  und  jenseits  der  Grenzen  des 
Reiches  gefunden,  Z.  f.  N.  29  S.  2385,  die 
Beispiele  jetzt  leicht  zu  vermehren);  das 
Durchbohren  mit  i — 4  Löchern  zur  An- 
nagelung  an  die  Wand,  an  ein  Möbel-  oder 
Ausrüstungsstück  dagegen,  ebenso  das  ein- 
mal beobachtete  Anheften  an  die  Kalk- 
wand in  einer  Katakombe  zwecks  leichten 
Wiederauffindens  wird  wohl  privater  Initia- 
tive verdankt;  vgl.  unter  Mißbräuchl.  Ver- 
wendung von  M.  u.  Med.  —  Dagegen  ist  die 
Verwendung  röm.   Med.   an   Feldzeichen, 
d.  h.  als  imagines  Caesarum,  unbewiesen, 
das  bisher  vorgelegte  einzige  Stück  derart 
(Bull.  soc.  antiq.  de  France  1901  S.  169; 
Daremberg,  Dict.  IV2  S.  1313;  Riv.  ital.  di 
num,  19H  S.  167.  407;  1912  S.  35  ff.)  war 
nach  Dressel  falsch.   —  Kenner,  Der  röm. 
Med.,  N.Z.  19  S.  I— 173;  Trait6  I  S.  652/70; 
Gnecchi,  I  medaglioni  romani  3  Bde.  19 12, 
zur  Theorie  insbes,  I  S.  XXIII— L;  Mowat, 
Contribution  h.  la  th^orie  des  m6d.  de  bronze 
romains,  Riv.  ital.  di  num.  191 1  S.  165/84; 
A.  Blanchet,   Etudes  de  num.  II  1901  S. 
238  ff. 

Unter  Medaillons  im  numismat.  Sinne 
versteht  man  ferner  besonders  große 
Medaillen,  insbes.  Bildnismedaillen.     R. 

Mediano  hieß  der  mailändische  Soldo  zu 
6  Denar.     S.  auch  Terzarda,  S. 

MedlastinuSy  :=  Gehilfe,  auch  in  einer 
Münzstätte,  vgl.  Inschrift  aus  Ostia  (Dessau, 
Inscr.  1640):  prepositus  mediastinorum 
de  moneta  oficina  prima.  R- 

Medlattno  heißt  ein  Doppelden^ar  oder 
Halbgrosso  von  Verona  im  13.  Jh.;  Typus: 
Vs.  u.  Rs.  befußtes  Kreuz,  das  durch  einen 
der  es  umgebenden  Schriftkreise  hindurch- 
geht, Rauhgew,  0,6  g;  Fdngew.  0,12  g.  — 
Perini,  Verona  nr.  26.  Su. 

Medidna  in  nitniiiiis.  Unter  dies  Schlag- 
wort fallen  zimächst  alle  antiken  M,  mit 
Heilgöttem  (Apollo  Salutaris,  Asklepios, 
Ephialtes,  Epione^  Hygieia,   luno  Lucina, 


384 


MEDICUS-ÄIEISSNER  GROSCHEN 


Salus,  Telesphoros  u.  dgl.)  sowie  mit  Heil- 
pflanzen (z.  B.  Mohn,  Silphion)  und  Heil- 
tieren (z.  B.  Zitterroche),  sodann  mit  Sze- 
nen, die  sonst  auf  Krankheiten  und  deren 
Heilung  Bezug  haben  (z.  B.  die  M.  des 
5.  Jh.s  von  Selinus  auf  die  Entsumpfung 
des  Gebietes),  in  weiterem  Siime  auch  die 
auf  Körperpflege  durch  Wasserfürsorge, 
Bäder,  Sicherung  der  Nahrungszufuhr  u. 
dgl.  (s,  unter  Annona),  dann  solche  mit 
Darstellung  von  Kranken  (Philoktetes,  Ly- 
kui^os),  endlich  auf  Ärzte  (Hippokrates, 
Xenophon  u.  dgl.).  —  0.  Bernhard,  Griech. 
und  röm.  M.-bilder  zur  Gesch.  der  Medizin, 
Zürich  1926;  ders.,  Über  Badewesen  und 
Hygienisches  auf  griech.  u.  röm.  Münzen 
(aus  Schweiz,  num.  Rundschau),  Bern  1928. 

In  der  Neuzeit  mag  man  hierher  zählen 
die  Med.  (selten  auch  Münzen)  auf  das  Auf- 
treten und  die  Bekämpfung  ansteckender 
Krankheiten  (s.  unter  Pestmedaillen,  Impf - 
medaillen),  auf  Genesung  von  Fürsten  u.  a., 
auf  Bäder  und  Krankenhäuser,  auf  Ärzte - 
kongresse,  Hygiene-  und  Nahnmgsmittel- 
Ausstellungen  u.  dgl.,  in  weiterem  Sinne 
auch  auf  Hungersnot  und  Teuerung,  Was- 
sers- und  Feuersnot,  Feuerwehr,  Heu- 
schreckenplage usw.,  dsinn  die  Med.  mit 
Bildnissen  von  Ärzten  und  die  Brillen- 
münzen (s.  d.).  —  C.  A.  Rudolphi  und  C.  L. 
V.  Duisbui^,  Numism.  virorum  de  rebus 
medicis  meritorum,  Danzig  1862  (nebst  Ver- 
steigerungskat. Samml.  Duisburg,  Danzig 
1869);  R.  Ball,  Medicina  in  nummis  (Lager- 
kat.)  Berlin  1905;  Pfeiffer  und  Ruland, 
Pestilentia  in  nummis,  Tübingen  1882. 

R. 

MedlcttSy  Siegesbeiname  der  röm.  Kaiser 
M.  Aurelius  (Cohen  nr.  814)  und  L.  Verus 
(Cohen  nr.  205)  wegen  der  Erfolge  in  Me- 
dien im  Partherkriege,  auf  Münzen  von 
äuiJerster  Seltenheit.  R. 

Medjidiye,  türkische  Silbermünze;  s. 
Piaster.  V. 

Medina  dd  cantpo.  Die  Pragmatica  von 
M.  d.  c,  von  den  katholischen  Königen 
Spaniens  am  14.  Juni  1497  erlassen,  war 
der  Schlußstein  der  großen  Münzgesetz- 
gebimg  Ferdinands  und  Isabellas  seit  1477, 
durch  die  das  spanische  Münzwesen  das 
fortgeschrittenste  der  Welt  wurde,  und  auf 
der  es  bis  zum  19.  Jh.  beruhte.  S.  auch 
Excellente  und  Peso  de  ä  ocho.  S. 


Medino,  Meid  in,  Bezeichnung  des  Para 
in  Ägypten;  s.  Para.  V. 

Medio,  spanisch  =  halb.  In  Südamerika 
hieß  überall  der  halbe  Real  Medio;  auch  in 
Nordamerika  nannte  man  so  den  halben 
Real  zu  6^4  Cents.    S.  auch  Mitad.       S. 

Medizinermedailien  s.  unter  Medicina  in 
nummis.  R. 

Medusa,  eine  der  Gorgonen;  s.  unter 
Gorgo.  R. 

Meergotter  erscheinen  auf  griech.  M.  der 
Kaiserzeit  einmal  weiblich  (also  als  Tha- 
lassa),  steh,  oder  gelagert,  mit  Krebssche- 
ren als  Kopfschmuck,  Ruder  oder  Aphlas- 
ton  und  mit  Delphin  zu  Füßen  (Laodikeia, 
Pergamon,  Perinth,  Nikaia,  Korykos);  so- 
dann kommen  sie  männlich  vor  (also  als 
Okeanos,  mit  dieser  Beischrift  auf  M.  von 
Ephesos,  ganz  wie  ein  Flußgott),  gleichfalls 
gelagert  u.  mit  Krebsscheren,  Ruder,  Anker, 
Delphin,  Wellen,  auf  M.  von  Lesbos,  Kory- 
kos, Tyros  (wK€ANOC)  und  röm.  M.  des  Nero 
(am  Eingange  des  Portus  Ostiae)  usw.  und 
Kontomiaten;  zu  Füßen  der  steh,  oder  sitz. 
Tyche  finden  wir  den  Pontos  Euxeinos  auf- 
tauchend (Tomis,  Amisos).  —  Imhoof, 
Fluß-  und  Meergötter  auf  griech.  und  röm. 
M.  1924;  Z.  f.  N.  35  S.  307/8.  R. 

Meettwe  gleich  Möwe  heißt  eine  Münze 
Wilhelms  I.  von  Geldern  (um  1400),  die 
ihren  Namen  nach  ihrer  weißen  Farbe  haben 
wird.  —  Van  der  Chijs,  Geldern  S.  64f.; 
Bl.  f.  Mfr.,  1903  S.  2888.  Su. 

Meidin  s.  unter  Medino.  V. 

MeiBner  Groschen.  Nach  der  bisherigen 
Ansicht  gab  Markgraf  Friedrich  der  Freidige 
V.  Meißen  nach  Wiedereroberung  seiner 
Erblande  im  Jahre  1307  die  Brakteaten- 
prägung  auf  imd  ersetzte  sie  durch  die 
Groschenprägung,  wobei  ihm  die  böhmische 
als  Vorbild  diente.  Nach  neuerer  Auffas- 
sung sei  der  Beginn  erst  1339/40  anzu- 
setzen, da  die  Groschen  im  Freiberger  U.  B. 
nicht  früher  erwähnt  werden  (Buchenau^ 
Grundriß  der  Mkde  S.  62).  Es  wurden  etwa 
60,  genau  64,  Stück  aus  der  islötigen  Mark 
hergestellt,  also  i  Groschen  von  3,9  g  Rauh- 
gew, u.  3,66  g  Feingew.,  1360  gingen  aber 
schon  80  Gr.  auf  die  feine  Mark  (i  Stück  = 
3,12  g  fein),  1432  525  (I  Stück  =  0,48  g 
fein)  und  neue  Groschen  175  (i  Stück  = 
1,43  g  feiii).  Um  die  Mitte  des  15.  Jh.s 
wurde  der  Gr.  in  ein  festes  Verhältnis  zum 


MEISSNISCHER  GXJLDEN— MEN 


385 


Gulden  gebracht.  Es  wurden  Groschen  erst 
zu  Vso  =  9  Pfennig,  später  zu  ^/ai  rh.  Fl. 
geprägt,  und  diese  mußten  für  alle  Zahlun- 
gen angenommen  werden,  sie  wurden  daher 
als  »Oberwähr«  bezeichnet,  was  unserem 
B^riflfe  »Kurantgeld«  oder  »Währungs- 
geld«  entspricht.  Daneben  wurden  andere 
Groschen,  gleich  V36  Goldgulden,  soge- 
nannte »schildige  Groschen«  als  »Beiwähr« 
geschlagen,  d.  h.  um  als  Ersatz  der  Ober- 
währmünzen zu  dienen,  wenn  es  an  diesen 
mangeln  sollte. 

Zu  Anfang  wurden  die  Meißner  Groschen 
mit  dem  Thüringer  Löwen  und  dem  Lilien - 
kreuz  geprägt  (Vs.  +  FKID*  -D*I-  GR'TÜ. 
TVRin®.Ii3B[l6RKV*  Lilienkreuz  i.  Vier- 
paß, i.d.Außenw.  CRVX.  Rs.  6R0S- 
SVSrflLßCIt'rflaYSIieHSIS  Thüring.  Lö- 
we, Abb.  217),  später  dann  aber  mannigfach 
verändert,  wonach  sie  Namen  wie  Fürsten-, 
Löwen-,  Kreuz-,  Schild-,  Judenkopf-, 
Schwert-,  Rauten-,  Hörn-,  Spitzgroschen 
u.  a.  erhielten  (siehe  dort).  Anfänglich 
wurden  die  in  großen  Massen  geprägten 
Meißner  wie  die  böhmischen  Groschen  von 
den  übrigen  Münzständen  des  Reiches 
bekämpft  und  zurückgewiesen,  haben  sich 
'dann  aber  durchgesetzt  und  —  vielfach 
durch  Gegenstempelung  (s.  d.)  mit  Wappen- 
bildem,  Einzelbuchstaben  und  vereinzelt 
mit  Zahlen  in  den  auf  den  Pfennigschlag 
beschränkten  Städten  —  überall  hin  bis 
Lindau,  Straßburg  und  Osnabrück  gesetz- 
liche Geltung  gewonnen  (Funde  v.  Kap- 
penberg,  Hägerfelde,  Erfurt).  —  Wegen  der 
Beischläge  s.  unter  Groschen.  —  Schwin- 
kowski,  Geld-  u.  Mwesen  Sachsens.     Su. 

Heißniscber  Gulden.  Der  rheinische  Gold- 
gulden wurde  in  Sachsen  1498  auf  21  Gro- 
schen gesetzt,  ebensoviel  galten  die  sächsi- 
schen »Guldengroschen«  (»Taler«)  'seit  1500. 
Nachdem  diese  1542  auf  24  Gr.  gesetzt 
waren,  blieb  der  »Meißnische  Gulden«  als 
»Rechnungsmünze«  von  21  Groschen  des 
jeweiligen  Münzfußes  in  Sachsen,  z.  T.  bis 
ins  19.  Jh.,  in  Gebrauch,  namentlich  auf 
dem  Lande  bei  Grundstückskäufen  u.  Kon- 
trakten. Neben  ihm  gab  es,  ebenfalls  bis 
ins  19.  Jh.,  die  ältere  Rechnungsmünze 
Schock  (s.  d.),  die  in  Strafsachen  u.  a.  be- 
hördlichen Geschäften  in  Sachsen  bis  1840 
vorkam,  und  den  Taler  zu  24  Gut^roschen 
(s.  Taler  am  Schluß).        Sciiwinkowski. 

Wörterbuch  der  Mündcnnde. 


Melikertes  oder  Palaimon,  Sohn  der  Ino, 
mit  der  Mutter  vom  Vater  Athamas  bedroht 
und  ins  Meer  flüchtend,  seitdem  Meeresgott- 
heit, erscheint  auf -^  von  Korinth  als  Knabe 
auf  Delphin  steh,  oder  liegend,  so  auch  auf 
Tisch,  auf  Altar,  im  Tempel  usw.;  Ino 
kommt  auf  M  von  Korinth  mit  dem  Kind 
im  Arm,  vor  Hippokamp  oder  Delphin,  oder 
als  Leukothea  den  Schleier  über  sich 
schwingend,  wie  sie  den  Odysseus  rettete, 
vor.  —  J.  H.  S.  1885  S.  60/1  Taf.  B;  Joum. 
int.  XI  S.  134.  R. 

Melkart(h)  (phön.,  =  Stadtkönig),  der 
Stadtgott  von  Tyros;  er  erscheint  auf 
einem  Hippokampen  sitz.,  mit  Bogen  und 
Pfeilbündel  in  der  Hand,  auf  M.  von  Tyros 
™  5-  u.  4.  Jh.  V.  C,  wohl  sein  belorbeerter 
Kopf  ist  es  auch,  den  wir  auf  M.  von  Arados 
sehen;  einen  Löwen  am  Schweife  tragend 
finden  wir  ihn  auf  kypr.  (?)  M.  des  5.  Jh.s 
mit  der  Aufschrift  Ba^ana.  Später  wird  er 
mit  Herakles  identifiziert,  dessen  Bild  daher 
auf  den  M.  von  Tyros  häufig  ist,  —  B.  M.  C. 
Phoenicia  passim.  R. 

Memoria^  lat.  =  das  Gedächtnis,  An- 
denken, insbes.  an  Verstorbene,  vgl.  unter 
Damnatio  m. ;  Mem.  Domitillae  u.  ä.  steht 
auf  M.  röm.  Kaiserinnen  als  Beischrift  zum 
Carpentum  (s.  d.);  M.  aetemae  oder  aeter- 
nae  m.  lautet  die  Beischrift  zu  Darstellun- 
gen (Tempel,  Altar,  Adler,  Löwe),  die  sich 
auf  vergötterte  Kaiser  von  Claud.  IL  bis 
Romulus,  Sohn  des  Maxentius,  beziehen; 
v(e)n(erandae)  m.  steht  zu  einer  verhüllten 
Gestaät  oder  iust(us)  ven(erandae)  m.  zu 
einer  Frau  mit  Wage  auf  M.  des  divus 
Constantinus  I.  R- 

MeOy  kleinasiat.,  insbes.  phryg.  männl. 
Mondgott,  daher  lat.  Lunus,  auch  Unt^- 
wdtsgott  und  daher  dort  verehrt,  wo  man 
den  Eingang  in  die  Unterwelt  suchte.  Auf 
kaiserzeitl.  M.  häufig  in  Pisidien  (in  Anti- 
ochia  Pisid.  als  Hauptgottheit  der  Stadt, 
MENSIS  benannt),  Lyd.,  Phryg.,  Karien, 
Galat.  usw.,  und  zwar  sein  Kopf  oder 
Brustbild  oder  die  Gestalt  steh,  mit  der 
phryg.  Mütze,  Mondsichel  um  die  Schul- 
tern, Schale  oder  Pinienzapfen  und  Zepter, 
auch  mit  Nike,  mit  Hahn  zu  seinen  Füßen 
oder  auf  Stierkopf  tretend,  femer  zu  Roß 
oder  neben  dem  Rosse,  zuweilen  dabei 
die  Doppelaxt  schulternd.  Beinamen: 
MHIsr    AZKHNOr   (Sardeis),     MHN    KAPOY 

25 


386 


MENELIKTALER— MERKANTILISMUS 


(Attuda).   —  Roschers  Lexikon  II  S.  999. 
2692.  R. 

Meneliktaler  =  Talari  (s.  d.).  V. 

Meniskos  (griech.  fjirjviaxo?),  kleiner 
Mond,  Halbmond,  Mondsichel;  s.  unter 
Lunula.  R. 

Mensa  mensurarla  s.  unter  Maß-  und 
Gewichtswesen,  R. 

MensarittSy  später  mensularius,  der 
Wechsler,  weil  er  an  seiner  mensa  sitzt;  s. 
unter  Argentarius.  R. 

Menudo,  Henui,  eine  seit  1598  in  Bar- 
celona geschlagene,  sehr  wenig  Silber  ent- 
haltende Billonmünze,  die  auf  der  Vs.  den 
Kopf  des  Königs,  auf  der  Rs.  ein  B  auf 
Kreuz  zeigte.  Während  der  französischen 
Okkupation  1642/52  wurde  der  M.  aus 
Kupfer  mit  Kopf-Kreuz  geprägt.  — 
Heiß  II,  S.  102,  Taf.  82  und  84;  III,  Taf.  8 
und  13.  S. 

Mephistopheles  s.  unter  Ephialtes-Epo- 
pheles.  R. 

Meranier.  Unter  M.  versteht  man  zwei- 
seitige Pfennige  Ostfrankens  weltlichen 
und  geistlichen  Schlages  zwischen  1150  und 
1250,  die  von  den  Angehörigen  des  Andechs- 
Meranischen  Fürstengeschlechts,  dem  Vor- 
besitzer der  späterhin  hohenzollemschen 
Lande,  geschlagen  wurden.  Die  geistlichen 
sind  von  Bischöfen  v.  Bamberg  geschlagen, 
welches  Bistum  die  Meranier  von  I177 — 
1242  mit  einigen  kurzen  Unterbrechungen 
dauernd  innegehabt  haben.  Die  Meranier-- 
Pfennige  haben  teils  einen  breiteren,  teils 
schmaleren  Rand,  der  abwechselnd  verziert 
ist  mit  Lilien  und  Halbmonden  oder  blu- 
menförmigen,  meist  auf  einem  kleineren 
oder  größeren  Hohlring  nach  außen  auf- 
sitzenden Arabesken.  In  diesem  Hohlring 
befindet  sich  auf  der  besser  ausgeprägten 
Rs.  ein  unbedeckter  oder  bedeckter  Kopf, 
ein  Kreuz,  Qine  Stemrosette,  die  Wappen- 
tiere des  Geschlechts:  Adler  und  Löwe  usw. 
Doch  mögen  einige  von  diesen  Pfennigen 
auch  von  den  den  Hohenstaufen  ver- 
schwägerten Burggrafen  von  Vohburg  ge- 
schlagen sein,  so  namentlich  Stücke  aus 
dem  Funde  von  Wondreb.  —  Fikentscher, 
Versuch  zu  einer  Münzgesch.  der  Herzoge 
V,  Melanien,  Mkgf.  von  Istrien,  Grf.  v. 
Andechs  u.  Plassenburg  weltl.  u.  geistl. 
Stands  in  den  Mitt.  der  Bayr.  Num.  Ges. 


XrV  1895  mit  Fundverzeichnis;  Will  in 
Berl.  Mbl.  1913  S.  497  ff-  Su. 

Mercuritis  s.  unter  Hermes.  R. 

Mereau  {lat.  merellus),  französ.=  Marke 
(s.  d.).  S. 

Merellus,  lateinisch  =  Marke  (s.  d.).  S. 

Merk  s.  Balance-,  Noble-  und  Thistle- 
Merk. 

Merkantilismus  war  die  verwirklichte 
Staatspraxis  nach  der  volkswirtschaftlichen 
Seite  oder  das  politische  System  des  17.  und 
18.  Jh.s,  das  die  staatliche  Gemeinschaft  zu 
einer  volkswirtschaftlichen  machen  wollte; 
als  Hauptaufgabe  der  Volkswirtschaft  er- 
blickte es  die  Vermehrung  der  in  einem 
Lande  befindlichen  Edelmetalle.  Was  das 
Geldwesen  anging,  so  stand  im  Mittelpunkt 
der  merkantilistischen  Lehre  »nicht  sowohl 
das  Geld  als  einziger  Gegenstand  des  Reich- 
tums, als  die  Zirkulation  desselben,  das 
Geld  als  Schwungrad  des  Verkehrs.  Da 
dieses  Geld  aber  obrigkeitliche  Münze  ist, 
da  die  Staatsgewalt  für  genügende  Menge 
verantwortlich  ist,  so  erscheint,  zumal  in 
Staaten  ohne  Bergwerke,  die  Pflicht,  durch 
Handelsmaßregeln  für  die  entsprechenden 
Geldsummen  zu  sorgen,  als  die  wichtigste 
volkswirtschaftliche  Aufgabe  der  Regie- 
rung. Und  da  zugleich  die  neuen  Geld- 
steuem  nur  da  reichlich  fließen,  wo  Verkehr 
und  Industrie  erblüht  sind,  da  man  diese 
überall  da  entstehen  sieht,  wo  der  aus- 
wärtige Handel,  vor  allem  der  nach  den 
Kolonien,  und  der  Handel,  der  inländische 
Industriewaren  ausführt,  gedeiht,  so  wird 
die  Frage,  wie  durch  Kolonialhandel  und 
Manufaktenausfuhr  eine  günstige  Handels- 
bilanz zu  erzielen  sei,  zum  Prüfstein  der 
richtigen  staatlichen  Wirtschaftspolitik«. 
Auch  die  Münzen  betrachtete  der  Merkanti- 
lismus als  Ware.  War  diese  Ware  gut, 
so  war  auf  deren  guten  Absatz  zu  hoffen, 
also  auch  auf  Fabrikationsgewinn,  das 
heißt  Schlagschatz,  wodurch  es  kam,  daß 
der  Schlagschatz  als  Selbstzweck  be- 
trachtet und  oft  nur  dann  gemünzt  wurde, 
weim  man  Schlagschatz  erzielte.  So  wurde 
Jahrhimderte  nait  der  Münze  »Merkanz« 
getrieben;  endlich  verhinderte  di«  merkan- 
tilistische  Verwaltung  durch  bürokratische 
Schwerfälligkeit  und  Geheimtuerei  münz- 
technische  Fortschritte.  Seit  der  Mitte  des 
18.  Jh.s  traten  dem  M,   die  Lehren  der 


MESSER— METRISCHE  INSCHKEFTEN 


387 


Physiokraten  und  Freihändler  entgegen,  die 
im  Geld-  und  Münzwesen  den  Individualis- 
mus insoweit  erstrebten  und  durchsetzten, 
als  der  bis  dahin  fast  wie  ein  Staatsmonopol 
gehandhabte  Edelmetallhandel  und  die 
Behinderung  technischer  sowie  administra- 
tiver Fortschritte  beseitigt  wurden.  — 
SchmoUer,  Grundriß  I,  S.  84ff.  S. 

Messer  übernehmen  bei  der  Wichtigkeit 
dieses  Gerätes  hie  und  da  die  Rolle  als 
führendes  Tauschmittel;  die  Form  von 
Messern  oder  Schwertern,  aber  ohne 
Schneide  und  Spitze,  viel  zu  schwach  und 
dünn  (Kümmerform)  und  am  Knaufe 
durchbohrt  zum  schatzweisen  Aufreihen 
ist  eine  Form  chin.  iE. -Geldes,  7. — 2.  Jh. 
V.  C,  und  später  (s.  Pi).  —  Ebert,  Reallex. 
IV  S.  217.  R. 

Messing,  lat.  aurichalcum  (s.  d.),  ist  eine 
Mischung  von  Kupfer  und  Zink  (spezifi- 
sches Gewicht  8,6  bei  30%  Zink).  Abge- 
sehen vom  Altertum,  so  wurde  und  wird  M. 
in  Europa  fast  nur  für  Jettons  und  Marken 
verwendet,  während  China  es  seit  den  älte- 
sten Zeiten  als  Münzstoff  benutzt.  —  Ver- 
goldetes Messing  oder  Tombak  (s.  d.)  heißt 
Talmi.  S. 

MeBtaler  hießen  die  Guldengroschen  des 
Bischofs  von  Sitten  Matthias  Schinner  von 
1501  mit  dem  Familienschilde  auf  der  Vs. 
und  dem  zwischen  Engel  und  Teufel  knien- 
den h.  Theodulus  auf  der  Rs.  —  Wunderly, 
II,  2469,  2471  f.;  Corragioni,  Tai  42,  5.    S. 

Metall  der  M.,  Med.  und  Marken.  Die 
3  schon  im  Altertum  typischen  M.-MetaUe 
—  vgl.  die  drei  sie  vertretenden  Monetae 
(s.  d.)  auf  röm.  Med.  —  sind  Gold,  Silber, 
Kupfer  (s.  diese),  das  letzte  alle  seine  Le- 
gierungen (Aurichalcum,  Bronze,  Alumin- 
bronze) mitumfassend.  In  neuerer  Zeit  ist 
dazu  nur  das  Nickel  (s.  d.)  getreten,  alle 
anderen  Metalle  haben  sich  auf  die  Dauer 
für  Münzen  nicht  bewährt,  so  Zinn,  Zink, 
Eisen,  Blei,  Aluminium  (s.  diese)  —  eben- 
sowenig das  Porzellan,  s.  d.  — ,  und  sind 
meist  nur  für  Proben  (s.  d.),  dann  in  Zeiten 
der  Not  (so  bes.  1914/18),  endlich  für  Mar- 
ken und  Falschmünzen  sowie  Fälschungen 
verwendet  worden.  —  Als  Metalle  der  Me- 
daillen kommen  fürs  Altertum  (soweit  Me- 
daillone  und  Kontomiaten  als  Medaillen  zu 
betrachten  sind)  gleichfalls  nur  N'^  JR,  M 
(hier  als  Eigenart  auch  die  Deux  cuivres, 


s.  d.)  in  Betracht;  für  die  itaL  Frührenais- 
sance (Hill,  Med.  of  the  renaiss.  S.  30; 
Habich,  Med.  der  ital.  Renaiss.  S.  16)  sind 
N"'  und  -^R-Med.  selten,  aber  einst  häufiger 
gewesen,  Z.  f.  N.  35  S.  160.  3171;  im  16.  Jh. 
wird  JR.  wie  auch  bei  den  deutschen  Med. 
häufiger,  öfter  vergoldet,  auch  teilweise 
vergoldet;  das  Blei  tritt  bei  beiden  Völkern 
frühzeitig  für  Med.  auf,  anfangs  bes.  für 
Zwischenmodelle.  Die  Prägemed,  bevor- 
zugt vom  17.  bis  zum  Anfang  des  19.  Jh.s 
stark  das  M  vor  M;  um  1700  wird  Zinn 
beliebt,  das  oft  einen  Kupferstift  enthält. 
Von  etwa  1805 — 1830  ist  Eisen  beliebt  (fer 
de  Berlin),  auch  um  der  symbol.  Bedeutung 
willen,  so  auch  wieder  191 4/1 8,  nur  zeit- 
weilig im  17. — 19.  Jh.  auch  Elfenbein,  Bis- 
kuit,  Terrakotta.  Seit  der  Mitte  des  19.  Jhs. 
treten  für  Med.  neue  Metalle  und  Legierun- 
gen auf,  Nickel,  Aluminium,  »Neugold«, 
»Neusilber«,  Argentan,  Britanniametall 
usw.,  bes.  für  die  sog.  Volksmed.  (s.  d.).  — 
S.  die  einzelnen  Metalle.  R. 

Metalla,  M.  der  röm.,  s.  unter  Bergwerks- 
marken; füge  dort  das  Stück  des  Anton. 
Pius,  Rs.  Dardanici,  hinzu,  Z.  f.  N.  20 
S.  242  und  Berl.  M,bl.  1929  S.  386.       R. 

MetaOiky  türkische  Billonmünze;  s. 
Piaster.  V. 

Meialliun  Germanicum  steht  als  Um- 
schrift auf  Denaren  Karls  des  Großen,  auf 
denen  Münzgeräte  dargestellt  sind;  «Ger- 
manicum» wird  das  Bergwerk,  aus  dessen 
Silber  die  Pfennige  geprägt  sind,  wohl  im 
Gegensatz  zu  dem  aquitanischen  zu  Melle 
genannt.  —  Gariel,  Karolinger  S.  124  nr,  97. 

Su. 

Meter  theou^  griech.  ji.i^'^JP  *^°"»  °^®^^* 
abgekürzt  Mi  SV  u.  ä.,  auf  byz.  M.  (seit 
Leo  VI.)  und  Siegeln  Bezeichnung  der 
Mutter  Gottes;  vgl.  unter  Maria.        R. 

Metriselie  Inschriften.  Eine  m.  I.  findet 
sich  schon  auf  einer  M.  des  Carausius  mit 
den  aus  Vergil  Aen.  II  282/3  entlehnten 
Worten  Exspectate  veni(s).  Sodann  finden 
sie  sich  auf  byz.  M.,  in  Form  von  Hexa- 
metern wie  üap&evs  aoi  iroXuatve  8^  TjXmxe 
icavta  xatop&oi  (Romanus  IV.,  A)  oder  von 
jambischen  Trimetem  wie  öfaicoiva  ac&Coic 
a&ösß^  Mov^fiaxov,  Constantinus  IX-,  oder 
Xapa^H'a  aewciv  xaTaßoXi]  xipSiqXoü  (ano- 
nym, M;  Journ.  int.  II  S.343-  402);  sehr 
häufig  sind  sie  auf  byz.  Bleisiegeln.  —  An- 
as* 


388 


METROLOGIE 


nuaire  num.  1882  S.40, 1884  S.  312;  Joum. 
int.  X  S.  lOi.  R, 

Metrologie  ist  die  Lehre  von  den  Maßen 
und  Gewichten.  Der  Numismatiker  hat  es 
nur  mit  den  Gewichten  zu  tun,  die  Maße 
interessieren  ihn  nur  (und  zwar  auch  dann 
nur  ak  Quelle  für  die  Ermittlung  der  Ge- 
wichte), wenn  es  sich  um  ein  geschlossenes 
Maßsystem«  handelt,  in  dem  wie  beim 
metrischen  System  das  Flächen-  aus  dem 
Längen-,  das  Hohl-  aus  dem  Flächen- 
und  das  Gewicht  aus  dem  Hohlmaße  ent- 
wickelt ist. 

Als  Quellen  der  M.,  d.  h,  zur  Ermitt- 
lung der  Größe  und  des  Aufbaus  der  alten 
Maße  u.  dgl.  (s.  Pernice,  Z.  f.  N.  20  S.  222ff.) 
dienen  einmal  die  schriftlichen,  d.  h.  sowohl 
die  ex  professo  über  Maße  und  Gewichte 
verfaßten  Schriften,  für  das  klass.  Altertum 
von  Hultsch,  Metrologicorum  scriptorum 
reliquiae  Leipzig  1864/66  herausg^eben, 
wie  die  gelegentlich  eine  Angabe  über  Maße 
u.  dgl.  bietenden  Schriftsteller,  Inschriften, 
Ostraka,  Papyri  usw.,  die  ebenfalls  eine 
Sammlung  verdienten.  Eine  zweite  Quel- 
lenreihe ist  die  monumentale,  d.  h.  die 
erhaltenen  Maßstäbe  und  Gewichtsstücke, 
endlich  auch  die  Münzen  selbst,  insofern 
im  Altertum  Gewicht  und  Münze  ur- 
sprünglich eins  war  (wie  die  Namen  der 
Münzeinheiten  wie  Drachme,  Stater,  Mine, 
Utra,  As  u.  dgl.  lehren)  und  beide  sich  auch 
im  Altertum  nicht  so  weit  voneinander  ent- 
fernt haben  wie  seit  dem  Mittelalter.  Eine 
dritte  Möglichkeit  zur  Berechnung  älterer 
Maße  bietet  die  vergleichende  M,,  die,  von 
Lehmann-Haupt  begründet  (zuletzt  R.  E. 
Suppl.  ni  unter  Gewichte  S.  588  ff.),  durch 
die  neueren  Metrologen  scharf,  sicherlich 
zu  scharf,  abgelehnt  wird;  sie  ist  vorsichts- 
halber in  diesem  Lexikon  wenig  in  Betracht 
gezogen  worden. 

Die  Schwierigkeiten,  die  sich  der  Be- 
nutzung dieser  Quellen  entgegenstellen,  sind 
für  die  schriftlichen,  abgesehen  von  der 
Häufigkeit  von  Schreibfehlern  gerade  im 
Gebiete  der  Zahlen  und  von  Rechenfehlern, 
einmal  die  Vieldeutigkeit  aller  Maß-  und 
Gewichtsbenennungen,  insofern  es  zahllose 
verschiedene  Drachmen,  Schekel,  Minen, 
Talente  usw.  gegeben  hat,  ganz  wie  in 
Deutschland  und  Italien  bis  zum  Anfang, 
ja  über  die  Mitte  des  19.  Jh.s  hinaus  jeder 


Staat,  ja  jede  wichtigere  Stadt  ihre  eigene 
Elle,  ihr  eigenes  Pfund  hatte,  jeder  münz- 
berechtigte  Staat  —  und  deren  waren  Le- 
gion —  seinen  eigenen  Pfennig;  für  das  zähe 
Fortleben  solcher  Maß-  und  Münznamen 
auch  unter  ganz  veränderten  Verhältnissen 
sind  Klio  XIV  S.  93»  einige  neuzeitl.  Bei- 
spiele gesammelt.  Sodann  behindert  die 
alten  Schriftsteller  die  Schwierigkeit  münz- 
kundlicher Berechnungen,  die  wir  noch  fürs 
ausgehende  18.  Jh.  am  besten  daran  er- 
kennen, daß  sich  jeder  Staatsbeamte  um 
die  Mitverantwortung  an  dieser  Materie 
herumdrückt,  von  denen  also  die  Skribenten 
des  späten  Altertums  wie  Pollux,  He- 
sychios,  Suidas,  mit  denen  wir  es  bei  den 
antiken  Münzen  bes.  oft  zu  tun  haben,  gar 
keine  Ahnung  zu  haben  brauchen;  anderer- 
seits kam  es  Männern  wie  Epiphanios  nur 
auf  eine  möglichst  einfache  Einreihung  der 
in  der  Bibel  vorkommenden  Münzen  in  das 
System  ihrer  Zeit  an. 

Die  monumentalen  Quellen  ferner  sind, 
was  die  Gewichtsstücke  —  abgesehen  da- 
von, daß  oft  Zweifel  bestehen,  ob  der  betr. 
Gegenstand  ein  Gewicht  ist!  —  angeht,  oft 
so  haarsträubend  ungenau,  daß  sie  meist 
nur  sehr  imsichere  Zeugen  sind;  mangel- 
hafte Genauigkeit  der  Wägungstechnik 
ist  die  Grundursache  davon  (darüber  aber 
sollten  wir  uns  am  wenigsten  wundern: 
denn  noch  das  Berliner  Platinnormal-kg, 
das  man  1817  mit  allen  Vorsichtsmaß- 
regeln nach  dem  Pariser  angefertigt  hatte, 
erwies  sich  bei  einer  Untersuchung  von  1857 
um  12  mg  zu  leicht  I  v.  Schrötter,  Preuß. 
M.-wesen  1806/73 1  S.  424).  Oxydierung  der 
damals  wohl  bronzenen  Normalgewichte, 
erst  recht  der  Gebrauchsgewichte,  treten 
dazu.  Vielfach  hat  auch  trotz  aller  Straf- 
androhungen der  Betrug  der  Marktleute 
die  Gewichtsstücke  verringert;  dazu  treten 
Erhaltungsfehler  auch  der  Stein-  und 
Bronze-,  ganz  bes.  aber  der  am  häufigsten 
vorkommenden  Bleigewichte,  Fehler,  die 
freilich  von  neueren  Metrologen  oft  genug 
nur  allzu  prompt   »abgeschätzt«   werden. 

Die  Verwertung  der  Münzen  endlich  iaJs 
metrolog.  Quellen,  d.  h.  ihres  Rohgewichtes 
zur  Ermittlung  der  gesetzlichen  Norm, 
krankt  einmal  an  Ungenauigkeiten  moder- 
ner Wägungen  (indem  die  Angabe  des 
Zentigranmis  durch  Wägung  mit  anderer 


METROPOLIS— MICHAELSGULDEN 


389 


Wage  oder  anderen  Gewichtsstücken,  an  i 
anderem  Orte  und  zu  anderer  Zeit,  bei  : 
anderer  Temperatur  und  anderer  Luft- 
feuchte  schon  unsicher  wird  —  ein  cg  auf 
die  Drachme  macht  aber  schon  ein  g  auf 
die  Mine!),  dann  an  Ungenauigkeiten  der 
antiken  Justierungstechnik,  an  dem  Vor- 
handensein von  Justierungen  al  marco 
(s.  d.),  von  Abzügen  von  der  Gewichtsnorm 
für  den  Schlagschatz,  an  Remedium  und 
Passiergewicht,  die  schon  bei  heutigen 
Gold-M.  die  zweite  Stelle  hinter  dem 
Grammkomma  unsicher  machen  (Klio  XIV 
S.99),  an  Erhaltungsfehlem  der  antiken  M, 
(klassisches  Beispiel  für  Mißleitung  durch 
solche:  Z.  f.  N.  37  S.  561),  endlich  an  der 
die  Gewichte  der  M.  schon  früh  etwas  von 
der  Gewichtsnorm  entfernenden  Abknap- 
pung (s.  unter  Münzverschlechterung).  Von 
Wichtigkeit  ist  es  auch  noch,  daß  sich  aus 
Kursgleichungen  nur  ungefähre  Annähe- 
rungswerte, nie  aber  die  Norm  errechnen 
läßt,  wie  das  noch  für  jetzige  M. -Sorten  gilt 
(Klio  XIV  S.  1006).  Endlich  aber  gibt  es 
keine  einheitliche  Methode  der  Verwertung 
der  Münzen  (die  vier  verschiedenen  Metho- 
den, Zugrundelegung  des  Maximal-,  korri- 
gierten Maximal-,  Durchschnittsgewichtes 
und  der  sog.  Frequency-table^  habe  ich 
M.  von  Priene  S.  129  durchgesprochen;  vgl. 
auch  V.  Bahifeldt,  Rom.  Goldm.-prägung 
S.  DL  X.  182/3). 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  kein 
Wunder,  wenn  die  antike  M.  auch  bis  heute 
es  zu  allgemein  anerkaimten  und  gesicherten 
Ergebnissen  so  gut  wie  gar  nicht  gebracht 
hat.  Beispielsweise  ist  der  Betrag  des  best- 
bekannten antiken  Gewichtes,  der  röm. 
Libra,  von  Boeckh  aus  den  ihm  bekannten 
wohlerhaltenen  Exemplaren  des  ^V-Solidus 
von  1/72  Pfund  auf  327,45  g  errechnet  wor- 
den; aber  jeder  Sextaner  kann  durch  Wä- 
gung einiger  weiterer  von  Boeckh  nicht 
verwerteter  stempelfrischer  Solidi  oder 
einiger  anderer  röm.  M.,  deren  Stückzahl 
aufs  Pfund  uns  bekannt  ist,  den  Betrag  in 
den  Dezimalstellen  oder  gar  im  Einer  ändern 
und  so  frohlockend  einen  neuen,  »berichtig- 
ten« Betrag  des  Pfundes  der  Mitwelt  ver- 
künden, wie  darin  Metrologen  und  Numis- 
matiker in  den  letzten  20  Jahren  geschwelgt 
daben:  Wert  hat  das  ganz  und  gar  nicht, 
denn  jede  der  so  gewonnenen  Zahlen  ist 


eben  nur  ebenso  hypothetisch.  —  Hultsch, 
Griech.  u.  röm.  Metrologie«  1882;  Segr^, 
Metrologia,  Bologna  1928. 

Den  gleichen  Schwierigkeiten  begegnet 
natürlich  die  M.  des  M. A.,  so  daß  z.  B.  auch 
der  Betrag  des  wichtigsten  m.a.  Gewichtes, 
des  karolingischen  Pfundes  (s.  unter  Karls - 
pfund)  völlig  strittig  ist.  Vgl.  im  übr.  Lu- 
schin, Allg.M.k.2  S.  156/70  und  siehe  unter 
Maß- und  Gewichtssystem,  Münzfuß.   R. 

Metropolis,  griech.  {iTjTpoicoXic  (dor.  (latpo- 
icoXic)  =  Mutterstadt,  ist,  abgesehen  von 
dem  Vorkommen  des  Wortes  als  Eigen- 
namen griech.  Städte  (z.  B.  in  Akamanicn, 
Thessalien,  lonien,  Phrygien),  der  Prunk- 
titel auf  M.  von  etwa  25  Städten  der  Kaiser- 
zeit, in  der  Form  [iiQtp6iroXtc,  (AT^tpoitoXstTov 
usw,  und  oft  mit  zugesetzter  Landschaft, 
z.  B.  {&.edvooc  in  Anazarbos,  [t.  xcov  Y  iicap- 
^ei6»v  in  Tarsos,  [a.  xal  Tcpc&xT)  BtdtivCo?  xal 
nJvtouinNikomedeia;  darunter  sind  auch 
Städte,  die  ebenso  obskur  sind  wie  die 
Landschaften,  deren  M.  sie  sein  wollen:  (t. 
T^c  Aa}i(&Ti8oc  =  Lamos  in  Pisidien,  }i.  vtfi 
KitqtSv  oder  KswatiBoc  (gar  je  zwei  Städte: 
Koropissos  und  Olba  —  Diokaisareia  und 
Olba).  Sofern  das  nicht  ganz  leere  Titel 
sind,  wie  z.  B.  Sardeis  =  |j,.  'Aofetc,  Ao8uxc, 
EXXdSoc  (!),  sind  die  betr.  Städte  die  Vor- 
orte irgendeines  xotvov  mehrerer  Städte, 
wie  Tomis  als  Vorort  des  xoiviv  IIovtoü 
(d.  h.  des  linken  Pontos)  (i.  Il6vtoo  heißt 
(Abb.  99).  —  Maxpbc  atcoixcDV  it^XecDV  nennt 
sich  Herakleia  am  Pontos.  —  Head,  H.  N.» 
S.  928.  R. 

Metzblanken  s.  Blanc.  Su. 

Mextkanen,  Name  der  mexikanischen 
Peso  in  Indochina,  wo  der  Name  die  Münze 
überlebt  hat,  da  man  dort  heute  unter  M. 
das  Feingewicht  dieser  Münze  versteht.  S. 
Mezza^o  heißt  das  Halbstück  zu  einem 
Denar  oder  grosso,  insbesondere  der  «Meza- 
ninus  venetus  sive  soldus  de  Verona»,  der 
zuerst  von  Francesco  Dandolo  1329 — 1339 
als  1/3  Groschen  =  l6  piccoli  geprägt  wurde: 
I  Stück  von  1,242  g  Rauhgewicht  u.  ca. 
0,97  g  Feingew.  Typus  Vs.  Doge  v.  1.  mit 
Kreuzfahne,  Rs.  Brustbild  des  hl.  Markus. 
—  Papadopoli  I  S.  158.  Su. 

Michael,  St.,  s.  imter  Engel.         Su. 
Mlchadsgttlden  oder  -ptennigi  gulden- 
förmige  Medaillen  der  Abtei  Beromünster 
im  Kanton  Luzem  des  17-  und  18.  Jh.s  mit 


390 


MICHALATUS— MILLED  MONEY 


dem  Bilde  des  h.  Michael  auf  der  Rs.  —  . 
Wunderly  III,  S.  2577  ff-  S. 

Michaiatus,  Bezeichnung  des  byz.  N- 
Solidus  Michaels  VII.,  von  schlechterem 
Gehalt  als  zuvor.  —  Schlumberger,  Princip. 
franques  du  Levant  1877  S.  7;  Joum.  int. 
II  S.  350,  vgl.  aber  S.  347  (Michael  VIIL). 

R. 

MldaSy  sagenhafter  König  von  Phrygien; 
sein  Kopf  erscheint  auf  phryg.  M.  der  Kai- 
serzeit von  Kadoi  und  Prymnessos  in  phryg. 
Mütze  mit  ßaatXebc  MiSac  oder  Mffiac  allein 
bezeichnet,  in  Midaeion  erscheint  zur  Le- 
gende Tov  xTiOTTyV  wohl  gleichfalls  sein 
Haupt.  R. 

Mift  (Mite),  niederländisch  =  Milbe,  nu- 
mismatisch eine  Münze  kleinsten  Formats; 
vielleicht  wurden  zuerst  so  die  winzigen 
flandrischen  Mailles  (s.  d.)  genannt.  Seit 
der  Mitte  des  15.  Jh.s  wurden  Mijten  in  den 
südlichen  Niederlanden  geprägt,  meist  aber 
doppelte  oder  Courtes  (s.  d.),  die  unter  Karl 
V.  zu  reinen  Kupfermünzen  (Courtes  noires) 
wurden  und  die  kleinsten  Münzen  der 
spanischen  Niederlande  bis  Philipp  III. 
blieben,  i  Courte  war  =  drei  M.  braban- 
tisch  oder  2  M.  flämisch.  Das  9-Mijtenstück 
hieß  Negenmanneke  (s.  d.),  später  Duit  (s. 
Deut),  das  12-Mijtenstück  Achtienmanneke, 
später  Oorden  oder  Liard.  In  der  ersten 
Hälfte  des  18.  Jh.s  stellte  die  Mijt  einen 
Wert  von  ^/48-Stüber  vor.  S.  auch  Mit.  — 
Ter  Gouw,  S.  134;  Hansische  Gesch.BL, 
31.  Bd.,  1926,  S.  205  ff,  S. 

Miland'or.  Nachdem  1873  in  Serbien  das 
französische  Frankensystem  eingeführt  war, 
wurden  1882  Goldstücke  zu  20  Dinar 
(Francs)  mit  dem  Bilde  Milans  L  geprägt. 
S.  Dinar.  S. 

Milesischer  M.-tuB.  Der  Ausdruck  Mi- 
Xi^otoc  auf  M.  bezogen  kommt  erst  in  miles. 
Loschriften  hellenist.  Zeit  vor  (Trait6  I 
S.  499;  Regling,  M.  v.  Friene  A.  264);  die 
Numismatik  bezeichnet  aber  mit  M.  M.  den 
der  alten,  bes.  durch  das  M.-bild  des  rück- 
blickenden Löwen  1.  oder  r.  für  Milet  ge- 
sicherten Elektronstücke  (Frankf.  M.-ztg. 
1917  S.  256  m.  A.  II):  die  Stateren  derart 
wiegen:i4,07— 14,01— 13,94— 13,92— 13,78 
—13,74  g  (Abb.  16),  dazu'gibt  es  V»,  V3,  V4, 
'/6,  <Ee  zusammen  mit  den  Stateren  auf  rine 
Norm  von  reichlich  14  g  führen;  auf  dieser 
Norm  stehen  auch  die  El. -Stateren,  die  die 


gegen  Persien  500 — 494  v.  C.  unter  Führung 
Milets  aufständigen  kleinasiat.  Städte  als 
Bundesmünze  geprägt  haben  (Regling,  M. 
vonPrieneS.  18,  dortLit.).  Endlich  glaubt 
man  auch  allerlei  unbestimmte  El.-M.  auf 
diesen  Fuß  geprägt.  —  Trait6  II  i  S.  11-86. 

R. 

Miliarense,  griech.  {jitXiap^Qotov,  spätröm. 
A-M.  =  ^/looo  iV-pfund,  wie  der  Name  an- 
deutet und  die  Glosse  bei  Hultsch,  Metr. 
scr.  I  S.  307  ausdrücklich  sagt;  demgemäß 
galten,  da  72  A^-solidi  aufs  Pfund  gingen, 
ihrer  14  (genau  wäre  1000  :  72  =  13,88..) 
auf  einen  solchen  (Hultsch  ebenda)  und 
I  M.  galt  nach  denselben  Glossen  =  13/4 
(genau  wäre  1,728)  Siliquae  (xspaxia)  von 
je  Vi728  iV-pfund  (72  X  24  =  1728).  Spä- 
ter, anscheinend  seit  Edikt  von  397  n.  C, 
werden  aber  12  M.  auf  den  Solidus,  also  2 
Siliquae  auf  das  M.  gerechnet,  das  dann  ein 
Sixspaxov  (s.  d.)  heißt.  Das  M.  ist  erhalten  in 
den  größeren  JR  von  Constantinus  I.  bis  Ar- 
cadius  und  Honorius,  Rs.  virtus  exercitus, 
steh.  Krieger  mit  Lanze  und  Schild,  im  Ge- 
wicht wie  der  Solidus,  max.  4,55  g;  also 
Verhältnis  von  N  zm  M  wie  13,88  zu  i 
(lOOO  :  14),  rund  14  zu  i.  —  Das  byz.  M. 
liegt  uns  vor  in  Stücken  mit  gloria  romano- 
rum  bei  ähnlicher  Standfigur  (Kaiser  mit 
Lanze  und  Globus),  wird  unter  Heraclius 
i.  J.  615  durch  ein  größeres  Stück  ersetzt, 
das  Hexagrammon,  doch  bleibt  das  &txepa- 
xov  der  AT" -Rechnung  wegen  Rechnungs- 
münze,  ist  als  solche  z.  B.  unter  Leo  VI. 
und  i.  J.  1094  nachweisbar.  —  Nach  dem  M. 
heißt  das  scrinium  a  miliarensibus,  also  das 
Büro  zur  Verrechnung  des  gemünzten^.  — 
R.  E.  II A  S.  903;  III A  S.  63/4;  N.  Z.  44 
S.  185,  191  ff.;  Mattingly,  Roman  coins 
1928  S.  228  f.;  B.M.  C.  Byz.   S.  LXXVL 

R. 

MlQed  money.  Um  1560  kam  aus  Frank- 
reich nach  England  die  mechanische  Präge - 
art  mittels  Streckwalzen  und  Spindelpresse 
(s.  Monnaie  du  moulin),  die  hier  auf  den- 
selben Widerstand  der  Münzer  stieß  wie 
in  Frankreich  und  erst  1662  definitiv  ein- 
geführt werden  konnte.  Sie  bekamen  in 
England  den  Namen  »mill  and  screw«, 
indem  »miU«  die  Strecke  und  »screw« 
(Schraube)  die  Spindelpresse  bea^ichnete. 
Das  damit  hergestellte  Geld  hieQ  »milled 
money«.    Irrtümlicherweise  ging  der  Aus- 


MILLESIMO— MTNUTO 


391 


druck  auf  gerändelte  Münzen  über  und 
blieb  ihnen  bis  heute  im  Gegensatz  zu  den 
»hammered  coins«,  während  das  »milled« 
sich  eigentlich  auf  das  Walzen  der  2^ine 
bezog,  es  also  auch  ungerändelte  Münzen 
gab,  die  »milled«  waren.  S. 

Mflleslmo,  italienisch  =  Jahreszahl  (s.  d.). 

Milliime  (Oschr-el-Gursch),  ägyptische 
Nickelmünze  seit  1888  zu  '/looo  äg.  Pfund  = 
^10  Piaster,  auch  doppelte  und  fünffache 
wurden  geprägt.  Nach  Gesetz  vom  13.  Sep- 
tember 1924  werden  Stücke  zu  10,  5  und 
2  Milli^mes  aus  Nickelbronze  mit  dem  Bilde 
des  Königs  Fuad  gemünzt.  S. 

Mflrels,  portugiesisch  =  looo  Reis  (s. 
Real,  am  Schluß),  welcher  Ausdruck  1854 
bei  Einführung  der  Goldwährung  die  portu- 
giesische Münzeinheit  wurde,  =  4,54  Mark. 
Sein  Zeichen  ist  $,  für  1000  M.  ein  Punkt 
oder  Kolon;  so  sdhreibt  man  eine  Summe 
von  35  487  685  R.  folgendermaßen,  35 :  487  $ 
685  r.  (s.  Coroa  d'ouro  und  Conto.)  — 
In  Brasilien  wurden  bis  zum  Weltkriege 
Goldstücke  zu  20,  10  und  5  M.  916  2/3 
Tausendteile  fein  geprägt;  die  Münzeinheit 
war  der  goldene  M.,  0,821  78  g  Feingold  be- 
deutend, während  die  2,  i,  V*  M.  ebenso 
fein  aus  Silber  waren  und  der  einfache 
12,75  g  "^og-  Seit  1923  werden  silberne 
2  M.,  8  g  schwer  und  halbfein,  geprägt.  — 
Noback?,  S.507.  S. 

MImigardeford-  Denare.  Mimigardeford 
ist  der  alte  Name  der  Stadt  Münster  (Mimt 
war  ein  germanischer  Halbgott)  bis  ins  12. 
Jh.  Bischof  Werner  nennt  sich  noch  1137 
»Mimigardefordensis  ecclesiae  episcopus«. 
Aber  schon  vorher  ist  auch  der  neue  Name 
offiziell;  Bischof  Erfo  nannte  sich  nach  dem 
1041  eingeweihten  Kloster  »Episcopus 
Monasteriensis«. 

Auf  den  ältesten  Münzen  des  Bistums 
findet  sich  ebenfalls  der  alte  Name,  Es  sind 
Pfeimige  mit  Kuppelturmkirche  und  Kreuz 
(Abb.  149)  und  der  entstellten  Um- 
schrift ODDO.Bi.VIIia  (QDDO  IMP 
AVG).  Später,  noch  vor  der  Mitte  des 
12.  Jh.s,  wird  der  ODDO -Name  auf  den 
Mimigardeford -Denaren  ganz  weggelassen 
und  aus  der  Kirche. wird  ein  Turm  mit  2 
Säulengebäuden  und  2  Ecktürmen,  auf  der 
anderen  Seite  ist  über  das  Elreuz  ein  Bi- 
schofsstab gele^,  in  den  beiden  anderen 
Winkeln  Kugeln.  Die  i .  Art  wurde  in  Osna- 


brück nachgeprägt.  —  Grote,  M.St.  I  S. 
224;  Menadier,  D.  M.  IV  S.  19  f.        Su. 

Mine,  babyl.-assyr.  mana,  griech.  jiva, 
lat.  mina,  ist  im  alten  Orient  die  obere  Ge- 
wichtseinheit; meist  gehen  zwei  Einheiten, 
eine  schwere  und  eine  leichte,  die  sich  wie 
2  :  I  verhalten,  mit  demselben  Namen  M. 
nebeneinander  her  (darüber  bes.  R.  E. 
Suppl.  III  S.  593/5)-  Dazu  gab  es,  wie  die 
Aufschriften  erhaltener  Gewichtsstücke 
lehren,  Unterschiede  wie  »Mine  des  Kö- 
nigs«, »Mine  des  Landes«  usw.;  das  Ge- 
wicht der  Mine  ist  in  frühester  Zeit  örtlich 
sehr  verschieden  gewesen,  wenn  auch  an- 
zunehmen ist,  daß  bei  der  hier  sehr  frühen 
Bildung  großer  Staaten  schon  früh  Aus- 
gleich und  Vereinheitlichung  stattge- 
funden hat.  —  Die  Mine  war  ^60  des  Ta- 
lents und  zerfiel  in  60  Schekel;  ob  schon  im 
Geldwesen  des  alten  Orients  sog.  »Wäh- 
rungsminen« zu  50  Schekel  gebildet  worden 
sind,  ist  strittig.  Die  Griechen  jedenfalls 
teilten  bei  Übernahme  der  oriental,  Maß- 
und  Gewichtssysteme  zwar  das  Talent  auch 
in  60  Minen,  diese  aber  in  loo  Drachmen; 
aber  die  griech.  Kleinstaaterei  brachte  es 
mit  sich,  daß  hier  wieder  viele  lokale  Minen 
und  daher  Drachmen  (s.  d.)  und  demzufolge 
verschiedene  M.-füße  nebeneinander  her- 
gingen. Siehe  unter  Aiginäischer,  Attischer, 
Babylonischer,  Chiischer,  Euböischer,  Kar- 
thagischer, Korinthischer,  Milesischer,  Per- 
sischer, Phönikischer  usw.  M.-fuß.      R. 

Minerva  s.  unter  Athena.  R. 

MinoSy  der  sagenhafte  König  von  Kreta, 
erscheint  als  MiNrzz  auf  einer  M.  von 
Knossos  (4.  Jh.  v.  C.)  sitzend  mit  dem 
Herrscherstabe  und  als  MElNooc  mit 
Lanze  und  Palmzweig  stehend  ih  Gaza, 

R. 

MinotauroSy  ein  Untier,  nach  griech.  Sage 
der  Sohn  der  kret.  Königin  Pasiphae  und 
eines  Stieres,  hauste  im  Labyrinth  in  Elnos- 
sos  und  wurde  schließlich  von  Theseus 
erlegt.  Auf  M.  erscheint  er  als  Mensch  mit 
Stierkopf,  in  Knossos  (Abb.  31)  im  sog. 
Knielaufschema,  in  Kolchis  kniend,  in 
Athen  (ELaiserzeit)  im  Kampfe  mit  Theseus. 

R. 

Minuskel  s.  Schrift. 

Minuto  ist  die  Bezeichnung  für  denDe- 
naro  piccolo  in  einigen  italienischen  Münz- 
stätten, besonders  in  Genua^  hier  zuerst  von 


392       MINÜTULUS— MISSBRÄUCHLICHE  VERWENDUNG  VON  M. 


schlechtem  Billon  und  schließlich  aus 
Kupfer  { 1 638).  Der  ältere  genuesischeMnuto 
hat  0,55  g  Rauhgew.  u.  0,07  g  Feingew.  bei 
14  mm  Dm.,  der  kupferne  wiegt  0,69  g.  — 
Martinori  S.  287  f.;  C.  n.  it.  III  S.  80  nr.  7ff. 

Su. 

MlnutulttSy  angebl.  röm,  Ä-münze;  s. 
unter  Argenteus  Ziffer  i.  R. 

Mionnets  Münzmesser,  M.sche  Skala,  s. 
unter  Münzmesser.  R. 

Mirliton,  ein  Louisd'or  (s.  d.)  Ludwigs  XV. 

S. 

Mischung  s.  Legierung.  S. 

Mise  nannte  man  in  Kurhessen  im  18.  Jh. 
das  2-Albusstück,  weil  es  als  Einsatz  (vom 
französ*  mettre)  beim  Billard  u.  a.  Spielen 
diente.  S. 

Miseficordiad(e)irexoderm.d(omi)n(i)  rex 
befindet  sich  als  Umschrift  auf  karoling.  De- 
naren, die  von  Ludwig  IL  (877 — 79)  oder 
Ludwig  IIL  (879—881)  und  Odo  (887—898) 
in  Tours  und  Blois  geschlagen  worden  sind. 
Das  rex  in  der  Umschrift  ist  von  Odo  auch 
weggelassen  worden  und  befindet  sich  dann 
im  Monogramm  des  Königs.  —  Gariel,  Ka- 
rolinger S.  258,  261^  281,  286.  Su. 

Miserippen  kommt  1622  als  Bezeichnung 
für  Schauenburgische  Dreier  aus  der  Münze 
zu  Oldendorf  vor.  —  Weinmeister  in  Z.  f.  N. 
26  S.396.  Su. 

Misiiye,  eig.  in  Mi§r  (Ägypten)  geschla- 
gene Münze,  später  allgemeine  arabische 
Bezeichnung  für  Pära,  s.  d.  Der  Plur. 
Ma?äri  bedeutet  überhaupt  Geld.  —  M. 
Hartmaim,  Arabisch  (Meyers  Sprachführer) 

76,  325, 327.  V. 

MiBbiSttchlidie  Verwendung  von  M.   Da 

der  Zweck  der  M.  der  Umlauf  und  nebenher 
der  Zweck  der  Geschichtsmünze  (s.  d.)  die 
Erinnerung  ist,  so  ist  jede  anderweite  Ver- 
wendung der  M.  ein  Mißbrauch,  so  alt  er 
auch  ist  und  so  häufig  er  auch  ist.  Dahin 
gehört: 

Ir  Verwendung  als  Schmuck  des  Men- 
schen: I.  Dazu  bohrt  man  am  einfachsten 
ein  Loch  in  die  Münze  oder  setzt  eine  Öse, 
einen  Henkel  daran,  durch  die  man  die 
Kette  oder  das  Band  zieht,  mittels  deren 
man  die  M.  sich  umhängt.  Beispiele  allüber- 
all, auch  dafür,  daß  solche  Stücke  später 
wieder  in  die  Kassen  zurückwanderten. 
Oder  man  lötet  auf  einer  Seite  der  M.  eine 
Nadel  und  eine  Öse  an,  um  sie  so  als  Fibel 


oder  Brosche  zu  tragen:  N-Med,  Theode- 
richs. In  der  Neuzeit  ist  dabei  oft  das  Bild 
aus  dem  Untergrund  her  ausgesägt:  Bem- 
burger  Bär,  Kaiser  Friedrich  IIL  2.  Man 
setzt  die  M.  in  einen  Fingerring  (R.  E.  I A 
S.  826),  einen  Hals-,  Arm-  oder  Brust- 
schmuck oder  einen  Reif,  Rand,  Rahmen, 
der  seinerseits  reich  verziert  die  Schmuck- 
wirkung hebt  und  woran  dann  oben  der 
Henkel  oder  hinten  die  Nadel  sitzt.  Bes. 
bekannt  sind  die  so  gefaßten  imd  gerahmten 
röm.  AT-M.  u.  Medaillone  derart,  Gnecchi, 
Med.  Taf.  i — 20passim;  Gadant,  Pendentif 
romain  en  or  tr.  k  Autun,  M6m.  soc.  6duenne 
1910  mit  Taf.  und  dort  Liste  S.  1 1/23 ;  Den- 
nison,  A  gold  treasure  from  Egypt,  New 
York  1918;  schon  ein  1/  Philipps  II.  kommt 
so  reich  grfaßt  vor:  Kat.  Konsul  Weber  n. 
1185;  ein  Dagobert-iV  in  Paris  und  zwei 
silberne  deutsche  Stücke  (Z.  f.  N.  XVI  Taf. 
I  7  [Heginric]  und  8)  in  Rahmen  aus  kon- 
zentr.  Perlkreisen  sind  Beispiele  aus  dem 
M. A.  Vgl.  zu  Stil  und  Technik  der  Rahmen 
selber  Amtl.  Ber.  a.  d.  Kgl.  Kunstsamml. 
38,  1916/7  S.  11/42.  304.  338.  Gefaßte  röm. 
N  an  Ketten:  Samml.  Schiller,  Lepke  Kat. 
1929  no.  III  mit  Anm. 

IL  Verwendung  als  Schmuck  der  Möbel, 
Wände  u.  dgl. :  Es  wird  von  einem  röm.  Med. 
gesprochen,  der  wohl  zugleich  als  Erken- 
nungszeichen in  die  Kalkwand  einer  röm. 
ICatakombe  eingedrückt  sei;  ferner  setzte 
man  Vs.  und  Rs.  von  M.  in  die  beiden  Teile 
einer  Spiegelkapsel,  Annuaire  num.  XIII  S. 
395/405,  oder  polierte  sie  auch  auf  einer  Seite 
selbst  so  ab,  daß  sie  als  Metallspiegel  dienen 
konnten,  Monatsbl.  num.  Ges.  Wien  1918 
S.  36;  so  setzte  man  röm.  JE  I  und  II  und 
bes.  -^-Med.  in  einen  meist  profilierten 
Rand  —  wovon  die  Ausprägung  auf  einem 
breiten,  auch  oft  profilierten  Schrötling 
ganz  zu  trennen  ist,  was  freilich  bisher  nur 
selten  geschehen  ist;  vgl.  über  diese  Tech- 
nik unter  Probemünzen;  Beispiele  für  beide 
Techniken:  Gnecchi,  Med.  Taf.  38  ff.  143  ff. 
159  ff.  passim,  Z.  f.  N.  37  S.  186  u.  Taf. 
VIII  I;  griech-  Med.  derart:  Riv.  ital.  di 
num.  191 1  Taf.  IV  4;  Amtl.  Ber.  29,  1907/8 
S.  239;  vgl,  Trait6  I  S.  667 /70;  das  späteste 
Stück  scheint  das  von  Romanus  IV.  und 
Eudocia  zu  sein,  Sabatier,  Med.  byz.  Taf. 
L  13  —  und  setzte  sie  irgendwo  zur  Zier 
ein:  gelegentlich  sind  an  der  Kante  Löcher, 


MISZELLAN-MEDAILLEN— MIIKJÜL 


393 


in  die  wohl  Haltestifte  eingrififen;  Ver- 
-wendung  der  Medaillone  als  Lnagines  im- 
peratorum  an  Feldzeichen  (s.  unter  Me- 
daillon) ist  bisher  an  keinem  echten  Stück 
nachweisbar. 

III.  Verwendung  als  Schmuck  an  Ge- 
fäßen: Die  Patera  von  Rennes  mit  röm. 
Aurei  und  die  modernen  silb.  oder  gold. 
Talerbecher,  -humpen  des  i6. — 19.  Jh.s, 
in  die  man  aber  wohl  auch  antike  M. 
einsetzte  (z.  B.  Riv.  ital.  di  num.  1903 
S.  488;  Westd.  Zeitschr.  VII  S.  152)  mögen 
genannt  werden;  auch  in  Bilderrahmen 
ließ  man  sie  ein.  Die  vielen  röm.  M  I  mit 
aufgehämmerter  Kante,  die  so  als  erhabe- 
ner Schutzrand  für  das  Bild  dient,  mögen 
als  Brettsteine  gedient  haben  (vgl.  übri- 
gens Petronius  Sat.  33),  ähnlich  Stücke 
mit  abgedrehter  Rs.  (Rivista  ital.  di  num. 
1907  Taf .  I— IV) ;  andere  röm.  M  hat  man 
aersägt  und  die  Rs.  in  Taschen-Sonnen- 
uhren verwandelt  (aufgezählt  Kubitschek, 
Röm.  Med.  S,  4  n.  28),  anderwärts  die  Rs, 
getilgt  und  mit  einer  Inschrift  versehen 
(Dessau,  Inscr.  n.  8729;  vgl.  den  sog. 
Priedeberger  Schützentaler  von  1825)  oder 
mit  einer  Zahl  usw.,  um  sie  als  Tessera 
irgendwelcher  Art  zu  verwerten,  andere 
wieder  verwendete  man  zur  Herstellimg  von 
Schachteln  (vgl.  unter  Schraub  taler),  Kap- 
seln u.  dgl.  (z.  B.  Riv.  ital.  di  num.  1907 
Taf.  I  5.  6.  8). 

In  neuerer  Zeit  preßt  man  M.  auch  in 
Glocken  ein,  macht  man  axis  M.  Löflfel 
(Schweiz,  Salzburg),  besetzt  mit  ihnen  als 
Knöpfen  die  Röcke  der  Bauern  (Schwarz- 
wald, Tirol,  Oberbayem;  vgl.  unter  Knopf - 
zwanziger)  und  trägt  sie  an  sog.  Bettelarm- 
bändem  oder  als  Uhranhänger,  und  auch 
an  den  Münzpallasch  in  Dresden  und  die 
sog.  Dinertaler  (s.  d.)  mit  den  aufgelöteten 
Silberbildchen  sei  erinnert.  —  Z.  f.  N. 
XVII  S.  198;  Riv.  ital.  d.  num.  1907 
S.  27 — 31;  Mowat,  De  quelques  objets 
antiques  incrustfe  de  monn.,  Mem.  soc. 
ant.  de  France  5.  Ser.  IX  S.  220/38,  bietet 
viel  weitere  Beispiele;  Abformungen  von 
M.  auf  dem  Grunde  griech.  Tonschalen: 
Th.  Reinach,  L'hist.  par  les  monn.  1902 
S.  92ff.;  Rassegna  num.  III  1906  S.  50. 

R. 

Miszellan-MedalUen  nennt  die  Numis- 
matik diejenigen  Med.,  die  sich  weder  geo- 


graphisch als  staatliche  oder  städtische 
Med.  noch  bei  den  Privatpersonen  unter- 
bringen lassen.  Dahin  gehören  insbesondere 
die  religiösen  Med.  mit  Szenen  oder  Sprü- 
chen aus  der  Bibel  oder  den  Heiligenlegen- 
den nebst  den  Med.  auf  Taufe,  Abendmahl 
und  Hochzeit,  die  sog.  moralischen  Med- 
mit  Lebensregeln,  Ermahnungen  usw.,  auch 
Spottmed.  auf  die  Schwächen  und  Fehler 
des  Menschen  und  menschlicher  Zustände, 
erotische  auf  Liebe  und  Ehe,  astrologische 
und  astronomische,  Belohnungsmed.  Eine 
wissenschaftliche  Sammlung  wird  die  Ru- 
brik der  M.-M.  durch  eine  Ordnung  nach 
Künstlern  und  Künstlerschulen  (wie  Joa- 
chimstaler, Kremnitzer,  Berliner,  Danziger, 
Hamburger  Schule)  zu  ersetzen  oder  wenig- 
stens zu  verkleinem  bestrebt  sein.  — 
Sammlungskatalog  Feill  1908;  die  M.-M. 
der erzgebirgischen  Meister:  Kataloge Done- 
bauer  1889,  Erbstein  I  1908,  Löbbecke 
1908,   Lanna  III  191 1.  R. 

Mit  ist  eine  in  Hongkong  seit  1863  ge- 
prägte Kupfermünze  mit  rundem  Loch  und 
mit  engl,  und  chines.  Schrift  zu  Vw  des  Bron- 
zecent. Die  Chinesen  nennen  die  Münze 
Tsian.  —  Fonrobert,  Nr.  2002,  2009.    S. 

Mitad  (spanisch  =  Hälfte),  sehr  häufig 
auf  Marken  des  lateinischen  Südamerika 
zur  Bezeichnung  des  Wertes  eines  halben 
Real.     S.  Medio.  S. 

Mite  s.  unter  Mijt. 

MithraSy  griech.  Mf&pac,  der  persische 
Sonnengott  (vgl.  Helios),  in  den  röm.  Kultus 
durch  die  Soldaten  vom  i.  Jh.  n.  C.  ab  ein- 
gedrungen. Sein  Haupt  in  (z.  T.  bekränzter 
und  besternter)  weicher  Mütze  glaubt  man 
auf  M.  der  Königin  und  Stadt  Amastris  um 
300  V.  C.  und  M  von  KLios  und  Pantikapaion 
zu  erkennen,  ihn  selbst  als  Reitergott  auf 
M.  von  Istros  und  Trapezus.  Sicher  M.  ist 
nur  der  auf  dem  niedei^esunkenen  Stier 
kniende  und  ihn  schachtende  Gott  auf  M. 
von  Tarsos,  weil  diese  Darstellung  durch 
viele  röm.  Denkmäler  als  M.  bezeugt  ist.  — 
Head,  H.  N.»  S.  952.  R. 

MitkaL  i.  Arabische  Gewichtseinheit.  In 
Syrien  sollen  im  7.  Jh.  2  M.  im  Gebrauch 
gewesen  sein:  der  M.  mayäla  von  4,72  g  = 
Vö  ägyptisch-römische  Unze  und  ein  M.,  der 
sich  zu  diesem  wie  100  :  102  verhielt  und 
vielleicht  dem  römischen  Solidus  (s.  d.) 
gleichkam,  4,54  g.   Einen  M.  von  gleichem 


394 


MITTELAUGUSTDOR— MTTELFRIEDRICHSDOR 


Gewicht  "wie  der  Dinar  erwähnen  Berdjandi 
und  Makrizi  und  zu  diesem  M.  paßt  das 
Gewicht  einer  als  Nim  Mitkäl  (^/2  M.)  be- 
zeichneten hülägüidischen  Goldmünze  (2,11 
g).  Gegenwärtig  sind  in  islamischen  Län- 
dern verschiedene  M,  im  Gebrauch,  von 
denen  der  leichteste,  der  von  Tunis,  3,932  g, 
der  schwerste,  V09  Büschir,  4,840  g  wiegt; 
s.  Dirhem  kail.  —  Queipo,  Essai,  bes.  I, 
S-  195,  II,  S.  117,  216;  Bergmann  in  Sitz. 
W.Ak.,  phil.-hist.  Klasse  1870,  S.  246  ff.; 
Kelly,  Camb.  univ.  II,  S.  228;  Sauvaire  in 
J.  As.  7.  ser.  14,  S.  491,  8.  s6r.  4,  S.275  ff.; 
de  Sacy-Makrizi,  Trait6  des  monnaies  9; 
Markow,  Katalog  Djelairidskich  monet 
LXXX;  Decourdemanche,  inRev.num.i908, 
S.  209  setzt  das  Gewicht  des  M.  auf  5,66  g 
an,  was  unmöglich  richtig  sein  kann.    V. 

2.  Als  Piastre  marocaine  war  der  M. 
Silbereinheit  im  marokkanischen  Münz- 
system des  17, — 19.  Jh.s,  entspricht  dem 
spanischen  Piaster  und  wiegt  ca.  28,50  g. 

1  M.  =  2  Nu§f  M.  =  4  Rub*  M.  =  10 
(um  1850  =  131/a)  Dirhem  oder  Ul^ya 
(plur.  Awäk)  =  40  (später  54)  Müzüna, 
Udja,  Blanquillo  (0,60—0,90  g)  zu  24  Fels 
(plur.  Fulüs)  zu  2—5  Zelägh  (Marcel) 
oder  4  ?jrät:  (Noback).  Der  Typus  ist  recht 
verschieden,  einer  der  gewöhnlichsten  ist: 
Vs.  Ahad  Ahad  (Einer  1  Einer!),  Rs.  Orts- 
angabe. Der  Typus  der  Kupfermünzen  ist 
Vs.  Ort  und  Jahr  oder  nur  Jahr,  und  zwar 
in  europäischen  Zahlen,  Rs.  Siegel  Salomos. 
Größe  16— 30  mm,  Gewicht  2,40 — 10  g. — 
In  dem  1881  eingeführten  Münzsystem  ent- 
spricht dem  M.  der  Riyäl  oder  Düro.  Ge- 
wicht 29,1  g,  seit  1902  25  g.   I  Riyäl  = 

2  Nu§f  Riyäl  =  4  Rub*  Riyäl  =  10  Dirhem 
=  20  Nu§f  Dirhem.  Feingehalt  des  Riyäl 
900,  der  andern  Werte  835.  In  den  Auf- 
schriften werden  die  Münzen  nach  den 
Namen  der  Scherife,  unter  denen  sie  geprägt 
sind,  Hasan  bzw.  *AzIz  (nach  'Abd  al'aziz, 
1894 — 1907)  genannt.  Auf  den  ^Jasan- 
Münzen  ist  ihr  Wert  in  Dirhem  §ar^  — 
legalen  Dirhems  —  angegeben.  In  Bronze 
(95%  Kupfer)  wurden  geprägt  Münzen  zu 
I,  2  (Udjain),  5  (Khams  Udja),  10  (*ASrUdja 
=  V4  Riyäl)  Udja.  Diese  Münzen  wur- 
den in  Paris,  Berlin  und  »England«  (Bir- 
mingham) geprägt  und  als  Prägeort  sind 
auf  ihnen  auch  wirklich  diese  Orte  ange- 
geben. 


An  Goldmünzen  wurden  ausgegeben:  i. 
Mitkäl,  Mitkäl  dahab  =  10  (um  1850  = 
131/2)  Ufeiya.  Gewichti,90 — 1,70  g,  zuerst  im 
J.1200  (1785/6).  —  2.  das  Halbstück  Nu§f. — 
3.  Patäka,  Putäka,  Bunduki  =  2  Gold- 
mitkäl. — 4.Matbü*=i5 — 16  (um  1850  = 
20 V4)  Ukiya;  von  sehr  verschiedenem  Aus- 
sehen. Wahrscheinlich  sind  unter  diesem 
Namen  die  in  unseren  Sammlungen  vor- 
kommenden Münzen  von  2,58  und  2,96  g 
(zwischen  1757 — 1789)  zu  verstehen.  —  5. 
Madridiya  oderMatbü*  kebir(großerMatbü*)^ 
wurde  1788  in  Madrid  geprägt  und  hatte 
den  Wert  von  10  spanischen  Piastern.  Ge- 
wicht 16,68  g.  —  Dombay,  Beschreibung 
der  gangbaren  marokkanischen  Gold-^ 
Silber-  und  Kupfermünzen,  Wien  1803; 
Marcel,  Tableau  g^n^ral  34 — 60;  Nützel, 
Katalog  II;  Lane  Poole,  Catal.  Brit.  Mus. 
V;  Hammerich,  Die  deutschen  Reichsmün- 
zen S.  28,  136;  H.  Wood  in  The  Numis- 
matist,  22,  S.  97;  Noback^,  S.  243.      V. 

Mittelaugustdor  sind  die  von  Friedrich 
dem  Großen  im  Siebenjährigen  Kriege  1758 
— 1760  aus  Geldnot  nachgeprägten  kur- 
sächsischen Augustdor  (s.  Augustdor).  Sie 
hielten  wie  die  Mittelfriedrichsdor  (s.  d.) 
nur  4,2  bis  4,3  g  Gold  und  trugen  die 
Jahreszahlen  1755  ^^^  I7S6-  S.  auch 
unter  Neue  Augustdor.  —  Schrötter,  Acta 
Bor.  Gesch.  III,  S.  47,  54,  55,  5o8;  Beschr. 
II,  S.  134;  Z.  f.  N.  35,  1925,  S.  116  f.   S, 

Mlttelbronzen  (franz.  moyens  bronzes> 
engl,  second  brass,  Abk.  M.  B.,  JE  II,  auch 
M.  E.  =  Mittelerz),  nach  der  äußerlichen 
Einteilung  der  röm.  M-M»  von  Augustus 
bis  Carinus  in  drei  Größen  die  mittlere 
dieser  drei,  Dupondius  und  As  enthaltend, 
von  etwa  29  mm  Dm.  bis  etwa  23  mm 
sinkend.  Unter  Diocletianus  hat  anfangs 
noch  der  Follis  (s.  d.)  die  Größe  der  M.  B.  und 
auch  später  kommen  noch  Bronze-M.  dieser 
Größe  vor.  Vgl.  imter  Großbronze.      R. 

Mittelfriedrichsdor  sind  diejenigen  Fried- 
richsdor,  die  Friedrich  der  Große  aus  Geld- 
not im  Siebenjährigen  Kriege  von  1758  bis 
1763  schlagen  ließ  und  die  statt  6,055  nur 
4,2  bis  4,3  g  Gold  hielten.  Sie  trugen  die 
Jahreszahlen  1755, 1756, 1757  und  1759  und 
sind  von  den  guthaltigen  nur  durch  ihre 
rötere  Farbe  und  ihre  bedeutendere  Dicke 
zu  unterscheiden;  auch  gibt  es  keineMittel- 
friedrichsdor,  die  den  Buchstaben  V  haben. 


MITTELGROSCHEN— MNA(I)EION 


395 


sondern  nur  solche  mit  U.  Es  sind  etwa  l  ^a 
Millionen  Stück  geprägt  worden.  Nur  ein 
Teil  wurde  nach  dem  Kriege  eingeschmol- 
zen, einige  Stücke  liefen  noch  bis  1871  um, 
sie  galten  bis  1838  3  Taler  13  Sgr.  51/4  Pf., 
seitdem  3  Taler  27  Sgr,  —  Schrötter,  Acta 
Bor.  Gesch.  III,  S.  46  f.,  508;  ders.,  Preuß. 
Münzwesen,  Gesch.  I,  S.  351  ff.;  Ztschr.  f. 
Num.  35,   1925,  S.  116  f,  S. 

Mittelgroschen  werden  die  1457  von  Kur- 
fürst Friedrich  II.  geprägten  sächsischen 
Tumosen  genannt.    S.  auch  Zinsgroschen. 

Su. 
Mitra  {griech.  p-hpa;  nicht Mithra),  Binde, 
insbes.  i.  Leibbinde,  Gürtel,  2.  Kopfbinde, 
Turban,  dessen  äußerste  Enden  unter  dem 
Kinn  zusammengebunden  wurden;  der 
Name  M.  wird  zuweilen  irrig  auf  die  persi- 
sche usw.  Tiara  übertragen;  am  ehesten 
hat  noch  die  Kopfbedeckung  des  Phamaba- 
zos  auf  seinem  in  Kyzikos  geprägten  Silber- 
tetradrachmon  den  Charakter  einer  M.  — 
R.  E  VII  S.  2133/34.  R* 

Die  erste  zuverlässige  mittelalterliche 
Nachricht  über  die  Mitra  als  geistliche  Kopf- 
bedeckung haben  wir  aus  dem  Pontifikat 
Leos  IX.  (1049 — 1054)-  Ursprünglich  war  sie 
nur  römisch  und  Vorrecht  der  Päpste, 
dann  der  Kardinäle,  dann  wurde  sie 
weiter  verliehen  als  Auszeichnung  an  Erz- 
bischöfe  und  Bischöfe.  Bis  zur  Mitte  des 
12.  Jh.s  hatte  die  Mitra  als  sakrale  Kopf- 
bedeckung bei  den  Bischöfen  bereits  all- 
gemein Aufnahme  gefunden.  Das  Recht, 
sie  zu  tragen,  wurde  auch  manchen  Dom- 
und  Stiftsherren  verliehen,  seit  der  2. 
Hälfte  des  11.  Jh.s  auch  Äbten.  Doch 
bleibt  sie  ein  besonderer  Gnadenerweis  des 
Apostolischen  Stuhles.  Als  solcher  wurde 
sie  wohl  auch  an  weltliche  Fürsten  ver- 
liehen, so  an  Kaiser  Heinrich  VI. 

Die  Mitra  ist  in  ihrer  ältesten  m.a.  Form 
eine  einfache,  oben  spitz  zulaufende,  also 
kegelartige  Mütze  aus  weichem  Stoff. 
Gegen  iioo  wölbt  sie  sich  oben  ab  und 
wird  zur  Rundmütze.  Der  obere  Teil  der 
M.  erhielt  dann  im  weiteren  Verlauf  der 
Entwicklung  bald  meist  eine  von  der  Stirn 
zum  Hinterhaupt  verlaufende  Vertiefung, 
ähnlich,  wie  sie  entsteht,  wenn  man  mit  der 
schmalen  Seite  der  Hand  einen  weichen 
Filzhut  oben  in  der  Länge  eindrückt  Durch 
diese  Einsenkung  bildete  sich  zu  beiden 


Seiten  ein  stximpf  abschließender  Bausch. 
Von  dem  unteren  Rand  der  Hinterseite  der 
Mitra  fielen  2  Bänder  (fasciae,  später  auch 
infulae)  auf  die  Schultern  herab,  bald  in  der 
Mitte,  bald  nach  der  Seite  zu  angebracht 
(seit  der  2.  Hälfte  des  12.  Jh.s  immer). 

Seit  etwa  1125  begegnet  eine  2.  Mitra- 
form:  die  beiden  seitlichen,  mehr  oder  weni- 
ger stark  ausgeprägten  Bausche  haben  sich 
zu  senkrecht  aufsteigenden  und  in  eine 
Spitze  endenden  Hörnern  entwickelt, 
welche  durch  eine  feste  Einlage  von  Perga- 
ment oder  steifem  Linnen  ihre  Form  be- 
hielten. Diese  Form  wurde  der  Übergang 
zu  einer  dritten  Art:  die  Stellung  auf  dem 
Kopfe  änderte  sich;  statt  die  Mitra  so  auf- 
zusetzen, daß  die  comua  sich  über  den 
Schläfen  erhoben,  wendete  man  sie  so,  daß 
eines  der  Homer  über  der  Stirn,  das  andere 
über  dem  Hinterkopf  aufstieg.  Die  Bänder 
wurden  nun  statt  am  hinteren  Ende  der 
Einbuchtung  am  unteren  Rande  des  hinte- 
ren Homes  befestigt.  Das  erste  zuverlässige 
Beispiel  fiindet  sich  gegen  die  Mitte  des 
12.  Jh.s,  Der  Stoff  der  M.  war  meistens 
weiße  Seide.  —  Seit  der  Mitte  des  14.  Jh.s 
nimmt  die  M.  an  Höhe  zu.  —  Der  Bischof 
legt  die  M.  ab,  wenn  er  zum  Altare  tritt, 
um  daselbst  zu  beten;  er  trägt  sie,  so  oft 
er  sich  zum  Volke  wendet.  S.  auch  Inf  ul.  — 
J.  Braun,  Liturgische  Gewandimg  S.  424  ff. 

Su. 
Mna^  griech.  javS,  Gewichtsstufe,  s.  Mine* 
Miia(i)eio]i,  griech.  (ivai&Tov  oder  iavosIov,. 
=  Minenstück,  eine  aus  ptolem.  Pap3rri  be- 
kannte A^-Münze;  es  ist  das  ptolemäische 
A^-Oktadrachmon  phönik. -ptolem.  Fußes 
von  rund  28  g,  geprägt  zuerst  unter  Ptole- 
maios  IL  mit  den  Köpfen  der  beiden  ersten 
ptolem.  Herrscherpaare  (Abb.  52),  dann  mit 
dem  Kopfe  der  Arsinoe  II.  und  dem  Doppel- 
füllhorn; wie  der  Ausdruck  M.  lehrt,  hatte  es 
den  Wert  einer  Mine  (==  100  Drachmen)  JR.; 
N  zmJSl  war  also  wie  12%:  i  ausgebracht; 
bald  aber  stieg  das  AT,  was  sich  durch  ein 
Agio  von  4  ^"Drachmen  auf  das  M.,  also 
von  4<*/o,  ausdrückt,  wodurch  sich  AT  zu  Ä 
wie  13  :  I  stellt.  PoUux  EX  57  nennt  es 
wenig  glücklich  Stater  ^offoSg  oraxtip 
{iväv  tJSövato).  Seine  Hälfte  hieß  itsvttjxov- 
ToSpoxiJtov.  In  der  Kaiserzeit  scheint  M. 
einen  röm.  Aureus  =  loo  Sesterzen  zu 
bedeuten.  —  TraitÄ  I  S.  445/6;  Hultsch  bei 


396 


MOCENIGO— MOGUL 


Svoronos,  Ptol.  IV  S.  lö«;  Z.  f.  N..  32  S. 
70/73;  Mitteil.  num.  Ges.  Wien  1922  S. 
165/6.  R. 

Mocenigo  hieß  die  unter  dem  Dogen  von 
Venedig  Peter  Mocenigo  (i  474/5)  einge- 
führte und  nach  ihm  benannte  silberne 
Lira  zu  20  Soldi,  die  auf  der  Vs.  den  h.  Mar- 
kus und  knienden  Dogen,  auf  der  andern 
den  stehenden  Heiland  zeigte,  6,52  g  wog 
und  6,18  g  Silber  hielt.  15 18  wurde  der 
M.  auf  21  Soldi,  1525  auf  24  erhöht;  er 
wurde  bis  1575  geschlagen  und  in  Mantua 
und  Modena  nachgeprägt.  —  Papadopoli, 
II,  S.  29,  92,  140,  311;  Martinori,  S.  290, 

S. 
Moco.  Mit  dem  Worte  »Maccaroni«, 
vielleicht  einer  Komimpierung  von  »Macu- 
quina«  (s.  d.),  wurde  in  Jamaika  und 
Britisch-Honduras  um  1825  der  halbe  Peso 
bezeichnet.  Meist  aber  nannten  die  Neger 
diese  Münze  Moco.  Dabei  handelte  es  sich 
meist  um  die  zerschnittenen  Peso  (s.  Cut 
money).  Auch  hießen  die  aus  den  Peso 
geschnittenen  Scheiben  in  Domingo,  wo  sie 
mit  einem  D  gestempelt  wurden,  Mocos.  — 
Chalmers,  S.  109  f.  und  141 ;  Howland 
Wood,  S.  93  f.  S, 

Modell^  das  Vorbild^  nach  dem  etwas 
gearbeitet  wird.  Bei  gegossenen  Münzen  u. 
Med.  versteht  man  darunter  das  bei  Bild- 
nissen oft  nach  einer  »Visierung«  gearbeitete, 
dem  herzustellenden  Gußstück  entspre- 
chende Positiv  (aus  gebranntem  Ton,  hart 
gewordenem  Wachs,  Gips,  Holz,  Stein  usw.), 
das  zum  Abdrücken  (d.  h.  zum  Herstellen 
eines  Negativs)  in  weicher,  aber  hitze- 
beständiger Masse  (Ton,  Formsand,  Gips 
usw.)  dient,  in  die  dann  das  Metall  hinein- 
gegossen wird;  s.  unter  Guß.  Aber  auch  für 
Präge-M.  und  -Med.  hat  man  sich  oft, 
mindestens  seit  Ende  des  16.  Jh.s  (Hill, 
Medals  of  the  Renaissance  S.  29)  eines  M. 
meist  aus  Wachs  als  Vorlage  für  den  Gra- 
veur bedient,  der  danach  seinen  Stempel 
in  Stahl  schneidet  (erhalten  von  Faltz, 
Posch  usw.).  —  Seit  dem  frühen  19.  Jh. 
wird  aus  dem  nach  dem  Wachs-M.  ge- 
woimenen  Negativ  ein  Eisen-Positiv  gegos- 
sen, das  als  Patrize  dient,  aus  der,  oft  nach 
Verkleinerung  mittels  der  Reduktions- 
maschine (s.  d.),  durch  Senkverfahren  (s.  d.) 
die  Prägestempel  (Matrizen)  hergestellt 
werden,  neuerdings  unter  Einschaltung  von 


Zwischenmatrizen    und    -patrizen.    —    v. 
Schrötter,    Preußen    1806/73,     Gesch.    S. 

264/7.  R. 

Moderationi(s)  ist  die  Aufschrift  von 
Dupondien  des  Tiberius,  mit  seinem  Kopf 
in  schildförmigem  Rahmen;  sie  bezieht 
sich  auf  die  Eigenschaft  der  Mäßigung, 
die  der  Kaiser  übte.  —  B.  M.  C.  rom.  emp. 
I  S.  CXXXVI  u.  S.  132.  —  Vgl.  unter 
dementia.  R. 

Modius^  lat.  der  Getreidescheffel.  Es  ist 
ein  rundes,  nach  oben  sich  verjüngendes, 
oben  offenes  Holzgefäß  mit  Dauben  und 
Beschlägen,  auf  Klotzfüßen  stehend,  oft 
ragen  Ähren,  oft  auch  ein  Mohnkopf  als  die 
gleichfalls  der  Ceres  heilige  Pflanze  daraus 
hervor.  Häufiges  M.-bild  auf  röm.  Münzen, 
da  die  Getreidezufuhr  und  -Verteilung  an 
die  röm.  Plebs  eine  wichtige  Sorge  der  Re- 
gierung war.  Als  alleiniges  M.-bild  er- 
scheint der  M.  z.  B.  auf  M  des  Livin.  Regu- 
lus  (zwischen  Ähren),  Klein-iE  des  Clau- 
dius, Groß -^  des  Nervamit  »plebeiurbanae 
frumento  constituto« ;  vgl.  den  M.  mit 
»aeternum  beneficium«  in  Sidon  und  Lao- 
dikeia  Syr.;  s.  unter  Dorea.  Als  Attribut 
erscheint  der  M.  bes.  zu  Füßen  der 
Annona.  —  Wegen  des  Modius  als  Kopf- 
bedeckung s.   unter  Polos.  R. 

Mockerlln,  Mockerling,  von  Mocke  = 
Klumpen,  Möckerlin  also  =  Klümpchen. 
So  wurde  im  16.  Jh.  in  Sachsen  eine  kleine 
Münze  genannt,  deren  16  Stück  12  Pfennige 
galten.  Da  es  in  Sachsen  keine  3/4-Pfennig- 
stücke  gab,  wurden  damit  wohl  fremde 
schlechte  Pfennige  oder  Heller  bezeichnet, 
welche,  ist  ungewiß.  S. 

Moeda  de  cuatro  cnizados  s.  Moidor. 

Moeda  de  ouro  ==  Moidor  (s.  d.). 

Mo(h)rchen9  Morgin  s,  Hohlringheller. 

Mönchskappen  wurden  volkstümlich  die 
Hohlpfennige  der  Baseler  Bischöfe  mit  dem 
mitrierten  Kopf  im  13.  u.  14.  Jh.  genannt. 
—  Corragioni,  S.  85.  Su. 

Monchskopte  hießen  in  Schwaben  im  16, 
Jh.  die  Paoli  (s.  d.);  sie  galten  zuerst  12 
Kreuzer,  später  aber  wegen  ihres  verring. 
Gehalts  weniger.  —  Schöttle,  Ulm,  S.  78.   S. 

Monchsschritt  s.  unter  Schrift. 

Monchsschritttaler  s.  Inkimabelntaler. 

Mogrebl  s.  unter  Mokkataler, 

Mogul  ist  die  Bezeichnung  der  Herrscher 
von  Delhi  aus  dem  Hause  Timur^  die  zuerst 


MOHUR-MONETA 


397 


im  M.  A.  von  den  Portugiesen  gebraucht 
wurde.  Stoenner 

Mohur  s.  Muhr. 

Moidor  war  der  Handelsname  der  portu- 
giesischen Moeda  de  ouro  (Goldmünze). 
Alle  Moidore  zeigen  auf  der  Vs.  den  portu- 
giesischen Wappenschild,  auf  der  Rs.  das 
Christusordenskreuz  (s.  Kreuz).  Schon  um 
1575  wurde  eine  Moeda  de  ouro  zu  500  Reis 
geprägt,  sie  wog  3,825  g  und  hielt  3,526  g 
Gold.  Bis  zur  Mitte  des  16.  Jh.s  waren  alle 
portugiesischen  Goldmünzen  233/4-karätig 
gewesen,  dann  sanken  sie  auf  22*/«  Karat. 
Das  Gesetz  vom  30.  Mai  1642  machte  die 
Feinheit  derselben  den  "/«  feinen  Silber- 
münzen entsprechend  ^»/^  fein  (22  karätig). 
20  Jahre  später  wurde  durch  Gesetz  vom 
20.  November  1662  die  Hauptgoldmünze, 
der  Cruzado  (s.  d.),  der  schon  von  400  auf 
875  Reis  gestiegen  war,  auf  1000  Reäfs 
erhöht.  Dessen  Vierfaches  zu  4000  Rds 
hieß  seitdem  Moeda  de  ouro  und  wurde 
unter  dem  Namen  Moidor  eine  Welthan- 
delsmünze; der  Cruzado  war  der  ^/4-Moidor. 
Dieser  M.  wog  13,776  g  und  hielt  12,63  g 
Gold.  Als  1688  der  Nennwert  aller  portug. 
Währungsm,  imi  200/0  erhöht  wurde,  stieg 
der  M.  auf  4800  Reis.  Um  1700  waren  die 
M.  die  Hauptgoldmünzen  Irlands  und 
Westenglands,  wo  sie  28,  seit  1700  27^/a 
Schilling  galten.  1722  ging  der  Name  M. 
auf  den  ^/lo-Dobräo  (s.  Dobräo)  über,  der 
iiur  5,378  g  wog  und  4,93  g  Gold  hielt.  Die 
Lisbonine  (s.  d.)  war  der  doppelte  Moidor. 
—  Fernandes,  passim;  Aragäo,  passim,  bes. 
II,  S.  15  und  237;  Chalmers,  S.  396;  No- 
back»    S.  508,  964.  S. 

Mokkataler  oder  Landpiaster  hieß  in  der 
arabischen  Provinz  Jemen  eine  Rechnungs- 
münze, deren  izi^/a  =  100  Mariatheresien- 
talem  oder  alten  spanischen  Peso  (Mogrebi 
hieß  dieser  P.  im  Jemen)  waren.  S.  auch 
unter  Kebir.  —  Noback*,  S.  609.         S. 

Monunei  japanische  Gewichtseinheit,  s. 
Ban.  V. 

Hon,  japanische  Münzeinheit,  s.  Sen. 

Monatsangaten,  -daten  erscheinen  auf 
M.  in  Athen  (der  Buchstabe  auf  der  Am- 
phora, auf  dem  die  Eule  der  Rs.  der  athen. 
M.  »neuen  Stils«  steht,  gibt  den  Monat 
an,  A — M  =  l. — 12.  Monat,  dazu  N  =  13, 
der  Schaltmonat),  bei  Mithradates  VI. 
vom    Pontos     (auf    dessen    N    und    JR. 


außer  Jahr  und  Beamtenmonogr.  z.  T. 
noch  eine  Monatszahl,  von  A —  IB  = 
I — 12,  steht)  und  bei  parth.  Königen  von 
Phraates  IV.  an,  wo  die  Namen  der  12 
Monate  des  makedon.  Kalenders,  verzeich- 
net B.  M.  C.  Parthia  S.  281,  einschl.  des 
S(iß(6Xt{ioc)  =  Schaltmonat,  vorkommen. 
Auch  in  den  Buchstaben  syr.  Kaiser -M. 
hat  man  Monatszahlen  finden  wollen  (Num. 
chron.  1903  S.  105/10,  doch  vgl.  Dieudonn6„ 
M^langes  num.  I  1909  S.  275/88).  Wegen 
der  griech.  Monatsrechnungen  s.  R.  E.  X 
S.  1568  ff.  —  M.  auf  Münzen  der  Neuzeit: 
s.  unter  Gun-money.  R. 

Mondy  Mondgottheit  s.  unter  Luna  und 
Men;  Halbmond  s.  unter  Lunula.        R. 

Mondiglia  ist  bei  Dante,  Gesang  XXX„ 
Paradies  eine  Bezeichnung  für  unedles  Me- 
tall, das  man  benutzte,  um  Goldmünzen 
zu  versdilechtem: 

»Ivi  h  Romena,  la  dov'  io  falsai 

la  lega  suggellata  del  Battista.« 

j>Ei  m'indussero  a  battere  i  Fiorini 

che  avevan  tre  carati  di  mondiglia.« 

Su. 

Mondsichel  s.  unter  Lunula.  R. 

Moneda  cortada  s.  Macuquina. 

Moneda  gruessa  s.  Gruessa. 

Moneda  provisional,  spanische  Bezeich- 
nung der  Not-  und  Belagerungsmünzen. 

S. 

Monedas  de  molino.  In  den  Jahren  1584. 
bis  1587  wurde  die  mechanische  Prägung 
mittels  Streckwalzen  und  Spindelpresse  in 
der  spanischen  Münzstätte  Segovia  durch 
Tiroler  Münzleute  eingerichtet;  die  damit 
hergestellten  Münzen  erhielten  nach 
französischem  Beispiel  (s.  Monnaie  du 
moulin)  den  Namen  »monedas  de  molino«. 
—  Z.  f.  N.  25,  1906,  S.  307  f.  S. 

Monepigraphisch  sind  M.,  die  nur 
Schrift,  kein  Bild  enthalten,  wie  z.  B.  die 
Mehrzahl  der  islam.  M.  R. 

Moneta^  Beiname  der  luno  (ursprünglich 
vielleicht  eine  selbständige,  später  erst  mit 
der  luno  verschmolzene  Göttin),  sodann 
=  Münze.  Ob  der  Beiname  der  luno  das 
Ältere  und  die  Bedeutung  »Münze«  jünger 
ist,  entstanden,  weil  beim  Tempel  der  luno 
Moneta  auf  der  röm.  Burg  die  erste  Münz^ 
Stätte  eingerichtet  wurde,  ist  strittig; 
andere  meinen,  daß  die  antike  Etymologie 
von  monere  =  mahnen,  warnen,  und  die 


398 


MONETA  DEL  POPOLO 


Erklärung  M.  ==  Warnerin  als  Beiname  der 
luno  unrichtig  und  das  Wort  M.  ein 
Fremdwort  sei  (doch  sind  die  Ableitungen 
von  machanath,  der  Aufschrift  einer  kar- 
thagischen Münzsorte,  von  manah  semit. 
=  teilen,  von  (lovdc  =  Einheit,  Urmaß, 
sämtlich  fragwürdig),  das  erst  nach  Ein- 
richtung der  Münzstätte  auf  der  Burg  der 
luno  den  Beinamen  M.  verschafft  habe; 
-ebenso  fragwürdig  ist  die  Annahme,  daß 
M.,  zum  Stamme  jjlvtj  im  Sinne  von  zuteilen 
gehörig,  =  Anteil  bedeute.  —  Das  Wort  M. 
entspricht  unserem  deutschen,  daraus  ent- 
standenen Wort  Münze  in  allen  seinen  vier 
Bedeutungen:  l.  M.  =  einzelne  Münze;  2.  M. 
kollektiv:  literarisch  sind  Wendungen  be- 
legt wie  aedes  atque  officina  monetae, 
monetam  cudere,  percutere  usw.;  3.  M. 
bezeichnet  das  Münzhaus,  die  Münzstätte, 
so  in  Münzaufschriften  wie  moneta  urbis 
vestrae,  sacra  moneta  urbis,  ferner  in  der 
Abk.  SM  =  Sacra  moneta  auf  den  Münzen 
(der  Spätzeit)  selbst  vor  dem  Namen 
der  Münzstätte,  dann  in  Titeln  wie  of- 
ficinator  monetae,  mil(es)  ad  monetam, 
d.  h.  von  der  zum  Schutz  des  Münzhauses 
in  Lyon  stationierten  Kohorte,  in  dem 
Ausdruck  exit  ad  moneta(m)  (zur  Münze 
beurlaubt)  eines  Genfer  Militärpapyrus 
usw.  Auch  die  Münzaufschriften  des  Sev. 
Alexander  restitutor  monetae  und  mon(eta) 
restituta  hat  man  auf  Neubau  des  Münz- 
hauses  bezogen.  4.  M.  bezeichnet  das 
Münzrecht  z.  B.  in  dem  Ausdruck  moneta 
inpetrata  auf  einer  M.  von  Patrae;  vgl. 
enter  Indulgentia.  —  Der  Kopf  der  luno 
M.  kommt  ohne  irgendwelche  Attribute 
als  Moneta  bezeichnet  auf  der  Vs.  eines 
Denars  des  L.  Plaetorius  L.  f.,  des  T. 
Carisius  (Abb.  78,  von  Traianus  resti- 
tuiert) und  des  Interr^nums  68/9  n.  C. 
vor;  auf  der  Rs.  des  Carisius -Denars 
sind  die  Schmiede-  oder  hier  spezieller 
Münzwerkzeuge,  Ambos,  Hammer,  Zange 
und  die  bekränzte  Klappe  des  Schutz- 
gottes der  Schmiede  Vulcanus  (nicht  ein 
Oberstempel,  wie  viele  glauben)  dargestellt. 
Gemäß  der  Neigung  der  röm.  Religion  zu 
Personijazierung  wird  auch  die  M.  als  Göttin 
gefaßt,  deren  steh.,  selten  sitz.  Gestalt  mit 
■den  Attributen  der  Aequitas,  Wage  und 
Füllhorn  als  M.  Augusti  seit  Domitianus  vor- 
kommt und  noch  auf  einem  Exagium  (s.  d.) 


der  Zeit  des  Honorius  und  Arcadius  (Abb. 
ili),  seit  Marcus  auch  auf  Alexandrinern, 
hier  als  ji.ovT^Ta  bezeichnet  und  mit  allerlei 
Zutaten  versehen,  auch  statt  des  Füllhorns 
einen  kurzen  Stab  (die  Meßrute  oder  Elle) 
führend;  auf  einer  Tessera  augustischer 
Zeit  und  seit  Commodus  erscheinen  ihrer 
drei,  die  drei  Münzmetalle  versinnbild- 
lichend und  die  mittlere,  das  Gold,  oft  durch 
eine  besondere  Haartracht  (sog.  Melonen- 
frisur) und  durch  andere  Mittel  vor  den 
anderen  hervorgehoben  (Amtl.  Berichte  a. 
d.  pr.  Kunstsamml.  32  S.  184),  oft  jede  mit 
einem  Münzhäuflein  zu  Füßen,  auch  hier 
bald  mit  Moneta,  bald  mit  Aequitas 
Augusti  bezeichnet.  —  Was  der  Apol(lo) 
Monetae  auf  M.  des  Commodus  mit  der 
Münze  zu  tun  hat,  ist  zweifelhaft;  es  ist 
auch  eine  der  Inschriften  des  Münzpersonals 
vomMonsCaelius  (s.  sogleich)  dem  Apollini 
Aug.  gewidmet.  —  Von  der  Burg  ist  die 
Münzstätte  später  (i.  J.  80/81?  bezieht  sich 
darauf  »a  nova  moneta«  bei  Martial,  Epigr. 
XII  55,  8?)  auf  den  Caelius  verlegt  worden 
(vgl.  Aur.  Victor,  De  Caes.  35,  6),  wo  sich  die 
Beamten-Inschiiften  gefunden  haben  (CIL 
VI  42— 44.  791;  Dessau,  Inscr.  1634/5).  — 
R.  E.  X  S.  1 1 18 ;  Bernhart,  Handbuch  S.  93, 
dort  die  Lit.  (Aßmann,  Babelon,  Mowat, 
Giesecke,  füge  hinzu:  Num.  Chron.  19 10 
S.  I — 12;  1924  S.  201 — 03;  Laum,  Wesen 
des  Münzgeldes  1929  S.  33/41.  60).     R. 

Im  M.  A.  und  in  der  Neuzeit  kommt  das 
Wort  M.  wiederholt  auf  der  Münze  selbst  in 
der  Umschrift  vor,  so  als  moneta  Bibracen- 
sis,  m.  abbatis  Augensis,  m.  Sancti  Galli, 
moneta  ecclesiae  (merow.),  moneta  ducum 
Magnopolensium  usw.,  dann  auch  seit 
dem  15.  Jahrhundert  als  moneta  ar- 
gentea  und  aurea.  Am  häufigsten  heißt  es 
»moneta  nova«,  damit  ist  aber  durchaus 
nicht  gesagt,  daß  immer  ein  neuer  Münzfuß 
eingeführt  worden  ist;  oft  wird' das  »nova« 
nur  eine  Bezeichnung  der  Währungseigen- 
schaft im  Gegensatz  zu  den  alten  Geprägen 
gewesen  sein  und  manchmal  auch  nur  ge- 
wohnheitsgemäß zugefügt.  Oft  ist  «nova» 
auch  nur  in  betrügerischer  Absicht  auf  die 
Münze  gesetzt,  um  einen  besseren  neuen 
Münzfuß  vorzutäuschen.  Vgl.  Luschin, 
AQg.  Mkd.»  S.  73.  Su. 

Moneta  del  popolo  hießen  die  während 
des  Aufstandes  des  Masaniello  in  Neapel 


MONETAGIUM— MONOGRAMM 


399 


1648  von  dem  Statthalter  Herzog  Heinrich 
Guise  geprägten  Silbermünzen  zu  15  und 
Kupfermünzen  zu  3,  2  und  i  Tomese,  die 
auf  der  Vs.  einen  Schild  mit  SPQN  trugen. 
S.  auch  Pubblica.  —  Cagiati,  IV,  S.  289  ff. 

S. 

Monetagiiim  s,  Münzverrufung. 

MonetaltSy  lat.  Adj.,=  zur  Münze  gehörig; 
triumvir  mon.  s.  d.;  pes  m.  und  mensura  m. 
medimni  heißen  die  Ur- (Normal -)maße  des 
Fußes  und  des  Scheffels,  weil  sie  in  der 
Münze  verwahrt  wurden.  R. 

Moneta  lunga  (italienisch  =  lange  Münze) 
bedeutete  in  Italien  den  Zwangskurs  oder 
Nennwert  einer  Münze  im  Gegensatz  zu 
ihrem  Sachwert  (s.  Münzwert).  Schon 
1523  stand  die  ^  longa  moneta«  um  über 
30/0  höher  als  die  :>bona  moneta«,  und 
noch  1823  hatte  man  in  Livorno  die  moneta 
lunga,  2.  B.  das  Stück  zu  6  Lire,  und 
die  moneta  buona,  als  welche  dasselbe 
Stück  nur  53/4  Lire  galt,  so  daß  der  Unter- 
schied über  40/0  war.  Der  große  Verkehr 
setzte  sich  eben  über  die  aus  finanziellen 
Gründen  zu  hohe  Tarifierung  der  Regierun- 
gen hinweg.  —  Martinori,   S.  309  f.      S. 

Monetaiilis  =:  der  Münzer,  Münzarbeiter, 
so  schon  in  röm.  Quellen.  R. 

Monnaie  du  moulin»  Als  um  1550  die 
neuen  mechanischen  Prägeinstrumente,  das 
Stoßwerk  und  die  Streckwalzen,  aus 
Deutschland  nach  Frankreich  kamen,  er- 
richtete Heinrich  IL  in  seiner  Maison  des 
^tuves  oder  du  moulin  eine  Prägestätte,  in 
der  gegen  den  Widerstand  der  Münzer  die 
neuen  Münzmaschinen  benutzt  wurden, 
aber  nur  bis  zu  seinem  Tode  1563;  dann 
entstanden  hier  nur  noch  Medaillen  und 
Jetone.  Erst  1645  gelang  es,  den  Wider- 
stand der  Münzer  zu  brechen  und  die 
Hammermünzung  abzuschaffen.  Da  die 
beiden  Preßwalzen  in  Paris  durch  ein  Was- 
serrad getrieben  wurden,  bekam  die  ganze 
Einrichtung  den  Namen  »monnaie  du 
moulin«  (Münzmühle),  der  von  Spanien 
(s.  Moneda  de  molina)  und  England  (s. 
Milled  money)  übernommen  wurde.     S. 

Monnaies  ttodales.  Im  Gegensatz  zu 
Deutschland  treten  in  Frankreich  schon 
sehr  früh,  zur  Zeit  Karls  des  Kahlen,  die 
Feudalherren  in  den  Vordergrund  und 
reißen  die  Münzprägung  fast  völlig  an  sich. 
Erst  allmählich  gelingt  es  dem  Königtum, 


sich  weitere  Geltung  zu  schaffen.  Nicht  nur 
die  großen  Lehnsfürstentümer:  Francien, 
Flandern,  Normandie,  Bretagne,  Anjou 
(Angevin),  Champagne  (Provinois),  Bur- 
gund,  Aquitanien,  Gascogne  (Bordelois), 
Toulouse  und  die  Mark  Barcelona  waren 
im  Besitz  des  Münzrechts,  sondern,  als 
die  Kapetinger  das  Königtum  in  die  Hände 
bekamen,  gehörte  dieses  Recht  vielmehr 
zur  Ausstattung  der  gräflichen  Amtsgewalt 
schlechthin  und  wurde  von  zahllosen  welt- 
lichen wie  geistlichen  Herren  ausgeübt: 
etwa  300  Münzschmieden  bestanden,  z.  B. 
die  der  Grafen  v.  Dreux  u.  Nogent,  Pen- 
thiävre,  Maine  (Mansois),  Blois  u.  Chartres 
(Chartrain),  Vendöme,  Artois  (Art&ien), 
Chäteaudun,  Sanzerre,  Poitou  (Poitevin, 
auch  »Pite«),  die  verschiedener  »Seigneurs«, 
z.  B.  V.  Dfols,  Issoudun,  Vierzon,  die  der 
Bischöfe  u.  Erzbischöfe  von  Reims,  Laon, 
Cahors,  Agen,  Qermont,  die  der  Abteien 
St.  Martin  v.  Tours,  Souvigny,  Cluny  u.  a. 
(Abb.  152 — 139).  Durch  diese  Zersplitte- 
rung ging  der  Wertgehalt  der  Pfennige 
zurück  und  die  Prägekunst  wurde  ver- 
nachlässigt {type  immobilis6,  s.  d.).  Doch 
schon  Ludwig  IX.  der  Heilige  konnte  1262 
für  die  Feudalmünzen  die  Gleichwertigkeit 
mit  den  königlichen  unter  Wahrung  der 
Typenverschiedenheit  vorschreiben  und 
gegenüber  der  örtlichen  Beschränkung  der 
ersteren  den  eigenen  Münzen  allgemeine 
Geltung  verschaffen.  Ludwig  X.  beschränkte 
13 15  die  Prägung  der  Feudalherren  (nur 
noch  30 1)  auf  die  Prägung  von  im  Fein- 
gehalt und  Gewicht  vorgeschriebenen  De- 
naren und  Obolen.  Im  ersten  Viertel  des 
15.  Jh.s  gab  es  nur  noch  wenige  dynasti- 
sche Münzstätten.  —  F.  Poey  d' Avant, 
Monnaies  f^odales  de  la  France,  3  Bde., 
Paris  1858;  Caron,  monn.  f6od.  frangaises, 
Paris  1882.  Su. 

Monneron-S-Sols  s.  unter  M6dailles  de 
conffance. 

Monogramm  nennen  wir  mehrere  zu 
einem  einheitlichen  Zeichen  zusammenge- 
setzte Buchstaben,  und  zwar  zum  Unter- 
schied von  der  Ligatur  (s.  d.)  solche,  die 
einzeln  stehen  und  ein  einzelnes  Wort  wieder- 
geben, wie  WP  =  griech.  IIAP  oder  IDPA  oder 
AIIP  oder  APII  usw.,  auf  griech.  u.  röm. 
M.  bes.  für  Namen  u.  Ämter  der  Münzbe- 
amten und  Ikt. -Stätten  beliebt.    Die  Auf- 


400 


MONOMETALUSMUS— MORA 


lösung  ist  meist  sehr  unsicher, und  vor  leicht- 
fertigen Versuchen  in  solchen  Auflösungen 
sei  ausdrücklich  gewarnt.  —  Die  Schriften 
von  Gardthausen,  Das  alte  Monogr. 
1924  und  Die  Monogr.  Alexanders  des 
Großen,  Festschrift  für  Hiersemann  1924, 
sind  verfehlt;  Mitt.  num.  Ges,  Wien  1925 
S.  294/5.  R. 

In  der  Völkerwanderungszeit  setzen  die 
germanischen  Herrscher  ihren  Namen  in 
Monogrammform  auf  die  den  byzantini- 
schen Kaisem  nachgeahmten  Goldmünzen 
(teils  in  die  Umschrift,  teils  in  das  Feld 
der  Münze),  so  die  ostgotischen  Könige, 
besonders  Theoderich,  dann  die  burgundi- 
schen  Könige,  wie  Gundobald  und  Sigis- 
mund,  endlich  der  Westgote  Amalrich. 
Auch  bei  den  Merowingem  kommen  ge- 
legentlich Monogramme  vor,  die  aber  oft 
nicht  zu  deuten  sind.  Die  Sitte,  das  Namens- 
monogramm auf  die  Münze  zu  setzen, 
wurde  von  dem  ELarolinger  Pippin  und 
seinen  Nachfolgern  weiter  ausgebildet, 
indem  hier  das  M.  das  ganze  Rs.-Feld 
der  Münze  einnimmt  (Abb.  133);  es  findet 
sich  auch  auf  den  älteren  Münzen  der 
Päpste  (Abb.  138),  Auch  das  M,  der  Münz- 
stätte erscheint  bei  Pippin,  was  von  Alfred 
dem  Großen  von  England  übernommen 
ward  (Abb.  140  A). 

Aus  späterer  Zeit  sind  nur  gelegentliche 
Monogramme  zu  nennen,  so  das  des  Bruno 
in  Würzburg  (Abb.  169),  das  Heinrichs  III. 
in  Celles;  im  Hennegau  wird  der  ver- 
wilderte Karolingertempel  als  Monogramm 
des  Landes  angesehen  (Engel-Semire  II 
S.  882);  weitere  M.  kommen  in  der  säch- 
sisch fränkischen  Kaiserzeit  in  Zürich  und 
Basel  vor.  Ganz  selten  sind  sie  in 
der  Hohenstaufenzeit  imd  im  späteren 
M.A. 

In  der  N.  Z.  treten  als  Münzbilder  Mono- 
gramme deutscher  Fürsten  seit  der  2.  Hälfte 
des  17-  Jh.s  bis  in  das  19.  Jh.  hinein  auf, 
insbesondere  auf  den  KUein-M.,  vor  allem 
auf  den  Kupfer-M.;  während  des  Sieben- 
jährigen Kri^es  wurden  die  M.  auf  den 
sogenannten  Kriegssechsteln  mit  Absicht 
so  verschlungen  gezeichnet,  daß  man  kaum 
den  Herrschemamen  enträtseln  konnte.  — 
Die  Auflösung  der  einzelnen  M.  s.  bei 
Schlickeisen  tmd  Pallmaim,  Erklärung  der 
Abkürzungen  auf  Münzen,  Berlins  1896.  — 


S.  auch  Christogramm  und  Münzmeister- 
zeichen. Su. 

Monometallismus  ist  die  Art  der  Edel- 
metallwährung, bei  der  nur  ein  Edelmetall 
frei  ausprägbar  ist  und  nur  die  aus  diesem 
geprägten  Münzen  Kurant  sind  (s,  d.). 
S.  Goldwährung  und  Silberwährung.     S. 

Monstranz,  die,  (monstrantia,  taberna- 
culum,  ostensorium),  ein  Schaugefäß  für 
das  heilige  Sakrament,  in  dem  in  einem 
halbkreis-  oder  kreisförmigen  Halter  (lunu- 
la,  Melchisedech)  die  Hostie  zur  An- 
betung seitens  der  Gläubigen  unverhüllt 
und  sichtbar  ausgesetzt  imd  umhergetragea 
wird.  Sie  besteht  aus  einem  dem  Fuß  und 
Schaft  des  Kelches  nachgebildeten  Ständer 
und  dem  auf  diesem  sich  erhebenden,  wenig- 
stens an  der  Vorderseite  mit  Glasverschluß 
versehenen,  viereckigen,  runden  oder  zy- 
lindrischen Behälter  zur  Aufnahme  des 
Allerheiligsten. 

Der  Behälter  der  Monstranzen  des  14. 
und  15.  Jh.s,  in  welcher  Zeit  sie  eingeführt 
wurden,  hatte  gleich  den  damaligen  Re- 
liquienschaugefäßen,  die  im  späten  Mittel- 
alter auch  als  Monstranzen  bezeichnet  wur- 
den, die  Form  eines  reich  entwickelten,  oft 
hochaufsteigenden  gotischen  Turmes.  Auch 
in  der  Renaissance  wurde  er  als  architek- 
tonischer Aufbau  gestaltet,  nur  mit  eigenen, 
der  Antike  entlehnten  Formen.  In  der 
Barockzeit  wurde  der  noch  vielfach  heute 
geltende  Typus  geschaffen:  die  Sonnen- 
monstranz, eine  scheibenartige  Monstranz - 
form,  bei  welcher  der  runde  oder  ovale  Be- 
hälter des  Allerheiligsten  ringsum  von 
einer  oder  zwei  Strahlenreihen  umgeben 
ist.  —  Braun,  Lit.  Lex.  S.  228  f.         Su. 

Mopses»  griech.-lyd.  mythischer  Seher; 
zusammen  mit  dem  Sänger  Torrebos  auf 
iE  von  Hierapolis  Phryg.,  zusammen  mit 
Artemis  auf  M.  der  nach  ihm  benannten 
kilik.  Stadt  Mopsuestia,  stets  mit 
apollinischen  Symbolen  vorkommend.  — 
Philologus  69  S.  195;  Studios  pres.  to  Sir 
Ramsay  1923  S.  223.  R. 

Morabitino  s.  Marabotino. 

Mora,  röm.  Spiel,  bei  dem  die  beiden 
Spieler  gleichzeitig  eine  Anzahl  Finger  aus- 
strecken und  die  vermutete  Anzahl  des 
Gegners  ausrufen;  dargestellt  mit  Bei- 
schrift  MORA  auf  einer  röm.  iE-tessera, 
Abb.  84.  R 


MORAGLIA— MOSKÖVKA 


401 


Moraglia  war  eine  im  16.  Jh.  und  später 
von  Mailand,  Modena,  Correggio,  Guastalla, 
Dezana,  Frinco  geprägte  Billonmünze  zu 
3  bis  2  Soldi.  In  Modena  hieß  sie  auch 
Baiarda,  in  Mailand  Colombina  (s.  d.).  S. 
auch  Muraiola.  S. 

Mördka.  Mördka,  Mortka  (Schnäuzchen) 
ist  eine  russische  Geldeinheit,  die  erst  seit 
dem  13.  Jh.  auftritt  und  sich  in  privaten 
Rechnungen  sogar  noch  im  18.  Jh.  be- 
hauptet. M.  wurde  im  Mittelalter  meist  in 
Verbindung  mit  Kuna  (s.  d.)  gebraucht, 
nämlich  Kunji  mordki  und  sie  sind  wahr- 
scheinlich mit  den  in  den  Verträgen  zwi- 
schen deutschen  Kaufleuten  und  Novgorod 
erwähnten  capita  martarorum  zu  identi- 
fizieren. M.  ist  die  einzige  unter  den  noch 
nicht  erklärten  russ.  älteren  Geldeinheiten, 
die  der  Pelztheorie  (s.  Pelzwerk)  recht  zu 
geben  scheint.  Doch  wird  wohl  auch  die 
M.  wie  die  Kuna  auf  einen  volkstümlichen 
Namen  eines  Barren  zurückzuführen  sein. 

Vgl.  Mroöek,  40 — 51;  Kazanskij,  iSiff.; 
Chaudoir,  34—37  (doch  nicht  seine  Er- 
klärung), auch  Gutzeit,  Nogaten  und  Mord- 
ken, Riga^  1887. 

Einen  Anhaltspunkt  für  die  Erklärung 
der  M.  gibt  vielleicht  folgende  Angabe 
aus  dem  Ende  des  15.  Jh.s:  die  bisherige 
Rechnungsweise  der  Novgoroder  Leute 
war:  5  Lobec  (s.  d.)  auf  eine  Cetvertca 
(s.  d.)  und  10  Lobec  auf  2  Cetvertca, 
anders  i  Mortka.  —  Sreznervkij  III,  1512 
unter  Cetvertca.  B. 

Mordovka  (vom  finnischen  Volksstamm- 
namen Mordva)  wird  von  Sammlern  ein 
kleines  silbernes  Zierstück  genannt,  das 
in  der  Form,  zuweilen  auch  im  Bilde  die 
russischen  Zarenkopeken  nachahmt.  Sie 
werden  im  mittleren  Wolgagebiet  von  der 
Landbevölkerung  finnischer  Abstammung 
am  Halse  getragen  und  auf  Kleider  genäht. 
Geldwert  scheinen  sie  niemals  gehabt  zu 
haben.  B. 

Moritz  (Mauritius),  St.,  s.  unter  Heilige, 
Moritzpfennige  und  San  Mauricio  (-Ä-M» 
Karls  IL  v.  Savoyen).  Su. 

Moritzpfetmige  sind  in  Magdeburg  von 
den  Zeiten  Elaiser  Heinrichs  III.  (1039 
bis  1056)  bis  in  das  15.  Jh.  hinein  geprägt 
worden.  Die  ältesten  sind  noch  zweiseitige 
Denare  und  tragen  auf  der  einen  Seite  den 
Kopf  des  Moritz,  des  Domheiligen  v.  Magde- 
WOrterbucib  der  Mttnrinmde. 


bürg;  die  späteren  aus  der  Hohenstaufen- 
zeit,  die  man  insbesondere  unter  diesem 
Namen  versteht,  sind  einseitige  Hohl- 
pfennige und  zeigen  den  Heiligen  «bald  ste- 
hend, bald  sitzend,  in  halber  Gestalt  oder 
als  Brustbild,  in  Panzer  u.  Helm  mit 
Schwert,  Schild  und  Fahne,  oder  im  Mantel 
mit  Kreuzstab  und  Palmzweig,  allein  das 
ganze  Münzbild  füllend  oder  zwischen 
Zinnentürmen,  in  einem  Mauerkranze  unter 
einem  Tor  Wache  haltend,  oder  auch  von 
reicherer  Architektur  umgeben,  bisweilen 
auch  des  letzten  Restes  der  Heiligkeit,  des 
Nimbus,  entbehrend,  wenn  es  sich  nicht 
vielmehr  in  diesen  Fällen  um  Beischläge 
weltlicher  Münzherren  mit  Wahrung  der 
Heiligenlegende  handelt«  (Menadier,  Schau - 
Sammlung  S.  164). 

Diese  Pfennige,  in  Magdeburg  und  Halle 
geprägt,  gehen  neben  der  Prägung  mit  dem 
Namen  und  Bilde  der  Erzbischöfe  einher, 
aber  bei  weitem  zahlreicher  (Friedensburg 
besaß  200  verschiedene  Stücke,  Cahn, 
Aukt.-Kat,  Nr.  57,  1926),  und  zwar  nicht 
bloß  im  12.  und  13.  Jh.,  sondern  in 
kleinerem  Dm.  in  der  2.  Hälfte  des  13.  Jh.s, 
im  14.  u.  15.  Jh. 

Die  Streitfrage  ist  nun,  von  wem  sie  ge- 
prägt worden  sind,  vom  Erzbischof  oder 
vom  Domkapitel.  Es  ist  nicht  unwahr- 
scheinlich, daß  das  Domkapitel  an  der 
Prägung  der  Moritzpfennige  beteiligt  war. 
Friedensburg  hat  auf  einem  M.  die  Um- 
sclirift  P.  SIGI  (=  praepositus  Sigifridus) 
zu  entdecken  geglaubt,  den  er  auch  ur- 
kundlich festgestellt  hat  (er  kommt  in 
einer  Urkde.  von  11 56  als  Propst  zu 
St.  Nikolai,  11 66  als  Dechant  des  Dom- 
kapitels vor,  Bl.  f.  Mfr.  1925  S.  274,  vgl. 
Suhle  in  Z.  f.  N.  38  S.  241  ff.).  Es  entsteht 
also  die  Frage,  ob  und  wieweit  das  Domka- 
pitel das  Münzrecht  besessen  hat;  denn  als 
Sedisvakanzmün^en  sind  sie  zu  zahlreich. 
—  Heineken,  Kat.  Hauswaldt  1912  (mit 
Fundliteratur) ;  H.  Dannenberg,  Zwei  Funde 
Moritzpfennige  (mit  Literatur),  Archiv  f. 
Brakt.  III  S.  57  ff.  ;  Su. 

Moselgolden  s.  Goldgulden  am  Schluß 
und  unter  Rechnungsmünzen.  S. 

Moskövka«  Moskövka,  meSevaja  denga 
oder  sabranica  hieß  seit  dem  16.  Jh.  die 
Denga  (s.  d.)  von  Moskau  im  G^ensatz  zur 
doppelten  Denga,  der  kopejka  (s.  Kopeke). 

26 


402 


MOUSQUETAIRES— MÜNZARBEITER 


Alle  Rechnungen  wurden  im  täglichen 
Leben  bis  auf  Peter  den  Gr.  in  dieser  Geld- 
einheit gemacht,  trotz  ihrer  geringen  Aus- 
prägung im  l6-  und  17.  Jh,  (s.  Rubel). 

B. 

Mousquetalres  hießen  in  dem  französi- 
schen Kanada  die  30-Deniers-  oder  6- 
Blancstücke  von  1710  mit  gekröntem  JL 
auf  der  Vs.  und  gleichschenkeligem  Kreuz 
und  4  Lilien  auf  der  Rs.,  die  1738  auf  18 
Deniers  reduziert  wurden,  da  alles  damit 
überschwemmt  war.  Die  M.  gehörten  zu 
den  Sous  marqu6s  (s.  d.).  —  Zay,  S.  66; 
Hoffmann,  Taf.  103,  Nr.  222.  S. 

Mottton  d*or  (niederl.  Gouden  Lamm) 
oderAgnel,  Aignel,  Agnelet,  Agnelot  ist  eine 
von  den  französischen  Königen  geschaf- 
fene Goldmünze;  man  unterscheidet  drei 
verschiedene  Moutons,  den  von  Philipp  IV. 
und  seinen  Nachfolgern,  zuletzt  von  Karl 
IV.  geschlagenen,  dann  den  Johanns  des 
Guten  und  drittens  den  Karls  VI.  u. 
Karls  VIL 

Philipp  IV.  hat  die  seinigen  1311/1313 
zu  58V3  Stück  auf  die  24karätige  Mark 
(also  ein  Stück  4,2  g  schwer)  und  zu  einem 
Kurse  von  20  s.  t.  geprägt.  Typus:  Vs. 
das  Lamm  Gottes  von  links  mit  der 
Kreuzfahne,  danmter  der  Name  des 
Königs  im  Felde,  Umschrift:  Agn(us) 
d(e)i,  qui  toll(is)  p(e)cca(ta)  mu(n)d(i),  mise- 
rere  nob(is)  (EvangeL  Johannis  i,  29), 
Rs.  Blumenkreuz  in  Vierpaß,  in  den  Außen- 
winkeln desselben  Lilien,  Umschrift:  XPC 
VINCIT  XPC  usw.  —  Die  Moutons  Johanns 
des  Guten  sind  größer  und  schwerer.  Sie 
wurden  seit  31.  Okt.  1354  zu  52  Stück  aus 
der  24  kar.  Mark  geprägt,  i  Stück  also  4,7  g 
schwer,  Wert  =  25  s.  t.  Der  Vs. -Typus 
ist  wie  der  frühere,  Rs.  Blumenkreuz  mit 
Lilien  i.  d.  W.  im  Spitzvierpaß,  in  den  8 
Außenwinkeln  Lilien  (Abb.  238).  Zu  dem 
Ganzstück  gibt  es  auch  ein  Halbstück,  den 
Agnelet.  —  Die  Moutons  Karls  VL  sind 
23-  und  22-karätig  und  kleiner:  96  Stück 
gingen  auf  die  Mark,  also  ein  Stück  2,63  g 
schwer,  Wert  =  20  s.  t.  Das  Bild  der 
Münze  ist  im  Stil  freier.  Ihre  Prägung 
fand  1417  in  Paris,  Toumai  und  in  der 
Dauphin^  statt.  —  Blanchet  II  S.  234, 
236  ff. 

Der  Mouton  d'or  Johanns  des  Guten  ist 
sehr  viel   nachgeahmt   worden,    u.  a.   in 


Cambrai,  filincourt,  Flandern,  R6thel, 
Brabant,  hier  sog.  »Dobbele  moetonen«  von 
5,80  g  Gewicht,  Looz,  Rummen,  Holland, 
Utrecht  (Engel -Serrure  III  S.  1440).  Edu- 
ard III.  von  England  schlug  für  Guyenne 
einen  Grand  Mouton,  233/4  Karat  fein  u. 
4,6  g  schwer  (Grueber  nr.  271).         Su. 

Mozetta,  die,  ist  der  mit  einer  Miniatur- 
kapuze versehene,  vor  der  Brust  zuge- 
knöpfte Schulterkragen,  der  ein  Vorrecht 
des  Papstes,  der  Kardinäle,  der  Bischöfe  u. 
bestimmter  sonstiger  höherer  Prälaten  ist, 
andern  aber  nur  kraft  besonderer  päpstl. 
Ermächtigimg  zusteht.  —  Braun,  Lit.  Lex. 
S.  229.  Su. 

Mu,  Gewichts-  und  Münzeinheit  von 
Birma,  s.  Tikal.  V, 

Mtt^fimala,  arabische  Bezeichnung  für 
Münze  überhaupt.  —  Sauvaire  in  J.  As.  7. 
s^r.  15,  S.  432.  V. 

Mückenptetmlg  wurde  ein  kupferner 
Pfennig  Georg  Wilhelms  von  Braunschweig - 
Lüneburg  von  1696  genannt,  weil  man  die 
beiden  Blütenknospen  zu  selten  der  I  für 
Mücken  hielt.  S. 

Mückentaler  s.  Rebellentaler. 

Mfihlenzeichen  sind  Marken  (s.  d.),  die 
zur  Abtragung  der  Getreidemahlsteuer  in 
den  Mühlen  abgegeben  werden  mußten. 
Sie  finden  sich  im  16.  und  17.  Jh.  in  Minden, 
Dortmund  und  vor  allem  von  1600  bis 
zum  Anfange  des  19.  Jh.s  in  Hildesheim, 
wo  sie  systematisch  gegliedert  für  jede 
Getreideart  aus  einem  besonderen  Metall, 
für  jeden  Stadtteil  von  besonderer  Form 
geschlagen  und  die  Menge  durch  die  Zahl 
der  Getreidekörner  auf  ihnen  angezeigt 
wurde.  Abb.  360  mit  einem  Korn  = 
I  Scheffel.  —  Stange,  Minden,  S.  92 — 94; 
Menadier,  D.  M.  IV,  S.  185;  Neumann  I, 
S.  426—431.  S. 

Hfihlsteine  s.  Schreckenberger. 

Müller  wurden  in  Deutschland  im  17.  Jh. 
und  wohl  schon  früher  als  Baumeister  der 
Münzstätten  gebraucht.  —  Schrötter,  Bran- 
denburg, Gesch.,  S,  64,  153.  S. 

Mfinzarbeiter.  Fürs  Altertum  siehe  das 
Verzeichnis  unter  Optio.  —  Im  Mittelalter 
hießen  die  M.  Münzknechte.  Sie  waren  wie 
die  Beamten  zu  vereidigen.  Seit  dem  16. 
Jh.  hießen  sie  Mühzgesellen  oder  Reichs - 
münzohme  oder  Reichsohme  und  waren  in 
Gilden  vereinigt,  die  ihre  Gebühren  auf  zu- 


MÜNZARENDATOR— MÜNZBEAMTE 


403 


bessern  suchten,  aber  ohne  viel  Erfolg.  Die 
Wirksamkeit  dieser  Gilden  erlosch  im  17. 
Jh.  Seitdem  hießen  alle  im  Münzbetriebe 
beschäftigten  Menschen  ohne  Beamten - 
Charakter  Münzarbeiter.  Sie  bezogen  nicht 
Gehalt,  sondern  Lohn  und  konnten  jeder- 
zeit entlassen  werden.  Da  jedoch  die  Aus- 
bildung derM.  längere  Zeit  erfordert  und 
nur  ganz  ehrliche  Leute  dazu  genommen 
werden  können,  wurden  die  M.  nur  ungern 
und  dann  meist  mit  Wartegeld  entlassen. 
Die  Unmöglichkeit,  gelernte  M.  jederzeit  zu 
erhalten,  war  ein  Hauptgrund,  warum  nach 
Einführung  der  Maschinen-  und  Präzisions - 
technik  kleine  Staaten  ihre  Münztätigkeit 
nicht  mehr  ausüben  konnten.  S. 

Munzarendator  =  Münzpächter  (s.  d.). 

Munzbeamte.  Wechselnde  Personenna- 
men, die  aber  nicht  Herrscher  bezeichnen 
können,  erscheinen  im  Altertum  schon  im 
6.  Jh.  V.  C.  (am  frühesten  wohl  in  Abdera, 
dort  sogar  früher  als  der  Stadtname  selbst), 
erst  abgekürzt,  dann  ausgeschrieben  im 
Nom.  oder  Gen.,  oft  mit  Zusatz  des  Vaters- 
namens, Abb.  58;  sie  entbehren  freilich  in 
vorkaiserl.  Zeit  fast  stets  des  Titels  (erst  in 
Späthellenist.  Zeit  fallen  die  ersten  Titula- 
turen), so  daß  wir  meist  nicht  wissen,  ob 
der  auf  der  M.  genannte  Beamte  überhaupt 
unmittelbar  sich  mit  dem  M.-wesen  befaßt 
(sei  es  als  Finanzminister,  sei  es  als  M.- 
direktor,  nach  griech.  Gesellschaftsordnung 
aber  gewiß  nicht  als  xe^vfor]?),  oder  nicht  viel- 
mehr der  Staatschef  oder  der  eponyme  Be- 
amte ist:  doch  ist  in  4  prägnanten  Fällen, 
wo  wir  durch  die  Inschriften  ein  reiches 
Material  für  die  Eponymen  haben,  der  auf 
denM.  genannte  Beamte  nicht  der  Eponym 
(Athen,  Rhodos,  Milet,  Priene;  Regling,  M. 
von  Priene  Anm.  389,  vgl.  S.  163/6).  Für 
Korkyra  sind  aus  den  Inschriften  die  Pry- 
taneis  als  die  auf  den  M.  genannten  Beamten 
nachgewiesen  (Head,  H.  N.»  S.  328).  In 
vielen  Fällen —  in  der  ELaiserzeit  durch  For- 
meln wie  ekoinfsO^avcoc,  af-njattfisvoü,  im- 
|ieX>)&&vToc»  dvs&7]x&v  (s.  die  entspr. 
Stichworte)  usw.  nahegelegt  —  wird 
es  sich  überhaupt  um  kein  ordent- 
liches und  regelmäßig  besetztes  M.-amt 
(also  um  keine  dp^/rl)  handeln,  sondern 
nur  um  kommissarische  Beauftragung 
(liajiiXeta),  wie  denn  der  Kyniker 
Diogenes  als  iict(isX.>2TiQC  des  M.-wesens  in 


Sinope  bezeichnet  wird  (Laert.  Diog.  Vitae 
philos.  VI  2  init.),  wie  auch  eine  Inschrift 
von  Sestos  (Dittenberger,  0.  G.  I.  n.  339; 
Nom.  I  S.  I  ff.)  und  eine  von  Magnesia  Ion. 
(Kern,  Inschr.  v.  Magn.  no.  164)  zeigen; 
in  allen  diesen  Fällen  handelt  es  sich  um  ge- 
legentliche Münzprägung,  während  das 
Münzwesen  in  Athen  eine  regelmäßige 
Jahresleiturgie  gewesen  zu  sein  scheint,  die 
von  2  offenbar  jüngeren  Herren  der  besten 
athen.  Familien  geführt  wurde,  denen  zeit- 
weise ein  3.,  rascher  wechselnder  Aufsichts- 
beamter des  Areopags  sich  zugesellt  —  alles 
auf  eine  genau  geregelte,  ordentliche  und 
dauernde  Prägung  hinweisend  (Gercke- 
Norden,  Einleit.  in  die  Altertumswiss,  11^ 
S.  98).  —  Über  die  Formen  des  Namens  der 
M.-be.  s.  unter  Namenswesen.  —  In  der 
Kaiserzeit  vermehrt  sich  —  von  den  röm. 
Provinzialstatthaltern  abgesehen,  die  oft, 
sei  es  zur  Datierung,  sei  es  als  Aufsichts- 
instanz  (man  bemerkt  z.  £.  in  Markiano- 
polis  und  Nikopolis  abwechselnde  Prägung 
dieser  beiden  Städte)  bes.  in  den  Provinzen 
Mösien,  Abb.  97,  und  Thrakien  genannt 
werden  —  die  Zahl  der  M.-be.  beträchtlich; 
ihr  Fehlen  (so  in  der  Provinz  Pontus  et 
Bithynia)  oder  ihre  Häufigkeit  (bes.  in  der 
Provinz  Asia)  läßt  allgemeine,  uns  noch  un- 
bekannte Regeln  ahnen  und  die  nie  direkt 
auf  ein  wirkliches  Münzamt  anspielenden, 
sondern  am  häufigsten  sich  auf  die  hohen 
Staatsämter  ap^cov,  crcpa-nrifdc,  ^pafifwtxeü^, 
duoviri,  quattuorviri,  dann  bes.  häufig  auf 
Priestertümer  bezüglichen  Titel  zeigen,  daß 
es  auch  jetzt  meist  kein  dauerndes,  eigent- 
liches M.-amt  gibt.  Auch  Frauen  (s.  d.) 
erscheinen  als  M,-be.,  auch  die  Kaiser,  ja 
selbst  Götter,  d.  h.  Tempelkassen  müssen 
einspringen  (bes.  in  Byzantion,  N.  Z.  27 
S.  27  ff.)  —  offenbar  um  die  Kosten  einer 
Münzausgabe  zu  decken.  Die  den  Be- 
amtennamen einleitenden  Präpositionen 
sind  iicl  bei  bloßer  Datierung,  während 
8ia  (Abb.  96)  und  icapd  auf  die  oben 
berührten  Beauftragungen  hinweisen  dürf- 
ten. —  Oft  wird  bes.  bei  den  Duoviri 
der  Kolonialmünzen  die  Koll^alität 
gleichgestellter  Beamter  ängstlich  gewahrt, 
nach  mehrfach  beobachtetem  rom. 
Muster  (Z.f.  N.  33  S.  278;  Monatsblatt 
num.  Gres.  Wien  1912  S.  89/90;  Münster- 
bej^,  Beamtennamen  S.  257  unter  Muta- 

26* 


404 


MÜNZBESUCHSAIÜNZEN— MÜNZBILD 


tion).  —  Grundlegende  Arbeit:  Münster- 
bergy  Beamtennamen  a.  griech.  M.  1914 
{aus  N.  Z.  44,  45,  47),  für  die  Titel  s.  bes. 
das  Register  S.  251/7;  dazu  seine  Erläute- 
rungen, Monatsblatt  num.  Ges.  Wien  VIII 
S.  357,  IX  S.  159  M.  Ost.  Jahresh.  XVIII 
Beiblatt  S.  307  ff.  —  Die  Beamtentitel 
haben  hier  im  Lex.  eigene  Stichworte. 

Der  röm.  Staat  hat  schon  früh  in  seinen 
tresviri  aere  argento  auro  flando  feriundo 
(s.  d.),  Abb.  73,  83,  regelmäßige  M.-beamte 
besessen,  die  auf  den  M.  genannt  werden, 
zuletzt  unter  Augustus;  vor  und  neben 
ihnen  werden  aber  auch  andere  Beamte, 
Prätoren,  Ädilen,  Quästoren  usw.,  gele- 
gentlich mit  der  Münzprägung  beauftragt; 
die  außerhalb  der  Stadt  an  der  Spitze  ihrer 
Heere  stehenden  Imperatores  (s.  d.,  Abb. 
71)  sodann  —  so  auch  der  der  aufstän- 
digen Italiker,  Abb.  58  a  —  nehmen  sich 
gleichfalls  das  Recht,  M.  zu  schlagen  und 
sich  auf  ihnen  zu  nennen,  u.  betrauen  mit 
beidem  auch  ihre  Stellvertreter  (Prätoren, 
Quästoren,  ja  selbst  Flottenpräfekten;  s.die 
Register  im  B.  M.  C.  Rom.  rep.  III  S.  81/8 
und  hier  im  Lex.  die  einzelnen  Beamten- 
titel). Nach  Augustus  aber  erscheint  nie 
mehr  ein  Beamtenname  auf  röm.,  eben- 
sowenig auf  byz.  M.  —  Über  das  Münz- 
personal der  Kaiserzeit  s.  unter  Optio.    R. 

Beamte  im  modernen  Sinne  sind  die 
mittelalterlichen  »Münzbeamten«  nicht  ge- 
wesen, denn  der  heutige  Beamte  mit 
festem  Gehalt  ohne  Nebeneinnahmen  mit 
Pension  ist  erst  im  16.  Jh.  entstanden. 
Wohl  aber  war  der  mittelalterliche  Münz- 
meister (s,  d.)  als  Pächter  durch  Kontrakte 
vom  Fürsten  ebenso  abhängig  wie  dieser 
gegen  ihn  VerpjBichtungen  hatte.  In  der 
Münzverwaltung  dauerte  es  auch  länger 
als  in  anderen  Verwaltungszweigen,  bis  der 
Münzbeamte  ganz  aufhörte,  Privatunter- 
nehmer und  nur  auf  sein  Gehalt  ohne 
Nebeneinkünfte  angewiesen  zu  sein.  Das 
wurde  in  Preußen  durch  Friedrich  den 
Großen  erreicht,  in  England  erst  loo  Jahre 
später  (s.  Münzverwaltung).  Die  Haupt- 
münzbeamten waren:  der  Münzmeister, 
der  Wardein,  der  Münzschreiber  und  dessen 
Nachfolger,  der  Münzrendant,  endlich  der 
Stempelschneider.  S.  diese.  —  Schrötter, 
Brandenb. -Franken  I,  S.  184.  S. 

Mfinzbesucbsmfllizeil  sind    die  auf  den 


Besuch  einer  Münzstätte  durch  einen 
Fürsten  geschlagenen  Münzen.  Beispiele: 
preuß.  Taler  von  1812  auf  den  Besuch  der 
Münze  durch  den  Kronprinzen  (s.  Kron- 
prinzentaler), der  auf  den  Besuch  der  Münze 
zu  Clausthal  durch  den  König  von  Han- 
nover Ernst  August  1839  mit  »Glück  auf« 
auf  der  Rs.,  von  dem  auch  Goldabschläge 
gefertigt  sind,  sowie  die  Münzen  auf  den 
Besuch  der  Münze  zu  Bologna  im  Jahre 
1857  durch  den  Papst  Pius  IX.  —  Ad. 
Meyer-Gedanensis,  Katalog,  Frankfurt  a.M. 

1894/5,  S.  489  ff.  s. 

Mttiizbezirk.  Unter  einem  M.  verstehen 
wir  die  monetäre  Zusammenfassung  stnst 
nicht  zusammengehöriger  Landesteile.  In 
der  röm.  Kaiserzeit  sind  die  sjrrische 
Prägung  von  Tetradrachmen  und  die 
kappadokische,  auch  für  die  Provinz 
Lycia  et  Pamphylia  bestimmte  Prägung 
der  kleinen  Wertstufen  offensichtlich  und 
nach  Ausweis  der  Funde  aufeinander 
abgestimmt,  so  daß  wir  von  einem  diese 
Landschaften  umfassenden  Münzbezirk 
sprechen  können  (Z.  f.  N.  29  S.  235/6).  — 
In  der  Neuzeit  waren  Münzbezirke  die 
durch  den  Reichsdeputationstag  von  1571 
angeordneten  drei  Bezirke  des  deutschen 
Reichs,  die  das  Münzwesen  verwalten 
sollten,  der  erste  die  drei  rheinischen 
Kreise,  der  zweite  die  Ejreise  Franken, 
Bayern,  Schwaben  mit  Österreich,  der 
dritte  die  beiden  sächsischen  Kreise  um- 
fassend. Nur  der  zweite  gelangte  zur  Wirk- 
samkeit, aber  auch  er  nur  außer  Österreich. 
S.  Korrespondierende  Kreise  und  vgl. 
Konkordierende  Kantone,  Münzyser.    S. 

Mflnzbüd  oder  Typus,  griech.  xap«*'^P> 
xöicoc,  lat.  nota  usw. 

A.  Altertum.  Das  antike  M.-bild  ist 
ursprünglich  nur  eines,  indem  die  Rs. 
ohne  Bild  bleibt  (Abb.  13  u.  s.  f.)  oder  (bei 
den  großgriech.  inkusen  M.,  s.  d.  und 
Abb.  25)  das  Bild  der  Vs.  wiederholt. 
Dies  eine  Bild  ist  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
das  Stadtwappen  (Sicfofiiiov  xal  icpöacoicov 
rffi  icoXeo)^,  aofxpoXov  ^  irapaomj^ov  ttjc  iriXecof , 
Antig.  von  Karystos  Hist.  mir.  15,  Plut. 
Pyth.  orac.  12,  Schol.  Aristoph.  Vögel  1106), 
wie  es  uns  auch  als  städt.  Weihgeschenk,  als 
Brandzdchen  städt.  Sklaven,  als  Siegd  an 
Gefäßen,  als  Schildbild  städt.  Truppen, 
als  Bild  städt  Gewichte  und  als  Relief- 


MÜNZBILD 


405 


bild  über  städt.  Urkunden,  insbes.  Proxenie- 
dekreten  (auf  einem  solchen  z.  B.  das 
Vorderteil  des  geflügelten  Seepferdes  von 
Lampsakos  wie  auf  Abb.  20.  37)  bekannt 
ist.  Oft  ist  es  redend,  Abb.  15,  vgl.  40  Rs. 
(s.  unter  Redende  Abzeichen).  In  einigen 
Fällen  ist  das  Stadtwappen  schon  früh 
zum  Beizeichen  (s.  d.)  degradiert,  während 
das  M.-bild  in  raschen  Zwischenräumen 
wechselt  (Kyzikos,  Abb.  36;  anderwärts 
wechselt  das  Bild  der  einen  Seite,  während 
die  andere  Seite  das  Wappenbild  zeigt 
Abb.  37,  46).  In  einzelnen  Fällen  aber 
ist  das  älteste  M.-bild  ein  so  kompli- 
ziertes {Götterfigur,  zuweilen  sogar  ganze 
Gruppen:  Abb.  21),  daß  man  es  nicht 
für  das  Wappen,  sondern  nur  für  ein 
religiöses  Bild  ohne  Wappensinn  halten 
kann,  zumal  später  sich  in  den  meisten 
Fällen  ein  mehr  wappengemäßes  Bild  ein- 
stellt (Poseidonia:  Stier,  Kaulonia: Hirsch); 
wir  haben  hier  Fälle  aus  einer  Zeit  vor  uns, 
wo  in  anderen  Städten  schon  durch  das 
Aufkommen  des  Zweibildersystems  die 
religiöse  Bedeutung  mindestens  des  2.  M.- 
bildes  Fuß  gefaßt  hatte.  Aber  auch  dem 
einfachen  Wappenbilde  selbst  kann  man 
schwerlich  eine  religiöse  Bedeutung  ab- 
sprechen, da  z.  B.  die  Ähre  (Metapont, 
Abb.  28)  doch  eben  von  Demeter,  der  Wein- 
becher (Naxos  ins.)  von  Dionysos,  der 
Hirsch  oder  die  Biene  (Ephesos)  von 
Artemis,  die  Eule,  Abb.  24,  von  Athena 
usw.  nicht  zu  trennen  sind  und  in  diesen 
Bildern  also  nicht  nur  der  einfache  Hin- 
weis auf  Flora  und  Fauna  liegt,  sondern 
auch  der  auf  die  betr.  Gottheit,  die  eben 
die  des  betr.  Landesproduktes  ist,  von 
dem  antik  Denkenden  ohne  weiteres  mit- 
umfaßt wird.  —  Beim  Aufkommen  des 
2.  Münzbildes,  das  nun,  der  inzwischen 
vollzogenen  allgemeinen  Hinwendung  der 
Kunst  zur  Darstellung  des  Menschen 
entsprechend,  meist  ein  Kopf  ist,  Abb.  24 
u.  s.  f.  (seit  Ende  des  5.  Jh,s  wird  zu- 
weilen Vorwärtswendung  beliebt,  Abb.  34. 
40),  empfängt  das  religiöse  Prinzip 
bei  der  Bilderauswahl  einen  gewaltigen 
Impuls;  es  wird  allgemach  Regel,  daß 
die  Vs.  einer  M.  ein  Götterkopf  und  die 
Rs.  das  alte  Wappen  schmückt;  da  nun, 
wie  gesagt,  das  Wappen  meist  mit  dem 
Hauptgott    der    Stadt    zusammenhängt, 


so  ergibt  sich  eine  sinnvolle  innere  Be- 
ziehung der  Vs.  zur  Rs.  (Athen,  Abb.  24; 
Korinth  aber  setzt  zum  Attribut  der  einen 
Hauptgottheit  [Pegasos  des  Poseidon]  den 
Kopf  der  anderen  [Athena],  Abb.  29). 
Städte,  die  erst  in  der  Mitte  des  5.  Jh.  oder 
später  zu  münzen  anfangen  (Chalkidike 
Amphipolis,  Ainos,  Kolophon,  Megara  usw.) 
oder  nach  längerer  Pause  damals  wieder 
anfangen  (Klazomenai),  wählen  jetzt  meist 
so  zusammenhängende  Bilder,  wobei  zur 
Abschaffung  der  alten  Stadtwappen  (wie 
eben  des  Flügelebers  von  Klazomenai) 
oft  auch  das  Moment  mit  beitrug,  daß  sie 
seit  der  Sophistenzeit  dem  modernen 
rationalist.  Empfinden  widerstrebten.  Außer 
Götterköpfen  treten  seit  dem  5.  Jh.  Götter- 
und  mythologische  Figuren  (Abb.  28. 
30/2,  33.39  u.  s.  f.),  z.  T.  in  Verdrängung 
der  Wappen  auf,  manchmal  aber  ein 
2.  Attribut  derselben  Gottheit  (Elis),  oft 
auch  Bilder,  die  wie  die  Rennwagen 
Siziliens  (Abb.  26.  33/s)  zwar  nicht  gerade 
als  religiös,  aber  doch  sozusagen  als 
hieratisch  zu  gelten  haben.  —  All'  das  gilt 
gleichermaßen  für  die  griech,  Stadtrepu- 
bliken wie  für  das  Reich  des  Kroisos 
(Abb.  18)  und  die  von  »Tyrannen«  re- 
gierten Städte:  die  alte  T3nrannis  nennt 
—  vgl.  unter  Münzrecht  —  von  i — 2  Aus- 
nahmen abgesehen  weder  den  Namen 
des  Tyrannen  noch  spüren  wir  ihn  am 
M. -bilde;  nur  literarisch  hören  wir  (Pollux 
Onom.  V  75),  daß  Anasdlas  von  Rhe^on 
die  M.-bilder  des  Maultiergespannes  und 
des  Hasen  einführte,  und  vermuten,  daß 
die  Setzung  des  Athenakopfes  zur  Eule 
in  Athen  (Abb,  24)  auf  Peisistratos'  Ini- 
tiative zurückziaführen  ist;  erst  der  Stadt- 
herr von  der  Perser  Gnaden  Themistokles 
nennt  seinen  Namen  (Abb.  32).  Die 
makedon.-thrak.  Stammkönige  (z.  B.  Getas 
Abb.  22)  geben  zwar  ihren  Namen,  das 
M.-bild  verrät  aber  nichts  oder  nur  wenig 
von  der  Monarchie;  erst  von  Philipp  IL 
hören  wir,  daß  das  M.-bild  seiner  A^'-Sta- 
teren  (Abb.  47)  seine  Person  betrifft,  auf 
seinen  Wagensi^  in  Olympia  sich  bezieht 
(Plut.  Alex.  4).  Im  Gegensatz  zu  dieser 
griech.  Entwickelung  aber  steht  das  per- 
sische M.-bild:  in  der  Despotie  vertritt 
die  Ganzfigur  des  Königs  das  Staats- 
wappen, Abb.  19.  4St  uad  noch  die  Parther- 


4o6 


MOKZBILD 


könige  verwenden  es  als  häufigstes  Rs.- 
Bild,  Abb.  57-  —  Über  M.-bilder  der 
Bundesmünzen  s.  d.  und  vgl.  Abb.  39.  58. 
—  In  der  -heilenist.  Zeit  ersetzt  in  den 
Monarchien  bes.  auf  den  groben  M.  das 
Herrscherbildnis  allgemach  das  Götterbild 
(s.  unter  M.-bildnis),  für  die  Rs.  zumal  der 
groben  M.  gewinnt  das  religiöse  Prinzip, 
jetzt  vertreten  durch  die  göttl.  Ganzfigur 
(stehend,  sich  anlehnend,  auftretend,  sehr 
oft  auch,  was  früher  selten  war:  sitzend) 
immer  mehr  Boden  (Abb.  48.  53/5)-  Doch 
erhält  sich,  wenn  auch  meist  nur  auf  den 
Kleinmünzen,  das  schlichte  alte  Wappen 
oft  mit  großer  Zähigkeit  (Abydos).  Ja 
auch  die  Dynastien  schaffen  sich  eine 
Art  Wappen  (Ptolem.:  Adler  auf  Blitz, 
Abb.  51;  Seleukiden:  Anker;  pontische 
Dynastie:  Stern  in  Mondsichel).  —  Die 
Juden  vermeiden,  dem  Bilderverbot  (s.  d.) 
getreu,  die  Darstellung  von  Lebewesen, 
Abb.  56,  vgl.  auch  86.  —  Als  in  der  Kaiser- 
zeit die  Ganzfigur  eines  Gottes,  auch 
mehrerer  Götter,  ja  reicher  mythologischer 
oder  sakraler  Szenen  (Abb.  91  ff.),  oder 
jetzt  auch  eine  der  von  Rom  eindringenden 
Personifikationen  als  Rs.-bild  fast  die 
Regel  wird  —  die  Vs.  nimmt  ja  fast  stets 
das  Kaiserbildnis  ein  — ,  taucht  hier  und  da 
doch  noch  das  alte  Wappen  auf  (z.  B.  in 
Athen  und  Chios,  Abb.  95,  die  keinen 
Kaiserkopf  setzen;  dann  in  Istros,  Tarsos 
usw.).  Übrigens  wird  in  der  hellenist. 
Zdt  der  Typenvorrat  ärmer;  die  groi3en 
Flächenstaaten  der  Diadochen  mit  viel 
fremdsprachiger  Bevölkerung  müssen  mehr 
auf  Konstanz  des  M.-bildes  achten.  — 
Als  ein  neues  Prinzip  tritt  (nach  Vorlauf  ern 
in  Gestalt  von  Bildnisköpfen  wohl  von 
Ortsberühmtheiten  auf  den  Kyzikenern, 
s.  d,,  und  des  Homer  in  los,  Abb.  41)  in 
hellenist.,  stark  erst  in  der  Kaiserzeit 
das  lokalpatriotische  auf:  die  griech. 
Städte,  die  nach  197/189  v.  C.  meist 
wieder  Silber  prägen  dürfen,  benutzen 
als  Rs.  meist  Figuren,  die  nach  einer  alt- 
ehrwürdigen  oder  sonst  berühmten  Statue 
(eines  Gottes,  eines  berühmten  Mannes) 
in  der  Stadt  kopiert  sind,  so  Lakedaimon, 
Sinope,  Alexandreia  Troas,  Ilion,  Myrina 
Kos,  Priene,  Smyma,  die  Bithynierkönige, 
Tigranes,  Abb.  55.  In  der  Kaiserzeit 
wo  Knidos,   Parion  usw.   Beispiele  dafür 


bilden,  treten  zu  diesen  Statuenkopien 
(s.  d.)  noch  die  Kopfbildnisse  berühmter 
Männer,  die  in  der  betr.  Stadt  geboren  sind 
(Diogenes,  Alkaios,  Sappho,  Bias,  Herodot 
usw.;  vgl.  Z.  f.  N.  IX  S.  109;  Bemoulli, 
Griech.  Ikonographie  1901  M.-Taf.  I,  II), 
dann  Darstellungen  der  Stadt  selbst  und 
ihrer  Bauten,  Abb.  93.  102  (s.  unter  Bau- 
werke und  Stadtansichten)  oder  der  um- 
gebenden Landschaft,  Abb.  94.  Sonst  ist 
in  der  Kaiserzeit  noch  das  Auftreten  der  alt- 
einheim.,  vorgriech.  Kulte  (bes.  in  Klein- 
asien und  Syrien),  im  allgemeinen  aber 
eine  Nivellierung,  eine  Ausgleichung  des 
Bildervorrats  zu  bemerken.  Wegen  der 
bes.  Bilder  der  Kolonialmünzen  s.  d.  — 
Kommemorative,  also  an  Zeitereignisse 
anspielende  Bilder  sind  dagegen  der  griech. 
M.  von  Anfang  bis  zu  Ende  fast  ganz  fremd 
(vgl.  unter  Demareteion)  und  häufiger  nur 
auf  Provinzialprägungen  der  Kaiserzeit 
(Ägypten,  Bithynien,  Lykien,  Kreta  usw.) 
infolge  des  röm.  Einflusses  wahrzunehmen 
(das  M.-bild  des  Denars  der  auf  ständigen 
Italiker,  Abb.  58  a,  ist  symbolisch-komme^ 
morativ).  —  Wegen  der  zu  allen  Zeiten 
beliebten  Nachahmung  fremder  M.-bilder 
s.  unter  Nachahmung. 

Auf  röm.  M.  ist  von  ihrem  Beginn  an, 
obwohl  das  von  den  Griechen  entlehnte 
religiöse  Prinzip  herrscht,  im  Unterschied 
von  den  griech.  M,  festzustellen,  daß  einmal 
der  Götterkopf  der  Vs.  je  nach  der  Wert- 
stufe wechselt  (Aes  grave,  Abb.  60/61), 
also  zu  dem  prakt.  Zweck  der  Unterschei- 
dung der  Stufen  dient,  sodann,  daß  das 
M.-bild  der  ältesten  M^  die  Prora,  Abb. 
60/61,  schon  kommemorativen  Sinn  hat 
(Wegnahme  der  Flotte  von  Antium?); 
ferner,  daß  der  Kopf  der  älteren  Denare 
usw.,  die  Göttin  Roma,  Abb.  62/4,  vgl.  70, 
schon  eine  Personifikation  ist,  wie  sie  in  der 
röm.  Religion  so  beliebt  sind,  und  daß  das 
religiöse  Rs.-Bild,  die  Dioskuren  (Abb. 
62/4),  doch  auch  durch  die  Anspielung 
auJE  die  Schlacht  am  See  Regillus  komme- 
morativ  ist.  Lange  bleiben  diese  Bilder  aus 
händelspolit.  Gründen  konstant,  und  auch 
die  Einführung  der  Bigati  (s.  d.,  Abb.  70) 
und  Quadrigati  (s.  d.  Abb.  68)  neben  den 
Dioskurendenaren  ändert  das  Bild  auf 
den  ersten  Blick  nur  wenig.  Erst  als 
der  röm.  Denar  seit  146  v.  C.  konkurrenz- 


MÜNZBUJD 


407 


los  ist,  gibt  man  diese  Konstanz  auf 
und  das  Bild  der  Rs.,  dann  auch  der 
Vs.  dem  jeweiligen  M.-meister  frei;  diese 
verherrlichen  nun  die  Kulte  und  Sagen 
der  Stadt,  aus  der  ihr  Geschlecht  stammt, 
und  des  Geschlechtes  selbst;  so  hemmungs- 
los wie  nie  zuvor  entfaltet  sich  nun  der 
kommemorative  Gedanke  (Geschichtsmün- 
zen, s,  d.)  neben  dem  inmier  noch  eine 
große  Rolle  spielenden  religiösen  (Abb. 
71/3);  von  den  halbverklungenen  ital. 
Sagen  der  Vorzeit  greift  man  bald  in  die 
historische,  ja  in  die  jeweilige  Jetztzeit 
über  (Abb.  74),  ja  man  bringt  das  in 
der  ital.  Kunst  stets  gepflegte  Bildnis 
berühmter  Vorfahren  auf  den  M.  an,  was 
dann  die  Aufnahme  des  M.-bildnisses  (s.  d.) 
Lebender  erleichtert  hat.  —  Die  Kaiserzeit 
setzt  das  ohne  Bruch  fort,  nur  daß  die 
Setzung  des  Bildnisses  des  lebenden  Kaisers 
und  seiner  Angehörigen  auf  die  Vs.  jetzt 
fast  die  Regel  wird  (von  Consecratio- 
und  Restitutions-M.  abgesehen,  s.  d.)  und 
auf  der  Rs.  die  Ereignisse  der  Jetztzeit, 
der  inneren  und  äußeren  Politik,  der  Zu- 
stände und  VorkonMnnisse  im  Heer  und 
bei  Hofe  vor  denen  der  Vorzeit  vorwiegen 
(Histoire  m6tallique,  s.  d.,  Abb.  82.  iio 
u.  s.  f.)  —  Daneben  erhält  sich  das  religiöse 
Prinzip,  Abb.  75  u.  s.  f.  In  der  Götter- 
welt ist  starkes  Anwachsen  der  öriental. 
Religionen  zu  bemerken,  dem  Zuge  der 
Zeit  nach  einer  mystischen  Erlösungs- 
religion entsprechend;  im  2.  Jh.  nehmen 
die  ägypt.  Kulte  zu  (Abb.  80),  im  3.  Jh.  die 
Sol-Typen,  Abb.  104,  in  drei  Anläufen  seit 
Elagabal,  Aurelian  und  Konstantin;  auch 
die  wachsende  Vorliebe  für  den  german. 
Heergott  Hercules,  Abb.  105,  sei  erwähnt. 
An  der  Zunahme  der  Bilder  all'  dieser 
Götter  hat  auch  die  stets  wachsende  Rück- 
sicht auf  die  Religion  des  Heeres  ihren 
Anteil.  —  Vor  den  wirkl.  Göttern  wiegen 
aber  noch  vor  die  Personifikationen,  Abb. 
107,  auch  deshalb,  weil  mittels  ihrer  das 
jeweil.  Regieningsprogramm  des  Kaisers 
sich  bes.  scharf  darstellen  läßt  (s.  imter 
Programm-M.).  Auch  der  Geographischen 
Personifikationen  (s.  d.)  sei  gedacht.  — 
Dann  finden  wir  auch  hier  das  vorhin  bei 
den  griech.  M.  beobachtete  lokalpatri- 
otische Moment  jetzt  in  Bauten,  Abb.  81, 
Standbildern,     Darstellung    von    Festen 


und  Opfern  in  Rom  selbst  sich  auswirken. 

—  Alles  das  verkümmert  infolge  des  allge- 
meinen Kulturverfalles  gegen  Ende  des 
3.  Jh.  mehr  und  mehr,  und  ins  Christen- 
tum hinein  retten  sich  von  alledem  nur 
ein  paar  fade  Personifikationen,  Gloria, 
Salus,  Victoria  (Abb.  108),  Virtus,  mit 
z.  T.  unpassenden  Attributen  und  Auf- 
schriften. Das  Christentum  selbst  ist  in 
dieser  ersten  Zeit  noch  zu  bilderfeindlich, 
um  außer  durch  Zufügung  von  Kreuz 
und  Chrisma  den  Bildervorrat  umzu- 
gestalten,  doch  vgl.  Abb.    109. 

In  der  byzantinischen  Prägung  ersetzt 
bei  dem  Rückgang  der  Bildniskunst  die 
Hauptfigur  des  Kaisers  (Abb.  11 8/9)  all- 
mählich das  Bildnis;  die  Rs.  füllt  oft 
(Abb.  114/7)  die  früher  (vgl.  Abb.  106) 
ganz  seltene  Wertaufschrift;  unter  lusti- 
nianus  II.  erscheint  das  Christusbild  (s.  d.), 
um  in  der  Periode  der  Bilderstürmerei  (s.  d.) 
zu  verschwinden,  dann  aber  nebst  den 
Bildern  der  Maria  und  der  Heiligen  um  so 
beherrschender  aufzutreten  (Abb.   I18/9). 

—  Macdonald,  Coin  types  1905;  Regling, 
Die  M.  als  Kunstwerk  1924  und  bei  Gercke- 
Norden,  Einleit.  in  die  Altertimiswiss.  IV 
S.  89,  94,  98,  104,  108,  112.  R. 

B.  Mittelalter  und  Neuzeit.  Die 
germanischen  Völkerstämme  haben  von 
den  Römern  und  Byzantinern  die  M.- 
bilder  übernommen,  insbesondere:  Kopf 
und  Victoria;  Kopf  und  Kreuz  (Abb. 
125 — 129).  Diese  beiden  Darstellungen 
wurden  gegen  Ende  der  Merowingerzeit 
immer  elender  und  schlechter  geschnitten. 
Daher  schafft  der  Karolinger  Pippin,  wohl 
unter  arabischem  und  byzantinischem  Ein- 
fluß, dsLS  Bild  vollständig  ab  und  begnügt 
sich  mit  Schrift  auf  beiden  Seiten  oder  auf 
der  einen  Seite  mit  dem  christlichen 
Zeichen,  dem  Kreuz  (Abb-  131).  Erst  Karl 
der  Große  setzt  nach  seiner  Kaiserkrönung 
sein  Bildnis  auf  die  Christiana-religio- 
Denare  (s.  d,),  die  auf  der  Rs.  einen  Tempel 
zeigen  (Abb.  134).  Weiter  erscheinen  auf 
wenigen  Stücken  das  alte  Römertor  in 
Lyon,  in  Trier  und  Alles,  ein  Schiff  in  der 
Hafenstadt  Dürstede  (Abb.  137),  der 
große  Amboß  mit  dem  Hammer  in  Melle, 
der  südfranzösischen  Bergwerksstadt.  Im 
übrigen  aber  ist  im  wesentlichen  der  Typus 
karolingischer  Pfennige:  Elreuz  mit  Schrift- 


4o8 


mOnzbild 


kreis   und   ein-   oder  mehrzeilige   Schrift 
bzw.  Monogramm  (s.  d.)  (Abb.  132,  133, 

135). 

Der  Tempel  der  Christiana-religio -Denare 
wird  in  der  sächsisch-fränkischen  Kaiser- 
zeit in  einer  Reihe  deutscher  Münzstätten 
nachgeahmt:  in  Mainz,  Metz,  Xanten, 
Köln  (Abb.  144),  Eßlingen  und  den  baye- 
rischen Prägeorten  (Abb.  142).  Daneben 
erscheint  die  sogenannte  Holzkirche  (s.  d.), 
die  zuerst  von  Heinrich  I.  in  Metz,  von 
Otto  I.  in  Mainz,  Speier  und  Worms  ange 
wandt  und  von  da  nach  dem  Osten  über- 
tragen wird.  Sehr  früh  erscheinen  die  Köpfe 
der  Kaiser  auf  den  Münzen  (s,  Münzbildnis), 
weiter  die  Köpfe,  Brustbilder,  manchmal 
auch  Ganzbilder  der  Ortsheiligen  (s.  Heilige), 
von  denen  30 — ^40  verschiedene  im  10.  und 
II.  Jh.  gezählt  werden,  weiter  die  Bilder 
der  geistlichen  und  weltlichen  Münzherren. 

Daneben  versucht  man,  die  Stadtbilder 
darzustellen,  in  Hildesheim,  Magdeburg, 
Würzburg,  Straßburg  u.  a.,  das  schönste  das 
Kölner  Büd  aus  dem  dritten  Viertel  des 
II.  Jh.s  mit  der  Umschrift  »imago  sanctae 
coloniae«.  Auch  eine  Reihe  verschiedener 
Bauwerke  sind  auf  den  Münzen  zu  finden,  so 
der  Dom  auf  den  Denaren  Poppos  von 
Trier,  das  Münster  in  Aachen  (Abb.  148), 
die  Patroduskirche  von  Koblenz,  an  deren 
Rundmauem  die  Mündung  der  Mosel  in 
den  Rhein  zu  erkennen  ist,  indem  von 
beiden  Seiten  die  Wellen  zusammenstoßen, 
die  Pfalz  in  Duisburg,  der  Speierer  Dom 
u.  a. 

Vielfach  wurden  für  die  Münzbilder 
antike  Vorbilder  verwendet,  so  die 
Strahlenkrone  der  Tetricusmünzen  auf 
den  Straßburger  Pfennigen  Heinrichs  IL, 
das  Bild  der  Kaiserin  Helena  für  einen 
Wormser  Pfennig,  das  Bild  der  Victoria 
mit  dem  großen  Standkreuz  ebenfalls  auf 
einem  Wormser  Denar,  die  Goldstücke  des 
Basilius  I.  für  die  Pfennige  Herzog  Burk- 
hards von  Schwaben  usw. 

Dazu  kam  schließlich  die  Verherrlichung 
einzelner  Ereignisse,  z.  B.  die  Sieges - 
Pfennige  der  Kaiser  Heinrich  H.  und 
Konrad  H.  und  der  Lothringer  Herzöge 
Gozdo  und  Gottfried  mit  dem  Schwerte, 
die  Hersfelder  Gedächtnispfennige  auf  Karl 
d.  Gr.  xmd  den  Abt  Lullus  mit  deren  Brust- 
bildern, die  Trierer  Friedenspfennige  auf 


das  Wormser  Konkordat  usw.  (s.  Ge- 
schichtsmünzen) . 

In  der  Hohenstaufenzeit  erreicht  die 
Münzkunst  einen  Höhepunkt,  indem  einer- 
seits die  Größe  und  Dünnheit  der  Brak- 
teaten,  zu  denen  nur  ein  Stempel  nötig 
war,  zu  eingehenderer  Darstellung  der 
bisher  mit  schlichten  Linien  gezeichneten 
Bilder  und  zur  Aufnahme  größerer  Szenen 
mit  mehreren  z.  T.  bewegten  Gestalten 
und  reicher  architektonischer  Umrahmung 
einlud  (s.  Hohlpfennige),  andererseits  aber 
auch  die  viel  kleineren  zweiseitigen  Pfen- 
nige nicht  an  Schönheit  hinter  den  ein- 
seitigen zurückblieben.  Nur  einige  be- 
sonders schöne  Münzbilder  möchte  ich 
anführen,  so  die  Steinigung  des  heiligen 
Stephanus  (Abb.  198),  die  Marter  des 
heiligen  Laurentius  (Abb,  197),  die  Be- 
lehnung Herzog  Bernhards  von  Sachsen 
(Abb.  203),  die  Darstellung  des  Löwen- 
steins in  der  Burg  Dankwarderode  in 
Braunschweig  (Abb.  20l),  die  Szene  von 
Adam  und  Eva  im  Paradies  und  der 
Falke  im  Weinlaub  (Abb.  200)  auf  Falken- 
steiner Brakteaten,  der  Adler  auf  Arn- 
steiner  Hohlpfennigen,  die  zahlreichen 
Reiterpfennige  seit  etwa  IIOO,  die  zuerst 
zweiseitig  und  dann  voi  allem  in  Thüringen 
und  Hessen  einseitig  (Abb.  194)  geprägt 
wurden;  sie  stehen  in  Zusammenhang 
mit  der  Reiterfigur  im  Bamberger  Dom. 
Merkwürdig  heben  sich  aus  all  diesen 
Münzbildem  die  bayrisch-österreichischen 
Dünnpfennige  heraus  mit  ihren  fremdartig 
anmutenden  Darstellungen,  darunter  Zen- 
taurgestalten, ICrieger-  und  Engeldarstel- 
lungen, Bdehnungsszenen  und  Löwen- 
jagden u.  a.  (Bürkel,  Mitt.  Bayr.  Num. 
Ges.  1903  Seite  i  flE.).  Aus  den  zweiseitigen 
Pfennigen,  bes.  in  Westdeutschland,  sind 
hervorzuheben  die  Lütticher  mit  dem 
»agnus  patiens«,  der  »victrix  aquila«, 
dem  »facun«  (Abb.  175),  dem  »equus  ve- 
nalis«;  von  den  erzbisch.  Kölnern  u.  a.  der 
schöne  Bonner  Pfennig  mit  dem  Cassius- 
dom  (Siegfried  v.  Westerburg  1275 — 1297) 
usw. 

In  der  architektonischen  Umrahmung 
der  Figuren  macht  sich  sehr  stark  der 
romanische  Einfluß  geltend,  später  z.  B. 
auf  zweiseitigen  Pfennigen  Konrads  von 
Hochstaden  auch  schon  der  gotische  Spitz- 


MÜNZBILD 


409 


bogen.  Byzantinischer  Einfluß  ist  in  dem 
allgemeinen  Auftreten  der  Ganzfiguren  zu 
sehen,  die  teilweise  nebeneinandergestellt 
werden,  so  z.  B.  die  Pfennige  mit  den  Ge- 
stalten Albrechts  des  Bären  und  der  Sophie. 
In  dieser  Zeit  beginnen  auch  die  heraldi- 
schen Bilder,  wie  mehrere  jener  Beispiele 
zeigen,  das  Münzfeld  zu  erfüllen,  aber  meist 
noch  nicht  im  Schilde  eingeacwängt,  son- 
dern frei  im  Münzfelde  stehend. 

Im  Gegensatz  zu  Deutschland  sind  die 
französischen  Münzen  des  10.  bis  12.  Jh.s 
äußerst  arm  an  Bildern  und  ziemlich  roh. 
Besonders  kennzeichnend  ist  das  weit  um 
sich  greifende  Erstarren  der  Prägebilder, 
der  sogenannte  Type  immobilis6  (s.  d.), 
indem  Jahrhunderte  hindurch  die  Mono- 
gramme einzehier  Herrscher  oder  der 
Königskopf  von  Chinon  und  Chartres  (Abb. 
154)  beibehalten  und  unter  wachsender 
Entstellung  dauernd  wiederholt  werden. 
Die  selbständig  neu  auftretenden  Münz- 
bilder sind  einfach;  die  vier  Ringe  von  Nar- 
bonne,  die  vier  Kreuze  von  Bordeaux,  die 
Sichel  von  Nevers,  der  Kamm  der  Cham- 
pagne (Abb.  155)  (s.  Denarius  provisionalis) 
u.  a.  Gegen  Ende  des  12.  Jh.s  aber  treten 
feinere  Zeichnungen  auf,  wie  die  Köpfe 
der  Maria  in  Clermont  (Abb.  156),  des  hl. 
Martial  in  Limoges,  des  Julius  Caesar  in 
Sancerre  usw. 

Auch  in  den  übrigen  europäischen  Staa- 
ten können  im  11.  und  12.  Jh.  sich  die 
Münzen  an  Schönheit  nicht  mit  den  gleich- 
zeitigen deutschen  messen.  In  Ober-  und 
Mittelitalien  bestand  das  Gepräge  im 
wesentlichen  nur  in  Schriftzeilen  und 
Monogranunen.  Nur  in  dem  Königreich 
Sizilien  kam  es  unter  byzantinischem 
Einfluß  auf  den  Kupfermünzen  zu  reicheren 
Darstellungen  (s.  Follaro),  während  die 
Goldmünzen  sich  hauptsächlich  in  Nach- 
ahmung arabischer  Dinare  auf  Schrift 
beschränken  (s.  Tari).  Erst  die  Augustalen 
(s,  d.)  und  Groschen  Kaiser  Friedrichs  IL 
(Abb.  189,  229)  zeigen  wirklich  künst- 
lerisch schön  ausgeführte  Bilder.  Von  den 
Münzen  der  iberischen  Halbinsel  sind  die 
portugiesischen  Morabitinos  bemerkens- 
wert, die  in  äußerst  roher  Zeichnung  den 
reitenden    König    darstellen    (Abb.    227). 

In  England  setzte  die  Prägung  der 
Pennies  (s.  d.)  unter  König  Offa  von  Mercia 


(757 — 79Ö)  mit  einer  bunten  Mannigfaltig- 
keit auf  das  sauberste  durchgeführter  Zier- 
formen und  Bilder  ein,  wie  Kreuze,  Schnal- 
len, Rosen,  Rosetten,  geradlinige  und  ge- 
schweifte Vierecke,  Vierpässe  und  Penta- 
gramme, schließlich  die  Schlangengestalt 
und  das  königliche  Brustbild  (Abb.  140). 
Die  Zierlichkeit  der  angelsächsischen  Mün- 
zen geht  nach  Offa  sofort  verloren,  doch 
bleiben  sie  im  Gegensatz  zu  den  französi- 
schen Münzen  dauernd  ansehnlich,  jedoch 
nicht  so  reich  an  Darstellungen  wie  die 
deutschen,  indem  sich  hier  die  Einfachheit 
des  englischen  Einheitsstaates  geltend 
macht.  Unter  den  Pennies  dei  folgenden 
Jahrzehnte  sind  die  König  Alfreds  (871 — 
901)  zu  erwähnen  (Abb.  140  a),  unter 
dessen  meist  rohen  Geprägen  ein  Pfennig 
sich  befindet,  der  in  Nachahmung  spät- 
römischer Kaisermünzen  unter  dem  Schutz 
eines  Engels  ein  thronendes  Herrscherpar 
zeigt. 

Die  Münzen  der  normannischen  Eroberer 
tragen  zunächst  das  gekrönte  königliche 
Profilbild  mit  dem  Zepter,  ebenso  wie  bei 
Ethelredll.  (Abb.  161)  und  Harold  IL,  erst 
später  erscheint  das  Brustbild  in  Vorder- 
ansicht, frei  i.  F.  oder  in  einem  Portikus 
angeordnet. 

Die  Regierung  Stephans  von  Blois  war 
von  Thronfehden  erfüllt,  welche  auch  auf 
den  Pennies  ihren  Ausdruck  fanden:  z.  B. 
dem  Pfennig  mit  der  vollen  Gestalt  des 
Königs  und  seiner  Gemahlin  Mathilde  von 
Boulogne,  den  Geprägen  der  Kaiserin  Ma- 
thilde, ihres  Halbbruders  Robert  mit  dem 
Reiterbildnis  u.  a.  Mit  Heinrich  IL  be- 
ginnt   dann   der  Sterling-Typus    (s.    d.). 

Vom  Ende  des  13.  Jh.  ab,  im  14,  und 
15.  Jh.  gaben  in  Mitteleuropa  die  jetzt  ent- 
stehenden Groschen-  und  Goldmünzen  mit 
ihren  größeren  Raumflächen  neue  Gelegen- 
heit zu  künstlerischer  Betätigung,  und 
diese  steht  ganz  besonders  unter  dem  Ein- 
fluß der  herrschenden  Kunstübung,  der  sog. 
»gotischen«.  Gotische  Bauten  als  Bal- 
dachine und  Gestühle  mit  ihrem  Maßwerk, 
ihren  Fialen,  Wimpergen  und  Kreuzblumen 
geben  den  Rahmen  ab  für  die  sitzende  oder 
stehende  Herrscherfigur;  auf  der  Rs.  findet 
sich  reiches  Blätterwerk  der  zu  Lilien  um- 
gestalteten Kreuzarme;  die  Drei-  und  Vler- 
pässe  als  Ralimen  der  heraldischen  Zeichen, 


410 


MÜNZBILDNIS 


die  jetzt  immer  mehr  auftreten  und  immer 
häufiger  in  den  Schild  eingezwängt  werden, 
sind  streng  gotische  Elemente.  Und  diese 
Darstellungsformen  finden  sich  mehr  oder 
minder  auf  ^en  deutschen,  niederländi- 
schen, französischen  und  englischen  Groß- 
münzen dieser  Zeit,  vor  allem  auf  den  Gold- 
stücken, den  Chaises,  den  Agnels,  Anges 
und  Angelots,  den  Francs,  Saluts,  Nobels 
usw.  (s.  diese  Stichworte;  Abb.  234— '240), 
wie  ja  die  gotische  Kunst  in  viel  stärkerem 
Maße  durch  ganz  Europa  einheitlich  ist 
als  die  der  romanischen  Periode.  In 
Italien  macht  sich  seit  der  2.  Hälfte  des 
15.  Jh.s  der  Einfluß  der  Renaissance  auf 
den  Münzen  geltend  und  besonders  auf 
den  Testoni  (Abb.  280;  s.  Münzbildnis), 
die  auf  der  Vs.  ein  individuelles  Kopfbild 
bringen  und  auf  der  Rs.  einen  sehr  reichen 
Wechsel  von  maimigf  altigen  Darstellungen, 
vor  allem  auf  den  ferraresischen  Testoni 
mit  den  Reiterbildem,  den  Taten  des  Her- 
kules und  Simson,  dem  hl.  Georg,  der  An- 
betung der  hl.  drei  Könige  usw.  Diesen 
entsprechen  in  Deutschland  die  Dicken. 
Gegen  Ende  des  15.  Jh.s  treten  die  sog. 
Guldengroschen  (Abb.  257,  259)  auf, 
welche,  zimächst  mehr  Schaumünzen,  viel- 
fach von  den  vornehmsten  Künstlern  ent- 
worfen wurden,  wie  Burgkmair,  Kranach 
und  Dürer.  Seit  Anfang  des  17.  Jh.s  tritt 
die  Großmünze  allgemein  künstlerisch  zu- 
rück. Der  Barockstil  macht  sich  bes.  in  der 
pomphaften  Aufmachung  der  Bildnisse  mit 
dem  Panzer,  dem  großen  Federhelm,  schließ- 
lich der  Allongeperücke,  in  dem  Beiwerk  der 
Gewänder  der  Dargestellten  und  in  den  Um- 
rahmungen der  Wappen  geltend  (Abb.  269); 
in  der  Zeit  des  Rokoko  fehlt  auch  die  na- 
mengebende Muschel  (rocaille,  Abb.  279) 
nicht.  Schließlich  ist  die  Zeit  des  Klassizis- 
mus und  des  Empire  die  letzte,  die  sich  mit 
einem  eigenen  Stil  auf  den  M.  bemerkbar 
macht  (Abb.  272,  276). 

Seit  dem  15.  Jh.  beschränkte  sich  die  vor- 
dem so  reiche  Auswahl  mehr  und  mehr  auf 
das  Herrscherbildnis,  das  man  immer  aus- 
schließlicher als  Münzbild  verwendete,  und 
den  Wappenschild  auf  der  Rs.,  der  mehr 
und  mehr  verknöcherte  und  schließlich  zu 
einer  "Vielheit  von  Helmen  und  Schilden 
erstarrte.  Seit  Beginn  des  19.  Jh.s  haben 
Ringprägung,    Senkverfahren  und  Reduk- 


tionsmaschine die  Tätigkeit  des  schaffen- 
den Künstlers  außerordentlich  herabgesetzt 
und  damit  die  Münze  fast  von  jeder  wirk- 
lichen Kunst  ausgeschlossen.  —  Die  Wahl 
und  Gestaltung  des  Münzbildes  ist  immer 
sowohl  im  M.  A.  wie  in  der  N.  Z.  von  den 
jeweiligen  Staatsoberhäuptern  angeordnet 
worden;  niemals  ist  das  der  Willkür  der 
Stempelschneider  überlassen  geblieben  (s* 
Geschichtsmünzen  und  Menadier,  D.  M. 
LS. 215 ff.)  — Menadier,  Schausammlung 
passim;  Führer  durch  das  Kaiser  Friedrich - 
Museum^  1926  S.  198 — 205;  Friedensburg, 
Symbolik,  passim.  Su. 

Mfinzbildiiis.  Das  griech.  M.-bild  (s.  d.) 
hat  seit  Anfang  des  5.  Jh.s  im  allgemeinen 
die  Entwicklung  genommen,  daß  die  Vs. 
ein  Götterkopf  schmückt.  Als  nun  der  Zug 
der  großen  Kunst  in  Verbindung  mit  dem 
Individualismus  der  Sophistenzeit  am  Ende 
des  5.  Jh.s  zur  Bildnisschöpfung  überging 
(über  das  Bildnis  in  der  alt.  griech.  Kunst 
überhaupt  s.  zuletzt  Neugebauer,  Saalburg 
II  1928  S.  54  ff.),  war  die  Sitte  des  Götter- 
kopfes auf  der  M.  schon  so  eingewurzelt, 
daß  es  als  Sakrileg  erschienen  wäre,  dort 
die  Köpfe  Sterblicher  darzustellen.  So 
haben  nur  die  persischen  Satrapen  in 
Kleinasien,  Phamabazos  (Abb.  38)  und 
wohl  Tissaphemes,  Vorläufer  des  Hellenis- 
mus, wie  sie  es  auch  in  anderen  Beziehun- 
gen waren,  es  gewagt,  ihr  usurpiertes  M.- 
recht  durch  Setzung  ihres  Individualbild- 
nisses  auf  der  Vs.  ihrer  M.  zu  krönen  (vgl. 
unter  Satrap) :  persische  M.  hatten  ja  bisher 
schon  die  Königsfigur,  Abb.  19,  45,  wenn 
auch  ohne  Bildniszüge,  als  M.-bild.  Übri- 
gens haben  sich  die  Nachfolger  dieser 
Satrapen,  außer  etwa  Orontas  und  Spithri- 
dates,  nicht  wieder  des  Bildnisses  bedient. 
Wohl  aber  haben  die  Könige  der  gleichfalls 
nichtgriech.  Päonier,  Lykkeios  und  Pa- 
traos,  ihr  Bildnis  auf  die  M.  gesetzt  (Z.  f.  N. 
37  S.  242/3).  Weiter  treten  noch  Bildnisse 
von  Menschen  in  los  (Homer,  Abb.  41)  und 
auf  4  Kyzikenem  (s.  d.)  der  i.  Hälfte  des 
4.  Jh.s  auf,  wohl  berühmte  oder  um  die 
Stadt  verdiente  Männer,  die  in  dieser  merk- 
würdigen M. -reihe  ebenso  vereinzelt  stehen 
wie  auf  anderen  Kyzikenern  die  Statuen- 
kopien (s.  d.),  die  sonst  gleichfalls  vor 
Alexander  fast  ganz  fehlen;  diese  Bildnisse 
mag  man  einem  gewissen  Lokalpatriotis- 


MÜNZBILDNIS 


411 


mus  der  Kyzikener  zuschreiben,  wie  er 
sonst  gleichfalls  erst  hellenistisdi  ist  (s. 
unter  Münzbild). 

Nach  diesen  Vorläufern  bringt  erst  die 
hellenistische  Zeit  das  M.-bildnis,  und  zwar 
das  Herrscherbildnis.  Philipp  IL  zwar  und 
während  des  größten  Teiles  seiner  Re- 
gierung auch  Alexander  enthalten  sich  ja 
sogar  des  Königstitels;  um  wieviel  weniger 
also  sollten  sie  es  gewagt  haben,  ihr  Bildnis 
statt  dessen  der  Götter  auf  ihre  M.  zu 
setzen?  Freilich  scheint  es  so,  als  wenn 
Philipps  Bildnis  in  die  Züge  des  ApoUon- 
kopfes  seiner  Goldstateren  hie  und  da 
hineingeheimnißt  worden  ist  (Z.  f.  N.  37 
S.  243).  Und  den  Herakleskopf  seines 
Sohnes  hat  man  einige  Generationen  später 
als  sein  Bildnis  aufgefaßt,  wie  bes.  die  Resti- 
tutionsm.  (s.  d.)  des  Baktrers  Agathokles 
zeigt.  —  Aber  erst,  als  i.  J.  306  die  Dia- 
dochen  einer  nach  dem  anderen  den  Königs- 
titel annehmen,  als  sie  sich  von  ihren  Unter- 
tanen als  Gott  ausrufen  lassen,  da  war  ihr 
Bildnis  auf  der  Vs.  der  M.  eine  Selbstver- 
ständlichkeit: aber  eben  nur  als  Gottl  So 
setzt  Lysimachos  das  Bildnis  Alexanders 
mit  dem  Widderhom,  also  als  Ammon,  die 
übrigen  Könige  ihre  eigenen  Bildnisse  sub 
specie  dei:  Ptolemaios  I.  mit  der  Aigis  des 
Zeus  (Abb.  51),  Demetrios  I.  und  Seleu- 
kos  I.  mit  dem  Stierhorne  des  Poseidon 
bzw.  Dionysos,  und  auch  später  noch  bis 
ins  2.  Jh.  hinein  finden  wir  solche  Verklei- 
•  düngen;  Ptolemaios  III.  und  V.  und  Anti- 
ochos  IV.  und  VI.  mit  der  Strahlenkrone 
des  Helios,  Prusias  IL  mit  dem  Flügel  des 
Hermes  usw.  Der  alte  Antigonos  allein 
macht  nicht  mit,  setzt  sein  Bild  nicht,  und 
überhaupt  haben,  nach  der  Ausnahme,  die 
Demetrios  I.  bildet,  die  Herrscher  Make- 
doniens, die  Antigoniden  sowohl  wie  die 
zahlreichen  Gewalthaber,  die  zwischen  306 
und  277  hier  die  Macht  an  sich  rissen,  des 
alten  makedon.  Volkskönigstums  als  der 
einzig  berechtigten  Quelle  ihres  Anspiuches 
sich  entsinnend,  des  M.-bildnisses  sich 
enthalten,  bis  Philipp  V.  auf  der  Höhe 
seiner  Macht  und  dann  Perseus  sich 
ihi:  anpaßten,  zwischendurch  auch  der 
röm.  Eroberer  Flamininus  (Amtl.  Ber.  a.  d, 
kgl.  Kunstsajnml,  32,  1910/n  S.  152/4). 
Nachdem  also  die  erste  Generation  der 
Diadochen  sich  nur  unter  der  Verkleidung 


als  Gott  auf  die  M.  gewagt  hatte,  ließ  die 
2.  Generation  diese  Rücksicht  fallen  und 
sich  rein  menschlidi  darstellen,  nur  mit 
dem  Abzeichen  der  Königsbinde  (s.  unter 
Diadem),  Abb.  52/4,  zu  der  oder  statt  derer 
später,  insbes.  im  Osten,  Helm,  Hut 
(Abb.  55,  57),  Gewand,  insbes.  das  reiche 
Prunkgewand  der  Parther  treten;  als 
später  die  Kunst  nicht  mehr  ausreicht,  die 
Bildnisse  genügend  zu  kennzeichnen, 
müssen  —  bei  den  Parthem  und  in  aller 
Form  bei  den  Sassaniden  —  diese  Äußer- 
lichkeiten herhalten,  um  die  einzelnen 
Könige  zu  unterscheiden.  —  Übrigens  findet 
sich  in  der  hellenist.  Zeit  auch  Angleichung 
eines  Götter-  oder  Herrscherkopfes  an  den 
des  regierenden  Königs  (Odessos,  ELallatis 
usw.,  Z.  f.  N.  37  S.  2434;  femer  leihen 
ägypt.  Königinnen  ihre  Züge  dem  Bilde 
der  Arsinoe  II.,  und  Cn.  Pompeius'  Züge 
werden  dem  röm.  lanuskopfe  gegeben,  vgl. 
Willers,  Kupferpräg.  S.  97).  Auch  hat  sich 
die  uns  heute  selbstverständlich  erschei- 
nende Sitte  des  M.-bildnisses  des  jeweils 
regierenden  Königs  keineswegs  rasch  und 
nicht  überall  durchgesetzt:  bei  den  Ptole- 
mäem  behält  die  Masse  der  Tetradrachmen 
das  Bild  Ptolemaios'  I.  bis  zum  Untergang 
der  Dynastie  31  v.  C.  bei,  nur  Ausnahme- 
prägungen führen  das  Bildnis  des  jeweiligen 
Herrschers,  Abb.  52;  alle  Attaliden  prägen 
daheim  nur  mit  dem  Bildnis  des  Dynastie- 
gründers Philetairos  (Abb.  53);  dieBithy- 
nier  haben  das  Bildnis  Nikomedes'  IL 
über  die  Regierungen  des  3.  u.  4.  Niko- 
medes  hinweg  beibehalten;  auch  in  Syra- 
kus  und  bei  den  Syrern  begegnen  wir 
mehrfach  der  Fortprägung  mit  dem  Bild- 
nis des  Vorgängers.  So  viel  nun  auch  dazu 
der  Wunsch  nach  möglichst  konstantem 
M. -bilde  beigetragen  haben  mag,  wir  be- 
merken doch,  daß  eine  gewisse  Scheu  vor 
dem  wechselnden  Königsbilde  besteht,* und 
nur  bei  den  Fortsetzen!  der  alten  oriental. 
Despotien,  der  pontischen,  parthischen, 
baktr.  Dynastie,  ist  von  einer  solchen  Scheu 
bezeichnenderweise  nichts  zu  spüren.  — 
Gattinnen  von  Fürsten  erscheinen  im  all- 
gemeinen- nur  als  vergötterte  auf  der  M.,  le- 
bend nur  als  Vormünderiimen  oder  selbstän- 
dige Regentinnen  (s.  unter  Frauen  auf  M.). 
Die  Entwicidurig  des  röm.  M.-bildnisses 
knüpft  an  die  Darstellung  der  Taten  der 


412 


mOnzbildnis 


Vorfahren  des  betr.  M.  -meisters  an,  die  mit 
der  Freigabe  der  M.-bilder  an  diese  nach  j 
146  V.  C.  einsetzt  (s.  unter  M.-bild);  wurde 
der  Vorfahr  auf  der  M.  handelnd  in  ganzer 
Figur  dargestellt,  so  war  es  nur  ein  kleiner 
Schritt,  auch  sein  Kopfbildnis  auf  die  M. 
zu  setzen;  fördernd  trat  hinzu  die  alte  Be- 
fähigung der  Italiker  zur  Bildnisdarstellung, 
die  ja  auch  zur  Aufstellung  der  wächsernen 
Ahnenbilder  in  jedem  Hause  geführt  hatte. 
So  war  es  also  für  den  Römer  nichts  Be- 
sonderes, als  Bildnisse  der  Vorfahren,  ja 
des  Vaters  des  M. -meisters  (z.  B.  das  des 
SuUa  auf  Denaren  seines  Sohnes)  auf  M. 
erschienen,  und  auch  der  Schritt,  dem 
Caesar  die  Setzung  seines  eigenen  zu  ge- 
statten, den  der  Senat  Anfang  44  v.  C. 
tat  (Abb.  7^,  war  in  dieser  Entwicklung 
wohlbegründet;  machten  es  ihm  doch  auch 
nach  seiner  Ermordung  die  republikanische 
nischen  Gewalthaber,  darunter  sein  Mör- 
der, der  Erzrepublikaner  Brutus,  Abb.  74, 
nachl  Daher  ist  für  Augustus'  Monarchie 
das  M.-bildnis  eine  Selbstverständlichkeit; 
neu  war  nur,  daß  er  dem  schon  dem  Caesar 
als  dauerndes  Abzeichen  bewilligten  Lor- 
beerkranze des  Triumphators  die  Band- 
schleife des  hellenistischen  Konigsdiadems 
zufügte.  So  ist  das  M.-bildnis  seitdem  das 
Recht  der  Monarchen  durch  das  ganze 
Altertum  geblieben,  Abb.  75  u.  s.  f.  (röm. 
M.  ohne  ELaiserbild:  Bemhart,  Handbuch 
S.  31),  ist  ins  M.  A.  und  in  die  Neuzeit 
übernommen  und  hier  gelegentlich  auch 
von  Präsidenten  von  Republiken  bean- 
sprucht worden.  —  Es  bildet  sich  dazu, 
nachdem  schon  M.  Antonius  seine  Frauen 
und  seinen  Sohn  auf  die  M.  hatte  setzen 
lassen,  nach  einigen  Jahrzehnten  des 
Schwankens,  insbes.  seit  Donutianus  aT:^ch 
für  die  Angehörigen  des  Kaisers,  d.  h.  für 
Frau  und  Kinder,  aber  auch  andere  Anver- 
wandte, eine  Beteiligung  am  M.-bildnis  aus 
(s.  unter  Frauen  u.  Ehrenmünzrecht),  Daß 
auch  der  verstorbene  Kaiser  (s.  unter  Con- 
secratio  und  Restitutionsm.)  und  auch  der 
bürgerliche  Vater  eines  Kaisers  (Traianus 
pater,  fteicMaptvoc  unter  Philippus)  auf  den 
M.  erscheinen,  ist  bei  dieser  Entwiddimg 
selbstverständlich.  Noch  freigebiger  als  der 
Kaiser  selbst  für  die  Reichs-M.  sind  die 
griech.  M.  mit  der  Setzung  des  Bildnisses 
von  Anverwandten  des  Kaiserhauses,  brin- 


gen sie  doch  sogar  den  liebling  des  Ha- 
drianus,  Antinoos,  nach  seinem  Tode  auf 
die  M.  (Joum,  int.  XVI  S.  33).  Seit  der 
Reiclisrefonn  Diocletians  ist  wieder  stärkere 
Zurückhaltung  in  bezug  auf  das  M.-bildnis 
der  Anverwandten  festzustellen,  auch  in 
Byzanz  verbleibt  es  dabei.  —  Von  derselben 
Zeit  an  wird  aber  die  Fähigkeit  zur  In- 
dividualisierung immer  geringer,  seit  Mitte 
des  4.  Jh.s  hört  meist  die  Möglichkeit  auf, 
die  Kaiser  nur  nach  dem  Bildnis  zu  unter- 
scheiden, Abb.  HO  u.  s.  f.  Zugleich 
wird  die  Wendung  des  Bildnisses  nach  vom, 
(bisher  sehr  selten,  z.  B.  bei  Augustus, 
Tiberius,  Postumus,  Maxentius,  Licinius) 
häufig,  Abb.  HO.  —  Einige  Besonderheiten 
der  Kaiserzeit:  mit  göttl.  Attributen  an- 
getan erscheinen  z.  B.  Agrippina  als  Ceres, 
Commodus,  Postumus,  Maximianus  usw. 
als  Hercules,  Aurelianus  als  Mercurius  oder 
Mars,  Gallienus  gar  als  weibl.  Göttin  (Ceres, 
mit  Gallienae  Augustae;  Z.  f.  N.  38  S. 
174  ff.);  viele  Kaiser  tragen  die  Aegis  des 
luppiter  usw.;  s.  N.  Z.  48  S.  173/5- 

Bildnisse  von  Privatpersonen  treten  in 
der  hellenist.  und  Kaiserzeit  im  selben  Zu- 
sammenhange, nämlich  als  Ausdruck  des 
Lokalpatriotismus,  auf,  wie  die  auf  den 
oben  erwähnten  Kyzikenem  und  der 
Homerkopf  von  los  im  4.  Jh. ;  Ganzfiguren 
des  Homer  (s.  unter  Homereion),  Bias 
usw.  in  der  hellenist.  Zeit  folgen,  zahl- 
lose Köpfe  und  Ganzfiguren  von  Dichtem, 
Schriftstellern  oder  Wohltätern  der  Stadt 
(s.  unter  Münzbild)  auf  griech.  M.  der 
Kaiserzeit  und  die  späten  Schriftsteller- 
bildnisse a.  d.  Kontorniaten  (s.  d.)  bilden 
den  Beschluß.  —  Imhoof,  Porträtköpfe 
a.  M.  hellen.  Völker  1885;  ders.  Porträt- 
köpfe auf  röm.  M.i  1879;  » 1904;  Ber- 
noulli,  Griech.  Ikonographie  1901;  ders. 
Darstellungen  Alex.  d.  Gr.  1905;  ders. 
Die  Bildnisse  der  röm,  ELaiser  3  Bde. 
1882/94;  Delbrück,  Antike  Porträts  1912; 
Regling,  M.  als  Kunstwerk  1924  (S. 
144  im  Register)  und  bei  Gercke-Norden, 
Einleit.  in  der  Altertimiswiss.  IP  S.  98. 
loi.  104. 109;  Bernhart,  Handbuch  S.  31/7; 
Stückelberg,  Bildnisse  der  röm.  Kaiser  1916 
(dürftig);  Müller,  Caesarenporträts  I  1914, 
II  1924,  III  1927  (phantastisch).  —  Ein- 
zelnes: Maurice,  Num.  Constantin.  I  S. 
I— 161  Taf.  I— XVI  gibt  die  Ikonographie 


MONZBILDNIS 


413 


von  Diocletianus  bis  Constantius  IL  und 
sucht  namentlich  Vertauschungen  von  M.- 
bildnissen  bei  den  einzelnen  Kaisern  festzu- 
stellen; Ikonogr.  des  lulianus:  Rev.  num. 
1903  S.  130/63.  —  Über  die  Ausstattung 
der  M.-bildnisse  vgl.  unter  Kaiser  und  s. 
unter  Diadem,  Eichenkranz,  Kranz,  Nim- 
bus, Strahlenkrone;  Lit  über  die  Haar- 
trachten der  Kaiserinnen  s.  Bernhart  S.  35^ ; 
über  die  Bildnisansicht  halb  vom  Rücken: 
Z.  f.  N.  24  S.  39/43;  über  das  im  konstan- 
tinischen Zeitalter  vorkommende,  von  Alex- 
ander entlehnte  Aufwärtsblicken  (avto  ßX^- 
1C8IV,  Abb.  103)  des  Kaiserkopfes  zum 
Zeichen  religiöser  Ergriffenheit  s.  N.  Z. 
XII  S.  74/107  und  Alföldi,  Festschrift 
zum  25  j.  Bestehen  der  röm.-germ.  Kom- 
mission 1929.  R. 

An  der  Spitze  der  Geschichte  des  Bild- 
nisses im  M.  A.  u.  N.  Z.  steht  das  große  Por- 
trätstück auf  den  Ostgotenkönig  Theo- 
derich (Abb.  121),  welchem  die  Kupfer- 
münzen mit  dem  gekrönten  Kopfe  des 
Theodahat  folgen  (Abb.  122).  Diesen 
entspricht  im  Frankenreich  ein  großes 
Goldstück  mit  dem  Bildnis  Dagoberts  I. 
Im  übrigen  zeigen  die  Münzen  der  Völker- 
wanderung und  der  Merowingerzeit  fast 
nur  den  typischen  Kaiserkopf,  erst  in 
genauer  Nachahmung  der  römischen  und 
dann  in  immer  größerer  Entstellung  (Abb. 
125 — 129);  aus  der  2.  Hälfte  des  7.  Jhs. 
ist  der  Denar  mit  dem  charakteristischen 
Kopfe  des  Ebroin  zu  erwähnen.  Die  Karo- 
linger machen  dann  zunächst  dem  Bilde 
auf  der  Münze  gänzlich  ein  Ende.  Erst 
nach  seiner  Kaiserkrönung  i.  J.  800  bringt 
Karl  d.  Große  auf  italienischen  Denaren 
seinen  Kopf  mit  einem  kurzen  Schnurr- 
bart an,  wie  er  auch  auf  der  Reitersta- 
tuette im  Mus6e  Camavalet  in  Paris  dar- 
gestellt ist  (Abb.  134).  Dieses  Beispiel 
ahmt  Ludwig  der  Fromme  auf  seinen 
Munus-Divinum-Goldstücken  (Abb.  136) 
nach.  Weitere  Köpfe  aus  der  Karolinger- 
zeit (Abb.  137),  wie  auch  der  Alfreds  des 
Großen  (Abb.  140  a)  und  des  Papstes 
Hadrian  (vgl.  Abb.  138,  Joh.  VIIL), 
sind  roh  und  nicht  porträtähnlich,  der 
Ludwigs  des  Überseeischen,  das  erste 
Glied  eines  type  immobilis6,  wird  deshalb 
z.  T.  auf  den  M.  als  »caput  regis«  bezeich- 
net.   Li  England  sucht  später  Eduard  der 


Bekenner  in  seinem  bärtigen  Brustbild  in- 
dividuelle Züge  seiner  Persönlichkeit  zu 
bringen. 

In  der  sächsisch-fränkischen  Kaiserzeit 
sind  nur  wenige  Köpfe  zu  nennen,  bei  denen 
Porträtähnlichkeit  angestrebt  ist.  Zuerst 
die  ältesten  Straßburger  Pfennige  mit  dem 
Königskopf  Ottos  L,  der  sehr  barbarisch 
mit  struppigem  Bart  und  Haar  gestaltet  ist. 
Otto  III.  wird  auf  Kölner  und  Lütticher 
Stücken  als  Knabe  und  Jüngling  charak- 
teristisch dargestellt,  Kaiser  Konrad  IL 
kraftstrotzend  mit  langem  Barte  auf  Köl- 
ner (Abb.  144),  Duisburger,  Hildesheimer 
und  Verduner  Geprägen,  Heinrich  III.,. 
der  Gemahl  der  südfranzösischen  Agnes, 
mit  geschniegeltem  Bart  auf  Goslarer 
Pfennigen,  das  zuerst  jugendliche  Bildnis 
Heinrichs  IV.  auf  Duisburger  (Abb.  146)^ 
Mainzer  ^  und  Wormser  Denaren;  zuletzt 
ist  das  Bildnis  des  Pfalzgrafen  Hein- 
rich, des  Gegners  Konrads  IL  und  Hein- 
richs IIL,  zu  nennen  (Menadier,  Schau- 
sammlung S.  137). 

In  der  Hohenstauf enzeit  kommen  sowohl 
auf  den  zweiseitigen  Pfennigen  wie  auf  .den 
Brakteaten  individuell  gestaltete  Köpfe  so 
gut  wie  gar  nicht  vor,  eine  Ausnahme  ist 
wohl  nur  der  auf  den  Hohlpfennigen 
Jazkos  V.  Cöpenick.  Ob  die  Brustbilder 
Kaiser  Friedrichs  IL  (Abb.  229)  auf  seinen 
Augustalen  (Nußbaum  in  Z.  f.  N.  35  S. 
148  f.)  und  Karls  v.  Anjou  auf  seinen 
Regalen  Porträtähnlichkeit  besitzen,  ist 
strittig. 

Wirkliche  Herrscherporträts  treten  erst 
wieder  in  der  Zeit  der  Renaissance  auf,  und 
zwar  zunächst  auf  den  Testons  (s.  d.)  und 
dann  auf  den  Großmünzen,  den  Talern,, 
um  nun  nicht  wieder  zu  verschwinden. 

Die  italienischen  Testoni  sind  teilweise 
von  wirklichen  Künstlern  geschaffen  wor- 
den: so  u,  a.  von  Caradosso,  Enzola, 
Francia  und  Cellini.  Hervorragend  ist  das. 
Münzbildnis  des  Galeazzo  Maria  Sforza. 
(1466 — 76),  mit  dem  das  auf  den  Kopf  des 
Münzherm  beschränkte  Münzbildnis  ein- 
setzt, und  des  Lodovico  Moro  (Abb.  280),. 
der  Bona  von  Savoyen,  des  Kaisern 
Maximilian,  des  Johann  Bentivoglio  usw.„ 
besonders  auch  der  Päpste,  auch  Lud- 
wigs XIL  von  Franlorcich  (Menadier„ 
Schausammlung  S.  317). 


414 


MÜNZBUCHSTABEN 


Einer  der  ersten  deutschen  Gulden - 
groschen  mit  wirklichen  Porträts  ist  der 
mit  den  jugendlichen  Bildnissen  Maximili- 
ans von  Österreich  und  der  Maria  von 
Burgund  (seit  1490),  denen  sich  andere 
wohlgelungene  Bildnisse  deutscher  Fürsten, 
die  den  entsprechenden  Erzeugnissen  der 
übrigen  deutschen  Renaissance  würdig  zur 
Seite  stehen,  anreihen.  Seitdem  ist  das 
Münzbildnis  in  allen  monarchisch  regierten 
Staaten  das  fast  alleinige  Vs.-bild  wenig- 
stens der  großen  Wertstufen  geblieben. 
S.  auch  Münzbild.  —  Brunner,  das  deutsche 
Herrscherbildnis  von  Konrad  IL  bis  Lothar 
V.  Sachsen,  Diss.  Leipzig  1905 ;  Kemmerich, 
Die  frühmittelalterliche  Porträtplastik  i. 
Dtschld.,  Leipzg.  1909  S.  108  ff.;  Schramm, 
Die  deutschen  Kaiser  und  Könige  in  Bil- 
dern ihrer  Zeit  L  Teil,  Leipzg. -Bln.  1928, 
Literatur  dort  S.  165  f.  Su. 

Munzbttchsiabeiu  Unter  M.bu.  im  wei- 
teren Sinne  verstehen  wir  alle  auf  einer 
M.  einzeln  stehenden,  also  nicht  zur 
»Legende«  (d.  h.  der  Aufschrift  des  Namens 
des  Landes,  Herrschers,  Beamten  oder 
ihrer  Titel,  des  Wertes,  des  Datums  oder 
der  typenerklärenden  Beischrift,  des 
Künstlernamens  oder  sonst  einer  einen 
bestinamten  sachlichen  Inhalt  darstellenden 
Inschrift)  gehörigen  Buchstaben  {Buch- 
stabengruppen,  Monogramme,  Zahlen).  Ein 
solcher  M.bu.  hat  spezifisch  numismatischen 
Inhalt  xmd  kann  bezeichnen 

I.  eine  bestimmte  Ausgabe  einer  Münz- 
sorte (Emissionszeichen,  sog.  lettres  secrfe- 
tes);  er  wird  dann  meist  auf  den  einzelnen 
Emissionen  im  Alphabet  fortlaufen:  z.  B. 
Münzen  von  Samos,  von  A  bis  E,  Z.  f.  N. 
Z7  S.  128^;  von  Thurioi,  von  A  bis  O, 
Journ.  int.  XV  S.  5;  Alexandermünzen 
aus  Tarsos,  A,  B,  r,  z.  T.  mit  Punkten 
zu  weiterer  Unterscheidung,  A.  J.  N.  LH 
Taf.  I— IV  u.  a.;  vgl.  noch  B.  M.  C.  Cyre- 
naica  S.  CCXVI  ff.;  röm.  kampan.  M 
{von  A  bis  nß)  und  viele  röm.  Denare 
der  Republik,  auch  hier  oft  mit  Punkten 
usw.  zu  weiterer  Trennung. 

2.  Er  kann  auch  den  Monat  der  Aus- 
prägung bedeuten  (vgl.  unter  Monats- 
Angaben). 

3.  Erjkann  eine  Stempelzählung  sein,  so 
•wohl  die  Mehrzahl  der  Zahlen  auf  röm.- 
jrepubl.    Denaren    (zum    Beweise    dessen 


gehört  aber,  daß  alle  M.  mit  derselben  Zahl 
aus  demselben  Stempel  stammen,  was  nach 
der  sogar  auf  die  anderen  Arten  von  M.bu, 
der  Republik  ausgedehnten  Beobachtung 
im  B.  M.  C.  Rom.  republic  I  S.  159  zu- 
trifft). Die  M.bu.  auf  syr.  Kaisermünzen 
werden  bald  wie  2  (Monatsangaben,  s.  d.), 
bald  wie  3  aufgefaßt. 

Endlich  kann  4.  die  Münzstätte  (s.  d.) 
dadurch  angegeben  werden,  und  in  diesem 
engeren  Sinne  gebraucht  die  Numis- 
matik der  Neuzeit  den  Ausdruck  M.bu. 
überhaupt.  Im  Altertum  kommen  M.bu.  in 
diesem  Sinne  gleichfalls  vor,  scheinen  aber 
nie  in  alphabetischer  Reihenfolge  die  Münz- 
stätten eines  Reiches  zu  bezeichnen  wie  im 
Deutschen  Reich  seit  1871  usw.,  sondern 
stets,  wie  so  oft  auch  in  Mittelalter  und 
Neuzeit,  der  Anfang  des  Namens  der 
betr.  Münzstätte  zu  sein,  so  die  Anfangs - 
Silben  A  =  Arados,  ZI  =  Sidon  usw.  als 
M.bu.  Alexanders  des  Gr.,  so  die  An- 
fangssilben oder  Monogramme  der  achäi- 
schen  Bundes -M.,  der  iCistophoren  (s.  d.) 
und  der  kleinasiat.  Kupfermünzkonven- 
tion (v.  Fritze,  Münzen  von  Pergamon 
1910  S.  28/9)  und  die  Einzelbuchstaben 
wie  z.  B.  C  =  Constantinopolis,  R  =  Roma, 
T  =  Ticinum  sowie  unzählige  Buchstaben- 
gruppen auf  den  röm.  Münzen  (meist 
i.  A.)  seit  dem  Ende  des  3,  Jh.  n.  C.  Neben 
diesen  Münzstättennamen  erscheinen  übri- 
gens auf  diesen  spätröm.  M.  oft  noch 
andere  Zeichen,  nämlich  i.  die  Nummer 
der  Officina  (s.  d.),  2.  ein  meist  figürliches 
Beiz,  (oder  mehr)  vor  oder  hinter  der  Münz- 
stättenangabe, wohl  die  Unterabteilungen 
(»Münztische«)  der  Offizin  bezeichnend, 
3.  meist  unerklärte  Buchstabengruppen 
i.  A.  oder  i.  F.  der  Münze,  z.  B.  A — S, 
S — F  usw.  (Maurice,  Num.  Const.  II 
S.  XCrV;  seine  Erklärung,  es  seien  Zeichen 
der  außerhalb  der  Münzstätte  [also  von 
Heimarbeitern?]  gefertigten  Emissionen 
ist  fragwürdig);  von  den  sicher  erklärten 
seien  genannt  die  Einzelsilben  der  Bei- 
namen (Signum,  s.  d.)  der  Kaiser:  Equitius 
bei  Probus  (R.  E.  VI  S.  323),  Jobi(us) 
und  Herculi(us)  bei  Diocletianus  und 
Maximianus  (Bemhart,  Handbuch  S.  332). 

R. 

Im  Mittelalter  und  der  Neuzeit  sind 
Münzbuchstaben    die  meist    am   unteren 


MÜNZDUKATEN— MÜNZFÄLSCHUNG 


415 


Rande  der  Rs.  der  Münzen  angebrachten 
Buchstaben,  statt  deren  auch  Zeichen  vor- 
kommen, die  die  Münzstätte  angeben, 
in  der  die  Prägung  stattgefunden  hat. 
So  bezeichnet  A  die  Münzstätten  zu 
Berlin,  Paris,  Wien,  eine  Muschel  die 
spanische  zu  Coruna.  Die  wichtigeren 
Münzstättenbuchstaben  wolle  man  unter 
den  einzelnen  Buchstaben  nachsehen.  Von 
diesen  Münzbuchstaben  sind  die  ersten 
Buchstaben  des  Namens  der  Münzstätte  zu 
unterscheiden,  die  also  lediglich  Abkürzun- 
gen sind.  Sie  sind  zum  großen  Teil  bei 
Schlickeysen  verzeichnet.  Hier  seien  die 
wichtigsten  angeführt:  B  =  Burgos, 
Bayreuth,  Bahia,  Brüssel,  Burgau,  Bologna 
Bromberg;  C  =  Clausthal,  Culmbach, 
Calais;  D  =  Danzig,  Düsseldorf  (1817—40) ; 
E  =  Edinburg;  F  =  Fürth,  Florenz  (seit 
1859);  G  =  Graz,  Genf,  Granada,  Goa; 
K  =  Kremnitz  (auch  KB) ;  L  =  Lissabon, 
Leon,  Lyon;  M  =  Mailand,  Minas  Geraes; 
N  =  Nördlingen,  Neustadt  a.  d.  Aisch, 
Neapel,  Na^  B4nya  (auch  NB);  0  = 
Onolzbach  (Ansbach) ;  P  ==  Prag,  Perugia, 
Porto;  R  =  Rom,  Rio  de  Janeiro;  S  = 
Schwabach,    Sevilla;  T  =  Toledo,   Turin; 

V  =  Venedig,  Vercelli;  W  =  Breslau  (Wra- 
tislavia,  vor  1750),  Würzburg,  Wesel,  Wien; 

Y  =  York;  Z  =  Langen -Zenn  (Zenne), 
Znaim,  S. 

Mflnzdükaten  nannte  man  im  19.  Jh. 
neue  Dukaten  mit  Stempelglanz-         S. 

Münze.  Unter  M.  verstehen  wir  ein  als 
Geld  (s-  d.)  dienendes,  vom  Staate  durch 
Stempelung  auf  Gewicht  und  Gehalt  garan- 
tiertes Stück  Metall.  Die  M.  wird  selten 
durch  Guß  (s.  d.),  meist  durch  Prägung 
(s.  Prägetechnik)  hergestellt.  Die  ältesten 
M.,  das  heißt  die  ersten  der  Griechen, 
waren  dicke,  einer  abgeplatteten  Kugd 
gleichende  Metallstücke;  seit  dem  Verlaufe 
des  6.  Jh.  V.  C.  werden  sie  breiter,  flacher, 
immer  besser  gerundet,  und  nehmen  in  der 
Kaiserzeit  die  Gestalt  eines  flachen  Zylin- 
ders an,  um  endlich  die  durch  die  Prägung 
im  Ringe  ermöglichte  regelmäßige,  zwecks 
Stapelung  durch  Stäbchen  (s.  d.)  und  Perl- 
reif (s.  d.)  das  Gepräge  schützende  Form  zu 
erhalten.  Die  Münzen  bestehen  seit  alters  aus 
Gold,  Silber  oder  Kupfer  (Bronze),  seltener 
aus  Platin,  Nickel,  Zink  oder  Aluminium 
(s.  d.)  und  ihren  heute  sehr  mannigfaltigen 


Legierungen.  Die  Währungsmetalle  (s. 
Währung)  waren  immer  Gold  und  Silber, 
ausnahmsweise  Kupfer,  so  in  der  ersten 
Zeit  Roms  (s.  Aes  grave),  in  Schwe- 
den 1644— 1768  (s.  Plattenmünze),  Ruß- 
land und  bei  den  Ptolemäern  in  Ägypten; 
andere  sogenannte  Kupferwährungen 
stellten  nur  verschlechterte  Silberwäh- 
rungen dar  (s.  Kipper-  und  Wipperzeit). 
Außer  diesem  Währungsgeld  gibt  es  Scheide- 
münzen (s.  d.),  bei  denen  im  Verhältnis 
zum  Währungsgelde  der  Nennwert  viel 
höher  als  der  Sachwert  ist.  Es  gibt  aber 
noch  Münzarten,  die  einem  bestimmten 
Zweck  und  nur  diesem  dienen  sollen,  das 
sind  nicht  etwa  Gedenk-  oder  Geschenk- 
münzen (s.  d»),  denn  diese  können  immer 
als  Kurantgdd  benutzt  werden,  sondern 
Notmünzen,  Feldklippen  und  Belage- 
rungsmünzen (s.  d.),  die,  nachdem  die 
Not,  der  Feldzug,  die  Belagerung  ihr  Ende 
erreicht  hat,  ihren  Geldcharakter  ver- 
lieren oder  verlieren  sollen.  —  Marken 
(s.  d.)  sind  keine  Münzen,  sondern  münz- 
ähnliche von  Privatleuten  angefertigte 
Gebilde,  die  nur  in  der  Voraussetzui^, 
jederzeit  in  Kurant  umgetauscht  werden 
zu  können,  genommen  werden.  Doch 
können  sie,  wenn  der  Staat  es  an  seiner 
Münzpflicht  fehlen  läßt,  sich  dem  Wesen 
der  Scheidemünzen  stark  nähern  (s.  Privat- 
geld und  Tokens).  —  Für  einige  Zeiten, 
besonders  für  die  Jahre  1650 — 1750,  ist 
der  Unterschied  zwischen  Münze  und 
Medaille  (s.  d.)  nicht  leicht  zu  finden. 
Münzen  dieser  Zeit,  bei  denen  in  dieser 
Richtung  ein  Zweifel  bestehen  könnte  — 
in  Frage  kommen  meist  nur  mehrfache, 
einfache,  halbe  und  viertel  Dukaten  tmd 
Taler  —  unterscheiden  sich  von  den  Med. 
zumal  durch  flaches  Relief,  durch  Strichel- 
reif (s.  d.)  und  das  gesetzliche  Gewicht; 
alle  anderen  Stücke  sind  Medaillen  oder 
Jettone.  S. 

Mfinzedikte  s.  Münzgesetze. 

Münzen  im  Munde  Lebender  und  Toter 
vgL  unter  Chaxonsfährgeld.  R- 

Mfinzemeuening  s.  unter  Münzvemif ung. 

Mfinztälschung.  Über  die  falschen 
Münzen,  die  zum  Schaden  des  Publikums 
und  des  ausgebenden  Staates  von  Falsch- 
münzern hergestellt  worden  sind,  s.  unter 
Falschmünzerei.    Biet  handelt  es  sich  um 


4l6 


MÜNZFUNDE 


die  zum  Zwecke  der  Täuschung  der  Samm- 
ler hergestellten.  Diese  f.  M.  können  auf 
sechserlei   Weise  hergestellt  werden: 

1.  Durch  den  zu  allen  Zeiten  geübten 
Nachguß  von  echten  Stücken;  dabei  ist  die 
Fälschung,  wenn  das  Urstück  geprägt  war, 
an  der  Technik  zu  erkeimen  (s.  Guß),  wenn 
es  selbst  gegossen  war  wie  das  italische  Aes 
grave  und  viele  Renaissance -Medaillen, 
nur  an  der  etwaigen  Patina  und  gewissen 
technischen  und  metallurgischen  Gewohn- 
heiten, die  unter  Umständen  der  moderne 
Gießer  dem  Vorbild  nicht  abgelauscht  hat, 
2.  B.  Form  des  Schrötlings,  bes.  Behand- 
lung der  Kante,  zuweilen  auch  Abweichun- 
gen in  der  Farbe  und  Zusammensetzung 
des  MetaJles  und  im  Gewicht. 

2.  Durch  Herstellung  neuer  Stempel  und 
Prägung  mit  diesen;  dabei  ist  die  Fälschung 
für  Geübte  durch  den  Stil  der  Bilder  und 
Buchstabenformen  zu  erkennen;  zuweilen 
kommen  auch  hier  jene  techn.  und  metal- 
lurg.  Abweichungen  zu  Hilfe,  die  aber 
durch  Verwendung  antiker  M.  als  Schröt- 
linge  vom  Fälscher  z.  T.  vermieden  werden 
können;  vgl.  berühmte  Hersteller  von 
f.  M.  derart  unter  Beckersche,  Christodulos- 
sche,  Cigoische,  Killiansche,  Seeländersche 
Fälschungen  und  Paduaner. 

3.  Neuerdings  versucht  man  auch  die 
Stempel  zu  solchen  f.  M.  mechanisch  durch 
Abguß  (so  arbeitete  z.  T.  Christodulos)  oder 
Absenkung  (s.  Senkverfahren)  von  echten 
M,  herzustellen  (Z.  f.  N.  37  S.  231  f.), 
wobei  der  antike  Stil  zwar  getroffen  wird; 
doch  scheint  dabei  ein  Nacharbeiten  der  so 
gewonnenen  Stempel  unumgänglich  zu  sein, 
das  dann  die  Fälschxmg  erkennen  hilft. 

4.  Auch  durch  das  galvanoplastische 
Verfahren  (s.  d.)  kann  man  M.  fälschen, 
wobei  die  an  der  Kante  stets  kenntliche 
Zusammensetzung  der  M.  aus  zwei  Teilen 
und  das  reine  Kupfer  des  Metalles  (zuweilen 
muß  man  vorher  die  Versilberung  u.  dgl.  ab- 
kratzen), auch  der  meist  dumpfere  Klang, 
auch  wohl  ein  gewisses  »kristallinisch- 
kömiges  Gefüge«  der  Oberfläche  die  Fäl- 
schung verraten;  neuerdings  vermag  man 
auch  Niederschläge  in  reinem  Silber  herzu- 
stellen. 

5-  Wenn  die  Originalstempel  einer  M. 
erhalten  sind,  können  Neuabschläge  von 
diesen  nur  an  etwaigen  technisch-metallur- 


gischen Gewohnheften  erkannt  werden,  und 
falls  diese  dieselben  geblieben  sind,  was 
bes.  für  Stücke  des  19.  Jh.  in  Betracht 
kommt  (z.  B.  für  den  Nassauer  Münz- 
besuchstaler  von  1861),  überhaupt  nichts 
es  sei  denn,  daß  der  Stempel  inzwischen 
durch  Rost  und  dgl.  gelitten  hat.  Die 
Pariser  Münze  stempelt  Neuabschläge  zum 
Unterschied  von  Originalen  mit  der  Metall- 
angabe auf  der  Kante  ab. 

6.  Verfälschungen  (Teilfälschungen) 
sonst  echter  Münzen  geschehen  meist 
durch  Umänderung  mit  dem  Grabstichel; 
so  wird  z.  B.  die  seltene  Münze  der  Kaiserin 
Tranquillina  oder  Cornelia  Supera  aus  einer 
häufigen  M.  einer  anderen  Kaiserin  ge- 
macht, der  Name  einer  selten  oder  gar 
nicht  auf  M.  vorkommenden  griech.  Stadt 
(z.  B.  Paktolos,  Mossyne)  aus  einem  ge- 
wöhnlichen hergestellt,  neue  Beizeichen 
herausgraviert  u.  dgl.;  auch  werden  zwei 
echte  M.  auseinandergesägt  und  durch 
Aneinanderlöten  nicht  zusammenge- 
höriger Seiten  oder  Einsetzen  einer  fremden 
Vs.  in  die  ausgebohrte  Rs.  einer  an- 
deren M.  »Seltenheiten«  erzeugt  (z.  B. 
röm.  M,  mit  Kopf  des  Pius  auf  der  Vs.,  der 
Faustina  auf  der  Rs.;  Doppeltaler  Fr.  Wilh. 
IIL  V.  J.  1841).  Auch  Gegenstempel 
(s.  d.)  werden  von  modemer  Hand  ein- 
graviert oder  mit  modernen  Punzen  ein- 
geschlagen. Endlich  werden  erloschene 
Konturen  z.  B.  röm.  iE  durch  Nacharbeiten 
mit  dem  Grabstichel  aufgefrischt  (Riv. 
ital.  23  S.  11).  —  Luschin,  Mg.  M. -künde  * 
S.  151/56.  —  Seinem  fertigen  Produkt 
sucht  der  Fälscher  meist  ein  altes  Aus- 
sehen zu  verschaffen,  indem  er  das,  was 
Korrosion  und  Oxydation  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  bei  echten  M.  erzeugt  haben, 
durch  künstliche  Mittel  wie  Säureeinwir- 
kung, Farbanstrich  usw.  zu  ersetzen  sucht. 
Gegen  Farbanstrich  wirkt  bei  Ölfarbe  ein 
Bad  in  Spiritus,  bei  anderweitiger  »künst- 
licher Patina«  ein  Bad  in  Salmiak  als 
Erkennungsmittel.  R. 

Mfinzfande.  Wir  unterscheiden  bei  Axif ^ 
finden  von  M.  Einzelfunde,  Fundmassen 
und  Schatzfunde. 

I.  Unter  Einzelfunden  verstehen  wir 
das  Auffinden  einzelner  M.  Die  weit- 
gehenden Schlüsse,  die  man  früher  aus 
solchen    leicht    geneigt   war    zu    ziehen, 


MÜNZFUNDE 


417 


z.  B.  bei  Auffinden  einer  röm.  M.  im 
Barbarengebiet  auf  den  Besuch  eines  röm. 
Kaufmanns  in  der  betr.  G^end,  auf  eine 
Römerstraße,  wenn  nicht  gar  eine  röm. 
Ansiedlung,  beim  Auffinden  einer  benann- 
ten griech.  M.  auf  einem  Hügel  auf  die 
Lage  der  betr.  Stadt  ebenda,  eines  stummen 
Brakteaten  auf  einer  Burg  auf  diese  als 
die  Prägestätte,  sind  verfehlt.  Aus  einer 
M.  ist  überhaupt  nichts  zu  erschließen; 
nur  eine  Statistik  des  Fundvorkommens 
zahlreicher  M.  in  einer  gewissen  weiteren 
Gegend  gestattet  derartige  Schlüsse,  unter 
günstigen  Umständen  auch  noch  weiter- 
gehende über  Verkehr  und  Handelsge- 
schichte; solche  Statistiken  röm.  M.-f.  gibt 
es  z.  B.  von  Bissinger  (Baden),  Nestle 
(Württemberg),  Orgler  (Tirol),  Pichler 
(Steiermark),  Fredrich  (Prov.  Posen);  vgl. 
Sture  Bolin,  Fynden  av  romerska  mynt 
i  des  fria  Germanien  1926;  für  M.A.-  und 
neuzeitl.  M.  kommen  sie  weniger  in  Be- 
tracht. —  Eine  bes.  Art  der  Einzelfunde 
sind  die  Grabfunde,  bei  denen  die  Münze 
durch  den  übrigen  Inhalt  des  Grabes 
datiert  wird  (d.  h.  einen  terminus  ante 
quem  erhält)  oder  umgekehrt,  und  die 
Grundstein-  und  Turmknopffunde,  s.  d. 

2.  Unter  Fundmassen  verstehen  wir 
die  auf  einem  engen  Gebiet  (Hügel,  Burg, 
Stadt,  Friedhof,  auch  Quellen  und  Brun- 
nen, s.  d.)  im  Laufe  längerer  Zeit  oder  einer 
systematischen  Ausgrabung  gefundenen 
M.;  diese  gestatten  fast  stets  die  geo- 
graphische Benennung  der  betr.  Stadt, 
oder  umgekehrt,  falls  diese  bekannt  ist, 
die  Bestimmung  dort  oft  vorkommender 
stummer  Prägungen  und  lehren  zudem 
durch  die  fremden  M.  in  der  Fundmasse 
die  Richtung  des  täglichen  Marktverkehrs, 
u.  U.  auch  die  Richtung  des  Handels- 
verkehrs überhaupt  kennen,  belehren  wohl 
auch  über  Blütezeit  und  Untergang  der 
betr.  Stadt,  zuweilen  sogar  eines  Stadt- 
teils. So  ist  die  Stätte  des  winzigen  Städt- 
chens Autokana  durch  die  dortige,  wenn 
auch  sehr  kleine  Fundmasse  ermittelt 
worden;  so  sind  die  M.  mit  Osov  aövxXnjTov 
auf  der  Vs.,  deäv  'PcGjiYjv  auf  der  Rs. 
als  pergamenisch  durch  ihr  häufiges  Vor- 
kommen in  der  dortigen  Fundmasse  be- 
stimmt worden  usw.  Über  Verwertung  sol- 
cher Fundmassen  s.  z.  B.  Ausgrabungen  von 

Wfirtei^oli  der  Hllnzkiude. 


Pergamon  I  S.  329.  355;  Regling,  M.  von 
Priene  S.  188.  Auch  diese  Funde  kommen 
für  M.  A.  und  Neuzeit  bisher  wenig  in  Frage. 

3.  Schatzfunde  nennen  wir  eine  größere 
Anzahl  zusammen,  d.  h.  in  unmittelbarer 
Nachbarschaft,  gefundener  M.;  oft  wird  ein 
Seh.  als  solcher  erst  durch  das  Mitfinden 
eines  Gefäßes  (Beutels,  Topfes)  gesichert,  in 
dem  die  betr.  M.  einst  zusammen  geborgen 
waren.    Sie  sind  ein  wichtiges  Mittel  zur 
örtlichen  und  zeitlichen  Bestimmung  der 
M.,    indem   man,     sich    der  im   Schatze 
etwa  vorhandenen  Leitmünzen  bedienend, 
hier  den   Fundort  selbst,   dort  bes.   den 
Grad  der  Abnutzung  beachtet;  noch  wichti- 
ger sind  die  Schlüsse  aus  ihnen  auf  Um- 
laufsverhältnisse und  Handelsbeziehungen. 
Auch  argumenta  ex  silentio  aus  solchen 
Schätzen   haben    eine    hohe   Beweiskraft. 
Die  Chronologie  der  Denare  der  röm.  Re- 
publik (Schatzliste  im  B.  M.  C.  Rom.  rep.III 
S.  I — 59)   und  die  der  älteren  deutschen 
Mittelalter-M.  (Listen  für  die  sächs.-fränk. 
Zeit    bei    Dannenberg,      D.    M.     I — IV) 
beruht  größtenteils  auf  Schatzfunden;  die 
ägypt.     Schätze    archaischer    griech.    M. 
(Z.  f.  N.  37  S.  I  ff.)  lehren  uns  den  Handel 
der   Griechen  mit    Ägypten   kennen,    die 
Schätze  röm.  M.  in  Geimanien  den  Handel 
Roms  mit  diesen  Gegenden  (vgl.  die  oben 
zu  Ziffer  i  genannten  Werke,  dazu  Blan- 
chet,  Trösors  de  monn.  rom.  en  Gaule  1900 
und  Z.  f.  N.  29  S.  212/53),  die  Schätze  kufi- 
scher M.  und  die  Hacksilberschätze  (Ebert, 
Reallex.  IV  S.  228;  Luschin,  Allg.  M.-K.« 
S.  131)  die  Beziehungen  der  ostdbischen 
Slawen  zum  Westen  und  zu   Skandina- 
vien hier,   zu  den  islam.   Gebieten  dort. 
Auch  die  Schätze  des  späteren  MA.  und 
selbst    der   neuesten    Zeit   sind   zur    Er- 
kenntnis des  Umlaufs,  Handels  und  Ver- 
kehrs wichtig;  hier  sei  auf  die  kaum  ausge- 
nutzte (vgl.  Num.  chron-  1921  S,  39)  Hilfe 
hingewiesen,    die   die   Geschichte  des  Le- 
vantehandels aus  den  M.-funden  erfahren 
kann.   Aber  auch  für  mehr  numismatische 
Fragen,  z.  B.  ob  und  wie  schnell  das  Verbot 
einer  Sorte  wirkt,  sich  eine  neue  Währung 
durchsetzt  (z.  B.  Z.  f.  N.  36  S.  96.  99.  232), 
kann  man  neuzeitl.  M. -Schätze  verwerten. 
(Cahn,   Vortrag  beim  4-   Deutschen  M.- 
forschertag  in  Halle  1925.) 

Dagegen  wird  das  Suchen  nach  einem 

27 


4i8 


MÜNZFUSS— AIÜNZGESETZE 


besonderen  geschichtlichen  Anlaß  zur  Ber- 
gung eines  Schatzes  leicht  in  die  Irre  führen, 
wenngleich  natürlich  Kriegsläufte  dabei  die 
Hauptrolle  spielen,  anderwärts  den  Rom- 
fahrten und  Kreuzzügen,  dem  Dänengeld 
und  dem  Peterspfennig  Bedeutung  zu- 
kommt. 

Man  unterscheidet  noch  Auslandsfunde, 
deren  Inhalt  im  wesentlichen  fem  von  der 
Fundstelle  geprägt  ist  (so  die  Römerfunde 
in  Germanien,  die  Mehrzahl  der  Schatz- 
funde der  Sachs. -fränk.  Zeit),  von  Inlands- 
funden, deren  Inhalt  in  der  nächsten  Nach- 
barschaft des  Fundortes  geprägt  ist  (so  die 
meisten  deutschen  Schätze  der  Hohen- 
staufenzeit  im  Zusammenhang  mit  der 
Lehre,  daß  der  Pfennig  nur  da  gilt,  wo  er 
geprägt  ist  und  die  Kleingeldschätze  des 
späteren  M.A.  —  Luschin,  Allg.  M.-K.«  S. 
^29/37;  Noe,  Coin  hoards,  notes  and 
monographs  I  (Grundsätzliches);  Noe,  A 
bibliography  of  greek  coin  hoards,  ebenda 
XXV  (Verzeichnis  aller  damals  bekannten 
Schatzfunde  griech.  M.).  R. 

Es  sd  hier  noch  die  in  Preußen  geltende 
gesetzliche  Bestimmimg  über  die  Behand- 
lung von  Münzfunden  erwähnt:  Jeder 
Finder  hat  (nach  Ausgrabungsgesetz  vom 
26,  III.  1914  §§  5,  8)  die  Pflicht,  den  Fund 
der  Orts-  oder  höheren  Behörde,  wie 
Regierung  oder  Oberpräsidium  usw.,  anzu- 
zeigen. Auf  Verlangen  besteht  auch  eine 
Ablieferungspflicht  an  den  Staat  oder  die 
ihm  eingeordneten  Gebietskörperschaften 
gegen  Ersatz  des  gemeinen  Wertes  (Aus- 
führungsbestimmungen vom  30.  VIL  1920 
Ziffer  16).  §  984  des  BürgerL  Gesetzbuches 
bestimmt:  Wird  eine  Sache,  die  so  lange 
verborgen  gelegen  hat,  daß  der  Eigentümer 
nicht  mehr  zu  ermitteln  ist  (Schatz),  ent- 
deckt und  infolge  der  Entdeckung  in  Besitz 
genonmien,  so  wird  das  Eigentum  zur 
(ideellen)  Hälfte  von  dem  Entdecker,  zur 
anderen  (ideellen)  Hälfte  von  dem  Eigen- 
tümer der  Sache  (d.  h.  meist  des  Grund- 
iitücks)  erworben,  in  welcher  der  Schatz 
verborgen  war.  Ältere  Gesetzgebung  über 
das  Eigenttim  an  M.-funden:  Num.  chron. 
1902  S.  148.  Su. 

Mfinzfuß,  Die  grieciL  M.-füße  s,  \mter 
Äginäischer,  Att.,  Babylon.,  Chiischer, 
Euböischer,  Korinth.,  Miles.,  Pers.,  Phei- 
don.,  Phönik,,  Phok.,  Rhod.  M.;  für  den 


röm,  M.  vgl.  imter  Aes  grave,  Argenteus, 
As,  Aureus,  Denarius,  Follis,  Miliarense, 
Noummion,  Siliqua,  Solidus, 

Der  Münzfuß  ist  die  gesetzliche  Vor- 
schrift über  das  Gewicht  und  den  Metall - 
bestand  einer  Münze  (s.  d.).  So  bestimmte 
die  Deutsche  Reichsverordnung  von  1566, 
daß  der  Reichstaler  i/s  kölnische  Mark  oder 
2  Lot  oder  36  Grän  wiegen  und  aus  32  Grän 
Silber  und  4  Grän  Kupfer  bestehen  sollte 
(die  Mark  aus  14  Lot  4  Grän  Silber  und 
I  Lot  14  Grän  Kupfer).  Sprach  man  aber 
von  einem  9-Talerfuße,  so  meinte  man  die 
Zahl  der  Reichstaler,  in  denen  eine  Mark 
Feinsilber  enthalten  war.  Wenn  aus  14  Lot 
4  Grän  oder  256  Grän  8  Reichstaler  geprägt 
wurden,  so  konnte  man  aus  einer  Mark  = 
16  Lot  =  288  Grän  Feinsilber  deren  9 
herstellen. 

Je  geringer  das  Feingewicht  (s.  d.)  einer 
Münze,  um  so  höher  oder  billiger  (d.  h. 
schlechter)  war  ihr  M.  Der  12-Talerf.  war 
billiger  als  der  9-Talerf.,  denn  ein  alter 
Taler  hielt  V9,  ein  Taler  in  Gulden  von 
1690  nur  ^/jA  Mark  Feinsilber,  oder  jener 
hatte  ein  Feingewicht  von  25,984,  dieser 
von  19,488  g. 

Bei  geringhaltigen  Münzen  wurde  der  M. 
auf  die  Währungsmünze  reduziert.  Wenn 
nach  dem  Leipziger  Fuß  von  1690  13V3 
Gulden  aus  der  12 -lötigen  Mark  ausge- 
bracht wurden,  so  wurden  aus  der  feinen 
Mark  18  Gulden  geprägt;  man  sprach  aber 
in  Norddeutschland  nicht  von  einem  18- 
Guldenfuße,  sondern,  da  ein  Gulden  gleich 
V3  Taler  war,  von  einem  12-Talerfuße. 

Bei  Goldmünzen  wurde  der  M.  nur  durch 
Angabe,  wieviel  Stück  aus  einer  gemischten 
Mark  gemünzt  wurden,  bestinmit.  So  war 
der  M.  der  Reichsdukaten  67  Stück  aus  der 
23  Karat  8  Grän  feinen  Mark.  Danach  wog 
ein  Dukat  233,856  :  67  =  3,490  g,  und  sein 
Feingewicht  oder  sein  Goldgehalt  war  23V3 
mal  9,744  (Gewicht  eines  Karats):  67  = 
3,442  g.  —  S.  auch  Graumanscher,  Kon- 
ventions-, Leipziger,  Torgauischer  und 
Zinnaischer  Münzfuß.  S. 

Mfinzgdd  s.  Münzverrufung  S.  442. 

Mfiniq^esellen  s.  Münzarbeiter. 

VLüozgesttu,  -edikte,  -mandate^  -ver- 
ordnimgen  sind  staatliche  münztechnische 
{s.  Münzordnungen)  und  münzpolitische 
(s.  Münzpolitik)  Bestimmungen,  die  ent- 


MÜNZGEWICHT— MÜNZHOHEIT 


419 


weder  als  große,  das  ganze  Münzwesen  : 
regelnde  oder  ändernde,  heute  von  der 
Volksvertretung  zu  billigende  Gesetze  oder 
Edikte,  oder  im  Verordnungswege  als  auf 
Einzelheiten  sich  erstreckende  Mandate 
oder  Verordnungen  erlassen  werden.  — 
Vgl.   Münzordnungen.  S. 

Mfinzgewicht  Richtige  Angabe  des  Ge- 
wichts einer  Münze  ist  deshalb  für  den 
Numismatiker  wichtig,  weil  danach  oft 
allein  ihr  Nominal  bestimmt  werden  kann. 
Indessen  darf  man  von  der  Genauigkeit  bei 
älteren  Münzen  nicht  zu  viel  verlangen,  da 
kleinere  Gewichte  als  ein  Hundertstel 
Gramm  die  Wagen  bis  zum  19.  Jh.  kaum 
zogen.  —  Bis  dahin  hatte  man  zum  Wiegen 
der  Münzen  meist  andere  Gewichtssysteme 
als  zum  Wiegen  der  Waren,  weil  die  Han- 
delsgewichte auf  so  kleine  Schweren  nicht 
eingerichtet  waren  (s.  Mark,  Unze,  Grän). 
Erst  seit  Einführung  des  Dezimalsystems 
(s.  unter  Zählsysteme)  erübrigte  sich  solcher 
Unterschied.  —  Luschin,  Allg.  M.  K.* 
S.  52.  S. 

Miiiu^ewichfssfuckey  d.  h.  Gewichts- 
stücke, die  in  erster  Reihe  zum  Nach- 
wiegen des  Bruttogewichts  bestimmter  M. 
hergestellt  sind,  sind  mit  Sicherheit  als 
solche  dann  zu  erkennen,  wenn  sie  auf 
Münzen  bezügliche  Aufschriften  tragen,  wie 
die  röm.  Exagien  (s.  d.,  Abb.  Ili)  der  Spät- 
zeit mit  Aufschriften  in  Solidi  oder  Nomis- 
mata  (s.  d.,  vgl.  auch  Holotrachon)  usw. 
Sie  sind  stets  aus  Kupfer  oder  seinen 
Legierungen  (daran  zumal  scheitert  die 
Journ.  int.  IV  S.  153.  192  vorgeschlagene 
Auffassung  des  Goldstücks  des  4.  Jh.s 
V.  C.  mit  Pferd  und  der  Hieroglyphe  i^tes 
Gold«,  N.  Z.  58  S.  33,  als  Münzgewicht). 

R. 

Aus  späterer  Zeit  (909 — 1171)  haben 
wir  besonders  ägyptische  Glasgewichte 
{s.  unter  Glas),  die  u.  a.  in  kufischer  Schrift 
die  Bezeichnung:  »Richtiges  Gewicht  eines 
Dinars«  und  ähnliche  trafen;  doch  sind 
die  meisten  dieser  Glasflüsse  ohne  solche 
Gewichtsbezeichnung.  —  In  den  roma- 
nischen und  germanischen  Staaten  wurden 
M.  erst  nach  Einführung  einzeln  justier- 
ter Münzen  nötig,  das  heißt  der  Goldgulden 
und  Groschen.  Zueist  hören  wir  aus  Frank- 
reich von  solchen,  und  zwar  von  »Fiertons«, 
das  heißtV4-Mark(i3i4),  dann  von  »D6ne- 


raux«  11374).  »Le  D^neral«  nennt  sich  ein 
solches  Gewicht.  Diese  Ddneraux  trugen 
die  verschiedensten,  oft  denen  der  Münzen 
entlehnten  Bilder,  später  auch  den  Namen 
des  Gewichts  quer  im  Felde  (Abb.  $63). 
Ahnliche  Gewichte  wurden  zu  Anfang 
des  14.  Jh.s  in  Flandern  benutzt;  aus 
England  und  Italien  kennen  wir  sie  erst 
aus  dem  15.,  wenn  auch  in  diesen  Ländern 
ganz  zweifellos  seit  der  Einführung  der 
Goldmünzen  im  13.  Jh.  Münzgewichts- 
stücke benutzt  worden  sind.  In  Deutsch- 
land brauchte  man  für  sie  im  Norden 
das  Wort  »Stal«  (s.  d.),  im  Süden  das 
Wort  »Korn«,  jedoch  ist  nur  ein  ein- 
ziges Korn  aus  dem  Mittelalter  bekannt, 
ein  Silberstück  mit  dem  österreichischen 
Bindenschild  aus  der  Zeit  des  Kaisers 
Friedrich  III.  Im  18.  Jh.  gaben  nieder- 
ländische und  deutsche  Städte  und  Staaten 
messingene  Voll-  (Normal-)  und  Passier* 
gewichtsstücke  (s.  d.)  einzeln  und  in 
Sätzen  aus.  Im  Museum  zu  Hüll  werden 
über  200  Münzwagen  und  Münzgewichts- 
sätze vom  17.  bis  19.  Jh.  aufbewahrt; 
über  sie  und  manche  andere  dazu  ge- 
hörenden Geräte  vgl.  T.  Sheppard  und 
J.  F.  Musham  in  Spinks  num.  circ.  Bd. 
28,  29,  30  (1920—22).  —  Menadier,  Schau- 
sammlung, S.  321 — 324;  Dieudonn6,  Ma- 
nuel des  poids  mon6taires,  Paris  1925.  S. 

Mfinzgewlnn  s.  unter  Münzkosten. 

Mfinzgulden  (14-Bätzner)  hieß  ein  1714 
geplagter  Halbtaler  der  Republik  Luzern, 
von  dem  es  auch  Goldabschlage  gibt  und 
der  auf  derVs.  einen  Schild,  auf  der  Rs, 
einen  Schild  mit  Spruch  zeigt.  Die  M. 
waren  außerdem  eine  Rechnungsmünze: 
1794 — 1796  sind  in  Luzern  Goldstücke  zu 
24  und  12  Münzgulden  geprägt  worden.  — 
Corragioni,  S.  57,  Taf.  12,  Nr.  9,  10.   S. 

Mfinzherabsetzung  s.  Herabsetzung,    Su. 

Mfinzherr  ist  der  Inhaber  der  Münzhoheit 
(s.  dort).  Diese  kann  an  sich  nur  ein  Staat 
besitzen  bzw.  der  jewdlige  Vertreter  der 
Staatsgewalt,  also  ein  weltlicher  oder  geist- 
licher Fürst,  ebenso  eine  Stadt,  die  unab- 
hängig ist.  Alle  anderen,  z.  B.  Privatleute 
oder  private  Körperschaften,  sind  nur  miß- 
bräuchlich oder  ausnahmsweise  in  Not- 
zeiten Münzherren.  Su. 

Mfinzhohdt  ist  das  Recht  der  Staats- 
gewalt,   die  zur  Organisierung  und   Er- 

27* 


420 


MÜNZJUDEN— MONZKOSTEN 


haltung  des  Münzwesens  notwendigen 
obersten  Verfügungen  zu  treffen.  Dieses 
Recht  ist  gewöhnlich  mit  den  Befugnissen, 
die  den  Inhalt  des  Münzregals  bilden,  der 
Münzerzeugung  und  dem  Anspruch  auf  den 
dabei  sich  ergebenden  Nutzen  (s.  Münz- 
recht) verbunden.  Diese  Vereinigung  ist 
aber  nicht  notwendig. 

Die  Münzhoheit  äußert  sich  nach  folgen- 
den Richtungen: 

a)  in  der  Wahl  des  Gegenstandes,  der  als 
Geld  den  allgemeinen  Wertmaßstab  und 
das  gesetzliche  Zahlungsmittel  bilden  soll 
=  Recht  der  Währung; 

b)  in  der  Festsetzung  des  Münzfußes; 

c)  in  dem  Recht  des  Gepräges,  das  nötig 
ist,  um  Währung  und  Münzfuß  zu  garan- 
tieren; 

d)  in  den  Rechten,  die  sich  aus  dem 
Münzregal  (s.  d.)  ergeben. 

In  dezentralisierten  Staaten  äußert  sich 
die  Münzhoheit  in  dem  Vorbehalt  der 
Reichsmünze,  und  zwar  verschiedenartig, 
durch  Vorbehalt  a)  eines  bestimmten  Münz- 
metalls, b)  bestimmter  Münzgattimgen 
innerhsilb  eines  einheitlichen  Münzfußes, 
c)  eines  bestimmten  Gepräges  und  d)  eines 
eigenen  Münzfußes  für  das  Reichsgeld  unter 
Freigebung  eines  anderen  für  die  Ortsbe- 
dürfnisse. 

Die  Münzhoheit  gilt  immer  als  ein 
Zeichen  der  Souveränität.  Im  spät-römi- 
schen Reiche  stand  die  Münzhoheit  dem 
Kaiser  zu,  und  dies  wurde  durch  die  Glos- 
satoren des  corpus  iuris  auf  den  deutschen 
König  übertragen,  der  nach  seiner  Krönung 
durch  den  Papst  Kaiser  des  Römischen 
Reiches  deutsdier  Nation  wurde  und  den 
man  als  Nachfolger  der  römischen  Impera- 
toren ansah.  Später,  seit  Anfang  des 
13.  Jh.s,  wurde  die  Münzhoheit  von  den 
Gelehrten  auch  dem  Papst  und  schließlich 
jedem  Souverän  zugeschrieben.  Alle 
anderen  physischen  oder  juristischen  Per- 
sonen sollten  theoretisch  das  Münzrecht 
nur  durch  Verleihung  von  einem  Träger 
der  höchsten  Gewalt,  dem  Inhaber  der 
Münzhoheit,  durchSchenkung,  Leihe,  Amts- 
auftrag, Kauf,  Verpfändung  usw.  erlangen 
können.  Vgl.  Münzrecht.  —  Luschin,  Allg. 
Mkde.3  S.  235—244.  Su- 

Mänz Juden,  ein  halb  offizieller  Aus- 
druck des  17.  und  18.  Jh.s  für   die  meist 


jüdischen  Edelmetallieferanten  und  Unter- 
nehmer der  deutschen  Münzstätten-  Man 
begegnet  jüdischen  Familien,  deren  Mit- 
glieder oft  Jahrhunderte  lang  diese  Ge- 
schäfte betrieben,  z.  B.  Gumperts,  Fränkel, 
Ephraim,  Itzig,  Rothschild.  S. 

Münzkabinett  Den  Namen  M.  verdient 
nur  eine  von  einem  Spezialisten  geleitete^ 
mit  eigenen  Erwerbungsmitteln  ausge- 
stattete, dem  großen  Publikum  durch  eine 
Ausstellung,  dem  Forscher  durch  unmittel- 
bare Einsichtnahme,  Beantwortung  von 
Anfragen  und  Besorgung  von  Abdrücken 
unter  den  für  die  Sicherheit  des  Verbleibs 
und  ordnungsmäßigen  Zustandes  der  M. 
gebotenen  Kautelen  zugänglich  gemachte 
Sammlung.  Zur  Geschichte  der  M.kabinette 
s.  unter  Münzsammeln  und  -Sammlungen. 

R. 

Mfinzknechte  s.  Münzarbeiter. 

Mfinzkontrakte  sind  die  Verträge,  die  die 
Regierungen  mit  den  Münzmeistern  schlös- 
sen, solange  diese  die  Unternehmer  der 
Münzstätten  waren.  Sobald  dieses  Unter- 
nehmertum beseitigt  war  und  die  Münz- 
meister reine  Staatsbeamte  geworden  wa- 
ren, traten  an  Stelle  der  Mk.  die  Instruk- 
tionen.   S.  auch  Münzmeister-  S. 

Mfinzkonventionen,  antike  s.  unter  Bun- 
desmünzen, mittelalterliche  und  neuzeit- 
liche unter  Münzvereine. 

Mfinzkosten.  Solange  die  Welt  an  die 
mystische  Kraft  des  Geldes  glaubte,  sich 
selbst  zu  vervielfältigen,  konnte  es  ihr  nicht 
zum  Bewußtsein  kommen,  daß  die  Geld- 
herstellung  Geld  koste.  Noch  in  dem  Jahr- 
hundert der  Aufklärung  erkannten  dies  nur 
wenige,  und  Männer  wie  Friedrich  der 
Große  glaubten  wie  an  die  Möglichkeit,. 
Gold  zu  machen,  so  auch  an  die  eines 
reichen  Münzgewinnes  durch  ehrliches  und 
kluges  Münzen.  Erst  im  19.  Jh.  ist  die 
Überzeugung  von  der  Notwendigkeit  der 
Münzkosten  und  der  nur  bedingten  Nütz- 
lichkeit des  Schlagschatzes  (s.  d.)  allgemein 
geworden.  Nicht  als  ob  nicht  schon  früher 
Münzkosten  berechnet  worden  wären,  aber 
es  geschah  immer  als  selbstverständlich  aus 
dem  Überschuß  des  Münzgeschäfts.  Wie 
eine  Fabrik  nur  um  des  Gewinnes  willen 
betrieben  wird,  so  auch  die  Münze.  Nach 
dem  Kapitulare  Pipins  von  754/5  wurde 
von   22    geprägten   Schillingen   einer   für 


MÜNZKRISEN— MÜNZKUNDE 


421 


Münzkosten  und  wahrscheinKch  noch  einer 
als  Münzgewinn  gegeben;  und  in  Wien 
wurden  im  15.  Jh.  vom  Metallwert  der 
Münzen  7,7^lo  Münzkosten,  5%  Unter- 
nehmergewiim  und  0,40/0  Reingewinn  für 
den  Herzog  berechnet.  So  etwa  war  es 
überall;  in  Franken  betrugen  um  1450  die 
Münzkosten  etwa  13,  der  Schlagschatz  etwa 
lo/o  der  gemünzten  Menge  (Luschin,  Allg. 
M.  K.»,  S.  259;  Schrötter,  Franken,  I, 
S.  200),  Aber  wenngleich  diese  Ver- 
hältnisse für  die  damalige  Zeit  gesund 
waren,  so  dachten  doch  auch  damals 
weder  Fürsten  noch  Städte  daran,  zu 
prägen,  wenn  sie  dabei  Verlust  hatten. 
DsdJ  die  Münzpflicht  auch  mit  Opfern  aus- 
geübt werden  müsse,  wußte  man  noch 
nicht,  und  in  erster  Linie  hierin  liegt  der 
Grund  für  die  Münzverschlechterungen,  von 
denen  kein  Land  verschont  geblieben  ist. 
Man  wußte  und  behauptete  wohl,  daß  die 
»Merkanz«  mit  der  Münze,  das  heißt  das 
Münzen  nur  um  des  Gewinnes  willen  vom 
Übel  sei  und  kämpfte  dagegen,,,  aber  daß 
Schlagschatz  sich  ergeben  müsse,  verneinte 
doch  niemand.  Die  Münzkosten  wurden 
dabei  oft  zu  niedrig  bemessen,  besonders 
für  die  Scheidemünze,  was  zeitweise  die 
unheilvollsten  Wirkungen  gehabt  hat  (s. 
Scheidemünze).  Zuerst  in  England  1666 
sind  die  Münzkosten  ganz  von  dem  Fiskus 
übernommen  worden,  was  in  anderen  Län- 
dern einzuführen  deshalb  so  schwierig  war, 
weil  man  immer  fürchten  mußte,  diese 
Opfer  für  andere  zu  bringen,  die  die  guten 
Münzen  mit  ihren  schlechten  aufkauften; 
das  war  in  dem  seeumflossenen  England 
viel  leichter  zu  verhindern.  Der  Fort- 
schritt in  der  Einsicht  in  das  Wesen  dieser 
Dinge  seit  dem  i8.  Jh.  wurde  möglich  durch 
die  Vervollkommnung  der  Münztechnik  und 
die  wachsende  Macht  der  Großstaaten.  Die 
seit  Anfang  des  19.  Jh.s  von  diesen  einge- 
führte Präzisionstechnik  stellte  so  bedeu- 
tende Anforderungen  an  Personal  und  Ma- 
schinen, daß  kleinere  Staaten  die  Mittel 
dafür  nicht  aufbringen  konnten.  Die  Groß- 
staaten  selbst  aber  hatten  erkannt,  daß  der 
durch  die  Münzverschlechterung  und  die 
Ersparung  der  Münzkosten  gemachte  Ge- 
winn doch  viel  zu  unbedeutend  war  im 
Vergleich  zu  dem  durch  schlechtes  Münzen 
verlorenen  ICredit,  und  sie  hatten  nun  die 


Macht,  die  ELleinen  am  schlechten  Münzen 
zu  verhindern.  Die  Münzkosten  waren  und 
blieben  für  die  kleinen  Sorten  natürlich  ver- 
hältnismäßig bedeutender  als  für  die 
großen.  So  berechnete  die  Berliner  Münze 
bei  der  Prägung  für  fremde  Staaten  1863 
in  Prozenten  der  geprägten  Menge  für: 
Doppeltaler       3/4        i/13-Taler  2^2, 

Taler  i  V3  bis  11/2  Vso-Tbr.  (Silbergr.)  3, 
V6-Taler  2        Veo-Taler  5, 

für  den  Zentner  Kupfergeld  (92,6  Taler) 
25  Taler  oder  270/0.  —  Schrötter,  Preußen 
1806/73,  Gesch.  II,  S.  544—546.  S. 

Münzkrisen  sind  entweder  durch  große 
Verschiebungen  und  Stockungen  des  Edel- 
metallhandels oder  durch  politische  Wirren 
herbeigeführte  Schwierigkeiten  der  Münz- 
prägung. Ersterer  Art  waren  die  großen 
Münzkrisen  am  Anfange  des  16.  und  des 
18.  Jh.s;  um  1500  handelte  es  sich  um  den 
Übergang  von  der  Gold-  zu  der  Silber- 
währung, um  1700  imigekehrt  um  den  von 
der  Silber-  zur  Goldwährung.  Jedesmal 
dauerte  es  Jahrzehnte,  bis  die  Staaten  die 
Notwendigkeit  der  Umstellung  begriffen 
hatten  und  zu  dem  anderen  Metall  über- 
gingen. Während  dieser  Zeit  entbehrten 
Handel  und  Verkehr  die  nötigen  Zahlmittel 
auf  das  schmerzlichste  und  mußten  mit 
elenden  Scheidemünzen  vorlieb  nehmen, 
wenn  die  Regierungen  nicht  beizeiten  ihr 
Münzsystem  verändert  hatten.  Die  zweite 
Art  der  Münzkrisen,  die  durch  politische 
Wirren  entsteht,  ist  besonders  eine  B^leit- 
erscheinung  der  Kriege  mit  ihrem  oft  ins  Un- 
geheure gesteigerten  Bedarf  an  Zahlmitteln, 
den  die  Regierungen  oft  nur  durch  starke 
Münzverschlechterungen  befriedigen  konn- 
ten (s.  d.,  Inflation  u.  Kipper  u.  Wipper). 

S. 

Münzkunde  oder  Numismatik  ist  die 
Wissenschaft  von  den  Münzen  in  allen  ihren 
Beziehungen,  also  als  staatliches  Gebilde, 
als  Umlaufsmittel,  als  Kunstwerk,  als 
Schrift-  und  SprachdenkmaL  Vor  den 
ihr  im  praktischen  Betriebe  nächstver- 
wandten Wissenszweigen  der  Epigraphik 
und  Papyrologie  hat  sie  voraus,  daß 
ihr  Gegenstand,  die  M.,  als  Geldstuck 
ein  wesentlicher  Faktor  aller  geschichtl. 
Entwicklung  ist,  was  für  den  Laschrif- 
tenstein  und  das  Papyrusblatt  nicht  gilt. 
Sie  ist    also  ein    selbständiges  Glied  der 


422 


MÜNZKUNDE 


Geschichtswissenschaft;  die  Erforschung 
der  Münze  ist  Selbstzweck,  und  der  M.k. 
stehen  die  Wissenschaften  der  polit.  Ge- 
schichte, Volkswirtschaft,  Kunstgeschichte, 
Paläographie  und  Philologie  ebenso  als 
Hilfswissenschaften  zur  Seite  wie  sie  ihnen. 

Quellen  der  M.  -künde  sind  in  erster  Reihe 
die  M.  selbst,  sodann  die  Schriftdenkmäler, 
also  die  Rechtsurkunden,  kaufmännischen 
Geschäftspapiere,  Verwaltungsakten  und 
Literaturdenkmäler,  die  sich  entweder  ex 
professo  oder  durch  zufällige  Erwähnung 
auf  M.  und  M.-wesen  beziehen.  Je  weiter 
wir  zeitlich  vorwärts  schreiten,  um  so  wich- 
tiger werden  diese  Schriftdenkmäler  vor  den 
M.  sdbst,  und  spätestens  etwa  vom  i8.  Jh. 
an  sind  sie  zur  Erkenntnis  des  M.-wesens 
wichtiger  als  die  M.  selbst,  könnten  diese 
als  Quelle  fast  entbehrt  werden;  je  weniger 
Schriftzeugnisse  wir  also  über  die  betr. 
Zeit  und  Gegend  besitzen,  um  so  größer 
erst  wird  der  Quellenwert  der  M.  selbst. 

Ziel  der  M. -künde  ist  es,  das  M.-wesen  in 
seinen  verschiedenen  Beziehungen  —  M.- 
recht,  M. -Verwaltung,  M.-technik,  Wäh- 
rung, Fuß  und  Sorten  nebst  dem  M.werte, 
Deutung  von  Bild  u.  Schrift  —  zu  er- 
keimen  und  darzulegen. 

Daraus  ergibt  sich  ohne  weiteres,  daß  es 
nur  ein  Streit  um  Worte  ist,  zwischen  einer 
♦reinen«  (oder  einer  nur  »deskriptiven«) 
und  einer  »angewandten*  M.-k.  zu  unter- 
scheiden, und  die  erste  dem  Sammler, 
die  zweite  dem  Gelehrten  zuzuweisen,  der 
das  M,-material  für  die  geschichtL  Wissen- 
schaft verwerten  soll;  beides  läßt  sich  nicht 
treimen,  weder  im  Betriebe  noch  in  der 
Person,  denn  auch  der  bescheidenste 
Sammler  ohne  irgendwelche  wissenschaft- 
liche Vorbildung  würde,  erwürbe  er  eine 
M.  etwa  mit  dem  Namen  eines  bisher 
unbekannten  röm.  Prätendenten  oder  Abtes 
von  Fulda,  sich  nicht  auf  deren  Beschrei- 
bung beschränken,  sondern  das  Neue 
betonen,  das  wir  daraus  lernen. 

Die  M. -künde  ist  von  der  Beschäftigung 
mit  den  antiken,  insbes.  röm.  M.  ausge- 
gangen, die  der  Boden  Italiens  dem  wieder- 
erwachenden Interesse  an  der  Antike 
darbot.  Man  benutzte  sie  mit  ihren  erhabe- 
nen Aufschriften  als  anspornende  Belege 
menschlicher  Tüchtigkeit,  dann  zur  Deu- 
tung der  antiken  Autoren,  und  auch  die 


metrolog.  Verwertung  setzt  schon  früh  ein 
(1528).  H.  Goltz  (1525—76)  ist  der  frucht- 
barste Schriftsteller  des  16.  Jh.,  wenn  auch 
für  unsere  Begriffe  unkritisch  und  unbe- 
denklich im  Erfinden  fehlender  M. ;  Lazius 
{15 14 — 1565)  faßt  zuerst  den  Gedanken 
eines  Korpus,  Rechenberg  gibt  1692  die 
erste  Bibliographie  heraus,  schon  Span- 
heim muß  1664  die  Wichtigkeit  der  M.- 
kunde  verteidigen.  Bereits  1709  sammelt 
Woltereck  ausgewählte  Aufsätze  verschie- 
dener Verfasser,  unter  denen  auch  Leibniz 
ist  (Monatsblatt  num.  Ges.  Wien  X  S.  213). 
Auch  finden  wir  schon  im  17.  Jh.  —  an- 
scheinend im  Anschlüsse  an  die  Schriften 
des  16-  und  17.  Jh.  über  die  umlaufenden 
gleichzeitigen  M.  und  ihre  Valvierung  — 
eine  Literatur  über  neuere  M.,  auch 
Sammlungskataloge,  bald  auch  Dukaten-, 
Taler-  und  Groschenkabinette,  ja  sogar 
Arbeiten  über  die  äußerlich  auffallendsten 
M.  des  deutschen  Mittelalters,  die  Brak- 
teaten;  von  neueren  M.  und  Med.  gehen 
auch  die  Vorläufer  imserer  Zeitschriften, 
die  »Münzbelustigungen«,  aus.  Inzwischen 
hatte  die  antike  Numismatik  sich  auch 
den  griech.  M.  zugewandt,  hatte  in  Pellerin 
und  Sestini  fruchtbare  Schriftsteller,  in 
Eckhel  einen  großen  Systematiker,  und 
bald  nach  der  Jahrhundertwende  in 
Mionnet  denjenigen  gefunden,  der  den 
Korpusgedanken  verwirklichte.  Doch  die 
Befrdung  Griechenlands  imd  der  Beginn 
der  Reisen  dort,  später  Reisen  und  Bahn- 
bauten  auch  im  türk.  Reiche  vermehrten 
das  griech.  Material  derart,  daß  einerseits 
die  Engländer  statt  der  nunmehr  unaus- 
führbar erscheinenden  Korpusidee  die  Kla- 
talogisierung  ihrer  Saminlungen  wieder 
aufnahmen  (1873  die  Londoner  Sammlung 
selbst,  deren  ruhmvollem  Vorbilde  dann 
Glasgow  und  Cambridge  folgten),  anderer- 
seits nach  allerhand  Anläufen  zu  ähnlicher 
ICatalogarbeit  Deutsche  und  Franzosen 
den  Korpusgedanken  für  Teilgebiete  durch- 
führten, in  einer  den  beiden  Volkscharak- 
teren entsprechenden,  stark  verschiedenen 
Weise  (Z.  f.  N.  36  S.  255/56).  Andere 
Teilkorpora  werden  der  Kraft  einzelner 
Männer  (Haeberlin,  Svoronos,  Gnecchi) 
verdankt  Auch  sei  betont,  daß  der  Auto- 
didakt Imhoof -Blumer  für  die  griech.  M. 
mehr  geleistet  hat  als  alle  gelehrten  Berufs- 


MONZMANDATE— MÜNZMEISTER 


423 


numismatiker.  Die  röm.  M.-k.  ist,  da  hier 
wirklich  neues  Material  nicht  mehr  so 
stark  zuströmt  und  die  Systematik  von 
Eckhel  und  dann  die  von  Mommsen  (1860), 
die  korpusartigen  Werke  von  Cohen  (und 
für  Byzanz  von  Sabatier)  lange  vorhielten, 
etwas  vernachlässigt  worden;  erst  die 
Arbeit  der  :>Wiener  Schule«  (und  ihrer 
Nachfolger  in  allen  Kulturstaaten)  an  den 
spätröm.  Reihen,  dann  der  Beginn  der  Lon- 
doner Katalogarbeit  auch  auf  diesen  Ge- 
bieten hat  wieder  größeres  Interesse  an 
ihr  erweckt.  —  Auch  an  Handbüchern 
der  griech.  sowohl  wie  der  röm.  M.-k., 
kleinen  für  den  Gebrauch  des  Sammlers 
und  Studenten,  dickleibigen  und  z.  T. 
mehrbändigen  für  den  des  Gelehrten  (He- 
ads  H.  N.,  Babelons  Trait6,  Bemharts 
Handbuch),  ist  kein  Mangel.  Der  For- 
schung dienen  die  nacheinander  in  fast 
allen  Staaten  gegründeten  Zeitschriften, 
deren  Zahl  und  Inhalt  allmählich  so 
imübersehbar  geworden  ist  (es  sind  deren 
fast  30  in  10  verschiedenen  Sprachen), 
daß  selbst  alle  Bibliographien  wenigstens 
für  die  antiken  M.  gescheitert  und  auch 
die  für  die  Territorialgebiete  der  mittel- 
alterl.-neuzeitL  M.  geschaffenen  (Frank- 
reich, ItaKen,  Belgien)  jetzt  veraltet  sind. 
Die  mittelalterl.  M.-k.  ist  erst  durch 
Mader  aus  der  Stufe  der  M.-belustigungen 
herausgehoben,  dann  von  Lelewel,  die 
deutsche  von  Grote  ausgebaut  worden. 
Besonders  hat  Grote  für  die  deutsche 
Numismatik  durch  sein  organisches  Inein- 
anderschweißen  der  Münzbeschreibung  und 
Geldgeschichte  und  seine  Lehre,  daß  nur 
so  ein  wissenschaftlich  wertvolles  Ganzes 
zustande  kommen  könne,  sich  ein  unver- 
gängliches Verdienst  erworben  (s.  be- 
sonders seine  Geldlehre  in  M.  St.  IV,  2.  Abt. 
S.  I,  2).  Für  Belgien  und  Italien  haben  Ser- 
rure,  Promis  u.  a.  ähnliches  geleistet,  wäh- 
rend die  einfacheren  M. -Verhältnisse  der 
früh  geeinten  Länder  Frankreich  und 
England  diesen  schon  längst  die  Heraus- 
gabe von  Handbüchern  (Blanchet-Dieu- 
donn^;  Grueber),  von  erschöpfenden  M.- 
Verzeichnissen (Hoffmann,  Poey  d* Avant), 
ja  sogar  von  brauchbaren  M.-geschichten 
(Ruding)  gestattet  haben.  Korpusartige 
Werke  haben  wir  jetzt  auch  für  die  meisten 
deutschen  und  itai.  Landschaften  und  auch 


an  zusammenfassenden  Handbüchern  fehlt 
es  nicht  (Engel-Serrure;  Luschin-Friedens- 
burg; Menadiers  Schausammlung).  Weni- 
ger gut  sieht  es  um  die  Münzgeschichte 
aus:  für  die  Neuzeit  hat  es,  hier  auch 
die  Westmächte  eingeschlossen,  nur 
Preußen  zu  einer  urkundlichen  und  zu- 
zammenhängenden,  die  Zeit  von  1640— 
1873  umfassenden  M.-geschichte  nebst 
M.-beschreibung  (v.   Schrötter)   gebracht. 

Betont  sei  zum  Schlüsse  noch  die  Wich- 
tigkeit der  modernen  Auktionskataloge, 
schon  seit  etwa  30  Jahren  für  die  antike, 
seit  15  Jahren  in  steigendem  Maße  auch 
für  die  mittelalterl. -neuzeitl.  M. -künde, 
sorgsam  gearbeitet  und  aufs  reichste 
illustriert  wie  sie  sind, 

Trait6  I  S.  30/66  (utilit6  scientifique), 
66/325  (Geschichte  der  Num.);  Lusdiin, 
Allg.  M.-K.*  S.  I— 18;  Menadier,  Z.  f.  N.  25 
S.  182;  Kontroverse  zwischen  Pick,  Die 
M. -künde  in  der  Altertumswissenschaft, 
Stuttgart-Gotha  1922  und  Haeberlin  im 
Jahrb.  Frankf.  num.  Ges,  I  1922;  Jesse, 
Beri.  M.bl.  VIII  1924/6  S.  3,  25.  —  Vgl. 
femer  die  Lit.  unter  Münzsammeln.    R. 

Mflnzmandate  s.  Münzgesetze. 

Mfiozmelster.  Den  römischen  M.M.  s. 
xmter  optio.  In  der  Merowingerzeit  stamm- 
ten die  Münzmeister  wahrscheinlich  meist 
aus  dem  Stand  der  Goldschmiede  wie  z.  B. 
der  heilige  Eligius  (s.  d.).  Sie  hatten  z.  T. 
dne  sehr  selbständige  Stellung,  wie  die 
Münzen  zeigen,  auf  denen  vidfach  nur 
Ursprui^ort  und  .Münzmeister,  manch- 
mal auch  zwei,  genannt  werden.  Er  ist  in 
diesen  Fällen  wohl  meist  ein  privater  Unter- 
nelimer.  In  den  Münzstätten  der  Könige, 
der  Geistlichkeit,  weltlicher  Herren  und 
der  Städte  ist  er  dag^en  ein  Angestellter 
gewesen,  ein  w:onstitutus*,  wie  auf  dner 
Münze  steht  (Menadier  in  BerL  Mbl.  1928 
S.  287  f.). 

In  karolingischer  Zeit  ist  die  Stellung 
des  Münzmeisters  stark  eingeschränkt  wor- 
den, er  ist  ein,  wenn  auch  nicht  im  mo- 
dernen Sinne,  reiner  Beamter  und  wird 
auf  sein  Amt  (ministerium)  vereidigt. 
Er  hatte  u.  a.  darüber  zu  wachen,  daß  nur 
feinhaltige  und  vollwichtige  Pfennige  ge- 
münzt wurden.  Seine  Aufgabe  war  ferner 
die  Einlösung  und  das  Feinbrennen  des 
Silbers. 


424 


MONZMEISTER 


Nach  Auflösung  der  karolingischen  Münz- 
ordnung in  den  jetzt  getrennten  Reichen 
Deutschland  und  Frankreich  wird  bei  dem 
teilweisen  Übergang  der  Münze  an  Dy- 
nasten die  Stellung  des  Münzmeisters 
meist  wieder  eine  andere.  In  den  könig- 
lichen und  herzoglichen  Münzen  bleibt  seine 
Stellung  sicher  wie  bisher.  In  den  alten 
Kulturgebieten  aber,  vor  allem  am  Rhein, 
entwickeln  sich  seit  der  Mitte  des  12.  Jh. 
sogenannte  Hausgenossenschaften  (s.  d.), 
die  den  Betrieb  der  Münze  leiten  und 
deren  Vorsitzender  der  Münzmeister  war. 
Als  solcher  hatte  er  in  der  Hausgenossen- 
schaft  Frieden,  Ordnung  und  Recht  auf- 
rechtzuerhalten, die  ihm  zustehenden  Ge- 
richtsbefugnisse in  Münzsachen  zu  ver- 
sehen, alle  technischen  Vorgänge  bei  der 
Münzbereitung  zu  überwachen  und  zu 
leiten  und  beim  ganzen  Prozesse  der  Münz- 
fabrikation nach  bestem  Wissen  und  Ge- 
wissen zu  verfahren,  Pflichten,  die  er  bei 
seiner  Anstellung  mit  einem  Eide  als  solche 
anzuerkennen  hatte.  Diese  Art  des  Münz- 
betriebes hielt  sich  teilweise,  z.  B.  in 
Wien,  bis  in  das  15.  Jh. 

Neben  dieser  Art  der  Genossenschaft 
kommt  im  13.  und  14.  Jh.  eine  andere,  von 
Luschin,  Allg.  Mkde»  S.  lOi  deswegen 
als  »italienische«  bezeichnete  Form  auf, 
weil  sie  vor  allem  in  den  Verträgen  der 
Münzherren  mit  italienischen  Münzem 
angewendet  wurde,  unter  welcher  die  Lom- 
barden und  Florentiner  vorherrschten. 
Es  wird  ein  mehr  oder  minder  kurz- 
fristiger Pacht-  und  Verpfäadungsvertrag 
vom  Münzherm  mit  einer  offenen  Handels- 
gesellschaft geschlossen,  zu  welcher  der 
Münzmeister  als  Haupt  und  Teilhaber 
gehört.  Im  späteren  M,  A.  wird  der  M. 
überhaupt  immer  mehr  Privatunternehmer : 
Schon  seit  der  Hohenstaufenzeit  wird  es, 
wie  es  scheint,  üblich,  daß  der  Münz- 
meister allein  auf  eigene  Rechnung  als 
Unternehmer  die  Münze  betreibt  und  den 
Münzherren  nur  einen  fest  ausgemachten 
Anteil  am  Gewinn  herauszahlt.  Als  ein 
solcher  Unternehmer  ist  wohl  schon  der 
auf  Münzen  vielfach  genannte  Luteger 
(s.  d.)  anzusehen.  Im  13.  und  14.  Jh. 
wird  das  häufiger,  vgl.  z.  B.  die  Großunter- 
nehmer Konrad  von  Weinsberg,  die  Winter  - 
bach, später  die  Fugger.     Um  die  Mitte 


des  15.  Jh.  ist  der  kursächsische  Münz- 
meister zu  Freiberg  mehr  Bankier  als 
Münzmeister.  Der  Ausgburger  Münz- 
meister ist  einer  der  reichsten  Bürger  der 
Stadt,  hat  das  Silberkaufsmonopol  und 
treibt  daneben  Warenhandel.  Eine  beson- 
dere Gerichtsbarkeit  die  er  ursprünglich 
hatte,  genoß  der  Münzmeister  im  aus- 
gehenden M.A.  wohl  nicht  mehr. 

Um  die  Mitte  des  15.  Jhs.  beginnen  mit 
dem  Erstarken  der  Territorialgewalt  die 
freilich  meist  noch  vergeblichen  Ver- 
suche, die  Münzmeister  in  ein  Beamten- 
verhältnis mit  festem  Gehalt  zurückzu- 
führen. —  Luschin,  Allg.  Mkde«  S.  97  ff.; 
Eheberg,  Über  das  ältere  M.-wesen  und  die 
Hausgenossenschaften,  vor  allem  S.  129  f.; 
v.  Schrötter,  Brandenburg- Franken  S.i82ff. 

Su. 

Erst  in  der  Neuzeit  verlor  die  Stellung  des 
Münzmeisters  ihren  privatrechtlichen  Un- 
temehmercharakter  (s.  Münzbeamte).  Der 
Münzmeister  wurde  immer  mehr  nur  Tech- 
niker und  Beamter.  In  Brandenburg- 
Preußen,  über  dessen  Münzmeister  wir 
allein  etwas  Zusammenhängendes  wissen, 
wurden  am  Ende  des  17.  Jh.s  dieselben 
inmier  noch,  und  zwar  auf  nicht  tadel- 
freie Weise  reiche  Leute.  Erst  Friedrich 
der  Große  beseitigte  all  die  ICniffe,  durch 
die  ihnen  das  gelang.  Bis  dahin,  und 
anderswo  auch  später,  hatten  die  Aus- 
nutzung des  Remediums,  die  Gewinne  des 
Schärübertrags  und  des  Surplus  in  der 
Feine,  die  Zugutmachung  der  Krätze  und 
des  Kehrichts  zu  ihrem  Vorteil  sie  ver- 
anlaßt, keinen  Unberufenen  die  Münz- 
stätte betreten  zu  lassen  und  ihre  Kunst  mit 
einem  Schleier  des  Geheimnisses  zu  umge- 
ben. Noch  am  Anfange  des  19.  Jh.s  klagte 
man  über  die  Geheimniskrämerei  der  Münz  - 
meister,  die  selbst  den  Münzbeamten  ande- 
rer Münzstätten  den  Eintritt  in  die  ihrige 
untersagten.  Dem  allem  machte  endlich  die 
Einführung  der  Präzisionstechnik  ein  Ende, 
denn  mm  war  es  überhaupt  nicht  mehr 
möglich,  ohne  gegenseitige  Mitteilung  sich 
auf  der  Höhe  der  Technik  zu  halten,  ohne 
wissenschaftliche  Kenntnisse  eine  große 
Münzstätte  zu  leiten:  in  Preußen  wurden 
als  Münzeleven  im  19.  Jh.  nur  Abiturienten 
angenommen.  —  Die  russischen  M.  s.  unter 
D6neinik.  S. 


MÜNZMEISTERJETTONE— MÜNZMEISTERNAMEN 


425 


Mfinzmeisterlettone    s.  Rechenpfennige. 

Münzmeistemamen  und  -zeichen.  Über 
die  antiken  Veihältnisse  s.  unter  Münz- 
beamte. —  Im  M.A.  erscheinen  frühzeitig 
die  Namen  von  Münzmeistern  auf  den 
Münzen,  zuerst  auf  den  merowingischen 
Trienten  und  Denaren,  so  der  heilige  Eli- 
gius,  der  Abbo,  der  praecipuus  monetarius 
Betto  usw.  Ihr  zahlreiches  Auftreten  ohne 
Nennung  eines  Münzherm  scheint  zu  be- 
weisen, daß  das  Münzrecht  vielfach  von 
diesen  Münzmeistern  selbst  in  Anspruch  ge- 
nommen wurde.  In  Nachahmung  dieser 
Übung  erscheinen  dann  auch  auf  den  angel- 
sächsischen Münzen  die  Namen  der  Mone- 
täre, deren  Mitwirkung  wohl  als  bemittelter 
Unternehmer  König  Offa  bei  der  Einrich- 
tung des  angelsächsischen  Münzwesens  be- 
durfte. Die  Namen  blieben  auf  den  engl. 
Pennies  oder  Sterlingen  bis  in  die  Zeit  Edu- 
ards I.  (1272 — 1307),  der  letzte  Vertreter  ist 
Robert  von  Hadeley,  der  Münzer  der 
Abtei  St.  Edmundsburg.  In  Schottland 
begegnen  uns  unter  Wilhelm  d.  Löwen 
(1165 — 1214)  Münzmeistemamen,  teilweise 
französ.  Herkunft,  unter  seinem  zweiten 
Nachfolger  Alexander  III.  (1249 — 1286) 
verschwinden  sie  wieder.  In  Irland  nennen 
sich  schon  auf  den  Münzen  Sihtriks  III. 
{989 — 1029)  die  Münzmeister,  und  das 
geschieht  dann  auch  auf  den  späteren 
irländischen  Prägungen  aus  dem  13.  Jh. 

Dem  Beispiel  der  Angelsachsen  folgen 
meist  die  skandinavischen  Münzer,  so  in 
Dänemark  auf  den  von  Sven  Gabelbart 
{968 — 1014)  an  bis  zu  Olaf  (1140—43) 
geprägten  Pfennigen,  auf  einer  Münze 
Magnus  des  Guten  (1042 — ^47)  befindet  sich 
ein  »Jule  me  fecit«,  auf  einer  Niels  des 
Alten  (1103 — 1134)  ein  »Nicolaus  me  fe 
(cit)«.  In  Schweden  treten  Münzmeister- 
namen unter  Olaf  Schoßkönig  (995 — 1021) 
und  Anund  Jakob  (1022 — 1050)  auf,  unter 
Olaf  erscheint  die  Umschrift  »ZNELLINC 
ME  PROF(ecit) «.  In  Norwegen  nennen  sich 
die  Münzer  auf  den  von  Hakon  Jarl  im  Aus- 
gang des  IG.  Jh.s  in  englischer  Art  gepräg- 
ten Denaren;  in  Runen  steht  auf  Pfennigen 
aus  der  2.  Hälfte  des  ii.  Jh.s  »Askel 
obenek  then«  (Askel  besitzt  diesen  Pfennig), 
5>Gunar  a  mot  thisa«  (G.  besitzt  diesen 
Stempel)  und  »Lefrigs  moth«  (L.s 
Stempel). 


In  Frankreich  findet  sich  auf  einem 
Denar  Johanns  I.  von  Ponthieu  ein 
»Godn  fecit«;  dies  ist  aber  kein  Münz- 
meister, sondern  das  Haupt  der  Familie, 
welcher  Graf  Johann  11 86  seine  Münze 
und  Wechselbank  zur  Ausbeutung  über- 
ließ. Münzmeisternamen  treten  in  Frank- 
reich nur  auf  in  der  Normandie,  wie  Andre, 
Gafi,  Gode,  Gofa,  Jover,  Henr,  Hugo  usw., 
die  (etwa  um  1000?)  ihren  Namen  zwei- 
zeilig auf  die  Münzen  setzten. 

In  Rußland  sind  auf  einer  Denga  des 
Zaren  Wassilij  Wassiljewitsch  (1422— 1462) 
und  auf  solchen  seines  Nachfolgers  Iwan 
Wassiljewitsch  (1462 — 1505)  Münzmeister- 
namen zu  lesen. 

Auf  deutschen  Pfennigen  erscheint  der 
Münzmeistemame  viel  seltener,  so  in  der 
sächsisch-fränkischen   Kaiserzeit   nur  auf 
bayerischen  in  Regensburg  usw.  und  auf 
böhmischen,    dann  vereinzelt  u.  a.  noch 
auf  einem  Igeler  Pfennig  Theoderichs  I. 
von  Lothringen    (984 — 1026)    der  Name 
des  Sigibod,  auf  Münzen  des  Grafen  Hein- 
rich V.  Stade  befindet  sich  in  der  Umschrift 
»Hrosa  me  fecit«,  auf  einigen  Otto-Adel- 
heidpfennigen  (s.  d.)    ein  »Ital<t,    das   als 
Italicus   gedeutet   werden   kann.      Dann 
konmien  Münzmeister  erst  in  der  2.  Hälfte 
des  12.  Jh.  auf  den  zweiseitigen  Demminer, 
Prenzlauer  und  Stettiner  Pfennigen  vor, 
ein  Eilbert,  Dietrich,  Gotfried,  Hartmann 
und  Walter,  während  der  Name  des  Münz- 
herren,     wahrscheinlich     Herzog    Bogis- 
laus  I.  von  Ponmiern,  nicht  genannt  wird. 
Auf  flandr.   Pfennigen  Philipps  v.  Elsaß 
(1168 — 1191)  steht  ein  »Simon  fecit«;  auf 
Brabanter  Denaren  Herzog  Heinrichs  IIL 
(1248—91)     kommen    Münzmeistemamen 
i.   d.  W.   des  Kreuzes  der  Rs.  vor,    so 
Bast(inus),  Boli(nus)  usw.,  auf  Sterlingen 
Joh.s    L    V.    Brabant    (1268— 1294)    ein 
Walt(er)  und  Joh(an)n,  auf  solchen  Jo- 
hanns von  Looz  ein  Georg  und  Petr(us) 
und  auf  denen  Joh.  Heinrichs  von  Herstal 
Bald(uin),  Gise(bertus)  und  Petrus. 

Noch  im  12.  Jh.  erscheinen  auf  Brakte- 
aten  Herzog  Bernhards  von  Sachsen  neben 
dem  herzoglichen  Namen  Bemardus  ein 
Heknoldus  und  ein  Burchard  Helt,  auf 
solchen  Friedrichs  I.  Barbarossa  ein  Sicler, 
auf  verschiedenen  Pfennigen  des  Würz- 


426 


MONZMEISTERZEICHEN— MONZNAMEN 


burger  Bischofs  Otto  v.  Lobdeburg  (1207 — 
1223)  der  hebräisch  geschriebene  Name 
des  lechiel,  auf  solchen  des  Kuno  v.  Mün- 
zenberg ein  David  ha  Cahen,  dann  auf 
dem  Saalfelder  Brakteat  der  Furitigher 
Biter  Salf(eld),  auf  dem  Amstedter  Hohl- 
pf ennig  der  Erth  v.  Elhar.  Und  schließlich 
gehören  hierher  die  Pfennige  des  Luteger 
(s.  d.). 

Münzmeisterzeichen.  Im  späteren 
Mittelalter  sind  die  Münzmeister  a\if  den 
von  ihnen  ausgegangenen  Münzen  durch 
ein  Zeichen  erkennbar.  Auf  den  Wiener 
Pfennigen  (s.  d.)  bringen  die  Münzmeister 
ihre  Wappen  an,  so  Heiniich  Schuheier, 
Dietrich  Flußhart,  Johann  und  Jakob  von 
Tima  zwischen  1335— 1373-  Unter  Kaiser 
Friedrich  III.  bezeichnet  sich  der  Münz- 
meister durch  den  ersten  Buchstaben 
seines  Namens,  so  WHT  —  Wiener  Haus- 
genosse (Niclas)  Teschler,  WHL  =  Wiener 
Hausgenosse  (Valentin)  Liephart.  InAugs- 
bui^  finden  "wir  Buchstaben  oder  Zeichen 
(Anker,  Lilie):  f  1425  =  Joh.  Peutinger, 
B  1444  =  Franz  Besinger  usw.  Auf  den 
Florentiner  Goldmünzen  erscheinen  außer 
den  Emissionszeichen  (s.  d.)  auch  die 
Wappen  der  Beamten.  In  Schlesien  und 
Brandenburg  erscheinen  ebenfalls  Zeichen 
und  Buchstaben,  so  auf  den  Hellem  v. 
Frankenstein,  Lüben  usw.,  aber  hier  nicht 
erklärbar,  auf  denen  v.  Wohlau  bedeutet 
das  J — ^H  Johann  Holu. 

Der  Halbmond  auf  Groschen  Johann 
Ciceros  von  Brandenbui^  ist  als  Zeichen 
des  Münzmeisters  Heinrich  Koch  nach- 
gewiesen, der  Adlerkopf  auf  Stendaler 
Groschen  (1509 — 1525)  als  Zeichen  des 
Georg  Fuge  usw.  Auf  Rostocker  Schillingen 
findet  sich  gleichsam  als  redendes  Wappen 
in  den  Kreuzwinkeln,  mit  anderen  Bei- 
zeichen  wechselnd,  ein  Hund,  als  Zeichen 
des  Münzmeisters  Johann  Hund  (15 12 — 
1526).  Ein  Rad  auf  brdbg.  M.  um  1540  ist 
das  Zeichen  des  Mmstrs.  Paul  Mülürad 
u.  a.  (A.  Gerhardt,  Redende  Münzzeichen, 
in  i>Das  Merseburger  Land«  Heft  9  S.  25  f.). 

In  ähnlicher  Weise,  wie  eben  beschrie- 
ben, haben  sich  die  Münzmeister  vielfach 
in  der  N.  Z.  auf  ihren  Münzen  kenntlich 
gemacht,  manchmal  mit  dem  vollen  Namen, 
meist  durch  die  Anfangsbuchstaben  oder 


Monogramme  oder  durch  Zeichen,  bis,  zu- 
erst in  Frankreich  im  16.  Jh.,  die  Münz- 
buchstaben (s.  d.)  zur  B. Zeichnung  der 
M. -Stätten  an  ihre  Stelle  traten.  Zur  Er- 
klärung beider  vgl.  Schlickeisen-Pallmann^ 
Erklärung  der  Abkürzungen  auf  Münzen 
31896.  —  Menadier,  D.  M.  IL  S.  56;  Dan- 
nenberg  in  Z.  f.  N.  XXII  S.  277  ff.      Su. 

Mfinzmeisterzeichen  s.  Münzmeister- 
namen u.  -zeichen. 

Munzmesser  ist  das  Werkzeug,  mittels 
dessen  man  den  Durchmesser  einer  M.  mißt; 
als  Schubleere  gebaut,  besteht  es  aus  einem 
rechten  Winkel,  dessen  langer  Schenkel  mit 
einer  Millimetereinteilung  versehen  ist  xmd 
an  dem  sich  ein  zweites  Winkeleisen  auf- 
und  abschieben  und  mittels  einer  Schraube 
feststellen  läßt.  Zwischen  beide  Winkel  wird 
die  Münze  eingespannt  und  die  Größe  in 
mm  an  der  Einteilung  abgelesen,  bei  un- 
runden M.  auch  größter  und  kleinster  Durch- 
messer gemessen  und  in  Bruchform  (z.B. 
30/32  mm)  notiert.  —  Früher  maß  man  M. 
nicht  nach  mm,  sondern  nach  einer  Skala, 
die  die  betr.  Schriftsteller  sich  willkürlich 
schufen,  so  die  antiken  M.  nach  der  Mion- 
netschen  Skala,  die  in  den  Bänden  des 
B.  M.  C.  neben  einer  Skala  der  mm  und  der 
engl,  inches  (i  inch  =  25,4  mm)  abgedruckt 
ist,  andere  nach  dem  M.  von  Olearius, 
Appel,  Wellenheim  usw.  —  Luschin,  Allg. 
M.  K.»  S.  51.  124.  141  mit  Abb.        R. 

Mfinznamen*  M.  werden  vom  Staate  oder 
vom  Publikum  benannt: 

1.  Nach  der  vormünzlichen  Geldform,  der 
die  betr.  M.  an  Wert  entsprach:  ößoX6c, 
Poluschka. 

2.  Nach  dem  Gewichte  oder  Werte  (Ein- 
heit,  Teilstück,  Vielstück):  Spa^H-T^,  Texpa- 
hpac)^^ov,  Tpw&ßoXov,  itevxTQXovToXiTpov,  dena- 
rius,quinarius,as,  Mark,  Pfund  Sterling,  Li- 
ra, Achtehalber,  Siebener,  Dreiling,  Centime 
usw.  usw.  Zahlreiche  Fälle  sind  bekannt, 
wo  der  Name  haften  bleibt,  obwohl  das 
Wertverhältnis  sich  geändert  hat:  de- 
narius  später  nicht  mehr  10,  sondern 
16  Asse,  der  norddeutsche  Sechser  zu  5 
Pfennigen  usw.  — Hierher  mag  man  auch 
foUis,  urspr.  =  Beutel,  rechnen,  auf  die 
usancemäßig  in  Beuteln  verpackte  M.  über- 
tragen. 

3.  Nach    äußeren  Merkmalen,     so    so- 


MCNZOHME— MÜNZRECHT 


427 


lidus,  scyphatus,  serratus,   Straubpfennig, 
Sware,  grossus,  albus,  ruspone. 

4.  Nach  dem  Metall,  so  aureus,  Zloty, 
Gulden  (auch  als  er  längst  kein  i>Goldener« 
mehr  ist),  Silbergroschen. 

5.  Nach  dem  Münzbilde,  so  ttäXoc, 
XeXojVT],  bigatus,  crown,  Krone,  Kreuzer, 
scudo,  6cu,  Floren  und  die  vielen  französ.^ 
des  13. — 16.  Jh.s.  —  Für  das  Weiterleben 
solcher  M.n.,  auch  wenn  die  betr.  M.  das 
betr.  Bild  nicht  mehr  hat  (wie  das  für  fast 
alle  angeführten  modernen  Beispiele  gilt), 
scheint  es  aus  dem  Altertum  kein  Beispiel 
zu  geben. 

6.  Nach  der  Inschrift,  so  ducatus,  He- 
bräer. 

7.  Nach  dem  Münzherm  oder  der 
Münzstätte  oder  der  Metallgrube,  ja 
auch  dem  M.-beamten:  Kpofoetoc,  OiXiir- 
'K&io^f  AoüxouXXeiov  vo^iap^,  Michalatus, 
Maravedi,  Louisdor,  Paolino,  Imperial; 
Tumose,  Böhm,  Etsch -Vierer,  Heller, 
Taler;  zecchino;  ifXaüxec  AaopsMoTtxo^  gui- 
nea,  Schreckenberger;  Tympf.  —  Von 
M.n.,  die  der  Sammler  den  M.  gibt,  ist 
hier  abgesehen.  —  Klio  XIV  S.  93»;  Trait^ 
I  S.  401  ff.;  Grote,  Geldlehre  S.  15 1/7; 
Luschin,  Allg.  M.-K^  S.  75  (dort  Lit.).    R. 

Munzohme  s.  Münzarbeiter. 

MfinzordnungeiL  Die  Bestinmiungen  über 
die  Münztechnik,  den  Münzfuß,  das  Ge- 
präge und  die  Pflichten  des  Münzpersonals 
waren  im  Mittelalter  meist  in  den  Be- 
stallungen der  Münzmeister  enthalten. 
Seit  dem  16.  Jh.  wurden  dieselben  in 
Münzordnungen  zusammengefaßt,  die 
außerdem  die  ganze  Münzpolizei  (s,  d.) 
enthielten.  Berühmte  M.  sind  die  deutschen 
Reichsmünzordnungen  (s.  d.)  des  16.  Jh.s, 
die  brandenburgische  von  1667,  die  öster- 
reichische von  1754,  die  spanische  von 
Medina  del  Campo  von  1497  (s.  d.)  und  die 
französische  von  P6ronne  von  1641  (s.  d.) 

S. 

Münzpichter,  Münzunteraehmen  Das 
Verpachten  der  Münzstätten  war  eine  sehr 
alte,  schon  unter  den  Merowingem  geübte 
Art  der  Münzverwaltung,  die,  in  einigen  Län- 
dern wie  Frankreich  bis  zur  Gegenwart  bei- 
behalten (s.  Münzverwaltung),  aber  nur 
dann  von  Segen  ist,  wenn  die  Regierung 
scharf  auf  gute  Münztechnik  und  besonders 
auf  peinliche  Befolgung  des  Münzfußes  hält. 


Früher  waren  die  Münzpächter  willkom- 
mene Helfer  der  Regierungen  in  Finanz- 
nöten, führten  aber  oft  den  finanziellen 
Ruin  des  Landes  dadurch  herbei,  daß  sie 
die  Münze  benutzten,  sich  zu  bereichern, 
was  durch  übermäßiges  und  schlechtes 
Münzen  erreicht  wurde.  Zwar  haben  des- 
halb die  deutschen  Reichsgesetze  die  Münz- 
veipachtung  immer  verboten,  aber  die 
Münzstätten,  besonders  die  der  kleineren 
Staaten  und  Städte,  sind  doch  bis  ins 
19.  Jh.  fast  immer  verpachtet  worden, 
nicht  gerade  aus  Geldnot  oder  Gewinn- 
sucht, sondern  weil  auf  andere  Weise  die 
Regierungen  das  Betriebskapital  nicht  zu 
beschaffen  wußten.  S. 

Mfinzpersonal  vgl.  unter  Münzarbeiter, 
Münzbeamte,  Münzmeister,  Optio,  Wardein. 

Munzpferde  s.  Roßwerke. 

Mfinzpolitik.  Unter  M.  verstehe  ich  die 
Verhandlungen,  Verordnungen  und  Ge- 
setze eines  Staates  (Edikte,  Patente,  Man- 
date), die  die  eigene  Währung  sichern, 
die  eigenen  Münzen  dem  Lande  erhalten 
und   fremde   fernhalten   sollen. 

Dazu  gehören:  i.  die  Beschränkung  des 
Münzregals  (s.  d.)  auf  die  eigenen  Münz- 
stätten, also  die  Verhinderung  privater 
Prägung  und  Falschmünzerei;  2.  eine 
richtige  Scheidemünzpolitik  (s.  Scheide- 
münze); 3.  die  Tarifierung  fremder,  dem 
-Handd  unentbehrlicher  Münzen  (s.  Val- 
vationen) sowie  die  Verhandlungen  mit 
anderen  Staaten  über  rezipioke  Behand- 
lung der  beiderseitigen  Münzen  und  über 
Münzvereine.  Früher  verstand  man  (Rau, 
Grundsätze  d.  Volkswirtschaftspolitik  II, 
1863,  S.  160;  Luschin,  Allg. M.K.«S.  2i3ff.) 
unter  M.  auch  die  in  bezug  auf  die  Güte 
der  Münzprägung  zu  befolgenden  Grund- 
sätze, die  aber  richtiger  unter  den  Begriff 
der  Münzverwaltung  gehören  (s.  d.).   S. 

Mfinzprels  nennen  die  Nationalökonomen 
heute  den  Preis,  der  in  den  Münzstätten  für 
das  Edelmetall  gezahlt  wird.  —  Münzpreise 
heißen  in  der  Numismatik  die  Preise,  die 
im  Münzhandel  für  die  einzelnen  Münzen 
gezahlt  werden.  Über  diese  s.  Luschin, 
Allg.  M.  K.»  S.  124—126.  S. 

Hflnzrecht  L  Im  Altertum  ist  die 
Münze  von  Anfang  an  von  Staats  wegen 
gqprägt  —  nur  die  ältesten,  bildlosen  EL- 
Klümpchen   (Abb.  13)   könnten  allenfalls 


428 


MÜNZRECHT 


privater  Herkunft  sein  — ^  wie  auch  die 
Tradition  zeigt,  die  schon  den  ältesten 
Gesetzgebern  die  Fürsorge  für  Maß  und 
Münze  zuschreibt  (Lykurgos,  Pheidon, 
Solen),  und  die  spätere  Staatslehre  (Ps. 
Aristot.  Oikon.  II  p.  1345  b  I  Bekk.)  be- 
stätigt. Und  zwar  ist  das  M.recht  ein 
Zeichen  der  Autonomie,  ihr  Zugeständnis 
bedeutet  Anerkennung  der  Selbständigkeit 
(Makkab.  1 15,  6),  der  Zwang  zur  Annahme 
fremden  Geldes  umgekehrt  bedeutet  Unter- 
ordnung (Vertrag  zwischen  Magnesia  am 
Sipylos  und  Smyma  v.  J.  244  v.  C.  bei 
Dittenberger,  0.  G.  I.  229  Z.  55;  vgl.  auch 
das  unten  zu  erwähnende  Münzreservat 
Athens  im  Seebunde).  Auch  ist  das  M.- 
recht nicht,  wie  Curtius,  Monatsber.  Berl. 
Ak.  1869  S.  465  wollte,  von  Tempeln, 
Heiligtümern  oder  Priesterschaften  aus- 
geübt worden,  es  sei  denn,  daß  es  sich  um 
einen  theokratischen  Staat  wie  Delphi 
handelt;  die  noch  neuerdings  unbegreif- 
licherweise als  M.  von  Olympia  bezeich- 
neten elischen  M.  haben  doch  so  gut  wie 
alle  die  Staatsaufschrift  der  Eleer,  die  mit 
APKAAIKON  sind  vom  arkadischen  Bunde 
ausgegangen  usw.  —  Die  Staaten  nun,  um 
die  es  sich  anfangs  handelt,  sind  einmal 
die  großen  orientalischen  Flächenstaaten 
(das  Reich  von  Lydien  und  das  Perser- 
reich),  von  denen  wir  auf  den  M.  jenes 
(Abb.  18)  keine  Andeutung  der  Staats- 
form finden,  während  die  M.  dieses  mit  der 
Königsfigur  als  einzigem  M.-bild  (Abb.  19, 
45),  also  als  Staatssymbol,  deutlich  die 
Despotie  bekunden.  Den  unmittelbaren 
Gliedern  des  persischen  Staates  ist  anfangs 
wie  begreiflich  kein  M.recht  eingeräumt, 
und  der  Versuch  des  Statthalters  selbst 
von  Ägypten,  also  der  Satrapie  mit  dem 
stärksten  und  ältesten  Eigenleben,  Ary- 
andes,  ein  M.recht  auszuüben,  kostet 
ihm  noch  unter  Dareios  den  Hals 
(Herod.  IV  166  mit  schiefer  Begrün- 
dung). Später  erst,  im  weiteren  Ver- 
laufe des  5-  Jh.  V.  C,  als  die  Macht  der 
Zentralregierung  geschwächt  war,  begin- 
nen die  Tributärstaaten  in  Phönikien,  auf 
Kypros  usw.  zu  prägen,  z.  T.  übrigens 
unter  Verwendung  der  Königsfigur  im 
M.-bild  (Sidon),  und  am  Ende  des  5.  Jh.s 
beginnen  auch  einzelne  Satrapen  an  der 
»griechischen  Grenze«  zu  prägen  (zuerst 


Themistokles  als  Herr  von  Magnesia, 
Abb.  32,  dann  Phamabazos,  Abb.  38, 
dieser  sogar  mit  seinem  M.-bildnis,  s.  d., 
Tissaphernes  usw.),  bis  im  4.  Jh.  die  Sa- 
trapen in  lonien,  Karien,  ICilikien  usw. 
das  M.recht  ganz  allgemein,  offenbar  also 
vollberechtigt  ausüben,  nur  zuweilen  mit 
der  Königsfigur  sich  als  Glieder  des  Reiches 
bekundend.  —  Die  griechischen  Städte 
hingegen,  die  im  6.  Jahrh.  und  bis  479 
unter  persischer  Botmäßigkeit  waren,  hat 
das  Perserreich,  soviel  wir  sehen,  unbe- 
hindert im  Besitze  des  M.rechtes  belassen 
und  erst  nach  dem  ionischen  Aufstande 
scheinen  die  an  ihm  beteiligten  Städte, 
sofern  sie  nicht  überhaupt  zerstört  wurden, 
es  verloren  zu  haben.  Auch  im  4.  Jh.  be- 
deutet die  Perserherrschaft  kein  Stocken 
der  Prägung,  ja  Lampsakos  darf  sogar 
Gold  prägen  (Abb.  37),  was  sonst  von 
Gliedern  des  Reiches  nur  noch  äußerst 
selten  geschehen  ist.  —  Das  Alexanderreich 
und  seine  Nachfolgestaaten  nebst  ihren 
westlichen  Nachahmungen  —  über  die 
Entwicklung  des  Herrscherbildnisses  in 
diesen  s.  unter  Münzbildnis  —  scheinen  im 
allgemeinen  den  unmittelbar  zugehörigen 
griechischen  Städten  höchstens  das  Präge- 
recht für  M  zugestanden  zu  haben,  ein- 
mal (bei  den  Makedonen,  187 — 168  v.  C.) 
können  wir  aber  Erlaubnis  zur  Prägung 
kleiner  M  der  Landschaft  feststellen.  In- 
dessen sind  in  der  Art  der  Zugehörigkeit 
zu  dem  betr.  Reiche  so  viele  Abstufungen 
zu  beobachten  und  ist  unsere  Kenntnis 
derselben,  ja  der  jeweiligen  territorialen 
Zugehörigkeit  der  betr.  Stadt  zu  einem  der 
Reiche  noch  so  dürftig,  daß  wir  kaum  eine 
allgemeine  Regel  aufstellen  können.  Auf- 
treten von  sicheren  Königsbildnissen  ,auf 
M.  nur  verbündeter  Staaten  (Ätoler, 
Karystos,  Polyrhenion)  vermehai;  die  vor- 
handene Unsicherheit.  Wir  sehen  jeden- 
falls, daß  im  pontischen  Reiche  auch  die 
Kupferprägung  zeitweise  (königlich)  regle- 
mentiert ist,  daß  im  Attalidenreidie  der 
König  Eumenes  IL  die  früheste  Prägung 
der  Kistophoren  (s.  d.)  (also  Groß-^fl)  zu- 
läßt, aber  kontrolliert,  und  auch  die  M- 
Prägung  seiner  Städte  erfolgt  zeitweise 
nach  gemeinsamem  Bilde  und  Fuße.  Bei 
den  Seleukiden  wieder  beobachten  wir  ge- 
legentlich,  so  besonders  unter  Antiochos 


MÜNZRECHT 


429 


IV.,  den  Versuch  einer  Vereinheitlichung 
der  städtischen  M-M.  nach  Bild  und  Fuß 
und  mit  Königsbildnis  auf  der  Vs.,    also 
ähnlich  der  Handhabung  in  der  Kaiserzeit 
(s.  u.).    Im  Ptolemäer-,  Baktrer-,  Parther- 
reiche gibt  es  dagegen  so  gut  wie  nur  eine 
streng  königliche  Prägung.  —  Im  Gegen- 
satze   dazu     lebt     bei     der    »Befreiung« 
großer  Teile  Griechenlands  von  der  Herr- 
schaft   der    makedon.    und    syr.    Könige 
197/189    V.  C.    die    städtische   Großsilber- 
prägung sofort  aufs  reichste  wieder   auf. 
Soviel  über  die  monarchisch  regierten 
Flächenstaaten.    Der  Träger  des  eigentlich 
griech.  Staatsgedankens  ist  aber  die  Stadt, 
und  sie  also  ist  im  wirklich  griech.  Gebiete 
und   zu    allen   Zeiten    griech.    »Freiheit« 
die  Inhaberin  des  M. -rechtes.     Ganz  bes. 
bezeichnend  dafür  ist,  daß  die  Tyrannen, 
die  sich  zeitweise  der  Herrschaft  bemäch- 
tigen, die  Staatsaufschrift  des  Einwohner- 
namens nicht  antasten,  so  daß  wir  weder 
den  Namen  des  Polykrates,   noch  den  des 
Periandros,     Peisistratos,    Gdon    I.,   Hie- 
ron I.,  Theron  usw.  auf  M.  finden  (ein 
Obol  des  Hippias  dürfte  danach  nicht  aus 
Athen  stammen;  wegen  Themistokles  s.  o.). 
Ja  noch  im  4.  Jh.  ist  Setzung  des  Namens 
des    Stadtherm     keineswegs     die    Regel 
(Alexander  von  Pherai  tut  es,   Jason  von 
Pherai  noch  nicht).     Vom  Einfluß  jener 
älteren  Tyrannen  auf  dasM.-bild  haben 
sich    indessen    Spuren    erhalten    (Athen 
Abb.  24,  Rhegion).  —  Auch  die  Stanunes- 
könige  der  Thraker  und  Makedonen  nennen 
den  Königsnamen  nur  zum  Teil  (Abb.  22) 
und  begnügen  sich  meist  mit  dem  des  Stam- 
mes   (Bisalten,    Derronen);   Alexander   I. 
von  Makedonien  setzt  aber  seinen  Namen 
und  seine  Reiterfigur  als  Bild.     Die  lyk., 
kypr.,     karischen,     phönik.     Stadtkönige 
setzen  meist  schon  früh  ihre  Namen.  — 
Bei  Einbuße  der  Autonomie,   also  wenn 
z.  B.    eine    Stadt    in    die    Botmäßigkeit 
einer  anderen  gerät,  beobachten  wir  bald 
völliges  Aufhören  des  M. -rechts  (Aigina, 
die  Städte  auf  Euboia),  bald  dagegen  Be- 
lassung des  M. -rechts,  aber  unter  ganzer 
oder    teilweiser    Übernahme    des    Münz- 
bifdes  der  obsiegenden  (Theron  von  Akra- 
gas  setzt  bei  der  Eroberung  von  Himera 
die  Krabbe  von  Akragas  auf  die  Rs.  der 
M.   von   Himera;    ähnlich  Anaxilas   von 


Rhegion  in  Messana;  Samos  setzt  439  v.  C. 
das  Beiz,  von  Athen). 

In  diesem  Zusammenhang  mag  erwähnt 
werden,  daß  Kolonien  öfter  das  Münzbild 
der  Mutterstadt,  zuweilen  mit  bestimmten 
Differenzierungen,  übernehmen  (Korinths. 
Kolonien,  vgl.  Abb.  29;  Abdera,  Abb.  46* 
Teos  usw.),  wogegen  die  athenischen 
Kleruchien,  weil  Teile  des  Staats  der 
Athener  bleibend,  früher  überhaupt  kein 
M. -recht  erhalten;  später  freilich  haben 
wir  von  Imbros  M.  der  Kleruchie  mit 
A6E  IMßPl  zugleich.  —  Eine  mehr  oder 
weniger  freiwillige  Aufgabe  von  Rechten,, 
die  aus  der  Autonomie  fließen,  bedeutet 
die  Zusammenfassung  autonomer  Städte 
oder  Landgemeinden  zu  Bünden,  die  viel- 
fach sich  auch  des  M.-wesens  annehmen; 
vgl.  Abb.  25,  39  und  s.  unter  Bundesmün- 
zen, ebendort  über  das  M.reservat  Athens 
im  Seebunde  und  M.-konventionen,  die  sich 
nur  aufs  M.-wesen  beziehen. 

Der  Staat  Rom  (für  Besonderheiten 
seiner  innemM. -Verfassung  in  republ.  Zeit 
s.  unter  Imperator,  SC  und  Tresviri),  zu- 
nächst ein  Stadtstaat  wie  alle  anderen,  hat 
von  Anfang  seiner  Ausdehnung  über  das 
engere  Gebiet  hinaus  an  die  Tendenz  zu  einer 
Vereinheitlichung  des  M.-wesens:  die  M. 
erst  um  oder  bald  nach  338  v.  C,  also 
z.  Z.  seiner  Ausdehnung  auf  Kampanien, 
überhaupt  einführend,  hat  er  für  das  neue 
Gebiet  eine  reiche  Münzun^  in  N,  A  imd 
iE,  aber  auf  den  Namen  der  Stadt  Rom 
hergestellt  (Abb.  68/9),  und  auch  später 
unterworfenen  Gebieten  meist  —  wenn 
auch  keineswegs  durchgehend  —  da& 
Prägerecht  wenigstens  für  M  entzogen, 
den  dort  vor  269  v.  C.  gegründeten  la- 
tinischen Kolonien  indessen  zugestanden. 
Seit  in  Rom  selbst  269  die  große  -Ä-Prä- 
gung  beginnt  (Abb.  62/s),  hört  auch  dies, 
auf;  das  Münzrecht  für  JE  wird  indessen 
den  Gemeinden  jeder  Rechtsstellung  noch 
lange  gelassen,  z.  T.  bis  zur  Einführung 
des  Semujizialfußes  89  v.  C,  Paestum 
noch  darüber  hinaus  bis  auf  Tiberius.  Wi» 
es  mit  dem  Aes  grave  (s.  d.)  der  Einzel- 
städte steht,  ob  es  gegossen  ist,  bevor  oder 
nachdem  sie  von  den  Römern  in  eine 
Kolonie  umgewandelt  worden  sind,  ist 
nicht  sicher  zu  übersehen,  —  In  den  Pro- 
vinzen haben  die  Römer  an  den  vorge- 


430 


MÜNZRECHT 


fundenen  münzrechtlichen  Verhältnissen 
nur  wenig  geändert;  in  Makedonien  z.  B, 
wird  das  kgl,  ausschließliche  M, -recht 
am  Großsilber  auf  2  der  4  Teile  über- 
tragen, in  Thasos  und  Maroneia  es  diesen 
Städten  gelassen,  auch  im  Attalidenreiche 
bleibt  alles  beim  alten,  nur  daß  hier  wie 
in  Makedonien  seit  146  v.  C.  nachgerade, 
zuerst  auf  dem  Großsilber,  in  Macedonia, 
Sicilia,  Bithynia  usw.  auch  auf  M  röm. 
Beamteimamen  auftreten  (Abb.  58).  Für 
Spanien  scheint  die  Neuordnung  um  133 
V.  C,  für  Afrika,  Gallien  und  die  Provinz 
Achaia  die  Einrichtung  als  Provinz  das 
Aufhören  der  bisherigen  eigenen  iR-Prä- 
gung  zu  bedeuten;  in  Syrien  werden  die 
bisher  schon  Großsilber  prägenden  Städte 
Arados,  Sidon,  Tyros  darin  ungestört 
gelassen.  Das  Kupfermünzrecht  wird 
überhaupt  nur  in  seltenen  Fällen  ange- 
tastet. 

Die  Kaiserzeit  setzt  das  M.- recht  der  aus- 
gehenden Republik  im  allgemeinen  ohne 
Bruch  fort.  Auf  dem  Kurant,  Gold  und 
Silber,  wird  nur  des  Kaisers  gedacht,  für 
die  -äl-Prägung  in  Italien,  die  allmählich 
zur  Reichsprägung  wird  (Abb.  81/3),  und 
in  Syrien  (Abb.  90)  besteht  ein  durchs  SC 
ausgedrücktes  Mitbestimmungsrecht  des 
Senats,  ohne  daß  man  von  einer  förmlichen 
Dyarchie  im  M.-wesen  sprechen  könnte. 
Wegen  der  Übernahme  der  Verantwortung 
seitens  der  senatorischen  Tresviri  mone- 
tales  für  alle  drei  Metalle  s.  unter  Tresviri, 
wegen  der  techn.  Leitung  durch  kaiserliche 
Privatbeamte  gleichfalls  für  alle  3  Metalle 
s.  unter  SC,  vgl.  auch  unter  Optio.  Wegen 
des  Kaiserbildes  s.  unter  Münzbildnis.  — 
Auch  in  den  Provinzen  setzt  sich  schon 
unter  Augustus  das  ELaiserbildnis  auf  der 
Vs.  der  den  griechischen  Städten  und  röm. 
Kolonien  und  Munizipien  außerhalb  Ita- 
liens aufs  freigebigste  belassenen  oder  neu 
zugestandenen  (s.  unter  Permissu  und 
Indulgentia)  -«E-M.  durch  (Ausnahmen  s. 
unter  Pseudo-autonome  M.).  Im  Westen 
wird  dies  Münzrecht  allmählich,  von  Tibe- 
rius  bis  Galba,  abgeschafft,  im  Osten  da- 
gegen vermehrt  sich  die  Zahl  der  präge- 
berechtigten Städte  immer  stärker,  bes. 
freigebig  scheinen  Hadrianus,  Sept.  Seve- 
rus,  Gordianus  III.  damit  gewesen  zu  sein. 
Hie  und  da  drückt  sich  die  Kontrolle  des 


Provinzialstatthalters  durch  seinen  Namen 
aus  (Abb.  97;  s.  unter  Münzbeamte). 
Außer  den  Städten  sind  es  auch  die  Schutz- 
staaten (der  des  Bosporos,  bis  auf  kon- 
stantin.  Zeit  dauernd,  anfangs  auch  Mau- 
retanien, Lykien,  Kommagene  usw.)  und 
korporative  Selbstverwaltungskörper  (s. 
unter  Koinon;  über  einige  Provinzial- 
prägungen  s.  sogleich),  die  das  M. -recht 
ausüben.  Aber  dies  M. -recht  erstreckt  sich 
im  allgemeinen  nur  auf  M]  AT-M.,  natür- 
lich auch  sie  stets  mit  dem  Kaiserbildnis, 
gibt  es  nur  vom  Bosporos  und  der  dortigen 
Stadt  Chersonesos,  M  ganz  gelegentlich 
von  manchen  der  Schutzstaaten,  von 
Städten  wie  Amisos,  Byzantion,  gewissen 
kilik.  und  syr.  Städten;  darunter  zeigen 
die  bis  a\if  Claudius  dauernden  Reihen 
von  Sidon  und  Tyros  nicht  einmal  das 
Kaiserbild.  Bezeichnend  ist  auch,  daß, 
wie  die  Bundesgenossen  seit  89  v.  C. 
(Abb.  58  a),  so  die  Juden  ihre  beiden 
großen  Aufstände  unter  Nero  (Abb.  86) 
und  Hadrianus  sofort  mit  einer  großen 
iR-Prägung  beginnen.  Fortlaufende  Reihen 
von  Silber-  bzw.  Billonmünzen  haben  wir 
—  eine  mehr  oder  minder  reiche  ^-Prä- 
gung läuft  daneben  her  —  nur  in  einigen 
Provinzialprägungen,  besser  Reichsprä- 
gungen mit  beschränktem  Umlaufsgebiet 
zu  neimen,  der  kleinasiatischen  (Abb.  87, 
s.  unter  Kistophoren),  lykischen,  kyprischen 
imd  bes.  den  3  großen:  der  ägyptischen 
(Abb.  91,  iE  Abb.  92/3,  s.  unter  Alexan- 
driner), der  syrischen,  Abb.  88/9,  und  der 
kappadokischen,  Abb.  94.  Die  alexan- 
drinische  Billonprägung  ist  es  auch,  die 
am  längsten  dauert,  nämlich  bis  auf  die 
diokletianische  M. -reform.  Inzwischen 
sind  die  übrigen  lokalen  Prägungen,  insbes. 
die  in  jE,  sämtlich  eingegangen,  weitaus 
die  meisten  unter  Gallienus,  durch  die 
Geldkatastrophe  des  Jahres  258  (s.  unter 
Argenteus  Ziffer  3)  unrentabel  geworden. 

Mit  der  Reform  des  Diocletianus  wird 
das  M. -recht  der  Ausfluß  der  unumschränk- 
ten kaiserl.  Gewalt.  —  Gercke-Norden, 
Einleitung  Il3  S.  88.  91.  96.  107.  iio; 
Weil,  Antikes  M. -recht,  Festschrift  num. 
Ges.  Berlin  1893  S.  i  ff.;  Hill,  Handbobk 
of  gr.  and  roman  coins  1899  S.  7%  ff.   R- 

II.  Das  M.  ist  ursprünglich  der  Inbegriff 
der  Münzhoheit  (s.  d.).  Diese  hat  im  späten 


MÜNZRECHT 


431 


Altertum  in  Europa  nur  der  römische 
Kaiser.  Dessen  Münzberechtigung  war  auch 
von  den  das  Westreich  erobernden  Ger- 
manen so  anerkannt,  daß  diese  nur  römi- 
sche Münzen  nachzuahmen  wagten,  die  den 
Namen  des  regierenden  röm.  (byzantin.) 
Kaisers  imd  den  Namen  des  prägenden  ger- 
manischen Königs  nur  an  versteckter  Stelle 
in  Monogrammform  trugen;  war  man  mit 
dem  Kaiser  im  Kriege,  so  setzte  man  den 
Namen  eines  Vorgängers  (Richiar,  Bad- 
uila).  Erst  der  mächtige  Frankenkönig 
Theodebert  I.  wagte  es,  seinen  Namen, 
sogar  teilweise  in  deutscher  Namens- 
form, auf  seinen  Solidi  voll  und  ganz  zu 
nennen,  was  damals  großes  Aufsehen 
err^e.  Ob  dann  die  Merowingerkönige 
schon  ein  wirkliches  Münzrecht  ausgebildet 
haben,  ist  sehr  zweifelhaft.  Auf  jeden 
Fall  steht  einer  relativ  kleinen  Zahl  von 
königlichen  Münzstätten  das  große  Heer 
der  mehr  oder  minder  privaten  Münz- 
stätten der  Gemeinden,  der  Geistlichkeit, 
der  weltlichen  Großen  und  von  eigenen 
Unternehmern  gegenüber  {vgl.  Münz- 
meister).  Das  wird  erst  anders,  als  die 
Karolinger  zur  Regierung  kamen.  Diese 
brachten  im  M.A.  zum  ersten  Male  in 
Mitteleuropa  ein  unumschränktes  könig- 
liches, d.  h.  staatliches  Münzrecht  zur 
Geltimg,  das  das  Münzen  anderer  Gewalten 
im  Reiche  so  gut  wie  gar  nicht  gestattete. 
Dieses  Prinzip  ist  im  ganzen  während  der 
KaroHngerzeit  durchgeführt  gewesen.  Unter 
Karl  dem  Großen  mag  im  Anfang  des 
9.  Jhs.  aus  volkswirtschaftlichen  Gründen 
an  einem  Orte  eine  Münzstätte  errichtet 
worden  sein,  die  aber  durchaus  königlich 
ist  (Ehebergs  Stufe  I  der  Münzrechts- 
verleihung). Manchen  Geistlichen  mögen 
gewisse  Verwaltungsbefugnisse  zugestanden 
gewesen  sein,  was  man  aus  dem  Auftreten 
von  Krummstäben  als  Beizeichen  auf 
Boimer  und  Mainzer  Pfennigen  schließen 
kann.  Wenn  es  von  Ludwig  dem  Frommen 
und  seinen  Nachfolgern  besonders  für  das 
Westreich  Münzrechtsverleihungen  an 
Geistliche  gibt,  so  scheinen  diese  einen 
mehr  finanziellen  Charakter  getragen  zu 
taben,  indem  die  Verleihung  wohl  in 
einer  teilweisen  oder  ganzen  Übertra- 
gung des  Münzgewiims  (reditus)  bzw. 
auch  der  Fabrikation  (Stufe  II)  bestand. 


Es  gibt  in  karolingischer  Zeit  noch  kein 
Recht  des  Begnadeten,  Münze  unter 
eigenem  Stempel  zu  schlagen.  Anders 
wird  das  erst,  als  nach  dem  Aussterben 
der  Karolinger  das  Ost-  und  Westreich 
eine  getrennte  Entwickelung  einschlagen. 

Deutschland.  Unter  den  Herrschern 
aus  dem  sächsischen  Hause  setzt  eine  andere 
Entwicklung  des  Münzrechts  ein.  Zwar 
wird  theoretisch  an  dem  ausschließlichen 
Münzrecht  des  Kaisers  und  Königs  fest- 
gehalten; dies  wird  aber  durch  zahlreiche 
Münzverleihungen  erst  der  zweiten  Stufe 
unter  den  Ottonen  und  dann  seit  etwa  1000 
auch  mit  dem  Recht,  eigenen  Namen  und 
eigenes  Bild  auf  die  Münze  zu  setzen  (Stufe 
III),  —  zunächst  hauptsächlich  an  Geistli- 
che, die  in  jeder  Hinsicht  gegenüber  den 
Stammesherzogen,  die  von  vornherein  das 
Münzrecht  beanspruchen,  gemäß  dem  Regie- 
rungsprinzip der  sächsischen  Kaiser  gestützt 
werden  sollten,  —  vielfach  durchlöchert. 
In  den  kriegerischen  Wirren  unter  ICaiser 
Heinrich  IV.  aus  dem  salischen  Hause  usur- 
pieren schon  weltliche  Große  das  Münz- 
recht, die  dieses  seit  der  Zeit  teilweise  auch 
für  Belohnung  treuer  Dienste  erhalten. 
Doch  gewinnt  die  Prägung  der  kleineren 
und  größeren  Dynasten  erst  in  der  Zeit  der 
Hohenstaufen  mächtig  an  Raum;  den  Ab- 
schluß erreicht  diese  Entwicklung  im  Inter- 
regnum, der  kaiserlosen,  der  schrecklichen 
Zeit.  Schließlich  (besonders  seit  dem  13.  Jh.) 
wird  auch  die  Bestimmung  von  Schrot 
und  Korn  dem  Fürsten  überlassen  (Stuf  elV), 
wobei  sie  sich  bisher  nach  des  Königs  Ver- 
fügung und  Vorbild  hatten  richten  müssen. 
Das  früheste  Beispiel:  1059  Verleihung  der 
kgl.  Münze  zu  Kirchheim  an  den  Grafen 
Eberhard:  »cum  omni  jure  et  utilitate,  que 
uUo  modo  provenire  poterit.  Ea  scilicet 
ratione,  ut  prefatus  Eberhardus  comes 
liberam  dehinc  habeat  potestatOTQ  de  eadem 
moneta,  dandi,  comtmutandi,  precariandi, 
vel  quiquid  sibi  placuerit  inde  faciendi« 
(Jesse  nr.  55).  Diese  vöUige  Auflösung 
und  Zersplitterung  des  königlichen  Münz- 
rechts bleibt  dann  bis  zum  Ende  des  römi- 
schen Reiches  deutscher  Nation  bestehen. 

Das  Münzrecht  des  Königs.  Nach 
dieser  allgemeinen  Betrachtung  ist  fest- 
zustellen, daß  es  bis  etwa  1000  fast  nur 
königliche    Münzen    gibt.       Auch    wenn 


432 


MÜNZRECHT 


es    von    da   an    anders    wird,    so    kann 
man   bis    zu   den    Zeiten    Heinrichs    IV. 
noch   von   keinem   Überhandnehmen   der 
»landesherrlichen  Gewalten«  sprechen.  Erst 
unter  diesem  unglücklichen  Salier  macht 
die  dynastische  Bewegung  raschere  Fort- 
schritte. Diese  sind  so  schnell,  daß  Kaiser 
Lothar  v.  Supplinburg  nur  noch  in  etwa 
2  Münzstätten  prägt.      Das   ändert  sich 
etwas  unter  Friedrich  Barbarossa,    Dieser 
richtet  wohl  hauptsächlich  aus  finanziellen 
Gründen,  nicht  aus  der  Absicht  einer  Münz- 
reform einmal  in  ihm  persönlich  gehöri- 
gen Orten  in  Schwaben  und  im  Elsaß,  also 
in  seinem  Hausbesitz,  auf  den  sich  immer 
mehr  die  tatsächliche  Macht  des  deutschen 
Königs  gründete,  andererseits  in  noch  dem 
Reiche  zu  Eigentum  gebliebenen  Städten 
Münzstätten  ein.    Doch  sind  sie  alle  wirt- 
schaftlich mehr  oder  minder  von  unter- 
geordneter Bedeutung.  Die  großen  Münz- 
stätten sind  schon  damals  fast  ausschließ- 
lich in  Händen  der  mächtigen  Vasallen. 
Deren  Macht  erreicht  ihren  Höhepunkt  un- 
ter Friedrich  U.,  als  dieser  1220  und  1232 
auf  sein  Recht,  im  Reiche  nach  seinem  Er- 
messen   Reichsmünzstätten    einzurichten, 
verzichtet.    Einige  wenige  Rechte  blieben 
dem  König:  u.  a.,  daß  er  bei  seinem  Auf- 
enthalt in  einer  dynastischen  Münzstätte 
keinen  Schlagschatz  für  die  für  seinen  Le- 
bensunterhalt zu  prägenden  Münzen  zahlte: 
es  werden  ihm  freiwillig  die  üblichen  Präge- 
werkzeuge ausgeliefert,  wie  die  Stelle  aus 
dem  Sachsenspiegel  aufzufassen  ist:    »In 
swilche  stat  der  kunig  kümt  binnen  dem 
riche,  dar  ist  ime  ledic  muncze  unde  zol« 
(Buch  III  Art.  60  §  3).    Die  Ansicht,  daß 
der  Kaiser  an  seinem  jeweiligen  Aufent- 
haltsort neue  kaiserliche  Münzen  geprägt 
haben   soll,    widerspricht    den   erhaltenen 
Urkunden,  so  der  Wormser  Urkunde  von 
1165:  »so  sal  der  zolner  Kolen  darzu  geben 
und    der    muntzmeister     der    sol    darzu 
schicken  wercklude  und  isern  gezuge,  da  mit 
man  bilde  off  die  pfennige  mache«;  und 
der  Goslarer  von  123 1:  bei  der  Anwesen- 
heit des  Kaisers  sollen  100  Mark  aus  kgl. 
Silber  »sine  questu«  ausgemünzt  werden 
und    der    Urkd.     Kaiser    Heinrichs    VL 
1194  für  Genua,    nach  der  er  in  G.  Geld 
prägen  lassen  darf,  aber:  »in  forma  janu- 
ensiumf.  Erscheint  der  König  dennoch  in 


einer  sonst  dynastischen  Münze  auf  dem» 
Münzbilde,  so  muß  in  diesem  Falle  nach 
einer  anderen  Erklärung  gesucht  werden, 
z.  B.  daß  der  rechtliche  Münzinhaber  de& 
Kaisers  Namen  ehrenhalber  auf  seine- 
Pfennige  gesetzt  hat.  Die  Bonner  Turnose 
Karls  IV.  ist  als  Auswurfsmünze  zu; 
deuten,  was  deren  geringes  Gewicht  erklärt, 
da  das  Auswerfen  von  wirklichen  Turnosen 
zu  kostspielig  gewesen  wäre  (vgl.  BL  f. 
Mfr.  191 1  S.  4777).  Ein  zweites  Recht  des 
Königs,  auf  das  aber  Otto  IV.  in  Magde- 
burg 1209  (Jesse  nr.  61)  verzichtet,  war,, 
daß  ihm  während  einer  Sedisvakanz. 
in  einem  Bistum  die  Einkünfte  aus  der 
Münze  anheimfielen. 

Im  14.  Jh.  versucht  das  Königtum, 
wieder  einen  größeren  Einfluß  auf  das 
deutsche  Münzwesen  zu  gewinnen.  König. 
Wenzel  erläßt,  allerdings  auf  Drängen  der 
Fürsten,  Reichsmünzgesetze  über  die  Prä- 
gung von  Pfennigen  und  Hellem  (1382, 
1385,  1390),  doch  haben  diese  Gesetze  nur 
kurze  2^it  Befolgung  gefunden. 

Auch  die  Bestrebungen  König  Ruprechts 
und  Kaiser  Sigismunds,  eine  allgemeine 
Reichsgoldwährung  einzuführen,  waren  er- 
folglos (Menadier,  Schausammlung  S.  2l9f. ; 
Stümke,  Die  Pläne  einer  Reform  des  M.- 
Wesens  bis  zum  Tode  Kaiser  Sigismunds, 
Berlin  1927).  Sie  scheiterten  u.  a.  schon 
an  dem  Widerstand  der  Kurfürsten,  die 
das  Recht  der  Goldmünzung  für  sich 
beanspruchten;  der  Kaiser  aber  war  zu 
schwach,  eine  Reichsverwaltung  der  Gold- 
münze durchzusetzen.  In  der  N.  Z.  ist  e& 
dann  den  Bemühungen  Kaiser  Ferdi-, 
nands  I.  gelungen,  eine  Art  Reichsmünz- 
gesetzgebung durchzusetzen,  besonders  in 
der  Reichsmünzordnung  von  1559  mit  der 
Novelle  von  1566,  durch  welche  der  Fuß 
der  Gold-  und  groben  Silbermünzen  auf  iV» 
Jahrhunderte  festgesetzt  ward,  und  dieser 
Fuß  wurde  außer  in  Österreich  überall  be- 
folgt (s.  Reichsmünzverordnungen)-  Seit 
dem  Binde  des  17.  Jh.s  ist  es  aber  mit  dem 
Einfluß  des  Kaisers  auf  das  Münzwesen  des 
Deutschen  Reiches  vorbei,  die  Fürsten- 
tümer, vor  allem  Brandenburg-Preußen 
übernehmen  die  Führung,  bis  erst  wieder 
durch  die  Schaffung  des  neuen  Deutschen 
Reichs  1871  eine  neue  Reichsmünzgesetz- 
gebung aufersteht. 


mOnzrecht 


433 


Die  deutschen  Stammesherz öge  haben 
von  vornherein  das  Recht  des  Münzens  mit 
eigenem  Bilde  und  Namen  wohl  als  ein 
gegebenes  Attribut  ihrer  Stellung  bean- 
sprucht. Das  Herzogtum  Bayern  hat  von 
Heinrich  L  die  Eigenständigkeit  seines 
Münzwesens  zugestanden  erhalten.  Nicht 
nur  die  herzoglichen  Münzstätten  dieses 
Landes  waren  vor  jedem  Eingriff  sicher- 
gestellt, sondern  auch  die  bischöflichen 
Münzstätten  der  Verfügung  der  Herzöge 
unterworfen,  sowohl  die  bayrischen  wie 
auch  die  in  Augsburg.  Daher  gab  es  bayr. 
Königsmünzen  nur,  wenn  der  Herzog 
gleichzeitig  selbst  König  war.  In  Nieder- 
Lothringen  hat  Giselbert  (915 — 939)  in 
Brüssel  die  ersten  Herzogsmünzen  ge- 
schlagen, in  Oberlothringen  Dietrich  I.  seit 
984  in  S.  Di6,  Igel  bei  Trier  u.  Ander- 
nach, in  Schwaben  Hermann  I.  (924 — 948) 
in  Breisach  und  Zürich.  Da  in  Sachsen 
ursprünglich  Herzogtum  und  Königtum 
zusammenfiel,  gibt  es  erst  herzogliche 
Pfennige  von  Bernhard  I.  u.  IL  (973 — 
1059)  3.US  Lüneburg  und  Jever.  In  KLämten 
prägt  Herzog  Konrad  (1004— 11).  Von 
dem  Herzogtum  Franken  sind  uns  keine 
Münzen  erhalten. 

Die  Münzstätten  der  Stammesherzöge 
wurden  dann  vielfach  überwuchert  von 
denen  der  Grafen  und  Herren,  die  sich 
allmählich  selbständig  machten.  Zuerst 
wohl  zerfiel  das  Herzogtum  Niederlothrin- 
gen, dann  löste  sich  1180  nach  dem  Sturze 
Heinrichs  des  Löwen  das  sächsische  Her- 
zogtum auf  und  das  schwäbische  nach  dem 
Aussterben   der  Hohenstaufen   1268. 

Die  Stammesherzogtümer  wurden  aber 
vor  allem  von  den  Bistümern  über- 
flügelt. Unter  diesen  hat  schon  in  den 
fünfziger  Jahren  des  10,  Jh.s  Ulrich  von 
Augsburg  Pfennige  prägen  lassen,  welche 
seinen  Namen  allein  und  nicht  den  des 
Kaisers  tragen.  Gleichzeitig  mit  ihm  setzt 
Bischof  Udo  II.  von  Straßburg  (950—965) 
seinen  Namen  auf  die  Rs.  eines  Denars, 
dessen  Vs.  noch  den  König  nennt.  Bischof 
Werner  v.  Habsburg  (looi)  endlich  ge- 
denkt des  Königs  nicht  mehr  auf  seinen 
Pfeimigen.  Aber  damit  brechen  seltsamer- 
weise die  bischöfl.  Straßburger  Denare  ab, 
während  uns  kaiserliche  noch  aus  späterer 
Zeit  erhalten  sind.   In  Metz  führt  schon  B. 

WQirteEbiicb.  der  Mfiiudcimde. 


Adalbert  I.  (929 — 964)  seinen  Namen  neben 
dem  kaiserlichen,  die  alleinbischöfl.  Prä- 
gungfindet seit  1005  statt.  In  Verdun  stehen 
von  990—1046  Bischofs-  u.  Königsnamen 
zusammen  auf  den  Pfennigen,  dann  ersterer 
allein,  in  seinen  Nebenmünzstätten  schon 
vorher.  In  Toul  hat  B.  Stephan  (994 — 995) 
Bischofs-  u.  Königsnamen  nebeneinander, 
der  Nachfolger  prägt  schon  allein.  B.  Arnulf 
v.  Halberstadt  (996 — 1026)  und  B.  Bemard 
V.  Hildesheim  (993—1023)  schlagen  sofort 
autonome  Münzen.  Unter  Kaiser  Heinrich 
II.  wird  der  Übergang  öffentlicher  Münz- 
stätten in  bischöflichen  Besitz  häufig,  so 
prägt  in  Chur  B.  Ulrich  (1002 — 1020)  auto- 
nom, in  Trier  Eb.  Adalbert  (1005 — 1016), 
in  Konstanz  B.  Rudhard  (1018 — 1022).  In 
Köln -Andernach  erscheinen  die  Namen 
Koiurads  IL  u.  Piligrims  noch  zusammen, 
Hermann  L  (1036— 1056)  prägt  später 
allein.  In  Mainz  gestattet  Kaiser  Konrad 
IL  dem  Eb.  Bardo  (1031 — 1051),  den  eige- 
nen Namen  dem  kaiserlichen  hinzuzufügen, 
(vgl-,  Diepenbach,  D.  kgl.  Mzst.  Mainz  u. 
deren  Entwicklung  zur  autonom-bischöfl. 
bis  zum  Ausgang  des  12.  Jh.s,  Berl.  Mbl. 
1927  S.  17  ff.);  in  Speier  kommt  zuerst  der 
Name  B.s  Konrad  (1056 — 1060)  vor,  in 
Worms  nennt  B.  Arnold  {1044 — 1054) 
seinen  eigenen  Namen  neben  dem  des  Kai- 
sers, und  erst  Burkhard  IL  (1120 — 1149)  nur 
den  eigenen.  Hier  in  Franken  also,  wo  die 
Salier  zugleich  Herzöge,  ist  der  kgl.  Einfluß 
auf  den  bischöfll.  Münzen  noch  am  längsten 
gewahrt;  andererseits  wird  hier  am  frühe- 
sten die  bischöfl.  Gewalt  wieder  einge- 
schränkt (in  Speier  im,  s.  Münzver- 
ruf ung).  In  Magdeburg  prägt  Eb.  Hartwig 
(1079 — 1102)  erst  autonom  usw.  So  erlan- 
gen die  Bischöfe  fast  alle  im  Laufe  des 
II.  Jh,s,  meist  in  der  i.  Hälfte,  das  Recht, 
mit  eigenem  Namen  und  Bilde  zu  prägen. 
Das  Münzrecht  der  Bischöfe  wird  aber 
sehr  bald  (seit  dem  12.  Jh.)  in  vieler  Hin- 
sicht durch  die  Macht  des  Domkapitels 
eingeschränkt.  Dies  bzw.  sein  Propst  hat 
als  Verwalter  der  Güter  des  Kapitds  wäh- 
rend der  Sedisvakanz  bei  längerer  Dauer 
derselben  sicher  Münzen  prägen  lassen,  von 
denen  es  aber  dahinsteht,  ob  diese  von  den 
bischöfl.  irgendwie  unterschieden  sind.  Man 
könnte  auf  den  Gedanken  kommen,  als 
Sedisvakanzmünzen  Münzen,  auf  denen  sich 

2$ 


434 


mOnzrecht 


nur  der  Name  des  Heiligen  befindet,  an- 
zusehen (z.  B,  bei  den  Martinsgoldgulden 
in  Mainz).  Allerdings  dürfte  diese  Erklä- 
rung bei  den  Magdeburger  Moritzpfennigen 
(s.  d.),  bei  den  Halberstädter  Stephanus* 
Pfennigen  (s.  d.)  und  den  Erfurter  Martins- 
pfennigen (s.  d.)  nicht  Stich  halten,  die  man 
vielmehr  als  Münzen  des  Domkapitels  zu 
Lebzeiten  des  Bischofs  ansehen  möchte; 
doch  ein  Beweis  läßt  sich  dafür  nicht  brin- 
gen. Verschiedentlich  hat  das  Kapitel  ein 
eigenes  Münzrecht  besessen,  teils  an  dem 
Bischofsorte,  teils  an  Nebenmünzstätten: 
so  in  Cambrai,  Speier,  Magdeburg(?),  Metz, 
später  in  Halberstadt  und  in  Hildesheim. 
Oft  haben  die  Kapitel  ein  Beaufsichtigungs- 
und Mitwirkungsrecht  bei  der  Ausprägung 
der  Münze  besessen,  z.  B.  in  Lüttich,  Trier, 
Köln,  Speier,  Hildesheim,  Magdeburg  (Me- 
nadier,  D.  M.  I  S.  218  f ;  Suhle  in  Z.  f.  N. 
38  S-  241  und  Berl.  MbL  1929  S.  406). 

Neben  den  Bistümern  haben  auch  sehr 
bald  die  Äbte  (s.  d,)  und  Äbtissinnen  (s.  d.) 
sowie  einige  Pröpste  (s.  d.)  das  Münzrecht 
erhalten,  später  im  13.  u.  14.  Jh.  auch  die 
Städte  (s.  Münzverruf ung). 

Ein  ebenso  zersplittertes  Münzrecht  wie 
Deutschland  hat  in  Europa  nur  noch 
Frankreich  und  Italien  im  Mittelalter  be- 
sessen, in  den  übrigen  Ländern  herrscht 
fast  nur  ein  1^1.  Münzrecht. 

In  Frankreich  verläuft  die  Entwick- 
lung geradezu  umgekehrt  wie  in  Deutsch- 
land: Den  schwachen  Nachfolgern  Karls 
des  Kahlen  karolingischen  Stammes  entglitt 
die  Verfügung  über  das  Münzrecht  voll- 
ständig. Das  beanspruchen  nicht  nur  die 
Stanunesherzöge  wie  in  Deutschland,  son- 
dern auch  die  großen  Lehnsfürstentümer: 
Francien,  Flandern,  Normandie,  Bretagne, 
Anjou,  Champagne,  Burgund,  Aquitanien, 
Gascogne,  Toulouse  und  die  Mark  Barce- 
lona (s.  unter  Monnaies  f^odales).  Unter 
den  Kapetingem  wurde  dann  das  Münz- 
recht auch  von  zahllosen  kleineren  welt- 
lichen und  geistlichen  Herren  ausgeübt,  es 
waren  schließlich  an  300  Münzstätten.  Die 
Könige  müssen  sich  demgegenüber  auf 
ihren  Hausbesitz,  das  Herzogtum  Francien 
beschränken.  Hugo  Capet  (987 — 996)  hat 
selbständig  nur  in  Paris  und  Orleans,  Ro- 
bert IL  (996—1031)  nur  in  Paris  prägen 
Unter  Heinrich   L    (1031 — 1060) 


treten  Dreux,  Senlis  und  Sens  hinzu,  unter 
Philipp  I.  (1060 — 1108)  weiterhin  Chäteau 
Landon,  Dun,  Etampes,  Mantes,  Pithiviers 
und  Pontoise,  unter  Ludwig  VI.  u.  VII. 
(1108 — 1137 — 1180)  Bourges,  Compifegne 
und  Montreuil  (Blanchet,  Manuel  II  S. 
204  f.).  Philipp  II.  August  (1180 — 1223) 
erwirbt  die  Touraine  (seitdem  das  Doppel - 
System  des  denier  parisis  u.  des  d.  toumois). 
So  sehen  wir  mit  dem  Anwachsen  des  kgl. 
Besitzes  auch  ein  solches  des  kgl.  Münz- 
rechts sich  verbinden.  Ludwig  IX.,  der 
Heilige,  vermochte  schon  1262  für  die  Feu- 
dalmünzen die  Gleichwertigkeit  mit  den 
königlichen  unter  Wahrung  der  T5^enver- 
schiedenheit  vorzuschreiben  und  gegenüber 
der  örtlichen  Beschränkung  der  ersteren  den 
eigenen  Münzen  allgemeine  Geltung  zuzu- 
sprechen, womit  eine  wirkliche  königliche 
Münze  geschaffen  wurde,  welche  Deutsch- 
land und  Italien  dauernd  entbehrt  haben. 
Diese  Entwicklung  wurde  stark  durch  die 
Einwirkungen  des  hundertjährigen  eng- 
lisch-französischen Kjrieges  von  1347  an  un- 
terbrochen. Doch  noch  vor  Beendigung 
dieses  Krieges  trat  1443  ®iiie  General- 
reform  des  Münzwesens  ein,  die  nachträglich 
gesichert  wurde  durch  die  Einführung 
der  Taille,  einer  Steuer  zur  Erhaltung  des 
Heeres,  durch  welche  der  König  bei  Klriegs- 
gef ahr  nicht  mehr  auf  einen  Gewinn  aus  der 
Münzprägung  bzw.  auf  einen  Münzverruf 
angewiesen  war. 

In  Italien  besteht  von  vornherein  seit 
dem  Aufhören  der  Gotenherrschaft  die  po- 
litische Zersplitterung  zwischen  Oberitalien 
und  Mittelitalien,  das  die  Langobarden  er- 
obert haben,  und  Unteritalien,  das  sich 
unter  byzantinischer  und  arabischer  Herr- 
schaft befindet.  Das  Langobardenreich  wird 
von  den  Karolingern  ihrem  Reiche  einver- 
leibt, das  dann  später  selbständig  gewor- 
dene Reich  wird  962  von  Otto  dem  Großen 
vernichtet  und  wieder  dem  deutschen  Reich 
angegliedert;  die  oberitalischen  Münzen 
tragen  daher  die  Namen  der  deutschen 
Herrscher  bis  in  das  14.  Jh.  hinein:  in  Ve- 
rona, Lucca,  Mailand,  Pavia,  Venedig, 
Rom;  doch  wurden  diese  Münzstätten  all- 
mählich von  den  Kommunen  in  Besitz  ge- 
nommen. Im  J.  II 38  erteilt  Konrad  IIL 
den  Genuesem  das  Münzrecht,  1141  den 
Büj^em  von  Asti,  Kaiser  Friedrich  L  1155' 


MÜNZRECHTSVERLEmUNGEN— MONZSAMMELN 


435 


an  Cremona,  Heinrich  VI.  1186  an  Siena, 
1191  an  Bologna.  Bestätigungen  schon  vor- 
handenen Münzrechtes  erwirkten  Piacenca 
und  Lucca  i.  d.  J.  1140,  1155  u.  1186. 
In  Unteritalien  geboten  seit  der  Mitte  des 
II.  Jh.s  die  Normannen.  Dies  Reich  fiel 
1191  an  die  Hohenstaufen,  die  es  bis  1266 
behaupteten,  und  unter  denen  Brindisi 
und  Messina  die  Hauptmünzstätten  waren. 
Sizilien  kam  daim  an  das  Haus  Aragon, 
Neapel  an  die  Anjou.  Doch  blieben  Unter- 
italien und  Sizilien,  die  später  wieder  zu- 
sammenfielen, einheitliche  Münzgebiete.  In 
Mittel-  und  Oberitalien  erhoben  sich  seit 
dem  14,  Jh.  in  der  Mehrzahl  der  italieni- 
schen Städte  dynastische  Gewalten  und 
Tyrannenherrschaften,  die  zu  einer  gleich- 
artigen Zersplitterung  des  Münzwesens 
führten,  "wie  sie  in  Deutschland  das  Inter- 
regnum brachte.  267  Münzstätten  sind  in 
Italien  als  sicher  bezeugt  und  87  darüber 
hinaus  mit  Wahrscheinlichkeit  anzuneh- 
men. Diese  alle  sind  im  Laufe  des  14.  und 
15.  Jh.s  entstanden.  —  Der  Papst  (s.  d.) 
prägte  nach  den  ältesten  Münzen  vom  7. — 
10.  Jh.  erst  wieder  z.  Z.  des  Exils  von 
Avignon  unter  Bonifaz  VIIL  zu  Ponte  della 
Sorge  i.  d.  Grafschaft  Veimaissin;  Iimozenz 
VI.  prägte  seit  1352  in  Avignon,  Bene- 
dikt XL  wieder  in  Italien:  in  Viterbo, 
Joh.  XXIL  in  Mazerata  und  Parma  und 
Urban   V.    1369    in   Rom   und    Bologna. 

Spanien  und  Portugal  hatten  fast  aus- 
schließlich ein  königliches  Münzrecht,  nur 
die  Abtei  St.  Antonin  und  die  Kirchen- 
kapitel in  Segovia,  St.  Jakob  di  Com- 
postella  und  von  Toledo  haben  im  12.  Jh. 
Münzen  geprägt. 

In  Großbritannien  gibt  es  seit  der 
Vereinigung  der  sieben  Königreiche  durch 
König  Edgar  959  in  England  im  wesent- 
lichen nur  eine  einheitliche  königliche  Prä- 
gung und  Münzordnung,  diese  durch  die 
Gesetze  Aethelreds  und  das  Domesdaybook 
Wilhelms  L;  auch  die  M.  mit  dem  Namen 
der  Erzbischöfe  von  Canterbury  und  York 
sind  durchaus  königliche,  nur  ein  Teil  der 
Einkünfte  wurde  an  die  Geistlichen  ab- 
getreten. 

Literatur:  Elheberg,  Über  das  ältere 
deutsche  M.'Wesen  u.  d.  Hausgenossen- 
schaften, Leipzig  1879;  Menadier,  Das 
Münzrecht  der  deutschen  Stammesherzöge, 


Z.  f.  N.  27,  S.  158  ff.;  ders.,  Das  Münzrecht 
der  deutschen  Bischöfe,  Berl.  Mbl.  1910 
S.  581  ff.;  ders.,  Schausammlung,  passim; 
Dorothea  Alenadier,  Die  Münzen . .  der 
Reichsäbtissinnen,  in  Z.  f.  N.  XXXII 
S.  2 10  ff.;  Luschin,  Allg.  Mkde.^  S.  244  ff.; 
Cahn  in  Z.  f.  N.  XX  S.  156  ff.  Su. 

Münzrechtsverleihungen  siehe  Münzrecht. 

Münzregal,  das,  ein  Begriff,  der  sich 
nur  da  bilden  konnte,  wo  neben  einer  Zen- 
tralgewalt die  Verwaltungsorgane  einzelner 
Landesteile  mit  weitgehender  Autonomie 
ausgestattet  waren,  besteht  in  dem  Rechte 
der  Bestimmung  über  die  Währung,  in 
dem  Rechte  der  Münzerzeugung  und  in 
dem  Anspruch  auf  den  Münznutzen.  Hier- 
über durfte  der  Münzherr  mehr  oder 
minder  frei  verfügen.  Doch  war  der 
finanzielle  Ertrag  immer  die  Hauptsache 
und  so  sehr  das  eigentliche  Merkmal  des 
Regals,  daß  der  Münznutzen  geradezu  das 
Münzregal  genannt  wurde.  Dies  Regal 
konnte  mißbräuchlich  verpachtet  oder  ver- 
pfändet werden  (siehe  Münzverruf ung).  — 
Luschin,  Allg.  Mk.»  S.  236  und  252.     Su. 

Münzrendant  war  die  neue  Bezeichnung 
des  bis  in  das  18.  Jh.  vorkommenden  Münz- 
schreibers.  Beide  waren  die  für  die  Münz- 
ökonomie  verantwortlichen  Beamten.  Die 
Einführung  des  Münzschreibers  war  der 
wichtigste  Schritt  zur  Beschränkung  der 
Allmacht  des  Münzmeisters.  Seit  dem 
18.  Jh.  war  der  Münzrendant  der  Vorstand 
des  Münzkontors.  S. 

Mfinzrollen,  eine  Art  der  Verpackung, 
in  der  die  Münzen  in  den  Staatskassen 
aufbewahrt  werden.  Eine  runde  Summe 
einer  Münzart  wird  gestapelt  in  ein  Stück 
Papier  gerollt,  auf  beiden  Seiten  mit  dem 
Staatssiegel  geschlossen  und  mit  Gewicht, 
Stückzahl,  Datum  und  Namen  des  Beamten 
versehen.  Solche  M.  werden  auch  Privaten 
auf  Wunsch  ausgehändigt  und  liefen  früher 
sehr  viel  im  Verkehr  um.  S.  auch  Follis 
und  Kassenbeutel.  —  Schrötter,  Preußen 
1806/73,  Gesch.  II  S.  455-  S. 

Mfinzsammeln  und  -sanunliingeiL  Das 
Altertum  schon  hat  an  M.  früherer  Zeiten 
Gefallen  gefunden,  Augustus  z.B.  hat 
seinen  Freunden  nummos  omnis  notae, 
etiam  veteres  regios  et  per^rinos  verehrt 
(Suet.  Aug.  75;  vgL  noch  Herodian  1 16,  2), 
die  restituierten  M.   (s.  d.)   beweisen  ein 

28» 


436 


MÜNZSAMMELN 


gewisses  Interesse  an  den  alten  M. -Bildern, 
die    vielfache   Verwendung    der    M.    als 
Schmuck  (s.  unter  Mißbräuchl.  Verwendung) 
desgleichen.     Von  einem  wirklichen  M.- 
sammeln  aber  kann  man  kaum  sprechen. 
Erst  die  Renaissance  bringt  mit  der  Vor- 
liebe für  das  Altertum  und  seine  Monu- 
mente  auch   das    Sammeln    der   antiken 
Reste  und  ganz  bes.  der  leicht  zu  findenden, 
bequem  aufzubewahrenden  und  meist  deut- 
baren M.   (zunächst  fast  nur  der  röm.). 
Petrarca  (1304—74)  ist  der  erste  Sammler, 
von  dem  wir  hören;  Alfons  von  Neapel, 
Maximilian  I.  und  Ferdinand  I.,  Degen- 
hart Pfeffinger  waren  ansehnliche  Samm- 
ler; schon  i486  hören  wir  von  einer  öffent- 
lich ausgestellten  Sammlung  als  Geschenk 
Hans  Tuchers  an  die  Stadt  Nürnberg.    Im 
Laufe  des  16.  Jh.  hat  das  Sammeln  stark  um 
sich  gegriffen,  H.  Goltz  (1525— 1576)  will 
95oMünzkabinettein  Europabesucht  haben. 
In  der  Zeit  des  Absolutismus  spielen,  dem 
Zuge  der  Zeit  entsprechend,  die  fürstlichen 
Kabinette  die  Hauptrolle;  als  solche  sind 
im  17.  Jh.  so  gut  wie  alle  heutigen  größeren 
Kabinette  begründet  worden;  sie  gingen, 
nachdem  sie  schon  vorher  wenigstens  in 
beschränktem  Sinne  »öffentliche «geworden 
waren,  meist  im  19.  und  20.  Jh.  in  Staats- 
besitz   über,    andere    wurden    gleich    als 
solcher  gegründet,  nachdem  der  Staat  auch 
diese  Art  der  Fürsorge  für  die  öffentliche 
Bildung  als  seine  Pflicht  erkannt  hatte. 
Seit    dem   späteren    19.   Jh.   wetteiferten 
auch    Städte,    Landesteile,    Universitäten 
in  der  Anlage  von  M. -Sammlungen,  wäh- 
rend die  früher  häufigen  Schulsammlungen 
sich  überlebt  haben.    Der  Besitz  in  diesen 
schwächeren  Händen  ist  freilich  nicht  ge- 
schützt genug,  da  er  von  dem  persönlichen 
Interesse  oder  Nichtinteresse  des  jeweiligen 
Museumsleiters  an  den  Münzen  abhängt, 
und    so    haben    wir    denn    in    Deutsch- 
land   nach    1918    förmliche    Auflösungen 
auch  berühmter,  alter  Provinzial-,  Stadt- 
und    Vereinskabinette,    in    ihrer    Eigen- 
schaft    als     Generalsammlungen    wenig- 
stens, erlebt.  —  Von  den  großen  Staats - 
Sammlungen   wurde   von    etwa    1650   bis 
1850    auf    dem    anfänglich    allein    maß- 
gebenden antiken  Gebiete  die  Pariser  die 
weitaus  größte;  seitdem  fing  London  an, 
ebenbürtig  zu  werden;  Berlin,  überhaupt 


erst  seit  1841  durch  das  Verdienst  von  J. 
Friedlaender  mitzählend,  hat  seitdem  für 
die  griech.  M.  die  beiden  älteren  Schwestern 
eingeholt,    hie   und  da  wohl  übertroffen; 
Wien  ist  für  röm.  M.  noch  in  seiner  alten 
Vormachtstellung,  Rom  hat  sich  für  diese 
jetzt  mit  ins  erste  Glied  gestellt;  Athen 
ist  für  griech.  und  byz.  M.  eine  beachtens- 
werte Größe.    Die  Schätze  von  Petersburg 
sind  noch  sehr  wenig  bekannt.   In  Amerika 
fangen  namentlich  Boston  und  New  York 
ernstlich  an,   als  Konkurrenten  für  diese 
6 — 7  europ.  »großen«  Kabinette  zu  zählen. 
—  Die  Sammelarbeit  für  mittelalterliche 
und  neuzeitliche  M.  knüpft  bezeichnender- 
weise nicht  an  die  bis  etwa  1880  fast  stets 
von     klassischen    Gelehrten    verwalteten 
Staatskabinette  an,   sondern  an  Private: 
Mader,  Cappe,  Grote,  Dannenberg,  Höfken 
u.  a.  seien  für  Deutschland  genannt.  Auch 
hier  ist  die  Zahl  der  öffentlichen  Samm- 
lungen ständig  im  Wachsen.  Ein  Vergleich 
der  Bestände  der  einzelnen  Sammlungen 
wäre    hier    ungerecht,    denn    die    mittel- 
alterlich-neuzeitliche Münze  ist  ein  terri- 
toriales Erzeugnis  und  kann  für  ein  anderes 
Territorium    nicht    das    Interesse    bean- 
spruchen wie  es  die  antike  M.  um  der  all- 
gemeinen  klassischen   Bildungswerte  und 
die   röm.    insbes.    um     der    Universalität 
ihres    Geltungsbereiches   willen    tut.       So 
wird  manche  kleinere  deutsche  oder  ital. 
Sammlung   für  Mittelalter   oder   Neuzeit 
höhere  Ziffern,  ja  vielleicht  sogar  größere 
Schätze     aufweisen     als     die    westeurop. 
großen    Staatskabinette,      von     der    Re- 
naissancemedaille abgesehen,  in  denen  die 
vier  zuerst  genannten  großen  europ.  Museen 
gleichfalls    konkurrenzlos   sind;    München 
verdient  hierfür  als  fünftes  eine  Erwähnung. 
Die  Entwicklung  der  Privatsammlungen 
konnte  seit  der  Zeit  um  1600  mit  der  der 
fürstl.  Kabinette  nicht  mehr  Schritt  halten; 
erst    die    Bildung    großer    Kapitalien    in 
Privathand  hat  das  im  Laufe  des  19.  Jh.s 
wieder  geändert.    Doch  sie  überleben  nur 
selten  eine  Generation:  früher  gingen  sie 
dann  meist  als  geschlossene  Sammlungen 
in  andere  Hand  oder  von  der  Privathand 
in  fürstl.    oder  öffentl.   Hand  über,    dies 
in     England    und     Fra,akreich     oft    ge- 
schenkweise,   in    Deutschland    meist    um 
schweres  Geld.     Seit  etwa  30 — ^40  Jahren 


MÜNZSCHEINE— MÜNZSTÄTTE 


437 


wird  die  Abgabe  an  einen  Händler  zur 
Vereinzelung  im  Auktionswege  fast  stets 
vorgezogen.  Solche  Auktionskataloge  sind 
schon  von  1599,  ^^11,  1Ö97  bekannt,  einer 
von  1698  umfaßt  schon  vornehmlich  mo- 
derne M.,  die  schon  damals  im  Handel 
eine  größere  Rolle  spielten  als  in  der 
Wissenschaft.  1736  finden  wir  den  ersten 
Verkaufskatalog  mit  beigesetzten  Preisen. 
—  Trait6  I  S.  66/325;  Luschin,  Allg.  M.- 
kunde  »  S.  107/14;  Z.  f.  N.  XIX  S.  245  ff-; 
Kunstwanderer  I  1919/20  S.  23;  Monats- 
blatt num.  Ges.  Wien  IX  S.  269,  X  S.  2, 
185,  202;  Die  Geisteswissenschaften  I 
S.  153,  935.  R. 

Münzscheine  heißen  seit  dem  18.  Jh. 
die  Quittungen  der  Münzstätten  für  das 
von  Staatsbanken  oder  Privaten  gelieferte 
Edelmetall,  die  dann  mit  neugeprägten 
Sorten  eingelöst  werden.  Sie  liefen  zeit- 
weise wie  eine  Art  Wechsel  um.  —  Münz- 
scheine waren  ferner  österreichische  Papier- 
scheine zu  10  und  6  Kreuzer,  die  1849  aus- 
gegeben wurden,  weil  aus  Mangel  an  Klein- 
geld, das  von  dem  Papier  vertrieben  war, 
die  Banknoten  zu  i  Gulden  zerschnitten 
und  die  Teile  als  V»"  ^^^^  V4"Gulden  be- 
nutzt wurden,  was  man  nun  verbot.  1860 
wurden  wieder  M.  zu  10  Kreuzer  aus- 
gegeben. —  Schalk,  Wiens  Geldwesen, 
S.  83—85.  S. 

Mfinzschreiber  s.  Münzrendant. 

Münzstätte  der  antiken  Stadt-M.  ist 
natürlich  die  Stadt  selbst;  nur  wenn  ihr 
Gebiet  sich  weiter  ausdehnt,  ist  Prägung 
außerhalb  der  Stadtmauern  denkbar,  so 
die  der  athen.  Kleruchen  auf  Imbros;  doch 
sind  die  Versuche,  z.  B.  für  Athen  eine 
M. -Stätte  in  Laurion  oder  gar  eine  private 
M.  des  Peisistratos  auf  athenischen  Stem- 
pel (I)  im  Pangaiongebiet  nachzuweisen, 
mißglückt  (s.  Philol.  Wochenschr.  1925 
S.  222/3).  Da  nun  die  große  Mehrzahl 
der  griech.  Staaten  vor  der  heilenist. 
Epoche  Stadtstaaten  sind,  erübrigt  sich 
hier  fast  stets  die  Frage  nach  der  M.-st. 
Sie  tritt  erst  auf  bei  denjenigen  Bundes - 
M.  (s.  d.),  die  nicht  durch  Zufügung  der 
verschiedenen  Stadtwappen  oder  -namen 
(wie  sie  bei  den  böot.  Städtebünden,  der 
Symmachie  von  387,  den  späteren  achäi- 
schen  Bundes -M.  geschieht)  die  M.-st.  ohne 
weiteres  angeben;  von  den  sonstigen  Bun- 


desmünzen nun  werden  die  meisten  in  der 
Bundeshauptstadt  geprägt  sein,  so  die  böot. 
des  4.  Jh.  mit  dem  Namen  eines  der  Böo- 
tarchen  in  Theben,  die  arkad.  gleicher  Zeit 
in  Megalopolis  usw.,   und  auch  bei  den 
übrigen  Bundesmünzen  scheinen  versteckte 
Angaben    der   M.-st.    durch    Buchstaben, 
Monogramme  oder  Beizeichen  nicht  vor- 
handen zu  sein,  so  daß  die  Annahme  der 
Bundeshauptstadt    als    M.-st.    naheliegt. 
Dagegen  sind  die  Münzen  der  monarchi- 
schen Flächenstaaten  hellenist.  Zeit  bei  der 
Ausdehnung  dieser  Reiche  gewiß  nicht  in 
einer  M.-st.  geprägt  sondern  in  vielen,  und 
man  hat  schon  früh  die  zahlreichen  Bei- 
zeichen,    Buchstaben   und    -gruppen,    die 
sich  auf  solchen  finden  (Abb.  47 — 49),  auf 
die  Wappen  und  Namen  der  betr.  M.-st. 
bezogen;  L,  Müller  hat  in  seinen  Werken 
über  die  M,  des  Lysimachos  (1858)  und 
Philipps    IL,    Alexanders    des    Gr.    und 
Philipps  IIL  (1855)  diesen  Grundsatz  bis 
zur   äußersten    Grenze    durchgeführt,    ist 
aber,  wie  die  neuen  Forschungen  bes.  von 
Newell  für  Alexander  gezeigt  haben  (A.  J. 
N.  1912,  1919,  1920,  1923;  The  dated  Alex. 
Coinage  of  Sidon  and  Ake,  New  Haven 
1916;    Num.    chron.    191 5;    Notes    and 
monographs  No.   3.   19.   21),   gescheitert: 
die  Beiz,  und  Buchstaben  der  unter  Alex, 
selbst  und  bald  danach  geprägten  Münizen 
(Müllers  Klasse  I  und  I]Q  geben  nur  in 
seltenen  Fällen  Wappen  und  Namen  der 
M.-st.,  die  sich  vielmehr  meist  gar  nicht 
nennt;  für  eine  große  Menge  von  stilistisch 
einheitl.  Münzen,  die  Müller  auf  mindestens 
30  verschiedene  M.-st.  verteilt,  ist  viel- 
mehr   eine   makedon.    Hauptprägestätte 
(Pella?  Amphipolis?)  erkannt  worden;  die 
Beiz,  und  Buchstaben  sind  in  diesen  und 
vielen  anderen  Fällen  die  der  M.-beamten 
oder  Emissionszeichen  u.  dgl.  (vgl.  unter 
Münzbuchstaben)-    Erst  später  im  3.  und 
insbes.  2.   Jh.   sind  die  Buchstaben  und 
Beiz,  auf  den  nunmehr  von  freien  Städten, 
nicht  mehr  i  n  königl.  M,-st  geprägten  Alex- 
ander-   und    Lysim'achos-Münzen    deren 
Stadtmonogramme  und  Wappen,  während 
daneben  oft  auch  noch  Namen  und  Wappen 
von    städt.     Münzbeamten    vorkommen. 
Gleich  und  gldchmäßig  zu  lösen  sind  die 
Fragen,  die  die  meisten  anderen  griech. 
Königs-M.  bieten;  insbes.  ist  bei  den  Ptole-^ 


438 


MÜNZSTÄTTE 


mäem  die  von  F.  Lenormant  einst  bis  zur 
Annahme  von  Bundesmünzen  verschiedener 
Münzstätten  (II)  getriebene  Deutung  der 
einzelnen  Zeichen,  z.B.  Abb.  51/2  (von 
2a,  Kl,  ria  usw.  abgesehen)  fast  stets  ab- 
zulehnen (Svoronos  IIxoX.  IV  S.  55  ff.). 
Auf  den  Seleukiden-M.  ist  das  Wappen  der 
M. -Stätte  in  Phönikien  oft  unmißverständ- 
lich als  Beiz,  ins  Feld  gesetzt,  zuweilen 
sogar  zum  Typus  der  Rs.  geworden  (das 
sog.  Sardanapalgrab:  Tarsos;  der  Blitz: 
Seleukeia  usw.);  bei  der  hieronischen 
Dynastie  wird  niemand  an  eine  andere 
M.-st.  als  Syrakus  denken,  während  die 
Prägungen  des  Pyrrhos  in  Epeiros,  Make- 
donien und  Italien-Sizilien  sich  durch 
Typen  und  Stil  meist  ohne  weiteres  trennen 
lassen;  die  wenigen  Provinznamen  auf 
Parthermünzen  (Margiane  usw.)  geben 
schwerlich  die  M.-st.  an  usw.;  vgl.  z.B. 
noch  Vlasto,  Num.  chron.  1926  für  die 
M.-st.   Alexanders  von   Epeiros,    Newell, 

A.  J.  N.  21  für  dieseleuk.M.-st.  Antiocheia, 
Notes  and  monogr.  No.  10  für  die  von  Tyros 
und  Newell  The  coinage  of  Demetrius  (I.) 
1927  für  dessen  M.-st.  —  Für  die  röm. 
Republik  hat  neuerdings  —  und  vielfach 
mit  Glück,  oft  aber  auch  mit  recht  un- 
sicherem Ergebnis  —  der  B.  M.  C.  Rom. 
republ.  versucht,  die  Reihen  systematisch 
nach  M.-st.  zu  zerlegen  und  der  Band  I  des 

B.  M.  C.  Rom.  emp.  sowie  das  Handbuch 
The  roman  imp.  coinage  I,  II  1923  und 
1926  von  Mattingly  und  Sydenham  ver- 
sucht das  auch  für  die  frühe  Kaiserzeit; 
aber  so  sicher  wir  z.  B.  für  die  Zeit  des 
Augustus  durch  eine  Notiz  bei  Strabon  IV 
p.  192  und  ein  paar  Inschriften  über  die 
Existenz  einer  kaiserl.  M.-st.  in  Lugdunum 
sind,  für  die  Zeit  des  Vespasian  durch  das 
Monogramm  Ephe  auf  einigen  Denaren 
über  die  Existenz  einer  M.st.  in  Ephesos  sind 
usw.,  so  ist  doch  eine  große  Anzahl  anderer 
derartiger  Zuteilungen  recht  fraglich  (vgl. 
die  Diskussion  Philol.  Wochenschr.  1924 
S.  364,  N.  Z.  58  S.  121,  Z.  f.  N.  37  S.  295). 
Von  der  Zeit  spätestens  des  Valerianus 
ab  dagegen  wird  die  Existenz  vieler  M. 
im  röm.  Reiche  durch  den  Stilunterschied 
usw.  gesichert,  und  von  Claudius  IL  an 
treten  Münzbuchstaben  (s.  d.)  auf,  die  zu- 
erst mittelbar,  dann  unmittelbar  die  M.-st. 
angeben,  Abb.  104  ff.  Von  den  gesicherten 


ausgehend,  mittels  Fabrik,  Stil,  Fundort 
weiterschreitend,  hat  die  neuere  Forschung 
unter  Vorantritt  der  Wiener  auch  die  nicht 
mit  M.-st. -angäbe  versehenen  röm.  M.  von 
etwa  250 — 375  n.  C.  mit  einiger  Sicherheit 
auf  die  verschiedenen,  oft  wechselnden  M.- 
st.  des  Reiches  zu  verteilen  gewußt,  wenn- 
gleich z.  B.  die  M.-st.  Tripolis,  Mediolanum 
und  Ticinum  noch  stark  umstritten,  die 
Trennung  von  Constantinopolis  und  Con- 
stantina-Arles  keineswegs  immer  sicher, 
und  zahllose  die  M.-st.  und  die  Chronologie 
der  Reihen  betreffende  große  und  kleine 
Fragen  noch  völlig  offen  sind;  eine  Zu- 
sammenfassung für  die  Zeit  von  etwa 
305 — 337  hat  Maurice,  Num.  Constan- 
tinienne  3  Bde.  1908 — 1912  gegeben,  einen 
kurzen  Überblick  über  das  3.  Jh.  Webb, 
Num.  chron.  1921  S.  226/93,  zugleich  Ver- 
fasser des  V.  Bandes  der  genannten  Rom. 
imp.  coinage,  1927,  Teil  I,  Valerianus  bis 
Florianus;  vgl.  auch  die  Übersichten  im 
Trait6  I  S.  967/1044  und  bei  Bemhart, 
Handbuch  S.  322/68.  —  Die  von  Anastasius 
begonnene  byz.  Kupferprägung  erfolgt  in 
höchstens  12  Münzstätten  und  diese  werden 
bis  etwa  auf  lustinianus  II.  meist  im  Ab- 
schnitt eindeutig  angegeben,  Abb.  114/5; 
nur  für  die  späteren  Erzeugnisse  von 
Cherson  (Krim)  sind  wir  auf  den  (hier 
völlig  eindeutigen)  Stil  angewiesen;  auch 
das  Gold  und  Silber  hat  man  auf  (wenige) 
verschiedene  M.-st.  zu  verteilen  gesucht.  — 
B.  M.  C.  Byz.  S.  XCIX— CIV  und  B.  M.  C. 
Vandals  etc.  passim.  R. 

Im  M.A.  erscheint  der  Name  der  M.st. 
auf  den  selbständigen  Münzen  der  ger- 
manischen Staaten,  so  des  Westgoten-, 
Franken-  und  Langobardenreiches,  z.  T. 
noch  in  Abkürzungsformen  (Monogrammen) 
wie  RM  (Rom)  auf  den  gotischen  Nach- 
bildungen byzantinischer  Goldstücke,  später 
zum  größten  Teile  ausgeschrieben.  Auf 
den  karolingischen  Christiana-religio -De- 
naren (s.  d.)  verschwindet  dann  der 
Stadtname.  In  der  sächsisch-fränki- 
schen Kaiserzeit  und  später  wird  er  teil- 
weise durch  den  Ortsheiligen  ersetzt,  wie 
das  auch  z.T.  in  Frankreich  geschieht; 
dieser  wird  als  Müi^zherr  betrachtet  und 
genügte  bei  der  lokalen  Bedeutung  der 
Pfennige,  um  deren  Herkunftsort  zu  kenn- 
zeichnen (s.  unter  Heilige). 


MONZSYSTEM— MÜNZVEREINE 


439 


In  Deutschland  erscheint  auch  oft  auf 
der  einen  Seite  des  Pfennigs  der  Name  des 
Kaisers  als  des  eigentlichen  Münzherm, 
während  sich  auf  der  anderen  der  des 
Dynasten  befindet.  Wenn  der  Stadtname 
vorkommt,  so  hat  er  im  10.  u.  ii.  Jh.  meist 
die  latinisierte  Form  wie  Verona  (Boim), 
Juvavum  (Salzburg),  Belgica  civitas  (Trier), 
Leuchas  civitas  (Toul),  urbs  Clavorum 
(Verdun),  Troja  (Xanten)  u.  a.  (deutsche 
Namensformen  s.  Schrift). 

Als  bei  dem  Auftreten  der  Groschen- 
münzen seit  dem  14.  Jh.  diese  über  ihren 
Herkunftsort  hinaus  eine  allgemeine  Be- 
deutung gewinnen,  wird  es  notwendig,  auf 
ihnen,  besonders  im  Rheinland  bei  der 
hier  herrschenden  Konkurrenz  der  Münz- 
stätten, den  Prägeort  genau  zu  nennen, 
wozu  auch  der  größere  Raum  auf  den 
neuen  Münzen  die  Möglichkeit  gab. 

Seit  Bildung  der  großen  Territorial- 
staaten im  16.  Jh.  beginnt  man  wieder  die 
Münzstätte  abgekürzt  zu  bezeichnen  (s. 
Münzbuchstaben)-  Su. 

Mfinzsystem.  Das  M.  eines  Landes  be- 
steht in  den  Bestiramungen  über  die  Wäh- 
rung, den  Münzfuß,  die  Stückelung, 
die  Zählweise  der  Münzen  und  die  Geltung 
der  papiemen  Zahlmittel.  S. 

Mflnztarite  sind  staatliche  Wertsetzungen 
eigener  älterer  und  fremder  Münzen  in 
eigener  Währung  für  die  Geltung  im 
eigenen  Lande.  Solche  T.,  in  Plakatform 
gedruckt,  wurden  zuerst  in  den  Nieder- 
landen seit  Ende  des  15.  Jh.s  veröffent- 
licht, weil  die  durch  den  Welthandel  dort 
zusammenströmenden  Münzen  nicht  ver- 
boten, ihre  Bewertung  aber  mcht  der 
Privatspekulation  überlassen  werden  durfte. 
Die  Münztarife  waren  die  Vorläufer  der 
Kurszettel;  die  niederländischen  enthielten 
oft  viele  hunderte  von  Münzarten.  Sehr 
bald  folgten  andere  Länder.  So  veröffent- 
lichte die  brandenburg-frärüdsche  Re- 
gierung 15  IG  einen  Tarif  mit  58  Silber- 
sorten.    S.  auch  Valvation.  S. 

Mfinztechnik.  Die  Herstellung  einer  M. 
oder  Medaille  erfolgt  entweder  durch  Guß 
(s.  d.)  oder  durch  Prägetechnik  (s.  d.), 
und  zwar  bei  Prägung  in  drei  getrennten 
Vorgängen:  i.  Herstellung  des  Schrötlings 
(s.  d.),  2.  der  Stempel  (s.  d.)  und  3.  die 


Anbringung  der  Bilder  dieses  Stempels 
auf  dem  dazwischengelegten  SchröÜing 
durch  Druck.  Abbildungen  des  ganzen 
Verfahrens  aus  älterer  Zeit  vor  Anwendung 
der  maschinellen  Hilfsmittel  s.  Trait6  I 
S.  903/4;  N.  Z.  60  S.öpff.,  88  ff.  Taf. 
IV — XII;  Forrer,  Dictionary  of  medallists 
IV  S.  88/90  und  BerL  M.-bL  1915  S.  237/42, 
1916  S.  445,  485,  1918  S.  260,  der  dazu  be- 
nötigten Werkzeuge  auf  dem  Denar  des 
T.  Carisius  (Abb.  78,  Restitution)  und  eb. 
1916  S.  446/7,  1917  S.  81.  Über  die  Dar- 
stellung des  Münzens  auf  M.  von  Paestum 
(I.  Jh.  V.  C.)  und  Minden  (il.  Jh.  n.  C.)  s. 
Weil,  Histor.  Aufsätze  für  Zeuner,  S.  i  ff.; 
über  die  röm.  Tessera  mit  ähnlicher  Dar- 
stellung N.  Z.  42  S.  108.  Vgl.  zu  diesen  Dar- 
stellungen noch  unter  Moneta  und  Num. 
chron.  1922  S.  25/7.  —  Größere  Arbeiten 
über  antike  M.-technik  sind;  Berl.  M.-bl. 
1904  S.  433  ff.;  Trait6  I  S.  897/966; 
N.  Z.  XII  S.  22/67  ^^^  Monatsblatt  num. 
Ges.  Wien  1909  S.  19/22;  Num.  chron. 
1922  S.  1/48  und  Atti  istit.  num.  ital.  V 
S.  209/242;  Bl.  f.  M.-fr.  1924  S.  134/8; 
Riv.  ital.  di  num.  1903  S.  275  Taf.  (Fund 
von  ^- Stangenbarren  und  davon  abge- 
hackten Schrötlingen),  und  im  allg.  Neu- 
burger, Technik  des  Altertums  1919  S.  43ff- 
(dürftig  und  oft  schief).  —  Ober  Med.-tech- 
nik:  Hill,  Med.  of  the  renaissance  1920 
S.  19/34;  Habich,  Med.  der  ital.  Renaissance 
S.  11/19;  Festschr.  Num.  Ges.  Berlin  1893 
S.6S/67;  Habich -[Festschrift]  1926  S. 
36/39.  —  Im  übrigen  vgl.  die  einzelnen 
Stichworte,  insbes.  Guß,  Hohlguß,  Kar- 
tonguß; Modell,  Hx)Iz-,  Stein-,  Wachs- 
modell; Stempel-  (usw.),  Patrize,  Punze, 
Zentralloch;  gravierte  Med.,  galvanopL 
Verfahren;  Hammerprägung,  Durchschnitt, 
Reckbank,  Quetschgeld,  Reduktions- 
maschine, Senkverfahren;  Hohlprägung^ 
inkuse  M.;  Rändelung,  Serratus;  Verprä- 
gung,  Zwittermünzen;  Falschmünzerei, 
Münzfälschung;  Subaeratus,  Sud.  —  Flörke 
in  Krünitz'  Encyklopädie  97.  Teil,  Berlin 
1805,  S.  652 — 789,  840—975;  E.  Schlösser, 
Die  Münztechnik,  Hannover  1884;  Schröt- 
ter  in  Acta  Bor.  Gesch.  I,  S.  3  ff.,  IV, 
S.42ff.;  ders.  Preußen  1806/73,  Gesch.  I, 
S.  222  ff.  R- 

Munzimteniehiiier  s.  Münzpächter. 

Hfinzvereine.  W^en  antiker  M.-v.  siehe 


440 


mOnzverordnungen— mOnzverrufutstg 


unter  Bundesmünzen.  —  In  Deutschland 
bildeten  sich  seit  dem  Interregnum  als 
Ersatz  für  die  geschwächte  Gewalt  des 
Königtums  Vereinigungen  der  Fürsten, 
Herren  und  Städte,  sog.  Landfriedens- 
bünde. Aber  die  in  diesen  herrschenden 
ständischen  Sonderinteressen  ließen  sie  nur 
selten  zu  gedeihlicherWirksamkeit  kommen. 
Ein  Ausfluß  der  Landfriedensbünde  waren 
die  Münzvereine,  deren  Aufgabe  darin  be- 
stand, nach  gemeinsamem  Münzfuße  zu 
arbeiten,  sich  daraufhin  gegenseitig  zu  über- 
wachen, nur  eignes  Geld  zuzulassen,  hier- 
durch und  durch  Ausfuhrverbote  der  Ver- 
teuerung des  Silbers  vorzubeugen,  kurz  im 
Münzwesen  eine  größere  lebensfähige  Ein- 
heit zu  schaffen.  Seit  der  Mitte  des  13.  Jh.s 
entstanden  in  Österreich,  der  Schweiz, 
am  Rhein,  in  den  Niederlanden,  zwischen 
Hamburg  und  Lübeck  Vereinigungen  über 
gemeinsamen  Münzfuß.  Größere  Länder- 
komplexe, die  alle  die  eben  genannten 
Ziele  mehr  oder  weniger  erreichten,  waren 
der  Bund  der  rheinischen  Kurfürsten  von 

1386,  der  lübische  von  1392,  der  der 
schwäbischen  Fürsten  und  Städte  von 
1396,  die  fränkischen  Münzvereine  seit 
1396,  der  Rappenmünzbund  im  Elsaß  von 

1387,  der  Verein  der  Bodenseestädte  von 
1404,  denen  später  bestätigende  und  er- 
weiternde Verträge  folgten,  bis  im  An- 
fange des  16-  Jh.s  das  Reich  und  die 
Kjreise  das  Münzwesen  in  die  Hand  nahmen 
(über  die  Gepräge  s,  Gemeinschaftsmünzen). 

Als  diese  in  und  nach  der  Klipperzeit 
hierin  versagten,  suchten  sich  die  Reichs- 
stände wieder  durch  Vereinigungen  zu 
helfen,  die  so  lange  immer  wieder  ge- 
schlossen wurden,  bis  man  endlich  nach 
250  Jahren  über  die  Verträge  von  1838 
u.  1857  die  deutsche  Münzeinheit  erreichte. 
S.  Zinnaischer,  Leipziger,  Torgauer  Münz- 
verein, Konventionsfuß.  Auf  einen  Welt- 
münzverein zielte  der  Lateinische  Münz- 
bund  (s.  d.).  S. 

Mfinzverordnungen  s.  Münzgesetze. 

Mfinzverrufung  und  Munzemeiierung, 
die,  (abjectio  et  renovatio,  relevatio,  inno- 
vatio,  mutatio  monete),  ist  im  wesent- 
lichen eine  dem  europäischen  M.A.  eigen- 
tümliche Einrichtung,  die  im  Altertum  nur 
ausnahmsweise  von  griechischen  Tyrannen 
(z.  B.   Hippias,    Dionysios   von  Syrakus) 


berichtet  wird.  Etwas  derartiges  kommt 
schon  in  der  Karolingerzeit  vor;  in  dieser 
werden  mehrmals  zu  einem  bestimmten 
Termin  die  bis  dahin  im  Umlauf  gewesenen 
Denare  verrufen,  d.  h.  für  ungültig  er- 
klärt, und  durch  neue  ersetzt.  Das  ge- 
schah damals  zum  Besten  der  Volkswirt- 
schaft, um  einmal  den  Münzfuß  zu  ver- 
bessern und  zweitens  um  Pfennige  in  den 
Verkehr  zu  bringen,  die  überall  im  ganzen 
Reiche  als  Zahlmittel  genommen  werden 
sollten  (s.   unter  Karol.  M, -Ordnung). 

Anderen  Zwecken  diente  die  Verrufung 
und  Erneuerung  in  der  späteren  Zeit.  Ur- 
sprünglich wurde  in  Deutschland  wohl  nur 
Geld  für  den  Markt  geprägt,  sonst  war 
keins  im  Umlauf;  in  der  Regel  wurde  dann 
wohl  zu  jedem  Markte,  der  gewöhnlich 
einmal  im  Jahre  stattfand,  wiederum  Geld 
geschlagen,  das  aber  zunächst  nicht  von 
neuen  Stempeln  mit  anderen  Typen  ge- 
prägt zu  sein  brauchte  und  nicht  die  Ver- 
rufung des  alten  Geldes  zur  Veranlassung 
hatte.  Nun  kam  aber  dazu,  daß  sich  die 
Regel  ausgebildet  hatte,  daß  der  Pfennig 
nur  da  galt,  wo  er  geschlagen  wurde. 
Der  wandernde  Kaufmann  mußte  daher 
von  Land  zu  Land  neues  Geld  einwechseln, 
und  das  natürlich  mit  Verlust.  Dieser  zu- 
erst nur  geringe  Wechselgewinn  wurde  dann 
auch  von  den  eigenen  Untertanen  verlangt, 
indem  bei  jedem  Markt  neue  Münztypen 
zur  Ausgabe  gelangten,  die  gegen  die 
alten,  die  verrufen  wurden,  nach  Abzug 
des  Schlagschatzes  und  der  Kosten  ein- 
gewechselt werden  mußten.  Das  geschah 
wahrscheinlich  zuerst  in  der  Zeit  Hein- 
richs IV.  Doch  wurde  noch  nicht  miß- 
bräuchlich unterwertige  Münze  zum  frü- 
heren Nennwert  ausgegeben.  Das  konnte 
erst  eintreten,  als  die  königliche  Macht 
sank  und  der  Landesherr  die  Berechtigung 
usurpiert  hatte,  den  Münzfuß  festzusetzen. 

Im  Rheinland  und  Westfalen  ist  die 
den  Handel  stark  beeinträchtigende  Ein- 
richtung der  M.  besonders  durch  den  Ein- 
fluß der  Domkapitel,  der  sehr  viel  stärker 
war  als  im  Osten,  eingedämmt  und  ver- 
hindert worden.  Sie  wird  hier  auf  Re- 
gierungswechsel und  Romfahrt  beschränkt. 
Das  wurde  1252  Konrad  von  Hochstaden, 
Erzbischof  von  Köln,  bei  seinem  Versuche, 
jene  Gepflogenheit  zu  ändern,  ausdrücklich 


mCnzverrüfung 


441 


eingeschärft:  »ut .  . . .  Conradus  Coloniensis 
archiepiscopus  careat  de  moneta  nova,  nee 
unquam  in  omne  tempus  moneta  Coloniensis 
numismatis  renovetur,  nisi  quando  novus 
archiepiscopus  electus  f  uerit  et  confirmatus, 
vel   quando   eiusdem   Coloniensis   ecclesie 
archiepiscopus,  in  obsequio  imperii    armis 
accinctus,  de  transalpinis  partibus  reverte- 
tur«  (Jesse  nr.  126),  und  im  Dortmunder 
Stadtrecht  steht  die  Bestimmung:    »Qui- 
cunque  tenet  monetam  nostram  a  sacro 
imperio,  non  potest  eam  variare  autpermu- 
tare,    nisi   mutata   persona   per   mortem, 
que  gubemabat   imperium,    aut  iUe,    qui 
tenet  monetam,  eidem  imperio  cum  armis 
deserviat  trans  alpes«  (Eheberg,  M.-wesen 
u.  Hausgenossensch.   S.  85   Anm.  7).    Für 
Aachen  bestimmte  Kaiser  Friedrich  1. 1 166: 
»ne  crebra  mutatio  monete  que  aliquando 
gravior  aliquando  levior  esse  solebat  in 
dampnum  redundet«  (Jesse  nr.  106).  Sach- 
sen-  und  Schwabenspiegel   erlauben   den 
Münzwechsel   nur   bei   Regierungsantritt: 
»Phennige  sol  men  vimyen,  alse  nye  herren 
coment«. 

Hauptsächlich  wurde  die  Münzvemifung 
und  -emeuerung  in  den  Koloniallanden 
ausgeübt,  wo  die  regierenden  Fürsten  eine 
besonders  große  Macht  hatten.  Sie  wandten 
diese  Maßnahmen  in  der  Regel  nur  einmal 
im  Jahre  an,  unter  Erzbischof  Wichmann 
von  Magdeburg  fand  sie  aber  zweimal  im 
Jahre  statt,  in  Schlesien  und  Polen  noch  zu 
Anfang  des  13.  Jh.s  dreimal,  in  Böhmen 
vor  1125  drei-  bis  viermal,  dann  zweimal, 
in  Steiermark  seit  1237  nur  mit  Zustim- 
mung der  Landesministerialen  in  min- 
destens 5  jährigen  Abständen;  aus  Ungarn 
und  Dänemark  ist  uns  nur  eine  einmalige 
Verrufung  und  Erneuerung  bekannt. 

In  manchen  Gebieten,  so  in  Branden- 
burg (1347)  und  Österreich  (1339)  xmd  in 
der  Stadt  Braunschweig  vor  14 12  gab 
man  alljährlich  hintereinander  verschiedene 
Emissionen  von  Pfennigen  aus,  deren 
innerer  Wert  und  deren  Gewicht  bei  der 
Wahrung  des  Nominalwertes  unter  Bei- 
behaltung des  Gepräges  in  gleicher  Weise 
abnahm,  wie  die  Kaufkraft  der  Pfennige 
im  Verkehr;  diese  wurde  nämlich  immer 
geringer,  je  näher  der  Einlösungstermin 
herankam.  Man  suchte  dadurch  die  Un- 
sicherheit im  Geldverkehr  imd  die  Schwan- 


kungen in  den  Preisen  etwas  zu  mildern. 
Viel  nutzte  diese  Maßnahme  aber  nicht 
(Eheberg,  M.-wesen  und  Hausgenossensch. 
S.  74  ff.;  Menadier  in  D.  M.  III  S.pSff.). 
Die  Verrufung  muß  man  sich  nun  nicht 
etwa  so  vorstellen,  als  ob  bei  dem 
Einlösungstermin  alle  Münzen  wirklich 
abgeliefert  worden  wären,  sonst  wären 
die  Münzschätze  nicht  möglich,  sondern 
sie  gingen  auch  in  die  Nachbarschaft,  so 
die  Braunschweiger  Pfennige  teilweise  nach 
Helmstedt;  diese  Stadt  konnte  nur  alte 
Braunschweiger  gebrauchen,  da  sie  für  die 
neuen  hätte  Steuern  zahlen  müssen.  Ebenso 
gingen  die  verrufenen  Wiener  Pfennige  ins 
Ausland,  nach  Ungarn. 

Das  Beschneiden  der  Münzen  und  das 
Aussaigern  der  schwereren  Stücke,  damals 
beides  üblich,  machte  es  für  die  Erhal- 
tung des  Münzfußes  wünschenswert,  von 
Zeit  zu  Zeit  eine  neue  Münze  zu  schlagen 
und  die  alte  zu  verrufen;  in  den  Brak- 
teatengebieten  hielten  ja  die  Hohlpfennige 
bei  ihrer  außerordentlichen  Zerbrechlich- 
keit sowieso  keinen  langen  Umlauf  aus.  Die 
dabei  erhobenen  Geldabgaben  —  für  12 
alte  Denare  wurden  gewöhnlich  9  neue 
gegeben,  es  war  also  eine  25<>/o  Kapitalsteuer 
—  wurden  sogar  als  rechtlich  erkannt,  so 
z.  B.  in  England,  wo  an  Stelle  der  M. 
eine  regelrechte  Steuer  trat  (s.  unten); 
die  mittelalterliche  Staatswirtschaft  hatte 
ja  nur  sehr  geringe  Bargeldeinnahmen  und 
konnte  sich  solche  noch  am  leichtesten  aus 
den  Regalien  verschaffen.  Der  Handel  hätte 
bei  fortschreitender  Geldwirtschaft  die  Ver- 
ringerung der  Münze  in  gewisser  Weise  auch 
begrüßt,  um  kleinere  Gegenstände  mit  Geld 
bezahlen  zu  können.  Die  Besteuerung 
durch  die  objectio  et  renovatio  monetae 
wäre  also,  in  Grenzen  ausgeübt,  sicher  bei 
der  hauptsächlich  noch  vorhandenen  Na- 
turalwirtschaft zu  ertragen  gewesen.  Sie 
wurde  aber  in  späterer  Zeit  vielfach  aufs 
schonungsloseste  ausgenutzt  —  die  Münz- 
herren hatten  inzwischen,  vor  allem  seit 
dem  13.  Jh.,  die  Verfügung  über  den  Münz- 
fuß erlangt  (s.  Münzrecht)  — ,  indem  die 
Pfennige  von  Verrufung  zu  Verrufung 
immer  leichter  und  leichter  wurden,  z.  B, 
in  Halle  1276:  »quid  mirum,  si  cuduntur 
infra  civitatem  denarii,  qui  extra  muros 
minime  sint  dativi,  pro  eo  quod  librati  in 


442 


MÜNZVERRUFÜNG 


statera,  stateram  cras  et  hodie  non  teneant 
uniformem,  imo  de  die  in  diem  cudi  soleant 
leviores,  pro  parvissima  vi  flaminis  usque 
quaque  volatiles«  (Jesse  nr.  134).  So  fügte 
sie  allem  Handelsverkehr  großen  Schaden 
zu,  vor  allem  bei  der  Härte,  mit  der 
die  Umwechselung  alten  Geldes  gegen 
neues  durchzusetzen  gesucht  wurde  (Wech- 
selmonopol und  Barrenverbot).  Daher 
lehnen  sich,  ebenso  wie  die  Domkapitel  — 
das  Magdeburger  sichert  sich  1260  ein 
Aufsichtsrecht  über  die  Münzprägung 
(Jesse  nr.  72)  — ,  die  Städte  frühzeitig 
gegen  diese  Form  der  Besteuerung  auf, 
zuerst  Speier  iiii:  »monetam  quoque 
nuUa  potestas  in  levius  aut  in  deterius 
imminuat  aliqua  racione,  nisi  communi 
dvium  consilio  permutet«  (Jesse  nr.  79). 
In  Erfurt  setzen  die  Büi^er  es  durch,  daiß 
alte  Münze  gegen  eine  Gebühr,  den  »Schlag - 
schätz«,  weiter  zu  benutzen  erlaubt  wird. 
Sonst  erkauft  die  Stadt  für  eine  Anzahl 
von  Jahren  gegen  Zahlung  einer  bestimm- 
ten Summe  den  Verzicht  auf  die  Verrufung, 
so  Konstanz  i.  J.  1295  (Cahn,  Bodensee- 
gebiet S.  69)  und  1284  Augsburg.  Die 
förmliche  Beaufsichtigung  der  Münze  er- 
langen u.  a.  Lübeck  11 88,  Hamburg  Z189, 
Goslar  1219,  Regensburg  1230,  Hannover 
1241.  Häxifige  Geldverl^enheiten  der  Münz - 
herren  boten  dann  eine  Möglichkeit,  die 
Münze  zunächst  durch  Pacht,  später  durch 
Kauf  gänzlich  in  die  Hände  der  Städte  zu 
bringen.  Schon  1179  verpfändet  Erzbischof 
Philipp  der  Stadt  Köln  »reditus,  quos  habe- 
mus  in  moneta  et  quicquid  in  ea  juris 
habemus«  g^en  eine  Anldhe  von  looo 
Mark  Silber  zum  Zwecke  eines  Kriegszuges 
nach  Italien.  Am  zahlreichsten  sind  die 
Verpfändungen  und  Verkäufe  in  Nord- 
deutschland  besonders  am  Ende  des  13.  und 
Anfang  des  14.  Jh.s.  Stade  erwirbt  1272 
käuflich  das  Münzrecht,  Hamburg  pachtet 
es  1293  von  dem  Grafen  von  Holstein  und 
erhält  es  1325  zu  vollem  Eigentum,  Lüne- 
burg 1293,  Braimschweig  zuerst  pfand- 
weise 1296,  zu  Eigentum  1412,  Stralsund 
1325,  ebenso  Rostock,  Hannover  gemein- 
schaftlich mit  der  Ritterschaft  1332  usw. 
In  Brandenburg  zahlen  die  Städte  eine  ein- 
malige Abfindung  an  den  Markgrafen  und 
übernehmen  1369  die  Prägung  selbst. 
Dadurch,  daß  so  die  Städte  selbst  in  den 


Besitz  des  Münzregals  kamen,  konnten  sie 
dessen  fiskalische  Ausbeutung  am  besten 
verhindern.  Doch  konnten  auch  sie  nicht 
immer  sofort  auf  die  renovatio  et  abjectio 
verzichten,  da  die  Fürsten  ihre  Münzen  miß- 
bräuchlich oft  mit  Anweisungen  und  Ver- 
pfändungen belastet  hatten,  die  von  den 
Städten  erst  abgelöst  werden  mußten.  An 
die  Stelle  der  alten  Münze  trat  jedoch  in  der 
Regel  eine  neue  bleibende  Münze,  der  »ewige 
Pfennig«.  In  Österreich  wird  1359  die  Ver- 
rufung durch  das  »Ungeld«,  eine  Getränke- 
steuer, in  Schlesien  durch  eine  allgemeine 
Steuer  unter  dem  Namen  Münzgeld  »pe- 
cunia  monetalis  sive  defectus  monetae«, 
urkdl.  zuerst  1226,  abgelöst  (Friedensburg, 
Schlesiens  M.-wesen  i.  M.-A.  S.  45;  Ehe- 
berg, S.  64ff.). 

In  der  Normandie  und  von  da  übertragen 
nach  England,  wo  die  M.  zweifellos  schon 
unter  Ethelred  II.  geschah,  war  sie  durch 
eine  alle  drei  Jahre  zu  zahlende  Herdsteuer, 
das  focagium  oder  monetagium  abgelöst, 
und  zwar  seit  der  Zeit  Wilhelms  I.  des 
Eroberers  (vgl.  Brooke  im  Num.  Chron. 
1912  S.  98ff.). 

In  Frankreich  verspricht  Ludwig  VIL 

1137  den  Bürgern  von  Etampes,  3  Jahre  die 
Münze  nicht  zu  verändern  gegen  eine  Ent- 
schädigung   »pro    redemptione    monete«, 

1138  dasselbe  für  Orl6ans  (Dieudonn6,  Les 
moimaies  Cap6tiennes  S.  XLIII). 

Seit  der  Zeit  König  Philipps  IV.  (1285— 
1314)  und  seiner  Nachfolger,  die  für  die 
Durchführung  ihrer  ICriege  Gedd  brauchten, 
speziell  für  den  1339  entbrannten  mehr  als 
hundertjährigen  Krieg  zwischen  Frank- 
reich und  England,  wurde  die  Münze  stark 
verschlechtert.  Die  Zahl  der  Veränderun- 
gen wechselte  dabei  von  Jahr  zu  Jahr. 
Im  Jahre  1348  wechselte  man  ii  mal  die 
Münze,  1349  9  mal,  1351  18  mal  usw.;  die 
feine  Mark  Silbers  wurde  in  dieser  Zeit  sehr 
verschieden,  zu  4 — 17  Livres  8  Sous  aus- 
geprägt. Der  Gewinn  bestand  haupt- 
sächlich darin,  daß  man  den  Münzen 
einen  erhöhten  Nennwert  beilegte.  Zwi- 
schendurch prägte  man  wieder  schwerere 
Münze.  Nach  1430  traten  in  Frankreich 
erst  wieder  bessere  Zustände  ein.  —  Babe- 
lon,  La  th^orie  f6odale  de  la  monnaie, 
Paris  1908. 

In  Ungarn  geschah  eine  gewisse  Ablösung 


MÜNZVERSCHLECHTERUNG— MONZVERWALTUNG 


443 


durch  eine  Torsteuer  unter  König  Karl 
Robert  I. 

In  Aragon  wurde  seit  d.  J.  1236  von  Zeit 
zu  Zeit  eine  5-prozentige  Steuer  vonoi  be- 
weglichen Vermögen  und  eine  lo-prozentige 
vom  Häuserwert,  das  monetaticum  und  das 
morabetinum  erhoben.  —  Luschin,  Allg. 
Mkde.a  §33.  Su. 

Mfinzverschlechterung.  Unter  M.v.  ver- 
steht man  eine  die  Allgemeinheit  schädi- 
gende Verbilligung  oder  Verringerung  d. 
Feingewichts  (Abknappung  am  Münzfuße) 
oder  Erhöhung  des  Nennwertes  einer  Münz- 
art. Eine  ständige  Abknappung  am  Schrote 
ist  im  Altertum  bei  fast  allen  M. -fußen 
festzustellen;  im  Korn  wird  eine  M.v,  z.  B. 
von  Timotheos  (Polyaenus  III 10,  14)  und 
Dionysios  von  Syrakus,  von  diesem  (Z.  f.  N. 
26  S.  76)  und  Hippias  ([Aristot.]  Oecon. 
II  4)  auch  eine  Erhöhung  des  Nennwertes 
der  M.  berichtet.  R, 

Eine  Verbilligung  des  Münzfußes  ist  nicht 
schlechthin  gleichbedeutend  nait  Münzver- 
schlechterung. Deim  sie  kann  unter  Um- 
ständen eine  notwendige  Verbesserung  des 
Münzsystems  sein.  Wenn  nämlich  die  M. 
eines  Staates  ein  Feingewicht  haben,  das 
die  Nachbarn  veranlaßt,  sie  in  M.  von  ge- 
ringerem Feingewicht  umzuprägen,  so  kann 
dieser  Staat  sein  System  meist  auch  nur 
durch  Verbilligung  seines  Münzfußes  auf- 
rechterhalten. Freilich  kann  eine  Münze, 
auch  wenn  die  ähnlichen  der  Nachbarn 
ärmer  sind,  als  notwendiges  Handelsgeld 
durch  die  Nachfrage  nach  ihr  im  Werte 
erhalten  werden,  wie  durch  Jahrhunderte 
der  Peso  und  später  der  Maria-Theresien- 
taler.  Dagegen  konnte  der  weniger  als  der 
Peso  begehrte  deutsche  Reichstaler,  weil 
die  geringhaltigen  niederländischen  und 
Schweizer  Taler  und  die  deutschen  Scheide- 
münzen seine  Einschmelzung  vorteilhaft 
machten,  seit  Ende  des  17.  Jh.s  nicht 
weiter  gemünzt  werden.  Darum  war  die 
Verbilligung  des  Kurants,  sollte  Deutsch- 
land nicht  in  die  monetäre  Knechtschaft 
des  Auslandes  geraten,  durch  den  Herab- 
gang vom  9-  zum  lO^/%-  und  12 -Talerfuß 
1667  und  1690,  dann  zum  14-Talerfuß  in 
Preußen  1750  keine  die  Allgemeinheit 
schädigende  M.v.,  sondern  eine  münzpoli- 
tisch notwendige  Verbilligung  d.  Münzfußes. 

Aber  auch  die  bisher  meist  stark  ver- 


urteilten Münzverschlechterungen  aus  finan- 
ziellen Gründen  hat  man  zum  Teil  neuer- 
dings in  milderem  Licht  anzusehen  b^on- 
nen.  Zwar  die  ohne  größere  Not  nur  um 
des  Gewinnes  willen  geschehenen  wie  etwa 
die  des  Grafen  Gustav  von  Sayn -Wittgen- 
stein oder  der  Schweden  in  Stettin  oder  die 
Prägungen  der  Roten  Sechser  oder  der 
Seufzer,  alle  am  Ende  des  17.  Jh.s,  oder  die 
Heinrichs  VIII.  von  England  und  Sigis- 
munds  III.  von  Polen  werden  immer  ver- 
urteilt werden,  weil  sowohl  der  Staat  wie 
auch  das  Volk  nur  Schaden  von  ihnen 
hatte.  Aber  die  mit  großen  Kriegen  ver- 
bundenen Münzv.  wie  die  des  Siebenjähri- 
gen Krieges  oder  die  Österreichs  während 
der  Türkenkriege  haben  gewiß  auch  furcht- 
bare Einbußen  am  nationalen  Vermögen 
verschuldet,  waren  aber  eine  nationale 
Notwendigkeit  (s.  Ephraimiten  imd  Kaiser- 
groschen). Selbst  die  Kipperzeit  (s.  d.)  ist 
eingeleitet  worden  durch  die  wegen  Silber- 
mangels notwendige  Schaffung  von  Klein- 
geld für  Truppensold  seit  Ende  des  16.  Jh.s, 
und  erst  deren  Auswüchse,  besonders  161 9 
bis  1622,  waren  Staat  und  Bevölkerung 
schädigende  Münzverschlechterungen.  Um 
vieles  unheilvoller  aber  als  alle  diese  war  die 
Geldverschlechterung  durch  unsinnig  mas- 
senhafte Ausgabe  von  Papiergeld  (s.  As- 
signaten und  Inflation).  S. 

Miiiizverwaltiuig.  Unter  M.  verstehe  ich 
im  Gegensatz  zur  Münzpolitik  (s.  d.)  die 
Tätigkeit  der  Regierungsorgane,  die  die 
Herstellung  der  Münzen  regeln,  damit 
diese  ihren  Hauptzweck,  bequemes  und 
sicheres  Zahlmittd  zu  sein,  erfüllen  können. 
Dazu  gehören  alle  jene  Vorkehrungen,  die 
den  Münzfuß  und  das  Gepräge  (s.  d.)  be- 
stimmen und  sichern.  —  Luschin,  Allg. 
Mkde.»  S.  213  ff. 

Man  unterscheidet  zwei  Arten  der  M.: 
das  Pacht-  oder  Untemehmersjrstem  (s. 
Münzpächter),  bei  dem  die  Regierung  die 
Ökonomie  einem  Unternehmer  überläßt, 
sich  selbst  aber  die  Aufsicht  über  die  Münz- 
technik und  das  Personal  vorbehält,  und 
die  Selbstverwaltung  einschließlich  der 
Ökonomie  —  das  Regiesystem.  Man 
kann  sagen,  daß  es  zu  der  reinen  Selbst- 
verwaltung im  Münzwesen  erst  in  der  neue- 
sten Zeit  gekommen  ist  und  kommen 
konnte,  nachdem  dem  Münzmeister  imd  der 


444 


MÜNZWAGE— MÜNZWERT 


Münzstätte  die  Beschaffung  des  Materials 
ganz  abgenommen  war.  Eine  solche  »strenge 
Regie«  herrschte  in  Preußen  seit  1815, 
während  Frankreich  und  die  Niederlande 
bei  dem  Untemehmersystem  geblieben 
sind.  —  Schrötter,  Preußen  1806/73,  Gesch., 
II,  S.  204 — 207.  S. 

Münzwage.  Die  Wage  (vgl.  dort)  zum 
Nachwiegen  der  frisch  geprägten  M.  in  der 
M. -Stätte  und  ebenso  der  kursierenden  M, 
durch  den  Empfänger  ist  ein  so  selbst- 
verständliches Gerät,  daß  sie  als  Attribut 
der  röm.  Göttin  Moneta  (s.  d.)  und  auf 
Darstellungen  aus  der  M.-technik  (s.  d.) 
aller  Zeiten  vorkommt;  erinnert  sei 
auch  an  ein  in  vielen  Varianten  in  den 
meisten  Galerien  zu  findendes  flämisches 
Gemälde  um  1500,  wo  zwei  Kaufleute, 
Geldwechsler  oder  dgl.  mit  einer  Wage 
M.  abwiegen,  Z.  f.  N.  X  S.  262  Taf.  VIIL  — 
Spezielle  M. -wagen  sind  die  meist  dem 
17.  u.  18.  Jh.  angehörigen,  die,  für  den 
Kaufmann  zum  Mitnehmen  unterwegs  ein- 
gerichtet, in  einem  Klästchen  zusammen 
mit  einem  Satz  Münzgewichte  (also  das 
Normal-  oder  Passiergewicht  bestimxnter, 
meist  goldener  M. -Sorten  angebender  Ge- 
wichtsstücke) verpackt  sind.  —  Num. 
circular  28, 1920  S.  4  ff.  —  Vgl.  unter  Münz- 
gewichtsstücke. R. 

Mfinzwerkzeuge.  Nachweis  von  Abb. 
älterer  M.-w.  s.  unter  Münztechnik,  von 
Stempeln  s.  unter  Stempel.  R. 

Mfinzwert  Nach  den  Diensten,  die  die 
Münze  den  Menschen  zu  leisten  hat,  unter- 
scheidet man  vier  Arten  von  Werten  der- 
selben: den  Nennwert,  den  Sachwert,  den 
Verkehrswert  und  den  Tauschwert.  Uralt 
ist  der  Streit  darüber,  ob  der  Staat  dem 
Gelde  seinen  Wert  gebe,  also  der  Zahl-, 
Nenn-  oder  Nominalwert,  der  valor  ex- 
trinsecus  der  Kanonisten  dafür  bestimmend 
sei,  oder  ob  der  Wert  des  Geldes  auf  seinem 
Metallgehalte  beruhe,  also  der  Sachwert 
oder  der  valor  intrinsecus  das  Maßgebende 
sei.  Neuerdings  hat  der  Chartalismus  (s.  d.) 
wieder  die  erste  Ansicht  vertreten,  doch 
ist  nicht  zu  bestreiten,  daß  die  Wert- 
schätzung der  Münzen  durch  die  Menschen 
auf  beiden  Momenten  beruht.  Denn  der 
internationale  Verkehrswert  oder  Kurs 
einer  Münze  richtet  sich  nach  dem  Fein- 
gehalte  sowie   der   Nachfrage   und    dem 


Angebot  derselben,  während  er  nach  dem 
gesetzlichen  Landeswerte  erst  in  zweiter 
Linie  fragt,  der  dagegen  im  Binnenverkehr 
zuerst  maßgebend  ist.  —  Der  Tauschwert 
endlich  oder  die  Kaufkraft  des  Geldes,  das 
heißt  die  Menge  von  Gütern,  die  zu  einer  ge- 
wissen Zeit  mit  einer  Münzart  gekauft 
werden  können,  gehört  in  die  Preislehre.  — 
Schmoller,  Grundriß,  II,  1904,  S.  100  ff.; 
Luschin,  Allg.  M.  K. «,  S.  223  ff.  — 

Für  die  Feststellung  des  Werts  einer 
alten  Münze  im  heutigen  Gelde,  wobei  die 
Kaufkraft  einst  und  jetzt  sowie  der  Selten- 
heitswert außer  Betracht  bleiben,  ist  in 
Deutschland  die  Grundlage  die  Überfüh- 
rung der  einzelstaatlichen  Münzsysteme  in 
ein  einziges  187 1/3.  Wie  aus  unserem  Ar- 
tikel Mark  (II,  3)  hervorgeht,  wurde  damals 
der  Taler  der  Silberwährung  in  drei  Mark 
der  Goldwährung  übergeführt.  Die  Gold- 
mark hielt  0,3584229  g  Gold  und 
entsprach  im  Wert  dem  ^3  "Taler  oder 
16,667  :  3  =  5,556  g  Silber.  So  stark 
dann  auch  das  Silber  im  Werte  gegen 
das  Gold  sank,  so  blieb  doch  immer 
eine  Goldmark  0,3584229  g  Gold,  die 
eben  dem  silbernen  Dritteltaler,  der  bis 
1871  Währung  gewesen  war,  an  Wert  ent- 
sprach. Also  ist  jede  frühere  Silbermünze, 
die  Währungsmünze  gewesen  war  und 
5,556  g  Silber  hielt,  heute  eine  Goldmark 
wert,  d.  h.  jedes  Gramm  Silber  in  ihr  ist 
gleich  heutigen  18  Goldpfennigen  zu  setzen. 

Mit  der  Zugrundelegung  des  Feinge- 
wichts und  dessen  Übertragung  auf  heutige 
Geldwerte  ist  auch  Belhazy  einverstanden 
(N.Z.  21.  Bd.  1889,  S.  335  ff.)-  Wenn  es 
sich  aber  um  die  Frage  handelt,  wieviel  im 
heutigen  Gelde  eine  ältere  Münze  zur  Zeit 
ihres  Umlaufs  wert  gewesen  sei,  als  das 
Wertverhältnis  zwischen  beiden  Edelme- 
tallen ein  anderes  als  heute  gewesen  war, 
so  will  Belhazy  ein  arithmetisches  Mittel 
zwischen  beiden  Verhältnissen  zugrunde 
legeiL  Das  aber  ist  abzuweisen.  Er  sagt, 
da  1550  das  Wertverhältnis  i  :  ii,  1889 
aber  i  :  18,6  war,  so  sei  14,8  zugrunde  zu 
legen.  Dies  Verhältnis  aber  ist  für  jeden 
der  beiden  Zeitpunkte  ganz  unzutreffend. 

Wie  ist  aber  in  solchen  Fällen  zu  ver- 
fahren? Zunächst  herrscht  für  die  Zeiten 
der  einmetallischen  und  der  Parallelwäh- 
rung kein  Zweifel.  Bei  der  Parallelwährung 


MÜNZWESEN— MUHR 


445 


(s.  d.),  als  Gold-  und  Silbermünzen  ohne 
festes  Wertverhältnis  nebeneinander  her- 
liefen, ist  zu  verfahren  wie  vorher  ange- 
geben, d.  h.  jede  Münze  für  sich  zu  über- 
tragen. Und  Parallelwährung  war  der  fast 
regelmäßige  Zustand  früherer  Zeiten. 

Bei  einmetallischer  Währung  wird  also  das 
Feingewicht  der  Währungsmünze  in  heutige 
Goldmark  übertragen.  Die  Münzen  aus 
anderem  Metall  aber  werden  in  dem  Wert 
übertragen,  den  sie  gegen  die  Währungs- 
münze  hatten.  Hielt  z.  B.  der  Goldaureus 
des  Kaisers  Nero  ^45  vom  Pfund  =  etwa 
7,28  g  Gold,  so  entsprach  er  heutigen  20,31 
Goldmark.  Da  er  25  Silberdenare  galt  und 
vermutlich  Goldwährung  herrschte,  ist  der 
Silberdenar  als  ein  Bruchteil  der  Gold- 
währung mit  1/35  des  Aureus  oder  heutigen 
0,801  Goldmark  anzusetzen.  Bei  Annahme 
von  Parallelwährung  aber  müßte  der  Denar 
{3,4  g)  nach  dem  Silberwert  berechnet  wer- 
den und  auf  (3,4  x  18)  0,61  g  Goldmark 
kommen. 

Bei  herrschender  Silberwährung,  z.  B. 
um  1830  in  Frankreich,  haben  wir  die  sil- 
berne Währungseinheit,  den  Frank  zu  4,5  g 
Feinheit  zugrunde  zu  legen.  Der  Louisdor 
galt  nicht  20,  sondern  nur  etwa  19,56  Sil- 
berfranken (Wertverhältnis  des  Weltmark- 
tes war  nicht  das  offizielle  französische 
I  :  isVa»  sondern  i  :  15,65),  also  war  er  = 
88,02  g  Silber  oder  =  15,84  Goldmark. 

Die  Zeiten  der  reinen  Doppelwährung 
(s.  d.)  endlich  sind  äußerst  selten  und 
immer  sehr  kurz  gewesen.  Darum  ist  auch 
das  Beispiel  Belhazys  von  1550  nicht  pas- 
send, denn  es  herrschte  damals  in  Deutsch- 
land nicht,  wie  er  annimmt,  Doppelwäh- 
rung, sondern  Parallelwährung;  um  die 
Tarifierung  des  Reichs  kümmerte  sich  nie- 
mand. Nicht  1550,  sondern  als  besser  ge- 
eignet das  Jahr  1570  nehmen  wir  und 
setzen:  ein  Dukat  hielt  3,442  g  Gold  = 
9,60  Goldmark  (3,442  :  0,358  422  9),  ein 
Reichstaler  hielt  25,984  g  Silber  =  4,68 
Goldmark  (25,984  X  18  :  loo).  S. 

MfinzwesetL  Das  M.  eines  Landes  um- 
faßt dessen  Münzsystem  (s.  d.)  und  die 
Bestimmungen  über  das  Münzbild  (s-  d.), 
die  Münztechnik  (s.  d.)  und  die  Münzver- 
waltung (s.  d.).  S. 
Mün^vlssenschaft  s.  unter  Münzkunde. 
Mfinzyser  hießen  in  der  Mark  Branden- 


burg im  M.A.  die  einzelnen  Münzdistrikte, 
in  deren  jedem  nur  die  in  seinen  Münz- 
stätten geschlagenen  Pfennige  Geltung  ge- 
habt zu  haben  scheinen.  Bekannt  sind  drei: 
Berlin,  Stendal  und  Salzwedel.  Der  Berlini- 
sche umfaßte  i.  J.  1369  die  Städte  Berlin, 
Cöln,  Frankfurt  a.  d.O.,  Spandau,  Bernau, 
Eberswalde,  Landsberg,  Straußberg,  Mün- 
cheberg,  Drossen,  Fürstenwalde,  Mitten- 
walde, Wriezen  und  Freienwalde;  der  Sten- 
dalische: Stendal,  Gardelegen,  Seehausen, 
Tangermünde,  Osterburg,  Werben  u.  Havel- 
berg;  der  Salzwedelsche  umfaßte  nur  die 
Stadt  Salzwedel  und  die  Grafschaft  Lüchow. 
Für  den  Berlinischen  Münzyser  wurde  in 
Berlin  und  Frankfurt  geprägt,  für  den 
Stendalischen  in  Stendal,  für  den  Salz- 
wedelschen  in  Salzwedel.  Daneben  mögen 
noch  andere  Münzbezirke  bestanden  haben. 
Wann  diese  Einteilung  eingerichtet  worden 
ist,  ist  unbekannt.  —  E.  Bahrfeldt,  Bran- 
denburg I  S.  15;  Z.  f.  N.  3S  S.  206  ff.    Su. 

Münzzeichen  heißen  kleine,  auf  die  Münz- 
herstellung selbst  bezügliche  Zeichen  und 
Buchstaben  auf  der  Münze,  also  die  der 
Münzmeister,  Graveure,  Münzstätten  und 
ihrer  Unterabteilungen,  Emissionen  usw., 
s.  unter  Münzbuchstaben,  Münzmeister- 
namen und  -zeichen,  Münzstätte.        R. 

Müter.  Die  Mijte  (s.  d.)  kam  von  Flan- 
dern nach  Westfalen  und  hieß  hier  Mute, 
PI.  Müter,  Die  M.  wurden  zuerst  in  Lemgo 
1497  geschlagen  und  galten  2  Pfennige.  In 
der  Grafschaft  Ravensberg  waren  sie  Rech- 
nungswerte: 7^/a  M,  =  I  Schilling  =  12 
Pfennig.  Als  endlich  im  Gebiet  des  Bistums 
Münster  die  kupfernen,  1739 — 63  geschlage- 
nen 3 -Pfennigstücke  von  der  Regierung 
1764  auf  I  Va  PL  herabgesetzt  waren,  hießen 
sie  im  Volke  M.  —  Weingärtner  im  Num.- 
sphr.  Anzeiger  1891,  Nr.  6.  S. 

MuhryMohur  (Persisch:  Muhr  =  Si^el). 
Der  indische  Goldmuhr  wurde  einge- 
führt vom  Großmogul  Akbar  um  1562/3 
und  hatte  ein  Gewicht  von  Ii,0i6  g  (170 
grains),  welches  er  33iit  einigen  Ausnahmen 
bis  zum  Ende  der  D3mastie  (1857)  bei- 
behielt. Feingehalt  980—1000.  Unter 
Akbar  wurden  geprägt  Münzen  zu  100 
(Sihansah  aus  sanskr.  Sahasra,  lOOO,  d.  h. 
Rupien),  50  (Rahas),  25  (Atma),  20  (Binsat, 
aus  sanskr.  VinSati),  X2i/a,  lo,  5,  4,  2 
(Cugul  aus  sanskr.  Yuga  =  Paar),  i,  V« 


446 


MUHR 


(Gird,  Dhan,  Saluni),  V*  (Rabr,  Man), 
x/5  (Fang,  Pandan),  i/g  (Tumni),  Vi6  (Kala), 
i/ga  (Zara)  M.  Unter  Akbar  war  ein  M.  =  12 
{M.  Aftäbi,  Cahärgösha,  d.  h.  vierwinkKg), 
10  (M-  Ilähi,  La*lidjel5li,  Mu^rni)  und  9 
(M.  Adlgutka,  Mu*ini,  Mihräbi)  Rupien 
{s.  d.),  unter  Aurengzib  16  Rupien  wert. 
Sie  sind  meist  rund,  anfangs  auch  vier- 
eckig. Die  seltenen  Mi^iräbi  haben  die 
an  Gebetsnischen  (Mihrab)  erinnernde  Form 
eines  Rechteckes  mit  in  der  Mitte  nach 
außen  abgerundeten  Schmalseiten.  Vs. 
gewöhnlich  Glaubenssjrmbol  und  Namen 
der  4  ersten  Khalifen  (daher  Cahäryäri 
genannt),  Rs.  Name  und  Titel  des  Sultans, 
Ort  und  Jahr,  von  1584  an  in  der  Ilähi-Ära, 
(Beginn  1556).  Sehr  verbreitet,  namentlich 
unter  Djehänglr  (1605 — 28),  war  der  Typus 
mit  persischen  Versen.  Djehänglr  prägte 
auch  M-  und  Rupien  vom  Zodiakaltypus 
(Num.  chron.  1929,  S.  i  ff.),  bei  dem  der  auch 
sonst  zuweilen  erwähnte  Monatsname  durch 
«ine  bildliche  Darstellung  des  entspr.  Stern- 
bildes ersetzt  ist  (Abb.  437).  Die  von  ihm 
in  den  ersten  3  Regierungsjahren  geprägten 
M.  (13,22  g)  und  Rupien  {13,867  g)  heii3en 
DjehängTri,  die  des  5.  und  6,  Jahres  (M. 
13,737  g,  Rupie  14,385  g)  heißen  Sawä^I 
(aus  Sa=  i^mit «  und  pä= V4»  <i-  ^'  i  V4)i'^^rden 
aber  auch  Djehängiri  genannt.  Djehänglr 
prägte  Goldmünzen  zu  100  (Nürishähi), 
50  (Nür-i  Sultäni),  20  (Nür-i  Daulet), 
IG  (Nür-i  Karam),  5  (Nür-i  Mihr),  l  (Nür-i 
Djehäni),  V»  (Nüräni)  und  V4  (Rawädjl) 
Muhr,  die  hohen  Nominale  ebenso  wie 
Akbar  nur  zu  besonderen  Gelegenheiten. 
Muhr-Medaillen  mit  seinem  Bildnis 
^Shabih)  wurden  als  Zeichen  der  Huld 
verteilt.  Unter  Aurengzib  (1659 — 1707) 
kommt  die  Formel  der  Zeitangabe  nach 
Regierungsjahren  auf,  die  bis  zum  Ende 
der  Dynastie,  zeitweilig  auch  von  den 
Engländern,  beibehalten  wurde.  Das  Wort 
M.  wird  häufig  in  den  Versen  erwähnt. 
Während  und  nach  Verfall  der  Groß- 
mogulherrschaft  wurden  von  den  Klein- 
staaten M.  von  sehr  verschiedenartigem 
Aussehen  geprägt. 

DieM.  von  Assam  (16. — 19.  Jh.)  sind  acht- 
eckig. Ihre  Inschriften  sind  ähnlich  denen 
der  Rupien  (s.  d.).  Vom  18.  Jh.  an  wurden 
auch  Va,  V4,  V»!  Vi«  und  V3»  M.  geprägt. 

Der  M.  oder  Adhida  von  Nepal  ist  von 


Silber  und  wiegt  6  Masha  =  86,4  grains 
(5,598  g).  Noch  im  18.  Jh.  wurde  er  nach 
dem  Fürsten,  der  ihn  1566  zuerst  geprägt 
haben  soll,  Mahendra  Malla  (Mehnder 
Mulie)  genannt,  doch  sind  keine  älteren 
M.  als  aus  dem  Anfang  17.  Jh.  bekannt. 
Diese  M.  sind  den  Bedrshähi  -  Rupien 
Mahmüdshähs  IIL  von  Bengal  (1526 — 32) 
nachgeahmt,  haben  aber  statt  der  arabi- 
schen Nagari- Inschriften.  Die  späteren  M. 
weisen  verschiedene  Tjrpen  auf,  doch  sind 
auf  ihnen  immer  allerlei  Symbole  ab- 
gebildet, von  denen  je  eins  auf  Vs.  (meist 
Siwas  Dreizack)  und  Rs.  (meist  Dolch 
mit  Girlande)  im  Zentrum,  die  anderen 
in  verschiedentlicher  Umrahmung  im  Kxeise 
rundherum  angebracht  sind,  i  Silber -M.  = 
Va  Sikka  =  2  Sukä =4Doäni  =  8  Ekäni  =  16 
Ädhäni  =  32  Paisa  Muhr  =  64  Dodäm  = 
256  Phokadäm.  Die  kleineren  Werte,  nach 
1768  von  den  Gurkhas  eingeführt,  wurden 
ebenso  wie  die  großen  Werte  in  Silber 
geprägt.  —  Die  einzige  Kupfermünze  von 
Nepal  war  lange  die  Dhebua,  ein  imge- 
prägtes  Kupferstück.  4  Dhebua  bildeten 
I  Ganda  (Rechnungseinheit),  50  Dhebua  = 
I  M.  Mitte  des  19.  Jh.s  kam  der  Dyak  =  2 
Dhebua  auf.  i  Dyak  =  2  Paisa  =  8  Paisa 
Dam  =  16  Phoka  Dam  oder  Chün  Dam. 
1768  wurde  die  Goldwährung  eingeführt: 

1  Baklä  (180  grains  =  11,664  g)  =  2  Patlä 
(dünne  Münze)  oder  Majhawälä  (mittlere 
Münze)  oder  Goldmuhr  =  4  Sukä  Asarfi  = 
8  Suki  Asarfi  =  16  Ani  Asarfi  =  32  Ädhäni 
Asarfi  =  64  Pai  Asarfi  =  256  Dam  Asarfi 
=  512  Phoka  Dam  Asarfi  (A?"  ca.  0,02  g). 

2  Baklä  =  I  Duitole  Asarfi.  Regelmäßig 
geprägt  wurden  nur  Baklä  und  Patlä.  — 
Brown,  Catal.  Lucknow  Mus.;  ders.,  Coins 
of  India;  Whitehead,  Catal,  Pandjab  Mus. 
II;  N.  Wright,  Ind.  Mus.  Calcutta  III;  Lane 
Poole,  Brit.  Mus.  Catal.;  Hodivala,  Hist. 
Studies;  Allan,  Coinage  of  Assam  (NChr, 
1909,  300 — 331);  Walsh,  Coinage  of  Nepal 
(JRAS  1908,  669—760).  V. 

Der  ebenso  wie  die  Rupie  nach  verschie- 
denen Münzfußen  geprägte  M.  wurde  1835 
vereinheitlicht.  Der  M.  von  1835  wog 
11,6638  g  und  hielt  10,6918  g  Gold,  zeigte 
auf  der  Vs.  die  Büste  des  Königs,  auf  der 
Rs.  Löwen  und  Palmbaum,  seit  1870  die 
Wertbezeichnung^  Es  gibt  seit  1870 
Mohurs  zu  30,  15,  10  und  5  Rupien  oder 


MUHR  ASHRAFI— MUSCHELGELD 


447 


2-j  i">  Vs*  ^^^  Vs-Mohiir.  —  Chalmers, 
S.  340— 342;  Zay,  S.  280 ff.;  Noback»,  S. 
960 f.;  K.  Singer,  Die  Motive  der  indischen 
Geldreform,  Straßburg  1910.    S.  i  ff.    S. 

Mtthr  Ashrafi,  persische  Goldmünze,  1737 
von  Nädirshäh  eingeführt.  Der  M.  A.,  ca. 
1 1  g,  und  seine  Teilstücke  zu  ^/a  und  V4  M.  A. 
hielten  sich  in  Persien  bis  Ende  18.  Jh.s; 
s.  Tömän.  —  Rabino,  Coins  of  the  Shahs 
of  Persia,  Paris  1914.  V. 

Midtos  an(nos)  =  viele  Jahre  (wünschen 
wir  Dir),  Zuruf  an  den  byz.  Kaiser,  auf  M. 
gleich  hinter  dem  ICaisemamen;  später 
bleibt  annos  fort.  Vgl.  unter  Wunsch- 
münzen. —  B.  M.  C.  Byz.  S.  3321. 669.     R. 

Man»  koreanische  Kupfermünze;  s.  Won. 

MungOy  mongolische  Kupferm. ;  s.  Tuhrik. 

Mliniclpiumy  ursprünglich  die  mit  dem 
republik.  Rom  in  gleichem  Bündnis  stehen- 
den Städte,  die  an  den  Ehrenrechten  (mu- 
nera)  der  röm.  Bürger  teilhaben.  In  der 
Kaiserzeit  treten  sie  hinter  den  Kolonieen 
(s.  unter  Kolonialmünzen)  zurück;  ihre  M. 
sind  wie  die  jener  lateinisch,  deren  Bilder 
ermangeln  aber  der  Hinweise  auf  militäri- 
sche Gründung;  doch  kommt  der  Marsyas 
(s.  d.)  mit  dem  Schlauch  auch  hier  vor. 
M.  waren  im  Osten  bes.  Coela  und  Stobi. 

—  Liste:  Head,  H.  N.^  S,  932.  R. 
Miinlficentia,  meist  mit  Aug(usti)  da- 
hinter, die  Wohltätigkeit,  insbes.  mit  Bezug 
auf  Geldgeschenke  —  vgl.  in  diesem  Sinne 
m(unus)  als  Parallele  zu  d(onativum)  auf 
einem  Denar  Caesars  B,  M.  C.  Rom.  rep.  II 
S.  576  —  und  die  Abhaltung  von  Zirkus - 
spielen  (munera;  vgl.  reparatio  muneris 
feliciter  auf  einem  Kontomiaten).  Ihre 
Personifikation  erscheint,  mit  einem  Löwen 
zu  Füßen,  mit  Kranz  und  Zepter  steh,  auf 
M,  des  Pius,  und  zur  Aufschrift  M.  finden 
wir  die  Zirkustiere  Elefant  (Pius,  Com- 
modus,  Severus,  Elagabalus)  oder  Löwe 
(Pius-Med.)  sowie  das  Amphitheater  (Gor- 
dianus-Med.).  —  Bemhart,  Handbuch  S. 
204;  Gnecchi,  Tipi  S.  79.                     R, 

MunuSy  lat.  =  Amt  und  die  damit  ver- 
bundenen Lasten;  vgl.  unter  Munificentia. 

—  Johann  IL  Bentivoglio  von  Bologna 
hat  auf  die  Verleihung  des  Münzrechts  an 
ihn  1494  eine  Med.  mit  »Maximiliani  im- 
peratoris  munus«  prägen  lassen.         R. 

Munus  divinum  befindet  sich  als  Um- 
schrift um  das  Kreuz  auf  seltenen  Gold- 


stücken Ludwigs  des  Frommen,  die  auf  der 
Vorderseite  das  Brustbild  des  ICaisers  zeigen 
(Abb.  136).  Diese  Umschrift  »gilt  weder 
dem  Edelmetall  noch  ist  sie  in  Verbindung 
mit  dem  Lorbeerkranz  als  kaiserlichem  Ab- 
zeichen im  Sinne  des  Dei  gracia  aufzufassen, 
sondern  es  wird  durch  das  munus  divi- 
mmi  das  von  dem  Kranze  umschlossene 
Kreuz,  ein  seit  dem  4.  Jh.  häufiges  Präge- 
bild der  römischen  Münzen,  als  höchste 
Himmelsgabe  gepriesen«.  Von  diesen  Gold- 
stücken gibt  es  auch  zahlreiche  gleichzeitige, 
meist  äußerst  rohe  Nachbildungen  in  Gold, 
teilweise  auch  in  Silber,  die  häufig  in  den 
friesischen  Gebieten  aufgefunden  wurden. 
Die  einzige  freie  Nachbildung,  die  statt  der 
religiösen  Losung  den  Ortsnamen  Vico 
Durstat  trägt,  läßt  auf  die  Entstehung  all 
dieser  Stücke  in  Dürstede  schließen.  Auch 
von  dem  Eb.  Wigmund  v.  York  (837 — 854) 
gibt  es  eine  Nachahmung  des  munus-  divi- 
num-Stückes.  —  In  späterer  Zeit  kommt 
munus  in  der  Bedeutung  »Gabe«  auf  dem 
Taler  der  Stadt  Köln  v.J.  1531  vor,  die  Um- 
schrift lautet:  munus  rei  publicae  Colonie 
in  Caroli  V  Romanorum  imperatoris  laudem 
excussum«.  —  Menadier  in  den  Amtl.  Be- 
richten 191 1  S.  269f.;  Noss,  Köln  IV  S. 
62  f.;  Suhle  in  Z.  f.  N.  38  S.  293.      Su. 

Mitrajola  wurde  in  Italien  jede  gering- 
haltige Billonmünze  wegen  ikrer  dunkeln 
Farbe  genannt  (moro).  Die  ersten  unter 
diesem  Namen  wurden  in  Bologna  und  Pia- 
cenza  seit  1534  von  den  Päpsten  geprägt, 
denen  solche  von  Modena,  Ferrara  und 
andere  folgten.  Die  Murajole  zeigen  meist 
einen  stehenden  Heiligen,  die  päpstlichen 
den  h.  Petronius  oder  Maurelius.  Im  18.  Jh. 
gab  es  M.  zu  16,  8,  4  und  2  Baiocchi  oder 
Bolognini.  —  Martinori,  S.  336.  S. 

Musche^eld,  Art  des  Schmuckgeldes 
(s.  d.)  und  als  solches  zum  Nutzgelde 
(s.  d.)  gehörig.  Zur  Verwendung  für  den 
Schmuck  und  demgemäß  als  Geld  dienen 
sowohl  einzelne  ganze  Muscheln  und  dergl. 
(Kaurischnecke,  s.  d.,  Abb.  i,  dann  be- 
sonders die  Dentalium-  und  Tridacna- 
Muschel),  als  auch  Fabrikate  aus  den 
Schalen  größerer  Muscheln,  z.  B.  winzig 
Meine  durchbohrte  Scheiben,  zu  Schnüren 
aufgereiht,  oft  zusammen  mit  Glasperlen, 
Tierzähnen,  oder  auf  Gürtel  aufgenäht. 
Verbreitungsgebiet    der    Muschelschnüre: 


448 


MUSCHELMEDAILLEM— NACHAHMUNG 


Südseeinseln  (s.  unter  Diwarra),  Westafrika, 
Nordamerika  (s.  unter  Wampum,  Abb.  3), 
der  einzelnen  Muscheln:  Indien  und  Afrika. 
Zu  anderen  Geldformen,  auch  zu  den  Mün- 
zen der  Europäer,  trat  das  M.  oft  in  be- 
stimmten Tarif;  es  spielt  häufig  auch  in 
Sitte  und  Glauben  der  Benutzer  eine  große 
Rolle.   In  neuerer  Zeit  ist  es  vielfach  durch 
Glasperlen    (s.  unter  Dammur,    KLharaz) 
u.  a.  europ.  Erzeugnisse  ersetzt.  —  Ebert, 
Reallex.  IV  S.  209/1 1;  0.  Schneider,  Mu- 
schelgeldstudien 1905.  R. 
MuschelmedalUen  s.  unter  Perlmutter. 
Musen,  dieneun-bequemzumerkendurch 
den  Spruch   KXet<&  t    Eb-cipTcri   ts  9aXsia 
xk    M^irojjLSVT]   TS  TepcpixopTj  t   'Epaxdl  ts 
üoXofivia  Oipavtij  te  KaUioirr^  —  erscheinen 
in  Anspielung  an  das  Cognomen  des  Q.Pom- 
ponius  Musa  um  6y  v.  C.  auf  dessen  10 
verschiedenen  Denaren  (der  10.  hat  den 
Hercules  Musarum  als  ihren  Anführer); 
bes.  selten  ist  darunter  der  mit  Erato,  auf 
der  Kithara   spielend,    Kopf   nach   vorn. 
—  Calliope  Aug.  soll  auf  M.  des  Probus 
vorkommen.  R. 

Musica  in  nununls  (Musikermedaillen). 
Unter  dies  Schlagwort  fallen  zunächst  alle 
antiken  M.  mit  Musikinstrumenten  (s.  d.) 
und  -Spielern  und  den  Schutzgöttern  der 
Musik  wie  Apollon,  die  Musen,  Marsyas 
usw.    In  der  Neuzeit  mag  man  hierher 


zählen  die  Med.  auf  Musiker,  Sänger,  Musik- 
schriftsteller usw.  (nur  diese  umfaßt  das 
Werk  Andorfer  und  Epstein,  Musica  in 
nummis,  Wien  1907,  nebst  Auktionskat.  A., 
Heß  191 2),  dann  die  auf  Musik-  und  Ge- 
sangvereine, -ausstellungen,  -bauten  und 
die  mit  Darstellung  von  Musikinstrumen- 
ten. Vgl.  auch  unter  Theaterwesen.    R. 

Musikinstrumente,  die  auf  antiken  M. 
vorkommen,  sind  die  Arten  der  Leier  (Ki- 
thara, Chelys;  wegen  der  jüd.  Harfe  s.  unter 
Leier),  der  Trompete  (Lituus,  Tuba,  s.  dort 
auch  über  die  jüd.  Posaune)  und  der  Flöte- 
(Doppelflöte  und  Syrinx),  femer  die  Hand- 
pauke (T3mipanon),  die  Becken  (Kymbala) 
und  die  IClapper  (Krotalon,  Sistrum).  — 
Mitt  für  M.sammler  1929  S.  310;  Ebert, 
Reallex.  VIII  S.  354-  R- 

Mutation  der  Beamtennamen  s.  unter 
Münzbeamte.  R. 

Muthgroschen  s.  Zinsgroschen. 

MÜZÖna,  marokkanische  Silbermünze ;  s. 
Mitkäl.  ^^  V. 

Myriadenreetmung  in  Ägypten,  seit  dem 
4.  Jh.  n.  C,  d.  h.  Rechnung  nach  Myriaden 
von  Denaren;  s.  unter  Denar.  R. 

Mys(h)eniiektony  griech.  (lo^fiiexxov,  bei 
Hesychios,  =  ^/a  von  der  halben  Hekte  = 
1/24,  uns  bes.  als  V24  des  Kyzikeners  (s.  d.) 
erhalten.  R. 

Myte  s.  Mijt. 


K 


N,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Mont- 
pellier. 

Nachahmung  (Nachprägung)  von  Münzen 
und  M.-bildem  kommt  fast  seit  Anfang 
aller  Prägung  überhaupt  vor  und  geschieht 
aus  folgenden  Ghünden  (Regling,  M.  als 
Kunstwerk  S.  60.  83.  91):  i.  es  kann  po- 
litischer Zusammenschluß  oder  wenigstens 
eine  Münzkonvention  zur  Übernahme  des 
Bildes  des  Vorortes  oder  zur  Wahl  eines 
gemeinsamen  Bildes  führen  (s.  unter  Bun- 
desmünzen); dabei  pflegen  auch  der  M. -fuß, 
die  Sorten  und  die  Stückelung  dieselbe  zu 
sein.  2.  Es  kann  die  Handelsbeliebtheit 
einer  M.-sorte  zu  ihrer  N.  führen,  um  dem 
eigenen  Gelde  die  gleiche  Beliebtheit  und 
den  gleichen  Kurs  zu  sichern:  so  sind  die 


Pegasosstateren  von  Korinth  in  25  Städtea 
seines  Einflußgebietes  L  und  r.  der  Adria 
(gleichfalls  nicht  nur  ihr  Bild,  sondern  auch, 
ihr  Fuß  usw.)  nachgeahmt,  worden  (s.  unter 
korinth,  M.-fuß),  sind  die  M.Athens  mit  öl- 
blättern  in  Vorderasien,  Arabien  (Him- 
jaren),  Ägj^ten  usw.  kopiert  worden  (ägypt. 
N.  z.  B.  Z.  f.  N.  37  S.  193),  übernehmen  die 
phön.  M.  der  Seleukiden  mit  dem  ptolem. 
M.-fuß  auch  den  ptolem.  Adler,  ja  ebenso 
noch  die  röm.-syr.  Provinzial-iK,  Abb.  88^ 
haben  7  kretische  Städte  die  athen.  M.  des 
sog.  neuen  Stils  nachgeahmt,  sind  die  M. 
Philipps  IL,  Alexanders  des  Gr.,  des  Lysi- 
machos  von  zahlreichen  Dynasten  und 
Städten  noch  bis  ins  l.  Jh.  v.  C.  nachge- 
bildet worden,  alle  diese  gleichfalls  auch 


NACHAHMUNG 


449 


dem  M.-fuße  nach  (vgl.  Klio  22  S.  292); 
über  die  Barbarischen  N.  s.  d.  —  3.  Es  kann 
die  N.  aus  rein  ästhetischen  Gründen  er- 
folgen, also  um  des  Wohlgefallens  an  dem 
schönen  Bilde  willen:  so  mögen  viele  der 
punischen  N.  nach  den  Vorbildern  griech.- 
sizil.  Stadt -M.  aufzufassen  sein;  ebenso 
sind  es  sicher  die  einzelnen  Wiederholungen 
der  Köpfe  der  sjnrakus.  Dekadrachmen  des 
Euainetos  und  Kimon  und  des  Tetradrach- 
mons  des  Kimon  mit  dem  Kopfe  nach  vom 
(Num.  chron.  1891  Taf.  X.  XI.  XIV.  XV) 
und  auch  die  vielfache  N.  der  athen.  M.- 
köpfe  und  dieN.  von  allerhand  anderen  M.- 
bildem  in  den  M. -reihen  von  Kyzikos  (El.)> 
Lampsakos  {N)  und  Abdera,  die  gelegent- 
lichen Wiederholungen  der  Bilder  syr.  Kö- 
nigs-M.  weiter  im  0.  gehören  wohl  hierzu. 
—  Vgl.  femer  unter  Restituierte  M.      R. 

Im  Mittelalter  war  die  Nachahmung  von 
Münzbildern  und  Münzen  gang  und  gäbe, 
und  zwar  i.  nur  in  Schrot  und  Korn  des 
Vorbildes,  2.  auch  im  Gepräge,  das  mehr 
oder  minder  getreu  übernommen  wird,  mit 
oft  sehr  versteckten,  die  Herkunft  andeu- 
tenden Beizeichen,  in  welchem  Falle  man 
von  Beischlägen  redet;  3.  im  Gepräge  des 
Vorbildes  ohne  Bezeichnung  der  Her- 
kunft, womöglich  von  geringerem  Schrot 
und  Korn,  was  auf  Betrug  hinausläuft. 

Die  ältesten  Nachahmungen  i.  M  A.  sind 
die  teilweise  ganz  barbarischen  römischen 
GoldsoHdi  und  Trienten  in  den  Germanen- 
reichen der  Völkerwanderung.  Es  ist  dies 
teilweise  vielleicht  auf  das  künstlerische 
Unvermögen,  ein  eigenes  Münzbild  zu  er- 
finden imd  zu  zeichnen,  zurückzuführen, 
teilweise  wohl  auch  auf  die  Absicht,  daß 
die  nachahmenden  Münzen  unbemerkt  für 
die  nachgeahmten  genommen  werden  soll- 
ten. Später  wurden  merowingische  Gold- 
Trienten  und  karolingische  Gold-  und 
Silberstücke  im  rechtsrheinischen  Germa- 
nien, besonders  in  Friesland,  nachgeprägt. 
In  der  sächsisch-fränkischen  Kaiserzeit 
ist  es  die  wirtschaftliche  Bedeutung  des 
Kölner  Denars  (s.  Sancta-Colonia-Denare), 
die  zu  einer  großen  Anzahl  von  Nachmün- 
zungen  im  übrigen  Deutschland  Veranlas- 
lung  gibt.  Dann  haben  die  Otto  Adelheid- 
pfennige (s.  d.)  für  andere  Münzstätten  das 
Vorbild  g^eben,  so  z.  B.  für  Hildesheim 
und  Halberstadt.  Drittens  besaßen  dieGos- 

WOrteitnioh  dnr  KQndnmde. 


larer  Pfennige  mit  den  Brustbildern  der  bei- 
den Heiligen  Simon  und  Judas  (Abb.  147) 
eine  solche  Beliebtheit,  daß  man  sich  viel- 
fach ihres  Gepräges  oder  der  Umschrift 
»S.  Simon  S.  Inda«  bediente,  so  z,  B.  in 
Remagen  und  in  Friesland.  Im  Süden 
Deutschlands  waren  die  Regensburger  De- 
nare (Abb.  142)  für  die  bayrischen  Münz- 
städten maßgebend,  darüber  hinaus  auch 
für  Augsburg  und  Böhmen. 

In  der  Hohenstaufenzeit  werden  die 
Prägungen  der  kleineren  Dynasten  häufi- 
ger, und  diese  benutzen  für  ihre  Pfennige, 
unter  Anbringung  kleiner  Erkennungs- 
zeichen, ihrer  »•Wappen«,  gewohnte  Münz- 
typen, so  besonders  in  Thüringen  die  Reiter- 
brakteaten  (s.  d.)  der  Landgrafen  und  im 
Harz  die  Nordhäuser  Hohlpfennige  der 
ELaiser,  die  von  den  Grafen  von  Hohnstein 
und  Stolberg  nachgeahmt  werden.  Gegen 
diese  Beischlägerei  suchte  man  sich  zu 
sichern,  teils  durch  Verbote  der  Reichs - 
gewalt,  so  von  Friedrich  II.  im  Mainzer 
Landfrieden  von  1235  i^Swer  uf  iemens 
phenninge  deheinen  valsch  sieht  oder  heizet 
slahen,  den  sol  man  haben  für  einen  val- 
scher.  Wir  gebieten,  daz  man  die  alten 
münze  nah  ir  rehte  habe,  und  verbieten  allen 
valsch«  — ,  teils  durch  Verträge,  in  denen 
ein  Teil  dem  andern  versprach,  seine  Mün- 
zen nicht  nachzuprägen,  so  der  Erzbischof 
von  Magdeburg  und  die  Herren  von  Barby 
oder  die  Markgrafen  und  die  Bischöfe  von 
Meißen. 

In  der  Groschen-  und  Goldguldenzeit 
sind  es  vor  allem  die  französische  Tumose 
und  der  florentinische  Floren,  die  massen- 
haft nachgeahmt  wurden.  Durch  die  Tur- 
nosen  wurden  u.  a.  die  böhmischen  Gro- 
schen hervorgerufen,  die  hinwiederum  die 
Entstehung  der  Meißner  Grroschen  zur 
Folge  hatten,  und  diese  sind  dann  in  Mittel« 
deutschland  ebenfalls  viel  nachgebildet 
worden  (s.  Groschen).  Das  Gebiet  des 
Floren  reicht  von  Schlesien  bis  nach  Spa- 
nien, von  Italien  bis  an  den  Niederrhein. 
Zu  Anfang  wurden  beide  Sdten  der  Tur- 
nose  und  des  Florens  bei  den  N,  verwandt, 
später  nur  die  eine,  bei  dem  Silberstück  die 
Kreuzseite  mit  d«r  doppelten  Umschrift, 
bei  dem  Goldstück  die  mit  Johannes  dem 
Täufer.  Von  beiden  Münzsorten  gibt  es 
Nachahmxmgen,    deren    Umschriften    ab- 

29 


450 


NACHAHMUNG 


sichtlich  so  vieldeutig  bzw.  so  undeutlich 
gefaßt  sind,  daß  eine  oberflächliche  Be- 
trachtung ihren  Ursprung  nicht  erraten 
läßt;  so  gibt  Gaston  von  B6arn  seinen  Flo- 
renen  die  Aufschrift  ARNI  G  DNS  BE 
statt  G  DNS  BEARNI,  um  mit  den  an  den 
Anfang  gesetzten  Endbuchstaben  des  Lan- 
desnamens die  Verwechslung  mit  den  be- 
liebten Gulden  von  Aragon  zu  fördern; 
Arnold  v.  Orey  setzt  auf  einem  Cavalier  d'or 
seinem  Namen  den  des  Evangelisten  Jo- 
hannes voran,  weil  er  den  Anschein  er- 
wecken will,  seine  Münze  sei  von  König 
Johann  v.  Frankreich  geprägt,  Herzog 
Fern  v.  Lothringen  schreibt  »Phirillus  rex« 
in  Anlehnung  an  das  französische  Philippus 
rex  u.  a. 

Im  13.  Jh.  sind  auch  die  englischen  Ster- 
linge  (s.  d.)  in  Deutschland,  besonders  in 
Westfalen,  Lothringen,  in  den  Nieder-  und 
Rheinlanden,  nachgeprägt  worden.  Im 
14.  u.  15.  Jh.  haben  die  schönen  französi- 
schen Goldmünzen  zu  zahlreichen  Nach- 
ahmungen Anlaß  gegeben. 

Verschiedene  niederländische  Herren 
haben  im  15.  Jh.  französische  Kleinmünzen 
nachgeprs^  so  die  Herren  von  Reckheim, 
Johann  Wesemael  in  Rummen  u.  a. 

Im  14.  imd  15.  Jh.  wurden  die  neapo- 
litanischen Gigliati  vielfach  das  Vorbild 
für  Prägungen  anderer  Herrscher  (s.  d.). 
Aus  dem  10.,  ii.,  12.  und  13.  Jh.  sind 
noch  die  Münzen  christlicher  Herrscher  mit 
kufischer  Schrift  zu  nennen,  so  die  der 
langobardischen  und  normannischen  Für- 
sten in  Unteritalien  (s.  z.  B.  Taro),  der 
spanischen  und  portugiesischen  Könige  (s. 
Marabotino)  und  die  der  Kreuzfahrer  in 
Syrien  (s.  Stauratus  u.  Drachme).  —  Frie- 
densburg, Die  Nachahmung  fremder  Münz- 
bilder, besonders  i.  deutschen  M.A,  An- 
trittsvorlesung, Breslau,  10.  X.  1910;  Lu- 
schin, Allg.  Mkde.a  S.  212;  Gurlitt,  Ital. 
Nachprägungen  in  Berl.  Mbl.  191 1  S.  29  ff. 
mit  Literatur;  de  Jonghe,  Imitations  seig- 
neuriales  limbourgeoises  du  XVe  si^cle  des 
petits  parises  royaux  frangais  inRev.  beige 
LXX  1914  S.  83  ff.  Su. 

In  der  Neuzeit  sind  Nachprägungen 
lediglich  um  des  Gewinnes  willen  ebenfalls 
in  Menge  geschehen,  so  die  fast  aller  euro- 
päischen Gold-  und  Silbermünzen  durch 
niederländische  Herren  im  16.  und  17.  Jh., 


von  Kupfermünzen  mit  fremdem  oder 
nachgealuntem  Stempel  in  unglaublich 
großen  Mengen  durch  die  Herren  von  Reck- 
heim, von  spanischem  Kupfergeld  für  viele 
Millionen  Gulden  in  vielen  niederländischen 
Münzstätten.  In  Italien  blühte  die  staat- 
liche Falschmünzerei  besonders  unter  den 
kleinen  lombardischen  Despoten  durch 
Jahrhunderte,  aus  Deutschland  sind  die 
Münzstätte  der  Grafen  von  Solms  zu  Ho- 
hensolms,  die  nassauische  zu  Weilburg, 
die  zu  Stettin  und  die  des  Grafen  Ludwig 
Gustav  von  Sayn-Wittgenstein  zu  nennen, 
in  denen  besonders  viel  fremdes  Geld  unter 
starker  Verschlechterung  gefälscht  wurde. 
Die  meisten  dieser  Nachprägungen  fallen 
in  die  geldhungrigen  Kriegszeiten,  die  be- 
deutendsten in  den  Siebenjährigen  und  in 
die  Zeit  der  Koalitionskriege.  Friedrich 
d.  Gr.  hat  die  bekannten  Ephraimiten  (s.  d. 
und  Münzverschlechterung)  auch  mit  frem- 
den Stempeln  prägen  müssen,  weil  sein 
eigenes  Land  nicht  aufnahmefähig  genug 
dafür  war.  Während  der  Koalitionskriege 
haben  England  und  Frankreich  viel  fremdes 
Geld  nachgeschlagen  und  nachgedruckt. 
So  sind  in  Birmingham  1792  wöchentlich 
für  lOOCXX)  Real  spanische  Piaster,  sind 
für  2  Millionen  Taler  in  Groschen  Friedrichs 
d.  Gr.,  diese  aus  reinem  Kupfer,  später 
französische  Münzen  und  Assignaten  her- 
gestellt worden,  während  Napoleon  I.  auch 
Münzen  nachprägen,  besonders  aber  öster- 
reichisches, preußisches,  englisches  und 
russisches  Papiergeld  in  Paris  nachdrucken 
ließ. 

Für  Nachprägungen  von  Handelsmünzen 
in  der  Neuzeit  sind  zu  vgl.  Dukaten,  Löwen- 
taler, Rektortaler,  Luigino.  —  Schrötter, 
Acta  Bor.  Gesch.  III,  S.  69 — ^^  unter  be- 
sonderer Beurteilung  der  N.  im  Sieben- 
jährigen Kriege  sowie  mit  Literatur  über 
die  andern  N.  S. 

Von  Nachahmungen  mulptammedanischer 
Münzen  sind  die  bekanntesten  folgende: 
die  in  Osteuropa,  wahrscheinlich  von  den 
Wolgabulgaren,  verfertigten  Nachahmun- 
gen von  Sämänidendirhems  des  9. — 10. 
Jh.s,  die  von  den  Normannen  auf  Sizilien 
geprägten  1/4  Dinare  und  die  von  den 
Kreuzrittern  in  Syrien  geprägten  Dinare, 
wdche  Nachahmungen  fätimidischer  bzw. 
ayyübidischer  Goldmünzen  darstellen,  die 


NACHBESCHICKUNG— NAHRÜNGSäHTTELGELD 


4SI 


von  Alphons  VIII.  geprägten  Dinare,  deren 
Typus  demjenigen  der  Almoravidendlnäre 
nachgeahmt  ist,  die  in  Ungarn  wahrschein- 
lich im  13.  Jh.  geprägten  Kupfermünzen,  die 
von  Karabacek  für  Nachprägen  turkestani- 
scher  Ilekmünzen  gehalten  wurden,  ihrem 
ganzen  Aussehen  nach  aber  mehr  an  spa- 
nisch-arabische  Prägungen  erinnern,  endlich 
die  von  russischen  Fürsten  geprägten  Nach- 
ahmungen djucidischer  Silbermünzen,  vor- 
nehmlich mit  den  Namen  der  Khane  Djäni- 
bek  und  To^itämish.  Es  sind  teils  servile 
Nachahmungen,  bei  denen  alle  Inschriften 
der  Originale  mit  mehr  oder  weniger  Kunst- 
fertigkeit und  Sorgfalt  nachgemacht  sind, 
teils  enthalten  sie  die  Namen  der  Fürsten, 
die  sie  tatsächlich  geprägt  haben.  Über 
Nachahmungen  säsänidischer  Münzen  s. 
Säsänidische  Münzen,  —  R.  Vasmer,  N.  Z. 
58,  63  ff.;  Lagumina,  Catalogo  dell  monete 
arabe  . . .  di  Palermo;  Lavoix,  Monnaies  k 
legendes  arabes  frapp6es  par  les  Crois^s; 
Codera  y  Zaidin,  Tratado  de  numismatica 
arabigo-espanola  213;  Karabacek,  N.  Z.  VI 
49—57  (vgl.  N.  Z.  I  135—149);  Frähn, 
Über  die  tatarischen  Münzen  der  Russen 
(Sedmoje  prisuidenije  Demidow.  nagrad); 
Saweljew,  Trudy  wostoßnago  otdelenija  III 
341—352.  V. 

Nachbeschickting  war  bis  in  die  vierziger 
Jahre  des  19.  Jh-s  der  Zusatz  an  Kupfer, 
der  bei  der  Schmelzung  sowohl  des  Frisch- 
guts als  auch  der  Abgänge  beigegeben 
wurde,  wenn  die  Tiegelprobe  anzeigte,  daß 
durch  Verbrennen  des  Kupfers  die  Masse 
zu  hoch  angereichert  war.  Sie  war  eine 
Ergänzung  der  Vorbeschickung  (s.  d.).  Seit- 
dem aber  ist  die  N,  das  Gewicht  an  Kupfer, 
das  der  Frischgutschmelze  zum  Ausgleiche 
des  durch  Glühen  und  Beizen  (Sieden)  der 
Zwischenprodukte  eintretenden  Kupfer- 
verlustes und  der  hierdurch  bedingten  An- 
reicherung des  Feingehalts  zugesetzt  wird. 
—  Schrötter,  Preußen  1806/73,  Gesch.  I 
S.306f,  S. 

Nachprägungy  Nachschlag  s.  unter  Nach- 
ahmung. R- 

Nadel  (Naelde,  Nolde,  französ.  Verge  oder 
aiguiUe)  hießen  die  schon  den  Alten  be- 
kannten Probezaine,  die  zur  Vornahme  der 
Strichprobe  (s.  d.)  dienten.  In  deutschen 
Urkunden  finden  wir  die  N.  genannt  am 


Rhein  im  Anfange  des  15.  Jh.s,  im  Flandri- 
schen schon  im  14.  S. 

Nadräna,  Nazaräna^  Nuzzaräna  werden  in 
Indien  Münzen  genannt,  die  zu  einem  Najjr, 
d.  h.  einem  Geschenk,  das  ein  Untergebener 
seinem  Vorgesetzten  macht,  gehören.  — 
Crooke,  Hobson  Jobson  634;  Hodivala, 
Hist.  Studies  60  ff.  V. 

Näpfcheii-(Näpgen.)heller.  In  dem  Be- 
richt des  Dresdener  Münzwardeins  Chri- 
stoph Fischer  vom  24.  Januar  1668  und 
in  dem  Antwortschreiben  des  Kurfürsten 
Johann  Georg  vom  28.  Januar  1668  werden 
Näpgen -Heller  genannt,  von  denen  1560 
auf  eine  Mark  gingen  und  die  i  Quent  3  Pf. 
fein  seien,  die  feine  Mark  Silber  also  aus- 
gebracht auf  99Thlr.  I  Gr.  i^aH.,  i  Stück 
=  0,15  g  Rauhgew.  u.  0,004  g  Feingew. 
Das  sind  napf-  oder  schüsseiförmige  Pfen- 
nige ganz  schlechten  Gehalts,  deren  genaue 
Herkunft  unbekannt  ist  und  die  teilweise 
Nachbildungen  der  Wappen  u.  Wappen- 
figuren der  Grafen  von  Wittgenstein,  von 
Solms  und  von  Nassau-Holzapfel  zeigen. 
Einige  sind  auch  Nachahmungen  der  Kölner 
Möhrchen.  Sie  kommen  besonders  im  erz- 
gebirgischen  Kreise  vor  und  sind  vielleicht 
von  Falschmünzern  der  Frankfurter  Ge- 
gend —  die  späteren  seit  1683  von  dem 
Mmstr.  Paul  Heuser  zu  Hohensolms  —  ver- 
fertigt worden,  welche  die  Wappen  der  ge- 
dachten Grafen  mißbrauchten  u.  ihre  gleich 
für  den  Export  berechneten  schlechten 
Fabrikate  nach  armen  Gegenden,  wie  solche 
des  Erzgebirges,  wo  ganz  kleine  Sorten  ge- 
braucht wurden,  ausführten.  Über  ihren 
massenhaften  Umlauf  dort  wird  noch  am 
Ende  des  17.  Jh.s  geklagt.  Besonders  die 
Kirchen  hatten  unter  ihnen  zu  leiden,  in 
deren  Klingelbeutel  überwiegend  diese  klei- 
nen schlechten  Sorten  eingelegt  wurden. 
Vgl.  Schüsselpfennige.  —  J.  Erbstein  in 
Münz-  u.  Medaillenfrd.  II S.  419  ff-»'  Joseph, 
Solms  1912  S.  126  ff.  Su. 

Nagan-Schiift  bedeutet  die  städtische, 
vornehme  Schrift,  in  der  alle  Sanskrittexte 
geschrieben  und  gedruckt  sind  und  heute 
noch  geschrieben  und  gedruckt  werden. 

Stoenner. 

Nahrungsmittelgddy  ursprünglichsteStuf e 
des  Nutzgeldes,  indem  Nahrungs-  und  Ge- 
nußmittel, allgemein  begehrt  wie  sie  sind, 
am  frühesten  die  Rolle  als  Tausch-  und 

29* 


452 


NAIMANA— NAMENSWESEN 


Zahlungsmittel  und  dann  als  Wertmesser 
übernehmen.  Das  Korn  spielt  als  Geld 
keine  große  Rolle,  weil  es  dazu  erst  der 
Ausbildung  eines  Maß-  oder  Gewichts- 
systems bedurfte;  doch  sind  aus  südl.  Län- 
dern Reis  (s.  d.),  Mais,  Kakaobohnen  u.  a. 
(vgl.  z.  B.  unter  Badam)  als  N,  bekannt, 
anderwärts  Genußmittel  wie  Salz  (s.  unter 
Amohleh)  und  Tabak,  bei  Küstenvölkem 
getrocknete  Fische  (s.  unter  Fischgeld) ;  an 
der  Niederelbe  war  sogar  die  Tonne  Bier 
noch  bis  1793  eine  Rechnungseinheit.  Das 
wichtigste  N.  ist  das  Viehgeld,  s.  d.  — 
Ebert,  Reallex.  IV  S.  207/8.  R. 

Naitnana,  gewisse  in  Indien  hergestellte, 
sehr  rohe  Nachahmungen  römischer  Kup- 
fermünzen, so  genannt  nach  einem  Orte 
auf  Ceylon,  wo  ein  solcher  Fund  gemacht 
worden  ist.  —  H.  W.  Codrington,  Ceylon 
coins  32,  33,  45-  V. 

Namenswesen  der  Griechen  und  Römer. 
Der  Grieche  hatte  im  allgemeinen  nur  einen 
Namen.  Er  ist  wie  auch  der  deutsche  Name 
ursprünglich  stets  aus  zwei  Wortstämmen 
gebildet,  oder  aus  einem  solchen  zwei- 
stämmigen abgekürzt  (Kurzname,  Kose- 
name, Hypokoristikon) ;  z.  B.  l7tico-xpa'n3C= 
der  der  Pferde  Mächtige,  kurz  "linccüv,  wie 
Heinrich  —  kurz  Heinz;  später  mischten 
sich  auch  wohl  einstämmige  Namen,  urspr. 
nur  Spottnamen,  ein,  dem  röm.  Cognomen 
verwandt;  N.  Z.  48  S.  118.  —  Zur  Vervoll- 
ständigung des  Namens  tritt  der  Name  des 
Vaters  im  Genetiv  dazu,  z.  B.  2cDtT5ptxoc 
Aa}j^XoD  (Erythrai),  manchmal  außerdem 
der  des  Großvaters:  *ApT8fxt8a>poc' ApT8jjLi8(&- 
poü  TOü  *Av8pa)Voc  (Aphrodisias),  wobei  oft 
Gleichnamigkeit  von  Sohn  und  Vater  oder 
(häufiger)  Enkel  und  Großvater  zu  beob- 
achten ist,  ebenso  Gleichheit  des  einen  der 
beiden  "Wortstämme  des  Namens  durch 
mehrere  Generationen,  so  *Ep[ii7WüOc  *Epito- 
7evooc,  dessen  Vater  wieder  ^EpfioxpaTi^c 
hieß(Smyma).  Jene  Namensgleichheit  von 
Vater  und  Sohn  wird  auch  durch  eine 
Iterationsziffer:  ItcI  2xüfivoo  ß'  (d.h.  to5 
2xü(ivoo)  ToS  A-qiLTjfzpCoo  (Apameia 
\Phxyg.)  oder  ein  veoc  oder  vetotepoc 
wie  unser  iunior  ausgedrückt:  OiXoxparjjc 
vecoTspoc  (Thessaler). 

Zusatz  des  Volksbezirks,  so  in  Athen  des 
Demos  (s.d,):  Atoxkri^  MfiXi(Ts6c),  ist  auf 
M.  sehr  selten;  bei  Bundes-  oder  Länder- 


beamten gehört  sich  der  Name  der  Vater- 
stadt: izzl  dp^tspscös  (Oberpriester  der 
Provinz  Asia)'AX6£av8pOü  KXscdvoc  2ap8tavoü 
(M.  von  Pergamon).  —  Münsterberg,  Be- 
amteimamen  auf  griech.  M.  19 14  nebst  dem 
Nachtrag  N.  Z.  LX  S.  42  ff.  und  dem  Kon- 
trärindex dort  S.  56  ff.,  vgl.  auch  Monats- 
blatt Num.  Ges.  Wien  IX  S.  87/92. 

Ein  zweiter  Name  als  Zusatz  zum  ersten, 
also  Doppelnamigkeit,  ist  äußerst  selten: 
in  Smyma  NixotBa^  M>]Tpo§(Dpoo  6e68ac,  er- 
läutert durch  inschriftliche  Beispiele  wie 
*A(Jxavtoc  ATjjiTQTptoü  6  xaXoüfJLSvo?  npaaiac 
(Num.  chron.  1924  S.  317,  vgl.  Monats- 
blatt IX  S.  90  unten) ;  später  lautet  die 
Formel  für  Doppelnamen  6  xat:  licl  A5p. 
'Aiccptavoo  ToD  x(al)  'Aör/vafoo  (Maionia). 

Die  Römer  führten  ganz  ursprünglich 
auch  nur  einen  Namen,  das  spätere  Prae- 
nomen;  nur  15  sind  später  im  allg.  Gebrauch 
gewesen:  A.  =  Aulus,  D.  =  Decimus, 
C.  für  G.  =  Gaius,  Cn.  =  Gn.  =  Gnaeus, 
K.  =  Kaeso,  L.  =  Lucius,  M.'  =  Manius, 
M.  =  Marcus,  P.  =  Publius,  Q.  =  Quintus, 
Ser.  =  Servius,  Sex.  =  Sextus,  Sp.  = 
Spurius,  Ti.  =  Tiberius,  T.  =  Titus; 
nur  bei  Claudiem  erscheint  Appius;  ein 
paar  andere  seltene  Praen.:  Monatsbl.  IX 
S.  88  unten.  Zum  Praenomen  tritt  aber 
schon  in  sehr  alter  Zeit  der  Familienname, 
d.  h.  der  Name  der  Gens,  das  Nomen  gen- 
tile:  so  auf  einem  der  ältesten  Denare  mit 
ausgeschriebenem  Namen  L.  Coil(ius);  zu- 
weilen fehlt  hierbei  auch  das  Praenomen: 
Opeim(ius).  Früh  trat 'auch  schon  ein 
3.  Name,  das  Cognomen  (R.  E.  IV  S.  225/ 
30)  dazu,  ursprünglich  ein  Spitzname,  be- 
züglich auf  körperliche  Eigenschaften  wie 
Rufus,  Calvus,  Scaevola,  auf  Herkunft  oder 
Wohnplatz  wie  Coriolanus,  Capitolinus 
usw.,  die  die  röm.  Familiensagen  dann  gern 
ätiologisch  erklärten;  in  kurzen  Namens- 
angaben tritt  das  Cognomen  aUein  oder  mit 
dem  Praenomen  aui,  wie  Varo  und  C. 
Sax(ula)  auf  frühen  Unzialassen.  Für  alle 
tria  nomina  auf  M.  sind  Q.  L.  C.  und  C. 
Ter(entius)  Luc(anus)  bes.  frühe  Beispiele. 

Nach  dem  Cognomen  unterscheiden  sich 
die  einzelnen  Zweige  (stirpes)  der  vor- 
nehmen Familien  und  bes.  bei  diesen  ver- 
mehrt sich  dann  die  Zahl  der  Cognomina. 
C,  (Calpumius)  Piso  Frugi  hat  2,  A.  (Caecil.) 
Metellus   Pius   Sdpio   hat   3    Cognomina 


NAMENSZAHLEN 


453 


usw.  übrigens  gibt  es  Beispiele,-  wo  auch 
in  später  Zeit  und  bei  sehr  vornehmen  Fa- 
milien kein  Cognomen  geführt  wird,  so 
beim  Triumvir  M.  Antonius. 

Ein  vierter  Namensbestandteil,  erheblich 
älter  als  das  Cognomen,  wie  schon  seine 
Stellung  im  Namenskomplex  zeigt,  ist  die 
Filiation  (s.  d.),  d.  h.  der  Zusatz  des  Prae- 
nomens  des  Vaters  mit  f(ilius):  M.  Baebi 
Q.  f.  Tamp(ili)  ist  auf  M.  wohl  das  älteste 
Beispiel  eines  solchen  vollständigen  Na- 
mens. Dazu  tritt  auch  in  Rom  der  Volks - 
teil,  die  Tribus  (s.  d.) :  C.  Marius  C.  f.  Tro- 
(mentina),  auf  M.  sehr  selten.  —  Die 
Namen  von  Römern  auf  griech.  M.  folgen 
natürlich  denselben  Gesetzen,  s.  u. 

Bei  Adoption  in  eine  andere  Gens  nimmt 
der  Adoptierte  die  Namen  seines  neuen 
Vaters  an,  setzt  aber  öfter  ein  von  seinem 
alten  Namen  oder  Cognomen  abgeleitetes 
weiteres  Cognomen  hinzu  (Aemilianus, 
MarceUinus).  —  Mommsen,  Rom.  Forschun- 
gen I  1864  S.  1—68. 

Wenn  ein  Grieche  das  röm.  Bürgerrecht 
erhält,  erhält  er  gewöhnlich  Praenomen  (auf 
griech.  M.  oft  ausgeschrieben)  und  Nomen 
dessen,  der  es  ihm  verschafft  oder  erteilt, 
z.  B.  unter  Traian  M.  Ulpius,  unter  Hadrian 
T.  Aelius,  nach  der  sog.  Constitutio  Anto- 
niniana  des  Caracalla  M.  Aurelius,  und  er 
nimmt  entweder  seinen  urspr.  griech.  Na- 
men oder  einen  römischen  als  Cognomen 
dazu.  Auch  mehrere  Cognomina  kommen 
vor,  bes.  durch  Führung  des  alten  griech. 
Namens  als  zweiten  neben  neuangenom- 
menem röm.  Cognomen  als  erstem;  doch 
erscheint  der  alte  griech.  Name  einmal 
auch  als  Doppelname  mit  6  tm^  s.  o.  Zu- 
weilen ist  das  Praen.  dem  Cogn.  nachge- 
stellt: iirl  AsTctSou  Mapxoo,  auch  kommen 
Praenomina  und  Nomina  gentil.  als  Cog- 
nomina verwendet  vor.  Mehrere  Männer 
derselben  Gens  werden  durch  die  voran- 
gestellten Cognomina  unterschieden:  htA 
*Poü90ü  xal  KXoacrixoü  AoXXfcov.  Mehr- 
fache Nomina  gentil.  konmaen  öfter  vor, 
Zusatz  der  Filiation  mittels  des  Praenomens 
des  Vaters  ist  aber  selten,  vgl.  iicl  ötpatTj^oo 
ASXoü  TOü  Mapxoo  (also  die  Praenomina  ganz 
allein;  Phokaia)  und  iiA.  Afip.  *  Poi>9eivoü 
Tafoü  (unr^elmäi3ig  nachgestellt;  Peltai), 
während  die  Aufschrift  hA  fepiooc  'AvTcavfoo 
no(Xe{iQ>voc)  0(00  Zl{va)voc  die  korrekte  röm. 


Wortstellung  hat,  aber  das  Cognomen  des 
Vaters  statt  seines  Praen.  gibt. 

Besondere  Gewohnheiten  bestehen  für  die 
Namen  der  Kaiser.  Außer  den  zu  Namen 
gewordenen  Titeln  Imperator  (s.  d.)  und 
Augustus  (s.d.)  und  dem  schließlich  zu 
einem  Titel  gewordenen  Namen  Caesar  (s.d.) 
werden  das  Praenomen,  Nomen  oder  Cog- 
nomen des  Betr.,  das  er  als  Privatmann  ge- 
führt hatte,  oder  einer  oder  zwei  dieser  Na- 
mensbestandteile in  den  Kaisemamen  auf- 
genommen: Tiberius  Caesar  Aug.;  Gaius 
Caesar  Aug.;  Tiberius  Claudius  Caesar 
Aug. ;  Nero  Caesar  Aug. ;  imp.  Ser(vius  )(ist 
der  Vorname)  Sulpicius  Galba  Caesar 
Aug. ;  imp.  M.  Otho  Caesar  Aug. ;  A.  Vitellius 
imp.,  usw.  Bei  den  durch  Adoption  sich 
fortpflanzenden  Kaisem  von  Nerva  ab 
tritt  zu  dem  Cognomen  des  Betr.  als 
Privatmannes  das  seines  kaiserl.  Adoptiv- 
vaters hinzu,  z.  B.  imp.  Caesar  Nerva 
Traianus  Aug.  Später  treten  endlich,  in 
die  Legenden  der  M.  hineingeheimnißt, 
auch  Beispiele  des  Zimamens  (Signum, 
s.  d.)  auf.  —  Mancherlei  Verstöße  gegen 
die  Namengebimg  der  Kaiser  begegnen 
uns  auf  griech.  M.,  wo  z.  B.  Namen^ 
die  der  Betr.  bei  der  Ernennung  zum  Caesar 
oder  Aug.  abgelegt  hatte,  trotzdem  erschei- 
nen (z.  B.  Bassianus  für  Caracalla,  Verissi- 
mus  für  M.  Aurel),  wo  femer  Namen  auf- 
treten, die  sonst  für  die  Betr.  überhaupt 
nicht  bekannt  sind  (z.  B.  Chrysogone  bei 
Salonina)  oder  auf  röm.  M.  nicht  vorkom- 
men (Sempronianus  bei  Gordiaaus  IIL, 
Calvinus  bei  Balbinus),  indem  falsche  oder 
doppelte  PraenoDoina  gesetzt  werden  u.  dgl. 
—  Bemhart,  Handbuch  S.  38/9;  Monats- 
blatt Num.  Ges.  Wien  1914  8.255;  N.Z. 
58  S.  37/48.  Liste  aller  Kaisemamen 
auf  griech.  u.  kolonialen  M. :  N.  Z.  59  S, 
I — 70.  —  Vgl.  für  die  Kaisemamen  noch 
unter  Siegesbeinamen,  für  Städtenamen 
imter  Beiname  und  Kolonialmünzen.  — 
Einiges  über  Namenswesen  der  Fürsten  auf 
M.  des  M.A.  s.  unter  Nanjenszalilen.    R. 

Namenszalilen,  also  Numerierung  gleich- 
namiger Herrscher,  f^en  auf  antiken  M. 
völlig  (wegen  iunior  s,  unter  Filiation), 
jedoch  kommea  N.  bei  Beamten  auf  griech. 
M,  vor,  z,  B,  facl  SxÄpoo  ß'  ^  unter  Skym- 
nos,  Sohn  des  Skjnimos,  s.  unter  Filiation 
und  Namenswesen.  R. 


454 


NAPOLEON— NATÜRLICHES  MASSSYSTEM 


Im  M.A.  treten  N.  zur  Kennzeichnung 
der  Fürsten  gleichen  Namens  und  gleichen 
Landes  erst  sehr  spät  auf.  Im  12,  u.  13.  Jh. 
kommen  nur  Namenszusätze  vor  wie  Hein- 
ricus  puer  (Heinrich  der  Löwe  zum  Unter- 
schied von  seinem  Vater  Heinrich  dem 
Stolzen),  Otto  Otns  (Ottonis  filius)  in  Hil- 
desheim und  Otto  filius  Lodevi  (Otto  I.  von 
der  Pfalz).  Die  Dogen  von  Venedig  nennen 
immer  Vor-  und  Familienname,  was  auch 
einige  geistliche  Herren  tun.  In  Rußland 
fügt  der  Sohn  den  Namen  des  Vaters  hinzu, 
z.  B.  Iwan  Wassiljewitsch. 

Ausnahmsweise  setzt  schon  der  Karo- 
linger Karl  der  Dicke  ein  i>tercius«  auf 
einen  Metzer  Pfennig,  dann  im  Deutschen 
Reiche  Bischof  Heinrich  von  Lüttich  (1145 
bis  II 64)  ein  »secundus«  auf  seine  Denare; 
hierauf  erscheinen  Namenszahlen  erst  auf 
den  Tumosen  Ludwigs  des  Bayern  und  auf 
einem  Denar  Karls  IV.  in  Dortmund.  Bei 
den  Hochmeistern  des  deutschen  Ordens  ist 
die  Bezifferung  die  R^el,  doch  wurde  hier 
nicht  immer  korrekt  gezählt,  z.  B.  folgt  ein 
quartus  auf  einen  primus.  Die  Könige  von 
Böhmen  bringen  ihre  Namenszahl  auf  den 
Prager  Groschen,  dabei  Wenzel  IV.  als 
»tertius«. 

In  Italien  hat  sich  Otto  IIL  in  Pavia 
als  der  Dritte  des  gleichen  Namens  kennt- 
lich gemacht,  Paskai  IL  (1099 — 1118) 
setzt  zum  erstenmal  die  eiiifache  Zahl: 
»II«  ins  Münzfeld;  dann  erst  bringen  die 
Päpste  seit  der  Wiederaufnahme  der  Prä- 
gung mit  dem  Anfang  des  14.  Jh.s  größten- 
teils ihre  Namenszahl  auf  die  Münzen. 
König  Konrad  IIL  wird  als  »secundus«  auf 
Münzen  von  Asti  und  Piacenca  bezeichnet. 
Im  15.  Jh.  geben  eine  Reihe  Fürsten  Nord- 
italiens,  so  »Hercules  dux  Ferrarie  IL«, 
an,  die  wievielsten  sie  in  der  Regenten - 
reihe  waren.  Die  Dogen  von  Genua  heißen 
dux   lanuensium    primus,     quartus   usw. 

Im  Kgr.  Neapel  u.  Sizilien  setzen  Roger 
IL  (1105  bis  II 50),  Wilhelm  IL,  Kaiser 
Heinrich  VI.  auf  einer  sizilischen  Gold- 
münze, Konrad  IL  (Konradin),  Peter  IL, 
Karl  IL,  Karl  IIL,  Alfons  IL  und  Ferdinand 
IL  ihre  Namenszahlen   auf   die  Münzen. 

In  Frankreich  geschieht  die  Numerierung 
nicht  vor  Ludwig  XIL,  in  England  unter 
Heinrich  IIL  mit  III  u.  tertius  und  nach 
langer  Unterbrechung  von  Heinrich  VII 


ab,  in  Schottland  seit  Jakob  IV.,  in  Däne- 
mark im  M.A.  nur  unter  Waldemar  IL, 
in  Spanien  seit  Johann  IL  (1406 — 54)  und 
Heinrich  IV.  (i454— 1475),  in  Portugal 
seit  Alfons  V.  (1438— 1481)  und  Johann  IL 

(1481— 1495). 

Weiterführt  im  M.A.  u.a.  seine  Namens- 
zahl Kasimir  I.  von  Polen,  Mathias  von 
Ungarn  auf  seinen  schlesischen  Geprägen, 
in  Serbien  Stephan  Urosch  IIL  ( »TRETH  «), 
in  Bosnien  Paul  und  Mladin  IL  (1302 — 
13 12)  und  schließlich  Boemund  VII.  in 
Tripolis. 

Häufiger  wurde  die  Numerierung  der 
Herrscher  im  16.  und  17.  Jh.  und  ist  heute 
im  allgemeinen  die  Regel.  —  Menadier  in 
Z.  f.  N.  22  5,314;  Dannenberg  in  Berh 
Mbl.  1902  S.  I  ff.  Su. 

Napoleon,  Napoleondor,  das  von  Napo- 
leon I.  seit  1803,  dann  von  Napoleon  IIL 
geprägte  goldene  20 -Francstück.         S. 

Nasenblutengiilden,  ein  in  Clausthal  ge-. 
prägtes  2/3 -Talerstück  des  Herzogs  Ernst 
August  von  Hannover  von  1693  mit  einem 
langen,  senkrechten  Stempelriß  unter  der 
Nase  des  Brustbildes,  wodurch  der  An- 
schein erweckt  wird,  daß  sie  blute.  — 
Fiala,  Neues  Haus  Lüneburg  zu  Hannover, 
1912,  Nr.  2697  f.,  Taf.  26,  6.  S. 

Naskhi)  Art  der  arab.  Schrift;  s.  unter 
Kufische  Schrift.  V. 

Nasse  Probe.  Die  Probe  auf  nassem 
Wege  im  Gegensatz  zu  der  Kupellen-  oder 
Feuerprobe  (s.  d.)  besteht  in  dem  Fällen 
des  Silbers  aus  salpetersaurer  Lösung  durch 
eine  titrierte  Kochsalzlösung.  Sie  geht 
auf  die  Araber  zurück  und  verbreitete 
sich  seit  1400  über  Paris  in  Europa,  kam 
bis  zum  16.  Jh.  aber  ganz  ab.  Erst  die 
von  dem  Franzosen  Gay-Lussac  1 830  wieder 
erfundene  Methode  wurde  dann  überall 
schnell  eingeführt.  Die  nasse  Probe  er- 
möglicht den  wirklichen  Feingehalt  (che- 
misch reines  Silber)  festzustellen  und  die 
durch  den  Kupellenraub  (s.  d.)  entstan- 
denen Fehler  der  Kupellenprobe  festzu- 
stellen. S. 

Natalls  =  Geburtstag.  Auf  M.  Hadrians 
(Abb.  76)  werden  die  Zirkusspiele,  die 
dieser  nat(ali)  urb(is)  stiftete,  erwähnt. 
Wegen  der  M.  mit  plur(a)  natal(ia)  feliciter 
s,  unter  Geburtsta^s-M.  R. 

Natürliches  MaBsystem  nennen  wir  ein 


NATURALGELD— NEMESIS 


455 


solches,  dessen  vier  Kategorien  (Längen-, 
Flächen-,  Hohlmaß  und  Gewicht)  aus  der 
Natur  genommen  sind.  Alle  ursprüng- 
lichen Maße  zwar  lehnen  sich  an  die  Natur 
an,  wie  die  meist  dem  menschlichen  Körper 
entnommenen  Ausdrücke  Spanne,  EÜle, 
Fuß,  Schuh,  Klafter  für  Längenmaße,  für 
Flächenmaße  Ausdrücke  wie  Morgen,  Tag- 
werk usw.,  für  Gewichtsnamen  Ausdrücke 
wie  Stein  (lat.  scrupulus)  und  Korn  (Gran, 
Keration;  vgl.  z.  B,  noch  unter  Kalanju 
usw.)  noch  erkennen  lassen.  Bei  der 
UnvoUkommenheit  und  Ungleichheit  dieser 
Maße  werden  sie  aber  überall  bald  auf 
eine  bestimmte  Länge  normiert  und  da- 
durch wieder  unnatürlich,  d.  h.  nicht  mehr 
aus  der  Natur  wiederherstellbar.  Daher 
schlug  z.  B.  Huyghens  1664  das  Sekunden- 
pendel zur  Grundlage  des  Maßsystems  vor; 
gesiegt  hat  schließlich  als  N.  M.  das  f  ranzös. 
metrische  System :  es  nahm  als  Grundmaß 
(Meter)  den  zehnmillionsten  Teil  eines  Erd- 
meridianquadranten zwischen  Pol  und 
Äquator  (freilich  unter  irriger  Berechnung) 
und  baute  hierauf  ein  Geschlossenes  Maß- 
system (s.  d.)  auf.  —  IQimpert,  Lex.  der 
M.,  Maße  und  Gewichte»  1896  S.  219, 
249,  267.  R. 

Natimdgeld,  Geld,  das  in  Naturalien  be- 
steht, s.  unter  Nutzgeld.  R. 

Nauarchis,  etwa  =  »die  flottengewaltige«, 
Beiname  der  Städte  Nikopolis  Ep.,  Side, 
Aigeai,  Korykos,  Elaiusa-Sebaste,  Dora, 
Sidon,  Tripolis  auf  ihren  M.  R. 

Naulon^  griech.  vaoXov  (von  vaS?  = 
Schiff)  =  Fährgeld,  insbes.  das  an  Charon 
gezahlte,  s.  unter  Charonsfährgeld.      R. 

Naumachie,  Seeschlacht,  Schiffskampf,; 
auf  röm.  M.  meint  der  Denar  des  Q. 
Nasidius  mit  4  Schiffen  den  Ernstfall,  der 
des  Sept.  Severus  mit  Laetitia  temporum 
(s.  d.)  {Schiff,  Quadrigen,  wilde  Tiere)  eine 
Zirkusdarstellung;  auf  einer  M.  von  Gadara 
steht  vaü[ia()^ia)  über  einem  Schiffe.     R. 

NC  =  nobilissimus  Caesar,  s.  unter 
Caesar.  R. 

Nea,  Neos,  griech.  v£a,  v£o?  =  jung,  neu; 
auf  M.  einmal  (nebst  vet&xepotf)  =  lat. 
filius  oder  iunior  in  der  Filiation  (s.d.); 
dann  bei  Angleichung  eines  Kaisers  an  einen 
Gott,  so  vfoc'ApKjc  (Amblada,  Geta),  vsaftei 
^'Hpa  (Alabanda,  Plautilla),  vfoi  "HXioi 
(Ephesos,  Caracalla  und  Geta),  &e&  vecox^pa 


(Kleopatra  VIL).  —  In  karischen  Städten 
widmet  man  die  M.  gelegentlich  den  vsot, 
d.  h.  wohl,  daß  der  Münzgewinn  aus  der 
betr.  Ausgabe  zugunsten  der  Kasse  der 
Epheben  gehen  soll.  —  In  Laodikeia 
Phryg.  erscheint  auf  M.  das  Synedrion 
neön,  s.  d.  R, 

Nebris,  griech.  vsßpfe,  das  Hirschkalbfell, 
Kleidungsstück  des  Dionysos  und  seines 
Gefolges,  umgehängt  oder  im  Arm  ge- 
tragen, R. 

Negeninanneke  oder  Gigot  hieß  eine  2,4  g 
schwere  südniederländische  Kupfermünze 
des  17.  Jh.s  mit  dem  Landesschilde  auf 
der  Vs.  und  Andreaskreuz,  Krone  und 
goldenem  Vließ  auf  der  Rs.  (Abb.  315). 

S. 

Negofiepetming,  niederländisch  :=  Han- 
delsmünze (s.  d.).  S. 

N^ros  oder  Prietos  sind  kastilische 
Schwarzpfennige  Alfons  X.  (1252 — 1284); 
Typus:  Vs.  Kastell,  Rs.  Löwe.  —  Engel 
und  Serrure  II  S.  823.  Su. 

Nemeoaikes,  griech.  v&^ieovCxTjc  =  Sieger 
in  den  nemeischen  Spielen  (zu  Nemea  bei 
Argos),  nennt  sich  ein  Beamter  auf  einer 
M.  von  Aigai  (Aiolis).  —  Münsterberg, 
Beamtennamen  S.  252.  R. 

Nemesis,  Personifikation  des  Begriffs 
y^fxeotc,  etwa  =  Wahrerin  des  rechten 
Maßes,  Vergelterin,  in  röm.  Zeit  sich  viel- 
fach mit  der  Tyche  berührend.  Ihre 
älteste  Kultstätte  scheint  Rhamnus  in 
Attika  zu  sein,  wo  eine  Statue  der  N.  von 
Agorakritos  stand,  die  man  in  einem  aphro- 
dite-ähnlichen  Standbild  mit  Zweig  und 
Schale  über  Thymiaterion  auf  M.  des  frühen 
4.  Jh.  von  Paphos  hat  wiederfinden  wollen 
(B.  M.  C.  Cyprus  S.  LXXV  Taf.  VIII  7). 
Sonst  erscheint  N.  auf  M.  erst  seit  der  späten 
Republik,  und  zwar  das  Gewand  vor  der 
Brust  lüpfend  und  den  Kopf  senkend, 
um  in  den  Busen  zu  speien  {N  C.  Vib. 
Varus)  —  bekannte  Geste,  um  dem  Zorn 
der  N.  zu  entgehen,  etwa  wie  wir  drei- 
mal unter  den  Tisch  klopfen  — j  so  auch  die 
N.  von  Sm5rma,  einer  Hauptkultstätte 
der  N.,  wo  sie  fast  stets  gedoppelt,  auch 
auf  Greifenwagen  und  auch  Alexander 
dem  Gr.  im  Traum  (s.  d.)  erscheinend  vor- 
kommen und  auf  Homonoia-M.  die  Stadt 
vertreten;  andere  Attribute  der  N.  auf 
kleinasiat.,  mösischen,  thrak.  M.  der  ELaiser- 


456 


NEN— NEUABSCHLAG 


zeit  sind  die  Elle,  ein  kurzer,  häufig  mit 
Stachel  versehener  Stab  j^also  ein  Züch- 
tigungsmittel, eine  Geißel,  s.  unter  Zepter); 
dann  der  Zügd,  das  Rad  {dessen  Drehen 
das  Walten  der  N.  im  menschlichen  Leben 
bedeutet),  der  Greif,  der  ja  selbst  oXacrTcop 
=  der  Rächer  heißt;  dazu  Zweig,  Flügel 
und  die  von  Aequitas  entliehenen  Attribute 
Waage  und  Füllhorn.  —  Posnansky,  Neme- 
sis und  Adrasteia,  Breslau  1890;  Ant.  M. 
Nordgriech.  I  S.  190,  334,  634.  R. 

Nen,  eig.  Brot,  Bezeichnung  der  Gold- 
barren von  Annam  in  Form  einer  auf  der 
einen  Breitseite  etwas  ausgehöhlten  Tusche - 
tafel.  Lacroix  zufolge  ist  N.  der  Name 
eines  Barrens  von  10  Tael  Gewicht  (383  g), 
das  Halbstück  heißt  Nua  nen  oder  Thoi; 
ein  Barren,  der  i  Tael  (Luong)  wiegt,  heißt 
einfach  Luong  oder  Dinh  (Nagel),  sein 
Halbstück  heißt  Nua  luong,  Nua  dinh.  Die 
Breitseiten  haben  keine  Inschriften,  auf 
den  Schmalseiten  befinden  sich  KontroU- 
stempel,  die  u.  a.  das  Gewicht  angeben. 
Ein  bei  Lacroix  abgebildeter  Nua  nen 
mißt  104  X  15  X  6  mm.  Ähnliche  Barren 
von  Tonkin  und  Cochinchina  nennt  Temple 
Nantok.  Dieselben  Bezeichnungen  werden 
nach  Lacroix  auch  für  rechteckige  Gold- 
und  Silbermünzen  (s.  Tael)  angewendet. 
Zur  Unterscheidung  werden  die  Worte 
Vang  (für  Gold),  Bac  (für  Silber)  der  Wert- 
bezeichnung zugefügt.  —  Lacroix,  Num. 
annamite  132;  Silvestre,  Notes,  Saigon 
1883,  60;  H.  Wood  in  AJN  38,  95;  Temple 


in  L  A  27,  14. 


V. 


Nennwert  s.  Münzwert  und  Schlagschatz. 

S. 

Neokorle^  Neokoros.  Griech.  vecoxopoc  =" 
Tempelhüter  ist  der  häufigste  Titel  griech. 
Städte  in  der  Kaiserzeit  (zuerst:  Ephesos, 
Nero) ;  bald  ist  die  Stadt  selbst  (z.  B.  Pea^: 
Eepdt  Xa{iirpdk  svSofo;  V8C0x6poc  ü^plf^]  npc&tT]), 
bald  die  Einwohner  (Gen.  plur.  vecoxopwv^ 
Abb.  98)  so  bezeichnet.  Der  Titel  bezieht 
sich  auf  die  Erlaubnis  zur  Errichtung  eines 
(mimizipalen  oder  provinzialen?)  Tempels 
für  den  Kult  des  lebenden  Kaisers,  oft  ein- 
schließlich seiner  Vorgänger  (daher  z.  B. 
vecDx6pcov  TÄv  Ssßaort&v  inTralleis)  und  wird 
senatus  consulto  verliehen.  Seit.  Traian 
führten  auch  Pergamon  xmd  Smyma  den 
Titel  N.,  für  die  Provinzialtempel  des 
Augustus   bzw.    Tiberius,    die   sie   schon 


lange  hatten;  gleich  danach  führt  Pergamon 
zum  ersten  Male  den  Titel  »zweimal  (8fc) 
N.«  wegen  eines  zweiten  Tempels  für 
Traian,  und  bald  folgt  ein  förmlicher 
Wettlauf  der  kleinasiat.  und  einzelner 
syr.  u.  nordgriech.  Städte,  von  denen  es 
manche  Städte  bis  zu  einer  3,,  Ephesos 
sogar  zu  einer  4.  Neokorie  bringen:  jj.6va)v 
araxcjSv  TSTpotxic  vecoxopcDV.  Die  N.  von 
Klaisern,  die  nach  ihrem  Tode  der  damnatio 
memoriae  verfallen,  wie  Elagabalus,  wird 
vom  Senate'  wieder  eingezogen,  so  daß 
die  Ziffer  der  Neokorie  um  eins  sinkt. 
Zuweilen  nennen  sich  die  Städter  auch 
N.  irgend  einer  Gottheit:  so  die  Magnesier 
vscoxopot  T^c  'Aptsjit8off,  die  Aizaniten  vew- 
xopoi  TOü  Aio?,  und  Ephesos  bezieht  diese 
Neokorie  sogar  mit  in  deren  Zählung 
ein.  —  Buechner,  De  neocoria,  Gießen 
1888  (veraltet);  Z.  f.  N.  24  S.  259/79; 
Head,  H.  N. »  S.  929;  Ost.  Jahreshefte 
VII  S.  I3ff.;  N.Z.  48  S.  125/30.  —  N. 
ist  auch  der  Titel  einer  Einzelperson,  der 
auf  M.  von  Kyzikos  usw.  in  der  Titulatur 
des  M.-beamten  erscheint:  Münsterberg, 
Beamtennamen,  S.  252.  R. 

Neos,  Neoteros,  s.  Nea. 

NeptuntlS  s.  unter  Poseidon. 

Nereiden,  d.  h.  Nereustöchter,  sind  die 
Nymphen  des  Meeres;  es  erscheinen  auf 
El.  von  Kyzikos  eine  N.  mit  Kranz  und 
Rundschild  auf  Delphin,  auf  M.  der 
Brettier  Amphitrite,  Gattin  des  Poseidon, 
auf  Hippokamp  mit  Eros  auf  dem  Schöße, 
oder  ihr  Kopf  verschleiert,  und  auf  M. 
des  Pjrrrhos  und  von  Larissa  Kremaste 
Thetis,  Achilleus'  Mutter,  auf  Hippokamp 
mit  dem  für  ihn  geschmiedeten  Schilde; 
wegen  Leukothea  s.  unter  Melikertes.  — 
Joum.  int.  XI  S.  132/4. 

Dann  erscheinen  auf  den  Goldmed.  von 
Abukir  (s.  unter  Niketerien)  N.  auf  Seeken- 
taur, Seestier  und  Pistrix:  Dressel,  Fünf 
Goldmed.  Taf.  II  D;  Bl.  f.  M.-fr.  Taf.  183, 
2  u.  6.  R. 

Netsch  =  Etschkreuzer,  s.  Kreuzer. 

Su. 

Neuabschlag  einer  M,  ist  der  von  einem 
erhaltenen  Stempelpaar  in  neuerer  Zeit 
gemachte  Abschlag  zu  wissenschaftlichen 
oder  Sammelzwecken;  s.  unter  Münz- 
fälschung n.  5.  —  LfUschin,  Allg.  M.- 
kimde»  S.  152.  R.^ 


NEUE  AUGUSTDOR— NEUNER 


457 


Neue  Augustdor  sind  die  1761  und  1762 
geprägten  Nachfolger  der  Mittelaugustdor 
(s.  d.);  sie  waren  zuerst  nur  ii,  dann  nur 
7  Karat  73/4  Grän  fein,  hielten  also  zuletzt 
nur  den  dritten  Teil  Gold  der  vollhaltigen. 
Sie  haben  eine  sehr  häßliche  kupferige 
Farbe,  sind  sehr  dick,  von  demselben 
Gepräge  wie  die  echten,  aber  nur  mit  der 
Jahreszahl  1758;  etwa  2  964000  Stück  sind 
geprägt  worden.  —  Schrötter,  Acta  Bor. 
Gesch.   III,   S.  56  f.,   508,  Beschr.   S.  134. 

S. 

Neue  Zweidrittel  (N  Vs)  oder  Patentierte 
neue  Zweidrittel  hießen  die  durch  Patente 
von  1777  und  1790  in  Schwedisch -Pommern 
wegen  Mangels  an  eigenen  Gulden  die- 
sen gleichgestellten  fremden  Zweidrittel- 
taler oder  Gulden  nach  Leipziger  Fuß, 
besonders  die  braunschweig-lüneburgischen, 
brandenburgischen,  sächsischen  und  mek- 
Menburgischen  mit  den  kleineren  Mün- 
zen bis  zum  Gutengroschen.  Sie  ver- 
schwanden in  Pommern  erst  seit  1831.  — 
Schrötter,  Preußen  1806/73,  Gesch.,  I, 
S.  157  ff.  S. 

NeiiffirstUche  Häuser  s.  unter  Ältfürst- 
liche  Häuser.  S. 

Netigroscheii  hießen  die  seit  1840  in 
Sachsen  geprägten  BiUongroschen,  die,  den 
preußischen  Silbergroschen  oder  i/30-Talem 
sehr  ähnlich,  aber  nicht  wie  sie  in  12, 
sondern  in  10  Pfennige  geteilt  waren.  Da 
ein  sächsischer  Pfennig  =  */io,  ein  preußi- 
scher aber  =  Vx»  Groschen  war,  wurde, 
besonders  an  den  Grenzen,  mit  diesen 
Münzen  viel  spekuliert;  darüber  s.  Schröt- 
ter,  Preußen  1806/73,   Gesch.  I  S.  133  f. 

«        *  S. 

Neiiguineamfinzen.  Im  Verkehr  mit  den 
Eingeborenen  der  deutschen  Kolonie  Neu- 
guinea dienten  als  Tauschmittel  Waren 
und  Muschelgeld,  mit  den  Weißen  ur- 
sprünglich englisches  Geld.  1887  wurde 
die  Reichswährung  eingeführt,  nur  wurden 
die  silbernen  5 -Markstücke  und  die 
20-Pfennigstücke  als  entbehrlich  weg- 
gelassen. Allein  die  fremden  Arbeiter 
wollten  mit  holländischen  Gulden  und 
mit  mexikanischen  Peso  bezahlt  sein, 
während  die  Reichsmünzen  von  den  deut- 
schen Beamten  in  die  Heimat  mitge- 
nommen wurden.  Darum  wünschte  die 
Neuguinea-Kompagnie  solche  Münzen,  die 


nur  im  Schutzgebiet  Geltung  hätten, 
welcher  Wunsch  aber  erst  1894  gewährt 
wurde.  Diese  Münzen  stimmten  mit  denen 
des  Reichs  in  Münzfuß  und  Form  überein, 
doch  war  das  lo-Pfennigstück  aus  Bronze 
und  größer  als  das  heimatliche.  Die  Stücke 
zu  20,  IG,  5,  2,  I,  Va  Mark  und  das  10- 
Pfennigstück  zeigen  Paradiesvogel -Schrift, 
die  2-  und  i -Pf ennigstücke  auf  beiden 
Seiten  Schrift;  alle  sind  1I94  und  1895  ^^ 
Berlin  gemünzt.  Als  1899  das  Reich  die 
Landeshoheit  antrat,  wurden  diese  Münzen 
eingezogen,  worauf  das  Reichsgeld  all- 
gemeine Geltung  erhielt.  —  Hebnreich, 
I,  S.63ff.  S. 

Neu]ahrs-M.  und  -Med.  Es  gibt  röm.  M 
(meist  Med.)  des  Hadrian,  des  Pius 
und  Sev.  Alexander  mit  der  Aufschrift 
s.  p.  q.  r.  a(nnum)  n(ovum)  —  so,  nicht 
an(num)  I  —  f  (austum)  f  (elicem)  und  dem 
Kaisemamen  im  Dativ  (dazu  Vogt,  Die 
alex.  M.  S.  117/8),  femer  im  17.  u.  18.  Jh. 
n.  C.  Würzburger  sog.  Neujahrsgoldgulden, 
die  in  Wort  oder  Bild  auf  das  neue  Jahr 
hinweisen,  dann  einen  Frankfurter  Taler 
1660  mit  Inschrift  »zum  guten  Neuen  Jahr« , 
Nürnberger  Med.  von  Dukatengröße  mit 
»Prosit  das  Neue  Jahr«  sowie  die  dortigen 
Lämmleindukaten  (s.  d.)  und  Baseler  N.- 
Med.  von  1629  u.  ä.,  dann  allerhand  von 
Med. -Verlegern  wie  Loos  privatim  zum 
Verkauf  ans  Publikum  hergestellte  N.- 
(meist  Kalender-)med.  VgL  auch  unter 
Ghurra  und  Wunschmünzen  und  siehe  über 
N.-Med.  Rev.  beige  de  Num.  1904  S.  83. 
219,  1905  S.  263  und  Der  Numismatiker 
VIII  1909  S.  19  ff.;  eine  Sammlung  von 
N.-M.  und  -Med.:  Kat.  Weygand,  Heß 
Nachf.  1917  nr.  4^58  ff.  R. 

Neukreuzer  hieß  anfangs  der  zufolge 
deutsch-österreichischenMünzvertrages  von 
1857  geschaffene  österreichische  Kupfer- 
kreuzer, der  in  10  Zehntel  zerfiel.      S. 

Neuner  wurden  nach  Schmieder,  S.  309 
um  1800  folgende  deutsche  Münzen  ge- 
nannt: I.  die  Stadt  Nürnberger  seit  1622 
geschlagenen  V9-Taler  oder  lO-Kreuzer- 
stücke  (Imhof,  I,  S.  346  ff.),  2.  die  kupfernen 
9-Pfennigstücke  der  Stadt  Osnabrück, 
3.  die  kurpfälaschen  9-Batzen-  oder  36- 
Kjreuzerstücke^  4-  die  Hessenalbus  zu 
9  Pfennig,  5.  die  schlesischen,  zuletzt  1807 


458 


NEUSILBER— NIEDERLÄNDISCHE  RIJKSDAALDER 


und  1808  in  Glatz  geprägten  9 -Kreuzer- 
stücke. S. 

Neusilber,  eine  Mischung  von  40  bis 
600/0  Kupfer,  20  bis  40  Zink  und  lO  bis 
250/0  Nickel,  diente  in  der  Schweiz  1850 
und  in  Österreich  191 5  als  Material  für 
Scheidemünzen.  N.  wird  auch  zu  geringen 
Medaillen  verprägt.  S. 

Neutaler  hießen  in  der  Schweiz:  i.  die 
französischen  Laubtaler  zu  6  Livres, 
2.  die  seit  1796  in  den  verschiedenen 
Kantonen  gemünzten  Taler  zu  40  Batzen 
oder  4  alten  Schweizer  Franken;  sie  trugen 
auf  der  Vs.  den  Kantonschild,  auf  der 
Rs.  einen  Spruch  und  wurden  bis  1814 
mit  verschiedenem  Feingewicht  geschlagen, 
durchschnittlich  hielten  sie  26,4639  g 
Silber.  Auch  halbe  und  viertel  Neutaler 
entstanden.  S. 

New  England  Shilling  s.  Massachusetts- 
geld. S. 

Nickel  und  Nickelmfinzen.  N.,  abgekürzt 
Ni,  spez.  Gew.  8,5.  In  Verbindung  mit 
anderen  Metallen  findet  sich  Nickel  schon 
um  200  V.  Chr.  in  baktrischen  Münzen. 
Dann  wird  »KupfemickeU  im  17.  Jh.  ge- 
nannt, aber  erst  um  die  Mitte  des  18.  Jh.s 
wurde  Nickel  als  selbständiges  Metall  er- 
kannt, und  seit  1825  bergmännisch  gewon- 
nen. Bis  1876  hat  Deutschland  fast  die 
Hälfte  des  Weltbedarfs  an  Nickel  gedeckt, 
dann  erfolgte  dieEntdeckung  großer  Nickel- 
lager in  Neukaledonien  Oregon  Nevada 
und  anderer  in  Nordamerika,  das  seitdem 
das  Hauptproduktionsland  des  Nickels  ist. — 
Die  ersten  Nickelmünzen  prägte  die  Schweiz 
1850  mit  loo/o  Nickel,  1857  folgten  die 
Vereinigten  Staaten  mit  120/0,  1865  mit 
250/0,  1860  Belgien  mit  250/0,  1863  Peru  mit 
120/0,  1869  Jamaika  mit  200/0,  1870  Brasi- 
lien auch  mit  20  0/0;  die  anderen  Prozente 
in  diesen  Münzen  waren  meist  Kupfer.  Seit 
1881  prägten  die  Schweiz,  seit  1892  Öster- 
reich fast  reine  Nickelmünzen,  aber  als  die 
von  Belgien  und  den  Vereinigten  Staaten 
gewählte  Legierung  von  250/0  Nickel  und 
750/0  Kupfer  1873  von  dem  Deutschen 
Reiche  angenommen  war,  wandten  sich 
ihr  die  meisten  Staaten  vor  dem  Welt- 
kriege zu,  um  nach  191 8  meist  billigeres 
Material  wie  Aluminiumbronze  oder  Kupfer 
für  die  kleinsten  Scheidemünzen  zu  wählen. 
Heute    werden    die    größeren,    z.  B.    d. 


deutschen  50  Pf. -Stücke,  auch  wieder  aus 
Reinni.  hergestellt.  —  B.  Neumann,  Die 
Metalle,  Halle  (Saale),  1904,  S.  326  ff.; 
Mitt.  der  num.  Ges.,  Wien,  1923,  S.  221 
bis  1924,  S.  279.  S. 

Niedereibische  Agrippiner  (Dbg.  nr. 
1778  ff.)  sind  Nachprägungen  bzw.  Entstel- 
lungen Köln-Andemacher  Denare;  nämlich 
der  Tempelseite  von  Dbg.  nr.  373,  374  u.  450 
(Eb.  Piligrim  1021 — 36),  der  anderen  Seite 
mit  dem  verwilderten  Sancta  Colonia  in 
drei  Reihen  von  Dbg.  nr.  329  ff.  (Abb.  141). 
Sie  sind  zum  großen  Teile  höchstwahr- 
scheinlich an  der  niederen  Elbe  geprägt 
und  haben  deshalb  von  Menadier  den  obigen 
Namen  erhalten.  Helmold  berichtet  in 
seiner  Wendenchronik,  daß  jenseits  der 
Niederelbe  »denarii  Bardewicensibus  simil- 
limi«  umlaufen  und  zahlreiche  Funde  der 
sog.  niederelbischen  Agrippiner,  die  zuerst 
in  Bardewik  geprägt  sein  werden,  in 
Mecklenburg  bestätigen  die  Nachricht.  Sie 
waren  schon  im  letzten  Viertel  des  li.  Jh.s 
im  Umlauf  und  haben  sich  bis  zu  Heinrichs 
des  Löwen  Zeit  gehalten  und  diesen  zu 
Prägungen  solcher  Pfennige  mit  seinem  Na- 
men veranlaßt,  die  jedoch  ein  Elreuz  auf 
der  Rs,  zeigen.  —  Bl.  f.  M.-kde.  HI  T.  VI 
nr.  104,  105  u.  117;  Dannenberg,  Der 
Silberfund  von  Niederlandin  in  Z.  f.  N.  V 
S.  17  f.  nr.  58;  Fund  v.  Horst,  Z.  f.  N. 
XIV  S.  252;  J.  Menadier,  Fund  v.  Prag, 
D.  M.  IV  S.  263  ff. ;  Suhle,  Fund  v.  Prenzlau 
in  Z.  f.  N.  XXXVI  S.  107,  109;  Jesse, 
Wend.  Mverein    S.  37.  Su. 

Niederländische  Ri|ksdaalder  sind  die- 
jenigen niederländischen  Taler,  die  auf 
der  Rs.  den  niederländischen  Löwenschild 
tragen.  Sie  werden  nach  der  Vs.  unter- 
schieden in  Taler  mit  halbem  oder  mit 
ganzem  Mann.  Die  ersteren  zeigen  das 
Hüftbild  eines  Geharnischten,  der  in  der 
Linken  den  Provinzialschild  hält,  die 
anderen  einen  ganzen  Geharnischten,  der 
sich  auf  den  auf  dem  Boden  stehenden 
Provinzialschild  stützt.  Jene  wurden  1606 
bis  1693,  diese  bis  gegen  Ende  des  18.  Jh.s 
geschlagen.  Sie  sollten  zuerst  28,99  g 
wiegen  und  25,677  g  Silber  halten,  zuletzt 
wogen  sie  aber  28,25  bis  27,73  g  und  hielten 
24,89  bis  24,18  g  Silber.  —  Verkade, 
Taf.  4,4  imd  47,2  und  öfter;  Noback»» 
S.  1036.  S. 


NIKE-NOAH 


459 


Nike,  lat.  Victoria,  die  älteste  der  griech. 
Personifikationen,  daher  nicht  mehr  als 
solche,  sondern  als  selbständ.  Göttin  em- 
pfunden, auf  M.  so  häufig,  daß  ein  Über- 
blick in  diesem  Rahmen  nicht  möglich. 
Vgl.  Abb.  26,  33/4,  49,  65,  68,  85,  108,  113. 
—  Röscher,  Lex.  d.  Mythol.  III  S.  306; 
Gruppe,  Griech.  Mythol.  S.  10846;  Stud- 
niczka,  Die  Siegesgöttin  1898;  Head,  H.  N. » 
S.  917-  953;  Regling,  Terina  S.  66  ff.; 
Bemhart,  Handbuch  S.  lOi.  R. 

Niketerion,  griech.  vixtqttqpiov,  Siegespreis; 
den  Ausdruck  brauchen  Mowat,  Rev.  num. 
1903  S.  25  und  Dressel,  Fünf  Goldmedail- 
lons aus  dem  Funde  von  Abukir  1906 
S.  56  für  die  aus  den  Schätzen  von  Tarsos 
und  Abukir  (Abb.  103)  stammenden,  an  die 
Sieger  in  Wettkämpfen  bei  den  großen 
Spielen  der  Griechen  verliehenen  N' 
Medaillone.  —  R.  E.  II  S.  2058,        R. 

Nimbus,  eigtl.  Regenwolke,  Wolke,  dann 
Lichtglanz,  der  vom  Haupte  der  Götter  und 
hervorrag.  Menschen  ausging,  von  der 
Strahlenkrone  (s.  d.)  nur  äußerlich  unter- 
schieden: während  diese  ein  Kopf  reif  mit 
Strahlen  ist,  ist  der  N.  eine  Scheibe  mit  oder 
ohne  Strahlen,  auf  die  der  Kopf  gleichsam 
aufgelegt  ist;  so  mit  Strahlen  der  Helios - 
köpf  auf  N  von  Lampsakos,  der  Solkopf 
nach  vom  im  Tempel  auf  JSi  des  M.  An- 
tonius, ähnlich  der  Kopf  des  steh.  Kaisers 
Pius  auf  Großbronzen  von  ihm,  der  Kopf 
des  Phönix  (s.  d.)  auf  röm.  M.  O  h  n  e  Strah- 
len erscheint  der  N.  auf  anderen  Denk- 
mälern zunächst  als  Abzeichen  der  Götter, 
dann  auch  der  geograph.  Personifikationen; 
auf  den  M.  finden  wir  ihn  bei  Geta,  ferner 
auf  dem  Mainzer  Bleimedaillon  (Z.  f.  N.  36 
Taf.  XI,  4),  dann  in  konstantinischer  Zeit 
auf  einigen  N  des  Licinius  und  des  Con- 
stantinus  I.  seit  314  n.  C.  (bei  Licinius  und 
bei  2  Stücken  des  Constantinus,  Z.  f.  N.  21 
Taf.  II  4,  5,  umgibt  er  das  Bildnis  der  Vs., 
sonst  erscheint  er  nur  bei  den  Ganzfiguren 
der  Rs.),  auch  bei  Fausta;  manchmal 
trägt  nur  der  Kaiser  Constantinus  den 
N.,  während  seine  Söhne  ihn  nicht 
führen  {N  Med.  Z.  f.  N.  21  Taf.  III  i.  5; 
Bl.  f.  M.-fr.  Taf.  264,  13).  Dann  wird  er 
nach  Constantinus'  Tod  allmählich  ein 
häufiges  Attribut  der  Kaiser,  freilich  nur  bei 
den  Ganzfiguren  auf  der  Rs.,  das  sich  auch 
auf  byz.  M.  von  lustinianus  bis  Phoc?is, 


dann  wieder  seit  Manuel  IL  bei  Vorwärts- 
darstellung des  Kaisers  oder  der  Kaiserin 
findet  (B.  M.  C.  Byz.  frontispiece  und  Taf. 
IV— XXII,  LXXVI/yil),  seit  dem  Er- 
scheinen des  Bildes  Christi  und  der  Heiligen 
auf  den  M.  bei  diesen,  jetzt  meist  mit  einem 
aufgelegten  Kreuze,  Abb.  iio.  115.  119.  — 
Krücke,  Der  Nimbus,  Straßburg  1905,  R. 

Im  Mittelalter  umgibt  der  N.  oft  den 
ganzen  Körper  (Glorie  oder  Aureole,  vgl. 
Mandorla,  (Abb.  231)  oder  er  erscheint  als 
eine  den  Kopf  umgebende  Scheibe,  später 
als  ein  über  ihm  schwebender  Ring,  so 
insbesondere  bei  den  Heiligen  (Abb.  195, 
197,  198,  218,  220,  230,  233,  234).  Auch  das 
Lamm  Gottes,  die  Taube  des  Heiligen 
Geistes,  das  Dreieck  mit  dem  Auge  Gottes 
sind  oft  von  einem  Nimbus  umgeben  dar- 
gestellt. Er  wird  Kreuznimbus  genannt, 
wenn  sich  in  ihm  ein  Kreuz  befindet,  dessen 
unterer  Balken  aber  durch  den  Kopf  des 
Dargestellten  verdeckt  wird  (besonders  auf 
byzantinischen  Münzen) ;  die  Glorie  kommt 
an  sich  nur  der  Dreieinigkeit  und  der 
heiligen  Jungfrau  zu,  der  Kreuznimbus  nur 
Christus  (Abb.  188,  212).  —  Friedensburg, 
Symbolik  S.  13.  Su. 

Nipenning  (Neunpfennig)  s.  Gros  3.    S. 

Niqiiet  hieß  der  aus  Gddnot  in  Frank- 
reich 1421  geprägte  sehr  geringhaltige 
Double  tournois  mit  gekrönter  Lilie- 
KLreuz.  Der  Name  ging  auf  die  von  Kaiser 
Karl  V,  für  die  Franche  comt6  in  Besangon 
1550/1  geschlagenen  Doppelpfeimige  über. 
—  Bianchet  II,  S.  164,  271,  280  (Abb.); 
Poey  III,  Taf.  120,  Nr.  5.  S. 

Nist,  dialektisch  Nu§f,  Nu§§,  =  arab.  V^* 
S.  Piaster,  Altun,  Sebili,  Mitkäl,  Budju,  Sul- 
täni,  Danmiur.  V. 

Nisfi(Halbstück)  s.Jaital,Paisa,  Altun.  V. 

NltäTy  Nisär,  kleine  Gold-  und  Silber- 
münzen, die  in  muhammedanischen  Ländern 
bei  festlichen  Gelegenheiten  unter  das  Volk 
gestreut  wurden;  s.  Rupie.  V. 

Iflzam,  der  übliche  Titel  der  Fürsten 
von  Hyderabad.  Stoenner, 

NC  Y  X  C,  Sigle  auf  röm.  Gold-M^  der 
2.  Tetrarchie,  306—309  zu  Nicomedia  ge- 
prägt, entweder  gedeutet  als  Nicomedia 
lux  civitatium  oder  es  wird  die  90  als  Zahl 
der  Stücke  auf  die  Mine  von  etwa  490  g 
aufgefaßt.  —  KUo  V  S.  124.  R. 

Noah  s.  unter  Arche  Noahs.  R. 


46o 


NOAILLES— NOGATA 


NoaiUeSy  ein  Louisdor  (s.  d.)  Ludwigs  XV. 

S. 

Nobel)  Schlffsnobely  holl.  Schuitken,  ist 
eine  Goldmünze,  die  von  Eduard  IIL  von 
England  in  Erinnerung  an  den  am  22.  Juli 
1340  über  30  000  Franzosen  und  230  Schiffe 
errungenen  Seesieg  von  Sluys  erstmalig 
1344  an  Stelle  der  anfänglich  1343  ge- 
schlagenen Florene  geprägt  worden  ist.  Der 
Nobel  zeigt  das  Brustbild  des  mit  Schwert 
und  Schild  bewehrten  Königs  in  einem 
Schiff  auf  wogender  See  und  in  der  durch- 
brochenen Mitte  des  Lilienkreuzes  im  Acht- 
paß auf  der  Rs.  die  Initialen  des  könig- 
lichen oder  auch  des  Namens  der  Münz- 
stätte (Abb.  242).  Die  L^ende  lautet:  ^Ihc 
(autem)  transiens  per  medium  illorum 
ibat«.  Diese  Goldmünze  hat  einen  Dm. 
von  23  mm  u.  ein  CJewicht  von  7,7  g,  indem 
391/a  Stück  aus  dem  Towerpfund  ge- 
schlagen wurden  (1344  8,97  g,  1346  3,33  g, 
135 1 — 77  7,97  g);  die  Feinheit  betrug 
237/8  Karat  u.  der  Wert  6  SchüHng  8  Pf, 
Eduard  IIL  hat  sie  mit  ihrem  Halb- 
(3,91  g)  und  Viertelstück  (2,17  g)  während 
seiner  ganzen  langen  Regierung  weiter- 
geschlagen und  nur  in  der  Titulatur  einen 
Wechsel  eintreten  lassen,  indem  er  sich 
bis  1360  des  französ.  Königstitels,  darauf 
ein  Jahrzehnt  des  aquitanischen  und 
schließlich  beider  Titel  bediente.  Auf  die 
Umschrift  blieben  auch  die  Änderungen 
seiner  Nachfolger  beschränkt;  erst  1465  hat 
Eduard  IV.  den  Rosennobel  eingeführt 
(s.  dort).  —  Später  kommt  der  Schiffs- 
typus auf  der  Rs.  der  Angels,  die  seit 
Heinrich  VIL  v.  England  geprägt  wurden, 
vor  (s.  Angdot). 

Die  Nobd  sind  nicht  nur  zur  Bestreitung 
der  Kriegskosten  und  als  Entschädigung 
für  Kriegshilfe  von  den  englischen  Königen 
ausgegeben  und  ins  Ausland  gelangt,  son- 
dern auch  durch  den  Handel  in  großen 
Massen  auf  das  Festland  gekocamen;  sie 
sind  in  ansehnlicher  Menge  im  Rheinland 
(Fund  V.  Köln)  und  weiter  östlich  bis  nach 
Pommern  gefunden  worden,  selbst  in  einem 
Vertrage  der  Schlesier  mit  den  Hussiten 
wird  nach  den  Nobel  gerechnet.  Wegen 
ihrer  allgemeinen  Geltung  sind  sie  auch 
vielfach  in  den  Niederlanden  nachgeahmt 
worden  und  zwar  schon  im  14.  Jh,  durch 
Philipp    V.    Flandern    (1384 — 1404)    und 


durch  kleine  Herren  wie  Walram  von  Ligny, 
noch  um  1500  von  Kaiser  Maximilian  u. 
Philipp  d,  Schönen  und  im  16.  Jh.  von 
Seeland,  Utrecht,  Kampen  und  Geldern. 
Diese  niederländischen  N.  wogen  im  16.  Jh. 
6,836  g  und  hielten  6,55  g  Gold.        Su. 

Der  Nobel  hieß  in  Rußland  Korab^l'nik 
(von  Korabr  =  Schiff),  er  wurde  dort  von 
den  Zaren  als  Geschenkmünze  benutzt.  — 
Grueber,  S.  46—48,  167;  Verkade,  S.  20  f.; 
de  Voogt,  S.  170;  Sreznevskij  I,  1284; 
Chaudoir  I,  S.  56.  B. 

Nobilissimus,  seit  Diadumenianus  (217 
n.  C.)  für  den  Caesar  (s.  d.)  vorkommender 
Titel.  Abk.  N  C,  NOB  CAES,  NOV  CS. 
Griech.  im^ayiazaxoi,  ^-  Nobilissima  fe- 
mina,  abgek.  N  F,  heißen  Helena  (die  Zu- 
teilung dieser  M.  der  Helena  an  die  Gattin 
des  Crispus  ist  irrig,  Num.  chron.  191 5 
S.  132),  Fausta  und  Constantia,  Mutter, 
Gattin  und  Schwester  Constantinus'  L, 
Z.  f.  N.  XIX  S.  106.  —  N(obilissimus)  v(ir) 
(damals  höchster  Titel  nächst  den  Augusti 
und  Caesares)  heißt  auf  M.  Romulus,  des 
Maxentius  Sohn.  R. 

Nobilis  vif  =  Edelherr  kommt  als  Titel 
auf  einigen  Münzen  des  M.A.  vor,  so  z.  B. 
auf  Denaren  Simons  I.  von  der  Lippe  (1275 
— 1344),  nobilis  allein  bei  Bernhard  VII. 
(1431 — 1511),  auf  einem  Pfennige  von 
Stadt-Oldendorf  (nobi)lis  de  Homborg 
(Num.  sphrag.  Anz.  1892  S.  94),  auf  Pfenni- 
gen Konrads  v.  Diepholz  (1493 — ^SH)  No- 
b(i)l(is)  Conrad.  Diphol.  Das  NVO  auf 
Eilenburger  Brakteaten  ist  als  Nobilis 
vir  Otto  aufzulösen.  Als  Stadtbeiwort 
erscheint  nobilis  bei  Vienne.  —  Mader,  Krit. 
Beiträge  S.  202;  Dannenberg  in  Berl.  Mbl. 
1900  S.  2817.  Su. 

Noble  oder  Half  Merk,  eine  unter  Jakob 
VI.  in  Schottland  1572 — 1580  geprägte 
Kriegsmünze  aus  Billon  zu  6  Schilling 
8  pence  von  einem  Gewicht  von  6,803  g» 
die  bis  1576  3,402,  seitdem  4,539  g  Silber 
hielt.  Sie  trug  auf  einer  Seite  den  schotti- 
schen Schild,  auf  der  anderen  ein  Blumen- 
kreuz. —  Grueber,  S.  193.  —  Vgl.  Nobel. 

S. 

Nogfita.  Nogäta,  vom  arabischen  nakd 
(pecunia  parata  et  praesens  solutio,  probus 
et  justi  ponderis  nummus),  eine  altrussische 
Geldeinheit,  die  V«>  der  Rechengrivna  (s. 
Grivna)  ausmachte  und  die  hoher  als  die 


NOMENMÜNZEN— NOMOS 


461 


Kuna  (s.  d.)  bewertet  wurde  (20  :  25).  Da- 
her kann  wohl  für  das  10.  und  1 1.  Jh.  unter 
einer  N.  im  Gegensatz  zur  Kuna  ein  voll- 
wichtiger, älterer  Dirhem  verstanden  wer- 
den. —  Izv^stija  Otd^lenija  r.  jazyka  i  slov. 
Akad.  Nauk  (1902),  VII 2,  S.  293  (Meh- 
oranskij);  Sreznevskij,  II,  462;  Mroöek,  113 
— 115.  —  Vgl.  auch  Trutovskij,  Nogäta,  in 
Drevnosti  vostocn.  Mosk.  Arch.  Ob§c.  IV 
(1913),  doch  nicht  seine  konfusen  Aus- 
führungen über  die  älteste  mss.  Geldge- 
schichte. —  Für  die  spätere  Zeit  s.  Gutzeit, 
Nogäten  und  Mordken.  B. 

Nomenmunzen,  ägyptische,  sind  ^E-Mün- 
zen,  die  in  Alexandreia  Äg.  von  Domitianus 
bis  Marcus  Caesar  nach  einem  Jahreszyklus 
(Z.  f.  N.  29  S.  114^)  geprägt  sind  und  je  den 
Namen  eines  ägypt.  Gaues  (vofioc)  tragen, 
im  ganzen  an  50  verschiedene  einschließlich 
der  Stadtnamen ;  soweit  ausgeschrieben, 
stehen  die  Namen  im  Nom.  sing.,  z,  B. 
APCINOeiTHC,  seil.  vo|x6?,  beim  Mem- 
pheites,  Ombites  usw.  ist  NOMOC  sogar 
zugesetzt,  nur  NAYKPATIC,  APABIA  und 
AIBYH  in  dieser  Form.  Die  Bilder 
stellen  teils  den  personifizierten  Gau,  teils 
die  dort  hauptsächlich  verehrte(n)  Gott- 
heit(en)  und  ihre  Attribute  dar,  aber  alles 
in  »alexandrin.  Interpretation  des  ägypt. 
Glaubens«.  —  Bibliographie  bis  1900 : 
Journ.  int.  III  S.  344;  Head,  H.  N.»  S.  864; 
Vogt,  Die  alexandr.  M.  I  S.  57/64.       R. 

Nominalfsten  heißen  diejenigen  Geld- 
theoretiker, die  das  Wesen  des  Geldes  in 
dem  vom  Staate  einem  Stück  Metall, 
Leder  oder  Papier  gegebenen  Nennwerte, 
dem  valor  extnnsecus,  sehen  (s.  Char- 
talismus). Die  Hauptvertreter  sind  der 
Franzose  Pothier  im  18.  Jahrhundert  und 
der  Deutsche  Knapp  (f  1926) ;  im  Gegen- 
satz zu  den  N.  behaupten  die  Valoristen, 
daß  der  Wert  des  Geldes  sich  aus  dem 
Sachwerte  (valor  intrinsecus),  der  Nach- 
frage nach  Zahlmitteln  und  dem  Garantie- 
stempel des  Staates  (Gepräge)  zusammen- 
setzt. S. 

Nominalwert  s.  unter  Münzwert.     S. 

Nomlsma,  griech.  v6(ii9ftot,  von  v6)i.oc  = 
Sitte  und  Recht  abzuleiten,  bedeutet  Münze, 
und  zwar  i.  das  Einzelstück,  2.  in  kollek- 
tivem Sinne,  3.  im  Sinne  von  M. -recht. 
Im  I.  und  2.  FaUe  wird  es  oft  durch  Zu- 
sätze    wie   Bepevfxetov,     ASy^vAiov     spezi- 


fiziert. -—  Trait^  I  S.  390/93.  1126.  —  In 
byz.  Zeit  ist,  seit  dem  8,  Jh.  und  bis  zum 
12.  Jh.,  wo  Hyperpyron  (s.  unter  Iperpero) 
üblich  wird,  N.  so  viel  wie  ^poaoüv  oder 
Xpöaiov  ,v(5ixtafi.a,  d.  h.  der  goldene  Solidus, 
Abb.  118.  —  Trait^  I  S.  537;  Hultsch, 
Metrol.  Scr.  II  S.  loo;  Journ.  int.  II 
S.  345^.  R. 

Nomophylakes,  griech.  vojiooüXaxec  = 
Gesetzeswächter,  Behörde  in  Lakedaimon, 
die  (ohne  Personennamen)  auf  der  Vs, 
einer  M.  der  Stadt  erscheint.  —  Mün- 
sterberg, Beamtennamen  S.  252.         R. 

NomoSy  griech.  v(5fxoc,  urspr.  =  Brauch, 
Gesetz,  dann  =  Münze,  lat.  nummus,  das 
später  wieder  ins  Griech.  in  der  Unform 
voüptpoc  rückübertragen  wurde.  Die  ori- 
ginale Form  vop-oc  steht  bei  Polliix  Onom. 
IX  79  (zweimal,  aus  Epicharm,  Anf.  5.  Jh.s 
V.  C.)  und  bei  Photios  s.  v.  (sonst  stets 
durch  voüjxfioc  verdrängt  und  mit  ihm  ver- 
wechselt), als  Münzeinheit  von  HeraMeia 
Luk.  steht  er  in  den  tabulae  Heracleenses 
(um  325  V.  C),  und  in  seiner  weiteren  Gel- 
tung in  ganz  (Unter-)  Italien  und  in  seinem 
damaligen  Betrage  ist  er  endlich  durch  die 
Gleichung  einer  Inschrift  von  Delphoi  Dit- 
tenberger3  no.  240  I  14  v6jJL[o]t  'iToXtcuxuol 
Ix[ax6v],  TOüTOü  A^'^ivotov  hpa'/j^oLX  hxoLxhv 
2[)taTi]TSTopeg,  Tsxopec  ö8[cXof]  sichergestellt 
auf  [124V3  X  6,24  g  (über  diesen  Betrag 
s.  unter  Äginäischer  M.-fuß) :  100  =]  7,78  g. 
Ursprünglich  —  er  wird  seit  etwa  550  ge- 
prägt —  erheblich  höher  (Klio  VIS.  506 bis 
512;  mehrfach  belegte  Stufen  gibt  es 
noch  bis  8,30 — 8,32  g  aus  6  Städten), 
ist  er  gewiß  entstanden  als  Abschwächung 
des  den  westl.  Handel  beherrschenden 
korinth.  Pegasosstaters  (von  8,5 — 8,6  g  in 
praxi),  auf  den  diese  N.  auch  oft  überprägt 
sind,  und  wie  dieser  auf  Sizilien  in  10  Litren 
(s.  d.)  zerfiel,  so  wird  auch  der  N.  in  Unter- 
italien nach  dem  M.-befund  bald  in  12  Teile 
(Obolen),  bald  in  10  Teile  (Litren)  geteilt. 
Zweifelsohne  ist  er  der  voup.(jLoc  von  Tarent, 
den  Aristoteles  dort  mit  dem  Typus  des 
Delphinreiters  als  y6\kia\ui  kaimte  (Pollus:, 
Onom.  IX  80):  denn  das  ist  der  Typus  des 
tarent.  Großstücks  von  7Va — 8  g  —  in 
pyrrhischer  Zeit  reduziert  auf  6  röm.  Scri- 
pula  =  6,82  g  (Klio  VI  S.  518/21)  —  wäh- 
rend seiner  von  etwa  S5CK-2IO  v.  C.  dauern- 
den Prägezeit,  wogegen  er  auf  Unterstufexk 


402 


NOMOTHETES— NOTGELD 


vor  212  überhaupt  nicht  vorkommt.  Da 
nun  zudem  Aristoteles  die  erst  aus  dem 
Latein,  zurückübertragene  Unform  voojijioc 
-unmöglich  schon  gebraucht  haben  kann,  so 
ist  zu  erwarten,  daß  auch  an  anderen  Stellen 
diese  Unterschiebung  des  voüjijiac  geschehen 
xmd  also  auch  anderswo  mit  voujj.jj.oc  (s. 
unter  Noummos)  nicht  der  röm.  Sesterz, 
sondern  der  alte  Nomos  gemeint  ist.  Dar- 
aus erst  ist  von  Willers  (vgl.  unter  Litra) 
das  Verständnis  der  Stelle  bei  Pol  ux, 
Onom.  IX  87  über  die  siziL  Litra  =  ^/jo 
Nomos  oder  korinth.  Stater  =  ^/24o,  später 
Viao  Talent  gewonnen  worden,  ebenso  die 
Erkenntnis,  daß  der  Schlußsatz,  das  8üvo- 
oflatBitivvoüjj.ji.ovTpux'ijjiicttßdXta  nicht  mehr 
in  das  Aristoteleszitat  gehört,  sondern,  wie 
<ias  Schol.  Hom.  bei  Hultsch,  MetroL  scr.  I 
S.  300  Zeile  2/3  lehrt,  aus  dem  Werke  des 
Apollodoros  (2.  Jh.  v.  C.)  über  Sophron 
stammt  (sizil.  Dichter  des  ausgeh.  5.  Jh.s; 
dieser  hat  also  sicher  den  v6jj.oc  gemeint 
und  Apollodor  ihn  irrig  auf  den  Sesterz 
bezogen) :  denn  hier  ist  voSjtjxoc  wegen  der 
•Gleichung  mit  i^fz  (att.)  Obolen  (=  V4  Dr.) 
sicher  der  röm.  Sesterz  (=  1/4  Denar; 
Denar  und  Dr.  werden  seit  der  späteren 
Republik  gleich  gerechnet).  Umgekehrt 
-wird  das  gute  alte  Wort  vojjtoc  statt  vo5jj.jioc 
für  Sesterzen  gebraucht  in  einer  Inschrift 
vonDelos  umiSov,  C:  TS-rpdvojjia,  Sfvojia, 
vofiot,  d.  h.  Denare,  Quinare,  Sesterzen 
(Dittenberger»  n.  588  Z.  215).  Über  vofioc 
-=:  Denar  s.  Willers  S.  358.  —  Giesecke,  Italia 
numismatica  1928  S.  11/15,  42/3  (vgl.  schon 
,Sicilia  numismatica  1923  S.  71)  will  einen 
Unterschied  feststellen  zwischen  dem  Fuße 
der  »achäischen«  Kolonien,  dem  von 
Tarent  und  dem  »phokäischen«  von  Hyele, 
und  das  Wort  N.  auf  den  letzten  be- 
.schränkt  wissen;  ich  halte  diese  Unter- 
schiede im  wesentlichen  für  zeitliche  oder 
iür  augenblickliche  lokale  Spielarten.  — 
•Gabriel,  La  monetazione  del  bronzo  nella 
Sicilia  antica  1927  schließt  sich  wie  ich  an 
Willers  an,  —  Die  Behandlung  des  N.  bei 
Segr^,  Metrologia  S.  288/93  ist  geradezu 
^n  Rückschritt  gegenüber  Willers.      R. 

NomotfaeteSy  griech.  vojj.o&st>]c  =  Gesetz- 
geber, vermutlich  Mitglied  einer  Körper- 
jschaft  dieses  Namens,  nennt  sich  ein 
Beamter  auf  M  von  Laodikeia  Phryg.  — 
31ünsterberg,  Beamtennamen  S.  252.    R, 


Non  sunt  Diesen  Namen  erhielt  der 
Twelve-Penny-Groat  der  Königin  Maria  von 
Schottland  und  ihres  Gemahls  Franz  von 
Frankreich  von  1559  von  zwei  Worten  in 
der  Umschrift:  Jam  non  sunt  duo,  sed  una 
caro.  Er  trug  auf  der  Hs.  gekrönte  Initialen, 
auf  der  Ks.  Schrift  im  Quadrat,  wog  1,7  g 
und  hielt  0,14  g  Silber.  —  E.  Burns, 
Coinage  of  Scotland  III,  1887,  S.  326—328. 

S. 

Nota,  lat.  =  Gepräge,  z.  B.  Plin.  N.  h. 
33,  45  und  46,  Sueton  Aug.  75,  —  Rev, 
num.  1891  S.  112.  R. 

»Nota«  befindet  sich  auf  der  Rs.  friesi- 
scher Pfennige  des  Grafen  Egbert  I.  (1057 
— 1068),  zu  Bolsward,  Doccum,  Emnigheim, 
Leeuwarden,  Staveren  und  einigen  anderen 
noch  nicht  bestimmten  Orten  geprägt,  zwi- 
schen zwei  Perlenlinien  quer  über  das  Feld 
der  Münze.  Nota  bezeichnet  auch  hier  das 
Gepräge  der  Münze,  obwohl  dies  gewöhn- 
lich i.  M. A.  forma  und  imago  heißt.  —  Me- 
nadier,D.M.  III  S.  I58f.  Su. 

Notgeldy  Scheine  oder  Münzen,  die  bei 
Mangel  an  Umlaufsmitteln  von  nicht  münz- 
berechtigten Städten  oder  Privaten,  auch 
staatliche  Prägungen,  die  in  Notzeiten  zu 
einem  den  Metallwert  übersteigenden  Nenn- 
wert ausgegeben  wurden,  z.  B.  die  Görtzi- 
schen  Notdaler  Karls  XII.  (s.  d.  u.  Abb. 
361),  endlich  staatliche  Scheine.  Das  älteste 
bekannte  Papiemotgeld  —  wegen  Leder- 
geld s.  d,  —  gab  1482  der  Graf  v.  Candilla 
aus,  als  er  in  der  Festung  Alhama  in  Gra- 
nada von  den  Mauren  belagert  wurde;  dem 
folgten  1572  beprägte  Pappstücke  von  Lei- 
den und  Scheine  von  Maasfeld  in  Thür.  aus 
dem  30jähr.  Krieg  und  irisches  Geld  dersel- 
ben Zeit  (S.  Gun-,  Inchiquin-,  Ormonde-  und 
Rebelmoney);  seit  1789  zahlreiche  franzö- 
sische Stadtgeldscheine  (s.  Billets  patrio- 
tiques),  Papiergeld  der  belagerten  Städte 
Mainz  1792,  Kolberg  1807,  Erfurt  1813. 
Verschwinden  der  silb.  Scheidemünzen  ver- 
anlaßte  um  1820  zahlr.  Notgeldausgaben 
in  den  halt.  Ländern  (Städte  Dorpat, 
Pemau,  Reval,  Walk),  ebenda  auch 
1860/63,  1848  in  Böhmen  in  über 
150  Orten,  auch  im  übrigen  Österreich, 
ebenso  1859  ^^^  1S66;  1870  wurde  Papier- 
geld in  Frankreich  an  70  Orten  in  300  Arten 
ausgegeben,  in  Deutschland  nur  von  Kai- 
serslautem (in  Nürnberg  gedruckt,  nicht 


NOTGELD 


463 


ausgeg.).  In  Italien  gaben  während  der 
Einigungszeit  Hunderte  von  Gemeinden 
Notgeld  aus,  in  der  Türkei  während  des 
Krieges  mit  Rußland  1876  bis  1878  Hun- 
derte von  griech.  u.  armen.  Kirchen;  Not- 
geld begleitet  schließlich  jeden  modernen 
Krieg,  1898  den  Sudankrieg  (Chartum), 
1900  den  Burenkrieg  (Mafeking,  Bulawayo, 
Kimberley),  den  Tripoliskrieg,  seit  19 13 
die  mexikanischen  und  chinesischen 
Bürgerkriege,  vor  allem  aber  den  Welt- 
krieg. 

Der  plötzliche  starke  Bedarf  an  Hartgeld 
für  die  Löhnung  der  Soldaten,  zugleich  mit 
dem  Zurückhalten  von  Gold  und  Silber 
durch  die  Bevölkerung,  die  besonders  in 
Grenzgebieten  ängstlich  war,  und  Miß- 
trauen gegen  die  Banknoten  ließ  in  fast 
allen  kriegführenden,  auch  vielen  neutralen 
Ländern  Stauungen  des  Geldumlaufs  ent- 
stehen, zu  deren  Abhilfe,  vor  allem  in  den 
Grenz-  und  Industriegegenden,  Notgeld  von 
Städten,  Fabriken  und  Kaufleuten  ausge- 
geben wurde,  das  in  Deutschland  bald 
wieder  eingezogen  werden  konnte.  Eine 
weitere  Periode  beginnt  für  Deutschland 
1916  mit  Kleingeldscheinen,  meist  5, 10  und 
50  Pfg.,  veranlaßt  durch  die  allmälil.  Ein- 
ziehung des  Nickelgeldes,  das  zwar  durch 
Eisenmünzen  ersetzt  wurde,  aber  wegen  des 
großen  Bedarfs  der  besetzten  Gebiete  nicht 
ausreichte.  Diese  Ausgaben,  von  den  Be- 
hörden stillschweigend  geduldet,  setzten 
sich  bis  1922  fort  und  überschwemmten  das 
ganze  Reich,  arteten  aber  seit  1920  immer 
mehr  zur  Spielerei  aus,  indem  zahlreiche 
Orte  Notgeld  nicht  mehr  für  den  Geldum- 
lauf, sondern  zum  Verkauf  an  Sammler  in 
ganzen  Serien  ausgaben,  und  führten 
schließlich  das  Notgeldverbot  vom  17.  7. 

Periode:  Zahl  der  AusgabesteUen 

I914  400 

1916/22  Papiergeld         4000 
1916/22  Hartgeld  1500 

1918/19  Großgeld  500 

1922  nach  17.  Juli  400 

•1923  8000 

Wertbeständ.  Notgeld       500 

S.  auch 

Österreich  zählte  1914/15  nur  lOO  Aus- 
gabestellen. Erst  1918  folgten  ihnen  Klein- 


1922  herbei.  Eine  Untergruppe  der  Klein - 
geldperiode  sind  die  i-  und  2-Pfg.-Scheine, 
die  1920  in  Süddeutschland  noch  benötigt 
wurden,  als  die  Reichsmünzen  wegen  des 
den  Nennwert  übersteigenden  Metallwerts 
schon  verschwunden  waren.  Gleichzeitig  mit 
den  Kleingeldscheinen  wurde  auch  Metall- 
N.  in  den  gleichen  Werten  ausgegeben, 
zuerst  meist  aus  Zink,  später  aus  Eisen, 
auch  Aluminium,  in  runder  oder  öeckiger 
Form;  die  Spekulationsentartung  der  Klein- 
geldscheine trat  beim  Hartgeld  kaum  ein.  — 
Der  Zusammenbruch  19 18  veranlaßte  die 
Ausgabe  von  Großgeldscheinen  zu  5,  10, 
20,  SO  M.,  da  die  Reichsdruckerei  den  An- 
forderungen nicht  mehr  nachkommen 
konnte;  bis  Mitte  1919  verschwanden  diese 
Scheine  wieder  aus  dem  Verkehr.  Die 
Inflation  brachte  dann  noch  drei  weitere 
Notgeldperioden,  1922  (nach  dem  Not- 
geldverbot) Werte  zu  100,  500,  1000  M., 
die  bis  Ende  d.  J.  wieder  eingezogen 
wurden,  aber  Frühjahr  1923  noch  Nach- 
zügler zu  5000  und  loooo  M.  fanden; 
dann  die  Notgeldflut  von  1923  mit  Werten 
von  50000  M.  bis  zu  200  Billionen,  die 
alles  bisherige  in  den  Schatten  stellte  und 
auch  die  entlegensten  Gegenden  über- 
schwemmte; schließlich  die  Periode  des 
wertbeständigen  Notgelds,  das  meist  in  der 
Dollarwährung  entsprechenden  Werten  ge- 
halten war  und  1924  wieder  verschwand 
(s.  Inflation).  Über  Gefangenenlagergeld 
s.  d.  In  den  Kolonien  wurde  Notgeld  in 
Südwestafrika  vom  Gouvernement  und 
von  Privaten,  in  Kamerun  vom  Gouverne- 
ment und  in  Ostafrika  von  der  Deutsch- 
ostafrikanischen Bank  ausgegeben.  Die 
Zahl  der  Ausgabestellen  und  Werte  betrug 
schätzungsweise : 

ZaM  der 

Arten  Gresamtbetra^ 

2  000  10  Millionen 

30000  ? 

7  000  ? 

2  000  5  Milliarden 

I  500  ? 

65  000  500  Trillionen 

2000  ? 

Inflation, 
geldscheine,  erst  nur  vereinzelt,  dann  aber 
bis  1921  in  der  gleichen  Flut  wie  im  Reich 


464 


NOUMMION— NOVCIC 


(vielleicht  20000  Arten),  aber  fast  durch- 
weg nur  spekulativ  ausgegeben.  In  Ungarn 
brachte  die  Kommunistenzeit  191 8/19  eine 
große  Menge  Notgeld  hervor.  In  Frank- 
reich überließ  der  Staat  das  Notenausgabe- 
recht  bis  zu  2  Franken  den  örtlichen 
Handelskammern,  die  von  19 14  bis  1923 
ununterbrochen  davon  Gebrauch  machten 
und,  zusammen  mit  den  zahlreichen  Ge- 
meindeausgaben des  besetzten  Gebietes, 
über  lOOOO  verschied.  Scheine  und  Münzen 
hervorbrachten.  Belgien  zählt  500  Aus- 
gaben von  1914/15  und  viele  spätere  Klein- 
geldscheine, die  häufig  von  den  Ver- 
pflegungsbehörden ausgegeben  wurden;  die 
Niederlande  hatten  nur  1914  etwa  50  Aus- 
gaben. In  Rußland  ensstanden  von  191 7 
bis  1924  rund  4000  verschied.  Scheine, 
darunter  solche  aller  antibolschew.  Armeen, 
in  Polen  2000;  schließlich  sind  noch 
Portugal  mit  rund  looo  Scheinen  (1917/22) 
und  Südslawien  zu  erwähnen.  —  S.  auch 
Belagerungsmünzen. 

Kataloge:  Keller,  Das  deutsche  Notgeld 
1914 — ^24;  Trelde,  Österreichischer  Not- 
geldkatalog 1919/21  (Salzburg  1921);  Ch. 
Denis,  Catalogue  des  Monnaies  de  N^- 
cessit6  6mises  depuis  1914  (Paris  1924); 
T.  Solski,  Polska  Moneta  Papierowa,  Spis 
Bonöw  Wojennych  z  lat  1914/20  (Lem- 
berg  1921,  23,  24);  F.  G.  Tschutschin, 
Katalog  Bon  i  Denznakow  Rossii,  RSFSR, 
SSSR,  Okrain  i  Obrazowanij  (1769 — 1927), 
3.  Aufl.  (Moskau  1927).  A.  Keller. 

Nottmmlon,  griech.  voo(i.|iiov,  lat.  num- 
mus,  s.  d.^  ist  der  Name  der  Einheit  der 
byz.  Kupfermünzen  seit  der  anastasischen 
Reform  (Abb.  114/5),  erscheint  aber  in 
der  späteren  Zeit  im  Sinne  von  Gdd  über- 
haupt, N.  Z.  44  S.  193.  R. 

NoununoS)  griech.  voo)iiioc,  aus  dem 
latein.  nummus  (s.  d.)  buchstäblich  übertra- 
gen, Belege  bei  Hultsch,  Metrol.  scr.  II S.  200 
im  Register;  dort  z.  B.  S.  304  Z.  6  in  allgem. 
Siime  =  Münze:  xo8pavT7]c  vgü{A(jloc;  meist 
aber  in  der  Sonderbedeutung  des  Wortes 
als  Sesterz  (s.  d.).  Jedoch  ist  der  voüfijjioc, 
den  Pollxix  Onom.  IX  80  u.  IX  87  aus 
Aristoteles  (der  ganz  gewiß  diese  Unform 
noch  nicht  hatte)  als  1/24  Talent  zitiert, 
nicht  der  Sesterz  —  auch  die  Überein- 
stinmiung  zwischen  Festus  (p.  359a)  talen- 


tum  Syracusanum  trium  denarium  (s.  unter 
Talent)  und  Pollux  IX  87  2txsXixov  toXavTOv 
SoTspov  Süoxaßexa  (voßfijxooc  foxoev) :  12  Sest. 
=  3  Den.  darf  daran  nicht  irre  machen  (ge- 
gen Giesecke,  Sicilia  numism.  S.  145)  — ., 
sondern  der  alte  vdfioc  (s.  d.),  und  der 
dort  folgende  Zusatz:  Suvaa&ai  Ss  xöv 
yoo[L[t,ov  Tpta  f^p.tcoß&ta  gehört  nicht  mehr 
zum  Aristoteleszitat,  sondern  stammt  aus 
dem  Zitat  eines  Philologen  des  2.  Jh.  Apollo- 
doros  (Schol.  Hom.  bei  Hultsch,  Metrol. 
scr.  S.  300  Zeile  2/3) :  zu  dieser  Zeit  erst 
ist  das  lat.  nummus  =  sestertius  als  N. 
übernommen,  und  die  Gleichung  i  Sesterz 
=  1^2  Obolen  führt  auf  die  Zeit,  wo  die 
(att.)  Drachme  dem  Denar  gleichgesetzt 
wird.  Auch  die  übrigen  Belege  für  N. 
zeigen  ihn  als  identisch  dem  Sesterz,  so 
wohl  auch  der  Papyrus  zwischen  268  und 
284  n.  C,  den  Segr^,  Metrologia  S.  440 
erwähnt  und  in  dem  vo3|xjioi  ?taX.ixol  vor- 
kommen. —  In  der  Spätzeit  ist  der  N. 
anscheinend  das  40-Nummia-Stück  der 
anastasischen  Reform  (Abb.  114):  Kedrenos 
IS.  801  ed.  Bonn. :  96XX8IC  "^toi  voufx^oi;  Mar- 
cellinus, Chronikon  z.  J.  498:  nxmimi  quos 
Romani  terentianos  [coni.  teruncianos,  vgL 
Num.  chron.  1927  S.  224],  Graeci  phollerales 
vocant  usw.,  s.  unter  Noummion  und  Follis. 

R. 

Nova  constellatio.  1781  wurde  als  Münz- 
einheit der  Vereinigten  Staaten  von  Nord- 
amerika der  1440.  Teil  des  Peso  oder 
0,0162  g  Feinsilber  vorgeschlagen;  es  sollten 
das  100-,  500-  und  Tausendfache  dieser 
Einheit  als  Cent  zu  1,7496  g,  Quint  zu 
8|7492  g  und  Mark  zu  17,4984  g  Gewicht, 
alle  5*5/1000  fein  geprägt  werden.  Diese 
Münzen  zeigen  auf  der  Vs.  das  strahlende 
Auge  Gottes  und  die  Umschrift:  NOVA 
CONSTELLATIO,  auf  der  Rs.  U  S  (United 
Staates)  im  Kranze  und  die  Zahlen  looo^ 
500  und  100  (Mark-,  Quint-  u.  Centstück). 
Zwar  sind  nur  wenige  Probemünzen  entstan- 
den, doch  wurden  in  Birmingham  solche 
Stücke  aus  Kupfer  mit  den  Jahreszahlen 
1783  und  1785,  aber  ohne  Wertzahl  ge- 
schlagen und  in  Amerika  ausgegeben.  — 
Crosby  S.  307,  332  f.  —  Ernst  in  N.  Z.  43. 
Bd.  S.  233  ff. 

Novcic  (PL  Novcica)  war  eine  ältere 
Kupfermünze  von  Montenegro  zu  Vioo-Gul- 
den,  dem  österr.  Neukreuzer  entsprechend. 


NOVENE-.NUMMULARIUS 


465 


die  1892   mit  Einführung  des  Perperasy- 
stems  durch  die  Para  (s.  d.)  ersetzt  wurde. 

S. 

Novene,  Noven,  auch  Maravedi  blanco 
genannt,  ist  eine  spanische  Silbennünze, 
die  urkdl.  im  Werte  von  3  dinaren  (pe- 
piones)  =  3^/60  Goldmaravedi  von  König 
Alfons  X.  V.  Kastilien  (1252 — 84)  ge- 
schlagen wurde.  Diese  Münze  entsprach 
den  englischen  Sterlingen,  ist  aber  bis 
jetzt  in  Natura  noch  nicht  aufgefunden 
worden.  —  Engel-Serrure  II  S.  823.    Su. 

Novgorödka  ist  die  bei  den  russischen 
Numismatikern  übliche  Benennung  der 
Denga  (s.  d.)  der  Republik  Novgorod,  die 
von  1419/20  bis  1478  nach  Moskauer  Vor- 
bild in  Silber  geprägt  wurde,  mit  mehrzelli- 
ger Aufschrift  auf  der  Rs.  und  einem  älteren 
und  jüngeren  Typus  auf  der  Vs.  Der  ältere 
hat  den  stehenden  Fürsten  (Großfürsten 
von  Moskau?)  mit  Krone  und  Schwert, 
dem  eine  gebückte  Figur  einen  unkennt- 
lichen Gegenstand  darbringt;  der  jüngere 
Typus  zeigt  den  sitzenden  Fürsten  und  die 
gebückte  Gestalt  ohne  Gegenstand  in  den 
Händen.  Die  N.  wog  ca.  0,79  g  und  hielt 
0,74  g  Silber. 

Nach  der  Eroberung  von  Novgorod  wurde 
noch  eine  Weile  mit  dem  alten  Vs. -bilde 
weitergeprägt,  wobei  aber  auf  der  Rs.  die 
mehrzellige  Aufschrift  mit  dem  Namen  von 
Novgorod  durch  Namen  und  Titulatur  des 
Moskauer  Großfürsten  ersetzt  wurde.  Diese 
neue  N.  wog  ca.  0,76  g.  Vgl.  auch  Pulo. 

Das  Gewicht  der  N.  wurde  vorbildlich 
beim  Prägen  der  seit  1535  herausgegebenen 
doppelten  Denga,  die  Kopejka  (s.  Kopeke) 
genannt  wurde.  —  Tolstoj,  Novgorod  (Do- 
petrovskaja  Numizmatika,  I).  Auch  Ci^ov, 
Asbabskij  klad  in  Predvaritd'nyj  Komitet 
XV  Arch.  Sjezda.  B. 

Novinl  werden  in  einer  Urkunde  von 
Parma  1437  Münzen  von  Genua  und 
Savoyen  im  Werte  von  9  den.  imp.  ge- 
^lannt,  die  auf  8  Denare  herabgesetzt 
werden  (Zanetti  V  S.  94).  Ebenso  werden  sie 
als  M.  von  Savoyen  und  Lausanne  in  Mai- 
länder Urkunden  1452,  1458  und  1460 
genannt.  I.  III.  1452:  »quarti  sive 
novini  de  Savoglia  et  de  Losana«  usw., 
sie  werden  hier  auf  7  Denare  herunter- 
gesetzt; 30.  XI.  1458:  »Novini  savogni 
de  la  nostra  donna«;  19.  IV.  1460:  w  No- 
WQrterboeh  der  Wtoxkxmä»* 


vini  de  Loxana  sive  de  sancta  Maria«- 
Der  Typus  der  Lausanner  Novini  war: 
Gekrönte  Jungfrau  mit  dem  Kind  über 
einem  Schild,  Rs.  Kreuz  im  Vierpaß. 
liüt  den  savoyischen  Novini  waren  die 
Quarti  Ludwigs  IL  von  Savoyen  (1434 
bis,  1465)  gemeint.  —  Martinen,  S.  343; 
Riv.  it.  di  num.  VI  S.  368,  446,  449  f. ; 
C.  n.  it.  I  Taf.  V  17  f.  Su. 

Ntldo>  Silbermünze  zu  16  Soldi,  in 
Modena  von  Herzog  Caesar  gemünzt  (1597 
bis  1628),  so  genannt  nach  dem  nackten 
Putto  an  einer  Palme  auf  der  Rs.,  7,3  g 
schwer,  Gnecchi,  Kat.  Nr.  3367  nennt 
ihn  eine  schwere  Lira.  S. 

Nütlein,  eine  Bezeichnung  für  alte  Heller, 
die  in  der  Urkunde  der  Baseler  Münzkon- 
vention zwischen  Herzog  Albrecht  III.  von 
Österreich,  ii  Herren  u.  17  Städten  vom 
14.  Sept.  1387  vorkommt.  —  Altherr,  Das 
M. Wesen  der  Schweiz,  S.  43.  Su. 

Numismatik  s.  unter  Münzkunde.   R, 

Nummlon  s.  unter  Noummion.  R. 
.  Nummonim  famiilus  war  die  Randschrift 
eines  von  Karl  II.  von  England  1684  ge- 
prägten zinnernen  Farthings  mit  einem 
Kupferpflock,  der  die  Nachprägung  er- 
schweren sollte.  Die  Randschrift  be- 
zeichnete das  Stück  als  Ersatzmünze,  da 
ihr  Zahlwert  den  Sachwert  bedeutend  über- 
stieg und  einen  Schlagschatz  von  über 
40^/0  einbrachte.  —  Gnieber,  S.  133,  zu 
Taf.  31,  Nr.  736.  .    S. 

Nummtilarltis  ist  jeder,  der  mit  M.  zu 
tun  hat,  insbes.  der  Münzprobierer,  Münz- 
beschauer, auch  spectator,  probator,  vgl. 
Petron.  56,  i:  n.,  qui  per  argentum  aes 
videt,  der  also  zu  prüfen  hatte,  ob  eine 
ihm  vorgelegte  M.  durch  und  durch  von 
Silber  und  nicht  subärat  (s.  d.)  war;  auch 
bei  den  staatl,  Münzstätten  gab  es  N.,  vgL 
officinatores  et  nummulari(i)  officinarum 
argentariarum  familiae  monetarijae],  Des- 
sau Inscr.  1636,  femer  superpositus  auri 
monetae  numulariorum,  Dessau  Inscr.  1637, 
und  nunmiularius  offic(inator)  monetae, 
C.  I.  L.  VI  8463;  später  auch  s.  v.  w. 
Wechsler,  dann  auch  =  Makler,  Bankier 
und  vom  Ai^entarius  (s.  d.)  nur  dadurch 
noch  unterschieden,  daß  ihm  das  Auk- 
tionswesen verschlossen  bleibt.  —  Herzog, 
Tesserae  nummulariae  191 9  S,  6/7.  11/13. 
20.  26/29.  R. 

30 


466 


NUMMUS— NYMPHAEÜM 


NumtniiSy  lat.  (vom  griech.  vofioc,  s.  d.; 
später  wieder  rückübertragen  ins  Griech. 
als  voüjjLjiOC,  s.  d,).      I.  N.  ist  urspr.   = 
Münze  im  allg.,  so  n.  argenteus,  n.  aureus, 
n.  plumbeus,   ferner  habere  in  nummis  = 
in  bar  haben,   Patrimonium  in  nummos 
redigere  sein  Erbe  zu  Gelde  machen.  — 
Trait6    I    S.  400/01;    metrol.    Belege   bei 
Hultsch,    Metrol.    scr.   II  S.  247    im  Re- 
gister, sonst  vgl.  die  Lexika.   —  So   ganz 
allgemein  auch  noch  voo[jLfov  im  10.  Jh.: 
N.  Z.  44  S.  193.  —  2.  Insbes.   ist    aber 
N.  =  Sesterz,   s.  d.,  und  zwar  anfänglich 
mit  Zusatz  des  Wortes  Sesterz  (z.  B.  ses- 
tertio  nummo  uno,    Dessau   Inscr.   7313, 
8302),    dann    ohne    Zusatz,    so    daß    N. 
einfach  =  Sesterz  ist;  in  beiden  Fällen  oft 
N.  abgekürzt,  Gen.  Plun  meist  nummum. 
Zwei  späte  Belege  des  Wortes  voüjjijjlo?  doch 
wohl  in  diesem  Sinne:  Papyri  vom  Ende 
3.  Jh.  bei   Segrh^  Metrologia  S.  440  und 
N.  Z.  53  S.  158.  —  Trait^  I  S.  551/3.  —  3.  In 
den  apul.  Städten  Teate  und  Venusia  be- 
deutet das  N  oder  N  -l  auf  der  schweren  Kup- 
fersorte sicher  auch  Nummus,  der  auch  als 
Doppelstück   (N-Il)  vorkommt   und  in  lO 
durch  Wertkugeln  bezeichnete  Einheiten 
zerfällt.  —  Giesecke,   Italia  numismatica 
1928  S.  138;  Head,  H.  N.*  S.  50/51.  —  4. 
In  der  Spätzeit  gewinnt  das  Wort  N.  aber- 
mals eine  Sonderbedeutung,  und  zwar  eine 
doppelte,  indem  dem  griech.  Wort  voüfifioc 
=  lat.  FoUis  (s.  d.)  sein  ^/4o  als  voüp»p.iov  = 
lat.  Nummus  gegenüberstdit.   Der  voSjifio? 
=  f ollis  ist  der  Vierziger  des  Kupfermünz- 
systems des  Anastasius  (s.  u.),  ihn  meint 
Prokop,  Hist.  arc.  25  mit  seinem  cpoXXic,  von 
dem   180  bzw.  210  auf  den  Goldsolidus 
gehen.  Später  gehen  ihrer  288  auf  den  Soli- 
dus,  da  der  voüpLji.oc  in  den  Glossae  nomicae 
bei  Hultsch,  Metrol.  scr.  I  S.  309,  3.  5.  6 
als  V"  der  Siliqua  =  i/ass  Solidus  erscheint; 
auch  die  362  n(ummia)  einer  Inschrift  von 
Fdtre  v.  J.  323  mögen  dieselben  N.  sein 
[N.  Z.  42  S.  56/62;  Segr^,  Metrologia  S.  461 
löst  aber  wieder  n(umero)  auf].  Als  V»  der 
Siliqua  erscheint  er  auch  noch  unter  Leo 
VI.  (886—912)  (N.  Z.  44  S.  185).  —  Das 
vo6fiii.iov  =  lat  nummus  andrerseits  ist  die 
der  Reform  des  Anastasius  zugrunde  lie- 
gende, und  auf  M.  des  lustinus  IL,  Mauric. 
Tib.,  Phocas  und  Heraclius  der  M. -statte 
Karthago   (B.M,C    Byz.    II   S.  669)   als 


n(um)m(us)  ausdrücklich  bezeichnete  Ein- 
heit der  Kupferprägung;  ihre  Wertstufen 
sind:  Hauptstufe M  =  40  nummioder  vo6(ji- 
jjiia  (Abb.  114),  dazu  K  (Abb.  115),  I,  6,  aus- 
nahmsweise und  nur  in  manchen  M. -statten 
Ar,  A,  IS,  IB,  H,  S,  A,  r,  B,  zuweilen  auch  lat. : 
XXXX,  XXX,  XX,  X,  V,  s.  im  B.  M.  C. 
Byz.  I  S.  LXXIX— LXXXIII;  der  Vierzi- 
ger wird  am  häufigsten,  regehnäßigsten  und 
längsten  (bis  unter  Michael  IIL)  geprägt. 
Auch  die  Wertzahlen  der  vandal.  iE,  z.  T. 
n(ummi)  zugefügt,  XLII,  XXI,  XII,  IUI 
sowie  die  späten,  älteren  röm.  M.  einge- 
hauenen Zahlen  LXXXIII  und  XLII  (s. 
unter  Gegenstempel)  und  die  XL  auf  iE 
des  Zeno  und  ostgotischen  M  beziehen  sich 
offenbar  auf  diese  N.,  ja  vielleicht  auch 
die  Wertziffern  250,  125  und  120  auf  justi- 
nianischen M  (CN  Abb.  116,  PK6  Abb.  u;, 
PK).  Offenbar  derselbe  Nummus  erscheint 
in  einem  Edikt  v.  J.  321  in  Summen  von 
centum  und  viginti  milia  nummorum  (Cod. 
Theod.  XIII  3,  i;  N.  Z.  42  S.  58),  letztere 
anscheinend  als  normale  Abschätzung  des 
Wertes  eines  Sklaven,  in  einer  Verordnung 
über  Brotpreis  (Cod.  Theod.  XIV  19,  i) 
und  in  einer  v.  J.  445,  Nov.  XVI  (Haenel 
XIV)  I  de  pret.  sol.:  7200  N.  =  i  Gold- 
stück; mit  dieser  Ziffer  von  7200  sind  wir 
wieder  auf  festem  Boden,  denn  7200  nummi 
sind  =  180  vou(i{j.oi,  die  Prokop  (s.  0.)  ja  als 
Folles  auf  den  Solidus  rechnet.  —  Pinder 
und  Friedlaender,  Beitr.  zur  alt.  M. -künde 
1851  S.  123/30;  Trait6  I  S.  615/8;  Segrfe, 
Metrologia  S.  474/82;  R.  E.  III  S.  1 153/4; 
VI  S.  2837.  R. 

Nusfadda  s.  unter  Pära.  V. 

Nutzgeld  (minder  empfehlenswert  Natu- 
ralgeld)  ist  die  ursprünglichste  Stufe  des 
Geldes,  indem  Gegenstände,  die  dem 
täglichen  Bedarf  und  Nutzen  dienen,  zu- 
gleich als  Zahlungsmittel  und  Wertmesser 
verwendet  werden;  ein  wirklicher  Unter- 
schied zwischen  Ware  und  Geld  besteht  bei 
diesem  Zustande  noch  nicht.  Unterstufen: 
Nahrungsmittelgeld,  Kleidergeld,  Schmuck- 
geld, Gerätgeld,  s.  diese  Stichworte.  — 
Ebert,  Reallex.*  IV  S.  206/12.  R. 

Nymphaeum,  Brunnenhaus  einer  Was- 
serleitung, wo  das  Wasser  aus  vielen  Röhren 
hervorsprudelte,  meist  von  Wandelhallen 
und  Ruhebänken  umgeben  und  mit  Statuen 
u.  dgl.  reich  geschmückt.   Auf  röm.  Med. 


NYMPHEN— OBEREISEN 


467 


von  Sev.  Alexander  und  Mamaea  und  auf 
iE  von  Hadrianopolis  Thrak.  hat  man  N. 
erkannt.  —  Bernhard,  Badewesen  (Schweiz, 
num.  Rundschau  24)  Taf .  II  3.  4.       R. 

Nymphen,  griech.  vu^a^y}  =  das  Mädchen, 
sind  insbes.  die  mädchenhaften  Gottheiten, 
mit  denen  die  Griechen  sich  die  gesamte 
Natur  belebt  dachten,  so  das  Meer  (mit 
Nereiden),  die  Flüsse  und  Quellen  (Naja- 
den),  den  Regen  (Hyaden),  die  Bäume  (Dry- 
aden). Auf  M.  können  wir,  von  den  Sibyllen 
(s.  d.),  Mainaden  (s.  d.)  und  den  drei  Gra- 
zien (s.  unter  Chariten)  abgesehen,  die  N. 
mangels  bestimmter  Attribute  meist  nur 
auf  Grund  literar.  Überlieferung  erkennen, 
so  die  Quell -N.  Arethusa  in  Syrakus  (Abb. 
26.  33/4),  die  Nymphe  Parthenope  in 
Neapohs,  dazu  die  eponymen  N.  wie 
Hyele,  Terina,  Himera,  Larissa,  Euboia 
usw. ;  die  sicheren  Beispiele  stammen  vor- 
wiegend aus  Sizilien,  Unteritalien  und 
Thessalien.  Dann  helfen  Beischriften  wie 
Öoopia,  *Ape&6öa  (Abb.  34),  Eöpüjjt88o[oa] 
(Selinus),  IleXcüpioE^  (Messana),  'OXop-ma 
(Elis),  desgleichen  Attribute  wie  Schilf- 
kranz, Ähren,  Wasservögel,  -tiere  und 
-gefäjße;  auf  Synkretismus  mit  Nike  weisen 
die  Flügel  hin  (Terina);  für  die  Darstel- 
lung der  N-  in  ganzer  Gestalt  ist  die  genre- 


hafte  Erweiterung  des  Typus,  wie  sie  sonst 
bes.  bei  Nike  vorkommt,  das  Bezeichnende, 
d.  h.  die  N.  wird  als  griech.  Mädchen  in 
allen  Tätigkeiten  in  Scherz  und  Ernst  ge- 
dacht, wasserholend,  mit  Ball,  Würfel  oder 
einem  Vögelchen  spielend,  ihr  Schmuck- 
kästchen öffnend,  die  Sandale  knüpfend 
usw.  (M.  von  Terina,  Larissa,  Trikka,  Ki- 
erion,  Pelinna,  Tarsos).  —  Regling,  M.  als 
Kunstwerk  S.  72. 

In  den  reichen  mytholog.  Szenen  auf 
griech.  M.  der  Kaiserzeit  können  wir  oft 
die  darin  auftretenden  N.  mit  Namen  be- 
nennen, z.  B.  die  Pflegerin  des  Zeuskindes 
Adrasteia  oder  Amaltheia,  die  des  Dionysos 
Nysa,  Ariadne  von  Dionysos  gefunden, 
Beroe  von  Poseidon  entführt  usw. ;  manche 
sind  an  der  Beischrift  kenntlich  (KPH0HIC, 
die  Bergnymphe  POAOTTH,  die  Quell-N. 
nHPH  COYNIAC,  allgemeiner  HMfAI  in 
Damaskos,  KOATTOI  =  Talgründe  in  Ma- 
gnesia Ion.).  —  Indioof,  Joum.  int.  XI 
S.  I — 214.  —  Auf  röm.  Denar  des  P,  Accol. 
Lariscolus  erscheint  eine  Gruppe  von  drei 
Mädchen  (die  Dreizahl  der  N.  auch  sonst 
beliebt),  ein  Gerüst  mit  Bäumen  tragend, 
die  als  N.  Querquetulanae  gelten.  (Die 
einzelnen  N.  haben  in  diesem  Lex.  meist 
keine  Einzelstichworte  erhalten.)         R. 


0. 


0,  Münzbuchstabe  der  französischen 
Münzstätte  Riom.  S. 

Oaktree  Shilling  s.  unter  Massachusetts- 
geld. S. 

Ohatty  japanische  Goldmünze,  s.  Ban.  V. 

Ob  civcs  servatos,  häufige  röm.-kaiserl. 
M. -Aufschrift  (Bemhart,  Handbuch  S.  205), 
meist  im  Kranze,  und  zwar  bes.  im  Eichen- 
kranze,  s.  d.  R. 

Obelisk^  griech.  Sß&Xicncoc  =  Spitzsäule. 
Einem  O.  verwandt  ist  u.  a.  das  alte,  bätyl- 
ähnliche  Kultbild  des  ApoUon  Agyieus  auf 
M.  von  Ambrakia,  vgl.  unter  Bätyl.  — 
Head,  H.  N.»  S.  320;  Anson,  Greek  coin 
types  V  Taf.  III.  R. 

Obeliskos,  Obelos  (griech.  &peX(crxoc,  iße- 
X65)  ist  der  vom  spitze  Stab,  den  man  als 
Bratspieß  und  Viehtreibstab  verwendete. 
Solche  meist  eisernen  O.  haben  bei  den 


Griechen  nach  literar.  Nachrichten  vielfach 
auch  als  Geld  (Gerätgeld,  s.  d.)  gedient,  bes. 
in  Sparta,  Byzantion,  Theben,  hie  und  da 
bis  ins  4.  Jh.  v.  C.  hinein;  in  Argos  aber 
sind  sie  durch  König  Pheidon  nach  Ein- 
führung der  Münze  abgeschafft  (i^demoneti- 
siert«)  und  einige  Proben  nach  bekannter 
antiker  Sitte  im  Tempel  der  Hera  geweiht 
worden.  Dort  hat  sich  bei  den  Ausgrabun- 
gen tatsächlich  ein  Bündel  solcher  eisernen 
O.  gefunden  (Abb,  7).  Die  Geldeigenschaft 
solcher  0.  aus  anderen  Fundorten  (Etrurien, 
Gallien  usw.)  ist  höchst  fragwürdig.  Der 
griech.  Ausdruck  Obelos  ist  später,  meist  in 
der  Form  Obolos,  s.  d.,  auf  eine  Münze,  '/6 
der  Drachme,  übergegangen.  —  Ebert, 
Reallex.  IV  S.  218/9.  R- 

Oberelsen»  Oberstenqiei  s.  unter  Stempel. 

S. 
30* 


468 


OBERPONTIFEX— OBRYZA 


Oberpontifex^    Oberpontifikat    s.    unter 
Pontifex  (maximus).  R. 

Oberwahr  s.  unter   Beiwähr  und  Wäh- 
rung. S. 

Obol  s.  unter  Scherf.  S. 

Obolino,  ital.  Diminutivform  für  Obol, 
kommt  in  Mailand  u.  Como  vor.        Su. 

Obolos,  griech.  ipoX6c,  sprachlich  dasselbe 
wie  6ßsX6?  =  Bratspieß  {s.  unter  Obeliskos), 
dialektisch  auch  JosXo?,  ist  im  griech.  M.- 
wesen  das  ^/6  der  Drachme  (z.  B.  Pollux 
IX  60).    Der  att.  Dbol  in  Silber  also  = 
0,73  g  =  0,13  Mark,  doch  wurde  auch  die 
^-Drachme    in  6  Obolen  geteilt:    i^o^ol 
YpuaoX  erscheinen  in  Schatzinventaren  von 
Eleusis   und   in  der   att.    und    sonstigen 
^-präguTigen.    Er  ist  anfänghch  in  fast 
allen  Währungen  in  JR  ausgeprägt  worden; 
genannt    werden    z.  B.    i^okol  Ai^tvatot, 
'Attixoi,  'OpxofjLSvtoi,   AeX(pixot    Er  erhält 
in  Athen  zeitweilig  als  Rs. -Typus  4  Mond- 
sicheln (Abb.  43),  sein  3/4-Stück  (das  Tri- 
temorion)  hat  deren  3,  sein  ^/^  (das  Tetar- 
temorion)  deren  eine,  und  wird  in  Syra- 
kus  von  der  ihm  an  Größe  nahestehenden 
Litra  (=  ^1$  Drachme)  durch  das  Münz- 
bild des  Rades  (die  Litra  hat  den  Oktopus, 
Abb.  27)    unterschieden    (Aristoteles    bei 
Pollux  DC  80  identifiziert  die  Litra  ganz 
roh   mit    dem   äginäischen   0.).     Der   0. 
hat  in  Sikyon,  Zakynthos  usw.  ein  O,  in 
Arkadien  OA  als  Wertzeichen.  Später  wird 
er  in  M  ausgeprägt:   l^okoq  steht  auf  M 
von  Metapont  und    in  der  Kaiserzeit  in 
Chios,"  äßo.  in  Seleukeia  Syr.    Die  späten 
Metrologen,  die  den  neron.  Denar  (=  1/96 
Pfund)  als  Drachme  rechnen,  setzen  den 
0.  daher  auf  1/576  Pfund;  femer  wird  er  in 
der  Spätzeit  z.  B.  von  dem  klassisch  schrei- 
benden Prokop  (Hist.  arc.  25)  dem  Follis 
(s.  d.)   gleichgesetzt.  —  Über  seine  Ein- 
teilung in  Chalkus  s.d.;  vgl.  auch  unter 
Diobol,  Triobol  usw.  bis  Dekobolon  und 
Charonsfährgeld.  —  Trait^  I  S.  425/32  und 
Register  S.  1127;  Hultsch,  Metrol.  Script.  II 
S.  202.  247  im  Register.  R. 

Über  den  Obol  im  M.A.  s.  unter  Scherf.  — 
Während  des  Protektorats  Großbritanniens 
über  die  Ionischen  Inseln  1815 — 1864  wur- 
den von  diesem  Silbermünzen  zu  30  Oboli, 
bronzene  zu  10,  5  und  2^/%  Oboli,  entspre- 
chend dem  Penny,  Halfpenny,  Farthing 
imd  Stücke  zu  i  Obol  gemünzt.  Alle  diese 


Münzen  zeigen  auf  der  Vs.  die  sitzende 
Britannia,  auf  der  Rs.  die  silbernen  die  Zahl 
30,  die  bronzenen  den  venetianischen 
Löwen  mit  der  Umschrift:  lONlKON 
KPATOi.  S. 

Obolus  s*  unter  Scherf. 

Obryza,  Obryziacus  (obryziarius,  obry^ia- 
tus?).  Vom  lat.  Subst.  obrussa,  obryza, 
obryzum  (eigtl.  =  Überrötung,  danach  die 
Feuerfarbe,  die  das  N  im  Feuer  annehmen 
soU,  schließlich  das  geläuterte  iV  selbst)  wird 
das  Adj.  obryziacus  hergeleitet  im  Sinne  von 
»Stück  aus  geläut.  iV.«  So  kommt  das 
Subst  und  Adj.  im  Spätlatein  des  4.  Jh.s 
n,  C.  und  in  Quellen  des  6.  Jh.s  vor.  (N.  Z. 
31  S.44.  49.  503°);  z.  B.  oßpoCov  auf  Blei- 
stück, N.  Z.  42  S.  33,  u.  Pap.  Lips.  6$  v.  J. 
388;  auri  solidos  probitos  obryziacos  opti- 
mos  pensantes  in  Pap.  Marini  S.  173.  185; 
vgl.  auch  Pap-  Ox5?Th.  1 144  v.  J.  580  oßpo- 
Cov  x«paY[J''a  und  ößpüCTf]  subst. ;  abgekürzt 
OBRV  auf  N  des  Zeno  (N.  Z.  31  S.  382), 
auf  A^-Barren  OBR  (Abb.  12);  sonst  aber 
ist  es  auf  röm.  ^  {j^-  und  iE-M.  derart 
haben  sich  bisher  noch  stets  als  falsch  oder 
verlesen  erwiesen)  stets  OB  abgekürzt,  und 
zwar  weil  ob  als  griech.  Zahlzeichen  =  72 
ist:  72  N  (Solidi,  s.  d.)  gingen  nach  dem 
von  Constantinus  L  eingeführten  M.-fuße 
aufs  röm.  Pfund.  Die  Silbe  o-B,  beide 
Buchstaben  getrennt  im  Feld,  erscheint, 
nachdem  unter  Constantinus  I.  die  latein. 
LXXII  auf  N  aufgetreten  ist  (Abb.  108; 
Rev.  num.  1897  S.  151/2;  N.  Z.  30  S.  235 
zu  Unrecht  bekämpft),  seit  Valentinianus 
L,  der  in  einem  Gesetze  von  367  den  Fuß 
von  72  Solidi  aufs  Pfund  zum  ersten  Male 
erwsömt  (cod.  Theod.  XII 6, 13,  abgedruckt 
Trait6  I  S.  891);  dann  tritt  das  ob  in  den 
Abschnitt  zum  Namen  der  Münzstätte, 
z.  B.  CONOB,  TROB,  und  nach  Valens' 
Tode  (Regling,  Dortmunder  Fund  röm.  AT 
1908  S.  18^7)  tritt  auf  N  des  Westreiches 
in  den  Abschnitt  COM,  mit  oder  ohne  OB, 
mit  oder  selten  ohne  Münzstättennamen  im 
Felde;  dies  COM  bezieht  sich  auf  den  nur 
im  Westreich  vorhandenen  Comes  auri,  den 
Verwalter  des  Goldschatzes  (Num.  chron. 
1915  S.  492  irrig  auf  seinen  Vorgesetzten, 
den  comes  sacrarum  largitionum  bezogen); 
eine  Analogie  zu  dieser  Abschnittsl^ende 
bietet  das  R  S  R  (s.  d.)  des  Carausius.  Die 
von  lustinianus  I.  ab  vorkommende  Ab- 


OBVERSE— ÖRE 


469 


schnittslegende  oB  XX  oder  OB  mit  ICreuz 
und  dergleichen  scheint  sich  auf  leichtere 
Solidi  zu  21  und  20  Siliquae  statt  24  Sili- 
quae  (s.  d,)  zu  beziehen  (Riv.  ital.  di  num. 
36  S.  33).  Das  CONOB  kommt  auf  den 
byz.  N  erst  nach  Leo  IIL  f  741  in  Weg- 
fall, da  nunmehr  meist  auch  die  Rs.  ein 
Kaiserbild  führt,  das  einer  Abschnitts- 
legende schlecht  Raum  bietet;  auch  auf 
arab.  Dinaren  kommt  es  als  arab.  obriz  vor 
(N.  Z.  30  S.  23s),  auf  A'-trienten  der  Mero- 
winger  als  OBRIV(S)  (N.  Z.  31  S.  48).  — 
Trait6  I  S.  890/3;  Willers,  N.  Z.  30  S.  227/ 
35;  31  S.  38/50;  R.  E.  III  A  S.  921/22. 

R. 

Obverse,  obvers,  französischer  und  engli- 
scher Ausdruck  für  Hauptseite  (s.  d.).     S. 

Ochavo»  eine  seit  Ende  des  15.  Jh.s  ge- 
prägte spanische  Billonmünze  zu  ^/a  Cuarto 
oder  2  Maravedi.  Über  d.  Ableitung  d. 
Wortes  O.  s.  Schrötter  in  Z.  f.  N.  25.  Bd. 
S.  296.  S. 

OctavOy  mexikanische  Kupfermünze  zu 

o 

i/s-Real,  die  seit  1812  auf  einer  Seite  M, 
gekrönte  Königsinitialen  und  ^/s,  auf  der 
anderen  Lilienkreuz  mit  zwei  Löwen,  zwei 
Kastellen,  1829— 1842  auf  der  Vs.  den 
Adler  auf  Nopal,  auf  der  Rs.  ^/s  zwischen 
Palmzweigen  zeigte.  S. 

OdenwSlder  Brakteaten  s.  Wetterauer 
Brakteaten.  Su. 

öre  war  ursprünglich  eine  nordische 
Gewichtsbezeichnung  =  ^/g  Mark,  wurde 
aber-  unter  Gustaf  I.  Wasa  auf  eine  Münze 
übertragen.  1522  wurde  sie  zum  ersten 
Male  gemünzt  und  zwar  4,3878  g  schwer 
mit  einem  Feingewicht  von  1,3712  g.  Unter 
demselben  Könige  wurden  2-öre  sowie 
quadratförmige  2-,  4-,  8-,  12-,  15-  und  16- 
Ore  und  rautenförmige  4-,  8-  und  i^-öre 
geprägt.  Die  Hauptmünze  war  die  Mark, 
die  in  8  öre  geteilt  war.  Gegen  Ende  des 
Jahrhunderts  gewann  der  Daler  die  Ober- 
hand als  Hauptmünze,  die  =  4  Mark  ==  32 
Öre  =  32  Schilling  lübisch  =  64  Skilling 
dänisch  galt.  Es  ging  allmählich  der  Öre  in 
Schweden  wie  dem  Schilling  in  Däne- 
mark und  Deutschland.  Sie  wurde  immer 
schlechter  ausgemünzt.  In  der  Periode 
1604 — 24  war  die  öre  auf  ein  Brutto- 
gewicht von  1,6201  g  und  Feingewicht  von 
0,4050  g  Silber  herxmtergekommen.    Ver- 


gleichsweise sei  das  Feingewicht  eines 
Schillings  dänisch  in  den  Jahren  1602 — 9: 
0,275  g  angeführt.  Der  Daler  wurde  vom 
Riksdaler  getrennt,  wie  in  Dänemark  der 
Sletdaler  zu  4  Mark  zu  16  Skilling  vom 
Speciedaler,  wobei  i  Riksdaler  zu  48  öre 
gerechnet  wurde;  der  wirkliche  Kurs  des 
Riksdalers  war  aber  von  Börse  und  Bank 
abhängig.  Nach  1624  erhielt  Schweden 
Kupferöre,  teils  Klippinge  (s.  diese)  zu  2, 
I,  1/3  und  1/4  Öre,  teils  runde  Münzen  zu 
I,  i/a  uiid  1/4  Öre.  Schon  1629  wurden  die 
Klippinge  verrufen;  1633  wurde  die  runde 
Münze  um  die  Hälfte  herabgesetzt.  Da- 
durch entstand  in  Schweden  die  Kupfer- 
münzrechnung, indem  i  Daler  »Silver- 
mynt«  =  2  Daler  »Koppermynt«  war.  Zu 
gleicher  Zeit  wurde  eine  neue  Kupfermünze 
ausgegeben,  die  den  aufgeprägten  Wert 
haben  sollte;  1643  wurden  aber  alle  Kupfer- 
münzen um  200/0  herabgesetzt,  so  daß 
Kupfermünzen  mit  der  Jahreszahl  1625  zu 
40<>/o,  die  mit  den  Jahreszahlen  1633  und 
1638  zu  8o®/o  des  Nennwertes  im  Umlauf 
waren.  Ums  Jahr  1665  war  die  Kupferöre- 
münze  auf  3  Daler  Kupfermünze  =  i  Daler 
Silbermünze  herabgesunken,  i  Öre  in 
Silber  hatte  damals  ein  Feingewicht  von 
0,3849  g,  I  öre  in  Kupfer  ein  Gewicht  von 
49,4  g-  Der  Mittelkurs  des  i  Riksdaler  Silber 
war  21  Mark  Kupfermünze,  i  Öre  in  Kupfer 
wurde  "auch  »Slaat«,  V^  Öre  in  Kupfer 
»Sessling  «  genannt.  Die  Kupferöre  sind  die 
bekannten  46 — ^47  mm  großen  Kupfermün- 
zen mit  dem  Wappen  Schwedens  oder  Göta- 
rikes  auf  der  einen  Seite  und  am  häufigsten 
dem  Wappen  der  Dalame  (Dalkarlien)  .(die 
gekreuzten  Pfeile)  auf  der  anderen  Seite 
(Abb.  333).  Die  Münzstätten  waren  Ny- 
köping,  Säter,  Avesta,  Arboga  und  einige 
Kupferbergwerke.  Unter  Karl  XII.  sank 
die  Silberöre  auf  0,2327  g  Feingewicht  und 
die  Kupferöre  auf  28,3  g  herab.  Hiemach 
erreichte  die  Münzverschlechtening  einen 
Höhepunkt,  indem  nach  Ende  des  großen 
oaordischen  Krieges  die  Görtzdal^  (s.  d.),zu 
I  Öre  Kupfermünze  von  4,5  g  Gewicht, 
Durchmesser  23 — ^25  mm  umgemünzt  wur- 
den, aber  gleichzeitig  in  Kupfer  2-,  i- 
und  Va"öre  Silbermünze^  Gewicht  28,3, 
14,2  und  7,2  g,  Durchmesser  33,5,  29,5 
und  24  nwn,  und  in  Silber  10-,  5-  und 
i-öre  im  Feingewicht  von  3,1202,  1,5601 


470 


ORTE— ÖRTUG 


und  0,2327  g  geprägt  wurden,  so  daß  loo 
Rdlr.  =  300  Dir.  »Silvermynt«  =  900 
Dir.  Kupfermünze  waren,  dasselbe  Ver- 
hältnis, worin  Daler  »Plätmynt«  einerseits 
zum  Riksdaler  und  andererseits  zum 
Dalar  Kupfermünze  stand,  da  die  Plater 
4,  2,  I  und  i/a  Daler  »Silvermynt«  galten. 
Später  wurden  auch  i6-,  8-  und  4-Öre  in 
Silber  geprägt,  bis  man  zum  Schillings - 
System  (s.  Schilling)  überging.  1855  kehrte 
man  zu  den  Öre  zurück,  indem  i  Riksdaler 
Species  =  4  Riksdaler  riksmynt  (Reichs - 
münze)  zu  100  Öre  ausmachte.  Es  wurden 
50-,  25-  und  lO-öre  in  Silber,  Feingewicht 
3,i88i,  1,5940 und 0,6376g,  sowies-,  2-,  i- 
undVa-Öre,  Gewicht  8,5,  5,7,  2,8  und  1,4  g 
in  Bronze  ausgemünzt;  1873  ging  man  zur 
Ausmünzung  von  50-,  25-  und  lO-Öre  mit 
Feingewicht  3  g,  1,452  g  und  0,58  g  Silber 
und  zu  5-,  2-  und  i-Öre,  Gewicht  8,  4  und 
2  g  Bronze  über;  während  des  Weltkrieges 
prägte  man  5  -,  2-  und  i  -öre,  Gewicht  6,944, 
3,472  und  1,736  g  Eisen  nach  dem  jetzt  gel- 
tenden Kjonensystem  (s.  Krone).  Ähnliche 
Öremünze  wurde  auch  nach  EiniEührung  des 
Goldmünzfußes  1875 — 77  in  den  beiden 
anderen  nordischen  Reichen  ausgemünzt, 
doch  wurde  die  50-Öremünze  in  Dänemark 
nicht  geprägt.  —  K.-A.  Wallroth,  Sveriges 
mynt  1449— 1917,  Stockholm  191 8;  T.  G. 
Appelgren,  Konung  Gustaf  L's  mynt,  ibd. 
1905;  Stiernstedt,  Om  Koppermyntningen  i 
Sverige  1863;  Svenska  Koppermynt  1871. 

W. 

Orte  =  Oortje,  s.  unter  Örtgen. 

öfterer  =  Ort  {s.  d.). 

örtgen  (Oertjen,  Oordje,  Ortje),  west- 
deutsche und  niederländische  Billon-  und 
Kupfermünze  im  Werte  von  einem  Viertel- 
stüber  oder  2  Deuten  (s.  Ort).     Schon  im 

16.  Jh.  wurden  die  niederl.  zur  reinen  Kup- 
fermünze; sie  hieiJen  in  den  südl.  Niederl. 
meist  Liards  (s.  d.)  und  galten  12  flandri- 
sche oder  18  Brabanter  Miten  (s.  Mijt). 
Sie    zeigten    zuerst    Büste-Wappen,     im 

17.  Jh.  beiderseits  Wappenbilder,  im  18. 
Büste-Initialen  oder  Schrift;  sie  wogen 
zuerst  etwa  7,  im  17.  u.  18.  Jh.  etwa  yj%  g. 
Die  Vereinigten  Provinzen  prägten  sie  zu- 
erst mit  Bild  Philipps  IL,  dann  meist  mit 
dem  eines  Geharnischten,  aber  nur  bis  um 
1600;  sie  wogen  zuerst  6i/a,  um  l6oo  4^1  g- 
Die  ostfriesischen  ö.  kommen  mit  den  Zy- 


ferten  (s.  d.)  und  mit  deren  Gepr^e  seit 
1572  vor,  sie  sollten  0,97  g  wiegen  und  0,09  g 
Silber  halten.  Sie  wurden  noch  unter  den 
letzten  Fürsten  von  Ostfriesland  geprägt, 
auch  noch  von  Preußen  bis  1752  aus  Billon, 
dann  aus  Kupfer.  In  Jever  schlug  Maria 
sie  1560 — 1570,  und  auch  hier  wurden  die 
letzten  im  18.  Jh.  und  zwar  1799  von 
der  Administratorin  Friederike  Auguste 
Sophie  von  Anhalt  aus  Kupfer  gemünzt. 
In  Jülich-Cleve-Berg  wurden  die  »Oert- 
chen«  von  den  possidierenden  Fürsten  als 
zienoJich  genaue  Nachahmung  der  Bra- 
banter »Ortje«  161 1,  und  zwar  zuerst  mit 
der  falschen  Jahreszahl  1609,  geprägt,  sie 
waren  aus  Kupfer,  wogen  im  Durchschnitt 
ZiS  g  uiid  zeigten  auf  einer  Seite  einen  ge- 
krönten Wappenschild,  auf  der  anderen 
Krone  und  Schild  auf  Andreaskreuz.  —  De 
Witte  II,  III,  passim;  Verkade,  S.  45!; 
Sauer,  S.  58ff.;  Lehmann,  Jever,  S.  99  f.; 
Knyphausen,  S.  349  ff.  und  Nr.  6807; 
Schrötter,  Acta  Bor.  Beschr.  II,  Nr.  1417 — 
1438,  III,  S.  8,  Nr.  117— 120,  S.  26,  Nr.  105 
— 108;  Noss,  Possidierende  Fürsten,  S.  96 
—100.  S. 

örtli  zu  4  Batzen  oder  10  Schilling  oder 
74-Gulden  war  die  kurrenteste  1656 — 181 1 
geprägte  schweizerische  Münzsorte  und 
wurde  meist  Bock  genannt.  S.  unter  Fünf- 
zelinkreuzer.  Diese  Münzen  tragen  auf  der 
Rs.  einen  Spruch,  die  Züricher:  PRO  DEO 
ET  PATRIA.  S. 

örtug  war  ursprünglich  eine  skandin.  Ge- 
wichtsbezeichnung, indem  i  Gewichtsmark 
in  8  öre  zu  3  Örtug  geteilt  wurde;  er  wurde 
in  das  Münzsystem  aufgenommen,  und 
zwar  so,  daß  i  örtug  in  8  bis  16,  in  der 
Regel  10,  Pfenninge  geteilt  wurde  (s.  Pen- 
ning).  Da  aber  im  früheren  Mittelalter  nur 
Pfenninge  geprägt  wurden,  sind  in  Däne- 
mark und  Norwegen  Örtuge  nie  ausge- 
münzt worden.  In  Schweden  aber  führte 
König  Albrecht  von  Mecklenburg  (1363 — 
89)  zur  Verbesserung  des  Münzwesens  an 
Stelle  der  kleinen  uneinheitlichen  Brak- 
teaten  die  in  seiner  Heimat  bekannten  lübi- 
schen  Witten,  Hvide  (j©  =  4  Penninge)  ein, 
die  I  örtug  oder  8  schwedische  Penninge 
oder  Va4  Geldmark  galten  und  zuletzt  von 
Johann  III.   (1569 — 92)   geprägt  wurden. 

W. 


OFF  FLAN— OKTOBOL 


471 


Ot!  flan,  engl.  =  außerhalb  des  Schröt- 
lings;  s.  unter  Verprägung.  R. 

Of(f)lclna,  lat.  =  Werkstätte  (Offizin); 
insbes.  =  Münzstätte,  so  Liv.  VI  20  aedes 
atque  officina  monetae  und  in  der  Inschrift 
Dessau  Inscr.  1640;  abgekürzt  of.,  ex  of.  auf 
Silberbarren  (Num.  chron.  191 5  S.  509/18; 
Willers,  Bronzeeimer  von  Hemmoor  S. 
234/9)  und  in  der  Inschrift  C.  I.  L.  XV 
7140.  Die  Abteilungen  einer  M. -statte, 
selbst  wieder  O.  genannt  —  vgl.  off.  auf  M. 
der  M. -Stätte  Lugdunum  von  lulianus  an — , 
wurden  numeriert,  wie  die  beiden  Inschrif- 
ten und  zahllose  M.  mit  Ziffern  hinter  der 
Ortsangabe  der  M. -statte  (Abb.  107)  oder  im 
Felde  (Abb.  109),  auf  byz.  M-U,  im  Wert- 
buchstaben (Abb.  114/5)  zeigen;  die  Prä- 
gung jeder  Abteilung  zerfiel  wieder  in  Un- 
terabteilungen, die  sich  oft  durch  kleine 
Beizeichen  (Punkt,  Mondsichel,  Stern  u. 
dgl.)  hinter  der  Abteilungs-Nummer  unter- 
scheiden. —  Trait6  I  S.  967/1044;  N.  Z.  31 
S.  S9^;  Bernhart,  Handbuch  S.  322/68.  — 
Vgl.   unter  Officinator.  R. 

Oftldnator  =  Münzbeamter,  von  officina 
==  Münzstätte,  aus  Inschriften  der  röm. 
Kaiserzeit  und  dem  Stempel  eines  spätröm. 
A-Barrens  bekannte  allgemeine  Amtsbe- 
zeichnung; vgl.  unter  Optio.  R. 

Obm  oder  Reichsohm,  s.  unter  Münz- 
arbeiter. 

Oitava  (Outava)  ist  ein  altes  portugiesi- 
sches Gewicht  =  i/sUnze  und  gleich  72  gräos 
=  3»^  g-  —  Aragäo  II  S.  212,  239.     Su. 

Okeanos  s.  Meergötter;  vgl.  Bemhart, 
Handbuch  S.  65.  R. 

Okelpeiinitige(ockelpenninge,  denariiaug- 
mentabiles)  werden  genannt  in  der  Urkunde 
Johanns  V.  v.  Brandenburg  v.  21.  XII. 
13 14  für  die  Gebiete  v.  Salzwedel u. Lüchow; 
in  der  Urkd.  Ludwigs  v.  Brdbg  v.  16. 
XII.  1351,  in  welcher  dieser  dem  Vogt 
Otto  Morner  usw.  die  neumärkische 
Münze  in  Königsberg  überweist,  »cudendo 
et  fabricando  denarios  Brandenburgenses, 
qui  vulgariter  dicuntur  okelpenninge«, 
ist  in  einer  schlechten  Abschrift  das  ihh 
von  okelpenninge  fälschlich  weggelas- 
sen worden,  was  E.  Schröder  zu  einer 
Schrift  über  i^Kelpfenmge«  in  Z.  f.  N.  26 
S,  196  ff.  veranlaßt  hat,  die  aber  nichts 
anderes  wie  Okdpfennige  sind,  wie  ich 
nach  Einsicht  einer  besseren  Abschrift  der 


Urk.  im  Geh.  Staatsarchiv  in  Berlin  fest- 
stellen konnte;  am  16.  III.  1352  folgt  eine 
Wiederholung  der  vorher  genannten  Ur- 
kunde; weiter  werden  die  O.  in  einer  Urkd* 
Ludwigs  V.  Brdbg.  v.  2.  VIL  1352  für  Morin 
genannt.  In  einer  pommerschen  Urkunde 
V.  2.  IV.  1325  heißt  es  »denarios  augmen- 
tabiles,  qui Okelpenninghe  dicuntur«.  Nie- 
derdeutsch oken  bedeutet  so  viel  wie  aug- 
mentare  =  mehren,  oker  =  Vermehrer 
(augustus)  u.  a.  Eine  Mehrung  des  Kornes 
der  Okelpenninge  hat  nicht  stattgefunden, 
denn  in  der  pomm.  Urkd.  heißt  es:  die 
Okelp-  sollen  geprägt  werden  »secundum 
pondus«  der  JKienarii  slavicales,  numero 
marcarum  predictorum  denariorum  ex- 
aminatorum  in  igne  in  pondere  plene  re- 
servato«,  d.h.  die  O.  sollten  das  gleiche 
Gewicht  Feinsilber  haben  wie  die  Finken- 
augen. Sie  sind  also  im  Schrot  gemehrt 
worden.  Nach  dem  Münzbuch  des  Hans 
Pomer  in  Braunschweig  gab  man  1403, 
1404,  1405,  1406  den  Okelpenningen  (in 
Braunschweig  gleich  Vierlingen)  zwei- 
fachen Kupferzusatz  »unde  de  spyset  me 
twevold«.  Das  Wesentliche  der  Okelpen- 
ninge besteht  also  :>lediglich  in  der  durch 
einen  Zusatz  von  Kupfer  unter  Wahrung 
des  Feingehaltes  herbeigeführten  Mehrung 
der  gemeinen  Pfennige«.  Sie  sind  urkdl.  in 
Salzwedel,  Berlin,  Eberswalde,  Königsberg, 
Morin,  Greifswald,  Anklam  und  Braun- 
schweig im  14.  u.  15.  Jh.  geprägt.  —  Me- 
nadier,  D.  M.  IV  S.  21  ff.,  dag^en  Engdke, 
Berl.  Mbl.  1926  S.  397  Anm.  4,  da  nach 
Pomers  Münzbuch  die  Braunschweiger 
Okelpenninge  zu  den  leichtesten  Pfennigen 
gehörten.  Su- 

Oktadrachmon,  griech.  i%zdZpay}kov  = 
Achtdrachmenstück,  ist  bes.  im  sog.  phöni- 
kischen  Fuße  beliebt  und  erscheint  in 
seinem  Bereiche,  etwa  28  g  schwer,  z.  B. 
in  der  Silberprägung  von  Abdera,  Ichnai, 
der  Bisalten,  Edonen  (Abb.  22),  Alexanders 
I.  von  Maked.,  Sidon,  des  Ptolemaios  I.  und 
V.  und  in  der  ptolem,  AT-Prägung,  wo  es 
Mnaeion  (s.  d.;  Abb.  52)  heißt —  Trait6  I 
S.  412/13.  444/45-  R- 

Oktobol,  griech.  (wohl  neuere  Wort- 
bildung) ixTiißoJlov  =  Achtobolenstück, 
erscheint  als  Drittel  des  att.  Tetradrach- 
mons  =  etwa  sVa  g  z.  B.  in  der  archai- 
schen (Z.  f.  N.  35  S.  197)  und  der  hellenist. 


472 


OKTOPUS— OPFER 


Prägung  von  Euboia  (Chalkis,  Eretria 
und  Histiaia),  dann  als  »persischer«  0. 
von  6,93  g  in  Priene  als  Ausgleichsmünze 
zum  Didrachmon  des  phönik.  Fußes, 
usw. ;  häufig  ist  er  nirgends,  da  zur  Drachme 
zu  6  Obolen  nur  in  Brüchen  passend. 

R. 
Oktopus,  griech.  Sxtciicooc  =  achtfüßig, 
ein  Meerlebewesen,  s.  unter  Polyp.  R. 
■  Olafsaxt  (öxen).  Die  von  einem  auf- 
gerichteten Löwen  in  den  Pranken  ge- 
haltene Axt  erscheint  zum  erstenmal  in 
Siegeln  und  auf  norwegischen  Münzen 
Eriks  II.  Magnussön  (1280—99).  — 
Schive,  Taf.  IX,  24—36.  W. 

OlympionikeSy  griech.  äXofimov&Tjc  = 
Sieger  in  den  olympischen  Spielen  (zu 
Olympia  in  Elis),  nennt  sich  ein  M.-Beamter 
von  Philadelpheia  Lyd.  —  Münsterberg, 
Beamtennamen  S.  252.  R. 

Olympios,  griech.  'OXöpLirtoc,  Beiname  des 
Hadrianus  auf  M.  von  Kyzikos,  Käme, 
Ephesos,  Tarsos,  Kilbianoi,  Eumeneia, 
Laodikeia  usw.,  'OXüjatcioc  UavskXrinoz  auf 
M.  von  Eumeneia  usw.  —  N.  Z.  59  S.  16/17. 

R. 

Olynpikon,  griech.  ÜXovicixov,  Auf- 
Schrift  der-  Rs.  zweier  ^-Stateren  von 
Elis  (auf  einem  dazu  die  Staatsaufschrift 
derEleer),  Seltman,  Olympia  n.  37.  72/3; 
Sinn:  »zur  olympischen  Festfeier  (ge- 
prägt)«, also  acc.  sing,  neutr.,  nicht  gen. 
plur.'masc.  R. 

OmphalCy  Herrin  des  Herakles,  erscheint 
mit  seinen  Attributen  Löwenfell  und  Keule 
z.  B.  auf  El.-Hekte  von  Phokaia'und  kaiser- 
zeitl.  M  von  Maionia,  Sardeis  und  Tmolos- 
Aureliopolis.  R. 

OmphaloSi  griech.  i\L^ak6<;  =  der  Nabel, 
daher  der  Mittelpunkt,  insbes.  der  6.  x^c 
Y^C,  der  Mittelpunkt  der  Erde,  den  man  u.  a. 
im  ApoUontempel  zu  Delphoi  in  einem 
heiligen  Stein  (s.  unter  Bätyl)  in  Form 
eines  abgestumpften  Kegels  erblickte,  wo 
die  zwei  nach  dem  Mythos  von  Zeus  nach 
West  und  Ost  ausgesandten  Adler  zu- 
sammentrafen; dessen  zum  Zeichen  wurden 
zwei  goldene  Adler  auf-  ihm  angebracht 
(der  0.  mit  den  Adlern  ist  M.-Bild  eines 
Kyzikeners).  Der  Stein  war  ganz  mit 
einem  wollenen  Netze  (Ipeic  StxToc  oder 
zh  d7p7^v6v,  TÄ  atsfifiaTa  genannt)  zugedeckt 
unii  die  delph.  Orakelerteilung  knüpfte  sich 


an  ihn.  Bes.  deutlich  auf  M.  .der  delph. 
Amphiktionen  als  Sitz  des  Apollon  mit 
der  Leier;  dort  auch  allein  als  M.-bild, 
von  einer  Schlange  umwunden;  auf  seleuk. 
M.  ist  er  als  Sitz  des  Apollon  häufig,  von 
denen  ihn  die  M.  der  Parther  als  Sitz  des 
Königs  übernehmen.  Auf  hellenist.  M-M, 
Athens  erscheint  der  netzumhüllte  O.  als 
Beiz.,  auf  JE  von  Megara  der  umhüllte  O. 
mit  den  Adlern  zu  Füßen  des  Apollon,  auf 
JE  von  Patara  sitzt  darauf  der  Rabe  als 
Orakelvogel.  —  Journ.  int.  V  S.  329/42; 
Xni  S.  301/16.  R. 

On9a  s.  unter  Dublone  u.  Unze,  vgl. 
Abb.  253.  S. 

Oncia  war  ein  italienisches,  von  der 
römischen  Unze  (s.  Uncia  und  Unze)  her- 
rührendes Goldgewicht,  das  im  10.  Jh. 
genannt  wird.  Um  1220  wurde  es  in  600 
Grana  geteilt  und  um  1335  waren  lOO  0.  = 
5  Florenen  von  Florenz,  i  Floren  war 
gleich  6  Tarl.  So  war  die  O:  bis  zum 
15.  Jh.  eine  Rechnungsmünze  geworden^ 
In  Gold  ausgeprägt  wurde  sie  zuerst  von 
Karl  ni.  173s  in  Palermo  mit  Büste-Phönix 
(s.  Phönix),  seit  1749  in  Neapel  als  sechs- 
facher (Silber-)  Dukat  mit  Büste-Wappen 
bis  1785.  Die  neapolitanische  Gold-0.  wog  ge- 
setzlich 8,7986  g  und  hielt  7,6988  g  Gold. 
■^  Cagiati,  IV,  S.  8  ff.;  Noback»,  S.  957.    S. 

Onclettay  Onzetta,  heißt  das  neapoli- 
tanisch-sizilische,  1818 — 1856  in  Gold  aus- 
geprägte 3fache  (Silber-)  Dukatenstück  mit 
Kopf -Genius  an  Säule,  3,  787  g  schwer  mit 
3>77  g  Goldgehalt.  Auch  Stücke  zu  6,  IS 
und  30  Dukaten  wurden  geschlagen.  — 
Cagiati  V,  S.  109  ff.  S. 

OngarOy  italienische  Bezeichnung  der 
ungarischen  Goldgulden  (Dukaten)  und 
ihrer  Nachprägungen.  S. 

Onkia  (griech.  ävxfo,  67x10,  auch  ÖTyio, 
oö^xfa,  oö^Yta)  griech.  Übertragung  des 
röm.  Wortes  Uncia,  s.  d.  R. 

Onllky  türkische  Münze.  S.  Piaster, 
Akce.  V. 

Onza  s.  unter  Dublone  u,  vgl.  Abb.  253. 

S. 
*   Onzetta  s.  unter  Oncietta. 

Oorden  s.  unter  Mijt. 

Oord|e  s.  Örtgen. 

Opfer  ist  eine  gottesdienstliche  Handlung, 
bei  der  für  die  Götter  entweder  Wohl- 
gerüche aus  einem  Kästchen  (acerra)   in 


OPFERBEIL— OPS 


473 


-die  Flamme  eines  Altars  oder  Räucher- 
beckens (Thymiaterion)  gestreut  werden 
(Rauchopfer)  oder  aus  einer  Schale  eine 
Flüssigkeit  (Wein)  ganz  oder  teilweise 
auf  den  Boden  oder  einen  Altar  ausgegossen 
wird  (Trankopfer),  oder  endlich  blutige 
Opfer  dargebracht  werden,  indem  bestimmte 
Tiere  geschlachtet  und  Teile  des  Fleisches 
auf  dem  Altar  den  Göttern  verbrannt,  das 
übrige  aber  in  gemeinsamem  Opferschmaus 
verzehrt  wird.  Alle  drei  Arten  sind  auf 
griech.  u.  röm.  M,  dargestellt,  wobei  es  für 
unser  Empfinden  seltsam  ist,  daß  meist 
auch  die  Götter  selbst  das  Weihrauchkäst - 
•chen  (so  die  Pietas)  oder  die  Opferschale  in 
■der  Hand  halten,  also  das  0.  darzubringen 
scheinen;  in  vielen  Fällen  mögen  sie  mit  der 
Schale  ja  die  Spende  der  Menschen  auffan- 
gen wollen;  aber  überall  da,  wo  sich  ein 
Altar  unten  befindet,  und  da,  wo  die  Flüs- 
sigkeit aus  der  Schale  herausfließend  dar- 
gestellt ist  —  der  Altar  ist  schon  auf  den 
wohl  ältesten  derartigen  Darstellungen  da 
(Himera,  Selinus,  frühes  5.  Jh.  v.  C),  das 
Ausfließen  bes.  deutlich  beim  Genius  populi 
Romani  (auf  M  der  Tetrarchie,  um  300 
n.  C.)  — ,  kann  kein  Zweifel  sein,  daß  der 
Gott  an  Stelle  des  Menschen  tritt  und  sich 
•gleichsam  selbst  opfert.  Einige  Ä-Med. 
zeigen  sogar  die  Salus  vor  ihrer  eigenen 
Statue  (Gnecchi,  Med.  Tai.  60,  10;  66,  3; 
80, 10)  und  den  Dionysos  vor  seinem  eigenen 
in  den  Wolken  erscheinenden  Bilde  opfernd 
(Kat.  Naville  II  n.  982).  Anderseits  finden 
wir  ein  Theoxenion,  also  ein  Göttermahl, 
hei  dem  die  Götter  liegend  beim  Genuß  der 
Opferspeisen  dargestellt  sind,  auf  M.  von 
Bizye  (ein  später  als  Asklepios  charakteri- 
sierter Gott  und  eine  Frau^  vgl.  unter  Toten- 
mahl), vgl.  ferner  Tomis  (die  gelag.  Dios- 
kuren,  Abb.  99),  Sinope  (Sarapis  auf  Küne), 
Alexandreia  Äg.  (Tyche  gelagert)  und  die 
Kline  selbst  in  Nikomedeia;  vgl.  auch  unter 
Lectistemium  (Arch.  Jahrb.  XIII S.  15 1/4). 
Niedere  Götter  kommen  sogar  ein  blutiges 
Opfer  verrichtend  vor:  der  Kabir  einen 
Widder  opfernd  (Kyzikos  EL),  Nike  einen 
Widder  oder  Stier  opfernd  (Kyzikos  El.; 
Lampsakos  N;  Abydos  N\  Syrakus  M] 
Augustus);  auf  kaiserl.  M.  führt  Nike  einen 
Stier  (Coh.  -Vespas.  nr.  384  irrig  beschr.; 
Eumeneia),  Pan  ein  Böckchen  .(Saga- 
lassos), Silvanus  (röm.  Med.)  und  Hermes 


-(Pergamon)  ein  Schaf  zum  Schlachten  zum 
Altar.  —  Szenen,  wo  Menschen  das  Opfer 
ausführen,  sind:  auf  röm.-kamp.  A^'-M. 
(Abb.  69),  Denaren  des  C.  Sulpicius  C.  f., 
Ti.  Veturius  und  der  auf  ständigen  Bundes- 
genossen, M.  des  Augustus  von  Antistius 
Vetus  und  Ant.  Reginus  erscheint  das 
Schweinsopfer,  mit  dem  man  einen  Ver- 
tragsabschluß besiegelte  (Z.  f.  N.  29  S. 
153O;  Numa  opfert  einen  Bock,  Denar  des 
L.  Pompon.  Molo;  auf  Kaiser-M.  ist  der 
steh.  Kaiser  mit  Schale  über  Altar  oder 
Thymiaterion  ein  sehr  häufiges  M.-bild;  zu- 
weilen geschieht  das  O.  mit  großem  Gefolge 
vor  einem  Tempel.  Flötenbläser,  Lictor  und 
Opferdiener  (camillus)  sind  dabei,  und  der 
Victimarius  schwingt  eben  das  Beil  (se- 
curis)  gegen  den  zu  opfernden  Stier  (bes. 
ausführlich:  Med.  des  Commodus;  Gnecchi, 
Med.  Taf.  89,  2—5).  Ähnlich  sind  die  0,- 
szenen  auf  den  M.  der  Saeculares  ludi  (s.  d.), 
wo  Schwein,  Schaf  und  Rind  geopfert 
werden  (suovetaurilia)  und  zum  tibicen 
auch  der  fidicen  tritt.  —  Eine  ähnliche 
Opfervorbereitung  vor  großer  Versamm- 
lung, der  Stier  steht  neben  dem  Altar  vor 
dem  ApoUontempel,  finden  wir  in  Kolo- 
phon  unter  Valerianus.  Eine  eigenartige 
Stierschächtung  —  das  Tier  ist  vor  dem 
Athenakultbild  an  einem -Baume  hochge- 
zogen —  erscheint  in  Ilion,  Dörpfeld,  Troia 
und  Ilion  S.  514;  Arch.  Jahrb.  XVIII 1903 
S.  58.  —  R.  E.  VIII  S.  2498  unter  Hostia 
IX  S.  1112  unter  Immolatio;  lA  S.  267 
unter  Rauchopfer;  v.  Fritze,  De  libatione, 
Berl.  Diss.  1893. 
.    Opferbeil  s.  unter  Securis.  R. 

Opfergeräte  u.  a.  antike  priesterliche 
Abzeichen,  die  auf  M.  erscheinen,  sind 
Apex,  Aspergillum,  Dreifuß,  Lituus,  Se- 
cespita,  Securis  und  die  Gefäße  Capis,  Pa- 
tera,   Simpulum,  Urceus.  R. 

Opfermesser  s.  unter  Secespita.       R. 

OpS,  die  Göttin  der  Feldfrüchte  und  daher 
des  Reichtums,  des  Überflusses,  Schwester - 
Gemahlin  des  Satumus  und  daher. mit 
Rheia-Kybele  gleichgesetzt;  sie  erscheint, 
als  Sitzfigur  mit  Zepter. bzw.  Ähren,  nur 
auf  M.  des  Pius  und  Pertinax,  mit  den  Bei- 
namen Aug{usti)  und  divina.  —  Gnecchi, 
Tipi  S.  80;  Bemhart,  Handbuch  Taf.  65, 
14.  15;  Roschef,  Lex.  der  Mythol.  III  S» 
931.  R- 


474 


OPTIMÜS-  ORMUZD 


Optimtis  =  der  beste,  vom  luppiter  op- 
timus  maximus  auf  Traianus  übertragen 
(auch  0.  princeps) ;  später  noch  auf  M.  des 
Claudius  II.  und  Maximianus,  nach  ihrem 
Tode  geprägt.  R. 

Optio  et  exactor  aurl  argenti  aeris  heißt 
in  2  röm.  Inschriften  v.  J.  115  n.  C. 
(Dessau,  Inscr.  1634/5)  ein  Felix  Aug(usti) 
l(ibertus) ;  er  steht  an  der  Spitze  der  offici- 
natores  monetae  aurariae  argentariae  Cae- 
saris  n(ostri),  es  folgen  ein  anderer  optio 
und  eine  Reihe  von  off(icinatores) ;  das  an- 
dere Mal  steht  sein  Name  an  der  Spitze  derer 
der  signat(ores),  suppostores,  malliatores 
monetae  Caesaris  n(ostri),  auch  diese  sind 
kaiserl.  Freigelassene  oder  Sklaven.  Wir 
übersetzen  optio  (von  optare,  also  jemand, 
den  sich  ein  Höherer,  hier  der  praefectus 
monetae,  zur  Assistenz  auswählt)  mit  Münz- 
meister, exactor  (exigere  =  dem  Gewichte 
nachprüfen,  eichen),  mit  Wardein  (R.  E.  VI 
S.  1541),  officinator  (officina  =  Münzstätte) 
allgemein  mit  Münzbeamter.  —  Als  sonstige 
Spezialbeamte  oder  Handwerker  an  der 
Münze  sind  noch  inschriftlich  nachgewiesen 
der  aequator  (Justierer,  Wardein),  dispen- 
sator  (Kassierer),  scalptor  (Graveur),  der 
nummularius  (Geldprüfer),  mediastinus 
(Gehilfe),  superpositus  auri,  siehe  die  einzel- 
nen Stichworte.  —  Das  gesamte  untere  und 
mittlere  Personal  einer  Münzstätte  hieß, 
weil  aus  kaiserlichen  Freigelassenen  und 
Sklaven  bestehend,  familia  monetal(is),  fa- 
milia  monetari[a],  Dessau,  Inscr.  1633, 
1636;  von  der  Gesamtzahl  darf  man  sich 
aus  Script,  hist.  Aug.,  Aurel.  38,  2.  3  keine 
übertriebene  Vorstellung  machen,  vgl.  Z.  f. 
N.  31  S.  14.  —  Die  Münzherstellung  war 
zuweilen  ganz  oder  teilweise  an  Genossen- 
schaften verpachtet,  wie  die  Inschrift  C.  I.L. 
VI  9953  eines  P.  Monetius  soc(iorum)  l(iber- 
tus)  Philogenes  vascularius  lehrt.  —  Wil- 
lers, Röm.  Kupferprägung  S.  79^.       R, 

Opus  iUius  ist  z.  Z.  der  Entstehung  der 
gegossenen  Personenmedaille  im  15.  Jh. 
n.  C.  die  übliche  Formel  der  Künstlersigna- 
tur, z.  B.  opus  Pisani  pictoris,  ähnlich  bei 
Matteo  de*  Pasti,  Sperandio  usw.,  griech. 
IpTfov  Toi*  SeTva  (bei  Lysippus) ;  später  meist 
durch  fecit  verdrängt.  R. 

Orbo  etrusco  ist  der  Ausdruck  der  Gem- 
menkunde für  den  Strichelreif  älterer 
Genmien,  der  auch  auf  M.,  bes.  der  Rs. 


unteritalischer  M.,  zumal  der  Incusi,  vor- 
kommt. R. 

Orden  als  äußere  Auszeichnungen,  meist 
in  Gestalt  von  Sternen  oder  Kreuzen,  waren 
Abzeichen  der  aus  den  mittelalterlichen 
Ritterorden  erwachsenen  Ordensverbindun- 
gen, wie  der  burgundische  Orden  vom  Gol- 
denen Vließ  oder  der  englische  Hosenband- 
orden. Nachdem  seit  dem  16.  Jh.  die  Er- 
innerung an  das  Mittelalter  entschwunden 
war,  zerfielen  die  nun  ganz  monarchisch- 
staatlichen Orden  in  Hausorden  und  Ver- 
dienstorden. Die  Hausorden  werden  an 
Mitglieder  regierender  Häuser,  ausnahms- 
weise an  Staatsdiener  verliehen,  die  Ver- 
dienstorden für  Auszeichnung  im  Staats- 
dienst und  außergewöhnliche  Leistungen 
sowie  langjährige  treue  Dienste.  Seit  Mitte 
des  19.  Jh.s  wünschte  man  auch  untere 
Beamte  und  Militärs  in  ähnlicher  Weise  zu 
belohnen  und  führte  dafür  die  Ehrenzeichen 
ein,  die  in  Kriegs-,  Verdienst-  und  Dienst- 
alterszeichen zerfallen.  Viele  Orden  j&nden 
sich  auf  Münzen  und  Medaillen,  entweder 
allein  oder  an  ihrer  Kette  um  den  Schild 
gelegt.  S.  Hosenbandtaler,  Ordensmün- 
zen, Toison  d'or.  S. 

Ordensmütizen  sind  i.  die  Münzen  der 
früheren,  selbständige  Staaten  darstellen- 
den Ritterorden,  2.  Münzen,  die  auf  die 
Gründung  eines  Ordens  oder  auf  dessen 
Jahrfeier  oder  auf  die  Erteilung  eines  Or- 
dens an  einen  Fürsten  geprägt  sind.  Sehr 
bekannt  sind  die  preußischen  Ordenstaler 
Friedrichs  I.  (1701 — 1713)  mit  der  Kette 
des  Schwarzen  Adlerordens  und  die  Or- 
densdukaten der  Markgrafen  von  Branden- 
burg-Bayreuth von  1767  und  1779  auf  den 
Roten  Adlerorden.  Viele  fremde  findet  man 
bei  Schmieder,  S.  323.  S.  auch  Beichling- 
scher  Ordenstaler,  Hosenbandtaler,  Toison 
d'or.  S. 

Ordoimanzie  holl.  für  Münzgesetz. 

Orichalcttm  =  Messing,  s.  unter  Auri- 
chalcum.  R. 

Ormonde  Money,  irisches  Kriegsgeld  von 
1643  unter  dem  Vizekönig  Herzog  von  Or- 
monde geprägt,  silberne  Halbkronen,  6-, 
4-,  3-  und  2-Pence  mit  CR  (Carolus  Rex) 
unter  der  Krone -Wertbezeichnung,  z.  B. 
S/II— p/VI  (2Va  SchiUing).  —  Grueber, 
S.  237. 

Ormiizd  (Ahuramazda),    Hauptgott  der 


ORPHEUS— OTTO-ADELHEID-PFENNIGE 


475 


Perser,  Vertreter  des  Lichtes  und  damit 
des  heilbringenden  Prinzips;  auf  M.  (z.  B. 
persischer  Satrapen  in  Kilikien,  Trait^  Taf. 
CVII;  Num.  chron.  1914  Taf.  IV  5)  dar- 
gestellt als  Halbfigur  eines  bärtigen  Mannes 
mit  Kopfputz,  Kranz  und  Blüte  in  den 
Händen,  als  Unterkörper  dienen  die  um 
eine  Scheibe  geordneten  Flügel-  und 
Schwanzfedern  eines  Raubvogels.        R. 

Orpheus,  ein  thrak.  Sänger,  dessen  Ge- 
sang selbst  die  wilden  Tiere  zähmte;  so 
so  erscheint  er  leierspielend  ohne  die  Tiere 
auf  jAT'-Stater  von  Lampsakos  und  zur 
Kaiserzeit  in  Traianopolis  Thr.  sowie  zwi- 
schen den  Tieren  sitzend  in  Philippopolis 
Thrak.  und  Alexandreia  Äg.,  meist  mit 
der  thrak.  Mütze  auf  dem  Kopfe;  dann  O. 
seine  Gattin  Eurydike  im  Geleit  des  Hermes 
aus  der  Unterwelt  holend  auf  M.  von  Ha- 
drianopolis   Thr.    —   Arch.    Jahrb.    XIII 

s.  135/39.  R. 

Ort  bedeutet  »ein  Viertel«.  Im  Münz- 
wesen  wurde  damit  das  Viertel  einer  Münz- 
einheit bezeichnet,  z.  B.  Ortstaler,  Orts- 
gulden, Örterer,  Örtgen  (s.  d.)  oder  1/4-Stü- 
ber.  Der  halbe  Reichsort  war  ein  Achteltaler, 
oder  den  Taler  zu  24  Groschen  gerechnet, 
ein  3 -Groschenstück.  Die  ganzen  und  halben 
Reichsorte  des  16.  und  17.  Jh.s  haben  im 
Reichsadler  eine  4  oder  8  oder  die  letzteren 
auf  der  Ks.  die  Aufschrift;  n  Halb.  Reichs- 
ort« oder  j^VIII  einen  Reichstaler«  (Abb, 
298),  diese  hießen  in  Westfalen  Blaumüser 
(s.  d.).  Die  polnisch-preußischen  Orte  s. 
unter  »Achtzehngröscher«.  S. 

Die  dänischen  und  norwegischen  Rigs- 
orte  zu  24  Kurantschillingen  wurden  im 
18.  Jh.  in  großen  Mengen  geschlagen,  sie 
waren  Q-lötig,  45^3  wurden  aus  der  feinen 
Mark  gemünzt.     S.  Rigsdaler.  W. 

Ortelin  ist  eine  Straßburger  Bezeichnung 
für  den  Vierteldenar,  zuerst  143 1  erwähnt. 
—  Engel  u.  Lehr,  Elsaß  S.  185.        Su. 

OrthodoxoSy  griech.  ipftoSogoc  =  der 
rechtgläubige,  Beiname  des  byz.  Kaisers 
Isaak  I.  auf  A.  R. 

Ortje  s.  örtgen.  S. 

Oscense  argentum  s.  unter  Argentum 
Oscense.  R. 

Osella.  Seit  dem  13.  Jh.  waren  die  vene- 
tianischen  Dogen  zu  Neujahrsgeschenken 
an  den  Adel  verpflichtet,  die  in  Wild,  ande- 
ren Naturalien  oder  Geld,  seit  1521  nur  in 


einem  diesem  Geldbetrage  gleichwertigen 
Münzstücke  bestanden.  Da  dieses  an  Stelle 
der  früher  besonders  gespendeten  Wildvögel 
getreten  war,  erhielt  es  den  Namen  lOsella« 
(=  uccella,  Femininum  von  uccello,  Vogel). 
Es  war  eine  Silbermünze,  die  zuerst  $3  Soldi 
galt,  deren  Wert  wie  der  aller  großen  Mün- 
zen dann  stieg:  bis  1734  auf  78  Soldi.  Ihr 
Gewicht  war  im  Durchschnitt  9,8  g,  ihr 
Feingewicht  9,3  g.  Die  Oselle  liefen  auch 
als  Kurantgeld  um.  Auch  Goldabschläge 
hat  man.  Die  Vs.  zeigt  meist  den 
h.  Markus,  den  knienden  Dogen  mit  der 
Fahne  belehnend,  die  Rs.  die  verschieden- 
sten Darstellungen.  Die  letzte  0.  ist  von 
1796.  —  G.  Werdnig,  Die  Osellen  der  Re- 
publik Venedig,  Wien,  1889.  S. 

OsiriSy  ägypt.  Gott,  seit  der  saitischen  Zeit 
im  äg.  Kulte  vordringend  als  Gatte  der  großen 
Naturgöttin  Isis  und  Vater  des  Horos,  von 
seinem  Bruder  Set  erschlagen,  von  Isis  be- 
stattet und  wiederauferstanden,  als  Toten- 
gott verehrt,  später  mit  Apis  verbunden 
und  in  dieser  Verbindung  mit  Sarapis 
identifiziert,  s.  d.  Den  mit  dem  Kopfe  der 
Isis  zusammengestellten  bekränzten  Kopf 
mit  Lotosblume  statt  des  Polos  auf  ptolem. 
JR  (Svoronos,  Ptol,  n.  1123)  pflegt  man  0. 
zu  benennen.  O.  ist  wohl  auch  der  Gott 
mit  der  Atef-Krone  (s.  d.),  erhobener  R- 
(wie  so  oft  Sarapis)  und  Dreschflegel,  nach 
syr.  Weise  auf  3  Löwen  stehend,  auf  Kaiser- 
M.  von  Askalon,  Hill,  Proceed.  Brit.  Acad. 
V  S.  12  Taf.  n.  17.  Auf  das  abgeschnit- 
tene Bein  des  0.  bezieht  sich  vielleicht  ein 
M.  -bild  von  Sinope,  s.  unter  Fuß.       R. 

Oskische  Schrift  und  Sprache  s.  Schrift; 
das  sog.  osk.  Pfund  oder  ältere  röm.  Pfund 
ist  S/s  des  neuen  =  »272,88  g€;  vgl.  unter 
As  S.  39.  R. 

OttinOy  Oggino  ist  eine  mailändische 
Groschenbezeichnung  im  Anfang  des  IS- 
Jh.s:  31.  X.  1410  heißt  es  in  einer  Urkunde: 
Ottini  fabbricati  in  Milano,  imperiali  8.  — 
Gnecchi,  Mailand  S.  LVII;  Mulazzari  in 
Riv.  it.  di  num.  I  S.  319.  Su, 

Otto-AdeUieid-Pfeimige  sind  folgende 
Pfennige    (Menadier,    D.M.  I   S.  151  ff.) 

I.  Vs.  Kreuz,  i.  d.  W.  desselben  OTTO 
und  im  Anschluß  daran  in  der  Umschrift 
der  Titel:  DI  GRA  +  REX  AMEN  +,  auf 
der  Rs.  ]>Holzkü:che «  mit  dem  Namen  der 
Adelheid   (ATHALHEID    oder  ATHAL- 


476 


OTTP- ADELHEID-PFENNIGE 


HET,  ATEALHT),  wobei  die  iCirche  bald 
Doit  einer  Quincunx,  bald  mit  einem  Kreuze, 
bald  mit  horizontalen  Balken  versehen  ist 
(Abb.  143). 

II.  Vs.  dasselbe  Bild,  aberODDO  i.  d.  W. 
u.  D-I  GRA  +  REX  +  ohne  AMEN,  Rs.- 
Umschrift  ATEALHT,  mit  kleineren  Vari- 
anten, auch  mit  a  und  cd  zu  Seiten  der 
Kirche,  oder  einem  Krummstabe;  auf  den 
Pfennigen  mit  dem  a  und  cd  teilweise  ein 
ITAL  innerhalb  des  ODDO  in  den  Kreuz- 
winkeln angeordnet;  dieser  Typus  sehr  viel 
mannigfaltiger,  auch  treten  zu  den  Pfenni- 
gea  Hälblinge. 

.  III.  Vs.  =  Vs,  II,  Rs.  Kopf  des  Königs 
nach  links  gewandt  u.  i.  d.  Umschrift  Otto 
und  Adelheid  nebeneinander.  Der  Kopf  ist 
wohl  von  den  Pfennigen  K.  Ethelreds  IL  v. 
England  (978—1016)  entlehnt,  weshalb 
diese  Pfennige  also  von  Otto  III.  geprägt 
sein  müssen.  Von  diesem  Typus  gibt  es 
ebenfalls  Obole. 

IV.  Vs.  Kopf  des  Königs  nach  links  und 
Umschr.  +  D(I  G)RA+  REX,  Rs.  Kir- 
chengebäude mit  Querbalken  u.  Kugel  zw. 
2  Kreuzstäben,  i.  d.  Umschr.  AT(EA)LHT; 
nur  3  Hälblinge.  Vorbild  für  die  Nachprä- 
gungen des  Bischofs  AmulE  v.  Halberst.  u. 
Boleslaus  Chrobry  i.  Polen. 
.  Der  äußeren  Erscheinung  nach  sind  diese 
Pfennige,  die  den  wesentlichsten  Bestand- 
teil sämtlicher  Münzschätze,  die  der  Mitte 
des  II..  Jh.s  voraufliegen,  bilden,  eine  voll- 
ständig einheitliche  Masse,  welche  lediglich 
vom  östlichen  Sachsen  und  dem  Harz- 
gebiete ausgegangen  sein  kann. 

Münzherr  und  Münzstätte  dieser  Otto- 
Adelheidpfennige  sind  zwischen  Menadier 
und  Dannenberg  nebst  Buchenau  strittig. 

Es  handelt  sich  hauptsächlich  um  die 
Frage:  sind  die  Pfennige  von  der  Kaiserin- 
Regentin  (Adelheid)  991 — 994  als  Vormund- 
schaftsmünzen in  einer  königlichen  Münz- 
stätte (Dannenberg),  sind  sie  von  der 
Kaiserin -Witwe  in  einer  Eigenmünze  (Bu- 
chenau), sind  sie  von  dem  regierenden  Kö- 
nigspaar Otto  I.  und  Adelheid  in  einer  Pfalz 
geprägt  (Menadier).  Menadier  entscheidet 
^Ith  aus  folgenden.  Gründen  für  seine  An- 
sicht. Nach  numismatischer  Erfahrung  sind 
Vonnyndschaftsmünzen  der  Adelheid  nicht 
aus  anderen  Gauen  Deutschlands  bekannt, 
dife  wir,   hätte  Adelheid  überhaupt  Vor- 


mundschaftsmünzen prägen  lassen,  besitzen 
müßten,  noch  auch  besitzen  wir  solche 
anderer  Regentschaften  aus  der  Zeit  vor 
dem  Zusammenbruch  der  Hohenstaufen- 
zeit.  Vor  allem  aber  existiert  im  schärfsten 
Gegensatz  zu  Theophano  von  der  Kaiserin 
Adelheid  keine  einzige  Urkunde,  die  sie, 
als  ihr  nach  dem  Tode  der  Schwiegertochter 
die  Beratung  des  Enkels  zufiel,  in  Vertre- 
tung desselben  als  seine  Vormünderin  aus- 
gestellt hätte.  Sie  wird  in  46  Urkunden  nur 
als  Beraterin  und  Fürsprecherin  genannt, 
aber  das  ist  nur  ein  wenig  mehr  als  die 
Hälfte  aller  991 — 994  von  Otto  III.  ausge- 
stellten Urkunden.  Und  das  ist  entschei- 
dend. Stellt  sie  als  Vormünderin  keine 
selbständigen  Urkunden  aus,  so  hat  sie  erst 
recht  keine  Münzen  geprägt.  Auch  ist  die 
Zeitspanne  von  991 — 994  zu  kurz,  um  eine 
Münzsorte,  die  sehr  beliebt  war  und  viel- 
fach nachgeprägt  wurde,  einzubürgern. 

Buchenau  möchte  die  Otto -Adelheid - 
Pfennige  der  Kaiserinwitwe  in  einer  Eigen- 
münze zuschreiben,  und  zwar  in  Gittelde. 
Dieser  Ort  hat  aber  niemals  zum  Heiratsgut 
u.  Eigenbesitz  der  Adelheid  gehört.  Auch 
wäre  wohl  eine  derartige  Massenprä- 
gung nicht  auf  einem  Eigenbesitz  einer 
Königin  möglich. 

Menadier  erklärt  ihre  Erstlinge  als  eine 
Denkmünze  auf  den  Einzug  der  jungen 
Königin  Adelheid  in  Magdeburg  im  April 
952,  indem  Otto  I.  den  Namen  seiner  Ge- 
mahlin ihr  zu  Ehren  auf  die  Münze  gesetzt 
hat,  wie  später  z.  B.  die  Hohenstaufen  in 
Nordhausen  und  in  Gelnhausen  sich  mit 
ihrer  Gemahlin  haben  darstellen  lassen, 
auch  Heinrich  VII.  u.  Margarete  in  Frank- 
furt a.  M.  Dieses  Gepräge  der  Denkmünze 
ist.  dann  hinterdrein  beibehalten  und  ty- 
pisch geworden,  sie  wurde  dann  noch  bis 
in  die  Tage  Ottos  III.  geprägt,  auf  den 
sicher  die  Kopfpfennige  zurückgehen;  diese 
(Typus  III)  nennen  zugleich  den  regieren- 
den Herrscher  wie  die  verstorbenen  Groß- 
eltern desselben. 

Aus  der  langen  Dauer  der  Prägung  erklärt 
sich  die  ungeheure  Menge  der  gefundenen 
Stücke  und  die  große  Zahl  der  Stempel- 
verschiedenheiten. Aus  ihrem  frühen  Be- 
ginn und  ihrer  Vereinzelung  im  mittlieren 
Ostsachsen  erklärt  sich  der  Mangel  eines 
Ortsnamens,    den  ja   die  vorausliegenden 


OTTO  IVIPING— OXYD 


477 


älteren  Sachsenpfennige  ebenfalls  nicht 
tragen,  auch  erklärt  sich  aus  dem  Münzorte 
selbst  das  Beizeichen  des  Bischofstabes, 
welches  eine  Anzahl  der  Pfennige  tragen. 
Auch  das  »ItaU  paßt  nur  auf  Otto  L  bald 
nach  Gewinnung  der  ital.  Königskrone, 
das  entweder  als  Rex  Italorum  oder  als 
Italus  zu  erklären  ist,  indem  ein  italieni- 
scher Münzer  mit  der  Königin  Adelheid  aus 
Italien  nach  Magdeburg  mitgekommen 
wäre. 

Der  älteste  Fund,  in  dem  die  Gtto-Adel- 
heid-Pf.  mit  Sicherheit  vorkommen,  ist  der 
von  Stolp,  vergraben  ungefähr  990  n.  C; 
von  ca.  3000  Münzen  sind  die  große  Masse 
O.-A.-Pf.  Wenn  sie  in  den  vorhergehen- 
den Funden  zwischen  950  und  990,  wie  es 
scheint,  nicht  vorkommen,  so  kann  das 
nicht  ausschlaggebend  für  ihr  Alter  sein; 
denn  man  darf  die  mehr  oder  minder  zu- 
fälligen und  einseitigen  Ergebnisse  von 
Funden  nicht  überschätzen,  und  besonders 
bei  den  wenigen  aus  dieser  Zeit  bekannten, 
da  einerseits  kein  einziger  von  ihnen  auf 
sächsischem  Boden  gemacht  worden  und 
andererseits  die  Überlieferung  derselben 
zum  großen  Teil  unzuverlässig  ist.  Außer- 
dem hat  in  den  letzten  Jahrzehnten  der 
Regierung  Ottos  L  zwischen  Sachsen  u. 
Polen  durch  die  wendischen  Lrande  hindurch 
kaum  ein  Handels-  u.  Geldverkehr  bestan- 
den, da  in  dieser  Zeit  ein  dauernder  Klriegs- 
zustand  zwischen  Deutschen  und  Wenden 
herrschte. 

Magdeburg  kommt  als  Prägungsort 
hauptsächlich  in  Betracht,  denn:  i.  ist  diese 
Stadt  der  Lieblingsaufenthalt  Ottos  I.  ge- 
wesen, deren  Moritzkloster  er  verschiedent- 
lich ausstattet  (Menadier,  D.  M.  I  S.  203). 

2.  ist  sie  die  einzige  so  früh  urkdl. 
bekannte  Münzstätte  in  Ostsachsen,  942 
erstmalig  (28.  März  942  schenkt  K.  Otto  dem 
Moritzkloster  den  Ejrtrag  aus  Zoll  u.  Münze), 
Gittelde  erst  965,  Seligenstadt-Osterwiek 
974,  Halberstadt  u.  Gandersheim  990, 
Quedlinburg  993  (D.M.  I.  S.  195  ff.)- 

3.  ist  der  Tag  der  heiligen  Adelheid,  der 
17.  XIL,  in  Magdeburg  und  Halle,  und  zwar 
lediglich  in  diesen  beiden  Städten  als  »dies 
fori«  gefeiert  worden,  wonach  also  die  Er- 
innerung an  die  Kaiserin  in  Magdeburg 
vornehmlich  in  wirtschaftlicher  Hinsicht 
ehalten  ist. 


4.  In  Magdeburg  haben  wir  dann  eine  fast 
fortlaufende  Kette  von  Prägungen,  die  sich 
gut  aneinanderreihen:  Große  Sachsenpfen- 
nige Heinrichs  I.  u.  Ottos  I. ;  Otto -Adelheid - 
Pfennige  Ottos  I. — Ottos  IH. ;  Magadeburg- 
Pfennige;  Moritzpfennige   (Heinrich  HL). 

5.  sind  die  Silberschätze  des  Rammeis - 
berges  damals  wohl  noch  nicht  erschlossen 
gewesen,  weshalb  eine  Königspfalz  wie 
Werla  am  Harz  als  Münzstätte  nicht  viel 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat.  Später  ist 
sicher  das  Harzer  Bergsilber  nach  Magde- 
burg gebracht  worden  und  mag  zu  der 
massenhaften  Ausprägung  der  Otto -Adel - 
heidpfennige  mit  beigetragen  haben. 

Die  Otto-Adelheidpfennige  sind  haupt- 
sächlich von  Halberstadt,  Quedlinburg, 
Hildesheim,  den  Grafen  Eilhart  u.  Sieg- 
fried, von  Boleslaw  Chrobry  von  Polen 
nachgeahmt  worden,  wozu  eine  Reihe  bar- 
barischer Prägungen  kommen.  —  Menadier, 
D.  M.  I  S,  138—204,  Fundtabelle  S.  182  ff.; 
ders.  in  D.  M.  III  S.  I— XXVHI  u.  17a  ff.; 
ders.  in  Z.  f.  N.  25  S.  403  ff.  u.  in  Z.  f.  N.  35 
S.  71  ff.;  ders.  in  Berl.  Mbl.  1929  S.  399  ff.; 
Dannenberg,  Die  Deutsch.  M.  d.  sächs.  u. 
fränk.  ICaiserzeit  S.  450  ff.,  701  ff.,  830  ff., 
958  ff.;  P.  J.  Meier  in  Bl.  f.  Mfr.  1900  S. 
139  ff.;  Buchenau  in  Bl.  f.  Mfr.  1924  S.  i  ff.; 
Engelke  in  Berl.  Mbl.  1928  S.  191  ff.;  Sieburg 
im  Braunschweig.  Magazin  1929  S.  24  ff.  — 
Adelheidspfennige  gibt  es  auch  aus  dem 
II.  Jh.  von  der  Abtei  Selz  im  Elsaß,. 
Menadier,  D.  M.  i  S.  60  ff.  Su. 

Otto  iviping  ist  die  erstarrte  Entstellung 
von  Otto  imp(erator)  aug(ustus)-  In  West- 
falen hat  man  nach  dem  Tode  Ottos  HL 
länger  als  ein  Jahrhundert  bis  zum  Ausgang 
des  II.  u.  Beginn  des  12.  Jh.s  fortgefahren, 
unter  dem  Namen  dieses  Kaisers,  der  dabei 
vielfach  entstellt  wurde,  zu  prägen.  Otto 
iviping  kommt  hauptsächlich  auf  den 
Soester  Denaren  und  deren  Nachschlägen 
in  Lippe  und  Waldeck  vor,  dann  auf 
Pfennigen  Sarachos  von  Corvey  (1056 — 
1071),  auf  Denaren  von  Münster,  und  auf 
den  Heinrich  dem  Fetten  v.  Nordheim 
(1083 — 1102)  zugeteilten  Münzen.  —  Me- 
nadier, Z.  L  N.  XVI  S.  315  ff.  Su. 

Ott-,  die  griechischen  Worte  mit  Qö- 
siehe  bei  U. 

Oxyd,  Oxydation,  Oxydierung.  Durch  die 
Einwirkung  des  Sauerstoffes  (Oxygeniumi 


478 


P_PAGODA 


der  Luft  und  der  umgebenden  Erde  erfahren 
die  Metalle  gewisse  chemische  Veränderun- 
gen; doch  nennt  die  Numismatik  auch  die 
nicht  vom  Sauerstoff  herrührenden  chemi- 
schen Veränderungen  der  Münzen  0.  und 
reserviert  den  Ausdruck  Patina  (s.  d.)  für 
den  Edelrost  der  M..  Fast  gar  nicht  ver- 
ändert sich  das  Gold,  auf  dem  nur  kleine, 
rote  bis  rotbraune  Ablagerungen  (Eisen- 
oxyd?) vorkommen  (Dressel,  Fünf  Gold- 
medaillons 1906  S.  795) ;  am  leichtesten  und 
stärksten  verändert  sich  das  Silber,  dessen 
dunkles  Anlaufen  von  Schwefel  (man  ver- 
wende daher  bei  Samtbettungen  für  Silber- 
M.  nur  Samt,  der  ohne  Verwendung  von 


Schwefel  gefärbt  ist!),  dessen  oft  steinharte, 
dicke,  graue  bis  violette  Kruste  von  Chlor 
herrührt  (sog.  Homsilber)  und  bei  dem 
auch  grüner  O.,  sei  es  durch  etwaigen  ^- 
gehalt,  sei  es  durch  Aufbewahrung  in  einem 
iE-gefäß,  vorkommt.  Sind  alles  dies  Ab- 
lagerungen auf  der  M.,  so  gibt  es  auch  eine 
Veränderung  des  Inneren  der  M. :  oft  sind 
^-M.  äußerlich  scheinbar  fast  unverän- 
dert, innen  aber  sind  sie  durch  O.  oder 
Einwirkung  von  Säuren  gänzlich  zermürbt, 
kömig,  »granuliert«;  solche  M.  zerbrechen 
oft  bei  Fall  oder  stärkerer  Berührung.  — 
Kirmis,  Chem.  Winke  für  Numismatiker 
1890;  Ebert,  Reallex.  VII  S.  39/42.    R. 


P. 


P,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Dijon. 

Pabulum  (lat.  =  Futter).  »Pro  pabulo 
•dienen«  war  eine  von  den  Staatsmännern 
und  Geldhistorikern  des  17.  und  18.  Jh.s 
gebrauchte  Redensart,  um  die  mißbräuch- 
liche und  ungesetzliche  Einschmelzung  der 
^uten  groben  Münzen  zum  Zweck  ihrer  Um- 
prägung in  geringhaltigeres  Kleingeld  zu 
"bezeichnen.  S. 

Padma-tanka,  südindische  Goldmünze; 
s.  Karsha.  V. 

Padiianer  nennen  wir  die  im  16.  Jh.  z.  T. 
in  Padua  entstandenen  geprägten  Nach- 
ahmungen zumal  röm.  Großbronze -M.,  bald 
im  engsten  Anschluß  an  die  antiken  Vor- 
bilder, bald  mehr  oder  weniger  frei  erfim- 
den,  und  verwandte  Stücke  von  anderen 
Händen  und  anderswoher.  Die  eigentlichen 
P.  sollen  auf  die  Zusammenarbeit  des  ge- 
lehrten A.  Bassiano  und  des  geschickten 
Stempelschneiders  G.  Cavino  zurückgehen. 
Die  Stempel  der  meisten,  früher  in  der 
Biblioth^que  Ste.  Genevifeve,  sind  heute  im 
Pariser  Münzkabinett  verwahrt.  Häufiger 
als  die  geprägten  Stücke  sind  Nachgüsse 
danach.  —  Bl.  f.  Mfr.  1912  S.  5054.    R. 

Pagament  hießen  im  17.  und  18.  Jh.  die 
zum  Einschmelzen  bestimmten  verbotenen 
fremden  und  eigenen  Münzen  im  Gegensatz 
zum  Bruchsilber  und  -Gold  sowie  zu  Barren. 

S. 

Pagamentsgulden  s.  Goldgulden  am 
Schluß. 


Pagne  (engl,  pawn,  paun),  Art  afrikani- 
schen Kleidergeldes;  vgl.  unter  Macuta. 

R. 

Pagoda^  südindische  Goldmünze,  deren 
Gewicht  mit  demj  enigen  der  Molukkabohne, 
Kalanju  (ca.  52  grs  =  3,368  g),  überein- 
stimmt. Der  indische  Name  ist  Varäha, 
Vardkan,  Virdkan  (tamil),  Vardgama  (sin- 
ghal.),  nach  dem  Eber,  der  auf  vielen  älteren 
Stüclcen  der  Cälukya  und  von  Vijayanagar 
dargestellt  ist.  Die  Bezeichnung  P.  ist 
wahrscheinlich  auf  Bhagavati,  den  Namen 
einer  Göttin,  die  auf  einigen  P.  abgebildet 
ist,  zurückzuführen.  Ursprünglich  wurde 
sowohl  die  ganze  P.  wie  auch  ihr  Halbstück 
Pon  (bedeutet  im  Tamil  Gold,  kanar. 
Honnu,  hindust.  Hun,  womit  die  Muham- 
medaner  die  ganze  P.  bezeichnen)  genannt, 
womit  späterhin  nur  die  halbe  P.  (eig.  Pra- 
tdpa,  woraus  portug.  Pardao,  was  aber  zur 
Bezeichnung  der  ganzen  P.  gebraucht  wird) 
bezeichnet  wurde.  Die  ältesten  P.  sind 
kleine  (11  mm)  runde  Goldstücke,  die  auf 
der  einen  Seite  einen  kleinen,  nur  einen  Teil 
der  Münzfiäche  bedeckenden  Stempelab- 
druck haben.  Sie  werden  im  Kanaresischen 
Gulige  genannt  (Elliot  53).  Die  späteren  P- 
weisen  sehr  mannigfaltige  Typen  auf.  Auf 
der  P.  der  Cälukya,  die  im  6. — 12.  Jh.  im 
Dekkan  florierten,  ist  meist  ein  Eber,  auf 
denen  der  Hoisala,  welche  im  13,  Jh.  die 
westlichen  Gebiete  der  Cälukya  be- 
herrschten, ein  Löwe  abgebildet.   Die  Ga- 


PAI— PAISA 


479 


djapati,  ursprünglich  in  der  Gegend  von 
Coimbatore  zu  Hause,  flohen  im  9.  Jh.  vor 
den  Cola  nach  Orissa  und  prägten  dort  die 
Gadjapati-P.,  auf  der  ein  Elefant  dargestellt 
ist  (Abb.  405).    Biese  Münzen  (Anaikasu) 
wurden  im  11.  Jh.  in  Kashmir  nachgeahmt. 
Die  P.  der  Pallava,  die  bis  zum  9.  Jh.  den 
äußersten  Süden  Indiens  beherrschten,  tra- 
gen einen  Löwen,  die  der  Pändya,  welche  im 
9. — 10.  und  dann  wieder  im  13.  Jh.  eine 
hervorragende  Rolle  spielten,  zeigen  einen 
oder  mehrere  Fische.  Die  Cola,  welche  vom 
10. — 13.  Jh.  die  Führung  hatten,  schlugen 
P.,  auf  denen  ein  unter  einem  Baldachin 
sitzender  Tiger  und  daneben  der  von  den 
Pandya  übernommene  Fisch  abgebildet  ist; 
s.  Karsha.    Die  Rückseite  vieler  dieser  P. 
der  Drawidastaaten  ziert  ein  Blumenorna- 
ment, welches  zu  der  Bezeichnung  dieser 
Münzen  als  P'hulihun,  Blumenp.  die  Ver- 
anlassung g^eben  hat.    Die  Könige  von 
Vijayanagar  (14. — 16.  Jh.)  prägten  in  Gold 
die  P.,  den  Partab  (Va  P.)  und  den  Fanam 
(Vao  P.),  in  Silber  den  Tär  (Vi2o  P.,  bisher 
unbekannt),  in  Kupfer  den  Jaital,  s.  d.  Die 
kleinen  dicken  P.  dieses  Reiches  geben  das 
Muster  ab  für  alle  folgenden  P.   Auf  einigen 
P.  von  Vijayanagar  sind  ein  Gott  und  eine 
Göttin  nebeneinander  sitzend  abgebildet. 
Krishnaraya  (1509 — 29)  prägte  dieDurgiP. 
(Durga    =    Hügelfort,    d.  h,    Citaldrüg), 
auf  der  Vishnu  mit  Diskus  und  Schnecken- 
muschel dargestellt  ist.  Auf  der  von  Rama- 
räya  (16.  Jh.)  geprägten  Gandikata-P.  steht 
Vishnu  unter  einem  Baldachin.  Auf  späte- 
ren P.  des  16.  Jh.s  sind  3  Gestalten  abge- 
bildet   (Drei-SwanM-P.).    Die    Inschriften 
sind  entweder  kanaresisch  oder  in  Nägari 
abgefaßt.    Von  den  im  16.  Jh.  emporge- 
kommenen   Fürstentümern    prägten    die 
Näyaka  von  Citaldrüg  die  Durgi-P.  weiter, 
die  Näyaka  von  Ikkeri  (16. — 17.  Jh.)   die 
Ikkeri-P.  mit  2  sitzenden  Gottheiten  (daher 
Zwei-Swami-P.).  Der  Räja  von  Chandragiri 
(Anfang  17.  Jh.)  prägte  die  Venkatapati- 
(auch  i-Swami-)P.    mit  dem  vierannigen 
Vishnu,  Haider  *A1I  von  Mysore  übernahm 
anfänglich  denselben  Typus  für  seine  Beha- 
durl-P.  und  fügte  nur  auf  der  Rs.  den  An- 
fangsbuchstaben seines  Namens  (arabisches 
H)   hinzu,   seine  späteren  P.  bilden  eine 
Kopie  der  unter  dem  Großmogul  Muham- 
mad Shah  geprägten  P.    Vs.  Name  und 


Prägejahr,  Rs.  Ortsname.  Tipü  Sultan 
prägte  die  Sultäni-P.  und  die  Färükl-P.,  das 
Doppelstück,  den  Sadikl,  und  die  4-fache 
P.,  Ahmedi,  alle  mit  persischen  Inschriften, 
ohne  bildliche  Darstellungen.  Auch  die 
Nizäme  von  Hyderabad  und  die  Nawäbe 
von  Kamatik  prägten  P.  verschiedener 
Typen.  In  Imtiyäzgarh  wurden  P.  im  Na- 
men des  Großmoguls  mit  persischen  In- 
schriften geprägt.  Die  P.  des  Rama  Varma 
von  Travancore  (19.  Jh.)  hat  auf  der  Vs. 
Muschel  umgeben  von  einem  Kranze,  Rs. 
die  lateinischen  Buchstaben  R  V  sowie  die 
Jahreszahl;  s.  Fanam.  —  Lit.  s.  unter  Fa- 
nam, außerdem  Hultzsch  in  lA.  20,  301  ff.; 
21,  321;  Crooke,  Hobson  Jobson  653  f.,  672; 
Bidiein  JASB.  1883,  33—48.  V. 

Zur  Zeit  der  englischen  Herrschaft  zerfiel 
die  Pagode  als  Geldeinheit  des  Hindu- 
systems im  südlichen  Vorderindien  in  42 
Fanam  (s.  d.)  oder  168  Faluce  oder  3360 
Käsch  (s.  d.).  Die  Stemp.,  so  wegen  des 
Sterns  auf  einer  Seite  genannt,  lief  in  der 
Präsidentschaft  Madras  und  in  Pondichery, 
wo  Goldwährung  herrschte,  um,  sie  wog 
3,4  g,  hielt  2,7  g  Gold  und  galt  1/4  Mohur 
(s.  d.).  Seit  1810  ging  auch  der  Süden  zur 
Silberwährung  über  und  damit  wich  die 
Pagode  der  Rupie.  In  Pondichery  galt  die 
P.  zuerst  26,  dann  24  Fanons  (s.  Fanam).  — 
Atkins,  S.  130 — 133;  Chalmers,  S.  342f.; 
Zay,  S.  273;  Noback»  S.961.  S. 

In  Tranquebar  wurden  unter  Christian 
VIL  von  Dänemark  (1766— 1808)  18447 
Stück  P.  mit  konvexer,  gekörnter,  die  kö- 
niglichen Initialen  tragender  Vs.  und  der 
Göttin  Lakchmi  zwischen  Zieraten  auf  der 
Rs.  geprägt  (Abb.  349).  — Bergsöe,  Tranke- 
bar Mönter,  Kopenh.  1895,  S.  34;  Schou, 
Taf.  150,  Nr.  244.  W. 

Pai,  Pie,  indische  Kupfermünze;  s.  Anna, 
Paisa,  Muhr.  V. 

Palma^  griech.  icaTjia  =  Schlag,  von 
icatetv  =  schlagen,  steht  im  Sinne  von  »Ge- 
präge« auf  Stateren  von  Gortyn  und  Phai- 
stos  um  500  V.C.,  FopTüvoc  (oderd^aiötwov) 
th  TraTp-a.  R- 

Falsa,  indische  Kupfermünze.  Abu  *1 
Fadl  *^Allämi  (f  1602)  zufolge  war  P.  der 
alte  Name  derjenigen  Kupfermünze,  welche 
im  16.  Jh.  Dam  («/lo  Tanka),  unter  Bahlül 
Lödi  (1451—88)  Bahlüli  hieß.  Doch  sind 
außer    den   Kupfermünzen  mit   Zwangs- 


48o 


PALÄOGRAPHBE— PAULADION 


kurs  des  14.  Jh.s  keine  älteren  Kupfermün- 
zen von  annähernd  so  hohem  Gewicht  be- 
kannt. Die  Billonmünzen  des  Bahlül  Lödi 
von  9,35  g  Gewicht  sind  ihrem  Silbergehalte 
nach  eher  ^/s  Tanka,  und  seine  Kupfermün- 
zen vom  selben  Gewicht  würden  ^/so  Tanka 
entsprechen.  Der  von  Sir  Sah  eingeführte 
Dam  ist  eine  dicke  Kupfermünze,  ca.  21  g 
schwer  und  19 — 25  mm  groß.  Unter  Akbar 
(t  1605)  waren  2  Dam  =  i  Kupfertanka. 
Daneben  schlug  er  ^/a  (Adhila,  Nisfi),  1/4 
(Paula,  Damrä,  Räig),  Vs  (Tänki),  V« 
(DamrT,  Nim  Räig)  und  V16  Dam.  Nach 
1664  bilden  3  Dam  (Gewicht  des  Däm 
ca.  14  g)  eine  Tanka.  Die  Bezeichnung 
Däm  steht  auf  den  Münzen  sehr  selten, 
meist  lautet  sie  Fulüs,  manchmal  Rewäni 
(Kurantmünze).  Der  Name  Damri  hat 
sich  in  Nord-Indien  bis  heute  als  volks- 
tümliche Bezeichnung  kleiner  Münzen  er- 
halten. 

Die  nach  1707  von  verschiedenen  Klein- 
staaten geprägten  Kupfermünzen  heißen 
Paisa.  Die  P.  der  Rajputstaaten  haben  sehr 
verschiedenes  Gewicht.  Die  Dhingla-P.  (Vs. 
Blume,  Rs.  Siwa  mit  dem  Bullen),  die  Tri- 
sulia-P.  (Vs,  Rs.  Dreizack)  und  die  Bhil- 
warra-P.  von  Mewär  (19.  Jh.)  wiegen  ca. 
5>5  g»  ^e  P,  von  Partäbgarh  1886  und  von 
Banswara  1869  ca.  7^77  g,  die  Rao  sähi 
Taka  von  Alwar  (1772 — 1876),  die  Bundi- 
P.  von  1859  u.  a.  wiegen  ca.  18,144  g,  die 
Dhabu  sähi  P.  von  Märwär  (19.  Jh.) 
20,73  g-  Iii  Jaisalmer  wurden  um  1830 
Kupfermünzen  von  14  mm  Größe  und  ca. 
I»25  g  Gewicht  geprägt,  welche  Dodia 
hießen,  an  Stelle  von  Kaurimuscheln  ge- 
braucht wurden  und  je  40  eine  Anna  wert 
waren.  Über  Nepal  s.  Muhr.  In  Afghani- 
stan wog  die  Yekpaisa  (i  P.)  unter  Abdar- 
rahman  (1880 — 1901)  ca.  4,4  g,  unter  Amän- 
ullah  (1919— 1929)  ca.  I  g.  Im  britisch- 
indischen Münzsystem  ist  die  P.  (Pice)  = 
1/64  Rupie  =  V4  Anna  =  3  Pai  (aus  Mah- 
ratta Pä*i,  sanskr.  Päd,  d.  h.  1/4);  s.  Anna. 
Tipüsultän  von  Mysore  nannte  seine  2- 
Paisa-Münze  (40  Cash)  in  den  J.  1789 — 92 
*OtmänI  (nach  dem  dritten  Khalifen);  1792 
erhielten  seine  Kupfermünzen  von  Stern- 
bildern abgeleitete  Namen:  Mu§tari  (Jupi- 
ter) hieß  das  Stück  zu  2  P.  (22  g),  Zohra 
(Venus)  I  P.,  Bahräm  (Mars)  V»  P., 
Akhtar  (Stern)    ^4  P-  und  ßlutb   (Polar- 


stern) '/8  P.  —  Lit.  s.  unter  Muhr,  Rupie. 
Hodivala,  JPASB.  1917  (N.  S.28),  62;  Tho- 
mas, Chronicles  of  the  Pathan  kings  360; 
Whiteking,  NChr.  1896,  326;  Longworth 
Dames,  Enz.  d.  Islam  I  939;  Brown,  Cat. 
Lucknow  Mus.  I40;  Whitehead,  Penjab 
Museum  Labore  II 170;  Crooke,  Hobson 
Jobson   703,  70.  V. 

P.  heißt  wie  gesagt  auch  die  britisch -ost  - 
indische Viertel -Anna.  Ebenso  wurden  von 
den  Franzosen  in  Pondich6ry  im  18.  Jh. 
Kupferpaisa  geschlagen,  die  wohl  den  dorti- 
gen Viertel-Fanon  (s.  unter  Fanam)  dar- 
stellten, etwa  9,7  g  schwer  mit  einer  Krone 
auf  einer  und  9  Lilien  auf  der  anderen 
Seite  (Abb.  350),  auch  halbe.  —  Fonrobert 

3989.  s. 

Päläographie  =  Schriftkunde;  s.  Schrift. 

Palästina-Pfund,  Litra,  die  heutige  Wäh- 
rungseinheit Palästinas  =  i  Sovereign;  sie 
zerfällt  in  lOOO  Mil;  die  Stücke  zu  100  und 
50  M.  sind  aus  Silber,  die  zu  20,  10,  5,  2, 
I  M.  aus  Bronze.  Arabisch  heißt  der  Mil 
Perutah,  das  Stück  zu  S  M.  Ma'ah,  zu 
10  M.  Ma'ata-im,  zu  50  M.  Hezi  Chekel, 
zu  100  M.  Chekel,  zu  500  M.  Hezi  Litra, 
zu  1000  M.  Litra.  Alle  zeigen  den  Aaron- 
stab  sowie  lateinische,  hebräische  und 
arabische  Schrift.  S. 

Palaestra,  der  Ringkampfplatz,  der  Sport- 
platz. Auf  einer  Vase  von  Orange  steht  Pa- 
lestra  als  Beischrift  neben  einer  sitz.  Frau 
mit  Palmzweig,  und  danach  hat  man  vor- 
geschlagen, die  sog.  Hilaritas  (s.  d.)  auf 
röm.  M.  des  Zweiges  wegen  vielmehr  P.  zu 
nennen(?).  — Rev.  num.  1907  S.  356.    R. 

Palaimon  s.  unter  Melikertes. 

Palatium  regiSy  die  Königspfalz  als  Her- 
kunftsort der  Münze  wird  auf  Pariser  Ge- 
prägen  der  Merowinger  genahnt:  »in  pala- 
cio«.  Auf  Karolinger -Münzen  findet  sich 
die  Aufschrift    ]>palatina  moneta«.     Su. 

Paliy  heilige  Sprache  der  südlichen 
Buddhisten,  Tochtersprache  des  Sanskrit. 
Eine  P, -Schrift  gibt  es  nicht;  die  heiligen 
Texte  wurden  jeweilig  in  der  Landesschrift 
abgefaßt,  im  nördlichen  Buddhismus  in 
Sanskrit,  im  südlichen  auf  Ceylon  in 
Singhalesisch,  in  Birma  in  Birmanisch,  in 
Siam  früher  in  Kambodjanisch  usw. 

Stoenner. 

Paüadlony  altes  Kultbild  der  kämpfenden 
Athena  (Pallas),  insbes.  das  vom  Hinmiel 


PALLAS— PAN 


481 


gefallene  (als  Meteor?),  dann  der  Sage 
nach  in  Troia  aufgestellte  (daher  auf 
N  des  4.  Jh.  von  Pergamon),  das  dann 
nach  einer  Lesart  Diomedes  raubte  (M. 
von  Argos),  nach  der  anderen  Aeneas 
rettete  [A  Caesars  u-  s.  w.),  der  es  dann  ins 
Heiligtum  der  Vesta  (zu  Lavinium)  brachte; 
daher  ist  ein  P.  auch  Attribut  der  Vesta, 
s.  d.  —  R.  E.  II  S.  1945/6.  1982.       R. 

Pallas,  Beinanoie  der  Athena,  s.  d.;  wegen 
des  Athenakopf es  auf  der  Vs.  hießen  danach 
die  athenischen  M.,  doch  wohl  vorzugsweise 
die  iR-Tetradr.,  Pallades,  Abb.  24.  — 
Pollux,  Onom.  IX  75.  R. 

Pallefroy  kommt  als  Bezeichnung  einer 
V4-Plaque  im  Herzogtum  Bar  in  einer 
Rechnung  von  1347/48  vor.  —  Revue 
Beige  LI  1895  S.  333.  Su. 

Pallium  ist  heute  ein  weißwollener,  mit 
schwarzen  seidenen  Kreuzchen  besetzter, 
in  der  Mitte  der  Brust  und  des  Rückens 
sowie  auf  der  linken  Schulter  mit  je  einer 
Ziemadel  versehener  bandförmiger  Schul- 
terschmuck, seiner  Gestalt  nach  ein  Ring, 
von  dem  vorn  und  hinten  ein  kurzer, 
mit  schwarzseidenem  Endstück  ausgestat- 
teter Behang  herabfällt  (vgl.  Abb.  173, 
19s).  Es  kommt  von  Rechts  wegen  allein 
dem  Papst  und  den  Erzbischöfen  zu, 
wird  bisweilen  auch  Bischöfen  als  Aus- 
zeichnung verliehen,  darf  aber  selbst  von 
den  Erzbischöfen  nur  an  bestimmten 
Tagen  und  bei  bestimmten  Gel^enheiten 
und  auch  dann  bloß  beim  Pontifikalamt 
getragen  werden. 

Ursprünglich  war  das  P.  ein  streifenförmig 
zusammengefaltetes  Tuch  —  daher  sein 
Name  pallium  — ,  spätestens  seit  dem  6.  Jh. 
aber  nur  mehr  ein  bloßes  Band.  Anfänglich 
wurde  es  lose  umgeschlungen,  indem  man 
seine  Enden  von  der  linken  Schulter  nach 
vom  und  hinten  gerade  herabhängen  ließ. 
Dann  führte  man  diese  Enden  zur  Mitte  der 
Brust  und  des  Rückens,  wo  man  sie  mit 
einer  Nadel  befestigte,  indem  man  gleich- 
zeitig das  P.  mit  einer  dritten  Nadel  auf 
der  linken  Schulter  anheftete.  Diese  Form 
wurde  durch  Vernähen  dauernd  festge- 
halten, infolgedessen  die  Nadeln  nun  zum 
bloßen  Schmuck  wurden.  —  I.  Braun,  Lit. 
Lex.  S.  255  f.  Su. 

Pabnbauffl,  Palmzweig.  Der  Palmbaum, 
griech.  9oivt6,  erscheint  öfter  auf  antiken 
Wfirterbnoh  dnr  HOnzkirndfl. 


M.,  insbes.  gilt  er  im  Altertum  als  »redendes 
Abzeichen«  für  Phönikien,  daher  z.  B.  auf 
pun.  M.,  auf  M.  von  Tyros  usw.,  auf  röm. 
M.  der  Flavier  und  des  Nerva  usw.  auch  für 
ludaea.  —  Der  Palmzweig  bzw.  Palmwedel 
spielt  im  Kulte  der  orientalischen  (vgl. 
unter  Lulab)  und  klassischen  Völker  eine 
große  Rolle,  bei  diesen  bes.  als  Sieges- 
zeichen; als  solches  ist  der  P.  seit 
hellenist.  Zeit  fast  ständiges  Attribut  der 
Nike  ^Victoria),  der  Athleten,  Rennfahrer 
und  -reiter  (s.  unter  Athleten)  und  der  mit 
Festspielen  zusammenhängenden  Götter- 
bilder (Athena  in  Side),  dann  auch  der 
Securitas,  Laetitia,  Hilaritas,  des  Herma- 
nubis  usw.  Er  erscheint  als  Schmuck  d.  sieg- 
reichen Pferde  noch  auf  Kontomiaten,  auf 
denen  er  auch  oft  auf  d.  Vs.  eingraviert 
ist,  Abb.  112.  Er  kommt  auch  als  alleiniges 
M.-bild  (2.  B.  auf  Denar  des  Q.  Sicinius 
mit  einer  Tänie  daran  und  mit  Caduceus 
gekreuzt)  und  als  Beiz,  äußerst  oft  vor.  — 
Auf  alexandrin.  und  röm.  M.  der  M. -statte 
Alexandreia  ist  der  P.  ein  Hinweis  auf  die 
Decennalia  (Vogt,  Die  alex.  M.  S.  227; 
"Kubitschek,  Sitz.  Ak.  Wien  Bd.  208,  l, 
1928  S.  23).  —  Imhoof,  Tier-  u.  Pflanzen- 
bilder S.  59/60;  Bernhard,  Pflanzenbilder 
a.  gr.  u.  röm.  M.  1924  S.  38/9  Taf.  IV.  V; 
Wölfflin-Festschrift  S.  8/9;  Anson,  Greek 
coin  types  III  Taf.  I  (P.zweig),  Taf.  VII 
bis  XI  (P.baum);  Riv.  ital.  di  num.  1916 
S.  173  Taf.  V.  VI.  —  In  der  Neuzeit 
ist  der  P.zweig  Friedenssymbol  geworden, 
vermutlich  als  aus  der  Victoria  der  Engel 
wurde  und  man  auch  ihr  Siegeszeichen 
christlich  umdeutete.  R. 

Palmette»  palmzweigähnliche  Verzierung, 
die  eine  ungemein  reiche  Entwicklung  vom 
alten  Orient  bis  in  hellenist.  Zeit  erlebt 
hat.  —  Meurer,  Formengeschichte  des  Or- 
naments S.  62 — jo\  Bull.  Metropolitan  mus. 
1925  S.  201 ;  P.  auf  M.:  Z.  f.  N.  Z7  S.  118. 

R. 

PalttdamentuiUy  lat.,  der  Soldatenmantel, 
Feldhermmantel,  häufigstes  Kleidungs- 
stück der  röm.  Kaiser  auf  den  M.       R. 

Pan,  griech.  IXocv,  als  junger  Pan  IIavtax6c 
genannt;  auch  sein  weibl.  Gegenpart 
Davienc^  wurde  gebildet  (die  Paniske  z.  B. 
auf  JSL  von  Metapont  und  auf  N  von 
Lampsakos),  übrigens  beide  in  bloßer  Kopf* 
darstellung    von    einem   Satyr  nicht  zu 

31 


482 


PANA— PANTHEISTISCHE  GÖTTERBILDER 


unterscheiden;  beide  auch  in  der  Mehrzahl; 
lat.  Faunus  (über  diesen:  R.  E.  VI  S.  2054). 
Urspr.  Naturgottheit,  zumal  in  Arka- 
dien verehrt,  ist  Pan  bes.  Gott  der  Hirten 
und  Herden,  daher  selbst  halb  als  Ziegen- 
bock gestaltet  (Tierohren,  Hörner,  Bocks - 
fuße  [diese  allein  ihn  immer  vom  Satyr, 
s.  d.,  unterscheidend],  krumme  Nase, 
spitzer  Bart,  kleines  Schwänzchen),  seine 
Attribute  die  des  Hirten,  Pedum  und 
Syrinx  (die  Szene  der  Verwandlung  der 
Nymphe  Syrinx  in  eine  Schilf staude:  M. 
von  Thelpusa),  seine  Tiere  Hund,  Bock, 
Hase.  Dem  anderen  Naturgott  Dionysos 
wird  er  als  Mitglied  von  dessen  Thiasos  (s.d. ; 
Abb.  96)  (noch  auf  Kontomiaten)  bei- 
gesellt; daher  seine  Verbindung  mit  dem 
Panther,  auf  den  er  (M.  von  Hadrianopolis 
und  Nikopolis  am  Istros)  tritt.  Als  redender 
Typus  dient  sein  Kopf  in  Pantikapaion  auf 
M.  wie  auch  einem  Relief,  dann  auf  JR  des 
Vib.  Pansa.  Sein  bärtiger  Kopf  seitlich 
oder  mehr  oder  weniger  nach  vorn  kommt 
z.  B.  in  Pantikapaion  u.  Lampsakos  (JV) 
vor,  unbärtig  z.  B.  im  makedon.  Schilde 
auf  M.  des  Antigonos  IL  In  Ganzfigur 
erscheint  der  junge  P.  oft  auf  Felsblock 
sitzend:  so  auf  M  von  Messana  (PAN, 
Abb.  35),  hier  mit  Hasen  spielend,  von 
Pandosia  und  JR  der  Arkader,  ähnlich  auf  iE 
von  Mesma,  Megalopolis,  Pella,  Delphoi  und 
einem  Med.  Hadrians  (in  diesen  Fällen 
vom  Satyr  nicht  zu  trennen);  steh,  in 
einer  (auch  sonst  für  ihn  beliebten)  Grotte 
oder  Arkadenreihe,  auch  die  Querpfeife 
spielend:  M,  von  Kaisareia  Paneas;  sonstige 
wichtige  Bilder  des  P.  auf  M.:  bärtig 
oder  unbärtig,  mit  Kantharos  und  Bock 
(Sikyon),  mit  Syrinx  und  Pedum  (Mi- 
daeion  und  M  des  Augustus),  ein  Tro- 
paion  errichtend  (Antigonos  IL),  ein 
Böckchen  zum  Altar  schleppend  (Saga- 
lassos und  Med.  Naville  Kat.  II  n.  982), 
auf  Basis  in  Gytheion,  das  Dionysoskind 
tragend  in  Zakynthos.  —  Für  P.  bezeich- 
nend ist  das  Ausspähen,  griech.  dKooxoicBiv, 
indem  er  mit  einer  Hand  das  Auge  be- 
schattet, M.  von  Ainos,  Thessalonike  usw., 
Z.  f.  N.  36  S.  1161.  —  Gruppe,  Griech. 
Myth.  S.  I384fif.;  Head,  H.  N.»  S.9S3; 
Röscher,  Lex.  d.  Mythol.  III  S.  1347; 
A,  Philadelpheus,  Der  P.  in  der  antiken 
Kunst,  Athen  1899;  E.  Maaß,  Ein  griech. 


j  Vorläufer  des  Mephisto,  Jahrb.  der  Goethe - 
!  Gesellschaft  IX  1922.  R. 

^  Pana,  indische  Gewichtseinheit,  s.  Rati. 
Der  Maurya -König  Gandragupta  soll  um 
321  V.  C.  Silbermünzen  zu  I,  ^/a,  1/4,  Vs 
Pana  oder  Karshapana  und  Kupfermünzen 
zu  I,  V»,  ^4  (Kakini),  Vs  (Ardhakakinika) 
Masha  ausgebracht  haben.  Im  5.  Jh.  n.  C. 
waren  im  östlichen  Indien  16  oder  20 
Pana  =  i  Karshapana,  also  Pana  =  Masha. 
Im  südlichen  Indien  kommt  eine  Pana 
(Aksha)  vor,  die  den  Gewichtstabellen  zu- 
folge ^/s  bzw.  Vio  der  silbernen  Karshapana 
(Kalanju)  darstellte.  Als  Rechnungseinheit 
von  Bengalen  war  im  19.  Jh.  i  Pana  =  80 
Kaurimuscheln  =  V4  Anna.  —  H.  W.  Co- 
drington, Ceylon  coins  2,  189;  Cunningham, 
in  Num.  chron.,  1873,  S.  203,  Coins  of 
Ancient  India  46.  V. 

Panathenaia,  griech.  üava&i^vea,  Name  des 
bekannten  athen.  Festes,  Inschrift  eines 
Spieltisches  auf  ath.  M.  der  Elaiserzeit. 

R. 

Panckowische  Groschlein  sind  märkische 
Halbgroschen,  die  von  Johann  Cicero  in  den 
Jahren  1496 — 1499  nach  einer  nicht  ander- 
weit beglaubigten  Notiz  des  Peter  Hafft 
in  dem  Dorfe  Pankow  bei  Berlin  geprägt 
sein  sollen.  —  E.  Bahrfeldt,  Brandenburg 
II,  S.  64.  Su. 

Pane  di  rame  (Kupferbrot)  heißt  bei  den 
ital.  Numismatiken!  der  altital.  .^-Barren 
wegen  seiner  an  ein  Brot  erinnernden  Form. 

R. 

Panegyriarches,  griech.  icavij^opiapjfTjc 
=  Vorsteher  der  Festversammlung,  Titel 
eines  M. -Beamten  in  Apameia  Phryg.  — 
Münsterberg,  Beamtennamen  S.  252. 

R. 

PanelletiioSy  griech.  navsXXiJvioc,  Beiname 
des  Hadrianus,  vgl.  unter  Olympios;  Panel- 
lenia,  Name  einer  Spielfeier  in  Athen,  auf 
ath.  M.  der  Kaiserzeit.  R. 

PanOy  Name  für  die  Vio  Macuta  (s.  d.) 
zu  S  Reis.  S. 

Panoplie  =  vollständige  Schutzrüstung, 
s.  unter  Panzer.  R, 

Panihelstlsche  Gotterbflder.  Bei  P.  G.  hat 
die  dargestellte  Gottheit  Attribute  mehre* 
rer  wesensverschiedener  Gottheiten.  Aus 
Verfall  der  religiösen  Vorstellungen  und  der 
künstler.  Gestaltungskraft  hervorgehend, 
kommen  sie  zuerst  auf  M  des  Pharnakes  L 


PANZER— PAPPHAHN 


483 


{190 — 169  V.  C),  dann  auf  röm.-republ. 
Denaren,  endlich  kaiserl.  M,  vor.  Beispiel: 
Sarapisbrustbild  mit  Widderhorn  des  Am- 
nion, Strahlen  des  Helios,  Dreizack  des 
Poseidon  (Alexandreia  Äg.).  —  Nom.  VI 
S.  13/23.  R. 

Panzer.  Zur  vollständigen  Schutzrüstung 
(Panoplie)  gehörten  im  Altertum  außer 
Schild  und  Helm  der  Brust-  und  Rücken- 
hämisch,  auch  die  Beinschienen;  diese 
Schutzwaffenerscheinen,  als  ad^a  bezeich- 
net (s.  unter  Athlon),  im  Abschnitt  der  syra- 
kusanischen  Dekadrachmen  vom  Ende  des 
5,  Jh.s  und  pflegen  auch  das  Tropaion  (s.  d.) 
zu  bilden.  Der  P.  allein  z.  B.  auf  M  von 
Aphrodisias-Plarasa,  Konana  Pis.  und  auf 
anonymen  röm.  Klein-w^;  der  zur  kais. 
ELriegstracht  auf  antiken  M.  gehörige  P.  ist, 
wenn  der  Kriegsmantel  darüber  liegt,  an 
den  Lederzotteln  zu  erkennen,  die  über  die 
Achsel  fallen;  auf  dem  Bruststück  erscheint 
oft  die  Aigis  mit  dem  Gorgoneion,  auch  dies 
allein,  wohl  auch  ein  Reiter,  der  einen  Feind 
niederreitet.  —  A.  Hagemann,  Griech. 
Panzerung  I,  Leipzig  191 9  (M.  nicht  be- 
nutzt). R. 

PaoUno  d'oro  war  der  in  Rom  seit  1535 
von  Papst  Paul  HL  geprägte  Scudo  d'oro 
mit  Wappenschild-stehendem  Apostel  Paul. 
—  Serafini,   I,  Taf.  35,  Nr.  17—21.     S. 

Paolo  hieß  der  päpstliche  Groschen  Pauls 
HL  (1534 — 1550),  meist  mit  Wappen- 
stehendem Apostel  Paul.  Später  hießen 
alle  päpstlichen  Groschen  entweder  Paoli 
oder  (meist)  Giulii  (s,  Giulio).  S. 

Papa  =  Papst,  s.  d.  Su. 

Papageientaler  wird  der  Berliner  Probe- 
taler Friedrich  Wilhelms  II.  von  1788  ge- 
nannt, dessen  Rückseite  den  preußischen 
Adler  auf  einer  Erdkugel  im  Schilde  zeigt, 
weil  das  Oval  des  Schildes  wie  der  Reif 
aussieht,  den  man  Papageien  zum  Schau- 
keln in  den  Käfig  hängt.  —  Schrötter, 
Acta  Bor.  Beschreibung,  III,  F.  W.  II, 
Nr.  32,  33  Taf.  I  32.  S. 

Papiergeld.  »Das  Staatspapiergeld,  das 
anfangs  verzinslich  war,  jetzt  aber  unver- 
zinslich ausgegeben  wird,  unterscheidet  sich 
von  der  Banknote,  die  einlösbar  ist  und  nur 
gegen  bankmäßige  Deckung  ausgegeben 
werden  soll,  durch  seine  Uneinlösbarkeit 
und  ist  der  Gefahr  schrankenloser  Ver- 
mehrung ausgesetzt.     Der  Staat  vermag 


durch  Zwangskurs  der  Staatsnote  die 
Eigenschaft  eines  allgemeinen  Zahlungs- 
mittels zu  geben,  verpflichtet  sich  aber  da- 
durch selbst  zur  Entgegennahme  seiner 
Noten  nach  ihrem  Nennwert  bei  Zahlungen, 
die  er  zu  empfangen  hat  (sog.  Steuerfunda- 
tion).«  Staatsnoten  kommen  in  England 
seit  dem  Ende  des  17.  Jh.s  vor,  in  Frank- 
reich begannen  sie  1701  mit  der  Ausgabe 
der  sog.  Billets  de  confiance  (s.  d.),  in  Sar- 
dinien 1746,  in  Österreich  1761,  in 
Preußen  1806  (s.  Kassenscheine,  Tresor- 
scheine). Welchen  Unsegen  die  schran- 
kenlose Vermehrung  des  uneinlösbaren 
Staatspapiergeldes  und  der  Banknoten 
während  des  Weltkrieges  und  der  Nach- 
kriegszeit über  ganz  Europa  gebracht 
hat,  lebt  noch  in  unser  aller  Erinnerung  (s. 
Inflation).  Die  Banknoten  oder  Bankzettel 
haben  freilich  theoretisch  vor  dem  Staats- 
papiergelde den  Vorzug  der  Elastizität:  sie 
passen  sich  dem  Bedarf  an,  da  sie  nur,  wenn 
dieser  vorliegt,  vermehrt  werden  können. 
Über  den  Bedarf  kann  freilich  die  Bevölke- 
rung getäuscht  und  dann  eine  Überausgabe 
von  Banknoten  ermöglicht  werden,  wofür 
Laws  Operationen  in  Frankreich  (s.  Law- 
sches  System)  und  der  Southseabubble  in 
England  am  Anfange  des  18.  Jh.s  die  älte- 
sten Beispiele  sind.  Später  bestanden  oft 
zu  viel  Notenbanken,  die  dann  ihre  Noten 
auf  alle  erlaubte  und  unerlaubte  Weise  ins 
Publikum  zu  bringen  suchten,  wie  es  in 
Deutschland  um  die  Mitte  des  19.  Jh.s  und 
in  Nordamerika  damals  und  noch  später 
der  Fall  war.  —  Luschin,  Allg.  M.  K.» 
S.  177,  178;  Schrötter,  Preußen  1806/73, 
Gesch.  II,  S.  190—198;  J.  SchefflierS.  38— 
44,  54—58,  83  ff.,  95  ff.  S. 

Papphahn  war  eine  Volksbezeichnung  für 
die  von  Herzog  Hans  Albrecht  von  Meck- 
lenburg-Güstrow  um  161 6  in  großer  Menge 
geschlagenen  4-Schillingstücke,  die  auf 
einer  Seite  sein  Wappen,  auf  der  anderen 
den  Reichsadler  mit  4  auf  der  Brust  zeigten, 
welcher  Adler  den  Spottnamen  Papphahn 
=  Papageihahn  erhielt  Der  Najne  ging 
dann  auf  die  späteren  4-Schillinger  oder 
V12 -Taler  über,  obgleich  sie  ein  anderes  Ge- 
präge hatten.  P.  hießen  auch  die  braun- 
schweigischen,  hessischen  und  sächsischen 
Schreckenberger  (papphanische  Sehr.).  — 
E-  Schröder  in  Jahrbuch  des  Vereins  für 

31» 


484 


PAPST 


niederdeutsche  Sprachforschung  1907,    S. 
119— 121;  Bl.  f.  M.  Fr.  1928,  S.  206.    S. 

Papst,  lat.  papa,  ist  ursprünglich  nur  der 
Bischof  von  Rom,  der  dann  bald  Metropolit 
für  Mittel-  und  Süditalien  wurde.  445  unter- 
warf ein  Edikt  des  Kaisers  Valentinian  IIL 
alle  Bischöfe  Galliens  und  des  Westreiches 
überhaupt  der  höchsten  Gesetzgebung  und 
Gerichtsbarkeit  des  »venerabilis  papa  urbis 
aeternae«,  dessen  Stellung  dann  in  den 
Wirren  der  Völkerwanderungszeit  immer 
freier  wurde.  Nach  Zerstörung  des  ostgoti- 
schen Reiches  in  Italien  555  mußte  er  sich 
indes  dem  byzantinischen  Kaiser  unter- 
ordnen, wodurch  die  unmittelbaren  Be- 
ziehungen des  Papstes  zur  fränk.  Kirche 
behindert  wurden.  Das  änderte  sich  erst 
durch  die  Karolinger.  Unter  Karl  dem 
Großen  wurde  er  der  erste  Reichsbischof 
der  fränkischen  Kirche  und  zugleich  als 
Patriarch  der  abendländischen  Kirche  über- 
haupt angesehen. 

Papst  Nikolaus  I.  (858—867)  verlangte  mit 
Hilfe  der  päpstlichen  Dekretalinen  Pseudo- 
isidors  die  volle  Unabhängigkeit  in  der 
Herrschaft  über  den  Kirchenstaat  (die  Stadt 
Rom  mit  dem  ducatus  Romanus  u.  dem 
Exarchat  v.  Ravanna).  Zunächst  trat  aber 
in  dieser  Entwicklung  ein  Rückschlag  ein, 
indem  sich  in  der  Folgezeit  der  römische 
Stuhl  dem  Einfluß  der  rönuschen  Adds- 
faktionen  und  dann  der  Herrschaft  des 
deutschen  Kaisertums  nicht  entziehen 
konnte.  Erst  in  der  Mitte  des  11.  Jh.s 
kräftigte  sich  das  Papsttum  \md  begann 
unter  Gregor  VIL  (1073— 1085)  den  Kampf 
der  Befreiung  von  der  deutschen  Herrschaft. 

Recht  früh  haben  sich  die  Päpste  das 
Münzrecht  angeeignet.  Zuerst  hat  Hadrian 
L  silberne  Pfennige  geschlagen,  die  einen 
in  Anlehnung  an  einen  der  konstantini- 
schen Typen  mit  einem  IB  (Irene  Ba- 
silissa  oder  Jesus  Basileus,  vgl.  für  die 
I.  Lesung  Menadier  in  BerL  MbL  1928 
S.  319)  im  Felde,  die  anderen  in  freierer  Ge- 
staltung. An  sie  schließt  sich  der  Denar 
Karls  des  Großen  als  Patricius  von  Rom  mit 
dem  Monogramm  Hadrians  an  und  weiter- 
hin der  vermutlich  zur  Feier  der  Kaiser- 
krönung des  J.  800  geschlagene  Denar  mit 
dem  Namen  des  Kaisers  und  des  ihn  krönen- 
den Papstes  Leo  HL  Von  Gregor  IV.  (828— 


844)  an  sind  dann  durch  2  Jahrhunderte 
Kaisemame  und  Papstname  miteinander 
auf  der  Münze  (Abb.  138),  indem  so  die 
Kaiser  ihre  Macht  auf  den  römischen 
Münzen  zur  Geltung  brachten.  Noch  Kaiser 
Heinrich  IIL  hat  mit  Leo  IX.  zusammen 
geprägt.  Nach  einem  halben  Jahrh.  Unter- 
brechung prägt  Papst  Paschalis  II.  (1099 
— 1118)  noch  eine  kleine  einseitige  Münze, 
womit  die  römische  Denarprägung  ihren 
Abschluß  findet.  Erst  Bonifaz  VIIL  (1294 
— 1303)  prägt  dann  wieder,  aber  zu  Ponte 
della  Sorge  in  der  Grafschaft  Venaissin 
in  Südfrankreich,  und  seit  1352  prägt 
man  in  Avignon  selbst.  Unter  Bene- 
dikt XI.  wurden  auch  in  dem  »patrimonio 
S.  Petri«  selbst,  in  Viterbo,  Münzen  geprägt, 
unter  Joh.  XXII.  auch  in  Macerata  und  in 
Parma.  Erst  ein  Halbgroschen  Urbans  V. 
ist  in  Rom  geschlagen  worden.  Nach  einer 
Unterbrechung  während  des  Schismas  und 
während  des  Konstanzer  Konzils  1414 
hielt  dann  die  römische  Prägung  der  Päpste 
dauernd  an.  Sie  fand  erst  ihr  Ende  mit 
Goldmünzen  im  Werte  von  50  Lire  und 
mit  Silbermünzen  zu  5  und  2  Lire  Pius* 
IX.  im  J.  1870.  Die  Namen  von  100 
Päpsten  finden  sich  auf  den  Münzen. 
—  Schröder,  Rechtsgesch.  S.  106  n.  7; 
Menadier  im  Sammler  25.  VI.  1921 
S.  10  f.  ' —  Nach  dem  Staatsvertrag  von 
1929  soll  auch  dem  Papste  wieder  das 
Prägerecht  zustehen. 

Insignien  des  Papstes:  triregnum  (mitra 
turbinata  cum  Corona,  regnum,  diadema 
phrygimn),  das  der  Papst  aber  nur  bei 
großen  Feierlichkeiten  auf  dem  Wege  von 
und  nach  der  Kirche,  nicht  bei  den  geist- 
lichen Funktionen  trug,  das  sog.  pedum 
rectum,  d.  h.  der  gerade  Hirtenstab,  mit 
einem  durch  Querbalken  angedeuteten 
ICreuz  an  der  Spitze,  nicht  der  bischöfl. 
Krummstab,  da  dieser  nur  eine  coarctata 
potestas  anzudeuten  schien.  Dem  Papste 
wurde  die  crux  gestatoria  vorangetragen, 
auf  der  das  Christusbild  sich  ihm  zukehrte; 
stets  trug  er  das  pallium,  dessen  auf  be- 
stimmte Tage  beschränkten  Gebrauch  er 
gleich  dem  der  crux  gestatoria  den  Erz- 
bischöfen  gewährte.  Sonst  war  die  eigent- 
liche Tracht  des  Papstes  die  bischöfliche, 
freilich  teilweise  in  reicherer  Ausführung 
und  mit  Abweichungen  im  einzdnen.  — 


PÄRA  -PARALLELWÄHRUNG 


485 


Werminghoff,  Verfassgsgesch.  der  deutsch- 
Kirche  im  M.A.»  S.  211.  Su. 

Pära,  arab.  Bära,  Fadda  (Silber),  türki- 
sche Münze,  welche  seit  Ende  17.  Jh,s  die 
Grundlage  des  türkischen  Münzsystems 
bildet.  Zuerst  erwähnt  wird  sie  bei  Na*ima 
im  J.  1655,  doch  sind  die  ältesten  bekannten 
Silbermünzen,  die  für  P.  angesehen  werden 
müssen,  vom  J.  1623.  Das  Gewicht,  ur- 
sprünglich 1,10  g,  sank  allmählich  bis  auf 
0,22  g  (1810).  Feingehalt  um  1757  520 
p.  m.,  um  1800  ca.  470.  Vs.  Name  des 
Sultans,  Rs.  Orts-  und  Jahresangabe.  Von 
1703  an  hat  der  Name  Tughräform  und  wird 
außer  dem  Jahr  des  Regierungsantrittes  das 
Prägejahr  genannt.  Anfänglich  wird  da- 
neben nur  der  Afeße  (s.  d.),  von  1687  an  viele 
Münzeinheiten,  Multipla  der  Pära,  geprägt; 
s.  Piaster.  —  In  Ägypten  hieß  die  P.  Me- 
dino.  Dieser  Name  wird  abgeleitet  von  Mu'ay- 
yadi,  den  Silbermünzen  des  Mamlükensul- 
tansMu*ayyad  (1412 — 21),  der  im  Gegensatz 
zu  seinen  Vorgängern  wieder  Silbermünzen 
(auch  djedid  =  neue  genannt)  prägte, 
deren  Gewicht,  i,S  g,  ungefähr  dem  eines 
Va  Khalifendirhems  gleichkam  (daher  ihr 
NameNu^fadda).  Die  Medino  sind  leichter 
und  weniger  feiiihaltig  als  die  P.  von  Kon- 
stantinopel.  Die  in  Paris  probierten  Stücke 
aus  der  Zeit  1757 — ^73  halten  494 — ^458  fein. 
Ende  18.  Jh.  wurde  ihr  gesetzlicher  Fein- 
gehalt auf  348  herabgesetzt.  Gewicht 
0,22  g.    Um  1800  kamen  180  Medino  auf 

1  Zer  Maljbüb  von  Kairo,  200  auf  einen  von 
Konstantinopel,  300  auf  i  Fundutly.  Grö- 
ßere Münzen  (zu  40  und  20  Medino)  wurden 
erst  von  1768  an  geprägt.  —  Literatur 
s.  Piaster.  —  Sauvaire,  J.  As.  7  s6r.  19,  57. 

Pära  wurden  auch  von  den  Kianen  der 
Krim  geprägt.  Eine  unter  Selim  Girei  L 
(1684 — 91)  geprägte  P.  wiegt  0,6  g.  Un- 
vergleichlich öfter  kommen  Doppelstücke 
vor.  Sie  wiegen  um  1660  ca.  1,35  g.  Da- 
nach sinkt  ihr  Gewicht  und  erreicht  um 
die  Mitte  des  18.  Jh.  0,8—0,6  g.  Gleich- 
zeitig nimmt  der  Feingehalt  ab  und  die 
späteren  Stücke  sehen  ganz  wie  Kupfer- 
münzen aus.  Die  1778 — 79  geprägten 
Münzen  von  0,53 — 0,68  g  nennt  Retowski 
Pära,  da  aber  die  von  ihm  Onlyk  und 
Jigirmilik  genannten  Stücke  3,1  und 
•6,2 — 6,4  g  wiegen,  müssen  sie  wohl  als 

2  Pärastücke  angesehen  werden.   Die  1780 


geprägten  Münzen  von  0,33  g  sind  wohl 
als  Pära  und  nicht  als  Akce  zu  betrachten. 
S.  Akce,  Piaster.  —  Retowski,  Die  Münzen 
der  Girei,  Moskau  1905.  V. 

In  der  Moldau  wurden  1771 — 1774  von 
dem  russischen  Oberkommando  Para  in 
großer  Zahl  aus  Kupfer  geprägt  im  Werte 
von   2  Para    =    3    Kopeken   (s.  d.)    und 

1  Para  =  3  Denga  mit  den  gekrönten  Wap- 
penschilden der  Moldau  und  Wallachei  auf 
der  Vs.  und  russischer  und  rumänischer 
Wertangabe  in  einem  Quadrat  auf  der  Rs. 

—  Großfürst  G.  M.,  Katharina  IL,  B  II, 
Taf.  XXI,  1—2  und  21.  B. 

Ein  Jahrhundert  später  entstanden  P. 
in  Serbien  und  Montenegro.  In  Serbien 
war  die  kleinste  Münze  seit  1867  die  Para  =5 
Vioo  Dinar  (s.  d.);  zuerst  wurden  Stücke  zu 
10,5  und  I  Para  aus  Bronze,  seit  1883  auch 
zu  20,  10  und  5  P.  aus  Nickel,  seit  1904  zu 

2  P.  aus  Kupfer  geprägt.  Letztere  und  die 
Nickelstücke  tragen  auf  der  Vs.  den  Adler, 
die  anderen  den  Königskopf,  alle  auf  der 
Rs.  die  Wertbezeichnung;  s.  auch  Dinar. 
In  Montenegro  zerfiel  der  Perper  (s.  d.)  in 
100  P.,  und  es  wurden  seit  1906  Stücke  zu 
20  und  S  P.  aus  Nickel,  zu  2  P.  aus  Kupfer 
geschlagen  mit  Adler-Wertbezeichnung. 
Diese  serbischen  und  montenegrinischen 
sind  meist  in  Wien,  die  serbischen  seit  1883 
in  Birmingham  gemünzt  worden.        S. 

Pai:adox(ologos),  griech.  icapaSoS(6^070c), 
etwa  =  Wunderdeuter,  Bezeichnung  des 
amtierenden  Strategen  auf  M  von  Mytilene. 

—  Münsterberg,  Beamtennamen  S.  252. 

R 
Paraguayo  ist  die  von  Paraguay  1926 
eingeführte    Goldeinheit    von    0,3785  .g 
900/1000  feinen  Goldes,  so  daß  das  Stü.ck  zu 
10  P.  3,4065  g  Gold  hält.  S. 

Paralla,  PI.  Paral(l)e,  in  Moldau-Walachei 
bis  1867  1/40  des  Leu  =.i  türk.  Para, 
eingeteilt  in  3  Bani,  in  Moldau  in  2  Laskai. 
Der  neue  Leu  (s.  d.)  galt  2,7  Leu  alter 
Münze.  S. 

Parallelwährang  (Simultanwährung).  Mit 
diesem  Worte  bezeichnet  man  heute  die 
älteste  und  bis, zum  19.  Jh.  fast  allein  be- 
stehende Art,  Gold-  und  Silbergeld  zu- 
gldch  zu  gebrauchen.  Die  P.  war  das  Geld- 
S3rstem,  bei  dem  Gold-  imd  Silbermünzen 
gleichberechtigt ,  nebeneinander  umliefen, 
ohne    daß   wie  bei   der   Doppelwährung 


486 


PARASEMON— PARIS 


(s.  d.)    ein    festes    gesetzliches    Wertver- 
hältnis   zwischen    beiden    bestand;     bei 
Kontrakten,    Steuern,   Warenpreisen  war 
meist  das  Metall  bestimmt,   in   dem   zu 
zahlen    war;    fehlte    diese    Bestimmung, 
so   war   meist   die   Zahlung   mit    Silber- 
münzen angenommen.    Im  Mittelalter  war 
der  Wert  der  Goldmünzen  gegen  Silbergeld 
zwar  staatlich  festgesetzt,  im  Verkehr  aber 
war  er  oft  anders,  doch  gingen  die  Rechnung 
in  Gold  und  die  in  Silber  nebeneinander 
her.   So  galt  noch  im  17.  Jh.  der  Dukat  oft 
2  Taler,  aber  die  Kaufleute  bewerteten  ihn 
je  nach  dem  Goldgehalt  und  der  Nachfrage 
nach    ihm    verschieden.       Die    Parallel- 
währung   war    in     älteren     Zeiten     die 
gegebene,  weil  die  Kaufleute  bei  größeren 
Zaiüungen     eine     Menge     verschiedener 
Geldsorten     empfingen     und     auf     eine 
Einheit    bringen    mußten,     deshalb     die 
Unbequemlichkeit     doppelter     Rechnung 
kaum  hervortrat,  außerdem  das  Wertver- 
hältnis  bis   1874   nur  wenig   schwankte. 
Seitdem  aber  ist  die  P.  unmöglich  geworden, 
weil  die  großen  Zahlungen  im  internatio- 
nalen Handel  und  der  oft  und  schnell 
wechselnde  Wert  beider  Metalle  ein  einheit- 
liches Wertmaß  erforderten.  —  In  Preußen 
herrschte  bis  etwa  1850  Parallelwährung. 
Als  seit  1816  die  Friedrichsdor  wegen  der 
englischen  Goldkäufe  auf  5V3  Taler  stiegen, 
die  Kassen  sie  aber  zu  geringerem  Werte 
nahmen,    vereinnahmte    der    Staat    kein 
Gold  mehr.  Wegen  des  Goldmangels  und 
des  fortwährenden  Schwankens  des  Wert- 
verhältnisses gab  Preußen  um   1850   die 
Prägung  der  Friedrichsdor  und  damit  die 
P.  auf  und  ging  zur  Silberwährung  über. 
—  W.  Lexis,  »Parallelwährung«,  im  Hand- 
wörterbuch der  Staatswissenschaften,  1893, 

S. 
Parasemon.  i.TcapaOTjfiov  (T^cic6X&(oc),eigtl. 
Hinweis,  vonomjfAaiWD  =  zeigen,  nennt  Anti- 
gonos  von  Karystos,  Histor.  nairab.  15  die 
Wappen  (s.  d.),  die  wir  als  Flachbilder  auf 
Proxeniedekreten  usw,  finden  (Macdonald, 
Coin  types  S.  63/71)  und  die  so  häufig  mit 
M.-bildem  übereinstimmen,  und  genau  so 
gebraucht  Plut.  de  Pythiae  orac.  12  das 
Wort  (a6fi.poX.ov  ii  irapaai]fiov  t^c  ic^Xsco;), 
auf  das  Selinosblatt  von  Selinus  und  die 
Doppelaxt  vonTenedos  hinweisend.—  2.  Von 
einer  anderen  Bedeutung  der  Präposition 


«apd  (etwa  =  zuwider  [der  Ordnung,  der 
Vorschrift])  und  der  speziellen  Bedeutung 
a7]{iatv(t>  =  prägen  geht  die  Verwendung 
desselben  Wortes  P.  im  Etymol.  magnum 
s.  V.  Tcapocnjfjboc  aus  (Hultsch,  Metrol.  scr.  I 
S.  352):  itapaoTQfia  xi  xißSTjXa  tcüv  vojjliö- 
[latcDV,  ähnlich  s.  v.  irapdoTjjio?,  ähnlich  auch 
PoUux,  Onom.  III  86,  also  =  Falschmünze. 

Parazonium,  griech.  luapaCciiviov,  eigtl. 
das  am  Gürtel  getragene,  ist  der  Ausdruck 
der  Numismatiker  für  das  röm.  Kurz- 
schwert, das  in  der  Scheide  getragen  in 
der  Hand  des  Mars,  des  Kaisers,  der 
Virtus,  der  Roma  erscheint.  —  Eckhel,  D.  n, 
VIS.  511.  R. 

Pardau  (Pardao)  s.  Xerafim.  S. 

Parens  s.  Pater.  R. 

Pari,  Parität  Das  Wechselpari  zwischen 
zwei  Ländern  ist  diejenige  Summe  in  der 
Valuta  eines  Landes,  die  an  innerem  Werte 
einer  gegebenen  Summe  in  der  Valuta 
eines  anderen  Landes  genau  gleich  ist,  das 
heißt  genau  das  gleiche  Gewicht  an  Gold 
oder  Silber  derselben  Feinheit  enthält. 
Der  Wechselkurs  ist  al  pari:  i.  bei  derselben 
Währung  und  demselben  Münzfuße,  wenn 
die  gezahlte  und  verschriebene  Geldsumme 
die  gleiche  ist;  2.  bei  derselben  Währung 
und  verschiedenem  Münzfuße,  wenn  die 
beiden  Summen  genau  nach  dem  Münz- 
fuße übereinstimmen;  3.  bei  verschiedener 
Währung,  wenn  der  innere  Metallgehalt 
beider  Summen  nach  dem  im  Verkehre 
geltenden  Wertverhältnisse  derselbe  ist. 

S. 

Paris,  der  troische  Königssohn,  kommt 
auf  M.  nur  in  der  Szene  seines  sprich- 
wörtlich gewordenen  Urteils  vor,  auf  M  von 
nion,  Tarsos,  Alexandreia  Äg.:  er  sitzt 
oder  steht,  mit  phryg.  Mütze,  oft  mit 
Apfel  und  Pedum,  vor  ihm  die  drei 
Göttinnen  Hera,  Athena  und  Aphrodite 
in  verschiedenen  Graden  der  Entkleidung, 
auch  wohl  die  Herde,  der  Götterbote 
Hermes  und  die  Bergnymphe  IAH  dabei 
(Skepsis,  wo  Eros  den  P.  vertritt).  —  Auch 
in  der  neueren  Kunst  ist  das  P. -Urteil 
beliebt.  —  Karl  Schulze,  Das  Parisurteil 
in  der  Kunst,  Diss.  Würzburg,  Auszug  im 
Jahrb.  der  phil.  Fak.  1921/2  I  S.  63ff.; 
H.  W»  Singer,  Das  Parisurteil,  Dresden 
1925.  R. 


PARISIS— PATACA 


487 


Parisis  d'or  ist  eine  Goldmünze  Philipps 
VL  von  Frankreich  (1328— 1350)  mit 
sitzendem  König  in  gotischer  Architektur 
mit  Zepter  und  Gerichtsstab,  2  Löwen 
zu  seinen  Füßen  und  Blumenkreuz  im 
Vierpaß  auf  der  Rs.  Er  wurde  Sept.  1329 
zu  33  Stück  aus  der  24  karatigen  Mark 
geschlagen,  i  Stück  also  7,42  g  schwer, 
Wert  =  I  livre  Parisis  oder  25  s.  t.  — 
Blanchet  II  S.  247  f.  —  Den  silbernen  De- 
nier parisis  s.  unter  Denier.  Su. 

Parpagllola.  Der  Name  P.  findet  sich  in 
Italien  seit  Anfang  des  14.  Jh.s  für  ver- 
schiedene fremde  Groschenarten.  Geprägt 
wurde  die  P.  besonders  von  den  Her- 
zogen von  Savoyen  seit  der  Mitte  des 
15.  Jh.s,  dann  auch  in  Mailand  und  Genua 
bis  ins  17.  Jh,  Die  P.  von  Savoyen,  die  auch 
hier  ein  Groschen  war,  fiel  im  Gewicht 
von  etwa  3  g  um  1470  auf  1,40  um  1580.  — 
C.  n.  it.  I.  S. 

ParthenoSy  griech.  nap&lvo;  =  Jungfrau, 
insbes.  jungfräuliche  Göttin;  in  Neapolis 
Maked.  hieß  kurz  so  die  Hauptgottheit,  in 
Athen  die  Athena;  wegen  ihres  Kopf  es  auf  der 
Vs.  nannte  man  danach  die  athen.  M.,  doch 
wohl  vorzugsweise  die  -Ä-Tetradr.,  Parthe- 
noi,  Abb.  24.  —  Pollux,  Onom.  IX  75.    R. 

ParthicuSy  auch  P.  maximus,  Sieges - 
beiname  röm.  Kaiser,  auf  M.  bei  Traianus, 
Hadrianus,  M.  Aurelius  und  L.  Verus, 
Sept.  Severus  und  Caracalla,  Carus  vor- 
kommend wegen  ihrer  Siege  über  die 
Parther.  Schon  Labienus,  Parteigänger  des 
Brutus,  trägt  den  hier  anders  gemeinten 
Beinamen.  R. 

Parvi  denarii  Pragenses  sind  kleine 
Pfennige,  die  in  Böhmen  gleichzeitig  mit  d. 
Groschenprägung  um  1300  eingeführt  wur- 
den; 12  von  ihnen  sind  gleich  d.  Groschen, 
von  dem  sie  sich  durch  eine  einfache  Um- 
schrift auf  d.  einen  Seite  unterscheiden. 
Aber  schon  1327  gingen  sie  im  Heller 
auf.  —  Friedensburg,  Geldgesch.  u.  Mkde. 
S.  84  u.  Schlesien,  M.  A.  S.  53.  Su. 

Parvi  Misnenses  sind  zweiseitige  Pfen- 
nige oder  Heller,  die  von  Friedrich  I. 
(1291 — 1316)  bald  nach  1305  in  Sachsen 
in  Anlehnung  an  die  parvi  Pragenses  (s.  d.) 
geprägt  wurden.  Tjrpus:  Vs.  Lilienkreuz, 
Umschrift  »Frid.  Tur.  Lagravl «,  Rs.  Löwe, 
Umschrift  »p(a)rvi  misnenses«.  Ebenso 
neimen  sich  eigenartige  Hohlpfennige  mit 


Visierhelm,  auf  dem  sich  das  Meißner 
Helmkleinod,  ein  bärtiger  Kopf  mit  spitzem 
Krempenhut,  befindet,  i.  F.  »F.  M.« 
(Fridericus  Marchio),  auf  der  Rückseite 
ein  Schriftkreis:  »p(ar) vi  misnenses«.  Diese 
Münzen  werden  Friedrich  III.  (1349 — 81) 
zugeschrieben.  12  Stück  gingen  auf  einen 
Breitgroschen,  780  Stück  auf  die  15  lötige 
Mark,  i  St.  also  =  0,3  g  Gewicht.  — 
Schwinkowski  in  Berl.  Mbl.  1925  S.  327  f. 
nr.  I — 4  und  Geld-  u.  M.-wesen  Sachsens 
S.  44  f.  Su. 

Pasmunty  niederl.  =  Scheidemünze. 

Paß  s.  Dreipaß.  S. 

Passierdukaten  hießen  im  19.  Jh.  Du- 
katen, an  denen  durch  Abnutzung  nicht 
über  2  As  oder  3%  am  Normalgewicht 
verloren  war.     S.  Randdukaten.         S. 

Passiei^ewlcht  ist  die  Gewichtsgrenze, 
bis  zu  der  das  Gewicht  einer  Münze  durch 
Abnutzung  im  Verkehr  unter  das  Normal- 
gewicht sinken  darf,  ohne  daß  der  Emp- 
fänger sie  abzulehnen  berechtigt  ist.  Das 
Passiergewicht  einer  Münze  muß  also  etwas 
leichter  sein  als  ihr  um  das  Gewichts- 
remedium (s.  Remedium  im  Gewicht)  ver- 
kürztes Normalgewicht.  Ist  das  Normal- 
gewicht der  deutschen  Goldkrone  (10- 
Markstück)  3,98248  g,  so  darf  sie  von  den 
Münzstätten  noch  ausgegeben  werden, 
wenn  sie  nicht  weniger  als  3,97252  g  wiegt 
(Remedium  im  Gewicht).  Dagegen  ist 
ihre  Abnutzungsgrenze  0,01991  g  unter 
dem  Normalgewicht,  also  3,96257  g,  das 
heißt  5/1000  gegen  2V3/1000  des  Remediums. 
Besonders  für  die  Goldmünzen  hatte  man 
früher  besondere  Passiergewichtstücke  oder 
Passiersteine  (Abb.  364).  S.  auch  Ab- 
nutzung. S- 

Passierstein  s.  unter  Passiergewicht.     S. 

Pasten  s.  v.  w.  Abdrücke  (s.  d.),  insbes. 
die  aus  Schwefel.  R- 

Patac  s.  Denier.  Su. 

Pataca.  Über  die  Herleitung  des  Wortes 
s.  unter  Abu  Midfa*.  P.  hieß  ursprünglich 
in  Brasilien  der  spanische  Peso  (s.  d,), 
der  dort  ebenso  wie  die  eigenen  Wähnings- 
münzen  im  Wert  stieg:  1643  galt  er  480, 
1676  640,  1734  800  Rds.  Er  wurde  oft 
bis  auf  die  Hälfte  seines  Gewichts  be- 
schnitten. 1643  und  später  wurde  er 
mit  Gegenstempdn  versehen  (s.  Patacäo). 
Als  die  P.  640  Reis  galt,  ging  der  Name  P. 


488 


PATACAO— PATER 


auf  ihre  Hälfte  zu  320  Reis  über  und  diese 
P.  wurde  die  Grundlage  der  portugiesischen 
Kolonialwährung  und  blieb  als  Rechnungs- 
münze bis  zur  Gegenwart  bestehen.  Peter  IL 
von  Portugal  (1783— 1806)  ließ  eigene 
3-,  2-,  I-  und  Va-Patacastücke  mit  Landes- 
schild auf  der  Vs.,  Christusordenskreuz 
mit  Sphäre  auf  der  Rs.  prägen.  Die  ganze 
zu  320  RdLS  wog  10,64  g  und  hielt  9,75  g 
Silber.  1834  wurden  diese  Münzen  durch 
den  silbernen  Cruzado  (s.  d.)  ersetzt.  — 
Fernandes,  passim.  MeiU,  passim.  —  P. 
hieß  auch  der  Maria  Theresientaler  in 
Nord-  und  Ostafrika,  sowie  eine  marokka- 
nische Goldmünze  (s.  Mitkai),  und  ist  end- 
lich seit  1894  die  Münzeinheit  in  Makao 
und  Timor  im  Wert  eines  Singapore -Dol- 
lars zu  100  Avos.  S. 

Patacao  (PL  patacoes)  bedeutet  große 
Pataca  (s.  d.).  Besonders  wurden  so  in 
Brasilien  die  mit  brasilianischem  Gegen- 
stempel versehenen  Peso  (s.  d.)  genannt, 
eins  der  Hauptzahlmittel  Brasiliens,  das 
1805  bis  1834  selbst  solche  Patacoes  oder 
3-Patacastücke  münzte.  —  Patacoes  hießen 
auch  die  ersten  portugiesischen  Kupfer- 
münzen zu  10  Reis  seit  etwa  1550.  S.  auch 
Pataco.  —  Seit  der  Mitte  des  16.  Jh.s  wur- 
den die  P.  auch  in  Portugiesisch-Ostindien 
geprägt.  S. 

Patacco^  anderer  Name  des  savoiischen 
Forte  (s.d.)  im  15.  u.  16.  Jh.  S. 

PatacOy  am  Anfange  des  19.  Jh.s  geprägte 
portugiesische  Bronzemünze  zu  40  Röfs 
mit  Büste  des  Königs  auf  der  Vs.  und 
dem  Landesschild  auf  der  Rs.  S. 

Pafagon,  der  spanische  Name  für  den 
Albertus-  oder  Kreuztaler  (s.  d.).      S. 

Fattk,  Fata£6k  ist  der  volkstümKche 
Ausdruck  für  Fatikopejecnik  (5-Kopeken- 
stück),  das  seit  dem  18.  Jh.  in  Rußland 
sowohl  in  Silber  (P'ataöok),  als  auch  in 
Kupfer  (P'atak)  geprägt  wurde.  Zu  Peter 
des  Gr.  Zeiten  hatte  der  silberne  P.  noch 
die  Wertangabe  in  Denga,   =  10  Denga. 

In  Silber  wurde  der  P.  im  18.  Jh.  selten 
und  meist  nur  als  Probestück,  im  19.  Jh. 
dagegen  beständig,  zuletzt  1915  aus- 
gegeben, und  war  die  kleinste  russ.  Silber- 
münze, mit  Doppeladler  auf  der  Vs,  und 
Wertangabe  auf  der  Rs.  Der  variierende 
Silbergehalt  des  P.  näherte  sich  bis  1867 


den  vollwertigen  Großmünzen  (s.  Rubel), 
seit  1868  hielt  er  nur  50^/0  Silber. 
1  In  Kupfer  wurde  der  P.  von  1723 — 1730 
in  sehr  großer  Zahl  ausgegeben,  mit  Doppel- 
adler im  kleinen  Kreis  auf  der  Vs.,  mit 
Wertangabe  und  Jahr  ins  Kreuz  gestellt 
auf  der  Rs.;  ebenso  ausgiebig  war  die 
Prägung  seit  1757  in  allen  Münzhöfen  mit 
Doppeladler  und  Monogramm  (vgl.  auch 
Sibirskaja  moneta).  Im  19.  Jh.  prägte  man 
ihn  von  1802 — 1810,  1830— 1839  und  von 
1849  an  beinahe  jährlich  mit  Doppeladler 
und  Wertangabe,  seit  1924  mit  dem  Wappen 
der  Sovjetunion  auf  der  Vs.  Der  Durch- 
messer des  P.,  mit  42  mm  beginnend,  sank 
1926  auf  26  mm,  diese  letzte  Emission  aus 
Messing.  —  Der  1726  in  Quadratform  ge- 
schlagene P.  stellt  ebenso  wie  der  Grivennik 
(s.  d.)  eine  Ausnahme  dar  (vgl.  Großfürst 
G.  M.,  Ekaterina  L,  Tfl.  XVIII,  9— n). 

B. 

Patäka  shik,  Silbermünze  von  Algier. 
S.  Büdju.      . '  V. 

Patard  war  der  südniederländische  Stü- 
ver  (s.  d.).  S. 

Paiena  ist  die  Schüssel  für  das  Weihebrot. 
—  Otte,  Handbuch  der  kirchlichen  Archäo- 
logie I  S,  23  f.  Su. 

Patenpfennige  hießen  Medaillen,  die  Bil- 
der und  Sprüche  auf  die  Taufe  des  Heilands 
zeigten  und  vom  Paten  dem  Täuflinge  ge- 
schenkt wurden.  Die  letzten  stammen  bes. 
von  den  Medailleuren  Wermuth  und  Loos 
her.  Im  16.  und  17.  Jh.  wurden  oft  be- 
liebige Med.  durch  Eingravierung  von 
Daten,  Namen  und  Sprüchen  in  P.  um- 
gewandelt. —  S.  auch  Tauftaler.        S. 

Patentierte  Zweidrittel  s.  Neue  Zwei- 
drittel.  S. 

Pater  =  Vater.  icaxiQp  heißt  Constan- 
tinus  III.  im  Gegensatz  zu  C.  IV.  0  vbo? 
auf  byz.  M.  —  P.  patriae  ist  ein  von 
Augustus  i.  J.  2  V.  C.  angenommener, 
gelegentlich  auch  früher  schon,  dann  aber 
stets  ausgeschriebener  oder  in  der  Form 
parens  (patriae)  —  wie  schon  Caesar  hieß  — 
geführter  Titel,  den  später  die  meisten 
röm.  Kaiser  annehmen.  Noch  unter 
Theodosius  IL  erscheint  er  einmal  (AT  mit 
TMP  XXXXII  COS  XVII  PP).  —  Abk. 
P.  P.,  griech.  iraxijp  itaxpffioc-  —  Augustus 
heißt  nach  seinem  Tode  auf  M.  oft  divus  Au- 
gustus pater,  ähnlich  der  Vater  des  Kaisers 


PATERA— PATRICIUS 


489 


Traianus  und  Pertinax,  die  divi  parentes 
sind  der  leibliche  und  der  Adoptiv -Vater 
des  Traianus.  Pat(er)  senat(us)  heißt 
auf  M.  Commodus,  patres  senatus  die  Kaiser 
Pupienus  und  Balbinus,  parens  der  divus 
Marcus  auf  einer  Kolonial-M.,  municipi 
parens  oder  patronus  et  parens  Agrippa 
auf  M.  von  Gades.  R. 

Patera  =  Schale,  griech.  oigcXt],  flaches, 
tellerartiges  Gefäß,  oft  mit  einem  Buckel 
(griech.  JjicpoXo^,  lat.  umbo,  daher  p.  um- 
bilicata)  in  der  Mitte  des  Runds;  Haupt- 
gerät beim  Opfern  und  daher  in  der  Hand 
fast  aller  Götter  und  Personifikationen, 
ebenso  opfernder  Menschen  bes.  auf  M. 
röm.  Zeit  (Abb.  107).  Einzeln  in  Delphoi, 
als  Kreis  mit  dem  Umbo  als  erhabenem 
Punkte  innen,  im  5.  Jh.  vorkommend, 
findet  sie  sich  als  Abzeichen  der  Priester- 
würde neben  anderen  Priestergeräten  z.  B. 
auf  JR  des  M.  Calp.  Piso  und  des  Augustus. 
—  Z.  f.  N.  XX  S.  65/71.  R. 

Fatialtynnyj  (5  Altyn,  s.d.)  heißt  im 
Volksmunde  das  silberne  15 -Kopekenstück, 
das  1760  und  1762  (Peter  IH.)  als  Probe- 
münze, dann  von  Katharina  H.  (1762 — 
1796)  mit  Brustbild  und  Doppeladler  beinah 
jährlich  ausg^eben  wurde. 

Von  1832 — 1841  wurde  der  P.  im  Werte 
von  I  zlotyj  (s.  d.)  für  Russisch-Polen 
geprägt. 

Seine  Prägung  wurde  seit  1859  wieder- 
aufgenommen, so  daß  er  beinahe  jährlich 
bis  1925  ausgegeben  worden  ist,  mit 
Doppdadler  resp.  Wappen  der  Sovjet- 
union  und  der  Wertangabe.  Seit  1867 
nur  50%  Silber  haltend,  ist  der  P.  heut- 
zutage 2,68  g  schwer  und  20  nom  groß. 

B. 

Patina  ist  die  Veränderung,  die  ein  me- 
tallener Gegenstand  durch  die  Hnwirkun- 
gen  der  Säuren  und  Salze  der  Luft,  der 
Erde  oder  des  Wassers  erfährt.  Sie  kann 
entweder  eine  chemische  Veränderung  der 
Oberfläche  selbst  sein  oder  eine  Ablagerung; 
s.  auch  unter  Oxyd.  Von  P.  sprechen 
wir  im  allgemeinen  nur  bei  M,  M-M.,  die 
lange  im  Wasser  gelegen  haben,  behalten 
ihre  ursprüngliche  Farbe  bei,  erfahren  aber 
eine  leichte  Korrosion,  die  in  winzig  kleinen 
Vertiefungen,  Löchern  und  Rissen  besteht 
(sog.  Tiber-P.).  In  der  Erde  setzen  sich  auf 
den  M.  manchmal  sehr  harte,   dunkelrote 


Flecken  von  Kupferoxydul  fest;  anderer- 
seits erfahren  die  M.  oft  eine  bis  in  eine 
gewisse  Tiefe  gehende  Veränderung  der 
Oberfläche  (keine  Ablagerung  auf  ihr); 
dabei  wird  die  Farbe  glänzend -malachit- 
grün oder  auch  blau  (so  bes.  die  jE-M.  aus 
vulkanischen  Gegenden,  also  um  Ätna  und 
Vesuv  herum,  auch  in  der  Gegend  von 
Dodona  und  im  nördl.  Mysien  u.  s.  w.), 
braun  oder  schwarz;  die  hellgrüne  P.  derart 
ist  oft  sehr  bröckelig  und  bei  Berührung 
springen  die  Metallteilchen  ab;  die  Fein- 
heiten der  Prägung  bleiben  bei  dieser  Art  P. 
(Edelrost,  aerugo  nobilis)  vollkommen  erhal- 
ten. Über  die  besondere  Patina  von  iE-M., 
die  in  heißen  Quellen  gefunden  sind,  s.  un- 
ter Quellenfunde.  Eine  andere  Art  aber,  die 
sog.  Mehl-  oder  wilde  P.,  verwandelt  die  M., 
von  kleinen  grünen  Flecken  aus  sich  ver- 
breitend, allmählich  in  grünen  Staub  und 
scheint  benachbart  liegende  M.  anzustecken. 
Ist  die  Mehlpatina  weiß,  so  dürfte  es  sich 
um  den  zerfallenden  Bleizusatz  des  Metalles 
handeln,  s.  unter  Blei.  Vgl.  auch  unter 
Reinigung.  —  Ebert,  Reallex.  X  S.  48.  — 
Künstliche  Patina  ist  der  Überzug,  den  die 
Medailleure  ihren  Med.  und  moderne  Fäl- 
scher ihren  Erzeugnissen  geben,  indem  sie 
sie  durch  Ätzen  oder  Beizen  oder  mit 
Lacken  oder  Farben  behandeln,  oft  unter 
längerem  Aussetzen  an  der  Luft,  auch  be- 
sonders gearteter  Luft;  die  ital.  Renais- 
sance verwandte  (für  Med.  und  Falsa  I) 
einen  schönen  schwarzen  Lack,  die  harm- 
loseren unter  den  neueren  Fälschern  Ölfarbe 
u.  dgl. ;  ein  geübter  Kenner  weiß  echte  und 
künstliche  P.  meist  auseinanderzuhalten 
und  schöpft  oft  schon  aus  dem  Vorhanden- 
sein einer  künstl.  P.  ein  Verdachtsmoment 
—  Kirmis,  Chem.  Winke  für  Numismatiker 
1890;  Hill,  Med.  of  the  Renaiss.  S.  30—33; 
Habich,  Med.  der  ital.  Renaiss.  S.  15. 

R. 

PaflSy  Goldmünze  von  Nepal.    S.  Muhr. 

V. 

PatriarchenkrenZy  ein  Kreuz  (s.  d.)  mit 
zwei  Querbalken,  der  obere  etwas  kürzer 
als  der  untere,  z.  B.  auf  M.  in  der  Hand 
des  Basilius  L  und  Constantinus,  auch  auf 
Stufen,  z.  B.  auf  M.  des  Theophilus.    R. 

Patridtts  neimt  sich  Ricimer  auf  einem 
Grundsteinplättchen,  C.  L  L,  XV  7109. 

R. 


490 


PATRICIUS  ROMANORUM— FAX 


Patriciiis  Romanoium.  Diesen  Titel  er- 
hielt König  Pipin  als  Oberherr  des  Kirchen- 
staates 754  vom  Papst.  Karl  der  Große 
führte  ihn  seit  774  bis  zum  Erwerb  der 
Kaiserwürde.  Er  nennt  sich  auf  einem 
Denar:  »rex  Francorum  et  Langobardorum 
ac  patricius  Romanorum«.  —  Schröder, 
Rechtsgesch.  S,  119  n.  37.  Su. 

Patricius,  St,  Patrick,  Verbreiter  des 
Christentums  in  Irland,  daher  hier  der 
meistverehrte  Heilige,  sozusagen  der  Natio- 
nalheilige der  Insel.  Su. 

Patrick  war  eine  irische,  seit  1460  geprägte 
Kupfermünze  zu  ^/^  Farthing.  S.  unter 
Kupferm.  S. 

Patrick-farthings  sind  Silberdenare,  die, 
um  I190  von  dem  irischen  Statthalter  John 
de  Curcy  in  Downpatrick  und  Carrickfergus 
geschlagen,  auf  der  Vs.  die  Umschrift 
+PATRICII  zeigen.  —  Grueber,  S.  215. 

S. 

Patriotentaler  s.  Rebellentaler.         S. 

Patrize  ist  ein  Münzpragewerkzeug,  das 
das  ganze  Gepräge  einer  Seite  wie  die  fertige 
Münze  erhaben  trägt.  So  lange  jeder 
Stempel  für  sich  negativ  geschnitten  wurde, 
waren  keine  Patrizen  nötig  (s.  aber  Punzen). 
Der  Massenbedarf  der  Neuzeit  führte  zur 
Verwendung  der  P.,  von  der  dann  die  Stem- 
pel, die  Matrizen,  abgesenkt  wurden.  Zuerst 
wurden  die  Brustbilder  erhaben  als  Patrizen 
geschnitten,  in  Preußen  seit  etwa  1700.  Eine 
die  ganze  Münzoberfläche  mit  der  Schrift 
enthaltende  Patrize  kam  erst  gegen  1800  in 
Gebrauch;  seitdem  schoben  sich  noch  eine 
Urmatrize  und  Gebrauchspatrizen  dazwi- 
schen. Nach  der  Fertigstellung  des  Modells 
in  vergrößertem  Maßstabe  in  Gußeisen 
wird  dieses  Modell  jetzt  mit  der  Verkleine- 
rungsmaschine auf  die  Größe  der  Münze 
erhaben  in  Stahl  übertragen;  dies  ist  die 
Utpatrize,  von  der  die  Urmatrize  abge- 
senkt wird,  auf  der  dann  Perlreif  und 
Stäbchen,  bei  Scheidemünzen  auch  die 
Schrift,  mittels  Punzen  eingeschlagen  wer- 
den. Von  ihr  werden  die  Gebrauchspatri- 
zen und  von  diesen  die  Stempel  abge- 
senkt. Durch  die  Einheitsmatrize  erlangt 
man  bis  ins  kleinste  Detail  gleichmäßige 
Stempel,  so  daß  eine  falsche  Münze  sofort 
daran  zu  erkennen  ist,  daß  sie  nicht  in  die 
Matrize  paßt.  S. 

Patronus  =  Schutzherr;  so  wird  z,  B. 


Agrippa  auf  M.  von  Gades  genannt  muni- 
cipi  p.  oder  p.  et  parens  municipi,  in  Pae- 
stum  erscheint  ein  städt.  Beamter  als  P., 
und  TTccTpcDV  (ic6XscD?)  heißen  die  röm.  Pro- 
vinzialstatthalter  mehrfach  auf  bithyn.  M. 
— Münsterberg,  Beamtennamen  S.  254.  252. 

R. 

Pauldor  hießen  die  Pistolen  des  Groß- 
herzogs Paul  Friedrich  von  Mecklenburg- 
Schwerin  (1837— 1842).  S. 

Patdiner  hießen  in  Deutschland:  i.  die 
päpstlichen  Paoli  (s.  Paolo),  2.  die  Dop- 
pelschillinge des  Bistums  Münster  mit  dem 
Bilde  des  Apostels  Paulus.  S. 

Paulus,  St.,  Apostel,  s.  Heilige.       Su. 

Pavillon  d'or  ist  eine  französische  Gold- 
münze Philipps  VI.  (1328 — 1350),  die  am 
8.  Juni  1339  eingeführt  wurde  als  denier 
d*or  au  pavillon:  Vs.  der  thronende  König 
in  einem  blumengeschmückten  Zelt,  Rs. 
Blumenkreuz  im  verzierten  Vierpaß,  in 
den  Außenwinkeln  desselben  Kronen,  Um- 
schrift: Xpc  vincit,  Xpc  regnat  usw.;  48 
Stück  des  Pavillons  gehen  auf  die  Mark, 
also  ein  Stück  5,1  g  schwer;  Wert  =  30  s.  t. 
—  Blanchet  II  S.  247,  249.  Su. 

Pax  =  der  Friede,  griech.  sEp:QV>].  Seine 
Personifikation  erscheint  auf  einem  Stater 
des  4.  Jh.s  V.  C.  von  Lokroi  als  sitz.  Mäd- 
chen mit  dem  Kerykeion;  die  etwas  ältere 
berühmte  Statue  des  Kephisodotos  in  Athen 
stellte  die  Eirene  mit  Zepter  und  dem 
Knäblein  Plutos  auf  dem  Arme  dar  und  ist 
auf  kaiserzeitl.  M.  von  Athen,  Kyme,  Kyzi- 
kos  kopiert;  der  Plutosknabe  steht  vor  der 
thron.  Eirene  auf  alexandr.  M.  (Vogt,  Die 
alex.  M.  Anm.  763).  Sonst  ist  die  P. 
eine  röm.  Erscheinung  und  kommt  bes.  auf 
röm.  M.  und  den  römisch  beeinflußten 
Alexandrinern  vor  (hier  mit  Beischrift 
eipTJvTj  und  efpiQVT]  xal  ofiovoia  oder  umge- 
kehrt, der  Concordia  die  Hand  reichend), 
dann  mit  Beischrift  sEpi^vi]  u.  ä,  auf  griech. 
M.  von  Nikomedeia»  Ephesos,  Klazomenai, 
Kos,  Kilbis,  Magnesia  Lyd.,  Nysa,  Tripolis 
Lyd.  Ein  Quinar  des  Aemil.  Buca  zeigt  den 
bekränzten,  sonst  attributlosen  Kopf  der 
»Paxs«,  ein  Denar  des  P.  Crassus  lunianus 
zeigt  eine  Flügelfigur  mit  Caduceus  und 
Rundschild,  für  deren  Benennung  man  zwi- 
schen P.  u.  Victoria  schwankt,  ein  -Ä-Med* 
des  Augustus  hat  die  steh.  Pax  mit  Cadu- 
ceus.  Auf  KLaiser-M.  von  Augustus  bis  in 


PAX 


491 


konstantin.  Zeit  ist  P.  als  Aufschrift  oder 
Bild  bes.  häufig,  sei  es,  daß  der  eingetretene 
Friede  gemeint  ist,  wie  auf  den  M.  Neros 
mit  dem  lanustempel  und  der  Legende 
pace  p.  R.  terra  mariq(ue)  —  oder  ubiq(ue) 
■ —  parta  lanum  clusit  oder  wie  pax  fundata 
cum  Persis  (Philippus),  sei  es,  daß  die  Her- 
stellung oder  Erhaltung  der  P.  ganz  all- 
gemein als  frommer  Wunsch  oder  als  Re- 
gierungsprogramm des  betr.  Kaisers  aus- 
gesprochen wird  (0.  Th.  Schulz,  Rechtstitel 
und  Reg. -Programme  auf  röm.  Kaiser-M. 
1925  S.  51/81).  Als  Beiworte  kommen  vor 
Augusta,  Augusti,  equitum,  exercitus,  orbis 
terrarum,  populi  Romani,  aetema,  perpetua, 
publica, — wobei  p.  pop.  Rom.  den  äußeren, 
p.  Aug.  den  inneren  Frieden  zu  bedeuten 
scheint  — ,  auch  Aug(usta)  in  pace  (Salo- 
nina) und  ubique  pax  (dazu  Z.  f.  N.  38 
S.  183  ff.).  —  Ihr  Kopf  als  P.  oder  P.  orbis 
terrarum  trägt  Kranz  (Flavier;  so  auch  in 
der  Kolonie  Pella  und  in  Aiexandreia),  ein- 
mal auch  Mauerkrone  (Vespas.).  Ihre  Per- 
sonifikation steht,  schreitet  oder  sitzt;  ihr 
eignet  als  besonderes  Attribut  der  Cadu- 
ceus  und  der  Zweig,  dann  die  allgemeinen 
Attribute  Zepter,  Füllhorn  (aus  dem  auf 
Alexandrinern  auch  Plutos  emporsteigt), 
Victoriola  auf  Globus  (Dioclet.  usw.),  Feld- 
zeichen (bei  Pax  exerciti,  Caxaus.),  in  Aiex- 
andreia auch  Helm,  Ähren;  Dreifuß  mit 
Beutel  darauf,  Säule,  Altar  kommen  neben 
ihr  vor.  Sie  tritt  auf  einen  Gefangenen  oder 
ihr  naht  sich  ein  Hilfeflehender,  sie  zündet 
einen  Waffenhaufen  an  (ihre  treffendste 
Symbol.  Darstellung  I).  Bes,  nahe  steht  sie 
begreiflicherweise  der  Victoria:  zur  Auf- 
schrift Paci  Augustae  wird  einfach  die  Vic- 
toria gesetzt  (Flavier),  ebenso  zu  Ubique 
Pax  (Gallienus)  usw.  Auf  M.  des  Claudius, 
Vespas.  usw.  sowie  in  Smyrna  und  Eireno- 
polis  erscheint  zur  P. -Legende  eine  Ver- 
mischung mit  Nemesis:  geflügelt,  sich 
in  den  Busen  speiend,  mit  Caduceus  und 
Schlange.  Auch  kommt  die  Aufschrift  P. 
oder  P.  p.  R.  zu  verschlungenen  Händen 
mit  Caduceus  (auch  nebst  Ähren  oder  Füll- 
hörnern) darüber  vor  (Augustus;  68/9  n.  C), 
dann  zu  Mars  (Gordianus  III.),  zur  Minerva 
(Dioclet.  usw.),  zum  Kaiser,  der  eine  Stadt- 
göttin axif richtet  (Vespas.),  einem  Krieger 
die  Hand  reicht  (Galba),  zum  Kaiser  mit 
Labanun  (Constantius  IL),  zum  Kaiser  vor 


zwei  kranztragenden  Frauen  (Constantinus 
I.),  zu  einer  Opferszene  vor  der  Solquadriga 
(Gordianus-Med.),  pax  fundata  zum  Tro- 
paeum.  Unter  Tetricus,  Carausius  u.  a. 
provinziellen  Kaisem  kommen  auch  andere 
Attribute  und  Bilder  zu  P. -Legenden  vor, 
die  aber  offenbar  klaren  Vorstellungen 
nicht  entsprechen.  Als  Fundator  pacis  er- 
scheint der  Kaiser  in  Toga  mit  Zweig  (Seve- 
rus  usw.)  oder  ein  Krieger  mit  Gefangenen 
(Licin.  L,  Constantinus  L).  Pacis  Even- 
t(us)  neben  einem  Genius  kommt  auf  M. 
Vespasians,  die  Ära  pacis  des  Augustus 
auf  M.  Neros  vor.  —  Bemhart,  Handbuch 
S.95/6,  206/9;  Gnecchi,  Tipi  S.  81/83; 
R.  E.  V  S.  2128  (M.  sehr  sorgfältig  S.  2132) ; 
Röscher,  Lex.  der  Mythologie  III  S.  1719- 

R. 

Pax  als  Aufschrift  oder  Umschrift  er- 
scheint auf  Münzen  des  Frühmittelalters 
zuerst  auf  einem  Solidus  des  Franken- 
königs Theudebert  I.  in  Verbindung  mit 
der  libertas:  pax  et  libertas,  eine  Denk- 
münze auf  den  Frieden,  den  der  König 
seinen  Untertanen  bringen  will.  Es  gibt 
noch  weitere  merowingische  Goldmünzen 
mit  »pax«  aus  Vienne,  St.  Paulien, 
Bamiassac  u.  Amiens  (Prou,  Merowinger  nr. 
2077.  I108.  21 18).  Aagelsächsische  Denare 
mit  dieser  Aufschrift  sind  aus  der  Regie- 
rungszeit Knuts  des  Großen  (1016 — 35) 
und  seiner  Nachfolger  Harteknut  (1039 — 
1041),  Eduards  des  Bekenners  (1041 — 66) 
und  Haralds  II.  (1066)  bekannt.  Die  Pfen- 
nige haben  meistens  auf  der  Rückseite  ein 
Kreuz,  in  dessen  Winkeln  sich  die  4  Buch- 
staben p,  a,  X,  s  oder  p,  a,  c,  x  befinden. 
Es  kann  sich  hier,  nach  Hildebrand,  Anglo- 
sachs, m.  in  Kongl.  Myntkab.,  Stockholm 
188 1  S.  197,  4241,  um  den  Frieden  des 
Herrn,  pax  domini,  handeln;  doch  läßt  sich 
auch  denken,  daß  Knut  sie  nach  der  Unter- 
werfung Englands  auf  den  nunmehr  wieder- 
hei^estellten  Frieden  geschlagen  hat;  das- 
selbe kann  man  auch  bei  den  Friedens - 
Pfennigen  Wilhelms  des  Eroberers  an- 
nehmen, die  wohl  nicht  mit  der  Ein- 
führung des  Domesday  Book  zusanmien- 
hängen. 

Die  ältesten  Paxpfennige  in  Deutschland 
sind  Pfennige  König  Heinrichs  IL  (1002 — 
1024)  aus  Lüttich:  Bischofsstab,  zu  dessea 
Seite  sancta  oder  Ledgia  pax,  wohl  hier  mit 


492 


P.  E.— PECUNIA  MAIORINA 


der  Bedeutung  eines  oder  des  kirchlichen 
Friedens.  Ein  Denar  Poppos  v.  Trier  (1016 
— 1047)  hat  auf  der  Rs.  in  den  W.  des  Kreu- 
zes die  4  Buchstaben  p,  a,  x,  (s?),  hier  ist 
wohl  die  pax  domini  gemeint.  Weiter  haben 
Erzbischof  Bruno  v.  Trier  (1102 — 1124)  und 
Kaiser  Heiiuich  V.  auf  Pfennigen  mit  dem 
Engel  und  denen  mit  dem  heiligen  Petrus 
die  Aufschriften  »pax  Treveris«  u.  »pax 
Petrus«,  die  sich,  wie  ich  nachzuweisen  ver- 
sucht habe,  auf  das  Wormser  Konkordat 
von  1122  beziehen  (in  Z.  f.  N.  34  S.  321  ff.). 
Köln  wird  auf  einigen  seiner  Münzen  im 
12.  Jh.,  nicht  vor  1167,  als  pacis  mater 
bezeichnet;  das  bezieht  sich  vielleicht 
(Friedensburg,  Symbolik  S.  399)  auf  die 
Bemühungen  des  Kölner  Stuhls  um  den 
Gottesfrieden  und  um  den  Landfrieden. 
Auf  Brakteaten  Ludolfs  v.  Magdebui^ 
hält  der  Bischof  ein  Band  mit  dem  Frie- 
densgruß »pax  vobiscum«  in  den  Händen; 
»pax  vobis«  erscheint  in  der  Umschrift  von 
Hildesheimer  Brakteaten.  Dietrich  VII. 
und  Wilhelm  I.  von  Holland  (1191— 1218) 
und  verschiedene  Bischöfe  von  Utrecht 
(1215 — 1267)  haben  ebenfalls  die  Buch- 
staben von  pax  in  den  Winkeln  eines  Kreu- 
zes. In  Amiens  setzte  die  gegen  den  Bischof 
siegreiche  Kommune  »pax«  auf  ihre  Pfen- 
nige; die  Herrscher  von  Bfeim  verbinden 
im  15.  Jh.  pax  mit  honor  (Engel  u.  Senure 
Abb.  891  u.  1565). 

In  derN.Z.  sind  vor  allem  die  Münzen  zu 
nennen,  die  auf  die  verschiedenen  Friedens- 
schlüsse geschlagen  sind,  so  z.  B.  ein  Dukat 
auf  den  Frieden  von  Prag  1635  (Schulman 
nr.  80),  dann  die  verschiedenen  Dukaten  u. 
Taler  auf  den  Westfälischen  Frieden,  z.  B. 
die  Emsts  des  Frommen  von  Sachsen- 
Gotha,  Dukaten  der  Städte  Regensburg 
und  Nürnberg  u.  a.,  weiter  ein  Antwerpener 
Dukaton  auf  den  Frieden  von  Westminster 
1656,  Taler  Johann  Georgs  IL  von  Sachsen 
und  Erzbischof  Anseimus  Franz*  von  Mainz 
auf  den  Nimwegener  Frieden  1679,  Dukaten 
des  Erzbischofs  von  Mainz  auf  den  Rys- 
wicker  Frieden  1697,  Taler  Karls  IL  von 
Schweden  auf  den  Altranstedter  Frieden 
1709,  Dukat  Ludwigs  von  Baden  auf  den 
Rastätter  Frieden  1714,  verschiedene  Du- 
katen u.  Taler  auf  den  Hubertusburger 
Frieden  1763,  darunter  ein  Goldgulden 
Bischof  Adam  Friedrichs  von  Würzburg, 


und  schließlich  Bremer  Taler  und  Badener 
Kreuzer  auf  den  Frankfurter  Frieden  von 
1871.  S.  auch  Friedensmünzen.  —  Schul- 
man, Pax  in  nummis,  Slg.  Le  Maistre 
1912.  Su. 

P.  £•  Ein  Monogramm  aus  P  und  E  ist 
oft  auf  der  Vs.  der  Kontomiaten  eingeritzt, 
z.  T.  mit  Silber  eingelegt,  Deutung  strittig. 
—  Num.  chron.  1906  S.  239/45.  R. 

Pe,  Gewichts-  und  Münzeinheit  von 
Birma.     S.  Tikal.  V. 

Peja  ist  die  seit  Johann  V.  (1706 — 1750) 
geprägte  portugiesische  ^/a  Dobra  (s.  d.)  zu 
4  Escudo  oder  6400  Reis,  I4j343  g  schwer 
und  13,148  g  Gold  haltend.  Auch  Stücke 
zu  3200,  1600,  800  und  400  Reis  wurden 
geprägt.  1822  wurden  alle  anderen  Gold- 
münzen eingeschmolzen,  nur  die  ganzen 
und  halben  Pegas  blieben  zu  7500  imd  3750 
Reis  im  Umlauf,  wurden  1847  ^^^  8000  und 
4000  Reis  erhöht.  —  Femandes,  passim. 

S. 

Pecät'.  Das  Wort  »Peöät* « (Siegel)  konmit 
in  den  Legenden  der  meisten  russischen 
fürstlichen  Denga  (s.  d.)  des  15.  Jh.s  vor 
und  unterstreicht  dadurch  die  staatliche 
Bedeutung  sowohl  der  Münze  als  auch  des 
Münzbildes.  B. 

Pectorale  ist  i.  das  bischöfliche  Brust- 
kreuz, 2.  die  Schließe  des  Pluviales.    Su. 

Pecunia^  lat.  =  Geld,  von  pecus  =  Vieh 
abzuleiten,  wie  schon  Festus  (unter  ab- 
gregare)  wußte,  also  auf  früheres  Viehgeld 
(s.d.)  hinweisend;  früher  für  alle  Geld- 
arten und  alle  drei  Metalle  angewandt, 
bedeutet  es  im  4.  Jh.  bes.  Kupfergeld,  vgl. 
z.  B.  Script,  hist.  Aug.,  Sev.  Alex.  33,  3, 
dazu  Z.  f .  N.  31  S.  38/9,  und  das  Vorhan- 
densein eines  Scrinium  (Büro)  a  pecuniis 
neben  dem  S.  auri  ad  responsum  {N)  und 
dem  S.  a  miliarensibus  [M),  —  Trait6 
1  S.  397/99.  860.  865.  R. 

Pecimia  Insulana  hießen  die  für  die  Azo- 
ren seit  1750  geprägten  portugiesischen 
Kupfermünzen  zu  20,    10  und  5  Reis. 

S. 

Pecunla  malorlna  ist  eine  kupferne,  mit 
wenig  j^  legierte  M.-sorte,  die  dreimal  in 
Edikten  des  4.  Jh.s  genannt  wird:  i.  J,  349 
wird  im  Cod.  Theod.  DC  21,  6  das  Aus- 
scheiden des  M  verboten:  comperimus  non- 
nullos  flaturarios  maiorinam  pecuniam  . . 
separato  argento^ab  aere  purgare;  356  wird 


PEDUM-PELEGRINI 


493 


ihr  Transport  (vermutlich  in  größeren  Men- 
gen eben  zum  Zwecke  des  Ausschei- 
dens des  A)  verboten,  395  wird  sie  außer 
Kurs  gesetzt,  s.  unter  Centenionalis.  Die 
Versuche,  die  P.  m.  in  Diocletianus'  Zeit 
hinaufzusetzen  und  in  ihr  den  sog.  Follis 
(s.  d.)  zu  erblicken  (Trait6  I  S.  608/9;  Mau- 
rice, Num.  Const.  III  S.  44),  haben  keinen 
Anhalt;  wir  stehen  auf  festem  Boden  nur 
dann,  wenn  wir  als  P.  m.  die  größere  der 
beiden  von  Constantius  IL,  ebenso  von 
Constans  (Aug.),  Vetranio  und  Constantius 
Gallus  meist  geprägten  Sorten  betrachten, 
s.  unter  Centenionalis;  vgl.  auch  N.  Z.  42 
S.  577.  R. 

Peduin,griech.'Aa7a)ß6Xov^Hasen  Stab,  ein 
kleiner,  gekrümmter  Knotenstock,  mit  dem 
man  im  Wurfe  den  Hasen  erlegte;  auf 
griech.  M.  Abzeichen  der  Hirten  und  Hirten- 
götter, also  des  Pan  (Abb.  35),  Paris,  Anti- 
noos  u.  a.  —  Das  P.  pastorale  der  christl.  Bi- 
schöfe (ICrummstab)  ist  ein  langer  Stab 
zum  Aufstützen,  oben  mit  gekrümmter 
Krücke,  sehr  häujBg  als  Sinnbild  geistl. 
Würde  und  Würdenträger  auf  M.  des  M.A. 
und  der  N.Z.  (s.  Bischofsstab).  R. 

Peerdeken  (Peertgen)  waren  niederländi- 
sche in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jh.s  ge- 
prägte Silbermünzen  zu  etwa  Vs-Snaphan 
(s.  d.)  mit  Reiter  auf  der  Vs.,  Schild  auf 
Langkreuz  auf  der  Rs.  Sie  sind  besonders 
und  wohl  zuerst  von  dem  Herzog  von  Gel- 
dern Karl  von  Egmond  (1492 — 1537),  dann 
von  Roermond,  Nimwegen  und  Wilhelm 
IV.  Graf  von  Heerenberg  (1546 — 1586)  ge- 
schlagen worden-  Ihr  Gewicht  schwankt 
zwischen  2,75  und  $,6  g.  S. 

Pegasus  (griech.  ürj-jfaao^,  wohl  von  10371^  = 
Quelle),  das  geflügelte  Roß,  das  Poseidon 
mit  der  Gorgone  Medusa  zeugte  und  das 
bei  deren  Tötung  durch  Perseus  aus  ihrem 
Rumpfe  entsprang  und  später  von  Bellero- 
phon  bei  der  Erlegung  der  Chimaira  geritten 
wurde.  Auf  JR  von  Korinth,  Abb.  29,  und 
seinem  Einflußgebiete,  die  danach  ir&Xoi 
hießen,  ist  er  sprengend,  an  der  Quelle  trin- 
kend, stehend  usw.  das  ständige  Bild  der 
Vs.  (s.  unter  Korinth.  Münzfuß);  auf  Halb- 
stateren  und  JE  von  Korinth  (und  Leukas) 
sowie  einem  A  des  Cossut.  Sabula  erscheint 
auch  Bellerophon  aiif  ihm  reitend,  auf 
Kaiser-M.  von  Korinth  kommt  B.,  ihn 
bändigend    oder  neben  ihm  stehend  vor. 


Auch  M.  von  Korkyra,  Alabanda,  Euippe 
usw.,  röm.-kampan.  iE-Barren  und  -M., 
eine  röm.  Semuncia,  ein  A  des  Q.  Titius 
und  Kaiser-M.  von  Augustus  bis  Gallienus, 
hier  zur  Legende  Soli  cons.  Aug.  und  Ala- 
critati  (s.  d.)  zeigen  ihn.  R, 

Pegasttsstater  nennen  wir  den  Silber- 
stater  des  korinth.  Münzfußes  (s.  d.),  mit 
dem  Pegasus  (s.  d.)  auf  der  Vs.,  im  Alter- 
tum TcÄXoc  =  Füllen  genannt.  R, 

Pegione,  Pigione,  Picchione  ist  eine 
Volksbezeichnung  für  eine  Mailänder  Gro- 
schenmünze Galeazzos  IL  und  Bamabos 
Visconti  (1354—78):  Typus  Vs.  der 
kaiserliche  Adler  über  der  Schlange;  Rs. 
der  heilige  Ambrosius.  Der  Adler  mag  vom 
Volke  piccione  (Taube)  genannt  sein.  Der 
Wert  der  Münze  war  gleich  i  Va  soldo,  Rauh- 
gewicht  2,6  g  u.  Feingew.  1,8  g.  Eine  wirk- 
liche Taube  findet  sich  auf  einem  grosso 
Majdmilians  Sforza  (1502 — 151S).  Pegione 
wird  nach  dem  Tode  Galeazzos  IL  u.  Bama- 
bos eine  Bezeichnung  für  jeden  1V2  soldo, 
weshalb  in  einer  Urkunde  vom  15.  IL  1460- 
auch  von  genuesischen  und  savoyischen 
P.  gesprochen  wird.  —  Gnecchi,  Mailand 
S.LVII,  Tf.VI  II  u.  XX  3;  Martinori 
S.  372,  Su, 

Pehlewi  heißt  die  (mittel-)  persische  (ira- 
nische) Schriftsprache  von  etwa  Alexander 
dem  Gr.  bis  zur  muhanmied.  Eroberung; 
sie  erscheint  insbesondere  auf  M.  der  Herr- 
scher der  Landschaft  Persis,  der  letzten 
Arsakiden  und  der  Sassaniden.  —  Schrift- 
tafel:  Paruck,  Sasanian  coins  1924  Taf. 
XXIV  JBf.  R. 

Pei,  chinesische  Bezeichnung  der  Kauri- 
muschel;  s.  d.  V. 

Pelanor,  -nos.  Barren  (s.  d.)  in  Form  vom 
Kuchenfladen  (idXavop,  iceXavo«)  waren  das 
Eisengeld  der  Spartaner;  daß  ein  P.  eine 
äginäische  Mine  gewogen  habe,  wird  eine 
ungefähre  Gewichtsausbringung  sein,  die 
sich  bei  jedem  Barrengelde  einmal  einstellt, 
seine  Abschätzung  bald  auf  einen  Obol, 
bald  auf  vier  Chalkoi  (also  nach  att.  Rech- 
nung =  Va  Obol)  zeigt,  daß  die  Stücke  sehr 
imgleich  waren.  Unter  den  Eisenstücken 
in  Form  von  Klumpen  und  Barren,  die  sich 
bei  den  Ausgrabungen  in  Sparta  gefunden 
haben,  mögen  sich  Reste  der  P.  befinden.  — 
Ebert,  Reallex.  IV  S.  233.  R. 

Pd^^riid  hießen  die  vom  Papste  Hadrian 


494 


PELEKYS-PELZWERK 


VI.  (1522/3)  in  Parma  geprägten  Halb- 
groschen von  dem  Bilde  des  als  Pilger  dar- 
gestellten h.  Thomas.  Sie  hießen  auch 
Foghetti  von  dem  flammenden  Altar  auf 
der  anderen  Seite.  —  Serafini,  I,  S.  198  f., 
TaE.  31,  Nr.  21,  22.  S. 

Pelekys,griech.  7csXexoc  =  Doppelaxt,  s.  d. 
sowie  unter  Beilgeld;  73[iwc£A.exxov  =  ein- 
schneidige Axt.  R. 

Pelikantaler.  Der  seine  Jungen  mit  dem 
eigenen  Blute  nährende  Pelikan  als  Sinn- 
bild der  Opferfreudigkeit  war  eine  häufige 
Darstellung  auf  Münzen  und  Medaillen. 
So  finden  wir  ihn  auf  einem  Goslarer  Taler 
des  Herzogs  Heinrich  Julius  von  Braun- 
schweig {s.  Rebellentaler)  und  auf  Halb- 
scudi  des  Papstes  Ixmocenz  XH.  von  1692 
und  1693.  S. 

Pelta,  der  kleine  Schild  der  Amazonen, 
von  eigentümlich  geschwungener,  etwa 
mondsichelförmiger  Gestalt.  R, 

Pelzgeld  oder  Fellgeld,  Unterabteilung 
des  Kleidergeldes  (s.  d.)  der  zweiten  Ent- 
wicklungsstufe des  Nutzgeldes  (s.  d.),  be- 
steht in  Häuten  oder  Fellen  oder  Fellteilen 
von  Tieren,  meist  Pelztieren,  und  ist  aus  den 
Polarländem,  Kanada,  Sibirien  und  Ruß- 
land (s.  aber  Pelzwerk)  bekannt;  im  Altruss. 
bedeutet  der  Plural  von  kuna  (=  Marder) 
so  viel  wie  Geld  (s,  Kuna  u.  Kuny) .  Staatl. 
Stempelung  dieses  russ.  P.  ist  fraglich.  Im 
Finn.  bedeutet  raha  (=  Eichhornfell)  zu- 
gleich Geld.  —  Ebert,  Reallex.  IV  S.  209; 
Luschin,  Allg.  M.-kunde»  S.  175.         R. 

Pelzwerk^  russisches  Geld  im  Mittelalter, 
eine  in  der  russ.  Geschichtschreibung  heiß- 
umstrittene Frage,  die  ihrer  endgültigen 
Lösung  aber  noch  entgegensieht.  Von 
Adolf  Wagner  (Das  Geld,  I,  S.  137  u.  146) 
ist  sie  zwar  als  positive  Erscheinung  dar- 
gestellt, doch  ein  tieferes  Eindringen  in 
die  schriftliche  Überlieferung  und  die  Be- 
kanntschaft mit  den  num.  Denkmälern  der 
Vorzeit  läßt  keinen  Zweifel  an  der  Irrtüm- 
lichkeit dieser  Auffassung.  Bei  der  Klärung 
der  Frage  müssen  die  Zeugnisse  der  einzel- 
nen Jahrhunderte  vom  1 1. — 14.  genau  datiert 
und  dürfen  die  geldgeschichtlichen  Termini 
der  verschiedenen  Perioden  nicht  durch- 
einandergeworfen werden.  Vgl.  die  schon 
von  M,  Pogodin,  VII,  371  und  Kazanskij 
aufgestellten  und  teilweise  durchgearbeite- 


!  ten  methodologisch  wichtigen  Hauptmo- 
mente. Analogien  aus  der  Vorgeschichte 
anderer  Nationen  und  ethnographische  Tat- 
sachen außereuropäischer  Völker  der  Ge- 
genwart können  dabei  nur  das  kritische 
Gefühl  schärfen  und  das  Verständnis  für 
weit  zurückliegende  Geldverhältnisse  wach- 
rufen, aber  nicht  eine  historische  Darstel- 
lung der  russ.  Vorzeit  überflüssig  machen, 
wie  es  neuerdings  V.  V.  Sv'atlovskij  in 
seinem  jeder  selbständigen  Kenntnis  der 
russ.  Geschichte  baren  Buch,  Primitivno- 
torgovoje  gosudarstwo  kak  forma  byta, 
1914  macht;  auf  ähnlicher  Basis,  auch  voll- 
kommen unkritisch  und  konfus  V.  K.  Tru- 
tovskij,  Nogata,  in  Drevnosti  Vostoön. 
Mosk.  Arch.  Obäcestva,  IV  (1913)  (vgl.  auch 
Trudy  predvari  tel'  novo  komit.  XV  Arch. 
S'ezda  [191 1],  I). 

Von  den  gemäßigten  Verteidigern  der 
Pelzwerktheorie  werden  Fellchen  von  Mar- 
dern, Eichhörnchen  und  anderen  Nage- 
tieren nur  als  unbeschädigte  ganze  Stücke 
für  gültiges  Geld  angesehen,  während  die 
Mehrzahl  der  älteren  Gelehrten  Teile  von 
Tierfellchen  bald  für  Geldsurrogate,  bald 
für  staatliches  Kreditgeld  oder  für  beides 
zusammen  halten.  Als  Repertorium,  wenn 
auch  nicht  vollständiges,  dieser  Anschauun- 
gen dient  Chaudoir,  I  (1836)  und  vornehm- 
lich Cerepnin  in  Trudy  M.  Num.  0.  II 
(1902),  S.  98 — 215. 

Folgendes  ließ  an  Fellgeld  denken:  I.  Die 
von  niemand  zu  negierende  Bedeutung  des 
Pelzwerks  im  Leben  der  Ostslaven;  IL  die 
Namen  vieler  Geldeinheiten,  die  zugleich 
wilde  Nagetiere  oder  ihre  Teile  bedeuten 
können:  kuna  (s.  d.)  =  kunica  (Marder), 
vek§a  (s.  d.)  und  veverica  (Eichhörnchen), 
nogata  (s.  d.),  früher  von  nogot'  (Nagel) 
und  noga  (Fuß)  abgeleitet,  rezana  (s.  d., 
das  Geschnittene),  früher  nur  auf  Felle  an- 
gewandt gedacht,  kunji  mordki  (s.  Mordka 
=  Schnäuzchen  von  Mardern),  die  mit 
Capita  martarorum  in  gotländisch-russ. 
Vertragsurkunden  übersetzt  werden;  HL 
zeitgenössische  Reisebeschreibungen,  wie 
die  von  Ahmed  de  Tous  und  Rubruquis, 
ebenso  Erzählungen  aus  späterer  Zeit; 
IV.  das  unausgesetzte  Fallen  des  Wertes 
der  Grivna  (s.  d.)  vom  12. — 14.  Jh.,  das 
nicht  anders  als  durch  die  Eigenschaften 
einer  Kreditgrivna  (Pelzstückchen)  erklärt 


PEMPOBOLON— PENNING 


495 


werden  konnte;  V.  neuerdings  auch  Dar- 
stellungen von  Fellstückchen  in  der  Rolle 
von  Münzen  auf  Miniaturen. 

Die  scheinbare  Unumstößlichkeit  dieser 
Tatsachen  verschwindet  aber,  sobald  man 
sich:  L  des  sehr  großen  Silberfonds  aus  den 
ältesten  russ.  Münz-  und  Barrenfunden  er- 
innert (vgl.  Markov,  Topografija  kladov 
vostoönych  monet,  1910;  Iljin,  Topografija 
slitkov,  1921,  und  auch  Köhne  in  M6m.  de 
St.  Petersbourg,  III);  IL  die  Gegenüber- 
stellung von  Fellchen  —  öernaja  (schwarze) 
Kuna  und  belaja  (weiße)  Veverica  —  und 
der  dieselben  Namen  tragenden  Geldein- 
heiten (kuna,  veverica,  vekäa)  beim  Chro- 
nisten des  II.  Jh. s  vergegenwärtigt;  III.  die 
Worte  nogata  und  rezana  philologisch  an- 
ders erklärt  (s.  d.) ;  IV.  die  oben  erwähnten 
Geldeinheiten  als  Teile  des  Silbergrivna- 
systems  im  ältesten  russ.  Recht  genügend 
würdigen  lernt;  V.  die  Zeugnisse  der  einzel- 
nen Autoren  anders  interpretiert  und  gar 
als  auf  literarische  Tradition  zurückgehend 
■erkennt.  (Vgl.  die  beißende  und  wohlge- 
lungene Kritik  von  Kacenovskij,  Razsu- 
idenija  0  ko^anych  den'gach,  Sep.-A.  1849. 
—  Nur  auf  Tradition  gehen  auch  die  aus 
dem  16.  Jh.  stammenden,  von  Tnitovskij 
in  Sbomik  M.  Num.  O.,  I,  401—482  heran- 
gezogenen Miniaturen  zurück).  VI.  Be- 
sonders zu  betonen  ist  aber  das  Fehlen 
von  Tierf  ellchen  in  der  Rolle  von  Zahlungs- 
mitteln in  offiziellen  Quellen  bis  aufs 
14.  Jh.  herab  (vgl.  Mroßek,  38—41). 
VIL  Auch  das  vermeintliche  Sinken  des 
Wertes  der  Grivna  von  Jahrhundert  zu 
Jahrhundert  verschwindet,  sobald  man  die 
•Grivna  der  verschiedenen  Jahrhunderte 
auseinanderhält  und  das  russ.  Barrengeld 
kennenlernt  (s.  Barren,  russische).  Daher 
muß  durchaus  betont  werden,  daß  das  Pelz- 
"werk  in  Rußland  zwar  als  Hauptartikel  bei 
Tribut-  und  anderen  öffentlichen  Zahlun- 
gen, auch  als  Ausfuhrartikel  die  größte 
Rolle  gespielt  und  den  einzelnen  Geldein- 
heiten in  Silber  zuweilen  den  Namen  ge- 
liehen hat,  doch  nie  Währung  im  Sinne  des 
•schon  seit  dem  9.  Jh.  in  Rußland  heimi- 
schen Silbergeldes  gewesen  ist.  —  Vgl. 
•Grivna  und  ihre  Teile.  B. 

Pempobolon,  griech.  irefiiucoßoXov  (Suidas) 
=  das  5-Obolenstück,  s.  unter  Pentobolon. 
Die  Versuche,  in  einem  fünfzinkigen  Brat- 


spieß, der  nach  urspr.  Bedeutung  des 
Wortes  Obelos  (s.  d.)  ebenfalls  P.  hieß,  eine 
Form  des  Gerätgeldes  zu  erblicken,  sind 
abzulehnen.  —  Ebert,  Reallex.  IV  S.  209. 

R. 

Penates,  Hausgötter  der  Römer,  die  im 
Innersten  (penitus)  des  Hauses  verehrt 
wurden  und  Haus,  Herd  und  Familie 
schützten,  und  auch  der  Staat  hatte  seine 
P.,  die  p.  publici.  Auf  M.  des  Antius  Restio 
erscheinen  ihre  jugendl.  Köpfe  als  dei  pena* 
tes  bezeichnet,  mit  Band  im  Haar,  auf 
einem  Teil  der  M.  des  M.'  Fonteius  steht  die 
Beischrift  p(enates?)  p(ublici?)  zu  zwei 
jugendl.,  bekränzten  Köpfen  mit  Sternen 
darüber,  also  ganz  wie  die  Dioskuren  ge- 
bildet, mit  denen  sie  im  Kult  zusammen- 
gehören, und  auf  solchen  des  C.  Sulpicius 
C.  f.  steht  d(ei)  p(enates)  p(ublici)  zu  zwei 
bekränzten  jugendl.  Köpfen  ohne  Sterne.  — 
Röscher,  Lex.  d.  Mythol.  III S.  1879.    R. 

P£n'az%  russisch  =  Pfennig  (s.  d.). 
P^n'az',  von  »Pfennig«  abzuleiten,  wurde 
im  II.  Jh.  in  kirchenslavischen  Texten  zur 
Übersetzung  vom  römischen  Denar,  später, 
im  13.  und  14.  Jh.,  auch  in  rein  russischen 
Quellen  im  Sinne  von  Geld  überhaupt  und 
von  westeuropäischem  im  besonderen  ge- 
braucht. —  Sobolevskij,  Pen*az'  i  Söl'ag, 
in  Filologiöeskija  izvestija,  1910;  Sreznev- 
skij,  II,  1784—85.  B. 

Pence,  Mehrzahl  von  Penny  (s.  d.)  bei 
Vielfachen  desselben,  z.  B.  Two-,  Three-, 
Sixpence.  Die  Mehrzahl  des  einzelnen  P, 
lautet  Pennies.  S. 

Pengo.  Ungarn  hat  1925  die  Goldwah- 
rung mit  dem  Pengö  (=  klingende  Münze) 
zu  100  Fill6r  (Heller)  als  Münzeinheit  ein- 
geführt. 20-  und  lO-Pengö  sollen  aus  Gold 
geprägt  werden,  das  Stück  zu  lO  Pengö  soll 
2,63  g  Gold  halten  und  auf  der  Vs.  das  Lan- 
deswappen, auf  der  Rs.  die  Wertbezeichnung 
zeigen.  Das  Stück  zu  i  Pengö  ist  eine  Silber- 
münze, ^40/1000  fein,  5  g  schwer,  also  3,2  g 
Silber  haltend,  die  zu  50,  20,  10  Filier 
bestehen  aus  Nickelkupfer,  die  zu  2  und 
I  F.  aus  Bronze.  Die  Goldstücke  sind 
bisher  noch  nicht  geprägt  worden.      S. 

Penig  s.  Pfennig.  Su. 

Penni  (PI.  penniä),  finnländischer  Pfen- 
nig. S.  Mark  II,  6.  S. 

Penning,  der  skandinavische  Pfennig. 
I,  Nach  englischem  Vorbild:  Obwohl 


496 


PENNING 


angenommen  wird,  daß  im  9.  und  10.  Jh. 
(siehe  unter  Durstedter  Nachahmungen  und 
Dünnpfennige)  Münzen  in  Dänemark  ge- 
schlagen wurden,  so  ist  doch  erst  unter 
Svend  Doppelbart  (985 — 1014)  und  Knut 
dem  Großen  (101& — 35)  ein  geregeltes 
Münzsystem  eingeführt  worden,  dessen 
Vorbild  aus  England  geholt  wurde.  Das 
englische  Münzwesen  wurde  den  däni- 
schen Königen  durch  die  dänischen  Wikin- 
gerzüge nach  Westen  bekaimt.  Die  Mün- 
zen dieser  Könige  unterscheiden  sich  be- 
deutend von  den  frühesten  dänischen  Aus- 
münzungen durch  Vollwichtigkeit,  Ansehn- 
lichkeit und  die  Umschriften,  die  den 
Namen  des  Königs  und  des  Münzprägers 
angeben.  Aus  Svend  Doppelbarts  Zeit 
findet  man  nur  einen  Münztyp:  +  ZAEN 
REX  AD  DENER  um  das  Brustbild  des 
Königs,  Rs.  +  GODPINEMaN  DNER  um 
ein  Kreuz  mit  CRVX  in  den  Winkeln. 
Unter  Svend  herrschte  noch  kein  großer 
Bedarf  nach  dänischen  Münzen;  zwangen 
doch  die  Dänen  wie  bisher  England  Löse- 
geld für  Befreiung  von  Plünderung  ab, 
das  sogenannte  »Danegeld«  (siehe  dieses 
Wort) ;  als  aber  sein  Sohn  Knut  eine  dauer- 
hafte Dänenherrschaft  in  England  geschaf- 
fen hatte,  kam  die  Versorgung  der  Heimat 
mit  englischer  Münze  nicht  mehr  in  Frage, 
und  es  galt  seitdem,  Dänemark  mit  Münze 
vom  selben  Korn,  Schrot  und  Gepräge 
wie  die,  die  König  Knut  in  großen  Mengen 
in  England  prägen  ließ,  zu  versorgen. 
Diese  Münze,  die  danach  durch  lange  Zeiten 
geprägt  wurde,  war  der  Penning  des  karo- 
lingischen  Systems  (s.  Denar).  Demgemäß 
waren  die  ersten  Penninge  Knut  des  Großen 
ca.  i7a  g  schwer.  Bald  verschlechterte 
Knut  seine  Münzen  von  1/240  des  Pfundes 
auf  i/a4o  der  Mark,  einer  nordischen  Ge- 
wichtseinheit, die  die  Normannen  zu  Vs 
des  englischen  Pfundes  rechneten.  Dadurch 
sank  der  Penning  auf  i  g  herab.  Dazu 
kam,  daß  die  Mark  in  den  einzelnen  Gauen 
Dänemarks  nicht  dasselbe  wog,  wie  auch 
deren  Ausprägung  in  Penninge  eine  ver- 
schiedene war,  was  alles  ein  recht  uneinheit- 
liches Gewicht  des  Pennings  bewirkte.  All- 
mählich büßte  er  nicht  nur  an  Gewicht, 
sondern  auch  an  Feingehalt  ein.  Er  war 
ursprünglich  etwa  15 -lötig,  wurde  aber  zu- 
letzt aus  reinem  Kupfer  geprägt    Da  die 


unruhigen  Zeiten  größere  Ansprüche  an  den 
Fiskus  stellten,  ließ  der  König  immer 
schlechtere  Münze  schlagen,  indem  die 
ältere  bessere  am  Martinstag,  dem  li.  Nov., 
gegen  die  neue,  schlechtere  abzuliefern  war 
(s.  Bürgerkriegsmünzen).  Das  Gepräge  der 
Münzen  zeigte  ursprünglich  englische,  unter 
dem  König  Sven  Estridsön  (1047 — 76} 
byzantinische  Beeinflussung.  Danach  kehrte 
man  wieder  zu  den  englischen  Typen  zu- 
rück, um  schließlich  die  Vorbilder  in 
Deutschland  zu  suchen.  —  P.  Hauberg, 
Myntforhold;  ders.,  Danmarks  Myntvsesen. 

In  Norwegen  und  Schweden  begann  die 
Münzprägung  mit  Typen,  die  dem  Penning 
Svend  Tvesksegs  (Doppelbarts)  sowohl  in 
Gewicht  als  Aussehen  genau  entsprachen. 
Es  sind  ohne  Zweifel  in  Sigtuna,  erst  von 
englischen,  später  auch  von  schwedischen 
Münzmeistern  englische  Penninge  für  Olav 
Skötkonung  geschlagen  worden.  Obzwar 
Zweifel  darüber  bestehen  kann,  auf  welche 
Herrscher  die  einzelnen  Münzen  zurückzu- 
führen sind,  muß  davon  ausgegangen  wer- 
den, daß  ähnliche  Münzen  zu  gleicher  Zeit 
in  Norwegen  geprägt  sind.  Die  Entwick- 
lung war  in  sämtlichen  nordischen  Ländern 
so  ziemlich  die  gleiche.  In  Norwegen  prägte 
schon  Harald  III.  Sigurdsön  (Haardraade, 
der  Harte),  1047 — 66^  sehr  schlechte  Münze 
mit  verworrenen  Umschriften,  bisweilen 
Runen,  bisweilen  nur  Strichen  und  Punk- 
ten sowie  mit  völlig  barbarischen  Porträt- 
darstellungen.  Das  Gewicht  war  erheblich 
unter  i  g  herabgesunken.  Im  12.  und  13. 
Jh.  wurden  leichte  Brakteaten  ausgemünzt, 
denen  man  im  12.  Jh.  einen  Wert  von  V* 
Penning,  im  13.  Jh.  von  1/4  Penning  bei- 
mißt. Allmählich  verschlechterte  sich  die 
Münze  in  Norwegen  derart,  daß  die  Münz- 
mark im  Verhältnis  zur  Gewichtsmark  wie 
I  :  5  stand.  Die  Münzrechnung  nach  alt* 
norwegischer  Einteilung  hielt  sich  noch 
unter  Erik  von  Pommern;  aber  unter  den 
ersten  Königen  des  oldenburgischen  Kö- 
nigsstammes wurde  die  Münzrechnung  nach 
lübischer  Art  für  Dänemark  und  Norwegen 
angenommen. 

In  Schweden  verschlechterte  Anund 
Jacob  (1024 — 53),  der  Sohn  Olav  Sköt- 
konungs,  den  Penning  um  die  Hälfte  des 
Gewichts,  das  die  Münze  zur  2^t  des  Vaters 
gehabt  hatte.  Er  scheint  8  Penninge  auf  den 


PENNY 


497 


Örtug,  der  1/3  Öre  wert  war,  gerechnet  zu 
haben;  auf  die  Mark  gingen  8  Öre,  so  daß 
die  Mark  =  192  Penning  war.  Nach  Anund 
Jakob  erfolgte  eine  ungefähr  hundertjährige 
Einstellung  der  Ausmünzung  in  Schweden; 
als  diese  wieder  aufgenommen  wurde,  prägte 
man  hauptsächlich  dünne  Brakteaten  ver- 
schiedener Größe,  deren  Verhältnis  zum 
Penningsystem  dunkel  ist.  Um  1340  ver- 
hielt sich  in  Schweden  wie  in  Norwegen 
die  Münzmark  zur  Gewichtsmark  wie  i  :  5 ; 
dann  verschlechterte  Magnus  IL  die  Münze 
weiter.  Eine  kurze  Zeit  wurden  zwei- 
seitige Münzen  geschlagen ;  dann  kehrte  man 
wieder  zu  den  kleinen  Brakteaten  zurück. 
—  Unter  König  Albrecht  von  Meck- 
lenburg (1388 — 141 2)  wurde  lübische  Münze 
eingeführt,  und  zwar  wurden  2-  und  4- 
Penninge  geschlagen,  letztere  unter  dem 
Namen  Vierlinger  oder  Hvide  (Witten),  die 
später  Örtuger  (s.  d.)  benannt  wurden.  — 
Sveriges  Historia  II,  Stockholm  1905. 

2.  Penning  nach  lübischem  Vor- 
bild. Nach  dem  Zusammenbruch  des 
Münzwesens  während  der  Bürgerkriege  (s. 
Bürgerkriegsmünzen)  und  bei  dem  zuneh- 
menden Verkehr  mit  den  Hansestädten 
gewann  die  lübische  Münzrechnung:  l  Mark 
zu  16  Skilling  zu  12  Penning  in  Dänemark 
Eingang.  Während  der  Herrschaft  der  hol- 
steinischen Grafen  in  Schleswig  wurden  erst 
2-,  3-  und  4-Penningstücke  in  Flensburg, 
dann  4-Penningstücke  in  Ribe  und  Nästved 
geprägt.  Nach  einigem  Schwanken  in  den 
Ausmünzungen,  das  allgemeine  Unzufrie- 
denheit hervorrief,  schloß  Königin  Phi- 
lippa  in  der  Abwesenheit  des  Königs  Erik 
von  Pommern  am  S.Oktober  1424  einen 
Vertrag  mit  Lübeck,  Hamburg,  Lüneburg 
und  Wismar  über  Prägung  von  Münzen  mit 
einheitlichem  Wert:  Söslinge  =  6  Penning, 
168  Stück  aus  der  ilV4-lötigen  Mark,  und 
Hohlpenninge  zu  696  Stück  aus  der  7^/4- 
lötigen  Mark.  Damit  war  der  lübisdhe 
Münzfuß  in  Dänemark  gesetzlich  einge- 
führt, wo  er  unter  viden  Modifikationen 
bis  zur  Einführung  der  Kjronenmünze  am 
I.  Januax  1875  herrschte.  Die  besondere 
Münze  »Lübischer  Pfennig«  (Lybsk  Pen- 
ning) spielte  selbstverständlich  die  größte 
Rolle,  solange  16  ß  zu  12  Pf,  auf  die  Münz - 
mark  gingen  und  solange  letztere  nicht 
allzuviel  von   der  Gewichtsmark  abwich. 

WGrterbuch  der  Mflnzkimde. 


Mit  der  Zeit  gingen  aber  immer  mehr 
Zahlmark  auf  die  Gewichtsmark,  und  die 
lübische  Mark  wurde  doppelt  so  viel  wert 
als  die  dänische,  so  daß  der  Penning  zu  einer 
so  geringen  Münze  herabsank,  daß  er  selbst 
im  bescheidensten  Kleinverkehr  seine  Be- 
deutung verlor.  —  Unter  Erik  (1396— 
1439)  wurden  teils  Brakteatenpenninge  mit 
Krone  oder  Leopard  (d  Lebard«),  teils 
Kupferpenninge  mit  einem  gekrönten  E  auf 
der  Vs.  mit  die  Münzstätte  angebender 
Umschrift  und  auf  der  Rs.  ein  Kreuz  mit 
der  Umschrift:  IN  NOMINE  DOMI  ge- 
prägt. Unter  den  späteren  Königen  des 
oldenbui^schen  Königsstanunes  sind  Brak- 
teaten geschlagen  worden,  wohl  kaum  wie 
angenommen  Penninge,  sondern  eher  Blaf- 
ferte  oder  2 -Penninge.  Unter  Christian  IIL 
und  IV.  wurden  1546 — 1602  Kupfermünzen 
geprägt,  die  die  Benennung  Penninge  er- 
hielten. —  P.  Hauberg,  Myntvsesen  1377 — 
148 1. 

In  Norwegen  wurden  von  den  ersten 
oldenburgischen  Königen  Penninge  nach 
dem  lübischen  Münzfuß  eingeführt,  in 
Schweden  von  König  Albrecht  von  Meck- 
lenburg 4-  und  2 -Pfennige.  Siehe  Korshvid 
und  Örtug.  W. 

Peimy^  der,  ist  der  englische  Pfennig, 
der  zuerst  von  Köm'g  Offa  von  Mercia 
(757 — 79^  n2.ch  karolingischem  Beispiel 
geprägt  wurde.  Die  Pfennige  Offas  zeigen 
an  Stelle  des  Stadtnamens  karolingischer 
Denare  den  Namen  des  Münzmeisters,  das 
Bild  ist  meist  das  Brustbild  des  Königs  und 
ein  verziertes  Kreuz  (Abb.  140).  Der 
Durchmesser  beträgt  zunächst  17  mm,  seit 
Coenwulf  (796 — 822)  21  mm. 

Mit  König  Eadgar  (957—975)  beginnt  die 
Reihe  der  allgemeinen  englischen  Pfennige, 
die  in  35  Münzstätten  geprägt  wurden, 
unter  dem  Nachfolger  Ethelred  IL  (979 — 
1016)  dann  sogar  in  80  Münzstätten  mit  11 
wesentlich  unterschiedenen  Typen,  jedoch 
sämtlich  mit  königlichem  Brustbild,  bar- 
häuptig, mit  einem  Diadem  oder  einem 
Strahlenkranze  geschmückt,  mit  -einem 
Helme  bedeckt,  ein  Zepter  oder  einen 
Kreuzstab  tragend,  auf  der  Rs*  zumeist  ein 
Kreuz,  klein  in  der  Mitte  des  Feldes  oder 
doppelfadig  das  ganze  Feld  füllend,statt  des 
Kreuzes  auch  die  dextera  dei  usw.  (Abb. 
i6i) ;  diese  Pfennige  wurden  in  ungezählten 

32 


498 


PENNYWEIGHT— PENTAGRAMM 


Massen  geschlagen,  daher  waren  sie  weithin 
über  alle  Lande  bis  in  die  Umgegend  von 
Moskau  verbreitet  (vgl.  Suhle  in  Bl.  f.  Mfr. 
1928  S.  225  ff.)  und  wurden  vielfach  als 
Vorbilder  verwendet,  so  von  König  Sihtric 
III.  von  Irland,  von  den  Königen  des 
skandinavischen  Nordens  (Abb.  162,  165), 
von  Balduin  v.  Flandern,  der  auf  Ethelreds 
Schlag  münzte,  dann  im  Bilde  nachgeahmt 
in  niedersächsischen  Münzstätten,  so  von 
den  Grafen  von  Stade,  die  Pfennige  mit  der 
dextera  dei  von  den  Herzögen  Boleslaus  IL 
u.  III.  von  Böhmen  u.  a.  Dazu  kommen 
die  barbarischen  Nachbildungen  in  den 
Ländern  rings  um  die  Ostsee.  Diese  große 
Massenprägung  angelsächsischer  Pennies 
hat  zum  großen  Teil  seine  Ursache  in  den 
jährlichen  Tributzahlungen  an  die  däni- 
schen Könige  (s.  Danegeld),  die  noch  von 
Harthaknut  (1039 — 1042)  geleistet  werden 
mußten. 

Dieser  P.  hat  ungefähr  ein  Gewicht  von 
1,02 — 1,41 — 1,45  g  und  behielt  dieses  dau- 
ernd, auch  während  der  Normannenzeit, 
nur  während  des  Bürgerkrieges  unter 
Stephan  (1135 — 1154)  erfolgte  eine  geringe 
Gewichts-  und  Feingehaltsminderung,  die 
aber  schon  von  seinem  Nachfolger  Hein- 
rich IL  (1154—1189)  durch  Schaffung  der 
Sterlinge  (s.  d.)  beseitigt  wurde. 

Seit  135 1  ist  der  P.  nicht  mehr  die  al- 
leinige Silberm.,  es  gibt  neben  ihm  den  4  P. 
wertenden  Groat  (s.  d.),  und  seit  1504  wird 
auch  sein  I2faches,  der  Schilling  (s.  d.)  ge- 
prägt, seit  1625  in  Gold  auch  sein  240faches, 
das  Pfund  (Pfund  Sterling).  Diese  altkaro- 
ling.  Einteilung  hat  sich  bis  heute  erhalten. 

Der  P.  selbst  wurde  dann  immer  kleiner, 
er  wog  schon  im  15.  Jh.  kaum  i  g,  unter 
Heinrich  VIIL  0,70  g,  unter  Elisabeth 
QiS^  g  (Abb.  314).  Da  er  aber  immer  sehr 
fein  blieb,  wurde  er  sehr  wenig  geprägt, 
was  die  allgemeine  Herstellung  von  kupfer- 
nen Privat -Token  (s.  d.)  in  England  zur 
Folge  hatte.  Su. 

Erst  Ende  des  17.  Jh.s  begann  die  Prä- 
gung von  Kupfergeld:  Die  ganzen  (noch 
heute  d  =  denarius  abgekürzt),  die  halben 
Pennies  und  Farthings  aus  Kupfer, 
seit  1860  aus  Bronze,  tragen  bis  heute 
Königskopf-Sitzende  Britaimia.  Zuerst, 
seit  1690,  wurden  nur  Half  pennies,  etwa 
9Va  g,  unter  Georg  IL  10,3  g  schwer  ge- 


schlagen, erst  seit  1806  ganze  und  zwar 
wogen  diese  so  viel  wie  die  früheren  halben: 
PV»  g-  —  ^^®  irischen  haben  auf  der  Rs. 
die  gekrönte  irische  Harfe.  Die  seit  1928 
geprägten  ganzen,  halben  Pennies  und 
Farthings  des  Freistaates  Irland  haben 
Harfe-Gluckhenne  bzw.  Sau  mit  Ferkeln, 
Schnepfe.  —  Die  Six-  und  Threepence 
waren  immer  die  Hälften  und  Viertel  der 
Silberschillinge  (s.  Schilling).  Im  irischen 
Freistaat  sind  sie  seit  1928  aus  Nickel  und 
zeigen  Harfe -Jagdhund  bzw.  Hase.     S. 

Pennyweight  (englisch),  abgekürzt:  dwt, 
deutsch :  Pfenniggewicht,  Zur  Berechnung 
der  Feinheit  wurde  in  England  das  Troy- 
pfund  (s.  Pfund)  in  12  Unzen,  die  Unze 
in  20  dwts,  das  Penn3rweight  in  24  Grän 
geteilt.  I  P.  wiegt  1,5552  g.  —  Grote, 
M,  St.,  II,  S.  12.  S. 

Pentadrachmony  Pentedrachmiay  griech. 
irevTGcSpaj^fjLOV,  lusvreSpaxP'fa  =  5 -Drach- 
menstück. I.  In  Chios  406  v.  C-  als  Sold 
genannt  bei  Xen.,  Hell.  16,  12,  noch  nicht 
identifiziert,  s.  unter  Chiischer  Münzfuß.  — 
2.  Polyän,  Strateg.  III  10,  14  nennt  z.  Z. 
des  Perdikkas  III.  als  MaxeSovixov  vofxiap^ 
die  luaXacäc  TcevceSpaxfifaff.  Gemeint  sind 
wohl  die  Tetradr.  von  dessen  Vorgängern, 
deren  schwankender  Fuß  aber  jede  Vermu- 
tung, nach  welchem  (fremden?)  Drachmen- 
fuß sie  als  Fünfdrachmenstücke  bezeichnet 
werden  könnten,  ausschließt.  —  3.  PoUux 
IX  60  nennt  ein  icevxocBpaxP'Ov  Tuap^  Küpi]- 
vaioic;  gemeint  ist  möglicherweise,  daß 
das  Tetradr.  attischen  Fußes,  das  Kyrene, 
wenn  auch  in  unregelmäßigem  Schrote 
prägt,  dort  in  5  Drachmen  zerfiel,  die  dann 
in  den  etwa  3,2 — 3,5  g  wiegenden  M.  zu 
erkennen  sind;  B.  M.  C.  Cyren.  S.  CCLX  u. 
CCLXII.  —  4.  Die  von  Ptolemaios  I.  und 
IL  reichlich  geprägten,  nach  phönik.  Fuße 
als  P.  zu  bezeichnenden  N  von  rund  17,8  g 
nannte  die  Mitwelt  xptjfpooa,  s.  d.  und  Z.  f. 
N.  33  S.  70/1.  —  5.  Das  von  Heron  Ilveo- 
fjLaitxa  I  21  als  Automatengeldstück  ge- 
nannte 7cevTa8pa3f|iov  vopLia^a  wird  eine 
ägypt.  Kupfer -M.  gewesen  sein,  Head, 
H.  N.2  S.  847.  —  Trait6  I  S.  4i4/i7-    R- 

Pentagranun,  Pentalpba,  DrudentuB  ist 

ein  aus  5  Linien  zu  5  A  zusammengesetzter 
Stern,  der  sich  auf  Merowingermünzen  und: 
auf  solchen  von  Bourges  in  Frankreich  im 


PENTALITRON— PERLMUTTER 


499 


10.  und  II.  Jh.  findet,  später  als  alche- 
mistisches  und  Freimaurersymbol  benutzt 
wurde.  S. 

Pentalitron,  griech.  TOvxctXiTpov  =  5- 
Litrenstück  (s.  unter  Litra),  adjektivisch 
bei  PoUux  Onom.  IV  173;  auf  einer  Ai- 
Drachme  von  Akragas  erscheint  die  zu  P. 
zu  ergänzende  Wertaufschrift  TTEN,  da 
das  Didrachmon  =  10  Litren  war.       R. 

Pentanummion^  griech.  7cevTavoüji(jjL)iov, 
Münzsorte,  genannt  in  einem  byzant.  Lexi- 
kon (äaaapiov,  icsvTavoü[x[jLiov  t]  Sexavou^^iov) 
und  einer  Glosse  (Tcevxavoujiiov  XsircA  S£) ; 
diese  Zahlenverhältnisse  sind  unaufgeklärt; 
die  M.  selbst  ist  im  Fünfer  der  von  Ana- 
stasius  eingeführten  Kupferprägung  mit 
Wertzahlen,  die  sich  auf  das  Noummion 
(s.  d.)  beziehen,  zu  erkennen,  griech.  mit 
e,  lat.  mit  V  bezeichnet,  von  Anastasius 
bis  Heraclius  vorkommend.  —  R.  E.  IV 
S.  2415;  B.  M.  C.  Byz.  S.  LXXIX— 
LXXXII.  R. 

Pentekontadrachmon,  griech.  icsvt7]xovTa- 
Spaxfiov  =  Fünfzigdrachmenstück,  PoUux 
IX  60;  im  ptolem.  Ägypten  war  es  das  uns 
seit  Ptolemaios  IL  vorliegende  AT-Tetradr. 
=  50  A-Drachmen,  die  Hälfte  des  Mnai- 
eion,  s.  d.  —  Trait6  IS.  446;  Z.  f.  N.  32 
S.  70;  B.  M.  C.  Cyren.  S.  CCLXI,  CCLXIt. 

R. 
Pentekontalitron  =  50  Litren  gibt  Diodor 
XI 26,  3  als  Schwere  des  10  attische  Drach- 
men wertenden  Demareteion  (s.  d.)  an. 

R. 
Pentobolon^  griech.  irevTc&ßoXov,  bei  Ari- 
stophanes,  Ritter  v.  798,  inschriftlich  und  bei 
Suidas  (s.  v.),  griech.  M.  -Stufe  von  5  Obolen, 
z.  B.  in  der  -^-Prägung  von  Athen  im  4.  Jh. 
nachweisbar.  —  Head,  H.  N.»  S,  375 ;  vgl. 
auch  unter  Pempobolon.  R, 

.  Pentonkion,  griech.  TOVto-pttov,  das  Fünf- 
unzenstück,- lat.  quincunx  (s.  d.) ;  als  A-M. 
— vgl.  Epicharm  bei  PoUux  IX  82  ic.  dp^ipiov 
—  in  Leontinoi  mit  Wertzeichen  :• :  vor- 
kommend; in  JE.  mit  TT  in  Rhegion,  Katana, 
Menainon  (hier  auch  mit  E),  bei  den  Mamer- 

tinem  (hier  auch  mit ),  mit   :•:   in 

Himera.  —  Head,  H.  N.»  S.  149,  m,  I34, 
151,  156,  146.  R. 

Pen  yangy  Ban  duong»  Bezeichnung  des 
Carolus -Dollar  in  Annam.  —  Schröder, 
Annam,  fitudes  nuni.  511.  V. 


Pepiones,  Pipiones  heißen  die  alten  kasti- 
lischen  Pfennige  Ferdinands  III.  (1230— 
1252)  und  seiner  Nachfoger,  von  denen  180 
Stück  auf  den  Goldmaravedi  gingen,  12 
Stück  auf  den  Soldo.  Typus:  Kastell- 
Löwe.  Su. 

PeploSy  griech.  irfeXoc,  das  ursprüngliche 
lange  Gewand  der  griech.  Frauentracht, 
sog.  dorische  Tracht;  es  bestand  aus  einem 
viereckigen  Stück  Tuch,  dessen  über  die 
Körperlänge  hinausgehender  Teil  oben  (am 
Halse)  umgeschlagen  wurde;  der  Umschlag 
heißt  dTTOTTtüYfwc;  sein  hinterer  Teil  wird 
auch  schleierartig  über  den  Hinterkopf  ge- 
zogen; der  P.  wurde  meist  in  der  Hüft- 
gegend gegürtet,  auch  erscheint  er  oft  über 
dem  Gürtel  gerafft,  so  daß  ein  Bausch  vor 
dem  Unterleib  herabfällt.  —  R.  E.  III  S. 
2310/17.  R. 

Pepolese,  Pepulensls  siehe  Bolognino. 

Su. 
Percutere,  lat.  =  prägen;  ob  das  P  vor 
dem  Münzstättennamen  seit  Ende  des 
3.  Jh.s  n.  C.  percussum,  z.  B.  PLN  =  per- 
cussum  Londinii,  bedeutet,  ist  nicht  sicher, 
meist  wird  es  vielmehr  =  p(rima  officina) 
bedeuten.  R. 

Perlkreis,  -rand,  -reif,  frz.  grfenetis,  ist  der 
aus  einzelnen  Punkten  oder  Perlen  be- 
stehende Kreis,  der  das  gesamte  Bild  der  M. 
einfaßt,  bald  nur  auf  einer,  bald  auf  beiden 
Seiten.  Auf  archaischen  griech.  M.  neben 
anderen  Einfassungen  wie  Strichelrand 
(orbo  etrusco).  Rollband  vorkommend,  ver- 
breitet er  sidh  im  5./4.  Jh.  in  Wettbewerb 
mit  einer  glatten  Klreislinie  u,  wird  bes.  in  der 
heilenist.  Zeit  beliebt,  wo  aber  auch  Kranz- 
einrahmimgen  häufig  sind  und  auf  seleuk., 
baktr.,  röm.  M.  (Denar  des  M.  Plaet.  Cesti- 
anus)  auch  ein  Zierkreis  aus  länglich-spitz- 
ovalen Gliedern  mit  immer  je  zwei  Strichel- 
chen oder  Punkten  dazwischen  erscheint. 
Der  P.  ist  auf  röm.-republ.  A  fast  die  Regel 
und  beherrscht  auch  die  röm.  und  byz. 
Kaiserprägung,  bei  dieser  auch  verdoppelt 
und  verdreifacht.  Für  die  späteren  Zeiten 
s.  unter  »  Stäbchen« .  R. 

Perlmutter-  und  Muscbelmedaillen.  Au& 
dem  harten  und  spröden  Material  der 
Muscheln  sind  im  16.  u.  17.  Jh.  medaillen- 
artige Stücke,  zuweilen  als  Modelle  zu  Me- 
daillen (z.  B.  Rieter  von  Korenburg  1631), 
oft  aber  Kopien  nach  Medaillen  (z.  B.  der 

32* 


500 


PERMISSGELD— PERSEPHONE 


bekannten  Pirkheimer -Med.,  Berlin,  Kaiser- 
Friedrich-Museum)  gefertigt  worden;  auch 
religiöse  Med.  in  P.  kommen  schon  seit  dem 
14.  Jh.  vor.  —  Archiv  f.  Med.  I  S.  92/6 
Taf.  X.  R. 

Permißgeld  war  ursprünglich  das  für 
Wechselzahlungen  in  den  Generalstaaten 
und  Brabant  erlaubte  Geld,  nämlich  in  der 
Hauptsache  die  Goldmünzen,  Dukatonen 
(s.  d.)  und  Albertustaler  (s.  d.).  Als  diese 
Münzen  während  der  Raubkriege  Ludwigs 
XIV.,  von  dem  schlechteren  Gelde  ver- 
trieben, selten  wurden,  erhielten  sie  ein 
Aufgeld,  und  man  unterschied  seit  1690 
zwischen  Argent  fort  oder  Permiß-  oder 
Wechselgeld  und  Argent  courant  oder 
Kurantgeld.  Nach  vielen  Fluktuationen 
wurde  1704  das  Verhältnis  des  Permiß - 
guldens  zum  Kurantgulden  auf  7  :  6  fest- 
gestellt, wie  es  seitdem  im  18.  Jh.  geblieben 
ist.     S.  auch  Permißschillinge.  S. 

PenniBschflIilige  sind  die  in  Brabant 
und  Flandern  seit  1621  geprägten  Escalins 
mit  dem  aufrechten,  Schwert  und  Schild 
haltenden  Löwen,  die  vielfach,  so  von  Köln, 
Reckheim,  Bentheim,  Emden  u.  a.  nach- 
geahmt, in  den  Generalstaaten  oft  ver- 
boten, aber  immer  wieder  »gepermitteerd«, 
1752  aber  endgültig  verboten  wurden.  ■ — 
Witte  II,  Taf.  ^y,  Nr.  1016  und  später; 
Verkade,  S.  41.  S.  auch  Permißgeld.     S, 

Pennissu  Augusti  (Imperatoris)  oder  per- 
missu  proco(n)s(ulis)  lautet  die  auf  den  M. 
röm.  Kolonien  (Patricia,  Italica,  Romula, 
Emerita,  Ebora;  Corinthus;  Gergis,  Car- 
thago,  Utica)  zuweilen  vorkommende  For- 
mel der  Prägeerlaubnis;  Abk.  P.  P.  Vgl. 
unter  Dorea  und  Indulgentia.  R. 

Ferner  s.  Bemer.  Su. 

P£ronne,  Edikt  von.  In  den  Jahren  1640 
und  1641  wurde  das  bis  zur  Revolution 
geltende  Münzsystem  Frankreichs  geschaf- 
fen. Nachdem  am  31.  März  1640  der  Louis- 
dor  (s.  d.) .  eingeführt  worden  war,  folgte 
durch  das  Edikt  von  P6ronne  vom  23.  De- 
zember 1641  die  Schaffung  des  Louis  d'ar- 
gent  (s.  d.)  als  des  französischen  Talers  mit 
seinen  Teilmünzen.  S. 

Perper,  die  Münzeinheit  von  Montenegro 
vom  Werte  der  österreichischen  Goldkrone 
(s.  d,).  1910  wurden  in  Wien  goldene 
Stücke  zu  100,20  und  10  Perper  zur  50- 
Jahrfeier  Nikolaus*  L  geschlafen.  Die  seit 


1909  geprägten  silbernen  Perper,  gleich  den 
österreichischen  Silberkronen,  zeigen  auf 
der  Vs.  den  Kopf,  auf  der  Rs.  das  Landes - 
Wappen.     S.  auch  Iperpero.  S. 

Perpetiiitas  =  die  (ewige)  Dauer,  personi- 
fiziert mit  dem  Beiwort  Aug(usti)  und  Glo- 
bus und  Zepter,  an  Säule  gelehnt,  auf  röm. 
M.  von  Sev.  Alex,  bis  Carausius;  die  Auf- 
schrift kommt  auf  M.  des  Severus  II.  usw., 
aber  auch  zur  sitz,  Roma,  anderwärts  zum 
Phönix  vor.  —  Gnecchi,  Tipi  S.  83/4. 

R. 

PerpetttttSy  Beiname  spätröm.  Kaiser, 
gelegentlich  schon  von  Probus,  Constan- 
tinus  L,  lulianus  Apostata,  lovianus,  dann 
von  etwa  455  n.  C.  ab  bis  zu  Leo  III.  fast 
stets  geführt.  — Dictator  (in)  perpetuo  war 
Caesar,  censor  perpetuus  Domitianus  (Abb. 
175).  —  Abk.  P,  PERP,  PP  usw.      R. 

Petra  chica  (perrita  eh.)  span.,  =  kleine 
Hündin,  volkstümliche  Bezeichnung  des 
spanischen  kupfernen  5-Centimostücks 
(nach  dem  früheren  Münzbilde  des  Löwen). 
Der  lO-Centimo  heißt  perra  gorda  (dicke 
Hündin).  S. 

Persephone^  lat.  Proserpina,  meist  aber 
griech.  kurz  Köre  (Kopvj,  dor.  K<5pa  ==  Mäd- 
chen) genannt,  ist  die  griech.  Unterwelts- 
göttin, Tochter  der  Demeter,  vom  Hades 
(Pluton)  geraubt,  daher  bes.  dort  verehrt 
und  auf  M.  vorkommend,  wo  ein  Charonion 
war,  d.  h.  der  Eingang  in  die  Unterwelt 
gesucht  wurde  (Regling,  M.  von  Prienc 
S.  149/50).  Auf  M.  ist  ihr  ährenbekränzter 
Kopf  vom  4.  Jh.  V.  C.  an  häufig,  meist  nur 
durch  den  fehlenden  Schleier  von  dem  der 
Demeter  zu  unterscheiden,  manchmal  ist 
eine  Fackel  beigegeben,  öfters  ist  er  bei- 
schriftlich bezeichnet:  Metapont  (von  vorn)  ^ 
Menainon,  Syrakus  (insbes.  Agathokles), 
Karthago,  Opus,  Böoter  (von  vom)  usw. ; 
inKyzikos  (hier  später  oftKopY)  Sc&xeipa be- 
nannt) ist  er  auch  verschleiert;  in  Attaleia 
Lyd.  scheint  der  als  KOPH  bezeichnete  Kopf 
aber  der  der  Artemis  zu  sein.  Als  Stand- 
figur tre£Fen  wir  sie  verschleiert  mit  Bei- 
Schrift  in  Magnesia,  Prione,  Nysa,  der  Raub 
der  P.  durch  Hades  in  denselben  und  18 
anderen  Städten,  der  ihr  dabei  entfallene 
Blumenkorb  usw.  bes.  deutlich  auf  M.  von 
Alexandreia  Äg.  (B.  M.  C.  Alex.  Taf.  II 407, 
wo  Hermes  Psychopompos  vorangeht); 
über  ihr  altes,  in  7  lyd.  Städten  vorkom- 


PERSEUS— PERSISCHER  MÜNZFÜSS 


501 


mendes  Kultbild,  meist  mit  Ähre  und  Mohn,  j 
s.  Nom.  VIII  S.  20.  Nach  ihr  genannte 
Spiele  Kopaia  erscheinen  in  Tarsos  und 
Sardeis.  —  Gruppe,  Griech.  Mythol.  S. 
1 181/93;  Röscher,  Lex.  d.  Mythol.  III  S. 
3141;  Head,  H.  N.2  S.  916,  950,  952;  Over- 
beck,  Kunstmythol.  II  M.taf.  VII— IX. 

R. 

Perseus,  griech.  Held,  Sohn  des  Zeus  und 
der  Danae  (die  selbst,  den  Goldregen  emp- 
fangend, auf  M.  von  Argos  vorkommt), 
erlegt  mit  Hilfe  von  Flügelschuhen  und 
Flügelhelm  und  mittels  eines  Sichelschwer- 
tes das  Ungeheuer  Gorgo  (s.  d.)  und  befreit 
die  von  einem  Meerungeheuer  bedrängte 
Andromeda.  Hauptkultstätten:  Argos,  Se- 
riphos;  in  Makedonien  und  bei  den  Persern 
gilt  er  als  Ahnherr  des  Königshauses.  — 
Auf  M.  kommt  sein  geflügelter  Kopf  auf  El. 
von  Kyzikos,  mit  einem  geflügelten  Helm 
auf  Lampsakos-AT",  ebenso,  aber  der  Helm- 
bügel in  Greifenkopf  endigend,  mit  Leder- 
lasche im  Nacken  und  dem  Sichelschwert 
(s-  unter  Harpe)  auf  makedon,  M.  des  Phi- 
lipp V.  (dessen  Bildnis  ihm  unterlegt  ist), 
Philipp  Andriskos  usw,  vor,  die  Ganzfigur 
(kniend,  mit  dem  Greifenhelm,  der  Harpa 
und  dem  abgeschlagenen  Haupte  der 
Gorgo)  auf  El.  von  Kyzikos,  sonst  noch  in 
Larissa  Kremaste,  Argos,  Seriphos,  Mithra- 
dates  rV.,  Iconium,  Ptolemais-Ake  usw., 
die  Szene  der  Befreiung  der  Andromeda 
auf  M.  von  Deultum,  Koropissos,  Alexan- 
dreia  Äg. ;  w^en  der  Szene  der  Tötung  der 
Gorgo  s.  d. 

Auch  Astypalaia,  loppe  (wo  die  Befreiung 
der  Andr.  vor  sich  ging),  sowie  bes.  viele 
kilik.  Städte  haben  auf  P.  bezügliche  M.- 
bilder,  Tarsos  z.  B.  auch  P.  mit  einem 
Fischer  gegenüber  oder  in  anderen  Grup- 
pen. —  Head,  H.  N.»  S.  954;  Röscher,  Lex. 
d.  Mythol.  III  S.  1986,  R. 

PerslCttS,  Siegesbeiname  des  röm.  Kaisers 
Carus  (282 — 283  n.  C.)  wegen  seiner  Erfolge 
gegen  die  Perser.  R- 

Perslscher  MfinztuB.  Der  in  der  Numis- 
matik so  genannte  P.  M.  (es  ist  Brandis' 
Zehnstaterfuß,  M.-,  Maß-  und  Gewichts- 
wesen in  Vorderasien  S.  87  u.  ö.)  ist  der  des 
Dareikos  (s.  d.,  Abb.  19)  und  Siglos  (s.  d., 
Abb.  45)  königlich  persischer  Prägung,  d.  h. 
mit  dem  knienden  König  als  Bogen- 
schützen.  Normalgewicht  des  D.  ist  8,4  g 


(Klio  XIV  S.94/8;  R.  E.  Suppl.  III  S. 
606/7;  das  kann  auch  Viedebantt,  Antike 
Gewichtsnormen  und  M.-füße  S.  26/28 
nicht  aus  der  Welt  schaffen),  also  ist  eine 
königlich  persische  Mine  von  ihrer  60  = 
etwa  504  g.  Er  galt  ursprünglich  20  silberne 
Sigloi,  als  deren  Norm  wir  aus  den  Ge- 
wichtslisten (Klio  XIV  S.  106)  5,6  g  errech- 
nen; also  Verhältnis  von  N  zu  JR  wie  13V3 
zu  I  (20  X  5,ö  =  13V3  X  8,4),  dasselbe  Ver- 
hältnis wie  in  der  älteren  »Doppelwährung ft 
des  Kroisos:  i  -A^-Kjroiseios  (s.  d.)  von  8,1  g 
=  20  Silberstücken  von  5,4  g  (Klio  XIV 
S.  101/2;  R.  E.  Suppl.  III  S.  608).  Ob 
spätere  Gleichungen  von  i  Dareik  =  20  att. 
Drachmen  auf  sinkenden  Wert  des  N 
hindeuten  (so  Viedebantt  S.  59/60,  fußend 
auf  der  Notiz  bei  Nikolaos  Damask.,  aus 
Ktesias,  F.  H.  G.  III  S.406,  und  der 
ähnlichen  Nachricht  bei  Harpokration, 
s.  V.  Dareikos)  oder  nur  auf  Verwechs- 
lung pers.  mit  att.  Drachmen  beruhen, 
ist  mir  zweifelhaft. 

Diesem  pers.  Fuße  folgen  im  5.  und 
4.  Jh.  großenteils  die  Prägungen  der  pers. 
Satrapen,  Tributärfürsten  und  Reichs- 
städte in  Pamphylien,  Pisid.,  Kihk.  und 
teilweise  die  auf  Kypros,  in  Phönikien 
Arados,  in  Lykien  Phaseiis,  aber  auch  ein 
Teil  der  M.  der  freien  Griechenstädte  in 
Thrakien,  am  Pontos,  in  Mysien,  Troas, 
Lesbos,  lonien,  Karien,  wobei  die  pers. 
Drachme  allerdings  zuweilen  (z.  B.  in 
Sinope)  nur  eine  Abknappungsstufe  der 
äginäischen  ist  und  das  Didrachmon  z.  B. 
bei  den  makedon.  Königen  und  in  Abdera 
vielleicht  sogar  eine  solche  des  sog.  phönik. 
Tetradrachmons.  In  lonien  reicht  der 
pers.  Fuß  aber  z.  T.  bis  gegen  Ende  des 
3.  Jh.  hinab,  wenn  auch  allmählich  stark 
abgeknappt  (Regling,  M.  von  Priene  S.  130 
m.  A.  264),  und  hier  beobachten  wir  auch 
Ausgleichs -M.  zu  anderen  M. -fußen:  so 
prägt  Priene  »pers.«  Oktobolen,  Tetrobolen 
und  Diobolen,  die  zugleich  als  »phönik.« 
Didrachmen,  Drachmen  imd  Halbdrach- 
men, in  beiden  M. -fußen  mit  starker  Ab- 
knappung, gelten  kömien(Regling  S.  128/29). 
'—  Erst  die  allgemeine  Wiederaufnahme  der 
Prägung  in  att.  Fuße  nach  den  Friedens- 
schlüssen von  197  und  189  v.  C.  macht 
dem  p.  M.  ein  Ende.  —  Die  Stückelung 
des  p.  M.  reicht  nicht  über  das  (in  der 


502 


PERSONIFIKATION— PESETA 


Reichsprägung  nicht  einmal  vorhandene) 
Didrachmon  (den  Stater)  von  max.  11,2  g 
hinaus,  der  bald  in  Drachmen  (Sigloi)  ge- 
hälftet,  bald  in  »Tetrobolen«  gedrittelt  wird 
(Z.  f.  N.  24  S.  131).  —  Head,  H.  N.»  S.  961/2. 

R. 
Personifikation^   Darstellung  abstrakter 
Begriffe  als  menschliche  Gestalten  mit  be- 
stimmten Attributen  oder  in  bestimmter 
Haltung,  z.  B.  des  Sieges  durch  ein  ge- 
flügeltes  Mädchen   mit   Siegerkranz   und 
-palme,    der   Sicherheit  durch   ein  ruhig 
steh.,   an  eine  Säule  gelehntes  Mädchen. 
Auf  griech.  Autonom-M.  kommen  an  P. 
nur  Nike,   Eirene,   Tyche  vor,   die  röm. 
Religion  aber  hat  eine  ausgesprochene,  oft 
ganz  seltsame  Neigung  zur  P.  (z.  B.  werden 
sogar  Begriffe  wie  die  Münze  und   der 
Triumph  personifiziert),  und  so  finden  wir 
sie  in  Menge  auf  röm.  M,  der  Republik 
und  Kaiserzeit,  und  von  hier  sind  sie  auch 
auf  die  griech.  Kaiser-M.  übergegangen. 
Doch  ist  zu  beachten,  daß  die  Aufschriften 
keineswegs   immer   die  Hauptperson   der 
Darstellung  geradezu  benennen,  sondern  oft 
nur  den  Inhalt  des  Bildes  oder  der  Szene 
oder  die  Gefühle,   die  deren  Anblick  aus- 
lösen soll,   angeben,  vgl.  z.  B.  Gaudium, 
Largitio  usw.  —  Gnecchi,   Tipi   S.  35  ff. 
mit  (unvoUständ.)  Liste  und  Statistik  des 
Vorkommens;  Bernhart,  Handbuch  S.  80  ff.; 
R.  Engelhard,   De  personificationibus  in 
poesi  atque  arte  Romanorum,  Göttingen 
1881;   W.    Koehler,    Personif.    abstrakter 
Begriffe    a.    röm.    M.,    Königsberg    1910 
(Abundantia  bis  dementia) ;  Röscher,  Lex. 
der  Mythol.  IH  S.  2068.    Vgl.  auch  R.  E. 
Suppl.  IV  S.  827/8  wegen  ihrer  Rolle  als 
indirekter  Träger  des  Kaiserkultus,   was 
auf  den  M.   durch   den  Zusatz  Augusti 
oder  Augusta  stark  hervortritt.    Siehe  im 
übrigen  die  einzelnen  Stichworte  und  unter 
Geograph.   Personif.  —  Die  Renaissance 
nimmt  die  P.  wieder  auf,  und  von  da  an 
hat  die  P.  die  M.  und  bes.  die  Medaille 
nicht  mehr  verlassen.  R, 

Pesa  =  Paisa,  s.  d.  u.  unter  Rupie. 
.  Peseta,  Diminutiv  von  Peso  (s.  d.).  Wann 
der  Viertel-Peso  in  Mexiko  den  Namen 
Peseta  erhalten  hat,  ist  noch  nicht  er- 
forscht, vielleicht  schon  im  16.  Jh.  Die 
Peseta  mexicana  oder  columnaria  zu  ^4" 
Peso  =  2  Reales  de  plata  mexicanos  = 


5  Reales  de  vellon  wurde  seit  1772  ge- 
prägt,   sie  wog  6,76  g   und   hielt   6,iOg 
Silber.     In  Spanien  war  die  »Peseta  pro- 
vincial«  eine  für  den  inneren  Verkehr  seit 
Anfang  des  18.  Jh.s  geprägte  Münze,  die 
mit  ihren  Teilen  nicht  so  fein  wie  die  all- 
gemein gültigen  Peso,   sondern  zuerst  nur 
^33/1000,  seit  1772  812/1000  fein  waren.    1707 
bis  1728  galt   sie  ^4  ^^so   zu  2  Reales 
de  plata  (s.  Real),  wog  6,13  g  ^"^d  hielt 
5,11  g  Silber,  1728— 1772  5,84  g  mit  4,74  g 
Silber,     seit   1772    galt    sie    1/5-Peso   = 
4  Reales  de  vellon,  wog  5,97  g  und  hielt 
4,85  g  Silber.    Nach  dem  Münzgesetz  von 
1848  galt  sie  4  Realen,  wog  5,26  g  und 
hielt  4,73  g  Silber,  nach  denen  von  1854 
und  1864  5,192  g  mit  4,67  g  Silber.    Nach 
dem  Anschluß  Spaniens  an  den  Lateini- 
schen Münzbund  (s.  d.)  wurde  die  Peseta 
die  Hauptmünzeinheit  wie  der  Frank  in 
Frankreich,  wog  wie  dieser  5  g  und  hielt 
4,157  g  Silber  (Abb.  329).   Als  Münz-  und 
Rechnungseinheit  hatte  die  Peseta  infolge 
der  oft  unrichtigen  spanischen  Währungs- 
politik einen  meist  ungünstigen  Kurs  im 
internationalen  Verkehr.  Da  durch  ein  dem 
Golde  ungünstiges  Ausmünzungsverhältnis 
dieses  Metall  abwanderte,  hatte  Spanien 
seit  1868  eine  Silberwährung  unter  ver- 
derblichem   Sinken   der  Peseta.      Dieser 
Zustand  wurde  seit  Anfang  des  20.  Jh.s 
durch  zielbewußte  Goldansammlung  we- 
sentlich gebessert.   Die  Goldgewinnung  im 
Weltkriege  hätte  diese  Politik  zum  Siege 
führen  können,  aber  leider  wurde  das  Gold 
nicht  produktiv  umgesetzt,    sondern  zur 
Spekulation  in  fremden  Werten  benutzt; 
dadurch  und   durch   falsche  Wirtschafts- 
politik sank  die  Peseta  wieder  fortgesetzt. 
ICD  Frcs.  galten  im   Wechsel   auf  Paris 
(rund):  1868  98,  1877  100,  1882  loi,  1892 
115,  1900  129,   1906  112,    1910  107  Peseta, 
Seitdem  stand  der  US-Dollar  auf   191a 
5,55,  1918  4,00,  1921  7,39,  1923  7,  1925 
6,98,  1927  5,87,  1928  6,01  Peseta.  —  Die 
von  den  Sultanen  Mulay  Asis  und  Mulay 
Hafid  von  Marokko  seit  etwa  1894  geprägte 
Hassani -Peseta  wurde  in  der  französischen 
Zone  während  des  Weltkrieges  durch  den 
marokkanischen  Franken  ersetzt  und  läuft 
seitdem  nur  noch  in  der  spanischen  und 
Tangerzone  um.      Die  spanische  P.   gilt 
heute  1,625  H.-P.  Silberstücke  zu  5,  2V», 


PESO 


503 


iV^i  Va  ^^^  V4  Hassani -P.  laufen  heute 
um,  die  arabisch  heißen:  Rial,  Nuss-Rial, 
Rbaa-Rial,  Susch  del  Billiun  und  Billiun. 

S. 
Peso,  Peso  de  &  ocho  (span.;  deutsch: 
Stück  von  Achten).  Zwar  liei3en  schon  die 
katholischen  Könige  von  Spanien  gemäß 
ihrer  Münzordnung  von  Medina  del  Campo 
(1497)  Stücke  zu  8  und  4  Realen  prägen, 
aber  nur  sehr  wenige:  der  eigentliche 
spanische  Taler  zu  8  Realen  —  Peso  de 
ä  ocho  —  ist  erst  von  Karl  V.  als  Nach- 
ahmung der  Joachimstaler  (s.  d.)  ge- 
schaffen worden,  und  zwar  mit  dem  Wappen 
auf  beiden  Seiten  und  der  Zahl  VIII 
(reales).  Das  Gepräge  mit  den  Säulen  des 
Herkules  war  den  spanischen  überseeischen 
Münzen  eigen.  Seit  Karl  IIL  trug  die  Vs. 
das  Brustbild  des  Königs,  die  Rs.  den 
Landesschild.  Erst  nach  der  Revolution 
von  1823  erhielt  die  Rs.  auch  des  spani- 
schen Peso  das  Wappen  zwischen  den 
Säulen.  Seitdem  wurde  nicht  mehr 
die  Zahl  8  (Silberrealen),  sondern  20 
(Vellonrealen)  auf  der  Münze  angegeben, 
und  am  19.  Oktober  1868  die  Peseta  (s.  d.) 
zur  Münzeinheit  gemacht. 

Peso  (Peso  duro,  Duro,  Peso  fuerte) 
war  der  allgemeine  Name  des  Peso  de  i.  ocho 
in  Amerika,  der  Name  (Peso  =  Gewicht) 
soll  daher  stammen,  daß  die  Spanier  zu- 
erst die  Silberbarren  in  gleichwiegende 
Stücke  geteilt  als  Geld  verwandten  und 
diese  Stücke  Pesos  nannten,  bis  1535  eine 
Münzstätte  in  Mexiko  eingerichtet  wurde. 
Bald  wurde  der  P.  in  ungeheuren  Mengen 
aus  dem  dortigen  Bergsilber  in  11  mexi- 
kanischen Münzstätten,  in  der  peruanischen 
zu  Lima  und  in  der  bolivianischen  zu  Potosi 
geprägt.  In  Mexiko  allein  sind  1537 
bis  1888  über  drei  Milliarden  Stück  ent- 
standen. Deren  Herstellung  geschah  im 
16.,  17.  und  18.  Jh.  zum  Teil  in  jenen 
halb  eckigen  mit  ganz  rohem  Gepräge 
versehenen  Stücken,  die  in  Mexiko  Macu- 
quina  (s.  d.),  bei  uns  Schififpeso  oder 
Schiffpiaster  genannt  wurden,  weil  man 
glaubte,  daß  sie  während  der  Überfahrt 
des  spanischen  Silberflotten  nach  Europa 
geprägt  sein  sollen,  während  sie  von  den 
Spaniern  Duros  cortados  oder  piastras 
cuadradas,  in  Nordamerika  Cöbs  ge- 
nannt wurden.    Diese  Stücke  dienten  als 


Hauptprägematerial      der      europäischen 
Münzstätten.    War  das  auch  mit  den  gut 
gerundeten  und  geprägten  Stücken  der  Fall, 
so  dienten  diese  doch  in   erster  Linie  in 
ganz  Amerika  als  Hauptwährungsmünzen. 
In  Nordamerika  hießen  sie  spanische  oder 
mexikanische  Dollar  und  waren  das  Vor- 
bild der  Dollar  der  Vereinigten  Staaten 
(s.  Dollar),  in  Brasilien,  wo  sie  oft  gegen- 
gestempelt wurden,  hießen  sie  Patacoes  (s. 
Patacäo),    in  Europa   meist   Stücke  von 
Achten,  Piaster  (s.  d.)  oder  Matten  (s.  d.). 
Ihr  Gepräge  war  auf   einer  Seite  der 
spanische   vielfeldige   Wappenschild   oder 
die  Säulen  des  Herkules,  daher  der  Name 
Colonnato   (s.  d.),   dazwischen  die  beiden 
Erdkugeln  mit  der  Devise  Karls  V.  »Plus 
ultra«,  auf  der  anderen  Seite  der  gevierte 
Schild   Kastilien-Leon   (Abb.   270).      Sie 
hatten   ein  gesetzliches   Feingewicht  von 
25,57  g>  in  der  Tat  ein  solches  bis  1728 
von  25  g,   seitdem   gesetzlich  von  24,62, 
seit  1772  von  24,43,  seit  1848  hatten  die 
spanischen  das  von  23,66,  seit  1850  von 
23,49,  seit  1854  von  23,36,  seit  1868  (5- 
Peseta)  von  22,5  g.    Dies  letzte  war  das 
Feingewicht    des    französischen    5 -Frank- 
stücks, das  auch  damals  die  mittel-  und 
südamerikanischen  Staaten  in  ihren  Peso 
beobachteten  (s.  Condor,  Boliviano,  Sucre, 
Venezolano).    Die  meisten  Staaten  gingen 
dann  aber  zu  einem  billigeren  Pesofuß  über, 
wie  denn  Chile  seit  Anfang  1899  seinen  P. 
20  g  schwer  und  700/1000  fein  ausmünzte,  so 
daß  er  nur  14  g  Silber  hielt.  Er  war  freilich 
damals  schon  zur  Scheidemünze  der  Papier- 
währung erniedrigt  worden  (Bl.  f.  M.-Fr. 
1906,  S.  3505).  —  Der  mexikanische  P.  blieb 
bis  zum  Weltkriege  immer  besser  (Adler 
auf  Nopal -strahlende  Freiheitsmütze,  Abb. 
27s),  er  wog  seit  1861  27,073  g  und  hielt 
24,38  g  Silber  und  wird  in  100  Centavos 
oder  10  Decimos  geteilt.  Durch  Gesetz  vom 
13.  Nov.  1918  wurde  in  Mexiko  die  Gold- 
währung mit  der  Münzeinheit  des  Goldpeso 
von  0,75  g  Gewicht  und  0,675  g  Goldgehalt 
eingeführt,  der  Silbefpeso  als  gesetzliche 
Währungsmünze  abgeschafft;  und  wegen 
des  Steigens  der  Silberpreise  wurden  durch 
Erlaß  vom  31.  Oktober  1919  der  Peso  (Wage- 
Phrygische  Mütze)  auf  12,  der  halbe  auf 
6,  das  Stück  von  20  Centavos   auf  2,4  g 
Silbergehalt  (0,720  fein)  gesetzt,   während 


504 


PESO— PETIT  ECU 


die  lo-Centavos  aus  Bronze  herzustellen 
sind.  Neuerdings  ist  durch  zu  umfang- 
reiche Prägung  dieser  geringhaltigen  Peso, 
die  zur  Zahlung  in  Säcke  gepackt  um- 
laufen, ein  Disagio  derselben  von  12^ ja 
gegen  Gold  entstanden;  auch  wandern  die 
Goldmünzen  wegen  der  Unsicherheit  im  In- 
nern nach  den  Vereinigten  Staaten  aus.  — 
Auch  die  südamerikanischen  Staaten  sind 
letzthin  zur  Goldwährung  übergegangen 
(s.  Argentino,  Bolivar,  Condor,  Cordoba, 
Lempira,  Libra  peruana,  Paraguayo,  Peso 
fuerte,  Venezolano).  Da  aber  die  meisten 
dieser  Staaten  die  Goldwährung  durch 
übergroße  Papiergeldausgabe  illusorisch 
machten,  haben  bis  1927  stabile  Währungen 
nur  gewonnen  die  mittelamerikanischen 
Staaten  außer  Honduras,  ferner  Mexiko, 
Chile,  Uruguay  und  Paraguay,  während  die 
Argentiniens,  Bolivias  und  Venezuelas  sich 
dem  Paristande  genähert  hatten.  Über  die 
»mexikanischen  Dollar«  in  Ostasien  s. 
Dollar,  am  Schluß.  —  Chalmers,  S.  390 
bis  394, 402  f.;  Peez u.  Raudnitz,  S.  28 — 30; 
Noback*,  S.  1092,  1094 ff.;  Münzfuß  u. 
Wert  der  wichtigsten  früheren  Peso  bei 
Klimpert»  S.428f.  S. 

Peso  de  i  ocho  s.  unter  Peso. 

Peso  fuerte  (span.;  deutsch:  starker  P.). 
Durch  Gesetz  vom  29.  September  1875 
wurde  in  Argentinien  als  Münzeinheit  der 
goldene  Peso  fuerte  eingeführt,  der  1,666  g 
wog  und  1,499  g  Gold  hielt.  Stücke  zu 
20,  10  und  5  P.  f.  wurden  geprägt,  das  zu 
10  hieß  »Colon«;  der  Colon  wog  also  16,66  g 
und  hielt  14,99  g  Gold.  Der  argentinische 
Peso  de  plata  (Silberpeso)  galt  einen  P.  f., 
wog  27,11  g  und  hielt  24,399  g  Silber.  Der 
P.  f.  wich  schon  1881  dem  Argentino  (s.  d.). 
—  P.  f.  heißt  auch  der  Venezolano  (s.  d.). 

S. 

PestmedaUlen,  (-taler)  sind  die  auf 
Seuchen  bezüglichen  Med.  (und  M.) ;  schon 
das  M.bild  von  Selinus  (5.  Jh.  v.  C),  dann 
das  Vorkommen  des  Apollo  Salutaris  und 
des  rätselhaften  Amazi  (s.  d.)  (M.  des 
Gallus  und  Volusianus)  hat  man  auf  das 
Auftreten  einer  Pest  gedeutet.  Es  folgen 
zeitlich  die  sog.  Wittenberger  Pesttaler, 
talerförmig,  dann  auch  med.-fönnig  ge- 
prägte Stücke  aus  der  i.  H.  des  16.  Jh.  mit 
Anbetung  der  Schlange  auf  der  Vs.,  Klreuzi- 
gungauf  derRs.,  die  aberweder  mit  Witten- 


berg noch  mit  der  Pest  daselbst  etwas  zu  tun 
haben.  Dann  gibt  es  von  1574  bis  ins 
19.  Jh.  in  sich  zusammenhanglose  Med. 
auf  spätere  Epidemien  und  ihre  Abwehr. 
Vgl.  auch  Impfmedaillen.  —  Pfeiffer  und 
Ruland,  Pestilentia  in  nummis,  Tübingen 
1882,  S.  73/126,  151/82.  R. 

Petasos  (griech.  icltaaos,  von  TcetawapLi 
=  ausbreiten),  ein  schlapper,  kaum  ge- 
wölbter, oft  fast  nur  aus  einer  breiten 
Krempe  bestehender  und  mittels  eines 
Nackenbandes  befestigter  Hut;  er  gehört 
zur  Chlamys  und  ist  die  typische  Kopfbe- 
deckung des  Gottes  Hermes,  in  späterer 
Zeit  mit  Flügeln  versehen,  und  kommt 
sonst  bes.  auf  thessalischen  M.  bei  dem 
Jüngling,  der  den  Stier  jagt,  vor.  Ob  der 
steife,  hochgewölbte,  also  nicht  »aus- 
gebreitete« Hut  mit  ganz  schmalem  Rande 
und  Knopf  oben  z.  B.  des  Hermes  von 
Ainos  mit  Recht  P.  genannt  wird,  ist  mir 
zweifelhaft.  R. 

Peter  d'or  s.  Pieter  d'or.  S. 

Peiermäntichen  (Petermenger)  waren  die 
von  dem  Bilde  des  h.  Petrus  benannten 
kurtrierischen,  in  der  Käpperzeit  als  Albus 
oder  8-Pf ennigstücke  entstandenen  Scheide- 
münzen, die  seitdem  bis  zum  Ende  des 
17.  Jh.s  in  gewaltigen  Mengen  geprägt 
wurden  und  sich  über  den  ganzen  Westen 
Deutschlands  verbreiteten.  Da  sie  aber 
seit  Ende  der  achtziger  Jahre  wegen  ihrer 
großen  Menge  nicht  mehr  abzusetzen 
waren,  ging  die  trierische  Regierung  zur 
Herstellung  von  dreifachen  Petermännchen 
über  (s.  Dreipetermännchen).  —  Schrötter, 
Trier,  passim.  S. 

Peterspfennig  heißen  im  allgemeinen 
Abgaben,  welche  an  den  Papst,  den  Stuhl 
St.  Petri,  geleistet  werden.  Sie  wurden 
früher  in  verschiedenen  Ländern  als  Steuern 
ausgeschrieben,  als  regelmäßige  Häuser- 
steuer entrichtet  v.  England,  Irland,  Wales, 
Schweden,  Norwegen,  Polen,  Ungarn, 
Istrien,  Dalmatien  und  einem  Teile  von 
Rußland.  Peterspfennige  sind  u.  a.  die 
Mancusen  König  Offas.  Vgl.  Mancus.  — 
Werminghoff,  Verfassungsgesch.  d.  deut- 
schen Kirche  i.  M.A.«,  S.  202  Anm-.  9. 

Su. 

Petit  Uanc  s.  Blanc.  Su. 

Petit  6cu  hieß  der  halbe  Laubtaler  (s.  d.). 

S. 


PETIT  LOUIS— PFALZGRAF 


505 


Petit   Louis   d'argent,   eine  unter   dem 
System  Law  (s.  Law)  1720  geprägte  Silber- 
münze  vom   Typus   der   alten   Louisdor,  | 
die  8,2  g  wog  und  sehr  fein  war.       S.       j 

Petit  royal  d'or  s.  unter  Mantelet  d'or.  | 

Su.      ; 

Petit  tournois  =  parvus  turonensis  ar- 
genti  =  maille  demie  ist  das  Halbstück 
zur  Turnose,  zuerst  von  Philipp  IV.  v. 
Frankreich  mit  demselben  T3rpus  wie  das 
Ganzstück  geschlagen,  von  1295  bis  Aug. 
1303  zu  116  Stück  aus  der  12  d.  feinen 
Mark,  i  Stück  also  von  2,11g  Gewicht, 
Wert  =  7Va  d.  t.  (s.  Maille).  —  Blanchet 
II  S.  239.  Su. 

Petizza.  Am  Ende  des  18.  Jh.s  hießen 
in  Norditalien  die  österreichischen  17-  und 
15 -Kreuzerstücke  Petizze.  S. 

Petrus,  St.  Der  Apostel  Petrus  erscheint 
auf  Münzen  bejahrt,  mit  kurzem,  dickem, 
krausem  Barte  und  starker  Tonsur  und  hält 
einen  Schlüssel  in  der  Hand.  Er  ist  Patron 
der  römischen  Kirche,  von  Bremen,  Trier, 
Köln,  Worms,  Osnabrück,  Naumburg, 
Regensburg,  Dorpat  u.  a. 

Wenn  der  Heilige  nicht  selbst  auf  der 
Münze  erscheint,  wie  auf  den  Goldgulden 
und  Albus  der  rheinischen  Erzbischöfe 
(Abb.  218,  220,  234),  in  Löwen  auf  den 
Brabanter  Bieter  d'ors  oder  Pieter  d'argents 
usw.,  so  wird  doch  meist  sein  Attribut, 
der  Schlüssel,  einfach  oder  in  der  Zwei- 
zahl,  auf  die  Münzen  des  den  Petrus 
verehrenden  Ortes  gesetzt,  entweder  der 
oder  die  Schlüssel  allein  als  Münzbild 
(z.  B.  in  Bremen)  oder  in  der  Hand  des 
betreffenden  Bischofs,  so  z.  B.  in  Bremen, 
Naumburg.  Auf  Trierer  Denaren  empfängt 
Petrus  die  Schlüssel  aus  der  Hand  Gottes 
(Dbg.  nr.  471  f.,  488  f.).  In  Mastricht  und 
Lüttich  ist  der  Schlüssel  ein  Reliquiar, 
das  ein  Stück  der  dem  Heiligen  Servatius 
vom  Papst  geschenkten  Kette  St.  Petri 
einschließt.  Daher  findet  sich  der  Schlüssel 
auch  auf  Mastrichter  Pfennigen,  hier  mit 
der  Beischrift  »clavis«  versehen  (Dbg. 
nr.  254).  —  Friedensburg,  Symbolik  S.  267. 

Su. 

Petscliaft  s.  unter  Si^elkunde.        S. 

Pewter  Money  s.  Gun  Money.         S. 

Pezza  d*oro  della  rosa  s.  Rosina.    S. 

Pezza  de  oder  &  otto»  italienisch  =  Peso 
de  &  ocho  (s.  d.).  S. 


Pezzetta  war  der  seit  1648  bis  Ende 
des  18.  Jh.s  geprägte  Groschen  der  Fürsten 
von  Monako  mit  Brustbild-Landesschild 
und  einem  Durchschnittsgewicht  von  3*/a  g. 
—  C.  n.  it.  III,  Taf.  23,  Nr.  10  und  öfter. 

S. 

P,  F.  =  pius  felix,  siehe  beide  Worte. 

R. 

Pfatfenfeindtaler  oder  Gottesfreundtaler, 
eine  Spottmünze  des  Herzogs  Christian 
von  Braunschweig,  des  »tollen  Christian« 
von  1622  mit  der  Aufschrift  der  Vs. 
»Gottes  Freundt  der  Pfaffen  Feindt«  und 
einem  Schwertarm  und  der  Umschrift: 
»Tout  avec  Dieu«  auf  der  Rs.  Diese 
Taler  sind  aus  Kirchensilber,  besonders 
des  Paderborner  Domes,  geprägt  worden. 
Als  Rudolf  August  von  Braunschweig 
den  Bischof  von  Münster  im  Jahre  167 1 
befehdete,  wurden  sie,  wenn  auch  nicht 
auf  seine  Anordnung,  nachgeprägt.  — 
Tijdschrift  XIX,  S.  21  jff.,  XX,  S.  54fF.; 
Halke  in  Berl.  M.-Bl.  1911,   S.  107  ff. 

S. 

Pfahl.  Enthält  der  Wappenschild  nur 
zwei  Farben,  so  heißt  der  durch  zwei  senk- 
rechte Linien  begrenzte  Raum  Pfahl. 
S.  Balken.  S. 

PfaUbauportemonnaie  nennt  man  scherz- 
haft die  Verbindung  eines  größeren  Ringes 
von  Bronze  oder  Zinn  mit  hineingehängten 
kleineren  derart  (Abb.  4),  in  der  hier  eben 
durch  diesen  Fundumstand  gestützten  An- 
nahme, daß  es  sich  um  Geldringe  handelt. 
S.  unter  Ringgeld.  —  Ebert,  Reallex.  IV 
S.  216.  R. 

Pfalzgraf  (comes  Palatii,  comes  palatinus) 
ist  zunächst  ein  königlicher  Beamter  am 
Königsgericht.  In  karolingischer  Zeit  ist  er 
unmittelbar  Vorsteher  der  neuerrichteten 
besonderen  Gerichtsschreiberei  und  Ver- 
treter des  Königs  im  Vorsitze  des  Königs- 
gerichts.  Schon  im  9.  Jh.  finden  sich  am 
Hofe  Pfalzgrafen  mit  vorzüglicher  Be- 
stimmung für  einzelne  Reichsteile.  Die 
Hof  pf  alzgraf  en  der  Provinz  lokalisieren  sich 
später  vollständig  zu  territorialen  Pfalz- 
grafen, in  Italien  schon  im  9.  Jh.,  in 
Deutschland  in  der  Ottonenzeit.  Ähnlich 
auch  in  Burgund,  Aquitanien,  Franzien 
u.  der  Normandie.  Die  S  deutschen  Pfalz- 
grafen in  Lothringen,  Sachsen,  Schwaben, 
Baiem  u.  Kärnten  scheinen  als  gewisses 


5o6 


PFAUENTALER— PFENNIG 


Geger^ewicht  gegen  die  Stammesherzoge 
von  Otto  L  eingesetzt  worden  zu  sein. 
Ihre  Entwicklung  ist  dieselbe  wie  die  der 
Herzöge,  doch  ist  sie  nur  bei  dem  (nieder) - 
fränkischen  und  lothringischen  Pfalzgraf 
(d.  i.  der  Pfalzgraf  bd  Rhein)  zum  Ab- 
schluß gelangt.  Dieser  war  zugleich  eine 
Art  Hofpfalzgraf  und  als  solcher  auch 
Stellvertreter  des  Königs  im  Hofgericht. 
Er  konnte  daher  auch  Reichsvikar  bei 
Thronerledigung  sein.  Die  sächsische  Pfalz- 
grafschaft scheint  für  das  mit  dem  rheini- 
schen konkurrierende  Reichsvikariat  des 
Herzogs  v.  Sachsen  die  Grundlage  abgegeben 
zu  haben.  —  Schröder,  Lehrb.  der  deutschen 
Rechtsgesch.*  S.  546  f.  u.  Schreuer  in 
Hoops  Reallex.   III  S.  403  f. 

Die  älteste  pfalzgräfhche  Münze  ist  die 
wahrscheinlich  in  Siegburg  geprägte  Hein- 
richs, Pfalzgrafen  bei  Rhein  (1045 — 61) 
(Dbg.  nr.  302).  Einige  Halbbrakteaten 
werden  Konrad  v.  Hohenstaufen,  Pfalz- 
grafen bei  Rhein  (1156 — 95)  zugeschrieben. 
Heinrich  der  Lange  (f  12 14),  der  Sohn 
Heinrichs  des  Löwen,  nennt  seine  pfalz- 
gräfliche  Würde  nur  auf  niedersächsischen 
Brakteaten,  Pfalzgraf  Otto  IL  v.  Bayern 
(1214  bis  1253)  hat  einen  Pfennig  mit 
galoppierendem  Reiter  und  der  Umschrift: 
»Otto  fi(li)us  Lodevi(ci) «  geprägt  (Riggauer, 
Mitt.  der  Bayr.  Num.  Ges.  XII  1894 
S.  107  ff.).  Seinem  Nachfolger  Ludwig  IL 
dem  Strengen  (1253 — 1294)  legt  man  einen 
Alzeyer  Denar  bei  (Joseph,  Beitr.  z.  pfalzgr. 
u.  mainz.  Mkde.,  in  Mitt.  d.  hist.  Vereins 
d.  Pfalz  Bd.  IX  1880).  Mit  Ruprecht  L 
(1353 — 1390)  beginnt  dann  die  regelmäßige 
Prägung  in  der  Rheinpfalz,  —  Die  Pfalz- 
grafen von  Sachsen  erhielten  1064  das 
Munzrecht  in  Suiza  (Posem  S,  361  nr.  44), 
ein  Hohlpfennig  verdankt  dem  seinen  Ur- 
sprung (Archiv  f.  Brakt.  I  S.  370  f.  u. 
Erbstein  in  Bl.  f.  Mfr.  1888  S.  1446  ff.). 

Su. 
Pfauentaler,  eine  Denkmünze  auf  die 
Krönung  des  ICaisers  Maximilian  IL  zum 
Könige  von  Ungarn  im  Jahre  1563,  deren 
Vs.  den  thronenden  König  zwischen  den 
Genien  des  Friedens  und  der  Gerechtigkeit 
zeigt,  während  die  Rs.  ein  Pfau  mit  22 
Schilden  auf  den  Schwanzfedern  ziert. 

S. 
P.  F.  Decretoistauf  den  nach  der  Reichs- 


münzordnung von  1559  geprägten  Reichs- 
guldinern  der  Schluß  der  Umschrift  der  Rs., 
aufgelöst:  Publicari  fecit  decreto,  deutsch 
etwa:  nach  kaiserlichem  Münzfuß  (Abb. 
258).  Daß  andere  Deutungen  unrichtig  sind, 
darüber  Schlickeysen-Pallmann,  S.  346. 
Besonders  kann  Pius  Felix  nicht  richtig 
sein,  sonst  müßte  es  auch  auf  Siegeln 
stehen,  was  nicht  der  Fall  ist.  S. 

PfellbündeL  Als  der  englische  Graf  Lei- 
cester  1586  Gouverneur  der  gegen  Spanien 
kämpfenden  nördlichen  Niederlande  ge- 
worden war,  suchte  er  eine  einheitliche 
Prägung  derselben  einzuführen  und  wählte 
als  Symbol  dieser  Einheit  der  Provinzen 
ein  Bündel  von  sieben  Pfeilen,  das  sich 
seitdem  als  Wahrzeichen  der  Niederlande 
behauptet  hat  und  auf  vielen  Münzen  er- 
scheint. So  hält  auf  den  von  Leicester  ge- 
schaffenen Unierijksdaaldern  (s.  d.)  die 
Hand  des  Brustbildes  das  Pfeilbündel,  und 
ebenso  die  des  Ritters  auf  den  holländischen 
Dukaten  bis  ins  19.  Jh.  —  Menadier,  Schau- 
sammlung, S.  293.  S. 

Pfeilspitzen  s.  Pi,  9.  V. 

Pfennig^  auch  Pfenning,  altengl.  Pen- 
ning,  ndd.  Penig,  skandin.  penningr  bzw. 
peningr.  Der  Name  kommt  im  Gotischen 
noch  nicht  vor,  hier  wird  SiQvapiov  von 
Ulfila  mit  skatts  übersetzt,  ahd.  scaz; 
das  Wort  scaz  wird  im  Laufe  des  8.  Jh.s 
durch  pending,  panding,  phending,  pfen- 
tinc,  pfantinc  im  Ahd.  verdrängt;  sog. 
Keronisches  Glossar  { Jesse  nr.  19) :  dinarius 
pondus  est  XXIII:  edo  pfantinc  est  dri 
antizuuainzuc.  Im  Altsächsischen  erscheint 
penning  im  10.  Jh.,  im  Altenglischen  in 
der  ersten  Hälfte  des  9.  Jh.s:  pending, 
pen(n)ing,  neuengl.  penny.  —  Grote  (M.  st. 
I  S.  143)  will  Pfennig  von  dem  keltischen, 
von  den  Deutschen  adoptierten  Worte 
i^Penn«,  Kopf  ableiten,  weil  die  römischen 
Denare  von  den  Galliern  »Kopfstücke« 
genannt  wurden,  diese  Etymologie  scheint 
aber  nicht  sehr  wahrscheinlich.  E.  Schröder 
leitet  Pfennig,  fries.  »panding«,  von  pand, 
Pfand  ab,  das  seinerseits  wieder  aus  lat. 
pondus  entstanden  sei. 

Auf  Münzen  kommt  der  Name  z.  B.  auf 
einem  skandinavisohen  Pfennig  um  1070 
»Askel  lo  peneg  »then  (=  Askel  besitzt 
diesen  Pfennig,  in  Runenshcrif t)  und  auf 
Gittelder  Pfennigen  vor:  »ielithis  penning« . 


PFUNDIGE  PFENNIGE— PFUND 


507 


—  Menadier,  Z.  f.  N.  XVI  S.  245  £f.; 
E.  Schröder,  Stud.  z.  d.  deutsch.  M.namen 
II,  Zschr.  f.  vgl.  Sprachf.  XLVIII. 

Die  geldgesch.  Entwicklung  des  Pfennigs 
i.  M.A.  s.  unter  Denar.  Su. 

Nachdem  der  Pf.  im  13.  Jh.  aufgehört 
hatte,  die  einzige  M.  zu  sein  und  er  nur 
noch  als  kleinstes  Teilstück  neben  dem 
Groschen  zu  12  Pfennig  stand  und  die 
Pfennige  im  15.  Jh.  zur  Scheidemünze 
geworden  waren,  kam  auf  ihren  Silber- 
gehalt nicht  mehr  viel  an,  wenn  das 
damals  auch  noch  nicht  erkannt  war 
und  die  Reichsmünzordnungen  (s.  d.)  des 
16.  Jh.s  den  Fuß  der  Pfennige  viel  zu  kost- 
bar gemacht  haben.  Die  Pfennige  nahmen 
auch  an  der  allgemeinen  Münzverschlechte- 
rung der  Kipperzeit  wenig  teil,  weil  es  viel 
mehr  Gewinn  brachte,  größere  Münzen  zu 
prägen  als  die  kleinen  Pfennige.  Im  Gegen- 
teil trat  noch  während  der  Kipperzeit  ein 
äußerst  empfindlicher  Mangel  an  ihnen  und 
an  Hellem  ein,  über  den  im  ganzen  17.  und 
im  18.  Jh.  geklagt  wurde,  bis  sich  um  die 
Mitte  des  18.  die  meisten  Regierungen  ent- 
schlossen, diese  kleinsten  Münzwerte  aus 
reinem  Kupfer  zu  schlagen,  wobei  es  bis 
heute  geblieben  ist. 

Der  Pfennig  stellte  in  den  meisten  nord- 
deutschen Ländern  den  8.  Teil  des  Marien- 
groschen  (s.  d.),  den  12.  Teil  des  Guten 
Groschen  (s.  d.),  dann  des  Silbergroschen 
(s.  d.),  nur  in  Sachsen  den  10.  Teil  des  Neu- 
groschen (s.  d.)  dar,  bis  seit  1871  der  P. 
als  kleinste  Scheidemünze  der  deutschen 
Goldwährung  =  0,01  Goldmark  war.  —  Im 
Freistaat  Danzig  ist  der  P.  seit  1923  = 
Vioo  Gulden  =  0,008  deutschen  Mark.  — 
S.  auch  P6n'az',  Pengo,  Penni,  Peimy, 
Penning,  Fenigo,  Wanzen.  S. 

Pffindige  Pfennige  siehe  unter  Pfund. 

Su. 
Pfundy  vom  lat.  pondus  (s.  d.),  danach 
von  uns  als  Übersetzung  der  röm.  libra,  s.  d., 
und  des  griechischen  xexXavxov  (Talentum) 
verwendet;  got.  u.  alts.  pund,  nihd.  pfunt, 
engl,  pound.  Das  römische  Pfund  zu 
327,45  g  bildete  auch  für  das  frühe  Mittel- 
alter die  Grundlage  im  Münzgewichts - 
System.  Erst  Karl  der  Große  erhöhte  das 
Gewicjit  des  Pfundes,  blieb  aber  wohl  bei 
der  Einteilung  in  12  Unzen.  Die  Schwere 
dieses  Gewichts  läßt  sich  nicht  feststellen 


(über  die  verschiedenen  Meinungen  siehe 
unter  Karlspfund).   Da  das  karolingische 
Gewichtssystem     von     den     Teilstaaten 
Deutschland,    Frankreich    und  Italien  in 
verschiedener  Weise  übernommen  wurde, 
kann  man  auch  für  das  10.  Jh.  die  Schwere 
des  Pf.  nicht  angeben.  Später  vom  ii.  und 
12.  Jh.  tritt  dann  an  die  Stelle  des  Pfundes 
meist  die  Mark  als  Währungsgrundgewicht. 
Da  die  Mark  8  Unzen  hat,  wurde  sie  vielfach 
als    Vs'^ömer-Pfund    angeschlagen,    dem 
Pfund  V.  Troyes  von  367,13  g  entspricht 
die  Mark  von  Troyes  zu  244,753  g.     In 
Deutschland  wurde  aber  die  Kölner  Mark 
immer  als  Halbpfund  behandelt.  Das  Pfund 
kommt   nur   für   Barrensilber,    als   libra, 
talentum  argenti,  oder  für  Barrengold,  libra 
auri  noch  weiter  vor,  doch  auch  hier  selte- 
ner; als  Rechnungspfund  bleibt  es  aber  für 
die  Münze  bestehen.   Dies  entsteht  folgen- 
dermaßen.   Ursprünglich  werden  aus  dem 
Pfund  240  Pfennige  ausgeprägt.   Als  dann 
durch  die  Verringerung  der  Pfennige  mehr 
von  ihnen  ein  Pfund  wogen,  blieb  man  bei 
diesem  als  Begriff  von  240  Pfennigen  in 
der    Rechnung    bestehen,    so    daß    man 
von  pfundigen  Pfennigen  redete  (Urkde. 
Heinrichs  VI.  für  Speyer  bei  Jesse  nr.  112 
»ut   de  cetero  moneta  libralis  sit,   quod 
vulgo  *phundich'  dicitur«).    Als  von  den 
Friesachern    240    Stück    auf    die    Mark 
gingen,   sagte  man,    daß   sie    »phuntere« 
wären.   In  späterer  Zeit,  im  14.  u.  15.  Jh., 
war    eine    beliebte    Rechnungsgröße    ein 
Pfund  Heller  (siehe  unter  Heller),  aber  in 
England  ist  noch  heute  die  Hauptrechnungs- 
münze   das    Pfund    Sterling    (s.  d.).     In 
Frankreich  gab  es  neben  dem  karol.  Pfund 
noch  einige  andere  Pfundgewichte,  die  ich 
hier  erwähne,  weil  man  in  dem  einen  oder 
andern  das  Pfund  Karls  des  Großen  sehen 
will:  Pfund  von  Troyes  =  13V»  röm.  Unzen 
=  367,13  g,  seit  dem  14.  Jh.  auch  in  den 
Niederlanden,  seit  dem  15.  auch  in  England 
i.  d.  Münze  angewandt;  das  sog.  poids  de 
table  oder  Kaufmannsgewicht  zu  15  röm. 
Unzen  =  408  g  oder  so  ähnlich  (in  Süd- 
frankreich herrschend);  ein  16  Unzen-Pfd. 
=  435,20  g  (an  der  Küste  der  Nordsee  bis 
zur  Gegenwart) ;  das  Pariser  Pfd.  =  18  röm. 
Unzen   =   489,506   g   =   9216   Grän   zu 
0,0531  g.     Für  das  englische  Münzwesen 
kommt  das  ältere  Towerpfund  =  i  Va  köln. 


5o8 


PFUND  ÄGYPT.— PHEIDONISCHES  SYSTEM 


Mark  =  ca.  348,16  g  =  240  pennyweight  j 
2u  32  Grän,  seit  1 526  das  jüngere  Troypf  und 
=  373i342  g  =  240  Pennjrweight  zu  24 
Grän,    daher  i  Grän  0,0648  g  schwer  in 
Betracht.  Su. 

Das  Pfund  als  Münzgrundgewicht  ist  in 
-der  Neuzeit  wiedererstanden,  indem  der 
deutsch-österreichische  Münzvertrag  vom 
24.  Jan.  1857  das  Zollpfund  zu  500  g  dazu 
•erhob.  S. 

Wund,  ägyptisches,  Livre  ^gyptienne, 
Lira  egiziana,  die  heutige  ägyptische  Wäh- 
rungseinheit, eine  dem  Pfund  Sterling  nach- 
gebildete Goldmünze  von  8,5  g  Rauhgew., 
7i438  g  Feingew.  =  20,75  ^UC,  geteilt  in 
100  Piaster  zu  40  Para,  seit  1888  statt 
<iessen  zu  10  Millifemes  (s.  d.).  —  S.  unter 
Piaster  S.  515.  R. 

Pfundner,  Die  Notwendigkeit  einer 
schwereren  Silbermünze  am  Ende  des  15. 
Jh.s  war  die  Veranlassung  zur  Prägung  wie 
der  Dicken  (s.  d.),  so  auch  der  Pfundner. 
Die  ersten  Pfundner  zu  12  Kreuzern  oder 
240  Bemer  Pfennigen  oder  Vs'Goldgulden 
wurden  von  Erzherzog  Sigismund  von  Tirol 
in  Nachahmung  der  Lira  Tron  (s.  d. )  in 
Hall  gemünzt,  was  auch  aus  dem  Grunde 
geschah,  um  die  reiche  Schwatzer  Silber- 
ausbeute schneller  und  billiger  vermünzen 
zu  können,  als  es  in  Kreuzer  und  Pfennige 
zu  tun  möglich  war.  Die  Pfundner  wogen 
durchschnittlich  6,33  g  und  waren  15-lötig, 
so  daß  ein  Stück  etwa  6  g  Silber  hielt.  Be- 
deutend umfangreicher  wurde  dann  aber 
die  Prägung  der  Halbpfundner  oder  Sechs- 
kreuzer (s.  d.).  Diese  Münzen  zeigten  auf 
der  Vs.  das  Hüftbild  des  Erzherzogs,  auf 
der  Rs.  den  Tiroler  Adler.  Die  Nachfolger 
der  Pf.,  die  um  1324  nur  noch  5,14  g  Silber 
hielten,  waren  die  Kopfstücke  (s.  d.)  zu 
20  Kreuzern.  —  A.  Nagl  in  N.  Z.  38  1906 
S.  45  ff.  S. 

Pfand  Sterling,  abgekürzt  £  (Livre), 
großbritannische  Rechnungsmünze  von  der 
Zeit  der  Angelsachsen  bis  zum  heutigen 
Tage  zu  240  Pfennigen  oder  20  Schillingen. 
In  der  Neuzeit  wurde  öfter  der  Versuch 
gemacht,  es  durch  eine  Goldmünze  darzu- 
stellen, jedoch  gewannen  diese  Goldmünzen 
g^en  die  verschlechterten  Silbermünzen 
allmählich  einen  höheren  Wert,  weim  sie 
nicht  selbst  im  Gehalt  verringert  wurden 
wie  der  1489  geschaffene  Sovereign  (s.  d.), 


während  die  1662  eingeführte  Guinea  (s.  d.) 
um  1700  nicht  mehr  20,  sondern  21  bis  30 
Schilling  galt.  Die  Einführung  der  Gold- 
währung im  18.  Jh.  erst  ermöglichte  die 
Wertbeständigkeit  der  Goldmünzen:  der 
18 16  an  die  Stelle  der  Guinea  getretene 
Sovereign  (s.  d.)  behielt  die  Geltung  eines 
Pfundes  Sterling.  In  Silber  ist  das  P. 
nur  einmal  unter  Karl  I.  in  den  Jahren 
1642  und  1643  ausgemünzt  worden,  s. 
Pound-piece.  —  Grueber,  S.  106,  n6  f., 
119.  S. 

Pfund,  tfirklsches,  s.  Livre  turque. 

Phadya,  indische  Rechnungseinheit,  s. 
Kori.  V. 

Phai,  siamesische  Kupfermünze,  s.  Tikal. 

V. 

Phalerae  sind  runde  oder  eckige,  metallene 
Schmuckplatten  am  Pferdegeschirr,  so  auf 
der  Reiterstatue  eines  N  des  Augustus  zu 
erkennen;  dann  als  militär.  Auszeichnung 
verliehen,  die  der  Soldat  an  einem  Riemen- 
geflecht auf  der  Brust  befestigt  trug;  ein 
solches  Geflecht  mit  den  Ph.  darauf:  M.  des 
Arr.  Secundus,  neben  anderen  dona  mili- 
taria  (s.  d.).  —  Steiner,  Bonner  Jahrb.  114 
S.  14  ff.  —  Auch  die  runden  Zierate  an 
den  Stangen  der  röm.  Feldzeichen  (s.  unter 
Signum)  sind  Ph.  R. 

Phanebalos  (©ANHBAAOC  =  Gesicht  des 
Baal)  ist  die  Beischrift  zu  einer  mit  Harpe 
(s.  d.)  und  Schild  bewaffneten  Gottheit  auf 
M.  von  Askalon;  die  Harpe  legt  er  später  ab 
und  dafür  erscheint  i.  F.  ein  Blitz.  —  B.  M. 
C.  Palestine  S.  LIX.  R. 

Pharos  ist  der  Name  der  Insel  vor 
Alexandreia  Äg.,  auf  der  der  Leuchtturm 
stand,  eines  der  »sieben  Wunder  der  Welt«, 
danach  dieses  Leuchtturmes  selbst  und  jedes 
anderen.  Er  erscheint  auf  alexandrin. 
M.  bald  allein,  bald  mit  einem  Schiff  davor, 
bald  vor  der  nach  ihm  benannten  Isis 
Pharia,  Abb.  93;  der  alexandrin.  ist  gewiß 
auch  gemeint  auf  der  Annona-M.  des  Pius, 
Berl.  M.-bl.  1924  S.  137;  andere  auf  Denar 
des  S.  Pompeius  (davor  ankert  ein  Schiff), 
M.  von  Aigeai  und  röm.  Med.  —  Thiersch, 
Pharos,  Leipzig  1909.  R. 

Phddonisches  MaB-,  Gewichts-  und 
Mfinzsystem.  König  Pheidon  von  Ai^os  galt 
der  griech.  Tradition  als  Schöpfer  d.  Maße, 
Gewichte  und  Münzen;  das  Marmor  Parium 
sagt:  Oeßcov  h  'Ap^eio?  l^jASoae  xa  {letpa 


PHIALE—PHILIPPUS 


509 


xal  aTa&{xa  xaisoxsuccae  xal  vo|xta[ia  äp^upouv 
iy  AJyivtq  luofr^as;  vgl.  Ephoros  bei  Strabon 
VIII  376,  PoUux  IX  83,  Isidor  bei  Hultsch, 
Metrol.  Script.  II  S.  III  und  die  Lexiko- 
graphen; danach  heißen  die  von  ihm  ge- 
schaffenen  Maße  und  Gewichte  bei  Aristot. 
'Aö.  itoX.  10  fiexpa  OeiBt&vei«.  Sicher  ist 
auch,  daß  er  die  vordem  als  Geld  üblichen 
eisernen  ObeHskoi  (s.  d.)  »demonetisiert« , 
also  durch  anderes  Geld  (Münzen?)  ersetzt 
hat.  Solange  aber  seine  Zeitansetzung, 
ob  um  750  oder  nach  650  v.  C,  noch  völlig 
strittig  ist  {s.  zuletzt  Viedebantt,  Philologus 
81  S.  208  ff.),  die  Frage,  ob  er  Aigina  be- 
sessen hat,  noch  ungeklärt  und  die  zitierte 
Stelle  bei  Aristoteles  noch  so  heftig  um- 
stritten ist  wie  jetzt  (s.  dazu  unter  Attischer 
M.-fuß),  ist  eine  Stellungnahme  zu  der 
Frage  unrätlich,  ob  wir  die  Mine  von 
»600,3«  g  »pheidonisch«  zu  nennen  haben 
(so  Lehmann -Haupt,  zuletzt  R.  E.  Suppl. 
III  S.  630,  635 ;  dieser  Satz  ist  errechnet  aus 
dem  Mittel  der  Angaben  des  Androtion  bei 
Plut.,  Solon  15,  wonach  73  alte  =  100  neuen 
[solonischen]  Drachmen  seien  ' —  doch  vgl. 
dazu  oben  S.  ii  — ,  und  des  Volksbe- 
schlusses IG  II  476,  abgedruckt  Joum. 
int.  IX  S.  242,  wonach  die  jxva  äjMcopixiQ 
138  2T8[oav7396poü  hpay}^i  schwer  sein 
solle)  oder  ob  pheidonisch  gleichbedeu- 
tend mit  äginäisch  sei.  Vgl.  Num.  Lit.  Blatt 
1921  S.  1796  Amn.  R. 

Phlale,  griech.  cptdX>]  =  Schale;  s.  Patera. 

R. 

Ptailadelphos,  griech.  ^iXaSeXfoc  =  den 
Bruder  oder  die  Schwester  liebend,  Bei- 
name hellenist.  Könige,  zuerst  des  Ge- 
schwisterehepaars Ptolemaios  IL  und  Ar- 
sinoe  (auf  M.  aber  nur  ihr  gegeben),  dann 
bei  dem  Paar  Mithradates  IV.  und  Laodike 
von  Pontos,  Demetrios  IL,  Antiochos  XL 
und  Philippos  von  Syrien,  lotape  von 
Kommagene  und  des  Arsakiden  Arta- 
banos  L  R. 

Phllalethes,  griech.  fiXotXi^&T]?,  =:  die 
Wahrheit  liebend,  Bezeichnung  einesMünz- 
beamten  inAkmoneia  und  Laodikeia  unter 
Augustus,  wohl  auf  den  Kult  des  Men  be- 
züglich. —  N.  Z.  45  S.  112.  R. 

Philhelletiy  griech.  (ptXsUijv,  Beiname 
hellenist.  Könige,  auf  M.  des  Armeniers 
Tigranes  IIL,  des  Nabathäers  Aretas  IIL 


und  fast  aller  Arsakiden  von  Mithradates 
L  an.  R. 

PhiUppeios,  griech.  (j&tXwwceioc,  zu  erganzen 
XpoffOüC  öTaxT^p,  einmal  in  einer  Inschrift 
mißbräuchlich  [oapjetxol  OiXfeTOioi;  lat* 
Philipp(e)us,  bei  Plautus  inkorrekt  denaria 
Philippea,  etwa  »Philippsd'or«  zu  über- 
setzen, Abb.  47,  heißt  in  literar.  und  in- 
schrifti.  Quellen  der  Goldstater  Philipps 
IL  von  Makedonien;  er  ist  ein  Di- 
drachmon  att.  Fußes,  in  praxi  8,6  g 
schwer,  mit  belorbeertem  jugdl.  Götter- 
kopfe (Ares?  ApoUon?)  —  in  den  hie  und 
da  aber  schon  die  Bildniszüge  des  Königs 
selbst  hineingetragen  sind,  Z.  f.  N.  37 
S.  243  —  auf  der  Vs.,  Zweigespann  auf 
der  Rs.,  das  sich  nach  Plut.,  Alex.  4  auf 
seinen  Wagensieg  in  Olympia  bezieht^ 
und  ist  die  erste  massenhaft  ausgeprägte 
griech.  Goldmünze,  die  Ausbeute  der 
Goldminen  von  Krenides-Philippoi;  der 
P.  galt  nach  einer  delphischen  Inschrift  = 
7  ägin.  Stateren  =  20  att.  Drachmen,  also 
Wertverhältnis  Gold  zu  Silber  wie  10  :  i. 
Er  strömte  in  Menge  in  die  kelt.  Gebiete 
ein  und  wurde  hier  in  immer  wachsender 
Barbarisierung  nachgeprägt.  —  Traitö  I 
S.  480;  R.  E.  IVA  unter  Stater;  Ebert,, 
Reallex.  VI  S.  318/20.  —  Philippeus,  Phi- 
lippus,  Filippus  (Digesten  34,  2,  27,  4; 
Horaz  epist.  II  i,  234;  Ausonius,  ed.  Peiper 
S.  243  V.  5,  S.  253  V.  19)  oder  Philippeus 
nummus  aureus  (Liv.  37,  59;  39,  5;  39,  7) 
ist  die  korrekte  röm.  Wiedergabe  des 
griech.  P.,  vgl.  Z.  L  N.  31  S.  2960;  als 
Bezeichnung  römischer  M.  jedoch  ist  Phi- 
lippeus (in  allen  drei  Metallen!)  ein  er- 
fundener Ausdruck  in  gefälschten  Briefen 
der  Script,  hist.  Aug.,  vgl,  Z.  f.  N.  31  S.  28  f. 

R. 

Pbillppstaler.  Die  Hessenphilippstaler 
sind  Taler,  die  auf  die  Befreiung  Philipps 
des  Großmütigen  im  Jahre  1552  aus  kaiser- 
licher Haft  geprägt  sind,  auf  der  Vs.  das 
Brustbild  Philipps,  auf  der  Rs.  inmitten  von 
5  Schilden  die  Worte:  Bess(er)  Land  u.  Lud 
v(er)lom  als  en  falsch(en)  Aid  geschwom, 
zeigen.  Über  ihre  Echtheit  oder  Unecht- 
heit  ist  viel  gestritten  worden.  —  Hoff- 
meister I,  S.  106—108.  Abbild.  Köhler  I^ 
S.  233.  —  Den  niederländischen  Philipps- 
taler s.  unter  Burgundischer  Taler.      S. 

Phillppus,  SL,  Apostel,  hat  als  Attribute 


510 


PHILIPPÜS— PHÖNIKISCHER  MÜNZFUSS 


Kreuzstab,  Buch  (und  eine  Geißel).  Er 
kommt  u.  a.  auf  Goldgulden  (Philippi, 
s.  d.)  Philipps  des  Schönen  (1494—1506) 
und  Karls  V.  (1506 — 1520)  vor,  bärtig  im 
Mantel  stehend,  mit  Kreuzstab  und  Buch. 
Die  Umschrift  lautet:  S.  Philippe  intercede 
pro  nobis.  Weiter  ist  sein  Auftreten  auf 
Speyerer  Münzen  Bischof  Philipp  Christophs 
(1610 — 1652)  bemerkenswert.  Er  tritt  hier 
auf  als  Patron  der  neu  aufgeführten 
Festungswerke  von  Udenheim.  Da  Bischof 
Philipp  Christoph  seit  1623  auch  Erzbischof 
von  Trier  war,  erscheint  der  Heilige  Philipp 
unter  ihm  auch  auf  Trierer  Albus  dieser 
Zeit.  Su. 

Philippus.  Der  Name  »Philippus«  ist 
vielen  Gold-  und  Silbermünzen  eigen,  so 
dem  Chevalier  d'or  (Goldener  Reiter)  Phi- 
lipps desL  Guten  von  Burgund,  dem  Florin 
Philippus  (s.  d.)  Philipps  des  Schönen,  dem 
Dukaton  (s.  d.)  Philipps  IL  und  vielen  ita- 
lienischen Talermünzen  (s.  Filippo).  — 
Martinori,  S.  156.  S. 

Philistideion,  bei  Hesych.  s.  v.  als  eine  M. 
erwähnt,  ist  die  in  Menge  erhaltene  JR-^L, 
der  Philistis,  Gattin  Hierons  II.  von  Syra- 
kus,  mit  ihrem  Bildnis  verschleiert  und  auf 
der  Rs.  einem  Vier-  oder  Zweigespann.  — 
Head,  H.  N.»  S.  184;  Giesecke,  Sicilia  nu- 
mismatica  S.  125.  R 

Philotuüsar,  Beiname  der  jüdischen  Kö- 
nige Agrippa  I.  und  II.  und  Ehrenbezeich- 
nung städtischer  Würdenträger  auf  klein - 
asiat.  kaiserl.  M.  —  österr.  Jahreshefte 
XVIII  Beiblatt  S.  315.  R. 

PhnoklaudioSy  Beiname  des  jüdischen 
Königs  Herodes  von  Chalkis,  41 — 48  n.  C. 

R. 

Philolrtetes,  OiXoxxiqttjc,  s,  unter  troischer 
Sagenkreis.  R. 

Philometor,  griech.  OiXo{i-i^to>p  =  der  seine 
Mutter  liebende,  Beiname  der  Könige  Ptole- 
maios  VI.  von  Ägypten,  Ariarathes  VII. 
von  Kappadokien  und  Antiochos  VIII. 
sowie  Demetrios  III.  von  Syrien.       R. 

Philopator,  griech,  <I>iXoTCaTa>p  =  der  seinen 
Vater  liebende,  Beiname  mehrerer  hellenist. 
Könige  von  Ägypten  (hier  auch  der  Königin 
Arsinoe  IIL,  von  ihrem  Gatten  Ptolemaios 
IV:  übemonmien),  Galatien,  Kappadokien 
und  Syrien,  des  JPontos  sowie  der  Baktrer 
und  Parther.  Auf  einer  M.  von  Kolossai 
führt    auch    ein   Stratege    dieigen    Ehren- 


namen.  —    Münsterberg,    Beamtennamen 
S.  253.  R. 

Philopatris,  Beiname  des  Königs  Arche- 
laos von  Kappadokien  (36  v.  —  17  n.  C); 
Ehrentitel  städtischer  Würdenträger  auf 
kleinasiat.  M.  —  Münsterberg,  Beamten- 
namen S.  253.  R. 

Philoromaios,  Beiname  der  kappadok. 
Könige  Ariobarzanes  L  und  IIL,  des  Brogi- 
taros  von  Galatien  und  eines  Partherkönigs 
(Tiridates  II..O1  vielleicht  auch  eines  Mi- 
thridates  von  Kommagene.  Die  bei  Ver- 
leihung des  Titels  Ph.  mitverliehenen 
TEIMAI  sind  auf  M.  bosporan.  und  maure- 
tan.  Könige  abgebildet.  —  Österr.  Jahres- 
hefte XVIII  Beiblatt  S.  318/21.  R, 

Pliilosebastos,  Ehrenbezeichnung  städti- 
scher Würdenträger  auf  kleinasiat.  kaiserl. 
M.  —  Münsterberg,  Beamteimamen  S.  253. 

R. 

Phonildscher  Münzfuß.  Mit  dem  Namen 
Ph.  M.  bezeichnet  Brandis,  M.-,  Maß-  und 
Gewichtswesen  in  Vorderasien  S.  105  seinen 
»15-Staterfuß«  (S.  87),  indem  er  annimmt, 
daß  das  Silberäquivalent  des  Dareikos  (s.  d.) 
(8,4  g  X  13V3  =  etwa  112  g;  B.  hat  stets 
etwas  höhere  Zahlen)  in  Phönikien  gefünf- 
zehntelt  wurde;  so  kommt  er  auf  ein  Di- 
drachmon  von  7,47  g  (Drachme  3,73,  Tetra- 
drachme 14,94,  Oktadr.  29,88  g).  So  hoch 
steht  aber  keine  phönik.  M.,  dieser  Fuß  ist 
überhaupt  nirgends  sicher  nachweisbar  und 
darf  jedenfalls  trotz  Gardners  Festhalten 
an  diesem  Namen  (Hist.  of  greek  coinage 
S.  74,  345/6,  vgl.  aber  S.  191)  nicht 
als  Ph.  M.  bezeichnet  werden.  Lehmann - 
Haupt  kommt,  vom  Fuße  des  Kroiseios 
(von  ihm  :^  gemeine  Norm  des  babylon. 
Gewichts«  im  Gegensatz  zur  i^könig- 
lichen«,  d.  h.  zum  Dareikenfuß  genannt, 
zuletzt  R,  E.  Suppl.  III  unter  Ge- 
wichte S.  600,  6ii  und  passim)  ausgehend, 
auf  (8,1  X  13 V3  =  etwa  109  g  :  IS  =) 
7,27  g,  also  Dr.  =  3,63  g,  Tetradr.  =  14,55 
g,  Oktadr.  =  29,10  g.  •  Diesem  Fuße  folgen 
nun  tatsächlich  (Vi'edebantt,  Ant.  Ge- 
wichtsnormen und  M.-füße  S.  91/96)  die 
hellenist.  Tetradr.  von  Tyros  sowohl  wie 
auch  die  älteste  jüdische  A-Prägung,  die 
heiligen  Schekel  des  Aufstandfes  von  66-— 70 
n.  C.  Ihm  folgen  auch  —  die  Stückelung 
geht  vom  Oktadr.  bis  zur  Halbdrachme 
stets  durch  Halbierung,  Drittel  des  Tetradr, 


PHÖNIX 


511 


(Oktobolen)  und  Drittel  des  Didr,  (Tetro- 
bolen)  scheinen  nicht  vorzukommen  — 
die  von  den  Seleukiden  in  Phönikien  ge- 
prägten M.  (meist  mit  Adler  als  Rs.,  von 
Alexander  I.  ab;  Tyros:  Rogers,  Num. 
notes  and  monographs  34,  1927)  und 
ihm  auch  nach  anfänglichem  Schwanken 
die  ägypt.  Prägung  Ptolemaios  I.,  wo  der 
Fuß,  im  M  allmählich  abgeknappt,  sich 
280  Jahre  erhält:  das  späteste  ptolem. 
Gold-Oktadr,  aus  dem  Jahr  107  (oder  71) 
V.  C.  (Svoronos,  Ptolem.  nr.  1726,  vgl.  Bd. 
IV  S.  505  und  508)  wiegt  immer  noch  27,65 
— 27,50  g,  also  3,46 — 3,44  g  in  der  Drachme 
gegenüber  3,56  g  i.  D.  für  die  A/'-Prägung 
Ptolemaios'  I.  (Z.  f.  N.  33  S.  72).  Vielleicht 
rührt  überhaupt  von  Ptolemaios  die  Nor- 
mierung auf  3,63  g  für  die  Drachme  her, 
aus  der  att.  Drachme  von  »4,366«  g  als 
deren  5/6  abgeleitet;  daß  dies  Verhältnis 
praktisch  bestand,  zeigt  ein  N  Demetrios  I. 
von  Syrien  von  21,48  g,  das  das  Wert- 
zeichen BK  =  2^2  attische  Goldstateren 
trägt,  das  ägypt.  Doppelfüllhorn  auf  der 
Rs.  hat  und  als  Hexadrachmon  sehr  gut 
zum  Fuße  des  Ptolemaios  paßt:  6  X  3,63  = 
5  X  4,366  =  21,8  g  normal  (Klio  V  S.  125; 
Z.  f.  N.  34  S.  52).  Besser  ist  daher  dieser 
in  altphönik.  Prägungen  nicht  nachzu- 
weisende Fuß  der  ptolemäische  zu  be- 
nennen. 

Die  ältesten  phönik.  Prägungen,  5.  u. 
4.  Jh.,  stehen  niedriger,  auf  die  Drachme 
umgerechnet  in  Tyros  3,33  g,  in  Sidon  erst 
3,47,  dann  3,20  g  (Viedebantt  S.  96—99), 
in  Byblos  (von  Vied.  nicht  mitbenutzt) 
3,40  g  i.  D.  von  10,  aber  stark  schwanken- 
den Wägungen  (Joum.  int.  IV  S.  38/41). 
Ob  wir  in  diesen  älteren  phönik.  M.  einen 
oder  gar  mehrere  ältere  phön.  M.-füße 
erblicken,  wie  wir  sie  normieren  sollen, 
ob  wir  damit  des  doch  gerade  viel  jüngeren 
losephos,  Ant-  lud.  III  8,  2  (vgl.  bell.  lud. 
11 21,  2)  Töpiov  TSTpa8pa^[iov,  das  er  einem 
attischen  gleichsetzt  (Ssj^exat),  also,  wenn 
•er  ein  solches  von  4  neronischen  Denaren 
meint,  auf  =  4  X  3,4  g  =  13,6  g  ansetzt 
(Metallwert  oder  Kurswert?),  zusammen- 
bringen dürfen,  das  ist  alles  unsicher;  vgl. 
R.  E.  II  A  S.  2318  unter  i  und  die  von 
Vied.  S.  91 — 105  vorgetragenen  Kombina- 
tionen.   . 

Ph.  M.  nennen  wir,  ohne  daß  eine  Über- 


nahme   aus    Phönikien    irgendwie    nach- 
weisbar wäre,  auch  den  in  Kleinasien  im 

4.  und  3.  Jh.  verbreiteten,  daher  auch 
»kleinasiat.«  genannten  M.-fuß;  da  er  aber 
selbst  das  oben  für  den  ptol.  Fuß  an- 
genommene Max.  von  14,55  g  erheblich 
überschreitet  (Satrap  Pharnabazos,  Abb.  38: 
14,  83  g;  Magnesia:  14,67  g;  Milet:  15,18  g; 
Ephesos:  15,33  g;  Erythrai:  15,07  g,  um 
nur  lonien  zu  nennen;  vgl.  Regling,  M.  von 
Priene  Anm.  258;  Gardner,  Hist.  S.  174/79; 
Head,  H.  N.^  S.  962/3),  so  ist  es  besser,  sich 
der  Bezeichnung  »Chiischer  M. «  (s.  d. ; 
später  »Rhod.  M. «,  s.  d.)  zu  bedienen,  da 
die  M.  von  Chios,  später  von  Rhodos  vor- 
bildlich gewesen  zu  sein  scheinen.  Auch  in 
Nordgriechenland  (z.  B.  Abdera,  Orrhes- 
kier,  Ichnai,  Bisalten,  Edonen  Abb.  22, 
Alexander  I.  usw.  im  6.  und  frühen  5.  Jh., 
und  seit  dem  Verlaufe  des  peloponn.  Krieges 
Thasos,  Neapolis,  Akanthos,  Terone,  Mende, 
Aineia  usw.,  im  4.  Jh.  dann  Amphipolis, 
Chalkidike,  Philipp  II.  usw. ;  Gardner,  Hist. 

5.  190/97;  Head,  H.  N.»  S.  962)  und  auf  ge- 
wissen ägäischen  Inseln  (Melos  und  manche 
unbestimmte,  Karpathos,  Alt -Rhodos; 
Gardner  S.  243/46)  ist  ein  gemeinhin  Ph.  M. 
genannter  Fuß  verbreitet,  der  aber  anfangs 
gleichfalls  fast  überall  höher  steht  als 
14» 55  g  '^^^  für  den  somit  gleichfalls  diese 
Bezeichnung  aufzugeben  ist,  wie  denn 
Gardner  S.  190  ff.  ihn  nach  Abdera  be- 
nennt als  der  ältesten  Vertreterin  desselben. 

So  verflüchtigt  sich  also  der  Begriff 
Ph.  M.  in  älterer  Zeit  und  außerhalb 
Phönikiens  und  des  Ptolemäerreiches  fast 
ganz.  R. 

Phönix  (griech.  901V16,  auch  =  Palmbaum, 
s.  d.),  heiliger  Vogel  der  Ägypter,  der  sich 
selbst  verbrennt  und  aus  der  Asche  ver- 
jüngt ersteht,  daher  Symbol  der  Ewigkeit 
und  als  solches  in  Kjranichgestalt,  das 
Haupt  mit  dem  Strahleimimbus  umgeben, 
auf  alexandrin.  M.  der  Kaiserzeit  (mit  der 
Aufschrift  a?(üV,  s.  d.),  auf  röm.  M.  des 
Constantius  II.  usw.  auf  einem  Berge  oder 
der  Erdkugel  steh.,  femer  auf  der  Hand  der 
Aetemitas  (s.  d.)  vorkommt.  R. 

Sodann  wurde  die  goldene  von  1733  bis 
zimi  Ende  des  Jahrhunderts  geprägte  sizili- 
sche  Oncia  (s.  d.)  nach  dem  Bildie  des  Phönix 
auf  der  Rs.  Fenice  genannt;  sie  galt  30 
Tari.  — Auch  hieß  so  die  griechische  Silber- 


512 


PHOKÄISCHER  MÜNZFUSS— PI 


münze  des  Capodistrias  1828 — 1831  zu 
100  Lepta,  4,476  g  schwer  mit  4,02  g  Silber- 
gehalt, die  dasselbe  Bild  zeigte.  S. 

Phokäischer   Mfinzfufi»   Phokais.      Die 
beiden    Elektron -Stateren    von    Phokaia 
aus  dem  7.  Jh.  v.  C.  mit  dem  redenden 
Abzeichen    des  Seehundes   (griech.  ^c&xtj) 
wiegen  16,46  und  16,52  g,  Abb.  15;  so  hoch 
etwa  hat  also  der  Ph.  M.  ursprünglich  ge- 
standen, auf  den  sich  die  oft  - —  Belege  bei 
Hultsch,  Metrol.»  S.  174  Anm.  5.  6;  Trait6  I 
S.  489  —  erwähnten  o-caTTJps;  <&€Dxaixoi  oder 
<S>o)xahai  und  die  Sxiai  Öcüxaioec  (s.  unter 
Hekte)  beziehen.   Freilich  steht  die  große 
Masse  der  Sechstel  (nebst  ^/m,  ^/a4,  ^/^s,  ^/qö, 
vom  Ende  des  6.  Jh.s  bis  zur  Zeit  vor  Alex- 
ander reichend)  durch  Abknappung  tiefer, 
auf  2,50—2,65  g  (Trait6  II  i  S.  99  ff.,  II  2 
S.  1199  ff.;  Z.  f.  N.  26  S.  42/45,  dort  auch 
über  den  Feingehalt,  vgl.  unter  Elektron), 
der  S tater  kommt  also  nur  noch  auf  15« — 
15,90  g.    Als  demselben  Fuße  angehörend 
dürfen  wir  wohl  die  El.-M.  von  Kyzikos  (s. 
unter  Kyzikener;  Stater  faktisch  etwas  über 
16  g)  und  auf  Grund  des  erhaltenen  M. -Ver- 
trages mit  Phokaia  die  in  dieselbe  Periode 
wie  jene  fallenden  von  Mytilene  betrachten 
(Stater,     Unikum,     15,45     g;     zahlreiche 
Hektai  von    2,45—2,70  g,    Z.  f.   N.   26 
S.  33/42;  Trait6  II  2  S.  1207  ff-).    Endlich 
schreibt  man  auch  viele,  nicht  oder  nur 
ganz  unsicher  bestimmbare  ältere  El.-M. 
diesem  Fuße  zu,  Trait6  II  i  S.  117/48. 

In  Italien  scheinen  die  ältesten  M.  (um 
500  V.  C.)  der  phokäischen  Pflanzstadt 
Hyele  (Elea,  Velia)  dem  ph.  M.  zu  folgen 
(Maximum  der  Drachmen  3,94  g,  das  führt 
auf  ein  Didrachmon  von  7,88  g,  einen 
Stater  von  15,76  g),  ebenso  anfänglich 
mehrere  kampan.  Städte.  Doch  sinkt  hier 
der  Fuß  seit  Ende  5.  Jh.s  und  man  nimmt 
für  das  4.  Jh.  eine  Norm  von  7,58  g 
{=  ^/7a  des  sog.  osk.  Pfundes  von 
»272,88  gi)  an.  —  Klio  VI  S.  491/2,  vgl. 
S.  509/10;  Z.  f.  N,  27  S.  60/1.  R. 

Phrygische  Mütze  nennt  man  eine  hohe, 
aber  vom  eingeknickte  oder  zusanMnen- 
gefaltete  Tuchmütze,  wie  sie  auf  griech.  M. 
die  charakteristische  Kopfbedeckung  der 
phryg.  Götter  Men  imd  Attis  und  der  zu 
den  Phrygem  gerechneten  (Klio  VIII  S. 
489)  Trojaner  (auf  M.  so  Priamos,  Gany- 
medes,  Askanios,  Paris)  ist. : — Von  den  Ja- 


kobinern der  französ.  Revolution  als  Frei- 
heitssymbol (infolge  Verwechslung  mit  dem 
oben  stets  spitzen  pileus  [s.  d.]  libertatis 
der  Römer)  angenonmien,  erscheint  sie  auf 
franz.  und  ital.  M.  der  Revolutionsperioden 
und  später  auf  M.  und  Wappen  südamerik. 
Republiken,  oft  auf  einer  Stange  aufge- 
pflanzt, über  den  Fasces  (s.  d.)  oder  als 
Kopfbedeckung  der  Freiheitsgöttin.  — 
WölffHn-Festschrift  S.  4/7-  R. 

Phuliy  georgische  Kupfermünze;  s.  Kaz- 
beki,  Abbasi.  V. 

Pi,  allgemeine  Bezeichnung  für  Tausch- 
werte im  Chinesischen,  bes.  für  jegliche 
Form  von  Metallgeld,  Ein  anderes  Wort 
zur  Bezeichnung  von  Tauschmitteln  ist 
Huo,  eig.  Tausch.  Dieses  letztere  Schrift- 
zeichen ist  aus  den  Zeichen  für  Tausch  und 
Kaurimuschel  zusammengesetzt.  Von  Me* 
tallgeldarten,  die  ihre  Form  meist  irgend- 
welchem Haushaltungsgerät  entlehnt  haben 
und  beim  Tauschhandel  gebraucht  wurden,, 
erwähnt  Ramsden  folgende: 

1.  Bratenrostgeld  (Gridiron  money),  ca. 
145  mm  lang. 

2.  Muskatenreiben,  Reibeisen,  recht- 
eckige Tafeln  (16 — 19  X  5 — 6  cm)  mit  Griff. 
Die  ganze  Fläche  ist  mit  Ornamenten  voa 
durchbrochener  Arbeit  verziert,  das  obere 
Griffende  hat  Drachengestalt.  Manchmal 
sind  am  Griff  Inschriften  angebracht. 

3.  Kammgeld,  wohl  richtiger  Reibengeld 
zu  nennen,  ca.  12  cm  lang. 

4.  Glockengeld  (12 — 105  mm  groß,  mit 
Öse). 

5.  Sog.  Lilienwurzelgeld,  26 — 53  nun 
lange  dicke  Metallplättchen  mit  Einschnitt 
am  unteren  und  Loch  am  oberen  Ende. 
Wahrscheinlich  Nachahmungen  von  Schlüs- 
seln. 

6.  Ringe,  Huan,  sowohl  breite  Ringe 
mit  schmalen  Wänden  als  auch  diskus- 
fönnige  flache  Scheiben  mit  Loch  in  der 
Mitte  und  breitem  Felde  (djuh  =  Fleisch) 
zwischen  Loch  und  Diskusrand.  Voa 
letzteren  sind  3  Typen  bekannt:  a)  Pi, 
das  Fleisch,  ist  breiter  als  das  Loch,  b} 
Huan,  Fleisch  und  Loch  von  gleicher  Breite, 
c)  Juan,  Loch  breiter  als  das  Fleisch.  Auf 
diese  Ringe,  die  von  ca.  3000  bis  ca.  700  v.  C, 
in  Umlauf  gewesen  sein  mögen,  geht  die 
chinesische  Rundmünze  zurück,  s.  Ch'ien. 

7.  Hellebardenspitzen. 


PI 


513 


8,  Pfeilspitzen,  nach  Munro  auch  in 
Japan  gebraucht. 

9.  Schildgeld,  rund,  rechteckig  oder  von 
Muschelform,  höchstens  4,5  x  2,5  cm  groß. 
Auf  der  konkaven  Innenseite  zeigt  eine  in 
derselben  Form  gegossene  Querstange  den 
Schildgriff  an.  Sie  wurden  früher  Carapace  - 
money  genannt,  weil  die  Ansicht  herrschte, 
sie  hätten  ihre  Form  von  im  Tauschhandel 
gebrauchten  Schildkröten  (woher  Kuei- 
hwo,  eig.  Schildkrötenmünze,  als  Bezeich- 
nung für  Münze  überhaupt)  erhalten. 

IG.  Zikadengeld  (43 — 59  mm)  hat  die 
Gestalt  von  Zikaden  mit  zusammengefalte- 
ten Flügeln.  Auf  der  konkaven  Innenseite 
des  Kopfes  eine  Querstange  zum  Anheften. 

11.  Gewichte,  mit  rundlichem  oder 
würfelförmigem,  auf  einem  Fuße  ruhendem 
Mittelteil  und  schmälerem  Kopfstück, 
manchmal  mit  Loch.  Größe  29  mm.  Ge- 
wicht 17,5  g. 

12.  King-shi-pi,  Tingle -dangle-geld, 
Klangplatteimiünzen,  auch  Gong-cash, 
ihrer  brückenähnlichen  Form  wegen 
Brückengeld,  Kiao-pi  genannt,  verdanken 
ihre  Gestalt  (halbkreisförmiger  Streifen) 
dem  bekannten  Musikinstrument.  Es 
werden  7  Hauptarten  je  nach  der  Form 
der  unteren  Einbuchtung  (rund  oder  eckig) 
und  nach  der  Form  der  Enden  (beide  langen 
Umrißlinien  gleich  lang  oder  nicht,  unver- 
ziert  oder  in  Drachenköpfe  auslaufend) 
unterschieden.  Der  Rand  des  Mittelteiles 
ist  entweder  durchlocht  oder  mit  Öse  ver- 
sehen.   Lange  9,2 — 15,4  cm. 

13.  Ch'an  pi,  Ch'an  pu,  Spatengeld, 
kleine,  höchstens  14  cm  lange,  6,5  cm  breite 
bronzene  Spaten  mit  kurzem,  inwendig 
hohlem  Schaft  (daher  der  Name  K'ung  shou 
pu,  hohlköpfige  Pu).  Die  ältesten,  deren 
Gebrauch  in  vorhistorische  Zeit  zurück- 
reicht, haben  keine  Inschriften,  sondern  nur 
3  erhabene  Linien  auf  beiden  Seiten, 
Überbleibsel  des  früher  nicht  oberhalb  des 
Spatens  abbrechenden,  sondern  einen  be- 
trächtlichen Teil  des  Spatens  selbst  ein- 
nehmenden Schaftes.  Die  späteren  tragen 
oft  Seriennummern  oder  Ortsangaben. 

14.  Pu  bedeutet  eig.  ausbreiten,  dann 
Zeug,  bes.  hänfenes  oder  Seidenzeug,  das  in 
langen,  gleichmäßig  breiten  Streifen  im 
Tauschhandel  gebraucht  wurde,  woher  der 
Ausdruck  Kleidermünzen  fälschlich  auch 

WOrterIm  6h  d«r  Xltnzlkande. 


auf  die  metallenen  Pu -Münzen  ausgedehnt 
wurde,  die  ihre  Form  vielmehr  einem  Acker- 
gerät von  der  Art  einer  Grabgabel  entlehnt 
haben  und  deren  Namen  auf  die  Grund- 
bedeutung des  Wortes  Pu  —  ausbreiten, 
sich  verbreiten  —  zurückzuführen  ist,  also 
Kurantmünze  bedeutet.  Schlösser  erklärt 
das  für  Pu  gebräuchliche  Schriftzeichen 
als  »Grabegabel  in  der  rechten  Hand  des 
Vaters  als  Oberhaupt  und  Lehrmeister 
der  Familie«.  Die  Pu-Münzen  sind  ähn- 
lich dem  Spatengelde,  nur  kleiner,  mit 
flachem  Schaft  und  einem  keilförmigen  oder 
runden  Einschnitt  unten.  Die  neben  dem 
unteren  Ende  des  Schaftes  befindlichen 
Spatenenden,  Schultern,  sind  bald  eckig, 
bald  rundlich,  die  »Füße«  sind  eckig,  rund- 
lich oder  spitz.  Auf  einigen  Münzen  mit 
rundlichen  Schultern  befinden  sich  Ge- 
wichtsangaben, weswegen  sie  auch  Weight- 
money  genannt  werden.  Lacouperie  nennt 
sie  auch  Slip  weight  money  und  Saddle 
money,  doch  sind  diese  Bezeichnungen 
durch  falsche  Übersetzung  eines  chinesi- 
schen Textes  zu  erklären.  Die  älteren 
Pu-Münzen  werden  von  Lacouperie  dem 
6. — 3.  Jh.  V,  C.  und  Nordchina  zugewiesen. 
Vs.  enthält  Ortsangabe,  Rs.,  wenn  nicht 
leer,  die  3  Linien  des  Spatengeldes,  manch- 
mal Seriennummem.  Größe  40 — 50  mm. 
Die  jüngeren  Pu-Münzen,  mit  durchlochtem 
Schaft  und  eckigen  Schultern  und  Füßen, 
wurden  vom  Usurpator  Wang-Mang  (9 — 23 
n.  C.)  gegossen  (Abb,  439). 

15.  Tao,  Tao  ch'ien,  Ch'ien  tao,  Tao  pi  = 
Messermünzen.  Sie  haben  im  allgemeinen 
das  Aussehen  von  Rasiermessern  mit  Ring 
am  Griff  ende  (Griff  und  Klinge  aus  einem 
Stück),  sind  entweder  gerade, oder  haben 
einen  gebogenen  Rücken  (Abb.  438).  Die 
Klinge  ist  dünn,  hat  aber  eine  schmale,  auf 
Vs.  und  Rs.  wie  auch  auf  Rücken  und 
Schneide  gleichmäßig  erhabene  Kante 
(Chou  kuo).  Sie  kursierten  scheinbar  nur 
im  heutigen  Schantung  und  Chihli,  und 
zwar  vom  7.  bis  3.  Jh.  v.  C.  Die  ältesten 
haben  keine  Inschriften,  die  Legenden 
der  jüngeren  enthalten  Angaben  des 
Ortes  oder  der  Provinzen,  in  denen 
sie  Kurs  hatten,  manchmal  auch  Wert- 
angaben. Größe  130  und  180  mm. 
Die.  Bezeichnung  dieser  Tao  als  Schwert- 
münzen  ist  falsch,  weil  die  alten  chinesi- 

33 


514 


PI— PIASTER 


sehen  Schwerter  zweischneidig  waren 
und  einen  runden,  spulenartigen  Griff  hat- 
ten. Unter  dem  Empörer  Wang-Mang 
(9 — 23  n.  C.)  wurde  eine  andere  Art 
Tao,  der  Ch'i  tao,  eig.  Schnitzmesser,  ge- 
gossen, der  aus  einer  kurzen  Klinge  und 
einer  Cash -Münze  als  Griff  besteht.  Die 
Münzbezeichnung  steht  auf  dem  runden 
Teile,  eine  Wertangabe  auf  der  Klinge.  Die 
Rs.  ist  entweder  unbeschrieben  oder  enthält 
dieselbe  Inschrift  wie  die  Vs.  Manchmal 
sind  die  Schriftzeichen  vergoldet  (Ts'utao, 
Chin  ts'utao  =  eingelegte,  mit  Gold  ein- 
gelegte Messer).  Eiserne  Messer,  Dha,  kur- 
sierten als  Tauschwerte  im  SW.  von  China 
noch  im  19.  Jh.  Die  Bezeichnung  Tao 
(Messer)  für  Münzen  war  so  fest  einge- 
büi^ert,  daß  sie  um  200  v.  C.  auch  auf 
runden  Münzen  vorkam, 

16.  Y  pi  ch'ien,  eig,  Ameisennasenmün- 
zen,  auch  Kweitou,  Geisterkopfmünzen, 
Kweilien,  Geistergesichtsmünzen  genannt, 
sehen  wie  Bohnen  aus,  Lacouperie,  der  sie 
Metallic  cowries  nannte,  weist  sie  dem  7. 
vorchristlichen  Jahrhundert  zu. 

Ramsden,  Chinese  early  harter;  ders.  in 
AJN.  44,  S.  158;  45,  70;  Num.  &  philat.  J. 
of  Japan  III  139,  165;  Chalfant,  Ancient 
Chinese  coinage;  Hopkins  in  JRAS.  1895, 
S.  317 — S78;  Lacouperie,  Cat.  Br.  Mus.; 
Lane  Poole,  Coins  and  medals  193,  206; 
Schlösser  in  Ostasiatische  Zschr.  N.  F.  II 
283—305,  Sinica  III  97—110,  Artibus 
Asiae  1928,  12—34,  Mitteil,  f.  Münz- 
sammler 1928,  193—197;  Temple,  Ind. 
Ant.  26,  289.  V. 

Pi,  Porzellanmünzen,  wurden  in  Slam 
im  18. — 19.  Jh.  von  den  Pächtern  der  Spiel- 
häuser verfertigt,  um  einerseits  dem  Mangel 
an  kleiner  Scheidemünze  abzuhelfen,  an- 
drerseits wegen  der  unpraktischen  Form 
der  schädelförmigen  Silbermünzen.  Diese 
Münzen  oder  Marken  wurden  im  Werte  von 
I  Salung  bis  i  Att  (s.  Tikal)  ausgegeben. 
Sie  sind  von  sehr  verschiedener  Form, 
rund,  oval,  vier-,  fünf-,  sechs-  und  acht- 
eckig, rauten-  und  blattförmig,  manchmal 
von  Schmetterlingsgestalt,  weisen  aber 
auch  andere  Formen  auf,  sind  bald  ein- 
farbig, bald  bunt.  In  der  chinesischen 
Inschrift  ist  a.  d.  Vs.  meist  das  Spielhaus 
genannt,  welches  sie  ausgegeben  hat,  a.  d. 
Rs.  der  Wert  des  Stückes  angegeben  (Abb. 


448).  Mit  diesen  Münzen  wurde  so  viel 
Unfug  getrieben,  daß  im  J.  1871  ihre 
weitere  Ausgabe  verboten  wurde.  — 
Ramsden,  Siamese  porcelain  and  other 
tokens,  Yokohama  191 1;  Schlegel,  Intern. 
Archiv  f.  Ethnogr.  II  1889,  242;  Haas  in 
N.  Z.  XII,  S.  475;  H.  Wood  in  AJN.  38, 
S.  75;  Beri.  M.-bl.  1895  S.  1850  ff.       V. 

Piaster  war  i.  die  in  Europa  zumeist  ge- 
brauchte Bezeichnung  für  den  span.  Peso 
de  d  ocho  (s.  d.)  und  den  span.-amerik.  Peso 
(s.  Peso).  Die  Piaster  wurden  an  den  Börsen 
aller  europ.  Hafenstädte  gehandelt  und  an 
der  Londoner  gleich  nach  dem  Barrensilber 
notiert.  In  der  Levante  traten  in  Wett- 
bewerb mit  ihnen  nur  die  hoU.  Löwentaler 
(s.  d.)  und  die  Maria  Theresientaler  (s.  d.). 

Nach  Vorbild  dieser  Piaster  wurden  im 
17.  Jh.  türkische  und  ägyptische  geprägt, 
aber  sehr  schnell  verschlechtert.  (S.unt.  2 .) 

Dagegen  war  eine  M.  vom  Feingewicht 
des  mexik.  Peso  der  »Piastre  de  commerce«, 
den  Frankreich  für  seine  hinterindischen 
Besitzungen  seit  1885  nach  dem  Vorbilde 
des  amer.  TradedoUar  (s.  Dollar)  herstellte 
und  der  100  Centimes  galt.  Doch  ebenso 
wie  dieser  konnte  auch  er  zu  keinem  Leben 
kommen.  Seit  1923  prägt  Frankr.  für  Indo- 
china  ^/20-Piaster  aus  Nickelbronze.  Auch 
Friedrich  IL  prägte  P.  (v.  Sehr.,  Acta  Bor. 
M.beschr.  II  nr.  1651)  und  Levantetaler 
(eb.  n.  1646/8)  als  Handelsmünzen.  —  S. 
auch  Tallero.  S. 

Dänemark  prägte  1624  für  die  Dänisch - 
Ostindische  Kompagnie  19670  Stück  Piaster 
mit  27,2  g  Gewicht  und  24,9  g  Feingehalt, 
die  dänisches  Wappen -große  Krone 
trugen,  und  1771 — 1777  ca.  95  000  Stück 
von  fast  demselben  Fuße,  aber  mit  den 
Säulen  des  Herkules  auf  der  Rs.,  zwischen 
denen  die  Schilde  von  Dänemark  und  Nor- 
wegen (Abb.  Schon,  Taf.  15,  27.)      W. 

2.  Die  türkische  Bezeichnung  für  Piaster 
ist  Ghurüsch,  abgeleitet  von  Grossus.  Dieses 
Wort  begegnet  uns  schon  in  einem  Diplom 
des  Sultans  Bäyezld  I.  v.  J.  1393.  Hier  sind 
darunter  jedeiialls  europäische  Münzen  zu 
verstehen.  Im  17.  Jh.  gewinnen  der  Löwen- 
taler (Arsläni,  Asläni,  Asadi,  Asadi-Ghurüg, 
auch  Abu  Kelb,  eig.  Hundevater)  und  der 
deutsche  Reichstaler  (Riyäl-Ghurü§  oder 
?larä-Ghurü§,  d.  h.  schwarzer  G.)  die  größte 
Verbreitung.    Der  älteste  bekannte  türki- 


PIASTER 


515 


sehe  P.  ist  vom  J.  1099  (1687).  Er  wiegt 
19,24  g,  mißt  40  mm  und  war  =  40  Pära. 
1719  wurde  sein  Gewicht  auf  26  g  erhöht, 
sank  aber  50  Jahre  später  aufs  frühere  Ni- 
veau (Abb.  425)  und  danach  noch  tiefer 
herab  und  betrug  um  1810  bloß  etwa  4,65  g 
(Größe  28  mm).  Feingehalt  um  1757  545, 
um  1800  486  p.  m.  Der  Typus  ist  anfäng- 
"lich:  Vs.  Name  des  Sultans,  Ort,  Regie- 
rungsantritts- und  Prägejahr,  Rs.  Titel 
des  Sultans.  Seit  1703  hat  der  Name  Tugh- 
räform  (s.  d.).  Seit  1757  steht  meistens 
der  Prägeort  und  das  Jahr  des  Regierungs- 
antrittes auf  der  Rs.  Teils  gleichzeitig, 
teils  später  wurden  neben  dem  P.  (40 
Pära)  folgende  Nominale  ausgegeben:  i. 
Beslik,  Begpäralyk  (5  Pära),  auch  Tumn 
(Vs)  genannt;  2.  Onlyk,  Onpäralyk  (10 
Pära);  3.  OnbeSlik  (15  Pära,  scheinbar 
nur  im  18.  Jh.  geprägt);  4.  Yirmilik,  Yir- 
mlpäralyk  (20  Pära)  wiegt  1691  9,50  g, 
1810  ca.  2,65  g;  5.  Zölota  oder  Otuzlulj:  (30 
Pära);  6.  Altmyslyk  (60  Pära);  7.  Yüzlük 
(100  Pära),  eingeführt  von  Selim  III.  (1789 
— 1807),  Gewicht  32,40  g,  1821  ca.  12,25  g; 
8.  Ikflik  (2  Piaster)  nur  unter  Sellm  III., 
25,35  g,  465  fein.  Unter  Mahmud  IL  wurde 
der  BeSlik  (5  P.)  ausgegeben,  der  2  Ge- 
wichts- und  Feingehaltsreduktionen  er- 
lebte: der  Kriegsbeälik  (Djehädi)  von  1810 
bis  1828  kam  dem  früheren  Ikflik  gleich,  der 
B^lik  von  1829 — 32  wog  bloß  15 — 16  g  und 
hielt  225  fein,  der  von  1832  hielt  beim  selben 
Gewicht  nur  175  fein.  Die  3  Ausgaben 
imterscheiden  sich  untereinander  außerdem 
durch  die  Umrahmungen  des  Feldes.  Von 
1833  bis  1839  wurde  von  größeren  Werten 
der  Altylyk  (6  P.,  auch  Zahräwl  genannt), 
Gewicht  12,50  g,  Feingeh.  440,  sein  Halb- 
stück,  Nussaltylyk  oderÜtschlik  (3  P.)  und 
dessen  Hälfte,  der  Rub'  Altylyk  (Alt- 
mySlyk)  ausg^eben.  Die  Münzen  Maljt- 
müds  II.  sind  unter  dem  generellen  Namen 
Metallik  bekannt.  Das  20-Pärastück  heißt 
in  Syrien  giameri. 

Nach  der  Reform  ^Abdalmedjids  (1844) 
wurden  nach  europäischer  Manier  folgende 
Münzen  geprägt:  in  Gold  916V3  fein: 
I.  Be§yüzlük  (500  P.),  kommt  einem  Beutel 
(Kise,  arab.  Surra)  Silber  gleich  (der  Gold- 
beutd  enthielt  im  Gegensatz  dazu  30000  P. ; 
vgl.  unter  Kies),  Gewicht  36,08  g;  2.  Iki  yüz 
-ellflik  (250  P.);  3.  Lira*  ojmänly,  Livre  tur- 


que,  auch  Medjidiye  und  Yüzlük  genannt 
(100  P.),  Größe  22  mm,  Gewicht  7,216  g; 

4.  VaLira  (Yärym  altun,  EUflik,  d.  h.  50  P.)  j 

5.  V4  Lira  (Tschäryek  altun  oder  Yirmi- 
beschlik,  d.  h.  25  P.) ;  in  Silber,  830  fein  (Gu- 
müsch  Meskükat):  i.  die  Medjidiye  (20  P.); 

2.  Nu§§riyäl,  Nu$§medjidi,  Onlyk  (10  P.); 

3.  Tschäryek,  Rub'  riyäl,  Rub*'  medjidi, 
Beschlik  (5  P.) ;  4.  Ikilik  (2  P.) ;  5.  Ghurüsh, 
arab.  ?lirsh,  (pl.  ?^urüsh)  und  Bai^hüt 
(I  P.  Abb.  426);  6.  Yirmilik  (20  Pära).  Vs. 
Tughrä  und  Prägejahr,  Rs.  Prägeort  und 
Jahr  des  Regierungsantrittes.  In  Kupfer 
(Nahäs Meskükat),  enthaltend  950/0  Kupfer, 
Münzen  zu  40  (l^yr^  päralyk,  Ghurül 
päralyk,  arab.  ijlabak,  dm.  37  mm), 
20  (Yirmi  päralyk,  arab.  Fanas),  10 
(Onpäralyk,  arab.  ^ari),  5  (Belpäralyl^, 
arab.  Khamsi,  Tumn,  d.  h.  Vs,  Nahäsi,  d.  h. 
der  Kupferne,  Saljtüt)  und  i  Pära.  Nach 
1909  wurden  die  Münzen  zu  40  (24  mm), 
20,  10  und  5  Pära  in  Nickel  geprägt.    V. 

Durch  Reformgesetz  vom  17. 4. 191 6 
wurde  der  Goldpiaster  zu  0,066  147  g  Fein- 
gold als  Münzeinheit  eingeführt.  Das 
lOO-Piasterstück  hält  6,6147  g  Gold  (wie 
1844  bestimmt  0,916  fein),  das  silberne 
20-P.-St.  19,965  g  Silber  (830  fein).  Aber 
es  lief  kein  Gold  um,  sondern  meist  Papier. 

Nach  dem  Weltkriege  wurde  die  Livre 
turque  (s.  d.)  Währungseinheit. 

Für  Hedschas  werden  ganze,  halbe  und 
viertel  P.,  100,  80  und  60  g  schwer,  aus 
Nickelbronze  geprägt. 

Als  die  Türkei  im  Jahre  1872  Cypem  an 
England  abgetreten  hatte,  ließ  dieser  Staat 
für  die  Insel  ganze,  halbe  und  viertel  Piaster 
aus  Bronze  prägen,  seit  1900  (?)  auch 
Silberstücke  zu  18  und  3  Piaster.       S. 

In  Ägypten  entspricht  der  Lira*  Otmänly 
der  seit  1839  geprägte  Bedidlik,  seit  1885 
der  Gine  mi^r!  (100  P.),  der  8,50  g  wiegt 
und  875  fein  hält.  Seine  Teilstücke  heißen 
Nu§flik  (Va)  oder  Nu§§e  gine,  Khairiye 
'ISrin  (20  P.),  Khairiye  *Aära  (10  P.),  g:at*a 
khamsi  (5  P.).  Die  Silbermünzen  heißen: 
Riyäl  misri  (20  P.),  Nu§riyäl  (10  P.),  Rub* 
riyäl  (5  P.),  ?Jiä  (l  P.),  *Bnna,  *A§araund 
Khamsi  (20,  10,  5  Pära).  Feingehalt  750, 
seit  1885  833V3.  1885  kam  noch  das  2-P.- 
stück,  gjrSen,  dazu,  sowie  Nickelmünzen 
(75%  Kupfer,  25V0  Nickel)  zu  i  ?ar§ 
(seit   1898),    zu  5,  ^  und   i  *U§r  al  kirs 

33* 


516 


PIASTRE  D' ALGER— PIETAS 


(Zehntel -P.,  Größe  des  letzteren  4,5  mm, 
Gewicht  1,75  g)  und  Kupfermünzen  (95^0) 
zu  V*  und  1/4  ^U5r  (Ni§£  bzw.  Rub*min 
^U§r  al  kir§),  welche  die  kleinen  Silber- 
münzen, sowie  die  bis  dahin  kursierenden 
Kupferstücke  zu  40,  20,  10,  5  und  i  Pära 
ersetzten.  Von  1885  bis  1902  wurden  die 
ägyptischen  Münzen  in  Berlin  geprägt. 
Der  heutige  ägyptische  Piaster  heißt  Tarif- 
piaster (P.  T.).  Vgl.  Pfund,  ägyptisches.  — 
S.  Aköe,  Pära,  Altun,  Mänghir.  —  Lane 
Poole,  Catal,  Brit.  Mus.  VIII;  I.  Ghalib, 
Mus6e  Ottoman;  Markow,  Inv. -Katalog; 
B61in,  Essai  sur  Thistoire  ^conomique  de 
la  Turquie  (J.  As.  6.  s6r.  III  416—489, 
IV  242,  392,  V  127 — 167):  Zambaur  in 
N.  Z.  41  S.  152;  Bonneville,  Trait^  203; 
Strauch  in  Berl.  Münzbl.  N.  F.  I,  S.  51; 
Schapper,  ebenda  N.  F.  IV,  S.  36;  Ham- 
merich, Die  deutschen  Reichsmünzen  87, 
1.34;  Bädeker,  Palästina  und  Syrien;  id. 
Ägypten;  Frank,  SB.  Bernau  III  170; 
Noback  i,  S.  7,  432,  1533,  1704;  Hartmann, 
Arabisch  (Meyers  Sprachführer);  Num. 
Circ.  VII  Sp.  3646;  Bernard,  Description  de 
l'figypte  XVI,  Paris  1826;  Chardin  ed. 
Langl^s  I  II. 

Piaster  von  14,5 — 17  g  Gewicht  sowie  60 
(AltmySlyk),  20  (Yirmilik),  10  (Onlyk)  und 
5  Pära  (B^ik,  1,30 — 1,64  g)  wurden  in 
den  Jahren  1780 — 82  auch  von  Shähin 
Girei  in  der  Krim  geprägt.  In  Kupfer 
prägte  er  die  Denga  (4,25 — 6,64  g),  Kopeke 
(8,40—13,6  g),  ICyrmyz  (42,2—64,1  g)  und 
Tschäl  (71,75—86,4  g  Größe  51  mm).  Vs. 
Name  des  Khans,  auf  den  Silbermünzen 
und  dem  Tschäl  als  Tughrä,  Rs.  Tamgha, 
Ort-  und  Jahresangabe.  S.  Pära,  AJjrße. 
—  Retowski,  Die  Münzen  der  Girei,  242 — 
244.  V. 

Piastre  d' Alger  s.  Budju.  V. 

Piastre  de  commerce^  französisch  =  Han- 
delsdollar.   S.  Piaster  und  Dollar.      S. 

Piastre  forte^  französisch  =  Peso  duro, 
Peso  fuerte.    S.  Peso.  S. 

Piastre  marocalne  s.  Mitkäl. 

Piastre  tunisienne  s.  Sebili.  V. 

Picallon,  Picaglione  war  eine  1630  bis  1637 
geprägte  savoiische  Billonmünze,  die  wegen 
ihres  schlechten  Gehaltes  allen  Kredit 
verlor.  Seitdem  hießen  die  kupfernen 
2 -Denarstücke  so.  —  Picaio  heißt  in  der 
Provence  eine  geringhaltige  Münze,    und 


i^avoir  des  picallons«  in  Frankreich:  »Geld 
haben«.  S. 

Piccolo,  Picciolo,  piczolo,  urspr.  denarius 
parvus,  ist  eine  italienische  Pfennigbezeich- 
nung, die  besonders  im  14.  und  15.  Jh., 
zuerst  in  Venedig,  aufkommt;  z.  B.  der 
Piccolo  veneto,  Denamame  seit  den  Zeiten 
Sebastians  Ziani  (1172 — 78)  bis  zu  Enrico 
Dandolo  (1172 — 1205)  (vgl.  Berner);  später 
wird  er  Bagattino  genannt  (s.  d.);  der 
piccolo  bianco  Ludwigs  v.  Savoyen  (1434 
— 1465)  (Promis,  Savoyen  I  S.  129  ff.); 
der  piccolo  provisino  in  Rom  (0,68  g 
schwer)  (Martinori  S.  389  f.);  der  Piccolo 
ravignano  in  Ravenna  =  ^/z^  Grosso, 
der  Piccolo  napoletano  u.  a.  Später  wird 
der  piccolo  in  Kupfer  ausgeprägt,  so  in  Sizi- 
lien in  der  Mitte  des  16.  Jh.s  =  ^1$  Grano, 
in  Malta  in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jh.s.  — 
In  Venedig  und  Malta  war  er  daim  eine 
Rechnungsmünze  im  Werte  von  ^/i44o 
Scudo.  Su. 

Pice  s.  Paisa.  V. 

Pie  (spr.  Pei)  =  Pai.    S.  Anna,  Paisa. 

S. 

Piicette,  Silbermünze  der  Stadt  und  des 
Kantons  Freiburg  zu  7  Kreuzern  und  deren 
Vielfache  zu  14,  28  und  56  Kreuzern,  die 
so  viel  galten  wie  ^/a4,  '/la,  ^/e  und  1/3  des 
französischen  Laubtalers  (s.  d.)  zu  6  Livres 
toumois.  Sie  tragen  den  Kantonsschild  auf 
der  Vs.  und  4  gekrönte  '»IF  um  ein  Quadrat 
mit  der  Wertzahl,  z.  B.  56,  auf  der  Rs.,  sie 
sind  1777/8  und  1796— 1798  geprägt  wor- 
den. —  Im  Fürstentum  Neuenburg  wurden 
ähnliche  Stücke  zu  12  und  6  pifecettes  1796 
und  1799  geprägt,  erstere  21  Batzen  oder 
einen  halben  Neuenburger  Taler  wert;  sie 
hießen  auch  Petit  6cus  (EUeintaler).  — 
Wunderly  III,  S.  V,  IV,  Nr.  2921  f.;  Cor- 
ragioni,  Taf.  21,  Nr.  13 — 16;  45,  Nr.  2. 

S. 

Pied-torty  Dickabschlag  einer  M.,  bes. 
der  französischen  seit  Ende  des  15.  Jh.s  zu 
Schau-  und  Geschenkzwecken;  vgl.  Probe- 
münzen. —  Menadier,  Schausammlung, 
S.  365  f.  S. 

Pietaki  waren  Münzen,  die  in  Polen  5 
Groschen  galten,  z.  B.  die  schlesischen  15- 
Kreuzerstücke  um  1660.  S. 

Pietas  =  Frömmigkeit,  Anhänglichkeit, 
gegen  die  Götter,  Eltern  und  sonstige  Ver- 
wandte.    Schon  früh  in  Rom  in  eigenen 


PIETER  D'ARGENT— PIETER  D'OR 


517 


Tempeln  verehrt,  kommt  sie  auch  auf  röm. 
M.  sehr  oft  vor:  ihr  Kopf  mit  Stephane,  oft 
davor  Storch,  der  ak  kinderlieb  ihr  Symbol 
ist,  erscheint  auf  Denar  des  Q.  Caec.  Met. 
Pius,  wegen  des  Cognomens,  ohne  Attribut 
und  nur  durch  die  Beischrift  Pietas  kennt- 
lich auf  solchen  des  M.  Herennius  (Rs.  ein 
bekanntes  Beispiel  von  Sohnesliebe:  Am- 
phinomos  von  Katana,  seinen  Vater  auf  dem 
Rücken  tragend)  und  Albinus  Bruti  f. ;  sie 
selbst  erscheint  stehend  in  Begleitung 
des  Storches  oder  zweier  Störche  mit 
Füllhorn  und  Weihrauchkästchen  (acerra) 
oder  Steuer  auf  M.  des  M.  Antonius 
und  mit  Zweig  und  schrägem  Zepter  auf 
M.  des  Sex,  Pompeius.  In  der  Kaiserzeit  ist 
sie  ungeheuer  häufig  von  Tiberius  ab  {M 
mit  dem  Kopfe  der  Pietas  mit  Stephane  un- 
ter den  Zügen  der  Livia,  ebenso  in  Dium,  Z. 
f.  N.  36  S.  134/6)  bis  in  konstantin.  Zeit;  als 
Beischriften  kommen  vor:  P.  Augusti  usw., 
aetema,  publica,  mutuaAugg.  (2  verschlun- 
gene Hände,  Balbinus  usw.),  saeculi  (die 
Ziege  nährt  das  luppiter-Kind,  Gallienus), 
militum,  senatus  (Kaiser  und  Senator 
reichen  sich  die  Hände,  Commodus),  Ro- 
mana (Frau  mit  Kind,  Theodora  usw.). 
Dargestellt  ist  die  P.  selbst  —  die  natürlich 
zumal  Kaiser  Antoninus  Pius  bevorzugt  — 
am  häud&gsten  stehend:  aus  einer  acerra 
über  Altar  räuchernd,  ohne  Attribut 
betend,  mit  seitlich  ausgestreckten  Händen 
mit  oder  ohne  Altar,  mit  Kindern  auf  den 
Armen  oder  von  ihnen  begleitet,  unter  Pius 
dazu  Globus  tragend,  unter  Pius  auch  mit 
Schale  u.  Zepter,  mit  Fruchtplatte  und 
Opfertier  vor  Altar,  mit  Blume  und  Füll- 
horn (Faust,  sen.) ;  sitzend  mit  den  neutralen 
Attributen  Schale  oder  (bzw.  und)  Zepter, 
manchmal  ein  Kind  davor.  Seit  dem  3.  Jh. 
n.  C.  kommen  auch  ihr  fremde  Haltungen 
und  Attribute  wie  an  Säule  gelehnt,  mit 
Stab  vor  Globus,  Zweig  und  Zepter,  Pal- 
ladium und  Zepter  vor.  Auch  erscheint 
ihr  Tempel  mit  Beischrift  Pietas  (Pius, 
Faustina  sen.),  ein  Altar  der  P.  (Sabina, 
Faust,  sen.),  ganz  bes.  aber  Opfergeräte 
mit  Beischrift  P.,  meist  beim  Thron- 
folger und  auf  dessen  Ernennung  zum 
Mitglied  der  groiSen  Priesterkoll^en. 
Häufig  ist  auch  die  Beischrift  P.  bei  Dar- 
stellimgen  der  Kaiserfamilie,  sei  es  zum 
Kaiser  allein  (Severus;   aeterna  p.  beim 


steh.  Constantin  mit  Victoriola),  sei  es  P. 
steh,  zwischen  2  Kaisem  (Titus,  Domna), 
sei  es  zur  sitz.  Fausta  mit  den  Kindern,  sei 
es  zu  den  Kopfbildnissen  der  Kaiser  (Med.) 
usw.  Endlich  erscheint  die  Beischrift  P. 
zum  Mercurius  (Decius  bis  Carausius),  dann 
beim  Restitutor-Typus  (s.  d.)  in  diokletian.- 
konstantin.  Zeit.  —  Auetor  pietat(is)  heißt 
Commodus  auf  einigen  M. ;  in  Pietas  Faleri 
gallienischer  M.  ist  das  Faleri  wohl  als 
Signum  (s.  d.)  zu  erklären  (N.  Z.  48  S.  106; 
Num.  Közl.  25  S.  74/6,  212).  —  Num. 
chron.  191 1  S.  14—33;  Bemhart,  Hand- 
buch S.  96/7.  209/1 1 ;  Gnecchi,  Tipi  S.  84/5. 

R. 

Pieter  d'argent,  Bieter,  Peter,  Peeter, 
ist  eine  brabantische  Groschenmünze :  Vs. 
der  heilige  Petrus  im  Brustbild,  ein  Buch 
in  der  rechten,  einen  Schlüssel  in  der  linken 
Hand,  vor  sich  den  Schild  von  Brabant- 
Burgund,  Rs.  Blumenkreuz. 

Philipp  von  St.  Paul  (1427 — 1430)  hat 
1430  Va  ^-  ^U  P-  geschlagen,  während 
Philipp  der  Gute  1430  ganze  u.  1431  halbe 
P.  ausgeprägt  hat:  die  ganzen  zu  91^/3 
Stück  auf  die  5  d.  8^/%  Gr.  feine  Mark, 
also  ein  Stück  von  ca.  2,68  g  Rauhgew. 
u.  ca.  1,21  g  Feingew.,  Wert  =  1/3»  Peter 
d'or;  1/3  Peter  zu  145  Stück  aus  der  4  d. 
4  Gr.  feinen  Mark,  also  ein  Stück  von 
ca.  1,69  g  Rauhgew.  u.  ca.  0,63  Feii^ew.  — 
De  Witte,  Brabant  I  S.  205,  Su. 

Pieter  d'or,  Peter  d'or  ist  eine  brabanti- 
sche Goldmünze,  die  erstmalig  von  Johanna 
und  Wenzeslaus  1375  geprägt  wurde:  Vs. 
St.  Peter  mit  Heiligenschein  im  Brustbild, 
ein  Buch  in  der  Rechten,  einen  Schlüssel 
in  der  Linken,  vor  sich  einen  Schild,  Um- 
schrift Herrschemame  u.  Titel;  Rs. 
Blumenkreuz,  Umschrift  zuerst  XPC 
VINCIT  XPC  usw.,  später  seit  Philipp  v. 
St.  Paul  PAX  :  XPI  :  MANEAT  :  SEM- 
PER  :  NOBISCVM,  60  Stück  auf  die  23 
Karat  9  Gr.  feine  Mark,  also  i  Stück  von 
4,06  g  Rauh-  u.  4,02  g  Fdngew.  Diese 
Münze  wurde  von  Johann  d'Arkel,  Bischof 
V.  Lüttich  (1364 — 1378),  in  Mastricht  nach- 
geahmt. Johaima  v.  Brabant  allein  prägte 
1392  doppelte  P.  zu  373/4  Stück  auf  die 
Mark,  also  l  Stück  6,48  g  schwer,  ein- 
fache zu  75  auf  die  Mark  Troyes,  also 
I  Stück  3,24  g  schwer.  Johann  IV.  (141 5 
bis  1427)  hat  urkundlich  solche  Goldmünzen 


518 


PIGNATELLE— PISTAREEN 


geschlagen,  ^^  Stück  auf  die  Mark,  von 
denen  aber  keine  erhalten  sind.  Philipp 
V.  St.  Paul  u.  danach  Philipp  der  Gute  schlu- 
gen sie  1429 — 1432  in  Löwen  ursprünglich 
zu  22  Karat  fein,  68  auf  die  Mark,  also 
I  Stück  von  3,6  g  Rauhgew.  u.  3,3  g  Fein- 
gew, u.  im  Werte  von  4  Brabanter  Schillin- 
gen. —  De  Witte,  Brabant  I  S.  143,  150, 
203,  20s,  II  S.  8,  10,  23.  Su. 

Pignatelle  (Pinatelle),  Name  für  meist 
französische  Billongroschen  des  16.  Jh.s, 
z.  B.  den  von  Heinrich  II.  eingeführten 
Gros  de  Nesle  zu  6  Blancs.  —  Blanchet, 
I,  S.  391  f.,  II,  S.  169;  Hoffmann,  Taf.  69, 
Nr.  70;  Martinori,  S.  391  f.  S. 

PQar,  Pillardollar,  niederländischer  Name 
des  Colonnato  (s.  d.).  S. 

Pilarte  oder  coroado  ist  eine  Billonmünze 
Ferdinands  I.  v.  Portugal  (1367— 1383),  148 
Stück  wurden  aus  der  2  dinheiros  feinen 
Mark  geprägt,  i  Stück  hatte  also  etwa  1,56  g 
Rauhgew.  u.  0,26  g  Feingew.,  Wert  == 
5  sold.,  Typus:  Vs.  Krone,  darunter  ein 
Kreuz  oder  meist  Münzbuchstabe,  Rs. 
die  Quinas.  —  Aragäo  I  S.  183  nr.  30 — 32, 
193-  Su. 

File  (lat.  pila),  franz.  und  engl.  =  Haufen, 
aufgeschichteter  Stoß;  im  M.-wesen  Stem- 
pel (s.  d.),  und  zwar  im  engl,  sowohl  Unter- 
(Vs.-)  wie  Ober- (Rs.-) Stempel;  jener  heü3t 
aber  bei  genauer  Ausdrucksweise  trussel, 
Num.  chron.  1922  S.  31.  —  Franz.  sodann 
P.  =  die  Rs.  einer  M.  selbst,  Gegensatz 
franz.  face  oder  croix.  Das  bekannte,  S.  93 
unter  Caput  aut  navim  erwähnte  Spiel 
heißt  daher  lat.  crux  aut  pila,  franz.  pile 
ou  face  oder  croix  ou  pile.  R. 

Pile  de  Charlemagne  ist  ein  auf  das  letzte 
Drittel  des  15.  Jh,s  zurückgehendes  Ge- 
wicht. Es  ist  der  Stal  der  alten  französ. 
Mark  (=  244,7529  g):  Ein  gestutzter 
imd  umgekehrter  Kegel  von  15^/»  cm  obe- 
rem und  14  cm  unterem  Dm.  und  einer 
Höhe  von  9  cm.  Es  besteht  aus  Kupfer  und 
setzt  sich  aus  12  ineinanderpassenden  Ge- 
wichtsstücken zusammen:  le  gros,  le  double 
gros,  le  quadruple  gros,  l'once,  ladouble  once, 
la  quadruple  once,  le  marc,  le  double  marc, 
le  quadruple  marc,  die  Sfache,  I4fache  u. 
20fache  Mark.  Das  Ganze  wiegt  50  Mark, 
Die  Aufschrift  auf  der  Büchse  lautet  »Poids 
original  de  la  cour.  des  Monnoyes«.  Das 
Gewicht  befindet   sich   im   Conservatoire 


des  Arts  et  Metiers  in  Paris.  —  Blanc- 
ard,  La  pile  de  Charlemagne,  Annuaire  1887 
S.  595  ff.  Su. 

PQeoIttS  s.  unter  Kalotte. 

PileuSy  Pilos  (griech.  ittXo^),  eigtl.  =  Filz, 
dann  Filzhut,  bes.  der  steife  spitze,  krem- 
penlose, den  im  Altertum  die  Handwerker, 
so  auf  M.  der  Schmiedegott  Hephaistos 
und  der  »Fischer«  von  Mantineia,  der  Jäger 
von  Segesta  und  die  Reisenden  (daher  auf 
M.  Odysseus,  Philoktetes,  die  Dioskuren, 
deren  Hüte  oben  Sterne  haben,  ebenso  die 
Kabeiroi)  tragen.  Bei  den  Römern  ist  das 
Aufsetzen  eines  P.  (pileus  libertatis)  die 
Zeremonie  bei  der  Freilassung  eines  Sklaven 
und  daher  erscheint  der  P.  auf  M.  des 
Brutus  zwischen  Dolchen,  Abb.  74,  und 
überall  in  der  Hand  der  Libertas.  —  Heibig, 
Sitz.    Ak.    München,    phil.-hist.    CL    1880 

S.  487-  R- 

Pine  tree  Shilling  s.  unter  Massachusetts- 
geld. S, 

Pinienzapfen,  der,  deutsch  Zirbelnuß,  ist 
der  Zapfen  der  Pinie  oder  des  welschen 
Zirbelbaumes;  er  bildet  den  Knauf  des 
Thyrsos  (s.  d.).  Im  M.A.  ist  der  P.  Symbol 
des  Lebens  und  erscheint  so  aus  dem  Le- 
bensbrunnen herauswachsend  auf  der  Con- 
stantinus-Med.  (s.  d.).  Auf  M.  der  Rho- 
diserritter  ist  er  redendes  Beiz,  des  Groß- 
meisters Roger  des  Pins;  endlich  ist  er 
u.  a.  als  Pyr  (s.  d.)  das  Wappen  der  Stadt 
Augsburg.  R. 

Pioninkl  hießen  die  von  einem  Piorun  zu 
Kurozwenk  und  anderen  Personen  ge- 
fälschten Halbgroschen  Sigismunds  L  von 
Polen,  welche  Fälschung  selbst  nach 
Schließung  der  polnischen  Münzstätten 
15 II  fortgesetzt  wurde.  S.  auch  Pölchen. 
—  Kinnis,  S.  41,  S. 

Plsis.  Dieses  Wort  findet  sich  auf  vielen 
minderwertigen  Talermünzen  Toscanas,  die 
aber  nicht  in  Pisa,  welche  Münzstätte  nicht 
unter  "/la  feine  Münzen  prägen  durfte, 
sondern  in  Florenz  entstanden  sind.  Das 
WortPISIS  auf  ihnen  bezweckte  also  eine 
Täuschung  der  Bevölkerung.  —  Martinori, 

s.  392.  S. 

Pistareen  wurde  der  spanische  Viertel- 
peso oder  das  Stück  zu  zwei  Reales  in  West- 
indien genannt,  wo  es,  während  des  spani- 
schen Erbfolgekrieges  von  den  Spaniern 
in  großen  Mengen  verausgabt,  seitdem  die 


PISTIS,  PISTOS— PITJIS 


519 


Hauptmasse  des  Kleingeldes  bildete;  jedoch 
waren  sie  minder  fein  ausgebracht  als  die 
älteren,  so  daß  ein  Stück  nur  1/5-Peso  wert 
war  und  die  Pistareen  die  ganzen  Peso 
vertrieben.  In  den  Vereinigten  Staaten 
galt  der  P.  20  Cent,  also  auch  Vs-DoUar, 
und  zwar  bis  1 827,  um  dann  auf  1 7  zu  fallen, 
worauf  er  ebenso  wie  in  Kanada  und  West- 
indien verschwand.  Das  2 -Realenstück  war 
seitdem  wieder  eine  rein  spanische  Münze 
und  wurde  Peseta  genannt  (s.  d.).  —  Chal- 
mers,  S.  53  und  395.  S. 

Pistis,  Plstos.  Griech.  mörtc  =  die  Treue, 
itiaxoc  ==  treu.  TTISTIS  heißt  auf  M.  des 
ital.  Lokroi  eine  weibl.  Gestalt,  die  die  vor 
ihr  sitzende  PflMA  bekränzt,  auf  die  Treue 
der  Stadt  Lokroi  gegen  Rom  im  pyrrhi- 
schen  Kriege;  so  lautet  femer  die  Umschrift 
auf  einer  M.  von  Kommagene  zu  zwei 
versclüungenen  Händen  mit  Kerykeion, 
wie  die  Fides -Aufschrift  ähnl.  röm.  M.  — 
UiazTi  cpiX-J]  aofifiaxoc  Potiaicov  =  die  treue, 
liebe,  verbündete  (Stadt)  heiiJt  Side  auf 
Kaiser-M.;  icicrcoc  oder  ictatb?  Sv  Xpiatcp 
ist  auch  der  Titel  byz.  Kaiser  auf  M.  seit 
Theophilus.  R. 

Pistole  war  der  doppelte  spanische 
Escudo  (s.  d.)  und  wurde  von  Philipp  H. 
eingeführt.  Woher  das  Wort  »Pistole« 
stammt,  ist  ungewiß,  manche  halten  es  für 
das  Diminutiv  von  Piastra  =  Metall- 
plättchen.  Die  spanische  Pistole  hielt 
zuerst  6,20,  seit  1772  6,06,  seit  1786  5,92  g 
Gold.  Die  Pistole  wurde  zur  Weltmünze, 
als  Frankreich  nach  ihrem  Muster  seit 
1641  seine  Louisdor  (s.  d.)  schlug,  die 
wieder  eine  Menge  Nachahmungen,  be- 
sonders in  Deutschland  hervorriefen  (s. 
Alexis-,  August-,  Christians-,  Franz-, 
Georg-,  Friedrichs-,  Karl-,  Max-,  Paul-, 
Stanislaus-  und  Wilhelmsdor) ;  alle  trugen 
auf  der  Vs.  das  Bild  des  Monarchen,  auf 
der  Rs.  den  Landesschild  oder  andere  Em- 
bleme. S. 

Pistole  forte  war  eine  schwere,  in  Genf 
1722  und  23  geprägte  Pistole  (s.  d.),  die 
nicht  5  deniers  4  wie  die  gewöhnlichen, 
sondern  5  deniers  5  grains  wog  und 
nicht  wie  jene  35,  sondern  40  Fl,  3  sous 
galt.  Die  leichten  trugen  Wappen-Sonne, 
die  schweren  Wappen-doppelköpfigen  Adler. 
—  Demole,  S.  I20f.,  Taf.  9,  Nr.  82; 
Corragioni,  Taf,  46,  Nr.  5.  S. 


Pistiix,  auch  pristis,  griech.  xr^xo;,  all- 
gemeine Bezeichnung  für  ein  Seeungeheuer, 
in  der  Numismatik  gebraucht  bes.  für  ein 
auch  Seedrache,  Seeschlange  genanntes,  als 
Beiz,  auf  M.  von  Kyme,  Akragas,  Katane, 
Syrakus  und  Panormos  usw.  im  5.  Jh.  auf- 
tretendes, aalähnliches  Seetier,  doch  die 
zackigen  Flossen  längs  des  Leibes  und  die  an 
Kiemen  und  Maul  größer  als  beim  Aal,  auch 
das  Maul  selbst  bes.  groß  und  tief  gespalten, 
eher  an  das  eines  Wolfes  erinnernd;  förm- 
lich einen  Wolfskopf  hat  die  eine  Nereide 
tragende  P.  auf  einem  Goldmed.  von 
Abukir  (Bl.  f.  M. -freunde  Taf.  183,  6).  — 
Z.  f.  N.  34  S.  2903;  Atti  istit.  ital.  num. 
II  S.  16;  Boehringer,  Syrakus  1929. 

R. 

Pistrucci  crown.  Der  Italiener  Benedetto 
Pistrucci  war  1816  bis  1825  Medailleur 
der  Londoner  Münze  und  schuf  hier  außer 
anderen  Stempeln  den  berühmten  mit 
dem  Bilde  des  h.  Georg  auf  der  Rs.  für 
die  Kronen  und  kleineren  Münzen  Georgs 
IIL  und  IV.  seit  1818.  1887  bis  1893 
wurde  diese  Rs.  nochmals  benutzt.      S. 

Pite,  picta,  pictata,  poitevin  aus  picta- 
vinus  ist  ursprünglich  der  Denar  der  Graf- 
schaft Poitou.  Ende  des  13.  Jh.s  erscheint 
er  im  Verhältnis  zum  denier  tournois  als 
Vierteldenar:  1273,  tres  pogesias  seu  pictas 
seu  tres  partes  unius  denarii.  Ebenso 
ist  es  auch  dem  Denar  der  Bischöfe  von 
Puy-en-Velay  ergangen,  wie  die  eben  ge- 
nannte Urkundenstelle  zeigt,  dem  Pugeois 
oder  der  Pugeoise,  die  als  Viertddenar 
identisch   mit  der  Pite  gebraucht  wurde. 

Diese  Münzen  wurden  im  13. — 15-  Jh- 
zahlreich  an  verschiedenen  Orten  in  Frank- 
reich geschlagen,  besonders  im  13.  u.  14.  Jh. 
fanden  sie  weite  Verbreitung.  Hdnrich 
von  Champagne  (1192 — 97)  prägt  in  Acre 
eine  kupferne  Pougeoise,  die  sich  »Puges 
d*Accom  bezeichnet  u.  1,40  g  schwer  ist 

Philipp  VL  V.  Frankreich  (1328— 1350) 
schlug  mailles  poitevines,  Pites  oder  Pou- 
geoises  =  1/4  d.  t.,  Gewicht  0,30 — 0,47  g. 

In  späterer  Zeit  wird  dieser  Münzname 
noch  bis  ins  17.  Jh.  (1640)  als  Rech- 
nungsmünze gebraucht,  auch  bei  Fein- 
gehaltsbestimmungen  als  1/4-denier.  — 
Blanchet,  ifitud.  num.  I  S.  309  fE.;  Beiz 
S.  soff.  Su. 

PItjb    (javan.),    Pias    (malaiisch),   Htje 


520 


PITJIS 


(holl.),  Pesc  (portug.),  Messura  (philipp.), 
kleine  Zinn-  bzw.  Bleimünze,  die  vom  17. 
Jh.  an  auf  Java  (Bantam,  Cheribon),  Su- 
matra (Atjih,  Sijak,  Djambi,  Palembang), 
Bangka  und  der  malaiischen  Halbinsel  (Pa- 
tani,  Tranganu,  Kedah)  gegossen  wurde. 
Man  unterscheidet  runde  und  achteckige  P. 
(Palembang),  Pitis  teboh  (mit  Loch),  die 
auf  Bast  oder  Rohr  aufgereiht  wurden 
(eine  solche  Schnur  mit  P.  heißt  Tali, 
Enfilade,  ein  Bündel  mit  500  oder  600 
P,  heißt  Chuchok),  und  Pitis  buntu  (ohne 
Loch,  in  Atjih),  die  in  Säckchen  eingenäht 
wurden  (Koupat).  Die  Inschriften  sind 
meist  arabisch,  auf  Bangka  und  in  Cheri- 
bon chinesisch.  Größe  und  Gewicht 
schwankt  von  12  bis  25  mm,  von  0,12  bis 
1,30  (Palembang)  und  bis  4,70  g  (Patani, 
Abb.  445).  Das  Verhältnis  zu  anderen 
Münzeinheiten  wechselt  nach  Ort  und  Zeit 
sehr  stark.  Das  holländische  und  das  eng- 
lische System  sind  die  gewöhnlichsten. 

Holl. :  I  Ringgit  (span.  Dollar)  =  4  Suku 
(eig.  V4;  25  Cents)  =  8  Tali  (12V3  C),  Piak 
=  16  Kenderi,  Kenderi,  Perak,  Kundari, 
Saperak,  Kedjer,  Penjuru,  in  Atjih  Kupang 
(61/4  C.)  =  40  Wangbaharu,  Dubbeltje 
(2Va  C.)  =  100  Duit  =  400  P.  (1/4  C). 

Englisch:  l  Ringgit  =  2  Djampal  (50 
Cents)  =  4  Suku  =  10  Kupang,  Kati  (10 
C.)  =  20  Buaya  (5  C.)  =  40  Wangbaharu  = 
IOC  Sen  (i  C.)  =  400  P.,  Keping.  Daneben 
werden  andere  Systeme  zu  600,  800,  1000, 
1056,  4800,  6720  P.  u.  a.  erwähnt. 

Mit  P.  gleichbedeutend  wird  Keping  ge- 
braucht, welches  aber  in  Tavoy  und  Mer- 
gui  =  12  P.  =  i/gg  Ringgit  war,  außerdem 
aber  eine  hohe  Rechnungseinheit  =  15  Viss 
(Suku,  Bidor)  darstellt.  Keping  steht  als 
Wertbezeichnung  in  malaiisch-arabischer 
bzw.  Bougi-Schrift  (Cdebes)  auf  den  von 
der  East  India  Company  Ende  des  18.  Jh. 
und  Anfang  des  19.  Jh.  für  Sumatra  (Vs. 
Wappen  bzw.  Handels  -Abzeichen  der  E.  I.C.) 
und  auf  den  von  englischen  Privatunter- 
nehmern in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jh. 
für  Sumatra,  Celebes  und  die  Malaistaaten 
geprägten  Kupfermünzen,  Duit  Ayam  (Vs. 
Hahn)  zu  i  (Sakeping,  21,5  mm,  i — 2  g), 
2  (Duakeping),  3  (Tigakeping),  4  (Amphat- 
keping)  Keping  und  Duit  lorek  (Vs.  Wap- 
pen) u.  a.  m. 

Die  Pitis  teboh  von  Kedah  (23  mm) 


heißen  Tra.  1621  war  i  Dollar  =  32  Tra, 
1850  gleich  1280  Tra.  Wang  baharu 
(eig.  meue  Münze«)  war  sowohl  eine 
Silber-  wie  eine  Kupfermünze.  Wang  war 
eigentlich  eine  Silbereinheit.  Ihr  Wert  war 
sehr  verschieden.  Auf  Java  war  1830 
(scheinbar  auch  1882)  i  Wang  =  10  Kupfer- 
Duit  =  200  P.  =  V38  span.  Dollar.  Wang 
(ebenso  Balandja)  ist  auch  die  allgemeine 
Bezeichnung  für  Scheidemünze.  Die  Form 
Uwang  steht  auf  den  Fort  Marlborough- 
Silbermünzen  von   1782  zu  2   Suku. 

Der  Dollar  hat  verschiedene  Benen- 
nungen: der  mexikanische  heißt  Vogeldollar 
(Ringgit  Burong),  Schlangendollar  (Ringgit 
Ular),  Schmetterlingsdollar  (Ringgit  Rama 
Rama),  der  britische  von  Singapore  heißt 
nach  dem  Dreizack  Stabsilber  (Perak  toka', 
Ringgit  Tongkat),  der  spanische. —  nach 
den  Säulen  —  Kanonendollar  (Ringgit 
Meriam),  der  chinesische  Drachensilber 
(Perak  naga). 

Noch  im  1 9.  Jh.  waren  auf  der  malaiischen 
Halbinsel  3  Zinngeldsysteme  sehr  ver- 
breitet, Tampang,  Jongkong  und  CJambar. 
Tampang  oder  Raman  heißen  massive 
Zinnbarren  von  ca.  22^/a  Unzen  Avoir- 
dupois  (=  6$7jS7  g)  Gewicht,  von  zwei- 
facher Form,  der  eines  Pyramiden - 
rümpf  es,  Zuckerhutbarren  genannt,  und  der 
eines  viereckigen  oben  platten  Hutes  mit 
breitem  flachem  Rande,  Hut-  oderPagoda- 
barren  genannt.  Die  teils  chinesischen,  teils 
malaiischen  Inschriften  enthalten  Daten, 
die  sich,  soweit  bekannt,  aufs  19.  Jh.  be- 
ziehen. Inwendig  hohle  Geldstücke  der- 
selben 2  Formen  und  desselben  Wertes  (10 
Cents)  heißen  Jongkong  und  haben  ein 
Sollgewicht  von  20,21  g.  Die  Gambar- 
Barren  haben  die  Gestalt  von  allerlei 
Tieren:  Ayam  (Hahn),  Buaya,  Boya  (Kro- 
kodil), Gaja  (Elefant),  Belalang  (Mantis 
religiosa),  Kurakura  (Schildkröte).  Alle  3 
Geldsorten  folgen  den  beiden  obenerwähn- 
ten Systemen.  Die  Zuckerhut-Barren  und 
-Geldstücke  folgen  dem  holländischen  (Tali 
von  28  Unzen  =  793,786  g  bzw.  25,27  g), 
die  von  Hutform  dem  englischen  System 
(Kati  von  227«  Unzen  =  637,87  g  bzw. 
20,21  g).  Bekannt  sind  2Va,  2  (Viss,  Bidor), 
I,  4/5  (Kati,  Tampang,  Jongkong),  ^/%  (Pen- 
juru, Patah  besar)  und  1/5  (Patah  kechil) 
Tali  und  5  (Djampal,  112  Unzen  Av.),  4, 


PIUS— PLAISANS 


521 


2V»  (Bidor),  1V4  (Tali),  i  (Tampang,  Jong- 
kong),  V»  Kati.  Die  Teilstücke  des  Jong- 
kong  werden  auch  Buku  genannt 

Von  Gambar-Barren  sind  bekannt:  Ayam 
zu  1V2,  I,  V2,  V4,  Vs  Tali  und  zu  i,  V4,  Vs 
Kati,  Buaya  zu  2Va,  1V4,  'A  Tali  und  2,  i, 
Va,  1/5  ICati,  Gaja  zu  iV»,  iV4j  V»  Tali  und 
2,  I,  Vs  Kati,  Belalang  zu  3,  iVa,  3/4  Tali, 
Kurakura  zu  2^2,  2  Tali.  Zinn  ist  im 
malaiischen  Timah.  Weyl  nennt  so  eine 
besondere  Art  Ayam,  Haiin  auf  mehreren 
Ringen  stehend. 

Millies,  Recherches;  ders,  De  Munten 
der  Engeischen  84  ff.;  Leslie  EUis  in  N.  Ch. 
1895,  S.  135—153;  Netscher  en  v.  d.  Chijs, 
De  Munten  van  Nederlandsch  Indie; 
Temple  in  I.  A  42  (The  obsolete  tin 
currency);  27,  S.  223;  31,  S.  51  f.;  Lapeyrie, 
Catal.  76 f.;  Bull.  Num.  XI,  S.  50;  H. 
Wood  in  Nvunism.  17;  Noback^  S.  633; 
Fonrobert  nr.  2255;  Martinori  527.       V. 

Plus  =  fromm.  Das  griech.  EöaeßTJc  ist 
Beiname  mehrerer  hellenist.  Könige  auf  M., 
z.  B.  Polemon  I.  vom  Pontos,  Antiochos  X. 
von  Syrien,  mehrerer  Ariarathes  und  des  Ari- 
obarzanes  IIL  von  Kappadokien;  ÖaotjeßiQC 
heißt  König  Samos  von  Kommagene.  Das 
röm.  Pius  ist  Ehrenname  der  meisten  röm. 
Kaiser  seit  Antoninus  Pius  (vgl.  Num. 
chron.  191 1  S.  6 — ^41),  seit  Commodus  und 
ständig  seit  Caracalla  wird  er  zu  pius  felix 
erweitert;  er  steht  unmittelbar  vor  dem 
Augustustitel;  auf  griech.  M.  tcToc  oder 
eöore^iQC  (auch  noch  in  byz.  Zeit),  pius  felix 
=  eöaeßijc  sötoj^tjc.  R. 

Plack  (Plak,  Plaquette),  von  Plaque  = 
dünnes  Stück  Metall  (franz.),  war  i.  eine 
niederländisch  -  lothringische  Bezeichnung 
für  große  und  breite  dünne  Groschenmün- 
zen; u.  a.  hat  Anton  von  Burgund  1409 
ganze,  halbe  und  viertel  Botdrager  (s,  d.), 
die  als  »brabantsche  placken«  bezeichnet 
wurden,  geprägt  (De  Witte,  Brabant  I 
S.  184)  und  Karl  VII.  von  Frankreich 
in  Tournai  1427 — 1435  »Plaques«,  alias 
Patards  oder  Doppelgroschen,  die  den 
Krumsterten  und  Vierlandern  Philipps  des 
Guten  nachgeahmt  waren  (Blanchet  II 
S.  292).  Bei  der  Münzvereinigung  zwischen 
Bar  und  Luxemburg  1342  wurden  Plakken 
geschlagen  (30  mm  Dm.,  3,93  g  schwer; 
Bernays-Vann^rus,  Luxemburg  S.  125). 
Ademar  von  Monthil,  Bischof  von  Metz, 


(1327 — 61)  gab  eine  »grande  plaque« 
(28  u.  30  mm  Dm.,  3,52  u.  3,87  g  schwer, 
Annuaire  XIII  S.  232  u.  234)  aus,  in  Loth- 
ringen Marie  von  Blois  (1346 — 1348)  eine 
3,78  bis  4,32  g  schwere  und  von  30mm  Dm. 
(Saulcy,  Lothringen  S.  65,  Katalog  Robert 
nr.  1312  g).  Su. 

2.  war  die  P.  eine  Billonmünze  der 
Städte  Deventer,  Campen,  ZwoUe  und 
Groningen  vom  14.  bis  zum  17.  Jh.  1488 
wurde  sie  auf  0,99  g  Gewicht  und  0,156  g 
Feingewicht  festgesetzt.  Die  seit  1543 
geprägten  ganzen  und  halben  zeigen  auf 
der  Vs.  drei  Schilde,  auf  der  Rs.  den 
Adlerschild  auf  Kreuz. 

3.  war  die  P.  eine  schottische  Billon- 
münze, die  1468 — 1588  geprägt  wurde, 
2,8  bis  1,8  g  wog,  auf  der  Vs.  den  Landes- 
schild, auf  der  Rs.  ein  Blumenkreuz 
zeigte  und  3  Pence  galt.  Seit  1500  wurde 
diese  Münze  meist  Baw-bee  genannt  (s.  d.). 
Die  letzten^  unter  Jakob  I.  geprägten 
zeigten  auf 'der  Rs.  eine  Distel  und  er- 
hielten von  dem  Münzmeister  Achesoun 
den  Namen  »Atkinsons«.  —  Chijs,  Over- 
ijssel,  S.  6g  und  278,  Taf.  XI,  19—25; 
Grueber,  S.  174,  177,  195-  S. 

Plagaunen  Die  Herleitung  dieses  Wortes 
ist  unbekannt;  es  war  ein  gleichzeitiger 
Name  für  die  Notmünzen,  die  der  Papst 
Clemens  VII.  in  der  Engelsburg  1527 
nach  dem  Sacco  di  Roma  aus  Edelmetall- 
geräten prägen  ließ,  um  den  Sold  der 
Landsknechte  zu  bezahlen:  silberne  Du- 
cati,  1/4-Ducati,  drei-  und  zweifache  Giulii 
(s.  d.)  mit  dem  Mediceerschilde  auf  der 
Vs.  und  den  Büsten  der  Apostel  Petrus 
und  Paulus  oder  der  Wertbezeichnung  auf 
der  Rs.,  von  rohem,  unregelmäßigem  Ge- 
präge und  mangelhafter  Rundung.  S.  auch 
Cianfrone.  —  Serafini,  I,  S.  204 — 206; 
Schulte,  Die  Fugger  in  Rom,  I,  1904, 
S.  210  ff.  S. 

Plaisans  wird  urkundlich  eine  Groschen- 
münze Wilhelms  IIL  von  Henn^au  (1356 
bis  1389)  bezeichnet,  die  1387  in  Valen- 
ciennes  zu  641/»  Stück  auf  die  Mark,  l  Stück 
3,79  g  schwer  u.  15  deniers  wert,  geprägt 
wurde.  Die  Feinheit  ist  nicht  angegeben. 
Ihren  Namen  hat  diese  Münze  wohl  wegen 
ihres  schönen  Aussehens  bekommen.  — 
Chalons,  Hennegau  S.  76.  Su. 


522 


PLAKAET— PLEGATSCHEN 


Plakaet,  niederländisch  =  Münztarif 
(s.  d).  S, 

Plakatschilling  s.  Staatenschilling.    S. 

Plakette,  vom  franz.  plaquette,  nennen 
wir  im  allgemeinen  vier-  oder  mehr  eckige 
moderne  Zier-  und  Erinnerungsstücke  als 
Gegensatz  zu  runden  Medaillen.  Der 
Ausdruck  sollte  aber  besser  auf  Klein - 
reliefe  ohne  Med. -Charakter  beschränkt 
bleiben  (Habich,  Med.  der  ital.  Renaissance 
S.  I).  —  S.  auch  Plack,  Plaquette.       R. 

Plancustaler  war  ein  medaillenförmiger 
Baseler  Taler  von  1623  und  0.  J.  mit  dem 
stehenden  römischen  Feldherrn  Lucius 
Munatius  Plancus,  dem  Gründer  der  raura- 
cischen  Kolonie  auf  der  Vs.  Auch  Viertel- 
taler  und  Klippen  gibt  es.  —  Wunderly  III, 
Nr.  2176  ff.  S. 

Planetenmedalllen  sind  sieben  Medaillen, 
die  zur  Vermählung  des  Kurprinzen  von 
Sachsen  17 19  mit  verschiedenen  Dar- 
stellungen, aber  jede  mit  der  Personi- 
fikation eines  der  sieben  Planeten  geprägt 
wurden  und  deren  Stempel  von  dem 
schwedischen  Medailleur  Wif  geschnitten 
worden  sind.  Sie  sind  zum  Teil  äußerst 
selten,  der  sechste  mit  der  Venus  ist  ver- 
schollen. —  Kat.  Schulthess  Nr.  4748  bis 
4753-  S. 

Platische,  Plantsche,  vom  Franzosischen: 
Planche,  hieß  im  17.  und  18.  Jh.  ein  kleiner 
silberner  Gußkönig  (s.  d.).  S. 

Plappert  (-part)  s.  Blaffert. 

Plaquette,  eine  von  1755  bis  1793  ge- 
prägte Billonmünze  der  österreichischen 
Niederlande  und  des  Bistums  Lüttich  zu 
14  Liards  mit  der  Wertzahl  auf  der  Vs. 
und  dem  doppelköpfigen  Adler  auf  der 
Rs.;  sie  wog  2,12  g  und  hielt  1,06  g  Silber. 
S.  auch  Plack  und  Plakette.       S.  —  Su. 

Plata  provlndal.  Aus  den  durch  den 
spanischen  Erbfolgekrieg  hervorgerufenen 
Finanz-  und  Münzwirren  das  Land  zu  er- 
retten, hat  Philipp  V,  zuerst  durch  Prägung 
der  Duros  de  cabeza  versucht  (s.  d.).  Als 
das  erfolglos  blieb,  führte  er  1716  die 
Plata  provincial  ein,  das  heißt  Provinzial- 
silber,  Provinzialwährung,  spanische  Wäh- 
rung im  Gegensatz  zu  der  Währung  der 
Kolonien.  Die  P.  p.,  geringhaltiger  als 
jene  Duros,  war  prägbar  und  festzuhalten. 
75  Realen  gingen  auf  die  10  Dineros  feine 
Mark,   so  daß  ein  Real  3,06  g  wog  und 


2,55  g  Silber  hielt.  Das  Gepräge  war 
Landeswappen-gekrönte  Initialen  Philipps. 
—  Heiß,   I,  S.  216,  Taf.  47,  Nr.  39—41. 

S. 

Platin,  Platinmunzen.  Platin,  Abkürz. 
Pt,  spezif.  Gewicht  21,5,  wurde  zuerst 
1725  in  Südamerika  genannt,  rein  seit 
1757  hergestellt,  seit  1819  in  Rußland  ge- 
funden, welches  Land  seit  1828  14250  kg 
in  12-,  6-  u.  3 -Rubelstücken  aus  Platin 
münzte,  diese  Münzen  aber  1845  einzog, 
weil  sie  ausgeführt  wurden  und  der  Platin - 
preis  zu  sehr  schwankte.  Da  Gold  zu 
333,038,  Platin  zu  118,66,  Silber  zu  22,75 
Rubel  das  Pfund  ausgebracht  war,  war  das 
Wertverhältnis  dieser  Ausmünzung  14,64  : 
5,22  :  I.  —  B.  Neumann,  Die  Metalle, 
Halle  a.  d.  Saale,  1894,  S.  353  ff.      S. 

Plätmynt  s.  Plattenmünze.  S. 

Platte  ist  die  zum  Prägen  fertige  Münze. 
In  der  älteren  Hammertechnik  hieß  die 
den  verschiedenen  Prozessen  bis  zum  Prä- 
gen unterworfene  Platte  Schrötling  (s. 
Quetschgeld)-  Die  spätere  Münztechnik 
kennt  nur  »Platten«.  —  Schlösser,  S.  135. 

S. 

Plattenmutize  (schwed.  Plätmynt),  große, 
viereckige,  gestempelte  Kupferplatten,  zu- 
erst hergestellt  unter  Königin  Christina  von 
Schweden  im  Werte  von  10  Talern  Silber- 
münze und  im  Jahre  1649  im  Werte  von 
8-,  4-,  2-  und  i-Daler  (s.  unter  ör).  Die 
Ausmünzung  erfolgte  in  Avesta.  Das  10- 
Dalerstück  hatte  ein  Gewicht  von  19,7  Kilo; 
8-Daler:  14,5  Kilo  usw.  Unter  Karl  X. 
Gustaf  wurden  dieselben  Werte,  ausgenom- 
men das  lO-Dalerstück,  geschlagen.  Karl 
XL  ließ  8-,  5-,  3-,  2-,  i-  und  Va-Daler, 
Karl  XII.,  Ulrika  Eleonora,  Friedrich  I, 
und  Adolph  Friedrich  4-,  2-,  i-  und  V»' 
Daler  prägen.  Unter  Gustaf  III.  wurden 
einige  Platten  mit  den  Stempeln  vorher- 
gehender Regenten  geschlagen,  zuletzt 
1776.  Es  wird  angenommen,  daß  in  den 
Jahren  1644 — 1776  insgesamt  etwa  19  Mill. 
Speziestaler  in  Kupferplatten  (Kobber- 
pläter)  geprägt  wurden.  Unter  Friedrich 
IV.  von  Dänemark  findet  sich  eiipie  ver- 
einzelte Versuchsplatte  (Präveplät)  vom 
Jahre  1714  zu  i  Mark  dänisch.  —  Stiern- 
stedt  I.  W. 

Plegatschen,  schlesische  Bezeichnung  der 


PLEKTRON— POINTS  SECRETS 


523 


sächsischen  Doppelgroschen.  —  Friedens - 
bürg,  Schi.  N.  M.,  S.  23.  S. 

Plektrotly  griech.  lüXrjxtpov  =  das  Schlag- 
stäbchen, mit  dem  man  die  Kithara 
spielte,  aus  Holz,  Elfenbein  oder  Metall, 
mit  einer  etwa  blattförmigen  Spitze.  Auf 
M.  des  Brutus  neben  der  Leier,  auf  anderen 
M.  in  der  Hand  des  Apollon  u.  a.  Leier- 
Spieler.  —  R.  E.  XIII  S.  2480.  R. 

Plemochoe,  griech.  1^X13 jjioxoyj,  Gefäi3form; 
so  nannte  man  früher  das  jetzt  Kerchnos 
(s.  d.)  genannte  Gefäß,  Journ.  int.  IV  S.  169. 

R. 

Plomben  sind  Bleistücke  in  der  Form 
von  Münzen  und  größere,  die  in  Frank- 
reich im  Mittelalter,  mit  Kreuzen,  Kreisen 
und  Tierbildern,  später  mit  den  Wahr- 
zeichen der  Handwerke  versehen,  verwandt 
wurden  und  äußerst  zahlreich,  besonders 
in  dem  Bett  der  Seine,  gefunden  worden 
sind.  Es  waren  ebenso  Zeichen  der  Zünfte 
wie  die  kleinen  mit  den  Typen  der  Maillen 
(s.  d.)  in  Belgien  gebrauchten  Bleie,  die 
seit  dem  13.  Jh.  mißbräuchlich  als  Münzen 
benutzt  wurden.  Im  16.  Jh.  wurden 
die  Plomben  durch  Kupfermarken  ersetzt 
(s.  Marken).  —  Menadier,  Schausammlung, 
S.  496 f.;  A.  Forgeais,  Numismatique  des 
corporations  parisiennes  d'aprfes  les  plombs 
historife,  trouv^s  dans  la  Seine,  Paris  1874. 
Vgl.  auch  Blei,  Tessera.  S. 

Plugged  money.  Der  goldene  Johannes 
(s.  d.),  die  bedeutendste  allgemeine  Han- 
delsmünze Nordamerikas  und  besonders 
Westindiens  im  18.  Jh.,  wurde  gegen 
Ende  desselben  in,  wie  die  Regierungen 
klagten,  schamloser  Weise  beschnitten, 
so  daß  viele  Stücke  statt  7'/»  nur 
5  bis  4  Pennyweights  wogen.  Um  den 
Joe  wieder  auf  das  richtige  Gewicht 
zu  bringen,  wurde  er  mit  einem  Gold- 
pflock (plug)  versehen,  der  20  bis  2S<'/o 
des  Gewichts  der  ganzen  Münze  ausmachte. 
Aber  auch  die  „Plugs"  wurden  gefälscht, 
daher  wurde  das  Plugged  money  schon 
1805  in  Neu -Braunschweig  und  seit  1820 
auch  sonst  verboten,  so  daß  es  seitdem 
verschwand.  —  Chalmers,  S.  23,  83,  85, 
9,  95,  116,  1928.  S. 

Pluto(n)  s.  unter  Hades.  R. 

PltttoSy  griech.  tcXouto?  =  Fülle,  Reich- 
tum, galt  als  Sohn  der  Eirene,  d.  h.  des 
Friedens;  eine  Statue  des  älteren  Kephiso- 


dotos,  auf  dem  Markte  in  Athen,  die  E. 
mit  dem  P.  im  Arm  darstellend,  erscheint 
auf  kaiserzeitl.  M.  Athens,  sowie  von 
Kyme,  Kyzikos  usw.  —  R.  E.  V  S.  2130, 
2133;  Röscher,  Lex.  d.  Myth.  III  S.  2572. 
—  P.  darf  man  auch  das  Kind  nennen,, 
das  auf  M.  von  Hierapolis  Phryg.  von  der 
Eößoata  in  der  Kurve  des  Füllhorns  ge- 
tragen wird,  vgl.  unter  Annona.        R. 

Pluviale  (cappa,  Chorkappe,  Vesper- 
mantel, Rauchmantel,  mantus),  ein  bis 
zu  den  Füßen  reichender,  wenn  ausge- 
breitet, etwa  halbkreisförmiger,  am  Vorder- 
säum  mit  breiten  Vertikalbesätzen,  im 
Rücken  mit  einem  schildförmigen  Schmuck- 
stück ausgestatteter  Mantel,  gewöhnlich 
aus  Seide.  Es  kann  von  allen  Klerikern 
getragen  werden,  wenn  es  auch  meist  nur 
von  den  Priestern  und  Bischöfen  gebraucht 
wird.  In  den  liturg.  Gebrauch  kam  das  P, 
im  Laufe  des  IG.  Jh.  als  Ersatz  der  ICasel, 
die  es  alsdann  immer  mehr  verdrängte, 
bis  dieselbe  um  1 100  nur  noch  Meßgewand 
war.  —  Braun,  Lit.  Lex.  S.  269  f.      Su. 

P.  N.  R.  =  Ponderum  norma  restituta 
oder  Pondus  nummorum  restitutum  oder 
Portorium  nundinarium  remissum,  Auf- 
schrift auf  Quadranten  des  Claudius  neben 
dem  M.bild  einer  Wage.  Vgl.  B.  M.  C.  rom. 
emp.  I  S.  CLVnii.  R. 

Polchen  hießen  die  Nachprägungen  der 
polnischen  Halbgroschen  Sigismunds  I. 
durch  Ludwig  I.  von  Böhmen  und  Ungarn 
seit  15 17  in  Schweidnitz,  mit  dem  Gepräge 
dieser  Stadt  und  den  Jahreszahlen  1507 
bis  15 II.  Sie  wurden  in  großen  Massen 
nach  Polen  und  Preußen  geschafft,  welchem 
Unfuge  erst  die  große  Münzreform  Sigis- 
munds von  1526,  die  ganz  andere  Münz- 
typen schuf,  und  die  Umprägung  der  P. 
in  6-lötige  Sechs-  und  Dreigröscher  ein 
Ende  machte.  —  Friedensburg,  Schlesien, 
I,  S.  252—257;  Kirmis,  S.  41—44-  S.  auch. 
PiorunJd.  S. 

Pogb,  armenische  Kupfermünze.  S. 
Tram.  V. 

Points  secrets.  In  der  Dauphin6  wurden 
um  1380  Punkte  unter  bestimmte  Buch- 
staben der  Umschrift  gesetzt,  um  die  Münz- 
stätte zu  bezeichnen,  in  der  die  Münze 
geprägt  war.  So  bezeichnete  ein  Punkt 
unter  den  ersten  Buchstaben  die  Münz- 
stätte Cr6mieux.    1389  wurde  dieses  Ver- 


524 


POLEMARCHOS— POLTfNA,  POLTINNIK 


fahren  auf  alle  20  französischen  Münz- 
stätten ausgedehnt.  Paris  setzte  den 
Punkt  —  seit  141 1  war  es  ein  Ringel  — 
unter  den  18.  Buchstaben.  1540  wurden 
statt  der  P.  s.  Münzbuchstaben  (s.  d.) 
eingeführt.  —  Engel  und  Serrure,  Moyen- 
4ge,  III,  S.974f.  S. 

PolemarchoSy  abgekürzt  ic6kiiia{pyog), 
griech.  =  Kriegsherr,  Titel  des  eponymen 
Beamten  auf  M.  von  Theben.  —  Münster - 
berg,  Beamtennamen  S.  252.  R. 

Polgrivny,  russisch  =  ^/a  Grivna  (s.  d.), 
ist  eine  russ.  Geldeinheit,  die  sowohl  in  der 
ältesten  Chronik  (vgl.  die  Jahre  972,  11 27 
und  I134),  als  auch  in  der  Russkaja  Pravda 
(im  ältesten  russ.  Recht)  erwähnt  wird, 
wobei  die  P.  im  letzten  Fall  mehr  wert  ist 
als  5  Rezana  (s.  d.)  und  weniger  denn 
iSKuna(s.dO.  — Sreznevskijlllisp.    B. 

Polia-ghttriisliy  türkische  Bezeichnung 
eines  süditalienischen  Scudo  (Polia  = 
Apulien);  Solia-ghurüsh,  Bezeichnung  des 
£cu  au  Soleil  Ludwigs  XI.  von  Frankreich 
in  der  Türkei.  —  B61in,  J.  As.  6.  s6r.  III 

442—3.  V. 

Poliert  I.  Neuerdings  wird  ein  M.- 
Stempel für  die  ersten  zu  Geschenk-  oder 
Sanmidzwecken  hergestellten  Abschläge 
mit  Schmirgel  oder  dgl.  poliert,  wodurch 
sich  Bild  und  Schrift  vom  dunklen,  spiegeln- 
den Grunde  bes.  schön  abheben;  der  Aus- 
druck »polierte«  Platte  ist  verkehrt,  denn 
die  Platte,  d.  i.  der  Schrötling,  wird  nicht 
poliert;  der  franz.  Ausdruck  flan  bruni 
bezieht  sich  auf  das  Aussehen  der  M.,  die 
vom  p.  Stempel  abgeschlagen  ist.  Mittel 
zur  Erhaltung  dieses  Zustandest  Berl. 
M.-B1.  1905  S.  59/62.  —  2.  P.  nennen  wir 
eine  Münze  oder  Med.,  wenn  das  Feld 
zum  Ausgleich  von  Kratzern,  Flecken  oder 
dgl.  nachträglich  mit  einem  scharfen  In- 
strument geglättet  ist,  R. 

Polletter  s.  Boletten.  S. 

PöIOSy  griech.  iroXo?,  ist  der  Kopfaufsatz, 
den  griech.  Götterbilder  tragen,  insbes. 
archaische  Kultbilder,  so  auf  M.  Athena 
Ilias,  die  ephesische  Artemis,  die  Hera 
von  Samos,  die  Göttinnen  von  Hypaipa 
und  Sardeis  (vgl.  Nom.  V  Taf.  I,  II), 
Hekate  usw.,  der  röm.  Genius  (Abb.  107) 
und  z.  B.  noch  die  Borussia  auf  preuß.  ^E- 
Proben  von  1812;  vom  Stephanos  (Ste- 
phane, s.  d.)  meist  dadurch  unterschieden, 


daß  er  auf  dem  Kopfe  sitzt  und 
den  Scheitel  überragt,  hoch,  zylindrisch, 
oft  sich  verjüngend;  niedriger  und  reich 
verziert  ist  er  bei  der  Hera  der  M.  von 
Elis,  Argos,  Knossos,  Kroton,  Pandosia, 
Thermai,  dem  Apollon  von  Klazomenai 
usw. ;  in  der  hellenist.  Zeit  wandelt  er  sich 
häufig  in  einen  Korb  (Kalathos,  s.  d.)  oder 
gar  einen  Getreidescheffel  (Modius,  s.  d.) 
um,  beides  bes.  bei  den  in  Beziehungen 
zur  Getreideernte  stehenden  Gottheiten 
wie  Demeter,  Sarapis  usw.,  und  auch  die 
Mauerkrone  (s.  d.)  ist  nur  eine  besondere 
Form  des  P.  Bei  der  Kleinheit  des  Köpf- 
chens der  Ganzfiguren  auf  den  späteren 
M.  ist  es  oft  unmöglich,  den  P.  von 
diesen  seinen  drei  Ausgestaltungen  zu 
trennen.  —  Val.  Müller,  Der  Polos,  Berlin 
1915,  insbes.  S.  96/104,  mit  2  Formen- 
tafeln. R. 

PoloSy  griech.  ircoXoc  =  Füllen,  Pferdchen, 
hieß  nach  PoUux  IX  76  die  kor.  Münze, 
weil  sie  das  Bild  eines  Pegasos  trug,  Abb.  29; 
s.  unter  Korinth.  Münzfuß.  R. 

Poltina,  Poltfnnik  (Tin  =  Rubel,  pol  = 
halb),  ursprünglich  1/3  Rubel  von  Nov- 
gorod  =  einem  ganzen  von  Moskau  (nizo- 
vyj  rubr,  s.  Rubel),  ist  aus  dem  XIV.  und 
XV.  Jh.  nur  als  abgehackter  Barren,  zirka 
94  g  schwer,  mit  oder  ohne  Kontermarke 
bekannt  (s.Barren,  russische,  VIILund  IX.). 

Nach  Aufhören  des  Barrenumlaufs  in 
der  2.  Hälfte  des  XV.  Jh.s  ist  die  P.  bis 
1656  nur  Recheneinheit  zu  50  Kopeken  oder 
5  Grivna  (s.  Grivennik). 

Die  von  Alexej  Michailovic  (1645 — 1676) 
1654  in  Kupfer  mit  dem  Zaren  zu  Pferde 
und  Doppeladler  geprägte  P.,  16 — ^20  g 
schwer  und  45  mm  groß,  wurde  ebenso 
wie  die  anderen  neuen  Münzen  1663  ein- 
gezogen (s.  Rubeljefimok,  Altyn,  Cetver- 
tina).    Vgl.  Chaudoir  PI.  III  2. 

1699,  dann  seit  1701  wurde  die  P.  mehr 
oder  weniger  regelmäßig  in  Silber  ausge- 
bracht und  ist  auch  als  Münze  */a  Rubel 
oder  50  Kopeken  (s.  d.)  wert,  dabei  zu 
Peters  des  Gr.  Zeiten  im  Gewicht  und 
Durchmesser  einem  halben  Rubel  gleich. 

Seitdem  ist  die  P.  ständig  im  Laufe  des 
XVIII.  und  XIX.  Jh.s  leichter  und  kleiner 
geworden,  wobei  aber  .  der  Feingehalt 
immer  der  gleiche  wie  der  der  Rubelstücke 
(s.  d.)  war. 


POLTURA— POND 


525 


Nach  einer  Unterbrechung  der  Aus- 
prägung von  1914—1920  wird  die  P.  neuer- 
dings wieder  ausgeprägt  und  zwar  mit 
Wappen  der  Sowjetunion  und  Wertangabe 
auf  der  Vs.  und  Arbeiter  am  Amboß  auf 
der  Rs.  Sie  ist  10,05  g  schwer,  9  g  fein,  mit 
27  mm  Dm. 

Ausnahmsweise  wurde  die  P.  auch  in 
Gold  ausgebracht,  nämlich  1756,  1777  und 
1778  mit  Brustbild  und  Monogramm, 
0,80  g  schwer,  0,735  g  Goldgehalt  und 
13  mm  Dm. 

Vgl.  Großfürst  G.  M.,  Elisaveta  B.II 
Taf.  XIII,  24—29;  Ekaterina  IL,  B.II 
Taf.  XIX  4  und  XX  2. 

Die  P.  von  1726  in  Kupfer  in  Form 
einer  einseitigen  Platte  mit  Wertangabe 
in  der  Mitte  und  4  Doppeladlern  in  den 
Ecken  ist  ebenso  wie  der  entsprechende 
Rubel  (s.  d.)  und  Grivennik  (s.  d.)  eine 
Probemünze  nach  schwedischem  Vorbild. 
—  Vgl.  Großfürst  G.  M.,  Ekaterina  I., 
Taf.  XVI  I.  B. 

Poltura,  Name  für  den  ungarischen 
Dreipölker  (s.  d.),  der  diese  Bezeichnung 
trägt.  Auch  in  Schlesien  wurde  diese 
Münze  so  genannt  und  seit  dem  16.  Jh. 
geprägt,  zuletzt  von  Preußen  in  Breslau 
im  Jahre  1744.  Die  Poltura  war  damals 
die  kleinste  schlesische  Münze,  seitdem 
war  es  das  Gröschel  (s.  d.).  S. 

Polturak  s.  Dreipölker.  S. 

Polud&lga  (auch  Poldengi),  d.  h.  V»  Denga 
(s.  d.),  ist  eine  seltene,  aber  doch  schon 
seit  Beginn  der  russischen  Prägung  des 
14.  Jh.  vorkommende  Silbermünze,  die 
etwa  0,45  g  wog.  Im  16.  Jh.  war  sie  = 
V4  Kopeke.  —  Chaudoir,  117  und  126; 
Tolstoj,  Monety  Vasilija  Dmitr.,  S.-A.  59 
{Zapiski  Num.  Otdel.  II);  Ci2ov,  Droz- 
dovskij  Klad,  S.  i;  ders.,  Monety  Mos- 
kovsk.  Gosudarstva,  6  und  17.  B. 

Pölttimperiili  der  russische  halbe  Im- 
perial (s.  d.).  B. 

Pölupoltina,  Polupoltinnik  (Va  Poltina, 
s.  d.)  war  die  1654  (s.  Cetvertina)  und  im 
ganzen  XVIII.  Jh.  übliche  Benennung 
für  das  25 -Kopekenstück.  Von  1701  bis 
1805  wurde  die  P.  von  allen  russischen 
Herrschern  geprägt,  gewöhnlich  mit  Brust- 
bild und  Doppeladler,  in  Schrot  und  Korn 
variierend,  aber  darin  immer  dem  Rubel 
(s.    d.)   entsprechend.      Die  letzte  dieses 


Namens  ist  eine  Probemünze  von  1827.  — 
VgLGetvertak.  --  Vgl.  Großfürst  G.  M., 
Nikolai  L,  Taf.  II  9. 

In  Kupfer  ist  die  P.  in  Form  einer  Platte 
im  J.  1725  in  Ekaterinburg  geprägt  worden. 

—  Großfürst  G.  M.,  Ekaterina  I.,  Taf. 
XVI,  Nr.  2—3,  Taf.  XVII,  1—3.      B. 

PölupoluSka  ist  das  1700  von  Peter  dem 
Gr.  geprägte  kupferne  Vs'Kopekenstück 
(s.  Kopeke)  mit  Doppeladler  auf  der  Vs. 
und  Wertangabe  auf  der  Rs.,  dem  Werte 
nach  das  kleinste  je  geprägte  russ.  No- 
minal. —  Großfürst  G.  M.,  Peter  der  Gr. 
B.II,  Taf.  IV  35  —  Chaudoir  Taf.  II  22 
Nr.  4.^^  B. 

Polüska,  demin.  von  pol  (halb),  ist  der 
im  XVII.  Jh.  aufkommende  Name  für 
^/a  Denga  (s.  Poludenga),  die  auf  der  Vs. 
den  Doppeladler,  auf  der  Rs.  die  gewöhn- 
liche Titulatur  der  russischen  Zaren  zeigt 
und  etwa  0,2  g  wiegt.  Von  1700  bis  1801 
waren  sie  von  Kupfer  mit  Doppeladler  oder 
Monogranmi  auf  der  Vs.  und  Wertangabe 
auf  der  Rs.  —  Vgl.  auch  Sibirskaja  moneta. 

—  Sbornik  I  388 — 391;  Ciiov,  Monety 
Moskovskavo  Gosudarstva  17.  —  Von 
Numismatikern  werden  in  Rußland  alle 
russ.  Silbermünzen,  die  kleiner  als  eine 
Denga  sind,  P.  genannt.  —  Das  seit  1839 
im  XIX.  und  XX.  geprägte  ^/4-Kopeken- 
stück  wurde  nicht  mehr  P.  genannt  und 
war  ja  auch  weniger  wert  als  die  P.  des 
XVIIL  Jh.    (s.  Assignacija).  B. 

Polyp  (griech.  lüoXuTtoü«  =  vielfüßig), 
auch  Oktopus,  ein  Meer-Weichtier,  bei  dem 
meist  8  Arme  mit  Saugnäpfen  um  einen 
runden  Kopf  gestellt  sind.  Auf  M.  findet 
er  sich  z.  B.  in  Eretria,  Sjnukus  (Litra, 
Abb.  27),  als  Beiz,  zur  Andeutung  des 
Meeres  in  Tarent  usw.  Verwandt,  aber 
in  der  Darstellung  deutlich  vom  P.  ge- 
schieden, ist  die  Sepia  (Tintenfisch,  besser 
Tintenschnecke),  mit  10  Armen  und  länd- 
lichem Körper,  auf  M.  von  Koressia  vor- 
kommend. R. 

Pon,  südindische  Gewichts-  und  Münz« 
einheit.     S.  Pagoda.  V. 

Pond.  Durch  Gesetz  von  1891  wurde  in 
Transvaal  das  Staatspond  oder  Pond  zur 
Hauptgoldmünze  gleich  dem  englischen 
Sovereign  (s.  d.)  gemacht;  in  Silber  wurden 
Stücke  zu  5,  2Va,  2,  I  Schilling,  6  und 
3  pence,   in  Bronze  zu  i  und  */»  Penny 


526 


PONDICHERYRUPIE— PORTUGALESER 


geprägt.  Sie  tragen  auf  der  Vs.  die  Büste 
des  Präsidenten  Krüger,  auf  der  Rs.  den 
Landesschild.  S. 

Pondlcheryrupie  s.  unter  Rupie-  S. 
PondttSy  lat.  =  Gewicht,  alter  Ablativ 
pondo,  z.  B.  auri  pondo  uncia  =  eine  Unze 
Goldes  an  Gewicht.  Bei  fehlenden  Ge- 
wichtsangaben ist  zu  pondus,  pondo  stets 
libra  (=  ein  Pfund)  zu  ergänzen,  z.  B. 
auri  quinque  pondo  =  an  Gold  fünf  (Pfund), 
so  daß  P.  einfach  =  Pfund  ist,  wie  in  der 
Vorschrift  des  Friedens  von  i88  v.  C. 
talentum  ne  minus  pondo  octoginta  ro- 
manis  ponderibus  pendat,  Liv,  38,  38,  13. 

R. 
PontifeXy  Ponüfex  maximus.  Das  Kol- 
legium der  Pontifices  hatte  in  Rom  die 
Aufsicht  über  das  gesamte  Religionswesen 
und  war  das  höchste  im  Range  der  vier 
Priesterkollegien.  Auf  M.  erscheint  der 
Titel  bei  Machthabem  der  Übergangszeit 
(z.  B.  C.  Antonius,  Augustus)  und  bei 
den  Caesares  Domitianus,  Geta  usw.  Auch 
auf  Kolonial -M.  erscheint  gelegentlich  der 
städtische  P.  Der  Vorsitzende  war  der 
P.  m.,  dieser  Titel  steht  auf  einer  republ. 
Münze  des  M.  Aemilius  Lepidus,  Vormundes 
des  Ptolemaios  V.  201  v.  C,  dann  bei 
Caesar;  nach  dem  Tode  des  Triumvirn 
Lepidus  (t  13  v.  C.)  übernahm  Augustus 
i.  J.  12  dies  Amt  und  nach  ihm  fast  stets 
der  jeweils  regierende  Kaiser  (meist  freilich 
erst  nach  einiger  Zeit,  da  die  Priester- 
wahlen erst  im  März  stattfanden)  mit 
wenigen  Ausnahmen,  und  nennt  es  an  der 
Spitze  der  eigentlichen  Titel,  zuletzt 
Constantinus  I.  Der  Senat  pflegte  mit 
der  Kupferprägung,  solange  er  auf  sie 
Einfluß  hatte  (s.  unter  SC),  zu  warten, 
bis  der  Kaiser  auch  diese  Würde  erhalten 
hatte.  Unter  Balbinus  und  Pupienus 
heißen  zum  ersten  Male  siimwidrig  zwei 
Kaiser  gleichzeitig  P.  m.  —  Die  Abzeichen 
des  P.  und  der  Priester  überhaupt  finden 
sich  häufig  auf  Münzen  der  Machthaber 
der  Übergangszeit,  später  der  Kaiser  und 
Prinzen,  hier  oft  mit  der  Umschrift 
PIETAS,  wenn  sie  in  die  Priesterkollegien 
kooptiert  waren;  vgl.  unter  Opfergeräte.  — 
Abk.  PM  (Abb.  75,  80/1),  PONT  MAX. 
—  Griech.  Jepsüc  (s.  d.),  pont.  max.  =  dp^- 
lepebf  ji^crco?.  R. 

P.  m.,  Oberpontifex,  nannte  sich  in  An- 


lehnung an  das  alte  Rom  der  Papst  in  der 
Regel  seit  Alexander  VI.  u.  Julius  IL, 
gelegentlich  kommt  dieser  Titel  schon  bei 
Pius  IL  (1458 — 1464)  auf  einem  römischen 
Dukaten  und  bei  Paul  IL  (1464— 1471)  auf 
einem  Groschen  in  Spoleto  vor.         Su. 

Potltitikalgerätey  röm.,  s.  unter  Opfer- 
geräte. R. 

Pontos  s.  unter  Meergötter.  R. 

Pop,  Volksbezeichnung  des  niederländi- 
schen Gulden  (s.  Gulden  niederländisch). 

S. 

Popolini  sind  italienische  Münzen  ver- 
schiedener Zeiten,  so  1305  der  Popolino 
di  Firenze  im  Werte  von  2  soldi,  Typus 
und  Durchmesser  wie  der  Floren  (Arge- 
lati  159);  dann  der  Popolino  di  Roma  = 
*/ia  Grosso  romanino  =  2  den.  (Serafini 
Tai.  VIII 21 ;  G.  B.  Vermiglione,  Della  Zecca 
e  delle  monete  perugine,  Perugia  181 6 
S.  66)  u.  a.  Su. 

Popone  italienisch  =  Poupon  (s.  d.). 

S. 

Populus  Romanus.  Der  P.  R.  kommt 
als  jugendl.  Kopf  mit  Füllhorn  auf  quasi- 
autonomen M.  des  4.  Jh.  vor;  in  der  In- 
schrift röm.  M.  erscheint  er  ungemein  oft, 
so  in  der  Formel  SPQR  (s.  d.)  und  in 
Wendungen  wie  genio  populi  Romani, 
pax  p,  R.,  securitas  p.  R.  usw.;  vgl.  auch 
popul(i)  iussu  auf  Denar  des  Augustus. 

R. 

Pore  fipic  (deutsch:  Stachelschwein)  war 
das  Emblem  des  Hauses  Orleans;  es  findet 
sich  auf  vielen  Münzen  König  Ludwigs  XII. 
von  Frankreich  (s.  £cu  au  soleil  und 
Ludovicus).  S. 

Portcttllis-motiey  waren  die  für  die 
englisch-ostindische  Kompagnie  1600/1  ge- 
prägten Münzen,  die  ihren  Namen  von  dem 
Westminsterwappen,  einem  großen  Fall- 
gatter (portcullis)  auf  der  Rs.,  erhielten. 
Diese  ganzen  und  halben  Kronen,  Schil- 
linge und  Sechspence  hatten  ein  etwas 
anderes  Gewicht  als  die  englischen  Münzen, 
weil  sie  den  spanischen  Stücken  von 
Achten  sich  anpassen  sollten.  S. 

Porträt  s.  Münzbildnis.  R. 

Portugaleser  (Portugalöser)  hießen  die 
Portuguez  (s.  d.)  und  die  ihnen  im  Norden 
Deutschlands  nachgebildeten  10-,  5-  und 
2^/a -Dukatenstücke,  vor  allem  die  seit  1560 
in    Hamburg   unter  Aufgabe  des   portu- 


PORTUGUEZ— POSTULATUS 


527 


giesischen  Kreuzes  mit  den  verschiedensten 
Bildern  verzierten.  Die  auf  Errichtung 
der  Hamburger  Bank  geprägten  hießen 
Bankportugaleser.  In  Dänemark  sind  sie  j 
1591 — 93,  dann  1604 — 1607,  in  Schweden  1 
1569 — 92  geprägt  worden.  Seit  dem 
Ende  des  17.  Jh.s  verloren  sie  ihren  Geld- 
charakter und  wurden  Goldmedaillen  im 
Werte  von  10  Dukaten.  —  Gaedechens, 
III,  S.  212.  S.  —  W. 

Portugiiez,  portugiesische  Goldmünze  zu 
IG  Cruzados  oder  3900,  seit  1517  zu  4000 
Reis,  wog  39,9  g  und  war  aus  fast  ganz 
reinem  Golde.  Die  Vs.  zeigte  den  Landes - 
Schild  im  Doppelschriftkreise,  die  Rs.  das 
Christusordenskreuz.  Durch  diese  unge- 
wöhnlich große  Goldmünze  sollten  die 
Erfolge  der  Portugiesen  in  Indien  ver- 
herrlicht werden.  König  Emanuel,  der 
den  P.  1599  einführte,  war  Großmeister 
des  Christusordens,  weshalb  dessen  Kreuz 
auf  die  Münze  kam  und  seitdem  auf  den 
meisten  portugiesischen  Münzen  bis  zur 
Gegenwart  geblieben  ist.  Der  P.  wurde 
nur  bis  1557  geprägt,  erhielt  aber  Nach- 
olger  in  den  deutschen  Portugalösern  (s.  d.) 
—  Fernandes,  S.  112,  125;  Meili  I,  S.  5,  6- 

S. 

PorzeUangeldy  früher  nur  aus  Slam  be- 
kannte Privatmünzen  von  Spielhäusem 
(weißes  glasiertes  Porzellan  mit  färb. 
Schriftzeichen)  (s.  Pi),  1920  und  192 1 
auch  in  Deutschland  von  40  Stellen  probe- 
weise oder  für  Sammler  ausgegeben,  u.  a. 
für  den  Staat  Sachsen,  auch  Proben  für 
das  Deutsche  Reich,  ausgeführt  meist  in 
der  Staatl.  Porzellan-Manufaktur  Meißen 
aus  rotbraunem  Böttgersteinzeug  oder 
weißem  Biskuitporzellan,  auch  mit  Ver- 
goldung und  Farben.  Auch  Stücke  aus 
Quarz  (Gotha),  Ton  (Bunzlau),  Steingut 
(Höhr)  gibt  es.  Nach  dem  Verbot  der  Not- 
geldausgaben 1922  wurde  Porzellan  weiter 
zu  Medaillen  verarbeitet.  S.  Notgeld.  — 
Wegen  älterer  Med.  aus  P.  s.  unter  Biskuit- 
porzellan. —  0.  Hom,  Die  M.  u.  Med. 
aus  der  Staatl.  P. -Manufaktur  zu  Meißen, 
Leipzig  1923.  A.  Keller. 

Poseidon,  lat.  Neptunus,  griech.-röm. 
Gott  insbes.  des  Meeres,  auf  M.  so  häufig, 
daß  ein  Überblick  in  diesem  Rahmen 
nicht  möglich.  —  Röscher,  Lex.  d.  Mythol. 
III  S.  201.    2788;  Gruppe,  Griech.  Mythol. 


S.  1137/63;  Overbeck,  Kunstmythol.  II 
M.Taf.  IV— VI;  Head,  H.  N.»  S.  918.  954; 
Bemhart,  Handbuch  S.  50.  R. 

Possidierende  Fürsten.     Von  den  nach 
dem  Tode  des  letzten  Herzogs  von  Jülich- 
Cleve-Berg    Johann    Wilhelm    1609    die 
Nachfolge   erstrebenden   Fürsten   einigten 
sich  am  10.  Juni  1609  der  Pfalzgraf  von 
Neuburg  Wolfgang  Wilhelm  und  der  Kur- 
fürst von  Brandenburg  Joachim  Friedrich 
dahin,  als  possidierende  (von  possido  = 
ich  nehme  in  Besitz)  oder  besitzergreifende 
Fürsten  die  Herrschaft  gemeinsam  zu  ver- 
walten und  zu  behaupten.      In  der  Tat 
leitete  die  Verwaltung  der  Pfalzgraf,  da 
die  brandenburgischen  Herrscher,  nament- 
lich  Georg  Wilhelm,   weder  die  Energie 
noch  die  Macht  hatten,   dem  zu  wider- 
stehen.     Gemünzt  wurde  in  den  Münz- 
stätten Emmerich  für  Cleve,  in  Huissen 
und    Mülheim    für    Jülich-Berg    und    in 
Bielefeld  für  Mark,  und  zwar  in  der  Haupt- 
sache immer  schlechter  werdende  Schil- 
linge (s.  AdlerschiUing),  Stüber,  Va4-Taler 
und  kupferne  Dreiheller.     Wie  lange  die 
p.  F.  geprägt  haben,  ist  bestimmt  nicht 
anzugeben,  da  die  Münzen  keine  Jahres- 
zahlen tragen,   aber  in  Emmerich  wahr- 
scheinlich bis  1659.  —  A.  Noß,  Die  rheini- 
schen Prägungen    der    p.  F.,    in   Münch. 
Mitt,  1917;  Schrötter,  Brandenburg,  Gesch., 
S.  300  ff.  S. 

Postdatierende  Rechnung  s.  unter  Da- 
tieixmg.  R. 

Postalatgulden  wurden  zuerst  die  Gold- 
gulden des  Bischofs  von  Utrecht  Graf 
Rudolf  von  Diepholz  (1426— I45S)  ge 
nannt,  auf  denen  er  sich  als  Postulatus  be- 
zeichnet. Diese  ;>  flämischen«  Postulat- 
gulden waren  fast  die  schlechtesten  nieder- 
ländischen, sie  wurden  1499  in  Holland 
gegen  die  20  Stüver  geltenden  rheinischen 
auf  nur  12^2  Stüver  tarifiert.  Später  gingen 
noch  andere  bischöfliche  Gulden  unter  dem 
Namen  P.,  die  auch  das  »Postulatus« 
zeigten,  so  die  des  Erzbischofs  von  Köln 
Pfalzgrafen  Ruprecht  1463— 1480,  Die 
P.  wurden  auch  nachgeprägt,  so  von  dem 
Häuptling  von  Norderland  Ulrich  Cirk- 
sena  (1441— 1464).  —  Chijs,  Utrecht,  Taf. 
15,  Nr.  I,  2  und  S.  177  f-;  Noß,  Köln,  H, 
Nr.  421,  440—442.  S. 

Postttlatfis  hieß  ein  zum  künftigen  Leiter 


528 


POSTUME  M— PRAEFECTUS 


einer  Diözese  ausersehener  Mann,  der  mit 
einem  kanonischen  Hindernis  behaftet  war. 
Seine  Zulassung  (admissio)  zum  Bischof 
mußte  erst  vom  Papst  gefordert  werden. 
Erst  nachdem  diese  erfolgt  war,  konnte  die 
Weihe  (consecratio)  des  Postulatus  statt- 
finden. Su. 

Postume  M,  sind  die  mit  Bild  und  Namen 
eines  verstorbenen  Herrschers  versehenen 
M.  Dahin  gehören  die  M.  auf  vergötterte 
Herrscher  (z.  B.  die  mit  den  Bildern  der 
ersten  Ptolemäerpaare,  Abb.  52;  vgl.  unter 
Consecratio  und  Divus),  die  Sterbe-  und 
Begräbnis-M.,  die  Restituierten  M.,  die 
aus  handelspolitischen  Gründen  nach  dem 
Tode  des  Herrschers  unverändert  weiter- 
geprägten M.,  z.  B.  M.  mit  den  M. -Bildern 
Philipps  IL,  Alexanders  des  Gr.  und 
des  Lysimachos,  die  Taler  Georg  und 
Albrechts  v.  Brandenburg-Franken  nach 
1543  und  die  noch  bis  jetzt  mit  dem  Todes- 
jahr 1780  fortgeprägten  Maria-Theresien- 
taler;  p.  sind  auch  viele  Med.,  so  außer 
den  Suitenmed.  (s.  d.)  die  des  Niccolö 
Fiorentino  auf  berühmte  Florentiner  wie 
Dante,  Petrarca,  Boccaccio  usw.  (Bode, 
Flor.  Bildhauer  4  1921  S.  292)  und  die 
zahlreichen  auf  Jubiläen  -verstorbener  be- 
rühmter Männer  im  19.  u.  20.  Jh.  gefer- 
tigten. R. 

Postwesen  auf  Med.  s.  unter  Eisenbahn. 

R. 

Polin,  eigentlich  eine  Mischung  von 
Messing  mit  einem  anderen  Metall,  von 
den  Numismatikem  irrig  auch  für  die  aus  iE 
mit  ganz  wenig  M  bestehenden  Alexan- 
driner und  für  gewisse,  vielmehr  aus  sehr 
zinnreicher  Bronze  bestehende,  gegossene 
keltische  M.  angewandt.  —  Z.  f.  N.  26 
S.  114.  123;  Traitö  I  S.  371.  R. 

Poinia  theron,  griech.  icoxvia  frijpöv 
=  die  Herrin  der  (wilden)  Tiere,  nennen 
wir  nach  dem  Vorgang  von  Dias  XXI 
470  (dort  auf  Artemis  bezüglich)  die 
früher  ohne  Berechtigung  Artemis  per- 
sica  genannte  Göttin,  die  in  jeder  Hand 
ein  Tier  am  Schwänze  oder  an  den  Beinen 
hält  und  zu  der  auch  ein  männlicher  Gegen- 
part vorkommt.  Auf  M.  erscheint  nur 
dieser,  nämlich  auf  einem  unbestimmten 
archaischen  Stater  ein  geflügelter  bärtiger 
Dämon,  zwei  Löwen  haltend;  nach  dem- 
selben  Schema  ist  die   Flügelfigur  eines 


Kyzikeners  mit  zwei  Thunfischen  in  den 
Händen  gebildet  (Nom.  VH  Taf.  I  28), 
und  auf  M.  des  »Baana«  hält  Herakles 
wenigstens  in  der  einen  Hand  den  erlegten 
Löwen  so,  viele  Kyzikenerfiguren  einen 
Thunfisch  so.  —  R.  E.  II  S.  1370.  1413/4; 
Z.  f.  N.  37  S.  83/4.  R. 

Pound  Piece,  wohl  die  schwerste  aller 
englischen  Silbermünzen,  einen  vierfachen 
Taler  würde  man  sie  in  Deutschland 
nennen,  zu  20  Schilling  oder  4  Kronen, 
die  120  g  wog  und  mg  Silber  hielt.  Sie 
wurde  von  Karl  I.  1642  u.  43  in  Shrewsbury 
und  Oxford  geschlagen,  zeigt  auf  der  Vs.  den 
König  zu  Pferd,  auf  der  Rs.  die  Umschrift: 
Exurgat  Deus  dissipentur  inimici  und  im 
Felde  die  am  19.  September  1642  dem 
Geheimen  Rate  abgegebene  Erklärung 
des  Königs:  Prot(estantium)  Leg(es)  An- 
g(liae)  Liber(tas)  Par(liamenti).  Auch 
andere  Münzen  dieses  Jahres  tragen  diesen 
Spruch.  —  Grueber,   S.  Il6ff.  S. 

Pound  Sterling  s.  Pfund  Sterling.'^ 

Pottpon  =  Louis  au  poupon  (s.  d.). 

S. 

PP  =  pater  patriae  oder  permissu 
proconsulis  oder  perpetuus  oder  praepositus. 

R. 

Praefecttts,  von  praeficere  =  vorsetzen, 
röm.,  ursprüngHch  rein  militärische  Amts- 
bezeichnung; auf  röm.  Münzen  erscheint 
ein  P.  in  caesarischer  Zeit,  entweder  ohne 
Zusatz  oder  mit  dem  Zusatz  urb(i);  der 
praef.  urb.  nennt  sich  auch  noch  auf 
spätröm.  Exagien  (s.  d.  und  vgl.  unter 
Eparchos);  praef  (ectus)  class(i)  ist  der  Titel 
der  Flottenpräfekten  des  M.  Antonius 
(s.  unter  As)  und  S.  Pompeius  nennt  sich 
auf  seinen  M.  praef(ectus)  clas(si)  et  orae 
marit(imae)  ex  s(enatus)  c(onsulto).  Den 
praef.  praetorio,  d.  h.  den  Befehlshaber 
des  kaiserl.  Hauptquartiers  erblickt  man 
in  dem  oder  einem  der  Begleiter  des  Kaisers 
auf  den  Szenen  der  Adlocutio,  Liberalitas 
usw.  —  Auf  M.  röm.  Kolonien,  bes.  spani- 
scher, erscheint  der  P.  als  der  Stellvertreter 
eines  der  beiden  oder  der  4  Bürgermeister,, 
sei  es  allein  oder  mit  Zusatz  des  Namens 
des  Kaisers  oder  Prinzen,  den  der  Betr. 
vertrat  (z.  B.  praef.  Germanici,  in  Caesar- 
augusta)  oder  mit  dem  Zusatz  der  Amts- 
dauer,  quinqueimalis  (s.d.),  oder  in  Pa- 
rium  als  p.  duoviri  (s.  d.)  bzw.  pro  duoviro. 


PRAEFERICULUM— PRAGER  GROSCHEN 


529 


in  der  Kolonie  Korinth  auch  mit  der  Ziffer 
der  Iteration.  —  Abk.  PR,  PRAEF.  — 
Münsterberg,   Beamtennamen  S.  254. 

R. 

Praeferlciilfim  ist  ein  henkelloses  Bronze- 
gefäß; meist  wird  so  gerade  irrig  die  röm. 
Henkelkanne  benannt,  die  vielmehr  urceus 
heißt.  —  Z.  f.  N.  36  S.  123.  R. 

Pragebild  s.  unter  Münzbild.  R. 

Prägefehler  sind  Fehler,  die  während 
der  Prägung  vorkommen,  s.  unter  Ver- 
prägung,  Fehlprägung.  R. 

PrSgekosten  s.  Münzkosten.  S. 

Prägeschatz  s.  Schlagschatz.  S. 

Prägetechnik.  Wie  die  meisten  In- 
dustrien ist  auch  die  P.  von  der  Hand- 
arbeit zur  mechanischen  und  Maschinen- 
arbeit fortgeschritten.  Mit  dem  Hammer 
in  der  Hand  gab  der  Münzarbeiter,  sofern 
die  Münzen  nicht  durch  Guß  hergestellt 
wurden,  bis  zum  15.  Jh.  der  Platte  das 
Gepräge  (s.  Hammerprägung).  Die  Ende 
des  15.  Jh.  aufkommenden  großen  Silber- 
münzen (Lira,  Taler)  waren  es  wahrschein- 
lich, die  die  einfache  Handarbeit  zu  ge- 
fährlich machten  und  zur  Einführung  des 
Klippwerks  (s.  d.)  führten.  Dieses,  dann 
das  Walzprägewerk,  das  Taschenwerk  und 
das  Spindelwerk  (s.  d.)  waren  die  mechani- 
schen bis  ins  erste  Viertel  des  19.  Jh.  ge- 
brauchten Prägewerke,  worauf  erst  das 
Spindelwerk,  daim  das  ICniehebelwerk 
(s.  d.)  mit  Dampf  betriebene  moderne  Ma- 
schinen wurden.  S. 

Prägewerke  sind  Klippwerk,  Kniehebel- 
presse, Taschenwerk,  Spindelwerk  und 
Walzpragewerk  (s.  d.  und  Prägetechnik). 

Präfflienmedaillen,  -münzen»  -taler  s. 
unter  Preismedaillen,  Schieß-  und  Schul- 
prämien, Taler.  S. 

Praeposltus  =  Vorgesetzter;  im  M.-wesen 
werden  ein  praep(ositus)  scalptorum  sacrae 
monetae  (Zeit  des  Hadrianus),  die  p(rae)- 
p(ositi)  et  officinatores  s(acrae)  m(onetae) 
u(rbis)  (Zeit  des  Constantinus)  inschriftlich 
genannt  und  ein  N-Bsiten  aus  Ägypten 
hat  die  Inschrift  A.  C.  v(ir)  e(gregius) 
p(rae)p(ositus)  sig(navit).  —  Im  M.A.  ist 
P.  =  Propst,  s.  d.  R- 

Präsenünfiiizen  s.  Geschenkmünzen. 

Präsenzzeichen  sind  Marken,  die  die 
städtischen  Ratsmitglieder  für  den  Besuch 
einer  Ratsversammlung  erhielten  und  die 

WOrtezbuoh  der  KOnzkimda. 


sie  ZU  einer  Entschädigung  in  Geld  oder 
Naturalien  berechtigten.  Die  Regens- 
burger Präsenzzeichen  von  1544  trugen 
die  Inschrift:  Dignus  est  operarius  mercede 
sua.  Das  Zeichen  wurde  mit  zwei  Batzen, 
seit  1570  mit  drei,  seit  1597  mit  71/»  Batzen 
(Vä  Gulden)  ausgelöst.  Seit  Ende  des 
17.  Jh.s  erhielten  die  Räte  feste  Besoldung, 
womit  die  P.  entfielen.  Die  Ratspräsenzen 
(Boletten,  s.  d.)  von  Köln  (seit  1500)  und 
anderer  rheinischer  sowie  niederländischer 
Städte  sicherten  einen  Freitrunk  und 
trugen  dementsprechend  oft  heitereSprüche, 
die  Nymwegener  z.  B. :  »laeti  bibite,  securi- 
tate  poculate«.  Auch  sind  die  französi- 
schen Narrenmarken  (s.  unter  Innocens) 
eine  Art  P.  Die  kirchlichen  P.,  von  denen 
man  die  ersten  Spuren  im  12.  Jh.  findet, 
wurden  auch  in  Silber  hergestellt,  wodurch 
sie  Eigenwert  erhielten,  ja  sie  wurden, 
z.  B.  in  Zürich  um  1695  als  5 -Schillinger 
geprägt  und  als  Kurantgeld  benutzt.  Ähn- 
lichen Charakter  trugen  die  Bemer  »Sech- 
zehnerpfennige«, die  Frankfurter  Tumosen, 
die  venetianischen  Osellen  (s.  d.),  die 
Aachener  Ratszeichen  zu  32, 16  und  8  Mark. 
Bei  Aktiengesellschaften  werden  noch  heute 
P.  zur  Entlohnung  der  Verwaltungsräte 
benutzt.  —  N.  Z.  1920,  S.  20—24;  Me- 
nadier,  Schausammlung  S-50of.;  Ders., 
Aachen,  Tafel  XIV;  Luschin,  Allg.  M. 
K«.  S.  30.  S. 

Praetor  hieß  in  Rom  ursprünglich  jeder 
der  beiden  später  Consul  genannten  höch- 
sten Beamten,  seit  367  v.  C.  jeder  der 
ihnen  beigegebenen  nächsthöheren  Be- 
amten, denen  bes.  die  Gerichtsbarkeit  zu- 
stand; mit  dem  M.-wesen  ist  nur  der 
Prätor  Q.  Antonius  Baibus  ausnahms- 
weise —  ex  s(enatus)  c(onsulto)  —  befaßt 
worden,  um  82  v,  C,  sonst  erscheint  der 
Titel  nur  als  Beischrift  zum  Bildnis  dnes 
Vorfahren  des  Münzmeisters  (Regulus); 
pr(aetor)  desig(natus)  nennt  sich  L.  Bi- 
bulus,  Flottenpräfekt  des  M.  Antonius. 
Auf  Provinzial-M.  republik.  Zeit  erscheint 
der  Titel  Pr.  bes.  auf  den  Kistophoren  des 
C.  Fan(nius),  dann  auf  M.  der  Provinzen 
Sizilien,  Sardinien,  Makedonien.  —  Abk. 
PR.  —  Griech.  =  ötpa-nnfo^i  s.  d.  —  Vgl. 
auch  Propraetor.  R. 

Prager  Groschen,  grossi  boemicales,  sind 
erstmalig  nach  dem  Vorbild  der  französi- 

34 


530 


PRAGER  JÜDENMEDAILLEN— PREISMEDAILLEN 


sehen  Turnosen  mit  doppeltem  Umschrift- 
kreis von  König  Wenzel  IL  von  Böhmen, 
dem  letzten  Premysliden,  um  1300  ge- 
prägt worden,  Sie  tragen  auf  der  einen 
Seite  die  höhnische  Königskrone  und  auf 
der  anderen  den  doppelschwänzigen  Löwen, 
die  Umschrift  lautet:  WENCEZLAVS 
SECVNDVS  DEI  :  GRATIA  :  REX  : 
BOEMIEu.GROSSI:PRAGENSES  (Abb, 
216).  Sie  wurden  unter  Mithilfe  florentini- 
scher  Münzarbeiter  in  Kuttenberg  geschla- 
gen, und  zwar  bei  dem  Reichtum  der  böhmi- 
schen Silbergruben  in  gewaltigen  Mengen, 
wodurch  sie  nicht  nur  den  Markt  der  übrigen 
Gebiete  des  Wenzel  beerbenden  Luxem- 
burger Geschlechts,  sondern  auch  den 
Polens  und  des  größten  Teiles  des  deut- 
schen Reiches  eroberten.  Sie  wurden  hier 
vielfach  von  deutschen  Städten  gegen- 
gestempelt, besonders  in  Westfalen,  Nieder- 
sachsen und  Schwaben  (u.  a.  Fund  von 
Kappenber^,  s.  Gegenstempel). 

Münzfuß:  Es  sollten  ursprünglich  nach 
der  Münzordnung  König  Wenzels  60 
Groschen  auf  die  16  lötige  feine  Mark 
gehen,  tatsächlich  waren  es  63,  die  auf  die 
iSlötige  Mark  gingen  und  ein  Gewicht 
von  ca.  3,7  g  hatten  (Grote,  M.  st.  VI 
S.  131).  Karl  IV.  (1346—78)  ließ  schon 
70  Stück  aus  der  14  lötigen  Mark 
schlagen  (besterhaltene  Stücke  von  3,4  g 
Gewicht),  Wenzel  IV.  (1378— 1419)  96 
Stück  aus  der  I2lötigen  Mark,  Geor^ 
Podiebrad  und  Wladislaus  IL  (1471 — 15 16) 
120  Stück  aus  der  i61ötigen  Mark  (nach 
den  Münzen  Georgs  ca.  90  aus  der  9lötigen 
Mark  und  Wladislaus'  IL  83  aus  der 
7lötigen  Mark). 

Besonders  geringhaltig  und  dabei  von 
roher  Prägung  sind  die  Groschen,  die  den 
Namen  K  Wenzels  IV.  (1378 — 1419),  der 
aber  als  der  dritte  bezeichnet  ist,  triagen; 
■Friedensburg,  Mkde,  u.  Gddgesch.  S.  84 
vermutet,  daß  sie  z.  T.  von  den  auf- 
ständischen Hussiten  in  Kuttenberg  ge- 
schlagen worden  seien.  Von  Sigismund 
und  Albrecht  gibt  es  keine  Groschen  mit 
ihren  Namen,  von  Ladislaus  und  Georg 
.Podiebrad  (1440 — 1471)  nur  ganz  wenige. 
Die  Prägung  der  Prager  Groschen  wurde  bis 
in  die  Zeiten  Ferdinands  L,  bis  zum  Jahre 
1547  fortgesetzt.  —  In  Ungarn  wurden 
zwischen  1328/29  und  1338  Groschen  nach 


dem  Vorbild  der  böhmischen  in  Kremnitz 
geschlagen  (Balint  Homan,  N.  Z.  51,  1918 
S.  36  f.)  und  in  Polen  durch  Kasimir  III. 
(1333 — 1370)  in  Krakau,  an  Stelle  des  böh- 
mischen Löwen  trat  hier  der  polnische  Ad- 
ler. S.  auch  Groschen  und  Meißner  Groschen. 

Die  letzte  Auswirkung  des  böhmischen 
Groschens  ist  die  Bezeichnung  des  Drei- 
kreuzerstückes  als  ^Böhm«,  die  in  Schlesien 
für  den  preußischen  Silbergroschen  üblich 
wurde  und  selbst  heute  noch  nicht  ganz 
verschwunden  ist.  —  Friedensburg,  Schle- 
siens Mgesch.  i.  M.A.  S.  50  u.  315.       Su. 

Prager  JudemnedaiUen  s.  unter  Juden- 
medaillen. R. 

Pratäpa,  südindische  Goldmünze.  S. 
Pagoda.  V. 

Preiskrone,  früher  irrig  Spielurne  ge- 
nannt, ein  oben  und  unten  offener,  meist 
aus  Korbgeflecht  bestehender  Gegenstand, 
manchmal  ein,  auch  mehr  Pahnzweige 
durchgesteckt,  der  als  Preis  in  Wettspielen 
und  -kämpfen  dient.  Auf  griech.  Kaiser- 
M.  (Nordgriechenland,  Kleinasien  usw.) 
erscheint  sie  sehr  häu£g,  teils  als  alleiniges 
M.-bild,  oft  mit  dem  Namen  des  betr. 
Spieles,  teils  einzeln  oder  zu  mehreren  auf 
einen  Spieltisch  gestellt,  einmal  zu  zweien 
auf  einem  Brett  dahergetragen  (Tyros), 
auch  in  der  Hand  weibl.  athletischer  Per- 
sonifikationen oder  der  Athleten  selbst, 
sei  es,  daß  sie  sich  damit  krönen,  sei  es, 
daß  sie  sie  in  der  Hand  halten,  der  Betr. 
ist  dann  vielleicht  als  Agonothetes  zu  be- 
zeichnen. —  Z.  f.  N.  24  S.  34.  355;  Nom,  V 
S.  39 ;  VI  S.  3 ;  Anson  Gr.  coin  types  I  Taf .  X ; 
Oikonomos,  Xptaxiavol  aT8^av7j96pot  in  der 
Zeitung  Mer^dkiq  ^EXXoc?  1925.  —  Vgl.  unter 
Spiele.  R. 

Preismedaillen  sind  die  seit  dem  17.  Jh. 
in  Bildungsanstalten  (z.  B.  Basel  schon 
seit  1593,  Altorf,  Stuttgarter  Karlsschule, 
Akademien  der  Kunst  und  Wissenschaft) 
an  den  im  allgemeinen  besten  oder  den 
eine  bestimmte  Aufgabe  am  besten  lösenden 
Schüler,  Studenten,  Künstler,  Gelehrten 
verliehenen  Med.,  seit  dem  19.  Jh.  auf 
Ausstellungen  dem  die  besten  Tiere,  Blu- 
men, Waren  u.  dgl.  zur  Schau  Stellenden 
u.  dgl.,  oft  nach  verschiedenen  Graden 
oder  Klassen  in  Größe  oder  Metall  ab- 
gestuft. Vgl.  xmter  Niketerion,  Verdienst- 
med.,  Schießmedaillen,  Schulmedaillen.  — 


PRESBEUTES— PRINCEPS 


531 


Menadier,  Schausammlung  S.  561;  Berl. 
M.bl.  1929  S.  436;  Domanig,  D.  M.  im 
Register  S.  155.  R. 

Presbeutes  s.  unter  Legatus.  R. 

PreiiBisch  Kurant  s.  Kurant.  S. 

Priamos,  der  König  von  Troia,  erscheint 
als  TTPIAMOC  auf  kaiserl.  M.  von  Ilion 
thronend  mit  phryg.  Mütze  und  Zepter;  1 
Dörpfeld  Troia  und  Ilion  S.  523.  —  Eine 
ital.  Renaissance-Med.  zeigt  den  Kopf  des 
nPIAMO^  BA^IAEY?:  und  ein  Stadtbild  von 
Troia  auf  der  Rs.;  Burlington  mag.  191 1 
S.  267  Taf.  II  5.  R. 

PriapOSy  FIptaTcoc,  griech.  Fruchtbarkeits- 
gott, ursprünglich  in  Lampsakos  verehrt 
und  mit  Dionysos  wesensgleich,  von  hier 
sich  später  verbreitend,  und  zwar  als  Mit- 
glied des  Gefolges  des  Dionysos.  Darge- 
stellt ist  auf  hellenist.  Großsilber-  (Nom. 
XII  Taf.  II  42/5)  und  Kaiser-M.  von 
Lampsakos  sein  Kopf,  der  sich  aber  in 
nichts  von  einem  Dionysos  unterscheidet, 
in  der  Kaiserzeit  auch  ebenda  seine  Herme 
(seine  auch  sonst  beliebteste  Darstellungs- 
form; vgl.  unter  Herme),  nur  durch  die  für 
P.  überhaupt  charakteristische  Erektion 
von  Dionysos  unterschieden,  sonst  wie 
dieser  mit  Elantharos  und  Thyrsos,  so 
auch  dort  als  Tempelbild;  auch  kommt  er 
dort,  femer  in  Markianopolis  und  Niko- 
polis  am  Istros  sein  Glied  entblößend  vor, 
von  vorn  oder  seitlich  gesehen,  zuweilen 
steht  ein  Fruchtkorb  unten.  —  Röscher 
Lex.  d.  Myth.  III  S.  2967.  R. 

Priesken,  Pricken,  Pierken  wird  als 
»panistriticius,  minutulus,  Pricskensgheld, 
genus  exactionis  rei  ffumentariae  in  Bra- 
bantia«  erklärt,  ist  also  eine  Münze,  die 
zu  besonderen  Abgaben  in  Brabant  ver- 
wendet wurde.  Ein  Priesken  ist  gleich 
i/a  Labbaye  (s.  d.)  =  V»  Krumsteert 
(s.  d.)  u.  =  6  Miten  (s.  d.),  1430  von  0,81  g 
Rauh-  u.  ca.  0,17  g  Feingewicht,  Typus: 
Vs.  Schild  V.  Brabant-Burgund,  Rs.  langes 
befußtes  Kreuz.  —  de  Witte,  Brabant  I 
S.  204,  207  u.  Taf.  24  nr.  460;  v.  d.  Chijs, 
Brabant  S.  143.  Su. 

Priestergeräte,  röm.,  s.  unter  Opfergeräte. 

R. 

Priesterkollegien.  Die  vier  großen  röm. 
Priesterkollegien  sind  die  der  pontifices, 
augures,  quindecim-  bzw.  decemviri  sacri? 
faciundis  und  septemviri  epulonum.     R. 


Prietos  =  negros  s.  d. 

Prineeps  und  Princeps  iuventutis.  Prin- 
ceps,  von  primus  und  capio,  also  =  der 
die  erste  Stelle  einnimmt,  gehört  zwar 
nicht  zu  den  Amtstiteln  des  röm.  Kaisers, 
ist  aber  die  Bezeichnung,  in  der  man  von 
ihm  sprach  (vielleicht  von  seiner  Eigen- 
schaft als  ständiger  princeps  senatus  her- 
genommen), so  Ovid,  Plin.,  Tac,  Sueton, 
die  Scr.  hist.  Aug.  usw.  Auf  M.  erscheint 
P.  daher  nur  einmal  auf  der  Vs. :  p.  f elix 
heißt  Augustus  auf  M.  einer  colonia  lulia, 
Z.  f.  N.  23  S.  185;  sonst  nur  in  den  Formeln 
der  Rs.,  wie  z.  B.  SPQR  optimo  principi  von 
Traianus  bis  Constantinus  I.  und  in  kon- 
stantin.  Zeit  sapientia  principis,  victoriae 
laetae  princ(ipis)  perp(etui),  victoria  d.  n.  et 
principum  (also  hier  die  Prinzen  im  Gegen- 
satz zum  Kaiser  selber),  unter  Masentius 
principi  imperii  romani,  wo  auch  aus- 
nahmsweise princ(eps)  invictus  auf  der  Vs. 
vorkommen  soll  (Eckhel,  D.  n.  VIII  S.  57); 
erst  auf  Theoderichs  A^'-Med.  erscheint  P. 
wieder  auf  derVs.:  rex  Theodericus  pius 
princis.  —  Eine  offizielle  Titulatur  ist  aber 
die  als  P.  iuventutis:  so  hießen  —  wenig- 
stens ist  das  die  herrschende,  freilich  heute 
bestrittene  Ansicht  —  die  Führer  der  Ab- 
teilungen der  röm.  Ritter  (s.  unter  Eques), 
und  Augustus  verlieh  seinen  Enkeln  und 
Thronfolgern  C.  u.  L.  Caesar  diese  Würde, 
daher  auf  seinen  M.  mit  deren  Stand- 
figuren a.  d.  Rs.  zuerst  princ(ipes)  iuven- 
t(utis)  vorkommt.  Seit  Nero  ist  das  dann 
der  übliche  Titel  des  oder  der  Thronfolger 
und  erscheint  in  der  Rs. -Legende  von 
da  an  bis  Gratianus,  zuletzt  oft  in  den 
Formen  principia  iuv.  oder  principium 
iuv-,  meist  zum  Bilde  des  oder  der  Prinzen 
selbst,  zu  Fuß,  zu  Roß,  öfter  auch  mit  dem 
Vater,  mit  Krieger(n)  oder  Gefangenen^ 
aber  auch  bes.  unter  den  Flaviem  zu 
beliebigen  Darstellungen  ohne  Beziehungen 
zu  dieser  Legende.  Seit  Aurelianus  aber 
wird  der  Titel  p.  iuv.  auch  für  den 
regierenden  Augustus  gebraucht  und  treten 
wieder  mehrere  Augusti  und  Caesares 
auf,  die  gleichzeitig  den  Titel  pr.  iuv. 
tragen.  —  Rassegna  num.  191 1  S.  33/92; 
Schweiz,  num.  Rundschau  21  S.  231/46; 
Berohart,  Handbuch  S.  116.  219/20. 

Princeps  (=  Fürst,  ahd.,  as.  furisto^ 
d.  h.  der  Vorderste)  im  Mittelalter.     Im 

34* 


532 


PRINZENDAALDER— PROBARE 


allgemeinen  Sinne  zahlten,  abgesehen  von 
den    germanischen    Gaufürsten,    zu    den 
Fürsten  Männer,  die  durch  erlauchte  Ab- 
stammung   eine    hervorragende    Stellung 
einnahmen;  man  wird  sie  am  besten  als 
»Fürstengenossen«     bezeichnen.     —     Im 
deutschen    Mittelalter    zählten    von    den 
Geistlichen  ursprünglich  zu  den  principes 
imperii   sämtliche   Bischöfe,    die   Reichs- 
äbte   und    Reichsäbtissinnen,    d.  h.    die 
Vorstände   der  Reichsklöster,    femer   der 
Reichskanzler,    wahrscheinlich    auch    der 
Dompropst     von     Aachen,     sonst     aber 
keine  Pröpste,  von  den  Laien  die  Herzöge, 
Markgrafen,  Pfalzgrafen,  Grafen  und  Burg- 
grafen, gleichviel  ob  sie  unmittelbar  unter 
dem  König  standen   oder  einem   andern 
Fürsten  untergeordnet  waren.   Die  Grund- 
l^e  war  das  alte  Grafenamt.   Das  wurde 
aber  nach  dem  Sturz  Heinrichs  des  Löwen 
II 80  anders.  Es  zählten  von  den  bisherigen 
Laienfürsten    nur    noch   zu   den  Reichs- 
fürsten die,   welche  ihr  Fürstentimi  un- 
mittelbar vom  Reich  zu  Lehen  trugen  und 
sonst  keinem  Laien  durch  Mannschaft  ver- 
pflichtet waren.  Der  Besitz  eines  fürstlichen 
Fahnenlehens  aus  der  Hand  des  Königs  war 
das  Merkmal  des  weltlichen  Fürstenstands. 
Einfache  Grafschaften  wurden  aber,  auch 
wenn    sie    als    Fahnenlehen    unmittelbar 
vom  König  zu  Lehen  gingen,  nicht  mehr 
zu    den    Reichsfürstentümem    gerechnet, 
mit  Ausnahme  der  Landgrafen  von  Thü- 
ringen und  der  Grafen  von  Anhalt  u.  Flan- 
dern.     Später  aber  wurden   eine  ganze 
Reihe  von   den  Grafen   in    den  Reichs- 
fürstenstand   erhoben.    —    E.   Schröder, 
Rechtsgesch.  ^  S.  32,  536  ff. 

Der  Titel  P.  erscheint  verschiedentlich  auf 
Münzen,  so  u.  a.  auf  denen  der  Herzöge 
von  Benevent  und  von  Salerno,  der  Fürsten 
von  Oranien  vom  Beginn  des  12.  Jhs.  an, 
der  Grafen  imd  Herzöge  von  Savoyen  im 
14.  und  15.  Jh.;  der  Erzbischof  von  Arles 
nennt  sich  »Archiepiscopus  et  princeps 
Arelati«,  Eduard,  der  schwarze  Prinz 
l^ princeps  Aquitanie«,  der  Abt  von  Kemp- 
ten setzt  auf  seine  Pfennige  »princeps 
Campidonie«,  eine  fränkische  Vereins- 
xnünze  um  1450  nennt  sich  »moneta 
principum«,  die  Kurfürsten  setzen  öfter 
dem  »elector«  ein  :>  princeps«  vor,  Boleslav 
Chrobry  führt  den  Titel  »princeps  Polonie«. 


—  S.  auch  Altfürstliche  Häuser.  —  Mader, 
Krit.  Beiträge  IV  S.  182.  Su. 

Prinzendaalder  s.  Gehelmter  Rijksdaalder, 

Priva^eld  ist  solches  Geld,  das  von 
Privatleuten  mit  oder  ohne  staatliche  Ge- 
nehmigung aus  Mangel  an  staatlichen 
Zahlmitteln  hergestellt  und  ausgegeben 
wird.  Die  von  privilegierten  Handelsge- 
sellschaften wie  der  englisch-  und  nieder- 
ländisch-ostindischen und  der  deutschen 
Neuguinea-Kompagnie  (s.  Neuguinea- 
Münzen)  ausgegebenen  Münzen  sind  Staats- 
geld, aber  nur  in  jenen  Kolonien.  Dagegen 
sind  die  englischen  Token  (s.  d.),  die 
Medailles  de  confiance  (s.  d.)  und  das 
Notgeld  des  Weltkrieges,  soweit  es  von 
Gemeinden  und  Industrien  ausgegeben  ist, 
Privatgeld.  — Luschin,  A.  M.  K.^  S.  28 
ff.,   18s  f.  S. 

Privileg  des  Quentchens.  Kaiser  Karl  V. 
anullierte,  indem  er  sich  auf  alte  Exemp- 
tionen  Österreichs  von  den  Reichsgesetzen 
stützte  —  das  bekannte  Privilegium  minus 
— ^,.am  10.  März  1525  die  Eßlinger Reichs- 
münzordnung von  1524  (s.  Reichsmünz- 
ordnungen) für  Österreich,  für  das  nun 
weiter  die  Instruktion  Erzherzogs  Ferdi- 
nands vom  15.  Februar  1524  galt.  Nach 
dieser  gingen  nicht  wie  nach  der  Reichs- 
ordnung 8,  sondern  8^/5  Reichsguidiner 
auf  die  kölnische  Mark.  Da  nun  der  Reichs- 
guldiner  2  Lot  oder  8  Quentchen  wog,  der 
österreichische  aber  auf  die  Mark  Vs  Stück 
mehr,  so  war  dieser  Gewichtsunterschied 
i/g  mal  8  =  1  Quentchen.  Das  war  das 
Privilegium  des  Quinteis.  Im  Jahre  1573 
erreichte  der  Erzherzog  Ferdinand  von 
Tirol  das  Gleiche  für  den  Tiroler  Reichs- 
taler. So  oft  auch  bis  ins  18.  Jahrhundert 
vom  Reich  dagegen  protestiert  wurde:  die 
Kaiser  haben  das  P.  d.  Q.  immer  benutzt, 
sogar  im  17.  Jahrhundert  die  Taler  auch 
in  der  Feine  verschlechtert.  —  C.  v,  Ernst 
in  N.  Z.  38,  1906,  S.  169 — 194.  S. 

Probare  (davon  Probator),  auch  com- 
probare,  ==  prüfen  (und  billigen),  insbes. 
Geld  prüfen,  also  =  spectare.  So  lauten 
Gegenstempel  auf  röm.  M  der  früh.  Kaiser- 
zeit pro(bavit)  oder  prob,  und  so  steht  auf 
einem  röm.  AT-barren  (Abb.  12)  Fl.  Flavi- 
anus  pro(bator)  sig(navit)  ad  digma,  atif 
der  ursprünglidhen  Stempelung  eines  an- 
deren A'-Barrens  probavit.  —  Griech.  heißt 


PROBATIONSTAGE— PROBEMÜNZEN 


533 


der  probat or  Soxtp-aon^c,  ßaaavicrn^c,  ap- 
Topo^vc&iicov,  dpTfopoffxoTCOc,  vgl.  N.  Z. 
35  S.  43;  probare  =  Soxtp-aCeiv  —  Gegen- 
satz: reprobare,  dTcoooxifictCsLV  =  ver- 
werfen. —  Man  sagte  auch  argentum 
probum,  nummus  probus  =  als  gut  be- 
funden, Gegensatz  argentum  reprobum; 
spätei  erscheint  statt  probatus  auch  pro- 
bitus.  Vgl.  auch  unter  Nummularius.  — 
Herzog,  Tesserae  nummulariae  1 91 9  S.  4  ff. 
26Ü.;  N.  Z.  30  S.  223  mit  A.  30;  31  S. 
38.  50.30  361/2.  R. 

Probationstage    s.    Kreisprobationstage. 

Probe,  Probierung  s.  Kupellen-,  Nasse 
Probe,  Stock-  und  Tiegelprobe. 

Probe  auf  nassem  Wege  s.  Nasse  Probe. 

Probekomer  sind  die  nach  vollendeter 
Kupellenprobe  (s.  d.)  in  der  Kupelle  be- 
findlichen Körner  chemisch  reinen  Silbers. 

S. 

Probemunzen  sind  einmal  solche,  die  in 
Bild  oder  Schrift  von  den  hernach  wirk- 
lich ausgegebenen  Stücken  abweichen;  wir 
können  das  den  Stücken  selbst  meist  nicht 
ansehen,  sondern  sind  auf  urkundliche 
Nachrichten  angewiesen  und  können  sonst 
allenfalls  aus  der  Seltenheit  der  betr. 
Stücke  (vgl.  z.  B.  unter  Papageientaler) 
auf  P.  schließen.  Sodann  sind  P.  (oder  hier 
besser  Probeabschläge  zu  nennen)  solche, 
die  in  verschiedenen  Herstellungsstadien 
des  Stempels  abgeschlagen  sind,  oft  ein- 
seitig, oft  in  wertloserem  Metall,  um  die 
künslierische  Wirkung  des  Bildes  usw. 
zu  erproben,  aber  auch  auf  dickerem  oder 
breiterem  Schrötling  und  in  wertvollerem 
Metall,  um  den  höchsten  Stellen  in  Ge- 
schenkform überreicht  zu  werden.  Ein 
Zeichen,  daß  es  sich  um  P.  handelt,  ist 
einmal  eine  Aufschrift  wie  »essai«,  »zum 
Probiren  des  Praegewerks«  u,  dgl.  auf 
neueren  M.  oder  »exemplum  probati  numis- 
matis«  auf  der  Kante  der  dicken  franz. 
Piedforts;  vgl.  auch  die  Aufschriften  auf 
einer  poln.  Probeserie  von  177 1;  dann  ihre 
Seltenheit,  endlich  eben  jene  abweichenden 
Formen  wie  Dicke,  Breite,  Einseitigkeit, 
fremdes  Metall.  —  Antike  P.  dürfen  wir, 
an  diesem  Maßstab  gemessen,  mehr  oder 
minder  sicher  erblicken: 

I.  in  dnigen  dicken  großen  Bleiplatten, 
auf  denen  der  Abschlag  eines  Stempels, 
oder  auf  deren  beiden  Seiten  die  Abschläge 


beider  Stempel  einer  antiken  M.  sich  be- 
finden, so  Philipp  V.  im  Antiquarium 
Berlin;  Magnesia  Ion.,  Naville  Kat.  V 
no.  2561 ;  Tanagra,  Kat.  Hirsch  33  no.  707 
(echt?);  ebenso  und  nicht  als  M. -Gewichte 
sind  zu  beurteilen  (vgl.  oben  unter  Karls- 
pfund) die  karoling.  Bleidickscheiben  bei 
Hoops  Reallex.  III  S.  251  Abb.  Etwas 
Ähnliches  mag  die  Riv.  ital.  di  num,  1903 
S.  385  als  Essai  veröfiftl.  Silberplatte  mit 
dem  Romakopf  des  Aquillius -Denars  sein, 
doch  wurde  sie  angezweifelt,  vgl.  ebenda 
S.  388/90  gegen  die  Auffassung  einer  kleinen 
Silberplatte  mit   Sepullius  q.  als  P. 

2.  in  manchen  der  fertigen  M.  aus  Blei, 
wo  aber  für  uns  selten  eine  Möglichkeit 
besteht,  zwischen  P,  und  alten  Abgüssen 
(Falsch-M.)  zu  unterscheiden,  Z.  f.  N.  XIV 
Anhang  S.  14. 

3.  in  Abschlägen  von  M.  auf  dickem  oder 
breitem  und  meist  sorgfältig  zugerichtetem 
Schrötling,  wie  solche,  wenn  es  sich  imi 
röm.  M  auf  breitem  Schrötling  (wohl  zu 
unterscheiden  von  besonders  herumge- 
legtem Rande!)  handelt,  meist  als  Me- 
daillone  gelten;  sie  kommen  aber  auch 
in  der  griech.  und  der  sonstigen  röm. 
Prägung  vor,  z.  B.  B.  M.  C.  Troas  S.  14 
Anm.  §;  Palest.  Taf.  39,  7.  IS;  Rom.  emp.  I 
Taf .  XXVI  7  (Agrippa) ;  Ant.  M.  Nordgr.  I 
Taf.  I  15,  XVI  24  und  S.  620;  II  no,  450; 
III  no.  590.  734.  743;  Riv.  ital.  di  num. 
1909  Taf.  II — ^VI  (mit  viel  Fremdem  ver- 
mischt), 191 1  Taf.  rV  usw.  usw.  Auch 
die  wenigen  wirklichen  JE  1  (nicht  die 
Med-O  de  deux  cuivres  mögen  P.  sein. 
Indessen  Vorsicht  vor  Zufallsstücken  und 
Schrötlings -Verwechselungen  I 

4.  in  der  Mehrzahl  der  Stücke  mit  glatter 
Rs.,  Riv.  ital.  di  num.  1905  S.  415.  421  ff- 
Taf.   I— rV,   1907  S.  32/47  Tai.  II— IV. 

5.  in  Stücken,  die  für  das  unedle  Metall, 
in  dem  sie  erscheinen,  zu  guten  Stil  haben, 
wie  manche  Kleinbronzen  seit  Diodetianus 
den  schönen  Stil  des  Goldes  haben  und  auch 
für  em^  desPyrrhos  das  gleiche  gilt,  Z.f.  N. 
21  S.  260.  —  Dagegen  sind  die  röm.  M. 
mit  dem  (erhabenen)  Kaiserkopf  beiderseits 
(die  sog.  monn.  de  r6p6tition  Mowats,  Rev. 
num.  1902  S.  179/202.  462;  Riv.  ital.  di 
num.  1909  S.  15s  ff-)  gewiß  nicht  P., 
sondern  wohl  irrig  aus  zwei  Vs. -Stempeln 
geprägte  (hybride)  M.  —  Rass.  num.  IV 


534 


PROBIERGEWICHTE— PROKLAMATIONSGELD 


1907  S.  57—72;  V  1908  S.  3  ff.  —  Samm- 
lung von  P.:  W.  F.  Hahlo,  Berlin  1925/6, 
versteigert  bei  L.  Hamburger  1927;  von 
Dickmünzen:  Sedgwick-Behrendt  bei  Heß 
1887.  R. 

Auch  aus  der  Neuzeit  gibt  es  solche  P., 
also  Abschläge  eines  neuen  Stempels,  die 
dem  Fürsten  oder  der  Regierung  zur 
Begutachtung  vorgelegt  werden.  Sie 
werden  auch  in  der  Neuzeit  oft  aus  einem 
anderen  Metall  als  die  Münzen  verfertigt, 
entweder  aus  einem  billigeren  aus  Er- 
sparungsiücksichten,  oder  aus  einem  kost- 
bareren, um  die  Stücke  zugleich  als  Ge- 
schenke oder  Spielmarken  verwenden  zu 
können,  wie  denn  besonders  viele  Gold- 
abschläge  (s.  Abschlag)  der  braunschweig - 
lüneburgischen  Kupferpfennige  vorkommen. 
Auch  werden  seit  dem  Mittelalter  schwerere 
Stücke  als  die  Münzen  mit  deren  Stempel 
als  Geschenkstücke  geprägt  (s.  Geschenk - 
münzen,  Schowelpfennige,  Stal,  Piedfort). 

S. 

Probiei^ewichte  sind  i.  ideelle  Gewichte 
für  die  Probierung  der  Erze;  z.  B.  war 
der  Probierzentner  in  Sachsen  3,  75,  im 
Oberharz  5  g  schwer,  und  wurde  wie  die 
gewöhnlichen  Gewichte  in  Pfund,  Lot  usw. 
geteilt  2.  die  Gewichte  für  die  Legierungen 
der  Münzmetalle;  s.  Richtpfennig  am 
Schluß.  Es  sind  heute  in  Deutschland 
für  Silberproben  das  Gramm,  für  Gold- 
proben das  ^/woo  Pfund  =  0,  5  g.  Beide 
Gewichtseinheiten  werden  in  looo  Teile 
geteilt,  von  denen  einer  »Tausendteil« 
heißt.  Sie  sind  meist  aus  Platin,  die 
kleinsten  auch  aus  Aluminium.  —  Schlösser, 
S.  48.  S. 

Probiersteiiiy  Prfifstein   s.    Strichprobe. 

Processus  consulaiis,  der  Amtsaufzug 
des  Consul,  s.d.,  vgl.  jetzt  Z.  f .  N.  38 
S.  6off.  R. 

Proconsttl,  eigentlich  pro  consule,  war 
in  der  röm.  Republik  derjenige,  der  »statt 
eines  Consul«  eine  Provinz  verwaltete, 
z.  B.  auf  röm.-sizil.  M.  Seio  proco(n)s(ule) 
(Siciliae),  auf  Kistophoren  von  Apameia 
M.  Cicero  procos.  (Ciliciae),  Abb.  58.  Auf 
röm.-repubL  M.  erscheint  der  Titel  nur  auf 
Prägungen  außerhalb  Roms  von  der  Zeit 
des  Sulla  an;  unter  Antonius  einmal 
q(uaestor)  pro  co(n)s(ule).  In  der  ICaiser- 
zeit  beruht  auf  dem  Amte  als  P.  die  recht- 


liche Begründung  der  Herrschaft  des  Kaisers 
in  den  Provinzen,  doch  gibt  es  den  Titel  P. 
auf  Reichs -M.  erst  seit  Sept.  Severus.  — 
Abk.  PROCOS.  —  Griech.  dvöuTraxo?,  so 
häufig  auf  griech.  M.  im  Titel  der  röm.  P. 
als  Provinzialstatthalter,  Abk.  ANÖ  u.  dgl. 

—  Die  P.  der  beiden  bedeutendsten  Senats - 
Provinzen,  Afrika  und  Asien,  hatten  unter 
Augustus  am  kaiserlichen  Bildnisrechte 
gelegentlich  Anteil,  s.  unter  Ehrenmünz - 
recht.  R. 

Procurator,  röm.  Verwaltungsbeamter, 
insbes.  in  der  Kaiserzeit  der  kaiserl. 
Finanzbeamte  in  größeren  und  der  kaiserl. 
Statthalter  in  kleineren  Provinzen.  Der 
Titel  P.  erscheint  auf  M.  nicht,  nur  einmal 
seine  griech.  Übersetzung  licitpoTro? 
(von  Bithynien,  unter  Vespasianus) ;  doch 
nennen  wir  die  in  der  Provinz  ludaea  ge- 
prägten kleinen  Provinzial-M.  in  M  »Mün- 
zen der  P. «,  obwohl  weder  Amt  noch 
Name  des  P.  genannt  ist,  weil  diese  Pro- 
vinz wohl  von  P.  verwaltet  wurde.  —  Pro- 
curator  monetae,  auch  monetae  Aug(usti), 
später  sacrae  monetae,  auch  s(acrae) 
m{onetae)  u(rbis)  heißt  auf  Inschriften 
der  Leiter  einer  Münzstätte,  der  den  kaiser- 
lichen Privatbeamten  aus  dem  Ritter- 
stande zugehörte;  inschriftlich  belegt  ist 
auch  ein  [proc(urator)]  monetae  Triverice, 
2.  Hälfte  3.  Jh.  n.  C,  CIL  VI  1641;. 
die  notitia  dignitatum  zählt  im  Westreiche 
des  Honorius  ihrer  6  auf,  in  Siscia,  Aquileia, 
Roma,  Lugdunum,  Ardate,  Treveri.   R. 

Programmfinzen  nennen  wir  diejenigen  M. 
röm.  Kaiser  —  bes.  reichsröm.  und  alexan- 
drinische  — ^  die  durch  Bild  und  Auf- 
schrift gleichsam  das  Regierungsprogramm 
des  betr.  Kaisers  verkünden.  Als  wich- 
tigstes und  häufigstes  derartiges  Pro- 
gramm können  wir  für  die  Zeit  bis  vor 
Diocletianus  das  der  Aufrechterhaltung  der 
republikanischen  Freiheit  und  seit  dem 
Bürgerkrieg  von  68/9  in  steigendem  Maße 
und  hier  bis  über  Diocletianus  hinaus  das 
der  Schaffung  und  Aufrechterhaltung  des 
inneren  und  äußeren  Friedens  bezeichnen. 

—  N.  Z.  XVII  S.  51/86;  0.  Th.  Schulz, 
Rechtstitel  und  Regierungsprogramme  auf 
röm.  Kaiser -M.  (bis  Severus),  Paderborn 
1925;  J.  Vogt,  Die  Alexandrin.  Kaiser-M. 
1924.  R. 

ProklamafionsgeU  hießen  die  durch  Pro- 


PROMACHOS— PROTE 


535 


klamation  von  1704  auf  6  Schilling  tari- 
fierten  Peso  im  englischen  Nordamerika. 
Ferner  heißen  P. -Münzen  und  Medaillen 
die  im  früheren  Spanisch-Amerika,  beson- 
ders in  Mexiko,  seit  der  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts auf  den  Wechsel  des  Thrones 
geprägten  Peso  und  Medaillen.  S. 

Promachos  =  Vorkämpferin,  Beiname 
der  gerüsteten,  insbes.  der  mit  Lanze  oder 
Blitz  angreifenden  Athena,  sehr  häufiges 
M.-Bild,  z.  B.  des  Agathokles,  Demetrios  L, 
Philippos  V.,  Ptolemaios  L,  Domitianus 
(Abb.  75)  usw.,  aus  dem  Palladion  (s.  d.) 
entwickelt.  R. 

Prometheus  Erschaffung  des  Menschen 
mit  Unterstützung  der  Athena  ist  auf 
einem  röm.  Med.  des  Pius  dargestellt, 
Gnecchi,  Med.  Taf.  54,  8.  R. 

Pron(epos)  =  Urenkel,  s.  unter  Fili- 
ation.  R. 

Pronkdaalder,  eine  große  silberne  Ge- 
schenkmünze Philipps  IL  von  Spanien 
als  Herzog  von  Geldern  vom  Gewicht  eines 
doppelten  Philippstalers  (s.  Burgundischer 
Taler)  oder  61,2  g  mit  Brustbild  auf  der 
Vs.  und  dem  von  18  Schilden  der  ver- 
schiedenen Herrschaften  Philipps  imi- 
gebenen  spanischen  Wappen  auf  der  Rs. 
—  van  der  Chijs,  Gddem  I,  S.  198  f., 
Taf.  24,    Nr.  6    und   7.  S. 

Pronoethentosi  griech.  irpovo(7j&evToc) 
=  unter  Fürsorge  von,  lautet  die  den 
Namen  des  Archiereus  der  13  ionischen 
Städte  einleitende  Formel  auf  M.  des 
Koinon  derselben.  —  Münsterberg,  Be- 
amtennamen S.  256.  R, 

Propraetor^  eigentlich  pro  praetore,  war 
in  der  röm.  Republik  derjenige,  der  »statt 
eines  Praetors«  eine  Provinz  verwaltete; 
auf  röm.  und  provinzialen  M.  erscheinen 
solche  der  Provinzen  Sizilien,  Gallien, 
Asien  und,  nur  hier  mit  Zusatz  des  Namens 
der  Provinz,  in  Afrika,  hier  erscheint  auch 
ein  q(uaestor)  pro  pr(aetore) ;  pro  prae{tore) 
Africae  nennt  sich  auch  der  Prätendent 
L.  Qodius  Macer  68  n.  C.  Für  den  P.  der 
Übergangs-  und  Kaiserzdt  s.  unter  Lega- 
tus.  —  Abk.  PRO  PR.  —  Griech,  dvxiorpa- 
xiFjYoc,  in  der  Kyrenaike  auch  ausführ- 
lich xajtfa?  eivTtoxpa.  u.  dgl.  —  B.  M.  C. 
Rom.  rep.  III  8.85;  Münsterberg,  Be- 
amtennamen S.  255.  R. 

Projist   (praepositus).      Der  Propst  des 


Domkapitels,  welcher  vornehmlich  zur 
Verwaltung  des  Kapitelvermögens  berufen 
war,  konnte,  als  die  Macht  des  Kapitels 
sich  schon  entwickelt  hatte,  als  Vertreter 
desselben  in  Ausnahmefällen  Münzen  prä- 
gen, so  in  Lüttich  hauptsächlich  Albert 
V.  Rethel  (1191—94)  (Albertus  dei  gratia 
prepositus  et  vice  epicospus  H90)  und 
Hugo  V.  Pierrepont  (1206).  In  Magdeburg 
nennt  sich  wahrscheinlich  ein  Propst  Sieg- 
fried auf  Moritzpfennigen  (s.d.).  Zuweilen  er- 
scheint der  Propst  neben  dem  Bischof  auf 
der  Münze,  so  vor  allem  in  Magdeburg 
(Suhle  in  Z.  f.  N.  38  S.  241).  Neben  diesen 
Pröpsten  der  Domkapitel  gibt  es  solche, 
die  an  der  Spitze  von  Kollegiatstiften 
standen  und  ebenfalls  das  Münzrecht  aus- 
übten, so  der  Propst  von  Hamehi,  von 
Wildeshausen,  von  Fritzlar,  von  Erfurt  (?) 
u.  a.,  der  Propst  von  Emden,  welcher  hier 
ein  weltlicher  Herr,  ein  ostfriesischer 
Häuptling  war;  vgl.  Münzrecht.  —  Suhle 
in  Berl.  Mbl.  1929,  S.  401.  Su. 

Proquaestor,  eigentlich  pro  quaestore, 
war  in  der  röm.  Republik  der  einem  Pro- 
vinzialstatthalter  »statt  eines  Quaestors« 
mitgegebene  Hilfsbeamte;  auf  M.  erscheint 
der  Titel  zunächst  bei  Suura,  leg(atus) 
pro  q(uaestore)  in  Makedonien,  Münster- 
berg, Beamtennamen  S.  254,  dann  auf 
reichsröm.  zu  der  Zeit  Sullas  und  der 
Bürgerkriege,  einmal  mit  dem  Zusatz  P. 
(=  pro  praetore?).  —  Abk  PRO  Q.  — 
B.  M.  C.  Rom.  rep.  III  S.  85.  R. 

Prora,  griech.  icpcppa  =  das  SchifiEs- 
vorderteil,  s.  unter  Schiff.  R. 

Proserpina  s.  unter  Persephone.      R. 

Prostates,  griech.  icpoöTa(TT]c)=Vorsteher, 
Beamtentitel  auf  M.  von  Kos,  wo  die  P. 
des  Rates  die  oberste  Staatsbehörde  waren. 
— Münsterberg,  Beamtennamen  S.  252.    R. 

Prote»  griech.  irpe&n]  =  die  erste.  Die 
IT.  MaxeSovoDV  ist  der  erste  und  im  M.- 
recht  bevorzugteste  der  4  Teile,  in  die  dies 
Land  seit  168  v.  C.  zerfiel;  femer  ist  ic. 
(oder  im  Gen.  plur.  itpcÜTcov),  ein  Beiname 
(c.  d-  unter  ß  e),  den  sidi  Städte  bes. 
Kleinasiens  in  der  Kaiserzeit  beilegten; 
z.  B.  nennen  sich  die  Pergamener  tcptoTot, 
auch  irpc&TTj  täv  IfißaffrÄv,  Amasia  icpc&TTj 
Toüflovroü,  die  NikaierTtpfitoi  n6vT(oü)  xal 
Bift(ovfix$),  aber  ähnlich  auch  Nikomedeia; 
irpc&T7]    (biw.   irpcoToi)  'Aff&tc  Nikomedeia, 


536 


PROVIDENTIA— PSEUDOMONETA 


Ephesos,  Smyrna,  wobei  Smyma  noch 
x(älXsi  xal  (is-^eftei  hinzufügt,  rpÄTOt  'Icoviac 
die  Samier  und  gar  die  Trallianer 
TupÄ-coi  'EX>sa8o.'.  —  Read,   H.  N.»  S.  929. 

R. 
Providentia,   lat.  =  Voraussicht,  insbes. 
die  göttl.  Vorsehung,  später  die  kaiserL 
Fürsorge  für  Thron  und  Reich;   griech. 
TTpovota.     So  erscheint  auf  röm.  Kaiser-M. 
als  P.,  P.  Augusti,  P.  deorum  eine  steh, 
(später   auch   sitzende)   Gestalt  mit  leer 
vorgestr.  R.  oder  kurzem  Stab  in  der  R. 
und    langem    Zepter,    ihr  zu  Füßen  die 
"Weltkugel;  auch  Fackel,  Füllhorn,  Ähren, 
Modius,    Anker    (Vorsorge    für    Annona) 
kommen  als  ihre  Attribute  vor.      Unter 
Pertinax  erscheint  die  P.  deorum  zur  um- 
strahlten Kugel  betend.    Auch  jönden  wir 
zur  Legende  P.  die  Bilder  einzelner  Götter, 
so   luppiter,  seinen  Blitz,   Venus  Victrix, 
Mercurius,  Fortuna,  Fides  mit  Feldzeichen 
und  Sol;   ohne  Attribut  steht  sie  neben 
Quies   in   dioklet.    Zeit   zur   Legende   P. 
deorum,      Quies     Augustorum.     —     Auf 
die  Vorsorge  für  die  Nachfolge  bezieht  sich 
die  Übergabe  der  Weltkugel   von  einem 
Kaiser  an  den  Nachfolger,  bei  Nerva  auch 
mit    P.     senatus    vorkommend,    auf    die 
Billigung  von  dessen  Wahl  durch  denSenat 
bezüglich;    bei    Hadrianus    erscheint   zur 
Aufschrift  P.   deorum  einmal  im   selben 
Sinne  der  Kaiser  allein,   dem  ein  Adler 
das  Zepter  bringt.    Ein  Schiff  mit  P.  be- 
zieht sich  auf  Vorsorge  für  die  Getreide - 
lieferung,  ebendarauf  die  Szene,  wo  Com- 
modus  als  Hercules  von  der  Isis  Ähren 
empfängt.    Auf  die  Vorsorge  für  Befesti- 
gungsbau bezieht  sich  das  Castrum  oder 
die    Opferszene    vor     ihm    (dioklet. -kon- 
stantin.  Zeit),  sonst  auf  die  milit  Sicherung 
die  Aufschrift  der  P.  zu  einer  Ansprache 
ans  Heer  (M.  Aurelius).    Eine  Aigis  wegen 
der  'A&Tjva  Ilpivotct  und  der  auch  in  den 
Arvalakten  erwähnte  Altar  sind  weitere 
Typen     der   P.    —   Die   DpÄvoia    einiger 
weniger  griech.  M.  erscheint  zum  Bilde 
des   sitz.    Kaisers    oder   einer   Frau   mit 
Phönix  (oder  bloßer  erhobener  R.)  und 
Zepter  (Alexandreia  Äg.),  oder  zum  Adler 
des  luppiter  (Syria  romana,   Pesc.  Niger) 
usw.  —  ToelkeninKöhnes  Z,  f.  M.-,  Siegel- 
usw.  künde  IV  S.  165/72;  Bernhart,  Hand- 
buch S.  97.  R. 


Proviflois,  Provislno  s.  denarius  pro- 
visionalis.  Su. 

Provinzialdaalder,  ein  niederländischer 
leichter  Taler  zu  5  Schilling  oder  30  Stüver, 
der  seit  1676  in  Westfriesland,  Seeland, 
Utrecht,  Overijssel,  Deventer,  Campen, 
ZwoUe  und  Nymwegen  unter  verschie- 
denem Gepräge  geschlagen  wurde.  Er  wog 
15,888  g  und  hielt  14,56  g  Silber.  —  Ver- 
kade,  S.  35  und  Taf.  f^T,  1—4  und  öfter. 

S. 

Prüfstein  s.  unter  Strichprobe. 

Prymney  griech.  Tcpup-vT]  =  das  Schiffs- 
hinterteil, s.  unter  Schiff.  R. 

Prytanis,  griech.  TTpütavi?  etwa  =  Ob- 
mann, hoher  Beamter,  einzeln  oder  kolle- 
gial wirkend  (in  Athen  z.  B.  sind  die  P.  die 
50  Mitglieder  des  diensttuenden  Ratsaus- 
schusses); auf  der  ^-M.  von  Smyrna 
zeichnet  als  irpoTdvsic  die  Behörde  der  tt. 
kollegial,  auf  den  Kistophoren  von  Perga- 
mon  steht  tc.  im  Monogramm  unter  dem  des 
Namens;  auch  sonst  erscheint  der  w.  öfter 
auf  M.,  voll  ausgeschrieben  stci  ^poiavecoc 
in  Synnada,  sonst  auch  mit  Ziffer  der 
Iteration  (Stratonikeia),  auch  mit  anderen 
Würden  kumuliert,  ein  weiblicher  in  Per- 
gamon.  Der  Vorsteher  des  Kollegiums 
hieß  dpxiwpuTavif,  s.  d.  —  Abk.  TTP  (?), 
nPY,  nPYT.  —  Münsterberg,  Beamten- 
namen S.  252.  R. 

PS  auf  römischen  M.  =  pusulatum,  s.  d. ; 
PS  verschränkt,  Münzbuchstaben  der 
Münzstätte  Potosi  (Bolivia).  R.  S. 

Pschent-Krone  heißt  die  ägypt.  Doppel- 
krone, d.  h.  die  beiden  Kronen  von  Ober- 
ägypten und  Unterägypten,  die  ineinander 
gesteckt  werden.  Horus  (Harpokrates)  als 
alter  Königsgott  trägt  sie  häufig.        R. 

Psephlsamenotty  griech.  ^TjtpiaapL^voo  (Par- 
tizip. Aor.  Med.)  =  »auf  Herbeiführung 
des  betr.  Beschlusses  durch«,  lautet  die  den 
Personennamen  einleitende  Formel  auf 
E.  von  Stratonikeia.  —  Münsterberg, 
Beamteimamen  S.  256.  R. 

Psephos,  griech.  t^^^oc,  s.  Rechenpfennig. 

Pseudoautonome  M.  s.  Quasiautonome  M. 

Pseudolegende,  veralteter  Ausdruck  für 
Trugschrift,   s.   d.  R. 

Pseudomoneta  nennt  Eckhd  (D.  n.  VIII 
S.  277)  diejenigen  münzähnlichen  antiken 
Stücke,  die  keinem  Geldzwecke  dieneia,  die 
Kontomiaten,    Tesserae     und    Spintriae. 


PSKÖVKA— PÜL 


537 


Auch  die  Niketerien  und  Bleisiegel  könnte 
man  dazunehmen,  R. 

Pskövka  ist  der  bei  den  russischen 
Numismatikern  übliche  Name  für  die 
Denga  (s.  d.)  der  Republik  Pskov,  die  seit 
1424/25—53  nach  dem  Vorbild  des 
Moskauer  Großfürstentums  in  Silber  ge- 
prägt wurde.  Die  P.  der  Freiheitszeit,  die 
<^j73  g  "wog  und  0,64  g  Silber  hielt,  hat 
auf  der  Vs.  immer  das  von  den  Artigem 
des  Dorpater  Bischofs  Dietrich  IIL  (1413 
— 1443)  entlehnte  Brustbild  des  Für- 
sten im  Hut,  mit  dem  Schwert  in  der 
Rechten,  auf  der  Rs.  aber  zuerst  die  mehr- 
zeilige  Aufschrift  »denga  pskovskaja«, 
später  Leopard  und  Kreislegende.  Nach 
15  IG  wog  die  P.  0,76  g  und  hielt 
0,69  g  Silber.  Sie  behielt  auf  der  Rs.  den 
alten  Namen  der  Münze,  hatte  aber  auf 
der  Vs.  entweder  die  mehrzeilige  Aufschrift 
mit  dem  Namen  des  Großfürsten  oder  den 
Reiter  mit  geschwungenem  Säbel  der 
Moskauer  Denga.  In  Pskov  wurden  auch 
ganz  winzige  Münzen  —  wahrscheinlich 
Cetvertca  (s.  d.)  genannt  —  ausgegeben, 
die  aber  von'  den  Numismatikern  Poluska 
genannt  werden,  mit  Kopf  oder  Vogel  auf 
der  Vs.,  und  Aufschrift  auf  der  Rs.  Sie 
wiegen  zirka  0,15  g.  —  Tolstoj,  Monety 
Pskovskije  (Dopetrovskaja  numismatikall). 

B. 

Ptolemäischer  Münzhtß  s.  unter  Phöniki- 
scher  Münzfuß.  R. 

Pu,  chinesische  Münzart,  s.  Pi, 

Pubbllca,  eine  neapolitanische,  seit  1599 
geprägte  Kupfermünze  zu  i  Tomese,  die 
von  der  Aufschrift  »Publice  commoditati« 
den  Namen  Pubblica  erhielt.  Seit  1622 
hießen  die  Kupfermünzen  zu  4  Tornesi  mit 
der  Aufschiift  »Publica  commoditas«  Pub- 
bliche.  Während  der  Revolution  von 
1648  trug  die  Pubblica  del  popolo  die 
Devise:  Pax  et  ubertas,  dann  sind  1750 
— 1757  solche  mit  »Publica  laetitia«  und 
1778-— 1793  mit  derselben  Devise  und  solche 
zu  3  Tornesi  mit  »Publica  commoditas«  ge- 
schlagen worden.  —  Cagiati,  IV,  S.  204, 
249,  297,  V,  S.  25,  61.  S. 

Pttdldtia,  lat.  ==  Schamhaftigkeit, 
Keuschheit.  Mit  oder  ohne  Aug(ustae) 
tritt  ihre  Beischrift  zum  Typus  einer  sitz., 
seltener  steh.  Frauengestalt  auf,  deren  be- 
zeichnende Geste  das  Vorziehen  des  Schlei- 


ers vor  das  Gesicht  ist  (M.  von  Hadrianus 
bis  Urbica,  meist  von  Kaiserinnen).  Son- 
stige Attribute:  Zepter,  Kind  auf  dem 
Arm,  Kinder  zu  ihren  Füßen,  auch  kommt 
Pax  neben  ihr  vor.  Eine  ara  pudic{itiae) : 
M.  der  Plotina.  —  Bernhart,  Handbuch 
S.  98.  R. 

Puellae  Faustinianae  hießen,  benannt 
etwa  wie  bei  uns  die  »Luisenbräute«,  die 
auf  Grund  einer  Stiftung  des  Pius  zu  Ehren 
seiner  Gattin  Faustina  unterstützten  Mäd- 
chen (vgl.  unter  Alimenta);  die  Aufschrift 
erscheint  auf  ihren  N"  und  M  zur  Szene 
der  thronenden  Kaiserin  mit  einer  Hof- 
dame, einem  Beamten  und  den  Mädchen 
unten.  —  R.  E.  I  S.  i486;  Riv.  ital.  di 
num.  1907  S.  375/9.  R. 

Punkte!-  oder  gelbsüchtige  Acht- 
groschenstücke waren  die  schlechtesten  der 
von  Anhalt -Bemburg  im  Siebenjährigen 
Kriege  den  preußischen  nachgeprägten 
Dritteltaler  mit  der  Jahreszahl  17.  58, 
I  Groschen  2  Pf.  bis  i  Groschen  wert.  — 
Schrötter,  Acta  Bor.,  Gesch.,  HI,  S.  5i5- 

S. 

Pttgeois,  Pugeoise  s.  Pite. 

Pül,  Kupfermünze  der  Chane  der  Goldnen 
Horde  (13. — 15.  Jh.)  von  sehr  mannig- 
faltigem Aussehen.  Meistens  steht  auf  der 
einen  Seite  Ort-  und  Jahresangabe,  die 
andre  zeigt  irgendeine  bildliche  Darstel- 
lung (oft  in  Anspielung  auf  ein  Sternbild) : 
Tier,  Vogel,  Wage,  Beil,  Kanne,  Blume, 
geometrische  Figur.  Oft  kommt  auch 
das  djucidische  Tamgha  vor.  Die  Be- 
zeichnung Pül  findet  sich  ziemlich  selten: 
Bulgär  Püly  J.  734  (i334);  Yän^  (neuer) 
Pül.  Das  Gewicht  dieser  Münzen,  wie  auch 
der  meisten  übrigen,  die  als  P.  angesehen 
werden  können,  schwankt  zwischen  I 
und  2  g  in  mannigfaltigen  Abstufungen. 
Dasselbe  Gewicht  haben  auch  Münzen  mit 
der  Legende  On  alty  (16)  Dank  oder 
On  alty  pül-i  dänki,  während  das  Gewicht 
eines  in  Mukhsha  geprägten  Pül,  Püli 
Mukhsha  On  alty  dank  (Eremitage  no. 
1618  m)  0,74  g  beträgt.  Ein  Pül  muß 
demnach  16  D^ik  enthalten  haben,  Dank 
und  Pül-i  Dänki  ein  und  dasselbe  sein. 
Übersetzt  man  dagegen  On  alty  Pül 
Dank!  als  i  Dank  von  16  Pül,  dann  ergibt 
sich  für  Pül  und  Dank  ein  Verhältnis, 
das  in  direktem  Widerspruch  zu  dem  auf 


538 


PULKEN— PUNZEN 


der  Münze  von  Mukhsha  und  sonst  an- 
gegebenen steht. 

Um  1774  wurde  in  Bukhärä  jeg- 
liches Geld  Pül  genannt,  speziell  Kupfer- 
geld hieß  Karäpül.  Dieser  Pül  oder 
I^äpül  der  Mangiten  wog  um  1800 
ca.  4,5  g,  das  Doppelstück  ca.  9  g. 
Neben  runden  Pül  kommen  auch  vier- 
eckige vor.  Im  Laufe  des  19.  Jh.s  sank  das 
Gewicht  des  Pül  bis  auf  2,6  g.  Zu  Anfang 
des  19.  Jh.s  kamen  auf  i  Tenga  55  Pül, 
später  (Khanykow)  44  Pül.  Der  Pül  aus 
dem  Anfange  des  20.  Jh.s  hat  auf  der  Vs.  die 
Worte  Fulüs-i  Bukhära,  sowie  eine  Jahres - 
angäbe,  Rs.  die  Zahl  32,  welche  angibt, 
wie  viele  Pül  eine  Tenga  ausmachen 
(Pakhomow).  In  Khiwa  kamen  Mitte 
19.  Jh.  auf  eine  Tenga  48  Pül,  s.  Tanka, 
Tillä.  —  Im  osmanischen  Sprachgebrauch 
wird  Pül  zur  Bezeichnung  eines  minimalen 
Geldwertes  gebraucht-  —  Frähn,  Die 
Münzen  der  Chane  vom  Ulus  Dschutschis 
S,  7 — IG;  ders.,  Recensio649;Weljaminow- 
Zernow,  Trudy  Wostocnago  Otdelenija  IV 
404,  417,  440;  Pakhomow,  Poslednije 
monety  Bukhary  i  Chiwy  (Mscr.);  B61in 
in  JAs.  6  s6r.  III,  S.  454-  V. 

Pulken  (polnisch:  Polki)  hießen  seit  Kasi- 
mir IV.  von  Polen  (1444 — 1494)  die  seit 
Anfang  des  15.  Jh.s  bis  zur  Mitte  des  fol- 
genden geschlagenen  polnischen  Halbgro- 
schen, die  Hauptmünze  Polens  während 
dieser  Zeit,  mit  Adler-Krone.  S.  auch 
Pölchen.  S. 

Pfilo,  von  der  tatarischen  Münze  Pul 
(Fischschuppe,  Flitter,  maille),  ist  eine 
in  Rußland  im  XV.  und  am  Anfang  des 
XVI.  Jh.s  nicht  besonders  zahlreich  ge- 
schlagene Kupfermünze,  deren  Wertver- 
häIt3Gis  zu  der  silbernen  Denga  (s.  d.)  aber 
noch  nicht  feststeht. 

Zahlreicher  war  die  Prägung  im  Groß- 
fürstentum  Tver  und  seinen  Teilfürsten- 
tümem,  seltener  in  Moskau  und  in  Novgo- 
rod;  aus  den  Fürstentümern  von  Suzdal', 
Per'aslav  (in  R'azan),  Smolensk  und  Ja- 
roslav  und  aus  Pskov  sind  nur  ganz  seltene 
Exemplare  bekannt.  —  Miklosich,  Sla- 
visches  Wörterbuch;  Cizov,  Monety  Mosk. 
Gosudarstva,  6 — 7;  Iljin,  Topografija 
(1924),  S.  22;  Chaudoir  PI.  II  4  nr.  8, 
II  51  nr.  2—4,   52  nr.  i  u.2,  54  nr.  8,  9; 


vgl.  auch  die  Werke  von  Certkov,  Gre§ni- 
kov.  B. 

Pttlvlnar,  lat.  =  Polster,  Polsterstuhl. 
Auf  solche  wurden  bei  den  Göttergast- 
mählem  (lectistemium)  die  Götterbilder  ge- 
setzt; den  Divi  (s.  d.)  wurde  diese  Ehre 
auch  zuteil,  daher  ein  P.,  davor  Pfau  und 
Zepter,  als  Rs.  röm,  M.  der  Faustina  iun., 
ein  Thron  mit  Polsterdecke  auf  M.  der 
Flavier  und  der  Faustina  sen.  vorkommt.  — 
Mitteil.  Vorderasiat.  Gesellsch.  1917  (Hom- 
mel-Festschrift)  S.  160.  R. 

Pumphosenkrone»  eine  dänische  Silber- 
krone von  1665  mit  dem  Bilde  des  Königs 
Friedrich  III.  mit  sehr  weiten  Hosen.  — 
Schon,  Taf.  24,  Nr.  39.  S. 

Punzen  sind  positive  Bild-  oder  Schrift- 
teile, die  in  den  sonst  aus  freier  Hand  ge- 
schnittenen ungehärteten  Stempel  (oder 
bei  Guß-M.  oder  Med.  in  die  Form)  einge- 
schlagen werden,  worauf  dieser  gehärtet 
wird.  Solche  P.,  vielleicht  sogar  vollstän- 
dige Patrizen  (s.  d.)  der  ganzen  Münzfläche, 
hat  es  schon  im  Altertum  gegeben,  wie  für 
die  autonome  Zeit  folgendes  lehrt:  i.  das 
Vorhandensein  des  Restes  eines  zweiten 
Abdrucks  desselben  Stempels  auf  dem 
Schrötling,  was  sich  durch  Absenken 
derselben  Patrize  mehrfach  nebeneinander 
erklärt  (Num.  chron.  1922  S,  19 — 22. 
37/8  Taf.  I  18 — 23).  2.  Neben  dem  posi- 
tiven Pegasos  eines  Staters  von  Leukas 
zeigt  sich  bei  mehreren  stempelgleichen 
Exemplaren  negativ  der  Athenakopf  einer 
Rs.;  es  ist  wohl  der  Pegasos-Stempel  aus 
einer  Athenakopf-P.  gemacht  worden 
(Num.  chron.  1926  S.  319/20).  3.  Ein  Fall 
einer  Stempelveränderung  (s.  d.),  die  nicht 
erst  im  Stempel,  sondern  auf  einer  P.  ge- 
macht worden  sein  muß,  findet  sich  in 
Tomis  (Ant.  M.  Nordgriech.  I  n.  3209). 
In  der  Kaiserzeit  sind  P.  für  den  Kaiser- 
kopf oder  Teile  desselben  verwendet  worden 
(N.  Z.  VIII  S.  243/Si).  R. 

Im  M.  A.  sind  P.  erst  aus  dessen  Ausgang 
sicher  nachzuweisen,  und  zwar  einige 
im  historischen  Museum  zu  Köln,  welche 
für  die  Stempel  rheinisch-westfälischer 
Münzen  des  ausgehenden  15,  Jh,s  ge- 
braucht worden  sind  (Joseph  in  N.  Z.  XX 
1888  S.  91  f.)  und  einige  für  die  Breslauer 
Groschen  des  Mathias  Corvinus  im  Bres- 
lauer Museum;  urkundlich  werden  sie  in 


PUPPIS— QUADRAXS 


539 


dem  Vertrag  der  Hansestädte  vom  6,  IL  [ 
1403  als  »pundsumen<  genannt  (Menadier, 
D.  M.  IV  S.  5  f.).  Luschin  und  Friedens- 
burg möchten  das  Arbeiten  mit  Punzen 
schon  auf  den  Münzen  der  Hohenstaufen- 
zeit  verfolgen,  doch  ist  dies  zweifel- 
haft. Erst  seit  der  Groschenzeit  kann 
man  mit  Wahrscheinlichkeit  die  Verwen- 
dung von  wirklichen  Punzen  annehmen, 
vorher  könnte  man  höchstens  von  ein-  j 
fachen  Punkt-,  Strich-  oder  Ringelpunzen  j 
reden,  mit  denen  sich  der  Stempelschneider 
seine  Grobarbeit  erleichterte-  —  Luschin 
in  N.  Z.  XIII  S.  225  f.  u.  358  f.  u.  Allg. 
Mkde.^  S.  82ff.;  Friedensburg,  Symbolik 
S.  384.  Su. 

Punzen  größerer  Bildteile  wie  die  eines 
Kopfes,  einer  Büste,  eines  Wappens  kamen 
im  16.  Jh.  auf:  in  Frankreich  verwahrt  man 
P.,  die  die  Büste  Heinrichs  IV.  zeigen. 
Der  Medailleur  Faltz  fertigte  solche  um 
1700  in  Berlin,  wo  sie  aber  endgültig 
für  Münzen  erst  um  1740  eingeführt  wurden, 
nachdem  sie  schon  17 13 — 15  für  die  Neuen- 
burger  Münzen,  seit  171 8  in  Österreich  be- 
nutzt waren.  —  Blanchet  II,  S.  27;  N.  Z. 
XX,  S.  153—164;  Z.f.  N.  XXII  1900, 
S.  72;  Mus6e  Neufchatelois  1901,  S.  51 
u,  Tafel;  ELatalog  der  M.-  und  Med.- 
Stempel-Samml.  des  K.  K.  Hauptmünz- 
amts in  Wien  I  1901  Taf.  VII  u.  ö,       S. 

PuppiSy  das  Schiffshinterteil,  s.  unter 
Schiff.  R. 

Purana^  altindische  Münze;  s.  Karsha. 

Pusikan  =  Buzogdny  (s.  d.). 

Pusidatum  =  gereinigtes  (Metall),  insbes. 


Silber,  weil  es  durch  den  Läuterungsprozeß 
einen  krustigen  Überzug  (pusulae;  s,  unter 
Abgang)  erhalten  hatte.  Daher  das  Zeichen 
PS  =  p(u)s(ulatum),  wohl  auch  PV  oder 
PST  im  Abschnitt  spätrem.  -^-M.,  PS  und 
PVS  auf  spätröm.  >R-Barren,  wo  statt  des- 
sen auch  cand{idum)  =  weißes,  d.  h.  reines 
(2R)  steht.  —  N.  Z.  30  S.  221 ;  Num.  chron. 
1915  S.  497.  R. 

Pttteal  =  Brunnenmündung;  das  Puteal 
Scribon(ianum)  erscheint  als  rundeBrüstung 
auf  röm.  -Ä  des  L.  Scribon.  Libo.     R. 

Pttfschänel  nennt  Adam  Bergs  Neues 
Münzbuch  (Fol.  8)  böhmische  Heller  Wla- 
dislaus  IL  (1471— 1516)  mit  Löwe-W, 
deren  3  einen  Kreuzer  wert  seien.  Sie 
galten  2  Kattersinken  (s.  d.).  —  Done- 
bauer  Nr.  965  ff. ;  Friedensburg,  Schi.  N.  M., 
S.  23.  S. 

Pttttan,  Silbermünze  von  Cochin;  s. 
Fanam,  V. 

Piitto  s.  unter  Eros.  R. 

Pyr  (Pir)  ist  das  einer  Zirbelnuß  oder 
einem  Tannenzapfen  ähnliche  Zeichen  der 
Stadt  Augsburg,  wie  es  auf  deren  Münzen 
seit  dem  Mittelalter  erscheint-  — -  Berl. 
M.BL  1910,  S.  541  ff.  S. 

PyfBmidentaler  sind  Taler,  die  auf  der 
Rs.  die  Schrift  auf  einer  Pyramide  tragen; 
meist  sind  es  Sterbetaler,  so  die  Sterbetaler 
auf  den  Tod  der  Gemahlin  des  Herzogs 
Friedrich  Wilhelm  von  Sachsen-Altenburg 
Magdalene  Sybille  vom  Jahre  1668.  — 
Tentzel,  Emestin.  L.  I,  Taf.  31,  Nr.  2—5. 

S. 

Pysa  (Paisa)  s.  unter  Anna  u.  Paisa. 


Q  auf  ant.  M.  =  quaestor,  que,  qui- 
narius,  quinquennalis.  R. 

Q,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Per- 
pignan.  S. 

Qua  •  • .  s.  auch  Cua  . . . 

Quadragesima  remissa  s.  unter  Steuern 
auf  röm.  M.  R. 

Quadrans  =  ein  Viertel  eines  I2teiligen 
Ganzen,  im  M.-wesen  also  =  1/4  As  =  3 
Unciae;  bei  dezimaler  Teilung  des  As,  wie 
sie  in  den  ostital.  Reihen  des  Aes  grave 
beliebt  ist,  besser  Terruncius  (s.  d.)  genannt; 


griech.  Trias  (s.  d.);  ausgemünzt  im  röm. 
und  dem  übrigen  ital.  Aes  grave  mit  dem 
Wertzeichen  dreier  Kugeln.  In  der  röm. 
Reihe  erscheint  der  Q.  auch  in  allen  Stufen 
der  Reduktion  bis  zum  Semunziarf  uß ;  zur 
Zeit  von  dessen  Geltung  nennt  Plut.  Cic.  29 
den  Q.  T6Xfiirc6TaTovToox«Xxo5vop.fa[taTOs; 
er  wird  sehr  bald  geprägt  statt  gegossen,  mit 
dem  Herculeskopf  und  dem  Schiffsvorder - 
teil;  den  Herculeskopf  entlehnt  auch  ein 
röm.-sizü.  Q.  (Head,  H.  N.»  S.  164).  Dann 
verschwindet   der  Q.   und  erscheint   erst 


540 


QUADRANTARAS— QUADRATUM  SUPERCÜSUM 


wieder  unter  Augustus  als  sog.  Kleinbronze 
(Q.,  nicht  Semisse,  vgl.  B.  M,  C.  Rom.  emp. 
I  S.  XLIX  gegen  Willers,  Rom.  Kupfer- 
prägung 1909  S.  171)  und  erhält  sich  bis 
tief  ins  2.  Jh.,  meist  ohne  den  Kaiserkopf; 
auch  die  imter  Decius  einmal  wieder  vor- 
kommende Kleinbronze  ist  wohl  immer 
noch  der  Q.  —  Außerhalb  Roms  erscheint 
der  Q.  in  der  röm.-kampan.  Kupfer- 
prägung, hier  von  der  Forschung  (Haeber- 
lin,  Aes  grave  1910  S.  134)  Dreilibellenstück 
genannt,  und  der  vieler  unterital.  Städte. 
—  Durch  das  Vorkommen  des  Q.  in  der 
griech.  Transkription  KoSpavn;?  im  Neuen 
Testament  im  Gleichnis  vom  Scherflein  der 
Witwe,  Ev.  Marci  12,  42:  Xsirca  860  S 
iati  xoopavnj?  —  vgl.  die  (auch  an  jener 
Stelle  grammatisch  mögliche)  Gleichsetzung 
mit  einem  Xeircov  Ev.  Matth.  5,  26  gegen- 
über Ev,  Lucae  12,  59  —  als  kleinste 
oder  doch  bes.  kleine  M.  (in  ludaea  selbst 
sind  das  die  kleinen  Kupfer -M,  mit  Namen 
der  Kaiser  der  juL-klaud.  Dynastie)  hat  der 
Q.  bei  den  späten  Metrologen  ein  zähes 
Nachleben  erlangt:  sie  fassen  ihn  rein  als 
Gewicht  von  V4  Unze  =  748  Pf^nd  =  6 
Scripula  auf,  setzen  ihn  daher  =  2  (neron.) 
Denaren  =  i  Didrachmon  =  i  hebr. 
schweren  Schekel  =  1/3000  hebr.  Talent. 
Irgendwelche  numismat.  Rückschlüsse  dar- 
aus sind  unzulässig.  —  Endlich  gilt  der 
Q.  in  der  Spätzeit  auch  zur  Bezeichnung 
aines  beliebigen  Viertels  oder  einer  be- 
liebigen Dreiheit,  z.  B.  =  ^4  Eollis  oder 
=  3  voüftiaia  oder  =  3  vofjLfofxata.  — 
R.  E.  XI  S.983;  Hultsch,  Metrol.  scn  II 
S.  185.  R. 

Quadrantaras  und  QuadrantarfuB,  vom 
lat.  quadrantarius  =  zum  quadrans,  d.  h. 
^4  Pfund,  gehörig,  angebl.  Reduktionsstufe 
<ies  As,  s.  d.  R. 

Quadratschrifty  hebräische,  ist  die  jetzt 
übliche  Form  der  jüd.  Schrift  (Ebert, 
Reallex.  XI  S.  348  Taf.  109),  die  auf  den 
jüd.  M.  noch  nicht  erscheint,  wohl  aber  z.  B. 
auf  den  M.  des  M.A.  mit  hebräischer  Auf- 
schrift und  den  Görlitzer  Schekeln,  s.  d. 

R. 

Quadratum  incusum  nennen  wir  den  ver- 
tieften Einschlag,  der  auf  der  Rs.  der  älteren 
griech.  M.  statt  eines  Bildes  steht,  Abb. 
13  ff.;  rechteckig,  quadratisch,  auch  drei- 
eckig geformt,    manchmal   aus  mehreren 


nacheinander  eingeschlagenen  Teilen  be- 
stehend, ist  sein  Untergrund  bald  rauh, 
bald  glatter,  fast  stets  noch  seinerseits 
geteilt,  und  zwar  diagonal,  kreuzförmig 
(Q.  i.  quadripartitum,  in  Delphoi  ein- 
mal in  Kassetten,  lacunaria,  geteilt), 
geachtelt,  nach  Windmühlschema  geteilt 
usw.  Schon  früh  erscheinen  kleine  figür- 
liche Zeichen  in  ihm  oder  in  seinen  Einzel- 
teilen. In  manchen  Gegenden  (z.  B.  Knidos, 
Athen)  tritt  schon  um  die  Mitte  des  6.  Jh.s 
ein  Bild  in  die  Vertiefung,  meist  hält  sich 
das  bildlose  Q.  i.  aber  bis  gegen  Ende  des 
5,  Jh.s;  in  Chios  tritt  um  diese  Zeit  ein 
Beamtenname  in  das  stark  verbreiterte 
Balkenkreuz;  in  Nordgriechenland  bleibt  in 
der  Mitte  ein  gevierteltes  Linienquadrat 
(in  Akanthos  ein  erhabenes  gevierteltes 
Innenviereck),  von  der  Schrift  umgeben, 
noch  lange  bildlos  stehen,  und  in  bes.  kon- 
servativen Reihen,  z.  B.  dem  El.  von  Kyzi- 
kos  und  Phokaia,  in  Byzanz  u.  Kalchedon 
erhält  sich  sogar  das  wirkliche  Q.  i.  bis  kurz 
vor  Alexander.  Nach  seinem  Verschwinden 
wird  der  quadratische,  vertiefte  Rahmen 
um  das  Münzbild  (d.  h.  der  quadratische 
Querschnitt  des  Stempels)  gewöhnlich  noch 
längere  Zeit  beibehalten,  in  Rhodos  und 
Lykien  noch  bis  ins  i.  Jh.  v.  C.  In  Gegen- 
den, wo  der  Prägebeginn  erst  in  den  Anfang 
des  5.  Jh.  fällt  wie  Thessalien,  Kreta,  er- 
scheint das  bildlose  Q.  i.  gar  nicht.  —  Ville- 
noisy,  Le  carr6  creux,  Rev.  num.  1909 
S.  449;  Regling,  M.  als  Kunstwerk  S.  9/10. 
34.  42/3  u.  ö.  R. 

Quadratum  sttperciisum,  lat.  (deutsch 
Vierschlag).  Um  die  Zahl  der  Metallab- 
schnitzel (Abschroten)  zu  vermindern,  die 
man  nur  in  verlustbringender  Weise  durch 
Umschmelzen  wieder  verwenden  konnte, 
nahm  man  vor  dem  Prägen  statt  des 
runden  ein  eckiges  Zuschneiden  des  Schröt- 
lings  vor.  Dann  aber  wurde  oft,  um  die 
Ecken  des  Schrötlings  etwas  auszurunden, 
der  Rand  des  Schrötlings  durch  Hammer- 
schläge niedergedrückt  und  breitgequetscht, 
und  so  blieb  in  der  Mitte  das  Metall  in  der 
ursprünglichen  Dicke  als  unregelmäßiges 
Viereck  (quadratum  supercusum)  erhaben 
zurück. 

Dieser  Vierschlag  erscheint  zuerst  im 
IG,  Jh.  auf  Metzer  Pfennigen.  In  der 
Schweiz  findet  man  ihn  des  öfteren  seit  der 


QUADRIGA— QUANTITÄTSTHEORIE 


541 


Mitte  des  II.  Jh.s,  z.  B.  auf  Baseler  Münzen 
Bischofs  Theoderich  IL  (1041— I0S7)  i.  Fd. 
V.  Steckbom.  Im  12.  Jh.  wird  er  zuerst  in 
bayerischen  Münzstätten  üblich,  von  wel- 
chen er  sich  über  Süddeutschland  verbrei- 
tet, z.  B.  kommt  er  auf  Regensburger  und 
Wiener  Pfennigen  vor.  Um  1500  ver- 
schwindet er  in  Österreich  und  ein  paar 
Jahrzehnte  später  auch  in  Bayern.  Als 
Zierform  lebte  er  noch  weiter  fort,  indem 
das  Münzbild  der  Pfennige  in  Österreich 
bis  zum  Ende  des  17.  Jh.s,  bei  den  Hellem 
in  Bayern  sogar  bis  1835  eine  in  den 
Stempel  gegrabene  rautenförmige  Um- 
rahmung des  Münzbildes  zeigt.  —  Luschin, 
Allg.  Mk.»  S.  81  f.  mit  Literaturangaben. 

Su. 

Quadriga^  richtiger  quadrigae,  lat.  ==  das 
Viergespann;  s.  unter  Quadrigatus  und 
Wagen.  R. 

Quadrigatus,  lat.  =  mit  einer  Quadriga 
versehen,  heii3en  zwei  röm.  -<ft-M. -Sorten, 
nämlich  i.  die  republ.  Denare  mit  einer 
solchen  auf  der  Rs.;  sie  treten  bald  nach 
<}em  Bigatus  um  150  v.  C.  auf,  mit  einer 
Gottheit  (luppiter,  Satumus,  Mars,  Venus, 
Apollo,  Sol,  Minerva,  Hercules,  Victoria, 
Libertas)  in  einer  Quadriga  von  eilenden 
(später  auch  schreit.)  Pferden  —  auf  JR.  des 
C.  Fundanius  sitzt  ein  Knabe  auf  einem  der- 
selben —  und  dauern  bis  82  v.  C,  zus.- 
gestellt  von  di  Dio,  Berl.  M.-BL  1882,  er- 
wähnt neben  den  Bigati  bei  Festus  p.  98 
u.  347  b,  Plin.,  N.  h.  33,  46.  —  Dagegen 
bezieht  sich  (vgl.  Num.  chron.  1926 
S.  234)  Liv.  22,  52,  3  über  das  in  300, 
200  und  100  nunmii  q.  berechnete  Löse- 
geld der  Gefangenen  von  Cannae  auf  2.: 
das  sind  Didrachmen  von  6  Skrupeln  Ge- 
wicht =  6,82  g,  Abb.  68,  dazu  seltenere 
Drachmen  (sog.  röm. -kampanische  Dr.  zu 
3A^  g)  nebst  Gold,  s.  unter  Aureus; 
Polybius  VI  58,  5  macht  aus  den  300  Q. 
3  Minen.  Eis  gibt  auch  Q.  von  schlechtem 
Silber,  vgl.  Willers,  Kupferprägung  S.  42. 
Diese  Q.  bilden  die  späteste  Reihe  der 
röm.-kampan.  Silberprägung,  aus  dem 
3.  Jh.  V.  C.  Bilder:  jugendl.,  ianusartiger 
Doppelkopf,  Rs.  luppiter  in  Quadriga 
(Liste:  Riv.  ital.  di  num.  1899  S.  436;  1900 
S,  II;  Chronologie:  Z.f.N.  26  S.  248/50; 
Num.  chron.  1924  S.  181  ff.).  —  Trait6  I 
S.  625.  R. 


Quadiilaferiy  vom  lat.  quadrilaterus  = 
vierseitig,  nennen  die  ital.  Forscher  die 
rechteckigen  röm.-kampan.  iE-Barren,  s. 
unter  Aes  signatum.  R. 

Quadrupel  (Quadrupla)  s.  unter  Dublone. 

Qiiadrussis,  aus  quattuor  und  as  zusam- 
mengesetzt, =  vier  Asse,  inschriftlich  auch 
in  der  Form  quattus  vorkommend  (C.  I.  L. 
VIII  25  902  v.  19  m.  Anm.).  Als  M. 
kommt  der  Q.  nicht  vor.  Die  früher  u.  a. 
Q.  genannten  röm.-kampan.  Ä-barren  (s. 
unter  Aes  signatum)  sind  nicht  auf  ein  be- 
stimmtes Gewicht  ausgebracht.  R. 

Quaestor,  von  quaerere  =  untersuchen^ 
Beamter  der  röm.  Republik,  ursprünglich 
Vorsitzender  der  Geschworenengerichte  und 
der  Staatskasse,  später  nur  noch  Kassen- 
beamter; daher  oft  mit  dem  Münzwesen 
betraut.  Auch  in  den  röm.  Kolonien  gab 
es  den  Q.  Der  Titel  Q.  und  die  Abzeichen 
seines  Amtes  (Subsellium,  im  Gegensatz  zur 
Sella  curulis;  Geldkasten  =  cista)  kommen 
auf  röm. -republik.,  provinzialen  und  kolo- 
nialen M,  vor;  z.  B.  (Atratinus)  Q,  auf 
Kistophoren,  Aesillas  als  Q.  von  Make- 
donien; in  Afrika  erscheint  einmal  der 
Titel  q(uaestor)  propr(aetore);  auf  röm. 
M.  auch  q(uaestor)  urb(anus),  q(uaestor) 
desig(natus),  unter  Antonius  auch  q{uaestor) 
pro  co(n)s(ule)  sowie  eine  Abk.  QP,  die 
man  als  quaestor  pro  praetore  auflöst.  — 
Abk.  Q-  —  Griech.  Tapnac,  s.  d.  —  B.  M.  C. 
Rom.  rep.  III  S.  86;  Münsterbei^,  Be- 
amtennamen S.  255.  R. 

Quantitatsfheorie  ist  die  von  dem  engli- 
schen Nationalökonomen  David  Ricardo 
begründete  Lehre,  die  von  der  Prämisse 
ausgeht,  daß  in  einer  Geldwirtschaft  jeder 
Umsatz  gegen  Geld  erfolgt,  daß  infolge- 
dessen, wenn  der  einzelne  Umsatz  zu 
höherem  Werte  geschieht,  entweder  mehr 
Geld  in  der  Volkswirtschaft  vorhanden  sda 
oder  das  Geld  seinen  Dienst  rascher  ver- 
sehen muß;  —  oder  daß  bei  vermehrtem 
oder  beschleunigtem  Geldumlaufe  die  Preise 
steigen  oder  die  Kaufkraft  des  Geldes 
sinkt,  wenn  keine  Warenvermehrung  er- 
folgt. Während  unter  normalen  Verhält- 
nissen die  Preisbildung  auch  Funktion  der 
»Warenseite«  sein  kann,  wird  dieselbe  in 
Inflationszeiten  dauernd  von  der  »Geld- 
seite« her  beeinflußt  und  treten  alle  anderen 
Faktoren  in  den  Hintergrund  (s.  Inflation). 


542 


QUARANTANA—QUARTUNCIA 


—  Verhandlungen  des  Ver.  f.  Sozialpolitik, 
Stuttgart,  1924,  S,  243ff.;  M.  Palyi,  Un- 
gelöste Fragen  der  Geldtheorie  in:  Die 
Wirtschaftswissenschaft  nach  dem  Kjriege 
II,  1925,  S,  477  ff-  S. 

Quarantana  (Quarantina)  hieß  die  Dop- 
pellira zu  40  Bolognini  in  Modena  und  Par- 
ma im  17.  Jahrhundert.  S. 

Quartalsystem  s.  unter  Zählsysteme. 

QuartarolOy  Quartero  ist  eine  ital,  Bezeich- 
nung für  ein  Viertelstück,  insbesondere  für 
eine  Billonmünze,  die  der  Doge  Enrico 
Dandalo  von  Venedig  im  Werte  eines 
Viertel  -  Denars  einführte:  »Quartarolus 
valoris  quartae  partis  unius  denarii  Veneti«, 
3/1000  fein,  Gewicht:  0,776  g,  bei  den  Nach- 
folgern auch  schwerer,  bis  zu  i,449g.  Typus: 
Vs.V.  E.  N.  C.  (=VENeciaCivitas)  in  Kreuz- 
form um  einen  Punkt,  Rs.  Kreuz,  i.  d.  W. 
Lilien.  Der  Doge  L.  Tiepolo  {1268—75)  ließ 
neben  dem  einfachen  Stück  auch  ein  dop- 
peltes von  derselben  Feinheit  und  demsel- 
ben Typus  schlagen:  2,328  g  schwer.  Beide 
Münzen  prägte  man  daim  bis  in  den  An- 
fang des  14.  Jh.s.  —  Papadopoli  I  S.  85, 
87,  113,  119,  138,  145.  Su. 

(luart  d'^cUy  der  von  Heinrich  IL  von 
Frankreich  1578  eingeführte  Vierteltaler 
zu  15  Sols  mit  dem  Landesschild  zwischen 
II — II  (=4  auf  den  ganzen  6cu)  auf  der 
Vs.  und  einem  Blumenkreuz  auf  der  Rs. 
Diese  Münzen  überschritten  weit  die  Gren- 
zen Frankreichs:  sowohl  in  Deutschland 
und  in  den  Niederlanden  wie  auch  in  Eng- 
land und  Italien  waren  sie  lange  ein 
Hauptzahlmittel  und  hießen  allgemein  Car- 
decii.  Der  halbe  oder  Huiti^me  d'6cu  zeigte 
den  Schild  zwischen  V — III.  —  Hoffmann, 
Taf.  ^6,  2,  8 f.;  78,  8— lO;  79,  13—33;  85, 
30—50.  S. 

Quartenses  werden  die  ersten  große 
ren  Münzen  in  Schlesien,  in  den  Jahren 
1292 — 1322  geprägt,  genannt.  Sie  sind 
der  vierte  Teil  (quarta)  eines  Skots  und 
heißen  daher  denarii  quartenses,  1308 
heißt  es  im  Heinricus  pauper:  »Item  do- 
mino  episcopo  500  marce  quartensium  et 
20  marce  et  20  scoti«  (Cod.  dipl.  Sil.  III 
S.  21).  Sie  waren  14—15  lötig.  Da  96 
Stück  auf  die  polnische  Mark  (nach  Kirmis, 
Polen  S.  6  =  197,68  g,  nach  Friedensburg 
158,83  g)  gingen,  so  hätten  sie  ein  Soll- 
gewicht vor^  2,05  bzw.  1,62  g  gehabt;  tat- 


sächlich wiegen  sie  in  der  größeren  Mehr- 
zahl 1,4 — 1,9  g,  was  mehr  für  Kirmis'  An- 
setzung  der  Mark  spricht.  Die  quartenses 
bezeichnen  sich  in  der  Umschrift  als  de- 
narii und  grossi,  weshalb  man  sie  auch 
Großpfennige  nennt  (s.  dort).  Zuerst  sind 
sie  von  dem  Herzog  Bolko  von  Schweidnitz 
und  seinen  Söhnen  geprägt,  den  »iuvenes 
Bolkones«,  und  mit  dem  Helm,  der  »galea 
ducis  Bolconis«  geschmückt.  Die  große 
Masse  stammt  aber  aus  dem  Herzogtum 
Glogau,  das  zu  jener  Zeit  neben  den  eigenen 
13  Münzstätten  noch  über  4  polnische, 
darunter  Posen  und  Graz  verfügte.  Außer 
diesen  Herzogtümern  beteiligten  sich  auch 
die  übrigen  schlesischen  Fürstentümer  und 
das  Bistum  Breslau  an  der  Prägung.  Mit 
das  schönste  Stück  ist  das  Neißer  mit  dem 
Bilde  und  Namen  des  Bischofs  Heinrich 
(Abb.  187);  besonders  bemerkenswert  sind 
die  Geschichtsmünzen  mit  dem  Kometen 
(s.  Kometengroschen)  und  die  mit  dem  Wit- 
telsbacher  Schild,  dem  »clipeus  Bawarie«, 
und  dem  Braunschweiger  Helm  zu  Ehren 
der  Verschwägerungen  des  Herzogshauses 
geschlagenen.  —  Friedensburg,  Schlesien, 
M.A.  S.  42;  Menadier,  D.  M.  I  S.  205  Anm. 
140  b  u.  Schausammlung  S.  208, 438.     Su. 

Quartero   s.    unter    Quartarolo. 

Quarteron  (cartaro)  heißt  im  M.  A.  in  Süd- 
frankreich  (Languedoc)  das  Viertel  eines 
Pfundes  =  ca.  100  g.  Revue  beige  XLV 
S.364f.  Su. 

Quartillo  s.  Cuartillo. 

Quartinho  (Quarto)  war  die  portugiesi- 
sche Viertel  Moeda  de  ouro  (s- Moidor)  oder 
der  Viertel  Escudo  de  ouro  (s.  d.).      S. 

Quartnik  =  Kwartnik  (s.  d.).  S. 

Quarto  ist  eine  Billonmünze  zu  ^4" 
Groschen  der  Herzöge  von  Savoyen  vom 
14.  bis  zum  17.  Jahrhundert.  Von  der 
auf  ihr  häufigen  Inschrift  FERT  (s.  d.) 
wurde  sie  auch  Ferto  oder  Fert  genannt. 
Sie  wurde  viel  nachgemünzt,  besonders  in 
Genf  im  18.  Jahrhundert.  —  C.  n.  It.,  I, 
S.  23 — 311.  —  S.  auch  Cuarto.  S. 

Quartunda  (anscheinend  neue  Wortbil- 
dung, lat.  Sicilicus,  s.  d.)  =  ^/^  Uncia;  ge- 
prägt als  kleinste  M.  der  röm.  Reduktion, 
mit  den  Bildern  der  Uncia  (Bellonakopf 
n,  Rs.  Schiffsvorderteil  r.),  aber  ohpe 
Wertzeichen^  Gewicht  i.  D.  3,06  g,  Haeber- 
lin,  Aes  grave  1910  S.  115/6,  sowie  mit  dem 


QUASIAUTONOME— QUETSCHGELD 


543 


Wertzeichen  C  oder  )  in  Brundusium  und 
Graxa,  Head,  H.  N.»  S.  52.  R.       i 

Quasiautonome  M.,  auch  pseudoauto-  t 
nome  M.  nennt  man  diejenigen  griech.  \ 
M.,  die,  obwohl  in  der  Kaiserzeit  geprägt,  ; 
des  Bildes  und  der  Aufschrift  des  Kaisers  ' 
entbehren  und  so  wie  autonome  M.  auf-  , 
treten.  Die  betr.  M.  von  Athen  und  Chics  ; 
(Abb.  95)  sind  stets  q.  M.,  wohl  infolge  be-  j 
sonderen  Privilegs.  —  Auch  die  röm.  Klein-  1 
bronzen  mit  SC  ohne  Kaiserkopf  und  die  M  i 
konstantinischer  Zeit  mit  urbs  Roma,  Con-  j 
stantinopolis  oder  pop(ulus)  Rom(anus)  auf  j 
der  Vs.  sind  q.  M.  R. 

Quatemio  =  die  Vierzahl,  etwas,  was 
vier  Einheiten  umfaßt;  wird  von  den 
Numismatikern  für  den  vierfachen  röm. 
Aureus  gebraucht,  wie  er  von  Augustus, 
Domitianus,  Commodus  (vielleicht  ein  Ter- 
nio?)  und  vielleicht  auch  von  späteren 
Kaisern  —  vgl.  Script,  bist.  Aug.,  vita 
Sev.  Alex.  39,  9  (Elagabal  betreffend)  und 
vita  Gallieni  16,  6,  dazu  Z.  f.  N.  31  S.  9—12 
u.  S.  7  Anm.  16  — ,  dann  wieder  vom  byz. 
Kaiser  Michael  IV.  geprägt  worden  ist.  — 
Ein  verschollener  Billon-Med.  mit  der  Rs.- 
Aufschrift.  Q.  dreizeilig  bei  Lagoy,  Rev. 
num.  185s  S.  392  Abb.  (=  Gnecchi,  Med-  I 
S.  51  n.  2,  4,78  g,  anders  das  Ex,  Pembroke 
Kat.  1848  n.  1440)  könnte  die  Probe  zu 
einem  solchen  N-Q.  sein.  R. 

Quatninx  (anscheinend  neue  Wortbil- 
dung) =  Vierunzenstück,  bei  dezimaler  Tei- 
lung des  As  =  4/10  As,  dem  Triens  bei  duo- 
dezimaler entsprechend;  als  M.  mit  vier 
Wertkugeln  bezeichnet,  kommt  er  im 
ostital.  Aes  grave  (s.  d.)  und  den  geprägten 
Kupfer-M.  z.  B.  von  Larinum  vor.    R. 

QuattrinOi  eine  kleine  vom  14.  bis  in  die 
50er  Jahre  des  17.  Jh.s  in  den  meisten  ita- 
lienischen Münzstätten  geprägte  Silber- 
oder Kupfermünze  zu  4  Piccoli.  Am  be- 
kanntesten sind  die  päpstlichen;  seit  Cle- 
mens VIII.  (1592 — 1605)  wurden  dieQuat- 
trini  aus  Kupfer  hergestellt.  In  Toskana 
hieß  der  V3  Soldo  noch  bis  1859  Q.  — 
Martinori,  S.  410— 414.  S. 

Quattuorvln  Q.  (monetalis)  heißt  unter 
Caesar  der  bisher  Triumvir  monetalis  ge- 
nannte reguläre  röm,  Münzbeamte;  femer 
heißt  Q.  der  Bürgermeister  einer  röm.  Ko- 
lonie oder  eines  Municipiums,  wenn  ihrer 
4  das   Regierungskollegium  bilden,   auch 


mit  dem  Zusatz  i(ure)  d(icundo)  oder  der 
Ziffer  der  Iteration  oder  der  Amtsdauer, 
Q.  quinquennalis;  vgl.  unter  duovir.  — 
Münsterberg,  Beamtennamen  S.  255.    R. 

Qliattus  =  4  Asse,  s.  unter  Quadrussis. 

R. 

Quecksflber  s.  unter  Amalgamation.    S. 

Quellen-  und  Brunnenfunde  von  liL  Das 
Hineinwerfen  von  Geld  und  M.  (stipem 
iacere)  in  Quellen,  insbes.  heilkräftige, 
Brunnen  und  Teiche  als  Bitte  um  erhoffte 
oder  als  Dank  für  geschehene  Heilung,  auch 
allgemeiner  als  Opfer  an  die  Nymphe  oder 
den  Genius  loci,  ist  eine  natürliche  Ge- 
pflogenheit, die  der  Fremde  in  Rom  noch 
heute  durch  Hineinwerfen  eines  Soldo  in 
die  Fontana  Trevi  ausübt.  Bekanntere 
Quellen,  deren  M.-massen  man  gehoben 
hat,  sind  die  von  Vicarello  unweit  von 
Rom  (hier  außer  M.  auch  aes  rüde; 
Z.  f.  N.  34  S.  244;  dort  S.  265  noch  mehr 
italische  Q.  u,  B.),  von  Aquae  Calidae 
in  Bulgarien,  von  Langenschwalbach  in 
Hessen.  Die  von  Aquae  Calidae  zeichnen 
sich  durch  eine  schwarze,  glänzende  Ab- 
lagerung aus,  die  von  den  Salzen  der  Quelle 
herrührt.  Methodisch  sind  sie  als  Fund- 
massen zu  betrachten,  s.  unter  Münzfunde. 
—  Trait6  I  S.  673/75^  R. 

Quent,  Quentchen,  Quentin,  Quint  war 
der  64.  Teil  der  deutschen  Gewichtsmark 
oder  ^/4  Lot,  ursprünglich  wahrscheinlich 
V5  des  karolingischen  Solidus  (quinta 
pars),  oder  ^/loo  des  karolingischen  Pfundes^ 
was  ungefähr  ^4  Lot  der  süddeutschen  Ge- 
wichtsmark (235  g)  entspricht-  Das  Q.  der 
kölnischen  Mark  wiegt  3,654  g.  —  S.  auch 
Privileg  des  Quentchens.  —  Grote,  MSt. 
III,  S.  19.  S. 

Quentiti  ==  Quent  (9.  d.). 

Quetschgeld«  In  der  Harzmünzstätte 
zu  Zellerfeld  wurde  noch  um  1780  mit 
dem  Hammer  geprägt,  rine  Arbeitsart, 
über  welche  wir  genau  unterrichtet  sind 
und  die  dort  wohl  seit  dem  Mittelalter 
so  geübt  wurde.  Nachdem  die  Zaine  in 
Planen-  oder  Leinwandbogen  grossen 
waren,  wurden  sie  ausgeschlichtet,  das 
heißt  glatt  gehämmert,  dann  mit  einer 
großen  Schere,  der  Benehmschere,  deren 
einer  Griff  auf  einen  Klotz  geschraubt 
war,  in  viereckige  Stücke  geschnitten  und 
diese  mit  derselben  Schere  justiert,  wor- 


544 


QUETZAI^QXJINCUNX 


auf  sie  Schrötlinge  hießen.  Auf  einem  Am- 
boß breit  und  dünn  geschlagen,  hießen  sie 
Schrötlingquetschgeld,  das  geglüht  und 
mit  »einem  Platthammer  zwischen  einer 
Faßzange«  rund  geschlagen,  nach  noch- 
maligem Glühen  und  Breittreiben  kurz- 
geschlagenes Quetschgeld  hieß.  Aber- 
maliges Glühen,  RundMopfen  des  Randes 
und  Breittreiben  erzeugte  Kurfürsten- 
quetschgeld.  Nachdem  die  Stücke  end- 
lich nochmals  geglüht  und,  in  Rollen  zu- 
sammengefaßt, rundgeklopft  waren,  hatte 
man  Platten.  Diese  wurden  zum  letzten 
Male  geglüht,  in  schwachem  Scheide- 
wasser gesotten,  in  Scheuertonnen  ge- 
scheuert und  im  Siedeofen  getrocknet. 
Dann  wurden  die  Platten  der  kleineren 
Münzen  mit  dem  Hammer,  die  der  Taler 
mit  dem  Druckwerk  geprägt.  Zur  Eizielung 
einer  gleichmäßigen  Dicke  der  Zaine  der 
kleineren  Münzen  wurde  auch  ein  Walz- 
werk benutzt.  —  Fiala,  Neues  Haus  Lüne- 
burg I,  S.76f.  S. 

Quetzal,  Durch  Gesetz  vom  26.  No- 
vember 1924  hat  Guatemala  den  Quetzal  — 
so  heißt  ein  dortiger  Vogel  —  zur  Münz- 
einheit gemacht;  er  hält  1,504  665  g  Fein- 
gold, zerfällt  in  60  Peso  und  ist  einen  Gold- 
dollar der  Vereinigten  Staaten  wert.  Seit 
1926  wird  in  London  ein  silberner  halber  Q., 
8,33  g  schwer  und  0,720  fein  geprägt.  S. 

Qttles  Augustomm,  d.  h,  der  Ruhestand 
der  Kaiser  (Diocletianus  und  Maximianus), 
erscheint  als  weibl.  Gestalt  mit  Zweig  und 
Zepter  auf  deren  M.  nach  ihrer  Nieder- 
legung der  Kaiserwürde.  R. 

QttOate,  spanisch  und  portugiesisch  := 
Karat  (s.  d.).  S. 

QldnarittS  lat.  =  Fünfer,  nämlich  5  Asse 
wert,  röm.,  269  v.  C.  zusamt  dem  Denarius 
(s.  d.)  =  Zehner  eingeführte  Ä-Münze, 
mit  der  Wertzahl  V  neben  dem  Romakopfe 
und  den  sprengenden  Dioskuren  auf  der 
Rs.,  2,27  g  schwer  (Abb.  63),  bald  sinkend 
und  nur  etwa  40 — 50  Jahre  lang  geprägt, 
dann  wieder  in  marianischer  Zeit  (102  v.C.  ?) 
infolge  einer  lex  Clodia;  er  erhält  jetzt  die 
Typen  und  den  Namen  des  früheren  Victo- 
riatus,  Rs.  Victoria  am  Tropaion,  und  das 
Wertzeichen  Q  =  Quinarius  (V  war  nicht 
mehr  brauchbar,  da  der  Denar  seit  217 
v.  C.  16,  der  Q.  also  8  Asse  galt).  Die 
Bilder  wechseln  dann  zwar,  bes.  seit  der 


lex  Papiria  v.  J.  89  bis  etwa  81  v.  C.> 
doch  bleibt  die  Victoria  (oder  wenigstens 
ihr  Brustbild  auf  der  Vs.,  Q.  Titius)  der 
Haupttypus  des  Q.  (nur  die  Q.  im  B.  M. 
C.Rom,  rep.  I  5,323,  332  haben  sie  nicht). 
In  caesarischer  Zeit  von  49 — ^44  v.  C.  und 
44 — 36  V.  C.  erscheint  der  Q.  wieder, 
auch  jetzt  meist  mit  Victoria  auf  Vs.  oder 
Rs.  Auch  Augustus'  Q.  und  auch  die  Q. 
der  Mehrzahl  der  späteren  Kaiser  behalten 
sie  bei;  so  begleitet  der  ^-Q.  zuerst  den 
Denar,  dann  länger  als  dieser  den  sog.  Ar- 
genteus  Antoninianus  bis  zum  Zusammen- 
bruch der  Währung  unter  Valerianus'  und 
Gallienus'  Samtregierung  und  mag  sich  auch 
unter  den  späteren  Billon-M.  mit  dem  Lor- 
beerkranz statt  der  Strahlenkrone  des 
Kaiserbildnisses  hie  und  da  verbergen  (dazu 
Num.  chron.  1916  S.  57/6o  Taf.  III;  1919 
S.  238).  —  Die  Bezeichnung  Q.,  die  die  Nu- 
mismatiker (Cohen:  PBQ  =  petit  bronze 
quinaire)  den  kleinen,  von  Claudius  IL  bis 
zur  Münzreform  der  Tetrarchie  vorkom- 
menden -^-M.  mit  Silbersud  kleinen  For- 
mates, aber  ziemlich  dick  und  von  treff- 
lichem Stile,  geben,  ist  willkürlich  (sicher 
irrig  die  als  Centenionalis,  wie  Seeck,  Z.  f.  N. 
XVII  S.  122  wollte),  vielleicht  sind  es  iE- 
Abschläge  vqn  goldenen  A^-Halbstücken. 
—  A^'-Q.  nennen  die  Numismatiker  das 
Halbstück  des  Aureus,  das  von  Caesar  und 
Augustus  an  geprägt  wird,  gleichfalls  den 
Victoria-T3rpus  bevorzugend,  s.  unter 
Aureus.  —  Auch  nach  der  konstantin.  Re- 
form bleibt  die  Victoria  der  beliebteste  Ty- 
pus der  AT'-Teilstücke,  des  Halbstücks  sowohl 
(meist  sitzend)  wie  des  neu  eingeführten 
Golddrittels  (Triens,  hier  laufend).  — 
Trait6  I  S.  549/SO,  525/6;  B.  M.  C.  Rom. 
rep.  III  S.  211.  R. 

Qulnas  heißt  das  portugiesische  Wappen- 
bild: fünf  Schilde  in  Quincunxstellung,  in 
jedem  fünf  Punkte  (Abb.  227).  Die  Quinas 
soll  auf  den  Sieg  i.  J.  11 39  im  Gefilde  von 
Campo-Ourique  über  5  Maurenkönige  an- 
spielen. S. 

Qiilneunx,  griech.  Pentonkion,  s.  d.,  = 
Fünfunzenstück;  als  iE-M.  bei  dezimaler 
Teilung  des  As  als  dessen  Hälfte  vorkom- 
mend im  ostital.  Aes  grave  (s.  d.)  und  den 
geprägten  iE-M.  z.  B.  von  Larinum,  Ca- 
pua,  Luceria,  Teate,  Venusia,  Orra,  mit 
fünf  oft  so  :•:  gestellten  Weltkugeln  be- 


QUINCUSSIS-RÄNDELUNG 


545 


zeichnet;  diese  Figur  heißt  danach  selbst 
Qu.  R. 

QttincussiSy  modernes  Kunstwort,  nach 
Analogie  von  Quadrussis  gebildet,  für  ein 
5 -As-Stück.  Als  M'U.  kommt  der  Q.  nur 
im  Aes  grave  von  Etrurien  mit  Rad  und 
Anker  vor,  Wertzeichen  V,  Haeberlin,  Aes 
grave  S.  265.  —  Die  u.  a.  Q.  genannten 
röm.-kampan,  Ä-Barren  (s.  unter  Aes 
signatum)  sind  nicht  auf  ein  bestimmtes 
Gewicht  ausgebracht.  —  Der  in  der  Riv. 
ital.  di  num.  38  S.  1 1  veröffentlichte  Q.  ist 
falsch,  vgl.  M.  V.  Bahrfeldt,  E.  J.  Haeber^ 
lin  1929  S.  88  ff.  R. 

Quindecimviri  sacris  faciundis^  früher 
decemviri  sacris  faciundis,  das  dritte  im 
Range  der  vier  höheren  röm.  Priesterämter 
(vgl.  Pontif ex) ;  sie  hatten  bes.  die  Fürsorge 
für  die  sibyllinischen  Bücher  und  für  die 
apollinischen  und  die  Säkular-Spiele,  daher 
ein  L.  Manl.  Torquatus  auf  seine  M.  zwar 
nicht  den  Titel  Q.,  aber  den  Kopf  der  Si- 
bylle und  den  Dreifuß  setzt.  Auf  M.  er- 
scheint der  Titel  als  X  (=  decemvir)  auf  A 
des  C.  Coel.  Caldus,  und  als  XV  (=  quin- 
decimvir)  S  F  auf  M  des  Augustus  auf  die 
Säkularspiele;  sonst  wird  noch  Vitellius  so 
bezeichnet  auf  der  Rs.  einer  M.  mit  dem 
Dreifuß  als  Typus. — Abk.  XV  S  F  oder  XV 
VIR  SACR  FAC.  R. 

Qulndesino,  Quindidiio  war  eine  1465 — 
147s  geprägte  Mailänder  Billonmünze  zu  15 
Denar,  d.  dem  österreichischen  Dreikreuzer 
entsprach.  Unter  Karl  V.  galt  er  1^4  Soldo. 
Sein  Gepräge  war  auf  der  Vs.  Krone  über 


zwei  Widderköpfen  und  Vase,  auf  der  Rs. 
ein  Zierkreuz.  —  Martinori,  S.  415;  Gnec- 
chi,  Milano,  S,  119,  Taf.  25,  Nn  ii.      S. 

Quiiiquennalis  heißt  der  Bürgermeister 
(duovir  oder  quattuovir)  oder  sein  Stellver- 
treter (praefectus)  in  röm.  Kolonien  oder 
Municipien  wegen  seiner  5jährigen  Amts- 
dauer; das  Wort  kommt  auf  M.  entweder 
adjektivisch  als  Zusatz  zu  einem  der  ge- 
nannten Titel  oder  substantivisch  vor,  auch 
mit  der  Ziffer  der  Iteration.  —  Abk.  Q, 
QVIN.  —  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  255.  R. 

Quint  =  Quent  (s.  d.). 

Quinüna,  eine  kleine  neapolitanische  1466 
eingeführte  Silbermünze  zu  ^s-Carlino  oder 
12  Piccoli.  —  Martinori  8.415.  S. 

Qttlnto,  florentinische  um  1530  geprägte 
Silbermünze  zu  1/5-Floren  oder  4  Grossi, 
4  g  schwer.  S. 

Qttintuplo,  das  neapolitanische  Goldstück 
zu  5  Dukaten.  S. 

Qttirino,  Silbermünze  von  Correggio  mit 
dem  hl.  Quirin  auf  einer  Seite  zu  8  Soldi 
und  von  3,196  g  Gewicht*  S. 

QttirlniiSy  ursprünglich  wohl  Beiname  des 
Mars,  ist  der  Name  des  Romulus  nach  seinef 
Vergötterung;  die  Beischrift  steht  auf  JR 
des  C.  Memmius  zu  lorbeerbekränztem 
Kopfe,  der  Bart  in  archaistischen  Lrocken. 
—  Ferner  steht  Quirin(us)  —  irrig  (flamen) 
Quirin(alis)  ergänzt  —  zimi  sitzenden  Gott 
auf  A  des  N.  Fabius  Pictor,  vgl.  Nachr. 
Gott.  Ges.  d.  Wiss.,  phil.-hist.  Kl.  1928 
S.  122.  *      R. 


E. 


R,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Or- 
leans. 

Rabottinus,  Robalnus»  abgeleitet  von 
robä*i,  rubä'i,  ist  eine  Rechnungsmünze  im 
Werte  eines  1/4-Bcsanten  (arab.  raba  =  1/4) 
=  3  Soldi  im  Königreich  Jerusalem  und 
in  Cypem  (s.  auch  Dinar).  —  Schlumberger, 
Orient  latin  S.  8.  Su. 

Rad.  Das  Wagenrad  erscheint  auf  an- 
tiken M.  sowohl  als  alleiniges  Bild  (beim 
Aes  grave,  auf  M.  von  Etrurien,  Mesembria^ 
Phlius,  Kalchedon  usw.)  wie  bei  Wagendar- 
stellungen hauptsächlich  in  zwei  Formen, 
WOrtestnidi  d«r  Httukaade. 


nämlich  mit  vier  radial  angeordneten  Speir 
chen  und  mit  vier  von  einer  Querspeiche 
ausgehenden  geraden  Speichen.  Beide 
Formen  erscheinen  bei  den  »Wappenmün- 
zen« von  Athen,  —  Ebert,  Reallex,  XI 
S.  9;  Anson,  Greek  coin  types  VI  Taf. 
XIX  f.  R. 

Raderalbas  (-Schilling)  siehe  Albus. 

Su. 

Radergulden  s.  Goldgulden  am  Schluß. 

RSndelitng.  Neben  der  Justierung  ist  die 
Randverzierung  der  beste  Schutz  der 
Münzen,  denn  der  Rand  (s.  Kante)  ist  dem 

35 


546 


RÄNDELWERK-RAPPEN 


Beschneiden  immer  am  meisten  ausgesetzt; 
unterschied  man  doch  im  i8.  Jh.  ungerän- 
delte und  Randdukaten  (s.  d.)  und  bedingte 
sich  die  Zahlung  in  diesen  aus.  Bis  zum 
17.  Jh.  hatte  man  den  Rand  mit  wenigen 
Ausnahmen  vernachlässigt;  die  ersten  Taler 
und  zwar  mit  erhabener  Randschrift  finden 
wir  um  1577  in  Frankreich,  1642  im  Harz, 
1 651  in  England,  1668  in  Dänemark,  1670  in 
Schweden  und  in  Brandenburg,  und  zwar 
im  Federringe  geprägt.  Wenig  später  kam 
das  Rändelwerk  in  Gebrauch  (s.  d.),  am 
Ende  des  18.  Jh.s  die  Ringprägung  (s.  d.). 
—  Schrötter,  Acta  Bor.  Münzgesch.  I,  S.  8. 

S. 
Rändelwerk  ist  ein  Werkzeug,   mittels 
dessen  der  Rand  (die  Kante)  der  Münze  mit 
erhabener  Schrift  oder  Verzierung  oder  ein- 
facher Kerbung   oder  Reifelung   versehen 
wird,  um  sie  gegen  das  Beschneiden  zu  schüt- 
zen (s.  Rändeln).  Am  Ende  des  17.  Jh.s  ein- 
geführt, bestand  es  aus  zwei  graden  oder 
kreisbogenförmigen  eisernen  Streifen,  deren 
Innenseiten  die  vertiefte  Verzierung  oder 
Schrift  trugen  und  durch  die  die  Münze  oder 
Platte   in    rollender  Bewegung  durchge- 
zwängt wurde,  wodurch  der  Rand  erhabene 
Verzierung  oder  Schrift  erhielt.   Erhabene 
Schrift  zeigen  die  Ränder  fast  aller  Taler 
Österreichs   und   Frankreichs  im    18.  Jh. 
Ende  des  18.  Jh.s  wurde  das  Rändelwerk 
durch  die  Ringprägung  (s.  d.)  ersetzt.  — 
Flörke,  S.  892  ff.,  Tafel  15;  Schrötter,  Acta 
Bor.  Gesch.  I,  S.S.  S. 

Rä'ld],  arab.  Kurantmünze;  s.  Paisa. 
Raitpfennig  =  Rechenpfennig  (s.  d.). 
Rama-tanka^  schüssdförmige  goldene 
Medaillen,  die  in  Südindien  noch  in  der 
neuesten  Zeit  zu  religiösen  Zwecken  dienten. 
Auf  ihnen  ist  Rama  mit  seinem  Gefolge 
dargestellt.  Gewicht  10,82— 11,66  g.  Größe 
ca.  28  mm.  Es  kommen  auch  Doppel-  und 
vierfache  Stücke  vor.  —  Elliot,  Coins  of 
S.  India  99.  V. 

Ramesino^  Ramensis,  Romesino,  heißen 
urkundlich  in  der  i.  Hälfte  des  12.  Jh.s 
(unter  Roger  II.)  die  Dreifollarstücke  (iE) 
der  Normannen  in  Unteritalien,  i  Stück 
10,60-10,80  g  schwer,  115  Stück  =  i  B6- 
sant,  20  =  I  Tari,  8  =  i  Ducato  d'aj^ento, 
I  Stück  =  120  nummi  =  1/24  nwliarense, 
vgl.  Follaro.  ~  Annuaire  1896  S.  227;  Riv. 
it.  di  num.  1911  8.4375.  Su. 


Ramo  seecOy  ital.  =  trockener  (unbe- 
laubter) Zweig,  nennen  die  ital.  Numis- 
matiker das  zweigähnliche  Muster  gewisser 
altital.  iE-Barren  (s,  d.).  —  N.  Z.  36  S.  2/14. 

R. 

Rand  einer  M.  ist  der  der  Kante  (s.  d.) 
zunächst  liegende  Teil  der  Bildfläche  auf 
Vs.  und  Rs.,  wird  mißbräuchlich  auch  für 
die  ICante  selbst  gebraucht.  Heute  ist  er 
meist  durch  Perlreif  und  Stäbchen  be- 
grenzt. —  Franz. :  tranche  =  Kante,  bord 
=  Rand;  engl.:  edge  =  Kante,  rim  = 
Rand.  R. 

Randdllkaten  nannte  man  im  18.  Jh.  die 
gerändelten  Dukaten,  im  19.  in  Österreich 
solche  Dukaten,  an  denen  nicht  über  i  pro 
Mille  des  Normalgewichts  durch  Abnutzung 
verloren  war.  S.  Passierdukaten  und  Münz- 
dukaten.  S. 

Randschrift  s.  unter  Rändelung. 

Rane  engili  (»goldene  Finger«)  =  Gold- 
barren, werden  als  Tribut  erwähnt,  den 
Nissanka  Malla  (1187 — 96)  von  Ceylon  von 
einigen  Königen  von  Südindien  erhalten 
haben  soll.  —  H.  W.  Codrington,  Ceylon 
coins,  S.  52.  V, 

Rap  =  Rappen,  s.  d. 

Rappen.  Den  Namen  R.  erklärte  man 
früher  so,  daß  die  Freiburger  Adlerkopf- 
pfennige als  Rabenkopfpfennige  angesehen 
worden  seien  und  deswegen  den  Namen 
»Rappen«  erhalten  hätten.  Cahn  meint, 
ausgehend  davon,  daß  1363  mit  »Kolmar- 
Rappen«  eine  minderwertige  kleine  Münze 
bezeichnet  wird,  die  die  ungefähre  Hälfte 
des  Wertes  der  gewöhnlichen  Pfennige 
darstellte,  mit  diesen  Rappen  seien, 
da  Kolmar  noch  keine  Münze  hatte, 
wahrscheinlich  die  Erzeugnisse  der 
bischöfl.  Münze  zu  Basel  gemeint.  Hier- 
nach bedeute  also  Rappen  so  viel  wie 
geringhaltige  Münze,  die  Farbe  habe  Anlaß 
zu  dem  volkstümlichen  Kennwort  gegeben: 
Rappen  =  dunkelfarbiger,  schwarzer  Pfen- 
nig (vgl.  schwed.  rapp  =  dunkelfarbig,  das 
deutsche  Rappe  =  schwarzes  Pferd),  im 
Gegensatz  zu  den  verhältnismäßig  rein  aus- 
geprägten, also  weißen  Schweizer  Braktea- 
ten.  Der  Name  blieb  dann  an  oberrhein. 
Pfennigen  hängen  und  wurde  nun  im  An- 
fang des  15.  Jh.s  im  G^ensatz  zu  den 
Hälblingen,  den  »Stählern«  (s.  d.),  ge- 
braucht.  E.  Schröder  hingegen,  Der  Rap- 


RAPPENMÜNZBUND 


547 


pen  in  BI.  f,  Mfr.  1903  S.  2884  ff-,  liat  noch 
eine  andere  Deutung,  indem  er  sich  auf  die 
Notiz  stützt:  »Dominus  de  Rappoltstein  in- 
cepitnovam  monetam  f acere,  que  pene  cum 
denariis  Friburgensium  concordabat«  (1291) 
(Menadier,  D.  M.  IV  Fd.  v.  Tränheim  S. 
78) :  Die  Pfennige  der  Grafen  v.  Rappolt- 
stein seien  wegen  des  Bildes  des  Rabenkop- 
fes Rappen  genannt  worden,  diese  seien  dann 
nach  dem  nächstgelegenen  größeren  Markt - 
orte  Kolmar  eingeschleppt  worden,  hätten 
dadurch  den  Namen  Kolmar-Rappen  be- 
kommen, und  später  sei  der  Name  auf  die 
ähnlichen  Freiburger  Adler-Pfennige  über- 
gegangen und  von  dort  auf  die  Pfennige 
des  Rappenmünzbundes. 

In    der   Vertragsurkunde    des  Rappen- 
münzbundes (24.  IL  1403)  heißt  es  »Rap- 
penphenige,   der  einer  für  zwen  der  vor- 
geschriben  phenigen  gan  sei  und  genommen 
werden«.    —  Münzfuß    der  Rappen   nach 
Cahn  S.  ili:    1399  756    Rappen  auf  die 
rauhe  Mark,  0,35  g  schwer,  loVslötig,  0,23  g 
Feinsilber  (==  Zweiling) 
1425  480  R.  0,49    g  8   löt.  0,245  g  Feins. 
1478  489    „  0,48   g  7     „  0,21    g      „ 
1480  576    „  0,41    g  8     „  0,2     g      „ 
1498  608    „  0,385  g  7     ,,  0,168  g      „ 
1533  608    „  0,38   g  6i/a„  0,138  g      „ 
1564  550   „  5Va„ 

Ursprünglich  waren  sie  ebenso  wie  die 
Stäbler  viereckig,  nach  dem  Vertrage  von 
1425  sollten  sie  aber  rund  und  mit  äußerem 
Perlenkranz  versehen  sein,  »gekömet  an  den 
Enden«  (?),  eine  bewußte  Nachahmung  des 
damaligen  Straßburger  Pfennigtypus.  Dies 
wurde  als  Maßregel  gegen  das  betrügerische 
Beschneiden  der  Pfennige  eingeführt. 
Gepräge: 

1.  Basel:    Baselstab     auf  Span.  Schild, 

2.  Freiburg:  Adlerkopf  „        „        „ 

3.  Kolmar: Morgenstern,,        „        „ 

4.  Breisach:  die 6 Felsen  auf  span.  Schild, 

5.  Katharina  v,  Burgund,  Ldgrf.,  ge- 
haltener Span,  Schild:  r.  Binde  v. 
Österreich,  1.  Balken  v.  Burgund. 

Der  Typus  wurde  für  die  Rappen  und  Stäb- 
1er  über  150  Jahre  festgehalten.  —  Cahn, 
Der  Rappenmünzbund,  Heidelbei^  1901. 
In  der  Schweiz  blieb  der  Name  der  Rap- 
pen noch  bis  in  die  Neuzeit  erhalten  (Abb. 
331):  Nach  der  Ordnung  von  1799  waren 
10  R.  =  I  Batzen,  lO  Batzen  =  i  Schweizer 


Franken  =  1,20  Mark;  seit  i850sind  100  R. 
(Centimes)  =  i  französ.  Franc.  Seit  1850 
wurden  in  Billon  20-,  10-  und  5 -Rappen- 
stücke im  Rauhgewicht  von  3^4,  2^1  u. 
12/3  g  u.  im  Feingehalt  von  0,15,  0,10  u. 
Oi5  g  geprägt,  seit  1879/81  sind  sie  aus 
Nickel,  nur  1918  waren  sie  aus  Messing. 
Das  2-  u.  I -Rappenstück  aus  JE  hat  ein 
Gewicht  von  2^/2  u.  iV«  g-  —  Corragioni, 
Schweiz  S.  26.  Su. 

RappeimiQnzbund«  Entstehung:  Am  7. 
III.  131 1  wurde  von  den  Herzögen  von 
Österreich  und  der  Stadt  Basel  eine  Münz- 
konvention auf  15  Jahre  gegründet.  Hier 
verzichtete  man  noch  auf  eine  einheitliche 
Vereinsmünze  nach  besonderem  Fuße  und 
schuf  nur  3  Münzkreise  mit  eigener  Wäh- 
rung, woran  die  Konvention  notwendig 
scheiterte.  Man  ersetzte  daher  diese  durch 
eine  neue  vom  14.  Sept.  1387,  die  ein  viel 
größeres  Gebiet  umfaßte:  Kolmar,  Villin- 
gen, Schaffhausen,  Zürich,  Bern,  Neuen- 
burg und  das  von  diesen  Städten  um- 
schlossene Gebiet,  über  70  Teilnehmer. 
Jetzt  wurde  eine  neue  gemeinsame  Pfennig- 
münze festgesetzt:  n68  Pfennige  sollten 
aus  der  I2lötigen  Mark  geschlagen  werden, 
also  hatte  ein  Stück  0,2  g  Rauh-  u.  0,15  g 
Feingewicht.  Doch  war  diese  einheitliche 
Münze  bei  der  Menge  der  Teilnehmer  und 
bei  den  zu  großen  politischen  Gegensätzen 
nicht  durchführbar.  Daher  wurde  zur  Auf- 
rechterhaltung einer  guten  Silberwährung 
von  einem  Hauptteil  der  Vertragsteilneh- 
mer am  24.  II.  1403  der  viel  kleinere  Rap- 
penmünzbund gegründet.  Zu  diesem  ge- 
hörten der  Ritter  Friedrich  v.  Hadstatt, 
Landvogt  des  Herzogs  Leopold  von  Öster- 
reich Mn  Elsesze,  ze  Briszgow  und  in  Sunt- 
gow«,  sowie  die  »burgermeistere  rete  und 
bürgere  gemeinlich  der  steten  Basel,  Fri- 
burg,  Colmar  und  Brisach«.  Das  einheit- 
liche Münzgebiet  sollte  reichen  »nämlich  von 
dem  Eggenbach  hie  disent  und  enent  Rins 
her  uff  untz  gen  Rinfelden«,  also  das  ganze 
Gebiet  der  Landvogtei  und  der  4  Städte. 
Grundlage  der  neuen  Währung  war  i  Pfund 
Pf eimige  =  240  ^  =  i  rhein.  fl.  Die  neue 
Bundesmünze  sollte  folgendermaßen  sein: 
1242  Pfennige  sollten  aus  der  lo^/slötigen 
Mark  (s.  Stäbler)  geschlagen  werden.  Die 
Hauptmasse  der  festgesetzten  jährlichen 
Mindestausprägung  von  2800  Mark  Silbers 

35* 


548 


RATHAUSTALER-RATI 


sollte  in  diesen  vorgeschriebenen  kleinen 
Pfennigen,  der  kleinere  Teil  in  den  soge- 
nannten Rappen  (s.  d.)  oder  Zweilingen 
geprägt  werden.  Die  Form  der  Pfen- 
nige wurde  einheitlich  vorgeschrieben, 
als  Bild  aber  treten  die  verschiedenen 
Wappen  auf.  Der  Bund  schützte  sich  gegen 
Verschlechterung  seiner  Münzen  durch 
gegenseitige  Kontrolle  der  Vertragsgenos- 
sen, durch  Feuerproben  ihres  Geldes  und 
Verruf  aller  anderen  schlechteren  Münzen. 
Der  Tagungsort  war  in  Neuenburg  a.  Rhein. 

Nachdem  sich  schon  Herzog  Leopold  v. 
Österreich  1399  in  einem  Sondervertrage 
mit  Basel  die  Ausgabe  von  Schillingen  vor- 
behalten hatte,  ging  auch  1425  der  Rappen - 
münzbund  zu  einer  neuen  groschenartigen 
Münze,  dem  Plappert  (s.  d.)  über;  die  Stadt 
Basel  schob  1462  zwischen  diesen  und  den 
Pfennig  den  Vierer  (s.  d.)  ein.  Durch  den 
Vertrag  zu  Neuenburg  am  30.  XL  1498 
über  die  »merere  muntz«  wurden  für  den 
ganzen  Bund  »Dickplapperte«  oder  Orts- 
gulden  (7,32  g  schwer  bei  einer  Feinheit 
von  6^87  g),  Groschen  zu  2  Plapperten  oder 
zu  12  Rappen  (3,84  g  schwer  bei  einer  Fein- 
heit von  2,16  g),  Plapperte  wie  bisher  zu  6 
Rappen,  Doppelvierer  zu  4  Rappen  (1,39  g 
schwer  bei  einer  Feinheit  von  0,69  g), 
Vierer,  Rappen  (Zweiling)  und  Hälblinge 
des  Rappens  (Pfennig,  Stäbler)  als  Vereins - 
münzen  festgesetzt.  Damit  paßte  man  sich 
den  modernen  Verhältnissen  an.  1542  erhielt 
die  Genossenschaft  das  Recht  der  Talerprä- 
gung. Am  24.  IIL  1533  machte  man  die 
Batzen,  die  erst  vergeblich  bekämpft  wor- 
den waren,  zur  Hauptwährung  (i  Batzen 
=  10  Rappen  =  20  Stäbler).  Das  war  die 
letzte  autonome  Festsetzung  des  Bundes. 

Nachdem  sich  dann  am  3.  III.  1564  der 
Rappenmünzbund  der  Reichsmünzordnung 
von  1559  unterworfen  hatte,  wurde  er 
durch  den  Erzherzog  Ferdinand  20  Jahre 
später  aufgelöst,  indem  den  Bundesmit- 
gliedem  der  Silberkauf  endgültig  gekün- 
digt —  die  Silbergruben  befanden  sich 
nicht  in  Händen  des  Bundes,  sondern 
hauptsächlich  im  erzherzoglichen  Gebiet  — 
und  eine  eigene  landesfürstliche  Münzstätte 
in  Ensisheim  errichtet  wurde.  Am  1 1,  Sept. 
1584  versammelten  sich  die  Vertreter  aller 
Mitglieder  in  Kolmar  zum   letzten  Male. 

Der  Bund  hatte  die  Geldverhältnisse  im 


oberen  Rheintal,  im  Elsaß,  Schwaben  und 
in  der  Schweiz  durch  i^/a  Jahrhunderte 
beeinflußt.  Im  modernen  Reichssystem  war 
für  Sonderbündnisse  kein  Raum  mehr,  auch 
war  ihr  Fortbestehen  unnötig.  Vor  allem 
kollidierte  der  Silberbann,  den  der  Bund 
beanspruchte,  mit  der  landesfürstlichen 
Hoheit.  —  Cahn,  Der  Rappenmünzbund, 
Heidelberg  1901.  Su. 

Rathaustaler  waren  im  18.  Jh.  geschla- 
gene Taler  der  Reichsstadt  Nürnberg  mit 
dem  Rathause  und  der  davor  sitzenden 
Stadtgöttin  auf  der  Vs.  und  der  Ansicht 
der  Stadt  auf  der  Rs.  Es  gab  solche  mit 
»offenen«  und  »verschlossenen«  Türen.  — 
Im  Hof  I,  S.  224—226.  S. 

Rati,  Raktika^  Krishnala,  Gunla,  malai- 
isch Saga  kechil  (kleine  Saga  =  ^a  Saga 
besär)  ist  der  Samen  der  Gunja-Pflanze, 
Abrus  Precatorius,  Gewichtseinheit,  die 
dem  indischen  Münzsystem  zugrunde  liegt. 
Thomas  setzt  ihr  Gewicht  auf  1,75  grains 
(Ojii3  g),  Cunningham  auf  1,83  grains 
(0,118  g)  an.  Nach  der  Regulierung  von 
1833  ist  es  1,87s  grains  (o,i2i  g).  Nach  den 
alten  Gesetzbüchern  gab  es  für  die  3  Münz- 
metalle  3  verschiedene  voneinander  unab- 
hängige Systeme:  Gold:  i  Pala  (Nishka)  = 
4  Suvarna  =  64  Masha  (Mashaka)  =  320 
Rati.  Silber:  l  Pala  (Satamana)  =  loDhar- 
ana  (Karshapana,  Purana)  =  160  Masha  = 
320  Rati.  Kupfer:  i  Pana  (Karshapana)  = 
80  Rati.  Später  bildete  sich  ein  für  alle 
Metalle  gemeinsames  System  aus,  das  aller- 
dings örtlichen  Differenzierungen  unter- 
worfen war  und  in  dem  alles  davon  abhing, 
wifeviele  R.  die  zugrundegelegte  Masha  ent- 
hielt. Außer  der  Masha  zu  2  und  5  R.  gab 
es  Masha  zu  6,  8,  10,  12  und  16  R.  In 
Nordindien  wurde  die  Dharana  der  Tanka 
(=  1/4  Karsha  =  4  Masha  zu  8  R.)  gleich- 
gesetzt. In  Südindien  wurde  eine  aus 
20  Masha  zu  4  Kakini  bestehende  Dhar- 
ana (ursprünglich  72  grains  =  4,665  g) 
zur  Hauptgewichtseinheit,  die  dem  Ka- 
lanju  (s.  d,)  gleichgesetzt  wurde.  Außer 
dem  in  den  Gesetzbüchern  festgesetzten 
System  (320  R.  =  i  Pala)  eidstierte  schon 
frühzeitig  ein  volkstümliches  System,  g6  R. 
=  12  Masha  =  i  Tola,  welches  im  15.  Jh. 
in  Nordindien  die  alten  Systeme  ver- 
drängte. Die  Tola  wog  unter  den  Groß- 
mogulen   185,5   grains   =    12,02  g,   nach 


RATIO— RAUTENHELLER 


549 


Bestimmung  von  1833  180  grains  = 
11,664  g-  In  Kashmir  war  die  Tola  = 
16  Masha  zu  6  Rati.  100  R.  hießen 
Sataraktika,  Satakrishnala.  —  Viereckige 
Kupfermünzen  dieses  Gewichts  wurden 
in  Taxila  (Vs.  Löwe,  Rs.  Elefant) 
sowie  von  Pantaleon  und  Agathokles 
(Anfang  2.  Jh.s  v.  C,  Vs.  Löwe,  Rs. 
Tänzerin),  runde  in  Panßala  (Symbole), 
Yaudhiya  (sechsköpfige  Gestalt)  und  Nepal 
geprägt.  Diese  selbe  Einheit  lag  auch  der 
Tanka  (13.  u.  folgende  Jh.),  sowie  den  Gold- 
münzen (s.  Muhr),  teilweise  auch  den  Silber- 
und Kupferm.  von  Malwa  und  Gujerät 
(15. — 16.  Jh.)  zugrunde.  S.  Karsha,  Pana. 
—  Thomas,  Ancient  indian  weights;  H.  W. 
Codrington,  Ceylon  coins  i  ff. ;  Temple  in 
LA.  27,  S.43,  60 f.;  28,  S.  I03f.;  42,  S. 
156;  Cunningham,  Coins  of  Ancient  India 
42  S.;  Weber  in  ZDMG.  15,  S.  139;  White- 
king  in  N.Chr.  1903,  S.  356f.;  1904,  S. 
62  f.;  Walsh  in  J.  A.  S.  B.  1908,  S.676; 
N.  Wright,  Ind.  Mus.  Calcutta  II  224; 
Taylor  in  JBBr.  RAS.  21,  S.  278  ff.;  Hodi- 
vala,  Hist.  studies  224;  Crooke,  Hobson 
Jobson928;  Decourdemanchein  J.As.  1912, 
S.  1 17  ff.  leitet  das  Gewichtssystem  des  Manu 
vom  babylon.-achämenidischen  ab.     V. 

Ratio  (racio)  mit  nachfolgendem  Genetiv 
wie  basdici,  domni,  ecclesi(a)e,  fisci,  mun- 
axterii  usw.  ist  eine  Umschrift,  die  sich  auf 
merowingischen  Trienten  und  Denaren  be- 
findet. Die  R.  ist  die  Rechnungskammer  der 
Kirche  oder  des  Staates,  und  diese  läßt  die 
Münzen  aus  ihren  Einnahmen  für  den  Ver- 
kehr schlagen.  Die  Finanzbeamten  heißen 
in  der  späteren  Römerzeit  a  rationibus, 
rationales  (Prou,  Merowinger  S.  L  bis  LIII), 
Die  Aufschrift  »ratio  munaxterü«  oder 
»fisci  u.  ä.  hat  also  nicht  den  Sinn:  Die 
betreffende  Münze  sei  von  einem  Juwelier 
für  Rechnung  eines  Klosters  (Engel  u.  Ser- 
rure  I  S.  95),  oder  als  Anteil  (Ration)  an 
dem  Zins  für  den  König  geprägt  (Friedens- 
burg, Mkde.  u.  Geldgesch.  S.  lo).       Su. 

Rationalls,  in  älterer  Zeit  a  rationibus 
genannt,  ein  hoher  kaiserlicher  Finanz- 
beamter, ist  in  der  röm.  Kaiserzeit  der 
oberste  Chef  der  Münze.  —  Hirschfeld,  Kais. 
Verwaltungsbeamte»  S.  188^;  R.  E.  II  A 
S.  262/63;  Z.  f.  N.  31  S.  13.  —  Die  Abk. 
R.  S.  R.  i.  A.  gewisser  M.  des  Carausius  wird 
jetzt  rationalis  summanim  rationum  (besser : 


r.  summae  rei)  aufgelöst  (Num.  chron.  1907 
S.  49),  wozu  der  com(es  auri)  —  s.  unter 
Comes  —  i.  A.  der  späten  Goldsolidi  eine 
Stütze  bietet.  R. 

Ratis,  Ratitus,  Plin,,  N.  h.  33,  45  sagt, 
die  älteren  röm.  Kupfer-M.  hätten  auf  der 
Rs.  ein  rostrum  navis,  in  triente  vero  et 
quadrante  rates;  ratitus  heißt  der  Quadrans 
bei  Festus  p.  275,  weil  er  wie  der  Triens  eine 
ratis  (Floß)  trüge,  der  As  eine  navis.  Zwi- 
schen dem  Schiffsvorderteil  (prora,  nicht 
rostrum  I)  dieser  drei  iE-M.  besteht  aber 
kein  Unterschied;  es  ist  der  Einfall  eines 
röm.  Stubengelehrten,  der  bei  Lucilius  den 
dichter.  Ausdruck  ratitus  quadrans  fand 
(vgl.  Varro,  De  1.  1.  V  44).  —  R.  E.  II 
S.  1507;  I A  S.  266;  N.  Z.  31  S.  317.     R. 

Ratlsponensis  s.  Regensburger. 

Ratsgeld  s.  unter  Hagenauer  Ratsgeld. 

Ratspräsentger,  Ratspräsenzen  s.  Prä- 
senzzeichen. S. 

Ratzendreier,  Kupfermarke  einer  Ber- 
liner Kegelgesellschaft  aus  den  50er  Jahren 
des  19.  Jh.s  mit  dem  Bilde  einer  Ratte  auf 
einer,  dem  Gepräge  der  preußischen  Dreier 
auf  der  anderen  Seite.  S. 

Raudits^  Mehrzahl  Raudera,  auch  Rau- 
dusculum  hieß  das  einzelne  Stück  des  röm. 
Aes  rüde,  s.  d.  R. 

Raiihgewicht,  Bruttogewicht,  Schrot  ist 
das  Gewicht  einer  Münze  im  Gegensatz 
zu  ihrem  Feingewicht  oder  Korn;  z.  B. 
wogen  8  deutsche  Reichstaler  gesetzmäßig 
eine  kölnische  Mark,  oder  es  war  deren 
Rauhgewicht  ^/s  Mark  oder  2  Lot  oder 
29,232  g.  Die  rauhe  kölnische  Mark  zerfiel 
in  i6  Lot,  die  feine  auch,  aber  aus  der 
rauhen  wurden  8  Talerstücke,  aus  der 
feinen  9  gemünzt,  so  daß  jene  14V9  ^^ 
Silber  hielt.    S.  auch  Münzfuß.  S. 

Rautengroschen  sind  schildige  Meißner 
Groschen,  die  nur  auf  der  Lilienkreuzseite 
statt  des  Landsberger  Schildes  einen  Rau- 
tenschild tragen.  Solche  sind  von  Wilhelm 
IIL  (t  1482)  in  Gotha  1457  als  Beiwähr  (= 
V»6  rh.  fl.)  zu  84  Stück  aus  der  617/36  lötigen 
Mark  geschlagen  worden,  also  ein  Stück  von 
2,8gRauh-u.  i,i4gFeingew, — Schwinkow- 
ski,  Geld-  u.  M.-wesen  Sachsens  nr.  61,    Su. 

Ratltenhdier  heißen  einseitige  Heller 
Herzog  Wilhehns  IIL  v,  Sachsen,  um  1457 
zu  ca.  970  Stück  aus  der  sVslötigen  (?) 
Mark  geprägt,  i  Stück  also  von  0,24  g 


550 


RAUTENKRANZ— REAL 


Rauhgewicht.    Typus:  Rautenschild,  dar- 
über ein  W.  Su. 

Rautenkranz  ist  das  Wappenbild  der 
Herzoge  von  Sachsen  seit  der  Mitte  des  13. 
Jh.s.  Dieser  R.  war  später  ein  ornamen- 
tierter Querbalken,  ursprünglich  aber  ein 
wirklicher  aus  Rautenlaub  gebildeter 
Kranz,  der  auf  den  Balkenschild,  das  Erb- 
wappen  der  Burggrafen  aus  dem  Hause 
Querfurt,  gelegt  war.  Andere  sehen  in  dem 
R.  das  Beizeichen  einer  jüngeren  Linie.  — 
Seyler,  S.  i88f.,  759  f-  S. 

Rautenschildy  gerauteter  Schild.  Der  R. 
wird  gebildet  durch  mehrere  schrägrechte 
und  schräglinke  Linien  in  gleichen  Ab- 
ständen. Die  dadurch  entstehenden  Rauten 
haben  zwei  Tinkturen:  Farbe  und  Metall, 
z.  B.  Rot  und  Silber.  Langgezogene  R. 
heißen  Wecken.  S. 

Reaal  =  Real  (s.  d.). 

Real.  Das  Wort  »Real«  kommt  von  dem 
lateinischen  »Regalis«  (moneta),  bedeutet 
also  Königspfennig.  Im  Mittelalter  wurden 
aber,  von  res  =  Sache  abgeleitet,  auch 
die  Worte  Kealitas«,  »realiter«  gebildet 
(du  Gange,  VII,  S.  34),  und  das  spanische 
Eigenschaftswort  »real«  bedeutet  also  auch 
»reell«,  »sachlich«,  »zuverlässig«.  Der  Real 
war  zunächst  eine  spanische  Silber-, 
Kupfer-  und  Rechnungsmünze.  In  Spanien 
sind  bis  zu  Alfons  XL  (13 12 — 50)  nur  Gold- 
und  Billonmünzen  geprägt  worden,  bis 
dieser  König  Silbermünzen  zu  schlagen 
begann.  Seit  Peter  I.  (1350 — 69)  wurden 
den  französischen  Turnosen  (s.  d.)  älmliche 
Groschen  (gekröntes  P  im  Doppelschrift- 
kreise-Landesschild) geprägt,  seit  Johann 
II.  (1406 — 54)  zeigte  die  Vs.  das  königliche 
Brustbild.  Dieser  Real  de  plata  wog  seit 
Peter  I.  3,48  g  und  hielt  3,24  g  Silber.  Seit 
Ferdinand  und  Isabella  kamen  die  Taler 
(s.  Peso)  auf,  womit  der  Silberreal  (^8  Peso) 
die  kleinste  silberne  Teilmünze  derselben 
mit  verschiedenem  Gepräge  wurde  (Abb. 
283).  —  Nachdem  die  Regierung  um  1641 
den  Vorzugswert  des  Edelmetallgeldes 
gegen  die  Kupfermünzen  auf  50%  be- 
schränkt hatte,  blieb  dieses  Agio  längere 
Zeit  bestehen,  worauf  man  bis  1848  und 
später  als  Rechnungsmünzen  unterschied: 
I.  den  Real  de  plata  (Silberreal)  zu  51, 
später  64,  2.  den  Real  de  vellon  (BiUon- 
oder  Kupferreal)  zu  34  und  3.  den  Provin- 


zialreal  zu  17  Maravedises.  1848  bis  i86r 
rechnete  man  gesetzmäßig  nach  dem  Duro 
zu  2  Escudo  zu  10  Realen  oder  zu  100 
Centimes.  Der  letzte  geprägte  Real  war 
nach  Gesetz  von  1864  1,298  g  schwer  und 
hielt  1,0514  g  Silber.  —  Bis  zur  Mitte  des 
19.  Jh.s  hatten  die  Provinzen  verschiedene 
Rechnungsarten.  So  war  der  kastilische 
»Real  de  plata  antiguo«  (alter  Silberreal), 
abgekürzt :  Rpta.,  =16  Cuartos  =  34  Mara- 
vedises de  plata  =  640  Dineros  und  stellte 
2,26  g  Silber  dar,  während  in  Katalonien 
(Barcelona)  nach  Libras  gerechnet  wurde: 
I  Libra  =  6^/3  Reales  de  plata  catalanos  = 
240  Dineros,  und  i  Real  de  plata  catalano 
i|92  g  Silber  vertrat  (Noback,  S.  96  f., 
564  f.).  —  In  Mexiko  verschwand  1861 
offiziell  die  Einteilung  des  Peso  in  8  R. 
und  des  Real  in  34  Maravedises  und  wurde 
durch  die  des  Peso  (s.  d.)  in  100  Centavos 
ersetzt.  Im  Kleinverkehr  dagegen  wurde 
hoch  bis  um  1870  der  Peso  in  8  Reales 
zu  4  Cuartillos  oder  12  Granos,  der  Cuartillo 
in  2  Tlacos  oder  Clacos  (indianisch)  oder 
Ochavos  geteilt,  die  in  großen  Mengen  bis 
1861  geprägt  waren;  diese  Kupferstücke 
verloren  gegen  Silbergeld  SO<>/o.  Seitdem 
wurden  in  Kupfer  Stücke  zu  i  Centavo 
geschlagen. 

Der  portugiesische  Real  (PL  reis)  de  prata 
wurde  zu  derselben  Zeit  wie  der  spanische 
mit  ähnlichem  Gepräge  eingeführt  und 
zuerst  Tomez  genannt,  jedoch  nach  sehr 
wechselndem  Fuß  geschlagen.  Unter  Alfons 
V.  (1438 — 81)  wog  er  3,22  g  und  hielt  2,96  g 
Silber.  Als  dann  unter  Manuel  (1495 — 
1521)  der  Tostäo  (s.  d.)  geschaffen  wurde, 
prägte  man  keine  Silberrealen  mehr,  son- 
dern nur  noch  deren  Vielfache  aus  Silber 
(s.  Vintem).  Dagegen  wurden  die  10-,  3- 
und  I -Realstücke  seit  1543  aus  Kupfer  ge- 
prägt mit  dem  Landesschilde  auf  der  Vs. 
und  der  Wertzahl  auf  der  Rs.  Die  Stücke 
zu  IG  Real  wogen  20  g.  Seit  1600  ent- 
standen auch  S -Reales.  Als  es  noch  Realen 
von  Silber  und  Kupfer  nebeneinander  gab, 
hießen  letztere  Reaes  de  branco,  als  es  aber 
nur  noch  kupferne  gab,  spradi  man  nur 
noch  von  Reaes  und  veränderte  dieses  Wort 
später  in  Reis. 

Im  17.  Jh.  verschwanden  die  einfachen 
Realen,  denn  der  Begriff  »Re'is«  war  schon 
lange  eine  Rechnungseinheit  geworden,  mit 


REBELLENTALER— RECHENPFENNIG 


551 


der  der  Wert  der  großen  Gold-  und  Silber- 
münzen angegeben  wurde.   S.  Milreis. 

Für  die  Azoren  und  Madeira  wurden  1750 
— 1852  Kupfermünzen  zu  20,  10,  5  und  3 
Reis  geprägt,  doch  galt  das  englische  Pfund 
dort  4800,  in  Portugal  4500  Reis.  Für  seine 
ostafrikanische  Kolonie  ließ  Portugal  1840 
Kupferm.  zu  40,  1853  zu  2  u.  i  R.  schlagen. 
In  Portugiesisch  Ostindien  waren  600  Reis 
de  Goa  gleich  320  portugiesischen. 

Auch  in  den  Niederlanden  sind  Reale 
(Reaal,  Regal)  geschlagen  worden:  zunächst 
1487/8  von  Maximilian  (I.)  ein  silberner 
Real,  der  7  g  wog  und  ö^/a  g  Silber  hielt, 
mit  dem  Hüftbild  Maximilians  auf  der  Vs. 
und  seinem  Monogramm  auf  der  Rs.  Diese 
Münze  und  ein  zugleich  geprägter  Real  d'or 
zu  14,91  g  Gewicht  und  von  Feingold  wur- 
den »Deniers  de  parement«  (Prunkpfen- 
nige) genannt.  —  lOO  Jahre  später  prägte 
der  Statthalter  Leicester  (1586 — 88)  einen 
Silberreal,  der  auf  der  Vs.  ein  Brustbild, 
auf  der  Rs.  6  Schilde  um  ein  Pfeilbündel 
zeigte,  wie  die  Philippsdaalder  (s.  d.) 
34,025  g  wog  und  28,3s  g  Silber  hielt.  Auch 
Stücke  zu  i^/a,  ^/m  und  1/40  Real  wurden 
geprägt.  S.  auch  »Bit«.  —  Heiß,  passim; 
Femandes,  passim;  Aragäo,  passim;  Witte, 
H,  S.71,  73  f.,  Nr.  556 f.;  Verkade,  S.  28, 
Taf,  V,  3  und  öfter;   De  Voogt,  S.  171. 

S. 

Rebetlentaler.  Herzog  Heinrich  Julius 
von  Braunschweig  hat  auf  die  Zwistig- 
keiten  mit  seinem  Adel,  besonders  den  Ge- 
schlechtern Saldem,  Steinberg  und  Stock- 
heim eine  Reihe  von  Spottalern  schlagen 
lassen.  Der  erste,  der  Rebellentaler  von 
1595,  zeigt  auf  der  Vs.  den  Wilden  Mann 
und  einen  wider  den  Stachel  leckenden 
Hund,  auf  der  Rs.  die  Rotte  Korah.  Der 
zweite,  der  Lügentaler  von  1596  u.  1597, 
trägt  auf  der  Vs.  den  einen  Steinbock  (Ge- 
schlecht Steinberg)  zerreißenden  braun- 
schweigischen  Löwen  nut  der  Umschrift: 
Hüte  dich  für  der  Tadt,  der  Lügen  wird 
Wol  Radt-  Der  dritte  Taler  ist  der  Wahr  - 
heitstaler  von  1597  mit  der  stehenden 
Wahrheit  auf  der  Rs.  und  dem  Spruche: 
Recte  faciendo  neminem  timeas  auf  der 
Vs.  Mücken- oderWespentalerheißt der 
vierte  von  1599,  d^sen  Rs.  einen  Löwen 
zeigt,  der  von  10  Wespen  (den  10  aufständi- 
schen Geschlechtem)  angefallen  wird,  wäh- 


rend über  ihm  als  Zeichen  der  kaiserlichen 
Huld  die  Sonne  und  ein  Adler  erscheinen. 
Seine  eigene  landesväterliche  Tugend  schil- 
dert der  Herzog  auf  einem  füiJften,  dem 
Patrioten- oderPelikantaler  von  1599, 
auf  dem  ein  seine  Jungen  mit  dem  eigenen 
Blute  nährender  Pehkan  und  die  Um- 
schrift: Pro  aris  et  focis  zu  sehen  ist.  — 
Köhler,  Münzbel.  III,  S. 346 ff.;  Schmieder, 
S.  282,  374  f.,  470,  472;  Fiala,  Mittleres 
Haus  Braunschweig,  Linie  Wolfenbüttel, 
S.  121  ff.  Taf.  IX,  9— II,  X,  I,  3.       S. 

Rebel  money  hießen  Kronen  und  Halb- 
kronen, die,  wahrscheinlich  von  den  ver- 
bündeten irischen  iCatholiken  ausgegeben, 
Nachahmungen  des  Ormond  money  (s.  d.) 
waren,  auf  der  Vs.  ein  Kreuz,  auf  der  Rs. 
S| V  oder  S|  II  VI  {2  Shilling  6  pence)  zeigten. 
—  Grueber,  S.  237,  Taf.  61,  Nr.  94  f. 

Recepissen  hießen  Münzscheine,  die  in 
Niederländisch-Ostindien  auf  Grund  von 
hinterlegtem  Edelmetall  im  Betrage  von 
21  Millionen  Gulden  von  der  Regierung 
ausgegeben,  neben  den  Deuten  (s.  d.)  um 
1850  das  fast  einzige  dortige  Zahlmittel 
waren.   1854  wurden  sie  eingezogen.     S. 

Rechenbrett  s.  unter  Rechenpfennig. 

Rechenpfennig  (lat.  calculus,  calculus 
proiectilis;  franz.  gectoir,  jeton;  engl, 
counter;  span.  contador;  holl.  Legpenning), 
Um  den  Gebrauch  der  Rechenpfennige  zu 
schildern,  ist  eine  kurze  Darstellimg  des 
»Rechnens  auf  den  Linien«  vorauszu- 
schicken, wie  es  im  Altertum  und  Mittel- 
alter als  ein  sehr  anschauliches  dekadisches 
System  üblich  war. 


^f-e- 


000 
— ee- 


o 

QOOO 


Von  den  hier  gezeichneten,  auf  einem 
Rechenbrett,  Rechentuch  oder  Rechentisch 
befindlichen  Linien  ist  die  unterste  für  die 
Einer,  die  nächst  höhere  für  die  Zehner, 
die  dritte  für  die  Hunderter,  die  vierte  mit 
dem  Kreuze  für  die  Tausender  und  so  fort 
Um  ein  Anhäufen  von  mehr  als  vier 
Rechenpfennigen  auf  einer  Linie  zu  ver- 


552 


RECHENPFENNIG 


meiden,  wird  das  Fünffache  einer  Linie  in 
dem  Spatium  über  ihr  durch  einen  Pfennig 
bezeichnet.    In  unserem  Beispiel  ist  links 
die  Zahl  329,  rechts  1076  ausgedrückt.   So 
rechnete  man  im  Mittelalter;  im  Altertum 
ebenso,  nur  daß  die  Kolumnen  nicht  von 
oben  nach  unten,  sondern  von  links  nach 
rechts  oder  von  rechts  nach  links  auf- 
stiegen. Die  Griechen  nannten  das  Rechen- 
brett   aßa£,    den    Rechenpfennig    «pTJcpoc, 
die  Römer  abacus  und  calculus.  Der  Calcu- 
lus  war  ein  unbezeichneter  zugerichteter 
Kieselstein;  auch  aus  Glasfluß  wurde  er 
hergestellt.  Wann  die  Drehung  des  Rechen- 
bretts   um   90   Grad   stattgefunden   hat, 
wissen  wir  nicht,  auch  fehlt  jede  Nachricht 
über  den  Gebrauch  der  Rechenpfennige  bis 
zum  13.  Jh.  Das  Rechnen  in  seinen  Einzel- 
heiten selbst  wolle  man  in  den  am  Schluß 
verzeichneten  Aufsätzen  Nagls  nachlesen. 
Die    ersten    mit    Zeichen    versehenen 
Rechenpfennige  scheinen  die  Tesseren  zu 
sein,  die  seit  den  Kreuzzügen  von  den  ober- 
und  mittelitalienischen  Kaufleuten  ange- 
fertigt wurden  und  zuerst  für  Siena  1315 
bezeugt  sind.   Es  sind  Kupferscheiben  mit 
Hausmarken,    Kreuzen    und  Bildern    im 
Kugelreifen.  Während  aber  später,  seit  dem 
15.  Jh.,  in  Italien  das  Rechnen  auf  den 
Linien  abkam,  man  dieses  sowie  die  Rechen- 
pfennige nur  aus   Erzählungen   Fremder 
kannte,  da  die  Italiener  alles  mit  den  Fin- 
gern rechneten,  nach  Goethe  immer  die 
Finger  in  der  Luft  hatten,  waren  von  den 
Lombarden  im  13.  Jh.  die  Rechenpfennige 
nach  Frankreich  übertragen  worden,  denn 
die  ältesten  französischen  Jetone  sind  mit 
ihrem    Kugelreif    durchaus    italienischen 
Charakters. 

Die  französischen  Jetone  wurden  anfäng- 
lich oft  mit  den  Bildern  der  Münzen  ver- 
sehen, warnten  dann  aber  vielfach  in  ihrer 
Umschrift  vor  Verwechselung  mit  diesen, 
2.  B.  JE  NES[uis]  PAS  VRAI AGNEL  oder 
IE  SVI  GETOIR  DE  LETTON  (Laiton). 
Die  ältesten  französischen  sind  solche  mit 
Lilie-Kastell  der  Königin  Blanche  (f  1252), 
der  Mutter  des  Königs  Ludwig  IX.  Seit- 
dem bildete  sich  dort  die  Sitte,  die  Rech- 
nungsämter regelmäßig  mit  Jetonen  zu 
dotieren,  die  die  mannigfachsten  Bilder 
wie  Zierkreuz,  Krone,  Kastell,  Lamm 
Gottes,  Lilienschild  trugen,  welchemBrauch 


die  feudalen  und  kommunalen  Verwaltun- 
gen folgten.  Die  französischen  Rechen- 
pfemuge  hießen  bis  zum  16.  Jh.  gectoires, 
seitdem  Jetons  von  jeter  =  werfen,  auf  das 
Rechenbrett  setzen  (Abb.  356).  Es  ent- 
wickelte sich  ein  »droit  de  jetons«,  das  im 
17.  Jh.,  besonders  unter  Ludwig  XIV.  aus- 
artete: Neujahr  1683  wurden  allein  an  die 
Beamten  des  Tresors  800  goldene  und  26  000 
silberne  Jetone  verteilt;  manche  Beamte 
ließen  sich  daraus  Teller  machen.  Das 
Rechnen  auf  den  Linien  erhielt  sich  in 
Frankreich  länger  als  in  den  anderen  Län- 
dern, bis  in  den  Anfang  des  18.  Jh,s,  die 
Sitte  der  Dotierung  mit  Jetons  aber  bis 
zum  Ende  des  alten  Regime. 

Aus  dem  13.  Jh.  sind  auch  aus  den  Nieder- 
landen fürstliche  Rechenpfennige  bekannt, 
die  unter  der  Herrschaft  des  Hauses  Bur- 
gund  die  französischen  an  Kunstwert  weit 
überflügelten.  In  den  Generalstaaten  wurde 
das  Gepräge  der  »Legpenninge«  oder  des 
»Werpgeldes«  jährlich  festgesetzt,  doch 
wurden  diese  Stücke  hier  schon  1654  zur 
reinen  Geldspende.  Die  Rechenpfennige  der 
Nordniederlande  mit  ihren  historischen  Dar- 
stellungen sind  von  großer  Wichtigkeit  für 
die  Geschichte  des  Landes,  die  sich  in  ihnen 
spiegelt 

Wie  die  französischen,  so  hatten  auch  die 
ersten  englischen  Rechenpfennige  italieni- 
schen Stil,  sie  sind  zum  Teil  in  den  engli- 
schen Besitzungen  in  Frankreich  entstan- 
den und  wurden  wie  in  den  Niederlanden 
und  in  Frankreich  im  16.  Jh.  zu  Geschenk- 
stücken. Die  dort  als  Rechenpfennige  be- 
nutzten sind  seit  dem  13.  Jh.  zum  weitaus 
größten  Teile  von  Nürnberg  bezogen 
worden. 

Deutsche  Rechenbücher  mit  dem  »Rech- 
nen auf  den  Linien«  gibt  es  zwar  erst  seit 
dem  Ende  des  15.  Jh.s;  daß  diese  Rech- 
nungsart aber  früher  geübt  wurde,  beweisen 
Nachrichten  von  Beschaffung  von  Rechen- 
pfennigen um  1400.  In  Österreich  wurden 
die  »Raitpfennige«  seit  Maximilian  L  für 
die  kaiserlichen  und  ständischen  Behörden 
sowie  die  Münzämter  reichlich  hergestellt 
(Abb.  353).  Die  für  die  Münzstätten  finden 
sich  auch  im  Norden,  besonders  in  Sach- 
sen, Brandenburg  und  Braunschweig-Lüne- 
burg  mit  den  Namen  des  Münzmeisters  und 
des  Kammerschreibers  oder  eines  anderen 


RECHNUNGSxMCNZEN—REDDITE  crowx 


553 


Finanzbeamten  (Münzmeisterjetone)  (Abb. 
355).  Sie  bilden  den  Übergang  zu  den  Fa- 
milien- und  Privatrechenpfennigen,  die  be- 
sonders in  Nürnberg  in  ganz  ungeheurer 
Menge  vom  15.  bis  zum  18.  Jh.  von  Rechen- 
pfennigmachern (Schultes  [Abb.  354], 
Krauwinkel,  Koch,  Lauer,  Laufer,  Hof- 
mann, Dietzel  u.  a.)  geprägt  wurden  und 
deren  Nachfolger  die  Nürnberger  Spiel- 
marken waren.  Auch  ist  sicher,  daß  die 
Harzer  Münzmeisterjetone  schon  als  Spiel- 
marken benutzt  wurden.  Deren  320  wurden 
im  18.  Jh.  jährlich  an  die  Bergleute  verteilt, 
die  sie  offenbar  als  Spielmarken  verkauften, 
denn  als  im  19.  Jh.  dort  keine  Rechenpfen- 
nige geprägt  wurden,  aber  weitere  Nach- 
frage nach  Spielmarken  herrschte,  wurden 
solche  wieder  hergestellt.  Zwar  fehlte  den 
Geprägen  der  deutschen  Rechenpfennige 
meist  das  politische  Moment  der  nieder- 
ländischen und  deren  und  der  französischen 
hoher  künstlerischer  Wert,  doch  sind  auch 
sie  wichtige  Denkmale  des  kulturellen  Zu- 
standes.  Die  Nürnberger  ahmten  oft  die 
französischen  und  englischen  Typen  nach, 
weil  sie  zum  Gebrauch  in  diesen  Ländern 
bestimmt  waren.  Die  deutschen  Rechen- 
pfennige verschwanden  sogleich  mit  der 
alten  Rechenmethode  selbst  wie  in  den 
Niederlanden  in  der  zweiten  Hälfte  des 
17.  Jh.s,  nur  die  Nürnberger  und  die  Münz- 
meisterjetone wurden  wie  erwähnt  zum 
Gebrauch  beim  Spielen  noch  häufig  im 
19-Jti.  geprägt.  —  A.  Nagl,  »Abacus«,  R.  E. 
Suppl.  ni,  Sp.  4 — 13;  Ders.,  Die  Rechen- 
tafel der  Alten,  Wien,  1914;  Ders,,  Die 
Rechenpfennige  und  die  operative  Arith- 
metik in  N.  Z.  19.  Bd.,  S.  309—368;  A. 
d'Affry  de  la  Monnoye,  Introduction  ä 
r6tude  des  jetons  in  Revue  num.  frangaise, 
1867,  S.  61  ff.;  Menadier,  Schausammlung, 
S.  504—521;  Müuch.  Mitt.  1918,  S.  I— 138; 
Fiala,  Neues  Haus  Lüneburg,  S.  78,  88; 
F.  P.  Bamard,  The  casting-counter  and  the 
counting-board,  Oxford,  1916,  und  in 
Num.  chron.  1920,  S.  216  ff.,  1923,  S.7Sff. 
(portug-  R.).  S. 

Rechnungsmunzen  sind  Geldwerte,  die  in 
keiner  geprägten  Münze  vorhandfen  sind. 
Sie  entstanden  erstens  dadurch,  daß,  wäh- 
rend der  Wert  einer  großen  Münze  in  Klein- 
gdd  durch  dessen  Verschlechterung  stieg, 
der  alte  eingebürgerte  Wert  im  Verkehr  als 


eine  feste  Summe  von  Kleingeld  bestehen 
blieb.  So  spalteten  sich  von  dem  rheini- 
schen Goldgulden  an  der  Mosel  nachein- 
ander vier  verschiedene  Rechnungsgulden 
ab:  der  Moselgulden  zu  24,  der  rheinische 
Gulden  zu  36,  der  Rotatgulden  zu  48  und 
der  Goldgulden  zu  72  Albus.  Zweitens 
dienten  die  Rechnungsmünzen  als  große 
Wertbeträge  zur  Vereinfachung  der  Rech- 
nung im  Handel.  Der  Schilling  war  bis 
zum  13.  Jh.  ein  Rechnungsbegriff  von  12 
Pfennigen,  die  Tonne  Goldes  war  ein  Begriff 
von  100  000  Talern,  das  portugiesische 
Conto  de  Reis  war  gleich  looo  Milreis  (s.  d.), 
das  ostindische  Lack  Rupien  gleich  100  000 
Rupien,  der  türkische  Beutel  gleich  500 
Grusch  (s.  d.).  —  Es  gibt  auch  untere  Rech- 
nungsmünzen; so  wurde  seit  dem  17.  Jh, 
in  Polen  und  Ostpreußen  zwar  noch  mit 
Pfennigen  gerechnet,  aber  es  wurden  keine 
geprägt.  S.  auch  S.  5S0  rechts  unten.     S. 

Reckbank  (Streckbank,  Durchlaß,  Zieh- 
werk, Adjustierwerk).  Das  sehr  zeitrau- 
bende Düimhämmem  der  Zaine  (s.  d.)  mit 
dem  in  der  Hand  geführten  Hammer  wurde 
im  16.  Jh.  durch  mechanische  Erfindungen 
ersetzt,  die  Streckwalzen  und  die  Reckbank. 
Da  es  lange  ein  Übelstand  der  Streckwalzen 
war,  daß  die  Parallelität  ihrer  Achsen  nicht 
stabil  blieb,  so  daß  die  Zaine  ungleich  dick 
und  demzufolge  die  Münzen  ungleich  schwer 
wurden,  so  ließ  man  die  Zaine  noch  einmal 
durch  die  eisernen  Backen  der  Reckbank 
gehen,  die,  schon  früher  in  Ungarn  und  Po- 
len benutzt,  1523  von  dem  Erzherzog  Ferdi- 
nand von  Österreich  empfohlen  wurde.  Aber 
das  ganze  16.  Jh.  hatten  die  deutschen  Re- 
gierungen mit  dem  zähen  Widerstände  der 
Münzer  gegen  dieses  mehr  Mühe  erfordernde 
Werkzeug  zu  führen,  das  erst  nach  der  Kip- 
perzeit überall  eingeführt  wurde.  Als  100 
Jahre  später  das  Walzwerk  vervollkomm- 
net wurde,  konnte  der  Durchlaß  entbehrt 
werden.  —  Flörke,  S.  674  ff.  Tafel  5 ;  Schröt- 
ter,  Acta  Bor.,  Münzgesch.  I,  S.  5,  6.     S. 

Redana,  Ardana,  aus  sanskr.  Radhana, 
bedeutet  im  javanischen  Münze;  Yaträ  = 
Kurantmünze,  Harta  =  Münze  von  gerin- 
gem Wert.  —  Millies,  Recherches  18.    V. 

Reddite  crown  war  eine  englische  Probe- 
münze wie  d.  Petition  crown  (s.  d.  im  Nach- 
trag), aber  ohne  die  »petition«,  doch  m.  d. 
Randschrift:  Reddite  quae  Caesaris  Caesa* 


554 


REDENDE  ABZEICHEN— REGALIENFELD 


rietcoder:  Render  to  Caesar  the  things  which 
are  Caesar's.  —  Ruding,  II,  S,  338.    S. 

Redende  Abzeichen,  Symbole  und  Wap- 
pen auf  M.  finden  wir  schon  bei  den  Grie- 
chen, wo  die  Stadt  Rhodos  eine  Rose  (poSov) 
im  Wappen  führt  (Abb.  40),  Phokaia  eine 
Phoke  (Abb.  16),  wo  in  Abdera  die  Beam- 
ten Dionysas  und  ApoUas  einen  Dionysos 
oder  einen  Apollon,  ein  Beamter  Molpagoras 
eine  Tänzerin  (Abb.  46)  auf  ihre  M.  setzen, 
mehr  noch  bei  den  Römern,  wo  oft  weit  her- 
geholte und  unrichtige  Etymologien  des 
Beamtennamens  zur  Wahl  des  Bildes  füh- 
ren, wie  bei  L.  Thorius  Baibus  zu  dem  stür- 
menden (griech.  ftoüpio<;)  Stier,  bei  C.  Vibius 
Pansa  zu  dem  Kopfe  des  Pan;  auf  röm. 
Bleitesseren  finden  wir  als  Zeichen  eines  P. 
Asellius  Fortunatus  die  Fortuna,  eines  P. 
Glitius  Gallus  einen  Hahn  (=gallus)  usw.  — 
Journ.  int.  XV  S.  ii  ff.;  Mitteil.  N.  G.  Wien 
1923  S.  209.  —  Wegen  der  R.  Abzeichen 
und  Wappen  in  M.  A  und  Neuzeit  s.  unter 
Münzmeisterzeichen  und  Wappen.       R. 

Redende  Münzen.  EineM.  »redet«,  wenn 
eine  etwa  in  ihrer  Inschrift  vorkommende 
Verbalform  oder  ein  Pronomen  in  der 
I.  Person  steht.  Der  Gebrauch  ist  bei  den 
Griechen  auch  für  andere  beschriftete 
Gegenstände,  so  Gemmen  (z.  B.  Öepötoc 
8?|ii  Gfajia,  [ir^  \i&  Svov^e),  Vasen  (Am. 
Journ.  Arch.  1927  S.  34s),  Statuen,  M- 
Gewicht  von  Gela  (täv  FeXotcov  äji^ 
Egger  Kat.  10.  Dez.  1906,  Taf.  XII)  nach- 
gewiesen; numismat.  Beispiele  sind  selten: 
^avoc (?)  i\i\ o^iP-a,  7.  Jh.  (s.  unter  Sema),  Ta- 
pavTivcüv  iiiLij  5.  Jh.,  und  SeysaTaCtP  T^ji-C 
5.  Jh.  —  Z.  f.  N.  I  S.  278;  Num.  chron. 
1889  S.  32.  R. 

Im  Mittelalter  werden  Münzherr  oder 
Münzmeister,  Stempelschneider  als  Unter- 
nehmer oder  der  Herkunftsort  der  Münze 
mit  Hinzufügung  eines  »me  fecit«  oder  »ego 
sum  (denarius)«  genannt,  so  z.  B.  -  der 
Münzherr:  »Oddu  me  fecit«  (Dbg.  nr. 
1288,  Otto  V.  Sachsen,  1059 — 7^)t  »Hein- 
ricus  deBruneswic  sum  leo«,  »Bemhardus 
dux  Saxonie  ego  sum« und  »ego  sum  de(na- 
rius)  Roberti«  (Robert  II.  von  Flandern, 
1093 — im);  der  Münzmeister:  »Jule  me 
fecit«  (in  Dänemark);  »Hroza  me  fecit« 
/Heinrich  V.  Stade,  976 — 1016,  Dbg.  nr.  1607, 
1607a) ;  »Luteger  me  f ecit «  (s.  d.) ;  die  Münz- 
^stätte:  »Toren  sum«  (Thorn  .in  Limburg, 


Dbg.  nr.  1507);  »Mindensis  sum«;  »ego  sum 
Stathere«  (Stade,  Heinrich  der  Löwe);  »Hil- 
densemensis  ego  sum«  u.  a.  —  Menadier, 
D.  M.  II  S.  56  £f.;  Dbg.  S.  580.         Su. 

Reduktion  =  Herabsetzung  (s.  d.).  Re- 
duktionen des  As  s.  unter  As.    R.  u.  S. 

Reduktions-,  Reduzier-  oder  Verkleine- 
rungsmaschine  heißt  die  Maschine,  mit  der 
die  Übertragung  des  in  großem  Maßstabe 
entworfenen  Modells  für  Medaillen  und 
Münzen  auf  die  Größe  der  Gußform  oder 
der  Patrize  gebracht  wird.  S.  Guß  und 
Patrize.  Abb.  in  Revue  beige,  48.  Bd., 
1892,  Taf.  13;  Congr&s  intern.,  Brüssel 
1910,   S.  213  ff.  S. 

Reformaücnen  nennen  die  Franzosen  die 
seit  1689  behufs  Schaffung  der  Kriegsmittel 
veranstalteten  willkürlichen  Herabsetzun- 
gen der  umlaufenden  und  einzuziehenden 
Münzen  und  der  Werterhöhungen  der 
wieder  in  Umlauf  gesetzten,  was  um  so 
gefährlicher  war,  als  die  Münzen  nicht  um- 
gemünzt, sondern  nur  überprägt,  dadurch 
ihr  Gepräge  verunstaltet  und  Fälschungen 
in  großem  Maßstabe  hervorgerufen  wurden. 
Die  meisten  erhaltenen  Taler  f6cus  blancs) 
Ludwigs  XIV.  zeigen  solche  Überprägun- 
gen. S. 

Retormationsmfinzen  und  -Medaillen  sind 
Gedenkmünzen  und  Medaillen  auf  die  Kir- 
chenreformation des  16.  Jh.s  und  ihre  Vor- 
läufer, später  auf  die  Jahrhundertfeiern 
dieser  Ereignisse,  besonders  auf  die  Augs- 
burger Konfession  von  1530  und  den  Re- 
ligionsfrieden von  1555,  den  30jähr.  Krieg 
und  die  Protestantenverfolgungen  sowie 
auf  die  Personen,  die  in  dieser  Bewegung 
hervortraten,  einschließlich  z.  B.  Gustav 
Adolfs.  —  Juncker,  Vita  Mart.  Lutheri  et 
historia  reformationis  numis  illustrata, 
Frankfurt  1699;  ders.,  Ehrengedächtnis 
Martini  Lutheri,  Frankfurt  1706;  Kreußler, 
Martin  Luthers  Andenken  in  M.,  Leipzig 
18 18  und  die  Auktionskat.  Belli  1904,  Heß 
1902,  04,  10,  26  usw.;  Gustav  Adolf:  Auk- 
tionskat. L.  Schnitze,  Heß  1896.  R.  und  S. 

Regal  =  Real  (s.  d.). 

Regalienfeld  heißt  ein  rotes  Wappenfeld, 
dessen  Ursprung  auf  die  Belehnung  mit  dem 
roten  i^Blutbanner«  zurückgeführt  wird  und 
das  einige  Fürsten  wie  die  Kurfürsten  von 
Sachsen  und  die  Herzöge  von  Pommern  in 
ihr  Landeswappen  aufnahmen;  von  den^ 


REGALIS—REGENSBURGER 


555 


pommerschen  Wappen  soll  das  R.  in  das 
brandenburgische  übernommen  sein.  Spä- 
ter wurde  das  R.  vom  Kaiser  förmlich  ver- 
liehen. —  Seyler  S.  442.  S. 

Regalis  und  medius  regalis  sind  24karä- 
tige  Goldmünzen  Karls  I.  v.  Anjou,  Königs 
von  Neapel,  die  dieser  an  Stelle  der 
Augustalen  (s.  d.),  aber  diesen  gleichwertig 
durch  Edikt  v.  5.  u.  15.  Nov.  1266  in 
Messina  u.  Barletta  mit  seinem  Namen  und 
Wappen  zu  prägen  befahl.  —  Nagl,  N.  Z. 
30  S.  278.  Su. 

R^enbogenschässelchen.  Nach  dem 
Volksglauben,  daß  dort,  wo  der  Regen- 
bogen auf  der  Erde  aufsitzt,  er  eine  goldene 
Spur  zurückläßt  in  Gestalt  einer  schüssei- 
förmigen Goldmünze,  nennt  man  R.  die 
schüsselförm.  ostkelt.  NM,  Sie  haben  auf 
der  Vs.  meist  einen  glatten  Buckel,  der 
aber  mitunter  erkennen  läßt,  daß  es  im 
Grunde  Nachahmung  eines  Kopfes  ist;  zu- 
weilen trägt  der  Buckel  noch  einen  Stern, 
oder  eine  Hand,  gelegentlich  auch  Schrift 
(BIATEC,  CVR,  Abb.  59);  die  Rs.  ist  hohl, 
in  ihr  oft  ein  Wulst,  von  dem  Strahlen  aus- 
gehen, auch  ein  wie  ein  Drache  gestalteter 
Ring  (Übergang  zur  Torques),  zuweilen  ein 
Kreuz;  auch  erscheint  ein  Vogelkopf  im 
Kranze  und  auf  der  Rs.  ein  durch  Kugeln 
oder  Sterne  geschlossener  Halbkreis  (Tor- 
ques? dieser  Typus  kommt  am  Rhein 
auch  in  schlechterem  Metall  bis  zu 
Kupfer  vor).  Ihr  Typus  ist  nichts  anderes 
als  das  letzte  Glied  einer  Kette  immer 
roherer  Nachahmungen  des  AT'-Staters  Phi- 
lipps IL  und  Alexanders.  Von  ihrem  Haupt- 
fundgebiet Böhmen  (Schatz  von  Podmokl) 
an  sind  sie  bis  an  den  Rhein  und  nach 
Ungarn  verbreitet.  Zeitlich  fallen  sie  wohl 
meist  ins  i.  Jh.  v.  C.  —  Ebert,  Real- 
lex.  VI  S,  301  ff.,  insbes.  317/19.         R. 

Regensbiirger,  Ratisponenses.  Unter  die- 
sen Pfennigen  versteht  man  Münzen,  die  zu- 
erst Herzog  Otto  III.  von  Bayern  zusammen 
mit  dem  Bischof  Heinrich  von  Regensburg 
nach  1290  in  Regensburg  geprägt  haben: 
auf  der  einen  Seite  das  Bild  des  Herzogs 
zwischen  H — 0  (Heinrich  u.  Otto  oder 
Herzog  Otto,  Münch.  Mitt.  1924  S.  15) 
im\erhalb  eines  stemenverzierten  Randes 
über  einer  Zinnenmauer,  auf  der  andern 
Seite  die  Brustbilder  des  Bischofs  und 
des  Herzogs  im  Doppelspitzbogen,  mit  Vier- 


schlag. Eine  andere  Art  zeigt  auf  der 
einen  Seite  das  Bild  des  Bischofs  ohne 
Buchstaben,  auf  der  anderen  ebenfalls 
das  Brustbilderpaar.  Im  Gegensatz  zu  den 
Würzburger  »kurzen«  werden  sie  »langet 
Pfennige  genannt.  Diese  Münzsorte  wurde 
lange  in  derselben  Weise  weiter  geprägt, 
Juni  1366  auch  in  Amberg  und  breitete  sich 
seit  1366  über  ganz  Franken  und  weiter  aus 
und  wurde  dann  als  *Ratisponenser«  auch 
von  anderen  Münzfürsten  geschlagen.  So 
prägte  sie  mit  Einsetzung  eines  RA,  RN 
oder  RS  Pfalzgraf  Ruprecht  I.  in  Amberg, 
Neumarkt  und  Sulzbach  und  mit  Ersetzung 
der  kehrseitigen  Brustbilder  durch  zwei  ge- 
krönte Häupter  in  den  Jahren  1363 — 1374 
Kaiser  Karl  IV.  in  Erlangen  und  Lauf, 
dann  Burggraf  Friedrich  V.  in  Bayreuth, 
Langenzenn  und  Neustadt  a.  d.  Aisch, 
Friedrich  II.  in  Koburg,  Ulrich  von  Hohen- 
lohe  in  Öhringen,  endlich  noch  am  Ausgang 
des  Jahrhunderts  der  Mainzer  Erzbischof 
Konrad  von  Weinsberg  in  Miltenberg  und 
Neustadt  u.  a.  Teilweise  wurde  auf  der 
einen  Seite  der  gekrönte  Kopf  durch  ein 
Wappenbild  oder  durch  einen  einzelnen 
Buchstaben  ersetzt. 

1354  war  ein  Heller  =  V4  Regensburger; 
I  Würzburger  =  ^/»  Regensburger.  Einer 
der  wichtigsten  Funde  der  R^ensburger 
ist  der  von  Bischofsmais  (Buchenau,  Mitt. 
der  Bayer.  Num.  Ges.  191 1  S.  74—87). 
Danach  wogen  die  ältesten  Regensbuiger 
0,825  g  i.  Durchschnitt  und  waren  I2lötig; 
diese  wurden  wahrscheinlich  1340  bei  der 
Wiedervereinigung  der  beiden  bayerischen 
Landesteile  durch  ein  leichteres  Stück  von 
0,78 — 0,70  g  ersetzt.  Seit  den  achtziger 
Jahren  des  14.  Jh.s  wurden  sie  weiter  sehr 
verschlechtert.  Am  9.  Aug.  1382  bestimmt 
König  Wenzel,  daß  man  »weder  Swarzz- 
burger  noch  Regenspurger  noch  keyn 
muncze  dy  man  off  denselben  slag  siecht 
oder  der  muncze  gleich  ist«  münzen  dürfe, 
wenn  sie  nicht  so  ausgebracht  würden,  daß 
24  Pfennig  auf  das  lOi/Jötige  Nürnberger 
Lot  gingen:  l  Stück  =  0,6i8  g  rauh,  0,406  g 
fein. 

1385  wurden  sie  zu  400  St.  aus  der  81öti- 
gen  Nürnberger  Mark  geprägt,  also  ein 
Stück  von  0,594  g  Rauh-  u.  0,295  g  Fein- 
gewicht. 

Ende  des  14,  Jh.s  wurden  die  Regens- 


556 


REGENTSCHAFTSMÜNZEN— REICHSMÜNZORDNUNGEN 


burger  durch  andere  Pfennige  ersetzt.  — 
V.  Schrötter,  Brandenburg  -  Franken  I, 
S.  109  ff.;  Menadier,  Schausammlung  S. 
203  ff.;  Suhle,  Mausheimer  Fd.  in  Z.  f.  N. 
35  S.  77  f.  Su. 

Regentscbaftsmfinzen  s.  Vormundschafts- 
münzen. S. 

Regimentstaler  ist  ein  medaillenartiger 
Taler  der  Reichsstadt  Ulm  von  1622  mit 
Stadtansicht  auf  der  Vs.,  8  Schilden  der 
Geheimen  Ratsherren  von  einem  Engel 
gehalten  auf  der  Rs.  —  Kat.  Schultheß, 
Nr.  7253  f.;  Binder,  8.529 f.  S. 

Regina,  lat,  =  die  Königin,  heißt  auf 
antiken  M.  nur  die  berühmte  Kleopatra 
VIL:  regina  regum  filiorum  regum;  ßaffi- 
Xitycra  (hellenistisch  gleich  dem  klassischen 
griech.  Worte  ßacyiXeta,  Z.  f.  N.  34  S.  77/79) 
heißt  sie  und  viele  andere  Königinnen  wie 
ihre  Tochter  Kleopatra  von  Mauretanien, 
die  parth.  und  die  bithyn.  Musa  usw.;  vgl. 
unter  Frauen  auf  M.  R. 

Regula,  griech.  pTjYXiov  als  Demin.  von 
*p9;fXa,  urspr.  =  Riegel,  danach  =  (riegei- 
förmiger) Barren  (s.  d.),  so  regula  aurea 
in  der  Vulgata  Josua  7,  21  (Luther:  Zunge 
Goldes)  und  xpo^oS  [ilppuCi^jC  iv  p-q^kioK:  im 
EdictumDiocletiani;  Aes  reguläre  =  Kupfer 
in  Barren,  Plin.  N.  h.  34,  94.  Von  regulae 
aeris  itacoloratae,  ut  auri . . .  speciem  simu- 
larent,  spricht  zum  J.  574  n.  C.  Paul.  Diac, 
Hist.  Lang.  3,  6.  —  Willers,  N.  Z.  31  S.  50 
und  Bronzeeimer  1901  S.  230.  R. 

R^;alttSy  lateinisch  für  Gußkönig  (s.  d.). 

Reichsapfel  s.  unter  Globus. 

Relchsdttkat  war  der  deutsche  Dukat 
(s.  Dukat)  nach  der  Reichsmünzordnung 
von  1559.  S. 

Reichsgroschen  =  Kaisergroschen,  s.  d. 

Relchsgttldiner  waren  die  durch  die 
Reichsmünzordnung  von  1559  als  silberne 
Äquivalente  der  Goldgulden  geschaffenen 
talerartigen  Silbermünzen  zu  60  Kjreuzem, 
die  24,62  g  wogen,  22,91  g  Silber  hielten 
und  auf  einer  Seite  den  Reichsadler  mit 
60  im  Reichsapfel  zeigten  (Abb.  258).  Ihre 
Prägung  beschränkte  sich  fast  ganz  auf 
den  deutschen  Südwesten,  war  aber  gegen 
die  der  Reichstaler  (s.  d.)  unbedeutend. 
S.  auch  unter  Gulden.  S. 

Reicbslnsignien,  die,  nämlich  Kreuz  und 
Lanze,  Stab  (Zepter),  Reichsapfel  (Globus) 


und  Krone  kommen  auf  Münzen  mit  dem 
Bilde  des  Königs  bzw.  Kaisers  häufig  vor. 

Daneben  erscheinen  die  ein  Reichsamt 
bezeichnenden  später  auch  auf  den  Münzen 
der  Kurfürsten,  so  der  Reichsapfel  bei  dem 
Pfalzgrafen  bei  Rhein  und  das  Zepter  bei 
dem  Markgrafen  v.  Brandenburg. 

Der  Reichsapfel  erscheint  auf  Saalfelder 
und  Lausitzer  Brakteaten  oft  doppelt.  Auf 
den  nach  Erlaß  der  Reichsmünzordnung  v. 
1559  geprägten  kleinen  Münzen  kommt  er 
als  Münzbild  mit  eingefügter  Wertzahl  vor, 
so  auf  den  Groschen  und  Doppelschillin- 
gen usw.  Su. 

Reichskassenscheine  hieß  das  vom  Deut- 
schen Reiche  laut  Gesetz  v.  1874  ausgege- 
bene Papiergeld  zu  50,  20  und  5  Mark,  zu- 
sammen für  120  Millionen  Mark.         S. 

Reichsmark  s.  unter  Mark  u.  Renten- 
bank. 

Reicbsmfinzordnungen.  Die  drei  großen 
Reichsmünzordnungen  aus  der  ersten  Hälfte 
des  16.  Jh.s  stellen  den  Abschluß  der  Eini- 
gungsbestrebungen im  Münzwesen  durch 
die  deutschen  Reichsstände  seit  dem  Inter- 
regnum dar.  Als  damals  das  Münzwesen 
den  Händen  der  Kaiser  völlig  entglitten 
war  und  nicht  nur  das  Münzrecht,  sondern 
auch  die  Münzhoheit  großen,  kleinen  und 
kleinsten  Ständen  anheimgefallen  war,  er- 
kannten die  größeren  Fürsten  und  die  Han- 
delsstädte bald,  daß  eine  gedeihliche  Münz- 
verwaltung nur  durch  Zusammenschluß  zu 
größeren  Landkomplexen  möglich  war.  Jn- 
folgedessen  bildeten  sich  überall  Münzver- 
eine (s.  d.).  So  segensreich  deren  Wirken 
auch  war,  so  bildeten  sie  doch  ein  Hindernis 
für  die  Wiederaufrichtung  der  deutschen 
Münzeinheit,  indem  sie  ihre  eigenen  Münzen 
und  Währungen  festzuhalten  und  nicht 
aufzugeben  suchten.  Da  waren  es  im  An- 
fange des  16.  Jh.s  zwei  Umstände,  die  einen 
Zusammenschluß  aussichtsreicher  machten: 
erstens  die  im  Vergleich  zu  seinen  Vorgän- 
gern weitaus  größere  Macht  des  Kaisers 
Karl  V.,  zweitens  das  Auftreten  der  Gulden- 
groschen (s.  d.),  die,  in  genügender  Menge 
herstellbar,  die  unzuverlässigen  Kleinmün- 
zen wie  Batzen  und  Pfennige  entbehrlich 
machten  und  auf  die  man  sich  leichter  eini- 
gen konnte.  Die  Hauptaufgabe  war  also, 
an  Stelle  der  w^en  Goldmangels  nicht 
mehr  in  genügender  Menge  herstellbaren 


REICHSOHME— REICHSTALER 


557 


Goldgulden  einen  Reichsgulden  aus  Silber 
festzusetzen.  Darüber  verhandelte  das 
Reichsregiment  seit  1521  und  erließ  am 
10.  November  1524  in  Eßlingen  die  erste 
deutsche  Reichsmünzordnung»  Gegen  die 
Silbergulden  hatten  die  Hauptgoldgulden- 
länder, besonders  die  rheinischen  Kur- 
fürsten gestimmt,  dennoch  wurde  nicht  nur 
der  Gold-,  sondern  auch  der  Silbergulden 
zur  Reichsmünze  erklärt.  Aber  dessen  Fuß 
war  nicht  ausführbar,  denn  die  bis  dahin 
besonders  gemünzten,  die  böhmischen  Gul- 
dengroschen (Joachims taler)  hielten  27,20  g 
Silber,  die  neuen  Reichsguidiner  sollten 
aber  27,41  halten.  Da  es  also  gewaltige 
Summen  gekostet  hätte,  die  älteren  Taler 
in  neue  umzumünzen,  unterblieb  deren 
Prägung  bis  auf  ein  paar  Versuche.  Diese 
tragen  auf  der  Vs.  den  Reichsadler,  auf 
der  Rs.  Wappenschilde. 

Die  Eßlinger  Ordnung  hatte  ferner  den 
Münzfuß  des  Pfennige  viel  zu  kostbar  ge- 
macht, ein  Fehler,  dem  auch  die  beiden 
folgenden  Münzordnungen  verfielen. 

Diese  beiden  sind  in  Augsburg  1551  und 
1559  zustande  gekommen.  Ein  Haupt- 
erfolg der  Münzpolitik  des  Königs  Ferdi- 
nand L  war  die  Erhebung  des  österreichi- 
schen Kreuzergeldes,  das  er  schon  1535  in 
Süddeutschland  eingeführt  hatte,  zum 
Reichsgelde  durch  die  Reichsmünzordnung 
von  1551.  Dennoch  haben  die  Kreuzer 
nördlich  des  Mains  nirgends  Boden  gefaßt 
Den  1551  verordneten  Taler  zu  72  Kreuzern 
imd  27,50  g  Feingewicht  hat  in  nennens- 
werter Menge  allein  Ferdinand  L  prägen 
lassen,  aber  nur  1556  bis  1560,  denn  länger 
konnte  auch  er  das  nicht,  weil  sie  nicht  fest- 
zuhalten waren.  Diese  Taler  trugen  die 
Zahl  72  auf  der  Brust  des  Reichsadlers.  — 
Die  Reichsmünzordnung  von  1559  bedeu- 
tete dagegen  einen  Sieg  des  Kurfürsten  von 
der  Pfalz,  der,  um  die  Goldwährung  zu  ver- 
ankern, die  Goldgulden  auf  75  Kreuzer 
setzen  ließ  und  mit  diesem  hohen  Wert  auch 
beim  Reiche  1559  durchdrang.  Dagegen 
sollte  der  schon  allgemein  eingebüi^erte 
Rechnimgsgulden  von  60  Klreuzem  in  einem 
Silberstück  ausgeprägt  werden,  das  so  viel 
Silber  hielt,  als  60  Kreuzern  in  Gold  ent- 
sprach, Reichsguidiner  (s.  d.)  hieß  und  die 
I^thl  60  trug.  Indessen  waren  diese  Bestre- 
bimgen  der  Pfälzer  antiquiert:  nicht  Gold- 


gulden, sondern  Dukaten  (s,  d.)  waren  die 
Hauptgoldmünzen  der  Zukunft,  nicht  Gold-, 
sondern  Silberwähning  herrschte.  Die 
Reichsmünzordnung  von  1559  war  wie  die 
von  1551  auf  die  Kreuzerwährung  zuge- 
schnitten: I  Gulden  =  6  Zehner  =  12 
Fünfer  =  30  Halbbatzen  =  60  Kreuzer  = 
240  Pfennige.  Diese  Pfennige  waren  öster- 
reichische. Statt  sie  nun  allgemein  einzu- 
führen, behielt  man  die  der  verschiedenen 
Länder  bei,  die  meist  gar  nicht  ohne  Brüche 
in  das  System  aufgingen.  In  der  Tat  hat 
dann  der  Kreuzer  zu  4  Pfennig  unter  Fallen- 
lassen der  andersartigen  Pfennige  sich  über- 
all im  Süden  durchgesetzt.  Die  beiden 
Reichsmünzordnungen  von  155 1  u.  1559 
enthielten  auch  eine  Probierordnung,  die 
ein  treSliches  Werk  war.  Aber  nicht  der 
Reichsguidiner  von  1559  wurde  Deutsch- 
lands Hauptwährungsmünze,  sondern  der 
1566  legalisierte  Reichstaler  (s.  d.).  — 
Schrötter,  Reichsmünzwesen  IL  S. 

Reicbsohme  s.  Münzarbeiter. 

Reichsort  =  Viertel  Reichstaler,  s.  Ort. 

Reichstag,  deutscher.  Die  Reichstage  des 
alten  Deutschen  Reichs  haben  sich  mit  dem 
Münzwesen  bis  zu  dessen  Ende  1803  und 
zwar  keineswegs,  wie  häufig  angenommen, 
immer  ohne  Erfolg  bemüht.  Besonders  im 
16.  Jh.  ist  der  Reichsversammlung  das  Zu- 
standekommen der  Reichsmünzordnungen 
(s.  d.)  und  die  gesetzliche  Feststellung  so 
wichtiger  Münzen  wie  des  Reichsdukaten, 
des  Reichsguldens  und  des  Reichstalers  ge- 
lungen, von  denen  der  Reichstaler  die  über- 
haupt wichtigste  Weltmünze  aller  Zeiten 
geworden  ist.  Und  es  ist  nur  zu  verwun- 
dem, mit  welcher  Zähigkeit  der  deutsche 
Reichstag  trotz  der  Gleichgültigkeit  der 
Kaiser,  trotz  der  nationalen  Katastrophen 
des  dreißigjährigen  ICrieges,  der  französi- 
schen Raubkriege,  im  Münzwesen  immer 
wieder  sein  Bestes  zu  tun  versucht  hat, 
zuletzt  durch  die  große  Tarifierung  von 
1738/9,  bis  dann  die  Konsolidation  der 
Territorialmächte  Österreich,  Preußen, 
Bayern,  der  sächsischen  und  braunschweig- 
lüneburgischen  Lande  ihn  überflüssig  mach- 
ten. S. 

Rdchstaler.  Der  Taler  war  die  bedeu- 
tendste Weltmünze  aller  Zeiten  und  Länder 
\mseres  Planeten.  Seine  Geburtsstimde 
schlug,  als  Herzog  Sigismund  von  Tirol  im 


558 


REICHSTALER 


Jahre  1484  es  vorteilhaft  fand,  die  Aus- 
beute seiner  Silberminen  bei  Schwatz  in 
einer  großen  Münze,  die  den  Wert  des  Gold- 
gulden (s.  d.)  zu  60  Kreuzern  darstellte, 
verarbeiten  zu  lassen.  Zwar  fand  diese 
Prägung  besonders  in  Süddeutschland  und 
in  der  Schweiz  Nachahmung,  wo  diese 
»großen  Groschen«  durch  ihre  schönen  und 
inannigfaltigen  Darstellungen  (s.  Inkuna- 
belntaler) sich  auszeichneten,  doch  blieben 
diese  seltenen  Stücke  mehr  Schau-  als  Ver- 
kehrsmünzen. Erst  die  Guldengroschen 
Sachsens  seit  1500,  die  sogenannten  Klapp - 
mützentaler  (s.  d.)  mit  27,41  g  Feingewicht 
wurden  in  so  umfangreicher  Weise  geprägt, 
daß  sie  in  weiteren  Gebieten  Verkehrsmünze 
wurden.  Aber  nicht  von  ihnen  erhielten 
diese  Münzen  ihren  allgemein  gültigen 
Namen,  sondern  von  den  von  den  Grafen 
.Schlick  in  Böhmen  seit  151 8  aus  ihrem 
Joachimstaler  Bergsilber  gemünzten  Gul- 
dengroschen: Joachimstaler  oder  kurz: 
Taler,  die  zuerst  27,20,  seit  dem  Jahre  1534 
.aber  26, 39  g  Silber  hielten.  Doch  gewöhnte 
sich  die  Welt  nur  langsam  an  dieses  gegen 
die  bisherigen  Münzen  ungeheuer  große 
Silberstück,  das  2imal  so  viel  wert  war  als 
der  Groschen.  So  wurden  in  Franken  im 
Anfange  des  16.  Jh.s  die  sächsischen  Gul- 
dengroschen möglichst  femgehalten.  —  Der 
Taler  hieß  also  zuerst  in  Tirol  »Großer 
Groschen«  oder  »Großer  Pfennig«,  aber 
meist  Guldengroschen,  auch  Guldiner  als 
silbernes  Äquivalent  der  Goldgulden.  Vom 
Deutschen  Reiche  wurde  er  durch  die 
Reichsmünzordnung  von  1524  legalisiert, 
dann  in  der  zweiten  von  1551  ein  schwerer 
Taler  von  72  Kreuzern  geschaffen,  aber 
beide  R.  gelangten  zu  keinem  Leben, 
weil  ihr  Feingewicht  einen  größeren 
Zahlwert  verlangte.  Schon  um  1550  hatte 
sich  eine  Spaltung  des  Talers  in  zwei  Mün- 
-zen  vorbereitet:  die  Süd-  und  Westdeut- 
schen wünschten  ein  Äquivalent  ihres  Gold- 
guldens zu  60  Kreuzern  zu  haben,  während 
die  Nord-  und  Ostdeutschen  ihren  Taler 
weiter  zu  prägen  beantragten.  In  der 
Reichsmünzordnung  von  1559  siegte  die 
«erste  Partei,  da  durch  sie  der  Reichsgul- 
diner  (s.  d.)  zu  60  ICreuzern  geschaffen, 
der  R.  beseitigt  wurde  (s.  Reichsmünzord- 
nungen). Den  Taler  erlaubte  das  Reich  erst 
wieder  1566,  aber  unter  der  zu  m'edrigen 


Tarifierung  auf  68  Kreuzer;  er  hatte  ein 
Feingewicht  von  25,98  g,  indem  8  Stück 
auf  die  rauhe,  9  a.  d.  feine  Mark  gingen. 
Er  errang  sich  sehr  bald  einen  Kurs  von 
72,  um  1580  von  90  Kreuzern,  und  wurde 
von  den  Fürsten,  die  die  Silberbergwerke 
besaßen,  d.  h.  von  den  Häusern  Braun- 
schweig-Lüneburg,  Sachsen  und  Österreich, 
dann  von  allen  norddeutschen  Staaten  in 
gewaltigen  Mengen  geprägt,  so  daß  er  in 
der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jh.s  nicht  nur  im 
N.  und  0.,  sondern  auch  im  S.  und 
W.  Deutschlands  die  Haupthandelsmünze 
wurde  und  weit  über  die  deutschen  Gren- 
zen hinausdrang.  Dennoch  fuhr  der  deutsche 
Süden  fort,  nach  Gulden  und  Kreuzern  zu 
rechnen,  so  daß  Deutschland  sich  seitdem 
in  die  Taler-  und  Guldenländer  schied.  Die 
dann  überall  in  der  Welt  nachgeahmten 
deutschen  Reichs  taler  erhielten  die  ver- 
schiedensten Namen  (s.  Taler). 

Die  Vs.  des  Reichstalers  wie  auch  des 
Reichsguidiners  trug  die  Bilder  der  Fürsten 
oder  die  Schilde  der  Städte,  die  Rückseiten 
den  Reichsadler,  und  zwar  die  der  Reichs- 
taler  ohne  Wertzahl,  die  der  Reichsguidiner 
mit  der  Zahl  60  (Kjreuzer).  Außerdem  aber 
wurden  diese  großen  Stücke  benutzt,  um 
die  verschiedensten  Ereignisse  zu  feiern 
und  im  Gedächtnisse  festzuhalten:  Geburt, 
Eheschließung  und  Tod  der  Herrscher  und 
ihrer  Angehörigen,  Siege,  Friedensschlüsse, 
Bündnisse,  Naturerscheinungen  und  ande- 
res bis  zum  heutigen  Tage.  König  Ludwig  I. 
von  Bayern  hat  jedes  große  und  kleine  Er- 
eignis seiner  Regierung  zur  Prägung  von 
Geschichtstalem  benutzt. 

Zwar  sind  im  Deutschland  nach  der 
Kipperzeit  noch  viele  Reichstaler  gemünzt 
worden,  aber  die  Umstände  wurden  dann 
der  Prägung  dieser  Münze  inamer  weniger 
günstig.  Die  andauernden  Kriege  erforder- 
ten große  Geldmengen,  die  nur  dadurch 
geschaffen  werden  konnten,  daß  die  Taler 
in  geringhaltiges  Kleingeld  umgeprägt  und 
dadurch  ein  nominell  größeres  Quantum 
Geld  geschaffen  wurde  (s.  Zinnaischer  und 
Leipziger  Fuß),  so  daß  der  Reichstaler  zu- 
letzt nur  noch  als  Gelegenheitsmünze  ge- 
prägt wurde.  Wenn  aber  auch  der  alte 
Reichstaler  seit  dem  Aufkommen  anderer 
Taler  um  die  Mitte  des  18.  Jh.s  nicht  mehr, 
endlich  überhaupt  kein  Taler  mehr  her- 


REILMARK— REINIGUNG 


559 


gestellt  worden  ist,  so  ist  diese  schöne 
Münze  doch  dem  Andenken  der  Menschen 
nicht  mehr  verloren  gegangen,  denn  immer 
wieder  sind  Taler  geprägt  worden,  ist  doch 
der  amerikanische  Golddollar  die  Haupt- 
handelsmünze unserer  Tage  geworden,  und 
hat  das  deutsche  Volk  stets  nach  der  Ab- 
schaffung des  Talers  einen  Nachfolger  ver- 
langt und  seinen  Willen  auch  durchgesetzt, 
wie  wir  denn  auch  heute  wieder  einen  Taler 
in  dem  Dreimarkstück,  freilich  leider  in 
elendem  Billonmetall  haben.  S. 

Reilmark  =  eine  Mark  Reil,  d.  i.  Ge- 
wandstofif,  fries.  Zahlmittel  und  Rechnungs- 
münze  von  i8  Ellen  Fries,  zum  Kleidergeld 
gehörig,  s.  d.;  der  Ausdruck  Mark  ist  von 
der-Ä-rechnung  übertragen.  S.  auch  unter 
Wede.  R. 

Reine  d'or,  denier  d'or  ä  la  reine  oder 
petite  masse  ist  eine  Goldmünze,  die  von 
Philipp  III.  von  Frankreich  geschaffen 
wurde:  der  sitzende  König,  auf  einem  mit 
Löwenköpfen  geschmückten  Stuhl,  ein 
Lilienzepter  und  eine  Lilie  haltend,  im 
Felde  zu  Seiten  je  eine  Lilie,  Rs. :  Blumen- 
kreuz, i.  d.  W.  Lilien  (Abb.  235).  Es  wurden 
52  Stück  aus  der  24kar.  Mark  geprägt, 
I  Stück  also  4,7  g  schwer. 

Für  den  Beinamen  la  reine  hat  man  noch 
keine  Erklärung  gefunden.  Hoffmann  nennt 
diese  Goldmünze  »petite  masse«,  der  of- 
fizielle Name  ist  nicht  bekannt;  vgl. 
Masse  d'or.  —  Blanchet  II  S.  227,  230  f.  ; 
Engel-  Serrure  III  S.  952.  Su. 

Reinigung  von  M.  und  Med.  Vgl.  unter 
Oxyd  und  Patina.  —  i.  Gold  bedarf  im 
allgemeinen  keiner  Reinigung,  den  ein- 
fachen Schmutz  entfernt  man  durch  Seifen- 
wasser (Alkohol  ist  gewöhnlich  der  alten 
Farbe  schädlich);  die  stets  nur  wenigen 
Reste  von  sog.  Goldoxyd  läßt  man  besser 
darauf,  da  sie  für  ein  geübtes  Auge  ein 
Echtheitsmerkmal  bilden.  2.  Silber-M.: 
Auch  hier  genügt  bei  bloßer  Verschmutzung 
(infolge  des  Umlaufs  in  fetten  und  schwei- 
ßigen Händen,  Aufbewahrung  in  schmutzi- 
gen Börsen  u.  dgl.)  ein  Bad  in  lauwarmem 
Seifenwasser  oder  in  Alkohol;  -^-M.  mit 
grünen  Flecken  oder  ganz  zusanmienge- 
backene  Haufen  von  -Ä-M.  legt  man  in 
Salmiakgeist  oder  in  verdünnte  Schwefel- 
säure; M-M.  mit  grauem  bis  violettem 
Homsilberüberzug  legt  man  in  ein  Bad 


von  unterschwefligsaurem  Natron  oder  in 
eine  Lösung  von  Ätzkali;  oder  man  um- 
wickelt sie  mit  Stanniol  und  legt  sie  zu- 
sammen mit  einem  Stück  Zink  oder  einem 
rostigen  Eisennagel  in  Wasser;   der  ent- 
stehende galvanische  Strom  erweicht  die 
Schicht,  macht  aber  das  Ai  selbst  so  mürbe, 
daß  die  M.  bei  der  Nachbehandlung  (s.  so- 
gleich) leicht  zerbricht;  gegen  kleine  Ab- 
lagerungen ist  auch  ein  Bad  in  Zitronen- 
säure nützlich.  Man  überzeuge  sich  immer 
wieder   durch   Herausnahme   des  Stückes 
aus  dem  Bade,  wieweit  das  Bad  schon  ge- 
wirkt hat,   denn   die   Säuren  greifen  bei 
längerer  Einwirkung  die  M.  selbst  an,  von 
einer  gewissen  Textur  der  Oberfläche  an 
bis  zur  Zermürbung  des  ganzen  Körpers. 
Ein  Abdecken  schon  genügend  gereinigter 
Stellen  mit  Schellack  zum  Schutze  gegen 
dortige  weitere  Einwirkung  kann  nützlich 
sein.  Die  Hauptsache  bei  allen  diesen  Ver- 
fahren ist  die  nachfolgende  mechanische 
Reinigung,  die  durch  Betupfen  mit  einem 
Wattebausch,  dann  durch  Bürsten  mit  einer 
Zahnbürste,   Absprengen   der  gelockerten 
Schmutz-,  Erd-  oder  Oxydschichten  mittels 
eines   spitzen,    harten   Hölzchens    (Zahn- 
stocher) oder  Beinstäbchens  erfolgt;  Metall - 
gerate  greifen,  weil  härter  als  j^,  das  A 
selbst  an,  geben  Schrammen  und  Risse,  til- 
gen Teile  der  Prägung  w^  und  sind  also  zu 
vermeiden,  ebenso  meist  Glasbürsten.  Auch 
Abspülen  in  Wasser  nach  dem  chemischen 
Bade  und  sorgfältiges  Abtrocknen  (wozu 
Sägespäne  und  Torfmull  empfohlen  werden) 
nach  dem  Spülen  ist  wichtig. 

3.  Kupfer  (über  die  ehem.  Verände- 
rungen des  Kupfers  s.  Riv.  ital.  di  num. 
30,  1917  S.  173  ff.).  Schmutz,  Erde,  Grün- 
span werden  ebenfalls  durch  Bad  in 
Seifenwasser,  Alkohol  (hier  nicht  Sal- 
miakgeist anwenden!)  und  Nachbehand- 
lung entfernt;  hier  hilft  oft  auch  ein  Bad 
in  natürlichem  Weinessig.  Die  kleinen 
roten,  steinharten  Flecken  von  Kupfer- 
oxydul lasse  man  darauf,  da  auch  sie  ein 
Echtheitsmerkmal  sind.  Die  dicke,  harte 
Erdschicht  dagegen,  die  die  aus  Ausgrabun- 
gen stammenden  antiken -£-M.  meist  haben, 
werden  meist  nur  der  naß  angewendeten, 
bei  der  härteren  Bronze  nicht  so  wie  beim 
JR,  zu  verabscheuenden  Drahtbürste  oder 
dem  Auskochen  mit  Soda  oder  Ausglühen 


56o 


REINOLDIGROSCHEN— REIS 


weichen.  Auch  Eintauchen  in  geschmolze- 
nes Blei  wird  empfohlen.  Wenn  es  sich  um 
größere  Massen  zusammenoxydierter  ^-M. 
handelt,  kann  auch  hier  eine  Reinigung 
mittels  des  galvanischen  Stromes  nach  ver- 
schiedenen, z.  B.  von  Finkener,  von  Kref- 
ting  vorgeschlagenen  Verfahren  erfolgen, 
die  aber  nur  in  einem  wirklichen  ehem. 
Laboratorium  erfolgen  kann.  Doch 
»schwitzt«  oder  »blüht«  bei  unseren  so  ge- 
reinigten antiken  Kupfer -M.  aus  den  großen 
Schätzen  von  Köln  und  Priene  immer 
wieder  von  neuem  das  Blei,  das  offenbar 
der  Legierung  beigemischt  war,  in  Gestalt 
weißer  Pünktchen  aus.  Flecken  von  Kalk- 
sinter auf  Kupfer -M,  lösen  sich  beim  Be- 
tupfen mit  Salzsäure.  —  Moderne,  künst- 
liche Patina  auf  ^-M.  entfernt  man  bequem 
durch  ein  kurzes  Bad  in  Salmiakgeist.  — 
Lacküberzüge  weichen  dem  Alkohol,  so 
z.  B.  Reste  von  Siegellack,  die  etwa  beim 
Herstellen  eines  solchen  Abdruckes  ent- 
standen sind,  sowie  der  Überzug  von 
Schellack,  den  man  zum  Abdecken  schon 
sauberer  Stellen  benutzt  hat.  —  G^en  die 
sog.  grüne  Mehl-  oder  wilde  Patina  (s.  unter 
Patina)  der  Bronze  hat  sich  das  folgende  ein- 
fache, aber  u.  U.  alle  paar  Jahre  zu  wieder- 
holende Hausmittel  meist  bewährt:  man 
höhlt  die  Stellen,  wo  sich  die  weißen  Pest- 
beulen zeigen,  bis  auf  das  unverdorbene 
Metall  aus  und  füllt  sie  mit  Schreibtinte, 
die  man  eintrocknen  läßt.  Li  leichten  Fällen 
hilft  das  auch  bei  der  weißen  Mehlpatina, 
die  durch  das  »ausschwitzende«  Blei  her- 
vorgerufen wird  (Bleifraß) ;  in  weiter  fort- 
geschrittenen Fällen  mag  man  die  M.  aus- 
kochen oder  ausglühen,  die  weißen  Stellen 
ausbohren  und  die  Wunden  mit  einem 
Wachspräparat  füllen. 

M.,  Med.,  Siegel  usw.  aus  Blei,  Zinn  und 
Eisen  sind  der  Zerstörung  (Bleifraß,  Zinn- 
pest) schon  an  der  atmosphärischen  Luft, 
also  im  Sammelkasten  selbst  ausgesetzt, 
bes.  bei  Temperaturen  unter  18°  und  in 
feuchten  Räumen  (Mitteil.  f.  M.-sammler 
II  S.  51).  Dagegen  wendet  man  Aus- 
bürsten der  Wunden  mit  einer  Glasbürste 
und  dann  Einpinseln  mit  weißer  Vaseline 
(Chesebrough)  oder  einen  Überzug  mit  Lack 
an,  z.  B.  Zaponlack,  der  aber  nichts  mehr 
hilft,  wenn  der  Zersetzimgsprozeß  schon  vor- 
geschritten ist.    Bei   Blei  bildet  das  Vor- 


handensein fester  Ablagerungen  von  Erde, 
Sand  u.  dgl.  anscheinend  den  besten  natür- 
lichen Schutz.  Im  übrigen  ist  Einschluß 
aller  luftempfindlichen  Stücke,  z.  B.  auch 
derer  vom  Polierten  Stempel  (s.  d.),  wie 
auch  aller  zerbrechlichen,  in  Zelluloidkap- 
seln ein  gutes  Vorbeugemittel;  vgl.  ferner 
Riv.  ital.  di  num.  XVI  1903  S.  91 — 95.  — 
Ein  Verfahren,  auf  ganz  verschlissenen  M- 
M.  das  Gepräge  auf  galvanischem  Wege 
wieder  sichtbar  zu  machen,  wird  Z.  f.  N.  XX 
S.  325  angegeben.  —  Vergoldete  M.  und 
Med.  zu  entgolden,  ist  schwierig  (Kirmis  S. 
10/12)  und  oft  nicht  ganz  ungefährlich  für 
die  M.;  die  Abneigung  gegen  vergoldete 
Stücke  ist  aber  auch  meist  eine  Samnder- 
marotte.  —  Es  ist  auch  kaum  ratsam,  das 
»Anlaufen«  von  Silber-M.  an  der  Luft,  was 
sich  bei  ausgestellten  M.  sehr  bald  infolge 
Bildung  von  Schwefelsilber  einstellt,  zu  be- 
kämpfen (Mittel:  Beri.  M.-bl.  1905  S.  59). 
Die  dadurch  hervorgerufene  graue  bis  grau- 
blaue Färbung  ist  angenehm  und  unschäd- 
lich. —  Rathgen,  Konservierung  von  Alter- 
tumsfunden» 1924  und  bei  Ebert,  Reallex. 
VII  S.  39/42;  Kirmis,  Chem.  Winke  für 
Numismatiker  1890;  Luschin,  Allg.  M.- 
kunde»  S.  121/22;  Mitteil,  für  M.-sammler 
I  1925  S.  180  ff.  R. 

Reinoldigroschen  sind  Groschen,  Halb- 
u.  Viertelgroschen  der  Stadt  Dortmund, 
im  Laufe  des  15.  Jh.s  geprägt.  Sie  tragen 
den  Kopf  des  Stadtheiligen  St.  Reinold  auf 
der  einen  Seite,  während  sie  auf  der  anderen 
den  Reichsadler,  Kopf  nach  rechts  i.  Schild 
zeigen.  Umschriften:  SANCTVS  RAINOL- 
DVS  MARTIR  —  MONETA  NOVA  TRE- 
MONIENSIS.  Sie  wurden  sehr  stark  aus- 
geprägt und  waren  ein  Hauptzahlungs- 
mittel in  Dortmund  und  in  den  umliegen- 
den Landschaften.  Ihre  Größe  war  26  mm 
bzw.  21 — 22  u.  iS^jz — 16  mm.  Gewicht: 
2,42  g  bzw.  1,05  g  u.  0,68  g.  —  A.  Meyer, 
N.Z.  XV  S.284f.  Su. 

Reinoldsgulden  sind  Goldgulden  des  Her- 
zogs von  Geldern  Reinald  IV.  1402 — 1423. 
—  V.  d.  Chijs,  Gelderland  Taf.  VIII,  IX, 
3,  4.  Su. 

Reis,  Münzen,  Plural  des  portugiesischen 
Real  (s.  dO- 

Reis  nach  Kömergewicht  wird  als  Zah- 
lungsmittel in  Kaschmir  (Sali)  im  12. — 19. 
Jh.  erwähnt.  Säcke  Reis  wurden  in  Chinaim 


REISEMÜNZEN— REMEDIUM 


561 


14.  Jh.,  Körbe  Reis  in  Birma  noch  im  19.  Jh. 
als  Zahlungsmittel  gebraucht.  In  Japan 
war  Reis  (Ine)  ein  sehr  gebräuchlicher 
Tauschwert  vor  dem  8.  Jh.,  aber  auch 
später.  Auf  den  Sulu- Inseln  wurden  noch 
im  19.  Jh.  alle  kleinen  Zahlungen  in  Reis 
(Paddy)  verrichtet.  —  Stein,  NChr.  1899, 
171— 173;  Temple,  lA.  26,  281;  Munro, 
Coins  of  Japan,  19;  Rondot,  J.  As.  1848 
II  61.  V. 

Reisemfinzen  des  Hadrianus  nennt  man 
die  M.,  die  auf  die  Bereisung  der  Provinzen 
durch  diesen  Kaiser  geprägt  sind,  nicht 
etwa  auf  der  Reise  in  den  verschiedenen 
Provinzen  selbst,  noch  auch  zur  Zeit  der 
Reise,  sondern  in  Rom  nach  Abschluß  der 
Reisen,  sei  es  i.J.  132/34  oder  134/38  n.  C. 
Sie  folgen  in  Bild  und  Aufschrift  vier  ver- 
schiedenen Schematen:  I.  Name  und  Per- 
sonifikation des  Landes  als  weibliche  Ge- 
stalt, sitz.,  gelagert  oder  steh.,  so  A^yptos, 
Africa,  Alexandria,  Asia,  Britannia,  Cappa- 
docia,  Dacia,  Germania,  Hispania,  Italia, 
ludaea,  Mauretania,  Nilus,  Sicilia  (hier  die 
Triskeles  als  T3rpus). 

IL  Die  Worte  adventui  Aug(usti)  mit 
dem  Genetiv  des  Landes-  oder  Stadt- 
namens; der  Klaiser  steh,  gegenüber  der 
Personifikation  des  Landes,  die  über  Altar 
opfert.  So  adventui  Aug(usti)  Africaeusw., 
18  verschiedene  Länder. 

III.  Das  Wort  exercitus  (auch  abge- 
kürzt) mit  dem  Adjektiv  des  Landschafts- 
namens; der  Kaiser  zu  Fuß  oder  zu  Roß 
eine  Ansprache  an  eine  Soldatengruppe 
richtend.  So  exercitus  Delmaticus  usw., 
13  verschiedene  Namen, 

IV.  Das  Wort  restitutori  mit  dem  Lan- 
des- oder  Stadtnamen  im  Genetiv;  der 
Kaiser  stehend  richtet  die  vor  ihm  nieder- 
gesunkene Personifikation  des  Landes  auf 
(s.  unter  Restitutor-T3rpus).  So  restitutori 
Achaiae  usw.,  13  Länder.  —  Vgl,  auch 
unter  Geographische  Münzen.  —  Bemhart, 
Handbuch  S.  103;  Z.  f.  N.  35  S.  268;  Mat- 
tingly  u.  Sydenham  II  S.  374/8,  445/^7; 
N.Z.  59  S.  118.  R. 

Reisetaler  werden  6-Mark-Stücke  oder 
Kurantdaler,  die  für  die  Reisen  dänischer 
Könige  oder  königlicher  Personen  in  Nor- 
wegen geprägt  wurden,  genannt.  Alle  tra- 
gen auf  der  Hs.  das  Bild  des  regierenden 
Königs:  Friedrich  IV.  1704,  Rs.  der  nor- 
WQcterlraeh  der  MUnzkonde. 


wegische  Löwe  mit  Hellebarde.  Christian 
VI.  1732 — 33,  Rs.  norwegischer  Löwe  im 
Schild.  Friedrich  V.  1749,  Rs.  Löwe  über 
Felsen.  Christian  VII.  1788,  Rs.  Löwe 
auf  Felsen.  —  Abb.  Schon,  Taf.  s^,  8;  Taf. 
38,  2;  39,  3;  42,  7.  —  Vgl.  auch  Schiffs-  oder 
Reisetaler.  W. 

Reiter  (Reiterbüchse),  mittelhochdeutsch 
Riter,  war  eine  Büchse  mit  einigen  oder 
einem  dem  Durchmesser  und  der  Dicke  ge- 
wisser Münzarten  entsprechenden  Schlitzen. 
Nur  die  Stücke,  die  durch  diese  Schlitze 
nicht  hindurchgingen,  sondern  in  ihnen 
stecken  blieben,  auf  ihnen  ritten,  waren 
vollwichtig,  während  die  durchgefallenen 
als  beschnitten  oder  auf  andere  Art  unter- 
wichtig  geworden  galten.  Eine  andere  Er- 
klärung des  Wortes  mtem  ist  die  =  Sieb. 
Schon  im  14.  Jh.  finden  wir  solche  R.  In 
Regierungskassen  benutzte  man  sie  bis  auf 
unsere  Tage.  —  Luschin,  AUg.  M.-K.*  S.  217. 
—  R.  als  Münzsorte  s.  Rider  u.  Rijder.    S. 

Reiterbrakteat  heißt  im  allgemeinen  jeder 
Hohlpfennig  mit  dem  Bilde  eines  Reiters, 
insbesondere  aber  versteht  man  unter  einem 
solchen  die  thüringisch -hessischen  Brak- 
teaten  mit  der  Darstellung  des  reitenden 
Landgrafen  (s.  Hohlpfennige  u.  Abb.  194). 

Su. 
Rektortaler  sind  Taler  der  Republik  Ra- 
gusa, die  sie  von  1743  bis  1779  schlug  und 
zwar  nicht  besser  als  die  St.  Blasiustaler 
(s.  d.),  an  deren  Stelle  sie  traten.  Sie  zeigen 
auf  der  Vs.  das  Idealbrustbild  des  ragusani- 
schen  Rektors,  auf  der  Rs.  .den  Stadt- 
schild. —  R^etar  in  Mon.Bl.  der  num. 
Ges.  Wien,  1910,  5.  203  f.  S. 

Remediiim  im  Gewicht  oder  Im  Sdhrot 
ist  der  Abzug  vom  oder  der  Zuschlag  zum 
Normalgewicht  einer  Münze,  der  in  Rück- 
sicht auf  UnvoUkommenheiten  der  Technik 
vom  Gesetze  gewährt  wird.  Das  Remedium 
im  Gewicht  bezieht  sich  also  auf  nicht  ge- 
brauchte Stücke  (s.  Passiergewicht).  Ist 
das  Norraalgewicht  der  deutschen  Gold- 
krone (lO-Markstück)  3,98248  g,  so  darf 
ein  Stück  von  den  Münzstätten  ausgegeben 
werden,  wenn  es  0,00996  g  (2Va/iooo) 
schwerer  oder  leichter  ist,  also  3,99  244  bis 
3,97  252  g  wiegt.  S. 

Remedlmn  in  der  Feine  oder  Im  Korn 
ist  der  Abzug  vom  oder  der  Zuschlag  zum 
Feingewicht   (s.  d.)   einer  Münze,   der  in 

36 


562 


REMPELHELLER— RENTENBANK 


Rücksicht  auf  UnvoUkommenheiten  der 
Technik  vom  Gesetze  gewährt  wird.  Ist 
das  normale  Feingewicht  der  deutschen 
Goldkrone  (lO-Markstück)  3,584232  g,  so 
darf  ihr  Feingewicht  oder  Goldgehalt  um 
Viooo  größer  oder  kleiner  sein,  das  heißt  sie 
darf  von  den  Münzstätten  ausgegeben  wer- 
den, wenn  sie  nicht  mehr  oder  weniger  als 
3,591  400  bis  3,577  064  g  Gold  hält.     S. 

Rempelheller.  Im  Jahre  1422  schlug  die 
Stadt  Breslau  neue  Heller,  in  deren  Jo- 
hanneskopf der  Volkswitz  das  Haupt  des 
unbeliebten  Ratsherrn  Rempel  erblickte; 
danach  hießen  diese  Münzen  »Rempel- 
heller«. —  Friedensburg,  Münzkunde  u. 
Geldgesch.  S.  81.  Su. 

Rentenbank^  Rentemnark.  Schon  1922, 
als  die  deutschen  Geldzustände  bedenklich 
wurden,  wünschten  die  einen  Geldkundigen 
die  sofortige  Rückkehr  zur  Goldwährung, 
die  andern,  weil  nicht  genug  Gold  zur  Ver- 
fügung stehe,  die  Währung  auf  im  Inlande 
vorhandene  »Sachwerte«  aufzubauen.  In 
Oldenburg  und  Mecklenburg-Schwerin  wur- 
den damals  Anleihen  auf  Roggenwert  aus- 
gestellt, und  es  entstand  eine  Roggenbank. 
Auch  andere  Sachwerte  wurden  beliehen. 
Als  dann  im  Herbst  1923  die  Inflation  (s.  d.) 
alles  Maß  überschritt,  faßte  der  Staats- 
sekretär Karl  Helfferich  den  genialen  Ge- 
danken einer  auf  Sachwerte  begründeten 
großen  deutschen  Rentenbank,  für  welchen 
Gedanken  er  auch  die  deutschnationale 
Volkspartei  gewann,  indem  er  das  neue 
Geld  zum  größeren  Teile  auf  Grund  und 
Boden  basierte.  Das  Kapital  der  Renten- 
bank von  3,2  Milliarden  Renteimiark  wurde 
nicht  durch  Geldeinlagen,  sondern  durch 
Übergabe  verzinslicher  Schuldscheine  durch 
die  Gesamtheit  der  Wirtschaftsangehörigen 
gebildet.  Gegen  dieses  Kapital  gab  die 
Bank  verzinsbare,  auf  Goldmark  lautende 
Rentenbriefe  und  zugleich  Banknoten  aus. 
Die  Stabilisienmg  des  Geldwesens  gelang 
in  erster  Linie  infolge  der  allgemeinen  Über- 
zeugung des  Landes  von  der  Unmöglichkeit, 
weiter  Schatzanweisungen  zu  diskontieren, 
aber  auch  durch  die  Einsicht  des  Auslandes, 
daß  nur  bei  intaktem  deutschen  Geldwesen 
finanzielle  Ansprüche  an  Deutschland  zu 
realisieren  seien;  sodann  durch  die  Sanie- 
rung des  Reichshaushalts  sowie  die  ge- 
schickte Geldpolitik  des   Reichsbankprä- 


sidenten H.  Schacht,  der  seit  November 
1923  die  Reichsbank  kein  Notgeld  mehr 
annehmen,  im  August  1923  die  Kredit- 
gewährung an  das  Reich,  im  April  1924  die 
an  Industrie  und  Handel  vorläufig  ganz 
einstellen  ließ,  worauf  es  bis  Herbst  1924 
gelang,  das  Notgeld  (s.  d.)  vollkommen  zu 
beseitigen. 

So  blieb  von  Ende  1923  an  das  Verhält- 
nis: I  Billion  Papiermark  =  i  Renten- 
mark =  I  Goldmark  =  ^^/^  Dollar  im  In- 
und  Auslande  zum  Erstaunen  der  Welt  fest 
bestehen.  Aber  die  ungeheuren  Opfer,  die, 
beispiellos  in  der  Welt,  die  Deutschen,  be- 
sonders der  Mittelstand,  durch  Verlust  ihres 
Vermögens,  ihrer  ganzen  Ersparnisse,  ge- 
bracht haben,  war  der  Preis  dieser  Er- 
rungenschaft. Eine  Familie  z.  B.,  die  sich 
10  000  M.  gespart  hatte,  besaß  nun  darin 
Viooo  Pfennig.  Wenn  auch  spätere  Auf- 
wertungen versucht  wurden,  so  konnten  sie 
wegen  der  übeln  Lage  der  Staatsfinanzen 
nur  ganz  geringfügig  sein  (s.  Inflation). 

Sobald  als  die  Sanierung  begonnen  hatte, 
wurde  von  Schacht  aiif  die  Wiederein- 
führung der  Goldwährung  hingesteuert  und 
die  Ausgabe  von  Münzen  wieder  möglich, 
und  zwar  zuerst  des  billig  herzustellenden 
Kleingeldes  (s.  Rentenpfennig),  für  das  die 
Gefahr  der  Zurückhaltung  zur  Schatz - 
bildung  nicht  zu  fürchten  war  (Gesetz 
vom  Oktober  1923),  dann  ein  halbes  Jahr 
später  (Verordnung  v.  12.  März  1924)  die 
Ausgabe  der  halb  silbernen  drei-,  zwei- 
und  einfachen  Rentenmarkstücke. 

Auf  Veranlassung  der  Reparationskom- 
mission wurden  durch  Bankgesetz  vom 
30.  August  1924  die  Rentenbanknoten  in 
Reichsmarknoten  verwandelt,  da  die  Ge- 
schäfte der  Rentenbank  auf  die  Reichs- 
bank übergingen.  Infolgedessen  erhielt 
auch  die  Rentenmark  seit  Oktober  1924 
den  Namen  Reichsmark,  der  Renten- 
pfennig (s.  d.)  den  Namen  Reichspfeimig. 

Diese  Renten-  oder  Reichsmark  ist, 
wie  gesagt,  eine  halbfeine  Billonmünze, 
sie  wiegt  5  g  und  besteht  aus  2'/a  g  Silber 
und  2*/a  g  Kupfer,  die  Stücke  zu  3  und  2  M. 
wiegen  also  15  und  10  g.  Das  Remedium 
ist  20  Tausendstel  im  Gewicht  und  5  in 
der  Feine.  Diese  Mark  ist  Scheidemünze 
der  Goldwährung,  gilt  also  I  Goldmark; 
als   Scheidemünze  ist  ihr  kein  Passier- 


RENTENGELD— RESTITUIERTE  M. 


563 


gewicht  beigelegt,  abgenutzte  Stücke  sollen  [ 
eingezogen    werden.      Vollhaltige,    d.  h.   t 
goldene  Währungsmünzen,  sind  noch  nicht 
geprägt  worden,    doch  ist  dies   nur  eine 
Frage  der  Zeit. 

Die  Zahlkraft  der  Silbermünzen  geht  bis 
zu  20,  die  der  Pfennigmünzen  bis  zu  5  M. 
Der  Gesamtbetrag  aller  Scheidemünzen 
vom  3  M.-  bis  zum  i -Pfennigstück  darf 
20  M,  auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  nicht 
übersteigen. 

Das  Gepräge  der  Rentenmark  war  ebenso 
einfach  wie  unschön:  ein  magerer  Adler 
ohne  Umschrift  auf  einer,  eine  plumpe 
Schrift  auf  der  anderen  Seite;  das  der 
neuen  Reichsmark  bedeutend  gefälliger: 
Zwar  war  der  Adler  derselbe,  aber  die 
Umschrift  machte  das  Bild  lebendiger  und 
die  Wortbezeichnung  innerhalb  des  Eichen- 
kranzes auf  der  Rs.,  sehr  ähnlich  dem 
Kehrseitenbilde  der  früheren  Reichsmark, 
war  eine  erhebliche  Verschönerung.  —  Hero 
Möller,  D.  Lfehre  vom  Gelde,  Leipzig  1925, 
S.  62f.,  92  ff.;  H.  Schacht,  Die  Stabilisie- 
rung der  Mark,  Berlin  u.  Leipzig  1927.     S. 

Rentengeld  s.  unter  Wormser  Renten- 
geld. 

Rentenmark  s.  Rentenbank. 

Rentenpfennig.  Die  deutschen  Münzen 
zu  50, 10  und  S  Rentenpfennigen,  von  1923 
bis  1924  geschlagen,  hielten  91,5  Teile 
Aluminium  und  8,5  Teile  Kupfer,  sie  wogen 
5,4  und  2i/a  g.  Die  Stücke  zu  2  und  i 
Pfennig  hielten  95  T.  Kupfer,  4  Zinn,  l  Zink, 
In  den  letzten  Monaten  des  Jahres  1923 
wurden  in  der  Berliner  Staatsmünze  täglich 
8  Millionen  Stück  von  570  Arbeitern  ange- 
fertigt. Seit  Oktober  1924  heü3en  diese  Mün- 
zen Reichspfennige  (s.  Rentenbank).  Die  50, 
10  und  5  Pfennige  tragen  auf  der  Vs.  die 
Wertzahl  im  Quadrat,  die  2  und  i 
Pfennige  dieselbe  frei,  jene  auf  der  Rs.  6 
Ähren,  diese  eine  Garbe.  S. 

R£p£tit!on^  monnaies  de,  s.  unter  Probe- 
münzen, 5. 

ReprSsentationsmOnzen  nennt  man  Mün- 
zen, die  geeignet  erscheinen,  das  Ansehen 
und  die  Macht  der  Fürsten  zu  bescheinigen 
und  zu  heben.  So  wurden  schon  im  17.  Jh. 
die  Gehälter  an  die  Gesandten  an  fremden 
Höfen  in  Dukaten  gezahlt,  und  noch  im 
19-  Jh-  geschah  das  mit  Goldmünzen. 
Ebenso  ist  die  Mitgift  der  Prinzessinnen 


in  Preußen  immer  in  Friedrichsdor  gezahlt 
worden,   S.  auch  Geschenkmünzen.      S. 

R£publ!cain,  deutscher,  gleichzeitiger 
Name  der  französischen  Gold-  und  Silber- 
münzen der  ersten  französischen  Republik 
und  des  Konsuls  Bonaparte.  S. 

Resellado»  spanisch  =  gegengestempelt. 
S.  Gegenstempel.  S. 

Res  publica  =  die  öffentliche  Angelegen- 
heit, der  Staat,  meist  r.  p.  abgekürzt. 
Erscheint  auf  röm.-repubL  M.  im  Titel  der 
Tresviri  reipublicae  constituendae  (s.  d.) 
und  auf  M.  des  Augustus  in  der  Aufschrift 
quod  per  eu(m)  r{es)p(ublica)  in  amp(liore) 
atq(ue)  tran(quilliore)  s(tatu)  e(st).  In 
der  Kaiserzeit  finden  wir  das  Wort  in  Auf- 
schriften wie  Ciaritas  republicae  (Sol- 
bild),  Restitutor  (s.  d.)  reipublicae,  Bono 
reipublicae  (nati)  und  Salus  (et  spes)  r,  p. 
(alles  dies  zur  Victoria  oder  zu  Kaiser- 
bildem),  Reparatio  r.  p.,  Securitas  r.  p. 
usw.  R. 

Restituierte  M,  sind  solche,  die  längere 
Zeit  nach  der  Prägung  der  Urstücke  mit 
deren  Büdem  geschlagen  sind.  Schon 
zwei  Baktrerkönige  des  2.  Jh.,  Agathokles 
bzw.  Antimachos,  haben,  um  sich  als 
berechtigte  Nachfolger  zu  legitimieren,  die 
Tetradrachmen  Alexanders  des  Gr.,  dessen 
Herakleskopf  irrig  als  sein  Bildnis  auf- 
fassend, die  Antiochos*  IL  von  Sjrrien,  irrig 
als  ANTIOXOY  NIKATOPOZ  bezeichnet, 
und  die  der  Baktrerkönige  Diodotos  und 
Euthydemos,  Abb.  54,  neben  den  Königs- 
kopf (zum  ersten  Male  in  der  Welt  l)  den  Na- 
men setzend,  mit  deren  üblichem  Rs. -Bilde 
und  dem  eigenen  Namen  auf  der  Rs.  in 
der  ungewöhnlichen  Partizipalkonstruktion 
ßacPtXsüovToc  restituiert.  Head,  H.  N. » 
S.  838;  Ed.  Meyer,  Hellenismus  in  Asien 
1925  S-48.  —  Die  röm.  Kaiser  Titus, 
Domitianus  und  z.  T.  Nerva  sodann  haben 
die  danoals  offenbar  seltener  werdenden 
(Num.  chron.  1926  S.  26819)  M-U.  fast 
aller  ihrer  Vorgänger  (von  den  Kaisem 
selbst  fehlen  nur  Caligula,  Nero,  Otho  und 
Vitellius,  leicht  begreifliche  Ausnahmen) 
zu  dem  Zwecke,  sie  im  Andenken  des  Volkes 
festzuhalten,  mit  deren  Kopf  auf  der  Vs, 
und  einem  beliebig  gewählten  imd  zuweilen 
leicht  veränderten  M.-Bild  derselben  auf 
der  Rs.,  aber  dazu  mit  der  eigenen  Um- 
schrift mit  dem  Zusatz  restituit  geprägt: 

36* 


564 


RESTITUTOR-TYPUS 


Num.  chron.  1920  S.  177/207;  Traianus  hat 
dann  -^-M.  der  Republik,  Abb.  78,  und 
weniger  getreu  auch  Aurei  von  Caesar  bis 
Nerva  (mit  denselben  Lücken  wie  zuvor!) 
mit  Zusatz  seiner  Restitutions- Inschrift  im 
M.-Fuß  seinerzeit  geprägt;  die  Restitution 
geschah  hier  wohl  in  Zusammenhang  mit 
der  befohlenen  (aber,  wie  die  Funde  lehren, 
nicht  durchgeführten!)  Einziehung  und 
Einschmelzung  alles  älteren,  vemutzten 
Geldes  i.  J.  107  (Cass.  Dio  68,  15),  doch 
ist  die  Auswahl  von  dem  politischen 
Motive  der  Verherrlichung  der  großen 
Vergangenheit  Roms  und  der  ungebrochenen 
Fortsetzung  derselben  durch  die  Monarchie 
diktiert,  wobei  Traians  Hofhistoriograph 
ähnliche  Fehler  gemacht  hat  wie  der 
baktrische:  in  dem  Münzbeamten  M. 
Tullius  eines  um  135  v.  C,  fallenden  Denars 
und  dem  C.  Marius  eines  anderen  um 
80  V.  C.  hat  er  gewiß  den  Redner  M.  Tullius 
Cicero  und  den  bekannten  Marius  gesehen, 
die  Denare  des  Horatius  Codes  und  P. 
Decius  Mus  wohl  für  die  der  viel  älteren 
bekannten  Helden  der  Republik  gehalten; 
Num.  chron.  1926  S.  232/78.  Hadrianus 
sodann  hat  einen  sog.  Kistophor  des 
Augustus  (RENovavit),  Marcus  und  Verus 
haben  den  6.  Legionsdenar  des  M.  Antonius 
in  derselben  Weise  restituiert;  Ursache  un- 
bekannt; Num.  chron.  1926  S.  267.  — 
Nur  in  gewissem  Sinne  restituiert,  nämlich 
mit  dem  eigenen  Bildnis  auf  der  Vs.  und 
ohne  Restitutionsinschrift,  sind  die  M.  der 
flav.  Kaiser  mit  Bildern,  die  M.-bilder  des^ 
Augustus  (auch  des  Antonius  und  der  Re- 
publik) wiederholen,  vielleicht  zum  lOO- 
jähr.  Jubiläum  der  aktischen  Schlacht  ge- 
prägt (Riv.  ital.  di  num.  191 1  S.  427/36).  — 
Als  R.  Med.  mag  ein  milder  Beurteiler 
die  zahlreichen  päpstl.  Med.  vom  Ende 
des  16.  Jh.  bezeichnen,  bei  denen  teils  die 
Rs. -Stempel  mit  päpstl.  Bildnissen  ge- 
koppelt sind,  die  ursprünglich  nicht  d^u 
gehören,  teils  sowohl  die  Vs.-  wie  die  Rs.- 
Stempel  überhaupt  Um-  oder  Neugra- 
vierungen nach  älteren  Stempeln  sind,  vgl. 
Hill,  Medallic  portraits  of  Christ  S.  66J67. 
-Dagegen  darf  man  nicht  als  R.  M.  be- 
zeichnen die  ohne  Restit.- Inschrift  und 
ohne  Wiederholung  von  deren  Rs. -Bildern 
auf  verstorbene  Angehörige  oder  vergötterte 
Vorgänger  geprägten  M.  {s.  unter  Diyus 


und  Consecratio),  auch  nicht  die  »Suite«, 
die  anscheinend  Philippus  zum  1000  jähr. 
Jubiläum  Roms  geprägt  hat,  auch  alle 
späteren  sog.  Suitenmedaillen  nicht.     R. 

Restittttor-Typiis,  Der  Typus,  der  auf 
röm.  Kaiser-M.  zur  Aufschrift  Restitutor 
mit  folgendem  Landschaftsnamen  usw. 
wie  Italiae,  Galliar(um),  reipublicae,  orbis 
u.  dgl.  steht,  nämlich  der  steh.  Kaiser 
der  vor  ihm  knienden  Landes-  oder  Stadt- 
göttin die  Hand  reichend,  hat  seine  Wurzel 
in  einem  Denar  des  M.'  Aquillius  M.'  f.: 
hier  richtet  der  Vorfahr  desselben,  M.* 
Aquillius,  die  von  den  Leiden  des  Sklaven- 
krieges erschöpft  zu  Boden  gesunkene 
Landesgöttin  Sicil(ia)  auf;  der  Typus 
wird  von  L.  Aquillius  Florus  unter  Augustus 
wiederholt.  Lahmer  ist  die  Darstellung 
der  M.  des  Parthers  Orodes:  der  König 
sitzt  hier,  das  Motiv  des  Aufrichtens  ist 
aber  noch  deutlich.  Auf  Denar  des  M. 
Minatius  kniet  die  Tarraco  vor  Pompeius 
und  reicht  ihm  etwas  (ein  sertum?).  Bei 
den  folgenden  M. -Bildern  ist  daraus  der 
einfache  Handschlag  geworden:  Denar 
des  Staius  Murcus,  dann  viele  M.  der 
Kaiserzeit:  z,  B.  des  Galba  und  Vespasianus, 
wo  Roma  die  betr.  Frauengestalt  gleichsam 
beim  Kaiser  einführt,  mit  Libertas  restituta 
und  Roma  resurge(n)s  —  man  denke  an 
die  Schutzheiligen  auf  Gemälden  des 
lS7l6.  Jh.  — ,  die  Reise-M.  (s.  d.)  des 
Hadrianus  u.  a.  m.  bis  Theodosius  L,  oft 
mit  Aufschrift  R.  orbis  terrarum,  R,  rei- 
publicae, unter  Vitellius  mit  der  Aufschrift 
urbem  restituit,  unter  Galba  mit  Roma 
resti(tuta),  zuweilen  auch  mit  Beischrift 
■Pietas  Augg.  usw.,  auch  hier  einmal  die 
Roma  als  »Schutzheilige«  (Constantinus- 
N)f  auch  auf  griech.  Kaiser-M.  (Sardeis); 
auch  auf  neueren  Med.  ist  der  Typus 
wieder  hervorgesucht  worden  (z.  B.  Schau- 
münzen d.  Hauses  HohenzoU.  nr.  385). 
Z,  f.  N.  33  S.  177.  —  Die  Aufschrift  R. 
steht  ohne  ein  solches  bezeichnendes  Bild, 
nur  zu  einer  Darstellung  eines  Gottes  oder 
des  Kaisers,  auf  zahlreichen  insbes.  späten 
Kaiser-M.,  z.  B.  R.  exerciti,  generis  humani 
(Sol),  libertatis  (Roma  und  Kaiser),  orbis 
(Kaiser  und  Victoria),  reipublicae,  Romae, 
urbis,  saeculi.  —  Berxihart,  Handbuch  S. 
224/6.  —  Ob  die  M.  des  Sev.  Alex,  mit  R. 
monetae  und  die  ähnliche  mit  Mon.   re- 


RETROGRAD— RHODISCHER  M.-FUSS 


565 


stituta  nur  auf  die  unbedeutende  Maß- 
nahme der  Wiederabschaffung  des  Argen- 
teus  Antoninianus  (s.  d.)  hinweist  oder  auf 
was  sonst  (N.  Z.  42  S.  iio),  wissen  wir 
nicht.  R. 

Retrograd  =  rückläufig  (s.  d.). 

Revers,  Reverse,  abgekürzt  Rs.,  franzö- 
sisch und  englisch   für  Rückseite  (s.  d.). 

Rex  =  König,  griech.  ßacJiX.süc.  Der 
Titel  ßacfiXeö?  erscheint  zuerst,  mit  zuge- 
setztem Volksnamen,  auf  den  M.  des  Getas, 
Königs  der  Edonen,  dann  erst  wieder  auf  M. 
des  Philipp  IL  (nach  seinem  Tode  geprägt) 
und  Alexanders  d.  Gr.,  in  der  hellenistischen 
Zeit  erst  wird  er  allgemein,  Abb.  51,  55. 
Der  Titel  ßacjtXsu;  fie^ac,  auch  ßaaiXeoc  ßaat- 
Xlcov  oder  gar  ßaatXeu?  ßaai>.sa>v  |x&y^^  ^^^ 
bes.  den  arsakidischen  Partherkönigen 
eigen;  die  Verbalform  ßaaiXeöovtoc  findet 
sich  bei  dem  Arsakiden  Mithradates  III.  (?) 
und,  den  regierenden  König  zum  Unter- 
schied von  dem  auf  der  Vs.  dargestellten 
Vorfahren  bezeichnend,  auf  den  Restituier- 
ten M.  (s.  d.)  der  Baktrerkönige  Agathokles, 
Abb.  54,  und  Antimachos.  Wegen  der  Bei- 
namen, etwaiger  Namenszahlen  und  der 
Filiation  im  Königstitel  s.  unter  diesen 
Stichworten.  —  Der  Titel  ßaöiXeö?  findet 
sich  auch  gelegentlich  als  (wohl  priester- 
licher) Beamtentitel  auf  griech.  Städte - 
münzen.  In  der  Kaiserzeit  kommt  in  den 
Legenden  der  Rs.  gelegentlich  ßaaiXeoovxoc 
für  »unter  der  Regierung  des  Kaisers« 
(Commodus  und  Severus)  vor  (Nikaia  usw.), 
ferner  heißt  Caracalla  auf  peloponnes.  M. 
da  und  dort  ßaatXsö;.  —  Rex  nennen 
sich  auf  M.  z.  B.  luba  IL  und  Ptolemaeus 
von  Mauretanien,  wo  auch  reg(nante)  rege 
vorkommt,  femer  Vaballathus  in  der  Ab- 
kürzung des  Titels  VCRIMDR  (s.d.), 
endlich  Delmatius.  Fremde  Könige  er- 
scheinen mit  dem  Titel  R.  in  folgenden 
Legenden  auf  röm.  M.  der  Republik,  des 
Traianus,  Pius  und  Verus:  rex  Aretas  (im 
Typus  gleich, ist  ein  unbekannter  Bacchius 
ludaeus),  rex  Armeniis  (Parthis,  Quadis) 
datus;  tutor  reg(is),  nämlich  des  Ptole- 
maiosV.  201  v.  C,  heißt  Aem.  Lepidus  auf 
JR  eines  Nachkommen.  —  In  der  byz.  Zeit 
wird  ßaaiXea«  und  R.  der  amtliche  Titel 
des  Kaisers,  zuerst  für  Constantinus  V. 
auftretend,  während  der  lat.  Titel  rex  auf 
M.  des  imperator  Michael  IIL  von  seinem 


Mitregenten  Basilius  I.  geführt  wird.  — 
BaaiXsbc  ßaötXecüv  und  Rex  regnantium, 
König  der  Könige,  ist  die  übliche  Beischrift 
zum  Christusbilde  der  byz.  M.,  zuerst  unter 
lustinianus  IL  (705—711).  Für  d,  M.  A.  s. 
unter  Titel  u.  König.  R. 

Rdzana,  von  rezat*  (schneiden),  eine 
altrussische  Geldeinheit,  die  einer  ^/a  Kuna 
(s.  d.)  und  1/50  Rechengrivna  (s.  Grivna) 
gleichkam.  Unter  einer  R.  wird  wohl 
ursprünglich  ein  halber  (zerschnittener) 
Dirhem  verstanden  worden  sein.  Die  R. 
verschwindet  nach  dem  14.  Jh.  endgültig, 
lebt  aber  längere  Zeit  im  Worte  rez  = 
Wucherzins  fort.  Vgl.Mrocek,  115  und  190 
(Anm.  22).  —  Sreznevskij,  III,  217.    B. 

Rhea,  auch  Rheia,  griech.  *Pea,  *Pefa, 
ist  in  der  griech.  Mythologie  Gattin  und 
Schwester  des  Kronos,  dem  sie  unter 
anderen  auf  Kreta  den  Zeus  gebar;  da 
Kronos  die  älteren  Kinder  verschlungen 
hatte,  versteckte  sie  das  Neugeborene  und 
ließ  sein  Geschrei  durch  die  mit  den 
Waffen  aneinanderschlagenden  Kureten 
(s.  d.)  übertönen,  und  nur  in  dieser  Szene 
erscheint  sie  auf  M.:  kaiserl.  des  Koinon 
der  Kreter,  dort  aber  AIKTYNNA  benannt, 
und  von  1yd.  und  phryg.  Städten,  wo  es  aber 
auch  Adrastcia,  die  Pflegerin  des  Zeus- 
kindes,  sein  könnte.  Sonst  ist  R.  ganz  mit 
Kybele  verschmolzen.  —  Poerner,  De 
Curetibus  et  Corybantibus  1913  S.  267, 
297/300.  R. 

Rhea  Silvia,  nach  der  röm.  Sage  Tochter 
des  Numitor,  Königs  von  Alba  Longa, 
wurde  von  Mars  Mutter  des  Romulus  und 
Remus;  auf  röm.  M.  des  Pius  und  des 
Gallienus  schwebt  Mars  zu  der  schlafenden 
R.  herab.  R. 

Rhelngold-Dukaten  s.  imter  Flujßgold- 
Dukaten. 

Rheinische  Miinzverelne  s.  unter  Münz- 
vereine. 

Rhodlscher  M.-tuB.  Der  sog.  Rh.  M..Fuß 
ist  schon  im  chiischen  (s.  d.)  vorbereitet, 
dessen  Tetradrachmon  gegen  Ende  des 
5.  Jh.  v.  C.  =  V40  der  ägin.  Mine  (s.  d.)  = 
rund  15,5  g  war;  die  um  400  v.  C.  einsetzen- 
den Tetradr.  der  Stadt  Rhodos  —  einige 
wenige  nach  attischem  Fuße  gehen  voran — 
kommen  noch  auf  rund  15, 3  &  Abb.  40,  und 
es  scheinen  in  der  Prägung  der  Symmachia 
(s.  d.)  von  387/6  V.  C.  3  rhod.  =  2  ägin.  Dn 


566 


RHYTON— RICHTPFENNIG 


gerechnet  zu  werden,  also  i  rhod.  Tetradr. 
jetzt  sogar  =  ^/syV»  ^^^  j^^zt  aus  abge- 
knappten M.  bestehenden  ägin.  Mine; 
dieser  Fuß  mit  einem  Tetradr.  von  über 
15  g  verbreitet  sich  noch  vor  Alexander 
außer  in  Karien  auch  nach  lonien,  Troas, 
Mysien  (daher  auch  kleinasiatischer  M.-fuß 
benannt),  ja  nach  Makedonien,  nach  By- 
zanz,  Kalchedon  und  Mesembria  (Head, 
H.  N.a  S.  962/3;  Gardner,  Hist.  of  greek 
coin.  S.  275. 298 — 311.  316;  Regling,  M.  von 
Priene  Anm.  258) ;  im  3.  Jh.  erweitert  er  sein 
Gebiet  noch,  bes.  auf  die  Inseln,  dann  sinkt 
er  rasch,  zunächst  so,  daß  er  vom  phönik.- 
ptolem.  nicht  mehr  zu  unterscheiden  ist, 
dann  bis  unter  13  g  für  das  Tetradr. 
Auch  inschriftlich  (Inschr.  v.  Delos,  Milet, 
Tenos)  kommt  der  Rh.  M.  in  hellenistischer 
Zeit  oft  vor  (R.  E.  V  S.  1619/20;  Regling, 
M.  von  Priene  A.  264).  Ob  die  Äp^opioo 
Xeitxoü  T0810Ü  Spaxjiaf  karischer  Inschriften 
sich  auf  Lokalkurant  beziehen  oder  ob 
dpYÖpiov  Xsirrov  als  Gegensatz  zu  dpYopiov 
Tca^ö,  also  einer  schweren  rhod.  Drachme 
vom  doppelten  Gewicht  steht,  auf  die 
eine  alexandrin.  Notiz  über  die  ToBfa  jiva 
(Hultsch,  Metr,  Script.  I  S.  301  Z,  10/12) 
hinzuweisen  scheint,  mag  auf  sich  beruhen, 
vgl.  R.  E.  V  S.  1619/20,  Trait^  I  S.  500/01. 
—  Im  frühen  2.  Jh.  wählen  ihn  die  Städte 
des  Attalidenreiches  für  ihre  Vereinsmünze, 
den  Kistophoros  (s.  d.),  und  Festus  p.  359 
gibt  uns  mit  der  Notiz  talentum  Atticum 
est  sex  milium  denarium,  Rhodium  et 
cistophorum  quattuor  milium  et  quingento- 
rum  denarium*  nicht  nur  die  Gleichung 
Rh.  M.  =  Elistophoren  M.-Fuß,  sondern 
auch  die  Ansetzung  auf  3/4  des  attischen 
Fußes,  dessen  Drachme  in  der  hellenist. 
Zeit  auf  4,12  g  i,  D.  steht  (Regling,  M.  von 
Priene  Anm.  266) ;  damit  kommen  wir  für 
das  damalige  rhod.  Tetradr.  auf  4  X  3/4  x 
4,12  =  12,36  g,  wozu  sowohl  die  Kisto- 
phoren  wie  die  rhod.  Teilstücke  selber 
(Tetradrachmen  prägt  Rhodos  seit  etwa 
166  V.  C.  nicht  mehr)  gut  stimmen  (B.  M.  C. 
Caria  S.  252/6).  —  R.  K  XI  S.  525. 

In  der  Kaiserzeit  erscheint  die  Be- 
zeichnung 'Po8ta  Spa^p-T^  in  einer  Inschrift 
von  Kibyra  v.  J.  71  n.  C,  gemeint  ist  wohl 
die  der  kaiserlichen  Kistophoren;  sie  wird 
dort  als  10  dffaopia  wertend  dem  Denar 
von    16   dffcrapta    gegenübergestellt,     was 


aber  nur  ein  besonders  niedriger  Kurs  ist: 
aus  d.  J.  104  n.  C.  haben  wir  in  einer 
Inschrift  von  Ephesos  wieder  die  alte 
Wertung  des  Festus,  indem  die  Drachme 
(hier  ohne  nähere  Bezeichnung)  auf  12 
Assaria  =  3/4  Denar  =  3/4  att.  Drachme 
steht  —  R.  E.  V  S.  1619/20;  Trait6  S.  501 ; 
Z.  f.  N.  XIV  S.  40/1.  R. 

Rhyton,  das  Trinkhorn,  ursprünglich  ein 
Tierhorn,  irgendwie  gefaßt,  später  Gefäße 
aus  Metall  und  Ton  in  Form  eines  Tier- 
hornes,  oder  in  einen  Tierkopf  oder  -Vorder- 
teil (M.-Bild  von  Skepsis)  auslaufend.  Auf 
griech.  M.  zuweilen  in  der  Hand  des  He- 
rakles oder  des  Dionysos  (Z.  f.  N.  XIII 
S.  384/5) .  —  Ebert,  Reallex.  XI S.  1 34.    R. 

Richtmunze  s.  unter  Richtstück. 

Richtpfennigy  -teil.  Der  Richtpfennig 
ist  der  256.  Teil  einer  Gewichtsmark. 
Weniger  als  diesen,  je  nach  der  Schwere 
der  Mark  0,9 — i,i  g  wird  man  im  Mittel- 
alter in  den  ersten  Jahrhunderten  sicher 
nicht  abzuwägen  vermocht  haben.  Erst 
in  der  2.  Hälfte  des  14.  Jh.  gelangte  man 
zu  einer  Unterteilung  des  Richtpfennigs 
in  2  Heller,  die  bis  auf  1/512  der  Mark  ging. 
Darüber  hinaus  kam  man  in  Norddeutsch- 
land während  des  Mittelalters  nur  dort, 
wo  man,  wie  in  Lübeck,  wegen  starker 
Goldeinfuhr  aus  Flandern  die  feineren 
niederländ.  Gewichte  kennen  lernte.  Anders 
im  Süden,  wo  die  Wiener  und  seit  1409 
auch  die  Grazer  Münzstätte  in  der  Medel 
und  Halb-Medel  Münzgewichte  ver- 
wendeten, die  dem  720.  und  1440.  Teil 
der  Wiener  Mark  entsprachen,  also  auf 
weniger  als  2  Dezigramm  herabgingen. 
Erst  im  16.  Jh.  (nach  Grote)  verfertigt 
man  in  Frankreich  feiner  ziehende  Wagen, 
auf  denen  die  Grains  des  französ.  Gewichts 
körperlich  dargestellt  werden  konnten. 
In  Deutschland  ermittelte  man  den  Rieht - 
Pfennig  auf  17  grains  poids  de  marc  und 
reihte  diese  nach  dem  in  den  Niederlanden 
schon  üblichen  Namen  Aß,  als  Äßchen, 
Äschen,  Eschen  in  das  Kölner  Gewichts - 
System  ein.  Zu  Beginn  des  18.  Jh.  kamen 
in  Deutschland  die  Richtpfennigteile 
(=  ^/zs6  Richtpfennig)  auf:  65536  Stück  zu 
3Va  Milligramm  auf  die  Kölner  Mark.  Der 
Richtpfennigteil  diente  jedoch  nicht  zum 
Wägen  der  Münzen  selbst,  sondern  wurde 
(wie  die  Medel  und  Halbmedel  zu  Wien 


RICHTSTÜCK— RIGSBANKDALER 


567 


schon  1400)  in  den  Münzstätten  beim 
Probieren  des  Feingehalts  der  Metalle 
als  sog.  »verjüngtes  Gewicht«  verwendet, 
wobei  der  Betrag  der  Mark  durch  das 
Gewicht  des  Richtpfennigs  und  dieser 
durch  das  Gewicht  des  Richtpfennigteils 
vertreten  wurde.  S.  auch  Probiergewicht 
und  Richtstück.  —  Grote,  M.-st.  III 
S.  21  ff.;  Luschin,  Allg.  Mkde.^  S.  198  f.; 
Halke  S.  194.  Su. 

Richtstucky  Richtmfinze,  lat.  exagium 
(s.  d.),  französisch:  piedfort,  6talon,  davon 
das  deutsche  Wort:  Stal,  Stael,  Stahel; 
in  Süddeutschland  Korn,  in  den  Nieder- 
landen oft  dicke  Penninc  genannt,  war 
entweder  ein  Normalgewichtstück  für  eine 
Münzart  oder  wurde  als  Feingehaltsmuster, 
als  Streichnadel  (s.  Nadel)  benutzt.  Wir 
kennen  solche  R.  seit  dem  14.  Jahrhundert, 
sie  haben  meist  die  Gestalt  eines  Zylinders, 
der  oft  oben  und  unten  das  Gepräge  beider 
Seiten  der  Münze  zeigt.  Vielfach,  be- 
sonders in  Frankreich,  wurden  die  Pied- 
forts  als  Geschenke  für  Standespersonen 
geprägt.  —  Luschin,  Allg.  M.  K.«  S.  26—28, 
158.  S. 

Im  besonderen  bezeichnete  man  im 
deutschen  Mittelalter  mit  »Stal  <(  auch  die 
Summe  von  Probedenaren,  die  auf  eine  Mark 
gingen.  Z.  B.  werden  von  einer  Mark  160 
Pfennige  hinterlegt,  nach  denen  die  anderen 
Stücke  ausgeprägt  werden  sollen:  äo  ist 
es  uns  1252  von  Köln  bezeugt  (v.  Ennen, 
Quellen  II  n.  304  u,  6).  »ordinamus 
arbitrando,  ut  in  hoc  antiquorum  sollercia 
obscrvetur,  ita  videlicet  quod  prime  per- 
cussure  ydea,  quod  stal  vulgariter  appella- 
tur,  in  sacrarium  b.  Petri  maioris  ccclesic 
in  Colonia  reponatur,  in  summa  tredecim 
solidorum  et  quatuor  denariorum  Colo- 
niensium  et  tantundem  eiusdem  numis* 
matis  custodiendum  bone  fidei  dictorum 
civium  committatur. «  Daher  sind  uns 
33  Probedenare  Erzbischof  Heinrichs  L 
v.  Köln  (122S— 1238),  23  Konrads  (1238 
bis  1261)  und  78  Siegfrieds  (1274—97)  in 
tadellosem  Zustand  im  Kölner  Stadtarchiv 
erhalten  (Kruse,  Köln  S.  8).  Dann 
mögen  2  Guldenstale  für  die  Goldgulden 
von  Main«  und  Frankfurt  erwähnt  werden, 
die  am  li.  I.  1408  unter  dem  großen 
Insiegel  der  Stadt  Frankfurt  hinterlegt 
wurden    und    3,480   u.   3,482  g   wiegen. 


S.  auch  Stal.  —  N.  Z.  1923  S.  129;  Joseph, 
Goldmünzen  S.  57.  Su. 

Rider  ist  eine  schottische  Goldmünze 
König  Jakobs  III.  u.  IV.  (1460—1514). 
Vor  1476  wurden  sie  erstmalig,  5,18  g 
schwer,  mit  dem  Könige  zu  Pferde  nach 
rechts  dahinsprengend,  das  Schwert  in 
der  Rechten,  geprägt,  Rs.  gekrönter 
Schild  auf  langem  befußten  Kreuz,  Um- 
schrift: »Salvum  fac  populum  tuum  do- 
mine.« 1491  hatten  sie  einen  Umlaufswert 
von  23  Schilling.  Jakob  IV.  schlug  auch 
Half -Rider  u.  Quarter-Rider.  —  Den  nie- 
derländischen R.  s.  unter  Rijder.  —  Grue- 
ber  S.  174  jff.  Su. 

Rigsbankdaler  wurden  laut  Verordnung 
vom  S.Januar  181 3  in  Dänemark  einge- 
führt. Der  R.  wurde  zu  i87a  Stück  aus 
der  Mark  Feinsilber  ausgemünzt,  d.  i.  er 
bildete  genau  die  Hälfte  des  zuletzt  gepräg- 
ten Speciedalers  (s.  d.).  Gleichzeitig  wurde 
der  ganze  damals  im  Umlauf  befind- 
liche Notenbestand  an  dänischem  Kurant 
herabgesetzt,  so  daß  6  Daler  dänischen 
Kurants  auf  einen  R. -schein  gesetzt  wurde, 
indem  die  neu  errichtete  von  den 
Finanzen  getrennte  Reichsbank,  später 
1818  die  Nationalbank,  uneinlösbarc  auf 
die  neue  Münze  lautende  Noten  ausgab. 
Da  im  Jahre  1794  i  Rigsdaler  Kurant  =  4/5, 
1813  aber  6  R.  D.  Kur.  auf  i  Spec.  D.  gesetzt 
waren,  so  bedeutete  dies  eine  Reduktion  der 
R.  D,  Kur.  auf  10  5/i»  0/0  ihres  früheren 
Wertes,  nämlich  6x4/5«  »4/5  Spec.  D.  auf 
i/a  Spec.  D.  Es  war  die  Absicht,  den  Be- 
stand der  Rigsbankdalcrnoten  allmählich 
einzuschränken  und  dem  Verkehr  anzupas- 
sen, so  daß  diese  Noten  in  die  neue  Silber- 
münze cinlösbar  gemacht  werden  konnten. 
Dies  geschah  erst  1845.  —  Der  Rigsbankda- 
ler wurde  in  6  Mark  zu  16  Rigsbankskilling 
eingeteilt.  Diese  Münze  war  d.  Haupt- 
münze Dänemarks  bis  z.  l.  Jan.  1875,  als 
die  Goldkronenmünze  eingeführt  wurde.  Es 
wurden,  außer  dem  Rigsbankdaler,  Stücke 
zu  2  Rigsbankdaler  oder  i  Speciesdaler 
I4lötig,  32  Skilling  illötig  und  x6  Skilling 
81ötig  ausgemünzt,  alle  18*/«  Rigsbankdaler 
auf  die  Mark  fein  kölnisch,  z  Rigsdaler 
=  96  Skilling  dänisch  u.  «  30  Schilling 
schleswig-holsteinischen  Kurants.  Ferner 
wurden  4lötige  4  SWU.  u.  sValötige  3  Skill 
geschlagen,    beide    zu    21   Rigsbankdaler 


568 


RIGSBANKSKILLING— RIJDER 


aus  der  feinen  Mark,  in  Kupfer  2,  i^/a  und 
^/5  SkilL,  letztere  auch  Pennige  genannt, 
zu  64  Skill.  das  Pfund.  —  Abb.  Schou, 
Taf.  44,  1813,  I.  W. 

RlgsbanksklUing.  Es  gingen  96  Stück  auf 
den  nach  dem  Staatsbankrott  in  Dänemark 
1 8 1 3 eingeführten Rigsbankdaler (s.d.).  W. 

Rigsbanktegn  sind  dänische  Marken  aus 
Kupfer  zu  16,  12,  6,  4,  3  und  2  Skilling, 
die  181 3 — 15  unter  und  nach  dem  Staats - 
bankrott  von  1813  geschlagen  wurden.  — 
Abb.  Schou,  Taf.  44, 1 813,  4  u.  weitere.    W. 

Rigsdaler  (Sölvgylden,  Silbergulden). 
Joachimsthaler  wurden  in  Dänemark  zuerst 
vom  König  Hans  (f  1513),  wahrscheinlich 
zur  Besoldung  der  deutschen  Landsknechte 
ausgemünzt.  Unter  Christian  IL  (1513 — 23) 
wurden  ebenfalls  Thaler  geschlagen,  die  zu 
24  Skill.  oder  i^/a  Mark  gerechnet  wurden, 
die  Mark  zu  16  Skill.,  indem  dänischer  und 
lübischer  Schilling  damals  noch  denselben 
Wert  hatten  (Abb.  260).  Der  Schwedenkrieg 
Christians  IL,  der  Bürgerkrieg  (die  Grafen- 
fehde) Anfang  der  Regierung  Christians  IIL 
(1533 — 59),  der  Siebenjährige  Krieg  zwi- 
schen Friedrich  IL  (1559 — 83)  von  Dänem. 
und  Norw.  und  Erik  XIV.  von  Schweden 
hatten  die  Verbreitimg  so  vieler  schlechten 
Kriegsmünzen  zur  Folge,  daß  der  Taler  (dä- 
nisch: Rigsdaler  oder  Species)  4  Mark  dä- 
nisch zu  16  Skilling  dänisch  kostete,  was  2 
Mark  lübisch  zu  16  Schilling  lübisch  ent- 
sprach. In  der  folgenden  Zeit  stieg  in 
Deutschland  der  Species  weiter,  so  daß  er 
um  1625  6  Mark  dänisch  zu  16  Schilling  = 
96  Skilling  dänisch  =  3  Mark  lübisch  zu  16 
Schilling  =  48  Schilling  lübisch  galt.  Die 
dänisch -norwegischen  Münzen  tragen  des- 
halb die  Bezeichnung  Mark  dän.  und  Skil- 
ling dän.  zur  Unterscheidung  von  der  Mark 
und  dem  Schilling  lübisch.  Die  Scheide- 
münzen wurden  immer  schlechter  ausge- 
münzt, so  daß  zwar  nur  96  Skill.  auf  den 
Rigsdaler  gerechnet  wurden,  daß  man  aber 
für  einen  harten  R.  mehr  als  96  Skill.  herge- 
ben mußte.  Besonders  während  der  Be- 
teiligung Dänemark-Norwegens  am  großen 
nordischen  Kriege  1710 — 18  bewirkte  die 
schlechte  Kriegsmünze  ein  starkes  Steigen 
des  Aufgeldes,  sp  daß  der  Specierigsdaler 
eigentlich  dadurch  dem  Verkehr  entzogen 
und  von  der  Krone  (Sletdaler,  4  Mark  = 
64  Skilling)  abgelöst  wurde,  die  sich  aber 


auch  nicht  behaupten  konnte.  Der  Rigsort 
=  24  Skilling,  8-  und  4-Skillingstücke  zum 
Münzfuß  11V3  Rigsdaler  die  Mark  fein 
wurde  die  tatsächliche  Verkehrsmünze  des 
Landes;  auch  wurden  seit  Christian  V. 
(1730 — 46)  Noten  in  Rigsdalerkurant  in 
Umlauf  gesetzt.  Schließlich  wurden  diese 
Noten  die  eigentlichen  Zahlmittel  des  Ver- 
kehrs und  zugleich  uneinlösbar  gemacht. 
Es  hing  also  vom  Kredit  dieser  Noten  ab, 
ob  der  Rigsdaler  Kurant  im  Auslande,  be- 
sonders in  Hamburg  imstande  war,  einen 
den  oben  erwähnten  Ausmünzungsverhält- 
nissen  entsprechenden  Parikurs  zu  be- 
haupten. Im  Laufe  der  Regierung  Christi- 
ans VIL  (1766 — i8o8)  wuchsen  die  Schwie- 
rigkeiten, den  Kurs  zu  behaupten,  immer 
mehr.  Man  versuchte  dann,  den  Specie- 
rigsdaler als  Hauptmünze  wieder  einzu- 
führen und  Noten  in  dieser  Münze  auszu- 
geben, was  auch  in  Schleswig-Holstein  mit 
der  Specienbank  zu  Altona  als  Grundlage 
gelang.  In  Dänemark-Norwegen  aber  wurde 
die  übermäßige  Ausgabe  von  Kurantnoten 
fortgesetzt,  namentlich  als  das  Land  in  den 
letzten  Jahren  Napoleons  in  unglückliche 
Verhältnisse  geriet;  der  wirtschaftliche  Zu- 
sammenbruch führte  die  Zerrüttung  des 
Münzwesens  mit  sich.  181 3  trat  der  Staats- 
bankrott ein,  und  eine  neue  Münze,  der 
Rigsbankdaler  (s.  d.)  löste  das  Kurant  ab. 
— Wilcke,  Christian  IV,  1919;  Wilcke,  Mönt- 
vaesenet;  Wilcke,  Kurantmönten;  Axd 
Nielsen;  Abb.  bei  Schou,  passim.      W. 

Rigsdaler  dansk  Kurant  (dänisches  Ku- 
rant), siehe  Rigsdaler  und  Rigsbankdaler 
sowie  Reisetaler.  W. 

Rigsort  s.  unter  Rigsdaler. 

Rijder  (Cavalier,  Chevalier  d'or)  war  eine 
niederländische  Goldmünze  von  zweierlei 
Art.  Die  ersten  Rijder  wurden  von  Geldern 
seit  1581,  von  Friesland  seit  1583  geprägt, 
und  zwar  wog  der  geldernsche  3,408  g  mit 
2,911  g  Gold,  der  friesische  3,408  g  mit 
2,852  g  Gold.  Auf  der  Vs.  zeigten  sie  einen 
Reiter,  auf  der  Rs.  den  Provinzialschild. 
Dagegen  war  der  auf  Beschluß  der  General - 
Staaten  von  1606  für  den  Handel  nach  dem 
Fuße  des  englischen  Unite  (s.  d.)  geschla- 
gene »niederländische  Rijder«,  der  auf  der 
Vs.  den  Reiter  über  dem  Provinzialschilde, 
auf  der  Rs.  den  niederländischen  Löwen- 
schild zeigte  (Abb.  258,  Taf.  14),  ungefähr 


RIJKSDAALDER— RINGGELD 


569 


das  Dreifache  des  Provinzialrijders,  da  er 
9,997  g  wog  und  9,2  g  Gold  hielt.  In 
Deutschland  wurde  auch  manchmal  der 
halbe  R.  Rijder  genannt.  — Verkade,  S.  25, 
Taf.  III I— 16,  Taf.  40,  2—5  und  öfter.     S. 

Rijksdaalder  sind  die  Taler  der  Vereinig- 
ten niederländischen  Provinzen.  Vgl. 
Arens-,  Gehelmte,  Kreuz-,  Niederländische 
Rij  ksdaalder,  Philippsdaalder,  Staaten  - 
daalder,    Löwentaler.  S. 

Riksdaler  wurden  inSchweden  zum  ersten 
mal  vielleicht  von  Steen  Sture,  jedenfalls 
aber  von  Gustaf  I.  Wasa  nach  deutschem 
Vorbild  zur  Besoldung  der  deutschen 
Kriegsmannschaften  geschlagen  und  Daler 
benannt;  der  Riksdaler  war  isi/Jötig, 
Bruttogewicht  29,4  g,  Feingewicht  28  g; 
1540  wurde  er  I4lötig,  schwankte  aber  bis 
1830  so,  daß  er  zeitweise  141/9  oder  l4V8lötig 
war;  das  Feingewicht  betrug  etwa 
25,6  g,  während  das  Bruttogewicht  immer 
etwa  2  Lot,  also  etwa  29,3  g  betrug. 
Aber  die  Hauptmünze  war  stets  unter 
Gustaf  Wasa  und  den  folgenden  Königen 
die  Mark;  ums  Jahr  1530  kostete  der  Daler 
3  Mark;  1560  war  der  Preis  auf  4  Mark 
gestiegen.  Der  Daler  als  Rechnungseinheit 
blieb  bis  1776  auf  4  Mark  stehen,  als  Münze 
stieg  und  sank  sein  Wert  bedeutend.  Um 
die  Münze  von  der  Rechnungseinheit,  Daler, 
und  der  dieser  entsprechenden  schwedischen 
Mark  zu  unterscheiden,  erhielt  die  nach  dem 
eigentlichen  deutschen  Münzfuß  geprägte 
Münze  allmählich  —  wie  der  deutsche 
»Reichstaler«  —  in  Schweden  den  Namen 
»Riksdaler«,  der  berechnet  wurde:  1624 — 
64  zu  6  Mark  zu  8  öre;  1664 — 1776  zu  52 
öre;  1777—1818  zu  48  Skilling  zu  12  Rund- 
stück; 1818  —  35  zu  48  SkiUing  species  zu 
12  Rundstückspecies;  1835— 5  S  zu  128 
SkiUing  banko;  1855 — 75  zu  4  Riksdaler 
Riksmönt  (Reichsmünze)  zu  100  öre,  die 
von  der  modernen  Kronenmünze,  i  Krone 
«  I  Riksdaler  Riksmönt  =  V4  Riksdaler 
specie  zu  100  öre,  abgelöst  wurden;  aber 
tatsächlich  war  der  Kurs  des  Riksdalers, 
besonders  in  älteren  Zeiten,  weit  variieren- 
der. In  den  Jahren  1568—92  war  der  nie- 
drigste Kurs  z.  B.  zirka  4Va  Mark,  der 
höchste  Kurs  zirka  38  Mark  in  Kriegs - 
münze.  Im  17.  Jh.  stellte  sich  eine  Zeitlang 
der  Mittelkurs  auf  ungefähr  ö^a  Mark.  — 
A.  W.  Stiemstedt,  Om  Riksdaleraamnets 


Uppkomst,  inSverige  Num.Medd.  II,  Stock- 
holm 187s;  K.-A.  Wallroth,  Sveriges 
Mynt  1449— 1917,  Stockholm  1918.     W. 

RiksgäWskontorets  PoUet.  Kupfermarken 
(s.  Polletter)  zu  Va  und  V4  Skilling  schwe- 
disch, auch  Tvastyver  und  Eenstyver  be- 
nannt, wurden  1799— 1802  in  Schweden 
vom  Riksgäldskontor  (Reichsschuldenamt) 
geschlagen,  so  daß  48  Skill.  =  i  Riksdaler 
Specie  in  Riksgäldssedler  (Reichsschulden- 
noten) waren.  W. 

Riksmönt  s.  unter  Riksdaler. 

Rin,  japanische  Kupfermünze,  s.  Sen. 

Ringgeld  gehört  zum  Schmuckgeld  (s.  d.), 
erscheint  schon  vor  Aufkommen  des  Me* 
talls,  indem  Ringe  und  Halsketten  aus 
Muscheln  und  geschätzten  Steinen  das 
führende  Tauschmittel  sind,  und  bleibt 
auch  zur  Metallzeit  oft  in  dieser  Rolle.  So 
erscheint  der  Ring,  der  Schmuck  von  Fin- 
ger, Arm,  Fuß,  Hals,  Stirn,  einfach  oder 
als  Spirale,  als  ganzes  Stück  oder  absicht- 
lich wie  zur  Schaffung  von  Kleingeld  zer- 
brochen, aus  fast  allen  Metallen  als  Geld 
bei  »Naturvölkern«  Afrikas,  in  Westafrika 
Manilla  genannt,  und  in  Asien  (s.  Pi);  als 
Kümmerform  eines  Ringes  gelten  die  sia- 
mesischen Tikal.  Im  alten  Ägypten  können 
wir  R.  aus  edlen  und  unedlen  Metallen  vom 
Alten  bis  in  die  Mitte  des  Neuen  Reiches 
nachweisen,  aucla  aus  Bildern,  wo  Vor- 
wiegung von  Ringen  dargestellt  ist,  aus  Ge- 
wichtssteinen, die  das  Zeichen  des  Ringes 
mit  einem  Zahlzeichen  tragen,  was  auf  Aus- 
bringung der  Ringe  auf  ein  Normalgewicht 
(von  etwa  12 — 16  g)  schließen  läßt,  und 
auch  in  den  Funden  hat  man  Geldringe  auf- 
zuzeigen sich  bemüht.  In  Vorderasien  da- 
gegen, bei  Griechen  u.  Römern  ist  R.  nicht 
sicher  nachweisbar.  Im  german.-nord. 
Kreise  ist  R.  sowohl  durch  literar.  Quellen 
wie  aus  prähistor.  Denkmälern  sicher  er- 
wiesen: der  Ring  (die  Bauge)  wird  ganz  oder 
geteilt  —  freigebige  Fürsten  heißen  Ring- 
brecher — ,  als  Siegespreis,  als  Geschenk, 
als  Honorar  gegeben,  in  Schätzen  aufge- 
speichert, als  Tribut  und  Strafgeld  gezahlt. 
Unter  den  Ringen,  die  man  im  dtsch,  und 
slaw.  Mitteleuropa  und  in  Skandinavien  als 
Grabbeigaben  oder  in  z.  T.  riesigen  Schätzen 
manchmal  zusammen  mit  Barren  und  Mün- 
zen gefunden  hat,  treten  solche  in  Kümmer- 
form  auf,    d,h.   in    verkümmerter,   zum 


570 


RINGGIT— RODA 


Tragen  als  Schmuck  nicht  mehr  geeigneter 
Form  (zu  roh  gegossen,  zu  scharfkantig 
u.  dgl.);  auch  die  z.  B.  in  der  Schweiz  beob- 
achtete Aufreihung  mehrerer  Ringe  an 
einem  größeren  (sog.  Pfahlbauportemon- 
naie,  Abb.  4)  ist  ein  Zeichen  dafür,  daß  es 
sich  um  Geldringe  handelt.  Auch  leidlich 
gleiches  Gewicht  solcher  Ringe,  oder  mehrere 
in  leidlich  geradem  Verhältnis  zueinander 
stehende  Gewichtsstufen  gleichartiger  Ringe 
glaubt  man  hie  und  da  beobachten  zu 
können;  indessen  sei  vor  metrologischer 
Verwertung  solcher  Erscheinungen  hier  wie 
bei  sonstigem  Schmuck-  und  Gerätgeld  und 
bei  den  Barren  ausdrücklich  gewarnt.  — 
Ebert,  Reallex.  IV  S.  214/16.  R. 

Ringet,  Bezeichnung  des  Spanischen 
Dollars  im  Malaiischen,  s.  Pitjis.        V. 

Ringprägung.  Die  ersten  Taler  mit 
Rand-  und  zwar  Reliefschrift  waren  die 
französischen  von  1577;  100  Jahre  später 
finden  wir  solche  in  England,  Dänemark 
und  Schweden.  In  Berlin  sind  damals  Taler 
im  Federringe  geprägt  worden,  der  auf 
seiner  Innenseite  die  vertiefte  Schrift  trug, 
er  war  offen  und  wurde  zum  Prägen  in  einen 
geschlossenen  gelegt.  Der  Federring  wurde 
von  dem  Rändelwerk  verdrängt  (s.  d.). 
Erst  am  Rande  des  18.  Jh.s  kam  man  in 
Frankreich  wieder  auf  die  Ringprägung: 
um  1790  erfand  der  Medailleur  Droz  den 
aus  drei  oder  mehr  Teilen  bestehenden,  auf 
der  Innenseite  mit  Schrift  oder  Verzierung 
versehenen  Gebrochenen  Ring  (Virole  bri- 
ste), der  sich  in  einem  starken  Rahmen 
befand,  aus  dem  er  nach  jedem  Prägestoße 
herausgeschlagen  wurde.  Bald  darauf  er- 
fand der  Pariser  Mechaniker  Gengambre 
die  Prägung  im  ungeteilten  glatten  Ringe. 
Bei  ihm  wurde  der  Münze  die  Rändelung 
vor  der  Prägung  mit  der  Rändelmaschine 
gegeben  und  zwar  die  Schrift  oder  die  Zie- 
rate vertieft,  die  dann  der  glatte  Ring  nur 
wenig  zusammendrückte.  Diese  Technik 
verdrängte  den  gebrochenen  Ring  seit  1815. 
Durch  sie  haben  die  Münzen  ihre  moderüe 
Form,  die  zur  Oberfläche  scharf  senkrecht 
abgeschnittene  Kreisfläche  des  Randes 
erhalten.  S.  auch  Perlreif  und  Stäbchen.  — 
Schrötter,  Acta  Bor.,  Gesch.  I,  S.  8;  Ders., 
Preußen  1806/73,  Gesch.  I,  S.  259.       S. 

Wo,  japanische  Gewichtseinheit,  s.  Ban. 

V. 


Rlx-Dollan  Als  die  britisch-ostind.  Kom- 
pagnie 1795  Ceylon  in  Besitz  genommen 
hatte,  wurden  von  ihr  nur  wenige  gute 
R.-D.,  wie  dort  die  spanischen  Peso  hießen, 
geprägt,  dagegen  seit  1808  solche  mit 
1/5  Kupfergehalt,  durch  die  die  guten  Peso 
schnell  vertrieben  wurden.  Diese  neuen 
R.-D.  sanken  aber  im  Kurse,  1809  galten 
sie  3Vä,  1814  nur  noch  2V2  Schilling.  Seit 
1812  wurden  neue  R.-D.  mit  Kopf  Georgs 
IV-  auf  einer,  Elefant  auf  der  andern  Seite, 
im  Wert  von  ish.  9  d.  geprägt.  —  In  den 
Kolonien  Kap  der  guten  Hoffnung  und 
St.  Helena  sind  dagegen  seit  1782  ge- 
waltige Massen  von  Papier -R.-D.  aus- 
gegeben worden,  1814  waren  es  allein  am 
Kap  für  über  3  Millionen  R.-D.  Alle  diese 
R.-D.,  die  silbernen  und  papiemen,  wurden 
1825  auf  vl%  sh.  gesetzt  (etwa  Vs  Peso) 
und  dann  eingezogen.  —  Chalmers,  S.  230 
—235,  353—356,  421—424;  Atkins,  S.  192 
—194^  S. 

Riyäly  Bezeichnung  einer  größeren  Silber- 
münze, u.  a.  des  Talers  und  spanischen 
Piasters,  bei  muhammedanischen  Völkern, 
s.  Abbäsi,  Büdjü,  Miftäl,  Sebfli.  —  Bemard, 
Description  de  l'figypte  XVI  289,  310. 

V. 

Rlyal  Moskobi,  arabische  Bezeichnung 
des  russischen  Rubels.  Das  lO-Rubelstück 
heißt  Lira  Mosköwiye.  —  Bädeker,  Palä- 
stina und  Syrien  1904.  V. 

Robertino  s.  Gigliato. 

Robotmarken.  In  den  slavischen  Län- 
dern, besonders  den  österreichisch -ungari- 
schen, war  Robot  =  Frone.  Robotmarken 
wurden  für  die  geleisteten  Tagesfrone  ge- 
geben. Einige  R.  bei  Neumann  Nr.  28  482 
—28  491-  S. 

Robiistustaler  (franz.  Robustes)  hießen 
die  von  den  Brabanter  Ständen  1584  und 
IS^S  geprägten  Taler  mit  dem  Brabanter 
Schilde  auf  der  Vs.  und  einem  Krieger  vor 
einem  Löwen  und  der  Umschrift:  Confor- 
tare  et  esto  robustus  (werde  kräftig  und  sei 
stark)  auf  der  Rs.  —  de  Witte  li^  S.  281, 
Nr.  802  f.  S. 

Roda,  eine  ostindisch-portugiesische  seit 
dem  16.  Jahrhundert  geschlagene  Münze 
aus  Tutenag,  einer  Komposition  aus  40,4^0 
Kupfer,  25,40/0  Zink,  3i,6*>/o  Nickel  und 
2,6%  Eisen,  zu  21/a  Bazaruccos  (s.  d.).  Seit 
X740  war  die  R.  aus  Kupfer,  galt  i  Va  Reales; 


ROGUS— ROMA 


571 


eine  Rupie  galt  400  Rodas  oder  750  Baza- 
ruccos.  Die  R.  zeigte  auf  der  Vs.  den  portu- 
giesischen Schild  zwischen  G — A  (Goa),  auf 
der  Rs.  das  Rad  der  h.  Katharina.  —  Ger- 
son  da  Cunha,  S.  16  f.  und  26;  Aragäo, 
passim.  S. 

RoguS)  lat.  =  Scheiterhaufen,  insbes.  der 
bei  der  Consecratio  (s.  d.)  eines  Kaisers  zum 
Verbrennen  der  Leiche  errichtete;  er  er- 
scheint auf  M.  vom  divus  Pius  bis  zum  divus 
Nigrinianus.  —  Mitteil.  Vorderasiat.  Ges. 
191 7  (Hommel -Festschrift)  S.  163/67;  J.  R. 
S.  V  1915  S,  151  ff.  R. 

Rolabasso,  italienisch  =  Rollbatzen 
(s.  d.).  Su. 

Rollbatzen  (ital.  Rolabassi).  1506  heißt 
es  in  einem  Gutachten  Dr.  Peter  Baum- 
gartners  für  Herzog  Alb  recht  IV.  v. 
Bayern;  »Item  der  Costenitzer  Rollo - 
patzer  der  ainer  4  Kreutzer  galt,  get 
an  ain  Mark  60,  thut  4  fl.  halten  an 
Silber  8  Lot  Va  quintat,  thut  das  Silber 
3  fl.  5  ß  24  ^,  thut  der  Slagschatz  36  ^.<( 
Da  Luschin  1880  (N.  Z,  XII  S.  379«.) 
nur  diese  Urkundenstelle  als  älteste  Erwäh- 
nung der  R.  kannte,  erklärte  er  ihren  Namen 
aus  dem  Bilde  der  Rollbatzen  des  Kon^ 
Stanzer  Bischofs  Hugo  v.  Hohenlanden- 
berg  (1496 — 1529):  ein  gevierter  Wappen- 
schild, in  dem  sich  die  3  landenberg. 
Ringe  oder  Rollen  befinden;  danach  wären 
diese   Batzen   Rollenbatzen  genannt. 

Cahn  (Konstanz  S,  300  Anm.  28)  weist 
zunächst  darauf  hin,  daß  »Rollenbatzen« 
schon  1498  vorkommt,  1499  schon  mit 
übler  Nebenbedeutung  als  »item  de  malis 
rollenbatziis  emi  CX  florenos«  (Fabrik- 
rechnungen des  Konstanzer  Münsters), 
Es  war  eine  Geldsorte,  die  in  Kon- 
stanz als  schlecht  galt.  Danach  kann 
sicli  der  Name  nicht  auf  die  Konstan* 
zer  Bischofs  Hugo  von  Hohenlanden- 
berg  beziehen,  die  zuerst  1508  geprägt 
wurden.  1501  wird  dann  ein  »switzer  rol- 
lenbatz«  erwähnt.  Es  war  also  der  Spott- 
name für  eine  wenig  beliebte  Schweizer 
Münzsorte.  Eine  Züricher  Münzprobe  von 
1503  spricht  nun  von  Bemer  roUabatzen, 
Züricher  roUabatzen,  Luzerner  roUabatzen, 
aber  ausdrücklich  »Costenzer  bätzen«,  die 
besser  sind  als  jene  Sorten.  Der  Berner 
Chronist  Anshelmus  bemerkt  zu  der  Ent- 


stehung des  Wortes  R.:  »plapphart,  her- 
nach von  baren  rollenbatzen  und  nach 
batzengenempt«.  »RoUebatz«  =  »Brumm- 
bär«, also  ist  der  Name  der  M.  R.  von  den 
Bemer  Batzen,  auf  denen  der  Bär  vor- 
kommt, auf  im  Gehalte  gleiche  Batzen  über- 
tragen. —  Schöttle  weist  neuerdings  eine 
patrizische  Münzmeistersfamilie  Roll  in 
Solothurn  nach  und  möchte  diese  mit  dem 
ersten  Teil  des  Namens  in  Verbindung  brin- 
gen, während  den  2.  Teil  Bern  geliefert 
hätte  (Schöttle,  Ulm  S.  67  Anm.). 

Die  Rollbatzen  sind  als  Rolabassi  viel- 
fach in  Italien  nachgeahmt  worden,  15 17 
von  der  Herzogin  v.  Savoyen,  dann  von 
den  Fieschi  zu  Messerano,  den  Markgrafen 
v.  Montf errat,  den  Tizzoni  zu  Dezana;  es 
ist  eine  Fabrikation  unterwertiger  Roll- 
batzen unter  Nachahmung  der  Schweizer 
Gepräge. 

In  der  Schweiz  hatten  die  R.  3,742  g 
Rauh-  u.  1,871  g  Feingewicht,  in  Savoyen 
3,258  g  Rauh-  u.  1,528  g  Feingew,  Wert 
der  verschiedenen  R,  s.    unter   »Batzen« . 

Su. 

Roma.  Die  dea  Roma,  die  Personifika- 
tion der  Hauptstadt  und  damit  des  röm. 
Staates,  ist  zwar  keine  ursprünglich  röm. 
Göttin,  sondern  von  den  Griechen  nach  dem 
Muster  so  vieler  eponymer  Stadtgöttinnen 
erfunden  worden ;  erst  Hadrianus  widmet  ihr 
das  doppelte  Templum  (Veneris  et)  Romae. 
Ihre  Schöpfung  hat  aber  in  Rom  sofort 
Anklang  gefunden,  und  schon  am  Ende  des 
4.  Jh.s  V.  C.  (Wolters,  Wölfflin-Festschrift 
1928  S.  I  ff.)  erscheint  auf  röm.-kampan. 
Silber-M.  ein  Kopf  im  Lederhelm,  der 
phryg.  Mütze  ähnlich,  oben  in  einen  Grei- 
fenkopf auslaufend,  von  dem  später  nur  der 
Stachelkamm  übrig  bleibt;  der  Kopf  mit 
diesem  Helm,  mit  Zusatz  von  Flügeln, 
also  wie  der  Helm  des  Perseus  (s.  d.),  selten 
eine  Feder  statt  des  Flügels,  noch  seltener 
ein  Roßschweifbusch,  oft  auch  mit  Bei- 
schrift  Roma,  wird  dann  das  Vs.-Bild 
aller  älteren  röm.  Silber-M.  (geprä^  seit 
269  V.  C)  außer  dem  Victoriatus,  Abb.  62 
— 64,  Vgl.  70,  und  tritt,  obwohl  seit  etwa 
100  V.  C.  in  Wettbewerb  mit  anderen 
Götterköpfen,  immer  wieder  auf  den  röm. 
Denaren  auf;  auch  makedon.  M.  röm. 
Quaestoren,  M.  von  Valentia,  Pella,  Am- 
phipoUs  sowie  Gortyn  tragen  ihn,  letztere 


572 


ROMA 


ihn  als  'Pcüjjiac  bezeichnend;  den  Hehn 
trägt  der  meist  beischriftlich  als  R.  oder 
urbs  Roma  bezeichnete  Kopf  auch  auf  M 
der  Zeit  von  68/69  u.  auf  kaiserl.  Klein-^ 
und  Medaillonen  der  konstantin.  Zeit;  ja 
noch  auf  den  M  ostgothischer  Zeit  trägt  das 
Brustbild  der  invicta  Roma  den  Helm.  Die 
sog.  Marcia  auf  Med.  des  Commodus  (mit 
Helm  u.  Pelta)  ist  auch  nichts  anderes  als 
R.  —  In  Ganzfigur  erscheint  R.  mit  Speer 
und  Schwert  bewaffnet  und  meist  behelmt 
auf  Rüstungsstücken  sitz.,  manchmal  den 
Fuß  auf  einen  Helm  oder  Globus  setzend, 
meist  von  Victoria  bekränzt  auf  Denaren 
des  C.  Pohl.  Malleolus,  Sex.  Nonius,  C.  Vib. 
Pansa  und  Quinar  des  T.  Carisius  (die  A 
der  aulständigen  Samniter  benutzen  genau 
die  gleiche  Darstellung  aber  für  ihre  Italia) ; 
auf  Denaren  des  Furius  Philus  krönt  die 
behelmte  Roma  (mit  schrägem^  Speer)  ein 
Tropaeum,  auf  anonymen  Denaren  erwartet 
sie  so  (mit  Helm  u.  Speer)  auf  Schilden 
sitzend  das  Augurium  der  Vögel,  vor  ihr  die 
Wölfin  (ähnlich  noch  unter  Titus).  Anders 
geartet  sind  folgende  Bilder  der  R. :  Stater 
von  Lokroi,  pyrrhische  Zeit,  R.  unbehelmt 
mit  Schild  und  Schwert,  von  der  Pistis 
gekrönt;  R.  kurzbekleidet  mit  Helm  und 
Speer  vom  Genius  (populi  Romani)  be- 
kränzt, A  des  P.  Com.  Lent.  Mar(celli)  f. ; 
Ro(ma)  ohne  Waffen,  mit  Zepter,  auf 
Globus  tretend,  der  Ital(ia)  die  Hand 
gebend,  Fufius  Kalenus  und  Mucius  Cordus; 
R.  ohne  Waffen,  mit  Zepter,  steh.,  auf 
Wolfskopf  tretend,  neben  Venus,  1.  u.  r. 
je  eine  Prora,  C.  Egnatius. 

In  der  Kaiserzeit  bleibt  von  diesen  ver- 
schiedenen Typen  der  Ganzfigur  nur  der 
behelmte  übrig  (wenn  die  Beischrift  fehlt, 
von  Virtus  kaum  zu  unterscheiden) :  kurze 
Bekleidung,  Entblößung  einer  Brust  nach 
Amazonenart,  worauf  auch  die  unter  den 
Waffenstücken  bei  Galba  einmal  vorkom- 
mende Pelta  hinweist,  wiegt  vor,  und  auch 
bei  langem  Gewand  pflegt  die  Brustent- 
blößung zu  bleiben.  Sie  erscheint  sitzend, 
meist  auf  Waffenstücken,  auch  auf  Sella 
curulis,  auch  wohl  auf  die  7  Hügel  gelehnt, 
mit  der  Wölfin  unten,  stets  mit  Helm  u.  a. 
Waffen  (Schild,  Lanze,  Schwert),  in  der 
vorgestr.  R.  meist  den  Globus  oder  am  häu- 
figsten eine  Victoriola;  seltener  gehören 
Kranz,  Zweig,  Füllhorn  oder  Schiffsvorder- 


teil zu  ihren  Attributen;  seitLicinius  kommt 
sie  auch  auf  einen  Schild  schreibend  vor. 
Neben  der  sitz.  R.  finden  wir  ein  Tro- 
paeum,  eine  Victoria,  eine  Säule  mit  Helm, 
den  Kaiser;  wir  finden  sie  in  großer  Gruppe 
auf  Commodus -Med.:  mit  Kaiser,  Victoria 
und  Felicitas  oder  mit  Pax,  dem  Kaiser  und 
einem  Flötenspieler. 

Ebenso  häufig  finden  wir  sie  stehend, 
oft  auf  Helm  oder  Globus  tretend,  ge- 
waffnet  (Lanze,  Schwert,  Schild  manch- 
mal zu  Füßen,  unter  Nero  in  den  Händen), 
sonst  noch  eine  Victoriola  (bes.  häufig), 
Füllhorn,  Legionsadler,  Phoenix  (bei 
R.  aeterna,  Aemilianus)  tragend,  neben 
oder  vor  ihr  ein  Tropaeum,  ein  Hilfeflehen- 
der, der  Kaiser,  der  von  ihr  das  Palladium 
empfängt  (Titus),  der  ihr  die  Hand  reichende 
Kaiser  (in  großer  Gruppe:  Hadrianus-Med.), 
Auf  anderen  derartigen  Gruppen  ist  sie 
Nebenfigur. 

Die  Beischriften  (vgl.  auch  unter  Bei- 
namen) lauten  urbs  R.,  R.  aeterna,  invicta 
Roma  aeterna,  felix,  perpetua  (Vespas.), 
renascens,  restituta  (Ä  v.  J.  68/9  n.  C. 
mit  Büste),  victrix;  R.  redux  findet  sich 
zum  Bilde  des  von  der  R.  heimwärts  ge- 
leiteten reitenden  Kaisers  (Gallienus),  R. 
resurge(n)s  zum  Restitutor-Typus  (s.  d.). 
Ihr  Tempel  mit  oder  ohne  Standbild  innen 
kommt  auf  M.  des  Pius  vor,  mit  Sitzbild 
auf  M.  des  Probus  und  (mit  anderer  Auf- 
schrift) des  Maxentius,  eine  Opferszene 
vor  dem  R. -Tempel  auf  Med.  des  Sev.  Alex. 
—  Die  Inschrift  Rom(ae)  et  Aug(usti)  findet 
sich  zum  Lyoner  Altar  auf  den  hier  ge- 
prägten iE  des  gallischen  Landtages,  zum 
gleichartigen  Tempel  des  kleinasiat.  Koinon 
auf  kleinasiat.  ^-Med.  des  Domitianus,  Rom. 
s.  p.  Aug.  und  Com.  Bit.  steht  auf  i5l-Med. 
des  Hadrianus,  ds^  'P'^M-'^  >tai  ftetj) 
^8ßaOT(j>  zum  entspr.  Tempel  auf  JE  von 
Pergamon.  Diese  Verbindung  des  Kultus 
der  Roma  mit  dem  des  Augustus  ist  die 
von  diesem  begründete  Form  des  Kaiser- 
kults. 

Invicta  R.,  felix  Karthago  steht  bei  der 
Göttin  R.  (Alexander  tyr.  A^  und  ebenso 
bei  der  Göttin  Karthago,  einer  steh.  Frau 
mit  Ähren  u.  Mohn  (Alexander  tyr.  M) ;  R. 
und  dieselbe  Karthago  umstehen  die  Mo- 
neta  (Maximianus-Med.) ;  R.  u.  Konstan- 
tinopolis  sitzen  nebeneinander  auf  M.  des 


ROMA  CAPUT  MUNDI— ROSENOBEL 


573 


4./5.  Jh.,  differenziert  durch  die  Kopf- 
bedeckung (Helm:  R.,  Mauerkrone:  Kon- 
stantinopolis,  auch  trägt  diese,  manchmal 
Thyrsos  oder  Füllhorn  statt  des  Zepters 
der  R.  und  tritt  auf  Prora). 

Auf  griech.  M.  der  Kaiserzeit  erscheint 
R.,  oft  durch  Beischriften  wie  9e4v  P(üjj.y]v, 
*P(üp.7)  'ASpiavTQ  (Kibyra)  erläutert,  als 
Brustbild  mit  Mauerkrone  (Pergamon 
usw.),  mit  Helm  (Lydien,  Phrygien,  Alex. 
Äg.)  oder  ohne  Kopfbedeckung  (Tripolis 
Lyd.),  stehend  oder  sitzend,  am  häufigsten 
mit  der  Victoriola  auf  der  Hand,  statt  deren 
ausnahmsweise  die  Stadtgöttin  eintritt  (Ar- 
temis Ephesia:  Ephesos,  R.  trägt  Mauer- 
krone), als  2.  Attribut  gelegentlich  das 
Tropaeum  tragend  (Alex.  Äg.),  in  Smyma 
mit  dem  Neokorietempel  auf  der  Hand; 
dort  auch  drei  Tempel,  deren  mittelster 
*Pci)(fi7]<;)  beschriftet  ist,  mit  ihrem  Sitz- 
bild. —  Corolla  num.  1906  S.  135/55 
Taf.  VI.  Vn,  für  die  ältere  Zeit  grund- 
legend; Röscher,  Lex.  der  Myth.  IV 
S.  129/64  (für  die  M.  vorzüglich);  Bern- 
hart,  Handbuch  S.  66/67.  226/7;  Gnecchi, 
Tipi  S.  25/6.  Vgl.  auch  unter  Urbs  und 
Demos  (*Pa)jjLOitü>v).  R. 

Roma  Caput  mundi  lautet  die  rück- 
seitige Umschrift  auf  den  Aachener  Denaren 
Friedrich  Barbarossas  und  seiner  Nach- 
folger sowie  auf  den  Münzen  des  römischen 
Senats  (1184  bis  ca.  1439)  (s.  Grosso  Ro- 
manino).  Auf  den  Goldbullen  der  deut- 
schen Könige  und  Kaiser  erscheint  der 
Spruch  »Roma  caput  mundi  regit  orbis 
frena  rotundi«.  Su. 

Romanatus,  Name  des  unter  Romanus 
IV.  (1068/70)  geprägten  byz.  JV-Solidus.  — 
Journ.  int.  II  S.  350.  R. 

Romanlno  s.  Grosso  Romanino. 

Romulus,  der  mythische  Gründer  und 
Eponym  Roms;  vergöttert  heißt  er  Qui- 
rinus  (s.  d.).  In  der  Kaiserzeit  von  Ha- 
drianus  bis  Commodus  finden  wir  ihn 
mit  Aufschrift  R.  conditori  oder  R. 
Augusto  als  Krieger  schreitend  mit 
Tropaion  und  Lanze  (vgl.  Plut.  RomuL  4), 
also  ganz  wie  Mars.  —  R.  E.  I  A  S.  1074/ 
1109;  Bemhart,  Handbuch  S.  71.  227. 

R. 

Roosebeeker  s.  Rosenbeeker. 

Rosaamericana.  Ein  Engländer  Wilhelm 
Wood  erhielt  1722  ein  Patent,   Kupfer- 


Token  für  Amerika  zu  schlagen  (s.  auch 
Woods  halfpence).  Diese  Stücke  zu  2  Pence, 
I  und  Va-penny  trugen  auf  der  Vs.  den 
Kopf  Georgs  L,  auf  der  Rs.  eine  Rose, 
die  2-pence  von  1733  eine  Rosenstaude.  — 
Crosby,  S.  145  ff-  S. 

Rosalino  war  der  dem  Volksnamen  der 
Rosina  (s.  d.)  entsprechende  Name  eines 
toskanischen  Peso  mit  demselben  Gepräge, 
der  wohl  für  den  Levantehandel  be- 
stimmt war.  S. 

Rose.  Eine  Rose  unter  dem  Brustbilde 
oder  auf  der  Rs.  der  englischen  Münzen 
des  17.  und  18.  Jh.s  bezeichnete  die  Her- 
kunft des  Münzsilbers  aus  den  Silberminen 
Westenglands.  —  Grueber,  Nr.  724,  778 
(Taf.  33).  S. 

Rosenbeeker,  Roosebeeker  wird  eine 
brabantische  Groschenart  genannt,  die  zu- 
erst 1384 — 1389  von  Johanna  von  Brabant 
und  Philipp  dem  Kühnen  von  Flandern 
gemeinsam  in  Löwen  und  Mecheln  ge- 
schlagen worden  ist.  Die  Schilde  von 
Johanna  und  Philipp  sind  nebeneinander 
dargestellt,  darüber  ein  Rosenkranz,  i.  F. 
3  Rosetten,  Rs.  Löwenschild  eingerahmt 
von  Blumen  und  Drachenköpfen.  »Item 
les  gros  oü  il  y  a  chapiaulx  et  roses,  Tescu 
de  Brabant  et  Tescu  de  Bourgogne«  (Ordon- 
nanz Philipps  V.  J.  1389).  Die  doppelten 
Groschen  sollten  1384  zu  50  Stück  aus  der 
6  d.  feinen  Mark  geschlagen  werden,  die 
Groschen  zu  loo  Stück,  also  i  doppelter 
von  ca,  4,8  g  Rauh-  u.  2,4  g  Feingewicht, 
I  einfacher  von  ca.  2,4  g  Rauh-  u.  1,2  g 
Feingewicht;  von  den  halben  ist  Schrot 
und  Korn  nicht  bekannt.  In  Brabant 
sind  doppelte  Rosenbeeker  wohl  nicht  ge- 
schlagen worden.  Diese  Rosenbeeker  hat 
Johanna  allein  in  Löwen,  Vilvorde,  u.  im 
Frohnhof  zu  Mastricht  weitergeprägt,  und 
zwar  dann  als  doppelte  3,75,  3,40  u.  3>oog 
und  einfache  1,76  g  schwer.  Diese  letzteren 
wurden  auch  doppelte  Labbayen  genannt 
(s.d.). 

Die  Rosenbeeker  wurden  vielfach  nach- 
geahmt, so  von  Ravenstein,  Weert,  Namur 
usw.  —  De  Witte,  Brabant  I  S.  165,  175 
nr.  414  f.,  S,  177  f.  nr.  421—426.       Su. 

Rosenobel  oder  Ryal  (lat.  Rosa  nobilis), 
eine  englische,  von  Eduard  IV.  geschaffene 
Goldmünze,  die  ihren  Namen  von  der 
Rose  auf  beiden  Seiten  hat,  wodurch  sie  sich 


574 


ROSEPENNY— ROTE  SECHSER 


von  dem  früheren  Nobel  (s.  d.)  unter- 
scheidet. Der  gewappnete  König  steht 
auf  der  Vs.  in  einem  Schiffe,  auf  dessen 
Seitenwand  eine  Rose  sich  befindet,  wäh- 
rend auf  der  Rs.  im  Achtpaß  ein  Lilien- 
kreuz,' in  dessen  Winkeln  vier  Löwen, 
in  der  Mitte  eine  Sonne  mit  der  Rose  er- 
scheinen. Sein  Wert  war  lo  Schillinge, 
sein  Gewicht  T^77(i  g  und  sein  Goldgehalt 
7,736  g;  auch  halbe  und  viertel  gab  es; 
die  Rosenobel  wurden  noch  unter  Elisabeth 
geprägt.  Sehr  häufig  wurden  die  Rosenobel 
in  den  Niederlanden  nachgeprägt,  aber 
diese  sind  leicht  an  ihrem  viel  roheren 
Schnitt  zu  erkennen,  wogen  7,69  g  und 
hielten  7,63  g  Gold.  Es  mag  hier  noch 
erwähnt  werden,  daß  die  Taler  des  Herren 
Wilhekn  L  (1564 — 96)  von  Heyd  und 
Bleid  im  Jülichschen  auf  der  Rs.  die 
Inschrift:  f  Partem  quart[am]  Ro[sae] 
No[bilis]  Au[reae].  Cudebat  I)[ominusi 
H[eyd]  Et  B[leid]  tragen.  —  Grueber, 
S.  ^6  f. ;  Schrötter  in  Schmollers  Jahrb. 
32.  Bd.,  I,  S.  55f.,  n,  S.  34;  Verkade, 
S.  19  f.,  Taf.  39,  i;  7T,  1—4;  De  Voogt, 
S.  170.  Über  Heyd  u.  Bleid:  Menadier, 
Aachen  S.  185.  S. 

Rosenobel  wurden  auch  1629  in  Ko- 
penhagen geschlagen,  24  Stück  aus  der 
20  Karat  feinen  Mark,  mit  ähnlichem 
Gepräge  wie  das  der  im  Kalmarkriege 
ausgemünzten  Guldriddere  (s.  d.),  wurden 
aber  bald  reichhaltiger  als  jene  befunden. 
Unter  den  Königen  Hans  und  Christian  H. 
wurden  Nobel,  von  Friedrich  H.  1584  ein 
paar  vereinzelte  Rosenobel  als  Medaillen 
geschlagen.  —  Schon,  S.  13,  24,  85,  140. 

W. 

Rosepenny  und  Rosehalfpence  hießen 
die  unter  Eduard  VI  und  Maria  von 
England  für  Irland  geprägten  schlechtesten 
Silbermünzen  mit  einer  voll  erblühten 
Rose  auf  der  Vs.,  die  1556  eingezogen 
wurden.  S. 

Rose  Ryal,  englische  Goldmünze  Jakobs 
L,  1615 — 1619  mit  dem  Gepräge  des 
Sovereign  (s.  d.)  geschlagen  und  i^/a  So- 
Tereign  oder  30  Schilling  geltend.  Er 
"«^og  13,83  g  und  hielt  13,74  g  Gold.  — 
•Grueber,  S.  99,  102.  S. 

Roslna^  Volksname  des  1665  und  1718 
.geschlagenen  toskanischen  Goldfloren,  der 
auch   Pezzo    d'oro    ddla    Rosa   genannt 


wurde,  mit  Medicischild  auf  der  Vs.  und 
zwei  Rosenstöcken  und  der  Unterschrift: 
LIBURNI  (Livorno)  auf  der  Rs.  Sie  sind 
aber  ebensowenig  wie  die  mit  PISIS  (s.  d.) 
gezeichneten  Münzen  in  Pisa,  in  Livorno, 
sondern  in  Florenz  und  zwar  gering- 
haltiger als  die  anderen  Florenen  geprägt 
worden.   Vgl.  Livomina.  S. 

Rossler,  Rossler  wurden  in  Deutschland 
die  oberitalienischen  Cavalotti  (s.  d.)  wegen 
des  Reiters  auf  einer  Seite  dieser  Münzen 
genannt.  S. 

RoBwerke  waren  dort  nötig,  wo  die 
Streck-  und  Prägewalzen  nicht  durch 
Wasserkraft  getrieben  werden  konnten. 
Der  Betrieb  mit  ihnen  war  teuerer  als  der 
mit  Wasserwerken;  die  Münzpferde  wurden 
geblendet.  Nach  Erfindung  der  Dampf- 
.maschinen  wurden  die  Roßwerke  unnötig. 

S. 

Rostrum,  eig.  der  Schnabel,  heißt  der 
Rammspom  der  antiken  Schiffe,  griech. 
IftßoXov;  es  ist  ein,  solange  man  den 
Schiffsvorderteilen  Tiergestalt  gab,  die 
Schnauze  des  Tieres  (Eber,  Fisch)  bildender 
(Z.  f.  N.  37  S.  68.  129),  später  meist  drei- 
zackiger, etwa  in  der  Wasserlinie  aus  dem 
Schiffsvorderteil  herausragender  Teil,  die 
gefährlichste  Waffe  des  Schiffes,  die  daher 
den  genommenen  Schiffen  des  Feindes 
abgesägt  wurde;  in  Rom  schmückte  man 
damit  die  Rednerbühne,  die  daher  selbst 
rostra  hieß  (dargestellt  auf  M,  des  LoU, 
Palikanus).  Ein  R.  ist  das  Bild  der  kyren. 
M.  des  P.  Canidius  Crassus,  Journ.  int.  XI 
S.  227,  auch  tritt  der  Adler  auf  tyrischen  M. 
der  Seleukiden  oft  auf  ein  R.;  sonst  ist 
meist  das  ganze  Schiffsvorderteil  abgebildet, 
so  auch  auf  der  Darstellung  der  Redner» 
bühne  mit  dem  von  ihr  herab  sprechenden 
Hadrianus  auf  seinen  Großbronzen.  — 
Journ.    int.    XVI    S.  143/4-  R- 

Rotatgttlden  s.  Goldgulden  am  Schluß 
und  Rechnungsmünzen. 

Rote  Sechser  hießen  die  in  Berlin, 
Magdeburg,  Stargard  und  Minden  schon 
unter  dem  Großen  Kurfürsten,  dann  aber 
in  gewaltiger  Menge  unter  Friedrich  IIL  (I.) 
zur  Erzielung  eines  großen  Münz- 
gewinnes  behufs  Schuldenzahlung  der 
EjTone  durch  den  Juden  Liebmann  und 
dessen  Frau  Esther  geprägten  Sechs- 
pfennigstücke, deren  ganz  dünne  Silber- 


ROVESCIO— RUBEL 


575 


decke  sich  im  Verkehr  sogleich  abrieb, 
so  daß  die  Münzen  eine  rote  Farbe  er- 
hielten. Allein  in  den  Jahren  1689  bis 
1694  und  1700  sind  über  13  bis  14  Millionen 
Stück  mit  500/0  Gewinn  hergestellt  worden. 
Auf  Betreiben  des  Kronprinzen  Friedrich 
Wilhelm  wurde  171 1  diesem  Unfug  ein 
Ende  gemacht.  Diese  Prägung  fand  eine 
Nachahmung  in  den  kursächsischen  Seuf- 
zern (s.  d.).  Die  roten  Sechser  wurden 
wegen  des  Zepters  im  Brustschilde  des 
Adlers,  in  dem  man  einen  Spieß  sah,  auch 
Spieße  genannt,  welcher  Name  den  späteren 
preußischen  Sechspfennigstücken  mit  an- 
derem Gepräge  bis  ins  19,  Jh.  blieb.  — 
Schrötter,  Acta  Bor.  I,  Gesch.  S.  104  S, ; 
Schmieder,  S.  434.  S. 

Rovescio,  italienisch  für  Rückseite  (s.  d.). 

Royaliii.  Als  175 1  in  der  dänischen 
Kolonie  Tranquebar  wegen  Mangels  an 
Zahlmitteln  französische  Münzen  ein- 
drangen, ersuchte  die  Asiatische  Kompagnie 
um  die  Prägung  von  Fanos  (s.  Fanam), 
genaimt  Royalins,  in  Kopenhagen,  i  und 
2  Royalins  waren  früher,  1730—31,  in 
Tranquebar  gemünzt  (Abb.  350).  18  Stück 
einzelne  galten  i  Speziestaler,  147  hielten 
I  Mark  Silber,  sie  waren  14V9  Lot  fein. 
Zwar  lehnte  die  Münzstätte  ab,  Münzen 
»nach  asiatischer  Art«  herzustellen,  es  ge- 
schah aber  doch,  denn  unter  Friedrich  V. 
und  Christian  VIL  sind  recht  bedeutende 
Mengen  dieser  Sorten,  die  das  dänische 
Wappen  trugen,  gemünzt  worden,  um 
i8l6  wieder  von  den  gewöhnlichen  Fanos 
ersetzt  zu  werden.  — V,  Bergsöe;  J.  Wilcke, 
Kurantmönten  S.  287  ff.;  Abb.  Schon, 
Taf.  50,  Nr.  113— 116,    132,    133.      W. 

Rs.,  Abkürzung  für  Rückseite  (s.  d.). 

R.  S.  R.  i.  A.  von  M.  des  Carausius 
=  Rationalis  summae  rei,  s.  unter  Ra- 
tionalis. R. 

Rub*  =  arab.  1/4.  S.  Tömän,  Altun, 
Piaster,  SebHi,  Mitral,  Sultänl,  Ebenso 
Rub*i  (Viertelstück),  s.  Abbäsi,  Jaital, 
Rubä^  s.  Dinar.  V. 

Rfibely  russisch  rubl'  (auch  Tin  = 
Kerbe),  war  der  am  Anfang  des  14.  Jh.s 
aufkonamende  Name  für  die  Geldgrivna 
{s.  Grivna),  welche  in  Barren  von 
Novgorod  (s.  Barren,  russische  VI)  im 
Durchschnitt  etwa  196  g,  im  übrigen 
Ostrußland   (v  nizovych  zeml'ach)   viel- 


leicht nur  Twer'  ausgenommen,  etwa 
94  g  (s.  Barren,  russ.  VIII— IX)  wog. 
Dieser  leichte  R.  wurde  wohl  in  Novgorod 
Poltina  (s.  d.)  genannt. 

Der  Silbergehalt  dieser  Barren  ist  ein 
relativ  hoher   (etwa   830/0),   wurde   aber, 
wie   es  scheint,   bei   Berechnungen  nicht 
ausdrücklich   hervorgehoben,    ebenso   wie 
bei  der  russ.  Prägung  bis  auf  Peter  den  G. 
(17 11)  der  Feinheit  der  Münzen  nicht  Er- 
wähnung getan  wird  (vgl.  Kaufman,  Rubl', 
120 — 121).  —  Bei  Beginn  der  selbständigen 
Prägung  im  Großfürstentum  Moskau  wurde 
der  leichte  R.  zur  Gewichts-  und  Rechen- 
einheit gewählt,  aus  dem  100  Denga  (s.  d.) 
zu  etwa  0,93  g  geschlagen  wurden,  wobei 
aber  weder  das  präzise  Gewicht  des  R., 
noch  der  Schlagschatz  genau  zu  ermitteln 
sind.   Doch  schon  um  1410  wurde  aus  dem 
leichten  R.,  dem  Gewichte  der  erhaltenen 
Denga  nach  zu  urteilen,  eine  größere  An- 
zahl von  Münzen  ausgebracht,  so  daß  er 
schon   damals   eine   konstante  Gewichts- 
einheit zu  sein  aufhörte.    Dasselbe  wider- 
fuhr auch  dem  schweren  R.  von  Novgorod, 
als  er  zuerst  um  1420  zur  Gewichtseinheit 
der  auf  Moskauer  Geheiß  unternommenen 
Prägung  gemacht  und  dann  in  der  2.  Hälfte 
des    15.    Jh.s   nach   der   Eroberung   von 
Novgorod  in  das  Moskauer  System  auf- 
genommen wurde.     Laut  Gesetz  wog  der 
Novgoroder  R.  in  Münzen  seit  1535  soviel 
wie  die  Gewichtsgrivenka  (1/3  von  204  g, 
s.  Grivenka  [skalovaja]),  während  er  am 
Anfang  des  14.  Jh.s,  wahrscheinlich  wohl 
im  Durchschnitt,  ganz  nahe  dem  Gewicht 
der  rublevaja  Grivenka  kam.     Der  Mos- 
kauer R.  wurde  nun  wiederum  in  Münzen 
dem  schweren  R.  als  seine  Hälfte  an  die 
Seite  gestellt.  —  Obgleich  das  Volk  nach 
dem  leichten  Moskauer  R.  zu  rechnen  fort« 
fuhr,  prS^te  die  Regierung  im  16,  und 
17.  Jh.  in  größeren  Mengen  nur  Kopeken 
(s.  d.)    =  i/ioo  des  schweren  ehemaligen 
Novgoroder  R.,  warum  auch  letzterer  und 
nicht  der  Moskauer  von  Peter  dem  Großen 
zur  größten  Schwermünze  und  vornehm- 
lichen  Rechenmünze   in   Silber   erhoben 
wurde,  nachdem  der  Wert  des  ursprüng- 
lichen leichten  Rubels  von  1380,  in  Münzen 
ausgedrückt,  auf  ein  Vs  seines  früheren 
Wertes  gesunken  war. 

Die  einzige  gründliche  Darstellung  s.  bei 


576 


RUBEL 


Kaufman,  Rubl',  S.  12— ii8  und  Ves,  13— 
60.  Für  die  Zeit  von  1315  bis  1535  ist  aber 
schon  von  Cizov  (bes.  Asbabskij  klad  in 
Trudy  Predvarit.  Kom.  XV  Arch.  S'ezda, 
S.-A.,    7 — 16)    so    manches   beanstandet 
worden.  Die  Kritik  muß  aber  weitergehen: 
I.   weil   Kaufman    den    Unterschied    der 
Grivna  (s.  d.)  kun    in  den  verschiedenen 
Teilen   Rußlands  trotz  M.    Pogodin  und 
MroSek   ignoriert;    der   Unterschied  wird 
aber  durchaus  durchs  Gewicht  der  Barren 
(s.   Barren,   russische)   bestätigt;    2.   weil 
K.,  ohne  etwaige  Gründe  anzuführen,  den 
Moskauer  Rubel  von  1380,  der  wohl  ein  re- 
eller Barren  ist  (s.  B.,  russ.  VIII — IX),  mit 
dem  Novgoroder,  von  der  republikanischen 
Regierung   wohlgehüteten    Gewichte,    der 
»rublevaja  Grivenka«  identifiziert;  3.  weil 
K.,  von  metrologischen  Betrachtungen  aus- 
gehend, die  bis  jetzt  weiterlebende   Ein- 
teilung des  Rubels  in  100  Teile  für  1380 
negiert,    obgleich   diese   Rechenweise    der 
am  besten  gesicherte  Punkt  der  ganzen 
Untersuchung  sein  müßte.      Um   seinen 
metrologischen  Berechnungen  gerecht  zu 
werden,  greift  K.  zu  dem  ihm  völlig  und 
leider  bis    jetzt  allen  so  ziemlich  unbe- 
kannten tatarischen  Münzfuß;  4.  weil  K. 
es  unternimmt,  den  ursprünglichen  Münz- 
fuß festzustellen,  ohne  das  präzise  Gewicht 
der  obersten  Eiriheit  und  ohne  den  Schlag- 
schatz zu  kennen,  wobei  er  mit  so  kleinen 
Einheiten  wie  der  nur  ca.  0,93  g  wiegenden 
Denga  zu    operieren   hat.     —  Orfeänikov 
(Okulovskij   klad,    S.  9)  und  Iljin  (Topo- 
grafija,  20)  setzen  das  ursprüngliche  Ge- 
wicht der  Denga  in  Zusammenhang  mit 
der  tatarischen  Prägung  in  Bolgar,    der 
Rußland   am   nächsten   liegenden   Münz- 
stätte,   deren   Münzen   dasselbe   Gewicht 
wie  die  frühesten  russ.  Denga  aufweisen. 
Letztere    Betrachtung   macht    die    ganze 
Theorie  von  Kaufman  überflüssig. 

Nach  der  kurzlebigen  und  durchaus 
verfehlten  Münzreform  von  1654—1663 
(s.  Rubeljefimok  und  Jefimok)  gehört 
Peter  dem  Gr.  das  Verdienst  der  Schaffung 
des  russischen  silbernen,  kupfernen  und 
goldenen  Schwergeldes  nach  allgemein 
europäischem  Muster.  Peter  wählte  den 
Silberrubel  zu  alleiniger  Währungs-  und 
Recheneinheit,  zu  dem  sich  seit  Katharina 
II.    (1769)    der   Papierrubel    gesellte    (s. 


Assignacia)  und  der  seit  1897  in  der  Funk- 
tion der  Währungseinheit  —  nicht  aber 
der  Münze  —  durch  den  Goldrubel  ersetzt 
wurde. 

Der  R.  hat  wie  ehemals  100  Kopeken 
(s.  d.),  die  aber  seit  1719  nur  aus  Kupfer 
geschlagen  wurden. 

Die  ersten  Silberrubel  —  von  1704 — 1714 
sporadisch  ausgegeben  — ,  etwa  28,44  g 
schwer  und  mit  24,89  g  Silbergehalt,  waren 
eine  weitere  Herabsetzung  des  alten  R.  (s, 
Kopeke),  doch  deckten  sie  sich  nunmehr  mit 
der  allgemein-europäischen  Hauptmünze, 
dem  Taler.  Der  nächste  Schritt  war  aber 
die  Herabsetzung  des  wenn  auch  bis  dahin 
nicht  gesetzlich  festgesetzten,  doch  ver- 
hältnismäßig hohen  Feingehalts  auf  20,7  g, 
worauf  die  veränderte  Aufschrift  selbst 
hinweist  (moneta  dobraja  [=  bona]  bis 
1718  und  novaja  [=  neue]   seit  1718). 

Von  1718 — 1734  hielt  der  Silberrubel 
20,76  g,  von  1764 — 1915  aber  nur  18  g 
Silber,  wobei  aber  das  Rauhgewicht  der 
Handlichkeit  halber  immer  mehr  sank.  Vom 
gleichen  Feingehalt  (0,750)  wurde  im  18.  Jh. 
auch  das  übrige  Silbergeld  ausgebracht^ 
seit  1867  aber  nur  die  50-  und  25 -Kopeken- 
stücke (s.  Poltina  und  Cetvertak). 

Der  silberne  Sovjetrubel,  der  wieder  192 1 
und  1924  geprägt  wurde,  ist  seit  1924  20,05  g 
schwer  und  hat  18  g  Feingewicht,  bei  einem 
Durchm.  von  34  mm.  —  Vielfache  vom  R.,. 
wie  2,  3  (s.  Cervonec),  5  (s.  Poluimperial), 
71/3,  10  und  15-R.  (s.  Imperial)  wurden  in 
Gold,  3-,  6-  und  12 -Stücke  aus  reiner  Piatina 
von  1828— 1845  zu  41,  46;  20,  73;  10,36  g 
in  der  Größe  eines  Rubels,  Poltina  und 
Cetvertak  hergestellt.  Für  Polen  wurden 
i^a-Rubelstücke  (vgl.  Zloty)  geprägt.  — 
Seltene  Ausnahmen  bilden  i -Rubelstücke 
in  Gold  von  Elisabeth  (1756— 1758)  und 
Katharina  IL,  wie  auch  die  Probe-Kupfer- 
platten im  Werte  von  i  R.  von  1725  und 
1726  zu  1636  g  und  die  runden  Stücke 
von  1770— 1771  zu  1023  g.  —  S.  Groß- 
fürst G.  M.,  Ekaterina  L,  Taf.  XV  und 
Ekaterina  IL,  B  II,  Taf.  XII,  16. 

Der  seit  1718^1915  jährlich  geprägte 
Silberrubel  hat  im  18.  Jh.  gewöhnlich 
das  Brustbild  auf  der  Hs.  und  den  Doppel- 
adler auf  der  Rs.  (s.  Abb.  380),  zeigt  aber 
auch  zu  Peters  L,  IL,  III.  und  Pauls 
Zeiten  Brustbild  und  das  ins  Kreuz  ge^ 


RUBELJEFIMOK— RUPIE 


577 


stellte  russische  P  (russ.  J^krestovik«  ge- 
nannt; bei  Paul  auf  der  Hs.),  —  Alexan- 
der I.  (1801— 1825),  Nikolaus  I  (1825 — 
1855)  und  Alexander  IL  (1855— 1881) 
hielten  am  Doppeladler-Wert,  hie  und 
da  Feingehaltsangabe  fest.  —  Erst  seit 
Alexander  III.  (1881 — 1894)  erscheinen 
wieder  Bildnis  und  Doppeladler,  wenn  man 
die  seltenen  Probebildnisrubel  der  vorher- 
gehenden Herrscher  aus  dem  Spiele  läßt. 

Der  R.  von  1924  hat  auf  der  Vs.  Wappen 
und  Wertangabe,  auf  der  Rs.  als  Symbol 
der  Eintracht  Bauer  und  Arbeiter,  im 
Hintergrunde  aber  ein  Fabrikgebäude  und 
die  aufgehende  Sonne. 

Gelegenheitsrubel  wurden  selten  und  nur 
im  19.  und  20.  Jh.  geprägt.  So  das 
l^/a-Rubclstück,  der  sog.  Familienrubel  von 
1835  und  1836  —  letzterer  als  Unikum 
auch  in  Gold  —  und  die  Gedcnkrubcl  von 
1834,  1839,  1859, 1881,  1912  (2  verschiedene 
Stücke),  1913  und  1914.  — ■  Materialien 
und  Beschreibung  beim  Großfürsten  G.  M., 
Darstellung  von  Kaufman,  Rubl*.  —  Auch 
Schlözcr,  Münz-,  Geld-  und  Bergwerksge- 
schichte des  russ.  Kaiserreichs,  und  Chau- 
doir,  I — III,  doch  beide  veraltet.  Samm- 
lung Reichel  I  (1842),  Schubert  (1857), 
fürs  19.  Jh.  Tolstoj.  B. 

Rubeljefimok  s.  Jcfimok.  ß. 

Rübener  (Rübler)  wurden  nach  dem 
Wappenbilde  einer  Rübe  des  Salzburger 
Erzbischofs  Leopold  von  Keutschach  (149S 
bis  1519)  dessen  Batzen  genannt,  die, 
1500 — 15 19  in  riesigen  Mengen  geprägt, 
die  umliegenden  Länder  überschwemmten. 
—  S.  auch  Keutschachtaler.  S. 

Rfibentaler  =  Keutschachtaler  (s.  d,), 

Rfibler  s.  Rübcncr. 

Ruckläufige  Schrift  Wir  schreiben  von 
links  nach  rechts,  und  für  uns  ist  also  R.  S. 
die  von  rechts  nach  links  geschriebene, 
wie  die  Phöniker  und  die  anderen  Semiten 
schrieben;  auch  die  Griechen  aber  schrieben, 
abgesehen  vom  Bustrophedon  (s.  d.),  in 
älterer  Zeit,  gelegentlich  aber  noch  bis 
ans  Ende  des  5.  Jh.  (z.  B.  in  Terina, 
Syrakus)  in  R.  S.,  wobei  aber  die  Buch- 
staben dann  auch  umgekehrt  stehen,  also  S\ 
statt  R,  H  statt  K  usw.;  einzelne  derartige 
Buchstaben  finden  sich  aus  Nachlässigkeit 
noch  in  röm.  und  byz.  Zeit.  —  Bes.  häufig 
haben  barbarische  Nachahmungen  R.  S., 

WOrterbnoh  dor  Künzkundc. 


weil  der  Kopist  die  Vorlage  genau  in  den 
Stempel  übertrug,  wodurch  dann  beim 
Prägen  die  Schrift  rückläufig  wurde,  Ant. 
M.   Nordgriech.   II  zu  nr.  282,  R. 

Rückseite,  abgekürzt  Rs.  (Kehrseite, 
Ks.),  franz.  Revers,  engl.  Reverse,  ital. 
Rovescio  heißt  die  minderwichtige  Seite 
einer  Münze  (s.  Vorderseite).  S. 

Ruiter  =  Rijder,  s.  d. 

Rundstück,  =  Öre  schwedisch  =  i  Schill, 
lübisch  =  2  Skill.  dänisch,  wurden  in 
Schweden  erst  aus  Silber  gemünzt,  später 
aus  Kupfer.  1777 — 1818  rechnete  man 
12  Rundstücke  auf  i  Skilling,  von 
welchen  wiederum  48  auf  den  Riksdaler 
gingen.  181 8 — 35  gingen  12  Rundstücke 
species  auf  i   Skilling  species.  W. 

Runen  und  Runenmünzen.  Die  Runen 
sind  die  ältesten  Schriftzeichen  der  Ger- 
manen und  haben  ihren  Ursprung  nörd- 
lich vom  Schwarzen  Meer,  sind  hier  von 
den  Goten  im  3.  Jh.  nach  dem  griech. 
und  lat,  Alphabet  gebildet  worden.  Von 
hier  aus  haben  sie  sich  über  Deutschland 
nach  dem  Norden  verbreitet,  wo  die  zahl- 
reichsten Denkmäler  erhalten  sind.  Auf 
Münzen  erscheinen  sie  im  6.  Jh.  auf  einer 
barbarischen  Nachprägung  eines  Solidus 
des  Honorius  mit  dem  Namen  »Soana- 
modu«  in  angelsächsischen  Runen,  dann 
ist  der  Name  des  Pada,  Königs  von  Mercia 
(655 — 57?)  auf  einem  Tricns  in  dieser  ger- 
manischen Schrift  geschrieben,  ebenso  auf 
drei  Silbermünzen  desselben  Königs  und 
auf  Sceattas  König  Ethelreds  (675—704); 
vereinzelte  ältere  tragen  in  Runen  einige 
andere  Personcnnamen.  Im  8.  und  9.  Jh. 
kommen  in  England  gelegentlich  noch 
Runenbuchstaben    auf   Pennics    vor.  Su. 

In  Dänemark  sind  R.  besonders  aus  der 
Zeit  Sven  Estridsens  (1047—76)  und  den 
Münzstätten  Lund  und  Roeskilde,  aus  Nor- 
wegen von  Harald  Haarderaades(i047 — 66) 
(der  Cyräslidfund)  bekannt.  W. 

Rupie  (aus  sanskr.  Rüpya  =  wrought 
silver).  Silbermünze  von  Indien.  Zuerst 
eingeführt  von  Shir  Shäh  (1539—45), 
fand  sie  unter  Akbar  (1556—1605)  all- 
gemeine Verbreitung.  Feingehalt  0,970, 
Gewicht  1 1,534  g  (178  grains).  Abweichun- 
gen vom  Gewicht,  welches  sich  bis  zur 
englischen  Herrschaft  erhielt,  fanden  statt 
unter  Djehänglr  (14,25  g)  und  Shäh-*=älem  I. 

37 


578 


RUPIE 


(12,05  gr).  Daneben  wurden  von  Akbar  und 
anderen  Fürsten  Va  (Darb,  aus  Dravya  = 
Reichtümer),  V4  (Garn,  Cham,  aus  Gama  = 
Versfuß,  V4  Strophe;  im  18.  Jh.  Pauli),  V« 
(Ast),  Vio(Dasä),  V16  (Kala)  und  V3o(Suk^  R. 
ausgegeben.  Djehängir  (1605 — 28)  prägte 
zu  Geschenkzwecken  (Gharlb  nawäz)  auch 
Münzen  zu  5  (Kaukab-i  sa*d  =  Glücks- 
stern), 10  (Kaukab-i  bal^t),  20  (Kaukab-i 
muräd),  50  (Kaukab-i  ikbäl),  lOO  R 
(Kaukab-i  täli^i)  und  kleine  Silbermünzen 
von  ca.  1 1  mm  (Khair  ^bül,  d.  h.  »guten 
Empfang <i)  und  7,5  mm  Größe  (NürafSän  = 
Licht  verstreuend,  10  grains  =  0,648  g). 
Kleine  Silber-,  selten  Goldmünzen,  deren 
Gewicht  den  Teilstücken  der  R.  entspricht, 
wurden  bei  festlichen  Gelegenheiten  aus- 
gestreut, weswegen  sie  Nitär  (natara  = 
ausstreuen)  genannt  wurden.  Die  R.  sind 
meist  rund,  viereckige  R.  (z.  B.  die  Djeläla- 
R.  mit  der  Wunschformel  Djalla  djeläluhu) 
wurden  besonders.von  Akbar  geprägt  (Abb. 
436).  Die  Inschriften  sind  so  ziemlich 
denen  des  Muhr  (s.  d.)  gleich.  Der  Wert 
der  Münze  wird  fast  nie  angegeben.  Sehr 
groß  ist  die  Anzahl  der  Münzhöfe  unter 
den  Großmogulen  (über  200).  Während 
des  Verfalles  ihrer  Herrschaft  und  später 
prägten  alle  möglichen  ganz  und  halb  un- 
abhängigen Fürsten  eigene  Münzen,  so 
daß  Anfang  19.  Jh.s  gegen  1000  verschie- 
dene Münzsorten  in  Indien  kursierten.  Die 
meisten  R.  dieser  Zeit  haben  ihre  Namen 
von  den  Fürsten,  die  sie  prägten  (so  die 
Mahbübiya  -  R.  von  Hyderäbäd,  1904  mit 
dem  Palast  Cahär  minär  auf  der  Vs.),  oder 
den  Orten,  wo  sie  geprägt  wurden  (Arcot- 
und  Sürat-R).  Besondere  Benennungen 
haben  einige  R.  der  Rajputstaaten,  auf 
denen  manchmal  der  betreffende  Raja,  aber 
immer  der  Oberherr,  sei  es  der  Großmogul 
oder  die  Königin  Victoria,  genannt  ist: 
Borsl-R.  (Bopusähl-R.)  von  Kuchäwan 
(1788— 1862),  Chandori-R.  und  Muhr  von 
Mewär  (1778— 1828),  Djhär  sähl-R.  und 
Muhr  von  Jaipur  mit  dem  Djhärzweige 
(18. — 19.  Jh.),  die  Raosähl-R.  von  Alwar 
(1772— 1876),  die  Top-sähl-R.  von  Seopur 
in  Gwalior,  18 13,  mit  Kanone  und  Kugeln 
zwischen  den  Zeilen  der  Inschrift,  die 
Gyärsanah-  (Igärähsanah-)  R.  und  Muhr 
von  Shähpura  (18. — 19.  Jh.),  die  Tamanöa 
von  Dholpur  mit  der  Pistole  (1804—57),  die 


LullulTya-,  Rururiya-  und  Gungsharam-R. 
und  Muhr  von  Märwär  (1849 — 62)  mit  den 
Sanskritbuchstaben  L  bzw.  R  bzw.  G, 
zwischen  den  Zeilen  der  persischen  In- 
schrift. Die  R.  von  Afghanistan  hatte  unter 
den  Durränl  (1747 — 1842)  dasselbe  Gewicht 
wie  die  indische,  doch  sank  dieses  unter  den 
Bärakzaiden  auf  9,20  g.  ^Abdarrahmäns 
(1880— 1901)  R.  hat  Vs.  Tughrä,  Rs. 
Moschee  mit  Fahnen,  Jahr,  Gewichts - 
(Du,  d.  h.  2  Mitkäl)  und  Wertangabe  (Yek, 
d.h.  I,  Rupia  Käbuli).  Das  5-R. -stück 
wiegt  46  g.  Die  modernen  R.  des  Panjäb, 
so  die  Rajashähl-R.  von  Patiala  sind  denen 
des  Ahmed  Durräni  nachgebildet  und 
unterscheiden  sich  untereinander  nur  durch 
besondere,  jedem  einzelnen  Fürsten  eigen- 
tümliche Merkzeichen.  In  Mysore  prägte 
Tipüsultän  1782 — 99  R.  und  ihre  Teilstücke, 
denen  er  besondere  Namen  (nach  den  mu- 
hammedanischen  Imämen)  verlieh:  Saiden 
(2  R.),  Imämi  (i  R.),  'Äbidi  (»/aR .),  Bäkiri 
(1/4  R.),  Dja*farl  (Vs  R),  Kä?iml  (V16  R.), 
HidrI  (Vsa)-  D^®  ^-  ^<>^  Assam  (16. — 19. 
Jh.)  sind  achteckig.  Ihre  Inschriften  sind 
bald  in  Ahöm,  bald  in  Sanskrit  abgefaßt, 
selten  persisch.  Vs.  Königsname  und  Präge- 
jahr, Rs.  Epitheton  des  Königs.  Späterhin 
wurden  auch  Va»  V41  V»»  Vi^>  Vs»  R-  geprägt. 

InManipur  heißt  die  R.  Lising  mangä, 
d.  h.  5000,  und  wird  eingeteilt  in  400  S61. 
Es  sind  dies  aus  Glockengut  hergestellte 
runde  Münzen.  4  S61  heißen  Yankhai  (50), 
8  Sa  Chama  (lOo),  16  S61  Chani  (200),  24 
S6\  Chahüm  (300),  80  S6l  Osing-ama 
(1000).  Diese  Bezeichnungen  sind  auf  das 
früher  verbreitete  ICaurisystem  (s.  Kauri) 
zurückzuführen,  i  R.  =  5000  Kauri. 

Um  1843  errangen  im  größten  Teil  von 
Indien  die  R.  der  englischen  Regierung 
Vorherrschaft.  Die  nach  eigenen  Typen 
geprägten  Münzen  wie  auch  die  Nach- 
ahmungen der  Großmogulmünzen,  die  im 
allgemeinen  ein  mehr  europäisches  Aus- 
sehen haben  als  ihre  Vorbilder,  werden 
Kaldär  (milled  or  made  by  machinery) 
genannt. 

Im  modernen  indischen  Münzsystem  ist 
die  R.  =  16  Anna.  Diese  Bezeichnung 
kommt  auf  den  Münzen  der  Großmogule 
nicht  vor,  doch  werden  goldene  und  silberne 
2-  und  4-Anna-Münzen  im  Ma^äjir  i  *Alem- 
giri  (1710)  unter  dem  Jahre  1090  =  1679 


RUPIE 


579 


erwähnt  (Hodivala,  Hist.  Stud.  loi).  Auf 
Münzen  der  einheimischen  Dynastien  steht 
das  Wort  sehr  selten. 

Literatur  s.  Muhr,  außerdem:  Hodivala 
in  JPASB.  1917  (NS.  28)  67,  Henderson, 
The  Coins  of  Haider  Ali  and  Tipu  Sultan, 
S.  20 ff.;  Webb,  Gurrendes  of  the  Hindu 
States  of  Rajputana;  Rodgers  in  JASB. 
1881,  S.  71;  Jackson  in  BrNJ.  V;  Taylor 
in  JPASB.  1912  (N.  S.  18),  S.  229;  Brown, 
ibid.  S.  249;  Allan  in  NChr.  1909,  S.  300 
— ^331;  Hoernle  in  JASB.  1897,  S.  270; 
O.  Codrington  in  NChr.  1895;  Temple  in 
lA.  18,  S.  321  ff.,  23,  S.  290;  Longworth 
Dames  in  NChr.  1888,  S.  325  ff.;  White- 
king  in  NChr.  1896,  S.  277  ff.;  Prinsep, 
Useful  tables  3;  Crooke,  Hobson  Jobson 
774;  Whitehead  in  JPASB  1912,  S.  425  ff.; 
Allan,  Indian  Museum  Calcutta  IV.      V. 

Da  die  R.  im  zweiten  Jahre  ihres  Um- 
laufs 2,6,  im  dritten  4,3**/©  weniger  als  im 
ersten  galt  und  dann  erst  festen  Wert 
erhielt,  entstand  hierdurch  und  durch  den 
verschiedenen  Gehalt  der  R.  große  Ver- 
wirrung im  Geldwesen.  Erst  als  die  Eng- 
länder um  die  Mitte  des  18.  Jh.s  eigene  R. 
in  ausgiebiger  Menge  auszugeben  anfingen, 
begann  man  jene  Unterschiede  fallen  zu 
lassen  und  sich  auf  drei  R.  zu  beschränken: 
die  bengalische  Sicca-R,  (vom  arabischen 
Sicca  ==  Münzstempel,  vom  gleichenStamm 
wie  Zecchine),  die  Sirat-R.  von  Bombay  und 
die  Arcot-R.  von  Madras.  1835  wurde  dann 
die  der  ostindischen  Kompagnie  die  einzige 
R,  mit  der  Büste  des  Königs  auf  der  Vs. 
und  der  Wertbezeichnung  im  Kranz  auf 
der  Rs.  (Abb.  342).  Sie  wog  11,6638  g,  hielt 
10,6918  g  Silber  und  hieß  seit  1862  Rcgic- 
rungs-R,  Seit  1870  gibt  es  l-,  Va-,  V4- 
und  ^/s -Rupien  (s.  Anna).  England  hat 
neuerdings  vorgehabt,  die  Silberrupien, 
wie  seit  1914  überall  mit  den  Silbermün- 
zengeschehen, zur  minderwertigen  Scheide- 
münze zu  machen;  jedoch  die  Erkennt- 
nis, daß  die  Einziehung  der  jetzigen 
Rupien  das  Silber  international  ganz  ent- 
werten (s.  rechts  unten)  und  Indien 
mit  seinen  riesigen  Silberbeständen  ver- 
armen lassen  würde»  hat  (1926)  zum  Gesetz 
vom  8.  März  1927  geführt,  laut  dem  die 
Silbemipie  auf  i^l%  Schilling  in  Gold  zu 
fixieren,  der  Sovereign  als  gesetzliches 
Zahlmittel  zu  beseitigen  und  eine  Gold- 


barrenwährung  einzuführen,  d.  h.  die 
effektive  Goldwährung  mit  dem  Goldmo- 
hur  anzubahnen  ist  (Bl.  f.  Münzfr.  1926, 
S.  559)-  —  In  Französisch-Vorderindien 
(Pondich6ry)  galt  die  R.  8  Fanons  (s.  Fa- 
nam),  im  französischen  Mah6  5  Fanons  oder 
75  Biches  aus  Kupfer.  In  Hinterindien  wur- 
den im  18.  Jh.  und  bis  1816  R,  mit  malaii- 
scher Schrift  geprägt.  —  Die  seit  1730  in 
Goa  und  Diu  geprägte  portugiesische  Ru- 
pie zu  2  Xerafins  (s.  d.)  mit  Büste-Schild, 
seit  1850  mit  Kopf -Schild  zeichnete  sich 
bis  ins  19.  Jh.  durch  eine  beispiellose  Ro- 
heit des  Schnitts  aus,  die  Köpfe  der  Könige 
sind  die  reinsten  Karrikaturen.  Um  1826  wog 
d.  Rupie  V.  Goa  10,91  g,  hielt  9,39  g  Silber 
u.  galt  600  Rupien  v.  Goa.  Nach  der  Ein- 
führung des  Dezimalsystems  im  Jahre  1871 
wurde  die  britische  Rupie  angenommen.  — 
Chalmers  S.  336—340;  Netscher,  S.  99  ff.; 
Zay,  S.  273;  K.  Singer,  Die  Motive  der  in- 
dischen Geldreform,  Straßburg,  1910,  S.  l ff.; 
Aragäo,  III;  Noback»,  S.  1046.  S. 

Nach  Erwerbung  des  deutsch-ostafri- 
kanischen Schutzgebiets  wurde  die  dort 
geltende  indische  Rupienwährung  beibe- 
halten und  der  deutsch-ostafrikanischen 
Gesellschaft  die  Münzprägung  übertragen. 
Sie  ließ  seit  1890  in  Berlin  Rupien,  11,6637g 
schwer  mit  10,6917  g  Silbergehalt  (0,916  »/s 
fein)  und  Pesa  (Paisa,  s.  d.)  —  64  auf  die 
Rupie  —  aus  Kupfer  schlagen.  Die 
Silbermünzen  zu  2,  i,  ^/a  und  V4  Rupie 
zeigen  kaiserliches  Brustbild -Wappen,  die 
Pesa  Reichsadler-arabische  Schrift.  Da 
aber  die  Pesa  von  Sanzibar  (Sultanspesa), 
Indien  und  Britisch -Ostafrika  in  riesigen 
Massen  eingeführt  wurden,  verloren  diese 
Scheidemünzen  allen  Kredit,  der  sich  erst 
wieder  einstellte,  als  1893  gegen  die  Einfuhr 
der  fremden  strenge  Maßregeln  ergriffen 
wurden.  Auch  die  minderwertigen  bri- 
tisch-ostafrikanischen Rupien  (Massauar) 
mußten  verboten  werden,  die  Dollar  und 
Mariatheresientaler  wurden  ferngehalten. 
Aber  wegen  zu  starker,  ,  die  Nachfrage 
übersteigender  .Rupienprägung  und  der 
Aufhebung  der  freien  Silberprägung  in  Ost- 
indien im  Jahre  1903  sank  der  Rupienkurs, 
der  um  1900  ==  i,3Ö7  bis  1,405  Goldmark 
war,  bedeutend.  Daher  beschloß  das  Reich, 
die  Rupie  in  der  heimischen  Währung  zu 
verankern.   Im  J.  1903  wurde  das  ostafri- 

37* 


5&0 


RUPRECHTSGULDEN— SACHSENPFENNIGE 


kanische  Münzwesen  vom  Reiche  über- 
nommen; die  Rupie  blieb  zwar  dieselbe, 
aber  sie  wurde  auf  den  festen  Wert  3  Ru- 
pien =  4  Goldmark  gesetzt,  so  daß  7,5  R. 
=  IG  Mark  waren;  7,5  R.  wurden  auch 
i/a  englischen  £  gleichgestellt.  Die  Pesa 
fiel  fort  und  statt  ihrer  wurde  der  Heller 
eingeführt,  von  dem  loo  auf  i  R.  gingen. 
Aus  Nickel  wurden  Stücke  zu  10  und 
S  Heller,  aus  Bronze  solche  zu  5,  i  und 
^/a  Heller  geschlagen.  Die  Nickelmünzen 
hatten  ein  viereckiges  Loch  und  die  10- 
Heller  Schrift-Schrift,  alle  kleineren  Stücke 
Krone-Schrift.  Sie  entstanden  in  Berlin 
und  Hamburg.  Das  ostafrikanische  Geld 
des  Weltkrieges  s.  unter  Notgeld.  — 
M.  Decken,  Das  Geldwesen  der  deutschen 
Kolonien,  Münster  1913,   S.  31  ff.      S. 

Ruprechtsgttlden,  rheinische  Goldgulden 
des  Erzbischof  von  Köln  Pfalzgrafen 
Ruprecht  (1463 — 1480)  mit  mannigfachen 
Prägebildern,  unter  ihnen  auch  Postulats - 
gülden  (s.  d.).  —  Noß,  Köln  II,  S.  216  ff. 

S. 

Rus  ist  der  von  1895  für  die  neue  russi- 
sche Geldeinheit  (den  Goldrubel)  nur  im 
Projekt  vorhandene  Name.  Bekannt  sind 
goldene  Probestücke  im  Werte  von  15-, 
10-  und  5 -Rus,  =  I,  3/3  und  ^/^  Imperial 
(s.  d.),  die  das  Kaiserbild  und  Doppel- 
adler mit  Wertangabe  zeigen,  12,90-,  8,60- 
und  4,30  g   schwer  mit    11,62,  7,74   und 


3,87  g  Goldgehalt  und  24,  21  und  19V»  mm 
Dm.  —  M.  Garäin,  Russkije  monety 
c.  1905— 1915,  S.  4,  Tfl.  II  17—19  (in 
Protokoly  Rossijskovo  Obscestva  numiz- 
matov,  191 6).  B. 

Ruspo  hieß  der  Dukat,  Ruspone  der 
dreifache  Dukat,  die  Herzog  Cosimo  III.  von 
Florenz  17 19  einführte  und  die  bis  z.  Anfang 
des  19.  Jh.s  mit  Lilie-sitzendem  Johannes 
dem  Täufer  geschlagen  wurden.  Der  Ruspo 
wog  3,487  g  u.  hielt  ebensoviel  Gold.     S. 

Ruyder  =  Rijder  (s.  d.). 

Ryaly  I.  englische  Goldmünze,  s.  Rose- 
nobel; 2.  schott.  Gold-M.,  s.  Rose  Ryal; 
3.  schottische  1555— 1 558  geprägte  Gold- 
münze mit  der  Büste  Marias  auf  der 
Vs.,  dem  schottischen  Schilde  auf  der 
Rs.,  die  60  Schilling  schottisch  galt,  7^6^  g 
wog  und  6,994  g  Gold  hielt;  4.  schottische, 
1565 — 1567  geprägte  Silbermünze  Marias 
und  Damleys  mit  dem  schottischen  Schilde 
auf  der  Vs.,  gekröntem  Palmbaum,  an 
dessen  Stamm  eine  Schildkröte  empor- 
klettert, und  dem  Spruchbande  mit  der 
Schrift:  Dat  gloria  vires  auf  der  Rs.  Sie 
galt  30  Schilling  schottisch,  wog  30,59  g 
und  hielt  28,04  g  Silber;  auch  ^/y  und 
1/3-Ryals  wurden  gemünzt;  5.  muhamme- 
danische  Münzbezeichnung,  s.  unter  Riyäl. 
—  Grueber,   S.  184  f.  und  189.  S. 

Ryder  ==  Rijder,  s.  d. 

Ryksdaalder  =  Rijksdaaldcr,  s.  d. 


s. 


S,  Münzbuchstabe  der  Münzstätten 
Rheims  und  Troyes  (bis  1715). 

$,  Abkürzung  für  Dollar  (s.  S.  151  ff.) 
und  für  Milreis. 

Sacena,  das  Opferbeil,  s.  unter  Securis. 

Sacefy  lat.  ursprünglich  =  heilig,  so  Sacra 
sinatus  (auf  M.  von  Mallos)  =  tepä  cjü-ptXT]- 
TOC,  certamina  sacra  (M.  von  Heliopolis, 
Sidon)  =  Jspol  fltY&vec;  in  der  späteren 
Kaiserzeit  heißt  es  kaiserlich;  so  ist  der 
comes  sacrarum  largitionum  der  Beamte 
für  die  kaiserl.  Zahlungen,  sacra  moneta 
(abgek.  S  M)  =  kaiserl.  Münze  usw.     R. 

Sacerdos   =   Priester,   auch  Priesterin; 


ein  sac(erdos)  Caes(aris)  erscheint  auf  M. 
von  Parium.  Auf  röm.  M.  heißt  die  jüngere 
Antonia  sacerdos  (=  Priesterin)  divi 
Augusti,  Sev.  Alexander  sacerdos  urbis, 
Elagabal  nennt  sich  sacerdos  dei  solis 
Elagabal(i),  summus  sacerdos  Aug.,  in- 
victus  sacerdos  Aug.  und  von  Nero  heißt 
es  sacerd(os)  coopt(atus)  in  omn(ia)  con- 
l(egia)  supra  num(erum)  ex  s(enatus) 
c(onsulto).  —  Griech.  (epeo?,  s,  d.         R. 

Sachsenptennige,  Wendenpfennige  oder 
Randpfennige  sind  Pfennige  mit  aufge- 
bogenem Rande,  die  im  östlichen  Sach*> 
sen  im   10.   u.    II.   Jh.   geprägt    worden 


SAECULARES  LUDI 


581 


sind,  weshalb  sie  Menadier  »Sachsen - 
Pfennige«  im  Gegensatz  zu  dem  älteren 
Namen  »Wendenpfennige«  genannt  hat. 
Sie  bilden  neben  den  Otto -Adelheid - 
Pfennigen  die  Hauptmasse  in  allen  Funden 
dieser  Zeit.  Es  handelt  sich  um  zweierlei 
Sorten:  i.  Größere  ältere  ohne  Namen  (Dbg. 
nr.  1325  f.  und  1329),  die  wahrscheinlich 
von  Heinrich  I.  in  Merseburg  geprägt  sind 
und  sich  mit  ihrem  Tempel  unmittelbar 
an  das  alte  karolingische  Gepräge  der 
»christiana-religio  «-Denare  Ludwigs  des 
Frommen  anschließen  und  solche  (Dbg. 
nr.  1327  f.)  mit  dem  Namen  OTTO  oder 
ODDO  im  Portal  einer  Kirche,  Rs.  Kreuz 
mit  Kugeln  i.  d.  W.,  deren  Typus  man 
allenfalls  auf  die  ältesten  Regcnsburger 
Denare  der  bairischen  Herzöge  zurück- 
führen kann,  vermutlich  von  Otto  I.  um 
die  Mitte  des  10.  Jh.s  in  Magdeburg  ge- 
schlagen. 2.  Kleinere,  die  hauptsächlich 
im  II.  Jh.  entstanden  sind.  Der  älteste 
Typus  (Dbg.  nr.  1330)  dieser  S.  entsteht 
im  engen  Anschluß  an  die  magdeburg. 
Pfennige  mit  Holzkirche  und  Kreuz  (Dbg. 
643).  Andere  (Dbg.  nr.  1333)  lehnen  sich 
an  Dcvcnterschc  Pfennige  (Dbg.  nr.  562). 
Eine  große  Reibe  hat  ein  Kugel-  und 
Dreieckskreuz  =  Dbg.  nr.  1335  und  1808. 
Sie  zeigen  in  der  Umschrift  die  Buchstaben 
VERN,  weshalb  Menadier  sie  dem  Erz- 
bischof  Werner  v.  Magdeburg  (1064 — ^78) 
zuschreibt,  der  sie  nur  in  Halle -Giebichcn- 
stcin  geschlagen  haben  kann;  einige 
von  diesen  Pfennigen  tragen  daher  auch 
den  Krummstab  in  der  Umschrift  oder  im 
Felde  (Dbg.  nr.  1343,  1346).  Auf  anderen 
befindet  sich  der  Name  Ebcrhardus  (Abb. 
»50)  und  Petrus;  diese  (Dbg.  nr.  599,  Ooo) 
sind  von  Eberhard  v,  Naumburg  (1045 
— 1078)  ausgegangen,  andere  (Dbg.  nr.  1338) 
von  Otto  von  Orlamünde,  Markgraf  v.  Mei- 
ßen (1062 — 1067)  (von  dem  poln.  Forscher 
Gumowski  werden  sie  dem  Sohne  Bolcslaws 
Ohrobry,  Otto  Bespriem  zugewiesen),  an- 
dere (Dbg.  nr.  1337)  stammen  von  der  Köni- 
gin Rixa  in  Saalfcld  (t  1063).  Einige  we- 
nige sind  nach  der  Aufschrift  »Walhuse«  in 
Wallhausen,  der  unweit  Sangerhausen  ge- 
legenen curtis  geprägt.  Andere  zeigen  eine 
Wage  in  der  Umschrift  oder  eine  Fahne 
über  ETO  (Alpha  ETOmega)  als  Bild  (Dbg, 
nn   1350  f,).     Die  meisten  von  all  diesen 


haben  zwischen  Keilen  als  Rückseitenum- 
schrift »crux«.  Diese  Umschrift,  der 
Krummstab,  das  Alpha  und  Omega  zeigen, 
daß  es  sich  unbedingt  um  christliche 
Münzen  handeln  muß.  Christen  waren 
damals  unter  allen  Wenden  nur  die  Polen, 
und  deshalb  sucht  Gumowski  die  Sachsen- 
pfennige den  Bischöfen  v.  Kruschwitz  zu- 
zuweisen. Nun  ist  aber  von  einer  da- 
maligen geistlichen  Prägung  in  Polen  nichts 
bezeugt;  das  Auftreten  eines  Krummstabes 
sichert  die  Pfennige  vielmehr  für  Deutsch- 
land, dem  die  bischöfhche  Prägung  be- 
sonders eigentümlich  ist.  Und  hier  liegen 
ihre  mehr  oder  weniger  gesicherten  Münz- 
stätten Saalfeld,  Naumburg,  Merseburg,  Gie- 
bichenstein,  Wallhausen,  Hagenrode-Nien- 
burg,  Meißen.  Für  die  Wenden  aber,  die 
damals  noch  die  Münzen  als  Barren-  oder 
Hacksilber  betrachteten,  ist  die  Prägung  der 
»Sachsenpfennige«  gänzlich  ausgeschlossen, 
weshalb  auch  der  Name  »Wendenpfennig« 
durchaus  abzulehnen  ist.  Nur  zahlreiche 
Beischläge  sind  später  von  den  Wenden 
zwischen  Oder  und  Elbe  gemacht  worden. 
Auch  sind  einige  Nachprägungen  in  Polen 
u.  Schlesien  gegen  Ende  des  11.  Jh.s  ent- 
standen, z.  B.  der  Breslauer  Pfennig  mit 
dem  Kopfe  Johannes  des  Täufers.  — 
Menadier  in  D.  M.  I  S.  196,  in  Z.  f.  N.  26 
S.  183».  u.  in  Berl.  Mbl.  1929  S.  399 ff.; 
Suhle  in  Z.f.N.  XXXVI  S.  103  ff.;  Gu- 
mowski in  Berl.  Mbl.  1906  S.  324  ff.  u. 
1918  S.  311  ff.  Su. 

Saeculares  ludi^  saccularia,  saecu- 
lum,  Säkularfeiern.  Das  Wort  saecu- 
lum  wird  von  screre,  säen,  hergeleitet  und 
schon  von  den  Alten  als  längste  Lebens- 
dauer eines  Menschen  erklärt;  eine  genaue 
Jahresangabe  steckt  im  Worte  nicht,  eben- 
sowenig ein  bestimmter  Anfang  eines  s.,  und 
s.  bedeutet  so  zunächst  nur  »Zeitalter«;  in 
diesem  Sinne  erklären  sich  die  M. -Legen- 
den der  röm.  Kaiserzeit  wie  saeculum  au- 
reum,  saeculi  felicitas,  Ann(ona)  Augg.  sae- 
culi  f elicissimi,  gloria  novi  saeculi  usw.  ohne 
weiteres;  das  M. -Bild  des  saeculum  frugi- 
ferum  auf  M,  und  Med.,  bes.  des  Clod. 
Albinus  (sitz.  Bärtiger  zwischen  Sphingen, 
mit  Polos,  die  R.  erhoben,  i.  d.  L.  Ähren), 
weist  auf  Hadnimetum,  wo  derselbe  Gott 
vorkommt,  als. Heimat  des  Albinus,  es  ist 
der  afrikan.  Saturnus;  eine  andere  M.  des 


582 


SÄKULARMÜNZEN— SÄULE 


Clod.  Albinus  (Nom.  VI  S.  23  Taf.  II  30) 
bietet   zur   gleichen    Legende   eine   pan- 
theistische    Gestalt.    —    Ludi    saeculares 
wurden  in  der  Republik  und  Kaiserzeit 
öfter   gefeiert,    in   verschiedenen   Zeitab- 
ständen und  mit  verschiedenen  Ausgangs- 
punkten. Numismatische  Denkmäler  haben 
wir  I.  von  denen  des  Augustus,  17  v.  C, 
Domitianus,  88  n.  C,  Sept.  Severus,   204 
n.  C,  die  sich  in  Abständen  von  115 — 105 
Jahren  an  die  letzten,  126  v.  C.  gefeierten  der 
Republik  anschließen.    Sie  sind  nach  der 
Auffindung    der    großen    Inschriften   mit 
dem  Festbericht  von  Mommsen  und  Dressel 
in  der  Ephemeris  epigraphica  VIII S.  225  ff. 
310  ff.   Taf .  I  behandelt  worden;   die  M. 
(jV,  JS.,  je  lu.  II)  zeigen  den  Herold,  der 
zur  Feier  einlud,  einen  Cippus,  eben  den, 
der  den  Festbericht  enthalten  sollte,  den 
zum  Andenken  an  die   Feier  gestifteten 
Altar  zwischen  Herold  und  Opferndem,  die 
Verteilung   der  Suffimenta  [suf.  p(opulo) 
d(edit)],  die  Empfangnahme  der  Früchte 
[frug(um)    ac(ceptio)],      das    Opfer    von 
Schwein,  Schaf  und  Stier,  das  unblutige 
Opfer  mittels  Opferkuchen,  das  kniefällige 
Gebet  der  (iio)  Matronen  und  den  Vortrag 
des  (für  Augustus'  Spiele  von  Horaz  ver- 
faßten) Carmen  saeculare  durch  Knaben 
und  Mädchen,  dazu  die  Aufschrift  lud(os) 
saec,  fec(it)  oder  ludi  saecul.    Das  Ganze 
ein  Schulbeispiel  glänzendster  Vereinigung 
der    epigraph.,    numismat.    und    literar. 
Quellen!  Von  Severus'  Spielen  gleicher  Art 
sind  einige  M.  mit  der  Aufschrift  saecularia 
Sacra  und  ludos  saecul.  fec.  bekannt.  — 
R.  E.  I  A  S.  1696/1720. 

Eine  zweite  Reihe  der  ludi  saec.  be- 
zieht sich  auf  Jahrhundertfeiern  der 
Gründung  Roms  (753  v.  C),  von  denen 
wir  von  denen  des  Pius  (147  n.  C.  = 
900- Jahr-Feier)  zwar  keine  inschriftlich 
bezeichneten  M.,  aber  doch  eine  durch 
ihre  besonderen  Bilder  als  sicher  hergehörig 
erkennbare  Reihe  von  Med.  mit  Szenen  aus 
der  Vor-  und  Frühgeschichte  der  Stadt  ha- 
ben, während  Philippus  seine  Millenniums - 
f eier  Roms,  248  n,  C,  durch  eine  große  Reihe 
von  M.  und  Med.  verewigt  hat,  beschriftet 
milliarium  saeculum,  saeculares  Augg., 
saecularia  sacra,  saeculum  novum  und  als 
Bilder  den  Inschrift -Cippus,  Tempel,  Opfer 
vor  Tempel  oder  Darstellungen  zeigend,  die 


sich  in  der  Hauptsache  auf  die  Spiele  be- 
ziehen: den  Zirkus  selbst  und  die  dort  vor- 
geführten Tiere,  Löwe,  Nilpferd,  Elen  usw., 
vgl.  Rom.  Mitteil.  191 1  S.  234*;  einige  dieser 
Legenden  oder  Typen  finden  sich  auch  bei 
dem  gleichzeitigen  Prätendenten  Uran. 
Antoninus  und  Philipps  Nachfolgern  bis 
Maximianus.  Zur  selben  Millenniumsfeier 
mag  auch  die  «Suite«  auf  ii  seiner  ver- 
göttlichten  Vorgänger  geprägt  sein  (s.  unter 
Consecratio).  —  Bernhart,  Handbuch  S. 
76/79.  —  Endlich  scheint  zum  loojähri- 
gen  Gedächtnis  der  aktischen  Schlacht 
die  auf  Vespasianus'  und  seiner  Caesaren- 
Söhne  vorkommende  Reihe  der  M. -Bilder 
des  Augustus  usw.  geprägt  zu  sein  (s. 
unter  Restituierte  M.). 

In  der  Neuzeit  sind  auf  lOO-Jahrfeiern 
und  mehrfache  davon  öfter  Münzen  (z.  B. 
Deutsches  Reich  1901  auf  die  preuß. 
Jubelfeier)  und  Med.  (z.  B.  Preußen  1801: 
der  sog,  Fünfkönigstaler)  geprägt  worden; 
auch  zu  den  Kalender  Jahrhunderten  usw. 
1700,  1750,  1800  sind  Med.  von  den  Med.- 
Verlegern  zum  Verkauf  gestellt  (Samml. 
von  M.  und  Med.  auf  Jahrhundertbeginn; 
Kat.  Weygand,  Heß  Nachf.  1917  nr.4258ff.), 
zur  Ungar.  Millenniumsfeier  1896  Nach- 
ahmungen älterer  ungar.  M. -Sorten  ange- 
fertigt worden  u.  dgl.  Vgl.  auch  unter 
Jahrhundert -M.   und  Med.  R. 

Säkularmünzen  und  -medalUen  s.  Sae- 
culares ludi. 

Säule  und  Pfeiler.  Eine  S.  kommt, 
abgesehen  von  ihrer  Funktion  als  Bau- 
glied  und  von  den  heiligen  Steinpfeilern  (s. 
unter  Bätyl),  auf  antiken  M.  einzdn 
insbes.  als  Sitz  eines  Adlers  (Akragas^ 
Elis),  dann  als  Zielsäule  beim  Rennwagen 
(Katana,  Gela),  endlich  als  Träger  der 
Aufschrift  von  Spielen  oder  Siegen  in  sol- 
chen vor  (der  Pfeiler  oder  die  S.  mit  der 
Aufschrift  der  Säkular-  und  Millenniums- 
spiele und  der  mit  der  Spielaufschrift 
OAYMniA  AOC  auf  einem  Goldmed.  von 
Abukir;  dieS.,  oft  ihrer  zwei,  oft  mit  Zwei- 
gen oben,  neben  einem  Wagenlenker  oder 
Pferd  oder  Musiker,  bes.  auf  Kontorniaten; 
Z.  f.  N.  24  S.  364/5).  In  röm.  Zeit  deutet 
das  Aufstützen  oder  Anlehnen  an  eine  S. 
den  Zustand  der  Sicherheit,  Behaglichkeit 
an  .und  ist  daher  bes.  für  Securitas,  Salus^ 
Valetudo  üblich.  R. 


SÄULENPIASTER-^SALUT 


583 


Säulenpiaster  =  Colonnato  (s.  d.). 

Saiga.  Der  Ausdruck  S.  findet  sich  zu- 
erst in  der  ältesten  Aufzeichnung  des  Ale- 
mannenrechts;  ein  erläuternder  Einschub 
zu  Titel  VI  bemerkt:  »Saiga  autem  est 
quarta  pars  tremissi,  hoc  est  denarius 
unus.  Dua  saigi  duo  denarii  dicuntur« 
(717 — 719).  Im  Bayernrecht  heißt  es  in 
einigen  Handschriften  als  Erklärung  zu 
saiga:  »id  est  tres  denarios«.  Die  Er- 
läuterung der  Grazer  Handschrift  abersetzt 
die  Saiga  bei  den  Bayern  ausdrücklich  auf 
5  Denare  fest.  In  Salzburger  Urkunden 
wird  eine  »saiga  auri«  gleich  8  oder  9  De- 
naren gesetzt.  Edward  Schröder  erklärt 
diesen  Namen  so,  daß  er  soviel  als  Wage, 
Gewicht,  Münze  bedeute.  Es  richtete 
sich  dann  die  Größe  der  Saiga  nach  der 
Größe  der  in  Zahlung  gegebenen  Münze. 
Ob  diese  Erklärung  richtig  ist,  ist  nicht 
zweifellos;  aber  eine  andere  bessere  ist 
bis  jetzt  nicht  versucht  worden.  —  Schröder 
in  Z.  f.  N.  24  S.  339  ff.;  Jesse  nr.  12  u.  14. 

Su. 

Salgem  =  Seigern  (s.  d.). 

Saint(e)  steht  vor  Heiligennamen;  diese 
siehe  bei  den  Namen  der  Heiligen  selbst. 

Su. 

Saisiy  Ting,  Yüanpao,  allgemeine 
Bezeichnung  für  chinesische  Silberbarren. 
Saisi  ist  in  der  Aussprache  von  Kanton  » 
chin.  Si-sze  (daher  die  Schreibung  Sy- 
cee),  d.  h.  feine  Rohseide.  Die  Barren 
werden  deshalb  so  genannt,  weil  auf 
dem  in  die  Form  gegossenen  flüssigen 
Silber  feine  Kreislinien  entstehen,  die  mit 
Seidenfäden  Ähnlichkeit  liaben,  desto 
größere,  je  reiner  das  Silber  ist.  Die  S. 
haben  die  Form  von  Böten  mit  empor- 
ragendem Vorder-  und  Achtersteven,  daher 
hoU.  Schult  (Boot)  und  daraus  durch 
Volksetymologie  engl.  Shoe.  Sie  sind  von 
verschiedenem  Gewicht  zu  */io,  V»»  ^ 
(37, S  gr),  3,  S,  10,  SO,  loo  Tael.  An  ver- 
schiedenen Stellen  des  Barrens  befinden 
sich  Stempel  mit  Inschriften,  die  Wunsch - 
formein,  Zeit-,  Ort-  und  Gewichtsangaben 
(in  Liang,  d.h.  Tael,  daher  die  Barren 
selbst  auch  Liang  genannt  werden)  ent- 
halten. Die  S.  werden  bei  Zahlungen 
nicht  nur  nachgewogen,  sondern  auch 
nachprobiert  und  mit  einem  Stempel  des 
Bankiers,  der  sie  prüft,  versehen.     Aus 


Yüanpao  (Barren  zu  50  Tael,  ursprünglich 
wohl  nur  ein  Barren  von    i>yüan«,   d.h. 
»erster«    Reinheit)     ist    in    Zentralasien 
Yamba  (auch  Kurs  genannt)  entstanden. 
Ein  kleiner  S.  (V5  Yamba,  also  10  Tael) 
heißt     Yambußa      oder    Kumush    (türk. 
Gumüs  =  Silber).  Um  1899  war  der  Markt- 
preis eines  Yamba  71  Rubel.     In  Indien 
heißt  der  S.  Khuri.     In  Tonkin  kursierte 
im  19.  Jh.  der  Mo,  der  einem  Tuschestift 
ähnlich    sieht,     in    Mengtsu    der    flache 
Paifang  oder  Chieh  Ting,  dessen  Umriß- 
linie aus  8  Bogenlinien  gebildet  wird,  der 
Muchiko  oder  Hsissu-hsiao  koting,  der  wie 
eine  schmale  längliche  Schale  mit  Kreis- 
linien  auf   der   Oberfläche   aussieht   und 
von  ein  paar  Mace  bis  2  Tael  (75  gr)  wiegt, 
und   der  Hsissu-hsiao -pao-yin  oder  Lao- 
ts'ao  wen  yin  vom  selben  Aussehen,  der 
in  Barren  zu  5  und  zu  50  Tael  vorkommt. 
S.  Tael,    Süka,  Chintiao.   —  Hopkins  in 
JRAS    1895,    377  f.;   Del  Mar,    Hist.   of 
Money  in    China  26;    Noback^,    S.  395; 
China   year   book    1923    S.  264;    Crooke, 
Hobson  Jobsen  S.  830 ;  Pelliot  in  Revue 
des  arts  asiatiqucs   1925   D^c;  Morse  in 
JChBr.  RAS  24  S.  72f.;  Bijshell,  ebenda 
33  S.43;  Lacouperie,  Cat  Br.  Mus.  XXV; 
Prinsep,  Useful  tables  S.  33.  V, 

Salamander.  Ein  S.  war  das  Emblem 
Franz  L  von  Frankreich  und  das  Zeichen 
der  Gepräge  seiner  zweiten  Münzperiode 
1540/47,  die  zugleich  durch  die  Einführung 
der  Münzbuchstaben  (s.  d.)  an  Stelle  der 
Points  secrets  (s.  d.)  merkwürdig  ist.  — 
Hoffmann,  Taf.  60,  104-— 107.  S. 

Salier,  röm.  Kollegium,  von  Numa  zur 
Bewachung  der  Ancilia  eingesetzt,  s.  unter 
Ancile  und  Apex.  —  S.  heißt  bekannt- 
lich auch  das  deutsche  Königsgeschlecht, 
das  von  1024 — 1125  regierte.  R. 

Salfing,  siamesische  Silbermünze.  S. 
Tikal. 

Salus  s.  unter  Hygieia. 

Salut  (frz.;  it.  Saluto)  ist  eine  franzö- 
sische Goldmünze,  die  zuerst  von  König 
Karl  VI.  geprägt  wurde:  Vs.  zu  Seiten  des 
französischen  Lilienschildes  unter  den  Strah- 
len der  Sonne  die  Jungfrau  Maria  mit  er- 
hobenen Händen  und  ihr  gegenüber  der 
Erzengel  Gabriel,  der  in  der  vorgestreckten 
Rechten  ein  Spruchband  mit  dem  »Ave« 
des    Heil    kündenden    Grußes    halt,    Rs. 


584 


SALVATORTALER— SANCTA-COLONIA-TYPUS 


lateinisches  oder  Passionskreuz  zwischen 
2  Lilien,  unter  ihm  ein  K,  das  Ganze  im 
Zehnpaß.  Umschrift  »Xpc  Vincet,  Xpc 
regnat  usw.«  Dieser  Salut  ist  die  letzte 
Goldprägung  Karls  VI.  (-j*  1422)  gewesen 
und  im  Verein  mit  gleichzeitigen  Saluts 
Heinrichs  V.  von  England,  die  sonst  fast 
typengleich  nur  das  französ. -engl.  Allianz- 
wappen zeigen,  eine  Friedens-  und  Hoch- 
zeitsmünze und  zwar  auf  den  Vertrag  von 
Troyes,  in  dem  diesem  Heinrich  am  21.  Mai 
1420  die  französ.  Königstochter  verlobt 
und  er  als  Erbe  der  französ.  Krone  aner- 
kannt wurde.  Die  Gestalt  der  Jung- 
frau versinnbildlicht  La  belle  France  und 
schließlich  die  Prinzessin  Katharina  selbst; 
der  Erzengel  das  englische  Königtum  oder 
Heinrich  V.  selbst.  Beide  Personen  brin- 
gen durch  ihre  Ehe  den  Frieden. 

Die  Prägung  dieser  Goldmünzen  wurde 
im  Namen  des  1421  geborenen  Prinzen, 
des  Sohnes  des  engl.  u.  Enkels  des  französ. 
Königs  und  nach  den  Bestimmungen  des 
Friedens  nunmehrigen  Königs  von  Eng- 
land u.  Frankreich,  Heinrichs  VL  fort- 
gesetzt, nur  daß  an  Stelle  des  einen  Schildes 
der  engl,  und  französ.  Schild  selbständig 
nebeneinander  gestellt  sind,  die  Madonna 
nunmehr  hinter  dem  Lilienschild  steht, 
der  Erzengel  hinter  dem  Leopardenschild. 
Heinrich  VI.  zeigt  damit  der  Welt  sein 
Recht  auf  den  Thron  beider  Länder,  das 
ihm  durch  den  Vertrag  v.  Troyes  zu- 
gesichert ward.  Diese  Saluts  sind  in  Paris, 
Saint  L6  und  Dijon  mit  kleinen  Verände- 
rungen weitergeschlagen  worden,  auch  sind 
sie  von  Karl  VIL  1433  in  Tournay  und  in 
Beauvais  für  die  von  den  Engländern  be- 
setzten Gebiete  des  französ.  Bodens  ge- 
prägt. Gewicht  des  Salut  Karls  VI.  bei 
einer  Feinheit  von  24  Karat  ca.  3,85  g, 
Heinrichs  V.  ca.  3,8  g,  Heinrichs  VI.  ca. 
3A3  g-  —  Für  den  neapolit.  Saluto  s.  Carlin. 
—  Menadier,  Der  Sammler  1921  S.  309  f.; 
Blanchet  II  S.  271  ff.  Su. 

Salvatortaler  sind  schwedische  Taler  des 
16.  und  17.  Jh.s  mit  dem  Bilde  des  Heilands 
und  der  Umschrift:  Salvator  mundi  adiuva 
oder  salva  no§  (Abb.   268).  S. 

Salvis  dominis  nostris  u.  ä.  Aufschriften 
röm.   M.   usw.   s.    unter  Wunschmünzen. 

R. 

Salzgeld.       Salzklumpen,    unten   flach, 


oben  rund,  Gewicht  V»  Pfund,  mit  Stem- 
peln versehen,  wurden  im  13.  Jh.  in  Tibet 
als  Zahlungsmittel  gebraucht.  Gestempelte 
Salzstangen  kursierten  im  19.  Jh.  in 
Momien  (Birma).  Auch  auf  Borneo  wurde 
noch  im  19.  Jh.  Salz  zum  Zahlen  ver- 
wendet. S.  auch  Amohleh.  —  Marco -Polo - 
Yule  II  29,  S.  35 ;  Temple  in  lA  26,  S.  281  ; 
Millies,    Recherches,    S.  157.  V. 

Samvat-Ära  s.  unter  Hidschra. 

San,  Sanet,  Sankt,  Santa,  Santo,  Saa 

steht  vor  Heiligennamen;  diese  siehe  bei 
den  Namen  der  Heihgen  selbst.        Su. 

Sancta-Colonia-Typus.  Diesen  hat  der 
Karolinger  Ludwig  das  Kind  (899 — 911) 
in  Köln  auf  seinen  Pfennigen  eingeführt: 
dreizeilig  S  (=  sancta)/COLONI/A  oder  S 
COLON  LA  /  A(grippina),  auch  später  mit 
»G«  hinter  dem  »A«  (Abb.   141). 

Dieser  Typus  wurde  mit  50  Jahren 
Unterbrechung  (Konrad  I.  und  Heinrich  I. 
haben  keine  Kölner  Pfennige  geprägt)  bis 
in  die  Zeit  der  Hohenstaufen  beibehalten, 
in  Köln  selbst  bis  zu  Kaiser  Konrad  II. 
(1024 — 39),  in  Soest  bis  zu  Erzbischof 
Engelbert  I.  (1206 — 1225).  Wegen  ihrer 
Güte  sind  die  Kölner  Denare  in  Deutsch- 
land zahlreich  nachgeahmt  worden,  teils 
durch  wörtliche  Übernahme  des  Kölner 
Namens,  wo  dann  die  Münzstätte  größten- 
teils durch  Beizeichen  gekennzeichnet 
ist,  oder  nur  durcli  die  Schreibung  des 
Prägeortes  in  drei  Zeilen,  möglichst  mit 
einem  »S«  als  erste  Zeile  und  einem 
»A«  in  der  3.  Zeile.  Die  wörtliche 
Übernahme  des  Typus  fand  statt  u.  a. 
in  Corvey,  Osnabrück,  Paderborn,  Re- 
magen, St.  Trond,  Eenham,  Fritzlar 
und  Schwabach(.^),  in  dem  auf  der  Rs. 
statt  des  Königsnamens  der  Ortsname  in 
der  Umschrift  erscheint,  während  die 
Pfennige  von  Soest  durch  das  Münz- 
mal  in  einem  Kreuzwinkel  der  Rs.  (s. 
Kuttenpfennige)  und  die  von  Hammer- 
stein durch  den  Hammer  als  Münzbild 
kenntlich  sind.  Ein  Beizeichen  kommt 
u.  a.  vor  in  Andernach  (Dreispitz),  Neuß 
(N),  Minden  (Minze),  Osnabrück  (Kreuz), 
Lippstadt  (Rose),  Pyrmont  (Stern).  Eine 
Nachbildung  des  Kölner  Typus  tritt  auf 
u.  a.  in  Trier,  Bilsen,  Deventer,  Lüttich, 
Mastricht    (S  SERTIVS  /  A),    Cambray 


SANDAS— SARACENATUS 


585 


{S  ODDO  RE/  A),  Halberstadt,  Bremen, 
Breisach  usw.     Vgl.  Agrippiner.        Su. 

Sandas  (Sandon)  ist  ein  in  Kilikien  und 
Umgegend  verehrter  Gott,  von  den  Grie- 
<:hen  dem  Herakles  gleichgesetzt;  auf  M. 
von  Tarsos  erscheint  er,  auf  gehörntem 
und  geflügeltem  Löwen  steh.,  mit  Polos, 
Bogen,  Schwert  in  Scheide  und  der  (ein- 
fachen oder  doppelten)  Streitaxt;  das- 
selbe Götterbild,  in  ein  auf  einen  Cippus 
gesetztes  Dreieck  gespannt,  ist  gleichfalls 
auf  M.  von  Tarsos  (auch  selcukid.  aus  der 
M. -Stätte  Tarsos)  häufig,  man  hielt  es 
früher  für  Sardanapals  Grab,  dann  für  den 
Scheiterhaufen  (irupcx)  des  Sandon,  doch 
vgl.  N.  Z.  53  S.  36.  --  R.  E.  I A  S.  2264. 

R. 

Sandjy  Sand  ja,  arabische  Münzgcwichtc. 
Sie  wurden  im  4räk  aus  Kupfer,  in  Ägyp- 
ten aus  Glas  hergestellt.  Die  Inschriften 
auf  den  auf  uns  gekommenen  ägyptischen 
Gewichten  aus  den  ersten  Jahrlxunderten 
der  Hidjra,  die  eine  flache  runde  Form  mit 
erhabenem  Rande  haben,  sind  recht  man- 
nigfaltig. Es  kommen  Khalifen-  und  Statt - 
haltcrnamcn  vor,  meistens  ist  die  Münze 
(Dinar,  V«  l^inär,  Dirhem,  Eels)  genannt, 
deren  Gewicht  durch  das  Stück  repräsen- 
tiert wird,  manchmal  auch  das  genaue  Ge- 
wicht angegeben.  Die  Frage,  ob  die  in 
großer  Menge  erhaltenen  Glasstücko  mit  den 
Namen  der  ffitimidischen  Khalifen  auch 
Exagia  sind,  wird  von  den  meisten  Gelehr- 
ten im  bejahenden  Sinne  beantwortet. 
Merlcwürdig  ist  aber,  daß  die  meisten  dieser 
Stücke  ihrem  Gewicht  nach  nicht  dem 
Dinar,  sondern  dem  Dirhem  und  dessen 
Teilstücken  entspricht,  was  in  sonderbarem 
Kontrast  zu  der  Seltenheit  der  fätimidi- 
schon  Dirhems  steht  —  Sauvairc  in  J.  As, 
8.  s<5r.  4,  S,  244;  A.  Grohmann  in  Islamica  I 
2/3,  S.  145,  wo  fast  die  ganze  Literatur  an- 
gegeben ist.  V. 

SanplerinOi  Sampierino,  sanctiperinus 
grossus  de  argento,  Santo  Pietro  di  Roma  ist 

1)  ein  Halbgroschen  des  römischen  Se- 
nats unter  dem  Einfluß  des  Papstes  ge- 
prägt, indem  auf  der  einen  Seite  St.  Peter 
und  auf  der  anderen  St.  Paul  stehend 
dargestellt  sind.  Die  Umschrift  lautet: 
Vs.  Romani  principes,  Rs.  Senat.  P.  Que.  R. 
Der  Wert  war  gleich  i  soldo  oder  12 
dcnari    provisini,     Feingehalt    885/1000, 


Gewicht  1,45 — 1,60  g.  Geprägt  sind  diese 
Münzen  nach  Serafini  zwischen  1265  u, 
1303-  —  Serafini,  Le  monete  et  le  bolle 
plumbee  pontifice  u.  s.  w.  I  S.  37  f.; 
Martinori  S.  446.  Su. 

2)  ist  der  Sanpierino  oder  Santopietro 
eine  päpstliche  Kupfermünze  von  1795  mit 
der  Büste  des  h.  Petrus  zu  2Va  Baiocchi. 
iBoi  und  1803  wurden  alle  päpstlichen 
Kupfermünzen  herabgesetzt,  derS.  auf  i^/s 
Baiocchi.  Die  S.  tragen  die  Namen  von  13 
Städten,  sind  aber  alle  in  Rom  geprägt 
worden.  S.  auch  Madonnina.  S. 

Santa  croce,  Silbermünzc  von  Lucca 
seit  1564  zu  25  Soldi  mit  einem  Kreuz 
auf  der  Rs.  und  der  Umschrift:  Salvator 
mundi.  S. 

Santim,  pl.  Sautimi,  ist  die  dem  französi- 
schen Centime  entsprechende  Werteinheit 
der  Republik  Lettland,  =  Vwo  Lats  (s.  d.). 
Die  Stücke  zu  50,  20,  10  S.  sind  aus  Nickel, 
die  zu  5,  2  und  L  S.  aus  Bronze.  Alle  tragen 
auf  der  Vs.  den  Staatsschild,  die  Stücke 
zu  so  S.  auf  der  Rs.  eine  Gekrönte  am 
Steuerruder,  die  andern  die  Wertzahl.     S. 

Sapique,  französische  Bezeichnung  der 
chinesisclien  und  annamitischen  Cash- 
münze,  aus  Sa  (malaiisch  =  i)  und  paku 
(chincs.  p6ko  =  looo).  Ein  Paku  ist  eine 
Schnur  von  lOOO  Cash.  Ebenso  ist  Satac, 
cig.  Satakok  (ein  Knoten),  portug.  Santa 
eine  Schnur  von  200  Cash,  Satali  (oft  Sata- 
Icer  geschrieben)  eine  Schnur  von  50 
Cash.  Durch  Verwechslung  von  Paku 
mit  Pitjis  (s.  d.)  wurde  dann  das  Wort 
auf  eine  einzelne  Münze  übertragen.  — 
Crookc,  Hobson  Jobson,  S.  793;  Teniple 
in  lA.  26,  S.  222,  280;  27,  S.  34;  42,  S.  215; 
MilHos,  Recherchcs,  S.  39  f.  V. 

SaracenatuSy  Sarazino,  Saraceno,  Sara- 
ccnaro,  Saracenallus  wird  in  Europa  das 
arabische  Goldstück,  nach  dem  Fuß  des 
byzantinischen  Goldsolidus  geprägt,  daher 
auch  »byzantinus  saracenatus«  (s.  auch 
Mancus),  genannt.  Diese  Münze  haben 
die  Herren  der  Kreuzfahrerstaaten 
nachschlagen  lassen,  und  so  entstanden 
die  in  den  Urkunden  genannten  »byzantii 
Tripolitani«  und  »bizantii  ad  pondus 
acconcnse«,  Goldmünzen  in  der  Größe 
und  vom  Typus  des  aijubidischen  Dinar, 
mit  den  arabischen  Aufschriften  ähnlich 
gestalteten,  z.  T.  nur  aus  Strichen  u.  Ringen 


586 


SARAPIS— SASANIDISCHE  MÜNZEN 


zusammengesetzten  Trugschriften,  denen 
in  der  Mitte  ein  kleines  Kreuz  einge- 
fügt und  oben  im  .Felde  ein  »B«  oder 
»T«  vorangestellt  wurde,  die  als  Initialen 
der  Städte  Beirut  u.  Tripolis  oder  wahr- 
scheinlicher der  Fürsten  Bohemund  und 
Tankred  gedeutet  werden;  diesen  folgen 
vollkommene  Nachprägungen  mit  regel- 
rechten kufischen  Aufschriften,  welche  dann 
während  des  Kreuzzuges  Ludwigs  IX.  von 
Frankreich  von  dem  päpstlichen  Legaten 
Udo  von  Chauteauroux  heftig  angegriffen, 
durch  den  Papst  Innocenz  IV.  verboten 
wurden.  Daraufhin  wurde  der  Inhalt  der 
Aufschrift  umgewandelt,  aber  die  Schrift 
der  jetzt  geprägten  Goldmünzen,  die  den 
f  atimidischen  angeähnelt  wurden,  blieb  aus 
Handelsrücksichten  arabisch,  nur  ein  Kreuz 
(griech.  azaupa)  setzte  man  auf  die  Mitte 
der  einen  Seite,  daher  »besantii  staurati« 
genannt. 

Die  äußere  Umschrift  der  Stücke  lautet 
z.  B.:  »Geschlagen  zu  Accon  im  Jahre  125 1 
der  Fleichwerdung  des  Messias«,  die  innere: 
»Der  Vater  und  der  Sohn  und  der  Heilige 
Geist«  und  von  beiden  umschlossen  zwei- 
zeilig i.  F.:  »Ein  einiger  Gott«,  Rs,  Kreuz 
von  der  zweireihigen  Umschrift  um- 
geben: »Wir  rühmen  uns  des  Kreuzes 
unseres  Herrn  Jesus  des  Messias,  durch 
den  wir  unser  Heil  und  unser  Leben 
und  unsere  Auferstehung  haben,  und 
durch  den  wir  Freiheit  und  Vergebung  er- 
halten haben. «.  Diese  Stücke  sind  aus  d.  J. 
1251,  1257  u.  1259  erhalten.  Ihr  Gewicht 
beträgt  3,2  g.  —  Schlumberger  S.  139  ff.; 
Nagl  in  N.  Z.  26  S.  62;  Engel-Serrure  III 
S.  947-  Su. 

Sarapis  s.  unter  Serapis. 

Sardanapals  Grab  s.  unter  Sandas.    R. 

Sargpfennlge  sollen  Erfurter  Pfennige  ge- 
nannt worden  sein,  die  von  der  Stadt  aus 
1525  von  aufständischen  Bauern  zerschlage- 
nen silbernen  Heiligensärgen  geprägt  wur- 
den, um  eine  ihr  auferlegte  Buße  zu  zahlen. 
Auch  kleine  Hohlpfennige  des  Bistums 
Halberstadt  sollen  diesen  Namen  getragen 
haben,  welche  rechts  das  Wappen  des  Bis- 
tums und  daneben  den  Schild  mit  dem 
heiligen  Stephan  sowie  ein  hinter  beiden 
Schilden  hervorragendes  Kjreuz  zeigen. 

Heute  versteht  man  gewöhnlich  unter 


diesem  Namen  Halberstädter  Hohlpfennige 
mit  dem  heiligen  Stephan,  dessen  Ober- 
körper viereckig  wie  ein  Sarg  gestaltet  ist 
(s.  Stephanspfennige).  —  Schmieder 
S.  392  f.;  Köhler,  Münzbelustigungen 
XVn  S.   289 f.;  V.  Posern  S.  63.      Su. 

SarmaticuSy  Siegesbeiname  des  röm. 
Kaisers  M.  Aurelius  und  seines  mitreg.  Soh- 
nes Commodus  wegen  der  Erfolge  im  Sar- 
matenkriege.  R. 

Sasatiidische  Münzen.  Die  Haupteinheit 
des  Münzsystems  der  Säsäniden  von  Persien 
(223 — 652)  war  die  attische  Drachme  von 
ursprünglich  4,25  g  Gewicht,  welches  später 
bis  auf  3,90  g  fiel.  Daneben  wurden  von 
den  älteren  Königen  Hemidrachmen,  Obole 
und  anscheinend  Hemiobole  geprägt.  Gold- 
münzen sind  in  unvergleichlich  geringerer 
Anzahl  auf  uns  gekommen,  weswegen  die 
Ansicht  gerechtfertigt  zu  sein  scheint,  sie 
seien  nur  zu  besonderen  Gelegenheiten 
geprägt  worden.  Das  Gewicht  der  älteren 
Goldmünzen  entspricht  demjenigen  des 
römischen  Aureus,  ca.  7,2  g,  das  der  späte- 
ren (vom  Ende  des  4.  Jfh.s  an)  entspricht 
ungefähr  dem  Solidus  Konstantins  L  (4,5  g). 
Kupfermünzen  sind  fast  nur  von  den  älteren 
Säsäniden  bekannt  (bis  Ende  4.  Jh.).  Ihr 
Gewicht  scheint  demjenigen  der  parthischen 
Tetradrachmen,  Drachmen,  Hemidrachmen 
und  Obole  zu  entsprechen.  Der  Typus  der 
Sasanidenmünzen  ist,  trotz  großer  Mannig- 
faltigkeit in  den  Einzelheiten,  von  Anfang 
bis  zum  Ende  ziemlich  der  gleiche  geblieben : 
Vs.  Brustbild  des  Königs  nach  rechts, 
Rs.  Feueraltar,  fast  immer  mit  2  Wäch- 
tern. Die  Legenden  in  Pehlewischrift 
enthalten  auf  der  Vs.  immer  den  Namen 
des  Königs,  Rs.  früher  sporadisch,  an- 
gefangen von  Varahrän  IV.  (388—399) 
regelmäßig,  einzelne  Buchstaben  bzw. 
Buchstabengruppen,  welche  gewöhnlich 
als  Namen  der  Prägeorte  gedeutet  werden. 
Angefangen  von  Djämasp  (497 — 9),  ist 
auf  der  Rs.  auch  das  Regierungsjahr, 
in  dem  die  Münze  geprägt  ist,  genannt. 
Auf  den  Münzen  der  ersten  2  Jahrh. 
sind  die  Inschriften  oft  ganz  unverständ- 
lich, weil  die  Stempelschneider  anschei- 
nend die  Pehlewischrift  nicht  immer  be- 
herrschten^ doch  bildet  die  Gestalt  der 
EjTone  des  Königs,  die  mit  jeder  neuen  Re- 
gierung wechselte,  ein  sicheres  Unterschei- 


SASNU— SATRAP 


587 


dungsmerkmal  (Abb.  400,  407).  —  Panick, 
Sasanian  coins,  Bombay  1924;  Vasmer 
in   Iran   I  239  ff. 

Die  sasanidischen  Statthalter  von  Khorä- 
sän  und  Afghanistan  des  3.  Jh.s  prägten 
schüsselförmige  Goldmünzen  vom  Ku§ana- 
typus  (Vs.  König  und  Altar,  Rs.  Siwa  und 
Bulle),  sowie  Kupfermünzen,  die  sich  an 
den  Sasanidentypus  anlehnen.  Letzterer 
wurde  auch  von  den  Khioniten  (um  350), 
Hephtaliten  (bis  Mitte  6.  Jh.s)  und  ver- 
schiedenen Fürsten  von  Afghanistan,  Sind 
(7.  Jh.)  und  des  nördlichen  Indien  ange- 
nommen; s.  Dramma.  Zu  dieser  Klasse 
gehören  wohl  auch  die  von  den  arabischen 
Geographen  des  lO.  Jh.s  Jätarä,  Dirhem 
Tätari  (wahrscheinlich  aus  TeTpaBpa^fta) 
genannten  Münzen,  welche  in  Sind  und 
Gujerat  schon  Anfang  8.  Jh.  umliefen  und 
den  Wert  von  V/z — i^/^  Dirhem  hatten, 
und  die  IC.andahari  (auch  l^anhari,  IJ^ähari, 
aus  Kandahar),  welche  5  Dirhem  gleich 
kamen.  Die  Bukhärkhudda  von  Bukhärä 
(7. — 8.  Jh.)  prägten  Münzen,  die  eine  grobe 
Nachahmung  der  Drachmen  Varahräns  V. 
(420—438)  darstellten.  Die  aus  schlechtem 
Silber  unter  dem  Statthalter  Ghitrif  ibn 
*Atä  792  geprägten  hießen  GhitrifT,  Bukhärl. 
In  Taschkend  und  Khodjend  kursierten  um 
dieselbe  Zeit  die  MusayyabI,  in  SamarJlfiand 
und  Ferghäna  die  Muhammedl.  Letztere 
werden  mit  einer  Münzgruppc  identifiziert, 
die  denselben  Typus  wie  diebukharischen  M., 
aber  mit  rein  arabischen  Legenden,  aufweist. 

Auch  in  Khiwa  wurden  anscheinend  im 
7.-8.  Jh.  Silber-  (13  mm)  und  Kupfer- 
münzen (18  mm)  in  Anlehnung  an  den 
Sasanidentypus  geprägt  (Khörezmi),  Die 
von  den  I?pehbeden  und  Statthaltern  von 
Tabaristän  im  8.  Jh.  geprägten  Silbermün- 
zen (I§pehbedl)  geben  genau  den  Typus  der 
Münzen  Khusrau  IL  (590 — 628)  wieder  und 
sind  Hemidrachmen  von  ca.  1,90  g  Gewicht 
(Abb.  409).  Über  arabische  Münzen  vom 
Sasanidentypus  (Abb.  408)  s,  Dirhem. 
—  Herzfeld,  Paikuli;  Lerch  in  Travaux  de  la 
3.  Session  du  congrös  intern«  desOrientalistes, 
1876  11,  S.4i7flf.;  Allotte  de  la  Fuye  in 
RN.  1926,  S.  141  fF.;  N.  Chr,  1927,  156— 
186;  Specht  in  J.  As.  1901;  Mordtmann 
in  ZDMG.  8,  S.  173;  IP,  S.  174,  48S;  33, 
S.  110;  Bibliotheca  geograph.  arab.  IV, 
S.  286;  Reinaud,  Memoire  sur  Tlnde  236; 


Cunningham,  Coins  of  Mediaeval  India 
S.  47;  Sauvairein  J.  As.  7.  s6r.  15,  S.  427, 
448,  474;  I8,  S.  505,  610;  19,  S.  38.     V. 

Sasnu,  Sasiin,  Münzeinheit  von  Kashmir; 
s.  Dinara.  v. 

Satangy    siamesische    Bronzemünze;    s. 
Tikal.  V. 

Satansmünze.  Auf  einem  böhmischen 
Denar  Wladislaus'  I.  (i  107— 1 125)  kommt 
der  Kopf  des  Satan  vor:  ein  häßlicher  ge- 
hörnter Kopf  V.  d.  r.  S.,  mit  langer  Nase 
und  struppigen  Haaren,  welche  wie  ein 
Hahnenkamm  den  Kopf  bedecken,  mit  der 
Umschrift  Satanaus.  Luschin  erklärt  dieses 
Münzbild  aus  ungewöhnlichen  Naturerschei- 
nungen II 17— II 23,  die  die  Bevölkerung 
ernstlich  beunruhigten  und  die  man  nach 
der  Chronik  des  Cosmas  auf  Rechnung  des 
Satans  setzte.  —  Luschin  in  N.  Z.  XIX 
1887  S.  I96f.  Su. 

SataraktikEy  altindische  Gewichtseinheit; 
s.  Rati.  V. 

Satin  (Setin),  eine  seltene  mittelalterliche 
Gewichtsbezeichnung  des  halben  Lotes. 
Die  Ableitung  des  Wortes  ist  unbekannt. 
—  Grote,  M.  St.  III,  19.  S. 

Satlrisehe  Med.  s.  unter  Spottmedaillen. 

Satrap,  griech.  oaxpcticij?,  ist  der  Titel  der 
persischen  Provinziailstatthalter  (der  Titel 
S.  steht  nur  auf  einer  späten  ind.  M.  des 
Zeionises).  Während  die  persischen  S.,  wie 
die  Geschichte  des  Aryandes  zeigt  (s.  unter 
Aryandikon  nomisma),  noch  unter  Dareios 
I.  kein  Prägerecht  hatten,  maßten  sie  es 
sich  unter  Dareios  IL  an:  ein  kleinasiat. 
Satrap  (wohl  Tissaphernes)  prägt  Tetradr. 
sog.  phönik,  Fußes  mit  seinem  Bildnis  in 
Tiara  und  auf  der  Rs.  dem  König  als  Bogen- 
schützen, Beiz.  Schilf,  Beischrift  ßaaiXi©? ; 
weiter  geht  zunächst  ein  unbekannter 
Satrap,  der  sein  Bildnis  a.  d.  Vs.  mit 
Leier  und  ßaaiX(io)c)  auf  der  Rs.  ver- 
bindet; dann  setzt  der  etwa  gleichzeitige 
Pharnabazos  zu  seinem  Bildnis  den  eige- 
nen Namen  <l)apvaßa(Coo),  a,  d.  Rs.  eine 
Prora  zwischen  Delphinen,  dazu  der 
Thunfisch  wohl  als  Angabe  der  M. -Stätte 
Kyzikos  (Abb.  38)*  Diese  drei  M.  sind 
auch  wegen  des  Bildnisses  einzigartig, 
sie  sind  Vorläufer  der  heilenist.  Königs - 
M.,  wie  man  derartiges  auch  sonst  für 
diese  Satrapenhöfe  beobachtet  hat.  Für 
sie  kann  man   Imhoof,   der,  zuletzt  Kl. 


588 


SATURNUS— SATYR 


M.  S.  470,  in  ihnen  nur  Idealtypen  ohne 
Bildnisähnlichkeit  erkennen  will,  nicht 
beipflichten.  Die  kleinasiat.,  kilikischen, 
Icyprischen  Satrapen  des  4.  Jh.s  zeigen 
sich  dann  im  vollen  Besitze  des  M.- 
Rechts, setzen  teils  ihren  Kopf  in  Tiara 
(oder  in  Imhoofs,  hier  oft  zweifellos 
richtigem  Sinne  einen  Idealkopf)  wie 
Oatas  und  z.  T.  Spithridates,  teils  ver- 
zichten sie  auf  ihr  Bildnis,  und  diese 
stellen  auf  ihren  M.  entweder  den  Groß- 
könig  als  Bogenschützen  oder  dgl.  dar,  so 
die  sog.  ion.  und  die  kypr.  Satrapen,  oder 
machen  sich  von  der  Königsfigur  frei, 
so  Datames  (dieser  prägt  auch  in  Sinope 
und  Gaziura,  wo  auch  andere  S.  ge- 
nannt sind;  Datames  prägt  auch  einmal 
mit  dem  Bilde  des  sitz.  Satrapen,  den 
Bogen  prüfend,  Samml.  Warren  nr.  1270), 
Mazaios  (dieser  prägt  auch  in  Baby- 
lon), Tiribazos,  Orontas;  viele  andere 
S.aber  nennen  ihren  Namen  nicht  und 
ihre  M.  sind  als  S.-M.  dann  nur  durch  den 
Kopf  in  Tiara  zu  erkennen.  —  AT- Stateren 
von  Lampsakos  zeigen  einen  knienden  S. 
als  Bogenschützen  (Abb.  37)  oder  einen 
S.-Kopf.  —  Imhoof,  Porträtköpfe  auf 
ant.  M.  1885  S.  22/25  Taf.  III;  Babelon, 
Trait6  II 2  S.  99/138,  344/49S,  Taf. 
LXXXVIII/IX,  CV— CXV;  R.  E.  IIA 
S.  82/188.  R. 

SatumuSy  uralter  röm.  Gott,  dem  bes.  die 
Winteraussaat  anvertraut  war  und  dem 
daher  am  17.  Dez.  das  Fest  der  Satumalien, 
unserem  Weihnachtsfest  vergleichbar,  ge- 
feiert wurde  und  dem  auch  die  Schatz- 
kammer, das  aerarium  Saturni  unterstand; 
er  wurde  mit  dem  griech.  Kronos  (s.  d.) 
früh  geglichen.  Es  erscheint  auf  re- 
publ.  Denaren  z.  B.  des  Nerius,  des  Su- 
fenas,  des  Piso  und  Caepio  sein  (unverhüll- 
ter) Kopf  (meist  bekränzt)  mit  der  Sichel 
oder  er  selbst  (mit  Sichel),  eine  Quadriga 
lenkend  (L.  Appuleius  Saturninus),  auf 
kaiserl.  M.  des  Gallienus  mit  der  Legende 
Aeternitas  dagegen  mit  verhülltem  Hinter- 
kopf und  Sichel  (falx,  harpa)  in  der  Hand 
stehend,  und  zur  Legende  temporum  felici- 
tas  oder  aeternitas  Aug.  erscheint  auf  Med. 
von  Pius  bis  Probus  ein  jugendl.  steh.  Gott 
mit  kurzem  Stab,  den  man  für  S.  hält:  die 
R.  auf  den  (Jahres)ring  legend,  durch 
den  vier  Mädchen  treten  (die  Hören),  vor 


ihm  Knabe  mit  Füllhorn,  oder  ihm  gegen- 
über der  sitz.  Kaiser.  Der  afrikan.  S.  er- 
scheint auf  M.  des  Clodius  Albinus  mit  der 
Aufschrift  saeculo  frugifero,  s.  unter  Saecu- 
iares.  —  R.  E.  II  A  S.  218/23  (die  M.  ver- 
nachlässigt) ;  Bernhart,  Handbuch  S.  67. 
83.  R. 

Satyr,  griech.  Satüpo^,  ursprünglich  etwa 
dasselbe  wie  Silen  (SiXtjvo?  ),  später  differen- 
ziert, indem  im  Gefolge  des  Dionysos  Silen 
als  sein  alter  Erzieher  und  dazu  eine  Mehr- 
heit jüngerer,  Wald  und  Berg  bevölkernder 
Mischwesen  (mit  Tierhörnern  und  -ohren, 
oft  auch  kleinem  Schwänzchen,  also  halb 
als  Böckchen,  was  aber  erst  der  Ein- 
mischung der  Pan-darstellung  zuzuschreiben 
ist),  auftritt.  Alle  hierhergehörigen  Ge- 
stalten älterer  Zeit  s.  daher  unter  Silen; 
hier  handelt  es  sich  nur  um  die  Satyrn 
jüngerer  Zeit:  so  kommt  der  jugendl.  Kopf 
eines  S.  mit  Hörnchen  und  Tierohr  auf  N 
von  Lampsakos  vor;  auf  ,M,  der  Kaiserzeit 
erscheinen  sie  in  Bildern  des  Dionysoszuges 
(Journ.  int.  XI  Taf.  IX  u.  XI)  neben  Pan, 
Mainaden,  Eroten,  Kentauren  u.  a.  Wesen, 
wobei  wir  als  freilich  willkürliche  Unter- 
scheidung von  Pan  oder  Paniskos  die  mit 
menschlichen  Beinen  S.  nennen:  z.  B.  auf 
röm.  Med.  des  jug.  Marcus  vor  dem  Wagen 
des  Dionysos  ein  S.  mit  Pedum,  hinter  ihm 
ein  ausspähender  S. ;  Perinth  (Abb.  98) 
und  Pergamon,  Ariadneszene:  ein  S. 
springt  voraus;  Methymna:  ein  S.  mit 
Pedum  neben  dem  Wagen;  Gcrme:  voran 
ein  S.  mit  Pedum,  neben  dem  Wagen 
ein  flöteblasender  S.,  usw.;  häufig  ist 
ferner  die  Gruppe  des  auf  einen  .S.  ge- 
lehnten Dionysos  (in  der  Ariadneszene: 
Perinth,  Abb.  98;  die  Gruppe  allein: 
Tralleis,  Amorion,  Sagalassos,  Seleukeia 
Pis.  usw.) ;  auf  Kontorniaten  findet  sich  ein 
S.  mit  Pedum  und  Traube  neben  dem  steh. 
Dionysos;  in  Orchomenos  Ark.  stehen  2 
S.  mit  dionysischen  Attributen  nach  vorn 
gewandt;  ein  sitz.  S.,  wie  es  scheint,  läßt 
einen  Knaben  (Dionysos?)  auf  der  Fuß- 
spitze tanzen:  Pergamon;  S.  auf  der  Erde 
sitz,  mit  Doppelflöte:  Denar  des  Augustus; 
tanzend  begegnet  ein  S.  mit  oder  ohne 
Pedum  auf  M.  z.  B.  von  Attaleia,  Hyrkanis, 
Philadelpheia  Lyd. ;  ein  tanzender  und  dazu 
die  (nicht  mit  dargestellten)  Fußklappem 
tretender  S.  vor  sitz!  Nymphe:  Kyzikos 


SAUDUKAT-SC 


589 


(Nom.  VIII  Taf.  I  30).  Wie  ein  S.  gebildet 
ist  dann  auch  Marsyas,  s.  d.  —  R.E.  III A 
S.  48/53.  R. 

Saudukat  (Schweinsdukat)  ist  eine  der 
vielen  Jagdmünzen  des  Landgrafen  Lud- 
wig VIII.  von  Hessen -Darmstadt  (1739 — 
1768)  mit  acht  gekrönten  L  im  Kreuz  auf 
einer  und  einem  Eber  auf  der  anderen 
Seite.  —■  Hoffmeister,  II,  S.  398  f.      S. 

Sauma,  CoUectivum  Saum^  arabische 
Bezeichnung  der  Silberbarren,  in  denen  die 
russischen  Fürsten  ihren  Tribut  an  die 
Goldene  Horde  entrichteten  und  die  Ibn 
Batüta  zufolge  5  Unzen  wogen,  was 
nach  Sauvaircs  Berechnung  ca.  193  g 
ausmacht,  also  ungcfälir  dem  Gewicht 
einer  Nowgoroder  Griwna  entspricht.  — 
Ibn  Batüta  I  S.  302  f. ;  Sauvairc  in  J. 
As.  8.  s6r.  3,  S.  393;  4,  S.  303;  Hjin,  Topo- 
grafija  kladow  scrcbrianych  i  zolotych 
.shtkow  S.  9;  Rctowski  in  Izwcstija  Ar- 
chcolog.   Kommissii   i8,   S.  10.  V. 

Sauroter,  gricch.  aoLopwxr^p  =  der  Lanzen- 
schuh, d-  h.  das  untere  Ende  des  Lanzen - 
Schaftes,  zugespitzt  und  mit  Eisen  beschla- 
gen, um  die  Lanze  in  die  Erde  stoßen  zu 
können,  daher  solche  Lanzen  oft  für 
zweispitzig  gehalten  werden.  R. 

S  C  =  senatus  consulto.  Auf  M.  kann  die 
Formel  s.  c,  oder  ex  s.  c.  sich  a)  erstrek- 
ken  auf  die  Errichtung  des  dargestellten 
Bauwerks  oder  Weihgeschenkes  (Quad- 
riga, Altar,  Rcitorstatue  mit  S  C  darunter, 
Schild  mit  S  C  darauf:  M.  des  Augustus), 
Willcrs,  Kupferprägung  S.  157/8;  ähnlich 
beziehen  sich  die  Formeln  s.  p.  q.  r.  auf 
vielen  anderen  M.  des  Augustus  und  ex 
s.  c.  und  s.  p.  q.  r.  auf  späteren  M.  mit 
Eichonkranz  und  ob  cives  servatos  oder 
adsertori  libcrtatis,  mit  der  Ernennungs- 
szene des  Titus  und  Domitianus  (Gnecchi, 
Med.  Taf.  142,  14),  mit  dem  Carpentum 
der  diva  Faustina,  mit  der  Weihung  für 
luppitcr  optimus  maximus  unter  Hadria- 
nu.$,  mit  der  Neujahrs-Gratulation  für 
Hadrianus  und  Pius  usw.  auf  die  betr. 
Beschlüsse  des  Senates  über  diese  Ehrun- 
gen, Weihungen  usw.  Verwandt  muß  auch 
die  einer  riesigen  Reihe  von  M.  aller  3  Me- 
talle des  Traianus  aufgeprägte  Weihung  s.  p. 
q.  r.  optimo  principi  (der  Name  des  Kaisers 
auf  der  Vs.  im  Dativ  der  Dedikation) 
sein,  wenngleich  ihr  Sinn  nicht  klar  ist. 


Dieselbe  Aufschrift  kommt  übrigens  noch 
bis  unter  Constantinus  I.  vor. 

Oder  aber  ß)  die  Formeln  bedeuten 
»auf  Senatsbeschluß  (wurde  diese  M. 
geprägt)«,  so  ganz  deutlich  auf  einer 
M.  von  Carteia  mit  M.  Falcidius  IUI  vir 
ex  s.  c.  f(aciendum)  c(uravit),  und  danach 
ist  auch  zu  beurteilen  das  s.  c.  und  ex  s.  c, 
zuweilen  d(e)  s(enatus)  s(ententia)  oder 
mit  Zusatz  von  d(e)  t(esauro.?)  oder 
p(ubHce?)     auf    republ.    Denaren,    Liste 

B.  M.  C.  Rom.  rep.  III  S.  82/3;  es  mag 
bedeuten,  daß  das  Metall  auf  außergewöhnl. 
Wege  beschafft  oder  daß  die  Prägung 
ausnahmsweise  durch  andere  Beamte  als 
die  tresviri  monetales  erfolgte,  und  tritt 
zuerst  auf  i.  J.  100  anläßlich  der  lex 
frumentaria  des  L,  Appul.  Saturninus, 
worauf  die  Bilder  hinweisen  und  sich  die 
Zusatz-Formel  der  M.  selbst:  »ad  frumen- 
tum  emundum«  bezieht;  auch  Denare  ohne 
das  s.  c,  aber  mit  Formeln  wie  pu(blice), 
ex  a(rgcnto)  pu(bhco),  p(ublico)  a(rgento) 
und  älmlich,  sind  ähnlich  zu  beurteilen 
(B.  M.  C.  Rom.  rep.  I  S.  LXIX— LXXII, 
III  Register  S.  82  ff.).  In  der  Kaiserzeit 
erscheint  in  der  Prägung  {N,  JR)  des 
Interregnums  von  68/69  einschließlich  der 
M.  des  Clodius  Maccr,  sogar  derer  mit 
seinem  Bildnis,  das  SC,  häufig  von 
SPQR  auf  der  Rs.  begleitet,  oder  auch 
das  SPQR  statt  des  SC,  geradezu  als 
Staatsaufschrift  »in  Ermangelung  eines 
Kaisers«,  wenn  auch  keineswegs  auf  allen 
M.,  vgl.  B.  M.  C.  Rom.  emp.  I  S.  285/308. 
Außerdem  finden  wir  das  SC  unter  Au- 
gustus und  Tiberius  auf  den  städt.  iE  von 
Paestum.  —  Seit  der  Neuordnung  der 
Kupfermünze  durch  Augustus  erscheint 
auf  dessen  iE  stets  das  SC  (Abb,  81—83) 
und  das  bleibt  so  bis  Kaiser  Tacitus, 
ja  sogar  auf  M.  des  Carinus,  Numeria- 
nus und  Maximianus  kommt  das  SC 
noch  vor  (Gnccchi,  Med.  III  S.  93/4) 
und  kehrt  später  noch  bei  den  iE  des 
Zcno  und   bei  Theodahat   wieder  (B.   M. 

C.  Vandals  Taf.  IX  u.  XII).  Aus- 
nahmen sind:  a)  die  nur  zu  Zier-  und 
Erinncrungszwecken  bestimmten  sog.  Mc- 
daillone  (s.  d.),  b)  die  städt.  u.  land- 
schaftl.  Prägungen  außerhalb  Roms  (von 
denen  aber  die  syrische  Provinzial--äl- 
prägung    das   s.  c.    trägt,    Abb.  90,    von 


590 


SCALPTOR— SCHAFTREIBER 


wo  es  sich,  aber  vielleicht  nur  durch  Miß- 
verständnis, von  Elagabalus  ab  auf  die 
städtische  iE-Prägung  von  Antiochia  und 
von  Gordianus  IIL  ab  auf  die  provinziale 
5yr.  -^-Prägung,  Abb.  88,  auch  auf  städt. 
M.  von  Mallos  und  Philippopolis  Arabiae 
überträgt),  c)  ferner  bilden  eine  leicht 
begreifliche  Ausnahme  die  Reichs -iE,  die 
die  Erwähnung  des  Senats  schon  in  den 
Beischriften  wie  ex  s.  c.  und  s.  p.  q.  r.  (s.  o.) 
stecken  haben,  d)  endlich  bilden  wirk- 
liche Ausnahmen  eine  kleine  Anzahl  von 
Reichs-^,  die  wir  eben  als  Ausnahme 
hinnehmen  müssen;  sie  sind  bei  Gnecchi, 
Med.  Tav.  142 — 158  zus.  mit  denen  der 
Gruppe  c,  aber  auch  vermischt  mit  aller- 
lei nicht  Hergehörigem,  insbes.  aus  a, 
sowie  mit  den  M.  der  Metalla  (s.  unter 
Bergwerksmarken)  gesammelt.  Sie  zeigen, 
daß  von  einer  förmlichen  Dyarchie  von 
Kaiser  und  Senat  im  M.  -Wesen,  wie  Momm- 
sen  es  gefaßt  hat,  keine  Rede  ist,  ebenso- 
wenig von  einer  rein  senatorischen  Kupfer- 
prägung —  schon  der  Felix  Augusti 
libertus  optio  et  exactor  auri  argenti 
aersis,  Dessau,  Inscr.  1634/5,  zeigt  das 
ja  — ,  da  so  gut  wie  alle  S-C-Münzen  auf 
der  Vs.  den  Kaiserkopf  tragen.  Es  handelt 
sich  vielmehr  nur  um  eine  Mitwirkung 
des  Senates,  deren  Art  sehr  mannigfaltig 
gewesen  sein  kann:  sie  kann  sich  z.  B. 
darauf  beziehen,  daß  dem  Senat  der 
Erlaß  der  Bestimmungen  über  Fuß, 
Sorten,  Prägequantum  und  M. -Bilder  der 
Kupferprägung  vorbehalten  war  oder  (bzw. 
und)  daß  dem  Senat  das  Finanzgebahren 
(sei  es  durch  Tragung  der  Kosten,  sei  es 
durch  Einstreichen  des  Münzgewinnes) 
zustand.  —  Gercke-Norden,  Einleit.  in  die 
Altertumswiss.  Hs  S.  107/8,  dort  die  Lit., 
und  hier  unter  Tresviri  monetales.     R. 

Scalptor,  von  scalpere  =  ritzen,  also  = 
<jraveur,  Stempelschneider,  aus  der  In- 
schrift Dessau,  Inscr.  1638  bekannter 
Münzhandwerker:  Aug(usti)  lib(ertus)  atiu- 
tor  praepos(iti)  scalptorum  sacrae  monetae. 
Da  die  S.  danach  einen  eigenen  Vor- 
gesetzten haben,  der  wieder  einen  Amts- 
gehilfen  hat,  werden  die  S.  eine  größere 
Zahl  gewesen  sein,  wie  sie  der  große 
Stempelverbrauch  der  röm.  Spätzeit  ja 
mit  sich  bringt.  R. 

Sceatta  siehe  Schatz. 


Scepter  s.  Zepter. 

Schach  =  Geschacht  (s.  d.). 

Schaf  (Schaep,  Schaaf),  der  ostfriesi- 
sche Doppelstüber.  Das  Wort  bedeutet  nicht 
etwa  das  Lamm  Gottes,  das  man  im  Mittel- 
alter auf  vielen  französischen  und  nieder- 
ländischen Goldmünzen  sieht  (vgl,  mouton, 
Lammen).  Ob  freilich  die  Erklärung  des 
Beninga,  Chronik  v.  Ostfriesland,  S.  471, 
richtig  ist,  der  Graf  Edzard  I.  habe  1500 
eine  so  große  Beute  an  Schafen  gemacht, 
daß  man  eins  für  eine  seiner  kleinen 
Münzen  kaufen  konnte,  die  davon  den 
Namen  »Schaf«  erhalten  habe,  richtig  ist, 
erscheint  zweifelhaft.  Wahrscheinlicher 
ist  die  Erklärung  0.  Meiers  (Bl.  f.  M.Fr. 
1928,  S.  259),  die  niederländischen  Toisons 
d'argent  hätten  in  Ostfriesland  3  Stüber 
gegolten  und  von  dem  goldenen  Vließ  den 
Namen  Schaf  erhalten.  Jedenfalls  werden 
in  einem  Tarife  von  1506  Schafe  zu  3 
Stübern  genannt,  auch  kennen  wir  ein 
solches  Stück  Edzards  L;  doch  ist  seit 
etwa  1550  das  Schaf  immer  das  Doppel- 
stüberstück;  der  Reichstaler  hielt  im  17.  Jh. 
27  Schafe  oder  54  Stüber.  1745  wurden 
in  Berlin  9  alte  ostfriesische  und  3  Jever- 
sche  Schafe  probiert  und  gefunden,  daß 
eins  1,61  g  wog  und  0,64  g  Silber  hielt.  — 
Sauer,  Beiträge  zur  Münzgeschichte  Ost- 
frieslands,  im  Jahrbuch  für  bildende  Künste, 
3.  Bd.,  Emden  1879,  S.  50 f.;  Knyphausen, 
Nachtrag  zum  Münz-  und  Med. -Kabinett, 
Hannover  1877,  Nr.  9696;  Schrötter,  Acta 
Bor-   Gesch.    II   S.  328.  S. 

Schaffhäuser.  Nach  den  in  der  Kipper- 
zeit in  Menge  umlaufenden  Dicken  (s.  d.) 
der  Stadt  Schaffhausen,  deren  Rs.  mit 
dem  Reichsadler  verziert  war,  wurden  in 
Mitteldeutschland  die  Stücke  zu  24  und 
12  Kreuzer  (s.  Schreckenberger)  auch 
Schaffhäuser  genannt.  —  Bornemann  in 
Bl.  f.  Münzfr.  1928,  S.  290.  S. 

Schafträger  wurden  die  Doppelschillinge 
der  Stadt  Lüneburg  des  16.  Jh.s  von  dem 
stehenden  Johannes  dem  Täufer  mit  dem 
Lamm  auf  dem  Arm  genannt.  —  Schmieder, 

s.  394.  S. 

Schaftreiber  werden  in  österr.  Münz- 
reskripten,  ohne  daß  man  eine  Erklärung 
dafür  hat,  1548 — 1563  die  ungarischen 
Dreier  genannt.  —  E.  Schröder  in  Bl.  f. 
Mfr.  1903  S.  2887.  Su. 


SCHARFRICHTERPFENNIGE— SCHEroEMÜNZE 


591 


Scharfrichterpfennige  hießen  Silber- 
medaillen im  Werte  von  2  Reichstalem, 
die  der  älteste  Hamburger  Richter  beim 
Rücktritt  von  seinem  Amte  von  dem 
Scharfrichter  als  Homagialleistung  erhielt. 
Sie  trugen  auf  einer  Seite  Wappen  und 
Namen  des  Richters,  auf  der  anderen  das 
Hamburger  Wappen  und  sind  von  1541 
bis  1810  bekannt.  —  Gaedechens,  I, 
S.  261  fF.,  II,  S.  225.  S. 

Schatz  ist  nach  E.  Schröder  das  einzige 
Wort,  mit  dem  schon  in  urgermanischer 
Zeit  ein  geprägtes  und  im  Umlauf  befind- 
liches Geldstück  bezeichnet  wurde:  Ulfila 
bringt  das  Wort  skatts  in  der  Bibel, 
soweit  sie  erhalten,  14  mal,  davon  = 
•ÖYjvcxpiov  6  mal,  =  appptov  =  Geld  l  mal, 
=  dpifupiov  =  Silberling  i  mal,  =  p.va  6  mal. 
Es  mag  die  Verwendung  von  römischen 
Silbermünzen,  die  bei  den  Germanen  seit 
der  Mitte  des  2.  Jh.s  zunahm,  dazu  geführt 
haben,  daß  mitunter  Silbermünzen  schlecht- 
weg als  »Schatz«  oder  »Schatzgeld«  be- 
zeichnet wurden.  Auch  in  ahd.  Glossen  wird 
der  denarius  neben  phenning  und  silberling 
mit  skaz,  quaz  übersetzt,  ebenso  der 
•obolus-  Angels,  sceatt  findet  sich  nur  in 
den  ältesten  Gesetzen  des  Königs  Aethelbert 
(601 — 604)  als  »Silberpfennig«  =  ^20 
scilling.  Mit  dem  Aufkommen  des  »Pfen- 
nigs« schwindet  die  Sceattrechnung. 

Den  Namen  »Sceatta«  hat  man  dann 
auch  für  die  ältesten  angelsächsischen 
Silbermünzen  angewandt.  Es  sind  folgende 
Münzen:  Sceattas  des  Königs  Pada  von 
Mercia  655,  des  Königs  Ethelred  aus  dem 
letzten  Viertel  des  7,  Jh.s;  als  jüngste  sind 
umschriftlich  gesichert  Prägungen  K.  Ead- 
berts  V*  Northumberland  ( — 758),  Alfreds 
(—774)  und  Eb.  Ekberts  v.  York  (—766). 
Die  große  Masse  der  sogenannten  Sceattas 
•sind  mit  Trugschrift  versehen  oder  gänz- 
lich ohne  Schrift,  Sie  bieten  überwiegend 
Entstellungen  römischer  Vorbilder  der 
konstantin.  Zeit,  daneben  unzweifelhaft 
Darstellungen  heimischen  oder  doch  ger- 
manischen Ursprungs,  dann  haben  merow. 
Münzen  als  Muster  gedient.  Über  andert- 
halb Jahrhundert  sind  diese  Münzen 
Hauptzahlmittel  bei  den  Angelsachsen  und 
auch  bei  den  ihnen  gegenüber  wohnenden 
Friesen  gewesen,  an  deren  Küste  sie  bis 
nach  Emden  in  zahlreichen  Schatzfunden 


zutage  getreten  und  wohl  auch  ursprüng- 
lich schon  vor  der  Übertragung  auf  die 
Insel  geprägt  sein  mögen.  —  E.  Schröder, 
»Schatz«,  Stud.  zu  den  deutschen  Münz- 
namen IV,  S.  266  ff.  in  Z.  f.  vgl.  Sprachf. 
48,  Heft  3/4;  Menadier,  Schausammlung 
S.  375.  Su. 

Schatzfunde  von  M.  s.  unter  Münzfunde. 

Schatztniinzen  s.  Juliuslöser. 

Schaugroschen,  -münze,  -ptennig,  -taler 
sind  Gedenkmünzen,  die,  durch  schönes 
und  merkwürdiges  Gepräge  in  die  Augen 
fallend,  sich  von  Medaillen,  Plaketten 
und  Jettonen  dadurch  unterscheiden,  daß 
sie  Kurantgeld  sind  und  als  solches  ge- 
braucht werden  können,  weil  sie  nach 
dessen  Münzfuß  und  in  dessen  Form  aus- 
geprägt sind  (s.  Geschichtsmünze  S.  221, 
am  Anfang).  »Schawgroschen«  hießen 
auch  die  in  den  süddeutschen  Handels- 
städten vielfach  als  Festgeschenke  ver- 
wendeten Rechenpfennige  (s.  d.)  mit  den 
Bildnissen  einer  Person  oder  eines  Ehe- 
paares. —  Menadier,  Schausammlung, 
S.  520.  S. 

Scheck.  Der  Scheck  (englisch  check) 
ist  eine  auf  Sicht  gestellte,  im  Gegensatz 
zum  Wechsel  möglichst  schnell  einzu- 
lösende Zahlungsanweisung  an  eine  Bank, 
Der  Scheck  braucht  ebenso  wie  der  Wechsel 
nicht  wie  die  Banknote  oder  das  Papier- 
geld auf  eine  runde  Summe  zu  lauten, 
er  ist  vielmehr  ein  individualisierter 
Schuldschein.  Die  Schecks  haben,  je 
nachdem  sie  Barzahlung  oder  Umschrei- 
bung fordern  (Verrechnungsscheck),  ver- 
schiedene Farbe.  —  Der  Scheck  ist  in  Eng- 
land im  18.  Jh.  entstanden;  dort  und  in 
Nordamerika  wird  die  Scheckabrechnung 
in  Clearinghäusern  vorgenommen,  in 
Deutschland  durch  die  mit  der  Reichspost 
verbundenen  Postscheckämter,  die  den 
Banken  diesen  Kleinzahlungsverkehr  fast 
ganz  abgenommen  haben,  —  Schmoller, 
Grundriß,  S.  626,  650  f.  S. 

ScheepjesschOlIng  s.  unter  Schilling,  nie- 
derländischer. S. 

Scheidemfinze  ist  das  von  seinem  Zwecke, 
Käufer  und  Verkäufer  endgültig  ohne  Bruch 
auseinander  zu  scheiden,  genannte  Klein- 
geld. Aus  diesem  Zwecke-  ergeben  sich  die 
technischen  und  wirtschaftlichen  Aufgaben 
der  Schddemünzpölitik:   nur  kleine  Be- 


592 


SCHEIDEMÜNZE 


nennungen,  billiger  und  wegen  der  nötigen 
Widerstandsfähigkeit  gegen  Nässe,  Schweiß, 
Reibung  bei  sehr  schnellem  Umlaufe  solider 
Stoff,  also  weder  Papier,  Leder  oder  Por- 
zellan noch  Zinn,  Zink,  Blei  oder  Eisen, 
sondern    Kupfer,    Bronze    (s.  d.),    Nickel 
(s.    d.),    Aluminium,    rein    oder    legiert. 
Das  wichtigste  ist  der  Fuß  der  Scheide- 
münze,     der    ihre    Unterwertigkeit    ge- 
währleisten  muß,    das    heißt:    ihr    Sach- 
wert   darf    ihren    Nennwert     nicht    er- 
reichen,   im  Gegensatze   zum  Währungs- 
gelde,     bei    dem     beide     möglichst    zu- 
sammenfallen sollen.  Denn  bei  Vollwertig- 
keit der  Scheidemünze  würden  erstens  die 
Münzkosten  unverhältnismäßig  hoch,  und 
zweitens  würde  beim  Steigen  des  Metall - 
Preises  die  aus  diesem  Metalle  hergestellte 
Münze  ausgeführt  werden  und  ein  wirt- 
schaftlich schwer  zu  ertragender  Mangel 
an  ihr  entstehen.  Dagegen  ist  einem  durch 
zu    starke    Ausgabe    veranlaßten    Sinken 
unter    ihren    Nennwert    entgegenzutreten 
durch   ihre   unbeschränkte   Annahme   bei 
den    Staatskassen    und    die    Kontingen- 
tierung ihres  Prägequantums,  wodurch  ihre 
freie  Prägung  ausgeschlossen  ist,  endlich 
durch  Einziehung  und  Einschmelzung  bei 
Überfüllung  mit  ihr,  wozu  ein  Einlösungs- 
fonds  aus  dem  Schlagschatz  der  Scheide- 
münze gebildet  werden  muß.     Damit  die 
Scheidemünze    nicht    an    die    Stelle    des 
Währungsgeldes  trete,  ist  endlich  ihre  Zahl- 
kraft zu  beschränken.    Auf  dem  Mangel 
der  Erkenntnis   vom  Wesen  der  Scheide- 
münze  beruhen    die  meisten  Münzkrisen 
im    europäischen    Münzwesen    seit    dem 
Ausgange    des    i6.    Jh.s,     besonders    im 
deutschen    und  italienischen,    aber    auch 
im  spanischen,    russischen,    französischen 
und  sogar  im  englischen :  der  größere  Teil 
der  Münzkrisen  ist   herbeigeführt  worden 
durch  den  mit  der  S.    getriebenen    Miß- 
brauch,   also    eine    falsche  Scheidemünz- 
politik. 

Erst  im  i8.  Jh.  ist  die  Welt,  durch  große 
Kleingeldkrisen  belehrt,  zu  einer  solchen 
rationellen  Scheidemünzpolitik  gelangt. 
Über  das  Altertum  sind  wir  darin  zu  wenig 
unterrichtet,  doch  ist  so  viel  sicher,  daß  im 
römischen  Kaiserreich  gewaltige  Scheide- 
geldkrisen zu  überstehen  waren.  Im  frühen 
Mittelalter  kam  der  kleine  Verkehr  mit 


Tausch  von  Naturalien  aus.  Erst  als  die- 
Gulden  und  Groschen  aufkamen,  als  zu 
gleicher  Zeit  die  Natural-  der  Geldwirt- 
schaft zu  weichen  anfing,  als  die  stehenden 
Heere  und  in  den  Städten  die  Industrie 
und  der  Handel  das  Arbeiterwesen  und 
damit  regelmäßige  Geldlöhnung  ausbildeten, 
wurde  die  Scheidemünze  wichtiger,  hörten 
die  Pfennige  und  Heller  auf,  Kurantgeld 
zu  sein  (in  Süddeutschland  1425 — 1450). 
Damals  begann  man  auch  zu  unterscheiden 
zwischen  Moneta  grossa  und  moneta 
minuta,  zwischen  Ober-  und  Bei  währ, 
zwischen  Reichs-  und  Landmünze,  zwischen 
grober  Münze  und  Schiedpfennig  oder 
Usualmünze.  In  Deutschland  wurde  zu- 
erst durch  die  Reichsmünzordnungen  (s.  d.) 
versucht,  die  Zahlkraft  der  Scheidemünze 
zu  beschränken,  durch  die  von  1559  auf 
25  Fl,  bei  jeder  Zahlung,  aber  die  Kraft 
fehlte,  diese  Bestimmung  durchzuführen. 
Und  außerdem  war  in  den  Reichsmünz- 
ordnungen  der  Fehler  gemacht  worden, 
den  Fuß  der  Scheidemünzen  durch  Wahl 
eines  zu  teueren  Stoffes  zu  kostbar  zu  ge- 
stalten (s.  Reichsmünzordnungen),  so  daß 
entweder  gar  keine  Scheidemünze  ange- 
fertigt wurde  oder  solche,  die  dem  Reichs- 
münzfuße nicht  entsprach.  Aus  Geld- 
mangel wurde  dieser  Fuß  immer  mehr 
verschlechtert,  bis  man  in  den  Kipper- 
unfug geriet  (s.  Kipper  und  Wipper).  Seit 
der  Kipperzeit  wurde  das  Wort  »Schied - 
oder  Scheidemünze«  in  Deutschland  all- 
gemein; zwar  wirkte  die  Furcht  vor  einer 
ähnlichen  Katastrophe  heilsam,  doch  ver- 
fiel man  noch  einigemal  in  den  Fehler 
übergroßer  Scheidemünzprägungen  (s.  Rote 
Sechser,  Seufzer),  zuletzt  in  Preußen  vor 
l8o6;  dann  ist  dieser  Staat  zu  einer  vor- 
bildlichen Scheidemünzpolitik  gekommen,, 
während  das  Scheidemünzelend  in  Süd- 
deutschland  noch  bis  1873  fortgeschleppt 
werden  mußte. 

Ähnlich  verlief  d.  Entwicklung  in  dem  po- 
litisch zersplitterten  Italien;  über  sie  und 
die  französische  Scheidemünzpolitik  ist  nur 
wenig  bekannt,  doch  ist  man  in  Frankreich 
früh  zu  kupferner  S.  gelangt,  wozu  Deutsch- 
land sich  fehlerhafterweise  früher  nur  in 
Westfalen,  sonst  erst  seit  der  zweiten 
Hälfte  des  18.  Jh.s  entschlossen  hatte* 
Spanien      und      Polen      sind      in     den 


SCHEIDEMÜNZE 


593 


entgegengesetzten  Fehler  verfallen,  indem 
sie  besonders  durch  enorme  Kupferprägun- 
gen im  17.  Jh.  den  wirtschaftlichen  Ruin 
ihrer  Lande  herbeiführten,  während  Eng- 
land durch  Vernachlässigung  der  Scheide- 
münzprägung die  Bevölkerung  zur  Ausgabe 
von  privaten  Scheidemünzen  vetranlaßte  (s. 
Token).  Hier  kam  erst  Adam  Smith  zu 
der  Erkenntnis  (1776),  daß  die  Scheide- 
münze unterfertig  auszumünzen  sei,  und 
seit  181 6  führte  auch  England  eine  richtige 
Scheidemünzpolitik,  indem  es  die  freie 
Prägung  der  Scheidemünze  aufhob.  Nach- 
dem Frankreich  durch  übermäßiges  Prägen 
von  Scheidemünze  aus  Glockenmetall  in 
der  Revolutionszeit  sich  sehr  geschadet 
hatt^,  führte  Napoleon  1810  richtige 
Grundsätze  in  diesem  Zweige  des  Münz- 
wesens  ein  (s.  Gold-,  Doppel-,  Silber- 
währung und  Währung). 

Endlich  wäre  noch  die  Frage  nach  der 
Begrenzung  des  Begriffs  der  Seh.  nach  oben 
hin  zu  beantworten.  Das  ist  für  die  Zeiten 
seit  etwa  100  Jahren  einfach,  da  hier 
alles  S.  hieß,  was  nicht  unbeschränkte 
Zahlkraft  hatte,  während  für  ältere  Zeiten, 
d.  h.  vom  16.  Jh.  an,  da  der  Begriff  der 
S.  entstand,  bis  zum  19.  diese  Entwicklung 
für  jedes  einzelne  Land  zu  erörtern  wäre. 
In  Brandenburg  entstand  um  1650  die 
Usualmünze  der  Via-  und  Va4 -Taler,  aber  seit 
der  Errichtung  des  Leipziger  Münzvereins 
von  1690  gehörten  die  Zwölftel  nicht  mehr 
zu  den  Scheidemünzen,  wobei  es  in  Preußen 
bis  1842  geblieben  ist,  als  diese  Sorte 
{2Vft-Silbergroschen)  wieder  S.  wurde.  Die 
ostpreußischen  Achtzehngröscher  waren 
immer  Kurantgeld,  ebenso  die  schlesischen 
15 -Kreuzer  und  wohl  auch  die  6-Kreuzer. 

Über  andere  Länder,  auch  deutsche, 
wissen  wir  wenig  in  dieser  Hinsicht^  Doch 
ist  bekannt,  daß  Sachsen  und  Braun - 
schweig-Hannover  bis  tief  ins  18.  Jh.  S. 
nach  sehr  feinem  Fuße  prägten,  die  mehr 
als  Teilmünzen  des  Kurants  anzusehen 
sind.  Da  diese  Stücke  wegen  ihrer  Fein- 
heit immer  schnell  in  den  Tiegeln  anderer 
Staaten  verschwanden,  behalf  sich  Sachsen 
mit  fremden  S.,  schufen  Braunschweig 
und  Hannover  neben  der  feinen  Währung 
eine  gröbere,  und  zwar  vom  Gulden  herab 
bis  zum  Mariengroschen.  Über  all  diese 
Verhältnisse  sind  aber,  wie,  gesagt, 
WOrterbach  dor  MOnzkunde. 


noch  so  gut  wie  keine  Forschungen  ge- 
macht. 

Werfen  wir  noch   einen  Blick  auf   das 
Scheidemünzwesen  der  jüngsten  deutschen 
Vergangenheit,  so  müssen  wir  einen  Rück- 
fall in  die  Zustände  im  Anfange  des  17.  Jh.s 
feststellen.    Seit  dem  Friedensschlüsse  von 
191 9  kamen  immer  höhere  Papiernominale 
in   die   Stellung  der  Scheidemünze,   ohne 
daß  ihre  Zahlkraft  gesetzlich  beschränkt 
worden  wäre.     Dazu  gelangten  eine  Un- 
zahl legitimer  Notgeldarten  zur  Ausgabe 
(s.    Inflation    und    Notgeld).      Nach   der 
Reorganisation   von   Herbst    1923   wurde 
dieses    Notgeld    eingezogen    und    durch 
Verordnung  vom  8.  November  1923  Stücke 
zu  SO,  10,  5,  2  und  I  Rentenpfennig  (s.  d.) 
geschaffen  sowie  deren  Prägequantität  auf 
I   Mark  für  den   Kopf  der   Bevölkerung 
kontingentiert.       Am    11.    Februar    1924 
wurde  sie  auf  2  Mark  erhöht  (120  Millionen 
Mark).  Nach  der  Verordnung  vom  20.  März 
1924  kamen  hinzu  5-,  3-,  2-  und  i -Mark- 
stücke aus  Billon  (so%ooo  feines  Silber),  400 
Mark  aus  einem  kg  Feinsilber.  Am  30.  Au- 
gust 1924  folgte  eine  Änderung,  indem  die 
Münzen  nicht  mehr  Mark  und   Renten- 
pfennig, sondern  Reichsmark  und  Reichs- 
pfennig genannt,  die  Zahlkraft  der  Billon- 
münzen  auf  20,  der  Messing-  und  Kupfer- 
münzen auf  5  Mark  beschränkt,  die  Kassen- 
annahme  bis    zu   jeder   Höhe   verordnet 
wurde.    Diese  Scheidemünze  ist  also  nach 
richtigen  Grundsätzen  geordnet.    Ob  frei- 
lich die  nunmehrige  Kontingentierung  aller 
Scheidemünzen  vom  5 -Markstück  bis  zum 
Pfennig    auf     20    Mark     für    den    Kopf 
(1200  Millionen  Mark,  Ende  Mai  1929  waren 
im  Umlauf  1151,9  Millionen  RM.,  davon 
912,8  Silbermünzen)    nicht   zu   hoch   ist, 
bleibt  fraglich,  ist  jedenfalls  nur  so  lange 
ungefährlich,    als   die   Kassenannahme  in 
jeder  Höhe  strikt  eingehalten  wird.     Ein 
Einlösungsfonds  für  kritische  Fälle  scheint 
nicht  geschaffen  zu  sein,  obgleich  der  in 
der  Münzgeschichte  wohl  sehr  selten  er- 
reichte enorm  hohe  Schlagschatz  das  er- 
möglicht hätte;  betrug  er  doch  allein  aus 
der  Billonprägung  bis  zum  31.  März  1925 
220  Millionen  Mark  und  wird  auf  75  Pfen- 
nige von  einer  Mark  geschätzt.  —  Merk- 
würdig ist  noch,  daß  manche  Länder  wie 
Frankreich  und  Italien  heute  ihre  größeren 

38 


594 


SCHEIDEN— SCHIESSPRÄMDEN 


S.  als  solche  dadurch  kennzeichaen,  daß 
sie  ihnen  die  Bezeichnung  Bon  (z.  B.  pour 
I  Franc)  oder  Buono  (z.  B.  da  L.  i)  geben, 
die  ziemlich  überflüssig  ist.  —  G.  Schmoller, 
Über  die  Ausbildung  einer  richtigen  Scheide- 
münzpolitik vom  14.  bis  19.  Jh.,  Jahrbuch 
f.  Gesetzgebung,  24.  Bd.,  Leipzig  1900, 
S.  1247 — 1274;  M.  Palyi,  Scheidemünzen, 
Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften, 
4.  Aufl.,  Jena  1925,  hier  auch  die  weitere 
Literatur.  Dazu  Schrötter,  Preußen 
1806/73,  Gesch.  I,  I.  Buch.  S. 

Scheiden  nennt  man  die  Gewinnung  von 
reinem  Metall  aus  Erzen  oder  Legierungen. 
Sie  geschieht  in  der  Hauptsache  durch  Ab- 
treiben mit  Blei  (s.  d.),  durch  Amalgama- 
tion  (s.  d.),  Kupferraffination  (s.  Affinieren), 
Laugprozesse  und  Elektrolyse.  S. 

Scheidewasser  heißt  die  Salpetersäure 
(HNO3),  weil  sie  alle  Metalle  außer  Gold 
und  Platin  auflöst.  Aus  silberhaltigem 
Golde  scheidet  das  S.  das  Silber  als  Silber- 
nitrat aus.     S.  auch  Köm'gwasser.      S. 

Scheingeld,  Scheinkreuzer  s.  Wiener 
Währung.  S. 

Scheiterhaufen  s.  unter  Rogus.        R. 

Scheitel,  von  sem.  äaqal  =  wiegen,  sem. 
Gewicht  =  ^/öo  der  Mine,  sowohl  der 
leichten  wie  der  (doppelt  so  viel  wiegenden) 
schweren  Mine,  dann  eine  Münze  von 
diesem  Gewicht  (Abb.  86);  mehr  s.  unter 
Siglos.  R. 

Scherf,  ahd.  scerpf,  nord.  skärf,  skjerv, 
=  Hälbling,  mhd.  helbeling,  hellinc  =  ^/z 
Pfennig,  lat.  obulus,  assis.  Im  Kompilator 
des  Glossars  Id,  Ahd.  Gl.  HI  381,  48 
lesen  wir  »Obolus  hellinc  quem  Teutonici 
quidam  scerphum  vocant«.  Entstanden 
ist  das  Wort  Scherf  nach  Edward  Schröder 
aus  dem  lateinischen  Wort  scripulus  im 
keronischen  Glossar;  scripulus  >  scrip  > 
scirp  >  scerp  >  scerpf.  Es  ist  ein  hoch- 
deutsches Wort,  das  über  Westfalen  und 
Thüringen  nach  Niedersachsen  gewandert 
ist  und  hier  das  einheimische  Helling  ver- 
drängt hat.  In  der  hochdeutschen  Heimat 
gerät  es  in  Vergessenheit  und  räumt  dem 
Helbeling  den  Platz  ein,  als  skärf,  skjerv 
geht  es  bis  nach  Skandinavien.  In  späterer 
Zeit  tritt  auch  der  Heller,  als  er  auf  die 
Hälfte  seines  ursprünglichen  Wertes  ge- 
sunken war,  für  den  Scherf  ein:  »haller 
adir  scherflF«  (Breitenbach  in  Hessen  1467). 


In  Flandern  wird  der  Scherf  durch  die 
mijte  ersetzt  (s.  Mite). 

Obole  oder  Scherfe  sind  in  älterer  Zeit 
relativ  selten  ausgeprägt  worden.  Die 
Karolinger  haben  seit  Ludwig  dem  From- 
men wohl  Obole  schlagen  lassen,  aber 
nur  selten.  Aus  der  Zeit  der  sächsisch- 
fränkischen Kaiser  gibt  es  einige  wenige 
Stücke,  die  sehr  selten  sind.  Erst  in  der 
Hohenstaufenzeit  werden  sie  häufiger. 

Am  frühesten  sind  in  Lüneburg  Kupfer- 
scherfe  ausgeprägt  (1531 — I777)i  dann 
u.  a.  in  Meckl.  Güstrow  (1558—1593), 
in  Lübeck,  Hamburg,  Wismar,  Rostock, 
in  Pommern -Wolgast,  -Stettin  und  -Barth, 
in  Stralsund  1607.  Für  Thüringen  war 
»die  klassische  Stadt«  des  S.  Erfurt.  Die 
Erfurter  Münze  ist  die  einzige  städtische, 
welche  in  der  Kapperzeit  1621/1622  sogar 
ein  mehrfaches  in  Kupferscherfen  ausge- 
prägt hat,  XII  S.,  III  S.,  II  S. 

In  Frankreich  sind  Obole  wohl  neben  den 
Pfennigen  geprägt  worden,  aber  sehr  selten; 
ein  Halbstück  zum  Turnospfennig  Hein- 
richs II.  von  England,  in  Frankreich  ge- 
prägt, hat  die  Umschrift  »obolus  civis«. 

Ebenso  ist  die  Prägung  der  »Half- 
pennies«  in  England  im  M.A.  nicht  häufig 
gewesen.  In  Ungarn  bezeichnet  sich  eine 
Münze  Belas  IV.  (1235 — 1270)  als  »obulus«. 
Vgl.  Maille.  —  Scherf  hat  oft  die  Bedeutung 
als  kleinste  Münze,  »minutum  scerpf «,  und 
in  dieser  Bedeutung  hat  Luther  das  Scherf- 
lein  in  die  Bibel  aufgenommen.  —  Mena- 
dier,  D.  M.  II  S.  53  ff.;  E.  Schröder,  Scherf, 
in  Ztschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.  1918,  48, 
Bd.,  S.  141  ff.;  T.  0.  Radlach,  Scherf  u. 
Scherflein  in  Ztschr.  f.  Kirchengesch.  i.  d. 
Prov.  Sachsen  1914.  Su. 

Scheuem.  Nach  dem  Weißsude  (s.  d.) 
wurden  früher  die  Gold-  und  schönen 
Silbermünzen  mit  der  Hand,  die  anderen 
in  einer  sich  drehenden  Scheuertonne  mit 
Wasser  und  Kohlenstaub  poliert.  Da 
Kohlenstaub  aber  unreine  Platten  ergibt, 
ninamt  man  statt  dessen  heute  Sägespäne 
oder  pulverisierten  Weinstein.  —  Schlösser, 
S.  193.        ^  S. 

SchleBprämlen  sind  Medaillen,  Münzen 
und  Jettone,  die,  zur  Belohnung  guter 
Schützen  bestimmt,  diesen  Zweck  durch 
Bild  und  Schrift  anzeigen.  Ihrer  gibt  es 
seit  dem   17.   Jh.   eine   schier  unzählige 


SCHIFF 


595 


Menge,  eine  besondere  Art  sind  die  Schieß- 
klippen (s.  unter  Klippen).  Sehr  viele  Mün- 
zen wurden  auf  das  große  Geschützschießen 
in  Straßburg  1 590  geprägt.  —  Engel  u.  Lehr, 
Num.  del'Alsace,  Paris  1887,  S.  214 — 217; 
Samml.  A.  v.  d.  Heyden,  Heß  Nf.  17.  X. 
1904  nr.  1548  ff.  S. 

Schiff  auf  M.  Bei  den  buchtenreichen 
Küsten  und  oft  so  schmalen  Festländern 
der  klass.  Gebiete  war  den  Bewohnern  die 
Schififahrt  ein  Lebenselement,  und  es  sind 
Seh.  daher  auf  antiken  M.  sehr  häufig,  oft 
geradezu  eine  Art  Stadtwappen  (Byzantion, 
Rom,  Samos  und,  redend,  Phaseiis,  von 
(pacrQ^oc  =  der  Nachen).  Dargestellt  ist  das 
ganze,  meist  Ruder-,  aber  auch  Segel-Sch., 
bes.  auf  M.  der  seeberühmten  Phöniker- 
städte  Arados,  Byblos,  Sidon,  z.  T.  über 
Wellen  oder  an  der  Stadtmauer,  also  in 
landschaftl.  Umgegend;  es  erscheint  dann 
als  Beiz,  auf  Satrapen -M.,  ferner  auf  republ. 
M.  (des  Q.  Lutatius,  C.  u.  M.'  Fonteius, 
M.  Antonius,  Q.  Nasidius,  hier  auch  mehrere 
Seh.),  später  oft  auf  Kaisermünzen,  z.  B. 
von  Korkyra,  Apameia  Bith.,  Nikomedeia, 
Kyzikos,  Gadara,  Alexandreia  Äg.  (hier 
auch  mit  Isis  Pharia,  vor  Leuchtturm  usw.), 
des  Hadrianus,  M.  Aurelius  usw.  —  Viel 
häufiger  ist  das  Schiffs  vor  der  teil  (icpÄpa, 
lat.  prora),  am  frühesten  wohl  in  Phaseiis 
(6.  Jh.),  hier  wie  auch  sonst  zuweilen,  bes. 
bei  der  »Samaina«  von  Samos,  in  einen 
Tierkopf  (Delphin,  Eber)  auslaufend  (Z.  f.  N. 
Z7  S.  68),  später  in  Megara,  Korkyra  (hier 
steht  oft  ein  Schiffs  name  darauf,  wie  auch 
einer  in  Histiaia  vorkommt),  Sinope,  Kios 
(Abb.  38),  bei  Pharnabazos,  Samos,  Knidos 
usw.,  in  heilenist.  Zeit  u.  a,  in  Leukas, 
Thebai  Magn.,  auf  phönik.,  syr.,  makedon. 
M.;  überall  auch  als  Beiz.  Auch  Götter 
(Apollon,  Artemis,  Poseidon,  Nike,  Tyche, 
Astarte,  Nymphe)  sitzen  oder  stehen  darauf 
(Histiaia,  Demetrios  L,  Antigonos  »IL«, 
Magnesia  Thess.,  Asandros,  phönik.  Städte, 
Kurion  auf  Kypros).  In  Rom  ist  die  Prora 
das  Rs.-bild  der  Kupfer-M.  vom  ältesten 
Aes  grave  an  bis  zum  Ende  der  Republik 
(Abb.  60/61)  und  wird  sprichwörtlich  (aut 
capita  aut  navim),  es  geht  von  da  auf 
die  M.  von  Copia  und  Vienna  über;  zuweilen 
sind  es  ihrer  zwei  oder  drei;  auf  Gram- 
matikermißverständnis beruht  die  irrige 
Unterscheidung  einer  ratis  kleinerer  Wert- 


stufen von  der  navis  des  Asses  (R.  E.  I A 
S.  266) ;  Ovid,  Fast.  I  239  nennt  sie  gar 
puppis.  Die  Prora  erscheint  auch  auf  M 
(Cn.  Pompeius;  Cn.  Domitius:  hierzuweilen 
ein  Tropaion  darauf,  ebenso  bei  Augustus; 
C.  Egnatius:  hier  stehen  Venus  und  Roma 
darauf;  Augustus:  hier  Victoria  darauf, 
so  auch  auf  M.  der  Flavier  mit  Victoria 
navalis,  usw.);  bei  den  E.  der  Flottenprä- 
fekten  des  Antonius  wird  die  vierfache 
Abstufung  3  Schiffe  —  2  Schiffe  —  i 
Schiff—  Prora  zur  Unterscheidung  der  Wert- 
stufen (vgl.  unter  Wertbezeichnung)  ge- 
braucht. In  der  Kaiserzeit  gewinnt  das 
Seh.  durch  die  für  die  Hauptstadt  lebens- 
notwendige Getreideeinfuhr  bes.  Bedeutung 
und  es  ist  daher  die  Prora  nicht  nur  häufiges 
Attribut  der  Roma  selbst,  später  auch  der 
Constantinopolis,  ebenso  der  Annona,  son- 
dern auch  anderer  damit  zusammenhängen- 
der Bilder  wie  Laetitia,  Felicitas,  Providen- 
tia, Securitas;  auch  findet  es  sich  auf  griech. 
u.  röm.  M."  neben  dem  gelagerten  Flui3gott, 
bei  Poseidon  usw.  —  Das  Schiffshinterteil 
(Tcp6}jLV>j,  puppis)  findet  sich  bes.  auf  M.  der 
Makedonen,  von  Tyros  (Demetrios  IL)  und 
Phaseiis.  —  Wegen  einzelner  Teile  (Bugzier 
=  acrostolium;  Heckzier  =  acp^acstov, 
aplustre;  Schnabel  =  rostrum;  Cheniskos, 
vorn  oder  hinten)  und  Ausrüstungsstücke 
(Anker,  Stylis)  s.  die  einzelnen  Worte,  vgl. 
auch  unter  Nauarchis  und  Naumachia.  — 
Besondere  hierhergehörige  M.  der  Kaiser- 
zeit sind  z.  B.:  die  Aufschrift  iTciSTjfiia  ß 
iSeüT^pou  bei  einem  Schiff  (Perinth);  die 
Kaiserjacht  als  l'eßacrxo^fSpoc  bezeichnet:  M. 
von  Alexandreia  Äg.;  ebenda  auch  die 
Barke  des  Sarapis  und  des  Osiris,  auch  im 
Tempel;  xaiotTcXoD?  steht  zu  einem  Seh.  auf 
M.  von  Ephesos  ==  Anfahrt  (des  Kaisers); 
die  'Ap7(o  der  Argonauten,  so  bezeichnet: 
Magnesia  Thess.  Auf  röm.  M.  u.  Med.  finden 
wir  das  Seh.  auch  bei  den  ohne  weiteres 
verständlichen  Aufschriften  Adventus 
Augusti,  Traiectus  Aug.  (2.  B.  zum  Schiff: 
Gordianus  III.;  zur  Schiffsbrücke:  Cara- 
calla,  und,  mit  Aufschrift  Virtus  Aug.:  M, 
Aurelius;  auf  Überfahrt  des  Kaisers  be- 
ziehen sich  auch  die  Z.  f.  N.  36  Taf.  XI 
5.  6  abgeb.  röm.  Schiffsbilder),  Victoria 
Aug.  (Constantinopolis),  endlich  bei  Strand - 
und  Hafenansichten  (s.  unter  Stadtbild) 
einschließlich  der  Med.  des  Commodus  und 

38* 


S96 


SCHIFFSDUKAT— SCHILD 


Diocletianus  mit  votds  felicibus,  —  Graser, 
Die  alt.  SchiflFsdarstellungen  a.  ant  M., 
Berlin  1870;  Anson,  Greek  coin  types  V 
Taf.  XIV— XXI;  Regling,  M.  als  Kunst- 
werk S.  147  usw. ;  Köster,  Das  antike  See- 
wesen,  Berlin  1923;   Ebert,   Reallex.  XI 

S.  235/55- 

'  Auf  M.  des  Mittelalters  kommt  ein  Schiff 
insbes.  auf  Karplingerdenaren  von  Dür- 
stede,  den  Nobeln  von  England  und  ihren 
niederländ.  Nachprägungen,  in  der  Neuzeit 
auf.  den  Guineadukaten  von  Brandenburg 
und  Dänemark  usw.  vor.  Auf  Med.  bes.  der 
Seefahrt  treibenden  Staaten  sind  selbstver- 
ständlich Schiffe  und  sonstige  aufs  See- 
wesen bezügliche  Darstellungen  häufig;  die 
älteste  ist  die  des  Guazzaloti  auf  Papst 
Sixtus  rV.  von  1454  mit  dem  Papst  in 
einem  mit  eclesia  bezeichneten  Nachen; 
später  sind  insbes.  berühmt  die  großen  Med. 
des  17.  Jh.s  auf  die  hoUänd.  Admirale 
I}.uyter  und  Tromp  und  auf  dänische  See- 
siege, oft  mit  schönen  Hafen-  u*  a.  Land- 
schaftsbildem.  —  Rorange,  Messageries  et 
postes  S.  449  ff.;  Sammlung  von  Marine- 
Med.:  Helferich,  Auktionskat.  S.  Rosen- 
berg 1919;  Moll,  Das  Schiff  in  der  bilden- 
den Kunst,  Bonn  1929.  R. 

Schiffsdukat  =  Guineadukat  (s.  d.). 
.  Schiffsgeld  s.  Peso  und  Macuquina.  Wie- 
gand  gibt  in  BL  f.  M.  Fr.  1928,  S.271  als 
Ursache  für  die  mangelhafte  Technik  der 
Macuquina  an,  daß  die  amerikanischen 
Minenbesitzer  gesetzlich  verpflichtet  waren, 
ihre  Silberausbeute  sogleich  zu  vermünzen, 
weil  niemand  ungemünztes  Silber  besitzen 
dürfte,  was  so  viel  bedeutet,  daß  sie  es  der 
Krone  sofort  verkaufen  mußten.  ■      .  S. 

Schiffsgulden  sind  die  für  Ostindien  von 
den  Niederlanden  zur  Zeit  der  batavischen 
Republik  1802  und  später  geprägten  silber- 
nen I-,  V»-»  V4-,  V«-  und  Vi6-Gulden  mit 
einem  Dreimaster  auf  der  Vs.  Nach 
Schmieder  wurden  sie  leichter  als  die  hol- 
ländischen ausgemünzt,  um  ihre  Ausfuhr 
zu  verhüten.  —  Verkade,  S.  60   Taf.  202. 

S. 

Schiffskranz,  Schiffskrone,  lat.  corona 
Havalis  oder  corona  rostrata,  bei  den  Rö- 
ipem  zu  den  dona  militaria  gehörig,  Be- 
lohnung für  Auszeichnung  im  Seekriege; 
auf  röm.  JR  und  auf  M  von  Nemausus  trägt 
iJin.Agripp^':  ejs  ist  bald .  ein  .Lorbeerkran«;., 


an  dem  vorn  ein  Schiffsvorderteil  sitzt,  bald 
ist  er  verbunden  mit  der  Mauerkrone,  indem 
an  ihr  vorn  über  der  Stirn  ein  Schiffsvorder - 
teil  befestigt  ist;  auf  M  des  Augustus  und 
provinzialen  JE  desselben  mit  CA  aber,  die 
ihn  als  alleiniges  Rs.-bild  haben,  ist  es  ein 
Lorbeerkranz,  zwischen  dessen  Blatt- 
büscheln  Schiffsvorderteil.e  eingeflochten 
sind.  —  Steiner,  Bonner  Jahrb.  114  S. 
36/38.  R. 

Schiffsnobel  s.  Nobel. 

Schitfspeso,  Schiffspiaster  s.  Schiffsgeld. 

Schiffsschilling  s.  unter  Schilling,  nieder- 
ländischer. S. 

Schiffs-  oder  Reisetaler  heißen  Taler  des 
Herzogs  August  des  Jüngeren  von  Braun- 
schweig von  1650  mit  dessen  Brustbild  auf 
der  Vs.  Die  Rückseiten  zeigen  entweder 
einen  Dreimaster  und  einen  denselben  zu 
besteigen  zögernden  Mann  am  Ufer  oder 
zwei  Schiffe  und  denselben  Mann.  —  Fiala, 
Neues  Haus  Braunschweig,  S.  108  f.,  Taf. 
ni,  7,  8,  9.    S.  auch  Reisetaler.         S. 

Schild.  Der  Seh.,  die  wichtigste  Schutz- 
waffe aller  Zeiten,  erscheint  auf  antiken  M. 
in  folgenden  besonders  gearteten  Formen: 
I.  Ancile,  s.  d.,  2.  Pelta,  s.  d.,  3.  der  böoti- 
sche  Schild,  benannt  nach  dem  Vorkommen 
auf  böot.  M.,  ist  ein  großer  Ovalschild  mit 
je  einer  tiefen  Einbuchtung  r.  u.  1.  in  der 
Mitte;  als  Schildzier  kommen  die  Attribute 
der  Hauptgötter  der  einzelnen  Städte  vor: 
Dreizack  in  Haliartos,  Keule  in  Theben 
(s.  u. ) ;  4.  der  makedon.  Schild  ist  ein  Rund- 
schild, bei  dem  sich  um  ein  Mittelbild  (Gor- 
goneion,  Keule,  Sechsschenkel,  Monogramm 
usw.,  bei  Caecil.  Metellus:  Elefantenkopf) 
Zierate  (Punkte  oder  Sterne  in  Halbkreisen, 
Punktgruppen  u.  dgl.)  herumziehen;  er  er- 
scheint auf  makedon.  M.  und  solchen  röm., 
die  auf  Makedonien  Bezug  haben,  und  ist 
als  makedon.  auch  auf  anderen  Denkmälern 
nachweisbar,  Z.  f.  N.  35  S.  255  Anm.  I;. 
der  unterliegende  Soldat  auf  M.  des  Patraos 
trägt  ihn  wohl  nur  versehentlich,  Z.  f.  N.  37 
S.  238  Anm.  5.  S-  Der  goldene  Rund-Sch., 
Clipeus  Virtutis,  den  der  Senat  dem  Au- 
gustus verlieh,  erscheint  mit  CL.  V  oder 
S.  P.  Q.  R.  CL.  V  oder  S.  C.  bezeichnet  auf 
zahlreichen  M.,  allein  oder  von  Victoria  ge- 
'  tragen  oder  von  ihr  auf  einen  Cippus  gesetzt 
usw. ; —  In  der  Kiiiserzeit  treten  auf  den  M., 
die  zum  Andenken  an  german.  Siege  geprägt 


SCHILD— SCHILLING 


597 


sind,  bes.  oft  sechseckige  Schilde  mit 
einem  baumähnlichen  Ornament  auf,  Bon- 
ner Jahrb.  120  (1911)  S.  159  ff.  —  Eine 
schildförmige  Erhebung,  auf  der  das  eigent- 
liche Münzbild  ruht,  z.  B.  auf  M.  von  Elis, 
auf  unbestimmten  Reiter -M.  (Seltman, 
Athens  Taf.  XXIV  7)  und  manchen  Reihen 
des  Aes  grave,  hat  meist  nur  ästhetische 
Bedeutung;  Regling,  M.  als  Kunstwerk 
S.  96.  —  Auf  dem  Schilde  trug  man 
(Winter,  Altgriech.  Schildzeichen,  Bonner 
Jahrb.  127  (1922)  S.  244  ff.)  schon  im 
griech.  Altertum  als  Zier  ein  Bild  oder 
dgl,  das  zuweilen  wappenartig  wird  (s.  o.); 
so  finden  wir  diese  Wappen  (auch  die  von 
Familien?  vgl.  Seltman,  Athens  S.  2i  u.  ö.) 
auch  auf  M.  der  betr.  Städte  wieder:  die 
Mantineer  benutzten  nach  Bakchyl.  Frg.  5 
einen  Dreizack  —  wir  finden  diesen  auch 
auf  ihren  M.,  die  Peloponnesier  mehrfach 
den  Anfangsbuchstaben  ihrer  Stadt  — 
nirgends  ist  dieser  so  häufig  das  M.-bild 
wie  in  der  Peloponnes,  vgl.  Regling,  Samml. 
Warren  zu  n.  895.  Das  leitet  zur  mittel- 
alterlichen Heraldik  über,  s.  Wappen- 
schild. —  Anson,  Greek  coin  types  II  Taf. 
XV— XXII;  Ebert,  Reallex.  XI  S.255; 
R.  E.  II A  S.  420.  R. 

Schild,  heraldisch  =  Wappenschild  (s.  d.) ; 
Münze,  s.  ficu  d*or. 

Schildhalter  sind  seit  dem  14.  Jh.  er- 
scheinende Figuren  von  Menschen  oder 
Tieren,  die  den  Wappenschild  halten  oder 
als  dessen  Wächter  an  den  Seiten  stehen. 
Zuerst  findet  sich  nur  ein  S.,  seit  dem  15. 
Jh.  meist,  seit  dem  17.  immer  zwei  sym- 
metrische Figuren,  doch  wählte  das  Rokoko 
zwei  asymmetrische  Figuren.  —  Haupt- 
mann, S.  54.  S. 

Schildige  Groschen,  Schildgroschen,  auch 
Landsberger  Groschen  genannt,  sind  Meiß- 
ner Groschen,  die,  seit  den  dreißiger  Jahren 
des  I S*  Jh.s  geprägt,  ihren  Namen  von  dem 
auf  beiden  Seiten  der  Münze  sich  befinden- 
den Landsberger  Pfahlschild  haben.  Auf 
der  einen  Seite  wird  er  von  dem  stehenden 
Löwen  gehalten,  auf  der  anderen  befindet 
er  sich  vor  dem  Anfange  der  Umschrift, 
das  rs.  Bild  ist  ein  Lilienkreuz  i.  Vierpaß; 
ca.  85  oder  82  Stücke  wurden  aus  der  8-. 
oder  plötigen  Mark  geschlagen  (1431— 37)- 
Die  Landgrafen  von  Hessen  ließen  (zuerst 
Ludwig  I.  1413 — 1458)  schildige  Groschen 


mit  dem  hessischen  Löwenschild  prägen.  — . 
Schwinkowski,  Geld-  u.  M.wesen  Sachsens 
S.  44/45  nr.  25.  Su. 

Schildlouisdor  wurden  in  Deutschland  die 
Louisdor  Ludwigs  XVI.  von  den  beiden 
Schilden  Frankreich-Navarra  auf  der  Rs. 
genannt.     S.  auch  unter  Louisdor.      S. 

Schilling,  got.  skilliggs,  altnord.  skillingr, 
altengl.  skilling,  ahd.  scilling,  mhd.  schillinc. 

I.  Die  mittelalterlichen  Schil- 
linge. Schilling  ist  ursprünglich  die  ger- 
manische Bezeichnung  für  den  byzantini- 
schen aureus  oder  solidus,  so  in  2  gotischen 
Urkunden  um  550  und  in  althochdeutschen 
Glossen  um  740:  aureos  sex  =  skillinka 
sehsi  (Ahd.  Gl.  II  255,  2). 

Den  Namen  hat  man  von  Solidus,  von 
siclus  und  von  der  siliqua  abzuleiten  ver- 
sucht; die  Ableitung  von  Solidus  erscheint 
zunächst  wahrscheinlich,  aber  lautlich 
ist  der  Übergang  von  solidus  zu  Schilling 
nicht  recht  zu  erklären.  Weiter  hat  nxan 
das  Wort  mit  ahd.  scellan,  klingen  in  Ver- 
bindung gebracht  (Müllenhof,  Kluge,  Hey- 
ne) und  von  skillingr  »der  Klingende«  ab- 
geleitet, Edward  Schröder  möchte  Schilling 
in  got.  skildus  »der  Schild«  suchen.  Der 
Schilling  wäre  also  »der  Schildartige«, 
»eine  Art  Schild«  oder  auch  der  »kleiüe 
Schild«.  Grote  dagegen  (und  mit  ihm 
Jakob  Grimm)  bringt  in  seinen  Münz- 
studien  (I  S.  143,  II  S.  850  u.  f.)  u.  a.  die- 
sen Münznamen  mit  den  altgermanischen 
Bußzahlungen  in  Zusammenhang:  altgerm. 
skillan  heißt:  ich  habe  getötet  oder  ver- 
wundet, daher  weiter:  ich  bin  bußpflichtig 
geworden,  schulde,  Schuld.  »In  dem  hier-, 
aus  gebildeten  Wort  Schilling  ist  daher  die 
Werteinheit  zu  erblicken,  nach  welcher  die 
Buße  festgesetzt  wurde.«  Diese  Wertein-* 
heit  war  ursprünglich  die  gewöhnliche, 
milchgebende  Kuh,  die  dann  dem  spätröm.. 
Solidus  ungefähr  gleichgesetzt  wurde,  wo- 
durch die  Übersetzung  von  Schilling  mit  so- 
lidus zustande  kam.  Aber  auch  diese  Ablei- 
tung ist  nicht  stichhaltig,  da  schon  die  Ost- 
goten in  Italien  »solidus«  mit  »skilliggans« 
übersetzten,  diese  werden  dabei  schwerlich 
an  eine  Strafeinheit  gedacht  haben. 

Der  Goldsolidus  ist  im  M.A.  nur  in 
den  german.  Reichen  der  Völkerwande- 
rung wirklich  .  ausgeprägt  worden,  und 
zwar  nach  konstantin.  Münzfuß,  größten- 


598 


SCHILLING 


teils  in  genauer  Anlehnung  an  die  by- 
zantin.  Solidi  in  Umschrift  und  Bild. 
Wroth  schreibt  schon  einige  mit  Namen 
des  Valentinian  III.  u.  des  Anastasius  den 
Vandalen  zu,  die  diese  in  Afrika  geprägt 
haben  sollen  (BMC  S.  I,  lo).  Dann  werden 
sie  von  den  ostgot.  Königen,  vor  allem  von 
Theoderich  mit  Namen  des  Anastasius, 
teilweise  mit  seinem  eigenen  Monogramm 
und  mit  Buchstabenligaturen  der  Münz- 
stätte, von  Mailand,  Ravenna  und  Rom, 
nachgeahmt. 

Die  Westgoten  und  Langobarden  haben 
nur  in  den  Anfängen  ihrer  Herrschaft  ver- 
wilderte Solidi  geschlagen,  der  Burgunder- 
könig Gundobald  Solidi  des  Anastasius  mit 
seinem  Monogramm.  Auch  die  fränkischen 
Könige  brachten  ihre  Solidi  in  völliger  Ab- 
hängigkeit von  den  byzantinischen  Münzen 
bis  gegen  die  Mitte  des  6.  Jh.s  nach  dem 
konstantinischen  Münzfuß  zu  24  Siliquen 
aus.  Erst  in  den  Jahren  544 — 548  fing  König 
Theodebert  an,  Goldstücke  unter  eigenem 
Namen  zu  schlagen  (Abb.  127).  Nach  580 
erfolgte  im  Südosten  des  Frankenreichs  eine 
stufenweise  Herabsetzung  des  Solidus  auf 
221/3  u.  bald  darauf  auf  21  Siliquen.   Die 
Prägung  der  Solidi  zu  21  Siliquen  begann 
mit  Stücken,   die  Bild  und  Namen  des 
byzantinischen  Kaisers  Mauricius  Tiberius 
(582 — 602)  tragen,  und  dauerte  bis  gegen 
die  Mitte  des  7.  Jh.s.  Der  Solidus  war  da- 
durch nur  noch  ca.  4  g  schwer.   Unter  der 
Regierung  K.  Chlotars  IL  (613 — 629)  er- 
folgte die  Abschwächung  des  fränkischen 
Solidus  auf  20  Siliquen-Gewicht  oder  3,18  g 
(die  Wertzahl  XX  auf  der  Münze)  (Luschin, 
Der  Denar  der  lex  salica  S.  38  f.).    Dieser 
leichtere  Solidus  wurde  solidus  Galliens  oder 
Gallicanus  genannt.     Ein   Solidus   dieses 
Namens  wird  schon  erwähnt  in  einem  Edikt 
des  Majorian  v.  J.  458;  Blanchet,  Les  sous 
Gaulois  (Moyen-äge  1910  S.  45  ff-)»  will  in 
diesem  die  barbarischen  Nachahmungen  der 
Solidi  der  Kaiser  des  4.  Jh.s  in  dem  Dort- 
munder Goldfund   (Regung    nr.  30,    134, 
135,  188,  193—96,  235  u.  272)  sehen,  die 
4,3  g  schwer  waren  und  im  rechtsrheini- 
schen Germanien  von  den  Alemannen  ge- 
.   prägt  sein  sollen.    In  Frankreich  wurden 
später  nur  nochTrienten  (s.  d.)  ausgegeben, 
neben  die  seit  dem  7.  Jh.  silberne  Denare 
treten,    und  in  karolingischer  Zeit  prägt 


man  diese  fast  ganz  ausschließlich,  von 
denen  erst  40,  seit  ungefähr  743  12  Stück 
auf  den  Schilling  gehen  (s.  Denar).  Daher 
ist  der  Solidus  also  jetzt  zur  bloßen  Rech- 
nungsmünze geworden,  ein  Pfennigvielfa- 
ches. Als  solcher,  verbunden  mit  einer  grö- 
ßeren Rechnungsmünze,  dem  Pfund  (s.  d.) 
zu  240  Pf.,  verbreitete  er  sich  im  Werte 
von  12  Pf.  als  Vao  des  Pfundes  im  gan- 
zen Karolingerreiche  mit  Ausnahme  von 
Friesland  und  Bayern,  und  darüber  hin- 
aus in  Spanien,  in  Italien  und  seit  dem 
II.  Jh.  auch  in  England  (s.  Penny).  Er 
wird  in  bayerischen  Urkunden  des  8.  u. 
9.  Jh.s  zuweilen  nach  seiner  Herkunft  soli- 
dus argenti  franciscus,  später  im  Verhältnis 
zu  dem  größeren  bayerischen  Schilling  auch 
solidus  brevis  genannt. 

Der  bayerische  sogenannte»  lange«  Schil- 
ling ist  gleich  30  Pfennigen,  Er  mag  da- 
durch entstanden  sein,  daß  in  Bayern  durch 
den  Donauhandel  mit  dem  am  Golde  fest- 
haltenden Osten  begünstigt,  byzantinische 
oder  arabische  Goldstücke  über  die  karo- 
lingische  Währungsreform  hinaus  umliefen, 
die  30  karoling.  Denaren  gleichgesetzt  wur- 
den. Dieser  Schilling  war  auch  in  den  bis 
ins  10.  Jh.  mit  Bayern  verbundenen  Ge- 
bieten der  Ostmark  und  Karantaniens 
üblich.  Das  Pfund  wurde  danach  hier  bis 
über  das  M.A.  hinaus  in  8  Langschillinge 
von  30  Pf.  eingeteilt. 

Der  Schilling  hörte  erst  im  13.  und  14.  Jh. 
auf,  eine  Rechnungsmünze  zu  sein.  In 
dieser  Zeit  prägte  man  ihn  zuerst  als  Münze 
aus,  so  Ludwig  der  Heilige  von  Frankreich 
1266  als  grossus  denarius  turonensis  (siehe 
Groschen) .  In  Deutschland  ahmte  man  groß  - 
tenteils  diesen  »Großpfennig«  zunächst  un- 
ter dem  Namen  »Groschen«  nach.  Aber  an 
der  Ostseeküste,  in  Preußen  und  in  dem  Ge-- 
biete  des  wendischen  Münzvereins,  in  Fran- 
ken und  Schwaben  nannte  man  diese  neue 
Münze  nach  ihrem  Wert  von  12  Pfennigen 
Schilling.  Im  Rheinland  wurde  der  Name 
des  Schillings  durch  den  des  Albus  (s.  d.) 
ersetzt. 

Die  ältesten  preuß.  Seh.  mögen  die  Win - 
richs  von  Kniprode  (1351 — 82)  sein,  über 
die  wir  durch  eine  Urkunde  vom  Jahre  1380 
unterrichtet  werden  (Voßberg  S.  94  f. ,  Jesse 
nr.  203).  Danach  werden  112  Schillinge  aus 
der  gewogenen  Mark  Kulmisch  (Kulmische 


SCHILLING 


599 


Mark  =  rund  1,87  g,  13,072  Lot  Kölnisch) 
iSVslötig  ausgeprägt,  d.  h.  134  St.  aus  der 
feinen  Mark  Kulmisch,  Rauhgewicht  = 
1,67  g,  Feingewicht  i,39  g-  Unter  Konrad 
V,  Jungingen  {1404 — 1406)  wurden  die 
Schillinge  12  lötig  zu  149V3  ^^s  der 
feinen  Mark  geschlagen.  Die  Verschlechte- 
rung geht  dann  sehr  schnell,  besonders 
seit  1410  vorwärts.  Die  letzten  von 
Johann  von  Tiefen  (1489 — 1497)  sind 
3  lötig,  757V3  Stück  gehen  auf  die  feine 
Mark,  während  auf  die  rauhe  142  Schillinge 
gehen:  also  hatte  ein  Stück  0,24  g  Fein- 
gewicht, 1,32  Rauhgewicht.  Das  Bild  der 
Ordensschillingc  ist  im  wesentlichen  gleich- 
bleibend: Vs.  das  Hochmeisterwappen;  in 
dem  großen  bekreuzten  Ordensschilde  ein 
kleinerer,  auf  dem  Kreuz  von  Jerusalem 
ruhender  Adlerschild;  Rs.  der  einfache  Or- 
densschild mit  dem  Kreuz  (Abb.  222).  — 
Voßbcrg,  Gesch.  der  Preuß.  Münzen  und 
Siegel,  Berlin  1842,  S.  94ff. 

Einige  Jahrzehnte  nach  dem  Beginn  der 
preuß.  Schillingprägung  haben  auch  die 
Bischöfe  und  Herrenmeister  Livlands  solche 
Münzen  prägen  lassen. 

Die  Schillinge  des  preuß.  Hochmeisters 
Paul  von  Rußdorf  lieferten  für  die, 
welche  Bogislaus  IX.  von  Pommern  (1418 
— 1446)  in  Stolp  im  Gewicht  von  1,68  und 
1,73  g  schlagen  ließ,  das  Vorbild.  Auch 
Bogislaus  X.  mag  in  seiner  Schillingprägung 
seit  1492  in  Damm  und  Garz  und  seit  1500 
in  Stettin  durch  den  Deutschorden  beein- 
flußt sein.  Seine  Schillinge  sind  6Va  lötig 
und  i75Va  Stück  gehen  auf  die  rauhe  Mark, 
also  hatte  I  Stück  noch  1,33  g  Rauh-  und 
0,54  g  Feingewicht.  —  Dannenberg,  Pom- 
mern S.  136  ff. 

In  Lübeck  hatte  man  bereits  um  1365 — 
1370  einen  Versuch  gemacht,  den  Wert  von 
12  Pfennigen  in  einer  Silbermünze  auszu- 
bringen (Jesse,  Bcrl.  Mbl.  1925  S.  176  f., 
Wend.  M. verein  S.  105)  und  ein  dem  Tumos- 
groschen  nahekommendes  Stück  geprägt, 
einen  »groten  penningh  von  twelf  pen- 
ninghen«  mit  sitzendem  Kaiser  und  stehen- 
dem Johannes  dem  Täufer  in  der  Man- 
dorla,  57  aus  der  15  lötigen  Mark,  also  von 
4,10  g  Rauh-  und  3,84  g  Feingewicht  (vgl. 
Behrens  in  BerL  Mbl.  1898  S.  2354  nr.  59). 
Aber  erst  von  1432  an  kam  es  in  den  4  wen- 
dischen Städten  Lübeck,  Hamburg,  Wismar 


und  Lüneburg  zu  einer  dauernden  Schilling- 
prägung. Anfangs  wurden  sie  zu  92,  dann 
zu  95,  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  zu 
100  und  endlich  zu  1031/»  Stück  aus  der 
zehn-,  dann  neunlötigen  Mark  geschlagen, 
Rauhgewicht  also  2,5  bis  2,25  g  mit  einem 
Feingehalt  von  1,5  bis  1,25  g. 

Das  Gepräge  der  wendischen  Schillinge, 
deren  Stempel  in  Lübeck  für  alle  4  Städte 
hergestellt  wurden,  zeigt  auf  der  Vorder- 
seite dauernd  das  Stadtwappen,  während 
auf  der  Rückseite  anfänglich  ein  befuß- 
tcs  Kreuz,  später  aber  in  der  zweiten 
Hälfte  des  15.  Jh.s  ein  reiches  verziertes 
Kreuz,  in  der  Mitte  meist  mit  Schildchen 
im  Vierpaß  belegt,   dargestellt  ist. 

Der  Sundische  Schilling  (1503  Gewicht 
1,3  g)  und  auch  der  Rostockische  (seit 
Mitte  des  15.  Jh.s  1,25 — 1,4  g  schwer)  ist 
etwa  halb  so  groß  wie  der  Lübische  ge- 
wesen, wie  auch  die  Sundische  Mark  auf 
die  Hälfte  der  Mark  Lübisch  zu  schätzen 
ist  (Grautoff,  Lübeck  S.  158). 

Fränkische  Schillinge  sind  nach  F.  v, 
Schrötter,  Brandenburg  -  Franken  Bd.  I 
zuerst  in  den  90er  Jahren  des  14.  Jh.s  ge- 
prägt worden,  und  zwar  von  Friedrich  V. 
V.  Nürnberg  im  Verein  mit  den  Bischöfen 
V.  Bamberg  und  v.  Würzburg.  Das  Durch- 
schnittsgewicht dieser  Münzen  beträgt 
1,878  g.  In  dem  M. -Vertrage  der  drei 
Fürsten  und  Johanns  v.  d.  Oberpfalz  vom 
25.  II.  1437  wird  der  Münzfuß  folgender- 
maßen festgesetzt:  HO  Stück  aus  der  8- 
lötigen  Würzburger  Mark  (238,62  g),  da- 
nach hatte  ein  Stück  Rauhgewicht  2,169  g 
und  Feingewicht  1,083  g,  tatsächliches 
Durchschnittsgewicht  war  aber  nur  1,78  g. 
Gepräge:  Vs.  Helm  des  Fürsten,  in  des- 
sen Münzstätte  das  Stück  entstand,  Rs. 
die  Schilde  von  zwei  beteiligten  Fürsten 
(Abb.  221).  Die  Gepräge  wechseln  dann  in 
den  einzelnen  Münzverträgen.  Münzverein 
vom  9.  8.  1457  zwischen  Johann  IV.  und 
Albrecht  von  Brandenburg,  der  Stadt 
Nürnberg  und  B.  Anton  von  Bamberg: 
81  Schillinge  aus  der  7  lötigen  Würzburger 
Mark  (Rauhgewicht  2,946  g,  Feingewicht 
1,289  g)-  Münzverein  vom  26.  10.  1495 
zwischen  Heinrich  von  Bamberg,  Otto, 
Pfalzg.  bei  Rhein  und  Herzog  von  Bayern 
und  Friedrich  von  Brandenburg:  90  Schil- 
linge aus  der  6  Lot  9  Grän  feinen  Würzb. 


6cx>, 


SCHILLING 


Mark  (Rauhgewicht  2,651  g  und  Fein- 
gewicht 1,077  g)-  Ursprünglich  galt  in 
Franken  der  Schilling  =  6  Pfennige  = 
12  Heller,  später  aber  1457  8  H.  und  1495 
10  Pf.,  so  daß  von  dieser  Zeit  auch  kleine 
oder  Halbschillinge,  1457  ein  »medius  soli- 
dus«  zu  4  Pfennig  von  1,438  g  Rauh-  und 
0,629  g  Feingewicht  und  1495  einer  zu 
5  Pfennigen  von  1,326  g  Rauh-  und  0,539  g 
Feingewicht  geprägt  werden.  Die  3>  Fünfer- 
lein« wurden  von  Kurfürst  Joachim  I.  in 
Berlin  und  von  dem  Grafen  von  Diepholz 
(15  IG — 29)  nachgeprägt  (v.  Schrötter, 
Brandenburg-Franken  I  S.  161). 

Auch  in  Schwaben  wurde  durch  Ver- 
träge verschiedener  Länder  ein  Vereins - 
Schilling  geschaffen,  und  zwar  am  29.  XL 
1396  durch  einen  Vertrag  zu  Kirchhain  u.  T. 
zwischen  Herzog  Leopold  von  Öster- 
reich, Bischof  Burkhard  von  Augsburg, 
Graf  Eberhard  von  Württemberg,  den 
Grafen  Ludwig  und  Friedrich  von  Öttingen 
und  den  Reichsstädten  Ulm,  Eßlingen  und 
Gmünd:  die  Schillinge  sollten  zu  104  Stück 
auf  die  lo^/slötige  Nürnberger  Mark 
(237,523  g)  ausgeprägt  werden,  also  hatte 
ein  Stück  2,283  g  Rauhgewicht  bei  1,522  g 
Feinsilber.  Am  20.  IX.  1423  fand  eine  Münz- 
konvention zu  Riedlingen  zwischen  Würt- 
temberg und  Bodensee-  und  AUgäustädten 
statt,  die  mit  einigen  Modifikationen  fast 
ein  Jahrhundert  galt.  Der  Schilling  wurde 
festgesetzt  auf  138V3  Stück  auf  die  10V3- 
lötige  Kölnische  Mark,  also  ein  Stück  von 
1,686  g  Rauhgewicht  bei  1,124  g  Feinsilber, 
26  Stück  =  I  rh.  Gulden.  Ein  Schilling 
galt  gleich  6  Pfennigen  oder  12  Hellern. 
(H.  Günter,  Das  Münzwesen  in  der  Graf  seh. 
Württemberg,  Stuttgart  1897). 

Zu  erwähnen  ist  noch,  daß  sich  auf 
einigen  Trierer  Münzen  des  Erzbischofs 
Werner  von  Falkenstein  (1388 — 1418) 
ausnahmsweise  gleichzeitig  mit  dem  Na- 
men Sterling  der  Name  Solidus  findet. 
Er  wiegt  0,720 — 0,840  g  bei  einem  Fein- 
gehalt von  0,288—0,301  g.  —  Noß,  Trier 
S.  223  flF.  nr.  377  ff.  Su. 

2.  Die  deutschen  Schillinge 
der  Neuzeit.  Seit  dem  Mittelalter 
entwickelten  sich,  wie  wir  gesehen  haben, 
die  Schillinge  in  sehr  verschiedener  Weise, 
selbst  die  rein  deutschen  unter  sich;  bei 
allen  außer  den  englischen  aber  können  wir 


eine  mehr  oder  weniger  schnelle  Ver- 
schlechterung beobachten.  Die  deutschen 
scheiden  sich  in  folgende  räumlich  ge- 
trennte Gruppen:  Die  süddeutschen,  die 
westfälischen,  die  lübischen  und  die  polni- 
schen, die  wir  wegen  ihrer  Ausbreitung  in 
den  ostdeutschen  Landen  hier  anschließen, 
endlich  die  heutigen  österreichischen  S. 

a)  In  Oberdeutschland  wurden 
Schillinge  besonders  in  Württemberg  und 
im  Bistum  Würzburg  geprägt.  Die  württem- 
bergischen, meist  Wappenschilde  tragend, 
wogen  um  1423  wie  gesagt  1,686  g  und  hiel- 
ten 1,124  g  Silber,  um  1493  1,5  g  mit  0,96, 
um  1580  1,6  g  mit  0,8  g  Silber.  1580  galt  der 
Gulden  28  Schillinge,  die  nach  der  Kipper- 
zeit hier  verschwinden.  Im  Bistum  Würz- 
burg dagegen  wurden  Schillinge  als  Haupt - 
mittelmünze  bis  zu  der  Säkularisation 
geschlagen,  im  16.  Jh.  mit  Landesschild - 
Schild  mit  Reichsapfel  mit  28  (Va8 -Gul- 
den), seitdem  mit  Landesschild-h.  Kilian. 
Sie  wogen  im  16,  Jh.  etwa  1,45,  gegen 
1800  etwa  0,85  g  und  waren  damit  gegen 
die  anderen  deutschen  S.  viel  wertbe- 
ständigergeblieben. —  Die  Schweizer  Schil- 
linge waren  im  ganzen  eine  Rechnungs- 
münze. 

b)  Die  westfälischen  Schillinge 
hatten  schon  um  die  Mitte  des  15.  Jh.s 
sehr  verschiedenes  Feingewicht,  so  die  mün- 
sterischen etwa  2,  die  mindischen  2,7,  die 
osnabrückischen  i^/a  g,  während  ihr  Ge- 
präge meist  überall  ein  Wappenschild  und 
ein  Heiliger  waren;  in  Dortmunder  Rech- 
nung gingen  lo,  in  münsterscher  15  S. 
auf  einen  Goldgulden,  im  16,  in  Münster  28, 
in  Osnabrück  und  Paderborn  21  auf  einen 
Taler,  was  aber  fixierte  Rechnungswerte 
waren,  während  die  Schillinge  selbst  immer 
schlechter  wurden;  hielten  doch  die  Min- 
dener schon  um  15 10  nur  noch  0,6  g 
Silber  und  wurden  in  Osnabrück  1628  bis 
1633  kupferne  S.  oder  12 -Pfennigstücke 
geprägt.  Seit  dem  17.  Jh.  wurden  die 
Schillinge  mehr  und  mehr  von  anderen 
Münzen,  besonders  von  den  Mariengroschen 
und  Mattiern,  verdrängt.  —  Grote,  M.  St.  I, 
S.  45  ff«;   Stange,  Minden  S.  70—83. 

c)  Der  lü bische  S.  spielte  seine  be- 
deutende Rolle  in  den  Ostseeländern  und 
in  Skandinavien  (s.  unter  3  ^)  auch  in  der 
Neuzeit,,  besonders  wurden   die   Doppel- 


SCHILLING 


6oi 


Schillinge  (s.  d:)  die  eigentlichen  Groschen 
dieser  Gegenden,  Es  machten  die  nach  Lü- 
bischer  Art  gemünzten  hamburgischen  S. 
keine  Ausnahme  in  der  Verschlechterung 
der  deutschen  Scheidemünzen,  indem  sie 
von  einem  Feingewicht  von  1,6  g  i.  J.  1432 
auf  ein  solches  von  0,4  g  im  J.  1725»  fielen; 
die  letzten  wurden  1855  und  zwar  in 
Berlin  geschlagen.  Das  Gepräge  der  Vs. 
ist  immer  das  Hamburger  Wappen,  das 
der  Rs.  zuerst  ein  Kreuz  und  vier  Nessel- 
blätter, seit  1572  der  Reichsapfel,  dann  der 
Reichsadler  mit  32  (Vsa  Rcichstaler),  seit 
etwa  1670  die  Zahl  48  (V48  Reichstaler), 
seit  1725  »I  Schilling«.  Ähnlich  sind  Aus- 
sehen und  Entwicklung  der  anderen  S. 
nach  lübischem  Fuß,  besonders  der 
Lübecker,  die  bis  1789  geprägt  wurden, 
und  der  mecklenburgischen,  die  zuletzt 
1861 — 1866  in  Berlin  entstanden.  Im 
17.  u.  18.  Jh.  sind  auch  8-  und  4-Schilling- 
stücke  geschlagen  worden  (Abb.  326). 

d)  Der  polnisch-baltisch-preu- 
ßische S.  wurde  zum  dritten  Teil  des 
Groschen  und  war  noch  im  16.  Jh.  eine  ganz 
ansehnliche  Münze:  die  Münzordnung  des 
Königs  Sigismund  I.  gab  ihm  1526  ein  Ge- 
wicht von  1,24  g  mit  0,23  g  Silbergehalt. 
Aber  die  verderbliche  Münzpolitik  Sigis- 
munds  IIL  brachte  wie  alle  polnischen 
kleineren  Silbermünzen,  so  auch  die  S, 
herab,  bis  sie  um  die  Mitte  des  17,  Jh.s 
unter  Johann  Kasimir  zu  einer  reinen 
Kupfermünze  wurden,  den  berüchtigten, 
in  ungeheurer  Menge  geschlagenen  »Bora- 
tinki«  (s.  d.),  während  die  preußischen  S. 
kleine  Billonmünzcn  blieben.  Alle  diese 
S.  waren  jetzt  die  kleinsten  preußisch- 
polnischen Münzen,  da  seit  dem  16.  Jh. 
Pfennige  nicht  mehr  geschlagen  worden 
waren.  Um  1755  wiederholte  sich  die 
enorme  Schillingprägung  Polens  nochmals. 
Am  Ende  des  18.  und  am  Anfang  des 
19.  Jh.  wurden  diese  S.  überall  in  Preußen, 
Posen  und  Polen,  aber  in  größerer  Form 
neben  Dreigröschem  und  Groschen  aus 
Kupfer  geschlagen.  —  Schrötter,  Führer 
durch  die  Münzsammlung  der  Stadt  Thorn, 
Berlin  1907,  passim. 

e)  Der  österreichische  Schilling. 
Österreich  hat  durch  Gesetz  vom  19.  Dezem- 
ber 1924  seine  Kronenwährung  (s.  Goldkro- 
nen) durch  die  Schillingwährung  ersetzt.  Der 


Schilling  stellt  0,21172086  g  Feingold  in 
der  Goldwährung  dar,  und  zwar  werden 
Goldstücke  zu  100  und  25  Schilling,  23,47 
und  5,85  g  schwer,  9oo/iooo  fein,  also  mit 
21,12  g  und  5,26  g  Goldgehalt  geprägt,  so 
daß  die  frühere  Goldkrone  =  14,4  Schilling 
ist.  Die  Stücke  zu  100  und  25  Schilling 
haben  auf  der  Vs.  den  österreichischen 
Adler  mit  Hammer  und  Sichel  in  den 
Klauen,  auf  der  Rs.  die  Wertbezeichnung. 
Aus  Silber  werden  Stücke  zu  2,  i  und 
^1%  Schilling  geschlagen,  ^4o/iooo  fein.  Der 
Schilling  ist  gleich  loooo  Kronen  Pa- 
piergeld nach  Maßgabe  des  1922 — 24 
innegehaltenen  Kurses.  Die  Zahlkraft 
dieser  Silberscheidemünze  geht  bis  zu 
50  Schilling.  .  Der  Schilling  zerfällt  in 
100  Groschen,  seine  Vs.  zeigt  das  Parla- 
mentsgebäude, seine  Rs.  den  österreichi- 
schen Schild  auf  einem  Lorbeerzweige, 
der  halbe  den  österreichischen  Schild  auf 
der  Vs.  und  i/a  im  Quadrat  auf  der  Rs., 
das  10 -Groschenstück  aus  Nickel  die 
Büste  einer  Tirolerin-Wert  im  Kranze,  der 
kupferne  Doppelgroschen  Krückenkreuz-2, 
der  Groschen  Adlerkopf -i. 
3.DieneuerenaußerdeutschenS. 

a)  Der  niederländische  S.  Der 
älteste  niederländische  Schilling  war  der 
Snaphan  (s,  d.).  Ihm  folgten  Schillinge, 
die,  6  Stüver  geltend,  nach  ihrem  Präge- 
bilde benannt  wurden:  Gehelmte  Schil- 
linge, Rosenschillinge,  Arendschillinge  (s. 
d.) ,  Scheep  j  es  -  (Schiffs  -)  Schillinge,  Hoed  - 
jesschillinge,  Staaten-  oder  Placaet- 
schillinge  (s.  d.)  und  fremde  Permiß- 
schillinge  (s.  d.).  Die  niederländischen 
Schillinge  wogen  um  1600  5,27  g  und 
hielten  3,07  g  Silber,  von  i68o  bis  1734 
durchschnittlich  4,85  g  mit  2,83  g  Silber.  — 
Verkade,  S.  41  f.;  de  Voogt,  S.  172.      S. 

b)  Der  skandinavische  Schilling.  In 
Skandinavien  wurde  der  S.  (Skilling)  ein- 
geführt, als  das  alte  nordische  Münzwesen 
am  Ende  des  14.  Jh.s  zusammengebrochen 
war,  und  zwar  wählte  man  in  Dänemark 
das  lübische  Münzsystem  und  mit  ihm 
die  Schillingsmünze,  während  man  in 
Schweden  zwar  Wittenpenninge  einführte, 
sie  schließlich  aber  mit  dem  altnordischen 
Namen  Örtug  nannte.  Der  erste  Skilling 
wurde  in  Dänemark  unter  Christoph  von 
Bayern  1439—48  ausgemünzt;  der  nächste 


6  02 


SCHINDEL— SCHINDERLINGE 


während  des  Interregnums  1448  vom 
Reichsrat.  Christian  I.  schlug,  so  viel  man 
weiß,  keine  Schillinge;  später  wurden  sie 
aber  in  steigendem  Maße  von  immer 
schlechterem  Gehalt  geprägt  (Abb.  324), 
was  einer  der  Gründe  für  die  steigende 
Schillingzahl  des  Speziestalers  (zuletzt  96  S.) 
war.  Da  der  dänische  Skilling  bei  den  fort- 
dauernden Kriegen  und  Auf  rühren  schneller 
als  der  lübische  verringert  wurde,  so  war  die 
Folge,  daß  i  S.  lübisch  =  28.  dänisch 
wurde,  was  am  Ende  der  Regierung 
Friedrichs  IL  (1588)  festgelegt  ward.  Der 
Schilling  wurde  bald  als  Kronenskilling  = 
64  S.  auf  die  Krone,  bald  als  Kurant- 
skilling,  96  S.  auf  i  Daler  Kurant,  ge- 
schlagen. Er  wurde  bis  1813,  als  der  Rigs- 
bankskilling  (s.  d.)  ihn  ablöste,  ausge- 
münzt. 

In  Schweden  behielt  man  die  alten,  natio- 
nalen Benennungen  Örtug  und  Öre  für  die 
Scheidemünze.  Erst  unter  Gustaf  IV. 
Adolf  gewann  der  Schillingname  Eingang 
bei  den  Änderungen  des  Münzsystems,  die 
die  Finanzverhältnisse  Schwedens  erzwan- 
gen. Es  waren  im  Umlauf  teils  Banko- 
schillinge,  48  auf  i  Bankoriksdaler,  teils 
Riksgäldsschillinge,  48  auf  i  Riksdaler 
Riksgäld,  der  »/s  Riksdaler  Banko  aus- 
machte; I  Schilling  wurde  auch  »Sext- 
styver«,  ^/a  Schilling  »Trestyver«,  1/4  Schil- 
ling »Halvanstyver«  und  ^/la  Schilling 
»Rundstyck«  genannt.  Mit  dem  Jahre 
1855  kehrte  man  zu  der  Öre-Scheidemünze 
(s.  d.)  zurück.  W. 

c)  Der  englische  Schilling.  Seit 
den  Zeiten  der  iCarolinger  war  der  englische 
Schilling  wie  der  festländische  eine  Rech- 
nungsmünze, indem  20  Schillinge  auf  ein 
Pfund  gingen  und  12  Pfennige  (pence)  auf 
einen  Schilling.  Seit  dem  Anfange  des 
15.  Jh.s  aber  war  der  Schilling  die  mittlere 
Münzeinheit  Großbritanniens  und  Irlands. 
Er  wurde  im  Jahre  1504  zuerst  geprägt, 
wog  9,33  g  und  hielt  8,68  g  Silber,  trug 
auf  der  Vs.  die  Büste  des  Königs,  auf  der 
Rs.  den  Landesschild  auf  Langkreuz.  Nach 
der  Münzverschlechterung  Heinrichs  VIII. 
und  seiner  Nachfolger  prägte  Elisabeth 
den  Schilling  seit  1561  6,22  g  schwer  mit 
5t75  g  Silbergehalt,  seit  l6oi  6,02  g  schwer 
mit  5,509  g  Silbergehalt.  Seit  1816  wog 
er  5,655  g  und  hielt  5,23  g  Silber.    Unter 


Jakob  I.  zeigte  die  Rs.  den  Schild,  unter 
Jakob  II.  4  Schilde,  seit  Georg  wechselte 
das  Bild  der  Rs.  (Löwe  auf  Krone,  Wert- 
bezeichnung, Helm).  1920  wurde  die  Fein- 
heit von  925  auf  500/1000  verringert.  — 
Grueber,  passim;  Noback*,  S.  999,   1002. 

S. 

d)  Der  russische  Schilling.  Von 
dem  deutschen  »Schilling«  wurde  das  rus- 
sische Wort  »ScTag«  (auch  Stl'az ')  abgelei- 
tet, das  im  Kirchenslavischen  ebenso  wie- 
Zlatnik  (s.  d.)  in  der  Bedeutung  von  solidus, 
Nomisma  gebraucht  wird.  Der  reale  Sinn 
von  5c.  in  der  russischen  Chronik  vom 
J.  885  und  964  ist  schwerer  festzustellen, 
denn  es  könnte  in  diesem  Falle  vom 
literarisch  gebildeten  Chronisten  sowohl  die 
byzantinische  Goldmünze  als  auch  nach 
westeuropäischem  Sprachgebrauch  12  Sil- 
bermünzen oder  ihr  Äquivalent  gemeint 
worden  sein.  —  Sobolevskij,  Pen'az'  i 
Söl'ag,  in  Filologiöeskija  Izviestija,  1910- 
Sreznevskij,  III,  1615.  B. 

Schindel  s.  unter  Geschacht. 

Schinderllng.  Als  am  23.  XL  145 7 
König  Ladislaus  Postumus,  der  Sohn 
Albrechts  IL,  starb,  brachen  über  dessen 
Erbe  zwischen  Kaiser  Friedrich  IIL  und 
seinem  Bruder,  Erzherzog  Albrecht  VI.^ 
verhängnisvolle  Streitigkeiten  aus.  Die- 
durch  diese  entstehende  Geldnot  mag  den 
unmittelbaren  Anstoß  zu  einer  über  Süd- 
deutschland  sich  verbreitenden  Münzver- 
schlechterung gegeben  haben,  die  in  Öster- 
reich mit  dem  Namen  der  Schinderlings- 
Wirtschaft  gebrandmarkt  ist  (1457 — 1460). 
Diese  beginnt  damit,  daß  Kaiser  Friedrich. 
IIL  die  Ausmünzung,  da  ihm  die  Mittel  zur 
Silberbeschaffung  fehlten,  seinen  drei  Käm- 
merern Hans  Rohrbacher,  Hans  Spaurer 
und  dem  von  Mörsberg  gegen  einen  Ge- 
winnanteil überließ,  von  denen  zu  Wiener - 
Neustadt  unter  dem  Zeichen  des  Kaisers- 
Schwarzpfennige  geschlagen  wurden.  Es- 
begann  dann  im  August  1458  neben  der 
Pfennigmünzung  eine  noch  einträglichere 
Kreuzerprägung  durch  den  Frankfurter 
Erwin  vom  Steg  in  Wiener-Neustadt  und 
durch  den  Grazer  Bürger  Balthasar  Eggen- 
berger  zu  Graz,  später  wohl  auch  zu 
St.  Veit  in  Kärnten  und  zu  Laibach. 
Gleichzeitig  prägte  Erzherzog  Albrecht  VL 
schlechte    Münze    zu    Linz    und    Eims.. 


SCHINKENSCHRÖTLING— SCHLAGSCHATZ 


603 


Dazu  kam  noch,  daß  der  Kaiser  in  seinen 
Geldverlegenheiten  einigen  seiner  Gläubiger, 
dem  Grafen  von  Pösnig,  dem  von  Eiler- 
bach, dem  Grafenecker  und  dem  Andreas 
Baumkircher  an  Zahlungsstatt  das  Münzen 
erlaubt  hatte.  »Si  (die  genannten  Adeligen) 
slugen  kreutzer  und  pfennig,   dabei  kein 
Silber  was,  nur  kupf  er,  und  wurden  dadurch 
gereicht.     Dieselben  pfenning  wurden  ge- 
haissen  hebrenko  und  darnach  schinderling, 
den  namen  si  behielten  unz  an  das  end« 
(Anonymus,  hist.  ann.  1453 — 1467,  Ausgabe 
Rauh  p.  47   scr.   rer.   austr.    Suppl.).     In 
Wien  selbst  wurde  nicht  gemünzt,  da  die 
Hausgenossen  dem  Kaiser  wohl  zu  wenig 
Schlagschatz  anboten,  so  daß  dieser  ihnen 
nicht  bloß  den  erforderlichen  Münzauftrag 
versagte,  sondern  ihnen  zeitweise  sogar  den 
Münzwechsel  entzog.  Die  Verschlechterung 
der  Pfennige  war  derartig,  daß,  während 
noch  I4SS  8  Schilling  in  Pfennigen  (=  240 
Pf.)  und  1457  9  Sch.Pf.   (=  270  Pf.)  auf 
den  ungarischen  Goldgulden  gingen,   1460 
es  15  Pfd.  2  Seh.  26  Pf.  =  3686  Pf.  waren. 
Während   König   Ladislaus   Anfang   1456 
noch  7  lötige  weiße  Pfennige,   von  denen 
480  auf    die    rauhe  Mark    und  150    auf 
den  fl.  gehen  sollten   (0,256  g  Fein-  und 
0,583  g  Rauhgewicht),  und  Kaiser  Friedrich 
III.  noch   1456  4V3  lötige  Pfennige  aus- 
gab,  gingen  am  17.   IV.   1460  von  kur- 
sierenden   Pfennigen    23040  Pf.    auf    die 
feine    Mark    (o,oi2i  g    Feingewicht)    und 
720  Pf.  auf  die  rauhe  Mark  (0,3888  g  Rauh- 
gewicht)!!    Diesem  Unwesen   sollte  1460 
ein   Ende  gemacht  werden.      Der   erste 
Versuch:    die   Prägung    des    sogenannten 
»gross  korn<(  in  Wien  durch  Niklas  Teschler 
am  23.   IIL,  nach  dem  Fuße  von  1436 
sechslötig,  480  Pf.  auf  die  rauhe  Mark  (also 
I    Stück    0,583  g    Rauhgewicht,    0,218  g 
Feingewicht),   schlug  fehl,   da  sich  diese 
Pfennige,  die  erst  am  26.  IV.  in  den  Ver- 
kehr gesetzt  wurden,  nicht  äußerlich  von 
den  alten  unterschieden.     Erst  die  Prä- 
gungen Slötiger    weißer   Münze  (480  auf 
die  rauhe,  Z536  auf  die  feine  Mark)  (Rauh- 
gewicht 0,583  g,  Feingewicht  0,182  g),  ein 
Fuß,    der  auch  für  Kärnten  und  Krain 
verordnet    wurde,     durch    Teschler    und 
die  Hausgenossen  am  28.  IV.  und  2.  VI  IL 
1460  schafften  einigen  Wandel.    Auf  den 
Pfennigen  fiel  der  Name  des  Kaisers  weg 


und   wurde   durch   den   Kreuzschild   der 
Stadt  Wien  und  durch  die   Buchstaben 
W(ien)  H(ausgenossen)  T(eschler)  ersetzt. 
Da  es  noch  immer  an  Edelmetall  gebrach, 
so  wurde  die  Silberprägung  zeitweise  in 
der  Weise  freigegeben,  daß  jedermann  sein 
Silber    gegen    Bezahlung    einer    gewissen 
Gebühr  durch  die  Hausgenossen  vermünzen 
durfte.   Die  Verrufung  erfolgte  so,  daß  für 
4  alte  Pf.  I  neuer  gegeben  wurde.    Theo- 
retisch   sollten    auf    den    Gulden   wieder 
180  Pf.  gehen,  aber  er  stand  in  kurzer  Zeit, 
1465  wieder  auf  300  Pf.  Die  Schinderlings- 
zeit  hatte  den  Kredit  der  österreichischen 
Silbermünzen   vernichtet.   —   Schalk,    in 
N.  Z.    XII  S.  245  ff.;   Die   Gepräge   Erz- 
herzog  Albrechts  VI.  bei  Kolb,   Münzen 
usw.  des  Erzherzogthums  Österreich  ob  der 
Enns    1882    S.  9  ff;    Luschin  von   Eben- 
greuth,    Wiens   Münzwesen,    Handel  und 
Verkehr  im  späteren  Mittelalter,  S.-A.  aus 
Bd.  II  der  »Gesch.  der  Stadt  Wien«  S.  60 
(810)  ff.  S.u. 

Schliikenschrofllng,  JE.  von  Nemausus 
mit  den  Köpfen  des  Augustus  und  Agrippa 
und  dem  an  einen  Palmbaum  geketteten 
Krokodil  sind  in  wenigen  Fällen  auf  einen 
schinkenförmigen  Schrötling  geprägt,  indem 
die  dicke  Seite  des  Schinkens  das  Gepräge 
erhalten  hat  und  der  Unterschenkel  mit 
Klaue  ohne  Gepräge  heraussteht.  Zweck 
unbekannt;  eine  Erinnerung  an  etwaiges 
früheres  Schinkengeld  liegt  nicht  vor.  — 
Trait6  I  S.  675;  N.  Z.  34  S.  130/32  Tai.  VII 
12.  13;  Journ.  int.  IX  S.  207;  R.  E.  VII 
S.  271.  R. 

Schkentkrone  s.  unter  Pschentkrone. 

Schlatrocktaler  ist  ein  Spottname  eines 
nicht  ausgegebenen  Konventionstalers  des 
Königs  Friedrich  August  I.  von  Sachsen 
von  1816  wegen  des  scheinbar  zu  weiten 
Waffenrocks.  — Schulthessnr.  1856;  Merse- 
burger nr.  2058.  S. . 

Schlag,  Schlagen  ==  Prägung,  Prägen 
(s.d.). 

Schlagschatz  ist  die  Differenz  zwischen 
dem  Nennwert  einer  Münze  und  ihrem 
Sachwert  abzüglich  der  Münzkosten  (s.  d.). 
Der  Nennwert  einer  Münze  setzt  sich  also 
zusammen  aus  dem  Werte  des  in  ihr  ent- 
haltenen Metalles,  aus  den  Münzkosten  und 
dem  Schlagschatz.  Der  Schlagschatz  ist  der 
Reingewinn,  den  die  Regierung  beim  Münz- 


6o4 


SCHLAGWERK— SCHMUCKBRAKTEATEN 


geschäft  macht.  Um  ein  Beispiel  anzu- 
führen, so  betrugen  im  Kurfürstentum 
Trier  um  1764  bei  Prägungen  von  Dreiern 
der  Preis  der  Mark  Feinsilber  23  Fl.,  die 
Münzkosten  für  deren  Verprägung  45  Kreu- 
zer, zusammen  23  Fl.  45  Kr.  Da  nun  aus 
der  feinen  Mark  24  Fl.  in  Dreiern  ausge- 
bracht wurden,  betrug  der  Schlagschatz 
34  FL  minus  233/4  Fl.  =  V4  Fl  oder  15 
Kreuzer.  Der  S.  kann  und  muß  bei  der 
Hauptwährungsmünze  möglichst  klein  sein, 
weil  sonst  die  Währung  gefährdet  wird. 
Bei  den  Scheidemünzen  darf  er  größer  sein, 
doch  liegt  dabei  immer  die  Gefahr  vor,  daß 
um  des  S.  willen  die  Scheidemünzprägung 
übertrieben,  hierdurch  die  Währungsmün- 
zen vertrieben  und  so  die  Währung  ver- 
nichtet wird  (s.  Scheidemünze).  S. 

Schlagwerk  =  Klippwerk  (s.  d.). 

Schlesischer  Talen  Er  ist  ein  Beispiel 
für  das  Loslösen  einer  großen  Währungs- 
münze von  ihrem  Rechnungswert  in  Klein- 
geld. Der  Reichstaler  galt  in  Schlesien  vor 
1550  30  Weißgroschen,  stieg  dann  aber  auf 
36,  Dieser  Wert  36  Weißgroschen  oder  24 
Kaäsergroschen  (s.  Dreikreuzer)  wurde  dann 
ein  beständiger  Kleingeldbetrag  unter  dem 
Namen  »Schlesischer  Taler«,  während  der 
harte  Reichstaler  im  Werte  weiter  stieg. 
Um  1750  galt  der  Schlesische  Taler  V3 
Reichstaler.  Er  war  insofern  ein  Vorläufer 
des  preußischen  seit  1750  geprägten  Talers, 
als  auch  dieser  24  Groschen  galt.  —  Frie- 
densburg, Schi.  N.  M.,  S.  21;  Schrötter, 
Acta,  Bor.  Gesch.  II,  S.  259.  S. 

Schlicktaler  =  Joachimstaler,  s.  d. 

Schlfissel,  griech.  xXei;,  kommt  auf 
griech.  -Ä  des  4.  Jh.s  von  Argos  vor,  ge- 
meint ist  der  Schlüssel  zum  Heraion;  es  ist 
ein  zweimal  rechtwinklig  gebogener  Stab, 
mit  einer  Wollbinde  (Taenia,  s.  d.)  daran.  — 
N,Z.  III  S.406;  IXS.  57;  Z.f.N.  III 
S.  II 3/18.  R. 

Im  Mittelalter  und  in  der  Neuzeit  ist  der 
S.  vor  allem  das  Attribut  des  Apostels 
Petrus  und  seiner  Nachfolger,  der  römi- 
schen Päpste  (s.  Petrus) ;  sodann  erscheint 
ein  S.  einzeln  oder  zwei  Schlüssel  gekreuzt 
im  Wappen  mancher  geistlicher  Stifter  wie 
Bremen,  Regensburg,  Minden.  S. 

Schmalkaldener  Bundestaler  sind  1542— 
1546  in  Goslar  geprägte  Taler,  die  auf  einer 
Seite    das    Brustbild    Kurfürst    Johann 


Friedrichs  von  Sachsen,  auf  der  anderen  das 
Hüftbild  des  Landgrafen  Philipps  von 
Hessen,  der  beiden  Häupter  des  Schmal - 
kaldischen  Bundes,  mit  verschiedenen. 
Sprüchen  zeigen.  Es  gibt  auch  halbe  und 
viertel  mit  diesem  und  mit  anderem  Ge- 
präge: die  halben  mit  Helm,  die  viertel  mit 
3  Schilden  auf  jeder  Seite.  —  Hoffmeister, 
I,  S.  90ff.;  Fiala,  Mittleres  Haus  Braun - 
schweig,  Linie  Wolfenbüttel,  1906,  S.  24, 
76—78,  Taf.  IV,  2—4.  S. 

Schmetterlingsmünzen  heißen  ganze, 
halbe,  viertel,  achtel  Taler  und  Groschen 
des  Kurfürsten  von  Sachsen  u.  Königs  v. 
Polen  Friedrich  August  I.  o.  J.  mit  gekrön- 
tem M  auf  der  Vs.  und  einem  Schmetter- 
linge auf  der  Rs.  R. 

Schmuckbrakteaten  sind  »medaiUen«- 
förmige  Scheiben  von  mehr  oder  minder 
starkem  Goldblech,  zuweilen  auch  Silber- 
oder Kupferblech  mit  einseitig  gepreßten 
oder  geprägten  figürlichen  Darstellungen 
und  mit  einer  oftmals  äußerst  fein  und 
kunstvoll  gearbeiteten  Öse  oder  Schleife 
zum  Anhängen  an  eine  Kette  oder  Schnur; 
Ursprünglich  werden  sie  byzantinischen  und 
römischen  Goldmünzen  und  Medaillons 
nachgebildet  (Brakteat  nach  einer  Münze 
Maximins  I.  im  reichen  Rahmen  in  Autun, 
Br.  nach  einem  Medaillon  Diocletians 
in  Berlin),  Später  aber  werden  sie  mit 
bildlichen  Darstellungen  ausgestattet,  die 
den  antiken  Originalen  absolut  fremd 
sind.  An  Stelle  der  nachgeahmten  sinn- 
losen Schriftzeichen  treten  heimische  Ru- 
nen. Die  Entstehungszeit  der  Zierbrak- 
teaten  ist  von  ungefähr  400 — 600  n.  C. 
anzusetzen,  ihre  Größe  schwankt  zwischen 
2 — 10  cm.  Ihre  eigentliche  Heimat  ist 
Skandinavien.  Weiter  nach  Süden  sind 
nur  vereinzelte  Exemplare  zutage  gekom- 
men, so  in  Schleswig-Holstein,  dann  in 
Pommern  bei  Körlin  6  Stück,  am  Sand- 
berge zu  Uhadel  bei  Prillwitz  i.  Strelitz- 
schen  (Katalog  Pogge  nr.  770),  im  Fd. 
in  der  Altstadt  Kolberg  1897,  bei  Wemi- 
gerode/Aschersleben,  dann  in  Dillingen  an 
der  Donau,  in  Donauwörth,  Augsburg,  in 
Schwaben  in  Köngen,  Holzgerlingen  u. 
Cannstatt  (Festschr.  des  Würt.  Vereins  f. 
Mkd.  1927  S.  55  ff.)»  in  Baden  in  Weingar- 
ten, Welschingen  u.  Sinsheim,  in  Ungarn, 
auch  in  Hannover,  in  Belgien  u.  in  England. 


SCHMUCKGELD— SCHNEPFENHELLER 


6os 


Die  große  Hauptmasse,  mehrere  hundert 
Stück,  sind  in  Skandinavien  gefunden  wor- 
den. Man  unterscheidet  bei  diesen  nordi- 
schen Schmuckbrakteaten  mehrere  Grup- 
pen: solche,  die  nur  ein  Brustbild  dar- 
stellen; solche  mit  einer  oder  mehreren 
Menschenfiguren;  solche,  wo  unter  dem 
menschlichen  Kopf  ein  vierf  üßiges  Tier  ein- 
geschoben ist;  solche,  welche  nur  ein  hoch- 
gradig stilisiertes  Tier  darstellen;  solche, 
die  nur  auf  Gotland  vorkommen  und 
äußerst  degeneriert  sind:  geflochtene  Tiere. 

Das  Tier  ist  wohl  germanischen  Ur- 
sprungs, während  der  menschliche  Kopf  auf 
das  antike  Vorbild  zurückgeht.  Einmal  ist 
ein  Pferd  dargestellt,  in  Verbindung  mit 
dem  menschlichen  Kopf  darüber  ist  dann 
ohne  Zweifel  die  Figur  eines  Reiters  ge- 
meint. Diese  Brakteaten  sind  am  zahl- 
reichsten vertreten  und  am  weitesten  ver- 
breitet Neben  dem  Antlitz  des  Reiters  sind 
oft  2  Vögel  dargestellt;  es  liegt  daher  nahe, 
an  den  Schimmelreiter  Wodan  oder  Odin 
mit  seinen  Raben  zu  denken.  Auch  wird 
Odin  mit  seinen  Schlangen  dargestellt.  Ein 
anderes  Tier  hat  Hörner  und  einen  Bart;  es 
wird,  wohl  mit  Recht,  als  ein  Bock  aufge- 
faßt. Auch  über  ihm  schwebt  ein  mensch- 
licher Kopf.  Es  ist  hier  an  Donar  oder  Thor 
mit  seinem  Bock  zu  denken.  Im  Felde  er- 
scheinen fast  stets  verschiedene  Zierate, 
z.  B.  Hakenkreuz  u.  Triskelen,  und  das 
Ganze  ist  von  oft  zahlreichen  Rändern  in 
den  verschiedensten  Zierformen  umgeben. 

Derartige  Brakteaten  sind  auch  weiter 
in  christlicher  Zeit  gearbeitet  worden:  bei 
Wallstena  auf  Gotland  ist  ein  Stück 
mit  dem  Bilde  des  Weltenrichters  und  der 
Aufschrift  »Majestas«,  dahinter  der  Künst- 
lername »Oti  me  fecit«  gefunden  worden; 
eine  Bronzeschüssel  in  Riga,  eine  patena 
chrismalis,  zeigt  das  6^1%  cm  große  Brust- 
bild Ottos  I.  mit  der  Umschrift  i^Hierusalem 
visio  pacis«,  schon  in  der  2.  Hälfte  des  12. 
Jh.s  wohl  in  Magdebui^  entstanden.  Aus 
früherer  Zeit  ist  das  silberne  Medaillon 
Heinrichs  I.  aus  dem  Funde  von  Klein- 
.  Roscharden  zu  nennen,  dann  der  kupferne 
Brakteat  mit  dem  Bilde  Heinrichs  IV., 
nach  Art  der  gleichzeitigen  Goslarer  oder 
Dortmunder  Pfennige  dieses  Herrschers,  die 
Goldbullen  der  deutschen  Kaiser  seit  Hein- 
rich in.  und  noch  einige  andere  Stücke.  In 


Halberstadt  sind  die  Bänder  einer  uralten 
Mitra  des  Domschatzes  mit  brakteaten- 
förmigen  Zieraten  benäht,  die  Christus  am 
Kreuze  zeigen  (Luschin,  Allg.Mke.«  S.  91). 
—  J.  Mestorf,  41.  Jahresber.  des  Museums. 
zu  Kiel  S.  19 — 23  mit  Literaturangaben; 
Montelius,  Frä.njernä.lden,  Stockholm  1869; 
Thomsen,  Atlas  f.  nord.  Oldkyndighed, 
Kopenhagen  1857  mit  erklärendem  Text,, 
in  den  Annalen  f.  nord.  Oldkyndighed  1855 ; 
Salin,  de  nordiske  Guldbracteatema,  Anti- 
qvarisk  Tidskr.  f.  Sverige  14,  2,  Stockholm 
1893;  Ders.,  Altgermanische  Tierornamen- 
tik; Jansen,  Le  travail  d'or;  Menadier,  Per 
Brakteatenstempel  V.  Haverbjerg,  D.  M.  IIT 
S.  29  ff. ;  Friedensburg  i.  Berl.  Mzbl.  1903. 
S.  371 ;  Nöbbe  ebenda  1928  S.  223  ff.    Su. 

Schmuckgeld,  Art  des  Nutzgeldes,  indem 
nach  und  außer  den  Nahrungsmitteln  und 
Kleidern  auch  der  Schmuck  oder  das 
Material  dazu  die  Rolle  als  führendes. 
Tauschmittel  und  Wertmesser,  also  als 
Geld  übernehmen.  Vor  Aufkommen  des 
Metalles  spielen  dabei  bunte  oder  sonstwie 
geschätzte  Steine  und  Muscheln  sowie  Tier- 
zähne  die  Hauptrolle,  vgl.  unter  Kauri, 
Abb.  I,  Muschelgeld,  Abb.  3,  Steingeld 
Abb.  2.  Die  Eigenschaften,  die  die  Wert- 
unterschiede  solchen  S.  ausmachen,  sind^ 
wie  das  bei  Schmuck  in  der  Natur  der 
Sache  liegt,  im  Gegensatz  zu  sonstigem 
Nutzgeld  oft  nur  durch  Affektion  bestimmt 
(Liebhaber-,  Seltenheitswert)  und  stark  der 
Mode  unterworfen.  Nach  Aufkommen  des 
Metalles  spielt  von  allem  S.  der  Ring  die 
wichtigste  Rolle,  s.  Ringgeld,  Abb.  4.  —? 
Ebcrt,  Reallex.  IV  S.  209—216.         R. 

Schnabeltaler  heii3en  die  sehr  zahlreichen 
Berner  Taler  des  Jahres  1559,  weil  man 
glaubte,  daß  sie  aus  dem  Bergsilber  At% 
Schnabelbei^es  geprägt  seien.  Doch  hat 
diese  Grube  kaum  so  viel  Silber  geliefert,  — 
Wunderly,  I,  Nr.  226,  249— -252,  255,  V, 
Nr.  3S66.  S. 

Schnapphahn  =  Snaphan  (s.  d). 
•    Schneeberger  siehe  unter  Zinsgroschen. 

Schnepfenheller  sind  silberne  und  kupfer- 
ne Marken  in  Pfennig-  oder  Hellergröße^ 
des  19.  und  20.  Jh.s  der  Fürsten  von 
Isenburg  und  von  Solms,  die  als  Erinne- 
rungszeichen auf  Schnepfenjagden  verteilt 
wurden.  Sie  tragen  ?i,uf  der  Vs.  den  Namens  - 
zug  des  Fürsten,  auf  der  Rs,  .das  Bild 


6o6 


SCHNIEBER— SCHOWELPENNINGE 


einer  Schnepfe.  Die  silbernen  sind  für  den 
Schützen,  der  die  erste  Schnepfe  des  Jahres 
erlegte,  die  kupfernen  für  die  Treiber.      S. 

Schnieber,  Schneber  werden  8  lötige 
Groschen  Johann  Friedrichs  des  Groß- 
mütigen genannt,  die  dieser  seit  1534  in 
Schneeberg  (Schneeberger  =  Schnieber) 
schlagen  ließ:  Vs.  Kurschild  mit  Büffel- 
hömerhelm,  Rs.  Rautenschild  und  2  Löwen- 
schilde in  einem  Dreiecke  zusammen- 
gestellt, daneben  die  Jahreszahl.  —  Schmie- 
der S.  403;  Böhmer,  Sächsisches  Groschen- 
kabinett nr.  183.  Su. 

Schmiren  (Schnurren)  hießen  am  Ende 
des  17.  Jh.s  in  Süddeutschland  die  nord- 
deutschen Zwölfteltaler,  die  damals  auch 
im  Süden  aus  Spekulation  und  zur  Bezah- 
lung der  Truppen  in  Mengen  geprägt,  dann 
aber  zur  Herstellung  eigener  Scheidemün- 
zen benutzt  wurden.  Das  Wort  stammt 
«entweder  von  dem  Binnenschnurreif  auf 
diesen  Münzen  her  oder,  was  wahrschein- 
licher ist,  von  den  Schnurr-  oder  Bettel- 
juden, den  Hauptvertreibern  der  S.     S. 

Schock  Groschen  (sexagena).  Schock  be- 
deutet eine  Anzahl  von  60  Stück.  Von 
der  Landwirtschaft,  aus  welcher  uns  noch 
heute  ein  Schock  Eier  geläufig  ist,  wurde 
die  Schockrechnung,  die  im  Mittelalter 
«ine  allgemeine  Verbreitung  hatte,  auf  die 
Münze  übertragen,  und  zwar  auf  die  ersten 
Prager  und  meißnischen  Groschen,  welche 
.zu  60  Stück  auf  die  feine  Mark  ausgebracht 
wurden.  Aus  diesem  wirklichen  Schock 
wurde  aber  sehr  bald  ein  Rechnungsschock 
oder  Zahlschock,  wobei  man  in  Meissen, 
nachdem  der  Groschen  in  seinem  Werte 
.stark  gesunken  war,  »alte  Schock«  als 
Inbegriff  für  20  (=  60  Drittelgroschen,  s. 
Schockgroschen)  und  i^neue  Schock«  als 
Inbegriff  für  60  Groschen  unterschied.  Als 
Rechnungseinheit  wurde  das  Schock  in 
den  Ländern,  in  denen  Groschen  geprägt 
wurden,  allgemein  üblich;  man  sprach 
dann  von  Schock  böhmischen,  meißnischen, 
brandenburgischen,  schlesischen  usw.  Gro- 
schen. Diese  Rechnungsweise  hörte  im 
16*  Jh.  nach  Einführung  des  Gulden- 
groschens oder  Talers,  der  urspr.  gleich 
I  Schock  oder  i  Fl.  war,  auf. 

Schockgroschen  heißen  die  Prager 
und  Meißner  Groschen,  da  von  ihnen  60, 
d.  h.  ein  Schock,  auf  die  Mark  gehen;  neue 


Schockgroschen  oder  kleine  Landsberger 
sind  meißnische  Sechshellergroschen  Fried- 
richs II.  und  Wilhelms  IIL,  1444  und 
145 1 — 56  geschlagen,  von  denen  60  Stück 
(i  Schock)  auf  einen  rhein.  Goldgulden 
gingen  (60  St.  =  20  Wilhelmer  (s.  d.)  =^ 
20  Fürstengroschen;  also  i  Stück  =  ^3  [al- 
tem] Groschen).  Von  ihnen  gingen  1444 
100,  121,  140  Stück  auf  die  3  lötige  Mark, 
1451 — 5Ö  100  Stück  auf  die  27«  lötige 
Mark  (Friedrich  IL  u.  Wilhelm  III.  in  Frei- 
berg u.  Gotha,  Kf.  Friedrich  in  Leipzig). 
Typus  ist  folgender:  Vs.  Lilienkreuz  mit 
darauf  liegendem  Landsberger  Schild  im 
Vierpaß,  Rs.:  Löwe,  i.  F.  ein  Buchstabe, 
ein  Kreuzchen  und  andere  Beizeichen.  — 
Schwinkowski,  Geld-  und  Münzwesen  Sach- 
sens nr.  39  u.  43.  Su. 

Schoffenjettone  sind  die  seit  1585  jähr- 
lich erneuerten  Rechenpfennige  (s.  d.)  der 
städtischen  französischen  Schöffen,  be- 
sonders der  Stadt  Paris.  S. 

Schörfibertrag  =  Stückelungsplus  (s.  d.). 

Sc(h)ola  re[gia]  ist  das  Korps  der 
Antrustionen,  die  sogenannte  Leibgarde 
des  Frankenkönigs.  Goldmünzen  mit  dieser 
Aufschrift  müssen  also  wohl  von  den 
Antrustionen  geprägt  sein,  indem  diese 
die  Einkünfte  aus  einer  Münze  hatten.  — 
Prou,  Merowinger  S.  160  u,  Revue  num. 
1893  S.  460  ff.  Su. 

Schoter  s.  unter  Scot. 

Schowelpenninge  (Schuwelpfennige).  Das 
Wort  hängt  mit  schowen,  schouwen, 
schauen  zusammen.  Schowelpenninge, 
schowele  Penninge  sind  schauliche  (an- 
schauliche), ansehnliche  Pfennige.  Der 
Name  tritt  uns  als  Schuwelpfennige  in  einer 
brandenburgischen  Urkunde  von  1334  (Me- 
nadier  S.  89)  und  in  dem  Münzbuch  des 
braunschweigischen  Ratsherrn  Porner  An- 
fang des  15.  Jh.s  von  1403 — 1412  ent- 
gegen; aus  diesem  hat  Menadicr  die  Scho- 
welpenninge erklärt.  Solange  die  jährliche 
Münzverrufung  und  Erneuerung  bestand, 
fand  im  Laufe  eines  jeden  Jahres  eine  all- 
mähliche Entwertung  des  Geldes  statt,  die 
bei  der  Ausgabe  der  neuen  Pfennige  25% 
erreichte,  zu  welchem  Prozentsatze  die 
alten  Pfennige  gegen  neue  eingelöst  wurden 
(siehe  Münzverrufung).  Dieser  Tatsache 
trug  die  braunschweigische  und  branden- 
burgische Münzverwaltung  Rechnung,  in- 


SCHRANNENMARKEN— SCHRECKENBERGER 


607 


<iem  sie  alljährlich  hintereinander  ver- 
schiedene Emissionen  von  Pfennigen  aus- 
;gab,  deren  innerer  Wert  und  Gewicht  bei 
der  Wahrung  des  Nominalwertes  im  An- 
schluß an  die  Beibehaltung  des  Gepräges 
in  gleicher  Weise  wie  die  Kaufkraft  der 
Pfennige  im  Verkehr  überhaupt  abnahmen. 
Die  Schowelpenninge  sind  nun  die  schwer- 
sten und  besten  Pfennige,  welche  zuerst  die 
Münzschmiede  verließen.  Ihre  Zahlung 
geschah  in  Braunschweig  stets  am  St,  Vitus- 
abend,  nachdem  die  ersten  Neuprägungen 
vollendet  und  abgeliefert  waren.  Sie 
wurden  zum  Teil  als  Ehrengabe  verwendet 
an  Ratsherren  und  Ratsverwandte  aus 
Anlaß  der  Münzerneuerung  (jedesmal  681 
bis  789  Pfennige),  zumeist  aber  nach  Mena- 
diers  Vermutung  an  diejenigen  Personen 
gezahlt,  welche  Kapital  auf  der  Münze 
stehen  hatten  oder  Renten  von  ihr  be- 
zogen. Die  letzten  Schowelpfennige  sind 
nach  Einführung  des  ewigen  Pfennigs  141 2 
unter  dem  Namen  »Ungeld«  1413  gezahlt, 
dann  hören  sie  auf,  —  Menadier,  Schowel- 
penninge in  D.  M.  III  S.  89  ff.  Su. 

Schrannenmarken  s.  unter  Marken. 

Schraubtnedaillen  und  -taler.  Im  16.  Jh. 
kommt  die  Sitte  auf,  größere  JR-Mtd, 
oder  Talef  zu  zersägen,  den  Innenkern 
herauszufeilen  und  die  Kante  innen  mit 
-einer  Verschraubung  zu  versehen,  dann 
Bildchen  auf  eine  oder  beide  Innenseiten 
zu  gravieren  (so  die  älteste  S.  überhaupt, 
1587),  zu  malen  oder  zu  kleben,  später  ganze 
Serien  von  solchen  hineinzulegen,  auf 
Marienglas  oder  Papier  gemalt,  später  ge- 
druckt, deren  Inhalt  sich  auf  politische 
Ereignisse,  Hochzeiten,  Taufen  bezieht 
oder  reine  Trachtenbilder,  »Modejournale 
cn  miniature«  enthält.  Die  S.  wurden 
während  des  17.  u.  18.  Jh.  fast  ausschließ- 
lich in  Augsburg  angefertigt.  Das  Schick- 
sal der  Salzburger  Protestanten  1732  hat 
zu  vielen  S.  Anlaß  gegeben,  ferner  sind 
sie  aus  der  napoleonischen  Zeit  häufig 
und  noch  bis  1871,  ja  1910  nachweisbar. 
Aber  seit  dem  18.  Jh.  wurden  nicht  mehr 
Medaillen  und  Kurantmünzen  dazu  ver- 
arbeitet, sondern  selbständige  Hülsen  ge- 
schaffen, so  daß  diese  Stücke  nicht  mehr 
Schraubtaler,  sondern  Schraubmedaillen 
waren.  Um  1650  sollen  S.-T.  zur  Ver- 
mittlung von  Nachrichten  an  Gefangene 


benutzt  worden  sein  (Revue  num.   1927, 
S.  113).  —  Münch.  Mitt.  1913,  S.  1—45. 

R.  und  S. 
Schreckenberger  (Engelgroschen,  Mühl- 
steine) waren  die  seit  1498  aus  den  kurz 
vorher  entdeckten  Silbergruben  des 
Schreckenberges,  neben  dem  damals  die 
Stadt  Schreckenberg,  seit  1501  St.  Anna- 
berg genannt,  erbaut  wurde,  geschlagenen 
sächsischen  Groschen.  Sicher  waren  diese, 
gegenüber  den  bis  dahin  geschlagenen  viel 
größeren  Groschen  eingeführt  worden,  um 
den  Silberreichtum  schneller  und  billiger 
vermünzen  zu  können.  Sie  trugen  auf  der  Vs. 
den  von  einem  Engel  vor  sich  gehaltenen 
Kurschild,  daher  der  Name  Engelgroschen, 
auf  der  Rs.  einen  gevierten  Schild.  Der 
andere  Volksname  »Mühlsteine«  rührt  da- 
von her,  daß  die  ersten  Schreckenberger 
in  einer  zur  Münze  umgewandelten  Mehl- 
mühle geschlagen  worden  sind.  Da  ein 
Schreckenberger  V7"Goldgulden  und  zu- 
gleich drei  Zinsgroschen  (s.  d.)  galt,  ein  Gul- 
den also  21  (Zins)groschen,  so  kam  seitdem 
der  Wertbegriff  des  Meißner  Gulden  zu  21 
Groschen  auf.  Kurfürst  August  setzte  1558 
den  Wert  des  Schreckenbergers  auf  V6-Gul- 
den  =  y/z  Groschen.  Die  Münze  wog  zuerst 
4»497g  und  hielt  4,206  g  Silber,  seit  1558 
5,03  g  init  4,54  g  Silber.  Die  Engelgroschen 
wurden  in  Kursachsen  und  Thüringen  bis 
1571  geprägt;  sie  waren  wegen  ihrer  Zu- 
verlässigkeit weit  über  Sachsens  und 
Thüringens  Grenzen  gedrungen,  in  Lippe 
waren  sie  seit  1520  allgemein  in  Gebrauch 
und  die  beliebteste  Münzsorte,  auch  in  den 
Niederlanden  als  4-Stüver-Stücke  verbrei- 
tet. Dagegen  entstand  in  der  Kipperzeit  eine 
zweite  Art  von  Schreckenbergern,  die  den 
guten  Ruf  dieser  Münze  in  das  Gegenteil 
verkehrte.  Sie  wurden  mit  derselben  Vs. 
wie  die  alten,  aber  auf  der  Rs.  mit  zwei 
Engeln  und  drei  Schilden  in  gewaltigen 
Massen  geprägt  und  in  anderen  Staaten 
nachgeahmt.  Sie  waren  die  hauptsäch- 
lichsten aller  größeren  Kippermünzen  (s, 
Kipper  und  Wipper)  und  galten  4  Groschen 
oder  12  Kreuzer  und  8  Groschen  oder  24 
Kreuzer.  Auch  solche  Sorten  mit  ganz  an- 
derem Gepräge  erhielten  den  Namen 
»Schreckenberger«.  Die  kursächsischen  wo- 
gen teils  5,03  g  und.  hielten  1,88  g  Silber, 
teils  5,438  g  mit  2,039  g  Silber.  —  Klotzsch, 


6o8 


SCHRIFT 


S.  189,  193—199,  344,  456,  471;  Schwin- 
kowski,  Geldwesen,  S.  50,  51;  ders.  jnBerl. 
M.Bl.  1928,  S.  212  ff.  S. 

Schrift.  Die  Beschriftung  der  M.  nennen 
wir  Legende  und  unterscheiden  je  nach 
deren  Stellung  Umschrift  und  als  Gegen- 
satz dazu  die  Querzeilen  Inschrift  (das  aber 
auch  ganz  allgemein  gebraucht  wird)  oder 
Aufschrift,  sowie  ,  etwaige  Randschrift 
(an  der  Kante,^  erst  seit  Ende  17.  Jl^-)- 
Die  Lehre  von  den  (Stein-  usw.)inschriften 
ist  die  Epigraphik,  so  daß  wir  die  von  den 
Münzinschriften  numismatische  Epigraphik 
nennen  dürfen. 

'  Inhalt  der  M.-inschrift  ist  die  Angabe  i. 
der  Münzherrschaft  oder  des  Münzherrn 
(manchmal  »redend«  abgefaßt,  s.  d.,  oder 
unter  Zusatz  eines  Wortes  wie  ar^ ji.a,"iraT[jLa; 
Abb.  14),  also  Name  des  emittierenden  Staa- 
tes (Landes-,  Stadt-,  Einwohnername,  Kte- 
tikon  —  s-  d.  — r,  zuweilen  nur  der  Name 
des  Stadtgottes,  oder  der  Herrschemame, 
oft  mit  Titeln,  schmückenden  Beiworten, 
bei  Städten  auch  Angaben  der  Lage,  bei 
Herrschern  auch  Titel,  Namenszahl  usw.) ; 
2.  des  Wertes,  s.  unter  Wertbezeichnung, 
auf  antiken.  M.  meist  fehlend;  3.  Zeit- 
angabe, gleichfalls  auf  antiken  M.  selten, 
s.  unter  Datierung  und  Monatsangaben  ; 
4.  Angabe  der  M. -statte,  vgl.  dort;  S-  An- 
gabe eines  Beamten ;  6.  des  oder  der  Künstler 
(5  u.  6  nie  auf  röm.  u.  byz.  M.  nach  Au- 
gustus) ;  7.  oft  noch  eine  oder  mehrere  rein 
numismatische  Angaben,  die  Unterabtei- 
lung der  M.-Stätte,  Officina  (s.  d.),  oder  die 
Emissionsangabe  oder  Stempelzählung  ent- 
haltend; 8-  Sinnsprüche,  Beischriften  zum 
M.-Bild  oder  irgend  etwas  anderes  außer- 
halb des  M. -Zwecks  Liegendes.  Keines- 
wegs aber  enthält  jede  Legende  alle  diese 
Teile:  die  ältesten  M.  sind  überhaupt 
meist  schriftlos  (anepigraph,  stumm),  eben- 
so wieder  sehr  viele  im  Mittelalter,  und 
auch  in  der  Jetztzeit  ist  z.  B.  die  Rs.  des 
engl.  Sovereigns  (Pfundes),  von  der  Jahres- 
.zahl  abgesehen,  stumm. 

Fürs  Altertum  kann  man  sagen,  daß  mit 
fortschreit.  Zeit  auch  die  Länge  zunimmt 
und  die  Arten  der  Legenden  zahlreicher  wer- 
den. Für  eine  moderne  M.  ist  nr,  i — 3  uner- 
läßlich, nr.  5,  7  recht  selten,  nr.  4  meist  nur, 
wenn  der  betr.  Staat  mehrere  M. -Stätten 
unterhält,  üblich,  nr.  8  meist  nur  als  Rand- 


schrift,  sonst  nur  bei  Geschichts-M.  (s.  d.) 
vorkommend.  —  Beispiele:  Kleopatra  und 
Antiochos  VIIL,  Tetradrachmon  im  Kat. 
Naville  X  nr.  1384:  Rs.  ßaöiWaor^?  KXeoitoc- 
tpa;  ßaaiXsa)«  'Avxto^foo  =  nr.  i,  AqP=Jahr 
191  =  nr.  3,  2ßa>(vo?)  £ep(af)  da6(Xoü)  =  nr. 
4,  Monogramm  aus  'Ä/  wohl  =  nr.  5;  Con- 
stantinus  L,  Doppelsolidus  mit  dem  Stadt- 
bild von  Trier:  Vs.  imp.  Constantinus  p.  f. 
Aug.  ==  nr.  I ;  Rs.  Augg.  Gloria  =  nr.  8,. 
P(rima)  =  nr.  7,  Tre(verensis)  =  nr.  4, 
Taler  Ernst  Augusts  von  Hannover:  Vs. 
Ernst  August  v(on)  G(ottes)  G(naden) 
Koenig  v(on)  Hannover  =  nr.  i,  am 
Halsabschnitt  Brandt  f  (ecit)  =  nr.  6,  unten 
S(chlüter),  M. -Meister  in  Hannover  =  nr.  5 ; 
Rs.  Ein  Thaler  XIV  eine  f(eine)  M(ark)  = 
nr.  2,  1841  =  nr.  3,  an  der  Kante  nee 
aspera  terrent  =  nr.  8. 

Die  Anbringung  der  Schrift  erfolgt  auf 
den  M.  des  7. — 4.  Jh.s  v.  C.  ganz  willkürlich, 
oft  nach  rein  ästhet.  Gesichtspunkten,  zur 
Füllung  des  Feldes,  zur  Ausbalancierung 
des  Raumes  usw.;  doch  bleibt  der  Stadt- 
na^me  meist  beim  Stadtwappen  und  wan- 
dert bei  Aufkommen  eines  Götterkopfes 
auf  der  Vs.  meist  mit  jenem  auf  die  Rs. 
Die  Vs.  bleibt  dann  meist  schriftlos. 
Füllung  einer  Seite  mit  bloßer  Schrift  in 
Querzeilen  konmit  schon  im  5.  Jh.  vor 
(ICamiros,  Seuthes),  später  setzt  man  sie 
dann  in  einen  Kranz  oder  dgl.  Dem  Kopfe 
folgt  sie  gern  in  mehr  oder  weniger  voUr 
ständigem  Kreisbogen  (schon  Ende  5.  Jh. 
in  Syxakus,  endgültig  eingeführt  von  den 
Ptolemäern).  Anfangsbuchstaben  des  Stadt* 
namens  als  einzige  Schrift  sind  bes.  ia 
Böotien  und  der  Peloponnes  häufig,  wo  sie 
ja  auch  als  Schildzeichen  beliebt  sind 
(Samml.  Warren  zu  nr.  895).  In  der  helle- 
nist.  Zeit  wird  die  Anordnung  in  2  wage- 
oder  senkrechten  Zeilen  Mode,  auch  kommt 
Querschrift  1.  u.  r.  vom  Bilde  vor.  Die 
Herrscheraufschrift  tritt  zuerst  auf  den  Re- 
stituierten M.  (s.  d.)  der  Baktrer,  dann  erst 
seit  Augustus  bogig  zum  Herrscherkopf. 
Im  Mittelalter  wird. mit  Pipin  nach  islam. 
Vorbild  wagerechte  Schrift  als  alleiniges. 
M.-bild  Mode,  der  die  alte  Anordnung  im 
Kreisbogen  aber  bald  wieder  zur  Seite  tritt,, 
die  schließlich  vorherrscht.  Nebenteile  der 
Schrift  wie  nr.  3,  4  u.  7  werden  in  röm.- 
byz.  Zeit  und  der  Neuzeit  gern  in  den  Ab- 


SCHRIFT 


609 


schnitt  (s.  d.),  nr.  5  in  der  Neuzeit  oft  ins 
freie  Feld  der  Rs.  r.  u.  1.,  nr.  6  in  den  Hals- 
abschnitt  des  M. -Bildnisses  gesetzt.  Im 
Altertum  finden  wir  nr.  6  meist  an  ver- 
steckter Stelle,  oft  in  die  Darstellung 
hineinversetzt  (s.  unter  Künstlersignaturen), 
wo  nur  ausnahmsweise  auch  der  Stadt - 
name  steht  (A2vi  auf  dem  Hute  des 
Hermes;  vgl.  Z.  f.  N.  n  S.  78).  Einfassung 
des  Stadtnamens  in  einen  Linienrahmen 
oder  eine  erhabene  Leiste  kommt  gelegent- 
lich vor  (Metapont,  röm.  Republik,  Abb. 
62/64).  —  Gercke-Norden,  Einleitung  in  die 
Altertumswiss.  Il3  S.  91,  96,  loi,  104,  109, 
112;  Regling,  M.  als  Kunstwerk  S.  147 
usw.;  Macdonald,  M6m.  congr^s  num.  1910 
S.  281. 

I.  Die  Alphabete    der    antiken  M. 
Als  allgemeine  Regel  gilt  Verwendung  der 
Majuskeln,  die  Minuskeln  werden,  soweit 
solche  überhaupt  existieren,  nur  ausnahms- 
weise zur  M. -Schrift  verwendet.  Das  griech. 
Alphabet  ist  in  kaum  merkbarer  Abwand- 
lung aus  den  22  Zeichen  (von  a  bis  t)  des 
phönikischen  Alphabetes  entstanden  und 
wird  wie  dieses  ursprünglich  von  rechts 
nach  links  geschrieben;  über  die  Schrift - 
richtung  vgl.  unter  Rückläufige  Schrift  und 
Bustrophedon.    Die  später  gebräuchlichen 
Formen  dieser  22  Zeichen  sind:  ABTAEF 
ZH0IKA/v»(=:fi.)  NiOnM(Zade,    s.   u.) 
9Ps:t.  Von  ihnen  ist  der  eine  (M  =Zade; 
das  m  war  damals  so  /^  geformt)  anschei- 
nend sehr  früh  meist  verloren  gegangen,  die 
anderen    beiden    in    dem    uns    geläufigen 
Alphabet  fehlenden,    F  =  Vau  (Diganama) 
und    9    =    Koppa    (gutturales    k),    sind 
der    Numismatik    geläufig:     F     (in    sehr 
verschiedenen    Formen)    im    Stadtnamen 
der  Akamanen,  von  Elis,  von  Axos  auf 
Kreta    usw.,     9     im     Stadtnamen    von 
Kroton,  Syrakus,  bes.  aber  Korinth.  Außer 
jenen    22    Zeichen    haben    zunächst    alle 
Griechen  das  Y(V)   verwendet    und    dann 
*,  X,  Y,   diese  aber  in  zwei  verschiedenen 
Weisen,  indem  eine  östl.  Gruppe  die  drei 
Zeichen  in  der  uns  geläufigen  Weise  ver- 
wendet und   das  Samech  (ein  besonderer 
Zischlaut  jenes  phön,  Alphabets)  dabei  als 
i  =s=  £  gebraucht  wird.   Eine  westl.  Gruppe 
aber   ninmit  X    =   6    (so    in   Na^fav  = 
NaSfov,    Siz.;    es  ist  dasjenige  Alphabet, 
das  dem  latein.  zugrundeliegt)  und  H^  nicht 
WOrterlraoIi  der  HOndcande. 


für  <]/,    sondern  =  5^    (z.  B.    auf  M.  von 
Chalkis  als  dessen  Anfangsbuchstabe  und 
'  AcJ^eXoio  statt  Acheloio  in  Metapont,  Abb.  28) 
und  schafft  statt  ^  ein  neues  Zeichen,  ^  oder 
ähnlich,  z.  B.  auf  M.  von  Psophis.     Eine 
Abart  des  phönik.   Sampi  ist  ein  T  mit 
lang  herunterreichenden  oberen  Enden  auf 
M.  von  Mesembria  =  aa.    Endlich  erfand 
man  in  lonien  das  Zeichen  ß  (päter  u))  für 
das  lange  o  und  nahm  den  nicht  mehr  hör- 
baren Hauchlaut  H  statt  des  langen  73,  was 
bald   nachgeahmt,    in  Athen  z.  B.   unter 
dem  Archonten  Eukleides  403  v.  C.  (aber 
nicht  für  die  M.,  die  in  starrer  Beharrung 
weiter  E  statt  73  im  Stadtnamen  schreiben) 
eingeführt  wurde.    Städte,  die  den  Hauch- 
laut nicht  missen,  aber  das  lange  v)  gleich- 
falls  einführen   wollten,    halfen  sich  wie 
Herakleia  Luk.,  das  seinen  Namen  anfangs 
mit  HE,   dann  l-H,    also    mit  halbiertem 
H  als  Hauchlaut  schreibt.    Besonderheiten, 
die  dem  Neuling  auffallen,  sind  dann  auf 
griech.  M.  die  Formen  T  ==  ß  in  Byzan- 
tion,   C  =  7  z.  B.  in  Gela,    Gortyn  usw., 
D  =  8  (wie  im  lat.)  im  Westen;    O  wird 
noch  bis  tief  ins  4.  Jh.  auch  für  oü,  E  auch 
für   81  verwendet;   das    gekreuzte  Theta 
©  (Athen),    das    gebrochene  Iota  5,    das 
V  für  X,  das  hochgestellte  My  M,  D  und  ► 
für  P)  M  für  er  (also  das  phönik.  Zade,  nicht 
das  Schin,  z.  B.  Poseidonia,  Siris  Abb.  25), 
sonst  auch  %  oder  S     (bes.   in  Messana) 
für  ö,  C  ==  o  in    Melos.      Kurz,   manche 
westlichen,  kretischen,   arkadischen,  meli- 
schen  M. -Inschriften  muten  den  Anfänger 
recht  fremdartig  an,    zumal  ein  Rückfall 
in  archaisierende  Buchstabenformen  manch- 
mal noch  recht  spät  erscheint  (z.  B.  Reg- 
ling, Terina  nr.  38),   die  Buchstabenformen 
$   und   X,   V    und  Y,    R,    r>  und  P,  9  und 
K,  O  und  ß  ganz  regellos  wechseln  (z.  B. 
im  Stadtnamen  von  Syrakus)  usw.  —  In 
hellenistischer  Zeit  werden  a  und  e  »lunar«, 
C  und  6. 

Das  aus  dem  westgriech.  Alphabet  ent- 
wickelte lat.    Alphabet  hat   ursprünglich 

21  Buchstaben,   also  verglichen  mit  den 

22  des  ursprüngl.  griech.  mit  C  an  der 
Stelle  des  7,  6  an  der  Stelle  des  C  und 
mit  Kappa  (K)  und  Koppa  (Q),  aber 
ohne  das  &,  £,  Zade  und  unter  Zufügung 
des  0  (V)  und  X  am  Ende,  Später  sind 
dann  die  fremden  Zeichen  Y  und  Z  zu- 

39 


6io 


SCHRIFT 


getreten,  während  die  Zufügung  des  vokali- 
schen U  und  des  W  für  weiches  w  erst 
ganz  moderne  Zutaten  sind  (so  ist  aus 
21+4  unser  heutiges  deutsches  Alphabet 
von  25  Zeichen  —  ohne  J  —  entstanden). 
Für  das  Alphabet  sind  gewisse  republ.  De- 
nare, bei  denen  seine  einzelnen  Buchstaben 
je  den  M. -Buchstaben  bilden,  sämtlich  nur 
bis  zum  X,  lehrreich,  vgl.  insbes.  B.  M.  C. 
Rom.  rep.  I  S.  163 — 308.  Formen,  die 
von  den  uns  geläufigen  stark  abweichen, 
gibt  es  kaum,  nur  sei  auf  das  in  der  repu- 
blikan.  Zeit  vorherrschende  U  statt  L  und 
das  nicht  geschlossene  P  hingewiesen. 
Rückläufigkeit  kommt  kaum  vor.  Kursive 
Buchstaben,  z.B.  H  auf  Abb.  iio,  setzen 
im  5.  Jh.  n.  C.  gelegentlich  ein.  Seit  dem 
8.  Jh.  zeigen  S.  und  Sprache  der  byz. 
M.  oft  ein  wunderliches  Gemisch  von 
Griechisch  und  Latein. 

Die  anderen  ital.  M. -Alphabete,  Etrus- 
kisch,  Umbrisch  (Iguvium,  Tuder;  stets 
rückläufig),  Oskisch  (Friedlaender,  Die  osk. 
M.  1850;  bald  recht-,  bald  rückläufig; 
Abb.  58),  können  wir  ihrer  engen  örtlichen 
Bedeutung  wegen  hier  übergehen,  ebenso 
die  zahlreichen  Schriften  des  Ostens,  ky- 
prisch,  pamphylisch,  lykisch,  Pehlewi  und 
die  semitischen  (Abb.  56, 86;  die  hebr. 
sog.  Quadratschrift,  s.  d.,  kommt  auf  ant. 
M.  nicht  vor)  und  indischen,  s.  unter 
Sprache.  Nur  sei  erwähnt  als  von  den 
klass.  Alphabeten  durchaus  abweichend, 
daß  die  kypr.  eine  Silbenschrift,  ange- 
wandt auf  die  griechische  Sprache,  ist, 
daß  also  z.  B.  ßaaiXio)?  mit  5  je  die  Silben 
ßa — cji — Xti — Fo — öe  darstellenden  Zeichen 
geschrieben  wird,  und  daß  die  Semiten 
grundsätzlich  rückläufig  und  die  Vokale 
nicht  mitschreiben.  —  Head,  H.  N.« 
S.  LXIV/VII  und  die  Schrifttafeln  hinten; 
R.  E.  I  S.  I6i2fl[.  unter  Alphabet,  XI 
S.  601  flf,  unter  Kleinas.  Alph.;  Ebert, 
ReaUex.  XI  S.  315/66  unter  Schrift;  Hill, 
Handbook  S.  207/17  sehr  nützlich.  — 
Schrifttafeln  noch  bei  Kirchhoff,  Griech. 
Alphabet,  4.  Aufl.  1887  bei  S.  130  u.  hinten; 
Ebert,  ReaUex.  I  S.  121  ff.  unter  Altital. 
Alph.,  XITaf.  102 — iii;  dann  in  den  betr. 
Bänden  des  B.  M.  C.  und  im  Trait6. 

Über  Fehler  in  der  S.  s.  unter  Stempel- 
fehler.  Alles  Sprachliche  s.  unter  Sprache. 

R. 


IL  Schrift  der  M.  seit  dem  Mittel- 
alter. A.  Schriftart.  Es  gibt  zwei 
Hauptgattungen,  die  Majuskelschrift,  bei 
der  die  gleich  großen  Buchstaben  zwischen 
zwei  Linien  stehen,  AB  EPS,  und  die  Minus- 
kel, bei  deren  vierlinigem  Zeilenschema  die 
einzelnen  Buchstaben  verschiedene  Größe 
annehmen,  abfps. ;  letztere  Schriftart 
kommt  in  der  Umschrift  der  M.  so  gut  wie 
gar  nicht  vor.  Die  Majuskelschrift  scheidet 
sich  in  drei  Unterabteilungen;  i.  die  Ka- 
pitale oder  Antiqua,  mit  geraden  Linien 
(Schäften) ;  2.  die  Unziale,  mit  gerundeten, 
gebogenen  Linien;  3.  die  Kursive,  mit 
untereinander  verbundenen  Buchstaben. 

Die  lateinische  Kapitalschrift  mit  den 
gleichförmig  geraden  Hasten  und  scharfen 
Ecken  war  allen  Münzen  des  Abendlands 
gemein,  was  aber  nicht  ausschloß,  daß 
außer  dem  runden  C  und  G  auch  ein  gleich - 
gestaltetes  E  und  M  neben  den  gradlinigen 
in  Gebrauch  war,  daß  in  England  zur  Zeit 
der  Thronkämpfe,  die  dem  Königtum  des 
Hauses  Anjou-Plantagenet  voraufgingen, 
jenen  auch  ein  rundgeformtes  H  zur  Seite 
trat. 

Bald  nach  Anbruch  des  13.  Jh.s  trat  zu 
jenen  Buchstaben  nicht  nur  auch  ein  rund- 
gebildetes N,  sondern  es  wurde  die  Starre 
der  überlieferten  römischen  Schrift  allge- 
mein gemildert  und  die  Ecken  und  Enden 
gebogen  und  gespalten,  gebrochen,  daher 
Frakturschrift,  und  vor  seinem  Abschluß 
hat  die  sogenannte  gotische  oder  Mönchs- 
schrift  volle  Ausbildung  u.  allgemein  An- 
wendung auf  den  abendländischen  Münzen 
gewonnen  (sog.  got.  Majuskel).  Dieser 
Schriftwandel  tritt  am  stärksten  auf  den 
französischen  Münzen  hervor.  Er  ist  einge- 
treten mit  der  Münzreform  Ludwigs  des 
Heiligen  in  den  sechziger  Jahren  des  13. 
Jh.s,  speziell  auf  den  französischen  Gold- 
münzen und  Turnosen.  In  Italien  hat  Karl 
von  Anjou  in  Unteritalien  die  ältesten  ita- 
lienischen Münzen  mit  vollendeter  runder 
Mönchsschrift  geprägt,  in  Spanien  ist  es 
Jakob  IL  V.  Aragon,  Ferdinand  IV.  v. 
Kastilien,  Alfons  IV.  v.  Portugal.  In  Eng- 
land sind  es  die  Sterlinge  Heinrichs  IIL 
In  Deutschland  ist  es  Erzbischof  Engelbert 
IL  von  Köln  mit  rein  gotischer  Schrift,  in 
Trier  Heinrich  v.  Vinstingen,  in  Aachen 
König  Rudolf   v.  Habsburg.     Die  Prager 


SCHRIFT 


6ii 


und    nach    ihnen    die  Thüringen -Meißner 
Groschen  haben  Mönchsschrift. 

Im  letzten  Viertel  des  14.  Jh.s  treten  ver- 
einzelt auf  deutschen  Kleinmünzen  den 
großen  auch  kleine  gebrochene  Buchstaben 
(got.  Minuskel)  zur  Seite,  die  sich  in  der 
deutschen  Druckschrift  erhalten  haben. 
Sie  kommen  als  Initiale  des  Namens  des 
Münzherrn  oder  der  Münzstätte  vor,  als 
alleiniges  Prägebild  der  schlechten  Pfennige 
oder  einem  Wappenbilde  beigegeben  oder 
auch  einer  fremden  Münze  als  Gegenstempel 
mit  einer  Punze  eingeschlagen.  Nur  einmal 
wurden  diese  Buchstaben  als  vollständige 
Umschrift  verwandt,  auf  einem  böhmischen 
Floren  König  Wenzels. 

Später  sind  dann  auch  einige  Taler, 
Doppeltaler  und  groschenförmige  Münzen, 
die  aber  Schaumünzencharakter  haben, 
mit  langen  Um-  u.  Aufschriften  gleicher 
Art  versehen.  Im  Ausland  tragen  die 
Quarti  des  Markgrafen  Karl  IL  v.  Savoyen 
{1497 — 1553)  den  Wahlspruch  des  Hauses, 
das  »Fert«  in  kleiner  Fraktur,  und  in  der 
Mitte  des  19.  Jh.s  hat  diese  Verwendung 
gefunden  auf  den  Münzen  der  Königin 
Viktoria  von   England. 

Etwa  2  Jahrhunderte  später  hat  die  An- 
tiqua die  Herrschaft  zurückgewoimen.  Die 
Lira  des  Venezianer  Dogen  Nicolo  Tron 
V.  J.  1472  und  die  Mailänder  Testons  des 
schon  1476  verstorbenen  Herzogs  Galeazzo 
Visconti  sind  die  ersten  Silberstücke  mit 
wieder  lateinischer  Kapitalschrift.  Im  An- 
schluß an  beide  ist  diese  Schrift  in 
Italien  weithin  verwandt  worden.  In 
Prankreich  ist  sie  zur  allgemeinen  Herr- 
schaft erst  um  die  Mitte  des  16.  Jh.s  gelangt, 
in  Spanien  schon  vor  1500,  in  Deutschland 
hat  zuerst  1498  der  Bischof  v.  Sitten  zur 
Kapitale  gegriffen,  dann  erscheint  sie  auf 
den  sächsischen  Klappmützentalern  usw. 
Aber  erst  mit  den  20er  Jahren  gewann  die 
Antiqua  allgemeine  Verbreitung,  z.  B.  in 
Joachimsthal  u.  a. 

Am  spätesten  finden  wir  die  neue  Schrift- 
art im  Rheinland,  1 538  auf  Albus  von  Trier, 
1547  auf  Goldgulden  u.  Talern  von  Köln. 

In  England  ist  sie  erst  unter  d&s:  kathoL 
Maria  ohne  Wettbewerb,  in  Schottland  erst 
unter  Maria  Stuart,  in  Schweden  erst  unter 
Gustav  Wasa. 
.    Seit  dem  17.  Jh.  kommt  neben  der  An- 


tiqua auf  Sterbemünzen  u.  sonstigen  Ge- 
schichts-  u.  Geschenkstücken  in  voller  Um- 
u.  Aufschrift  auch  die  lateinische  Kursive 
vor,  auf  der  Verkehrsmünze  aber  für  kürzere 
Zeit  nur  als  Initiale  u.  Monogramm  der 
Münzherren  oder  auch  der  Münzbeamten. 

In  Rußland  und  auf  der  Balkanhalbinsel 
verwendet  man  vielfach  die  sogenannte 
cyrillische  Schrift,  die  aus  der  griechischen 
Majuskelschrift  abgeleitet  ist  und  von  dem 
Slavenapostel  Cyrillus  (9.  Jh.)  erfunden 
sein  soll.  Boleslaw  Chrobry  gebrauchte  sie 
auf  seinen  Münzen,  die  er  in  Kiew  1018 
schlagen  ließ,  dann  im  12.  Jh.  die  Bulgaren, 
die  cyrillische  Monogramme  über  das  Münz- 
feld  hinstreuten,  »czar  bulgarski  i  make- 
donski «,  und  ebenfalls  die  Serben  seit  dem 
13.  Jh.  und  vor  allem  fast  ausschließlich 
die  Russen. 

B.  Sprache  der  Münzaufschrift.  Das 
Griechische  findet  sich  unter  dem  Einfluß 
der  byzantinischen  Münzen  in  2  Buchstaben 
auf  dem  Denar  Papst  Hadrians  L,  nämlich 
IB,  die  als  Irene  Basilissa  gedeutet  werden. 
Auch  einige  Münzen  der  Normannenherr- 
scher, in  Messina  geprägt,  bezeugen  noch 
griechische  Sprache  und  Schrift,  und  noch 
auf  den  Münzen  der  Hohenstaufen  bis  auf 
Konrad  IV.  und  Manfred  findet  sich  in  dem 
IC  NIKA  griechisches  Sprachgut,  Gleich- 
zeitig wird  zwar  diese  Sprache  in  Kon- 
stantinopel durch  das  Lateinische  der 
Kreuzfahrer  zeitweise  verdrängt,  erscheint 
aber  später  noch  bis  1448,  um  dann  erst 
wieder  bei  der  Aufrichtung  des  neugriechi- 
schen  Staates  in  Gebrauch  zu  kommen. 

Russen  und  Südslaven  bedienen  sich 
ihrer  eigenen  Sprache  auf  den  Münzen, 
während  die  westslavischen  Stämme  dau- 
ernd lateinische  Aufschrift  zeigen.  Nur 
vereinzelt  kommt  die  tschechische  Gottes- 
bezeichnung »Boze«  auf  einem  Prager 
Denar  utn  looo  vor,  hier  auch  für  Prag 
das  tschechische  »Mizleta«,  dann  der  Für- 
stentitel »Cnes«  auf  einem  einzelnen  Brak- 
teaten  Jazkos  von  Cöpenick  u.  einige  he- 
bräische Aufschriften  auf  poln.  Münzen, 
z.  B.  polnisch  »Miczka  krolpolski«  in  hebr. 
Schrift  u.  a.  Die  ungarischen  Münzen  sind 
mit  Ausnahme  der  breiten  Kupfermünzen, 
die  die  kufische  Schrift  zeigen,  lateinisch 
beschriftet. 

Lateinisch  ist  im  Anschluß  ah  die  röm. 

39* 


6l2 


SCHRIFT 


Münzen  auch  die  Münzsprache  des  gesamten 
Westens  und  der  Mitte  von  Europa  ge- 
wesen.   So  die  der  germanischen  Stämme 
der  Völkerwanderung,  der  Ostgoten,  Lango- 
barden, Franken  und  schließlich  der  Nor- 
mannen.     Nur    die    arab.    Sprache    er- 
scheint auf  den  Prägungen  der  Aglabiten 
und    Fatimiden    in    Sizilien    nebst    ihren 
Beischlägen  seitens   der  Christen.      Dann 
gibt  es  kufische  Münzen  der  normannischen 
Herzöge  und  Könige  und  auch  der  Hohen- 
staufenkaiser  Heinrich  VI.  u.  Friedrich  IL 
Alle  Münzen   der   deutschen  Kaiser   in 
Italien  reden  lateinisch,  jedoch  Karl  VIII. 
von  Frankreich  hat  als  Erbe  der  Anjou  in 
Neapel  einmal  in  Aquila,  der  »citedel'eigle« 
mit  französ.  Bezeichnung  als  Hol  de  F.« 
geprägt.    Auf  einigen  ital.  Fürstenmünzen 
des    15. — 17.    Jh.s    erscheinen    deutsche 
Sprüche,  so  »bider  craft«  in  Mantua,  »von 
gueten  in  pesser«  in  Massa,    »mit  Zait« 
in    Mailand     u.  a.     (Periodico     di    num. 
e  Sfragistica  I  S.  177  Anm.  i).    Im  übrigen 
hat  in  Italien  im  M.A.  wie  in  der  N.  Z. 
bis    zum    Auftreten    Napoleons    die    la- 
teinische Sprache    auf   den   Münzen    ge- 
herrscht.   Erst  1798  hat  die  liberta  piemon- 
tese  italienisch  redende  Münzen  entstehen 
lassen  mit  den  heimischen  Namen  der  Lira 
u.  des  Soldo,   Napoleon  L  selbst  nennt  sich 
auf    seinen    italienischen   M.     »Napoleone 
imperatore   e   re«     des    »regno    d*Italia«. 
Mit  der    »Italia  libera.  Dio  la  vole«  tritt 
Jahrzehnte   später   die    erste    italienische 
Losung  auf  einer  Münze  auf,  u.  erst  Kö- 
nig Viktor  Emanuel  hat  1861  die  Münzen 
italienisch  sprechen  lassen. 

Spanien:  Westgoten  und  Sueven  ge- 
brauchen die  lateinische  Sprache  bis  zu 
ihrem  Untergang  und  selbst  die  siegreichen 
Mauren  bezeichnen  ihre  M.  zunächst  mit 
»feritos  soli(dus)  in  Span(ia)  an(no)  X«.  Erst 
10  Jahre  später  setzte  die  rein  arabische 
Prägung  der  Ommajaden  ein,  die  bis  auf  die 
Eroberung  Granadas  durch  die  kath.  Kö- 
nige Ferdinand  und  Isabella  fortgesetzt 
wurde.  Dieser  Sprache  und  Schrift  haben 
sich  im  Norden  auch  in  teilweisen  Nachbil- 
dungen einige  der  christlichen  Fürsten  be- 
dient. Sonst  haben  aber  diese  das  Latei- 
nische als  Münzsprache  gehabt.  (Ausnahme 
im  M.  A  die  als  puges  bezeichneten  Münzen 
v,  Lerida.)    In  der  N.  Z.  beginnt  erst  mit 


dem  Duro  u.  Escudo  K.  Ferdinands  III. 
1808  u.  1809  die  dauernde  Herrschaft  der 
Landessprache,  in  Portugal  mit  der  Münz- 
bezeichnung   »reis«   (s.  unter  Real). 

Frankreich:  Die  Münzen  der  Merowin- 
ger  sind  durchweg  lateinisch,  auch  die  der 
Karolinger  und  Kapetinger,  nur  ein  Denar 
von  Lüttich  i.  12.  Jh.  fügt  dfem  Münzbild 
des  Falken  ein  »Facun«  hinzu,  ein  gleich- 
zeitiger lothr.  Denar  setzt  zur  Seite  eines 
Domenzweiges  die  Warnung  »apica«.  Ende 
des  13.  Jh.s  tritt  das  »Gilles  aveskes«  (6v6- 
que)  in  Toul  hinzu  mit  der  kehrs.  Umschr. 
»No  cite«  (notre  cit6).  Gleichzeitig  er- 
scheinen einige  französ.  Stadtnamen:  Li- 
niville,  Neufchatel,  Sain  Die,  Chastenoi, 
auch  Feri  statt  Friedrich  v.  Lothringen, 
kurz  vor  der  Mitte  des  14.  Jh.s  nennt  sich 
die  Regentin  Lothringens,  Maria  von 
Blois  auf  ihren  Placken  »Marie  duchesse 
manbours  de  la  duch(6) «, .  dann  kommt 
in  Amiens  ein  »ici  a  munai«  vor  u.  a., 
zu  Beginn  des  13.  Jh.s  bezeichnet  sich 
Robert  v.  Courtenay  auf  Denaren  als 
»Sires  de  Celes«,  Margareta  v.  Bomes  in 
Chateau-Meillant  als  »Dame  de  Souli« 
(SuUy). 

Auf  den  M.  der  französ.  Monarchie  er- 
scheint langdauernd  das  Latein,  im  M.A 
kommt  als  Ausnahme  nur  die  »meal 
petita«,  maille  petite  Philipps  VI.  vor. 
Erst  unter  Heinrich  IV.  wurden  1590 
die  Münzbezeichnungen  des  »double  tour- 
nois«  u.  des  »denier  tournois«  auf  die  Mün- 
zenselbst gesetzt;  dann  führte  Ludwig XIV. 
auf  dem  Liard  de  France  seit  1654  den 
Titel  eines  »roy  de  Fr(ance)  et  de  Nav(arre)«. 
Sonst  kommen  nur  auf  den  M.  der  fran- 
zösischen Kolonien  französ.  Namen  vor. 
Erst  die  Revolution  hat  die  Landessprache 
endgültig  zur  Herrschaft  gebracht. 

Vollständig  wird  das  Latein  auf  den 
M.  der  Könige  von  C3rpem,  Heinrichs 
IL,  des  »Henri  rei  de  lerusalem  et  de  Chi- 
pre«  und  seiner  Nachfolger  (1285—1398) 
durch  das  Franz.  verdrängt. 

In  England  ist  im  wesentlichen  bis  heute 
das  Lateinische  die  Münzsprache,  nur  in  der 
angelsächsischen  Zeit  kommt  ein  »cununc« 
für  rex  vor.  Später  hat  Stephan  v.  Blois 
sich  »Steif ne«  genannt  und  Wilhelm  I.  von 
Schottland  »Le  rei  Willame«.  Die  Landes- 
sprache hat  erst  seit  dem  vierten  Jahrzehnt 


SCHRIFT 


613 


des  19.  Jh.s  auf  den  englischen  Münzen  in 
den  Bezeichnungen  wie  »crown,  Shilling, 
penny,  f arthing«  Platz  gefunden.  Der 
König  führt  aber  den  Titel  »Georgius  V, 
Dei  gra(tia)  Britt(aniarum)  omn(ium)  Rex 
fid(ei)  de(fensor)  Ind{iarum)  Imp(erator) «. 
Nur  auf  den  indischen  und  sonstigen  außer- 
europäischen Münzen  heißt  es  »king«  u. 
»queen  of  England«,  »emperor«  u.  »em- 
press«. 

Auch  in  den  3  nordischen  Reichen  ist 
zunächst  das  Lateinische  die  ausschließliche 
Münzsprache,  ausnahmsweise  kommt  nur 
ein  »Gunar  a  mot  thesa«  u.  »Askel  0  beneg 
then«  vor.  Erst  Stockholmer  ganze  und 
halbe  Ortuge  v.  151 2,  1515  bezeichnen  den 
jüngeren  Steen  Sture  als  »ridder«,  und 
danach  nennt  sich  Gustav  Wasa  auf  seinen 
ältesten  Münzen  »Gosta  Erikson«.  Seit 
1541  erscheint  auf  Münzen  Christians  VIL 
V.  Dänemark  ein  »skillinck  danske«  samt 
seinen  Vielfachen  u.  im  Anschluß  hieran 
seit  1545  die  »marck  danske«,  1546  der 
»penning«,  seit  1575  ^uf  den  schwedischen 
M.  König  Johanns  HL  u.  s.  Nachfolger 
der  »öre«  u.  die  »marka  svenska«,  dann 
steht  17 14  auf  den  Goldmünzen  Fried- 
richs IV.  V.  Dänemark  4  bzw.  2  »rixdaler 
cour(ant)  mynt«  u.  auf  den  Kupfermünzen 
Karls  XIL  von  Schweden  »fyra  öre  solfwer 
mynt«  1716.  »Faderneslandet«  (Vaterland) 
ist  das  erste  schwedische,  nicht  das  Gepräge 
selbst  bezeichnende  Wort  auf  einem  Spe- 
ziestaler Gustavs  IIL  V.  J.  1776,  und  die 
erste  schwedische  Münze,  die  den  Landes- 
herrn mit  dem  schwedischen  Titel  be- 
zeichnet, ist  der  Speziestaler  des  »Karl 
XIII  Sveriges  Göth.  och  V.  konung«  i.  J. 
1812,  mit  rs.  Umschrift  »folkets  väl  min 
högsta  lag«  (Volkes  Wille  mein  höchstes 
Gesetz).  In  Dänemark  entsprechen  dem 
die  Umschriften  »Frederik  VII  konge  af 
Danmark«  und  oFolkets  kjaerlighed  min 
styrke«  (1848). 

In  Deutschland  erscheinen  deutsche 
Umschriften,  abgesehen  von  den  Namens - 
formen  Stratburc,  Reganesburg,  Wirci- 
burg,  Niuuenpurg,  Salzburg,  Heresfelt  u. 
Babenberg  u.a.,  erst  im  il.  Jh.,  so  in 
Gittelde  »ielithis  pcning«  u.  »hir  steid  ter 
biscop«  und  in  Braunschweig  »gieve  Ec- 
(b)ertus«  (1068— 1090);  im  12./13-  Jli- 
kommt  die  deutsche  Sprache  schon  öfter 


vor,  so  »gieve  Ott«  Otto  I.  v.  Geldern 
(1182 — 1207),  »(ep)iscope  von  mai«  2. 
Hälfte  des  12.  Jh.s  i.  Magdeburg,  »Albreh« 
(rückläufig)  Albrecht  der  Bär,  »Marcgrave 
Otto«  (v.  Brdbg.,  1 170— 1 184),  »Schilt  von 
Steier«,  »Munc  Gretz«  (Graz  13.  Jh.), 
»Herzog  Bernhart«  (v.  Kärnten)  vor  1220 
in  »Sande  Veit«,  später  »cunech  Otaccar«, 
auf  einem  Sterling  Adolfs  v.  d.  Mark  »in 
den  harn«,  »moneta  triebt«  auf  einer 
Mastrichter  Tumose  Johanns  IL  v. 
Brabant  (1294— 13 12),  »Wesen  Stat«  auf 
einem  Denar  Dietrichs  V.  von  Cleve  (1218 — 
1244),  weiter  »Alf  comes  de  Wal(deck)« 
(1214— 1270).  —  Wirklich  zahlreicher  wer- 
den die  deutschen  Namensformen  erst  im 
14.  u.  15.  Jh.  und  besonders  am  Nieder- 
rhein: so  »He  Walrave  van  Borne«  (1356 — 
1378),  »Her  Goderte  (h)er  van  Henb(erg) « 
(i36i' — 95),  »Her  lohan  van  Moersche«, 
»Wilh  dux  Gulch  7  Berg«  (1475—1511), 
»Willem  Borcg'r  (e)ve«  Wilh.  v,  Hammer- 
stein (1357— 1410),  in  Utrecht:  »Her  gift 
ons  vrede«,  »dit  is  der  Armen  pe(nningk)« 
in  der  2.  Hälfte  des  15.  Jh.s  usw. 

Im  übrigen  Deutschland  sind  deutsche 
Sprachformen  seltener,  so  »Landgrave 
Ludewig«  (1413 — I4S8)  auf  einem  hess. 
Groschen,  »Her  Ulrich  Hoenloch«  1407. 
Seit  dem  Ausgang  des  15.  Jh.s  mehren  sich 
die  deutschen  Münzumschriften  von  neuem, 
z.  B.  auf  einem  Groschen  Heinrichs  IV.  v. 
Salzderhelden  »mo(neta)  no(va)  tho  dem 
solth«;  ein  ähnliches  Sprachgemisch  auf 
der  »moneta  nova  aure(a)  zu  Glosz«  des 
Ulrich  Grafen  zu  Hardec;  dann  auf  einem 
Schilling  v,  J.  1522  »lurgen  und  Bamem 
Gib(ridere)  do  Stettin  P(ommern)  hert(ige) «. 

Erich  von  Braunschweig-Calenberg  u. 
Heinrich  d.  J.  v.  Wolfenbüttel  sind  die 
ersten  Fürsten,  die  ihre  Taler  mit  einem 
deutschen  Wahlspruche  versehen:  »inGots 
gewalt  haben  wirs  gestalt«.  Heinrich  führte 
seit  1548  auch  den  deutschen  Herzogstitel. 
Unter  anderen  dieser  Taler  erwähne  ich  fol- 
gende: Der  Magdeburger  Interimstaler  v. 
1540 mit  »Packe  di  Satan  du  Interim«,  1560 
die  ostfriesischen  Taler  mit  der  Umschrift 
»Marie  geb(orene)  Dochter  u(n)  fro(uve  oder 
fraulein)  to  lever  Ru(stringen)  O(stringen)« 
und  mit  den  Sprüchen:  »dorch  Got  heb  ik 
it  erholden«  u.  »vertr(u)  God  so  we(rd)  h(e) 
d(i)  uthelp«.  Die  Berufung  auf  Gott  u.  den 


6l4 


SCHRIFT 


göttl.  Schutz  wurde  seitdem  für  die  Münz- 
aufschriften weithin  gebräuchlich.  Später, 
seit  dem  Dreißigjährigen  Kriege,  kamen 
deutsche  Münzbezeichnungen  wie  »Land- 
muntz«  oder  »Stadtgeld <(,  »Ratsgeld«  auf 
und  Versicherungen  wie  nath  »altem  Schrot 
und  Korn«  oder  die  Prägung  »aus  feinem 
Silber«.  Noch  später,  »nach  dem  obersächs. 
Creysschluß«,  »nach  dem  Schluß  der  V 
Stände«,  »nach  dem  Leipziger  Fuß  «  u,  a.  m. 
Es  wurde  nunmehr  auch  gebräuchlicher, 
die  Münzen  selbst  im  Gepräge  mit  ihren 
Namen  zu  versehen:  den  Kreuzern,  Füt- 
tern, Gosken,  Schillingen  und  Doppelschil- 
lingen, Stübem  u.  a.  schließen  sich  in  den 
zwanziger  Jahren  des  17.  Jh.s  unmittelbar 
die  Reichsorte  u.  das  Mariengeld  an.  Auch 
lassen  sich  die  Münzherren  selbst  immer 
mehr  deutsch  bezeichnen,  vereinzelt  und  in 
Abkürzungen  schon  Georg  Wilhelm  v. 
Brandenburg  und  nach  ihm  auch  der  Große 
Kurfürst,  vornehmlich  aber  Herzog  August 
d.  J.  V.  Wolfenbüttel  u.  a.  braunschw- 
Herzöge. 

In  Preußen  brachte  Friedrich  Wilhelm  IL 
bei  seinem  Regierungsantritt  i.  J.  1786  die 
deutsche  Gestaltung  des  Herrschernamens 
u.  -titeis  endlich  dauernd  zum  Durchbruch. 
Die  übrigen  deutschen  Fürsten  folgten 
dem  mit  einigen  Ausnahmen  erst  30 
Jahre  später,  im  zweiten  Jahrzehnt  des 
19.  Jh.,  aber  ausschließlich  der  Münzen  des 
Hauses  Habsburg,  die  den  lateinischen  Titel 
bis  in  den  Weltkrieg  hinein  gewahrt  haben. 
Die  französische  Sprache  erscheint  auf 
deutschen  Münzen  in  der  Losung  »honi  soit 
qui  mal  y  pense«  auf  Goldmünzen,  dann  ein 
»denier«  auf  einer  Münzgattung  H.  Karls 
V.  Braunschweig,  »Tomes«  für  »grossus 
Turonus«  i.  Mecklenburg;  das  Hebräische 
auf  einem  Münzenberger  Hohlpfennig  des 
»David  ha  Cahen«,  auf  einem  Würzburger 
Pfennig  ein  »Jechiel«,  in  der  N.  Z.  der  Name 
Jehova.  —  Menadier,  Sprache  u,  Schrift 
der  europäischen  Münzen  i.  Sammler  1921; 
Dannenberg,  N.  Z.  1870  S.  517  jff.,  1885 
S.  124  ff.,   1901   S.  203  ff. 

C.  Inhalt  und  Form  der  Münz- 
Auf Schrift,  ^Legende*.  Bei  dieser  kommen 
außer  der  Schriftform  und  der  Sprache 
die  Stellung  und  Verteilung  über  die  Münz- 
fläche und  der  Inhalt  in  Betracht. 

Nach  der  Verteilung  unterscheidet  man, 


wie  schon  S.  608  gesagt,  die  Umschrift, 
die  längs  des  Randes  der  Münze  läuft, 
von  der  Inschrift  in  der  Mitte  des 
Feldes  und  von  der  auf  dem  Rande 
angebrachten  Randschrift.  Die  Umschrift 
kann  hinwiederum  nach  der  Stellung  der 
Buchstaben  nach  außen  oder  innen  ge- 
kehrt, recht-  oder  rückläufig  sein.  Zu- 
weilen erscheinen  um  das  Münzbild  zwei 
Umschriften,  welche  dann  als  innere  und 
äußere  Umschriften  unterschieden  werden. 
Die  Inschrift  kann  aus  einer  oder  mehreren 
Zeilen  oder  auch  nur  aus  einzelnen  Buch- 
staben bestehen.  Sie  kann  auch  kreuzförmig, 
d.  h.  aus  einer  senkrechten  und  einer  wage- 
rechten  Zeile  zusammengesetzt  sein. 

Der  Inhalt  der  Münzaufschriften  betrifft 
gewöhnlich  die  Münzherren,  die  Münz- 
stätte, die  an  der  Münzherstellung  be- 
teiligten Personen  (s.  Münzmeistemamen 
und  -zeichen),  die  Zeit  oder  die  Veran- 
lassung der  Münzenausgabe  und  endlich 
den  Wert  oder  den  Namen  des  Stückes; 
außerdem  konamen  mancherlei  Sprüche  vor. 

Der  Name  des  Münzherrn  kann  auch 
durch  ein  Monogramm  ausgedrückt  werden; 
gewöhnlich  wird  zu  seinem  Namen  der 
Titel  (s.  d.)  gesetzt.  —  Der  Name  der  Münz- 
stätte (s.  d.)  erscheint  gewöhnlich  auf  den 
Münzen  im  frühen  M.  A.,  später  wird  er 
oft  weggelassen  und  durch  Erkennungs- 
zeichen ersetzt  (s.  Münzbuchstaben).  We- 
gen der  Zeitangabe  s.  unter  Datierung. 
Wertbezeichnungen  und  Namen  fehlen 
zumeist  auf  den  M.  des  frühen  M.A., 
nur  die  von  den  Franken  zu  Marseille  mit 
dem  Bilde  des  Kaisers  Mauritius  Tiberius 
(582—602)  geprägten  Solidi  (s.  Schilling) 
haben  die  Wertzahl  XXI  und  merowing. 
Drittelstücke  (s,  Triens)  die  Zahlzeichen 
VII  oder  VIII  i.  F.  mit:  »Cabilonno  fit 
de  selequas  VIII«  Prou,  Merowinger 
nr.  171.  Grossus  bezeichnet  nur  die 
Eigenschaft  des  Stückes  als  Dickmünze. 
Anders  ist  es  bei  der  Tercia  Ducalis,  der 
Tercia  Apuliensis  und  ähnlichen  Auf- 
schriften der  Normannenfürsten  in  Unter- 
italien (l  140  ff.).  In  Frankreich  erscheint 
eine  »moneta  duplex  regalis«,  ein  »Bur- 
gensis  fortis«  usw.  im  14.  Jh.  In  Deutsch- 
land kommt  im  15.  Jh.  der  Solidus  u.  der 
medius  Solidus  vor;  mit  dem  16.  Jh. 
wird  die  Wertbezeichnung  unter  dem  Ein- 


SCHRÖTLING— SCHÜSSELPFENNIGE 


615 


fluß  der  Reichsmünzordnung  die  Regel, 
heutzutage  ist  sie  allgemein  ein  Erfordernis 
des  Münzgepräges. 

Die  mancherlei  Sprüche  auf  den  Münz- 
aufschriften  sind  hauptsächlich  frommen 
Inhalts  und  oft  Wahlsprüche,  die  mit  den 
Münzherm  wechseln,  zuweilen  aber  durch 
Jahrhunderte  bleiben,  so  das  »benedictum 
sit  nomen  Domini  nostri  Jesu  Christi«  auf 
den  Turnosen,  das  »sit  tibi  Christe  datus, 
quem  tu  regis,  iste  ducatus«  auf  den  venez. 
Zechinen,  dann  das  »Xpc  vincit,  Xpc 
regnat,  Xpc  imperat«  auf  den  französischen 
Goldmünzen  (Fröhner,  La  liturgie  romaine 
dans  la  numismatique,  Ann.  num.  soc. 
1889,  S.  39  ft). 

Auch  treten  Akklamationen  auf  wie: 
»judica  rex«  in  Graz  unter  Rudolf  I.  v. 
Habsburg,  »beata  Verona  vinces«  in  Bonn, 
»urbs  Aquensis  vince  « in  Aachen,  »sal(utem) 
vibenti  Resae«  in  Rees,  »amor  omnia 
vincit«  und  »salve  regina«  auf  niederl. 
Sterlingnachahmungen,  »benedictus  deus« 
und  »sit  laus  deopatri«  auf  Witten,  »piscis« 
auf  Stader  Denaren,  »victoria«  auf  Lothr. 
Pfennigen,  »sancta  Trinitas«  in  Speyer, 
»pater  noster«  und  »pax  vobis«  in  Hildes- 
heim, »pax«  auf  verschiedenen  Münzen, 
>^Spesfides  Caritas «  auf  M.  der  Agnes  IL  v. 
Quedlinburg  oder  das  Münzbild  erklärende 
Umschriften  wie  »Signum  salutis«  oder 
»Signum  crucis,  munus  divinum,  agnus 
patiens,  porta  alba,  crux,  imago  S.  Colonie, 
baculus,  clavis,  caput  (Menadier,  Schau - 
Sammlung  S.  138  u.  Z.  f.  N.  39  S,  222  f.), 
porta  alba,  victrix  a(quila),  peru(n)  voc(or), 
ban(num)  duc(is)  Lov(aniae),  scutum,  clipeus 
Bavarie,  Schilt  von  Steier,  scut(um)  i(m)pe- 
ratoris,  catedralis«  usw.,  »lex«  auf  einer 
Gittelder  Münze  (Z.  f.  N.  XII  S.  292,  294). 

Bei  Münzaufschriften  sind  auch  die 
Trennungszeichen,  die  Anfang  und 
Ende  bezeichnen  oder  auch  zwischen 
einzelnen  Worten  stehen,  zu  beachten. 
Vom  6.  bis  17.  Jh.  findet  man  auf  Geprägen 
christlicher  Herrscher  zu  Anfang  der  Le- 
gende fast  immer  ein  Kreuz.  Trennungszei- 
chen im  Innern  der  Münzaufschriften  werden 
erst  seit  dem  12,  Jh.  häufiger  und  bestehen 
gewöhnlich  aus  Punkten,  Kreuzchen,  Ro- 
setten, Sternchen,  Kleeblättern  oder  anderen 
Zieraten.  Neben  diesen  Trennungszeichen 
gibt  es  noch  besondere  Unterscheidungs- 


zeichen, die  sog.  »Diff6rents«  der  Fran- 
zosen, die  zur  Festlegung  der  M. -Stätte, 
des  M. -Meisters,  der  Zeit  oder  des  M. -Fußes 
dienten  (s.  Points  secrets).  —  Luschin 
Allg.  Mkde.2  §  12;  Friedensburg.  Sym- 
bolik  S.  395  ff.  '   Su. 

Schrötling,  mittelalt.  Bezeichnung  des 
Münzstücks  vor  seiner  Prägung.  Die  neu- 
zeitl.  münztechnische  Bezeichnung  ist 
»Platte«  (s.  d.  und  Quetschgeld).        S. 

Schrot  =  Rauhgewicht  (s.  d.). 

Schroten  sind  die  Überbleibsel  der  Zaine 
(s.  d.)  nach  der  Ausschneidung  oder  Aus- 
stanzung der  Platten  (s.  d.).  Sie  sind  immer 
weniger  fein  als  d.  Münzfuß  bestimmt,  weil 
ihr  größter  Teil  aus  d.  weniger  feinen  Zain- 
rändem  besteht.  —  Schrötter,  Preußen 
1806/73,  Gesch.  I,  S.  317.  S. 

Schuerken  ist  eine  brabantische  Be- 
zeichnung für  kleine  Münzen,  die  auch 
tourelles  oder  »torentje  van  Leuwen«  ge- 
nannt werden.  Diese  zeigen  auf  der  Vorder- 
seite die  Kirche  von  St.  Peter  in  Löwen 
über  einem  Schild  mit  4  Löwen,  Rs. 
Blumenkreuz.  Das  etwas  primitive  Ge- 
präge, die  Kirche,  wurde  im  Volksmund 
»Scheuerchen«,  »schuere«,  »schurmannen« 
bezeichnet.  Sie  wurden  von  Johanna  und 
Wenzeslaus  (1355—1383)  in  Löwen  1380/81 
zu  194  Stück  aus  der  Mark  Troyes  5  d.  fein 
geprägt,  also  ein  Stück  von  1,26  g  Rauh- 
und  0,94  g  Feingew.,  der  Wert  war  = 
^/z  groot.  Sie  wurden  vielfach  nachgeahmt. 
—  De  Witte,  Brabant  I  S.  144 ff-,  ISO,  l6l; 
V.  d.  Chijs,  Brabant  S.  95;  Schröder, 
Frankf.  Münzztg.  1906  S.  412.  Su. 

Schüsselheller  s.  Näpfchenheller. 

Schflsselmanzeny  d.  h.  M.,  deren  Schröt- 
ling  auf  der  einen  Seite  konvex,  auf  der 
anderen  konkav  ist,  kannte  das  Altertum 
in  dem  Scyphatus  (s.  d.)  der  Byzantiner; 
vgl.  Schüsselpfennige.  R. 

Schüsselpfetinlge,  »gehulchte  Pfennige«, 
sind  Hohlpfeimige  mit  etwas  konkaver 
Form  und  einem  Perlrand  oder  auch  mit 
glattem  Fadeiureifen.  Sie  sind  dadurch 
entstanden,  daß  hauptsächlich  in  der 
Pfalz  seit  1374  einseitige  flache  Pfennige  mit 
dem  Weckenschilde  oder  den  Wecken  allein 
ohne  Schild  mit  kleinem  Stempel  auf 
größeren  Schrötling  geschlagen  wurden, 
dessen  Rand  sich  bei  kräftigem  Schlage  des 
Stempels    tellerförmig    aufbog    wie    bei 


gi6 


SCHÜTZENMÜNZEN-  SCHUPPEN 


Straßburgern  und  anderen  Niederelsässer 
Pfennigen;  solche  einseitige  tellerförmige 
Pfennige  in  Strai3burger  Form  sind  schon 
von  Eb.  Balduin  v.  Trier  (1307—54)  ge- 
prägt worden.  Aus  dem  Pfälzer  »Weckeler- 
pfennig« entwickelte  sich  im  15.  Jh.  dann 
sehr  rasch  der  »Schüsselpfennig«,  Die 
Form  des  letzteren  wurde  durch  die 
Aschaffenburger  Konvention  von  1424  (hier 
38  Stück  auf  das  Lot  bei  einer  Feinheit  von 
500/1000,  und  Halbpf .,  70  auf  das  I/16  feine  Lot, 
also  I  Stück  von  0,39  g  Rauh-  und  0,20  g 
Feingewicht  bzw,  0,21  g  und  0,1  g)  auch 
von  Mainz  für  die  Miltenberger  Münze 
(später  auch  zu  Bingen)  angenommen  und 
fand  von  den  Mainzer  und  Pfälzer  Landen 
aus  weitere  Verbreitung  (z.  B.  in  Bayern, 
Speier,  Wertheim,  Fulda,  Ulm,  in  König- 
stein durch  die  Grafen  von  Stolberg) 
und  derartige  Beliebtheit,  daß  Schüssel - 
Pfennige  in  braunschweigischen,  württem- 
bergischen u.  a.  Münzstätten  noch  bis 
ins  18.  Jh.  gemünzt  wurden.  Die  älteren 
Schüsselpf.  mit  Perlrand  tragen  einen 
Wappenschild,  darüber  den  Anfangsbuch- 
staben der  Münzstätte  oder  des  Münzherrn. 
Vgl.  Näpfchenheller.  —  Buchenau,  Unter- 
such, z.  d.  spätma,  M.Reihen  v.  Pfalz, 
Mainz,  Elsaß,  Hessen,  Halle  1925  S.  42, 
64,  y6;  Fikentscher,  Remlinger  Fd.  mit 
reicher  Literaturangabe  (S.  68)  in  Mitt. 
Bayer.  Num,  Ges.  l886;  v.  Schrötter,  Bran- 
denburg-Franken I  S.  116  f.  Su. 

Schfitzetununzen  und  -Medaillen  s. 
Schießm.  u.  -M. 
Schult  s.  unter  Saisi. 
Schttltken  (kleine  Schute,  Schiff)  nieder- 
ländische seit  1488  in  Mecheln  geprägte 
halbe  Goldnobel  Philipps  des  Schönen  (s. 
Schiffsnobel).  Sie  wogen  3,42  g,  hielten 
3,28  g  Gold  und  galten  36  Stüver  oder 
Sols.  —  V.  d.  Chijs,  Brabant,  S.  185,  Taf. 

xvni,  4;  Witte,  n,  s.  76,  Nr.  534.   S. 

Schulmedailletiy  -prämlen,  -preise,  -taler 

sind  Preismed.,  die  an  die  Schüler  der 
Gymnasien,  Universitäten  usw.  als  Preise 
verliehen  wurden;  sie  wurden  oft  mit  dem 
griechischen  Wort  für  Kampfpreis  (ßpaßsTov) 
Brabeon  benannt,  so  in  Basel  vom  i6. 
bis  18.  Jh.,  während  sie  in  Bern  i^Schult- 
heißen-  oder  Osterpfennige«  genaimt  wur- 
den. Von  der  Schweiz  verbreiteten  sie 
sich  im  17.  und  i8.  Jh.  Besonders  die  Alt- 


dorfer  S.  (s.  d.),  die  talerförmigen  Bres- 
lauer S.,  dann  die  reiche  Reihe  großer 
S.  der  Württemb.  Hohen  Karlsschule, 
femer  die  aus  Straßburg,  Frankfurt  a.  M., 
Hamburg  (an  Schüler  der  Johannes - 
schule  seit  1764  mit  schönen  Sinnbildern 
des  Fleißes)  sind  zu  erwähnen.  Auch 
gehören  hierzu  die  Belohnungsmedaillen 
für  katechismusfeste  Kinder  der  Ham- 
burger Katharinen-  und  Jacobikirche, 
meist  nur  mit  Schrift.  An  deutschen 
Universitäten  sind  sie  noch  heute  üblich, 
oft  auf  Grund  besonderer  Preisaufgaben 
verliehen,  wobei  auf  Wunsch  ein  Bronze - 
Exemplar  ausgehändigt  und  der  Metall - 
wert  des  goldenen  Exemplars  in  bar  ge- 
zahlt wird.  —  Haller  H  S.67—7S; 
Gaedechens  I  S.  283  ff.  HI  S.  134,  140; 
Laverrenz,  Med.  und  Gedächtniszeichen 
der  deutschen  Hochschulen,  2  Bde,  1887. 
—  Vgl.  Preismedaillen.  R.  und  S. 

Schultheißenpfeimlgey  Bemer,  s.  unter 
Schulmedaillen. 

Schuppen  (Schubben)  sind  friesische 
Pfennige,  die  ihren  Namen  (Fischschuppen) 
von  ihrer  Form  und  ihrem  leichten  Gewicht 
erhalten  haben.  Gewöhnlich  werden  sie  als 
»ostfriesische«  bezeichnet,  wahrscheinlich, 
weil  in  den  siebziger  Jahren  des  19.  Jhs.  von 
ihnen  ein  Hauptfund  im  nördlichen  Ostfries - 
land  gemacht  worden  ist.  Die  älteren  von 
ihnen  aus  dem  Ende  des  ii.  Jh.,  Anfang 
des  12.  Jh.  zeigen  das  Brustbild  eines 
Königs  von  vorn  und  in  der  Umschrift 
den  Namen  eines  Heinrich  oder  Otto  und 
auf  der  Rs.  einbefußtes  Zwillingsfadenkreuz, 
i.  d.  W.  Kugeln.  Die  Größe  beträgt 
17 — 14  mm,  das  Gewicht  0,25  g — 0,i8g. 
Menadier  möchte  in  den  Namen  die  Grafen 
Otto  von  Zütphen  und  dessen  ältesten 
Sohn    Heinrich    in    Westfriesland    sehen. 

Jüngere  Schuppen  haben  als  Bild  ein 
bischöfliches  Brustbild  oder  Hand  und 
Bischofsstab,  als  Rs.  ebenfalls  ein  be- 
fußtes  Zwillingsfadenkreuz  mit  Punkt, 
Kugel  oder  Kreuzchen  i.  d.  W.  Diese 
M.  sind  kleiner:  10 — ii  mm  und  wiegen 
durchschnittlich  0,14  g.  "Grote  legte  sie 
den  Pröpsten  der  Bischöfe  v.  Münster  in 
Emden  bei.  Doch  ist  das  nicht  vor  1253 
möglich.  Es  würden  demnach  zwischen  den 
älteren  und  jüngeren  Schuppen  150  Jahre 
liegen  I      Es  ist  gut  möglich,    daß   diese 


SCHWANZDUKATEN— SCHWARZBURGER 


617 


geistlichen  von  den  Utrechter  Bischöfen  in 
Leeuwarden  oder  Staveren  schon  früher  ge- 
prägt sind.  Urkundlich  werden  Schuppen  in 
einer  Münzordnung  des  westerlauwerschen 
Friesland  genannt:  »ende  ti  grate  is  fior 
scubben  ief  ta  fyff  lyodera  panninghen  « (oder 
5  Leeuvardener  Pfge.).  —  Tergast,  Ost- 
friesland S.  29  ff.;  Menadier,  Fd.  v.  Frag  in 
D.  M.  IV  S.  249  ff- ;  Grote  in  Bl.  f.  Mfr.  1880 
S.  699.  Su. 

Schwanz-  oder  Zopf  dukaten,  -Taler,  -Gul- 
den, -Ty nxpf  e  und  -Groschen  nannte  das  Volk 
die  Münzen  des  Königs  Friedrich  Wilhelna  I. 
von  Preußen  mit  Brustbild  mit  Zopf.     S. 

Schwären.  Aus  »en  swaren  pennye«  hat 
man  mit  Voraufstellung  des  oberdeutschen 
Zischlautes  unrichtig  das  Subst.  der 
Schwären  gebildet.  Die  aus  Westfalen 
stammenden  Dickpfennige,  worunter  We- 
welinghöfer  zu  verstehen  sind,  erhielten  im 
14.  Jh.  in  Bremen  zum  Unterschied  von 
den  eigenen  leichten  Hohlpfennigen,  leves 
denarii,  den  Namen  graves  denarii,  sware 
Pennige,  schwere  Pfennige  (i  Schwären  = 
3  leichte  Hohlpfennige).  Man  unterscheidet 
sehr  bald  zwischen  olden  swaren  (=  ^4 
Groot)  und  nyen  quaden  (d.  h.  bösen) 
swaren  (=  V5  Groot),  indem  diese  in  der 
2.  Hälfte  des  14.  Jh.s  schlechter  ausgeprägt 
wurden:  4  alte  waren  gleich  5  neuen.  Der 
Bremer  Schwären,  der  erst  nach  1369  ge- 
prägt worden  sein  kann,  indem  die  Stadt  erst 
in  diesem  Jahre  das  Münzrecht  erlangt 
hat,  sind  in  Nachahmung  der  Denare  des 
Bischofs  Ludwig  IL  von  Münster  (1310 
bis  1357)  und  seiner  Nachfolger  mit  dem 
Kopf  des  heiligen  Paulus,  dem,  um  ihn 
zum  Petrus  zu  stempeln,  ein  Schlüssel  bei- 
gefügt ist,  und  segnendem  Bischof  geprägt. 
Eine  zweite  Gattung  wurde  mit  Bremer 
Wappenschild  und  heiligem  Petrus  mit 
Schwert  und  Schlüssel  geschlagen. 

Nach  dem  Bremer  Münzgesetz  von  1387 
(Grote,  M.st.  HI  S.  210)  sollten  die  Schwä- 
ren 8  lötig  sein  und  224  Stück  auf  die  ge- 
wogene Mark  gehen,  also  hatte  ein  Stück 
1,044  g  Rauh-  und  0,522  g  Feingew.,  141 2 
gingen  240  Stück  auf  die  6  lötige  Mark, 
I  Stück  von  0,97  g  Rauh-  und  0,35  g 
Feingew.  Die  Münzordnung  Florenz'  v. 
Wewelinghofen  (1364— 1379),  Bischofs  von 
Münster,  bestimmte  hingegen,  daß  240 
Stück  auf  die  loVa  lötige  Mark  gehen  sollten, 


I  Stück  von  0,974  g  Rauh-  und  0,639  g 
Feingew.  1543  hatte  ein  Schwären  der  Stadt 
Bremen  0,55 1  g  Rauh-  und  0,103  g  Feinge- 
wicht, 16400,487  g  Rauh- und  0,01 5  g  Fein- 
gewicht. Seit  17 19  werden  die  Bremischen 
Schwären  in  Kupfer  ausgeprägt,  Typus: 
Vs.  I/Schwa/renin  drei  Zeilen,  Rs.  Schlüssel 
zwischen  17 — 19;  daneben  werden  auch 
2V»  Schwären  geprägt.  Die  letzten  Schwä- 
ren sind  von  1859,  die  21/a- Stücke  von  1866. 

Die  Erzbischöfe  von  Bremen  haben  seit 
Eb.  Heinrich  IL  (1463 — 96)  Schwären  ge- 
schlagen. —  Jungk,  Bremen  passim. 

Auch  die  ältesten  Oldenburgischen 
S.,  geprägt  von  Graf  Konrad  H.  (1347  bis 
1401),  sind  in  Nachahmung  der  Münster - 
sehen  Pauluspfennige  entstanden,  sie  zeigen 
den  heiligen  Lambert  mit  Schwert.  Die 
Anton  Günthers  (1603— 1667)  haben  ein 
Nagelspitzkreuz  auf  der  Vs.  und  I/OLD-B/ 
VR.SW/ARN  in  3  Zeilen  auf  der  Rs. 
Zuletzt  wurden  auch  hier  die  S.  in  Kupfer 
geschlagen,  die  letzten  1869.  —  In  Bremen 
u.  Oldenburg  galt  zuletzt  i  Vereinstlr.  = 
72  Grote  =  360  S.  —  Merzdorf,  Die  M.  v. 
Oldenburg.  Su. 

Schwarzburger  (Schwarzburgenses).  Die 
S.  I.  Art  werden  zuerst  von  dem  Würzbur- 
ger Bischof  Gerhard  v.  Schwarzburg,  dessen 
Geschlechtsname  den  Pfennigen  den  Namen 
gab,  im  letzten  Viertel  des  14.  Jh.s  mit 
Brustbild  und  einem  wachsenden  Löwen  ge- 
schlagen; die  Denare  sind  größeren  Um- 
fangs,  sauberer  gezeichnet  und  sorgsamer 
geschnitten  und  schwerer  als  die  Würz- 
burger (s.  d.) :  0,62  g  statt  0,40  g,  aber 
wohl  nicht  feiner.  Dieselben  wurden 
von  allen  Nachbarn  nachgeschlagen: 
seit  1378  von  Burggraf  Friedrich  V. 
von  Nürnberg,  dann  von  König  Wenzel  in 
Erlangen,  Pfalzgraf  Ruprecht  IIL,  von  den 
Mainzer  Eb.  Adolf  v.  Nassau  u.  Koiurad 
V.  Weinsberg  in  Miltenberg  u.  Bischofs - 
heim,    von  Johann   von  Wertheim   u.  a. 

Schwarzburger  2.  Art  (1390 — 9S)  sind 
jüngere  Prägungen  Gei:hards  v,  Schwarz - 
bürg  von  unregelmäßiger  viereckiger  Ge- 
stalt mit  Vierschlag,  meist  braun-  oder 
schwarzfarbig,  mit  Umschrift,  Gepräge: 
Vs.  großer  Buchstabe  (G  in  Würzburg), 
Rs.  Wappenbild.  Auch  diese  Münzen 
haben  Nachbildungen  hervorgerufen:  in 
Koburg,  Meiningen,  Römhild,  Wasungen, 


6i8 


SCHWARZE  MÜNZE— SCORE 


Fladungen,  Themar,  Schmalkalden,  Hild- 
burghausen, in  Auerbach  durch  König  Wen- 
zel, sämtlich  als  Prägestätten  durch  eine 
große  Initiale  im  Felde  bezeichnet.  —  Mena- 
dier,  Schausammlung,  S.  207;  v.  Schrot - 
ter,  Brandenburg-Franken  I  S.  106 ff.; 
vgl.  B.  Kroll,  Die  M.  des  Bischofs  Gerhard 
von  Schwarzburg  1372 — 1400  in  Mitt. 
der  Bayer.  Num.  Ges.  1925  S.  90  ff.     Su. 

Schwarze  Mänze  siehe  Schwarze  Pfennige. 

Schwarze  Pfennige  sind  geringhaltige, 
meist  zweiseitige  Pfennige,  in  Bayern  vom 
14. — 17.  Jh.  und  in  Österreich  seit  der  Mitte 
des  14.  Jh.s  bis  um  die  Mitte  des  15.  Jh.s, 
die  im  Gegensatz  zu  den  meist  einseitigen 
»weißen«  Pf.  nicht  einem  Weißsud  unter- 
worfen waren.  Weiß  waren  z.  B.  die  frän- 
kischen. In  den  Bestimmungen  finden  wir 
öfter  ausdrücklich  bemerkt,  daß  die  Pf. 
weiß  oder  »weißfar«  sein  sollen,  manchmal 
auch   3>grafar«,  d.  h.  graufarbig. 

Im  Jahre  1533  bildete  sich  ein  Münz- 
verein mehrerer  süddeutscher  Stände, 
dessen  Seele  Bayern  und  dessen  Zusammen- 
kunftsort Augsburg  war.  Dieser  Verein 
bezeichnete  sich  öfter  geradezu  als  den  der 
schwarzen  Münze  im  Gegensatz  zu  einem 
anderen  etwas  späteren  mit  dem  Ver- 
sanMnlungsort  Nürnberg,  der  sich  den  der 
weißen  Münze  naimte.  —  v.  Schrötter,  das 
M.wesen  des  deutschen  Reichs  von  1500-— 
1566  in  Schmollers  Jahrbuch  191 1  S.  159; 
ders.,  Brandenburg-Franken  I  S.  196.   Su. 

Schweizer  Bundestaler,  eine  von  dem 
Züricher  Medailleur  Jakob'  Stampfer  (f 
1579)  geschnittene  Medaille  auf  die  Stiftung 
des  Schweizer  Bundes  mit  den  Schilden 
der  13  Kantone  und  7  zugewandten  Orte 
auf  der  Vs.  und  der  Darstellung  des 
Schwurs  auf  dem  Rütli  auf  der  Rs,  — 
Schulthess-Erbstein,  Nr.  6134.  S. 

Schweizer  Frank  s.  unter  Franc. 

Schwergeldy  Schwerkupfer  s.  unter  Aes 
grave.  R. 

Schwerter,  Schwertmfinzen  s.  unter 
Messer  und  Taleae.  R. 

Schwertgroschen  sind  Meißner  Gr.  welche 
zuerst  seit  1457  von  Friedrich  IL  dem  Sanf - 
mutigen  (f  1464)  nach  dem  Muster  der 
schildigen  Gr.,  wie  sie  daher  auch  selbst 
genannt  werden,  geprägt  wurden,  aber  vor 
der  Umschrift  statt  des  Landsberger  Schil- 
des mit  den  Pfählen  ein  Schildchen  mit 


den  gekreuzten  Kurschwertern  tragen. 
Sie  wurden  bis  ans  Ende  des  15.  Jh.s  ge- 
schlagen. Urspr.  I  St.  =  2,27  g  Rauh-  u. 
0,78  Feingehalt.  Daneben  gab  es  auch 
halbe  Schw.,  senarii.  —  Schwinkowski, 
Geld-  u.  M.wesen  Sa.  S.  48  ff.  Su. 

Schwerttaler,  bayerischer  Kronentaler 
(s.  d.)  mit  Schwert,  Zepter,  Kreuz  und 
Krone,  zuerst  von  Max  Joseph  geprägt.     S. 

Schwerttympfe  s.  Achtzehngröscher. 

SchwundmaB  nennt  man  das  Mindermaß, 
das  durch  Guß  (s.  d.)  hergestellte  Stücke 
gegenüber  ihrem  Modell  haben,  für  uns  vor 
allem  am  Durchmesser  nachzuprüfen;  es 
beruht  z.  T.  auf  dem  Einschrumpfen 
(Schwund)  der  Form  bei  deren  Trocknen, 
z.  T.  auf  dem  des  Gußstückes  selbst  beim 
Erkalten,  und  beträgt  im  Durchschnitt 
etwa  i^/^^/o]  doch  schwinden  die  Metalle 
in  verschiedenem  Ausmaße,  die  mit  niederem 
Schmelzpunkte  weniger,  also  z.  B.  Blei 
weniger  als  Bronze;  Reihenfolge  der  Me- 
talle in  dieser  Hinsicht:  Zinn,  Blei,  Silber, 
Bronze,  Gold.  Als  Echtheitsmerkmal, 
d.  h.  um  zu  ermitteln,  ob  eine  Med.  aus  der 
Originalform  des  Künstlers  stammt  oder 
aus  einer  erst  über  einer  fertigen  Medaille 
gemachten  Form  (dann  muß  die  neue  Me- 
daille kleiner  sein),  ist  das  S.  wichtig,  doch 
hilft  dazu  das  Außenmaß  des  Durchmessers 
fast  nichts,  da  dieser  durch  Erweiterung  der 
Form  am  Rande  leicht  vergrößert  werden 
kann,  sondern  nur  Innenmaße  zwischen 
zwei  bestimmten  Punkten  gemessen-  (wie 
das  von  Calabi  und  Comaggia,  Matteo  dei 
Pasti,  1927,  durchgeführt  ist).  Übri- 
gens kann  neuerdings  die  Form  auch  zur 
Vermeidung  des  S.  durch  besondere  Kunst- 
griffe erweitert  werden.  —  Rev.  num. 
189s  S.  403/1  ö;  Habich,  Med.  der  ital.  Re- 
naissance S.  14;  Habich-[Festschrift]  1928 
S.  37/8 ;  Hill,  Med.  of  the  renaiss.  S.  26.     R. 

Sceptre,  anderer  Name  für  den  schotti- 
schen Unit  (s.  d.). 

Sciotto  heißt  in  Venedig  der  a\if  der  Insel 
Chios  (ital.  Scio)  nachgeprägte  Dukat  des 
Dogen  Leonardo  Loredano  (1501 — 1521), 
der  sich  von  den  echten  durch  den  fehlen- 
den Abschnitt  auf  der  Rs.  unterscheidet; 
er  galt  nur  7  Lire  6,  der  echte  7  Lire  12 
Soldi.  —  Martinori   S.  453.  S. 

§crag,  russisch  =  Schilling  (s.  d.).  B. 

Score,  englisch  »  20  Stück. 


SCOT— SEBILI 


619 


Scot,  Skot,  Schot,  Schoter  ist  ursprüng- 
lich wohl  ein  Silbergewicht  gewesen,  dann 
aber  zu  einer  Rechnungsmünze  geworden 
als  V34  Teil  einer  Mark  =  30  Pfennige. 
»XIII  Scotos  denariorum  usualis  monete« 
oder  »vier  Scot  Pf  ennynge«  oder  »acht  Scot 
gewohnlicher  muncze«  (Voßberg,  Preußen 
S.  7i),  Der  Skot  ist  in  Preußen,  Polen  und 
Schlesien  vom  13. — 15.  Jh.  gebräuchlich  ge- 
wesen. Über  die  Ableitung  vom  russischen 
Skot  s.  Skot;  s.  auch  Halbschoter  u. 
Quartenses. 

Zu  erwähnen  ist,  daß  diese  Wertbezeich- 
nung schon  in  der  Raffelstädter  Zollordnung 
(903/906)  vorkommt:  »Naves  . .  .  donent 
pro  theloneo  semidragmon,  id  est  scoti  I« 
( Jesse  nr.  20)  und  in  der  Glosse  zur  lex 
Bajuvariorum  der  Grazer  Hs.  »secundum 
legem  Bajuvariorum  secundus  semis  de- 
narius  scoti  valet«  (scot  =  iVa  fränk.  De- 
nar). Auch  später  findet  sich  dieser  Aus- 
druck in  Bayern  »porcum  habentem  VIII 
scothen«  Salzb.  U.B.  I,  600  um  1123/47; 
»unus  modius  frugum  cedat  pro  duobus 
schot«  (Urk.  1239,  Hormayr,  B.  z.  G.  von 
Tirol  1 2,  S.  224),  Dieser  Skot  in  bayrischen 
Urkunden  hat  aber  mit  dem  preuß.-poln.- 
schles.  sicher  nichts  zu  tun.  —  Luschin  in 
Hoops  Reallexikon  IV  S.  151.  Su. 

Scripuluniy  auch  scrupulum,  wörtlich 
Steinchen,  griech.-fpap.fi.a,  verdeutscht  Skru- 
pel, röm.  Gewichtseinheit  von  '=/a4  uncia  = 
V388  libra  (Pfund)  =  1,137  g;  auf  eine 
solche  Gewichtsstufe  scheinen  sich  schon  die 
Wertzeichen  etrusk.  ^-M.  des  5.  Jh,s  mit 
der  Amphora  XX,  X,  A  (=  5)  zu  beziehen; 
sie  liegt  dann  der  späteren  röm.-kam- 
pan.  -Ä-prägung  zugrunde,  und  der  röm, 
^-Sesterz  v.  J.  269  v.  C.  ist  gewichts- 
mäßig ein  S.  und  wurde  wohl  wegen  der 
alten  Beliebtheit  dieser  Gewichtsstufe  trotz 
seiner  nur  kurzlebigen  Ausprägung  zur 
Rechnungsmünze.  —  R.  E.  II A  S.  905/7. 

R. 

Scttdo  d'argento  s.  Ducatone  u.  Abb.  266. 

Scudo  della  croce,  eine  unter  d.  Dogen 
Leonardo  Donä  (1606 — 12)  geprägte  vene- 
tianische  Talennünze  zu  7  Lire  mit  halben, 
vierteln  und  achteln,  die  auf  der  Vs.  ein 
Blumenkreuz,  auf  der  Rs,  den  Löwenschild, 
unten  140  (Soldi)  zeigte,  31,829  g  wog  und 
30,173  g  Silber  hielt.  Sie  stieg  bis  1665 
auf  9  Lire  12  Soldi  und  wurde  bis  zum 


Ende  der  Republik  geprägt.  —  Papa- 
dopoli,  III,  S.34,  843;  Taf.54,  6;  141,  8. 

S. 

Sculpsit,  in  Künstlerinschriften  neuerer 
Medaillen,  bezeichnet  nicht  den  Medailleur 
oder  Stempelschneider  selbst,  sondern  bald 
den  Bildhauer,  nach  dessen  Großplastik  die 
Medaille  gefertigt  ist,  oder  den,  der  das  einer 
Prägemedaille  zugrundeliegende  Modell  ge- 
liefert hat.  Beispiele  s.  unter  Fecit.      R. 

Scylla  s.  unter  Skylla.  R. 

Scyphatus  (nummus  schifatus)  heißt  der 
byz.  A^'-Solidus  (Nomisma,  s.  d.)  nach 
seiner  kahn-  (scypha)  oder  schüsseiförmigen 
Gestalt;  diese  beginnt,  nach  Vorläufern  von 
Basilius  IL  und  Constantinus  VIII.  {976 — 
1025  n.  C;  B.  M.  C.  Byz.  II  S.  485  m. 
A.  2),  mit  Nicephorus  III.  (1078 — 81),  um 
bis  zum  Ende  der  iV-prägung  von  Byzanz, 
auch  in  den  Nebenreichen  und  Zypern,  vor- 
zuherrschen;  daneben  gibt  es  auch  S.  aus 
El.,  Silber  und  Kupfer.  —  Engel,  Num. 
des  Normands  1882  S.  73.  R. 

Sebaldusgulden  s.  Lorenzgulden. 

Sebaldustaler  waren  Stadt-Nürnberger 
Reichsguidiner  von  1630  bis  1660  mit  dem 
Reichsadler  auf  der  Vs.  und  dem  h.  Sebal- 
dus  mit  Kirche  auf  der  Rs.  —  Im  Hof,  I, 
S.  561—569..  S. 

Sebaste,  Sebastos,  griech.  ^eßacrt^,  Ss- 
ßaOToc  s-  unter  Augusta,  Augustus.    R. 

SebiU,  Rlyal  Sebili,  Sbiglla,  B&riyäl» 
Piastre  tunislenne,  Silbereinheit  von  Tunis, 
wog  Ende  18.  Jh.  15,264  g  und  hielt  404/ 
1000  fein,  unter  Mahmud  IL  (1808—39) 
11,48  g  und  287.  Ihr  Wertverhältnis  zum 
goldenen  Mahbüb  war  sehr  verschieden,  um 
1831  etwa  I:  6.  Vs.  Name  des  Sultans;  Rs. 
Ort  und  Jahr.  Neben  dem  einfachen  S. 
kommen   Doppel-    und    Halbstücke   vor. 

I  S.  =  16  Kharrübe  (tjlärüb,  Billon- 
münze  von  i  g  Gewicht)  =  52  Asper  (Nä§in, 
Rechnungseinheit)  =  104  Fels  (franz.  Bour- 
bes)  zu  je 6  Fels  Ral^lf  (franz.  Bourbines,  Ge- 
wicht ca.  0,60  g).  Nach  ^Abdalmedjlds  Re- 
form wog  der  S.  3,097  g  und  war  0,900  fein. 
Nach  1855  wurde  der  Wert  in  arabischen 
Ziffern  angezeigt-  Es  wurden  Silbermünzen 
zu  5,  3,  I  S.,  zu  8  (1,52  g),  4  und  2  Kharrübe, 
Kupfermünzen,  anfangs  zu  13  (23  g),  6,  3 
und  I  (i,95  g)  Bourbes,  unter  *Abdal*azrz  — 
zu  8,  4,  2, 1  (3,75  g),  Va  (Ni§f)  und  1/4  (Rub*) 
Kharrübe   ausgebracht.      Vs.   Name   des 


620 


SECESPITA— SECURTTAS 


türkischen  Sultans;  Rs.  Name  des  Beys 
von  Tunis,  Ort  und  Jahr.  Die  Wertangabe 
steht  entweder  im  Zentrum  der  Vs.  oder 
am  Rande  der  Rs.;  s.  Sultan!,  Bumia. 
—  Dusgate,  Notice  sur  les  poids,  mösures 
et  monnaies  de  Tunis,  Paris  1832;  Neu- 
mann, Beschr.  der  bekannt.  Kupferm.  III, 
S.  loi;  Engel  et  Serrure  II,  S.  77%]  Valen- 
tine, Modem  copper  coins  S.  8,  38;  Nelken - 
brecher  1858,  S.  206.  V. 

Secesplta,  das  Opfermesser,  nicht  zum 
Schlachten  selbst  verwendet,  sondern  mit 
z.  B.  zum  Abschneiden  der  Stirnhaare  des 
Opfertieres,  zum  Zerschneiden  der  Kuchen 
usw.,  mit  nur  einer  Schneide;  auf  röm.  M. 
z.  B.  des  P.  Sulp.  Galba,  M.  Calp.  Piso, 
Brutus  und  kaiserlicher  Prinzen  gelegent- 
lich neben  anderen  Priestergeräten  dar- 
gestellt.  —   R.    E.    lA    S.  973.        R. 

Sechs-,  für  die  hiermit  zusammengesetz- 
ten Münznamen  vgl.  die  Stichworte  der 
einfachen. 

Sechsbätzner  s.  unter  Dreibätzner. 

Sechser,  Bezeichnung  vieler  Münzen,  die 
das  Sechsfache  einer  kleinen  Münzeinheit 
darstellen,  z.  B.  Sechspfennig,  Sechs - 
kreuzer,  Sechsgröscher,  Sechsbätzner.     S. 

SechsgrSschet  (poln.:  Szostak)  war  eine 
durch  die  M. -Ordnung  Sigismunds  I.  von 
Polen  von  1526  geschaffene  Silberm.,  die 
5,3  g  wog  und  4,6  g  Silber  hielt.  Sie  ver- 
fid  wie  die  anderen  unter  Sigismund  IIL 
arger  Verschlechterung,  wurde  im  17.  u. 
18.  Jh.  auch  in  Königsberg  geprägt  und 
war  bis  1765  die  kleinste  Kurantm.  Polens 
und  Preußens  (Abb.  322).  Der  preuß.  wog 
zuletzt  3, 118  g  und  hielt  1,039  g  Silber.    S. 

Sechskreuzer  s.  unter  Kreuzer  u.  Pfundner. 

Sechsltag  (Sößling),  eine  seit  dem  An- 
fange des  15.  Jh.s  in  Lübeck,  Hamburg, 
Holstein  und  Mecklenburg  geprägte  Billon- 
münze,  die  einen  halben  Schilling  oder  6 
Pfennige  galt,  das  heißt  bis  1622  V64,  seit- 
dem V^ß-Reichstaler.  Seit  dem  17.  Jh.  galt 
nämlich  in  meißnischer  Währung  der  Rech- 
nungstaler 24  Gutegroschen  (288  Pfen- 
nig) =  48  lübische  Schillinge  =  96  Söß- 
linge,  so  daß  ein  Sößling  3  Pfennig  galt.  — 
Schrötter  in  Z.  f.  N.  28,  1910,  S.  120.    S. 

Sechspfennigstück.  Das  S.  war  der 
halbe  Groschen,  seitdem  der  Groschen 
12  Pfennig  galt,  also  nacheinander  die 
Hälfte  des  Fürsten-,  Guten-  und  Silber- 


groschen (s.  diese).  Sein  Volksname 
»Sechser«  ging  im  neuen  deutschen  Reiche 
auf  das  5 -Pfennigstück  über.  D.  westfälische 
S.  war  dagegen  nichts  anderes  als  ein  Viel- 
faches des  Pfennigs  (s.  Abb.  330).        S. 

Sechszehnerpfennig  war  eine  Art  Rats- 
präsent  (s.  Präsenzzeichen),  das  1666  an 
stelle  der  jedem  d.  16  Ausgeschlossenen  d. 
Großen  Rats  der  Republik  Bern  zuständi- 
gen Mahlzeit  gegeben  wurde,  zuerst  den 
Wert  eines  Talers  hatte,  i.  18.  Jh.  aber  auf 
fast  5  Tl.  stieg.  D.  Gepräge  war  meist  Wap- 
pen-zwei  Hände  mit  Schwert.  Außer- 
dem gab  es  S.  d.  »Äußeren  Standes«,  einer 
Art  priv.  Staatsdienstakad.  —  Haller,  I,  S. 
329-339;  Wunderly,  II,  S.136-148.  S. 

Seciiris,  einschneidiges  Beil,  insbes.  das, 
das  die  lictores  in  ihren  fasces  zur  sofortigen 
Exekution  von  Verbrechern  führten;  so- 
dann das  Opferbeil  zum  Töten  des  Opfer- 
tieres (Horaz,  Od.  III  23:  pontificum  se- 
curis),  wofür  es  noch  den  eigentlichen 
Kunstausdruck  sacena  (dolabra  pontificalis 
erklärt  Festus  S.  318)  gab.  Neben  anderen 
Priester-  und  Opfergeräten  dargestellt  z.  B. 
auf  röm.  M.  des  P.  Sulp,  Galba,  Caesar, 
Lepidus,  Brutus,  wobei  d.  Knauf  oben  zu- 
weilen V.  einem  Tierkopfe  gekrönt  ist;  auch 
i.  d.  Hand  des  Opfernden  auf  röm.-kaiserl. 
M.  -  R.  E.  lAS.  1626,  II  AS.  999.    R. 

Securltas,  die  Personifikation  der  Sicher- 
heit des  öffentlichen  und  privaten  Lebens. 
Diesem  Sinne  entsprechend  sitzt  sie  —  auf 
M.  der  Kaiserzeit  von  Nero  bis  Magnen- 
tius  —  ruhig  da  und  stützt  den  Kopf  oder 
den  Arm  auf  oder  legt  den  Arm  auf  den 
Kopf  (so  auch  auf  Alexandrinern  der 
Domna,  ohne  Beischrift)  oder  sie  lehnt  sich 
stehend,  oft  mit  gekreuzten  Beinen,  an  eine 
Säule;  ihre  Attribute  sind,  von  den  völlig 
neutralen  des  Stabes,  des  Altars  (oft  mit 
Fackel  daran),  der  Schale  abgesehen,  die 
allgemeinen  auf  Wohlstand  und  Sieg  hin- 
weisenden (Füllhorn,  Palmzweig),  unter 
Nero  das  Schiff,  auf  gesicherte  Getreide- 
einfuhr hinzielend;  unter  Constantinus  I. 
fehlen  die  üblichen  Gefangenen  nicht.  Die 
Beiworte  lauten:  S.  Augusti,  imperii,  orbis 
(hier  trägt  sie  den  Erdkreis  in  Gestalt  des 
Globus),  perpetua  (hier  erscheint  Minerva 
statt  ihrer,  Caracalla,  oder  auch  der  Kaiser 
vor  Tropaeum,  Constantinus  L,  oder  die 
Kaiserfamilie,   Constans),   populi  Romani 


SEDICINA— SEL 


621 


(so  unter  Otho  usw.  mit  Kranz  und  Zepter), 
publica  (auch  hier  mit  Globus,  oder  mit 
Kranz  u.  Palmzweig;  hier  auch  ein  Fluß- 
gott  als  M.-Bild,  Hannibalianus),  reipubli- 
cae  (hier  unter  Helena  Frau  mit  Zweig, 
unter  Valentinianus  I.  usw.  Victoria,  unter 
lulianus  der  Apis,  unter  lovianus  Roma 
und  Constantinopolis  als  M.-Bild),  Romae, 
saeculi,  temporum.  —  R.  E.  II A  S.  1000/ 
1003;  Bemhart,  Handbuch  S.  99/100,  232/ 
234;  Gnecchi,  Tipi  S.  91/2.  R. 

Sedlcina,  M.  zu  16  Quattrini,  Nachah- 
mung des  polnischen  Dreigröschers  (s.  d.) 
in  Italien  im  16.  u.  17.  Jh.  für  den  Levante- 
handel, wie  sie  von  Urbino,  Modena  und 
Correggio  bekannt  sind.  —  Zanetti  I, 
S.  112  f. ;  Riv.  it.  di  num.  XV,  S.  98.     S. 

Sedisvakanz-  und  Kapltelsmfinzen.  Über 
mittelalterliche    derart   s.   unter    »Münz- 
recht«.  S.  wurden  während  der  Erledigung 
des  päpstlichen  Stuhles  oder  geistl.  Stifter 
von  den  Kapiteln  als  den  Verwaltern  in 
spiritualibus   et   temporalibus  geschlagen, 
meist  mit  dem  Stiftsheiligen  und  einer  er- 
klärenden Inschrift,  z.  B.:  Sede  vacante. 
Sie  heißen  auch  Kapitels-M.,  aber  die  eigent- 
lichen Kapitels-M.  sind  solche,  die  das  Ka- 
pitel entweder  kraft  eines  besonderen  Pri- 
vilegs wie  zu  Mainz  oder  kraft  Abtretung 
desMünzrechtswiezu  Halberstadt  oder  kraft 
unbestrittener  Observanz  wie  zu  Münster 
prägte.  —  Zepernick,  D.  Capitels-  u.  Sedis- 
vacanz-M.  und  -Medaillen   der  deutschen 
Reichsstifter,  Halle,  1822,  1825,  1834.    S. 
Seedrache  s.  unter  Pistrix. 
Seeländersche  Fälschungen.  Der  hannov. 
Kupferstecher  N.  Seeländer  (1716— 1744) 
fertigte  nach  eigenen  Zeichng.  echter  Brak- 
teaten  neue  Stempel  für  ungefähr  300  Br. 
an,    deren   Abschläge   meist   durch   ihre 
violette  Farbe  auffallen  u.  die  er  z.  großen 
Teil  in  den  »Zehen  Schriften  von  Teutschen 
Muntzen  Mittl  Zeiten«,  Haimover  1743, 
abbildete.   Die  F.  wurden  von  v.  Posern- 
Klett  entlarvt.  —  Buchenau  in  Bl.  f.  Mfi. 
1902  S.  2739  ff.  Su. 

Seepferd  s.  unter  Hippokamp;  wenn 
dieser  geflügelt  und  nur  im  Vorderteil 
dargestellt  ist,  so  daß  die  Fischgestalt 
(usw.)  des  Hinterleibes  nicht  sichtbar  ist, 
ist  er  von  einem  Pegasos  zuweilen  noch 
durch  die  »poseidonische«  Locke  im  Haar 
zu  unterscheiden  (so  meist  auf  M.  von 


Lampsakos).  —  Das  S. -Vorderteil  auf  den 
späteren  M.  von  Skepsis  ist  zur  Zier  eines 
Trinkhorns  (Rhyton)  geworden.         R. 

Seeungeheuer^  griech.  allgemein  xtjxo?, 
s.  unter  Hippokamp  und  Pistrix;  auf  den 
Namen  d.  Landschaft  Kietis  spielt  das  xtjtoc 
bei  der  Befreiung  der  Andromeda  auf  M. 
von  Koropissos  an,  Z.  f.  N.  XHI S.  73.  R. 
Segetia  ist  die  Göttin  der  reifenden  Saat. 
Sie  erscheint  zur  Aufschrift  deae  Segetiae 
mit  erhobenen  Händen  im  Tempel  stehend 
auf  röm.  M.  des  Valerianus  und  der  Salo- 
nina. —  R.  E.  II A  S.  1072.  R. 

Selgern  (Saigern) .  Der  Seiger  hieß  im  M.  A. 
die  f.  das  Justieren  der  Münzen  bestimmte 
Wage,  die  von  Rechts  wegen  nur  die  Münz- 
meister besitzen  durften,  damit  das  Seigern, 
d.  h,  das  Aussuchen  und  Einschmelzen  der 
schwersten  Stücke,  verhindert  würde.  Der 
große  Unterschied  in  der  Schwere  der  ein- 
zelnen Pfennige  war  eine  Folge  des  Justie- 
rens  al  marco  (s.  Justieren).  Das  Seigern 
zerstörte  die  Valuta  in  gewaltsamer  Weise, 
da  es  nur  die  leichtesten  Pfennige  im  Um- 
laufe ließ.  Ein  anderes  Mittel,  dem  Seigern 
vorzubeugen,  war  die  Reiterbüchse  (s.  d.). 
—  E.  Schröder  in  Z.  f.  N.  24  S.  339  ff.^ 
Luschin,  AUg.  M.  K^,   S.  216.  S. 

Selgneurlage  war  in  den  französischen 
Münzstätten  des  ancien  regime  der  eigent- 
liche Reingewinn  oder  Schlagschatz,  der  bis- 
zum  16.  Jh.  oft  sehr  bedeutend  war,  wäh- 
rend die  Könige  seit  Franz  L  wegen  ihrer 
hohen  regelmäßigen  Steuern  ihn  in  die  Höhe- 
zu  treiben  nicht  mehr  so  nötig  hatten.  S. 
auch  Brassage.  —  Levasseur,  S.  117.  S. 
Sdseno,  katalanische,  von  Ludwig  XIII. 
von  Frankreich  1642/3  in  Barcelona,  Bell- 
puig,  Manresa,  Tagamanent,  Tarrasa,  Tar- 
rega  und  Vall  geprägte  Kupfermünze  zu  6- 
Denar  mit  Kopf  oder  Schild  auf  der  Vs.  und 
dem  katal.  Wappen  auf  Kreuz  oder  der  h. 
Helena  auf  der  Rs.  —  Heiß,  II,  Taf .  84,  Nr.  9. 
und  später;  Rev.  num,  1855,  S.  117.     S. 

Seizain  war  der  Genfer  V16  Taler  von  1624 

mit  Stadtschild-Reichsadlef.  S. 

Sekel  =  Schekel,  s.  d.  und  unter  Siglos. 

Sekoma^    griech.    (Ji^xcojjia.  =  geeichtes 

Maß,  Gewicht.    I.  G.  II  n.  476;  s.  Joum. 

int  IX  S.238;   R.  K  IIA  S.2366;  vgl, 

unter  Exagium.  R- 

Sel,  Münzeinheit  von  Manipur;  s.  Ru- 


pie. 


V. 


622 


SELENE— SEMPREVIVO 


Selene,  griech.  ^IsX^^vtj  =  Mond,  Mond- 
göttin;  s.  unter  Luna.  R. 

Seligkeitstaler  s.  unter  Katechismustaler. 

Sella  curulis  =  kurulischer  Sessel,  d.  h. 
der  lehnelose,  mit  gebogenen  und  gekreuz- 
ten Beinen  versehene  ELlappstuhl  der 
röm.  höheren,  sog.  kurulischen  Beamten, 
vom  aedilis  curulis  an  aufwärts,  im  Gegen- 
satz zum  Subsellium  mit  geraden  Beinen 
(s.  d.)  —  beide  zugleich  zeigt  ein  Denar 
des  L.  Roscius  Fabatus  als  Beiz.,  B.  M.  C. 
Rom.  rep.  I  S.  423  nr.  32  — ,  und  zur  S  ella 
castrensis  mit  geraden,  aber  gekreuz- 
ten Beinen  (»Feldstuhl«,  Riv.  ital.  di  num. 
i9i2Taf.  II);  sie  erscheint  allein  oder  als 
Sitz  des  Betr.  auf  M.  kuruL  Beamter  und 
röm.  Kaiser  und  auf  M.  von  Königen,  denen 
sie  verliehen  war  wie  Ptolemaeus  (Mauret.), 
manchmal  zwischen  Fasces  u.  a.  Attributen 
(z.  B.  JEi  des  Q.  Pompeius  Rufus) ;  einmal 
sitzen  Tauben  auf  ihren  Beinen  (L.  Cestius 
Norbanus),  oft  ist  einICranz  auf  sie  gelegt. 
—  Z.  f.  N.  36  S.  II 7/8;  Anson,  Greek  coin 
types  I  Taf.  XXVI;  R.  E.  II A  S.  1310.    R. 

Senuiy  griech.  o^ixa  =  Zeichen,  zu  ciY]fiat- 
veiv  =  »bezeichnen«  gehörig,  steht  neben 
dem  Namen  eines  Herrschers  oder  Beamten 
im  Sinne  von  Prägezeichen  auf  unbestimm- 
ter griech.  EL  M.,  7.  Jh.  v.  C. :  Oavoc  (?)  i\i\ 
a?]jjLa,  Abb.  14  (ähnlich  auf  archaischer 
Gemme  OsptJioc  e?}jit  (5ä\ia).  Vgl.  auch  unter 
Komma,  Paima.  —  ^Eirtavjixa  verwendet  im 
gleichen  Sinne  ein  Epigramm  des  Simonides, 
iTziariiiov  =  Münze  braucht  Pol5rän,  Strateg. 
III  10,  14  und  TÖ  öeaTQjiaajxevov  =  Präge- 
bild z.  B.  Photius  unter  IlaXXaSos.    R. 

Semanterioiiy  griech.  öYjfiavxiQpiov  = 
Münzstätte  (bei  Harpokration  unter  'Ap- 
YüpoxoTceiov),  von  aTf]|iaiveiv  ==  mit  einem 
Zeichen  versehen.     Vgl.  unter  Sema. 

Semasia,  griech.  cjTjjiaaia  =  »Erschei- 
nung« oder  »Signal«,  steht  auf  alexandrin. 
M,  des  Marcus  (Jahr  6  und  9)  und  Verus 
(Jahr  6)  bei  einer  reitenden  weibL  Gestalt 
mit  Palmzweig,  vielleicht  die  Stadtgöttin 
Alexandreia,  den  Parthersieg  von  166  n.  C. 
verkündend  (»signalisierend«).  —  R.  E.  II A 
S.  1329;  Vogt,  Die  alex.  M.  S.  141.    R. 

Sembella,  von  semis  und  libella,  also  das 
halbe  Pfündchen,  röm.  Münz-  u.  Rech- 
nungsstufe von  ursprünglich  1/20  Denar, 
später  =  i/ao  Sesterz.  Ausgeprägt  als  ^J%o 
Sesterz  in  iE,  mit  weibl.  Kopf,  Rs.  Knabe 


auf  Pferd,  ohne  Wertzeichen,  in  der  röm.- 
kampan.  Prägung  des  3.  Jh.s  v.  C.  —  Hae- 
berlin,  Aes  grave  S.  140;  R.  E.  II A 
S.  1330.  R. 

SemilibraltuB  (lat.  semilibra  =  V»  Pfund), 
Reduktionsstufe  des  As,  s.  d.  —  R.  E.  II  A 

S.  1347.  R. 

Semls,  spätlat.  Semissis  =  die  Hälfte; 
im  M. -Wesen  insbes.  i.  der  halbe  As  (s.  d.), 
griech.  Hemilitrion,  =  6  Unciae,  in  JE 
mit  dem  Wertzeichen  S,  $,  C,  selten  : : :  aus- 
gemünzt —  aeris  semis,  so  Dessau,  Inscr. 
6891  Z.  23  —  im  röm.  und  in  fast  allen 
Reihen  des  ital.  Aes  grave  (s.  d.) ;  bei  dezi- 
maler Teilung  aber  (oft  in  Ostitalien)  tritt 
statt  des  S.  der  Quincunx  (s.  d.),  das  Fünf- 
unzenstück,  ein;  in  der  röm.  Reihe  erscheint 
der  S.  auch  im  reduzierten  System  aller  Stu- 
fen, zuletzt  geprägt  statt  wie  bisher  gegos- 
sen, und  führt  als  Bilder  den  luppiterkopf 
und  das  Schiffsvorderteil;  den  luppiterkopf 
entlehnt  auch  ein  röm.-sizil.  S.  Auch  unter 
den  M.  der  Flottenpräfekten  des  M.  An- 
tonius konmit  er  vor,  aber  mit  anderen 
Bildern.  In  der  Prägung  des  Augustus  und 
der  Folgezeit  scheinen  die  sog,  Kleinbronzen 
(s.  d.)  meist  nicht  S.,  sondern  Quadranten 
(s.  d.)  zu  sein;  unter  Nero  aber  ist  er  in  den 
Stücken  mit  S  sicher  nachweisbar,  und 
wohl  auch  später  noch  bis  ins  2.  Jh.  hinein. 
Sonst  erscheint  der  S.  noch  auf  den  ^-M. 
unzialen  Fußes  von  Venusia,  Brundisium, 
Orra,  Uxentum,  Paestum,  Copia  und  Vibo- 
Valentia:  Head,  H.  N.»  S.  SO.  52,  69.  82. 
88.  loi. 

2.  Für  die  Hälfte  des  röm.  Goldstücks 
(mißbräuchlich  Goldquinar  genannt)  tritt 
der  Ausdruck  Semissis  zuerst  in  den  Scr. 
hist. Aug.,  vita  Sev.  Alex.  '39,  7  auf:  tuncque 
primum  semisses  aureorum  formati  sunt; 
doch  erscheint  der  halbe  Aureus  (s.  d.) 
schon  seit  Caesar  (vgl.  Z.  L  N.  31  S.  18/19) 
und  das  Wort  Semissis  für  das  goldene 
Halbstück,  nunmehr  den  halben  Solidus, 
gehört  wohl  erst  konstantinischer  Zeit  an. 
S.  (und  Triens)  bewahren  meist  das  Bild 
der  Victoria  in  Erinnerung  an  den  silbernen 
Quinar  (s.  d.).  —  R.  E.  II A  S.  1348/52.    R. 

Semissis.  i.  Rom.  Goldmünze,  der  halbe 
Aureus  und  der  halbe  Solidus;  s.  unter 
Semis  Ziffer  2.  R. 

2.  Der  halbe  Straflburger  Assis  (s.  d.). 

Semprevivo  (ital.  =  Immer  kühn  oder 


SEMUNCIA— SEN 


623 


munter),  mailändische  Silbermünze  Franz 
IL  Sforza  (1522 — 1535)  zu  10  Soldi,  durch- 
schnittlich 4  g  schwer,  die  auf  der  Vs. 
drei  Hügel  mit  je  einer  Pflanze,  auf  der  Rs. 
den  Landesschild,  auf  der  Vs.  auch  den 
deutschen  Spruch:  MIT  ZAIT  trägt.  Den- 
selben Namen  führten  auch  Groschen  und 
Halbgroschen  Wilhelms  I.  und  IL  von 
Montferrat  (1464—83,  1494—1518).  — 
Martinori,  S.  470  f.  S. 

Semuncia  =  die  halbe  Uncia  (Varro,  de 
1.  lat.  V  171  semuncia  quod  dimidia  pars 
unciae)  =  ^/24  des  As,  also  jeder  Ein- 
heit, insbes.  der  Gewichtseinheit.  Als  M. 
erscheint  sie,  mit  Z  oder  £  bezeichnet,  in 
einigen  Reihen  des  ital.  Aes  grave  (s.  d.) 
und  ohne  Wertzeichen  in  der  röm.  As- 
reduktion  (s.  unter  As),  geprägt,  während 
die  großen  Wertstufen  noch  gegossen  sind, 
mit  den  Typen  des  Sextans  (Mercuriuskopf 
Rs.  Schiffsvorderteil);  die  S.  aus  der  Münz- 
stätte V  =  Luceria  mit  denselben  oder 
anderen  M.  -Bildern  hat  aber  zuweilen  das 
Wertzeichen:  B.  M.  C.  rom.  rep.  II  S.  148. 
183.  —  Ferner  treffen  wir  die  S.  mit  Z  in 
der  Kupferprägung  von  Brundisium,  Vibo- 
Valentia,  Venusia:  Head,  H.  N.»  S.  52. 
loi.  50.  R.. 

Semunziaras  und  SemunziarfuB  (lat.  sem- 
unciarius  oder  semuncialis  =  zur  hadben  Un- 
cia, d.  h.  zum  i/»4-Pfund  gehörig).  Der  S.  ist, 
vgl.  Plin,,  N.  h.  33,  46  (lege  Papiria  sem- 
unciarii  asses  facti;  89  v.  C.),  die  Reduk- 
tionsstufe des  röm.  As  (s.  d.),  bei  der  et  auf 
das  Gewicht  des  ^»4  ^^s  röm.  Pfundes  = 
»13,64«  g  herabgesetzt  wurde;  M. -Verzeich- 
nis bei  Willers,  Röm.  Kupferprägung  1909 
S.  49  ff.  —  R.  E.  n  A  S.  1449.  1450.    R. 

Sen,  Seng,  Do  Sen  (Kupfer-Sen),  japani- 
sche Münzeinheit.  Die  ältesten  japanischen 
Sen  sollen  runde  Silbermünzen  mit  rundem 
Loch  gewesen  sein,  Sie  werden  Kwanunon 
resp.  Mumon  Gin  Sen  genannt.  Die  späteren 
Sen  haben  alle  ein  viereckiges  Loch.  Von 
708 — 958  wurden  die  12  alten  Sen  (Jiu-ni 
Zene)  gegossen,  die,  mit  Ausnahme  des 
Enki  Tsuho  (Blei  und  Zinn),  aus  Bronze 
sind.  Sie  heißen:  Wado  Kaiho  (708), 
Mannen  Tsuho  (760;  =  V»  silberner 
Taihei  Genho  =  ^/loo  goldner  Kaiki  Shoho, 
welche  gleichzeitig  kursierten),  Jinko  Kaiho 
(765),  Ryohei  Eiho  (796),  Fuju  Jinho  (818), 
Showa  Shoho  (835),    Chonen  Taiho  (848), 


Nyoeki  Jinho  (859),  Jokwan  Eiho  (870), 
Kwanhei  Taiho  (890),  Enki  Tsuho  (907), 
Kengen  Taiho  (958).  DieMünzen  jeder  neuen 
Sorte  wurden  je  gegen  10  alte  eingewechselt. 
Die  Größe  nahm  ständig  ab:  anfangs  26, 
schließlich  i8  mm.  Vs.  Name  der  Münze, 
die  Legende  läuft  in  der  Richtung  des 
Uhrzeigers;  Rs.  blind.  Von  958  bis  1587 
wurden  keine  offiziellen  Münzen  aus- 
gegeben. Es  kursierten  die  unoffiziellen 
teils  gegossenen,  teils  geprägten  Shima  Sen, 
die  nach  in-  und  ausländischen  Mustern 
gefälschten  Bita  Sen  (später  Kyo  Sen,  Kyoto 
Sen  genannt)  und  die  chinesischen  Eiraku 
Sen,  die,  in  der  Periode  1403 — 25  ge- 
gossen, Ende  16.  Jh.  die  Hauptkurant- 
münze  Japans  bildeten  und  an  Wert  4  Bita 
Sen  gleichkamen.  Außer  den  Bronze-Sen 
sind  einige  goldne  und  silberne  Eiraku  Sen 
auf  uns  gekommen.  1 587  wurde  der  offizielle 
Münzguß  wieder  aufgenommen.  Die  ersten 
Münzen  (Tensho  Tsuho,  Kurantmünze  der 
Periode  Tensho)  sind  in  Silber  (Reihen- 
folge der  Schriftzeichen  von  nun  an: 
oben  —  unten  —  rechts  —  links),  die  der 
folgenden  Ausgaben  fast  ausschließlich  in 
Bronze  gegossen.  Der  Kwanei  Sen  (Periode 
Kwanei  1624 — ^44)  hielt  sich  von  1626 
bis  i8S9  (zu  Geschenkzwecken  auch  in 
Gold  und  Silber,  um  1770  aus  Eisen).  Vs. 
Münzname;  die  häufigsten  Typen  der  Rs. 
sind:  i.  blind,  2.  eine  Nummer  (BanSen, 
wie  auch  einige  Eiraku  Sen  und  Genwa  Sen 
von  161 5  mit  Nummern  heißen),  3.  das 
Wort  Bun  (Bun  Sen.  Kwan-Bun  als  Zeit- 
angabe =  1668),  4.  II  (Jiu  ichi)  oder  21 
(Nijiu  ichi)  Wellenlinien  (nami),  daher 
Nami  Sen  genannt.  Diese  wurden  von  1768 
an  gegossen  (Größe  27  mm)  und  hatten 
den  Wert  von  4  anderen  Sen,  daher  Shi 
mon  Sen,  d.  h.  Sen  von  4  Mon  genannt. 
Mon,  Mong  ist  der  Wert  eines  einfachen 
Sen  (daher  die  Bezeichnung  Mongsen  für 
einen  einfachen  Sen,  während  Sen  hier 
schon  Münze  überhaupt  bedeutet). 

1707 — 09  wurde  der  bronzene  Hoei  Sen 
von  37  mm  Größe  gegossen,  der  den 
Nominalwert  von  10  Mon  hatte,  1835 
der  ovale  (48  x32  mm;  780/0  Kupfer) 
Tempo,  eig.  Tenho.  Vs.  Name  der  Münze, 
wie  immer  nach  der  Regierungsperiode;  Rs. 
Tohyaka  (»Wert  100«,  daher  Tohyaku  Sen) 
und  Signatur  eines  Beamten.   Er  galt  loo 


624 


SENARIUS— SENATÜS 


Mon,  war  aber  bloß  33^/3  wert.  1860  waren 
10  Sen  =  I  Tempo,  100  Tempo  =  i  Rio. 
Nach  1873  waren  125  Tempo  =  500  Nami 
Sen  =  1000  Kwanei  Sen  mit  blinder  Rs.  = 
1  Yen. 

Außer  den  Sen,  die  allgemein  Kurs 
hatten,  wurden  an  einzelnen  Orten  Münzen 
(meist  auch  mit  viereckigem  Loch)  ge- 
gossen, die  nur  lokale  Gültigkeit  hatten. 
Dieser  Art  sind  i.  der  Ryu  Kyu  Tsuho  der 
Luchu  Inseln  (19.  Jh.):  a)  oval,  49  mm, 
=  100  Mon,  b)  rund,  42  mm,  =  ^/z  Shu 
(Hanshu  Sen)  =  31  Mon;  2.  der  Hatome  Sen 
(Taubenaugen-Sen)  der  Luchu  Inseln  — 
ganz  kleine  Bronzemünze  des  18.  Jh.,  mit 
rundem  Loch,  ohne  Aufschriften,  =  ^/lo 
Mon.  Es  kursierten  versiegelte  Schnüre 
zu  100  Münzen.  3.  der  Usui  Toge  Kitte  Sen 
der  Provinz  Kanra,  rechteckige  Blei- 
münzen ohne  Loch  von  35  mm  Länge 
=  24  und  16  Mon.  4.  der  Do  Zan  Shiho  von 
AJdta,  50  X  35  mm,  Bleimünze,  rechteckig, 
=  100  Mon,  und,  etwas  kleiner  =  50  Mon, 
beide  mit  rundem  Loch;  5.  der  Haku 
do  Sen  (weißer  Kupfer-Sen,  aus  Kupfer, 
Zinn  und  Zink)  von  Aidzu,  1864  =  200 
Mon;  6.  der  Chikuzen  Sen,  oval,  48  mm 
lang  =  100  Mon;  7.  der  Sendai  Tsuho  von 
Mutsu,  viereckig,  22  mm,  aus  Eisen,  1784; 
8.  der  Hakodate  Sen,  1856,  22  mm,  mit 
rundem  Loch,  von  Eisen  u.  a.  m. 

Große  Verbreitung  hatten  die  E-Sen 
(Bilder-Sen)  mit  bildlichen  Darstellungen, 
die  zu  allen  möglichen  Festen  gegossen 
und  gelegentlich  auch  als  Münzen  ge- 
braucht wurden.  Zu  ihnen  werden  meist 
auch  die  Kagami  Sen  (Spiegel-Sen),  die  als 
Kinderspielzeug  dienten,  gerechnet.  Die 
E-Sen  wurden  manchmal  in  Gruppen  aus- 
gegeben, die,  auf  ein  Gestell  aufgepflanzt, 
als  Festzierate  dienten  (Matsuri-Sen). 

Die  vor  1872  ausgegebenen  Sen  wurden 
auf  folgende  Weise  hergestellt:  Nach  dem 
graviertenMuster,  HoriSen,  wurde  der  »Mut- 
ter-Sen«  (Haha  Sen)  gegossen,  der  dann 
retouchiert  wurde  und  nach  dem  mehrere 
»Samen-Sen«  (Tane  Sen)  hergestellt  wurden. 
Nach  diesen  wurden  dann  die  Abdrücke 
für  die  übrigen  Sen  gemacht,  die  in  2 
durch  einen  Kanal  getrennten  und  mit 
diesem  Hauptkanal  durch  kleine  Kanäle 
verbundenen  Formenreihen  gegossen  wur- 
den.   Das  erkaltete  Metall  hatte  dann  das 


Aussehen  eines  Zweiges  (Eda),  an  dem  die 
Münzen  als  Blätter  hingen  (daher  Eda  Sen, 
dementsprechend  malaiisch  Pokok  pitis). 
Probemünzen  heißen  Shiken  Sen  oder  Mi- 
hon  Sen.  Eine  Schnur  mit  1000  Sen  heißt 
Kwan,  Kwammon  (um  1600  gleich  i  Rio 
Gold,  s.  Ban). 

Im  J.  1870  wurde  das  neue  Münzsystem 
mit  der  Einheit  des  Silber  -  Yen  ein- 
geführt: I  Yen  =  100  Sen  ==  1000  Rin. 
Geprägt  wurden:  in  Gold  20  (33,33  gr), 
10,  5,  2,  I  (1,66  gr)  Yen  (920/1000  fein),  in 
Silber  i  Yen  (26,95  gr,  9oo/iooo  fein),  50 
(80^1000  fein,  12,5  gr,  nach  1873  I3,47  gr, 
seit  1906  10,12  gr),  20,  10,  5  Sen.  Vs. 
Drache  und  Inschrift  mit  Datierung  nach 
der  Periode  Meiji  (begann  1868);  Rs.  Sonne 
von  Kirizweigen  umgeben,  oben  Chrysan- 
theme. 1873  wurde  die  Rs.  der  Silber- 
münzen verändert:  an  Stelle  der  Sonne 
Wertangabe,  1906  auch  die  Vs.:  Sonne 
statt  des  Drachen.  Im  Jahre  1897  wurde 
die  Goldwährung  mit  der  Münzeinheit  des 
Gold-Yen  zu  100  Sen  eingeführt.  Der 
Gold-Yen  wiegt  0,8333  g  und  ist  9oo/jooo 
fein.  Es  werden  Goldmünzen  zu  20  (16, 16  g), 
10  und  5  Yen  geprägt,  während  der  Silber- 
Yen  derselbe  blieb.  Der  Typus  der  Gold- 
münzen ist  seit  1897:  Vs.  Sonne  und  Rand- 
legende mit  Datierung  und  Wertangabe; 
Rs.  Wertangabe  zwischen  zwei  Zweigen, 
oben  Chrysantheme.  1875 — 78  wurde  der 
silberne  Trade  Dollar,  Japan.  Boeki,  ge- 
prägt. Gewicht  27,21  gr,  900/1000  fein  (s.  Dol- 
lar). Kupfermünzen  von  etwas  abweichen- 
dem Typus  waren  solche  zu  2,  i  (Issen), 
Va  Sen  (Han  Sen)  und  i  Rin  (Ichirin, 
1876—87),  Seit  1889  wird  das  5-Sen- 
Stück  in  Nickel  geschlagen,  seit  1898  das 
I-Sen-Stück  in  Bronze,  seit  1920  gibt  es 
gelochte  lo-Senstücke  aus  Nickel,  Der 
Silber- Yen  ist  nicht  mit  dem  chinesischen 
Dollar,  dem  Yüan  (s.  d.),  zu  verwechseln.  — 
Munro,  Coins  of  Japan;  van  de  Polder  in 
Transactions  of  the  Asiatic  Soc.  of  Japan 
19,  S.  419— 500;  Villaret  in  R.  N.  1892, 
S.  218 ff.;  H.  Wood,  Numism.  16,  S.43; 
Ramsden  in  Nimiism.  24,  S.  267 ;  A JN  32^ 
S.  79;  Temple  in  lA  42,  S.  104.        V. 

Senarius  hieß  der  halbe  Schwertgroschen 
(s.  d.).  —  Schmieder  S.  415.  Su. 

Senatus,  die  höchste  gesetzgebende  und 
regierende  Körperschaft  der  Römer;  er  ist 


SEN(IOR)  AUG(USTUS)— SERAPIS 


625 


zusammen  mit  dem  Volke,  dessen  Be- 
teiligung an  Gesetzgebung  und  Verwaltung 
aber  immer  prekär  war  und  meist  nur 
mittelbar  durch  die  Wahlen  der  Beamten 
und  damit  der  Senatoren  selbst  zur  Geltung 
kam,  als  senatus  populusque  Romanus 
(S.  P.  Q.  R.  abgekürzt)  der  Träger  der 
röm.  Souveränität.  Sein  Beschluß  heißt 
senatus  consultum,  abgekürzt  S.  C.  (s.  d.; 
dort  auch  über  die  Formeln  ex  s.  c, 
d(e)  s(enatus)  s(ententia),  s.  p.  q.  r.  usw.). 
S.  R.  =  senatus  Romanus  steht  auf  M.  der 
Kolonien  Antiochia  Pis.  und  Iconium. 

Darstellungen  auf  den  S.  bezüglich  fin- 
den wir:  unter  Galba  eine  (erst  vonVespa- 
sianus  geprägte?)  Großbronze  mit  senatus 
pietati  Augusti  und  dem  den  Kaiser  krän- 
zenden S.  (bärtig,  in  Toga,  mit  Zweig  in 
der  L.);  unter  Hadrianus  ein  ^-Med.  mit 
senatus  populusque  Romanus  und  einem 
bärtigen  Manne  mit  Zepter  (dem  S.)  und 
einem  Jüngling,  nur  mit  Himation  be- 
kleidet und  mit  Füllhorn  und  Schale  vor 
Altar  opfernd,  d.  i.  dem  Genius  populi 
Romani  (s.  d.) ;  unter  Pius  (nachher  noch 
dieselbe  Aufschrift  unter  Caracalla)  eine 
M.  mit  Genio  senatus  und  einem  bärtigen 
Mann  in  Toga  mit  Zweig  in  der  Hand, 
offenbar  also  dem  S.;  unter  Commodus 
eine  M.  mit  dem  Kaiser  und  einem  Sena- 
tor sich  die  Hand  reichend  (pietati  sena- 
tus) ;  unter  Constantinus  L  zwei  Goldmed. 
mit  »Senatus«  und  dem  steh.  Kaiser 
(als  Senator?)  mit  Globus  und  seltsam  ge- 
haltenem Zepter.  —  Bernhart,  Handbuch 
S.  232.  234/5. 

Auf  griech.  M.  heißt  der  röm.  Senat 
•cövxXtjto?,  meist  ößb?  a,  oder  Jepä  cp.,  s.  d., 
im  Gegensatz  zur  lokalen  ßo^Xi^  (s*  d.), 
auf  kolon.  M.  von  Mallos  steht  sacra  sinatus 
mit  interessantem  Graecismus  des  Genus 
und  auch  als  verschleiertes  Frauenbildnis 
personifiziert.  R. 

Sen(ior)  Aug(ustus)  heißen  Diocletianus 
und  Maximianus  nach  ihrem  Verzicht  auf 
die  Regierung  i.  J.  305  n.  C.  R. 

Senioratsdukat  ist  ein  Dukat  des  Her- 
zogs August  Ludwig  von  Anhalt-Köthen 
von  1747  und  1751  mit  dem  Wappenschild 
auf  der  Vs,  und  dem  Bären  auf  der  Rs., 
der  einen  Schild  mit  den  Worten:  Senior 
domus  hält.  —  Mann,  489—491,  Taf.  35. 

S. 

WOrterbtioh  der  Künxknnde. 


Senkverfahren  ist  das  Einsenken  eines 
positiv -erhabenen  Stempels  in  die  Matrize. 
Näheres  s.  unter  Patrize.  S. 

Sepia  (Tintenfisch),  ein  Meerlebewesen, 
das  z.  B.  auf  M.  von  Koressia  erscheint, 
s.  unter  Polyp.  R. 

Septemviri  eptilonum  (von  epulo  = 
Schmausbruder),  das  vierte  der  vier  höheren 
röm.  Priesterämter  (vgl.  Pontifex) ;  sie  hat- 
ten die  Opf erschmäuse  (lectisternium,  s.  d.) 
zu  besorgen.  Auf  M.  erscheint  das  Amt  im 
Titel  des  L.  Coel.  Caldus  und  in  dem  des 
Proconsul  von  Afrika  Fab.  Maximus.    R. 

Serafim  s.  Xerafim. 

Serapis,  griech.  meist  Sdpaicis,  griech. - 
ägypt.  Gott,  nach  den  einen  auch  ursprüng- 
lich ägyptisch  und  aus  Osiris-Apis  ent- 
standen (Oa6poL7:i^,  der  zum  Osiris  ge- 
wordene Apis,  also  ein  Totengott,  daher 
bei  den  Griechen  =  Hades,  s.  d.,  anderer- 
seits Herr  des  Himmels  und  der  Erde, 
ein  Allgott),  Nach  anderen  sei  S.  aus 
5ar-api  =  König  des  Ozeans,  Beiname 
des  babylon.  Gottes  Ea,  entstanden  und 
erst  über  Sinope  nach  Ägypten  verpflanzt. 
Jedenfalls  ist  er  von  Ptolemaios  zum  äg. 
Reichsgott  erhoben  worden;  Pt.  holt  sein 
Kultbild  von  Sinope  (die  Barke  der  Über- 
fahrt auf  M.  von  Alexandreia  Äg.  dar- 
gestellt: B.  M.  C.  Alex:  Taf.  XXIX,  S. 
als  Hades-S.,  Beifiguren  Isis  Pharia  und 
Demeter  bzw.  Tyche  und  Demeter)  — • 
daher  die  Mischung  ägypt.  und  griech. 
Züge.  Sein  Kult,  in  Ägypten  nur  ein 
offizieller  bleibend,  hat  schon  in  hellenist, 
Zeit,  bes.  aber  seit  dem  i.  Jh.  n,  C.  überall 
in  der  griech.  und  dann  in  der  röm.  Welt 
gewaltig  zugenommen,  wie  das  bes.  die 
M.  lehren,  und  ist  erst  im  3.  Jh.  n.  C. 
durch  die  oriental.  Sonnenkulte,  daim  vom 
Christentum  verdrängt,  nachher  von  lu- 
lianus  Apostata  im  Kampfe  gegen  das 
Christentum  für  kurze  Zeit  wieder  auf- 
genommen worden,  vgl,  auch  dafür  die 
M.,  z.  B,  mit  deo  Serapidi,  deo  sancto 
Sarapidi,  deus  Sara(pis).  —  Auf  griech. 
und  röm.  M.  der  Kaiserzeit,  auch  auf 
Kontorniaten  (deo  Sarapidi)  erscheint  der 
Kopf  des  Sarapis  stets  mit  hohem  Polos 
(der  oft  auf  wagerechten,  gewellten  Hörnern 
auf  ruht;  oft  als  Getreidekorb,  Kalathos, 
nicht  aber*  als  Getreidescheffel,  Modius,  ge- 
staltet);  auf  alexandr.  M.  wird  auch  sein 

40 


626 


SERÄBRENIK 


Zepter  oder  sein  Füllhorn  oder  infolge  des 
gerade  bei  S.  sehr  häufigen  Synkretis- 
mus mit  griech.  Göttern  die  Strahlen  des 
Helios  (Helios -S.,  vgl.  Vogt,  Die  alex.  M. 
S.  55),  das  Widderhorn  des  Zeus-Ammon, 
ein  mit  Schlangenstab  umwundener  Drei- 
zack oder  Keule  zugefügt  (Nom.  VI 
S.  17/8).  In  Ganzfigur  ist  er  auf  griech. 
u.  röm.  M.,  meist  mit  Chiton  unter  dem 
Himation,  entweder  stehend  mit  erhobe- 
ner R.  und  dem,  meist  schräg  gehaltenen 
Zepter  i.  d.  L.,  Abb.  80,  oder  sitzend  als 
Hades  -  S.  (s.  unter  Hades)  mit  Polos, 
Zepter  und  unten  dem  Kerberos  darge- 
stellt. Abweichende  Darstellungen  sind 
etwa:  auf  Adler  sitzend  (also  als  Zeus) 
mit  Ähren  in  der  Hand  oder  sein  Kopf 
über  Adler  schwebend  (so  z.  B.  auch  in 
Tomis);  Schlange  mit  S.-Kopf,  auch  so 
über  Pferd;  S.  sitzend  oder  stehend  vor 
Bruimenbecken,  hinten  ein  Vexillum  auf- 
gepflanzt, in  mancherlei  Abarten  (Vogt, 
S.  85/9)-  Seine  Beinamen  auf  röm.  M. 
(Commodus,  Postumus,  Gallienus)  sind 
S.  comes  Aug.,  S.  conservator  Aug.  — 
S.  in  Gruppen  erscheint  bes.  auf  alex.  M. : 
zus.  mit  Isis  (Köpfe  oder  Standfiguren,  so 
auch  auf  röm.  M.  des  Commodus,  Claudius  II. 
usw.),  mit  Isis  und  Harpokrates,  mit 
Hermanubis,  S.  zwischen  den  Dioskuren 
{darüber  Vogt  S.  56),  sein  Kopf  gegenüber 
dem  des  Helios  (Nikomedien).  —  R.  E.  I 
A  S.  2394/2426;  Bernhart,  Handbuch 
S.  63/4;  Head,  H.  N.»  S.  95Ö;  Overbeck, 
KunstmythoL  1 1871  M.taf.  IV;  die  sonstige 
Lit.  s.  unter  Isis.  —  Dem  S.  verwandt  ist 
der  »Große  Gott«,  der  in  Nordgriechenland 
vorkommt:  Dionysopolis;  Odessos  (hier 
schon  in  hellenist.  Zeit,  sein  Standbild  als 
das  des  fteoo  ^'{dikoo  bezeichnet,  dazu  auf 
der  Vs.  sein  bärtiger  Kopf  mit  gedrehter 
Schnur  um  den  Kopf,  ohne  Bandschleife), 
natürlich  ein  einheim.  Unterweltsgott, 
dessen  Beiname  Derzelates  war  (Spiele: 
AapCaXBia,  Odessos):  stehend,  im  Chiton 
und  Himation,  mit  Schale  (oft  über  Altar) 
und  Füllhorn,  später  durch  den  Polos  dem 
S.  noch  ähnlicher;  auch  als  gelagerter  Gott 
erscheint  er  in  Odessos.  —  Arch.  Jahrb. 
XIII  S.  155/9;  Bruno  Müller,  Ui-^a^  ftetJc, 
HalL  Diss.     1913  S.  326/7.  R. 

Seriteenik  (plur.  Ser^breniki,  Silberling) 
kommt  ein  paar  Mal  in  Idrchenslavischen 


Übersetzungen  der  Evangelien  und  ein 
einziges  Mal  in  der  ältesten  russischen 
Chronik  (1115)  vor.  Er  ist  schwer  mit 
irgend  einer  bestimmten  Münze  zu  identi- 
fizieren und  ist  möglicherweise  ein  rein 
literarischer  Ausdruck  für  eine  silberne 
Münze  im  allgemeinen.  S.  werden  heut- 
zutage von  den  Numismatikern  die  ältesten, 
seltenen  russischen  Silbermünizen  des 
Fürsten  Vladimir  (980 — 1015)  und  seiner 
Söhne  Sv'atopolk  ( — 1016)  und  Jaroslav 
( — 1054)  genannt,  die  als  Geldstücke  den 
arabischen  Dirhems  am  nächsten  kommen, 
ihrem  Münzbilde  nach  aber  als  eine  durch- 
aus selbständige,  doch  auch  barbarisierte 
Anlehnung  an  byzantinische  Nomismata 
des  10.  Jh.s  gekennzeichnet  werden  können 
(vgl.  das  Achsenverhältnis  auf  byzantini- 
schen Münzen).  Von  Vladimir  sind  4  ver- 
schiedene Typen  zu  unterscheiden.  Auf  der 
Vs.  haben  sie  alle  die,  wenn  auch  vari- 
ierende, Figur  des  Fürsten  mit  der  erklären- 
den Aufschrift:  Vladimir  auf  dem  Thron 
(Vladimir  na  stole) ;  auf  der  Rs.  des  I.  Typus 
ist  das  Brustbild  Christi  mit  Namenszug 
(vgl.  Zlatnik),  auf  den  übrigen  (Abb.  366, 
dritter  Typus)  ein  rätselhaftes  Zeichen  und 
die  Aufschrift:  das  ist  sein  Silber  (a  se  evo 
srebro,  s.  Serebro).  Dieses  Zeichen  er- 
scheint auf  dem  I.  Typus  über  der  linken 
Schulter  des  Fürsten.  —  Der  einzige  Typus 
von  Sv'atopolk  (Abb.  367  a,  Rs.)  nähert 
sich  den  3  letzten  von  Vladimir,  ebenso  die 
2  ersten  von  Jaroslav  (Abb.  367  b,  Rs.  des 
zweiten  T5^us),  mit  dem  Unterschiede  aber, 
daß  das  Zeichen  eines  jeden  Fürsten  durch 
sehr  prägnante  Details  gekennzeichnet  wird. 

Das  Gewicht  der  S.  ist  sehr  verschieden, 
etwa  4,68 — 1,73  g,  ergibt  aber  im  Durch- 
schnitt, den  von  Kauf  man  (Ves,  86)  ange- 
stellten Untersuchungen  zufolge,  2,8  g.  Der 
Dm.  variiert  von  20 — 25  mm.  —  Der  ganz 
seltene  HL  Typus  von  Jaroslav  unter- 
scheidet sich  sowohl  durch  die  senkrechte 
Schrift  als  auch  durch  die  Zierlichkeit  der 
Arbeit  stark  von  den  übrigen  S.  und  läßt 
eher  an  byzantinische  Bullen  denn  an 
Münzen  denken.  —  Der  IV.  Typus,  eine 
Nachahmung  des  III.,  hat  die  Größe  und 
das  Gewicht  eines  westeuropäischen  Denars 
und  ist  bis  jetzt  auf  russischem  Boden  nicht 
gefunden  worden. 

Die  Zeit  der  Prägung  dieser  S.,  wie  auch 


SEREBRO— SERMENTS 


627 


die  chronologische  Folge  der  einzelnen  Ty- 
pen wird  durch  besser  datierte  Fundgenos- 
sen, wie  es  die  orientalischen  und  westeuro- 
päischen Münzen  sind,  als  auch  durch  Über- 
prägungen  und  Stilverwandtschaft  der  Ty- 
pen untereinander  festgestellt. 

Tolstoj,  I.  L,  Drevnejäijerusskijemonety 
velikovo  Kn'a^estva  Kievskovo,  1881,  gilt 
mit  Recht  für  ein  Corpus  der  ältesten  russ. 
Prägung,  vgl.  wegen  der  schwerfälligen 
Form  dieses  Buches  Der  Münzfund  von 
Njeschin,  Z.f.  N.  X  1883  S.  I77  ff-,  auch 
Russkije  drevnosti  IV,  herausg.  von  Tolstoj 
und  Kondakov,  S.  166;  Iljin,  Topografija 
(1924).  —  Der  Versuch  von  Cemev  und 
neuerdings  von  Ore§nikov  (ZadaSi  russkoj 
numismatiki,  19 17),  diese  Münzprägung  für 
jünger  zu  erklären  und  anderen  jüngeren 
Fürsten  zuzuschreiben,  wird  durch  die  Chro- 
nologie der  mit  den  S.  gefundenen  deut- 
schen Pfennigen  nicht  bestätigt,  die  im 
Gegenteil  Tolstojs  Klassifikation  voll- 
kommen rechtfertigt. 

Den  ältesten  russischen  Münzen  werden 
neuerdings  auch  mehrere  münzförmige 
Gegenstände  (vgl.  Iljin,  Topografija Tfl.  nr.i) 
mit  Brustbild  auf  der  Vs.  und  der  Auf- 
schrift: Gott  helfe  Michael  (Gospodi  pomozi 
Michailu)  auf  der  Rs.,  welche  2,09 — 1,82  g 
schwer  und  von  20  mm  Dm.  sind,  zugezählt. 
Ihr  Fundort,  die  Tamansche  Halbinsel, 
und  der  (christliche)  Name  weisen  mit 
Sicherheit  auf  den  Fürsten  Oleg  (um  1078) 
hin,  doch  läßt  sich  über  die  Bestimmung 
der  Stücke  streiten.  Die  durchaus  ge- 
sicherte älteste  Münzprägung  hat  mit  Jaro- 
slav  I.  ( —  1054)  ein  Ende  genommen. 
Obgleich  sich  über  den  Grund  dieser 
durchaus  nicht  zahlreichen  und  kurzatmi- 
gen Prägung  (vgl.  den  gleichen  Fall  in 
Schweden)  nur  raten  läßt,  so  liegt  es  am 
nächsten,  sie  einerseits  —  wie  bei  anderen 
Völkern  —  mit  der  Einführung  des  Christen- 
tums und  mit  dem  Steigen  des  Selbst- 
gefühls gegenüber  Byzanz  zu  erklären, 
andererseits  mit  finanziellen  Maßregeln  in 
Verbindung  zu  bringen,  da  sie  gerade  mit 
der  Abnahme  des  Dirhemumlaufs  in  Ost- 
europa zusammenfällt.  Doch  darf  letzteres 
bei  der  niedrigen  Kultur  und  bei  dem 
beträchtlichen  Geldumlauf  der  westeuro- 
päischen Münzen  nicht  zu  hoch  ver- 
anschlagt werden.  B. 


Serebrö  (Silber)  kommt  zuerst  in  der 
Aufschrift  auf  der  Rs.  der  ältesten  russi- 
schen Silbermünzen  (s.  Ser6brenik)  vor, 
was  also  heutzutage  wohl  »Geld«,  viel- 
leicht auch  )>Silbermünze «  heißen  würde. 
Beim  ältesten  Chronisten  wird  S.  nur  im 
Sinne  von  Metall  gebraucht,  meistens  zu- 
sammen mit  zlato  (s.  d.)  und  anderen 
Kostbarkeiten,  etwa  für  »reiche  Beute«. 
Im  12.  Jh.  trifft  man  S.  in  Verbindung 
mit  Grivna  (s.  d.)  als  Grivna  serebra 
(Silbergrivna)  an,  und  erst  seit  dem  Anfang 
des  13.  Jh.s,  besonders  aber  in  den  beiden 
folgenden  Jhrh.,  wird  S.  auch  selbständig 
in  der  Bedeutung  von  Geld  gebraucht.  Seit 
der  Mitte  des  16.  Jh.s  verschwindet  dieser 
Sprachgebrauch  ganz.  —  Kauf  man,  Rubl', 
S.  2 — 12.  B. 

Serments  heißen  in  Frankreich  die 
Korporationen  der  »ouvriers  et  mon- 
nayeurs«,  und  zwar  wegen  des  Eides,  der 
von  den  Mitgliedern  der  Serments  geleistet 
wurde,  nämlich  die  Münzer -Funktionen 
loyal  zu  erfüllen.  Die  S.  sind  etwas  an- 
deres wie  die  deutschen  Hausgenossen 
(s.  d.).  Ihre  Entstehung  soll  teilweise 
bis  in  die  karolingische  Zeit  zurück- 
gehen. Urkundlich  (Rev.  num.  frang. 
1846  S,  370)  wird  der  »serment  de 
France«  unter  Philipp  August  um  121 1  (?) 
genannt.  Dieser  serment  umfaßte  das 
Gebiet  der  Ile -de -France,  der  Picardie, 
von  Orleans  und  Berry.  Die  Münzer 
außerhalb  dieses  Bezirks  waren  der  damals 
üblichen  römischen  Rechtsprechung  unter- 
worfen und  erhielten  erst  später  die  Frei- 
heiten wie  der  serment  de  France,  welchem 
die  Normandie,  das  Land  an  der  Loire,  die 
Champagne  und  Burgund  angegliedert  wur- 
den (Urkd.  v.  1354),  die  übrigen  bildeten 
eigene  Korporationen,  so  der  serment  de 
l'empire  (Rev.  num  frang.  1905  S.  ^6  aus 
d.  J.  1489)  im  Arelat,  das  ja  zum  deutschen 
Kaiserreich  gehörte,  also  die  Dauphin6, 
St.  Andr^  de  Villeneuve,  Montpellier.  Ihre 
Rechte  wurden  von  Philipp  von  Valois 
(1328 — 1350)  anerkannt  und  dann  von 
den  späteren  Königen  bis  zu  Karl  VIII. 
bestätigt.  In  Languedoc  herrschte  der 
serment  de  Toulouse,  dann  gibt  es  den 
serment  de  Hainaut,  deBrabant,  d'Espagne. 
Seit  Franz  I.  verschmelzen  sie  alle  in  einen, 
und  dieser  bestand  noch  bis  in  die  franzö»- 

40* 


628 


SERRATUS— SESTEHALVEN 


sische  Revolution,  die  dann  die  im  Laufe 
der  Zeit  noch  übrig  gebliebenen  Rechte 
restlos  vernichtete. 

Die  sennents  hatten  wie  j  ede  Bruderschaft 
ihre  Versammlungen,  ihre  Feste,  ihre  Siegel, 
ihre  Jetons.    Ihre  Rechte  waren  folgende: 

1.  Besondere  Gerichtsbarkeit  mit  Aus- 
nahme bei  Raub,  Mord  und  Brandstiftung. 
Im  übrigen  waren  die  Münzer  Richter  über 
sich  selbst  durch  ihre  Vorsteher  und  die 
Delegierten  der  ouvriers. 

2.  Befreiung  von  Abgaben,  Kontribution 
und  öffentlichen  Lasten;  als  Erkennungs- 
zeichen beim  Übergang  von  Brücken  trugen 
sie  eine  Medaille   oder   ein  laissez -passer. 

3.  Befreiung  von  der  Wache  und  vom 
Heeresdienst. 

4.  Königlicher  Schutz. 

Verboten  war  ihnen  der  Edelmetall - 
handel.  —  Blanchet  II  S.  14,  Anm.  7  mit 
zahlreicher  Literatur;  Grote,  M.St.  VIII 
S.  314L  Su. 

Serratus^  von  serra  lat.  =  Säge,  heißen 
(Tac.  Germ.  5)  die  an  der  Kante  sägeartig 
gezahnten  Silberdenare  der  röm.  Republik; 
nach  einem  Vorläufer  (Dioskurendenar  mit 
Beiz.  Rad)  um  220  v.  C.  und  einem  aus- 
nahmsweise (neben  einer  Mehrzahl  von  un- 
gezahnten) auch  gezahnt  vorkommenden 
Denar  des  C.  Talna  um  170  v.  C.  werden  sie 
(nach  Mattinglys  Datierung)  von  etwa  125 
—115  V,  C,  106— loi  V.  C,  86—71  V.  C, 
71 — ^49  V.  C.  (in  diese  Zeit  gehört  auch  der 
neue  S.  des  [luventius]  Laterensis,  der  aber 
der  Senatspartei  angehörte!  N.  Z.  51  S,  136) 
geprägt,  Abb.  72,  nach  M.  dann,  wenn  die 
demokratische  Partei  am  Ruder  war  — 
während  die  Senatspartei  nach  M.  öfter 
schlechtes  Geld  (Subaerati,  s.  d.)  ausgab  — 
und  zwar  bes.  zum  Umlauf  in  Gallien  usw. ; 
darauf  führt  die  Notiz  bei  Tac.  Germ.  5, 
durch  Funde  wie  die  von  Niederlangen  und 
Liebeshausen  bestätigt.  Der  Zweck  war  der, 
die  Denare  klar  als  nicht -subärat  zu  er- 
weisen: denn  durch  die  hier  durch  Ein- 
schnitte in  den  fertigen  Schrötling  (vor  der 
Beprägung)  gemachte  Zahnung  wurde  der 
Kern  bloßgelegt;  wenn  dieser  Schutz  vor 
Fälschung  nicht  immer  gelang  —  es  gibt 
auch  subärate  S.,  vgl.  BerL  M. -Blätter  1904 
S.  442  — ,  so  beweist  das  nichts  gegen  die 
Absicht  der  M. -Verwaltung.  —  Schon  vor 
den  Römern  haben  etwa  in  hannibal.  Zeit 


die  Karthager  ^-M  von  etwa  13  g  und 
Blaßgold -M.  von  etwa  3  g  am  Rande  durch 
Einschnitte  gezahnt;  ferner  gibt  es  in  der 
makedon.  und  seleukid.  Bronzeprägung, 
dort  Anfang  des  2.  Jh.s,  hier  bis  über  dessen 
Mitte  hinaus,  gezahnte  Reihen,  die  Zähne 
hier  aber  schon  mit  dem  Schrötling  mit- 
gegossen;  Anlaß  unbekannt.  —  R.  E.  II  A 
S.  1743/44;  Mattingly,  Num.  chron.  1924 

s.  31/52.  R- 

Sertum,  lat.  =  das  Gewinde,  insbes.  ein 
Blumengewinde;  häufig  in  den  Händen  der 
Nike  auf  sizil.  M.  mit  dem  Viergespann  und 
der  Victoria  auf  röm.  Kaiser -M.,  z.  B.  Sept. 
Severus,  Macrinus;  wenn  es  zu  einem  Rund 
zusammengebunden  ist,  nennen  wir  es 
Kranz,  s.  d.  R. 

ServatittSy  St,  u.  Servatiuspfennige.  Scr- 
vatius  war  Bischof  von  Mastricht  (Ton- 
gern), er  starb  384.  Er  hält  einen  Kreuz - 
Stab  in  der  Hand  und  war  Patron  von 
Mastricht,  Worms  und  Quedlinburg.' 

Servatiuspfennige  sind  vor  allem  in 
Quedlinburg  geschlagen  worden.  Der  Heilige 
wird  schon  auf  den  ältesten  Pfennigen,  die 
nach  dem  Vorbilde  der  Otto -Adelheid - 
Pfennige  (s.  d.)  geschlagen  sind,  genannt 
(Dbg.  nr.  613).  Etwa  seit  der  2.  Hälfte  des 
13.  Jh.s  haben  die  Äbtissinnen  Hohl- 
pfennige mit  dem  Bildnis  des  Heiligen  ge- 
prägt. Su. 

Ser(v)tt(s)  Christi  nennt  sich  der  byz. 
Kaiser  lustinianus  IL  auf  einigen  AT'-M., 
ähnlich  SoöXo^  XpiciTOü  Kaiser  Theophilus; 
in  Anreden  an  Christus  steht  xcf  o<p  8oüX(p 
auf  M.  und  bes.  Bleisiegeln  äußerst  oft.     R. 

Sescuncia,  auch  sescunx  (von  sesqui  ^ 
iVafach),  =  ii/a  Unzen  =  ^/s  des  As  und 
jedes  anderen  zwölfteiligen  Ganzen.  Als 
iE-M.  mit  •  S  (=  Unze  +  Halb[unze])  oder 
.  i  in  Venusia  und  Paestum  vorkommend. 
—  R.  E.  IIA  S.  1853.  R. 

S£sen  ist  Ende  des  14.  Jh.s  eine  Bezeich- 
nung für  ein  6 -Pfennigstück  (Sechser  oder 
Halbgroschen)  in  Lausanne.  —  Corragioni 
S.  128.  Su. 

SeslnOy  italienische  Münze  im  Wert  von 
6  Denaren  oder  ^/a  Soldo.  —  Martinori, 
S.  471  i'  S. 

Sesquidttcato  =n=  Ducatone  di  oro  (s.  d.). 

Sestehalven  war  der  auf  sVa  Stüver  ge- 
setzte niederländische  Schilling  (s.  Staaten* 
Schilling).  S. 


SESTERTIUS— SETTIMO  CLEMENTINO 


629 


SestertittSy  Sesterz,lat.  =  semistertius,  er- 
gänze nummus,  der  Dritthalber,  nämlich 
27»  Asse  wert,  hieß  die  269  zusamt  dem 
Denarius  (s.  d.)  =  Zehner  eingeführte  M- 
M.,  mit  der  Wertzahl  IIS  ==  zwei  und  einen 
S(emis)  (daher  seine  über  500  Jahre  übliche 
Abkürzung  HS;  der  die  Zahl  andeutende 
Querstrich  geht  ursprünglich  auch  quer 
durch  das  S)  neben  dem  Romakopfe,  Rs. 
die  sprengenden  Dioskuren,  »1,13  g« 
schwer,  =  ^»88  Pfund  =  i  Scripulum  = 
20  Pfg.,  Abb.  64,  bald  sinkend  und  nur 
etwa  40 — 50  Jahre  lang  geprägt.  Wenn 
trotzdem  er  und  nicht  der  Denar  die  Rech- 
nungs-M.  wurde,  so  beruht  das  auf  der  Be- 
liebtheit der  Stufe  des  Scripulum  (s.  d.). 
Als  Rechnungs-M.  heißt  der  S.  auch  kurz- 
weg nummus,  ins  Griech.  als  vojjlo?  (s.  d.), 
später  als  voujxjxoc  (s.  d.)  übertragen.  — 
Die  Ausprägung  des  MS.  erfolgt  erst  wieder 
e  l(ege)  P(apiria)  v.  J.  89  v.  C.  ohne  das 
Zeichen  IIS,  da  er  jetzt  4  Asse  wertet, 
und  mit  neuen  M.  -Bildern,  dann  nach  aber- 
maliger Pause  in  caesar.  Zeit,  um  dann  für 
immer  zu  verschwinden. 

Eine  -^-M.  —  vgl.  untef  As  —  löst  ihn 
ab,  zuerst  von  den  Flottenpräfekten  des 
M.  Antonius  geprägt,  mit  doppeltem  Wert- 
zeichen HS  und  A  =  4  (Asse);  Augustus 
stellt  bei  Wiederaufnahme  der  Kupferprä* 
gung  um  23  V.  C.  an  die  Spitze  derselben 
den  S.  [griech.  TeTpa(j(jap(i)ov,  s.  d.],  aus  Mes- 
sing (d.  h.  Kupfer  mit  Zinkzusatz;  s.  unter 
Aurichalcum)  im  Gewicht  einer  Unze  (27  g), 
ohne  Wertzeichen,  Abb.  81 ;  ihrer  lOO  gingen 
auf  den  Aureus,  also  i  S.  =  22  Pfg.  Die 
Nachfolger  behalten  ihn  bei  —  es  sind  die 
sog,  Großbronzen,  die  bei  sinkendem  Zink- 
gehalt und  sinkendem  Gewicht  bis  Valeria- 
nus,  Gallienus,  Postumus,  d.  h.  bis  zum 
Zusammenbruch  der  röm.  Währung,  vor- 
kommen; ob  unter  den  wenigen  bis  Carinus 
geprägten  wirklichen  Kupfer -M.  der  S.  noch 
vorhanden  ist,  ist  unsicher  (vgl.  für  Auf elia- 
nus  Num.  chron.  1919  S.  141). 

Wertziffem  auf  M.,  die  sich  auf  S.  be- 
ziehen, sind  die  LX,  XXXX,  XX  auf  röm.- 
kampan.  Goldm.,  Abb.  66  (s.  unter  Aureus), 
und  die  SI  =  16  S.,  also  =  4  Denare,  auf 
(att.)  Tetradrachmen  der  Beamten  in  Ma- 
kedonien Aesillas  und  Sura,  womit  die  att. 
Drachme  kursmäßig  dem  Denar  gleichge- 
stellt ist. 


Die  Rechnung  nach  einer  so  kleinen  M. 
wie  dem  S.  (er  entspricht  etwa  dem  türk. 
Gold-Piaster,  dessen  Kleinheit  ja  auch  zu 
der  Vereinfachung  der  Rechnung  nach 
»Beuteln«  zu  500  Piastern  führte;  ähnliches 
vgl.  unter  Conto  de  reis,  Lak  usw.)  führt 
sprachlich  zu  der  Vereiiifachung,  daß  aus 
Wendungen  wie  duo  milia  sestertium  (statt 
-tiorum)  ein  eigenes  Substantiv  sestertium 
=  1000  S.  entsteht,  so  daß  duo  sestertia  = 
2000  S.  bedeutet,  und  bei  über  100  000  S. 
fällt  auch  das  Wort  centena  vor  milia 
fort,  und  es  bleibt  nur  das  die  Zahl  der 
Hunderttausende  angebende  Zahladverb 
übrig:  so  auf  einer  M.  Hadrians  HS  novies 
mill(ies)  =  9000  (x  100  000)  S.  =  900 
Millionen  S.  —  Die  Rechnung  nach  S. 
wird  selten,  seitdem  der  erwähnte  Zusam-^ 
menbruch  der  röm.  Währung  unter  Va- 
lerianus  (s.  unter  Argenteus  Ziffer  3)  ihr 
den  Boden  entzieht,  findet  sich  aber  noch 
inschriftlich  unter  Probus  und  Diocletia- 
nus  und  auf  einem  Papyrus  d.  J.  293; 
die  Notiz  aus  einem  Privatbriefe,  die  Mtal. « 
M.  werde  eU  Tjfjitöu  voöfiftou  herabgesetzt,  mag 
das  letzte  Zeugnis  für  den  S.  als  Rechnungs- 
M.  sein,  Num.  chron.  1927  S.  225 ;  das  Preis- 
edikt des  Diocletianus  beruht  schon  auf 
dem  Denar  als  Rechnungs-M. 

In  der  röm.  Buchführung  bediente  man 
sich  anfangs  des  Denars,  später  des  S.  als 
Grundlage  und  zehntelte  ihn  in  10  Libellae 
usw.,  s.  d.  und  R.  E.  XI  S.  612,  SuppL  III 
S.  30.  R. 

Sestiiio.  I.  Billonmünze  des  Königs 
Friedrich  III.  von  Neapel  (1495— 1501)  zu 
2  Cavalli  (s.  d.).  Sie  trug  das  Gepräge 
Büste  -  befußtes  Kreuz,  der  doppelte  oder 
Grano  (s.  d.)  Schild -zwei  Füllhörner.  — 
2.  Lombardisch -venetianische  Kupfermünze 
zu  i/ö-Soldo  oder  2  Denaren  in  der  zweiten 
Hälfte  des  18.  Jh.s.  S. 

Settimo  aementlno  hieß  eine  Silbermünze 
zu  v/2  Giulio  des  Papstes  Clemens  VIL 
Die  Stempel  zu  ihr  sind  von  Benvenuto  Cel- 
lini geschnitten,  der  die  Münze  irrtümlich 
einen  doppelten  Carlino  nannte,  während 
sie  nur  iVa  galt.  Sie  hieß  Settimo,  weil 
7  Stück  auf  einen  Ducato  d'oro  di  camera 
gingen.  Die  Vs.  trägt  die  Büste  des  Papstes, 
die  Rs.  den  Heiland  und  Petrus  zwischen 
Wellen  und  die  Schrift:  Quare  dubitasti  ?  — 
Serafini  I,  S.  216,  Taf.  33,  Nr.  5—7.    S. 


630 


SEUFZER— SIBYLLEN 


Seufzer  wurden  die  nach  brandenburgi- 
schem Beispiel  (s.  Rote  Sechser)  in  Kur- 
sachsen 1701  und  1702  in  enormen  Mengen 
(28  Millionen  Stück)  geprägten  sehr  gering- 
haltigen Sechspfennigstücke  genannt  (Abb. 
307),  weil  sie  durch  ihr  rapides  Wertsinken 
der  Bevölkerung  die  größten  Verluste 
brachten.  —  Schrötter  in  Z.  f.  N.  23.  Bd. 
1903,  S.  I— SO.  S. 

Sexagesimalsystem  bedeutet  die  Ein- 
teilung eines  Ganzen  in  60  Teile  (z.  B.  des 
Talents  in  60  Minen  usw.)  oder  die  Zu- 
sammenfassung von  60  Stück  zu  einem 
Ganzen,  wie  im  Münzwesen  das  Schock 
Groschen  60  einzelne  Groschen  hatte. 
S.  Schock  Groschen.  S. 

SextanSi  lat.  =  ein  Sechstel  eines  I2teili- 
gen  Ganzen,  griech.  Hexas  (s.  d.),  insbes. 
das  Sechstel  des  Pfundes  (=  Libra  =  As)  = 
2  Unciae,  daher  die  Wertbezeichnung  • .; 
in  JE  ausgemünzt  im  röm.  Aes  grave  aller 
Stufen,  schon  von  der  Reduktion  an  ge- 
prägt statt  gegossen,  mit  Mercuriuskopf 
Rs.  Schiffsvorderteil,  tritt  er  im  Unzialfuße 
zum  letzten  Male  auf.  Auch  erscheint  er  in 
fast  allen  Reihen  des  ital.  Aes  grave  (s.  d.), 
nur  in  den  etrusk.  Reihen  unregelmäßig; 
bei  den  Reihen  mit  dezimaler  Teilung  besser 
Biunx  zu  benennen.  Ferner  finden  wir  ihn 
im  geprägten  röm.-kampan.  iE-Gelde  — 
hier  von  der  Forschung  (Haeberlin,  Aes 
grave  1910  S.  134)  als  Zweilibellenstück  be- 
zeichnet —  sowie  dem  vieler  Städte  Kam- 
paniens,  Apuliens,  Kalabriens,  Lukaniens, 
soweit  sie  überhaupt  Wertzeichen  setzen, 
auch  in  Vibo-Valentia  und  Petelia,  von 
denen  aber  nur  die  S.  von  Paestum  die  lex 
Papiria  von  89  v.  C,  überdauern;  vgl.  Head 
H.  N.»  passim.  —  R.  E.  II A  S.  2030.     R. 

Sextantaras  und  SextantarfuB  (lat.  sex- 
tantarius  =  zum  sextans,  d.  h.  ^/e  Pfund, 
gehörig).  Der  S.  ist  die  erste  gesetzliche 
Reduktionsstufe  des  röm.  As  —  nach  dem 
Befunde  der  M.  haben  aber  schon  vordem 
Reduktionen  stattgefunden  — ,  bei  der  der 
As  auf  das  Gewicht  von  ^6  des  röm.  Pfun- 
des, also  auf  »54,58«  g  herabgesetzt  wurde; 
in  den  M.  selbst  mit  Sicherheit  nachweis- 
bar, s.  unter  As.  —  R.  E.  IIA  S.  2031, 

R. 

Sextiila,  röm.  Gewichtsstufe,  =  ^/e  Uncia 
=  ^/t»  As.  Gewichtsangaben,  wo  die  S.  vor- 
kommt, auf  Silbergeschirr:  Trait^  I  S.  749. 


VonVarro,  de  1.  lat.  V  171  (aeris  minima 
pars)  auch  unter  den  M. -Sorten  aufgeführt, 
im  erhaltenen  M. -Vorrat  aber  nirgends 
nachweisbar.  —  R,  E.  II A  S.  2056.     R. 

Sh-  s.  Seh-. 

Shähiy  persische  Münze;  s.  Abbäsi,  I^äz- 
beki,  Tomän. 

Shanghai  Dollar  s.  Carolus. 

Shäüri)  georgische  Silbermünze;  s.  Kir- 
maneul,  Abbasi. 

Shekel  =  Siglos;  s.  d. 

Shere,  englisch  =  Stückelungsplus  (s.  d.). 
Wie  bei  diesem,  so  wurde  auch  beim  Shere 
viel  unterschlagen.  1534  wurde  verlangt, 
die  Londoner  Münzer  sollten  »amend  the 
shere  so  indifferently«,  daß  niemand  Vor- 
teil davon  habe,  die  schweren  Stücke  ein- 
zuschmelzen. Das  Shere  wurde  auf  3  bis  6 
pence  auf  das  Pfund  oder  1V4  bis  2^2  V» 
angegeben,  und  1549  gestand  der  Münz- 
meister,  daß  er  durch  das  Shere  die  Re- 
gierung um  4000  £  betrogen  habe.  — 
Schrötter  in  Schmollers  Jahrbuch  32.  Bd., 
S.  914  ff.  S. 

Short-cross  type  siehe  Sterling. 

ShUy  japanische  Münzeinheit;  s.  Ban. 

Siani.  In  Syrien  wurde  im  19.  Jh.  nach 
Piastern  zu  40  Pära  gerechnet,  im  inneren 
Verkehr  wurde  der  Piaster  in  24  Siani  ein- 
geteilt. —  Kelly,  Camb.  univ.  1823,  I,  S.  3; 
Nelkenbrecher,   1858,  S.  7,   1890,   S.  lO. 

V. 

Sibirskaja  monita,  sibirische  Münzen, 
heißen  die  aus  gold-  und  silberhaltigem 
Kupfer  in  Kolyvan*  (K[olijvanskaia] 
M[oneta])  im  Altaj  von  1763— 1781  ge- 
prägten 10-,  S-,  2-  und  I -Kopekenstücke, 
Denga  (s.  d.)  und  Poluäka  (s.  d.)  mit  Mono- 
gramm auf  der  Vs.  und  dem  von  zwei 
Zobeln  gehaltenen,  gekrönten  Schilde  mit 
Wertangabe  auf  der  Rs.  (Abb.  384). 
Dazu  treten  die  silbernen  20-,  15-  und 
lO-Kopekenstücke  von  1764.  Die  Münz- 
stätte befand  sich  in  Susun,  niclit  weit  von 
den  Kupferbergwerken  von  Kolyvan*.  — 
Grofßürst  G.  M.,  Ekaterina  II,  Bd.  I  49 
und  II  Tfl.  6—22.  B. 

Sibyllen  sind  gottbegeisterte,  weissagende 
weibl.  Wesen,  daher  man  ihrer  mehrere 
unterschied,  teils  mit  Individualnamen, 
teils  nach  dem  Orte  benannt,  wo  sie  wohn- 
ten. Auf  M.  erscheint  der  Kopf  der  kymäi- 
schen  S.  Herophile  in  Gergis  und  Kyme 


SICCA-RUPE— SIEGELKUNDE 


631 


(Rs.  ApoUon  am  Dreifuß),  die  erythräische 
auf  Fels  sitz,  in  Erythrai  (SeA  CIBYAAA); 
ein  Lorbeerzweig  ist  ihr  bezeichnendes  At- 
tribut. Journ.  int.  XI  S.  151/52.  —  Auf 
röm.  JEi  des  L.  Manl.  Torquatus  um  69  v.  C. 
ist  ein  weibL  Kopf  mit  Epheukranz  als 
SIBYLLA  bezeichnet,  die  Rs.  zeigt  den  auf 
Wahrsagung  hindeutenden  Dreifuß,  und 
eine  S.  erblickt  man  in  dem  attributlosen 
weibl.  Kopf  auf  röm.  JR  desT.  Carisius  u.  L. 
Valer.  Acisculus.  —  R.  E.  II A  S.  2073.    R. 

Sicca-Rupe  s.  S.  579. 

SicilicuSi  röm.  Gewichtsstufe,  =  V4  Uncia 
=  ^^748  As.  Gewichtsangaben,  wo  der  S.  vor- 
kommt, auf  Silbergeschirr:  Traite  I  S.  749. 
AlsM.  ausgeprägt  nur  in  der(Semilibral?)- 
Reduktion  des  röm.  As,  von  den  Neueren 
Quartuncia  genannt,  s.  d.  Im  röm.,  auf 
Denare  zu  16  Assen  gestellten  Rechnungs- 
wesen ist  der  S.  als  ^/^^  der  Einheit  =  1/3 
As.  —  R.  E.  IIA  S.  2194.  R. 

Siebener  s.  Siebenkreuzer. 

Siebenkopfstücktaler  wurde  im  Kur- 
fürstentum Trier  im  18.  Jh.  der  Laubtaler 
(s.  d.)  genannt,  weil  er  140  Kreuzer  (2  Gul- 
den 20  Kr.)  oder  7  Kopfstücke  galt.  — 
Schrötter,  Trier,  Gesch.,  S.92L  S. 

Siebenkreuzer,  Slebenen  Im  Jahre  1693 
waren  die  österreichischen  Sechskreuzer- 
stücke im  Verkehr  auf  über  7  Kreuzer  ge- 
stiegen; in  diesem  Jahre  wurden  sie  gesetz- 
lich auf  7  Kreuzer  erhöht.  Als  dann  1753 
der  Konventionsfuß  (s.  d.)  eingeführt 
wurde,  prägte  man  statt  der  Stücke  zu  6 
solche  zu  7  Kreuzer.  Ihre  Prägung  hörte 
nach  dem  Tode  Maria  Theresias  (1780)  auf. 
Seitdem  wurden  20-,  10-  und  5 -Kreuzer  ge- 
schlagen. —  Die  unter  Franz  II.  1792 
aus  Kriegsnot  einsetzende  starke  Münzver- 
schlechterung begann  mit  dem  Schlage 
geringwertiger  24-,  12-,  6-  und  3-Kreuzer. 
1801  wurden  die  24-  und  6 -Kreuzer,  1802 
auch  die  12 -Kreuzer  in  7  Kreuzer  um- 
geprägt. Aber  auch  dann  konnten  sich 
diese  nur  4-lötigen  Münzen  nicht  halten, 
da  sie,  im  Verkehr  viel  weniger  geltend, 
in  Massen  aufgekauft  und  fremden  Münz- 
stätten als  Material  zugeführt  wurden. 
1807  setzte  Österreich  diese  7 -Kreuzer  auf 
6  Kreuzer,  1809  verrief  es  sie.  S. 

Slebzebnkreuzer  (Siebzehner).  1695  wur- 
den die  österreichischen  15 -Kreuzer,  die  der 
Verkehr  zu   18  nahm,  gesetzlich  auf  17 


Kreuzer  erhöht.  Als  dann  1753  der  Kon- 
ventionsfuß eingeführt  wurde  (s.  d.),  prägte 
man  statt  der  alten  is-Elreuzer,  die  17 
galten,  wirkliche  17 -Kreuzerstücke  und 
zwar  bis  1765,  an  deren  Stelle  in  diesem 
Jahre  die  Stücke  zu  30  und  5  Kreuzer 
traten.  S. 

Siegel«  Bei  der  nahen  technischen  Ver- 
wandtschaft von  Siegeln  und  Prägen,  der 
einander  nahestehenden  rechtlichen  Be- 
deutung beider  Akte  (Beurkundung)  und 
demzufolge  einer  gewissen  Verwandtschaft 
von  Bild  (Wappen)  und  Schrift  des  S. 
und  der  Münze —  s.  über  all  dies  Macdonald, 
Coin  types  1905  S.  43  ff.,  239  ff.  —  sind  ein 
paar  Worte  über  die  antiken  Siegel  uner- 
läßlich. Der  Gebrauch  eines  Siegels 
(griech.  ö^pa^fe,  lat.  Signum)  im  ägypt. 
(z.  B,  Skarabäen),  Vorderasiat,  (z.  B.  bab.- 
assyr.  Siegelzylinder)  und  kret.  Alter- 
tum (z.  B.  Tonsiegel  von  Kato  Zakro) 
ist  durch  Schriftquellen  und  die  Denk- 
mäler aufs  ausgiebigste  bezeugt.  Im 
griech. -röm.  Altertum  sind  die  Belege 
zahllos  (ausführlich  R.  E.  II  A  S.  2361/ 
2448  unter  Signum)  und  auch,  daß  es 
Staatssiegel  gab  (lirl  x^g  8iQ{ioatcf  acppa^tSt, 
Strabon  IX  p.  416;  ösöiQp-avxai  x^i  8>][io(Jtai 
o«ppaYi8t,  athen.  Inschrift  vom  Anf .  4.  Jh.s, 
Num.  chron.  19H  S.  352  usw.),  ist  reichlich 
bezeugt.  Uns  interessieren  insbes.  die 
Fälle  der  Verwendung  von  Siegelbildern 
zugleich  alsM.-bilder:  so  hatte  Seleukos  ein 
Siegel  mit  dem  Anker  —  der  nach  den  M. 
eine  Art  Hauswappen  der  Seleukiden  wurde 
(Head,  H.  N.»  S.  756),  verwendete  Sulla  ein 
Siegel  mit  der  Szene  der  Übergabe  des  lu- 
gurtha  durch  Bocchus  —  das  ist  das  be- 
kannte M.-bild  seines  Sohnes  Faustus  Sulla, 
siegelte  Caesar  mit  der  Venus  Victrix  — 
seinem  häufigsten  M.-bild,  siegelte  Augus- 
tus  mit  einer  Sphinx  —  die  ein  beliebter 
M.-typus  unter  ihm  ist  (eb,  S.  200).  — 
Wegen  der  byz.  S.  s.  unter  Bleibullen  u. 
Goldbullen.  —  S.  Salomos  s.  unter  Hexa- 
gramm. R- 

Siegelkunde  (Sphragistik,  s.  Sphragis)  ist 
die  Lehre  von  d.  Siegeln,  sowoU  d.  Siegel- 
stempeln (Petschaften,  Typaren)  als  auch 
den  von  diesen  abgedrückten  Siegeln.  Die 
Kenntnis  der  Siegel  ist  für  den  Numismati- 
ker wichtig,  weil  er  aus  ihnen  sehr  oft  allein 
Zeit    und    Ort    einer    Münze    bestimmen 


632 


SIEGESBEINAMEN— SIGLOS 


kann.  —  A,  Seyler,  Gesch.  der  Siegel, 
Lpz.  1894;  W.  Ewald,  Siegelkunde,  Mün- 
chen und  Berlin,  1914.  S. 

Siegesbeinamen  der  Herrscher  können 
allgemein  sein  wie  KaXXivixo?,  Nix>)(p6po;, 
(ivixYjto?,  invictus,  oder  speziell  den  besieg- 
ten Gegner  nennen  wie  Germanicus,  Sar- 
maticus  usw.  (s.  unter  Beinamen  und  vgl. 
die  einzelnen  Namen) ;  der  Parther  Onones 
sagt  von  sich  auf  M.  vetxi^dac  'Aptaßavov. 

R. 

Siegestaler  sind  Taler,  die,  auf  einen  Sieg 
geprägt,  dieses  Ereignis  durch  Bild  oder 
Schrift  oder  beides  andeuten.  Der  älteste 
Siegestaler  ist  wohl  der  sog.  »Schmalkaldi- 
sche  Siegestaler«,  eine  talerartige  Medaille 
auf  das  Zurückweichen  der  Schmalkaldener 
aus  dem  Feldlager  zu  Giengen  am  22.  No- 
vember 1546  (Ranke,  Deutsche  Gesch.  IV, 
1894,  S.  328  f.).  Er  zeigt  auf  der  Vs.  den 
Wappenschild  des  Kaisers,  oben  das  Datum, 
und  die  Umschrift:  Victoria  Invictissimi 
Caroli  V.  usw.,  auf  der  Rs.  den  Reichsadler, 
der  in  jedem  Schnabel  einen  bärtigen  Men- 
schenkopf trägt,  die  die  Häupter  des  Kur- 
fürsten Johann  Friedrich  und  des  Land- 
grafen Philipp  sein  sollen  (Köhler,  III, 
S.  57  ff,  mit  Abb.).  Weitere  berühmte  S. 
sind  die  Giustina  (s.  d.)  auf  den  Sieg  bei 
Lepanto  über  die  Türken  1571  (Papadopoli, 
II,  S.  311,  Taf.  34,  Nr.  i,  2),  die  auf  den  Sieg 
des  Großen  Kurfürsten  über  die  Schweden 
bei  Fehrbellin  1675  und  die  deutschen  von 
1871,  dazu  zahllose  Siegesmedaillen  aller 
Zeiten  und  Länder.  S. 

Siglos,  griech.  at-yXoc,  auch  afxXoc,  oder  im 
Neutr.  -ov,  griech.  Übertragung  des  semit. 
Schekel,  aexäX,  hebr.  ^p^,  lat.  siclus,  sicel 
bei  losephos,  den  Lexikogr.  u.  Metrologen, 
Belege  bei  Hultsch,  Metrol.  scr.  II  S.  214 
u.  256  im  Register;  er  ist  im  Orient  ^äj 
bzw.  Vso  der  Mine,  und  da  die  Mine  im  ein- 
fachen (leichte  Mine)  und  doppelten 
(schwere  Mine)  Betrage  bei  stets  gleichem 
Namen  vorkommt,  ergibt  sich  auch  im 
Griech.  ein  Schwanken  zwischen  dem  S. 
als  einem  4-,  2-  (oder  i-)  Drachmen-Stück. 
I,  Der  S.  als  Tetradrachmon  ist  das  i/^o 
■  bzw.  1/50  der  schweren  Mine:  loseph.  Ant. 
lud.  III  8,  2  (und  Hesych  unter  atxXov) 
gleicht  ihn  mit  einem  att.  Tetradrachmon, 
mieinf  damit  aber  nicht  das  wirkliche  zu 


17,4  g,  sondern,  wie  Bell.  lud.  II  21,  2 
lehrt,  das  noch  bis  in  seine  Zeit  von  Tyros 
geprägte:  B.  M.  C.  Phoenicia  S.  233/49,  die 
sicheren  Daten  bis  178  der  Stadt -Ära  = 
52/3  n,  C.  reichend,  Gewichte  bis  14,50  g 
steigend,  also  zur  metrolog.  Norm  des 
phönik.-ptolem.  Tetradr.  von  I4i55  g  iioch 
passend.  Das  aus  3000  solcher  schweren 
»heiligen«  S.  bestehende  hebräische  Talent 
wird  von  ihm  Ant.  lud.  XVII  8,  I  und 
II,  5  vgl.  mit  6,  I  auf  10  000  Dr.  gesetzt, 
was  zu  den  metrolog.  Normen  gleichfalls 
stimmt  (3000  X  14,55  g  =  loooox  4,366g). 
Dieser  »heilige«  S.  wird  richtig  im  Ev. 
Matth.  17,  27,  vgl.  24,  als  cjiaxirjp  =  2  8t- 
Spaxjxa  bezeichnet.  —  Ausdrücklich  als 
^pü  inschriftlich  bezeichnet  sind  die  jüd. 

Silber-M.  von  133/4— ^4V4g,  Abb.  86,  wozu 
es  auch  Halb-  und  einen  Viertel -Schekel 
gibt,  früher  den  Makkabäern,  jetzt  dem 
I.  Aufstande  der  Juden  unter  Nero  gegeben 
(der  Halbschekel  auch  bei  losephos  Ant. 
lud.  III  8,  2  und  Hesych,  unter  Vi- 
öixXiov  erwähnt);  mit  verändertem  Bilde 
und  ohne  die  Schekelbezeichnung  er- 
scheint diese  M.  im  2.  Aufstand  unter 
Hadriän  wieder,  daneben  Drachmen.  ■— 
B.  M.  C.  Palestine  S.  269  ff.,  284  ff. 

2.  Der  S.  als  Didrachmon  ist  das  V^o  bzw.  ■ 
V50  der  leichten  Mine,  das  SiBpa^H-ov  der  eben 
erwähnten  Stelle  des  Ev.  Matth.,  der 
Betrag  der  Tempelsteuer  des  erwachsenen 
Juden  (loseph.  Ant.  lud.  XVIII  9,  i; 
bell.  lud,  VII  6,  6;  interessant  demgegen- 
über Ant.  lud.  III  8,  2,  wo  der  Steuer- 
betrag als  aßcXoü  xh  ijfiwü,  also  Hälfte  des 
[schweren]  Schekels  angegeben  ist) ;  später 
=  2  neron.   Denaren  gerechnet. 

3.  Der  S.  als  Drachme  =  ^wo  der  leich- 
ten Mine  ist  der  al^Ko^  (tY]8txö?  des  att. 
Schatzverzeichnisses  L  G.  II 652  S.  43  (vgl. 
J.  H.  S.  1914  S.  292  unten),  des  Xenophon 
Anab.  I  5,  6  und  des  Photios  usw.,  die  ihn 
auf  7Va  (=  5,46  g)  bzw.  8  (att.)  Obolen 
(=  5,8  g)  schätzen;  er  ist  jene  äußerst 
häufige  pers.  Königssilbermünze  mit  dem 
König  als  Bogenschützen,  Abb.  45,  zu  der 
auch  die  Unterstufen  V3,  [V*?]?  V^>  Vw  vor- 
kommen (Klio  XIV  S.  98/100,  106  ff.); 
er  wog  normal  5,6  g  und  war  im  Werte 
=  V»o  des  pers*  Königsgoldschekels,  des 
Dareikos  (s,  d.)  von  8,4  g  (i  Talent  solcher 


SIGNARE— SIKKA 


633 


S.  =  300  Dareiken,  vgl.  Xen.  Anab.  I 
7,  18;  Arrian,  Anab.  IV  18,  7);  Wert- 
verhältnis  N  zu  JR  =  13V3  z^  1 1  die  Ein- 
teilung des  Schekels  in  20  Einheiten  (Gera) 
ist  auch  die  jüdische.  Dieser  S.  heißt 
Spö'XP'^  bei  Suidas  und  Harpokration 
(unter  Dareikos)  und  paßt  ja  auch  treff- 
lich zum  Mittel  griech.  Drachmengewichte. 
—  B.  M.  C.  Arabia  usw.  S.  149  ff.  Neuere 
Funde  solcher  S.:  Num.  chron.  1914 
S.  22—28,  1916  S,  I— 12.  —  R.  E.  II  A 
S,  2318/22.  R. 

Signare  =  mit  dem  Zeichen  versehen, 
siegeln,  stempeln,  prägen,  im  letzten  Sinne 
gleichbedeutend  mit  cudere,  percutere, 
ferire;  2.  B.  pecunia  signata  forma  p(ublica) 
p(opuli)  R(omani)  CIL  I*  n.  592  c.  XXI  und 
die  Stempel  röm.  A7"-Barren,  s.  d.,  Abb.  12 ; 
vgl.  auch  unter  Aes  signatum  und  Ferire. 

R. 

Signator,  von  signare  =  mit  dem  Zeichen 
versehen,  aus  einer  Inschrift  v.  J.  115  n.  C, 
Dessau,  Inscr.  1635,  bekannte  Amtsbezeich- 
nung eines  Münzhandwerkers,  wohl  = 
scalptor.  Vgl.  unter  Optio,  —  R.  E.  II  A 
S.  2347.  R. 

Signaturen  s.  unter  Künstlersignaturen. 

Signum,  lat.  urspr.  =  Zeichen,  insbes. 

1.  Feldzeichen  (S.  militare),  »Fahne«.  Die 
Legionen  hatten  als  solches  einen  Adler 
auf  einer  Stange,  s.  Legionsadler.  Ihre 
Unterabteilungen  (Manipcl,  Centurie)  führ- 
ten S.,  deren  wesentlicher  Bestandteil  die 
Stange  mit  einem  Widerhaken  unten  war; 
an  der  Stange  waren  Bänder,  eine  Hand 
(manus,  wohl  im  Zusammenhang  mit 
Manipel),  Querhölzer,  Halbmonde,  Kränze, 
Rundscheibe.n  (Phalerae,  s.  d.),  Ringe  (tor- 
ques)  u.  dgl.,  zuweilen  das  Wappentier  der 
betr.  Legion  (s.  unter  Legionsmünzen),  oft 
auch  ein  Tuch  (Vexillum,  s.  d.);  auf  J^  des 
Cn.  Nerius  und  C.  Valer.  Flaccus  steht 
auf  den  Tüchern  zweier  S.  ein  H  =  hastati 
und  ein  P  =  principes,  die  das  i.  und 

2.  Glied  der  röm-  Schlachtordnung  bildeten; 
auf  A  d.  Coel.  Caldus  kommt  ein  S.  mit 
HISpania  vor,  auf  JR  des  Augustus  gibt 
ein  Parther  ein  S.  mit  der  Nummer  der 
Cohors  X  auf  dem  Vexillum  zurück,  s.  u.  Das 
S.  der  cohors  speculatorum  führt  auf  M, 
des  Antonius  (vgl.  Galba,  Vespasianus) 
ein  Schiffsvorderteil  unten  an  der  Stange. 


Auf  M.  der  späteren  Kaiserzeit  sind  die 
S.  bei  dem  vorwiegend  militär.  Charakter 
der  Monarchie  allein,  zu  mehreren  oder 
in  der  Hand  des  Kaisers,  der  Fides,  Con- 
cordia  usw.  eine  der  häufigsten  Erschei- 
nungen. —  V.  Domaszewski,  Fahnen  des 
röm.  Heeres  1885  S.  45  ff.  u.  ö.;  R.  E. 
VI  S.  2151;  IIAS.  I33iff.  2327  ff.;  An- 
son,  Greek  coin  types  H  Taf.  XXH. 
XXni.  —  Erinnert  sei  auch  an  die  M. 
auf  die  Wiedergewinnung  einst  von  Par- 
thern und  Germanen  erbeuteter  röm.  S., 
M.  des  Augustus  mit  civib(us)  et  sign(is) 
milit(aribus)  a  Part(his)  recuper(atis)  usw. 
und  des  Germanicus  mit  signis  recept(is) 
devictis  Germ(anis). 

2.  Mit  S.  oder  Supernomen  bezeichnet 
man  einen  besonderen  Beinamen  meist 
auf  -ius,  den  in  der  Kaiserzeit  Römer 
und  Griechen  gelegentlich  außerhalb  ihres 
Namenskomplexes  führen,  z.  T.  ursprüng- 
lich Klubnamen;  auf  M.  kommen  vor 
(s.  unter  Münzbuchstabe)  das  S.  des 
Kaisers  Probus,  Equitius,  und  die  der 
Kaiser  Diocletianus  und  Maximianus, 
lobius  und  *Hpxo6^t(o?).  Auch  (Pietas) 
Faleri  und  Arnazi  könnten  S.  des  betr. 
Kaisers  sein.  —  Num.  chron.  1921  S.  265/8; 
R.  E.  HA  S.  2448;  N.  Z.  48  S.  159—66; 
Num.   Közlöny  25    S,  74/6.  212.        R. 

Sikka  bedeutet  imarab.  eig.  den  eisernen 
Klotz,  auf  dem  die  Dirhems  geschlagen 
wurden,  dann  überhaupt  Münzstempel;  im 
übertragenen  Sinne  bedeutet  das  Wort 
Münze,  dann  Münzprägung,  Oberaufsicht 
über  das  Münzwesen,  und  schließlich 
Münzrecht.  Es  steht  im  13.  und 
14.  Jh.  häufig  auf  Münzen  aller  3  Me- 
talle der  Djuöiden,  auf  Silber-  .und 
Kupfermünzen  der  Djagataiden  und  auf 
Gold-  und  Silbermünzen  der  Sultane 
von  Dehli,  später,  vom  16.— 19.  Jh.,  auf 
Gold-  und  Silbermünzen  der  Großmogule 
und  persischen  Schähe.  S.  Muhr.  —  Sau- 
vaire  in  JAs  7.  s6r.  15,  S.  235;  19,  S.  98; 
Frähn,  Recensio;  Lane  Poole,  Catal.  of 
indian  coins  in  the  Brit.  Mus.;  Allan  in 
Enzykl.  des  Islam,  sub  verbo. 

Das  Recht  der  Münzprägung  (Sikka)  und 
des  Freitagsgebets  für  den  Herrscher 
(IJlutba)  galten  für  die  hauptsächlichsten 
Prärogativen  des  unabhängigen  Fürsten. 
Ausgenommen  waren  von  vornherein  Kup- 


634 


SIKKA 


fermünzen,  welche  jeder  Statthalter  selbst 
schlagen  durfte. 

Anfänglich  stand  das  Recht  der  S.  nur 
dem  Khalifen  zu.  Auf  den  Omayyaden- 
münzen  wird  überhaupt  kein  Münzherr  er- 
wähnt. Es  verstand  sich  von  selbst,  wer 
der  Münzherr  war.  Unter  dem  zweiten 
*Abbäsiden,  al  Man§ür  (754 — 775),  kam  der 
allerdings  nur  von  einigen  Münzhöfen  be- 
obachtete Brauch  auf,  den  Namen  des 
Thronfolgers  auf  den  Münzen  zu  erwähnen 
und  so  die  Zusicherung  der  Erbfolge  vor 
die  Öffentlichkeit  zu  bringen.  Erst  auf 
den  Münzen  des  dritten  *Abbäsiden,  al- 
Mahdi  (77s — 785),  wird  der  oberste  Münz- 
herr selbst  genannt.  Daneben  kommen 
unter  ihm  und  seinen  nächsten  Nachfolgern 
auch  anonyme  Münzen  vor,  sowie  solche, 
auf  denen  der  Thronfolger  genannt  ist. 
Auch  Namen  von  Weziren,  Statthaltern, 
Münzaufsehern  und  anderen  Würdenträ- 
gern kommen  vor;  der  Platz  aber,  den  diese 
Namen  gewöhnlich  auf  der  Münze  einneh- 
men, über  oder  unter  der  Hauptlegende, 
zeigt,  daß  sie  nicht  dem  eigentlichen  Münz- 
herrn  gehörten.  Ein  einheitlicher  *abbä- 
sidischer  Münztypus  wurde  erst  unter  al 
Mu*ta§im  (833—842)  eingeführt.  Von  da 
an  steht  unter  dem  Glaubenssymbol  der 
Rs.  nur  der  Name  des  Khalifen,  manchmal 
auf  der  Vs.  noch  der  Name  des  Thron- 
folgers, aber  keine  anderen  Namen. 

In  der  2.  Hälfte  des  9.  Jh.  maßten  sich 
die  selbständig  gewordenen  Provinzstatt- 
halter das  Recht  an,  in  ihrem  eigenen  Na- 
men Münzen  zu  prägen.  Auf  diesen  Mün- 
zen wird  aber  immer  neben  dem  Namen  des 
Fürsten,  der  sie  prägte,  und  zwar  über  die- 
sem, der  Name  des  Khalifen  erwähnt.  Dieser 
Brauch  hielt  bis  ans  Ende  des  Khalifates 
(1258)  an,  sogar  zu  Zeiten,  als  die  welt- 
liche Macht  des  Sultans  eine  Pracht  ent- 
faltete, wie  sie  früher  in  islamischen  Län- 
dern gänzlich  unbekannt  war.  Die  jünge- 
ren Fürsten  eines  Herrscherhauses,  die  in 
den  Provinzen,  die  ihnen  anvertraut  waren, 
selbständige  Gewalt  ausübten,  erwähnten 
auf  ihren  Münzen  außerdem  noch  alle  ihre 
Oberherren  in  aufsteigender  Linie,  und 
ebenso  hielten  es  die  Dynastien,  die  die 
Oberhoheit  eines  anderen  mächtigeren  Ge- 
schlechtes anerkannten.  Nur  die  eigent- 
lichen  Revolutionäre,    *Aliden,    Idrlsiden, 


spanischen  Omayyaden,  Fäfimiden  u.  a., 
traten  als  ganz  selbständige  Münzherren 
auf  und  prägten  Münzen  ohne  Nennung  des 
Elhalif  en  von  Bagdad.  So  groß  aber  war  das 
Prestige  der  Khalifen,  daß  sogar  im  ent- 
fernten Spanien  viele  Kleinstaaten  des  11. 
Jh.,  sowie  die  Almoraviden  des  12.  Jh.  auf 
ihren  Münzen  ihnen  ihre  Ehrfurcht  bezeug- 
ten, indem  sie  einen  fiktiven  Imäm  *^Abdal- 
lah  als  obersten  Münzherrn  aufführten. 

Nach  dem  Untergange  des  Khalifates 
von  Bagdad  hielten  es  die  Mamlükensultane 
von  Ägypten  für  ratsam,  ein  neues  Khalifat 
in  Ägypten  zu  gründen,  dessen  Bedeutung 
nur  darin  bestand,  daiJ  es  die  weltliche 
Macht  der  Mamlüken  sanktionierte.  Die 
Namen  dieser  Khalifen  erscheinen  auf  den 
Münzen  der  Mamlüken  nur  in  der  aller- 
ersten Zeit  (bis  etwa  1277).  In  anderen 
islamischen  Ländern  bekannten  sich  nur 
die  Muzaff ariden  von  Fars  (131 3 — 93)  und 
die  Sultane  von  Dehli  (1341 — 1526)  zu  den 
ägyptischen  IChalifen,  deren  Namen  denn 
auch  auf  Münzen  dieser  Gebiete  erscheinen; 
der  größte  Teil  des  islamischen  Orients 
hatte  von  nun  an  keinen  Khalifen  im 
eigentlichen  Sinne  des  Wortes. 

Die  Mongolen  beriefen  sich  in  ihren 
Machtansprüchen  auf  das  von  ihren  heid- 
nischen Ahnen  ererbte  Recht  und  bedurf- 
ten keiner  weiteren  geistlichen  Sanktion; 
andere  Dynastien,  darunter  die  Timüriden, 
gründeten  ihre  Ansprüche  auf  den  Willen 
Gottes,  der  die  Macht  verleiht  und  nimmt 
wem  er  will  (ßlor'än  3,  25),  und  in  diesem 
Sinne  verschmolz  der  Begriff  des  Sultans, 
als  Vertreters  der  weltlichen  Macht,  mit 
dem  des  Khalifen  oder  Imäms.  Nur  in 
diesem  Sinne  waren  auch  die  Sultane  der 
Türkei  Khalifen.  Davon,  daß  der  letzte 
ägyptische  Khalif  e  nach  der  Eroberung  von 
Ägypten,  1517,  seine  Ansprüche  feierlich 
an  Selim  I  übertragen  habe,  findet  sich 
bei  zeitgenössischen  Schriftstellern  nichts. 
Mit  dem  Khalifen  von  Bagdad  können 
weder  die  ägyptischen  Khalifen,  noch  die 
türkischen  Sultane  auf  eine  Stufe  gestellt 
werden.  Während  die  ersteren  von  der 
ganzen  mubammedanischen  Welt  als  geist- 
liche Oberhäupter  anerkannt  wurden,  ihre 
Namen  auf  allen  islamischen  Münzen  ge- 
nannt wurden  und  sie  somit  nominell  als 
oberste  Münzherren  im   Islam  angesehen 


SIKLOS— SILBER 


635 


werden  können,  erscheinen  die  Namen  der 
ägyptischen  Elhalifen  nur  auf  einem  ganz 
geringen  Teil  der  zeitgenössischen  Münzen, 
kommen  die  Namen  der  türkischen  Sultane, 
abgesehen  von  einer  kurzen  Zeitspanne 
(1273 — 78),  während  der  sie  auf  Münzen 
von  Kälgar  erwähnt  werden,  nur  auf 
den  von  ihnen  selbst  in  ihrem  Reiche 
geprägten  Münzen  vor,  und  alle  sonsti- 
gen weltlichen  Herrscher  konnten  das 
Münzrecht  ausüben,  ohne  sich  selbst  dem 
Scheine  nach  um  Konstantinopel  zu  kehren. 
In  dieser  späteren  Zeit  wird  der  Khalifen- 
titel  von  muhammedanischen  Historikern 
den  verschiedensten  Herrschern  zuge- 
sprochen, welche  nur  irgendeinen  höheren 
Grad  von  Machtentfaltung  an  den  Tag 
legten.  Unter  anderem  wird  von  einem 
Historiker  so  der  Emir  von  Bukhärä  Nadir 
Muhammed  (1642—45)  genannt  (Barthold). 
Auf  Münzen  nennt  sich  nur  der  Sultan  von 
Dehli  Mubäreksäh  (1316 — 20)  Imäm  und 
Khalife  und  zwei  Jahrhunderte  später 
der  Gründer  des  Uzbekenreiches  Mu- 
Ipiammed  a§  Saibäni  (1500 — lo). 

In  Nordafrika  und  Spanien  gründeten 
die  Almohaden  1130  ein  eigenes  Khalifat. 
Beim  Verfall  ihres  Reiches  bekannten  sich 
die  spanischen  Dynastien  der  Hüdiden  und 
Na§riden  zu  den  orientalischen  *Abbäsiden, 
nach  dem  Sturz  von  Bagdad  prägten  die 
Nagriden  in  eignem  Namen  ohne  einen 
Khalifen  zu  erwähnen,  während  in  Nord- 
afrika  die  Traditionen  der  Almohaden  von 
den  öaf§iden  fortgesetzt  wurden.  Ihre 
Zeitgenossen,  dicMarlniden  und  Ziyäniden, 
nennen  sich  bis  auf  wenige  Ausnahmen 
nicht  Fürsten  der  Gläubigen,  wie  es  die 
Khalifen  taten,  sondern  gleich  den  Almo- 
ravidcn  Fürsten  der  Muslime,  wodurch  sie 
sich  den  öaf§iden  gegenüber  eine  unterge- 
ordnete Stellung  geben,  erwähnen  aber  auf 
ihren  Münzen  keine  anderen  Herrscher  als 
sich  selbst.  Die  Scherifcn  von  Marokko 
endlich  nennen  sich  auf  einigen  ihrer  Mün- 
zen Khalifen  und  Fürsten  der  Gläubigen 
xmd  gründeten  ihre  Ansprüche  auf  ihre 
Abstammung  von  *A1l  —  Barthold  in  Mir 
Islama  I  203  ff.,  345  ff-;  van  Berchem  in 
J.as.  1907,  245  ff.;  Tornberg  in  ZDMG.  22, 
701 ;  Stickel,  Handbuch  I  24  f.  V. 

Siklos,  -on  s.  unter  Siglos. 

Silber,  abgekürzt:  JR  und  ])  (Argentum 


und  Luna),  spez.  Gew.  10,5,  tritt  später 
als  Gold  auf,  da  es  nur  in  Gebirgen  vor- 
kommt und  viel  schwieriger  zu  gewinnen 
ist.  In  größeren  Mengen  schafften  es  erst 
die  Phönizier  aus  Spanien  nach  Syrien, 
Palästina  und  Griechenland,  durch  ihren 
Handel  wurde  Silber  das  allgemeine  Ver- 
kehrs- und  Tauschmittel  auf  ein  Jahr- 
tausend bis  zur  Perserzeit.  Die  Athener 
gewannen  Silber  besonders  auf  der  Chalki- 
dike  und  in  ihren  attischen  Gruben  von 
Laurion,  die  aber  systematisch  kaum  vor 
500  V.  Chr.  ausgebeutet  worden  sind  und 
zu  Strabons  Zeit,  das  heißt  zu  Beginn 
unserer  Zeitrechnung,  schon  verlassen 
waren.  Nach  den  Phöniziern  holten  die 
Karthager  das  spanische  Silber,  nach 
Plinius  (XXXIII,  31)  soll  Hannibal  aus 
einem  einzigen  Bergwerk  täglich  300  Pfund 
{98  kg)  Silber  gewonnen  haben.  Dann 
kamen  die  Römer,  die  nach  Polybius, 
also  um  200  V.  Chr.,  40000  Menschen  im 
spanischen  Silberbergbau  beschäftigten.  — 
In  Deutschland  fand  die  erste  Silber- 
ausbeute im  Lebertal  im  Elsaß  im  7.  Jh. 
statt.  Vom  IG.  bis  12.  Jh.  kam  das  meiste 
Silber  in  Europa  aus  dem  Harz.  936  be- 
gann der  Silberbergbau  im  Erzgebirge^ 
aber  erst  um  1470  in  den  Freiberger 
Gruben,  den  ergiebigsten  in  Deutschland, 
wozu  seit  15 10  Joachimsthal  trat.  Zuvor 
schon  waren  die  seit  1150  betriebenen 
Tiroler  Silberminen  sehr  ergiebig  geworden, 
wurden  im  16.  Jh.  aber  von  denen  des 
Erzgebirges  weit  übertroffen.  Die  Glanz- 
zeit der  deutschen  Silberausbeute  ging 
mit  dem  16.  Jh.  zu  Ende.  Um  die  Mitte 
dieses  Jahrhunderts  fing  sich  die  über- 
seeische Ausbeute  an,  bemerklich  zu 
machen.  Sie  hatte  in  Mexiko  1522,  in 
Potosi  in  Bolivia  1547  begonnen.  Im 
Jahre  15 57  führte  Bertolo  de  Medina  das 
Amalgamationsverfahren  ein,  das  eine  viel 
vorteilhaftere  Gewirmung  des  Silbers  war 
als  das  bis  dahin  übliche  Abtreiben  mit 
Blei.  Seit  dem  16.  Jh.  kommt  das  weit- 
aus meiste  Silber  aus  Amerika,  heute  sind 
Mexiko  mit  39,  die  Vereinigten  Staaten 
mit  27,  Peru  und  Kanada  mit  iS<»/o  an 
der  Weltsilberproduktion  beteiligt.  Von 
anderen  Silberbergwerken  sind  noch  die 
seit  1623  in  Kongsberg  in  Norwegen,  seit 
1814  im  Ural  betriebenen  zu  erwähnen. 


636 


SILBERDUKAT— SILBERWÄHRUNG 


Das  meiste  Silber  wird  heute  durch  Kupfer - 
raffination  und  Bleitreiben,  ^/ig  durch 
Amalgamation  und  nur  wenig  durch  Laug- 
prozesse  und  Elektrolyse  gewonnen.  — 
Silbermünzen  sind,  wenn  nicht  die  erst 
geprägten,  so  doch  seit  Beginn  der  Münz- 
herstellung  immer  und  überall  geschlagen 
worden,  im  Altertum  bis  zur  römi- 
schen Kaiserzeit  meist  ohne  absichtlichen 
Kupferzusatz,  seitdem  mit  mehr  oder 
weniger  Kupfer  vermischt.  Ein  kleiner 
Kupferzusatz  ist  zur  Erzeugung  gröjßerer 
Härte  angebracht,  doch  darf  er  bei  Wäh- 
rungsgeld nicht  über  1/4  gehen.  Die  bis 
19 14  allgemeine  Feinheit  von  9oo/iooo  ist 
heute  leider  aufgegeben  worden,  und  die 
jetzt  S^^/xooo  feinen  Münzen  sind  keine 
Silber-,  sondern  Billonmünzen  (s.  Billon 
und  Silberwährung).  Über  das  russische 
Silber  s.  Serebrö.  —  B.  Neumann,  Die 
Metalle,  Halle  a.  d.  Saale,  1904,  S.  I54ff.; 
H.  Blümner,  Technologie  . .  .  bei  Griechen 
und   Römern   IV,   Leipzig   1887,    S.  28  jff. 

S. 

Silberdttkaiy  der  offizielle  Name  des 
Albertustalers  (s.  d.)  in  den  Vereinigten 
Niederlanden.  S. 

Silbergroschen.  Die  ersten  »Silber- 
groschen« genannten  Münzen  waren  die 
sächsischen  Spitzgroschen  (s.  d.)  wegen 
ihrer  gegen  die  früheren  Groschen  höheren 
Feinheit  {14  Lot).  Die  späteren  Silber- 
groschen bekamen  diesen  Namen  im  Gegen- 
satz zu  den  polnischen  kupfernen  Groschen 
der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jh.s.  Besonders 
hießen  so  die  österreichischen  und  schlesi- 
schen  Kaisergroschen  oder  Dreikreuzer- 
stücke. Der  schlesische  Name  »Silber- 
groschen« wurde  dann  auf  den  preußischen 
Vso-Taler  des  Münzsystems  von  1821  über- 
tragen, der  die  Hauptscheidemünze  bis 
1873  blieb.  Er  war  aber  keine  Silber- 
münze, sondern  mit  seiner  Feinheit  von 
nur   220  Tausendsteln   eine  Billonmünze. 

S. 

SUberling  übersetzt  Luther  Gen.  37,  28 
die  »20  [seil.  Stücke,  d.  h.  also  wohl 
Schekel]  Silbers«  und  Ev.  Matth.  26,  15; 
27,  3.  5.  6.  9  das  griech".  dlp*)föpiov,  für  deren 
30  Judas  Christus  verriet  und  um  deren 
weitere  Schicksale  das  Mittelalter  einen 
reichen  Legendenkranz  wob;  viele  figu- 
rieren  in   den   Reliquienschätzen;    soweit 


noch  nachweisbar,  sind  es  meist  Tetra - 
drachmen  von  Rhodos  (die  Rhodiserritter 
hoben  ein  solches  lange  als  S.  im  Schlosse 
auf).  Eine  Fälschung  derart  trägt  in 
Buchstaben  des  15.  Jh.  die  Aufschrift 
imago  Caesaris,  also  als  Zinsgroschen,  s.  d. 
Ein  dem  Lucas  van  Leyden  zugeschriebenes 
Bild  aber  zeigt  unter  dem  Passionsgerät 
als  S.  sog.  Görlitzer  Schekel,  s.  d.  In 
Wirklichkeit  können  die  30  S.  etwa  röm. 
Denare  oder  Tetradrachmen  von  Tyros 
oder  Antiocheia  Syr.  gewesen  sein.  — 
Hill,  Medallic  portraits  of  Christ  S.  91/116. 

R. 

Silberner  Reiter,  der  Name  des  Dukatons 
(s.  d.)  in    den  Vereinigten    Niederlanden. 

S. 

Silberwährung  ist  die  Edelmetallwährung, 
bei  der  nur  Silbermünzen  Kurantgeld  oder 
unbeschränkte  gesetzliche  Zahlmittel  sind, 
so  daß  der  Gläubiger  in  ihnen  Zahlung 
fordern  darf,  während  Goldmünzen  Handels- 
geld ohne  gesetzliche  Zahlkraft  sind.  In 
früheren  Zeiten  herrschte  diese  reine 
Silberwährung  selten  (s.  auch  Währung), 
vielmehr  meist  Parallelwährung  (s.  d,),  bei 
der  zeitweise  die  Silbermünzen  überwogen 
wie  zur  Zeit  der  römischen  Republik. 
Reine  Silberwährung  hatte  Mitteleuropa 
seit  der  Münzreform  Karls  des  Großen 
bis  zum  14.  Jh.,  als  wegen  der  Verschlechte- 
rung der  Silbermünzen  die  goldenen  mehr 
und  mehr  die  Großhandelsmünzen  wurden. 
Dann  wieder  hat  seit  Ende  der  15.  Jh.  das 
Versiegen  des  Goldzuflusses  die  Welt  ge- 
zwungen, den  für  die  gewaltig  steigende 
Industrie,  Verkehr  und  Handel  nötigen 
größeren  Bedarf  an  Zahlmitteln  durch 
Silbermünzen  zu  decken,  dem  die  große 
Vermehrung  der  Silberproduktion  in 
Deutschland  und  Amerika  entgegenkam. 
Jedoch  reine  Silberwährung  hatte  man 
damals  nicht,  da  jede  Zahlung  ebenso  mit 
Gold-  wie  mit  Silbermünzen  geleistet 
werden  durfte.  Erst  im  19.  Jh.  hatte 
man  in  Deutschland  auf  kurze  Zeit,  1857 
bis  1S7S,  reine  Silberwährung  durch  den 
Münzvertrag  von  1857,  der  die  Goldmünze 
(s.  Krone)  zur  Ware  machte.  Auch  Holland 
nahm  1847,  Britisch- Indien  1852  diese 
Währung  an. 

Als  aber  nach  der  Einführung  der  Gold- 
währung in  Deutschland  im  Jahre  1873 


SILBERZERTIFIKATE-SILENOS 


637 


gewaltige  Silbermengen  zum  Verkauf 
kamen,  Holland  1874,  der  lateinische  Münz - 
bund  1878  die  Silberkurantprägung  ein- 
stellten, dabei  die  Silberproduktion  in  einer 
bis  dahin  unerhörten  Weise  zunahm,  fiel 
der  Preis  des  Silbers  gegen  Gold  schnell 
Einen  noch  stärkeren  Abschnitt  bildete 
die  Schließung  der  britisch -indischenSilber- 
münzstätten  1893  und  infolgedessen  die 
Einstellung  der  Silberkäufe  der  Vereinigten 
Staaten  (s.  Dollar),  worauf  ein  Staat  nach 
dem  anderen  zur  Goldwährung  überging 
(s.  d.).  Um  einige  Zahlen  zu  geben,  so 
betrug  der  Londoner  Silberpreis  für  eine 
Unze  37/40  feines  Silber  in  pence  1870 
(Wertverhältnis  etwa  l  :  15V2)  öoB/g,  1880 
515/8,  1890  435/8,  1894  27,  1898  25,  1903 
203/4,  1909  23V4,  1928  263/4  pence,  und  die 
Silberproduktion  1876  2,11,  1898  bis  1908 
jährlich  etwa  5,3  Millionen  Kilogramm 
(s.  auch  Wertverhältnis).  S. 

Sllberzertitikate  sind  Scheine,  die  von 
den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika 
ausgegeben  wurden,  als  infolge  der  Bland - 
bill  von  1878  (s.  Dollar)  die  Silberdollar  das 
Gold  zu  vertreiben  drohten.  Sie  wurden 
für  Deponierung  von  Dollar  ausgegeben, 
erreicht  wurde  aber  dadurch  nichts.  1906 
waren  für  473  Millionen  Dollar  S.  vor- 
handen, seit  1918  sollten  sie  beseitigt 
werden.  —  J.  Scheffler,  S.  64,  69,  80  f., 
115,    122;   H-  Moeller,    S.  52  f.  S. 

SllenoSy  SiXiQvoc,  lat.  Silanus,  Silenus, 
griech.  Walddämon,  Mischwesen  von 
Mensch  und  Pferd,  d.  h.  Mensch  mit  Pferde- 
ohren, meist  -schweif,  oft  auch  -beinen 
oder  wenigstens  -hufen,  oft  glatzköpfig, 
stülpnasig,  vollbärtig;  anfänglich  in  der 
Mehrzahl  gedacht  und  mit  den  Satyrn 
zusammenfallend,  streifen  sie  in  Wald 
und  Berg  herum  und  stellen  den  weibl. 
Walddämonen,  den  Nymphen  nach,  lieben 
Tanz  und  Musik;  später  treten  sie  ins 
Gefolge  des  Dionysos  ganz  wie  andere 
Waldgeister  ein  (Kentauren,  Pan  und  eben 
diese  Nymphen  als  Mainaden)  und  es 
bildet  sich  ein  Unterschied  des  einen  S., 
eines  trunkenen  Alten,  der  die  tieri- 
schen Attribute  ablegt  und  als  Erzieher 
des  Dionysos  erscheint,  und  einer  Schar 
von  Satyrn  (s.  d.)  heraus.  —  Auf  M. 
erscheint  ein  S.  zu  benamender  spitz - 
bärtiger  Kopf  mit  Tierohr  als  der  wohl 


älteste   Kopf  auf  M.   überhaupt   (7.    Jh. 
V,    C,    Insel  des   äg.   Meeres?);   ähnliche 
Köpfe  und  Masken  in  eigenartigem  Typus 
von  vorn,    im  3/4-Profil  oder  seitlich  ge- 
wandt finden  sich  noch  oft  in  archaischer 
und    der  Übergangszeit    (bes.    schön  der 
von  Aitnai),  auch  mit  dem  eines  Mädchens 
zum    Doppelkopf    vereinigt    (Regling,    M. 
als  Kunstwerk,  Abb.  25,  137,  301/03,  548, 
772,  386,  61),  zuletzt  im  4.  Jh.  in  Tuder 
und  Hatria.    Dann  ändert  sich  der  Kopf- 
typus und  wir  pflegen  ihn  dann  Pan  (s.  d.) 
zu  nennen.  —  In  ganzer  Gestalt  erscheint 
ein   S.    tanzend   auf   einer  irrig  Termera 
gegebenen  M.,    dann   bes.   in  zwei  weit- 
verbreiteten   nordgriech.    M. -Sorten,    der 
von  Thasos,  wo  der  S.  ein  Mädchen  raubt, 
anfangs  im  Knielaufschema,  dann  wird  ein 
wirkliches    Knien    daraus,    und   der   irrig 
nach  Lete  gegebenen  Sorte,  wo   S.  und 
Mädchen  sich,  z.  T.  in  obszöner  Haltung, 
gegenüberstehen,    er   oder   sie   öfter   eine 
Pflanze     (Tannenzweig,     Kranz,     Blume) 
haltend;   vgl.  Z.  f.  N.  37  S.  35/43;   beide 
Sorten    zeigen    auf    Klein- M.     den     S. 
hockend  oder  ^im  Knielauf.    Auf  M.  von 
Katana  und  Abdera  (hier  tanzend),  frühes 
S.  Jh.,  kommt  er  als  Beiz.  vor.   Auf  Kyzi- 
kenern  des  5.  Jh.  begegnet  uns  kniend  ein 
aus  einem  Vorratsgefäß  in  einen  Becher 
einschenkender,     ein   gleich   das   Vorrats- 
gefäß an  den  Mund  setzender,   auch  ein 
den    Thunfisch     (das     Stadtzeichen    von 
Kyzikos)  haltender  S.  ohne  sonstiges  Attri- 
but,  und  ein  sitzender  anscheinend  mit 
der  Doppelflöte.    Auf  M.  von  Himera  läßt 
sich  ein  kleiner  S,  aus  einem  Brunnen  das 
Wasser  auf  den  Leib  strömen.     Auf  M. 
von  Naxos  Siz.  sitzt  ein  S.  —  seine  schönste 
Darstellung  auf  M.  —  fast  von  vom  ge- 
wandt  auf   der    Erde,    mit   Becher   und 
Thyrsos  oder  Weinschlauch;  gewachsener 
Boden,  später  auch  Herme  und  Weinstock 
zeigen,  daß  die  Szene  im  Freien  spielt  (Reg- 
ling, Abb.  395,  562/4).   Auf  M.  von  Terone 
kniet  ein  S.  vor  einem  gewaltigen  Wein- 
kessel, um  daraus  zu  trinken,  in  Mende 
befaßt  er  sich  mit  einem  Esel  (Z.  f.  N.  34 
S.  29).     Kurz,  wir  sehen,  wie  die  S.  wie 
alle   anderen  niederen   Götter  zu   genre- 
hafter Weiterbildung  neigen,  und  wie  diese 
kommen  auch  sie  bes.  gern  auf  der  bloßen 
Erde  sitzend,  hockend  oder  kauernd  vor. 


638 


SILIQUA-SIMPÜLUM 


In  der  hellenist.  Zeit  verschwindet  dieser 
Typus  von  den  M.,  und  als  er  in  der  Kaiser- 
zeit wieder  auftaucht,  ist  die  Loslösung 
des  einen  rein  menschlich  gebildeten  S. 
von  einer  Mehrzahl  von  gehörnten  und 
meist  geschwänzten  Satyrn  (s.  d.)  ge- 
schehen: wir  finden  den  S. -Greis  jetzt 
steh,  mit  Kantharos  und  Schale  (?) 
(Bizye),  dann  mit  dem  Dionysoskinde  im 
Arm  und  Traube  (Sardeis),  ebenso  mit 
ihm  auf  Korb  sitzend,  Becher  in  der  Hand 
(Maionia,  Sardeis,  Tmolos),  dann  im 
Dionysoszuge,  z.  B.  steh,  auf  den  Stab  ge- 
stützt bei  der  Auffindung  der  Ariadne  (Pe- 
rinth,  Abb.  98)  oder  dem  Gespann  voran- 
schreitend (Seleukeia  Kil.,  Laodikeia  Phr.) 
oder  gebückt  hinterher  humpelnd  (Me- 
thymna).  Er  assistiert  beim  Opfer  des 
Dionysos  (griech.  Med.  Naville  Kat,  II 
ji.  982),  er  reitet  auf  dem  Esel  (Teos). 
Auch  Masken  des  S.,  z.  T.  mit  anderem 
dionysischem  Gerät  vereinigt,  kommen  vor 
(Teos,  Dionysopolis  Phr.,  Laodikeia  Phr.). 
—  Ein  S.  ist  auch  der  schlauchtragende 
oder  flötespielende  Marsyas  (s.d.).' — Auf 
röm.  M.  eines  D.  lun.  Sil^us  finden  wir 
um  des  Namensanklanges  willen  die  be- 
kränzte, bärtige  Maske  des  S.  mit  Tierohr, 
'die  auch  auf  makedon.  M.  eines  gleich- 
namigen Prätors,  von  vom  mit  Efeukranz, 
•Glatze  und  Tierohren,  erscheint.  —  R.  E. 
III  A  S.  35/48.  R. 

Siliqua  (griech.  xspaiiov,  eigtl.  der  Same 
^es  Johannisbrotbaumes),  die  kleinste  röm. 
♦Gewichtseinheit  =  ^fe  Scripulum  =  ^Ji'jt» 
libra  (Pfund)  =  0,19  g.  Als  M.  war  sie 
also  =  7a4  Solidus,  da  deren  72  aufs  Pfund 
gingen,  =o,53J?X,  erscheint  in  diesem 
Sinne  zuerst  i.  J,  323  n.  Chr.  (Dessau,  Inscr. 
'9420)  und  ist  im  S./6.  Jh.  n.  Chr.  die 
Rechnungs-M.;  in  M  ausgeprägt  wird  sie 
wohl  schon  unter  Constantinus  L,  sicher 
und  häufig  vonConstantius  IL  bis  Arcadius 
und  Honorius,  vereinzelt  auch  später; 
wichtigste  M. -Bilder:  die  vota -Aufschrift, 
dann  die  sitz.  Roma;  Hauptvorkommen  in 
:großen  Schätzen  aus  England  (Num.  chron. 
1915  S.  433/S19),  Ihr  Gewicht,  das  bei 
einem  anfänglichen  Verhältnis  von  Gold 
zu  Silber  wie  13,88  zu  l  (s.  unter  Miliarense) 
=  0,19  X  13,88  =  2,63  g  betragen  sollte  — 
bei  dem  späteren  wie  14,4  zu  i  (S  Solidi  = 
"S/p  Pfund  Goldes  ä  i  Pfund  Silbers  nach 


Vorschrift  von  397)  aber  2,73  g  — ,  stimmt 
dazu  aber  nur  mit  dem  Höchstgewicht  von 
2,66  g,  von  dem  die  Stücke  lückenlos  bis 
auf  1,04  g  sinken,  so  daß  die  Abtrennung 
einer  Halbsiliqua  schwer  ist;  die  Unregel- 
mäßigkeit beweist,  daß  es  sich  um  eine 
Kredit -M.  handelt,  deren  Einzelgewicht 
keine  große  Rolle  spielte.  —  R.  E.  III  A 
S.  61/65.  —  ^ie  mittelalterliches,  s.  unter 
Denar  (2)  und  Schilling  (i).  R. 

Silphion,  das,  eine  Gewürzpflanze,  ver- 
mutlich die  Umbellifere  Narthex  Asa 
foetida,  in  der  der  Hauptreichtum  der 
Kyrenaike  bestand,  ist  auf  M.  der  dortigen 
Städte  vom  6.  Jh.  an  —  teils  die  ganze 
Staude,  teils  die  Frucht,  das  Blatt,  die 
Dolde,  die  Wurzel  —  der  wichtigste  Typus. 
—  B.  M.  C.  Cyren.  S.  CCLIfif.;  Z.  f.  N.  37 
S.  82;  Anson,  Greek  coin  types  III  Taf. 
III— V.  R. 

Silvanus,  wohl  von  silva  abzuleiten, 
röm.  Wald-  und  Feldgott  ohne  öffentlichen 
Kultus,  etwa  dem  griech.  Pan  entsprechend, 
verwandt  auch  mit  Priapos,  Marsyas  u.  dgl. ; 
als  S.  ist  nach  beschrifteten  Darstellungen 
(auf  Altarreliefen  und  Statuetten)  zu  be- 
zeichnen der  auf  Med.  Hadrians  vor- 
kommende nackte,  bärtige  Gott  mit 
Gärtnermesser,  der  in  ländl.  Umgebung 
einen  Widder  zum  Altar  schleift;  als 
Silva(nus)  bezeichnet  ist  eine  Götter- 
gestalt in  Cremna  (Num.  chron.  X  1847/8 
S.  9S),  und  auch  ein  steh.  Gott  mit  Schale 
und  Pedum  (oder  Gärtnermesser?)  in 
Korinth  mag  S.  sein  (Z.  f.  N.  24  S.  53).  — 
R.  E.  III  A  S.  117/25  (M.  nicht  erwähnt); 
Bernhart,   Handbuch   S.  68.  R. 

Simon,  St.,  Apostel  erscheint  mit  seinem 
Bruder  Judas  Thaddäus,  Apostel,  zu- 
sammen, und  zwar  kommen  sie  haupt- 
sächlich in  Goslar  auf  Denaren  der  Sachs. - 
fränk.  Kaiserzeit,  auf  Hohlpfennigen  und 
den  sog.  Bauerngroschen  (s.  d.)  zusammen 
vor;  Simon  hat  als  Attribut  die  Säge, 
Judas  eine  Keule.     Vgl.  Nachahmungen. 

Su. 

SimpelguWen  s.  Goldgulden  am  Schluß. 

Slmpulum  oder  Slmpuvluiny  röm.  Kult- 
gefäß aus  Ton  oder  Metall,  beim  Opfern 
zur  Weinspende  verwendet  und  Abzeichen 
der  Pontifices;  aus  Standplatte,  napf- 
f örmigem  Bauch  mit  langem,  umgebogenem 
Henkel  und  meist  einer  kurzen  Lippe  vom 


SIMULTANWÄHRUNG— SKANDINAVISCHE  MÜNZUNION         639 


bestehend,  erscheint  es  zuweilen  in  der 
Hand  des  Kaisers  selbst,  oder  mit  anderen 
Opfergeräten  und  priesterlichen  Abzeichen 
(Lituus,  Beil,  Dreifuß,  Patera,  Aspergillum, 
Urceus,  Apex)  auf  republik,  (z.  B.  P.  Sulp. 
Galba,  Caesar,  Brutus,  C.  Antonius)  und 
kaiserl.  M.,  Abb.  89.  —  R.  E.  III A 
S.  213.  R. 

Simultanwährung  =  Parallelwährung 
(s.  d.).  S. 

Singapore-DoUar  =  Straits -Dollar  (s.  d.). 

Singula,  im  röm.  Rechnungswesen  die 
Stufe  von  ^ao  der  Silbereinheit,  ursprüng- 
lich des  Denars,  später  des  Sesterz,  also 
s.  V.  w.  Sembella,  s.  d.  und  unter  Libella, 
wo  auch  inschriftl.  Nachweis  für  die  S. 
—  R.  E.  III  A  S.  237.  R. 

Sirene,  griech.  SeipiQv,  lat.  Siren(a),  meist 
in  der  Mehrzahl,  ursprünglich  der  Toten- 
geist, der  die  abgeschiedene  Seele  verkör- 
pernde Vogel;  die  Seele  braucht  zur  Fort- 
existenz Blutgenuß,  und  so  wurden  die  S. 
zu  Wesen  (Od.  XII  39—54,  158—200),  die 
durch  listige  Verführung  Sterbliche  an- 
locken und  töten.  Auf  M.  von  Kyzikos 
erscheint  eine  S.  etwa  in  Form  einer  Gans 
mit  Mädchenkopf  (Nom,  VII  Taf.  II  29), 
ähnlich  in  Phokaia  (Tirait6  Taf.  IV  20/1) 
usw. ;  auf  einem  Denar  des  Augustus,  BMC. 
Rom.  rep.  Taf.  LXVI  15,  erscheint  eine  S. 
als  Stelzvogel  mit  dem  Oberkörper  eines 
Mädchens,  mit  Blasinstrument  in  jeder 
Hand.  Sonstige  Mischwesen  zwischen 
Mädchen  und  Vogel,  zuweilen  S.  genaimt, 
s.  unter  Harpyie.  —  R.  E.  III A  S.  288/308; 
Weicker,  Der  Seelenvogel  1902.  R. 

Sirius,  der  Hundsstern,  der  hellste  aller 
Fixsterne,  vom  griech.  öefptoc  =  heiß,  weil 
sein  Frühaufgang  in  den  Hochsommer  fällt 
(unsere  »Hundstage«);  für  die  Ägypter,  wo 
er  Sopdet  =  die  Schärfe,  gräzisiert  Sothis, 
Swöt?  hieß  und  als  Seele  der  Isis  galt,  war 
sein  Frühaufgang  der  Jahresanfang,  und 
die  Periode  von  1460  Jahren,  nach  der  das 
Neujahr  des  Wandeljahres  von  365  Tagen 
wieder  mit  dem  des  wirklichen  S.  -Jahres  von 
365 V4  Tagen  zusammenfiel,  hieß  S.-peri* 
ode.  —  Nachr.  d.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Göttin- 
gen 1919  S.  293.  307;  R*  E.  III A  S.  314.  — 
Auf  M.  erscheint  der  S.  als  Hundsvorderteil 
umstrahlt  in  Keos,  wo  er  verehrt  wurde, 
und  die  Isis-Sothis  auf  einem  Hunde  (mit 
Strahlenkranz)  sitzend  finden  wir  auf  röm. 


Med.  von  Hadrianus  bis  Faustina  iun. ;  der 
Hund  springt  dem  Isiswagen  auf  einem 
luhanus-Med.  (s.  unter  Isis)  voran.      R. 

Sisto  war  ein  Grosso  des  Papstes  Sixtus  V. 
(1585 — 1590),  gemünzt  in  Bologna  zu  44 
Quattrini,  während  der  Giulio  40,  der  Car- 
lino  30,  die  Gabella  26  galt.  Der  Sisto 
zeigte  auf  der  Vs.  das  päpstliche  Wappen, 
auf  der  Rs.  den  hl.  Petronius.  —  Serafini  II, 
S.  97,  Taf.  59,  Nr.  7,  8.  S. 

Sistrum,  Klapper  oder  Rassel,  Attribut 
der  Isis;  durch  das  Geräusch  werden  die 
bösen  Geister  verscheucht.  Erscheint  auch 
als  eigener  M. -Typus,  z.  B.  in  Alinda,  und 
neben  dem  Isis -Kopfschmuck  auf  M,  des 
luba  IL  mit  Kleopatra.  —  Mitt.  für  Münz- 
sammler   1929   S.  315.  R. 

Situla,  Eimer  mit  großem  Tragebügel 
(Henkel),  Attribut  der  Isis  (s.  d.),  enthält 
das  Nilwasser,  das  im  I. -Kulte  gebraucht 
wird.  R. 

Sixain  hieß  seit  Karl  VIII.  von  Frank- 
reich (1483 — 1498)  der  halbe  Douzain  (s.  d.), 
unter  Heinrich  IV.  (1589 — 1610)  der  halbe 
Sol  tournois.  Auch  hieß  so  in  Cypern  die 
venetianische  Carzia  (s.  d.),  obwohl  sie 
nicht   6,    sondern   4  Perperi  galt.      S. 

Sixpence,  der  von  Eduard  VI.  1551  einge- 
führte englische  Halbschilling,  eine  bis 
zur  Gegenwart  geprägte  Silbermünze, 
die  seit  etwa  1700  in  der  Tat,  seit  1816 
offiziell  eine  Scheidemünze  war.  Sie 
trug  auf  der  Vs.  die  Büste  des  Königs, 
auf  der  Rs.  den  Landesschild  auf  Kreuz. 
Später  wechselte  das  Gepräge  oft;  es 
war  seit  1603  Büste-Schild,  seit  1694 
Büste-5  Schilde,  seit  1830  Kopf -Wertbe- 
zeichnung, seit  19 10  Kopf -Löwe  auf  Krone. 
Der  Sixpence  wog  zuerst  3,11  g  und  hielt 
2,85  g  Silber,  seit  1601  wog  er  3  g  und  hielt 
2,78  g  Silber.  Seit  1920  ist  er  wie  alle 
englischen  Silbermünzen  nur  500/1000  fein. 
Auch  geringe  irische  .Sixpence  Heinrichs 
VIII.  sind  zu  erwähnen.  S. 

Sk-  s.  Seh-. 

Skandinavische  Mfinzunion.  Die  s.  M. 
ist  am  27.  Mai  1873  zwischen  Dänemark  und 
Schweden  geschlossen,  in  Dänemark  am 
23.  Mai,  in  Schweden  am  30.  Mai  1873 
gesetzlich  geworden.  Am  16.  Oktober  1875 
ist  Norwegen  beigetreten,  wo  sie  durch 
Gesetz  vom  17.  April  1875  eingeführt  war. 
Aber  das  neue  Münzsystem  wurde  in  Däne- 


640 


SKEATTA— SKYLLA 


mark  und  Schweden  erst  am  i.  Januar 
1875,  in  Norwegen  am  i.  Januar  1877  in 
Kraft  gesetzt.  Die  3  Länder  gingen  von 
der  bisher  bei  ihnen  herrschenden  Silber - 
Währung  jetzt  zur  Goldwährung  über,  deren 
Einheit  die  Krone  zu  100  Öre  war.  Geprägt 
wurden  Goldmünzen  zu  20  und  10  Kr. 
(nach  Supplementskonvention  V.  26.  3.1881 
auch  s  Kr.),  2480  Kr.  aus  i  kg  Feingold, 
2232  kr.  aus  i  kg  900/1000  feinem  Münzgold. 
Die  Goldkrone  wog  hiernach  0,44  803  g  und 
hielt  0,403  227  g  fein  Gold.  Die  20-,  10- 
und  5 -Kr.  in  Gold  hatten  23,  18  und 
16  mm  Dm.  Nur  Schweden  hat  5-Kr.- 
stücke  gemünzt. 

Die  früheren  Währungsmünzen  wurden 
so  tarifiert,  daß  i  Kr.  =  i  Riksdaler  schwe- 
disch, ^/2Rigsdaler  dänisch  und  V4Species- 
taler  norwegisch  galt.  Das  "Wertverhältnis 
zwischen  Silber  und  Gold  war  (1875)  in 
Schweden  15,81,  in  Dänemark  15,67,  in 
Norwegen  15,68  :  i. 

Scheidemünzen  waren  2  Kr.,  i  Kr.,  50  öre, 
25  öre,  10  Öre  von  Silber,  5,  2  und  i  öre 
von  Kupfer.  2  Kr.  und  i  Kr.  0,800  fein,  15  g 
und  7,5  g  Rauhgew.,  12  und  6  g  Feinsilber, 
50  und  25  öre  0,600  fein,  10  öre  0,400 
fein.  Gewicht  5—2,42—1,45  g  rauh, 
3  —  1,452 — 0,58  g  fein.  Alle  diese  in 
einem  Lande  geprägten  Münzen  galten 
auch  in  den  beiden  andern  nordischen 
Reichen,  aber  erst  1894  und  1901  erhielt 
das  Papiergeld  freien  Umlauf  in  allen  3 
Reichen. 

Während  des  Weltkriegs  wurde  die  nordi  - 
sehe  Münzunion  zwar  nicht  formell,  aber 
in  der  Tat  ganz  aufgehoben.  Die  Zettel 
konnten  weder  mit  Gold  eingewechselt 
werden  noch  konnten  Gold  und  Münzen 
zwischen  den  nordischen  Ländern  frei  um- 
laufen. Durch  eine  Supplementskonven- 
tion V.  22.  3.  1924  ist  es  jedem  Lande  ge- 
stattet, seine  eigene  Scheidemünze  zu 
prägen.  Hiernach  werden  in  Dänemark 
2  Kr.  und  i  Kr.  und  50  Öre  aus  einer 
Mischung  von  Kupfer,  Nickel  und  Alu- 
minium gemünzt,  25  und  10  öre  von 
Nickel,  5,  2  und  i  öre  aus  einer  Mischung 
von  Kupfer,  Zinn  und  Zink.  Die  norwegi- 
sche Scheidemünze  ist  ungefähr  wie  die 
dänische;  Schweden  hat  noch  2-  und  I-Kr. 
von  Silber.  W. 

Skeatta  =  Sceatta,  s.  unter  Schatz. 


Skot.  Skot  ist  einer  der  ältesten,  aber 
selten  vorkommenden  russischen  Aus- 
drücke für  Geld,  in  diesem  Sinne  nicht 
später  als  im  12.  Jh.  gebraucht,  wohl  kaum 
vom  Begriffe  Skot  =  Vieh,  sondern  vom 
schwedischen  Skatt,  vielleicht  auch  vom 
angelsächsischen  Sceat,  Sceatta  abzuleiten, 
dann  also  Silbergeld,  Silbermünze.  — 
Sreznevskij  III  388. 

In  der  russ.  Literatur  wird  beinahe 
durchwegs  —  außer  von  Boltin,  Kaöe- 
novskij  und  Simkevic  —  auf  Grund  dieses 
Sprachgebrauchs  angenommen,  daß  die 
Ostslaven,  gleich  anderen  Indogermanen, 
ursprünglich  das  Vieh  als  Währung  ge- 
brauchten. Dem  steht  aber  entgegen:  I.  das 
Fehlen  von  Hausvieh  in  größeren  Mengen 
(vgl.  Constantin  Porph.,  De  populis  II  und 
auch  Ibn  Rüste);  II.  Die  Unklarheit  des 
Wortes  S.  im  später  allein  gebräuchlichen 
Sinne  von  Vieh  im  II.  Jh.  (vgl.  Filolo- 
giöeskij  vestnik  73,  S.  280—288);  III.  Das 
vollkommene  Verschwinden  des  Wortes  S. 
im  Sinne  von  Geld  in  den  späteren  Jh.en. ; 
IV.  Die  Tarifierung  von  Vieh  im  ältesten 
russ.  Recht  (11.  Jh.)  nach  dem  metallenen 
Grivnasystem.  Auch  wäre  hier  die  Rolle 
der  Waräger- Schweden  beim  Eindringen 
des  gemünzten  Geldes  nach  Rußland  be- 
sonders zu  unterstreichen,  —  Den  preußi- 
schen S.  s.  unter  Scot.  B. 

Skrupel  s.  unter  Scripulum. 

Skylla,  bei  Homer  (Od.  XII  85—100. 
234 — 259)  ein  Ungeheuer,  das,  mit  bellender 
Hundestimme  begabt,  in  einer  gegenüber 
dem  Strudel  der  Charybdis  gelegenen,  meist 
in  der  Meerenge  von  Messina  lokalisierten 
Grotte  bis  zur  Hüfte  verborgen  ist,  mit 
ihren  6  Köpfen  daraus  hervorkommt  und 
die  vorbeifahrenden  Schiffer  aus  den  Schif- 
fen reißt  und  verzehrt.  Auf  M.  erscheint  sie 
anders:  als  Jungfrau,  aus  deren  Schultern 
oder  Hüften  Hundeköpfe  herauswachsen, 
mit  Fischunterleib  und  Meeresattributen  in 
den  Händen  (Polyp,  Fisch,  Ruder,  Dreizack) ; 
so  auf  M.  von  AUifai,  Kyme,  Kyzikos  (EL), 
an  der  Helmzier  der  Athena  auf  M.  von 
Thurioi,  Hyele  und  Herakleia  Luk.,  als 
Beiz,  in  Akragas  und  Syrakus  (Künstler 
EV6),  als  Brunnenfigur  in  Korinth;  an  der 
Stange  eines  Seetropaions  erscheinen  die 
Hundeköpfe  der  S.  auf  JR  des  S.  Pompeius^ 
weil  er  beim  skylläischen  Kap  einen  See- 


SLECHTE— SOLDATENPFENNIG 


641 


sieg  über  Augustus  erfocht;  auf  Kontornia- 
ten  erscheint  die  Szene,  wie  sie  am  Meeres - 
ufer  (der  Feigenbaum  bei  der  Charybdis, 
Od.  XII  103,  ist  erkennbar)  dem  vorbei- 
fahrenden, selbst  in  Wehr  und  Waffen  be- 
findlichen Odysseus  mit  der  Hand  einen 
Gefährten  aus  dem  Schiffe  reißt.  —  R.  E. 
III A  S.  647/55;  Waser,  Skylla  und  Cha- 
rybdis, Diss.  Zürich  1894.  R. 

Siechte  Pfennige  heißen  schlichte,  d.  h. 
glatte,  einseitige  Pfennige.  Su. 

Siegelpenninge  kommen  in  dem  Nekro- 
logium  des  Doms  zu  Münster  vor,  das  von 
dem  Bischof  Ludwig  (1169 — 1173)  be- 
richtet: Dedit  obventiones  monetae  fratri- 
bus,  quae  dicuntur  slegerpennynge  (später 
slegelpennynge),  et  potestatem  ferramen- 
torum  monetae.  Hierunter  sind  nachGrote 
nicht  bestimmte  Münzen,  die  abgegeben 
wurden,  zu  verstehen,  sondern  das  Wort 
bedeutet  die  Einkünfte  von  der  Münze, 
den  »Schlag«  schätz;  »penninge «  steht  hier 
wie  oft  in  der  Bedeutung  von  Abgabe  und 
Einnahme  überhaupt.  —  Grote,  M.st.  I 
S.  206,  228  ff.  Su. 

S  M  =  Sacra  moneta,  d.  h.  kaiserliche  M.- 
Stätte,  häufig  auf  spätröm.  M.  i.  A.  vor  dem 
Namen  der  M. -statte  selbst;  s.  unter  Mo- 
neta. R. 

Snaphan  (Schnapphahn).  Im  15.  Jh. 
wurden  in  Geldern  die  berittenen  Straßen- 
räuber Snaphanen  genannt.  Dieser  Name 
wurde  vom  Volke  dem  zuerst  vom  Herzoge 
Karl  V.  Geldern  (—1538)  geprägten  Silber- 
reiter beigelegt,  der  auf  d.  Vs.  einen  wohl 
d.  Herzog  darstellenden  Reiter  trägt.  Er 
galt  6  Stüver,  wog  1582  6,65  g  und  hielt 
3,33  g  Silber.  Der  Snaphan  war  d.  Vor- 
läufer des  niederländischen  Schillings  und 
wurde  von  Nimwegen,  Heerenberg,  Mark, 
Lüttich,  später  von  d.  Provinzen,  endlich 
als  Staatenschilling  1673—1691  geprägt.  S. 
auch  Jäckelier.  —  Ter  Gouw,  S.  151;  de 
Voogt,  S.  171;  Verkade,  Taf.  15,  i  und 
öfter.  S. 

SSBling  (Sechsling)  war  das  Sechspfennig- 
stück der  lübischen  Währung  und  galt  drei 
märkische  Pfennige,  hieß  daher  auch  Dreier 
(Abb.  310);  der  lübische  Schilling  hieß  als 
doppelter  Sößling  Doppeldreier.  —  Z.  f. 
N.  28.  Bd.,  S.  8.  —  In  Dänemark  wurde 
der  S,  seit  1424  geprägt.  —  Während  der 
schleswig-holsteinischen  Erhebung  1848 
Wörterbuch  öex  Münzkunde. 


— 51  wurden  von  der  aufständischen 
Regierung  kupferne  Sößlinge  geschla- 
gen. S. 

Sol  (Gott),  Abb.  104,  s.  unter  Helios;  vgl. 
auch  unter  Elagabalus  und  Mithras.      R. 

Sol  (Münze).  Der  französische  Sol  — 
spätere  Form  Sou  —  bedeutete  wie 
der  deutsche  Schilling  den  zwanzigsten  Teil 
des  Pfundes  oder  12  Pfennige,  bis  er  zuerst 
im  Gros  tournois  (s.  d.)  ausgemünzt  wurde. 
Seit  Karl  IX.  (i 561— 1575)  stellte  der  Gros 
de  trois  blancs  (15  deniers  tournois)  den  Sol 
parisis,  der  Douzain  (s.  d.)  den  Sol  tournois 
dar.  Seit  Ludwig  XIV.  wurden  die  Sols 
immer  silberärmer,  bis  sie  um  die  Mitte  des 
18.  Jh.s  aus  Billon-  in  Kupfermünzen  ver- 
wandelt wurden  mit  Kopf  des  Königs -Lan- 
deswappen. Die  Revolution  endlich  brachte 
doppelte  und  einfache  Sous  aus  Glocken- 
metall mit  Kopf-Fasces  im  Kranze.  — 
Blanchet  II,  S.  331,  368  f.,  373.  —  Soles 
heißen  ferner  die  peruanischen,  nach  dem 
Gesetze  von  1863  geprägten  Münzen  mit 
dem  Bilde  der  Freiheit-Landeswappen. 
Der  silberne  Sol  war  der  Peso  zu  100  Cen- 
tavos und  entsprach  dem  silbernen,  der 
goldene  Sol  dem  goldenen  französischen 
5 -Frankstück,  er  zerfiel  in  lO  Reales,  20-, 
IG-,  s-,  2-  und  I -Solstücke  aus  Gold  wurden 
geschlagen.  Seit  1901  ist  d.  Libra  Peruana 
gleich  dem  engl.  Sovereign  =10  Soles  = 
100  Centavos;  es  gibt  Stücke  aus  Gold  zu 
I,  ^/z  Libra,  a.  Silber  z.  i,  7a  Sol  und  aus 
Nickelbronze  zu  20,  IG,  5  C.  —  Noback», 
S.  981 ;  Engel  u.  Serrure,  Num.  mod.  11, 
S.  751.  S. 

Solaris,  solatus,  auch  Sol.  u.  solat. 
aureus,  Bezeichnungen  des  £cu  d'or  au 
soleil  (s.  d.)  bei  den  französ.  Juristen 
des    16.    Jahrhunderts.  S. 

Solanis  heijßt  der  1612 — 1626  geprägte 
Scudo  d'argento  des  Ferdinand  Gonzaga 
von  Mantua  mit  dessen  Brustbild  auf  der 
Vs.  und  der  Sonne  und  dem  Motto:  Non 
mutuata  luce  auf  der  Rs.  S. 

Soldatenpfennig  war  eine  Marke,  die  jeder 
beurlaubte  schwedische  Soldat  außer  seinem 
Paß  bei  sicli  führen  mußte,  wenn  er  nicht 
als  Deserteur  angesehen  werden  wollte.  Wir 
kennen  solche  aus  Kupfer  unter  Karl  XL 
mit  den  königlichen  Initialen-Wappen  von 
Bremen-Verden.  —  M.  Bahrfeldt,  Bremen 
u.  Verden,  S,  105  f.  S. 

41 


642 


SOLDO— SOLIDUS 


SoWo,  Soldino  (Diminutivform)  ist  die 
italienische  Bezeichnung  für  den  Schilling 
(s.  d.).  Man  begann  ihn  seit  dem  Ende  des 
12.  Jh.s  zu  schlagen,  so  tat  das  Kaiser 
Heinrich  VI.  in  Mailand:  einen  Grosso  oder 
Doppio  soldo  im  Gewicht  von  2,06 — 2,2  g 
und  einen  Soldo  im  Gewicht  von  1,25 — 
1,30  g.  In  Venedig  schlug  S.  zuerst  1332 
Francesco  Dandolo  im  Gewicht  von  0,957  g 
und  einer  Feinheit  von  ^7o/iooo;  er  wurde 
hier  bis  zum  Ende  der  Republik  1797  weiter 
geprägt;  er  wich  in  Italien  mit  der  Ein- 
führung des  französischen  Münzsystems 
durch  Napoleon  (Lira  zu  lOO  Centesimi) 
dem  Stück  zu  5  Centesimi,  das  noch  heute 
beim  Volke  S.  heißt.  Stücke  zu  30  S.  sind 
i.  Oberit.  bis  um  1815,  zu  lO  u.  5  S.  im 
Kirchenstaat  bis  1866  entstanden.     Su. 

SoliduSy  lat.  eigentlich  =  »vollkommen«, 
vom  Metall  »massiv«;  so  wird  noch  bei 
Apul.  Met.  X  9  von  aurei  solidi  ge- 
sprochen; bei  den  Scr.  hist.  Aug.,  Sev. 
Alex.  39,  8  (dazu  Z.  f.  N.  31  S.  9)  wird  S. 
als  Ganzes  im  Gegensatz  zum  Teilstück  ge- 
braucht. Constantinus  I.  nennt  S.  (griech. 
v6\i.\ci[i.a  schlechtweg,  später  öitapTrüpo?,  0X0- 
x«5tivoc,  oder  nach  den  Kaisern  Constanti- 
natus,  Michalatus,  Romanatus  genannt, 
später  nach  der  Schüsselform  Scyphatus, 
Abb.  118,  franz.  b&ant)  die  von  ihm  um 
309  in  Trier,  seit  314  in  seiner  Reichshälfte 
und  seit  324  überall  eingeführte  A7"-Münze 
von  V?»  röm.  Pfund  =  V^  Unze  =  4  Scri- 
pula  =  4,55  g  =  12,69  J^JT;  eine  Zahlung 
in  S.  erscheint  zum  i.  Male  in  der  Inschrift 
von  Feltre  v.  J.  323,  N.  Z.  42  S.  48  u. 
52  =  Dessau,  Inscr.  9420,  wo  der  S.  noch 
aureus  heißt,  sodann  i.  J.  334  im  cod.  Theod. 
XIII  5,  7;  aber  schon  325  werden  in  einem 
in  den  Zahlen  interpolierten  Gesetz  (cod. 
Theod.  XII  7,  i,  es  werden  dort  7  statt 
6  S.  auf  die  Unze  gerechnet)  Vorschriften 
über  den  S.  auri  cocti  gegeben;  wegen  der 
Wertzahl  LXXII,  Abb.  108,  OB,  Abb.  iio, 
nebst  OB  XX  usw.  s.  unter  Obryziacus. 
Dieser  Fuß  des  S.  wird  theoretisch  bis  z. 
Untergang  d.  byz.  Reiches  nicht  mehr 
geändert.  Verordnungen  d.  Jahre  366/67 
u.  379  (abgedruckt  N.  Z.  30  S.  230/1  und 
TraitÄ  I  S.  891/92)  sind  der  Fürsorge  für 
die  Feinheit  der  Gold-M,  u.  der  Abwehr  ver- 
schlechterter gewidmet,  wobei  die  Furcht 
vor  solchen  sich  bis  zur  Vorschrift  des  Ein- 


schmelzens d.  eingelieferten  S.  steigert,  an- 
dere schärfen  d.  unweigerliche  Annahme 
alter  vollhaltiger  S.  ein,  auch  der  S.  ver- 
schiedenen Formates,  u.  verbieten  die  Agio- 
tage auf  neugeprägte;  wieder  andere  bezie- 
hen sich  auf  d.  Ausgabe  v.  Normalgewichten 
für  d.  S.  (exagia)  u.  Anstellung  von  Zy- 
gostaten  zur  Nachprüfung  des  Gewichtes. 
Diese  Verordnungen  zeigen  einmal,  wie 
schwer  es  war,  nach  der  langen  Periode  des 
schwankenden  Schrotes  der  N  im  3.  Jh.  und 
den  sich  überstürzenden  Reformversuchen 
der  Tetrarchie  (wie  sie  uns  z.  B.  die  Wert- 
zahlen der  Gold-M.  2  =  60,  O  =  70  ent- 
hüllen, s.  unter  Aureus)  dem  Publikum 
wieder  Vertrauen  zu  einer  in  Schrot  und 
Korn  gleichbleibenden  Gold-M.  einzuflößen, 
und  wie  offizielle  und  private  Stellen  wieder 
und  wieder  die  Maßnahmen  der  Regierung 
zu  durchkreuzen  versucht  haben  müssen. 
Andrerseits  ist  die  Fülle  der  uns  von  Con- 
stantinus bis  tief  in  die  byz.  Zeit  erhaltenen, 
in  Schrot  und  Korn  gut  justierten  S.  unge- 
heuer (erst  von  Michael  VII.,  1071/78  n.  C, 
ab  wird  das  Korn  schwankend,  aber  auch 
später  bleibt  wenigstens  eine  Reihe  immer 
unlegiert;  B.  M.  C.  Byz.  I  S.  LXXIV  f.) :  ihr 
heutiger  Sammelwert  steht  für  die  Mehr- 
zahl der  länger  regierenden  Kaiser  nur 
wenig  über  dem  Goldwert;  ihr  Schrot  ist 
so  gut,  daß  eine  Berechnung  des  Betrages 
des  röm.  Pfundes  nach  ihm  möglich  war 
(s.  unter  Metrologie) ;  subärate  S.  sind  von 
äußerster  Seltenheit;  reiche  Schätze  solcher 
S,  erstrecken  sich  auf  das  ganze  Imperium 
wie  auf  die  anstoßenden  Barbarenländer 
(Schatzverzeichnis  z.  B.  bei  Regling,  Dort- 
munder Fund  röm.  Gold-M.  1908  S.  13; 
neue  Schätze  des  4.  Jh.s:  Corbridge, 
Laibach,  Westerkappeln,  Arras,  Poln. 
Grenzgebiet;  Einzelfunde  von  S.  aus 
dem  freien  Germanien:  Sture  Bolin, 
Fynden  av  romerska  mynt  i  det  fria  Ger- 
manien, Lund  1926  S.  290/95).  Das  zeigt, 
daß  diese  zähen  Bemühungen  der  röm.  Re- 
gierung um  Aufrechterhaltung  ihrer  N- 
Währung  von  vollem  Erfolg  gekrönt  waren; 
die  Beeinflussung  abend-  und  morgenländi- 
scher Gewichtssysteme  durch  den  S.  (Br0g- 
ger,  Ertog  og  ere  den  gamle  norske  vegt,  in 
Videnskaps  selsk,  Skrifter  II  hist  fil.  Kl. 
1921  Nr.  3  S.  46  ff.),  die  zahlreichen  bar- 
barischen Nachahmungen  des  S.  und  das 


SOLOT— SOPHIENDUKAT 


643 


Emporwachsen  der  german.  A^-Prägung  der 
frühen  Völkerwanderungszeit  aus  dem  S. 
und  seinem  Drittel,  später  dann  der  Einfluß 
der  »B6zants«  auf  die  M. -Bilder  des  Abend- 
landes einerseits,  auf  die  Wiederentstehung 
der  Gold-M.  und  -Währung  zunächst  in 
Florenz  und  Venedig,  dann  in  Mittel-  und 
Westeuropa  überhaupt  andererseits,  sind 
weitere  Belege  für  die  Güte  und  Beliebtheit 
des  S.,  und  die  Worte  eines  Indienfahrers 
des  6.  Jh.s  (Kosmas  Indikopleustes  §  1 16  A) 
über  die  Weltgeltung  des  S.  zeigen,  daß 
auch  die  Mitwelt  sich  dessen  bewußt  war. 

Teilstücke  des  S.  sind  seine  Hälfte,  der 
Semis(sis),  s.  d.,  und  das  Drittel,  der  Triens 
oder  Tremissis  (s.  d.),  nur  letzterer  häufig 
geprägt  und  als  Vorbild  für  die  Goldprägung 
der  Germanenstaaten  (Ostgoten,  Lango- 
barden, Burgunder,  Westgoten,  Merowin- 
ger)  wichtiger  als  der  S.  selbst.  Mehrfache 
sind  selten,  s.  unter  Medaillon. 

Als  Rechnungsmünze  zerfiel  der  S.  in  24 
Siliquae  (s.  d.),  die  in  Silber  auch  ausge- 
prägt wurden.  Später  traten  im  Westen 
neben  den  S.  zu  24  Siliquae  auch  leichtere 
S.  wie  der  Gallicanus  s.  zu  21  und  ein  solcher 
zu  20  Siliquae,  vielleicht  in  Stücken  mit 
OB  XX  nachweisbar  (Riv.  ital.  di  num. 
36  S.  ss)]  auch  ein  s.  francus  wird  er- 
wähnt, dem  gegenüber  die  vollen  S.  auf 
Gewichtsstücken  (s.  unter  Exagium)  als 
usuales  integri  solidi  bezeichnet  werden. 

Die  Metrologen  der  Spätzeit,  insbes.  Epi- 
phanios,  um  392  n,  C,  setzen  den  S.,  das 
v6(xta;[xa,  dem  biblischen  (hebräischen)  Ta- 
lente gleich,  das  sie  in  3000  xoSpavtat  oder 
6000  XsTTtd  zerfallen  lassen,  die  Cassiodor 
var.  I  10  §  5  denarii  nennt;  in  ihnen  er- 
blickt man  die  nummi,  vo6(ji|xiGe  (s,  d.) 
genannten  Klein -M.  der  Spätzeit.  — 
R.  E.  III A  S.  920/26,  wo  die  übrige 
Literatur,  aus  der  hier  nur  Mommsen, 
R.  M,  S.  778/781;  Seeck,  Z.  L  N.  XVII 
S.  50/57;  Babelon,  Trait6  I  S.  532/38; 
Maurice,  Num.  Const.  I  S.  XLIff.  ge- 
nannt seien.  —  Den  mittelalterlichen  S. 
s.    unter   Schilling.  R. 

Solot,  siamesische  Kupfermünze;  s.  Tikal. 

Sonne  und  Sonnensymbole.  Die  geflügelte 
und  von  zwei  Uräus-Schlangen  umlegte 
Sonnenscheibe  ist  das  übliche  ägypt.  S.  und 
überträgt  sich  von  hier,  mehrfach  verküm- 
mert und  verändert,  nach  Assyrien.    Als 


Beiz,  auf  M.  (5.  u.  4.  Jh.  v.  C.)  erscheint  dies 
S.  auf  Kypros  und  in  Mallos  (mit  Schwanz- 
federn), beim  Satrapen  Datames  (mit 
Schwanzfedern,  Schlangen  verkümmert 
und  beides  nochmals  oberhalb  der  Scheibe), 
endlich  mit  einem  aus  der  Scheibe  (mit 
Schwanzfedern)  herauswachsenden  Oberkör- 
per eines  Mannes,  d.  i.  der  Gott  Ormuzd 
(s.  d.),  auf  Satrapen -M.,  ferner  auf  hellenist. 
M.  der  Persis  .  Endlich  erscheint  auf  puni- 
schen  M.  eine  Kugel  mit  Schlangen,  die 
Flügel  stark  verkümmert;  auf  alexandrin. 
u.  a.  M.  der  Kaiserzeit  erscheint  die  Scheibe 
mit  den  Schlangen,  oft  freilich  von  der 
Scheibe  zwischen  Hörnern,  dem  Isis-Kopf- 
schmuck, kaum  zu  unterscheiden,  mehrfach 
in  Tempelgiebeln.  —  Im  eigentlich  griech. 
Gebiet  finden  wir  im  5.  u.  4.  Jh.  v.  C.  als 
ein  S.  in  Dikaiopolis  neben  dem  (das  Auf- 
gehen der  Sonne  verkündenden)  Hahn 
einen  Stern  im  Reif  (wodurch  der  Eindruck 
des  Sonnenrades  erweckt  wird),  denselben 
Stern  auf  eine  (ungeflügelte)  Scheibe  gelegt 
in  Mende,  beides  nach  altbabylon.  Vor- 
gange; dasselbe  Symbol  hat  auch  die  Flügel- 
figur auf  M.  von  Mallos  in  der  Hand;  end- 
lich finden  wir  die  Sonne  als  umstrahlte 
Kugel  in  Uranopolis  (so  auch  auf  Provi- 
dentia-M.  des  Pertinax),  wie  auch  der 
Helioskopf  auf  einem  Goldstater  von 
Lampsakos  auf  einer  umstrahlten  Scheibe 
liegt.  —  Auch  der  Löwe  ist  ein  beliebtes 
S.  —  Num.  chron.  1880  S,  53/61  Taf. 
II— IV;  A.  J.  N.  49  S.  186/91 ;  Z.  f.  N.  34 
S.  26/8;  Ebert,  Reallex,  IV  S.  439.  Vgl. 
auch  unter  Helios  u.  Sol.  —  Über  d.  S.  auf 
M,  des  M.  A.  s,  Friedensburg,  Symbolik, 
S.  33  ff.,  276/7,  R. 

Sonnenkrone  s.  Ecu  au  soleil. 

Sonnenlouisdor  hießen  in  Deutschland  die 
1709 — 17 16  geprägten  Louisdors  aux  huit 
L  (s.  Louisdor)  mit  der  Sonne  in  der  Mitte. 

S. 

Sophlendukat  (Kinderdukat,  Dreifaltig- 
keitsdukat)  heißt  ein  Dukat,  den  Sophia, 
die  Gemahlin  des  sächsischen  Kurfürsten 
Johann  Georg  I.  im  Jahre  1616  für  ihre 
Kinder  zum  Weihnachtsfest  prägen  ließ 
und  der  bis  1872  in  der  Dresdener  Münze 
mit  immer  neu  geschnittenen  Stempeln 
als  Taufgeschenk  hergestellt  und  zu 
SVa  Taler  verkauft  wurde.  Er  zeigt  auf 
einer  Seite  das  Auge  Gottes  |  IHS  |  die  Taube, 

41* 


644 


SOPmSIES— SOU  MARQUß 


daher  der  Name  Dreifaltigkeitsdukat,  auf 
der  anderen  Seite  die  Kurschwerter,  die 
Initialen  der  Kurfürstin  CS  und  die  Um- 
schrift: »Wohl  dem,  der  Freude  an  seinen 
Kindern  erlebt«.  —  Erbstein-Engelhardt, 
II,  S.  147.  S. 

SophisteSy  griech.  ao^taxT]^,  etwa  = 
Weiser,  auf  M.  von  Smyma  teils  einzige  Be- 
nennung des  M. -Beamten,  teils  Bezeich- 
nung des  eponymen  Strategos  (z.  B.  iid 
axpa.  KX.  IIpoxXoü  00910x00);  S,  ist  also  nur 
zur  Bezeichnung  seiner  bürgerlichen  Stel- 
lung hinzugesetzt.  —  N.  Z.  48  S.  1 19.    R. 

Soror,  lat.  =  Schwester,  erscheint  auf 
der  Rs.  der  M.  der  Constantia,  Schwester 
Constantinus'  des  Gr.,  in  Fortsetzung  der 
Vs.  Aufschrift:  Constantia  n(obilissima) 
f(emina),     Rs.     Soror    Constantini     Aug. 

R. 

Sors,  das  Lostäf eichen;  sie  wurden  ähn- 
lich wie  bei  uns  von  Knaben  gemischt  und 
gezogen;  auf  einem  Denar  des  M.  Plaet. 
Cestianus  erscheint  das  Brustbild  eines 
Knaben,  der  das  als  SORS  bezeichnete, 
eben  gezogene  Täf eichen  vor  sich  hält;  es 
ist  nicht  etwa  die  Büste  einer  Göttin  S.  — 
Z.  f.  N.  33  S.  24;  R.  K  XIII  S.  1455-    R. 

Sortengulden.  In  Kaufmannsrechnungen 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jh.s  findet 
sich  oft  die  Forderung  von  »Sorten«,  d.  h. 
die  Bezahlung  in  Währungsmünzen  im 
Gegensatz  zu  der  in  geringhaltigem  Klein- 
gelde. Sortengulden  waren  also  Gulden  in 
specie.  Diese  Bezeichnung  »Sortengulden« 
wird  heute  in  Münzkatalogen  für  die  Zwei- 
dritteltaler  des  Zinnaischen  Münzfußes  ge- 
braucht. —  Z,  f.  N.  33,  1922,  S.  264.    S. 

Sotelra^  griech.  ocutsipa  =  die  Retterin, 
fem.  zu  Soter,  Beiname  vieler  Göttinnen, 
auf  M.  z.  B.  der  Athena,  Artemis,  Hekate 
und  bes.  Köre  (xop>]  Scuistpa  in  Kyzikos 
häufig) ;  auch  Schiffsname  auf  M.  von  Kor- 
kyra.  —  R.  E.  III A  S.  1212;  Röscher, 
Lex.  der  Myth.  IV  S.  1236;  Head,  H.  N.» 
S.  920.  R. 

Soter,  griech.  arnzifip  =  der  Retter,  der 
Heiland.  Auf  M.  Beiname  von  Göttern  wie 
Zeus,  Serapis,  Asklepios,  Dionysos,  Hera- 
kles, der  Dioskuren,  dann  von  hellenist. 
Königen;  zeitlich  der  erste  war  (Z.  f.  N.  34 
S.  69)  Ptolemaios  I.  (auf  seinen  eigenen  M. 
aber  noch  nicht  S.  zubenannt),  es  folgt 
Antiochos    L    und    später    noch    Deme- 


trios  I.  und  III.  von  Syrien,  Diodotos 
von  Baktrien  (auf  restituierten  M.)  und 
viele  spätere  Könige  dieses  Landes.  — 
R.    E.    III A    S.  1211.  R. 

Sothis,  gräzisiert-ägypt.  Bezeichnung  des 
Hundssternes;  s.  unter  Sirius.  R. 

Sou  s.  Sol. 

Sou  marqu£y  Sou  tampf,  Sou  tap&  Der 
Sou  tap6  (von  taper  =  schlagen,  stampfen) 
war  der  in  Frankreich  seit  1640  gegen - 
gestempelte  alte  Douzain  (s.  d.),  der  da- 
durch gegen  die  neueren  geringhaltigeren 
kleinen  Münzen  von  12  auf  15  Deniers 
erhöht  wurde,  damit  er  nicht  ausgeführt 
würde.  D.  Gegenstempel  war  eine  Lilie  in 
Perloval  (Abb.  345).  —  Für  die  französische 
Kolonie  Cayenne  wurden  unter  Lud- 
wig XV.  Doppelsous  zu  24  Deniers  mit 
gekröntem  L  und  drei  Lilien  auf  der 
Vs.  und  einem  kursiven  Doppel -L  auf  der 
Rs.  geprägt  (Abb.  344).  Im  Gegensatze 
zu  den  alten  meist  ganz  abgenutzten 
Kleinmünzen  wurde  dieses  Stück  »Marqu6« 
genannt,  galt  in  Kanada  auch  2,  auf  den 
Antillen  aber  2^/3  oder  3  Sou.  1738  wurde 
der  Sou  marqu6  in  Cayenne  auf  18  Deniers 
herabgesetzt,  1781  eingezogen,  nachdem 
schon  1763  an  seine  Stelle  die  auf  einer 
Seite  mit  einem  gekrönten  C  (Colonies)  ge- 
stempelten alten,  dann  auch  die  neuen 
Billonmünzen  derselben  Größe  getieten 
waren,  welche  Zweisoustücke  in  Cayenne 
»Noirs«,  von  den  Kreolen  »Tamp^s«  (Stam- 
pfe) und  von  den  Eixgländern  »Stampees« 
genannt  wurden  (Abb.  346).  1793  wurden 
sie  in  Guadeloupe  mit  RF  (R6publique 
frangaise)  gestempelt  und  nach  dem  Gou- 
verneur )>Collots«  genannt.  Seit  1821  wur- 
den alle  diese  durch  den  allgemeinen  Mangel 
an  Kleingeld  in  Westindien  hervorgerufenen 
Münzen  herabgesetzt  und  1828  verboten, 
da  die  kleinen  Kolonialmünzen,  nunmehr  in 
geringwertigem  Metall  hergestellt,  in  ge- 
nügender Menge  im  Mutterlande  geprägt 
wurden.  Der  einfache  Gegenstempel  jener 
Sou  hat  immer  sehr  zur  Fälschung  gereizt.  — 
Die  seit  1816  für  Guyana  gemünzten  fran- 
zösischen lO-Centimestücke  hießen  »Mar- 
ques blancs«.  —  Zay,  S.  50;  F.  Alvin  in 
Revue  beige  de  num.  53.  Bd.,  S.  47fif,; 
Blanchet,  S.  197;  Howland  Wood,  The  sou 
marqu6,  im  A.  J.  N.  48,  New  York,  1915, 
S,  129  ff.  S. 


SOUVERÄNITÄTSTALER-SPECIES 


645 


Souveränitätstaler  heißen  die  Taler  Fried- 
rich Wilhelms,  des  Gr.  Kurfürsten  auf  die 
Erlangung  der  Souveränität  im  Herzogtum 
Preußen  im  Jahre  1657  mit  dem  Kurfürsten 
im  Kuromat  zu  Pferde  auf  der  Vs.  — 
Schrötter,  Brandenburg,  Beschr.,  Nr.  2164 
—2173.  S. 

Souverain  d'or  (Sovrana,  Sovrano),  eine 
dem  englischen  Sovereign  (s.  d.)  nachge- 
ahmte, von  den  Statthaltern  der  spani- 
schen Niederlande  Albert  und  Isabella  161 2 
eingeführte  Goldmünze  zu  6  Florin.  Beson- 
ders wurden  doppelte  geprägt,  die  11,14  g 
wogen  und  10,2  g  Gold  hielten.  Die  ersten 
zeigten  auf  der  Vs.  die  beiden  thronenden 
Statthalter,  die  späteren  das  Brustbild  des 
Herrschers,  die  Rückseiten  trugen  den 
Landesschild.  Sie  wurden  auch  unter  der 
österreichischen  Herrschaft  bis  ins  19.  Jh. 
geschlagen,  hatten  bis  zum  Anfange  des 
18.  Jh.s  38,  seitdem  30  mm  Dm.,  doch  blieb 
ihr  Münzfuß  immer  derselbe.  Seit  Joseph 
II.  wurden  sie  besonders  in  Wien  geprägt. 
Die  Sovrana  nuova  di  Lombardia  (doppel- 
ter S.)  wurde  1823 — 1856  gemünzt,  wog 
11.33  g  und  hielt  10,2  g  Gold.  —  Witte  III, 
passim;  Martinori,  S.  490.  S. 

Sovereign.  Im  Jahre  1489  schuf  König 
Heinrich  VIL  von  England  den  doppelten 
Real  oder  Sovereign,  eine  Goldmünze,  die 
dem  Pfunde  Silbergeld  oder  20  Schillingen 
entsprach,  15,55  g  "^og,  15,47  g  Gold  hielt 
und  auf  der  Vs.  den  thronenden  König  v.  v., 
auf  der  Rs.  den  Landesschild  in  einer  Rose 
zeigte.  Unter  Heinrichs  Nachfolgern  wurde 
sein  Goldgehalt  oftmals  geändert,  schon 
1544,  1549  und  1552  waren  sie  von  23  Karat 
3V2  Grän  auf  22  Karat  Feinheit  gesunken 
und  auch  leichter  geworden;  dieser  Fuß 
wurde  unter  Elisabeth  ständig:  der  Sove- 
reign wog  seit  l6oi  nur  noch  II,I4Ö  g  und 
hielt  10,213  g  Gold  (Abb.  246).  —  Nach- 
dem Cromwell  andere  Goldmünzen  hatte 
prägen  lassen  (s.  Broad),  wurde  von 
Karl  IL  und  seinen  Nachfolgern  die 
Guinea  (s.  d.)  als  Hauptgoldmünze  her- 
gestellt, 1816  aber  bei  der  gesetzlichen 
Festlegung  der  Goldwährung  (s.  d.) 
der  Sovereign  zu  20  Schilling  wieder  die 
Hauptgold-  und  jetzt  Hauptwährungs- 
münze  Englands  mit  7,9881  g  Gewicht  und 
7i3224  g  Goldgehalt.  Das  Passiergewicht 
ist    7,93787  g,      das    Gewichtsremedium 


0,01  396  g.  Er  trägt  auf  der  Vs.  den  Kopf 
des  Königs,  auf  der  Rs.  zuerst  den  von 
Benedetto  Pistrucci  gravierten  St.  Georg 
mit  Drachen  (Abb.  252),  der  seit  1825 
dem  Landeswappen  wich,  1871  aber 
wieder  eingeführt  wurde.  —  Schmollers 
Jahrbuch  1908,  S.  486,  516,  924;  Grueber, 
S.  153,  157;  Noback^  S.  945.  —  Der  S. 
wurde  1608  als  Handelsmünze  in  Däne- 
mark nachgeprägt.  S. 

Sovrana,  Sovrano  =  Souverain  d'or,  s.  d. 

Spade  guinea  wurde  die  1787— 1800  ge- 
prägte englische  Guinea  wegen  der  einem 
Spatenblatt  ähnlichen  Form  des  Schildes 
auf  der  Rs.  genannt.  —  Grueber,  Nr.  847  f. 

S. 

Spadino  hieß  ein  Silberscudo  Karl  Ema- 
nuels  von  Savoyen  von  1630  mit  einem 
Arm  mit  Schwert  auf  der  Rs.  —  Corp.  num. 
ital.  I,  Taf.  20,  Nr.  5.  S. 

Sparren  ist  ein  Wappenbild,  in  dem  zwei 
übereinander  stehende  Winkellinien  einen 
Sparren  bilden.  Ein  fünfmal  gesparrter 
Schild  zeigt  drei  Sparren.  S. 

Spaten,  Sp.-geld.  Bei  der  Wichtigkeit  des 
S.  im  Landbau  ist  es  begreiflich,  daß  er  und 
die  ihm  verwandte  Hacke  oft  die  Rolle  als 
führendes  Tauschmittel  übernahmen  (s. 
unter  Gerätgeld),  so  eiserne  S.  in  weiten 
Teilen  Ost-  und  Westafrikas  (Abb.  3),  ebenda 
eiserne  Hacken,  Kupferhacken  am  Katanga 
und  in  Annam.  Eine  Kümmerform  des  S. 
—  früher  als  Erinnerung  an  ehemaliges 
Kleidergeld  (s.  d.)  aufgefaßt  —  stellen  noch 
chin.  M.  des  i.  Jh.  v.  C.  dar;  häufiger  noch 
ist  die  Form  der  Hacke  bei  chin.  iE-Geld 
des  7. — ^4.  Jh.s  V.  C.  und  später  (s.  Pi, 
13,  14).  R. 

Spedes  (latein.,  französisch:  esp6ce),  klin- 
gende Münze  im  Gegensatze  zu  Rechnungs- 
münze.  So  hießen  »Speciestaler«  bis  zur 
Mitte  des  18.  Jh.s  die  Reichstaler  nach 
9 -Talerfuß  im  Gegensatz  zu  den  Talern  des 
Ziimaischen  und  Leipziger  Fußes,  die,  24 
Gutegroschen  wert,  als  »/s"»  '^/s-und  ^/e- 
Talerstücke  nach  10V2-  und  12-Talerfuß 
ausgebracht  waren,  während  der  Reichs- 
speciestaler  32  Groschen  galt.  Später  er- 
hielt der  Konventionstaler  den  Namen 
Speciestaler.  S. 

Die  skandinavischen  Species  (PI.  Specie) 
I  (Enkende  Daler,  »slagnaDaler«)  siehe,  was 


646 


SPECIESBANKTALER— SPHINX 


Dänemark  betrifft,  unter  Rigsdaler,    was 
Schweden   betrifft,    unter    Riksdaler. 

Norwegische  S.  (Species  und  Halbspecies 
norsk)  wurden  nach  der  Trennung  Nor- 
wegens von  Dänemark  im  Jahre  1814  wie 
die  früheren  dänisch-norwegischen  Specie- 
daler  14-lötig  geprägt;  auf  den  Species  gin- 
gen 120  Schilling  norwegisch,  also  l  Schil- 
ling norwegisch  =  ^/z  Schilling  schleswig- 
holsteinischen Kurants,  da  in  Schleswig- 
Holstein  60  Schilling  auf  i  Species  gingen. 
Es  wurden  ferner  ^/^  und  */i5  Species  sowie  4 
und  2  Schilling  in  Silber  und  2,  i  und  ^/a 
Schilling  in  Kupfer  ausgemünzt.  Die  Spe- 
ciesmünze  war  die  Verkehrsmünze  Norwe- 
gens bis  I.  Januar  1877,  als  die  gemein- 
schaftliche skandinavische  Kronenmünze 
nach  Goldmünzfuß  eingeführt  wurde;  siehe 
Krone  und  Skandin.  Münzunion.  W, 
Speciesbanktaier  =Bankotaler  (s.  d.). 
Speclesdukaten  nannte  man  im  18.  Jh. 
bar  zu  zahlende  Dukaten  oder  deren  Wert 
im  Tageskurse.  S. 

Speciestaler  s.  Species. 
Spectare  (davon  Spectator  =  Münzbe- 
schauer, griech.  (^p^opotjxouof ,  Spectatio  == 
Münzbeschau,  vgl.  unter  Nummularius  und 
Probare)  =  beschauen,  prüfen,  auf  das 
Prüfen  von  M.  schon  bei  Plautus  und  Terenz 
angewandt.  Auf  den  röm.,  früher  Tesserae 
gladiatoriae,  jetzt  Tesserae  (s.  d.)  nummu- 
lariae  genannten  Elfenbeinstäbchen  aus  dem 
I.  Jh.  V.  und  n.  C,  die  als  Etikett  an  einem 
Geldsack  befestigt  dessen  Inhalt  als  auf 
Güte  geprüft  garantierten,  steht  als  Prü- 
fungsvermerk  das  Wort  spectavit,  einmal 
mit  Zusatz  num(os),  später  bis  zu  sp.  ab- 
gekürzt. *~  R.  E.  HI  A  unter  Spectator; 
Herzog,  Tesserae  nummulariae  1919  S.  4/ 
6.  12.  14  (dagegen  nur  Mitt.  num,  Ges.  Wien 
XV  S.  59).  R. 

Speigroschen,  kurbayerische  Dreikreuzer- 
stücke von  1736  mit  einem  Stempelriß  unter 
dem  Munde  des  Kurfürsten.  —  Schmieder, 

S.  430,  S. 

Spes,  griech. 'EXiric,  Personifikation  der 
Hoffnung.  Ihre  Darstellung  lehnt  sich  eng  an 
einen  archaischen  griechischen  Typus  an: 
eine  preziöse  weibl.  Figur,  in  der  R.  eine 
Blume,  mit  der  L.  ihr  Gewand  raffend,  und 
erscheint  auf  röm.  M.  mit  den  oft  im  Dativ 
steh.  Beischriften  S.  Augusti  usw.,  bona, 
firma  (Niger),  perpetua,  publica,  S.  felici- 


tatis  orbis  (Philippus),  populi  Romani  (auch 
mit  Blume,  Füllhorn,  Kind;  Hadrianus-A?"), 
reipublicae,  von  Claudius  bis  Carus 
(als  'IlXtzU  SeßaaxT^  auch  auf  Alexandrinern 
des  Domitianus);  zuweilen  steht  S.  der 
Fortuna  oder  dem  Kaiser  gegenüber, 
oder  es  findet  sich  die  Aufschrift  S.  zu 
Bildern  des  Kaiserhauses,  wie  Kopf  des 
Prinzen  Saloninus,  Kaiser  und  Soldaten, 
Kaiser  und  Victoria,  reitender  Kaiser,  steh. 
Kaiser,  Kaiserin  mit  ihren  Kindern,  Kaise- 
rin mit  Spes -Statuette,  oder  auch  zu  einem 
Tempel  (Etruscus),  zu  mehreren  unpassen- 
den Typen  unter  Tetricus.  Nova  spes  rei- 
publicae steht  zur  sitz.  Victoria  (Arcadius), 
S.  publica  (Constantinus  I.)  zu  dem  vom 
Labarum  durchbohrten  Drachen,  also  auf 
das  Christentum  als  die  Hoffnung  aller  be- 
züglich, im  4.  Jh.  spes  Romanor(um)  zur 
Victoria  oder  zum  Kastell.  —  Bemhart, 
Handbuch  S.  100.  235/6;  Gnecchi,  Tipi 
S.  92/4.  R. 

SpesmilOy  eine  vom  Esperantoverein  vor- 
geschlagene internationale  Münzeinheit  zu 
10  Spescento  oder  loo  Spesdeko  oder  looo 
Speso.  D,  Spesdeko  soll  8  g  Gold  wiegen, 
^^/la  fein  sein  und  gleich  stehen  2  deutschen 
Mark  =  2  englischen  Schillingen  =  i  Sol 
=  50  Cents  US  =  2^/z  Francs  =  i  Rubel  == 
I  mexikanischen  Peso  =  i  Yen  =  10  türki- 
schen Piastern.  —  Frey,  S,  226  f.         S. 

Spezies  s.  unter  Species. 

Sphaera  armillariSy  Ringkugel,  astronom. 
Instrument,  aus  zwei  festen  Kreisen, 
Äquator  und  Meridian,  und  einem  ver- 
schiebbaren (Deklinationskreis)  bestehend, 
Öfter  auf  Renaissance-Medaillen  darge- 
stellt. R. 

SphinXy  griech.  0917?,  Mehrzahl  a^piT^sc, 
-ein  aus  Ägypten  stammendes  Ungeheuer; 
Löwe  mit  dem  Kopfe  und  den  Brüsten 
eines  Mädchens  (die  sog.  Androsphinx,  mit 
mäiml.  Kopfe,  kommt  nur  auf  alexandr. 
M.  vor),  das  die  kleinasiat.  Griechen  früh 
übernahmen.  Sie  erscheint  in  Ägypten  un- 
geflügelt  und  liegend  —  und  daher  so  als 
Androsphinx  auf  alexandrin.  M,,  wo  sie 
aber  auch  sitzend  und  geflügelt,  ferner  drei- 
köpfig und  mit  allerlei  Kopfschmuck,  auch 
mit  dem  Brustschmuck  des  Krokodil - 
kopfes,  auch  als  Reittier  des  Harpokrates 
und  als  Armstütze  der  Euthenia  vorkommt ; 
B.    M.   C.   Alex.   Taf.XXVI;   Vogt,    Die 


SPHRAGIS— SPIELE 


647 


alex.  M.  S.  83/4.  In  Vorderasien  ist  sie 
seltener,  aber  mehrgestaltig  (Ebert,  Real- 
lex.  VIII  S.  188/9).  Auf  griech.  M.  ist 
sie  stets  geflügelt  und  sitzend,  oft  eine 
Vordertatze  erhoben,  die  andere  oft  auf 
ein  Gefäß,  eine  Prora,  ein  Rad  u.  dgl. 
legend,  mit  einer  Art  Ranke  als  Kopfputz 
(über  diese  Z.  f.  N.  37  S.  127).  So  findet  sie 
sich  auf  M.  von  Chios,  Abb.  17,  Idalion, 
Thezi  in  Etrurien,  Kyzikos-El.  (Vorderteil), 
auf  unbestimmten  M.  mit  2AM0,  mit  A2 
usw.  (Trait6  Taf.  XIII  11,  XXVIII  11/13. 
24;  A.  J.  N.48  Taf.  VII),  dann  in  Be- 
ziehung zur  orakelspendenden  Sibylle  in 
Gergis  (Steph.  Byz.  s.  v.),  auf  Denar  des 
T.  Carisius,  gleichfalls  als  Rs.  zu  einem  als 
Sibylle  erklärten  Kopfe  —  auch  die  S.  der 
Ödipus-Sage  gibt  ja  Rätsel,  d.  h.  Orakel, 
auf  — ,  endlich  auf  M.  des  Augustus, 
Abb.  87,  dessen  Siegelbild  die  S.  zeitweilig 
war  (Sueton,  Aug.  30).  Sphingen  be- 
gleiten auch  oft  das  Sitzbild  der  Astarte, 
s.  d.,  und  ihren  männlichen  Gegenpart.  — 
Ebert,  Reallex.  XII  S.  336;  Z.  f.  N.  37 
S.  66.  97;  Bernhart,  Handbuch  S.  69; 
Cesano,  La  sfinge  sulle  mon.  antiche,  Rom 
1926,  26  S.  mit  Taf.  R. 

Sphragis,  griech.  a^ppa'^iif  lat.  signum  = 
Siegel,  s.  d.  Im  Etym.  magn.  s.  v.  xapastxi^P 
wird  das  Wort  S.  auch  für  Münzbild  ge- 
braucht, und  nach  Polyän,  Strat.  III 
10,  I  hat  Timotheos  seine  S.,  also  einen 
Siegelabdruck  zur  Herstellung  von  Not- 
münzen verwendet,  vgl.  Z.  f.  N,  39, 
S.  199.  2.  SoXotiÄvoc  steht  auf  •  Talis- 
manen zu  Darstellungen  des  einen  Dämon 
niederreitenden  Königs  Salomo  (Traitö  I 
S.  689)  und  bedeutet  später  s.  v.  w.  Hexa- 
gramm, s.  d.  —  Dölger,  S.,  in  Studien  zur 
Gesch.  u.  Kultur  des  Alt.  V  191  x,  bes. 
S.  1—38.  R. 

Sphragistiky  =  Siegelkunde  (s.  d.).     S. 

Spiele,  griech.  difÄvec  (vgl.  auch  unter 
Agon),  lat.  ludi,  certamina.  —  Von  kind- 
lichen Spielen  erscheint  auf  M.  das  S.  mit 
den  Astragalen  (s.  d.),  mit  dem  Ball  (M. 
von  Terina,  Larissa,  Trikka)  und  einem 
Vögelchen  (z.  B.  Terina).  —  Von  den 
Einzelspielen  Erwachsener  hat  das  Brett- 
spiel insofern  numismat.  Erinnerungen 
hinterlassen,  als  gewisse  Arten  von 
Tesserae  (s.  d.)  sich  darauf  beziehen  und 
die  Kontorniaten   (s.  d.)  von  manchen  für 


Brettsteine  gehalten  werden;  auf  einer 
Tessera  (Abb.  84)  erscheinen  einmal  zwei 
das  Fingerspiel  (Mora)  Spielende.  —  Auf 
Tanz  bezieht  sich  die  Darstellung  der 
Kalathiskostänzer,  s.  d.,  Abb.  46,  auch 
3  tanzende  Nymphen  kommen  vor.  —  Eine 
weitaus  größere  Rolle  —  obgleich  sie 
wohl  überschätzt  wird,  wenn  man  die  Sp. 
in  unmittelbare  Beziehung  zur  M.-prägung 
setzt  und  als  deren  Anlaß  bezeichnet  — 
kommt  auf  den  M.  den  öffentlichen  Spielen, 
besser  Wettkämpfen  oder  Sportsfesten,  zu. 
Die  frühesten  numism.  Hinweise  auf  solche, 
d.  h.  die  Rennwagen  in  Sizilien,  die  Auf- 
schrift 'AxsXoio  asöXov  in  Metapont  und  der 
Diskoswerfer  in  Kos,  führen  ins  ausgeh.  6. 
und  die  i.  Hälfte  des  5.  Jh.;  literar.  No- 
tizen über  Beziehung  von  M.-bildern  zu 
Siegen  in  Sp.  haben  wir  für  Anaxilas  von 
Rhegion  und  Philipp  IL  Alle  größeren 
Götterfeste,  auch  die  Feste  für  die  konse- 
krierten  Kaiser  (dazu  Z.  f.  N.  24  S.  269/71), 
später  auch  alle  feierlichen  Staatshand- 
lungen, röm.  Triumphe,  Regierungsjubi- 
läen wurden  durch  S.  begangen;  ja  der 
Abschluß  einer  Homonoia  (s.  d.)  zwischen 
griech.  Städten  erfolgte  wohl  oft  nur  zur 
Abhaltung  gemeinsamer  Sp.  Waren  nun 
bei  den  Griechen  ursprünglich  die  bei 
den  großen  panhellen.  Festen  (Olym- 
pien, Pythien,  Nemeen  und  Isthmien) 
und  den  zahllosen  örtlichen  S.  Auf- 
tretenden freie  Männer  aller  Berufe, 
standen  die  S.  unter  dem  Schutze  der 
Götter,  ja  jede  körperl.  Übung  im  bes. 
unter  dem  Schutze  des  Herakles  oder 
Hermes,  und  bestand  der  Siegespreis  nur 
in  einer  materiell  wertlosen  Auszeichnung 
wie  einem  grünen  Kranze  oder  einer 
Siegerbinde  (vgl.  unter  Diadem),  später 
auch  der  Aufstellung  einer  Siegerstatue 
am  Festplatze,  so  daß  die  Ehre  des 
Sieges  allein  für  den  Betreffenden  und 
seine  Vaterstadt  genügte,  so  wurde  schon 
in  der  heilenist.  Zeit,  insbes.  aber  bei  den 
Römern,  die  den  Wettbewerb  freier  Männer 
in  dieser  Weise  nie  gekannt  hatten,  das 
Auftreten  immer  mehr  Sache  von  Berufs - 
Sportsleuten;  es  vollzog  sich  dasselbe,  was 
auch  wir  in  dem  Übergang  vom  »Liebhaber- 
sport« zum  »Professionalismus«  sich  voll- 
ziehen sehen.  Der  Beruf  bringt  dann  eine 
mittel-  oder  unmittelbare  Barbelohnung  (s. 


648 


SPIELE 


unter  Niketerien,  Abb.  103)  mit  sich,  auch 
verändert  er  die  Art  der  Vorführungen,  in- 
dem die  musischen  Wettkämpfe  (Musik,  Ge- 
sang, dramat.  Aufführungen;  auf  M.  läßt 
sich  Nero  als  zu  Laute  singend  darstellen) 
vor  den  gymnischen  überhaupt  zurücktreten 
und  unter  diesen  wieder  das  Ringen,  Laufen, 
Springen,  Diskoswerfen,  Wettreiten  usw. 
mehr  und  mehr  von  den  roheren  Arten 
wie  Boxen,  Kampf  bezahlter  Leute  (Gladia- 
toren) auf  Leben  und  Tod  und  Tierhetzen 
(s.  unter  Munificentia,  Venatio,  Saeculares 
ludi)  abgelöst  werden  und  auch  die  edleren 
Wettkämpfe  wie  das  Wagenrennen  ver- 
rohen; s.  über  die  einzelnen  Sportarten 
auf  den  M.  unter  Athleten,  Abb.  100, 
Lampadedromia,  Taurokathapsia.  Hier  sei 
nur  das  Allgemeine  über  die  Siegeszeichen 
und -preise,  denOrt  und  dieNamen  der  Spiele, 
soweit  alles  dies  auf  M.  erscheint,  erwähnt : 

Die  Siegeszeichen  sind  außer  den  er- 
wähnten, Kranz  und  Binde  sowie  der 
ausdrücklich  als  äftXa  bezeichneten  Pano- 
plie  (s.  d.)  in  der  Kaiserzeit  eine  Art  korb- 
geflochtener  Preiskrone  (s.  d.),  in  die  oft 
Palmzweige  (s.  d.),  ein  anderes  beliebtes 
Siegeszeichen,  hineingesteckt  sind.  Sie  sind 
mit  anderem  zu  den  Sp.  gehörigen  Gerät, 
nämlich  dem  als  Preis  dienenden  Kranze, 
einer  Amphora  —  sei  es,  daß  es  die  Losurne 
(Gaebler,  Z.  f.  N.  39  S.  255  ff.)  ist,  sei  es 
die  als  Preis  dienende  ölamphora  —, 
mehreren  Kugeln,  die  bald  Stimmsteine 
(s.  unter  Calculus),  bald  die  (5)  Äpfel 
sind,  die  bei  den  Pythien  als  Preise  dienten 
(Eckhel,  Doctr.  num.  IV  S.  452)  — ,  dann 
Geldbeuteln  oft  auf  einen  Tisch,  den 
sog.  Spieltisch  oder  agonistischen  Tisch, 
Abb.  loi  (Anson,  Greek  coin  types  I 
Taf.  X— XII,  XVII),  gelegt  oder  um  ihn 
herum  geordnet;  auch  bekannte  Monu- 
mente, die  sich  auf  solchen  Tischen  finden, 
mögen  als  kleine  Nachahmungen  derselben, 
die  als  Siegespreise  dienten,  aufgefaßt 
werden  (z.  B.  in  Korinth  die  Gruppe  des 
Melikertes  a.  d.  Delphin,  Abb.  loi,  in 
Delphoi  der  Rabe,  in  Athen  die  Athena- 
büste  usf.,  vgl.  Z.  f.  N.  24  S.  56/8). 

Als  Ort  der  Spiele  dienten  für  die 
musischen  Wettkämpfe  das  Theater,  von 
denen  das  dionysische  in  Athen  und  eines 
in  Kaisareia  Germanike  auf  M.  dar- 
gestellt ist  (Anson,   Greek  coin   types  V 


Taf.  XIII  246/7);  für  die  gymnischen  klei- 
neren Maßstabes  das  Gymnasion  (s.  unter 
Gymnasiarches,  -chia)  oder  die  Palästra  (s. 
d.),  für  größere  der  auf  M.  usw.  öfter  dar- 
gestellte Circus  (s.  d.)  und  das  Amphi- 
theater, unter  denen  das  röm.  Amph. 
Flavium,  das  sog.  Colosseum,  auf  M.  der 
Flavier,  des  Sev.  Alex,  und  Med.  des 
Gordianus  dargestellt  ist;  ein  Med.  von 
Herakleia  Bith.  zeigt  das  dortige  Amphi- 
theater, in  dem  ein  sich  kränzender  Athlet 
vor  dem  Sitzbilde  des  Herakles  (nicht  des 
Dionysos)  erscheint.  Über  Eintrittskarten 
zu  solchen  Vorstellungen  s.  unter  Tesserae, 

Die  Namen  der  Sp.,  die  auf  M.  erscheinen 
—  ausführl.  Verzeichnis  bei  Head,  H.N.* 
S.  946/8  — ,  in  der  Kaiserzeit  sind  z.  T. 
die  der  alten  großen  panhellenischen  Sp., 
von  denen  die  Nemeia  (Argos,  Kleonai) 
und  Isthmia  (Korinth)  nur  an  den  alten 
Plätzen  vorkommen,  die  panathenäischen 
nur  in  Athen;  die  Olympia  und  Pythia  aber 
erscheinen  in  aller  Herren  Ländern  bis  nach 
Damaskus  und  Emisa  hin.  Andere  Spiele 
sind  genannt  nach  griech.  u.  fremden 
Göttern  (Asklepeia;  Herakleia;  Dusaria 
usw.),  nach  Kultplätzen  (Didymeia,  Ly- 
kaia),  nach  den  Namen  der  Könige  (Alexan- 
dreia,  Attalea),  Kaiser  (Sebasta,  Kommo- 
deia,  Severeia  usw.),  nach  dem  aktischen 
Siege  (Aktia),  dann  kommen  Beiworte  vor 
wie  lat.  certamina  sacra  oecumcnica  iselas- 
tica  (HeliopolisV  ähnl.  griech.  epidemia,  epi- 
neikia,  npmia  (Aaia?),  panellenia,  panionia, 
xoiva  ('Aofids  usw.),  isopythia,  mcgala, 
theogamia,  mystikos,  oikumenikos  (agon) 
usw.;  oft  tritt  eine  Häufung  solcher  Bei- 
namen der  Sp.  ein,  die,  manchmal  eine 
Zusammenlegung  sonst  ganz  disparater 
Sp.  bedeutend  (wie  Olympia  Pythia  in 
Prusa  u.  ö.),  dann  gewiß  nur  Prunk  mit 
erborgten  Namen  ist.  *Iep6?  heißt,  ein  Agon, 
bei  dem  es  nur  Ehrenpreise  gab,  bei  Sp. 
mit  Geldpreisen  finden  wir  gelegentlich 
das  Wort  öefiic  zugesetzt  (Rcv.  num. 
1869/70  S.  31  ff.). 

Auf  röm.  M.  der  Republik  werden  die 
Cerialia,  die  Floralia  und  die  ludi  Victoriae 
von  den  M. -meistern  erwähnt,  die  oder 
deren  Vorfahren  sie  zuerst  gefeiert  haben 
(Sex.  Nonius,  C.  Servilius,  C.  Memmius),  auf 
andere  wie  die  ludi  Apollinares,  Megalenses 
usw.   wird   durch   die   Bilder    angespielt, 


SPIELMARKE— SPINTRIA 


649 


insbes.  auf  den  5  M. -reihen  des  M.  Volteius 
M.  f.  (Belege  im  B.  M.  C.  Rom.  rep.  III 
S.  193/4  im  Register).  In  der  Kaiserzeit 
sind  es  die  Saeculares  ludi  (s.  d.),  das 
certamen  quinq(uennale)  Neros,  die  ludi 
dec(ennales)  (Med.  des  Pius,  Hirschfeld- 
Festschrift  1903  S.  280)  und  die  sonstigen 
decennalia  (decennales),  vicennalia  usw. 
(s.  unter  Vota),  die  auf  M.  in  Wort  und 
Bild  vorkommen.  —  Ebert,  Reallex.  XII 
S.  342  fif.;  R.  E.  I  S.  836/67  unter  Agones 
(Stichwort  Ludi  fehlt);  Bernhart,  Hand- 
buch S.  75/6;  Head,  H.  N.*  S.  LXXII/ 
LXXIX;  J.  Sambon,  Coli.  th6atrale,  Paris 
191 1;  B.  Schröder,  Der  Sport  im  Altertum 
1927;  Z.  f.  N.  39,  S.  255  ff.;  Mitt.  Bayer, 
num.  Ges.  47,  1929,  79  ff.  R. 

Spielmarke.  Als  Spielniarken  dienten 
im  Altertum  die  tesserae  (s.  d.),  seit  dem 
15.  Jh.  die  Rechenpfennige  (s.  d.),  wie  es 
für  die  Nürnberger  um  1480  bezeugt  ist. 
Als  dann  seit  der  Mitte  des  17.  Jh.s  das 
Rechnen  mit  Rechenpfennigen  abkam, 
wurden  die  Nürnberger  und  die  Münz- 
meisterjetone  als  Spiel-  und  Geschenk - 
münzen  weitergefertigt.  Zwar  wurden 
im  19.  Jh.  auch  einige  wertvollere  sil- 
berne Spielmarken  mit  schönem  Ge- 
präge geschlagen,  aber  die  große  Masse 
der  Nürnberger  sind  in  Form  und  Gepräge 
äußerst  minderwertige  Produkte  von  der 
Art  der  früheren  Flitter  (s.  d.).         S. 

Spielume:  die  sog.  Sp.  griech.  M.  ist 
jetzt  als  Preiskrone  erkannt,   s.  d.    R. 

SpieBy  volkstümliche  Bezeichnung  der 
brandenburgischen  und  preußischen  Sechs- 
pfennigstücke, da  man  das  Szepter  auf  ihnen 
für  einen  S.  ansah.   S,  Rote  Sechser.    S. 

SpieBchen^  Spieße,  griech.  eisernes  Gerat- 
.geld,  s.  Obelos.  R. 

Spindel  s.  Spinnrocken. 

Splndelwerk  (Stoßwerk,  Anwurf,  Ba- 
lancier) war  das  wichtigste  Prägewerk  von 
etwa  1700  bis  1830.  Der  Oberstempel  wird 
durch  eine  Spindelschraube  auf  und  nieder 
geführt,  die  Spindel  ist  oben  in  einen 
zweiarmigen,  2^3  bis  yl%  m  langen  hori- 
■zontalen  Arm  eingeschraubt,  der  an  beiden 
Enden  feste  Schwunggewichte  von  20,  30 
und  mehr  kg.  trägt.  Dieser  Arm  wurde 
durch  zwei  bis  zwölf  Arbeiter  angeworfen 
(daher  der  Name  »Anwurf«)  oder  gestoßen 
(Stoßwerk).  Der  Vorteil  vor  der  Hammer- 


prägung (s.  d.)  und  dem  Klippwerk  (s.  d.) 
sowie  der  Walzenprägung  (s.  d.)  war  ein 
sehr  energischer,  dabei  aber  federnder 
Stoß,  immer,  auch  bei  sehr  großen  Me- 
daillen, genügte  ein  einziger;  für  die 
Prägung  dieser  und  zum  Einsenken  der 
Stempel  wird  das  im  Lauf  der  Zeit  sehr 
vervollkommnete  Werk  noch  heute  ge- 
braucht, doch  wird  es  jetzt  immer 
mehr  durch  die  Friktionsmaschine  ersetzt 
(s.  d.  im  Nachtrag).  Das  Sp.  erforderte  we- 
gen der  starken  Erschütterung  feste  Funda- 
mentierung  in  Erdgeschossen  und  gestattete 
etwa  30  Stöße  in  der  Minute.  Den  Balan- 
cier haben  für  die  Münzprägung  wohl 
zuerst  benutzt  Bramante,  Leonardo  da 
Vinci  und  Benvenuto  Cellini.  Dann  hat 
ihn  der  Augsburger  Goldschmied  Marx 
Schwabe  um  1550  in  Deutschland  ein- 
geführt; in  Paris,  London  und  Spanien 
geschah  das  bald  darauf.  Aber  erst  seit 
1650  gelang  es,  den  Widerstand  der  Münzer 
gegen  das  Werk  zu  überwinden,  und  all- 
gemein wurde  es  überall  nicht  vor  1690 
gebraucht.  —  Schrötter,  Acta  Bor.  Gesch., 
I,  S.  16 — 18,  dort  auch  die  Literatur; 
Hocking,  Num.  chron.,  ipop,  S.  60  ff.;  Abb. 
eines  älteren  nach  Boizard,  Trait6  1692 
bei  Forrer,  Biogr.  dict.  IV,  S.  48,  dann  bei 
Klotzsch,  2.  Teil,  Titelblatt.  S. 

Spinnrocken,  griech.  i^XotxatT],  ist  der 
Stock,  an  dem  oben  die  noch  ungesponnenen 
Fasern  befestigt  sind  (während  die  Spindel 
das  Stäbchen  ist,  durch  dessen  mittels 
des  Wirteis  beschleunigte  Drehung  der 
Faden  gesponnen  wird);  er  erscheint  auf 
M.  von  Ilion,  2.  Jh.  v.  C,  in  der  Hand 
des  archaischen  Kultbildes  der  Athena 
Ilias,  geformt  als  kurzer  Stab  mit  rundem 
bis  ovalem  Knäuel  oben.  —  Dörpfeld, 
Troia  und  Ilion,  S.  506  Beil.  61,  18; 
Z.  f.  N.  III  S.  120.  R. 

Spintria  (von  griech.  <J9tYxtT3p  =  Schließ- 
muskel des  Afters)  =  widernatürliche 
Unzucht  treibender  Mensch;  die  Numis- 
matik versteht  unter  S.  eine  Art  der 
röm.  -^-Tesserae  (s.  d.)  aus  früher  Kaiser- 
zeit mit  unzüchtigen  Bildern  auf  der  Vs. 
und  einer  Zahl  von  I— XVI  mit  oder 
ohne  A  (=  As?  vgl.  unter  Tessera)  auf  der 
Rs.,  wohl  Spielmarken  oder  Eintritts- 
marken in  Bordelle;  es  sind  also  vielleicht 
die  lasciva  nomismata,  die  nach  Martialis 


650 


SPITZGROSCHEN— SPOTTMEDAILLEN 


VIII  78, 9  abwechselnd  mit  Eintritts- 
marken zu  Tierkämpfen  unters  Volk  aus- 
gestreut wurden.  —  R.  E.  III  A  unter  S. 

Spitzgroschen,  auch  Silbergroschen  (s.  d.). 
Man  versteht  unter  S.  gewöhnlich  eine  bes. 
Art  Meißner  Groschen,  welche  zuerst  von 
Kurfürst  Ernst  in  Gemeinschaft  mit  seinen 
Brüdern  Albrecht  und  Wilhelm  und  auch 
mit   ihrer  Mutter  Margarete   1475,    ^477, 
1478  in  Zwickau  und  Colditz  geschlagen 
wurden,  und  zwar  aus  dem   Silber  der 
Schneeberger  Gruben,  daher  auch  Schnee- 
berger  (s.  d.)  genannt.    Sie  haben  auf  der 
einen    Seite    den   Landsberger    Schild   in 
einem  mit  Spitzen  verzierten  Dreipaß,  Rs. 
Rautenschild.   Sie  waren  =  Vao  rh.  fl.,  und 
140,  später  145  giiigen  auf  die  15V4,  später 
15  lötige  Mark,  also  i  Stück  von  1,67  g 
bzw.  1,61  g  Rauh-  und  1,58  g  bzw.  1,51  g 
Feingew.    Von  denselben  Herrschern  sind 
auch  halbe   Spitzgroschen    mit  Rauten- 
schild im   Spitzdreipaß  und  Löwenschild 
geprägt  worden  (1475,  1477,  1478)-    Diese 
galten  V40  rh.  fl.,  und  lOi  Stück,  später 
105   oder   108   gingen   auf  die   5V4  oder 
6  lötige  Mark,   also  hatte  ein  Stück  ca. 
2,3  g  Rauh-,   aber  nur  ca.   0,76  g  Fein- 
gewicht; sie  waren  daher  erheblich  größer 
wie  die  ganzen  Spitzgroschen.  Danach  sind 
halbe    Spitzgroschen   von   Friedrich    III. 
dem  Weisen    mit  Albrecht   und    Johann 
und  ganze  Spitzgroschen  von  Moritz  ge- 
schlagen worden.  —  Schwinkowski  S.  50  f. 
und  76  f.  Su. 

Spoftiila  =  Körbchen,  später  =  Ge- 
schenk in  barem  Gelde;  in  der  spätröm. 
Zeit  wurden  die  kaiserl.  Sp.  nach  dem 
Grade  des  Beschenkten  abgestuft,  und 
auf  die  so  abgestuften  Sp.  bezieht  man 
(Z.  f.  N.  21  S.  17  ff.)  die  verschiedenen 
Stufen  der  röm.  i/-Medaillone  des  4.  Jh. 

R. 

Spottjettone  sind  Rechenpfennige,  die, 
vor  allem  auf  politischem  Gebiet,  einen 
Gegner  lächerlich  oder  verächtlich  machen 
wollen.  Die  erste  amtliche  Satire  dieser 
Art  ist  die  den  Papst  verhöhnende  Dar- 
stellung, wie  der  Fuchs  den  Enten  predigt, 
auf  einem  Rechenpfennige  des  Kaisers 
Maximilian  L  und  seines  Enkels  Karl  (V.). 
Von  deutschen  sei  noch  erwähnt  der 
Spottjetton  des  Schmalkaldener   Bundes 


von  1542  auf  die  Vertreibung  Herzog 
Heinrichs  des  Jüngeren  von  Braunschweig 
mit  der  Schrift:  »Du  hast  nach  ungeluck 
gestellt,  drum  ward  das  weisse  ross  gefeilt«. 
In  großer  Menge  sind  solche  S.  während 
des  Aufstandes  der  Niederlande  gegen  die 
spanische  Herrschaft  entstanden.  —  Neuer- 
dings auch  werden  M.  durch  Umgravierung 
zu  Sp.,  so  die  lO-Centimes -Stücke  Napo- 
leons IIL,  wo  sein  Kopf  mit  Ulanen- 
Tschapka  bekleidet,  das  empire  frangais. 
zu  Vampire  frangais  entstellt  ist.  —  Mena- 
dier,  Schausammlung,  S.  510,  512,  518; 
Kat.  satyr.  Med.  u.  M.  v.  C.  Fieweger, 
Berlin  1885.  S. 

SpottmedaiUen  sind  solche  Med.,  die  in 
humoristischen  oder  ironischen  Bildern 
und  Inschriften  Zeitereignisse  verspotten. 
Die  Med.,  die,  seit  1543  auftauchend,  auf 
die  religiösen  Kämpfe  Bezug  nehmen,  mit 
einem  Doppelkopf  von  Papst  und  Teufel 
auf  der  Vs.,  auf  der  Rs.  von  Kardinal 
und  Narr  u.  ä.  (mehrere  Abarten  im  Kat. 
Fieweger  1885  nr.  146/180,  dazu  ent- 
sprechende von  der  Gegenpartei  nr.  184/8) 
und  die  Magdeburger  Interimstaler  sind 
wohl  die  ersten,  solche  aus  dem  Freiheits- 
kampf der  Niederlande  folgen;  bes.  häufig 
sind  sie  um  die  Wende  des  17.  zum  18.  Jh*> 
wo  der  Streit  um  Pietismus,  Antisemitis- 
mus, das  Schicksal  der  Goldmacher  und 
Hofjuden,  John  Laws  Finanzoperationen,. 
Geldkalamitäten,  der  Kampf  Friedrichs  IL 
und  der  Maria  Theresia  usw.  Anlässe- 
boten.  Im  19.  Jh.  waren  es  bes.  die  Revo- 
lutionen von  1830  und  1848/52,  der  deutsch- 
franz.  Kxieg  1870/71,  äann  der  Kultur- 
kampf der  70er  Jahre,  der  zu  gegenseitigen 
Sp.  führte;  auch  die  von  K.  Goetz  im  Welt- 
kriege 1914/18  hergestellten  Med.  sind  in 
ihrer  karikaturhaften  Ausführung  Sp.  Auch 
die  erotischen  und  die  Teuerungsmed. 
haben  oft  den  Charakter  von  Sp.  S.  auch 
Spottjettone.  —  Hauptsammlung  von  Sp.r 
Kat.  Fieweger,  Satyr.  Med.  1885.  —  End- 
lich hat  das  Volk  oft  durch  Umdeutung 
von  Bild  und  Inschrift  M.  und  Med.  eine- 
satirische  Bedeutung  untergelegt,  so  wenn 
es  das  Monogramm  I(ohannes)  C(asimirus) 
R(ex)  schlechter  poln.  M.  als  I(ncipit) 
C(alamitas)  R(egni)  (s.  Guldentympf)  auf- 
faßte oder  wenn  es  das  0  auf  M.  der  Königin 
Margarethe  für  ihre  Vagina  erklärte  oder 


S.  P.  Q.— SPRACHE 


651 


wenn  das  Et  super  hanc  petram  päpstlicher 
M.  auf  die  M.  selbst  bezogen  und  auf  die 
Finanzkünste  des  Papstes  gedeutet  wird.  — 
Friedensburg,  M.  in  der  Kulturgesch.«  S. 
220/1,  vgl,  auch  Berl.  M.-bL  1904  S.  456/9. 
—  Das  Altertum  hat  Sp.  nicht  gekannt, 
das  zuweilen  dafür  genannte  Goldstück 
mit  GALLIENAE  AVGVSTAE  ist  keine 
Sp.,  sondern  ein  amtlicher  Aureus,  der 
Kaiser  erscheint  hier  unter  der  Gestalt 
der  Ceres,  vgl.  Z.  f.  N.  38  S.  174  ff.      R. 

S.  ?•  Q.  und  der  Anfangsbuchstabe  einer 
-Stadt  nach  Vorbild  des  S.  P.  Q.  R.  (s.  d.), 
z.  B.  A  =  senatus  populusque  Argentora- 
tensis  (von  Straßburg)  oder  N  =  Nea- 
politanus  auf  der  Moneta  del  populo  (s.  d.), 
und  viele  andere.  S. 

S.P«Q.  R.  =  senatus  populusque  Ro- 
manus, s.  unter  Senatus.  R. 

Sprache.  In  dem  looojähr.  Verlaufe 
der  griech.  Prägung  hat  sich  natürlich  die 
griech.  Sp.  stark  verändert.  Während 
wir  von  rund  700 — 300  v.  C.  noch  eine 
Fülle  von  Dialekten  auf  den  M.  wahr- 
nehmen (ionisch,  dorisch,  attisch,  böotisch, 
arkadisch,  kretisch  usw.),  siegt  in  heilenist, 
Zeit  wie  überall  der  wenig  veränderte 
attische  als  xoivtq,  doch  bleiben  nament- 
lich auf  dorischem  Gebiet  noch  immer 
einzelne  dialekt  Formen,  z.  T.  sogar  bis 
in  die  Kaiserzeit,  bes.  die  Endung  -tav 
statt  -Tcov  z.  B.  in  ApoUonia  Illyr.,  Herakleia 
Bith,  u.  a.  Das  Griech.  verbreitet  sich  dann 
seit  Alexanders  Zeit  in  die  Nachbargebiete, 
Parther,  Bäktrer,  die  Herrscher  der  Eljrmais 
und  Charakenes  führen  mit  der  M.  zugleich 
auch  die  griech,  Sprache  derselben  ein 
und  rasch  verliert  das  Aram.  und  Phönik. 
an  Boden  vor  der  griech.  Sprache.  In  die 
griech.  Sprache  der  M,  dringen  dann  aber 
seit  dem  Auftreten  der  Römer  einzelne 
Elemente  der  latein.  S.  ein;  diese  hatte, 
seit  frühestens  338  v.  C.  auf  M.  auftr  tend, 
und  anfänglich  noch,  z.  B.  im  Gen.  plur. 
Romanom,  griech.  Gebrauche  sich  an- 
passend, inzwischen  die  übrigen  ital. 
Sprachen  —  etrusk.,  umbr.,  oskisch  — , 
in  Italien  auch  das  Griech.,  in  Sizilien  auch 
das  Pun.,  später  auch  die  spanischen 
Idiome  als  M. -Sprache  mehr  oder  weniger 
«rwürgt;  die  röm.  M.  zeigen  noch  lange, 
bis  in  Augustus'  Zeit  hinein,  Spuren  des 
älteren  Lateins  in  Orthographie  und  Gram- 


matik, wie  den  alten  Ablativ  auf  -od  in 
Benventod  auf  M,  dieser  Stadt,  Volcanom 
(Aesernia),  probom  (Suessa),  exs,  Vaarus, 
feelix,  Caisar,  Opeimi,  eid(ibus),  preimus, 
qum,  ob  civis  usw.  Nunmehr  also,  seit 
etwa  150  V.  C,  greift  das  Lat.  ins  griech. 
Gebiet  ein;  röm.  Namen  und  Titel  der 
Beamten,  Wert-  und  Jahresangaben  in 
lat.  Sprache  erscheinen,  endlich  treten 
völlig  latein.  Aufschriften  in  den  coloniae 
und  municipia  auf.  Inzwischen  hat  aber 
das  Griech.  auch  im  Osten  verloren,  Inder 
und  Parther  gehen  allmählich  zur  eigenen 
Sprache  über,  nur  bei  den  Juden  verläuft 
der  Prozeß  bis  zur  Kaiserzeit  umgekehrt. 
Im  3.  Jh.  n.  C.  bemerkt  man  dann 
aber  sehr  deutlich  den  Rückgang  des 
Latein,  die  lat.  Aufschriften  der  Kolo- 
nien werden  von  Gräzismen  und  offen- 
baren Fehlern  in  Spr.  und  Schrift 
durchsetzt  und  griech.  Beischriften,  anfangs 
noch  lat.  geschrieben,  dann  griechisch, 
treten  in  der  sonst  lat.  Legende  auf  — 
umgekehrt  als  300 — 400  Jahre  zuvor! 
Die  im  3.  Jh.  n.  C.  neugegründeten  röm. 
Kolonien  erhalten  oft  erst  garnicht  die 
lat.  Amtssprache.  Auch  nach  Aufhören 
der  griech.  Stadtprägung  kann  man  in 
den  röm.  Reichsmünzstätten  auf  griech. 
Sprachgebiet  die  oft  mangelhafte  Kenntnis 
der  lat.  S,  und  Schrift  beobachten  [Monats- 
blatt Num.  Ges.  Wien  VI  S.18,  31  =  Wiener 
Studien  24  (Bormannheft)  S.  340/9].  — 
Trotzdem  bleibt  nach  dem  Verlust  der 
Westhälfte  des  Reiches  an  die  Germanen 
die  Osthälfte,  das  sog.  byzant.  Reich, 
zunächst  beim  Lat.  als  M. -spräche  — 
wenngleich  das  Latein  in  Form  und 
Orthographie  schon  seit  dem  4.  Jh.  (z.  B. 
virtus  exerciti,  nubtüs  Abb.  iio)  oft  recht 
bedenklich  wird  —  und  hält  sich,  frei- 
lich von  griech.  Legendenteilen  wie  den 
Wertzahlen,  den  Namen  der  M. -statten 
u.  dgl,  dann  Gräzismen  in  Schrift  u.  S. 
mehr  und  mehr  durchsetzt,  als  solche 
bis  etwa  um  800,  wo  Irene  den  wenn  auch 
noch  nicht  völlig  endgültigen  Übergang 
zur  griech.  Schrift  tat  —  zur  selben  Zeit, 
wo  auch  die  von  der  griech.  Regierung 
nie  ganz  verlorenen  Gebiete  in  Unter- 
italien sich  auf  ihren  Siegeln  wieder  dem 
Griech.  zuwenden,  um  erst  mit  der  nor- 
mäim.  Eroberung  endgültig  lateinisch  zu 


652 


SPRENGER— STAATENSCHILLING 


werden  (M6m.  congr^s  num.  de  Bruxelles 
1910  S.  41/2). 

Außer   dem   Griech.    u.    Lat.    in  ihren 
Alphabeten  begegnen  uns  auf  den  antiken 
M.  noch:  Griechisch  in  liyprischer  Silben- 
schrift,   in   pamphyl.    Schrift    (Aspendos, 
Perga,  Selge,  Sillyon),  dann  Lykisch  und 
Lydisch   (vgl.   zuletzt   Ebert,    Reallex.    I 
S.   136/42),    Aramäisch    und    Phönikisch 
(diese  beiden  für  uns  oft  nicht  auseinander- 
zuhalten, wohl  auch  manche  andere  S.  in 
dieser  Schrift  versteckt),  bei  weitem  die 
häufigste  Sprache  nächst  dem  Griech.  u. 
Lat.  auf  antiken  M.  (vorkommend  in  Side, 
Kilikien,  Phönikien,  Teilen  von  Palästina 
und  Syrien,  Arabien,  Mesopotamien,  Persis, 
Elymais,   Charakene  und  als  Punisch  in 
Karthago,  dem  übrigen  Afrika,   Spanien, 
Sizilien),     Jüdisch     (Palästina),     Pehlewi 
(Persis,  Parther,   Sassaniden),  Himjarisch 
(bei  den  Himjaren),  Brähmi  und  Karosthl 
(Indien,  wo  aber  später  wieder  das  griech. 
Alphabet  für  die  ind,  Sprache  gebraucht 
wird),   endlich  Keltiberisch,  Turdetanisch 
und  die  S.  —  oder  das  Alphabet  —  von 
Tartessos    in    Spanien    (vgl.    zum    letzt- 
genannten Schulten,  Zeitschr.  d.  Morgenl. 
Ges.  78,  1924  S.  I — 18)  sowie  Etruskisch, 
Oskisch    (Abb.  58)   und  Umbrisch  in  den 
entspr.  Landschaften  Italiens.  —  Gercke- 
Norden,     Einleit.    in    die    Altertumswiss. 
Il3  S.  91,  96,  lOl,   H2.     Einige  dialekt. 
und    grammatische    Einzelbeobachtungen 
auf  griech.  M.:  Num,  chron.  1897  S.  109; 
Journ.  int.  I  S.  461;  N.  Z.  48  S.  I17/8; 
58  S.  46/8  usw.   Vgl.  unter  Stempelfehler, 
Schrift  und  Zweisprachige  M.  R. 

Über  die  Sprache  der  mittelalterlich-neu- 
zeitl.  Münzen  s.  unter  Schrift.  Su. 

Sprenger  oder  Batzeler,  eine  Silbermünze 
der  Bischöfe  von  Lüttich  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  16.  Jh.s  zu  5  Patards  oder 
einem  Vierteltaler  mit  Familienschild  auf  der 
Vs.,  Blumenkreuz  auf  der  Rs.  —  Chestret, 
S.  266  f.,  271  f.,  Taf .  34,  Nr.  So6f .,  5 1 1  f .    S. 

Spruchgroschen,  -münzen»  -taler  usw.  sind 
M.  oder  Med.  mit  einem  meist  biblischen 
Spruche,  die  in  den  Zeiten  der  Religions- 
kriege sehr  beliebt  waren.  Die  Sprüche  sind 
Kampf-  oder  Siegesrufe  wie  :)>A  domino 
factum  est  illud«  (Sieg  von  Breitenfeld) 
oder  Friedenswünsche  wie:  »Pax  optima 
rerum«  (Rostock)  oder  nur  zur  Erbauung 


dienend  wie  auf  d.  Gulden  der  Stadt  Magde- 
burg von  1674:  »Verbum  Domini  manet  in 
aeternum«.  Ernst  d.  Fromme  von  Sachsen- 
Gotha  hat  eine  ganze  Reihe  von  Spruch - 
münzen  vom  Taler  bis  z.  Pfennig  prägen 
lassen.  Im  18.  Jh.  wurden  mit  dem  Ratio- 
nalismus die  Sprüche  weltlicher,  politischer : 
dem  »Pro  Deo  et  ecclesia«  der  Päpste  setzte 
Friedrich  Wilhelm  I.  von  Preußen  sein  »Pro 
Deo  et  milite«  entgegen,  während  wir  auf 
Schweizer  Münzen  die  Devisen  »Super  omne 
libertas«  oder  »Libertas  carior  auro«  (Zü- 
rich) lesen.  —  Menadier,  Schausammlung, 
S.  259,  263,  284,  299.  —  Über  Sprüche  auf 
M.  überhaupt  s.  G,  V.  Schmid,  Cavis  nu- 
mismatica,  1840;  Dielitz,  Wahl-  u.  Denk- 
sprüche, 1884;  Fröhner,  La  liturgie  ro- 
maine  dans  la  numismatique,  Ann.  num. 
soc.  frang.  1889,  S.  39  ff.  S. 

Spur-Ryal,  eine  englische  Goldmünze 
Jakobs  L,  die  als  halber  Rose  Ryal  (s.  d.) 
IS  Schilling  galt,  161 5  bis  1625  gemünzt 
wurde,  bis  161 9  6,91  g  wog  und  6,87  g 
Gold  hielt,  seitdem  6,36  g  wog  und  6,327  g 
Gold  hielt.  Sein  Gepräge  war  das  des 
Rosenobels  (s.  d.),  nur  daß  die  Strahlen 
der  Sonne  auf  der  Rs.  sehr  scharf  waren  und 
dadurch  die  Sonne  wie  ein  Sporenrad  aussah, 
daher  der  Name.  Seit  1619  zeigte  die  Vs.  den 
Schild,  über  dem  ein  halber  gekrönter  Löwe 
mit  Zepter  zwischen  X — V  (15  Schilling) 
sichtbar  ist.  —  Grueber,  S.  102,  S, 

Staatendaalder,  ein  seit  1578  von  den 
niederländischen  Provinzen  geschlagener 
Taler,  der  zwei  der  von  Philipp  IL  ein 
Jahr  vorher  eingeführten  l6-Stüverstücke, 
also  32  Stüver  oder  i  Fl.  12  Stüver  galt, 
1586  aber  auf  i  Fl.  18,  1636  auf  2  Fl. 
2  Stüver  gesetzt  wurde.  Auch  halbe  und 
viertel  wurden  gemünzt.  Er  trägt  auf 
der  Vs.  das  Hüftbild  Philipps  II.  mit 
Krone  und  Zepter,  auf  der  Rs.  den  Wappen- 
schild mit  der  Kette  vom  goldenen  Vließ, 
wog  30,6  g  und  hielt  22,74  g  Silber,  — 
Verkade,  Taf.  109,  1—3.  S. 

Staaten-  oder  PlacaetschllUng.  Staaten - 
Schillinge  wurden  die  eigenen  Schillinge  der 
Vereinigten  Niederlande  genaimt  und  P.- 
Schillinge, weil  sie  in  d.  Plakaten  (Verord- 
nungen) als  vollwertig  erwähnt  waren.  Sie 
wurden  seit  1672  geprägt,  nur  nicht  in  Hol'- 
land,  Westfriesland,  Seeland,  zeigten  auf 
d.  Vs.  einen  Reiter,  auf  d.  Rs.  den  Pro- 


STAATSPOND— STADTNAMEN 


653 


vinzialschild.  Im  Jahre  1694  wurden 
sie  mit  einer  Marke  (Pfeilbündel)  ver- 
sehen und  Klop-  oder  geklopte  Schel- 
lingen genannt,  sie  galten  weiter  6  Stüver, 
während  die  fremden  auf  57*  Stüver 
herabgesetzt  wurden.  Letztere  hießen 
auch  Zesthalven  oder  gereduceerde  Schel- 
lingen, sie  wurden  1823  auf  5  Stüver  ge- 
setzt und  liefen  bis  zur  Mitte  des  Jahr- 
hunderts um.  S.  auch  Permissieschillinge. 
—  Verkade,  S.  43.  S. 

Staatspond  s.  Pond. 

Stab  s.  unter  Hasta  und  Zepter. 

Stachelschwein  s.  Pore  6pic. 

Stadtansicht,  Stadtbild  auf  M.  Zu  den 
in  der  Kaiserzeit  häufig  den  Lokalpatriotis- 
mus der  griech.  Stadtstaaten  betonenden 
M. -Bildern  (Regling,  M.  als  Kunstwerk 
S.  119)  gehört  als  bes.  wirkungsvoll  die 
Darstellung  der  Stadt  selbst  (einiges  in 
Z.  f.  N.  21  S.  255  und  bei  Anson,  Greek 
coin  types  V  Taf .  L  XIII) ;  sie  kann 
bestehen  in  einer  Fernansicht  der  Akro- 
polis,  also  eines  Felsens,  auf  dem  man 
ein  oder  mehrere  Hauptgebäude,  insbes. 
Tempel  erkennt  (Neapolis  Sam.,  Athen, 
Korinth,  Troizen,  Argos,  Bura;  Imhoof 
und  Gardner,  J.  H.  S.  1885/87),  auch  durch 
eine  Hafenansicht  (die  Mole,  die  Hafen - 
mauern  mit  anstoiJenden  Hallen  usw.; 
Aigina,  Korinth,  Patrai,  Mothone  Kai- 
sareia  Germanike,  Side,  vgl.  auch  ApoUonia 
Illyr.,  röm.  M.  des  Nero  und  Traianus  mit 
den  Häfen  von  Rom;  Med.  des  Commodus, 
Gnecchi,  Med.  Taf .  89,  6 — 8;  Lehmann- 
Hartleben,  Ant.  Hafenanlagen  des  Mittel - 
meeres  1923  Taf.),  auch  durch  eine  An- 
sicht etwa  der  Agora  mit  daranliegen- 
den Bauten  (Kynaitha,  Abb.  102,  Z.  f. 
N.  24  S.  66;  ähnlich  Pautalia,  Journ. 
int.  XI  Taf.  XII  i);  seit  dem  l.  Jh.  v.  C. 
kommt  das  Schema  des  Mauerringes  auf, 
mit  mehreren  Türmen,  einem  Tor  vorn 
und  innen  meist  noch  allerhand  Beiwerk: 
M.  von  Bizye,  Markianopolis,  röm.  M  mit 
Tuscul(um),  Eruc.  (Stadtbild  von  Eryx) 
und  Emerita,  JR,  des  Diocletianus,  Trierer 
Goldmed.  des  Constantinus  I.;  Teile  des 
Stadtbildes:  Mainz  auf  Bleimed.  des 
4.  Jh.;  London  auf  Goldmed.  des  Con- 
stantius  L  (Z.  f.  N.  36  Taf,  XI 4.  5;  Amtl. 
Ber.  a.  d.  Kunstsamml,  30  S.  275 ;  31  S.  37) ; 
an  diese  St.  lehnen  die  ital.  Medailleure  der 


Renaissance  z.  B.  in  den  Med.  auf  Dido 
(s.  d.)  und  Priamos  (s.  d.)  sich  an,  ebenso 
die  Siegelstecher  des  12. — 14.  Jh.  —  Über 
das  Stadtbild  im  M.A.  s.  Münzbild.  — 
In  der  Neuzeit  sind  namentlich  die  deut- 
schen Städtetaler  und  Med,  des  17.  u.  18.  Jh. 
mit  ihren  oft  sehr  schönen  Ansichten  der 
Stadt  zu  erwähnen,  wie  Nürnberg,  Regens  - 
bürg,  Danzig,  Münster  usw.,  vgl.  Menadier, 
Schausammlung  S.  267.  R. 

Stadtgeld.  Einige  Münzen  nennen  sich 
selbst  Stadtsorte  oder  Stadtgeld,  so  die 
Erfurter  Kippertaler  von  1621  zu  48 
Groschen  »Erffordtische  sondere  Stadt 
sortt«,  femer  die  Hildesheimer  Silber- 
münzen, die  seit  Einführung  des  Zinnai- 
schen Münzfußes  (s.  d.)  die  Bezeichnung 
»Hildesheimer  Stadtgeld«  oder  »Stadt - 
Pfennige«  trugen.  S. 

Stadtnamen  sind,  da  der  Stadtstaat  die 
üblichste  antike  Staatsform  war,  auch  der 
älteste  und  wichtigste  Teil  der  antiken 
M. -Aufschrift.  Wohl  nur  in  Abdera  ist 
die  älteste  M.- Inschrift  einer  Stadt  die 
eines  Beamten.  —  Auf  Sizilien  und  in 
Italien  steht  der  Name  der  Stadt  selbst 
oft  im  Nominativ,  z.  B.  Tapac,  Roma 
(dessen  Kolonien  das  noch  bis  in  die  Kaiser - 
zeit  beibehalten:  colonia  Diensis),  freilich 
zuweilen  zugleich  als  Beischrift  zum  dar- 
gestellten Stadtgott  u.  dgl.,  z.  B.  Tepiva. 
(Regling,  Terina,  Anm.  22) ;  auch  der  Gen. 
kommt  vor,  z.  B.  'Axpa^avioc,  im  lat.-osk. 
Sprachgebiet  auch  der  Ablativ,  Benventod, 
oder  Lokativ,  Larinei.  Weit  häufiger  ist 
aber  der  Name  der  Einwohner,  das  Ethni- 
kon,  natürlich  stets  im  Plur.,  und  zwar 
faist  stets  im  Gen.,  was  denn  bald  auch  im 
Westen  die  erwähnten  Formen  des  Stadt- 
namens selbst  fast  ganz  verdrängt;  ergänze 
dazu  etwas  wie  o^^ta.  Von  anderen  Casus 
kommt  in  älterer  Zeit  nur  der  Nominativ 
(ganz  selten)  vor,  z.  B.  Sopoxocyiot;  erst 
in  der  Kaiserzeit  tritt  er  bei  besonderen 
grammat.  Konstruktionen  der  M. -Auf- 
schrift wieder  auf,  so  tJjv  xxiamjv  Neixaiei?, 
ebenso  der  Dativ,  vgl.  IIoXspicüv  dv^Öijxe 
l'fAUpvaioic. 

Eine  besondere  Art  ist  das  adjektivische 
Ethnikon,  zu  dem  ein  Wort  wie  -/pipaxrqp, 
o^jjLa,  auf  das  M.-Bild  (Wappen)  bezüglich, 
oder  später  wie  fftatTp,  Bpa^ji-jQ,  vofxtajia  zu 
ergäxxzen  ist,  z.  B.  kpoxcDvidxa?,  MevSaCij,. 


654 


STADTPYR— STAMMA 


l'iövaiov.  Dem  schließt  sich  das  stets  im 
iSTom.  Sing.  Neutr.  stehende,  besitzanzeigen- 
de Adjektiv,  das  Ktetikon  (s.  d.)  an,  z.  B. 
KsXsvSspiTuöv,  ergänze  auch  hier  a^(j.a,  v6 
{jiicj}j.a  oder  dgl.  —  In  seltenen  Fällen  tritt 
die  Stadtgottheit  statt  des  St.  ein:  'A&7]va; 
'iXtaSoc. 

Der  Ort,  wo  der  St.  steht,  ist  vorwiegend 
■der  neben  dem  Wappen;  als  nach  Auf- 
kommen der  zweiseitigen  Prägung  das 
Wappen  meist  auf  die  Rs.  tritt,  zieht  es 
den  St.  mit  sich  auf  diese,  wo  er  auch 
dann  bleibt,  als  das  Wappen  längst  durch 
andere  Bilder  ersetzt  ist. 

In  Rom  wird  seit  etwa  sullanischer  Zeit 
der  Stadtname  Roma  als  Staatsaufschrift 
.selten  und  tällt  bald  überhaupt  fort,  um 
nie  wieder  auf  röm.  und  byz.  M.  zu  er- 
scheinen; statt  seiner  dient  die  Beamten-, 
später  die  Kaiseraufschrift  oder  das  Kaiser- 
bild; die  griech.  Stadt-M.  der  Kaiserzeit 
haben,  nach  dem  von  einigen  Seleukiden 
-eingeführten  Muster,  das  Kaiserbild  auf 
der  Vs.,  den  St.  auf  der  Rs.  —  Macdonald, 
Coin  types  S.  266  unter  Inscriptions  und 
in  den  M6m.  du  congrfes  num.  Brüssel  1910 
S.  281/88;  Verzeichnis  aller  Stadtauf- 
schriften nach  d.  ABC  bei  Florance,  Ta- 
bleaux  des  Ethniques  des  villes  grecques, 
Paris  1903;  konträr,  aber  grammatisch  ge- 
ordnet bei  Boutkowski,  Petit  Mionnet  de 
poche  1889  S.  3 — 24,  d.  Ethnika  i.  Gen. 
Plur.  im  Num.  chron.  19 14  S.  236/48.      R. 

Im  M,A.  kommt  der  Stadtname  im  Sinne 
von  Prägestätte  sehr  häufig,  als  Name  der 
Stadt  als  Münzherrin  aber  erst  spät 
vor,  da  die  Städte  in  Deutschland  erst 
seit  dem  13.  Jh.  das  Münzrecht  erlangen 
(s.  Münzverruf ung),  in  Italien  etwas  früher, 
teilweise  schon  seit  der  Mitte  des  12.  Jh.s 
(Genua,  Asti  11 39,  1141).  Da  auf  den 
Hohlpf.  münzberechtigter  Städte  im  13. 
u.  14.  Jh.  keine  Umschrift  vorkommt, 
scheinen  in  Deutschland  die  Wittenpf.  der 
Hansestädte  (1325/4Ö)  die  ältesten  M.  mit 
dem  Namen  einer  Stadt  als  M.herrin  zu 
sein;  der  St.  ist  von  da  an  ein  dauern- 
der Bestandteil  der  Umschrift  auf  den 
größeren  städtischen  M,,  während  er  auf 
den  kleineren  vielfach  nicht  erscheint. 
Vgl.  die  Aufzählung  der  münzberechtig- 
ten Städte  bei  Buchenau,  Grundriß  der 
Mkde.  S.  57  t  Su. 


Stadtpyr  s.  Pyr. 

Stadtwährungsgttlden  s.  Lorenzgulden. 

Stäbchen  ist  der  die  Oberfläche  der 
modernen  Münzen  begrenzende  schmale 
erhabene  Reif  zum  Schutz  des  Präge- 
bildes, das  über  das  Stäbchen  nicht  empor- 
ragen darf.  Meistens  ist  zur  Verzierung 
innerhalb  des  S.  noch  ein  Perlreif  (s.  d.) 
angebracht.  S. 

Stäbler  (Stebler)  werden  ursprünglich  nur 
die  Hohlpfennige  der  Stadt  Basel  genannt, 
die  von  ihr  nach  der  völligen  Erlangung 
des  Münzrechts  von  Seiten  des  Bischofs 
1373  mit  ihrem  Wappen,  dem  Baselstab,  ge- 
schlagenwurden, 1377  das  Stück  von  0,263  g 
Rauh-  und  0,211  g  Feingew.;  1403  wurden 
sie  mit  den  Rappen  (s.  d.)  zur  Haupt- 
münze des  Rappenmünzbundes  (s.  d.)  ge- 
macht, infolgedessen  ging  der  Name  auch 
auf  die  Pfennige  der  anderen  Teilnehmer 
des  Bundes  über;  jetzt  hatten  sie  ein  Rauh- 
gewicht von  0,212  g  und  ein  Feingewicht 
von  0,141  g  und  1425  ein  Rauh-  von  0,25  g 
und  Feingewicht  von  0,125  g.  Seit  1425 
verloren  sie  ihre  bis  dahin  eckige  Gestalt 
und  wurden  nunmehr  rund  mit  äußerem 
Perlkreis  geschlagen.  Im  Gewicht  und 
Feingehalt  gingen  sie  langsam  herunter, 
1533  hatten  sie  ein  Rauhgewicht  von 
0,19  g  und  ein  Feingewicht  von  0,07  g. 
Sie  werden  auch  als  Hälblinge  oder  Heller 
bezeichnet 

Stadler  wurden  auch  sonst  in  der  Schweiz 
geprägt:  In  einem  Münzvertrag  von 
Zürich,  Luzern,  Uri,  Schwyz,  Unter- 
waiden, Zug  und  Glarus  (18.  Mai  1425) 
sollten  sie  zu  992  Stück  aus  der  5^/3- 
lötigen  Mark  geschlagen  werden  (Jesse 
nr.  315),  also  ein  Stück  von  0,24  g  Rauh-, 
aber  nur  0,08  g  Feingewicht,  demnach 
wesentlich  schlechter  als  die  gleichzeitigen 
Stäbler  des  Rappenmünzbundes;  360 Stück 
wurden  gleich  einem  rhein.  Gulden  ge- 
rechnet. —  Harms,  Basel  S.  205;  Cahn, 
Rappenmünzbund.  Su. 

Stal,  nd.  stäl,  md.  stale,  1417  im  Cle- 
wischen  stale,  =  Muster;  auch  kleines  Stück 
und  Zeichen  zur  Probe  der  Güte  einer 
Ware  (Stalhof  in  London  =  Musterlager- 
hof), in  diesem  Sinne  auch  in  der  Münz- 
kunde angewandt:  s.  Richtstück.  — 
Weigand,  Deutsches  Wörterbuch.       Su. 

Stamma,    weißes   Baumwollzeug,     das. 


STAMPEE— STANDBILDER 


655 


in  Hälften  und  Viertel  geschnitten,  in 
Teilen  von  Abessinien  (so  in  Adua)  noch 
im  19.  Jh.  als  Zahlungsmittel  diente. 
Einen  kleineren  Wert  stellte  eine  Hand- 
voll glattgestrichener  Seidenfäden,  Tef  ge- 
nannt, von  dunkelblauer  Farbe,  vor.  S. 
Kangan,  Dammur.  —  Thomson  in  NChr. 
H  S.  ^7.  V. 

Stampee  =  sou  tamp6,  s.  Sou  marqu6. 

Stampf ertalety  numismatische  Bezeich- 
nung der  Taler,  deren  Stempel  der  be- 
rühmte Züricher  Medailleur  Hans  Jakob 
Stampfer  (f  1579)  graviert  hat  und  unter 
denen  besonders  der  Zuger  mit  dem  den 
Teufel  mit  einem  Mühlstein  gegen  eine 
Seele  abwägenden  h.  Michael  von  1565 
und  der  sogenannte  Schweizer  Bundes - 
taler  (s.  d.)  hervorzuheben  sind.  —  Forrer, 
Biogr.   dict.   V,    S.  659  f.  S. 

Standard  bedeutet  in  England  jedes  ge- 
setzliche Maß,  also  auch  den  Münzfuß.     S. 

Standard-gold  war  die  seit  Prägung  der 
ersten  englischen  Goldmünzen  im  Jahre 
1344  200  Jahre  lang  beibehaltene  Gold- 
feinheit  von  237/8  Karat  (99S/iooo).  Erst 
Heinrich  VTH.  führte  daneben  das  nur 
22  Karat  (o,9i6V3)  feine  Kronengold  ein, 
das  dann  immer  mehr  das  frühere  Stan- 
dardgold verdrängte,  bis  dieses  unter  Karl  L 
ganz  verschwand  (s.  Crowngold).  Das 
Standard-Silber  ist  seit  l8i6  9»5/iooo 
fein.  I  Standardunze  hält  28,7675  g  Fein- 
silber. S. 

Standbilder  auf  M.  (Statuenkopien).  Ge- 
treue Kopien  ♦»von  St.  u.  a.  Werken  der 
großen  Kunst  (Flachbildern,  Gen^älden) 
auf  M.  sind  der  Zeit  vor  Alexander  im 
allgemeinen  fremd;  der  statuenhafte  Cha- 
rakter der  älteren  M. -Bilder  beruht  auf 
der  stilistischen  Abhängigkeit  der  M.  wie 
aller  übrigen  Kleinkunst  vom  Pulsschlage 
der  »großen«  Kunst;  und  diese  Abhän- 
gigkeit bringt  es  mit  sich,  daß  ein  in  der  ar- 
chaischen Zeit  eingeführtes  M.-Bild  in  den 
folgenden  Perioden  nicht  archaisch  bleibt  — 
was  es  doch  müßte,  wenn  es  eine  Statuen- 
kopie wäre  — y  sondern  den  Stilwandel 
der  Zeiten  getreu  mitmacht,  so  der  ApoUon 
von  Kaulonia,  der  Poseidon  von  Poseidonia, 
der  Flußgott  von  Selinus  usw.  —  Aus- 
nahmen, d.  h.  Kopien  von  Werken  der 
großen    Kunst    auf    M.    vor    Alexander, 


finden  wir  einmal  in  den  M. -Reihen,  die 
kein   konstantes  M.-Bild  haben,   sondern 
das  M.-Bild  ständig  (jährlich?)  wechseln, 
so  auf  dem  EL  von  Kyzikos,  wo  in  der 
Tyrannenmördergruppe,      Abb.  36,      dem 
Kekrops  und  dem  von  Gala  gehaltenen 
Erichthoniosknaben   u.  a.    sichere  Kopien 
erkannt  sind,  in  je  einer  Reihe  von  Ab- 
dera    (vgl.    insbes.    das    archaische   Arte- 
miskultbild auf  Basis)   und  Theben  und 
den  N  von  Lampsakos  sowie  unter  den 
(ja   überhaupt  anders   als   die  M. -Bilder 
selbst  zu  beurteilenden)  Beizeichen,  z.  B, 
denen  der  Pegasosstateren;  ein  einzelner 
Fall,     Kopie    nach    einem    Relief,    liegt 
in  dem  Bilde  einer  M.  von  Thasos  vor. 
Sodann    begegnen    uns    Ausnahmen    in 
dem  künstlerisch  unselbständigeren,  halb- 
griech.  Osten,  wo  schon  in  der  i.  Hälfte 
des  4.  Jh.  V.  C.  z.  B.  auf  M.  von  Side 
eine   Kopie   von    Pheidias*    Athena   Par- 
thenos    vorkommt,    auf    M.    von    Mallos 
eine  Löwenkampfgruppe  auf  einem  Sockel 
eben     durch    diesen     die     Kopie    verrät 
u.  dgl. 

In  der  hellenist.  Zeit  erst  werden,  wie 
in  der  übrigen  Kleinkunst,  so  auf  den  M. 
St.  kopiert,  wenngleich  die  Kopien  dieser 
Zeit  noch  nicht  so  getreu  sind,  wie  in  der 
Römerzeit.  Entsprechend  dem  lokal - 
patriotischen  Zuge,  den  die  M,  der  griech. 
Stadtstaaten,  bes.  seit  der  »Befreiung« 
durch  die  Römer  197  und  189  v.  C,  oft 
schon  annehmen,  werden  die  vielverehrten 
archaischen  Kultbilder  der  betr.  Städte 
gern  kopiert  (ApoUon  Smintheus  in  Alex- 
andreia  Troas,  Athena  Ilias  in  Hion,  der 
ApoUon  von  Myrina,  Magnesia  und  Sinope, 
Bias  in  Priene,  das  merkwürdige  Kultbild 
auf  Tetradr.  von  Lakedaimon,  das  der 
»Atergatis«  auf  M.  Demetrios*  IIL,  des 
Sandas  in  Tarsos),  sodaim  die  weitbe- 
rühmten Werke  der  großen  Meister  des 
5.  und  4.  Jh.  (Kopf  der  Parthenos  in  Athen, 
der  Aphrodite  des  Praxiteles  in  Kos,  der 
ApoUon  des  Bryaxis  auf  M.  Antiochos*  IV., 
der  Asklepios  des  Thrasymedes  in  Epidau- 
ros,  des  Zeus  des  Doidalsas  auf  bith 
Königs-M.,  die  Tyche  des  Eutychides  auf 
M.  des  Tigranes),  und  auch  die  Nike  auf 
dem  Schiff  des  Demetrios  I.,  ApoUon  auf 
dem  Schiffe  des  Antigonos  IL,  der  Apollon 
auf    dem    Omphalos    der    Seleukiden-M. 


656 


STANIOL— STATER 


machen  den  Eindruck,  als  wenn  sie  nicht 
fürs  M.-Bild  entworfen,  sondern  St.  wären, 
ebenso  wieder  viele  Beizeichen,  z.  B.  auf 
M.  von  Athen. 

Der  beste  Leitfaden  bei  der  Beurteilung 
der  Frage,  ob  eine  Kopie  vorliegt,  ist, 
ob  der  Stil  des  M. -Bildes  in  die  Zeit  der 
betr.  M.  paßt  oder  nicht;  paßt  er  nicht 
hinein,  so  ist  die  Annahme  einer  Statuen- 
kopie gegeben;  das  Vorhandensein  von 
Stützen,  Sockeln  oder  architektonischer 
Umrahmung  tritt  dazu  (Z.  f.  N.  XIII 
S.  404);  die  Übereinstimmung  des  M.- 
Bildes mit  der  Beschreibung,  die  ein  antiker 
Autor  uns  von  einer  Statue  liefert,  oder 
mit  einer  vorhandenen  Statue  mag  dann 
den  Beweis  abschließen. 

Auch  auf  den  röm.  M.  der  Republik 
sind  Kopien  nach  großplastischen  Werken 
vorhanden,  so  Reiterstandbilder,  Marsyas; 
andere  M. -Bilder  machen  den  Eindruck, 
als  wenn  sie  ein  Gemälde  wiederholten, 
z.  B.  der  Traum  des  Sulla.  —  In  der  Kaiser- 
zeit endlich  werden  auf  griech.  und  röm. 
M.  solche  Nachbildungen  unendlich  häufig. 
Manchmal  mag  die  M.  auf  die  Einweihung 
des  betr.  St.  geprägt  sein  (z.  B.  Amastris, 
Reiterstatue  des  M.  Aurel:  Macdonald, 
Coin  types  S.  169).  Von  bekannten  St. 
sind  mehrere  der  in  Ciceros  Verrinen  er- 
wähnten, dann,  um  nur  einige  Beispiele 
zu  nennen,  Pheidias'  Zeus,  Kephisodotos' 
Eirene  und  Plutos,  der  ApoUon  Saurok- 
tonos  und  Lykeios  sowie  der  Eros  und  die 
knidische  Aphrodite  des  Praxiteles,  der 
famesische  Stier  auf  griech. -kaiserl.  M., 
eine  Platte  des  Altars  der  Ära  Pacis  Au- 
gusti  auf  einem  Med.  des  M.  Aurelius, 
der  Hercules  Farnese  auf  zahlreichen 
griech.  und  röm.  M.,  Abb.  105,  Kopien  von 
Gemälden  auf  M.  von  Deultum  (Perseus 
und  Andromeda),  Sebaste  Phryg.  (Gor- 
gonenmord),  Apameia  Phryg.  (Athena 
mit  den  Flöten  sich  im  Wasser  spiegelnd), 
Pergamon  (Herakles  und  Telephos),  Pe- 
rinth  (Dionysos  findet  Ariadne,  Abb.  98) 
nachzuweisen;  ja  es  dürfte,  wie  viele 
sichere  Entlehnungen  dartun,  die  Mehr- 
zahl der  Szenen  auf  den  röm. -kaiserl. 
M.  und  Med.,  z.  B.  die  Adlocutio-,  De- 
cursio-,  Liberalitas-,  die  Opfer-,  Auf- 
fahrts-,  Aufbruchs-  und  Rückkehr-Szenen 
nicht  selbständig  für  die  M.  erfunden  sein, 


sondern  dem  großen  Staatsrelief  oder  den 
Triumphalgemälden  entlehnt  sein,  wie 
wir  dieselbe  Abhängigkeit  auch  bei  den 
Gemmenschneidern,  den  Toreuten,  den 
Sarkophagbildhauern  usw.  beobachten.  — 
Doch  sei  davor  gewarnt,  solche  St.  stets 
für  völlig  treu  zu  halten:  Umbildungen 
im  Gegensinne,  Kürzungen  u.  a.  Ver- 
änderungen, die  bei  der  Übertragung 
in  das  kleine  Feld  der  M.  zur  Verdeut- 
lichung wünschenswert  erscheinen,  können 
immer  vorkommen,  aber  auch  ganz  will- 
kürliche: z.  B.  ist  das  Saiteninstrument^ 
das  der  Hercules  Musarum  und  die  Muse 
Terpsichore  in  der  auf  statuarische  Vor- 
bilder zurückgehenden  Reihe  des  Q.  Pom- 
pon.  Musa  führen,  bald  eine  Chelys,  bald 
eine  Kithara.  —  Regling,  M,  als  Kunstwerk 
S. 89/91,  HO,  116/19;  Amtl.Ber.40,  1918/9, 
S.  281;  Macdonald,  Coin  types  S,  169/74; 
zahlreiche  Beispiele  bei  Imhoof  und  Gard- 
ner,  Num.  Commentary  on  Pausanias,  in  J. 
H.  S.  1885/87;  alte  Kultbilder:  Nom.  VI  S. 
4,  VIII  S.  I  und  Le  Mus6e  V  S.  41/48.  Über 
das  Ziel  schießt  mit  der  Annahme  von  St.- 
Kopien  auf  M.  oft  hinaus  Mirone  in  seinenAr- 
beiten  in  der  Rev.  num.,  der  Arethuse  usw. 

Auf  M.  des  Mittelalters  erscheint  z.  B.  der 
Braunschweiger  Löwenstein  auf  M.  Hein- 
richs des  Löwen  (Menadier,  D.  M.  I  S.  41). 
Aber  erst  in  der  Neuzeit  erscheinen  wieder 
öfter  M.  mit  St.,  nunmehr  meist  auf  d.  Auf- 
stellung d.  betr.  St.  selbst  geprägt,  so  meh- 
rere bayer.  Geschichtstaler  des  19.  Jh.     R. 

Staniol    s.    unter   Abdruck    und    Zinn. 

Stanislausdor  waren  1794  geprägte  nur 
20-karätige  Pistolen  d.  Königs  Stanislaus. 
August  von  Polen,  die  6,173  g  wogen  u- 
5,123  g  Gold  hielten.  —  Kirmis  S.  207,     S. 

Stanze,  Stanzwerk  s.  Durchschnitt. 

Statety  griech.  crta-nQp,  lat.  stater,  -ris 
oder  statera,  -rae,  von  rofTr^jjLi  =  wägen; 
die  Bed.  mag  danach  sein:  das,  was  auf 
die  Wage  gelegt  wird,  um  sie  im  Gleich- 
gewicht zu  halten,  also  ein  beiderseits 
gleiches  Gewicht;  so  etwa  faßt  es  der  Metro - 
löge  bei  Hultsch,  Metr.  Scr.  I  S.  305  auf; 
daher  (weil  auf  beide  Seiten  das  gleiche 
Gewicht  gelegt  wird)  mag  auch  die  Bedeu- 
tung als  Doppeltes  der  Einheit  kommen,  die 
dem  S.  später  meist  innewohnt.  Eine  be- 
stimmte Größe  liegt  daher  nicht  im  Wort- 
sinne, ebensowenig  ein  bestimmtes  Metall, 


STATIK— STECKENREITER 


657 


vgl.  PoUux,  Onom.  IX  59.  Man  bezeichnete 
daher  sehr  ■  viele  und  sehr  verschiedene 
antike  M. -Sorten  mit  S.:  i.  Gold-S.,  und 
zwar  diese  vorzugsweise  (vgl.  Suidas  und 
Harpokration  usw.) ;  insbes.  den  Kroiseios, 
Abb.  18,  Dareikos,  Abb.  19,  Lampsakenos, 
Abb.  37,  Philippeios,  Abb.  47,  Alex- 
andreios  (s.  unten).  Alle  diese  haben  etwa 
das  runde  Gewicht  einer  doppelten  Drachme, 
8,1 — 8,6  g;  vgl.  auch  unter  Chrysus.  Aber 
auch  das  Mnaeion,  s.  d.,  heißt  bei  PoUux 
St.  —  2.  Elektron -S.,  s.  unter  Kyzikener, 
Abb.  36,  Lampsakener,  Abb.  20,  Pho- 
kai's,  Abb,  15,  diese  vom  runden  Ge- 
wicht eines  doppelten  (Gold)schekels,  ca. 
16  g.  —  Als  mehrfache  und  Unterteile 
eines  Gold-S.  werden  erwähnt:  ein  Tetra- 
stateron, TSTpaoTOTTipov,  bei  Pollux,  Onom. 
IX  62  (vgl.  58)  als  M.  von  Kyrene,  wo 
sie  zwar  nicht  erhalten  ist;  aber  es  gibt 
Tetrastateren  z.  B.  von  den  Ptolemäem 
(das  Oktadrachmon  oder  Mnaeion,  s,  d.) 
und  den  Seleukiden;  ein  Pentastateron, 
TcsvTaoTocTrjpov,  bei  Pollux,  Onom.  IX  57 
zweifelnd  (Soxouai)  als  TuevTa^vouv  erwähnt, 
wonach  es  ein  5  faches  Mnaeion  wäre  — 
was  nicht  erhalten  ist;  es  mag  vielmehr 
ein  5  f acher  Goldstater  att.  Fußes  (= 
10  att.  Drachmen)  sein,  wie  er  in  der 
Berenikeprägung  vorliegt  (Svoronos,  Ptol. 
nr.  972,  896).  Endlich  das  Hemistateron, 
von  Pollux,  Onom.  IX  62  für  Kyrene 
erwähnt,  das  uns  außerdem  in  Gold 
noch  aus  Athen,  Tarent  usw.  vorliegt, 
R.  E.  VIII  S.  254.  —  Wertzeichen  auf 
attische  Gold-St.  bezüglich  erscheinen  in 
Gestalt  des  B  ~  2  und  BP"  =  2  St.  +  I  Dr. 
auf  AT'-M.  Demetrios  I.  v.  Syrien,  Klio  V 
S.  I2S,  Z.  f.  N.  34  S.  52. 

3.  Silber-S.  sind  entweder  Didrachmen 
oder  Tetradrachmen;  letzteres  erscheint 
mit  der  oben  angenommenen  Grund- 
bedeutung von  S.  als  einem  Doppel- 
stück zunächst  nicht  vereinbar,  aber  bei 
den  antiken  (und  zwar  schon  den  vorder- 
asiat.)  Gewichten  geht  das  Doppelte  oft 
unter  demselben  Namen  wie  das  Einfache 
(also  eine  doppelte,  d.  h.  »schwere«  Mine 
geht  neben  der  :»leichten«  Mine  usf.  einher). 
Ein  Didrachmon  ist  der  literar.  oder 
inschriftl.  bekannte  und  auch  in  der 
Prägung  nachweisbare  ff.  Af-yivatoc,  Abb. 
23,  Kopxupaio?,  Kopivöio?,  Abb.  29,  KpTj- 
WQrterl>iioli  dar  ICüxizlnmde* 


Tixoc;  ein  Tetradrachmon  ist  der  ff. 
Tcdtpio?  samischer  Inschriften,  dann  die 
ff.  [epol  TOü  'AttoXXcdvo?  milesischer  In- 
schriften, der  ff.  KüCuTjvoc  der  Lexiko- 
graphen (da  die  Münzbeschreibung:  weibl. 
Kopf  Rs.  Löwenvorderteil  zugefügt  wird, 
siehe  unter  Kyzikener  am  Ende)  und 
der  S.  der  ptolem.  Papyri  zu  24  Obolen 
(+Agio,  z.B.  Segrö,  Metrol.  S.  272);  der 
ff.  'Ecpeffto?  eines  Schatzinventars  von  Delos, 
da  vom  xETpa^^jxov  'Kcpsoiov  desselben  In- 
ventars getrennt,  bleibt  unsicher,  und  die 
Notiz  bei  Photius  s.  v.  ff. :  xo  öe  li'z^oiYy.nv 
xal  T8Tpdöpa5(p.ov*ATTixoi  bezieht  sich,  wenn 
sie  auch  für  ältere  Zeit  nach  dem  oben  Ge- 
sagten nicht  verkehrt  ist,  vielleicht  auf  die 
Spätzeit,  wo  man  das  att.  Tetradrachmon 
mit  dem  von  Tyros  gleichsetzt;  dies  aber 
gilt  den  christl.  Interpreten  als  der  S.  des 
Neuen  Testaments  (Ev.  Matth.  17,  27 
vgl.  24) ;  vgl.  unter  Siglos.  —  Vielfache 
und  Unterstufen  des  Silber-S.  werden 
in  Drachmen  und  Obolen  ausgedrückt; 
sogar  dann,  wenn  der  Silber-S.  nicht 
wie  fast  stets  gehälftet,  sondern  ge- 
drittelt wird,  heißt  dies  Drittel  Drachme, 
so  in  Korinth.  —  Ins  spätere  griech.-röm. 
Gewichtssystem  wird  der  S.  aufgenommen 
als  halbe  Unze,  da  nämlich  in  diesem 
System  der  neron.  Denar  im  Gewicht  von 
Va  Unze  die  Spajjfng  ist  und  der  S.  infolge 
der  Bibelstelle  als  Tetradrachmon  gilt: 
4X^/8  =  Va-  Andere  späte  Gleich- 
setzungen des  S.  übergehe  ich,  da  für  die 
M.  nicht  in  Betracht  kommend.  —  R.  E. 
s.  V.  Stater;  Trait6  I  S.  436/40;  Hultsch, 
Metrol.   Scr.   II   Ind.    S.  216/7    u.  257/8. 

R. 

Statik  (PL  Statiku).  192 1  beschloß 
Litauen  eine  neue  Währung  einzuführen, 
und  zwar  sollte  die  Gold -Ostmark  zu 
0,300924  g  Gold  die  Münzeinheit  sein 
und  50  Auksin  —  5000  Statiku  betragen. 
Jedoch  wurde  diese  Währung  sehr  bald 
durch  die  Litwährung   (s.  Lit)  verdrängt. 

S. 

Statuenkopien  auf  M.  s.  unter  Stand- 
bilder auf  M, 

Stauratus  s.  Saracenatus. 

Steckenreiter  sind  Nürnberger  Dukaten 
und  silberne  Klippen  auf  die  Friedensfeier 
von  1650  mit  dem  Stadtschilde  auf  der 
Vs.  und  einem    auf  einem  Steckenpferde 

43 


658 


STEINBOCKPFENNIG— STELLING 


reitenden  Knaben  auf  der  Rs.  Die  Ent- 
stehungslegende gibt  Kundmann,  Nummi 
singulares,  Breslau  und  Leipzig,  1734, 
S.  III  ff.  —  Im  Hof,  II,  S.  106  f.        S. 

Steinbockpfennig.      Nach  dem  Wegfall 
der  Münzerneuerung  1359  war  das  österr. 
Münzwesen  durch  das  Prägen   »nach  der 
Teuerung  des  Silbers«  seit  1362  zerrüttet. 
Daher  entschloß  sich  Herzog  Albrecht  IV. 
(1395 — 1404),  im  Jahre  1399  es  durch  Ein- 
ziehung der  seit  40  und  mehr  Jahren  um- 
laufenden  Pfennige   und   durch  Ausgabe 
einer    besseren    und    schwereren    Münze 
wieder   zu   heben.      Zu   diesem   Zwecke 
befahl  er  Ende  Sept.  1399  die  Ausgabe  der 
nach  ihrem  Münzbilde  »Steinböcke«  oder 
i^Pöckler«  genannten  Pf ennige  zu  400  Stück 
auf  die  rauhe,  711^/9  auf  die  feine  Mark, 
I  St.  von  0,7  g  Rauh-  und  0,563  g  Fein- 
gewicht, also  9  lötig,  von  welchen  100  Stück 
für    einen    ungarischen    Gulden    gegeben 
werden  sollten.  Da  die  Einziehung  der  alten 
Pf.  (Verhältnis  3  :  2)  nach  3  Jahren  an  dem 
Widerspruch    der    Stände    scheiterte,    so 
wurde  aus  der  ganzen  Reform  nichts^  die 
Steinböcke  bilden  aber  fortan  eine  eigene 
Münzgattung,  die  längere  Zeit  selbständig 
bewertet  wurde.    Sie  beschließen  zugleich 
die  Reihe  der  Wiener  Pf.  (s.  d.)  mit  bunt 
wechselnden    Münzbildern.     —    Luschin, 
Wiener  Münzwesen  S.  72;  ders.,  Das  Münz- 
wesen in  Österreich  ob  und  unter  der  Enns 
i.  ausgeh.  M. A.  S.  264  ff.  Su. 

Steingeld,  Art  des  Schmuckgeldes  (s.  d.) 
und  damit  des  Nutzgeldes  (s.  d.),  bes.  auf 
den  Südseeinseln,  vgl.  z.  B.  Abb.  2,  wenn- 
gleich die  praktische  Verwendung  viel- 
fach, z.  B.  bei  den  in  Jap  auf  den  Karo- 
linen oft  mühlsteingroßen  Steinen  oder 
den  40-pfündigen  Steinringen  der  Neuen 
Hebriden  fraglich  und  auch  sonst  vieles 
dabei  rätselhaft  ist.  Über  Japan.  St.  s. 
unter  Kiri  Kodama.  —  Auf  den  Palau- 
Inseln  besteht  das  St.  aus  etwa  haselnuß- 
.großen  Stücken  von  gebrannter  Erde, 
natürlichem  Glas  usw.,  meist  durchbohrt 
und  aufgereiht.  —  In  neuerer  Zeit  viel- 
fach durch  Glasperlen  (s.  unter  Dammur, 
Kharaz)  u.  a.  europ,  Ware  ersetzt.  — 
Ebert,    Reallex.    IV   S.  211.  R. 

Stelnfflodell,  das  aus  weichem,  leicht  zu 
schneidendem   Stein    (Solnhofer    Schiefer 


oder  Kelheimer  Kalkstein,  früher  irrig 
Speckstein  genannt)  von  des  Künstlers 
Hand  geschnittene  positive  Reliefstück, 
von  dem  zur  Herstellung  der  Medaille  selbst 
oft  unter  Einschaltung  eines  Zwischen- 
modells ein  Negativ  in  Formsand  oder  dgl. 
genommen  wird,  das  man  dann  —  und 
zwar  oft  nicht  der  Künstler  selbst, 
sondern  ein  anderer,  z.  B,  Andrea 
Guazzaloti,  vgl.  auch  das  Verhältnis  von 
Hans  Maslitzer  zu  P.  Flötner,  Berl.  M.-Bl. 
191 1  S.  55  —  in  Metall  ausgießt.  Nach 
solchen  St.  ist  ein  Teil  der  deutschen  Med. 
der  Blütezeit  (1514 — 1600)  gefertigt  und 
sie  sind  uns  z.  B.  insbes.  von  den  Meistern 
A.  Dürer,  H.  Daucher,  Gebel,  Bolsterer, 
Deschler,  Zagar  und  als  letztem  von  Tob. 
Wolff,  eines  auch  von  einem  ital.  Meister 
(1538,  Aless.  Piccolomini)  erhalten,  Sie 
wurden  schon  früh  als  besondere,  selb- 
ständige Kunstwerke  aufgehoben,  z.  T. 
bunt  ausgemalt.  Wie  die  Holzmodelle  (s.  d.) 
können  sie  zweiseitig  oder  einseitig  sein, 
d.  h.  ihre  Rs.  kann  das  Modell  der  Med.-Rs. 
mitenthalten  oder  kann  leer  sein,  wobei 
dann  das  Modell  der  Rs.  besonders  ge- 
arbeitet war.  Auch  schriftlose  St.,  wo  also 
bei  Herstellung  einer  beschrifteten  Med. 
die  Schrift  erst  in  das  Negativ  eingedrückt 
wurde,  kommen  gelegentlich  vor.  Gegen 
Mitte  des  16.  Jh.  werden  die  St.  selten, 
die  Mehrzahl  der  deutschen  Medailleure 
wendet  sich  dem  Wachsmodell  (s.  d.)  zu; 
doch  ist  die  Kunst  nie  ganz  ausgestorben, 
vgl.  z.  B.  das  Steinmodell  des  Chapat 
{18.  Jh.)  auf  den  Genfer  Farel,  Amtl,  Ber.32 
S.  4,  Habich,  D.  Med.  S.  (^T^  auch  im  frühen 
19.  Jh.  noch  geübt  und  bes.  seit  Ende  des 
19.  Jh.  der  Steinschnitt  wieder  auf- 
genommen worden,  z.  B,  von  P.  Sturm; 
auch  schneidet  der  Künstler,  z.  B.  A. 
Loewental,  jetzt  zuweilen  das  Negativ  in 
Stein.  —  Habich,  Die  dtsch.  Med.  des 
XVI.  Jh.  1916.  R. 

Stella,  eine  Probemünze  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  auf  den  Antrag 
Österreichs,  dessen  8-Guldenstück  zur 
Weltmünze  zu  machen.  Die  S,  war  3  Dollar 
88  Cents  wert,  hielt  6  g  Gold,  3  g  Silber, 
I  g  Kupfer,  wurde  1879  und  l88o  geprägt 
und  nach  dem  5 -strahligen  Stern  auf  der 
Rs.  genannt.  S. 

Stdlino^  ein  Testone  des  Herzogs  Cosimo 


STEMPEL— STEMPELFEHLER 


659 


I.  von  Toscana,  der  abweichend  von  den 
meisten  Testoni  hinter  der  Büste  des 
Herzogs  einen  Stern  trägt  (Stella).  Die  Rs. 
zeigt  wie  die  der  anderen  Testoni  den  stehen- 
den heiligen  Täufer.  Ihre  Prägung  begann 
1554.  —  Martinori,  S.  496.  S. 

Stempel  (lat.  forma,  griech.  x^P^^"^?* 
frz.  coin,  engl,  die;  früher  auch  Stock  oder 
Eisen  genannt)  sind  die  Werkzeuge,  zwi- 
schen die  das  Metallstück  gepreßt  wird, 
um  das  Bild  seiner  Vs.  und  Rs.  zu  erhalten. 
Es  sind  ein  Paar  Metallblöcke  von  etwa 
zylindrischer  Form,  anfangs  meist  qua- 
dratischem, später  rundem  Querschnitt 
und  auf  deren  einem  Ende  die  Bildfläche 
entweder  die  ganze  Querschnittfläche  des 
Stempels  füllt  oder  in  verschiedener  Weise 
in  dem  Querschnitt  des  Stempel  eingebettet 
ist  (s.  die  Abb.  Num.  chron.  1922  S.  31 
und  Taf.  I  14,  15,  16)  mit  je  einer  glatten 
Fläche  am  anderen  Ende;  in  die  Bildfläche 
wird  Bild  und  Inschrift  negativ  entweder 
aus  freier  Hand  mit  dem  Grabstichel 
(burin)  u.  a.  Werkzeugen  eingeschnitten 
(graviert)  oder  mit  Teilpunzen  (s.  unter 
Punze)  oder  einer  vollständigen,  positiv 
geschnittenen  Patrize  (s.  d.)  abgesenkt 
(s.  unter  Senkverfahren);  das  andere 
Ende  des  einen  Stempels  (Unter- 
stempel, Vs. -Stempel,  anvil-die,  trussel, 
griech.  (ix{ioviaxoc)  ist  in  einen  Amboß 
versenkt,  das  andere  Ende  des  zweiten 
Stempels  (Obereisen,  Oberstempel,  Rs.- 
Stempel,  punch-die,  pile,  ^apaxxiQp  [s.  d.], 
diese  beiden  Ausdrücke  audi  allgemein  für 
»Stempel «gebraucht)  ist  platt  (oder  spitz, 
dann  aber  in  eine  oben  platte  Fassung  ge- 
setzt) zur  Aufnahme  der  Hammerschläge, 
durch  die  es  dann  an  den  Kanten  allmählich 
aufplatzt.  Material  der  Stempel  war  (vgl. 
über  Material  und  Härtung:  Num.  chron. 
1916  S.  113 — 32)  Bronze,  später  Eisen, 
insbesondere  lakonisches  (s.  Steph.  Byz. 
unter  Aaxe^aiV<ov),  und  Stahl.  Erhalten 
sind  aus  dem  Altertum  wohl  nur  Stempel 
von  Nachahmern  und  Falschmünzern  (Abb. 
z.B.  Trait6  I  S.  906/13,  dabei  S.  911  ein 
in  die  Backen  einer  Flachzange  eingesetztes 
St, -paar  Constans'  L,  wodurch  eine  gleich- 
mäßige St.-Stellung  [s.  d.]  erzielt  wurde; 
N.  Z.  58  S.  133  Taf.  Xni  1—3;  60  Taf.  I 
10.  II;  CoroUa  1906  S.  284;  Num.  chron. 
1922    Taf.  I  9,    12,    vgl.    dort    S.  13/24, 


dann  ein  sassanidischer:  Amtl.  Berichte 
aus  den  Kunstsamml.  I,  1909/10  S.  49); 
aus  der  Neuzeit  bietet  ein  reiches  Abb.- 
Material  der  verschiedenen  Formen  der 
Kat.  der  Stempelsamml.  Wien  1901  ff., 
wo  auch  die  Veränderungen  der  Stempel- 
form, die  die  Erfindung  neuerer  maschi- 
neller Prägeakte  (Walzwerk,  Taschenwerk, 
Spindelwerk  usw.)  mit  sich  brachte,  zu 
verfolgen  sind.  Wegen  der  Brakteaten- 
prägung  aus  nur  einem  Stempel  s.  unter 
»Hohlpfennige«.  —  Nachweise  über  Abb. 
der  Münzwerkzeuge  und  ihrer  Handhabung 
s.  unter  Münztechnik,  R. 

Stempeländerung  s.  unter  Stempelver- 
änderung. 

Stempelfehler  nennen  wir  im  Gegensatz 
zu  Prägefehlern:  i.  Irrtümer,  die  der  Gra- 
veur beim  Gravieren  des  Stempels  begeht, 
wie  Rückläufigkeit,  Ausfall,  Zufügung,  Um- 
stellung einzelner  Buchstaben,  orthographi- 
sche, grammatische  oder  sachliche  Fehler 
der  Schrift  (z.  B.  nANTIKAnAHAirnN 
durch  sog.  Dittographie;  quis  contra  non 
statt  nos  auf  Talern  Georgs  und  Albrechts 
von  Br. -Franken;  TAHLER  undTHAELR 
statt  THALER,  VERRINS  statt  VER- 
EINS, PRVSSEN,  WILHLEM  auf  neueren 
M.  von  Preußen  u.  Sachsen;  alles  dies 
ungeheuer  häufig  auf  M.  des  M.  A. 
Viel  antike  Beispiele:  N.  Z.  32  S,  97 j 
Traitö  I  S.  921/7.  Mehrfach  handelt  es 
sich  bei  solchen  St. -F..  nicht  um  wirkliche 
Fehler,  sondern  um  Schwankungen  der 
Aussprache,  sinkendes  Sprachgefühl  usw^ 
(z.  B.  fürs  Altertum  Z.  f.  N.  35  S.  227; 
Monatsblatt  num.  Ges.  Wien  1903  S.  18,  31), 
bei  neuzeitl.,  scheinbar  irrigen  Jahresdaten 
um  absichtliche  Fortprägung  beliebter  M. 
noch  über  den  Tod  des  im  Bilde  Darge- 
stellten hinaus  oder  um  Rückdatierung  zur 
Vortäuschung  besseren  Münzfußes.  Die 
Abzeichen-  und  Titulaturfehler  der  Kaiser 
(sehr  selten  auf  röm.  M.  und  hier  wohl 
wirklich  nur  St. -F.)  sind  z.  T.  wohl  keine 
St. -F.,  sondern  Irrtümer  der  Kanzlei, 
s.  N.  Z.  58  S,  44.  —  Seltener  sind  Irrtümer 
des  Typus  (indem  z.  B.  ein  röm.  Caesar 
schon  den  Lorbeerkranz  trägt,  indem  statt 
der  Bildpunze  Georg  Wilhelms  von  Brand, 
die  Wladislaus'  IV.  von  Polen  eingesetzt 
wird,  Berl,  M.bl.  1912  S.  359).  —  Reiche 
Sammlung,  von    M.    mit   St, -F.:   W.    F. 

42* 


66o 


STEMPELGLANZ— STEMPELSTELLUNG 


Hahlo  L  II,  Berlin  1925/6  =  Aukt.  Kat. 
Leo  Hamburger  Jan.   1927. 

2.  Verletzungen  des  Stempels  oder  der 
Patrize,  die  sich  im  Verlaufe  der  Prägung 
einstellen,  wie  Ausspringen  eines  Buch- 
stabens oder  eines  Teiles  eines  solchen 
(z,  B.  WILHEIM  statt  -HELM,  Ver- 
mählungs-3  M.  Sachsen -Weimar  19 10); 
Risse  im  Stempel,  die  bes.  an  den  empfind- 
lichen Graten  auftreten,  als  die  im  Stempel 
die  Zwischenräume  zwischen  nahe  bei- 
einanderliegenden Teilen  des  Bildes  oder 
der  Schrift  erscheinen,  also  z.  B.  zwischen 
Haarsträhnen,  Adlerfedern,  Buchstaben- 
hasten; Sprünge  quer  über  große  Teile 
der  Fläche;  endlich  Bruch  und  Ausspringen 
ganzer  Teile  der  Fläche  (griech.  Beispiele 
derart  bes.  deutlich  in  Hyele  und  Syrakus: 
Num.  chron.  1916  S.  113/32  Taf.  IV).  Die 
Beobachtung  dieser  Verletzungen  hat  es 
in  neuerer  Zeit  ermöglicht,  die  Zeitfolge 
der  mit  einem  Vs. -Stempel  verbundenen 
Rs. -Stempel  festzustellen,  vgl.  z.  B.  Reg- 
ling,    Terina   S.  35/40   u.  ö.  R. 

Stempelglanz  (franz.:  Fleur  de  coin) 
heißt  im  Münzhandel  der  die  ungebrauchten 
Münzen  auszeichnende  spiegelnde  Glanz. 

S. 

Stempelgleichheit  der  einen  Seite  (oder 
beider  Seiten)  zweier  M.  liegt  vor,  wenn 
zu  ihr  (oder  zu  ihnen)  derselbe  Stempel 
benützt  worden  ist;  man  erkennt  das  nur 
durch  genaueste  Beobachtung  zumal  gleich- 
gültiger und  unwesentlicher  Teile  von  Bild 
und  Schrift,  wie  Stellung  der  Buchstaben 
und  Interpunktionszeichen  zueinander  und 
zum  Bilde,  leichter  aber  an  etwa  vor- 
handenen St. -Fehlem  (s.  d.)  und  St. -Ver- 
änderungen (s.  d.).  —  Die  älteren  Numis- 
matiker leugneten  St.-G.  für  antike  M.  über- 
haupt, neuerdings  aber  ist  gerade  die 
Untersuchung  auf  St.-G.  ein  wichtiges  Mit- 
tel zur  örtlichen  und  zeitlichen  Bestimmung 
bes.  griech.  M.  geworden;  auf  röm.  Gebiet 
kennt  man  bis  zu  334  aus  einem  Stempel 
hergestellte  M.  (Anthemius-Solidus,  Fund 
vom  Atrium  Vestae  in  Rom,  Notizie  degli 
scavi  1899  S.  327/30).  Statistik  über  M.  aus 
gleichem  Stempel  z.  B.  Ant.  M.  Nord- 
griech.  I  S.  619/20;  Z.  f.  N.  23  S.  200 
Anm.  5;  30  S.  215/6;  Amtl.  Berichte  36, 
'914/5   S.4;  Schwabacher,   Tetradn  von 


Selinunt  1925  S.  85  usw.  Über  die  Ver- 
wendung ein-  und  desselben  Vs. -Stempels 
an  verschiedenen  griech.  Orten  s.  zuletzt 
Regling,  M.  von  Priene  S.  HS;  Num. 
chron.  1926  S.  316;  N.  Z.  58  S.  38/9,  und 
über  St-G.  römischer  Med.  verschiedener 
Metalle  Z.  f.  N.  24  S.  loi;  neuzeitl.  Bei- 
spiele für  St.-G.  von  M.  aus  verschiedenen 
M. -Stätten:  Z.  f.  N.  34  S.  163.  —  Die  Frage 
nach  der  St.-G.  kompliziert  sich  bei  An- 
wendung von  den  schon  im  griech.  Altertum 
nachweisbaren  Punzen  (s.  d.)  oder  seit 
Anf.  des  19.  Jh.  von  vollständigen  Patrizen 
(s.  d.  und  unter  Senkverfahren),  insofern 
hier  bei  völliger  Gleichheit  der  M.  nur  auf 
Anwendung  derselben  Patrize  geschlossen 
werden  kann,  da  sich  die  einzelnen  von  ihr 
abgesenkten  Stempel  durchaus  nicht  unter- 
scheiden und  auch  die  kleinen  Abweichun- 
gen, die  die  vor  der  Verwendung  des 
Stempels  meist  übliche  Nachgravierung 
hervorruft,  meist  nicht  erkennbar  oder 
wenigstens  von  Zufälligkeiten  der  Aus- 
prägung nicht  zu  unterscheiden  sind. 

R. 

StempelriB  s.  unter  Stempelfehler. 

yyStempels'^  wurden  in  Pommern  die 
Doppelschillinge  genannt,  die  früher,  be- 
sonders nach  der  Kipperzeit,  mit  einem 
Gegenstempel  versehen  und  dadurch  auf 
1V2  Schillinge  herabgesetzt  worden  waren, 
weshalb  sie  auch  Dreisechslingstücke 
hießen.  —  Schrötter  in  Z.  f.  N.  28  S.  124. 

Su. 

Stempelschnelder  oder  Graveur,  auch 
Medailleur,  heißt  der  Arbeiter  oder  Künstler, 
der  die  negativen  Stempel  (heutzutage  die 
positiven  Patrizen)  in  Eisen  graviert;  lat. 
scalptor,  auch  signator,  den  griech.  Fach- 
ausdruck kennen  wir  nicht;  im  16./18. 
Jh.  meist  Eisengräber  oder  Eisenschneider 
genannt.  Über  die  Namen  von  St.  auf  den 
M.  s.  unter  Künstlersignaturen.         R. 

Stempelspning  s.  unter  Stempelfehler. 

Stempelstellung  (engl,  die-test,  Stempel- 
probe). Für  die  antiken  M.  achtet  man 
(zuerst  Macdonald,  bes.  CoroUa  1906  S.  178; 
vgl.  zuletzt  Num.  chron.  1922  S.  38/40) 
darauf,  ob  die  Achse  des  Rs. -Stempels 
zu  der  des  Vs. -Stempels  irgendwie  aus- 
gerichtet ist,  also  zu  ihr  parallel  oder 
senkrecht   oder   rechtwinklig   steht,    oder 


STEMPELVERÄNDERÜNG— STEPHANEPHOROS 


66i 


nicht;  eine  bestimmte  St.  zu  erzielen 
war  bei  Hammerprägung  nur  bei  sorg- 
fältigem Aufpassen  möglich,  spätere 
mechanische  Hilfsmittel  erleichterten  es 
(z.  B.  wenn  das  Stempelpaar  in  einer 
Flachzange  saß,  Traitö  I  S.  911  Abb.; 
vgl.  auch  Num.  chron.  1922  S.  47).  Bei 
M. -Beschreibungen  drückt  man  die  St. 
durch  zwei  Pfeile  oder  nur  einen,  die 
Achsenstellung  der  Rs.  zeigenden  Pfeil 
aus:  z.B.  t  I  oder  nur  4  zur  Angabe,  daß 
die  Achse  der  Rs.  zu  der  der  Vs.  genau 
verkehrt  steht.  R. 

Stempelveränderung.  Nach  Fertigstellung 
des  Stempels  (oft  aber  auch  schon  der 
Patrize,  s.  d.)  kann  der  Graveur  Teile 
von  Bild  und  Schrift,  die  ihm  nicht  ge- 
fallen, fehlerhaft  sind  oder  die  bei  aber- 
maliger Benutzung  des  Stempels  nicht 
mehr  zutreffen,  insofern  ändern,  als  er 
durch  Tiefergraben  an  der  betr.  Stelle 
den  alten,  anstößigen  Schrift-  oder  Bild- 
teil beseitigt  und  einem  neuen  hervor- 
bringt; auf  der  M.  selbst  iit  aber  die  ur- 
sprüngliche Darstellung  oder  Schrift  meist 
noch  unter  der  neuen  zu  erkennen:  auf 
einem  Stater  von  Elis,  5.  Jh.  v.  C,  sieht 
man  eine  Änderung  in  der  Armhaltung 
der  Nike,  die  nun,  da  die  Tilgung  der 
ursprünglichen  Zeichnung  des  Armes  nicht 
ganz  geglückt  ist,  drei  Arme  zu  haben 
scheint:  Seltman,  Coins  of  Olympia  S.  32 
Taf.  III  fiß;  auf  einer  M.  des  Elagabalus 
von  Tomis  ist  TOMeQC  aus  versehentlichem 
TMEßC  verbessert,  Ant.  M.  Nordgriech. 
I  nr.  2691;  einmal  sind  die  Inschriftränder 
getilgt  und  durch  neue  ersetzt  worden, 
Num.  chron.  1922  S.  24,  25  Taf.  I  13;  der 
Stempel  einer  M.  von  Alexandreia  Äg.  mit 
dem  Nil  und  der  Zahl  16  und  unten  l  Au)AB< 
ist  durch  Wegradierung  der  Jahreszahl 
unten  und  Umänderung  des  FüUhom- 
inhalts  oben  in  das  Jahrzeichen  L  fürs 
Jahr  16  adaptiert  worden,  Num.  chron. 
1922  Taf.  II I,  2.;  sehr  häufig  ist  Änderung 
der  Jahreszahl  auf  neueren  M.,  indem  der 
Stempel  noch  über  das  Kalendemeujahr 
hinaus  benutzt  wird;  das  letzte  mir  be- 
kannte Beispiel:  Deutsches  Reich  10  M. 
Gold,  Ludwig  IL  von  Bayern,.  1878  aus 
1877  geändert.  Der  Graveur  kann  Teile 
von  Bild  und  Schrift  auch  ganz  tilgen, 
indem  er  sie  wegschleift:  solche  Stellen 


verraten  sich  dann  auf  der  fertigen  Münze 
durch  eine  bildlose  Erhabenheit:  z.  ß. 
Tilgung  des  Beamtennamens  STA  auf  M. 
Antiochos  VI.  von  Syrien,  Z.  f.  N.  24 
S.  135.  —  Über  solche  St.-V.  auf  griech.  M. 
s.  Trait6  I  S.  926/7;  Num.  chron.  1922 
S.  24/6,  43/6  Taf.  II;  reiche  Sammlung 
von  neueren  M.  mit  St.-V.:  Kat.  W.  F. 
Hahlo  I.  II,  Berlin  1925/6.  R. 

Stephane,  Stephanos,  griech.  aiscpaw], 
otscpavoc,  ist  ein  meist  metallener  Stirn- 
reif, der  vollständig  den  Kopf  umschließt 
(Lukian,  Amores  41 :  h  xüxXcp  rijv  xetpaX^v 
TcepiÖet),  aber  wohl  im  Gegensatz  zum 
Polos  (s.  d.)  nicht  über  den  Scheitel 
hinausragt,  also  nicht  eigentlich  ein  Auf- 
satz ist;  doch  zeigt  der  St.  der  Hera  auf 
M.  von  Elis,  der  bald  über  den  Scheitel 
hinausragt,  bald  ihn  sichtbar  werden  läßt 
(vgl.  Müllers  Formentafel  A  26  mit  27,  28), 
daß  eine  sichere  Scheidung  vom  Polos 
nicht  möglich  ist.  Ist  hier  und  auf  den 
M.  der  Arsinoe  IL  die  St.  überall  gleich 
breit,  so  wird  auf  M.  mit  der  Zeit  immer 
häufiger  eine  Form,  die  vom  breiter  ist 
als  hinten  und  sich  hinten  daher  oft  ganz 
im  Haar  verliert;  das  ist  die  uns  von 
vielen  Artemis -M.  her  geläufige  Form, 
daim  bes.  bei  Göttinnen  auf  M.  der  röm. 
Republik  und  den  Kaiserinnen  (livia, 
Faustina  iun.  usw.),  die  wir  unpassend 
Diadem  (dies  ist  vielmehr  eine  Stirn- 
binde) nennen.  —  R.  E.  VII  S.  2132/33; 
Val.  Müller,  Der  Polos  1915,  S.  45-  102/3 
u.  ö.  R. 

StephanephoroSi  griech.  axecpavTj^opo; 
=  Kranzträger.  I.  Am  (oder  unweit  des) 
Heiligtum  (ijptpov)  des  ijpcoc  2.  (==  Theseus ?) 
befand  sich  in  Athen  die  Münzstätte, 
daher  die  att.  Drachmen  inschriftlich 
SpaxfAal  2Tscpav7jcp6poü  heißen,  Joum.  int. 
IX  S.  240  ff.  —  2.  S.  war,  auch  partizipial 
aTe<povr|<popa)v,  der  Titel  des  eponymen 
priesterlichen  Beamten  in  vielen,  bes. 
ionischen  Städten  und  erscheint  auch  auf 
kleinasiat.  M.  oft,  schon  in  autonomer 
Zeit  unter  Proconsul  C.  Fabius  (57/56  v,  C.) 
in  Tralleis;  er  ist  entweder  selbst  eponym, 
mit  im,  so  auch  eine  Frau  (iici  öte.  Moptoo 
öü^atpic  xoü  ÖT^ixoD,  Smyma),  teils  Titel 
des  eponymen  Strategos  (4iri  atp.  F.  K.  Aio- 
Y6V00C  ote^avTj^opoü,  Smyma)  oder  Archon, 
auch  mit  Iterationsziffer;   einmal  sind  es 


662 


STEPHANSDAALDER— STERLING 


ihrer  25wei:  M.  A&.  *EpjAc&va6  x(al)  M^itpo^d- 
VTjc  cTTscpavTicpopoi  (Kaisarcia  Kapp.).  — 
Münsterberg,  Beamtennamen  S.  252,  254. 

R. 

Stephansdaalder  war  ein  seit  1523  ge- 
münzter Taler  von  Nymwegen  mit  dem 
h.  Stephan  auf  der  Rs.  Dasselbe  Bild 
zeigt  der  Nymwegensche  Stephans-(Gold)- 
gulden.  S. 

Stephanuspfennige.  Unter  St.  versteht 
man  gewöhnlich  Hohlpfennige  des  Bis- 
tums Halberstadt,  dessen  Stiftsheiliger 
St.  Stephanus  war,  aus  dem  12.  u.  13.  Jh. 
Dieser  erscheint  auf  herrlichen  Brakteaten 
der  Funde  von  Freckleben  und  Seega 
als  »Stephanus  protomartyr«,  stehend  mit 
Stola  und  Buch,  sitzend  mit  segnend  aus- 
gebreiteten oder  betend  emporgestreckten 
Händen,  ein  Spruchband  oder  die  Sieges- 
palme des  Märtyrers  haltend,  in  halber  Fi- 
gur dem  Stern  sich  beugend  oder  zusammen- 
brechend unter  den  Steinen,  die  zwei  oder 
drei  Juden  auf  ihn  werfen  (Abb.  198),  oder 
endlich  auch  als  Leichnam  unter  dem 
Steinhaufen  und  über  ihm  die  Seele  des 
Heiligen  von  2  Engeln  zum  Himmel  empor- 
getragen. Einige  dieser  Stephanspfennige 
bezeichnen  Aschersleben  als  Münzstätte 
und  wieder  andere  erweisen  sich  durch  die 
Umschrift    als    Magdeburger    Beischläge. 

Auch  später,  selbst  noch  im  14.  u.  15.  Jh., 
erscheint  St.  Stephanus  auf  Halber- 
städter Hohlpfennigen,  zuletzt  auf  den 
sogenannten  »Sai^fennigen«  (s.  d.). 

Die  Denare  von  Besangon  des  ii.  Jh. 
heißen  ebenfalls  Stephanuspfennige  oder 
stephanienses,  estevenants,  weil  sich  auf 
ihnen  der  Name  S,  Stephanus  oder  Pro- 
tomartir  befindet,  und  zwar  auf  der  Seite 
mit  der  Hand.  —  Menadier,  Schausamm- 
lung S.  160J  Poey  d' Avant  HI  S.  135  u. 
Tai.  CXXI  nr.  17«.  Su. 

Sterbemflnzen  s.  Begräbnis-  oder  S.- 
Münzen; Sterbetaler  s.  auch  unter  Kate- 
chismustaler. S. 

Sterling  (esterling,  französ.  esterlin). 
Heinrich  H.  von  England  hat  11 80  einen 
bis  1248  gleichbleibenden  und  einheitlichen 
Typus  des  Benny  (s.  d.)  geschaffen,  der 
unter  dem  Namen  i^Sterling«  bekannt  ist. 
Dieses  Wort  kommt  in  England  selbst  nach 
einmaligem  Auftreten  Ende  des  13.  Jh.s 
erst  hauptsächlich  Ende  des  14.  Jh.s  und 


in  der  Folgezeit  dann  als  Adjektiv  in 
pound  Sterling,  Shilling  Sterling,  penny 
Sterling,  Sterling  money  vor.  Weit  früher, 
vielleicht  am  frühesten  taucht  der  Name 
nach  den  Forschungen  E.  Schröders  in 
Frankreich  auf,  nach  1200  in  Deutsch- 
land. 

Die  Ethymologie  des  Wortes  ist  höchst 
zweifelhaft.  Die  Deutung  als  i^Osterlinge«, 
die  bis  ins  Mittelalter  zurückzugehen 
scheint,  ist  sicher  irrig.  Die  J^Osterlinge « 
(easterlinge)  sollten  hans.  Kaufleute  sein, 
die  den  Sterling  (um  iioo!)  nach  England 
importiert  haben  sollten,  oder  deutsche 
Münzmeister,  die  ihn  hier  herstellten. 
Auch  ist  die  Deutung  als  »Stemling«, 
»Stearling«  nicht  sehr  wahrscheinlich. 

Nach  E.  Schröder  ist  von  dem  früher 
bezeugten  esterlin  auszugehen,  einem  fran- 
zös. Wort,  mit  dem  die  Normannen  von 
vornherein  einerseits  den  englischen  Penny 
Wilhelms  I.  u.  II.  u.  Heinrichs  I.  (1066  bis 
II 38)  und  andererseits  die  durch  diese 
Münze  in  Schrot  und  Korn  repräsentierte 
Währung  bezeichneten.  Schröder  leitet 
nun  esterlin  von  stater  ab  (stater  > 
istater  >  estedre  >  estfer(e),  staterlingus  > 
*estereling)  als  ein  Geldstück  von  garan- 
tiertem Gewicht,  das  auf  der  statera  fest- 
gestellt wurde.  Überzeugend  klingt  diese 
Deutung  ebenfalls  nicht. 

Auf  jeden  Fall  versteht  man  gewöhnlich 
unter  Sterling  den  englischen  (Groß)- 
Pfennig  seit  1180  mit  dem  zeptertragenden 
Brustbild  in  Vorderansicht  und  dem  das 
Feld  füllenden  Zwillingsfadenkreuze,  um- 
winkelt  von  4  kleinen  Kugeln  (Abb.  179) 
oder  ähnlich;  dieser  »short  cross  type« 
wurde  ca.  1248  unter  Heinrich  IH.  durch 
den  »long  cross  type«  ersetzt,  indem  das 
Zwillingsfadenkreuz  die  Umschrift  durch- 
bricht und  bis  zum  Rande  der  Münze  geht, 
auch  sind  jetzt  je  3  Kugeln  in  den  Winkeln 
(Abb.  180). 

Richard  Löwenherz  und  sein  Bruder 
Johann  haben  den  Typus  und  Namen 
Heinrichs  U,  beibehalten.  Heinrich  HL 
hat  seit  1248  die  Ordnungszahl  in  römischer 
Ziffer  oder  lateinischer  Schrift  beigefügt. 
1279  änderte  Eduard  I.  noch  einmal  den 
Typus  der  Sterlinge:  Vs.  Brustbild  ohne 
zepterführende  Hand  und  auf  der  Rs. 
ein   schlichtes   breites   Kreuz    (Abb.  l8i)> 


STERN 


663 


und  so  ist  die  Münze  bis  gegen  Ende  des 
15.    Jh.s  weiter   geprägt  worden. 

Münzfuß:  Feinheit  144/5  Lot  (11  Unzen 
2    den.),      Gewicht    unter    Heinrich    II. 
(i  180— 1 189)     1,36  g    Rauhgew.   u.    1,26  g 
Feingewicht.    Gewicht  unter  Eduard  III: 
1327— 1344     1,44  g  schwer, 
1344— 1346     1,31  g 
1346—1351     1,30  g 
1351— 1377     1,17  g 

Eduard  IV. :    0,97  g  und  0,78  g 

Heinrich  VIL :  bis  zu  0,648  g. 

Seit  1177  sind  auch  in  Irland  mit  von 
London  gelieferten  Stempeln  Sterlinge, 
Vs.  königliches  Brustbild  von  einem  Drei- 
eck umschlossen,  Rs.  Halbmond  und  Stern 
geprägt  worden.  Auch  die  schottischen  Kö- 
nige haben  ihre  Pfennige  in  genauer  Anleh- 
nung an  die  englischen  geschlagen.  König 
Wilhelm  der  Löwe  (1165 — 1214)  über- 
nahm das  kurze  Zwillingsfadenkreuz  und 
schuf  durch  die  Füllung  der  Winkel  mit 
Sternen  und  die  Beibehaltung  des  bis- 
herigen Profilbildes  einen  langlebigen 
Sondertypus  der  Sterlinge,  der  in  Be- 
gleitung der  englischen  auch  auf  dem  Fest- 
lande Verbreitung  fand. 

Mit  den  Sterlingen,  die  lange  Zeit  von 
gleicher  Güte  und  gleichem  Typus  und 
keinem  kurzfristigen  Münzwechsel  unter- 
worfen w?Lren,  unterstützte  die  englische 
Krone  Heinrich  den  Löwen  und  später 
Otto  IV.  in  ihrem  Kampfe  gegen  die  Hohen - 
staufen,  zum  Teil  wurde  mit  diesem  Gelde 
Heinrich  dem  VI.  das  Lösegeld  für  Richard 
Löwenherz  bezahlt,  z.  T.  die  Wahl  Richards 
V.  Cornwallis  zum  röm.  König  bestritten, 
aber  gleichzeitig  wurden  sie  auch  durch 
den  Handel  in  noch  weit  größeren  Mengen 
über  alle  Lande  verbreitet.  Ihre  Beliebt- 
heit beweisen  geschlossene  Fundmasseh 
bis  an  die  meckl.-pommersche  Grenze 
(Fd.  V.  Ribnitz  in  Meckl.,  Z.  f.  N.  XV 
S.  302  ff.)  und  die  aller  Orten  entstandenen 
Beischläge  (Fd.  v.  Lechtingen  ca.  4CX) 
Stück);  diese  beginnen  mit  den  Dort- 
munder Denaren  König  Ottos  IV.  und 
Friedrichs  IL  und  dauern  dann  anderthalb 
Jahrhunderte  bis  in  die  Zeit  Karls  IV.  an. 
Ich  nenne  die  Bonner  Heinrichs  v.  Virne- 
burg,  die  der  Edelherrcn  zu  Lippe,  beson- 
ders Bernhards  III.  (Abb.  180),  die  Adolfs 
von   der  Mark,   der  Grafen  v.  Sternberg, 


Ludolfs  V.  Münster,  Konrads  v.  Osnabrück 
in  Osnabrück  u.  Widenbrück,  der  Herren 
von  Cuinre,  Guidos  v.  Flandern  u.  Namur, 
Johanns  v.  Avesnes  für  Hennegau  neben 
vielen  anderen. 

Betrügerisch  sind  sie  hauptsächlich  in 
Luxemburg  nachgeprägt,  was  aus  eng- 
lischen Akten  hervorgeht,  wo  sie  »Lush- 
burger«  genannt  werden.  Freie  Nach- 
bildungen sind  die  schon  oben  genannten 
schottischen  Pfennige  mit  dem  Königs- 
bild in  der  Seitenansicht  und  die  Bra- 
banter  Johanns  I.  1261 — 94)  mit  dem 
Löwenschild,  nachgeahmt  v.  Eb.  Ger- 
lach von  Mainz,  Der  Gesamttypus  kommt 
dann  noch  auf  portugiesischen  und  ähn- 
lich auf  norwegischen  und  schwedischen 
Münzen  vor,  der  Name  des  Englisch 
(s,  d.)  auf  Frankfurter  Geprägen,  der 
Name  des  »Sterlignus«  auf  trierischen 
Münzen  (Noß,  Trier  nr.  376).  Schließ- 
lich wurden  die  Witten  den  engl.  Ster- 
lingen angeglichen  (Jesse,  Wend,  M. verein 
S.  81  f.). 

In  England,  Frankreich  und  den  Nieder- 
landen wurde  der  S.  auch  als  Gewicht  ver- 
wandt. In  England  wurde  die  Mark  bis 
1526  in  160  penny-weights  oder  Sterlinge 
zu  1,458  g  eingeteilt,  in  den  Niederlanden 
daher  in  160  DEngels«  zu  1,53  g.  In  Frank- 
reich wurde  u.  a.  die  Mark  von  Paris 
gelegentlich  in  160  »esterlins«  zu  i,53  g 
eingeteilt,  der  denier  esterlin  in  beiden 
Ländern  in  2  Maillen  und  diese  in  2  Felins 
oder  Vierlinge.  —  Blanchet  II  S.  39ff.; 
Grote,  M.st  III  S.  ilflf.;  E.  Schröder  in 
den  Hans.  Geschichtsbl.  1917  S.  iff.; 
Noß,  Trier  S.  19  (Sterling  =  »echt,  unver- 
fälscht«); Buchenau,  Westfäl.  Sterlingfund 
von  Lechtingen  b.  Osnabrück,  Bayer.  Mitt. 
1924  S.  52 ff.;  K.  Kennepohl,  Sterlingsgeld 
in  Westfalen  in  der  i.  Hälfte  des  13,  Jh., 
BerL  Mbl.  1924  S.  150 ff.;  Chautard,  Imi- 
tations des  monnaies  au  type  esterlin, 
Nancy  1871;  Grueber  S.  42ff.;  Lawrence, 
Chronology  of  the  short-cross  period, 
Num.  Chronicle  1916  S.  356  ff.  Su. 

Stern,  StembUdy  Astrologie  und 
Astronomie  auf  M.  Der  Stern  ist  eins 
der  frühesten  Ornamente  überhaupt  und 
braucht  seine  Entstehung  keineswegs  dem 
Wunsche,  einen  wirklichen  Himmelsstern 
darzustellen,  zu  verdanken.     So  sind  die 


664 


STETTINER  WÄHRUNG— STIL 


ältesten  auf  griech.  M.  vorkommenden 
Sternblumenmuster  gewiß  rein  ornamental 
(Z.  f.  N.  37  S.  63:  Milet,  Kyrene,  Kor- 
kyra,  Dyrrhachier,  Unbestimmte)  und 
auch  später  wird  gewiß  bei  dem  als  Typus, 
bes.  aber  so  unendlich  häufig  als  Beiz. 
auftretenden  Stern  der  Stempelschneider 
keineswegs  immer  seine  astrale  Bedeu- 
tung im  Sinne  gehabt  haben.  Wenn 
dagegen  eine  Mondsichel  dazutritt,  ist 
die  astrale  Deutung  sicher;  vgl.  über  diese 
meist  auf  den  Orient  weisende  Zusammen- 
stellung unter  Lunula.  Auf  rein  griech. 
Gebiete  treten  gesicherte  Sterndarstel- 
lungen erst  im  4.  Jh.  auf  und  werden  erst 
in  heilenist.  Zeit  häufig  (die  Theorie  von 
Svoronos,  wonach  die  große  Mehrzahl 
auch  der  früheren  griech.  M. -Bilder  astral 
zu  deuten  sei,  Z.  f.  N.  XVI  S.  219/32 
Taf.  X,  B.  C.  H.  1894  S.  101/28  —  mit 
reichem  Abb. -Stoff  I  —  hat  keinen  Beifall 
gefunden),  so  die  Vereinigung  von  Löwe 
und  Stern(blume)  auf  ein-  und  derselben 
Seite  der  M.  in  Milet,  der  Hundstern  (s. 
unter  Sirius)  in  Keos,  die  5  Sterne  (die 
Hyaden?)  bei  Sonne  und  Mond  in  Urano- 
polis,  die  5  Sterne  um  den  Mond  auf  M. 
des  P.  Clodius  M.  f.,  das  Siebengestim 
(Großer  Bär  oder  Pleiaden,  L.  Lucr.  Trio; 
Provinz  Kreta  unter  Calig.,  Claudius, 
Titus,  Traianus;  röm.  M.  der  Domitia; 
Rev.  num.  1898  S.  677/80  Taf.  XIX)  und 
die  vielen  einzelnen  Sterne  in  Opus,  auf 
griech.  Kaiser-M.,  auf  M.  des  Aem.  Buca, 
der  Faust,  sen.  (mit  aetemitas)  usw.  Bes. 
Aufschwung  nehmen  die  Sternbilder  in 
der  Antoninenzeit  angesichts  der  wachsen- 
den Bedeutung  der  Astrologie  und  der 
Verehrung  der  solaren  Gottheiten  (Vogt, 
Die  alex.  M.  S.  115):  Pius  prägt  in  Alexan- 
dreia  Äg.  M.  mit  dem  Phönix,  Helios 
und  Selene  usw.,  bes.  aber  die  große 
Reihe  der  M.  mit  den  Tierkreisbildem 
(s.  unter  Zodiacus).  —  Eine  bes.  Rolle 
spielen  in  Glaube  und  Aberglaube  die 
Kometen,  periodisch  auftretende  Sterne, 
die  einen  Schweif  von  kleineren  nach 
sich  ziehen;  auf  M.  des  Augustus  findet 
sich  der  nach  Caesars  Tode  erschienene, 
und  noch  in  der  Neuzeit  sind  auf  deren 
Erscheinen  viele  Medaillen  hergestellt 
worden:  Pfeiffer  und  Ruland,  Pesti- 
jentia  in  nummis  S.  l8,  23,  27/9,  39.  — 


Darstellungen  des  Tierkreises  und  seiner 
einzelnen  Bilder  s.  unter  Zodiacus;  Bilder, 
die  sich  auf  die  Stellung  der  Sterne  (bei 
der  Geburt  des  betr.  Fürsten)  beziehen, 
s.  unter  Horoskop.  —  Anson,  Greek  coin 
types  VI  Taf.  I.  II;  III  Taf.  XXIX f.; 
Ebert,   ReaUex.  XII  S.  4195.  R. 

Im  Mittelalter  erscheinen  Sterne  auf 
M.  größtenteils  wie  Kugeln  als  Raum- 
füllsel, teils  auch  als  ein  Beizeichen,  das  ent- 
weder die  Ausgabe  der  Pfennigsorte  be- 
zeichnen soll  oder  auch  den  Münzherren, 
der  einen  Stern  als  Wappenbild  führt,  so  die 
Herren  von  Waldeck;  in  diesem  Fall  er- 
scheint dann  auch  der  Stern  als  Münz- 
typus. So  findet  man  den  Stern  als  Zeichen 
des  Münzherrn  u.  a.  in  Kaufbeuren,  Nidda 
und  Stargard.  Zu  dem  Stephanusbild,  bes. 
zu  seiner  Steinigung,  werden  St.  als  Symbol 
der  Verzückung  des  Heiligen  hinzugesetzt 
(in  Halberstadt  und  Metz);  auch  findet 
sich  der  St.  von  Bethlehem,  Z.  t  N.  39 
S.  243.  —  Friedensburg,  Symbolik  S.  31 
f.,  281.  Su. 

Stettiner  Währung  war  eine  Abart  der 
lübischen  Währung  (s.  d.);  sie  war  etwas 
schwerer  als  diese  und  ist  wohl  dadurch 
entstanden,  daß  die  Stettiner  Kaufleute 
die  alten  besseren  Münzen  festhielten  und 
dann  deren  höhere  Werte  bestehen  blieben, 
als  es  solche  Münzen  nicht  mehr  gab. 
Um  1670  waren  ii  Schillinge  stettinisch 
gleich  15  Schillinge  lübisch  oder  vor- 
pommerisch.  —  Schrötter  in  Z,  f.  N,  ipio, 
S.  8.  S, 

Steuern  und  Erlaß  von  solchen  werden 
auf  röm.  M.  unter  Caligula,  Claudius  (?), 
Galba  (quadragensima  remissa,  vgl.  Num. 
chron.  1924  S.  127),  Nerva  (fisci  ludaici 
calumnia  sublata)  und  Hadrianus  (re- 
liqua  vetera  HS  novies  mill.  abolita)  er- 
wähnt. —  Mowat,  Rev.  num.  1909  S.  73  ff. 

R. 

Stiefelknecht^  Spottname  des  preußi- 
schen Gutengroschen  Friedrichs  d.  Gr., 
indem  in  der  Initiale  f^  wegen  der  un- 
teren Öffnung  das  Bild  eines  Stiefelknechts 
gesehen  wurde.  S. 

Stil  einer  M.  ist  im  Gegensatz  zu  den 
technischen  Eigenschaften,  deren  Gesamt- 
heit wir  Fabrik  oder  Mache  (s.  d.)  nennen, 
die  Summe  der  künstlerischen  Eigen- 
schaften. R. 


STIMMSTEIN--STRAHLENKRONE 


665 


Stimmstein  s.  unter  Calculus.         R. 

Stlmmume  vgl.  unter  Calculus  und 
siehe  Abb.  loo.  R. 

Stock,  deutscher  Name  für  Stempel. 

Stocktischmedaillen  oder  -taler  sind 
Spottmedaillen  des  Herzogs  Heinrich  Julius 
von  Braunschweig  von  1612  mit  dem 
Landesschilde  auf  der  Vs.  und  einem  von 
awei  Händen  gehämmerten  Stockfisch  und 
der  Umschrift:  Non  nisi  contusus  auf  der 
Rs.  Die  Veranlassung  zu  ihrer  Prägung 
ist  nicht  bekannt.  Die  Med.  wurde  in 
Hamburg  nachgeahmt,  doch  zeigt  die 
-eine  Seite  den  von  5  Händen  geschlagenen 
-und  die  andere  eine  Schüssel  mit  dem  in 
5  Teile  zerschnittenen  Fisch  und  der  Um- 
schrift: Alius  et  idem.  —  I.  H.  Lochner, 
Sammlungmerkwürdiger  Med.,  6.  Bd.,  Nürn- 
berg 1742,  S.  317  mit  Abb.;  (I.  P.  Langer- 
mann),  Hamburgisches  Münz-  und  Med.- 
Vergnügen,  Hamburg  1853,  S.  203  f.     S. 

Stockmannetje  s.  Gulden  niederländisch. 

Stockprobe  s.  Zainprobe. 

Stösser  (hoU.  Stooter,  s.  d.)  heißen  die 
ältesten  Groschen  der  Stadt  Köln,  welche 
seit  1474  bis  ungefähr  1493  (?)  mit  Stadt- 
wappen und  Lilienkreuz  geprägt  wurden. 
—  Noß,   Köln   IV  S.9,17.  Su. 

Stola,  im  frühen  Mittelalter  orarium 
genannt,  ist  ein  streifenförmiges  Ornat- 
stück von  2,50  m  Länge,  das  im  ganzen 
Abendland  bei  der  Liturgie  Verwendung 
findet.  Die  St.  läßt  sich  mit  Bestimmtheit 
■erst  in  der  2.  Hälfte  des  8.  Jh.s  nachweisen. 
Sie  ist  ein  förmlicher  Bestandteil  der 
Sakraltracht,  ohne  Stola  darf  keine 
Messe  gefeiert  werden.  Sie  kommt  nur 
Diakonen,  Priestern  und  Bischöfen  zu. 
Bei  den  Priestern  und  Bischöfen  liegt 
•die  Stola  dem  Nacken  auf  und  zieht  sich 
von  da  über  die  Brust  bis  etwa  zu  den 
Knien  herab.  Die  bischöfliche  fällt  gerade 
herab,  die  priesterliche,  so  oft  sie  in  Ver- 
bindung mit  der  Albe  gebraucht  wird, 
muß  über  der  Brust  gekreuzt  werden, 
nur  beim  Tragen  des  Superpellicium  — 
Albe  u.  Sup.  sind  liturg.  Gewänder  — 
wird  auch  die  Stola  herabfallend  gelassen. 
Sie  wird  nie  über  der  planeta  (Kasel) 
getragen.  —  Braun,  Liturg.  Gewandung 
S.  562  ff.  Su. 

StoBwerk  =  Spindelwerk  (s.  d.). 

Stootery  niederländischer  Name  der  eng- 


lischen Groats;  1469  galt  er  4  nieder- 
ländische Grooten,  1488  6  und  nach  seiner 
Verschlechterung  1548  3^2  Grooten.  Spä- 
ter wurden  alle  Münzen,  die  2^/2  Stüver 
galten,  vom  Volk  Stooter  genannt.  In 
den  Niederlanden  sollen  sie  in  Kampen, 
Nymwegen  und  in  Overijssel  geprägt 
worden  sein,  man  kennt  aber  nur  solche 
von  Kampen  mit  Blumenkreuz-gekröntem 
Schild  von  1596  und  1597.  —  Ter  Gouw  IV, 
S.  122  ff.;  Verkade,  S.  44,  Taf.  166,  2,  3. 

S. 

Stotinka^  bulgarische  kleinste  Münze, 
s.  Lev. 

Strahlenkrone.  Die  S.,  ein  mit  Strahlen 
besetzter  Reif  um  das  Haupt,  ist  das  Ab- 
zeichen des  Sonnengottes  (Helios  =  Sol), 
des  zu  ihm  gehörigen  Vogels  Phönix 
als  Symbol  der  Ewigkeit  und  mehrerer 
pantheistischer  Figuren,  die  dadurch  den 
Helios  in  sich  begreifen  sollen.  Sie  wird 
von  Helios  auch  auf  den  Bildniskopf 
hellenistischer  Könige  übertragen,  dann 
mit  dem  Diadem  (s.  d.)  verbunden,  so 
bei  Ptolemaios  III.  und  V.  von  Ägypten, 
Antiochos  IV.  und  VI.  von  Syrien  usw., 
die  sich  dadurch  mit  Helios  gleichsetzen, 
dann  der  indischen  Könige  und  vielleicht 
des  M.  Antonius  als  Sol  (Bull,  assoc. 
archeol.  di  Roma  II  1912  S.  231).  In 
röm.  Zeit  erscheint  sie  seit  Augustus  als 
Kopfschmuck  des  vergötterten  Kaisers, 
seit  Nero  auch  als  der  des  lebenden  Kaisers 
und  ist  unter  ihm  und  auch  später  oft 
zur  Unterscheidung  der  Wertstufen  ver- 
wendet worden,  indem  andere  Wertstufen 
den  Kaiserkopf  mit  Lorbeerkranz  oder 
ohne  Kopfschmuck  zeigen;  so  unterscheidet 
sich  zeitweise  der  Dupondius  vom  As,  seit 
Caracalla  der  »Antoninianus«  vom  Denar, 
Abb.  80.  104,  unter  Decius  der  Doppel- 
sesterz vom  Sesterz,  unter  Gallus  an- 
scheinend auch  die  eine  von  der  anderen 
Wertstufe  des  Goldes  (Z.  f.  N.  31  S.  63); 
der  Str.  entspricht  bei  der  Kaiserin  eine 
Mondsichel,  auf  der  die  Büste  aufruht.  In 
den  Provinzen  beobachtet  man  z.  B.  beim 
Koinon  von  Bithynien  Ähnliches  (Z.  f. 
N.  36  S.  254,  256),  dann  in  Serdike,  Ha- 
drianopolis,  Anchialos  usw.,  vgl.  Abb.  88. 
—  Rassegna  num.   191 1   S.  36/43. 

Unter  Pius  erscheint  einmal  ein  Strahlen- 
kranz nimbusähnlich  hinter  dem   Kopfe 


666 


STRAITS-DOLL  AR— STRICHELREIF 


des  steh,  (lebenden !)  Kaisers,  unter  Postu- 
mus  sind  in  den  Lorbeerkranz  zuweilen 
einige  Strahlen  hineingesteckt  (Amtl.  Ber. 
a.  d.  Pr.  Kunstsamml.  40  S.  276  m.  A.  3). 
In  konstantin.  Zeit  verschwindet  die  S. 
(mit  unerheblichen  Ausnahmen)  seit  der 
Alleinherrschaft  Constantinus'  I.  324  n.  C. 
infolge  des  Sieges  des  Christentums  über 
den  Solkult.  lulianus  Apostata  läßt  sie 
auf  kurze  Zeit  wieder  aufleben,  —  Krücke, 
Der  Nimbus  1905  S.  7/14.  R. 

Straits-Dollar  (Singapore-D.).  In  den 
Straits- Settlements  galten  immer  die  Peso 
als  Haupthandelsmünzen,  neben  ihnen 
die  Trade-DoUar,  japanischen  Yen  und 
Hongkong-Dollar  (s.  d.).  Häufigstes 
Kleingeld  waren  die  Straits -20 -Cents,  seit 
1886  größtes  eigenes  das  ^l2'Do\l2.T'Token 
mit  der  Büste  Viktorias.  Seit  1895  wurde 
ein  )>Kolonial-  oder  Straits -Dollar«  gleich 
dem  mexikanischen  Peso  mit  der  stehenden 
Britannia-chinesischer  Schrift,  seit  1903 
mit  gekröntem  Brustbild  Eduards  VII. 
auf  der  Vs.  geprägt,  deren  60  sieben 
Sovereigns  gleichgestellt  wurden  und  die 
auch  in  Borneo  und  den  Malaienstaaten 
Geltung  erlangten.  S.  auch  Hongkong- 
Dollar.  S. 

StrategOSy  griech.  OTpaxTfj^d?  ==  Feldherr; 
hohes  Staatsamt  in  vielen  griech.  Städten 
und  Bundesstaaten,  einzeln  oder  kollegial 
besetzt  (vgl.  Wendungen  wie  inl  ötpaTT;- 
-ycov  Tcüv  «epl  A.  Kai.  KaiciTcöva,  Adramytion, 
Kolossal) ;  auf  M.  sehr  häufig  (meist  gewiß 
nicht  als  Münzamt,  sondern  zur  Datierung), 
teils  ausgeschrieben,  wie  auf  den  M.  des 
thessalischen  Bundes,  meist  (ixp.  abgekürzt, 
mit  oder  ohne  iizC,  auch  mit  Zusätzen  wie 
Tcp(ci)tof)  oder  a'  (aiso  der  erste  eines  Kol- 
legiums) oder  6id  ß(oü  oder  Ziffer  der  Itera- 
tion (s.  d.)  (x6)  p'  usw.,  auch  partizipial  atpa- 
TTjYcov,  crcpaTTQYoövxoc,  auch  mit  anderen 
Ämtern  und  Priestertümem  kumuliert.  — 
Münsterberg,  Beamtennamen  S,  252.  254, 
—  Femer  =  röm.  praetor,  s.  d.  R. 

Straube(n)pfeniiige  sind  geringhaltige 
Pfennige  in  Nieder-  und  Obersachsen  im 
16.  und  17.  Jh.  Ihr  Name  wird  ge- 
wöhnlich von  j^strüp«  =  rauh  abgeleitet 
und  auf  den  »aufgesträubten  Rand« 
von  hohlen  Pfennigen  bezogen.  Sie 
haben  ihren  Namen  aber  wahrschein- 
lich nach  irgendeinem  Münzmeister  Strau- 


be, wie  ein  solcher  1523  in  Franken- 
hausen Schwarzburger  Taler  und  Pfennige 
geprägt  hat  (Fischer,  Schwarzburg  S.  34  u. 
36).  Straubenpfennige  bezeichnet  wohl 
nicht  hohle  Pfennige;  doch  können  sie  hohle 
Pfennige  sein,  aber  ebensogut  auch  zwei- 
seitige. Deshalb  heißt  es  auch  in  einem 
Visitationsbericht  des  Generalwardeins  Chri- 
stoph Biener  1585:  Strauben,  märkische 
oder  hohle  Pfennige;  dies  Hohlsein  der 
Pfennige  hat  sich  eben  nicht  von  selbst  ver- 
standen, sonst  hätte  man  das  nicht  aus- 
drücklich hinzugesetzt.  Die  Münzen,  auf 
denen  sich  der  Name  »Strauben«  befindet, 
sind  zweiseitig,  so  eine  Kupfermünze  von 
Quedlinburg  um  1620  mit  der  Aufschrift 
I/STRAV/PHEN,  auch  ein  Mariengroschen 
der  Grafen  von  Regenstein  hat  die  Wert- 
bezeichnung:  9  ^  STRV. 

Urkundlich  werden  Straubepfennige  zu- 
erst 1558  in  Pommern  genannt;  1566  sollen 
in  Regenstein  730  Stück  Str.  aus  der  2- 
lötigen  Mark  geprägt  werden  (M.  v.  Bahrf., 
Nieders.  Münzarchiv  I  nr.  500);  1585  wur- 
den in  Northeim  Straubepfennige  geschla- 
gen, 1603  in  Einbeck,  Magdeburg  u,  Göttin- 
gen. —  M.  V.  Bahrfeldt,  M.geschichl.  der 
Stadt  Hannover  S.  16;  E,  Bahrfeldt,  Bran- 
denburg II  S.  248;  E.  Schröder,  Z.  f.  N.  26 
S.  199;  F.  Friedensburg,  Z.  f.  N.  28  S.260* 
Buchenau  in  Bl.  f.  Mfr.  1922  S.  243.     Su. 

Strebekatten,  ein  Spottname  der  hessi- 
schen Kleinmünzen  mit  springendem  Löwen 
im  Schilde.  S. 

Streckbank  =  Reckbank  (s.  d.). 

Streckwerk  ist  das  zum  Strecken  der 
Zaine  auf  die  Dicke  der  Platten  (s*  d.)  be« 
stimmte  Walzwerk;  s,  auch  Justieren,  — 
Schlösser,  S.  123—130.  S. 

Streitkolben,  sehr  wirksame  WaJ0Fe  der 
Reiterei,  die  schon  dem  M.A.  bekannt  ist. 
Eine  besondere  Art  ist  der  ungarische  S.,, 
Buzogdny,  von  den  Deutschen  meist  Pusi- 
kan  genannt,  der  am  oberen  Ende  des  Holz- 
griffes 6  bis  8  fächerförmig  eingelassene  drei- 
eckige Eisenplatten  trug.  Wir  finden  den 
Pusikan  auf  siebenbürgischen  Talern  in 
der  Hand  des  Herrschers  um  1600;  in 
Deutschland  muß  er  schon  früher  beliebt 
gewesen  sein,  denn  auf  keinem  Taler  des 
Markgrafen  Albrecht  Alcibiades  (1548— 
1553)  fehlt  er.  —  Demmin,  S.  7840.    S. 

Strichelreif  ist  der  die  Oberfläche  der 


STRICHPROBE— STOBER 


667 


Münze  umgebende  aus  kleinen  Strichen  ge- 
bildete Reif,  der  seit  dem  16.  Jh.  zum 
Schutz  gegen  das  Beschneiden  angebracht 
wurde  und  sich  bis  zum  19.  findet.  Stücke, 
die  ihn  während  dieser  Zeit  nicht  oder  einen 
glatten  oder  anders  geformten  Reif  haben, 
sind'  Medaillen,  Rechenpfennige  oder  Mar- 
ken. In  England  wurde  er  für  alle  Münzen 
1504,  in  Frankreich  (cordonnage  autour  de 
la  tranche)  1548  angeordnet.  S. 

Stlichprobe  ist  die  Probe  auf  dem  Pro- 
bierstein, einem  schwarzen  Steine  (Prüf- 
stein, Lapis  Lydius),  auf  dem  die  Münze 
gerieben  einen  metallischen  Strich  zurück- 
läßt. Ist  es  eine  Goldmünze,  so  wird  der 
Strich  mit  Scheidewasser  (verdünnter  Sal- 
petersäure) befeuchtet.  Verschwindet  nun 
der  Strich  ganz,  so  ist  die  Münze  nicht  aus 
Gold,  da  die  Salpetersäure  das  Gold  nicht 
angreift;  verlöscht  er  nur  wenig,  so  ist  mehr 
oder  weniger  Gold  in  der  Münze;  erhält  er 
sich  aber  ganz,  so  ist  die  Münze  von  Fein- 
gold. Als  Maßstab  für  den  Feingehalt  die- 
nen Systeme  von  Nadeln  (s,  Nadel),  deren 
Striche  ebenfalls  mit  Scheidewasser  be- 
feuchtet mit  jenem  Münzstriche  verglichen 
werden.  Ein  solches  System  enthielt  bis 
30  Nadeln  von  24  bis  12  Karat  Feine.  Die 
Systeme  für  Silbermünzen  haben  meist  nur 
Unterschiede  von  i  Lot  und  werden  ohne 
Befeuchtung  mit  Säuren  benutzt.  Die  Me- 
thode der  Goldprobierung  auf  dem  Stein 
ist  neuerdings  durch  den  Schweizer  Karl 
Savoie  in  Bern  bedeutend  vervollkomnnuiet 
worden,  indem  ihm  durch  Verwendung 
vieler  verschiedenen  Säurearten  und  Nadeln 
Gold  bis  zu  Unterschieden  von  S/iooo  Fein- 
heit zu  erkennen  gelungen  ist.  —  Demole 
in  Revue  Suisse  de  num.  23,  Bd.,  Genf, 

1923,  s.  13—15.  S. 

Strlgills,  griech.  axktxtk  =  Striegel,  an- 
tikes Bronzegerät,  mit  dem  die  Athleten 
das  Salböl  und  den  Staub  und  Schmutz  der 
Arena  vom  Körper  abstrichen,  Abb.  der 
S.  z.  B.  auf  M.  von  Pella,  Dium  (Z.  f.  N.  36 
S.  133)  und  auf  Quadrans  des  Ti.  Veturius. 

R. 

Strohtaler  nannte  die  Bevölkerung  die 
schlesischen  Kipper-24-Kreuzerstücke  we- 
gen ihrer  Geringhaltigkeit.  —  Friedensburg, 
Schles.  neuere  Münzgesch.,   S.  49.     S. 

Strophioni  griech.  oxpotpiov  =  eine  ge- 
drehte Binde,  also  eine  Schnur;  s.  unter 


Diadem   und  vgl.   Antike  M.   Nordgr.    I 
S.  5995.  R. 

Studentenplennige  waren  silberne  Be- 
lohnungsmedaillen der  Stadt  Bern  für 
Lehrer  und  Schüler  des  dortigen  Gymnasi- 
ums mit  verschiedenen  Darstellungen,  die 
im  18.  und  19.  Jh.  geschlagen  wurden.  — 
Wunderly,  II,  S.  150—154.  S. 

Stfiber  war  eine  rheinisch -westfälische, 
dem  holländischen  Stüver  (s.  d.)  nachge- 
ahmte BiUonmünze.  In  Ostfriesland  werden 
sie  zuerst  1491  genannt:  »Stuver  Emder 
und  Groninger«,  und  alle  Münzen  nach 
Stübern  bewertet.  Der  Goldgulden  galt  24 
Stüber,  der  Doppelstüber  hieß  Jager  und 
war  der  Snaphan  (s.  d.).  Die  ersten  ost- 
friesischen Stüber  sind  von  1561  bekannt 
mit  Harpyienschild -Schrift  (Knyphausen 
6439).  1611  wog  der  Stüber  2,16  g  und  hielt 
0,90  g  Silber,  1644  1,57  mit  0,38.  Sein 
Gepräge  war  seit  1568  Harpyienschild- 
Kreuz  mit  Reichsapfel,  in  dem  eine  60  (V60- 
Reichstaler),  seit  i6oo  Blumenkreuz.  Der 
Doppelstüber  hieß  Schaaf  (s.  d.),  der  drei- 
fache Flindrich  (s.  d.),  der  halbe  Zyfert 
(s.  d.)  und  der  viertel  St.  Örtchen  (s.  d.). 
Maria  von  Jever  prägte  diese  Münzen  1560 
— 1570  mit  jeverschem  Schilde-Lang- 
kreuz; um  1670 — 1690  zeigten  sie  hier 
Kreuz -Wertbezeichnung.  In  Oldenburg 
werden  Stüber  nur  um  die  Mitte  des  17,  Jh.s 
genannt. 

Am  Niederrhein  verdrängte  am  Anfange 
des  17,  Jh.s  der  Stüber  die  bis  dahin  dort 
heimischen  Albus,  besonders  seit  die  pos- 
sidierenden  Fürsten  von  Jülich,  Cleve  und 
Berg  1609  bis  um  1640  Stüber  in  enormen 
Mengen  prägten,  was  daim  weiter  unter 
dem  Kurfürsten  von  Brandenburg  geschah. 
Fast  alle  diese  Stüber  haben  dasselbe 
Gepräge :  Wappenschild-  niederländisches 
Kreuz  (Abb.  306),  die  Mühlheimer  aber  auf 
der  Rs.  den  Reichsadler.  Der  Stüber  galt 
seit  etwa  1580  21  Heller,  sollte  wiegen 
1,74  g  und  0,36  g  Silber  halten.  Aber 
die  massenhaft  geprägten  Stüber  wurden 
stark  verschlechtert  und  verdrängten  im 
Dreißigjährigen  Kriege  auch  die  Schil- 
linge (6-St.stücke:);  jedoch  wurde  der  Na- 
me Schilling  in  der  Grafschaft  Mark  gleich- 
bedeutend mit  St.,  während  in  Cleve  der 
Blaumüser  (s.  d.)  den  Schilling  ersetzte. 
St.  geld  für  Cleve-Mark  hat  Preußen  im 


668 


STÜCKELSCHERE-STÜVER 


i8.  Jh.  erst  seit  1750  gemünzt,  als  die 
Stüber  auch  im  Kölnischen  an  die  Stelle 
der  Albus  getreten  waren.  —  Sauer, 
S.  51— 54,  58,  64;  Knyphausen,  S.  348flF.; 
Lehmann,  Jever,  S.  95  f.;  Merzdorf,  Olden- 
burg, S.  79  f. ;  ders.,  Jever,  S.  63  f. ;  Noß,  Der 
niederrheinische  Albus,  inBayer.Mitt.  1892, 
S.  21  ff.;  ders.,  Possidierende  Fürsten,  pas- 
sim;  Schrötter,  Brandenburg,  Gesch.  S.  300; 
Beschr.,  S.  203;  ders.,  Acta  Bor.  Beschr.  II, 
S.  99  ff-,  III,  S.  26;  E.  Schröder  in  Hansische 
Gesch.  Bl.  31  Bd.  1926,  S.  186  ff.  S. 

Stfickdschere  =  Benehmschere  (s.  d.). 

Stückelung  ist  das  Ausschneiden  der 
Münzplatten  (s.  Platten)  aus  dem  Zain, 
früher  mittels  der  Benehmschere  (s.  d.), 
später  mittels  des  Durchschnitts  (s.  d.). 
St.  ist  auch  Zerlegung  einer  M. -Einheit  in 
Teilstücke.  S. 

Stfickelungsplus  war  das  Mehr  an  der 
Zahl  der  Münzen  über  dem  Münzfuß,  das 
dadurch  herauskam,  daß  die  einzelnen 
Stücke  leichter  gemacht  wurden,  als  der 
Münzfuß  vorschrieb.  In  Österreich  hieß 
das  S.  Schärübertrag,  in  England  shere. 
So  sollte  nach  dem  Münzfuß  der  Berliner 
Gutegroschen  von  1651 — 1661  2,033  g 
wiegen  oder  115  Stück  eine  kölnische  Ge- 
wichtsmark. Da  der  Groschen  aber  nur 
1,9  g  wog,  so  gingen  nicht  115,  sondern  123 
Stück  auf  eine  Mark,  also  gewann  der 
Fürst  oder  der  Münzmeister  ein  Stücke- 
lungsplus  von  8  Stück  oder  hatte  6^/2^/0 
Gewinn.  Dieses  S.  war  lange  ein  Geheimnis 
der  Münzmeister,  wodurch  sie  stille  Ge- 
winne machten,  bis  Friedrich  d.  Gr.  in 
Preußen  ihnen  dergleichen  bei  Strafe  des 
Galgens  verbot,  S. 

Stuck  von  Achten  =  Peso  de  &  ocho, 
s.  unter  Peso.  S. 

Stiiver  (niederländisch  stuiver).  Zum 
ersten  Male  erscheint  bei  Verkade  eine 
niederländische  »Stüver«  genannte  Münze 
im  Jahre  1483,  als  die  Stadt  Amsterdam 
die  Prägung  von  Pfennigen,  das  heißt  Mün- 
zen zu  2  und  I  Stüver,  mit  dem  Bilde  des 
h.  Martin  beschließt,  die  Muter  und  Wit- 
gens  heißen  und  besser  als  die  flämischen 
Stüver  sein  sollen.  Daraus  erhellt,  daß  der 
Stüver  die  Nachprägung  einer  flämischen 
Münze  war  (Daegelix  boeck  der  Stadt 
Amsterdam,  bei  Chijs,  Utrecht,  S.  305). 
Dieser  flämische  S.  war  der  Briquet  (s.  d.), 


später  Patard  oder  Sol  genannte  Groschen. 
Das  auf  ihnen  funkensprühende  Feuereisen 
schuf  den  niederländischen  Namen  Stuiver 
(von  stuiven  =  [Funken]  stieben).  Die 
doppelten  und  einfachen  Briquets  wurden 
seit  Philipp  dem  Guten  geschlagen  (Witte, 
II,  Taf.  26,  Nr.  486,  27,  Nr.  503  f.).  Der 
Antwerpener  Münzmeister  nannte  sie  1496 
»Doppelstuvers  und  inckel  stuvers«,  sie 
wurden  zu  79  aus  der  8-  und  4 -lötigen  Mark 
Königsilber  ausgebracht,  so  daß  der  dop- 
pelte ebensoviel  wog  wie  der  einfache 
Stüver  (Witte,  II,  S.  109,  113).  Die  doppel- 
ten hatten  auf  der  Vs.  im  Vierpaß  gevierten 
Schild,  in  dessen  Mitte  Löwenschildchen, 
auf  der  Rs.  Blumenkreuz,  in  der  Mitte 
Löwenschildchen,  die  einfachen  dieselbe 
Vs.,  nur  nicht  im  Vierpaß,  die  Rs.  Zierkreuz 
auf  Vierpaß  (Witte  II,  Taf.  35,  608—613). 
Sie  galten  4  und  2  Gros  de  Flandre.  1509 
befahl  der  Bischof  von  Utrecht,  Bastard 
Philipp  von  Burgund,  diese  Münzen  nach- 
zuprägen;  es  geschah  mit  ganz  ähnlichem 
Gepräge,  doch  hatten  hier  die  beiden  Mün- 
zen verschiedenes  Gewicht,  nämlich  die 
Doppelstüver  wogen  3,728  g  mit  1,864  g 
Silbergehalt,  die  einfachen  1,836  g  mit 
0,459  g  Silbergehalt  (Chijs,  Utrecht,  S.  242  f., 
Taf.  22,  2—5). 

Die  nördlichen  Niederlande  scheinen 
diese  Stüver  nicht  viel  geschlagen  zu  haben; 
dafür  waren  sie  von  den  flämischen  ganz 
angefüllt:  im  16.  Jh.  waren  diese  die 
Hauptmünze  des  kleinen  Verkehrs  (Chijs, 
ebenda  S.  382).  Nach  der  Befreiung  der 
protestantischen  Niederlande  aber  wurde 
der  Stüver  auch  hier  eine  selbständig  ge- 
prägte kleine  Münzeinheit.  Der  holländi- 
sche Gulden  galt  20,  der  Schilling  6  Stüver, 
dieser  galt  2  rheinisch -westfälische  Stüber 
(s.  d.)  oder  4  Deut  (s.  d.)  oder  8  Pfennig. 
Die  Doppelstüver  und  Stüver  hatten  ver- 
schiedenes Gepräge,  meist  aber  die  doppel- 
ten den  niederländischen  Löwen  zwischen 
2-S,  die  einfachen  das  Pfeilbündel  zwischen 
l-S  auf  der  Vs.,  beide  auf  der  Rs.  Schrift 
(Abb.  316  u.  313).  1579  wurde  der  S. 
auf  2,24  g  Gewicht  mit  0,65  g  Silbergehalt 
gesetzt.  Die  für  Ost-  und  Westindien 
bestimmten  S.  waren  von  Kupfer.  S.  auch 
Dubbeltje,  —  Verkade,  S.  44  f-,  Taf.  202, 
Nr.  6  und  7,  Taf.  222,  Nr.  2 — 5;  de  Voogt, 
S.  171  f.  S. 


STUIVER— SUBAERATUS 


669 


Stuiver  s.  Stüver. 

Stumme  Münzen  oder  anepigraphe  M. 
sind  im  allgemeinen  solche  ohne  Aufschrift, 
wie  sie  am  Beginn  der  M.prägung  über- 
haupt stehen,  auch  noch  bis  tief  ins 
5.  Jh.  V,  C.  hinein  vorkommen.  Die  mittel- 
alterlichen St.  M.  sind  solche,  die  Trug- 
schrift oder  gar  keine  Umschrift  haben; 
Trugschrift  ist  eine  Umschrift,  die  durch 
wahllose  Buchstaben,  vielfach  untermischt 
mit  Strichen  u.  Ringen,  nur  vorgetäuscht 
ist;  dies  ist  gewöhnlich  bei  Nachahmun- 
gen der  Fall,  indem  hier  die  ursprüngliche 
Legende  nicht  mehr  verstanden  ist  oder 
sein  will.  Zu  den  Trugschriftmünzen  ge- 
hören die  sog.  Sachsenpfennige  und  viele 
Reiterbrakteaten  der  kleineren  Dynasten. 
Ohne  Umschrift  sind  die  zweiseitigen  Vier- 
linge der  Hohenstaufenzeit  und  zahllose 
Hohlpfennige  sowohl  im  12.  u.  13.  Jh.  wie 
aus  der  späteren  Zeit.  Su. 

Styc(c)a.  Die  Styccas  sind  kleine  dünne 
Kupfermünzen  des  7.  bis  9.  Jh.s,  welche  in 
Northumberland  die  silbernen  Sceattas 
{s.  d.)  ablösten,  ohne  irgendwelche  ihnen 
ähnliche  Wertstücke  in  ihrer  Umwelt; 
sie  sind  nur  erklärlich  als  eine  Fortsetzung 
der  spätrömischen  kleinsten  Kupfer- 
stücke, die  im  4.  Jh.  auch  in  Britannien 
geprägt  waren  und  sich  dauernd  im 
Verkehr  behauptet  haben  werden.  Die 
Styccas  ■  beginnen  unter  König  Ecgferd 
(670 — 68s)  und  dauern  fort  bis  auf 
König  Osbert  (867  t);  daneben  sind  sie 
auch  von  den  Erzbischöfen  v.  York  die 
ganze  Zeit  hindurch  geschlagen  worden;  sie 
sind  durchweg  ohne  jede  bildliche  Dar- 
stellung und  zeigen  nur  Kreuz,  Kugel  und 
Ring,  sie  fügen  aber  sämtlich  nach  dem 
Vorbild  der  merowingischen  Münzen  dem 
Namen  des  Münzherrn  den  des  Münz- 
meisters bei.  —  Menadier,  Schausammlung 
S.  375  ff.  Su. 

Stylis,  griech.  axoXfe,  ist  eine  am  Heck  der 
antiken  Schiffe  befindliche,  oft  mit  einem 
Knauf,  einem  Querholz  oder  dgl.  versehene, 
manchmal  vervielfacht  auftretende  Stange; 
sie  ist  als  Beiz,  auf  pergamen.  Königssilber, 
am  Heck  der  Schiffe  phönik.  Städte-M.  und 
solcher  von  Histiaia,  Phaseiis  usw.  und  auf 
röm.  M.  (hier  auch  mittschiffs  und  mehr 
nach  dem  Bug  zu,  vgl.  bes.  die  Legions - 
denare    des   Antonius),    auch   als    Attri- 


but der  Nike  auf  den  N  Alexanders 
des  Gr.,  der  Astarte  auf  phönik.  M.  usw. 
(früher  meist  Tropaionstange,  auch  Stab- 
kreuz genannt)  nachweisbar.  Sie  war,  wie 
schon  ihre  gelegentliche  Umwindung  mit 
einer  Tänie  zeigt,  ein  geheiligter  Teil  des 
Schiffes,  etwa  seine  Fahne,  wie  es  der  Le- 
gionsadler für  die  Legion  war,  wie  denn 
Legionsadler  zuweilen  statt  der  St.  am  Heck 
des  Schiffes  stehen  (Kyzikos)  und  wie  die 
St.  selbst  öfter  ein  Fähnchen  (vexillum)  trägt. 
In  früherer  Zeit  trug  die  St.  wohl  auch  ein 
Tier  oder  sonstiges  Göttersymbol,  später 
stand  auf  dem  Querholze  der  Name  des 
Schiffes  (so  A6ANA  in  Histiaia,  Notes  et 
documents  H  S.  18).  —  Joum.  int.  XVI 
S.  81 — 120,  dort  S.  84/5.  104  Formentafel; 
Z.  f.  N.  33  S.  188;  Arch,  Jahrb.  42  S.  187. 

R. 
Sttbaeratus  (so  nur  bei  Persius,  Sat.  V 
106),  griech.  ütc6x«>.xo?,  xaxaxaXxoc  =  in- 
wendig kupfern  (während  xö^>t6xpaTo<;  bei 
PoUux  III  86  u.  ö.,  xa^ÄOxpocc  bei  Hesych.  s. 
V.  stark  mit  Kupfer  legierte  M.  bedeutet) 
heißt  eine  M.,  die  aus  einem  Innenkern  von 
Kupfer  und  einem  Überzug  (Plattierung) 
von  JSi  oder  N  besteht  und  so  vortäuscht, 
ganzaus  Edelmetall  zu  bestehen,  deutsch  ge- 
füttert, franz.  fourrö,  engl,  plated.  Über  die 
technische  Herstellung  der  S.  siehe  Berl.  M.  - 
blätter  1904  S.  443;  1909  S.  303,  über  die 
Zahnung  der  Kante  als  Schutzmittel 
gegen  die  S.  siehe  Serratus,  Auch  kommen 
Stücke  vor,  die  aus  einem  Eisenkern 
und  einem  Überzug  von  AT,  M  oder  M, 
bestehen,  und  zwar  sind  die  ^-M.  mit 
Eisenkern  meist  kaiserl.  Großbronzen; 
die  kleinen  Bronze-M.  der  späteren  Kaiser- 
zeit so  herzustellen  lohnte  nicht,  sie  goß» 
der  Fälscher  in  Tonformen  (s.  unter  Guß). 
Dann  gibt  es  A^'-M.  mit  einem  Kern  von  Ä 
(öirapYüpoc,  PoUux  VII 104) ;  Perdikkas'  Yptk- 
xixpaTov  xaaatTspov  (Polyän,  Strat.  IV 
10,2)  aber,  das  wäre  mit  Kupfer  legiertes- 
Zinn,  ist  fragwürdig,  vgl.  Z.  f.  N.  21 
S.  72.  Hat  sich  der  Überzug  gelöst  und 
ist  nur  der  kupferne  Kern  übrig,  so  nennen 
wir  ihn  Anima.  Es  sind  teils  amtliche  (vgl. 
z.  B,  Demosth.  gegen  Timokr.  §  214;  Zonar. 
Vni  26  a.  E.,  217  V.  C;  die  Verantwortung- 
für amtliche  Ausgaben  röm.  S.  schiebt 
Mattingly,  Num,  chron.  1924  S.  52,  bes. 
der  Senatspartei  zu),  meist  aber  private- 


«70 


SUBSEUJUM— SülTENMEDAILLEN 


Falschmünzererzeugnisse;  sie  beginnen 
schon  in  der  archaischen  Periode  mit  groß- 
griech.  Incusi,  erstrecken  sich  bis  ins  4.  Jh. 
und  nehmen  in  der  hellenistischen  Zeit  an 
Zahl  etwas  ab,  wohl  weil  bei  der  flachen, 
•dünnen  Fabrik  der  damaligen  groben 
Silber -M,  ein  S.  schwer  herzustellen  war. 
Bei  den  röm.-rep.  und  kaiserl.  M  sind  S. 
häufig,  bes.  bei  den  Denaren  der  Kaise- 
rinnen des  I.  Jh.,  zuweilen  trifft  man  auch 
N'M,  bis  zu  den  Byzantinern  des  11.  Jh.s 
n.  C.  so  an.  Auch  von  vielleicht  so  ge- 
fälschten AT-Barren  hören  wir,  Paulus 
Diac,  Hist  Langob.  III 6.  —  R.  E.  III  A 
unter  S.;  N.  Z.  35  S.  34— 107;  Trait6  I 
S.  633/40.  —  Über  plattierte  Dirhems 
s.    0.    S.  146.  R. 

Subsellium  =  Stuhl,  bes.  der  auf  geraden 
Füßen  stehende,  nicht  klappbare  Stuhl, 
Äuch  einfach  Sella  genannt,  des  röm.  Quae- 
stors  und  plebejischen  Aedilis  im  Gegensatz 
zur  Sella  curulis  (s.  d.) ;  dargestellt  z.  B.  auf 
röm.  Münzen  des  Sestius,  griech.  M.  des 
Aesillas  u.  a.  Quaestoren.  Abb.  Heibig,  Abh. 
Gott.  Ges.  1908  Taf.  I.  —  Auch  die  Bank, 
auf  der  mehrere  Beamte  nebeneinander- 
saßen, z.  B.  auf  M.  Augustus  und  Agrippa 
als  Volkstribunen,  hieß  S,  —  R.  E.  II A 
S.  13 14.  R. 

Sucre  ist  der  Peso  von  Ecuador,  gemäß 
Gesetz  vom  31.  Oktober  1908  gleich  dem 
französischen  5 -Frankstück  25  g  schwer 
und  22V»  g  Silber  haltend.  Der  Name 
Sucre  ist  der  des  früheren  Präsidenten, 
•dessen  Bild  die  Vs.   der  Münzen  zeigt. 

S. 

Sud  s.  Weißsud. 

Sudariuniy  das  Schweiß tuch  der  hei- 
ligen Veronika,  ist  auf  einer  Kupfer- 
münze des  römischen  Senats,  die  zu  den 
Jubiläen  von  1350?  und  1400?  oder  1450? 
geprägt  wurde,  dargestellt,  T3^us:  Vs. 
das  Haupt  Christi  von  vorn,  Umschrift 
Sudarius,  Rs.  Kreuz,  Umschrift  Roma 
Caput;  Gewicht  0,33—0,98.  —  Serafini  I 
S.   55  f-;   Martinori   8.105.  Su. 

Siikai  mong.  Axt,  mongolische  Bezeich- 
nung für  Silberbarren  im  14.  Jh.  Zwei 
Silberbarren  mit  chinesischen  Inschriften, 
deren  eine  das  Gewicht  50  Unzen  Silber 
angibt,  sind  im  Gouvernement  Perm  ge- 
funden worden.  Die  erhaltenen  Bruch- 
stücke lassen  eine  axtähnliche  Form  ver- 


muten und  gehören  anscheinend  dem  12.  Jh. 
an.  S.  Saisi.  —  Bauer  u.  Pelliot  in  Revue 
des  arts  asiatiques,  Dec.  1925.  V. 

Sueldo  ist  der  Vs-Peso  Bolivias  seit  1825 
mit  sehr  verschiedenen  Bildern,  viele  mit 
der  Büste  Bolivars  oder  des  Präsidenten.  — 
Fonrobert,  Nr.  9478  flf.  S. 

Sules  =  Richter,  Plur.  Sufeten,  hießen 
die  obersten  Beamten  in  Karthago  und  der 
Titel  suf.  erscheint  auch  auf  einer  M.  der 
Stadt  als  röm.  Kolonie.  —  Münsterberg, 
Beamtennamen  S.  255.  R. 

Sugello,  Fiorino  di  sugello  bedeutete  im 
mittelalterlichen  Venedig  die  in  versiegel- 
ten Beuteln  befindlichen  Florenen,  war  also 
eine  Art  der  Beutelzahlung  (s.  d.).  Da  diese 
in  S.  versiegelten  Florenen  dem  Durch- 
schnittsgewicht der  umlaufenden  entspra- 
chen, die  mehr  oder  weniger  abgenutzt  wa- 
ren, erhielten  die  neugeprägten  ein  Aufgeld 
gegen  den  Sugello,  der  dann  auch  zur 
Rechnungsmünze  wurde  und  in  seinem  Sil- 
ber-Äquivalent bezahlt  werden  konnte.  — 
Nagl,  Goldwährung,  S.  52  ff.  S. 

Suggesttts  oder  Tribunal  ist  die  Erhöhung 
(Bühne,  Estrade),  auf  der  auf  röm. 
M.  der  Kaiser  vor  dem  Volke  oder  den 
Truppen  steht  oder  sitzt;  vgl.  z,  B.  unter 
Adlocutio,  Congiarium,  LiberaJitas,  Saecu- 
lares  ludi.  R. 

Suitenmedaillen  und  -mfinzen  nennen  wir 
Folgen  von  meist  postumen  (nach  dem 
Tode  des  Betreffenden  hergestellten)  Med. 
oder  M.,  die  irgend  ein  innerer  Zusam- 
menhang verbindet  (also  Fürsten  des- 
selben Hauses,  berühmte  Perspnen  usw.) 
und  die  äußerlich  nach  einem  bestimm- 
ten Schema  abgefaßt  sind.  Die  älteste 
Suite  ist  die  der  Baktrerkönige  Agatho- 
kles  u.  Antimachos  auf  ihre  Vorgänger 
(s.  unter  Restituierte  M.),  die  zweite 
die  im  3.  Jh.  n.  C.  auf  II  divi  geprägte 
S.  (s.  unter  Consecratio).  Ins  16.  Jh. 
gehören  mehrere  Papst-Suiten,  auch  eine 
deutsche  von  Tobias  Wolff,  eine  deutsche 
Fürsten-Suite  von  Val.  Maler,  ins  17.  die 
sog.  Prager  Judenmedaillen  (s.  d.),  eine 
Folge  der  Mediceer,  Vestners  Folge  der 
Gesandten  zum  Friedenskongreß  1648,  ins 
18.  Jh.  dann  (von  Wermuth,  Hedlinger 
usw.)  die  französ.  und  schwedischen 
Kömge,  die  Zare,  die  römisch-deutschen 
Kaiser,  die  bayer.  Fürsten  usw.,  und  im 


SUKA— SWORDDOLLAR 


671 


i8./i9-  Jh.  entstehen  die  langen  Reihen  auf 
Gelehrte  und  «^berühmte  Männer«  über- 
haupt von  Durand,  Dassier  usw.  Ikono- 
graphischen  Wert  haben  die  S.  meist  nicht, 
da  sie  eben  lange  nach  dem  Tode  und  nur 
nach  Stichen,  Gemälden  u.  dgl.  hergestellt, 
die  älteren  einfach  frei  erfunden  sind.  Jetzt 
macht  man  keine  S.  mehr  und  die  vor- 
Jiandenen  werden  mit  Recht  von  den  Med.- 
Sammlem  vernachlässigt.  R. 

Suka,  Münzeinheit  zu  Nepal  und  auf  den 
Halaiischen  Inseln  zu  einem  halben  Mohur 
(s.  Muhr)  oder  einem  viertel  Peso.  —  Frey, 
S.  231.  S. 

Sultan,  arab.  sultän  =  Fürst,  Herrscher; 
vgl  Sikka.  Stoenner. 

Sultan!,  Bezeichnung  der  Fundukly- 
Goldmünze  (s.  Altun)  von  Algier,  Tripolis 
und  Tunis  des  18. — 19.  Jh.s.  Daneben 
wurden  V»  (Nu§§  Sultäni)  und  1/4  (Rub*a 
Sultäni)  geprägt,  in  Tripolis  und  Tunis 
außerdem  noch  Zer-Mahbüb -Münzen  (s. 
Altun).  Das  Gewicht  ist  meist  etwas  leich- 
ter als  das  der  Konstantinopeler  Münzen. 
Die  Tughrä  kommt  nur  manchmal  auf 
Münzen  von  Tripolis  vor,  ebenso  das  Jahr 
der  Thronbesteigung.  Gewöhnlich  ist  das 
Jahr  der  Ausprägung  genannt.  In  Algier 
galt  der  S.  so  viel  wie  108  Müzüna  (s. 
Mitlj:äl  2)  =  4Va  Riyäl  Büdjü  (s.  Büdjü) 
und  hörte  diese  Prägung  nach  der  fran- 
zösischen Eroberung,  1830,  auf;  in  Tunis 
und  Tripolis  machte  die  Münzreform 
*Abdalmedjids,  1844,  dieser  Prägung  ein 
Ende;  s.  Bumia,  Büdjü,  Seblli.  —  Marcel, 
Tableau  g6n6ral  13—18,  S.  26,  32;  Lane 
Poole,  Catal.  Brit.  Mus.  VIII;  I.  Ghälib, 
Ta]fe:wimi  meskükäti  ojmäniye  S.  295 — 366. 

V. 

Sundische  Währung,  das  heißt  Stral- 
sundische, war  eine  Abart  der  lübischen 
Währung  (s.  d.) ;  sie  war  leichter  als  diese, 
denn  im  17.  Jh.  hatte  der  Speziestaler  3 
lübische  oder  4  sundische  Mark,  der  sundi- 
sche Schilling  aber  war  gleich  '/a  lübischen 
Schilling  oder  einem  lübischen  Sößling.  — 
Schrötter  in  Z.  f.  N.  i8.  Bd,  1910,  S.  6. 

S. 
Superposlttts   :=  Vorgesetzter;   im  M.- 
Wesen wird  C.  I.  L.  VI  8461  ein  superpositus 
auri  monetae  numulariorum  (i-  Jh.  n.  C.) 
genannt.  R. 

Suppostor,  von  supponere  =  darunter- 


setzen, aus  der  Inschrift  v.J.  115  n.  C. 
(Dessau,  Inscr.  1635)  bekannter  Münz- 
handwerker, vgl.  unter  Optio;  offenbar 
setzte  er  den  Oberstempel  auf  den  auf  den 
Unterstempel  gelegten  Schrötling,  worauf 
der  malliator  durch  Draufschlagen  mit  dem 
Hammer  die  Prägung  vollzog;  ganz  ent- 
sprechend so  heißen  diese  beiden  Hand- 
werker in  einer  deutschen  Urkunde  des 
früheren  15.  Jh.  (bei  Muffat,  Abh.  Bayer. 
Ak.  3.  Kl.  XI  S.  267)  seczer  und  schlaher. 
—   R.    E.    III A   unter   S.  R. 

Surpltts  in  der  Feine  ist  eine  ähnliche  Ver- 
billigung  des  Münzfußes  und  Vermehrung 
des  Münzgewinns  wie  das  Stückelungsplus 
(s.  d.).  Es  entstand  dadurch,  daß  die  Vor- 
beschickung (s.  d.)  nicht  ganz  weggesotten 
wurde.  Betrug  sie  bei  dem  Berliner  Guten- 
groschen um  1790  auf  die  Gewichtsmark 
2  Grän  Kupfer,  so  kamen  die  Münzen  dem 
Münzfuß  gemäß  3  Lot  8  Grän  fein  aus  dem 
Tiegel  und  3  Lot  10  Grän  aus  dem  Weiß- 
sude.  Wenn  aber  der  Weißsud  nicht  ganz 
2  Grän  Kupfer  wegnahm,  so  wurden  die 
Groschen  etwas  weniger  fein  und  weiß, 
dafür  aber  war  die  Masse  schwerer  und 
konnten  mehr  Groschen  aus  ihr  gemünzt 
werden.  —  Schrötter,  Acta  Bor.,  Gesch., 
IV,  S.64f.  S. 

Suvania,  altindische  Gewichtseinheit;  s. 
Rati,  Dinara.  V, 

Svanzicäy  italienischer  Volksname  der 
Lira  Austriaca  (s.  d.)  oder  des  Zwanzig- 
kreuzerstücks. S* 

Swastika  s.  unter  Hakenkreuz  und  vgl. 
Anson,  Greek  coin  types  VI  Tai  XIX. 
.  Sword  and  Sceptre  Piece,  eine  1 601—1604 
geprägte  schottische  Goldmünze,  die  auf 
der  Vs.  den  schottischen  Schild,  auf  der 
Rs.  unter  der  Krone  gekreuzt  Schwert  und 
Scepter  zwischen  2  Distelköpfen  zeigt.  Sie 
galt  6  Pfund  schottisch  (Va  8*  engl.),  wog 
5,iOg  und  hielt  4,675  g  Gold.  —  Grueber, 
S.  190,  192.  S. 

SworddoUar  war  der  Ryal  (s.  d.)  Jakobs 
VL  von  Schottland,  der  1567— 1582  auf  der 
Vs.  das  Wappen,  auf  der  Rs.  ein  senkrecht 
aufgerichtetes  Schwert,  auf  dessen  Spitze 
eine  Krone,  seit  1582  aber  auf  der  Vs,  das 
Hüftbild  des  Königs  mit  gezücktem 
Schwert,  auf  der  Rs.  den  Landesschild 
zeigt.  —  Grueber,  Taf.  48,  Nr.  132;  Taf.  49^ 
Nr,  141.  S. 


672 


SYCEE--SYMMACHIA 


Sycee-Silber  s.  Saisi. 

Syf ert  =  Zyf ert   (s.    d.). 

S}nnbol.  I.  S.  wird  in  Übertragung  des 
franz.  u.  engl.  Gebrauches  des  Wortes  Sym- 
bole) für  Beizeichen  gebraucht;  s.  d.  — 
2,  S.  ist  eigtl.  Erkennungszeichen,  dann 
Sinnbild  (auch  wohl  Emblem  genannt), 
d.h.  figürliche  Darstellung,  die  ein  nur 
Gedachtes,  also  eine  Vorstellung,  eine 
Eigenschaft  oder  dgl,  ersetzt  oder  ver- 
tritt, also  z.  B,  Kreuz,  Herz,  Anker  als  Ver- 
sinnbildlichung von  Glaube,  Liebe,  Hoff- 
nung, Sichel  und  Hammer  als  die  von 
Land-  und  Industriearbeit,  das  Lamm  als 
S.  für  den  Opfertod  Christi.  Vgl.  Allegorie. 

Eine  solche  übertragene,  also  symbolische 
Bedeutung  haben  die  antiken  Wappen- 
bilder sowie  die  Attribute  von  Göttern, 
aber  auch  die  scheinbar  nur  auf  die  Flora 
und  Fauna,  auf  die  Beschäftigung  der  Be- 
wohner usw.  anspielenden  M. -Bilder  des 
Altertums;  z.  B.  ist  der  Löwe  auf  Abb.  26 
zunächst  nur  ein  Hinweis  auf  Afrika, 
symbolisiert  aber  in  weiterem  Sinne  den 
Sieg  über  die  Punier,  das  Schiff  auf 
Abb,  60/61  weist  wohl  auf  die  Wegnahme 
der  Flotte  von  Antium  hin.  Besonders 
bekannte  Fälle  davon,  daß  eine  ganze 
Bildszene  symb.  Bedeutung  hat,  sind  der 
2  Schlangen  erwürgende  Heraklesknabe,  der 
die  Abschüttelung  der  Knechtschaft  sym- 
bolisiert (so  auf  den  iluv-M.,  Abb.  39, 
Kroton  usw.,  Z.  f.  N.  25  S.  213)  oder  der 
die- Wölfin  niederwerfende  Stier,  Abb.  58  a, 
der  die  Hoffnung  der  auf  ständigen  Bundes- 
genossen ausdrückt,  der  Stier  (vitulus  = 
Italia)  werde  die  Wölfin  (d.  h.  Rom)  nieder- 
zwingen. —  Regling,  M,  als  Kunstwerk 
S.  17;  Baldwin,  Symbolism  on  greek  coins, 
A.  J.  A.  49  S.  90/194;  über  S.  auf  kelt.  M. 
s.  Bull,  soc,  num.  romäne  XXI  1926 
S.  38/54.  R. 

Auf  mittelalterlichen  Münzen  erscheinen 
Symbole  insofern,  als  vor  allem  die  Sym- 
bole des  christlichen  Glaubens  in  allgemei- 
ner Geltung  wie  Kreuz  und  Kirche,  die 
Hand  Gottes,  das  Dreieinigkeitszeichen,  das 
Lamm  Gottes,  die  Palme  als  Friedenspalme, 
die  Buchstaben  a  u.  cd  (Anfang  und  Ende 
bedeutend),  Ave  Maria,  Amen  in  nomine 
Dei,  das  Wort  »piscis«  auf  einem  Stader 
Pfennig  als  Symbol  Christi  auf  den  verschie- 
denartigsten Münzen  erscheinen;  dagegen 


im  besonderen  kommt  u.  a.  die  Lilie  der 
Straßburger  und  die  Rose  der  Hildes- 
heimer  Denare  als  vertraute  Attribute 
der  Jungfrau  Maria  (s.  d.)  vor  und  der 
Stern  als  Verkörperung  der  Verzückung- 
des  Stephanus  (s.  d.). 

Friedensburg,  Symbolik  der  Mittelalter - 
münzen,  Berlin  1913,  1922,  möchte  die 
Münzbilder  in  erheblich  weiterem  Umfange- 
unter dem  Einfluß  der  Religion  sehen,  als- 
er  etwa  durch  die  Anbringung  heiliger  Ge- 
stalten und  Geräte  oder  kirchlicher  Auf- 
schriften bezeichnet  werde;  z.  B.  hat  eine« 
Burg  nicht  nur  die  eine  weltliche  Bedeu- 
tung, sondern  ist  auch  Jerusalem,  Jericho 
oder  die  arx  caelestis;  der  Löwe  versinnbild- 
licht die  göttliche,  irdische,  höllische  Herr- 
lichkeit. Eine  große  Rolle  spielt  nach  ihm 
der  sog.  Buchstabenzauber,  nach  dem  nicht 
nur  feste  Buchstabenfolgen,  sondern  jeder 
einzelne  Buchstabe  eine  heilige  Bedeutung 
habe;  so  möchte  F.  auch  einen  Teil  der  Trug- 
schriften auf  m.a.  M.  in  einen  von  uns  nicht 
aufzulösenden  Heilwunsch  segnenden  oder 
abwehrenden  Inhalts  auflösen. 

Weiter  bespricht  F,  die  Zahlensym- 
bolik, indem  den  Zahlen  2,  3,  5,  7  usw. 
und  ihren  Vielfachen  verschiedenartige 
Mystik  innewohnt;  dann  sucht  F.  den  Zier- 
formen, die  entweder  zur  Füllung  des  Rau» 
mes  dienen  oder  sonst  meist  als  Emissions- 
zeichen u.  ä.  aufgefaßt  werden,  eine  religiöse* 
sinnbildliche  Deutung  beizulegen,  also  z.  B. 
den  Sternen,  Rosetten,  Blumen,  Kugeln 
usw.;  vgl.  Otte,  Christi.  Archäologie  I 
S.  487  ff.  Su. 

Symboloiiy  griech.  au^jLßoXov,  auf  einer 
ägypt.  Bleimarke  ausgeschrieben  CYN- 
BOAON  (Rostowzew  und  Prou,  Cat.  de& 
plombs  de  Tantiq.  1900  S.  150),  ist  der 
griech.  Ausdruck  für  »Marke«  (Steuerquit- 
tungs-,  Erkennungs-,  Berechtigungs-Marke)^ 
lat.  Tessera,  s.  d.  —  S.  in  der  Bedeutung; 
Normalmaß  erscheint  in  der  Inschrift 
L  G.  n  476  Z.  7  f.,  vgl.  R.  E.  II  A  S,  2366. 

R. 

Symmachia,  Symmachikon,  Symmachos» 
Auf  -^-M.  von  Alaisa  (mit  und  ohne  diesen 
Stadtnamen)  um  340  v.  C.  steht  das  Wort 
>!ufX(Aa}rtxov,  also  Bundes(münze),  nämlich 
des  von  Timoleon  gestifteten  sizil.  Städte- 
bundes. Head,  H.  N.»  S.  126.  —  Ähnlich 
bezieht  sich  das  Wort  HCÜ  auf  JR-U.  der 


SYNARCHIA— TAEL 


673 


Städte  Byzantion,  Kyzikos,  Ephesos, 
Samos,  Knidos,  lasos,  Rhodos  mit  ge- 
meinsamem Vs. -Bilde  des  schlangenwürg. 
Herakles,  aber  dem  Wappen  und  Namen 
der  Einzelstadt  auf  der  Rs.  auf  eine  Sym- 
machie  dieser  Städte  aus  d.  J.  394/86 
V.  C,  Abb.  39,  Z.  f.  N.  25  S.  207/14; 
32  S,  II  f.;  R.  E.  III A  unter  Symmachi- 
kon;  Num.  ehren.  1928  S.  10.  —  'Ap^iptov 
OüfijjLax^^^v  heißt  das  böot.  Bundesgeld 
inschriftlich,  Trait6  I  S.  386.  —  Sojtjia/o? 
(mit  oder  ohne '  Pwtiaiiöv)  heißen  die  Städte 
Aspendos,  Sagalassos,  Side  und  Sillyon 
auf  kaiserl.  M.  R. 

Synarchia,  griech.  Cüvapxi«  =  Mitherr- 
schaft, Kommission;  auf  kaiserl.' M.  von 
Antiochia  Kar.  bedeutet  das  Wort  neben 
einem  Personennamen  im  Genetiv,  z.  B. 
^laoovo?  öüvap5(ta,  lason  und  seine  Kol- 
legen im  Münzamt.  —  R.  E.  III  A  unter  S. 

R. 

Synedrion  neon  (cyneapion  nehn)  ist 
das  Kollegium  der  veoi,  d.  h.  die  Organisa- 
tion der  Jugend;  es  erscheint  als  jugendl. 
Brustbild  mit  2  Stäben  über  der  Schulter 
auf  kaiserl.  M.  von  Laodikeia  Phryg.  — 
B.  M.  C.  Phrygia  Taf .  XXXVI  8/9.     R. 


Syngeneia^  griech.  ^ü^^sveia  =  Ver- 
wandtschaft; CYNrENlA  ATTAAEfiN 
A0HNAIÄN  auf  einer  M.  des  Valerianus 
bedeutet  etwa  s.  v.  w.  eine  Homonoia 
(s.  d.)  dieser  Städte.  —  Head,  H.  N.* 
S.  701.  R. 

Syngenes  synkletikoti,  griech.  3üv7(sv);c) 
OüvxXyj(Tix«ov)  =  Verwandter  von  Sena- 
toren, nennt  sich  ein  M. -Beamter  von  Gor- 
dos lulia.  —  Münsterberg,  Beamtennamen 
S.  137.  R. 

SynkletoSy  griech.  r,  auvxXy^xo?,  ergänze 
poü^T]  =  Senat;  er  erscheint  verkör- 
pert als  jugendl.  Brustbild,  meist  ohne 
Attribute  und  mit  der  Beischrift  i.,  lEPA 
t.,  ®EOt  t,  oft  auf  griech.  kaiserzeitl.  M., 
bes.  auf  der  Vs.  pseudo -autonomer  M.  statt 
des  Kaiserkopfes.  —  Head,  H.  N.»  S.  914. 
920.  —  aovxXrjTtxot  =  die  Senatoren,  auf  M. 
in  der  Formel  Syngenes  synkletikön,  s.  d.  R. 

Syrinx,  die  griech.  Hirtenflöte  (s.  unter 
Flöte) ;  nach  der  Sage  verwandelte  sich  die 
von  Pan  verfolgte  Nymphe  S.  in  Schilf, 
aus  dem  Pan  dann  die  S.  schnitt,  auf  M. 
von  Thelpusa  verewigt.  —  Journ.  int.  XI 
S.  160.  R. 

Szostaky  polnisch  =  Sechsgröscher  (s.  d,). 


T. 


T,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Nan- 
tes. S. 

Tabak  in  Stangenform  spielt  in  der 
australischen  Inselwelt  bis  ins  20.  Jh.  die 
Rolle  als  Geld  und  wurde  noch  1732  auch 
in  Amerika  (Maryland)  als  solches  gesetz- 
lich anerkannt;  zum  Nahrungsmittelgeld 
(s.  d.)  gehörig.  —  Ebert,  Reallex.  IV  S.  207. 

R. 

Im  Weltkriege  wurden  zuerst  aus  Mangel 
an  Kleingeld  als  solches  bei  den  deutschen 
Truppen  Zigarren  benutzt,  deren  eine  ohne 
Berücksichtigung  ihrer  Güte  10  Pfennig 
galt.  S. 

Tabella»  lat.  =  Täfelchen,  auch  Stimm- 
täfelchen, s.  unter  Calculus;  die  t.  ansata 
ist  mit  einem  Henkel  (HandgrifiQ  oben  (ifl 
des  LoU.  Palikanus),  die  t.  securiclata  mit 
zwei  schwalbenschwanzähnlichen  Griffen 
seitlich  versehen,  z.  B.  M.  von  Seleukeia 
Kilik.  —  Z.  f.  N.  33,  S.  30.  32.   301.    R. 

Wörterbuch  der  Münz]i:aiide. 


Tabernaculuitiy  lat,  =  Zelt,  Hütte;  auch 
=  kleines  Heiligtum,  im  Gegensatz  zum 
wirklichen  Templum.  R. 

Tabula  s.  unter  Tabella. 

Tael  (Tähl,  Tale),  malaiisch  Tahil,  Tai'l, 
wahrscheinlich  aus  ind.  Tola  (Formen  wie 
Taye,  Tahe,  Taey  sind  unter  portugiesi- 
schem Einfluß,  durch  Schwund  des  1  vor 
dem  s  der  Pluralendung,  aus  plur.  Taeis 
gebildet),  ostasiatische  Gewichtseinheit, 
deren  Wert  je  nach  dem  Gebrauchsorte 
großen  Schwankungen  unterworfen  ist. 
Um  1833  wog  der  T.  in  Atjih  auf  Sumatra 
9,60  g,  in  Bantam  auf  Java,  68,36  g,  in 
Siam  etwa  60,65  g  (s.  Tikal),  in  Tonkin 
38,27  g.  Der  chinesische  T.  kommt  letzte- 
rem am  nächsten.  Im  malaiischen  Archipel 
ist  derT.  =  16  Mas  =  64Kupang.  Mas  ist 
eineGoldmünze  von  Atjih  (16. — 18.  Jh.)  mit 
arabischen  Inschriften,  welche  Namen  und 
Titel  des  Sultans  enthalten,  14  mm  groß, 

43 


674 


TAENIA— TAHEGAN 


0,60  g  schwer.  Masie  werden  achteckige 
Goldmünzen  von  Johor  (17. — 18.  Jh.)  von 
geringem  Feingehalt,  17  mm  groß,  2,3 — 
2,55  g  schwer  genannt,  ihr  Viertelstück 
heißt  Kupang.  Im  Malaiischen  bedeutet 
Mas  überhaupt  Geld. 

Der  alte  chinesische  Liang  (Tael)  wog 
Lacouperie  zufolge  6,317  g  =  Vso  Hwan  = 
Vao  Chin  =  2  Tche  =  4  Hwa  =  24  Shu. 
Der  Chin  wurde  Ende  des  3.  Jh.s  v.  C.  auf 
24  Liang  erhöht,  unter  der  Han -Dynastie 
auf  16  Liang  reduziert.  Im  neuen  Ge- 
wichtsystem ist  der  Tael  eine  Art  Silber- 
unze (Gewicht  nach  Konvention  von  1858 
37,783  g)  ==  V16  Chin  (Catty)  =  10  Ch'ien 
(Mace,  annam.  Tien)  =  100  Fen  (Kandarin, 
annam.  Phän)  =  looo  Li  (Cash).  Für  Zen- 
tralasien gibt  S.  Hedin  folgendes  Verhält- 
nis: I  Yamba  (50  T.)  =  50  Sär.  i  Sär  ==  16 
Tenga  ==  800  Pul  ==  10  Mitral  =  100  Pung 
=  1000  Li.  Es  gibt  gegenwärtig  170  ver- 
schiedene T.,  die  sich  voneinander  durch 
Feingehalt  oder  Gewicht  unterscheiden.  Am 
häufigsten  gebraucht  werden:  l.  Haikwän 
T.  (Zolltael)  37,795  g,  vollfein,  Rechnungs- 
einheit; 2.  Kuping  T.  (Schatzkammert.) 
oder  Süehhwa  Yin,  37,17  g,  vollfein,  nach 
welchem  die  Steuern  gezahlt  werden;  3. 
Tsao  ping  T,  oder  Wan  Yin,  35,32  g,  0,980 
fein,  beim  Geldwechseln,  vorndimlich  in 
Shanghai  gebraucht;  4.  Canton  T.  37,568  g, 
vollfein,  zum  Wiegen  von  Barrensilber  ge- 
braucht; s.  Saisi,  Ch'ien.  Als  Münzeinheit 
wurde  im  19.  Jh.  nicht  der  T.,  sondern  der 
Dollar  (s.  Yüan)  angenommen,  doch  wurden 
1903  auch  Münzen  von  37,2  g  mit  der  Be- 
zeichnung Y  Liang,   one  Tael  geschlagen. 

V. 

Da  also  der  Dollar  (s.  d.)  die  Hauptmünze 
Chinas  geworden  war,  führten  die  Banken 
und  Geschäfte  ein  Tael-  und  ein  Dollar- 
konto, das  in  jeder  Provinz  in  einem  andern 
Verhältnis  stand,  je  nach  dem  Feingewicht 
des  Tael;  so  standen  in  Shanghai  yi  bis  73 
Tael  gleich  100  mexikanischen  Dollar,  je 
nach  Angebot  und  Nachfrage.  S. 

Auf  den  rechteckigen  Gold-  und  Si  ber- 
barren  der  Dynastie  Nguyen  von  Annam 
(seit  1802)  ist  das  Gewicht  in  Liang  (Lang, 
Luong)  angegeben.  Bekannt  sind  (1841 — 
1847)  Goldmünzen  (Kim)  zu  100  (Bach  lang, 
Nhat  bach  lang,  3834,5  und  3831,4  g,  0,850 
u.  0,700  fein;  Größe:  136  x  6ix  25  u.  143 


X80X2I  mm),  50 (nguthap, 0,700, o,7SOund 
0,800  fein),  40  (tu'thap),  30  (tam  thap),  10 
(thap,  0,750  fein),  5  (ngu),  i  (nhat,  0,8 50 fein) 
Liang,  zu  5  (ngu),  4  (tu*),  3  (tam),  2  (nhi) 
und  I  (nhat)  Tien  (0,850  fein),  Silbermünzen 
(ngan)  zu  lOO  (3831  g,  160  X  80  mm),  50, 
40,  30,  20,  10,  5,  I  (Abb.  446)  Liang,  5,  4, 
3,  2  Tien.  Die  Inschriften  enthalten  auf 
der  Vs.  Regierungsperiode,  auf  der  Rs. 
Ausgabeort,  Metall,  Gewicht,  ev.  Präge - 
jähr,  auf  den  goldnen  auch  Feingehalt.  — 
Temple,  in  Ind.  Ant.  27,  S.  29,  37  ff. ; 
42,  S.  253;  Millies,  Recherches  S.  72ff,, 
141  ff.;  Crooke,  Hobson  Jobson  888,  530; 
Lacouperie,  Cat.  Br.  Mus.  XLII;  Noback 
S.  395;  China  Year  book  1923,  S.  264 ff.; 
Poma  in  Riv.  Ital.  17,  S.  108  ff.;  Morse 
in  J.  Ch  Br  R  As.  24,  S.  65  f. ;  Schröder,  An- 
nam, 6tude  numism,  S.  331,  438  ff.;  S. 
Hedin,  Centralasia  and  Tibet  I,  S.  40.      V. 

Taenia  (griech.  r]  xatvict;  von  ähnlicher 
Bedeutung:  to  aTep.{jia  griech.,  dielat.  fascia, 
ja  selbst  vom  Diadem,  s.  d.,  ist  die  T.  nicht 
streng  zu  scheiden),  das  Band,  die  Binde. 
Allein  dargestellt  z.  B.  auf  einem  Tetradr. 
von  Katana,  wo  sie  oben  eine  Schleife  zum 
Aufhängen  hat,  in  der  Mitte  Kugeln 
(3>Ponpons«)  und  unten  eine  glockenför- 
mige Quaste.  Häufig  in  der  Hand  der  Nike 
statt  des  Kranzes.  —  Eine  T.  band  man  an 
alles,  was  zum  Gottesdienst  in  Beziehung 
stand,  was  man  den  Göttern  weihte  oder 
opferte:  so  trägt  der  Stierkopf  auf  M. 
von  Phokis  u.  ö.,  der  Lorbeerzweig  auf  M. 
des  Brutus,  der  Palmzweig  auf  M.  des  Q.  Si- 
cinius  und  der  Siegerkranz  der  Nike  eine 
T.  und  sind  die  Dreifüße  [M  des  C.  Cassius) 
und  Altäre,  an  denen  man  opferte,  der 
.heilige  Schlüssel  (s.  d.),  die  Lanze  der 
Athena  Ilias,  der  Thyrsos  usw,  mit  T.,  statt 
deren  auch  Kränze  treten,  geschmückt; 
vom  Aphlaston  eines  Schiffes  als  von  dessen 
heiligem  Teil  flattern  T.,  und  auch  das 
Vexillum  (s.  d.)  wird  mit  einer  T.  umwun- 
den; T.  hängen  von  den  Armen  des  Kult- 
bildes der  Artemis  von  Ephesos  herab,  T, 
trägt  der  Stier  auf  M.  von  Eretria  um  den 
Nacken.  Ebenso  wanden  sich  die  Sieger  in 
athlet.  Wettkämpfen  eine  T.  ums  Haupt, 
s.  unter  Diadem.  R. 

Tahfigan  (Dragan)  bezeichnet  in 
Armenien  vom  12.  bis  14.  Jh.  i.  eine 
auch     T^nar    genannte     Goldmünze    im 


TAKOE— TALENT 


675 


Werte  eines  arabischen  Dinars,  2.  eine 
Silbermünze.  Vgl.  Tram.  —  Langlois,  Nu- 
mismatique  de  TArm^nie  S.  10  ff.        Su. 

Takoe  s.  unter  Ackey. 

Talar,  polnisch  =  Taler.  So  hieß  der 
18 10 — 18 14  geprägte  Taler  des  Herzogtums 
Warschau  mit  dem  Kopfe  des  Königs 
Friedrich  August  I.  von  Sachsen  als  Herzogs 
von  Warschau  auf  der  Vs.  und  dem  säch- 
sisch-polnischen Schilde  auf  der  Rs.     S. 

Talari.  r.  Bezeichnung  des  Talers,  bes. 
des  Maria-Theresientalers  in  NO. -Afrika  (in 
Abessini en  wird  er  auch  Coursie  genannt, 
s.  AJN.  in  30).  Ende  18.  Jh.s  kamen  auf 
einen  T.  150  Medino.  In  Schoa  war  der  T. 
=  40  Ashrafi  (Rechnungsmünze)  zu  20 
Muhallak  (woraus  entstellt  Mahalyk)  (No- 
back).  Der  Muhallak  wird  in  Yemen  schon 
im  16.  Jh.  erwähnt  (Notices  et  extraits 
IV,  434).  Anfang  des  19.  Jh.  kursierten 
in  Suakin  Taler,  Piaster  und  ^j^  Pära- 
stücke;  letztere  hießen  Muhallal?  und 
wurden  durch  Zerstückelung  des  Pära 
(Diwäni)  in  4  gleiche  Teile  hergestellt 
(Seetzen  in  Annales  des  voyages  IX  334). 
Die  im  letzten  Drittel  des  19.  Jh.  in  al 
Harär  geprägten  Muhallak  sind  Kupfer- 
münzen von  18  mm  Größe  mit  arabischen 
Inschriften.  Auf  den  ersten  von  Klaiser 
Menelik  geprägten  Silbermünzen  von  i  S  mm 
Oröße  und  1,5  g  Gewicht  mit  äthiopischen 
Inschriften  steht  als  Wertangabe  l  Ma^a- 
la^j:.  Vs.  Krone  und  Randlegende,  die  Me- 
neliks  Namen  und  Titel  enthält.  Rs. 
'Ityüpyä,  darüber  und  darunter  im  Halb- 
kreise Jahr  (1885,  d.  h.  1893)  und  Wert- 
angabe. 

2.  Einheit  des  von  Kaiser  Menelik  am 
9.  2.  1893  eingeführten  äthiopischen  Münz- 
systems, dem  der  Maria -Theresientaler  zu- 
grundegelcgt  wurde.  Der  T.  oder  Ber  wiegt 
28,07  g  u.  ist  o,833V3  fein,  Größe  40mm.  Vs. 
Büste  des  Kaisers  Menelik,  Rs.  n.  1.  schrei- 
tender Löwe  mit  Banner,  Umschriften  in 
Geez  (heil.  Sprache  d.  Äthiop.)  und  amhari- 
scher  Sprache,  Wertangabe  And  Ber  (i 
Ber).  Außer  dem  Ber  wurden  geprägt  der 
Va  T.  =  Yaber  agöd,  der  V4  T,  ~  Yaber 
rüb  und  der  Vs  T.  ==  Yaber  temün. 

1896  kamen  noch  Kupfermünzen  zu  i 
Gersch  (Vao  T.)  =  And  Gersch  (38  mm), 
zu  Va  =  Ya  gersch  agod  und  V4  Gersch  = 
Ya  gersch  rub*  dazu.  1897  wurde  der  Gersch 


in  Silber  (1,40  g,  16  mm,  0,835  fein),  der 
^/loo  T.  =  Yaber  matowana  in  Kupfer 
geprägt  (25  mm),  die  Prägung  der  sonstigen 
Kupf  erm.  aber  sowie  die  des  Vs  T.  eingestellt. 
Wie  die  ersten  T.  von  1894,  so  werden  auch 
heute  noch  die  abessinischen  M.  in  Frank- 
reich geprägt.  —  S.  Amol6  und  Tallero  eri- 
treo.  —  Bernard,  Description  de  l'figypte 
XVI,  S.  288;  Zay  in  Num.  Circ.  III  S.  1214, 
VI  S.  2582;  Nobacki  S.  1107;  Valentine, 
Modern  copper  coins  S.  82 ;  Foville  in  Ga- 
zette numism.  frang.  II  69  ff . ;  Sauvaire  in 
JAs.  7.  s6r.  19,  S.  37  f.;  Frey,  S.  141.    V. 

Taleae  ferreae  ad  certum  pondus  exami- 
natae  nennt  Caesar,  bell.  Gall.  V  12  als 
Geld  der  Briten;  talea  =  Latte;  es  mag  sich 
um  verkümmertes  Gerätgeld  (s.  d.)  —  etwa 
Schwertklingen?  —  oder  eine  Art  Barren 
(s.  d.)  handeln.  Tatsächlich  hat  man  in 
Britannien  mehrfach  Schätze  solcher  eiser- 
nen Latten,  etwa  55 — 85  cm  lang,  schwer t- 
blattähnlich  und  am  einen  Ende  wie  ein 
Hohlmeißel  zusammengebogen,  gefunden, 
die  wirklich  auch  eine  Art  Gewichtsanglei- 
chung erkennen  lassen,  Abb.  8.  —  Ebert, 
Reallex.  IV  S.  219/20.  R. 

Talent,  griech.  TaX-xvtov,  lat.  talentum, 
eigtl.  Wagschale,  dann  die  oberste  Ge- 
wichtseinheit der  Griechen,  wie  bei  den  He- 
bräern das  kikkar  (=  Kreis).  Das  ^puaoS 
TGtXavTov  Homers  bedeutet  noch  keine 
bestimmte  Gewichtsmenge  Goldes,  son- 
dern nur  einen  vermutlich  kreisförmigen 
Barren  Goldes,  wie  sich  solche  kleinen  gol- 
denen Rundscheiben  in  Mykenai  gefunden 
haben,  Abb.  9  (Journ.  int.  IX  S.  i8l  f. 
Taf.  VL  VII;  Ebert,  Reallex.  IV  S.  231/2 
Taf.  10 1  a — c).  —  Später  mag  sich  auf 
dem  Umwege  über  den  Begriff  der  Wag- 
schale für  das  T.  der  des  daraufliegenden  Ge- 
wichtes gebildet  haben,  jedenfalls  ist  die 
Abstufung  der  griech.  Gewichte  und  Rech- 
nungsgrößen später:  l  T.  zu  60  Minen  zu 
100  Drachmen,  wobei  die  unverbrüchliche 
Einteilung  des  T.  in  60  Minen,  also  Sexa- 
gesimalsystem  (s.  unter  Zahl),  auf  Vorder- 
asien als  Ursprungsland  hinweist;  auf  Si- 
zilien zerfällt  das  (att.)  Talent  in  240,  später 
120  Litren  (Pfunde).  Da  das  Gewicht  der 
Mine  und  Drachme  nun  in  Griechenland  von 
Ort  zu  Ort  verschieden  war,  war  es  auch 
das  des  T.  Doch  setzte  sich  insbes.  das 
attische  durch,  das  bei  Ansetzung  der  att. 

43* 


676 


TALER 


Mine  auf  436,6  g  (s.  unter  Att.  M.-Fuß)  auf 
26, 1 96  kg  kommt,  im  Geldwert  von  47 1 5  MJC 
(vgl.  unter  Wertberechnung).   Was  die  an- 
deren wichtigsten  Arten  des  T.  angeht,  die 
vor  allem  PoUux,  Onom.  IX  86  aufzählt,  so 
will  er  mit  seiner  Angabe  »das  babyl.  Talent 
hatte  7000  Dr.,  das  äginäische  10  000,  das 
syrische  4500,  das  kilik.  3000,  das  ägypt. 
1500  Drachmen«   nicht  etwa  die  Eintei- 
lungsweise des  betn  Talentes,  sondern  viel- 
mehr seine  Abschätzung  in  att.  Drachmen 
angeben,  ebenso  wie  Festus  p.  359  a  mit 
seiner  Aufzählung  nur  den  Wert  der  T.  in 
Denaren,   die  damals   der  att,   Drachme 
gleich   galten,    meint:    »das  att.    =  6000 
Den.,  das  rhod.  und  kistophor.  =  4500 
Den.,    das   alexandrin.    =    12   Den.,   das 
neapol.  =  6  Den.,  das  syrakus.  =  3  Denare, 
.das  von  Rhegion  =  i  Victoriatus«.   Siehe 
über  die  wichtigsten  der  diesen  Talenten 
zugrundeliegenden  M.-Füße  unter  att,  ba- 
bylon.,  ägin.,  rhod.  M.-Fuß,  Kistophoren, 
während  Pollux'  Angabe  über  das  ägypt. 
T.  von  1500  Dr.  darauf  beruht,  daß  die 
dortige  Dr.  seit  Tiberius,  der  ein  Tetra - 
drachmon  im  Werte  eines  Denars  schuf,  = 
^4  Denar,  das  Talent  also  =  1500  Den. 
war,   die  nun  wieder  bei  der  erwähnten 
Gleichsetzung  des  Den.  mit  der  (att.)  Dr.  = 
1500  Dr.  sind.  Pollux'  syrisches  T.  von  4500 
Dr.  ist  vielleicht  das  von  Festus  gemeinte 
rhodische,  da  in  der  Spätzeit,  auf  die  diese 
niedrige  Abschätzung  führt,  zwischen  rhod. 
undphönik.  M.-Fuß  kein  Unterschied  mehr 
ist;  das  syrakus.  T.  des  Festus  von  trium 
denarium  würde  bei  A  :  -£  =  120  zu   i 
(nach  dem  Satze  3  X  4,55  X  120  =)  1638  g 
betragen  haben  und  seine  Litra  (V120  T.) 
also  13,65  g  schwer  sein,  ein  Gewicht,  das 
Willers,  Rhein.  Mus.  LX  S.  357,  tatsächlich 
in  gewissen  syrakus.  iE  des  3.  Jh.s  gefunden 
hat  —  eine  Wertbezeichnung  als   Litra 
tragen  sie  aber  nicht;  dagegen  vgl.  übrigens 
Giesecke,  Ital.  num.  1928,  S.  290,  Sicilia 
num.  1923  S.  I4S/6.  Gut  paßt  aber  Festus' 
Angabe  des  rhegin.  Talents  im  Werte  eines 
Victoriats  zu  späten  jE  von  Rhegion  mit 
dem  Wertzeichen  XII  (Unzen)  =  i  Litra, 
vgl.  unter  Litra.  —  Das  kilik.  T.  des  Pollux, 
das  alexandr.  und  neapol.  T,  des  Festus 
scheinen  numismatisch  noch  nicht  belegt 
zu  sein;  wegen  der  Notiz  des  Pollux  IX  87 
über  das  sizil.  Talent  von  anfangs  24,  später 


12  Nomoi  s.  unter  Litra,  —  Was  es  mit  dem 
makedon.  T.  oder  dem  Gold-T.  von  3  (atti- 
schen) Goldstateren  auf  sich  hat  (Belege  bei 
Segrfe,  Metrologia  S.  261  Anm.  4;  seine 
Lösung  ist  problematisch;  vgl.  auch  Hultsch 
Metrologie^  1882  S.  741  im  Register)  ist 
unklar.  —  Stellensammlung  über  das  T. 
bei  Hultsch,  MetroL  scr.  II  S.  218/9  im  Re- 
gister. —  Im  Mittelalter  bedeutet  Talen- 
tum  S.V.W.  Pfund;  s.  d.  R. 

Taler.   Die  J484  entstandene,  als  Äqui  - 
valent    des  Goldguldens  geprägte,    zuerst 
Guldengroschen,  seit  etwa  1525  Taler  ge- 
nannte große  deutsche  Silbermünze  ent- 
sprach so  sehr  der  steigenden  Nachfrage 
nach  Zahlmitteln,  der  nicht  mehr  nur  durch 
Gold,  sondern  in  erster  Linie  durch  Silber 
zu   genügen   war,    daß    alle   Länder   den 
Reichstaler   (s.  d.)    nicht   nur   benutzten, 
sondern   auch   nachmünzten.     Dies   Ver- 
fahren sprach  sich  auch  in  den  Namen  aus, 
die  sie  ihren  Talern  gaben.   In  den  Nieder- 
landen und  den  skandinavischen  Reichen 
hießen  sie  und  dann  auch  die  eigenen  Taler 
Reichstaler,  in  Frankreich  Jocondales,  in 
Rußland  Jefimok  (s.  diesen),  beide  Worte 
verderbt  aus  Joachimstaler  (s.  d.),  in  Italien 
Tallero,  in  Polen  Talar,  in  Nordamerika 
Dollar  (spr.  DollV).    Nur  in  einem  Lande 
ist  von  Anfang  an  ein  anderer  Name  ge- 
braucht worden:  in  Spanien,  wo  schon  die 
katholischen  Könige  selbständig  den  Peso 
de  d  ocho  eingeführt  hatten,  welcher  Name 
dort  und  in  Südamerika  beibehalten  wurde. 
Andere  große  Länder  gingen  erst,  als  sie 
selbst  T.  prägten,  zu  besonderen  Namen  die- 
ser Münzen  über,  so  nannten  die  Engländer 
den  ihrigen  Crown,  die  Franzosen  £cu  blanc, 
die  Russen  Rubel,  die  Italiener  Scudo  und 
Ducato,    während    die    Niederländer    die 
Nebennamen  Dukaton   (Silberreitcr)   und 
Patagon  schufen.    Diese  Taler  haben  das 
Feingewicht  der  alten  Reichstaler  meist 
annähernd  beibehalten,   auch  der  Nach- 
folger der  französischen,  das  5-Fraiifcstück, 
in  Deutschland  Frankentaler  genannt,  die 
englischen  Kronen  und  der  Dollar,  der  ja 
heute  die  bedeutendste  Weltmünze  ist.   In 
anderen   Ländern  wurden   die   Taler   zu 
Rechnungsmünzen,  zunächst  in  Deutsch- 
land (s.  Schlesischer  T.),  dann  in  den  Nie- 
derlanden und  den  skandinavischen  Län- 
dern.  In  Deutschland  ist  zwar  der  Reichs- 


TALER  GOLD— TAM-BAC-TRON 


677 


taler  in  dem  Konventionstaler  und  dem 
Kronentaler  (s.  diese)  fortgesetzt  worden, 
aber  in  Obersachsen  verstand  man  unter 
einem  R.  schlechthin  seit  1670  die  rech- 
nungsmäßige Einheit  von  24  Gutengroschen ; 
und  der  nur  S/7  des  Konv.Talers  wertende 
preußische  ist  im  19.  Jh.  die  allgemeine 
deutsche  Kurantmünze  geworden  (Abb. 
279).  S.  auch  Graumanscher  Fuß  und 
Zahltaler.  S. 

Taler  Gold  war  d.  Einheit  der  seit 
Mitte  des  18.  Jh.s  in  Bremen  herrschenden 
Goldwährung,  eine  Rechnungsmünze  wie 
heute  in  Deutschland  die  Goldmark.  In 
Bremen  waren  im  17.  Jh.  die  Louisdor  die 
Haupthandelsmünzen  geworden.  Da  nun 
die  bequeme  Rechnung  i  Louisdor  =  5 
Reichstaler  Münze  beibehalten  wurde,  hatte 
Bremen  seitdem  als  einziger  deutscher 
Staat  die  Goldwährung  bis  1872.  Der  bre- 
mische Wertmesser,  der  T.  G.,  ist  also  nie 
ausgemünzt  worden  —  nur  einige  Ge- 
schichtsm.  1863-71  tragen  d.  Bezeichnung 
T.  G.  — ,  sondern  war  V5 -Louisdor,  während 
die  bremischen  Silbergroten  Scheidemünzen 
waren  und  zwar  72  Grote  immer  einen  T.  G, 
galten  ohne  Rücksicht  auf  ihren  Gehalt,  die 
großen  Silbermünzen  aber  schwankenden 
Wert  hatten.  —  Jungk,  Bremen,  S.  91  f .     S. 

Ta'llky  arab.  Schriftart,  s.  unter  kufische 
Schrift,'  o.  S.  331. 

Talismane  (vom  griechischen:  xe\ia\ta.':a 
=  operationes  diabolicae).  T.  sind  schon 
die  »Fluchtafeln«  des  altgriechischen 
Zauberwesens,  Bleitafeln,  die  mit  dem 
Namen  des  zu  Verfluchenden  versehen  an 
einem  Grabe  mit  einem  Nagel  befestigt 
wurden.  Im  Mittelalter  war  der  T.  ein 
münz-  oder  medaillenähnliches  Gebilde,  das 
irgendwelche  übernatürliche  Wirkung  aus- 
üben sollte.  Die  T.  trugen  meist  schwer 
zu  enträtselnde  Zeichen  und  unterschie- 
den sich  dadurch  von  den  Amuletten 
(s.  d.),  daß  diese  am  Körper  getragen  wer- 
den mußten,  was  bei  den  T.  nicht  notwendig 
war.  S.  auch  Benediktenpfennige,  Georgta- 
ler. —  Schmieder,  S.  446;  Archiv  f.  Kultur- 
gesch.  XI,  S.  320  ff. ;  MonatsbL  num.  Ges. 
Wien,  1914,  S.  232  ff.  S. 

Tallard,  Name  des  £cu  d'argent  des  Her- 
zogs Karl  IIL  von  Lothringen  1557.     S. 

Tallero  (Tollero)  war  die  italienische  Be- 
zeiclinung  des  deutschen  Reichstalers  und 


wurde  auch  für  die  venetianischen  und  mo- 
denensischen  für  die  Levante  bestimmten 
Nachprägungen  gebraucht.  Die  venetiani- 
schen Talleri,  seit  1756  geprägt,  waren  ge- 
ringhaltige Nachahmungen  der  Maria-There- 
sientaler  (s.  d.),  während  die  in  Modena  um 
1650  von  einem  Juden  Joseph  Teseo  gepräg- 
ten eine  der  vielen  Nachprägungen  der  nie- 
derländischen Löwentaler  (s.  d.)  waren.  Sie 
hießen  Talleri  leoncini.  In  Toscana  wurden 
seit  Ferdinand  I.  (1587 — 1608)  nebenein- 
ander für  den  Levantehandel  die  den  spani- 
schen Stücken  von  Achten  (s.  Peso)  ent- 
sprechenden Piaster  und  die  Talleri  geprägt, 
die,  von  mannigfachem  Gepräge,  sich  durch 
dieses  kaum  unterscheiden  lassen,  wohl  aber 
durch  ihr  Gewicht,  da  der  Piaster  31 — 32, 
der  Tallero  erst  28 — 29,  später  26 — 27  g 
wiegt.  —  Papadopoli  III,  S.  711  ff.;  Marti- 
nori,  S.  235,  507.  S. 

Tallero  eritreo,  der  für  die  italienisch - 
afrikanische  Kolonie  Erythräa  1 890  geschaf- 
fene, in  Rom  und  Mailand  geprägte  Taler 
zu  S  Lire,  28,125  g  schwer  mit  22^/3  g 
Silbergehalt  (0,800  fein).  Die  Münze  zeigt 
auf  der  Vs.  das  Brustbild  des  Königs,  auf 
der  Rs.  einen  Adler.  Teilmünzen  sind  die 
Stücke  zu  2,  I  Lira  und  50  Centesimi.    S. 

Talmi,  vergoldetes  Messing  oder  Tombak 
(s.  d.),  wird  vielfach  als  Material  gering- 
wertiger Medaillen  und  Jettone  benutzt. 

S. 

Talon,  TaXo)v  (TctXo^  auf  einem  Vasen - 
bild,  das  seinen  Tod  schildert),  der  bron- 
zene, von  Hephaistos  gefertigte  Wächter 
von  Kreta,  der  die  Seefahrer  mit  Stein - 
würfen  verscheuchte,  erscheint  als  vor- 
wärts gewandter  geflügelter  Jüngling  einen 
Stein  schleudernd  auf  M.  von  Phaistos,  zu- 
weilen mit  dem  goldenen,  gleichfalls  von 
Hephaistos  verfertigten  Hund  zu  Füßen, 

R.    . 

Tamaiio,  spanische  Bezeichnung  der 
Teilstücke  des  Peso  nach  dessen  Zerschnei- 
dung; s.  Cut  doUar.  S. 

Tam-bac-tron,  runde  Silbermünze  (27  g, 
Halbstück  13,5  g,  0,707  fein),  Tatn-vang-tron, 
runde  Goldmünze  (24,242  g,  0,772  fein)  von 
Aimam.  Sie  werden  auch  Philong  genannt, 
weil  auf  ihnen  ein  fliegender  Drache  abge- 
bildet ist.  Ähnlich  sind  die  Medaillen  Long 
van  und  Song  long  (letztere  mit  2  Drachen). 
Sie   gehören   alle   der   Zeit  1820—83   an. 


678 


TÄMBIO-TAMGHÄ 


S.  Nen,  Tael,  Dong.  —  Lacroix,  Numism.  an- 
nam.  136,  177,  187;  Schröder,  Annam  191, 
436,  476;  Meyers  Konv.-Lex.  5.  Aufl.    V. 

Tämbio,    TrämbyOi    Kupfermünze    von 
Cutch;  s.  Kori.  V, 

Tamghäy  mong.,  tatar.  =  Kennzeichen, 
Erkennungszeichen,  Stempel,  Siegel,  dann 
soviel  wie  Wappen.  Im  Dästän-i  nasl-i 
Cingiz  wird  berichtet,  daß  Cingizkhän  je- 
dem einzelnen  seiner  Feldherren  und  Edlen 
ein  T.,  femer  das  Bild  eines  Vogels  sowie 
das  eines  Baumes  und  ein  Losungswort  ver- 
liehen habe.  Er  selbst  soll  als  T.  einen 
Vogelkopf  gehabt  haben.  Diese  T.  wurden 
von  den  Edlen  und  auch  von  ganzen 
Stämmen  »an  Geräten,  Waffen,  Fahnen, 
Schilden  angemalt  oder  eingegraben, 
den  Pferden  und  Rindern  eingebrannt, 
auf  Leichensteinen  angebracht,  den 
Waren  als  Zollstempel  aufgedrückt,  als 
Siegel  verwandt  und  den  Münzen  aufge- 
prägt« (Nützel).  Als  solch  ein  T.,  und 
zwar  scheinbar  als  ältestes,  das  uns  auf 
Münzen  begegnet,  ist  das  Doppelzeichen  ?r^ 
zu  betrachten,  das  auf  einigen  Münzen  des 
Seldjüten  Toghrilbek  (1037— 1063)  und  auf 
vereinzelten  Münzen  seiner  nächsten  Nach- 
folger vorkommt.  Ebensolche  T.  sind  die 
Zeichen  X  und  ia^,  von  denen  das  erstere 
auf  einigen  Münzen  der  Zengiden  von  Sin- 
djär  und  al  DjezTra  (Mesopotamien)  11 70 — 
1241,  letzteres  auf  einigen  Münzen  des  Or- 
tofciden  Nä§ir-ad-din  Mahmud  (1200 — 
1222)  mit  Doppeladler  erscheint. 

Besonders  verbreitet  war  der  Gebrauch 
der  T.  bei  den  Mongolen.  Der  Großkhän 
Mangü  (1248 — 1257)  hatte  den  mongoli- 
schen Pflug  ftJ  als  T.  auf  seinen  Münzen 
und  dieses  selbe  Zeichen  erscheint  verein- 
zelt auf  Münzen  des  Hülägüiden  Arghün 
(1284— 1291;  Br.Mus.  VI  nr.  72).  Auf  bul- 
ghärischen  Münzen  des  Großkhäns  Arigh- 
Bughä  (1260—64)  erscheint  das  T.  m. 
Auf  den  Münzen  der  Goldenen  Horde  wird 
ein  und  dasselbe  T.  fi,  allerdings  mit  ge- 
legentlichen ganz  unerheblichen  Abwei- 
chungen in  der  Form,  von  vier  aufeinander- 
folgenden Khanen  von  1266  (Abb.  420)  bis 
1334  gebraucht.  Ein  ähnliches  T.,  nur 
ohne  Ring  und  unteren  Querbalken,  haben 
die  Djüöiden  von  Astrachan  (15.  Jh.). 
Gleich  den  älteren  Khanen  der  Goldenen 
Horde  haben  auch  die  Girei  der  Krim  ein 


einheitliches,  sich  vererbendes  T.,  das  sich 
31/2  Jahrhunderte  lang  (1441 — 1783)  bei- 
nahe auf  allen  Münzen  dieser  Dynastie  vor- 
findet, jp.  Ein  ähnliches  T.  hatten  schon 
früher  zwei  jüngere  Khane  der  Goldenen 
Horde,  Sädibek  (1400—12)  und  Cekre 
(1413 — 16),  während  einige  Münzen  des 
Mubammed  Buläfe  (1368—80)  das  T.  1^ 
aufweisen,  die  Münzen  der  übrigen  Khane, 
die  auf  Uzbek  (13 12 — 40)  folgen,  überhaupt 
kein  T.  haben.  Einige  andere  T.,  die  ver- 
schiedenen Nebenzweigen  der  Djüöiden  ge- 
hörten, wie  S,  i,  /pi,  haben  noch  keine 
sichere  Zuweisung  gefunden. 

Von  den  verschiedenen  T.,  die  sich  auf 
den  Münzen  der  Djagataiden  vorfinden,  ist 
das  gewöhnlichste  9B,  das  auf  Münzen  der 
meisten  Khane  angetroffen  wird,  dann  ^ 
und  ^^,  erster  es  auf  Münzen  von  Käzän 
TImür  (1343 — 46),  letzteres  einzeln  sowohl 
wie  in  Verbindung  mit  einem  der  beiden 
anderen  T.,  auf  anonymen  Münzen  der 
Zeit  von  1260 — 1306.  Das  T.  des  großen 
Eroberers  Timür  (Tamerlan,  1369 — 1404) 
bestand,  den  historischen  Quellen  zufolge, 
aus  drei  Ringelchen  0%,  und  dieses  T.  findet 
sich  auf  seinen  Münzen  sowohl,  wie  auf 
vereinzelten  Münzen  einiger  seiner  Nach- 
folger. 

Außer  diesen  als  T.  anzusehenden  Wahr- 
zeichen kommen  auf  muhiammedanischcn 
Münzen  auch  andere  Wappenbilder  (Reng) 
vor,  die  allerdings  keineswegs  in  allen  Fällen 
als  Wappen  anzusprechen  sind,  so  der 
Doppeladler  auf  Münzen  einiger  Zen- 
giden und  Ortofeiden,  der  Goldenen  Horde, 
des  Hülägüiden  Abagha  (1265 — 80)  und 
auf  Asträbäder  Münzen  Sah  Nä§ir-ad-dlns 
aus  den  Jahren  1860 — 62; 

dann  der  Löwe  auf  Münzen  des  Mam- 
lüken  Beibars  (1260 — 77)^  des  Hülägüiden 
Uldjäitü  (1304 — 16)  und  verschiedenen 
Münzen  der  Goldenen  Horde; 

der  Hase  auf  einigen  Münzen  Hülägüs 
(1256—65)  und  Abaghas  (1265—80); 

ein  Vogel  auf  einigen  Münzen  der 
Hülägüiden  und  der  Goldenen  Horde; 

Löwe  und  Sonne  auf  Münzen  des 
Seldjüten  von  Kleinasien  Kai  ^Jusrau  II 
(1236—45),  auf  Münzen  der  Djüöiden  und 
Hülägüiden,  und,  seit  Anfang  des  18.  Jh. 
auf  Kupfermünzen,  seit  Ende  des  18.  Jh. 
vereinzelt,  seit  1878  regelmäßig,  als  Staats- 


TAMIAS— TANGKA 


679 


Wappen  auf  Gold-  und  Silbermünzen  von 
Persien; 

die  Lilie  auf  Münzen  der  Mamlüken 
von  Ägypten; 

zwei  Fische,  ein  Beil,  eine  Kanne  und  an- 
dere Bilder  auf  Münzen  der  Goldenen  Horde ; 

Sichel,  Schaufel  und  Kornähre  auf  Kup- 
fermünzen von  Khiwa  der  Jahre  19 19 — 21. 

Der  Halbmond,  der  auf  jüngeren  Säsä- 
nidenmünzen  regelmäßig  erscheint,  bald 
mit,  bald  ohne  Stern,  kommt  auf  mu^^am- 
medanischen  Münzen  nur  sehr  selten  und 
vereinzelt  vor,  so  auf  Mo§uler  Kupferdir- 
hems  des  Jahres  1229/30  und  auf  Irbiler 
Münzen  Hülägüs  vom  J.  1262/3. 

Halbmond  und  Stern  auf  türkischen 
Medaillen  des  19.  Jh.  und  auf  Kupfer- 
münzen von  Khiwa  der  Jahre  191 8 — 21.  — 
Nützel  in  Festschrift  der  Num.  Gesellsch., 
Berlin  1893;  Frähn,  De  origine  vocabuli 
rossici  Dengi,  Casani  181 5;  ders.,  Die  Mün- 
zen der  Chane  vom  Ulus  Dschutschis;  Ka- 
rabacek  in  SB.  Wiener  Akademie  1907; 
British  Museum  Catalogue;  Markow,  In- 
ventarnyi  Katalog;  ders.  in  Trudy  Mos- 
kowskowo  Numismatiö.  Obäcestwa  IH 
179,  374;  Akcokrakly,  Tatarski  je  Tamgi  w 
ELrymu  (Izwestija  Krymskowo  Pedagogi- 
ßeskowo  Instituta  I  32 — 47,  Simferopol 
1927);  Pakhomow,  Poslednije  monety  Bu- 
chary  i  Chiwy  (Mscr.).  V. 

TamlaSy  griech  xapLiot?  =  Schatz- 
meister, hohes  Staatsamt;  auch  auf  M.  öfter 
genannt,  da  ihm  natürlich  das  M. -Wesen 
meist  unterstand  (Porosclene,  Smyma, 
Rhodos) ;  in  Kios  einmal  dp-^üpotafAta?.  — 
Münsterberg,  Beamtennamen  S.  253.  251. 
—  Auch  =  röm.  Quaestor,  s.  d.  R. 

Tamil,  Schrift  und  Sprache  d.  Drawida- 
Völker  i.  Südindien,  in  der  noch  heute  ge- 
sprochen u.  gedruckt  wird.      Stoenner. 

Tamlungy  Münzart  d.  Shan  von  Siam  in 
Gestalt  zweier  zusammengeschmiedeter 
Pferdehufe  m,  siam.  Inschriften;  sie  wiegen 
ca.  62  g;  s.  Tikal.  —  H.  Wood  in  AJN.  38, 
S.  94.  V. 

Tampang»  malaiische  Zinnbarren;  s. 
Pitjis. 

Tampi  s.  unter  Sou  marqu6. 

Tanga.  Tanga  de  prata  war  d.  portugie- 
sische Bezeichnung  des  Larin  (s.  d.),  dann 
eine  portugiesisch -ostindische,  der  national - 
indischen  Tanka  (s.  d.)  nachgeprägte  Silber-, 


dann  Kupfermünze  (T.  i  =  ^5  Xerafim=  ^/lo 
Rupie  V.  Goa  =  60  ReYs);  die  seit  1615  ge- 
prägten silbernen  waren  3V2— 3  g  schwer 
und  zeigten  portugiesischen  Schild-Kreuz. 
Die  T.  von  Malacca  zeigten  um  1630  auf 
der  Vs.  TA  zusammengeschoben  zwischen 
A(sia)-M(alacca).  Seit  1765  wurde  die 
Tanga  auch  aus  Kupfer  geprägt  mit 
Schild-Wert,  41,65  g  schwer.  Nach  An- 
nahme des  Dezimalsystems  1871  (i  Rupie  = 
10  T.=  1000  Reis  V.  Goa)  wurden  V?,  V5,  Vw 
T.  aus  Kupfer  geprägt,  20,  4  u.  2  g  schwer. 

S. 

Tangka,  Silbermünze  von  Tibet,  deren 
Gewicht  zwischen  3,888  u.  6,80  g  schwankt. 
Die  ältesten  T.  von  Tibet  wurden  in  Nepal 
geprägt,  zu  welchem  Zwecke  aus  Tibet 
Silber  nach  Nepal  geschafft  wurde.  Sie 
heißen  Pa-nying  T.  (alte  Nepaler  T.)  oder 
Dung-tang  (Speer -T.)  oder  Dung-tse  (Speer- 
spitze) und  unterscheiden  sich  von  den 
Muhr  von  Nepal  durch  gewisse  Symbole, 
wie  die  Handtrommel  (Damaru)  u.  a.,  die 
auf  Nepaler  Münzen  nicht  vorkommen. 
Solche  T.  sollen  schon  unter  Mahendra 
Malla  von  Nepal  (1566)  geprägt  worden 
sein,  doch  sind  keine  älteren  als  vom  J,  816 
der  Newärära  (1696)  bekannt.  Nach  der 
letzten  Ziffer  der  Jahreszahl  heißen  sie  auch 
Ang-tuk  (Nr.  6).  Die  späteren  Panying-T. 
wurden  aus  schlechtem  Silber  verfertigt, 
daher  Nag-tang,  schwarze  T.  genannt.  Die 
eigene  Münzprägung  begann  Mitte  18.  Jh.s. 
Die  in  Lhassa  geprägten  Gaden-T.  (Gaden 
Phodang  T.)  sind  eine  Nachahmung  des 
Nepaler  Muhr  von  1732.  Vs.  im  Zentrum 
statt  Dolch  und  Inschrift  ein  Rad,  rund- 
herum tibetanische  Inschrift,  Rs.  im  Zen- 
trum statt  des  Dreizacks  ein  Blumenoma - 
ment,  rundherum  die  8  buddhistischen 
Symbole  wie  auf  der  Vs.  der  Nepaler  Mün- 
zen. Ende  18.  Jh.s  und  dann  wieder  Ende 
19.  Jh.s  wurde  in  Giamda  die  Kong-par-T. 
geprägt,  auf  der  die  Jahre  nach  chinesischen 
Zyklen  zu  60  Jahren  berechnet  sind.  Das 
Jahr  befindet  sich  auf  der  Vs.  an  Stelle  des 
Rades  in  einem  Quadratrahmen.  Ende  l8. 
Jh.s  begann  auch  die  Prägung  von  Münzen 
mit  teils  chinesischen  (Rs.),  teils  tibetani- 
schen (Vs.)  Inschriften,  welche  den  Namen 
des  chinesischen  Kaisers  und  sein  Regie- 
rungsjahr enthalten. 

Die  Muhre  von  Nepal  kursierten  auch 


680 


TANKA 


nach  Einstellung  der  Nepaler  Prägung  für 
Tibet  frei  im  Lande.  Sie  sind  bekannt  als 
Chotang  (Cotang,  bei  S.  Hedin  Tso)  und 
bilden,  in  Stücke  zerteilt,  die  kleine  Scheide- 
münze von  Tibet.  Abgesehen  davon,  daß 
oft  das  Mittelstück  ausgeschnitten  und  die 
Enden  etwas  beschnitten  sind,  ist  die  Größe 
und  Form  der  Stücke  ausschlaggebend  für 
ihren  Wert.  Es  gibt  2  Arten  des  Beschnei- 
dens,  von  denen  die  eine,  bei  der  der  Schnitt 
immer  von  einem  Ende  der  Münze  zum 
andern  geführt  wird,  in  Lhassa  und  Zentral - 
Tibet,  die  andere,  bei  der  ein  Sektor  aus  der 
Münze  ausgeschnitten  wird,  in  Ost -Tibet 
gebräuchlich  ist.  Die  Bruchstücke  haben 
folgende  Namen:  Sho-kang  =  Vs  T-  (= 
4  Anna),  Chhi-ke  (Chike)  =  V»T.  (=  3 
Anna),  Kar-mang  a=  V^  '^-  (—  ^  Anna), 
Kha-kang  =  VsT.  (=  i  Anna),  Khap-chhe 
=  V12  T.  (=  V2  Anna),  Eine  heile  T.  ist  gleich 
6  Anna  (=  3/8  Rupie),  dochwirdi  Rupie  ge- 
wöhnlich gegen  3T.  eingewechselt-  Beschnit- 
ten werden  in  Zentral -Tibet  nur  die  Chotang 
und  Kongpar-T.,  im  Norden  die  Gaden-T., 
die  dann  Pongo  migpa  (Eselshuf)  heißt. 
Rechnungseinheiten  sind:  Kacha  (=  5 
Anna)  und  Do-tse  (125  Rupien)  ==  50 
Srang,  Ngu-srang,  ==  100  Sho-nga  =  500 
Sho-kang,  Die  Rupie  heißt  Gormo  (runde 
Münze)  oder  Philing  bzw.  Chhi-ling  Gormo 
(fremde  runde  Münze),  die  chinesischen 
Ch'ien  heißen  Dong-tse,  die  chinesischen 
Silberbarren  (s.  Saisi)  Ta-mig-ma  (Pferde- 
huf, —  60 — 70  Rupien),  Yak-mig-ma 
(Büffelhuf,  =  12 — 14  Rupien)  und  Ra-mig- 
ma  (Ziegenhuf,  =  2 — 3  Rupien).  —  Walsh, 
Coinage  of  Tibet  (Mömoirs  ASB.  II,  H~ 
23);  H.  Wood,  in  Numism.  1913,  S.  233  flf, 
(AJN.  1912);  vgl.  Temple  in  lA.  26,  S.  l6i; 
S.  Hedin,  Centralasia  and  Tibet  II,  S.  433, 
51S.  V. 

Tanka,  Tenka,  Tenga,  indische  Gewichts- 
einheit (s.  Rati),  dann  allgemeine  Bezeich- 
nung für  geprägte  Münze  in  Indien.  Als 
Münzbezeichnung  auf  Münzen  kommt  das 
Wort  zuerst  unter  Mabmüd  von  Ghazna, 
Lahore,  1027/8  n,  C.  (19  mm,  2,94  g),  vor. 
Dem  T.  in  Sanskrit  auf  der  einen  Seite  ent- 
spricht auf  der  anderen  arabisch  Dirhem. 
Die  von  Iltutmiä  von  Dehli  (1210 — 36)  ein- 
geführte Silbertanka  (Tanka-i  nukra, 
Tankat-al-fidda)  wog  10,76  g  und  hatte  den 
Wert  von  8  Dirhem,    Der  gewöhnlichste 


Typus  war  Vs.  Glaubenssymbol  und  Name 
des  Khalifen,  Rs.  Name  und  Titel  des 
Sultans.  Pia  Goldtanka  wird  zuerst  um 
121 1  erwähnt  (EUiot,  Hist.  of  India  II  318), 
doch  sind  keine  älteren  als  von  Mahmud 
(1246 — 65)  bekannt,  Sie  hatte  den  Wert 
von  27a  maghribinischen  Dinaren  (Ibn 
Ba  Uta  I  293,  III  426)  =  10  Silbertanka 
und  hielt  0,945  fein.  Die  Form  der  T.  ist 
meist  rund,  selten  viereckig  (Muhammed  I. 
1296— 1316).  Muhammed  ibn  Toghlu^ 
(1325 — 51)  unternahm  mehrere  Reformen. 
Bald  wurde  das  Gewicht  der  Silbert.  auf 
etwa  9  g  (*Adli)  herabgesetzt,  bald  das  der 
Goldt.  (Abb.  428)  bis  auf  12,96  g  erhöht, 
bald  (1330 — 32)  eine  Bronzetanka  mit 
Zwangskurs  (=  Silbert.)  eingeführt  (s. 
Jaital).  Der  Typus  seiner  Münzen  ist 
ßehr  mannigfaltig:  außer  Münzen  mit 
seinem  Namen  gibt  es  welche  mit  dem 
Namen  seines  Vaters  und  mit  dem  Namen 
des  ägyptischen  Khalifen.  Letztere  sind 
durch  die  Aufschriften  als  Dinare  gekenn- 
zeichnet. Die  Goldt.  verbreitete  sich  weit 
über  die  Grenzen  des  Sultanates  von  DehlT 
und  wird  einzeln  sowie  in  kleinen  Mengen 
im  Wolgagebiet  gefunden. 

Silbert.,  welche  dem  Gewicht  nach  der 
i/aT.  von  Dehll  entsprechen  und  4  Dir- 
hems  gleichkommen,  prägte  seit  etwa 
1390  Timür  (Tamerlan)  in  Transoxanien 
und  Ost-Persien.  Anfangs  wiegt  seine  T. 
etwa  6  g,  ihr  V4»  <^er  Dirhem,  etwa  1,50  g, 
aber  schon  unter  Shährukh  (1404 — 47)  sinkt 
ihr  Gewicht  auf  4,72  g  (21 — 25  mm).  Auf 
Tlmürs  Münzen  steht  auf  der  Vs.  meist  das 
Glaubenssymbol  mit  den  Namen  der  4  ersten 
Khalifen,  Rs.  die  Namen  des  Sultans  Mah- 
mud und  des  Emirs  Timür  sowie  Datierung. 
Häufig  kommt  sein  Tamgha  (3  Ringelchen) 
vor  (s.  Tamgha).  Seine  Nachfolger  be- 
hielten ungefähr  dieselbe  Anordnung  der 
Legenden  (ohne  Tamgha)  bei.  Goldene  T. 
der  Timüriden,  welche  i  MitJ^äl  wogen  und 
6  Silberdinären  der  Djagataiden  ent- 
sprachen (JAs.  3  s6r.  II  346),  sind  sehr 
selten.  Unter  den  Saibäniden  war  das  Ge- 
wicht der  Silbert.  etwa  4,65  g,  Größe  31  mm 
(Abb.  429).  Eine  t^mtanka  (Va  T.)  des 
Muhammed  Saibäni  (1500 — 10)  wiegt 
2,43  g.  Unter  den  Djäniden  (i599— 1785) 
sank  das  Gewicht  noch  weiter.  Im  18.  Jh. 
scheint  von  ihnen  wenig  Silber  geprägt 


TÄNKI— TARi 


68 1 


worden  zu  sein.  Die  Manghiten  von 
Bukhärä  prägten  im  19.  Jh.  T.  von  ca. 
3  g  und  18  mm.  Vs.  Name  des  Emirs,  Rs. 
Ort  und  Jahr.  Ähnliche  T.  prägten  die 
Khane  von  Klhokand  (Abb.  433),  während 
die  T.  von  Käshgar  mit  dem  Namen  des 
türkischen  Sultans  *Abdal*aziz  bloß  13 — 
15  mm  groß  und  1,75  g  schwer  sind.  Die 
T,  von  Khiwa  wiegt  ca.  3  g,  doch  unter- 
scheidet Danilewskij,  1842,  2  Sorten:  die 
Aktenga  (weiße  T.)  oder  Sicerik  (aus  Seh 
Cärjek  =  3/4)  =  3/4  *Abbäsi  und  die  Karä- 
tenga  (schwarze  T.)  =  ^a^Abbäsi.  In  den  J. 
1336—1338  (1917 — 20)  wurden  in  Bukhärä 
Kupfert.  im  Werte  von  anfänglich  i  (2,20  g), 
3,  3,  5  T.,  später  10  (4,5  g)  und  20  T., 
in  Khiwa  Bronzet.  von  i  (l  g),  2^3,  5  und 
15  T.  geprägt  (s.  Manät). 

Tamerlan  brachte  die  Silbert.  auch  nach 
Persien  und  Transkaukasien.  Unter  den 
Turkmenen  ^J^arä  IJ^oyunlu  (1378 — 1469) 
wiegt  sie  etwa  5  g  und  sinkt  unter  den  Ak- 
]^oyunlu  (1469 — 1502)  bis  auf  4,60  g.  Der 
Sefewide  Isma*il  (1502 — 24)  prägte  neben 
der  T.  von  diesem  Gewicht  Doppelt,  von 
9,30  g,  dann,  nach  reduziertem  Gewicht, 
Doppelt,  von  7,78  g,  T.  von  3,89  g  und 
Vz  T.  von  1,95  g.  Unter  Muhammed 
Khodäbende  (1578 — 87)  erhielt  die  per- 
sische T.  den  Namen  Khodäbende,  die 
Doppelt,  unter  *Abbäs  I.  (1587 — 1628)  den 
Namen  *Abbäsi  (s.  d.,  vgl.  Abb.  431).  In 
Transkaukasien  wurden  während  der  Dju- 
ßidenherrschaft,  Anfang  15.  Jh.s,  T.  von 
5,5  g  geprägt.  Unter  den  Shirwänshähen 
sinkt  ihr  Gewicht  immer  tiefer,  bis  es, 
um  1500,  1,75  g  erreicht.  Die  von  den 
Osmanen  im  16. — 17.  Jh.  in  Mesopotamien 
und  Transkaukasien  geprägten  Silber- 
münzen sind  wahrscheinlich  auch  als  T. 
anzusehen. 

Bäbur  (1526 — 30)  führte  die  Timüridische 
T.  von  4,72  g  (Tanka-i  Mitljiäli,  Shährukhi, 
Bäburi)  in  Indien  ein,  doch  hielt  sie  sich  hier 
nur  unter  ihm  und  Humäyün  (s.  Rupie). 
Unter  dem  Großmogul  Akbar  (1558 — 1605) 
war  T.  (Tanka-i  Murädl)  eine  Kupfermünze, 
von  der  20  auf  i  Rupie  gingen.  Gewicht  ca. 
41,47  g.  Daneben  prägte  er  ^3  (Däm),  V4, 
Vs,  V16  T.  (Cahärum  bzw.  Haätum  bzw. 
§änzdahum  Hisse-i  Tanka;  s.  Paisa). 

Bei  den  Slian  von  Birma  wird  T.  zur 
Bezeichnung    der    britischen    Rupie    ge- 


braucht. Dinga  bedeutet  in  Birma  über- 
haupt Münze,  s.  Tikäl.  —  S.  auch  Tanga. 

Cunningham,  Coins  of  Ancient  India  23; 
H.  W.  Codrington,  Ceylon  coins  l,  2;  Lane 
Poole,  Cat.  Br.  Mus.,  Sultans  of  Dehli  und 
Oriental  coins  VII;  N.  Wright,  Ind.  Mus. 
Calcutta  II;  Thomas,  Chronicles  of  the 
Pathan  Kings;  Whittel  und  Nevill  in  JP 
ASB.  1921  (NS.  35);  Hodivala,  Hist.  Stu- 
dies  I— 10  und  JPASB.  1917  (NS.  28),  S. 
80—96;  Whitehead,  ebendort  S.  96  f.; 
Quatrem^re  in  JAs.  3  s6r.  II  348;  Notices 
et  extraits  13,  S.  182;  Brown,  Cat.  Luck- 
now  Mus.  I,  S.  41 ;  Rabino  in  NChr.  1908, 
S.  359;  Pakhomow,  Monetnyje  klady  Azer- 
baidjana  S.  30;  derselbe,  Über  die  neuen 
Münzen  von  Bukhara  und  Khiwa  (Mscr.) ; 
Weljaminow-Zernow,  TrWO.  IV  S.  328— 
456;  Danilewskij,  Zapiski  imp.  russkago 
geograf.  ob§cestwa  V,  S.  139;  Bushell  in 
JChBr.  RAS.  33,  39 ff.;  Markow,  Inv.  Kata- 
log 1057  nr.  6  a;  Temple  in  lA.  26,  235;  27, 
8;  Crooke,  Hobson  Jobson  896;  Vasmer  in 
Izwestija  Ob§cestwa  Archeologii  etc.,  Kasan 
1927,  Bd.  33,  4,  S,  50  f.  V. 

Tänki,  Kupfermünze  des  Großmoguls 
Akbar.     S.  unter  Paisa;  vgl.  Dänki. 

Tao,  chinesische  Messermünze;  s.  Pi. 

Tai 4  s.  unter  Sou  marqu6. 

Tare,  südindische  Silbermünze;  s.  Jaital. 

Tareno  s.  Tari. 

Targowitzer  Kontoderationstaler  ist  ein 
polnischer  medaillenförmiger  Taler,  der  von 
den  Konföderierten  von  Targowitz  1793, 
dann  mit  denselben  Stempeln  1870  geprägt 
wurde,  mit  Schrift  auf  beiden  Seiten,  — 
Hütten  II,  Nr.  3353.  S. 

Taii,  Tareno,  Tarino,  Trappeso  (=  Tar- 
pisum,  Terpeso  =  Tari-peso?).  Seit  dem 
Anfang  des  10.  Jh.s  tritt  in  den  Küsten-  u. 
Handelsstädten  Kampaniens  und  in  Mes- 
sina eine  neue  Goldeinheit  auf  unter  dem 
Namen  Tari,  welche  zugleich  eine  Gewichts- 
einheit war.  Dieses  Wort  versucht  man 
u.  a.  vom  arab.  dirhem,  dirhim,  auch 
trihm,  pL  trahi  abzuleiten  als  dem  von 
den  Mauren  eingeführten  Drittelsolidus, 
durch  die  Fatimiden  um  913  in  Sizi- 
lien unter  dem  Namen  Rubäl  eingeführt  = 
1/4  Dinar.  Das  Gewicht  eines  Tari  war  =  V30 
oncia  =  0,883  g,  i  Tari  =  20  Gran  =  20 
Acini.  Die  Metallmasse  dieser  Goldgewichts- 
einheit,    als    i>aurum    monetae    Siciliae« 


682 


TARI 


oder  »aurum  tarenorum  «  bezeichnet,  wurde 
zunächst  in  der  Münze  zu  Messina  u.  später, 
jedenfalls  unter  Kaiser  Friedrich  IL  auch 
in  derjenigen  v.  Brindisi,  seit  1266  in  Bar- 
letta  wahrscheinlich  in  amtlich  beglaubig- 
ten Barren  (aurum  laboratum)  hergestellt. 
Sie  wird  in  der  staufischen  Zeit,  dann  noch 
unter  Karl  L  als  von  altersher  auf  den  Ge- 
halt von  8  Unzen  5  Tari  auf  das  Pfund  oder 
16V3  Karat  Feingold  u.  einer  Beimengung 
von  Silber  zu  3/4  Feingehalt  angegeben. 
Das  Tarigold  nach  der  Unze  v.  Messina 
(26,49  g)  ist  trotz  der  Einführung  des 
Augustalis  fast  das  ganze  13.  Jh.  hindurch 
die  leitende  Währungseinheit  geblieben. 

Für  den  lokalen  Verkehr,  von  Beginn  des 
10.  Jh.s  bis  zur  Zeit  der  Anjous,  war  der 
T.  von  Amalfi,  von  geringerer  Feinheit, 
namentlich  zu  Neapel  die  übliche  Landes- 
währung: 5  Teile  Gold  (=  10  Karat),  5  Teile 
Silber  u.  2  Teile  unedle  Beimengung.  — 
Nagl  in  der  N.  Z.  30  S.  253  S. 

Der  in  einer  Münze  ausgeprägte  Goldtari 
hatte  ein  mittleres  Gewicht  von  i  g.  Die 
erste  Nachahmung  des  sizilisch -arabischen 
Tari  oder  rubäi  geschah  noch  von  den  lango- 
bardischen  Fürsten  in  Salerno,  Capua  und 
Amalfi  und  von  den  griechischen  Herzögen 
v.  Gaeta,  Neapel  u.  Sorrent.  Der  Herzog 
Gisulf  (935 — 974)  ahmte  die  sizilischen  Tari 
der  Fatimiden,  insbesondere  von  Moez,  nach 
(952 — 975);  seine  Stücke,  0,90  g  schwer, 
haben  eine  Kugel  im  Kreis,  außen  herum 
doppelte  kufische  Umschrift,  bei  den  spä- 
teren ist  teilweise  die  äußere  lateinisch. 
Nach  der  Eroberung  des  Landes  durch  die 
Normannen  prägte  Tari  mit  kufischen  Le- 
genden Robert  Guiskard  (1059 — 85)  (ebenso 
sein  Nachfolger)  in  Palermo  1071/72  u.  in 
Salerno  etwa  1080,  statt  der  Kugel  auf  der 
Vs.  ein  R  u.  auf  der  Rs.  ein  D  (=  dux)  in 
der  Mitte,  Gewicht  0,89;  Wilhelm  (im— 
1127)  mit  dem  Buchstaben  »W«  auf  der 
einen  Seite  und  einem  Kreuz  auf  der  andern 
Seitein  Amalfi  (Sambon,  Fig.  867).  Roger  L 
Graf  V.  Kalabrien  (1072 — iioi)  ahmte  in 
Messina  u.  Palermo  mit  einer  Feinheit  von 
^51/1000  die  Tari  von  AI  Mustansir  (1040 — 
1052)  auf  Sizilien  mit  dreizeiliger  arabischer 
Schrift  im  Felde  statt  des  Punktes  nach, 
auf  der  Rs.  meist  mit  einem  großen  T  i.  F. 
^  König  Roger  IL  (1130—54)  ließ  in  Mes- 
sina und  Palermo  die  ersten  Tari  mit  abend- 


ländischen Buchstaben:  IC  XC  NI  KA  zu 
Seiten  eines  Kreuzes  schlagen  (Abb.  228); 
Wilhelm  IL  (1166—89)  prägte  auch  Doppel- 
taristücke  im  Gewicht  von  1,5  g  und  Tari 
in  Amalfi  mit  »W<(  i.  F.  zw.  2  Kugeln  auf  der 
Vs.  u.  REX  i.  F.  auf  der  Rs.  u.  mit  dem  Da- 
tum 563  der  Hedschra  (1167  n.  Chr.). 
Kaiser  Heinrich  VI.  schlug  in  Amalfi  schüs- 
seiförmige T.,  Vs.  mit  seinem  Brustbild  u. 
der  Umschrift  »Heinricus  sextus«,  Rs.  mit 
Kreuz  und  Umschrift  »Romanor.  Impatr. « 
(Sambon  nr.  1096).  In  Messina  und  Brindisi 
setzte  er  die  Prägung  der  normannischen 
Tari  mit  IC  XC  N  I  KA  um  ein  Kreuz  u. 
kufischer  Schrift  fort,  im  Gewicht  von 
3,26  g,  2,80  g,  2,20  g  u.  2  g.  Friedrich  IL 
hat  neben  schüsseiförmigen  Tari  in  Amalfi 
(zuletzt  1221)  Vielfache  des  T.  in  Brindisi  u. 
Messina  im  Gewicht  von  5,14 — 3,55  g  mit 
Adler  geschlagen,  Konrad  IV.  (1250 — 54) 
9-Tari-  (7,9  g)  u.  4-Taristücke  (3,8  g)  mit 
kufischem  Außenschriftkreis,  Konradin 
(1254—57)  5-  u.  4-Taristücke,  Manfred 
(1258 — 66)  4-  u.  8fache  Tari,  teilweise 
mit  belorbeertem  Brustbild  unter  Adler, 
und  schließlich  Karl  v.  Anjou  (1266 — 
1285)  in  Brindisi  mit  »K«  oder  Reiter» 
—  Sambon,  Repertorio  S.  148  ff,        Su. 

Nachdem  ein  T.  aus  Silber  vorübergehend 
von  Peter  IIL  und  Constanze  (1282 — 85) 
mit  gekröntem  Adler  geprägt  war,  führte 
Ferdinand  IL  von  Aragon  (1479 — 1518)  in 
Messina  den  silbernen  Tari  ein,  der  bis  zum 
Ende  es  18.  Jh.s  geprägt  wurde.  Auch 
Stücke  zu  6,  4,  3  und  2  Tari  gibt  es.  Das 
Gepräge  der  meisten  ist  die  königliche 
Büste  auf  der  Vs.  und  ein  Adler  auf  der 
Rs.  —  Die  Tarimünzen  waren  femer  die 
Hauptsilbergepräge  der  Johanniter  auf 
Malta.  Seit  1 530  sind  sie  bis  zur  Aufhebung 
ihrer  Herrschaft  über  die  Insel  geschlagen 
worden.  Stücke- zu  6,  4,  2  und  i  Tari  finden 
wir  bis  zum  18.  Jh.,  dann  seit  1721  auch 
solche  zu  8,  16,  I2  und  30  Tari,  das  Stück 
zu  12  T.  war  der  Scudo  (s.  d.).  Auch 
kupferne  4-,  2-  und  i-Tari  wurden  seit  dem 
Ende  des  l6.  Jh.s  bis  zur  Mitte  des  17. 
gemünzt,  dann  erscheinen  kupferne  erst 
wieder  seit  1742,  Das  Gepräge  all  dieser 
Tarimünzen  war  ziemlich  einheitlich,  meist 
Büste,  Schild,  Osterlamm,  Johanniter- 
kreuz,  ganze  Figur  oder  Kopf  des  h.  Täu- 
fers, auch  zwei  Hände.  —  Heiß,  II,  Taf .  1 19^ 


TARJA-TELESPHOROS 


683 


Nr.  7,    8;    Martinori,     S.  513;    Schembri, 
passim.  S. 

Tarja,  spanische  Rechnungsmünze  =  ^4 
Kupferreal. 

Tarifpiaster  s.  unter  Piaster. 

Tartemorion  =  V4,  insbes.  V4  Obol,  ab- 
gekürzt aus  Tetartemorion,  s.  d.         R. 

Taschenwerk  ist  eine  Abart  des  Walzen- 
prägewerks (s.  d.).  Die  Taschen  sind  aus- 
gebauchte Stahlstücke  mit  stengelähnli- 
chem Ansatz,  sie  haben  die  Form  eines 
Pilzes.  Der  Ansatz  wurde  in  eine  Maschine 
eingespannt,  die  die  genau  einander  gegen- 
übergestellten Taschen  mit  den  auf  ihrer 
Oberfläche  eingravierten  Münzbildem  hin 
und  her  bewegte;  zwischen  sie  brachte  man 
eine  Münzplatte.  Der  Vorteil  vor  dem 
Walzenprägewerk  war  der,  daß  beim  Un- 
brauchbarwerden eines  Stempels  nicht  die 
ganze  Walze  vernichtet  werden  mußte,  daß 
ein  genaues  Aufeinandertrefifen  der  Stempel 
leichter  bewirkt  werden  konnte  und  die  ge- 
prägten Platten  nicht  aus  den  Zainen  ge- 
schnitten zu  werden  brauchten.  Die  Mün- 
zen wurden  aber  auch  hier  selten  ganz  rund 
und  konnten  wegen  ihrer  oft  gebogenen 
Gestalt  nicht  in  das  Rändelwerk  gebracht 
werden,  waren  also  wegen  der  fehlenden 
Randverzierung  dem  Beschneiden  sehr  aus- 
gesetzt. Die  Taschen  der  Wiener  Münze 
reichen  von  1656  bis  1754,  in  den  süddeut- 
schen Münzstätten  sind  sie  noch  bis  1790 
zu  finden.  Sie  wurden  durch  Klipp-  und 
Spindelwerk  ersetzt  (s.  diese).  —  Ernst, 
Kunst  des  Münzens,  S.  59;  Abbildungen  im 
Katalog  der  Münz-  und  Med.  Stempel- 
samml.  d.  K.  K.  Hauptmünzamts  in  Wien, 
I,  Wien,  1901,  S.  8  ff.  S. 

Taswa,  MukaddasI  (10.  Jh.)  zufolge  Be- 
zeichnung der  Münzen  von  *Omän.  — 
Sauvaire,  JAs.  7,  s6r.  15,  476.  V. 

Tauftaler  sind  medaillenförmige  Taler, 
die  dem  Täufling  von  Pathen  geschenkt 
wurden  und  meist  die  Taufe  des  Heilands 
in  Bild  und  Sprüchen  zur  Darstellung 
brachten.  Sehr  viele  sind  in  Zellerfeld  im 
17.  und  18.  Jh.,  manche  von  den  Medail- 
leuren Wermuth  und  Loos  hergestellt  wor- 
den.   S.  auch  Katechismustaler  (4).     S. 

Taurische  Münze,  Tavriöeskaja  mon6ta, 
gezeichnet  mit  T.  M.,  wird  die  wenig  zahl- 
reiche Emission  von  Silbermünzen  genannt, 
die  zu  Ehren  der  Krimreise  Kaiserin  Katha- 


rinas II.  1787  in  Theodosia  geprägt  wurde. 
Es  sind  20-,  10-,  5-  und  2 -Kopekenstücke 
von  schlechtem  Silber,  mit  Monogramm 
und  Aufschrift  »Carica  Chersonisa  Tavri- 
ceskovo«  auf  der  Vs.  und  Wertziffer  auf 
der  Rs.,  die  7,84,  3,52,  1,84  und  0,92  g 
wiegen.  Gleichzeitig  wurden  in  Theodosia 
auch  Kupfermünzen  ausgegeben.  —  Groß- 
fürst G.  M.,  Ekaterina  IL,  II,  67 — 69; 
Chaudoir,  I,  172.  B. 

Taurokathapsia,  griech.  TaupoxaOd'j/ict, 
war  ein  Kampfspiel  in  Thessalien,  bei  dem 
Jünglinge  zu  Roß  Stiere  hetzten,  nach  Ein- 
holung des  Stiers  absprangen  und  ihn  mit 
den  bloßen  Händen  niederzwangen;  auf 
thessal.  M.  sieht  man  den  den  Stier  nieder- 
werfenden Jüngling  auf  der  Vs.,  und  sein 
lediges,  aber  gezäumtes  Pferd  auf  der  Rs.  — 
P  in.,  N.  h.  VII 182;  Sueton,  Claud  21 ;  Mac- 
donald, Coin  types  S.  98/9;  Laum,  Eisen- 
geld der  Spartaner  S.  10  f.  R. 

Tausch  ist  das  unmittelbare  Auswechseln 
von  Ver-  und  Gebrauchsgütem  gegenein- 
ander ohne  Vermittlung  eines  dazwischen- 
tretenden Umlaufsmittels  und  Wertmessers 
(d.h.  des  Geldes);  T. -Verkehr  geht  dem 
Geldverkehr  fast  stets  unmittelbar  voran 
und  löst  ihn  in  Zeiten  schwierigen  Geld- 
verkehrs oft  wieder  ab.  —  Ebert,  Real- 
lex.  IV  205/6.  R. 

Tawlla  s.  unter  Larin  S.  543. 

T-Bit  s.  unter  Cut  money. 

Technik  der  Münzherstellung  s.  unter 
Münztechnik. 

Tee  kommt  als  Geld  in  Ziegelsteinpres- 
sung bei  Tataren  und  Mongolen  vor,  zum 
Nahrungsmittelgeld  (s.  d.)  gehörig.  — 
Ebert,  Reallex.  IV  S.  207;  Noback^  S.  318; 
Walsh,  Coinage  of  Tibet  (Memoirs  of  ASB. 
II  S.  22);  Lacouperie,  Cat.  Brit.  Mus.  Chi- 
nese coins  S.  XX;  AJN.  41  S.  79;  50  S.  33; 
Temple  in  lA.  26  S.  285.  R.— V. 

Teimai  basUeos,  griech.  T(e)rfiat  ßaödswc 
heißen  auf  M.  bosporan.  Könige  ihre  Ab- 
zeichen, insbes.  die  ihnen  vom  röm.  Kaiser 
verliehenen.  —  Ost.  Jahreshefte  XVIII 
Beiblatt  S.  319.  R- 

Teken,  niederländisch  =  Zeichen;  s. 
Marken.  S. 

Telesphoros,  griech.  TeXecy<popo?  =  der 
zum  Ziel  führende,  Begleiter  und  Helfer  des 
Asklepios,  dargestellt  als  Kind  in  einem  es 
ganz  einhüllendentMantel  mit  Kapuze  (doch 


684 


TELLUS— TEMPELMONZEN 


ist  die  versuchte  Ableitung  dieses  Typus  aus 
dem  Schröpf  köpf  unglaublich) ;  er  erscheint 
sowohl  allein  wie  auch  neben  Asklepios  und 
Hygieia  (in  Bizye  tritt  Apollo  Salutaris 
dazu)  auf  zahlreichen  griech.  M.  der  Kaiser- 
zeit, bes.  in  Pergamon  und  Nikaia,  hier  auch 
mit  den  Beischriften  Seto  TsXsa^opo)  und 
*E7ci<p(av7])  Te>i(a90pov) ;  auf  röm.  nur  des 
Caracalla,  neben  Aesculapius.  Sein  At- 
tribut der  Traube  (Perperene)  besagt  nur, 
daß  dort  Dionysos  neben  Asklepios  verehrt 
wurde.  —  Bernhard,  Griech.  u.  röm.  M.- 
Bilder . .  zur . .  Medizin,  Zürich  1926,  insbes. 
S.  37/8.  R. 

Tellus,  auch  Terra  mater,  griech.  Ge,  y^, 
oder  Gaia,  ^aTa,  die  3>Mutter  Erde«,  ur- 
sprünglichsten Vorstellungen  entsprechend 
die  Allgöttin,  die  Nahrung  und  heilende 
Kraft  für  den  Menschen  gibt  und  zu  der 
er  im  Tode  zurückkehrt.  In  der  griech. 
Mythologie  mit  dem  Himmel  (Uranos)  ver- 
mählt und  die  Ahnmutter  der  olymp. 
Götter,  aber  auch  Mutter  der  Giganten,  die 
deren  Herrschaft  stürzen  wollten,  ist  sie 
in  Griechenland  sonst  früh  vernachlässigt 
worden,  Sie  erscheint  auf  M.  entweder 
mit  dem  Oberkörper  aus  der  Erde  auf- 
tauchend und  den  Erichthoniosknaben 
haltend  (Kyzikos-EL,  das  Gegenstück  zu 
dem  Kekrops  eines  anderen  Kyzikeners)  oder 
Ähren  und  Trauben  haltend  (Kyzikos-El, 
Lampsakos-JV);  als  gelagerte  Figur  er- 
scheint sie  bei  Darstellungen  des  Tripto- 
lemos  (s.  d.),  das  Gewand  lüftend,  um  den 
Getreidesamen  zu  empfangen,  ferner  auf 
Med.  von  Pergamon  gelagert  mit  Turm- 
krone und  Füllhorn  (neben  Thalassa, 
dazu  Zeus  und  die  Köpfe  von  Sonne 
und  Mond),  ebenso  mit  Ähren  und  Füllhorn 
unter  der  Heliosquadriga  auf  Med.  von  Ni- 
kaia und  röm.  Med.  des  Pius;  auf  M.  von 
Pautalia  finden  wir  die  gelagerte  T.  unter 
Weinstock,  von  4  Putten  umgeben,  die  die 
Gaben  der  Erde  bergen:  ap^opoc,  XP"^^*^ 
ß6Tpü(c),  arrt/pi^);  steh,  verschleiert  mit 
Füllhorn,  unten  Ähren  (gegenüber  Thalassa 
steh,  usw )  in  Laodikeia  und  in  gleicher  Hal- 
tung und  Umgebung  mit  Füllhorn  und  Strah- 
lenkrone (?)  in  Pergamon  (Z.  f.  N.  35  Taf. 
XIV  1,2).  Bedeutsamer  ist  die  röm.  Tellus 
und  erscheint  auf  röm.  M.  mit  Beischrift 
Tellus  stabil(ita)  steh,  mit  Pflug  und  dem 
Instrument  des  Geometers,  der  Groma  (Ha- 


drianus),  oder  gelagert  neben  der  Weltkugel 
unter  Weinstock  mit  Fruchtkorb(Hadrianus) 
und  mit  Zuf ügung  der  4  Putten  als  Jahres  - 
Zeiten  (Med.:  Hadrianus,  Faust  iun.,  Com- 
modus),  auch  auf  ein  lieg.  Rind  gestützt,  um 
sie  herum  die  vier  Jahreszeiten  (Med.: 
Pius,  Faust,  iun.,  Commodus),  und  auch 
sonst  als  Nebenfigur  auf  größeren  Med.- 
Szenen;  mit  der  Darstellung  der  ge- 
lagerten Fecunditas  hat  die  gelag,  T. 
oft  große  Verwandtschaft.  —  R.  E.  VII 
S.  467/79;  Bemhart,  Handbuch  S.  65,  69, 
88;  Gnecchi,  Tipi  S.  30.  R. 

TelugU)  Schrift  und  Sprache  der  Dra- 
wida-Völker  in  Südindien,  in  der  noch 
heute  gesprochen  und  gedruckt  wird. 

Stoenner. 

Tempel  auf  antiken  M.  s.  Bauwerke, 
Abb.  100,  102  und  vgl.  Anson,  Greek  coin 
types  V,  Taf.  IV  ff.;  über  T.-(Modelle?)  in 
der  Hand  von  Gottheiten  auf  griech.  M. 
s.  Ost.  Jahreshefte  VII  S.  i— 41.        R. 

Tempelmunzen.  i.  Antike.  Der  Um- 
stand, daß  die  Bilder  der  älteren  griech,  M. 
sich  meist  auf  Götter,  Religion  und  Kultus 
beziehen,  hatte  zusammen  mit  M. -In- 
schriften wie  '  OXüvirtxov,  i^  AiSuixcov  ispij 
und  angesichts  der  bedeutsamen  Rolle,  die 
die  griech.  Tempel  in  der  Entwicklung  des 
Kapitals  und  die  großen  Feste  als  Messen, 
also  als  Geldumsatzzentren  spielten,  ältere 
Gelehrte  (vor  allem  E.  Curtius)  zu  der 
Annahme  verführt,  die  griech.  M.  seien 
überhaupt  ursprünglich  nicht  von  staatL, 
sondern  von  priesterl.  Autorität  ausge- 
gangen, die  ältsten  M.-  Stätten  seien  die 
Tempel  gewesen,  die  M.  seien  T.;  noch 
jüngst  hat  Seltman,  Temple  coins  of  Olym- 
pia die  sich  ausdrücklich  als  Staats-M. 
von  Elis  (FAAEIflN)  bezeichnenden  M. 
deimoch  als  solche  von  Olympia  erklärt, 
und  noch  viel  weiter  ist  Laum,  Heiliges 
Geld,  1924  gegangen.  Die  ganze  Theorie 
ist  als  haltlos  erwiesen  von  Macdonald, 
Coin  types  S.  20/22.  R. 

IL  Chinesische  Medaillen,  welche  bei  den 
Zeremonien  zu  Ehren  des  Gottes  Kuei-si;ig 
verwendet  werden.  —  Fälschlich  werden  so 
auch  allerlei  Gratulationsmedaillen,  z.  B. 
die  Kua-t6ng-ch'ien  (hängende  Lampen- 
Münzen,  auch  Hoäng-kai-tsi,  gelbe  Cou- 
verts  genannt)  und  Amulette  wie  die  Ya 
shSng  ch*ien,  Herrschaftsmünzen,  dazu  ge- 


TEMPELSCHÄTZE— TERRA  SALIS 


685 


rechnet.  —  T.  werden  auch  die  javanischen 
Bronzemedaillen  (es  soll  auch  silberne  und 
goldene  geben),  Gobog  und  Kentel^  Ketel, 
genannt.  Sie  sind  rund  mit  viereckigem 
Loch,  wie  die  Cash -Münzen,  aber  bedeutend 
größer  und  werden  als  Amulette  gebraucht. 
—  Kainz,  Die  sogen,  chinesischen  Tempel - 
münzen,  Berlin  1895;  Ramsden,  Openwork 
amulet  coins;  ders.,  Corean  coin  charms  and 
amulets;  Hopkins,  in JRAS.  1895,  372;  Mil- 
lies,  Recherches  S.  23  S. ;  Netscher  S.  141.  V, 

Tempelschätze  zu  Münzen  umgeprägt 
s.  unter  Geräte  und  Gefäße. 

Tetnplum,  lat.  ==  heiliger  Bezirk,  später 
=  das  Bauwerk  darin,  der  Tempel,  der 
früher  Aedes  hieß.  Auf  röm.  M.  als  Bei- 
schrif  t  zu  einem  solchen  vorkommend,  z.  B. 
templ.  divi  Aug.  R. 

Tempo,  japanische  Kupfermünze,  s.  Sen. 

T£nar  s.  unter  Tah6gan. 

Tenga  s.  Tanka. 

Tensa  (thensa)  =  Prozessionswagen,  auf 
dem  bei  der  Auffahrt  im  Circus  (pompa 
circensis)  die  Götterbilder  gefahren  wurden. 
Sie  erscheint  —  außer  als  Carpentum, 
s.  d.  — ,  freilich  nie  mit  der  Beischrift  T.,  auf 
Denar  des  L.  Rubr.  Dossenus  mit  dem  Adler 
des  luppiter  im  Innern  als  zweirädriger  Wa- 
gen von  vier  Pferden  gezogen,  im  Schritt; 
so  auch  (ohne  Adler)  auf  M.  von  Au- 
gustus  bis  Comm.  (z.  B.  Gnecchi,  Med,Taf. 
56,  l);  ähnlich  auch  das  *  HpaxXT^iov  apfJia 
in  Philadelpheia  Dekap.  und  die  ctmQpLTj  lepoc 
in  Ephesos  (Bl.  f.  M. -Freunde  1925  S.  169  ); 
der  viereckige  Wagenkasten  ist  vorn  offen 
und  er  und  das  Dach  mit  plastischem 
Zierat  geschmückt.  Vielleicht  ist  auch  der 
auf  M.  der  divi  und  divae  vorkominende 
Wagen,  bei  dem  an  Stelle  der  Pferde  zwei 
oder  vier  Elefanten  als  Zugtiere  eintreten 
und  das  Sitzbild  des  divus  oder  der  diva 
(auch  als  Ceres)  oben  auf  dem  Kasten  ist, 
Aufschrift  Aeternitas  oder  Consecratio,  eine 
T,  —  Mitt.  Vorderasiat.  Gesellsch.  19 16 
(Hommel-Festschrift)  S.  160/62.  R. 

Tercenaritts  s.  Apuliensis. 

Tercia  Apuliensis,  Tercia  ducalis  s.  Apu- 
liensis u.  Ducale.  Su. 

Terlina  (Trelina,  Trillina),  eine  zuerst  von 
Johann  Maria  Visconti  in  Mailand  (1402/12) 
gemünzte  0,76  g  schwere  Billonmünze  mit 
0,15  g  Silbergehalt  zu  3  Denaren,  die  bald 
auch  von  Mantua,  Cremona,  Parma,  Pia- 


cenza  geprägt  wurde,  dann  aber  immer 
geringhaltiger  wurde  und  1520  nur  noch 
0,09  g  Silber  hielt.  Sie  kommt  bis  1665 
vor.  ~  Gnecchi,  Mailand,  S.  LVIII,  Taf.  9, 
nr.  5;   12,  nr.  10— 12  und  öfter,         S. 

Ternalis  werden  zwei  verschiedene  kleine 
Münzen  von  3  Denaren  und  von  3  Obolen 
in  der  Dauphinö  genannt,  z.  B.  1345  in 
einer  Ordonanz  Humberts  IL:  »Item  in 
Ternalibus  currentibus  pro  tribus  denariis 
remedium  duorum  granorum  de  liga«, 
u.  ebendaselbst  »Item  denarios  nigros  vi- 
delicet  parvos  Ternales  pro  tribus  obolis  de 
ligaunius  denar.  et  decem  gran.  arg,  fini<' 
— ■  Martinori  S.  516;  Morin,  Numism.  iiod. 
du  Dauphin6  S,  95.  Su. 

Ternar  =  Trzeciak  (s.  d.). 

Terrakotta,  d.  i.  gebrannter  Ton,  als  Stoff 
m. -ähnlicher  Stücke,  findet  sich  im  griech. 
Altertum  für  Abformungen  wirklicher  M. 
wohl  zu  spielerischem  Zweck,  wie  solche 
auch  von  Gemmen  vorkommen  (Journ. 
int.  VIII  S.  323,  Taf.  IX— XI);  dazu 
gibt  es  m. -ähnliche  Stücke  aus  T,  die 
man  wohl  für  Marken  halten  darf  (eb.  Taf. 
IX  I — 7);  minder  m. -ähnlich  sind  die  Ein- 
trittsmarken des  Theaters  von  Mantineia, 
runde  oder  viereckige  Scheiben  mit  Per- 
sonennamen und  Zahlbuchstaben,  vor  dem 
Brande  eingeritzt  (Journ.  int.  III  S.  197, 
Taf,  IX.  X).  —  Sodann  haben  wir  T.  -Nega- 
tive, also  Gußformen,  deutscher  Med.  des 
früheren  16.  Jh.s.  (z.  B.  Jörg  Betscholt, 
Archiv  f.  Med.  I  S.  27;  Pfalzgräfin  Susanna, 
Kat.  Vogel  I  1924,  Taf.  22,  201),  die  aber 
wohl  nicht  die  Originalformen  des  Künstlers 
sind,  sondern  Abformungen  der  Med.  durch 
ältere  Interessenten.  —  Endlich  sind  im 
18.  Jh.  im  Zusammenhange  mit  der  auf- 
blühenden Porzellankunst  auch  Medaillen 
(ohne  Rs.)  in  T.  geformt  worden,  im  Ber- 
liner .  Kabinett  z.  B.  ein  Franklin  und  ein 
Necker  von  J.  M.  Renaud.  R. 

Terra  Salis  befindet  sich  in  der  Umschrift 
eines  ottonischen  Pfennigs  von  Zwolle. 
Terra  Salis,  Salland  ist  ein  Gau  in  Ober- 
yssel,  sich  von  der  Regge  im  Osten  bis  zur 
Zuidersee  erstreckend,  in  nordsüdlicher 
Richtung  von  Reest  bis  nach  Randerziel, 
der  äußerste  aller  von  Sachsen  bewohnten 
Gaue.  —  Menadier,  Ein  Zwoller  Pfennig 
der  Ottonischen  Zeit  in  D.  M.  I  S.  68  ff. 

Su. 


Ö86 


TEK.K.UNC1UÖ— ThLISJSEKA 


Terruncius,  eigtl.  =  3  Unzen,  also  bei  der 
in  Rom  üblichen  Zwölfteilung  ^4  des  Gan- 
zen (quadrans  antea  teruncius  vocatus  a 
tribus  unciis,  Plin.  N.  h.  33,  45);  T.  wird 
von  modernen  Numismatikern  (zum  Unter- 
schied vom  Quadrans  als  Dreiunzenstück 
eines  I2teiligen  Ganzen)  vom  Dreiunzen - 
stück  eines  loteiligen  As  gebraucht,  so  von 
Haeberlin,  Aes  grave  1910  S.  183/216,  in 
Apulien,  Umbrien  usw.  nachgewiesen.  — 
Im  röm.  Rechnungswesen  ist  der  T.  die 
Stufe  von  ^4  der  Libella,  also  ^40  der  Silber- 
einheit  S.  unter  Libella  (wo  auch  der  in- 
schriftliche. Nachweis  für  den  T.).  — Wegen 
nummi  terunciani  s.  unter  Noummos  am 
Ende.  R. 

Tertiarius  (dominus),  Drittherr,  ist  der 
Titel  Wilhelms,  Fürsten  von  Achaia  als 
Herr  von  Euböa  (1245 — 1250).  Auf  einem 
seiner  Pfennige  ist  eine  III  i.  F.  als  Ab- 
kürzungszeichen dieses  Titels  zu  sehen, 
Umschrift  NEGRIP  =  Negripontis-An- 
kerkreuz,  auf  das  ein  Kreis  aufgelegt  ist, 
G  —  P  —  A  —  C  i.  d.  W.  =:  Guielmus  prin- 
ceps  Achaiae.  —  Schlumberger  S.  356  PL 
XIII,  15.  Su. 

Terzarolo,  Terzaruolo,  Terziolo,  Tertio- 
lus  usw.,  Dritteil,  ist  eine  Mailänder  Münze 
von  der  Hälfte  eines  Imperialis,  daher  heißt 
sie  auch  Mediano  (s.  d.).  Sie  ist  der  24.  Teil 
eines  Soldo.  Urkdl.  erscheint  der  Name 
schon  in  der  2.  Hälfte  des  12.  Jh.s,  z.  B. 
1171,  H83.  Über  die  Herkunft  des  Namens 
hat  sich  noch  keine  befriedigende  Erklärung 
finden  lassen:  Der  Terzarolo  der  Republik 
Mailand  (1250—1310)  wiegt  0,561 — 0,300  g 
und  hat  einen  Feingehalt  von  so/iooo.  — 
■Gnecchi,  Mailand  S.  LH  Taf.  IV  nr.  8—9; 
Rivista  ital.  di  num.  II  S.  9 — 10.       Su. 

Tessarakoste  Chla,  griech.  xss^apaxoa-ri] 
Xta:  bei  Thukyd.  VIII  loi  'werden  drei 
T.  Ch,  i.  J.  411  V.  C.  als  Sold  genannt;  man 
hat  sie  als  V40  der  äginäischen  Mine  er- 
kannt; s.  unter  Chiischer  M.-Fuß.      R. 

Tessera,  lat.,  eigtl.  =  Viereck,  insbes. 
Täfelchen.  So  ist  gewiß  die  an  einem  mehr 
oder  weniger  langen  HandgriflF  befindliche 
Tafel  zu  benennen,  die  die  Liberalitas  auf 
röm.  M.  trägt  (s.  d.  u.  unter  Congiarium), 
•es  ist  wohl  die  Liste  der  Empfangsberech- 
tigten; auch  das  mit  einem  Ring  zum  Auf- 
hängen versehene  kleine  Täfelchen,  das  in 
der  Hand  der  Annona  einmal  vorkommt 


(Berl.    M.  Bl.  1924    no.    263),    wird   eine 
solche   Liste   sein.    —    In    anderer    Ver- 
wendung aber  bedeutet  T.,  griech.  öoiipokov 
(s.  d.,  vgl.  Journ.    int.  I  S.  78  m.  A.  2), 
etwa    =    Merkzeichen,     s.  v.  w,    Marke 
im  numismat.   Sinne,    d.  h.    Erkennun  s- 
(auch  militärische:   lustin  III,  5,  10),  Be- 
rechtigungs-,    Empfangs-,  Quittungs-,  Ein- 
tritts-, Spiel -Marke  usw.     Sie  sind  in  mehr 
oder  weniger    münzähnl.  Form  und  wert- 
losem Material    (Bein,  Terrakotta,  Bronze, 
Blei)  aus  dem  griech.    u.  röm.  Altertum  in 
Fülle  erhalten,  wenngleich  die  Verteilung 
auf  die  einzelnen  eben  genannten  Arten 
meist  uns  eher  ist.    Hier  ein  ganz  kurzer 
Überblick:  in  Athen  wurde  im  4.  u.  3.  Jh. 
V.  C.  mit  bronzenen,  ganz  münzähnl.  T.  mit 
Zahlbuchstaben  oder  Worten  wie  Osajio- 
ftsTÄv  auf  der  Rs.  der  Besuch  der  Volksver- 
sammlung,  der  Gerichtssitzung  und   des 
Theaters  zugleich  ermöglicht  und  hono- 
riert (Journ.  int.  I  S.  37/120  Taf.  III—VI). 
Auch  in  Elis  gibt  es  Bronzemarken  (Z.  f.  N. 

VII  S.  117/9),  in  Mantineia  sind  Theater- 
marken aus  Terrakotta,  aber  nicht  münz- 
ähnlich nachweisbar  (eb.  III  S,  197/228 
Taf.  IX.  X,  5. — 3.  Jh.;  auch  unter  den 
münzähnlichen  Terrakotten,  die  Journ.  int. 

VIII  S.  333/38  Taf.  IX.  X  gesammelt  sind, 
mögen  sich  T.  befinden).  Bleierne  griech. 
T.  sind  in  großen  Mengen  vorhanden,  bcs* 
aus  Athen  und  Ägypten,  ihre  nähere 
Zweckbestimmung  ist  aber  meist  unbe- 
kannt, ihre  Trennung  z.  B.  in  Münzersatz - 
T.  (Ägypten)  und  Verschlußplomben  ist 
oft  unsicher,  —  Dumont,  De  plumb.  apud 
Graecos  t.  Paris  1870;  Journ.  int.  III  S. 
319/43  Taf.  XVII-XX,  VIII  S.  344,  un- 
vollendeter  Katalog;  Num.  chron.  1908 
S.  287/310;  Ancient  Egypt  II  1915  S.  107/ 
121 ;  Rostowzew  und  Prou,  Cat.  des  plombs 
de  la  bibL  nat.  1900  S.  149—53,  hier  S.  150 
auch  eine  äg.,  sich  als  'lüvßoKov  bezeichnende 
T.,  wohl  eine  Steuerquittungsmarke,  und 
S.  151  Anm.  4  solche  mit  Wertaufschriften. 
—  Röm.  T.  (Cagnat,  Cours  d'ipigr,  lat.3 
1898  S.  334  ff.)  sind  ganz  gewöhnlich:  die 
geprägten  bronzenen  T-,  meist  aus  dem 
I.  Jh.  n.  C.  stammend,  sind  gesammelt  von 
Cohen,  U6d.  imp.  VIII  S.  246  ff.  und  Ann. 
soc.  num.  XIII  S,  69«.,  XVI  S.  127.  171. 
237;  einige  beziehen  sich  auf  Brett-  u.a. 
Spiele  (Rev,  num.  1913  S.  46/S3,  z*  T.  mit 


TEST— TESTON 


687 


Inschriften  wie  »mora«,  Abb.  84,  »  qui  ludit 
arram,  dct  quodsatis  sit«),  oder  auf  Gotrci- 
dcvcrtcilungcn  (Rostowzcw,  Kilo  ßoihcft 
III S.  10  ff. ;  diese  haben  auf  der  Vs.  den  Kai- 
scrkopf  und  a.  d.  Rs.  eine  Zalil,  zuweilen 
mit  A  davor,  das  man  für  as  —  Willers, 
Kupferprägung  S.  107  — ,  bei  Auffassung 
als  Spielmarken  aber  für  adversarius  er- 
klärt hat,  Rev.  num.  1913  S.  4f)/53  "^»t  Liste 
der  über  A.  XVI  hinausgehcndou  Zahlen) ; 
•andere  sind  vieUeicht  üorddhnarken  (s. 
unter  Spintriae).  --  Hos,  gut  bekannt  sind 
durch  die  Arbeiten  von  Rostowzcw  (insbcs. 
T.  urbis  Romac  plumb«  »ylloge,  St*  Pet. 
1903  mit  Tafelband;  UHm.  BleiUrsserae, 
Klio  Beiheft  III  igo5,  2  'laf.;  und  (^at.  des 
plombs,  8.  o.)  die  gegossenen  ri'mu  Hlei-T. 
meist  des  i.  u.  2.  Jh.  n.  C.hn,  Abb.  «5,  deren 
Hauptbedeutung  darin  besteht,  daß  si«  pri- 
vater Ersatz  der  von  der  Regierung  in  nicht 
genügender  Menge  gelieferten  kleinsten 
Münzstufen  waren;  daher  steht  meist  als 
Aufschrift  nur  der  Name  eines  Privaten, 
etwa  de»  patronu»,  der  sie  durch  »ein  Per- 
sonal, aber  auch  des  Kaufmanns,  (fHHt- 
wirLs  usw.,  der  sie  als  Wer.hsi*lgdrl  veraus- 
gabte, beide  unter  spilteror  Einlösung 
größerer  Mengen  gegen  Mün^e,  wie  wir 
das  19XH/23  auch  gehabt  halu*n;  vgl  schon 
Polyän  in  u>,  I.  Als  Innionderc  CJruppen 
dieser  röm.  Hlei-T.  lassen  nich  chirch  Typus 
und  Inschrift  tue  Thciter-T.,  die  Vertd- 
lungs-T,  «ler  iuvenes  (einer  den  att.  Kpheben 
älmliche  Institution)  und  der  colkgia, 
Schiffahrt snuvrken,  i^ntrittsmarken  »u  iiä- 
<lern  unri  HchauKpielen,  (laHthauitnurkitxi 
[ad  marte{m),  ad  nuee(m)j^  wohl  unftcreu 
Biermarken  iUmiich,hi'rauKstmdern.  -  End* 
lieh  sind  beinctrne  T.  atm  rtoi.  Zeit  er- 
halten (Katalog;  Rev.  arch.  XUI  1889 
S.  225,  369»  XIV  iHt}0  S.fi4.  24Jf  Rom. 
Mitt.  XI  S.  227  Über  «lic  t.  lunoria«).  Die 
interewianteste  hat  »pr^uidium«  dngravbrt 
(Z.  f.  N.  jK  S.  73)»  dm  eine  EmpfasiXKmiirkf% 
andere  beziisht^n  %k\i  auf  dasi  Fiugerrechnen 
(Ann.  »oc.  num.  VUI  ».  3J3/2$8  Taf.  ÜI), 
andt^re  hat  man  ui%  Tlt«ater«  und  al»  Spiel* 
marken  rrklilrt 

Über  die  nicht  müosfthnl.  Spieliitetne 
(calculi»  «.  d*»  von  SpidmarkcNn  »charf  xu 
treimon)  ».  K*  IL  Xllf  S.  2016/9;  über  die 
auch  mmi  nicht  miinvätml.  Stimmtitrinü 
s*  untor  Caltiulus;  ük  beincrntA  Stäbeben 


mit  Konauldatcn  und  spect(avit)  u.  dgl., 
früher  als  t.  gladiatoriac  bezeichnet,  haben 
sich  als  »Fahnen«  an  Geldsäcken  entpuppt, 
s.  Ilcrzoj;,  T.  nunimulariac,  Gicücn  lyiQ, 
dazu  R,  IC.  11  A  S.  2377/8;  die  t.  hospitalcs, 
(1.  h.  entzwei  jjebrochene  Münzen  u,  dj;!., 
an  deren  Zusanunenfüguni:^  sich  (lastfrcunde 
usw.  noch  nach  Jahrzehnten  erkannten 
(Traitö  I  S.  715/7),  mögen  sich  zwar  unter 
den  Halbierten  Münzen  (s.  d.)  verberj^en, 
stellen  aber  bestenfalls  einen  kleinen  Bruch- 
teil von  ihnen  dar;  Clrunilsteinmarken  sind 
die  früher  soj^.  KKaj^ia  (s.  d.)  mit  ein{;elegten 
Inschriften.  Vj*l.  auch  unter  Cllas.  -  - 
R.  K.  niA  unter  Symbolon;  Traitö  I 
S.  6^6/720;  Bernhart,  Handbuch  S.  29/30. 
-'-  Byzantin.  T.:  B.  M.  C  Byz,  S.  632  (mit 
TcoA.tTU'iv),  •  Auch  röm,  Münzen  kommen 
durch  Kinkratzcn  einer  Zahl  auf  (he  ^c 
Kliittcte  R8.  in  T.  verwandelt  vor.       R. 

Test  «.  unter  Blicksilber* 

Teston.  Die  seit  der  Mitte  des  15.  Jh.a 
Ucpr4ij*;tcn  italienischen  Textoni  (s.  tL) 
wurden  sehr  bald  dtirch  den  Handel  von 
Mailand  und  Suvoyen  her  nach  Südfrank* 
reich  Reführt.  AI«  Herr  von  Asti,  Mailand 
und  Uenua  münzte  Ltidwif«;  X\l  m  dort 
und  nach  deren  Verlust,  weil  der  Handel 
Hio  nicht  (tntbehren  wollte,  in  Krankreich: 
CS  war  die  erste  franzeisischc  Münze  mit 
der  UünUf  den  Königs;  atif  tler  Rk.  trtii{ 
»iti  den  LiliünsichiUL  Der  Te»ton  tuul  der 
hall>c  K*Uten .  ro  und  5  koIh  und  wurden 
fortdauernd!  in  groUen  Men$(en  tinter 
Ludwig  XIL^  Vtiknz  1.  und  Ikinrich  11. 
geprägt,  hU  ümc  Hauptirtanxe  IS7Ö  von 
dem  Frank  (t».  d.)  abgolfiait  wunio.  Dor 
1\   galt   !54i    10  Sob  8   Denior»,    1543 

11  SoUf  wo{;  zuerot  <),555K  und  hielt 
9,003  K,  Aoit  1541  8,584  fi  Silben  Unter 
Franst  I.  wurckn  auch  4-  und  3 -fache 
Testons  al»  din  entcn  franxdsiKchea  Tater- 
«tüek<»  K<^e,hlai;<m.  -^  In  Lothrin^ßn  war 
mi  HwjM)«  Anton  (I50»--I544)  der  T. 
«u  8  Gro»  das  Rückgrat  des  Goldwcncmii» 
er  trug  auf  <kr  Viu  dif  Bttnte  de«  Hcn&ogH, 
auf  der  K«.  dm  Landdutchild,  wog  zmrHt 
9i65g  und  kMt  8,85  g  Silber«  seit  1576 
9,46  g  mit  7^39  g  Stiber,  wurde  1576  auf 

12  Croi  odi»r  x  Franc»  ilSao  auf  16  Gro», 
1700  auf  I  Uvro  wc  3  Francs  4  Gros  ertiöht. 
—  Hoffimmiii  Taf.  44'^59  und  80;  U* 
vawiun  S*  31  ff.»  333  fr.;  A.  Woihmann^ 


688 


TESTONE— TETRARCH 


D.  merkantilistische  Währungspolitik  Her- 
zog Leopolds  V.  Lothringen,  Leipzig  1910, 
S.  3,  4,  15.  S. 

Testone  (von  testa  =  Kopf).    Die  erste 
italienische  Münze  mit   dem   Bilde   eines 
Fürsten  war  die  venetianisclie  Lira  Tron 
(s.  d.)  von  1472.     Dieses  Beispiel  ahmte 
der  Herzog  von  Mailand  Galeazzo  Maria 
Sforza  in  seinem  seit   1474  geschlagenen 
Testone   nach,   dem    i^/a-fachen  der  Lira 
mit   9,65  g    Gewicht    und   9,28  g    Silber- 
gehalt,   welche   Münze    nicht   nur    durch 
ihre  Schönheit,  sondern  auch  durch  ihre 
Zuverlässigkeit  infolge  des  in  jener  Zeit 
seltenen  Verzichts  auf  jeden  Schlagschatz 
(absque  uUo  camerae  nostrae  emolumento) 
sich  auszeichnete.     Den  T.  prägten  dann 
die  meisten  italienischen  Machthaber,  nicht 
zuletzt    die  Päpste,    und    so    entstanden 
jene  für  alle  Zeiten  vorbildlichen  Münz- 
bildnisse der  Renaissance  mit  ihren  un- 
endlich  reichen   und   wechselnden   Kehr- 
seiten (Abb.  280).  Auch  wurden  mehrfache 
Testoni,  medaglie  genannt,  geschlagen,  wie 
die  3-  und  2 -fachen  des  Galeazzo  Maria 
Sforza  und  die  4-fachen  des  Herzogs  Fili- 
bert IL  von  Savoyen  (+ 1504).  Die  Testoni 
wurden  durch  den  Handel  bald  in  die 
Nachbarländer    geführt    und    dort   nach- 
geahmt, so  in  Portugal  als  Tostao  (s.  d*),  in 
Frankreich  als  Teston  (s.  d.),  in  der  Schweiz 
und  in  Süddeutschland  als  Dicken  (s.  d.),  in 
Schottland    als    Testoon    (s.  d.).     Durch 
die    Prägung    der    gröfieien    Gold-    und 
Silbermünzen  unter  Kaiser  Karl  V.  verlor 
der  T.  seinen  Charakter  als  Hauptwährungs- 
münze; an  seine  Stelle  trat  unter  Philipp  H. 
in  Mailand  die  Lira  zu  5,7  g  Gewicht  mit 
5,46  g  Silbergehalt  (s.  Lira).  —  Gnecchi, 
Mailand,  S.  XLV  und  134,  Taf.  28,  S;  Me- 
nadier,  Schausammlung,  S.  3i6f.        S. 

Testoon,  schottische,  1553 — IS62  ge- 
prägte Silbermünze  mit  verschiedenem 
Gepräge.  Sie  galt  4  Schilling  schottisch, 
wog  zuerst  5,09  g  mit  4,66  g  Feingewicht, 
zuletzt  6,12  g  mit  5,61  g  Feingewicht,  doch 
wogen  die  T.  von  1555  7,63  g  mit  5,72  g 
Feingew,  —  Grueber,  S.  184—188.     S- 

Testudo,  lat,  eigtl.  die  Schildkröte,  dann 

ihr  Schild,    dann  das  aus  ihm  als  dem 

Hauptteil  gefertigte  Saiteninstrument;  s. 

unteij  Lreier.  R. 

TWwteniorioiiigricch.TeTap'njfidpiov,  auch 


abgekürzt  auf  Tartcmorion  =  Taptr^ixopiov,. 
eigtl.  =  der  vierte  Teil,  z.  B.  eines  Talents,, 
einer  Mine,  bes.  aber  als  M.  ^4  des  Obolos, 
in  Athen  also  =  2  Chalkoi  (s.  d.;  PoUux  IX 
65).  Im  M. -Bestände  von  Athen  (4.  Jh.) 
leicht  erkennbar  an  der  einen  Mondsichel 
als  Rs.-Bild  (s.  unter  Obolos).  Ferner  mit 
TE  abgekürzt  auf  MM.  von  Metapont, 
durch  Monogramm  von  T  und  E  auf 
JR'M.  von  Kolophon,  mit  T  in  Inschriften 
von  Delos  und  auf  M-M,  von  Aigina^ 
Sikyon,  Elis,  Argos,  Tegea  und  auf  den 
unter  Tritetartemorion  genannten  Bei- 
spielen, wo  drei  solcher  T  ein  Tritetarte- 
morion bezeichnen.  Auch  das  ^/%  T.,  He- 
mitetartemorion  genannt  (s.  d.),  kommt 
vor.  —  Trait6  I  S.  434/S-  R- 

Tetarteron^  byz,  Goldstück,  wohl  V4  d^** 
Solidus  (Nomisma),  von  Nikephoros  Phokas, 
963/9  n.  C,  geschaffen,  d.  h.  wohl  durch 
Devalvierung  älterer  Trientcn.  —  N.  Z,  44 
S,  194/200.  R. 

Tetrachalkon,  Wertaufschrift  auf  kaiser- 
zeitl.  Bronze-M.  von  Chios,  vielleicht  =« 
Va  Obol  =5  V4  Assarion,  s.  d.  und  unter 
Chalkus.  R. 

Tetrachmon  s.  Tetradrachmon. 

Tetradrachmoni  griech.xsTpd^paxfxov,  auch 
kürzer  TSTpoj^jxov,  Vierdrachmenstück,  das 
übliche  Groß-iR-stück  im  att.  und  phönik.- 
rhod.  Münzfuße,  etwa  14 — i?  g  schwer,  also 
unserem  Taler  vei^leichbar,  dagegen  im  pers. 
und  äginäischen  Fuße  niclit  vox  kommend. 
—  Die  Wertaufschrift  T.  kommt  nur  auf 
einer  unbestimmten  Bronzemünzc  (von  d* 
Küste  d.  Adria)  mit  Pferd,  Rs.  männl.  Kopf 
vor,  Journ.  int.  XI  S.  243.  R. 

Tetranomony  gricch.  xeipaVoiJLov  «  vier- 
facher Nomos  (s.  d.),  erscheint  in  einer 
Inschrift  von  Delos  um  i8o  v.  C.  in  der 
Mehrzahl  neben  irny^a  und  Vfijjioi;  ge- 
meint ist  mit  dem  Nomoa  hier  der  röm. 
Sesterz,  mit  dem  T.  also  der  Denar.  — 
Klio  VI  S.  S043.  R, 

Tetrarchy  griech,  T«tpap);TjC,  »Viorfürst*, 
hexfit  der  Herrscher  über  die  Gcsamthoit 
oder  Über  einen  der  Teile  eines  in  4  Teile 
geteilten  Landes;  so  die  T.  auf  M.  von  Chal- 
kis  am  Libanon  im  l.  Jh,  v*  C>  z.  T.  mit 
Zufügung  des  Hohenpriestertitels,  forner 
die  Idumäerfürsten  Herodes  Antipaa  und 
Herodes  Philippo»  IL  —  Head,  H,  N.* 
S,  783/4»  8o8-  R. 


TETRARCHIE— THEATERWESEN 


689 


Tetrarchie,  die  von  Dioclctianus  i.  J.  293 
n.  C.  begründete  Rcgicrungsform  des  römi- 
schen Reiches,  indem  zwei  Oberkaiser 
(Augusti),  der  eine  den  Westen  (Occidcns), 
der  andere  den  Osten  ((Oriens)  regieren,  cltTcn 
jeder  einen  IJnterkaisor  (Oiiosar)  zur  Seile 
hat;  gemeinsame  Angelegenheiten  werden 
gemeinsam  behandelt,  so  daß  in  den  M.- 
Stättcn  aller  Reichsteile  mit  dem  Bildnisse 
jedes  der  4  Herrscher  geprägt  werden  soll» 
Beim  Rücktritt  der  beiden  ersten  Ober» 
kaiser  Dioclotianus  tnid  Maximiamis 
305  n.  C.  bildet  sich  die  zweite  T.,  in  den 
Kämpfen  um  die  Macht  seit  Wieder- 
auftreten des  Maximianiis  {306 — 314)  geht 
das  System  zugrumle.  R. 

Tetras,  griech,  Tetpä«,  ital.-sijsil,  Rech- 
nungsmünÄC,  da»  Drittel  der  Litra  (s.  d.) 
umi  somit  -  4  oti']fxiat  (Un^en),  dem 
röm.-ital.  Triens  bxw.  (juatrunx  ent- 
sprechend. In  Rhegion,  Akragas,  Hinicra, 
Mcnainon»  Segcsta,  Lipara  wir«!  der  T. 
in  Bronsse  ausgeprägt  uncl  mit  4  WtTt- 
kugeln  oder  Striclicn,  in  Mcnainon  auch 
mit  A  -'■'  4  bezeichnet,  Hoad  H.  N. » 
Vgl.  über  das  »prachlichc^  Bedenken,  daß 
die  Worte  Tetra»  '^  4  Unzen,  Trias  - 
3  Unzen,  aber  HexaH  -  2  Uruen  bedtnitcn 
sollen»  R.  K,  XIII  S.  7H5.  R* 

Tetraskeles»  griech.  tfitpfltoxtXyJc  Vicr- 
ftchenkel,  Ornament,  wohl  aus  dttm  Haken» 
kreuz  (h.  d.)  durch  WantJUmn  der  Recht - 
winkli({keit  in  Krümtnnn^en  eait^tanden 
und  wie  diestcs  ein  Sonnennymbol,  auf  M, 
schon  auf  dnem  klcinaM^t.  Kl.^Siück 
(7.  Jh.),  hier  mit  Punkten  in  den  Winkeln, 
dann  mehrfach  in  Lykien  im  5.  jh.  v.  C. 
statt  der  <lort  gleichfall*  sehr  h:iuf)|;en  Tri- 
skele«  («,  d.).  —  A,  J.  N.  49  S.  145,  163, 
165;  Annon,  Qr^^k  Coin  type»  IV  Taf. 
XV XIX.  R. 

TetnuMr(l)oii  hdßt  bd  Epiktet,  Diuji. 
4,  St  27  <^itu^  tbviu  M,  4  Asmc  ^^  1  S<»«it«rx, 
also  die  iihl  sog.  GroiSbroiixe. 

Tctroboi»  «rioch.  tttf<fcj»^'#v,  das  Vier- 
oboiensiück,  Haltet  von  d<»n  SchriftsMl^rn 
und  in  Papyri  erw^mt,  *^  Vt  <lw  Drachme 
(7<  des  Toiradmt:hmons)»  erscheint,  normal 
etwa  3,9  g  ftcbwt^»  »*^  o^sa  JtJt  in  d<$r  att. 
i<t-PräKun{{  des  4*  Jh*  mit  swoi  Eulen 
auf  der  Hk  (wie  PoIIux  IX  63  richtig  s»/nt, 
nur  daß  er  der  Vs.  irrig  den  Sieuskopf  statt 
des  Athenakofifes  K^^t)  und  auch  som^i» 


bes.  dann,  wenn  der  S tater  (als  Didrach- 
mon)  statt  in  zwei  Drachmen  gchälftct, 
gedrittelt  wurde,  wie  es  2.  D.  in  Korinth 
und  in  Mende  der  Fall  war,  wo  diese 
Orittelstatcrcn  dann  geradezu  Drachmen 
hießen  (Z.  f.  N.  34  S.  Ii),  dann  auch  im 
phönik.  -rhod.  und  pcrs.  Fuüc,  da|rcj:;en  nicht 
im  ägin.  Fuße.  —  Traite  I  S.  422.     R. 

Teuerungsmedaillen  sind  die  Med.,  die  auf 
Miüwachs,  Teuerung,  Hungersnot,  Heu- 
schreckenplage u.  dgl.  hergestellt  sind, 
oft  mit  dem  Kornjuden  (s.  d.)  oder  einem 
Preistarif  auf  der  Rs.,  oft  der  Form  nach 
Volk«med.,  s.  d.  -  -  Pfeificr  und  Ruland, 
Pestilontia  in  nummis  S.  1—72,        R. 

Thadd8us,  St,  Apostel,  kommt  n.  M. 
nicht  von  Su, 

Thala$sa  s.  m^ter  Moergöttor. 

Thanatos»  griech.  Oavaroc  der  Tod 
(«.  <!.),  wir<l  auf  griccii.  M.  durch  einen  müdo 
stehenden,  <lic  Fackel  seinkenden  oder 
schlafend  neben  d«»r  Fackel  gtslagerten 
KroK  dargestellt  (musisch -thrak.  M*,  kio- 

dikeia  Phryg.).    Z,  f.  N.  VHI  8.^5/7; 

K.  E.   VI  S.  50«/i). 

Aus  aberghlwbischcr  Scheu  vor  dem 
Wort  Hav«t'#«  wird  in  der  griech.  Zahlen- 
reihe oft  die  Neun  «tatt  durch  W  durch 
A\tHHchrcibung  (L  f?NATOY,  Alexsuidrwa) 
oder  unter  Ci;Uhcnus  durch  N  .  novem 
«tJerf./i.'  5  I  4  »"«IAH  l  |  8  (L  HA 
auch  Ani  Alexandrinern)  uusügedrückt.  *  -• 
Herl.  M.  ni  1911  S.  25-  K. 

Thea>  griech.  »c«     (Jmtin,  vgl.  Theo»,  R. 

Thtattr  k.  unter  Spiele;  vgh  Athleten, 
CireuHf  Kontorniaten,  K. 

Tiietterfiiarkea,d.  h.  Eintr!itMkurt«n  zum 
Theater,  bentanden  im  Altertum  aus  Bronxa 
{athcni»che  Th.,  4.  und  3,  Jh.  v.  C,  mit 
iCuhlbuchtttaben  auf  dor  K».,  der  auf  die 
Abteilungen  den  Dionysostheatorit  bexogen 
wird:  Journ.  int,  I  S.  37),  Terrakotta  (Th. 
auft  Mftittineia,  mit  ein{{erit9(ten  Pcmonon* 
namt'n  und  auf  der  K«.  Zablbuchittaben: 
Journ,  Int.  HI  S.  197),  lilei  (r5m.,  auf 
SthauittdlunKen  beatkgltch«  Bleimarken  t 
Ko»tow»nv,  R(»m*  Bldtcwierae  1905  8.43/58) 
wiler  Brift,  woröb^MT  ».  unter  Tciwerae.  -  - 
Moderne  Th.  nimt  z.  B»  au»  Stadt  ßraun- 
«eliwdg  bekannt  K. 

rhimUximm  H  M.  tmd  fllel  Die  auf 
Vorführungofi  im  weitesten  Sinne,  alno 
Spie),  und  Tans^  Dühne  und  Muxik,  Turnen 

44 


690 


THELER— THISTLE  CROWN 


und  Sport  bezüglichen  antiken  M.  s.  unter 
Spiele.  —  Von  neueren  Med.  kommen  außer 
den  unter  Musica  in  nummis  genannten 
in  Betracht  Med.  auf  dramat.  Dichter, 
Schauspieler,  Theater-Ausstellungen  und 
-bauten.  —  CoUection  Th6atrale  de  Jules 
Sambon,    Paris,    April    191 1,    nr.    S91  ff., 

1503  ff.  R. 

Theler  s.  unter  Judenpfennige. 

TheologoSy  griech.  026X0705  =  Gottes- 
kundiger, Ehrentitel  eines  Strategen  auf 
M.  von  Pergamon.  —  Münsterberg,  Be- 
amtennamen S.  71.  R. 

Theos,  »e6;  (lat.  deus,  s.  d.)  =  Gott,  Gott- 
heit, weibl.  Thea,  ftsd,  stehtauf  M.  zunächst 
bei  Göttemamen,  so  Oeä  'Aatspia,  Sopfa,  &. 
ritaiSijtTQ  (Kibyra),  ^-Pc&jjltj,  Ö.SuvxkyjTocusw., 
&io?  "A  (ificüv,  tiaoü  'AficpÄi/oü  (Mallos),  &. 
fie^dXoü,  tt.  Mijvbc  daüXo(ü),  Heb?  SüvxXtjtoc 
usw.,  auch  im  Plural:  Öeoiv  Ka^aipoiv  in 
SyroSj  öeol  ilüpia?  in  Hieropolis  Kyrrh., 
dann  bei  Sterblichen,  die  dadurch  den 
Göttern  geglichen  werden,  so  als  Beina- 
men der  Könige  Antiochos  II.  (doch  nie 
so  auf  M.),  Antiochos  IV.,  Demetrios 
IL  und  III.,  Euthydemos  von  Baktrien 
(aber  erst  auf  den  von  seinen  Nachfolgern 
restituierten  M.)  und  armenischer  sowie 
parthischer  Könige;  bei  den  Ptolemäem 
deof  für  Ptol.  LundBerenike  und  fteol  'ASsXcpoi 
für  Ptol.  II.  und  seine  Schwestergemahlin 
(Z.  f.  N.  34  S.  83),  vgl.  Abb.  52;  »ea  bei  der 
syrischen  und  ft.  vecoTspa  bei  der  ägypt. 
Kleopatra  (VII.),  »sa  OipavCa  bei  der  Par- 
therkönigin Musa.  —  Für  den  röm.  Kaiser 
entspricht  &,  dem  lat.  divus  (s,  d.),  doch 
wird  es  auf  griech.  M.  auch  wohl  schon  bei 
Lebzeiten  auf  den  Kaiser  usw.  angewandt, 
z.B.  Hsä  Aißta;  für  Private:  ösocpdvr,?  ftetJ? 
(Mytilene),  'Avtfvooc  ftsoc  oft,  ftseo  Mapfvu> 
(der  Vater  des  Kaisers  Philippus,  in  Phi- 
lippopolis  Arab.);  für  den  Christengott  in 
Formeln  der  byz.  M.  wie  Iv  ftsrü,  ix  8eou,  fteou 
XaptTo?  usw.  —  Head,  H.  N.«  S.  914; 
B.  M.  C.  Byz.  S.  672/6.  R. 

Theos  megaSy  griech.  Osi?  pii-^ac  =  der 
Große  Gott,  Bezeichnung  zahlreicher  griech, 
Götter,  vgl,  Bruno  Müller,  MiT«?  tteic,  Hall 
Diss.  1913,  insbes.  eines  dem  Serapis  (s.  d.) 
nahestehenden  in  Odessos.  R. 

Theoxenion,  Göttermahl,  s.  unter  Opfer- 
uad  vgl.  Abb.  99.  R. 

TbSpi  T^,  allgemeine  Bezeichnung  für 


britisch -ostindische  Münzen  bei  den  Laos. 
—  Temple,  lA  27,  17.  V. 

Theseus,  bekanntester  Held  Athens  und 
hier  dieselbe  Rolle  wie  sonst  Herakles 
spielend,  kommt  auf  dessen  M.  der  Kaiser- 
zeit vor,  als  Brustbild  mit  Keule,  auch 
steh.,  dann  den  Stein  aufhebend,  unter  den 
sein  Vater  sein  Schwert  gelegt  hat  (diese 
Szene  auch  auf  M.  von  Troizen,  wo  sie 
spielte),  den  marathonischen  Stier  vor  sich 
hertreibend  und  dem  Könige  zuführend, 
den  Minotauros  bekämpfend.  Auch  in 
Knossos  und  Nikaia  erscheint  sein  Kopf 
oder  sein  Standbild,  in  N.  mit  Beischrift 
(©HC€A).  R. 

nietis  s.  unter  Nereiden. 

Thethri»  georgische  Silbermünze;  s.  Ab- 
bäsT,  Kirmaneul. 

ThiasoSy  griech.  Ofaco«  =  der  Fest- 
schwarm,  insbes.  das  lärmende  Gefolge  des 
Dionysos,  zu  dem  außer  ihm  selbst  Bak- 
chantinnen  (Mainaden),  Kentauren,  Eroten, 
Pan,  Satyrn,  Silene  usw.  gehören;  zuweilen 
ist  der  Th.  auch  um  Demeter  geschart; 
dargestellt  z.  B.  auf  röm.  Medaillonen  des 
Hadrianus,  Pius,  M.  Aurelius  und  solchen 
von  Perinth  (Abb.  98),  Germe,  Kyzikos, 
Kontorniaten  usw.  Abb.  z.  B.  Joum,  int. 
XI  Taf.  IX  und  XL  R. 

Thibrondon  nomlsmay  griech.  Oißpc&vsiov 
vofitcTfjia,  war  nach  Photios  s.  v.  von  einem 
gewissen  Thibron  geprägt  und  wird  bei 
PoUux  III  86  unter  dem  Gelde  (apy^piov) 
von  schlechtem  Korn  aufgezählt  (also 
legiertes  Metall  oder  subärat);  Th.  wird 
der  spartan.  Harmost  sein,  der  Gegner  dos 
Tissaphernes  i.  J.  400/399;  die  M-  selbst 
nicht  nachzuweisen.  —  Z»  f.  N.  21  S.  66/73; 
N.  Z.  35  S.  44;  Traiti  I  S.  474/9,  11  2 
S.  1095/98  (den  dort  unter  dem  angebl. 
Th.  n.  aufgeführten  AT-Stater  von  Ephesos 
im  Kat.  Fürst  Windischgrätz  Taf.  I  1597 
habe    ich    gesehen:   plumpe   Fälschung). 

R. 

Thirteener,  irischer  Name  des  englischen 
Schillings,  da  er  13  pence  des  irischen 
Kupfergeldes  galt.  S. 

Thlstle  Crown,  eine  englische  und  achotti- 
sche  Goldmünze  Jakobs  L,  die  auf  der  Vs. 
eine  gekrönte  Rose  zwischen  I-R^  auf 
der  Rs.  eine  gekrönte  Distel  zwischen  I-R 
zeigt,  1604— x6i8  geprägt  wurde,  2,03  g 
"^ofe   i>85g  <3old  hidt  und  4  Schilling 


THISTLE  DOLLAR— THYRSOS 


691 


englisch  oder  2  Pfund  8  Schilling  schottisch 
galt.  — Grucber,  S.  99,  lor,  196, 198.      S. 

Thistle  Dollar  oder  Double  Merk  war 
eine  mit  ihrer  Hälfte  1578  bis  1580  ge- 
schlagene schottische  Silbormünze  zu  26 
Schilling  8  pence  schottisch  mit  dem 
schottischen  Schilde  auf  der  Vs.,  der 
Distel  auf  der  Rs.  Sic  wog  22,25  g  und 
hielt  20,39  ^  Silber  (s.  auch  Thistle  Merk). 

.  Grucber,  S.  193.  S. 

Thistle  Merki  eine  mit  Halben,  Vierteln 
und  Achteln  1601 iöü4  gesclilagene  schot- 
tische Silbennünz^e  zu  13  Schilling  4  pcnce 
schottisch  von  6,8039  g  Gewicht  und 
6,337  g  Silbcrgehalt,  die  auf  der  Vs.  den 
schottischen  Schild,  auf  der  Rs.  die  Distal 
zeigte  (Abb.  317)  (s.  auch  Thistle  Dollar  und 
Thistle  Noble),  -     Grucber,  S.  195.    S. 

Thistle  NoblCy  sohottische  (»oldmilnzc 
Jakobs  VI.  von  IS*^H  vom  Typ  des  eng- 
lischen Roscnobel  (s.  ti.)  mit  einer  Üistc!  in 
der  Mitte  der  R«,,  mit  7,63  g  Gewicht  und 
7,5  g  GoUlgehalt.    —  Grud>cr,    S.  191  f. 

S. 

ThomaSy  St^  Apontcl,  hat  al»  Attribut 
ein  Winkelmaß;  er  kommt  siuf  M.  ti.  ii.  in 
Parma,  in  Urbino  u.  in  Portugal  vor; 
K.  St.  Thom6.  Su. 

Tliomftsdor  i^^..  St.  TIxomd  («.  d.). 

St  Thomt^  portugicHiftcit^ostindisichü,  Hcit 
1545  in  <Mm  und  i)tti  K^Kchlagcne  üold- 
mUnzc  mit  dem  portuKicatiHchcn  Schilde 
auf  der  Vh.,  dem  ittehcmitsn  h.  Thomas 
«wi»c!ien  S  •  T  auf  der  R».,  sdt  1730 
mit  Krcu^-Schild.  Si«  galten  im  17.  Jh. 
4  Rupien,  wof{eA  zu^»t  9,4SK»  hielten 
8,07  g  Gold«  fielen  im  18.  Jtu  auf  4«75  R 
(fcwicht  mit  4,35 1;  Goklgehalt  und  galten 
acitdom  t%  XoruftAM  (h,  d.)  oder  6  Rupien. 
Auch  wurden  Stücke  tu  8, 4  und  a  Xcraßns 
ge»chlage>n.  Ihr  Gepräge  war  wie  dasi  aller 
portugi«f(i)ich*mdi»chen  Münaon  äußerst 
roh»  erst  im  19«  Jh.  wurde  es  damit  bemer. 
Als  im  Jahre  {871  das  D^lmalii/stem 
eingeführt  wurde,  erhielt  der  3t.  Thomtf 
I3»5  g  Gewicht  und  eine  Geltung  von 
10  Rupien.  -^  Aragfio  HL  S. 

TbreeburtMi^fl»  eiHtliscbe  Silbermänse 
£lisabethSy  die  im  Geprl^[o  gana  den 
Sixpence  entspricht  (s.  d.).  Die  SIic»! 
Threepenee  und  Threefarthing^  trugen  das 
Bmstbiid  der  Königin  von  der  linken 
Seite  und  hinter  ibm  eine  Rose^  auf  wdches 


Bild  Shakespeare  in  seinem  König  Johann 
(I,  i)  anspielt,  in  dem  er  den  Bastard 
Kaulconbridge  sagen  läßt: 

my  face  so  thin, 
Thal  in  minc  car  I  durst  not  stick  a  rose, 
Lest  mcn  should  say   &look,  whcrc  three 
farthings  gocs«.  S. 

Thrymsa  (Thrumsis)  ist  eine  angel- 
sächsische Hczcichnung  für  Tremissis  oder 
Triens  (s.  d.).      •  Ciruoi>cr  S.  IX.        Su. 

Thüringer  Groschen  sind  Meißner  Gr,, 
die  seit  1393  von  K\irfürst  Friedrich  I.  (f 
1426)  als  »Neue«  Gr.  und  von  Landgraf  Bal- 
thasar (t  1406)  geprägt  wurden  u.  ihren 
Namen  hatten  nach  dem  Holm  von  Thürin- 
gen mit  der  Krone  un<i  auf  demselben  als 
Kleinod  »wet  liüflelhürner  mit  je  8  belaub- 
ten Stäbchen;  dieser  Helm  befindet  sich  auf 
der  Rs.  «tatt  de«  Meißner  I.^wen,  Ks  wtirden 
von  ihnen  74^/4,  81 V^»  9oStürk  au«  <ler  9-  \u 
la-Iöttgen  Mark  geprägt.  Ihr  Wert  war 
gleich  la  Heller.  -  Schinkowski,  Geld-  u. 
Mdn^wcsen  Saehsens  S«44  nr.  15  u.  16. 

Su. 

Thygtter,  griech.  ȟYatijp  Tochter; 
ßa9tXi<o«  A»ix<>fA^|&^*u  ly.  heiSt  die  bithyn.  Kö- 
nigin OrodatttH  auf  /bl  von  IVunias  am 
Moere,  Klio  X  S.  283.  •  H.  wS  ii^^oo, 
an;üog  zn  M;  (9.  d.}  m  Si^ifAOO,  heißt  eine 
da»  Amt  de»  Stophanephoroit  (m.  d.)  beklei- 
dende Dame  auf  dner  M.  v.Smyrnu.  Mün* 
Rterbeii;,  Heamtcnnaman,  B.  105,     K. 

niymtatftrion»  griech.  ftujjktaTiJptoy  -  da« 
KänclitirKrfiiß,  uns  lun  oder  Metali,  bt^* 
Htehrnd  atm  Fuß,  Schaft,  mm%t  mehrfach 
eingekehlt»  und  der  Platte  oder  dem 
uüetvm  oder  s{o»chlo««anon  Ciefäß  stur 
Aufniüime  dt$r  Kjiuchemtoffe.  Doi  ältente 
Th*  auf  M.  isit  ein  Bds.  in  Kroton  im 
5.  Jh.  V,  C  (Hill,  Sicily,  Tftf.  IV  p);  vom 
4.  Jh.  ttb  enurheint  e»  ds  Bei«,  oder  neben 
der  opfernden  Ct<»»Ult»  bes.  ipätcr  der  Heta^v 
Jielt<$a  al»  alleinige»  M.-Bild*  -^-^  Wigand» 
Tbymiateria,  Uonner  Jahrb.  raa  S.  t/97» 
inttbe«.  8*52/54.  R. 

T^ynai»  griech,  Uaw,  der  Stab  dee 
Dionydio«  und  »ein«r  Begleiter;  umprüng- 
lieh  eine  einfache  Staude  des  Stecken- 
krautee fy^rfi^  oder  Efeu*  oder  Wein- 
lanke,  dlmn  atn  Stab  mit  Blätterknauf 
oben;  di»r  KUiaaf  verwandelt  «ich  dann  in 
rein  fonpal^r  Umbildung  in  einen  Pinien« 

44* 


692 


TIARA— TIERCELIN 


zapfen.  So  erscheint  der  Th.  auf  M. 
hellenist.  u.  röm.  Zeit,  meist  mit  Tänien 
geschmückt,  auch  an  eine  Cista  (oder 
Altar,  C.  Vib.  Varus)  gelehnt,  vom  Panther 
getragen  (T.  Carisius),  als  alleiniges  M.- 
Bild 2.  B.  pontisch-paphlagonischer  Städte 
wie  Amisos,  Kabera,  Laodikeia,  Amastris, 
Sinope,  später  auch  ihrer  zwei  gekreuzt, 
ferner  als  Attribut  des  Dionysos,  der 
Mainaden  usw.  —  v.  Papen,  Der  Thyrsos, 
Bonner  Diss.  1905;  Anson,  Greek  coin  types 
IV  Taf.  XIX.  R. 

Tiara,  orientalische  Kopfbedeckung,  eine 
hohe  Mütze  aus  Tuch,  auch  wohl  Leder 
oder  Metall,  ohne  Krempe,  die,  zur  Landes- 
tracht   gehörig,    mit    dem    Diadem    um- 
wunden  das  Abzeichen   der   Könige   der 
Perser,   hier  auch  Kidaris   genannt   (wie 
auch  die  Kopfbedeckung  des  jüd.  Hohe- 
priesters  heißt),  Kappadokier  und  Armenier 
auf  deren  M.  ist  (z.  B.  Tigranes  L,  Abb.  55, 
Artavazdes  III.,  kappadok.,  armen.,  kom- 
magen.    Dynasten,    Ariarathes    VI.,    die 
frühen  parth.  Könige,  Abb.  57).    Sie  läuft 
oben  bald  spitz  zu,  bald  verjüngt  sie  sich 
nur  ein  wenig  und  ist  oben  platt  und  mit 
Zacken  oder  Strahlen  verziert,  meist  mit 
großen  Laschen  versehen  zum  Schutze  des 
Nackens  und  der  Wangen.   Nur  der  König 
durfte  sie  aufrechtstehend  tragen;  auf  den 
Satrapenköpfen  der  M.  (Tissaphernes,  M, 
von  MaUos,  Tarsos  usw.;  wegen  Pharna- 
bazos,    Abb.  38,    s.    unter    Mitra;    auch 
der  »Magier«  auf  M.  von  Hierakome  trägt 
sie)  ist  sie  daher  nach  vom  zusammen- 
gefaltet oder  eingeknickt,  also  ähnlich  der 
»phryg.  Mütze«  (s.  d.).     Darstellung  der 
armen.  T.  auf  Denar  des  Antonius  und  des 
Augustus.  —  R.  E.  XI  S.  378;  Imhoof, 
Lyd.    Stadtm.    S.  lO;    Val.    Müller,    Der 
Polos   S.    101/02;   NeufiEer,   Das   Kostüm 
Alex.  d.  Gr.,  Gießen  1929  S.  33  f.         R. 

Die  päpstliche  Tiara  ist  ursprünglich 
lediglich  eine  helmartige,  aus  weißem  Stoff 
gemachte  Mütze.  Zu  ihr  trat  später,  auf 
keinem  Fall  vor  dem  9.  Jh.,  sicher  aber 
schon  zu  Beginn  des  12.  Jh.s  ein  Kronreifen. 
Unter  Papst  Bonifaz  VIII.  (1294— 1303) 
wurde  die  Tiara  mit  2  Kronen  versehen, 
1315/16  mit  3  Kjonreifen.  Diese  Kopf- 
bedeckung war  nur  dem  Papst  eigen- 
tümlich und  hieß  im  Mittelalter  regnum 


oder  Corona,  später  triregnum.  —  Braun, 
Liturg.  Gewandung  S.  429,  498.  Su. 

Tibi  soli,  savoyischer  Name  der  vene- 
tianischen  halben  Lira  oder  des  Marcello 
(s.  d.)  von  der  Aufschrift:  Tibi  soli  gloria.  — 
Papadopoli,   II,  Taf.   19,  Nr.  2.  S. 

Tiegel  sind  die  Gefäße,  in  denen  die 
legierten  Münzmetalle  geschmolzen  werden. 
Sie  wurden  früher  aus  reinem  Ton  mit 
Kalk  und  Bierhefe  geformt  und  dann 
gebrannt,  meist  bestanden  sie  aber  aus 
Ipser  oder  Passauer  Graphit  und  Ton. 
Die  besonders  in  Frankreich,  dann  aber 
auch  in  Deutschland  benutzten  schmiede- 
eisernen Tiegel,  in  denen  bis  22  Zentner 
Metall  geschmolzen  werden  konnten,  sind 
bald  von  den  billigeren  Graphittiegeln  ver- 
drängt worden,  die  bis  80  und  mehr 
Schmelzungen  aushalten  können.  — 
Schlösser,  S.  113.  S. 

TiegelpTobe  (Granalienprobe)  ist  die 
Probierung  einer  aus  dem  Schmelztiegel 
kurz  vor  dessen  Entleerung  vom  Wardein 
geschöpften  kleinen  Menge  flüssigen  Münz- 
metalls.  Das  flüssige  Quantum  wird  in 
einen  halb  mit  Wasser  gefüllten  kupfernen 
Löffel  unter  Bewegung  des  Wassers  mit 
einer  Reisigrute  gegossen.  Hierdurch 
sondert  sich  das  Metall  in  sehr  kleine 
runde  Kömer,  die  Granalien,  von  denen 
ein  bestimmtes  Gewicht  zum  Probieren 
gegeben  wird.  Je  nach  dem  Ausfall  der 
Probe  kann  der  Masse  Edelmetall  oder 
Kupfer  nachgesetzt  werden,  um  den  Mün- 
zen die  gesetzliche  Feinheit  zu  sichern. 
Die  zweite  Probe  ist  die  Stockprobe  (s. 
diese  und  auch  Vorbeschickung  und  Nach* 
beschickung).  —  Flörke,  8,  703.  S. 
Tlent]e  s.  Zehnguldenstück  holländisch. 
TierceK»  Tiercdle,  Tiercelin,  ist  eine 
Bezeichnung  für  ein  Drittclstück;  so  gibt 
es  einen  Tierccl^  in  Henn^u  i.  J,  1356^ 
170  Stück  auf  die  6  d,  feine  Mark  v.  Troyes^ 
also  I  Stück  von  1,439  g  Rauhgew.  u. 
0,72  g  Feingew.,  Wert  gleich  6  d.  t,  oder 
V3  Groschen  oder  Sterling.  -—  Chalons, 
Hennegau,  Suppl  I  S,  XXX.  ~  Eine 
Münze  Wilhelms  IIL  v.  Henn^au  (X356 
— 1389)  bezeichnet  sich  als  »moneta  tcr- 
cialis«  (Chalons,  Henn^au  S.  83  nr.  ni)« 
—  S.  auch  Bugne  u.  Tiercelin.         Su. 

Tiercelin  wird  urkundl*  1387  eine  Münze 
WUheInxs   IIL  v.   Hcmw^u   (1356--89)» 


TIERKREIS— TIKAL 


693 


V^    Plaisans 


die  in  Valcncicnncs  gleich 
(s.  d.)  —  5  den.  s^priigt  werden  sollte, 
genannt;  vgl.  Tierccle.  -  Chalons,  Hcnnc- 
gau  S.  76,  Su. 

Tierkreis  s.  Zodiacus. 

Tlkal^  wahrscheinlich  aus  hind.  Taka, 
sanskr.  Tankaka,  gestempelte  Silberniünze, 
Einheit  des  Gewichts-  und  iMün/.systenis 
von  Siam  und  Binna,  heißt  in  Siani  Bat 
(sanskr.  Pada  ••"■  «Aj  <l.  li-  V4  Tael),  in 
Birma  Kyat  und  wiegt    i$,2zy^  g. 

Der  T.  -  5  k/jo  Kati  ((*hang,  Xang)  - 
2  Songsalung  {z  Sahmg)  •  4  Salung 
(Salyn,  Sling,  Mayom)  ^^-^  8  Kuang,  Kyan 
(wird  von  Kanain  abgeleitet)  ■  :  16  Song- 
phai  (2  Phai)  oder  Sik  Khrüng,  Sik  (cig. 
Hälfte,  d.h.  V»  Kuang)  32  Phai  (aus 
Pai«a),  STo,  Sieu  (eig.  V4)  "  ^4  Ati  (aus 
pall  Attha  ^  8,  >/»  Kuang)  128  Solot,  Lot 
(aus  pali  S<)la.sa  16)  vm  50  Kaurinnischehi. 
-  Die  von  1350  -i^eic)  verfertigtoa  MünÄcn 
von  Siam  (PMiot  <iruuig,  Khot  düang)  «ind 
schädelförmig  wie  die  Takttronuucl  (Muhyii) 
der  buddhi.stist^luMt  Privster  (Abb.  447).  Hie 
wurden  aus  gegossenen  und  ssusanmiengcbO'* 
genen  Silberluirren  hergestdlt,  luibcn  5u  der 
Mitte  eine  Vertiefung  \n\i\  tragen  in  der 
Regel  2  Stempel  (Kra),  von  denen  der  olwre 
(Rad  oder  Stern)  den  Stempel  der  Münss- 
Stätte,  der  untere  das  Kcgienmgssynibol 
darstellt.  Die  kleineren  Werte  haben  oft 
nur  einen  Stempel,  die  großen  manchmal 
sogar  6<  Bekannt  sind  Münxen  aller  oben 
angegebenen  Werte  btti  auf  den  klein- 
sten, außerdem  Mttn*/.<;n  acu  2,  4  (l*«un« 
lung,  Tael),  5,  10,  20,  40  und  80  Tikal 
(Catty,  Chang).  Dies  größten  sind  63  mm 
groß  und  etwa  1313  g  sehwer.  4(X)oT.  bilden 
I  Hab  oder  l'ikut  (Keehnungiieinheit),  In 
Gold  wurden  Mün»«tt  im  Werte  von  1,  3, 
4»  8  tmd  lä  T.  hcrgestdit,  dio  ihrem  Ge- 
wichte naeh  golden«  S7k,  Kttang,  Salung, 
Songitalung  und  Tik;4l  darstdtcm.  Eine 
unter  Külnig  Mongkut  (1851-^)  ausKe- 
gebcna  ovalem  Goldmünxc  wiegt  33,ai  g 
(iV«  T.),  IHo  mmm  bokanntün  OoUi- 
stücke  (Gitwidit  ^^  f  Fuang)  gehdron  dem 
a.  Viertel  des  19,  Jh.«  an»  Uleselbon  Nümen 
von  Bat  bin  Fuang  dienen  auch  zur  Be* 
ceiohminK  ^^^  Rupie,  dor  8»  4  und  a  Anna- 
mün^on*  Dio  1  Annu^Münxo  hdOt  Sambia 
(«ig.  3  Kauri,  doch  wird  auch  Bta  für 
KttpfermüAxctn  gebraucht). 


Im  J.  1861  wurde  die  flache  runde  (an- 
fanjTs  in  Birmingham  jrcprägtc)  Münze 
(Rien)  in  Siam  eingeführt.  Die  Pliot-düang- 
Münzon  kursierten  aber  noch  längere  Zeit 
daneben  und  wurden  erst  1904  endgültig 
aus  dem  Verkehr  gezogen.  Hei  besonders 
feierlichen  Ciolegenheiten  (z.  H.  Uegräbnis- 
zeremonien)  wurden  sogar  solche  Münzen 
neu  hergestellt,  die  allerdings  nicht  für 
den  Verkehr  bestimmt,  waren,  zuletzt  1880. 
An  flachen  Münzen  wurden  18O1  zu- 
nächst Silhermünzen  geprJigt,  1H62  kamen 
Kupfermünzen,  1 803  (»oldmünzen  dazu. 
Vs.  die  königliche  Krone  zwischen  2  Schir- 
men, Rs.  Klefant.  Au.sgebraclit  wurden  in 
Silber  Münzen  im  Werte  von  2  bis  «/16  T., 
in  Kupfer  »/*  (^^  "^"0  ^*"<1  'A  ^ui^-ng,  in 
Zink  Att  (2Q  nun)  und  Solot.  In  (lohl  wur- 
<lcn  zunikchst  3  Münzen  vom  gleichen 
Typ*»**  K**P'''^^I^^'  *^**'  ilif*-"^  Werte  nach  8, 
4  untl  2»/»  T.  entsprachen:  der  Tliong  Thot 
(Dos),  »5/,a  T.  (6,61  g),  der  Thong  Phit, 
»S/ti«  T.,  untl  der  Tht^ng  Paddruug,  5/^a  T., 
ckinn,  außoT drei »/« T.  -Münzen  ( i  ,88  ■  2,00  g) 
von  abweichenden  Typen,  6  Münzen,  die 
in  Gewicht  tmd  Atisschen  mit  den  Silber- 
münzen  von  3  «/«*»  *!*•  vollkomnicn  über- 
einstimmten, ( f «wicht  30,12  '  o,g4g.  Das 
1861  geprägte  silberne  4  T. -Stück  liat  die 
gleiche  Vs.,  auf  der  Ks.  aiber  siamesische 
und  chtne«ische  Inschriften.  F^  wiegt 
60,46  g. 

Auf  den  von  Chulalongkorn  (t868  -lyio) 
mit  londoner  Stempeln  gepräjttcn  Gold- 
und  Silhermünzen  ist  auf  der  Vs,  iias  Brust- 
bild des  Königs,  auf  der  Ks.  siamesisches 
Wappen;  am  Rande  besderseit»  siamesische 
Inschriften,  (ieprilgt  wurden  Sllbermünssen 
im  Werte  von  1  (15,03  r),  «A  wmi »/«  T.  und 
Goldmünzen  vom  Uewtcht  eines  Fuang, 
^94K»  «1«^  Werte  naeh  ^^  3«/»  T.  Die  in 
England  st*it  1875  «eprilKten  Kupfermünzen 
»u  Va,  t,  a  u.  4  (ai,9f$)  Att  tragen  auf  der 
Vs.  kgl  Monofframm,  darüber  Krone,  auf 
der  R«.  Wertangabe  u,  Jahr  (siam.),  die  von 
1887  an  geprügten  MüiuBcn  zu  V^f  ^  und  % 
(1 1  k)  Att  auf  der  Vi.  Brustbild  des  Königs, 
auf  der  R»,  sit;^mde  Gestalt*  1898  wurden 
Nickelmänven  tu  30^  10,  5,  %*f%  Sfttan«  (100 
Satang  **«  I T.)  geprägt  V«.  dreiköpfiger 
Elefant»  }*  Ii6,  Rs.  Wertangabe.  Gewicht 
6f$5~»,Wg*  Im  J.  1908  wurde  die  Gold* 
wUmuiK  eingeführt,  mit  dem  Ooldtikal 


694 


TILLÄ 


von  0,558  g  als  Einheit,  der  indessen  nie 
geprägt  wurde.  Projektiert  -waren  in  Gold 
der  Dos  (lOT.),  6,20  g  schwer,  0,900  fein,  in 
Silber  der  T,  (15  g,  0,900  fein),  2  und  i  Sa- 
lung(7,5;  3,75  g;  0,800  fein),  in  Nickel  lO 
und  5  Satang  (3,5  und  2  g),  in  Bronze  l  Sa- 
tang  (5  g).  Tatsächlich  ausgebracht  wurden 
nur  der  silberne  T.  (i 5,033  g-  Vs.  Brust- 
bild des  Königs,  Rs.  dreiköpfiger  Elefant) 
und  die  Nickel-  und  Bronze-Münzen  (mit 
rundem  Loch.  Vs.  Rad,  Rs.  Wertangabe). 
Unter  Vajiravudh  (seit  1910)  wurden  Sil- 
bermünzen  zu  i,  ^[i  und  1/4  T.,  Nickel-  und 
Bronzemünzen  zu  10,  5  und  i  Satang  ge- 
prägt. Ihr  Typus  ist  derselbe  wie  seit  1908 
unter  Chulalongkorn.  —  Le  May  in  Journal 
of  the  Siam  Society  18,  1924,  S.  153— 220; 
Schulman,  Coli.  Bucknill  etc.,  S.  41 ;  Haas 
in  N.  Z.  12,  S.  458 ff.;  JNChBr  RAS 
1879,  S.  35  ff.;  H.  Wood  in  AJN  38, 
S.  71  ff. ;  Schlegel,  Intern.  Archiv  f.  Ethnogr. 
II  1889,  S,  241;  Gerini  in  Riv.  Ital.  XI 
S.  287 — 304;  Nas  de  Tourris,  La  r^forme 
monetaire  au  Siam,  Paris  191 1,  S.  50, 
99;  Numism.  1909  S.  33S;  Temple  in  lA 
26,  S.  253;  27  S.  1  ff.;  Schröder,  Annam, 

587- 

In.Kambodja  prägte  Angduong  (1841 
bis  1859)  <ii6  sog.  Prakpräsat  (Turm- 
münzen): Vs.  Tempel  mit  3  Türmen,  Rs. 
Vogel  Hamsa.  Bekannt  sind  Silbermünzen 
zu  I  T.  (14—15  g)  und  I  Salung  (Chi, 
3»4  g)  und  Kupfermünzen  zu  i  Att  (14  mm). 
Haas  kennt  auch  Zinnmünzen  zu  3  und 
V4  T.  König  Norodom  (1860— 1904) 
prägte  die  Prak  Mokoht  Pra  Khan  (Tiara - 
und  heiliges  Schwert -Münzen)  mit  dem 
Datum  1860.  Vs.  Brustbild  des  Königs, 
Rs.  Wappen  und  Wertangabe  (franz.  und 
in  Khmerschrift).      In  Silber:  i  Bat  = 

4  Francs  (14,5  g),  2  Sling  =  2  Francs 
(7,5  g),  I  Sling  ==  I  Franc  (4,5  g),  l  Huaung 
=  50  Centimes  (2  g),  i  Pai  =  25  Cent. 
(l»4  g);  in  Bronze:  i  Tien  =  10  Cent  (10  g), 
30  Kas  ==  5  Cent.  (5  g).  ~  Schröder,  An- 
nam, S.  632f.;  Haas  1.  L;  H.  Wood  in 
AJN  38,  S.  95. 

In  Birma  ist  der  Kyat  (T.)  =  4  oder 

5  Mät  =  8  oder  10  Mü  ?=  16  oder  20  Pe  » 
64  Yweji  «  128  Ywö  (Rwe,  Abrus  preca- 
toriüs,  s.  Rati).  König  Mindon  prägte 
1&78  in  Gold  den  Shw5  ngä  mü  zl  (5  Mu  == 
hslbe  Groldmpie,   ent$pricht  dem  halben 


Muhr,  Vs.  mythischer  Löwe,  Datum  1240, 
Rs.  Kranz,  Ort-  und  Wertangabe),  den 
Shwe  tamätz!  (^4  Goldrupic,  Vs.  Pfau, 
J.  1228),  Shwe  müzi  (2  Goldanna,  Vs.  Löwe, 
J.  12 14),  Shwe  pezi  (i  Goldanna,  2  Typen 
mit  Löwen  bzw.  Pfau).  Ausländische  Mün- 
zen von  derselben  Größe  wurden  auch  Ngä- 
müzi  genannt.  Mindons  Silbermünzen 
haben  Vs.  Pfau,  Rs.  Kranz,  Wert-,  Ort-  und 
Jahresangabe,  1214  (=  1852,  das  J.  des 
Regierungsantrittes):  i  Kyat  (Rupie,  bei 
den  Shan  heißt  sie  Wätäi,  Tab!,  Byälüng), 
Ngämü  (d.  h.  5  Mu  =  Va  Rupie,  bei  den 
Shan:  Songt^g,  d.h.  2  T'e,  Pitpe,  d.h. 
8  Pe,  Lupaseau,  Ashauk),  Tamät  (i  Mät) 
oder  *Na'mü  (2  Mü  =  4  Anna,  bei  den 
Shan  Yit'e  d.h.  i  TS,  Yimät,  Sip6), 
Tamü  (2  Anna,  bei  den  Shan  Sonp5  d.  h. 
2  Pe,  Mülüng),  Tap6  oder  Tabc  (i  Anna, 
bei  den  Shan  Yipe,  Songkyap  d,  h.  2  Kyap» 
Sichüp,  d.h.  4  Chüp,  Penüng,  KauywS, 
eig.  9  Ywe).  Mindons  Kupfer-Pice  (Pyä 
oder  Paisän  tabyä,  Pökch'än  taprä,  bei  den 
Shan:  Xadu,  Sikä,  Pyüng,  Prong)  hat  auf 
der  Vs.  Pfau,  Rs.  J.  1227,  oder  Vs.  Löwe, 
Rs.  J.  1240.  Bleimünzen  mit  einem  Hasen 
a.  d.  Vs.  wurden  v*  König  Thibö  1879  im 
Werte  von  */*  (Matpyä)  und  «/s  Pico  ge- 
prägt. Der  englisqhe  Pie  heißt  in  Birma 
Baing,  Tabaing,  Abgesehen  von  den 
Goldmünzen  steht  auf  allen  Münzen  von 
Birma  die  allgemeine  Münzbezeichnung 
Dinga  (s.  Tanka).'  Rechnungscinheitcn  sind 
Böl  (sanskr.  Pala)  =  5  T.  und  Pektä  oder 
Viss  (Shan:  Soi)  «  loo  T,  Unoffiziell  ge- 
prägte Münzen,  TaungbannI  oder  Phonggi, 
kursierten  zu  ca.  750/0  ihres  Nominalwcrtes- 

Bleiklumpen,  Khcge,  wurden  noch  im 
19.  Jh.  als  Zahlungsmittel  verwendet. 
Gestempelte  Tamarindensamen  aus  Gold 
und  Silber,  Majfzi  oder  Tan-thong,  wurden 
zu  Geschenkzwecken  verwendet.  Tengk'a't'o 
oder  Tsuh-t'an-t*o  sind  Gold-  und  Silber- 
stücke  von  Halbmondform,  die  im  9.  Jh. 
gebraucht  worden  sein  sollen.  —  Crooke^ 
Hobson  Jobson  S.  918,  940;  Templo  in 
LA  26,  S.  233  ff.,  253  ff.,  318  ff.;  48,  S.  109; 
The  Academy  1890  II,  S.  323,  345.    V. 

TillÄ  bedeutet  im  Persischen  Gold.  Unter 
den  §efewiden  hieß  daher  jede  Goldmünze 
Tillä.  Ebenso  wurden  die  Goldtanka 
Tengdjät-i  TiUä  genannt  In  spezieller 
Bedeutung  verstdbit  man    unter  T-    die 


TIMBRE  DE  VALENCE-TISCHLIVIERER 


695 


üoldmünzen  der  Khane  von  ßukhürä, 
Khiwa,  Khokand  und  Kfischgar.  Die  1*. 
der  Djänidcn  von  Bukhüni  (18.  Jahrh.) 
wog  ebenso  wie  die  timüridische  Goldtanka 
4,6—4,7  g^  die  T-  der  Mjinp;hiten  (ip.  Jh.) 
wiegt  4,5—4,6  jr,  die  von  Khiwa  und 
Khokand  (Abb.  430)  sind  olwa  4,5  jr  schwor, 
die  von  Käschgar,  im  J.  I2<)<>  (1^7 i)  vom 
selben  Gewicht,  wiegt:  vom  folgenden 
Jahre  an  bloß  3,5-^'3,Ö  g.  Die  Inschriften 
enthalten  auf  der  Vs.  Namen  des  Fürsten  (T- 
auf  den  Namen  Emir  Ma*süins  von  Huklifira, 
1785 — 1800,  wurden  aurh  unter  seinen 
Nachfolgern  bi«  186«  gcprilgt  tind  hießen 
Ma*8umi,  die  T-  von  Ijaider,  l8cKV  -2(), 
hießen  Haiderl).  In  Kfischgar  erscheint 
der  Name  des  türkisrhen  Sultans  *Abd* 
al*aa5iaß^  Rs.  Ort-  und  Jahresangabe.  Ia;\z- 
terc  findet  sich  häufig  auch  auf  der  Vs. 
vor  tmd  oft  stimmen  die  1  )aten  der  beiden 
Seiten  nicht  überein,  was  auf  den  (Jcbrauch 
alter  Stempel  asurücksufiihren  ist.  Eine 
T.  von  Itukhurll  halte  den  Wert  von 
21  Sxlbertenga,  die  T«  von  Khiwa  entsprach 
t4  AbbüH  zu  jü  2  IVnga.  Es  wurden  sutch 
V»  T-  gtw^hlagen.  S,  Tnnka,  Pul,  Manat.  ■  - 
Rabino,  Coins  of  th«  Hhahn  of  Pentiu, 
Pari»  1914;  Weljaminow-Zernow,  Trudy 
Wüstoßnago  Otdelenija  IV  S.  41 S»  440. 

V- 
Timbre  de  Valence  und  «lemi-timhrc  oder 
<Iemi-cas(iue  «im!  (io!cIman»en  Alfon«*  V. 
von  Ka«tilien  (MIÖ-^S«),  in  Valencia 
mit  einem  kleinen  Sehiid^  der  von  ein^fm 
Ijroßen  Helm  mit  Hctmxiisr  übertlaeht  iMt 
und  auf  der  lis.  mit  rjmmi  rhomben- 
förmiKcn  Wappenatchild  i,  Vierpaß  geprägt. 
Gewicht  z,4  u.  1,3  g,  2t)  Qttihite  fein,  Wert 
^  8  «,  6  dinermi.  *-'  Heiß,  Spsmien  11 
S.  186  f.,  Taf.  98  nr.  I,  3;  Knijel-Scsfrure 
in  S.  1340.  *Su. 

Tfanmltt  (arab.  Xunm  Vi),  tarki»ehe 
Bezeichnung  für  den  LuiKino  (m.  d.).  An- 
fAn|{Iieh  gingen  6 1\  auf  f  Altun^  »p&i<$r  H; 
l  T,  war  emt  t  20,  dttnn  15  Ak6e.  -- 
HIanchot,  Manuel  I»  S.  3;4;  CharcUn»  ed« 
iMfiU»  I  &  13  tu  V. 

Ttmpt  « '  IVmpf^  i.  Ad&txettAgrdiicber* 
Hut»  rui0iieeh  ^  Tympf^  «*  AchUehn* 
grlhicher.  S. 

Tlii||t»D«iigii*»Mamfiit  ^  1%  tu 
UnktaTt   Hin   Bdl^tvitriführen,   «.    unter 
Weißittd.  iL 


Tinkturen  heißen  die  Farben  der  Wappen- 
schildc  (s.  d.)  Rot,  Blau,  Grün,  Schwarz 
und  die  Metalle  Gohl  und  Silber;  stets 
"wiirdcn  für  ein  Wappen  zwei  gefordert, 
mehr  waren  unbeliebt.  Um  bei  gleichen  Fi- 
fi^uren  die  Unterschiede  recht  sichtbar  2u 
machen,  wurde  es  heraldischer  CJrundsatz, 
nur  Farbe  auf  Metall  oder  Metall  auf  Farbe 
zti  setzen,  so  daÜ  ein  richtiges  Wappen 
immer  eins  heider  Metalle  haben  mußte. 
Bei  der  Wiederj:[abc  von  Wappen  auf 
Sicj^eln  und  MüUÄen  wurden  <lie  l*arben 
durch  Sehraffuirunjt  und  Punktierung;  ^o- 


j*eben^    und  >!wur  bodeutele 


niaiK 


(irün, 


Rot, 


Schwarz, 


DB 


(lold.  Kür  leere  Fel- 
der gebrauchte Tnan  i;ern  die  I);unas- 
sicrun^  IgBi  ^* 

Tippdgroecheil  nind  Krie^f^niotnUlns&en 
de»  Hoehmei94teri4  Alhrerht  v.  IVeußen 
vom  Jahre  iSiO  u*  t52X,  m  genannt  von 
3  Punkten  (»Ttipfrf*,  tTippel«)  im  ivage- 
biki.  131  StUek  KiitKen  von  ihnen  auf 
diu  S  Idtigct  preuütsehc  Mark  (etwa  UjO  g), 
väm  ein  Stück  von  !,45  K  Hauh-  tmd  0,45  K 
Feingewicht.  Sofort  nach  dem  Kriege 
({ttgen  Polen  1521  wurden  m  auf  einen 
ihrcDi  Metaltwert  entsprechenden  Kurs 
berabKenetftt,  nachdem  nie  ihren  Zweck, 
die  Sdldner  m  cntk>hnen  und  da»  I^nd 
indirekt  m  iRKtcuern,  erfüllt  hatten.  152H 
wurd($ii  »ie  nitnsdieh  verboten,  «-  Voßberg, 
Preußen  S.  302;  Schwinkowski  in  Z,  f.  N. 
37  S.  315  Anm.  t  und  S»  334  Anni.  3. 

Su. 

TiroKm  «.  Krmifor. 

TlieliUvl«r«r»  In  Bern  war  e»  Sitte, 
jAbrlich  dorn«!  Am  Schulkindern  kleine 
Ge«chenkmttniBen  %u  geben,  die  Tiftcbliviorer 
hieDetif  Wft0  djo  Kinder  mch  «um  Empfant^e 
dttntettxm  $n  kt«inen  gCHchmückten  Tischen 
ataf  «teil  StrA0an  aufstellten.    Matk  kennt 


696 


TITEL— TOD 


zwei  Arten:  mit  Stadtschild-stehender 
Minerva  mit  Knaben  und  mit  sitzendem 
Freiheitsgenius -Merkurstab  mit  Symbolen 
der  Künste  und  Wissenschaften.  —  Wun- 
derly  II,  Nr.  1383—1385.  S. 

Titel,  Titulaturen.  Auf  antiken  M. 
führen  Titel  i.  Menschen,  und  zwar  (erst 
seit  kurz  vor  der  Kaiserzeit)  die  Beamten 
griech.  Städte,  s.  unter  Münzbeamte, 
dann  die  heilenist.  Könige  u.  röm.  Kaiser, 
s.  unter  Beinamen,  Namenswesen,  Kaiser, 
König,  2.  die  griech.  Städte,  s.  unter 
Beinamen.  R. 

Im  Mittelalter  erscheint  der  Titel  des 
Münzherren  schon  früh  auf  den  Münzen, 
so  z.  B.  »Theudebertus  rex«,  und  ist  dann 
auch  niemals  verschwunden,  sondern  im 
Gegenteil  immer  umfangreicher  geworden. 
Zu  dem  Herrschertitel  tritt  auch  der  Volks - 
name,  so  wohl  als  ältestes  Beispiel 
»Leovigild  regis  G(otorum)«  —  auf  me- 
row.  und  friesischen  M.  werden  Gauna- 
men genannt  — ,  danach  fügt  erst  Pippin 
das  »Francorum«  seinem  Namen  zu, 
aber  noch  nicht  »Franciae«,  Karl  der 
Große  nennt  sich  dann  einmal  »rex 
Francorum  et  Langobardorum  ac  pa- 
tricius  Romanorum«.  Vom  10. — 12.  Jh. 
erscheint  der  Landesname  in  der  Regel 
nicht,  nur  auf  einem  fries.  Pfennig  »Fresonia« 
und  ein  Lüneburger  Gepräge  hat  die  Um- 
schrift »Bernhardus  dux  Saxonie«;  das 
wird  aber  anders  in  der  Hohenstaufenzeit, 
wo  Bezeichnungen  wie  »marchio  anehal- 
densis,  misnensis«,  ]>Otto  marchio  de  Lip- 
zina«,  »Otto  de  Lüneburg«  usw.  auf- 
tauchen. Die  Hinzusetzung  des  Landes- 
namens zum  Herrschertitel  wird  später  die 
Regel  und  führt  schließlich  zur  Über- 
treibung, indem  in  der  Neuzeit  von  den 
einzelnen  Territorialherren  sämtliche  be- 
herrschten oder  sogar  in  Zukunft  bean- 
spruchten Länder  in  der  Umschrift, 
wenigstens  in  Abkürzungen  aufgezählt 
werden,  z.  B.  in  Brandenburg.  In  Eng- 
land wird  der  Name  »Anglorum«  oder 
»Anglie«  seit  Edgar  (957 — 975),  also 
von  Anfang  an  hinzugesetzt;  in  Frank- 
reich kommt  er  auf  den  ältesten  Denaren 
vor,  wie  bei  Hugo  Capet  und  Robert 
(—1030),  dann  aber  erst  unter  Philipp  II. 
August  (1x80—1223)  und  seitdem  im 
wea«atlichen  dauernd. 


Außer  dem  Herrschertitel  wie  imperator, 
rex,  dux,  marchio,  comes  u.  a,  (s.  näheres 
bei  den  einzelnen  Titeln)  und  dem  Landes- 
oder  Volksnamen  treten  zuweilen,  speziell 
bei  den  geistlichen  Fürsten,  Bezeichnungen 
wie  »electus«  (s.  d.)  u.  »electus  confirma- 
tus«  oder  )>postulatus « (s.  d.)  hinzu,  bei  den 
deutschen  Königen  >Otto  (IV.)  rex  electus« 
auf  einem  Aachener  Denar,  »Albert,  elect. 
Rom(a)nor.  rex«  auf  einem  Frankfurter 
Goldgulden;  weiter  kommen  sogenannte 
Epitheta  ornantia  vor,  so  bei  den  Westgo- 
tischen Königen  »pius«u.  »justus«,  bei  den 
Merowingern  »rex  felic(issimus) «  (Dagobert 
I.),  »hinc  litus  et  pius«  (Chlotar  IL),  »pacifi- 
cus«u.  »magnus«  bei  Otto  I.  auf  Straßbur- 
ger Denaren,  »illustris«  bei  Sancho  IV,  von 
Leon,  »triunfator  et  catholicus  cristianis(si- 
mus) «  bei  Ferdinand  dem  Kathol.  v.  Spanien. 
Auf  einem  Triens  des  langobardischen 
Herzogs  Iffo  befindet  sich  die  Umschrift 
»Ariper(t)  (e)xcel(lentissimus)  rex  —  Iffo 
glorioso  dux«.  Heinrich  der  Löwe  nennt 
sich  auch  auf  Münzen  »leo«.  Zuletzt  ist  die 
Bezeichnung  des  Gottesgnadentums  anzu- 
führen (s.  dei  gratia).  —  Dannenberg  in 
Beri.  Mbl.  1900  S.  2799  ff.  Su. 

TitolO)  italienisch,  Titre,  französisch  = 
Feingehalt  (s.  d.). 

Tod.  Der  Tod  allgemein  wurde  bei  den 
Griechen  als  Flügelknabe  (Eros)  mit  ge- 
senkter Fackel  (des  Lebens)  dargestellt, 
s.  unter  Thanatos.  Eine  antike  M.,  die 
auf  den  Tod  eines  einzelnen  symbolisch 
Bezug  nimmt,  ist  der  Denar  auf  Caesars 
Ermordung  mit  Dolchen,  Freiheitsmütze 
und  dem  Datum  cid(ibus)  Mar(tiis),  im 
Interregnum  68/69  und  1537  von  Lorenzino 
Medici  auf  die  Ermordung  des  Alessandro 
Medici  wiederholt,  und  die  Consecratio-M. 
(s.  d.)  — Die  neueren  M.,  Med.  und  Marken, 
die  entweder  ganz  allgemein  auf  T.  und 
Sterbenmüssen  bezugnehmen  oder  auf  den 
Tod  einer  bestimmten  Person  (vgl.  unter 
Begräbnis-  oder  Sterbemünzen)  hergestellt 
sind,  benutzen  vom  15. — 19,  Jh.  als  figür- 
liche Hinweise  auf  den  T.  Totonsch&del  und 
-gebeine,  bes.  gern  mit  Kindern  (oixunal 
Seifenblasen  machend)  zu  einem  Bild  ver- 
einigt, ein  ganzes  Gerippe^  das  Stunden- 
glas, eine  als  Terminus  (»Ende«)  bezeich- 
nete Herme  (Erasmus-Med.),  Rosen  und 
toten  Hirsch  (i^Heute  rot,  moi^en  tot«) 


TOGA— TÖMÄN 


697 


und  den  Phönix  als  Hinweis  auf  die 
Unsterblichkeit  usw,  —  P.  h\  Weber, 
Aspects  of  dciith,  Nuin.  chron.  1909  S.  365; 
1910  S.  41,  163  (als  Buch  gleichen  Titels 
4.  Aufl.  1922);  Friodensburg^  M,  in  der 
Kulturti;esch.a  wS.  197/99-  R. 

Toga,  das  röni.  Obert^owand  der  Männer, 
ein  halbrundes  Stück  'ruch,  das  in  Kalten 
über  den  ganzen  Körper  fiel.  Die  T,  trä^t 
insbes.  der  Zivilist,  Abb.  72,  im  <.xe|?ensat/*o 
zum  Soldaten,  der  Unterschied  schön  auf 
dem  republ.  Denar  des  V,  Porcius  haoca; 
auf  kaiserl.  M.  ist  die  T,  auch  die  «ivilo 
Tracht  *his  Kaisers  selbst,  <ler  in  Opfer- 
szenen wie  üblich  die  T.  schleierartip;  über 
den  Kopf  gezogen  trilgt.  Sie  crhillt  sich  ins- 
bes. als  Amtstracht  der  Konsuhi  auf  M.  bis 
an  die  Spiitzeit  vom  4.  15.  Jh.,  »umSchhxß 
als  ein  X<op'«,  ein  großer,  schilrpenartigcr 
Überwurf,  Riv,  ital  da  mnn.  35  S,  69/92.  - 
Wegen  der  T.  picta  s.  unter  TriumplK  -  L. 
M.  Wilson,  The  Roman  toga,  John  Hop- 
kins Univ.  Studie«  in  arclicot.  l  1924.    R. 

Toison  d*or^  Tobon  d'argent.  Xur  I<'eier 
•seiner  dritten  Vermählung  am  xo,  Januar 
142g  stiftete  Philipp  der  (iute  von  Huri^um! 
den  ürden  vom  txohittncn  Vließ  (<ie  la 
toison  c}^>r},  <\m»cn  »fraternitö  ainmble« 
von  30  Mitgliedern  die  höchste  Ritter- 
schaft darstellte.  Da«  Ordentaeiehen  be- 
Mteht  aus  einem  goldenen  Widcicrfell»  das 
an  einer  aus  fcuersprühenden  Steinen  und 
Keuerstahlen  {IjritpietH)  9suHankntitngeHet/.ten 
Kette  hüngt.  Die»«  einasclnen  Teile:  Vllvß, 
Stein  und  Stahl»  wurditn  »ntderm  auf  tüihr 
vielen  niederlJindiJkthcn  Mün/.rn  bis  mm 
Knde  dt*K  iH.  Jh.s  angebra^dit  (».  liriquet 
u.  Keucreisen).  «-*  Am  Knde  des  15.  }lun 
«tind  auch  sfiwei  Münscen  «Goldeneji  und  sil* 
berne»  Vließ«  genannt  worden.  Diii  Toiiton 
d*or  (CJouden  VlioH»)  war  eino  niederüindl* 
stehe,  von  Diilipp  dem  Schthicn  1496  dnge* 
führte  Coidmiknxe,  Ak  mt  der  Vm*  th:n  ge* 
krönten  Schild  von  Burgunci,  auf  der  R». 
ein  UluroenkfKUZ  im  VierpaS  irug  (Abb. 
243)  und  $e!t  150a  4»5g  wog  und  4,47« 
Oold  hielt.  Sie  galt  96  Gro»  di»  i'landr«. 
Di«  Tofiion  d*ftrB<^nt  (Zilveren  Vlieiw)^  »u- 
gleieh  mit  der  Toison  cl*or  eingeftkhrt,  galt 
6  ütm  de  Flandre,  »eigto  auf  der  V».  3 
Feu«r»iahle/VHcß»  auf  der  R«*  den  ge« 
krj^nten  Schild  auf  VAümmktw%  (Abb.  aSt) 
—  Wittö  II,  S*  113.  S, 


Token«  Der  Hauptfehler  der  cnj^lischen 
Münzverwaltung  in  früheren  Zeiten  war 
immer  die  gerinj^e  Sorge  für  Scheidemünzen 
(s.  <1.).  Die  Regierung  wollte  nicht  ein- 
sehen, daß  sie  von  billigem  Material  her- 
zustellen seien  und  schlug  daher  wegen 
der  hohen  Münzkosten  viel  zu  wenig  oder 
gar  keine.  Infolgedessen  halfen  sich  die 
Kaufleute  und  CJewerbetreibenden  durch 
Ausgabe  von  PrivatÄeichen  (tokens),  die 
im  17.  Jh.  von  Kupfer  oder  Messing,  im 
18.  aus  Kupfer,  in  außerordentlich  großer 
Anzahl  nieht  nur  aus  dem  Mutterlando,  son- 
dern auch  aus  den  Kolonien  bekannt  sind 
(Abb.  357,  35K),  Dit^  Regierung  ist  öfter 
gegen  sie  eingesrhritlen,  aber  ohne  Er- 
folg, weil  sie  eben  bis  yium  ig.  Jh.  in  dieser 
Münzpflieht  versagte.  Um  l8(K)hat  die  Zer- 
rüttung iles  englischen  SdieidemüuÄWesens 
wiihrentl  der  Koalitioaskriege  noeh  einmal 
eineTf»kenprilgung  in  großeai  Maßstabe  ver  • 
anlaßt.  181H  wurden  endlich  die  T.  für 
ICnglantl,  1873  für  die  Kolonien  verboten. 
S,  auch  liimkdolhir.  -  Hoyne,  Trade- 
tokens,  issuetl  in  tlie  17.  eentury  »,  London 
1889;  Neumana,  IV;  Lu^rhiti,  A.  M.  K.\ 
S.  38  f.  S. 

T,  wurden  aueh  unter  Ohristian  IX. 
von  Privaten  auf  <leti  IWnisehAVestindi- 
sehen  Inneln  wegen  Mtingels  an  Sc^heide- 
mün%e  geprägt*  Veretnjsdte  iihnliet&c 
Zeiehen  sind  aurh  aus  Island  und  (iri^nland 
bcikannt^  wo  »tonst  <lie  übliche  diinisehe 
Münsso  im  Umlauf  war.  W. 

Tolfty  indische  (}ewiehtsetnhint,  h.  Rati. 

Tolerinac»  fran».  Tolfiranee,  *  Remedium 
(»•  d.). 

Tamtflt  tatar.  -  >  io(kx>,  dann  ebenso» 
vido  UelddnheitoA.  Wtuw&f  (1338  n.  C.) 
zufolg<5  enthielt  ein  ehinesischer  T^nkiln 
10000  Ualift  tu  6  Dinar»  In  Persien  war  im 
13.  und  14,  Jh.  I  T.  >*  lOOCXiSüberdlttärö 
»u  6  Dirhem,  IIb  Kad«  18»  Jh.  war  der 
T.  bloß  ReehnufiK^einhett  Agha  Mu- 
^«wnmed  prägte  vom  J.  1789/90  ^^  öold- 
münssen  von  4  und  3  g,  gdegentlieh  auch 
von  16  g  Gcwlebt*  die  wohl  aU  «/»i  'A  u»d 
2  T.'itueka  aufxu&uttHrn  »ind.  Unter  den 
MawÄCtt,  in  denen  l8a8  die  persische 
Kri^gtikotitributbtt  ati  Rußland  be/iddt 
wurde«  b^Casideiii  »ich  StUekc  von  etwa  400 
(vierodcjg),  »6j  (V«.  Pfau  o<Ier  Ulwe  und 
ikMin^^)  ttntf  80  g  Gewicht.  Da«  sind  äugen** 


698 


TOMBAK-TORNOWSCHE  GROSCHEN 


scheinlich  Münzen  zu  50,  20  und  10  T. 
Einen  T.  von  6,15  g  (daneben  V»  T.  und 
V4  T,-Shähi  Ashrafi)  prägte  Fath  *Ali  von 
T 797  bis  etwa  1804;  danach  sank  das  Ge- 
wicht des  T.,  hielt  sich  von  1810 — 1828  auf 
4,60  g  und  sank  dann  auf  3,50  g  herab 
(dieser  letztere  T.  wird  Kishwersitän  ge- 
nannt), Feingehalt  989  p.  m.  Vs.  Name 
des  Schah,  Rs.  Ort  und  Jahr.  Es  sind 
Goldmünzen  zu  ^/a,  i,  3,  S,  20,  30,  50  und 
100  T.  verschiedener  Jahre  (1806 — 52) 
bekannt.  Näsir-ad-dln  (1848—96)  ließ 
vom  J.  1877  an  Goldmünzen  nach  euro- 
päischer Art  prägen,  deren  Vs.  das  per- 
sische Wappen  (Löwe  und  Sonne),  das 
schon  auf  T.  seines  Vorgängers  erscheint, 
oder  auch  sein  Brustbild  zeigt.  Dieser  T. 
wog  anfänglich  3,225  g  (=  10  Francs),  seit 
1878  aber  nur  2,85  g.  Feingehalt  0,900. 
Außerdem  wurden  Münzen  zu  10,  5,  2,  i/a 
und  1/5  (2  glrän)  T.  geprägt.  Der  Wert  ist 
nicht  immeir  angegeben:  Yektömän  (i  T.), 
Dütömän  (2  T.),  Penöhezär  (5000  Dinar), 
Rub'-i  Tomän  (V4  T.).  1883  wurden  auch 
silberne  T.  zu  46,65  g  geprägt.  S.  Ashrafi, 
Muhr  Ashrafi,  *Abbäsi,  Kazbeki.  —  Bar- 
thold, Persidskaja  nadpis  na  stene  Anis- 
koj  meßeti  Manuöe,  S.  16—18;  Rabino, 
Coins  of  the  shahs  of  Persia,  Paris  1914; 
Ernst  in  N,  Z.  X,  8.4030.;  Hodivala, 
Hist.  studies  186 ff.;  Markow,  Invent, 
Katalog;  Dom,  Das  asiatische  Museum 
387;  BL  f.  Mfr.  XI  S.  351S  Taf.  165.    V. 

Tombak  ist  eine  Mischung  von  Kupfer 
und  Zink  (150/0  Zink),  die  für  gering- 
wertige Medaillen  benutzt  wird.  Ver- 
goldetes Messing  (s.  d.)  oder  T.  heißt 
Talmi.  S. 

TomlHy  spanisch-amerikanisches  Edel- 
metallgewicht =  V384  Marco  =  0,6  g. 
Auch  heifit  so  der  Fünftel  Boliviano 
(s.  Boliviano).  —  Noback»,  S.  572.      S, 

Ton  als  Stoff  für  m.-älinliche  Stücke 
s.  Terrakotta.  R. 

Tonne  Gold  war  eine  ältere  deutsche, 
wenig  gebrauchte  Rechnungsmünze  zu 
100  000  Reichstalern.  S. 

Tonsores,  urspr.  Beschneider  der  Münze 
und  in  weiterem  Sinne  wohl  geradezu 
Münzfälscher.  Matth.v.Westminstera.  1247 

rt46n«ta  esterlingorum caepit  deterio- 

rari  et  corrumpi  per  illos  falsarios  moneta- 
rum  quos  tonsores  appellamus«;  Trivetti 


chron,  a.  1278  »Hoc  anno  Judaei  pro  ton- 
sura  monetae  in  magna  multitudine  ubique 
per  Angliam  suspenduntur«.  —  Du  Gange 
VI  S.  606.  Su. 

Torens  s.  Tourelle  d'or. 

Torentje  s.  Schuerken. 

Torgauischer  Münzfuß.  Dieser  Fufi  war 
eine  Ergänzung  des  Leipziger  Fußes  (s.  d.) 
vom  28.  Februar  1690  für  die  kleinerer^ 
Silbermünzen,  der  für  die  2-  und  i -Guten - 
groschen  sowie  die  Mariengroschen  die 
Ausprägung  von  12*/»,  für  die  6-,  4-  und 
3 -Pfennige  von  13  Talern  aus  der  feineiv 
Mark  festsetzte.  Jedoch  wurde  er  von  Bran- 
denburg nicht  ratifiziert,  das  sich  auch  nicht 
danach  gerichtet,  sondern  billiger  gemünzt 
hat;  auch  Sachsen  hat  den  Fuß  nicht  lange 
befolgt  —  Schrötter,  Acta  Bor.,  Gesch.  1, 
S.  73;  Schwinkowski,  S.  58  ff.  S. 

Tomese  ist  der  italienische  Name  des* 
Grossus  Turonensis  (s.  Turnos).  Als  neu- 
zeitliche Kupfermünze  finden  wir  den  T. 
in  Neapel  seit  1560  in  großen  Mengen 
(Kopf -Füllhorn)  bis  zum  Ende  des  bur- 
bonischen  Königshauses,  auch  vielfache 
zu  10,  S,  3  und  2  T.  Er  galt  4,  später  6  Ca- 
valli,  zuletzt  V»oo  Ducato  di  regno.  S.  Ca* 
vallo  und  Pubblica.  —  Cagiati,  III,  S.  147 
bis  158  und  später.  S* 

Tomez^  s.  unter  Real  (portug.),      S. 

Tomiaty  Bezeichnung  von  Silbermünzen,, 
die  arabischen  Berichten  zufolge  im  16.  Jh. 
auf  Sumatra  kursiert  haben  sollen.  Millie* 
meint,  das  Wort  sei  durch  einen  Schreib- 
fehler aus  Partab  (Pardao,  s.  d.)  entstan- 
den. —  Millics,  Rccherchcs  62 — 63.    V. 

Tomowsche  Groschen  wurden  die  bran- 
denburgischen 1651— 1661  in  Berlin  ge- 
prägten Zwei-  und  Eingroschenstücke  ge- 
nannt, die  auf  Veranlassung  des  Geheimen 
Kammerrats  Dr.  Tornow  eingeführt  waren 
und  in  ebenso  großer  Menge  wie  geringer 
Qualität  hergestellt  wurden.  Sie  riefen 
durch  ihre  Überproduktion  eine  gefähr* 
liehe  Münzkrisis  hervor,  worauf  Tornow 
selbst  alles  tat,  um  ihre  Woitetprägung 
zu  sistieren.  Im  Jahre  1660  wurden  diese- 
Münzen  auf  die  Hälfte  ihres  Nennwerts- 
herabgesetzt  Es  gibt  auch  ebdaso  schlechte- 
6-,  3-,  2-  und  I -Pfennigstücke  dieser  Art. 
—  Schrötter,  Brandenb.,  Münzgesch., 
S.  I2~42,  Beschreibung  S.  105—108,  140 
bis  142,   145,   147,  148-  S^ 


TORQUES— TRAIRO 


699 


TorqueSy  der  Halsrin^,  insbcs.  der  der 
Gallier;  ein  Manlitis  erbeutete  angeblich 
einen  solchen  und  erhielt  diiher  das  Cogno- 
men  Tor(iuatus;  daher  erscheint  der  T.  auf 
Denaren  zweier  seiner  Nachkonimon  sowie 
eine«  D.  Silanusals  Unirahnumg  dos  Kopfes 
der  Vs.,  einmal  auch  des  Dreifußes  der 
Rs.  Auch  auf  ReRenbop;enschü8selchcn 
{s.  d.)  und  als  Schmuck  des  CJallierkopfes 
auf  dem  Ach  grave  von  Arimininu  und  De- 
nar des  IIostiL  Saserna  kommt  der  T.  vor. 
Später  gehört  der  T.  zu  den  militilr. 
Ausascichnungen,  den  dona  militaria,  $«.  d. 
•  - .  Gocßlcr,  Silherring  von  Trichtingen 
1929  S.  25iT.  R. 

Torzeichen  s.  unter  Marken. 

Tostäo  (spr  tostÄong;  PI  Tost« es),  die 
portugiesische  Nacliahmung  des  teHtonc 
(s*  d,),  nur  daß  die  V«.  anfanj»«  nicht  den 
Kopf  (tcsta)^  .sondern  wie  ulleiiltercn  portu- 
giesischen Münzen  das  Lundeswappen  trug; 
die  R$.  7.eigte  ein  verschieden  gestaltetes 
Krcü«.  Der  ernte  '1\  wurde  unter  Manuel 
(149s— 1 530  Koschhigen»  er  wog  9»96  K 
und  hielt  9M  R  Silber.  Wie  alle  Silber- 
münsen  »ank  auch  er  andauernd  in  Ge- 
wicht und  Feine,  er  wog  «cit  1555  8,83  g 
und  hielt  8,ck;  g  Silber,  100  Jahre  HpUtcr 
SJ4  mit  5,26  jj  Silber,  um  1700  3,46  mit 
3,17,  1750  3,oö  mit  3,H<>  und  um  2830 
2,95  mit  2,70  K  Silben  Sdt  1854  wurden 
Stücke  TAI  5,  2,  I  und  V«  TcnttSo  Ke{)rU){t, 
der  To»t&o  wog  2V»  und  hielt  2,29  g  Silber» 
der  brmiiliani»ehe  wok  nur  halb  ho  viel. 
Für  die  Acoren  wurden  »eit  Knde  de« 
18.  Jh.n  3  TotttSc«;,  die  30D  dortige  und 
200  portugiemschc  R^U  galten»  geprägt* 
Der  T.  galt  immer  loo  RiSn.  S. 

Toitoiiy  mexikaniiHsher  Volkiiname  d«M 
Stücken  8U  50-Centava».  --  Hl  t  M.-Fr. 
«936,  S.  55<).  S. 

Toteftmililftlltfe  nennen  wir  Reliefe,  die 
den  heroiHierten  Toten  auf  einer  Kline 
beim  Symposion  im  Jenneitn  «etgeAi  mit 
seiner  Frau,  von  einem  Knaben  bedient, 
die  Waffen  in  der  Mühe  aufgebftngt,  6m 
Herd  dabeintdiieud.  Im  Scltenut  der  T. 
ontcheint  ein  Tbeoxenion  nuf  M.  von 
Bisye,  wo  »uletit  Asklepio«»  am  Schlangen* 
«tabo  kenntlich,  die  Hauptfigur  int«  -* 
Arcb.  Jabrb.  XIU  S*  145/S2  Taf*  X  I0--*I2; 
über  das  T.  im  a|lg.  «u  Svorono»^  Oaa  Athe* 
ner  Mational^Muneum  S.  SS3  f«  K. 


Touch  plece,  englisch  =  Berührungs- 
stück.  Es  gab  einen  alten  Aberglauben  in 
England,  daß  die  Berührung  durch  die 
Ihmd  des  Königs  Genesung,  besonders 
von  »the  kings  evil«,  einer  Art  Aussatz, 
bringe,  beruhend  auf  Markus  l,  40,  41. 
Daher  wunie  auch  einigen  Münzen  mit  dem 
Bilde  oder  dem  Titel  des  Königs  solche 
Heilkraft  zugeschrieben,  besonders  dem 
goldenen  Angel  (s.  Angel),  die  an  einer 
weißen  Schnur  um  den  Hals  getragen 
wurden.  Der  Aberglaube  erhielt  sich  bis 
tief  ins  18.  Jh.  S. 

Tourelle  d'argent  «.  Schuerken. 

Tourelle  d'Or  (niederl,  gouden  torens)  ist 
eine.  Gohimünsse  der  Johanna  von  I^rabant 
mit  Wappenschild  im  Ciebäuth*  ganz  ilhn- 
Hell  der  .silbernen  tourelle  und  mit  Bhunen  • 
krcu»,  BKA  B  i.  d.  W.  (Ks.-Umsrhrifl : 
Ihc  vert)  transicns  per  mediiun  eorum  ibat^ 
?lhnlii*h  wie  die  de«  Rosenobds).  Sitr  wurde 
^V;J^  ^i  karätig,  61  auf  die  Mark  v.  Troye», 
nlso  4>o5  g  .sHiwer,  im  Wert  gleich  5«) 
ilanrir.  Ctrooten^  geschlagen.  Das  CuMudc 
auf  tler  Vs.  stellt  die  Kirche  von  St,  Peter 
in  Uiwen  dar.  -  >  de  Wittt^,  Brabant  1 
S.  171,  176  nr.  4*7;  v.  d.  Chijs,  Brabant 
S.  107,  109,  in.  Su. 

Toumolft  K,  unter  J  >enirr. 

Tower-pound  %  unter  Tfund. 

Towilah      Tnwlhi,  lt.  tmterUirin  S.  34*^ 

ToxoteSy  gricch,  vtUxrfi  -  Bogen 
Hirhdt7«i\  nennt  AgOKtluo»  (Plut.  Age«f.  15  '-"• 
Apophth.  hu'ott,  40)  in  einem  Wortwit«  dau 
Ruhknon  lUreiko«  («,  d.)  der  IVrHerkönijj«, 
weil  der  Kihiig  mit  dem  t)<»ge»  darauf  dar 
gefttdlt  war.       Traiti  I  S.471-        R. 

Trty  mal;ui«ehe  Zinnmünxc^  ».  unter 
Pirji«.  V. 

Tm^care  motietam  bedeutet  in  mittel- 
altertichen  italienischen  Urktmden  da«  He* 
ftehneideiK  mler  Verfälschen  der  Mün^sen, 
üt>ertrai;en  von  dem  franxaii^tchen  Träbu 
eher.    H.  TrtJbuchant  S. 

TtmehyndtH  tndq«  t.  unter  Aq>er» 

Trade  DoUar  %,  unter  Dollar. 

Timdt  Yen  a.  unter  Sen, 

Tratoehn  mit  Aug(ui>ti)  und  tUmlichen 
Zuftätaen  lautet  die  Aufacbrift  röm.  M.  de^ 
CaracaUa»  Oordiantts  HI.  und  Carinuti  (?) 
xiur  Dar^iteltung  eines  FluQttbergangen  aui 
Brüeke  oder  au  Schiflf.  K* 

1MM    (Tracroj    Traieto,    PL    Traeri) 


700 


TRAM— TRESORSCHEINE 


hießen  im  17.  und  im  Anfange  des  18.  Jh. 
in  Venedig  die  venetianischen  anonymen 
Billonmünzen  des  16.  und  17.  Jh.s  zu 
5  und  4  Gazzette  mit  dem  Markuslöwen 
auf  der  Vs.  und  der  sitzenden  Justitia 
auf  der  Rs.  Sie  bekamen  den  Namen  T., 
weil  die  fremden  schlechten  Münzen  des- 
selben Wertes  —  S  Soldi  —  so  hießen. 
Sehr  wahrscheinlich  war  das  Wort  ur- 
sprünglich die  italienische  Bezeichnung 
des  Dreikreuzers  [Dreiers).  Auch  erhielt 
eine  mantuanische  Münze  zu  ^/2  Lira  von 
1732  diesen  Namen.  —  Papadopoli,  II, 
S.  538  ff.;  III,  S.  488  ff.  S. 

Tram  (aus  Dirhem),  Silbermünze  der 
Rupeniden  von  Klein-Armenien.  Ihr 
Gewicht  entsprach  im  13.  Jh.  demjenigen 
der  KLhalifendirhems,  sank  dann  wie  dieses 
und  betrug  um  1344  bloß  1,50  g.  Die  T. 
des  14.  Jh.,  die  aus  schlechtem  Silber 
hergestellt  sind,  werden  Khori  genannt.  Es 
wurden  auch  doppelte  und  halbe  Tram  ge- 
prägt. Die  Typen  sind  recht  verschieden; 
Vs.  meist  König  sitzend  oder  reitend,  Rs.  oft 
Löwe  mit  Kreuz,  aber  auch  andere  Typen. 
77  T.  sollen  den  gleichen  Wert  gehabt 
haben  wie  lOO  Tacolini,  die  zuerst  um 
1333  erwähnt  werden.  Langlois  leitet 
diesen  Namen  von  arm.  Tak  =  Krone  ab, 
gibt  aber  nicht  an,  was  für  Münzen  er 
darunter  versteht. 

Die  Kupfermünze,  Pogh  (=  Pül),  wiegt 
um  1200  fast  8  g,  dann  allmählich  an 
Gewicht  verlierend,  um  1345  nur  1,20  g. 
Vs.   ähnlich  dem  Tram,   Rs.   Kreuz. 

Von  Goldmünzen  der  Rupeniden  ist 
nur  eine  bekannt  (Langlois  Taf.  III,  9). 
Der  arabische  Dinar  wird  Tahegän, 
aus  pers.  Dehgäm  (s.  Drahkänl)  ge- 
nannt (Ibn  al-ASr  X  237,  Dulaurier, 
R6cit  de  la  premiSre  croisade  31,  88), 
doch  soll  das  Wort  auch  zur  Bezeichnung 
von  Silbermünzen  gedient  haben.  —  Gama- 
low-Curajew,  Klassifikacija  rubenidskich 
monet,  St.  Petersburg  1923;  Langlois,  Nu- 
mism.  g^n^raledeTArmönie,  Paris  1859;  No- 
tices  et  extraits,  IX  S.  319,  XI  S.  97.    V. 

TranquiUltas,  lat.  =  Ruhe;  ihre  Personi- 
fikation erscheint  auf  röm.  M.  desHadrianus 
und  Pius  als  weibl  Standbild  mit  Zepter 
{oder  Steuer)  und  Ähren  (also  auf  die 
Sicherung  der  Getreideeinfuhr  bezüglich), 
mit  Zepter  und  Capricomus  unter  Phi- 


lippus.  Zur  Aufschrift  beata  tr.  finden  wir 
auf  konstantin.  M.  den  Globus  auf  einem 
Altar  liegend.  R. 

Trapezites^  griech.  TpatceCtirjc,  der  Wechs- 
ler, später  der  Bankier,  von  TpötireCa  =  der 
Tisch,  später  =  die  Bank;  auch  Staats- 
banken wie  Sr^fjioata  xpaiceC«  und  bei  den 
Ptolemäem  die  ßacjiXtxY]  xpaTreCa  (=  Staats- 
kasse) sind  nachweisbar.  S.  unter  Argen- 
tarius.  R. 

Trappeso  s.  unter  Tarl. 

Traum  Alexanders  des  Gr.  (Pausan.  VII 
5,  2.  3):  M. -Bild  von  Smyrna,  die  Nemeseis 
erscheinen  ihm;  Traum  Sullas  (Plut.  Sulla 
9) :  Denar  des  L.  (Acmilius)  Buca,  44  v.  C, 
Num.  chron.  1927  S.  36.  R. 

Tr£buchant  war  in  Frankreich  eine  Art 
Passiergewicht  (s,  d,),  ein  Mindergewicht, 
bis  zu  dem  die  Abnutzung  gehen  durfte, 
ohne  daß  der  Zahlwert  der  Münze  herab- 
gesetzt werden  durfte;  es  betrug  beim 
Golde  i/iao,  während  das  Remedium  (s,  d.) 
nur  ^l^j  des  Normalgewichts  des  Stückes 
ausmachte.  Tröbucher  heißt  straucheln, 
»cela  fait  tr^bucher  la  balance«  =  »das 
gibt  der  Wage  den  Ausschlag«.  —  Le- 
vasseur,  S.  108  ff,  S. 

Trededna  =  Tridicina  (s.  d.). 

Trfflage^  franz.  =  Doppelschlag,  s.  d. 

Trelzaines  de  mariage  war  das  Angeld, 
das  vom  15.  bis  17.  Jh.  in  Frankreich  der 
Bräutigam  der  Braut  am  Hochzeitstage  in 
Gestalt  von  13  goldenen  oder  silbernen  Mar- 
ken zu  entrichten  hatte;  es  gibt  solche  mit 
der  Inschrift:  Deniers  pour  6pouser*      S. 

Tremissis,  spätlat.  »  Triens,  s.  d.    R. 

Treseta^  spanische  1722— 1724  für  Ma- 
jorka  geprägte  Kupfermünze  zu  3  Dehlers 
oder  6  Dineros  mit  Königsbüste,  rechts 
von  ihr  6,  R$.  Kreuz  auf  Schild,  —  Heiß, 
II,  Taf.  III,  Nr.  7.  S. 

Trisin  oder  Tr6zain  ist  eine  französisch- 
englische Münze  Heinrichs  VI,  von  Eng- 
land, gleich  dem  Liard  (s.  d.)  und  Hardi 
(s.  d.)  =  3  d-  t.,  daher  aJs  Legende: 
TVRONVS  :  TRIPLEX  :  FRANC,  nach 
Urk.  vom  4.  Juni  1423  zu  150  Stück  aus  der 
3  d,  f.  M.  geprägt;  Typus:  Vs.  2  Schilde 
unter  einer  Krone,  Rs.  Kreuz  zw.  Lilie  und 
Leopard.  ~  Blanchet  II  S*  286.        Su» 

Tresorschelae  waren  das  erste  preufiische 
Papiergeld  mit  Zwangskurs,  wovon  1806 
für  5  Millionen  in  Stücken  zu  5,  50,  100 


TRESSEL— TRIBUNICIA  POTESTAS 


701 


und  250  Talern  angefertigt  wurden,  doch 
lagen  im  Oktober  1806  über  die  Hälfte 
davon  in  den  Staatskassen.  In  den  folgen- 
den Unglücksjahren  fiel  ihr  Kurs  bis  auf 
22*/o  des  Nennwertes,  stieg  aber  1815 
wieder  auf  Pari.  1820  waren  für  fast 
6  Millionen  Taler  davon  im  Umlauf.  1824 
wurden  die  T.  durch  die  Kassenanweisun- 
gen (s.  d.)  ersetzt.  —  Schrötter,  Preußen 
1806/73,  Gesch.  I,  wS.  IS— 17.  S. 

Tressel  ist  um  1400  eine  Bezeichnung 
für  ein  Dreipfennigstück  (V4  Groschen), 
u,  a,  in  Lausanne  und  Freiburg  (1446).  — 
Corragioni  S»  ^^.  Su. 

Tressis,  aus  tres  und  as  (Varro,  De  L  lut. 
V  169),  ^  drei  Asse.  Als  M.  kommt  er 
vor  in  der  pfundigen  kampan.  Schwcrgcld- 
rcihc  mit  dem  Rad  als  Ra.,  mit  III,  und 
in  der  röm.  zur  Zeit  der  Reduktion,  auch 
mit  in,  und  von  einer  unbekannten  Stadt 
(ohne  Wertzeichen);  Ilaeberlin,  Aes  grave 
1910  S.  So,  n8,  280;  ferner  in  der  Prägung 
der  Flottcnprilfcktcn  des  M.  Antoniu« 
(Wertzeichen  P)  und  danach  in  der  kaiserl. 
von  Vienna,  Lugdunum  und  Nemau«u«, 
N-  Z,  34  S.  132/4,  endlich  auf  griech.  M. 
der  KatHcrzeit  mit  Wertaufschriften,  die 
sich  auf  5  Asrnria  (m.  unter  Assarion)  bc* 
ziehen*  R. 

Tresvlri  ».  unter  Triumvir. 

Trizaln  h.  Tr6tin  und  Unzuin. 

TriaSy  Kfittch,  Tp<5c,  ital.-mxiL  Rech* 
nungömünze,  vgl.  AriHtot.  bei  Pollux  IX 
8x  tptävTdt,  Stcip  (iatl)  tf«f«  (x«^3t'>i)>  «««^ 
IV  175  toSc  tt  tptic  (x«^3toö?)  tptävta  (x«- 
XoScvt)«  wobei  er  dit^Litra  -«.  dcmObo!  und 
die  Unze  -^^^^  deni  Chalktm  netzt.  Der  T.  iMt 
also  da«  Viertel  dt^r  Utra  (s.  d.)  und  somit 
«»  3  o&'fxfai  (Un^cn),  dem  rOm.Mtal. 
Quadran«  Iww.  Terrunciu«  ent»prcchend. 
In  Rhtsgion  und  Kroton  bat  der  4»:.T. 
entweder  da»  Wertwichen  III  oder  TPI  Sc, 
in  Kroton  führt  Cm  üowicht  auf  eine 
Reduktion  von  Vi  röm.  Pfund;  R.  R  XIII 
S.  7B5,  v^h  dort  auch  über  die  sprachliehe 
ScliwieriKkeit,  daO  der  Trias  (nach  Anal<H(ie 
von  Hcxa«  ?«  */*)  ^^^  '^  Vi  **  Trion»  ».? 
4  Unascn  nein  mOBto.  ~  Auf  Siasitien  er« 
•cheJnt  der  T.  mit . . .  oder  III  oder  T  In 
den  ^oPrägunKon  von  Akragan^  Kamarina 
und  u  anderen  Stüdten  und  auf  hUcuIo« 
fmn.  M.;  dia  »yrakun.  Sitber*M.  mit  /.  und 
XUI  hat  «ehr  viele  Deutungen«  aber  keine 


endgültige  gefunden,  vgl.  Gicsecke,  Sicilia 
numismatica  1923  S.  126  f.  R. 

Trias,  die  kapitolinische,  die  im  luppiter- 
tempcl  auf  dem  Kapitel  gemeinsam  ver- 
ehrte Göttcrdreihcit,  luppiter  mit  seiner 
Gemahlin  Inno  und  seiner  Tochter  Minerva, 
erscheint  auf  röm.  Denar  des  Cn.  Corn.  Bla- 
sic),  alle  drei  steh.,  luppiter  in  der  Mitte, 
r,  von  ihm  (also  vom  Beschauer  links) 
luno,  1.  von  ihm  Minerva,  Mit  Umstellung 
der  beiden  Göttinnen  (also  wie  es  Liv.  VII 
3,  5  darstellt)  erscheint  die  T.  so  steh- 
oder  sitz,  auf  röm.  kaiserl.  Med.  Auf  M. 
der  colonia  Aelia  Capilolina  (Jerusalem), 
in  NeapoliH  Sam.>  Sebastc  Sam.,  Scpphoris 
finden  wir  die  T.  in  einem  Tempel  oder 
ohne  ihn,  überall  luppilcr  sitz.,  die 
Göttinnen  stehend,  in  Phrygien  (Kadox, 
Ilydrela,  lyaodikeia,  Abb.  96)  alle  steh,  und 
Inno  zur  R.  des  luppiter,  der  hier  als  Zeus 
Laodikcnos  den  Adler  auf  der  Hand  trägt. 
"  R.  E.  X  S,  1135.  R. 

Tribunal  Bühne,  Kstrade;  s.  unter 
Suggestus.  R. 

Tribunlcla  potestas^  die  Amtsgewalt  des 
Volkstribunen  (tribunus  plebis),  wird  dem 
Kaiser  Augu»tu»  inn  Juni  23  v.  C.  »u- 
erkannt,  nein  wichtigstes  Amt  in  Rom 
und  Italiexi.  Sic  wird  von  ihm  dann  all- 
jährlich am  gleichen  Tage  cnieuerl,  ebenso 
von  seine«  Nachfolgern  am  Tage  ihre» 
Ri^iorungmmtritts,  und  die  Zahl  dieser 
Wiederholung  («.  unter  Itemtiori)  ftkeist 
zum  Titel  hinssugefügt;  sie  ist  so  al» 
ZlUiIunR  der  Regierungsjuhre  das  wich** 
tig«te  Datierungsntittc!  der  rcJm,  M.  Von 
Nerva  ab  erfolgt  die  Zählung  »antedatie- 
rend«,  insofern  die  erste  T.  p.  nur  bis  aum 
nädiHten  %  De%cntber  läuft,  und  vom 
10,  DcÄcmbcr,  dem  repuhlikanlsehen  An- 
trittsternün  der  Tribunen,  bis  »um  9.  De». 
näcIiHten  Jahren  die  «weite,  und  so  fort; 
Abb,  75, 81  --83.  Auch  Mitregenten  erhalten 
oft  die  T.  p.,  so  «ehon  Ttberiu«  noch  bei  Üb* 
Zeiten  de»  Augustus.  Die  Form  i»t,  wo 
auHgeiuthrioben,  der  Abi.  absoh,  swei  gegen- 
teilige tleitipiele  mit  trib.  poteatait  im  Nom. 
»ind  faltich  bsw,  barbar  Naehaimiung 
(Riv.  itat.  di  num.  1913  &  295  b£w.  299). 
Meint  abgekünst  T  oder  TR*  (oder  TRIB.) 
P.  (oder  POT»),  grleclt,  ibjfiapxtx^  Mooefa, 
a})gekünt  L  ß.  (was  aber  auch  Vtr{^ 
{MMti  laick^e&ec  beiOen  kann).  R. 


702 


TRIBUNUS  MHJTUM— TRIENS 


Tribunus  mlUtumy  hoher  röm.  Offiziers- 
grad, auf  M.  nur  einmal  auf  Denar  des  P. 
Fonteius  in  der  Beischrift  zu  einer  Kriegs- 
tat seines  Vorfahren,  des  TR.  MIL.  M.* 
Fonteius  vorkommend.  R. 

Tribunus  plebis,  röm.  Beamter,  seine 
Amtsgewalt  i.  J.  23  v.  C,  dem  Augustus 
zuerkannt,    s.    unter  Tribunicia  potestas. 

R. 

TrlbuSy  eine  der  durch  Namen  unter- 
schiedenen Abteilungen  (zuletzt  37  an  Zahl) 
des  röm.  Volkes;  im  Namen  steht  sie  hinter 
der  Vatersangabe.  Auf  röm.-republ.  M. 
kommt  als  sicheres  Beispiel  nur  C.  Marius 
C.  f.  Tro(mentina)  vor,  während  L.  Memmi 
Gal(eria),  L,  C.  Memies  C.  f.  Gal(eria), 
A.  Manli  Q.  f.  Ser(gia),  auf  spanischen 
M.  T.  Manlius  T.  f.  Sergia  bestritten 
sind.  —  Kubitschek,  Studien  zu  M.  der 
röm.  Rep.  191 1  S.  69/75.  —  Zweifelhaft 
ist  auch  die  Bedeutung  von  Sergia  als  T. 
im  Namen  colonia  Serg(ia)  Neapol(is)  in 
Samaria.  R. 

Trichalkon,  Wertaufschrift  auf  kaiser- 
zeitl.  Bronze-M.  von  Chios,  vielleicht  = 
3/8  Obol  =  3/16  Assarion,  s.  d.  In  Phokis 
{4.  Jh.)  ist  das  T  auf  einer  JE-M,  wohl  eher 
das  T.,  Head  H.  N.»  S.  339,  als  das  Tri- 
tetartemorion  (s.  d.).    Vgl.  unter  Chalkus. 

R. 

Trlchfysoiiy  griech.  xpij^püoov  =  drei- 
facher Chrysus,  heißt  in  einem  Papyrus 
eine  frühptolemäische  A^-M.,  und  zwar, 
wie  der  Name  lehrt,  von  60  (phönik.- 
ptolem.)  Silber-Drachmen;  es  ist  das  von  uns 
Pentadrachmon  (s.  d.)  genannte,  etwa 
17,8  g  schwere  Stück;  Wertverhältnis  zwi- 
schen N  und  Silber  zur  Zeit  seiner  Einfüh- 
rung 12:  I,  später  steigend,  was  sich  z.  Z. 
des  Papyrus  durch  ein  Agio  von  6^/3  Silber- 
Dr.  auf  das  T.  ausdrückt,  wodurch  sich. 
Gold  zu  Silber  wie  13  V3:  i  stellt.  Vielleicht 
ist  das  T.  der  Trinummus,  der  dem  Lust- 
spiel des  Plautus  den  Namen  gab.  —  Z.  f .  N. 
32  S.70/3;  Mitteil.  Num.  Ges.  Wien  1922 
S.  164/66  R. 

Tridldna  war  die  halbe  Lira  oder  Gabella 
(s.  d.)  von  Bologna  zu  18  Quattrini,  die  in 
Modena  und  Ferrara  im  15.  Jh.  nur  13  galt, 
woher  der  Name.  —  Martinori,  S.  534.    S. 

Trldradimon^  griech*  tpßpa}(piov  » 
Dreidrachmenstück,  von  PoUux  IX  60 
unter  den  M. -Sorten  angezahlt;  Tptfipaxfi« 


Mcxpcovtxtxa  sind  auf  att.  Inschxiften 
nachgewiesen  (gemeint  wohl  die  Tetradr. 
»phönik. «  Fußes  dieser  Stadt,  die  bei  Ab- 
knappung 3  att.  Draclimen  galten;  vgl. 
West,  Num.  notes  and  monogr.  40,  1929 
S.  78  ff.);  im  M. -Bestand  von  Delphoi  tritt 
ein  T.  ägin.  Fußes  auf  und  die  M.  der  Sym- 
machia  (s,  d.)  von  387  v.  C.  scheinen  zu- 
gleich ägin.  Di-  und  rhodische  T.  zu  sein; 
auch  anderwärts  findet  man  die  Stufe  gele- 
gentlich. —  Trait6  I  S.  418,  499.         R. 

TrienSy  spätlat.  Tremissis,  ==  ein  Drittel, 
zumal  eines  12 -teiligen  Ganzen;  im  M,- 
Wesen:  i.  V3  As  (s.  d.)  =  4Unciae,  daher  die 

Wertbezeichnung ,  in  iE  ausgemünzt 

im  röm.  Aes  grave  aller  Stufen,  anfangs 
gegossen  (mit  Minervakopf,  Rs.  Schiffsvor- 
derteil, Abb.  60),  in  den  späteren  Reihen 
geprägt,  und  in  fast  allen  Reihen  des  übri- 
gen ital.  Aes  grave  (s.  d.) ;  in  den  dezimal  ge- 
teilten Reihen,  z.  B.  den  ostital.,  besser 
Quatrunx  (s.  d.)  zu  nennen;  als  griech.  M. 
der  Tetras  (s.  d.).  Unter  den  geprägten 
jE-M.  erscheint  er  in  der  röm.-kampan. 
Reihe  als  :> Vierlibellenstück«  (Haeberlin, 
Aes  grave  1910  S.  134),  dann  in  den  meisten 
kampan.,  apul.,  kalabr.,  lukan.  Städten, 
soweit  sie  überhaupt  Wertzeichen  setzen, 
sowie  in  Vibo-Valentia,  vgl.  PIcad  H.  N.». 

2.  In  der  röm.  A^-prägung  tritt  der 
Ausdruck  T.  zuerst  auf  bei  den  Scr.  hist. 
Aug.,  vita  Claud.  14,  3,  und  mit  dem  Zu- 
satz Saloniniani  (phantastisch  nach  dem 
Prinzen  Saloninus  benannt)  eb*  17,  7, 
vgl.  auch  eb.  vita  Sev.  Alex.  39,  6  tertia 
pars  aurci,  allemal  nur  anachronistisch  von 
dem  späten  Verfasser  aus  seiner  Zeit  Über- 
tragen (Z.  f .  N.  31  S.  50/1);  Drittel -Aurei 
lassen  sich  in  der  A^'-Prägung  von  Gor- 
dianus  11 L  bis  Carinus  wegen  deren  grober 
Unregelmäßigkeit  im  Schrot  nicht  sicher 
herausschälen,  vgl.  2,  B.  für  Valerianus 
und  Gallienus  eb.  S.  65/82.  Sie  sind  erst 
unter  Diocletianus  und  Constantinud  I. 
nachweisbar,  unter  diesem  als  Drittel  des 
Solidus  (s,  d,)  von  '►4,SS<J  g,  also  <«  »1,52«  g 
Feingold  =  4,5  ^JC;  seit  Valentilnianus  I. 
werden  sie  häufiger,  seit  Theodosius  I.  und 
von  da  bis  ins  7.  Jh-  sind  sie  ganz  gewöhn- 
lich, Abb,  X13,  bei  den  gcrman.  Stämmen 
die  fast  ausschließlich  geprägte  AT-M.,  s.  u.; 
ihr  Rs.-Bild  ist  meist  die  Victoria,  später 
daö  Kreuz  im  Kranze.  R. 


TRIENS 


703 


Der  Tricns  ist  von  den  Germanen  in 
<icr  Völkerwanderuni;  vielfach  nachgeahmt 
worden,  von  den  Vandulen  und  Ostjijotcn 
ziemlich  jijcnau  und  stiljrcrccht,  von  den 
Franken,  Burgundern,  Westgoten,  Lango- 
barden u.  a.  gröütentcils  mit  entstelltem 
kaiserlichen  Brustbild,  mit  entstellter  V'ik- 
toria  oder  mit  Stufenkrcniz  und  meist 
wilder  Umsclirift.  Vorbildlich  waren  vor 
Allem  die  Münzen  der  Kaiser  Anastasius, 
Justin  L,  Justinian  I.  und  Justin  11, 

In  dem  Werke  von  Wroth,  Catalogue 
of  thc  coins  of  thc  Vaudals»  Oslrogoths 
and  Lombard»,  London  i()zi  S,  j  u.  10  f. 
werden  den  Vandalen  einige  Trionton  mit 
Namen  Valentinians  11 L  und  Anustasiust  L 
und  dem  Odoakcr  mit  Namen  Zenos 
{S.  44  f.)  ÄUgCÄchricbcn.  Die  Ostgoten 
haben  wohl  unter  Theoderich  Tricnten  den 
Anastanius  und  Justin  I.  in  Kavenna,  Kom 
und  Mailand  (S.  47  ff.),  unter  Athalurieh 
Tricnten  des  Justinian  L  in  Ravcnna 
(S*  60  f.),  unter  Totüa  un<l  Trja  mit  Namen 
des  Amistasiui»  (!)  in  Ticinum  (S.  84,  95) 
nachgeprägt. 

Die  Tricnten  der  Westgotea,  gan»  diinn 
und  breit,  sseichnen  »ich  durch  eine  bt**' 
«ondor»  rohe  Mache  aus.  N;u:hdcm  du» 
römi^hc  Vorbild:  Kcitliches  BruHtbild  und 
Viktoria,  aufgegeben  i:«t,  bringen  »ie  d»w  Bild 
der  Könige  in  hiißUrher  llmrifixeichnimg 
bald  in  Seiten*,  bai<l  in  VnrderanAicht  (Abb* 
135,  126).  Auf  der  Rüek««nte  i«t  gewöhn» 
lieh  die  MünsHtätti»  genunnt.  Einige  Um* 
Schriften  vcrcwifi;en  denkwürdige  Ereig« 
niiiAc*  Auf  Müni^tm  Künig  LeovigildK»  dor 
584  Cordova  znm  xwciitsnmai  betw.'in|{  und 
Sevilla  und  Merida  <troherte,  Imi  man: 
»Cordoba  bin  optinuit«,  ilxnn  »cum  d(eo) 
optinit  Split,  »FImeritu  vietori«  u.  d^l 
Die  Auf«elirift  »tCrmenogildi  regt  a  deo 
vitat  wirtl  auf  tiesiiten  Übertritt  »um 
KathoHzismun  (um  5B1)  gmleutet  Us 
gibt  von  den  westgot.  Tricnten  Fäluchungen 
von  Bockfiir. 

Die  langobardiitchen  kiHinsoichnen  lich 
vor  allem  durch  die  kräftige  rix^drmig«» 
Umfawiung  de»  Mttnsbilde»  (Abb*  139)*  Die 
Uterw  seigen  auf  dar  Es.  ebenfalls  eine  cnt» 
»teilte  Viktoria^  tixid  dünn  und  haben  einen 
Duithme»«er  bia  »u  tS  mm,  die  Jttngeren 
eind  kleiii^  (bis  au  lamm  bi^ab)  und 
weisen  ein  i^chnohenkUges^  mit  Kugeln 


verziertes  Kreuz  auf.  Die  Umschrift  ist 
sinnlos,  zugrunde  liegt  Victoria  Augusto- 
rum.  Kunipcrt  (688  —700)  prägte  die  ersten 
deutlich  beschrifteten  M.  mit  Namen  des 
Königs.  Die  Victoria  erscheint  als  Erz- 
enji;el  Michael  umgedeutet.  Später  befindet 
sich  um  ein  Kreuz  der  Münzort  unter  Bei- 
setzung dos  Titels  Flavia  (Vinccncia  u.  a.). 
Neben  den  Königen  haben  auch  die  langob. 
Herzöge  in  üencvent  Tricnten  geprägt, 
und  zwar  in  genauer  Nachbildung  der 
Münzen  Justinians  IL  mit  Brustbild  von 
vorn  und  Stufenkreuz. 

Unter  Dcsiderius  (Abb.  130)  bestanden 
die  Münzen  nur  noch  au»  einer  Weißgold- 
mischung,  7?  A^  u.  */}  vR;  die  dann  Karl  der 
CJroöc  prilgto,  waren  etwa»  besser. 

Burgundischc  Tricnten  mit  Namen  des 
Anastasiu»  sind  uns  nur  von  König  (hindo- 
bad,  Sigismtnui  und  (nindomar  II.  erhal- 
ten (473--534),  <lio  sich  als  Münzherren 
iittrch  Monogramme  kenntlich  machen. 

AuM  Kricsland  »ind  2  Trienten  bekannt 
mit  den  Umschriften  »Anastasius  Kri.«  und 
au«  dem  Kndc  <les  6.  Jhs.  »Audulfus  Krisiai 
auf  der  Vh.  und  ♦Vietoria  Autlulfot  auf 
der  Rs.  In  <len  fricHisithen  Gesetzen  or> 
seheinen  noch  im  I3./I3'  Jh.  Golddrittcl, 
die  d<}narii  genannt  wt^rdon. 

Auch  die  Kranken  knüpften  an  die  von 
den  Römern  hintorl^uwenen  Münzxuntiinde 
tin  und  ahmten  xuemt  riämiitcb«  GoldHolidi 
und  Tromi»3ion  nach.  Kmt  unter  Th(»cid&* 
bort  L  (in  d«n  Jahren  S44-**S4H}  bc^antiidte 
Goldmünftung  unter  eigenem  Namen,  doch 
fiind  die  kJ^niglichen  Tricnten  -•  Solidi  (9. 
Schilling)  «ind  nur  in  dttr  ältesten  Zeit  ge» 
prügt  •—  recht  selten,  da  die  Pr&gung  im 
wenentüchen  in  den  Händen  der  üetNt- 
lichkeit,  der  Gttineinden  und  privater  Gold* 
«chmiede  und  Bankier»  tag;  nie  erfolgte  in 
etwa  800  Mttn««tlitten;  metit  erseheincn 
nur  die  Namen  des  Mansmeteten  und  des 
Mtlm^orte»:  s,  B.  lex  officina  Maurenti  1  mit 
dem  Bilde  u.  NTamen  JusHans  L  Die  Mehr* 
tM  der  Manamelüerprigungen  fUlt  ine 
^  Jh.  Die  meieten  «eigen  auf  einer 
Seite  einen  mehr  oder  minder  rohen  Kopf, 
auf  der  anderen  ein  Kreu»,  teil«  frei  im 
Pelde^  t^  auf  Stufen  oder  auf  der  Welt- 
kugel» anw^tea  in  Form  eines  Ankerkreuze», 
von  Punkte  Xreuxcheni  BuchsUben  i.  K. 
h^4f»tu*iii^.  mehr  (Abb.  138},  Ursprünge 


704 


TRIENTALAS-TRIPTOLEMOS 


lieh  gingen  8  Siiiquen  (de  selequas  VIII) 
auf  den  Triens,  später  7  (Zahl  VII  auf  der 
Münze).  Fortschreitend  werden  die  Trienten 
verschlechtert,  was  man  schon  an  der  Farbe 
des  Goldes  erkennen  kann.  Die  Karolinger 
machten  daher  dieser  Goldprägung  ein 
Ende. 

Der  Tremissis  als  Drittelsolidus  (Solidus, 
tres  trymisas  erklärt  eine  ahd,  Glosse  bei 
Steinm.-Siev.  II  342,  3)  war  auch  vielen 
anderen  westgerm.  Stämmen  bekannt,  vgl. 
die  Gesetze  der  Bayern,  Sachsen  usw. 
—  Luschin,  Hoops  Reallex.  III  S,  262  ff., 
IV  S.  359.  Su. 

Trientalas  und  TrientalfuB  (lat.  trientalis, 
zum  triens,  d.  h.  1/3  Pfund,  gehörig),  an- 
gebliche Reduktionsstufe  des  röm.  As,  s.  d. 

R. 
Triga,  spätlat.  =  das  Dreigespann;  s. 
unter  Wagen. 

Trihemioboly  griech.  xpiij^iicüPoXiov  =  iVa 
Obolen,  griech.  M-M.,  bezeichnet  durch 
TPIH  auf  M.  von  Korinth  u.  Leukas,  durch 
TRI  in  Kranioi,  durch  T  in  Sikyon,  durch 
drei  E  (je  =  i  [H]emiobol)  in  Heraia  und 
Tegea,  Head,  H.  N.  a  S.  427,  400,  448,  454- 
In  Athen  durch  die  Beobachtung  der  Typen- 
abwechslung erkennbar.  —  Trait^  I  S.  426. 

R. 
Trihemi(te)tannorion  =  das  Eineinhalb- 
fache  des  Viertelobols  =  s/s  Obolos  (s.  d.), 
unter  den  Silber-M.  Athens  im  4.  Jh. 
V.  C.  durch  Beobachtung  der  Typenab- 
wechslung (Rs-  Korb)  festzustellen;  ferner 
mit  TPI  abgekürzt  unter  den  Silber-M.  von 
Kolophon,  Head,  H.  N.»  S.  569.  —  Trait6 1 
S.  434.  R. 

Trillina  =  Terlina  (s.  d.). 
Trinkhom  s,  Rhyton. 
Trino  ist  eine  italienische  Billonmünze 
von  3  dcnari  piccoli,  in  Perugia  in  der 
2.  Hälfte  des  15.  Jh.  geschlagen.  —  G.  B. 
Vermiglione,  Della  zecca  e  delle  monete 
perugine,  Perugia  1876,  S.  81  doc.  XV 
Taf.  III,  7.  Su. 

Trinuminus  =  Dreier;  Titel  eines  Lust- 
spieles des  Plautus  nach  Philemon;  die 
gemeinte  M.  war  vielleicht  ursprünglich 
das  ptolemäische  A'-Trichryson,  s.  d.  — 
Mitteil.  num.  Ges.  Wien  1922  S,  165/66. 

R. 
Triobol,    griech.    Tptc&ßoXov,    das  Drei- 
obdönstück,   die  Halbdrachme;   der  att 


T.  (normal  2,18  g  Silbers  =  0,39  J^JO  wird 
von  den  Schriftstellern  oft  erwähnt  (Hultsch, 
Metrol.  Script.  II  S.  222),  da  er  als  Präsenz- 
geld bei  der  Volksversammlung  (tä  äxx^ai- 
aaxtxov)  und  als  täglicher  Richtersold 
(x^  -fjXiaatixov)  für  den  att.  Bürger  wichtig 
war.  Er  erscheint  in  fast  allen  griech. 
Währungen,  auch  als  Goldmünze,  da  die 
fortgesetzte  Zweierteilung  des  Stators  (Di- 
drachmons),  also  in  2  Drachmen  zu  je 
2  Triobolen  zu  je  zwei  Trihemiobolen  das 
übliche  war  (vgl.  das  Gegenteil  unter 
Tetrobol);  als  sein  Wertzeichen  steht 
auf  einer  Silber-M.  von  Sikyon  ein  T,  sonst 
ist  er  öfter  auch  durch  das  M.-Bild  kennt- 
lich gemacht.  In  der  hellenist.  Zeit  er- 
scheint das  Wort  Tpl(l>ßoXo^v)  auf  einer 
^-M.  von  SamothraJke,  und  Tp!<i>ßo(Xov) 
steht  auf  einer  ägypt.  Blei-Tessera 
(Steuermarke?).  —  Traitö  I  S.  372,   423. 

R. 

TriontOy  eine  sizilische  Goldmünze,  die 
zum  ersten  Male  unter  Ferdinand  L  von 
Aragon  gemünzt  sein  soll;  sie  war  eine 
Zecchine,  die,  wie  die  venetianischen  vom 
feinsten  Gold,  auf  der  Vs.  den  Kopf  des 
Königs,  auf  der  Rs.  den  Landesschild  zeigte 
und  14  Tari  galt.  Unter  Karl  V.  war  der 
T.  weniger  fein  und  leichter,  mit  gekrön* 
tem  Andreaskreuz  über  Vließ,  Rs.  Adler^ 
er  hieß  jetzt  auch  Scudo  riccio  oder  FiorinO' 
di  Sicilia.  1697  ließ  Karl  IL  ihn  aufleben, 
und  nun  zeigte  er  auf  der  Vs.  den  Schild 
auf  Adler,  auf  der  Rs.  ein  Medaillon  mit 
Schriftband:  reviviscit,  er  galt  jetzt  25 
Silbertari.  —  Heiß,  II,  Taf.  120,  Nr.  3—6; 
Taf.  125,  Nr.  10;  Taf.  137,  Nn  2.        S. 

Tripondius,  neueres  Kunstwort  nach 
Analogie  von  Dupondius,  für  den  drei- 
fachen As,  s.  unter  Tressis,  R. 

TriptolemoSi  griech,  TpiTrx»5X8fjLOf ,  eigtl.  » 
Dreimalkrieger,  der  Schützling  der  De- 
meter, der  von  ihr  die  Älircn  empfängt 
und,  in  seinem  Schlangenwagen  (der  Wagen 
oder  die  Schlangen  meist  geflügelt)  durch 
alle  Lande  fahrend,  den  Samen  ausstreut; 
so  auf  griech.  El.  von  Kyzikos  und  & 
z.  B.  von  Eleusis,  Korinth,  Nikaia,  Alexan- 
dreia  Äg.  (Vogt,  Alex.  M.  S,  82)  und  auf 
röm*  Med.  des  Pius  (Z-  L  N.  37  S.  185»), 
manchmal  unten  die  gelagerte  Ge,  bereit^ 
den  Samen  aufzunehmen.  —  Head,  H.  N.^ 
S.  958;  R.  E,  IV S.  274g.  —Auf geflügeltem 


TRIPU  S— TRIUMPH  ATOR 


705 


Wagen,    ganz    ähnlich    attischen    Vascn- 
bildcrn  des  T.,  sitzt  auch  Jahwe,  s.  d. 

R. 

Tripus^  griech.  xpiTrOü?    -  Uroifuß,  s.  <1. 

Triquetra  -^^  Drdscheiikcl,  s.  Triskeles. 

Tri8keles  (gricch.  -  I  >rcischcnkel,  Drei- 
bein; hit.  Triquetra,  -truni),  Sinnbild^  \h\* 
stehend  aus  drei  von  einont  Mittelpunkt 
ausgehenden  menschlichen  Heinen  (die 
Füße  stets  in  derselben  Richtung).  An- 
scheinend stellt  es  das  Äi(*h  tlrehonde 
Sonnenrad  dar.  Auf  griech.  M,  des  6,  \u 
5.  Jh-  (Athen;  Phlius;  Melos;  Aigina? 
Makedon.)i  auch  im  Westen  gelegentlich, 
später  in  Aspendos  (hier  einmal  auf  einen 
Löwen  gelegt),  Selge  usw*.  vorkommend,  ist 
es  mit  üorgoneion  in  der  Mitte  auf  spiltcreu 
griech.  u.  dim.  M.  (z.  H.  Abb.  77!  ^nWV/A 
unter  Hadrianus)  als  Zeiehen  der  tlreinpitzi- 
gen  Insel  Sixilien  (Trinakria)  verwendet 
worden,  auch  in  der  Hand  des  Trinaerus^ 
des  eponymen  Heros  der  Insel  (Denar  tlvn  A. 
Allienus)  (ursprünglich  war  sie  auf  Sizilien 
vielleicht  pcrs^hilicheH  Ab/eichen  iles  Aga* 
tiiokles),  in  der  Neuzeit  auf  M.  der  Insel 
Man.  Kino  smderc  Form  d<^r  T.  hat  statt 
der  Beine  drd  üaken^  sui  e^i»  daß  dun 
oine  selbstiindigc  Art,  sei  tts,  duB  sie  mm 
jener  degeneriert  ist»  unii  tAt  das  typische 
Ks.-bii<l  auf  M.  Lykiens  im  ;.  u.  4.  Jh. ;  auch 
treten  in  »s^otimurpher^  Veränderung  an  die 
Stelle  der  J(  Haken  Köpfe  wlcr  Vorderteile 
von  Tieren  (I-öwen,  'L  f.  N.  37  S.  80)  oder 
Vögeln  (Schwan»  HAlm).  Di«  lyk.  Form 
der  T.  kommt  tiuch  iiuf  stpäteren  ind.  und 
gall.  M.  und  mit  3  w\^r  $  Haken  auf  M. 
von  Megant^  mit  6  Hukcii  im  m^kedon. 
Schilde  auf  M,  der  Amphoxier  von  Wegen 
der  Form  mit  4  Haken  «.  Tcirti^kele»,  ^  - 
A.  J»N.  40  S.  t\6/7t;  AnM>n»  (Jreek  cotn 
Type»  IV  Tjtf,  XV-XIX.  R. 

Tfitt^  Kriech»  vptti}  ^--^  Urittet»  instb««. 
da«  dttft  KL  «Stuters*  R* 

Trittmorion  ^  %U,  inibett.  ^  s/i  Oboi, 
ttbKckürst  au»  Trtietwrtemorion»  f,  <L 

Trtt«bu1ciiiortMt  abgekürtt  Tritemo* 
rion^  -«  3  TeUrteinoria  {%  d.)  »»  V*  *«««• 
Gänsen,  iän  M»  <Mt  i/^  Oboi  («.  d.)«  Pollux 
IX  65*  Naichweistmr  t.  B.  unier  den 
SitbefM*  Athen«  im  4*  )K  ^^^^  ^  ^^^^  ^^^^ 
Momhiichein  ab  IU,«Biid  keitnOicb;  drei 
T  hat  daa  Silber*T*  von  Tburioty  Delphot» 
£!m  uftw.  --  Trak<  I  S.  433*  R- 


Triton,  nach  der  gricch.  Mythologie  ein 
Mcerwcsen,  Sohn  des  Poseidon;  später 
in  der  Mehrzahl  gedacht;  er  wird  auf  M. 
von  Itanos,  Kyzikos  (EL),  als  Beiz,  in 
Kynic  Kamp,  dargestellt  als  Mischwesen 
mit  nieuschl.  Oberkörper  und  Armen,  die 
als  Attribut  z.  H.  Dreizack,  Fisch,  Krany; 
halten,  und  dem  Unterkörper  eines  Del- 
phin»; auf  M,  von  Askalon  tritt  Atcrgatis 
(?)  auf  einen  T.;  sonstige,  dem  T.  ähnliche 
Mischwesen  «.  unter  iJagon.  —  Röscher, 
Lex.  d.  Mythob  V  S,  U50  IT.  R. 

Triumphal"A$  oder  nnlitärischen  As  nennt 
Willcrs,  Rom.  Kupferprägting  1909  einige 
Gruppen  be.s.  «chwerer  und  schöner  rOm* 
AK«e  (von  0  M. -Meistern  um  104  v.  C.zum 
Triumph  des  Marius,  dann  von  Sidla, 
den  Söhnten  de»  Pompeius,  von  Caesar  tuul 
AuguKtüH  geprilKt,  hier  mit  der  Victoria 
hinter  dem  Kaiserkopf);  doch  vgl.  B.  M.  C. 
ronj,  omp.  I  S.  XLIX.  R. 

Trlumphator  und  Triumph»  Der  triumphus 
war  die  feierliche  Einhohmg  eine»  rüm. 
Sieger«  üb«T  auhwiirtigc  Feinde  von  atißer- 
halb  der  Stadt  aufs  Kapitol.  Der  AuHruf 
io  io  trtunt{»((*}  findet  sich  auf  l)ronze< 
tesiicren  (Rev,  lumi.  19J3  S,  55).  Der 
T.  mlb^t  wird  {KtnmniÜziert  (triumpus) 
al»  juKcndL  Kopf  mit  Tropaeum  am 
Nacken  (Denar  de.s  L.  Papius  CelMun).  Der 
TriumphatQr  in  einem  lunKstain  fahrenden 
Viergoiimnn  von  (weiBen)  l*ferden>  be- 
kr^n9st|  mit  LorbcericweiK  in  der  einen, 
Tropac^au  in  der  anderen  Ilandt  Denar 
des  LfttercnHiH,  N.  JE.  st  B.  lj6Taf,  VI  183. 
In  der  Kat«er«eit  M  da»  Auftreten  den 
Kaiser»  oder  der  KsUttcr  ain  Tr,  Au0or»t 
häufig»  in  der«oH>en  mm^t  langsam  fahren« 
den  Qntiutrtga  von  Pferden  (Abb.  83)  oder 
£lefatttc(n  (Z.  f.  N«  38  S,  bt  tl.),  mit  Im- 
b«$ersewdg  oder  Adler^isepter  oder  beiden 
Attributen»  oinnml  Geld  auMtreucnd 
(Cneccbi,  Med.  T^.  %  7\  zuweilon  von 
Victoria  gtskrdnt  oder  bttglaitet»  von  Sol- 
daten umjub^Itt  unten  gefesselte  Ocfangene; 
«päter  erscheiot  statt  des  Kaisers  auch 
Victoria  selbst  in  der  Quadriga.  Auch  die 
sechsspännige  ÄAif fahrt  des  oder  der  Kaiser» 
von  vorn  gesotten»  mit  allerhand  Geld« 
geschenken  t»  A.  (Getdkisten»  Beuteln»  Arm- 
bändero  utir»;  Ciiieccbii  Med.  Taf»  10»  8; 
*«»  H  «$n  «J  3*f  *5)  ^*«^d  auf  den  Triumph- 
au^  teaoge^  ^  Auch  die  Aufschrift  au 
,    '  45 


7o6 


TRIUMPHTALER— TROISCHER  SAGENKREIS 


diesen  Darstellungen  nennt  öfter  den  T. 
selbst:   triumfus  Caesarum  (Constantinus 
IL,  Constans),  triump(us)  Aug(usti)  (Ves- 
pasianus),  triumphus  Parthicus  (divus  Tra- 
ianus),  triunfus  Quador(um)  (Numerianus), 
innumeri  triumfi  Aug.    (Constantinus   L, 
Z.  f.  N.  38  S.  59).  —  Unter  Constantinus' 
Söhnen  erscheint  die  Legende  ob  victoriam 
triumphalem.  Häufig  ist  im  4.  u.  5.  Jh.  n.  C. 
die  Inschrift  triumfator  gentium  barbara- 
rum  (oft  abgekürzt)  zum  steh,  Kaiser  mit 
Labarum  und  Schild,  Zepter,  Globus,  zu- 
weilen der  Gefangene  unten;  ähnlich  steht 
exuperator  omnium  gentium  auf  Med.  Con- 
stantinus' I.  zum  sitz.  Kaiser  zwischen  Bar- 
baren,  oft  auch  Victor  omnium  gentium 
u.  dgl.  zu  ähnlichen  Darstellungen.  —  Auch 
eine  seit  dem  3.  Jh.  vorkommende,   bes. 
^reiche  Tracht  des  Kaiserbildes  auf  der  Vs., 
die  reich  mit  Lorbeer  u.  a.  gestickte  Toga 
und  Tunica  (toga  picta,  tunica  palmata)  so- 
wie das  Adlerzepter  (bes.  schön  Z.  f.  N.  21 
Taf.  II  2)  mögen  auf  den  Kaiser  als  T 
hinweisen,  wenngleich  hier  wie  in  mehreren 
der  oben  angeführten  Fälle  der  triumphalen 
Auffahrt  sich  zwischen  diesem,  dem  kon- 
sularischen u.  ä.  Aufzügen  oft  nicht  trennen 
läßt.  —  Bemhart,  Handbuch  S.  239.  — 
Vgl.  auch  unter  Victor. —  Triumphbögen 
finden  sich  z.  B.  auf  röm.  M.  des  Nero,  Do- 
mitianus  und  Traianus;  vgl.  zuletzt  Noack, 
Vorträge  der  Bibliothek  Warburg  1925/6 
Taf.  XXXVIII.  -  Auch  Ferdinand  d.  Ka- 
thol.  V.  Span,  nennt  sich  »  Txiumf ator  «.    R, 
Triuinphtaler    oder    Auferstehungstaler 
heißen  die  ersten  Taler  der  Stadt  Braun- 
schweig von  1545  und  1546  mit  auferstehen- 
dem Heiland,  Rs.  braunschw.  Löwen,  die  auf 
den  erfolgreichen  Widerstand  der  Stadt  ge- 
gen Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschw. 
im  Schmalkaldischen  Kriege  geschlagen  sein 
sollen.  —  Köhler,  Münzbel.  XVI,  S.  409  ff. 
mit  Abb.;  Madai,  nr.  2146  f.  S. 

Triumvir  aere  argento  auro  tlando 
ferlundo  oder  triumvir  monetalis  hiefi  in 
Rom  jeder  der  drei  regelmäßig  alljährlich 
eingesetzten  Münzbeamten.  Vielleicht 
schon  bei  Beginn  der  röm.  Münzung  einge- 
n'chtet,  ist  ihr  Kollegium  zu  Beginn  des  i. 
Jh-  v.  C.  nachweisbar  (Inschrift  auf  den 
Konsul  des  Jahres  92  v.  C,  Claudius  Pul- 
cher;  Münzen  der  Dreimänner  von  etwa  94 
V.  C);  um  72  V.  C.  erscheint  der  Titel  III 


VIR  zum  ersten  Male  auf  den  M.  selbst;  von 
Caesar  wird  es  i.  J.  44  v.  C.  um  i  Mann 
verstärkt  (auf  M.  IUI  VIR),  denen  einige 
Jahre  darauf  auch  die  A^- Prägung  über- 
tragen worden  zu  sein  scheint  (Uli  VIR 
APF  =  quattuorvir  auro  publice  feriundo 
[?]  auf  N'M,  aus  39  und  38  v.  C);  unter 
Augustus  sind  es  aber  wieder  Dreimänner, 
die  zwischen  etwa  19  und  15  (oder  12  ?)  v.  C. 
ihren  Namen  mit  dem  Titel  III  VIR  auf 
N-  und  JR'M.,  von  etwa  23  bis  7  (oder  4?) 
V.  C.  mit  dem  Titel  III  VIR  AAAFF  auf  M- 
M.  setzen.    Seitdem  kommt  der  Titel  nur 
noch  auf  Inschriften,  und  zwar  bis  Anfang 
des  3.  Jh.  n.  C.  vor.  —  Die  T.  gehörten  zu 
den  vigintisexviri,   später  vigintiviri;   das 
waren    magistratus   minores,    mit    deren 
einem    der    junge    Mann    senatorischen 
Standes  seine  Laufbahn  begann,  noch  vor 
den   ordentlichen,   mit   der    Quästur   be- 
ginnenden Ämtern.     Wenn  im  Titel  der 
T.  bis  zu  ihrem  letzten  Erscheinen  alle 
3   Metalle   genannt  werden,    andererseits 
in  der  Amtsbezeichnung  der  kaiserlichen 
Münzbeamten  (s.  unter  Optio)   ebenfalls, 
so  ist  das  so  zu  erklären,    daß  die  Ver- 
antwortung  für    das    gesamte  M. -Wesen 
nach  wie  vor  jenen  senatorischen  Beamten 
oblag,    während    die    technische   Leitung 
des  gesamten  M. -Betriebes  diesen  kaiserl. 
Privatbeamten  zufiel ;  vgl.  unter  SC.     R, 

Triumvir  relpubUcae  constltuendae  ist 
die  Amtsbezeichnung  des  zweiten  Trium- 
virats (das  sog.  erste,  Pompeius,  Caesar 
und  Crassus,  hatte  keine-  solche):  M. 
Antonius,  der  spätere  Augustus  und  Lc- 
pidus,  und  erscheint  daher  auch  auf  M. 
der  drei.  —  Abk.  III  VIR  RPC,  griech. 
Tpicuv  av$pu)v.  R. 

Tro]aky  polnischer  Name  des  Drei- 
gröschers  (s.  d.).  S. 

Trolscher  Sagenkreis.  Das  älteste  M.- 
Bild aus  dem  t.  S.  ist  die  Flucht  des  Aincias 
auf  M.  der  Stadt  Aineia  vom  Ende  des  6.  Jh. 
V.  C.  Abb.  21;  auch  gibt  es  M*  derselben 
Stadt  mit  dem  Kopfe  des  Aineias;  im  4.  Jh. 
folgt  die  Drachme  von  Argos  mit  dem  das 
Palladion  raubenden  Diomedes  und  die  M. 
von  Lamia  mit  dem  auf  der  Fahrt  nach 
Troia  von  den  Griechen  krank  auf  Lcmnos 
zurückgelassenen  Philoktetes,  den  von 
Herakles  ererbten  Bogen  neben  sich. 
Sonst  erscheint  der  t  S.  vorzugsweise  aiif 


TRONETTO— TROPHÄE 


707 


kaiscrl.  M.  clor  Studie  der  Troas  und  auf 
röni.  M,  und  Med.  bis  zur  konstantiu.  Zeit 
im  Zusammenhange  mit  der  Aeneassage. 
Die  in  dca  troischen  Stildlcn  beziehen  sich 
in  erster  Reihe  auf  die  Haupthelden 
Hektor  (s.  d.)  und  Aineias  (s.  unter  Aeneaa), 
außerdem  erscheinen  auf  M.  von  llion 
(DörpfeW,  Troia  und  Ilicm  S.  523/26) 
der  Grüiickr  von  llion,  Ilos  (EIAOC),  dann 
der  Riikhsstifter  AAPAANOC,  Ki)n\g 
Prianios  (s*d.),  Anchiwcs  asusammen  mit 
seiner  Mutter  (ANXEICHC  A^POüElTH), 
während  Ganymcdes  (s,  <l)  un<l  das  Urtvil 
des  Vam  («.  d.)  aurh  sonst  vorkommen. 
ACKANIOC,  <lrs  Aeneas  Sohn,  erscheint 
außer  mit  diesem  xusammen  auch  auf  M. 
von  Slapsis;  Ulixes,  von  seinem  Hunde 
begrüßt«  mtd  auf  rOm.  Denar  des  Mamtt. 
Limetanus  abgebildet,  Aueii  auf  Kontor- 
niatcn  sind  viele  Bilder  atis  dem  t.  S.^ 
z.  B.  Odysaeu«  und  dor  Widder  de«  Kyklo- 
pen,  Od»  und  Skylla.  -  Aucfi  die  hoidcnAian 
^sracheinen  auf  M.,  ticr  Sohn  de»  Oileun 
auf  M  der  Opuntier  von  I^kris  im  4.  Jh., 
als  angreifender  Kricfjer  mit  Helm»  Schild 
und  Sdiwerti  eintual  als  Atac  beiHchrift*^ 
lieh  bezeichnet,  der  Sohn  de«  Telamon 
auf  kaisKtrl.  M.  von  Prusta«  «ich  in  mn 
Schwert  HtiirÄend.  R. 

TrOfictto  war  eine  Keclmun(;ftmünRC  de» 
Trentimi  ijicieh  einer  lira  und  |a;uU  dort 
12,  mK^h  iHij  147»  Caratttjini  (Rreuseer)* 

S. 
Troiio  :^  Ura  Tnm  (».  d.). 
Tropaeum  n.  unter  Trophäe. 
Ttropilkon  (Kriech.  tpox«u<iv,  nüml  vJ« 
tMtf}^}»   M.  mit  einer  Trophäe  (91,  tl.);  ho 
nannten  die  Ctriechen  den  röni.  Vietorialu» 
(h.  d),  Abb.  65,  ftuf  dettt  eine  Victoria  eine 
Trophile  errichtet;   <isxvm   al)i;eleitet  da» 
Adj.  Tp^i««ftX(«i%  ^*  U*  tJK«)«  tp.  '^'^-  Zinft» 
der  (monatlieh)  einen  Vietodatus  (dantmls 
*  7i  Henar)   *•-    6^/,  jÄhrlieh   betrttgt» 
vgl  Z,  f.  N.  J3  S.  47*  R- 

TroiHrioti  i.  unter  Trophito. 
TrofflCQ|»dci  ist  die  our  im  DeutiKsheA 
gebrauchte  Benennung  der  rufUHsehen  ml* 
bemen  llenga  ($,  d*}  and  Kopeken  («l  d.}i 
die  vom  14.  bie  18»  Jh.  im  atieinige  tum* 
Geld  (vgl  luteh  Pute}  daretellten. 

Ihrer  origineUi»it  unregelmaßig'ovalen 
Formt  <Ue  an  plattgeechlegene  Tropfen 
<»innett^    entsprach  auch   die   durehaus 


originelle  Verfertigung  des  Schröttlings. 
Aus  <len  Silberbarren  (s.  Barren  russ. 
VI,  VIII  und  IX)  wurden  große  Stücke 
Silberdrahts  gezogen,  der  dann  in  ein  paar 
größere  Stücke  zerhackt  und  aufs  ge- 
naueste justiert  wurde.  Darauf  wurden 
auf  die  abgehackten  Stücke  leichte  Kerben 
aufgetragen,  <leren  Zahl  der  nötigen  An- 
zahl von  Münzen  entsprach,  das  eine 
Kn<ie  bis  zur  ersten  Kerbe  plattgeschlagcn 
und  dann  erst  der  plattgeschlagenc  Teil  ab- 
gehackt. Der  so  erhaltene  ovale  Schrötling 
wurde  wahrscheinlich  nochmals  mit  dem 
I  hmimer  bearbeitet,  alxT  nicht  mehr  gewogen. 

l).iß  Uihl  und  Aufschrift  auf  den  inei,sten 
Münzen  unvollst iindig  sind,  erklärt  sich 
hatjptsiichlich  <ia<lurch,  daß  der  eiserne  oder 
aus  schlechtem  Stahl  verfertigte  Stonpcl 
»ich  am  Rande  besonders  schnell  al>nuly,Le, 

Die  letzten  Münzen  dieser  Art  waren 
die  Kopeken  von  1719,  doch  wurde»  n 
schon  swiit  2700  die  meisten  russ.  Nominale 
nach  wttstcuropaischefn  Muster  l4t*prUKt, 
einig«  «ogar  schon  im  Ring.  *  -  Ciäov  in 
Sbornik  »tutej  v  fest*  grafini  Uvarovoj 
(1916),  K  istorü  dcnei^.novo  proi2svo<lstva 
na  Rum»  S.-A.»  33  ^-js.  H. 

TfOpMIey  griech.  Tp<irco(tov^  lat.  tropacum* 
ernt  »pätUu  trophaeum,  nannten  die  Alten 
die  lienkmüler,  die  nach  tlcm  Siege  Htm 
W$ifTcn  er^hhigener  Feinde  aufgebaut 
wurden:  ein  Pf«tld,  dem  ein  ItruAtpanKcr 
angelegt,  ein  Helm  aufgcAtülpt»  unten  2 
Beini»ehienen  kreuzweiü  angefügt  und 
Seitildei  Schwerter»  Lanzen  beigegeben 
waren.  So  auf  /K*M«  :£.  H.  der  EUioter  im 
3.  Jh*  V,  C  vorkotnnumd  und  auf  N  von 
Lampxako»  um!  M.  d«^  Ag^thokUm  und  Se« 
leukos  I,  von  einer  Nike,  auf  iioiehen  Anti- 
gono»'  IL  von  einem  I^an  errtchiei,  findet  nie 
auf  den  rdm.*republik.  M.  Eingang  und  eine 
eine  T*  errichtende  Victoria  wird  hier  um 
269  v.  C  »um  bet»,  Typu»  der  danach  Vic- 
toriatu»  (».  d.)»  Abb.  65»  grieeh.  t^firaiK^v 
genannten  Silber^M»;  Sulta  verwendet  ;&wei 
T.  wegen  Meiner  beiden  Siege  über  Milhra* 
dates»  VI*  84/s  v,  C  gleielisam  al«  sein  Wap- 
pen» Abb.  71»  und  prägt  nie  auch  seinem 
itummen  athen.  Tetradraelmton  al»  Beiz. 
auf;  aueh  auf  Seesiege  besüglicheT.  kommen 
hier  vor,  an  denen  behiffeteile  wie  Acro«to<* 
Uum^  Roilnimf  Aplustre»  Anker,  Steuer 
befefligt  «iad  (BrutuHi   Sex.  Pompeiut»). 

45* 


7o8 


TROYGEWICHT— TUIN 


Auch  erscheinen  Opfergeräte  daneben  und 
oft  gefesselte  Gefangene  zu  Füßen  der  T,, 
was  die  Kaiserzeit  übernimmt,  wo  eine  T. 
auch  als  Ferculum  (s.  d.)  und  auch  Victoria 
an  der  T.  stehend  vorkommt  und  die  T.  in 
der jfc Hand  des  Mars,  der  Victoria  usw. 
häufig  ist,  wo  aber  andererseits  der  Waffen - 
häufe  und  die  eine  Siegesaufschrift  auf 
einen  Schild  schreibende  Victoria  denselben 
Gedanken  verdeutlichen.  —  Anson,  Greek 
coin  types  II  Taf.  XXIII  f.  R. 

Troygewlcht,  -grain,  -plund  s.  unter 
Pfund  und  Mark.  Su. 

Trugschrlft^  früher  auch  Pseudolegende, 
nennen  wir  Schrift,  die  keinen  Sinn  ergibt 
noch  ergeben  soll,  weil  der  Stempelschnei- 
der wohl  Buchstaben  nachmachen  konnte, 
aber  sie  zu  lesen  nicht  verstand.  Vorkom- 
mend im  Altertum  auf  barbar.,  bes.  kelt. 
Nachahmungen  griech.  u.  röm.  M. — Für  das 
Mittelalter  s.  unter  Stumme  Münzen.    R. 

Trzeclak  oder  Ternar  war  der  polnische 
Dreier.  Die  seit  1393  geschissenen  Kra- 
kauer Kwartniki  (s.  d.)  oder  Halbgroschen 
waren  nur  «/s-Skot  oder  VrGroschen  wert, 
und  hießen  i^kleine  Kwartniki«  oderTrze- 
ciaki  (Dreier,  Dreipfennigstücke);  sie  wur- 
den 1396  auf  7<-Groschen  herabgesetzt  und 
bis  etwa  1400,  dann  sind  im  Anfange  des 
17.  Jh.s  noch  viele  T.  geprägt.  S. 

Tsch-.  Die  russischen  Stichworte  mit 
diesem  Anfang  siehe  bei  C  (C).  B. 

Tsletl  s.  Ch'ien. 

TstihOy  Japan.   3>Kurantmünze((,  s.  Sen. 

TubHi  die  gerade  Trompete,  z.  B.  die  des 

röm.  Fußvolkes;  als  alleiniges  M.-Bild  auf 

jüd.  M.  des  zweiten  Aufstandes  paarweise 

vorkommend,   meist  »Posaune«  genannt. 

R. 
TttChgeld  s.  unter  Kleidergeld. 
Tfirkensteuermarke  war  eine  1577  von 
dem  Bistum  Würzburg  für  die  Zahlung  der 
zum  Türkenkrieg  ausgeschriebenen  Reichs- 
steuer geprägte  einseitige  bleierne  Quit- 
tungsmarke mit  dem  Reichsbannerschilde. 

S. 
Tfitenzahlung  ist  ein  ähnliches  Zahlungs- 
verfahren wie  das  mit  Münzbeuteln  (s* 
Kassenbeutel  und  Münzrollen),  nur  daß  es 
sich  hier  um  kleinere  in  Papiertüten  ver- 
schlossene Beträge  handelt  S. 
'  ^Uf^&f  der  künstlich  verschlungene  Na- 
zvieabzug  des  Sultans^ ;  Die  verschiedenen 


Wörter,  die  seinen  Namen  und  Titel  aus- 
machen, werden  hierbei  so  über-  und  neben- 
einander gesetzt,  daß  eine  Figur  heraus- 
kommt, die  in  den  Grundzügen  immer  eine 
und  dieselbe  Form  hat,  welche  der  Über- 
lieferung zufolge  die  ausgespreizte  Hand 
des  Sultans  darstellt.  Der  erste,  dessen 
Münzen  solch  eine  T^ghrä  aufweisen,  war 
der  sarükhänidische  Emir  von  Lydien  Ishäk 
Ibn  Ilyäs  (1374 — 90).  Von  den  türkischen 
Sultanen  angenommen,  hat  sich  die  T*  in 
gefälliger  Form  bis  auf  die  neueste  Zeit  er- 
halten und  wurde  zeitweilig  auch  von 
andern  Dynastien,  so  den  Khanen  der  Krim 
(1771 — 83),  von  Näsir  ad  din  von  Persien 
(1848 — 1896),  den  Bärakzaiden  von  Afgha- 
nistan (seit  1863)  unddemMahdivom  Sudan 
(i88i— 99)  gebraucht.  —  H.  Wood  inNu- 
mismatist  1905,  S.  199—212;  B61in  in  J*As. 
6.  s6r.  III  S.  430,  458,  IV  S.  356.        V, 

Tutariky  Münzeinheit  der  Mongolei,  ent- 
spricht dem  russischen  Rubel-  I  T.  «  loo 
Mungo.  Die  Prägung  begann  1926  in  Lenin- 
grad. Ausgebracht  wurden:  in  Silber,  Fein- 
gehalt 0,900:  I T,  (Gr.  34  mm,  Gew.  20  g)  und 
50  Mungo;  Feing.  0,500:  20,  15,  10  (Gew. 
1,8  g)  Mungo;  in  Kupfer:  S,  2,  l  Mungo. 
Außerdem  kursieren  Papiergeldscheine  zu 
I,  2,  5,  10,  25,  100  T.  —  Vgl.  Bl.  f.  Münzfr. 
1926  S.  415.  V. 

Tuln,  Tuyn,  Thttyn,  hollandscher,  ist  der 
Name  holländischer  und  hennegauischer 
Gold-  und  Silbermünzen  im  Anfang  des 
15.  Jh.s.  Der  Ursprung  dieser  Sorte  wird 
folgendermaßen  erklärt.  Bei  der  Belage- 
rung der  Festung  Hagestein  1406  ver- 
schanzte sich  Wilhelm  IV.  v.  Holland  in 
einem  festen  Lager.  Zur  Erinnerung  an 
dieses  soll  er  —  er  mag  in  ihm  die  ersten 
derartigen  Münzen  geschlagen  haben  — 
den  »Zaun «zu  dem  heraldischen  Emblem 
von  Holland  gemacht  haben  und  setzte 
es  auf  seine  Siegel  und  Münzstempel  (Cha- 
Ions  S.  95).  Die  silbernen  Thuyne  sind  die 
bekannteren:  es  sind  Doppelgroschen^  die 
einen  Löwen  von  einer  Hecke  (hage,  haie, 
enclos)  umgeben  zeigen,  daher  auch  gros 
lion  k  la  haie  genannt,  und  von  Wilhelm  IV. 
in  Dordrccht  n.  Valenciemxee  1404—1407 
geschlagen  wurden.  Diese  Prägung  ist  von 
Wilhelms  Tochter,  Jakoba  v.  Bayern»  fort- 
gesetzt worden.  Auch  Anton  v,  Brabant 
{1406— 14)[4)  hat  holtandscbe  Thuyne  »  z 


TULT— TÜRNOSPFENNIGE 


709 


gros  de  Bnihant  vom  18.  12.  1418  bis  13.  4. 
1419  5  d.  iVa  RH  fein,  85  aus  der  Mark,  im 
Vronhof  in  Mastricht  jj;eschlagt»n.  —  de 
Witte,  lirabant  l  S.  I<)2,  108  u.  nr.  444; 
V.  d.  Chijs,  Hrabant  S.  132,  137  f. 

Auch  eine  Goldmünze  Wilhelms  IV.  wird 
als  Thuyn  oder  haio  d'or  bezeichnet,  of- 
fiziell aber  als  An^e  von  Ilenncjjau,  Anj^e 
dan«  la  haie,  Typ\iH:  Vs.  Brustbild  eincss 
Engels,  vor  sich  einen  Schild,  in  einem  Zaun, 
Rs.  Ulumenkrons5,  i.  d.  W.  1  )üppehullcr  und 
I^wc,  Umsrhrift:  »(iloria  in  oxreLsis  deo 
et  in  terra  i)ax  hominibus«  (Ev.  Lucac  11 
14),  Diese  Münze  wurde  als  »dut>beIclon 
Engel«  ÄU  (k)  ürooten,  al«  »>halven  y;uklen 
penning«  -  i^KngcUirSU  40  Grootcn  und  als 
»derdcndcel  (•■^  V.O  ß«W*stt  pcnning«  oder 
♦clcyn  KngeU  zu  i(>  Grootcn  in  Vulencien* 
nes  und  Dordrccht  geschlagen,  spilter  auch 
von  Johann  IV.  von  Hrabant  {1420).  >--  v. 
d  Chijs  Holland  S.  "273  f.,  313J  Clialons» 
Hennegau  nr.  130  f.  Su* 

Ttilt,  arabische  C/ohimitnaso  «  V3  I^^nt^r; 
8,d  V, 

Tümmler  sind  kleine  GroHchen  <ler  Stadt 
Goslar^  am  Ende  des  15.  u.  Anfang  dcH 
16*  Jh*s  gemün'/t.  1  Tümmler  galt  1491  in 
Goslar  4  GoslarHche  Pfennig,  Vs.  Gonlar« 
scher  Adler»  Ks.  Doppctkrcux  mit  der  Um* 
Schrift  K)  crux  gloriosa«.  —'  Kngelke  in 
üannov.  GeHch.Bh  Z915  S.  454  f.       Su. 

Tung-pao,  chin.  »Kurantmümu)«;  s. 
Ch*Jen,  V^ 

Tunlcft^  das  (kuncf)  Untergew^md  da* 
Römer,  etwa  •:  Ht^mdl,  Unt^rock^  dem 
griech.  (kurzen)  Chitr)»  entsprechend,  ur* 
sprünglich  ohne  Annely  auch  bei  Frauen 
nur  wenig  ül>er  das  Knie  reichend;  einzige» 
Kleid  der  Handwerker,  Sktavtm  u*  is^ 
kleinen  I^uttt  auch  auf  M.  —  Wegen  der 
T.  palmata  vgl.  unt<^r  Triumph.         R. 

Tttiflntlttm  V  •  die  KäueberpfMne,  vgU 
unter  Thymititerion.  R. 

Turmkmj^ade  von  M*  und  Med»  ttelien 
ebenso  wie  die  Gnind«teinfunde  («» d.)  ein 
Bauopfer  dar.  I  >ie  Sitte,  im  Turmknopf  von 
G^bjluden  wie  Kireboiit  RatbAusern  M.  und 
Med.  XU  verbergm,  ist  neueren  Datums* 
Beispiele:  Rom»  S«  IPtolo  fuori  k  mura» 
n.Jh.»  I^ichifi^  AUg.  M.kd«»  S.  nt; 
KOIingen  1587  und  t74h  Württ.  Viertel 
j^hrshefte  3a,  i93$/6  &  m,  ^*  S.  t79 
msia  T.  c^mälmt;  Berliner  Nikolaikirch«^ 


7  verschiedene  Depositen,  von  1514 — 1734, 
Z.  f.  N.  VI  S.  139;  auch  in  der  Berliner 
Marienkirche  ist  (1928)  ein  T.  gemacht 
worden.  R. 

Turmkrone  s.  unter  Mauerkrone, 

Turmtaler  ist  ein  Talor  des  Erzbischofs 
von  Salzburg  Wolfgang  Dietrich  von 
Raittcnau  vom  Jahre  1693  zur  Erinnerung 
an  den  Türkeiikrieg,  in  dem  seine  Truppen 
freilich  nur  bis  in  die  Steiermark  gelangt 
waren,  ohne  einen  Türken  gesehen  zu 
haben.  Auf  der  Vs.  erblicken  wir  den  h, 
Rupert  üb(T  dem  Wappen,  auf  der  anderen 
einen  Turm  im  Moor  und  die  Umschrift: 
Immota  resistit.  •  -  (t.  Zellcr,  Des  Erzstifts 
Salzburg  MiinÄrecht  und  Münzwesen,  Salz- 
burg, 1883,  S.  17  f-  S. 

Tumttf  schottische,  1614—1677  geprilgtc 
Kupfermünze  zu  2  Pcnce,  auch  halbe  zu 
I  Penny.  Sie  trugen  eine  dreiköpfige  Distel 
auf  der  Va,  den  schottischen  Löwen  auf 
der  R«.,  seit  1632  auf  der  Vs.  C^-R  unter 
Krone»  auf  der  Rs.  cimt  Disteh  Sic  wogen 
zuerst  3,45,  seit  1623  X,9i,  seit  1632  0,85, 
seit  1642  (meist  Bodle  genannt)  2,87»  seit 
l66i  2^33  bis  2,59  g.  Sie  wurden  in  großen 
Massen  ins  Ausland  ausgeführt,  besonders 
nach  den  baltischen  lindern,  wo  sie  als 

Schillinge  umliefen. üruebor,  S.  196  f!«; 

Schr6tt«rf  Brandenburg»  Gesch.,  S.  594. 

S. 

TttmlerkrigMl  (franz.  Lambel)  hei&t  in  der 
Wappenkunde  ein  Beizeichen  in  der  Gestalt 
eines  Haikens  mit  drei  oder  fünf  Zinnen 
oder  Lätzen  auf  der  UnterseitOi  die  von 
jüngeren  Söhnen  im  Wappen  geführt  wer* 
den»  solaxige  sie  noch  nicht  nachfolgeberecb» 
tigt  sind.  Vieie  französische  Münzen  führen 
es  sdt  dem  13.  Jh.^  von  deutschen  sei  da 
Taler  des  Bisch^s  von  Münster  u<  Pader-^ 
bom  Franz  Arnold  Frdlherr  von  Metter- 
nicb  {170^^18)  erwähnt,  dessen  Schild  in 
der  Mitte  das  Famitienwappen^  einen  Wolf« 
und  unter  ihm  den  Tumierkrs^en  zeigt 
In  F^gland  führen  den  T.  alle  Mitglieder 
des  königlichen  Hauses  au0er  dem  Könige 
selbst*  --  lliiibert  In  Berl  M.B1.,  1926, 

S.  498  ff*  s. 

Tmm$iiil^pTWnmpw3i^  s. Gros  Tour« 
nots.  Su. 

1tei«»i^lpmdgi»  Über  die  französischen 
TunMM^fenniga  s»  unter  Denier.  --  T. 
IM  mit  besnnderer  Erlaubnis  des  fran- 


710 


TURONUS  FRANCIAE— TYCHE 


zösischen  Königs  auch  Fürst  Wilhelm 
von  Achaja  (1245 — 1250)  in  der  Stadt 
Chiarenza  geschlagen.  Diese  Prägung  ist 
nach  dessen  Tode  nahezu  ein  Jahrhun- 
dert fortgesetzt  worden,  von  den  angevini- 
schen  Königen  Neapels,  Karl  I.  u.  II.  u, 
von  dessen  Erbtochter  Isabella  u.  Erbenke- 
lin Mahaut  v.  Hennegau  wie  der  Mehrzahl 
ihrer  Gatten  und  ihrer  Nachkommen  bis 
auf  den  1360  gestorbenen  Robert  von 
Tarent.  Ebenso  sind  vom  Herzog  Wilhelm 
von  Athen  (1280—87),  seiner  Witwe  Helena, 
von  Guy  IL  (1287 — 1308)  u.  Walter  v.  Bri- 
enne  (f  1311)  in  Theben,  von  Helena  auch 
in  ihrem  Wittum,  der  Herrschaft  Karytena 
in  Achaja  Tumospfennige  geprägt  worden. 
—  Menadier,  Schausammlung  S,  469  f. ; 
Schlumberger  S.  312  ff.,  S.  325.         Su. 

Turonus  Frandae  hat  Heinrich  VI.  v, 
England  (1422 — 53)  in  Paris  als  Umschrift 
auf  seine  Tumospfennige  gesetzt,  Typus: 
Vs.  Lilie  neben  Leopard,  Rs.  Kreuz.  — 
Blanchet  II  S.  286.  Su. 

Tutela  als  M. -Legende  zum  Bilde  einer 
sitz,  Frau  mit  Kindern  (T.  Augusti,  Vitell., 
Vespas.)  oder  des  sitz.  Kaisers  vor  einer 
Frau  (Italia)  mit  Knabe  und  Mädchen  zu 
Füßen  (T.  Italiae,  Nerva;  s.  u.)  bezieht  sich 
auf  die  von  Nerva  zuerst  ordentlich  einge- 
richtete Staatsfiirsorge  für  Ernährung  ar- 
mer Kinder  in  Italien;  vgl.  auch  unter  Ali- 
menta  und  Puellae.  Auch  unter  Tetricus 
u.  Carausius  erscheint  die  Leg.  T.  wieder.  — 
Merlin,  Revers  mon6t.  de  Nerva  1906  S.  81, 
vgl.  aber  Rev.  num.  1906  S.  220  ff. ;  R.  E.  I 
S.  1485 ;  Bemhart,  Handbuch  S.  243/4.  R- 
Tutenague  =  Calaim  (s.  d.);  vgl.  Dong. 
Tutttt»  Tuttuwa  (singhal.),,Tuddu  (tamil), 
Bezeichnung  des  holländischen  kupfernen 
Stuiver  auf  Ceylon,  i  Larin  (Ridi)  war  = 
8 — 20  T.  zu  4  Duit,  Kasi  oder  Salli  (tamil 
Vellaiccalli,  Tampaccalli,  singhal,  Salliya, 
Tambasalliya)  zu  2  Araiccalli  (tamil,  Aluk- 
kdla  singhal.}.  Eine  Rechnungseinheit  von 
6T.  (Schelling)  hieß  Sattdliya  (aus  mal.  Se- 
t41i  =  V«  Span.  Dollar).  In  Travancore  wer- 
den verschiedene  Kupfermünzen  T.  genannt 
Es  gibt  T.  zu  4  (2,57  g)  und  8  (5,20  g)  Cash. 
Auf  den  von  den  Franzosen  in  Pondichery 
geprägten  Dudu -Münzen  befindet  sich  auf 
der  Vs.  eine  Lilie,  Rs.  Ortsangabe  in 
Tamilschrift,  Gewicht  4, 15  g,  Größe  17  mm, 
des  Halbstückes  15  mm.  Der  Dudu  von  Ka- 


rikal  hat  auf  beiden  Seiten  Tamillegenden. 
S.  Fanam  am  Ende.  —  H.  W.  Codrington, 
Ceylon  coins,  S.  153.  175;  Elliot,  Coins  of 
S.  India  S.  139;  Zay,  S.  278.  285.  V. 

Tyche,  griech.  tüxt]  =  Geschick,  Glück, 
Zufall;  in  der  älteren  griech.  Mythologie 
bald  als  Tochter  des  Okeanos  bald  als 
Tochter  des  Zeus  IXsuftlpwc  personifiziert. 
Auf  den  M.  unterscheiden  wir,  wenn  auch 
ganz  künstlich,  da  sie  oft  ineinander  über- 
gehen, die  T.  in  allgemeiner  Bedeutung  und 
die  T.  als  Stadtgöttin. 

a)  Die  allgemeine  T.  ersclieint  auf  M. 
zuerst,  doch  ohne  Beischrift  unter  Demetrios 
L  von  Syrien,  sitzend  mit  kurzem  Stab  und 
Füllhorn  (das  Füllhorn  allein  ist  das  Bild 
der  zugehörigen  Drachmen);  Demetrios 
scheint  wie  sein  Freund  Polybios  ein  be- 
sonderer Verehrer  der  T.  gewesen  zu  sein; 
mit  dem  Tyche-Standbild  von  Antigoneia 
(unweit  des  späteren  Antiocheia  Syr.)  hat 
sie  nichts  zu  tun  (Z.  f.  N.  34  S.  55/57)" 
Mehrere  Partherkönige,  die  dies  M.-Bild 
nachahmen,  geben  der  T.  eine  Nike  statt 
des  Stabes.  Dann  begegnen  wir  der  T,  erst 
wieder,  aber  unendlich  oft,  in  röm.  Zeit,  wo 
sie  mit  den  Attributen  des  Steuersund  Füll- 
horns stehend  oder  sitzend  ganz  die  röm. 
Fortuna  (s.  d.)  ist,  oft  (z.  B.  in  Magnesia, 
Tralleis]  als  Tuj^t],  in  Kaisareia  Kapp,  und 
Alexandreia  Ägypt.  auch  als  T.  ^eßaar^ 
oder  -cJTo5  =  Fortuna  Augusta,  -sti,  in 
Ephesos  Hegend  als  Tüx>)  bezeichnet;  oft 
aber  gleitet  sie,  indem  sie  statt  des  bei 
ihr  häufigen  Polos  die  Mauerkrone  trägt, 
in  die  T.  als  Stadtgöttin  über;  auch  wenn 
sie  in  Megara,  Sikyon  usw.  Schale  (Über 
Altar),  Füllhorn  und  Mauerkrone  führt, 
werden  wir  sie  als  T.  bezeichnen  (soxist 
wäre  Concordia  das  Angemessene;  doch 
heißt  sie  in  dieser  Darstellung  T6x^  ^^ch 
ohne  Mauerkrone,  so  in  Ephesos,  und  Pau- 
sanias  1 43,  6;  11  7,  5  gibt  an  jenen  beiden 
Orten  ein  Standbild  der  T.  an).  Andrerseits 
nennen  wir  auch  Gestalten  mit  Mauer- 
krone, Zepter  und  Füllhorn  (z.  B.  in  Ar- 
ges, Bruzos,  Akmoneia)  T.,  zumal  wenn 
sie  wie  in  Tomis  den  Meeresgott  zu  Füßen 
hat,  da  das  wieder  auf  T.  als  Stadtgöttin 
hinführt;  die  T&xn  i»  Bostr»  ist  ähnlich, 
erscheint  aber  auf  anderen  M.  wieder  als 
Athena;  in  Markianopolis  kommt  eine  T. 
mit  Mauerkrone,  Schiale  und  Zepter  vor. 


TYMPANON— TYPUS 


711 


Auch  ihre  Büste  mit  Mauerkrone,  auch 
mitSchleicr,  zuweilen  das  Füllhorn  sichtbar, 
ist  ungemein  häufig  (in  Bostra  und  Edessa 
mit  Beischrift  Tuxr/),  zumal  in  Syrien. 

b)  DicT.  als  Stadtgöttin  —  T&xn  TuoXeco? 
heißt  sie  geradezu  in  Attaia  und  Germe, 
einfach  IloXt?  in  Dionysopolis  Phryg.  (alle- 
mal Brustbild)  -  wird  sehr  verschieden  dar- 
gestellt: alsTYXH  beschriftet  erscheint  ein 
Mädchen  an  Säule  mit  Kind  auf  dem  Arm 
auf  (kaiscrzcitl,?)  M.  von  Melos  wie  auf 
dem  Flachbild  von  dort,  Athen.  Mitteil.  XV 
S.  248,  wo  sie  AfAeH  TYXH  MHAOY 
heißt;  berühmt  war  die  T.  von  Antiocrhcia 
in  Syrien,  das  Werk  dos  Bilclhauors  Kuty- 
chides  (Replik  im  Vatikan),  auf  M.  zuerst 
des  Tigranes,  Abb»  55,  dann  der  Stadt  An- 
llochcia  und  spiitcr  vieler  anderer  Städte 
der  Gegend  (in  Tarsos  J>ci«chriftHch:  Tox"») 
Tapaoü):  sie  sitzt  auf  Felsvn,  hält  l*ahn- 
zweig,  später  auch  Älircn,  auch  Füllhorn 
(Laodikeia)»  trägt  die  Mauerkrone  und  ihr 
zu  Füßen  schwimmt  ein  Flußgott  (auf  einer 
M.  von  Antiocheia  steht  neben  ihr  di«  üb- 
liche »allgenkeinc«  T.»  B.  M.  C,  (talatia  u»w, 
Taf.  XXIV  13;  auf  M.  von  Nrokaisareia  ist 
der  Flußgolt  zur  üblichen  T.  gesetzt);  in 
Midacion  treten  Kröten  statt  des  Flußgottes 
ein.  Beischrift  Td^i).  —  AIh  Stadt  ••?.  werden 
wir  dann  die  Gestalt  auffass<tn,  die  meist  die 
Mauerkrone  trägt  und  ohne  »onHtigc  At- 
tribute i\u»  für  die  betr.  Stadt  bexeichnende 
Gerät  oder  Oöttwbild  hält  [w  da«  Kohlen- 
becken in  MopitucKtia;  <lie  Ähren  in  Eukar« 
peia;  zwei  verhüllte  (icRtinnen  in  A«pcndo9i; 
ArtenuR  Kphetiia  in  K]>hennii»  HeiAchrift 
TÖXI1  i^^^"^  *f>  >«  M«tro|mliH  Ion.,  Aphro- 
lÜKiafl»  Verfifi^  Stde,  Kibyra»  Iisiodikeia  Uftw.) 
oder  im  Modell  «'iues  od^r  mehrtircr  Tctttpd 
hHli  (Pcrinth,  Nikomedeia,  Uml>o%  TadraiaH, 
Ankyra  u»w.;  öntcrr.  Jahrc»ht;ftc  VII  S, 
{  ff.)  oder  die  ohne  otUtr  mit  inhaltuloHcn  At« 
tributen  auf  Hontoimia-M.  dem  (iotu  der 
anderen  Stadt  |{tKenttbcrtiteht  (Bagts,  iiior 
wie  dio  üblicho  Fortuna;  Thyateim;  Laodt* 
keia  uhw*)  odttr  ^^n  Kaincr  die  Hand  reicht 
(MarkianopoltD).  Nur  die  Mä^uerkrono  end» 
lieh  tragen  die  Figuren  der  verbündeten 
Städte,  die  auf  M.  von  Neokaidareis^  und 
Tarsoii  die  T»  der  betr.  Stadt  umgeben,  — 
Spexialarbdt  dringend  erwilnuclit«      R. 

TymimM  (grieeh.  t6}Aie«vov),  die  Hand- 
pauke {Handtrommel»  Tamburin)»  auf  M* 


Attribut  der  Mainaden  und  der  Kybele.  — 
Mittcil.  für  M.sammlcr  1929  S.  315.  — T.  ist 
auch  davS  dreieckige  Giebelfeld  eines  Bau- 
werkes. R, 

Tympl  =  Acht3ehngröschcr  (s.  d.). 

Type  immobilisi  ist  ein  M. -Bild,  das,  ein- 
mal eingeführt,  sich  lange  Zeit  unverändert 
hält  und  anderwärts  nachgeahmt  (dabei oft 
nicht  mehr  verstanden)  wird.  So  im  Alter- 
tum besonders  die  korinthischen  Pegasos- 
statcren  und  die  von  Alexander  d.  Gr. 
und  Lysimachos  cingoführtcn  M. -Bilder, 
deren  Nachahmungen  oft  sogar  die  Herr- 
schcraufschrift  beibehalten  und  den  wirk- 
lichen rrilgehcrrn  nur  moiiogrammatisch 
oder  durch  Beizciclien  ausdrücken.      R. 

Auch  in  der  kcit.  Präigung  und  im  Mittel- 
alter entstand  der  T.  i.,  von  Dannenbcrg  mit 
>  erstarrtem  (repriige^i  verdeutscht.,  meist 
durch  lange  fortgesetzte  Nachahnning 
eines  Gcprslges»  indem  diese  zu  Mißver- 
ständnis des  ursprünglichen  Müny.typus 
führte»  zumal  <!ic  Stempel  mit  der  Zeil  nicht 
mehr  nach  Urstüeken,  sondern  Nachbil- 
dungen nachgesehniltcn  und  die  Kehlcr  da- 
durch vergriißrrt  wurden.  Dergleichen 
konnte  selbst  in  ein  und  derselben  Münz- 
stätte vorkomnien,  wenn  sie  ihr  Oprslgo 
durch  Jahrhtinderte  behielt,  wie  dies  in 
Frankreich  <)fter  der  Fall  war,  um  so  mehr 
dann»  wenn  auttwilrts  eine  NachmUn'/ung  er- 
folgte. Ein  Beispiel  ist  der  sog,  type  chino- 
naitiy  früher  type  chartrain  genannt  (Abb. 
154)  I  Vom  Profdkopf  des  »«pätkarolingischen 
Gcpri&Ke«  von  Chdteau  Chinon  t^ind  zum 
SehluQ  nur  die  Nase»  <ii^  wi<i  <^ii^  großen 
verkehrte«  vi  geÄciehnet  wurde,  und  einige 
unboiehreibbare  Schnörkel  übriggeblieben. 
Ähnlich  wird  auch  auf  den  Nachbildungen 
nach  Dümtedter  Denaren  Karb  de»  Großen 
(s,  unter  Durst.  Nachahmungen)  da«  Dür- 
Htedter  Bchiflf  atlmühlieh  bis  iRur  Un« 
kenntiichkeit  entstellt  wiedergegeben,  - 
Luschin,  Allg.  M,  K. »  S.  60  f.  Siu 

Typm*  Das  griechinche  Wort  6  tfiiwc  be- 
deutet Schlag,  Sto0^  und  da«  durch  den 
SchluK  oder  Stoß  ttewirkte:  Bild,  Form, 
Geprftge»  Charakter*  Unter  dem  Typun 
einer  Münxe  vcrBtehen  wir  den  Eindruck» 
den  rie  als  ganve»  auf  unsere  Sinne  macht 
im  Gegenxat»  »u  allen  anderen  MUn^^arten* 
Wir  tonnen  den  Typus  einer  Münze  nicht 
votlkommen    beschreiben,    weil    Gesicht, 


712 


TYRANNOS— ÜBERPRÄGUNG 


Gehör  und  Gefühl  nötig  sind,  um  ihn  zu  er- 
fassen. Niemand  wird  sich  von  dem  Typus 
einer  griechischen  Münze,  eines  Brakteaten 
eine  genügende  Vorstellung  machen  können, 
der  solche  Münzen  nicht  einmal  in  der 
Hand  gehabt  hat.  Dieses  vorausgeschickt 
sind  die  Haupttypen  der  Münzen,  bedingt 
durch  ihre  Form  und  ihr  Gepräge  (s.  Münze), 
der  griechische,  römische,  byzantinische, 
orientalische,  karolingische,  mittelalter- 
liche, der  Brakteaten-,  der  moderne  Typus. 
Vom  Typus  ist  zu  unterscheiden  der  Stil 
(s.  d.)  als  Summe  der  künstlerischen  Eigen- 
schaften, und  die  Fabrik  oder  die  Mache  der 
Münzen,  das  heißt  die  technische  Eigentüm- 
lichkeit verschiedener  Gruppen  innerhalb 
eines  Typus,  wie  die  viereckige  Gestalt  der 
Schweizer  Brakteaten,  die  unterschiedliche 
Mache  der  spanischen  Calderilla  (s.  d.)  und 
Gniessa  (s.  d.).  — •  Die  antike  Numismatik 
versteht  unter  T.  das  Münzbild,  s,  d.  — 
Luschin,  Allg,  M.K.»,  S.  56.  S. 

Tyrannos,  griech.  xupavvoc  =  Herrscher 
nennt  sich  in  der  verbalen  Form  xüpav- 
voüVTo?     der    Saken-König    Heraos     auf 


seinen  M.  —  Die  Tyrannenmörder- 
gruppe, den  Harmodios  und  Aristogeiton 
im  Angriff  auf  den  T.  Hipparchos  dar- 
stellend, war  ein  berühmtes  Bildwerk  des 
Kritios  und  Neriotes,  dessen  Kopie  auf 
einem  Kyzikener,  Abb.  36,  und  als  Bei- 
zeichen  (beide  oder  einer  allein,  dieser  aber 
nicht  aus  der  genannten  Gruppe)  auf  athen. 
M.  vorkommt.  R. 

Tyrimnos  heißt  auf  einer  M.  von  Thya- 
teira  Lyd.  der  jugendliche  Reitergott,  der 
die  Doppelaxt  schultert  und  dort  auch 
stehend  in  apollin.  Gestalt  oder  mit  Strah- 
lenkranz im  Viergespann,  also  als  ''HXtoc 
'A7c6XXü)v  Tüpijxvaioc  (so  inschriftlich)  vor- 
kommt*  R. 

Tys'sche  Taler.  Es  gibt  zwei  Exemplare 
des  ersten  Danziger  Talers  (von  1567),  in 
Danzig  und  in  der  Ermitage  zu  St.  Peters- 
burg; von  diesem  Taler  erwarb  der  rus- 
sische Konsul  Tys  in  Warschau  um  1840  den 
Originalstempel  der  Rs.  und  soll  mit  ihm 
und  einem  neuen  Stempel  der  Vs*  16  Stück 
haben  prägen  lassen.  —  Kirmis,  S.  SS* 

S. 


U- 


Uber(l)tas  Augusti  oder  saeculi,  die  Fülle, 
als  weibl.  Gestalt  mit  Beutel  u.  Füllhorn 
auf  röm.  M.  von  Decius  bis  Florianus 
vorkommend,  dann,  z.  T.  mit  fremden 
Typen,  unter  Carausius  und  Constantinus  I. 
—  Bernhart,  Handbuch  S.  lOl.  244; 
Gnecchi,  Tipi  S.  94/5.  R. 

Uchte- oder  Frfihstückspfennlgy  eine  Be- 
nennung von  Pfennigen,  die  in  westfäli- 
schen Urkunden  vorkommt  und  zweierlei 
Erklärung  gefunden  hat:  einmal  als  Pran- 
diengelder.  Bei  Belehnungen  usw.  lud  der 
Lehnsherr  die  Vasallen  zur  Mahlzeit,  an- 
fangs aus  Gastfreiheit,  nachher  wurde  ein 
Recht  der  Vasallen  daraus,  eine  Mahlzeit 
zu  fordern.  Zuweilen  aber  hatte  man 
aber  den  Vasallen  die  Bezahlung  für 
diese  Mahlzeit  als  einen  Teil  der  Lehns- 
gebühren  unter  dem  Namen  )>Prandien- 
gelder*  auferlegt. 

Eine  andere  Erklärung  des  U.  sieht  in 
ihm  einen  i^Fleisch-  und  Blutaehnt«,  weil 
Iä  diiieoi  Vertrag  zwischen  der  Stadt  u*  dem 


St.  Alex.  Stift  in  Eimbcck  von  1529  von  der 
Entrichtung  »des  U.  und  Flcischzchntens« 
die  Rede  ist,  und  zwar  brauchen  beide  nur 
dann  geleistet  werden,  wenn  das  Stift 
Ochsen  und  Eber  halten  wird*  —  Grote, 
M.St.  II  S.  98s  f.  Su, 

Ud]a,  marokkanische  Silbermünze;  s. 
miißl  2. 

Udiüeser  Ffilschungen  s.  Cigoische  F. 

Übermfinzung  ist  die  Überschreitung 
des  Münzfußes  nach  oben,  d.  h.  so,  daß  die 
betr.  Münze  in  Schrot  oder  Korn  besser 
ist,'  als  der  M.-Fuß  vorschreibt.  Bd 
Kurantmünzen  dem  Staate  geradesu  baren 
Schaden  zufügend,  wird  sie  bei  Justierung 
al  pezzo  nur  äußerst  selten  und  nur  aus  Ver- 
sehen  vorkommen,  während  neuere  Metro- 
logen von  der  Annahme  von  Ü.  einen  sehr 
reichen  Gebrauch  machen;  vgl  z*  B.  0. 
S.  u  und  R.  E.  III  A  S.  92t.         R. 

Im  neueren  Münzwesen  ist  Ü,  s.  v.  w. 
Überproduktion.  S, 

OiMtffrigitltg  nexmen  wir  die  Verwendung 


UHLHORNSCHE  KNIEHEBELPRESSE-UNCIA 


713 


jiner  älteren  M.  als  Schrötling  für  eine  Neu- 
prägung. Das  kann  geschehen,  wenn  Be- 
quemlichkeit oder  drängende  Eile  der  Her- 
itelhmg  neuer  Schrötlinge  entgegensteht, 
kann  aber  auch  den  politischen  Zweck  der 
^Vernichtung  aller  erreichbaren  Stücke  eines 
feindlichen  oder  wenigstens  mißliebigen 
Vlünzherrn  erfüllen,  so  als  Orodcs  I.  die 
fctradn  dos  Prätendenten  Mithradates  II I. 
iiborprägtc  (Z.  f.  N.  33  S.  165/6).  Sonstige 
politisch  wichtige  Ü.  des  Altertums  siehe 
dort  S.  16öS,  insbcs.  die  der  Juden  im  2. 
/Vufstunde  auf  röm.  und  röm.-provinKialc 
M.,  um  dem  mosaischen  Bilderverbote  ent- 
sprechend das  verhaßte  Kaiserbild  zu  be- 
seitigen. -  '  Rein  numismatisch  »ur  Bc- 
stimmuuß  von  Ort  und  Zeit  von  M.  sind 
z.  B.  wichtig  Überprägungen  des  makedon. 
Distrikts  Parorcia  auf  makodon.  M.»  insbes. 
ECönigs^M.,  weil  sie  die  makedon.  Heimat 
und  die  Zeit  des  neuen  Gepräges  beweisen 
helfen,  Z.  f.  N.  36  S.  187/8.  •  ••  Wirtschafts- 
Rcscluchtlich  von  Intervsst^  sind  die  Ü.  von 
fjroßgricch.  Statoren  auf  korinth.  IVgasos- 
jttatcrcn,  von  kretischen  M.  auf  Aigina 
und  Kyrrne;  «'vus  Üborprägung  von  späten 
Limpstakos-.^;  auf  A&  AntiochoB*  II.  Iiat 
man  für  die  Stadt  »Töpfchcnwirtschiift* 
bei  StiftuneHkapitalien  emrhließc^n  kmtncn, 
Z.  f,  N,  34  S  312/3.  —  Auch  röm.  Silbcr-M. 
des  3.  Jh.s  n.  C.  kommen  scuweilen  auf 
ältere  Denare  überprUgt  vor;  inftbcm.  tiind 
die  M.  des  Prätendenten  Kcgalian  und 
seiner  Gattin  Dryantilla  fa»t  stets  über« 
prägt.  -~  Z.  f.  R  IV  S.  328/49;  V  S,  143/150; 
Traitö  I  S.  938/39.  R. 

Im  Mittelaltor  geschah  die  Ü.  in  emter 
Linie  aus  Ersparungsrücksichten,  da  hierbei 
die  ganzen  EinschmelxungHkosten  unnötig 
waren;  sie  ist  bis  in  die  neueste  Zeit  fort- 
gesetst  worden.  Vielfach  wurden  die  eben 
eingcssogenon  verrufenen  Münzen  gewalzt 
und  dann  wieder  neu  ♦überf)rägtf«  Nur  sei« 
Um  aber  war  die  zweite  "Prigang  imstande» 
die  erste  ganz  zu  beseitigen»  die  mehr 
oder  weniger  «ietitbar  bleibt 

Die  Ü.  wird  oft  von  kulturell  weniger 
fortgeschrittenen  V(Mkem  angewandt»  de* 
nen  die  MUnseinrichtungen  fehlen.  Die 
bekanntesten  0.  sind  die  brandenburgi* 
sehen  und  magdeburgischen  Brakteaten 
Knde  des  la.  und  im  13.  Jh.  und  die 
In  RuOtand  am  Anfange  des   x8.  Jh.s 


überprägten  fremden  Taler  (s.  Jöfimok). 
Die  Ü.  ist  aber  auch  aus  finanziellen 
Gründen  wie  während  der  französischen 
Reformationen  (s.  d.)  vorgenommen  wor- 
den. *—  Von  der  Ü.  ist  die  Übcrstompe- 
lung  zu  unterscheiden   (s.  Gegenstcmpcl). 

S. 

Uhlhornsche  Kniehebelpresse  s.  Knie- 
hebelprägework.  S. 

Uklya,  marokkanische  Silbermünze;  s. 
Mitkrd  2.  V, 

Ulfeldtsche  Münze  s.  unter  Hebräer. 

St  Ulrichskreuze  sind  Augsburger  ge- 
henkelte, als  Amulette  oder  Geschenke  die» 
ncnde  seit  d.  17.  Jh,  geprägte  Sieges - 
kreuze  auf  die  Ungarnsclilacht  auf  dem 
Lcchfeldc  im  Jahre  955,  in  der  nach 
der  Legende  ein  Engel  dem  h.  Ulrich 
ein  Kreuz  als  Zeichen  des  Sieges  übermittelt 
hat.  Diese  Darstellung  ist  meist  auf  einer 
Seite  des  Kreuzes  angebracht*  •'«  J»  M. 
Frieseno^gcr  in  Münch.  Mitt.  1 897/8,  S. 
nsü.  Duü  in  der  St  Ulrichskirche  zu 
Augsfburg  aufbewahrte  St.  Ulrichskreuz  von 
1494  abgeb.  bei  Hefner,  V,  Taf.  428.     S. 

Umreehnung  von  M. -Sorten  und  Geld** 
betragen  s*  Wertberechnung. 

UmsehriK  nennt  man  im  Gegenssitz  zur 
Auf-  oder  Inschrift  die  dem  kreisförmigen 
Rande  der  M.  folgenden  Teile  der  Legende. , 
Anbringung  der  Schrift  in  mehreren,  dem 
Rande  folgenden  Kreisbogen  fmdet  sich 
sehen  im  5.  Jh.»  wird  in  hellenlst.  Zeit 
häufige  hier  zuweilen  schon  unter  Benutzung 
des  ganzen  Randes  un<i  unten  links  bt^in* 
nendi  also  O,  was  die  r()m,  Kaiserzett  über- 
nimmt, in  der  aber  (bes.  unter  den  Flaviern) 
auch  Beginn  der  (sonach  von  außen  zu 
lesenden)  Schrift  rechts  unten  vorkommt, 
O.  Das  M.A.  bevorzugt;  Sehriftbcginn 
rechts  oben  O^  die  Renaissance  führt  mit 
der  Nachahmtmg  der  röm,  Kaiser-M.  auch 
deren  Stellung  der  ü.  O  wieder  ein,  die 
dann  bis  heute  herrschend  geblieben  ist 
Der  Gegensats  »wischen  U.  und  Auf«  (In-) 
sehrift  tritt  staurk  herver  in  den  eines  Bildes 
jn  entbehrenden  frühislam.  M.,  indem  die 
Aufschrift  der  Ys,  meist  das  Glaubensbe- 
kenntnis, die  V.  aber  Ort  und  Jahr  der 
Prägung  nennt  Die  U.  spftterer  Zeiten  s. 
unter  »Schrift  Gs*  R* 

Umitk  ^t.  (ins  Griecb»  übertragen  als 
iX(kf     intakt     Ävxfa,     oirt^     oÄtxia» 


714 


UNQALIS— UNZAIN 


ins  Deutsche  als  Unze)  =  Via  des  12  tei- 
ligen Ganzen,    als   Gewicht    und  M.  also 
des  Pfundes,    der  Litra,    des   As    (s.  d.); 
Aristoteles  macht   sie   seinen   Lesern   als 
XaJ^xoöc  =  V"  ÄßoX«5c  (Litra)  klar  (bei  Pol- 
lux  IX  8i  und  IV  175);  bei  dezimaler  Tei- 
lung des  As,  wie  sie  bes.  in  den  ostital,  Rei- 
hen des  Aes  grave  (s.  d.)  beliebt  ist,  ist  die  U. 
aber  ==  Vio  As,  und  man  zählt  hier  weiter 
Biunx,  Terruncius,    Quatrunx,    Quincunx, 
während  man  bei  duodez.  Teilung  in  Ver- 
hältniszahlen,  Sextans,   Quadrans,   Triens 
weiterzählt.     Ausgemünzt  in  M  im  r^m. 
und  in  fast  allen   Reihen  des  ital.   Aes 
grave   mit    dem   Wertzeichen  •  ;    in    der 
röm.  Reihe  wird  die  U-,  ursprünglich  als 
V»  des  osk.  Pfundes  =  1^22,74«  g,  dann  als 
Vw    des    {neu-)röm.    Pfundes    »27,28 <  g, 
schon  im  Verlaufe   der   i.    (Semilibral?)- 
Reduktion      geprägt      statt       gegossen, 
trägt   den   behelmten   Kopf   der   Bellona 
und   auf   der    Rs,    das    Schiflfsvorderteil, 
und  tritt  zum  letzten  Male  im  Unzialfuß 
auf.     Außerhalb  Roms  erscheint  die  U. 
mit .  in  der  röm.-kampan.  Kupferprägung, 
als    libella    (Haeberlin,    Aes    grave    1910 
S.  134)1  und,  soweit  durch  die  Wertkugeln 
erkennbar,  in  der  ^-Prägung  vieler  Städte 
Kampaniens,  Apuliens,  Kalabriens,  Luka- 
*niens,  in  Vibo-Valentia  und  Petelia  und 
auf  Sizilien,   in  Eryx  einmal  ONKIA  aus- 
geschrieben, nebst  Lipara.  —  Teilstücke 
der    U.:    Semuncia    (s.    d.),    Quartuncia 
(s.  d.)   und  Achtelunze    (Wertzeichen   V, 
in  Brundusium,  Head,  H.  N,»  S.  52).  — 
In   der   Spätzeit  ist   die  U,   wieder   nur 
Gewicht,    ihre   Abkürzung    auf   spätröm, 
M. -Gewichten  (s.  unter  Exagium)  ist  To 
(=  i^xta),  dazu  die  Zahl  und  öfter  auch  die 
Angabe   der    N(ofifotJLaTa)    oder    SOL(idi), 
deren  sechs  i  U.  wogen.  R. 

UndaliSi  lateinischer  Name  der  frühen 
Guldengroschen  (s.  d.),  weil  sie  eine  Unze 
(=  2  Lot)  wogen.  S. 

UngarOy  OngarOi  italienischer  Name  des 
ungarischen  Dukaten,  der  in  vielen  ober- 
italienischen Münzstätten,  z.  B.  in  Parma, 
Modena,  Correggio,'  Tassarolo,  Macagno 
nachgeprägt  wurde.  S. 

Ungerleln,  Ungtfsch  hießen  in  Deutsch- 
land die  im  16.  u.  17.  Jh.  geprägten  ungari- 
äch^  Denare  mit  Landeswappen -Ma- 
donna (patrona  Ungariae),  S. 


Ungrisch  Gulden  war  der  ungarische- 
Goldgulden  oder  Dukat  (s.  d.).  S. 

Unicorn  u.  Half-Unicorn  sind  Goldmün- 
zen der  Könige  von  Schottland.  Sie  prägte- 
zuerst  Jakob  IIL  (1460 — 1488)  i.  J.  i486: 
Vs.  Einhorn  nach  links,  die  Krone  im 
Nacken,  einen  Wappenschild  tragend,  Rs. 
Blumenkreuz,  in  der  Mitte  ein  breiter  Stern, 
Umschrift:  Exurgat deus et  disipent(ur)ini- 
mici  eius.  Gewicht  3,81  g,  fein  21  Karat, 
also  3,33  g,  Wert  ==  18  Schilling,  das  Halb- 
stück dementsprechend.  Der  Unicorn 
wurde  zuletzt  1517  von  Jakob  V.  ge- 
schlagen. ■—  Grueber  S.  174  ff.  Su. 

Unie-,  Unions-  oder  niederländischer 
Rijksdaalder  war  der  von  dem  Earl  of  Lei- 
cester,  dem  Statthalter  der  Niederlande, 
1586---1597  geprägte  Taler  mit  geharniscli- 
tem  und  belorbeertem  Brustbilde  auf  der 
Vs.  und  dem  Schilde  der  vereinigten  Pro- 
vinzen auf  der  Rs.,  von  dem  er  den  Namen 
Unie-Rijksdaalder  erhielt.  Er  wog  29,23  g 
und  hielt  26  g  Silber.  —  S«  auch  unter  Pfeil- 
bündel. —  Verkade,  Taf.  46,  l>  84,  I  und 
öfter;  de  Voogt,  S.  171.  S. 

Unikum  nennen  wir  eine  nur  einmal  vor- 
handene M.,  wobei  aber  der  Begriff  des  Ein- 
maligen sich  nicht  definieren  läi3t:  es  kann 
das  U.  sich  auf  eine  ganz  bestimmte  Abart 
oder  allgemeiner  auf  den  einzigen  Vertreter 
einer  M. -Sorte,  M. -Stätte,  eines  Jahrganges- 
oder  M.-herrn  u.  dgL  beziehen.  R. 

Unit,  Unlte  waren  englische  und  schotti- 
sche Goldmünzen  Jakobs  L,  die  zuerst  auf 
die  Personalunion  von  England  und  Schott- 
land (1603)  1604  bis  i6io  geprägt  wurden. 
Sie  trugen  auf  der  Vs.  das  Hüf  tbUd  des  Kö- 
nigs, auf  d.  Rs.  d.  Landesschild  und  d. 
Spruch  Ezechiel  37,  22:  Faciam  cos  in  gen* 
tem  unam,  waren  10,03  g  schwer  und  hielten 
9,2  g  Gold.  Die  Unite  Karls  L>  bis  zur  Revo- 
lution gemünzt,  zeigen  andere  Sprüche. 
Auch  Stücke  zu  3, «/»,  V4  und  »/s- Unite  ent- 
standen. In  Schottland  hieß  d.  M.  auch 
Sceptre  vom  Sc.  i.  d,  Hand  d.  Königs.  — 
Grueber,  S.  99,  lOl,  107,  196— 301,     S. 

Unlcia,  griech.  Oä-pcix,  die  lat  Unda,  s.  d. 

Unzaln  (Onzain).  Um  1488  war  der  fran- 
zösische Douzain  (s.  d.)  auf  13^  der  Dixain 
(s.  d.)  auf  1 1  Denters  gestiegen,  so  daß 
jener  den  Namen  TrMuOy  dieser  den 
Namen  Unzain  erhielt  1488  wurden  beide 
Münzen  gesetzlich  auf  diese  Werte  gesetzte 
—  Levasseur>  S,  28;  Schmicdcr,  S.  464.     S. 


UNZE-USUALIS 


715 


Unze  im  Altertum  s.  unter  Uncia.  Die 
mittelalterliche  U.  ist  als  Münzgewicht  von 
den  Römern  übernommen,  Sie  ist  gleich 
»/«  römisches  Pfund;  wieviel  Unzen  aber 
auf  das  karolinj^ische  Pfund  gingen,  läßt 
sich  nicht  genau  sagen,  meist  wohl  ebenfalls 
12.  Auf  die  Mark  gingen  8  Unzen,  doch 
wurde  diese  in  Deutschland  und  Skandi- 
navien hauptsächlich  in  i6  Lot  eingeteilt 
(s.  auch  Oncia). 

Als  Rechnungsmünze  ist  die  Unze  gleich 
20  Pfennigen.  So  kommt  sie  in  einer 
Speyerer  Urkunde  von  1196  (Jesse  nr. 
112)  von  Ebenso  in  Fricsland  im  9. — 12. 
Jh.  (Jackcl  in  Z.  f.  N.  XI  S.  191  ff.)  und 
in  Franken  im  14.  Jh.  (Schrötter,  Branden* 
burg-Frankcn  I  S,  X4S  ff-)*  "'  ^'^^  «^«^rI' 
Troy-Unze  war  gleich  31,  n  g  und  wurde 
in  480  Grains  eingeteilt.  Die  portugiesische 
Onca  war  gleich  8  octavas  («,  <!.).  Die  Gold- 
unzc  von  Messsina  war  gleich  26>4884  r.  "-• 
Nagl  in  N,  Z.  30  S.  239.  Su. 

Unzialai  und  UnzialliiB  (lat.  unciaüs  ^  ^ 
zuruncia,  d.  h. «/«» I*fwnd,  gehörig),  Roduk- 
tionsstufe  des  r2im.  As,  h.  d.  R. 

UnzüibchrfK  s.  unter  Schrift. 

Upstalboomialer^  das  heißt  Aufstellungs- 
taler  (von  Rutsvermtnmtiungcn  unter  dem 
Baum),  ist  ein  hannoverscher  Taler  Goorgn 
V,  von  1865  auf  die  SO- Jahrfeier  der  Ver- 
einigung von  Oittfricsiand  mit  Hannover. 
£r  zeigt  auf  der  Vit,  den  Kopf  des  Küniga» 
auf  d.  R%,  einen  RitUir  unttnr  einem  Kaum 
und  die  Übemchrift  »Eala  frya  Fre»ena«. 

UfttmcbUinge»  diu  Ugypc.  HriUen* 
Hchlange,  in  den  Itti»kuli  gehörige  auf  M. 
von  Alexandreia  Ag.  allein  oder  gegenüber 
der  Schlange  Agathodaimon  u»w.  «mchei- 
nend;  sie  trkgt  aiK  Kopfichmuck  meist  den 
der  Im,  d*  h.  die  Sonnenscheibe  (meist  mit 
Fodem  und  xwiMctien  Hörnern);  o!«  Attri« 
bute  sind  Ihr  auch  Ähre,  Mohnki^pfe,  Si* 
strumi  Keuk»  beigi^eben,  AuSerdon  tet  d. 
gefiügclto  SonnenAcheibo  »elbfit  oft  mit 
dinem  Paar  U.  geschmückt  und  eine  U, 
findet  «dch  gdegentlich  auch  am  Kopf* 
iK:hmttck  gewisser  gg.  Gütter^  t.  B.  bis, 
Ammon.  ^  B.  M.  C.  Als«*  S.  LXXXVL 

R. 

Vwotaf  griech.  OftfKrv&t  »»  dio  Himm* 
tische^  ist  I*  oin  häufiger  Beiname  der 
Aühttiditft  (R.  E.  I  S.  2774):  ah  Himmols'' 


göttin  erscheint  sie  auf  M.  der  nach  ihr  be- 
nannten Stadt  Uranopolis  in  Makedonien 
um  300  v.  C,  auf  Kugel  sitz.,  mit  Zepter 
(oben  mit  O  und  Tänien)  und  konischem 
Kopfputz  mit  Stern  oben  (dieser  Kopfputz 
allein:  Beiz,  von  Alcxander-M.),  Rs.  um- 
strahlte Sonnenkugcl  mit  Sternen  herum 
und  Mondsichel  oben.  —  2.  ist  U.  die  Muse 
(s.  d.)  der  Astronomie,  die  in  der  Musen- 
Reihe  der  Denare  des  Q.  Pomponius  Musa^ 
mit  einem  Stab  auf  den  auf  Dreifuß  ruhen- 
den Globus  weisend,  erscheint;  daher  nennt 
sich  die  Mutter-Üemahlin  Musa  des  Parthers 
Phraatakes  auf  M,  ttea  Oopavta,  —  Als 
Xeus  Uranio»  betrachtet  man  den  steh.  Zeus 
mit  Stern  a.  d,  Hand  und  Mondsichel  a.  d, 
Kopfe  auf  M.  Antiochos»  VIII.  R. 

Urbs  ^".  die  Stadt,  insbc«.  die  Stadt  Rom; 
in  diesem  Sinne  steht  Urbcm  rcstituit 
auf  M  de«  Vitelliu»  »um  Rtutitutor-Typu» 
(».  d.),  ferner  renovatio  urbis  Romac 
(Deeentius),  conservator  urbis  »uae  u*  iL 
[(}<*|{tni»at»  conservator  Kart(aKini8  «uaej^ 
ebenso  «acm  mon{eta)  urbis  usw.  auf  M. 
d.  frühen  4.  Jh.s;  quasi-autonome  M.  aus 
konstantin.  Zeit  haben  urbs  Roxna  zum 
Kopfe  der  Göttin  Roma;  das  mon(eta)  ur- 
b(ica)  auf  röm.-syr.  Provinzial*Hil!on-M. 
mit  d.  Adler  aber  unter  Kaiser  Philippus 
deutet  die  auf  sonst  gleichen  M.  mit 
*A vttox&t  ungegebene  M.  -Stritte  an,  bezieht 
idch  also  nicht  auf  Rom.  « •  II  M.  C.  Ga- 
latiaS.  212.  R. 

Urcetis»  der  Krug,  insbes.  der  einhenklige; 
als  Abzeichen  des  Priesters  neben  dem 
Lituus  (s.  d*)  ist  er  »ehr  häufig  auf  röni. 
M.  der  Republik  (z.  Ü.  Sulla»  Abb.  7t, 
Caesar  --  auf  einer  ^-M,  von  ihm  er- 
sehetQt  auch  der  U.  allein  <^,  Casslus,  M. 
Antonius)  und  Kaiserzeit  R. 

UrMfbiteler  (Ureikönigstaler)  ist  «in  Gul- 
dengrosehen  der  Stadt  Köln  von  151  s,  1516 
mit  den  h.  drei  K(}nigcn  auf  der  Vs.  und  der 
h*  Ursula  und  ihren  Begleitern  im  Schiff  auf 
der  Rs.  Aueh  doppelte»  halbe  u.  zwcidrittcl 
gibt  OH.  Die  0.  J.  sind  spätere  Nachschläge. 
^  Noß,  Köln  1%  Nr.  Ö5---65,  76-78.  S. 

Ultiilii  beifit  der  »pätröm.  Uoldsoli- 
dus  auf  Gewichtstttckeri,  vgl  Num.  chron. 
1927  S.  237H;  dieselbe  ebenda  angenommene 
Deutung  ii«u(idi9)  für  das  Wertzeichen 
VSV  ttuf  spätröm.  Weißkupfermünzen 
anvundimen  ist  abwegig,  vgl.  0«  S.  127. 

R. 


7i6 


USUALMARK— VEIOVIS 


Usualmark  s.  unter  Barren  und  Wäh- 
rung. Su. 

Usualmünze  hießen  im  17.  Jh.  alle  Mün- 
zen, die,  nicht  nach  Reichsfuß  gemünzt, 
nur  für  den  Verkehr  im  eigenen  Territorium 
bestimmt  waren.  Das  Wort  war  ein  anderer 
Ausdruck  für  i^Landmünze«  (s.  d.).  Die 
Berliner  2-  und  i -Groschenstücke  von  1651 
bis  1661  hießen  meist  Usualmünze,  Am 
Rhein  nannte  man  im  16.  Jh.  die  geringer 


als  die  alten  Rader-  oder  Zollalbus  ausge- 
brachten Albus  Usualalbus.  S, 

Uten,  veraltete  Lesung  der  alt-ägypt. 
kleineren  Gewichtseinheit;  s.  unter  Beben. 

R. 

ütUitas  publica,  die  öffentl.  Nützlichkeit, 
Beischrift  zu  einer  steh.  Frau  ohne  erkenn- 
bare Attribute  auf  M.  der  Tetrarchien.  — 
Bernhart,  Handbuch  S.  261.  R. 

Uwangy  malaiische  Münze;  s.  Pitjis. 


V. 


V,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte  Troy  es 
(seit  1715).  S. 

Vadmal  s.  unter  Wede. 

Vakimbola,  broken  money,  Bruchstücke 
des  silbernen  5 -Frankstücks,  die  auf 
Madagaskar  vor  der  französischen  Erobe- 
rung kursierten  und  bei  Zahlungen  zuge- 
wogen wurden.  I  Farantsa  oder  Ariary 
(Real)  =  2  Loso  (arab.  Nisf,  V»)  =  4  Kirobo 
(arab.  Rub*,  V4)  =  8  Sikaji  (türk.  Sekiz, 
8)  =  24  Voamena  (Samenart).  —  Temple 
in  LA.  31,  S.  109 ff.  V. 

Vales  heißt  das  Card  board  money  (Kar- 
tenpapiergeld) der  mexikanischen  Aufstän- 
dischen von  1914/S  von  der  Aufschrift:  Vale 
5  (10)  Centavos.  ■—  Frey,  S.  252.        S. 

Valetudo  s.  Hygieia. 

Vallans  ist  eine  Billonmünze  Bischofs 
Guy  IV,  von  Cambrai  (1342— 1343)  zu  2  d. 
10  gr.  fein,  Z16  Stück  auf  die  Mark  v* 
Troyes,  im  Werte  von  2  d.  t,  ein  Stück 
also  von  1,13  g  Rauh-  u.  0,24  g  Feinge- 
wicht. —  Robert,  Cambrai  S,  104,     Su. 

Vallunii  lat.  der  Wall;  ein  solcher  wie  eine 
Hecke  dargestellt,  von  dahinter  stehenden 
Kriegern  verteidigt,  wird  von  einem  röm. 
Krieger  erstürmt,  auf  M.  des  Numonius 
Vaala,  (das  V.  auf  den  Namen  anspielend). 

R. 

Valor  extrinsecus  und  Intrinsecus  s.  unter 
Münzwert.  S. 

Valuta,  italienisch  =  Währung  (s.  d.). 

Valvation,  neulateinisch  von  valere  ^ 
gelten,  war  ein  seit  Ende  des  Mittelalters 
gebrauchter  Ausdruck  für  die  Münztari- 
fierung  (s.  Münztarife).  Die  Valvations- 
tabellen  sind  Münztarife.  Devalvation  ($.d.) 
heißt  WerthenJjsetzung.  S. 


Van,  Kupfermünze  von  Annam;  s.  Dong, 

Vannus  (griech.  Xtxvov),  die  Getreide- 
schwinge, ein  Gerät  aus  Flechtwerk  mit 
hohem  Rande  auf  einer  Seite,  zum  Trennen 
der  Spreu  vom  Korn;  diente  auch  zur  Auf- 
nahme neugeborener  Kinder,  so  auch  der 
Götterkinder  wie  Hermes,  Zeus  u.  bes.  Dio- 
nysos, in  dessen  Kult  und  Mysterien  die 
mystica  vannus  lacchi  (Verg.  Georg.  1 166) 
daher  eine  bes.  Rolle  spielt.  Auf  Kaiser-M, 
(z.  B.  von  Magnesia,  Nikaia)  erscheint  das 
Dionysoskind  in  einer  V.  sitzend.  —  R.  E, 
XIII  S.  536/41.  R. 

Vaquette  (französ.,  deutsch  =  Kühchen), 
Billonobol  von  B&irn  unter  Heinrich  IV. 
und  Ludwig  XIII.  mit  Kreuz  und  2  Kühen 
und  2  gekrönten  Initialen  auf  der  Vs.  und 
Kreuz  im  Vierpaß  auf  der  Rs.  —  Eine  V.  ist 
auch  das  Münzzeichen  der  Münzstätte  Pau 
in  B6am.  S. 

Varigama,  Variha,  südindische  Gold- 
münze =  Pagoda  (s.  d.).  V. 

Vasen  s.  unter  Gefäße,  wo  der  Kelch 
Abb.  56  zuzufügen  ist.  R. 

VCRIMDRasvir  consularis  rex  Im- 
perator dux  Romanorum,  Titel  des  Vabal^^ 
lathus.  —  Z.  i  N.  V  S.  231,  R, 

Veiovis^  latinisch -röm.,  anscheinend  ver-* 
derbenbringender  Gott,  von  den  Späteren 
nicht  mehr  verstanden  und  bald  mit  Apollo 
bald  mit  luppiter  geglichen,  Pfeile  und  Zi^e 
waren  seine  Attribute.  Man  erblickt  ihn 
auf  röm.-republ.  Denaren  in  einem  jugdL 
Kopf  mit  Band  oder  LoAea:-  oder  Eichen- 
krainz  und  einem  Blitz  al$  Attribut»  bei  M/ 
Fonteius  dient  ein  geflügelter  Knabe  au£ 
Ziege  als  Rs.  -*  Ro$char^  LeK.  der  Mythe!. 
VI  S.  174/6.  R. 


VEKSA— VERDIENSTMEDAILLEN 


717 


VSkSa  (dcmin.  vekSica),  Vevcrica  war  bis 
ins  13.  Jh.  der  kleinste  Teil  der  russischen 
Rechengrivna  (s.  Grivna),  deren  Wert  aber 
noch  nicht  feststeht.  In  den  aus  dem 
Griechischen  übertragenen  Texten  steht  V. 
für  oßoXoc.  Für  d.  9.  und  lO.  Jh.  ist  wohl 
unter  V,  das  Bruchstück  eines  Dirhems, 
für  d.  weiteren  Jahrhunderte  eines  europä- 
ischen Denars  zu  verstehen,  da  das  Äquiva- 
lent der  V.,  das  Fell  eines  Eichhörnchens, 
wohl  weniger  wert  sein  mußte  als  das  eines 
Marders,  das  einen  Dirhem  oder  Denar  galt 
(s,  Kuna)*  Vgl,  Pelzwerk,  —  Mroßek  125  f., 
Srezncvskij  I  477  u.  485.  Ü. 

Velddaalder,  niederländische  Bezeichnung 
der  Feld-  und  Bclagorungsmünzcn.     S. 

Vellon  bedeutete  in  Spanien  i.  Vließ,  vom 
lateinischen  Vollus;  2.  Bronzemünze,  vom 
französischen  Billon  (s.  d.)*  Das  Wort 
scheint  für  Münzen  nicht  vor  1400  ge- 
braucht worden  zu  sein;  man  nannte  in 
Spanien  aber  nicht  wie  in  anderen  Ltodern 
die  mit  viel  Kupfer  legierten  Silbermünzen 
Billonmünzcn,  sondern  bezeichnete  mit 
moneda  de  vellon  »lies  Geld,  das  nicht  gute 
Gold-  oder  Silbermünzo  war.  Die  mit  etwas 
Silber  legierten  Kupfermünzor)  hießen  Cal« 
derilla  (h.  d.)y  die  reinen  Kupfermünzen 
im  17«  Jh.  Gruessa  (s.  d.).  Die  im  16.  und 
17.  Jh.  geprägten  Kupfermünzen  sind  mit 
sehr  vielen  Gogen»tempeln  ventehen,  durch 
die  sie  im  Zahlwerte  bald  herauf«^  bald 
herabgesetzt  wurden.  Hierdurch  und  durch 
eine  umfangreiche  Nachprägung,  besonders 
in  den  Niederlanden,  wurde  die  Verwirrung 
im  spanischen  Münzwesten  ins  Unertrügliche 
gesteigert  und  entlud  «ich  endlich  in  Volks- 
aufständen. "  Diese  ungeheueren»  die 
Wirtschaft  Spaniens  ruinierenden  Kupfer- 
prägungen des  17,  Jh.s  haben  eine  beHon» 
dere  Kupferwäbrung  ge^chafTem  Man  un** 
terschied  bis  ins  19.  Jh.  den  Real  de  plata 
(Silberreal)  und  dun  Real  de  vellon;  dieiier 
hatte  34  Maravedi  de  vellon,  jener  galt 
SO»/«  mehr»  war  alio  gleich  V/t  Bitlonreal 
oder  st  Maravedi*  Im  19*  Jh.  galt  der  R«al 
de  plata  xnfvf  Raalai  de  vellon  (a.  Real).  -  -- 
SchrOtter  in  Z.  f.  N.  as.  Bd.,  1906,  5.  3^3 
u.  329;  Noback»,  8,  565.  & 

Vmatio»  lat  die  Jagd»  initb«».  die  Tier* 
hetaa  im  Zirku«.  Jagdisenen  finden  sich 
auf  ant  M.  au0er  im  Bereiche  der  Herakies* 
taten  %  B«  a^C  dem  Denar  des  C  lim- 


dius  (angeschossener  Eber  und  Hund), 
auf  röm.  und  griech.  kaiserl.  M.  mit  dem 
Kaiser  zu  Roß  im  Kampf  gegen  Löwe  oder 
Panther  (z,  B.  Hadrianus,  Commodus)  oder 
Eber  (Prusa)  oder  Bärin  (Hadrianothcrai), 
die  zwei  letzten  auf  dieGründungsgeschiclittr 
der  betn  Stadt  hinweisend  (Nom»  VI  S,  8 
— n);  Jäger  auch  auf  M.  von  Segesta, 
Nikkopolis  am  Istros  (Abb,  97)  usw.  Eine 
Ticrhetzc  erscheint  z.  B.  auf  einer  M.  von 
Synnada,  dann  einem  Denar  des  L.  Livin. 
Rcgulus  und  sehr  hiLufig  auf  Kontorniaten 
(gegen  Bär,  gegen  Eber  und  gegen  mehrere 
iricre);  darauf  spielt  auch  der  Denar  des 
Sept.  Scverus  mit  lactitia  temporun» 
(Schiff,  Quadrigen,  wilde  Tiere)  an.      R. 

Veneziano  hieß  seit  dem  16.  Jh.  oder 
schon  früher  in  Vorderindien  die  venetiani  - 
sehe  Zecchine,  die  um  1620  14—16  Tangu 
(s.  iL)  galt.  S. 

Venezolano  war  der  nach  üesctz  vom 
23.  März  1857  zur  venezolanischen  Münz- 
einheit gemachte,  dem  goldenen  französi- 
schenFünf  frankstück  gleiche,  abernichtaus  - 
geprägte  Uoldpeso,  nach  Gesetz  v.  18.  Juli 
1872  der  dem  goldenen  u.  silbernen  franz. 
Künffrankstück  entsprechende  Peso,  t^  loo 
Ccntcsimos-  —  Noback »,  S.  225,  1 137.   S. 

Ventina»  lilntint»  eine  in  Kor»ica  unter  der 
Republik  des  GenenUs  Pasquale  Paoli  1762 
—1768  geprägte  Silbermünse  zu  20  Soldi 
mit  geicrüntem  Schilde  a^wisehcn  zwei 
Meeresgenten  auf  der  Vs.  und  Wert  im 
Sehilde  auf  der  Rs.  -*-  Corpus  num,  it.  11 1^ 
S.  597  ff.  S. 

Vemts  $.  unter  Aphrodite. 

Vemistil«r  ^^  Hurenkarrentaler  (i*  d.)* 

S. 

VenUenstmediOlen»  nucfa  Ehrenzeiehcn 
oder  «med.  genannt^  vom  Staate  an  Pri'* 
vttte  (oder  wie  die  Wiener  Salvator-Med. 
auch  von  Städten  an  verdiente  Bürger) 
auf  Grund  von  »iviten  oder  milit&r,  Ver- 
diensten verlieheni  oft  «n  bestimmte  Orden 
(8.  d.)  angetchlotstn  und  wie  diese  seit 
dem  Endo  des  18*  Jh.i  auch  am  Hände 
getragen«  meist  mit  einer  Insehrift  auf 
den  allgemeintn  oder  besonderen  Anlaß 
der  VerMhung  (Seidenbau,  Ackerbau»  »für 
Rettung  aus  Gefahr«,  »unsem  tapferen 
Kriegern«)»  finden  sich  seit  dem  xH.  Jh. 
und  werden  im  19.  Jh.  lUlgemein.  Aufier 
der  runden  ist  insbcs.  die  Kreuz-  und 


7i8 


VEREINSTALER— VERWANDTSCHAFTSANGABEN 


Spangenform  beliebt.  —  Vgl.  unter  Preis - 
med.,  Schulmed.  —  Versteig. -Kat.  Pha- 
land,  0.  Helbing,  München,  22.  März 
1926.  R. 

Vereinstaler  war  der  durch  den  deutsch - 
österreichischen  Münzverein  vom  24.  Janu- 
ar 1857  geschaffene  Taler  zu  30  Stück  aus 
einem  Pfund  oder  500  g  Feinsilber.  Er  war 
feiner  als  sein  Vorgänger,  der  preußische 
1750—1856  geprägte  Taler,  da  dieser  750, 
•der  V.  aber  900/1000  fein  war,  aber  er  war 
leichter  als  jener:  statt  22,272  g  wog  der  V. 
nur  18,518,  und  er  hielt  nicht  16,704,  son- 
dern 16,666  g  Feinsilber.  Die  Vs.  zeigt  meist 
das  Bild  des  Fürsten,  die  Rs.  das  Landes- 
wappen oder  die  Wertbezeichnung;  die  V. 
von  Frankfurt  a.M.  haben  auf  der  Vs.  ein 
weibliches  Brustbild,  auf  der  Rs.  den  Adler. 
Der  30-Talerfuß   entsprach  einem  öster- 
reichischen 45 -Guldenfuß  und  einem  süd- 
deutschen 527a"Guldenfuß,  oder  es  waren 
4  Vereinstaler  =  6  österreichische  =  7  süd- 
deutsche Gulden.  —  Schrötter,  Preußen 
1806/73,  Gesch.  II,  S.  130  ff.,  561;  Schwal- 
bach I,  passim.  •—  Über  d.  Brustbild  auf 
d,  Frankf.  V.  s.  J.   Cahn  in  Mitt.  f.  M. 
Sammler,  Frankf.  a.  M.  1928,  Nr.  51.     S. 
Vertassungstaler  ist  ein  bayerischer  Kon- 
ventionstaler   auf   Einführung   der   Ver- 
fassung von  181 8  mit  Kopf  Maximilians  I.- 
.stehender  Bavariamit  der  Vexfassungsrolle. 

S. 
Ver]fingtes  Gewicht  siehe  Richtpfeimig. 
Veroneser,  parvuli  Veronenses  s.  Berner. 
Verpachtung  s.  Münzpächter.  S. 

Verpfändung  der  Münze  oder  Hfitizstätte. 
Zur  V.  zwang  die  dauernde  Geldnot  die 
Fürsten  im  13.  und  14.  Jh.;  selbst  König 
Rudolf  sah  sich  wiederholt  genötigt,  Gläubi- 
gern einzelne  Münzen  wie  die  Gdnhauser 
dem  Reiz  von  Breuberg  und  die  Rottweiler 
seinem  Schwager  Albrecht  von  Hohemberg 
zu  verpfänden.  Durch  derartige  zwangs- 
läufige Verpfändungen  gelang  es  den 
.Städten  allmählich,  vor  allem  in  Nieder- 
sachsen, Mecklenburg  und  Pommern  zuerst 
•die  Verwaltung  und  dann  gegen  eine  ein- 
malige Kaufsumme  den  Besitz  der  Münze 
in  ihre  Hände  zu  bekommen.  Vgl.  Münz- 
recht, Münzverrufung.  --  Menadier,  Schau- 
•sammlung  S.  201.  Su. 

Verprlguugen  nennen  wir  die  während 
der   Prägung    vorkommenden,    bei    der 


Hammerprägung  fast  unvermeidlichen,  erst 
von  den  späteren  Techniken  meist  ver- 
miedenen Fehler;  sie  bestehen:  i.  in  unge- 
nauem Auftreffen  des  Stempels  auf  den 
Schrötling,  so  daß  Teile  des  Bildes  oder 
der    Schrift    außerhalb    des    Schrötlings 
(off  flan)  bleiben  und  Teile  des  Schrötlings 
vom  Stempelbilde  nicht  getroffen  werden, 
das  Metall    also    dort     entweder     hoch- 
quillt oder,  wenn  wenigstens  noch  von  der 
Stempelplatte  getroffen,  eine  glatte,  leere 
Fläche  bleibt.     Solche  V.  ist    bei  griech. 
Autonom-M.  fast  überall  zu  beobachten, 
die  röm. -republik,   und   bes.   die  kaiserl. 
M,  sind  sorgsamer  geprägt;  doch  tritt  bei 
den  massenhaft  geprägten  Bronzc-M.  des 
4-/5-   J^'S  V.  oft  wieder  auf.     Im  M.A. 
leiden  viele  M.,  bes.  die  westfälischen  De- 
nare des  14.  Jh.s  daran,  daß  ihr  Schrötling 
kleiner  als  der  Stempel  ist  und  darum  der 
Schriftkreis  meist  nur  unvollkommen  darauf 
kommt.    Von  solcher  V.   verschonte  M, 
nennen  wir  i>gut  zentrierte«.  —  Luschin, 
Allg.M.-K.a  S,  55-  —  2.  in  dem  irrtümlichen 
Verbleiben  der  soeben  geprägtenM.  in  einem 
der  Stempel,  wodurch  sog,  Inkuse  M*  ent- 
stehen, s.  d.  —  3.  in  d.  Verschiebungen,  d, 
infolge  mehrfachen  Schlages  entstehen,  s. 
unter  Doppelschlag.  —  Samml.  solcher  V. ; 
W.F.  Hahlo  I.  n,  Berlin  1925/6  =  Aukt 
Kat.  Leo  Hamburger  Jan.  1927,  vgl.  dort 
die  Einleitung.  R, 

Vemifung  s.  Münzverrufung. 
Verse  auf  M.  s.  unter  Metrische  Inschrif- 
ten. R. 
Versucher  s.  Probieren  S. 
Vertugadln  war  der  1714—18  geschlagene 
französische  ficu  d'argent  (s.  d.)  mit  run- 
dem gekrönten  Lilienschilde  auf  der  Rs.  — 
Hoffmann,  Tai.  109,  26 — 31,  S, 

Verwandtschatisangaten  auf  Münzen.  Für 
antike  Münzen  s.  d.  einzelnen  Wörter  und 
vgl.  auch  Filiation>  Frauen,  Vormund* 
schafts-M.  Im  Mittelalter  erscheinen  V. 
a.  M.  zuerst  im  9,  Jh,  in  Deutschland, 
Italien  und  Frankreich. 

Die  eheliche  Verbindung  wird  nur  auf 
einem  Denar  Bolealaui*  von  Böhmen 
genannt:  »Biagota  comunx«,  und  auf  einem 
Mailänder  Teston  mit  iMcuumiUanus  Ro. 
rex  et  Bianca  M(aria)  coniuges«,  ebenso  auf 
dem  medaillenförmigiea  Tftler  Maximilians  I. 
und  Marias  von  Burgund  iMaxiniilianusma* 


VESTA— VICEDOMINUS  REGIS 


719 


.^nanim.  archidux  Austrie  Burgund.,  Rs. 
Maria  Karoli  filia  heres  Burgund.  Brab. 
coniugcs«. 

VcrhältnismäßijT  oft  tritt  die  Sohncsbc- 
aeichnungauf :  am  frühesten  in  Benevent  bei 
■Grimoald  IV.  (806—817)  »Grimoald  filius 
Ermenrih  «,  dann  bei  Wilhelm  I.  v.  Sizilien 
und  se  ncm  Sohn  Roger  »W.  rex  R.  dux 
iiliiis  eins«,  bei  den  Markgrafen  von  Ceva 
»Grm.  fil.  dn.  Na«  (Guielnius  filius  domini 
Nani),  bei  Alfons  L  v.  Aragon  (1104—34) 
»Anfus  Sun(cii  filius)  rcx«,  bei  Otto  Bischof 
von  Hildosheim  (1:^60—1279)  »Otto  ütns«, 
beim  Pfakgrafcn  Otto  I.  von  Bayern  i>Otto 
filius  Lodevi«,  bei  Sigismund  v.  Glogau 
^Kazimiri  r(cgis)  Polonie  natus«.  Am  hUu- 
figstcn  erscheint  die  Verwandtschaftsangabe 
»filius I  in  Krankreich;  verschiedene  Barone 
rühmen  sich  so  ihrer  Eigenschaft  als  fran* 
^ösischc  Königssöhne,  z.  B.  die  Grafen  von 
Maine,  dann  Karl  L  v.  Anjou  »K.  fiL  regis 
BVancic«  als  Sohn  Ludwigs  VIIL  In  Aqui- 
tanien  nennen  «ich  Eduard  I.  von  England 
»Edward  fili.  II.  regis  Anglic«,  u.Eduard  der 
schwarze  Prinx  ^KcL  p(rim)<>gcn5tu(8)  regi(8) 
Anglie. «  In  Rußland  ist  es  die  Regel,  daß 
dem  Vatersnamen  die  Sohneabeateichnung 
»witsch«  angelkängt  wird,  so  Iwan  11 1. 
(1462—1508)  »KttiUt  weliki  Iwim  Wassiljc- 
witsch«  u.  a. 

Eine  Sonderstellung  nehmen  die  hol* 
ländischen  u.  luxemburgischen  Münzen 
Johanns  von  Bayern  ein:  »loha  dux  Bava. 
fili.  Holand.  et  Zel.«  u.  1  Herrmann  der 
Oelehrte  von  HeKHcn  nennt  gich  »Hma. 
adnepoa  bte.  Klimbt » ,«  Z.  f.  N.  24  S.  261, 
«Jno  als  Ururenkel;  als  Vormund  »eine« 
Sohne»  Philipps  den  Schönen  bezeichnet 
$ieh  KasNer  Maximilian  »Maximilian,  rex 
Romanor.  pater< 

Die  Angabe  »Bruder«  kommt  u.  a.  in 
{iok»i(na  in  »la,  et  lo.  de  P(e}p(o)lift  fr(atr)e»« 
vor^  in  Pommern  in  »lurgen  un  Bamem 
öjbr.i. 

In  Mailand  tritt  die  Umschrift  »Ludovi- 
cus  piitruus  gubernansi  auf,  indem  Lu4wig 
für  sdnen  Nfeffen  Gal^eso  Btaria  die  Re« 
gierung  führt 

In  der  R  Z,  kotnmen  die  Bexeichnungea 
ßUu%  fratre»  u.  patruden  vor:  auf  einem 
Jülicher  Taler  15x3  »lohs.  «enior  fiUua 
«iucis  Oiviae  dux  U9W.«,  auf  einem  «ftchei* 
liehen  von  iS5i  »moneta  fiUorum  loann« 


Frid,  scnioris  ducis  Saxonic«  usw.  Am 
häufigsten  treten  Brüder  auf,  besonders 
infolge  der  Teilbarkeit  der  Länder  in 
Sachsen  und  Schlcsiexi.  Ein  sächs.- 
wcimarischer  Taler  von  1608  führt  8 
Brüder  auf.  In  Schlesien  fügen  besonders 
die  Herzöge  von  Liegnitz  und  Bricg  das 
»fratrcs«  hinzu,  in  Braunschweig  »Ems. 
lohu.  Wul.  Phil.  Gebr.  H.  z.  Brun.«  In 
Mansfeld  kommen  »fratrcs  et  patrucles« 
vor,  in  Braunschweig  »V.  G.  G.  Hcinri|h  u. 
Eri|h.  Gevct(tere)  z.  Brun.  u,  Lun.«  — 
Dannenbcrg  in  Berl.  Mbl  1900  S.  2895  fT. 

Su. 

Vesta,  röm.  Göttin,  s.  unter  Hcstia,  vgl. 
auch  Palladion.  R. 

Vfeverica  s.  V£k§a.  -^  Dal*,  Tolkovyj 
slovar*  (in.  Aufl.)  hält  beide  Worte  nicht 
für  identisch.  B, 

VexUlum,  rDm,  Feldzeichen  der  Legions* 
detachements,  der  Reiter  usw.)  bestehend 
au«  einem  Schafte  mit  Querstange,  von  der 
ein  quadratisches  Tuch  herabhängt;  auf 
dem  Tuch  kann  Name  (oder  Nummer)  des 
Truppenteils,  dt««  Kaisers  u.  dgl.  stehen. 
Zuweilen  ist  das  Tuch  an  den  Manipcl« 
Feldzeichen  (Signa,  s.  d.)  der  Legionen 
unter  den  Rundscheitien  hefcHtigt.  Hslufig 
auf  rüm.  M.  der  Republik  u.  Kaisor* 
zeit  (auf  den  M,  den  Nero  mit  decursio 
in  der  Hand  eines  Reiters)  und  solchen 
der  röm.  Coloniae.  Bei  (iründung  von 
Veteranenkolonien  wurde  ein  V.  dem 
Gcm'us  coioniae  geweiht,  und  ein  so  mittels 
einer  Tänio  geweihtes  V.  (vgl.  dazu  aucli 
Vogt,  Die  alex.  M.  S.  85  ff.)  erseheint  auf 
M.  von  Ca»»andreÄ  und  Dium.  —  v. 
Domanzewski,  Fahnen  des  rdm»  Heeres 
188s  S.  76  u.  ö.;  Z.  t  N.  36  S.  I»6, 138/9.  — 
Das  V.  gehörte  auch  zu  den  Dona  militoria, 
s*  d..  ~  Da«  Labarum  (s.  d.)  ist  ein  V,,  bei 
dem  auf  oder  über  dem  Tuc^e  ein  Christo* 
gnunm  angebracht  ist  R. 

VieaAmiliiiii  f«tis  nennt  sich  auf  einem 
Pfennig  Eabischof  Bruno  von  Trier  (noa 
~n24)y  der  naeh  dem  Tode  Heinrichs  IV. 
von  den  Famten  tum  vicedominus  curiae 
regia«  emafint  wurde.  Auch  besBoiehnet  sich 
so  auf  di»em  kupfernen  Rechenpfennig  der 
späten»  Bisohof  v.  Osoabrüek  Benno  als 
Vorstdh^  der  Goslarer  Verwaltung  u.  der 
tau«Qrti<äieii  Kamdti  tut  Zeit  Kaiser  Hein- 


720 


VICTIMARIUS-VIEHGELD 


richs  III.  —  Z.  f.  N.  XVI  S.  257  u.  34 
S.  .326,  334.  Su. 

Victimarius,von  victima  =  das  Opfertier, 
also  der  Mann,  der  das  Opfertier  zum  Opfer 
führt  und  tötet:  Denar  des  L.  Pomp.  Molo, 
Kaiser-M.  von  Hermione,  Med.  des  Postu- 
mus  und  Opferszenen  der  röm.  M.  u.  Med., 
z.  B.  Gnecchi,  Med.  Taf.  89,  2.  R. 

Victor,  häufige  Bezeichnung  des  Kaisers 
auf  spätröm.  M.,  so  Victor  omnium  gentium, 
Victor  gentium  barbararum,  undique  vic- 
tores,  hoc  signo  victor  eris  (s.  d.),  ähnlich 
exuperator  omnium  gentium,  debellator 
gentium  barbararum  oder  hostium,  meibt 
zum  steh,  oder  reit.  Kaiser  mit  und  ohne 
Gefangene  oder  Besiegte,  zur  Victoria 
usw.  Vgl.  auch  Victorioso  semper  (Probus 
usw.)  und  den  Titel  Victor  semper  Aug. 
(-^-Med.  Constantius*  IL),  endlich  Victor 
gentium  auf  Theoderichs  A^'-Med.;  auch 
Beiname  der  Götter  Hercules,  luppiter, 
Mars.  —  Bernhart,  Handbuch  S.  117. 
121.  401.  R. 

Victoria  s.  unter  Nike.  R. 

Victoriatus  —  auch  vict(oriatus)  n(um- 
inus),  Dessau,  Inscr.  5946  —  heii3t  nach 
dem  Rs. -Typus  (Victoria  ein  Tropaeum 
errichtend;  Vs.  luppiterkopf,  Abb.  65)  eine 
röm.  Silber -Münzsorte,  die,  =  3/4  Denar  = 
anfangs  3,4  g  schwer,  bald  sinkend,  nach 
Plin.  N.  h.  33,  46  (die  anderen  liter,  Belege 
gesammelt  Riv,  ital.  1912  S.  306),  früher 
ex  Jllyrico  advectus  mercis  loco  habebatur; 
doch  scheint  es  umgekehrt  zu  liegen,  indem 
vielmehr  die  Gewichtsstufe  des  V.  von 
Apollonia  und  den  Dyrrhachiern  für  ihre 
Drachmen  adoptiert  wurde.  Geprägt  wurde 
der  V.  von  269  bis  bald  nach  200  v.  C.  und 
hat  die  fönnliche  Herabsetzung  des  Denars 
V.  J.  217,  des  V.also  auf  2,9  g,  mitgemacht; 
ausgeschriebene  Namen  von  M. -Beamten 
kommen  auf  V.  nicht  vor,  sondern  nur 
figürliche  Beiz,  und  Abkürzungen  von  Na- 
men, in  denen  zuweilen  die  Münzstätten  zu 
erkennen  sind  :Crot(on),  Kor(cyra)usw.,  vgl. 
Riv.  ital.  1912  S.  341.  Hauptumlaufsgebiet 
war  Oberitalien,  wo  sich  die  V.  in  den  Fun- 
den mit  etwa  gleichschweren  Drachmen 
von  Massilia  und  deren  Nachahmungen 
mischen,  dann  Süditalien,  wo  auch  unter- 
ital.  Didrachmen  und  röm*-kampan.  Qua- 
drii^ti.  sich  mit  ihnen  mischen,  endlich 
Spsmen:  Es  existiert  auch  ein  Doppel-V. 


und  seltene  Halb-V.  mit  gleichem  Tjrpus,. 
die  halben  mit  S  =  V»-  —  Seit  der  lex 
Clodia  etwa  v.  J.  102  wurde  der  Name  und 
Typus  (doch  auf  der  Vs.  oft  Apollo-  statt 
luppiter-Kopf)  wiederaufgenommen  für 
den  seit  langem  nicht  geprägten  halben« 
Denar,  den  Quinar  =  1,9  g,  den  nun 
die  5  M. -Meister  C.  Egnatuleius,  T.  Cloulius^ 
Cn.  Lentulus,  C.  Fundanius,  P.  Vett.  Sabi- 
nus  und  ungenannte  M. -Meister  in  Menge 
prägen,  mit  Q  (==  quaestor  oder  quinarius? 
vgl.  Kubitschek,  Studien  zu  M.  d.  röm.  Rep.. 
191 1  S,  39)  bezeichnet.  Auf  diesen  V.  be- 
ziehen sich  die  kaiserzeitl.  Erwähnungen, 
des  V.  Seitdem  bleibt  die  Victoria,  später 
aber  ohne  Tropaeum,  der  beliebteste  Typus 
des  silbernen  und  goldenen  Halbstücks; 
vgl.  unter  Quinarius.  —  Griech.  hieß  der 
V.  TpoTcaixov  und  sein  Fuß  wurde  z.  B.  von 
der  thessalischen  Bundes-M.  des  2.  Jh.s  an- 
genommen, wo  Silber-M.  im  Gewichte  des 
einfachen  und  doppelten  V.  geprägt  wurden^ 
die  letztere  M,  inschriftlich  avxxfip  genannt; 
später  ist  der  V.  auch  hier  als  Quinar  ge- 
rechnet worden.  —  Wegen  des  einen  V. 
wertenden  Talentes  von  Rhegion  (nach 
Festus)  s.  unter  Talent.  —  Trait^  I  S. 
S53/7;  Willers,  Kupferprägung  S.  41/8; 
Z.  f,  N.  26  S,  238;  32  S.  47/71;  Riv.  ital. 
di  num.  1912  S.  299/357;  Bl.  f.  M.-Fr. 
1923  S.  364/9  Taf.;  Segrfe,  Metrologia 
S.  334/6;  [v.  Bahrfddt],  E.  J.  Haebcrlin 
1929  S.  59/68.  R. 

Vlctoriolai  =:  kleine  Victoria,  nennen  wir 
die  von  einer  Gottheit  oder  dem  Kaiser  auf 
der  Hand  getragene  Victoria  (Nike),  oft 
auf  Globus.  R. 

Victortaler  sind  Taler  des  Freiherm  Wil- 
helm von  Batenburg  (f  1573)  und  der  Re- 
publik Solothum  mit  dem  stehenden  h. 
Victor  auf  der  Vs.  Die  erstercn  zeigen  auf 
der  Rs.  den  Reichsadler,  die  Solotitiurner 
den  Staatsschild.  S. 

Viehgeldy  Entwicklungsstufe  des  die  ur- 
sprünglichste Stufe  des  Nutzgeldes  darstel- 
lenden Nahrungsmittelgeldes,  indem  das 
Stück  Vieh,  bes.  Kuh  und  SchAf,  Zahlmittel 
und  Wertmesser  bilden.  Nachweisbar  au» 
den  Zuständen  neuerer  »NaturvMkeri  (bes. 
Kaukasus,  Südafrika,  Nordamerika),  dann 
aus  unseren  Kulturen  aus  der  Etymologie 
von  späteren  Gdd*  und  MQnasausdrücken» 
so  ind.  rupee  von  saaskr*  rupa  an  Herde(^)» 


VIENNESE— VIERER 


721 


engl,  fce  =  Abgabe  mit  dtsch.  Vieh  zu- 
sammenhängend, ßoüc  in  gricch.  Redens- 
arten =  Geld  (z,  B.  ßoü;  diel  y^cogötq  = 
ihm  ist  die  Zunge  durch  ein  Rind  ver- 
schlossen), pecunia  von  pecus,  aus  Straf- 
gcldsiltzen  in  athcn.  und  röm.,  altiran., 
nord,  und  germ.  Gesetzen,  vgl.  unter  Kü- 
gildi.  Die  in  germ.,  nord.,  hintcrind.  Ge- 
setzen stehenden  genauen  Vorschriften  über 
Alter  und  Eigenschaften  des  Tieres  zeigen, 
daß  man  damals  einerseits  über  die  primi- 
tive Vorstellung,  daß  ein  Stück  Rind  gleich 
dem  anderen  sei,  hinaus  war  (und  somit 
innerlich  die  Stufe  des  V.  schon  überwunden 
hatte),  andererseits  noch  wirklich,  als  diese 
Bestimmungen  geirolTen  wurden,  in  Vieh 
zahlte.  Hei  Homer  finden  wir  den  Über- 
gangszustand, daß  man  noch  nach  Vit^h 
rechnet  (vgl,  Wertabschiltzungen  wie  ivveot- 
ßotoc  usw.),  aber  schon  in  metallenem 
Gcrätgcld  (licckcn,  Dreifüßen)  »ahlt;  5m* 
dcrswoher  (aus  Athen,  Delos,  Rom;  Island) 
kennen  wir  für  Rind  und  Schuf  bestimmte 
Umrechnungssat»e*  Kbcrt,     Reallex. 

IV  S.  20B/9.  R. 
Viennese,  Viennois  ist  ursprünglich  nur 

der  Denar  der  Erzhischrife  von  Viennc,  der 
seit  dem  10.  Jh.,  b<n(m<kr»  um  1100,  in 
großen  Mengen,  gre^ßtenteil»  mit  dem 
Kopf  des  heiligen  MauritiiiH  geprilgt  wurde. 
Er  wurde  spilter  gloiefi  dem  halben  Denier 
tournoi»  gertrchnet,  Diewe  MünzHorte  wurde 
u.  a.  im  II.  Jh*  von  dem  (Jriifen  von 
Savoyen  in  Aiguebelle  mit  <lem  Kopf 
Johanne»  ik%  Taufer«  und  auf  der  R».  mit 
»A«  u.  dor  I^gemle  Atiuahella  naehgeahmt. 
Humbert  11.  (1080  -  iwi)  sehluR  Viennc»! 
in  Susa,  welche  }U>er  nur  dan  Gewicht  und 
den  Feingehalt  der  Pfennige  von  Vlenne 
hatten,  nicht  aber  da»  Ilitd;  dieso»  war 
ein  Stern  (Girwicht  ca.  l.S^OiO  g  b<sl 
einer  Keinltuit  von  8  d»  13  ürän).  Amadcu« 

V  (1385—1323)  prUgte  Vienne»!  iteri, 
«chwan&e,  von  denen  258  Stüek  uuf  die 
2  d.  14  (idin  feine  Mark  gingen,  aluo  ein 
Stüek  von  0,95  g  R^uh*  u.  0,2  g  Fein"* 
gewicht;  Mitwexl  (IS^.V-^U^?)  führte 
den  Typun:  V».  mn  groBe«  »A^t  und  R«. 
ein  Sehild  ein. 

Unter  mannigfuUigen  Beinamen  wurden 
Viennem  in  Savoyeii  bin  1533  getcWii^cn, 
suletxt  SU  374  Stück  aus  der  8  Gr&n  feinen 
Markt  alio  ein  Stück  von  0,6$  g  Rauh-  und 


0,02  g  Feingewicht.  —  Promis,  Savoyen; 
Marini  in  Riv.  it.  di  nmn.  1909  S.  169  ff. 

Su. 

Vierchen  (Vicrechen,  Vierken,  quadri- 
nus).  Diese  Münze  kommt  einmal  in  Pom- 
mern als  Vierfaches  der  Viukonaufjjen  in  der 
ersten  Hälfte  des  15,  Jh.s  bis  in  den  Anfang 
des  16.  Jh.s  vor.  1408  erhält  die  Stadt 
Stettin  das  Recht,  Pfennige  von  4  Vinken- 
augen  zu  prägen,  die  später  j:[leich  3  Pfonni- 
jven  Sun<lisch  gesetzt  wurden  (•-  -.  V4  pom- 
mcrscher  Schilling).  Erhalten  sind  uns 
solche  Münzen  von  Stettin,  Garz,  Pyritz 
mit  Umschrift,  von  Stargard  und  Cifollnow 
ohne  Umschrift  (Kd.  v.  Seydel  in  Z.  f.  Nf, 
VHI  S.  191  IT.),  während  sie  urkundlich 
auch  in  Greifswald,  Stralsund  imd  Anklam 
geschlagen  sein  müssen  (Urk.  v.  1447  ^'^ri 
Balirfeldt,  Brandenburg  11  S.  503  nr.  88), 
Ihr  Durdischnittsgewicht  beträgt  0,46  g, 
ihrKoingehiilt  wohl  beinahe  4»/»  l-^ot.  Diese 
Miinzsorte  ist  von  Kriedrich  11,  von  Kran* 
<lenburg  in  Königsberg  1.  d,  N.  1447  und  in 
Pren^hui  146H  ini  Feingehsdt  ctwsis  schwä- 
cher naeligealutit  wurden.  Nach  <ler  Ur- 
kunde für  Ktinigsberg  sollten  Ck)0  Stück  auf 
dic^  37Jölige  Mark  gehen,  also  1  St  0,39  g 
Rauh- u*  0,085  g  Feingewicht;  die  Trenz- 
hujor  «ind  im  Sdirot  schwerer,  von  ihnen 
gehen  etwa  530  auf  die  Mark,  i  St.  «.^i  0,44  g. 

Von  den  pommerHchen  Vierelu^n  ist  m 
unternchciden  djt»  preußinrhe.  Diene»  wurde 
wahr«ehdnlich  nur  stur  Zeit  der  Hodmieister 

Winrichavon  Knipi  ode  ( 1 35 1 82)  und  Kuu- 

rad»  von  RotheitHtcin  (138^-  -^go)  geprägt. 
Ka  hi  der  vierte  Teil  eint?«  Halhnehoter»  und 
galt  gleich  4  Pfennigen  oder  >/)  Schilling»  Auf 
der  y».  xcigt  oü  den  Iluchmeisitenfchild  mit 
der  Umachrift:  Mugiütür  üimerali»,  auf  der 
R»»  ein  freiHiehenilcH  Ordennkreus  mit  der 
Umschrift;  Dominorum  Pru«iiic;  oa  war  von 
0,78  g  Rauh-  u.  0,49  Koingewicht  Vast 
zwt»t  in  preufiinehcik  Chroniken  des  i&  Jlua 
angeführte  kulmi»che  Vierchen  i»t  hüchnt 
zweifelhaft.  E.  BÄhrfeldt,  JJrandcnburg  11 
S.  36  ff,;  Danncmbcrg,  Pommern»  S,  5,  25, 
7S  u.  138;  Voßberg»  Preußen  S,  93.    Su, 

Vlftrar  (Fyrer)  i»t  entten»  dne  «üdwest- 
deutliche  Mün»iorte.  Er  wurde  schon  »eit 
1397  In  Sfcrft0burg  im  Werte  von  4  Pftsnni- 
gen  und!  im  Gewicht  von  1,3  g  bei  einer 
X57»i^t!gen  Feinheit  K<^P^K^  ^^^1  ^^^^^  ^^^ 
M«  Ende  dm  15.  Jh.s  weiter  geschlagen, 

46 


722 


VIERLANDER— VIERPASS 


1490  mit  einem  Rauhgewicht  von  1,38  g 
und  einem  Feingewicht  von  0,84  g. 

1462  führte  ihn  die  Stadt  Basel  als 
Zwischenstufe  zwischen  dem  Plappert  (s.  d.) 
und  dem  Rappen  (s.  d.)  ein,  um  dem  immer 
steigendem  Bedürfnisse  des  Kleinverkehrs 
Genüge  zu  tun,  ein  Vierer  =  2  Rappen  = 
4  Stäbler  (»zweyling  vom  rappen,  die  man 
nempt  vierer«),  Rauhgewicht  eines  Stückes 
0,91  g,  Feingew.  0,45  g,  69  Vierer  =  i  rh.  fl. 
Im  Typus  waren  sie  den  Kreuzern  ähnlich, 
denen  sie  im  Werte  ungefähr  entsprachen: 
Vs.  Wappen,  Rs.  blumenartiges  Doppel- 
kreuz. 1498  wurden  sie  mit  einem  Doppel- 
vierer für  den  gesamten  Rappenmünzbund 
(s.  d.)  eingeführt,  i  Doppelvierer  ==  4 
Rappen,  Rauhgew.  1,39  g  u.  Feingew. 
0,69  g,  Vierer:  Rauhgew.  0,79  g  u.  Feingew. 
0, 34  g.  15  84  ließ  dann  auch  Erzherzog  Ferdi  - 
nand  in  Ensisheim  Doppelvierer  und  Vierer 
schlagen.  Letztere  Münzsorte  prägten  auch 
seine  Nachfolger  bis  in  die  erste  Hälfte 
des  17.  Jh.s.  In  Konstanz  wird  1535  die 
Prägung  von  »fyrem «  angeordnet,  i  Stück 
=  0,76  g  (Cahn,  Konstanz  S.  367).  Auch 
in  der  Schweiz  werden  Vierer  in  Bern  (1528), 
in  Freiburg,  Laufenburg  u.  a.  Städten 
geschlagen.  —  Cahn,  Rappenmünzbund; 
Cahn,  Straßburg. 

2.  ist  ein  Vierer  oder  Vierpernerstück 
(quadrans,  der  5.  Teil  eines  Zwanzigers)  in 
Tirol  seit  König  Heinrich  v.  Böhmen  (f 
133s)  sicher  bezeugt.  Das  Gepräge  blieb 
"Während  des  ganzen  14.  Jh.s  meist  unver- 
ändert :  auf  der  Vs.  ein  Kreuz  mit  fünf  blätt- 
rigen Rosen  in  den  Winkeln,  auf  der  Rs.  der 
Tiroler  Adler.  Die  Umschriften  nennen  auf 
der  Vs.  den  Herrscher:  REX  HEIRICVS, 
RVDOLFVS,  LVPOLDVS  u.  a.,  auf  der  Rs. 
lötändigCOMES  TIROL  und  Beizeichen,  die 
z:T.  auch  auf  Zwanzigern  vorkommen.  Über 
den  Münzfuß  spricht  nur  die  Urkunde  der 
Vetpachtung  der  Münze  zu  Meran  von  1361 
^Jfeöse  nr.  229).  384  Stück  sollten  aus  der 
4Valötigen  Mark  geprägt  werden,  also 
I  Stück  vom  0,663  g  Rauh-  und  0,175  g 
Feingewicht  (Luschin,  N.  Z.  52  S.  153).  Bis 
1477  faAd  die  Prä^ng  in  Heran  statt,  dann 
iti  Häli: 
'  D^  Yitttt  Würde  dann  auch  im  16.  und 
17.*  Jh.  I Weitergeprägt  Auf  einem  Kipper- 
ViittW  Leopolds  vön  Tirol  befindet  sich  die 
ÜiBä^cMiüi  )K](UÄairansti6vus  Tirol. «  und  a.  d. 


Rs.  i>pietasad  omnia  utilis<<.  Laut  Urkunde 
vom  6.  3.  1577  sollten  6213/^  Stück  aus 
der  2  Lot  7  Grän  feinen  Mark  ausgeprägt 
werden,  d.  h.  ein  Stück  hatte  0,452  g  Rauh- 
u.  0,067  g  Feingewicht  (N.Z.XVII  S.  320). 

Vierer  hat  auch  der  Bischof  Nikolaus  von 
Trient  (1338 — 47)  neben  Zwainzigern  und 
Bernern  münzen  lassen  (Luschin,  Umrisse 
usw.  in  N.  Z.  42,  1909  S.  169).         Su. 

Vierlander  sind  Doppelgroschen  oder  Pa- 
tards  (s.  d.),  die  von  Philipp  dem  Guten, 
nachdem  er  x  43  3  fast  alle  niederländischen 
Territorien  in  seiner  Hand  vereinigt  hatte, 
in  Flandern  (Gent),  in  Brabant  (Brüssel  u. 
Löwen),  im  Hennegau  (Valenciennes)  und  in 
Holland  (Dordrecht)  geschlagen  und  daher 
»Vierlander«  genannt  wurden.  Sie  hatten 
in  allen  4  Ländern  ohne  Rücksicht  auf  die 
Münzstätte  gleichmäßig  Geltung.  Sie  wur- 
den neben  anderen  M.  auch  vom  Volke 
»Brasspenninck«  (s.  d.)  genannt.  Typus; 
Vs.  das  burgundische  Wappen,  Rs.  befuß- 
tes,  langes  Kreuz  mit  Löwen  in  der  Mitte, 
Löwe  u.  Lilie  abwechselnd  in  d.  W* 

Der  Double  gros  Vierlander  wurde  in 
Brüssel  1434/37  zu  72  Stück  aus  der  6  d. 
feinen  Mark  geschlagen,  also  I  Stück  von 
3,4  g  Rauh-  u.  1,7  g  Feingewicht,  in  Löwen 
1466/67  zu  827»  Stück  aus  der  6  d.  feinen 
Mark,  i  Stück  also  2,96  g  schwer.  Der 
Gros  Vierlander  wurde  in  Brüssel  1434/37 
zu  144  Stück  aus  der  6  d.  feinen  Mark 
geprägt,  I  Stück  also  von  1,7  g  Gewicht, 
in  Löwen  1466/67  zu  139  Stück  aus  der 
5  d.  feinen  Mark,  also  t  Stück  von  1,76  g 
Gewicht.  —  De  Witte,  Brabant  11  S.  13  ff.. 
27  f.,  Taf.  XXVI  478  u.  479.  Su. 

Vierling  (As,  französ*  fclin)  ^  «A  Pfennig. 
Dieser  kommt  erst  spät  bei  entwickelterer 
Wirtschaft  vor,  wenn  nicht  schon  einige 
Sachsenpfennige  als  solche  anzusehen  sind. 
Im  übrigen  scheint  er  nicht  vordem  12.  Jh. 
geprägt  zu  sein,  z.  B.  von  Reinald  von 
Dassel  in  Köln  und  von  Philipp  v.  Heins- 
berg in  Soest,  aber  ohne  UmBchrift.  In 
Nordhausen  werden  »vicrddinge«  um  1354 
geprägt  (v.  Posern  S.  352  nr.  34  Zusatz), 
Im  15.  Jh.  werden  Scherte  und  Vierlinge 
in  Braunschweig  gcsclilagen  (Menadier, 
D.  M.  III  S*  97);  8*  Farthing  und  Ferlin. 
—  V.  (Veerling)  hiofi  auch  der  Witten 
(s.  d.)  als  vierfacher  Pf,  Su, 

VkvpaS  s.  Dreipad. 


VIERSCHILDHELLER— VINKENAÜGEN 


723 


VierschUdheller  sind  Hohlringhcllcr  (s.  d.) 
der  rheinischen  Kurfürsten  von  M«iinz, 
Trier,  Köhi  und  Pfulz,  mit  deren  vier 
Wappenschilden,  die  zum  Kreuz  zusam- 
mengestellt sind.  Sie  wurden  seit  etwa 
1464  bis  ca.  1481  geprägt  und  dann  in 
einer  zweiten  Periode  von  1502 — 1521. 
Die  erste  Sorte  hat  schlanke,  unten  spitz 
zulaufende  Schilde,  meist  keine  Buch- 
staben i.  F.,  die  zweite  Sorte  kleinere 
gedrungene,  unten  abgerundete  Schilde 
bei  kleinerem  Durchmesser  <les  Hohlrings, 
bei  diesen  ist  das  Anbringen  des  Namens- 
buchatabens  vorgeschrieben.  Diese  Vier- 
schildheller  sind  mit  ihren  Wappenschilden 
nachgeahmt  worden  von  den  niederrheini- 
schen Herzeigen  und  anderen  Stünden, 
wie    u*  a,    vom   Siegburger   Abt  Wilhelm 

von  Lülsdorf  (1472 14HH),  vom  Grafen  v. 

Spanheim,  von  Abt  Konrad  v.  Werden 
(—1474),  von  der  Stadt  NeuÜ,  von  WiU 
heim  VI.  V.  Limburg,  zuletzt  noch  in  Mün- 
ster durch  B.  Johann  v.  Hoya  {1566  -74). 
-  Noß,  Sprtnhttim.  (lemeinschaftsheller  in 
Mitt.  der  bay«r.  Num.  C»es.  1906/07  u.  in 
Ül  f.  Mfr.  1922  S.  272-274;  IJuchenuu  in 
Bl.  f.  Mfr,  1906  S.  3567.  Su. 

Vierschlag  b»  Quadratum  »upercuaum. 

Vlerting^  flrdting»  ferto  i»t  der  viert«  Teil 
einer  M;urk.  Vgl.  Ferding»  Su. 

Vlerundzwtnziggttlden  ^  PuS»  yierund* 
aEwafizlgeifih«lbgttMeii**Fttft  ».  unter  Konven* 
tionsfuü«  S. 

Vleiyser  9.  Briquct  u.  Fcuerdsen. 

VigO«  Auf  den  englischen  Gold*  und 
Silbennünason  von  1702  und  1705  «teht 
unter  <ier  Hütito  der  Kf>ni|;in  Anna  da$ 
Wort  VIGO,  weil  dicme  Münssen  m»  Gold 
und  Silber  gemUn^  mnd«  dns  der  am  !3« 
Oktober  1702  in  der  Bai  von  Vijjo  gekaper* 
ton  »panischen  Stlberflotte  entutammte.  -«^ 
Grucber»  S.  140.  S* 

Vlkftrlatoitfitizw  itind  m>IchQ  Münzen»  die 
während  der  Erledigung  de»  KaiaerUtronit 
von  den  Kurfttriien  von  S^chnen  tut  Nord  * 
und  den  Kurfürsten  von  der  Huit  fttr  Süd** 
deuttchland  alt  Steilvertreter  (Vikare)  det 
Kaieer«  gcifchiagen  wucden  und  die^  durch 
IMld  und  Schrift  kenntlich  machten.    S. 

VUbii  eigtl.  Landbaus;  insbes*  war  die 
vtl(ta)  pttb{iica)  (auf  Denar  den  T.  Dldiw»)  auf 
dem  Marefeld  bei  Rom  ein  Gebäude  xur  Ab* 
haitun^g  yon  Venwmmlungen  u.  dergL    R. 


Im  Mittelalter  kommt  Villa  als  Bezeich- 
nung des  Ortes  statt  civitas  gelegontHch 
auf  Mi'inzcn  vor,  so  u.  a.  auf  mcrow.  M. 
(Prou  nr.  1989),  auf  einem  nicht  siclier 
bestimmten  Stück  der  sächs.-fränk.  Kaiscr- 
zeit  »Villa  Eviithc«  (Dbg.  nr.  1259),  auf  eng- 
lischen Pennies  Eduards  I.  (Gruebcr  S,  43) 
und,  schon  französiert,  auf  Adlcrhalb- 
groschcn  des  (irafon  Gui  von  Flandern 
(1279 — 1305)  »Vil(l)e  de  Alost«,  »Ville  de 
Ipre«.  Su. 

Vinar  s.  Wiener  Pfennig  am  Schluß. 
Auch  hieß  so  in  Slowenien  in  der  Über- 
ganjTSKoit  n)H)/20  der  österr.  Heller.    S. 

St,Vincenty  portugiesische,  1556 — 78  ge- 
prägte Cioldmünze  mit  dem  Uuulesschüdc 
auf  der  Vs.  und  dem  h.  Vincentius  auf  der 
Rs.,  7,()5  g  schwer  und  7,05  g  Gold  haltend. 
Sie  galt  XOCX)  Reis.  S. 

Vincones  s.  Vinkcnaugen. 

Vlnkenaugen»  Kinkenaugen»  lat.  vincones 
oder  parvi  ilenarii  slavicales,  sind  kleine, 
meist  zweiseitige  Pfennige,  die  hauptsiich- 
lich  in  Pommern  (Kund  von  (irenz)  im  14. 
und  15.  Jh.  gepriigt  worden  sind,  wo  «ic 
zeitweise  die  einzige  Kechnungsmünzc 
waren,  in  bcschrUnkter  Auwprilgung  auch 
in  Mecklenburg,  Brandenburg  un<i  in  <icr 
Lausitz  (?}«  Der  Name  i.st  noch  nicht  wirk- 
lich erklärt.  Nach  den  groQeit  Augen  des 
Ocheenknpfet»  auf  meeklmburg.  Ht^hlpf. 
sollen  nie  ^ügen^  und  von  ihrer  urt^prüng- 
llchcn  Feinheit  *vienke<  (fein)  -Vinkcn- 
ogen  genannt  worden  »ein,  wai«  nicht  «ehr 
wahrscheinlich  klingt  In  Pommern  tau«^ 
chen  sie  nach  Bahrfeldt  in  Urkunden  aeuent 
1379  auf,  von  der  MItto  des  14*  Jh»H  an 
mehrt  sich  ihr  Uebrauch  imd  ist  t^de  des 
Jb.s  am  stärksten.  In  MeckienburK  erschel» 
nen  sie  in  Urkunden  erst  1357  und  erreicht 
die  Prttgung  ihren  Höhepunkt  im  ersten 
Viertel  des  15.  Jb.s,  hier  1380  ^^  «/»'üb.  Pf. 
(Ortxeny  Die  meckkmburg.  M.,  Schwerin 
1900/a  S.  47)«  In  der  Mark  Brandenburg 
werden  sie  urfcdl.  erstmalig:  1304  genannt, 
135  t  von  den  Moment  in  KönigHberg  in 
der  Neumiirkt  vermutlich  auch  in  Mohrin, 
Bärwatde^  Soldin  u.  Prenslau  geprAgt» 
1433  in  Strasburg  i.  d.  U.,  1468  von  Kurf. 
ifriedrieh  n.  in  Königsberg,  143g  von  dem 
deutschen  Orden  In  Schlt^elboin  u.  Arns- 
wnide  i;  d»  K^  In  der  Lausitz  im  Uttxten 
Vierletdes  14,  Jh.».    Sie  sind  übt^rall  das 

46» 


724 


VINTEM— VIRTUS 


kleinste  und  geringwertigste  Geld  gewesen, 
in  Pommern,  Mecklenburg  zweiseitig,  in  der 
Lausitz  nach  Bahrfeldt  einseitig(?).  —  E. 
Bahrfeldt,  Vinkenaugen  in  der  Festschr. 
z.  Feier  des  SOjähr.  Bestehens  der  Num. 
Gesellsch.  zu  Berlin  1893  S.  113  flf.  u.  Bran- 
denburg II  S.  14  ff.  Su. 

VintSm  (sprich:  Wentin),  portugiesische 
Münze  zu  20  Reis  (s.  Resil).  Der  Vintem 
wurde  zuerst  unter  dem  Namen  i^Real  de 
prata«  (Silber)  1489  mit  dem  gekrönten  Y 
(Johann  IL)  auf  d.  Vs.  und  dem  Landes- 
schilde auf  d.  Rs,  geprägt,  er  wog  2  g  und 
hielt  1,83  g  Silber.  1521  bis  1557  entstand  ein 
doppelter  V.  mit  Wertbezeichnung  (XXXX) 
auf  einer  und  Geoi^skreuz  auf  der  anderen 
Seite,  er  wog  3,67  g  und  hielt  3,36  g  Silber. 
Gewicht  und  Feingehalt  des  V.  gingen 
in  der  Folgezeit  anhaltend  herunter,  bis 
unter  Johann  IV.  diese  Münze  die  kleinste 
silberne  wurde  mit  1,15  g  Gewicht  und 
1,05  g  Silbergehalt.  Seit  Ende  des  16.  Jh.s 
wurden  auch  Stücke  zu  12,  8,  4  und  2 
V.  geschlagen  und  zwar  bis  um  1830. 
Damals  wog  das  Stück  zu  3  V.  1,036  g 
und  hielt  0,95  g  Silber.  —  Für  die  Kolonien 
wurden  seit  dem  17.  Jh.  Stücke  zu  4,  2 
und  I  V.  aus  Kupfer  geprägt.  Summen 
unter  einem  Milreis  wurden  im  Verkehr  in 
V.  ausgedrückt.  S. 

l^rtttSy  von  vir,  die  Mannheit,  insbes. 
die  militär.  Tüchtigkeit,  die  höchstge- 
schätzte Tugend  der  Römer.  Personifiziert 
erscheint  sie  auf  M.  der  Republik:  ihr 
behelmter  Kopf,  virt(us),  neben  dem  des 
ho(nos)  —  mit  dem  die  V.  einen  gemein- 
samen Tempel  hatte — auf  Denar  des  Fufius 
Kalenus  und  Mucius  Cordus  und,  »virtus« 
allein  (Feder  am  Helm),  auf  dem  des  M.' 
Aquillius  und,  schon  ohne  Beischrift,  des 
L.  Aquillius  unter  Augustus,  dann  wieder 
mit  Beischrift  im  Interregnum  68/69  und 
unter  Galba.  In  der  Kaiserzeit  —  auf 
griech.  M.  gelegentlich  als  Arete,  s.  d,  — 
kommt  ihre  natürlich  stets  weibl.  Ganz- 
figur  von  Galba  an  vor;  oft  ist  sie,  wenn 
keine  Beischrift  da,  von  Roma  nicht  zu 
unterscheiden:  sie  ist  behelmt  (unter  Galba 
auch  unbehelmt),  kurzbekleidet,  seltener 
langbekleidet,  mit  entblößter  r.  Brust  nach 
Amazonenart,  mit  Lanze  und  Schwert, 
manchmal  Schild,  so  stehend  (unter  Hadria- 
nus  auch  ganz  von  vom)|  manchmal  auf 


Helm  (auf  Harnisch:  Vespas.)  tretend,  zu- 
weilen eine  Victoriola  oder  Zweig  in  der  R., 
in  der  Tetrarchie  auch  mit  Gefangenem  un- 
ten; oder  sitzend  (gelegentlich  auf  Waffen - 
stücken),  auch  hier  manchmal  mit  Victoriola 
oder  Zweig,  auf  einem  Commodus-Med. 
mit  Victoria  zusammen,  dort  auch  zurück- 
blickend, mit  Tropaeum  vor  ihr.  —  Die 
Beischrift  V.  steht  dann  zum  Typus  des 
stehenden  oder  mit  Tropaeum  (oder  Schild) 
und  Lanze  schreitenden  oder  von  der  V. 
oder  der  Victoria  gekrönten  Kaisers  (mit 
oder  ohne  Gefangene,  auch  am  Tropaeum), 
des  einen  Löwen  oder  Panther  oder  einen 
Feind  oder  mehrere  überreitenden  oder  über 
ihn  hinwegschreitenden  oder  ihn  nieder- 
duckenden Kaisers,  mehrerer  reit,  oder  steh. 
Kaiser,  zum  Flußübergang  des  Kaisers  (M, 
Aurelius),  zum  Schiff  (Allectus),  Vexillum^ 
Tropaeum,  Kastell  (ab  Diocletianus),  sog. 
Grundriß  des  Kastells(abLicinius;  dazu  Rev» 
num.  1922  S.24ff.)  und  zur  Opferszene  vor 
der  Stadtmauer  (ab  Dioclet.),  von  Gordia- 
nus  bis  zur  Tetrarchie  zu  Hercules-Typen,  zu 
seinem  Löwen  unter  Constantinus  L,  unter 
Claudius  II,  zur  Minerva,  zum  schreit,  oder 
steh.  Mars,  endlich  zu  großen  Gruppen,  in 
denen  der  oder  die  siegreichen  Kaiser  mit 
Nebenfiguren  erscheinen,  geradezu  irrig 
aber  zur  Pax  (Tetricus)  und  Victoria  (Ca- 
rausius).  —  Als  Beischrift  kommt  vor  Virtus 
(oder  Virtuti)  Augusti  usw.,  V.  equitum, 
V.  coh(o)rt(ium),  V.  aetcrna,  V.  exercitus 
(bezeichnende  Aufschrift  des  Miliarensc, 
s.  d.,  im  4.  Jh.),  V.  exercitus  Galliarum 
oder  Romanorum  (4.  Jh.),  V.  Romani  exer- 
citus, V.  Herculis,  V.  lUyrici  (Aurelianus,. 
Maximianus),  V.  militum,  V.  Romanorum 
(hier  ist  die  Gleichheit  mit  dem  Typus  der 
sitz.  Roma  bes.  klar),  perpctua  V.  (auch  V. 
perpetua)  und  perennis  V.  —  Neben  der  V, 
kommt  unter  Traianus  die  Fclicitas  (Virtuti 
et  Felicitati),  unter  Galba  der  Honos  (Honos 
et  Virtus)  von  —  Wegen  V.  Falcri  s.  unter 
Signum.  —  Eine  Besonderheit  ist,  daß  auf 
der  Vorderseite  von  M.  bes.  des  Probus, 
Carus,  Maximianus  usw.  die  Leg.  virtus 
Probi  Aug.  usw.  zum  gerüsteten  Kaiser- 
bildnis oder  zum  Kaiserbildnis  als  Hercules 
steht,  wie  denn  unter  Postumus  zur  Auf- 
schrift virtus  (Postumi)  Aug.  der  behelmte 
Kaiserkopf  allein  oder  neben  dem  des  Her* 
cules  vorkommt  —  Bemhart,  Handbuch 


VISCHEPENNIGE— VOLKSNAMEN 


725 


S.  102.  253/6;  Gnecchi,  Tipi  S.  97;  Rö- 
scher,    Lex.    der    Mythol.    VI    S.  336/47. 

R. 

Vischepennlge  kommen  in  einer  Qucdlin- 
burger  Urkunde  v,  J.  1323  vor:  »talentum 
Quedclingheburgcnsium  donariorum,  quod 
vulgo  vischc  pcnnigc  dicitur«  (Erath,  cod. 
dipl.  Quedlinb,  p.  398,  cf.  p.  41 1  Urkd.  v. 
1327)»  Es  ist  eine  Pfennigbezeichnung,  die 
sich  offenbar  nicht,  wie  früher  geglaubt 
ward,  auf  das  Gepräge  dieser  Denare,  son- 
dern auf  den  Zweck  der  Abgabe  bezieht.  — 
Düning,  Quedlinburg  S.  23.  Su. 

Visierung  nannte  man  im  16.  Jh.  n.  C. 
die  meist  nach  dem  Leben  gemachte  Vor- 
Zeichnung  zm  einem  Medaillenbildnis  oder 
•Rs.- Bilde;  sie  wurde  oft  vom  Medailleur 
selbst,  oft  aber  auch  von  einem  anderen 
Künstler  (35,  B.  einem  Maler)  gemacht  und 
diente  als  Vorlage  für  die  Herstellung  des 
Modells.  Bekannt  sind  hosonder»  die  un.s 
z,  T.  erhaltenen  V.  der  Medailleure  Hans 
Schwans  und  Antonio  Pisano*  In  neuercT 
Zeit  haben  in  Herlin  sc.  K  ('hodowiecki, 
Schinkel,  Schadow,  Katich,  Mendel  usw. 
V.  für  l*rilge-M.  und  Med.  grfief«Tt,  sie 
zeichnen  dann  mit  inv(enit)  im  Gegensuts; 
zu  dem  fer.(it)  oder  8c(ulp«it)  tlcs  aus- 
führcnd<*n  Medailleur«.  —  Jal»rb,  pr, 
Kunstsamml.  iqod  S.  31  fT.;  Ilabidi, 
Med.  der  itul.  Ren.  S.  29  ff.  R* 

Vlslino  (»crbo -kroatisch:  ViJilin)  war  ein 
hilußger  Namo  der  ragusantscitcn  Tnler  des 
z8.  Jh.s.  ä«  UlaHiustaler,  Rcktortaler  und 
Libertina.  ~-  Reilelar  im  Mon.Bl  d.  num. 
Ges.,  Wien  19 10,  S.  304.  S» 

Viiäf  Zuruf  an  das  Kaiserpaar  ^-^  (langes) 
I^ben»  auf  hyz.  M^  B.  M.  C.  By:c.  S.  99^ 
aucii  auf  Westgoten -M.>  je.  B.  Ermcnt- 
gildt  reg!  a  doo  vita.  Vgl.  unter  Wunsch- 
münzen.  R. 

VItikSive  sind  Hennige  der  Abte  von 
Cofvcy  mit  dem  Kopf  den  hoiligen  Vitu».  *'- 
Urkde  vom  18,  $.  1490  (JauM»  nr.  318) 
XU  Num.  Sprag,  Ans.  1897  S*  53.      Su. 

Vlieger  h.  untc^r  Arend«chiUing. 

VU^uyi  (von  fliegen)  werden  kleine  Ma- 
fttrichter  HiUonmttnseft  au»  der  ersten  KAlf  te 
des  15*  Jh.  ffßomnt^  urkdl.  suerst  1413. 
Ihren  Namen  werden  sie  wahrscheinlich  von 
Adlermttmm  Wilhelsss  von  Sombref ,  Herrn 
von  Rackheim,  haben»  der  mit  ihnen 
die  Umgebung  von  Mastrieht  aberflutete. 


Die  von  den  Bischöfen  von  Lüttich  ge- 
prägten V.  haben  mit  den  Reckhcimschen 
nur  die  Größe  gemeinsam,  nicht  den  Ty- 
pus; dieser  war;  Vs,  bischöfl.  Wappen,  Rs. 
einfaches  Kreuz,  Umschrift  moncta  sancti 
Pctri,  576  Stück  gingen  auf  die  2  d.  feine 
Troyniark,  cl.  h.  ein  Stück  hatte  0,43  g 
Rauh-  und  0,07  g  Feingewicht,  vom  V* 
V.  gingen  1088  St.  auf  die  i  d.  20  CJrän 
f.  M.  und  vom  V4  V-  oder  Heller  1280  auf 
die  I  d.  f.  M.  —  Chestret  de  Handle, 
Lüttich  S.  186  f.,  194.  Su, 

Voce  Populi  wurden  Dublincr  Kupfcr- 
tokcn  zu  ^/i'l^anny  und  i  Furt  hing  ge- 
nannt, die  1755  und  wohl  auch  spilter 
(Entstanden  und  auf  der  Vs.  einen  bc* 
lorbecrten  Kopf  und  manchmal  ein  P 
(PrincepH  Karl  Kdward,  <ler  Priltcndont?\ 
auf  des  Rs.  die  Hibernia,  Umschrift:  Voce 
populi  zeigten.  Da«  Gewicht  des  ^f%'Vv.r\ny 
war  9,4  bist  6,6,  das  des  Farthing  4,2  bis 
4,01  fr  — -  Gruübcr,  S.  246.  S. 

Vfilkerwundeningsmilnzan  ».  tmter  De- 
nar^  Schilling,  Tricns.  Su. 

VolksmedaUleii  (»toy-Hhop  mudals«) 
nennen  wir  die  für«  kleine  Volk  hergeHtclltcn» 
bti8.  bei  festlichen  Uclegcuihoiicny  die  viel«» 
Zuttchauer  auf  die  StraOc  locken,  wiö 
Schützen-  und  TurncrfcHte,  Fünitenbenuch 
und  -hcgräbniHy  l'ruppencinsiu};  \u  dgl.^ 
auf  der  Straße  feilgehaltenen  Med. 
oder  Jettone;  gewöhnlich  jiind  die  V.  aus 
unedeintem  Metall  und  von  rottem  Stil, 
auch  oft  mit  Fehlern  in  Aufschrift  und 
Danttcliung.  Die  KreignitMic  um  Maria 
Theresia  und  Friedrich  den  (ir.  haben  in 
den  Niederlanden,  da»  GeBchiek  von  Porto 
üvtllo  t;39  und  Minorca  i;'SÖ  (Num.  chron. 
1910  S.  90,  vgl.  1909  S.  480)  in  England, 
dor  Krieg  von  1870/1  in  Krankroich»  die 
Hungerjahr«  1771/2  und  1816/7  und  da» 
Trauerjahr  t888  in  Uoutschland  bes.  viela 
V.  go%oitigt.  R* 

Volksmmea  mt  antiken  M.  sind  »elten, 
da  dar  grieeh*  und  r5m*  Staat  ein  Stadt« 
utaat  ist,  »0  daO  dar  Einwohnemanae  (dai 
Etbnikon)  statt  dos  V.  eintritt.  Ausnahmen 
bilden  dio  fticht  stadtisch  organinierteA 
makcdon*,  thrak.»  iliyr.  Völkerschaften» 
<li«  tdls  (Bisalten,  Derroncn)  das  Ktetikon 
(s.  d.)  bevorsugen,  bei  denen  aber  einmal 
dor  V«  sogar  zum  Kdnigstttel  zugesetzt 
ist?  VitCK  ^H8wfov  ßawAsü«;    »o<lann    dto 


726 


VOLKSTRIBUN(AT)— VORMÜNZLICHES  GELD 


Bundesstaaten  oder  Landsgemeinden  der 
Makedonen,  Böoter,  Thessaler,  Achäer, 
Lykier,  Brettier,  Lukaner  usw.  Das  d(ux) 
R(oinanorum)  im  Titel  des  Vaballathus 
(s.unter  VCRIMDR)  ist  endlich  das  einzige 
Beispiel  für  Zusatz  des  Namens  der  Römer 
zum  Herrschertitel,  ein  Vorläufer  des  byz. 
Kaisertitels  ßaaiXeJ)?*  Pcopiafcov.  —  Die  mittel- 
alterlichen V.  s.  unter  Kaiser,  König,  Titel. 

R. 
Volkstribun(at)     s.     unter     Tribunicia 
potestas.  R. 

Volpetta  =  Armellino  (s.  d.). 
Vorbeschickung  war  bis  in  die  vierziger 
Jahre  des  19.  Jh.s  das  über  den  Münzfuß 
zugesetzte  Mehr  an  Kupfer,  das  nach  der 
Erfahrung  im  Laufe  der  Arbeit  durch 
Verbrennen  und  Sieden  verloren  ging: 
etwa  ■  ein  Grän  auf  288  Grän  Gewicht. 
Eine  Ergänzung  der  V.  war  die  Nach- 
beschickung (s.  d.).  Aber  schon  seit  Ende 
des  18.  Jh.s  begann  man  den  Begriff  auf 
die  Hauptschmelze  einzuschränken,  und 
heute  ist  die  V.  das  ganze  Gewicht  Kupfer, 
das  nach  der  Erfahrung  zur  Erzielung 
der  gesetzlichen  Feinheit  dem  Silber  zu- 
gesetzt wird.  —  Schrötter,  Preußen  1806/73, 
Gesch.  I,  S.  306f.  S. 

Vorderseite,  abgekürzt:  Vs*  (Hauptseite: 
Hs.),  franz.  Avers,  engl.  Obverse,  ital, 
Diritto,  Dritto  nennt  man  die  Seite  einer 
Münze,  die  das  wichtigere  Gepräge  trägt, 
meist  bei  antiken  das  Bild  einer  Gottheit, 
bei  fürstlichen  das  Bild  und  den  Titel  oder 
die  Initialen  des  Herrschers,  bei  kleineren 
und  bei  Städte-  oder  republikanischen 
Münzen  das  Wappen.  Bei  den  Münzen 
des  alten  deutschen  Reiches,  auf  denen 
^ie  eine  Seite  den  Reichsadler  und  den 
Titel  des  Kaisers  zeigte,  wird  man  die 
andere  mit  Bild,  Titel  oder  Wappen  des 
prägenden  Reichsstandes  als  Vs.  ansehen, 
da  die  Adlerseite  nur  die  Münze  als  nach 
Reichsfuß  geprägt  anzeigen  sollte.  Bei 
Münzen  ohne  Schrift,  z.  B.  den  Wiener 
Pfennigen,  ist  die  Seite  die  Vs.,  die  bei 
wechselnder  anderer  Seite  längere  Zeit 
dieselbe  bleibt.  Die  andere  Seite  heißt 
iß.ückseite  (s.  d.)  oder  Kehrseite.        S. 

Vormfinzliches  Geld.  Die  ursprünglichste 
Wirtschaftsform  des  Menschen,  die  Eigea- 
'Wirtschaft,  bedarf  weder  eines  Wertmessers 
noch  ei^es  Tauschmittels.   Erst  weim  Ver- 


feinerung der  Geräte  und  Gefäße  besondere 
Sachkunde  ihres  Verfertigers  erfordern, 
wenn  so  die  Arbeitsteilung  beginnt,  be- 
ginnt auch  der  Eintausch  solcher  Erzeug- 
nisse beim  Verfertiger  gegen  die  not- 
wendigsten Lebensmittel.  Diese  letzteren 
werden  also  stets  auf  einer  von  beiden 
Seiten  des  Buches  vorkommen  und  so 
das  häufigste  Tauschmittel,  daher  auch 
Wertmesser,  also  Geld  werden;  das  Geld 
ist  auf  dieser  ersten  Stufe  Nutzgeld,  und 
zwar  dienen  zunächst  Nahrungsmittel  (oft 
in  besonderen  Packungen)  dazu  (s.  d.,  vgl, 
ferner  unter  Badam,  Fischgeld,  Kokos- 
nüsse, Reis,  Salz  [s.  Amohleh],  Tee, 
Tabak),  vor  allem  das  Vieh  (s.  d.),  daneben 
oder  danach  die  anderen  Bedürfnisse  des 
Menschen,  so  Kleidung  (s.  Kleider-,  Pelz- 
geld, Reil-  und  Leinmark,  Wede,  Dam- 
mur,  Kangan,  Macuta,  Pagne),  wo  wir 
schon  förml.  Tarife  mit  anderen  Geld- 
arten finden  und  schon  staatliche  Stempe- 
lungen der  Stücke  wahrnehmen,  und 
Schmuck,  hergestellt  zunächst  aus  Mu- 
scheln (s.  d.  und  unter  Kauri  Abb.  i, 
Wampum  Abb.  3,  Diwarra;  vgl.  auch  die 
Perlmuschelschale  aus  Jap  Abb.  2), 
Steinen  (s.  unter  Steingeld),  Korallen, 
Glasperlen,  Tierzähnen  usw.,  wo  wir  insbcs. 
wahrnehmen,  daß  die  Wertschätzung  sich 
keineswegs  mehr  allein  nach  der  Masso, 
sondern  oft  schon  nach  der  Güte  und 
Form  richtet,  und  zwar  oft  nach  rein 
konventionellen  Regeln.  Dann  tritt  das 
Gerät  als  Geld  auf,  und  auf  dieser  Stufe 
drängt  sich  als  Stoff  dieses  Gerätgcldes  - 
und  nun  auch  des  Schmuckgeldes  —  das  Me- 
tall in  den  Vordergrund,  das  sich  wegen  der 
fast  unbegrenzten  Haltbarkeit,  der  geringen 
Raumausdehnung,  der  leichten  Bcfördc* 
rungsmöglichkeit,  des  Wegfalls  von  Unter- 
haltungs-  und  Unterbringungskosten  und, 
als  der  Schritt  vom  Gerätgeld  zum  Roh» 
metall  erst  getan  war,  auch  durch  be- 
liebige Teilbarkeit  und  allseitige  Verwende- 
barkeit  vor  allen  anderen  Stoffen  aus- 
zeichnete. Unter  den  Formen  dos  metalle- 
nen Schmuckgeldes  sei  der  Ring  (s.  unter 
Rini^eld  und  Pfahlbauportemonnaic» 
Abb.  4)y  unter  denen  des  Gerät^eldes 
Beile,  insbes.  Doppeläxte,  Abb*  6,  Messer 
u.  a,  Waffen,  Spaten,  Abb.  5,  Hacken, 
Dr^üße,  Angelhaken  (Larin),  Spießcben 


VORMUNDSCHAFTS-M.— VOTA 


727 


(Obeliskoi),  Abb.  7  (s.  d.  alles),  Kupfer- 
trommcln  (s.  unter  Kyizi)  erwähnt.  Solch 
mctJillenos  Gonlt|;olcl  reizt  zur  Thesau- 
ricruni;  und  die  praktisclie  Henutzbarkeit 
der  meisten  Stücke  kommt  ab,  daher  treten 
hier  bes.  nisrh  und  atmj^iebif^  die  auch  bei 
anderen  Geldarten  hie  tmd  da  schon  zu 
beobachtenden  Künnnerfonnen  auf,  schnei- 
denlo«c  Messer,  Axtc  mit  xu  kleinen  Hohr- 
löchcrn  u.  cljjl.  Hei  solehem  metallenen 
Gerätßold  sin<i  auch  die  ersten  Versuche 
zur  Schaffung  handlicher  Stücke  (/».  H. 
durch  Zerbrechen  von  Ilalsrinti^en)  mid 
ungefUbr  j^Ieieher  Größen  und  damit  (Je- 
wichte  7Ai  bemerken»  -•  Schließlich  ^e- 
wcJhnt  .sich  <ler  Mensch,  bes.  auf  dem  Um- 
wege über  die  Ktimmerfornien,  an  die 
Betrachtung  des  Met  alles  selbst  als  des 
eiRcntlich  Werthaften,  ver»ichtet  auf  <lie 
Gobrauehsform  und  verwendet,  sobald  ein- 
mal durch  den  WilguuRsakt  eine  AbschÄU- 
ung  des  Qunnttmis  erfumhm  ist,  da»  Roh - 
metull  ;l1s  Cield^  das  s<»wuhl  numorplu 
(s.  unter  Aes  rüde,  Abb.  ll,  tJoldstaul), 
Grivna,  Haeksilber)  wi«  auch  in  regdmü- 
ßigcren  tonnen  (a.  unter  Taleae^  Abb,  8, 
Titicnt,  Abb.  9,  IWrcn.  Abb.  10,  i2»Tikul) 
vcrwi^ndüt  wird,  Di«  IU*isf)ide  für  Schaffung 
handlicher  Stücke  (Kerben  \n  den  Barren), 
für  gleichrnHQigefi  Ciewicht  der  Stücke  unci 
für  eine,  wohl  eine  bc»timmte  Gut«  des 
Met;dlM  verbürgende  Stempelung,  ttd  cm 
von  »taallichiT,  m  e«  von  privattir  Sdte, 
nehmen  »u,  und  am  einer  Vtirtninigung 
dientjr  drei  Momente  tlrr  (^»wtcihtuglwcb- 
hcit,  der  Met;UIg4r;inrtn  der  Ilundlichkdt 
entati^ht  Auf  lytliitehtim  StaatMgebiitii'  bei  den 
wctstkieimi»;.,  inicbe».  den  ionischen  Grttxhcn 
m  üeginn  des»  /•  Jh.  v,  C.  die  Münxc.  — 
Kb^,tt,  RcAllwe.  IV  S.  304/3«  T;tf.  9^-  rojj 
XIV  S.  4i7/«f  übtT  Pormcn  de»  v.  tJ.  in 
China  n.  unhnr  Pi.  K. 

ViNrimifi(li€iiittt-MU  (RegentschnftK^MO 
entuteheni  wenn  auf  desn  M.  eine»  in  un* 
mündigem  Alter  «um  Throne  gehogten 
Herrm:ber«  Vormuml  oder  Vormilnderin 
durch  Wort  oder  Bild  jdlein  oder  neben 
dem  Mündel  gihAMnt  int*  Beispiele  m% 
dem  Altertum  iind  di<»  M«,  die  das  Bild 
der  Mutter  mit  dem  des  Sotunee  vereinigt): 
Hysa  und  AriamtJiet»  VI.»  Kleopatra  und 
Antioeho»  VII  l^  Adobog!<>na  und  Üeiotaron, 
T^phaina  und  Polamon  U*«  AgatboUeia 


und  Straten  von  Baktricn,  dann  Kalliopc 
von  Baktricn  und  Gepaipyris  vom  Bos- 
poros.  Die  M.  der  Klcopatra  L  und  ihres 
Sohnes  und  Mündels  Ptolemaios  VI.  haben 
ihre  Namen  auf  beide  Seiten  der  JE-M. 
verteilt;  Kleopatra  TU.  alö  Mutter  und 
Vormund  Ptolemuios'  XI.  erscheint  insofern 
auf  (hin  M.,  als  sie  Doppcldaten  tragen. 
Rom.  V.  fehlen,  <loch  heißt  Aemil.  hepidus 
auf  M.  eines  Naehfahren  tutor  re{j;is  als 
Vormund  Ptol.  VI.  •«•  Klio  X  S.  261/314. 

R. 

Von  V.  der  Neuzeit  sind  bekannt  z.  B,  die 
von  Cieori^  dem  Kronunen  von  Ansbach 
in  den  Jahren  1527-  ■I53f>  für  sieh  und 
seinen  minderjilhrij^en  Neff<'n  Albreeht  den 
Jün|»eren  von  Bayreuth  ^epni^ten  Taler 
nut  der  Umschrift  derV.s.:  txeori,' i\Iureh(io) 
Bran{denbur|;icus)  ut  tutor.  In  Sachsen- 
Weimar  führt<*n  wUhrend  der  Minder- 
jUliri^;keit  Krnst  August  Constuntins 
^74*^  5^>  <'i«'  Her?!r)^e  von  Coburg  u. 
Ciotha  dio  Vtirmunvlsdiafl,  dit^  atif  den 
Mimten  dureh  it>ber\'(ormund«cliaftlichc) 
UimlmÜnK«  u.  .'ihnlieh  ssum  Aufdruck 
kommt-  fTulrixa  namilen  »ieh  auf 
ihren  Münssen  die  M;irk(;rütm  Christine 
Charlotte  v.  Ansbach  nh  Vormünderin 
iyzi*"''2g  und  die  Ilerzoirin  Anna  Amalia 
v.  Sachucn -Weimar  während  ihrtT  Vor- 
mund«chiift  175^-62.  Au»  dem  ly.  Jh. 
Nind  zn  erwähnen  Münxen  (teurj^M  IV. 
von  llatmovcr  für  dtn  minderjährigen 
Heraeog  Karl  von  liraunstchwcig  von  18x5 
bi«  l833p  der  Fürstin  Emma  von  Waldeck 
f<tr  ihrm  Sohn  1845  •  1853,  »owie  al» 
Re|;cntftehaftj«-M.  die  der  MitreKentnehaft 
de«  Kurprinzen  Friedrich  Wilhelm  von 
Ih'Miien  t8ji--i847  uml  der  Regentschaft 
Friedrich«  von  Huden  2%t  I^«bxetten  iieines 
iilteren  Bruder«  1B52  Im  1850,  S. 

VoiMp  Votttm.  Im  Leben  de»  gegenüber 
Küttlichen  oder  dOmoniaicben  EinfiUfiBen 
lingntlicheni  oft  gemdexu  abergläubischen 
Rdmer»  spielten  die  Getübdo  eine  k^'^^«' 
Rolle.  Votum  •u«C]t>ere  heifit  ein  Gelübde 
Huf  sich  nehmen»  al^o  da»  Versprechen  ab 
legen,  die  und  die  den  Göttern  wohl- 
«efalllge  Tut  ausführen  »u  wollen,  wenn 
dies  und  i\0  Unheil,  Krankheit,  Gefahr 
glaeklteb  überstanden  sei,  votum  solvcrc 
das  Qdübde  erfüllen,  d  h.  die  betr*  Tat 
ausffthriMit   wenn   man   glücklich   durch* 


728 


VOTA 


gekommen  ist.  In  der  Kaiserzeit  spielen 
die  Vota  publica  (im  Gegensatz  zu  den 
vielen  vota  privata)  der  Untertanen  für 
bestimmte  Pläne  oder  Unternehmungen  des 
Kaisers,  später  einfach  für  eine  weitere  5-, 
IG-  usw.  jährige  Regierungsdauer  des  Re- 
genten die  Hauptrolle;  sie  werden  später 
alle  5  Jahre  erneuert,  wie  man  ja  damals  die 
quinquennalia,  decennalia,  vicennalia  (dies 
die  höchste  ausgeschriebene  Zahl,  in  Ziffern 
geht  es  bis  zu  40)  als  5-,  lO-  usw.  jähriges 
Regierungsjubiläum  feierte.  Klar  sind  nun 
in  bezug  auf  die  chronolog.  Bedeutung  der 
V.-M.  nur  die  Formeln,  wo  suscepta  oder 
soluta  dabeisteht,  also  die  M.  des  Pius, 
Marcus,  Commodus,  Severus,  Caracalla  mit 
Vota  suscepta  decenn.,  decenn.  II  (oder 
XX),  decenn.  III,  die  also  zu  Anfang  der 
Regierung,  dann  im  11.  und  21.  Reg.  Jahr, 
zuweilen  auch  je  etwas  später,  für  das  kom- 
mende Reg.  Jahrzehnt  gelobt  wurden,  und 
die  M.  mit  vota  soluta  decennalium  (so  ein- 
mal ausgeschrieben)  und  decenn.  II,  die  also 
beim  oder  kurz  nach  Ablauf  der  betr.  10 
oder  20  Jahre  geprägt  sein  müssen.  Aber 
selbst  das  leidet  in  der  Spätzeit  Schiffbruch ; 
Probus  hat  eine  M.  mit  vot.  soluta  X,  ob- 
wohl er  nur  6  Jahre  regiert  hat. 

Bei  den  einfachen  Formeln  vot(is)  V  usw. 
können  wir  dagegen  nicht  unterscheiden,  ob 
die  V.  suscepta  oder  soluta  sind,  d.  h.  ob  die 
M.  irgendwann  beim  Beginn  der  Reg.  zum 
5-  usw.  jähr.  Reg.  Jubil.  oder  am  Schluß 
(oder  auch  Anfang  1)  des  $.  Jahres  zum 
vollendeten  5.  Reg.  Jubil.  geprägt  sind. 
Ebenso  zweideutig  ist  die  Formel  vot.  V 
vot.  X,  d.  h.  votis  quinquennalibus  votis 
decennsdibuf,  indem  die  natürliche  Auf- 
lösung votis  quinq.  solutis,  votis  dec.  sus- 
ceptis  keineswegs  immer  zutrifft,  sondern 
auch  die  Möglichkeit  boidermaliger  Er- 
gänzung von  susceptis  vorliegt.  Eben  den- 
selben Sinn  haben  Formeln  wie  vot.  V 
multis  X  (auch  vot.  q.  mult.  X),  vot.  X 
sie  XX  und  sie  X  sie  XX,  während  bei 
Formeln  mit  et,  wie  vot.  X  et  XV,  sich 
wohl  beide  auf  vota  suscepta  beziehen,  die 
also  wohl  beim  5.  jähr.  Reg.  Jubil.  zum  10. 
u.  15.  zugleich  übernommen  wurden: 
Tacitus,  der  nur  V»  Jahr  regiert,  hat  M.  mit 
votis  X  et  XX,  hat  also  gleich  zu  Anfang 
seiner  Reg»  diese  beiden  V.  suszipieren 
lasscü,  ähnlich  der  6  Jahre  reg.  Probus.  — 


Die  V.  gehen  übrigens  in  verschiedenen 
Sprüngen,  bald  von  S  zu  10,  bald  von  10  zu 
10,  manchmal  aber  auch  von  5  zu  20 Jahren; 
vot.  qq.  mul  XX  (Maxentius)  usw.  —  Die 
Anbringung  dieser  V.  -Aufschriften  auf  den 
M.  erfolgt  oft  als  Schrifttypus  im  Kranze 
(der  Kranz  hat  mit  den  V.  überhaupt 
irgend  etwas  Besonderes  zu  tun),  oft  in 
einem  von  einer  sitz.  Göttin  (oder  von  zwei 
sitz.  Göttinen  zusammen)  gehaltenen 
Rahmen,  auch  auf  der  Basis  eines  Sitz- 
bildes  (M.  der  Licinier);  ob  d(ecennalia) 
v(ota)  filii  sui  steht  auf  M.  des  Licinius  auf 
der  Vs.  am  Schlüsse  des  Titels. 

Die  Aufschriften  der  vota  suscepta  und 
soluta  bei  den  oben  aufgezählten  früheren 
Kaisern  begleiten  dagegen  stets  das  Bild 
des  opfernden  Kaisers,  manchmal  in  großer 
Gruppe;  auch  votis  X  (Tctrarchie)  hat  das 
Opfer;  die  vota  decenalia  (Gallicnus), 
ebenso  primis  X  multis  XX  (Tctrarchie, 
wozu  aber  dort  auch  der  steh.  luppiter 
vorkommt)  und  ähnliche  Aufschriften  von 
Licin,  und  Constantinus  I.  haben  eine  oder 
zwei  Victorien,  den  Schild  mci.st  mit  der 
nochmaligen  V.- Inschrift  auf  Palmbaum 
setzend  —  die  Victoria  hat  auch  nahe 
Beziehungen  zu  den  Reg. -Jubiläen;  Putten 
mit  Kränzen  stehen  als  Bild  zu  den  votis 
decenn(alibus)  des  Constantinus  IL;  der 
oder  die  Kaiser  selbst  bilden  den  Typus  zu 
votis  X  et  XX  (Tacitus),  zu  votis  X 
(opfernder  Kaiser,  Tctrarchie),  zu  vot.  X 
mult.  XX  (Valentin.  III.),  zu  votis  multis 
(Maiorianus)  und  vot.  XXX  mult 
XXXX  (Honorius;  Licinia  Eudoxia);  der 
Engel  mit  Kreuz  oder  die  sitz.  Roma  ist 
der  Typus  bei  vot*  XX  mult  XXX 
oder  vot.  XXX  mult.  XXXX  (hierau  bei 
Valentin.  III-  auch  einmal  die  Restitutor- 
Szene)  auf  den  AT  des  5.  Jh.s. 

Die  Fünf-  und  Zehnjalirfoiern  sodann 
ohne  die  Erwähnung  der  V,  selber  kommen 
namentlich  auf  folg.  M.  vor:  unter  Nero 
certamen  quinq(ucnnalc)  Rom(ac)  con- 
(stituit)  zum  Spieltisch,  unter  Postumus 
die  quinquennalcs  Postumi  Aug.  (Victoria 
schreibt  auf  den  Schild  aber  vot  XI),  die 
lud(i)  dec(ennales)  erscheinen  auf  einem 
Med.  des  Pius  zum  Bilde  einer  Prozession, 
und  im  Kranze  steht  als  Aufschrift  primi 
decennales  auf  M.  des  Pius,  dann  des 
Maxcus,  Commodusi  Caracalla;    in  Beryt 


VOTIVFUNDE— WACHSMODELL 


729 


stehen  die  dccennalcs  des  Pius  zum  M.bild 
des  Tempels.  Ferner  finden  wir  seit  Sevcrus 
auf  aloxandrin.  M.  die  Aufschriften  SsxasTr^- 
pU  xüpi'oa,  irspfri6(oc)  Bexcte:.,  ireptoSo;  öeicotTYj 
im  Kranze,  encHich  feh'cia  decennalia  zu  2 
Genien  mit  der  Vota- Inschrift  auf  jV-Mcd. 
<les   Constans. 

Allj^emeiner  Art  endlich  sind  die  V.,  die 
auf  den  M.  nicht  von  Zahlen,  sondern  von 
Ausdrücken  begleitet  sind  wie:  V,  Auj^usti 
(zu  Gr)tterl)ü»ten,  M.  des  Viclorinus),  V. 
Caess.  (zwei  Victorien  halten  Rahmten  mit 
vot  XXX),  V.  Au|i:g.  (Opfer  vor  Tempel, 
Gallus),  V.  felicibu«  (i*lotte  im  Hafen,  Com- 
modus,  Diodetianus),  V,  optata  Koman- 
(orum)  fei.  (Victoria  setzt  Schild  auf  Siiule, 
Maxentitis),  V.  orbi»  (2  Victorien  halten 
Schild  vor  Palmenhatun,  Valerianti«  usw.), 
Vota  «usct»pta  (Opferszene ;  IVaianu«. 
Hadrianus),  V(ota)  «(oluta)  pro  red(itti) 
(Opferszene,  IladrianuH),  endlich  am  hruififj- 
ston  V.  i)uhliea:  weihL  Kij^ur:  IladrlanuH; 
Salus  Hitz.  oder  Secniritsju«  nitz.  oder  antlere 
Götterbilder;  Macrinu«;  opf.  Kaiser  allein 
oder  mit  (nmhiH  oder  zu  zweit  oder  mit 
Stioropforer  oder  mit  |i;r<»8enü  (Jefolge  vor 
Tempel:  Iladrianu»  bi»  Gcta;  2  «titz.  Kaii^cr: 
ValcuH,  (tratianuH,  lionoriun;  Khe^tchlic» 
ßungHKzene  —  uIho  Cilückwünsehe  der 
Untertanen  zur  liociiztiit  am  KaiHcrhofc  --: 
M.  AureliuH  «owie  (lomm.-(*riHpina  Med., 
V|th  Z.  IK21  S.  ^48  Amn.  4;  zumKiiKtdl: 
Valentin.  HI,;  zu  Hgypt.  (iottheitcn;   luli* 

4U)UH     UKW. 


Die  frühesten  derart,  schon  unter  Augu- 
stus,  sind  die  am  genauesten  bezeichneten: 
vot(a)  p(ublica)  susc(cpta)  pro  salut(e) 
et  red(itu)  I.  0.  M.  sacr.  (steh.  Mars)  oder 
lovi  vot.  susc.  pro  sah  Cacs.  Aug.  s.  p.  q,  R. 
im  Kranze. 

Erwilhnt  sei  zum  Schluß  noch  die  griech, 
geschriebene  Legende  B(OTa  zu  einer  Üpfcr- 
szenc  vor  dem  Kaisertempel  in  Ephesos 
(Macrinus).  — -  Eclchel,  Doctr.  num.  VIII 
S.  473/»^;  Hernhart,  Handbuch  S.  76.  256/ 
261 ;  Cnurehi,  Tijn  S.  117/18;  Schwabe, 
Die  kais.  Decennalien  und  diealexandrini- 
schen  Mim»en,  Tübmgen  1896.  —  Über 
spjitröm.-byz.  V.  auf  M.  s,  N.  Z.  60  S.  23/5. 

K. 

Votivfundei  d.  h.  also  Funde  von  M.  an 
geweihter  Stätte,  als  Gabe  an  die  CJöttor 
hinterlegt,  «ind  die  Quellen-  und  Hrunnen* 
funde  (.s,  d.)  sowie  in  gewisser  Weise  die 
als  Bauopfer  gedachten  CJnmdsteinfuntk 
(s,  d.).  Eigentliche  Tempelfunde  gibt  es 
nicht,  die  (iahen  von  ülilubigen  an  die 
Gfitter^  die  in  l)ar  erfolgten,  wunien,  wie  die 
Tcmpelinventarevon  Dolos,  Delplioi,  Athen» 
Oropo«,  Uidyma  uhw.  »eigen,  von  der 
SchatstverwaUung  de«  Tempel»  in  Empfang 
genommen.  R. 

Vs*»  Abküncung  für  VordcrKcite    (h,  d,). 

Vule«nui,dtir  Schmiedegott,  s.  unter  He- 
phaitito$;  Heine  CierAte:  Hiunmer,  Zange, 
AmtK>»  und  dartilwr  sein  hekrilnzter  I'ikni«, 
A.  auf  Denar  dt^  T.  Cariniu«,  Al>b,  78,  von 
Traianun  restituiert  K. 


w. 


W^  Mün8buch«itat>c  der  ManseHtätie  Ulle* 
Wftchutttidmielzvnliihitti  h.  unt«^  C1118, 
WAtbsmodtil^  duH  au»  Waclui  otkr  dner 
Uhniichen  bildj^amen  Uiavi^  bet(t«h«mde 
und  auf  dnc  glatte  FUtohe  (Sehtdfefi  Molss, 
<itpH,  <ilaM}  aufgelegte,  von  Am  Kiinxtier« 
Hand  mudellierti»  positive  Reliefutück»  von 
dem  nicbt  unter  Ein«chikltung  eine«  Zwi** 
«chenmodelle»  tut  HersttellunK  der  Medaille 
fiellmt  et»  Negativ  (in  Formaand  oder  dgl) 
genommen  wird,  dan  man  mit  Metall  au«* 
gieSt;  vgl  unter  SteinmodeU,  Solche  W. 
Im  man  in  Italien  wolil  von  aUcm  Anfang 
der  Qu8*Med.  an  verwcmiet  —  fttr  einige 


der  bedeutendste»  itat»  Medailleure  der 
Krühzeit  glauben  allerdings  manehe  an 
TiefKchnitt  in  die  Form  eelbftt  (von  Gips 
oder  tonhaltigem  Stein)  «^  im  GegenHatx  zu 
den  ein  harten  Material  (Stein*  oder  Holz^ 
modeli,  $.  d.)  bevorzugenden  dtitch.  Medail* 
leuren»  die  aber  seit  etwa  1550  im  Zusam* 
mcnhang  mit  itoUenisierenden  Riehturtgcn 
in  der  damaligen  dtneh.  Kumtt  sieh  gleich* 
f;Uts  mehr  und  mehr  dem  W.  zuwenden,  und 
da«  W.  ist  bin  beute  das  beliebteste»  lange 
7Mt  fast  ausschUo0Iich  verwendete  Material 
für  Medailtomodelte  geblieben;  kann  man 
dabei  doeh  während  der  Arbeit  immer 


730 


WADMAL— WÄHRUNG 


wieder  ändern,  zufügen  und  verbessern,  wie 
das  z.  B.  der  im  Berliner  Kabinett  aufbe- 
wahrte künstlerische  Nachlaß  des  L.  Posch 
zeigt.  Die  W.  sind  auch  als  selbständige 
Kunstwerke  betrachtet,  bunt  gefärbt  und 
in  besonderen  Kapseln  aufbewahrt  worden, 
und  vornehmlich  solche  Stücke  haben  sich, 
2.  T.  von  bedeutenden  Künstlern  wie  L. 
Leoni,  Ant.  und  Aless.  Abondio,  Val, 
Maler  erhalten.  Diese  Modelle  werden 
so  gut  wie  stets  einseitig,  doppelseitige 
werden  bei  der  Empfindlichkeit  des  Ma- 
teriales  kaum  beliebt  gewesen  sein,  das 
wohl  einzige  erhaltene  ist  a.  d.  Rs.  fast  zer- 
stört. Die  Buchstaben  sind  teils  erhaben 
aufgesetzt,  manchmal  auf  besonders  ge- 
arbeitetem Ringe,  teils  erst  in  die  Form 
gepreßt,  doch  auch  dann  oft  auf  dem  W. 
wenigstens  in  Farbe  vorgezeichnet.  Auch 
sind  solche  Wachsbildnisse  im  i6. — 18.  Jh. 
in  Menge  als  selbständige  Werke  ohne  Ab- 
sicht einer  Vervielfältigung  entstanden. 
Im  i8.  u.  19.  Jh.  wurden  vielfach  auch  Me- 
daillen selbst  aus  Wachs  gemacht,  indem 
man  eine  Gipsform  mit  buntem  Wachs  aus- 
goß und  auf  eine  bunte  Glasplatte  setzte; 
zuweilen  sind  solche  Stücke  von  einem 
Wachsmodell  schwer  zu  unterscheiden. 
Wegen  Wachsvorlagen  zu  Präge-M.  und 
Med.  s.  unter  Modell,  —  Wegen  des  Wachs - 
Ausschmelzveifahrens  (Prozeß  ä  cire  per- 
due)  s.  unter  Guß.  —  Hill,  Medals  of  the 
Renaissance  1920  S.  19/34;  Habich,  Med. 
der  ital.  Renaissance  [1923]  S.  ii/iS; 
Amtl.  Ber.  a.  d.  Kgl.  Kunstsamml.  31 
S.  314;  Jahrb.  d.  preuß.  Kunstsamml. 
49,  1928  S.  94.  R. 

Wadmal,  Vadmal  s.  unter  Wede. 

Währung  (englisch:  Standard,  legal  ten- 
der,  französisch:  6talon,  italienisch:  Valuta). 
Der  Ausdruck  i^Währung«  ist  sehr  alt. 
»Währ«,  »Gewähr«  hat  denselben  Stamm 
wie  »Wert«  und  bedeutete  zuerst  so  viel 
wie  »Wertung,  Schätzung«,  Gewährleistung 
von  Gewicht  und  Gehalt  durch  die  Obrig- 
keit, auch  »Wardierung«;  der  Wardein  war 
der  Bewerter,  Schätzer  (Adelungs  Wörter- 
buch). In  diesem  allgemeinen  Sinne  Wert- 
sein oder  Bewertung  wurde  das  Wort  wohl 
zuerst  gebraucht  und  italienisch-lateinisch 
tnit  »pagamentum«  wiedergegeben,  und 
zf^w  während  des  ganzen  Mittelalters-  In- 
dem nwua   von   Perlebergcr,   fränkischer, 


bayerischer  Währung  sprach,  meinte  man 
damit  die  Münzen,  deren  sich  der  Handel 
in  den  genannten  Gegenden  vor  allem  be- 
diente. Auch  sprach  man  von  der  »geng 
und  gebe  Währung«,  einer  festzusetzenden 
»Werung  und  betzalung«. 

Aber  noch  in  einigen  anderen  Bedeutun- 
gen findet  man  das  Wort  im  Mittelalter. 
So  lange  die  Pfennige  aus  möglichst  reinem 
Silber  bestanden,  entsprach  ihr  Gewichts - 
wert  ihrem  Nennwert,  waren  Gewichts-  und 
Zählmark  dem  Gewicht  und  Wert  nach 
nicht  verschieden.  Seit  der  Einführung  der 
Kupferlegierung  der  gemünzten  Mark  aber 
mußte  sich  das  ändern,  man  mußte  unter- 
scheiden zwischen  der  Mark  Gewichte  und 
der.  Mark  Gewähr,  Mark  Währung, 
Zählmark,  und  wegen  der  verschiedenen 
Größe  des  Kupferzusatzes  zwischen  der 
Mark  Gewähr  der  einzelnen  Territorien  und 
Städte.  Die  ursprüngliche  Ausbringung  der 
feinen  Gewichtsmark  wurde  aber  als  Rech- 
nungsart beibehalten  und  lief  auch  als  Bar- 
renwährung eine  Zeitlang  weiter  (s,  Mark). 
Allmählich  verschwand  dann  die  gewogene 
Mark,  und  das  Wort  »Währung«  wurde 
nur  noch  auf  die  lokal  verschiedene  Zähl- 
weise  angewandt  (s.  Mark  Ziffer  l). 

Im  15.  u.  16.  Jh.  finden  wir  in  Sachsen 
sehr  häufig  die  Ausdrücke  Oberwähr  und 
Beiwähr.  Jene  war  die  Hauptwährung  mit 
der  Grundlage  erst  des  Groschens,  dann  des. 
Talers,  diese  eine  Nebenwährung  anderer 
kleinerer  Münzen,  aber  auch  goldener,  wo- 
bei man  auch  schon  den  Münzfuß  mit  dem 
Wort  »Währung«  zu  verknüpfen  begann. 

Mittlerweile  hatten  einige  größere  Mün- 
zen wie  der  Dukat  und  Taler  allgemeine 
Aufnahme  gefunden,  da  sie  eine  ganz  unge- 
wöhnliche Beständigkeit  im  Schrot  und 
Korn  behielten.  Dadurch  kam  es,  daß  die 
Oberwährung,  um  diesen  Ausdruck  beizu- 
behalten, oder  die  Kaufmannsmünzc,  wie 
Kaiser  Friedrich  III.  sie  schon  1441  zu 
schlagen  vorhatte,  durch  ganz  Deutschland 
und  darüber  hinaus  gömeiilsam  wurde  und 
man  den  Ausdruck  »Währuxig«  auf  die  ver- 
schiedenen Arten  der  Teilmünxon  zu  be- 
schränken anfing.  Da  ferner  mit  dem  Er- 
starken der  mächtigeren  Territorien  diese 
ihrem  Gelde  ein  größeres  Gebiet  zu  ver- 
schaffen imstande  waren,  so  ließen  die  klei- 
nen wohl  oder  üb«»!  ihre  eigenen  Währungetx 


WAGE 


731 


fallen  und  richteten  sich  nach  denen  der 
größeren  und  handelsmiichtigercn  Nach- 
barn. Durch  diese  Vereinheitlichunj^  der 
groben  Münze  und  die«es  wachsende  Über- 
gewicht weniger  Länder  und  Städte  im 
Handel  kam  es,  daß  das  Wort  j^Währung« 
immer  seltener  und  zuletzt  nur  noch  für 
einige  ZiUilwei^scn  gehraucht  wunh».  Die 
wichtigsten  solcher  Währungen  oder  Zilhl- 
weisen  waren  die  meißnische  zu  24  dro- 
schen und  die  lübische  z\i  32  Seliillingen 
auf  den  Taler.  Von  der  meißnischen  unter- 
schied sich  die  rheinische  oder  Reichs- 
Währung.  Die  «rheinisehe  Währung« 
finden  wir  schon  in  der  Reichsmünzordnung 
von  ISSI  J^it  einem  (hdden  x\\  60  Kreuzern 
(s.  Rcichsmünzordnxmgen).  Als  sie  dann 
1623  von  <len  drei  Oberkrei.scn  angt'nonmien 
wurde,  blieb  sie  als  R<»icluswahnmg  dort 
und  in  Österreich  bestehen.  Kine  andere 
Bedeutung  al«  diese  der  Rechniingswilh- 
rungcn  hatte  das  Wort  >^Wilhr«ng«  bis  Äuin 
Ende  de«  18.  Jh.s  nicht.  Auch  solche  Auh- 
drücko  wie  Taler-,  Gulden-  und  Seheide- 
münzwährung  finden  tiieh  bis  dahin  nicht. 

Wenn  nuin  seitdem  von  Talcrw«*ihrung 
ttprichty  mo  ist  der  Gi^gcnmU«  daasu  nicht 
Goldmünzenwährung»  «ondern  erstens : 
Hauptwähnmg  in  einer  anderen  großen 
Silbermünzc,  ss.  H.  Guldenwilhrung.  Der 
zweite  Gegenitatz  int  die  »Srheideniünz- 
Währung <  Und  bei  den  Begriffen  f Barren- 
Währung,  ÜankwiUirungi  hat  man  weniger 
den  GddstofF  im  Auge  als  vielmehr  die 
Form  de»  SCahlungsmittelti,  und  zwar  bei 
Barronwährung  die  Barren  im  GegenAatx 
zu  Münzen»  bei  Bankwährung  eine  gewiwie 
Quantität  Edelmetall  oder  Bankgeld  im 
GegennaU  z\x  KunmtmünKen. 

BiH  ssum  Ende  de«  t8.  Jh.n  finden  wir  von 
einer  Beschränkung  de»  Begriffen  »Wäh- 
rung« auf  den  Stoff  den  ZahlmitteU  um 
nichtii.  Seitdem  tk\m  ßng  die  Wett  m  m 
unterieheiden  «wii*chen  einmettaUUiteher 
Währung,  nämlich  Gold*  oder  SilberMräh- 
rung  und  sweimetattieeher  (Doppelwährung, 
BimettiUitmuSy  ParaltelwOlirung^  Alternativ« 
Währung)  und  Papierwährung  (».  alledieee). 
Da  dtener  Begriff  den  Worte«  niebt  viel  über 
100  Jahre  alt  hit  und  frühere  Zeiten  ihn 
nieht  kannten«  m  ist  die  Beantwortung  der 
Fingen  wticbe  Kdelmetallwährung  in  dner 
jener  {riUieren  Epochen  gehmmeht  hat, 


nicht  zu  stellen.  Denn  so  viel  Mühe  man 
sich  dabei  auch  gegeben  hat:  eine  befriedi- 
gende Antwort  hat  nie  gegeben  werden 
können.  Man  hat  angenommen,  daß  im 
14.  Jh.  in  Deutschland  Goldwährung  ge- 
herrscht habe,  im  16.  Silberwährung,  aber 
wenn  wir  bedenken,  daß  jene  Zeiten  von 
freier  Prägung,  die  doch  das  erste  Kriterium 
einer  Mctallwilhrung  ist,  gar  keine  Ahnung 
hatten,  vielmehr  jede  Regierung  nur  dann 
prägte,  wenn  sie  Gewinn  davon  oder  in 
Kriegszeiten  Geld  nötig  hatte,  und  ohne 
weitere  IJcdcnken  Silber  oder  Gold,  wenn 
sie  CS  nur  bekam,  prägte,  so  ist  man  jetzt 
von  dergleichen  unfruchtbaren  Bemühun- 
gen abgekommen  und  beschränkt  sich  auf 
die  Erforschung,  in  welchem  Wertverhältni» 
(s.  <l)  z\ieinander  die  Edelmetalle  ausge- 
münzt wurden  (s.  aucli  Gohlwiihnmg). 

Je  unentwickelter  der  Verkehr  war,  um 
so  weniger  bemerkte  er  kleine  Wertschwan- 
kungen »wischen  Kupfer  und  Silber,  zwi- 
schen Silber  und  Gold;  kleinu  Werterhfthun- 
gen  den  einen  Metalls  spekulativ  auszu- 
nutzen aber  fehlte  die  Fähigkeit  und  ver- 
Iwten  die  Transportkosten.  Die  Kupfer- 
münzen dienten  dem  kleinen  Verkehr,  die 
Hilbernen  dem  griiöeren.  Bei  höherer  Kultur 
trat  Gold  in  den  Vordergrund,  welcher  Weg 
ebeniio  im  Altertum  wie  in  der  Neuzeit  zu 
beobachten  kt 

Die  moderne  Währungsfrage  begann 
mit  der  Blntdeekung  der  reichen  kaliforni- 
Hchen  und  auAtraliiichen  GoUIIager  um  die 
Mitte  de»  vorigen  Jahrhundert»,  Damal» 
entstand  in  England,  Frankreich,  Deutuch- 
land»  Amerika  die  Befürchtung,  dal)  durch 
die  grofien  in  den  Verkehr  fiieficnden  Men* 
gett  neuen  Golden  dieses  Metall  gegen  Silber 
an  Wert  verlieren  würde«  Zugleich  wurde 
erkannt^  da0  der  von  Frankreich  J^eit  der 
Revolution  an^iefttrebte  BimetaUismus  fak* 
ticKsh  undurchführbar  und  hOchKten»  eine 
internationale  Doppelwährung  möglich  sei 
($.  Bimotallismus).  S, 

Wage»  Das  Wiegeinstrument  mit  gl<^ch' 
hingen  Armen  und  Wiegeschalen,  der  einen 
für  die  Gewiehtsstückey  der  anderen  für  das 
zu  Wiegende^  ist  bei  dien  Handcbivölkem 
wnt  deti  iltestea  Zeiten  verbreitet  (Ibd, 
Pie  Wage»  Diss.  Erlangen  1908;  Lit,  über 
klassische  W.  auch  Amtl.  Ber.  a.  d  Kgl. 
K^ttstsamidi!.  35^  »913/4  S.  3--10),  Daher 


732 


WAGEN 


erscheint  sie  neben  einem  anderen  Handels- 
symbol, dem  Caduceus,  auf  M.  des  C.  An- 
nius,  neben  der  Ähre  als  Hinweis  auf  Korn- 
zuwägung  auf  M.  des  Metellus  Pius  Scipio, 
endlich  im  allgemeinen  Sinne  abwägender 
Gerechtigkeit  in  der  Hand  der  Aequitas- 
Dikaiosyne  auf  röm.  u.  griech.  Kaiser -M. 
Endlich  kommt  das  Sternbild  der  W.  (viel- 
leicht als  Horoskop  des  Tiberius)  auf  M. 
der  Königin  Pythodoris  und  innerhalb  der 
übrigen  Tierkreiszeichen  in  den  Darstellun- 
gen des  Zodiacus  (s.  d.)  vor.  —  Bei  Vor- 
wiegung von  Rohmetall  als  Geld  (vgl.  die 
M. -Namen  Stater  und  Talent),  ebenso  bei 
Herstellung  der  M.  spielt  sie  die  entschei- 
dende Rolle;  vgl.  unter  Münzwage.     R. 

Auf  Münzen  und  Marken  der  Neuzeit  ist 
die  Wage  kein  seltenes  Bild;  am  bekannte- 
sten sind  die  Bronzemünzen  der  ersten 
französischen  Republik  und  die  mexikani- 
schen Peso  von  1872  mit  Wage.        S. 

Wagen.  Von  den  W.  auf  antiken  M.  er- 
scheint, ihrem  meist  hieratischen  Typen- 
vorrat entsprechend,  der  gewöhnliche  Ge- 
brauchswagen oder  -karren  des  Landmanns 
am  seltensten:  nur  bei  den  Derronen,  zwei- 
rädrig, ein  Stier  davor,  der  Lenker  auf  dem 
Karren  hockend.  Die  übrigen  W.,  mit 
2  Tieren  Biga  (eigtl.  Bigae),  mit  3  Tieren 
Triga,  mit  4  Tieren  Quadriga  genannt, 
sind  entweder  Streit-,  Renn-  oder  Pro- 
zessions-W.  oder  Göttergefährte.  Über  den 
gallischen  Streit-W.  s.  unter  Essedum.  — 
Die  Renn-W.,  zweirädrig,  hinten  ofiFen,  der 
(später  oft  göttliche)  Lenker  langbekleidet, 
sind  das  wichtigste  M.-Bild  Siziliens  seit 
etwa  530  V.  C,  von  Syrakus,  Gela  und 
Leontinoi  sich  im  Laufe  des  5.  Jh.s  fast 
über  die  ganze  Insel  verbreitend,  Abb.  26, 
33/35,  vgl.  bes.  Z.  f.  N.  30  S.  242/70; 
nur  in  Messana,  Abb.  35,  und  Rhegion  von 
Maultieren,  sonst  von  4  Pferden  gezogen; 
auch  in  Makedonien  (sog.  Olynth)  und 
Euboia  (Z.  f.  N.  34  S.  192  ff.)  kommt  er 
schon  um  500  v.  C.  vor,  später  z.  B.  in 
Kyrene,  Tarent  und  bei  Philipp  IL,  Abb. 
47,  wo  durch  die  Notiz  bei  Plut.  Alex.  4 
die  Beziehung  auf  einen  Rennsieg  in 
Olympia  verbürgt  ist,  ähnlich  wie  für  das 
Maultiergespann  in  Rhegion  und  Messana 
durch  Pollux,  Onom.  V  75-  Auf  einem 
Denar  des  L.  Farsuleius  Mensor  wird  eine 
laa^Weidete  Gestalt  von  einem  Kjrieger 


in  seinen  Renn-W.  emporgehoben.  Dann 
erscheinen  Renn-W.  wieder  als  wichtiges 
Bild  der  Kontorniaten.  Wagenrennen 
im  Zirkus  s.  unter  Circus.  —  Die  Prozes- 
sions-W.  erscheinen  auf  M.  von  Sidon  seit 
Ende  5.  Jh.s,  mit  3  Pferden  bespannt,  innen 
der  König  u.  der  Lenker,  dazu  oft  Gefolge 
hinterherschreitend.  Auch  die  Wagen  der 
konsular.  und  triumphalen  Auffahrt  der 
röm.  Republik  und  Kaiserzeit,  mit  2,  4, 
6  Pferden  oder  Elefanten  bespannt,  innen 
der  Konsul  oder  Triumphator,  d,  h.  spä- 
ter meist  der  oder  die  Kaiser,  oft  mit  der 
Victoria,  oft  von  Roma,  Virtus,  Soldaten 
usw.  begleitet,  gehören  hierher,  ebenso 
die  zur  Leichenfeier  bei  der  Consecratio 
gehörigen,  ebenso  bespannt.  Besonders 
geartete  meist  leere  Prozessions -W.  s.  unter 
Carpentum  (dies  mit  Maultieren  be- 
spannt) und  Tensa  (dort  auch  über  die 
Apene  [Ephesos]  und  das  'Hpax>.eiov  ffpjjia 
von  Philadelpheia  Dekap.);  dahin  oder 
zum  folg.  gehört  auch  der  auf  M.  des  Elaga- 
balus  (s.d.)  und  Uranius  Antoninus  vorkom- 
mende W.  mit  dem  Stein  des  Baal.  —  Die 
Götter-W.:  ohne  Gespann  erscheint  ein 
heil.  W.  auf  den  M.  von  Krannon,  von 
Antigonos  von  Karystos  (Hist.  mirab.  15) 
als  Wappen  der  Stadt  ausdrücklich  erwähnt, 
vierrädrig,  eine  Amphora  oben  und  zwei 
KLrähen  daraufsitzend;  ohne  Gespann, 
ein  einfacher  Kastenwagen  ist  auch  der 
heil.  W.  der  Astarte  auf  M.  von  Sidon  mit 
dem  Idol  innen  (J.  H.  S.  31  S.  6i).  Sonst 
haben  sie  meist  die  Form  des  Rezmwagens 
und  sind  bespannt  mit  2 — 4  Pferden  oder 
den  jeweilig  dem  betr.  Gotte  zukommen- 
den Zugtieren:  Böcke  bei  luno,  Stiere  bei 
Luna,  Hirsche  bei  Artemis,  Schlangen  bei 
Demeter  und  Triptolemos,  Schwan  oder 
Greifen  bei  Apollon,  Kentauren  oder  Pan- 
ther, auch  Panther  u,  Bock,  Panther  und 
Pan  bei  Dionysos,  Löwen  bei  Kybele  u.  ä. 
Gottheiten,  Hippokampen  oder  Tritonen 
bei  Poseidon.  Sie  erscheinen  auf  griech.  Äl 
meist  später  und  seltener  als  auf  röm.,  wo 
die  Bigati  (s.  d.)  und  Quadrigati, (s.  d.)  den 
reichsten  Stoff  stellen,  aber  auch  nachher 
noch  und  bis  tief  ins  3.  Jh.  z.  B.  Victoria  iiif 
Biga  (Gallienus)  vorkonouiit^  dann  bes. 
häufig  Sol  in  seiner  Quadriga,  luppiter  in 
Quadriga,  meist  die  Giganten  bekämpfend, 
Bacchus,  Hercules  und  die  Magna  Mater  in 


WAHRHEITSTALER— WAPPEN 


735 


ihren  Wagen  insbes.  auf  Med.  auftreten; 
interessant  ist  ein  Med.  der  Faustina  sen., 
wo  wir  das  Einsteigen  einer  Göttin  in  ihren 
Wagen  sehen.  —  Ein  Gespann  von  Stier  und 
Kuh  erscheint,  vor  den  Pflug  gespannt,  als 
Symbol  der  Koloniegründung  (Ziehung  der 
Furche  für  die  Stadtmauer;  Gaebler,  Z.f.N. 
39  S.  264)  auf  röm.-republ.  M.,  kaiserlichen 
der  röm.  Kolonien  und  einem  röm.  Med.  des 
Commodus,  —  Eine  Ortsangabe  nach  einer 
wohl  auf  einem  Triumphbogen  stehenden 
Quadriga  kommt  auf  M.  von  Tarsos  vor: 
Iv  xoSpqai?  Spotc  KtXixcov,  R.  E.  XI S.  983/4. 
—  Studniczka,  Arch.  Jahrb.  22  S.  147/96 
und  die  3  Leipz.  Dissertationen  Nuoff er,  Der 
Rennwagen  im  Altertum  I  1914,  Nachod, 
Der  Rennwagen  bei  den  Italikern  1909,  v. 
Mercklin,  Der  Rennwagen  in  Griechenland 
I  1909  sowie  Seure,  Chars  Thraces,  B.  C. 
H.  49,  1925  S.  347  ff.  kommen  für  die 
M.   kaum  in  Betracht.  R. 

Wahrheitstaler    s.  unter    Rebellentaler. 

S. 

Wallachische  Schillinge  sind  Nachprä- 
gungen der  Boratinki  (s.  d.).  S. 

Wallensteiner.  Der  »Wallensteiner«,  den 
der  Schillersche  Wachtmeister  der  Gustel 
von  Blasewitz  zeigt,  war  wohl  ein  Drei- 
kreuzerstück  oder  Groschen,  wie  sie  Wallen- 
stein  in  seinen  Münzen  zu  Gitschin  und 
Sagan  neben  Dukaten  und  Reichstalem 
schlug.  Diese  Münzen  tragen  auf  der  Vs. 
das  Brustbild  des  großen  Söldnerführers, 
auf  der  Rs.  seinen  Wappenschild.        S. 

Wallfahrtsmflnzen  s.  Weihemünzen. 

Walzenprägewerk  (Druckwerk)  war  ein 
wahrscheinlich  von  der  Tiroler  Münze  zu 
Hall  um  1550  eingeführtes  Prägewerk,  bei 
dem  die  Zaine  durch  Walzen  gezogen  wur- 
den, auf  deren  einer  die  Vs.,  auf  deren 
anderer  die  Rs.  eingraviert  war,  worauf  die 
Münzen  aus  den  Zainen  ausgeschnitten 
wurden.  Da  aber  eine  kreisrunde  Fläche 
durch  Walzen  oval  wird,  waren  die  Münz- 
bilder im  entgegengesetzten  Sinne  oval  auf 
die  Walzen  graviert.  Diese  hatten  an  nicht 
gravierten  Stellen  tiefere  Einkerbungen, 
um  das  Verschieben  der  Zaine  zu  verhüten; 
doch  erforderte  das  Einstellen  große  Fertig- 
keit (s,  auch  Reckbank).  Die  Walzen  trugen 
4  bis  6  Bilder  der  größeren,  bis  19  der 
kleineren  Münzen.  In  Österreich  wurde  die 
Walzenprägung  1566  bis  1765  geübt,  in 


Königsberg  für  die  kleinen  Schillinge 
ebensolange.  —  Ernst,  Kunst  des  Münzens^ 
(N.  Z.  XII  1880)  S.  58ff.;  KataJ.  der 
Münz-  u.  Med. -Stempelsammlung  des  K.  K. 
Hauptmünzamtes  in  Wien  I,  Wien,  1901^ 
Tafel  III.  S. 

Wampum  heißt  das  Muschelgeld  (s.  d.) 
der  Indianer  des  östl.  Nordamerika,  Abb.  3, 
das  z.  T.  auch  bei  den  weißen  Ansiedlern 
gültig  war  (Verordnung  von  New  York 
1650);  es  sind  Scheibchen  aus  Muschel- 
schalen auf  Bänder  (W. -Gürtel)  auf- 
genäht, die  als  Geld  umliefen,  auch  wohl  als 
Symbol  bei  Verträgen  übergeben  wurden. 
—  Ebert,  Reallex.  IV  S.  210.  R. 

Wanzen  wurden  in  Kursachsen  im  18.  Jh. 
die  Bayreuther  und  älinliche  Pfennige 
wegen  ihrer  Kleinheit  und  roten  Farbe  (da 
sie  sehr  wenig  Silber  hielten)  genannt.  Sie 
sind  in  selir  großen  Mengen  zur  Ausfuhr 
geprägt  worden.  Erst  als  Sachsen,  um  sie 
zu  beseitigen  und  die  eigenen  Pfennige  fest- 
halten zu  können,  diese  seit  1772  aus  reinem 
Kupfer  prägte,  verloren  die  Wanzen  allen 
Kredit.  Um  1780  waren  sie  vollkommen 
verschwunden.  —  Klotzsch,  S.  949  fif.  S. 

Wappen  im  Altertum  s.  unter  Münz- 
bild, vgl,  ferner  unter  Beizeichen,  Parase- 
mon.  Redende  Abzeichen,  —  Im  M,  A. 
kommen  vor  den  eigentlichen  Wappen 
schon  im  lO.  und  11.  Jh.  Wahrzeichen  von 
Münzstätten  auf,  die  eine  gewisse  wappen- 
ähnliche  Bedeutung  haben;  so  ist  das  Drei: 
einigkeitszeichen  in  Andernach  (Dreispitz), 
die  Straßburger  Lilie  (das  Symbol  der  heili- 
gen Maria),  der  Hammersteiner  Hammer  al& 
Namensrebus  (redendes  Wappen,  s.  u.), 
ebenso  die  Mindener  Minze  usw.  zu  neimen. 
Diese  Symbole  sind  teilweise  Vorläufer  spä- 
terer Wappenbildungen.  Das  Wappen  ent- 
wickelt sich  einerseits  aus  Attributen  der 
Heiligen,  z.  B,  der  Schlüssel  in  Bremen  als 
Abzeichen  von  St.  Petrus,  dann  aus  Namens- 
rebussen, z.  B.  der  Stern  in  Stargard,  der 
Strahl  in  Stralsund  usw.  und  schließlich 
dienen  dazu  Grauen  erregende  Tiere  wie  die 
Löwen  und  Adler  (s,  d.).  Wohl  im  Gegensatz 
zu  diesem,  dem  Attribut  des  Kaisers,  setzt 
Heinrich  der  Stolze,  der  Weife,  einen  Löwen 
auf  seine  Hohlpfennige,  deren  jüngste  mit 
j^Heinricus  puer«  Heinrich  dem  Löwen  an- 
gehören. In  der  Zeit  Barbarossas  mehren 
sich  dann,    als   die  Turnierkämpfe  Mode 


734 


WAPPENKUNDE— WAPPENSCHILD 


werden,  in  der  nun  reicheren  dynastischen 
Prägung  die  Wappenbilder;  so  erscheint  der 
Falke  auf  den  Münzen  der  Herren  von  Fal- 
kenstein als  Namensrebus,  dann  der  Adler 
auf  den  Pfennigen  der  Herren  von  Arnstein, 
ein  Beil  auf  denen  der  Herren  von  Beilstein 
(redende  W,;  über  dieses.  Seyler,  Gesch.  der 
Heraldik  S.  146  ff.).  Zahlreich  werden  die 
dynastischen  Attribute  in  der  i.  Hälfte  des 
13.  Jh.s  auf  den  Nachschlägen  besonders  der 
thüringisch  -  hessischen  Reiterbrakteaten, 
von  denen  sie  sich,  um  nicht  als  betrügerische 
Beischläge  zu  gelten,  in  irgendeiner  Form 
unterscheiden  mußten,  so  die  der  Herren  von 
Salza  mit  dem  Widderhom,  der  Herren 
V.  Schlotheim  mit  der  Schafschere,  der  Vitz- 
tume  V.  Apolda  mit  dem  Apfel,  der  von 
Schwarzburg  mit  der  Streugabel,  der  von 
Henneberg  mit  der  Henne  u.  a.        Su. 

Die  eigentlichen  Wappen  wurden  infolge 
der  Kreuzzüge  und  in  Nachahmung  orien- 
talischer Sitten  im  Abendlande  um  d.  Mitte 
des  12.  Jh.s  eingeführt.  Das  Wort  entstand 
aus  »Waffen«,  daher  lateinisch:  arma,  fran- 
zösisch: armes,  englisch:  arms.  Da  die 
Wappen  aus  dem  Bedürfnis  entstanden, 
Freund  und  Feind  zu  unterscheiden,  führten 
auch  die  Dienstleute  eines  Fürsten  (Ministe- 
rialen) dessen  Wappen,  zuweilen  mit  Neben- 
zeichen. Bis  um  1230  waren  Schild  (s.  Wap- 
penschild) und  Helm  die  Träger  des  W.- 
bildes,  seitdem  wurden  dieseBilder  in  denW.- 
Schild  aufgenommen.  Die  Farben  (s.  Tink- 
turen) waren  feststehend  und  bildeten  bei 
gleichen  Figuren  den  charakteristischen  Un- 
terschied. Bis  zum  Ende  des  14.  Jh.s  waren 
•die  Wappenfiguren  einfach,  der  Felder  und 
Farben  wenige,  weil  sie  deutlich  sein  muß- 
ten, um  den  Ritter  an  seinem  Wappen  zu 
erkennen.  -—  Als  nachher  der  Schild  durch 
den  starken  Plattenhamisch  als  unnötig  aus 
den  Schlachten  auf  die  Turniere  beschränkt 
wurde  und  die  Prunksucht  zunahm,  erhielt 
■das  alte  Familienzeichen  ohne  Schild  höhere 
Bedeutung  als  das  Wappen:  es  hieß  jetzt 
oft  »Devise«  (s.  d.),  englisch:  »Badge«, 
während  das  Wappen  eine  gekünstelte,  mit 
komplizierten  Nebenfiguren  und  Sinnsprü- 
chen versehene  Gestalt  annahm.  Die  Fami- 
lienwappen wurden  auf  den  Familienbesitz 
übertragen  zu  Herrschaftswappen  und 
<liesfe  sdt  dem  13.  Jh.  durch  Hinzufügung 
<ier  Erbschafts-,  Anspruchs-  und  Gedächt- 


niswappen zum  oft  vielfeldigen  Landes- 
wappen. In  die  Siegel  wurden  die  Wappen 
seit  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jh.s  aufge- 
nommen, bis  zum  14.  verdrängten  sie  den 
Porträttypus  fast  ganz.  Auf  Münzen  finden 
wir  seit  Anfang  des  13.  Jh.s  meist  einzelne 
Teile  des  Wappens,  die  Wappenfigur  oder 
den  Schild,  den  Helm  oder  dessen  Kleinod, 
seit  dem  16.  Jh.  das  vollständige  Wappen 
mit  Mantel,  KLrone,  Spruch  und  Schild- 
haltern (s.  d.).  —  Hauptmann,  S.  12  ff. 
Wegen  W.  u.  dgl.  im  Orient  s.  unter 
Tangka.  S. 

Wappenkunde  und  Wappenkunst  s.  He- 
raldik. 

Wappenmantel  ist  eine  von  einer  Klrone 
über  einem  fürstlichen  Wappen  hervor- 
gehende, es  zeltartig  umgebende  Draperie 
seit  Ende  des  17.  Jh.s.  S. 

Wappenmfinzen  nennt  man  die  griech. 
archaischen  Silber-M.  att.  Fußes  mit  diago- 
nal geteiltem  Quadratum  incusum  auf  der 
Rs.,  die  auf  der  Vs.  ein  einfaches,  wappen- 
artiges Bild  zeigen;  es  kommen  vor  Gorgo- 
neion,  Triskeles,  (der  Stier  ist  nicht  herge- 
hörig, vgl.  Num.  chron.  1924  S.  331),  Stier- 
kopf, allerlei  Pferdetypen,  Eule,  Scara- 
baeus,  Amphora,  Astragalos,  Rad  und,  nur 
auf  Kleinsilber,  Frosch,  Krug,  Auge, 
Apfel,  Blatt;  die  Wertstufen  sind  Di- 
drachmon,  Drachme,  i-,  V«-»  V4-Obol; 
dazu  Tetradr.  mit  Vs.  Gorgoneion,  Rs, 
Löwenkopf  von  vorn  bzw.  Stierkopf; 
Abb.:  Seltman,  Athens  1924  Taf.  I— IV. 
XIV,  der  durch  Stempelkoppelungen  die  Zu- 
sammengehörigkeit mehrerer  Bilder  nach- 
gewiesen hat,  in  einigen  die  Wappen  führen- 
den Familien  Athens  zu  erkennen  glaubt 
und  sie  daher  alle  für  Athen  beansprucht, 
während  man  sie  früher  teils  nach  Athen, 
teils  nach  Euboia  legte.  Über  ihren  Fuß 
usw.  s.  unter  Att.  M.-Fuß.  R. 

Wappenschild.  Über  den  antiken  W. 
s.  unter  Schild  am  Schluß.  Der  Schild  des 
Ritters,  also  auch  der  Wappenschild  (s. 
Heraldik  und  Wappen)  änderte  oft  seine 
Form.  Als  das  Wappenwesen  um  1 150  auf- 
kam, hatte  der  S.  die  Gestalt  eines  i  bis  l  Va 
m  hohen  oben  abgerundeten  Dreiecks  und 
war  in  der  Breite  so  gekrümmt,  daß  er  den 
Mann  fast  hstlb  umschloß.  Im  13.  Jh.  war  er 
kleiner  und  flacher,  däneben  gab  es  drei* 
eckige  und  mandelförmige  Schilde.    Seit 


WARDEIN— WECHSEL 


735 


1350  bestand  der  W.  aus  einem  an  ein 
«Quadrat  unten  angesetztem.  Dreieck  Q,  und 
<iie  Tartsche  kam  auf,  ein  rechteckiger  mehr 
•oder  weniger  abgerundeter  W.,  oft  mit  Aus- 
schnitt rechts  oben  für  die  Lanze.  Seit  dem 
16.  Jh.  wurde  immer  mehr  Wert  auf  die 
Dekoration  gelegt  (s.  Wappen) ;  die  Tartsche 
wurde  in  Italien  zum  Kartuschenschild,  der, 
meist  oval,  an  den  Seiten  in  Rollwerk  aus- 
lief u.  in  Frankreich  unter  Ludwig  XIV., 
dann  in  ganz  Europa  allgemein  wurde,  bis 
•d.  Romantik  d.  mittelalterlichen  einfachen 
Wappenschild  wieder  zu  Ehren  brachte. 
Die  Heraldik  nennt  den  a.  d.  Seiten  ge- 
schweiften W.  den  deutschen,  den  unten 
abgerundeten  den  spanischen.  —  Haupt- 
mann, S.  I2f.,  46  ff.;  Demmin3,  S.  552  ff. 

S. 
Wardeitu  Die  ersten  Kontrolleure  der 
Münzmeister  in  Deutschland,  »Versucher« 
und  »Aufzieher«  genannt,  wurden  aus 
Ratsmitgliedern  der  Städte  genommen  und 
zu  dem  jedesmaligen  Guß  in  die  Münze 
gerufen.  Seit  dem  14.  Jh.  findet  man  mehr 
und  mehr  besondere  vom  Fürsten  oder  der 
Stadt  gelohnte  Beamte.  Der  »Versucher« 
war  der  Probierer  auf  Feinheit,  der  »Auf- 
zieher« (s.  unter  Justierung)  der  Wieger. 
Schon  früh  versah  oft  ein  Beamter  beide 
Funktionen  und  wurde  seit  dem  15,  Jh. 
allgemein  Wardein  oder  Guardein  genannt, 
welches  Wort  von  »Warda«  (Guarda)  = 
Custodia  kommt.  Als  Kontrolleur  des 
Münzmeisters  durfte  er  nicht  wie  die  ande- 
ren Münzer  von  diesem  gelohnt  werden;  er 
war  immer  dessen  Gegner,  es  wurde  das 
sogar  verlangt:  »Le  guardain  doibt  estre 
ennemy  du  maistre  de  la  monnaie.« 
{Gorkum  um  1587),  Wo  wir  in  Deutsch- 
land zuerst  von  den  Obliegenheiten  des 
W.  hören,  im  rheinischen  Münzvertrage 
von  1409,  bestanden  diese  besonders  in 
zwei  Arbeiten,  zunächst  in  der  Aufsicht 
über  den  und  in  der  Berechnung  des  Schlag- 
schatzes, Der  W.  verwahrte,  um  ein 
schlagschatzloses  Münzen  zu  verhüten,  die 
Münzstempel  oder  -Eisen  und  gab  sie  zum 
Münzen  dem  Münzmeister,  darum  hieß  er 
auch  »Eisenhüter«.  Außer  der  Verant- 
wortung für  den  Schlagschatz  hatte  der 
W.  noch  die  für  den  Münzfuß,  zwei  äußerst 
schwer  zu  vereinende  Aufgaben^  wenn  der 
Münzherr^  "Was  nicht  selten  geschah,  xita 


den  Schlagschatz  zu  vergrößern  oder  bei 
steigenden  Münzkosten  wenigstens  nicht 
sinken  zu  lassen,  dem  Münzmeister  durch 
die  Finger  sah,  wobei  der  Wardein  un- 
bequem wurde.  Darum  ist  seit  dem  16.  Jh. 
dem  Wardein  die  Aufsicht  über  den  Schlag- 
schatz meist  abgenommen  und  dem  Münz- 
schreiber  oder  der  Kammer  übertragen  wor- 
den. Kontrolleur  des  Münzmeisters  ist  er 
immer  geblieben,  er  führte  die  Tiegel-  und 
Stockproben  aus  (s.  d.).  S. 

Warn,  koreanische  Münzeinheit;  s.  Won. 

Wartegelder  hießen  die  Zuwendungen 
an  die  Münzarbeiter,  die  ihnen  während 
des  Feiems  der  Münzstätten  gezahlt  wur- 
den, um  sie  festzuhalten,  da  es  schwer 
hielt,  ehrliche  und  geschickte  Münzarbeiter 
zu  bekommen.  Die  Zahlung  war  Sache 
der  Münzmeister.  Erst  als  die  kunst- 
vollere Technik  höhere  Anforderungen  an 
die  Arbeiter  stellte,  stoßen  wir  auf  die 
von  den  Regierungen  gezahlten  Warte- 
gelder, in  Brandenburg  zuerst  1660.  Im 
19.  Jh.  kamen  die  W.  in  ein  festes  System. 
—  Schrötter,  Preußen  1806/73,  Gesch.  I, 
S.  331  ff.  S. 

Waser-  oder  Hochmutstaler  wurde  ein 
1660  geprägter  Züricher  Taler  genannt, 
der  auf  der  Vs.  den  Züricher  Schild  und 
unter  ihm  einen  lilienartigen  Zierat,  auf 
der  Rs.  ein  Band  mit  dem  Spruch:  Domine 
conserva  nos  in  pacel  zeigte.  Wasertaler 
hieß  er  von  dem  Bürgermeister  Waser, 
der  als  Beförderer  des  Bundes  mit  Frank- 
reich dessen  Symbol,  die  Lilie,  Hochmuts - 
taler,  weil  man  annahm,  daß  der  Säckel- 
meister Schneeberger  die  Lilie  als  sein 
Wappenbild  aus  Hochmut  habe  anbringen 
lassen*  Der  Taler  gehört  zu  den  Friedens - 
münzen  (s.  d.).  —  Haller,  I,  S»  249.    S. 

Wasserstrecke,  Wasserwerk.  Die  Münz- 
maschinen wie  Streckwerk  und  Walzwerk 
wurden  bis  zum  19.  Jh.  meist  durch 
Wasserkraft  getrieben.  Nur  wo  eine  solche 
nicht  zur  Verfügung  stand,  bediente  man 
sich  der  teuereren  Pferdekraft  (s.  Roß- 
werk).  Seit  Ende  d,  i8,  Jh.s  wurden  beide 
durch  die  Dampfkraft  verdrängt,      S. 

Wasserzdchen  s.  Marken. 

Wetihtsdy  Wechselkurs.  Als  der  Handels- 
verkehr infolge  der  Kreuzzüge  im  13.  Jh- 
stark  Äunahm^  riefen  die  durch  die  Ver- 
schiedenheit der  Münzen,  durch  den  Mangel 


736 


WECHSELTALER— WEDE 


an  Posten,  durch  die  Unsicherheit  der 
Straßen,  durch  die  Geldausfuhrverbote 
veranlaßten  Schwierigkeiten  des  Geld- 
verkehrs sowie  die  Möglichkeit,  unter 
der  Form  eines  Wechsels  die  verbotene 
Verzinsung  für  kurze  Darlehen  zu  ver- 
bergen, zuerst  in  Italien  das  Wechsel - 
wesen  hervor.  Es  bildete  sich  im  13.  und 
14.  Jh.  zunächst  das  notariell  beglaubigte 
»cambium«  als  Wechselgeschäft  auf  kurze 
Zeit,  das  jedoch  bald  von  der  »Lettera  di 
cambio«,  der  privaten  kaufmännischen 
Anweisung,  verdrängt  wurde.  Bis  zum 
17.  Jh.  entstand  so  der  »gezogene  Wechsel«, 
dessen  Wesen  kurz  in  Folgendem  besteht. 
Wer  an  einem  anderen  Ort  zu  zahlen  hat, 
kauft  Wechsel  auf  diesen  Ort  und  schickt 
sie  seinem  Gläubiger;  oder  er  läßt  seinen 
Gläubiger  einen  Wechsel  auf  ihn,  den 
Schuldner,  ziehen  und  akzeptiert  ihn, 
worauf  der  Gläubiger  ihn  sofort  verkaufen 
(diskontieren)  kann,  während  der  Wechsel 
vom  Schuldner  erst  in  einem  bis  drei 
Monaten  einzulösen  ist.  Dieses  ganze 
Geschäft  wird  meist  durch  Vennittlung 
der  Banken  bewerkstelligt,  die  sich  dafür 
einen  Zins,  genannt  Wechseldiskont,  be- 
rechnen. Steigt  in  einem  Lande  die  Nach- 
frage auf  Wechsel  zur  Warenzahlung  auf 
ein  anderes  Land,  so  steigt  der  Preis  dieser 
Wechselbriefe  und  umgekehrt.  Diesen 
Preis  nennt  man  den  Wechselkurs.  Er 
ist  al  pari  (Wechsdpari) :  i.  bei  derselben 
Währung  und  demselben  Münzfuße,  wenn 
die  gezahlte  und  verschriebene  Summe 
die  gleiche  ist;  2.  bei  derselben  Währung 
und  verschiedenem  Münzfuße,  wenn  die 
beiden  Summen  genau  nach  dem  Münz- 
fuße übereinstimmen;  3.  bei  verschiedener 
Währung,  wenn  der  Metallgehalt  beider 
Summen  nach  dem  im  Verkehr  geltenden 
Verhältnis  derselbe  ist.  —  A.  Wagner, 
Die  Lehre  vom  Kredit,  in  Schönbergs 
Handbuch,  §  3  der  Wechselkurs;  Schmol- 
ler, Grundriß,  II,  S.  194.  S. 

Wechselteler.  Als  im  17.  Jh,  die  deut- 
schen Reichstaler  seltener  wurden,  ver- 
drängt von  den  weniger  Silber  haltenden 
fremden  Talern,  besonders  .den  nieder- 
ländischen (s.  Albertustaler),  wurde  hie  und 
da  versucht,  geringhaltigere  Taler  zu 
münzen.  So  ließ  der  Kurfürst  von  Sachsen 
Johann  Georg  IL  auf  Antrag  der  Kauf- 


leute solche  unter  dem  Namen  »Wechsel- 
taler«  prägen,  doch  geschah  das  nur  in  den 
Jahren  1670  und  1671;  denn  erstens  waren 
diese  Taler  immer  noch  wertvoller  als  die 
niederländischen  —  sie  hatten  25,17,  jene 
höchstens  24,68  g  Feingewicht  — ,  und 
dann  war  die  Prägung  nach  dem  1668 
eingeführten  Zinnaischen  Fuße  (s.  d.)  vor- 
teilhafter. Der  Wechseltaler  unterschied 
sich  von  den  Reichstalern  besonders  durch 
das  Wort  »Wechseltaler«  unter  dem 
Wappen  der  Rs.  Auch  halbe  und  viertel 
sind  geprägt  worden.  S. 

Wecken  s.  Rautenschild. 

Wede,  ahd.  u.  mhd.  wät,  and.  wät,. 
as.  wäd,  an.  vidh,  ags.  vaed,  lat.  pallium, 
bezeichnet  bei  den  Friesen  ein  Gewand, 
und  zwar  vorzugsweise  ein  gewöhnliches- 
wollenes  Gewand  von  4»/»  Ellen  (s.  Kleider- 
geld). Dieses  wurde  zu  den  Pfennigen  in 
eine  bestimmte  Beziehung  gesetzt:  »paxpo- 
puli  sub  poena  decem  liudmerkum  (s.  u.),  et 
quaelibet  illarum  marcarum  secundum  IV 
wedum,  et  quaelibet  weda  secundum  XII 
denarios «,  und  war  als  Zahlungsmittel  im 
Gebrauch,  ganz  ähnlich  wie  das  altnordi- 
sche Vadmal,  ebenfalls  ein  grobes  Wollen- 
zeug, das  nach  einer  bestimmten  Schätzung 
in  fester  Relation  mit  dem  Kuhgelde  als 
Tausch-  und  Zahlungsmittel  verwandt 
wurde.  Sechs  Ellen  tüchtiges  Wadmal, 
neu  und  ungebraucht,  sollten  i  öre,  d.  i. 
I  Unze,  gelten.  Die  friesische  Verwendung 
der  Werte  ist  sicher  älter  als  das  9.  Jh., 
aber  es  fehlt  der  positive  Nachweis  dafür. 
Bei  dem  zunehmenden  Gebrauch  des  Me- 
tallgeldes ist  sie  allmählich  aus  dem  friesi- 
schen Geldverkehr  verschwunden.  Noch  im 
IG.  Jh.  war  sie,  wie  die  Register  Fuldas 
und  Werdens  zeigen,  im  allgemeinen  Ge- 
brauch, im  II,  Jh.  kommt  sie  nur  noch 
vereinzelt  in  einigen  Rechtsaufzeichnungen 
vor. 

Das  Vierfache  einer  Wede  war  die 
Reilmark,  d.  i.  Gewandmark,  die  ursprüng- 
lich in  Gewändern,  Weden  gezahlt  wurde. 
Auch  diese,  von  den  Friesen  häufig  bei 
der  Angabe  von  größeren  Strafsummen  als 
Einheit  zugrunde  gelegt,  stand  ebenso  wie 
die  Wede  zu  dem  Metallgeld  in  einem 
entsprechenden  festen  Wertverhältnisse. 
Sie  wird  gleich  4  Schillingen  gesetzt,  und 
die  Linmark,    d.   i.   Lcänwandmark,    für 


WEEDENBAUMTALER— WEISSKUPFER 


737 


die  dasselbe  wie  für  Wede  und  Reilmark 
gilt,  gleich  12  Schillingen.  Diese  machte 
im  II.  Jh.  der  aus  12  Silberschillingen  be- 
stehenden Mark  Platz;  dagegen  hielt  sich 
die  Reilmark  noch  länger,  weil  ihr  keine 
andere  Geldwertbezeichnung  Konkurrenz 
machte,  sie  bedeutete  eine  Summe  von 
48  Pfennigen  =  4  Schillingen.  Als  solche 
blieb  sie  die  Mark  des  inneren  friesischen 
Verkehrs,  weshalb  für  sie  auch  der  Name 
Volksmark,  »liudmark«,  aufkam.  Im  Ver- 
hältnis zu  den  vielen  später  eindringen- 
den anderen  Marksorten  nannte  man  sie 
dann  auch  vielfach  die  i^kleine«  Mark.  — 
Jaekel  in  Z.  f.  N.  XI  S.  189.  Su. 

Weidenbaumtaler  waren  Taler  des  Land- 
grafen Wilhelm  V.  von  Hessen-Kassel 
(1627 — 1637)  mit  Landesschild-Palmbaum, 
der  immer  für  einen  Weidenbaum  angese- 
hen wurde,  im  Sturm  und  der  Umschrift: 
Deo  volente  humilis  levabor.  An  diesen  Ta- 
ler knüpften  sich  eine  Unmenge  Legenden. 
—  Hoffmeister,  I,  S.  226—283.  S. 

Weihemfinzen  sind  solche  münz-  oder 
medaillenförmigen  Gebilde,  die  die  von 
der  katholischen  Kirche  geheiligten  Per- 
sonen, Gebäude  und  Einrichtungen  durch 
Bild  und  Schrift  verherrlichen  und,  oft 
selbst  geweiht,  zu  Gebräuchen  der  Frönmxig- 
keit  (z.  B.  als  Anhänger  an  Rosenkränzen) 
oder  als  Eriimerungszeichen,  auch  als 
schützende  Talismane  dienen.  Besondere 
Arten  von  W.  sind  die  an  Wallfahrer  ver- 
kauften oder  verschenkten  Wallfahrts- 
münzen und  die  von  geistlichen  Bruder- 
schaften geprägten  Bruderschaftsmüi^Lzen. 
In  Regensburg  wurden  i.  J.  1520  über 
lOOOO  Stück  gebraucht;  in  Thüringen  gab 
es  brakteatenförmige.  S.  auch  Benedikten- 
pfennige. —  L.  F.  Kuncze,  Systematik  der 
Weihmünzen,  Raab,  1885;  A.  M.  Pachin- 
ger,  Wallfahrts-,  Bruderschafts-  und  Weihe- 
medaillen der  Grafschaft  Tirol  u.  Vorarl- 
berg, Wien,  1908,  u.  a. Schriften dess.  Verf.; 
V.  Höfken,  W.,  Wien  1906/18.  S. 

Wdhnachtstaler  oder  Christfesttaler 
heifien  zunächst  alle  Münzen  und  Me- 
daillen mit  der  Darstellung  der  Geburt  des 
Heilands,  sodann  bes.  die  Silbermünzen, 
die  der  Kurfürst  von  Sachsen  Johanja 
GtOTg  I.  zu  Ehren  seiner  Mutter  1617  für 
das  Weihnachtsfest  prägen  ließ.  Diese 
zeigeki  auf  der  Vs.  entweder  Salomo  und 

Wartarbaflh  4er  Kfiaiknnde. 


seine  Mutter  oder  den  vor  seiner  Mutter 
knienden  Kurfürsten,  auf  der  Rs.  beide 
Arten  zwei  zum  Gebet  erhobene  und  von 
zwei  Händen  unterstützte  Arme.  —  Erb- 
stein-Engelhardt  II,  S.  ISI  f.  S. 

Weiße  Münze  siehe  Schwarze  Pfennige. 

Weißgroschen.  Durch  Vertrag  von  1505 
haben  die  Städte  Breslau  und  Schweidnitz, 
Bischof  Johann  von  Breslau,  die  Herzöge 
von  Liegnitz  (Friedrich  IL  von  Liegnitz 
prägte  sie  1541 — 46  weiter)  und  v.  Münster- 
berg-Öls »weiße«  Groschen  geprägt,  gleich- 
zeitig auch  der  polnische  Königssohn  Sigis- 
mund  in  Glogau  und  der  Kurfürst  Joa- 
chim I.  von  Brandenburg,  später  auch 
(1544 — ^46)  Johann  v.  Küstrin  in  Krossen: 
6  Lot  fein,  90  Stück  auf  die  Breslauer  Mark, 
also  I  St.  von  2,078  g  Rauh-  und  0,78  g 
Feingewicht,  36  Stück  galten  i  fl.  Die 
Breslauer  wurden  wegen  ihrer  glänzend 
weißen  Farbe,  die  durch  ein  Beizverfahren, 
den  sog.  Weißsud  (s.  d.),  erreicht  wurde, 
i^Molkendiebe  «  genannt.  1 5  59 — 1 570  prägte 
man  sie  in  Teschen  noch  weiter,  1584  in 
Breslau  den  ^/%  Weißgroschen  mit  der  Um- 
schrift DIMIDII  GROSSI  ALBL  Verein- 
zelt wurden  sie  noch  im  17.  Jh.  in  Oppeln 
und  Teschen  geschlagen,  im  16.  u.  17.  Jh. 
auch  von  den  Kaisern  in  Böhmen. 

Als  Rechnungsmünze  galt  der  Weiß- 
groschen  12  Heller  =  6  Pfennig;  1556 
wurde  er  nach  einem  Beschluß  der  Stände 
2  Kreuzern  gleichgesetzt.  Er  wurde  dann 
durch  den  Silbergroschen  verdrängt.  Aber 
noch  im  18.  Jh.  ist  die  Rechnung  nach 
Weißgroschen  eine  schlesische  Eigentüm- 
lichkeit, die  in  den  Grundbüchern  ihr  Leben 
bis  in  ujasere  Tage  gefristet  hat.  —  Friedens - 
bürg,  Schi.  M.A.  S.  93,  lOi,  179  und  SchL 
n.  M.  S.  20  ff.,  81  und  Mkde.  u.  Geldgesch. 
S,  81.  —  S.  auch  Albus.  Su. 

Weißkupfer.  Ist  in  dem  Billon  (s.  d.) 
das  Kupfer  so  überwiegend,  daß  das 
Silber  nach  dem  Weißsude  nur  als  dünnes 
Häutchen  die  Oberfläche  bedeckt,  so  be- 
zeichnet der  Numismatiker  den  Münzstoff 
als  Weißkupfer.  Insbesondere  nennt  man 
W.  jeiies  Billon  der  röm.  Kaiserzeit,  das 
in  den  letzten  Jahren  des  Valerianus,  etwa 
258  n.  C.f  in  ziemlich  plötzlichem  Falle 
von  etwa  noch  15 — 200/0  auf  etwa  2 — 60/0 
herabsank,  Abb.  104,  und  das  dann  bis 
mindestens  ans  Ende  des  4.  Jh.,   Abb. 

17 


738 


WEISSPFENNIG— WERGELD 


107,  109,  für  die  meisten  röm.  Klein-M.  als 
Metall  beibehalten  wurde;  die  uns  erhalte- 
nen M.  zeigen  freilich  von  dem  Silbersud  oft 
nichts  mehr.  —  Vgl.  unter  Argenteus  und 
Weißsud,  s.  auch  Z.  f.  N.  26  S.  14.  104/9. 
143;  29  S.  138  m.  Anm,  i;  Riv.  ital.  di 
num.  XIX  1906  S.  51'  Lit.  R.  u.  S. 

WeiBpfetmig  s.  Albus. 
WeiBsudy  auch  Tinktur  genannt,  ist  ein 
nur  das  Kupfer  angreifendes  Beizver- 
fahren, das  bei  geringhaltigen  Silber- 
münzen angewendet  wird,  um  an  der  Ober- 
fläche das  Silber  allein  sichtbar  zu  machen, 
z.  B.  bei  der  spätröm.  (Abb.  104)  und 
alexandrin.  Prägung,  und  auch  für  die  seit 
Diocletianus*  Münzreform  geprägten  M. 
(Abb.  107,  109)  bis  zum  Ende  des  4-  Jli-S 
(Weißkupfer-M.,  s.  d.).  Freilich  verliert 
sich  das  durch  den  Sud  erzielte  silbrige 
Aussehen  im  Umlauf  sehr  bald.  —  Über 
weiß  gesottene  Dirhems  s.  0.  S.  146.    R. 

Im  M.  A.  und  in  der  N.  Z.  hießen  die  aus- 
geschnittenen, aber  noch  nicht  geprägten 
Münzen  schwarze  Platten  (s.  Platten),  weil 
sie  durch  das  Glühen  und  die  anderweitige 
Behandlung  die  glänzende  Metallfarbe 
verloren  hatten.  Diese  gab  ihnen  der  W. 
wieder;  die  Silbermünzen  wurden  dazu  in 
einer  chemischen  Lösung  gekocht,  die 
aus  Kochsalz  und  Weinstein  bestand.  Die 
geringhaltigen  Billonmünzen  mußten  länger 
gesotten  werden,  da  das  Kupfer  aus  der 
Oberfläche  ganz  weg  zu  nagen  war,  wes- 
halb die  schwarzen  Platten  etwas  schwerer 
als  die  fertigen  Münzen  sein  mußten  (s. 
Vorbeschickung).  Endlich  wurden  die 
Platten  gescheuert  (s.  Scheuem)  und 
hießen  dann  weiße  Platten.  Durch  den 
Prägeschlag  wurde  die  ausgelaugte  poröse 
Silberdecke  festgedrückt.  Seit  Anfang  des 
19.  Jh.s  ist  an  die  Stelle  des  W.  das  Beizen 
mittels  konzentrierter  Schwefelsäure  getre- 
ten. —  Schlösser,  S.  190  ff.;  Schrötter, 
Acta  Bor.  Gesch.  I,  S.  II  f.;  ders.,  Preußen 
1806/73,  Gesch.  I,  S.  232.  S. 

Welttnfinze.  Der  Gedanke  einer  W.  ist 
fast  ebenso  alt  wie  die  Verschiedenheit  der 
Münzveifassungen  der  einzelnen  Länder, 
aber  niemals  verwirklicht  worden.  Schon 
I.  G.  Hoffmann  hat  ihre  Unmöglichkeit 
wegen  der  Unkontrollierbarkeit  der  Einhal- 
tung des  Münzfußes  dargelegt.  Seit  der 
Überwindung  des  Raums  durch  Eisenbahn 


und  Telegraph  sind  diese  Bestrebungen  er- 
neuert worden;  Napoleon  III.  gelang 
jedoch  nur  die  Verbreitung  des  metrischen 
Maß-  und  Gewichtssystems.  Im  Münzwesen 
sollte  der  Lateinische  Münzbund  (s.  d.)  eine 
Vorstufe  des  W. Vereins  sein,  weshalb  der 
Beitritt  anderen  Staaten  gewährt  blieb,  den 
aber  Frankreich  durch  das  starre  Festhalten 
am  Bimetallismus  unmöglich  machte.  Seit 
1870  ist  der  Nationalismus  im  Münzwesen 
vielmehr  gewachsen,  bis  der  Weltkrieg  end- 
lich alle  Hoffnungen  auf  Einigung  über 
den  Haufen  warf.  Nur  eine  internationale 
Rechnungsmünze  hat  man  in  dem  Gold- 
frank erreicht  (s.  Franc).  Nach  dem  Welt- 
kriege sind  gleichwohl  jene  alten  Be- 
strebungen wieder  aufgetaucht,  indem  ein 
internationales,  durch  ein  Realpfand  garan- 
tiertes Wertzeichen  mit  unbeschränkter 
Zahlkraft  vorgeschlagen  wurde,  wobei  aber 
vergessen  war,  daß  im  Weltverkehr  nicht 
Geld  gegen  Geld,  sondern  Ware  gegen 
Ware  getauscht  wird  und  es  für  Preis  und 
Bewegung  der  Ware  nicht  auf  das  Geld 
ankommt,  sondern  auf  die  Produktions- 
und Marktverhältnisse  der  einzelnen  Län- 
der. So  stark  auch  die  Veränderungen 
im  Gddwesen  einen  Wirtschaftskörper  be- 
einflussen, so  sind  es  doch  immer  die 
nationalen  Währungsänderungen,  die  das 
bewirken.  S.  auch  »Spesmilo«.  —  R.  Greul, 
Die  latein.  Münzunion,  Berlin  1926,  S.  140 
— 143;  A.  Lansburgh,  in  der  Zeitschr.  »Die 
Bank«,  Berlin  1920,  S.  344  f.  S. 

Wen,  chinesische  Münzeinheit,  s.  Ch'ien, 
Won.  V. 

Wendenplennige  s.  Sachsenpfennige. 

Wendentaler  wird  das  2 -Markstück  der 
Stadt  Lüneburg  von  1541  zu  28,73  g 
Schwere  genannt;  Vs.  Schilde  d.  Städte 
Lüneburg,  Lübeck,  Bremen,  Umschrift: 
Stat(us)  dua(rum)  marcar(um)  Lubec(e)n- 
(sium),  Rs.  Schilde  von  Stralsund,  Wismar 
und  Rostock,  Umschrift:  Monet(a)  civita- 
t(um)  Wandal(icarum).  —  Bl.  f,  Münzfr. 
1923,  S.  331  ff.,  Taf.  256,  I.  S. 

Wendischer  MfinzfuB  s.  unter    Witten 

s.  749. 

Wendischer  Mfinzvereln  s.  Gemeinschafts- 
münzen, Mark,  Doppelschilling,  Schilling, 
Witten,  Blaflfart.  Vgl.  Jesse,  Wendischer 
Münzverein,  .  Su. 

Wergeid  (wer  v^n  got  wair,  ahd.  ^er 


WERK— WERTBERECHNUNG 


739 


[lat.  vir])  hieß  bei  den  Gennanen  —  in 
Dtschld.  ungefähr  bis  ins  12.  Jh.  —  das 
Sühnegeld  bei  Tötungen-  —  E.  Schröder, 
Dtsche.  Rechtsgesch^.  S.  86  f.,  830.      Su. 

Werk  oder  Guß  ist  die  Masse  der  aus 
einer  Tiegelschmelzung  (s.  Tiegel)  ge- 
wonnenen Münzen  und  deren  Abfälle  (s. 
Schroten  und  Zessalien),  Jedes  Werk  wird 
für  sich  probiert,  sowohl  durch  die  Tiegel- 
als  auch  die  Stockprobe  (s.  diese),  und 
berechnet  (s.  Probierzettel).  S. 

Werpgeld  s.  Rechenpfennig. 

Wersilber  s.  Barren. 

Wertberechnung  älterer  Münzsorten.  Die 
W.  kann  geschehen  i.  nach  dem  einfachen 
Metallwerte,  indem  Schrot  und  Korn  nach 
dem  Münzfuß  ermittelt  und  das  Gewicht 
des  Feinmetalles  in  Gramm  (das  Zusatz- 
metall wird  man,  wenn  es  wie  heute  meist 
nur  M  ist,  vernachlässigen  können;  wenn 
es  Silber  ist,  wie  früher  oft  bei  den  N- 
Münzen,  ist  es  mitzuberechnen)  mit  dem 
heutigen  Marktpreise  des  betr.  Metalles 
multipliziert.  Ist  der  M.-Fuß  nicht  durch 
literar.  Quellen  bekannt,  so  muß  vorher 
das  Rauhgewicht  durch  Wägung,  der  Fein- 
gehalt durch  Prüfung  (ehem.  Analyse  oder, 
nur  ungenau,  Strichprobe,  s.  d.),  beides 
unter  Zugrundelegung  möglichst  vieler  und 
wohlerhaltener  Stücke  ermittelt  werden, 
wodurch  natürlich  ein  Moment  der  Unsicher- 
heit in  die  Berechnung  kommt.  Beispiel: 
der  Denar  Neros  wiegt  '^s  Pfund  =  3,4  g 
(doch  ist  der  dem  zugrundeliegende  Betrag 
•des  Pfundes  von  327,45  g  bestritten I); 
als  Feinheit  sei  nach  dem  Durchschnitt 
von  3  Analysen  (Z.  f.  N.  26  S.  97)  680/0 
angenommen,  also  Feingewicht  3,18  g; 
Silberpreis  heute  7,3  Pfg.  pro  g,  Wert 
des  Denars  «  0,23  JIJC.  —  2.  Berechnung 
aus  dem  damaligen  Werte  in  Gold.  Jene 
I.  Art  der  Beredmung  des  Wertes  ist  aber 
insofern  irreführend,  als  Silber  heut  nicht 
Währungsmetall  ist  und  als  das  Wert- 
verhältois  (s.  d.)  der  Metalle  untereinander 
seit  den  2600  Jahren  der  Existenz  der  M. 
istark  geschwankt  hat;  es  empfiehlt  sich 
daher,  die  Methode  i  nur  auf  Gold- 
münzen anzuwenden,  da  nur  das  Gold  heute 
Währungsmetall  ist,  und  bei  M-  aus 
anderem  Metall  erst  den  Wert  zu  ermitteln, 
den  die  betr.  M.  zur  damaligen  Gold-M. 
liatte,  daraus  ihren  Wert  in  g  Feingold 


festzustellen  und  dann  wie  zu  l  zu  ver- 
fahren; also:  vom  neron.  Denar  gingen 
25  auf  den  Aureus,  der  zur  Zeit  Neros 
{Plin.  N.  h.  33,47)  auf  1/45  Pfund  =  7,28  g 
stand  [iV  zu  -^  —  beide  Sorten  als  fein 
angenommen  —  wie  «5/96  zu  V45  =  ^^»7^ 
zu  i;  den  Denar  nur  zu  3,18  g  Feingewicht 
berechnet  (25  x  3,18  g  ^  =  7,28  g  iV)  = 
10,92  zu  i]  und  dessen  Feinheit  als  voll  an- 
genommen werden  darf  (die  paar  Analysen 
führen  etwa  auf  9960/00,  Z.  f.  N.  26  S.  67, 
die  40/00  werden  kein  absichtlicher  Beisatz 
sein) ;  also  war  ein  Denar  so  viel  wert  wie 
0,29  g  (7,28  :  25)  Feingold,  i  g  Feingold 
in  der  deutschen  Goldwährung  =  2,79  JiJC, 
also  Wert  des  Denars  Neros  aus  dem  Kurs- 
wert zu  seiner  Goldmünze  berechnet  = 
0,809  ^JT  —  erheblich  mehr  als  bei  der 
Berechnung  i,  da  der  Wert  des  Silbers 
(jetzt  N  ZM  M.  [2,79  : 0,073  =]  wie  38,22 
zu  i)  zum  Golde  gegen  Neros  Zeit  unge- 
heuer gefallen  ist.  —  3.  Berechnung  über 
die  heutige  Goldwährung.  Empfehlens- 
werter und  von  der  Numismatik  fast  all- 
gemein befolgt  aber  ist  eine  Methode  (dar- 
gelegt zuletzt  bei  Regling,  M.  v.  Priene, 
Anm.  56),  die  von  demjenigen  Wertver- 
hältnis zwischen  N  und  M  ausgeht,  das 
die  französische  Revolution  ihrer  Parallel - 
Währung  zugrundegelegt  hat  und  das  — 
mit  nur  unbedeutenden  Schwankungen 
und  einer  einmaligen  Krise  in  den  50er 
Jahren  —  sich  über  80  Jahre  lang  bis 
zum  großen  Sturze  des  Silbers  in  den  70er 
Jahren  gehalten  hat,  auch  den  Berech- 
nungen der  Reichswährung  von  1871  noch 
zugrundelag:  N  iM^iS^h  zu  l;  danach 
wird,  da  l  g  Gold  ==  2,79  ^Jl  ist,  X  g  Silber 
auf  (2,79  :  i5«/a  =)  0,i8  .»Jir gesetzt  und  der 
Denar  Neros  kommt  bei  Annahme  voller 
Feinheit  auf  3,4  X 18  =  0,6l  JIJ^  oder  bei 
Annahme  von  68V0  Feinheit  (s.  0.)  auf 
3,18  X  i8  =  o,57*^Jf.  [Die  drei  verschie- 
denen Werte  des  Denars  bei  den  3  Be- 
rechnungsarten  verhalten  sich  natürlich 
umgekehrt  zueinander  wie  die  zugrunde- 
liegenden Wertverhältnisse  von  N'zu  A: 
10,92  :  is;5  :  38,22  umgekehrt  wie  o,8i  zu 
0,57  zu  0,23  aJC.]  —  Für  Kupfer-M,  ist  die 
Berechnung  1  nur  dann  anwendbar,  wenn 
es  sich  um  Währungs-M.  handelt,  was 
nur  arfir  selten  der  Fall  ist.  (s  unter  Kupfer- 
M.)  und  auch  dann  wegen  der  Verschiebung 

47* 


740 


WERTBEZEICHNUNG 


des  Wertverhältnisses  des  M  zu  A  und 
N  unergiebig  (darüber  s.  Reling,  M.  v. 
Priene,  Anm.  278).  Sonst,  d.  h.  wenn  es 
sich  um  Kredit -M.  handelt,  ist  nur  Weg  2 
gangbar,  d.  h.  der  über  die  damalige 
Währungsmünze,  Weg  3  nicht  (oder  nur 
indirekt,  s.  sogleich),  da  dem  Kupfer  in 
den  Währungen  des  19.  Jh.  kein  Platz 
eingeräumt  ist;  wählen  wir  den  röm. 
Sextantaras;  derer  sind  (was  jetzt  aber 
wieder  bestritten  wird)  10  =  einem  Denar 
von  1/72  Pfund  =  4,55  g,  die  wir  als  voll  fein 
aimehmen  (Analyse  nach  Z.  f.  N.  26  S.  92: 
986^/00;  die  14^/00  werden  kein  absichtlicher 
Beisatz  sein) ;  nach  Berechnung  3  müssen 
wir  also  den  Denar  auf  4,55  X  O^iSJUi 
=  0,82  JL£  ansetzen;  der  Sextantaras  also 
=  8  Pfg.  —  J.  V.  Bdhazy,  der  N.  Z. 
21  S.  335/9  die  Frage  der  W.  an  der  Hand 
des  Reichstalers  von  1550  erörtert  hat, 
schlägt  vor,  den  Durchschnitt  (das  arith* 
metische  Mittel)  zwischen  dem  damali- 
gen und  dem  jetzigen  Wertverhältnis 
zwischen  AT  und  M  zugnindezulegen, 
während  Riocour,  M6m.  soc.  arch.  Lorr. 
3.  Serie  XI  1883  S.  22  den  Durchschnitt 
zwischen  meiner  Berechnungsmethode  i 
und  3  anzusetzen  vorschlägt;  beides 
scheint  nicht  förderlich.  —  Alle  diese 
Wege  führen  natürlich  nur  zur  Berech- 
nung des  Münzwertes;  die  Fr£^e  nach 
der  Kaufkraft  ist  eine  völlig  andere, 
die  mit  numismat.  Mitteln  nicht  gelöst 
werden  kann,  —  Luschin,  Allg.  M.K.» 
S.  224/34.  7-  Vgl.  auch  unter  Metrologie, 
Münzfuß,  Münzwert.  R. 

Wertbezdchnung»  Die  vollständige 
W.  einer  M.  umfaßt  die  Angabe,  wieviel  Ein- 
heiten welchen  Namens  die  M.  gilt.  Solche 
W.  sind  auf  antiken  M.  sehr  selten:  es 
kommen  z.  B.  ausgeschriebene  oder  ab- 
gekürzte Bezeichnungen  der  einfachen  Ein- 
heit wie  Drachme  (Byzantion,  Melos, 
Syria  rem.,  Z.  f.  N.  32  S.  146),  Obolos 
(Metapont)  selten,  Didrachmon  (Rhodos, 
Syria  rom.,  Abb.  89)  und  Tetradrachmon 
( Joum.  int.  XI  S.  243)  ausgeschrieben  noch 
seltener  vor  (vgl.  unter  Drachme),  die  Ab- 
kürzungen für  Diobolon  durch  A  oder 
AlO,  für  Triobolon  durch  T,  für  Tri- 
temorion  durch  dreiT,  für  den  Hemiobol 
durch  dn  E,  den  Trihemiobol  durch  drei  E 
verhältnismäßig  häufig  in  der  Pdoponnes 


vor  (s.  die  Stichworte  der  einzelnen  Wert- 
stufen),  und  in  der  Kaiserzeit  ist  Chios 
mit  ausgeschriebenen  Wertbezeichnungen 
^(iiaaffocptov,  daaocptov,  d.  T^fioau  (=  iVa  A., 
Abb.  95),  d.  8üco,  Tpta,  6ßoX6c,  81-,  tpt-, 
TsxpdtxaXxov  auf  den  M  eine  alleinstehende 
Ausnahme.  Etwas  häufiger,  aber  für 
uns  viel  schwerer  verständlich  ist  die 
unvollständige  W.  mittds  dner  Zahl 
allein,  unter  Weglassung  des  Namens 
der  Wertstufe:  so  die  Bezeichnung  vieler 
unterital.-sizil.  A  und  M  nach  dem 
sizil.  Litren-  und  Unkien-  oder  dem 
röm.  As-  und  Unzensystem,  indem  die 
Einhdt  mit  I,  die  Hälfte  mit  S  =  Semis^ 
die  Zahl  der  Unzen  durch  die  entsprechende 
Zahl  Wertkugdn  usw.  ausgedrückt  wird^ 
Abb.  50,  60/61,  die  Wertziffem  n  und  M 
auf  M.  der  Kleopatra  VII.,  die  W.  TPIA 
auf  M.  von  Athen  (Ath.  Mittdl.  VI  S.  240 ; 
anders  Joum.  int.  XIV  S.  129)  usw.  In  der 
Kaiserzdt  haben  die  linkspontischen  Städte 
W.  mittds  Zahlbuchstaben:  A<  (=  l^a), 
B,  r,  A  (Abb.  99),  A<  (=  4V2),  E  (Ant.  M. 
Nordgriech.  I  S.  622/4),  haben  vide  Iddn- 
asiat.  Städte  auf  der  Vs.  oder  als  Gegen- 
stempd  (s.  d.)  WertzifiFern  (Regung,  M. 
V.  Priene  Anm.  342)  und  kommen  auch  sonst 
gelegentlich  solche  vor;  im  allgemeinen  aber 
kann  man  trotz  allem  sagen,  daß  die  große 
Mehrzahl  der  griech.  M.  keine  W.  trägt. 
Geholfen  haben  sich  die  Griechen  in  etwas, 
durch  die  dne  besondere  Studie  verdienende- 
Verwendung  des  M. -Bildes  zur  Erkennung 
der  Wertstufe,  z.  T,  ganz  sinnfällig:  in  - 
Syrakus  hat  das  Vierdrachmenstück  das. 
Viergespann,  das  Zweidr.  Reiter  mit  Hand- 
pferd, also  2  Pferde,  die  Dr.  den  einfachen 
Rdter;  die  sich  nahestehenden,  durch 
Auge  und  Griff  kaum  zu  unterschddenden 
Stufen  des  Obol  (0,72  g)  und  der  Litra 
(o»87  g)  werden  durch  das  Bild  des  Rades, 
und  des  Polypen,  Abb.  27,  unterschieden; 
Athen  hat  im  5.  u.  4.  Jh.  v.  C.  ein  ganz 
ausgddügdtes  System  von  Wertangaben 
durch  den  Typus,  indem  z.  B.  die  Drach- 
menwerte voneinander  durch  die  ausge- 
breiteten oder  geschlossenen  Flügel  derEule, 
die  Obolenwerte  durch  die  Stellung  der 
Eule  starr  nach  vom,  Eule  mit  2  Köpfen, 
zwei  Eulen  (das  weiß  Pollux,  Onom.  IX  63), 
der  Obol  und  sdne  Unterstufen  durch 
4,  3  und  I  Halbmond  und  Einschiebung; 


WERTBEZEICHNUNG 


741 


von  Eule  und  Kalathos  unterschieden 
werden.  Ebenso  wird  inKorinth  die  Halb - 
drachme  von  der  ganzen  durch  den  halben 
Pegasos  unterschieden,  und  auch  für  Unter- 
scheidung der  kleineren  Stufen  sorgen 
öfter  die  Abwandlungen  desselben  Bildes; 
vgl.  noch  unter  Schiff;  Pisa  in  Elis  benutzt 
die  Enden  de&  Blitzes  als  eine  Art  W,  auf 
seinen  seltenen  N]  Mende  unterscheidet 
seine  Kupfersorten  durch  die  Zahl  der 
Amphoren  (Z.  f.  N.  35  S.  34)  usw.  (ein 
Beispiel  derart  aus  dem  M.  A.  s.  unter 
Griffon).  In  der  Kaiserzeit  findet  man  z.  B. 
in  den  linkspontischen  Städten  eine  Unter- 
scheidung der  Wertstufen  durch  gewisse 
für  bestimmte  Stufen  vorbehaltene  Kaiser- 
bildnisse und  Rs. -Bilder  (Ant.  M.  Nord- 
griech.  I  S.  624/5 ;  bes.  auch  in  Istros  und 
Odessos  zu  erkennen).  Im  allgemeinen 
aber  wird  auch  von  dieser  W.  nur  ein  ganz 
beschränkter  Gebrauch  gemacht  und  wir 
können  oft  nur  schwer  begreifen,  wie  die 
Griechen  ihre  Wertstufen  bequem  und 
schnell  unterschieden  haben.  —  Gründ- 
liche Untersuchung  der  W.  bei  den  Griechen 
fehlt,  vgl.  Head  H.  N.»  passim,  im  Register 
S.  952  ist  das  Stichwort  marks  of  value 
ganz  unvollständig. 

Die  Römer  haben  bei  ihrem  praktischen 
Sinne  die  Wichtigkeit  der  W.  sofort  er- 
kannt und  gleich  ihrer  ältesten  M. -Reihe, 
dem  Aes  grave,  in  doppelter  Weise  eine 
W.  gegeben,  indem  sie  sowohl  die  Wert- 
zeichen I,  S  und  Unzenkugeln  wie  auch 
Unterscheidung  der  6  Stufen  durch  ver- 
schiedene Götterköpfe  anwandten,  Abb. 
60/1  (s.  unter  As) ;  sie  haben  auch  ihre  269 
V.  C.  gegründete  Silber-M.  mit  den  Wert- 
ziffern X,  V,  IIS  veroehen  (s.  unter  Dena- 
rius),  Abb.  62/4,  und  zuweilen  auch  das 
Gold  (XXX,  d.  h.  Asse;  LX,  XXXX 
[Abb.  66]  und  XX,  d.  h.  Sesterzen); 
ebenso  haben  später  die  Flottenpräfekten 
Wertziffern  auf  ihre  &  gesetzt  (Willers, 
Kupferprägung  S.  122).  Die  ICaisetzeit 
hat  diesen  lobenswerten  Gebrauch  frei- 
lich aufgegeben:  Neros  W.  II,  I  und  S 
blieben  vereinzelt,  die  viel  umstrittene 
Zahl  XXI,  Abb.  104,  und  VSV  (s. 
o.  S.  127)  blieb  nur  25  Jahre  in  Übung, 
die  Deutung  der  Xlir  (Maurice,  Num, 
Const  III  S.  XXX  f.)  ist  ganz  unsicher; 
die  auch  in  die  Provinzen  übergreifende 


Benutzung  der  Strahlenkrone  (s.  d.)  als 
W.  wurde  für  die  iE  und  N  auch  nicht 
streng  durchgeführt.  Dagegen  beginnt  im 
3.  Jh.  eine  neuartige  W.,  insofern  jetzt 
Zahlen  auftreten,  die  nicht  die  einer  Ein- 
heit sind,  sondern  angeben,  wieviel  M. 
der  betr.  Sorte  auf  die  Gewichtseinheit, 
nämlich  auf  das  röm.  Pfund  gehen:  auf 
Gold  LXXII,  Abb.  108,  H,  Abb.  105, 
0,  OB  (s.  d.  und  vgl.  Abb.  iio,  s.  auch 
unter  Doppelsinn),  auf  Silber  XCVI, 
Abb.  106,  LX.  —  Bernhart,  Handbuch 
S.  323,  unvollständig.  —  Seit  Anastasius' 
Reform  der  Kupfermünzen  erscheinen  auf 
den  M,  die  wohl  auf  Noummia  (s.  d.)  bezüg- 
lichen Wertziffern  M  Abb.  114,  Ar,  KAbb. 
115,  IB,  I,  S,  €  und  roder  die  entsprechenden 
latein.  Zeichen  und  es  hält  sich  das  M 
wenigstens  bis  auf  Michael  III.  (B.  M.  C. 
Byz.  S.  LXVIII  ff.)  und  geht  unverstanden 
auch  auf  die  ersten  islam.  M  über.  Die  im 
Westen  unter  lustinianus  I.  usw.  auf  M 
(CN,  Abb.  116,  PKE,  Abb.  117,  PK 
=  250,  125,  120)  auftretenden,  bei  den 
Vandalen  auf  M  (C,  L,  XXV)  und  M 
(XLII,  XXI,  XII,  IUI,  vgl  die  Gegen- 
stempel [s.d]  LXXXIII  und  XLII) 
häufigen  W.,  hier  zuweilen  sogar  mit  den 
Einheitsbezeichnungen  d(e)n(arii)  bzw. 
n(ummi),  die  der  Ostgoten  auf  IE.  (XL, 
XX,  B.  M.  C,  Vandals  S.  XVIII,  XXII  ff. 
XL  ff.,  XLIXf.)  und  weniges  derart  bei 
den  Merowingern  sind  für  Jahrhunderte 
die  letzten  W.  in  Westeuropa.  R. 

W.  finden  sich  dann  erst  wieder  im 
späten  M.  A.  auf  normannischen  und 
französischen  Münzen,  z.  B.  moneta 
duplex:  regalis,  in  Deutschland  erst  im 
15.  Jh.  wie  in  Franken  Solidus  und  Medius 
solidus,  um  im  16.  auf  den  kleinen  Münzen 
immer  häufiger  zu  werden.  Die  großen 
Reichsmünzen  aber,  der  Dukat  und  der 
Taler,  sind  bis  in  den  Anfang  des  l8,  Jh. 
niemals  weder  mit  einer  Wertzahl  noch  mit 
einerWertbczeichnung  versehen  worden,  nur 
die  Reichsguidiner  (s.  d.)  zeigten  die  Zahlen 
72  und  60  (Kreuzer).  Erst  die  Konventions- 
und anderen  Landestaler  trugen  entweder 
die  Angabe  d^  Münzfußes  oder  das 
Wort  »Kpnventionstaleri  oder  »Reichs - 
taler«.  Die  Gulden  des  Ziimaischen  und 
Leipziger  Fußes  zeigten  »2/3«  (Taler)  oder 
»60«  (Eo-euzer),  auch  wohl  im  Felde  »24 


742 


WERTMASSSTAB— WERTVERHÄLTNIS 


Mariengroschen«  oder  ähnliche  Angaben. 
Heute  trägt  nahezu  jede  Münze  ihre  Wert- 
angabe. —  Luschitt,  Allg.  M.  K.»  S.  73  f. 
—  Unter  Peter  I.  waren  die  Silbennünzen 
zu  10,  5,  3  und  1  Kopek  mit  10,  5,  3  und 
I  Kugel  auf  der  Rs.  versehen  um  der 
lesensunkundigen  Bevölkerung  willen. 

S. 

Wertmaßstab,  Wertmesser.  Eine  Haupt- 
funktion der  Münze  ist  die  als  Wertmesser 
(s.'  Geld).  Die  ältere  Anschauung  von  der 
UnVeränderlichkeit  des  Geldes  als  Wert- 
messer bestreitet  gegen  Hegel,  daß  die 
Münze  um  den  Betrag  der  Münzkosten  wert- 
voller sei  als  das  Rohmaterial  (Grote,  M.  St. 
IV,  2,  S.  31  ff.);  dagegen  macht  besonders 
Paasche  (Studien  über  die  Natur  der  Geld- 
entwertung, Jena  1878,  S.  ii  ff.)  geltend, 
daß  d.  Wert  keine  d.  Gelde  inhärente  Eigen- 
schaft sei,  wie  die  Länge  des  Meters  oder 
die  Schwere  des  Kilogramms,  sondern  daß 
der  Wert  einem  Dinge  erst  durch  ver- 
gleichende Schätzung  des  Menschen  ver- 
liehen werde.  Die  Münze  ist  nicht  nur 
Wertmesser,  sondern  auch  Tauschvermitt- 
ler und  wechselt  als  solcher  seinen  Be- 
sitzer, während  das  Meter  ausschließlich 
Längenmesser  ist  und  beim  Kaufgeschäft 
nicht  mit  übergeben  wird.  Da  nicht  nur 
von  der  Waren-,  sondern  auch  von  der 
Geldseite  her  die  Warenpreise  beeinflußt 
werden  (s.  Quantitätstheorie),  so  muß  jede 
Veränderunig  des  Wertmessers  bei  allen 
Feststellungen  der  Kaufkraft  des  Geldes 
und  der  Preise  auf  das  sorgfältigste  berück- 
sichtigt werden.  Deshalb  ist  die  Fest- 
stellung des  Feingewichts  (s.  d.)  der  Münzen 
eine  der  wichtigsten  Aufgaben  des  Numis- 
matikers. S. 

Wertverhältnis  der  Münzmetalle.  L  Das 
W,  der'  M. -Metalle  im  Altertum  ist  bei  dem 
fast  durchgängigen  Mangel  an  Wertauf- 
schriften nur  zu  ermitteln,  wenn  literar. 
JTotizen  zu  Hilfe  kommen,  und  wir 
können  auch  im  günstigsten  Falle  aus  den 
M.  selbst  immer  nur  das  W.  der  Aus- 
münzung erkennen,  das  sich,  im  Falle  eine 
von  beiden  M.  -Arten  Kxeditmünze  war  oder 
Zwangskurs  hatte,  vom  Marktverhältnis 
stark  unterschieden  haben  kann.  —  Das 
Ww  von,  Gold  zu  Silber  scheint  in  der  1yd. 
undpers.  Doppelwährung  (s.  unter  Kroi- 
sisios  und  Dareikös)  wie  13V3  ^^  ^  gewesen 


zu  sein,  wobei  die  Berechnung  Herodots 
III  95  auf  13  :  I  als  abgerundet  gelten 
kann;  die  sich  um  das  W.  14  :  i  herum 
bewegenden,  inschriftlich  bekannten  Gold- 
an-  und  -verkaufe  Athens  (kurz  vor  438/7 
und  434/3  V.  C.)  zeigen  ein  ähnliches  W.; 
in  Sizilien  glaubt  man  (aber  gestützt  nur 
auf  die  M.  selbst  1)  um  430  v.  C.  15  :  i 
feststellen  zu  können;  für  die  Zeit  am 
Ende  des  5-  Jh.  schwankt  man  zwischen 
12,  13  und  15  :  I.  Seit  dem  Ende  des 
peloponn.  Kxieges  senkt  sich  das  bisher 
offenbar  im  Orient  und  im  griech,  Mutter- 
land ziemlich  gleiche  und  beständige  W. 
zuungunsten  des  Goldes:  Eine  att.  Inschrift 
V-  J.  398/7  schätzt  einen  Goldkranz  etwa 
nach  dem  W.  113/4 :  i  ab,  aus  der  Rede 
des  Lysias,  De  bonis  Aristoph.  39/40  scheint 
sich  bei  starken  Abrundungen  der  Rech- 
nung 11,45  '  I  zu  ergeben  (um  389  v.  C), 
imd  der  pseudoplaton.,  in  die  i.  Hälfte 
des  4-  Jh.  gehörige  Dialog  Hipparch  p.  2  3 1 D 
gibt  geradezu  12  :  i  an.  Die  Versdiiebung 
mag  durch  die  Einschmelzung  des  athen. 
Tempelgoldes  und  den  Zustrom  persischen 
Goldes  vom  Ende  des  pelopoim.  Krieges 
bis  zum  Antalkidas-Frieden  verursacht 
sein;  daß  sie  sich  auch  im  Orient  in  einer 
tieferen  Bewertung  des  Dareikös  geltend 
gemacht  habe  (so  Viedebantt,  Ant,  Ge- 
wichtsnormen und  M. -Füße  1923  S.  57/60), 
ist  wenig  glaublich.  Die  Ausbeutung  der 
thrak. -makedonischen  Goldminen  durch 
Philipp  IL  und  später  die  Schätze  des 
Ostens,  die  Alexander  in  die  Münze  schickte, 
senkten  das  Verhältnis  in  Griechenland  aber  - 
mals, bis  auf  10  zu  I;  in  Delphoi  rechnet 
man  schon  338/7  den  ein  att.  Didrachmon 
wiegenden  Philippeios  zu  7  ägin.  Stateren 
=  20  att.  Drachmen,  und  Inschriften  aus 
Athen  und  Eleusis  von  331/0,  329/8,  306/5 
sowie  das  direkte  Zeugnis,  das  Pollux^ 
Onom.  IX  76  aus  Menandros,  -j-  291  v.  C, 
anführt,  bestätigen  es,  ebenso  wie  Hesych. 
s.  V,  7pt)Q(oüc  es  verallgemeinernd  für 
Athen  berichtet;  die  Schulstiftung  des 
Eudemos  von  Milet  bestätigt  es  durch  die 
Zinssätze  (lO^/o  von  60000  Dr.  =  300 
Stateren;  200/199  v.  C,  Milet -Ergebnisse  I 
3  nr.  145)  und  noch  der  Friedensvertrag 
zwischen  Rom  und  den  Ätolem  von  189 
setzt  es  fest  (Polyb.  ,22,  15,  8;  Liv.  38, 
II,  8),  —  Um  diese  Zeit  von  Timoleon  bis 


WERTVERHÄLTNIS 


743 


Agathokles,  vielleicht  auch  noch  etwas 
später,  scheint  auf  Sizilien  das  W.  aber 
immer  noch  12 :  i  gestanden  zu  haben 
und  erst  unter  Hieron  auf  10  :  i  gesunken 
zu  sein;  doch  sind  diese  Zijffern  allein  den 
Münzen  entnommen.  —  Anders  war  es  in 
Ägypten,  wo  der  Name  Trichryson  (s.  d.) 
= 60  Drachmen  für  das  goldene  Pentadrach- 
mon  seit  Ptolemaios'  I.  ein  W.  von  12  zu  i, 
der  Name  Mna(i)eion  (s.  d.)  für  das  goldene 
Oktadrachmon  unter  Ptolemaios  IL  ein 
Ansteigen  auf  12^1%  zu  i  erkennen  läßt, 
während  es  im  Mutterlande  doch  auf  10 
zu  I  stand.  Daß  dieser  beträchtliche 
Unterschied  nicht  durch  Arbitrageure  aus- 
genutzt und  binnen  kurzem  ausgeglichen 
worden  sein  sollte,  wäre  immerhin  be- 
merkenswert. Das  spätere  ägypt.  W.  wird 
durch  ein  steigendes  Agio  des  Goldes  — 
zunächst  des  Mnaeion  auf  104  Dr.  statt 
ICD  Dr.,  Gold  zu  Silber  =  13 :  l,  des 
Trichryson  auf  66»/3  Dr.,  Gold  zu  Silber 
=  1373  ^^  ^  —  gekennzeichnet,  zu  dessen 
näherer  Betrachtung  hier  nicht  der  Ort  ist. 
—  Das  Elektron  (s.  d.)  scheint  im  allgemei- 
nen in  älterer  Zeit  auf  den  lofachen  Wert 
des  Silbers  und  demzufolge  (bei  dem  W. 
Gold  zu  Silber  =  13V3  :i)  auf  3/4  des  Wertes 
des  Goldes  abgeschätzt  worden  und  bei 
den  später  eintretenden  Schwankungen 
im  letztgenaimten  W.  stehen  geblieben  zu 
sein,  was  für  die  künstliche  Mischung  dieses 
Metalls  im  Verhältnis  von  etwa  Vs  Gold  zu 
a/3  Silber  in  der  späteren  Zeit  viel,  viel  zu 
günstig  ist  und  dem  El.  schließlich,  als 
man  das  erkannte,  etwa  zu  Beginn  der 
Alexanderzeit,  den  Garaus  machte.  Al- 
lerdings lassen  die  freilich  sämtlich  un- 
klaren und  vielfacher  Deutung  fähigen 
Kursnotizen  für  den  Kyzikener  (s.  d.) 
El.-Stater  (R.  E.  XII  S.  227;  Schmitz, 
Ein  Gesetz  der  Stadt  Olbia  1925)  ein 
tieferes  W.  von  EL  zu  M  erraten.  —  Das 
W.  des  syrakus.  EL  des  4,  Jh.  ist  imklar, 
man  vermutet  auch  hier  EL  zu  Ä  ==  10 :  i. 
In  der  älteren  kampan.  Goldprägung 
Roms  im  frühen  3.  Jh.  dürfte  wie  in  der 
jüngsten  etrusk.  Goldprägung  um  300 
V.  C.  das  W.  von  Gold  zu  Silber  =  IS  :  i  ge- 
wesen sein  (Z.  f.  N.  26  S.  232/4.  259/64), 
obwohl  auch  hier  die  Frage  sich  erhebt, 
ob  dieser  Unterschied  gegen  Ägypten  und 
bes.  da&eigeatl.  Hellas  nicht  durch  Arbitrage 


rasch  ausgeglichen  worden  ist  (Z.  f.  N.  26 
S.  2643).  Das  durch  die  Wertzahl  XX 
(Sesterzen)  auf  dem  Gold-Scripulum  der 
Prägung  mit  Marskopf  Rs.  Adler  in  Ver- 
bindung mit  Plinius'  Nachricht  N.  h.  33,  47 
beglaubigte  W.  von  Gold  zu  Silber  =  20 : 1 
oder,  wenn  man  diese  Goldstücke  nach 
der  Reduktion  des  Denars  (auf  ^/84  Pfund) 
berechnet,  17V7 '-  ^»  ^^^^  jedenfalls  nur  ein 
Notzwangskurs  für  dies  vermutlich  aus 
eingeschmolzenen  Geräten  usw.  gewonnene 
Gold  (Z.  f.  N.  29  S.  154  Anm.  B)  gewesen 
sein.  Nach  den  Bestimmungen  des  Friedens: 
Vertrages  von  189  v.  C.  war  es  10 ;  i, 
während  die  spätere  gesetzliche  Relation 
bei  der  Münzprägung  der  römischen  Repu- 
blik rund  12  :i  war.  Zeitweise,  doch  immer 
nur  vorübergehend,  fiel  das  marktmäßige 
Verhältnis  angeblich  auf  9:  i,  so  bei  Ent- 
deckung der  norischen  Goldlager  im  2.  Jh. 
(Strabo  IV,  p.  208)  und  durch  Caesars  Beute 
in  Gallien  (Sueton,  lul.  54).  Erst  mit  Cae- 
sars Aureus  (s.  d.)  tritt  größere  Gewißheit 
ein,  indem  der  Aureus  von  nun  an  bir  zum 
Beginn  des  3.  Jh.s  n.  C.  =  25  Denaren 
galt,  was  ein  Wertverhältnis  von  zunächst 
11,91  :i  (1  Aureus  von  V40  Pfund  =  25 
Denaren  von  ^1%^  Pfund)  ergibt;  von  Nero 
ab  (Aureus  von  */45»  Denar  von  V96  Pfund) 
war  vermutlich  das  Silber  schon  Kredit -M., 
wie  sein  von  nun  ab  meist  sinkendes  Korn 
zeigt,  und  eine  Berechnung  des  W.  ist  für 
das  Markt  Verhältnis  zwecklos.  Das  un- 
regelmäßige Gewicht  des  Aureus  von 
Caracalla  bis  Carinus,  die  Unsicherheit  des 
Wertes  der  Aurei  in  dem  ja  auch  fast  gar 
keine  Rolle  im  Umlauf  mehr  spielenden 
Silbergeld  von  Diocletianus  bis  vor  Con- 
stantinus  machen  Angaben  über  das  W. 
in  dieser  Zeit  unmöglich,  zumal  der  einzige 
feste  Punkt  im  Streit  der  Meinungen,  die 
Festsetzung  des  Goldpfundes  auf  50000 
Denare  im  Edictum  Diocletiani,  sich  auf 
keine  reine  Silbermünze  bezieht.  Fest  steht 
wieder  die  Ordnung  Constantinus'  L,  in 
der  I  Goldpfund  =  72  goldenen  Solidi  = 
1000  silb.  Müiarensia  (s.  d.)  ist:  N  \M  ==5 
xooo/^  -=  13,89:1,  im  Kurse  abgerundet 
auf  14  u,  da  14  MiL  einen  gleichschweren 
Solidus  galten  (R-  E.  XIII  A  S.  63). 
Spätere  Schwankungen  ergeben  sich  aus 
Edikten:  Cod.  Theod.  XIII  2,  i  (397  n. 
C.)  I  Pfd.  Silber  «  5  SoHdi,  W.:  wU'^i) 


744 


WERTVERHÄLTNIS 


Cod.  Theod.  VIII  4,^7:  l  Kd.  Silber  =  4 
Solidi,  W.:  18  :  i  (vgl.  auch  die  Papynis- 
berechnungen  N.  Z.  46  S.  161/70.  219/21); 
recht  unsicher  ist  die  Inschrift  C.  I.  L.  V 
8734:  SO  Unzen  Silber  =  20  Solidi,  W. 
15  : 1. —  DasW,  inbyzantin.  Zeit  mag  hier, 
da  äußerst  fraglich,  übergangen  werden.  — 
Reinach,  L'histoire  par  les  monn.  1900 
S.  41/73  (grundlegend).  75/88  (Sizilien); 
Segri,  Riv.  ital,  di  num.  1920  S.  32/8  und 
Metrologia  S.  214.  244/5.  260/8.  293/5. 
311/2.  334.  343/7.  365/7.  439-  491/2;  Gie- 
secke,  Sicilia  num.  und  Italia  num.,  passim. 
Das  Problem  des  W.  von  Silber  zu  Kupfer 
steht  noch  völlig  oJBEen.  Es  ist  ma  so 
schwieriger,  als  das  Altertum  zwischen 
Bronze  und  Kupfer  fast  nie  unterscheidet 
und  femer  die  Möglichkeit  der  Kreditmünze 
sich  hier  fast  überall  aufdrängt.  Das  früher 
angeführte  und  generalisierte  demotische 
Zeugnis  für  ein  W.  von  M:M  ^  120  :  i 
ist  durch  neuere  Lesung  des  betr.  Papyrus 
beseitigt  (Mitteil,  von  F.  Heichelheim) ;  über 
das  W.  der  ägypt  Zeit  aus  den  Papyri  ist 
noch  keine  klare  Einsicht  gewonnen,  zumal 
weil  wir  Kredit-  und  Kurant-M.  in  Bronze 
nicht  zu  scheiden  vermögen  und  daher  die 
Kurse  der  Kupfer-Drachmen  meist  noch 
unergiebig  für  das  wirkliche  W.  sind  (vgl. 
Z.  f.  N.  38  S.  251);  wegen  des  sizil.  W. 
s.  unter  Litra;  endlich  ist  auch  für  Rom  in 
der  Zeit  der  Einführung  des  Denars  das  bei 
Gleichung  von  10  Sextantarassen  mit  einem 
Denar  bestehende  W.  von  gleichfalls  120  :  i 
(s.  unter  As)  durch  Zweifel  an  der  Ursprüng- 
lichkeit dieser  Gleichung  wieder  unsicher 
geworden.  So  ist  so  ziemlich  der  einzige 
feste  Punkt  die  Ankaufsnotiz  I.  G.  ed.  min. 
I  nr.  371  Zeile  3/4  yahi6^  . . .  '«[p.]'}]  [toS 
ToXavToo  xptjaxovTa  ic^vte  fipaxi^C  ^so 
Marktverhältnis  -Ä :  -äl  =  171  :  i,  zwischen 
421/0  u.  416/5  V.  C.  (gemeint  ist  reines 
Kupfer,  denn  das  für  die  Bronzemischung 
nötige  Zinn  wird  Zeile  5/8  bes.  berechnet, 
zu  230  Dr.  das  Talent).  Von  hier  aus  käme 
man  bei  Annahme  einer  Bronze  mit  io«/o 
23nn  übrigens  auf  ein  W.  von  Silber  zu 
Bronze  wie  iio  zu  i:  das  Talent  gemischt 
aus  90  Teilen  Kupfer  (=  31V»  Dr.)  und 
10 Teilen  Zinn  (=  23  Dr.)  kostet  541/a  Dr.; 
6000:541/2  =  110,09.  —  Das  W.  von 
Silb^  zü  Kupfer  ist  112:  i  in  der  röm. 
Ordnimg.von  217  v^  C.  und  45:  l  in  der 


des  Augustus  (s.  unter  As),  diese  letzte 
aber  bezieht  sich  auf  Kredit-M.  und  ist 
daher  für  das  Marktverhältnis  wertlos. 
Erst  als  in  der  Spätzeit  die  Rechnung 
nach  Metallpfunden  aufkommt,  haben 
wir  in  der  Verordnung  des  Cod.  Theod 
XI  21,  2  V.  J.  396  (i  Solidus  =  25  Pfd 
Kupfer)  das  W.  Gold  zu  Kupfer  =  1800  :  I 
—  in  ihrer  Übernahme  in  den  Cod.  lust. 
X  29,  I  (I  Sol.  =  20  Pfd.  Kupfer)  das  W. 
1440  :  I  —  (N.  Z.  46  S.  169),  und  damit, 
da  i.  J.  397  nach  Cod.  Theod.  XIII  2,  i 
I  Pfd.  Silber  =  5  Solidi  ist,  JR:  JE  === 
125:  I  (Regling,  M.  v.  Priene  Anm.  278, 
wo  auch  neuere  Marktnotizen  über  das 
W.  stehen  und  wo  S.  137/42  die  Schwie- 
rigkeiten der  Frage  am  Beispiel  von 
Priene  vorgeführt  sind).  Die  Aufstellun- 
gen über  das  W.  von  ift  zu  -^  bei  Segrfe, 
Metrologia,  passim,  sind  meist  durchaus 
problematisch.  —  Mit  der  byzant.  Glei- 
chung des  Cassiodor  i  Solidus  =  6000 
Denarii  =  6000  Noummia  (s.  d.)  =  150 
FoUes  (mit  dem  Wertzeichen  M)  und  dem 
etwas  späteren  Ansatz  des  Prokop,  i  Soli- 
dus sei  =  180  oder  210  Folles,  sind  wir 
bei  Annahme  des  Normalgewichtes  des 
FoUis  von  i  Unze  auf  etwas  festerem  Boden 
und  kommen  auf  N:  M  =  900  (bzw. 
1080  oder  1260)  zu  i,  was  aber  eben  nur 
das  W.  der  Münzung  ist  und  die  JE-i/L. 
als  Elredit-M.  aufzeigt,  da  wir  ja  gerade 
aus  dem  Cod.  lust.  (s.  0.)  das  marktmäßige 
W.  als  1440:  I  kennen.  R. 

Während  für  die  Zeit  der  seit  den  Karo- 
lingern bis  zum  14.  Jh.  herrschenden  Silber- 
währung (s.  d.)  zu  wenige  Angaben  über  das 
W.  von  Gold  zu  Silber  vorliegen,  ist  im  14. 
u.  15.  Jh.  dasselbe  I:  10  bis  i:  n  gewe- 
sen, stieg  in  d.  folgenden  Jahrhunderten 
bis  1620  nicht  wesentlich  u.  erreichte  nie  d. 
Höhe  i:  12.  Aber  seit  dem  genannten 
Jahre  änderte  es  sich  bedeutend,  nicht 
sowohl  durch  die  vermehrte  Silberpro- 
duktion, die  schon  viel  früher,  um  1500 
begonnen  hatte,  als  vielmehr  durch  den 
Dreißigjährigen  Krieg,  der  zum  Gold- 
thesaurieren  zwang,  und  den  lebhafter  ge- 
wordenen Verkehr  und  Handel,  für  den 
die  Goldtransporte  viel  billiger  als  die  des 
Silbers  waren,  abgesehen  dayon,  daß  bei 
den  strengen  Edelmetallausfuhrverboten  ein 
bestimmter  Wert  in  Gold  viel  leichter  als 


WESPENTALER— WETTERAUER  BRAKTEATEN 


745 


in  Silber  heimlich  auszuführen  war.  So  stieg 
das  W.  zugunsten  des  Goldes  von  1620  bis 
1650  von  I  :  12  auf  i  :  14.  Seit  dem  Jahre 
1687  haben  wir  in  den  regelmäßigen  No- 
tierungen der  Edelmetallpreise  der  Börsen 
zu  Hamburg  und  London  eine  fortlaufende 
ganz  zuverlässige  Grundlage  für  das  W. 
In  der  Zeit  1687  bis  1800  hielt  es  sich  mit 
geringen  Schwankungen  auf  i  :  15,  war 
jedoch  1751  bis  1783  etwas  niedriger: 
I  :  14,70,  wohl  durch  die  starke  brasiliani- 
sche Goldausbeute  verursacht;  und  doch 
hat  diese  geringe  Änderung  im  europäi- 
schen und  besonders  im  deutschen  Münz- 
wesen  eine  Revolution  hervorgerufen  (s. 
JMünzkrisen).  Der  Rückgang  der  brasiliani- 
schen Goldausbeute  seit  1780,  die  starke 
mexikanische  Silberproduktion  1791  bis 
1810,  die  Napoleonischen  Kriege  machten 
das  Gold  wieder  seltener  und  begehrter,  so 
daß  sich  das  W.  über  das  seitdem  von 
Frankreich  gesetzlich  fixierte  von  i  :  is^a 
bis  auf  I  :  16  erhob.  Dann  hat  um  die 
JMitte  des  19.  Jh.s  die  Entdeckung  der  kali- 
fornischen und  australischen  Goldlager 
sowie  die  vermehrte  Silberausfuhr  nach 
Ostasien  die  entgegengesetzte  Wirkung  aus- 
geübt: das  W-  fiel  auf  i  :  15,30,  bis  daim 
die  in  unserem  Artikel  »Goldwährung«  ge- 
schilderten Ereignisse  die  bis  dahin  in  der 
Welt  unerhörte  Wertverminderung  des 
Silbers  verursachten,  wodurch  das  W.  bis 
zum  Ende  des  19.  Jts.  auf  i:  36,  bis  zum 
Jahre  1915  auf  l :  43  fiel  (vgl.  unter  Silber- 
währung). In  und  nach  dem  Weltkriege 
stieg  zunächst  der  Wert  des  Silbers  bedeu- 
tend, um  dann  wieder  stark  zu  fallen.  Da 
die  Unze  37/40  feines  Silber  in  London  im 
jährlichen  Durchschnitt  kostete:  1915  235/5, 
1918  47Va.  1920  6lVa,  1924  34,  1928  263/4 
und  im  August  1929  24^4  Goldpence,  war 
das  Wertverhältnis  in  diesen  Jahren  i :  40 
—19,8—15,3—27,7—35,25  und  38,9  (man 
«rhält  das  Wertverhältnis,  indem  man  die 
feste  Zahl  943  durch  den  Londoner  Silber- 
preis dividiert.  S.  Nachtrag).  —  Vgl.  auch 
Goldwährung,  Doppelwährung,  Silberwäh- 
rung, Parallelwährung,  Standard  -  gold. — 
Soetbeer,  Edelmetallproduktion  und  Wert- 
verhältnis zwischen  Gold  und  Silber,  Gotha, 
Z879,  S.  114— X33.  S. 

We^entaler  s.  Rebellentaler. 

Wetterauer  Brakteaten.    Unter   diesem 


Namen  versteht  man  Hohlpfennige  Kaiser 
Friedrichs  L,  Heinrichs  VL  und  des  Königs 
Philipp,  die  bald  einzeln  thronend  oder  in 
Brustbildern,  bald  gemeinsam  mit  den  Kö- 
niginnen dargestellt  sind,  und  neben  ihnen 
die  gleichartigen  Gepräge  des  Kuno  von 
Minzenberg  und  die  Aschaffenburger  Hohl- 
pfennige  der  Mainzer  Erzbischöfe  Konrad 
von  Witteisbach  und  Christian  von  Buch. 
Die  kaiserlichen  sind  höchstwahrscheinlich 
in  Gelnhausen  geprägt,  da  ein  herrlicher 
Brakteat  der  Gemahlin  Barbarossas  die  Um- 
schrift BEATRIX  GETLENHVS  hat 
(Abb.  204). 

Joseph  legte  diese  Stücke  nach  Frank- 
furt a.  M.  selbst,  solange  der  Pfennig  mit 
dem  Namen  von  Gelnhausen  noch  nicht 
bekannt  war;  doch  änderte  er  später  seine 
Ansicht;  dennoch  halten  andere  Forscher 
noch  an  der  alten  Bestimmung  fest.  Mit 
dem  Namen  der  Stadt  Frankfurt  a,  M, 
sind  bisher  nur  zweiseitige  Pfennige  Fried- 
richs L  Barbarossa  und  Friedrichs  IL 
bekannt.  Hohlpfennige  mit  dem  Namen 
dieser  Stadt  sind  noch  nicht  vorgekommen. 
Wenn  eine  Lücke  von  einigen  Jahrzehnten 
in  der  Münzreihe  Frankfurts,  wo  erst  zwi- 
schen 1 1 60  u.  1 1 70  die  Prägung  begonnen  hat, 
klafft,  so  hat  das  nicht  viel  zu  bedeuten, 
da  das  auch  bei  anderen  Städten  der  Fall  ist. 

Die  Münzen  Kunos  von  Minzenberg  sind 
in  Minzenberg  selbst,  in  Lieh  und  in  Burg 
Königstein  (Nuriilgs  castello)  geschlagen 
worden;  besonders  interessant  ist  der  mit 
dem  ihm  sich  schutzflehend  nahenden  jü- 
dischen Münzmeister  David  ha  Cahen.  Daß 
Kunos  Pfennige  in  Frankfurt  selbst  geschla- 
gen sein  sollen,  ist  höchst  unwahrschein- 
lich, da  eine  Urkunde  von  1194  ihm  sicher 
nur  die  halben  Einkünfte  aus  der  Münze 
zu  Frankfurt  zusichert,  wozu  noch  kommt, 
daß  die  betreffenden  Brakteaten  weit  vor 
II 94  geprägt  sein  müssen. 

Bekannt  sind  alle  diese  Münzen  beson- 
ders durch  zwei  Funde,  den  Odenwälder 
von  1820/1830,  wahrscheinlich  von  1828 
(von  Posern-Klett,  BL  f.  Mkde.  1 1835  nr.  32 
u,  33)  und  den  Lichtenberger  von  1920.  — 
H,  Buchenau,  Der  Lichtenberger  Brakte- 
atenfund  in  BL  f.  Mfr.  1920  S.  1i  ff.;  Jo- 
seph in  Frankf.  Mztg.  1920,  S.  273  ff.  (Mfd. 
V.  Niederhausen  i.  Odenwald)  und  ders-,  M» 
von  Fratnkfurt  S.  51  ff.;  Cahn,  Ein  Wette- 


746 


WETTEREIBISCH— WIENER  PFENNIGE 


rauer  Dynastenbrakteat  mit  hebräischer 
Umschrift,  inZ.f.N.  33  S.97&.        Su. 

Wettereibisch,  eine  Pfeimigbezeichnung 
in  der  Wetterau  imd  in  dem  angrenzenden 
Oberhessen.  Urkd.  aus  Friedberg  1292 
{Arnsberg.  U.  B.  nr.  240):  sexaginta  et  duos 
solides  Weterebensium  denariorum.  Hanau 
1295:  pro  200  mards  denariorum  Weide- 
reibiensium.  Marburg  1297:  pro  quindecim 
talentis  denariorum  Wedrebiensixmi,  1309 
Urkd.  Ldgr.  Ottos  v.  Hessen:  «drie  Haller 
oder  zwene  Wedrebisse  vor  den  pennig  zu 
rechene«.  Diese  wettereibischen  Pfennige, 
unter  denen  Frankfurter  und  Friedberger 
Gepräge  zu  verstehen  sind,  kommen  ur- 
kundlich bis  in  die  6oer  Jahre  des  14.  Jh.s 
und  zuletzt  1394  vor.  i  Kölner  Denar  galt 
2  wettereibische.  Die  Münze  selbst  ver- 
schwindet um  1340  u.  überläi3t  dem  Haller 
Pf.  die  Alleinherrschaft.  —  E.  Schröder, 
Kölsche  u.  Wettereibische,  in  Frkf.  Mztg. 
1904  S.  49  ff.  Su. 

Wewelinghofer  sind  kleine,  dicke,  west- 
fälische Denare,  die  zuerst  vielleicht  von 
Friedrich  IL  in  Dortmund,  von  Konrad  von 
Hochstaden  in  Soest,  von  Balduin  v.  Osna- 
brück und  von  Ludolf  von  Münster  (1226 
— 1248)  und  nach  deren  Beispiel  auch  in 
Mark  und  Lippe  geschlagen  wurden.  Nur 
selten  haben  sie  vollständige  Umschriften, 
da  zumeist  Schrötlinge  benutzt  wurden,  die 
von  vornherein  kleiner  als  die  Stempel 
waren.  Sie  wurden  bis  ins  15.  Jh.  geprägt 
und  in  der  Spätzeit  nach  dem  Bischof  von 
Münster,  Florenz  von  Wewelinghofen  (1364 
— 1379)  *von.  den  Bauern,  Goldschmieden 
und  Juden«  Wewelinghofer  genannt.  — 
Menadier,  Schausammlung  S.  187  f.;  Grote, 
M.  St.  I  S.  259.  ,  Su. 

Wichte  linde  Witte   siehe  unter  Barren. 

Wiedertäufertaler  sind  die  von  den  Wie- 
dertäufern 1534  in  Münster  geschlagenen 
(später  nachgeprägten)  ganzen,  halben  und 
mehrfachen  Taler  von  zweierlei  Art.  Die 
einen  tragen  auf  der  einen  Seite  den  Hei- 
land, die  Pharisäer  und  den  Walfisch  mit 
Jonas,  auf  der  anderen  den  auferstehenden 
Heiland;  die  anderen  haben  auf  einer  Seite 
einen  Schild  mit  THO/MVNS/TER,  auf 
der  anderen  den  Spruch:  DAS  WORT  IST 
FLEISCH  GEWORDEN  UN  WANET 
IN  UNS.  S. 

\neaer  Mark  s.  Mark  u.  Wiener  Pfennige. 


Wiener  Pfennige  werden  zuerst  in  den 
Reiserechnungen  Wolfgers  von  Passau  ums 
Jahr  1203  erwähnt:  denarii  Wiennensis- 
monetae,  obwohl  der  Anfang  der  Wiener 
Münze  sicher  schon  früher,  nach  1189,  zu 
datieren  ist.  1204  werden  die  Wiener  Pfen- 
nige urkundlich  erwähnt.  Doch  ist  der  älteste- 
zeitlich völlig  gesicherte  Wiener  Pfennig; 
ein  im  Funde  von  Nieder-Ranna  in  weni- 
gen E-xemplaren  zutagegetretener  mit  dem 
Titel  und  Namen  des  Babenberger  Herzogs 
]?riedrich  H.  (1230— 1246).  Häufiger  kom- 
men W.  Pf.  Kaiser  Friedrichs  IL  (Abb.  178) 
und  König  Ottokars  II.  vor.  Dann  setzen 
die  Münzen  der  Habsburger  ein.  Dieselassen 
zwar  auf  den  Hauptseiten  die  Namen  der 
Herzöge  vermissen,  tragen  aber  auf  den 
schwach  ausgeprägten  Kehrseiten  viel- 
fach die  Wappen  der  obersten  Münzbeam- 
ten, der  Landschreiber  (s.  d.)  und  Münz- 
pächter sowie  der  Münzmeister,  was  sich 
aus  der  Zusammenstellung  ihrer  Siegel 
herausgestellt  hat.  Dadurch  ist  eine  chrono- 
logische Folge  der  W.Pf,  aufzustellen  mög- 
lich geworden.  Diese  wurden  seit  Herzog 
Friedrich  IL  mit  einem  Wulstring  und  einer 
gezahnten  Linie  als  äußerer  Umrahmung 
geprägt,  die  jedoch,  da  der  Schrötling  klei- 
ner war  als  der  Stempel,  meist  bis  auf  ge- 
ringe Spuren  weggefallen  ist.  Später  bleibt 
nur  ein  ansteigender  Wulstrand  übrig,  den 
das  Eintreiben  des  Stempels  ins  Silber  ver- 
ursachte. Die  Pfennige  wurden  mit  Vier- 
schlag geprägt. 

Da  auch  in  Wien  eine  jährliche  Münz- 
erneuerung  und  Verrufung,  seit  der  Mitte 
des  13.  Jh.s  nachweisbar,  üblich  war^ 
so  sind  uns  vom  Ende  des  12.  Jh.s  bis  zum 
Ende  des  14.  Jh.s  mehr  als  150  Gepräge 
von  der  Mache  der  Wiener  Pfennige  er- 
halten. Mit  dem  Jahre  1400  enden  die  im 
Münzbilde  abwechselnden,  aber  meist 
stummen  Gepräge.  Die  Pfennige^des  15. 
Jh.s  sind  einförmig:  österreichischer  Bin- 
denschild mit  Namen  des  Prägeherm; 
gleichzeitig  verlieren  sie  in  diesem  Jahr- 
hundert ihren  Charakter  als  Währungsgeld. 

Als  älteste  Angabe  über  den  Münzfuß 
österreichisch-babenbergischer  Pf.  ist  uns 
eine  Aufzeichnung  der  Mönche  von  Admont 
aus  dem  Jahre  1157  erhalten:  diese  bedin- 
gen sich  aus,  daß,  ihnen  »XX  talenta  Cre- 
mensis  (=  Krems)  mon^te«  durch  20  Pfd» 


WIENER  WÄHRUNG— WILHELMER 


747 


»tarn  bone  monete  sicut  tunc  erat,  vel  20 
marcas  probati  argenti«  zu  erstatten  wären 
(N.  Z.  IX  S.  148  f.).  Da  die  Wiener  Mark 
280,006  g  wiegt,  so  ergäbe  das  eine  Schwere 
und  ein  Feingewicht  von  280,006:  240  = 
1,16  g  für  das  einzelne  Stück.  Es  waren  also 
pfundige  Pfennige.  Um  1203  gehen  schon 
280  auf  die  Mark.  In  der  ersten  Hälfte  des 
13.  JLs.sind  die  Wiener  Pfennige  iilötig^ 
in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jh.s  pVJötig, 
im  Anfang  des  15.  Jh.s  7lötig,  1438  ölötig. 
Es  gehen  1252  250  Pf.  auf  die  rauhe  Mark, 
360  Pf.  auf  die  feine;  13 17  etwa  457  auf  die 
rauhe,  etwa  514  auf  die  f.  M.;  vor  1399  440 
auf  die  rauhe,  1066^3  auf  die  feine,  1399 
Reformversuch  Albrechts  IV.  durch  Prä- 
gung der  ]>Steinböcke«  (s.  d.),  400  St.  auf 
die  rauhe  glötige  Mark,  711^/9  St.  auf  die 
feine,  lOO  Pf.  =  I  Gulden.  Doch  scheiterte 
der  Reformversuch.  Schon  1404/1406  wur- 
den 480  auf  die  rauhe,  1097V7  auf  die  feine 
Mark  geprägt,  also  l  Stück  von  0,583 
Rauhgewicht  u.  0,256  Feingewicht,  7lötig, 
ISO  Pf.  auf  den  ungarischen  Goldgulden, 
dessen  Wert  für  die  österreichischen  Pfen- 
nige maßgebend  war.  1455  gehen  ihrer 
240  auf  den  Gulden,  in  der  Zeit  der  Schin- 
derlinge (s.  d.)  4 — 8  Pfd.  Pf.  Bis  in  diese 
Zeit  behielt  der  Wiener  Pfennig  seinen 
Währungscharakter.  Erst  nach  dem  Jahre 
1460,  dem  Ende  der  Schinderlingzeit, 
wurde  er  zur  Kleinmünze.  Kreuzer  und 
rheinische  Gulden  traten  an  seine  Stelle. 

Da  die  Wiener  Pfennige  bis  gegen 
1350  verhältnismäßig  gut  und  beständig 
ausgeprägt  wurden,  fanden  sie  als  denarii 
antiqui,  das  sind  die  Pfennige,  die  ihren 
Währungscharakter  im  Lande  durch  den 
Münzverruf  eingebüßt  haben,  im  Gegen- 
satz zu  den  d.  novi,  den  augenblicklich 
gültigen,  neugeprägten,  als  Handelsmünze 
leicht  Eingang  in  den  Nachbarländern, 
hauptsächlich  in  Ungarn,  dann  nordwärts 
in  Bayern  und  Böhmen,  westlich  bis  nach 
Tirol,  östlich  bis  nach  Siebenbürgen,  süd^ 
lieh  über  ELrain  hinaus  bis  nach  Florenz. 
1295  schätzte  man  den  Abfluß  über  die 
Landesgrenzen  auf  rund  14000  Pfd.  Pf. 
jährlich.  Als  technische  Bezeichnung  ist  der 
W,  Pf,  daher  in  den  Sprachschatz  der  Süd- 
u.  Nordslaven  des  alten  Österreich  über- 
gegaxigQn:  slov.  vinar,  tschechisch  vide&s- 
ky»  *—  Lusdbin,  Wiener  Mwesen  im  M.A., 


Wien-Leipzig  1913;  ders.,  Umrisse  einer 
Mgesch.  der  altösterr.  Lande  im  M.A.  in 
N.  Z.  42,  1909  S.  137  ff.;  ders.,  Geschichte 
der  Stadt  Wien  S.  741  ff.  Su. 

Wiener  Währung  hieß  die  Währung,  die 
den  1811  geschaffenen  österreichischen 
»Einlösungsscheinen«  zu  20  Gulden  zu 
Grunde  lag,  deren  einer  für  einen  Bank- 
zettel zu  100  Gulden  gegeben  wurde, 
der  auf  jenen  Wert  gesunken  war.  18 16 
waren  über  212  Millionen  Gulden  an  Ein- 
lösungsscheinen einzuziehen.  Als  Scheide- 
münze der  Wiener  Währung  wurde  Kupfer- 
geld zu  3,  I,  i/a  und  V4  Kreuzer  ausgegeben, 
wozu  noch  die  1807  geprägten  80  Millionen 
an  kupfernen  30-  und  15 -Kreuzern  kamen, 
die  aber  ganz  wertlos  geworden  waren. 
Das  Volk  nannte  die  W.  W.  Scheingeld  und 
die  Kreuzer  Scheinkreuzer.  S.  Antizipa- 
tionsscheine. —  Schalk,  Wiener  Geldwesen 
S.74f.  S. 

Wigfje,  niederländisch  =  Gramm. 

Wildemannstaler«  Der  Wilde  Mann  mit 
der  entwurzelten  Tanne  in  einer  Hand  war 
zuerst  der  Wappenhalter  auf  Harzer  Talern 
des  Herzogs  Erich  IL  von  Braunschweig- 
Calenberg  (i 540—1584);  auch  gibt  es  Taler 
desselben  mit  dem  Wappenschilde  zwischen 
zwei  Wilden  Männern,  die  sich  später  auch 
auf  Talern  anderer  Staaten;  z.  B.  den 
preußischen  von  1790— 1809  finden.  In 
Braunschweig-Lüneburg  wurde  schon  im 
16,  Jh.  der  Wilde  Mann,  da  er  mehr  als 
Symbol  des  Harzes  angesehen  wurde,  ganz 
von  dem  Schilde  getrennt  und  allein  auf  die 
Rs.  der  Taler  und  anderer  Münzen  gesetzt, 
S.  auch  Hausknechtstaler.  —  Grote,  M.  St. 
III,  S.  371;  Fiala,  Mittl.  Haus  Braunschw.- 
CalenbergTaf.2, 15;  desgL  zu  Wolfenbüttel, 
1906,  Taf.  I,  13  undTaf.9ff-  S. 

Wllhehner  heißen  Meißner  Groschen 
(Lilienkreuz -Löwe)  Markgraf  Wilhelms  I. 
(134^—1407)  aus  den  Jahren  1390  f-  und 
1401 — 1406,  zu  Freiberg  geprägt,  die 
gleich  12  Hellern  waren  und  deren  80 — 85, 
I02i/a  u.  121  aus  der  8-  und  Slötigen 
Mark  geschlagen  wurden  (»alte  Wilhel- 
mer <().  Weiter  prägte  Wilhelm  IL  (1411 
—25)  schildige  Wilhelmer  Gr.  im  Werte 
=  12  Hellem  u.  80— S4  aus  der  H — 12- 
lötigea  Mark.  Drittens  hat  Wilhelm  IIL 
(t  I48i»)  in  Thüringen  (Gotha)  I457(?) 
schildige  Wilhelmer  Gr.  schlagen  lassen,  die 


748 


WILHELMSDOR— WITTEN 


sich  nur  durch  ein  Kreuz  zwischen  2  Rin- 
geln in  der  Umschrift  jeder  Seite  von 
•denen  Wilhelms  II.  unterscheiden.  — 
Schwinkowski,  Geld-  u.  Mwesen  Sachsens 
jir.  13,  19,  21,  61.  Su. 

Wilhelmsdor   hießen  vier  verschiedene 
<joldmünzen:  i.  die  vom  Könige  Friedrich 
Wilhelm  I.  von  Preußen  1737  eingeführten 
Doppelpistolen.  Der  König  hatte  erkannt, 
daß,  wenn  er  sich  von  dem  französischen 
•Gelde  (s.  Franzgeld)  befreien  wollte,  das  nur 
durch  Ausprägung  des  infolge  der  gestiege- 
nen brasilianischen  Goldausbeute  nach  Eu- 
ropa strömenden  Goldes  geschehen  konnte. 
Der  halbe  Wilhelmsdor  war  der  Vorläufer  des 
Friedrichsdor  (s.  d.)  und  dasselbe  wie  der 
Louisdor  (s.  d.),  dessen  Gepräge  auch  nach- 
geahmt wurde,  nur  daß  Friedrich  Wilhelm 
die  für  ihn  und  seinen  Staat  sehr  bezeich- 
nende Devise  wählte:  Pro  Deo  et  nodlite. 
Das  recht  gute  Bild  des  Königs  auf  der  Vs. 
rührt  wohl  von  dem  Medailleur  Lüders  her. 
Der  Wilhebnsdor  hielt  12,245  g  Feingold 
(=  34,17  -^Jl)'  —  Acta  Bor.  Münzgesch., 
I,  S.  238—242;   Beschr.  I,    S.  71—73.  — 
Femer  erhielten  den  Namen  W.:  2.  die 
braunschweigische    Pistole    des    Herzogs 
Wilhelm  (1830—1884);  3.  die  kurhessische, 
seit   1841   geprägte  Pistole  Wilhehns  IL 
und  Friedrich  Wilhehns;  4.  der  niederlän- 
dische Gouden  Willem  (s.  unter  Zehngul- 
denstück). S. 

Willowtree  shillliig  s.  unter  Massachu- 
settsgeld. 

Wipper  s.  Kipper  und  Wipper. 

Witje,  Volksname  des  niederländischen 
lO-Centstück.  S. 

Witten  oder  Albus  (Veerling).  Die  W. 
erhielten  ihren  Namen  von  der  weißen 
Farbe,  dieihnen  der  Weißsud  gab.  Ihren  Ur- 
sprung verdanken  sie  wie  die  Groschen  und 
Schillinge  dem  im  13.  u.  14.  Jh.  entstande- 
nen Bedürfnis  nach  größeren  Kurantmün- 
zen.  Die  Witten  galten  4  Pfennige,  wurden 
daher  auch  Veerlinge  genaimt.  Neben 
ihnen  wurden  von  vornherein  auch  zwei- 
seitige Viertelstücke  zu  i  Pfennig  aus- 
geprägt, die  den  Ganzstücken  im  Gepräge 
völlig  entsprachen  und  an  Wert  den  bis 
dahin  üblichen  Hohlpfennigen  gleich  waren, 
zum  Unterschied  von  diesen  als  luttike 
oder  platte,  d.  h.  zweiseitige,  pennige  be- 
zeichnet 


Die  Witten  wurden    nach    der  älteren 
Ansicht  zuerst  1325,    nach  der  jüngeren 
1339/40  von  der  Stadt  Lübeck  geprägt. 
In  den  40er  Jahren  des  I4-  Jh.s  folgen 
dann  die  Hansestädte  dem  Vorbilde  Lü- 
becks und  gehen  in  Anlehnung  an  nieder- 
ländische und  englische  Münzsorten  zur 
Wittenprägung  über.    Ursprünglich  mögen 
sie,  wenigstens  ideell,   aus  der  15 -lötigen 
Mark    ausgeprägt    sein.     Der    Feingehalt 
veränderte  sich   aber  stark.     Nach   dem 
Hanserezeß  von   1379,    welchen  Lübeck, 
Hamburg  und  Wismar  unterzeichnet  ha- 
ben, sollen  176  Witten  a,us  der  l3Va-löti- 
gen  Mark  und  516  Viertelwitten  aus  der 
9-lötigen  Mark  geschlagen  werden.  Danach 
ist    dieses   Vierpfennigstück    eine   Münze 
von  1,33  g  Rauhgewicht  und  1,12  g  Fein- 
gewicht.      Dieser  Münzfuß   verminderte 
sich  bis  1410  auf  1,17  Rauh-  und  0,88  g 
Feingewicht  (200  Stück  aus  der  12 -lötigen 
Mark).     Im  Rezeß  von  1425  werden  die 
Witten  das   letztemal   im  15.  Jh.  in  Ur- 
künden  erwähnt,  obwohl  sie  noch  bis  in 
die  Mitte  des  Jahrhunderts  umgelaufen 
sind,    wie    Münzfunde    und    Valvations- 
tabellen  beweisen,  und  werden  dann  nur 
noch  einmal  im  Anfang  des  16.  Jh.  vorüber- 
gehend 1502,  1506  u.  1512  mit  Jahreszahl 
in  Hamburg,  Lüneburg,  Lübeck  und  Wis- 
mar geschlagen  (216  St.  aus  der  5V4-Iötig. 
Mark),   sie  werden  dann  gänzlich  durch 
die   Sechslinge  verdrängt.      Der  Haupt- 
typus (Abb.  X85)  ist  folgender:  Wappen, 
Rs.   Kreuz,    Umschrift:    Stadtname  und 
frommer  Spruch  (»benedictus  deus«   und 
»Sit  laus  deo  patri«).     Die  verschiedenen 
Jahresausgaben  werden  durch  besondere, 
indem  Rezeß  vorgeschriebene  Kennzeichen 
unterschieden:  so  1379  Sterne  im  mittleren 
Kreuzrund,  1387  leere  Kreise,  1403  beider- 
seits  Wappen,    1410   ein    durchgehendes 
Kreuz  usw. 

Witten  wurden  außer  in  den  Hanse- 
städten auch  in  Mecklenburg  und  Pom- 
mern geschlagen:  zunächst  gemeinsame 
Witten  der  Herzöge  Albrecht  II.  von 
Schwerin  und  Johann  L  von  Stargard 
(1346—79)  niit  Stierkopf  und  dem  von 
Greifen  umwinkelten  Kreuze,  dann  die 
viel  häufigeren,  urkundlich  zuerst  1371 
erwähnten  Witten  der  sich  als  mecklen- 
bui^gisch  und  werlisch  bezeichnenden  Städte 


WOECHEY— WÖLFIN 


74? 


Wismar,  Rostock,  Gnoien,  Friedland  und 
Neubrandenburg  sowie  Güstrow,  Parchim, 
Malchin  und  Teterow,  den  Mecklenburger 
Ochsenkopf  und  den  Rostocker  Greifen  als 
Münzbild  verwendend,  neben  dem  lübischen 
auch  einem  minderen  wendischen  Münzfuß 
folgend  (im  Münzrezeß  von  141 1  werden 
Rostocker,  Stralsunder,  Greifswalder  und 
Anklamer  Witten  =  3  Pf.  gesetzt). 

Nach  Art  der  Hamburger  tragen  die 
Witten  der  pommerschen  Städte  Anklam, 
Demmin,  Greifswald,  Pyritz,  Stargard, 
Stettin,  Stralsund  und  Treptow  mit  den 
Wahrzeichen  Fischerstrahl,  Lilie,  Greif, 
Rose,  Stern,  Greif  oder  Greifenkopf, 
Strahl,  Kleeblatt  einen  Spruch  als  kehr- 
sei tige  Umschrift;  die  herzoglichen  Ge- 
präge von  Barth,  Stettin,  Treptow  und 
Wolgast  folgen  darin  nur  zum  Teil;  die 
letzten  herzoglichen  werden  im  ersten 
Viertel  des  16.  Jh.s  geschlagen  (Bogis- 
lausX.,  Georg  I.  v.  Wolgast  und  Barnim  XL 
von  Stettin). 

Auf  den  holsteinischen  Witten  von 
Flensburg,  Itzehoe,  Kiel,  Neustadt,  Ol- 
desloe, Rendsburg  wird  der  Stadtname 
durch  »civitas  Holsatiae«  ergänzt,  als 
Wappen  treten  neben  dem  Nesselblatt  die 
dänischen  Löwen  und  das  Eäeler  Schiff 
auf.  Auch  Ribe,  die  »civitas  in  regno«, 
d.  h.  im  Königreich  Dänemark,  hat  Witten 
geschlagen,  ebenfalls  die  dänischen  und 
norwegischen  Könige  und  die  Drontheimer 
Erzbischöfe.  Weiter  sind  Witten  von  dem 
Eb.  Albert  IL  von  Bremen  (1359—95), 
der  Stadt  Bremen  (1387)  und  von  der  Stadt 
Hannover  geprägt  worden,  dann  in  Biele- 
feld (urkd,  1386),  weiter  in  Höxter  (urkdl. 
1476),  von  Salentin  von  Sayn-Homburg 
(1354—84),  von  Wilhelm  L  vonHohenlim- 
burg  (beide  nach  Hamburger  Vorbild), 
von  Gottfried  IIL  von  Heinsberg  (1361 
— 1395),  von  Arnold  von  Randerath  (1364 
—1384),  WilhehnlL  von  Berg,  (1360—80) 
in  Mülheim,  alle  drei  mit  dem  Lübecker 
Doppeladlerschild,  von  Dietrich  von  Ba- 
tenburg  (1432'— I45i)  (Hamburger  Vorbild), 
auch  von  Gisbert  I.  v.  Anholt -Bronkhorst 
(1408 — 1432).  Dann  sind  auch  gleichzei- 
tige Münzen  der  Grafen  von  Hoya,  der 
Häuptlinge  in  Ostfriesland  und  der  Ol- 
denburger Grafen  als  W.  zu  bezeichnen. 
Nach  Wiederaufnahme  der  W.prägung  1502 


sind  sie  noch  einmal  kräftig  nachgeahmt' 
worden:  und  zwar  in  Verden,  Otterndorf ^ 
Stade,  Diepholz,  Salzderhelden,  Helm- 
stedt, Rietberg,  Schauenburg  und  Hoya. 
Als  eine  beliebte  Handelsmünze  sind  die 
Witten  der  wendischen  Städte  in  Westfalen 
kontermarkiert  worden,  so  in  Bielefeld 
und  Münster.  Man  nannte  sie  hier,  da  sie 
ungefähr  den  Sterlingen  entsprachen,  auch 
»Engeische«. 

Witten  sind  schließlich  noch  im  17.  und 
18.  Jh.  in  Pommern  geprägt  worden,  von 
1650 — 1707  in  Schwedisch -Vorpommern,, 
von  1666 — 1763  in  Stralsund,  i  Witten 
ist  hier  gleich  »/«  Sechsling  =  i^Jz  märki- 
sche Pf.  =  V19»  Rthlr.  In  Stettin  sind  1672' 
Witten  zu  423  Stück  aus  der  3 -lötigen  Mark, 
also  I  Stück  von  0,553  g  Rauh-  und  0,104 
Feingewicht  geprägt  worden;  1684  zu  405 
Stück  aus  der  3 -lötigen  Mark,  also  i  Stück 
von  0,577  g  Rauh-  und  o,io8  g  Fein- 
gewicht. —  Menadier,  Schausammlung 
S.  209  ff.,  418,  431;  Peus,  Die  Witten - 
Pfennige  in  Westdeutschland,  Mitt.  f. 
Mzsammler  I  S.  230  ff.,  241  ff.;  Grautoff, 
Histor.  Schriften  III;  Örtzen,  Die  Meckl. 
Münzen  usw.,  2.  Teil,  Schwerin  1902 
(Fundverzeichnis  S.  62  ff.) ;  Jesse,  BerL 
MbL  1925/1926  u.  in  Wend.  Mverein 
S.  79  ff.  u.  ö.;  ders.,  Das  Hamb.  Münz- 
u.  Geldwesen  im  M.A.,  Hamb.  Geschichts- 
u.  Heimatbl.  i.  Jahrg.  1926  Nr,  i.      Su. 

Woechey»  Wochey,  Utrechter  Münz- 
bezeichnung in  der  zweiten  Hälfte  des  15. 
und  der  ersten  des  16.  Jh.s.  1527  werden 
alte,  neue  und  doppelte  Woecheyen  ge- 
nannt, unter  ihnen  solche  des  Herzogs» 
Arnold  von  Geldern  (f  1472).  van  der 
Chijs  sieht  in  den  W.  gddernsche  Stüver 
oder  Doppdgroten,  kann  aber  keine  Er- 
klärung des  Wortes  geben.  In  Ostfries- 
land hieß  die  Münze  Juechhoy.  1501 
wurde  sie  in  Geldern  auf  2  Albus  gesetzt.  — 
van  der  Chijs,  Utrecht,  S,  385;  ders., 
Gelderland,  S.  423,  S. 

WSltln,  Wolf.  Der  W.  ist  das  Wappen 
von  Arges  und  erscheint  daher  auf  dessen 
M,,  als  ganzes  Tier,  im  Vorderteil  und 
Kopf,  als  Beiz,  auf  Didrachmen  usw.  In 
Tarsos  ist  der  W.  Attribut  des  Apollon 
(Lykeios).  Die  Wölfin  aber,  die  der  röm. 
Sage  m>ck  die  Zwillinge  Romulus  und 
Remus  säugte,  ist  dadurch  zum  Wahr-- 


750 


WON— WÜRZBURGER 


zeichen  der  Stadt  Rom  und  des  röm. 
Staates  geworden:  ohne  die  Zwillinge  ist 
die  W.  auf  Denar  des  P.  Satrienus  dar- 
-gestellt;  die  ganze  Szene  ist,  oft  unter 
Angabe  der  Höhle  (auf  der  zuweilen  oben 
•ein  Adler)  und  des  ruminalischen  Feigen- 
baumes, auf  Denar  des  S.  Pompeius 
Fostlus  auch  mit  Zufügung  des  die  Knaben 
findenden  Hirten  Faustulus,  auf  röm. 
M.  und  Med.  von  der  röm.-kampan.  iR-Prä- 
^ng  des  4.  Jh.  v.  C.  bis  ins  6.  Jh.  n.  C. 
hinein  (B.  M.  C.  Vandals  Taf.  XIV) 
immer  wieder  dargestellt  worden;  ebenso 
•oft  findet  sie  sich  auf  kolonialen  Städte -M. 
und  griech.  der  »Mutterstadt«  Ilion  (Dörp- 
feld,  Troia  und  Hion  S.  529/30);  endlich 
meinen  die  Aufständischen  im  Bundes- 
genossenkriege  mit  der  vom  Stiere  (vitulus, 
auf  Italia  anspielend)  niedergeworfenen 
W.  die  Stadt  Rom,  Abb,  58  a.  —  R.  E. 
Xni  S.  1814/5  (M.  vernachlässigt).     R. 

Won^  koreanische  Münzeinheit,  entspricht 
dem  japanischen  Yen.  Bis  Ende  19.  Jh. 
kursierten  in  Korea  teils  chinesische,  teils 
im  Lande  selbst  gegossene  Cash-Münzen. 
In  groi3em  Maßstabe  wurden  letztere  erst 
-seit  1790  hergestellt.  Mit  europäischen 
Maschinen  geprägte  Münzen  erscheinen 
Ende  des  19.  Jh.  —  1886  wurden  Probe- 
münzen ausgegeben,  die  eine  Prägung 
folgender  "Werte  erwarten  ließen:  in  Gold 
20,  IG,-  5,  2  Won  (engl.  Warn  geschrieben), 
in  Silber  l  Won  (mexikanischer  Dollar  = 
10  Niang  =  looo  Mun),  5,  2,  i,  V»  Niang, 
in  Kupfer  20,  10,  5  Mun  (chines.  Wen). 
Wirklich  ausgegeben  wurden  anscheinend 
nur  die  2  kleinsten  Werte.  1893 — 9^ 
wurden  geprägt:  in  Silber  5  (mit  Angabe 
des  Gewichtes,  416  grs.  und  des  Fein- 
gehaltes 0,900)  und  I  Yang,  in  Nickel 
V4  Yang  (chines.  Wertangabe:  2  Ch'ien 
5  Fun,  d.  h.  25  Fun),  in  Kupfer  5  (28  mm, 
wie  die  10  Mun  von  1886)  und  i  Fun.  Vs. 
2  Drachen,  am  Rande  Aufschrift  chinesisch, 
koreanisch  und  englisch,  Rs.  Wertangabe 
•chinesisch,  von  2  Zweigen  umrahmt,  oben 
Pflaumenblüte.  Für  Niang  und  Yang  steht 
in  der  chinesischen  Umschrift  Liang  (s.  Tael), 
für  Won  steht  Huan.  1898 — 1902  wurden 
Va  Wonstücke  (Va  Dollar)  mit  einem  Adler 
an  Stelle  der  Drachen  geprägt.  Von  1904/5 
bis  1909  würden  geprägt:  in  Gold  20 
<i6,6Ög),  10,  5  Won,  in  Süber  i,  V»  (10,10 


g)  Won,  20,  10  Chon  (Japan.  Sen,  Vs. 
Drache),  in  Nickel  5  Chon,  in  Kupfer 
I  und  Va  Chon  (Vs.  Phönix).  S.  Sen,  Ch'ien. 

—  Gardner  in  JChBr  RAS  1892/3,  S.  I28f.; 
RamsdeninNumism.  22,  S.  lOi  f. ;  Alexejew, 
Katalog  der  Ermitage  (Mskr.).  V. 

Woods  halfpence  war  eine  Prägung  iri- 
scher kupferner  Halfpennies  und  Farthings 
1722 — 1724  durch  einen  Unternehmer  Wil- 
helm Wood,  welche  Prägung  von  der  Be- 
völkerung irrtümlich  für  Betrug  gehalten 
wurde  und  gegen  die  auch  Swift  schrieb. 
Ihr  Typus  war  Büste  des  Königs-Hibernia. 

—  S.  auch  Rosa  Americana.  —  Grueber, 
S.  244  f.  s. 

Wonnser  Rentengeld  ist  das  von  der 
Stadt  Worms  nach  der  Elipperzeit  1626 
bis  1628  geprägte  reichhaltige  Kleingeld, 
nämlich  Albus  mit  der  Aufschrift  »Renten - 
geld«  und  Pfennige  mit  den  Buchstaben 
R  —  G.  S. 

Würzburger  (Wirceburgenses,  Wirtze- 
burgenses)  sind  fränkische,  runde,  zwei- 
seitige Pfennige  mit  Binnenreif  und  Um- 
schrift, mangelhaft  geprägt,  die  eine  Seite 
oft  ganz  fehlend,  ohne  Vierschlag,  über 
13  Lot  fein,  Durchschnittsgewicht  0,43  g, 
Wert  =  1/3  Regensburger;  Funde  von 
Beizheim,  Billinghausen,  Gr.  Inzemoos, 
Volkershausen,  Fetzelhofen  u.  a.  Seit 
etwa  1250  waren  sie  in  Würzburg  über 
100  Jahre  in  derselben  Weise  geschlagen 
worden,  zuerst  mit  Brustbild  und  Bruno - 
monogramm  und  beiderseits  Namen  der 
Münzstätte;  um  die  Mitte  des  14.  Jh.s  wur- 
den sie  überall  in  Franken  nachgeahmt. 
Am  22.  Jan.  1354  befahl  der  Eb*  Gerhard 
von  Mainz  seinem  Münzmeister  zu  Milten- 
berg, Pfennige  so  gut  wie  in  Würzburg  zu 
schlagen,  deren  einer  2  Heller  gelten  sollte. 
Am  13.  VII.  1354  erlaubte  Karl  IV..  dem 
Landgrafen  Friedrich  III.  von  Thüringen, 
in  Koburg  Würzburger  zu  schlagen,  1359 
dasselbe  dem  Pfalzgrafen  Ruprecht  L, 
1361  dem  Landgrafen  v.  Leuchtenberg, 
1363  dem  Grafen  v,  Wertheim. 

Außer  diesen  haben  Würzburger  Pfennige 
geprägt:  der  Kaiser  in  Lauf,  der  Erzbischof 
von  Mainz,  auch  in  EltviUe,  die*  Bischöfe 
von  Würzburg  und  Bamberg,,  die  Burg- 
grafen von  Nürnberg;,  die  Grrafen  von 
Hohenlohe,  Nassau  und  iCatzenelnbogen, 
Ottii;igen  und  die  Edelherren  v.  Eppstein. 


WUNSCHMÜNZEN— XR 


751 


Tjrpus:  Vs.  meist  ein  Kopf,  Rs.  meist 
Wappenbilder  oder  Helmzierde.  Im  Ge- 
gensatze zu  den  Regensburgern  wurden 
sie  »kurze«  Pfennige  genannt.  1362  wur- 
den sie  geprägt  3/4  fein  (l2  lötig)  und  zu 
.37  Stück  auf  I  Nürnberger  Lot,  also 
ein  Stück  von  0,401  g  Rauh-  u.  0,30  g 
Feingew.  Die  Würzburger  wurden  dann 
.stark  verschlechtert  und  daher  durch 
Karl  IV.  1365  abgeschajfft;  trotzdem  be- 
fiehlt aber  am  14.  Aug.  1367  noch  der 
Eh.  V.  Mainz,  in  Miltenberg  Pfennige  nach 
Würzb.  Schlag  =  2  Hallern  zu  prägen, 
und  1373  wird  nochmal  die  Prägung  der 
alten  Würzburger  von  Bischof  Gerhard 
von  Schwarzburg  aufgenommen;  1377 
wurden  sie  danach  auch  im  Münzverein 
von  Burggraf  Friedrich  V.  von  Nürnberg 
und  Ludwig  d.  Ä.  und  Friedrich  von 
Bayem-Landshut  geschlagen  (Feingewicht 
0,^98  g).  —  V.  Schrötter,  Brandenburg- 
Franken  IS.  107  flf.;  Menadier,  Schau - 
Sammlung  S.  206  f. ;  Buchenau  in  Berl. 
Mbl.  1924  S.  40  flf.  (Fd.  V.  Erkenbrechts- 
weiler).  Su. 

Wunschmünzen  mögen  wir  diejenigen 
neimen,  die  irgend  einem  Glückwunsch, 
meist  für  das  Herrscherhaus,  Ausdruck 
geben,  s.  unter  Geburtstags-,  Hochzeits-, 
Jubiläums-,  Neujahrs-,  Taufmünzen,  -med., 
-taler  und  insbes.  unter  Vota,  Außer  diesen 
seien  auch  genannt  die  antiken  Wunsch - 
formein  ohne  bestimmte  Beziehungen 
wie  salvis  Aug(ustis)  et  Caes(aribus}  felfix) 
Kart(hago)  (Tetrarchie,  ähnlich  auf  den 
Grundsteinplättchen),  pio  imp(eratori) 
omnia  feliciter    (Conamodus),    5itip   vfxijc 


^PcüjiatcDV  (oder  xm  SsßaffTcov),  eÖTOxS?  xoic 
xupioic,  qU  cdma  xouc  xupfoo?  kn  i'^abta 
(•qi  Tzokei  oder  tote  TroXtToctc)  u.  ä.  (vgL 
die  Belege  unter  xöpio;),  k  aJSva  t4  Tlu&ia 
(Side);  ähnlich,  aber  nicht  in  Wunsch- 
form gekleidet:  (tou  Sstva)  ßacJi>.eüovToc  6 
xoapLo;  eÖTU-^ei  (xaxapiot  Kiavoi,  ähnlich  in 
Nikaia,  Nikomedeia  u.  Kaisareia.  —  Joum. 
int.  I  S.  454/62;  Ost.  Jahreshefte  1904  S. 
2750;  Z.  f.  N.  23  S.  190.  —  Auch  die  Zurufe 
auf  den  Kontorniaten  an  die  Jockeys  wie 
Eutime  nica  oder  Urse  vincas  (Liste  Rev. 
num.  1913  S.  60),  auch  Petroni  placeas  an 
einen  Sänger  und  die  auf  byz.  M.  wie 
viv(at)  felix,  victoria,  vita,  multos  annos, 
Iv  xouKo  vfxa  oder  vtxate,  'Iifjaoü?  Xpiatöc 
vtxa,  x6pi&  (oder  Xpiorxs  oder  ftsotoxe)  ßoi^t^et, 
xupte  arotjov  tou^  ßaaiXla?,  auvlp^si  ßaatXst 
usw.  gehören  hierher.  —  Nicht  eigentlich 
Wünsche,  aber  doch  Ausrufe,  acclama- 
tiones,  finden  wir  auf  Tesseren,  z.  B. 
feliciter,  Trait^  I  S.  713  (vgl.  das  feliciter 
auf  antiken  Geburtstags-  und  Hoch- 
zeits-M.,  s.  d.),  io  io  triump(e),  dann  auf 
M. :  optime  maxime  (Commodus),  expectate 
veni(s)  (Carausius,  nach  Vergil.  Aen.  II 
282/3),  gaudete  Romani  (Maximianus),  und 
auch  (in)  hoc  signo  victor  eris  (s.  d.)  mag 
genannt  sein  (Rev.  num.  19 13  S.  46/60), 
Wegen  mittelalterl.  Akklamationen  derart 
s.  unter  Schrift  S.  615.  R. 

Wurthptennige»  Worth-  oder  Wartpfen- 
nige (d.  h.  Stättegeld,  Steuer  von  Hausstät- 
ten, auch  unter  dem  Namen  Worth -Zins  be- 
kannt) kommen  in  westfälischen  Urkunden 
des  Mittelalters  als  Geldleistung  von  — 
Grote,  M.  St.  I S.  206  u.  II  S.  985*     Su. 


X,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte 
Amiens.  S. 

Xeraflm  (PL  Xerafins)  oder  Pardao,  Par- 
dau.  Ursprünglich  war  der  X.  eine  persische 
•Goldmünze  (ashrafi),  an  Gehalt  dem  Du- 
katen gleich.  In  Portugiesisch-Ostindien 
war  der  X.  oderPardau  eine  1570  bis  1871 
in  Goa  und  Diu  geschlagene,  360  oder  300 
Reaes  oder  ^/%  Rupie  geltende  Silbermünze, 
die  zuerst  19,05  g  wog  und  17,46  g  Silber 
hielty  einen  stehenden  Heiligen  (Sebastian, 


Philipp,  Johannes) -portugiesischen  Schild, 
seit  1672  Georgskreuz-Schild  (Abb.  347), 
seit  1730  Büste  des  Königs-Schild,  seit 
1850  Kopf-PARDAO  zeigte  und  5V2  g 
wog.  Nach  Schmieder  S.  330  war  der 
Pardau  im  16.  Jh.  die  gangbarste  ostindi- 
sche Silbermünze,  doch  habe  es  unzählige 
falsche  gegeben,  was  bei  der  rohen  Münz- 
technik  sehiT  wahrscheinlich  ist.  —  Gerson 
<ia  Cuqha,  S.  36 f.;  Aragäo,  IIL  S. 
3ür«.  sa  Kreuzer,  s.  d. 


752 


Y— ZÄHLWEISE 


Y. 


Y^    Münzbuchstabe    der    Münzstätte 
Bourges.  S. 

Yamba^  chinesischer  Silberbarren;  s. 
Saisi.  V. 

Yang,  koreanische  Münzeinheit;  s.  Won. 

YegSm  =  Jaital;  s.  d. 

Yen,    japanische  Silbermünze;    s.  Sen. 

Yintilbeschliky  türkische  Münze  (25 
Piaster);  s.  Piaster.  V. 

YinnUiky  türkische  Münze  (20  Para); 
s.  Piaster.  V. 

Yser  s.  Münzyser. 

Yteligy  eitelig,  itellig,  eytellig,  italig, 
eitel,  eytell  bedeutet  rein,  lauter;  daher 
italige  Haller  =  reine,  lautere,  gute  Heller 
und  itellige  Gulden  =  gute  Gulden.  — 
Menadier,  Ytalige  Haller  in  D.  M.  IV 
S.  177  ff.  Su. 

Yfian,  chines.  runde  Münze,  s.  Ch'ien.  In 
neuester  Zeit  ist  Y.  die  Bezeichnung  des 
silbernen  Dollars,  der  seit  1892  in  verschie- 
denen chinesischen  Münzstätten  geprägt 
wird  (s.  Dollar).  Die  Bezeichnung  i  Yüan 
befindet  sich  noianchmal  in  chines.  Schrift 
in  der  Mitte  des  Münzfeldes,  öfter  ist  statt 
dessen  in  der  Randlegende  das  Gewicht: 
7  Mace  and  2  Candareens  und  chinesisch 
7  Ch'ien  2  Fen,  angegeben.  Auf  den  Teil- 
stücken steht  dementsprechend:  3  M.  6  C. 
(Va  Dollar);  i  M.  4,4  C.  (20  Cents);  7,2  C. 
(10  Cents);  3,6  C.  (5  Cents).  Die  10  Cents- 
Münzen  werden  chinesisch  Hao  genannt. 
Auf  den  seit  1863  in  Hongkong  geprägten 
IG  und  20  Centsmünzen  sowie  auf  republi- 
kanischen Münzen  von  Kwantung  steht  die 


Wertbezeichnung  i,  resp.  2  Hao.  Auf  den 
Münzen  einiger  Provinzen  soll  dafür  ^/z, 
I,  2,  5  Chiao  stehen.  Der  Typus  des  Dollars 
ist  sehr  mannigfaltig.  Am  häufigsten: 
Vs.  im  Felde  ein  Drache,  am  Rande 
englische  Wertangabe,  Rs.  im  Felde  der 
Name  der  Münze,  so  geordnet  wie  auf  den. 
alten  Ch'ien,  in  der  Mitte  dasselbe  in  feiner 
mandschurischer  Schrift,  am  Rande  chines. 
Orts-  und  Zeitangabe.  Auf  den  Münzen 
von  Karin:  Vs.  in  der  Mitte  ein  Blumen- 
korb oder  das  Dualismus-Symbol.  1912 
wurden  Dollar  mit  Porträt  des  Sunyatsen^ 
1914  mit  Brustbild  des  Yuan  Shih-kai  ge- 
prägt. 1916  wurden  Goldmünzen  zu  lO- 
Dollar,  1919  und  später  solche  zu  5  und  lO 
Dollar  geprägt.  Der  gesetzmäßige  Fein- 
gehalt des  Dollar  ist  90%  (in  letzter  Zeit 
890/0)  Silber,  lO^/o  resp.  11%  Kupfer.  Die 
kleineren  Werte  halten  700/0  Silber,  SO^/a 
Kupfer;  s.  Ch'ien  und  Dollar.  —  Hopkins 
in  JRAS  189s,  S.331,  373,  375;  China 
Yearbook  1923,  S.  268,  278;  Poma  in 
Riv.  Ital.  17,  S.  99ff.;  Frey,  46,  lOS; 
Ramsden  in  Numism.  25,  S.  328;  Atkins, 
S.  220 f.;  Lockhart,  New  China  Review 
1921,  386;  BLf.Münzfr.  1913,  Sp.  5379  ff-; 
Schulman,  Collections  Bucknill  etc.,  22.  V. 
1928,  nr.  1141,  1142.  V. 

Yfiky  arab.  Haml  ^  Last,  türkische 
Rechnungseinheit,  betrug  im  16.  Jh. 
100  000  Aköe,  heutzutage  100  000  Ghurül 
—  B61in  in  JAs.  6.  s^r.  HI,  S.  478.      V. 

Yflzlfik,  türkische  Münze  (100  Piaster 
bezw.  Para);  s.  Piaster.  V, 


z. 


Z,  Münzbuchstabe  der  Münzstätte 
Grenoble.  S. 

Zählmark  s.  Mark  und  Währung. 

Zähltaler,  Zahltaler.  Durch  die  infolge 
der  fortwährenden  Kriege  im  17.  Jh. 
nötige  sehr  starke  Prägung  von  Scheide- 
münzen wurde  die  der  Taler  immer  spär- 
licher und  die  Zahlung  mit  ihnen  immer 
seltener,  so  daß  die  Bezeichnung  »Taler« 
die  einer  Anzahl  von  Groschen  oder  ähn- 
lichen   kleinen    Münzen   wurde,    welcher 


Zahltaler  je  nach  der  Güte  der  Groschen 
im  Verhältnis  zu  dem  harten  oder  »Spezies- 
taler«  (s.  d.)  schwankte.  S. 

Zählwelse,  Zählsystem,  Zahlensystem  ist 
die  Teilung  einer  Obereinheit  in  Unter- 
einheiten auf  Grund  ein  und  derselben 
Zahl.  Das  älteste  Zählsystem  ist  wohl  das 
Quartalsystem,  weil  es,  auf  fortgesetzter 
Halbierung  beruhend,  höchst  einfach  und 
praktisch  ist;  es  ist  z.  B.  in  der  Teilung 
des  att.  Obols  bis  zum  '/«  nachweisbar 


ZÄMENTATION-ZAHLEN 


753 


und  wird  im  kleinen  Marktverkehr  bis  zur 
Gegenwart  verwendet.  Das  Duodezimal- 
oder dodekadische  System  teilt  die 
Obereinheit  in  12  (schon  im  Altertum:  Tei- 
lung des  Staters  in  12  Obolen,  des  As  in  12 
Unzen)  Untereinheiten  und  ist  durch  die 
vielfache  Teilbarkeit  der  Zahl  12  beliebt. 
Das  Dezimal- oder  dekadische  System 
mit  10  (100,  1000  usw.)  Untereinheiten  ist, 
wie  auch  die  Rechenbretter  zeigen  (s. 
Rechenpfennig),  sehr  alt,  es  ist  z.  B.  im 
griech.  M.  -Wesen  in  der  Teilung  der  Mine 
in  100  Drachmen  nachweisbar,  ist  aus  dem 
Indogermanischen  in  alle  germanischen 
Sprachen  übergegangen,  indem  für  die 
Werte  I  bis  10  selbständige,  unabgeleitete 
und  nicht  zusammengesetzte  Zahlwörter 
gebraucht  werden.  Die  Konkurrenz  aber 
mit  dem  Duodezimalsystem  tritt  im  Ger- 
manischen dadurch  hervor,  daß  ii  und  12 
nicht  durch  Addition  Einer  -|-  10,  wie  2.  B. 
Dreizehn,  sondern  durch  den  Stamm 
»libi«  gebildet  werden:  einlif,  zwelif,  femer 
durch  das  Großhundert:  12  mal  10  =s  120. 
Das  Dezimalsystem  eignete  sich  mehr  für 
größere  Rechnungen  und  wurde  erst  im 
19.  Jh.  auf  den  kleinen  Verkehr  aus- 
gedehnt. Heute  haben  es  noch  nicht 
eingeführt  England  und  Indien.  Die 
ersten  Münzen  danach  wurden  von  den 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  1792 
(i  Dollar  =  100  Cent),  dann  1795  von 
Frankreich  ausgegeben.  In  Deutschland 
traten  die  Rheinlande,  durch  die  franzö- 
sische Herrschaft  damit  bekannt  gemacht, 
dann  besonders  Sachsen  dafür  ein,  hat 
dieser  Staat  doch  seit  1840  seinen  Groschen 
in  10  Pfennige  geteilt,  während  Preußen 
den  Silbergroschen  bis  1873  in  12  Pfennige 
«erlegt  hat.  S.  auch  Sexagesimalsystem.  — 
Grote,  Geldlehre,  §  15;  Luschin,  Allg.  M. 
KL»,  S.  194  f.;  Raph.  Meyer  in  Hoops' 
Reallexikon  IV,  S.  576  f.  S. 

Zamentattoii  s.  Cämentation. 

Zahlen,  Zahlzeichen.  Zahlen  begegnen 
uns  auf  antiken  M.  als  Wertziffem,  in  Jahres- 
zahlen, als  Iterationszeichen,  zur  Etnissions-, 
Offizin-  und  Stempelzählung  usw.,  s. 
die  betr.  Stichworte.  Die  Zeichen  für  die 
Zahlen  bei  den  Griechen  sind  einfache  Buch- 
staben, z.  Die  uns  aus  den  att  Inschriften 
geläufigen  Zahlzeichen  geben  die  Zahlen  von 
I  bis  4  durch  Striche,  die  Zahlen  5,  10,  xoo, 

Wtetcrtmoh  der  KBiuEkanda. 


1000,  10  000  durch  die  Anfangsbuchstaben 
von  itsvxe,  8exa,  Sxatov,  x^^^^  p.6ptoi,  also 
durch  n,  A,  H,  X,  M  an,  50,  500,  5000,  50  OOO 
durch  n  mit  eingeschriebenem  A,  H,  X,  M, 
so  daß  2.  B.  21589  =  MMX/ir/S'AAAPIIII 
ist.  Auf  M.  scheinen,  abgesehen  von  der 
Verwendung  der  Striche  und  des  n  =  5, 
Beispiele  zu  fehlen.  —  Für  kleinere  Zif- 
fern bedient  man  sich  dann  2.  des  aus 
der  Zählung  der  Bücher  Homers  bekaimten 
Systems  der  Buchstaben  von  A  =  I  bis 
fl  =  24,  mit  der  Fortsetzung  AA  =  25  bis 
na  ==  48  und  Ä  =  49,  'S  =  SO  usw.,  so  als 
Jahreszahlen  auf  den  Arsinoe-M.  und  (als 
Stempelzählung?)  auf  röm.-kampan.  Di- 
drachmen  nachgewiesen  (für  Ä  und'H  s.  auch 
B.  M.  C.  Rom.  rep.  I  S.  451  Anm.,  wo  nicht 
erkannt). — 3.  die  auf  M.  allein  häufigen,  vom 
3.  Jh.  V.  C.  bis  in  spätbyz.  Zeit  für  Jahres- 
zahlen, Wertziffemu.  dgl.  gebrauchten  Zah- 
len sind  die  sog.  alexandrinischen,  die  unter 
Einschiebung  der  Buchstaben  ^  (auch  C 
u.  a.  geschrieben,  Digamma  oder  Stigma 
genannt)  =  6,  9  (oder  *1,  das  Koppa)  =  90 
und  ^  (Sampi)  =  900  so  zählen:  A  =  l, 
B  =  2  usw.,  E=5,  S  =  6,  Z=7  usw., 
I  =  10,  nunmehr  lA  —  10  =  11 — 19, 
K  =  20,  KA  ==  21  usw.,  A  =  30,  M  =  40 
usw.  bis  n  =  80,  9  =  90,  P  =  100,  S  =  200 
bis  ß  =  800,  a  =  900;  statt  Rechtsstel- 
lung des  Einers  ist  aber  auch  Linksstellung 
gestattet.  In  den  Jahreszahlen  der  by- 
zantin.  ^-M.  wird  7,  8,  9  oft  durch  Zu- 
fügung  der  Einer  zum  S  statt  zum  V  ge- 
bildet. Über  Aberglauben,  der  sich  in 
der  Vermeidung  des  8  (weil  an  Gflivatoc  = 
Tod  erinnernd)  und  Ersatz  durch  Ae 
(==:  4  +  5)  u.  dgl.  äußert,  s.  unter  Aber- 
glaube. Das  Zeichen  für  Va  ist  C  oder  <, 
vgl.  A<  =  I V»  und  A<  =  4Va  bei  den  Wert- 
zeichen der  linkspontischen  Bundes -M. 
Die  Römer  bedienen  sich  eines  Sy- 
stems, das  die  Einer  mit  I,  V  =  5  (in 
Etrurien  A  =  5),  X  ^  10  bis  XXXX  = 
40,  L  =  SO  (früher  4,,  so  noch  auf  dem  gold. 
60-Sesterzenstück,  s,  unter  Aureus,  dann±, 
so  auf  Caesars  M.  mit  JLII),  C  =?=  loo  (in 
Etrurien  >i<)  bis  CCCC  =  400,  D  =  500  (D 
auf  den  nach  der  Ära  Roms  datierten  weni- 
gen M.  des  Hadrianus),  M  =  looo  schreibt; 
später  ynxd  4,  9  usw.  durch  eine  die  Sub- 
traktion bedeutende  Linksstellung  des 
Eineirs  ausgedrückt,   also  IV  =  IUI,  IX  = 

48 


754 


ZAHLKRAFT— ZEHNGULDENSTÜCK 


Villi  usw.   (beides,  IV  neben  IUI,  IX  neben 
Villi,     XIV    neben    Xllll,     aber    nur    XIX, 
begegnet  bei  Antonius*  Legionsdenaren,  wo 
auch  zwei  Einer  durch  Linksstellung  abge- 
zogen werden:    XIIX  =  i8,    neben  XVIII; 
ebenso  tr.  pot.  IIX  =  octava  auf  Aureus 
des  Augustus;  über  irrige  Verwendung  von 
IV  =  6,     IIV  =  7   unter   Decius   usw.    s. 
Monatsblatt  num.Ges.  Wieii  1897  S.  105/8). 
Oft  werden  die  Einer  untereinander  und 
mit  der  V  oder  X  durch  einen  darüberge- 
setzten Strich  verbunden,    also  "illi,   wäh- 
rend Münzbedeutung  solcher  Zeichen  durch 
Durchstreichung  (perscribere)  hervorgeho- 
ben wird:  -X-  =Denarius,  'HSr  =Sestertius 
(Lit.  dazu  R.  E.  II A  S.  1878).  An  Unter- 
abteilungen der  Einheit  kommt  auf  M.  bes. 
S  =  Semis  (nicht  bloß  der  halbe  As,  son- 
dern z.  B,  auch  der  halbe  Victoriat,  s.  d.) 
vor,  dazu  die  Wertkugeln  als  Zwölftel,  also 
s :  •  =  Dodrans  =  9/ia,  s  :  =  Bes  ==  ^la 
usw.  Schöne  Beispiele  für  die  röm.  Zahlen 
bis  zu   den  größten   und   bis  zu  kleinen 
Brüchen  finden  sich  bei  den  Stempelzählun- 
gen röm-  Denare,  insbes.  bei  L.  und  C.  Biso 
Frugi,   vgl.    B.  M.  C.  Rom.  rep.    I    S.  4SI 
Anm.  —  Die  phönik.  Zahlen,  auf  M.  bes. 
bei  den  Ären  von  Arados,  Marathos,  Ake 
usw.  angewandt,  sind  senkrechte  Striche 
für  die  Einer,  wagerechte  für  die  Zehner, 
N  für  die  Zwanziger,   M  =  lOO,  also  z.  B. 
III  III  III  —  NNNN    =   99.   —  Trait6  I  S. 
721/46;  Hill,  Handbook  of  gr.  and  r.  coins 
S.215.  217;  Ebert  Reallex.  XIV  S.  459  ff- 

R. 
Zahlkraft  s.  Münzwert  am  Schluß. 
Zahlwert  s.  Münzwert. 
Zaln,  früher  auch  Zahn,  ist  der  in  einer 
Sandform  oder  Gießflasche  (s.  Gießen)  er- 
kaltete Metallguß.  Die  für  Silbermünzen 
bestimmten  Zaine  zeigen  die  Eigentümlich- 
keit der  Metallentmischung,  die  besonders 
stark  bei  reichen  Legierungen  von  y»/iooo 
ist.  Dabei  ist  die  Differenz  zwischen  Mitte 
und  Rand  des  Zains  1,8  bis  2,7  Tausendstel, 
indem  die  Anreicherung  auf  die  Mitte 
kommt  (s.  Zessalienproben).  Da  die  Dicke 
des  Zains  stets  bedeutender  ist  als  die  der 
Platten,  muß  er  vor  dem  Ausschneiden 
dieser  gestreckt  werden  (s.  Justieren  und 
Streckwerk.)  —  Schlösser,  S.  118  f.      S. 

Zainhaken  sind  eiserne  Stangen,  die  an 
eiAem  Ende  einen  hs^kenförmigen  Ansatz 


haben.  Sie  dienen  zum  Transport  der 
glühenden  Zaine,  die  mit  den  Haken  gefaßt 
werden.  Der  Z.  war  ein  sehr  häufiges  deut- 
sches Münzmeisterzeichen  (s.  d.) ;  auf  den 
Z.  wurde  1605  der  Münzmeister  zu  Lieh 
vereidigt.  —  Joseph,  Solms,  S.  29.      S. 

Zainprobe  (Stockprobe)  ist  im  Gegensatz 
zur  Probierung  des  flüssigen  Münzmetalls, 
der  Tiegelprobe  (s,  d.),  die  Probierung  der 
Zaine  oder  der  fertigen  Münzen,  wie  sie  in 
der  Neuzeit  in  allen  gut  geleiteten  Münz- 
stätten vorgenommen  wird.  Stock-  oder 
Zainproben  heißen  auch  die  Stücke  selbst, 
die  zur  späteren  Kontrolle  in  ein  Papier 
geschlagen  und  darin  versiegelt  werden,  auf 
dem  Datum,  Gewicht  und  Feinheit  des 
Werks,  Zahl  der  daraus  geprägten  Münzen 
und  Namen  der  Münzbeamten  verzeichnet 
werden.  Diese  Umschläge  werden  in  eine 
verschließbare  Büchse  gesteckt  (s.  Fahr- 
büchse). Die  Proben  wurden  entweder  vom 
Zain  abgeschnitten  oder  es  waren  ganze 
oder  Teile  der  fertigen  Münzen.  —  Schröt- 
ter  in  Z.  f.  N.  25,  1906,  S.  245  ff,;  ders., 
Acta  Bor.  Gesch.,  I,  S.  26  f.  S. 

Zantietta  hieß  der  silberne  halbe  neapoli- 
tanische Karolin  (s,  d.)  Philipps  IL  und 
III.,  unter  jenem  mit  Kopf-2rwei  Feuer- 
stahlen, imter  diesem  meist  mit  Kopf- 
Vließ.  —  Cagiati,   III,   S.  137  ff.,    IV,   S. 

193  ff.  s. 

Zanobio  (Zecchino  Zanobio),  florentini- 
scher  Zecchino  mit  dem  vor  Christus  knien- 
den h.  Zanobius,  Rs.  Johannes  d.  Täufei 
von  1805.  —  Gnecchi,  Kat.  Nr.  1448.     S. 

Zaun  s.  Tuin. 

Zeccai  ital.  =  Münzstätte,  stammt  aus 
arab.  siccah  =  Gepräge  der  Münze  (siccah 
>  cecha,  cecca),  aus  diesem  Wort  ist  dann 
das  Wort  Zecchino  entstanden  (s.  d.).      Su. 

Zecchino,  Zechlne  s.  unter  Dukat. 

Zehner  hieß  das  lO-Kreuzerstück  des 
Konventionsfußes  (s.  d.  und  Zwanziger) 
und  stand  als  Name  für  das  Zehnpfennig- 
stück auf  preuß.  Kupfermünzproben  Von 
1812.  —  Schrötter,  Preußen  1806/73 
Beschn  Tai  4,  269.  R,  u.  S. 

Zehngttldenstflck  hollSndlsch  (Gouden 
Willem,  Tientje).  Als  die  Niederlande  1816 
-  das  dezimale  Münzsystem  einführten,  schu- 
fen sie  als  Hauptgoldmünze  ein  Stück  zu 
10  Gulden  mit  6,729  g  Gewicht  und  6,056  g 
Goldgeh^t  (900/1000  fein);  seit  1826  wurden 


ZEICHEN-ZERSCHNITTENE  MÜNZEN 


755 


auch  5 -Guldenstücke  geprägt.  Die  10- 
Guldenstücke  erhielten  den  Volksnamen 
»Tientje«  (Zehnchen).  Beim  Übergang  zur 
Silberwährung  1847  wurde  das  lO-Gulden- 
stück  unter  dem  Namen  Gouden  Willem 
(Goldener  Wilhelm)  —  auch  doppelte  und 
halbe  entstanden  —  Handelsmünze  mit 
wechselndem  Kurse,  doch  hielt  das  Volk  an 
den  Namen  lO-Guldenstück  oder  Tientje 
fest.  Der  Übergang  zur  Goldwährung  1875 
machte  das  lO-Guldenstück  zur  Haupt- 
währungsmünze mit  6,720  g  Gewicht  u. 
0,048  g  Goldgehalt,  jedoch  gelangten  nur 
wenige  Stücke  in  Umlauf.  —  Noback», 
&9S7f.  S. 

Zeichen,  Zeichengeld  ==:  Marken,  Token 
(s.  d.).  S. 

Zeitrechnung  s.  Datierung. 

Zentralloch  und  -punkt  Auf  antiken  M. 
findet  sich  oft  ein  sog.  Z.,  bald  ein  erhabener 
Punkt  im  geometr.  Mittelpunkt  des  Bildes 
aller  aus  dems.  Stempel  geprägten  M.,  bald 
eine  konische  Vertiefung  etwa  in  der  Mitte 
des  Schrötlings.  Entstehung  beider  ist 
strittig.  —  Ant.  M.  Nordgr.  I  S.  620/1; 
Num.  chron.  1926  S.  301 ;  B.  M.  C.  Cyren, 
S.  CLVP.  R. 

Zepter  (griech,  QFx^ircpov,  lat.  sceptrum, 
scipio),  ursprünglich  Stab,  insbes.  der  lange 
Stab,  den  Greise  als  Stütze  trugen  und 
der  daher  Abzeichen  der  Würde,  bes. 
der  richterl.,  königl.  und  göttl.  Würde 
ward;  bezeichnend  für  das  Z.  als  Herrscher- 
abzeichen ist  eine  M.  des  Hadrianus  mit 
Providentia  deorum,  wo  ein  Adler  dem 
Kaiser  das  kurze  Z.  überbringt;  in  diesem 
Sinne  steht  das  Z.  auch  allein  als  M. -Bild 
zwischen  Delphin  und  Adler  (Sex.  Pom- 
peius)  oder  bekränzt  zwischen  Globus  und 
Steuer  (Com.  Lentulus).  Auf  M.  stützen 
sich  insbes.  Zeus  und  Hera,  Demeter 
und  Vesta,  Dioskuren  und  Tyche,  aber 
gelegentlich  auch  fast  alle  anderen  Gott- 
heiten und  myth.  Könige  wie  Minos 
und  Priamos  auf  den  Stab  oder  halten  ihn 
im  Arme  wie  Sarapis,  Pythagoras  (in  Samos) 
und  römt  Triumphatoren;  bei  Königinnen, 
z,  B.  ArsinoS  H.,  wird  er  hinter  dem  Brust- 
bilde sichtbar.  Er  hat  oft  geperlten  Schaft 
und  einen  Knauf,  der  der  röm.  Kaiser 
m^t  dnen  Adler  oben,  zuweilen  auch 
einen  Kn^uf  unten,  und  ist  von  anderen 
schaftartigen  Attributen  wie  Lanze,  Fackel 


u.  dgl.  zuweilen  schwer  zu  unterscheiden. 
Vgl.  auch  unter  Hasta.  —  Von  diesem  bald 
langen  bald  kürzeren  Stab  ist  zu  trennen 
der  stets  kurze,  manchmal  knotige  und  oft 
am  Ende  deutlich  zu  einem  Stachel  umge- 
bogene Stab  der  Nemesis,  eher  das  Züchti- 
gungsinstrument (xlvxpov)  der  rächenden 
als  ein  Maßstab,  eine  Elle  der  gerecht  zu- 
messenden Göttin  (Ant.  M.  Nordgriech.  I 
zu  n.  840).  —  Ebert,  Reallex.  XIV  S. 
523  ff.;  R.  E.  HA  S.  368.  R. 

Im  Mittelalter  und  in  der  neueren  Zeit 
befindet  sich  am  oberen  Ende  des  Herrscher- 
stabes eine  Lilie,  eine  Hand,  ein  Reichs- 
apfel, ein  Kreuz,  ein  Adler  oder  auch  nur 
ein  Knauf.  Su. 

Zer  wurde  als  Name  einer  kursächsi- 
schen Münze  in  irrtümlicher  Auslegung 
einer  Stelle  in  der  Münzordnung  v.  27.  3. 
1549  angegeben,  wo  von  Dreiern  (3er)  ge- 
sprochen wird,  S. 

V 

Zerib'e,  sind  Lederstückchen,  die  ums 
Jahr  1700  in  russischen  Kleinstädten  als 
Marken  umliefen  und  auf  diese  Weise 
das  Fehlen  der  von  der  Regierung  unter- 
lassenen Kleingeldprägung  für  die  Be- 
völkerung weniger  fühlbar  machten.  Die 
Echtheit  der  in  den  Münzsammlungen 
sich  vorfindenden  Exemplare  läßt  sich  aber 
in  jedem  einzelnen  Fall  schwer  feststellen. 
—  Demmeni,  Sbomik  ukazov  po  monet- 
nomu  i  medad'nomu  delu  (1649 — iSSl)  I 
S.  30.  Vgl.  Reichel  I  4543— 4S4Ö;  Chau- 
doir  PL  I,  Nr.  1—5.  —  Die  Verteidiger  der 
Pelzwerktheorie  (s.  Pelzwerk)  sind  geneigt, 
in  diesen  Lederstückchen  das  alt-russische 
Surrogat-  und  Kreditgeld  zu  erblicken,     B. 

Zer  Mahbüby  türkische  Goldmünze,  s, 
unter  Altun.  V. 

Zerschnittene  Mflnzen.  Für  das  Altertum 
s.  Halbierte  M.  —  Im  M.  A.  wurden  Münzen 
zerschnitten,  um  verrufene  Münzen  un- 
gültig zu  machen,  das  war  also  Vernichtung 
des  Münzcharakters.  Ebenso  wurden  auch 
unterwichtige  Schrötlinge  und  Pfennige, 
falsche,  nicht  probehaltige  Gepräge  an- 
und  durchgeschnitten,  bisweilen  auch  nur 
gelocht.  Einen  anderen  Grund  hat  aber 
ihr  Vorkommen  in  den  Hacksilberfunden 
des  Mittelalters,  besonders  aus  der  säch- 
sischen iCaiserzeit  und  östlich  der  Elbe: 
hier  wurden  die  deutschen  Pfennige  nicht 

48* 


756 


ZESSALIEN-ZINN 


als  Münzen,  sondern  nur  als  Rohsilber 
angesehen  und  ebenso  wie  die  meist  mit- 
gefundenen Schmuckstücke  beliebig  zer- 
hackt. Es  gibt  dabei  freilich  Stücke,  die 
genau  halbiert  aussehen,  auch  geviertelt 
oder  dreiviertelt.  Es  fragt  sich,  ob  dies 
nicht  bloß  Zufall  ist. 

Weiter  sind  Brakteaten  des  12.  u.  13. 
Jh.s  uns  vielfach  in  Hälften  überliefert 
worden,  ebenso  gibt  es  brandenburgische 
Denare  des  13.  u.  14.  Jh.s,  die  gehälftet  sind 
usw.  Auch  in  diesen  Fällen  handelt  es 
sich  um  alte,  außer  Kurs  gesetzte  Münzen, 
nur  in  Ausnahmefällen  um  noch  gültige 
Münzen,  die  mißbräuchlich  zu  Halbstük- 
ken  (Obolen)  umgewandelt  wurden;  auch 
kann  eine  symmetrische  Anordnung  des 
Münzbildes  schwerlich  im  Hinblick  auf 
eine  zukünftige  Halbienmg  geschehen 
sein;  das  gilt  auch  für  die  angelsächs. 
Pfennige  mit  dem  ZwiUingsfadenkreuz, 
welche  man  leicht  in  Hälften  teilen  oder 
selbst  vierteln  konnte. 

Philipp  VI.  v.  Frankreich  erlaubte  ein- 
mal das  Zerschneiden  am  29.  V.  1347  für 
Südfrankreich,  um  Scheidemünzen  zu  ge- 
winnen. »A  la  supplication  des  consuls  de  la 
ville  de  Narbonne,  disons  que  comme  pour 
f aute  de  petite  monnoye,  le  menu  peuple  soit 
moult  donunagi^,  tant  pour  les  petites  dan- 
r^es  qu'il  achate,  comme  pour  plusieurs 
aumosnes  que  Ton  ne  puet  si  bien  faire, 
requ^rons  que  nous  leur  voulsissions  donner 
licence  et  congi6  de  coupper  les  deniers 
doubles,  si  comme  len  fait  au  pals  par  dega. 
Sgavoir  vous  faisons  que  nous,  de  gräce 
esp^cial,  leur  avons  donn6  licence  et  congi6 
que  ledit  peuple  puisse  coupper  lesdits  de- 
niers«. —  Rev.  Num.  1897  S.  8;  Z.f.  N.  37, 
S.  141;   Luschin,  A.  M.  K.»,    S.  217—219. 

Su. 
In  der  Neuzeit  konmit  das  Zerschneiden 
von  Münzen  fast  nur  in  überseeischen  Län- 
dern behufs  Schaffung  von  Teilwerten  vor. 
S.  Cut  money  und  die  dort  angeführten 
weiteren  Stichworte.  S. 

Zessallen  (Szissalien,  Zisalien,  franz.  Ci- 
sailles)  sind  mißglückte  Platten  (s.  d.)  oder 
Münzen.  Die  Z.proben  sind  deshalb  sehr 
wichtig,  weil  sie  die  Durchschnittsfeinheit 
des  Zains  (s.  d.)  anzeigen,  indem  nicht  nur 
:di^  durch  Entmischung  feiner  gewordene 
Mitte  desselben,  sondern  auch  die  weniger 


feinen  Zainränder  zur  Probierung  gelangen. 
—  Schrötter,  Preußen  1806/73,  Gesch.,  I, 
5.317;  Schlösser,  S.  119  ff.  S. 

Zeug^eld  s.  Kleidergeld. 

Zeus,  lat.  Iup(p)iter,  der  höchste  griech. - 
röm.  Himmelsgott,  auf  M.  so  häufig,  daß 
ein  Überblick  in  diesem  Rahmen  nicht 
möglich  ist.  Abb.  30.  65.  96.  —  R.  E.  X  S. 
II 26;  Gruppe,  Griechische  Mythol.  S. 
1 100/21;  Head,  H.  N.»  S.  913.  963/4; 
Bernhart,  Handbuch  S.  47/8-  125/6;  Over- 
beck,  Kunstmythol.  I  1871  M.taf.  I— V; 
A.  B.  Cook,  Zeus,  3  Bde.  Cambridge  1925. 

Ziato  (auch  Zuliato)  ist  eine  Bezeichnung 
für  den  Gigliato  (s.  d.)  in  Urkunden  von 
Tortona  1325  und  1329,  wo  sie  =  ig^/a  den. 
von  Genua  gewertet  werden.  —  Zanetti  V 
S.  60.  Su- 

Ziegelstelnbarren  sind  die  von  ICroisos 
nachDelphoi  gestifteten  -^[iiTcX^v&ta  (Halb- 
ziegel,  aus  N  und  El.) ;  diese  Form  ist  auch 
aus  dem  alten  Ägypten  und  Assyrien,  aus 
einem  Schatze  griech.  M.  von  Tarent,  hier 
mit  einem  (bildlosen)  M. -Stempel  gemarkt 
(6.  Jh.)  und  aus  dem  Ausdruck  late- 
res  argentei  atque  aurei  für  Barren  be- 
kannt, den  Varro  bei  Nonius  p.  520  M.  und 
Plinius  N.  h.  33,  56  gebrauchen;  in  der  Neu- 
zeit hören  wir  in  Annam  von  Z.— ÜXivöoi 
Xpuffat  und  äp^upai  waren  nach  Polyb.  X  27, 
12  noch  zur  Zeit  des  Antiochos  IIL  in  den 
Tempel  zu  Egbatana  verbaut,  ebenso  xspa- 
fjLiSec  dp-yopai  (Dachziegel).  — Vgl.  unter  Bar- 
ren. —  Ebert,  Reallex.  V  S.  23 1/4.         R. 

Ziegeltee  als  Geld  s.  unter  Tee. 

Ziehwerk  =  Reckbank,  s.  d. 

Zierbrakteat  s.  Schmuckbrakteat. 

Zierkreis  s.  unter  Perikreis. 

Zilveren  vUess  s.  unter  Toison. 

Zimler  s.  Kleinod. 

Zink  (Abk.Zn,  spez.  Gew.  7,00),  ein  bläu- 
lich-weißes Metall,  das  seltener  zu  Münzen  — 
z.  B.  zu  den  Notmünzen  des  Weltkrieges  — 
als  zu  Marken  und  Rechenpfennigen  be- 
nutzt wird.  Z.  war  den  Alten  nur  im  Galmei 
(cadmia)  bekannt  und  wurde  von  ihnen  zur 
Herstellung  der  Aurichalcum  (s.  d.,  =  Mes- 
sing) genannten  Legierung  gebraucht«    S. 

Zinn  (Abk.  Sn,  spez  Gew.  7,2),  Zhingeld* 
Ziim  ist  im  Münzwesen  vor  allem  als  Le- 
gierungsmaterial bekannt,  so  zur  Herstel- 
lung der  Bronze  (s.  d.)  oder  anderer  Kom- 
positionen wie  Britanniametall  (s.  d.).  Allein 


ZINNAISCHER  MÜNZFUSS— ZINSGROSCHEN 


757 


eignet  es  sich  wegen  seiner  Weichheit  wenig 
zu  Münzzwecken,  Wir  hören  im  Altertum 
von  angeblichen  Z.-M.  des  älteren  Dionysios 
von  Syrakus,  und  auch  die  Digesten  XLIII 
10, 9  erwähnen  stannei  nummi,  endlich 
sind  antike  Falschmünzen  aus  Z.  auch  in 
Funden  zutage  getreten  (Num.  chron. 
1905,  S.  14;  Rivistait  XVIII,  S.  167—170; 
Ebert,  Reallex.  XIV  S.  536).  —  Zinngeld 
finden  wir  in  der  Neuzeit  besonders  in  Por- 
tugiesisch-Ostindien  unter  dem  Namen  Ca- 
laim  (s.  d.)  oder  Tutenague  und  auf  Ma- 
lakka, Bangka  usw.,  in  Europa  ward  es  fast 
nur  zu  Notmünzen  benutzt.  Es  seien  ge- 
nannt die  Greifswalder  Belagerungsmünzen 
von  1631  zu  4,  2  und  i  Pfennig,  die  Belage- 
rungsmünzen von  Eger  von  1742  zu  3  und  i 
Kreuzer  und  die  von  Braunau  von  1743 
zu  30,  15,  3  und  I  Kreuzer  aus  Zinn. 
1684  wurde  in  England  beschlossen,  ^a -Pen- 
nies und  Farthings  aus  Zinn  zu  prägen, 
doch  geschah  es  nur  mit  Farthings  in  diesem 
Jahr.  Die  Münze  wog  so  viel  wie  ein 
kupferner  Farthing,  nSüiilich  S,66  g,  und 
hatte,  um  ihre  Fälschung  zu  erschweren, 
einen  Kupferpflock  in  der  Mitte  (s.  Nummo- 
rum  famulus).  Auch  viele  Z.-Med.  d.  i8. 
Jh.s  haben  solchen  Kupferpflock.  —  Sehr 
viel  wird  Z.  für  geringwertige  Medaillen 
und  Jettone  sowie  für  Abschläge  von  schö- 
nen Medaillen  und  Münzen  für  Sammlungen 
benutzt.  Ganz  dünn  gewalztes  Z.  (Zinn- 
folie oder  Staniol)  ist  ein  Hauptmaterial 
für  das  Abformen  von  Münzen  in  Gips.  — 
Berl.  M.-B1.  1918  S.  253.  S. 

Zinnaischer  MfinzfuB.  Die  Reichsmünz- 
ordnungen  (s.  d.)  hatten  den  Fehler  ge- 
macht, für  die  kleinen  Münzen  einen  viel 
zu  kostbaren  Fuß  festzusetzen.  Die  Folge 
war,  daß  von  Anfang  an  dieser  Fuß  nicht 
eingehalten  werden  konnte.  Da  aber  die 
Bevölkerung  und  besonders  in  KJriegszeiten 
die  Truppen  Kleingeld  nicht  entbehren 
konnten,  gestaltete  sich  die  L^age  so,  daß 
die  gewissenhaften  Reichsstände  keins 
prägten  und  die  minder  gewissenhaften 
und  die,  die  ihre  Truppen  bezahlen  mußten, 
nach  immer  billiger  werdendem  Fuße  und 
in  immer  größerer  Menge  Groschen,  Halb- 
bätzen  und  Pfennige  schlugen.  So  war  es 
v<>r,  do  war  es  auch  nach  dem  Dreißig- 
jährigen Kriege.  Da  nun  ein  Fürst  wie 
Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg  bei 


den  langen  Grenzen  seines  Landes  sich 
der  Unmasse  schlechter  deutscher  und 
polnischer  Kleinmünzen  nicht  erwehren 
konnte  und  doch  viel  Zahlmittel  für 
sein  stehendes  Heer  nötig  hatte,  so  sah 
er  sich  genötigt,  nicht  nur  ICleingeld, 
sondern  auch  Kurant  nach  billigerem  als 
dem  Fuße  des  Reichs  zu  schlagen.  Dieser 
lO^/a -Talerfuß  wurde  1667  in  Zinna  von 
den  Häusern  Kursachsen  u.  Braunschweig- 
Lüneburg  für  Kleinmünze  und  1670  für 
^/s"»  ^/s"  ^^^  V^"Talerstücke  angenommen. 
So  hatte  man  nun  einen  großen  von  der 
Oder  bis  zur  Weser,  von  der  Ostsee  bis  nach 
Böhmen  reichenden  Landkomplex,  dessen 
Fürsten  sich  auf  die  Münzen  ihrer  Kom- 
paziszenten  verlassen  konnten  und  die 
schlechten  fremden  Münzen  abzuwehren 
besser  in  der  Lage  waren:  es  war  der  erste 
Schritt  zur  deutschen  Münzeinheit.  Allein 
weniger  die  noch  mangelhafte  Münzver- 
waltung als  vielmehr  die  von  den  kleinen 
Fürsten  in  großen  Massen  nach  einem  viel 
schlechteren  als  dem  loVa-Talerfuße  nach- 
geprägten Zinnaischen  Sorten  machten 
dessen  Aufrechterhaltung  unmöglich  und 
zwangen  zum  Übergange  zu  einem  noch 
billigeren  Fuße,  dem  Leipziger  (s.  d.).  — 
Schrötter,  D.  Münzwesen  Brandenburgs 
während  der  Geltung  des  Münzfußes  von 
Zinna  u.  Leipzig,  im  HohenzoUernjahrbuch 

1907,  S.  63—74.  s. 

Zinsgroschen,  Muthgroschen,  (Mittelgro- 
schen). Zinsgroschen  werden  gewisse  meiß- 
nische Groschen  genaimt,  weil  bestimmte 
Abgaben  (Zinse)  mit  ihnen  geleistet  wurden. 
Zwickauer  Zinsgroschen  wurden  von  Kur- 
fürst Friedrich  HL  mit  Herzog  Johann 
1492  u.  1493  geschlagen,  Typus:  Vs.  Brust- 
bild des  Kurfürsten  mit  Schwett  rechts- 
hin  zwischen  4  Wappenschilden,  Rs.  Thür. 
Helm,  Jahreszahl  (s.  Zwickauer  Groschen). 
Schneeberger  Zinsgroschen  wurden  von 
Kurfürst  Friedrich  HL  mit  den  Herzögen 
Albrecht,  Johann  und  Georg  1496,  1498, 
1499  u-  o-  J«  geschlagen.  Typus:  Vs,  be- 
helmter Schild  mit  den  Kursdliwertern,  Rs. 
behelmter  Rautenschild.  Drittens  werden 
auch  die  Homgroschen  (s.  d.)  Ernst  u.  Alb- 
rechts mit  Wilhelm  HL  Zinsgroschen  ge- 
nannt. I  Zinsgroschen  war  gleich  12  Pfen- 
nigen oder  Vax  rh.  fl.  Die  Engelgroschen 
waren  gleich  '/t  ^^  A-t  halbe  Schwert- 


758 


ZIPFEL— ZLATNIK 


groschen  gleich  ^4»  ^^'  A-  Muthgroschen 
hießen  die  Z.  entweder,  weil  nach  damali- 
gem Handwerksgebrauch  der  Geselle  beim 
Muthen,  d.  i.  Nachsuchen  des  Meisterrechts, 
dergleichen  Gr.  zur  Handwerkslade  zahlen 
mußte  oder  diese  Gr.  zur  Zahlung  der 
Lehnsgebühren  für  den  Bergbau  an  den 
Landesherrn  als  Inhaber  des  Bergregals 
verwandt  wurden.  Zinsgroschen  sind  in  der 
Neuzeit  noch  bis  über  die  Mitte  des  17.  Jh.s 
geprägt  worden  (Klotzsch  S.  222).       Su, 

Luther  übersetzt  sehr  richtig  das  Wort 
v6p.ia}xa  TOü  xi^vaoo  im  Ev.  Matth.  XXII 
19  mit  Zinsmünze  und  das  darauffolgende 
Si]vaptov  mit  »Groschen«  als  dem  zu  Lu- 
thers Zeit  üblichsten  Silberstück;  aber 
schon  in  der  Kapitelüberschrift  steht 
daraus  zusammengezogen  »Zinsgroschen«, 
und  so  sprechen  wir  meist  von  einem 
solchen.  —  Eine  Fälschung  einer  Tetra- 
drachme von  Rhodos  trägt  mit  Rücksicht 
auf  das  Ende  der  Geschichte  (Ev.  Matth. 
XXII  20/21)  in  Buchstaben  des  15.  Jh.s  die 
Umschrift  imago  Caesaris.  R. 

Zipfel,  zipfelige  Münzen.  Unter  Zipfeln 
(im  16.  Jh.  auch  »Ohren«,  »Kappen«  ge- 
nannt) verstand  man  das  den  Strichelreif 
(s-  d.)  an  einer  oder  mehreren  Stellen  über- 
ragende Metall.  Solche  z.  M.  finden  wir  be- 
sonders unter,  den  mit  Walz-  oder  Taschen- 
werk (s.  d.)  geprägten,  die  im  Zain  oft  nicht 
kreisrund,  sondern  oval  waren,  so  daß  der 
kreisrunde  Durchschnitt  auf  einer  oder  zwei 
Seiten  zu  viel  wegnahm^  auf  der  oder  den 
anderen  zu  viel  stehen  ließ.  Diese  stehen- 
gebliebenen Zipfel  reizten  geradezu  die 
Münzverfälscher  zur  Beschneidung.     S. 

Ziselieren  ist  das  Nacharbeiten  einer 
durch  Guß  hergestellten  M.  oder  MedaiUe, 
zum  Zwecke  der  Entfernung  der  Gußhaut 
(s.  unter  Guß)  und  der  besseren  Sichtbar- 
machung schlecht  herausgekonunener  Teile 
von  Bild  oder  Schrift.  Auf  den  Gußmedail- 
len der  Renaissance  ist  von  der  Z.  nur  ein 
bescheidener  Gebrauch  gemacht,  eine  scharf 
ziselierte  Med.  derart  wird  meist  ein  späte- 
rer Nachguß  sein;  seit  etwa  der  Mitte  des 
16.  Jh.s  aber  nimmt  die  Z.  auch  hier  zu.  -— 
Habich,  Med.  der  ital.  Renaissance  S.  14/S; 
Hill,  Med.  of  the  renaissance  S.  24/5.  — 
Die  Fälscher  (s.  unter  Mütizfälschung)  be- 
dienen sich  der  Z.  zur  Tilgung  von  Guß- 
spufcn'vuwi  zur  Verbesserung  der  im  Guß 


minder  gelungenen  Bildteile,  zuweilen  auch 
für  ihre  abgegossenen  Stempel  (s.  unter 
Christodulossche  Fälschungen),  ja  auch  zur 
Umfälschung  echter  gewöhnlicher  M.  in 
seltene  (s.  unter  Münzfälschung  Ziffer  6). 

R. 
Zissalien  s.  Zessalien. 
Zlfitnik,  zolotniki  zlitnlca,  zlfitica  vom 
Worte  zoloto(s.d.)=Gold.  Zolotnik  bedeutet 
heutzutage  1/96  des  russ.  Pfundes  (409,5  g). 
Wie  er  aber  zu  dieser  Bedeutung  gelangt  ist, 
bleibt  unklar  [vgl.  aber  Lehmann-Haupt, 
R.  E.  Suppl.  III  S.  628.  R.].  Man  bringt 
ihn  gewöhnlich  mit  dem  römischen  Solidus 
und  dem  byzantinischen  Nonoisma  in  Zu- 
sammenhang, was  dann  ursprünglich  1/72 
der  röm.  libra  (327,45  g)  bedeuten  würde. 
Die  Libra  aber  hat  sich  weiter  auf  russ. 
Boden  nicht  erhalten.  —  So  Krug,  Zur 
Münzkunde*Rußlands  (S.  Petersburg  1805), 
bes.  S.  137,  was  aber  neuerdings  von  Klauf- 
man,  Ves,  S.  66—77,  entschieden  bekämpft 
wird.  Vielleicht  hat  aber  Krug  nicht  so 
unrecht.  Vgl.  das  Gewicht  der  sechsecki- 
gen, sog.  »Kievschen  Grivna«  (s.  Barren, 
russische,  IV  und  Grivna). 

Als  Münzen  bedeuteten  die  4  Worte  im 
Kirchenslavischen  und  in  den  russ. -byzan- 
tinischen Verträgen  das  Nomisma,  kommen 
aber  in  den  rein  russischen  Texten  weiter 
nicht  vor  (s.  auch  SSrag).  Dies  braucht 
weiter  nicht  wunderzunehmen,  da  byzan- 
tinische Goldmünzen  selbst  in  der  Um- 
gegend von  Küev  nicht  häufig  sind. 

In  einer  Abschrift  des  Epitomators  von 
Amartolas  vom  Jahre  1294  mit  Miniaturen 
des  13.  Jh.s  erscheinen  Stäbchen  in  den 
Händen  der  Stifter,  die  als  zlatnicy  (pl.  von 
zlatnica)  bezeichnet  werden.  Das  sind  dann 
Goldbarren  (s.  Barren,  russ.  I).  Anderswo 
findet  sich  diese  Benennung  nicht  (Mittei- 
lung von  H.  Prof.  D.  V.  Ajnalov).  —  Zlatnik 
werden  heutzutage  von  russ.  Numismati- 
ken! die  wenigen  Goldmünzen  des  Groß- 
fürsten Vladimir  (980 — 1015)  genannt  (Abb. 
365 ;  s.  auch  Serebrenik),  mit  der  Figur  des 
Fürsten  (rechts  von  ihm  ein  rätselhaftes 
Zeichen)  und  der  erklärenden  Aufschrift: 
Vladimir  na  stole  (Vladimir,  auf  dem  Thron) 
auf  der  Vs.  und  mit  dem  Brusttild  Christi, 
vom  Namenszug  begleitet,,  auf  der  Rs. 
Die  wenigen  bekannten  Stücke  sind 
4,40 — ^4  g  schwer  und  24—20  xnm  groÖ.  — 


ZLATO— ZODIACUS 


759 


Tolstoj,  Drevnejäija  russkija  monety  nr. 
1—3,  Taf.  V  I— S,  VII  i;  Iljin,  Topo- 
grafija,  Tal,  Nr.  i.  B. 

Zlito,  zöloto  (Gold)  bedeutet  in  den  rus- 
sisch-byzantinischen Verträgen  (s.  Zlatnik) 
des  10.  Jh.s  das  goldene  Nomisma.  Sonst 
ist  Z.  beim  Chronisten  einfach  »reiche 
Beute«,  meistens  mit  Serebro  (s.  d.,  Silber) 
oder  auch  mit  anderen  Kostbarkeiten  ge- 
paart. In  den  slavischen  Kirchentexten 
wird  Z.  auch  im  Sinne  von  Geld  gebraucht. 

Auf  einer  von  Vladimirs  Goldmünzen  (s. 
Zlatnik)  lautet  die  Aufschrift,  Tolstoj  zu- 
folge (DrevnejSija  russkija  monety  S.  ^ — lo, 
Nr.  4,  Taf.  7  Nr.  8) :  A  se  evo  zlato  (das 
ist  sein  Gold).  —  Vgl.  auch  Grivna  (I)  und 
Barren,  niss.,  I.  B. 

Zloty  (polnisch  ==  Goldener,  Gulden). 
Im  Jahre  1528  wurden  in  Polen  Gold- 
gulden (s.  d.),  nach  dem  Muster  der 
ungarischen  23^2  Karat  fein,  eingeführt. 
Der  deutsche  silberne  Guldiner  oder  Taler 
galt  damals  in  Polen  30  Krongroschen. 
Als  später  die  Groschen  verschlechtert 
wurden,  behielt  Polen  den  Rechnungszloty 
zu  30  Groschen  bei,  so  daß  die  in  ihrer 
Güte  gleichbleibenden  Dukaten  und  Taler 
immer  mehr  Groschen  galten:  der  Taler 
galt  1528  30  Groschen  oder  einen  Z.,  1650 
aber  108  Groschen  oder  3  Z.  18  Gr.  Später 
wurden  auch  die  Taler  Rechnungsmünzen 
und  galten  90  Groschen  oder  3  Z.  S. 

Werte  von  20  Z.  (s.  Cervönec)  in  Gold, 
von  10,  S,  2  vnd  i  Z,  in  Silber  wurden 
von  der  russ.  Regierung  für  Russisch- 
Polen  von  1833  bis  1841  geprägt,  deren  Rs. 
die  Wertangabe  sowohl  in  russischen  als 
auch  in  polnischen  Werteinheiten  trägt: 
20  Z.  (3,92  g  schwer  mit  3,6  g  Goldgehalt)  ä 
3  Rubel,  10  Z.  (31,11  g  schwer  mit  27  g 
Silbergehalt)  =  1^2  Rubel,  5  Z.  (15,56  mit 
13,51)  =  3/4  R.,  2  Z.  (6,18  mit  5,4)  =  30 
Kopeken,  i  Z.  (3,11  mit  2,7)  =  15  Kopeken. 
—  Auf  der  Vs.  des  Z.  erscheint  eben- 
so wie  auf  den  zeitgenössischen  russ.  Mün- 
zen der  Doppeladler.  B. 

Nachdem  die  neue  Republik  Polen  bis 
1924  82  Billionen  polnische  Mark  in  Papier-* 
scheinen  verausgabt  hatte,  machte  sie  durch 
GesQtz vom  20. 1. 1924 u.  Novelle  v.  5.  n.  27 
den  Z^  zu  100  Groschen  zur  Münzeinheit 
unter  Enführung  der  Goldwährung.  Es 
werden  Stücke  zu  100,  50,  25  und  20  Z. 


aus  Gold,  900/jooo  fein,  aus  einem  kg  5332  Z. 
geprägt,  so  daß  ein  Goldz.  0,1875  g  wiegt 
u.  0,1687  g  Gold  hält.  Aus  Silber  ent- 
stehen 900/1000  feine  Stücke  zu  5  Z.,  ^ss/iooo 
feine  zu  2-,  i-  und  Va^Z.,  aus  Nickel  solche 
zu  20  und  10,  aus  Bronze  zu  5,  2  und 
I  Groschen.  Die  Grenze  der  Zahlkraft  der 
Silbermünzen  sind  100,  der  Nickel-  und 
Bronzemünzen  5  Z.  Dies  System  ist  also 
ziemlich  genau  dem  französischen  nach- 
gebildet. Die  Gold-  und  Silbermünzen  zei- 
gen Adler- Jungfrauenkopf,  die  ausunedelm 
Metall  gemünzten  Adler -Wertbezeichnung. 
Die  polnischen  Münzen  werden  heute  her- 
gestellt in  London,  Philadelphia,  Paris, 
Wien,  Utrecht,  Le  Locle  und  Norton.     S. 

Zodiacus  (vom  griech.  Cm>8iov  =  Tier- 
chen) ist  der  Tierkreis,  d.  h.  die  12  Stern- 
bilder, zwischen  denen  die  scheinbare 
Sonnenbahn  verläuft,  leicht  zu  merken 
nach  dem  Vers  »sunt  aries,  taurus,  gemini, 
Cancer,  leo,  virgo  libraque,  scorpius,  arci- 
tenens,  caper,  amphora,  pisccs« ;  der  Z. 
spielte  in  der  Astronomie  und  Astrologie 
äiterer  Zeit  die  Hauptrolle,  s.  z.  B.  unter 
Horoskop.  Auf  antiken  M.  von  Alexandreid 
Äg.  (Kaiser  Pius,  Journ.  int.  II  Taf.  Z, 
unter  dem  der  Ablauf  einer  Sothisperiode 
das  Interesse  an  der  Astrologie  belebte; 
Vogt,  Alexandr.  M.  S.  114  ff.;  hier  Abb.  92) 
erscheinen  die  Sternbilder  meist  unter  Zu- 
fügung  eines  der  Planetengötter;  sonst 
kommen  Teile  des  Z.,  oft  durch  einen 
Stern  als  solche  bezeichnet,  auf  M.  von 
Kommagene  (scorpius,  capricornus),  An- 
tiochia  Syr.,  Edessa  und  Nisibis  (aries), 
Rhesaina  und  Singara  (arcitenens)  und 
dann  capricornus  und  libra  als  Horoskop 
des  Augustus  und  Tiberius  (doch  vgl. 
R.  E.  XIII  S.  134)  auf  deren  röm.  oder 
provinzialen  M.,  andere  auf  Kontomiaten 
mit  Kybele  und  Attis  vor. 

Der  ganze  Z.  aber,  mit  dem  Kopfe  oder 
der  Gestalt  irgendwelcher  Gottheiten  oder 
ihrer  Attribute  im  Innern  des  Kreises, 
erscheint  auf  Kaiser-M.  von  Alexandreia 
Äg.,  Perinthy  Amastris,  Nikaia,  Tion, 
Aigeai,  Ake,  Sidon  (Arch.  Jahrb.  XIII 
S.  142^5),  auf  Med.  des  Hadrianus  (Gnecchi 
Med.  TÄ  M7»  3)  und  auf  dem  Schild,  den 
Vulcanus  auf  einem  Kontomiaten  schnoie« 
det.  Teile  des  Z.  bilden  auch  die  Zier  des 
Alexanderschüdes  auf  Abb.  103.  —  Anson, 


700 


ZODIAKALMÜNZEN— ZWEIDRITTELTALER 


Greek  coin  types  Taf.  II.  —  Der  Z.  auf  M. 
des  M.  A. :  Friedensburg,  Symbolik  S.  2CX). 
—  Auch  auf  Med.  der  Renaissance  und 
späteren  spielt  der  Z.  und  seine  einzelnen 
Bilder  eine  bedeutende  Rolle,  z.  B.  auf 
Med.  Karls  IL  von  Nevers  und  auf  Gregors 
XIII.  Med.*  auf  die  Kalenderreform  1582 
mit  dem  Bilde  des  Widders  (als  Frühlings-, 
d.  i.  Jahresanfang).  --  Wegen  Moghul-M. 
mit  dem  Z.  s.  unter  Muhr.  R- 

Zodlakalmfinzen  s.  unter  Muhr. 

Zollmarke  s.  unter  Marken. 

Zollpfennige  sind  große  kurpfälzische 
Kupferpfennige,  welche  der  Kurfürst  Karl 
Theodor  1766  bei  einer  Erhöhung  der  Zölle 
schlagen  ließ:  Vs.  gekrönter  Löwenschild, 
Umschrift:  Chur  Pfalz,  Rs.  I  Zoll  Pfennig 
1766  in  einem  Kranze.  Bei  den  Zöllen 
galten  sie  i  Pf.,  sonst  iVa  Pf-  —  Schmie- 
der S.480.  Su. 

Zölota,  türkische  Silbermünze,  s.  Piaster. 

Zolotnlk  s.  Zlitnik. 

ZolotöJ  (goldener),  seit  dem  16.  Jh. 
in  Rußland  der  Ausdruck  für  jede  Gold- 
münze. Vgl.  Cerv6nnyj,  Cervönec.  — 
Ein  Probe-Zehnrubelstück  der  Zarin  Elisa- 
beth von  1755  mit  Brustbild  und  Doppel- 
adler, 16,54  g  schwer  und  15,12  g  Gold 
haltend,  hat  als  Aufschrift  »Elisavetin 
zolotoj«  (Elisabeth  d*or).  — ,  Markov  in 
Zapiski  Numism.  Otd.  I.  B. 

Zonnekroon  (Keizerskroon)  war  die  Bra- 
banter  Nachprägung  der  französischen 
Couronne  d'or  au  soleil  (s.  d.)  seit  1540. 
Auf  der  Vs.  zeigt  sie  das  Landeswappen, 
oben  eine  kleine  Sonne,  auf  der  Rs.  ein 
Lilienkreuz.  —  Witte,  II,  S.  179— 181, 
Nr.  664-^666.  S. 

Zopfdukaten  s.  Schwanz-  oder  Zopf- 
dukaten. S. 

Zuekerhutbarren  s.  unter  Pitjis, 

Zuz  wird  im  Talmud  der  römische 
Denarius  genannt,  der  im  gewöhnlichen 
Verkehr  der  griechischen  Drachme  (=  '/i 
leichten  Shekel  =-  V4  schweren  Shekel 
oder  1/4  Sela*)  gleichgestellt  wurde.  Sein 
'/6,  der  Obolos,  heiflt  Ma%  pl.  Ma^öt,  womit 
die  Gerah,  ursprünglich  ein  Gewicht  (= 
Vao  Shekel),  welchem  vielleicht  das  bisher 
unbestimmte  Agörat  Kesef  (Silber -Agorah, 
L  Sam.  2,  36)  gleichzusetzen  ist,  identi- 
fiziert wird.  Der  Dichalkos  (1/4  Obolos) 
heißt  *IssÄr  (=  Assarion),  der  Chalkos  heißt 


Shämin  (^8  Obolos).  Außerdem  wird  der 
Rag?  =  3  Züz  erwähnt.  Die  kleinste  in 
der  Mishna  erwähnte  Münze  ist  die  Perütah. 
Sie  wird  mit  dem  Lepton  (^/a  Quadrans) 
identifiziert.  Die  Goldmünze  Darkön  ist  der 
römische  Aureus.  —  Kennedy  in  Hastings, 
Dictionary  of  the  Bible  III  S.  427f.; 
IV,  S.  906;  Zuckermann,  Über  talmudische 
Münzen  und  Gewichte,  Breslau  1862. 

V. 

Zwainziger  s.  unter  Kreuzer. 

Zwanziger  hießen  die  nach  dem  Kon- 
ventionsfuße geprägten  Zwanzigkreuzer, 
auf  die  die  vom  Testen  (s.  d.)  entlehnte 
Bezeichnung  »Kopfstück«  (s.  d.)  überging 
(Abb.  301).  Die  Zwanziger  und  Zehner 
waren  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jh.s 
das  Hauptkurant  Österreichs,  Ungarns  und 
vieler  süddeutscher  Fürsten  und  Städte. 
S.  auch  Andreas-Hofer-Kreuzer  und  unter 
Kjreuzer.  —  J.  Scholz,  D.  österr.  Konven- 
tionszwanziger in  N.  Z.  Bd.  30,  S.  37  fif., 
343  ff.,  Bd.  31,  S.  421  ff.  S. 

Zwanzling.  Diese  Bezeichnung  findet 
sich  in  der  sächsischen  Münzordnung  von 
1456  (nicht  1444)  für  die  »guten«  Groschen, 
deren  zwanzig  einen  rheinischen  Gold- 
gulden  gelten  sollten.  Die  andere  Groschen- 
sorte, die  »schildigen  Groschen«,  galten 
^/aö,  später  (1461)  nur  V30  rhein.  Gulden. 

Schwinkowski. 

Zwarte  pennige  oder  Miten  (s.  d.)  sind 
schwarze  Billonmünzen,  vom  16.  Sept.  1384 
bis  16.  Mai  1386  von  Johann  von  Brabant 
und  Philipp  dem  Kühnen  von  Flandern 
in  Löwen  geprägt:  180  Stück  aus  der 
8  Grän  feinen  Mark,  i  Stück  also  von  1,36  g 
Rauh-  und  0,05  g  Feingew.,  der  Wert  war 
gleich  i/ia  Groot.  Typus:  zweizeilige  Schrift 
lO'H/PHS,  Umschrift  »moneta  Braban- 
(tie)«,  Rs.  befußtes  Kreuz,  Umschrift:  »mo- 
neta Fla(n)drie«.  Diese  Münze  ist  viel- 
fach nachgeahmt  worden.  —  de  Witte, 
Brabant  I  S.  166  u.  175,  Taf.  XX  nr.  41Ö. 

Su. 

Zwaygerli  war  ein  Stadt-Constanzer 
Zweipfennigstück  von  1585  mit  Stadt- 
schild-Reichsadler. —  Cahn,  Constanz, 
S.367,  Taf.  VI,  Nr,  HO.  S. 

Zweldrltteltaler  waren  deutsche  durch 
den  Zinnaischen  und  Leipziger  Münzfuß 
(s.  d.)  geschaffene  Silbermünzen.  Man 
unterschied  feine  und  grobe  Zweidrittel 


ZWEIER— ZWnTERMÜNZEN 


761 


oder  Gulden.  Die  feinen  waren  die  aus 
dem  harzischen  Bergsilber  geprägten  15V9" 
lötigen,  während  die  groben  (Abb.  277) 
nur  12 -lötig,  aber  wegen  des  stärkeren 
Küpferzusatzes  schwerer  waren:  17,32, 
die  feinen  13,08  g.  Die  *  Leipziger  Gulden« 
wurden  zwar  seit  der  Mitte  des  18.  Jh.s 
immer  mehr  von  dem  preußischen  Kurant 
und  dem  Konventionsgelde  verdrängt, 
liefen  aber,  besonders  im  Hamburger  Ost- 
seehandel noch  im  19,  Jh.  um,  sind  doch 
für  den  Hamburger  Handel  solche  Gulden 
noch  18 IG  in  Berlin  geschlagen  worden. 
In  Schwedisch -Pommern  und  in  Mecklen- 
burg hatte  man  im  letzten  Viertel  des 
18,  Jh.s  und  weiter  besonders  branden- 
burgische, braunschweig  -  lüneburgische, 
kursächische  und  mecklenburgische  als 
sogenannte  patentierte  neue  ^h(l^^k)  zur 
speziellen  Landesmünze  erhoben,  die  erst 
1830  abgeschafft  wurde.  S. 

Zweier  hießen  im  i8.  Jh.  nach  Schmieder 
S.  482  I,  in  Ober-  und  Niedersachsen  die 
Doppelpfeimige,  2,  in  der  Schweiz  die 
Doppelkreuzer  oder  Halbbatzen.  S. 

Zwelllngy  Benennung  des  halben  Kreuzers 
als  Zweipfeimigstück.     S.  auch  Rappen. 

S. 

Zweisprachige  MOnzen,  d.  h.  solche,  deren 
Aufschrift  in  zwei  Sprachen  abgefaßt  ist, 
erscheinen  im  Altertum  schon  im  4.  Jh. 
V.  C,  z-  B.  mit  aram.  ^klch«  auf  der  Vs., 
griech.  TEPSIKON  auf  der  Rs.,  mit  aram. 
i^bltrz«  und  griech.  T  (= Tarsos)  auf  dersel- 
ben Seite;  die  M.  der  indobaktr.  Könige  von 
Pantaleon  an  haben  auf  der  Rs.  meist  die 
ind.  Übersetzung  der  griech.  Königsauf - 
schrift  der  Vs.j  die  M.  der  Arsakiden  von 
Vola^ases  IV.  an  haben  die  Königsauf- 
schrift auf  griech.  und  persisch  (Pehlewi) ; 
auch  jüdisch-griechische  M.  (Hasmonäer) 
und  keltiberisch-Iat.  usw.  kommen  vor;  in 
der  Kaiserzeit  ist  hie  und  da  die  Vs.  lat., 
die  Rs.  griech.  beschriftet  (z.  B.  Kallatis, 
Nero;  Kaisareia  Kapp.,  Nero;  Antiochia 
Syr.,  Galba)  oder  Teile  der  Aufschrift  sind 
griech.,  die  Hauptinschrift  lat.  abgefaßt, 
z.  B.  iE-M.  der  Flottenpräf ekten  des  M.  An- 
tonius mit  griech.  Wertziffer  (s.  unter  As) ; 
kappadok.  Silber-M.  des  Nero  mit  griech. 
Wertangabe  AC  IT  IB  oder  KA  (s.  unter 
Assarion);  röm.-syr.  sc-M.  und  spätröm. 
M,  mit  griech.  Emissionsbuchstaben;  röm.- 


syr.  Adler -Tetradrachmen  mit  lat.  MON  VRB 
oder  mit  lat.  SC;  lat.  M.  von  Tyros 
mit  eYPüüTTH;  Med.  des  Gordianus  IIL 
mit  NEIKH  OnAO<l>OPOC  am  Tempel. 
—  Im  M.A.  erscheinen  M.  mit  arab.  und 
latein.  Aufschrift,  außer  dem  berühmten 
Goldstück  mit  OFFA  REX  und  sonst 
arab.  Inschrift  u.  a.  Einzelfällen,  in  den 
Kreuzfahrerstaaten,  in  Unteritalien  und 
Spanien.  In  der  Neuzeit  sind  die  M.  europ. 
Kolonien  und  selbständiger  Staaten  in 
Afrika,  Indien  und  Ostasien  häufig  zwei- 
sprachig. R. 

Zwickauer  Groschen  sind  von  Kurfürst 
Friedrich  III.  von  Sachsen  und  dem  Herzog 
Johann  1492/93  zu  Zwickau  geschlagen. 
Es  sind  die  ältesten  sächsischen  Groschen 
mit  einem  Brustbilde,  hier  Friedrichs  III. 
im  Kuromat  und  dem  Kurschwert,  auf  der 
Kehrseite  den  Helm  mit  Homaufsatz  und 
der  Umschrift:  Grossus  novus  Zwickowien- 
sis.  Es  wurden  92  Stück  aus  der  6 -lötigen 
Mark  geschlagen,  also  ein  Stück  von  2,54  g 
Rauh-  und  0,95  g  Feingew.  —  Schwin- 
kowski,  Geld-  und  M. -Wesen  Sachsens 
nr.  87.  Su. 

Zwiebeln,  Zahlungsmittel  in  Nubien; 
s.  Dammur  V. 

Zwillingskreuz  oder  Zwllllngstadenkreuz 
s,  unter  KJreuz,  23.  S. 

Zwlschenmodell  ist  ein  Guß  (oft  aus 
dem  bes.  leicht  zu  gießenden  und  wenig 
schwindenden  Blei,  neuerdings  meist  aus 
Gips)  aus  der  ersten,  über  dem  Urmodell 
gefertigten  Form,  der  zur  Schonung  des 
empfindlichen  Urmodells  dann  seinerseits 
weiter  als  Modell  benutzt  wird.  R, 

Zwlttermfinzen  (hybride  M.)  sind  solche, 
bei  denen  Vs.  und  Rs.  nicht  zusammen- 
gehören; sie  sind  meist  entstanden  durch 
einen  Fehler,  indem  in  einer  Münzstätte, 
in  der  mehrere  Arten  von  M.  nebeneinander 
geprägt  wurden,  der  Münzarbeiter  den 
Vs.  -Stempel  der  einen  mit  dem  Rs.  -Stempel 
der  anderen  koppelte;  daher  gestattet  das 
Vorkommen  von  Z,,  sofern  es  sich  nicht,  wie 
sehr  oft,  um  gleichzeitige  Falschmünzen 
handelt,  meist  den  Rückschluß,  daß  die 
betr.  M.  gleichzeitig  sind.  Wichtig  ist  das 
bei  röm.-republ.  Denaren  (Z.  f.  N.  IV 
S.  27);  röm.  Klaiser-iE  kommen  vielfach 
mit  einöm  Kidserbildnis  auf  jeder  Seite  vor 
(sog.  monn.  de  r6p6tition),  auch  dies  sind 


762 


ZWÖLFER— ZYFERT 


gewiß  Z.  und  nicht  Probemünzen  (s.  d.) ; 
femer  kommen  z,  B.  Z.  des  M.  Aurelius  mit 
Rs.  seines  Mitkaisers  Venis,  Z.  des  Severus 
mit  Rs.  seiner  Gattin  Domna  vor;  mehr 
dergleichen  bes.  bei  den  Flaviern  und  der 
Familie  des  Philippus;  vgl.  Monatsblatt 
num.  Ges.  Wien  1907  S.  255,  1908  S,  269 
u.  281.  —  Im  M.A.  sind  Z.  bes.  bei  den 
Friesachem  (s.  d.)  häufig,  indem  eine 
erzbischöfliche  Vs.  auch  mit  herzoglich 
kämtnerischen  und  meranischen  Rs.  vor- 
kommt (N.  Z.  56  S.  122).  —  Trait6  I  S.  640; 
Luschin,  A.  M.-K,*  S.  55.  —  Z.  mit  Vs.  u. 
Rs.  aus  verschiedenen  Münzstätten:  G.  C. 
Brooke,  Cat.  of  english  coins  in  the  British 
Museum,  The  Norman  kings  I,  London 
1916,  S.  CXXXIX;  Z.f,N.  25,  S.  99f.; 
34,  S.  163—166.  R. 

In  der  Neuzeit  lag  bei  Z..  oft  Absicht 
vor,  indem  aus  Sparsamkeitsgründen  ein 
älterer  Stempel  einer  Seite  mit  einem 
neueren  der  anderen  gebraucht  ist,  wobei 
oft  Inkongruenzen,  wie  Jahreszahl  beider- 
seits, wohl  gar  verschiedene  Jahreszahl, 
vorkommen.  Ja  es  kommt  vor,  daß  Haupt - 
und  Kehrseitenstempel  zwei  verschiedenen 
Münzstätten  angehörten.  Endlich  sind 
Z.  öfter  Fälschungen,  die  den  Zweck  haben, 
Münzsammlem  große  Seltenheiten  vor- 
zutäuschen,  so  Taler  des  Markgrafen  Al- 


brecht Alcibiades  von  1549  mit  dem  Bilde 
Albrechts  auf  der  einen  und  dem  Gepräge, 
eines  anderen  Fürsten  auf  der  Rs.  —  Kat. 
W.  F.  Hahlo,  I,  II,  Berlin  1925/6;  Albrecht 
Alcibiades:  Schrötter,  Brandenburg -Fran- 
ken II,  Nr.  759—766.  S. 

Zwölfer  hießen  zuerst  die  Pfundner 
(s.  d.)  zu  12  Kreuzern,  später  die  süd- 
deutschen und  österreichischen  12-Klreuzer 
oder  Dreibätzner  (s.  d.).  S. 

Zyfert  (Syfert,  Ciffert)  hieß  der  ost- 
friesische  Halbstüber,  der  in  Ostfriesland 
selbst  seit  1572  vorkommt  und  161 1 
1,10  g  wiegen  und  0,18  g  Silber,  seit  1644 
1,05  g  wiegen  und  0,10  g  Silber  halten 
sollte;  sein  Gepräge  war  Harpyienschild- 
zuerst  Reichsapfel,  seit  1600  Blumenkreuz. 
Fräulein  Maria  von  Jever  schlug  sie  1560 
bis  1570  mit  Löwenschild-Kreuz  im  Doppel - 
schriftkreise  (Abb.  292),  dann  mit  Löwe- 
Langkreuz.  Die  Zyfert  der  letzten  Fürsten 
von  Ostfriesland  müssen  noch  lange  sehr 
beliebt  gewesen  sein,  denn  1781  und  1782 
wurden  sie  von  deren  Nachfolger,  dem 
Könige  von  Preußen,  sehr  genau,  selbst  mit 
den  Namen  des  letzten  Circsena  Georg 
Albrecht,  nachgeprägt.  —  Sauer,  S.  58,  6o„ 
64;  Lehmann,  Jever,  S.  97 ff.;  Knyp- 
hausen,  S.  349  ff.;  Schrötter,  Acta  Bor. 
Beschr.  II,  Nr.  141 5  f.  S.  " 


Ergänzungen  und  Berichtigungen 

Zus&tze  zu  yorhandenen  Stichworten    sind   durch  Hinzu fügung   der  Seitenzahl   des    hetr.  alten  Stich- 
wortes von  den  neuen  Stichworten  unterschieden. 


^Abbäsiy  S,  i,  rechts  Zeile  9  von  unten 
lies  Shäüri  statt  Shakri.  V. 

Abuarba  s.  unter  Carolus,  CarolusdoUar, 
S.  94.  V. 

Ägyptisches  Pfund  s.  unter  Piaster  am 
Schluß,  S.  515.  S. 

Aes  grave,  zu  S.  13.  Wegen  der  völlig 
neuen  Datierung  des  röm.  und  ital.  A.  g., 
dieMattingly  in  dem  Aufsatz  JRSt.  1929, 
19  ff.  vorgeschlagen  hat,  s.  hier  im  Nach- 
trag unter  As.  R. 
Agotitano  s.  unter  Anconetano  S.  27.     S. 
As,   zu    S.    38.      Eine    die   bisherigen 
Theorien,  auch  seine  eigene,  umstürzende 
Lehre  über  den  röm.  As  und  das  Aes  grave, 
ja  das  ganze  ältere  röm:  Münzwesen  über- 
haupt hat  Mattingly  soeben  JRSt.  1929, 
19  ff.    aufgestellt:    danach    beginne    die 
röm.    Münzung    erst    im    Kriege    gegen 
Pyrrhos  und  zwar  mit  den  sog.  latinisch- 
kampan.    Reihen;    die   stadt-röm.    Reihe 
mit  der  auf  Duilius'  Seesieg  bezüglichen 
'Prora  sei  im  l.  pun.  Krieg  eingeführt  und 
decke  in   pfundigem   Gewicht   etwa   das 
Jahrzehnt  261—251  v.  C,  dann  folgten  in 
der  Not  des  Krieges  die  Reduktionen  des 
Gewichtes;  die  sextantare  sei  mit  der  Ein- 
führung des  Denars  in  den  2.  pun.  Krieg, 
eher  209  als  217  v.  C.  zu  setzen.  R. 
Autziehen  s.  unter  Justierung,  S.  289.  S. 
Aureus,  zu  S.  49.  Die  älteste  röm.  Gold- 
prägung,  das  Gold  mit  den  Wertzeichen 
60,  40,  20,  datiert  Mattingly  in  dem  eben 
ausführlicher  ausgezogenen  Aufsatz  JRSt. 
1929,  33  f.  in  den  2.  pun.  Krieg,  und  zwar 
eher  209  als  217  y.  C;  über  die  röm.- 
kampan.  Goldprägung  mit  dem  Schweins- 
opfer entscheidet  er  sich  nicht,  das  Stücknüt 
der  Wertziffer  XXX  erklärt  auch  er  für  echt, 
aber  etwas  jünger  als  die  übrigen.       R. 


Badge,  engl.  =  Zeichen,  Kennzeichen, 
s.  unter  Wappen,  S.  734  links  ;insbes.  nennt 
man  so  die  kleinen  gravierten  engl.  Me- 
daillen der  Zeit  Jakobs  I.  und  Karls  L, 
s.  unter  Gravierte  Med.  R. 

Belga    s.  unter   Frank,    S.   202   rechts. 

S. 

Brotbanren,  annamitische,  s.  unter  Nen 
S.  456.  V. 

Bitcranlum,  griech.  ßooxpdviov  ==  Stier- 
schädel, bes.  der  des  geopferten  Sti&res^ 
häufiger  Zierrat  im  Altertum,  so  an  Al- 
tären u.  dgl.,  daher  auch  oft  alleiniges 
M,-bild,  —  Anson,  Greek  coin  types  IV 
Taf.  XXI.  R. 

Carolus  ff  or  S.  94  links,  Zeile  5  von  unten 
lies  3,32  und  2,22  statt'3,24  und  2, 12.     S. 

Chuckram,  oder  Cakram,  Münze  in 
Travancore,  s.  unter  Fanam  S.  188.     V. 

Cob  s.  unter  Peso,  S.  S03.  S. 

Colon,  S.  109,  am  Schluß  ist  zu  setzen: 
s.  auch  Peso.  C.  ist  ferner  die  Goldmünz- 
einheit von  Salvador,  =  2,10  RM,  es  gibt 
Goldmünzen  zu  40,  20,  lO,  5  C,  Silber- 
scheidemünzen zu  I  C.  =  lOO,  SO  und  20 
Centavos.  R.  u.  S. 

Consecratio  (S.  iio) :  s.  jetzt  Bickerinann» 
Archiv  für  Rdigionswissenschaft  27,  I929. 

R. 

Corona  Danica  (S.  114).  Über  die 
skandin.  Krone  vgl.  auch  Rassegna 
numismatica  .26  (1929),  S.  132  ff.      R. 

Coronado  (S.  114)  s.  Abb.  182.         Su. 

Crazia  (S.  usf.)*  Der  Paolo  hatte 
immer  8  Grazie,  die  Crazia  bis  ins  19.  Jh. 
12  Denan,  im  19.  bis  1861  5  Quattrini 
oder  20  Denan.  S. 

Cruceiro  (S:  116)  ist  nach  Gesetz  vom 
18.  Dez«  1926  die  brasilianische  Münz- 
einheit init  0,73224  g  Gold.  S. 


764 


DENARIUS— HTOSCHRA 


Denarliis,  zu  S.  126.  In  aem  hier  im 
Nachtrag  bei  As  erwähnten  Aufsatze  im 
JRSt.  1929,  ig  &.  hat  Mattingly  die  Ent- 
stehungszeit des  röm.  D.  von  10  Assen 
statt  in  269  V.  C.  erst  in  den  2.  pun.  Krieg 
verlegt  (209  v.  C.  ?)  und  seine  Umtarifierung 
auf  16  Asse  und  den  Kampf  zwischen 
beiden  Tarifierungen  in  die  Zeit  der 
gracchischen  Reform  und  der  nachfolgenden 
sozialen  Wirren  (133— 90  v.  C).        R. 

Digamma,  griech.,  früh  verschwundener 
Buchstabe  =  lat.  F;  s.  unter  Schrift  S.  609. 

R. 

Dirhem.  A  v.  Kremer,  Das  Einnahme- 
budget des  Abbasidenreiches  vom  J.  306 
(918/9)  (Denkschriften  der  Wiener  Aka- 
demie, phil.-hist.  Klasse  36,  1887)  gibt 
über  das  Verhältnis  des  Dinar  zum  Dirhem 
folgende  Zusammenstellung:  Anfänglich 
war  der  Wert  des  Dinars  auf  10  Dirhems 
festgesetzt  Um  800  war  er  20—22  Dirhems 
wert,  um  die  Mitte  des  IX.  Jahrh.  sogar 
25.  Gegen  Ende  des  IX.  Jahrh.  stieg 
der  Wert  des  Silbers,  so  daß  wieder  15 
Dirhems  auf  i  Dinar  kamen.  Anfang  des 
X.  Jahrh.  war  das  Verhältnis  wieder  20  :  i. 
In  der  im  Artikel  Dinar  S.  140  1.  heran- 
gezogenen Stelle  Ibn  al  Atjr  VIII  288,  nach 
der  die  Ibnzi-Dinäre  der  Hamdäniden 
(941/2)  nicht  10,  sondern  13  Dirhems  wert 
waren,  sind  demnach  die  Zahlen  10  und  13 
vielleicht  in  20  und  23  zu  verändern.     V. 

Dollar.  S.  131  rechts,  Zeile  8  v.  u.  ist 
einzuschieben:  1900  wurde  der  Golddollar 
™t  1,504  g  Feingold  gesetzliche  Währung 
und  ist  seit  dem  Weltkriege  eine  Haupt - 
handelsmünze  der  Welt.  Er  gilt  4,20 
deutsche  Goldmark.  S. 

Duarltts  war  die  kleinste,  1695— 1705 
geprägte  ungarische  Billomnünze  zu  2 
Pfennig  oder  V»  Kreuzer  mit  Landesschild - 
Patrona.  S. 

DttfchlaB  s.  unter  Reckbank  S.  553.  S, 

Eparchos  (S..177):  iv.  ist  die  Über- 
setzung des  lat.  praefectus;  iirapj^ixöc  = 
gewesener  praef  ectus,  so  auf  M.  von  Tarsos 
usw.,  vgl.  Gaebler,  Z.  f.  N.  39.  R. 

Eros  (S.  180):  vgl.  noch  Birt,  De 
Amorum  in  arte  antiqua  simulacris,  Mar- 
burg 1892,  und  ders.,  Aus  dem  Leben  der 
Ahtike4  1925,  S.  134.  R. 

Heri  fedt  (S.  194):  mehr  Beispiele  s. 
unter  Fecit  S.  190.      .  R. 


Florin  CaroItts=Carolus  d'or,  S.  94.    S. 

Florin  Philippus  war  der  1496  von  Philipp 
dem  Schönen  geschaffene  Vorgänger  des 
Carolus  d'or  (s.  d.)  mit  dem  hl.  Philipp 
mit  Staatsschild  auf  der  Vs.,  Blumen- 
kreuz mit  zwei  Lilien,  2  Kronen  auf  der 
Rs.  Er  war  die  halbe  Toison  d'or  (s.  d.), 
wog  3,32  g  und  hielt  2,21  g  Gold.  —  de 
Witte,  II  S.  112  f.,  nr.  598—604.         S. 

FolHs  (S.  199):  S.  200  r.  Z.  19  lies  Num. 
chron.  1927  S.  224  statt  247.  R. 

Friktionspresse  ist  eine  Art  Spindel- 
prägewerk (s.  d.),  bei  dem  die  auf-  und 
abwärts  gehende  Bewegung  der  Spindel 
durch  ein  Schwungrad  und  zwei  rotierende 
Friktionsscheiben  bewirkt  wird.  Sie  er- 
setzt in  der  Medaillenprägung  sehr  glück- 
lich die  Balanciers,  indem  sie  bei  ein- 
facherer Bauart,  größerer  Leistungsfähig- 
keit und  leichterer  Handhabung  doch 
einen  besser  regulierbaren  und  gleich- 
mäßigeren Druck  und  daher  eine  genauere 
Ausführung  der  Prägung  gewährt.       S. 

Fuß  (S.  209):  S.  210 1.  Z.  5  lies  1894  statt 
1904.  R. 

Gindar^  untere  Einheit  des  albanischen 
Münzsystems,  =  i/ioo  Frang  =  0,8l  Pfen- 
nig.   Vgl.  auch  unter  Lek.  R. 

Groma,  Visier-Werkzeug  der  röm.  Feld- 
messer (R.  E.  VII  S.  1881);  doch  wird 
das  früher  G.  genannte  Beiz,  auf  M.  von 
Metapont  usw.  jetzt  für  eine  Kreuzfackel 
gehalten,  s.  unter  Fackel  S.  185.        R. 

Gursch  (Ghurüsch)  s.  unter  Piaster,  2 
S.  524.  S. 

Harrbigton  s.  unter  Farthing  S.  189.    S. 

Hertelsche  Gfisse  sind  meist  einseitige 
Nachgüsse  in  Blei  nach  Medaillen,  die  ein 
von  Stetten  (Kunst-,  Gewerbe-  und 
Handwerksgesch.  Augsburgs  I  1779  S.  396) 
erwähnter  Gießer  Hertel  in  Augsburg  im 
18.  Jh.  herstellte,  aus  oben  offener  Form 
und  die  Rs.  roh  abgefeilt.  —  Habich,  Die 
deutschen  Schaumünzen  des  16.  Jhs.  I 
1929  S.  XXXIL  R. 

Hidalgo  (S.  266).  In  der  letzten  Zeile 
ist  nicht  auf  Onza,  sondern  auf  Dublone 
zu  verweisen,  S. 

Hldschra  (S.  266).  "  Am  Schluß  ist  hin- 
zuzufügen: 

e)  In  allemeuester  Zeit  wird  in  Persien 
und  Afghanistan,  unter  Beibehaltung  des  . 
Jahtes  622  als  Ausgangspunkt,  nach  Soia- 


HOLZKIRCHE— MACUQUINA 


765 


nenjahren  gerechnet.  In  Persien  wurde 
diese  neue  Zeitrechnung  am  persischen 
Neujahrstage  des  Jahres  1925,  also  am 
22.  März  1925,  offiziell  eingeführt  (Mit- 
teilung des  Herrn  M.  M.  Giers).  An  diesem 
Tage  begann  das  Jahr  1304  der  neuen 
Zeitrechnung.  Auf  Münzen  von  Afgha- 
nistan findet  sich  eine  entsprechende  Da- 
tierung schon  vom  Jahre  1299  =  1920  an. 

V. 

Holzkirche  (S.  274):  vgl.  jetzt  Mitt.  für 
Msammler  1929,  S.  325,  375,  382  und  Z.  f. 
N.  39  S.  229.  Su. 

Hrlvna  heißt  das  von  der  Tschecho- 
slowakei durch  Gesetz  von  1929  geschaf- 
fene Goldpfund  als  Münzeinheit  einer 
Goldwährung  und  zwar  keiner  Golddevisen- 
währung, sondern  einer  Goldumlaufs - 
Währung  (35V0  der  Noten  müssen  durch 
Gold  gedeckt  sein),  ein  Vorgang,  der,  wenn 
wirklich  ausgeführt,  bald  Nachfolge  finden 
dürfte.  Die  H.  gilt  100  Kronen,  wiegt 
4»9533  g,  ist  0,900  fein,  hält  also  4,458  g 
Feingold.  Ihr  Gepräge  ist  noch  unbekannt. 
—  Bl.  f.  M.-Fr.,  1929,  S.  543.  S. 

Htttbarren,  zinnerne,  auf  Malakka  s. 
unter  Pitjis  S.  520.  R. 

nahl  Ära  s.  unter  Hidschra  S.  266.    V. 

Kampanlscher  MiinzfuB.  In  Kampanien 
unterscheidet  man  zwei  Münzfüße,  einen 
älteren,  mit  einem  Stater  (Didrachmon) 
von  etwa  7,5— 7,9  g  Silber,  wie  er  in  der 
Prägung  von  Kyme,  Fensernia,  Fistelia, 
Hyria,  Neapolis,  Nola  und  der  der  »Kam* 
paner«  sowie  der  Inkusenprägung  des  lu- 
kanischen  Poseidonia  vorliegt,  und  dessen 
spätere  Normierung,  wie  sie  den  Didrach- 
men  der  römisch-kampanischen  Prägung 
sowie  der  von  Cales,  Nuceria,  Paestum, 
Suessa,  Teanum  nebst  Arpi  und  Teate  in 
Apulien  zugrundeliegt,  metrologisch  wohl 
als  1/36  des  i^oskischen«  (älteren  röm.) 
Pfundes  von  272,87  g  =  7,58  g  gelten  kann. 
Der  jüngere  Fuß  dagegen  hat  einen  Stater 
von  6,82  g  =  6  röm.  Scripula  und  umfaßt 
die  späteren  Reihen  der  röm.-kampan. 
Prägung  sowie  die  dieser  Herabsetzung 
folgenden  Reihen  von  Tarent,  Herakleia, 
Thurioi,  Kroton.  —  KUo  VI  S.  491/2, 
S08/10,  516  ff.  R. 

Kandys  (S.  294):  s.  jetzt  Neuffer,  Das 
Kostüm  Alexanders  d.  Gr.,  Gießen  1929 
S.  33.  R. 


Karlspfund  (S.  298):  statt  Hoops  III 
S.  291  lies  251.  Su. 

Karthagischer  MflnzIuB.  Ob  es  einen 
der  Stadt  Karthago  eigentümlichen  M,-fuß. 
gegeben  hat,  ist  strittig;  das  bis  3^76  g 
für  die  Drachme  heraufgehende  Gewicht 
(Head,  H.  N.»  S.  879/80:  phönikisch;  Leh- 
mann-Haupt, R.  E.  Suppl.  III  S.  612: 
3,93  g)  führt  am  ehesten  auf  den  Rhodi- 
schen  M.-fuß.  R. 

Kausia  (S.  302) :  s.  jetzt  Neuffer,  Das 
Kostüm  Alexanders  des  Großen,  Gießen 
1929  S.  23.  R. 

Khmer  (S.  694)  ist  die  Schrift  und 
Sprache  des  alten  Kaiserreiches  der  Khmer 
in  Hinterindien,  noch  heute  im  Gebrauch. 
In  Siam  aber  werden  nur  die  heiligen 
Päli -Texte' in  Khmer-Schrift  geschrieben. 
Die  Sprache  gehört  zu  den  Mon-Khmer- 
Sprachen.  Stoenner. 

Kldaris  (S.  305):  s.  jetzt  Neuffer,  Das- 
Kostüm  Alexanders  des  Großen,  Gießen 
1929  S.  61  Anm,  56.  R. 

Klapperplennlge  hießen  1668  u.  1673, 
geprägte  glatte  Pf.  der  Stadt  Eimbeck.  — 
Z.  f.  N.  29  (1912),  S.  30.  S. 

Klitsch  ist  der  vermittels  eines  Münz- 
stempels  oder  Petschaftes  usw.  ausgestanzte 
(Versuchs -)abschlag  in  weichem  Blei.  ■— 
Habich,  Die  deutschen  Schaumünzen  des 
16.  Jh.s  I  1929  S.  XXXII.  R. 

Klop-  oder  geklopte  Schellingen  s.  unter 
Staaten-  oder  Plakaetschilling  S.  652.    S. 

Lari.  S,  343  links  Z.  5  von  unten  ist  ein- 
zuschieben: (Abb.  444).  V. 

Libra  (S.  353)  ist  femer  die  neue  Gold 
münzeinheit    von    Peru    =  20,43    RM.^ 
(d.  h.  ein  engl.  £),  in  i,  Va  und  V5  Stücken 
ausgeprägt  und  in  10  silberne  Soles  (Scheide  *• 
münze)  zu  je  loo  Centavos  zerfallend.     R. 

Uiidmark  s.  unter  Wede,  S.  737 1.    Su. 

Macuqtdiia  und  Peso  (S.  364  u.  503).  In 
der  ersten  Hälfte  des  19.  Jh.s  und  wohl 
schon  früher  verstand  man  im  nördlichen 
Südamerika,  besonders  in  Venezuela  und 
Columbia,  unter  Macuquina-Wähnmg  eine 
Art  Kleingeldwährung,  Der  Peso  macu- 
quina  oder  Peso  sencilla  zu  8  Realen 
hielt  etwas  weniger  als  18  g  Feinsilber, 
und  man  rechnete  seit  1858  5  Peso  macu- 
quina  =!  4  Peso  duro.  Der  seit  1858 
in  iParis  geprägte  venezolanische  halbe 
Peso  miacuquina  hielt  10,35  g  Silber.    1874 


766 


MACUTA— SÜKA 


endlich  wurde  in  Venezuela  gesetzt  das 
20-Frankstück  auf  5  Pesos  I2i/a  Cen- 
tavos, der  deutsche  Taler  auf  933/4  Cen- 
tavos in  Macuquinawährung.  —  Noback*, 
8.158,  226  f,,   II02f.,   II27f.  S. 

Macuta  (S,  364) :  über  das  Kleidergeld  M. 
s.  jetzt  die  gründliche  Untersuchung  von 
Sommer,  Jahrb.  für  Nationalökonomie 
und  Statistik  131,  1929.  R. 

MedianteSy  lat.  Name  der  polnischen 
Halbgroschen  oder  Pölchen  (s.  d.).  —  Z.  f. 
N.  27,  S.  341.  S. 

Metall  (S.  387):  vgl.  v.  Ernst,  Medaillen 
aus  nicht  gewöhnlichen  oder  sdltenen  Me- 
tallen, Monatsblatt  num.  Ges.  Wien  IV 
1897  S.  13  ff.  R. 

Mite:  s.  auch  Zwarte  pennige.        Su. 

Moehsensche  Gusse.  J.  C.  W.  Moehsen, 
Leibarzt  Friedrichs  des  Großen,  sanmielte 
Medaillen  auf  Ärzte  und  Naturforscher 
und  ließ  sie  sich,  soweit  er  Originale  nicht 
erlangen  konnte,  nach  solchen  nachgießen 
und  die  Güsse  oft  in  übertriebener  Weise 
durchziselieren.  Diese  Sammlung  liegt 
seinem  Werke  »Beschreibung  einer  ber- 
linischen Medaillen-Sammlung«,  2  Bde., 
Berlin  I773/8i,  zugrunde  und  ist  jetzt  im 
Staatl.  Münzkabinett  zu  Berlin.  R. 

Mfinzfecht  {S.  420«.):  über  das  M.  im 
Islam  s-  unter  Sikka.  V. 

Nobel  (S.  460) :  Die  dänischen  s.  unter 
Rosenobel  (S.  573).  S. 

Nepal,  opuntia  coccinellifera,  die  Fackel - 
distel,  ist  mit  einem  auf  ihr  sitzenden 
Adler,  der  eine  Schlange  im  Schnabel 
trägt,  das  Wappenbild  Mexikos.  S. 

Oschr-el-Gursch  (Ghurüsch)  =  ^/lo- 
Gursch.  V. 

Patrimonium  Pctri  s.  unter  Papst.    Su. 

Peso  macuquina  und  Peso  sendlirs.  hier 
bei  Macuquina. 

Petltion-Crown.  Als  der  Münzgraveur 
der  Towermünze  in  London  Thomas  Simon 
1662  durch  Jan  Roettier  ersetzt  wurde, 
schnitt  er  sehr  schöne  Stempel  zu  einer 
Krone,  die  mit  seinem  Namen  versehen 
waren.  Doch  war  seine  Hoffnung,  mit 
dieser  metallenen  Petition  den  verlorenen 
Posten  wiederzuerlangen,  vergebens.  Die 
damit  geprägten  Stücke  erhielten  d.  Namen 
P:-C.  —  Grueber,  S.  132.  S. 

PotaW  therou  (S.  528):.vgL  auch  den 


zwei  Wölfe  haltenden  Apollon  auf  M.  von 
Tarsos.  R. 

Ptolemäischer  Münzfuß  (S.  537) :  üto- 
Xep-atxiv  TstpdSpajffiov  und  IItoX.  (jTaxrjp 
erscheinen  z.  B.  in  delischen  Inschrif- 
ten, OtoX.  v6fjLiöjj.a  bei  PoUux,  On.  IX  85.  — 
Trait6 1  S.485 ;  vgl.  oben  unter  Phönikischer 
Münzfuß.  --  Mit  dp^üptoü  nxoXeixaixou 
8paxH^«t'  wird  das  ptolemäische  Silbergeld 
in  den  Papyri  bezeichnet,  statt  dessen  von 
18  n.  C.  bis  in  neronische  Zeit  die  äp^upioo 
SsPaoToS  xal  lIxoXefjLatxoö  Spa^fi-TQ  erscheint; 
dann  verschwindet  die  Bezeichnung  »ptole- 
mäische Drachme«  aus  den  Papyri-  — 
Segrö,  Metrologia  S.  420.  R, 

QiiadrlgatuSy  zu  S.  541.  Nach  der  soeben 
ausgesprochenen  Theorie  von  Mattingly 
(JRSt.  1929,  19  ff.  bes.  S.  30,  siehe  hier 
im  Nachtrag  unter  As)  sei  der  Q.,  die 
späteste  Sorte  des  röm.-kampan.  Silber- 
didrachmons,  erst  in  der  Periode  kurz  vor 
dem  2.  punischen  Kriege  geprägt.        R. 

Riyal,  Rijäl,  s.  unter  Piaster  u.  Sebfli 
(S.  514  r.  u.  619  r.).  In  Hedschas  ist  durch 
Gesetz  vom  2.  i.  1928  statt  der  Livre 
turque  der  R.  die  Münzeinheit  geworden. 
Die  L.  t,  galt  108  Amiri -Piaster,  i  engl. 
Pfund  =  uoo  Amiri-Piaster  =  10  Riyal. 
Silberstücke  zu  i,  V»,  V4  R-  sollen  geprägt 
werden.  —  Num.  Lit.-Bl.  S.  2249.       S. 

Rockische  Güsse  sind  Nachgüsse  nach 
Siegeln  und  Medaillen,  hergestellt  von 
einem  gewissen  Albert  Röcld  in  München 
aus  Blei  mit  einem  Zusatz  von  Antimon 
oder  Wismut,  oft  auch  künstlich  bronziert. 
—  Habich,  Die  Deutschen  Schaumünzen 
des  16.  Jh.s  I  1929  S.  XXXII.  R. 

Slnghalesisch  (S.  709)  ist  die  Schrift 
u.  Sprache  der  arischen  Bevölkerung  von 
Ceylon,  die  diese  Insel  unter  Zurückwerfen 
der  einheimischen  Bevölkerung  (schwarz) 
eroberten  und  lange  Zeit  mächtige  Reiche 
bildeten  (z.  B.  Kandy).  Stoenner. 

Sol  (S.  641  r.) :  über  den  neuen  peruani- 
schen Sol  s.  hier  im  Nachtrag  unter  Libra. 

R. 

Styver  s.  unter  Riksgäldscontors.  Pollet 
und  unter  Schilling  3  b  S.  602 1.  S. 

Sflka  (S.  670):  am  Schluß  ist  folgender 
Absatz  hinzuziifügen:  Im  Versteigerungs- 
katalog  von  Schulman,  Coli.  Bucknill 
etc.  22.  S.  1928,  Nr.  566-568,  werden 
3    Silberbarren     von    der    Form     eiper 


TACOLINO— ZLOTY 


767 


2iweispitze  mit  chinesischen  Inschriften 
beschrieben,  die  1902  an  der  Ostküste 
von  Sumatra  gefunden  worden  sind  und 
50  (1983  g)  bzw.  25  (961,5  g  und  969,9  g) 
Tael  wiegen.  Ihrer  Form  nach  erinnern 
sie  an  die  japanischen  Fundo -Gewichte, 
•die  in  der  Mitte,  wie  am  Rande  gleichmäßig 
dick  sind.  Munro,  Coins  of  Japan  191, 
zufolge  kursierten  in  Japan  Gold-  und 
Silberbarren  von  ebendieser  Form.      V. 

TacolinOy    armen.   M.,    s.  unter   Tram. 

Toman,  S.  698 1.  dritte  Zeile  v.  oben 
muß  lauten:  1/4  T.;  letztere  hießen  Shähi- 
Ashrafi)   usw.  S. 

Tutenag[ue]  s.  unter  Roda.  S. 

lyrischer  MfinztuB.  loseph.  Bell.  lud. 
II  21,2  (to3  Tüpioü  vojjLiOfjiaxo?,  8  xeaacxpas 
'AiTutac  Suvatat)  zeigt,  daß  zu  seiner  Zeit 
tyrische  und  attische  Währung  als  identisch 
•galten;  wurde  doch  damals  die  längst  nicht 
mehr  im  Umlaufe  befindliche  attische 
Drachme  (ursprünglich  H,366g«)  dem 
neronischen  Denar  (3,4  g)  gleichgerechnet, 
und  es  war  also  das  tyrische  Tetradroach- 
mon  von  ursprünglich  »14,55  g«,  faktisch 
damals  schon  weniger,  damit  nur  unbe- 
deutend untertarifiert  (4  X  3,4  =  13,6  g), 
wie  das .  ja  allen  Provinzialwährungen 
gegenüber  dem  Reichsdenar  erging.  — 
Auch  für  den  Talmud  ist  das  tyrische  Geld 
die  maßgebende  Währung,  —  Vgl.  im 
übrigen  unter  Siglos  Ziffer  i,  sonst  noch 
Trait^  I  S.  502/4;  Hultsch,  Metrol.»  S.  471. 

594/5.  R. 

VictoriatuSy  zu  S.  720.  Mattingly  glaubt 
im  Zusanamenhang  mit  den  grund- 
stürzenden Darlegungen  seines  hier  im 
Nachtrag     unter    As    ausführlicher    be- 


sprochenen Aufsatzes  JRSt.  1929,  35  f., 
daß  der  V.  ans  Ende  des  2.  pun.  Krieges 
gehört  und  daß  seine  Hauptumlaufszeit 
die  Jahre  von  200—  1 50  v.  C.  seien.       R. 

Wertverhältnis  S.  745  am  Ende:  Die 
Zahl  943  berechnet  sich  folgendermaßen: 

Frage:  i  gß  =kgs(AbkürzungengG  = 
Gramm  Gold;  gs  =  Gramm  Silber,  k  steht 
für  den  gesuchten  Zusammenhang).  Dieser 
Ausdruck  läßt  sich  umschreiben 


gs: 


go  =  j^ 


Dieses  k  soll  nun  berechnet  werden  aus 
dem  Preise  der  Unze  Standardsilber  (37/40 
fein)  in  a  Goldpence,  wobei  man  zunächst 
die  Veränderliche  a  in  dem  Ausdruck  er- 
scheinen lassen  soll.  Da  die  Unze  31,1035  g 
wiegt,  das  Standardsilber  37/40  fein  ist,  das 
Pfund  Sterling  in  Gold  (d.  h.  der  Sover- 
eign)  7,3224  g  Gold  hält,  ist  der  logarith- 
misch zu  berechnende  Ziffemausdruck: 

31,1035  X  240  X  37  ^  3^1035  X  6  X  37 

40  X  7,3224  7,3224 

Also  mit  6-stelliger  Tafel 
lg  31,1035  =  1,492809 
lg  6  =:=  0,778151 

lg  37  =  1,568202 


-lg  7,3224  = 


3,839162 
■0,864653 


N  (lg  =  2,974509)  =  942,994- 
Mithin  ist  im  obigen  Ausdruck  k  =  943. 

M.  V.  Rohr. 
Zloty  (S.  759,   zweiter  Absatz).     Auch 
Goldstücke  zu  50  und  25  Z,  sind  1817— 1829 
mit  8,99  und  4,49  g  Goldgehalt  geprägt 
worden.  S. 


Verzeichnis  der  Abbildungen  auf  den  28  Tafeln. 

Tafel  1.  Vormfinzliches  Geld. 

Aus:  Ebert,  Reallexikon  der  Vorgeschiclite,  Tai.  g6 — 103. 

1.  Kaurischnecke  =  Ebert  97  b. 

2.  Perlmnsclielschale  (Steimgeld)  aus  Jap  (Karolinen)  =  Ebert  97  h. 

3.  Wampumgürtel  (Muschelgeld)  aus  Kalif omien  =  Ebert  97  c. 

4.  Sog.  Pfahlbauportemoimaie  (Ringgeld)  aus  dem  PfeHbau  von  Auvemier  =  Ebert  99  c. 

5.  Eiserner  Spaten  oder  Hacke  (Gerätgeld)  aus  Kusseri  (Afrika)  =  Ebert  96  i. 

6.  Kupfernes  Doppelbeil  aus  Calbe  (Saale)  =  Ebert  96  f. 

7.  Eiserne  Obeliskoi  aus  dem  Heraion  von  Argos  =  Ebert  96  a. 

8.  Eiserner,  etwa  schwertblattförmiger  Barren  (Talea  ferrea)  aus  Südbritannien,  in  zwei  Ansichten 
=  Ebert  99  h. 

9.  Goldene  Zierscheibe  (TdXavTOV  xp^t^oÖ  ?)  aus  Mykenai  =  Ebert  loi  c. 
zo.  Bronzebarren  aus  Mvkenai  ss  Ebert  zoo  d. 

11.  Ein  Stück  Kohknpfer  (Aes  rüde)  aus  Orvieto  =  Ebert  loi  f. 

12.  Römischer  Goldbarren,  4.  Jh.  n.  C,  aus  Siebenbürgen  (=  Ebert  102,  z)  mit  5  Stempeln, 
deren  einer  mit  der  Aufschrift  Fl.  Flavianus  prob(ator)  sig(navit)  ad  digma  viermal  eingeschlagen 
ist;  der  andere  lautet  Lucianus   obr(yzum)  I.  sig(navit). 

Tafel  2.    Oriediische  MOnzen.    700—440  v.  C« 

13.  Unbekannt,  wohl  westkleinasiatisch.    Elektronstater  milesischen  Fußes. 

14.  Phanes,  wohl  ein  westkleinasiatischer  Stadtherr.    Elektronstater  milesischen  Fußes.   Nur  Vs» 

15.  Phokaia.    Elektronstater  eigenen  Fußes. 

16.  Milet.    Elektronstater  eigenen    Fußes.    Kur  Vs. 

17.  Chios.    JR  IHdrachmon  eigenen  Fußes. 

18.  Eroisos,  König  der  Lyder,  561 — ^546  v.  C.  Goldstater  (Kroiseios). 

19.  Persien.     Goldstater  (Dareikos). 

20.  Lampsakos.    ISlektronstater  (Lampsakener). 

21.  Aineia  in  Makedonien.    JR.    Attisches  Xetradrachmon.    Nur  Vs. 

22.  Getas,  König  der  Edonen.    JR.     »Phönikisches«  Oktadrachmon. 

23.  Aigina.    A,    Didrachmon  eigenen  Fußes. 

24.  Athen.    JR,    Tetradrachmon  eigenen  Fußes. 

25.  Siris  und  Pyxus  (Unteritalien).    /R.    Italisches  Didrachmon. 

26.  Syrakus,  Pemareteion.    480/479  v.  C.    JR.    PentekontaUtron    (attisches  Dekadrachmon). 

27.  Syrakus.    JL    Attische  litra. 

28.  Metapont.    JR,    Italisches  Didrachmon. 

29.  Kbrinth.    JR.    Stater  eigenen  Fußes  (Pegasos-Stater). 

30.  Elis,  mit  Aufschrift  Ol3nipikon.    JR.    Ägioäisches  Didrachmon. 

31.  Knossos.    ^.    Desgl. 

32.  Themistokles,  Herr  von  Magnesia,  etwa  465—460  v.  Chr.    JR,    Attisches  Didrachmon. 

Tafel  3.    Griechische  Münzen.    440—323  v.  C. 

33.  Syrakus,  vom  Künstler  Euainetos.    JR.    Attisches  Dekadrachmon. 

34.  Syrakus,  vom  KtknsÜer  Kimon.    M.   Attisches  Tetradrachmon,  mit  der  Beischrift  Arethoffa. 

35.  Messana.    JR»    Attisches  Tetxtulrachmon. 

36.  Kysikos.  Eleklrons tater  (Kyzikener),  mit  der  Tyrannenmördergruppe. 


VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN  769 

37.  Lampsakos.    Goldstater  nach  Dareilcenfuß  (Lampsakener). 

38.  Phamabazos,  persischer  Satrap   von  Kleinphrygien  usw.,  413 — 370.    Münistätte  Kyzikos. 
^.     »Fhönikisches«  Tetradrachmon. 

39.  Samos  als  Mitglied  der  Symmachie  von  394 — 3S6.    ^.    Rhodisches  Tridrachmon. 

40.  Rhodos.     A.    Tetiradrachmon  eigenen  Fußes. 

41.  los  (Kyldadeninsel).    ifl.    Didrachnxon,  mit  dem  Homerbildnis.    6,79  g. 

42.  Athen.    JR.    Diobol  eigenen  Fußes. 

43.  Athen.    JR,    Obol  eigenen  Fußes. 

44.  Sikyon.    JR.    ÄginSisches  Didrachmon. 

45.  Persien.    JR.    Drachme   (Siglos). 

46.  Abdera.    JR.    Äginäisches  Didrachmon,  mit  der  Kalathiskostänzerin. 

47.  Philipp  II.,  359 — 336.    Attischer  Goldstater. 

48.  Alexander  der  Große,  336—323.    M..    Attisches  Tetradrachmon. 

49.  Derselbe.    AT.    Attischer  Doppelstater. 

50.  lipara.    M.    Hemilitrion. 

Tafel  4.   Griechische  (323—31  v.  C.)  und  Römische  (338—217  v.  C.)  Münzen. 

Si,  Ptolemaios  I.  von  Ägypten,  306—285  v.  C.   JR.    Tetradrachmon  eigenen  Fußes. 

52.  Ptolemaios  n,  von  Ägypten,  285—246  v.  C.    (vielleicht  erst  vom  V.,  204— 181  v.  Chr.  ge- 
prägt?).   I/.    Oktadrachmon  eigenen  Fußes  (Mnaieion). 

53.  Eumenes  I.  von  Pergamon,  263 — 241  v.  C.    JR.    Attisdies  Tetradrachmon. 

54.  Agaihokles  von  Indien,  i.  Hälfte  2.  Jhs.  v.  C.   JR.  Attisches  Tetradrachmon,  Restitutions- 
münze auf  seinen  Vorgänger  Euthydemos  I, 

55.  Tigranes  von  Armenion  als  König  von  Syrien,  83 — 69  v.  C.    JR.    A,ttisches  Tetradrachmon, 
mit  der  Tyche  von  Antiocheia  des  Eutychides. 

56.  Simon  der  Makkabäcr,  Jahr  4  =  136—135  v,  C.    Kupfermünze. 

57.  Parthischer  König  der  Zeit  von  etwa  190 — 170  v.  C.    JR.    Attische  Drachme. 

sS.  Apameia  in  Phxygien,  mit  Namen  des  M.  (Tullius)  Cicero.  JR.    Kistophor  (Tetradrachmon). 
58  a.  Gaius  Papius  Mutüus,  Feldherr  der  aufständigen  Italiker,  91 — 88  v.  Chr.    JR.    Denar. 
59.  Ostkeltische  Goldmünze  (Regenbogenschüsselchen),  mit  der  Aufschrift  Cur(ia)  »  Chur? 
60 — 66.  Rom:  60.  Gegossener  Triens  (Drittel-As)  aus  der  Reihe  des  pfündigon  Aes  grave,  338  bis 
286  v.C.    Kupfer. 

61.  Geprägter  As  des  Sextantarfußes,  269 — 2x7  v.  C.   Kupfer. 

62.  Dioskurendenar  zu  */<jt  Pfund,  269 — 241  (217) v.C.    JR. 

63.  Quinar,  269—241  (217)  v.  C.    JR. 

64.  Sesterz,  269 — 241  (217)  v.  C.  JR. 

65.  Victoiiatus,  269—241  (217)  v.  C.    JR. 

66.  Goldstück  im  Werte  von  40  und  im  Gewicht  von  2  Sesterzen,  zwischen  2C9  und  217  V.  C. 

67.  (Hat  irrig  Nr.  58  a  erhalten.) 

Tafel  5.    Römische  Aianzen  usw.,  300  v.  —270  n.  C. 

68.  Römisch-kampanischer    Silberstater    (Quadrigatus)   von  6   Scrupula,  etwa  300—270  v.  C. 

69.  Römisch-kampanische  Gölddrachme  von  3  Scrupula,  etwa  300—270  v.  C* 

70.  Denar  zu  */84  Pfund,  nach  217  v.  C.  (Bigatos).  JR. 

71.  L.  (Cornelius)  Sulla,  etwa  86  v.  C,  vielleicht  das  LukoUeion  nomisma.  Aureus  zu  »/jo  Pfund. 

72.  A.  Postumitts  Albinus,  etwa  82  v.  C.  JR.  Denar  mit  gezahntem  Rand  (Serratus), 

73.  Caesar,  Münzmeister  L.  Plaminius,  44  v.  C.  JR.  Denar. . 

74.  Brutus,  Beamter  L.  Plaetorius  Ccstianus,  43/2  v.  C.  JR.  Denar,  auf  die  Etmordung  Caesars. 

75.  Domitianus,  81 — 96  n.  C.  JR*  Medaillon  von  16,60  g  »  5  Denaren* 

76.  Hadrianus,  117—138  n.  C.    Aureus,  datiert  vom  J.  874  der  Stadt  «=  121  n,  C. 

77.  L.  Qodius  Macer,  Prätendent  in  Afrika  6S  n.  C.  JR.  Deaar. 

78.  Traianus,  98—117  n.  C,  Restitution  des  republikanischen  Denars  des  T.  Caxisius  mit  der 
Göttin  Moneta  und  den  Münzwerkzeugen.  JR. 

79.  Antoninus  Pius,  138 — 161  n.  C„  als  Vergötterter.  M.  Denar, 

80.  Caracalla  (M.  Aurelius  Antoninus),   211 — 217  n.  C.  M-  Doppeldenax,  sog.  Argenteus  Auto- 
ninjanus. 

Si.  Veqpasianus,  69—79  n.C.  M  I,  Messing.    Sesteorz,  mit  46m  Iseum  Campense. 

Wartextudi  d«r  MOnzkunde.  40 


770  VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN 

82.  Gennanicus,  geprä^  unter  Caligula,  37—41  n.  C.  JE  II#  Messing.    Dupondius,  auf  die  Be- 
siegung der  Germanen. 

83.  Augustus,  31 V.— 14  n.  C,  Münzmeister  M.  Maecüins  Tullus.   JE*  II,  Kupfer.    As. 

84.  Bronzemaxke  (Tessera)  mit  Darstellung  des  Mora-Spiels,  i.  Jh.  n.  C. 

85.  Bleimarke  der  Octavia,  i.  Gattin  Neros,  t  62  n.  C. 

Tafel  6.  Griechische  Mfinzen  usw.  der  Kaiserzeit,  31  v.  C.  —  270  m  C. 

86.  Die  Juden  im  Aufstande  unter  Nero,  66 — 70  n,  C.  JSi.  Schekel  des  3.  Jahres.  Früher  dem 
Simon  Makkahäus  zugeteilt. 

87.  Provinz  Asia,  Augustus,  31  v.  C.~i4  n.  C.  Sog.  Silbermedaülon,  besser  Kistophoren- 
Tetradrachmon,  mit  der  Sphinx,  dem  Siegelbild  des  Kaisers. 

88.  Provinz  Syrien,  Philippus,  244 — 249  n.  C.  Bülon-Tetradrachmon,  geprägt  in  Antiocheia, 
mit  Adler. 

89.  Provinz  Syrien,  Nero  als  Prinz,  50 — ^54  n.  C.    BillonrDidrachmon,  mit  Wertaufechrift. 

90.  Provinz  Syrien,  Tiberius,  14 — 37  n.C.   Kupfermünze  mit  S(enatus)  C(onsulto), 

91.  Für  Ägypten,  geprägt  in  Alexandreia,  Hadrianus,  117 — 138  n.  C.  Bülon-Tetradrachmon, 
mit  Kanopen.    Nur  Rs. 

92.  Desgl.,  Antoninus  Pius,  138 — 161  n.  C.    Großbronze,  mit  Sternbild  des  Schützen.   Nur  Ks. 

93.  Desgl.,  Großbronze,  mit  Isis  Pharia.    Nur  Rs. 

94.  Provinz  KappadokLen,  geprägt  in  Kaisareia,  Hadiianus,  117 — 138  n.  C.  A.  Didrachmon, 
mit  Berg  Argaios.    Nur  Rs. 

95.  Chios,  3.  Jh.  n.  C.  M.  Stück  zu  t^l%  Assaria, 

96.  Laodikeia  in  Phiygien,  Domitianus,  81-— 96  n.  C.  Kupfermünze,  mit  der  kapitolinischen 
Trias.    Nur  Rs. 

97.  Nikopolis  am  Istros,  Macrinus,  217 — 2x8  n.  C  Kupfermünze,  mit  dem  Berggott  Haimos 
als  Jäger.    Nur  Rs. 

98.  Perinthos,  Sev.  Alexander,  235 — 237  n.  C.  JS»-  Medaillon,  mit  Dionysos  und  Ariadne. 
Nur  Rs. 

99.  Tomis,  Maximinus,  235 — 238  n.  C.  M'  Vierer»  mit  den  gelagerten  Dioskuren.    Nur  Rs. 
100.  Philippopolis,  Thrakien,  Caracalla,  211— 217  n.  C.  iE.  Medaillon,   mit  3  losenden  Athleten. 

Nur  Rs. 

loi.  Kbrinth  als  röm.  Kolonie,  Commodus  als  Caesar,  166 — 177  n.  C.  Kupfermünze,  mit  Spiel- 
tisch.   Nur  Rs. 

X02.  Kynaitha,  Arkadien,  Caracalla,  zu  Lebzeiten  seines  Vaters,  198 — 211  n.  C.  Kupfermünze, 
mit  Ansicht  des  Marktplatzes.    Nur  Rs. 

103.  Goldenes  Preismedaillon  (Niketerion)  mit  Bildnis  Alexanders  des  Großen,  aus  einer  bei  Abukir 
gefundenen  Reihe  solcher  Stücke.    Um  240  n.  C.    84,30  g.    Nur  Vs. 

Tafel  7.    RSmische  und  byzantinische  Münzen  usw.  von  270  bis  ins  13.  Jh.  n.  C. 

104.  Aurelianus,  270 — 275.    Weißkupfer-Antoninianus,  Münzstätte  Ticinum. 

105.  Diocletianus,  284 — 305.    Aureus  zu  */6o  Pfund.    Antiochia. 

106.  Maximianus,  286 — ^310.    Silbermünze  zu  ^j^^  Pfund.    Aqnileia. 

107.  Diocletianus,  284—305.     M-  Follis.    Aquüeia. 

108.  Constantinus  der  Große,  306—337.     Goldsolidus  zu  '/7a  Pfund,     Antiochia. 

109.  Derselbe.   Kupfermünze.  Constantinopolis.  Mit  dem  die  Schlange  durchbohrenden  Labarum. 
iio.  Theodosius  II.,  408-— 450.     Goldsolidus.     Constantinopolis.     Mit  »Feliciter  nu^tüs«. 

111.  Arcadius,  Honorius  und  Theodosius  II.,  399 — ^408.    M*   Münzgewicht  (exagium)  des  Solidus. 

112.  Kontomiat  (Spielmedaille  ?)  des  4.  Jahrh.  n.  C.  mit  den  Wildem  der  Olympias  und  des  sitz. 
Alexander.    JE,, 

113.  Justinus  I.,  518—527.     Goldtriens  (Drittelsolidus).     Constantinopolis, 

114.  Anastasius  I.,  491—518.    /E.    Vierziger  (Follis).    Constantinopolia. 

115.  Justinus  II.  und  Sophia,  565—578.    JE»    Zwanziger.    Thessakaüca. 

116.  Juatinianus  I.,  527 — ^565.    Silbermünze  zu  250  Nummi, 
j!l[7.  Derselbe.    Silbermünze  zu  125  Nummi. 

118.  Alexius  I.  Comnenus,  io8t— 1118.    Schüsseiförmiger  Goldsolidus  (scyphatus). 
«9.  trraqpfezu^t,  Theodora,  um  1285  n.  C.    JSi^    Asper. 


VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN  771 

Tafel  8.    Münzen  der  Völkerwanderung  und  der  karolingischen  Zeit 

120.  Vandalen,  Carthago,  M,  21  Nummi. 

121.  Theodericli,  König  der  Ostgoten  493 — 526,  Goldmedaülon. 

122.  Xbeodahat,  König  der  Ostgoten  534 — 536,  M,  40  Nummi. 

123.  Totila  (Baduüa),  König  der  Ostgoten  541 — 552,  A,  Siliqna. 

124.  Ravenna,  M,  10  Nummi. 

125.  Leovigild,  König  der  Westgoten,  567 — 586,  Toledo,  N,  Triens. 

126.  Wittirich,  König  der  Westgoten,  603 — 610,  Elvora,  Nt  Triens. 

127.  Theudebert  I.,  König  der  Franken,  534 — 548,  Köln?,  N,  Solidus. 

128.  Vienne,  OjEficina  Mareti,  N,  Triens. 

129.  Aripert  II.,  König  der  Langobarden,  702 — 713,  N,  Triens. 

130.  Desiderius,  König  der  Langobarden,  756 — 774,  Mailand,  N,  Triens. 

131.  Pippin,  König  der  Franken,  752 — 768,  JR,  Denar, 

132.  Karl  der  Große,  König  der  Franken,  768 — 814,  Straßburg,  JR,  Denar. 

133.  Karl  der  Große,  König  der  Franken,  768 — 814,  Köln,  M,  Denar. 

134.  Karl  der  Große,  König  der  Franken,  768 — 814,  JR,  Denar. 

135.  Ludwig  der  Fromme,  König  der  Franken,  814 — 840,  Trier,  A,  Denar. 

136.  Ludwig  der  Fromme,  König  der  Franken,  814 — 840,  N,  Solidus. 

137.  Ludwig  der  Fromme,  König  der  Franken,  814 — 840,  Dürstede,  JSi,  Denar. 

138.  Karl  der  Dicke,  880—888,  und  Papst  Johann  VIII.,  872 — 882,  Rom,  M,  Denar. 

139.  Pada  von  Mercia,  655 — 656,  N»  Triens. 

140.  Offa  von  Mercia,  757 — 796,  Münzmeister  Edelnal,  JR,  Denar. 

140  a.  Alfred  der  Große,  König  von  Wessex,  871 — 901,  London,  M,  Denar. 

Talel  9.    Europäische  Silberpfennige  (Denare)  des  10.  und  11.  Jahrhunderts* 

41.  Kaiser  Otto  IL,  973—983,  -£»   Köln. 

42.  Herzog  Arnulf  von  Bayern,  907 — 937,  Regensburg. 

43.  Otto  I.  und  Adelheid,  seit  952,  Magdeburg. 

44.  Kaiser  Konrad  II.  und  Erzb.  Piligrim  von  Köln,  102 1 — 1036. 

45.  Kaiser  Heinrich  H.,  1014 — 1024,  Straßburg. 

46.  König  Heinrich  IV.,  1056 — X084,  mit  seiner  Gemahlin  Bertha,  Duisburg. 
147.  Kaiser  Heinrich  III.,  1046 — 1056,  Goslar,  Obol. 

48.  König  Heinrich  TV.,  1056 — 1105,  Aachen. 

49.  Bistum  Münster. 

50.  Bischof  Eberhard  von  Naumburg,  1045 — 1078,  Sachsenpfeimig. 

51.  König  Heinrich  IH.— V-,  1039 — 1125,  Mailand. 

52.  König  Ludwig  VH.  von  Frankreich,  1137 — 11 80,  Paris. 

53.  König  Philipp  II.  August  von  3?tanlcreich,  1 180— 1223,  Tours. 
154.  Grafen  von  Chartres. 

55.  Graf  Heinrich.  I./II.  von  Champagne,  1152 — 1197. 

57.  Bischöfe  von  Qermont,  12.  Jh. 

58.  Abt  Franco  von  Corbie,  um  900. 

59.  König  Heinrich  HI.,  1039 — 1056,  und  der  Erzbischof  von  Vienne, 

60.  Königin  TJrraca  von  KastiUen,  1109 — 1126. 

6i.  König  Ethelred  H.  von  England,  978 — 1016,  Canterbury. 

62.  König  Knut  der  Gr.  von  Dänemjark;,  10x4 — 1035,  Lund. 

63.  König  Svend  Estridsen  von  Dänemark,  1047 — 1075,  Lund. 

64.  König  Svend  Estridsen  von  Dänemark,  1047 — X075,  Lund. 

65.  Hakon  Jaxl  von  Norwegen,  10x5. 

Tafel  10.    Europäische  Sübemifinzen  des  12«  und  13.  Jahrhunderts. 

x66.  Kaiser  Friedrich  I.  Barbarossa,  ,1152 — X190,  Aachen^  Denai^ 
X67.  Markgraf  Otto  II.  von  Brandenburg,  1x84 — ^X205,  Denar. 

168.  Kaiser  Friedrich  I.  Barbarossa,  xx52^ii9a  Kalsmtmt,  Decoar. 

169.  Bischof  Heinrich  IV.  von  Würzburg,  1202 — 1207^,  Denar. 

170.  Bischof  Dietrich  von  Münster,  I2J[8 — X226,  Deziar. 

171.  Herzoge  Bogislaus  I.  und  Kasiinir  L  von  Ponuiuem,  1155 — 1x80,  Denar. 


772  VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN 

172.  Tirlemont,  Maille. 

173.  Erzbischof  Christian   I.  vott  Mainz,   1165 — 1183,  Denar. 

174.  Graf  Dietrich  VII.  von  Holland,   1190 — XÄ03,   Köpfchen. 

175.  Bischof  Rudolf  von  Lüttich,  1167 — 1191,  Denar. 

176.  Bischöfe  von  Metz,  2.  HäUfte  des  13.  Jahrh.,  Marsal. 

177.  Erzbischöfe  von  Salzburg,  Friesacher  Pfennig,  Ende  des  iä.  Jahrh. 

178.  Kaiser  Friedrich  H.,  1236 — 1250,  Wiener  Pfennig. 

179.  König  Heinrich  HI.  von  England,   iäi6 — 1372,  Carlisle,   Sterling. 

180.  Graf  Bernhard  III.  von  Lippe,  1225 — 1265,   Sterling. 

181.  Könige  Eduard  I. — ^III.  von  England,  1274 — 1377,  Durham,  Sterling, 

182.  König   Sancho  IV.  von  Kastüien,   1284 — 1295,  Burgos,  Coronado. 

183.  König  Adolf,   129 1 — 1298,  Aachen,  Großpfennig. 

184.  Erzbischof  Walrara  von  Köln,  1232 — 1249,   Siegen,   Großpfennig. 

185.  Lübeck,  Witten. 

186.  Kaiser  Friedrich  I.,  1152 — 1190,  Händleinsheller. 

187.  Bischof  Heinrich  von  Breslau,   1302 — 1319»   Großpfennig. 

188.  Doge  Enrico  Dandolo  von  Venedig,  1192 — 1205,  Matapan. 

189.  Kaiser  Friedrich  IL,  1220^1250,  Bergamo,    Grosso. 

190.  Tirol,    (Etsch-)  Kreuzer,   1271 — 1363. 

Tafel  11.    Europäische  Hohlptetinige  des  12.  und  13.  Jahrhunderts. 

191.  Äbtissin  Cäcüie  von  Nordhausen,  um  1135 — 11 60. 

192.  Erzbischof  Adalbert  IL  von  Mainz,  1138 — 1141,  Erfurt. 

193.  Markgraf  Otto  der  Reiche  von  Meißen,  1156 — 1190,  Leipzig. 

194.  Landgraf  Ludwig  III.  von  Thüringen,   1172 — 1190»  Eisenach. 

195.  Erzbischof  Christian  I.  von  Mainz,  1165 — 1183,  Erfurt. 

196.  Erzbischof  Wichmann  von  Magdeburg,  1152 — 1192,  Halle. 

197.  Bischof  Joliann  von  Merseburg,  1151 — 1170. 

198.  Bistum  Halberstadt,   Stephanspfennig. 

199.  Äbtissin  Beatrix  IT.  von  Quedlinburg,  11 38 — 1160. 

200.  Die  Grafen  von  Falkenstein. 

201*  Herzog  Heinrich  der  Löwe,  1142 — 1195,  Braunschweig. 

202.  Markgraf  Otto  I.  von  Brandenburg,   11 70 — 1184. 

203.  Herzog  Bernhard  von  Sachsen,  1180— X212. 

204.  Kaiserin  Beatrix,  f  3:184,  Gelnhausen. 

205.  Kaiser  Heinrich  VI.,   11 90 — 1197,  Donauwörth. 

206.  Kaiser  Heinrich  VI.,  1190 — 1197,  Ulm. 

207.  Kaiser  Ftiedrich  H.,  1212 — 1250,  Überlingen. 

208.  Könige  von  Böhmen,  Mitte  des  13.  Jhs. 

209.  Frauenabtei  Zürich. 

210.  König  Miesko  HI.  von  Polen,   1173 — 1202. 

211.  König  Svend  von  Dänemark,  1147 — 1157. 

Tale]  12.    Europäische  Groschenmünzen  des  13.  u*  14.  Jahrhunderts. 

212.  König  Roger  H.  von  Neapel-Sizilien,   1130 — 1154,  Ducalis,  Palermo. 

213.  König  Karl  L  von  Neapel,  1266 — 1285,   Saluto,  Neapel. 

214.  König  Robert  I.  von  Neapel,  1309 — 1343,   St.  Remy  (Provence),  Gigliato. 
2x5.  König  Ludwig  IX.  von  Frankreich,   1226 — 1270,    Gros  toumois. 

216.  König  Wenzel  H.  von  Böhmen,  1278 — 1305,  Prager  Groschen. 

217.  Markgraf  Friedrich  I.?  von  Meißen,   1291 — 1324,  Meißner  Groschen. 

218.  Erzbischof  Wilhelm  von  Köhi,   1349 — 1362,   Groschen. 

219.  Erzbischof  Engelbert  HI.  von  Köln,   1364 — 1368,   Groschen,  Vs. 

220.  Erzbischof  Johann  IL  von  Mainz,  1397 — 1429,  Albus. 

221.  Burggraf  Friedrich  V.  von  Nürnberg,  1361 — 1397,   Schilling. 

222.  Hochmeister  Winrich  von  Khiprode,  135 1 — 1382,   Schilling. 

223.  Graf  Ludwig  H.  von  Flandern,  1346 — 1384,  Botdrager. 

224.  König  Richard  II.  von  England,  1377 — ^399*  Groat. 

225.  König  Ferdinand  L  von  Portugal,  1367 — 1383,  Barbuda. 


VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN  773 

Tafel  13.    Europäische  Goldmünzen  des  Mittelalters. 

326.  König  Alfons  VECI.  von  Kastilien,  1158 — 1214,  Morabitino. 

227.  König  Alfons  I.  von  Portugal,  11 12 — 1185,  Morabitino. 

228.  König  Roger  II.  von  Neapel-Sizilien,  1130 — 1154,  Tari. 

229.  Kaiser  Friedrich  II.,  1220 — 1250,  Angustalis. 

230.  Florenz,  Floren,  um  1300. 

231.  Venedig,  Doge  Johann  Dandolo,  1280 — 1289,  Zechine. 

232.  Erzbisdxof  Gerlach  von  Mainz,  1346 — 1371,  und  Ruprecht  I.  von  der  Pfalz,   1353 — 1390» 
Goldgulden. 

233.  König  Sigismund  von  Ungarn,  1386 — 1437,  Dukat. 

234.  Erzbischof  Kuino  von  Trier,  1362 — 1388,  Goldgulden,  Trier. 

235.  König  Philipp  III.  von  Frankreich,  1270— 1285,  Reine  d'or. 

236.  König  Philipp  IV.  von  Frankreich,  1285 — 1314,  Masse  d'or. 

237.  König  Philipp  VI.  von  Frankreich,  1328 — 1350,  ßcu  d'or,  Vs. 

238.  König  Johann  II.  von  Frankreich,  1350 — 1364,  Mouton  d'or,  Vs. 

239.  König  Philipp  VI.  von  Frankreich,  1328— 1350,  Ange  d'or,  Vs. 

240.  Eduard,  der  schwarze  Prinz,  Herzog  von  Guienne,  1362 — 1372,  Hardi  d'or. 

241.  König  Peter  der  Grausame  von  Spanien,  1350 — 1368,  Dobla. 

242.  König  Eduard  III.  von  England,  1327 — 1372,  Nobel. 

Tafel  14.    Goldmünzen  der  Neuzelt. 

243.  Philipp  der  Schöne,  Herzog  von  Burgund  (f  1506).     Toison  d'or,  Brügge. 

244.  Ferdinand  und  Isabella,  Könige  von  Spanien  (1479 — 1504).  Doppelter  Excellente  de  la  Granada 
(Dobla  CasteUana),  Toledo. 

245.  Johanna  und  Karl  I.,  Könige  von  Spanien.    Corona  (Escudo),  Sevilla. 

246.  Elisabeth,  Königin  von  England  (1558 — 1603).    Sovereign,  London. 

247.  Pirovinz  Holland.  Dukat,  Dordrecht,  1654. 

248.  Provinz  Oberyssel.    Rijder,  Campen,  1607. 

249.  Ludwig  XrV.,  König  von  Frankreich.    Louisd'or,  Paris,  1643. 

250.  Friedrich  IL,  der  Große,  König  von  Preußen.     Friedrichsdor,  Berlin,  1783. 

251.  Christian  VII.,  König  von  Dänemark.     Christiandor,  Kopenhagen,  1775. 

252.  Georg  IV.,  König  von  England.    Sovereign,  London,  1824. 

253.  Karl  IIL,  König  von  Spanien.     Onza,  Madrid,  1783. 

254.  Johann  V.,  König  von  Portugal.    DobrSo  (Onia,  8  Escudo),  Minas  Geraes  (Brasilien),  1727. 

255.  Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika.     Eagle,  Philadelphia,  1799. 

Tafel  15.    Talermünzen  1. 

256.  Nikolaus  Tron,  Doge  von  Venedig  (1471 — 1473).     Lira  Tron. 

257.  Friedrich  IIL,  Kurfürst,  mit  Johann  und  Georg,  Herzögen  von  Sachsen  (1500— 1507),  Gulden- 
groschen (Klappmützentaler). 

258.  Stadt  Nürnberg.    Reichsguidiner,  1562. 

259.  Grafen  von  Schlick,     Guldengroschen  (Joachimstaler),  um  1524. 

260.  Christian  IL,  König  von  Danemark.     Rigsdaler,  Kpoenhagen,  1523. 

261.  Albert  und  Isabella,  Statthalter  der  Niederlande.  Albertustaler  (Kreuztaler,  Patagon),  Amster- 
dam, 1618. 

262.  ProvinjE  Holland.     Ducaton  (Silveren  Rijder),  Dordrecht,  X672. 

Tafel  16.    Talermünzen  2. 

263.  Stadt  Hamburg.    Mark,  1606. 

264.  Provinz  Holland.     I^wentaler,  Dordrecht,  1576. 

265.  Stadt  Campen.     Achtentwintig,  1686,  mit  Gegenstempel  von  Holland. 

266.  Kirchenstaat.     Urban  VIII.     Scudo,  Rom,  A.  XV  (1638). 

267-  Johann  Georg  L,  Kurfürst  von  Sachsen.     Kippertater  zu  60  Groschen»  Wittenberg,  1622. 
26$.  Gustav  Adolf,  König  von  Schweden.     Salvatortaler,  Stockholm,  1632. 
269.  Jakob  n.,  König  von  England.     Krone,  London,  X687. 


774  VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN 

Tafel  17.    Talermfinzeii  3. 

270.  Philipp  V.,  König  von  Spanien.    Peso  (Stück  von  Achten),  Mexiko,  1741. 

271.  Maria  Theresia,   Kaiserin.      Konventionstaler   (Maria-Theresientaler),   Günzburg,   1780  mit 
Gegenstempel  von  Portugal  von  1888  (Provincia  de  Mozambique). 

272.  Franz  I.,  Dentscher  Kaiser.     Kronentaler,  Prag,  1796. 

273.  Ludwig  XV.,  König  von  Frankreich,     ficu  de  6  livres  (Laubtaler),  LiQe,  1748. 

274.  Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika.     Dollar,  Philadelphia,  1795. 

275.  Republik  Mexiko.    Peso,  Mexiko,  1891. 

276.  Napoleon  L,  Kaiser  der  Franzosen.     5-Franc,  Paris,  An  14  (1805/6). 

Tafel  18.    Kleinere  SUbennfinzen  l. 

277.  Rndolf  August,  Herzog  von  Braunschweig.    2/3-Taler  (24-Mariengxoschen),  Zellerfeld,  1683. 

278.  Karl  Xn-,  König  von  Schweden.     4-Mark,  Stockholm.  1716. 

279.  Friedrich  IL,  der  Große,  König  von  Preußen.     Taler,  Berlin,  1750. 

280.  Ludwig  Maria  Sforza,  Herzog  von  Maüand  (1494 — 1500).    Testone. 

281.  Philipp  der  Schöne,  Herzog  von  Burgund.     Toison  d'argent,  Antwerpen,  X497. 

282.  Kirchenstaat.    Julius  IL  (1503 — 15 13).     Giulio,  Rom. 

283.  Ferdinand  und  IsabeUa,  Könige  von  Spanien  (1479 — 1504)-     Real,  Burgos. 

284.  Stadt  Groningen.    Doppelter  Jagher  (Flabbe),  1562. 

285.  Provinz  Geldern.    Snaphan,  Harderwijk,  o.  J.  (um' 1582). 

286.  Provinz  Friesland.     Arcndschilling  (Malschilling),  Leeuwarden,  o.   J.  (um  1610), 

287.  Philipp  IV.,  König  von  Spanien.     EscaJin,  Mastricht,  1624. 

Tafel  19.    Kleinere  Sflbermünzen  2. 

288.  Stadt  Brannschweig.    Mariengroschen,  1511. 

289.  Reichsmfinzstätte  Augsburg,  Pächter  Eberhard,  Graf  von  Königstein.     Batzen,  1520. 

290.  Friedrich  HE.,  Knrfürst  mit  Johann  nnd  Georg,  Herzögen  von  Sachsen  (1500 — 1507).  Engel- 
groschen Buchholz  (T). 

291.  Maria,  Fräulein  von  Jever.     Flindrich  (3-Stüber),  1558, 

292.  Maria,  Fräulein  von  Jever.    Zyfert  (»/a-Stüber),  1561. 

293.  Wilhelm  IV.,  Graf  von  Henneberg  (1480 — 1559).     Gnacken,  Schleusingen. 

294.  Stadt  Bremen.    Grote,  1547. 

295.  Rudolf  n.»  deutscher  Kaiser.     Maleygroschen,  Prag,  1583. 

296.  Joachim  Ernst,  Markgraf  von  Brandenburg-Ansbach.      Kippersechsbätzner,   Fürth,    1621. 

297.  Friedrich  Ulrich,  Herzog  von  Braunschweig.     Kippergroschen,  1621. 

298.  August,  Herzog  von  Sachsen-Lauenburg.     Halber  Reichsort,  1622. 

299.  Friedrich  Wilhelm,   Kurfürst  von  Brandenburg.      Achtzehngröscher  (Tympf),   Königsbergs 
1676. 

300.  Friedrich  August  H.,  Kurfürst  von  Sachsen,     Dritteltaler,  von  Preußen  um  1758  geprägt 
(Leipziger  Ephraimit],  mit  Jahreszahl  1753. 

301.  Friedrich,  Markgraf  von  Brandenburg-Bayreuth.     20-Kreuzer,   1762. 

302.  Stadt  Magdeburg.    Fürstengroschen,  1575. 

303.  Stadt  Hameln.    FMlrstengroschen,  1569. 

304.  Leopold  L,  Deutscher  Kaiser.     3-Kreuzer  (Kaisergroschen),  Graz,  1670. 

305.  Friedrich  Wilhelm,  Knrfürst  von  Brandenburg.     Gutergrosdhen,  Halberstadt,  1656. 

306.  Friedrich  WilheUn,  Knrfürst  von  Brandenburg.     Stüber,  Cleve,  1669. 

Tafel  20.    Kleinere  Sübermfiiizen  3. 

307.  Friedrich  August  L,  Kurfürst  von  Sachsen.     6-Pfennig  (Seufzer),  Dresden,  1702. 

308.  Philipp  V.,  Graf  von  Hanau.    Albus,  1587. 

309.  Karl,  Landgraf  von  Hessen-Cassel.     Albus,   1682. 

310.  Albert  VE.,  Herzog  von  MecMenburg-Güstrow  (1503— 1547).     Sößling. 

311.  Friedrich  IIL,  Kurfürst  von  Brandenburg.     2-Pfennig   (Hahnefeder  oder  Hahnjekamm), 
Minden,  1673— 71700, 

312.  Friedrich  H.,  der  Große.  König  von  Preußen.     Gröschdl,  Breslau,  1754. 
3*3-  Pipovinz  Gektem.     Stüver,  1738. 


VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN  775 

314.  Elisabeth,  Königin  von  England  (1558 — 1603).     Penny,  London. 

315.  Philipp  II.,  König  von  Spanien  {1556 — 1598).     Negemnanneke,  Brügge. 

316.  Provinz  Westfriesland.      Doppelstüver,   Hoom,   1678. 

317.  Jakob  I.,  König  von  Schottland.     Thistle-Merk,  Edinburg,  1602. 

318.  Wladislaus  II.  oder  III.,  Könige  von  Polen  (1386 — 1444).     Halbgroschen  (Kwartnik). 

319.  Sigismund  III.,  König  von  Polen.     3-Gröscher,  Fraustadt,  1597- 

320.  Gustav  Adolf,  König  von  Schweden.     3-Pölker,  Elbing,  1632. 

321.  Johann  Kasimir,  König  von  Polen.     Guldentympf,  1663. 

322.  Johann  III.  Sobieski,  König  von  Polen.     Szostack,  Krakau,  1681. 

323.  Johann  III.,  König  von  Schweden  (1568 — 1592).     Ferding,  Reval. 

324.  Johann,  König  von  Dänemark  (1481 — 1513).     Schilling,  Kopenhagen. 

325.  Johann  III.,  König  von  Schweden.     Halböre,  Stockholm,  1575. 

326.  Christian  IV.,  König  von  Dänemark  (1588— 1648),  4-Schilliag  (Dönninger),  Schleswig-Holstein. 

327.  Karl  Xn.,  König  von  Schweden.      Karoliner,   Stockhobn,   1718. 

328.  Franz  Erizzo,  Doge  von  Venedig  (1631 — 1646).     Marchetto. 

329.  Alfons  xn.,  König  von  Spanien.     Peseta,  Madrid,  1878. 

Tafel  21.    Kupfergeld,  Belageriings-  und  Überseeische  Münzen. 

330.  Stadt  Warendorf.    M  6-Pfennig,  1574. 

331.  Kanton  Luzem.    ^  Rappen,  1774. 

332.  Kanton  Luzem.    ^  Angster,  1790. 

333.  Christina,  Königin  von  Schweden.     Jß  Oere,  Avesta,  1649. 

334.  Kirchenstaat,  Benedikt  XIV.  (1740 — 1758).     JE  Baioccho,  Rom. 

335.  Provinz  Holland.    M  Deut,  Dordrecht,  1747. 

336.  Ferdinand  und  Isabella,  Könige  von  Spanien  (1479 — 1504).    Bianca  (Calderilla)  mit  Gegen- 
stempel des  17.  Jh.s. 

337.  Stadt  Aachen.    M  I2-Heller,  1758. 

338.  Ludwig  XrV.,  König  von  Frankreich.     JR,  Liard,  Paris,  1654. 

339.  Markgraf  Albrecht  der  Jüngere  (Alcibiades)  von  Braudenburg-Kulmbach.    JR.  Schweinfurter 
Feldküppe,  1553. 

340.  Gustav  Wasa,  König  von  Schweden.    JR  Kriegsklippe  i6-0ere,  Abo,  1:557, 

341.  Christian  II.,  König  von  Dänemark.     JR.  Kriegsklippe,  Malmö,  X519— 1523. 

342.  Britisch-ostindische  Kompagnie-Rupie.     Bombay  oder  Kalkutta,   1835. 

343.  Ferdinand  VII.,  König  von  Spanien.  Peso,  Mexiko,  x8xi  mit  Ausschnitt  (Holy  Dollar). 
343a.  Stückeines  Pesos  mit  Stempel  von  S.  Lucia  (Cut  money), 

Tafel  22.    Überseeische  Münzen,  Rechenpfennige,  Marken,  Gewichte. 

344.  Ludwig  XV.,  König  von  Frankreich.    Doppelsou,  Paris,  1762  (Sou  marqu^). 

345.  Karl  IX.,  König  von  Frankreich.    Douzain,  X57i<  ixdt  Gegenstempel  (Lilie)  (Sou  tap6). 

346.  Sou  mit  Gegenstempel  (gekröntes  C)  für  Antillen  und  Cayenne  (Sou  tamp6). 

347.  Peter  IL,  König  von  Portugal  (1667 — X706).     Xerafim,  Goa. 

348.  Josef  L,  König  von  Portugal.     xo-Bazarucco  aus  Calaim  (Zinnlegierung),  Goa,  1769, 

349.  Christian  VIL,  König  von  Dänemark  (1766— 1806).      Gold-Pagoda,  Tirankebar.   • 

350.  Friedrich  V.,  König  von  Dänemark.     Doppelter  Royaün,  Trankebar,  1760. 

351.  Pondicherry.    Doppelf anam. 

352.  Pondicherry.    Kupferpaisa. 

353.  Österreich  ob  der  Ens.     Rechenpfeimig,  1555- 

354.  Nürnberger  Rechenpfennig  des  Hans  Schulteß  um  1570. 

355.  Rechenpfennig  des  braunschweigischen  Münzmeisters  Hieronymus  Depsem  m.  Goslar,  1600. 

356.  Azma,  Königin  von  Frankreich.     Rechenpfennig,  1655. 

357.  Token  von  Great-Yarmouth,  1667.   Beide  Seiten  sind  mit  dem  Stern  nach  oben  zu  drehen. 

358.  Londoner  Token  des  x8.  Jh.s  mit  Büste  Händeis. 

359.  Staatliche  Münchener  Biermarke  des  i.  Bräuamts,  173z. 

360.  Stadt  Hildesheim.    Mühlzeichen,  1658. 

361.  Schweden.    Görzischer  Notdaler,  1718. 

362.  Mexikanische  Haciendamarke  des  x8.  Jh.s. 

363.  Französisches  Münzgewicht  eines  Lion  d*or  PhiUpips  VI.  (1328 — 1350). 
3Ö4.  Fteußisches  Doppelfriedrichsdor-Passiergewicht^  1820. 


^^^  VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN 

Tafel  23»    Russische  Mfinzen. 

365.  Zldtnik  (Goldstück)  von  Vladimir  dem  Heiligen  (980—1015). 

366.  Ser^brenik  (Süberling)  von  Vladimir  dem  Heiligen  (980 — 1015). 
367a.  Ser6brenik  von  Svatopolk  (t  1016).    Rs. 

367b,  Ser^brenik  von  Jaroslav  dem  Weisen  (f  1054).    Rs. 

368.  Denga  des  Großfürsten  von  Moskau  Dimitrij  (1362 — 89). 

369.  Denga  des  Großfürsten  von  Moskau  Vasilij  II.  (1425 — 62). 

370.  Denga  des  Großfürsten  von  Moskau  Ivan  III.  (1462 — 1505). 

371.  Cetvertca  (1/4  Denga)  Ivans  III.  (1462 — 1505). 

372.  Poludenga  (»/»  Denga)  Ivans  III.  (1462—1505). 

373.  Novgorodka  (Denga  von  Novgorod).    XV.  Jh. 

374.  PiBkovka  (Denga  von  Pskov).    XV.  Jh. 

375.  Denga  des  Großfürstentmns  R'azan'.    XV.  Jh. 

376.  Denga  des  Großfürstentums  Tver'.    XV.  Jh. 

377.  Polo  von  KaSin. 

378.  Kopeke  von  Ivan  IV.  dem  Grausamen  (1533 — 1584). 

379.  Denga  (meöevaja)  von  Ivan  IV. 

380.  Rubel  1781  Katharinas  II.  (1762 — 1796). 

381.  Cervonnyj  1753  der  Kaiserin  Elisabeth  (1741 — 1762). 
282.  Grivennik  1733  der  Kaiserin  Anna  (1730 — 1740). 

383.  Poltimiik  Peters  des  Großen  (1682 — 1725). 

384.  Denga  1777,  für  Sibirien  geschlagen. 

385.  Ku][d[erkopeke  Peters  des  Großen. 

386.  Polupoltina  1798  Kaiser  Pauls  (1796 — 1801). 

387.  Cervonec  von  USSR  vom  Jahre  1923. 

Tafel  24*    Barrengeld  des  Mittelalters. 

388.  Silberbarren  von  Novgorod.     13.  Jh. 

389.  Silberbarren  von  Kijev.    12. — 13.  Jh. 

390.  Gestempelter  Moskauer  Rubelbarren.    15.  Jh. 

391.  Westrussischer  Silberbarren.     13. — 14.  Jh. 

392.  Silberbarren,  Fund  von  Thurow.    Anfang  des  n.  Jhs. 

393.  Silberbarren,  Fund  von  Klein  Roscharden.    Um  looo. 

394.  Gestempelter   Silberbarren,   Fund  von   Halberstadt.     Um  1385.    Krone   ist   Zeichen  desi 
Jahres  1382,  Wolfseisen  Zeichen  von  Halberstadt,  Lindenast  das  des  dort.  Silberbrenners. 

395.  Gestempelter  Süberbarren,  Fund  von  Braunschweig.     14.  Jh. 

396.  Silberbarren,  Fund  von  Fulda.    Anfang  des  12.  Jhs. 

Tafel  25.    Vorislatiiiscb-orieiitallsche  Mfinzen. 

397-  ^-  (Purana- 

398-  A^   Karshapana  des  Westlichen  Satrapen  Vidradaman  (234 — 238). 

399-  ^*   Dinara  des  Kanishka  (Ende  des  x.  Jahrh.  n.  C.). 

400.  J9i.  Drachme  des  Säsäniden  Sbapurl.  (24z — 272). 

401.  M»*  Kupfermünze  des  Kanishka. 

402-  N.  Dinara  des  Chandragupta  II.  (375—413). 

403.  M'   Kahavaan  des  Pärakrama  Bahn  von  Ceylon  (1x53 — xi86). 

404-  M.'   Silbermünze  (2z/a  Sasün)  des  Vinaqaditya  von  Kashmir  (8.  Jahrb.). 

405-  N*    Gadjapati-Pagoda  (9.  Jahrb.). 

406.  JSi.    Gadhiya-Paisa  von  Rajputana  und  Gudjerat  (750—1100). 

4^-  2Si*  Drachme  des  Säsäniden  KhusrauH  vom  37.  Regierungsjahr  (626). 

408.  ^.  Drachme  des  Ziyäd  ihn  Abu  SufySn,  43.  J.,  der  Hidschra  (663—664). 

409-  A-  Hemidrachme  des  Statthalters  von  JabaristSn  Sa^  ibn  Da*ladj,  J.  X25  der  tab.  Ära 

(776/7)- 
410.  A*  DehliTTal  des  Samanta  Deva  von  Ohind  (10.  Jahrh.). 

Tafel  26.    Muliatiimedaiiiscli-orlentallsche  Mfinzetf  1« 

4".  -ffl.   Byzantinisch-arabischer  Fels  aus  Emesa. 


VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN  ^^7 

412.  N-    Omayyaden-Dmär  v.  J.  102  d.  H.  (720/1). 
413«  ^.    Omayyaden-Dirhem,  Damaskus  89  (707/8). 

414.  ^.    BirheiEL  des  'Abbäsidenkhalifen  as  Saffal^,  al  Ba$ra  134  (751/2). 

415.  A*    Birhein  des  Sämäniden  Ismail,  Saiiiar)}:aiLd  289  (901/2). 
416-  iE.    Dirhem  des   Ortutiden  J^arä  Aislän,  560  (i  164/5). 

417.  A.  Dirhem  des  Seldjüfeen  von  Klein-Asien  Kai-khosrau  II.,  al  ?öniya  639  (1241/2). 

418.  M.,  Dirhem  des  Ayyabiden  ^aläl^L-ad-dln  (Saladin),  Damaskus  579  (1183/4). 

419.  iE.  Dirhem  des  KhörezmshäJi  MuljLammed,  (Samar^Änd  610  (1213/4). 

420.  J$i,  Dirhem  des  Khans  der  Goldenen  Horde  Mengü  Timür,  Krim  665  (1266/7). 

421.  M.  Dinar  des  Holägülden  Uldjaitü,  Bagdad  706  (1306/7). 

422.  N.  Dinar  des  Almohaden  'Abdalmu'min  (1129 — 62)  aus  Salä. 

423.  -Ä.  Almohadendxrhem  aus  Fez,  ohne  Jahr. 

Tafel  27.    Muhammedaniscb-orientalische  Münzen  2. 

424-  A,  Aiiße  des  türkischen  Sultans  Bäyezid  I.  792  (1389/90). 

425.  A.  Piaster  des  Sultans  Mustafa  III.,  Konstantinopel,  5.  Regiemngsjahr  (1175  =  1761/2). 

426.  Ä.  Piaster  des  Sultans  'Abdal^iamid  II.,  Konstantinopel,  17.  Regierungsjahr  (1891/2). 

427.  N^  Zer  MaljLbab  des  Sultans  Mustafa  III.,  Konstantinopel,  7.  Regierungsjahx  (1763/4). 

428.  jV.  Goldtanka  des  Toghlu^dden  Mutiammed,  733  (1332/3). 

429.  M.,  Sübertanka  des  MuTpammed  Saibäni,  Herät  914  (1508/9). 
430-  N.  Tülä  des  Khans  von  Khöjjand  Khudäyäx,  1272  (1855/6). 

431.  M,  'Abbäsi  des  persischen  Schahs  'Abbäs  II.,  Tebraz  1059  (1649). 

432,  M.  Schähi  des  Schah  Siüaimän  I.,  Eriwän  X105  (1693/4)- 
433-  -Ä«  Tanka  des  Khans  von  Khökand  Khudayär,  1273  (1856/7). 
434.  M.,  5rän  des  Schah  N§sir-ad-dÜQ,  Teheran  1295  (1878). 

435-  &'    Doppel-^läzbekl  von  Eriwän,  1130  (lyx'jß), 

43Ö-  Ä.    Rupie  des  Grossmoguls  Akbar,  Falipür  989  (1581/2). 

437.  -AT.   Muhr  des  Grossmoguls  Djehängir,  Agra  1030  (1620/1),  SteAbüd  des  Stiers. 

Tafel  28.    Ostasiatische  Münzen. 

438.  JE.  Tao,  chinesische  Messermünze. 

439.  M.  Chinesische  Pu-Münze  (14-^23  n.  C), 

440.  iE.  Ch'ien  der  Dynastie  Tan  (618—907).  China. 

441.  N'  Köban  von  1  Rio  der  Periode  Tenho  (1837).  Japan. 

442.  N.  Schibu  der  Periode  Tenho.     Japan. 

443-  M.   Mamegin  der  Periode  Ansei  (1854—60).     Japan. 

444-  M..   Larin  von  Ceylon. 

445.  Sn.   Pitaäs  von  Patani,  1297  (1880). 
44^-  JSi'   ^ael  (Nhat  liang)  von  Annam,  1861. 

447.  &'   Tikal  von  Siam. 

448.  Porzellanmünze  (Pi)  von  Siam. 


Wörterbuch  der  Münzknnde.  50 


Numismatische  Werke 

aus  dem  Verlage  Walter  de  Gruyter  &  Co.|  Berlin  W  10 


Die  antiken  Mfinzen  Nord-Griechenlands.   Unter  Leitung  von  F.  Imhoof-Blumer  herausgegeben 
von  der  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften. 

Band  I:  Die  antiken  Mfinzen  von  Dacien  und  Moesien.  Bearbeitet  von  Behrendt  Pick  und 
Kurt  Regling. 

Erster  Halbband.    Mit  20  Lichtdrucktafeln.    Quart.    XV,  518  Seiten.    1899.  RM.  54. — 

Zweiter  Halbband,  Abteilung  i.    Mit  einer  Ergäjizungstafel.    Quart.    IV,  402  Seiten.    191  o. 

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Band  II:   Thrakien.    Bearbeitet  von  Friedrich  Münzer  und  M.  L.  Strack. 
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I — 8.     Quart.    VI,  308  Seiten.    1912.  RM.  38. — 

Band  III:   Makedonia  und  Paionia.    Bearbeitet  von  Hugo  Gaebler. 

Abteilung  i.    Mit  5  Lichtdrucktafeln.     Quart.    VII,  196  Seiten,     1906.  RM.  19. — 

Die  Mflnzen  von  Syrakus.   Von  Erich  Boehringer.   Mit  32  Tafeln  in  Lichtdruck.    Groß-Oktav, 
VIII,  297  Seiten.    1929.  Geb.  RM.  80. — 

In  dem  vorliegtndßn  Wsrk  toerden  die  Müwsm  von  Syraihu  von  530  bis  435  v.  Ohr,  zum  erstmmäl  «usammenfanend 
harausgegeben.  Xnsffesamt  find  über  3Z00  Mümen  vtrairbtiUit  toorden.  Der  Verfautr  bedient  eieh  bei  teiner  Vvterewifmng 
der  bisher  eeüen  gebrauefOen  Methode  der  SiempelvergUiohung  und  StempeUtoppüvng  und  gdangt  dabei  zu  vmtwAlen  Sr- 
gebniseen  für  die  Kunstgeschichte  des  5.  Jährhunderts. 

Die  antiken  Mfinzen  Mysiens.    Unter  Leitung  von  F.  Imhoof-Blumer  herausgegeben  von  der 
Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften.    Bearbeitet  von  Hans  von  Fritze. 
I.  Abteilung:  Adramytion— Kisthene.  Mit  Tafel  i — 10.   Quart.  V,  223  Seiten.  1913.  RM.  32. — 

Beschreibung  der  antiken  Mfinzen  (Staatlidie  Museen  zu  Berlin). 

Band  I:  Taurische  Chersonesus,  Sannatien,  Dacien,  FSknnonien»  Moesien,  Thracien,  Thracische 
Könige.  Mit  8  Tafeln  und  63  Textabbildungen.  Oktav.  357  Seiten.  1888.  RM.  25.— 
Band  II:  Paeonien,  Macedonien,  Die  macedonischen  Könige  bis  Perdiccas  III.  Mit  8  Tafeln 
und  70  Textabbildungen.    Oktav.    207  Seiten.    1889.  RM.  20. — 

Band  III:  Italien.  Aes  rüde,  aes  signatum,  aes  grave.  Die  geprägten  Münzen  von  Etrurien  bis 
Calabrien.  Mit  4  Doppeltafeha,  14  einfachen  Tafeln  und  89  Textabbildungen.  Oktav.  315  Seiten. 
1894.    (Erscheint  nicht  weiter.)  RM.  26. — 

Die  antiken  Mfinzen.  VonAlfred  v.  Sallet.  Zweite  Auflage.  Herausgegeben  von  Kurt  Regling. 
1929.    (Handbücher  der  Staatlichen  Museen,  Band  6.)  RM.  3. — ,  geb.  4.50 

Die  griechischen  Mfinzen  der  Sammlung  Warren.  Beschrieben  von  Kurt  Regling.  Ein  Textband 
und  Tafelband  mit  37  Lichtdrucktafeln.    Quart.    VIII,  264  Seiten.    1907.  RM.  40,— 

Repertorium  zur  antiken  Numismatik  Im  Anschluß  an  Mionnets  Description  des  mMailles  antlques. 

Von  JuL  Friedländer,  Aus  seinem  Nachlaß  herausgegeben  von  Rudolf  Weil.  Oktav.  XI, 
440  Seiten,    1885.  RM.  6. — 

CSsarenportrits.    Beiträge  zur  Physiognomik  und  Pathographie  der  römischen  Kaiserhäuser  nach 
ihren  Münzen  und  anderen  antiken  Denkmälern.    Groß^ktav. 

I.  Teil:  Mit  45  Abbildungen  und  4  Lichtdrucktafeln.  39  Seiten.  1914.  RM.  2.50,  geb.  4. — 
IL  Teil;  Mit  164  Abbildungen  und  11  Lichtdrucktafeln.  64  Seiten.  1924.  RM.  5.—,  geb.  6.50 
in.  Teil:  Mit. vielen  Abbildungen  und  19  Tafeln.     143  Seiten.     1927.  RM.  15. — 

Alle  drei  Bände  in  einem  Band  geb.  RM.  26. — 


ARCHÄOLOGIE  UND  KUNSTGESCHICHTE 


Archäologische  Mitteilungen  aus  russischen  Sammlungen.  Herausgegeben  von  B.  Pharmakovsky, 
G.  Rodenwaldt,  O.  Waldhauer,  Th.  Wiegand  und  A.  A.  Zacharoff. 
Band  I:  Die  antiken  Skulpturen  der  Ermitage.  Herausgegeben  von  Oskar  Waldhauer.  I.Teil. 
Mit  48  Tafeln  und  17  Textabbildungen.  Quart.  VIII,  84  Seiten.  1928.  RM.  65. — ,  geb.  72.— 
Band  II :  Byzantinische  Antike.  Studien  auf  Grund  der  Silbergefäße  der  Ermitage.  Von  Leonid 
Matzulewitsch.    Mit  50  Tafeln  und  51  Textabbildungen.    Quart.    XII,  150  Seiten.    1929. 

RM.  90, — ,  geb.  100. — 

Studien  zur  spätantiken  Kuns^eschichte.  Herausgegeben  von  Richard  Delbrueck  und  Hans 
Lietzmann. 

Band  I:  Der  syrische  Kirchenbau.  Von  Herrn.  Wolf  gang  Beyer.  Mit  105  Abbildungen  und 
3  Tafeln.     Quart.    VIII,  183  Seiten.    1925.  RM,  28. — ,  geb.  32. — 

Band  H:  Die  Consulardiptychen  und  verwandte  Denkmäler.     Von  Richard   Delbrueck, 

0.  Professor  an  der  Universität  Gießen.  Lieferung  i  bis  6:  60  Tafeln  mit  Text  im  Format 
36  X  48  cm.  Groß-Folio.  Zusammen  RM.  210. — 
Textband.    Groß-Oktav.    XLVII,  295  Seiten.  Geb.  RM.  45.— 

Meisterwerke  der  türkischen  Museen  zu  Konstantinopel.  Herausgegeben  von  Halil  Edhem. 
Band  I:  Griechische  und  römische  Skulpturen  des  Antikemuseums.  Von  Martin  Schede. 
50  Tafeln  in  Kupferdruck.  Groß-Quart.   VI,  22,  26  Seiten.    1928.  Geb.  RM.  180. — 

Band  II:  Die  altchinesischen  Porzellane  im  alten  SeraL    Von  Ernst  Zimmermann. 

Erscheint  Frühjahr  1930. 
Femer  in  Vorbereitung: 

Band  HI:  Antike  Keramik.    Von  Theodor  Macridy  Bey. 
Band  IV:  Islamische  Kunst    Von  Ernst  Kühnel. 
Band  V:  Waffen.    Von  Hans  Stöcklein. 

Historische  Waffen  und  Kostfime. 

Band  I:  Waffensammhmg  Dr^er.  Mit  einer  Einführung  in  die  Systematik  der  Wafien.  Heraus- 
gegeben von  Dr.-Ing.  Max  Dreger,  Major  a.  D.  Mit  77  Tafeln  in  Doppellichtdruck.  Quart. 
1926.  Geb.  RM.  160.—. 

In  dem  vorlieffmdm  Werke  taröffaiüichit  der  Vaiaster  die  europäischen  Qriffwaffen  aus  seiner  reiehhattigen  Wttffen" 
sammliiihgt  die  nw  sorgfSttiif  und  kriHsöh  ausgewähltes  Material  enUtäU  und  eine  große  AnssaJU  besondere  schöner  und  seltener 
Stüeke  aufjsmoeisen  Aot. 

Band  U:  Das  Trachtenbuch  des  Christoph  Welditz  von  seinen  Reisen  nach  Spanien  (1529)  und 
den  Niederlanden  (1531/32}.  Nach  der  in  der  Bibliothek  des  Germanischen  Kationalmuseums 
zu  Nürnberg  aufbewahrten  Handschrift  herausgegeben  von  Dr.  Theodor  Hampe,  II.  Direktor 
des  Germanischen  Nationalmuseums.  Mit  113  einfarbigen  und  41  mehrfarbigen  Tafeln.  Quart. 
III,  164  Seiten.    1927.  Geb.  RM.  250. — 

Qeschichte  der  deutschen  Kunst  Von  Professor  Dr.  Georg  Dehio.  In  drei  Doppelbänden.  Quart. 
Band  I.    Vierte  Auflage.    Text  und  Abbildungsband.    1930. 

Geh.  RM.  27. — ,  in  Leinen  35. — ,  in  Halbfranz  42. — ,  in  Ganzleder  70.— 

1.  Textband.  Buch  I:  i.  Das  deutsche  Altertum.  2.  Die  späte  Antike.  3.  Die  karolingische 
Kunst.  —  Buch  II:  i.  Frühromanische  Baukunst.  Zeit  der  Ottonen  und  ersten  Salier.  2.  Mittel- 
romanische Baukunst.  Von  der  Spätzeit  Heinrichs  IV.  bis  zum  Tode  Friedrich  Barbarossas* 
3.  Die  Malerei  des  zehnten  bis  zwölften  Jahrhunderts.  4.  Die  Bildhauerkunst.  5.  Das  Kunst- 
gewerbe. —  Buch  UI:  I.  Die  Baukunst  vom  Ende  des  zwölften  bis  zur  Mitte  des  dreizehnten 
Jahrhunderts.    2.  Die  Bildhauerkunst.    3.  Die  Malerei.    Anhang:  Das  Kunstgewerbe. 

I.  Abbildungsband.  i.  Völkerwanderung  und  Folgezeit.  2.  Baukunst  des  frühen  und  hohen 
Mittelalters.  3.  Malerei  des  frühen  und  hohen  Mittelalters.  4.  Plastik  des  frühen  und  hohen 
Mittelalters. 


WERKE  AUS  DEMVERLAGE  WALTERDE  GRUYTER&CO. 


Geschichte  der  deatschen  Kunst  Von  Professor  Dr.  Georg  Dehio.  In  drei  Doppelbänden.  Quart* 

Band  11.    Dritte  Auflage.    Text  und  Abbüdungsband.     1927. 

Geh.  KM.  19. — ,  in  Leinen  27. — ,  in  Ganzleder  70. — 
II.  Textband.  Buch  IV:  I.  Die  Baukunst  von  1250  bis  1400.  i.  Das  System.   2.  Die  Denkmäler. 

II.  Die  darstellenden  Künste.  —  Buch  V:  I.  Das  fünfzehnte  Jahrhundert  in  der  Baukunst. 
I.  Stilcharakter.  2.  Landschaften  und  Schulen.  II.  Das  fünfzehnte  Jahrhundert  in  der  darstellen- 
den Kunst.  I.  Die  Grundlagen.  2.  Epochen  und  Landschaften.  III.  Der  Bilddruck.  Das  Kunst- 
gewerbe. —  Buch  VI:  I.  Die  Burg,     IL  Die  Stadt. 

IL  Abbildungsband.  I.  Kirchliche  Baukunst.  IL  Kirchenausstattung.  III.  Kunstgewerbe. 
IV.  Bildhauerkunst.    V.  Malerei.    VI.  Graphiks    VIL  Weltliche  Baukunst. 

Band  III.     Text-  und  Abbildungsband.      1925. 

Geh.  RM.  39. — ,  in  Leinen  50. — ,  in  Ganzleder  90. — 

III.  Textband.  Buch  VII:  i.  Albrecht  Dürer.  2.  Grünewald  und  die  Romantiker.  3.  Augsburg, 
die  Holbeins  und  der  Klassizismus.  4.  Die  Bildhauerkunst.  —  Buch  VIII:  i.  Die  darstellenden 
Künste  im  Zeitalter  der  Nach-  und  Gegenreformation.  2.  Die  Baukunst  der  Renaissance  und 
des  Frühbarock.  3.  Ornament,  Kunstgewerbe,  Kunstkammem.  —  Buch  IX:  i.  Die  Architektur 
des  Barock.  2.  Die  Baukunst  in  den  einzelnen  Landschaften.  3.  Die  darstellenden  Künste. 
III.  Abbildungsband  bringt  die  Werke  der  im  Textband  behandelten  Meister  in  der  gleichen 
Reihenfolge. 


Handbficher  der  Staatl.  Museen  zu  Berlin.    8^. 

1.  Die  italienische  Plastik.    Von  Wilh.  Bode.    6.  Aufl.    1922.  RM.  3.— 

2.  Gold  und  Silber.    Von  J.  Lessing.    2.  Aufl.    1907.  Vergriffen 

3.  Der  Kupferstich.    Von  Friedr.  Lippmann.    6.  Aufl.    1926.  RM.  4. — ,  geb.  5. — 

4.  Buddhistische  Kunst  in  Indien.    Von  Alb.  Grünwedel.     2.  Aufl.   1920.  Vergriffen 

5.  Majolika.    Von  O.  v.  Falke.    2.  Aufl.    1907.  ^  Vergriffen 

6.  Die  antiken  Münzen.    Von  Alfr.  v.  Sallet.    3.  Aufl.    Hrsgb.  von  RegUng.    1929. 

KM-  3—-»  geb.  4.50 

7.  Die  Konservierung  von  Altertumsfunden.  Von  Friedr.  Rathgen.  I.  Teil:  Stein  und  stein- 
artige Stoffe.  3.  Aufl.  X926.  RM.  6.50,  geb.  7.50 
IL/in.  Teil.    2.  Aufl.   8».   1924.  RM.  6.50,  geb.  7.50 

Teil  I — III  in  einem  Bande  RM.  12.50,  geb.  14. — 
S.  Aus  den  Papyrus  der  Staatl.  Museen  zu  Berlin.    Von  Ad.  Erman  und  Fr.  Krebs.    1899. 

Vergriffen 

9.  Die  ägyptische  Religion.    Von  Ad.  Erman.    2.  Aufl.    1909.  Vergriffen 

10.  Das  18.  Jahrhundert    Dekoration  und  Mobiliar.    Von  R.  Graul.    1905.  Vergriffen 

iz.  Die  griechische  Skulptur.    Von  R.  K6kul6  v.  Stradonitz.    3.  Aufl.   1922.       RM.  4. — 

12.  Das  Buch  bei  den  Griechen  und  Römern,    Von  W.  Schubart,    2.  Aufl.  1921. 

RM.  2.—,  geb.  3.50 

13.  Porzellan.  Von  Adolf  Brüning.  Neue  Bearbeitung  von  L.  Schnorr  von  Carolsfeld. 
1914.  Vergriffen 

14.  Das  Glas.    Von  Robert  Schmidt.    3.  Aufl.   1928.  RM.  4.— 

15.  Die  Musikinstrumente  Indiens  und   Indonesiens.    Von  Curt   Sachs.    2.  Aufl.     1923. 

RM.  3.-. 

16.  Der  Holzschnitt.    Von  M.  J.  Friedlander.    3.  Aufl.   1926.  RM.  4.—,  geb.  5.— 

17.  Die  flamische  Malerei  des  XVII.  Jahxhunderts.    Von  R.  Oldenbourg.   X9x8.    Vergriffen 


ARCHÄOLOGIE  UND  KUNSTGESCHICHTE 


Die  Antike.    Zeitschiift  für  Kunst  und  Kultur  des  Klassischen  Altertums.    Herausgegeben  von 
Werner  Jaeger.     Jälurlich  4  Hefte,    i. — 6.  Jahrgang.     Quart.    1925 — 1930. 

Abonnementspreis  jährlich  EM.  40. — ,  in  Halbleder  50. — ,  Einzelheft  10. — 

Jahrbuch  des  Deutschen  Archäologischen  Instituts. 

Jährlich  I  Band  von  4  Heften.    Quart. 

Band  i — ^35:  Preise  auf  Anfrage, 

Band  36:  RM.  24. —  Band  37:  RJVt.  22. —  Band  38/39:  RM.  33. —  Band  40 — 44:  je  RM.  36. — 

Bibliographien  1920 — 22:  RM.  6. —  1923 — 24;  RM,  3. —  1925:  RM.  4. —  1926:  RM.  4. —  1927: 

RM.  4.- 

Ergänzungsheft  I — X:  Preise  auf  Anfrage. 

Ergänzungsheft  XI:  Griechische  Büdhauerarbeit.   Von  Carl  Blümel ,  1927.    Geb.  RM.  36. — 

Anzef^er,  Archäologischer.  Beiblatt  zum  Jahrbuch  d.  Deutsch.  Archäolog.  Instituts.    4^. 

1896 — 1919  (pro  Jahrgang  4  Hefte)  Preise  auf  Anfrage 

—  Jahrg.  1920  und  1921  Je  RM.  2.40 

—  Jahrg.  1922  RM.  8.75 

—  Jahrg.  1923  24  RM.  10. — 

—  Jahrg.  1925  RM.  10. — 

—  Jahrg.  1926  RM.  10. — 

—  Jahrg.  1927  RM.  10. — 

—  Jahrg.  1928  RM.  10. — 

—  Jahrg.  1929  RM.  10. — 

Repertorium  ffir  Kunstwissenschaft   Herausgegeben  von  Wilhelm  Waetzold,  Geh.  Regierungs- 
rat,  o.  Professor  an  der  Universität  Berlin.  Band  LI.     1930.    Quart. 
Der    Abonnementspreis    für    jeden    Jahrgang    von    6    Heften    beträgt    40. — .       Einzel- 
hefte  RM.  8.—. 

Zeitschrift  ffir  historische  Waffen-  und  Kostfimkunde.  Organ  des  Vereins  für  historische  Waren- 
kunde. Herausgegeben  von  Professor  Dr.  Erich  Haenel,  Direktor  des  Historischen  Museums 
und  der  Gewehrgalerie  in  Dresden,  und  Professor  Dr.  Paul  Post,  Kustos  und  Professor  bei 
den  Staatl.  Museen  in  Berlin.  Neue  Folge,  3.  Band.  Heft  1—5  je  RM.  6.—.  Beiheft  I  RM.  2. — 

Museumskunde.  Vierteljahrsschrift  ffir  Verwaltung  und  Technik  öfientlicher  und  privater  Samm- 
lungen. Amtliches  Organ  des  Deutschen  Museumsbundes.  Begründet  von  Karl  Koetschau. 
Neue  Folge.  Unter  ständiger  Mitarbeit  von  Dr.  K.  K.  Eberlein  und  Direktor  Professor  Dr.  A. 
Schramm  herausgegeben  von  Prof.  K.  H.  Jacob-Friesen,  erster  Direktor  des  Provinzial- 
museums  zu  Hannover.  Neue  Folge,  i.  Band  1929/30.  Quart.  Jeder  Band  (4  Hefte)  RM.  30. — 

Der  Abonnementspreis  beträgt  30  RM.  im  Jahre,  für  die  Mitglieder  des  Deutschen  Museums^ 
bundes  (einschließlich  des  Bundes  der  naturwissenschaftlichen  Museen  usw.),  des  west-  und 
süddeutschen,  des  nordwestdeutschen,  des  ostdeutschen  und  des  mitteldeutschen  Verbandes 
fOr  Altertunasforschung  sowie  des  niederdeutschen  Verbandes  für  Volks-  und  Heimatkunde 
beträgt  er  nur  20  RM. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  1 


Geld  vor  Einführung  der  Münze. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  2 


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Griechische  Münzen  700—440  v.  C. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  3' 


Griechische  Münzen  440—323  ^'  C. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  4 


Griechische  (323—31  v.  C.)  und  Römische  (338—217  v.  C.)  Münzen. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  5 


Römische  Münzen  usw.  300  v.  C.  bis  270  n.  C. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  6 


Griechische  Münzen  usw.  der  Kaiserzeit  31  v.  C.  bis  270  n.  C. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  7 


Römische  und  byzantinische  Münzen  usw.    Von  270  bis  ins  14.  Jh.  n.  C. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  8 


Münzen  der  Völkerwanderung. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  9 


Europäische  Pfennige  des  lo.  und  ii.  Jahrhunderts. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  10 


Europäische  Silbermünzen  des  12.  u.  13.  Jahrhunderts. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  11 


Hohlpfennige  des  12.  u.  13.  Jahrhunderts. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  12 


Europäische  Groschenmünzen  des  13.  u.  14.  Jahrhunderts. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  13 


Europäische  Goldmünzen  des  Mittelalters. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  14 


Goldmünzen  der  Neuzeit. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  15 


Talermünzen  i. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  16 


Talermünzen  2. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  17 


Talermünzen  3. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  18 


Talermünzen  4  und  kleinere  Silbermünzen  der  Neuzeit  i. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  19 


Kleinere  Silbermünzen  der  Neuzeit  2. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


T/\FEL  20 


Kleinere  Silbermünzen  der  Neuzeit  3, 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  21 


Kupfergeld,  Belagerung?-,  Feld-  und  Überseeische  Münzen  i. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  22 


Überseeische  Münzen  2.    Rechenpfennige,  Marken,  Münzgewichte. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  28 


Russische  Münzen. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  24 


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Barrengeld. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  25 


Vorislamisch-orientalische  Münzen. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  26 


Muhammedanisch-orientalische  Münzen  i. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  27 


Muhammedanisch-orientalische  Münzen  2. 


WÖRTERBUCH  DER  MÜNZKUNDE 


TAFEL  28 


Ostasiatische  Münzen.