WÖRTERBUCH
DER MÜNZKUNDE
IN VERBINDUNG MIT
N. BAUER, K. REGUNG, A.SUHLE,
R. VASMER UND J. WILCKE
HERAUSGEGEBEN VON
FRIEDRICH FRHR. V. SCHRÖTTER
VERLAG VON WALTER DE GRUYTER & CO.
VORMALS G. J. GÖSCHEN»SCHB VERLAGSHANDLUNG - J. GÜTTENTAG, VBRUGS-
BUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER - VEIT k COMP.
BERLIN 1930 LEIPZIG
VORWORT
Concordia res parvae crescunt,
»Vor anderen geschichtswissenschaftlichen Disziplinen gestattet die Münzkunde in
ausgedehntem Maße eine lexikalische Behandlung« (Menadier). Besonders in Deutsch-
land finden wir schon im i8. Jahrhundert eine Reihe von Münzwörterbüchem, deren
erstes wohl das bei Wolf gang Christian Multzen in Frankfurt a. M. 1740 erschienene
»Curieuse Münz-Lexikon« ist, das im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrere Nachfolger
hatte ^), bis 181 1 das Schmiedersche Handwörterbuch erschien, das alle Vorgänger an
Reichhaltigkeit und Zuverlässigkeit weit übertreJBfend bis heute die besten Dienste ge-
leistet hat und auch nach Erscheinen des Halkeschen Münzwörterbuchs nicht entbehrt
werden konnte.
Nachdem dieses vergriffen war, trat der Verlag de Gruyter an uns mit der Auf-
forderung heran, die Bearbeitung einer neuen Auflage zu übernehmen. Aber die Er-
fahrungen, die mit dem Halkeschen Buche gemacht waren: dessen Versagen gegenüber
antiken, mittelalterlichen, außerdeutschen Verhältnissen, gegenüber kunstgeschicht-
lichen, münzrechtlichen, geldgeschichtlichen Fragen sowie die Unmöglichkeit, nach
Erscheinen der Münzwörterbücher von Martinori (1914) und Frey (1916) sich auf eine
einfache Neubearbeitung Halkes zu beschränken, veranlaßten uns zu dem Vorschlage,
ein die ganze Numismatik umfassendes und im einzelnen nach dem heutigen Stande der
Forschung wissenschaftlich begründetes Werk zu schaffen; dieser Vorschlag fand die
Zustimmung des Verlages.
Diese Verhandlungen waren in der Hauptsache von K. Regling geführt worden,
der aber wegen Überlastung mit anderen Arbeiten für die Leitung den jetzigen Heraus-
geber empfahl. Alle Mitarbeiter, besonders der mittelalterliche und der neuzeitliche,
schulden jedoch K. Regling für seine sachkundige und unermüdliche Hilfe bei der
Stilisierung, Vervollständigung und Richtigstellung der Artikel großen Dank.
Die vorhin genannten Werke des Italieners Martinori und des Nordamerikaners
Frey *) zeigten zwar, wie viel umfangreicher ein das ganze numismatische Gebiet um-
fassendes Wörterbuch sein müsse als das Halkesche, konnten jedoch sonst keineswegs
als Vorbilder dienen. Das zuerst erschienene Buch von Martinori hat besonders zwei
Fehler: erstens ist einzelnen ganz selten vorkommenden, meist italienischen, Münzen
ein übergroßer, in keinem richtigen Verhältnis zu den wichtigsten Münzen stehender
Raum gewidmet, zweitens ist mit einer geradezu unglaublichen Leichtfertigkeit gegen-
über Zitaten und Zahlen verfahren worden, und zwar auch in betreff italienischer Münz-
namen. Da der Verfasser der deutschen Sprache nicht mächtig ist und auch des Deutschen
kundige Gelehrte nicht um Hilfe angegangen haben kann, machen die Artikel über
deutsches Münzwesen oft einen tragikomischen Eindruck 3).
In dieser Hinsicht ist zwar Freys Buch besser, wenn es auch keineswegs von ahn-
:i tÜ'h'^^^' '"'^ ^' ^löWSAS CITY (MO.) PUBLIC UBRARf
3) Hier einige Beispiele: Kopfstuch (für Kopfstück), Lappen (für Papiergeld), Pfalzkur (für
Kuxpfalz), Fächer Messtaler von Sitten, Albrecht Bar (für Albrecht den B9ren), preußisches Münz-
gesetz von 1767, Friedrich II. v. Preußen 1814, Kriegsaugustdor des Kaisers von 1758, Plassen-
feindtaler, Schilter, gloss. Teut. (S. 450), Enianuel Filibert 1553—1559 (s^** 15^0),
IV VORWORT
liehen Irrtümern frei ist, aber es mangelt ihm vor allem an zulänglicher Behandlung
der antiken und mittelalterlichen Münzen, aber auch die neuen nicht-amerikanischen
und die orientalischen Münzen sind oft in sehr dürftiger Weise abgemacht. Zwar
führt Frey eine große Menge orientalischer Münznamen an, die man bei ihm ganz gut
kennen lernen kann, aber er behandelt die wichtigsten, viele Jahrhunderte geltenden
Münzen, wie den Dirhem kaum viel genauer als so unbedeutende Gepräge wie den Chu-
lon von Annam, auch sind seine Münzbeschreibungen ebenso ungenügend wie seine
Literaturnachweise. Gewiß ist der Raum für alle solche Bücher beschränkt: auch wir
werden die neuere nichtdeutsche Münzkunde weniger eingehend zu behandeln befugt
sein; gleichwohl gönnen wir den großen fremden Weltmünzen (Dollar, Louisdor, Peso
u, a.) sowie den Münzeinheiten der fremden Länder mehr Raum als den deutschen
Kleinmünzen.
Keine Seite der Numismatik wollten wir vernachlässigen: aber unser Buch ist weder
ein Wörterbuch der Mythologie und Archäologie noch der Epigraphik, Paläographie,
Chronologie, der Kirchen- und Verfassungsgeschichte, weder der Heraldik und Sphra-
gistik noch der Metrologie oder der Geldwirtschaft, weder der Münztechnik noch sonst
einer anderen Disziplin, zieht diese Gebiete aber insoweit durch eigene Stichworte heran,
als sie zum Verständnis oder zur Beurteilung der Darstellungen, des Stils, der Form,
der Metallzusammensetzung oder der Gründe für die Entstehung und das Schicksal
einer Münzsorte nötig sind. Nützlichkeit des Buches war der leitende Grundsatz,
Gründlichkeit verbot schon der Umfang, absolute Vollständigkeit ist überhaupt nicht
zu erzielen: die besonderen Wünsche eines jeden Lesers zu berücksichtigen wird niemals
möglich sein.
Angesichts der für das Altertum in Fülle vorhandenen Lexica ist mit Verweisen
auf diese sparsam verfahren worden und sind insbesondere das »Dizionario epigrafico«
von Ruggiero und der »Dictionnaire des antiquit^s« von Daremberg-Saglio sowie das
3>Sammelbuch« von Preisigke meist nicht zitiert worden, auf sie sei nur allgemein ver-
wiesen- Grundsätzlich zitiert ist vielmehr nur die Neubearbeitung von Paulys Real-
enzyklopädie (RE), falls der betreffende Artikel nicht geradezu veraltet ist, Roschers
Lexikon der Mythologie meist nur, wo in der RE das Stichwort noch aussteht; übrigens
ist aus räumlichen Gründen dabei die Behandlung der Hauptgötter der Alten bis auf
die Zitate unterblieben.
Vermißt der Nationalökonom eine Beurteilung der modernen Geldtheorien, so
schien uns diese nicht die Aufgabe unseres Buches zu sein, zumal da diese Theorien
heute noch mehr Publizistik als Historie sind. Immerhin werden wir nicht unter die
Chartalisten gezählt werden. Aber wie schwankend und unfertig die heutigen Geld-
Verhältnisse auch noch sind, so ist doch versucht worden, die Geschichte der Münzen
bis hart an die Schwelle der Gegenwart zu führen.
Polemik ist im allgemeinen vermieden worden. Nur bei einigen Artikeln der antiken
und der mittelalterlich-russischen Münzkunde mußte zuweilen gegen ältere Ansichten eine
ausführlichere Kritik einsetzen.
Im allgemeinen wird jeder Münzname, der auf Münzen selbst sowie im Volks- und
Sammlermunde, in Münzgesetzen und Urkunden vorkommt, von ganz entlegenen und
obsoleten und ganz vereinzelt vorkonmienden abgesehen, in einem besonderen Artikel
behandelt oder, ist er weniger wichtig, nur genannt unter Hinweis auf den Artikel, in dem
er vorkommt. Jedoch hat mit den orientalischen Münznamen insofern eine Beschrän-
kung stattfinden müssen, als nur die wichtigsten einen besonderen Artikel erhalten haben,
die große Masse der nur für den Spezialisten wichtigen in eimgen großen Artikeln ver-
einigt ist (Pi, Pai, Piaster, Tikal u. a.) und die Unzahl der verschiedenen Schreibungen
und rein lokalen Namen gewisser Münzsorten auch der Aufnahme von Verweisartikeln
eine. Grenze setzte. — Trotz aller Bemühungen um die Verweisstichworte sind doch
einige sogenaimte Kettenverweisungen stehen geblieben.
Unser Lexikon ist ein Sachlexikon, das alle irgendwie wichtigen Münznamen, ferner
VORWORT V
die als Münzbilder vorkommenden Darstellungen und die in Münzaufschriften vorkom-
menden staatsrechtlichen oder speziell numismatischen Ausdrücke erläutert, Eigen-
namen aber wie die der Münzherren und Prägestätten, Münzbeamten und Münzforscher
sind weggelassen; wir wollen nicht mit Heads Historia nummorum, Leitzmanns Wegweiser
oder den bekannten Nachschlagewerken von Schlickeysen, Rentzmann, Forrer in Wett-
bewerb treten. Von sakralen Münzaufschriften erscheinen nur einige der wichtigsten
wie Christiana religio und Munus divinum. Münzbuchstaben sind nur aufgenommen,
wenn sie nicht Nomina propria anzeigen, das heißt die Anfangsbuchstaben oder Mono-
gramme der Münzstätten, der Prägeherren usw. sind. So ist C als Bezeichnung der
Münzstätte Frankfurt a. M., nicht aber als die von Constantinopel aufgeführt. Die
hauptsächlichsten Initialen als Münzstättenbuchstaben stehen indes unter »Münzbuch-
staben«. Außer den Münzen sind in beschränktem Maße das Papiergeld, die Marken,
Rechenpfennige und Medaillen behandelt, doch sind die Medaillen aus räumlichen Grün-
den in die Abbildungen nicht einbezogen worden.
Noch ein Wort über die Gewichtsangaben. Bei den antiken Münzen sollen Gewichts-
angaben in »— « darauf hinweisen, daß die Stellen hinter dem Grammkomma nur den
Wert von Arbeitshypothesen haben. Für die mittelalterlichen und neueren Münzen ist
sowohl das Brutto- wie auch das Feingewicht, soweit bekannt, nach dem gesetz-
lichen Münzfuße angegeben, sonst nach gewogenen Stücken. Die heute gefundene
Schwere einer Münze früherer Jahrhunderte ist fast immer geringer als die durch den
Münzfuß verordnete. Von einer Durchschnittsangabe dieses durch zu geringe Aus-
bringung oder Abnutzung verursachten Mindergewichts ist abgesehen, da dieses für Gold-,
Silber-, Billon- und Kupfermünzen ganz verschieden ist; doch sei bemerkt, daß die.
Numismatiker für mittelalterliche Silbermünzen ein Mindergewicht von 2 bis 5% unter
dem Normalgewicht annehmen.
Was die Äußerlichkeiten — z, B. Orthographie, Transkription aus fremden Sprachen,
Zitate, insbesondere Interpunktion bei den Zitaten, Abkürzungen usw. — angeht, so ist
eine vollständige Vereinheitlichung nicht angestrebt worden, sondern dies jedem einzel-
nen Mitarbeiter überlassen worden. Doch wird ä, ö und ü im Alphabet stets wie ae, oe
und ue, das (griechische und) französische ou als ou, ss als ss (nicht wie sz) eingereiht,
i und j sind nicht getrennt. Über Abkürzungen, besonders der Literaturangaben, siehe
S. VIII ff.
Für den Inhalt der Artikel sind deren Verfasser verantwortlich, die ihre Artikel
außer bei ganz kurzen Hinweisen gezeichnet haben, die auf dem Titel genannten mit
dem Anfangsbuchstaben ihres Namens (B = Bauer, R = Regling, S — Schrötter, Su =
Suhle, V = Vasmer, W = Wilcke), die anderen mit vollem Namen. Die Tafeln haben
zusammengestellt: B:23, 24(388—391), R:i— 7, S:I4— 22, 24(392-^396), Su:8— 13,
V:25 — 28. Noch sei Herrn W. Jesse und J. Liegle für wesentliche Korrekturhilfe,
diesem bei den letzten Teilen, gedankt.
Die Mitarbeiter sind sich wohl bewußt, daß ein derartiges Werk nicht auf den ersten
Hieb zur Vollkommenheit gebracht werden kann, und werden bestrebt sein, alle Hin-
weise, Ergänzungen und Berichtigungen zu sammeln und in einer etwaigen zweiten
Auflage zu verwerten. F, v. Schrötter,
Transkriptionen.
I. Für die russischen Artikel.
Bei der Wiedergabe der mssisclien Namen ist die phonetische Transkription gebraucht worden.
c muß immer ^e ein deutsches i^z« ausgesprochen werden.
2 = tsch.
* = einem leicht gehauchten deutschen »j«.
5 = Seh.
SS = schtsch.
z = einem französischen »z«.
j = einem französischen i^j«. B.
E Für die orientalischen Artikel
Für die im Wörterbuche vorkommenden Eigennamen und Fachausdrücke der muhammedani-
öchen Völker ist die Transkription der Geschichte der arabischen Literatur von C. Brocfcehnann zu-
grunde gelegt worden:
t ist als englisches stimmloses th (thing) zu sprechen,
d ist als englisches stimmhaftes th (that) zu sprechen,
6 = tsch, oder englisch ch (church),
i = englisches j (jack),
s = s in Haus,
z = s in Sense,
t dl §. « werden so ausgesprochen, wie die entsprechenden Laute ohne Punkte, nur mit
Hebung des Zungenrückens,
]^ ist ein stimmloser, am Gaumensegel gebildeter Explosivlaut (Brockelmann hat dafür q),
g: (gh) und ^ (kh) sind am Gaumensegel gebildete Reibelaute, crsterer stimmhaft, letz-
terer stimmlos,
(l (stimmlos) und ^ (stimmhaft) sind Kehllaute, die mit starker Zusammenprossung des
Kehlkopfes gesprochen werden,
' ist der Kehldeckelverschlußlaut,
Beider Transkription der indischen und ostasiatischen Wörter mußte damit gerechnet werden,
daß die meisten Leser wohl mit dem europäischen Schriftbild, nicht aber mit der eigentlichen Aus-
sprache der Wörter vertraut sein dürften. Da nun fast alle Arbeiten über indische und ostasiatischc
Numismatik in englischer Sprache geschrieben sind und folglich alle numismatischen Termini dieser
Länder in Europa in englischem Gewände Verbreitung gefunden haben, schien es dem Verfasser am
ratsamsten zu sein, diese englische Transkription auch für das Wörterbuch beizubehalten. Demzufolge
ist in allen Artikeh, die sich auf Indien und Ostasien beziehen:
ch « tsch, 6,
sh 5= seh, ä,
], dj = englisches j in Jack,
y = deutsches j,
kh ^ deutsches ch.
Um die Transkription einheitiich zu gestalten und Mißverständnissen vorzubeugen, wird in
den anderen Artikek über orientalische Münzen ebenfalls der Laut, der dem deutschen ch ent-
spricht, durch Idi (=? y, der j-Laut durch y wiedergegeben, y als Vokal - russisches H, V.
Allgemeine Abkürzungen
Abb,
=
Abbildung.
Abk.
=5
Abkürzung.
M
=
Kupfer, Bronze.
ags.
=;
angelsäclisisclL.
ahd.
=t:
altbochdeutsch.
AI.
sa
Aluminium.
an.
»
altnordisch.
and.
:=
altniederdeutsch.
A
==:
Silber.
as.
=
altsäxjhsisch.
A^
7=2
Gold.
B.
==
Bischof.
Br. .
:==
Bronze.
bzw.
=
beziehungsweise.
Dm.
=7=
Durchmesser.
cl. t.
B=
denier tournois.
Eb.
1=
Erzbischof.
El.
=
Elektron.
Fl.
=
Floren.
f.M.
SS
feine Mark.
g
r=
Gramm.
Gr.
=
Grän, Groschen,
J-
=t
Jahr.
i.A.
SS
im Abschnitt.
i.F.
-.-
im Felde.
Jh.
=-.
Jahrhundert.
L.
rs:
Lot.
1.
=
lötig.
1.
--:
linkshin = von der linken Seite; vgl. r.
£
=rr-
Pfund Sterling.
M,
Zä
Münze (n).
M.A.
= Mittelalter.
m. a.
= mittelalterlich.
Med.
= Medaille, Medailleur,
mhd.
= mittelhochdeutsch.
mm
= Millimeter.
n.C.
Ni.
- Nickel.
N.Z.
= Neuzeit.
n. z.
= neuzeitlich
Pf.
= Pfennig, Pfund.
PL
= Blei.
Q.
= Quint.
r.
— rechtshin = von der rechten Seite;
rechts und links nicht heraldisch, son-
dern vom Beschauer aus.
J^JC
=3 Reichsmark.
Rs.
=: Rückseite, Kehrseite,
s.
— siehe.
ß
= Schilling.
s.d.
= siehe dort, diese(n), (s).
s.o.
-- siehe oben.
s.t.
= sous tournois.
s.u.
= siehe unten.
S.V.W
.= so viel wie.
Taf.
- Tafel.
$
— Dollar,
v.C.
r= vor Christus.
Vs.
— Vorderseite, Hauptseite.
V. v.
^ von vom.
Z.
= Zink.
ZW,
= zwischen.
Die hochgestellte arabische Ziffer bedeutet die Auflage eines Werkes oder die Anmerkung;
die Nummern von Abbüdungstafeln. sind stets in römischen Zahlen, die Bandnummern mehrbändi-
ger Werke meist bis XX römisch, dann arabisch gegeben. Seitenzahlen sind in der ZiScmart
f?cgeben, die der Autor anwendet.
Stichworte wie Dreipfeniügstück usw. sind im allgemeinen nicht aufgenommen, son-
dern bei Pfennig usw. am suchen; sie sind aber aufgenommen, wenn sie nur von Zahlworten,
also ohne die Münzbezeichnung, abgeleitet sind wie Denarius, Douzain, Dreier, Beschlik.
Bei der im allgemeinen sparsam geübten Wiedergabe der Aufschriften von Münzen
usw. stehen Ergänzungen in eckigen Klanoonem, Auflösungen von Abkürzungen in runden. Mono-
gramme sind durch D über den betreffenden Buchstabon angedeutet.
I S3 neue Zeile.
» = Trexmung der Schrift.
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Bd. XIV, 1906; VII: Bd. XV, 1907; VIII: Bd. XVI, 1908; IX: Bd. XVII, 1909. ^
Im Text fehlt die Angabe des Teils bei: S. 35 Arendschüling Teil IV; S. 83 Braspenning
III; S. 176 Engeische vijf IV; S. 214 Gehelmter Rijksdaalder VII; S. 378 Matten V;
S. 390 W.}t I; S. 641 Snaphan III; S. 665 Stooter IV.
Tijdschrift = Tijdschrift voor Munt- en Penningkunde. 21 Bde. Amsterdam 1893 — 1914.
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A.
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AA. Münzbuchstabe der französischen
»Münzstätte Metz.
AAAFF = aere argento auro fiando fe-
iundo, Abb. 83, s. Triumvir.
Aar s. Adler und Ar-.
Abaciis (lat.), aßa£ (griech.) = Rechen-
)rett. S. d.
Abbas, Abbatissa s. Abt, s. Äbtissin.
^Abbäsi — nach Shäh *Abbäs L (1587—
629) benannte persische Silbermünze von
irsprünglich 7^T % Gewicht, die sich aus
ler Doppeltanka (s. Tanka) entwickelt
latte. Vs. anfangs schi^Itisches Glaubens -
lyn^ibol und die Namen der 12 Imame,
(s. Name des Shäh (seit 1642 in Versform),
fahr und Ort. Abb. 43 1 . i *A. = 2 Mahmüdi
bis Mitte 17. Jahrh. Khodäbende nach Shäh
^hodäbende, 1578—87) = 4 Shähi ==
CO Bisti = 40 ^äzbeki (Kupfer) = 200
Dinar (Rechnungseinheit). Höhere Werte
vie der Du-*AbbäsI (2 *A.), Pan§ad-dinär
500 Dinar), Cahär^A. und Panö^A. (4 *A.,
i *A.) wurden nur gelegentlich, der ST§an-
lär (300 Dinar) nur im 18. Jalirh. ausge-
geben. Das Gewicht des *A. fiel allmählich
)is auf 4,66 g (um 1737), dementsprechend
lank auch das Gewicht der anderen Werte.
Sfädir Shäh (1736—47) führte die Rupie
'Nädirl) ein, welche ihrem Gewicht (i i,53g)
lach 2*/a *A. entsprach, = 500 Dinar, daher
hr Name Panä§ad-dinär. Unter Fatb
Ali Shäh hörte die Prägung des *A. und
jeiner Teilstücke auf. Geprägt wurden
[799—1826 der Riyäl (1250 Dinar) von
10,49, später, seit i8l6 — 9,33 g, sowie
Vlünzen zu l^», V» (Nun Riyäl), V4(R^b*)
jnd »/« Riyäl. Vs. Name des Shäh, Rs.
Drt und Jahr, Im J. 1826 wurde die früher
aur selten ausgebrachte Münaie zu 1000
Dinar, Hezär-dlnär (um 1650 Gewicht
36,54 g) unter dem Namen ^^ Küarän
jibibferän zur Hauptsilbereinheit erhoben.
Wörterbuch d«r HÜnxkm&d«.
Ihr Gewicht, um 1826 ca. 7 g, betrug in
den 1870er Jahren bloß 4,94 g, Feingehalt
860 p. m. Vs. Name des Shäh mit dem
Titel §ähibyrän, Herr der Konstellation,
Rs. Ort und Jahr, i Kran = 2 Penäbäd
(nach der Stadt Penähäbäd, wo er zuerst
geprägt wurde) = 4 Panö-shähl (5 Shähl).
Nä§ir-ad-dln (1848 — 96) ließ die Prägung
mittelst europäischer Maschinen vornehmen
(daher seine Münzen Pül-i Carkhl — Ma-
schinenmünzen, auch Täze ferän, neuer
IJlrän im Gegensatz zum alten, Krän-i
kuhene, genannt werden) und setzte auf
die Vs. das schon früher mitunter vorkom-
mende persische Wappen (Löwe und Sonne)
Abb. 434. Als "Wertangabe steht darunter
auf der ]^ränmünze Yekhezär-dlnär (lOOO
Dinar), auf den anderen Werten: Pan^he-
zär-dlnär (5000 D.),Dühezär-dInär (2000 D.),
Pän§ad-dlnär (500 D.), Rub^I (V4 Kran).
Sein j^rän wiegt 4,66 g und hält 900 fein.
Auf den Münzen von Nä§ir-ad-dlns Nach-
folgern befindet sich auf der Vs. ihr Brustbild.
Zu Geschenkzwecken wird der Shähl sefid (=
150 Dinar) geprägt. S. IJläzbekl, Tomän. —
Rabino in NChr. 1908, 191 1, 1915; Coins
of the Shähs of Persia (Coli, de la Revue
du Monde Musulman, Paris 1914); R- St.
Poole, Brit. Mus.CataL; Hanway, Zuver-
lässige Beschreibung. Leipzig 1769 I 309;
Olearius, Schleswig 1656, 559 f . ; Tavernier,
Paris 1876, 121; Chardin, ed Langlös IV
186; Frähn in Bull hist. phiL de l'Acad.
St. Petersburg III 271 ; Ernst NZ. X 403 ff-
Der seit 1762 in Georgien geprägte *A.
wiegt ca. 3 g = 2 Üzaltyn = 4 ShakrI.
3 *A. =5= I Mareen (Rechnungseinheit).
5 *A. = I Minaltyn (russischer Rubel), s.
Altun. Die Russen prägten von 1804—33
in Tiflis den Abaz (Sollgewicht 3,33 g,
9i6»/3 fein) sowie 2 Abaz und '/a Abaz-
münzen. Vs. Krone, 2 Zweige und in
georg. Schrift Tiflis. Rs. Wertangabe: 200
(resp. 4CX), 100) kartuli thetri, d- h. 1^200
ABBILDUNGEN VON MÜNZEN— ABDRÜCKE
(Einheiten, Dinare) karthalischen Silbers«
und Jahr. Auf den Kupfermünzen lautet
die Wertangabe 20 (resp. 10,5) kartuli
phuli, s. IJ^äzbeki. — Brosset, Hist. de la
G^orgie, Introd. 179, 184 ff.; N. J. As. XV,
401 ff. ; Großfürst Georgij Michailowitsch,
Russkija monety 2ekanennyja dla Gruzii ;
Bartholomaei, Lettres 66.
In Khiwa war der *Abbäsi im 19. Jahrh.
eine Rechnungseinheit = V4 TiÜä. =
2 Tenga = 4 Shä*i (Silbermünze zu 0,75 g.
Sikke-i shähi; Kupfermünze von 16 g, Fu-
lüs-i shähi) = 8 Yarymshä^i oder Ni§f shähi
(V2 Shähi, Kupfer). S. Tanka, TiUä. —
Weljaminow-Zernowin, Trudy wostoönago
otdelenija IV 440; Markow, Inv. -Katalog
792. V.
Abbildungen von Mfinzen werden auf
zwei grundsätzlich verschiedene Arten her-
gestellt, einmal indem die M. von einem
Zeichner nachgezeichnet und die Zeich-
nung durch Holzschnitt, Kupferstich,
Steindruck oder Zinkätzung vervielfältigt
wird; diese bis in die 70er Jahre allein üb-
liche Art — künstlerisch hochbegabte
Zeichner dafür waren z. B. Dardel und
C. L. Becker, neuerdings A. Sambon — hat
den Nachteil, daß das Bild durch Auge und
Hand eines Menschen geschaffen ist mit
ihren Fehlern und Subjektivismen, und
wird daher jetzt nur im Notfall, also z. B.
wenn eine M. ganz oder in wesentlichen
Teilen so verschlissen ist, daß die Photo-
graphie nichts herausbringen würde, an-
gewendet. Die andere Art geschieht durch
die ganz mechanisch und objektiv wir-
kende Photographie, entweder nach der
M. selbst oder meist nach einem Gipsabguß,
letzteres bevorzugt, weil die Nachteile ver-
schiedener Farbe einer oder mehrerer zu-
sammen aufzunehmender M. dabei ver-
mieden und beide Seiten einer M. zu-
sammen aufgenommen, überhaupt mehrere
M. leicht zu Tafeln kombiniert werden
können. Die Reproduktion erfolgt dabei i.
durch Tiefdruck-Photogranmie (Heliogra-
vüre) von Kupferplatten, schön aber sehr
teuer, — oder 2. Flachdruck, d. h. Lichtdruck
von Platten mit Gelatineschicht, der aber
auf gewöhnlichem Druckpapier, also für Ab-
bildungen mitten im Drucktexte, nicht an-
wendbar ist, auch lassen sich die Platten
nicht lange aufheben — oder 3. Hochdruck
(Autotypie), wobei man wieder den Raster-
druck (Druck durch ein Netz) und die
selten angewendete Hochkornätzung (ohne
Netzwerk) unterscheidet; dabei können die
einzelnen Abbildungen (Klischees) auch
auf Holzstöcke gesetzt und mit dem Text
im Buchdruck vervielfältigt werden. — Das
CoUassche Verfahren beruhte auf einem
Apparat, der von einem Relief eine origi-
nalgetreue schattierte Zeichnung bzw. Gra-
vierung anfertigte und ist bes. in Ch.
Lenormants Tr6sor de num. et de glyp-
tique 1834/50 zur Anwendung gekommen.
— Luschin, A. M. K.» S. 143/44- R.
Abbreviaturen s. Abkürzungen.
Abdrücke von M. und Med. Zur Herstel-
lung eines A. bedarf man l. einer Form
beider Seiten, 2. der Ausformung derselben.
I. Die Form (das Negativ) gewinnt man
durch Abbürsten in weichem und zähem,
bleifreiem Stanniol, das dann vor dem
Abheben der M. besser eine Unterlage von
Wachs u. dgl. erhält (Vorsicht bei stark
oxydierten, zu dünnen, gesprungenen oder
sonst schon beschädigten M. sowie bei
Bronze -M. mit empfindlicher, bröckliger
Patina!), oder Abdrücken in bestem Siegel-
lack (dieselbe Warnung!) oder in einem
Kitt- oder Wachspräparat (Zahnarztkitt,
Plastilin) — in diesen Fällen ist etwas Tal-
kum oder dgl. auf die M, zu streuen, um das
Herausheben zu erleichtern — oder in Gips
(dies weniger empfehlenswert, da fast stets
blasig ausfallend). Die Ausformung (das
Positiv, den Abguß) erhält man am ein-
fachsten durch Eingießen von Gips in die
Form (besten Alabastergips nehmen, der
nicht körnig ist; die Mischung mit Wasser
nicht zu dünnflüssig, da sonst Blasen nicht
zu vermeiden; deren Bildung ist durch Er-
schütterung der Unterlage gleich nach dem
Eingießen zu verhindern), wobei freilich
beide Seiten der Münze einzeln bleiben
müssen, da das Zusammenfügen der For-
men in den empfohlenen Materialien meist
schwierig ist. Färbung der Masse zur Ver-
meidung der unschönen und für photo-
graphische Zwecke unerwünschten kalkig-
weißen Farbe geschieht durch Einschütten
von etwas gelbem, braunem oder grau-
braunem Ocker, Englisch Rot, Frankfurter
Schwarz oder dgl. in die noch jäüssige
Masse. — Der Gipsabguß wird nach dem
ABENDMAHLSPFENNIGE— ABKÜRZUNGEN
Erkalten aus der Form herausgenommen
und beschnitten und ist unbegrenzt haltbar;
auch die Formen selbst kann man meist auf-
heben; doch werden die aus Siegellack
durch allmähliches Schmelzen, bes. wenn im
warmen Zimmer aufgehoben, unscharf, die
aus anderem Material erfordern meist viel
Raum. Die früher allgemein geübte Technik
des Ausgusses in Schwefel, in dem sich die
zwei Seiten leicht zusammenfügen lassen,
wird kaum mehr irgendwo geübt; aus
diesem Stoffe waren die berühmten Mion-
netschen Schwefelpasten, für deren Samm-
lung von etwa 20000 Stück sein bekanntes
Werk Description des mßdailles grecques
et romaines den Katalog bilden sollte.
Vorsicht bei Aufbewahrung dieser Schwefel-
abgüsse in derselben Lade wie Originale
oder Metallabdrücke, da der Schwefel sich
auf das Metall niederschlägt! — Über Her-
stellung von Metallkopien nach M. s. unter
Galvanoplastisches Verfahren und Guß. —
Ein sehr einfaches und rasches, bei flachem
Relief für die meisten Zwecke ausreichen-
des Verfahren zur Herstellung von A. ist
die Abreibung in Papier: ein dünnes, zähes
Papier (z. B. sog. Überseepapier) wird etwas
angefeuchtet auf die Münze gedrückt, dann
fährt man über die erhabenen Stellen
leise mit pulverisiertem Graphit (besser als
nur mit der Spitze eines Bleistifts) hinweg
(man kann sich auch einer Art Kopierpresse
dazu bedienen). Die fertigen Abreibungen
werden zwischen Pappstücken oder in einer
Kartenpresse getrocknet und lassen sich
so leicht aufheben und versenden. —
Luschin, A. M. K.« S. 143/44. R.
Abendmahlspfentiige (Kommunion-
münzen) waren Legitimationsmarken deut-
scher Städte, besonders Danzigs, die zum
Genuß des h. Abendmahles der betreffenden
Gemeinde berechtigten. Sie zeigen meist
auf einer Seite den Kelch und die Hostie.
Ebensolche Marken oder Token gebrauch-
ten die kalvinistischen Gemeinden der
Schweiz, wo sie Kalvin 1561 eingeführt
hatte, und Schottlands im 17. Jahrhundert;
in den Vereinigten Staaten und Kanada
finden sie sich seit der Mitte des 18. Jahr-
hunderts. S.
Aberglaube ist :^der als falsch erkannte
Glaube der Vorzeit oder früherer Kultur,
insofern er auf die Handlungen des Aber-
gläubischen bestimmend einwirkt«. Sol-
chem A. können nun auch die M. dienen,
z. B. die M. mit Bibelsprüchen, mit den
Bildern bestimmter Heiliger, die marokkan.
M. mit dem hexenbannenden Pentagramm,
Rechenpfennige mit magischen Buchstaben
oder Zahlquadraten; aber man hat auch
zu abergläubischen Zwecken besondere
münzähnliche Amulette (s. d.) und Talis-
mane (s. d.) hergestellt, wie z. B. die
Ferkelmünzen (Journ. int. VIII S. 257]
und die Tesserae mit Ephesia Grammats
(s. d.); am Körper getragen, sollten sie
z. B. den Besitzer vor Gefahren Schützer
(so die Georgstaler vor Verwundung), ihn
den Beistand Gottes oder der Heiligen (s
unter Weihemünzen) sichern; eine stets ii
der Börse getragene kleine M., z. B. eii
Pfennig, soll »hecken« (s. unter Heck
pfennig), d. h. sich vermehren, für stän
digen Geldvorrat in der Börse sorgen; eii
»Regenbogenschüsselchen« (s. d., Abb. 59
sollte einer Frau eine glückliche Entbindim]
gewähren; die Taler Friedrichs des Großei
mit i7*A-86 sollen seinen Tod am 17
August 1786 prophezeit haben usw. -
Friedensburg, M. in der Kulturgesch.
S. 228/30; Schöttle, Archiv f. Kulturgesch
XI S, 320/62; Monatsblatt num. Ges. D
S. 184. 231. R.
Abgang heißt in der Münztechnik de
während der Bearbeitung eintretend
Schwund an Metall. Er besteht zunächs
in dem Verlust beim Schmelzen un<
Probieren durch Verbrennen oder Spritzen
dann beim Gießen sowie beim Hämmeri
oder Walzen der Zaine und beim Justierei
in Hammerschlag und Feilspänen, endlicl
in dem Weißsiedeabgang beim Weißsiedei
der Platten. Der Abgang heißt auch Krätzi
oder Gekrätz, wozu der Kehricht der Münz
Stätten gehört. Aller Abgang wird ge
sammelt, . »zu gut gemacht« und der Re
gierung berechnet. Dadurch, daß letztere
in älteren Zeiten nicht geschah, haben di<
Münzmeister (s. d.) oft sehr bedeutendi
Gewinne gemacht. S.
Abgfisse von M. s. unter Abdrücke un<
Fälschungen.
Abknappung s. Münzverschlechterung.
Abkfirzungen erfolgen i) auf griech. un(
röm. M. teils durch den (oder bei Konso
nanten mehrere) Anfangsbuchstaben, teil
ABLASSMÜNZEN— ABSOLUTIONSTALER
durch die erste Silbe, teils reichen sie bis
zum konsonantischen Anfang der zweiten
oder einer der folgenden Silben; z. B. wird
im Griech. aöioxpotTtop = imperator durch
A oder AY, AYT, AYTOK, AYTOKP,
AYTOKPAT abgekürzt, im Lat. tribunicia
potestate durch TP, TR P, TRIB POT,
TRIBVN POTEST (Abb. 75- 8i. 83). — Seit
Ende des 3. Jhdt. n. Chr. kommt gelegentlich
die Setzung der Anfangsbuchstaben der
beiden (oder mehr) ersten Silben auch auf
den M. auf, so PS = pusulatum, CS =
c(on)s(ul) statt des althergebrachten COS
(=cosol, alte Wortform, Abb. 75. 81),
auf griech. M. schon früh A6t. xpa. =
aÖTOxpottcop, 2ß= SeßaaiÄc, ähnlich Aug(ust)i,
C(ae)s(ar) auf Kolonial-M. (mehr N.Z. 56
S- 32). — Auffällige Abk. erklären sich meist
durch die in den A. zäh festgehaltene ältere
Wort- oder Schriftform, so 9 als Anfangs-
buchstabe von Korinth (Abb. 29, Koppa =
lat. Q, ein früh verloren gegangener Kehl-
laut), A0E (statt später A0H) im Stadt-
namen von Athen, FA (= Famit dem alten
»Digamma«) in dem von Elis, A/V = Manius
(lat. Vorname) und das oben erklärte COS.
— Kanonisch geworden sind im Lat. z. B.
die A. der Vornamen, der Tribus (s. d.) und
der meisten Ämter, im Griech. bes. ßa oder
ßaöt für ßaGfiXeöc- — Verdoppelungen des An-
fangsbuchstabens, des Wortes oder des End-
buchstabens derA.erscheinen seit dem 3. Jh.,
so AVGG = zwei Augusti, DDD NNN =
tres domini nostri, 2eßßß. = drei Sebastoi.
— R. E. II A S. 2279 und bes. 2305, 2314
unter Siglae; Münsterberg, Festschrift
Blümner. R.
2) Abkürzungen kommen in der ma. Um-
schrift ebenfalls Vor, so p= pus, in Urkunden
gewöhnlich = per, 9 = us, epi = episcopus,
rx = rex, imper = imperator, scs = sanc-
tus, S oder s^ ==sancta, d. g. = dei gratia,
MA = Massilia, L == Lissabon u. a. Su.
3) Abkürz. d. Neuzeit s. unter »Münz-
buchstaben« u. »Münzzeichen«.
Ablafimfinzen heißen die medaillen-
artigen, vom Papste an die Rompilger
verteilten Gnadenpfennige, deren viele
gehenkelt sind. Bonanni passim. S.
Abmitzuiig nennt man den Verlust an
Gewicht, den eine Münze durch den Um-
lauf, nicht durch gewaltsame Beschneidung
(s. d.) oder ähnliche Manipulationen, er-
leidet. Obgleich über diesen Verlust viele
Versuche gemacht worden sind, zuerst im
England um 1804, ist man noch nicht zu
einer allgemein anerkannten widerstands-
fähigsten Legierung der Gold- und Silber -
münzen gelangt. Nach französischen Unter-
suchungen betrug der Abnutzungsverlust
in einem Jahre bei den englischen Sove-
reigns 0,09, den halben o,22<'/o, bei den
französischen 20-Francs 0,01, I0-Franc&
0,03, den silbernen 5 -Francs 0,0160/0. Hat
die Abnutzung einen gewissen Grad er-
reicht, so müssen diese Münzen eingezogen
werden, weil sonst die Währung gefährdet
und die Falschmünzerei sehr erleichtert
wird. Dieser münzpolitischen Forderung
ist aber vor dem 19. Jhdt. nirgends ge-
nügt worden. — Flörcke S. 733 ff.; Grote,.
M. St. IV, S. 188—190; Schrötter, Preußen^
1806/73 Gesch., I, S. 429, 11, S. 26. S.
Abschlag. Unter Abschlägen versteht man
insbesondere die aus einem anderen als dem
Währungsmetall geprägten Münzen. Viel-
fach wurden die ersten Stücke einer neu ein-
geführten Silbersorte aus Gold oder einer
neuen Kupfersorte aus Gold oder Silber
als Probestücke für den Fürsten oder als
Spekulationsobjekte des Münzmeisters ge-
schlagen, die keine Umlaufsmünzen waren.
Wohl aber waren die mit Talerstempeln
geprägten Stücke zu 20 oder 10 Dukaten
Kurantmünzen, wenn sie auch meist die
Rolle von Donativen (s. d.) spielten. S.
Abschnitt, engl, franz. exergue, ital.
esergo, heißt derjenige Teil der Münz-
fläche, der sich unterhalb der die Darstel-
lung unten abschließenden Bodenlinie be-
findet. Auf antiken M. oft zur Anbringung
des Namens des M. -Herren oder eines Bei-
Zeichens (Abb. 33/35), auf spätröm. zu der
der Münzstätte (Abb. 104/105), in der Neu-
zeit zu der der Jahreszahl oder des Münz-
buchstabens gebraucht. R,
Absolutes Mafisystem ist dasjenige, das
die zu messenden Größen auf die dre^
Grundeinheiten des Längenmaßes (cm),
der Masse (g) und der Zeit (S == Sekunde)
zurückführt. R.
AbsOltttionstaler wird eine Medaille Hein-
richs IV. von Frankreich genannt, die auf
seine Freisprechung vom Kirchenbann im
Jahre 1595 mit dem Brustbilde des Papstes.
Clemens VIII. auf der einen und dem des
ABT— ACHELOOS
5
Königs auf der anderen Seite geprägt
worden ist. — Abb. bei Bonanni, II, 457, i
und 29 und S. 483 £f. S.
Abt, der (Abbas), ist der Vorsteher eines
Klosters. Viele Benediktinerabteien hatten
ebenso wie Bistümer und Nonnenklöster
Reichsbesitz inne, mit dem sie vom König
unmittelbar als Vertreter der Reichsgewalt
belehnt werden mußten; dadurch Reichs-
fürsten, haben sie wohl meist das Münz-
xecht besessen, z. B. Fulda, Hersfeld, EU-
wangen, Echternach, Kempten, Corvey,
Lorsch, Prüm, Mur bach, Reichenau, Rhein -
au, St. Gallen, Selz, Stablo, Weißenburg,
Werden -Helmstedt, und viele andere in
Deutschland; Fulda, Kempten, Corvey,
Ellwangen, Murbach, St. Gallen, Stablo,
Werden auch in der NZ. Auch in Frank-
reich haben zahlreiche Abteien i. Ma. das
Münzrecht besessen, so St. Martin von
Tours, Cluny, Corbie, St. Medard, St.
Martial, St. Stephan in Dijon, in Burgund
St. Claude u. St. Maurice, in Spanien u. a.
die Benediktiner-Abtei St. Antonin. Die
Aebte hatten oft auch das Recht, bischöf-
liche Abzeichen zu tragen wie Mitra, Hand-
schuhe und Sandalen. Su.
Abtreiben ist ein Verfahren, aus silber-
haltigem Blei (mindestens 0,02 0/0 Silber)
das Silber zu gewinnen. Das Blei wird auf
dem Treibherde geschmolzen und mit
Hilfe eines Gebläses oxydiert. Die sich
bildende Bleiglätte fließt seitlich ab.
Ist alles Blei oxydiert, so zeigt sich nach
Zerreißen des letzten Oxydhäutchens auf
der Oberfläche das weißglänzende Silber:
der Silberblick. S.
Abu Kelb — arabische Bezeichnung des
Löwentalers. Kelb — arab. Hund. S.
Piaster.
Abu Kusch — Bezeichnung des öster-
reichischen Talers in Ägypten. IC.üsch —
türk. Vogel. — B61in, JAs. 6s6r. HI
440. V.
Abu Midfa% Abu Taka> vulg. Putäfea,
Pafäfea (eig. Vater der Kanone, resp. des
Fensters) j^ulunäta— Bezeichnung des spa-
nischen Peso in Ägypten und Nordafrika.
In Mokka wurde er Maghribi (der Maghri-
binische, eig. Westliche) genannt. — B61in,
JAs. 6 s6r. III 440; Bernard 289, 311,"
Marcel, Vocab. frang-arabe 455; Noback^
S. 679. V.
Abundantia, auf M. auch A. Augusti,
A. temporum, die Personifikation des
Überflusses; erscheint, meist beischriftlich
bezeichnet, auf röm. M. von Traianus bis
Carausius (Beischrift erst seit Elagabalus),
stehend und ein Füllhorn, zuweilen in
einen Modius, entleerend; Globus und
Schiff treten zuweilen dazu; Ähren und
Füllhorn als Attribute (M. des Tetricus)
zeigen schon Vermischung mit Annona;
die Beischrift tritt dann noch passend zu
Szenen auf, wo Kaiser oder Kaiserin Geld
unter Kinder austeilen (Mamaea, Salonina),
weniger passend aber zur Diana mit zwei
kurzen Fackeln (Salonina), zu einem Fluß-
gott (Gallienus), zu einer Kanne (Tetricus),
zu einem Schiff (Carus) oder gar zum
Pudicitia -Typus (Etruscilla). — Bernhart,
Handbuch S. 80; Gnecchi, Tipi S. 54;
W. Koehler, Personif. abstrakter Begriffe
S. 9; R. E. I S. 125.— Griech. etwaEö^via,
s. d. R.
Accensus heißt der einem röm. hohen
Beamten zur Dienstleistung beigegebene
Unterbeamte ; auf einem Denar des Brutus
schreitet im Processus consularis ein AI
dem Lictor (s* d.) voran. — R. E. I S. 13S/7.
R. '
Acclamatio lat. :=: Zuruf, insbes. an den
röm, Kaiser vom Senat, Volk, Heer ge-
richtet; s. unter Wunschmünzen, Wegen
der A. imperatoria s. unter Imperator. R.
Acerra, das Kästchen zur Aufbewahrung
des Weihrauchs u. ä. Räuchermittel;
auf M. bes. von der Pietas in der Hand
gehalten. — R. E. I S. 153. R.
Acheloos, griech. Fluß und Flußgott;
Flüsse mit Namen A, gab es viele in
Griechenland, der bekannteste und größte
dieses Namens ist der in Epeiros entsprin-
gende^ die Grenze zwischen Akarnanien
und Atollen bildende und gegenüber von
Oiniadai mündende Fluß. Unter den
Flußgöttern spielt er die Rolle des größten
und mächtigsten, wird dargestellt, wie
andere Flußgötter auch, nach dem künst-
lerischen Vorbild der assyrischen tor-
hütenden Stiere, als Stier mit bärtigem
Menschdngesicht (wenigstens nennen wir
A. dies geradezu wappenartig auf M. vieler
Städte Kampaniens erscheinende Bild,
das auch noch ein Denar des Augustus
bringt; das bärtige Haupt mit Hörnera
ACHILLEUS— ACHTZEHNGRÖSCHER
allein seitlich oder von vorn häufig auf
akarnanischen M, und z. B. auf altem EL
vonPhokaia); mehr anthropomorph, näm-
lich als Mensch mit Stierkopf erscheint er
in Metapont (480 — 440 v. Chr.), Abb. 28, wo
auch sein Name erscheint: 'Axe^cDio(ü)
&8X.0V = Kampf preis des A.; dort wurde
also ein Agon für ihn gefeiert. Auf einer M.
von Phaseiis (570 — 520 v. Chr.) ist der auf
Vasenbildem so häufige Ringkampf des
Herakles mit A. dargestellt. Vgl. im
übrigen unter Flui3gott. — R. E. I S. 213.
R.
Achilleus^ der thessalische Held vor
Troia, erscheint als behelmter Kopf auf
M. des Koinon der Thessaler (mit der Bei-
schrift AXIAAEYC) und des Pyrrhos;
auch hat man eine (auf JE-M, vonPharsalos
wiederholte?) Statuengruppe: Reiter mit
Keule und sein Fußknecht, auf A. und
Patroklos (Pausan. X 13, 5) gedeutet.
Corolla S. 266 ff. — Auf Kontorniaten er-
scheint das Abenteuer des A. mit Penthe-
silea. R.
Achtebalber. Seit 1720 wurden viele
brandenburgische Zwölf teltaler (s. d.) aus
Berlin in die Provinz Preußen gesandt
und durch ein Edikt von 1722 das Stück
auf achtehalb (71/a) preußische Groschen
gesetzt. Seitdem hießen diese bis zum
Jahre 1873 gültigen Münzen in Ost- und
Westpreußen Achtehalber. — Schrötter,
Acta Bor. Gesch., I, S. 273, HI, 423.
Achtentwlntig (Achtundzwanzigstüver -
stück, Klapmuts). Diese 1601 in Friesland
eingeführte, 1617 und 1618 in Deventer
und Zwolle mit 19,584 g Gewicht und
15,28 g Silbergehalt geprägte Münze
wurde, seit 1680 auch in anderen nieder-
ländischen Provinzen und Städten ge-
schlagen, zu einer Art Kriegsmünze, die
unter arger Verschlechterung neben den
schlechten deutschen Gulden besonders
für die Bezahlung der von Wilhehn HL
von England geworbenen Truppen benutzt
wurde. Die Generalstaaten sahen sich
durch die vielen Klagen über den schlech-
ten Fuß dieser Münze endlich gezwungen,
die besseren durch Gegenstempelung zu
kennzeichnen, alle anderen 1693 zu ver-
bieten. Abb. 265. Die Hs. dieser 28-StÜver
trug den Reichsadler mit oder ohne die
Zahl 28, die Ks. den Provinzialschild mit
28 unten, doch zeigt die Vs. einiger ein
Brustbild, und da dieses Brustbild der
sehr vielen friesischen eine Klappmütze
trägt, entstand für diese Münze die Volks -
bezeichnung: »Klappmuts«. — Verkade,
S. 38 ff., Taf. 71, I, 127, I, 153, 154, 174,
180, 181; Z. f. N. 28. Bd., S. 56 f. S.
Achtlinge, Achtpfennigstucke. Acht-
linge hießen seit dem Ende des 15. Jahr-
hunderts die Göttinger Körtlinge (s. d.)
von ihrer Geltung zu 8 Pfennigen; sie
waren um 1490 ö^/a, um 1550 aber nur
noch 4 Lot fein. Acht Pfennige galten
später die Mariengroschen (s. d.) und die
süddeutschen 2 -Kreuzerstücke oder Halb-
batzen (s. d.). S.
Achtpfennigstücke s. Achtlinge.
Achtundzwanzigguldenstfick s. Achten-
twlntig.
Achtzefangroscher (Ort, Tympf, Fünftel -
taler). Seit dem Jahre 1654 hat die Repu-
blik Polen, um Geld zur Kriegführung
gegen Schweden zu schaffen, ihren Münz-
fuß fort und fort verschlechtert. Besonders
wurden die Schillinge zu fast ganz kup-
fernen Münzen (s. Boratinki) und hat der
Münzpächter Andreas Timpff sehr gering-
haltige Gulden (s. Guldentympfe) geprägt.
Die früher größte in erheblicher Menge
geprägte polnische Silbermünze nächst
dem Taler war der Vierteltaler oder Ort
gewesen. Die Orte waren dann aber wegen
ihrer Verschlechterung auf Vs Taler oder
von 22^2 auf 18 Groschen gesunken. Da
nun der Gulden oder Dritteltaler, wie ihn
Tympff schlug, von 30 Groschen auch auf
18 fiel, so gingen die Namen „Ort" und
„Tympf** auf die Nachfolger der Gulden-
tympfe über, die die Wertzahl „18** trugen.
Der Name „Ort" verlor sich im 17. Jalir-
hundert, während die Namen „Achtzehn-
gröscher" und „Tympf" der Münze blieben,
Sie war neben dem Sechsgröscher seit 1660
das Hauptkurant Polens, Ost- und West-
preußens, wurde auch in Königsberg und
zeitweise in Stettin bis zum siebenjährigen
Kriege in bedeutender Menge geprägt.
Abb. 299. Die Tympfe wurden in diesem
Kriege aber so verschlechtert, daß sie allen
Klredit verloren und ihre Prägung 1765 von
Preußen aufgegeben werden mußte. Das
Feingewicht der Achtzehngröscher war
um 1660 4,52, um 1700 4,05, um 1750 3,05
ACHTZEHNPFENNIGE— ADLER
und um 1762 1,56 g, während es 1764
3, 34 g betrug. Die Tympfe Friedrich
d. Gr. wurden 1764 in drei Qualitäten ge-
teilt, die »Schwerttympfe«, die den König
mit Klrone und Schwert zeigten, wurden
auf 13 preußische Groschen 2 Schilling,
die »Kahlkopf sehen Tympfe« ohne diese
Attribute auf 13 Gr. i ß, die schlechten
Kriegstympfe mit dem Berliner Münz-
zeichen A auf 1 1 Gr. I ß gesetzt. — Schröt-
ter, Brandenburg; Derselbe, Acta Bor.
passim. S. — Der Tympf (russ. Tinf) wurde
von Peter d. Gr. 1707 — 1709 für Weiß- und
Kleinrußland mit Brustbild und Doppel-
adler, 6,4 g schwer, nachgeprägt. Von
1707 gibt es auch % T. mit gleichem Bilde,
2,93 g schwer. — Reichel 1077 ff.; Groß-
fürst GM, Peter, II Nr. 1264 — T. und
% T. werden fälschlich von den russ.
Sammlern dem Reicheischen Katalog fol-
gend öechen und Polußechen genannt. B.
Achtzehnptennige = Düttchen, s. d.
Adno oder Grano (s. d.) war das kleinste
neapolitanische Münzgewicht zu '^j'jwo der
neapolitanischen Libbra, 0,0445 g schwer.
- Noback», S. 638.
Ackey. Im Jahre 1796 wurde von Eng-
land für die Goldküste eine Silbermünze
von der Größe eines Schillings geprägt,
die den Namen Ackey oder Crown erhielt.
Ackey war der Name Guineas bei den Ein-
geborenen. Die Münze trug auf einer Seite
den gekrönten Nameq|zug GR, auf der
anderen ein Wappen. Es gibt auch solche
von 181 8 mit der Büste Georgs III. auf
der Vs. Der i/s A. hieß Takoe. — Atkins,
S.238f. S.
Adelheldspfennig(e) s. Otto-Adelheids-
pfennige.
Adelphe (griech. il^hffi) = Schwester,
so auf M. Erato, die Schwester Tigranes' III.
— Klio X S. 300. R.
Adelphideos (griech. dSsXfiSeoO =
Vetter; der griech. -ind. König Abdagases
wird auf einer M. als A. des Gondophares
bezeichnet. R.
Adelphos (griech. dSsXcpoc) = Bruder;
so wird der griech. -ind. König Spalyris
als dSeXf&c tou ßaaiXeco?, nämlich des in der
ind. Umschrift genannten Spalagadames^
genannt; dSeXcpol heißt das Ehe- und Ge-
schwisterpaar Ptol. IL und Arsinoe auf
Gold-M., Abb. 52. R.
Adha = i/a im Hindustani. Indische
Münze. S. Jaital, Karsha, Muhr. V.
Adiabenicus, Siegesbeiname des röm.
Kaisers Sept. Severus seit 195 n. Chr.
wegen seiner Siege in Adiabene. R.
Adler. Der Adler, schon in Ägypten
und Vorderasien als Göttersymbol beliebt
— Flügel und Schwanzfedern eines Raub-
vogels bilden z. B., um eine Scheibe ge-
ordnet, das Sonnensymbol der Ägypter,
von wo es auch auf kypr. M. übertragen
wird, auf M. pers. Satrapen den Unterleib
des Ormuzd — gilt den Griechen und Rö-
mern als kräftigster und edelster Vogel;
um seines hohen Fluges willen wird er Be-
gleiter und Blitz träger des höchsten Him-
melsgottes, des Zeus (luppiter); daher
ist er auf griech. und ebenso auf röm. M.
in der Hand oder zu Füßen desselben oder
als alleiniges M.-Bild, oft eine Schlange
bekämpfend, oder einen Hasen, ein Lamm,
eine Schildkröte (Abb. 30) als Beute in den
Krallen (bes. Elis, Kyrene, Chalkis, doch
vgl. Z. f. N. 35 S. 2061, Kroton, Akragas, wo
auch, ein fressendes Adlerpaar), oft auch mit
oder auf einem Blitzbündel (Abb. 51. 66),
einem Kranze (Abb. 88), einer Keule, seiner
Beute (Hirschkopf, Tierschenkel) stehend,
auch mit einem Kranze in der erhobenen
Klaue (A. Pomponius), auch nur der Kopf
allein (Elis), sehr häufig. Als Vogel des Zeus
erscheint er auf griech. M, auch den Gany-
medes raubend, dann im Schöße einer
kretischen Göttin (Britomartis? M. von
Gortyn); die zwei von Zeus ausgesandten
Adler auf dem Omphalos finden wir auf
einem Kyzikener. Auf dem Blitze stehend
ist der A. geradezu Hauswappen der
Ptolemäer und deren häufigstes M.-bild,
daher er auch auf Alexandrinern des 3. Jh.
wieder häufigstes M.-Bild und auf röm.
FoUes aus Alexandria ein häufiges Beiz.
ist. Bei den Römern erlangt er als Legions-
adler (s. d., Abb. 72) besondere Bedeutung,
erscheint als Knaufschmuck des Kaiser-
zepters und wird als der Vogel des lup-
piter, der den verstorbenen Kaiser gen
Hinmiel trägt (wie der Pfau der luno die
Kaiserin) zum Symbol der Vergöttlichung
(Consecratio, s. d.) überhaupt. — R. E. I
s. 371. R-
Dieser römische Adler ist als ein rein
weltliches Wahrzeichen der höchsten Macht
8
ADLER
von dem Römischen Reich Deutscher Na-
tion übernommen worden. Er wird von
Karl dem Großen auf den Giebel der Pfalz
zu Aachen gesetzt. Jener hat vielleicht die
Prägung einiger Adlerpfennige aus der Zeit
der salischen Kaiser veranlaßt, sicher aber
einem Hälbling des Hohenstauf en Heinrich
VI. zum Vorbild gedient. Mit ausgebreite-
ten Flügeln erscheint der kaiserliche Adler
auf der Rs. eines um lOOO in der curtis regia
Andernach geprägten Denars. Seit der
Zeit Konrads IL ist das Adlerzepter das auf
Kaisersiegeln zumeist verwendete Attribut
der Herrschaft. Während der Regierungs-
zeit Lothars von Supplinburg ist ein Dünn-
pfennig im nördlichen Harzvorland mit
Adler geprägt. Und danach erscheinen
überall im Deutschen Reiche Adlerge-
präge, ein Denar Bischof Heinrichs II.
V. Lüttich mit frei auffliegendem Adler
und der Umschrift victrix aquila und ein
Maestrichter mit dem Adlerschild, dem
scutum imperatoris, weiter tragen ost-
fränkische und bayerische Pfennige unter-
schiedliche Adlerbilder, dann kleine Ge-
präge Heinrichs VI. in Unteritalien und
Silber- und Goldmünzen Friedrichs IL in
Brindisi und Messina (s. z. B. Augustalis).
Andere Pfennige mit dem Adler sind die
Adlerpfennige • der elsässischen Königs -
pfalzen aus dem Tränheimer Funde, der
Wiener Pfennig, der nach der Ächtung
des Babenbergers im Namen des Elaisers
geprägt ist, die Mühlhäuser Brakteaten mit
dem Adlerschild in der Hand des könig-
lichen Reiters, die kleineren schwäbischen
Hohlmünzen königlichen Schlages, die den
Adler oder auch den halben Adler mit
dem Königskopfe verbinden. Der ein-
fache Adler war aber auch vielfach das
Wahrzeichen deutscher Dynasten, so seit
Otto IL der Markgrafen von Branden-
burg, dann der askanischen Herzöge von
Sachsen-Wittenberg, der Grafen von An-
halt und der von Orlamünde, der Herzöge
von Andechs-Meranien (s. Meranier), der
Markgrafen von Österreich, der schlesi-
schen Herzöge und der böhmischen Könige,
beide, als . sie in ein Abhängigkeitsver-
hältnis zum Reiche traten, dann als reden-
des Wappen der Herren von Arnstein am
Südabhang des Harzes, der Grafen von
Arnsberg in Westfalen und der Herren
von Ahr vom Mittelrhein, schließlich des
Deutschherrenorden in Preußen mit dem
Adler auf dem Kreuz. Ihren Charakter
als Ghibellinen geben kund durch Adler-
siegel die pisanischen Herren in Sar-
dinien und der Markgraf Azzo von
Este, es erscheint das Adlerwappen bei
den Kaufleuten von Goslar und der
Bürgerschaft von Nordhausen und in an-
deren Reichsstädten, auch in der Stadt
Tuder in Italien. Ihnen allen gemeinsam
ist die unterschiedslose Verwendung einer
schematischen und einer natürlich freien
Darstellung des Adlers; teils wird das ganze
Tier dargestellt, teils das halbe in senk-
rechtem oder wagerechtem Schnitt (als
wachsender Adler) oder auch der Kopf
allein. Der doppelköpfige A. erscheint in
Deutschland seit 1185 (s. Doppeladler).
Der einfache Adler ist auch von Rudolf
von Habsburg verwendet worden, von
Heinrich VII. auf dessen Aachener und
Luxemburger Sterlingen, dann erscheint
er auf oberitalischen Groschen von Mailand
und Siena, in ruhiger Haltung auf dem
Säulenkapital stehend und in Seiten-
ansicht sich bietend. Die Großpfennige
von Como und Savona mit Ludwigs des
Bayern Namen zeigen den schlichten Adler.
Ebenfalls unter Karl IV. ist seine Ver-
wendung vorherrschend, doch nicht nur
als Schildfigur, sondern daneben zugleich
als Schildhalter, ^ Im 15. Jh. erscheint
er auf dem großen Siegel Kaiser Sigis-
munds mit der Umschrift: aquila Ezechielis
sponse missa et de celis, volat ipsa sine meta,
quo nee vates nee propheta evolabit alcius.
Auf den Münzen der askanischen Mark-
grafen kommt der einfache Adler in Vorder-,
Seitenansicht, mit geschlossenen, mit aus-
gebreiteten Flügeln, schreitend, auffliegend,
als wachsender Adler oder auch mit dem
Kopfe allein vor. Adlerpfennige und
Adlergroschen haben die ersten Hohen-
zoUem in der Mark geprägt, bis als erster
Kurfürst Johann Cicero das Wahrzeichen
seiner Kurwürde, das Zepter des Reiches,
hinzufügte, und zwar zunächst als Schild-
figur, von dem Adler auf der Brust getragen
oder auch verselbständigt, später jenem
in die Fänge gegeben. Als Brandenburg-
Preußen Königtum wurde, wurde der Kur-
hut, der bisher frei über dem Kopf des
ADLERDOLLAR, ADLERPIASTER— AD VENTUS
Adlers schwebte, durch eine ihm meist fest
aufgesetzte Krone ersetzt, auf der Brust des
Tieres die Namensinitialen Friedrichs L,
in seinen Fängen neben dem Zepter der
Reichsapfel. Die Wappenadler des Mittel-
alters wie überhaupt alle heraldischen
Adler zeigen sich von vorn. Erst in neuerer
Zeit werden die Adler auf den Wappen,
Siegeln und Münzen wieder natürlich ge-
bildet, so auf den Schaustücken des Großen
Kurfürsten und auf den Münzen Friedrich
Wilhelms L, auffliegend zur Sonne (nee
soli cedit) auf dessen ersten Goldstücken.
Die Mehrzahl der Gepräge Friedrichs des
Großen zeigt ihn über Waffengruppen
und Kriegstrophäen und so bleibt er
ein halbes Jahrhundert. Abb. 279. Na-
türlich gehalten sind auch die A. auf den
Münzen Nordamerikas und Mexikos. Abb.
274 f. (Über die Änderungen der Form des
Adlers vgl. Ralph von Retberg bei Seiler,
S. 45if.) Der brandenburgisch-preußische
Adler ist auf das neue Reich übertragen
worden, hier als Reichsadler bewacht er die
Sonderinsignien des preußischen, die neue
Reichskrone im Unterschied von der preu-
ßischen freischwebend. Heute erscheint er
natürlich ohne Krone. Der Adler ist also ein
hauptsächlich deutsches Wahrzeichen ge-
wesen, Polen hat ihn in Abhängigkeit vom
Deutschen Reiche übernommen. In Frank-
reich haben nur Napoleon I. u. IIL vorüber-
gehend den altrömischen Legionsadler zur
Geltung gebracht. — J. Menadier im Samm-
ler 1921; vgl. E. Gritzner, Symbole u.
Wappen des alten deutschen Reiches,
Leipzig 1902. Su.
AdlerdoUar, Adlerpiaster ist der mexi-
kanische Peso mit dem auf einem Kaktus
sitzenden Adler; er war ein sehr wichtiges
Zahlmittel im ostasiatischen Handel.
Abb. 275. S. auch Carolus, Peso und Piaster.
S.
Adlergroschen s. Aquilini.
Adlerpfennige sind dem Namen nach
alle Pfennige, auf denen ein Adler erscheint,
so dieElsässer u. Lothringer; insbesondere
versteht man aber unter ihnen branden -
bürg, hohle Pfennige des 14. u. 15. Jhs. —
E. Bahrfeldt, Brandenburg II nr. 2 — 13,
auch 68; Heineken, Z. f. N. XXXII S.
107 ff. Su.
Adkrpiaster s. unter Adlerdollar.
Adlerschilling s. Arendschilling.
AdlocutiOy auf M. auch A. Augusti oder
Coh(ortium) praetor(ianarum), militum usw.
ist eine Ansprache des Kaisers an das Heer,
»>Manöverkritik«. Sie wird, ganz ähnlich wie
in der Großplastik, auf röm. M. von Caligula
bis Constantinus L, auch auf kolonialen
M. von Korinth, dargestellt durch den auf
einem Suggestus steh. Kaiser mit leicht
erhobenem Arm (Gestus der Rede, vgl. M
des Germanicus Abb. 82), neben ihm meist
Offiziere oder Mitregenten, vor ihm Soldaten,
insbes. Fahnenträger, auch Gefangene oder
sich Unterwerfende. — R. E. IS. 375; Bern-
hart, Handbuchs. 123; Gnecchi, TipiS. 103.
— Das Bild erscheint auch zur Aufschrift
Providentia Aug. bei M. Aurel, und M. des
Traianus mit der Ks. -Aufschrift Imperator
Villi haben ein ähnliches Bild, doch sitzt
dort der Kaiser und streckt den Arm vor,
die Akklamation zum Imperator (s. d.) an-
nehmend. — Eine Anrede — bei Hadrianus
von den Rostra aus — an Bürger, auch der
Kaiser in der bürgerl. Toga, findet sich auf
M. Traians (hier noch eine liegende Frauen-
gestalt zu Füßen der Metae des Circus) und
Hadrians, ohne Beischrift, R.
Administrator s. Coadjutor.
Adnep^os beate Elisabethae nennt sich
Hermann der Gelehrte von Hessen auf den
wenigen von ihm erhaltenen Groschen. Er
war nämlich Enkel des Landgrafen Otto,
der Urenkel der Heiligen Elisabeth. Hoff-
meister, Hessen Nr. 5839 (s. Verwandt-
schaftsangaben auf Münzen). Su.
Adolfsdor hießen die Pistolen Schwe-
disch-Pommerns unter dem Könige von
Schweden Adolf Friedrich (1751— 1771).
Adulterina moneta =:=: Falschmünze, s.
unter Falschmünzerei.
AdventuSy auf M. auch A. Augusti (so
auch inschriftlich, R. E. Suppl. III S. 22),
Felix A. oder Adventui Augusti f elicissimo,
ist die Ankunft des Kaisers, zunächst die
in Rom. Sie wird auf röm. M. und Med.
dargestellt a) durch den die Roma steh,
begrüßenden Kaiser (Hadrianus); b) durch
den Eintritt des Kaisers unter Vorantritt
eines Fahnenträgers und von Victoria ge-
krönt in die durch Bauten gekennzeichnete
Stadt (M. Aurelius, Med.); c) durch den
(oder (Ue) einreitenden Kaiser, der die R.
zum Gruß erhebt (von Hadrianus bis Valen-
10
ADVOCATUS— AEDILES
tinianus IL); zuweilen sind Roma, Victoria,
Felicitas usw. dabei, oft sind Soldaten im
Gefolge, auch besiegte Feinde am Boden;
d) durch ein Schiff, auf Ankunft zur See
hinweisend (CaracaÜa). Auf M. der Familie
des Carinus sind die beiden steh. Kaiser, bei
Carausius die Felicitas zur Aufschrift A.
dargestellt. — Über die M. des Hadrianus
mit Adventui Aug, imd folgendem' Provinz -
namen s, unter Reisemünzen. R.
Adyocatus (Vogt). Die Bischöfe, Äbte
und Äbtissinnen bedurften zu jeder welt-
lichen Handlung, für die Verwaltung ihrer
Güter und ihres Vermögens, wie zur Aus-
übung der hohen Gerichtsbarkeit eines
weltlichen Organs, des Vogtes. Diesem
stand bei der Gerichtsbarkeit auch das Ge-
richt über Markt, Münze und Zoll zu. Er
hatte über die vorschriftsmäßige Aus-
prägung der Münze zu wachen, er handhabte
den Bann über die Münze, er hatte jede
Verfälschung der Münze zu ahnden. In-
folge dieser Rechte maßte er sich leicht auch
das Recht der Münzprägung selbst an; so
entsteht die vogteiliche Prägung in Gittelde,
das dem Erzstift Magdeburg gehörte, und
zwar der Herren von Katlenburg und Bo-
meneburg (Z. f. N. i6 S. 251), dann die
in Helmstedt, wo der Vogt Friedrich von
Sommerschenburg, Pfalzgr. v. Sachsen
(11 32 — 1162) neben dem Abt auf der
Münze erscheint ( Z. f. N. 34 S. 138). Auch
gibt es Vogtmünzen der Abtei Wimmelburg
von einem »Otto comes«, wahrscheinlich
einer der Grafen von Mansfeld, der Abtei
Limburg a. d. Hardt durch die Grafen
von Leiningen (Joseph, Leiningen), dann die
Hersfelder u. Pegauer Vogteimünzen u. a.
Besonders häufig sind aber die Vogt-
münzen bei den Nonnenklöstern, so in
Essen König Rudolf v. Habsburg und
Graf Eberhard von der Mark und dessen
Nachfolger, in Quedlinburg die Grafen
V. Sommerschenburg (s. Abb. 199) und die
Herren v. Weida in Gera, der „Waltherus
Advocatus Arnstat" vielleicht in Hettstedt
usw. An diese Vögte geht manchmal das
Münzrecht dauernd über (s. Äbtissin). —
D. Menadier in Z. f. N. 32 S. 223 ff.
Su,
Äbtissin, die (Abbatissa), hatte die Lei-
tung eines Nonnenstifts und führte die
gesamte äußere und innere Regierung und
die oberste Verwaltung des Stiftsvermögens.
Sie hatte auch ein eigenes Siegel. Eine
Reihe von deutschen Benediktiner-Frauen -
klöstern, königliche Gründungen, die ältes-
ten und die reichsten von ihnen, gelegen auf
altem Reichsboden, waren frei und reichsun-
mittelbar und hatten daher vielfach auch
das Münzrecht, so Thorn, Nivelles (1040),
Quedlinburg (994J, Nordhausen (962), Essen^
Herford (973), Gandersheim, Eschwege
(990), Zürich und Remiremont (1070), spä-
testens seit der Mitte des 12. Jh. sind sie
alle durchweg selbständige Münzherrinnen.
Doch wurde ihnen dieMünzprägung sehr bald
durch den Vogt (advocatus, s. d.) (so in
Nivelles durch die Herzöge von Brabant)
ganz oder teilweise entrissen. In Zürich,
Eschwege und Herford sind später die
Städte die Rechtsnachfolger der Äbtissinen
geworden, das Nonnenstift in Nordhausen
wurde 1220 von Kaiser Friedrich H. auf-
gehoben, in Essen und Quedlinburg blieb
das Münzrecht der Äbtissin bis zur Ein-
ziehung des Reichsstifts 1803. — D. Mena-
dier in Z. f. N. XXXn S. 185 ff. Su.
AedeSy lat., Gen. aedis, urspr. = Haus,
dann meistens Tempel, so auch auf röm.
M. als Beischrift zu einem solchen, z. B.
Aed. divi Aug. R.
Aedicula^lat. = Tempclchen, Kapellchen
oft nur eine Nische, die als solches diente.
R.
Aedileä (von aedes = Haus, Tempel?)
hießen die beiden plebejischen Hilfsbeamten
der Volkstribunen, denen sich später zwei
patrizische aediles curules beigesellten (spä-
ter auch sie den Plebejern zugänglich),
seit Caesar zwei weitere plebejische Ae.
Die städtische Polizei mit der Aufsicht
über Markt und Spiele war ihre wesent-
liche Funktion und des Getreidemarktes
wegen Ceres ihre spezielle Gottheit. Auf
röm.-republ. M. erscheint der Titel aed(iles)
pl(ebei) auf Denaren um 86 v. C, geprägt
von den beiden Ae. M. Fannius und L.
Critonius gelegentlich einer aus p(ublico)
a(rgento) bezahlten Getreideverteilung; sie
sind dargestellt, wie sie von ihrem Amts-
stuhl (Subsellium, s. d.) aus die Verteilung
regeln, Cereskopf und das Beiz. Ähre
weisen auf den Inhalt der Verteilung hin.
Auch die Ae. curules sind öfter ausnahms-
weise — daher der Vermerk (ex) s(enatus)
ÄGINÄISCHER MÜNZFUSS
ir
c(onsulto) — mit dem M. -Wesen befaßt
worden, wie der Titel aed(ilis) cur(ulis) auf
Denaren beweist, öfter erscheint dabei zur
Hervorhebung gegenüber den Ae. plebei
ihre Sella curulis (s. d.) als M.-bild. —
Auch auf M. röm. Kolonien (Spanien,
Copia, Parium) erscheint der lokale Ae.,
einmal auch mit dem Zusatz cur. und
wohl auch mit der Ziffer der Iteration
(s. d.). — R. E. I S. 448 ff. R.
ÄginaischerMfinzfuS. Die ältesten Groß-
stücke (Silber-Stateren oder Didrachmen)
der bedeutenden See- und Handelsstadt
Aigina (mit der Schildkröte, yßXü})fri^ s. d.,
Abb. 23, auf der Vs. und einem Quadratum
incusum auf der Rs.), die axat^pec A?f ivaioi
der Inschriften und Schriftsteller, aus dem
7. und 6. Jh. V. C, wiegen, von ausnahms-
weise schweren Stücken abgesehen (13,71 g;
12,96 g usw. ; das EL -Stück mit der Schild-
kröte von 13,39 g gehört gewiß nicht nach
Aigina), 12 — l2Vi g; die metrologische
Norm ist am sichersten aus der Gleich-
setzung (4. Jh.) von 70 ägin. Drachmen =
I att. Mine von »436,6 g« zu ermitteln,
wonach die Drachme damals auf »6,237 g<(
kommt; für diese Gleichung (in Delphoi,
Gortyn, Orchomenos) s. Reinach, L'hist. par
les monnaies 1902 S. lOO; und auch die Mine
zu 70 Drachmen bei Aristoteles 'A&. :roX. 10
möchte ich, zuletzt Num. Lit. Blatt S. 1796
Anm., so auffassen und nicht wie Viede-
bantt, Ant. Gewichtsnormen 1923 S. 38^
und andere in der Weise, daß Aristoteles
[und Androtion bei Plut. Solon 15, worüber
vgl. unter Pheidonisches Maßsystem] eine
sdiwere, d. h. doppelte attische Drachme
von 8,5 g meine, deren 70 [die 73 bei
Androtion ist zu korrigieren, Hermes 63
S. 239] 100 ägin. Drachmen glichen;
übrigens ist die von V. dort S. lOO gegebene
Ansetzung der ägin. Drachme auf 6,135
bis 6,143 g (vgl. Forsch, zur Metrol. des
Altertums S. 68: 6,085 — 6,1 7 g) schon nach
seiner eigenen Tabelle Forsch. S. 170 zu
niedrig, ebenso fast alle seine Anset-
zungen, und würde zur Annahme von
ständigen Übermünzungen führen (vgl.
unter Attischer M.-fuß und Libra); die
Schätzung der ägin. Drachme auf 10 att.
Obolen bei Pollux IX 76 ist demgegenüber
nur sehr ungenau, richtig wäre (6 X -j =)
8,57 Obolen. — Der ägin. M.-fuß ist vom
7. bis tief ins 5. Jh. v. C. der verbreitetste
in Griechenland: außer M. von Sizilien
und von Italien, deren Zugehörigkeit zum
ä. M. nicht sicher ist, und einzelnen Fällen
auf Euboia und in Thrakien (Abb. 46), in
Kilikien und auf Kypros hangen ihm an die
meisten Inseln des ägäischen Meeres ein-
schließlich von Kreta (Abb. 31; wo aber
mehrere Sonderformen vorkommen, Mac-
donald, British Academy IX) und Städten
auf Lesbos und den karischen Inseln, die
Peloponnes (Abb. 44), Phokis, Lokris, Böo-
tien und Thessalien, dazu mehrere ionische
und karische Plätze (Abb. 39), und erst
Solon machte Athen, wo, wie es scheint,
bisher gleichfalls äginäisches Geld umlief
(aber — gegen Seltman, Athens S, 16 — ^20
— nicht geprägt wurde), von dieser Bevor-
mundung frei und nahm den euböischen
Münzfuß (s. d.) an; seitdem nannte man die
ägin. Drachme im Gegensatze zur leichteren
att. die »dicke« Drachme (ica^sTa Spoxp.*»],
Pollux IX 76), Um die Zeit der Perserkriege
laufen die M. Athens denen von Aigina im
Außenhandel den Rang ab, wie bes. die
ägyptischen M. -Schätze (Z. f. N. 37 S. 25)
lehren, und die Annahme des att. Fußes
durch Alexander den Gr. vollendete den
Sieg des att. Fußes. Aber in seiner pelopon-
nesischen Heimat bleibt der äg. M.-Fuß
noch bis zum Untergang der Freiheit von
Hellas (146 V. C.) bestehen, besonders in der
Prägung des achäischen Bundes, freilich
in starker Abknappung, indem der jetzt
meist nur noch geprägte Triobol der
korinthischen Drachme angeglichen wird
(s. Korinthischer M.-fuß) und so zunächst
theoretisch noch etwa 2,8 g wiegt, später
aber bis auf 2,3 g sinkt (Z. f. N. 26 S. 279).
— Die Stückelung: nur in Delphoi er-
scheint um 500 V. C. ein Tridrachmon
(18,07 und 17,90 g), sonst ist stets das
Didrachmon die größte, als Stater zu be-
zeichnende, meist auch häufigste Stufe;
außerdem werden geprägt '/»-Stateren
(Drachmen; äg. Drachmen von Thuk. V
47, 6 erwähnt), y4-Stateren (Triobolen,
diese die Haup t-M. -sorte in der Peloponnes),
Obolen (äg. Obolen bei Thuk. V 47, 6 er-
wähnt) usw. — Head, H. N.» S. XLIV.
394- 959; Cavaignac, L'hist. fin. d'Athfenes
1908 S, 179 ff.; Gardner, History of greek
12
ÄGIS— ÄRA
coinage S. 109—123; Trait6 I S. 491/92.
509; Hultsch, Metrol. scr. II S. 161 und
R. E. V S. 161 5. R.
Ägis, griech. a£fif, urspr. Attribut des
Zeus, auf M. zumal der Athena, in Gestalt
eines kleinen Überwurfes über Schultern
und Brust, auch um den vorgestr. 1. Arm
wie eine Schutzwaffe geschlungen, schuppig,
mit Schlangen bedeckt, meist auch mit
einem Gorgoneion (s. d.) in der Mitte; als
alleiniges Münzbild bes. auf M. pontisch-
paphlagonischer Städte, gelegentlich auch
auf röm. M. (M.' Cord. Rufus; Severus;
Victorinus). Von Ptolemaios I. an er-
scheint sie als Tracht des ägjrpt. Königs
auf M., wegen seiner Angleichung an Zebc
SoöXT^p, von Nero ab auch als Schmuck des
kaiserl. Bildnisses auf röm. M. (Abb. 81).
— R.E. I. S. 970. R.
AeneaSy griech. AJvefac, troischer Held,
der das Palladion aus der brennenden Stadt
rettet und nach der röm. Sage schließlich
in Italien landet, dort zum Stammvater
des röm. Volkes wird. Auf M. von Aineia
(Abb. 21) finden wir seine Flucht aus Troia
mit Vater, Frau und Sohn, ebenso seinen
behelmten Kopf; auf späteren M. von
Segesta, Dardanos, Ilion, Skepsis, Otrus
usw., sodann auf M Caesars und Med. der
Zeit des Antoninus Pius, ja noch auf Med.
der Urbs Roma aus Konstantins Zeit ist
gleichfalls der flüchtende A, z. T. mit dem
Palladion in der Hand, auf Med. auch das
Opfer der Sau (troia) durch den pius A.
und seinen Sohn Ascanius (= Kaiser
Pius und der Caesar Marcus) dargestellt. —
R. E. I S. 1010/19; Bemhart, Handbuch
S. 70/71; Dörpfeld, Troia und Ilion
S. S18/19. R.
Adquator, von aequare = gleichmachen,
also = Justierer, Wardein, röm. Münz-
handwerker, aus einer Inschrift von Lug-
dunum (Dessau, Inscr, sei. n. 1639) be-
kannt: Aug(usti) ser(vus) aeq(uator) mo-
net(ae). r.
Aequitas, auf M. auch A. Augusti,
A. publica usw., die in Italien schon früh
verehrte Personifikation der Billigkeit, der
ausgleichenden Gerechtigkeit. Sie erscheint
stehend oder sitzend auf röm. M. von Galba
bis Ende des 3. Jh. und vielen griech. -
kaiserl. M mit den Attributen Wage und
Füllhorn oder Zepter; Schale und Palm- |
zweig sind wohl nur Irrtümer; zur Auf-
schrift A. kommt auch Modius und Wage
vor; Wage und Füllhorn über Sella curulis:
Denar des Caec. Metellus. Die drei Monetae
(s. d.) auf röm. M. und Med. des 3. Jh. n. C.
tragen oft die Aufschrift A. Augusti oder
A. publica und auch sonst gehen bei der
Gleichheit der Attribute die Personifika-
tionen A. und Moneta (Abb. iii) inein-
ander über. Griech. AixaioauvY], so steht
zur A. mit Wage und Füllhorn auf Alexan-
drinern. — Bernhart, Handbuch S. 81;
Gnecchi, Tipi S. 55; W. Koehler, Personif.
abstrakter Begrifife S. 14; R. E. I S. 604;
V S. 564. R.
Ära, Anfangspunkt einer Zeitrechnung
und diese selbst. Die griech. M. geben die
üblichen Jahre der Ä. von der ersten
Olympiaden-Feier (776 v. C.) nie an und
Jahreszahlen nach einer Ä. überhaupt erst
in hellenistischer Zeit, meist nur in Vorder -
asien und Ägypten, selten in KJeinasien
und häufiger auf Königs- als auf Stadt -M..
Als Anfangspunkt der Ä. dient die Grün-
dung, Neugründung oder Befreiung der
Stadt (z. B. die Juden im neronischen Auf-
stand, Abb. 86), die Einrichtung einer rö-
mischen Provinz, die Begründung der Dy-
nastie usw. Die bekanntesten Ä. auf M. sind
die seleukidische, Beginn Herbst 312 v. C,
auf M. der Seleukiden, Parther und vieler
Städte, und die pontische, Beginn Herbst
298 V. C, auch in Bithynien üblich. Die
Daten mit Ixooc vtxTjc auf syr. M. be-
ziehen sich auf die Ä. der Schlacht bei
Actium, 2. Sept. 31 v. C, d. h. eine Zählung
von Augustus' Regierungsjahren, und ähn-
lich die nait Sxooc vloo {epo3 auf M. von
Kypros unter Vespasianus auf dessen Reg.-
Jahre mit demselben Jahresanfänge vom
2. Sept. Mehr s. Head, H. N.» S. 944/S ; R. E.
I S. 606 ff., dort Umrechnungstafeln der
Olympiaden, der Ära Roms und der Indik-
tionen (s. d.); solche anderer Ä. s. B, M. C.
Parthia S. 282, Palest. S. 351, Arab. S. 355,
der ptol. Ä. von 31 X nebst den Reg. -Jahren
der Ptolemäer bei Svoronos, Ptol. IV
S. 515- — Die Römer haben von der be-
kannten Ära ab urbe condita, Beginn 753
V. C, auf M. nur zweimal Gebrauch ge-
macht (Hadrianus Abb. 76, Pacatianus).
Die Christen blieben zunächst bei den
AES— AES GRAVE
13
früheren Zeitrechnungen, dann kam in
Alexandria die diokletianische Ä. oder die
Ä. der Märtyrer auf, die mit der Thron-
besteigung Diokletians am 29. August
284 n. Chr. begann und die bis zur Gegen-
wart von den Kopten, aber 276 beginnend,
gebraucht wurde. Die christliche Ä., wie
sie heute gilt, folgt dem römischen Abt
Dionysius dem Kleinen, der Christi Geburt
in das Jahr 753 nach Erbauung Roms
setzte, während sie in der Tat nach neueren
Forschungen 5 bis 7 Jahre früher erfolgte.
Der Beginn des christlichen Jahres war
verschieden, bis zur Neuzeit meist der
25. Dezember oder der Ostersonntag, dann
der I. Januar, den Papst Innocenz XII.
1691 endgültig festsetzte. Die Mohamme-
daner fangen die Zeitrechnung mit dem
I, Moharren des Jahres der Hegira (Hed-
schra), d. h. der Flucht Mohammeds von
Mekka nach Medina am 15. Juli 622 n. Chr.
G. an. Endlich sei noch der Zeitrechnung
der französischen Revolution gedacht, die
mit der Verkündung der Einführung der
Republik am 22. September 1792 einsetzte,
um aber auf Napoleons Anordnung am
I. Januar 1806 wieder der christlichen Ära
zu weichen. S.
Aes, Gen. aeris, griech. x^^^^^j unter-
schiedslos = Kupfer oder Erz, d. h. Bronze
(s. d. ; Abkürz. M), Die Arten des JE, die
Plin. N. h. 34, 9—13 und 94—96 aufzählt (aes
Deliacum, Aegineticum usw., coronarium,
reguläre usw., dazu N. Z. 31 S, 384), be-
ziehen sich nicht aufs M.-wesen. — Bei den
Italikern übernahm das JE die Rolle als
Wertmesser (Abb. 11, s. unter Aes rüde),
und so bedeutet A. und seine Ableitungen
einfach »Geld«: etiam aureos nummos aes
dicimus, Digest. L 16, 159; vgl. aestimare =
schätzen; aes alienum = Schulden; aerari-
um = Kasse; aes militare = Sold; aera =
die Posten einer Rechnung; aere conlato
= durch Geldsammlung; etwas per aes
et libram kaufen = gegen bar kaufen,
übertragen auch = einen Rechtsakt in
aller Form ausführen. Bei Geldsummen
ist zum Gen. aeris oder aeris gravis stets
„Pfunde" zu ergänzen, z. B. viginti quinque
aeris poena sunto, Gellius Noct. att. XX
I, 12; denis milibus aeris gravis condem-
natur, Liv. IV 41, IG; bei den mit Zahlad-
verbien gebildeten großen Summen schrieb
man die 100 000 (centena miüa) nicht mit,
und usque ad decies aeris bedeutet also „bis
zu 10 X 100 000 = bis zu I Million Pfunde
Erz." — Die Legierung mit Galmei (s. d.)
ergab das Messing, s. unter Aurichalcum. —
Trait^ I S. 364/71. 394/5; R. E. I. S. 680 ff.
— Unter Aes excurrens verstand man im
Rechnungswesen das über den Silberbetrag
überschießende Kupfergeld, siehe R. E.
Suppl. III S. 30/33; XI S. 614/S. — Aes.
dichoneutum (8k Xö>veua) = zweimal gießen)
im Edikt von 371 Cod. Theod. XI 21, i
scheint zum Einschmelzen eingezogene
Kupfer-M. zu sein, Trait^ I S. 878. R.
Aescillaplus s. unter Asklepios.
Aesgrave = Schwerkupfer, Schwer-
erz. Mit A. g. bezeichnen die röm. Schrift-
steller das schwere Kupfergeld der Vorzeit,
das man sich unter Servius TuUius aus dem
aes rüde entwickelt dachte (Plin. N. h. 33,
43); seine Verwendung schildert Liv. IV
60,6 drastisch so (406 v. C): aes grave
plaustris quidam ad aerarium convehentes.
Der Zusatz von grave zu aes zeigt, daß man
sich bewußt war, daß dies »schwere«
Kupfer später einem leichteren Platz
machte, daß man also darunter schwere
Kupfer-Münzen verstand im Gegensatz zu
leichteren, kurz an das durch den ältesten
pfundigen As (und seine Teile) dargestellte
Geld im Gegensatz zum reduzierten; s.
unter As.
Die Numismatik versteht unter dem A. g.
die röm. und ital. gegossene Kupfer-M. des
ausgehenden 4. und 3. Jh. v. C, gleichviel
ob vollen oder reduzierten Gewichtes, ein-
schließlich der zu größeren gegossenen
Wertstufen gehörigen kleineren geprägten
Stücke. Gemeinsames Kennzeichen ist noch
das fast ständige Vorhandensein von Wert-
zeichen (s. unter As). Erhalten ist davon
erstlich a) das röm. A. g., s. Abb. 60 und
unter As, dann ß) das latinisch -kampanische-
A g., 7 pfundige Reihen, nach verschiede-
nen Pfundnormen, darunter das oskische
(»272,88« g), das röm, (»327,45« g) und ein
Pfund von etwa 341 g. Wertstufen: Tressis.
bis Semuncia. Die Reihe mit Becher auf
der Rs. gibt man nach Cales; dazu Einzel-
stücke wie ein As mit behelmtem Kopfe
von vom, Rs. Stier und ROMA, ein Sextans.
mit CAR = Carseoli?, ein As mit R =
Reate ? y) Apulien, Hier herrscht Dezimal-
u
AES RÜDE— AES SIGNATUM
statt Duodezimalteilung, d. h. der As hat
10 Unzen, der halbe As ist der Quincunx:-:
Luceria, Venusia, Asculum und Einzel-
stücke. As bis Semuncia, pfundig und re-
duziert. 8) Picenum. Auch hier dezimale
Einteilung. Hatria, Firmum, Vestini. As
bis Semuncia, pfundig, e) Umbrien: Arimi-
num, Tuder, Iguvium und ovale Reihe mit
Keule. As bis Uncia, pfundig und reduziert.
C) Etrurien. Hier ganz leichte Pfundnormen.
Velathri(Volaterrae) und 7 Reihen mit Rad
bei verschiedener Vs. sowie Reihe mit Au-
.gurenkopf, Rs. Geräte. Quincussisbis Uncia.
Dazu eine Anzahl unlokalisierbarer Stücke.
Die Chronologie des A. g. liegt noch im
Dunkeln, da der zu Haeberlins Werk ge-
plante zweite Band, der u. a. der Erfor-
schung der Zeitstellung gewidmet sein
jsollte, nicht erschienen ist und Sydenhams
Ansätze von seiner unzureichend begründe-
ten, durchaus zu spät erscheinenden Da-
tierung des röm. A. g. abhängen (s. unter
As). So ist die Hauptfrage noch ungelöst,
ob die Veränderung in der Rechtsstellung,
welche die Erhebung zur röm. Kolonie für
die betr. Städte wie Cales, Hatria, Ari-
niinum, Luceria, Venusia, Firmum bedeu-
tet, die Münzesse erst in Tätigkeit setzte
oder vielmehr stillstehen ließ. — R.E. II
S. 1499—1513; Haeberlin, Aes grave 1910;
Sydenham, Aes grave 1926 bedeutet in
bezug auf die kritische Sichtung des Ma-
terials einen Rückschritt gegen Haeb. R.
Aes nide = Roherz, Rohkupfer, der Aus-
•druck schon von Plin. N. h. 33, 43 ver-
wendet, sonst von den Römern selbst auch
aes infectum (= unverarbeitetes Erz), die
•einzelnen Stücke raudera, rauduscula ge-
nannt, ist die spezifisch mittelital. Form des
als Geld vorgewogenen Rohmetalles. Es
findet sich etwa vom Beginn des i. Jt. v. C.
bis ins 3. Jh. v. C. hinein, bes. in Oberitalien
von Bologna bis Este, von Etrurien bis
Latium, selten in Süditalien und Sizilien,
in Kroatien und Bosnien nur in Schmelz-
funden. Der Beweis, daß das betr. Stück
Rohkupfer als Geld gedient hat, ist Ver-
gesellschaftung mit Münzen, Vorkommen
in Brunnen- und Quellenfunden und als
Grabbeigabe, bes. in den Fällen, wo das
Stück neben der Hand des Toten liegt.
Die Formen des A. n sind teils solche, die
wir schon als Barren bezeichnen müssen, also
Gußkönige, Platten, Stangen u. dgl., meist
aber Bruchstücke von solchen (Abb. 1 1),
oder ganz unregelmäßige und unbeschreib-
bare kleine Brocken, Gewicht ganz un-
gleichmäßig (2 g— 2V2 kg), auch der Gehalt
(Quanten an Zinn, Blei, Schwefel u. a. im
Kupfer) sehr verschieden. Auf manchen
Stücken kommen kleine (Fabrik ?)marken,
eingeschlagen oder eingeschnitten, vor. —
Z. f. N. 34 S. 1—283; Ebert, Reallex. IV
S. 229. R.
Aes signatum (z. B. Plin. N. h. 18, 12; 33,
43; 34, I ; Festus p. 237 a) heißt dem Wort-
sinne nach nur mit einem Bilde versehenes,
beprägtes Erz, und keine antike Belegstelle
spricht für eine engere Verwendung des
Wortes. Die Numismatiker verwenden es
aber für die eine Zwischenstufe zwischen
Aes rüde und Aes grave darstellenden, mit
Bildern versehenen ital. iE-Barren, teils
mit schlichten Bildern wie Zweig, Gräte
u. dgl (N. Z. 36 S. 1—30), teils mit ver-
schiedenen, schön gezeichneten Bildern
(Haeberlin, Aes grave 1910 S. 64, 75, 80,
82, 92, 102, 133, 143, 146), nämlich I. Adler
Rs. Pegasus, mit Aufschrift ROMANOM.
2. Beiderseits Schild. 3. Schwert Rs.
Scheide. 4. Ähre Rs. Dreifuß. 5. Anker
Rs. Dreifuß. 6. Dreizack Rs. Caduceus.
7. Hühner Rs. Rostra. 8. Beiderseits Stier.
9. Elefant Rs. Sau, Ihre Zeit ist das Ende
des 4. und der Anfang des 3. Jh., der von
H. — Systematik 1905 S. 29 ff* — vermu-
tete Bezug auf bestimmte Reihen des röm.-
kampan. Silbers und des Schwergeldes ist
aber ebensowenig aufrecht zu erhalten wie
seine Annahme (das. S, 56 fi),, ihr Zweck
sei nicht der, als umlaufendes Geld, sondern
als Ersatz für das Aes rüde nur zu dessen
symbolischen Zwecken zu dienen; vgl. Klio
VI S. 500/1 ; Sydenhams Gedanke (Aes grave
1926 S. 18), das A. s. sei in Etrurien her-
gestellt, um in Rom und Kampanien in M.
verwandelt zu werden, ist ganz abwegig.
Es ist vielmehr vorzuwiegendes Barrengdd,
daher es auch häufiger zerhackt als in
Ganzstücken vorkommt, und auf kein be-
stimmtes Gewicht ausgebracht (die Stücke
schwanken zwischen etwa 1000 und 1830 g),
frühere Bezeichnungen als Quadrussis,
Quincussis usw. sind irrig. — Ebert, Real-
lex. rV S, 234; Sydenham, Aes grave 1926
S. 12—21. R.
AETERNITAS ~ AGLEIER
15
Aetemitas, auf M. auch A. Augusti, im-
perii, populi romani, die Personifikation der
Ewigkeit, und zwar sowohl des ewigen
Lebens der zu den Göttern erhobenen ver-
storbenen Kaiser (daher bes. häufig auf M.
eines divus oder einer diva und daher die
Ähnlichkeit mit den Bildern der consecratio)
wie der Ewigkeit des Weltalls (daher die
vielen astronomischen Bilder) und des röm.
Reiches, griech. Almv, s. d. Die A. er-
scheint auf röm. M. als weibl. Gestalt
mit Zepter und Füllhorn, auf den Globus
tretend, dann steh, oder sitz, mit Globus
(worauf oft der Phönix), Schale, Steuer,
Zepter, Fackel, auch die Köpfe von Sol
und Luna haltend, oder wie Pietas aus
Weihrauchkästchen räuchernd; auch er-
scheint zur Aufschrift A. die Kaiserin sitz,
zwischen zwei Mädchen mit wehendem
Schleier oder in ihrem Tempel oder im Ele-
fantenwagen, der Thron mit Pfau und
Zepter (Teilnahme der vergötterten Kaise-
rin am Mahle der Götter), die von Victoria
gen Himmel getragene Kaiserin; dann die
auf Welt und Weltall bezüglichen Bilder:
der Kaiser vor dem Jahreskreise sitzend,
Saturnus, Sol und Luna, Mond und Sterne,
Stern, Dioskuren, Diana, Kybele. Klar ist
auch der Sinn der Wölfin, anspielend auf
die Roma aeterna, und die Aufschrift A.
imperii zu den Söhnen des Severus. Auf
M. des Augustus usw. von Emerita und
Tarraco steht die Aufschrift A. zu einem
Tempel. — Als A. populi. Romani wird be-
zeichnet ein Bild des Kaisers, der von der
Victoria das Palladium erhält. — Bernhart,
Handbuch S. 8i; Gnecchi, Tipi S. 57; Toel-
ken, KöhnesZ, IV S. 161— 191 ; W. Koehler,
Personif. abstrakter Begriffe S. 23; R. E.
I S. 694. — Das Beiwort aeterna findet
sich auf röm. M. z. B. bei Concordia, Felici-
tas, Gloria, Pax, Pietas, Victoria, Virtus,
Roma und anders gewendet bei Memoria.
R.
AfHtiiereti heißt in der Münztechnik das
Scheiden (s. d.) des Kupfers aus wenig
Silber oder Gold haltenden Münzen, es
spielte besonders nach großen Münzver-
schlechterungen eine bedeutende Rolle.
S.
Atfonso de otiro, ältester portugiesischer
Goldkrusado Alfons V. (1438 — 1481). S.
Cruzado de ouro. S.
Afghani, Silbermünze des Königreichs
Afghanistan. S. Amani.
Af ricanuSy Cognomen der Kaiser M. Anto -
nius Gordianus I. und H. (Vater und Sohn)
238 n. C. als Statthalter (Prokonsul bzw.
Legat des Prokonsuls) von Afrika, nach
Art der Siegesbeinamen. R.
Agafhodalmon = guter Geist, heißt auf
alexandrin. M. beischriftlich [vlo(?) 'A-yad.
Sai{jL.] eine in den Sarapiskult gehörige
Schlange, die den Kopfschmuck pschent
(s. d.) trägt; Attribute: Ähren, Mohnköpfe,
Kerykeion; sie kommt auch auf dem Rücken
eines Pferdes oder gegenüber der Uräus-
schlange vor oder trägt als Kopf den
des Sarapis selbst. — B. M. C. Alex. S.
LXXXVI; R. E. I S. 746. R.
Agio (ital., deutsch: Aufgeld). Unter
Agio im Münzwesen versteht man die Dif-
ferenz zwischen dem Nennwert und dem
Verkehrswert (Kurs) einer Münze. (Über
das antike A. siehe unter Kollybos, vgl.
R. E. Suppl. IV S. 9.). Man unterschei-
det positives Agio oder Agio schlechthin
und negatives Agio oder Disagio. Von posi-
tivem Agio ist die Rede, wenn ein Münz-
stück im Verkehr höheren Kurs hat als sein
gesetzmäßiger oder sein Staatskassenkurs
ist. So wurden die Friedrichsdor 1750 als
5 -Talerstücke ausgegeben, sie erhielten aber
schnell ein positives Agio von 6,60/0 oder
^3 Taler das Stück, so daß ein Friedrichs-
dor 5^/^ Taler galt (s. Friedrichsdor). Um-
gekehrt bekamen die preußischen Scheide-
münzen nach 1808 ein negatives Agio: der
Gutegroschen galt Anfang 1809 laicht mehr
12, sondern nur noch 7 Pfennig, hatte also
ein Disagio von 41,6 «/o. Viel größer noch
sind die Schwankungen beim Papiergelde,
wo Disagio bei zu großer Ausgabe sofort ein-
tritt. — A. bezeichnet auch den Überschuß
der Prägungsquantität über den Münz-
preis. So bekam man in Frankreich für das
kg Gold 3434,44 Francs, aus dem kg wurden
aber 10 Fr. mehr geprägt, was ein A. von
0,30/0 war. Meist nennt man dieses A.
»Prämie«, S.
Agleieti denarii Aquilejcnsis monetae,
Aglaier, Aglyer, Agleyr, Agloier, Agleyger,
Agellaerer, später »Friauler oder Vrawler
Münz«. Es sind ursprünglich Nachprägun-
gen Friesacher Pfennige (vgl. Abb. 177) mit
Vs.: roh gezeichnetes geistliches Brustbild
i6
AGNEL— AGRIPPINER
mit Krummstab und Buch, u. Rs. : kreuz-
geschmückter Giebel eines Kirchendaches
zwischen zwei spitzbedachten Türmen —
später erscheinen andere Rs.bilder — , in
Aquileja von den dortigen Patriarchen nicht
vor 1 147 geschlagen und heißen daher ebenso
wie ihr Vorbild zuerst: Friesacher, Frisacen-
sis, Frissachenses, Frisserio. Die verdeckte
Nachmünzung der Friesacher wurde schon
unter Ulrich IL (1161 — 1182) aufgegeben.
Mit Beibehaltung des übrigen wird die Um-
schrift ERIACEN CO I CO durch AQVILE-
GIA-P ersetzt; wozu seit Patriarch Gott-
fried (11 83 — 1195) überdies die Anfangs-
buchstaben des Münzherrn in das empor-
gehaltene Buch gesetzt werden. Erst unter
Wolfger (1204— 12 18) erhalten die Aglaier
den in Oberitalien heimischen, schüssei-
förmigen Typus, der dann von den Görzer
Grafen in Lienz und Latisana, in Triest und
von dem Kärntner Herzog Bernhard für
Laibach nachgeahmt wurde. Unter Wolf ger
haben diese Münzen einen Durchmesser von
20 — 21 mm, Gewicht von 1,22 — 1,30 g oder
I, — 1,05 g und wurden aus der Venetia-
ner Mark zu 238,3437 g ausgebracht. Der
Denar war gleich 12, später 14 piccoli,
parvi Veronenses oder auch bagattini.
Wegen ihres hohen Feingehaltes (im
13- Jh. 13V2 —IS lötig, später weniger)
imd des verhältnismäßigen gleichmäßigen
Gewichts eroberten sich die Aglaier all-
mählich ein großes Absatzgebiet, welches
vom Piave und Tagliamento bis in die
Niederungen der Save und Drau reichte.
Die letzten Aquilejer Münzen über-
haupt hat Ludwig IL von Teck (1412 —
1437) geprägt (l Stück = 0,70 g und wohl
nur noch 8 lötig). — Luschin in N. Z. 3
S. 192 ff., S. 539. Themessl, Münzen u.
Münzwesen des Patriarchenstaats Aquileja,
Wien 191 1. Puschi, La zecca de Patriarchi
d' Aquileja, Triest 1884. Derselbe, franz.
Übers. Macon 1887. Su.
Agnely Agnelet s. Mouton d'or.
Agnus deiy das Lamm Gottes als Benen-
nung Christi, beruhend auf dem Ausspruch
Johannes des Täufers: Siehe, das ist Gottes
Lamm, welches der Welt Sünde trägt (Ev,
Joh. I 29), kommt auf einer Reihe von
Münzen, Gold- wie Silber-, als Bild einer
Seite vor, und zwar das Lamm mit der
Kreuzfahne, den Kopf rückwärts wendend;
auf Goldgulden mit der Gestalt Johannes
des Täufers wird jenes von demselben
häufig auf dem Arm gehalten (s, Schaaf-
träger). Es erscheint allein auf Denaren
B.s Alexander von Lüttich (1129 — II35)
mit der Umschrift »agnus patiens«, dann
kommt es weiter vor auf den Maillen von
Tirlemont (s. Abb. 172), auf Pfennigen der
Grafen von Toulouse in St. Gilles, auf el-
sässischen Pfennigen des 12. — 13. Jh.s (Fd.
V. Tränheim, Menadier D. M. IV S. 46 ff.), auf
Großpf . B.s Heinrich v. Breslau (s. Abb. 187),.
auf den Blancos Johannes L von Kastilien
(1379 — 1390) mit der Umschrift: »Agnus
dei qui tolis pecatamundi misere«, dann vor
allem auf dem danach benannten Mouton
d'or oder Agnel(s, d., s. Abb. 238), weiter auf
Münzen des Johanniterordens in Rhodus
(Schlumberger Tf . XI), auch auf Pfennigen
Hartheknuts von Dänemark (1035 — 1042)
(Hauberg Tab. IV Nr. 4—6); zuletzt er-
wähne ich die Nürnberger Goldmünzen aus
dem 18. Jh. u. a.
Seit dem 12. Jh. ist das agnus dei ein
häufiges Bild auf geistlichen französischen
Siegeln (Blanchet II, S. 237) und später
auch auf zahlreichen religiösen Medaillen
und Marken. Su.
Agon, griech. d^wv, das Kampf spiel; per-
sonifiziert z. B. als Beiz, auf athen. M. in
Gestalt eines Jünglings mit Palmzweig, der
sich den Kranz aufsetzt; ferner erscheint
zur Aufschrift lEPOC ATON ein Jüngling
sitzend, mit Preiskrone in der Hand (An-
kyra Galat.), oder stehend, sich krönend
(Nikaia, oder ist es der Agonothetes?); mehr
Nom, V S. 42. Vgl. unter Athleten, Spiele.
R.
J^onoihesiäy griech. d7a)Vo&ea(a)ia =
Veranstaltung von Kampf spielen, personi-
fiziert als weibl. Kopf a. M. von Thessalo-
nike; die A. eines Beamten wird inschriftlich
erwäimt a. M. von Gordos, Valerian. R.
A^noflieteSy griech, äycovoÖstt]? = Ver-
anstalter von Spielen, erscheint auf griech.
M. als Bezeichnung des prägenden Beam-
ten^ z. B. Iiri d7(DVo98too tA hpiwz Stä: ßibt>
To) Zeßaatco rXuxcüvo? in Perperene, Mün-
sterberg, Beamtennamen 8.251. Wegen
Darstellung eines A. s. unter Agon. R.
^ostaro s. Augustalis.
Agrlpplner heißen die Kölner Denare des
IX. Jahrhunderts und ihre Nachahmungen
AHNENMÜNZEN— AKTAION
17
in Friesland, in Westfalen, in Niedersachsen
und den angrenzenden östlichen Ländern.
Die Agrippiner waren in Friesland das lan-
desübliche Geld, die hinterdrein wegen der
Entfernung durch ein einheimisches leichte-
res Geld, die Pfennige »Reddnathes mo-
nete« ersetzt worden sind (s. auch Nieder-
eibische Agrippiner). — Jesse nr. 104;
Men., D. M. IV, S. 112; Hooft v. Iddekinge,
Friesland en de Friezen (1881) S. 153 ff.,
196 ff.; Tergast, Ostfriesland S. 3, 8 ff. Su.
Ahnenmünzen der Baktrer (Abb. 54) s.
unter Restituierte M. R.
Aias, Afa?, lat. Aiax, s. unter Troischer
Sagenkreis. R.
Aiglnailscher Münzfuß s. unter Äginäi-
scher M. R.
Aigis s. unter Ägis.
Algnel s. Mouton d'or.
Ainelas s. unter Aeneas.
Aion, griech. aEwv = Ewigkeit (lat. aeter-
nitas), auf alexandr. M. Beischrift zum
Phönix (s. d.); auf griech. M. erscheinen
Segenswünsche in der Form eh ateva (Tot)c
xopfoüc oder za Düöia), s. unter Wunsch-
münzen. R.
Aitesamenos (a?T7jcja>svoc, Partiz. Aor.
Med.) oder im Gen.- voo vor Beamtennamen
auf griech. M. bedeutet, daß der Betr. den
Antrag gestellt hat, ihm die Herstellung der
betr. Münzmasse als Leiturgie zu über-
tragen; Beispiel: ahri<sd\ievoq KXaüSioc
MsXac veoi? dve&TQxev (Mylasa). Zum Ver-
fahren vgl. unter Epimeletes. — Münster -
berg, Beamtennamen S. 255. R.
Aif:2e, türk. »weißlich« übersetzt aus
griech. aaicpov. Ein halber A. als Steuersatz
begegnet uns schon im Berichte Raäid-ad-
dins über die Verordnungen des Hülägüiden
Ghäzän (f 1304). Unter A. ist hier wohl der
Asper der Komnenen von Trapezunt zu ver-
stehen. Der A. -i-*Dtmäni, auch *Otmäni ge-
nannt, wurde von Sultan Urkhän 1328/9
eingeführt und blieb bis zum 17. Jahrh. die
einzige Silbermünze der Türkei. Bei größe-
ren Zahlungen mußten europäische Gulden-
groschen und Taler, türk. Ghurüä, aus-
helfen. Anfänglich waren 40 A.= iGhurüS,
60 A. = I Altun. Der A. mißt l8 mm und
wiegt 1,2 g (= ungef. Vi Asper des Alexios
IL, 1297 — 1330, = ^3 Dirhem) bei einem
Feingehalt von 900 p. m. Doch sinkt sein
Gewicht bis Anfang 17. Jahrh. auf 0,33 g;
WOTterbudh der Uflbazkunde.
Größe 13 mm. *Otmän IL (1618--22)
prägte außer dem A. Münzen zu 10 A.
(Onlyk). Bald darauf kommt eine neue
Münzeinheit, der Pära (s. d.), auf, doch
wurde noch im 18, Jahrh. meist nach A.
gerechnet. Um 1654 waren 80 A. = 20
Pära = I GhurüS. Um 1687 waren 120 A.
= 40 Pära = I Ghurüs, 270 — 360 A. =
1 Altun. Gewicht des A. 0,19 — 0,13 g. Der
Typus des A. war seit etwa 1402: Vs. Name
des Sultans, Rs. Wunschformel, Jahr und
Prägeort. Abb. 424. S. Piaster, Altun. —
Süßheim, Enz. d. Islam I. 259 f, ; d*Ohsson,
Hist. des Mongoles IV, 472 ; Lane Poole,
Brit. Mus.-Cat. VIII; B61in, J. As. 6 s6r.
IIL 422 ff., 446 ff., IV. 280—348; Zambaur,
NZ, 41, 145.
A. heißt auch die Silbermünze der Krim-
schen Girei. Anfänglich (15. Jahrh.) etwas
leichter als der 'Otmäni, hat sie schon im
16. Jahrh. ungefähr das gleiche Gewicht,
1725 bloß 0,15 g. Vs. Name des Khans,
Rs. Tamghä, Ort und Jahr. S. Pära. —
Retowski, Die Münzen der Girei. V.
Akmoniskos (axixovtö^co?), griech. = klei-
ner Amboß, heißt in einer athen. Inschrift
— Num. Chron. 191 1 S. 352 — der Unter-
stempel im Gegensatz zum Oberstempel
(^^apajcirjp, s. d.). R.
Akropollsbilder verschiedener Städte s.
unter Stadtbild. R.
Akrostichon, richtiger dxpoaxix^'^* ^^^
oder Gedicht, bei dem die Anfangsbuch-
staben der Worte oder der Zeilen ein neues
Wort bilden; darauf beruht z. B. die Be-
deutung des Fisches, griech. b/b6<;, als Sinn-
bild Christi: l(>jaot3?) X(piax6c) 0(eoü) T(föc)
2(a)Tr^p) = tx&öc — R. E. I S. 1200. —
S. auch Chronostichon. R.
AkrostoliOlly griech. dxpoaT6Xiov= Schiflfs-
knauf, ist der oberste Teil des Vorstevens
am Schiffsvorderteil, oft spitz zulaufend,
manchmal in einen Vogelkopf auslaufend
(X>3viax(5?, s. d., der aber auch als Heckzier
vorkommt), meist aber nach innen zurück-
gebogen, auf phönik. M. oft als Gallionsfigur
gebildet; allein, wie vom Schiff abgeschnit-
ten, erscheint es auf Semis der Flottenprä-
fekten und Denaren des Brutus undC, Nor-
banus; deutlich auf Abb. 38. 60. 61. — R.
E. IS. 1207; Journ. int. XVI S. 130/42; An-
son, Greek coin types V Tai. XIV ff. R.
Aktalon CAxTaf<ov),böotischer Heros und
i8
ALABASTOTHEKE— ALBUS
Jäger, der von Artemis in einen Hirsch ver-
wandelt und von seinen eigenen Hunden
zerrissen wird. Sein Kopf mit Hirschgeweih
erscheint auf M. von Kyzikos und Lamp-
sakos. — R, E. I S. 1209. R.
Alabastottieke (dXaß[acrco&7})c7]]), griech. =
Regal zum Aufstellen der kleinen, fußlosen
Ölfläschchen (Alabastra), heißt in einer
athen. Inschrift — Num. Chron. 191 1 S.
352 — auch das Regal zum Aufstellen der
Ober- und Unterstempel (xapaxx^pec xal
dxjioviaxoi) von Münzen. R.
AlacritaSy lat. == der freudige Eifer, der
Angriffsgeist; daher ist das Symbol der A.
der schnelle Pegasus (M. des Gallienus); der
P. ist auch dem Bildnis des Gallienus beige-
fügt auf M-, die man auf die M.stätte Me-
diolanum als Sitz der von ihm geschaffenen
Schlachtenkavallerie bezieht. — Z. f. N.
37 S. 210/11. R.
St Albansgulden. Der Probst des St.
Albanstifts in Mainz Melchior Pfinzing er-
hielt 1518 vom Kaiser ein Privileg, Prä-
senzmarken zu prägen. Es geschah bis zum
18. Jahrh. in Gestalt der »Eselsgulden«,
Goldgulden mit dem Esel als Wappentier
auf der Vs. und St. Alban mit seinem
Kopfe in den Händen auf der Rs. S.
Albertln, Albertus, war eine 1599 einge-
führte Goldmünze der Statthalter der
spanischen Niederlande Albert und Isabella
zu V3-Dukat mit dem gekrönten Schilde
auf der Vs. und dem Andreaskreuz mit
goldenem Vließ auf der Rs. Er wog 2,929 g
und hielt 2,318 g Gold. Auch doppelte
wurden geschlagen. — Witte, HI, S. 12,
Taf. 57, Nr. 892—894. S.
Albertustaler (Kreuztaler, Patagon). In
den spanischen Niederlanden schufen die
Gouverneure Albert und Isabella im Jahre
1612 das i8-Patard- oder -Solstück, eine
Talermünze, um den starken Silberzufluß
schneller vermünzen zu können. Diese
Münze bekam von dem einen ihrer Urheber
den Namen Albertustaler, sie trug auf einer
Seite das spanische Wappen, auf der ande-
ren das Andreaskreuz, von dem sie den
Namen Klreuztaler erhielt, während die
spanischen Truppen ihr den Namen »Pata-
gon« (s. d.) beilegten (Abb. 261). Hier
wurden sie bis zum Ende der spanischen
Herrschaft um 1700 geprägt. 1659 — 1802
wurde der A. in den Vereinigten Nieder-
landen geprägt, er hieß hier offiziell »Silber-
dukat« und trug auf einer Seite den nieder-
ländischen Löwenschild, auf der anderen
den stehenden geharnischten Mann. Da
der Albertustaler ein Feingewicht von
etwa 24,65 g hatte, aber gleichen Wert
wie der 25,98 g Feingewicht besitzende
deutsche Reichstaler genoß, wurde dieser
von ihm verdrängt. Den verhältnismäßig
hohen Kurs hatte der Albertustaler durch
den bedeutenden Handel der Niederländer
im Osten Europas gewonnen: er war be-
sonders in der Ostsee die Haupthandels -
münze im 17. Jahrh- In den nördlichen
Niederlanden wurde der A. wie erwähnt
bis 1802 geprägt, in den österreichischen
trat 175 s an seine Stelle der Kronentaler
(s. d.). In anderen Staaten entstanden die
A. nur vorübergehend, so in Lüttich (1662
— 86), in Braunschweig (1747), in Preußen
(1767, 1768, 1797), in Ungarn (1752), in
Holstein (l7S3), in Kurland (1780). S.
Dänemark ließ A. 1781 und 1784 sowie
in einzelnen späteren Jahren in Altena
prägen, weil man der Ansicht war, daß ein
guter Kurs sich in den Städten an der Ost-
seeküste, z. B. Riga, für diese Münze er-
zielen ließe. Die Münze trug auf der einen
Seite das norwegische Wappen, auf der
anderen das vom wilden Manne gehaltene
dänische Wappen. Sie wog 28,06 g und
hielt 24,36 g Silber. — Schmieder S.
12 — 14; Wirktide Laf 44, 4 und öfter; De
Wroyt, Geidesstand, S.46, 81 ff.; Schrötter
in Act. Bor. Gesch. I, S.63, 64, IV, S, 204 ff-
W.
Albus (denarius albus, Weißpfennig).
Der Albus ist eine Groschenart, die um die
Mitte des 14. Jahrhs. am Niederrhein die
Hauptsilbermünze wurde und dies beinahe
2 Jahrhunderte bis zum Aufkommen der
Taler blieb. Am Rhein prägte man in den
geistlichen Kurfürstentümern zuerst in An-
lehnung an die französischen Königsturno-
sen Turnosgroschen (s. Groschen) mit einem
doppelten Schriftkreis und der ursprüng-
Hchen Umschrift (vgl. Abb. 218 u. 219).
Dieser Groschen wurde in dem Münzver-
trage von 1357 (Erzb. von Köln, Stadt
Köln und JüHch) gleich 24 Pf. == 2
Schillinge gesetzt, und 60 Stück sollten
auf die gewogene Mark gehen (Rauhgew.:
3,9 g; Feingew.: 3,4 g). Danach wurden in
ALBUS
19
Trier und in Köln nach 1366 von Kuno von
Falkenstein (1362 — 1388 Eb.v, Trier, 1366
— 1368 Coadjutor in Köln, 1368/69, 1 370/71
Administrator, 1369/70 Vikar) leichtere
Groschen mit einem einfachen Schrift-
kreis, in Köln zuerst noch unter Engel-
bert III. (1364 — 68) mit einem Lilienkreuz
und stehendem Bischof, später mit einem
Wappenschild geprägt, auf der Vorderseite
aber das Brustbild des Apostels Paulus
unter gotischer Bedachung, des Kölner wie
Trierer Domheiligen (2,7 g schwer und
800/1000 fein). Dieser Typus ist über ein
Jahrhundert festgehalten und nur vereinzelt
durch das Christusbild ersetzt worden;
nur die letzten bis zum Jahre 1522 hinab-
reichenden Stücke tragen die Wappen -
Schilde auf beide Seiten verteilt- Auf der Rs.
erscheint bis 1386 ein Schild im Sechspaß,
dann aber als Vereinsmünze der 4 rheini-
schen Kurfürsten ein Schild in der Mitte
eines Dreipasses mit eingesetzten Spitzen,
in dessen Winkeln sich 3 weitere Schilde
befinden, eines davon das Rad von
Mainz, nach welchem die Albus auch
»Raderalbus« heißen (s. Abb. 220), Für
diese Münzen wird der Name »Weißpfennig«
urkundlich zuerst in dem Münzvertrage von
1372 zwischen den Erzbischöfen von Trier
und Köln gebraucht. Ob die eben be-
schriebenen Münzen schon vor diesem
Jahre so benannt wurden, läßt sich nicht
sagen, nur ist Tjrpus wie Münzgattung
schon vorhanden gewesen. »Weißpfennig«
bedeutet eine hochhaltige Silbermünze,
welche vermöge ihres Feingehalts weiß
ist und weiß bleibt (vgl. Witten); seit
dem letzten Viertel des 1 5. Jhs. bedient man
sich auch im Deutschen der Bezeichnung
»Albus«, amtlich zuerst in Deutzer Münz-
abrechnungen 1488 und 1490 und im Münz-
vertrag von 1502 (Noß, Trier I» S. 60 f. u.
Köln II S. 81). 1372 sollten die Albus 2,55 g
rauh, 2,023 g fein wiegen und 91^2 Stück
auf die rauhe Mark gehen. 1386 wurde
der Albus neben dem Gulden zur Vereins -
münze der 4 rheinischen Kurfürsten er-
hoben: von 2,44 g Rauh- und 1,9 g Fein-
gewicht, 12% lötig, 96 Stück auf die rauhe
Mark. 1493 von 2,05 g Rauh- und 1,2 g
Feingewicht, 114 Stück aus der 9^3 Lot
feinen Mark, Auf den Goldgulden wurden
•seit 1444 24 Albus gerechnet.
Dieser rheinische Groschen ist eine sehr
beliebte Münze gewesen und daher von
Heidelberg an der Südgrenze der pfälzi-
schen Lande bis Mors an der niederrheini-
schen Grenze umgelaufen, auch ist er von
zahlreichen rheinischen und westfälischen
Herren nachgeprägt worden, z. B. von
Jülich und Berg, Essen und Werden, Lim-
burg und Mors, Münster und Osnabrück,
Nassau und namentlich in Hessen (s. Hes-
senalbus). Am 26. Juli 1511 wurden die
Herzogtümer Jülich und KLleve sowie die
Stadt Köln in den Münzverein aufgenom-
men (Zutritt von Hessen schon IS09):
I Albus sollte 1,98 g rauh und 1,03 g fein
wiegen, 1 18 Stück aus der 6 d. 6 Grrän f. Mark
geschlagen werden, i Albus = yae Gold-
gulden, daneben wie auch schon früher halbe
Albus. Typus: Eigenes Wappen an Stelle
eines Brustbildes, dann auf allen Geprägen
das Mainzer Rad ( »Radermünzen 4e) zum
Unterschied von wilden, niederrheinischen
Geprägen, die = ^5» Goldgulden bewertet
werden. Doch lange dauerte der rheinische
Münzverein nicht mehr, er verschwindet
im 4. Jahrzehnt des 16. Jh.s. Längere
Zeit werden dann in Trier und Köln
keine Albus geprägt, da sie zunächst nicht
mit in die Reichsmünzordnungen aufge-
nommen wurden. Trier prägt solche erst
wieder 1561, 1563, 64, dann 1587—92 (1589
38 Albus auf den Goldgulden, 34 auf den
Taler, 128 Stück aus der 6% L. 5 Gr. feinen
Mark, also i Stück 1,82 g r. u. 0,77 f. schwer).
Seit 1609 wurden dann in Trier große Massen
Albus geschlagen, in der Kipperzeit 1620 —
162 1 6-, 3- u, I -Albusstücke zu 8 und 9 Pfen-
nigen. Von 1 623 — 36 fand in Frankfurt a. M.
und in Mainz eine enorme Albusprägung
statt, die Stadt Worms prägte zwischen 1649
und 1682 nur Albus, 1610 und i6ix auch
die Grafen von Salm und von Sohns. Im
17. Jahrhundert hießen die nun zur Scheide-
münze gewordenen Albus in Trier Petcr-
mäimchen (s. d.); die letzten wurden kurz
vor 1789 geprägt: 250 Stück aus der 6%
lötigen Mark: 0,94 g rauh und 0,38 g fein
schwer, daneben auch Drei -Albus seit dem
Ende des 17. Jh.s.
Li Köln schloß man sich mehr an das
Münzwesen des niederrheinisch-westfäli»
sehen Kreises an. Kur- und Stadt Köln
und Jülich schlugen 1582/8.^ 8-. 4- und 2-
20 ALCHEMISTISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN— ALEXANDRINER
Albusstücke, der 8 fache == 4,45 g, der 4-
fache = 2,7 g (der Albus 5= 12 Heller);
diese Münzsorten wurden besonders im
17. Jh. geprägt, von Stadt Köbi und Jülich-
Berg seit 1627 bzw. 1629 in erheblichen
Mengen sogenannte Blafferte (=4-Albus)
und später auch Doppelstücke, 1627 8-
Albus, zu 6v■|^ auf die 8 d. f. Mark, also 3,80
gr-, 2,53 g f., 4-Albus zu ^^^U ^^ ^^® 5 ^- ^•
Mark, also 2,95 g r., 1,23 g f. schwer; im An-
schluß daran wurden sie auch von Kurköln
geschlagen. Dieses ging aber seit 1657 zur
Prägung von HalbblafiFerten, dem Dreifachen
des Fettmännchen, in Massen über, welche
dann später auch in Jülich-Kleve und Stadt
Köln geschlagen wurden, und diese Münz-
sorte beherrschte ca. 30 Jahre den nieder-
rheinischen Verkehr. Die letzten 4- und 8-
Albusstücke prägte man in Kurköln 1739,
dann traten die Stüber, die aus Jülich-Berg
kamen, an ihre Stelle, die schon seit dem
Anfang des 17. Jh.s den Albus allmählich
verdrängten, i Stüber = 1^3 Albus,
I Albus = 3/4 Stüber.
1579 galt der Taler in Köhi = 60 Albus
1Ö04 » » „ „ „ = 74 M
und mehr,
1624 „ „ „ „ „ = 78 Albus
1Ö58 „ ,, ,, „ „ = 80 „
Anfang des 18. Jh.s wurde nach Annahme
des Leipziger Fußes die Albuswährung ver-
lassen, sie bildete aber nach wie vor die
Grundlage jeder Berechnung, und es hatten
die y6-Stücke und ihre Teile einen gewissen
Kurs in Albus (i/e Tlr. = 13 Albus). —
Joseph, das Gepräge der rhein. Albus in
Frkf. Mztg. 1901 S. 153 ff.; Noß, Köln Bd.
2, 3, 4 und Trier Bd. 1 2; Noß, Der nieder-
rhein. Albus in Bayr. Mitt. XI. Jg. 1892
S. I ff. ; V. Schrötter, Trier. Su.
Alchemistische Mfinzen und Medaillen
hießen solche, von denen man annahm, daß
sie aus Metallen hergestellt waren, die ihre
Veredelung auf künstliche Weise gefunden
hatten, welche Kunst Sache der Alchemie
war. Die Lehre der Galen, Geber, Avicena
vom Stein der Weisen oder i>Großen
Medizin«, womit es möglich sein sollte,
alle Metalle in Gold oder Silber zu ver-
wandeln, fand ebenso Glauben wie die
Nachrichten von den damit erreichten Er-
folgen, daß z. B. Raimund Lullus 1332 dem
Könige von England auf diese Weise das
Gold für die zum Kreuzzuge nötigen
Rosenobel (s. d.) verschafft habe, welcher
Glaube bis ins 18. Jahrhundert lebendig
blieb. Sehr viele der a. M. tragen eine
ihre Herkunft bezeugende Umschrift, oder
man sah in einer Umschrift den Hinweis,
auf solchen Ursprung, so in dem: Vide
mira Domini der dänischen Dukaten von
1647. Mit die letzten sind die Kronemann*
sehen Taler (s. d.). Die auf manchen
Münzen vorkommenden chemischen Zeichen
wie Venus, Mercurius, Sulphur sind Münz-
meisterzeichen (s. d.), wurden aber viel-
fach für alchemistische gehalten. Solche
Zeichen finden sich z. B. auf den Talern
Gustav Adolfs, die der Münzmeister Joh.
Schneider, gen. Weißmantel, 1621 in Erfurt
schlug. — H. Feith in Beri. M. Bl. 1909,
S. 211 ff. S.
Alexander-Medaillone von Tarsos und
Abukir (Abb. 103) s. unter Niketeria. R.
Alexandrela» Personifikation der ägypt.
Stadt dieses Namens, auf M. mit dieser
Beischrift als Kopf oder Ganzfigur vor-
kommend, mit Elefantenkopffell als Kopf-
schmuck, Kjanz und Zepter; auf röm, M.
des Aemil. Lepidus ihre Büste (Alexandrea}
mit der Mauerkrone. R.
Alexandreib, Alexandreion, Alexandreios.
= Alexanderstück, heißen mehrere nach
einem Alexander benannte Münzen: 'AXe-
£av8petoc, -a, -ov, ergänze cJxotTjJp, Spa^H-i-
bzw. xpwüßoXov, steht auf Silbermünzen
Alexanders von Pherai, 369 — 357 v. C. —
riToXefiatoü 'AXeSdvBpeiov, ergänze (nach
Pollux IX 85) vofxiöjia, = Alexanderstück
des Ptolemaios, steht auf einer M. Ptole-
maios* L — 'AXe£dv8peio? OTaiiQp (oder*
;Cpüöoüc) hieß nach Pollux IX 59 und In-
schriften der Goldstater Alexanders des.
Großen (Abb. 49 der Doppelstater), und
die silberne 'AXe£av8pefa (oder dp^üpiou'
'AXeSavSpeioü) Spa^fi-T^ (Abb. 48 das Tet-
radrachmon) erscheint in den Inschriftea
als Zahlungsmittel, als Rechnungsmünze,
ja auch als Gewicht. Polyb. 34, 8, 7
rechnet nach ißoXol AXfi^avSptvoi; alle
diese M. Alexanders sind nach attischem
Fuße (s. d.) geprägt und erhoben diesen
zum Weltmünzfuße. — R £• I S. 1397;,
V S. 1618 n. 8; IV A unter Stater. R.
Alexandriner nennen wir nach ihrer ver-
mutlich einzigen Prägestätte die in Alex-
ALEXIUSDOR— ALLEGORIE
21
andreia in Ägypten als Provinzialgeld für
dies Land ausnahmsweise, seiner Sonder-
stellung in der augustischen Reichsver-
fassung entsprechend, geprägten Kaiser-
münzen. Die Prägung in Bronze beginnt
mit Augustus in engem Anschluß an die
letzten Bronzemünzen der Kleopatra, ist
z. T. auch wie diese mit den Wertzeichen
n = 80, M = 40 versehen und erfolgt
reichlich bis Commodus (Abb. 92, 93), spär-
lich bis Aurelianus; die in Billon (Abb, 91)
reicht von Tiberius bis zur Tetrarchie
des Diocletianus und Maximianus mit
ihren Caesares Constantius und Galerius,
und zwar bis Jahr 12 des Diocletianus,
= 295/6 n. C; dann wird ^uch in Ägyp-
ten, wo schon seit 293/4 röm. M. nach
dem Fuße der Münzreform geprägt
wurden, diese Reform ausschließlich durch-
geführt. Die Billon-M. sind gleichfalls die
Fortsetzung der früheren, in der letzten
Königszeit zum Billon herabgesunkenen
ptolem. Tetradrachmen, enthalten anfangs
soviel Silber wie ein röm. Denar und er-
halten durch Zusatz von etwa dreimal
soviel Kupfer ungefähr die Größe und
Schwere eines Tetradrachmons, sinken aber
schneller im Schrot und Korn als die
reichsröm. Silbermünzen und werden im
3. Jh. gegen das Ende von Valerianus'
Regierung in deren Zusammenbruch hinein-
gezogen ; ihr durch Sud (s. d.) an der Ober-
fläche sichtbar gemachter Silbergehalt be-
trägt dann nur noch 3 bis 0,3%. — Auf
der Vs. der M. erscheint fast stets der Kopf
des Kaisers, und es wird hier noch aus-
gedehnter als in der röm. Prägung den
Angehörigen des Kaiserhauses das Bildnis -
recht als eine Art Ehrenmünzrecht zuteil.
Datiert sind die A. mit dem Jahreszeichen
L und darauffolgender Regierungsjahres-
zahl des Kaisers, in antedatierender Weise
so berechnet, daß die Zeit vom Antritt
bis zum ägypt. Kalenderneujahr (damals
der 29. August iul.) als Jahr i (L A)
gilt und von da an Regierungs- und Ka-
lenderjahr gleichlaufen, LB, LV usw. (s.
Datierung). Die Rs. -Bilder sind ungemein
mannigfaltig: ihre historischen Typen be-
gleiten die Reichsgeschichte, wie sie die
Regierung in Rom gesehen wissen wollte;
ihre religiösen Typen lassen zwar die
ägSTPtischen Kulte bes. hervortreten, stellen
daneben die reichsröm. Personifikationen
u. dgl. häufiger dar als sonst auf grieck
kaiserl. M. üblich ist, geben aber auch
sonst kunstmythologisch viel wichtigen
Stoff. — J. Vogt, Die alexandrin. M.
1924; Segrfe, Metrologia S. 4070.; Biblio-
graphie bis 1900: Journ. int. III S. 344/50.
R.
Alexiusdor hießen die Pistolen (s. d.)
des Herzogs von Anhalt -Bemburg Alexius
Friedrich Christian (1796 — 1834).
Alfenlde ist eine Metallkomposition aus
60 Teilen Kupfer, 30 Teilen Zink und 10
Teilen Nickel; sie wird für geringwertige
Medaillen und Jettone benutzt.
Alfonsino ist i. ein Marabitino (s. d.),
Rev. num. 1847 S. 131 ff., Jesse nr. 372,
2. eine Silbermünze Alfons IV. v. Portugal
(1325—1357), die im Verhältnis von 3 : 4
zu den gewöhnlichen Denaren steht (9
Stück = I solidus). Typus: Vs. Kreuz,
Umschr. ALFREX PORTVGL Rs. die
Quinas, Umschr. AL-GA-RB-II. Gewicht
15 gräos = ca. 0,75 g. — Aragao I S. 170 ff.
Su.
Alfonsino d'oro = Ducatone di oro
(s,d.),
Alfenso de ouro s. Affonso de ouro.
Alfonso d'oro ist die mit dem Dezimal-
system 1871 eingeführte spanische Gold-
münze mit 8,065 g Gewicht und 7,2585 g
Goldgehalt zu 25 Pesetas. Auch Stücke
zu 20 und 10 Pesetas wurden gemünzt.
S.
Allm(enta) Ital(lae) kommt auf den M.
des Traianus als Unterschrift zu einer von
einem oder mehr Kindern begleiteten Frau
(Abundantia) vor (oder der ICaiser allein
vor den Kindern stehend oder der Kaiser
sitzend, vor ihm Itaüa mit Kindern) und
bezieht sich auf die staatl. Beitragsleistung
zur Unterstützung armer Kinder in Italien.
Auf ähnliches nehmen die M. -Legenden
Tutela Italiae unter Nerva und die Puellae
Faustinianae unter Faustina sen. Bezug,
s. unter T. und P. — R. E. I S. 148S/6. R-
Alkinoos s. unter Gärten des Alkinoos.
Allegorie, sinnbildliche Darstellung ab-
strakter Begriffe durch konkrete Bilder;
z, B. ist die A. der Opferfreudigkeit ein
Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um
mit seinem Herzblute seine Jungen zu
nähren (Medaille von A. Pisano), In
22
ALLIANZWAPPEN-ALTAR
Wiederaufnahme antiker Gewohnheit sind
allegor. Bilder sehr häufig auf den Medaillen,
bes. denen der ital. Renaissance und dann
auf solchen des 17. bis zum 19. Jh. Vgl.
unter Personifikation, Symbol und den
einzelnen Stichworten. R.
Allianzwappen, Ehewappen, Heirats -
Wappen, sind zwei nebeneinandergestellte
oder in einem Schilde vereinigte Wappen,
von denen das erste, vom Standpunkte
des Beschauers links, das des Mannes, das
andere das der Frau ist (vgL Salut). Auf
Kurantmünzen kommen dergleichen Wap-
pen selten vor, während sie auf Denk-
münzen und Medaillen häufig zu finden
sind. Su.
Allowance, englisch = Remedium.
AI marco. Das Justieren al marco be-
stand darin, daß, ohne das Gewicht der
einzelnen Münzen zu prüfen, eine gewisse
größere Menge auf ihr Gesamtgewicht egali-
siert wurde. Das dabei gestattete Reme-
dium war im Mittelalter sehr weit; so be-
stimmten die Städte Nordhausen undEUrich
im Jahre 1350, daß die Pfennige, wenn 144
schwerste und 156 leichteste je einen Vier-
dungwogen, noch ausgegeben werden dürf-
ten. Für die größeren Münzen, die Groschen,
wurde später die Justierung al pezzo (stück-
weise) angeordnet, doch geschah sie mcht
immer. Auch die Prüfung des Feingehalts
erfolgte al marco: so war in Wien 1440 die
Feine der Pfennige gesetzlich 440/icxx), doch
wurden 429 bis 457/1000 durchgelassen,
was ein Remedium von etwa 3 bis 4% ist.
Ähnliche Bestimmungen finden sich bis
in das 18. Jahrhundert (s. auch Seigern),
so daß bei derartig justierten Münzen immer
nur ein Näherungswert in Schrot und Korn,
nicht der gesetzliche Münzfuß erwartet
werden darf. — Luschin, S. ^^ f., 203 — ^205,
225. S.
Almosengeld, -pfenn^. Schon auf einem
Denar Pippins des Kurzen mit sorgfältiger
Gestaltung des Namens PIPI DOM und
auf einem besonders großen, fast achtfachen
Penny (10,52 g schwer) Alfreds des Großen
von England (Grueber S. 24) findet sich die
Aufschrift Elimosina oder Eli(mosina)
mo(neta); diese Pfennige sind offensicht-
lich Geschenkmünzen gewesen und als
Vorläufer der noch gegenwärtig in Eng-
land ausgegebenen maundy money (s. d.)
anzusprechen. Doch sind sonst erst in der
Neuzeit besondere Armenmünzen oder
Marken geprägt worden, Münzen noch im
15. Jahrh. in der Stadt Utrecht, Pfennige
mit der Aufschrift: )>dit is der Armen
Pennig«, v. d. Chijs, Utrecht S. 315 f.
Tf. XXV, II ff., und von Georg Rudolph,
Herzog z. Liegnitz-Brieg 1622 Dreigröschel
zum Austeilen unter die Armen am Kar-
freitag mit der kehrs. Auf sehr.: Fuerstl.
Almos. (Schmieder S. 17). Vor allem aber
Marken u. Zeichen, so Münstersche Marken
mit der Bezeichnung ele(mosina), Armen-
geld der einzehaen Kirchspiele i. Dtschld.,
zahlreiches mannigfach gestaltetes kirch-
liches Armengbld, der »merellus mandati
pauperum« v. Arras, die Mereaux v. Tour-
nay mit der Aufschrift »ce sont ä pauvres«
und von Brüssel aus dem Hunger jähr 1558
das »aelmoesse van 4 stu(vers) gefordeert
in der eewicheyt in de kerke van d
Zavele«. Daneben gab es auch städtische
gleich verbreitete Annenzeichen, so in
Nürnberg zuerst 1526; hier fanden sie eine
besonders mannigfaltige Ausstattung in
dem Armenbrotzeichen, in der Armen-
Abendmahlsmarke und den Wöchnerinnen-
almosen. Hierher gehören auch die noch
im 19. Jahrh. während besonderer Not-
stände geschlagenen Brotmarken. — Mena-
dier, Schausammlung S. 497 ff. Su.
AI numero == al pezzo (s. d.).
AloEtaler sind Medaillen des 16. und
17. Jahrhunderts, die auf die zum Blühen
gebrachten, damals in Deutschland noch
sehr seltenen Aloestauden geprägt wurden
und die auf einer Seite die blühende A.
zeigen. — Bl. f. M. Fr. 1927, S. 22 ff.,
Taf, 331. S.
AI peiml = al pezzo (s. d.).
AI pezzo, ital., deutsch: stückweise.
S. AI marco.
Alphabet s. Schrift.
Altar, lat. ara, meist viereckiger oder
runder Steinklotz, auf dem Opfer dar-
gebracht wurden; gewöhnlich mit Flamme
oben und bekränzt oder mit einer Taenia
umwunden, oft mit einem Bucranium ge-
schmückt, ist er sehr häufig auf griech. u.
röm. Münzen zu Füßen des opfernden
Gottes oder ICaisers, auch als selbständiges
M.-Bild: z. B. auf Kleinbronzen des Au-
gustus (in der Mitte eingekehlt, wie ein
ALTDORFER SCHULPRÄMIEN— ALTUN
23
Ambos aussehend, Willers, Rom. Kupfer -
prägung S. 182); in Amasia: gemauerter
Unterbau mit Baum daneben, oben die
Flamme, oder oben noch ein kleinerer
Altar und darauf die Flamme; in Magnesia
Ion. kommt ein mehrstöckiger, leucht-
turmähnl. A. vor. Bei Rauchopfern wird
der A. auch durch Dreifuß oder Thymia-
terion (s. d.) ersetzt. Ein typisches M.-
Bild ist er auf den zur Consecratio (s. d.)
eines Kaisers geprägten M. (Abb, 79); sonst
sei von M. noch die Ära pudic(itiae), Salutis
und Providentiae erwähnt; vgl. Bernhart,
Handbuch S. 13 1/2. — In hellenistischer
Zeit legt man große Altarbezirke an, d. h.
Altarbauten von Hallen umgeben, zu denen
man auf einer Freitreppe emporsteigt;
so der berühmte große A. von Pergamon
auf einer städtisch-kaiserl. M., ähnlich die
augusteische Ära Pacis (M. des Nero und
Domitianus; Ost. Jahreshefte V S. 153
Taf. III), von deren Reliefschmuck eine
Platte auch auf einem Med. des Prinzen
Marcus (Gnecchi, Med. Taf. 66, 6) kopiert
ist; berühmte Altäre auf M. sind noch
der von Tarraco und der Altar der Roma
und des Augustus von Lugdunum (zur
Deutung vgl. Rev. num. 1904 S. 33/63
und Bonner Jahrb. ni/12 S. 442f. gegen
N. Z. 34 S. 101/12). — R. E. I S. 1640/91;
Anson, Greek coin types IV Taf. I — IIL
R.
Altdorter Schulprämien sind Belohnungs-
medaillen für fleißige Studenten der 1577
gegründeten Nürnberger Akademie, seit
1623 Universität Altdorf. Es gibt solche
aus der Zeit 1577 bis 1626 in großer Menge:
Im Hof führt 190 Nummern auf. Sie sind
von Silber, 32 bis 16 mm im Dm., nach
Klassen abgestuft, mit reicher, meist der
antiken Literatur entlehnten Symbolik
versehen, indem auf der Vs. ein Sinnbild
des Fleißes, auf der Rs. ein Spruch er-
scheint. — Im Hof II, S. 218--298; Bl.
f. M. Fr. 191 1, Sp. 4723 ff. S.
Altemativwähning hat man die Art der
Währung genannt, bei der wie in Preußen
1764 bis 1850 für gewisse Zahlungen regel-
mäßig Gold, für andere Silber gegeben
wurde. Jedoch abgesehen von der gesetz-
mäßigen Goldquote der Zölle und Steuern
war ein solcher Unterschied doch nur ein
usancemäßiger, wie z. B. in Deutschland
die Pferdepreise vor 1870 in Pistolen
ausgedrückt wurden, ohne daß es jemandem
verwehrt war, statt Pistolen Taler zu
zahlen. Man gebraucht daher besser das
Wort »Parallelwährung« (s. d.). S,
AltfurstUche Häuser. Im alten deutschen
Reich hießen Fürsten die Stände, die in
dem Kollegium des Reichsfürstenrats saßen.
Die endgültige Festsetzung, welche Häuser
hierzu gehörten, geschah im 16. Jahr-
hundert, namentlich im Jahre 1582, seit-
dem die Reichstagsstimme an das Terri-
torium geknüpft war. Alle später er-
nannten und zum Reichstage zugelassenen
Fürstenhäuser hießen zur Unterscheidung
von diesen bisherigen altfürstlichen Häusern
neufürstliche. S.
Altmisplik, Altilik — türkische Münzen;
s. Piaster. V.
Altun (türk. Gold), Sultan! altun — von
Muliiammed IL 1454 eingeführte türkische
Goldmünze. Vorher waren ausländische
Goldmünzen, vornehmlich venetianische
Dukaten (Fluri,Fundukly) (ausBundyfe, d.h.
Venedig), Bundulfi, Jaldyz altunu, Sikke-i
ifrendjiye, ICyzyl (roter) Ghurüä im Ge-
brauch, um 1500 = 60 AfeSe, um 1700 =
300—400 Aköe, um 1800 = 210 Pära. Der
Altun wird von den Orient. Schriftstellern
auf verschiedene Weise bezeichnet: unter
europäischem Einfluß heißt er Flürl, unter
persischem Shähi, Abb. 432, unter ägypti-
schem— Ashrafi oder SheriEi. Er wiegt 3,43
g, mißt 18 — ^21 mm und ist in 2 Haupttypen
bekannt, von denen der jüngerezuerst 1574
vorkommt. Beide haben als Vs. den Namen
des Sultans, Ort und Jahr des Regierungs-
antrittes und unterscheiden sich vonein-
ander durch die auf der Rs. genannten Titel.
Seit 1703 hat der Name T^ghräform (daher
diese A. T^ghräly heißen) und der gewöhn-
liche Typus, der sich bis in die neueste Zeit
erhalten hat, ist: Vs. Jughrä, Rs. Ort und
Jahr. Diese A. mit der Tughrä heißen
Fundut altun oder Fundufely. Da sie bei-
derseits am Rande einen verzierten Kreis
(Kette) haben, werden sie auch Zendjirli
(die ersten solchen A. hießen auch Djedid
Zer Istanbul) genannt. 171 1 wurde der
Zer Mafebüb (schönes Gold), Goldmünze von
2,59 g, eingeführt, der bis ca. 1810 neben
dem Fundulfly kursierte und gewöhnlich,
abgesehen davon, daß der Name Jugbrä-
24
ALTYN-AMAZONEN
form hat, vom selben Typus wie der 1574
eingeführte A. ist. Doch wird der äußere
Unterschied zwischen den beiden Gold-
münzen oft nicht eingehalten. Daneben
wurden hin und wieder Halb- (Ni§flya,
Nu§§ Ma^ibüb) und Viertelstücke (Rub*),
sowie größere Münzen, deren Gewicht iVa,
2 und 5 Fundufely entspricht, geprägt.
Feingehalt um 1703 995—938, um 1808
nur 800 p. m. Die in Nordafrika geprägten
A. weisen oft andere Typen auf.
Unter Mahmud 11 sank a. 1822 das Ge-
wicht der Goldmünzen bis auf 1,60 g, Fein-
gehalt 830 und 748 p. m. Diese Münzen
heißen nach dem auf ihnen neben der
Tughrä an Stelle des Rosenzweiges stehen-
den Worte *AdlT. Die A. der J. 21—25
Malimüds (1828 — ^32) mit dem Worte Ghäzl
am oberen Rande der Rs. wiegen 1,80 g,
halten 873 fein und heißen Ghäzl oder
Khairlye Altunu; s. Piaster, Sultänl.
A. wurde auch der Dmär genannt, wie
die in Georgien gebräuchlichen Bezeichnun-
gen Üzaltun und Minaltun für Münzen zu
100 und 1000 Dinar beweisen (s. *Abbäsi),
Literatur s. Piaster. Ibn Batüta II 444;
Marcel, Tableau 22. V.
Altyiiy Alt^nnlk, ist eine russische, den
Tataren im XIV. Jht. entlehnte Rechen-
münze zu 6 Denga (s. d.), später = 3 Ko-
peken. Die Abstammung des Wortes wird
verschieden gedeutet, bald von altyn =
Gold, alty = sechs, oder sogar alty tijn =
sechs Eichhörnchen. Letztere Deutung hat
einen gewissen Beigeschmack von der Pelz-
theorie (s. Pelzwerk) an sich. Als eine Art
Notmünze erscheint der A. in Kupfer, vom
Zaren Alexej (1645—1676) zugleich mit
einer Reihe anderer nicht vollwertiger Mün-
zen von 1654—1663 ausgegeben (vgLRubel-
jefimok, Jefimok, Poltina, Cetvertina, Gro§
undKopeke). — Derin Silber von Alexej und
von seinen Söhnen Teodor (1676— 1682), Ivan
(1682 — 1696) und gemeinsam von Ivan und
Peter geprägte A. war wohl in Rußland
der erste Versuch, eine vollwertige Münze
zu schaffen, die, ohne mit dem alten Münz-
system zu brechen, doch ein größeres No-
minal als Kopeken (s. d.) und Denga (s. d.)
vorstellte. Nach der Reform Peters des Gr.
wurde der A. 1698, 1700, 1701, 1704, 1710
— 1714 und 1718 ausgegeben, anfänglich
nach alter Art und mit gewöhnlichem Ko-
pekenstempel, dann mit Doppeladler und
der Aufschrift altyn, altyn* und altynnik.
Der von 17 18 hat auf der Vs. St. Georg. —
Durch die Herabsetzung des Münzfußes für
Silbermünzen unter Peter wurde der A.
wohl zu klein und zu kostspielig und ver-
schwand daher beinahe gleichzeitig mit der
Silberkopeke. — Das Wort A. lebt weiter
fort in P'atialtynnyj (s. d.).
Bulyßev (Opyt klassifikacii melkich med-
nych monet Z. Alexej Mich., 1910) hält die
Kupf eraltyna für einen Gro§ (s. d.). — Reichel
I680, 744, 1330— 1338; Großfürst G. M.
Peter I, II49— 60, 87, 94, 97, lOi, 496—503,
1572; Trudy I 242. B.
Aluminium (abgek. AI) ist ein sehr
weißes Leichtmetall von spezifischem Ge-
wicht 2,6, das besonders in der Aluminium-
bronze enthalten ist (90 bis 95% Kupfer),
die in zunehmender Menge für Scheide-
münzen gebraucht wird. S. Rentenpfennig.
Unvermischt ist A. für Münzen zu zer-
brechlich; es ist so in Britisch -Uganda
und Französisch- Indochina benutzt worden.
S.
Amalgamatlon ist die Ausscheidung von
Gold und Silber aus ihren natürlichen Ver-
bindungen mit anderen Metallen durch
Quecksilber. Sie war schon den Alten be-
kannt und wurde 1557 von Bartolomeo de
Medina in Mexiko eingeführt, wo sie wie
auch in Südamerika noch heute ange-
wendet wird. S.
Aman!, Münzeinheit des Königreichs
Afghanistan, = i engl. Pfund. Es gibt
Goldmünzen zu l und ^a A. Der A. hat
30 Afghani aus Silber, deren es 2V»-fachc,
ganze, Va und Vs gibt. Aus Kupfer werden
Stücke zu 10,5 und 2 Puls geprägt, i Afghani
zerfällt in lOO Puls. S.
Amazonen sind nach der griech. Sage im
inneren Kleinasien heimische kriegerische
Frauen in einem eigenen Staat, von wo sie
nach den Küsten vorstießen und dort zahl-
reiche Städte gründeten (Myxina, Kyme,
Smyrna usw.). Auf M. erscheinen sie ent-
weder barhaupt (Kyme) oder mit Wolfsfell
(Amisos, Sinope), später meist mit Mauer-
krone (z. B. Smyrna; die sonst geläufigeKopf -
bedeckung der A., die phrygische Mütze,
erscheint auf M. selten); als Waffen führen
sie Doppelaxt und einen kleinen Schild,
die Pelta, gelegentlich auch Lanze und
AMBROSINO D'ARGENTO— AMMON
25
Bogen; andere Attribute und Beigaben wie
Dreizack, Delphin, Schiff deuten nur die
Küstenlage der betr. Stadt an oder sind
völlig farblos (in Ankyra ist es der »redende«
Wappenanker der Stadt). Endlich kommt
der Kampf der A. -Königin Hippolyte mit
Herakles vor, dann auf Kontorniaten der
Sieg Achilleus' über die A. -Königin Penthe-
silea. Auf röm. Med. des Commodus er-
scheint neben ihm zuweilen das behelmte
Brustbild einer A. mit der Pelta, irrig
Marcia genannt, z. B. Gnecchi, Med. Taf.
85, 10. — Nora. II S. 1/18; Z. f. N. 28
S. 64/67; Rothery, The Amazons in antique
and modern times, London 1909 (von mir
nicht eingesehen). (R. E. I S. 1754 kennt
die M. nicht.) R.
Ambrosino d'argento ist einmal eine
Groschenmünze der Stadt Mailand, ge-
geschlagen während der ersten Republik-
zeit (1250 — 1310) = ii/a soldo de lira im-
periale, I Stück = 2,91 — ^2,80 g, 96^1000
fein. Typus: Vs. : Kreuz, Umschrift: Me-
diolanu(m), Rs.: der Heilige Ambrosius
sitzend, Umschr.: Scs. Ambr. (C. n. it. V
Tf. III 14, 15). Zweitens während der
I. RepubHk der Soldo oder Ambrosino
piccolo, I Stück = 1,70 — ^2,52 g schwer,
Typus wie oben, nur in den Kreuzwin-
keln je 3 Kugeln (C. n. it. V Tf. III, 17).
Während der 2. Stadtherrschaft (i447—
1450) wurde ein Grosso mit dem Heiligen
Ambrosius geprägt, i Stück = 2,3 g (C. n.
it. V Tf . VII 2). Außer auf diesen Münzen
erscheint Ambrosius auch noch auf anderen
groschenartigen mailänder Münzen, z. B.
C. n. it. V Tf. III 21, 22, 23, 24 u. 27.
Su.
Ambrosino tf oro ist eine Goldmünze der
Stadt Mailand, gleich dem Fiorino d'oro
(24 Karat fein, 3,5 g schwer, Dm. 20 mm)
zwischen 1250 und 1310 geschlagen. Vs:
die Heiligen Protasius u. Gervasius, Rs:
der Heilige Ambrosius, daneben der ^i Am-
brosino d'oro, Vs: Got. M, Umschrift Me-
diolanum, Rs. Büste des Heiligen Ambrosius,
1,72 — 1,76 g schwer. Dm. 15 mm. Während
der zweiten Stadtherrschaft (1447 — ^450)
prägte man noch einmal einen Ambrosino
d'oro, auf welchem der h. Ambrosius aber
allein dargestellt ist, auf der anderen Seite
steht ein gotisches M, ringsherum Co-
munitas Mediolani. (3,50 — 3,55 g schwer,
Dm. 22 mm.) — C. n. it. V S. 56 nr. i ff.
Tf. III I2f., S. 142 nr. I ff. Tf. VII i. Su.
Ambrosius, St., Bischof von Mailand,
t 397, trägt Bischofsornat. Seine evtl.
Attribute sind ein Buch, Bienenkorb,
Geißel und Knochen^ da er die Gebeine der
Heiligen Gervasius und Protasius aufge-
funden haben soll. Er erscheint vielfach,
auch zusammen mit den eben genannten
anderen Heiligen auf Mailänder Münzen
(s. auch Ambrosino d'oro und d'argento).
Su.
Amedeo d'oro war die Goldlira zu 10
Scudi des Herzogs von Savoyen Viktor
Amedeus I. (1630 — 1637) "lit dessen Brust-
bild auf einer und durch eine Krone ge-
steckten drei Fahnen oder dem Landes-
schild auf der anderen Seite. — C. n. it. I,
s. 317 ff- s.
Ammofly ursprünglich Lokalgott von
Karnak in Ägypten, wo er mit dem Sonnen-
gott Ra verschmolz, Hauptkennzeichen das
Widderhom am Kopfe. Von da bis in die
Oase Siwah sich verbreitend, wo ein be-
rühmtes Orakel von ihm entstand, gelangte
sein Kult nach der Kyrenaike, deren Haupt-
gott er wurde, mit Zeus verschmolzen. Auf
den M. der dortigen Städte finden wir
seinen Kopf nach vorn, 3/4 nach vorn oder
seitlich mit dem Widderhom seit etwa 500
V. C, und er spielt hier seit etwa 480 v. C.
die Hauptrolle; später erscheint er auch
steh, oder sitz., zuweilen mit dem Widder
zu Füßen, sonst ganz wie Zeus, also bärtig,
mit Binde oder Kranz, Zepter, Adler oder
Nike, oder auch Schale über Thymiaterion;
zuweilen ragt über der Stirn aus der Binde
eine Art Spitze (Uräus-Schlange?) hervor,
auch ist dort die Sonnenscheibe angebracht,
ganz spät auch der Federschmuck, beides
unter ägypt. Einfluß. Sonst erscheint sein
Kopf noch auf El. von Kyzikos, A von
Kypros, ptolem. M, auf M von Aphytis in
Maked., wo sein Kult literarisch bezeugt
ist, in Mytilene (El. und JE, z. T. mit eeoc
AMMAN), Kassandreia (hier zuweilen —
Z. f. N. 36 S. 139 — als HAMMON bezeich-
net, die aspirierte Schreibung infolge Syn-
kretismus mit dem pun. Gott Baal-ham-
män), ganz bes. oft in Alexandreia Äg.,
dann noch auf röm. A des Cornuficius und
N des Severus, und an vielen anderen
Plätzen (Liste bei Imhoof, Apollon Kar-
26
AMOHLEH-ANA
neion, aus Rev. suisse 1917, S. 8). — Vom
A. entnahm Alexander der Gr., bei seinem
Besuche der Oase Siwah als Sohn des A.-
Ra begrüßt, den Kopfschmuck des Widder -
horns, wie er ihn auf M. des Lysimachos,
M des Ptolem. I usw. trägt. — Der un-
bärtige Gott mit Widderhorn gilt jetzt
als Karneios, s. d. — B. M. C, Cyx.
S. CCXXXIII; R. E. I S. 1853. R.
Amohleh (Amuhleh) in der Amara-
Sprache, Kehle in der Tigre-Sprache, beides
»Salz« bedeutend, sind Salzbarren, die, in
Form eines Wetzsteins 20 — ^40 cm lang,
etwa 7 — 800 g schwer, aus dem Salzsee
Alal6-Badd bei Massaua gewonnen, bis tief
ins Innere Afrikas als Kleingeld benutzt
werden und je nach der Entfernung von
der Küste ^54 bis V17 Maria-Theresientaler
gelten. Sie werden meist nur in 2 oder 4
Teile, an einigen Orten auch noch weiter
zerkleinert. In Schelga heißt der A. vielmehr
Tsho; s. Stanmia, Kharaz, Talari. Ent-
wicklungsgeschichtlich gehört er zum Nutz-
gelde, und zwar zu seiner ursprünglichsten
Form, dem Nahnmgsmittelgelde. Salz
wurde in verschiedenartigen Handelspak-
kungen auch in Hinterindien und China
staatlich gestempelt als Geld verwendet.
— Ebert, Reallex. IV S. 207; Noback»
S- 3, 4; Foville inGaz. num. frang. 1898,
S. ÖQff.; Thomson, N. Chr. II S. 67f.
S.V.
Amor, der Liebesgott, s. unter Eros. R.
Amphiktionen, eigtl. Umwohner, Name
mehrerer Verbände griech. Staaten, von
denen der um das Heiligtum von Delphoi
als Mittelpunkt der bekannteste ist; nur er
kommt auf M. vor: als Staatsauf schrift
steht 'A[ifixTi6v(ov auf den eigenen Di-
drachmen des Verbandes, die als xatv&v
vojiKyjia zuerst i. J. 338/7 v. C. inschriftlich
auftreten. — Dittenberger ^ n. ^50 E II 10
m. Anm.; Klio VI S. 505». — Femer steht
'Ap.cpixTiovec auf einer delphischen M. des
Antinoos, Münsterberg, Beamtennamen
S. 45. R.
Amphinomos und Anapias, zwei Brüder
in Katana, retteten ihre Eltern bei einem
Ätna-Ausbruch; auf M. von Katana und
röm. Denaren des M. Herennius und Sex.
Pompeius sind sie, oder einer von ihnen,
in dieser Szene dargestellt. — R. E. I S.
1943. R.
Amphitrite s. unter Nereiden. R.
Amphora (griech. dpupopeü«;, urspr. afiept-
cpopsüc, lat. amphora oder diota = zweihenk-
lig), Vorratsgefäß aus Bronze oder Ton usw.,
insbes. für Ol und Wein, mit kleinem Fuß
oder unten spitz zulaufend, schmal- oder
dickbäuchig, kurz- oder sehr langhalsig und
mit zwei Henkeln oben nahe dem schmalen
Rande, zuweilen mit Deckel. Sehr häufig
als M.-Bild (z. B. Theben, Terone) oder als
Standplatz einer Eule (Athen, Priene) oder
bei einer Sphinx (Chios, Abb. 95). Sie
dienten auch als Kampfpreise — so die
panathenäischen A. beim Feste der Pana-
thenäen in Athen — und als Stimmurnen,
s. d., Abb. 100; daher ist die A, auf griech.
M. eine häufige Beigabe zum Spieltisch, Abb.
loi. — R. E. I S. 1969; Anson, Greek coiu
types I Tai. I— VI; CIL XV Taf. II Am-
phorarum formae. R.
Ampyx, der, griech. aixitüS, ist der me-
tallene Stirnteil, der auf die Kopfbinde der
Frauen aufgenäht ist; der Numismatiker
braucht A. für den erst an der Stirn sichtbar
werdenden Teil einer Kopfbinde (M. von
Syrakus Abb. 34, Larissa usw.), obwohl er
als aus einem besonderen Metallteil be-
stehend nicht erkennbar ist. — R. E. I S.
1982; VII S. 2131/32. R,
Amuhleh s. Amohleh.
Amulett. Das Wort A., wahrscheinlich
lateinischen Ursprungs, bedeutet » Abwehr -
mittel«, es sollte die durch Zauberei ver-
übten Wirkungen entkräften und vor
Krankheiten und Unfällen behüten. Die
christliche Kirche hat die A. in Gestalt von
Gemmen, Kapseln und münzartigen Ge-
bilden mit meist biblischen Sprüchen als
Beschwörungen der Dämonen zugelassen,
ja geweiht. Die ältesten sind mit Zeichen
des Tierkreises, geometrischen und anderen
mysteriösen Figuren versehen, die neueren
mit Bildern der Heiligen. Ausläufer dieser
in schier unübersehbarer Menge angefertig-
ten A. sind die Georgstaler und die Weihe -
münzen (s. diese). Vgl. auch Talisman. —
Archiv f. Kulturgesch. XI, S. 320 flE.; Mo-
natsbl. num. Ges. Wien, 1914, S. 232 ff.;
Schmieder, S. 18; Babelon, Trait^ I, S.
680/89. S.
Ana I) durch phönik. Beischrift gesicher-
ter Gott (= dem assyrischen Himmelsgott
Anu?) auf M. des Satrapen Datames von
ANA-ST. ANDREW
27
Tarsos: nackter Mann ohne alle Attribute,
ihm gegenüber ein Mann (Datames selbst?)
im Gebetsgestus. — B. M. C. Cilicia S.
LXXX. R.
Ana 2) s. unter Anna.
AnaitlSy pers. Göttin, von den Griechen
meist der Artemis (Persike), der Kybele,
Aphrodite usw. gleichgesetzt. Eine Kult-
stätte war Zela am Pontos, wo sie auch
mit der Beischrift 8eÄ ' Avaeixt? sitzend mit
Halbmond auf dem Kopfe und Ähren in
der Hand erscheint; auf M. von Hierokaisa-
reia, gleichfalls einer wichtigen Kultstätte
der A., finden wir ein ganz wie Artemis,
mit Haarschopf und Bogen und Köcher
am Nacken ausgestattetes Brustbild als
HepaixTQ bezeichnet, auch zu einer hirsch-
tötenden Artemis den Kopf eines Magiers
mit der Tiara gesellt (Imhoof, Lyd. Stadtm.
S. 5 flf.); auch ist das auf M. von Hypaipa
u. a. lyd. u. phryg. Städten vorkommende
Kultbild mit Polos, Schleier und steif aus-
gestreckten Händen, zuweilen auf Wagen
oder mit Hirschen zu ihren Füßen, das der
Artemis-A. (Imhoof, Lyd. Stadtm. S. ^^\
Nom. VIII S. 12). — R. E. I S. 2030; II
S. 1369. R.
Ananeosis (dvavecüaic), griech. = Er-
neuerung, wohl in religiösem Sinne, Auf-
schrift auf byz. Kupfermünzen Constans'
IL — B. M. C. Byz. S. 266. R.
Anapias s. Amphinomos. R.
Auch s. unter Henkelkreuz. R.
Anchor money. Auf Ersuchen der briti-
schen Kolonie Mauritius wurde seit 1820
für diese Insel, seit 1822 auch für West-
indien ICleingeld, und zwar Stücke zu
%» 'A ys und Vi6 Peso mit Wap-
penschild: gekröntem Anker geprägt. —
Atkins, S. 232f.; Chalmers, S. 21 f., 55 f.
S.
Ancile ist der heilige Schild, nach der
röm. Sage unter König Numa vom Himmel
gefallen; Numa ließ noch ii Nachahmun-
gen anfertigen und stiftete zu deren Be-
wachung das Kollegium der Salier. Ein Paar
solcher A. erscheint auf einem Denar des
Augustus, hier der Apex dazwischen, und
auf einer Mittelbronze des Pius, hier als
ANCILIA bezeichnet: danach besteht das
A. aus drei Stücken, nämlich einer Oval-
platte auf zwei aneinanderstoßende Kreis-
platten aufgenietet. Auch die luno Sospita
(s. d.) führt diesen Schild. — Der Mann mit
einem Rundschild auf M. der Säkularspiele
(s. d.) ist kein Salier und sein Schild kein
A., sondern ist der Herold, der zu diesen
Spielen einlud. — R. E. I S. 21 12; Helbig^
M6m. Ac. Inscr. 1905 S. 214/32. R.
Anconetano (Agontano) grosso, der, ist
ein Groschen, der in Ancona zuerst im 13.
Jh. geprägt wurde; Vs. der heilige Quiri-
acus stehend mit erhobener Rechten und
erhobenem ICrummstab, Rs. Kreuz. Diese
Münze war gebräuchlich in der Mark und
in der Romagna. 1235 wird der grosso
einem soldo oder 12 Denaren gleich-
gesetzt. Das Gewicht ist ursprünglich wohl
ca. 2,5 g bei einem Feingehalt von ca.
^76/10000 (Zanetti I S. 3), später sinkt der
Anconetano im Gewicht und Feingehalt.
Su.
Andreas, der Heilige, einer der Apostel, mit
schrägem Balkenkreuz, dem sog. Andreas-
kreuz, als Attribut, erscheint mit diesem
verschiedentlich auf den Münzen, so auf
braunschweigischen, die in Andreasberg
i. Harz geprägt wurden und auf den An-
drews (s.d.) oder Lions von Schottland;
weitere Beispiele s. Andreasmünzen. Su.
Andreas-Hofer- Kreuzer sind Stücke zu 20
und I Kreuzer mit dem Tiroler Adler axif
der Vs. und Wertbezeichnung auf der Rs.,
die 1809 während des Tiroler Freiheits-
kampfes in Hall geschlagen wurden. —
Maillet, Taf. 113, Nr. i, 2. S.
Andreasmiinzen heißen Münzen mit dem
Bilde des h. Andreas und dem nach ihm
genannten Kreuze. Die ersten sind Bra-
banter von 1467 bis 1489 geprägte Gold-
gulden. Dann wurden Andreastaler aus
dem Silber geprägt, das in der Andreas -
grübe im Harze gewonnen wurde, die seit
1487 in Betrieb war. Die ersten sind gräf-
lich Hohnsteinsche von 1535, dann haben
die folgenden Grafen von Hohnstein, seit
1594 die Herzoge von Lüneburg und die
Kurfürsten von Hannover bis 1773 An-
dreastaler und bis zum Anfange des 19.
Jahrhunderts kleinere Münaen mit dem
Bilde des h. Andreas, darunter sehr viel
Kupferpfennige, schlagen lassen. Auch
gibt es seit Peter d. Gr. russische Andreas-
dukaten zu zwei Rubel (s. d.). S.
St. Andrew oder Lion, demi-Lion oder
Demy sind Goldmünzen der Könige von
28
ANEPIGRAPH— ANGELOT
Schottland, zuerst von Robert III. (1390 —
1406) geprägt. Typus: Vs, der heilige An-
dreas auf dem Kreuz zwischen zwei Lilien —
Rs. gekrönter Schild mit dem schottischen
Wappen, Umschrift d. Rs: Xpc regnat,
Christus vincit, Christus imperat, oder mit
anderen Sprüchen, Das Halbstück hat ur-
sprünglich nur das Schrägkreuz, erst seit
Jakob IL (1437— 14Ö0) ebenfalls in Verbin-
dung mit dem Heiligen selbst. Zuerst Ge-
wicht 3,95 — 3,86 g und die Hälfte 1,94 g,
später 2,46 g und die Hälfte 1,23 g; Fein-
heit 22 Karat. Diese Münzen wurden ge-
prägt bis in die Zeit Jakobs IV. (148&—
15 14), derLion = 3,4 g und 23 Karat fein.
— Grueber, S. 169 ff. ; vgl. Lion. Su.
Anepigraph = aufschriftslos, s. unter
Stumme Münzen. R.
Anetheken, griech. dveöigxev = er hat
geweiht, nämlich die betr. Münzemission,
besagt als Legende griech. M., daß der betr.
<iie Kosten der Ausgabe getragen hat; die
Stadt, zu deren gunsten das geschehen ist,
steht dann im Dativ, zu dem zuweilen das
Verbum zu ergänzen ist: z. B. 'AxtaXoc
(Jocpt<yTT|c rate watpfat (= seinen Vater-
städten; Attalos war zugleich Bürger von
Smyrna und Laodikeia Phryg.) (dvaftYjxev).
Statt der 3. Person Sing, steht zuweilen der
Plural, statt der 3. Person steht in Neapolis
Kar. einmal die i. Person, dvs&Tjxa. Zu-
weilen steht auch der Anlaß, aus dem ge-
stiftet wird, dabei: Surtvßciov dveftTjxBV, d. h.
hat die M. -Emission als Siegeszeichen ge-
stiftet, Laodikeia. Auf ähnliches weist wohl
die Formel d(e) s(ua) p(ecunia) (Cirta) und
Soipov bzw. Tpaiavoc eöcuicev (s. unter Dorea)
hin. Über das ganze Verfahren s. unter
Epimeletes. —Münsterberg, Beamtennamen
S. 255. R.
Anfttriy anfusini, anfours = alfonsini,
marabotini (s. d.). Su.
Auge d'or ist eine Goldmünze, erstmalig
geprägt von Philipp VL von Frankreich, von
ihm am 27. L 1341 angeordnet. Kurs = 75
sous tournois, SS auf die Mark von Paris. I
Stück = 7,42 g, Feingehalt 24 Karat. Typus :
Vs. Der heilige Michael auf einem Drachen,
denfranzös.Schildhaltend. Rs. Blumenkreuz
in einem Vierpaß mit 4 Kronen. Umschrift :
XPC VINCIT usw. (s. Abb. 239). Am 8.
August 1341 verringerte Philipp VI. ihr Ge-
wicht aiif 6,44g(38 auf die Mark) und am 26.
VI. 1342 auf 5,83 g(42 auf die Mark). —Blan-
chet II S. 248 f. — 1 386 ließ Philipp der Kühne
von Flandern »deniers d'or appelez angMes«
schlagen zu 23% Karat fein und 473/4 auf
die Mark von Troyes, l Stück = 4,8 g,
Kurs = 60 Groschen; daneben Va Angelez
2,4 g schwer und Kurs = 30 Groschen. Ty-
pus : Vs. der heilige Michael stehend zwischen
2 Schilden, Rs. geschmücktes Kreuz, i. d. W.
4 Löwen, das Ganze in einer Umrahmung
von 4 Bogen und 4 Ecken, Umschrift:
»Benedictus qui venit in nomine Domini«.
Diese Münzen wurden in derselben Größe
und Feinheit von Johanna von Brabant
nachgeahmt. — Rev. num. 1861 S. Ii5f.,
S. 135 f., Tf. VII II, 12; de Witte, Brabant
I S. 167. Su.
Angel s. Angelot 2.
Angelhfiken als Geld s. unter Larin. R.
Angelot ist l) eine englisch-französische
Goldmünze, die von Heinrich VL von Eng-
land 1427 (24. V.) in Frankreich, z. B. in
St. L6 und Paris, als Unterstück (a/3) des
Salut (Angelot = 2,32 g, salut = 3,43 g)
geschlagen wurde: Vs. Engelsbrustbild über
französ. und englischem Schild, Rs. Kal-
varienkreuz zwischen Lilie und Leopard,
Umschrift XPC: VINCIT usw. 105 Stück
wurden aus der 24 karätigen Mark ge-
prägt, I Angelot = 15 sous tournois; 1467
erneuert Ludwig XL von Frankreich noch
einmal diese Münze. — Blanchet II S. 284 f. ;
Grueber S. 62, 65 ; Akerman, lUustr. of the
Anglo-french Coinage S. 39. — Der ange
Johanns v. Heinsberg, B.v. Lüttich (1419 —
55), wird mehrfach angle oder angelot ge-
nannt, Typus: knieendes Engelbrustbild, vor
dem ein Schild (Chestret de Hanefle, Lüttich
S. 189). — 2) eine englische der französischen
nachgeprägte Goldmünze mit dem häufi-
Namen Angel (dänisch: Englot), die seit
etwa 1470 geprägt wurde und auf der Vs.
den Erzengel Michael mit dem Drachen,
auf der Rs. ein SchiflE mit Kreuzmast und
Landesschild trug. Der Angel war von
Heinrich VIIL bis Elisabeth die am
meisten geprägte englische Goldmünze,
dann wurde er seltener, aber immer noch
bis 1634 geschlagen; er galt zuerst 6 Schil-
ling 8 Pence, stieg während der Ver-
schlechterung der Silbermünze unter Hein-
rich VIIL auf 10 Schilling und blieb auf
diesem Werte stehen. Bis l6oi wog er
ANGEVIN— ANKER
29
5,184 g und hielt 5,157 g Gold, 1601 wurde
seine Feinheit von 237/3 Karat auf 22
Karat, sein Gewicht auf 5,17 g vermindert,
so daß er seitdem nur 4,687 g Gold hielt.
Seit 1620 wog er nur noch 4,24 g und
hielt 4,218 g Gold, Nach der Revolution
wurden die Angel als Touch-pieces geprägt
(s. d.). — Grueber, S. 64, 258. Su. S.
Angevln ist ursprünglich ein Denar der
Grafen von Anjou und Maine, in Angers
987 — 1290 geprägt, im Feingehalt nicht weit
hinter dem denier tournois zurückstehend;
Typus: Kreuz Rs. Monogramm. Nach
der Konfiskation der Grafschaft 1204 durch
König Philipp August setzte dieser in der
Normandie den denier tournois an seine
Stelle; doch wurde er noch bis 1290 weiter-
geprägt. Später ist der Name auf eine
Metzer Billonmünze übertragen worden,
die von dem Bistum und der Stadt als
quartus Denarius von 0,50 g geschlagen
wurde; zuerst von dem Bischof Dietrich V,
(1365 — 1384) mit einem got. M, von der
Stadt nach 1383, am häufigsten mit dem
Metzer Schild. — Engel-Serrure III S. 1057;
Blanchet II S. 146, 147 n. l; Beiz S. 4 f.
Su.
Angrogne, Engrogne ist eine Denar-
bezeichnung in den Grafschaften Burgund
und Auxonne, die zuerst 1256 urkund-
lich erwähnt wird, dann weiter 1279,
1359, 1409- 1421 wird in einem Reglement
Philipps des Guten erwähnt une monnoie
noire appel6e engrogne, de la valeur du tiers
d'un petit blanc, ayant cours dans le
comt^ de Bourgogne et pays d'outre Saöne,
und 1422 beschließt er die Fabrikation
de grands blancs, de petits blancs et
d'engrognes in Cuiseri, St. Laurent und
Auxonne. 1481 kommt der Name noch
einmal in den Registern der erzbischöf-
lichen Kanamer v. Besangon vor und ver-
schwindet im Laufe des 16. Jahrhunderts.
Auf Müuzen begegnet der Name auf zwei
Stücken Philipps des Kühnen und Johanns
ohne Furcht v. Burgund (1363 — 1419) =
moneta Angrognis, in D61e geschlagen.
Auf Münzen Philipps des Guten und Kkrls
des Kühnen, in St. Laurent und Auxonne
geschlagen, kommt der Name ansarna
oder ancerna vor, der die latinisierte Form
von Engrogne sein soll. Der Wert war
gleich y» Groschen. — Mantelier in Rev.
num. 1845 P- 52; Poey d' Avant, Tf. 134, 19.
Su.
Angster ist der volkstümliche Name für
Baseler Hohlpfennige, die nach dem Mz.-
bild, dem »Angesicht«, d. h. dem Kopf
des Bischofs zwischen den Buchstaben
B — ^A, geprägt nach Harms, Basel S. 26
seit der Mitte der 50er Jahre des 14. Jhs.
genannt worden sein sollen; doch wird
der Name auch von lat. angustus = eng,
schmal, klein, dünn abgeleitet (vgl. Du-
cange, Angusti). 1 362 wurde bestimmt, daß
ein Stück 0,366 g rauh und 0,353 g fein
wiegen solle (640 Pf. aus der rauhen Mark,
964/1000 fein). Bei dem definitiven Über-
gang der Münze an die Stadt 1373 '^^d
der Bischofskopf durch das Stadtwappen^
den Baselstab ersetzt, die Pfennige heißen
nunmehr Stäbler (s. d.).
Von Basel verbreiteten sich die Angster
über die Schweiz, anno 1424 schlugen
Zürich, Schaffhausen und St. Gallen »Ang-
sterpfennige, 13 Schilling für einen Gulden«,,
1425 sollten sie in Zürich und Luzem,.
720 auf die 8 lötige Mark geprägt werden,,
15 Schilling = i rhein. fi., i Stück =
0,32 g Rauh- und 0,16 g Feingewicht
(Jesse nr. 315). In Luzern heißen sie nach
dem dickwangigem Leodegar »Bäggeli-
Angster« (E. Schröder in Bl. f. Mfr. 1903
S. 2887). Hier wird diese Münze auch noch
bis in den Anfang des 19. Jh.s, zuletzt
zweiseitig in Kupfer, geprägt (Corragioni,.
S. 59), I Gulden = 480 Angster (Abb.
332). — Weigand, Grimm, Sanders, DWB.
Su.
Angsttaler werden von Münzhändlern
die Taler des Großherzogs Friedrich
Franz IL von Meckenburg- Schwerin von
1848 genannt, weil auf ihnen aus Furcht
vor der Revolution die Buchstaben V. G, G.
(von Gottes Gnaden) we^elassen seien.
Die Annahme trifft aber deshalb nicht zu„
weil schon der vorige Großherzog Paul
Friedrich (1837 — 1842) diese Buchstaben
weggelassen hatte. S.
Alüma, lat. = Seele, nennt man den
Kupferkern einer ehemals mit Edelmetall
plattiert gewesenen M., s. unter Subaeratus.
Anker, Gerät zum Festhalten des Schiffes
auf dem Wassergrund; er besteht aus
30
ANKH-ANNONA
einem Schafte mit zwei schaufelförmigen
Armen, einem zu ihnen querstehenden
Ankerstock und oben einem Ring für das
Ankertau. — Der A. ist M.-Bild in ApoUonia
Thrak., verschiedenem ital. Aes grave, einem
kampan. Bronzebarren usw.; in Ankyra
Gal. (hier »redend«) kommt er als Beiz,
und in der Hand des Men, der Amazone
usw. vor, bei den Seleukiden ist er, weil
Siegelbild des Seleukos L, das Haus-
wappen und daher als M.-Bild, Beiz,
und Gegenstempel häufig und wohl von
ihnen auf die jüd. Könige und die von
Kommagene übergegangen. Auf einer
kaiserl. M. von Nikopolis Epiii, Aelius,
sieht man den A. am Vorschiff befestigt.
Auf röm. M. der Republik kommt er als
Symbol der Seegewalt an einem See-
tropaeum vor (Sextus Pompeius), anderer-
wärts gekreuzt mit Steuer, mit Akrostolion
usw. In der Kaiserzeit finden wir den A.
in der Hand der Hilaritas, Laetitia und
bes. Annona, aber noch nicht der Spes;
die Auffassung des A. als Sinnbild der
Hoffnung ist erst christlich und erscheint
erst in der Symbolik der Renaissance-
medaillen. — R. E. I S. 2219/20; Anson,
Greek coin types V Taf. XIV; Moll, The
marineres mirror XIII 1927 S. 329 — 332
(M. sorgfältig benutzt, Taf. I, II). —
Anker waren auch eine Form des griech,
Gerätgeldes, Ebert, Reallex. IV S. 2i8,
— Ankerkreuz s. unter Kreuz. — S. auch
Anchor money. R.
Ankb = Henkelkreuz, s. d. R.
Anna, Pysa (Paisa, Pesa, PL Pysas oder
Pice) und Pai oder Pie (spr. Pei) sind
Teilmünzen des muselmanischen Geld-
systems der vorderindischen Rupie (s. d.
und Paisa). Die Rupie hatte 16 Annas
oder 64 Pysas oder 192 Pie. Alle diese
Münzen und ihre Teile waren von Kupfer
und zeigten meist auf einer Seite das
Wappen der ostindischen Kompagnie, auf
4er anderen eine Wage oder Schrift, seit
1835 die königlich englische Büste- Schrift.
Seit 1870 gibt es Stücke zu % Anna
^2 Paisa), 1/4 Anna (Paisa) und y« Anna
(Pie). Das 2-Annastück ist aus Silber
und gleich einer achtel Rupie. Seit 1908
werden die Annastücke aus Nickel mit
gewelltem Rande geprägt. S.
Annengroschen sind Groschen, auf denen
die heilige Anna mit einem Kinde auf
jedem Arm (Maria und Christus), und
meist von einem Glorienschein umgeben,
dargestellt ist. Solche Groschen sind nach
dem Hildesheimer Münzvertrag zwischen
den niedersächsischen Städten von 1501 in
Hannover, Hildesheim 1501 und in Braun-
schweig 1533— 1541 geprägt worden, 12
Annengroschen gingen auf einen rheinischen
Goldgulden, ^^ Stück wurden aus einer 12
lötigen Mark geschlagen, i Stück hatte 3,04 g
Rauh- und 2,28 g Feingewicht. — Engelke in
Hann. Geschbl. 191 5 S.423. Su.
Annona, auf M. auch A. Augusti, A.
Augusti felix, von annus herzuleiten, also
der Jahresertrag, insbes. an Brotgetreide,
weiterhin der Bedarf an und die Zufuhr
von ihm nach Rom. Die Personifikation
der A., von Nero bis Carus auf röm. M.
vorkommend, erhält wegen der Beziehung
zur Getreideernte und Getreideverschiffung
die Attribute der Ähren und des Korn-
scheffels (Modius) oder Fruchtkorbes so-
wie Füllhorns einerseits, des Schiffes
und Steuers andererseits; auf M. des Pius
hat die A. einmal eine schmale Tessera
in der Hand und es erscheinen außer
dem Steuer als ihre Attribute der Mo-
dius, zwei Schiffe und der Pharus, auf
ägypt. Herkunft des Kornes weisend,
w^end sie bei Gallus einmal den auf
Afrika weisenden Elefantenkopfschmuck
trägt; sonst kommen noch eine Staude,
Zepter, Anker, Statuette der Aequitas
(wegen der richtigen Zumessung der Korn-
anteile) vor; auch schüttet sie ein Füll-
horn in einen Modius aus; auf Denaren
des Hadrianus hat sie, stehend oder sit-
zend, einen oben gekrümmten Stab (Schiffs -
zier?) in der Hand; zuweilen steht ein
Kind vor ihr, um das Korn in Empfang
zu nehmen. In Gruppen vereinigt finden
wir sie mit dem Kaiser oder der Ceres. —
Zur Aufschrift A. kommt auch der Modius
allein vor. — Auf griech. M, entspricht
der A. (schon der Wortbildung nach: von
Itoc = das Jahr) die Eueteria (Eöexifjp&t;
R. E. VI S. 982): so ist beischriftlich der
weibl. Kopf einer M. augusteischer Zeit
von Tomis bezeichnet, und so lautet der
Beiname der ägypt. Prinzessin Kleopatra,
Mutter Antiochos' VIIL, auf ihrem Tetra-
drachmon mit dem Füllhorn, als E. in
ANNUNCIATA— ANWURF
31
Person. Nahe kommt der A. auch die
Eubosia, Eößocfia oder EÖTCoaia (eigentl. =
gute Weide, also auf die Fruchtbarkeit
des Bodens deutend; Imhoof, Lyd. Stadtm.
S. 108. 182; R. K V S. 858), auf M. von
Nysa Beischrift zu einem Füllhorn, auf
M. von Hierapolis zu einer Figur nait
Steuer und Füllhorn, in dessen Kurve das
Plutoskind eingebettet ist (ähnlich; Niko-
polis am Istros), endlich die Euthenia,
s. d. — Bernhart, Handbuch S. 84; Gnecchi,
Tipi S. 59; W. Koehler, Personif. abstrakter
Begriffe S. 43; R. E. I S. 2316; Berl.
M. Bl. 1924 S. 134. — In der Neuzeit finden
wir die A. (A. pontificia, A. publica) auf
päpstl. Med. von Julius IL an wieder; vgl.
unter Teuerungsmed. R.
Aimiindata hieß eine Silbermünze des
16. Jahrhunderts der Gonzaga zu Guastalla
zu 14 Soldi mit der Verkündigung der
Maria auf der Rs. Auch in Savoyen kommt
der Name und das Gepräge, aber für einen
Goldquadrupel von 1745 und 1746 vor. —
C. n. It. I, Taf. 29, 4. S.
Ano blepeln (griech. avco ßXEireiv) s. unter
Herrscherbildnis. R.
Anreicherung s. Nachbeschickung.
AnselmlnOy Anselmo ist eine Silber-
münze des Vincenz Gonzaga v. Mantua(i587
bis 1612) mit dem heiligen Anselm, dem
Schutzpatron von Mantua, stehend mit
erhobener Rechten und erhobenem ICrumm-
stab (Umschrift: Sanctus Anseimus eps) auf
der Vs. und auf der Rs. ein Wappen; er
wiegt 4,50 bis 6^76 g und ist gleich einem
doppelten Giulio. Dm. 28 — ^30 mm. i Stück
= 20 soldi. — C. n. it. IV S. 324, n. 63,
Tf. XXVI 9, 10. Su.
Anspruchswappen s. Wappen.
Aniedatierende Rechnung s. unter Da-
tierung. R.
AnthypatoSy griech. dvöüiraxoc = Pro-
consul, s. d. R.
Antigoneia tetrachma, griech. 'Avti^ovsta
xixpaxy'Oif in einer athen. Inschrift IG II
S36 genannt, sind wohl solche des Anti-
gonos IL Gonatas, unter denen die mit
Beiz. Elalathos (s. d.) vielleicht in Athen
263—255 V. C. geprägt sind. — Sitz.B. Ak.
1896 S. 1092»; Trait6 I S. 485. R.
Antiochdon tetrachmon usw., griech.
Tsxpajffxov 'Avtioxeiov, xP^^^üc 'Avcioxeiof,
€pax|i.al 'Avxioxixai, d. h. Tetradrachmen,
Goldstücke (Stateren) sowie (silberne) Drach-
men eines Antiochos (I., IL, III.) von Syrien,
erscheinen in Inschriften von Delos und
lasos. — Trait6 I S. 486. R.
Antiqua s. Schrift.
Antireformatlonstaler waren Taler des
Grafen Anton von Montfort von 1730 und
1731 mit dem h. Johann von Montfort auf
der Vs. und der h. Jungfrau und dem
Spruch »Durch Gott unter Mariae Schutz
wurdt dies getruckt dem Feind zu Trutz«
auf der Rs. — Binder, S. 401 f. S.
Antistrategosy griech. dvxiGttpatTj^öc =
Propraetor, s. unter Legatus. R.
Antizipationsscheine sollten in Osterreich
18 13 die herabgekommene Wiener Währung
(s. d.) ersetzen, aber auch sie konnten sich
nicht im Werte halten. 181 6 waren für
über 466 Million Gulden davon mit über
150% Verlust einzuziehen, was die National-
bank bis 1842 bewältigte. S.
AntoninianiiSy angebl. röm. Gold- und
Silbermünze, s. unter Argenteus Ziffer 3,
dort auch über die heutige numismatische
Bedeutung des Wortes. R.
Antrlttsmfinzen sind Gepräge auf den
Antritt einer Regierung. Dazu gehören
die KJrönungs- und Huldigungsmünzen
(s. diese) sowie die eigentlichen Antritts-
münzen, z. B. die des Kurfürsten Johann
Hugo von Trier von 1676 mit der Schrift:
EX COADIUTORE SUCCESSOR. S.
Anubis, griech. *Avoüßt?, ägypt. Gott,
ursprünglich der Gott der Totenpflege, als
Mensch mit Schakalkopf dargestellt, z. B.
auf M. von Perinthos und röm. anonymen
M. aus der Zeit des lulianus; als Hermanu-
bis, also in Synkretismus mit dem Toten-
geleiter Hermes, erscheint er auf alexandrin.
M-, wo er menschenköpfig ist und der
Schakal nur sein Begleiter; er trägt den
(öfter umstrahlten) Polos des Sarapis,
Palmzweig und Kerykeion. — R. E. I
S.2645; VIII S.714. R-
Anwurl = Spindelwerk (s. d).
A — 0 (a et cd) = Anfang und Ende wie
A bis Z, kommt als Zeichen der Gottheit,
hauptsächlich aber Christi, wie auf anderen
Denkmälern, so auch auf Mittelaltennünzen
bis zum Auftreten der Groschen überaus
häujBig vor, teils neben dem Bilde des Hei-
lands oder eines Heiligen, neben der dextera
dei (auf Pf. Ethelteds IL v. England, s. Abb.
32
APEME— APOTROPÄISCHE M.-BILDER
i6i), neben einem Kreuz, einem Bischofs-
stab, Christogramm, auch neben dem Bilde
eines geistlichen oder weltlichen (?) Herr-
schers vor, z. B. in Maastricht Dbg. 252, in
Deventer Dbg. 562, 568, weiter Dbg. 1187
— 1189, 1237, 1351 u.a. — Friedensburg,
Symbolik S. 59 ff. Su.
Apeme» griech. dm^fiTj (so auf M. von
Ephesos, sonst dTDQVT]) = Prozessionswagen,
s. unter Tensa. R.
Apex bezeichnet eigentlich nur die Spitze,
insbesondere die Helmspitze auf dem
Helme der Salier und der Flamines (Denar
desFabiusPictor), dann diesen Helm selbst.
Es war eine konische Filz- oder Lederkappe,
vom pileus kaum verschieden, aber mit
Kinnriemen und oben einem Querholz
(virga), an dem eine wollene Flocke saß;
dargestellt z. B. auf Denar des Lic. Stolo
zwischen den Ancilia (s. d.), auf M. des
Caesar usw. unter priesterlichen Abzeichen.
— R. E. I S. 2699; Heibig, M6m. Ac. Inscr.
1905 S. 232/45; J. R. St. 1911 S. 212/26.
R.
A P F = auro publice feriundo (?) auf
röm. Goldmünzen der Jahre 39/38 v. C,
s. unter Triumvir. R.
Apf elgroschen wurden die Gutengroschen
genannt, die seit etwa 1570 den Reichsapfel
mit der eingeschriebenen Zahl 24, d. h. 24 =
I Reichstaler, auf einer Seite trugen. S.
Aptelgulden hießen die Goldgulden (s. d.)
des 15. und 16. Jahrhunderts, die aiif der
Rs. den Reichsapfel im Dreipaß zeigten
und in den kaiserlichen Münzstätten zu
Basel, Nördlingen und Frankfurt von Päch-
tern geprägt wurden. S.
Aphlerosls (griech. dtptepmai?) s. unter
Consecratio. R.
Aphlaston, lat. aplustre, die Heckzier der
antiken Schiffe, aus mehreren parallel bis
fächerförmig verlaufenden Latten beste-
hend, manchmal in einen Schwanenhals
(Cheniskos) auslaufend, mit dem Heck
selbst öfter durch eine Art Rundschild als
Zwischenstück verbunden und als heiliger
Ort des Schiffes zuweilen mit Tänien ge-
schmückt. Als alleiniges M.-Bild der Rs.
erscheint es auf M. z. B. von Lipara (Abb.
50), Phaseiis Lyk. und C. Cassius. Nike,
Taras, Poseidon tragen es als Zeichen der
Seeherrschaft oder eines Seesieges in der
Hand. — Joum. int. XVI S. 120; Z. f. N.
30 S. 279; 33 S. 184; 37 S. 118 m. A. 2;
Anson, Greek coin types V Taf. XIV.
R.
Aphrodite, lat. Venus, griech. -röm. Göt-
tin insbes. der geschlechtl. Liebe, auf M.
so häufig, daß ein Überblick in diesem Rah-
men unmöglich ist. Abb. 71. — R. E. I
S. 2729; Röscher, Lex. d. Myth. VI S. 183;
Head, H. N.* S. 939; Bernhart, Handbuch,
S. 52. 127. R.
AplSy der heilige, als Gott verehrte und
mit Osiris identifizierte oder verbundene
(aus Osiris-Apis soll der Name des Gottes
Sarapis entstanden sein) Stier der Ägypter,
z. B. auf alexandr. M., solchen des Gaues
Memphis, der Stadt Perinth, röm. anonymen
M. aus der Zeit des lulianus dargestellt und
an der Sonnenscheibe zwischen den Hörnern
und (oder) dem Halbmond auf dem Bauche,
auch Sternen über dem Haupte kenntlich. —
R. E. I S. 2807; I A S. 2398/2400, R,
Aplustre, Schiffszier am Heck antiker
Schiffe, s. unter Aphlaston. R.
Apollon, lat. Apollo, weitestverbreiteter
griech -röm. Gott, auf M. so häufig, daß ein
Überblick in diesem Rahmen nicht möglich
ist. Abb. 32, 47. — R. E. II S. I/Ii i, M. gut
verwertet; VIII S. 75/6; Hcad, H. N.» S.
939/40; Müller -Wieseler, Denkmäler4 3.359-
Overbeck, Kunstmythologie III; Bernhart,
Handbuch S.52/3. — A. alsHcilgott: Bern-
hard, Griech. u. röm. M. -Bilder zur Medizin
1926 Taf. I. R.
Apoplygma, der Überfall oder Über-
schlag des griech. Chitons (s. d.). — R. E.
II S. 175. R.
Apostely die, s. bei den einzelnen Namen.
Apotheose = Vergötterung (eines Sterb-
lichen), s. unter Consecratio. R.
Apotropäische M.- Bilder. Apotropäisch„
von griech. ditoipliteiv = abwenden, ist
ein Gegenstand, der das Unheil abwehrt,
z. B, die bösen Dämonen erschreckt und
so verjagt. Dem dienen also alle Schreck -
bilder, insbes. die von vorn dargestellten
menschl. Fratzen (s. unter Gorgoneion),.
ebenso die von wilden Tieren wie Löwe,,
Panther, Stier usw., und diese sind daher
wie auf Schilden, Hausgiebeln usw- so auch
als M. -Bilder in archaischer 2Deit oft gewählt
und manchmal lange beibehalten worden.
Die jetzt nach Athen gelegten Tetradrach-
men mit Gorgoneion, Rs. bald Löwenkopf
APULIENSES— ARCHAISCH
33
von vorn, bald Stierkopf von vorn, sind
schöne Beispiele rein apotr. M. -Bilder.
Aber überhaupt mag die Beliebtheit der
wilden Tiere und der Schrecken einjagenden
Flügel- und sonstigen Mischwesen (ein auf
Kyzikenern vorkommendes Wesen, der
geflügelte Mensch mit dem Löwenkopf, ist
geradezu der Phobos, die Personifikation
der Furcht) auf archaischen M. z. T. deren
apotr. Bedeutung zuzuschreiben sein. Sonst
ist auch das Auge selbst (M. von Lesbos,
Skione usw.) ein apotr. M.-Bild gegen den
»bösen Blick«. — Regling, M. als Kunst-
werk S. i6. — Ein seltsames hierherge-
höriges Bild, wilde Tiere um ein Auge ge-
stellt, nicht zugehörige Rs. zu einem Follis
des Masdmianus, ist im Annuaire soc. num.
1890 S. 237 mitgeteilt. R.
Apulienses nennen sich Denare, die Wil-
helm IL V. Neapel- Sizilien in Palermo oder
Salerno in konkaver Form geschlagen hat:
Vs. W.RX im Zentrum, in der Umschrift
+ Sicil. Ducat. Apul. Princ. Cap. Rs.
Palmbaum mit Datteln; Umschr. : Äpulien-
sis. Gewicht 2,60 — ^2,70, Dm. 23 mm, Fein-
gehalt 4 Lot, I Stück == ^/cTon. Hierzu hat
Wilhelm II. in Palermo y3Apuliense(TER-
OAPVLIENSIS), 0,9 g u. V6 Ap. (MED
TERC = media Tercia) 0,45 g schwer, ge-
schlagen, außerdem einen ^4 Tercenarius
(QVARTA TERCENARII) v. 0,52 g Gew.;
die übrige Aufschrift dieser Stücke teilweise
kufisch (Sambon nr. 996 — 999). Der Terce-
narius hätte demnach ein Gew. von 2 — 2,1 g
= 300 nummi = y^/2 f ollares, also ein im
Gew. reduzierter Apuliensis = Vs Tari.
Später haben dann noch Kaiser Heinrich VI.
und Konstanze 1195 einen denarius apulien-
sis imperialis in Brindisi geschlagen, ein
Stück mit der Umschrift Apuliensis um eine
Krone, Gewicht ca. i g, Dm. 17 mm. —
Sambon, les deniers siciliens, im Annuaire
1896 S. 224J0[. Su.
Aquilini grossi, Adlergroschen, Aguglini
sind von Meinhaxd IL von Görz-Tirol und
seinem Bruder Albert in Meran geprägt.
Diese Münze ist nicht mit dem Zwainziger
oder Kreuzer zu verwechseln; sie hat einen
natürlichen Adler, in Anlehnung an die
Augustalen Friedrichs IL, und die Umschrift
,,Comes Tirol'* auf der Vs. und auf der Rs.
ein großes in den Schriftraum DE — ^ME —
RA — ^NO hineinoragendes Kreuz, während
WOrteclmoh der Münzkunde.
der Kreuzer ein Doppelkreuz besitzt. Der A.
wird nach 1258 zuerst geprägt und seine
Herstellung über 1271 hinaus spätestens bis
zu Meinhards IL Tod 1295 fortgesetzt
worden sein. Wegen des Zuges Konra-
dins nach Oberitalien, der mit einem Mal
einen sehr gesteigerten Bedarf nach Tiroler
Umlaufsmitteln hervorrief, sind eine Menge
Aquilini geprägt und nach Oberitalien ge-
bracht worden. Der Münzfuß ist uns durch
keine Münzordnung überlief ert, weder Fein-
gehalt noch Durchschnittsgewicht sind
genau bekannt. Sie waren Pemervielfache,
meist für Zwainziger gehalten. Luschin
möchte sie für 1 8 Pernerstücke halten, indem
sie immer verschieden von den Zwainzigern
in den Urkunden bewertet werden. Ge-
wicht 1,2 — l,iS g. Dm. 20 — 21 mm, Feinheit
850—900/100. — DerMeraner Aquilin kur-
sierte ausschließlich innerhalb der Grenzen
des ital. Wirtschaftsgebietes (Fürstentum
Trient u. Pberitalien) und ist hier vielfach
nachgeahmt worden, z. B. in Padua, Man-
tua, Treviso, Vicenza, Verona. Perini, V
aquilino, London 1902; Perini in »Un ripi-
stiglio di monete Meranesi e Venete«, Ro-
vereto 1902 S. 5 ; Luschin in N. Z. 52 S.
135 ff. Su.
Ära lat. = Altar, s. d, R.
ArabiciiSy Siegesbeiname des röm. Kaisers
Sept. Severus (193 — 211 n. C.) seit 195 n. C.
wegen seiner Siege in Arabien. R.
Ar&pcik (vom Worte arap = Neger),
wurde im russischen Volksmunde in der
I. Hälfte des XIX, Jh. der holländi-
sche oder nach holländischem Muster in
Rußland geprägte Dukat genannt (s. Cer-
vonec). Ob die Figur des Ritters den Grund
dazu gegeben hat, sei dahingestellt (s. Lo-
banöik). — Staraja Moneta (191 1) 34 — 37 >
Flug, Ozvneänem vide. . . zolotych monet,
S. 32 — 33; Akademiöeskij slovar* unter
arapöik 5. B.
Arbitrage ist die Auffindung des vorteil-
haftesten Weges, auf dem man eine Zahlung
im Auslande leisten oder eine Wechsel-
Sorte erhalten kann. Es gibt insbes. Edel-
metall-, Sorten-, Wechsel-, Diskont-, Geld-,
Staatspapier- und Aktiena. S.
Archaisch und archaistisch. Unter »ar-
chaischer Kunst« verstehen wir die Kunst
der ältesten griech. Periode, etwa von
700—480, Abb. 13-27, unter »archaistischer
3
34
ARCHE NOAHS— ARENDSCHILLING
Kunst« die in der hellenistischen und Kaiser-
zeit mehrfach auftretenden Versuche, die
Eigentümlichkeiten der archaischen Kunst
nachzuahmen. R.
Arche Noahs. Eine Tradition identifizierte
den Berg Ararat, auf dem die A. N. landete,
mit dem oberhalb von Apameia-Kibotos
Phryg. gelegenen Berg; daher erscheint N.
(Nae) mit seiner Frau in der wie ein
Kasten (xißcoto?, s. d.) gebildeten Arche
unter den kaiserl. M. -Bildern der Stadt. —
•Macdonald, Coin types S. 173/4; R.E. IIA
S. 2102 (dort Lit.). R.
Atchlatros, griech. dpxtatpo? = Chefarzt,
auf karischen Städte -M. der Kaiserzeit ge-
nannt; das ist aber natürlich nicht die
Stellung, kraft deren der Betreffende auf
derM. erscheint. — Münsterberg, Beamten-
namen S. 251. R.
Archieplscoptts= Erzbischof, s. episcopus.
Su.
Archiereia und Archieretts, griech. äpxie-
psia bzw. -ispeüs = Oberpriester bzw. -rin
auf M. : Tetpapp; xal dp^tspeu? = Vierfürst
und Hoher Priester ist der Titel der Dy-
nasten von Chalkis am Libanon auf ihren
M. Sodann ist A. auf griech. M. oft Titel des
prägenden Mannes, gelegentlich auch mit
der Ziffer der Iteration (s. d,); es braucht
jedoch nicht die Stellung zu bezeichnen,
kraft deren er prägt, sondern ist oft nur
Zusatztitel des eponymen Archon usw. Der
*A. 'Aoiac war der für den Kaiserkult der
Provinz Asia in Pergamon, später auch
in Ephesos und Smyrna eingesetzte Ober-
priester; der 'A. tf itoXecüv ist der der
13 kultiich vereinigten ionischen Städte,
'A.dpxtv80x(6pO(;) ist der Oberpriester eines
städt. Kaiserkultes (M. von Aphrodisias).
Ein 'A. icpü)(Toc) ir6(XecDc)(To886Tepov):M.
vonDaldis, eine weibliche dpxiepTja: M.von
Eumeneia. — Münsterberg, Beamtennamen
S. 251. — 'A. fie^iorco; = lat. pontifex(s. d.)
maximus. — 'Apxtepaxtxov steht zum Kopf -
reif des d. auf M. von Antiocheia Syr.,
B. M. C. Gal. S. 167. R.
Archlneokoros (griech. dpxivewxopos) steht
als Titel des Beamten auf einer M. von
Aizanis, dpj(te(ps6c) dpxiveox((5po?) auf einer
von Aphrodisias, es ist der höchste Priester
des dem Kaiserkult gewidmeten Tempels
der Stadt; vgl. unter Neokorie. R.
Archlprobidos, griech. dpxtirpoßoüXo?, Be-
amtentitel auf einer M, von Termessos
Pisid. R.
ArchipiytaniSy griech. dp^iicpüTavi?, Be-
amtentitel auf M. in Aigiale (?), Milet und
Priene, der Vorsteher der Prytanen, s. d.
R.
ArchitekturbiMer auf M. s. unter Bau-
werke. R.
Archon (griech. apx<ov), eigtl. Partie.
Praes. von ap^^siv = an der Spitze stehen,
also allgemeiner Ausdruck für einen Herr-
scher (so apxovxoc bei Asandros und Hy-
giainon vom Pontos) oder Beamten, oft wie
in Athen im bes. Sinne: der oder die ober-
sten Beamten. Auf griech. M. sehr häufig,
oft auch mit STut davor, also als Datierung
(s. d.), oft mit der Ziffer der Iteration (s. d.),
auch mit Hinzufügung von Trp&xoi; (a )(also
der Erste eines Kollegiums, wie in Athen).
Die kollegiale Form mit einem Vorsitzen-
den an der Spitze kommt in Aphrodisias
zum Ausdruck durch ivX dp3^(6vTa)v) täv
Tcspl Mevsa&ea. Oft ist das Amt mit anderen
Ämtern oder Priestertümern kumuliert:
z. B. Itc Aöp. 'Aircpiavoü ß* apx(ovTO?) a'
(= TcptüTOü) To ß* (= Ssoiepov) )c(ai) öts^a-
v>](«p6poo) in Maionia. — Münsterberg, Beam-
tennamen S. 251. R.
Ardite, eine unter Philipp III. und IV.
von Spanien und Ludwig XIV. von Frank-
reich in Barcelona geprägte Billon- und
Kupfermünze. Ihr Name stammt wohl von
den beiden Buchstaben neben dem Kopfe
der Könige A-R. Die Libra de Ardites
war eine katalonische Rechnungsart bis
1848. — Heiß II, Taf. 82, 84. S.
Arcb s. Lac. V.
Arendrijksdaalder heißen verschiedene
niederländische Taler mit dem Reichsadler
auf einer Seite. Die der Provinz Friesland
von 1583 und 84 zeigen auf derVs. ein bärti-
ges Brustbild mit Barett und Schwert, auf
der Rs. den Reichsadler mit der Umschrift:
Moneta ordi[num] Frisi[ae] val[ore] im-
p[erialium] dal[erorum]. Die späteren frie-
sischen und alle von Nymwegen, Deventer,
Campen und ZwoUe haben den Adler auf
der Vs. und auf der Rs. Wappenschilde und
als Umschrift nur Angabe der Herkunft. —
Verkade S. 29, Taf. 21, Nr. 2; Taf. I2I,
Nr. i; 126, Nr. i; 149. S,
Arendschilllng (Adlerschilling, Malschil-
ling, Escalin, Krabbelaer, Vlieger) war eine
ARENDSDAALDER— ARGENTEUS
35
vom Kaiser Karl V. 1536 eingeführte nie-
derländische Silbermünze zu 4 Stüver oder
Patards von 6,152 g Gewicht und 3,674 g
Feingewicht, die 1586 auf sechs Stüver
erhöht wurde. Sie zeigte auf der Vs. den
Reichsadler, auf der Rs. den Landesschild
auf Andreaskreuz. Von dem Adler erhielt
die Münze den Namen »Arendschilling«
oder »Vlieger« oder »Krabbelaer« (von
Krabbelen = mit den Fängen zerreißen).
Auch »Schrickelborger« wurde sie ge-
nannt, als die Schreckenberger (s. d.)
seit 1600 in den Niederlanden und in
Westdeutschland als eine der dort ver-
breitetsten Münzen entstanden. Die der
possidierenden Fürsten in Jülich-Cleve-
Mark sollten 161 1 5,14 g wiegen und 2,99 g
Silber halten. S. auch Blaumüser. —
Witte, Brabant, II, S. 177; Noss, Pos-
sidierende Fürsten, S. 16 und 56 ff. ; Schröt-
ter, Brandenburg, Gesch., S. 302 ; Verkade,
Taf. 128, 129, 165, 176; Ter Gouw, S. 275 f.
S.
Arendsdaalder sind Münzen Seelands von
1602: ganze, »/s, ^3, Vö und Vw -Taler mit
Reichsadler Rs. Wappenschild, die ganzen
mit unten 60 (Stüver), nach dem Fuße der
Löwentaler geprägt, und ganze von Fries -
land von 1617. — Verkade S. 34 f. Taf. 89
und Taf. 125, Nr. 4. S.
Arenkopt, Arnekopf, »Arenkoppe« ist der
Name Goslarer kleiner Hohlpfennige mit
einem Adlerkopf rechtshin aus dem 15. Jh.
(z, B. 1491 urkundlich erwähnt, Bode S. 129).
Sie sind gleich einem Scherf oder halben
Pfennig; sie werden auch Hanenkoppe (s. d.)
und nach Cappe, Goslar S. 98 Gosler ge-
nannt. Su.
AreSy lat. Mars, urspr. thrak., dann
griech., u. röm. Gott, insbes. des Krieges,
auf M. häufig, so daß ein Überblick in diesem
Rahmen nicht möglich ist. Abb. 47 (?), 66,
— R. E. II S. 642 ff.; Röscher, Lex. d.
Myth. 11 S. 2385; Head, H. N.» S. 940;
Bernhart, Handbuch S. 51. 126. R.
Arete^ griech. dperfi = Tüchtigkeit =
lat. Virtus; als Beischrift zu einer steh,
weibl. Gestalt mit Speer auf einer bithyn.
Bronze-M. des Domitianus vorkommend.
— Imhoof, Zur griech. u. röm. M. -Kunde
1908 S. 21. R.
Arethusa war der Name mehrerer Quel-
len im griech, Sprachgebiet und der betr.
Quellnymphen; numismatisch kommt nur
die in Syrakus in Betracht: nach vorn ge-
wandter Kopf, von Delphinen umgeben,
auf einem von Kimon signierten Tetra-
drachmon vom Ende des 5. Jh. v. C, als
APE902A bezeichnet, Abb. 34; danach
benennt man die Mehrzahl der gleichartigen
Köpfe auf den syrak. Silber-M., Abb. 26,
27, 33. — Z. f. N. 30 S. 271. R.
Argentarius ist im röm. Altertum urspr.
jeder, der mit Argentum, also I. mit Sil-
ber, 2. mit Geld zu tun hat, daher i. der
Silberschmied, 2. der Wechsler (griech.
dpifupotfjLOtßof). Vom Sortengeschäft, d. h.
der Ein- und Umwechslung fremder Geld-
sorten mit einem kleinen Nutzen (col-
lybus, xoUüßoc, s. d., davon der A. auch
koUybista, xoXXüßiaT7]c hieß) ausgehend,
entwickelt er sich bei zunehmender Geld-
wirtschaft zum Bankier (griech. TpaTcsCt-nic,
s. d., daher lat. urspr. tarpezita). Sein Büro,
d. h. die Bank, ist die mensa (griech.
xpdireCa), daher er auch mensarius, men-
sularius heißt, ihr Geschäftslokal in Rom
sind die tabernae am Forum, die Börse.
Von den nummularii (s. d.), den Münz-
probierern, Münzbeschauem von Beruf,
sind sie zu trennen, wenngleich sie natür-
lich im Sortengeschäft auch deren Tätig-
keit ausüben mußten. — Abb. von A. in
ihrem Betriebe: Schreiber, Bilderatlas Taf .
LXI 13. 15; Relief aus Neumagen Traitö
S. 905^; Relief im Paulus-Mus. in Worms. —
R. E. II S. 706; Herzog, Tesserae nummu-
lariae S. 26 — 31. R.
Argenteolus: als Erklärung zu dem Verse
luvenal, Sat. XIV 291 concisum argentum
in titulos faciesque minutas sagt der Scho-
liast: (das Silber sei verteilt auf) argenteo-
los sive nummos, also auf »kleine Silber-
stückchen oder Münzen« und meint danodt
gewiß keine bestimmte Münzsorte (gegen
Trait6 I S. 564). R.
ArgenteuSy nämlich nummus, eigtl. jede
Silbermünze, so bei Plin. N. h. 33, 47i ^^^
oft an unverdächtigen Stellen der Script,
bist, aug., vgl. Z. f. N. 31 S. 7; später wird
zu dem substantivierten Wort ein Adj. hin-
zugefügt, und zwar: i. Argenteus minu-
tulus in zwei verdächtigen Stellen (Brie-
fenl) der Script, bist. Aug., Aurel. 9, 7 und
12, i: Argentei Philippe! minutuli, und
einer sachlich gleichfalls unglaubwürdigen
3*
ARGENTINO— ARGENTUM OSCENSE
Stelle Sev. Alex. 22, 8, wonach der Preis
des Schweinefleisches von einer octominu-
talis libra auf duos unumque herabgebracht
worden sei. In Zurückweisung älterer An-
nahmen (Trait6 I S. 564: M. sei das von
Diocletianus wiedereingeführte Silberstück
von ^96 Pfund; R. E. V S. 2246: es sei ein
kleines Silberstück des Honorius) glaubt
man jetzt (Z. f. N. 31 S. 52/54, vgl. auch
S. 28/9), der M. sei, wofei:n der Ausdruck
überhaupt einen Quellenwert besitzt, das
erst unter Constantius II. häufig neben dem
Miliarense von y^a Pfund geprägte kleinere
Silberstück.
2. Der Argenteus Aurelianus erscheint
nur in einem gefälschten Reskript der Scr.
hist. Aug., Prob, 4, 5 : aureos Antoninianos
centum, argenteos Aurelianos mille, aereos
Philippeos decem milia, das auch für diese
Münzausdrücke keinen Quellenwert hat;
Z. f. N. 31 S. 717; 47.
3. Der Argenteus Antoninianus kommt
gleichfalls nur in einem gefälschten Reskript
der Scr. hist. Aug., Bonos. 15, 8 und
dann noch dreimal ebenda Aurel. 9, 7;
12, i; Prob. 4, 5 mit dem Zusatz Aureus,
also als Gold-M. vor; auch hier ohne jeden
Quellenwert, wenngleich sich die Numis-
matik gewöhnt hat, das von Caracalla
(M. Aur. Antoninus) seit 214 neben dem
bisherigen Denar neugeprägte größere,
5,3 — ^4,7 g schwere Silberstück, Abb. 80, An-
toninianus zu nennen; es sind das 2- oder
i^/a-Denar-Stücke; sie tragen die Strahlen-
krone als Kopfschmuck des Kaisers, die
Mondsichel als Schmuck der Büste der
Kaiserin (also von Donma an, von der .es
einen A noch ohne Mondsichd gibt). Die
Prägung dieses sog. Antoninianus wird
unter Sev. Alexander und Maximinus
unterbrochen, dann aber wieder aufge-
nommen; Gehalt und Gewicht sinken bald,
bis gegen Ende der Regierung des Vale-
rianus ein plötzlicher Sturz des Silberfein-
gehaltes von etwa 33% mit kurzen Zwi-
schenstufen auf 4 — 6% eintritt (Z. f. N. 26
S. 104/6), der, da die Goldm. auch längst
nicht mehr reichlich und stetig geprägt
wird (s. unter Aureus), in der Geld- und
Wirtschaftsgeschichte des röm. Reiches
eine ähnliche Katastrophe herbeigeführt
haben muß, wie sie in Deutschland die
^ppperzeit 1618/23 und die Inflationszeit
1919/23 bedeuten; kleine Zeichen solcher
Zeiten haben uns zwei ägypt. Papyri auf-
bewahrt, N. Z. 51 S. 215: die Wechsler
schließen ihre Buden Tcp p.i] Trpootecjdat to
fteiov Toiv SeßaöTwv vdiiiafia, und jemand
schreibt (4. Jh..?) seinem Freund (N. Z. 53
S. 158 = Num. chron. 1927 S. 225): »gib
alles Reichsgeld aus, da eine Herabsetzung
bevorsteht« 1 Dies ösTov v6|xta[ia bestand fort-
an in einer Kupfermünze (Abb. 104), deren
wenige Prozent Silber künstlich durch Sud
(s. d.) an der Oberfläche sichtbar gemacht
wurden, aber im Umlauf sich schnell ab-
rieben; wir nennen dies Metall daher »Weiß-
kupfer«, Zosimos I 61 spricht von dp^öpiov
viov, ägypt. Quellen von xaivovv6fiiaji.a, s. d. ;
sorgliches »Hamstern« und Thesaurieren
der alten, schweren iE, die nunmehr wert-
voller als dies ösiov v6p.iöp.a waren, ist die
Folge (Z. f. N. 29 S. 114 m. A. 2). Aurelia-
nus setzt auf diesen von den Numismatikern
auch weiterhin sog. Antoninianus die
vielumstrittene Wertbezeichnung (s. unter
Denar) XX (XXI?) = griech. K (KA?),
Abb. 104, die Diocletianus bei seiner Münz-
reform auf sein neues Kupferstück, gleich-
falls mit Silbersud, den sog, Follis (s. d.)
überträgt. — Z. f. N. 31 S. 46/7; R. E. I
S. 2568/71; Num. chron. 1916 S. 45ff.,
1919 S. 131/35; Segrfe, Metrologia S. 367 ff.;
Mattingly, Rom. coins 1928 S. 125 ff. R.
Argentlno. Durch Gesetz vom 5. No-
vember 1881 wurde die Münzeinheit Argen-
tiniens der goldene Argentino zu 8,0645 g
Gewicht mit 7,258 g Goldgehalt zu 5 Pesos.
I Goldpeso ist gleich 5 Goldfrank. Die
Pesos und kleineren Silbermünzen sind alle
y*^/iooo fein, die Stücke zu 20, 10 und
5 Centavos sind aus Nickel, die zu 2 und
I Centavo aus Bronze. Alle diese Münzen
führen Freiheitskopf -Landeswappen. S.
Argent le Roy, deutsch: Königssilber,
war im Mittelalter 23/24 (958/1000) feines
Silber, das für chemisch rein (^«»«'yiooo) an-
gesehen wurde, da man reineres herzu-
stellen nicht imstande war, so daß die
Silbermünzen nach heutiger Probe weniger
fein sind als bei ihrer Münzung ange-
nommen. — Luschin, S. 42. S,
Argentum Oscense wird bei Livius
mehrfach erwähnt (34, 10, 5 und 7; 34^
46, 2) in den Beutesummen der Span.
Kriege v. J. 195/94 v. C. im Gegensatz zu
ARGYRAMOIBOS— ARRENDATOR
37
argentum infectum und bigati, also zu
Rohsilber und zu Silber-M. röm. Prägung;
er bezeichnet also damit die Silber-M.
einheimisch -Span. Prägung, benannt nach
der Stadt und dem Bergwerksbezirk von
Osca, heute Huesca in Aragonien; die M.
von Osca selbst tragen den keltiber.
Stammnamen der Celsitaner. — Trait6 I
s. 558/59. R-
Argyramoibos, griech. dpYopafioißo? =
der Geldwechsler, s. unter Argentarius.
R.
Argyrion, griech. dp^opiov = Silber,
insbes. gemünztes Silber, also Geld. Vgl.
bes. Suidas s. v. 'ApTopoTj^ov fcjxeov Sxi icav
v6[xi<y[i.a SIT sv X°^^^ ^^'^ ^^ dpYopq) sTt
£v XP^^V sJcüöacytv dp^föptov xaXeTv und Epi-
phanios bei Hultsch, Script. Metrol. I
S. 266: irapÄ 'AXe£av8ps3(yt tä dp^opia xa-
Xoüvxat jfoXxtva, im Zweifelsfalle wird es
durch erläuternde Beiworte wie 'Arcixov,
'AXeSdvBpetov, aüfjLjwtjfixov usw. erklärt. We-
gen d. vsov s. unter Argenteus Ziffer 3. Auf
einer M. des Thrakerkönigs Seuthes um
400 V. C, 2s6&a dpYüptov, bedeutet es Silber-
stück. — Trait6 I S. 386/89. 479. R.
Argyrognomon, griech. dpYupoifv<u{j.Q>v =
der Münzbeschauer, s. unter Probare. R,
Argyrokopelon, griech. dp^opoxoTceTov,
eigentlich die Silberschmiede, aber auch
die Münzstätte; Belege für diese Be-
deutung Joum. int. DC S. 242 Anm. 2;
die dp^üpoxoTceia xal j(püffoxosia bei Athen.
V S. 193 d und ähnl. Angaben aus Smyrna
und Palmyxa dagegen sind jedenfalls Silber-
und Goldschmiedewerkstätten, N. Z. 58
S. 39. ^ R.
Argj/Toskopos, griech. dpYupoaxoico? = der
Münzbeschauer, s. unter Probare. R,
Argyrotamias, griech. dpifopoiafiia? = der
Schatzmeister, s. unter Tamias. R.
Ariadne, Geliebte des Dionysos; ihre
Auffindung durch ihn und sein Gefolge
ist z. B. auf M. von Perinth (Abb. 98)
und Pergamon dargestellt, Z, f. N. 24
S. 74. R.
Arkas^ 'Apxdc, Stammvater der Ar-
kader, von Zeus mit der Nymphe Kallisto
(die ursprünglich nichts anderes als Artemis
selbst ist, R. E. II S. 1358) gezeugt, die
Mutter von Artemis getötet (M. von
Heraia, Methydrion undOrchomenos, 4. Jh.
v. C: Vs. bogenschießende Artemis, Rs.
die getroffene Kallisto, das ICnäblein neben
sich), von Hermes gefunden und zu der
Nymphe Maia gebracht (JR von Pheneos:
Hermes mit dem Knaben auf dem Arm,
z. T. mit Beischrift 'Apxotc). — R. E. II
S. 1157/60. R.
Armellino^eine neapolitanische Groschen -
münze, die etwa 1465 bis 1496 in sehr
großen Mengen gemünzt einem halben
Carlino (s. d.) entsprach und Schild-
Hermelin oder Hermelin -Altar mit Flammen
trug. Das Volk sah in dem Hermelin, das
dem Wappen des Ritterordens zum Her-
melin entnommen war, einen Fuchs (volpe)
und nannte die Münze Volpetta. Der
Armellino wurde von Franz Maria I. von
Urbino (1508 — 13) nachgeahmt. — Cagiati
II, S. 83-^7. s.
ArmeniacuSy Siegesbeiname der röm.
Kaiser M. Aurelius und L. Verus (161 — 169
n. C.) wegen der Wiedereroberung Ar-
meniens im Partherkriege. R.
Araaldenses sind Denare des Bistums
Agen in Frankreich (Languedoc), nach
Caron zuerst von Arnold I. von Bonneville
1040 geschlagen. In einer Rechnung
von 1252 werden 1200 Pfund Arnaldenses
1000 Pfund Deniers Tournois gleichgestellt.
1301 heißt es in einer Urkunde: in Agenno
currunt Arnaldenses. Typus eines Obols
aus dem 12. Jh.: Vs. 4 Kreuzchen und
5 Sternchen *AEPISCOPVS. Rs. Kreuz
AGENSIS 0,32 g (Caron Tf. XI, 18). —
Poey d* Avant II S. 143, 145, Caron S. 171.
Su.
Arnazi(U8) steht auf Med. des Gallus
und Volusianus neben einem nackten Gott
(Apollo ?) auf Berg mit Zweig und Schlange
als dessen Beiname (oder als Zuname, Sig-
num, des Kaisers ? vgl. N. Z. 48 S, 166), —
Müller u. Wieseler, Denkmäler 4 S. 365;
Vjesnik hrvatskoga n. S. XV S. 223. R.
Aitioldsgulden, Goldgulden des Herzogs
von Geldern Arnold von Egmond (1423
bis 1473). Sie und die Horngulden (s. d.)
sind wohl die schlechtesten der schlechten
niederländischen Goldgulden: 1499 wurden
in Holland die rheinischen Gulden auf 20,
die Arnoldsgulden auf loV» Stüver tari-
fiert. — Chijs, Gclderland, Taf. IX, X,
1—7; Revue beige, 1891, S. 553. S.
Arrendator = Pächter (vom französi-
schen arrenter = pachten). In Deutsch-
38
ARTEMIS— AS
land wurden die Münzpächter im 17. und
18. Jahrhundert Arrendatoren genannt.
Artemis, lat. Diana, weitverbreitete
griech. u. röm. Göttin, auf M. so häufig,
daß ein Überblick in diesem Rahmen
nicht möglich ist. Abb. 70. — R. E. II S.
1 336/1440, M. gut verwertet; V S. 325 ff.;
Head, H. N.» S. 909. 940/1; Bernhart,
Handbuch S. 53/4. R.
Artig, Plur. Artiger (arteghe) ist eine
M. der JBischöf e v. Dorpat, der Erzbischöfe
V. Riga und des Schwertbrüderordens in
Livland im 14. u. 15. Jh. Der A. ist ein
Teil des 0er u. des Schillings und ein
Mehrfaches des Pfennigs, von verschiede-
nem Werte: = 8 Pf. (Gotländ. Münzfuß)
bzw. 9 lüb. Pf.; = 3 Pf. (älterer Riga-
ischer Münzfuß vor 1422); = ^|^ Scherf
oder 3/4 lüb. Pf. (v. 1424 bis ca. 1450);
==1/3 Schilling (seit 1450); später im 16.
Jh. I Artig = I Pfennig = V3 0er =
1/4 Schilling; 2. Hälfte d. 14. Jhs. = 3 lüb.
Pf,, 1406 == 2 lüb. Pf.; sie waren 1406
8 lötig, und 636 Stück gingen auf die Mark
(Jesse, Wendischer Münzverein S. 96). —
Köhnes Zeitschrift II, S. 81, 97 f.; Stieda,
Reval. Zollbücher S. LV; Hildebrand, D.
rigaische Schuldbuch S. XLIV ff. Su.
Artiluk. Als die Silbermünzen der Stadt
Ragusa um 1600 durch Verschlechterung
unbrauchbar geworden waren, wurden seit
1626 bessere Groschen, Grossetti genannt,
geprägt, seit dem folgenden Jahre aber
Dreigröscher (s. d.) nach polnischem Typus,
da die polnischen in Dalmatien sehr be-
liebt waren. Da der Dreigröscher 6
Para galt, erhielt er den türkischen
Namen für Sechser: Artiluk. Die Vs.
trägt das Brustbild des h. Blasius, die
Rs. die Wertbezeichnung. Der A. wurde
bis 1701 geprägt. Er wog 1,38 bis 2,22 g
und hielt 1,24 bis 2 g Silber. Auch wurden
in Ragusa die polnischen Dreigröscher,
besonders die von Riga, im 17. und 18. Jh.
nachgeprägt, die sich dadurch von den
echten unterscheiden, daß unter dem
Stadttore der Rs. statt des Löwenkopfes
ein Zweig erscheint. — ReSetar im Mo-
natsbl. d. num. Ges., Wien 1910, S. 193,
233 f. S.
Artislen, Artesien aus Artoisien ist der
Pfennig der Grafen von Artois, deren
Prägung am Ende des lO. Jhs beginnt. —
Beiz, S. 6. Su.
Artüg war die russische Benennung für
Örtug und war von 1410 — 1420, wie es
uns die Novgoroder Chronik lehrt, zu-
sammen mit den Wittenpf ennigen (s. Lobec)
und litauischen Groschen die einzige offi-
zielle Münze der Republik Novgorod. A.
finden sich aber sonderbarerweise niemals
in den russ. Funden. — Tolstoj, Novgorod
(Dopetrovskaja numismatika I) 17; Chau-
doir 68 — 69; Sreznevskij I 28 (aber nicht
die von S. angeführte Erklärung).
Ganz unverständlich ist der Versuch von
Markov, Russkaja numismatika 25, das
Wort A. aus dem persischen »artak« ab-
zuleiten, da doch in der Chronik von 1410
A. ausdrücklich mit anderen westeuro-
päischen Münzen erscheint, »n^mdckij«
genannt wird und es dann unter 1420
heißt: .... die Novgoroder begannen mit
silbernen Denga zu handeln, die A. ver-
kaiiften sie aber den »N^mcy«. — An
baltische Artiger (s. Artig) wird man wohl
zu allerletzt denken, da sie doch in ihrem
Gewichte von den litauischen und lübischen
so stark abweichen. B.
Aryandikon nomisma, griech. ' ApuavSu&v
vofitafxa, Herod. IV 166 und Hesych. s. v.,
ist das von Dareios' Satrapen Aryandes
oder Aroandes von Ägypten angeblich ge-
münzte Silbergeld (dp^öptov), das er so
fein wie der Qroßkönig seine Goldmünze
(also theoretisch vollfein) ausgebracht haben
soll, wofür er unter dem Verwände eines
Aufstandes mit dem Tode bestraft worden
sei; das persische Silbergeld, s. unter
Siglos, ist nun allerdings nicht ganz fein
(Z. f. N. 26 S. 84: Analysen von 88—94%
Feinsilber, dagegen der goldene Dareik:
97 — 99%i eb. S. 18), so daß eine feinere
Ausprägung wohl möglich war; trotzdem
war es wohl vielmehr die zu Dareios'
Zeit noch unerhörte Anmaßung des M.-
Rechtes überhaupt durch einen Satrapen,
die als Aufstandsversuch mit dem Tode
bestraft wurde. Erhalten hat sich nichts
davon. — R. E. II S. 1494. R.
As (gen. assis). i. Antikes Gewicht und
antike Münze. As heißt ursprünglich »Eins«
oder »die Einheit«, »das Ganze«, im Gegen-
satze zu ihren Teilen (Varros Ableitung de 1.
lat. V 169 as ab aere ist irrig). Die Einheit
AS
39
wurde von den Römern gezwölf telt und es
hieß ein Zwölftel uncia, »/la (= ^e) sextans,
3/ia (= V4) quadrans, 4/ia (= 1/3) triens, 5/ia
quincunx (= quinque unciae), ^la (= V2)
semis, 7/13 = septunx, s/ia (= »/s) bes (=
binae [partes] assis, = 2 [von 3] Teilen),
Via (== 3/4) dodrans, "/12 (= Sje) dextans,
^Vii = deunx [diese drei letzteren erklärt
man als aus de(mpto) quadrante, sextante,
uncia zusammengezogen]. So sagte man
bis in späte Zeit heres ex asse = Universal-
erbe. — Im Maßwesen bedeutete daher As
die jeweilige Einheit, also im Längenmaß
ein Fuß, im Gewicht ein Pfund, im Flächen-
maß ein Morgen.
Im Geldwesen tritt der As demzufolge bei
Einführung der Münze als deren Einheit auf
— und zwar erst dann, wie der Umstand
zeigt, daß große Summen z. B. dena milia
aeris gravis heißen, wozu nicht assium,
sondern librarum pondo zu ergänzen ist, da
die Verbindung as aeris gravis nicht vor-
kommt. Die oben erwähnte Unterteilung
übertrug sich dabei auf seine Stückelung.
Auch in Rom stellte wie bei den Griechen
(vgl. unter Drachme) diese älteste Münz-
einheit die Gewichtseinheit dar, nur im
Unterschied gegen griech. Gewohnheit die
Gewichtseinheit Kupfers: so wog also
der As ursprünglich ein Pfund (libra) und
heißt daher z. B. bei Gellius XX i, 31 as
librarius.
Mit diesem Zeitpunkt setzt eine der meist-
umstrittenen Fragen der gesamten Münz-
kunde ein. Das hierin bahnbrechende
Werk Das röm. M.wesen von Mommsen
(1860) hatte für etwa v/z Generationen
eine wenn auch nicht unbestrittene, viel-
mehr schon durch die Wägungen von
Ailly, Recherches sur la monn. rom. 1864/9
hie und da erschütterte und in einem we-
sentlichen Punkte von Samwer-Bahrfeldt
(s. u.) berichtigte Geltung gehabt, bis es
durch Haeberlin (Systematik des ältesten
röm. Münzwesens 1905, aus Berl. M.-Bl.
1905/6; Aes grave 1910; auf dies Werk be-
ziehen sich die Zitate im folgenden) völlig
umgestaltet wurde; dessen Lehre wieder
haben jüngst Mattingly, Num. chron. 1924
S. l8i sowie Roman coins 1928 S. i — 106,
Sydenham, Num. chron. 1925 S. 53 sowie
Aes grave 1926 und Giesecke, Italia numis-
matica 1928 S. 171 flf. (zu spät erschienen,
um hier berücksichtigt zu werden) be-
kämpft. Die Aufgabe dieses Artikels kann
nur die eines Referates sein.
Da das faktische Durchschnittsgewicht
der erhaltenen, irgendwie als pfundig in
Frage kommenden Asse röm. Herstellung
(also mit lanuskopf und Schiffsvorderteil
und der Wertziffer l), von Haeb. S. 36
aus II 68 Exemplaren ermittelt, 267,83 g
ist, so kann ihm nicht das uns geläufige
spätere röm. Pfund von annahmsweise
»327,45 «g zugrunde liegen, sondern der As
muß auf einer anderen Pfundnorm stehen,
für die Haeb. wohl mit Recht an das sog.
oskische Pfund von i*»/i3 des röm., also
»272,88« g denkt, während Sydenham S. 28
ein sonst unbekanntes Pfund von 280 —
300 g, Giesecke S. 216 ff. eins von 279,36 g
postuliert.
Die Einführung des pfundig gegossenen,
mit den Bildern des lanus und der Prora
versehenen As und seiner Teile (Semis mit
S, Triens, Abb. 60, mit ••••, Quadrans mit
• • ', Sextans mit • •, Uncia mit -, wobei die •
immer eine Unze bedeutet und verschiedene
Götterköpfe bei den 6 Stufen die Unter-
scheidung erleichtern) setzte man bald nach
338 an, und Sydenhams (S. 23 — 26) Datum
311 V. C. mag demgegenüber, weil nicht
besser begründet, auf sich beruhen.
Von dieser Höhe aber fällt der As plötz-
lich und unvermittelt (der leichteste pfun-
dige As bei Haeb. wiegt noch 218, der
schwerste reduzierte 163 g) auf etwa die
Hälfte des bisherigen Gewichtes und von da
unaufhaltsam und ohne irgendwie bemerk-
baren Bruch bis 41 g; ob hier, wie Haeb.
lehrte, eine förmliche Reduktion auf Semi-
libralf uß vorliegt, so daß der As also nur
noch ^/% (osk,) Pfund wog, ist strittig, jeden-
falls wurde diese Stufe (vgl. Sydenham
S. 31) so schnell wieder verlassen, daß wir
die zum Semilibralfuß gehörigen Stücke oft
nicht sicher als solche ausscheiden können,
ebensowenig die eines Triental- oder Qua-
drantarfußes. Wir müssen uns bescheiden,
festzustellen, daß der immer noch gegossene
As schließlich um das Gewicht des Sextans
sei es des Pfundes von »327,45« g, sei es
dessen von »272,88 g« schwankt. An neuen
Wertstufen treten innerhalb dieser Periode
seltene Vielfache hinzu (Decussis mit X,
wegen des Quincussis mit V s. d-, Tressis
40
AS
mit III, Dupondius mit II), zu den Teil-
stücken die Semuncia (^«4 As) vom Typus
des Sextans und die Quartuncia (V48 As)
von dem derUncia hinzu, beide ohne Wert-
zeichen, nur die Semuncia zuweilen mit Z;
für die Teilstücke geht man allmählich
und von unten, d. h. mit den beiden neuen
kleinsten Stufen anfangend, vom Guß
zur Prägung über, sodaß schließlich auch
für kurze Zeit der Semis geprägt wird. Im
übrigen ist namentlich die metrologische
Zuweisung der Teilstücke an die verschiede-
nen Reduktionsstufen recht unsicher, man
vgl. insbes. die Kritik von Sydenham S.
33/35 an Haeberlins schon in KlioVIS.495
bekämpfter Lehre, in der Semilibralreduk-
tion sei der As in 10 statt 12 Unzen geteilt
worden.
Anfangs- und Endzeit dieser Reduktion
sind gleichermaßen unsicher, indem Hae-
berlin 286—268 v. C, Sydenham (S. 32/3)
271 — ^242 annimmt; aber dessen Haupt-
grund dafür, die silbernen röm.-kampan.
M., zu denen kampanische Reihen des
Aes grave noch von pfundigem Gewicht,
bes, wegen des beiden gemeinsamen Typus
des Romakopfes und der Beizeichen Sichel
und Keule sicher gehören, seien erst etwa
280—275 geschlagen (Num. chron. 1924
S. 181 fif.), ist aus Stilgründen unannehm-
bar.
Im Jahre 269 (so ist die einhellige Über-
lieferung, s. hier unter Denarius) wurde der
röm. Silberdenar eingeführt. Mit ihm für
gleichzeitig hielt man, freilich gegen Plin.
•N. h. 33, 44 (librale pondus aeris inminu-
tum est hello Punico primo . . . constitu-
tumque ut asses sextantario pondere feri-
rentur), der beides zeitlich trennt und dem
für das Datum dieser Reduktion auch Varro
de r. r. I 10 beistimmt, seit den Darlegun-
gen von Samwer und Bahrf eldt, N. Z. XV
S. 5—215 die Einführung des Sextantar-
asses; das war also ein As, Abb. 61, vom Ge-
wichte des Sextans, und zwar nach dem uns
geläufigen Pfunde von »327,45 g«, der As
also = )>S4,59 g«i nunmehr alle Wertstufen
geprägt (vgl. ferirentur). Sydenham da-
gegen setzt S. 36/40, zu Mommisen zurück-
kehrend, diese Veränderung erst ins Jahr
242, hat aber mit der Berechnung von 10
schweren Assen auf den neuen denarius =
^Zehner* seine Schwierigkeiten. Wie dem
auch sei, mit der Einführung des Sextantar-
asses ist das röm. Geldwesen wieder in Ord-
nung gebracht, das Wertverhältnis von
Silber zu Kupfer stand auf I20zu i (l Denar
von ^7» Pfund = 4,55 g war gleich 10 Assen
zu »54,59« g; 545,9 :4,55 = 120) — das
ist vermutlich etwa das Marktverhältnis
gewesen (vgl. Regling, M. von Priene
S. 138 »7«). Ein Teil der M. mag auf Sizilien
hergestellt sein. Beiz. Ähre, Riv. ital. di
num. 35 S. 5 — ^26.
Im Jahre 217 wird nach Plinius' Zeugnis
N. h. 33, 45 der inzwischen stark abge-
knappte As formell auf das Gewicht der
Unze (27,3 g) herabgesetzt und 16 Asse auf
den Denar gerechnet. Das Wertverhältnis
wurde dadurch nur wenig verändert: da
nämUch der Denar (s. d.) — nach dem
faktischen Gewicht der erhaltenen Denare
übrigens schon vor 217 — auf \/^ Pfund
gesetzt ward, also — 3,9^ g wog und
16 Assen von 27,3 g gleichstand, so ergibt
sich JSL zu M wie 16 X 27,3 ; 3,9, also
wie 112 zu I; wir wissen nicht, ob das
eine Veränderung der MarkÜage bedeutet
oder ob das Kupfer damit in bescheidenstem
Ausmaße Kredit-M. wurde. Jedenfalls
sind M. vom Unzialfuße vorhanden, außer
dem seltenen Dupondius (B. M. C. rom.
rep. I S. 47) bes. Asse, bald wieder der
Abknappung verfallend, dann nach 150
V. C. bes. Semis, Triens, Quadrans, dann
zum Schlüsse der Periode wieder voll-
wichtige Asse, s. unter Triumphalas ; Willers,
Röm. Kupferprägung 1909 S. 43-H-6-
In der Zeit des Sextantar- und Unzial-
fußes prägen auch viele ital. Städte Kupfer
nach röm. Fuße aus, doch meist nur Teil-
stücke, den As selbst z. B. Uxentum, Copia-
Thurii und Vibo-Valentia.
Die letzte Herabsetzung des As in der
Republik war die von einem der Volks -
tribunen des J. 89 v. C, (über das Jahr:
Willers, Kupf. S. 53- 85/6; die R. E. XII
S. 2400, 4 geäußerten Zweifel sind haltlos)
C. Papirius Carbo durchgesetzte auf den
Fuß der halben Uncia, 13,64 g, Semunzial-
fuß (Plin. N. h. 33, 4(^; das Wertver-
hältnis von Silber zu Kupfer wurde
dadurch auf nur 56 zu i verschoben,
das Kupfergeld also Kredit-M. Diese M.
vom Semunzialfuße, vom As bis zum
Quadrans reichlich vorhanden, sind an-
AS
41
f angs mit LPDAP = lege Papiria de aere
publico bezeichnet, weisen verschiedene
Neuerungen in den M. -Bildern auf und
befolgen den Münzfuß ganz ordentlich;
von Sulla gibt es sogar wieder etwas
schwerere Asse (Triumphalasse?); über die
M. vgl. Willers, Kupf. S. 49—87, der ihr
Aufhören um 81 v. C. ansetzt. — Mit der
Lex Papiria verschwinden jene ital. Kupf er -
Prägungen mit Ausnahme der von Paestum.
Erst in der Zeit der Bürgerkriege, von
49 — ^31 V. C, wird die röm. Kupferprägung
wieder aufgenommen, in einzelnen As-
Emissionen des Cn. und S. Pompeius — mit
den alten Bildern, nur in den lanuskopf
der einen Reihe das Bildnis des Cn. Pom-
peius »hineingeheimnißt«, und etwa in der
Schwere des suUanischen As — , dann des
Caesar, geprägt von C. Clovius und Q.
Oppius und mit ganz neuen Bildern (zur
Deutung vgl. gegen Willers: Z. f. N. 28
S. 365), gallische des Augustus mit seinem
und Caesars Bildnis und ein wieder im
alten Typus geprägter von M. Antonius'
Beamtem Atratinus. Über alle diese:
Willers, Kupf. S. 91— 113.
Eine förmliche Reihe, aus 5 Wertstufen
bestehend, die bei sonst lat. Aufschrift
meist griech. Wertzeichen tragen (A, dazu
I|S, also Sesterz = 4 As-Stück; F, B, A, S,
also 3-, 2-, I- und y» As-Stück) läßt erst
wieder M. Antonius durch seine praefecti
classis (Flottenpräfekten) in oder um
Sizilien etwa 36/5 v. C. schlagen mit sinn-
fällig auf die Wertstufe anspielenden, auf
die See bezüglichen Bildern (Poseidon im
Viergespann von Hippokampen, 3 — 2 — i
Schiffe, der Semis hat ein kleines SchifiE oder
Schififsknauf) und auf einen Fuß von etwa
V4 Unze (= 6,82 g; nach Willers wäre ^16
der liparischen Kupferlitra gemeint); Wert-
verhältnis von Silber zu Kupfer also 28 : I,
also Kredit-M.; daneben geht sogar noch
eine etwa halb so schwere Reihe einher.
N. Z. 37 S. 9; Willers, Kupf. S. 113/25-
Augustus* Wiederaufnahme der Kupfer-
prägung um 23 V. C. schafft den Sestertius
(»Großbronze«) — Abb. 81 von Vespasi-
anus — im Gewichte einer Unze, den
Dupondius von Va Unze — Abb. 82 von
Germanicus — , beide aus Messing (Auri-
chalcum, s, d.), und den As, Abb. 83, (wie
bisher zu V16 Denar) und Quadrans
(eher als Semis) aus reinem Kupfer (Plin.,
N. h. 34, 4), Gewicht des As wohl V5 Unze
= 10,92 g; nach dem As berechnet, ergibt
sich also ein Verhältnis von Silber zu
Kupfer wie 45 zu i, Kupfer blieb also
Kreditmünze. Neros Reformen hatten
keine Dauer, zeitweilig führt der As unter
ihm wieder das alte Wertzeichen I. Bei
allmählich sinkendem Rauhgewicht und
sinkendem Gehalt an Zink bei den Sorten
aus Aurichalcum, und bei Auftreten von
Zinn- und Bleigehalt bei allen Sorten
(Z. f. N. 26 S. 129—136) hält sich diese
Ordnung, bis das praktisch völlige Weg-
bleiben des Silbers aus dem bisherigen sog.
Antoninianus (s. unter Argenteus Ziffer 3)
den Zusammenbruch der röm. Währung
unter Valerianus herbeiführte; damit wurde
die Herstellung wirklicher iE als verlust-
bringend eingestellt und mit den übrigen
Wertstufen verschwand auch der As nach
fast 600 jährigem Bestehen; die wenigen
M,^ die die folg. Kaiser, bes. Aurelianus
(dazu Num. chron. 1919 S. 140. 238)
noch prägten, sind nach ihrer Wertstufe
nicht sicher benennbar. — Willers, Kupf.
S. 199—206; B. M. C. rom. emp. I S. XLV
bis L.
Auch das A vor einer Zahl, deren höchste
XVI ist, auf röm. bronzenen Tesserae
(s. d.) wird eben deswegen den As bezeich-
nen, deren ja 16 auf den Denar gingen;
Willers, Kupf. S. 167; vgl. für A = As
auch inschr. Beispiele bei Dessau III
S. 930.
Der As geht als Assarion (s. d.) ins
griech. Rechnungs- und M. -Wesen über;
auch das Bild der Vs. des As, der lanus-
kopf oder ein ähnlicher Doppelkopf, hat
in den Provinzen (Uxentum, Copia-Thurii,
röm.-sizil. Prägungen, Amphipoüs, Thessa-
lonike) Nachahmung gefunden und auch
die abgekehrten Köpfe zweier Kaiser auf
gall. Provinzial-M. sind vom lanuskopfe
beeinflußt, — Über den As in den nicht -
röm. Schwergeldreihen s. unter Aes grave.
— Segrfe, Metrologia 1928 S. 321/47; R. E.
II S. X499— 1513. R.
2. (neuzeitliches Gewicht). Im 16, Jh.
gelang es französischen Mechanikern, so
feinziehende Wagen anzufertigen, daß da-
mit ein Grain Poids-de-marc (0,053115 g)
gewogen und hergestellt werden konnte.
42
AS*EK— ASPERGILLUM
In Deutschland wurde dann ermittelt, daß
der hier gebrauchte Richtpfennig (s. d.) =
17 Grains Poids-de-marc war, und man
reihte das Grain (Grän) unter dem nieder-
ländischen Namen As, Ässchen, Eschen in
das System der kölnischen Mark ein (das
niederländische System war: i Troy-Mark
= 8 Unzen = 160 Engels = 5120 As). Da-
nach wog ein kölnisches As 0,05373 5 g. Das
As wurde in Preußen 181 6 durch das
Vi6-Grän = V4608 Mark ersetzt, jedoch diese
Stücke, die 0,00347 Lot oder 0,0507 g wogen,
auch Asse genannt, während die bis
181 6 gebrauchten preußischen Asgewichte
im Durchschnitt 0,00365 Lot oder
0,05334840 g schwer gewesen waren. —
Praun, S. 276 f.; Grote, M. St. III, S. 21 f.;
Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch. I,
S.438f. S.
3. As ist in deutschen mittelalterlichen
Urkunden die Bezeichnung für einen Vier-
ling (s. d.). Su.
As^ek, in Form von Muschelschalen
gegossene Silberklumpen der Laos von
Siam. Am Rande sind Stempel angebracht,
die das Wahrzeichen desjenigen Staates
enthalten, der die Barren herausgegeben
hat. Jedes Stück muß vorschriftsmäßig
eine Rupie Silber enthalten, sie werden
aber im Werte von 3 Rupien ausgegeben
und nur für besondere Fälle (Gerichts-
kosten, Tempelgaben) verwendet. — Haas
in NZ 12, 479; HWood in AJN 38,94;
Temple in lA 27, 14. V.
Ashrafi, Sheiifi^ Goldmünze von 3,45 g
Gewicht. Dahabi zufolge so benannt nach
dem Mamlükensultan Ashraf Bärsbey
(1422 — 38), der sie eingeführt haben soll.
Doch ist letzteres schwerlich richtig, da
schon seit Bio (1407/8) die ägyptischen
Goldmünzen nach diesem Fuße geprägt
sind und sich deutlich von den Dinaren
der vorhergehenden Periode abheben. Der
Dinar A. blieb die Goldeinheit von
Ägypten bis zur Eroberung durch die
Türken und wurde dann auch von diesen
angenommen (s. Altun).
In Persien prägte Shäh Isma*il (1502/24)
Goldmünzen von 3,52 g, die wohl als A.
aufzufassen sind. Der in der ersten Hälfte
des 18. Jh. in Persien geprägte A. ist
ca. 3,45 g schwer. Um die Mitte des 18. Jh.
macht er dem indischen Muhr (Muhr
Ashrafi; s. d.) und seinen Teilstücken Platz,
Gegenwärtig ist A. in Persien die generelle
Bezeichnung für Goldmünzen.
In Indien wurden sowohl die kleinen
1,166 g schweren Goldmünzen Humäjüns
(1530 — 56), als auch die Muhre Akbars
A. genannt. In Buchara heißt so die Tülä.
S. Talari. — Sauvaire in JAs 7. s^r. 14, 277 ;
15, 465; Rabino, Coins of the Shahs of
Persia, Paris 1914; Markow, Inv. Katalog;
Hodivala, Hist. Studies 246; Weljaminow
Zernow, Trudy wostocnago Otdelenija IV
415. . ^ V.
AsiarcheSy griech. äaiap^v)?, Beamter
der Provinz Asien in der Kaiserzeit, viel-
leicht mit dem dpxispsbc 'Acyia? identisch^
nach anderen ein städtischer Abgeordneter
zum Landtag der Provinz Asien; erscheint
öfter auf griech. M. als oder im Titel des
M. -Beamten. — R. E. II S. 1564; Münster-
berg, Beamtennamen S. 251. R.
Aisklepios, lat. Aesculapius, griech. Heil-
gott, auf M. so häufig, daß ein Überblick
in diesem Rahmen nicht möglich ist. — R.
E. IIS. 1642/97; Head, H.N.» S.941; Bern-
hart, Handbuch S. 56; Bernhard, Griech.
u. röm. M. -Bilder zur Medizin 1926; ders.,
Aesculapius und die Asklepiaden auf röm.
M., in der Schweiz, num. Rundschau 24;
Num. chron. 1882 S. 1/51. 301/5; Nom. II
S. 19/35. R.
Asper^ I. lat. asper = rauh, also frisch
geprägt (griech. = xpa^^c; tpocj^övetv =
Einwechseln gegen Silber-M., N. Z. 44 S.
1931), daher neugriech. dcyicpoc = glänzend,
weiß, heißen i. urkundlich die Silber-M.
der Komnenen von Trapezunt von. 1204
bis 1461; von ursprünglich 22 mm und etwa
2,9 g Schwere sinken sie allmählich bis
auf 15 mm und l,l g; sie tragen den steh,
oder reit. Kaiser und auf der Rs. den steh,
oder reit. Heil. Eugenius; Abb. Iip, Rc-
towski, M. der Komnenen von Trapezunt,
Moskau 1910; BMC. Vandals S. LXXXV»
und 230. — Zum Worte A.: Journ. Int.
11 S. 352/4. ■ , R. .
2. tunesische Rechnungseinheit. S. Sebili.
— Asper shik, Kupfermünze von Algier.
S. Budju. V.
Asperg^llum, der Weihwedel, Gerät der
röm. Pontifices, mittels dessen bei Weihun-
gen und Sühnungen der Gegenstand mit
Wasser besprengt wurde. Dargestellt unter
ASSARION— ASSIGNATEN
43
anderen Kultgeräten auf röm. M., die die
Zugehörigkeit des Kaisers oder Prinzen zu
den vier großen Priesterkollegien feiern. —
R. E. II S. 1725. R.
Assarion (griech. aaöapiov) ist der griech.,
in der Literatur, bei den Metrologen und
auf Inschriften nachweisbare Ausdruck für
den röm. As (s, d.); ausgeschrieben auf
kaiserzeitl. M von Chios (wo das A. das
Doppelte des gleichfalls dort beischriftlich
bezeichneten ißoX6c zu sein und in 8
Chalkus zu zerfallen scheint, von denen
das Terpa-, xpt- und StxoXxov vorkommen)
als dcjCFocptov, d. tpux oder d. 8uo oder ä.
•^jjLüCJt) (= I Va A, Abb. 95, so auch auf Sy-
ros) und "Sjjiiacjffaptov; abgekürzt kommt
(i(j, (?) = I Assarion und (ia(cjapia) •/
auf kaiserl. M von Aigion, Ähnliches auch
in Lakedaimon und Argos vor. Auch
die Wertzeichen ohne Angabe des Münz-
namens auf M. anderer Städte (z. B. den
niedermösischen, Abb. 99 Tomis, nebst
Anchialos, Bizye, Olbia, Tyra, Chersone-
sos Taur. usw.) dürften sich auf A.
beziehen; bei einer großen Anzahl von
Zahlzeichen von B bis IB, die sich teils
auf der M. selbst, teils als Gegenstempel
aufgeprägt, auf kaiserl. M. bes. in Pam-
phylien, Pisidien, Kilikien finden, wird
die Deutung auf A. dadurch bewiesen, daß
beim Zehner das A oft ausdrücklich dabei-
steht. — *AcT(aapta) ?T(ftXixÄ) x8' bzw. iß'
auf kappadok. kaiserl. Silber-M. (B. M. C.
rom, emp. I S. LIV) bezieht sich auf itali-
sche, d.h. reichsröm. Asse, deren 16 auf den
Reidisdenar, 12 also, wie auch eine
ephes. Inschrift von 104 n. C. lehrt, auf
die um ^4 leichter gerechnete provinziale
Drachme gingen. Im Kurse stand der
Reichsdenar aber höher, z. B. nach In-
schriften von Ephesos und Pergamon
(Dittenberger, O. G. I. n. 484) auf 1 8 A. Ein
Kurs von nur 10 ital. A. für die provinziale
(»rhodische«) Dr. ist einmal aus Kibjrra
71 n. C. bezeugt, vgl. unter Rhodischer
M.-Fuß. — Head, H. N. » S. 601. 492. 413.
479; Cnhoof, Gr. M. S. 136. 157/Ö4; Kl. M.
S. 347; Cesano, Annuario della scuola
arch. di Atene III 1921; R. E. II S. 1742;
Trait6 I S. 600/05. R.
Assignadja, russisch = Assignat. S.
Assignaten am Ende. B.
AÜsignaten^ vom Französischen Tassignat,
die Anweisung. Die im Jahre 1776 ge-
gründete französische Caisse d'escompte
(Wechselbank) gelangte zu keiner ersprieß-
lichen Tätigkeit, weil der Staat sie zu
illiquiden Kreditgeschäften zwang. Viel-
mehr bewirkten die von dem Finanz -
minister bis 1790 aufgenommenen großen
Anleihen, daß nur noch mit Noten gezahlt
wurde, so daß das Silbergeld 2% Agio er-
hielt und Frankreich schon um 178^
Papierwährung hatte. Die damals ver-
fügte Einziehung und Veräußerung der
Kirchengüter, dann der königlichen Do-
mänen zwecks Tilgung der Staatsschulden
veranlagte nur die Eingehung neuer Schul-
den, indem zur Deckung des großen Geld-
bedarfs verzinsliche auf jene Güter hypo-
thekarisierte Staatsobligationen, Assigna-
ten genannt, in großen Stücken von 2000
bis 50 Livres ausgegeben wurden, welche
Maßnahme aber nur vorübergehend sein
sollte. Allein der Geldbedarf stieg, denn
die Regierung mußte die Heere bezahlen
und war von der größten Freigebigkeit
gegen die Forderungen des Volkes. So
wurden die Assignaten keineswegs wie
zuerst bestimmt zurückgekauft und ver-
brannt, sondern vielmehr neue geschaffen,
darunter jetzt auch kleine Stücke bis zu
10 Sous herab, da die Regierung die
Zahlungen unter 50 Livres mit Münzen
leisten mußte, die ein Agio hatten, was ihr
also große Kosten verursachte. Da nun die
Noten Zwangskurs hatten und jetzt unver-
zinslich waren, hatte man in ihnen ein
reines Papiergeld. Weil aber die kleinen
Scheine nicht schnell genug hergestellt
werden konnten, gaben Banken, Kor-
porationen und Gemeinden »Billets de
confiance« aus (s. Billets patriotiques)^
darunter auch metallische, die »Mödailles
de confiance« (s. d.), welch letztere aber im
September 1792 verboten wurden. Seit
1792 zahlte der Staat nur noch in Assi-
gnaten, auch in so hohen Werten wie loooo
Livres. Infolge der ungeheuren Papier-
geldausgabe — 1796 sollen nach den einen
für 30, nach den anderen für 46 Milliarden
Livres Assignaten umgelaufen sein — fiel
deren Kurs unaufhaltsam, von 77% ii°-
Jahre 1791 auf 20% 1794 und auf ^3%
1796. Da nun auch der Staat mit den A.,
die er als Steuern einnahm, immer weniger
44
ASSIS— ASTRAGALOS
ausrichten konnte, so wurde im März 1796
■ein anderes Papiergeld, die »Mandats terri-
toriaux« geschaffen, die man durch geringe
Ausgabe — 2400 Millionen Francs — und
gute Fundierung auf Gütern hochzuhalten
hofifte. Die Assignaten sollten teilweise
zu 30% ihres Nennwertes in sie um-
getauscht werden. Allein wie bei den
A., so schafften auch jetzt die unge-
heuren Konfiskationen von Gütern keine
genügenden Mittel, denn das gute Geld
war ins Ausland geflohen und dann
war das Angebot der Güter zu groß und
zu plötzlich. Schon Ende 1796 standen
die Mandats auf nur 21/3%. Der Staat
hatte zwar während der Revolution auch
Münzen geprägt, aber die waren wie die
alten ausgeführt worden. Als er dann
aber seit 1796 das Papiergeld sich selbst
überließ und nur noch Münzen nahm und
gab, deren Prägung durch das überall
siegreiche Vordringen seiner Heere und
die Kontributionen fremder Staaten er-
möglicht wurde, verschwanden die Scheine,
nachdem der Staat durch sie ganze Be-
völkerungsschichten zu Bettlern gemacht
hatte. — H. Möller, S. 85 f.; H. Illig,
Das Geldwesen Frankreichs zur Zeit der
ersten Revolution bis zum Ende der
Papiergeldwährung, Straßburg 1914. S.
Der russische Ausdruck für Assignat ist
Assignäcija. Die ersten russ. A. wurden
1769 in Scheinen im Werte von 25, 50,
75 und 100 Rubeln (s. d.) emittiert. 1786
wurden neue Scheine im Werte von 5, 10,
25, 50 und 100 Rubeln ausgegeben. Da
jedoch die Regierung die A. nicht genügend
durch Metallfonds fundierte, andererseits
bis 1796 sie in großen Massen drucken
ließ (etwa an 158 Mill. Rubehi), fiel ihr
Wert erheblich. Nach etlichen Versuchen,
sie aufzukaufen, erkaimte die Regierung
l8i2 die A. für die einzige offizielle Wäh-
rung an, was einen noch niedrigeren Kurs
der A. im Verhältnis zum Metallgeld nach
sich zog. 1840 wurde der Assignatenrubel
284/^Silberkopekengleichgesetzt, die Silber-
währung dadurch hergestellt, und 1843
die A. durch Metallgeld und neue, gut-
fundierte Kreditbillete ersetzt. — Kauf-
man, Rubl'; Derselbe, Iz istorii buma2nych
deneg v Rossii (1909); CiÄov in Sbornik I
und IIL B.
AssiSy eine Groschenmünze der Stadt
Straßburg zu 6 Kreuzer mit Lilie auf der
Vs. und Kreuz im Doppelschriftkreise auf
der Rs., später mit Lilie-ICreuz, vom 16.
bis 18. Jh. Auch halbe, Semisses genannt,
wurden geprägt. Nachgemünzt wurde der
Assis in Basel um 1698 und galt hier 2
Schilling; der ^6 Assis von Zug des 18. Jh.s
ist eins der kleinsten und dünnsten Billon-
münzchen. In Liixemburg wurde 1795
eine Belagerungsmünze zu 72 Asses, die
einen Kronentaler darstellte, mit Schrift
auf beiden Seiten, einem Gewicht von
28,85 g und einem Feingewicht von 23,44 g
geprägt, S,
Astarte, phönik. Göttin, Gattin des Baal
der jeweiligen Stadt, z. B. des Adonis in
Byblos, mit der aram. Atergatis (s, d.) und
der babylon.-assyr. Istar nahe verwandt
und später mit ihnen oft verwechselt, bald
mit Hera, bald mit Aphrodite gleichgesetzt,
jedenfalls eine Himmels- und zugleich eine
Seegöttin. Man erblickt sie in der auf M.
fast aller phönik. Städte sowie von Askalon
vorkommenden meist steh. Göttin mit
Mauerkrone, die eine Stylis hält und auf
ein SchifiE tritt, vor ihr meist Nike auf
Säule, oft in einem Tempel stehend; auch
Aphlaston, Steuer, Füllhorn kommen als
ihre Attribute vor, in Askalon auch die
Taube; auf einer M. von Tyros huldigen ihr
vier Stadtgöttinnen; auf M. von Sidon
erscheint sie, mit Europa gleichgesetzt, auf
dem Stier, in anderen Städten ihre Büste
allein oder im Tempel, bes. interessant in
Kaisareia am Libanon; in Sidon finden wir
auch ihren heiligen Wagen mit einem
Bätyl darin, in Arados die ihr heiligen
Dinge: Zypresse zwischen Stier und Löwe.
Auch in der auf M. zahlreicher palästin. u. a.
Städte vorkommenden Göttin mit einer
Kaiserbüste auf der Hand (B. M. C. Pale-
stine S. XDC) möchte man A. (als Stadt-
göttin) erkennen, ebenso in dem Kultbild
einer Göttin zwischen Sphingen, oben oft
Stern und Mond, das in Gabala (N. Z. 33
S. 6/7) und gräzisiert in AphrodisiasKilik.,
Nagidos und den kappadok. Städten Anisa
und Morima auf M. vorkomiht, Imh., KL
M. S. 493. — J. H. S. 31 S. 56 ff.; B. M. C.
Phoenicia passim; R. E. II S. 1776. R.
Astragalos, griech. datpdtYaXoc, Knöchel,
insbes. der Wirbelknochen, häufig als
ASTROLOGIE— ATHLETEN
45
Typus und Beiz. a. griech. M. (z. B. in Hi-
mera, Athen, Paphos; auch ein Bronze-
gewicht von Gela hat die Form eines A.:
Kat. Egger lo. Dez, 1906 Taf. XII); im
Altertum als Spielzeug oder als Los wie
unsere Würfel benutzt; mit A. spielen
(doTpaYaXiCeiv) Nymphen: Tarsos, Kierion;
Kinder, öfter zu Füßen eines Kultbildes:
Nom. VI S. 4. — R. E. XIII S. 1458/61 (M.
sorgfältig benutzt). R.
Astrologie, Astronomie s. unter Stern;
vgl. Horoskop, Sirius, Zodiacus.
Asylos, griech. ädoXog = unverletzlich,
auf M. meist mit fepa verbundener Bei-
name von griech. Städten (bes. in KLilikien
und Syrien), die ein Heiligtum besaßen,
das Flüchtlingen Schutz gewährte. —
R. E. II S. 1881; Head, H. N.^ S. 937.
Atefkrone, die Krone des Osiris, dann
auch von andern Göttern und von Königen;
sie besteht aus einem auf 2 Ziegenhörnern
ruhenden Schilf bündel, das von zwei Federn
eingerahmt wird, über der Hörnermitte die
Sonnenscheibe. — Prinz, Altoriental. Sym-
bolik S. 48 Taf. DC 8. R.
AtergatiSy auch Atargatis (d. h. Atar [=
Astarte], Frau des Gottes *Ate?), in griech.
Verdrehung auch Derketo, ist der ein-
heimische Name der gemeinhin Dea SyT(i)a
genannten, meist mit Aphrodite gleichge-
setzten Göttin. Der Name A. erscheint in
aram, Schrift auf M. der Zeit Alexanders
des Großen, die man nach ihrer Hauptkult-
stätte Bambyke -Hieropolis (Nordsyrien)
legt, neben der Büste einer verschleierten
Göttin, und in derselben M.Reihe (Head,
H. N.» S. 777) kommt sie auf einem Löwen
sitzend vor. Danach benennen wir A. die in
Hieropolis (hier auch gegenüber dem männl.
Gegenspieler Hadad, als&eol 2opla^ bezeich-
net), Palmyra und sonst in dieser Gegend
auf M. vorkommende Göttin, die auf einem
Löwen oder zwischen zwei Löwen sitzt oder
auf ihn tritt (so in Neapolis Sam.). Eine
auf M- von Askalon vorkommende, einmal
auf einen Triton tretende Göttin mit den
Attributen Zepter, Taube und Halbmond
hält man gleichfalls für A. (B. M. C. Pale-
stine S. LIX). Oft ist A. von Kybele (s, d.)
nicht zu trennen, mit der sie den oder die
Löwen und als icoXioSxoc die Mauerkrone
gemein hat, deren bezeichnendes Attribut,
das Tympanon, sie sogar auf M, von Hiero-
polis trägt, während die Ähren in der Hand
ihr allein zukommen (ihretwegen darf man
wohl auch das Kultbild auf M. des De-
metrios III. von Syrien A. benennen). —
R. E. II S. 1896; IV S. 2236 ff. R.
Athena, lat. Minerva, weitverbreitete
griech. u. röm. Göttin, auf M. so häufig,,
daß ein Überblick in diesem Rahmen un-
möglich ist. Abb. 24, 29, 49, 96. — R. E.
II S. 1942/2020, numismatisch dürftig;
Röscher, Lex. d. Myth. IIS. 2982; Head, H.
N.a S. 941/2; Bernhart, Handbuch S. 50;
Lermann, A. typen a. griech. M. 1900. R.
Athleten u. Athletik. AftXijT^s von a&Xoc,
Kampf, aöXov, Kampfpreis, ist der Wett-
kämpfer, der Teilnehmer an einem Agon
(Wettkampf), insbes. einem gymnischen
(körperlichen) Agon; ursprünglich Lieb-
haber, waren es später immer ausge-
sprochener berufsmäßige A., insbes. Boxer,
Ringer, aber auch Läufer, Werfer, Springer,
Reiter und Wagenlenker. Es erscheinen auf
antiken M. bes. folgende Arten von Athleten:
ein steh. Boxer auf M. von Ephesos mit
xh d^aOov, Imh., Kl. M. S. 62; Ringer auf
M. von Aspendos, Etenna, Selge usw. (Head,
H. N.* S, 963); Boxer und Ringer auch auf
Kaiser -M. von Korinth; Diskoswerfer beim
Wurf: Kos und Abdera, 5. Jh. v. C, später
vor dem Wurf: Bithynion, Philippopolis,
Amastris (Hermes alsD.), Z. f. N. 25 S. 44;
der Kopf eines solchen auf die Diskosscheibe
gelegt: Ky^ikos El. ; Läufer: Kontorniat Sa-
batier, Cont. Taf. X 2, Kaiser -M. von
Korinth und mit Palmzweig und Sieger-
binde (nicht Caestus) auf Denar des L. Plae-
torius L. f.; Waffenläufer (Hoplitodrom):
Kyzikos EL; auch die Schleuderer (M.
von Aspendos usw.) und die äußerst zsüil-
reichen Bogenschützen (Z. f. N. 35 S. 241)
seien erwähnt, wenngleich ihre Mehrzahl
sich auf Jagd oder Ernstfall beziehen
dürfte; Reiter: unter den zahlreichen
Reitern der griech. M. sind als Renn-
reiter (ferrq) xIXtjti) anzusprechen ins-
bes. der Knabe auf JR Philipps IL (mit
Siegerbinde ums Haupt und Palmzweig im
Arm) und Denaren des C. u. L. Piso, der
von der Nike gekrönte oder geführte in
Tarent, ebenda der mit der Fackel (Lampa-
dedromie) oder dem Palmzweig im Ann;
auch die abspringenden Reiter (Tarent,
Motye, Kelenderis), und die Reiter mit
46
ATHLON-ATTISCHFR MÜNZFUSS
Handpferd (Tarent; Suessa; C. Marc.
Censor.; SepulUus Macer; Ti. Quinctius)
gehören hierher (desultor, R. E. V. S.
255/9), ebenso das freie Pferd mit Nike
darüber (M. der Punier; des C. Marcius
Censorinus). Aufs Wagenrennen beziehen
sich die Zwei- und Viergespanne der meisten
sizil. Städte-M. — Abb. 26, 33/35 — ,
insbes. dann, wenn Nike die Pferde
oder den Lenker krönt (dazu meine Münze
als Kunstwerk S. 61) oder eine Säule, ein
abgebrochenes Rad usw. zugefügt ist; auch
das Gespann auf Philipps II. N Abb. 47
und die leere Quadriga mit Palmzweig
(Denar des C. Marius C. f .) sind wohl
agonistisch, endlich die zahllosen Bilder
der Kontorniaten mit Pferd allein oder
Auriga (s. d.; allein oder mit Pferd oder
mit Gespann). Auch die Tierhetzen (s.
unter Venatio) seien genannt. Athleten ohne
nähere Angabe des Sports erscheinen auf
griech. Kaiser -M. sich einen Kranz oder eine
Preiskrone aufsetzend oder sie in der
Hand haltend (Nom. V S. 39, VI S. 2),
in die Losurne greifend (Perinth) oder zu
zweit an der Losurne stehend und dazu der
Gymnastes mit Rute (Aphrodisias, Lnh.,
Kl. M. S. 118), oder zu dritt um die Losurne
stehend (Byzantion, Ankyra Gal.), oft einer
in sie hineingreifend (Philippopolis, Abb.
100, PaläopoHs, Perga, Z. f. N. 24 S. 38/9)
oder zu zweit ein Brett mit 2 Preis-
kronen tragend (Tyros). — Athletische
Geräte begleiten oft als Beizeichen den
genannten Denar des L. Plaetorius. —
R. E. II S. 2049/58; VI S. 267 (unter Equi
circenses); Head, H. N.^ S. 942; J. Sam-
bon, Coli. th6atrale 191 1 Taf. XXV/VII;
B. Schröder, Der Sport im Altertum 1927.
— Vgl. unter Agon, Spiele. R.
Athlon, äbkov, ion. aeftXov, der Kampf-
preis. Eine M. von Metapont hat die Le-
gende 'AxeXoTo ae&Xov = Kampf preis (bei
den Wettkämpfen zu Ehren) des Acheloos,
Abb. 28; ä&Xa lautet die Aufschrift zu der
wohl als A. bei den Wagenrennen gegebenen
Waffenrüstung (Panoplie) unter der Qua-
driga auf den Dekadrachmen von Syrakus,
Abb. 33; in beiden und noch manchen
anderen M.sorten mit direkten Beziehun-
gen zu Wettkämpfen mögen die Barpreise
ausgezahlt worden sein. In der Kaiser-
zeit sind auf den sog. Spieltischen unter
den agonistischen Symbolen auch Beutel
als Hinweis auf Geldpreise häufig. Vgl.
auch Niketerion, Spiele. — R. E. II S.
2058/63. R.
Atiä, portugiesisch -ostindische, in Goa
und Diu geprägte Kupfermünze des 18.
Jh.s zu 12 Reis de Goa ==15 Reis de Diu =
63/8 portugiesischen Reis mit portugiesi-
schem Schild- Kreuz.
Atldnsons s. unter Plack.
Atribuo s. unter Judenpfennige.
Att, siamesische Kupfermünze; s. Tikal.
Attlla-MedaiUen. Die Med. auf den
Hunnenkönig Attila, die Gottesgeißel, sind
nicht gleichzeitig, sondern Werke der
Renaissancezeit. Die bekannteste, in zahl-
losen Nachgüssen verbreitete ist die mit
der Darstellung der Stadt Aquileia auf
der Rs., auf der Vs. erscheint der Kopf des
A. als Pan (Faunus ficarius, entstanden
aus den Funi et Tochaxi, den schwarzen
und den weißen Hunnen) mit Ziegenfell
(oder Panzer), Bockshörnern, Tierohren
und Ziegenbart; auf der deutschen trägt
der Kopf Krone und Gewand, auf der
Rs. eine Greisengestalt mit Geißel und
Schwert auf ausgemergeltem Löwen reitend.
— N. Z. 43 S. 62; Archiv f. Med. II S, 153,
III S. 41 u. 84. R.
Attls, phryg. Gott, knabenhafter Beglei-
ter und Geliebter der Kybele. Auf EL- und
-Ä von Kyzikos erscheint sein Kopf mit
phryg. Mütze, auf M von Pessinus nüt
spitzer sternenbesäter Tiara neben dem
der Kybele; auf Kaiser -M. von Kyzikos ist
A. gelagert, mit sternbesäten Hosen und
gefesselten Füßen, der Arm auf die Cista
mystica gestützt, dazu manchmal Baum,
Leierspieler, Jüngling mit Fruchtschale oder
Stier, alles auf eine Kulthandlung für A.
bezüglich. Auch der Jüngling mit phryg.
Mütze und Zweig auf Bock reitend, auf
Denar des Corn. Cethegus, und der stehende
A, als Hirt mit dem Pedum im Walde auf
Kontorniaten ist A., der dort auch mit
Kybele stehend Hand in Hand, mit ihr auf
Löwenwagen, sich entmannend und vor dem
Kybeletempel vorkommt — Hepding, Attis,
seine Mythen und sein Kult 1903; Nom. IV
S. 33/42; Robert, Rev. num. 1885 S. 34/48.
R.
Attischer MOnzhiß. Ausdrücke wie 'Axn-
x6v (-xoc, -XT^ usw.) xaKwxov^ fivS, dp-yopiov,
ATTISCHER MÜNZFUSS
47
;^püCJtov, vojiicjfiaxa, TeTpaSpaxt^ov, Spaxf'-TQ?
iptcüßoXov, 6ßoX6?, 7]|iia)ß6Xiov, xaXxou? begeg-
nen auf Inschriften und bei Schriftstellern
auf Schritt und Tritt (Trait6 I S. 492/3;
Hultsch, Metrol. Script. II S. 166. 232/3).
Das dadurch bezeugte attische Gewichts-,
Münz- und Rechnungssystem ist das all-
gemein bei den Griechen übliche: i Talent
zu 60 Minen zu 100 Drachmen zu 6 Obolen,
Der wahrscheinlichste Betrag des attischen
Talentes ist 26,196 kg, da der noch immer
wahrscheinlichste Betrag der röm. libra
(s. d.) »327,45 g« ist und im Friedensver-
trage von 189 V. C. ausbedungen wird, ta-
lentum (atticum) ne minus pondo octoginta
romanis ponderibus pendat (Liv. 38, 38, 13).
Also ist die Mine (= 4/3 übra) = 436,6, die
Drachme 4,37 g, der Obol 0,73 g und der in
Attika auf Vs Obol bemessene Chalkus (s. d.)
stellt ein Silberquantum von 0,09 g dar.
In heutige Goldwährung umgerechnet ist,
nach dem üblichen Satze von i g Gold =
3,79 M, I g Silber = 0,18 M:
I att. Talent = 4715,28 M,
I „ Mine = 78,59 M.
I „ Drachme = 0,79 M.
I „ Obol = 0,13 M.
I „ Chalkus = 0,016 M.
Als die ältesten att. Münzen müssen, vgl.
Seltman, Athens 1924, bes. S. 18 ff., die sog.
»Wappenmünzen« (s. d.) gelten, Gewichts-
tabeÜe bei Seltman S. 127. Ihr Didrachmon
liegt nun freilich ebenso wie das der ältesten
euböischen M. (s. unter Eub. M.-Fuß)
tiefer als 2 X 4,366 = 8,73 g, indem nur
8 von lOi Stücken auf 8,60 g und mehr
kommen (8,60— -8,60— 8,65— 8,66— 8,66—
8,72— 8,72— [9,07 g, mit Oxydschicht]),
und auch die ältesten Reihen der wohl von
Peisistratos eingeführten Tetradrachmen
mit Athenakopf Rs. Eule — nach Num.
chron. 1897 S. 284/92 hätten sie wegen
Aristot. *A&. Tcoik. 10, vgl. Ps. Aristot. Oecon.
II 5, erst seit Hippias Tetradr., vordem
Didr. geheißen — ^kommen zwar merklich
höher, aber immerhin doch nur selten auf
17,4 g und höher (31 von 395 Stücken).
Doch glaube ich nicht, daß man deswegen
mit den Metrologen »neuerer Schule« eine
ursprünglich kleinere Norm als 436,6 g für
die Mine annehmen darf (und damit die
von 43^,6 g für die Mine erst für eine Er-
höhung späterer Zeit halten darf, s. u.); so
insbes. Viedebantt, Antike Gewichtsnormen
1923 S. 34 f. (vgl. schon Forsch, zur Metrol.
des Altertums 191 7 S. 51 ff. u. 179, dagegen
N. Z. 51 S. 223), der folgende Entwicklung
der att. Norm aufstellt: 4,205 — ^4,29—4,17
— ^4,29 — ^4,17 — ^4,36 g! Etwa dieselbe, nur
in der Nomenklatur andere Ansicht ver-
tritt auch Gardner, Hist. of greek coinage
passim, wenn er die att. M. solon. Zeit
als auf »euböischem« Fuße stehend be-
zeichnet und erst mit Peisistratos' M. den
eigentlich »attischen« Fuß beginnen läßt
und darauf seine Auffassung der viel-
berufenen Stelle Aristot. *A&. itoX. 10
gründet. Denn dann müßten wir die Di-
drachmen von 8,6 g ab (Mine: 430 g) und
später die Tetradrachmen von 17,4 g ab
(Mine: 435 g) (beidemal etwa S^/o des
Bestandes I) für übermünzt halten — eine
bei der als selbstverständlich vorauszuset-
zenden Justierung al pezzo (s. d.) unbedingt
zu hohe Zahl, zumal in den gewogenen
Stücken auch die mit Gewichtsverlust durch
Abnutzung, Oxydierung usw. mitzählen;
wir bleiben daher bei der Mine von 436,6,
sind uns aber jener Zweifelsmomente be-
wußt.
Die ab 490 bis Anf. des 3. Jh. v. C. an-
zusetzenden Tetradrachmen mit Ölblättern,
Abb. 24, stehen, wie ich nach den Gewichten
von 228 Stück (unter Auslassung von 9
Subäraten und i beschädigten) berechne,
die Svoronos in seinen Monnaies d' Äthanes
1923/6 Taf. 8 — 23 zusammengestellt hat,
auf 16,75 g im D. (in der Drachme: 4,19 g),
von denen 4 Ex. über 17,4 g (in der Drachme:
4»35 g) stehen, also fast 2^/0 des Bestandes;
hier sehen wir also, wie bei einer Periode
von dieser Dauer begreiflich, schon eine
erhebliche Abknappung.
Nach demselben Werke habeich (M. von
Priene 1927 Anm. 266; ebendort einige
Durchschnittsgcwichte später Alexanderte-
tradrachmen) das Gewicht der hellenisti-
schen Drachme Athens von etwa 229 — ^31
V. C. auf 4,12 g i. D. von 1063 Stück be-
rechnet: die Abknappung ist hier völlig
deutlich; ins erste Viertel dieser Periode
fällt die Nachricht über das Verhältnis von
att. Mine und röm. Pfund.
Die Stückelung der att. M. in Athen
selbst ist die reichste von allen M.Füßen der
Welt, indem, freilich keineswegs alle zu
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ATTRIBUT— AUGUR
gleicher Zeit, geprägt worden sind in Gold
das Didrachmon (Stater, vgl. unter Chry-
sus), die Drachme und die Stufen zu ^2, V3
(= Hekte des Staters) und ^6 Drachme
(Obol, Hemihekton) (Z. f. N. 21 S. 5), in
Silber das 10-, 4- (Abb. 24), 2-, i- Drach-
men-, das 5-, 4-, 3-, 2- (Abb. 42), V-h-, i-
(Abb. 43), 3/4-, V=-, 3/8-, V4- (Tetartemo-
rion), ys-Obolen-Stück. Diesereiche Stücke-
lung machte bald eine Wertbezeichnung
durch das M.-Bild notwendig, die durch
verschiedene Stellung und Flügelhaltung
der Eule, auf kleinen Stufen auch durch
die Zahl der Mondsicheln u. dgl. erfolgt;
Head, H. N.^ S. 370/76.
Außerhalb Athens hat der att. Fuß, von
den archaischen kleinasiat. El.-M. »euböi-
schen« Fußes und von den Nachbargebieten
Euboia und Korinth abgesehen, in denen
ein verwandter Münzfuß schon vor oder
zugleich mit dem attischen herrschte, frei-
lich mit Modifikationen der Einteilung und
der Stückelung, vor Alexander bes. auf
Sizilien (Abb. 28 usw.), in Kyrene und auf
der Halbinsel Chalkidike (Abb. 21), dann
z. B. zeitweilig in Etrurien, Kyme, Rhegion,
Troizen, Delos, Siphnos, gewissen thra-
kischen und kleinasiatischen Plätzen ge-
herrscht, großenteils unter dem direkten
Einfluß Athens; Head, H. N.» S. 960/61,
vgl. auch Gardner, Hist. of greek coinage
S. 222/97. Zuweilen fehlt diesen Prägungen
die Drachme, das Tetradrachmon zerfällt
dann in Sechstel, also Tetrobolen, die aber
z. B. in Mende (Z. f. N. 34 S. 11) als
Drachmen bezeichnet wurden, wie das für
den korinthischen Münzfuß (s. d.) ganz be-
kannt ist und auch in Euboia (s. unter
Euböischer M. -Fuß) vorzukommen scheint.
Als dann Philipp H. den att. Fuß (s. unter
Alexandreia) für seine Gold- (Abb. 47),
Alexander der Große ihn auch für seine
Silber -M. (Abb. 48; Gold: Abb. 49) annahm,
war seine Rolle als Weltmünzfuß des Ost-
beckens des Mittelmeeres entschieden, er
wurde die xoivt] 8tc&.exToc im Münzwesen
(Abb. 53/55. 57); es schließen sich von wirt-
schaftlich wichtigen Gebieten nur die Pto-
lemäer, auch sie mit gewissen Ausnah-
men, später auch die phönik. Gebiete der
Seleukiden, dann Kreta und die Pelo-
ponnes, anfangs auch Teile Kleinasiens
aus, aber auch hier erfolgt die Prägung
der groben Sorte, des Tetradrachmons,
meist auf att. Fuß, auch wenn das Klein-
silber auf einheimischem steht; insbes. ist
hier der Prägung von M. mit den M. -Bildern
Alexanders selbst zu gedenken, die vielfach
neben ICleingeld einheim. Fußes der betr.
Städte einhergehen. Es erscheinen 34 20a
tetrachma attica und 224 000 tetrachmum
Atticorum in den röm. Triumphen über An-
tiochos HL, Liv. 37, 58, 4 und 37, 59, 4.
Durch die Ausgleichung des gesunkenen
rhodischen Fußes (s. d.), den die Kisto-
phoren (s. d.) übernehmen, auf 3/4 des att. M.
(Festus p.359 a) und durch die wenn auch für
die att. Drachme ungünstige Gleichung mit
dem röm. Denar von damals 3,9 g (talentum
Atticum est sex milium denarium, Festus
p. 359a; die von Priscian, Hultsch, Metrol.
Script. II S. 84, bei Liv. gelesene Gleichung
eines att. tetrachmum mit 3 Denaren muß
ein Irrtum sein) wird dem att. Fuße auch
in der röm. Zeit eine Fortexistenz auch über
die Grenzen Attikas hinaus, durch die
spätere Gleichung mit dem neron. Denar
von 3,4 g eine solche wenigstens im Rech-
nungswesen und in der Metrologie gesichert.
— Cavaignac, L'hist. fin. d'Athöncs: le
tr6sor d'Ath^nes 1908 S. 179 ff.; R. E. V
S. 1616. R.
Attribiity vom lat. attribuere = beilegen^
ist das Gerät, das Tier usw., das einer
Gottheit, einer Personifikation usw. als
Zeichen ihrer Eigenschaft, ihrer Taten und
Schicksale u. dgl. zukommt, so das Kery-
keion des Hermes, der Rabe des ApoUon,.
die Tiere der vier Evangelisten, der Rost
des heil. Laurentius. R.
Auf erstehungstaler = Triumphtaler (s. d.) .
Aulgeld = Agio (s. d.).
Autschrift s. unter »Schrift C«.
Augg., Auggg. = zwei Augusti, drei
Augusti, s. unter Augustus und Ab-
kürzungen. R.
Augsburger Reichsmünzordnungen s.
Reichsmünzordnungen.
Augur^ röm. Priester, der aus gewissen
Zeichen, insbes. dem Vogelflug, den Willen
der Götter zu erkennen suchte; sie bildeten
das zweite im Range der vier höheren
Priesterkollegien. Auf M. ist der A. mit
seinem Abzeichen, dem Lituus, z. B. auf
Denaren des Comuficius, M, Antonius dar-
AUGUSTA— AUREUS
49
gestellt; der Titel A. erscheint z. B. beim
Münzmeister C. Coel. Caldus um 6i v. C.
und häufig bei den Machthabem der
Übergangszeit (Caesar, M. Antonius usw.);
auch die Kaiser und Thronfolger wurden,
oft supra numerum, unter die A. auf-
genommen, daher erscheint das Acnt manch-
mal im Kaisertitel der M. (Caligula, Clau-
dius usw.); gelegentlich kommt der A.
auch auf kolonialen M. vor. — Abk. A,
AVQ. — R. E. II S. 2313. R.
Augtista, Beiname, der von Augustus
seiner Gemahlin Livia, von Caligula seiner
1 Mutter Antonia verliehen, seit Domi-
tianus fast ständig der Titel der Gemahlin
des Kaisers, auch seiner Tochter (z. B.
Julia Titi), Schwester (Marciana), Nichte
(Matidia), Mutter und Großmutter ver-
liehen wird. Abk. AVG. — Griech. 26ß(aafnQ)
oder AÖ7(oi3(Jxa), — A. ist auch Beiname
vieler Kolonien. — Wegen der Formeln wie
Pax Augusta usw. s. unter Augustus. R.
AugustaliSy Aiigustarius, Agostaro die
Goldmünze Kaiser Friedrichs II., die
dieser seit 123 1 als König von Sizilien
mit seinem antikisierenden Brustbild im
Lorbeerkranz (ein Unikum in Wien mit
Krone) und sitzendem naturalist. Adler
in Messina und Brindisi geschlagen hat.
Diese Goldmünzen haben ihren Namen
wegen der Anlehnung an die aurei der
römischen Imperatoren (Augusti). Sie
wiegen 5,24 g = ^4 siz. Goldunze, ^7 fein
= 7yaTari. Umschrift: Fridericus Impe-
rator Romanorum Caesar Augustus (s. Abb.
229). Bei Richard v. S. Germano ( Jesse nr.
204) heißt es 1231 »nummi aurei, qui
augustales vocantur, de mandato impera-
toris in utraque sycla, Brundasii etMessane,
cuduntur«. Neben den Ganzen wurden
auch Vi-Augustales geschlagen. Kaiser
Heinrich VII. verfügte 131 1, 1312 in Ober-
italien »Augustarii<( zu schlagen (Buchenau,
Grundriß S. 66) — Winkelmann, Die Gold-
prägungen K. Friedrichs IL für Sizilien in
M. L Ö. G. IS, 1894; Nagl in N. Z. 30 (1898)
S. 237 ff.; Nußbaum in Z. f, N. 35, S. 148 ff,
Su.
Augustdor ist eine Pistolenmünze, wahr-
scheinlich nach dem Muster der Friedrichs -
dor (s. d.) von dem Kurfürsten von Sachsen
Friedrich August IL eingeführt und nach
ihm benannt, 1752— 1754 und 1777 — 1845
Wörterbuch der KÜnzknnde.
geprägt, die erste Serie zu 21 Karat 10 Grän
fein, die zweite wie die Friedrichsdor
(s. d.) zu 21 Karat 8 Grän fein, diese
6,032 g Gold haltend. Die Augustdor
genossen wegen ihrer Zuverlässigkeit einen
Vorzug vor den anderen deutschen Pistolen.
S. auch Mittelaugustdor und Neue August-
dor. — Schwinkowski, S. 60 — 63. Schrötter,
Preußen, Gesch. 1806/73, I S. 364, II S.
404 bis 409. S.
AugustuSy Beiname des so kurzweg ge-
nannten ersten röm. ICaisers, ihm i. J.
27 V. C. von Senat und Volk verliehen,
und nach ihm von allen röm. Kaisern an-
genommen, meist an den Schluß des
Namens vor die Titel gesetzt, vgl. das
Beispiel unter Imperator. Unter M.
Aurelius und L. Verus führen zum ersten
Male zwei Kaiser gleichzeitig den Titel A.
Eine ständige Einrichtung wird die Zwei-
und Mehrzahl der A. seit der Tetrarchie
(s. d.); der Titel, den Gratianus einmal
führt, Augg. Aug., dürfte Augustorum
Augustus (wie rex regum) aufzulösen sein,
Monatsblatt num. Ges. Wien X S. 214. —
Etymologie; eher mit augurium als mit
augere zusammenhängend. — Abk. AVG.,
Mehrzahl AVGG. = zwei Augusti, AVGGG.
= drei Augusti usw. Griech. Seßacrco^,
später auch Aö^oGotoc — Die Aufschriften
wie Pax Augusta usw. haben ursprünglich
nichts mit dem Kaiser zu tun, da die
Bezeichnung als A. von jeher auch Göttern
(auf M. z. B. Apollini Augusto) zukam;
die schnelle Einbürgerung von Aiifschrif ten
wie Annona Augusti, Pax Augusti zeigt
aber, daß das Wort A. bald auch hier auf
den Kaiser bezogen wurde; vgl. Num.
chron. 1911 S. 27. — Den mittelaltert.
Titel A. s. unter Kaiser. R.
Aurar, Mehrz. v. Eyrir, s. d.
AurelianiiSy angebl. röm. Silbermünze,
s. unter Argenteus Ziffer 2.
Aureus, lat. === golden, aureus nunmius oder
meist kurzweg a. = Gold-M., und zwar
meist die goldene Einheits-M.; der unrich-
tige Ausdruck aureus denarius, von der
silbernen Einheits-M. übernommen, ist
schon im Altertum nachweisbar (z. B. Plin.
N. h. 34, 37, vgl. auch 33,42 und Petron,
Sat. 3$; aureus den(arius) heißt sogar noch
der Solidus in der Inschrift vonFeltre N.Z.
42, S. 48 u. 52). — In der röm. Republik tritt
50
AUREUS
Gold zuerst in der röm.-kampan. Reihe auf,
mit bartlosem ianus-artigem Doppelkopf
wie auf den Quadrigati, Rs. Schweinsopfer
(Staatsvertrag von 334 v. C.?), Gewicht 6,
4, 3 Skrupel (Abb. 69) (das 4-Skrupel-
stück trs^t die Wertzahl XXX, seine Echt-
heit wird zu Unrecht bestritten); dann
kommen die Goldm. mit Marskopf, Rs.
Adler und in drei durch die Wertzeichen
LX, XXXX (Abb. 66), XX unterschiede-
nen Stufen von 3, 2, i Skrupel Schwere, die
Pün. N. h. 33, 47 ins Jahr 217 v. C. setzt
und deren Wertzeichen er auf Sesterzen
bezieht (diese Datierung neuerdings fast
allseitig bestritten).
Endlich muß man auch den in Griechen-
land geprägten Goldstater att. Fußes des
T.Quinctius [Flamininus] mit Bildniskopf
Rs. steh. Nike erwähnen (die Beziehung auf
Flamininus neuerdings zu Unrecht bestrit-
ten), sowie den att. Goldstater des Minius
legius, Führers im Bundesgenossenkriege,
mit denM.-Bildern von Amisos, also aus den
Subsidien des Mithradates VI. geprägt.
Dann hat Sulla mehrere Arten eines A. zu
^30 röm. Pfundes = 10,9 g (Abb. 71) und
Pompeius einen äußerst seltenen A. von
V36 röm. Pfundes = 9 g geprägt.
Caesar prägt geradezu massenhaft A. zu
V40 Pfund Gold = 8,19 g, der Tarif war
I A. = 25 Denare = 100 Sesterzen (dazu
zuletzt Kubitschek, Quinquennium der ant.
Num. 1896 S. 103/05); später sinkt das
Schrot zwar durch Abknappung ein wenig
(Augustus* A wiegt in praxi ^4» Pfund,
Wertverhältnis von N zu A bei einem
Denar von '/84 Pfund also wie 12% zu l),
Nero setzt den A. gegen Ende seiner Re-
gierung auf V45 Pfund = 7,28 g herab (Plin.
N. h. 33, 47: postea placuit XL signari ex
auri libris, paulatimqueprincipesimminuere
pondus et novissime Nero ad XLV), doch
steigt er dann wieder auf etwa 1/42 Pfd.
So ist er bis gegen Ende des 2. Jh.s (Abb. 76,
Hadriänus), stets in gutem Schrot, vorzüg-
lichem Korn und in großen Massen ge-
prägt worden; auf der soliden Grundlage
dieser Goldprägung hat die Wirtschaft des
Imperiums über 200 Jahre sicher geruht I
Große Schätze von röm. A. haben sich
sowohl in Italien wie auch in den
Provinzen, bes. in dem Brotfrucht ex-
portierenden Ägypten, gefunden, freilich
auch jenseits der Grenzen, bes. in In-
dien als Bezahlung des Imports von
Luxusartikeln, und die volkswirtschaftliche
Bedenklichkeit dieser Bargeldausfuhr haben
schon Plin. N. h. XII 84 undTac. Ann. III
53 erkannt. Es ist dann zunächst von Com-
modus ab die Masse der Ausprägung des A.
erheblich schwächer geworden (Num. chron.
191 6 S. 42/5), seit Caracalla ein Schw^-nken
des Fußes bis auf ^50 Pfund festzustellen,
ein Fuß, den Macrinus wieder aufhebt,
Elagabalus aber wieder einführt (Hirsch -
feld-Festschrift 1903 S. 298; Num. chron.
1916 S. 41 ; vgl. Z. f. N. 31 S. 12); dann aber
wird der Fuß des A. so unregelmäßig, daß
man die Stücke nicht mehr vorgezählt,
sondern nur vorgewogen haben kann; auch
die Möglichkeit, Teilstücke, Einheit und
Multipla zu trennen, schwindet (für die
valerianisch -gallienische Zeit und für Aure-
lianus vgl. Z. f. N. 31 S. 60/82 und 17 S. 39,
sonst Mommsen, R. M. S. 849/51). Dies
dauert bis etwa 284 n. C. ; Diocletianus hat
dann (Z. f. N. 17, S. 40/46) auch hier
Ordnung zu schaffen gesucht: er führt unter
mancherlei Schwankungen einen A. von
1/70 Pfund = 4,68 g ein, oft mit der griech.
Wertzahl O bezeichnet, dann einen von
^60 Pfund = 5,46 g mit der Wertzahl E
(Abb. 105) ; einen M.-Fuß von Dauer schafft
erst Constantinus I. durch den Solidus
(s. d.) von 1/7» Pfund, Abb. 108.
Außer dem A. als Einheit gibt es Halb-
stücke, von uns mißbräuchlich quinarius
aureus genannt, später Semis(sis) (s. d. u.
vgl. Z. f. N. 31 S. 18/19; R.E. IIA S.
1352), von Caesar bis Sev. Alexander vor-
handen, dann wieder seit Diocletianus;
dazu das Drittel, den Tricns (s. d.).
Vielfache, sog. Medaillonc, und zwar Bi-
niones und Quatemiones, vielleicht auch
Terniones sind dann bekannt (Gnecchi,
Med. I S. 3 — 14) von Augustus, Domitia-
nus, Commodus, Domna, Caracalla, Elaga-
balus, Sev. Alexander, und dann solche
unbestibtnmbarer Stufen bis Probus, endlich
2y« (?)-, 5- und 10 fache seit Carinus und
Diocletianus. Die Nachricht der Script,
hist. Aug., Alex. 39, 9 über Prägung von
(2-), 3-, 4-, 10-, so-, 100 fachen A. durch
Elagabalus ist unkontrollierbar, Z. f . N. 31
S.9 — 12; über ihren A. Antoninianus siehe
unter Argenteus Ziffer 3, — v. Bahrfeldt,
AURICHALCUM— AUTOKRATOR
51
Die röm. Gold-M.-Prägung der Rep. und
unter Aug. 1923, bes. S. I — 13, 182/86,'
R. E. II S. 2547; n A S. 905; III A S. 31/2;
Trait6 I S. 521/32; Segrö, Metrologia 1928
S. 343. 359. 432. 464; Giesecke, Italia num.
1928 ist hier noch nicht benutzt. R.
Aurichalcum (Orichalcum, griech. &psf-
^aXxoc, das aber eigentlich »Bergerz« be-
deutet) = Golderz, das Messing (Legierung
von Kupfer und Galmei [Zink]), seiner gold-
ähnl. Farbe wegen so genannt; auch in-
schriftlich vorkommend (tjrpus aurichalci-
nus, Dessau n. 4188). In der röm. Kupfer-
prägung seit Augustus war das A., mit 15
— ^200/0 Zink, bis Philippus aber auf 5 — 7^/0
sinkend, der Stoff des Sestertius (= i Unze
schwer = 27,3 g, Abb. 81) und Dupondius
(= i/a Unze schwer = 13,6 g, Abb. 82),
während der As (vermutlich = ^/^ Unze
schwer = 10,92 g, Abb. 83) aus reinem
Kupfer hergestellt wurde : (Cordubense aes)
cadmean maxume sorbet et aurichalci boni-
tatem imitatur in sestertiis dupondiariis-
que, Cyprio suo assibus contentis sagt Plin.
N. h. 34, 4. A. stand danach zu Kupfer im
Werte von 8 zu 5, und noch im Preistarif des
Diocletianus wie 8 zu 6. — Willers, Röm.
Kupferprägung S. 161/65; Z. f . N. 26 S.
129/42; Trait6 I S. 368/69; B. M. C. rom.
emp. I S. XLV, XLVII. — S. auch Messing.
R.
Aurlga, lat. der Wagenlenker; auf den
Kontorniaten (s. d.) des 4. und 5. Jh.s er-
scheint der damals im Leben der breiten
Masse eine große Rolle spielende Renn-
fahrer des Zirkus sehr häufig, der Leib dicht
mit Riemen umschnürt, allein stehend oder
mit I oder 2 Pferden oder auf dem Ge-
spanne, daneben stehen Zurufe wie Eutymi
nica oder vincas, auch die Namen der
Pferde wie Turificator, Astutus. — R. E.
I S. 822; VI S. 267 unter Equi circenses.
R.
Aurlolscher Typus. In Auriol unweit
Marseille wurde 1867 ein Schatz von etwa
2130 kleinen archaisch-griech. Silber -M. aus
dem 6. und frühen 5. Jh. gehoben, die
sicher größtenteils nicht dort in der Nähe,
sondern in Kleinasien (z. B. in Phokaia)
und kleinasiat. Kolonien in Unteritalien
{wie Hyele) geprägt sind, dazu dann aller-
dings lokale, rohere Nachprägungen der-
selben; fast alle haben das QuadratimGi in-
cusum in verschiedenen Formen auf der
Rs. und auf der Vs. mannigfaltige einfache
Bilder, z. B. menschl. Köpfe, Tiere, Tier-
vorderteile und -köpfe, Geräte und Gefäße.
Eine Anzahl von ihnen ist zuteilbar, die
große Masse unbestimmt. — Trait6 II l
S. 1571. R.
Auroray lat. die Göttin der Morgenröte,
s. Eos.
Ausbeutemfinzen im engeren Siime sind
Münzen, die aus der Ausbeute, das heißt
aus dem Reingewinne der Bergwerke ge-
prägt sind; man nennt so aber auch alle
Münzen, die aus Bergsilber geprägt diese
Herkunft durch Bild und Schrift zum Aus-
druck bringen. Die ältesten sind Stücke zu
8, 6, 3 und I Reichstaler aus der Harzgrube
St. Jakob des Herzogs von Braunschweig
Friedrich Ulrich von 1625 — 1634 und des
Herzogs Christian Ludwig von Lüneburg
zu 10, 8, 5, 4, 3 und I Reichstaler, seit 1650
geprägt. Derartige Münzen gibt es in
großer Anzahl von den Silberbergwerken
im Harz, im Erzgebirge, im Schwarzwald,
in Ilmenau, Stolberg, Mansfeld u. a. Die
letzten sind die preufliischen bis 1873 ge-
prägten Mansfelder Ausbeutetaler. — C, v.
Ernst, Von Bergwerksmünzen, Wien, 1885,
S. 55 ff. S.
Ausbringung oder Aufzahl bedeutet die
Anzahl der Münzen einer Art, die auf das
Münzgrundgewicht gehen. So war die Aus-
bringung oder Aufzahl der deutschen
Reichstaler: 8 Stück aus der 14 Lot 4 Grän
feinen oder 9 Stück aus der feinen kölni-
schen Mark. S.
Ausgleichsmfinzen sind M., die zwischen
zwei M. -Füßen vermitteln sollen, also gleich-
sam nach zwei Währungen geschlagen sind;
antike Beispiele (z. B. Abb. 39) s. unter
Drachnae. R.
Auswurfmünzen sind Gepräge, die bei
Krönungen, fürstlichen Ehebündnissen und
anderen feierlichen Begebenheiten unter
das Volk geworfen wurden (s. Krönungs-
münzen) und ein auf das Ereignis bezüg-
liches Gepräge trugen. Die Sitte ist schon
von den römischen Kaisem geübt worden.
S.
Autokrator, griech. aÖToxpocxcop = Selbst-
herrscher, nennen sich auf griech. M. die
Könige Tryphon von Syrien, die Arsakiden
Sinatrokes und Tiridates IL (?) und der
52
AUTONOM-M.— BABYLONISCHER MÜNZFUSS
griech.-ind. König Gondophares; später im
Kaisertitel der griech. und byz. M. = lat.
imperator, s. d. — Abk. A, AVT usw. R.
Autonom-M. nennt man die griech. M.
ohne Bild und Namen eines röm. Kaisers,
also die vor der Kaiserzeit geprägten (Abb.
13 — 59, vgl. 86); vgl. unter Quasiautonome
M, R.
Autorgroschen sind Groschen, die i. J.
1499 und vielleicht noch in dem nächst-
folgenden Jahr von der Stadt Braunschweig
geprägt wurden: Vs. der braunschweigische
Löwe im Schild, Rs. der heilige Autor, der
Patron (seit I2CX)) von Braunschweig, Eb.
von Trier i. 4. Jh., dessen Gebeine 1112 aus
Trier nach Braunschweig entführt wurden.
Es gibt auch \/i Autorgroschen desselben
Gepräges, den sog, »kleinen Autorgroschen«,
der»groi3e« galt 1499 in Braunschweig 12,
der kleine 6 braunschweig. Pfennige. In
der Schoßordnung der Stadt Hannover
um 1525 wird der große »als großer Braun-
schweigischer Groschen mit dem Löwen«
bezeichnet und 9 Witten = 27 Pfennigen =
18 neuen hannoverschen Pfennigen gleich
gewertet, — Engelke in Hannov. Gesch. Bl.
191 5 S. 423. Su.
A. V. = ad vivum, d. h. (das Modell)
nach dem Leben (geschaffen), mehrfach
in der Künstlersignatur moderner Med., z.
B. Menadier, Schaumünzen n. 440. R.
Avanzo, ein Ausdruck für den Schlag -
schätz (s. d.) im 18. Jh.
Avo, Rechnungsmünze in Macao und
Timor = ^loo des Singapore-Dollars. S.
Pataca.
Avoirdttpois« Das englische Grund-
gewicht war bis 1855 das Troypfund zu
5760 Grän (= 373,248 g). 1855 wurde
das frühere englisch-amerikanische Handels-
gewicht, das Pfund avoirdupois zu 7000
Troygrän (= 453,6 g) eingeführt. Das
Wort »averdeboiz« oder »haberdepois«
findet sich seit Eduard III. S.
Axtgeld s. Beilgeld.
Ayam, Zinngeld und Kupfermünzen der
Malaiisclxen Staaten. S. Pitjis. V.
Aydant» Aydans ist eine niederländische
Bezeichnung für den Patard oder Doppel -
groschen in der 2. Hälfte des 15. Jh.s, und
zwar in Flandern und Lüttich; 1450 heißt
es in einer Urkunde: nihilominus eodem
anno modius speltae misurae leodiensis vix
vendebatur pro Septem albis denariis
Flandriae, dictis Aydans quorum viginti
vix valent unum florenum Rhenensem
(Du Gange). — Chestret de Haneffe, Lüttich
S. 206 f. Su.
Azzallno s. EJreuzer.
B.
B, Münzbuchstabe der Münzstätten Bres-
lau, Hannover, Kremnitz, Rouen.
Baal (BaexX, Br^X, lat. Belus), eigent-
lich == Herr, bei den somit, Völkern,
insbes. den Phönikem, Name der männl.
höchsten Gottheit, zu dem eine nähere Be-
stimmung seines örtlichen oder sachlichen
Herrschaftsbereiches hinzutritt. Durch
aram. Beischrift gesichert ist i. der
Baal von Tarsos, auf dessen M. des 4. Jh.
V. C, stehend oder sitzend, dem griech.
Zeus (Zeus Tepoioc) angeglichen durch
Zepter und Adler, aber oft auch als Vege-
tationsgott durch Ähre, Traube u. dgl.
gekennzeichnet. Seine Gleichung mit
Sandas (s. d.) ist bestritten^ R. E. II
S. 2647; I A S. 2267. — 2. der Baal Gazur,
d. h. der Herr von Gaziura am Pontos,
ganz wie der sitzende von Tarsos dar-
gestellt. R. E. I S. 2652. R.
Baalszelchen, Sinnbild des phönik. Gottes
Baal, vielleicht aus dem Anch (s. unter
Henkelkreuz) entwickelt; einfachste Form
ein A mit Querbalken auf der Spitze
und darüber ein Kreis; so auf punisch-
sizilischen und numidischen M., M der
Insel Cossura und in der Hand des G(cnius)
t(errae?) A(fricae) auf Denar des Q. Caec.
Met. Pius. — A. J. N. 49 S. 183/5; Z. f, N.
34 S. 300. R.
Babylonischer MfinzfuB ist die übliche,
aber mißbräuchliche Bezeichnung für einen
auf nordgriech. M. des 6. u. 5. Jh. (bes.
Thasos und die sog. Lete-Gruppe) und
auf lyk. M. des ausgehenden 6. bis 4. Jh.
nachweisbaren Fuß, bei dem der Stater
BAC— BAGATTINO
53
(das Didrachmon; nur Dikaia kennt auch
Tetradrachmen) auf etwa Q^a — lo g steht
(gelegentlich aber viel tiefer sinkt und
schließlich sich dem attischen nähert),
ohne daß seine Norm sicher festzustellen
wäre; die Stückelung erfolgt nach Drach-
men (selten), i^a Obolen und Obolen in
Maked., Drachmen (selten), Tetrobolen,
Diobolen und Obolen in Lykien. Der
Name »babylon.«M.-Fuß f ür die makedon.
M. derart stammt von Brandis (M.-, Maß-
und Gewichtswesen 1866 S. 208/9, vgl.
S. 71), der jenen makedon. Stater von
angeblich 10,22 g Höchstgewicht für den
Fuß des Kroisos (10,8 gl) erklärt, den er
den babylon. nennt; Lehmann-Haupt hin-
gegen, zuletzt R. E. Suppl. III S. 612. 622,
glaubt die »babylon. Gewichtsmine ge-
meiner Norm von 982,4 g« zugrunde-
liegend. Angesichts der Unmöglichkeit,
eine genaue Norm aus den M. -Gewichten
festzustellen, gibt man den Namen B. M.
lieber auf, zumal die ausdrücklich vom
babylonischen Talent sprechende Herodot-
stelle III 89 über das bab. Talent zu 70
Minen (so die Hdschr. u. PoUux Onom. IX
86) textlich und sachlich höchst umstritten
ist, s. unter Euböischer M.-fuß; mit der An-
wendung des Ausdrucks B. M. auf die
lyk. M. steht es nicht besser. R.
BaCy Baky Silbermünze von Annam;
s. Nen.
Bacchantin s. unter Mainade.
Bacchus, im Lat. beliebtester Beiname
des Dionysos.
Badam, bittere Mandeln, welche in
Surat im 16. bis 17. Jh. an Stelle der
Kaurimuscheln als Geld gebraucht wurden.
— Thurston, Hist. of the coinage of the . . .
East India Comp. 37, 50. Lane Poole,
Cat. Brit. Mus. Moghal emperors XC.
V.
Bäggeliangster s. Angster.
Bären oder Bärenklauengroschen heißen
urkundlich Kipperreichsgroschen Friedrich
Ulrichs von Braunschweig- Wolfenbüttel aus
den Jahren 1618 — 1621, die auf der Vs.
im bogigen Schild die Hoyer Bärentatzen
zeigen. — Fiala, Münzen und Medaillen der
Weifischen Lande IV S. 52 n. 4 S. 206. Su.
Bärtiger Groschen s. Judenkopfgroschen.
Bätyl, griech. ßaftoXoc oder ßatxuXiov,
nennen wir die als Götter oder doch als
Sitz von Göttern verehrten Steine, Stein -
fetische, die oft vom Himmel gefallene
Meteorsteine sind. Bei den Griechen er-
innert z. B. ein Obelisk, der als »anikoni-
sches« Bild des Apollon 'Afütsu? galt
(M. von Ambrakia usw.), die Sage vom
Stein, den Kronos verschluckt, und der
delphische »Omphalos« (s. d.) an solchen
Steinkult; im Orient haftete der Stein-
kult länger, z. T. bis heute (Kaaba in
Mekka). Daher erscheinen B. öfter auf M.
des Ostens: die Pyramide auf kilik. M.
(früher sog. Mallos); die inmitten des
Tempelhofes von Byblos und im Tempel-
innern von Paphos sichtbaren spitzen
Steine; die verschieden ausgeschmückten
Steine auf M. von Emisa (dieser B. ist
auch auf röm. M. des Uran. Aixtoninus und
Elagabalus, s. d., der ihn nach Rom
entführte, abgebildet, bes. in Quadriga,
wie auch auf M. von Aelia Capitolina,
Neapolis Sam., luliopolis, Karrhai), Ko-
mana Ponti, Sidon (im Wagen der Astarte,
der in ihrer Legende eine Rolle spielende
c«spo7reT7]ff da-cTip^ Perga, Pednelissos und
Seleukeia Syr. (hier Zeoc Kaaioc beschriftet,
im Tempel) und Tyros (mit Schlange
umwunden oder im Tabernakel). In Tyros
spielen zwei B., als d|jLßp6orte ir^Tps be-
zeichnet, eine Rolle in der Gründungssage;
in Adraa und Bostra sind sie mit dem Du-
sares-Kult verknüpft. — R. E. II S. 2780 ;
Anson, Greek coin types V Taf. III — ^V,
R.
Bagarone, Bagaroto, Volksname des
kupfernen halben Bolognino (s. d.) im
16., 17. und 18. Jh. — Martinori.
Bagattino, BagattnOi Bagateno ist urspr.
eine alte Volksbezeichnung für den Denaro
piccolo in zahlreichen Münzstätten des
nördlichen Italien, urkundlich erwähnt zu-
erst 1274 in Padua, 1278 der Aquilino mit
20 Bagattini bewertet. In der späteren Zeit
werden sie in Kupfer geprägt, so in Reggio
(Emilia) seit X477 mit dem Gewicht von 2,6
— 1,15 g, 146 Stück auf das «öl = ca. 2,20 g.
Diese Prägung der Bagattini dauerte bis
1 573 (Malaguzzi, Riv. it. di num. VII S. 485).
Man prägt sie als piccoli z. B. in Brescia,
Bergamo, Verona, Vicenza, Padua, Treviso
und in Friaul mit verschiedenem Typus,
Gewicht und Feingehalt; für Verona und
Vicenza unter dem Dogen F. Foscari
54
BAGHLI— BALAUSTIÜM
(1423— 1457) mit dem Bilde: Vs. Kreuz
i. d. W. FR/AF/0. D/VX — Rs. Kopf des
heiligen Markus, Feingehalt 55 — ^^^^1000,
Gewicht 0,309 g, für Brescia mit dem
Bilde: Vs. Kreuz, i.d.W. FFDV, Rs.
Markuslöwe, Gewicht ca. 0,465 g (Papa-
dopoli I Tf. XV 13 u. 14, S. 261 u. 273).
Su.
Baghlii Tabatiy Djawärikl, Maghribi.
So werden Münzen genannt, die vor Ein-
führung des arabischen Münzsystems (695)
in den von den Arabern besetzten Gebieten
kursierten. Baghli, auch »persische Münzen«
genannt, Gewicht 8 Dänak = i Miftäl
(d. h. Dinar), sind die säsänidischen Drach-
men, die auch Kesra (aus Khusrau) ge-
nannt wurden. Tabari soll neben dem
Baghli die häufigste Münze gewesen sein.
Gewicht 4 Dänak. Vielleicht sind darunter
säsänidische Hemidrachmen zu verstehen,
auf die der Name der im 8. Jh. in Jaba-
ristän geprägten Münzen übertragen werden
konnte. Da aber säsänidische Hemi-
drachmen der späteren Zeit unbekannt
sind, ist diese Erklärung fraglich. Djawä-
rikl ist falsche Schreibung für Mawäriki-
Münze des Maurikios (582 — 602). Unter
Maghribi, Gewicht 3 Dänat, wird wohl die
Siliqua Kaiser Justinians und der Vandalen
zu verstehen sein. S, Dirhem. — Ma^:rizi,
Trait^ des monnaies 6; Queipo, Essai sur
les systtoies mon^taires II 120, 154; Ibn
Khaldün I 218; Bergmann, SB. phil-hist.
Klasse Wiener Akad, 1870, 254 f.; Mordt-
mann in ZDMG33, iio; Sauvaire in JAs 7.
SÄT. 15, 430, 443; 19, so; ICarabacek in
NZ II 479. Mit den Erklärungen De-
courdemanche's, RN 1908, 209 f., kann
ich mich nicht einverstanden erklären.
V.
Bahagani, Kupfermünze von Kashmir.
S. Dinara.
Balarda s. Moraglia.
Balocchella, Balocchetto war eine kleine
päpstliche, seit Pius IV, (l 5 59— 1565) ge-
prägte Billonmünze. Unter Sixtus V.
wog sie I g und hielt 0,19 g Silber. Fort-
währende Nachprägungen und Fälschungen
führten zu ihrer Abschaffung im Jahre
1592. Ihre Prägung wurde abgelöst durch
die der ersten Kupferquattrini, sie lief
aber weiter um. — Martinori, S. 24 f.
S.
Baiocco« Den Namen Baiocco erhielten
zuerst die Bolognini (s. d.) von Sulmona
und Sora um 1420. Von ihnen ging der
Name auf die päpstlichen Bolognini um
1450 über. Seit 1725 wurden die päpst-
lichen aus Kupfer hergestellt, und zwar
um 1800 in ungeheuren Massen, dann
maßvoller bis 1866 (Abb. 334). Woher der
Name B. kommt, ist strittig. S.
Baioccone wurden die Kupfermünzen
des Kirchenstaates zu 5 Baiocchi unter
Pius IX. genannt. S.
Ba]olres (französisch, ursprünglich: bai-
soirs) werden Münzen genannt, auf denen
die Büsten oder Köpfe zweier Herrscher
einander zugekehrt sich zu küssen scheinen.
Die bekanntesten und wohl ältesten der
Neuzeit sind die Excellentes de la Granada
(s. d.) Ferdinands und Isabellas von
Spanien. S.
Bakchantin s. unter Mainade.
BakchoSy griech. ßaxxoc, i. Zweigbündel,,
den röm. fasces nicht unähnlich, jedoch
die Blätterbüschel oft daran gelassen;
in den eleusinischen Mysterien von den
Eingeweihten getragen, daher auf M. und
Bleimarken (Journ. int. IV S. 513 Abb. 31)
von Athen (hier auch als Beiz, und in der
Hand des gleichfalls als Beiz, vorkommen-
den Herakles als Mysten, Riv. ital. di num.
XXI S. 315) und Eleusis vorkommend.
Arch. Anz. 1892 S. 106; Ath. Mitt. 25
S. 291 Anm. I. — 2. lat. Bacchus, zweiter
Name des Dionysos. R.
Bakläy Goldmünze von Nepal. S. Muhr.
Balance-Merk, schottische Silbermünze
von 1591 und 92 mit dem Landesschilde
auf der Vs. und einer Wage (balance)
und Schwert auf der Rs. Nur halbe und
viertel sind bekannt; das Halbstück wiegt
6,80 g und hält 5,95 g Silber. — Grueber,
S. 190, 194. S.
Balancier = Spindelwerk (s. d,).
Balastraca hieß der in Brasilien während
des Krieges mit Paraguay 1866 — 1869 von
Heereslieferanten mit »400« gestempelte
Peso. Die Peso wurden auch halbiert
und gevierteilt und mit j>200« und )>I00«
gestempelt. — Meili II, S. 355 f., Taf. 45,
Nr. i-^. S.
Balatistium, griech. ßaXocuoxtov, die Blüte
des wilden Granatbaums; so nannte man
früher, die Blüte auf den M. von Rhodos,
BALBOA— BANKDOLLAR
55
die heute als wilde Rose (xi pooov), redendes
Wappen, gilt, Abb. 40. R.
Balboa^ die nach dem Entdecker des
Großen Ozeans benannte Münzeinheit der
Republik Panama, der dortige Peso zu
100 Cents. Nur halbe sind geprägt worden.
S.
Bälishi Geldeinheit bei den Mongolen,
wird schon unter Uingizkhän erwähnt,
später (14. Jh.) scheinbar nur in China im
Gebrauch. Die Angaben der muhamme-
danischen Schriftsteller über den Wert des
B. weichen sehr stark voneinander ab.
Es wird ein Goldb. und ein Silberb. er-
wähnt. Nach dem Ta*rib-i Wassäf (14. Jh.)
hatten sie beide ein Gewicht von 500
Miftäl und entsprachen ersterer 2000
Dinar, letzterer — 200 Dinar, ein B. in
Papiergeld — 10 Dinar. An einer anderen
Stelle berechnet Wassäf den Papierb. zu
6 Dinar. Unter Dinar ist hier augen-
scheinlich der Silberdinär von ca. 12,75 g
zu verstehen. Yule zufolge war B. oder
Yästok die Bezeichnung für Gold- und
Silberbarren in Zentralasien im Mittelalter.
— Barthold, Enz. d. Islam I 646; Quatre-
mfere, Hist. des Mongoles par Rashid-ad-din
320; Crooke, Hobson Jobson 830. V.
Balken. Enthält der Wappenschild nur
zwei Farben, so heißt der durch zwei
wagerechte Linien begrenzte Raum Balken,
bei schrägrechten oder schräglinken Linien
rechter oder linker Schrägbalken. S. Pfahl,
BambusstSbchen mit meist eingebrannten
chinesischen Inschriften, welche den Wert
angeben, wurden in Su Chou im 18. Jh.
als Notgeld verwendet. Frey gibt ihre
Länge als von etwas über i bis 6 Inch be-
tragend an und sagt^ sie seien über ganz
China verbreitet. Mit Kokosöl gefüllte
B. von ca. 109 mm Länge werden auf
Tahiti als Geld verwendet. — Toung Pao
YII169; Numism. 1911,285; Frey inAJN.
50, 17; 2Jay in Bull. num. X 90. V.
Ban, flache ovale japanische Gold-
münzen, die von 1573 — 1860 ausgegeben
wurden. Die großen, im Werte von 10 Rio
(Jiu Rio), werden Oban genannt und sind
145—175 X 85—101 mm groß und ca. 165 g
schwer. Den besten Feingehalt (734) hat
der Oban von 1725. Vs. mehrere Stempel,
u. a. die Kiriblume, Wertangabe und Signa-
tur des Münzvorstehers, letztere meist in
japanischer Tinte. Rs. enthält mehrere
Stempel. Die kleineren, Koban, wurden zu
5 Rio (Go rio, um 1837 — 89 mm groß),
I Rio (Ende 17. Jh. ca. 68 mm, 18 g, 564
fein; der Shin Koban, neue Koban, von
1860 bloß 35,5 mm, 3,3 g, 573,6 fein), 2 Bu
(Va Rio, im 16. Jh. 53 mm) und I Bu (V4
Rio, Anfang 17. Jh. 41 mm) ausgegeben.
Silberobane und -Kobane wurden in ver-
schiedenen Provinzen geprägt, doch be-
schränkte sich ihr Umlaufsgebiet meist nur
auf die nähere Umgebung der Provinz, die
sie ausgegeben hatte. Auf ihnen ist meist
ihr Wert in Momme (= 3,756 g; 4,3 Momme
= I Rio) oder Rio angegeben. Die kleine-
ren Münzeinheiten, Bu (% Rio) und Shu
(V4 Bu) wurden im selben Zeitraum gewöhn-
lich in Gestalt von rechteckigen goldenen
oder silbernen Plättchen hergestellt. Dabei
ist eine zunehmende Münzverschlechterung
zu bemerken. Ein goldener Ichibu (i Bu)
von 1601 wiegt 4,4 g und hält 856 fein,
ein Nibu (2 Bu) von 1860 wiegt bloß 2,8 g
und hält 209 fein. Der goldene Nishu
(2 Shu) ist 1697 — 2,25 g schwer und 564
fein, 1860 — 0,7 g und 229 fein. Der
Ichishu von 181 9 ist in Gold 1,4 g schwer
und 123 fein, in Silber 2,6 g und 974,7 fein.
Demselben Zeitraum gehören die Chogin
(eig. langes Silber, Noback zufolge auch
Itakane genannt) — längliche dicke Silber-
barren (ca. 90 mm, 130 g) an, die für be-
sondere Verdienste verteilt wurden. Ihr
Gewicht sollte 43 Momme (161,53 g) be-
tragen, da das aber nicht immer eingehalten
werden konnte, wurden kleine Mame Gin
(Bohnensilber) genannte Klumpen dazu-
gefügt. Auf den letzteren ist immer Dai-
koku (der Gott des Reichtums) dargestellt
sowie die Regierungszeit angegeben; die
Chogin sind mit vielen Stempeln versehen.
Das Silber ist meist recht schlecht (um
1837 — 260/0). — Munro, Coins of Japan;
Alexejew, Opisanije japonskich dorefor-
mennych monet; AJN. 13, 90. V.
Bankdollar. Den Mangel an SUbergeld
i- J- 1797 suchte England dadurch zu be-
seitigen, daß es die spanisch-amerikani-
schen Peso (s. d.) durch Gegenstempelung
zum Kurantgelde machte. Der Gegenstem-
pel bestand aus einem schmalen Oval mit
der Büste Georgs IIL, der von den Gold-
schmieden zum Stempeln ihrer Silberwaren
56
BANKNOTE— BARBARISCHE NACHAHMUNGEN
gebraucht wurde. Da dieser »Dollar« also
die Köpfe des spanischen und des englischen
Königs trug und 4 Schilling galt, entstand
die Redensart: »two kings heads not worth
a crown« (5 Schilling). Wegen der häufigen
Fälschungen der Marke wurde sie 1804 in
eine achteckige verwandelt. In diesem
Jahre erhielt die Bank die Ermächtigung,
Dollar zu 5 Schilling zu prägen. Diese Bank-
dollar sowie die Banktoken zu 3 Schilling
und 18 pence trugen auf der Vs. die Büste
des Königs, auf der Rs. die Dollar die Bri-
tannia, die kleineren die Wertbezeichnung,
z.B.: »Bank token 3 Shill. 1812«. Ihre
Geltung endete 1818. Auch für Irland wur-
den solche Stücke geprägt, nämlich der
Dollar, der hier 6-Schilling token hieß, und
30-, IG- und 5-Pence-Stücke. — Grueber,
S. ISO, 247. S.
Banknote (Bankzettel) s. Papiergeld.
Bankotaler. Die 1609 gegründete Amster-
damer Bank nahm den deutschen Reichs -
taler al pari mit dem um 3% geringerhalti-
gen Albertustaler (s. d.). Da aller Wechsel-
handel auf diesen holländischen Banktaler
zugeschnitten war, hätte ein Weitermünzen
des deutschen Reichstalers nur die Wechsler
bereichert. Darum wurde seit 1690 in Nord-
deutschland, besonders in Hamburg, über
die Prägung eines Talers nach Brabanter
Fuß verhandelt, und 1695 auch ein
pVi-Talerfuß beschlossen. Aber nur Bran-
denburg münzte solche Sorten 1695 und
1696, dann Kursachsen für Polen 1702 (s,
auch Beichlingtaler). Die brandenburgi-
schen wogen zuerst 29,232 g mit 24,36 g
Silbergehalt, dann 28,666 mit 25,282. In
der 161 9 gegründeten Hamburger Bank
war der Bankotaler die Haüptdepotmünze
und bestand in einem Silberquantum, das
dem Feingewicht des alten Reichstalers von
25,98 g gleichkam. Dieser Bankotaler galt
gegen den Taler des Leipziger Münzfußes
(s. d.) zu 24 Gutengroschen 32 derselben.
Als 1765 in Berlin die königliche Bank ge-
gründet wurde, beschloß man einen be-
sonderen »Bankotaler« als Haupteinlage-
münze zu prägen, der 22,27 g Silber hielt.
Da der preußische Kuranttaler 16,70 g Sil-
ber hielt und 24 Gutegroschen galt, kam
der neue Bankotaler ebenso wie der frühere
hamburgische auf 32. Da jedoch die Ber-
liner Bank zunächst zu keinem Leben ge-
langte, blieb die Prägung der Bankotaler
auf das Jahr 1766 beschränkt: looooo
Stück lagen bis 1790 im Staatsschatz, in
welchem Jahre sie eingeschmolzen wurden.
Sie trugen auf einer Seite das Bild de^
Königs, auf der anderen den preußischen
Adler auf Waffen und die Jahreszahl 1765,
obgleich alle 1766 geprägt sind. — Schröt-
ter, Brandenburg, Gesch. S. 565; Beschr.
S. 230 — ^232; Schrötter, Acta Bor. Gesch.
rV, 74, 136; Beschr. H, Nr. 1645; Z. f . N.
27. Bd., 1909, S.387f. S.
Bankozettel waren das erste österreichi-
sche Papiergeld, wurden 1762 eingeführt,
und zwar für 12 Millionen Gulden ausge-
geben. Sie hatten keinen Zwangskurs, doch
mußte ^3 der Abgaben damit entrichtet
werden. Maria Theresia, die auf große Ord-
nung im Finanzwesen hielt, gelang es, die
Staatsschulden zu verringern; die B. hatten
manchmal ein positives Agio von i bis 2%.
Da jedoch hier nicht wie in Preußen ein
Kriegsschatz gesammelt wurde, brachte
schon der bayerische Erbfolgekrieg große
Verlegenheiten, und unter Josef IL wurde
das Defizit chronisch. 1790 waren für
28, 1798 für 91 Millionen Fl. B. ausgegeben.
Seit 1799 bewirkte diese Inflation die Ent-
wertung der B. und das Verschwinden der
Münzen. Jetzt wurden zwar viele Zettel
eingezogen und das Möglichste getan, die
Schuld zu vermindern, aber die fortwähren-
den Kriege verlangten immer neue Mittel;
um 1810 hatte man fast über looo Millionen
Fl. B. ausgegeben. 181 1 wurden die B. auf
1/5 ihres Nennwerts herabgesetzt und durch
ein anderes Papier, die Einlösungsscheine er-
setzt (s. Wiener Währung). — A. Beer,
Das Finanzwesen Österreichs im 19, Jh.,
Prag, 1877, I. und IL Kapitel; V. HoJff-
mann. Die Devalvation des österr. Papier-
geldes i. J. 181 1, Münch. u. Leipzig, 1923.
S.
Bankportugaloser s. Portugalöser.
Banktokens s. Bankdollar.
Banily PI. Bani, kleinste rumänische Geld-
größe, s. Leu.
Barbaren-M. s. unter Barb. Nachahm.
Barbarina, eine mantuanische seit 1550
geprägte Silbermünze nait dem Bilde der
h. Barbara zu 10 Soldi, nachgeprägt in Gua-
stalla bis ins 17. Jh. — Martinori, S. 28 f.
Barbarische Nachahmungen von M. sind
BARBARISCHE NACHAHMUNGEN
57
rohe, in Bild und Schrift verwilderte Kopien
nach korrekten Vorbildern. Eine feste
Grenze der ja nur durch den Stil von ihnen
abweichenden B. N. gegen die Vorbilder
läßt sich kaum ziehen; sein Ende aber
findet der Begriff B. N. da, wo die wirkliche
Münzherrschaft sich durch deutliche Auf-
schrift kundtut, auch wenn etwa die bar-
barisierte Staatsaufschrift des Vorbildes
daneben erhalten bleibt. — B. N. kommen
im Altertum überall an der Peripherie zu-
nächst des griech. Kulturkreises vor; insbes.
begleiten ihn keltische B. N. von den Pyre-
näen bis zur unteren Donau, wo sich sky-
thische bis zum Kaukasus hin anschließen.
Vorbilder sind hier insbes. die M. von Rhode,
Massilia, auch Tarent, dann der goldene und
silberne Philippeios, ferner die M. Alexan-
ders des Großen, des Audoleon, Lysi-
machos, von Damastion und Pelagia (Berl,
M.-Blätter 1914 S. 198), die Späthellenist.
Tetradrachmen des ersten makedon. Lan-
desteils und von Thasos und Maroneia;
vgl. für die kelt. B. N. insbes. Forrer, Kelt.
Num. der Rhein- und Donaulande, Straßb.
1908 und Ebert, Forrer Reallex. VI S.
301/26, vgl. auch Berl. M. -Blätter 191 3 S.
747. — Im ferneren Osten schließen sich B.
N. insbes. an die M. Athens, Alexanders und
des Baktrers Euthydemos an, während sie
nach ptol. und karthag. M. kaum vorkom-
men. Auf Sizilien gibt es B. N. der Punier
nach griech. Vorbildern (z. B. Z. f. N. 34 S.
284), Die Denare der röm. Republik sind
dann gleichfalls fast überall nachgeahmt
worden, doch ist die örtliche Verbreitung
dieser B. N. noch wenig durchforscht (z. B.
B. N. nach republ. Denaren aus Ungarn : N.Z.
XII S. 108, aus Rumänien: Frankf. M.-Zeit.
1913 S. 81/5); das Gleiche gilt von den zahl-
losen, überall an den Grenzen auftauchen-
den B. N. nach röm.-kaiserL M. aller Me-
talle; in der Frühzeit ist es bes. der Denar
des Augustus mit den stehenden Caesares
auf der Rs., der überall nachgeahmt wird,
dann sind die B. N. der Rheingegenden
nach Mittelbronzen von Augustus bis Clau-
dius zu erwähnen, später die B. N. der M,
des Divus Claudius, Victorinus und Te-
tricus, diese z. T. vom Oberrhein (Berl. M.-
Blätter 191 1 S. 56, 80). Auch aus England
und Spanien, aus Ungarn und Südruß-
land, aus den Euphratländern und Indien
kommen B. N. röm. Kaiser -M. Aus kon-
stantinischer Zeit sodann hat z. B. der
Fund von Sankta Maria im ICapitol zu Köln
eine Fülle von B. N. gebracht. In der
Völkerwanderungszeit gehen diese B. N.
allmählich durch Auftauchen sicherer Orts-
oder Königsnamen in die west- und ost-
gotische, burgundische, langobardische und
schließlich fränkische Prägung über (Keary,
Num. chron. 1878/79; B. M. C. Vandals
usw. 191 1; Riv. it. di num. Bd. 32, S. 22ff.,
Bd. 33, S. 169«.).
Das Sammeln solcher B. N. (»Barbaren-
münzen«) ist seit etwa 15 Jahren sehr in
Aufnahme gekommen, und der Katalog
einer bes. reichen Sammlung (Graf Des-
sewffy, Barbdr p^nzei, 4 Teile mit 54 Taf .,
Budapest seit 1910) ist im Druck erschie-
nen; wichtigstes Publikationsorgan für B.N.
ist das Numismatikai Közlöny, Budapest seit
1902. Zu beachten ist bei allen solchen B. N.
einmal, daß die Nachahmung oft im Gegen-
sinne erfolgt, d. h. der Stempelschneider
gräbt seine Vorlage genau so in den Stempel
ein, wie er sie vor sich sieht, daher denn auf
der M. alles umgekehrt herauskommt, also
was rechtshin war, steht linkshin, die Auf-
schriften werden rückläufig usw.; sodann
ist für die fortschreitende Barbarisierung
der Gepräge der Umstand wichtig, daß die
ersten Nachahmer noch die Originalprägun-
gen nachschneiden, weiterhin aber diese
Nachahmung selber wieder zum Vorbild
wird usf. (Forrer, Kelt. Num. S. 50/4);
schließlich sei vor dem Irrwege gewarnt,
barbarischen Legenden einen Sinn unter-
legen zu wollen, wie z. B. in N. Z. XII
S. 108/19 aus solchen republikanischer
Denare die Namen von 5 Quadenkönigen
herausbuchstabiert sind und im Bulet. soc.
num. romäna XVI S. 35 flE. aus der gänz-
lich wilden Legende eines barbarischen
Rhoimetalkes ein thrak. Fürst Zaelmos ge-
wonnen wird ! — Vgl. auch unter Nach-
ahmung. R.
Nachahmungen antiker Münzen wurden
im Mittelalter von den Germanen be-
sonders in der Völkerwanderung ge-
schlagen, so teilweise mit lesbarer Um-
schrift von den Westgoten, Franken
unter den Merowingern, Burgundern, Su-
even und Langobarden; aus diesen Nach-
ahmungen entwickelten sich die dauernden
58
BARBARY DUKAT— BARREN
Typen dieser Germanenstämme. Als dann
durch Pippin und Karl den Großen neue
silberne Münzen geschafifen waren, wurden
diese von den weiter östlich wohnenden
Völkern nachgeahmt. So wurden die Dür-
stedter Denare Karls des Großen mit DORE-
STAD an der Ostseeküste entstellt nachge-
prägt (s. Dürstedter Nachahmungen), u. a.
der Typus der Christiana religio-Denare (s.d.
in Friesland (Men., D. M. IV S. 189 ff.), dann
die Goldstücke Ludwigs des Frommen mit
Munus divinum (s. d.) in Friesland entstellt
nachgeschlagen. E^ gibt femer östliche bar-
barische Nachprägungen der Otto- Adelheid-
Pfennige (Menadier, D. M. I S. 166 ff.) und
der Sachsenpfennige. Weiter sind als solche
Nachahmungen die der Kölner Denare in
der Ottonenzeit, also z. B. die niederelbi-
schen Agrippiner (s. d.), teilweise in Meck-
lenburg entstanden, zu nennen. Beson-
ders aber sind hier die barbarischen Nach-
schläge aus den Funden von Lupow und
Denzin zu nennen, in denen Entstellungen
deutscher, englischer und böhmischer Pfen-
nige, teilweise miteinander gekoppelt, vor*
kommen. Diese Lupower sind in Pommern
von den damals dort wohnenden Slaven
geschlagen worden (Z. f. N. XVI S. 251,
279 f.). Solche rohen Nachprägungen hören
meist auf, wenn die betreffenden Volks-
stämme das Christentum angenommen
haben und nunmehr eine regelrechte Prä-
gung beginnen. Su.
Barbaiy Dukat war nach Newton, also um
1700, ein viereckiges, also wohl indisches,
Goldstück, — Catalogue of the indiancoins
of the British museum, London, 1885, Taf.
VIII, und 1892, passim. S.
Barbone, Barbonacdo. Der Barbone war
ein von Lucca von etwa 1450 bis 1750 ge-
schlagener Groschen zu 12 Soldi, zuerst mit
dem bärtigen Antlitz des Heilands (daher
der Name). Als der Barbone um 1806 im
Werte auf 6 Soldi sank, nannte ihn das Volk
Barbonaccio. — Martinori, S. 29. S.
Barbuda ist eine portugiesische Silber-
münze Ferdinands I. (1367 — 83) mit ge-
kröntem Helm und befußtem Kreuz, in
der Mitte ein Schild aufgelegt, i. d. W.
4 Kastelle; auf der Helmseite befindet sich
der Spruch Si : dns : michi : aiutor : non :
time (s. Abb. 225). Münzfuß: 53 auf die 3
dineihros f. Mark, i Stück = 86,94 gräos
(4,33 g) und 1,08 g fein = 14 soldos; y,
Barbuda 106 auf die 3 dineihros f. Mark,
I Stück = 43,47 gräos (2,17 g) und 0,54 g
fein = 7 soldos. — Aragäo I 193, H 240.
Su.
Bardewicensis s. unter Niedereibische
Agrippiner.
Bariley eine florentinische Silbermünze
aus der ersten Hälfte des 16. Jh. zu 12,5 bis
13.4 Soldi mit Heiland und Täufer auf der
einen, Lilie auf der anderen Seite. Der
Name rührt daher, daß ein Barile Wein
12^2 Soldi kostete. S.
Barinha. Als 1835 in Mozambique großer
Geldmangel herrschte, ließ die portugiesi-
sche Regierung Goldbarren als Münzen aus-
geben. Die Barinha wog 14,4 g und hielt
11.5 g Gold und 2,9 g Silber, galt 400 portu-
giesische Reis, hatte die Gestalt eines Paral-
lelogramms (12 : 25 mm) und trug die
Schrift :M(ozambique)-2y3, das heißt:
Maticals (Goldgewicht). Die halbe Barinha
zeigte M-iy4 (10 : 17 mm), wog 7,20 g
und hielt 6,6 g Gold und verschwand wegen
dieser hohen Feinheit aus dem Verkehr. 1843
wurde aus gleichem Anlaß eine Barinha aus
Silber, genannt Pataca oder Canello, aus-
gegeben, 28 g schwer (20 : 32 mm) mit der
Schrift: M/ i843-Onga/ 6 Cr(uzados). —
Aragäo HI, S. 413 und 445 ff-, Taf. XIV,
Nr, 1—4. S.
Barren, i. Prähistorische und antike B.
B. sind die mehr oder weniger regel-
mäßig (stereometrisch) geformten Stücke,
in denen die Hütten schon von den Zeiten
der alten Ägypter an bis in die Jetztzeit
das Metall in den Handel bringen. Als die
Menschen sich von dem Nutzen des Metalles
überzeugten und nach Ausbildung eines
Maß- und Gewichtssystems statt des me-
tallenen Gerätgeldes des vorgewogenen Roh-
metalles als Geld bedienten, konnte man es
sich sowohl in kleineren formlosen Brocken
oder sonst in Bruchstücken unbestimmter
Form (vgl. unter Aes rüde, Abb. 11, und
Hacksilber) vorwiegen wie auch in B. Dem
B- selbst können wir es nicht ansehen, ob es
ein Geld-B. ist oder nicht, es sei denn, daß
irgendwelche Stempel aulE ihm darauf hin-
weisen; aber auch in diesem Falle kann er
natürlich außer als Geld jederzeit auch zur
Herstellung metallener Gegenstände dienen,
wie das eben das Wesen des Nutzgeldes (s.d.)
BARREN
59
ist, dessen letzten Ausläufer er darstellt. —
Die ältesten erhaltenen Barren sind in ihrer
Form von verkümmertem Gerätgelde kaum
zu unterscheiden, so namentlich die doppel-
beilförmigen Kupferbarren des 2. Jt. v. C,
Abb. 10 (s. unter Beilgeld); auch Stäbe und
Draht, wie sie in Eisen bes. in Westafrika als
Geld vorkonmien, mag man je nachdem als
B. oder Gerätgeld auffassen. Eigentliche B. -
Formen sind aber: die Gußkönige, Guß-
kuchen, d. h. etwa der Form des Bodens
des Gußtiegels entsprechende Stücke, wie
deren einige mit eingeritztem Namen eines
Hetiterkönigs von Sendschirli aus dem
8. Jh. V. C. bekannt sind, wie sie dann in
den ägypt.-griech. Hacksilberschätzen des
6. — ^4. Jh. V. C. und bei den B. des deut-
schen M. A. (s. u.) vorkommen (vgl. die
Sitte der persischen Schatzverwaltung, das
einkommende Edelmetall in Tongefäßen
einzuschmelzen, Herodotlll 96); auch die
Eisenkuchen der Spartaner (s. unter Pe-
lanor) gehören hierher; die chines. Schuh-
oder Schiffsbarren (s. unter Sycee-Silber)
gehen gleichfalls auf die Form des Guß-
königs zurück, sind aber an den Rändern
aufgebogen. Plattenform haben hinterind.
und jap. B., mit privaten Feingehaltsstem-
peln, ja die goldenen (s. unter Ban) schon mit
Tuschaufschriften; rechteckige, dicke Plat-
ten von Kupfer (pane di rame) oder Bronze
kommen in Mittelitalien vor, z. T. mit dem
Muster eines unbelaubten Zweiges (ramo
secco) oder einer Gräte (N. Z. 36 S. i — 30)
bis herab zu den röm. -kampanischen B.
(M) des 4. u. 3. Jh.s, die schon beider-
seits Bilder und deren einer schon die
Staatsaufschrift Romanom hat (s. unter
Aes signatum); geschweift viereckig, noch
an die Doppelbeilform erinnernd, sind die
gestempelten JR.'B. der spätröm. Kaiser -
zeit; einer davon, aus Serbien, hat eine ein-
gepunktete Inschrift, die aus England
zeigen eingestempelte Inschriften, die sich
auf Herkunft ex offe(cina) mit Namen eines
Privatmannes beziehen, solche aus Laibach
tragen Kaiserstempel und die Angabe der
Münzstätte Aq(uileiae) p(u)s(ulatum); die
aus Dierstorf an der Niederweser zeigen
Stempel mit der Urbs Roma und den Wor-
ten Cand(idum) Pauli oder of(ficinator) pri-
mus Tr(everorum) pus(ulati) (argenti) mit
Gewichtsangabe; s. u. die Aufschriften der
röm. Goldbarren. Auf kreisrunde Platten
deutet das hebr. kikkär = Talent, und wohl
auch das Goldtalent (taXaviov xP^^öü)
Homers war, da t. urspr. Wiegeschale be-
deutet, wohl ein rundes, dünnes Goldplätt-
chen (vgl. Abb. 9); zungenförmige Platten
sind die »Zunge Goldes« im Buche Josua
7, 21, 24 sowie -^-Barren aus Troia und
Jahrtausende später aus Rußland; beliebt
sind auch Ziegelsteinbarren (s. d.); Pyra-
midenform haben manche assyr. und
mittelital. B. (M) sowie ungestempelte
röm. der Kaiserzeit; Stangenbarren, z. T.
mit Kerben zur Erleichterung des Zer-
hackens in etwa gleichgroße Teile, sind
bekannt aus Troia (EL), aus dem Schatze
von Eberswalde (N)^ aus einem span.
Schatze (Zeit der röm. Republik) und aus
dtsch. und russ. Funden des M. A. (^51);
vor allem aber sind stangenförmig die stets
gestempelten ^-B. und ein Teil der M-B.
der spätröm. Zeit, die regula (s. d.), pT^^Xiov,
hießen und ungestempelt in iR aus vielen
Teilen des Reiches, gestempelt in N aber
namentlich aus Ägypten und Siebenbürgen
bekannt sind; die Stempel enthalten Kaiser-
bildnisse, dann einmal die sitz. Stadtgöttin
von Sirm(ium), stets aber Schrift, die sich
auf Läuterung, Prüfung und Garantie des
Feingehaltes beziehen, z. B. (Abb. 12) Luci-
anus obr(yzam) I (= als erster oder in der
ersten Offizin) sig(navit), Fl(avius) Flavianus
pro(bator) sig(navit) ad digma (= hat ihn
nach der entnommenen Probe gestempelt);
Quirillus et Dionisus Sinn(ii) signaverunt)
auf den siebenbürgischen, ... antius (?)
[pjrobavit und überstempelt A. C. v(ir)
e(gregius) p(rae)jj!(ositus) sig(navit), ferner
Benignus coxit auf den ägypt. (vgl. unter
Coquere, Digma, Obryza, Probare, Signare).
Diese B. sind also ganz wie die vorhin er-
wähnten ^'B, von der Niederweser aus
einer kaiserlichen Münzstätte hervorgegan-
gen, die für den Feingehalt garantierte und
bei den JR sogar das Gewicht daraufstem-
pelte, das freilich zu deren wirklichem Ge-
wichte nur ungenau stimmte. Die Rech-
nung nach Pfunden Goldes und Silbers statt
nach Münzeinheiten in röm. Quellen des
4. Jh.s ist der Beleg dafür, daß diese Barren
wirklich umliefen.
2. Allgemeines über B. des M. A. u. der
Neuzeit. In ihren Stempeln steht diesen
-60
BARREN
spätröm. Barren die unten näher zu behan-
delnde Gruppe deutscher Silberbarren des
M. A. nahe. Auch darin gleichen diese vielen
älteren Beispielen, daß sie ganz rund auf das
Gewicht der Mark gebracht sind, um das
Vorwiegen einer gewissen Menge Metalles zu
-erleichtern, und daß durchschnittene Stücke
im ungefähren Gewicht von Hälften und
Vierteln häufiger sind als ganze. Erst
•das Auf konunen der Goldgulden und später
der Taler hat solchen Rückfall in die Sitte
-des Vorwiegens von Rohmetall entbehrlich
gemacht; aber auch nachher noch hat
man sich in metallreichen Gebieten, die
ihr Metall ohne die Umständlichkeit einer
Ausprägung schnell unter die Leute bringen
wollten, des B. bedient (vgl. unter Kupfer -
platten, Bonken), so in Australien und
Brasilien im 19. Jh. der AT'-B. in Gestalt
dünner Platten mit Einstempelung des
Staatswappens, des Namenszuges derHütte,
der Jahreszahl, des Feingehaltes und Ge-
wichtes sowie einer laufenden Nr., ganz
wie die Münzstätten noch heute das ihnen
zum Einschmelzen und Probieren über-
gebene Edelmetall in B. gießen und
stempeln. Solche B. gehen noch heute
im Großhandel zum internationalen Aus-
gleich von Bank zu Bank; daß aber auch
Nachprüfung einer solchen Stempelung
vorkommt, beweist die vorhin erwähnte
ÜberStempelung eines der röm. Gold-
barren. — Ebert Reallex. IV S. 230/36
mit Lit. R.
3. Mittelalterliche B. hießen marca
argenti, seltener libra, talenta argenti
(s. audbi Hacksilber). Für größere Zah-
lungen behalf man sich während des M. A.
vielfach mit gegossenen Silberbarren. Die
ältesten, von länglicher und schmaler
Gestalt (Länge 41—83, Breite 5—23 mm),
waren im Funde von Klein-Roscharden,
um 1000 n. Chr., 14 Stück, 2 mit auf-
punktiertem Kreuz, von Gewicht 13,72
bis 59,30 g (Abb. 393, Z. f. N. 15 S,
288 f.). Aus nicht viel späterer Zeit, An-
fang des II. Jh., ist der stangenförmige
Barren aus dem Funde von Thurow
(Abb. 392; Pyl, Greif swalder Sanunlungen.
Heft II, Greifswald 1897). Im Anfang des
12. Jh.s nehmen sie eine Halbkugelform
an, die Form der sogenannten Gußkönige,
das älteste Exemplar dieser Art im Funde
von Fulda (Abb. 396, Z. f. N. 22 S. 105).
In der Hohenstaufenzeit gewann der Ver-
kehr mit Barren für den Handel eine
größere Bedeutung. Infolge der steten
Vermehrung der Münzstätten und der
kurzfristigen Verrufung der Pfennige war
es für den Kaufmann bequemer, sich auf
seinen Reisen Silberbarren mitzunehmen
(vgl. vielleicht die Reiserechnungen Wolf-
gers von Passau 1203/04, Jesse Nr.
370). Kaiser Friedrich IL verbot 1232
zugunsten der Münzberechtigten den
Handel mit Barren: »Item hac nostra
edictali sancione placuit statuendum, ut
in omni civitate vel oppido, ubi monete
iure cuditur, nee mercimonia nee victualia
aliquo argenti pondere emantur seu ven-
dantur preterquam illis denariis, qui cuilibet
civitati vel oppido sunt communes« (Jesse
Nr. 86). Doch wurden die Barren von den
fürstlichen Münz- und Marktherren in der
Folge nur von dem Wochenmarkt und dem
Handel mit bestimmten Marktwaren aus-
geschlossen.
So sind uns dann weitere Barren in
Gußkönigform erhalten im Funde von
Nossen (K. F. W. Erbstein, Num. Bruch-
stücke 1821 III 124), Viertelmarkstücke
aus dem Ende des 12. Jh.s, im Funde von
Bardowik (Berl. Mbl. 1912 S.613 mit Abb.),
Va Barren == 53,4 g, 2. Hälfte des 12. Jh.s,
im Funde von Meckelstedt bei Leehe
(Berl. Mbl. 1912 S. 378) Gußkönig von
105 g Schwere, i. Hälfte des 13. Jh.s,
im Funde von Lubnice (Z. f. N. 26 S. 345)
ein Barren von 291 g, 2. Hälfte des
13. Jh.s.
Die Blütezeit dieser Barren war aber,
speziell in Niedersachsen, das 14. Jh.
In dieser Zeit übernahmen die Städte
teilweise durch Stempelung der Stücke
die Gewähr für den Feingehalt der Marken,
aber nur für diesen, nicht für das Gewicht.
Diese gezeichneten Marken (geteknete mar-
ken oder marcae usualis signatae) waren
wohl meist aus Usualsilber, d.h. dem Silber,
aus dem an jedem Orte die Pfennige aus-
geprägt wurden; das ist die marca usualis
argenti, auch lotige Mark oder wfersilber
(Währungssilber) im Gegensatz zu anderen
Marken aus feinem Silber, der marca pura
oder lauteren Mark, der marca meri, fini,
combusti, cocti argenti, dem Brandsilber
BARREN
6i
usw. Weitere Bezeichnungen sind marca
montani (Natursilber) oder nigri argenti im
Gegensatz zu albi oder wisse, witte, silveres.
Auch folgende Usualmarken kommen
vor: »marcae argenti usualis Brunsvicensis
ponderis et valoris, Hildensemensis ponderis
et warandiae« oder »drittich mark Breme-
sches sulveres Honoverscher wichte unde
witte«, d. h. Marken von Braunschweiger
Usualsilber, aber von Hildesheimer Ge-
wicht und Währung usw.
Erhalten sind uns Barren des 14. Jh.s
hauptsächlich aus dem deutschen Norden,
weniger aus Süddeutschland, hier nur aus
dem Funde von Regensburg ein ungezeich-
neter Gußkönig (Z. f. N. 23 S. 272), und
einer von 197 g bei Salzburg im Funde von
Torren bei GoUing (Luschin im Jb. d.
K. K. Zentral -Kommission für Kunst u.
hist. Denkmale Bd. III, 1905 S. 311, 324)
und im Funde von Reichenhall (Luschin,
A. M. K.a S. 183). Im Funde von Lässig
(Beginn des 14. Jh.s) waren 4 Stück,
3 ungezeichnet im Gewicht von 195, 196
und 840 g, eins mit der Rose von Pyritz
gezeichnet von 228 g, ' im Funde von
Hirschfelde die abgeschlagene Hälfte eines
Gußkönigs von 82,5 g (Z. f. N. 23 S. 222,
247). Der Sarstedter Fund brachte 2
Marken von Hildesheim mit dem vierf eidi-
gen Stadtwappen, 226 u. 362g(Men., Jahrb.
des Prov. Mus. z. Hannover 1907 S. 79
Tf , XI 28 u. 29). Im Gandersheimer Funde
waren 36 Voll- und Teilstücke, imDardes-
heimer 10 Ganzstücke, im Wetteborner 3
Stück, im Halberstädter 6 Ganz-, 3 Haib-
und 3 Viertelstücke (Abb. 394). Da die Ver-
schiedenheit der einzelnen Usualmarken als
lästig empfunden wurde, schlössen eine
Reihe niedersächsischer Städte 1382 einen
Vertrag, nach welchem ihre Marken »eyner
weringe des silvers« sein sollten: 3 Ferding,
3 Quentin fein oder 123/4 Lot (797/iooo).
Neben dem Stempel der einzelnen Städte
und dem öffentlich anerkannten Zeichen
des von jeder Stadt beauftragten Beamten
sollte eine Kjrone als gemeinsamer Präge-
stempel erscheinen. Im Falle der Teilung
der Marken sollte jedes Teilstück wenigstens
durch einen Stempel kenntlich sein. Bei
kleineren Zahlungen pflegte man die ein-
zelnen Marken zu Hälften und Vierteln
zu zerhauen. Es gab aber auch primäre
kleinere Stücke, so im Wetteborner Funde
von 25 g. Die Größe und das Gewicht
einzelner Marken war immer verschieden,
z. B. 250,8 g bei 6^ mm Dm. und 14 mm
Höhe, 187,9 g bei 61 mm Dm. und 12 mm
Höhe und ähnlich.
Im Westen und Süden Deutschlands
wurde der Barrenverkehr wohl schon um
die Mitte des 14. Jh.s durch die Gold-
gulden verdrängt, im Norden geschah das
erst im Laufe des 15. Jh.s, noch im Funde
von Flensburg fanden sich im Verein mit
Witten deutscher Hansestädte und König
Erichs von Schweden (1395 — 1439) mehrere
ungezeichnete Marken. — Menadier i. Z. d.
Harzvereins 1883 S. 165 ff. und in Amtl.
Berichte, Mai 1912 S. 186 ff.; P. J. Meier
in Num. Sphrag. Anz. 1896 S. 21 ff.;
Friedensburg, Bl. f. Mfr. 1912 Sp. S07iff.;
weitere Literatur bei Regling in Ebert,
Reallex. S. 236; bei Luschin, A. M. K.»
S. 181 ff.; bei Jesse S. 289 unter Nr. 118
und S. 303 unter Nr. 306. Su.
4. Russische Barren gestatten dank den
zahlreichen und reichhaltigen Funden vom
XL bis XV. Jh. (vgl. Iljin, Topografija
slitkov.) die einzigartige Entwicklung vom
formlosen gewogenem Silber bis zur staat-
lichen gestempelten Barrenmünze zu ver*
folgen.
B. sind in Rußland vom XIL bis XIV. Jh.
die einzigen kursierenden Geldstücke, dai
selbst fremdländische Münzen in den
Funden beinahe gar nicht vorkommen.
Meistenteils wurden wohl die B. zu-
gewogen, doch weist die in den Hansa-
verträgen vorkonmiende Benennung von
»stücke Silvers« auch auf zählen hin„
ebenso wie die mehr oder weniger konstante
Form der B. aus den späteren Jahr-
hunderten. Es sind wohl B. gemeint,
wenn die russ. schriftlichen Quellen vom
Gießen der Grivna (s. d., besonders Grivna.
kun) sprechen, oder nach »Grivna kun«
rechnen, die ins Deutsche »Mark Kunen«
übersetzt werden.
I. Die ältesten B., die sich vorzugsweise
mit Dirhems ixnd westeuropäischen De-
naren finden, sind aus Silber und nur aus-
nahmsweise aus Gold (vgl. Grivna I, auck
Zlatnica), von sehr ungleicher Stangen-
form, oft zerhackt, an den Enden zuweilen
plattgeschlagen und von variierendem Ge-
62
BAEIREN
■wicht. Ihre Umlaufszeit ist vom Ende
des X. bis Anfang des XII. Jh.s (vgl. auch
die in Skandinavien und ums Baltische
Meer gefundenen B.). Diese B. sind wohl
nichts anderes als zugewogenes Metall.
IL Runde B. in Form von Gußkuchen,
von der verschiedensten Größe und Ge-
wicht — ca. 345 — ^48,5 g — meistens ver-
bogen und zerhackt, im Nordosten Ruß-
lands gefunden (Gouvernement Perm,
Vatika und KLazan), gehören ins XL und
XII. Jh. und ebenfalls wie L noch der
ersten Entwicklungsstufe an. — Vgl. Abb.
394—396 und Trudy II, Tf. VIII, 29—35.
IIL Platte und an den Enden platt-
geschlagene, teilweise romboide B., ca.
196 g wiegend, sowohl im Norden Ruß-
lands (Vatika, Perm), als auch am oberen
und mittleren Dnjepr gefunden, zeigen
eine bestimmte Stetigkeit im Gewicht,
weniger in der Form (die aber vielleicht
mit IV. in Zusammenhang steht). Sie
lassen sich in das XII. Jh. verlegen. —
Vgl. Trudy II, Tf. VI und VII.
rV. Sechseckige B., bekannt unter dem
Namen »Grivna« von Kijev, von sehr
konstanter Form und einer gewissen Stetig-
keit im Gewicht von ca, 160 g, finden sich
beinahe nur am mittleren Dnjepr (haupt-
sächlich in der Umgegend von Kijev), zu-
weilen in Wolhynien. Ihre Umlaufszeit ist
das 12. und die i. Hälfte des 13. Jh.s. —
Vgl. Abb. 389 und Trudy II, Tf. V, 14— 15;
auch Chaudoir Tf . I 2, Nr. 5.
Die spätere Datierung dieser B. und
ihre Verjegung an die Wolga seitens Kauf-
man, Ves, S. 66 ff., ist vollkommen irrig,
wie es nun die Topografija sUtkov von
Hjin (1921) deutlich beweist.
V. B. der Übergangszeit, da sowohl
sechseckige, wie IV., doch 196 g schwer,
als auch stangenförmige, wie VI., doch
155 g schwer, sich in den Funden ein-
stellen, wohl aus der Zeit des Nieder-
ganges von Südrußland, etwa in die Mitte
des XIIL Jh. zu versetzen.
VI. B. von konstanter Stangenform,
196 g schwer, gewöhnlich »Grivna von
Novgorod« genannt. Sie kommen etwa
im 2. Viertel des XIIL Jh.s auf und be-
haupten sich dann auf der ganzen russ.
Ebene bis zum Anfang des XV. Jh.s,
wenn sie auch in der Form, besonders aber
in der Dimension variieren — von 138
bis 92 mm — wobei die längeren — in der
Chronik wohl Dolgeja (s. d.) genannt —
auch die ältesten sind, die kürzesten aber,
von einer Seite hohlen, mehr auf das
südrussische Steppenland und den N -Osten
hinweisen. Im XIV. Jh. heißen diese
B. von Norgorod wohl Rubel von N. (s.
Rubel). — Vgl. Abb. 388; Chaudoir, Tf.
I 2, Nr. i; Trudy II, Tf. IV, Nr. 1—7.
VII. Schmale, stangenförmige B., ca.
102 g schwer, also Va von VI., wohl Grivna
kun (s. Grivna) von Smoleusk und West-
rußland, neuerdings unter dem Namen
»litauische Grivna« bekannt. — Vgl. Abb.
391 und Katalog der Rigaschen Ausstellung
d. X. arch. Kongresses (1896), Tf. 33, Nr.
8—12.
VIIL Abgehackte Hälften von VL, nicht
schwerer als 94 g, gewöhnlich einfach Rubel
(russ. Ruhr, s. d.) genannt, richtiger Rubel
von Ostrußland (nizovyj rubl'). — Vgl.
Chaudoir, Tf. I 2, Nr. 2.
Wenn IV— VIII schon B. von mehr
oder weniger konstanter Form und stetigem
Gewichte sind, so sind IX das letzte Glied
in der Entwicklungsreihe von B. zur Münze,
denn es sind die Hälften der Grivna von
Novgorod, also VIII (s. auch Poltina), aber
kontremarkiert mit einem oder mehreren
Stempeln, die zuweilen mit schon auf
den Denga vorkommenden fürstlichen
Siegeln zusammenfallen. — Vgl. Abb. 390 ;
Trudy II, Tf. IV, Nr. 8 u. 9, ii; Nr. 10 mit
gefälschter Kontremarke; Nn 12 u. Nr. 13
in neuerer Zeit von Fälschern zerhackt.
Der überstempelte Silberbarren vom
Anfange des XV. Jh.s hat sich aber zu
keiner Schwermünze fortentwickelt, wahr-
scheinlich wohl infolge des Niedergangs
von Novgorod und Pleskau, und wurde
ersetzt durch gewogene größere Massen
von Denga und Kopeken. — Vgl. für
letzteres Cizov., Monety Mosk. Gosu-
darstva, 12.
Eine erschöpfende Monographie über B.
fehlt. — Das ganze Fundmaterial bei
Iljin, Topografija kladov slitkov (1921).
—Vgl auch Cerepnin in Trudy II, 98— 21 5,
doch jetzt ungenügend- — Über die Form
der B- s. Revue num. 1904, p. 55.
Arabische Silberbarren s. unter Sauma,
chinesische unter Saisi (Sycee), Chintiao. B.
BARTGROSCHEN— BATZEN
63
Bar^oschen s. Judenkopfgroschen.
Bartholomäus, Apostel, kommt als Heili-
ger, wie es scheint, nur auf Münzen von
Fermo vor, und zwar auf Pfennigen des
13. Jhs. in der Umschrift: S. Bartolom. und
EV/S i. F. (Zanetti III S. 287 T. XVIII
I, 2). Rentzmann nennt noch das Bistum
Lüttich und die Stadt Maestricht, doch
habe ich hier keine sich auf den heiligen
Bartholomäus beziehende Münzen fest-
stellen können. Su.
Bartzeicben (russ. borodovoj znak) sind
russische Kupfermarken mit den Jahres-
zahlen 1698, 1705, 1724 und 1725. Jedoch
sind bei Bezahlung der regelmäßig durch
viele Jahre hindurch eingezogenen Bart-
steuer nur die von 1705 wirklich verteilt
worden, die anderen nur Probestücke. —
Die Zeichen von i6p8 und 1705 sind rund,
mit Doppeladler und Jahreszahl in kirchen-
slavischen Lettern auf der Vs., mit Auf-
schrift: JJßETJi I B3ATH I (das Geld ist
erhoben) und einer groben Darstellung von
Nase, Schnurr- und Kinnbart auf der Rs. —
Die von 1724 — 1725 sind viereckig und
einseitig und nur mit einer Aufschrift ver-
sehen. — Trudy III, Tf. VI (Artikel von
Ci^ov); Chaudoir, Taf.22, Nr.5u.6, Taf.23
Nr. I. B.
BasUeus, griech. ßaoiXeuc = König;
s. unter Rex.
Basilicay eigentl. griech. ßaaiXixiQ, ergänze
tjxoa, eine wenigstens vom ojGFene Säulen-
halle; die b. Aemilia auf dem röm. Forum
erscheint mit der Beischrift Aimilia ref(ecta)
auf röm. Denar des M. Aemil. Lepidus.
— R. E. III, I S. 83—96. R.
Basilissa, griech. ßaatXicraot = Königin;
s. unter Regina.
Bat s. Tikal.
Battezone (von battista, d. Täufer) ist ein
Volksname für Groschen von Florenz mit
der Gestalt Johannes des Täufers, ge-
schlagen Anfang des 16, Jh, (1503/04). —
Riv. ital. XII S. 107. Su.
Batzeler s. Sprenger.
Batzen* Die böhmischen und meifinischen
Groschen wurden gegen Ende des 15. Jh.
in der Schweiz und in Süddeutschland
selten. Da man aber zwischen dem Gold-
gulden und dem Etschkreuzer einer Mittel-
sorte bedurfte, wurden zuerst nach ober-
italienischem Muster Dicken (s. d.) zu
etwa V3-Taler von Schweizer Kantonen
eingeführt; aber deren Prägung scheint
sich nicht bezahlt gemacht zu haben, auch
hatte man eine kleinere, eine Groschen-
münze nötig. Da taten sich Kapitalisten
von Augsburg und Memmingen zusammen
und veranlaßten einige Kantone und süd-
deutsche Stände, 4-Kj:euzerstücke nach
einem Fuße zu prägen, der guten Gewinn
versprach. Diese 4-Kreuzerstücke hießen
Rollenbatzen oder kurz Batzen. Woher
der Name stammt, ist strittig (s. Roll-
batzen). Das Schlimme war, daß die
Batzen sehr verschieden ausgebracht wur-
den: schon 1498 unterschied man nach
der Güte drei Arten. Seit 1500 suchten
die oberschwäbischen Städte die B, ver-
gebens abzuwehren; seit 1507 schlugen
sie sie selbst in riesiger Menge; 1506 setzte
Bayern die besseren Konstanzer und
schwäbischen von 16 Pfennig auf 13, die
Schweizer auf 12 Pfennig herab und 1523
stellten die Wardeine in Nürnberg 10
Wertklassen fest. Trotzdem wurden die
Batzen wegen ihrer Handlichkeit, An-
passungsfähigkeit an die kleinen Markt-
preise (i, Va, V4-Batzen = 16, 8, 4 Pfennige)
und ihrer vorteilhaften Herstellung aus
den f einhaltigeren Groschen immer häufiger
geprägt. Die Stadt Nürnberg, ebenso die
fränkischen und bayerischen Stände konn-
ten und wollten sie nicht mehr entbehren
und prägten sie selbst, obgleich die Reichs-
tage von 1522 und 1524 sich gegen sie aus-
gesprochen hatten. Bis zur Mitte der
dreißiger Jahre wurde ihre Prägung immer
häufiger, aber auch immer schlechter:
das Stück hielt nicht mehr wie früher 1,67,
sondern nur noch 1,44 und weniger Gramm
Silber. Die Batzen liefen damals weit
über ihre Ursprungsländer bis nach Schle-
sien und Preußen um. Die größeren
Fürsten und Städte wollten wohl einen
besseren Fuß allgemein machen, aber eine
Einigung gelang nicht; darum wurde von
den bayerischen und schwäbischen Ständen
1535, von den fränkischen 153^ beschlossen,
die Batzen ganz zu beseitigen. In der
nächsten Zeit behalf man sich mit den
Talern, Groschen und bis dahin geprägten
Batzen, bis die Reichsmünzordnung von
1559 neues Geld schuf (s. auch Halb-
64
BAUERNGROSCHEN— BAUWERKE
batzen). Die Schweizer Batzen hatten
meist ein Kreuz mit vier Lilien auf der
Vs., den Kantonschild auf der Rs; später
Schild-Wertbezeichnung, die süddeutschen
meist den Landesschild-einköpfigen Adler.
Abb. 289. — Schöttle, Münz- und Geld-
gesch. von Ulm, Stuttgart 1925, S. 67;
N. Z. XII, Wien 1880, S. 384— 390;
Schmollers Jahrbuch 35. Bd., S. 160 — 168,
S.
Bauemgroschen oder Burgroschen, volks-
tümliche Benennung eines seit 1477 in
Goslar geschlagenen Groschens, Vs. Schild
mit Reichsadler, darüber Helm mit Krone,
Rs. die beiden Heiligen Simon und Ju-
das, der eine einen Stab, der andere eine
Säge haltend. Die meist äußerst mangel-
haft ausgeprägten Apostel mögen von dem
Volke mit Bauern verglichen worden sein.
In dem Münzabkommen der Städte Hildes -
heim, Göttingen, Hannover, Einbeck und
Northeim i. J. 1490 war der Wert der Bur-
groschen = 12 Goslarischen oder Hildes-
heimischen Pfennigen festgesetzt, 1497 =15
lipp. Pf., von dem Zwickauer Münzwardein
wurde 1490 festgestellt, daß 82 Stück auf die
12 Lot I Grän feine Mark gingen, also i
Stück = 2,92 g Rauh- und 2,2 g Feingew.,
1517 galt er in der Stadt Braunschweig= 10
braunschweigischen Pfennigen. — Engelke
in Hannov. Gesch. Bl. 1915 S. 425; Grote,
M. St. V S. 213 f. in der Münzordnung Bern-
hards VIL V. Lippe V. J. 1497. Su.
Sauge = Ring, s. Ringgeld.
Bauopfer s. unter Exagium, Grundstein-
und Turmknopffunde.
Bauschen, Buschen waren Kupfermünzen
der Reichsstadt Aachen zu 12 und 4 Heller
mit dem Adler auf der einen und der Wert-
bezeichnung auf der anderen Seite. Die
ersten sind von 1597 mit einem oder 2 B
(Bauschen) auf der Rs. Dann sind die B.
zu 4 Heller seit 1604, die zu 12 seit 1757
in überaus großen Massen bis 1798 geprägt
worden. — Menadier, Aachen, I, S. 46 f.,
55, II, S.S9, 79 f., 86-94. S.
Bauwerke auf M. sind der älteren griech.
Numismatik fremd; nur Teile von B, wie
das Säulenkapitell oder der an den guttae
kenntliche Tempelarchitrav, auf dem die
Adler auf M. von Elis, Akragas, Kroton
zuweilen stehen, der Altarbau mit den
Büsten der Dioskuren (Mantineia), das La-
byrinth auf M. von Knossos als schemati-
sierter Grundriß eines B., später die Ziel-
Säule hinter dem Viergespann (Syrakus-
usw.) könnten etwa genannt werden; auf
oriental. Gebiete aber, Kilikien, Phönikien
usw., wo man der die Architekturbilder
pflegenden assyr. Reliefkunst nahe steht,,
erscheinen schon im 5. u. 4. Jh. Stadt- und
Hafenmauern als M.-Bild und ein Mauer-
kranz als Einfassung. Erst im l. Jh. aber
begegnen wir bestimmten B., sozusagen
Individualbildern von B., und zwar sowohl
auf griech. wie auf röm. M. (die B. auf
älteren röm. Denaren: N. Z. XI S. 203),
darunter bes. Tempeln (Abb. 81), seit der
Kaiserzeit allen möglichen Sakral- und
Nutz-B., Altären (Abb. 79), Triumphbögen,
Brücken und Viadukten, Ehrensäulen, Cir-
cus, Theater und Amphitheater, Forum
(Laodikeia Phryg.), Schiffswerften, Leucht-
türmen (Abb. 93), Thermen, Nymphäen, Ha-
fenanlagen (s. d.), einer Schlachthausfas-
sade, endlich ganzen Stadtbildern (s. d.;
Abb. 102), sowohl als selbständigen M.-
Bildern wie auch zur Verdeutlichung der
Lokalität der dargestellten mythologischen
und Opfer-Szenen. — Die betr. M. mögen
oft geradezu zur Erinnerung an die Fertig-
stellung des Baues geprägt sein, wie wir das.
bes. für die zahlreichen Torbauten nord-
griech. Städte-M. im 3. Jh. aus Anlaß der
Goteneinfälle annehmen dürfen, oft aber
geben sie auch ältere B. um ihrer Berühmt-
heit willen wieder. Um deutlich zu bleiben^
erlauben sich die Stempelschneider dabei
Kürzungen und Vereinfachungen, z. B. die
Versetzung des in der Cella eines Tempete
stehenden Götterbildes zwischen die Säulen
der Tempelfassade, wobei Verringerung der
Säulenzahl vorkommt. Allgemeine Regeln
aber, wieweit solche Kürzungen der Stem-
pelschneider gehen können, gibt es nicht. —
Regling, M. als Kunstwerk S. 55, 96/98,
II 7/1 9; Donaldson, Architectura numisma-
tica 1859; Bernhart, Handbuch S. 124/41;
Imhoof und Gardner, Num. comm. on Pau-
sanias 1885/87; Anson, Greek cointypes V
Taf. I — ^XIII; über Mauern und Tore auf
nordgriech. und röm. M. siehe Germania
1919 S. 14; vgl. auch die Stichworte Basilica^
Castrum, Circus, Theater usw. — Bauwerke
im Mittelalter s. unter Münzbild. — In der
Neuzeit erscheinen B. sogleich beim Ent-
BAWBEE— BEICHTTALER
65
Stehen der Med. in der Renaissance und
spielen sowohl in dieser (z. B. das Kastell
von Rimini auf Med. des Sigismund Mala-
testa, zahlreiche päpstl. und florent. Med.
des 16. Jh.s, Nürnberger Rathausbau 1619)
wie in der Barockzeit (z. B. Bauten Friedr. I.
in Berlin), aber auch darüber hinaus bis zur
Jetztzeit als Bilder von Med. und Ge-
schichts-M. (z. B. die Scudi Clemens XL,
Mariensäule und Walhalla in der bayer.
Doppeltaler-Reihe 1855 und 1842, der Bre-
mer Börsentaler 1864) eine große Rolle,
wie auch die Ansicht der ganzen Stadt auf
vielen deutschen Städtetalern des 17. — 19.
Jh.s mit Glück wieder aufgenommen wor-
den ist. Eine Folge von Dom-Medaillen,
2. T. mit Innenbildern hat J. Wiener heraus-
gegeben; auch auf engl. Token und franz.
Jettonen sind B. häufig. Vgl. auch unter
Eisenbahnmed. R.
Bawbee (Flak), korrumpiert aus »bas
billon«, schottische Billonmünze zu V-/^
pence der Königin Maria Stuart, die 1,91 g
wog, 0,48 g Silber hielt, auf einer Seite den
gekrönten Distelkopf, auf der anderen ein
Andreaskreuz zwischen zwei Lilien zeigte.
Unter Karl IL wurden kupferne Bawbees
geprägt, die 9,08 g wogen und 6 pence
schottisch galten, sie zeigten auf der Vs.
den Königskopf, auf der Rs. eine gekrönte
Distelstaude. — Grueber, S. 183, 206. S.
BazaruccOy portugiesisch-ostindische seit
151 5 in Goa und Diu aus Kupfer und Calaim
(s. d.) geprägte Münze. Seit 1700 wurden
nur noch mehrfache B. zu IG, 7Vif 5» seit
1770 zu 20, 12, IG, 6, 5, 4, 3 und 2 B. ge-
schlagen. Die B. zeigten zuerst BC/QD-
Wappen, später Christuskreuz-Erdkugel,
seit 161 5 Christuskreuz-B, seit 1722
portugiesischen Schild-Wertzahl. Abb.
348. Um 1722 galt der B. 1/75 Xerafim (s.
d.), er wog 1515 15,25 g, 1770 wog ein
Stück zu 12 B. 12,8 g, S. auchBudgerook. —
Aragäo III. Gerson da Cunha S. 29 f. S.
HB, Münzbuchstabe der französischen
Münzstätte Straßburg*
Beamtennamen auf M. s. unter Münz-
beamte.
BeatlssimttS, auch baeatissimus geschrie-
ben, Beiname des Diocletianus und Maxi-
mianus nach ihrem Verzicht auf die Re-
gierung i. J. 305. Mehr Beispiele für röm.
WOrterboch der Münzkunde.
M. -Aufschriften mit beatus usw. s. Bern-
hart, Handbuch S. 85. R.
Beckersche Fälschungen. Carl Wilh.
Becker, 1772 — 1830, ahmte bes. antike, aber
auch mittelalt. und neuzeitl. M, sehr ge-
schickt nach. Seine Erzeugnisse sind, zu-
mal wenn künstlich korrodiert oder auf an-
tiken Schrötling geprägt, auch heute noch
gefährlich. — Hill, Becker the counterf eiter,
2 Bde. 1924/5- R.
Bedra ist dem Tädj-al-*Arüs zufolge ein
Sack mit looo oder IG 000 Dirhem oder mit
7000 Dinaren. — Sauvaire in JAs 7 s6r.
15, 429. V.
Begräbnis- oder Sterbemfinzen sind Mün-
zen auf den Tod oder das Begräbnis eines
Fürsten, die besonders seit dem 17. Jh. in
außerordentlich großer Anzahl vorkommen,
da auf die meisten regierenden Fürsten
solche geprägt worden sind. Die Vs. zeigt
fast immer das Bild des Fürsten, die Rs.
dessen Wappen oder die Hauptdaten seines
Lebens oder Symbole. Von den preußischen
Königen gibt es nur Begräbnisdukaten
Friedrichs I. von 17 13. S.
Bigulnettes heißen in einer Urkunde vom
i6. II. 1373 »blanches mailles« Herzog Ro-
berts von Bar (1354 — 141 1), die einen Fein-
gehalt von 3 deniers hatten und zu 100
Stück aus der Mark von Troyes ausgeprägt
werden sollten, i Stück also von 2,45 g
Rauh- und G,6i g Feingewicht. — Rev.
num. Beige 1895 S. 225 ff.; Engel-Serrure
III S. 1052; Jesse nr. 358. Su.
Beichlingscher Ordenstaler, ein pohiisch-
kursächsischer Bankotaler (s. d.) von 17G2,
der im Doppelkreuz je viermal A gekrönt
und II um ein Ordenskreuz, auf der anderen
Seite den polnisch -sächsischen Schild zeigt.
Dem Großkanzler Graf von Beichlingen
wurde vorgeworfen, er habe auf der Vs. das
ICreuz des von ihrn getragenen dänischen
Danebrogordens anstatt des dem Könige
verliehenen dänischen Elefantenordens an-
bringen lassen. — Klotzsch, 8,748 ff.;
Hutten-Czapski, II, Nr. 2622. S.
Beichttalery breite Schaustücke zu 4, 1V2
und I Taler und mit demselben Stempel
geschlagene Stücke zu 30, 25 und 20 Du-
katen des Kurfürsten von Sachsen Johann
Georg II. von 1663, der diese Goldstücke als
Beichtgeld gegeben haben soll. — Erbstein-
Engelhardt, III, S. 224 f. S.
66
BEILGELD--BEINAMEN
Bellgeld. Beile (Äxte) als Zahlungsmit-
tel und Wertmesser verwendet gehören zur
Stufe des Nutzgeldes (s. d.), und zwar zum
Gerätgeld (s. d.). Ob schon Steinbeile als
Geld gedient haben, ist höchst unsicher.
Für die metallenen Beile ist die Geldeigen-
schaft der TcsXexu? (zweischneidige Axt,
Doppelaxt, s. d.) und des y](iitc£X&xxov (ein-
schneidiges Beil) durch Homers Nachrich-
ten vom Aussetzen von je lo Stück als
Kampfpreis und von den 12 Beilen, durch
deren Ösen der Bogenschuß des Odysseus
geht, gesichert, auch durch Nachrichten bei
Hesychios über bestimmte Gewichte von
Beil und Doppelbeil, schwerlich aber durch
die Nachricht über die von Periklytos von
Tenedos in Delphoi geweihten Doppeläxte.
Prähistorisches B. ist, wenn wir von gewis-
sen kupfernen, bisher immer nur einzeln
gefundenen Doppelbeilen (Abb. 6) und ähn-
lichen aus unzureichenden Gründen als B.
erklärten Bronzekelten oder Bronzepicken
absehen, zu erkennen in denjenigen Fällen,
wo große Mengen etwa gleichgroßer Beile in
»Hausschätzen« zusammen gefunden worden
sind, oder wo Kümmerformen vorliegen, d.
h. Stücke mit Eigenschaften, die das betr.
Bronzebeil zum Gebrauch als Beil untaug-
lich machen. Nur noch die Form von Dop-
pelbeilen haben gewahrt die Kupferbarren
aus dem 2. Jt. v. C, die sich auf oder bei
Kypros, Kreta, Euboia, Sardinien schätz -
weise, und einzeln an vielen Stellen des östl.
Mittelmeerbeckens gefunden haben, ge-
legentlich mit eingehauenen Fabrikmarken,
Abb. IG; so geformte Barren tragen die
Kreter auch auf einer Tributdarbringungs-
szene in einem ägypt. "Wandgemälde des
1 5. Jh.s v. C, und sie erscheinen auch mit
Metallbezeichnung auf Darstellungen späte-
rer ägypt. Denkmäler. Auf bestimmtes Ge-
wicht ausgebracht, j^justiert«, sind aber
diese Beile oder Beilbarren nicht, höchstens
stehen sie sich, soweit aus derselben Hütte
stammend, durch Verwendung immer wie-
der derselben Gußformen im Gewichte
nahe; bei Zahlungen war stets die Wage
nötig. — Ebert Reallex. IV S. 212, 220/24.
— Mongolisches Beilgeld s, unter Süka.
R.
Beiily Darstellung eines solchen auf M.
s. unter Fuß; Bein als Stoff für Med. und
Marken s. unter Elfenbein. R.
Beinamen der Münzherren und -städte.
I. Im Altertum, a) der M. -Herren. Vom
Königstitel, der erst gegen Ende der Re-
gierung Alexanders üblich wird, und dem
seltenen Zusatz des Gebietes, Landes- (s, d.)
oder Volksnamens abgesehen (Fexa? ßaai-
Xsb? 'HScüvav, Abb. 2i), führen die griech.
Könige erst nach Alexander einen B., der
zuerst wie der B. Soter um irgendeines Er-
eignisses willen, dann meist ohne erkenn-
baren Anlaß, vielleicht nur zur Unterschei-
dung von gleichnamigen Vorgängern an-
genommen wird, also wie unsere Namens -
zahlen (s. d.). Freilich wird dieser Zweck
oft dadurch wieder illusorisch gemacht, daß
diese Beinamen beim selben Herrscher wech-
seln und sich andererseits bei verschiede-
nen Herrschern wiederholen und vererben
(Abb. 54) : so heißen in Bithynien Nikome-
des IL, III. und IV. 'EiticpciVT^?, fast alle
Arsakiden seit Orodes L Eüsp^exT]? A(xaio?
'EtTKpavT]? <I)iXeXXTjv u. dgl. Die Zahl der
Beinamen eines einzelnen Herrschers wird
je später desto größer, die Höchstzahl er-
reichen die Parther, bei denen auch nach
Form und Inhalt sehr merkwürdige B.
vorkommen, wie iTCixaXoup.evoi> OiXsXXtjvoc
(Mithr. III. ?), vetxTjaa? 'Apxotßavov (Vono-
nes L), 6(t)b? xsxaXoö|JiBVo«(!) 'AptaPavoo
(Goterzes). Ebenso führen die röm. Kaiser
eine Fülle von Namen, Beinamen, Titeln,
s. die einzelnen Stichworte u. vgl. für die
byz. Kaiser R. E. III S. 11 54.
ß) B. der prägenden Städte: Hier sind
zu unterscheiden a) die auf die Lage (an
Berg, Fluß oder Meer oder in einer be-
stimmten Gegend) bezüglichen, meist zum
Unterschied von gleichnamigen Städten hin-
zugefügt, z. B. jisiCovüDV (Termessos), täv
av«> (Kilbis), Ilpoucriicov wpic ^Tittcp (Berg)
gegenüber FIp. itpo? 5>aXaöcn(] und Abb. 97;
ferner oiro- und äiiixva(|xi8fa)v) bei den Lok-
rern, xoi(Xt^<;) 2ü(pia?) in Abila, Uaviac in
Kaisareia Trachon. ; b) auf die angebliche
Abkunft von den Stämmen der 'Axatmv,
AapoavtcDv, 'lAvcov, Acoptscov usw. sich be-
ziehende B.; c) besondere auf die Rechts-
stellung bezügliche B. wie dTsXeioc,a&Tövofxoc,
dXeoftspa, tspd xal aauXoc (s. d.), pir^Tpo^oXic
(s. d., Abb. 97), veojxopp? (s. d., Abb. 98),
SeßaaioS KtfafjLa, ebenso das merkwürdige
Termessos r^ xb xaicooc ej^ooaa (= Herde -
stall? Journ. int. I S. 181), vaüapxfe ("^^l^"
BEINAMEN
67
fach), (lüOTi? (Side); d) Ehrennamen, die
entlehnt sind vom Namen des regierenden
Königs oder Kaisers, wie es — abgesehen
von den als neuer Eigenname beabsichtig-
ten oder zum neuen Eigennamen geworde-
nen B. wie bei den Apameia, Attaleia, Seleu-
keia, ELaisareia, Sebastopolis, Traianopolis
usw. benannten Städten ( Journ- int. VI S.
174; Imh,, Lyd. Stadtm. S. 21) — z. B. ve«
Tpatav^c (Bostra)und'Aifpi7nre<üV (Phanago-
ria) sind und die zahlreichen von Pompeius,
lulius, Augustus, Claudius, Ulpius, Hadria-
nus, Commodus, Aurdius und Antoninus
(Caracalla), Septimius Severus, Macrinus
u. dgl. abgeleiteten und auf den M. oft
stark abgekürzten griech. B. vieler, bes.
kilik. Städte. Doppelnamen werden dabei
durch xa>v xal ausgedrückt, wie 'louXiscov
Tcüv xal AaoSixIcöv (Syr.); ausführlicher:
*Av(Tiox^a>v) Ta)(v) 7rp(ii;) Xp(üaop^qL) Ta)(v)
7rp(6tepov) re(paar7]vcov). Hierher gehören
auch die B. der röm. Kolonien und Muni-
cipien, die nach ihrem Gründer oder Er-
weiterer benannt sind: Copia Felix Mu-
natia schon in der Republik (Lyon, N. Z.
34 S. 66), und in der Kaiserzeit lulia,
Augusta, Aelia, Hadriana usw. ; bei diesen
Kolonien kommen aber auch B. oder ge-
radezu Namen wie Campestris, Concordia,
Felix, Fida, Gemella, Gemina, Laus (Abb.
lOi), Nobilis, Patricia, Prima, Victrix
vor, die z. T. auch auf die bei der An-
lage tätigen Truppenteile Bezug haben;
Head, H. N.» S. 931/32; e) endlich die hier
meist n'cht als besondere Stichworte auf-
genommenen, ganz leeren B, der Stadt wie
ev8o£o^ IvTi^oc lirfai3fj.oc Xa^irpo? Tcptbvq
aefxvT] TpoTr(ato(p6poc) (Anazarbos, wie das
Victrix der Kolonien), tpiKri eßSofjLT] ttjc
'Affiac (Magnesia Ion.), oder B. der Ein-
wohner wie apiOToi [jlsyicitoi oder eöasßsTc
e&Toxeic von Nikaia, — Die Stadt Rom
selbst führt auf röm. M. gleichfalls zahl-
reiche B. wie aeterna, irivicta (auch invita
geschrieben, mit einem ganz bekannten
Schwund des c, ohne höhnische Absicht),
Perpetua, victrix, bei besonderen Gelegen-
heiten renascens oder resurgens, und erhält
bei Commodus* Neugründung den B. col(o-
nia) L(ucia) An(toniniana) Com(modiana);
am Ende des 4- und Anf . des 5. Jli- führt
Karthago, zu ostgotischer Zeit die auf M,
"wieder einmal quasiautonom genannten
Städte ricinus und Ravenna den B. Felix.
— Head, H. N.^ S. LXXIX— LXXXIII,
926/32. R.
2. Im Mittelalter, a) B. der Münzherren.
Sie treten vor allem in der Zeit der Völker-
wanderung auf, während sie später seltener
werden, es erscheint dann hauptsächlich nur
noch der Titel rex, dux, comes, episcopus
usw.
In der Völkerwanderung nennt sich Theo-
derich der Große auf seinen Medaillon (Abb.
121) »rex Theodericus pius princeps, victor
gentium« (Menadier, Schausammlung S. 103) .
Die westgotischen Könige führen die Bei-
namen felix, inclitus, iustus, pius, Valens
und Victor (Men. S. 10 5); Theudebert von
Franken, der siegreiche Herrscher, legt
sich ebenfalls den Namen des victor zu.
Chlotar IL (613 — 629) führt nach dem
Vorbilde König Leovigilds auf dem in Uzfes
geschlagenen Triens den Beinamen »rex
hinclitus et pius« (Prou, Merovinger no.
2474). In späterer Zeit nennt sich auch
Boleslav Chrobry v. Polen »inclitus«, Otto I.
der Große heißt auf Straßburger Pfennigen
pacificus und magnus, Kölner Erzbischöfe
nennen sich »pius«. Sancho IV. v. Leon
(1289 — 1295) führt auf einer Goldmünze
den Titel »illustris«, Ferdinand der Ka-
tholische den Titel »triumfator et cato-
licus cristianissimus«. — Mader, Kritische
Beiträge zur Mzkde des M. A. IV S. 1 1 8—22 5 ;
Darmenberg, BerL Mbl. S. 2799 ff.
b) B. der Städte. Sie kommen des öfteren
auf den Münzen des Ma. vor. So ist vor
allem Sancta Colonia zu nennen, das wegen
der sich an ICöln anknüpfenden HeiHgen-
legenden und der sich in ihr befindlichen
Reliquienschätze so genannt wird, ebenso
z. B. sancta Mettis, sancta Troja = Xanten
(Colonia Trajana Sanctorum genannt wegen
des Märtjnrertodes, den christliche Legions-
soldaten dort gefunden habep sollen).
Weiter führen Trier und Bonn den Beinamen
beata, Deventer und Thiel bona. Trier heißt
auch secunda Roma als zweite Hauptstadt
des römischen Kaiserreiches in der kon-
stantinischen 2^it, Mainz »aurea Mogon-
tina«, Verdun »urbs clavorum« usw., in
der Hohenstauf erzeit Aachen »Roma caput
mundi« in Italien Rom »caput mundi«.
Später, aJs die Städte das Münzrecht
selbst erlangt hatten, kommen derartige
5*
68
BEISCHLÄGE— BEIZEICHEN
Beinamen weniger vor, es tritt dafür
das einfache civitas an die Stelle, z. B.
civitas Basiliensis. Lübeck nennt sich als
Reichsstadt civitas inoiperialis. Su.
Beischläge. Die antiken und mittelalter-
lichen s. unter Nachahmung und Barbari-
sche Nachahmung. Die holländischen Or-
donnanzen des 15. Jh.s nennen »Byslagen«
die unter fremdem Typus geprägten Mün-
zen. Beischläge nennt man heute Nach-
ahmungen, die von dazu Unberechtigten
nach gesetzlichem Münzfuße, genau den
Vorbildern entsprechend, geprägt werden.
Beispiele sind die holländischen Löwen-
taler (s. d.), die bis heute geprägten Maria
Theresientaler mit der Jahreszahl 1780 und
die in Warschau 1831 geschlagenen hol-
ländischen Dukaten. — Grote, M. St. IV,
S. 178 ff. S.
Beischrift zur Erklärung des Münzbildes
erscheint auf griech. M. schon im 5. u. 4. Jh.
V. C. (Abb. 34, 35, 41), z. B. APOAAflN neben
dessen Haupte in Katana, APKAS neben dem
den kleinen Knaben Arkas davontragenden
Hermes (Arkad. Bund), OAYMPIA neben
dem Kopfe der Nymphe dieses Namens
(Elis), EPIflN neben dem Pferde (Thel-
pusa); steht der Stadtname im Nominativ,
so ist er oft zugleich B. der dargestellten
Stadtgöttin u. dgl. (TEPINA). Sie erhält
sich auch in hellenistischer Zeit, auch hier
zuweilen doppeldeutig zugleich den Stadt-
namen vertretend, AeHNAZ lAIAAOS in
Ilion, ist häufig auf M. der röm. Republik
und vermehrt sich noch in der Kaiserzeit
(Abb. 97), auch abgesehen davon, daß der
jetzt fast stets neben dem Kaiserbildnisse
meist im Nominativ (seltener im Dativ,
ergänze dann dedicatum, -vit oder dgl.)
stehende iCaisername schon eine solche B.
ist. Auf röm. M. ist die B. meist im Nomi-
nativ (z. B. BASILICA VLPIA) abgefaßt,
aber auch im Gen. (HONORIS) oder Ablat.
absolutus*(z. B. SIGNIS RECEPTis DE-
VICTIS GERManis, Abb.82), zuweilen auch
ein ganzer Satz: pace p(opulo) R(omano)
terra mariq(ue) parta lanimi clusit (Nero).
Vgl. auch Abb. 104/5. 107/8. 113. Die Be-
ziehung ist oft mittelbar: so steht der
Name des Gottes als B. neben seinem At-
tribut ( Joum. int. XI S. 143/44), neben
einem Adler steht consecratio. Vgl. auch
Abb. 109/10. Die Zugehörigkeit der B.
wird im 3. Jh. n. C. oft fragwürdig, schließ-
lich passen Typus und B. oft nicht mehr zu-
sammen. Nach Constantinus vollends ver-
liert die B. meist ihre Bedeutung, indem z.
B. die B. gloria Augg., victoria Augg. zur
Figur des Kaisers, salus oder securitas re-
publicae zur Victoria u. dgl. stehen. Auf
byz. M. ist sie — von der Alleinverwendung
von Sprüchen u. dgl. ohne Typus ab-
gesehen — selten. R,
Erst seit dem M. A. kommen derartige
Beischriften wieder vor, so auf Lütticher
Pfennigen »aquila victrix«, »peru voc(or) «,
»facun«, auf Brabanter Pfennigen »ban-
(num) Lova(nie)«, »leo«, auf steirischen
Denaren »duc(is)« »Schilt von Steier«, auf
schlesischen Quartenses »scutum Bawarie«,
weiter auf verschiedenen Münzen j^signum
crucis« und j^dextera dei« u. a. In d. Neu-
zeit finden sich B. meist nur auf Gelegen-
heits-M. Su.
Beiwähr, Beiwährung. Kursachsen suchte
als Silber produzierendes Land inj 15. Jt.
seine silberne Groschenwährung als j^Ober-
währ« zu erhalten, während die Goldgulden
und geringhaltigeren Groschen nur als
»Beiwähr«, als Ersatz der Oberwähr gelten
sollten. Der Versuch schlug fehl. Erst
durch die Prägung der Engelgroschen seit
1498 und der Guldengroschen (s. Klapp -
mützentaler) seit 1500 gelang es, die
Silberwährung (s. d.) durchzusetzen. —
Schwinkowski, S. 29 f. S.
Beizeichen (engl, und franz. symbol(e))
nennen wir im Gegensatz zum Hauptbild der
M. (Typus, s. d.) die sonst noch vorhande-
nen, aber nicht mit dem Hauptbilde ver-
bundenen kleineren Bilder. Zur Entschei-
dung, ob ein solches mit dem Hauptbilde
verbunden ist oder nicht, ist wichtig, ob
es sich um ein ständiges (Abb. 24) oder
um ein wechselndes Zeichen handelt, und
man wird so 2. B. die beim syxakusani-
schen Silber stets den Kopf lungebenden
Delphine (Abb. 26. 33. 34) nicht als B.,
sondern als zum Hauptbilde gehörig betrach-
ten; wenn dagegen auf einer M. von Ainos
ein kleiner Knabe dem viel größeren Bocke
einen Zweig darreicht, an dem dieser
schnuppert, so ist der Knabe trotz dieser
sachlichen Beziehung zum Hauptbilde nur
ein B., weif an derselben SteMe des Feldes
sonst andere, zum Bocke nicht in Beziehung:
BEIZEN— BELAGERUNGSMÜNZEN
69
gesetzte Bilder stehen. Der Sinn des B. ist
entweder analog der staatswappenartigen
Bedeutung des Hauptbildes der eines Ab-
zeichens (Wappens) des Beamten (z. B.
Silber der röm. Republik, Abb. 65 ; Goid-
gulden von Florenz; hierher wohl der Halb-
mond auf Abb. 29, ferner vgl. Abb. 40.
47/49), der anderwärts oder außerdem
schriftlich angegeben ist; oder man bringt,
wenn das Hauptbild nicht das Staats-
wappen, sondern ein anderes ist, ge-
wählt z. B. aus handelspojlitischen Gründen
oder wegen der Zugehörigkeit zu einem
Bundesstaat oder weil es von einer höheren
Autorität (Staatsregierung) vorgeschrieben
ist, in der Form des B. das Stadtwappen
an (z. B. Abb. 38 der Fisch von Ky-
zikos; ferner die Kistophoren, Abb. 58,
kretische Tetradrachmen nach athenischem
Muster; Städte -M. im Typus des Alexander
oder L3^imachos, Sancta-colonia-Denare,
Ottonen-Denare mit Holzkirche und Kreuz,
M. des achäischen Bundes, M. des Seleu-
kiden Antiochos IL mit Stadtwappen von
Kyme, Alex. Troas usw.), wozu anderwärts
oder außerdem der Anfangsbuchstabe
des Stadtnamens dient (z. B. Pegasos-
Stateren); ferner können B., bes. wenn sie
im Abschnitt stehen (z. B. Abb. 26. 33),
etwas sachlich Neues dem Hauptbild hin-
zufügen; endlich sind die B. oft nur Ab-
zeichen zur Unterscheidung der einzelnen
Emissionen (zuweilen vielleicht der einzel-
nen Stempel) eines und desselben M. -Beam-
ten (z. B. Abb. 53, ferner Denare der röm.
Republik des C. und L. Kso Frugi, L.
Papius, L. Roscius Fabatus ; röm. Kaiser-
münzen vom Ende des 3. Jh.s n. C. ab,
hier neben der Angabe der Münzstätte
(Abb. 108; braunschw. Löwenpfennige),
wozu anderwärts Buchstaben oder Zahlen
dienen; fünftens endlich können B. auch
ohne jede numismat. Bedeutung nur als
Füll- und Streuornamente, also aus rein
ästhetischen Motiven zugesetzt sein, aus
einem horror vacui heraus, wie auf ein paar
griech. archaischen M. (Abb. 17. 20. 21) und
auf zahllosen M. des M. A., wobei das B. ent-
weder nur seine rein bildmäßige oder eine
sinnbildliche Bedeutung haben kaim. —
Regung, Münze als Kunstwerk, bes. S. 38;
Friedensburg, Symbolik der M.-A. -Münzen,
bes. a 6/T, 394/5. R.
Auf mittelalterlichen Münzen gibt es ins-
besondere verschiedene Arten Beizeichen:
einmal solche zu dem Zweck, verschiedene
Ausgaben einer und derselben Münze zu
kennzeichnen, also hauptsächlich an Stelle
der später üblichen Jahreszahlen, so auf
den Braunschweiger Löwenpfennigen, den
Wittenpfennigen und Schillingen der
Hansestädte usw. Als Beizeichen die-
nen Sterne, Kugeln, Figuren, Buchstaben
usw.
Zweitens gibt es Beizeichen, welche
Nachahmungen von den Urstücken kenn-
zeichnen: so die lippische Rose oder
der Waldecker Stern auf Münzen vom Köl-
ner Typus, so Wappen Thüringer Dynasten
auf Reiterbrakteaten landgräflich-thüring.
Schlages usw. Su.
Beizen s. Weißsud.
Belagerungsmünzen, in belagerten Festun-
gen behelfsmäßig geprägte Münzen (doch
von gleichem Metallwert wie die Kurant-
münzen), um die Soldaten entlohnen zu
können, vielfach in Klippenform (s. Klip-
pen) und mit einer auf die Belagerung
Bezug nehmenden Umschrift, Ältestes
Beispiel sind wohl die Belagerungsmünzen
von Rom 1 5*27 (s. Hagauner), älteste deut-
sche die Wiener von 1529 mit der Um-
schrift: »Turk blegert Wien«. Weiter sind
zu erwähnen die von Leipzig im Schmal-
kaldischen KJrieg 1547, von Jülich in drei
Belagerungen 1543, löio, 1621, von Magde-
burg 1551 und 1629 (mit der Umschrift:
»Necessitas legem non habet«), die Schwein-
furter Feldklippen des Markgrafen Albrecht
Alcibiades von 1 553r die von Gotha wäh-
rend der Grumbachschen Händel 1367,
zahlreiche Ausgaben während des Befrei-
ungskampfes der Niederlande, im Dreißig-
jährigen Kriege zu Frankenthal 1623, Ncu-
breisach 1633, Greifswald 1631. Auch im
spanischen Erbfolgekriege entstanden viele
Belagenmgsmünzen: am bekanntesten sind
die unregelmäßigen Klippen, die der von
den Kaiserlichen belagerte französische
General Melac in Landau 1702 aus seinem
Silbergeschirr herstellen ließ; um ein Be-
schneiden zu verhüten, wurde in jede Ecke
die burbonische Lilie eingeschlagen. Gleich-
falls in Landau entstanden 171 3 Klippen
des Herzogs Alexander Karl von Württem-
berg, andere 1704 in Uhu, 1708 in Lille
70
BELLEROPHON— BERENIKEION NOMISMA
(Marschall de BouflBiers), 1709 in Tournai,
1710 in Aire am Lys. Bei späteren Belage-
rungen behalf man sich meist mit Papier-
notgeld (Lyon 1791, Kolberg 1807, Komorn
1848, Pahnanova). — Von besonderer Art
sind die englischen und irischen B., die wäh-
rend des Bürgerkrieges 1642 — 1648 ge-
schlagen wurden. Englische entstanden
1645 — ^48 in Beeston Castle, Carlisle, Col-
chester, Newark, Pontrefact und Scarbo-
rough, und zwar zumeist silberne 3-, 2- und
I -Schilling, 16-, 14-, ii-, 10- und 7-Pence,
viele auf unregelmäßigen Platten einseitig.
Diesen englischen waren sehr ähnlich 1 642
— 1647 geprägte irische Not- und Belage-
rungsmünzen, auch zum Teil unregelmäßige
Platten aus Silber und Kupfer mit
ganz einfachen Marken, die zuerst ange-
fertigt waren, um die zur Bekämpfung des
Aufstandes bestimmten Truppen zu be-
zahlen, welches Beispiel dann die Auf-
ständischen nachahmten. Es gibt 7 Arten
solcher Münzen, von denen das Inchiquin-
und das Ormonde Money (s. diese) die
häufigsten sind. — Mailliet. Grueber, S. 122
— 125, 234 — 238. Engel et Serrure, num.
mod. I S. 30 ff. A. Keller.
Bellerophon (griech. BsX^epocpovT)]?),
griech. Held, bes. in Korinth verehrt und
hier (und anderwärts, auch auf röm. Denar
des L. Cossutius) auf M. auf dem Pegasos
die Chimaira bekämpfend dargestellt —
R. E. III S. 241; Arch. Jahrb. 40 S. 121/60.
R.
Bellona ist die röm. Kriegsgöttin; ihr
Kopf mit enganschließendem, sog. atti-
schem Helm ist das Vs.-Bild der röm.-
republik. Uncia (s. d.) und Quartuncia. R.
BelohnungsmedalUen s. unter Prämien-,
Preis-, Schul-, Verdienstmedaillen.
Bendls, BsvStc, thrak. Göttin, mit der
griech. Artemis gleichgesetzt; man erblickt
sie in dem auf Felsen sitz. Mädchen mit 2
Speeren, Schwert und Schild derTetradr,
undiE Nikomedes' I. und in der auf Rinder-
zweigespann daherfahrenden Göttin mit
Halbmond am Kopfe und zwei Fackeln auf
Kaiser-M. von Nikaia und Tion. — R. E, II
S. 1370; III S. 269; Imhoof, Gr. M. S. 603,
607; Trendelenburg, B., Gymn. Progr.
Berlin 1898. R.
Benedlctenpfennlge gehören zur Gattung
der Wallfahrtspfennige und Weihemünzen.
Es ist auf ihnen meist der heilige Benedikt
V. Nursia (480—543), das Kreuz hoch-
haltend dargestellt und auf der Rückseite
auf einem ovalen, von einer Perlschnur um-
schlungenen Schilde das Benedictuskreuz,
ein etwas in die Länge gezogenes »Eisernes
Kreuz«. Auf dem Schild in und um das
Kreuz der sogenannte Benedictussegen : in
den Winkeln des Kreuzes CSPB (cruxsancti
patris Benedicti), im Längsbalken C. S. S.M. L
(crux Sacra sit mihi lux), im Querbalken
NDSMD (non draco sit mihi dux), in der
Umschrift aber: V.R.S.N.S.M.V.S.M.Q.L.
LV.B =vaderetro Satana, nunquamsuade
mihi vana: sunt mala quae libas, ipse ve-
nena bibasi
»Weiche von mir, Satan! Nimmer
rate mir der Sünde Schimmer 1
Du kredenzest bösen Wein;
Trinke selbst das Gift hinein!«
also eine richtige Beschwörungsformel gegen
den Teufel, d. h. gegen die Besessenheit. In
diesem Segen beruht hauptsächlich das hohe
Ansehen und die große Beliebtheit der
Benedictusmedaillen, die vielfach auch
noch heute als Amulett benutzt werden.
Sie gelten als ein Schutzmittel gegen
Krankheit und Gefahr. Diese Pfennige sind
seit dem 17. Jh. in großer Menge geprägt
worden, zunächst in Süddeutschland und
Österreich, in der Schweiz, den Rheinlanden
und Böhmen. Auch werden sie sehr oft von
den katholischen Missionaren in die fremden
Erdteile exportiert. — E. Schnippel, Bene-
diktenpfennige, Bl. f. Mfr. 1927, S. 27fif.;
A. J. Corbierre, Numismatiquc Bdnödic-
tine 1904. Su.
Benedlctum sit notnen domini nostrl dei
Ihestt Christi lautet der Spruch auf den
Turnosen und Turnosgroschen (s. dort).
Benehmschere (Stückclungsschere) ist
eine sehr starke Schere, mit der vor Ein-
führung des Durchschnitts (s. d.) die Plat-
ten (s. d.) aus den Zainen (s. d.) aus- und
dann rundgeschnitten wurden. S. auch
Quetschgeld. S.
Der, abessinische Silbermünze s= Ta-
lari; s. d.
Berenikelon nomisma führt PoUux IX 8 s
unter den Müiizsorten auf; es ist zu er-
blicken in den zahlreichen M, in N und A
nach attischem und ptolem.-phönik. Münz-
fuße in verschiedenen Wertstufen bis hinauf
BERGE— BERNER
71
zum Deka- und Dodekadrachmon auf den
Namen BEPEN1KH2 BA21AI22H2 und
mit ihrem verschleierten Bildnis und auf
der Rs. einem Füllhorn geprägt — Svoronos,
RoLn. [314/5 falsch]. 316/21. 899 f. 962 ff.
II 13/5 — I doch ist die Verteilung auf die
verschiedenen Königinnen dieses Namens
strittig. — Z. f. N. 34 S. 99. R.
Berge und Berggötter erscheinen auf an-
tiken M. erst in der Kaiserzeit, wo das
malerische Element, das solche landschaft-
lichen Szenen in sich tragen, in der M.-
Kunst nichts Seltenes ist, sodann die griech.
Städte es lieben, ihren M. ein Lokalkolorit
zugeben. So erscheinen — abgesehen von der
Nennung des Berges, an dem die Stadt liegt,
vgl. unter Beinamen — Berge mit den zu-
gehörigen Bergnymphen — die meist eine
Blume, einen Zweig halten oder einen
Baum umfassen — z. B. auf M. von Skepsis
(iah, deren Kopf auch auf M. von
Skamandria), Philippopolis (POAOnH) und
mehrere unbenannte (Journ. int. XI S.
171/74); männliche Berggötter finden wir
in Sardeis (Kopf des TMßAOC), Prusa
(OAYMnoc), Nikopolis am Istros (AIMOC,
Abb. 97), Ephesos (TT€lßN, oben der Regen
spendende Zeus); ein Berg ohne seine Gott-
heit, der Argafos ist das häufigste M.-Bild
in Kaisareia Kapp. (Abb. 94) mit zahllosen
Zutaten, auch als Schmuck auf einem weibl.
Kopfe. Kybele lehnt sich auf M. von
Dokimion an einen Berg, der allein vor-
kommend nePCIC heißt; OYIAPOC ebenso
in Prostanna. Berge bilden dann die Grund-
darstellung einer Akropolis (Beispiele s.
unter Stadtbild). Auf röm. Med. des Pius
mit der Ankunft der Aesculapiusschlange
sehen wir den Berg Aventin. — Anson,
Greek coin types V Taf. IL III. R.
Bergischer Kassentaler ist eine gering-
haltige Landmünze, die in Düsseldorf von
dem Kurfürsten Max Joseph und dem
Großherzog von Berg Joachim Murat
1802 bis 1807 nach i6-Talerfuß geprägt
wurde, gegen die preußischen Taler zu
24 Groschen nur 21 wert war und auf der
Vs. den Kopf des Fürsten, auf der Rs. die
Wertbezeichnung, zuletzt das Landes -
Wappen trug. Der Bergische Taler galt
im Anfange des 19. Jh.s ediktmäßig 60,
im Verkehr aber nur 57 Stüber. Der
Stüber galt 3 Füchse (s, Fuchs). Diese
Währung hieß Bergisch Kurant. — Schröt-
ter, Preußen 1806/73, Gesch., I, S. 171.
S.
Bergwerksmarken, i. Antike B. scheinen
die sog. M. der Metalla zu sein, kleine
Bronze-M. der frühen Kaiserzeit, mit Kopf
des Traianus, Hadrianus, der Roma oder
eines der vier Metallgötter Apollo, Diana,
Mars, Venus, auf der Rs. die Inschrift
(metalli) Dardanici, Pannonici, Ulpiani
(ohne oder mit Zusatz von Delm. und
Pann., zuweilen mit SC), sodann metal(lis)
Aurelianis, Delm(aticis), Nor(icis), Panno-
nicis, Aeliana Pincensia und den Typen
Frau mit Ähren, Aequitas, Hirsch, Panzer
oder Schrift im Kranze. Doch ist sowohl
die Bestimmung der Stücke (Münze oder
Marke ?) wie die Gründe der Auswahl der
Bergwerke (nur illvrische!) und die Be-
deutung des verschiedenen Casus (Gen.
bzw. Abi.) unsicher. — Mowat, Rev. num.
1894 S. 37 3/41 3 Taf. XI; Gnecchi, Med. III
S. 15 u. 23/4 Taf. 144. 148; Hirschfeld,
Verwaltungsbeamte ^ S. 156«. R.
2. Neuzeitliche Bergwerksjettone, -Mar-
ken und -Medaillen. Die Bergwerksjettone
sind ursprünglich als Rechenpfennige ge-
prägt worden (s. Rechenpfennige), haben
dann aber den Charakter von Erinnerungs-
zeichen angenommen und zeigen die Bilder
von Berg- und Münzbeamten, Sprüche und
Bilder auf besondere Ereignisse. Viel ein-
fachere Prägung, oft nur aus einer Zahl
bestehend, tragen die Bergwerksmarken,
da sie lediglich dem praktischen Bedürfnis
dienten, sei es als Vertreter von Geld-
oder als Lieferungs-, Kontroll-, Konsum-
und Wirtschaftsmarken (s. Marken). Die
Bergwerksmedaillen endlich haben den-
selben Zweck wie die Jettone, sie feiern
die Ausbeute und besondere Ereignisse
oder dienen als Belohnungen für Lei-
stungen im Berg- und Hüttenwesen. S.
auch Ausbeutemünzen. — C. von Ernst,
Von Bergwerksmünzen, Wien 1885. S.
Berllnga, mailändischer Name der Lira
im i6. und 17. Jh. Die Herleitung des
Namens ist ungewiß. — Martinori, S. 32,
Bemer, Perner, sind ursprünglich Vero-
neser Denare, denarii Veronenses. In der
kaiserlichen Münze zu Verona (Bern)
wurden zwischen 1039-1 125 kleine schüssei-
förmige Pfennige, wegen des Kreuzchens
72
BERNWARDSGROSCHEN-BETTLERTALER
auf jeder Seite denarii cruciati genannt,
geprägt. Sie hatten nach Ciani ein
Durchschnittsgewicht von nur 0,456 g bei
einem Feingehalt von »^s/woo und trugen
den Namen eines Kaisers Heinrich. Durch
fortwährende Verminderung wurde der
Veroneser Pfennig zum parvulus Vero-
nensis, zum kleinen Ferner, den Venedig
übernahm und durch Massenprägungen der
Dogen Sebastian Ziani, Aurio Malipiero
und Heinrich Dandalo (11 72— 1205) im
östlichen Oberitalien bis nach Nordtirol
und im Friaul verbreitete. Nach Papa*
dopoli hatte er unter den beiden erst-
genannten Dogen noch 0,362 g Rauh-
gewicht mit ^1^/ioQo Feingehalt = 0,098 g
Feingewicht, unter Heinrich Dandalo bei
gleicher Schwere nur noch ^S^/iooo oder
<5|09 g Feingewicht. Dieser venezianische
Parvulus oder Piccolo war das Vorbild,
an welches sich jetzt Verona selbst und
mittelbar auch die Bischöfe von Trient
hielten. Für das Tiroler Münzwesen
wurde der Perner die Grundlage, indem
die Aquilini (s. d.) und Zwainziger = 20
Pernern waren. Er wurde bis ins 14. Jh.
trotz seiner winzigen Größe durchaus als
Wertjnünze behandelt.
Münzfuß der älteren Tiroler Perner nach
Luschin N. Z. 52 S. 153: 0,072 g Fein-
silber im Anschluß an die venet. Piccoli,
von Graf Meinhard festgesetzt bei einem
Rauhgewicht von 0,3 g; 0,320 g; 0,350 g;
1361 0,044 g Feinsilber und 0,33 g Rauh-
gewicht, 64 Schillinge = 768 St, auf die
2y4lötige Tiroler Mark (254,7 g)- Di©
Münzbilder der Tiroler Perner zeigen
großen Wechsel.
Der Berner war schon Anfang des
1 3. Jh. bis an die Grenzen des Gebiets der
Augsburger Währung, d. h. bis an die
Grafsch. des Mittelinntales verbreitet
und zwar als Pfund Berner, das als Rech-
nungsmünze Geltung hatte; es galt dabei
I Augsburger Pfennig = 8 Berner (Vero-
nenses parvi), i Regensburger = 8V5
Veroneser, zu Beginn des 14. Jh. =
10 — II Bernern (Moser, Forschg, u. Mitt.
zur Gesch. Tirols u. Vorarlberg IV. Jg. 3.
u. 4. Heft, S. A S, 31),
Der Tiroler Berner wurde allmählich
so schlecht, daß er nicht mehr geprägt
wurde. 1421 werden noch 832 Stück aus
der iValötigen Mark ausgeprägt ==:ca.0,3g
Rauh- und ca. 0,03 g Feingewicht. In
der Münzordnung von 1473 ist keine Rede
mehr von ihnen, — Ciani in Riv. it. di num.
1895, S. 77£f.; Nagl in N. Z. 38 S. 155. Su.
Bemwardsgroschen nennt man Körtlinge
und große Groschen der Stadt Hildesheim
mit Namen und Bild des Heiligen Bemward,
der Kreuz und Krummstab trägt (Bischof
von Hildesheim 993—1022). Die Kört-
linge tragen von 1494 — 95 die Aufschrift
SAC BERWARDV P.(atronus), die großen
Groschen 1520/22 die Umschrift: 0 SCT
BSRWARD ORA P(ro) NOB(is). Su.
BeroSy Nymphe, Geliebte des Poseidon
und eponyme Heroine von Berytos. R.
BeSy I. röm. Maß- und Gewichtseinheit,
binae partes assis, d. h. 2 von 3 Teilen eines
Ganzen =^3 = ^la des Ganzen (das Ganze
dempto triente); als Bronze-M. von 8 Unzen
ist er nur von C. Cassius um 124 — 103 v.
C. zus. mit dem Dodrans geprägt worden,
Wertzeichen S: beiderseits, Bilder: jugendl.
über (?) und Schiffsvorderteil. — B. M.
C. rom. republ. I S. 154. — 2. vorder-
asiat.-äg5rpt. Gottheit, ein nackter, voll-
bärtiger Zwerg mit hoher Federkrone, in
ganzer Gestalt, stets etwas eingeknickt
stehend, mit Stab und Schlange auf
griech. autonomen M. von Ebusus (Pi-
tyusen; hier auch Kabeiros genannt),
sein Kopf auf solchen von »Gaza«, Sidon,
Arabien. — R. E. III S. 324 unter Besas.
R.
Besä, arab. Baizä, eine Kupfermünze
von Italienisch- Somaliland von 20 mm
Größe, wird geprägt seit 1909 mit Brust-
bild des Königs von Italien (Vs.) und
arabischen und italienischen Inschriften,
welche das Land sowie den Wert angeben
(Rs.). Außerdem werden Kupfermünzen
zu 2 und 4 Bese (Baizät) geprägt. —
Valentine, Modern coppcr coins 84. V.
Besäuerung s. Münzfälschung.
Bisant = B&ant (s. d).
Beschickung s. Legierung.
Beschneidung s. Münzfälschung.
Beschriftung der M. s. unter Aufschrift
und Schrift,
Beshlik» BeshpäraHH^ BeshyfizUk — türki -
sehe Münzen; s. Piaster.
Bettlertaler (Kröpeltaler, Prachertaler)
heißen die den h. Martin zu Pferde mit
BEUTEGROSCHEN— BIANCHETTO
73
dem Bettler auf der Rs. führenden Taler.
Kröpel = Krüppel von der elenden Ge-
stalt des Bettlers; Pracher im Nieder-
deutschen = Bettler, Vorgänger dieser
Taler ist ein Dicken der Stadt Colmar
von 1499. Bettlertaler sind u. a. solche
von Schwarzburg, Mainz, Schwyz und
Lucca, S.
Beutegroschen, -Pfennige sind aus er-
beutetem Metall gefertigte Münzen des
1 6, Jh.s. Am bekanntesten sind die Beute-
groschen Johann Friedrichs, Kurfürsten
von Sachsen und Landgraf Philipps von
Hessen von 1542 mit der Inschrift BEVTG
VO WOIFBVT 42, die aus dem Silber-
geschirr Heinrichs d. J. von Braunschweig
geprägt sein sollen (s. auch Schmalkalden-
scher Bundestaler); ferner der Beute-
pfennig des Nürnberger Kriegskommissars
Gabriel Nützel von 1554, den er nach der
Eroberung von Hohenlandsberg aus Ka-
nonenmetall schlagen ließ. — Hofifmeister
I, Nr. 321—323; Imhof II, S. 196t. S.
Beutel, türk. Kise, arab. Surre, türkische
Recheneinheit, s. Piaster.
Beutelzahlung s. Kassenbeutel.
Beyersche Gtdden werden in Urkunden
des 15. Jh.s Goldgulden Johanns von Bay-
ern als Herrschers von Holland (141 7 —
1425) genannt. — v. d. Chijs, Holland S. 354,
357, 359, Tf. XI, i u. Jesse nr. 278 u. 317,
Ostfries. U. B. II nr. 1074 v. 26. VII. 1481.
Su.
Beyersgroschen heißen urkundlich Luxem-
burger Groschen Johanns von Bayern als
Herren von Luxemburg (1419 — 1425); sie
blieben in Umlauf bis zur Mitte des 16. Jh.s.
— Bernays u. Vann6rus S. 300, 302, 303
nr. 190, S. 304. Su.
B&Eant (d'or), auch B&ant, Bisant, lat.
Besantius, Bisantius, Byzantius = (gol-
dener) Bj^antiner heißt in Urkunden des
M. A. das bes. durch die Kreuzzüge stark
ins Abendland eingedrungene Goldstück
der byz. Kaiser (Abb. 118) und seine Nach-
ahmungen, die einzelnen Arten auch durch
Beiworte wie Tripolitani, Sarracenati (s. d.)
unterschieden. — Schlumberger, Orient
latin S. 130 ff., dort S. 176 ff. über den B.
blanc aus Blaßgold auf Zypern. — Danach
werden in der Heraldik goldene Scheiben
oder Kugeln Bdzants genannt. R.
Bezenstfiver wurden von den Nieder-
ländern deren Stüver mit dem Pfeilbündel
auf der Vs. genannt, in dem die Bevölkerung
einen Besen erblickte. — Verkade, Taf.
XVII, 3 und öfter. S.
BezzOy Bez, aus geringhaltigem Billon
seit 1525 nicht häufig geprägter venetiani-
scher Halbsoldo mit dem Pisanischen
Kreuz auf der Vs., dem venetianischen
Löwen auf der Ks. Das Wort ist nicht
von dem deutschen »Batzen« (s. d.) her-
zuleiten, da dieser 25 mm, der Bezzo aber
13 und weniger mm Durchmesser hatte,
sondern von dem illjnrischen Worte Becs =
Kleinmünze. — Papadopoli II, S. 139,
179, 428 f., Taf. 24, IG, 25, 12 und 43,4.
S.
Bezzone, der Nachfolger des Bezzo, von
demselben Gepräge, aber von bedeutend
größerem Umfange (23 mm), seit 1609
geprägt, dann mit dem knieenden Dogen,
im Abschnitt 6 (Bagattini) auf der Vs.,
dem stehenden Heiland auf der Rs. Da-
neben wurden seit 161 9 ungeheure Mengen
aus reinem Kupfer für Dalmatien, Albanien,
Morea und Kandia geschlagen. Die ersten
zeigten auf der Vs. das Brustbild der Ma-
donna, im Abschnitt 6, auf der Rs. das
Brustbild des h. Markus und waren 3,90 g
schwer, die späteren hatten auf der Vs.
die thronende Meeresgöttin, im Abschnitt 6,
auf der Rs. den venetianischen Löwen und
wogen 2,89, dann 2,27 g. — Papadopoli
III, S. i6f., Taf. 55, 5, 64, 6£f.; S. 863ff.,
Taf. 145, 146. S.
Bianclietto ist die Diminutivform von
Bianco. Er war in Savoyen und Piemont
die Benennung für den Denar (y« Grosso),
der zuerst von Amadeus VL von Savoyen
1356 in Ponte d'Ain geprägt wurde; 276
Stück aus der Mark Troy es, 3^2 d. fein ,• von
Amadeus VIIL 1420 420 Stück aus der
I d. 12 Gr. f. Mark. Seine Hälfte wurde
Maglia di Bianchetto genannt oder auch
Obolo piccolo minuto oder denaro bianco
piccolo. Beide Münzsorten wurden weiter
geprägt bis zur Zeit Karls IL von Savoyen
(1504— 1553): der Bianchetto 1518 279
Stück aus der 18 Gr. f* Mark; die Maglia
B. 151 8 413 Stück aus der 12 Gr. f. Mark
(Promis, Savoyen Bd. I S. 506 f.); diese
wurden in kleineren Münzstätten wie in
Casale von Paleologhi Teodor IL (1381
74
BIANCO— BILLON
— 1418) und Joh. IL (1418— 1464) nach-
geprägt. Su.
BiancOy itaL, lat. albus, frz. blanc.
Es gibt Denare und Groschen, die so be-
zeichnet wurden, u, a. in Savoyen, auch
Obole, wie in Venedig (Papadopoli, Venedig
I 67 f.). Im 16. Jh. war der B. eine dem
französischen Franc (s. d.) entsprechende
italienische Groschenmünze. Besonders
häufig wurden sie in Savoyen 1563 — 1583
mit Landesschild auf einer, Kleeblattkreuz
im Vierpaß auf der anderen Seite geprägt.
In Ferrara und Modena schlug sie Herkules
von Este (1524—59), dort mit Büste -
Justitia als Halb testen, hier mit Büste -
Kreuzschild zu 10 Soldi, S. Su.
Bibersteiner. Pfennige der Stadt Görlitz,
die, in der 2. Hälfte des 15. Jhs. geprägt,
urliundlich nach den damaligen Bürger-
meistern »Greger Selige« und »Bibersteiner«
genannt wurden. — R. Scheuner in Z. f. N.
18 S. 62. Su.
Biermarken s. Marken. Abb. 359.
Biga, richtiger bigae == das Zweigespann,
s. unter Bigatus und Wagen.
BigatuSy lat. = mit einer Biga versehen,
heißt schon im Altertum (Plin. N. h. 33, 46;
Festus p. 98 u, 347 b; Tac. Germ. 5; bei
Liv. 23, 15, IS; 34, 10, 4. 7 einfach für
Denarius gebraucht ; vgl. argentum bigatum
Liv. 33, 23, 7. 9; 34, 46, 2; 36, 21, II)
der röm. Denar, der das ältere (durch die
Zweiheit der Pferde sehr ähnliche) Rs.-Bild
der reitenden Dioskuren durch eine Gott-
heit (Luna, Diana, Hercules, Victoria usw.)
in einer eilenden Biga, zuweilen auch Triga,
von Herden (Abb. 70), Hirschen, Ziegen-
böcken, Kentauren, Eroten, Hippokampen
ersetzt; das geschah seit etwa 196 v. C,
und der B. erhielt sich, ohne aber den
Dioskurendenar zu verdrängen, etwa bis
73 V. C, von wo an die schon seit einiger
Zeit den einzelnen M. -Meistern über-
lassenen Typen nur ausnahmsweise einmal
eine Biga zeigen. — Bei Tac. Germ. 5
dient der B. nebst dem Serratus (s, d.)
zur Bezeichnung entweder der schwereren
Denare (^84 Pfund) gegenüber den seit
Nero auf 1/96 Hund herabgesetzten (Z. f. N.
29 S. 220) oder ganz allgemein der älteren
republik, gegenüber den späteren und den
kaiserl, auch wenn der Münzfuß eine
solche Bevorzugung nicht begründete, vgl.
Norden, Tacitus' Germania 3 S. 280/1. —
R. E. III S.467; Traitö I S. 623/25.
R.
Blldersturmerei (Ikonoklasmus) ist die
gegen die übertriebene Verehrung der Bilder
Christi und der Heiligen usw. gerichtete
Bewegung in der griech. Kirche, die etwa
von 710 — 850 n. C. zum Siege gelangt;
während dieser Zeit vermeidet man auf den
M. das eben erst von lustinianus IL ein-
geführte Bild Christi, setzt oft auf beide
Seiten der N und M das Kaiserbild und
aut die Rs. der -^ nur Schrif tzcilen ; unter
Michael III. (842—867) tritt das Christus-
bild wieder auf, die B. hat ausgetobt. R.
Bilderverbot ist das im mosaischen Ge-
setze begründete Verbot der bildlichen Dar-
stellung tierischer und menschlicher Wesen.
Die jüd. M. der Makkabäer, Hasmonäer und
Idumäer befolgen es streng, ebenso die von
den Römern vor 66 n. C. für die Provinz
Judäa und die in den beiden Auf ständen von
66/70 (Abb. 86) und 132/35 n. C. geschlage-
nen jüd. M., nur die Könige Philippus IL,
Agrippa I. und II. mißachten es. — Im
Islam hat es sich erst im Zusammenhange
mit dem seit dem 7. Jh. in der griech. -christl.
Religion tobenden Bilderstreit entwickelt,
ist im Bereiche der sunnit. Religion auf M.
nur mit gewissen Ausnahmen, in der schi-
itischen (insbes. in Persien) gar nicht durch-
geführt worden. — Mitteil. Num. Ges. Wien
1925 S. 297/8. R.
Bildnis (Porträt) s. Münzbildnis,
Bilingue Münzen sind M., deren Auf-
schrift in zwei Sprachen abgefaßt ist, s.
Zweisprachige M. R.
Billets patriotiques oder billets de con-
fiance hießen die von vielen f ranzös. Städten
und Bezirken seit 1789 ausgegebenen
Scheine, meist zu 5, 10, 1 5, 20 sous, die als
Wechselgeld zu den Assignaten (s. d.) des
Staats dienen sollten. Auch im Kriege
1 870/1 wurden solche Scheine ausgegeben*
— Revue frang. 1852, 1899/1900.
A. KeUer.
BUlon (Bullion, Vellön). Das zuerst in
Frankreich in der Mitte des 1 3. Jahrhun-
derts vorkommende Wort »BiUon« bedeutete
ungemünztes Edelmetall, welche Bedeutung
das Wort »Bulliond in England bis zur Gegen-
wart behalten hat. Sonst aber ging im
IS- Jh. das Wort auf wenig Edelmetall
BILLON BLANC— BISSOLA
75
haltende Metallmassen und Münzen über.
Wir finden es in dieser Bedeutung in Italien
als Bilhonum oder Boihonum oder Biglione,
in Spanien als Vellon, in Portugal als
Bolhäo, in Deutschland als Bulsoni und
Belligon. — Z. f. N. 25. Bd., 1906, S. 327
—330. S.
Billotl blanc wurde in Frankreich zur Zeit
des Ancien regime die mindestens halbfeine
Billonmischung genannt (soo/icXK) oder 6
deniers fein). Gewöhnlich nannte man aber
auch die größeren Billonmünzen wie den
Douzain und Dizain (s. diese) Blancsmün-
zen, obgleich sie weniger als 6 deniers fein
waren. — Levasseur, S. 37. S.
Blllon-M., d. h. aus einer absichtlichen
Legierung von Silber und Kupfer, haben
im griech. Altertum die Städte der Insel
Lesbos im 6. und frühen 5. Jh. geprägt,
und zwar mit etwa 40^/0 Silber ; alle anderen
Fälle von B.-M., die z. B. in Karthago, den
Städten am Nordrande des Schwarzen
Meeres, bei den spätesten Seleukiden, Par-
thern, Ptolemäern, gallischen Stämmen,
den provinzialröm. Prägungen (Abb. 88.
89; bes. den Alexandrinern, Abb. 91) und
der röm. Reichs -M. des 3. Jh.s (s. unter
Argenteus Ziffer 3) vorkommen, dürfen als
Münzverschlechterung gelten. — Z. f. N.
26 S. 47, 77/91, 100/114; Trait^ I S. 363.
R.
Bimetallismus = Doppelwährung (s. d.)-
Binlo = die Zweizahl, etwas, was zwei
Einheiten umfaßt; für den röm. Doppel-
aureus gebraucht vom Chronogr. von 354
ed. Mommsen S. 648 sowie in den philoxeni-
schen Glossen S. 30 ed. Steph., nach Pinder
u. Friedlaender, Beiträge 185 1 S. 1301, Er
ist von Domna, Caracalla und Elagabalus
vorhanden, für diesen auch von den Script,
hist. Aug., vita Sev. Alex. 39, 9 in zweifel-
haftem Zusammenhange als forma binaria,
erwähnt, Z.f, N. 31 S. 9— 12. R.
Bisant, Bisantlus, byz. Goldmünze, s.
unter B&ant.
Bischof s. Episcopus.
Bischofsstab, Hirtenstab (baculus pasto-
ralis, baculus; imM.A.auch cambuta, cro-
cia, crozzia, ferula, pastorale, pedum, s. d.,
virga, griech. Lagobolon), ein bis in das 1 3.
Jh. aus Holz oder Elfenbein, heute meist
aus Metall gemachter, mannshoher, oben
mit einer lü-ümmung (curvatura), unten
in einer Spitze (stimulus) endender, reich
verzierter Stab, den der Bischof bei feier-
lichen Amtshandlungen, die Krümme dem
Volke zugekehrt, in seiner Linken hält.
Außer den Bischöfen sind auch die Äbte
im Bereich der ihnen untergebenen Kirche
zum Gebrauch des Stabes berechtigt, der
jedoch zum Unterschied vom bischöflichen
mit einem unterhalb der Krümme aufge-
hängten Tüchlein (pannisellus) versehen
sein muß. Die Form des Bischofsstabes-
war bis in das 2. Jt. hinein mannigfaltig.
Er endigte bis dahin oben bald mit einer
Kugel, bald mit einer T- förmigen Krücke,
bald mit einer leichten Biegung, bald end-
lich mit einer förmlichen Krümme, diese
Form im II. Jh. schon die gewöhnlichste.
Auf den Münzen erscheint der Krummstab
zuerst als Beizeichen auf Denaren Karls
des Großen in Mainz, Bonn und Utrecht
und auf einem Straßburger Denar Ludwigs
des Frommen. Später hält ihn gewöhnlich
der Bischof oder Abt in der Hand, manch-
mal je einen in jeder Hand; manchmal
kommt der Krummstab als Hauptmünzbild
vor, wie in Nienburg, oder zwei miteinander
gekreuzt, wie in Kolberg. — L Braun, Lex.
S. 47 f. Su.
Biscop s. Episcopus.
Blskuitporzellan ist ein glasurloses, nicht
glänzendes Porzellan; es wurde zur Zeit der
bes. Vorliebe für diesen Stoff, also etwa
zwischen 1750 und 1840 auch zur Her-
stellung von Medaillen verwendet, insbes.
durch die Berliner Manufaktur z. B. nach
den Modellen von Posch, aber auch in
Meißen u. a. R.
Bissola, Bissona wird wegen seines Bildes
der neue mailändische denaro imperiale
genannt, der zuerst von Barnabo Visconti
(1354—1385) mit einer Schlange, dem
Wappenbiide der Visconti, zwischen 3 Rin-
gen geprägt wurde. Durch Dekret vom
31. August 1409 war er gleich «/s altem
den. imperiale: imperiales novi vocati Bis-
soni . . . hoc est quod tres valleant duos
Imperiales «. Sie waren ^»yiooo fein, 0,765 —
0,740 g schwer; später geringer: Joh. Maria
Visconti (1402— 141 2) prägte sie gleich Vi*
soldo, 0,56 g schwer und 78/1000 fein.
In der späteren Zeit ist auch eine mai-
länd. Münze von 3 Soldi, Grosso regale da
soldi tre, Ludwigs XII. (l 500— 1 512), »Bis-
76
BISTI— BLAFFERT
sona« genannt worden = 2,40 — ^2,45 g u.
550/1000 fein. I. Vs. gekr. Schild von Frank-
reich zwischen 2 gekr. sich ringelnden
Schlangen, Rs. 2 geknüpfte Binden. II. Vs.
gekr. Schlange zwischen 2 Lilien. — Gnec-
chi, Milano S. 43, 56, 100. Su.
Bisfiy persische Münze im Werte von
20 Dinar, s. *AbbäsT, Käzbekl.
Bit Das Wort B. bedeutete in West-
indien zuerst ein aus einer Silbermünze ge-
schnittenes Stück (Bit = Bissen, vgl. Cut
money u. Abb, 343, 343 a) und ging im
18. Jh. auch auf die kleinen spanischen
Silbermünzen, ein westindisches Hauptzahl-
mittel, über: der Real wurde unter dem Na-
men Bit ein fester, aber je nach Zeit und Ort
verschiedener Rechnungsbegriflf von 9 bis
7Va pence. Der Dollar war eine Summe von
IX bis IG Bits. Dann wurden 1797 — 1823 für
Westindien Silbermünzen zu 15 und 10
Cents, long und short bits genannt, gemünzt.
Bei den Indianern Nordamerikas hieß der
Vierteldollar »Two bits«. S. auch Cut
money. Die dänisch-westindischen B. s.
unter Franc. — Chalmers, S. 19. S.
Blunx (anscheinend neue Wortbildung)
= Zweivmzenstück bei dezimaler Teilung
des As, = Vio As, dem Sextans der duo-
dezimalen Teilung entsprechend; als M. mit
zwei Wertkugeln bezeichnet kommt er in
den ostital. Reihen des Aes grave (s. d.) und
bei den geprägten Kupferm. z. B. von Lari-
num vor. R.
Black Farthing werden die ältesten
Kupfermünzen von Schottland genannt.
Ihre Prägung wurde am 9. Okt. 1466 in
Edinburg von Jakob IIL (1466— 1488) an-
geordnet. Es gibt 2 Typen: I. Krone-
Andreaskreuz mit solcher auch auf jeder
Seite des Kreuzes. IL L R, gekrönt-
Andreaskreuz mit einer Krone im oberen
Teil und einem kleinen Andreaskreuz auf
jeder Seite und unten. Sie wogen 0,45 —
o, 58 g, urspr. = Va pennies, danach aber
galten sie im Umlauf = quadrantes, Far-
things. — Grueber, S. 177, Su.
Blatfert (Blafferd) ist eine Münzsorte,
die ihren Namen vielleicht von blaffen hat
und also eine breite Münze bedeutet. In
Norddeutschland sind das »penninghe von
twen penninghen«, breite Hohlpfennige,
meist mit Strahlenrand. Nach Grautoff
sollen sie in Lübeck zuerst mit doppel-
köpfigem Adler 1329 geprägt worden sein,
266 Stück aus der I4lötigen Mark (16 — 20
mm dm., I St. = 0,88 g), die uns erhaltenen
haben jedoch ein Gewicht von 0, 37 — 0, 55 g
und sind 13 — 14-lötig (nach Jesse, Wendi-
scher Mzverein S. 75 f., können diese erst
nach 1403 angesetzt werden, während die
frühste urkdl. Erwähnung um 1365 — 70 vor-
kommt), die späteren nach der Mitte des 1 5.
Jh.s sind 0,50 — 0,6o g schwer und aus der
6 lötigen Mark ausgeprägt (20 — 21 mm dm.).
Hamburg, Lüneburg und Wismar und an-
dere norddeutsche Städte haben ebenfalls
mit ihren Wappen seit dem 1 5. Jh. Blaflerte
geschlagen, z. B. Hannover zuerst 1438,
dann 1482 (Engelke, Hannov. Gesch. Bl.
191 5 S. 424). Noch 1542 ließ Lüneburg
Münzeisen für diese Münzsorte herstellen.
Dann hört man aber nichts mehr von ihnen.
— Jesse in Berl. Mbl. 1925 S. 205 ; Mena-
dier, D. M. IV S. 130 ff.; Curtius, Mzfd. v.
Travemünde, Z. des Vereins f. lüb. Gesch. u.
Altertumskd. Bd. 6 III, Lübeck 1891.
Neben diesem norddeutschen Blaffert
gibt es noch einen süddeutschen, der aber
mit jenem nichts zu tun hat und von dem
es auch zweifelhaft ist, ob die Namensform
denselben Ursprung hat; er heißt gewöhn-
lich Plappert, Plappart oder Blaphart, blaf-
f ardus und wird verschiedentlich abgeleitet,
so z. B. vom französ. blafard, bleich, nach
der bleichen, matten Farbe. Plapperte
werden ursprünglich französische Groschen
bzw. Halbgroschen (moneta blaffardorum in
frz. Urkd. bedeuten vor allem die Silber- u.
Billonstücke, die während der Unruhen
1417 — 1422 entstanden sind) genannt,
später schlechtweg jeder Halbgroschen.
Li der Schweiz, z. B. in Bern, Luzern,
Zürich, werden sie in der 2. Hälfte des
14. Jh.s geprägt, 1388 in Konstanz erst-
malig erwähnt, vor 1420 mit der Kehr-
seite Kreuz, daher Kreuzblapharte im
Gegensatz zu den :>alten Blapharten« ge-
nannt (1421 in Bern 100 Stück auf eine
8 lötige Mark == 2,34 g rauh und 1,67 g
fein schwer), von 1440 — 1450 in Zürich
Plapperte mit Wappen und Reichsadler,
daher »Krayen-Plapparte« genannt. Gegen
1500 mußten sie den Batzen weichen.
1425 wurde der Plappert von dem Rap-
penmünzbund als größere Bundesmünze
BLAMÜSER— BLANC
77
eingeführt: 145 Stück aus der 15 lötigen
Mark, l,62g rauh und 1, 52 g fein schwer,
I Plappert gleich einem kleinen Schilling
oder 6 Rappenpfennigen: Vs. Wappen mit
»moneta nova«, Rs. das Bild des oder der
Schutzheiligen. Er sank dann allmählich
in seinem Gehalt und Gewicht, 1533
wurden 119 aus der 8 lötigen Mark ge-
schlagen, I Stück = 1,98 g rauh und 0,99 g
fein; nach 15Ö4 wurde er nicht mehr
geschlagen, da er nach dem Reichsgesetz
von 1 559 keinen Kurs hatte.
Neben diesem Plappert gibt es auch
einen des schwäbischen Münzbundes, 1 501
von Ulm, Überlingen!, Ravensburg geprägt:
20 Plapperte = i rhein. f., i Plappert =
21 Heller, 3,1 g rauh, 1,84 g fein. Auch
in Straßburg wurden seit 1446 solche
Halbgroschen geprägt, zuletzt in Ensisheim
von dem Erzherzog Leopold 1 623 und 1 624.
In deutschen Urkunden werden auch
»meilische plapparte« oder »Schlangen-
blapharte« genannt, das sind Mailänder
Groschen der Visconti mit deren Wappen,
der Schlange ( Jesse S. 308 nr. 369). Siehe
auch Albus. — Cahn, Rappenmünzbund,
besonders S. 69, in u, 134; ders., Kon-
stanz S. i93ff.;Corragioni, Schweiz ;Vallen-
tin in Revue Suisse de Num. 1895 S. 9ff.
Su.
Dänische B. wurden zu den Zeiten der
Königin Margrethe (1397— 1412) in Flens-
burg ausgemünzt mit 2 Löwen auf der Vs.,
Kreuz mit dem Stadtnamen auf der Rs.
Im Jahre 1602 prägte Christian IV. 2-Pen-
ningstücke aus Kupfer, die in den Aus-
münzungs -Urkunden Blafferte benannt
werden, und zwar 200 bis 400 Stück aus
I Mark kölnisch, mit C zwischen i und 602
auf der Vs., II Penning auf der Rs. —
Hauberg III; J. Wilcke, Christian IV.;
Schou, Taf. XI, Nr. 18. W.
Blamfiser s. Blaumüser.
Blanc ist eine Groschenmünze von
weißem Billon, von gemindertem Gehalt,
zuerst in Frankreich neben den Tumosen,
die sie lange überdauerte, geschlagen,
dessen Typus die Blancs anfänglich im
wesentlichen zeigen, vor allem das jenen
eigentümliche gleichschenklige Kxeuz, den
Kranz von Lilien und die Umschrift : Bene-
dictum Sit nomen domini usw. Der Blanc
wurde von Johann IL von Frankreich
eingeführt, und zwar am 22. I. 1352
als Blanc ä l'^pi (mit der Ähre) wegen des
Zierats, der aus dem Kastell herauskommt:
81 Stück aus der 4 d. 8 gr. (I) feinen Mark =^
8 d. t., I Stück = 3g rauh, i g fein, dann
weitere Arten, z. B. der Blanc dit Patte
d'-oie (Gänsefuß), der Blanc ä la couronne
1357 usw., sie sind durchschnittlich 2—4
d. feinhaltig. Von den späteren ist u. a.
zu nennen der am li. III. 1385 eingeführte
Blanc dit Gudnar Karls VI. (i 380—1422) =
i/a gros oder Bl. de 10 den. t. : 75 Stück aus«
der 6d. feinen Mark, i Stück = 3,26g rauh
und 1,63 g fein, und der y» Gu&iar,.
1 50 aus der 6 d. f . M. = 5 d. t. = petit Blanc,,
I Stück = 1,63 g rauh und 0,68 g fein
(Schild mit 3 Lilien -befußtes Kreuz, i, d.
W. abwechselnd Krone u. Lilie). Diese
Sorte ist auch 1417 von Heinrich V. von
England geschlagen worden. Heinrich VI.
prägte den Blanc aux &us gleich dem grand
blanc (franz. u. engl. Schild nebeneinander,,
darüber R6RIQVS-langes Kreuz zwischen
Lilie und Leopard, darunter t6ßIQVS) 23.
XL 1422, 75 Stück aus der 5 d. f. Mark =
10 d. t., daneben auch 4. VL 1423 petits-
blancs: 150 Stück aus der 5 d. f. Mark.
Klarl VII. von Frankreich prägte unter
anderen grands und petits blancs einen
»Blanc au K« mit einem gekrönten K
zwischen Lilien, 80 Stück aus der 5 d.
feinen Mark, einen Blanc h T&u mit ein-
fachem Schild usw. — Blanchet IL
Nach französischem Vorbilde sind in den
benachbarten Ländern auch Blancs geprägt^
so in Metz die Metzblanken, und in Nach-
ahmung dieser Blanken in Koblenz, Deutz.
und Rheinberg nach 1470 (Noß, Trier S.
292 — 294).
In Ostfriesland wird 1422 der Gulden zu
14 »blancken« gerechnet; in dem Vertrage
des Erzbischofs von Köln mit der Stadt
Köln und dem Herzog von Jülich-Berg von.
1493 werden doppelte Weißpfennige »Blan-
ken« genannt (Kruse, Köln S. 94). Der
Name kommt in deutschen Urkunden bis
ins i6. Jh. vor. Su.
Später war »Blanc« ein Sammelname für
die verschiedenen französischen Münzea
aus Billon blanc (s. d.), besonders die
speziell »Blancs« genannten Sorten und
die Douzains (s. d.). i. Der Grand Blanc
78
BLANCA-BLAU(W)E GULDEN(S)
au soleil von 1475 zeigte auf der Vs. 3
Lilien im Dreipaß, oben eine kleine Sonne,
auf der Rs. ein Kreuz im Vierpaß, für
<iie Dauphin6e gevierten Schild, oben
Sonne-Kreuz mit zwei Lilien, zwei
Delphinen, in der Mitte Sonne; er wog
3,118 g und hielt 1,119 g Silber und galt
zuerst 12 Deniers. 2. Der Grand Blanc
k la couronne oder aux couronelles von
1488 zeigte auf der Vs. den Lilienschild und
'drei Kronen im Dreipaß, auf der Rs. ein
Kreuz mit zwei Kronen und zwei Lilien im
Vierpaß, wog 2,846 g, hielt 1,022 g Silber
und galt 12 deniers. Abarten waren
Douzain und Ludovicus (s. diese). —
Hoffmann, Taf . 37, 15—25, Taf. 45, 26;
Levasseur, S. 37ff., 230 f., 234 f. S.
Bianca war die kleinste spanische Münze,
die seit Ende des 15. Jh.s geprägt wurde;
sie war aus Billon und galt y» Maravadi.
Unter Ferdinand und Isabella und Klarl V.
war ihr Gepräge F-Y, seit Philipp IL
Kastell-königlicher Namenszug. Abb. 336.
Die B. verschwindet mit dem 17. Jh.,
im 18. Jh. wurden Kupfermünzen zu 4, 2
und I Maravedi geprägt. S.
Bianca agnus dei ist eine Billonmünze,
die zuerst von Johann I. von Spanien
(1379 — 1 390) in seinem ICriege um Portugal
gegen den Herzog von Lancaster in Toledo,
Burgos usw. geschlagen wurde; Typus Vs.
gekröntes I, Rs. Lamm Gottes von der
linken Seite. Zunächst gingen 1 539/as Agnus
dei auf die 458/1000 feine Mark, also i Stück
= 1,5 g, dann 144 auf die «43/1000 feine
Mark = 1,6 g, schließlich 148 auf die
"3,7/1000 feine Mark = 1,55 g. Diese
Münze hat später in einem Gewicht von
1,35—1,5 g auch Johann IL (1406—54)
geprägt. —Heiß I S. 70 ff. ~ Seit dem 15.
Jh. hieß die kleinste spanische Münze
Bianca (s. d.). Su.
Blancos burgaleses wurden 1252—58 von
Alfons von Kastilien und Leon (1152 — 84)
im doppelten Werte der üblichen Pepiones
(180 auf den Maravedi), 90 auf den Maravedi
geprägt. Typus : Vs. Wappen von Kastilien
und Leon = 2 Kastelle und 2 Löwen ohne
Schrift, Rs: ALF/onsus rex Cas/telle e/t
Legio/nis. — Heiß I S. 38 ff. Su.
Bland-Dollar» Volksbezeichnung für den
laut Bland-Akte von 1878 bis 1904 gepräg-
ten Dollar (s. d.).
BlanquillO) Müzuna, marokkanische Sil-
bermünze, s. Mitral.
St filaslustaler. Nachdem die Nachprä-
gung der venetianischen Scudi seit 1708 und
der Silberducati seit 1722 in Ragusa miß-
glückt war, versuchte es diese Republik,
die durch die Nachprägung fremder Münzen
nach schlechtem Fuße immer berüchtigt
war, mit der Fälschung der deutschen
Taler, Seit 1725 prägte sie solche mit
Brustbild des h. Blasius- Stadtwappen
und dem Werte: Ducatus et semis, das
heißt v/z Silberdukaten oder 60 Grossetti,
bis 1743, um dann zu den Rektortalern
(s. d.) überzugehen. Diese beiden Taler
hielten nicht wie die deutschen Reichstaler
2 5, 98 g oder wie die österreichischen 2 5, 578 g
Silber, sondern nur 15,626. Sie wurden in
großen Massen geschlagen und nach der
Türkei ausgeführt, wo man froh war, etwas
zu haben, das rund war ; in manchen Jahren
bis i/a Million Stück. — ReSetar i;i Mon.Bl.
num. Ges., Wien, 1910, S. 203 f. S.
Blasonnleren, vom französischen »Bla-
sen«, bedeutet das Verschönern der Schilde
durch Bemalung. — Seyler, S. 220. — Bla-
sonnierte Zweier hießen die in Nürnberg
mit Lackfarben illuminierten Halbbatzen,
die nach China gingen. — Schmieder, S. 482.
Blaumtiser (Blamüscr) war die volks-
tümliche Bezeichnung der seit 1527 in
Nymwegen geprägten Halbstübcr. Da in
den . Niederlanden Minderwertiges vom
Volke »blau« genannt wurde, erhielten die
schlechten Halbstüber den Namen »Blaue
Mäuse« oder »Blaumüser«. In Deutschland
ging dieser Name auf eine größere Münze
über, den Adler- oder Arendschilling (s. d.),
den KLarl V. 1536 als 4-Stüberstück einge-
führt hatte und der 1586 auf 6 Stüber
gesetzt, zum Schilling gemacht wurde.
Diese Münze wurde seit 1600 als Achtel -
taler in Westdeutschland in großen Ment^en
geprägt, noch 1665— 1668 in Koblenz, 1670
—1676 in Minden, 1678 in Münster. — Bl.
f. Münzfr. 1910, Sp. 4347 ff,; Tijdschrift
1910, S. 133 ff.; Schrötter, Brandenburg,
Gesch., V, S. 302. S.
Blau(w)e guldcn(s) sind schlechte Gold-
gulden Herzog Reinaids von Geldern (1402
— 1423); sie waren nur 16 karätig, also nur
von ^3 Wert der rheinischen Gulden. Blau
BLECHMÜNZEN— BLUTZGER
79
heißt falsch, eitel, unwahr. — I. E. ter
Gouw, S. 49 ff. Su.
Blechmfinzen, veralteter Ausdruck für
Hohlpfennige, s. d.
Blei (PI, spez. Gew. 11,34) als Metall für
M. ist bei der Empfindlichkeit des Stoffes
gegenüber der Luft und dem Druck der
Hand usw. wohl nie angewendet worden;
doch ist B. Zusatzmetall zur Bronze, sei es
aus technischen, sei es aus fiskalischen
Gründen (Trait6 I S. 370; Z. f. N. 26 S. 12,
121, 129); sodann ist B. für gegossenes Not-
geld und Marken (Tesserae, s. d., Abb. 85),
die nur für kürzere Zeitdauer und minder
lebhaften Umlauf bestimmt sind, wegen
seiner Billigkeit, Leichtflüssigkeit und ge-
ringen Schwundes bes. gern verwendet
worden, ebenso für Handelsbleie (Waren-
plomben, Trait6 I S. 709/11) und aus
den gleichen Gründen, zu denen noch seine
oberflächliche Ähnlichkeit mit dem Silber
tritt, auch von Falschmünzern (vgl. Di-
gesten XLVin 10, 9) und Münzfälschern
von griech. und röm. Zeit an bis in unsere
Tage. — Trait6 I S. 371/74-
Die B.-Medaillen der früheren Renaissance
sind z. T. die ersten Probegüsse, die dann
zur Schonung des Ur -Modells als »Zwi-
schenmodelle « benutzt wurden, doch haben
spätere deutsche Meister, z. B. T. Wolff,
V. Maler, auch ihre endgültigen Stücke oft
in B. hergestellt. — Endlich besteht aus
Blei die Mehrzahl der byz., Kreuzfahrer-,
venetianischen und päpstlichen Siegel, s.
unter Bullen. — Das Blei zersetzt sich sehr
schnell, worunter auch die stark mit Blei
legierten antiken Bronze-M., bes. die Mün-
zen des 3. Jhs. n. C. von Athen, Makedo-
nien, Phönikien zu leiden haben (Bleifraß),
vgl. unter Reinigung. R.
Die Warenplomben, besonders die mittel-
alterlichen, sind von wirtschaftsgeschicht-
licher Wichtigkeit. Ferner spielt Blei in der
Münztechnik eine höchst bedeutende Rolle
als Reinigungsmittel für Gold und Silber,
indem diese Metalle durch Zusammen-
schmelzen mit Blei von den unedlen Zu-
sätzen geschieden werden (s. Gold und
Silber), worauf auch die Kupellenprobe
(s. d.) beruht. S.
Bllckdlber. Aus den reichsten Silbererzen
gewann man eine Mischung, die noch viel
unedles Metall enthielt. Um dieses zu
beseitigen, wurde die Masse mit Blei in
einem Test, einem aus abgeschlemmter,
festgestampfter Asche geformten Gefäße,
das die andern unedlen Metalle mit dem
Blei verschluckte, geschmolzen. Sah man
das Silber zum ersten Male in einer weißen
Farbe, so nannte man es Blicksilber, es
war 15 — 14 lötig und wurde durch weitere
Behandlung zum Brandsilber (s. d.). Die
von den erzgebirgischen Hütten den Münz-
stätten gelieferten Silberbarren hießen
»Plicke« (Blicke); sie wurden hier fein-
gebrannt. — Busse, S. 100 — 103, 107;
Flörcke, S. 663 ff. S.
Blind nennt der Numismatiker die Seite
einer Münze oder Medaille, die ohne
Prägung geblieben ist.
Blitz. Der B. wird bei den Griechen,
da sie das Feuer als Blume symbolisierten,
gleichfalls als Blume dargestellt, und
zwar als Lotosblüte oder -knospe, beides
meist verdoppelt, oft durch Flügel, Pfeile
oder gewellte Feuerstrahlen ergänzt, die
dann zur Hauptsache werden. So er-
scheint er als alleiniges M.-Bild insbes.
auf M. von Elis (5./4. Jh.), Myndos, Lokroi
Epizeph., Agathokles, Hieronymos, Pto-
lern. V., Alexander L von Syr. und, auf
Tisch gelegt, in Seleukeia Sjn:.; auf M
der heilenist. Zeit ist er, als Rs. zum Zeus-
kopfe gesellt, ein sehr häufiges M.-Bild;
er kommt dann vor in der Hand des Zeus
(Abb. 30; deutlicher auf demTetradr. von
Aitnai), der Athena Promachos und in den
Klauen (Abb. 75) des Adlers (Abb. 51.66).
— Jacobsthal, Der Blitz, Berlin 1906 (M.
sorgfältig benutzt); Anson, Greek coin
types IV Taf. IX— XIV. R.
Blob, Bezeichnung der kupfernen 5-
Cents-Münze von Ceylon, die im J. 1870
zuerst ausgegeben und im J. 1909 durch
eine Nickelmünze ersetzt wurde. Größe 34
mm. — Num. Circ. 18, 12062. V.
Bluebacks sind die wegen ihres blauen
Drucks im Gegensatz zu den Greenbacks
(s. d.) der Nordstaaten im Sezessionskriege
1 8 61— 1 8 65 ausgegebenen Papierscheine
der amerikanischen Südstaaten. S.
BItttzger (Bluzger) war eine kleine Silber-
münze von Bistum und Stadt Chur sowie
der Herrschaft Haldenstein, von der Mitte
des 16. bis zum Ende des 18. Jh.s geprägt.
Die älteren zeigen auf der Vs. ein Kreuz,
8o
BOCKSPFENNIGE— BOLETTEN
auf der Rs. die Jungfrau Maria, die des
18. Jh.s Wappenschild -Kreuz. Über die
Herleitung des Wortes s. Bergmann in Sitz.-
Ber. d. Wiener Akad. 1851, S.200. S.
Bockspfennigey Bockstaler hießen Münzen
der Stadt und des Kantons Schaffhausen
von dem aus dem Stadttor springenden
Widder (Bock) auf der Vs. — Corragioni,
Taf. 28.
Bodenseebrakteaten sind, wie der Name
sagt, Hohlpfennige des 12, u. 13. Jh.s
aus dem Bodenseegebiet. Ihr Kennzeichen
ist bis ca. 1230 ein wulstiger, von ca. 30
großen Perlen umgebener Hohlrand, dann
eine aus Kreuzen und Kugeln oder öfter
aus Kreuzen und Vierecken bestehende
Randverzierung, seit ca. 1250 ein feiner
Kreis aus Perlen (Dm. 23 mm. Durch -
schnittsgew. zunächst 0, 52 g, s. Abb. 206/7).
Es sind vor allem die Pfennige der Bischöfe
von Konstanz, die »Constantienses«, die als
Hohlpfennige seit den achtziger Jahren des
12, Jh.s geprägt sind. In Anlehnung an
diese wurden Brakteaten auch in kleineren,
z. T. kaiseriichen Münzstätten des Boden -
sees geschlagen, die z. T. :>denarii Constan-
tienses ultralacenses oder translacenses«,
d. h. Konstanzer Pfennige jenseits des Sees
hießen, um 1200 u. a. in Radolfszell, Über-
lingen, Lindau, St. Gallen und Kempten.
Die Vorherrschaft der Konstanzer Pfen-
nige ist durch den Münzverein vom 19. 4.
1240 gesetzlich festgelegt: in diesem wurde
Gewicht und Gehalt der Münze bestimmt:
504 Pfennige auf die Konstanzer Mark,
also ein Pfennig = 0,46 g, 512 Pfennige
aus der feinen Mark, also ca. 0,45 g fein.
Das Münzbild wechselte.
Zwischen 1240 — 1280 entstanden eine
Reihe neuer Bodenseemünzstätten, so z. B.
in Memmingen, Buchhorn, Biberach, Ried-
lingen u. a. Beeinflußt z. T, durch diese
Münzen, die nicht so gut kontrolliert wer-
den konnten, sank der Konstanzer Pfennig
in seinem Werte, 1275 gingen 540 Pfeimige
auf die feine Mark, i Stück =0,435 g, und
diesen Feingehalt hatte auch der Kon-
stanzer i^ewige Pfennig« von 129 J— 1338
mit Bischofsbrustbild von vorn zw. Halb-
mond und Stern (Durchschnittsgew. 0,45 g).
Abb. 207. — Cahn, Konstanz. Su.
Bodle, aöderer Name für den Turner
(s.d.) von 1677.
Bocke s. örtli und Fünfzehnkreuzer.
Böhm s. Prager Groschen.
Böse Halser sind das schwarze Geld der
bayrischen Herzöge, das in der Zeit der
österreichischen Schinderlinge (s. d.) um die
Mitte des 15. Jh.s 5 lötig und geringer
von Heinrich IV. und Ludwig IX., Ernst
und Wilhelm IIL, Albert III. und Adolf in
Landshut, Wasserburg, Braunau, Ötting
und München geprägt wurde, auch von
Bischof Ulrich III. v. Passau, Erzbischof
Sigmund v. Salzburg und den Leuchten -
berger Landgrafen. Besonders letztere
haben als Inhaber der Grafschaft Hals in
Anlehnung an die Gepräge der Herzöge
von Bayern und Österreich »böse und ge-
ringe« Münze ausgegeben. Dieses Geld
wurde daher in Bayern 1448 und 1458.
ausdrücklich verboten, ebenso wieder 1460
und 1465. Die Ähnlichkeit nwt den öster-
reichischen Pfennigen ist besonders groß^
weil hier die Übereinstimmung des Wap-
penbildes Täuschungen verursachte. —
Schalk in N. Z. XII S. 245 f. und ders.,
der Ybbser Mzfd. in N. Z. 22 S. Ssfif.;
Luschin, die bösen Halser in Münch. Mitt.
Bd. VII. Su.
Bogtts-Cents s. unter Copperheads.
Boletten hießen in rheinischen Städten
die Präsenzzeichen (s. d.). Die Polletter
spielten seit Mitte des 17. Jh.s in Schweden
eine große Rolle zur Erleichterung des
Verkehrs der Bergwerke und anderer
großen Betriebe innerhalb kleinerer Ge-
biete als Geldersatz bei Mangel an
staatlicher Münze. Das Wort ist wahr-
scheinlich von dem französischen poulet
(Brief lein, Karte oder Marke) abge-
leitet. Die Polletter waren ursprünglich
eine Bescheinigung für geleistete Arbeit^
gelieferte Waren, erlegte Steuer; später
wurden sie von Privatgesellschaften, be-
sonders Bergwerksgesellschaften, mit der
Angabe eines gewissen Geldwertes aus-
gestellt, indem die Gesellschaften bei dem
Münzmangel ihre Arbeiter damit bezahlten.
Die Polletter wurden hiernach als Privat-
münze in der nahen Umgebung verwen-
det, die Einlösung in eigentlicher Münze
oder in gewissen Waren, auf welche die
Polletter lauteten oder im Wert dieser
Waren konnte von der betreffenden Gesell-
BOLIVAR— BOLOGNINO
81
Schaft gefordert werden. — A.W. Stiern-
stedt, Beskrifning öfver Svenska Polletter,
Stockholm 1872. W.
BoUvar, südamerikanische Goldwerte. In
Uruguay werden Stücke zu 100, 25 und
20 Bolivares geprägt, letztere 6,45 g schwer
mit 5,805 g Goldgehalt. In Venezuela war
der B. seit 1870 eine Goldmünze zu 20
Venezolanos (s. d.), wog 32,258 g, hielt
29,032 g Gold, zeigte auf der Vs. den
Kopf Bolivars, auf der Rs. den Landes -
Schild. Heute ist er als Münzeinheit der
Goldwährung Venezuelas gleich dem Gold-
frank, während der Silberbolivar 5 g wiegt,
der 5 fache oder Venezolano oder Peso
fuerte 25 g wiegt und 22^2 g Silber hält.
Ihren Namen haben diese Münzen von dem
Befreier der südamerikanischen Staaten von
der spanischen Herrschaft, dem General
Simeon Bolivar. S.
Boliviano hieß seit 1864 der bolivianische
Peso. Der ganze Peso oder Peso fuerte
wog 24,96 g mit 22,46 g Silbergehalt, seit
1871 war er gleich dem französischen
silbernen 5 -Frankstück. Aber der Boli-
viano lief meist in Teilstücken um, in
denen er nur 20 g wog und 18 g Silber
hielt. Auf der Vs. befand sich das Landes -
Wappen zwischen Armaturen, auf der Rs.
die Wertbezeichnung. Der Goldboliviano
ist heute die bolivianische Münzeinheit =
Vs Sovereign. — Noback», S. 1095 f.;
Fonrobert, Nr. 9658. S.
Bellet = PoUett (s. Boletten). Die
Polletter wurden zuerst auch Bollerter ge-
nannt, wahrscheinlich vom französischen
billet oder poulet (» Brief chen«) abgeleitet,
und in Schweden als Bescheinigung für
gelieferte oder zu fordernde Leistungen
benutzt. W.
Bologfiino piccolo und grosso sind
Münzen, die zuerst von der Stadt Bologna
geschlagen sind. Der Bolognino piccolo ist
der Denar, der von der Stadt auf Grund
des Privilegs Kaiser Heinrichs VI. v. J.
1191 geschlagen wurde: ENRICVS um
die Buchstaben IPRT (Imperator), die
kreuzweis um einen Punkt gestellt waren,
und auf der anderen Seite BONONI um
ein A, 12 Stück = i soldo, 2V4 0nzen fein,
9V4 Onzen JE auf das Bologn. Pfund (362 g),
aus dem 558 Stück geschlagen wurden, also
I = 0,648 g rauh xmd 0,153 g fein schwer
WOrteirbiusli der Kttuskandfl.
(Malaguzzi in Riv. it. di num. 1897 S. 443,
1898, S. 384), später weniger.
Der Bolognino grosso wurde 1236 mit
demselben Typus wie der piccolo erstmalig
geschlagen = 12 Bolog. piccoli, 32 grani
schwer = i,57 g, 10 Unzen fein, 240 Stück
auf das Pfund. 1269 i Stück = 1,41 g,
1351 = 1,288 g. Beide Arten Bologninos
wurden in Mittelitalien nachgeahmt, der
piccolo nur vereinzelt, z. B. in Ferrara,
dagegen der grosso in Rom, Ancona, Ca-
merino, Chieti, Fermo, Ferrara, Macerata,
Modena, Mantua, Gubbio, Perugia, Ortona,
Sora usw.
In Rom ließ Urban V. 1 368 eine Abart
mit der Büste des Papstes, Umschr.
VRB.PP.QNTS und auf der Rs. VRBI
ins Kreuz gesetzt, Umschr. S.PET.E PAL
= 1,25 g als Bolognino romano schlagen.
Dieser hatte die Hälfte des Gewichts des
grosso papale, wurde daher auch Halb-
groschen genannt. Auch diese Art wurde
vielfach nachgeahmt, z. B. in Aquila, As-
coli, Ortona, Pesaro, Recanati, Solmona,
Spoleto, Tagliacozzo.
Taddeus Pepoli (i337— 134^) prägte in
Bologna unter dem Namen Pepolese in
Nachahmung des Anconetano, des Groschens
von Ancona, einem doppelten Bolognino:
laut Urk. v. 20. IL 1338 57—58 Grani
schwer =^Zgj 10,14 Unzen fein. Vs. Kreuz,
Umschr. TADEVS DE PEPVLIS, Rs. S.
Peter mit dem Schlüssel von vorn, Umschr.
S. P. DE BONONIA. Papst Innozenz VI.
(i 352 — 62) ließ in Bologna Grossi u. piccoli
mit Rs.: Mater Studiorum im Kreuz
schlagen, die dann von den Päpsten
weiter geprägt wurden.
In der Neuzeit schlug Gregor XV. in
Bologna 1 621 einen Mezzo Bolognino (Münz-
fuß am 10. XL 1612 auf 40 Stück auf das
Hund = 8,5 g festgesetzt) aus reinem
Kupfer mit dieser Umschrift um einen
halben Löwen, auf der anderen Seite
Wappen, ringsherum »Bononia docet«.
Diese Sorte wurde bis über die Mitte des
18. Jh.s geprägt. Im 18. Jh. wurden auch
silberne »Cinque Bolognini« mit dieser
Aufschrift von den Päpsten geschlagen,
1783 kupferne ganze Bolognini mit der
Aufschrift »Un Bolognino«. —Malaguzzi,
La zecca di Bologna in Riv. it. di num.
1897/98. Su.
6
82
BONK— BOURGOIS
Botlk. Die Bonken waren zerschnittene
javanische Kupferbarren zu 8, 2, i und
Vz Stüver mit der Jahreszahl auf der
einen und der Wertzahl auf der anderen
Seite, die auf den Sundainseln aus Mangel
an Münzen 1796— 1799, 1803 und 1804,
1808 — 1810 und 1818 ausgegeben bis 1826
umliefen. Die 8-, 2- und i -Stüver wogen
1803/4 l57Va, 33V2 und 22 bis 18 g. —
Netscher, Nr. 26, 45—47, 54, 88, 89;
Ebert, Reallex. IV S. 236. S.
Botitiet Piece, schottische Goldmünze
Jakobs V., 1539— 1542 geprägt, mit der
mit einem Barett (bonnet) bedeckten Büste
des Königs auf der Vs., dem schottischen
Schilde auf der Rs. Die Münze galt 40
Schilling schottisch, wog 5,73 g und hielt
5,49 g Gold. — Grueber, S. 181 f.
Bononier, Verdeutschung der bolognesi-
schen Groschen mit der Legende :>Bononia
docet«. S. Bolognino.
Bonus EventuSy altröm. ländlicher Segens-
gott, von evenire = Aufgehen der Saat,
später ein Gott glücklichen Ausganges
überhaupt; beischriftlich so bezeichnet ist
ein jug. Kopf mit Stephane auf Denaren
des Scribonius Libo und solchen des Inter-
regnums von 68/69 n. C. ; auf röm. Kaiser*
M. führt die Bezeichnung B. E. ein apol-
linischer Jüngling mit Schale und Ähren,
vgl. Plin. N. h. 34, ^^ (auch Zweig oder
Füllhorn, dann also als Genius) und so
erscheint der ß. £. ohne Beischorift auch
auf griech., z. B. mösischen Kaiser-M.;
andere röm. M. zeigen zur Aufschrift Boni
Eventus die Fides mit Fruchtkorb und
Ähren. — Bernhart, Handbuch S. 85;
Gnecchi, Tipi S. 60; W. Koehler, Personif.
abstrakter BegrifiEe S. 59; R. E. III S. 715.
R.
Boratiaki waren polnische 1659 bis 1663
geprägte, nach dem Münzpächter Titus Li-
vius Boratini benaimte kupferne Schillinge.
In diesen Jahren wurden 6 bis 7 Millionen
Stück hergestellt, wozu noch mindestens
ebensoviele :^ Wallachische Schillinge« ka-
men, meist in der Wallachei entstandene
Fälschungen. Diese Prägung war eine der
unheilvollsten Maßnahmen Polens, denn
diese Schillinge, in kurzer Zeit in enormen
Mengen mit Zwangskurs ausgegeben, ver-
trieben alles Gold- und Silbergeld aus dem
Verkehr und zum größten Teile aus dem
Lande. Dadurch ist Polen ein Land der
Kupferwährung geworden und hat sich
von dieser nicht mehr erretten können,
wurden doch noch in den fünfziger Jahren
des 18. Jh.s ähnliche Kupferschillinge in
riesigen Massen geprägt. — D. Braun,
Ber. V. poln.-preuß. Münzwesen, Elbing
1722, S. 117 ff., 165 fr. S.
Bordelois werden die in Bordeaux (Burdi-
gala) geprägten deniers (s. denier) genannt.
Borjookes = Kharaz (s. d.).
Botdrager, Butken, »Bottichträger« ist
eine urkundliche Bezeichnung niederlän-
discher Groschen, die ihren Namen nach
dem auf ihnen erscheinenden behelmten
Löwen haben; den Helm verglich das Volk
mit einem Topf, Bot. Dieser Typus ist
in Flandern auf Groschen und Doppel-
groschen am 28. VL 1365 von Ludwig
V. Male eingeführt und dann vielfach nach-
geahmt worden. Die brabantischen Herzog
Antons vom 20, XII. 1409 sind die letzten
derartigen Münzen, in Vilvorde und Löwen
geschlagen. Von diesen gehen 58 auf die
Mark und sie sind 5 d. 3 gr. fein, i Stück
= ca. 4,2 g. De Witte IS. 185, 188, Rcv.
num. Beige I, S. 257. Die Doppel-Labbayen
Herzog Philipps v. St. Paul von 1429 haben
den Typus dieser Münze und werden da-
her auch noch Botdrager genannt. Nach-
geahmt wurden die Botdrager von mehr
als 20 Herren in Nordfrankreich, in den
Niederlanden und im Rheinland, Auf-
zählung bei Engel-Scrrure III S. 1094,
1443; Serrure, Limitation des types mond-
taires flamands au moyen age, Brüssel 1899,
S, 50 ff. Herzog Wilhelm IL von Jülich
(1361 — 1393) hat in Veenrag als Regent
des Herzogt. Geldern (i 371/77) und in
Dülken Botdrager geschlagen. Noch 1525,
1529 werden »Dortmuntschc, Munstersche
Butdreger« zu 5 und 6 Pf. genannt, wo also
der Name auf Dortmunder und Munster-
sche Va-Schillingc übertragen ist. —
Dtsche. Städtechron.," Dortmund, S. 419,
424. Su.
Bourgois double und simple sind Billon-
münzen Philipps IV. des Schönen von
Frankreich, 1311 bis Sept. 1 31 3 geschlagen.
Diese Münzen haben ihren Namen von
dem Kreuz von Bourges (ein lat, oder
Passionskreuz t)i sind aber in allen
damaligen Münzstätten des f ranzös. König-
BRAB ANTER— BRASSAGE
83
reiches geschlagen worden, um die doubles
und deniers Parisis zu verdrängen.
Typus des Double: Vs. i. F. FOR/TIS ge-
krönt, Rs. verziertes Kreuz; des Simple: Vs.
i. F. NOV/VS darüber eine Lilie, Rs. glattes
Kreuz. Münzfuß D. : 183 aus der 6 d. f.
Mark =2^2 d. t. = 1,34 g rauh, 0,62 g fein.
S. : 220 aus der 3 d. 18 g f. M. = 1^4 d. f. =
1,1 1 g rauh, 0,35 g fein. — Blanchet II
S. 234, 240. Su.
Btabanter, Brabantini heißen urkundlich
die Stärlinge Johannes I. v. Brabant (1268 —
1294) und seiner Nachfolger, die ältesten mit
Löwenschild und Zwillingsfadenkreuz (de
Witte, Brabant I nr. 213). Sie traten in
siegreichem Wettbewerb mit den englischen
Sterlingen. Das älteste urkdl. Zeugnis in
Aachen 1 280 : »quindecim milia marcharum
denariorum qui vulgariter anglici braban-
tini dicuntur« (Menadier in Z. f . N. 31, S.
242, 284 f.); 1346 in einer Urkd. für Kessel-
stadt auf Trierer Gebiet: »4 mr. brabanti-
norum denariorum legalium et bonorum«.
1328 in einer Ukd. für Wikkingen »penninge
brabante«. — Lamprecht, Dt. Wirtschafts-
leben II, S. 434; vgl, Jesse nr. 198. Su.
Bfabanter Taler s. Burgundischer Taler,
Albertustaler.
Brabeoii s. Schulprämien.
Braccatores werden in Polen im 1 5. Jh.
■die Leute an der Münze genannt, die die
Münze mit einem Zeichen versehen, die
dann pecunia bracata heißt: vgl. Urkunde
zu Schweidnitz ausgegeben: »Braccatores
constituemus in civitatibus et oppidis qui
monetam signent et notam seu signum per-
cussionis illi imponant quo facilius cognosci
ab omuaibus et vitari possit« (Du Gange),
vgl. Urkunde von 1447 (Inter, leg. Pol. I,
1 54) »de minuta pecunia bracata statuimus
ut per Universum regnum capiatur com-
mode etc.«. Du Gange. Su.
Brähmi heißt das ind. Alphabet, dessen
sich die griech.-ind. Könige Pantaleon und
Agathokles neben dem griech. bedienen.
— Head, H. N.» S. 844- R-
Brakteat. Dieser Münzname ist ein ge-
lehrter Ausdruck für Hohlpfennige, beson-
ders für mittelalterliche. Das Wort erscheint
zuerst in einer Glosse zu einer Urkunde von
1368 »einen holen Pfennig bracteati«.
Dann wurde der Name von Olearius und
der zu ihm gehörenden Gruppe Thüringer
Gelehrten gegen Ende des 17. Jh.s in Auf-
nahme gebracht und ist ein mißbräuchlich
angewandtes Gelehrtenwort. Isidor von
Sevilla (Origines XVI, 17) erklärt das
Stammwort »bractea« als dünnstes Blech
»tenuissima lamina« vom griech. »ßpa-
Xstv«, knittern; daher »bractearius « oder
»bracteator« = Goldschläger und »brac-
teatus « ein vergoldeter Gegenstand, z. B. bei
Seneca ein »leo bracteatus«. — Buchenau,
Mitt. d. Österr. Ges. f. Münz- u. Med.-Kd.
1910 S. ISO; Höfken, Archiv f. Brakt. I.
Einl. —Wir unterscheiden von B. i. griechi-
sche B., stets von Gold, dünne, einseitige
Abdrücke mit hohler Rs., meist von wirk-
lichen M., etwa 4. — 2. Jh. ; sie sind z. T. in
Gräbern gefunden worden und mögen also
in Stellvertretung von M. dem Toten mit
ins Grab gegeben sein. Vgl. unter Gharons-
fährgeld. Trait^ I S. 517. — 2. nordische
und germanische Schmuckbrakteaten (s.
Schmuckbr.). 3. deutsche B. des Mittel-
alters (s. Hohlpfennige). Su,
Brandsilben Im Mittelalter verstand man
unter Brandsilber so reines Silber, wie es
die übliche Behandlung in den Hütten her-
vorbrachte. Die höchstmögliche Feinheit
wurde absichtlich nicht erreicht, weil die
Silberbrenner zwar bei starker Erhitzung
sehr feines Silber erzeugen konnten, dabei
aber einen Teil davon durch Verflüchti-
gung im Rauch verloren. Um die Mitte
des 16. Jh.s brannte man nur 15 Lot 3
Quintfein, im 18. Jh. nicht 16 Lot, sondern
I Pfennig weniger fein, also 1 5 Lot 3 Quint
3 Pfennig, manchmal auch nur 15 Lot
3 Quint 2 oder l Pfennig. — Klotzsch II,
S. IV— VII; Busse, S. 102; Flörcke, S.
661 ff. S.
Brandtaler sind die auf die heldenmütige
Verteidigung der Stadt Thorn gegen die
schwedischen Belagerer im Jahre 1629 ge-
schlagenen Denktaler mit dem Bilde der
brennenden Stadt.
Braspenning. Das niederländische Wort
»bras « bedeutet etwas Geringwertiges. Das
Volk nannte Braspenning den brabanti-
schen und flandrischen Viertelstüver des
IS. und 16. Jh.s; seitdem bedeutete Bras-
penning einen Wert von 10 Deuten (s. d.).
S. auch Brasspenning. — v. d. Chijs, Bra-
bant, S. 168; Ter Gouw, S. 140—150. S.
Brassage. Mit diesem Worte wurden in
6*
BRASSPENNING— BRITANNIAMETALL
Frankreich während des ancien regime die
Münzfabrikationskosten bezeichnet. Der
Brassage fiel dem Münzmeister oder Münz-
unternehmer zu, während der Rest des
Münzertrages der Reingewinn oder Schlag-
schatz war. S. auch Seigneuriage. — Le-
vasseur, S. 117. S.
Bfasspenning soll nach van der Chijs
von Brassen (Prassen), das heißt »Gut
speisen« kommen, weil man für eine solche
Münze eine^gute Mahlzeit erhalten konnte.
Er war der halbe Jagher (s- d.), trug dessen
Gepräge und galt 12 Plakken (s. d.). S. auch
Braspeiming. — v. d. Chijs, Friesland,
S. 462 f., Taf. X und XVI. Andere erklären
den B. als »Braupfennig«, der als Akzise für
eine Tonne Bier gezahlt wurde. S.
Brauzeichen s. Marken, t
Breitegroschen, grossi lati. Mit diesem
Namen wurden\im 14. Jh. im allgemeinen
böhmische und Meißner Groschen (siehe
dort) bezeichnet. Besonders wurde der
Name breite Groschen den ältesten Meißner
Groschen beigelegt. Su.
Breiter Taler, numismatische Bezeich-
nung der Taler, die einen größeren als den
gewöhnlichen Durchmesser haben, also auch
dünner als diese sind, sowie der vielfachen
Taler derselben großen Form, wozu der
Juliuslöser und St. Jakobstaler (s. d.) ge-
hören. S.
Bremmeln wurden die seit 1422 geprägten
Breslauer Heller, die sonst auch Rempel-
heller (s. d.) heißen, später nach dem angeb-
lichen Münzmeister i. J. 1426 genannt. —
Bl. f. Mfr. 1908, S. 3804. Su.
Bremsentaler s. Brömsentaler.
Brettspielsteine (bes. für das Damenbrett-
spiel) aus Holz haben insofern zur Medaille
Beziehungen, als sie im 16. Jh. oft fürstl.
Bildnisse nach bekannten Medaillen ko-
pieren (und daher oft für Holzmodelle zu
Med. gehalten werden), vgl. Archiv f. Med.
IV S. 135, ferner insofern, als sie um die
Wende des 17./18. Jh.s vielfach Abpressun-
gen (manchmal hybride) von denselben
Prägestempeln in weichem Holz sind, zu
denen wir auch Metallabschläge haben;
Beispiele: Num. Közlöny IV 1905 S. 34/41,
60. — Lateinisch calculus (s. d.). R.
Brietmarken als Notgeld sind teils mit
besonderem, diesen Zweck kennzeichnen-
den Aufdruck auf der Rs. (Rußland 191 5),
teils in besonderen bedruckten Umschl^en
(von privaten Firmen in Städten der
U. S. A. 18 61 während des Bürgerkrieges,
A. J. N. LH 1918 S. 63/8) teils in Um-
schlägen oder auf Karten (in Deutschland
in der Nachkriegszeit, auch z. B. auf Ma-
dagaskar) benutzt worden. R.
Brlllenmunzen und Medaillen werden alle
Gepräge genannt, auf denen irgendwo ein
optisches Instrument angebracht ist und
von denen die meisten dem 16. und 17. Jh.
entstammen. Die bekanntesten Brillen -
münzen sind die »Brillentaler« des Herzogs
Julius von Braunschweig, die in den Jahren
1 586-— 1 589 in Goslar und Wolfenbüttel ge-
prägt sind und auf einer Seite den Wilden
Mann mit verschiedenen Attributen, unter
ihnen auch eine Brille zeigen. Auch Duka-
ten (dänische), Löser, Rechenpfennige und
Medaillen gibt es, auf denen Brillen ange-
bracht sind. — A. von Pflugk, Brillen-
münzen und -Medaillen, Halle a. S., 1921.
S.
Briquety franz., auch Vucrstal, Vueryser,
heißt Feuerstahl. Die Kette des Goldenen
Vließes (s. d.) war aus Funken sprühenden
Edelsteinen und goldenen Feuerstählen ge-
bildet. Ein solcher Feuerstahl escheint da-
her auf burgund.-brabant, Doppelgroschen,
weshalb diese »Briquet« oder »Vueryser«
genannt werden. Solche sind als Doppelte
Briquets oder Vuerstale, einfache und Va
Briquets von Karl dem Kühnen mit Jahres-
zahlen — die erste Münze mit Jahreszahl
in den Niederlanden — 1474— 1476 in Antwer-
pen geschlagen worden: Doppelbriquets : 2
Löwen einander gegenübersitzend, zwischen
ihnen der Feuerstahl, als Umschrift den
Spruch: Salvum fac populum tuum, Do-
mine (Ps. 27, V. 7), die Ganz- u. Halbstücke
aber ohne Feuerstahl: Löwe sitzend, vor
sich haltend den herzogl. Schild, und der
halbe mit Kopf des Löwen. Sprüche: ^Bene-
dic hereditati tuae« Ps. 27, V. 9; i^Benedic
anima mea domin« Ps. 103, V. i. Auf
Briquets Philipps des Schönen, 1482 in Ant-
werpen geschlagen, befindet sich die Um-
schrift »Duplex oder simplex patardus fa-
bricatus in Brabantia«. — De Witte, Bra-
bant n S. 45, 48, ^7 Tf. XXVIII 507, 5o8,
509. S. Feuereisen u. Toison d'or. Su.
Bfitanniametall ist eine für geringwertige
Medaillen und Jettonc benutzte Metall*
BRITANNICUS— BRUl6
85
komposition aus 70 bis 90 Teilen Zinn, 25
bis 10 Antimon und 5 bis i Kupfer.
BritannicuSy Cognomen des Sohnes des
Claudius und der Messalina wegen der bri-
tannischen Erfolge des Vaters; Siegesbei-
name der KLaiser Commodus, Sept. Severus
und seiner mitregierenden Söhne Caracalla
und Geta aus gleichem Anlaß. R.
BritomaiüSy einekret.Nymphe, s.Europa.
Broadpiece war das von dem englischen
Protektor Cromwell 1656 und von König
Karl IL 1660 — 1662 geprägte goldene 20-
Schillingstück mit Kopf auf der Vs., Schild
auf der Rs. Es wog 9, 10 g und hielt 8, 34 g
Gold. — Grueber, S. 127 ff.. Schmieder
S. 73 nennt irrtümlich den Unite (s. d.) und
den Laurel (s. d.) Broadpiece. S.
Bromsentalery Bremsentaler heißen die
Taler der Stadt Lübeck, in deren Umschrift
eine oder mehrere Bremsen als Zeichen der
Bürgermeister Nikolaus ( — IS43) und Die-
trich Brömse (1594 — 1599) sich befinden.
Bromberger s. Dreipölker.
Bronze, vom ital. bronzo, von brontesion,
dies vom lat. (aes) Brundisinum [Plin. n. h.
33, 1 30 : (specula) Brundisina, stagno et aere
nxixtis], deutsch Erz, ist die im Altertum
wie für alle Geräte so auch für M. meist
verwendete Kupferlegierung, bestehend aus
80 — 950/0 Kupfer und 20 — 50/0 Zinn, dessen
Zusatz das Kupfer härter und zugleich
besser gießbar macht; die Zusätze von
Blei, Eisen, Zink mögen bald absichtlich
sein, bald Folge unvollkommener Verhüt-
tung. Weder die Griechen noch die Römer
haben ein eigenes Wort für B. gehabt und
es bezeichnete hier ycOoLot;, dort aes sowohl
das Kupfer — für das man später ^^otXxic
Küicptoc, (aes) Cjrprium oder einfach cy-
prum, cuprum brauchte — wie diese seine
wichtigste Legierung. — Z. f.N. 26 S. 12,
116; Ebert, Reallex, II S. 146/88; Trait6 I
S. 364/71. R.
Die neuere Bronze ist eine Mischung von
Kupfer mit nicht über 1 50/0 Zinn. Die Zu-
sammensetzung der Kunstbronze ist ver-
schieden, sie enthält auch etwas Zink, doch
die der älteren Medaillen meist nur 2%
Zinn, selten mehr. Die B. überzieht
sich allmählich unter dem Einfluß der
feuchten kohlensäurehaltigen Luft mit der
sogenannten Patina (halbkohlensaures
Kupferoxyd), dem grünen, blauen oder
blaugrünen Edelrost. Für Medaillen hat
Frankreich 1852 950/0 Kupfer, 4^0 Zinn und
lo/o Zink vorgeschrieben, welche Mischung
dann auch andere Länder angenommen und
für ihre sogen. Kupfermünzen verwendet
haben. Glockengut (78 Kupfer/22yo Zinn)
und ICanonengut (90 und lo) sind nur selten
und meist für Belagerungsmünzen benutzt
worden. In Frankreich sind während der
großen Revolution die Kirchenglocken in
2- und i-Soustücke vermünzt worden.
(S. Sou.) S.
Brotmarken s. Marken.
"*Brttchgold und -Silber nennen die Edel-
metallhändler das in Geräten bestehende
zum Einschmelzen bestimmte Gold und
Silber. S. auch Pagament.
Bniderschattsmfinzeii s. Weihemünzen.
Brflcken auf M. und Med. s. unter Bau-
werke, Eisenbahn, Traiectus.
Brficketimarken s. Marken.
Brückeninfiiizeti, Kiao-pi s. PI 11.
Brfickenpfeiinlge s. Landsberger Pfennige.
Brfider von Katana s. unter Amphi-
nomos.
BniU wurde in Lüttich wegen ihrer Farbe
eine Münze genannt, die erst aus Billon
und schließlich aus Kupfer, lat. blulardi
bestand. Es werden bons (grands) brülfe
von petits br. imterschieden. In Brabant
nannte man die petits. 1494 auch Miten.
Der grand brül^ au perron, der in Lüttich
selten, in Hasselt aber sehr häufig vor-
kommt, hat oft kleinen Fürsten zur be-
trügerischen Nachahmung gedient, manch-
mal ohne die geringste Veränderung der
Wappen.
Die Brülfe konmien zuerst unter Bischof
Johann von Heinsberg (141 9 — 55) vor
(Chestret de Haneffe, Lüttich S. 195, 202),
dann unter Bischof Ludwig v. Rom (1456--
1482) (S. 230/31), unter Joh. v. Horn(r484
— 151 5) gelten i486 3 brülfe == 12 deniers
und 1 516 »12 petits brülfe = 6 bons brülfe
de Bourbon et de Hom«,
Gerhard v. Groesbeck schlug die brül&
in Kupfer. 1572 gilt ^6 Aydant (s. d.)
= I brül6 von 4 sols (1565 =^6 patard),
und V« Aydant = i simple brül6 = 2 sols
(1565 = i/ia patard). 30. VL 1582 wurde
für die Münze in Maeseyk bestimmt:
86
BRUMMER— BÜRGERKRIEGSMÜNZEN
briile = i6 sols lidgeois = »/s Aidant,
■'S s
66 St.
== 12 „ „ = Va „ 88 „
,» = 8 „ „ =^3 » 132 »
». = 4 » „ ^Vß Jj «64 „
Ernst von Bayern 1 581— 1 612 hat die
letzten brülfe in den 90er Jahren des 16.
Jh.s geschlagen. — Chestret de Haneffe,
Lüttich S. 261, 268, 275—79, 294—97.
Su.
Brummer s. Dreipölker.
Brunetiy Brunetti, Bruniti, Bruni, ist eine
italienische Münzbezeichnung für schlechte,
schwarze Pfennige, insbesondere für die
Paveser Denare zwischen 1102 — 1140, die
bis zur Erlangung des eigenen Münzrechts
II 38 in Genua in Umlauf waren. -- Bram-
billa, Pavia S. 230. Su.
Bnmnenfunde s. unter Quellen- und
Brunnenfunde.
Brustkreuz (crux pectoralis, pectorale).
Das bischöfliche ist ein goldenes, gewöhn-
lich Reliquien enthaltendes Kreuz, das an
einer Schnur aus Seide oder einer goldenen
oder silbernen Kette vor der Brust getragen
wird und einen liturgischen Schmuck der
Kardinäle, Bischöfe, Äbte und Prälaten,
denen die Pontifikalia zustehen, bildet.
Zur Pontifikalbekleidung des Papstes gehört
das Brustkreuz schon zur Zeit Innozens
III, zu der der Bischöfe um das Ende des
13. Jh.s, aber hier noch nicht vor-
geschrieben, von deren Belieben abhängig.
— I. Braun, Lex. S. 53. Su.
Brattogewicht^ Bruttomark s. Rauh-
gewicht.
Bryman ist eine brabantische Groschen-
art, die von Johanna und Wenzeslaus nach
137 1 in Maastricht geprägt worden ist. Der
Name Bryman, Breijdman oder bruidegom,
Bräutigam, wurde der Münze wegen der
bewaffneten Person mit Degen und Schild
auf der Vs. des Groschens, die den Prinz-
gemahl darstellen soll, gegeben. Um das
Bild befindet sich die Umschrift: Moneta
nova grossi Trajectensis. Auf der Rs. er-
scheint ein Doppelkreuz und die Namen
der beiden Fürsten. Es wurden 74 Stück
6 d. fein aus der Mark von Troyes ge-
schlagen; neben den Ganzstücken, die
gleich 4 Groschen von Vilvorde gerechnet
wurden, prägte man auch % und V4 Bry-
mannen (i G. =2,75 g; y^ = 1,58 g). Sie
wurden nachgeahmt von Arnold v. Hörn,
Bischof V. Lüttich (i 378—89) in Maastricht.
— De Witte I. S. 1 51 u. Nr. 408 f. Su.
BUy japanische Münzeinheit; s. Ban.
Buchdruck-Medaillen sind alle die, die in
Wort oder (und) Bild auf den Buchdruck,
Bücher, Zeitungen, Preßfreiheit u. dgl. oder
auf Buchdrucker Bezug nehmen, auch
Gildemarken und Präsenzzeichen einbe-
greifend. — Jehne, B.-Med., Dippoldiswalde
1907. R.
Budgerook, Budgrook, eine vom portug.-
indischen Bazarucco (s. d.) abgeleitete
Münze, die, aus einer Mischung von Kupfer,
Zinn, Blei (Tutenague) hergestellt, zuerst
von den Engländern 1677 in Bombay ge-
prägt wurde. Im 19. Jh. war er an der
Malabarküste == V4 Pice = V48 Fanam. —
Crooke, Hobson Jobson 121 ; Kelly, Camb.
univ. 210; Thurston, Hist. East India
Comp. 17. V.
Büdjüy Riyal Budjü, türk. Bütün (ein
Ganzer), Silbereinheit von Algier, wiegt
ca. 10 g. Die bekannten Exemplare sind
aus der Zeit 1808 — Jp. Vs. Name und Titel
des türkischen Sultans Mahmud IL, Rs.
Ort und Jahr, i B. =^2 Züdj Büdjü, Düro
fi ^1-Djezair, Piastre d* Alger = 4 Rebi*
Büdjü = 8 Xemin Büdjü = 24 Müzüna
(Rechnungseinheit; s. Mijkäl) = 48 Ij:.ärüb
(Billon). Der y4 B. wurde schon um 17 57 ge-
prägt. Gewicht 3,30 g, um 1832 nur 2,50 g,
worauf die alten V4 B. -Münzen der alten
Rechnungseinheit Patäfea äife oder Riyäl
Dirhem (^/^ B.) gleichgestellt wurden und
unter diesem Namen kursierten. Das
Doppelstück hieß Zü| Riyal Dirhem oder
Riyälein Dirhem, die Hälfte — Nu§ Riyäl
Dirhem. Dieser Patäfea §ik wird eingeteilt
in 232 Asper §Tlj, Derähim §ighär (kleine
Dirhems, sing. Dirhem §aghir) — Kupfer-
münzen von sehr unregelmäßiger Form und
barbarischem Gepräge. Es gibt auch
Kupfermünzen zuzAsperälfe (Zug Derähim
§ighär) und zu 5 Asper Sit (Khamsa D. §.).
Letztere wiegen Anfang 19. Jh. 2,30 g und
messen 16 — 17 mm. Typus ähnlich dem B.
S. Sultäni. — Marcel, Tablcau g^ndral;
Nobacki, 11. V.
Bürgerkrlegsmfinzen (Borgerkrigsmön-
ter). Der dänische Pfenning (s. d.) war
ursprünglich ^/n^ Pfund oder Mark,
d.h. 1,45 g oder 0,91 g 15 lötiges Silber,
BÜRGERZEICHEN— BULLE
87
erfuhr aber allmählich unter den Königen
vom Stamme Svend Estridsens eine nicht
unerhebliche Verschlechterung, so daß 240
Pfenninge nicht länger i Mark, sondern nur
Va — ^/3 Mark Silber hielten. Der jüt-
ländische Henning war sogar noch leichter
als der ostdänische. Die Verschlechterung
der Münze kam jedoch erst in vollen Fluß
unter den Söhnen desWaldemar Sejr (der
Sieger) und deren Nachfolgern, 1241 — 1 340,
unter welchen ununterbrochen Bürger-
kriege das Land verheerten und es bis
zum Rande des Abgrundes brachten. Der
König und die Bischöfe nutzten das Münz-
regal bis zum äußersten aus, so daß i Mark
Pfenninge nur noch Vio Mark Silbers
hielt. Zuletzt war der Pfenning eine
kleine Kupfermünze ohne Inschriften
und ohne das Bild des Königs, nur
mit Buchstaben und Zeichen versehen.
Selbst die strengsten Gebote vermochten
nicht die Gleichschätzung der neuen Mark
mit der alten zu erzwingen. Die neue Münze
konnte kaum mehr verschlechtert werden;
dazu verbreiteten Aufrührer falsche Mün-
zen, so daß völlige monetäre Zerrüttung
herrschte, die nicht einmal der Ludwig XL
Dänemarks, Waldemar Atterdag (1340—75)
zu heilen vermochte. Die kleinen Kupfer-
münzen dienten nun dem Kleinhandel als
Scheidemünze; den größeren Umsatz ver-
mittelten französische und englische Gold-
münzen, deutsche und französische Silber-
münzen oder der Tauschhandel. Seit 1336
hörten die regelmäßigen jährlichen Aus-
münzungen in den verschiedenen Münz-
stätten: Roskilde, Saxköbing, Ribe, Schles-
wig, Aarhus ( ?), Aalborg ( ?), Randers ( })
allmählich, zuletzt in Lund 1377, auf.
Damit endigte das Münzwesen nach -dem
altdänischen (englischen) Münzsystem. —
P. Hauberg, Möntvaesen II; H. V. Mans-
feld-BüUner, Af bildninger af danske M6nter
1241— 1377, Kopenhagen 1887. W.
Bfirgerzeichen s. Marken.
Bttggelangster (Jesse nr. 367) == Bägge-
liangster (s. Angster). Su.
Bttgne oder Tiercelle ist eine Münze der
Stadt und des Bistums Metz. Sie ist ein
Yj Grroschen oder gleich 4 Pfennigen. Die
Stadt hat Ganz-, Halb- und Viertelstücke
mit knieendem Stephan schlagen lassen, ur-
kundlich zuerst 9. XII. 1378. Der Bischof
Karl V. Lothringen (15 50— 1574) und seine
Nachfolger sind dem Beispiel der Stadt ge-
folgt. — Annuaire XIV S. 314; Engel-
Serrure III S. 1057 ; deSaulcy, les monnaies
de la cit^ de Metz S. 27. Su.
Bttgslauer (Halbmarkstücke) oder große
Schillinge ließ Herzog Bogislaus XIV. von
Pommern in Stettin um 1 500 prägen. Sie
zeigten auf einer Seite die stehende h. Jung-
frau, auf der anderen ein Langkreuz auf
geviertem Schilde, wogen 4,87 g und hielten
4,31 g Silber, galten V/2 Schillinge oder
Vö Goldgulden. — Dannenberg, Pommern,
S. 139, 141, Taf. XV, Nr. 374 f.
Bttle (griech. ßooXT^) = der Rat, eine ge-
wählte Körperschaft, die in den antiken
Stadtrepubliken die Regierungsgeschäfte
führte; auf griech. M. verkörpert als weibl.
Brustbild, oft mit Schleier, gelegentlich mit
Mauerkrone, ohne sonstige Attribute, und
daher nur durch die Beischrift BOYAH oder
lEPA BOYAH — auf Kolonial-M. von Mallos
SACRA SINATVS (l) —für uns erkennbar;
stehend vor dem Demos, beide beischriftlich
bezeichnet, erscheint B. auf M. von Saga-
lassos. Eine Sitzung der Ortsbehörde ist
auf M. von Alexandr. Troas dargestellt.
— Head, H. N.« S. 910, 914; R. E. III S.
1020. — Der röm. Rat, der Senat, wird
zum Unterschied von diesen städtischen
Räten auf griech. M. meist als SYNKAHTOE
bezeichnet. R.
Bulle, vom lat. bulla = Kapsel, die die
röm. Kinder, mit einem Amulett innen, um
den Hals trugen; von da auf das in eine
Kapsel eingeschlossene Urkundensiegel
übertragen, dann auch auf das Siegel selbst,
schließlich auf die Urkunde, z. B. goldene
Bulle, päpstliche Bannbulle »u-gdgl. Wir
bezeichnen mit B, im allgemeinen nur i. die
Bleisiegel, aus Metallstempeln geprägt, von
einer Schnur durchzogen, die bei den By-
zantinern, dann bei den Päpsten, in Vene-
dig, bei französ. und span. Königen, den
Kreuzfahrern usw. üblich waren, während
man sonst im Abendland Wachs und später
Siegellack verwandte; vgl. Schlumberger,
Sigillographie de l'empire byzantin 1884
und den Katalog der Sammlung in Athen
von Konstantopulos, Journ. int. V — ^X mit
dem Register X S. 7S/"2; für die päpst-
lichen — von Deodat I. (615—618) an,
später mit dem ständigen Typus der Köpfe
88
BUMIA--^BUNDESM0NZEN
der Apostel Petrus und Paulus — vgl. ins-
bes. Serafini, Le monete e le boUe pontifiche
del med. vatic. 1 1910; für die übrigen Ros-
towtsew u. Prou, Cat. des plombs de la bibl.
nat. 1900 S. 315 ff.; 2. die goldenen, zu-
weilen auch silbernen B., die gleichfalls in
Byzanz, auch bei den latein. Kaisern, dann
bei den Rubeniden-Königen von Armenien,
aber auch bei den deutschen Kaisern (z. B.
Friedrich!., Z. f. N. XVII S. 24), denKönigen
von Ungarn üblich waren. — Seyler, Gesch.
der Siegel S. 138/52; Ilgen, Sphragistik (bei
Meister, Grundriß der Geschichtswiss. I4)
S. lo/il, 72 — 74; Schlumberger, MÄanges
d'arch6ol. byzantine 1895 S, 64, 87, 155,
181/85. R.
Bumia (Hunderter). Bezeichnung des
goldenen 100 Piasterstückes von Tunis,
welches zwischen 1872 und 1892 geprägt
wurde und, bei einem Feingehalt von 900
p. m., 19,492 g wog. Sein Halbstück hieß
Bukhamsin, Vw B. hieß Bu'aära. — S. Sul-
täni, SebilT; Noback*, S. 982. V.
Bundesmünzen im Altertum. Die Nach-
teile der Kleinstaaterei machten sich bei
den alten Griechen ganz wie im Deutsch-
land des Mittelalters ganz bes. auf wirt-
schaftlichem Gebiet und insbes. im M.-
Wesen geltend. Um dem abzuhelfen, wur-
den schon früh Münzverträge (-konventio-
nen) zwischen einzelnen Städten geschlos-
sen und man richtete bei der Bildung von
Bundesstaaten, später auch der Flächen-
staaten, sein Augenmerk vornehmlich auf
eine gewisse Vereinheitlichung des M.-
Wesens. Beides sei hier zusammengefaßt,
da der Zustand unserer Quellen eine Tren-
nung der Bundesprägungen von den nur
auf Münzverträgen beruhenden und von
den auf Befehl der Zentralregierung eines
Flächenstaates zustandegebrachten Ver-
einheitlichungen gar zu oft nicht gestattet.
Wir haben an Schriftquellen ja nur das
dürftige Inschriftfragment Michel, Recueil
d'inscr. n. 8 aus dem Münzvertrag von
Phokaia und Mytilene über Prägung von
EL-M. um 400 V. C. und die Bemerkung
von Polybios II 37, 10 über das M. -Wesen
des achäischen Bundes. Die verschiedenen,
stets nur aus den M. selbst herauszulesen-
den Grundsätze, die bei Einrichtung von
B. getroffen wurden, sind, von den gemein-
samen Prägungen nur je zweier Städte
(Siris und Pyxus Abb. 25 u. ä. im 6. Jh.
V. C. und Homonoien — s. d. — der Kaiser-
zeit) abgesehen : a) Einheit des M. -Fußes
für eine grobe Vereinsmünze, aber auch
für diese volle Freiheit im M.-Bild für die
Vertragschließenden: der Bund der klein-
asiat. Städte im ion. Aufstand um 500 v. C.
Abb. 20 (vgl. zuletzt Regling, M. von Priene
S. 18); der eben genannte Vertrag von
Phokaia und Mytilene. b) Einheit des M.-
Fußes, eine Seite der M. mit gemeinsamem
Bundestypus, die andere Seite zeigt das
Wappen der Einzelstadt; alleM. überhaupt
betreffend: böot. Bund im 6., 5. u. 4. Jh.
(böot. Schild); nur eine grobe Vereins-M.
betreffend: Symmachie (s. d.) von 387
V. C. (Herakles und die Schlangen),
Abb. 39. c) Einheit des M. -Fußes und
-Bildes, doch die Einzelstadt setzt ihren
Namen: M von Apollonia und den Dyr-
rhachiern, Monatsbl, num. Ges. Wien
X S. 261 ; M: pontische Städte des 2. und
I. Jh.s V. C. (Z. f. N. 36 S. 259/60); hierher
gehören vielleicht auch die syr. Stadtprä-
gungen des Antiochos IV. mit dem Königs -
bildnis a. d. Vs. ; pseudo-autonomc Klcin-iE
vom Anf. des 3. Jh.s n, C. in der Provinz
Asia, Ausgrab. v. Pergamon I S. 361. d) Ein-
heit des M.-Fußes und M.-Bildes, doch die
Einzelstadt setzt Symbol oder Namensan-
fang) dazu; alle M. überhaupt betreffend:
achäischer Bund des 3./2. Jh.s; nur die JR
betreffend: M. -Bund der Kistophoren(s. d.)
Abb. 58; doch scheint zeitweise auch eine
Vereinbarung über die ^ getroffen worden
zu sein. Ausgrab. v. Pergamon I S. 361.
e) Der Bund prägt eine grobe Vereins-M. nur
auf seinen Namen, das sonstige M. -Wesen
aber ruht bei den Einzelstaaten : Amphik-
tionen (s. d.) seit 338 v, C; -^-Med. des
Koinon der 13 ion. Städte unter Pius.
f) Das M.-wesen ruht beim Bunde, die
Einzelgemeinde wird überhaupt nicht ge-
nannt: Arkad.Bund schon seit Ende 6. Jh.s,
Phokis seit 5. Jh., Chalkidike seit Ende
5. Jh.s, Euboia zeitweise, Böoter, Arkader
und Achäer seit Epameinondas; in hellenist.
Zeit Böoter, Thessaler, Änianon, Magneten,
ötäer, Perrhäber, Epiroten, Ätoler, Akar-
nanen, Sikelioten, Brettier, Lukaner, Ly-
kier, das kyrenische Koinon im 3. Jh., die
Italiker im bellum sociale (Abb. 58 a), das
Koinon Makedonon u. ä. Koina in der
BUNDESTALER— BURGUNDISCHER TALER
89
Kaiserzeit. Doch sei betont, daß es bei
mehreren dieser Bünde, bes. beim arka-
dischen beider Perioden und dem zu d
behandelten achäischen, Prägungen ein-
zelner Städte gibt, bei denen wir nicht
ohne weiteres daraus Nichtzugehörigkeit
zu dem betr. Bunde erschließen dürfen; es
mag sich zuweilen vielmehr um Emanzi-
pation vom M. -reservat des Bundes han-
deln (vgl. Z. f. N. 26 S. 278). — Nicht klar
sehen wir bei den mit Kainon (s. d.) oder
Symmachikon (s. d.), dies z. T. aber neben
dem Stadtnamen von Alaisa, beschrifteten
sizil. JE. der Zeit Timoleons und bei den
Prägungen der Lokrer. g) Das M. -Wesen
ruht beim Vorort: Ziel des att. Seebundes
des 5. Jh.s, vgl. die zuletzt Z. f. N. 35
S. 217 behandelte Inschriftengruppe. —
Head, H. N.^ S. LXXXII; Caspari, J.
H. S. 37 S. 168 ff.; für die zugrunde
liegenden staatsrechtl. Verhältnisse s.
R. E. Suppl. IV S. 914 ff. unter Koinon.
R.
Btuidestaler s, Schmalkaldener B.,
Schweizer B.
Burbe^ Burbitiey tunesische Kupfer-
münzen; s. Sebili.
Burg ffndet sich in der Umschrift nur als
fester Bestandteil des Ortsnamens wie in
Mundburg, lateinisch als »castellum« in
Hattonchatel (s. auch castrum). — Mena-
dier, Schausammlung S. 139. Su.
Burgenses s. Bourgois.
BurgfriedsbereitungsmunzetL Das Wort
»Burgfried«, ursprünglich den Schutzbe-
reich einer Burg bedeutend, ging auf den
Gerichtsbezirk der Städte über. Rain be-
deutet Grenze, Berainen ist Abgrenzen.
Die Revisionen der Grenzen wurden zu
Pferde vorgenommen, daher sprach und
schrieb man »Bereiten« statt »Berainen«,
In Österreich wurden auf diese feierlichen
Handlungen Münzen, meist in Klippen-
form, geschlagen, an die Jugend verteilt
oder unter die Grenzsteine gelegt. — Lu-
schin, S. 38 mit Abb. S.
Burggraf (praefectus, castellanus.) Im
Laufe des 11. Jh.s werden die Burggrafen
in die Reichsverfassung eingeführt. Teils
waren sie Stadtkommandanten, teils hatten
sie den Oberbefehl über eine einzelne Burg
und zugleich Gerichtsbarkeit und Verwal-
tung in einem größeren, der Burg zugeteil-
ten Landgebiet. Einen Stadtkommandan-
ten mit dem Titel »Burggraf« erhielt ins-
besondere jede der 11 damals innerhalb
des Reiches vorhandenen, mit Mauern be-
festigten Städte (Regensburg noch im
10. Jh., dann Mainz, Köln, Trier, Magde-
burg, Augsburg, Würzburg und Straßburg,
zu Anfang des 12. Jh.s Speier, Utrecht und
Worms). Urspr. war das Amt des B. ein
Reichsamt, später aber haben es meistens
bischöfl. Lehnsmannen inne, das Regens -
burger wurde von den Baiernherzögen er-
worben. Der Burggraf von Nürnberg hatte
den militärischen Oberbefehl über die
Reichsburg, und meist über die Stadt.
Münzen hat u. a, der Burggraf Rudbert
von Regensburg (1002 — 1029) und der
Burggraf von Nürnberg, als erster Gottfried
zur Zeit Konrads IIL geprägt, dessen
Pfennige im sog. Balkanfund zutagegetreten
sind. Aus späterer Zeit sind die Prägungen
der Burggrafen von Dohna und von Ham-
merstein zu erwähnen. Su.
Burg- oder KasteUtaler» ein Taler der
Maria von Jever (1536 — IS75) mit dem
jeverschen Löwen auf der Vs. und einer
Burg auf der Rs. — Lehmann, S. 43 ff.
Burguiidischer Taler (Brabanter, Königs -
oder Philipps taler). Königs- oder Philipps -
taler wurden in Deutschland alle nieder-
ländischen Taler genannt, die das Bild oder
den Titel des Königs Philipp IL von Spa-
nien trugen. Die ersten waren die von
Philipp IL seit 1559 geprägten »Daldre
Philippus«, die an die Stelle des »Florin
Carolus d'argent« (s. diesen) traten und
1/2 Real d^or galten. Sie wogen 34,46 g
und hielten 28,21 g Silber. Die Vs. zeigte
das Brustbild des Königs, die Rs. den ge-
krönten spanischen Schild auf Andreas-
kreuz. Auch halbe, fünftel, zehntel und
zwanzigstel wurden geschlagen (Witte, II,
S. 22 und Nr. 709—734). Zufolge des von
ihm angenommenen Abschieds des deut-
schen Reichs von 1566, der den Reichstaler
taler zu 68 Kreuzer oder 30 Patards be-
stimmte, führte Philipp 1567 den burgundi-
schen Taler (Daldre de Bourgogne oder
Kreuzreichstaler), aber zu 32 Patards, ein,
der 29,535 g wog und 26,253 g Silber hielt.
Die Vs. zeigte das Andreaskreuz, die Rs.
den gekrönten spanischen Schild. Auch
halbe und viertel entstanden. Die genann-
90
BURIGOZZO— CADBERE
ten Taler wurden 1612 von den Albertus-
talern ersetzt (s. d.). — Witte, II, S. 230 f.
und Nr. 736—741 ; Verkade, S. 29, 32,
Taf . 6, I ; 108, 2—4 u. öfter. S.
BurlgozzO) schwerer mailändischerTeston
Kaiser Karls V. (1535—56) zu 32 Soldi
mit Büste -stehendem h. Ambrosius. —
Gnecchi, S. 115; Taf. 24, Nr. 6, 7.
Bursarlenzeictaen waren Marken, die
zuerst nur zwischen dem Bursarius, dem
Rendanten der Domherrenkasse, und den
Kapitelsbeamten zu Münster, Osnabrück
und Paderborn kursierten, um laufende
kleine Posten zu bestreiten; sie waren
kleine unverzinsliche Obligationen; die
Bürger, die dann damit bezahlt wurden,
durften sie jederzeit bei dem Bursner
gegen Kurant eintauschen. In Münster
finden sie sich 1543 bis 1633. Die Ur-
sache ihrer Entstehung war der Man-
gel an Kleingeld, sie waren die Vor-
läufer der westfälischen Kupfermünzen.
Es gibt Bursarienzeichen zu 12, 6, 4, 3,
2, I Pfennig und l Heller; sie tragen auf
einer Seite das Bild des Stiftsheiligen, auf
der anderen Schrift, die von Münster:
»Bursa dominorum«. Fast alle tragen Ge-
genstempel und zwar Wappen und Initialen
des Bursarius. — Weingärtner, Kupfer-
münzen Westfalens, Paderborn, 1872/5. S.
Buschen = Bauschen (s. d.).
Bussola, bussolotto (Würfelbecher) ist
eine Volksbezeichnung für gewisse Münzen
von Mantua, hauptsächhch Groschen, mit
einem Weihgefäß (Tabernakel). Diese Dar-
stellung findet sich auf Münzen Ludwigs
III. Gonzaga (1444— 1478) und hört auf
mit Karl IL (i 637—1 647). Su.
Bustrophedon» griech. ßooaxpocpTiSov = wie
ein pflügender Ochse sich dreht, ist eine
archaische Schreibweise, bei der die eine
Zeile rechtsläufig, die folgende linksläufig
usw. geschrieben ist; z. B. auf M. von Laos
Luk.: Vs. Aai, Rs. ofov = Aal — voc, R.
Butketi. Seit 1555 findet man ein Stück
zu 3 Butken in den drei Städten Deventer,
Campen und ZwoUe. Um 1 516 wog es
2,32 g und hielt 0,62 g Silber, 55 Stücke
galten 28 Stüver. Die Vs. zeigte den Stadt -
Schild auf Blumenkreuz, die Rs. die Schilde
der drei Städte in KleeblattstcUung um die
Initiale der einen der drei Städte. — v. d.
Chijs, Overijssel, S. 249f., 269, Taf. VIII,
IX, 53—61. S.
Buttaliy Volksname einer Münze zu 14
oder 12 Soldi von Parma und Piacenza im
17. und 18. Jahrhundert.
Buzikan s. Buzogäny.
Buzogäny (Puzdikan, Pusikan) hieß der
ungarische Streitkolben (s. d.). — Demmin
S. 785, 788. S.
Byzantius s. unter BSsant.
c.
C, Münzbuchstabe der Münzstätten
Kleve, Frankfurt a. M., Klausthal, Prag,
St.Lö und Caen.
C: ein gekröntes C ist ein altes Sammler-
zeichen, ähnlich dem Adler von Este vor-
nehmlich antiken M. aufgeprägt, früher irrig
auf Christine von Schweden bezogen, es
ist wohl Karl L von England. — Regung,
M. von Priene Anm. 229 A. — Das ge-
krönte C auf Münzen von Guyana s. unter
»Sou marqu6«. R.
C. A. auf der Rs. in großen Lettern im
Kranze steht auf M des Augustus mit
lat. Inschrift, aber unröm. Fabrik und ist,
da Stil und Herkunft der Stücke teils auf
Kleinasien, teils auf Syrien hinweist (hier
auch Exemplare dabei mit A . T . = Xeicta
xpiot oder Tsaaapa, s. unter Lepton), nicht
c(ommune) A(siae), sondern C(onsensu)
oder C(oncessu) A(ugusti) aufzulösen. —
Berl. M.-B1. 1907 S. 503; B. M. C. Rom.
emp. I S. CXXV u. H8/9; Num. ehr. 1927,
S. 381. R.
CaballettOy Caboletto s. Cavalletto.
Cabinet d^ignorance, franz. » Kämmer-
lein der Unwissenheit, nennt man die Laden
mit unbestimmten M. R.
Cadiire. Anna, die Witwe Karls VIII.
V. Frkr., hat als Herzogin von Bretagne
1498/99 cadiires d'or in Nantes und Rennes
geschlagen: Vs. sitzende Königin im Mantel
von vorn mit Schwert und Szepter. Um-
schrift: ANNA D. G. FRAN. REGINA ET
BRITONVM DVCISSA, Jahreszahl 1498,
CADMEA— CAGLIARESE
91
Rs. verziertes Kreuz, in den Winkeln Kro-
nen; Umschrift: SIT NOMEN DOMINI
BENEDICTVM, N oder R. — Engel-
Serrure III S. 998; Poey d' Avant I Taf.
XXV, 7—10, XXVI, 3. Su.
Cadmea, auch cadmia = Galmei, ein
Zinkerz, Plin. N. h. 34, 2; 4; IOC — 105;
Festus p. 47 usw. In dieser Form allein
kannten die Alten das Zink und benutzten
es zur Legierung mit Kupfer, wodurch sie
das Aurichalcum (s. d.) erzielten. — Z. f. N.
26 S. 12; Willers Kupferprägung S. 161,
165; R. E. VII S. 686. R.
CaduceuSy der Botenstab, s. Kerykeion.
Caelatura = das Gepräge, Prägebild einer
M.; Festus p. 98. R.
CaelestiSy lat. = die Himmlische, ist der
lat. Name der von den Einheimischen Tanit
genannten Göttin von Karthago, R. E. III
S. 1247, die auf röm. M. des sever. Hauses
auf einem Löwen sitz, mit Blitz, Tympanon,
Zepter über Wellen (Bau der Wasser-
leitung) zur Aufschrift Indulgentia Augg.
in Carth. erscheint. — R. E. III S. 1247 ;
Riv. ital. di num. 1903 S. 161/8. R.
Cämentation. Die C. ist ein uraltes, schon
den Ägyptern bekanntes Reinigungsver-
fahren des Goldes, das in Venedig bis 1830
angewandt wurde und darin bestand, daß
das Gold in einem Gemisch (Cäment) aus
Ziegelmehl, Eisenvitriol und Kochsalz 30
Stunden einer schwachen Hitze ausgesetzt
wurde. Dabei handelte es sich um die letzte
Purifizierung des durch andere Prozesse ge-
wonnenen, aber noch nicht vollkommen
reinen Goldes. — C. v. Ernst in N. Z. XII,
1880, S. 27—29. S.
Caesar, ursprünglich Cognomen in der
röm. Familie lulia (angeblich maurisch =
Elefant), durch den berühmten C. Julius
Caesar auf seinen Adoptivsohn, den späte-
ren Kaiser Augustus (Abb. 83 usw.) über-
tragen und von diesem, von Tiberius und
Caligula ständig an Stelle des nomen
gentile, von den Nachfolgern außer Vitellius
als Titel, und zwar endgültig seit Traianus
unmittelbar hinter dem Imperatortitel
(Abb. 75 usw.) geführt. Seit Hadrian
erhielt, nach Vorläufern dieser Ent-
wicklung unter Augustus (Abb. 82) und
Vespasianus, der designierte Nachfolger
am Schlüsse seines Namens den Titel
C: so bildet sich ein Unterschied
zwischen dem Titel Augustus als nur dem
regierenden Kaiser (und seinem oder seinen
Mitregenten) zukommend und dem Titel
C. — später oft nobilissimus C. — als dem
des Thronfolgers und der jüngeren Prinzen
des Kaiserhauses aus, Abb. 89. Diocletia-
nus schafft zwei Oberkaiser mit dem Titel
Augustus und zwei Unterkaiser mit dem
Titel Caesar, so daß die Regierungsform der
Tetrarchie entsteht (s. d.). Als letzte auf
M. heißen Zeno und Leo IL, 474 n. C, nov(i-
lissimi) Caes(ares). — Abk. C, CA ES,
Mehrzahl CAESS = zwei Caesaren. Griech.
Kaicfap, daher unser Kaiser. — R. E. III
S. 1286/7. R.
Im M. A. hat C. nicht die Bedeutung des
Thronfolgers, sondern ist = imperator oder
Kaiser. Der Beiname erscheint nur auf
wenigen Münzen, so auf Denaren Ottos L
in Chur (Dbg. 983), Heinrichs V. in Trier
(?) (Dbg. 463), Heinrichs IIL in Prüm(?)
(Dbg. 1 188 ff.), Friedrichs I. in Ulm, Hein-
richs VI. in Mühlhausen und Ulm, Fried-
richs II. in Aachen und Nimwegen, in
Italien auf einigen Paveser Denaren und
auf den Augustalen Friedrichs IL Leo
Gavalla, Herr von Rhodus, betitelt sich
griech. ICAICAP. Auf einem Prümer Denar
(Dbg. II 90) wird Christus als »Caesar
invictus« bezeichnet. — Dannenberg, Berl.
Mbl. 1900 S. 2801 f. Su.
Caesa rata (von caedere und ruere), eigentl.
alles, was (auf einem Grundstücke) ausge-
graben und gefällt worden ist = Rohmate-
rial. Auf M von Pella steht caesa r(uta)
flarunt (duo)vir(i), d. h. den Guß des Roh-
materials besorgten die duoviri. — Z. f. N.
36 S. 129. R.
CaestttS (Gen. caestus), lat. = der lederne
Riemen, den sich die Boxer um die Hand
wickelten, um die Kraft des Schlages zu
verstärken. Eine so umwickelte Hand
sehen wir auf M. von Tuder und Smyma.
— R.E. III S. 1319. R*
Cagliarese (Callaresitos), eine seit Ferdi-
nand dem Katholischen in Cagliari geprägte
Silbermünze mit Kopf -Kreuz, die zuerst
etwa 0,8 gwog, nur 0,075 g Silber hielt und
bis 1668 geschlagen wurde; 1668 wurde der
C. eine Kupfermünze, 4 g, seit 17 12 2 g
schwer, doch wurden meist Stücke zu 3 C.
geprägt, aber nur noch ein paar Jahre. —
C. n. it., II, S. 442 ff. S.
92
dAHÄRGANi— CAPIS
Cahargaiu, Biltonmünze der Sultane von
Delhi; s. laital.
Cakrailly südindische Silbermünze; s.
Fanam.
Cäl, Kupfermünze der Krim. S. Piaster.
Calaim (vom hindustanischen Kalai), ost-
indisches, mit Kupfer, Blei und Nickel ge-
mischtes Zinn, seit d. i8. Jh. auch Zink
(Tutenaga, s. unter Dong), aus dem die
kleinsten portugiesisch-ostindischen Mün-
zen, die Bazaruccos (s. d.) hergestellt
wurden, besonders für die arme Bevölke-
rung von Damaun. Zeitweise übertrieben
die Statthalter um des Gewinnes willen die
Prägung von Calaim, so um 1608, 1690 und
1740. hn letzteren Jahre wurde viel nach
Mozambique abgeschoben. Die Calaim-
stücke zu 12, IG, 6 Bazaruccos wurden bis
zum Ende des 18. Jh.s, die zu 20 bis 1828
geprägt, die früheren kennt man nicht, weil
das ältere Calaim sehr leicht oxydierte und
sich auflöste. — Aragäo, III; Gerson de
Cunha, S. 26. S.
Calculus (Demin. von calx), lat. = Stein-
chen, insbes. i. der Rechenstein zum Rech-
nen auf dem Abacus, also wie die späteren
Rechenpfennige, s.d.; 2. der Spielstein
beim Brettspiel, also wie unsere hölzernen
Brettspielsteine (s. d.), aus Stein, Glas,
Elfenbein usw. gefertigt, R. E, III S. 1345,
vgl. auch unter Kontorniaten, Tessera;
3. der Stimmstein bei Abstimmungen,
griech. (jir6v8üXoc (griech. sind nachgewiesen
im Journ. int. XIII S. 121/6), lat. auch
tabella genannt; ein solcher aus einer Ge-
richtssitzung mit A = absolvo = ich
spreche frei, und C = condemno = ich
verurteile (vgl. R. E. IS. 122) erscheint
nebst der hier als Amphora geformten
Stimmurne als Beiz, auf Ä des Q. Cassius;
ein solcher aus einer Wahl auf JR des L.
Cass, Longinus: ein Bürger tritt an die
Stimmurne (hier eine cista) und wirft einen
C. mit einem V darauf, = uti rogas = wie
du beantragst, hinein (Gegensatz: A =
antiquo = es bleibe beim Alten); auch als
Beiz, auf röm. J^ erscheint der C., einmal
(L. Papius) einer nxit PAPI beschriftet, also
auf eine lex Papia bezüglich, auf der ande-
ren Seite ist die Stimmurne das Beiz. Auch
das gehenkelte Täfelchen auf JR des Loll.
Palikanus ist, wie die Amphora als Stimm -
Urne a. d. Vs. zeigt, ein C. und nicht eine
tessera frumentaria. — Auf M. von Side,
Anazarbos usw. kommen Götter (Athena,
das Koinobulion) vor, einen Stimmstein in
eine Urne werfend, anderwärts umstehen
Athleten (s. d.) eine solche, oft greift einer
hinein, um den C. herauszuholen (Abb. 100).
R.
Calderilla, von Caldero = ehernes Gefäß,
eine spanische Billonmünze, die durch die
katholischen Könige 1497 geschaffen wurde.
Es waren Biancas zu schlagen mit 21 Tau-
sendstel Feinheit, die 1548 auf 24 erhöht,
1552 auf 19 Tausendstel herabgesetzt
wurde. Damals entstanden nicht nur Bian-
cas (Va-Maravedi), sondern auch Cuartos
und Ochavos (4- und 2-Maravedi). Diese
Münzen trugen auf einer Seite das Kastell,
auf der anderen den Löwen. Die seit 1566
geprägten hatten nur 14 Tausendstel Fein-
heit und trugen des Königs Namenszug.
Die Calderilla wurde bis Ende des 16. Jh.s
geprägt, und zwar in maßvoller Weise,
welche vernünftige Münzpolitik die Nach-
folger der großen Könige leider nicht bei-
behielten (s. Gruesa). — Schrötter in Z. f.
N. 25, 1906, S. 289 ff. S.
Callaresltos s. Cagliarese.
CamilluSy der (freigeborene, ehrbare)
Knabe, der beim Opferdienst half, also
Opferdiener; erscheint, an der kleinen Ge-
stalt kenntlich, auf den Opferszenen der
röm. M. u. Med. neben dem Dreifuß stehend,
z. B. Gnecchi, Med. Taf. 89, 2. — R. E. III
S. 1431. R.
Candareen, chines. Fen, Gewichtseinheit;
s. Tael.
Candldimiy nämlich argentum, lautet
einer der Stempel auf einem röm. Silber-
barren, und bezeichnet das Silber damit,
vgl. Plin. N.h. 33, 127, als fein; Analyse:
963,2°/oo. — N. Z. 30 S. 218. R.
Canello s. Barinha.
Canteim s. Leva.
Capeduncula = eine beim Opfern ge-
brauchte Henkelschale ; vgl. unter Capis. R.
Capellotie, eine modenensische Groschen--
münze zu 1/3 Lira des Herzogs Franz HL
(1737— 1780), die von dem langen Haupt-
haar (Capello) des Herzogs auf dem Bilde
der Vs. ihren Namen hat. — Martinori,
S. 51. S.
Capis (Gen. capidis; auch capedo und
CAPRICORNUS— CAROLIN
93
capeduncula), lat. = Henkelschale, bes.
Opferschale, von der Patera (s. d.) anschei-
nend durch den Henkel unterschieden; auf
M. des C. Antonius kommen zwei Gefäße
derart vor, das linke wohl eine C, das in der
Mitte mit Standplatte wohl ein Simpulum,
s.d. — R. E. ni S. 1504. R.
Capricornus, der Steinbock, insbes. das
Sternbild desselben, eins der 12 Zeichen
des Tierkreises (s. unter Zodiacus); unter
ihm wurde Augustus geboren (s. unter
Horoskop), und daher ist der C, vorn ge-
bildet als Steinbock, hinten als Delphin
oder Fisch (also ein Ziegenfisch, der schon
i. d. altorient. Kunst vorkommt), sowohl
auf seinen röm. M. wie auf vielen provin-
zialen M. sehr häufig, auch mit Zusatz eines
Globus oder Füllhorns. —R. E. III S. 1550;
Röm. Mitt. 42 S. 164/70. R.
Capuciae werden 1294 und 1403 die älte-
sten FoUari von Ragusa (bis 1436 geprägt)
bezeichnet, die auf der Vs. ein Brustbild
nach rechts mit kaiserl. Diadem und Toga-
überwurf (eine offenkundige Nachahmung
röm. M.) und auf der Rs. ein großes goti-
sches »R« zwischen 4 Sternen zeigen. Diese
Stücke erhielten im Volksmunde den Na-
men »Kapuzen«, weil es wirklich den An-
schein hat, als ob der Kopf des Bildes mit
einer Kappe bedeckt wäre. — Berl. Bl. f.
M.-, S.- u. Wpkd. IV S. 56; Monatsbl. d.
num. Ges. Wien 1910 S. 189 ff. Su.
Caput aut navim, im plur. capita aut
navia, röm. Spiel (Macrob. Sat. 1 7, 22), bei
dem es darauf ankam, ob eine in die Höhe
geworfene M. beim Herunterfallen mit dem
Kopf oder dem Schiff (dem Rs. -Typus des
röm. Aes grave, s. As, vgl. Abb. 60, 61)
nach oben zu liegen kam. — Vgl. unter
Pile und siehe A. J. N. L S. 107. R.
Carambole war der franz. silberne Ecu de
Flandre zu 80 sols, geprägt 1686 bis 1705
mit der Münzmarke von Lille, zuerst einem
L, dann einem W. — Hoffmann, Tai. 98,
128; 99, 148.
Carantano, Carlntano, oberitalienischer
Name für den Tiroler (kärntnerischen)
Etschkreuzer im 14, Jh. und später. —
Martinori S. 51. Su.
Cardeciiy allgemeine Bezeichnung der
französischen Quarts-d'&u im 17. Jh.
Carintano = Carantano (s. d.).
Caritas, lat. = liebevolle Zuneigung; C.
Augg. steht auf M. des Tetricus I. zu einer
Gestalt mit erhobener Hand, unten Altar;
C. mutua Augg. neben zwei verschlunge-
nen Händen: M. des Balbinus u. Pupienus.
— Bernhart, Handbuch S. 85; W. Koehler,
Personif. abstrakter Begriffe S. 61. R.
Carllns oder Saluts in Gold oder Silber
hat seit 1278 Karl von Anjou in Neapel prä-
gen lassen. Sie tragen die Darstellung des
englischen Grußes, der Verkündigung Ma-
ria, die Jungfrau geneigten Hauptes, beide
Hände zu halber Höhe erhoben, und einen
Engel auf sie zutretend, in der linken Hand
einen Granatapfel haltend und mit einer
hinweisenden Geste der rechten den Gruß
begleitend, den die Umschrift angibt: :>ave
gracia plena, dominus tecum<'. Eine Vase
mit hochragendem Lilienstengel steht zwi-
schen beiden (Menadier, Sammler 1921
S. 308 f.), auf der Rs. befindet sich ein
Wappenschild (s. Abb. 213).
Dieser carlin d'or, wie der offizielle Name
lautet, hatte ein Gewicht von ca. 4,4 g, eine
Feinheit von 24 Karat und denselben Wert
wie der Augustal (s. d.). Neben ihm wurde
auch ein V» carlin d'or geschlagen.
Der carlin d'argent war eine Nachahmung
des französischen gros tournois. Er wog
3,34 g und war ca. 11 1/2 Unzen fein, sein
Wert war gleich V2 Goldtari.
Der Schlag des Goldkarlins wurde nach
Karl IL verlassen, der der Silberkarlins dau-
ernd beibehalten, nur änderte sich noch
unter Karl II. der Typus: der Karlin wird
zum Gigliato (s. d.). Später unter Alfons I.
(1442 — 1468) wurde der Alfonsino (Carlino
oder Grrossone) mit gekröntem Königskopf
und Wappen geprägt, unter Ferdinand L
ein Coronato usw. Er blieb in Unteritalien
bis zu Franz IL von Bourbon, bis 1859. —
Sambon im Annuaire 1891 S. 2365.;
Cagiati. Su.
San Carlo war eine seit 1614 geprägte
Silbermünze des Herzogs iCarl Emanuel
von Savoyen mit dessen Brustbild auf der
Vs. und dem h. Karl (Borromeo) auf der
Rs. Sie wog 26,728 g und hielt 18,086 g
Silber, galt zuerst 9 Fiorini d'argento, stieg
bis 1630 auf 12. — C. n. it. I, Taf. 18,
Nr. 12. S.
Carolin (PI. Caroliner) war der halbe
schwedische Daler oder das schwedische
2-Markstück. zu 16 Öre, während ein
94
CAROLUS— CARZIA
schwedischer Riksdaler 52 -Öre galt; er
wurde 1664 eingeführt mit 10,4 g Gewicht,
7,2228 g Feingewicht. Die Vs. trug Karls
XI Brustbild, die Rs. drei Kronen und
Wert: UM. Unter Karl XII. wurden im
Jahre 171 8 4-, 2- und i -Caroliner (Abb. 327)
ausgemünzt mit ausdrücklicher Angabe
dieser Werte zu 8, 4 und 2 Mark schwedisch,
aber nur mit einem Feingewicht von 18,5,
9,2 und 4,6 g. Das 8 -Markstück wurde
auch Dukaten genannt. In älteren Zeiten
war auch eine Goldmünze namens Carolin
geschlagen worden. Im Jahre 1868 unter
Karl XV. wurde ein goldenes Zehnfrank-
stück namens Carolin, mit 2,9032 g Fein-
gewicht, eingeführt. Die Rs. trug eben-
genannte Wertangabe. — K. A. Wallroth,
Sveriges Mynt 1449— 1917, Stockholm
1918. W.
Carolus» Carolusdollar oder -Piaster war
der spanische Säulenpiaster oder Colonnato
(s. d.), der von der Levante bis China sehr
geschätzt wurde. In Abessinien, Kordofan
und Nordafrika wurden nur die von Karl
IUI. genommen, die wegen der IUI von
den Arabern Abuarba = Vater der vier
genannt wurden. Der »Schanghaidollar«,
wie der C. in China hieß, galt hier oft 30 bis
40*>/o über seinem Sachwert, wich aber seit
Mitte des 19. Jh.s immer mehr dem mexi-
kanischen Peso. S. Adlerdollar. S.
Caroltis A*axgmt (Florin Carolus d*argent)
war der erste niederländische, von ICarl
V. 1543 eingeführte Taler; er galt als Äqui-
valent des Carolus d'or (s. d.) 20 Patards,
wog etwas weniger als der deutsche
Guldengroschen (s. d.)und trug auf der Vs.
das gekrönte Brustbild des Kaisers, auf der
Rs. den spanischen Wappenschild auf
Blumenkreuz. — Witte, II, S. i8i f., Tai.
39, Nr. 667--^7i. S.
Carolusdollar s. Carolus.
Carolus d'or (Florin Carolus d'or), nieder-
ländischer, von Kaiser Karl V. 1517 einge-
führter Goldgulden, der auf der Vs. das
Kniebild des Kaisers, auf der Rs. ,den
Reichsadler mit Wappenschild zeigte und
zuerst wie sein Vorgänger, der Florin Phi-
lippus (s. d.), 3,24 g wog und 2,12 g Gold
hielt, 1521 aber auf ein Gewicht von 2,93 g
°^^ I>7I g Gold verringert wurde und seit-
■dem die schlechteste aller damahgen Gold-
münzen war (s, Goldgulden). & galt 20
Patards. —Witte, II, S. 160 f., 167; Taf. 38,
Nr. 662. S.
Carpentum, lat. = ein zweirädriger Reise -
wagen bes. für Frauen; manchen Kaise-
rinnen wurde die Ehre erwiesen, daß sie
(oder nach ihrem Tode ihr Bild) in einem
C. bei den Aufzügen im Circus gefahren
wurden; daher finden wir auf deren M.
das C. als einen von zwei Maultieren im
Schritt gezogenen Planwagen; dazu die
Aufschriften consecratio, memoriae illius,
oder einfach divae illi. — R. E. III S. 1606;
Bernhart, Mitt. Vorderasiat. Ges. 1917
(Hommel -Festschrift) S. 160. R.
Carpici maximi, Siegesbeiname der röm.
Kaiser Philippus Vater und Sohn auf Med.,
wegen ihrer Siege über die Carper. R.
Carrara-Medaillen sind zwei auf Franz I.
und IL, Herren von Carrara bei Padua, auf
die Eroberung dieser Stadt 1390 ganz nach
dem Muster römischer Großbronzen ge-
prägte Med., mit ihrem Bildnis auf der Vs.
und dem redenden Wappen des Wagens
(carro) auf der Rs. Sie sind die ältesten
Medaillen. — Friedlaender, Die geprägten
ital. Med. des 15. Jh.s 1883 S. 3—8; Hill,
Med. of the renaissance 1920 S. 16; Habich,
Med. der itaL Renaissance S. 27/8. R.
Carrarese, Carrarino hießen die in Padua
von dem Geschlecht der Carrara (1338 —
1405) geprägten Groschen, Denare, Soldi
und Piccoli,
Cart-wheel (deutsch: Wagenrad) nannten
die Engländer ihr 28,70 g schweres kupfer-
nes Twopence-Stück von 1797 nach dem
erhabenen Reifen ringsherum, der dem
dnes Rades ähnlich war.
Carzia (Garzia) hieß eine venetianische,
für Cypem geprägte Billonmünze, deren
Name sehr wahrscheinlich von dem durch
die Kreuzfahrer in die Levante ge-
brachten Kreuzer rührt (s. Crazia). Die
ersten C. sind anonyme venetianische
Münzen mit springendem Löwen-Kreuz von
Jerusalem, sie galten 1/48 des Bezant (s. d.).
Seit 15 15 trugen sie den Namen des Dogen,
wogen 0,52 g, hielten 0,04 g Silber und
zeigten Kreuz-springenden Löwen- 1569
entstanden vierfache, die in Cypern Sixains
genannt wurden. — Papadopoli, II, S. 99,
234, 246, 258, 275, 294 f. ; Taf. 28, Nr. 1--3;
Taf. 29, Nr. IS; 31, Nr, 7; 32, Nr. Ii— 15;
Riv. ital. di num. XX (1907), S. 462. S.
CASH-^CAV ALOTTO
95
Cash, aus sanskr. Karsha, tamil. Käsu,
portug. Caixa; damit werden von den Euro-
päern verschiedene orientalische Münzen
von geringem Wert bezeichnet: in Indien
die Käsumünze (s. Karsha), in China die
Ch'ien (s. d.), im Malaiischen Archipel der
Pitjis (s. d.). S. auch Käsch. — Crooke,
Hobson Jobson 167. V.
Castellano = Va Dobla castellana s. d.
Castellanus s. Burggraf.
Castelliim s. Burg.
Castor, Castores s. unter Dioskuren.
Castrucclno ist ein Halbgroschen von
Lucca, geschlagen von dem Großkapitän
der Stadt Castruccio degli Anteminelli und
nach der Schlacht von Altozascio 1330 vir-
kundüch erwähnt: pro pretio librarum qua-
draginta et quinque denariorum lucenti-
um Castruccinorum ad rationera etc.
Typus: Vs. gekrönte Büste, Umschr. Otto
rex; Rs. um LVCA im Kreuz die Umschrift
Imperialis. — Martinori S. 61. Su.
QiStruin, i. ein Kastell, mit Mauern oder
Verschanzung umgebener Ort. Auf M. (aller
Metalle) bezeichnen wir so die von Diocle-
tianus bis ins 5. Jh. hinein, also als das
Reich, von Barbaren bedroht, solcher C.
überall bedurfte, vorkommende, turmbe-
wehrte Tor- oder Mauerfront; Legenden
z. B. : victoria(e) Sarmatica(e), virtus (vir-
tuti) militum, providentiae Augg. u. dgl.
Zur Darstellung, insbes. zur Bedachung der
Türme vgl. Germania 1919 S, 12/15. —
Für den Grundplan eines Lagers hält man
auch eine merkwürdige geometr. Figur auf
seltenen M Constantins und seiner Mit-
regenten (Maurice, Num. Const. II
S. 447/48). R.
2. lat. für Burg, findet sich z. B, auf
den in Hattonchatel geschlagenen Denaren
der Bischöfe von Verdun aus dem 10. u.
XI. Jh., auf denen die Münzstätte als Ha-
donis castrum bezeichnet wird, dann weiter
auf einem Denar v. Sayn: Castrum in Seine
com(i)t(is), auf einem Hohlpfennig der
Herren v. Veitheim -Osterburg: castrum
Adelberti c(omitis), auf einem Blankenburg-
Regensteiner Hohlpfennig castri de Blan-
kenburc u. a. — Menadier, Schausammlung
S. 162 U.D.M. III S. 43. Su.
Cathedra (thronus, sedes = Bischofs -
thron), ein zum Gebrauch für den Bischof
bei Pontifikalfunktionen bestimmter, mit
Armlehnen und Rückwand versehener, auf
drei Stufen sich erhebender und von einem
Baldachin überdachter Sitz. Der Abtsthron
hat nur 2 Stufen und keinen Baldachin.
— L Braun, Lex. S. 48f. Su.
Cavalier ist eine niederländische Groschen-
art mit einem Reiter. Sie wurde zuerst von
Margarete von Konstantinopel (1244 — 80)
im Hennegau und zwar in Valenciennes ge-
schlagen. Auf der Rs. befindet sich der
Doppelschriftkreis der Turnosen um ein
Kreuz, der innere Kreis trägt die Umschrift
Signum crucis. Der Reiter wird teils von
rechts, teils von links mit einem gezückten
Schwert dargestellt. Der Wert war = 2
Sterlingen oder = V3 gros tournois. Diese
petits gros au cavalier sind dann von
Johann IL von Hennegau (1280 — 1304)
in Valenciennes, von Johann IL .von
Brabant (1294 — 1308) in Antwerpen und
Genappe und von Robert von Flandern
(1305 — 1322) in Alost statt mit gezücktem
Schwert auch mit Lanze weitergeprägt
worden. Es war eine beliebte Münzsorte,
die auch sonst nachgeahmt wurde. —
Goldene Cavaliers s. Rijder. — GaiUard,
Flandern Tf. 29 nr. 172, 173; Chalon,
Hennegau Tf. III 27, 28; De Witte I,
Tf. XII 308 S. 102. Su.
Cavalier d'ar s. Rijder.
Cavallina wurde nach dem auf Candia
befehligenden venetianischen General und
Proweditore Marino Cavalli eine Billon-
münze zu 10 Perperi (s. Iperpero) genannt,
die er dort 1571 — 1573 schlagen ließ, die
aber gleich darauf eingezogen wurde, auf
einer Seite den Markuslöwen, auf der
anderen iES/ARGE/NTI trug. — Papado-
poli, II, S. 820, Taf. 51, Nr. 15. S.
CavallOy eine von dem Könige Fer-
dinand I. von Aragon im Jahre 1472 ein-
geführte Kupfermünze für Neapel und
Sizilien zu i/w-Silbergrano und von 1,8
bis 0,8 g Gewicht, die auf der Vs. die
Büste des Königs, auf der Rs. ein Pferd
(cavallo) trägt- Sie wurde später mit
anderem Gepräge — meist Büste-Kreuz —
gemünzt, im 18. Jh. nur vielfache, auch
von anderen Staaten Italiens. S. auch
Pubblica und Tornese. — Cagiati, II— V,
passim; Martinori, S. 62 — 64. S,
Cavalotto heifien viele italienische
Groschenmünzen mit einem Reiter auf
96
3C— CENT
der Vs., so die in Asti von Ludwig XII.
von Frankreich und Kaiser Karl V. ge-
prägten. Auch in Bologna (Lira Bolognese),
Piemont, Savoien und den kleinen ober-
italischen Herrschaften wurden sie im
i6. und 17. Jh. geschlagen. Uri, Unter-
waiden und Bellinzona wählten als Reiter
den h. Martin. In deutschen Edikten
wurden sie Gabelotten oder Gobelotten
genannt. Die Grossi mit dem h. Georg
s. unter Giorgino. S. auch Cornuto. —
Martinori, S. 64 f. S.
X, Münzbuchstabe der Münzstätte Be-
sancon.
Cech (wörtlich im Deutschen = Böhme).
Unter diesem Namen, in dem noch die Er-
innerung an den bis an die Grenzen des mos-
kovitischen Reiches des XIV. Jh.s verbreite-
ten böhmischen Groschen weiterlebt, kur-
sierten die Dreipölker (s. d.) des XVII. Jh.s
in der Ukräne, wo sie das Hauptzahlmittel
waren.
Nach ihrem Vorbilde und nur für Klein-
rußland wurden in der Stadt Sevsk, von
den Zaren Ivan und Peter (1682 — 1696)
in recht großer Zahl, heutzutage sehr selten
anzutreffende C. mit 1386 und undatiert
ausgegeben. Auf der Vs. haben sie den
Doppeladler, auf der Rs. den Reichsapfel.
Die Aufschrift ist lateinisch und bringt,
sehr verkürzt, die Titel der Herrscher und
den Namen der Stadt. — Großfürst G.M.,
Peter, II, 20—28; J. u. A. Erbstein, Ein
vergess. Denkm. Peter d. Gr. 1872; Zapiski
N. Otd., I (Demmenis). — Fälschlich nennt
Reichel I, 1077 die von Peter 1707 — 1709
geprägten Tympfe (s. Achtzehngröscher)
Cechen. — Für den Geldumlauf in
der Ukraina vgl. jetzt -Sugaevskij, V. A.,
Moneta i deneinyj söet v levoberej^noj
Ukraine v XVII veke (bes. S. 8—9; 28).
B.
Ceitil (Ceptil), eine wohl am Ende der
Regierung Johaims I. von Portugal (1383
bis 1433) zui» Gebrauch in dem 141 5
eroberten Ceuta geprägte (erste portu-
giesische) Kupfermünze, die den gekrönten
Namen des Königs, auf der Rs. d. Wort
Ceitis trug. Sie galt Vö Real, zeigte unter
den folgenden Königen auf der Vs. den
Landesschild, auf der Rs. eine Burg im
Meer. Sie wog zuerst 1,9 g, sank bis 1560
auf 1,3 g, worauf ihre Prägung aufhörte. S.
Cella (aucella, = Vögelchen) ist eine ita-
lienische Silbermünze, die erstmalig Köni-
gin Johanna II. von Neapel (1414 — 1435) in
Aquila geprägt hat: Vs. IVHANNA : RE-
GINA um einen gekrönten Adler; Rs. S :
PETRVS : P um dessen sitzende Figur.
Diese Prägung ist von Renatus von Anjou
(1435— 1442) und Alfons I. (1442— 1458)
fortgesetzt worden, die Cellae dieses Königs
tragen teilweise in der Umschrift das Wap-
pen der Camponeschi (6. Okt. 1442 bis 6.
April 1443). Ferdinand I. verbot dann 1458
ihre Herstellung. Ihr Gewicht betrug
0,91 — 1,046 g. Sie waren gleich = % Car-
lino (daher auch quartarola genannt) und
gleich 30 Denaren (daher auch Trentina
genannt), 40 Cellae = l Dukat. — Cagiati
II S. 28 f.; Martinori S. 66. Su,
Censor, von censere = schätzen, war
der alle 5 Jahr paarig gewählte Beamte der
röm. Republik, dem Steuerschätzung, Per-
sonenstandsaufnahme, Aufstellung der Se-
natsliste, Verdingung von Bauten u. dgl.
zufiel. Daß sie gelegentlich auch mit der
Münzprägung betraut wurden, ist denkbar,
das Beispiel der Denare mit L. Lic, Cn.
Dom., angebl. Censoren 92 v. C, wird
jetzt bestritten (Num. chron. 1924 S. 45). —
Auf M. erscheint das Amt nur im Kaiser -
titel der flav. Kaiser als censor, censoria
potestat(e), censor perpetuus (Abb. 75).
Mit ihnen hört die C. als besonderes Amt
auf. — Abk. CEN, CENS. — R. E. III
S. 1902. R.
Cent. I. Scheidemünzeinheit der Ver-
einigten Staaten von Nordamerika zu
Vioo Dollar (s. d.), war 1792 bis 1856 eine
10,886 g schwere Kupfermünze; die halben
wurden nur bis 1840 geprägt. 1857 bis
1859 wurden sie aus Nickel, seitdem aus
Bronze, 3,11 g schwer, geprägt. Auch
Stücke zu 3 und 5 Cent entstanden, die
ersteren 1851 0,60, 1853— 1873 0,67 g
Silber haltend, während die 5 -Centstücke
(seit 1866) aus Nickel hergestellt wurden.
Das Gepräge des Cent war auf einer Seite
immer die Wertbezeichnung, auf der
anderen bis 1856 der Freiheitskopf, 1857
bis 1859 der Adler, dann bis 1907 der
Indianerkopf und 1909 das Brustbild
Lincolns. Ähnlich war das der 3- und
2 -Centstücke, während das Gepräge der
S-Cent 1866—1882: 5-Schild, seitdem V-
CENTAVO— CENTIME
97
Kopf, seitiQisBüflEel-Indianerkopf ist. — 2.
Scheidemünzeinheit der Niederlande seit
1816: I Gulden = ICX) Cent, Der Cent
war aus Kupfer und wog 3,843 g, auch
halbe wurden geschlagen. Seit 1877
wurden 2^»- und l -Centstücke aus Bronze
geprägt. Das Gepräge dieser Münzen war
bis 1877: gekröntes W-Wappen, seit-
dem: Löwe-Wertbezeichnung. Für Ost-
indien entstanden seit 1834 Centstücke
aus Kupfer, 4,8 g schwer (Löwenschild-
Wert), seit 1856 21/3-, I- und »A-Centstücke
(Löwenschild - javanische Wertbezeich -
nung). S.
3. Unter Friedrich VIL und Christian DC.
von Dänemark wurden nach amerikani-
schem Münzfuß Stücke von 20, 10, 5 und
3 C. von Silber, i C. von Bronze zum Ge-
brauch der dänisch -westindischen Inseln
geprägt. Früher war dort dänische Schil-
lingsmünze nach besonderem Münzfuß im
Umlauf- W.
Centavo ist der hundertste Teil des
mittel- und südamerikanischen^Peso (s. d.)
und entspricht mit der Annahme des
französischen Münzsystems seit den sech-
ziger Jahren des 19. Jahrhunderts dem
französischen 5 Centimestück. Der zehn-
fache C. heißt Decimo. Die Stücke zu
10 und 5 C. wurden früher meist aus
Silber, die zu 21/2, 2 und i C. meist aus
Nickel oder Kupfer hergestellt; heute
werden diese kleinen Nominale meist aus
Nickelbronze oder Aluminium geprägt. S.
Centeiiy die spanische goldene Dublone
1848— 1868 (s. Dublone).
Centenlonalis ist eine M. -Sorte, die zwei-
mal im 4. Jh. genannt wird: das Edikt
von 356 Cod. Theod. EX 23, i § 3 ver-
bietet den Transport von pecunias quas
more solito maiorinas vel centenionales
communes appellant; das v. J. 395 Cod.
Theod. IX 23, 2 verbietet die pecunia
maior und läßt allein den C. noch gelten:
centenionalem tantum nummum in con-
versatione publica tractari praecipimus,
maioris pecuniae figuratione submota; die
maiorina pecunia erscheint sonst noch
in einem Erlaß von 349, der die Scheidung
des darin enthaltenen Silberzusatzes ver-
bietet, Cod. Theod. IX 21, 6. Im J. 349 und
356, d. h. unter Constantius IL, dann
auch unter Constans als Aug., Vetranio und
WOttecbnoh der Hflndcunde.
Constantius Gallus gab es wirklich nur zwei
häufig und regelmäßig geprägte, mit ganz
wenig Silber legierte Kupfersorten (s. unter
Sud), beide mit fei. temp. reparatio, die
eine etwa 20 — ^24 mm Dm. und 3^2 bis T^l% g
schwer, die andere etwa 17 — 19 mm Dm. und
2 — 3 g schwer, und darum sollte man nur
diese beiden als die Pec. mai. und den C.
betrachten und diese Benennungen von
allen M, vor Constantinus' I, Tode fern-
halten; so Maurice, Num. Const. III S.
XLVII (der früher I S. XLIII ff. ebenso wie
der Trait6 I S. 612/14 in dem C. eine ge-
sottene Kupfer -M. des Constantinus I.
erblickt hatte, Abb. 109, während Seeck
gar Z. f. N. XVII S. 58, 122 und R. E. III
S. 1927, befolgt u. a. im Num. chron. 1919
S. 154/55, den C. in diokletianische Zeit
versetzt). Vgl. zu alledem die Zweifel
N. Z. 42 S. 577 und bei Segrfe, Metrologia
1927 S. 446/48. — Die Erklärungen des
Namens C, Trait6 S. 613: = Vioo der
Siliqua, Maurice I S. XLVII = Vioo des
Silberpfundes, Seeck an beiden Stellen
= '/loo des MiUarense, womit er das silberne
7^96 des Diocletianus meint, Mattingly, Ro-
man coins 1928 S. 227 = i/ioo des Aureus,
kranken daran, daß die Bedeutung C.
= Vioo ganz unsicher ist, es könnte eher
heißen: zu einem Hundertf ac he n gehörig,
vgl. Bildungen wie Binio, Quaternio. R.
CentesimOy die kleinste moderne italieni-
sche Scheidemünze zu '/loo-Lira, gleich
dem französischen Centime, aus 960 Teilen
Kupfer und 40 Zinn, i g schwer. Von
Anfang an, d. h. seit 1826, wurden meist
mehrfache Centesimi geprägt, silberne zu
50 und 25, kupferne zu 5, 3 und i C, seit
1861 silberne zu 50, 25 und 20, nickeine zu
20 C, kupferne zu 10, 5, 2 und i C. Diese
Münzen zeigten vor 1900 meist Kopf -Schrift,
seitdem verschiedene meist der Antike ent-
nommene Typen wie die von Nickel die
Aequitas in ' Löwenquadriga, die Italia,
Genien, antiken Kopf und Adler, seit 1920
viele das Rutenbündel mit Beil (s. auch
Lira am Schluß), die von Bronze zu 10 C.
Biene auf Blume, die zu 5 C. Ähre. In
Uruguay zerfiel der Peso in 100 C. S.
Centime. Als 1793 die französische Na-
tionalversammlung das Dezimalsystem (s.
Zählweise) einführte, teilte sie die Livre in
10 D6cimes, den D6cime in 10 Centimes,
7
98
CENTIMO— <!^ETVERTÄK
aber erst 1795, als der Frank an Stelle
des Livre die Münzeinheit geworden war,
sind 5- und i -Centimes aus Bronze, letztere
2 g schwer, dann sind bis zur Gegenwart
Stücke zu 10 und 5 Centimes (2- und
I-Sous), 2- und I -Centimes aus Kupfer
geschlagen worden. Später wurden 50-, 25-
u. 20-C. aus Silber, 25 -C. auch aus Nickel
und 10-, 5-, 2- u. i-C. aus Kupfer oder
Bronze geprägt, seit 1914 gelochte 25-, 10-
u. 5-C. aus Nickel, seit 1923 solche auch für
die Kolonien. Belgien übernahm 1832 mit
dem Frank auch den C. und prägte seine
Scheidemünzen sehr ähnlich wie Frank-
reich. Der C. der Schweiz ist gleich dem
Rappen (s. d.). S.
CentimOy kleinste moderne spanische
Scheidemünze = i/ioo-Peseta. Vor 1864
gab es nur Stücke zu mehreren C, z. B.
25 C. « 1/4 Reales, 1864— 1870 war der C.
eine Kupfermünze zu V^ioo Escudo und über
2^2 heutiger C. wert. S.
Centiiiy anderer Name für den spanischen
Alfonso d'oro (s, d.), nach Gesetz von 1871
8,065 g schwer und 7,2585 g Gold haltend,
mit einem Wert von 25 Peseta. S.
Ceres s. unter Demeter.
Certamen s. unter Spiele.
Cervia (Zervetta), Silbermünze des Al-
berico Cibo Malaspina (1559 — 1623), Herrn
von Massa Luigiana, vom Volke Lupetta
genannt, da der Hirsch auf ihr für einen
Wolf angesehen wurde. S.
Cervönec (von öervonnyj, s. d.) war der
in Rußland im 18. Jh. aufgekommene
Name für ausländische Goldmünzen, haupt-
sächlich für holländische Dukaten.
Seit Anna (1730— 1740) bis 1867 sind
29 MiU. Stück C. von der russ. Regierung
zum Zwecke ausländischer Zahlungen nach-
geprägt worden. Diese C. sind von den
holländischen nur durch geringe Details
in der Zeichnung zu unterscheiden. Seit
1849 — 1867 in Riißland verfertigte Dukaten
tragen immer nur das Datum 1849. Ihre
Prägung hörte nach einer Reklamierung
seitens der holländischen Regierung 1868
auf. — Vgl. ArapSik, Lobanßik.
Kaiser Paul (1796— 1801) prägte C. nur
mit seinem Monogramm auf der Vs. und
der Aufschrift: Ne nam, ne nam, a imeni
tvocmu (Nicht uns, nicht uns, sondern
Deinem Namen) in der auf holl. Dukaten
gewöhnlichen Kartouche auf der Rs.,
3,48 g schwer mit 3,43 g Goldgehalt. —
Die von 1868— 1885 geprägten 3 -Rubel-
stücke mit Doppeladler und Wertangabe
mit 3,6 g Goldgehalt ersetzten die holländi-
schen Dukaten und wurden auch C. ge-
nannt. — Russische C. wurden auch die für
Russisch -Polen 1834 — 1841 in Petersburg
und Warschau ausgebrachten 3-Rubel-
stücke = 20 zlot (s. zlotyj) genannt. —
Flug, K. K., O vneSnemzidö gl. t. russk.
zolotoj monety (1898), S. 32—36.
C. heißt endlich die seit 1922 von der
Sowjetregierung herausgeg. Banknote im
Werte von 10 Goldrubeln. Als Münze
1923 geprägt, mit Staatswappen auf der Vs.
und säendem Bauern, im Hintergrunde auf-
gehender Sonne und Fabrikgebäude auf der
Rs., 8,6g schwer und 7,74 g fein. Abb. 387.
Bei den Numismatikern C = Cerv6nnyj
(s.d.). B.
Cervötmyj (wörtl. Roter), wahrschein-
lich aus dem Polnischen entlehnt, im
Russischen = zolotoj (s. d.), jede größere
Goldmünze, bis zum 18. Jh. meistens in
Verbindung mit einem auf die Herkunft der
Münze hinweisenden Prädikat, wie etwa
ugorskij (ungarischer), renskij (rheinischer)
oder gollandskij (holändischer) gebraucht.
Mit Ivan III. (1462— 1505) beginnend
sind auch russ. C. von allen Herrschern,
mit Ausnahme vonVasilij IIL (1505 — 1533)
und Boris (1598— 1605), geprägt worden,
doch vor Peter dem Gr. durchaus nur als
Donative, dabei im Werte von 10, 4, 3, 2,
iVa, I, Vsi 'A und V4 Dukaten. Sie haben
zuerst den Doppeladler auf beiden Seiten,
dann auch Brustbild imd Doppeladler; auf
einem C. von Alexej (1645 — 1676) auf
der Rs. das Brustbild Christi.
Seit Peter dem Gr. werden C. auch als
Kurantgeld, seltener doppelte C, mit Brust-
bild und Doppeladler, 3,47 g schwer und
3f39 g Gold haltend, ausgegeben. Vom
selben Werte wurden 1749, 1751 — 1753
doppelte und einfache C. mit St. Andreas
auf der Rs. geprägt, Abb. 381. — Großfürst
G.M., ElisavetaNr. 125, 126, 152—156, 172,
192; Flug, O vnÄnem vidö zolotoj
monety (1898), S. 9—14. B.
Cetverttk (vom Worte ßetvere = Viertel)
ist der seit den 30er Jahren des 19, Jh.s
CETVERTCÄ— CHALKUS
99
in Rußland allgemein gebräuchliche Aus-
druck für ein silbernes 25'-Kopekenstück =
»/4 Rubel — früher Polupolt-ina und
-innik (s. d.) — , das jährlich von 1827— 1896,
und dann nur 1900 und 1901 geprägt
wurde. Sein Bild war bis 1885 der Doppel-
adler und die Wertangabe, seit 1886
Kaiserhaupt und Doppeladler. Bei Zah-
lungen wurde der C. im Gegensatz zu den
kleineren Nominalen (s. Dvugrivennyj,
P'atialtynnyj und Grivennik) vom Gesetze
dem Rubel (s. d.) und dem Poltinnik
(s. Poltina) auch nach 1867 gleichgestellt,
da er 86,80/0 Silber hielt. B.
Cetvertc&y Cetvertka, vom russischen
Worte öetvert* (Viertel), wird, wie es
scheint, in den Quellen von Novgorod des
15. Jh.s sowohl im Sinne einer größeren
und schweren Geldeinheit, vielleicht 1/4
eines schweren (Novgoroder) Rubelbarrens,
da C. = 5 Lobec (s. d., Lübecker Weiß-
pfennige), gebraucht, als auch im Sinne
einer ganz kleinen Münze, etwa 0,15 g
schwer. Abb. 371. Vgl. Poluska, Mord-
ka. — Sreznervskij, III 1509 und 15 12;
Tolstoj, Novgorod, S. 13 und 140; Tolstoj,
Monety Pskovskije, S. 51 und 130; Kauf-
man, RubP S. 57 Anm. B.
Cetvertina» vom Worte JSetvert* (Viertel)
sind die im Nominalwerte von 25 Kopeken
(s. Polupoltina) auf einem V4 eines zer-
schnittenen Talers aufgeprägte russische
Münzen von 1654. Sie haben auf der Vs.
den Zaren zu Pferde und in den Ecken die
Wertangabe: pol-pol-tin, auf der Rs. im
Felde den Namen des Zaren und Titel,
in den Ecken aber die Jahreszahl in slavi-
schen Lettern. — Da der eigentliche Silber-
wert solch eines Stücks in russ. Gelde nur
lö^a Kopeken betrug, so blieb es wie
mit dem Rubeljefimok (s. d.) und dem i> Je-
fimok (s. d.) s. priynakom« bei einem Ver-
such. — Chaudoir II, Tf, 7 N. 8 u. 8 N. 2;
Reichel I, 716; Kaufman, Rubl*, S. 109. B.
Chahärgani» Qdiargänl, Billonmünze der
Sultane von Dehli; s. Jaital.
Chaise d'or, florenus ad cathedram, florin
4 la chai^re, chaire ist die erste der schönen
französischen Goldmünzen gotischen Stils,
zuerst von Philipp IV. 1303 zu 35 Stück
aus der 24 karätigen Mark geprägt, l
Stück = ca. 7 g, Wert = 62*/, s. t. Vs.
der König sitzend auf einem gotischen
Stuhl mit Glockentürmchen, ein Zepter
haltend, eine gotische Borte um das Feld,
Rs Blumenkreuz in einem Vierpaß, außen
in den Winkeln Kronen, Umschrift: Xpc
vincit, Xpc regnat, Xpc imperat. Später
schlug Philipp VL 1346 diese Münze noch
kunstvoller, im Gewicht aber geringer, nur
4,7 g schwer und im Werte von 20 s. t. —
Engel-Serrure III S. 952; Blanchet, Ma-
nuel II S. 236, 250. Su.
Chakram, cakram, südindische Silber-
münze. S. Fanam.
Chalklna (plur.> Nach Epiphanios (392
n. C.) bei Hultsch, Metrol. scr. I S. 266 u.
269 hießen bei den Alexandrinern tA dp-yupia
^fo^xtva, d. h. also statt Geld gebrauchten
sie nicht wie die übrigen Griechen ein vom
Silber, sondern ein vom Kupfer abgeleite-
tes Wort — eine Erinnerung an die Zeit, wo
im ptolem. Ägypten das Umlaufsmittel im
wesentlichen aus Kupfer-M. bestand und
die Rechnungsmünze die Kupferdrachme
(s. unter Drachme) war. R.
ChalkloOy griech. xb xa'^'tfov = Kupfer-
münze, bei Aristophanes Frösche, v. 725,
und den Lexikographen. R.
ChalkoSy griech. xaXxoc = lat. aes und wie
dieses Kupfer und Bronze ohne Unterschei-
dung beider bedeutend; dann = Kupfer-
geld. — Trait6 I S. 364 ff., 460/1. — Über
XaXxou 8paxiJ^"»lf X^"^^^ ToXavtov nebst Aus-
drücken wie X- o5 dXXa^iQ, x* ?«Jov6[i.os in
Ägypten s. unter Drachme. R.
Chalkus, griech. xocXxouc, Flur. Chalkoi,
XoXxoT = von Bronze = Bronzemünze,
bald ganz allgemein, bald hieß eine be-
stimmte Bronze -M. so. Aristoteles bei
Pollux Onom. IV 175 und IX 81 nennt so
die sizil. oö^xia als ^/n der Xiipo, die er
ÄßoXo? nennt. In Athen kam der Obol (=
2 Halbobolen = 4 Tetartemorien) durch
Weiterführung der Halbierung auf 8 Ch.
(Pollux, Onom. IX 65/6), anderwärts gingen
12 (s. soeben, ferner vgl. Rev. num. 1920
S. 98: Delphoi) oder 16 Ch. auf den Obol
(Regling, M. von Priene S. 122). In Athen war
also der Ch. etwa = l'/aPfg. Das Wort Ch.
auf M. selbst: auf ^ von ApoUonia am Pon-
tos (aus dem 4. Jh. v.C. ?) steht AIXAAKIB,
auf M. von Antiochos IV. AX, BX, AX =
4, 2y I x(aXxouc) und auf kaiserzeiü. M. von
Chios tetpa-, tpi- und hiyahLov, auf M. des
7*
100
CHAMPAGNERTALER— CHATOUILLER
jüd. Königs Agrippa IL XAAK0T2. —
Trait6 I S. 460/63. R.
Champagnertaler, scherzhafte Bezeich-
nung der 1838 bis 1871 geprägten deutschen
doppelten Vereinstaler, weil eine Flasche
Champagner 2 Taler kostete,
Charagma, Charakter, Charassein, Chara-
xls. Das griech. Grundwort x^?^^^^^^ heißt
eigtl. zuspitzen, eingraben, einprägen, und
ImxapaxTsiv =bepr^en, i^apircQi)f = auf-
prägen, so öfters literarisch bezeugt; auf
einer M. von Tripolis Lyd- unter Traianus
steht 8eoSo)poc ß' §X^pa[S8v], ähnlich auf
einer M. von Ephesos unter Traianus 6
'E<pe(ffia>v) 8^(^100 ^TcexotpCaSsv). Davon
kommt L x^paSu = die Prägung, z. B, In-
schrift von Magnesia n. 164 xatacrca&elc
eicl Tfi<z xapdfecof to5 Xsitcoü xQ^^Q'^J II-
yapoofxfip = das geprägte Stück, das
Prägebild, der Prägestempel (dazu Ath.
Mitt. VII S. 51), so literarisch (z. B.
Aristoteles Ath. pol. lO; Ps. Aristot.
Oik. II 4; Steph. Byz. unter AaxeSaifiCöv),
dann auf der M. eines thrakischen Dy-
nasten Kotuoc xapot't'^P» endlich auf einer
Inschrift von Lesbos (Dittenberger OGI
ß* 339) "t^v T^c icoXeeac x^P^^'^iP^l X- ^ ^^^
(obere) Stempel im Gegensatz zum unteren
Stempel (dxjtovfaxo^): ath. Inschrift Num.
chron. 191 1 S. 352; IIL X'^9^tl^^ ^°d äTci-
^apaYiia = Prägebild (Schol. zu Aristoph.
Vögeln I106; Hesych unter ^XaoS); in byz.
Zeit heißt xapaYjiÄ u. ä. allgemein = Münze,
so auf Silber-M. des Andronikos IL Joum.
int. II S. 341/6. 402. R.
Chariten, die drei, lat. die drei Grazien,
kommen sowohl allein wie auch in der
Hand des Apollon Delios auf ath. . M.
als Typus oder Beiz, vor (hier bekleidet).
In der üblichen Nacktheit erscheint die
Gruppe — soweit die drei nicht durch be-
stimmte Attribute sich als Nymphen, s. d.,
kundtun — auf kaiserl. M. von Argos,
Naxos, Paros, Herakleia am Pontes (hier
neben einem Sitzbild des Zeus, als dessen
Töchter), u.a. kleinas. Städten vor, einmal
als Beiz, auf einer röm.-syr. Billonmünze; z,
T. sind Attribute wie Apfel, Ähren, Zweig,
Kranz, Blume oder ein Thymiaterion zur
Seite vorhanden. — Journ. int. XI S. 195/
207. R.
Charonsfährgeld^ CbaronsoboL Die bei
allen Völkern verbreitete Sitte, den Toten
fürs Jenseits wie mit allem übrigen im irdi-
schen Leben Notwendigen so auch mit
Geld auszurüsten, ist auch in Italien
und Griechenland geübt worden; in ital.
Gräbern findet man seit etwa lOOO v. C.
dem Toten ein Stück Geld, hier aes rüde
(s. d.)) mitgegeben; in Griechenland sind
Beispiele für Mitgabe von Geld, und zwar
hier von kleinen Silber-M. (deren derObo-
los, s. d., die bekannteste war), die man den
Toten — wie man es im Leben gewohnt
war, vgl. z. B. Aristophanes bei Pollux
IX 63 — im Munde tr^n ließ, seit dem
6. Jh. bekaimt; auch hier kommt wie bei
anderen Grabbeigaben Stellvertretung vor:
statt wirklicher M. gibt man ungültige M.
(zerschnittene, ganz verriebene) und Nach-
ahmungen (s. unter Brakteaten) mit. In
Gräbern von Allif ae in Kampanien auf dem
Grenzgebiet beider Kulturen hat man beides
getan, dem Toten eine kleine Silber-M. in
den Mund, ein Stück aes rüde in die Hand
gegeben. Die Deutung, daß der Obol das
Fährgeld (vaDXo?, vaüxiXiTj? ößoXo?, auch
SavdxT], s. d.) für den Totenschiflfer Charon
sei, ist wohl späterer griech. Volkswitz. —
Traitö I S. 513/18; R- E. III S. 2177;
Z. f. N. 34 S. 261/64. R.
Chartalismus ist die von dem Wirt-
schaftshistoriker G. F. Knapp in seinem
Buche »Staatliche Theorie des Geldes«
(Leipzig 1905) aufgestellte Geldlehre, die
darzulegen versucht, daß Papiergeld ebenso
brauchbares Geld wie Metallgeld sei, da
nicht der Stoffwert einen Gegenstand zum
Gelde mache, sondern der Staat durch
Stempelung und Proklamation. Diese
Überschätzung der einen Ursache des Wer-
tes des Geldes sowie die Beiseiteschiebung
der Quantitätstheorie (s. d. und »Geld«)
haben mit das Unglück der Inflation von
191 8—1923 herbeigeführt, da die Nach-
treter Knapps nicht beachteten, daß er jede
zu starke Geldausgabe verurteilt hat. S.
Chatottiller le remide. Wie überall bis
zum 18. und 19, Jh. die Münzmeister die
höchste Grenze des Remediums (s. d.) zu
erreichen suchten, so geschah es auch in
Frankreich, dessen Könige das gar nicht
ungern sahen, weil sie an dem dadurch
gemachten Gewinne teilnahmen; eben das
nannte man »chatouiller le remide«. —
Levasseur, S. 1 14 f • S.
CHEUN— CH'IEN
lOI
Otelin, der französische Name für
Schilling; s. d.
Chelone (griech, x^^^^^ = Schildkröte)
war der volkstümliche Name der M. von
Aigina, wegen ihres M. -Bildes, der Schild-
kröte, Abb. 23; vgl. unter Äginäischer
M.-Fuß. R.
Chelys (griech. xeXoc = Schildkröte) heißt
das aus deren Schild als dem Hauptteil ge-
fertigte Saiteninstrument; s. unter Leier.
R.
CheniskoSy griech. x^vfaxo?, eigtl. =
Gänschen, der wie ein Gänse- oder Schwa-
nenhals (mit Kopf) gestaltete Teil des an-
tiken Schiffes, in den sowohl das Akrostolion
am Bug (Abb. 38) wie das Heck auslaufen
konnte. — Joum. int. XVI S. 134, 127.
R.
Chevalier d'or = Rijder (s. d.).
Chianflune = Cianfrone (s. d.).
ChlaOy moderner chinesischer Name des
lO-Centstücks.
Ch'len (Tslen), Yfian-fa, Yfiaii (runde
Münze), im Tibet Dong-tse, auf Java Kang-
tang, Keteng, auf den Philippinen Pu-
sin, Ku-sin, malaiisch Cas, engl. Cash,
russisch Cob — runde chinesische Bronze-
münze mit Loch in der Mitte. Der Name
ist wahrscheinlich aus dem älteren Ch'üan,
Tsüan, Ch'üan pi, Ch'üan pu (Metallgeld),
entweder durch Veränderung der Aus-
sprache, welcher dann das Schriftbild an-
gepaßt wurde, oder durch Verwechslung
der Schriftzeichen, die auf eine Dialekt-
form von Ch'üan zurückzuführen ist, ent-
standen. Die runde Münze soll schon im
12. Jh. V. C. in Anlehnung an die als
Tauschwerte kursierenden Ringe eingeführt
worden sein. Die ältesten C. haben ein
rundes Loch in der Mitte, das zum Auf-
reihen auf Schnüre diente, und enthalten
Gewichts- und Ortsangaben, Vom 6. Jh.
V. C. bis zum 19. Jh. haben sie ein vier-
eckiges Loch. Nach der auf ihnen beünd-
liehen Wertangabe heißen die ältesten
dieser C. Pao hwa (wertvoller Hwa),
die C. von ca. 330—118 heißen Pan
Liang ('/a Liang, Größe 25 — ^35 mm, Ge-
wicht ca. 3,175 g). Um 200 V. C. wurden
privatim kleine Pan Liang gegossen,
die ihrer Dünne wegen Yü chia ch'ien,
Chia Ch'ien (Ulmensamengehäuse) genannt
wurden. Um 115 v. C. wurde die Wu shu
(5 Shu) C-Münze, Größe 24 mm, eingeführt,
die sich, mit einigen Unterbrechungen,
bis 618 behauptete. Um das Abfeilen
des Randes zu verhüten wurde sie mit
einem erhabenen Rande versehen. Da
trotzdem herumgefeilt wurde, sodaß der
Rand unregelmäßig wurde und auch nach
längerem Gebrauch blank blieb, hieß sie
Ch4h-tse-ch4en= Rote und schiefe Münze.
Im 2. Jahrh. v. C. sollen aus Silber und
Zinn angefertigte Münzen (Po hsüan =
weiß und auserlesen, 3 Arten, mit Pferd,
Drachen und schildkrötenartig) kursiert
haben. Um 2 3 6/3 8 n.C. wurden große C. mit
"Wertangabe zu 500 (27 mm) und 1000
(33 mm), im Jahre 256 solche zu 100 C.
eingeführt Am den letzteren Münzen ist
zum ersten Male das Nien hao (Regie-
ningsname) genannt, ein Brauch, der sich
unter der Tang-D3mastie (618 — 907) fest
einbürgerte und bis ins 20. Jahrh. erhalten
hat (Abb. 440). Die zweite Tsin-Dynastie
(256 — 317) gab kleine Wu Shu (Gewicht
oAS — i>i6 S' Ngo-yen = Gänseaugen-
münzen,Yen-huan= Fadenringe, Hsing-yeh
Laitzu= Blätter der Laipfianze, die leichter
als Wasser sein sollen) aus, die, gleich den
früheren Münzen, stark gefälscht wurden.
In noch größerem Maße von Fälschern
nachgeahmt wurden die eisernen Wu Shu
der Liang-Dynastie (502 — 556), von denen
2 auf I Bronze-C. gingen. Von den
Bronze-WuShu dieser Dynastie sind die
Nu ch'ien, d.h. weibliche C, ohneNei kuo,
erhabene Einfassung um das Loch (Hao)
und am Rande (Wai kuo), und die Kung
shih nü ch'ien = weibliche C. nach männ-
lichem Muster (Einfassung nur um das
Loch) bemerkenswert. Die Dynastie Tang
schuf eine neue Münze von 26 mm Größe,
mit Inschriften aus 4 Schriftzeichen, von
denen das obere und das untere das
Nienhao^ die anderen zwei den Begriff
Kurantmünze (meist Tung-pao) aus-
drücken. Dieser Typus behauptete sich
^, bis ins 19 Jahrh. Die Münzen der Simg
Dynastie zeichnen sich durch verschieden-
artige Schrift, sowie, vom J. I180 an,
durch die Jahresangabe (Rs.) aus, die der
Yuan-Dynastie (1280— 1368) haben neben
chinesischen auch mongolische Inschriften,
die Münzen der Ming-Dynastie (1368 bis
1644) enthalten (Rs.) Wertangaben, auf
102
CHHSCHER MÜNZFUSS
den Münzen der Dynastie Tatsing (1644
bis 1912) befinden sich (Rs.) mandschurische
Inschriften mit Ortsangabe. Unter Hsien
fung (1851/62) wurden Münzen zu 5, lO,
50, 100, 200, 300, 400, 500 und 1000 C.
gegossen mit Wertangabe auf der Rs.
Gewicht und Größe dieser Stücke ist
außerordentlich verschieden. Münzen zu
50 C. wiegen 35,5 — 67,3 g, während viele
zu 100 C. nur 37,8 — 57,8 g wiegen. Gehalt
unter der Tatsing-Dynastie bis ca. 1722
SQo/o Kupfer, A^^Mo Zink, 61/3% Blei,
2% Zinn, Später Kupfer und Zink zu
gleichen Teilen.
19CX) wurde mit der Prägung von
kupfernen 10 Cash-Münzen begonnen, wo-
rauf die Ausgabe der gegossenen C. bald
ganz eingestellt wurde. Das Verhältnis
der alten C. zu den neuen kupfernen ist
theoretisch i : 10, (10 C. = i Cash), doch
besteht darin, wie auch im Verhältnis der
neuen 10 Cash (Cent) zum Dollar (eig.
1 : 100) keine Gleichmäßigkeit.
Die C. wurden in der Regel zu 100 Stück
auf eine Schnur aufgereiht. 10 solche
Bündel bildeten i Tiao. Meist enthält
aber jedes Bündel nicht lOO, sondern
98 Stück, einzelne Bündel, die dann Titsz
genannt werden, enthalten bloß 95 C.
Da in einem Tiao nicht mehr als 2 Titsz
sein dürfen, enthält der Tiao 974 C, die
aber für looo angesehen werden. Doch
ist die Anzahl der Münzen in einem Tiao
an verschiedenen Orten verschieden (in
Singan nur 500, an anderen Orten 700,
800). Manchmal bestehen die Bündel
xiicht durchgängig aus kleinen C, sondern
enthalten auch große C. -Münzen. Solche
Bündel heißen, je nachdem, ob sie 10,
20 oder 30 kleine (und 90, 80, 70 große)
C. enthalten, Yih-kiu-tih, Erh-pah-tih und
San-tsih-tih. Das Verhältnis des C. zur
Silberunze (Tael) hing vom Kurse ab
sowie vom Feingehalte des Silberbarrens,
daher l Tael 750—2000 C. wert sein
konnte (s. Saisi).
Für die vielen unter der Tatsing-
Dynastie herausgekommenen falschen C.
gibt es viele Bezeichnungen, unter denen
Sui ch'ien, Ngo-yen (mit zu großem Loch),
Lücheu kwan (nach dem Fälschemest
Lücheu), Shui-shang-piao (leichter als
Wasser), Sha-tsz-tsz (enthalten Sand, 1000
davon = 400 — 500 echte), Hiao-pien-pien
(1000 = 450 — 550 echte), Tsing-pao (lOOO
= 600 — ßoo echte), Hung-ch'ien (aus
rotem Kupfer, 1000 = 700 — 900 echte)
die bekanntesten sind.
Die neuen Kupfermünzen ohne Loch, Vs.
Drachen, Rs. chines. und mandsch.
Inschriften, Gehalt, statt gesetzmäßig
95% Cu, bloß 88,750/0, werden durch die
Aufschriften als 20, 10 (Gewicht 7,25—
7,45 g), 5, 2, I Wen bezeichnet, daneben
steht, auf den größeren Werten immer,
aiif den kleineren selten die englische Wert-
angabe in ebensovielen Cash. Der gewöhn-
liche chinesische Name ist Li (eig. yiooo
Tael, dies Wort kommt, ebenso wie Fen,
auch auf den C. der Tatsing-Dynastie vor).
In Chunking sollen auch 50, lOO und 200
Cash-Münzen geprägt worden sein. — S.
Yüan, Tael, Saisi, Chintiao, Pi. Über die
heutigen Verhältnisse s. Käsch. — Hopkins,
JRAS 1895, 320 ff.; Ramsden, Chinese early
barter 26; Alexejew, Opisanije kitaiskich
monet; Wylie, J., Shanghai Lit. & Scient.
Soc. 44—102; Bushell in JChBrRAS XV,
XXXIII; Morse, ebenda XXIV; Ramsden
in Numism. 23, 24; China Yearbook 1923,
2695,; Lacouperie, Cat. Br. Mus. und in
Lane Poole, Coins and medals 195, 2i8;
Vissering, On Chinese currency 40, y6\
Giles, Glossary of references249; Poma, Riv.
Ital. di num. 17, 114; Millies, Recherches 38,
171 ff.; Walsh, Memoirs ASB II 21. V.
Chlischer MfinzfuB. Die Währung von
Chios wird in antiken Schriftquellen zwei-
mal genannt: nach Thukyd. VIII loi emp-
fängt der Flottensoldat i. J. 411 v. C.
xpetc xsaaapaxooxac X&cc als Sold; bei Xeno-
phon Hell. I 6, 12 empfängt er i. J. 406
V. C. Sh Xioo TcevTsSpaxp-tav. Die Vierzigstel
hat man (Gardner, Hist. of greek coinage
S. 251) als solche der ägin. Mine (s. d.)
erkannt, zu deren Betrage von »623,71 « g
die vorhandenen Tetradrachmen von Chios
ohne Beamtennamen mit ihren Gewichten
von 15,55— 15|05 g (Num. chron. 1915
S. 379; A. J. N. 48 S. 24/s) als Vierzigstel
passen (normal wäre »15,59 g«)- Alle
Mühen aber, die Pentedrachmia (s. d.) zu
ermitteln, sind gescheitert: Überblick im
Trait^ I S. 411/13; auch Gardners Versuch
S. 251/2 ist, weil zur Gleichung l Pente-
drachmia = V40 führend, unmöglich, da
CHILIARCHOS— CHLAINA
103
Thuk. doch von 3/40 spricht; die nächst-
liegende Annahme aber, beide Soldsätze
seien gleich, führt nach der Formel 3/40
(einer ägin. Mine) = 5 Dr. auf eine Dr. von
9,34 g, die unbekannt ist, auch wenn
man sie als »schwere« Dr. nimmt und
ihr eine »leichte« von 4,67 g gegenüber-
stellt.
Von jenen Tetradr. des 5. Jh. von etwa
IS»S g werden wir auf eine chiische Dr.
von etwa »3,88«, Didrachmon also =
1%!^ g geführt, das aber in älterer Zeit bis
hinauf ins 6. Jh. von 7,88 bis 7,96 g wiegt
(Abb.17; A.J.N. 48 S. 14— 23;dort S. I4n.i
London wiegt 7,83 g, nicht 8,42 g, nach
Mitteilung von Herrn Robinson), das also,
weil erheblich höher, mit dem sog. phönik.
Fuß nichts zu tun hat, eher mit dem
von Abdera. Wohl aber scheint dieser
eh. M. noch vor 400 v. C. in Ephesos u. a.
Plätzen Kleinasiens, in Ainos, Thasos
usw. nachweisbar zu sein (Gardner S. 322)
und wird dann von Rhodos übernommen
(Abb. 40), danach wir ihn den Rhodischen
M.-fuß (s. d.) neimen (Gardner S. 288,
298 flF.). R.
Chlliarchos, (yjkiapxoi), griech. = Be-
fehlshaber von 1000 Mann, griech. Be-
amter auf M. von Hadrianopolis Phr. und
Priene. — Regling, M. vonPriene S. iii »34.
R.
Chimaira (griech. Xi(Aatpa, eigtl. :=
Ziege), Ungeheuer der griech. Sage, ein
Löwe, dem ein Ziegenkopf oder -Vorderteil
aus dem Rücken herauswächst und dessen
Schwanz in einen Schlangen- oder Drachen-
kopf endet. So dargestellt auf M. von Sikyon
(Abb. 44), auch von Korinth, Leukas, Kyzi-
kos, Zeleia, Lykien und auf Unbestimmten,
auf einer etruskischen M. ohne die Ziege.
Es wird von dem auf dem Pegasos (s. d.)
reitenden Bellerophon erlegt, auch diese
Szene ist auf M. von Korinth, Leukas,
dem italischen Fenseris usw. dargestellt. —
R. E. III S. 2281 ; Arch. Jahrb. 40 S. 125/36;
Z. f. N. 37 S, 98/100. R.
Chlnfram ist ein Volksname für portu-
giesische Va-Groschen von geringerem
Gewicht, die Alfons V. am 16. Sept. 1472
zu schlagen befahl: li d. fein, 158 aus der
Mark, l Stück also = 1,44 g = 29,16 Gräos,
Wert = 12 dinheiros. — Aragäo I Tf. X,
9, S. 233. Su.
Chintiao, Kintlao, chinesische Gold-
barren in Form eines Bootes, gewöhnlich
9 X 2 cm groß und 360 g schwer. Gold-
blätter von 20 X 20 cm Größe und 30 g
Gewicht heißen Chinyetze. Chin, eig.
Metall (daher Chinch'ien, Chin pi = Metall-
geld), dann, abgekürzt aus Hungchin
(gelbes Metall) = Gold; s. Saisi, Tael, Pi 15.
— Morse in JChBrRAS 24, 56; Hopkins
in JRAS 1895, 333, 335; Lacouperie,
Cat. Br. Mus. XXV. V.
Oilton, griech. x^-'cwv, hemdartiges Unter-
gewand der griech. Frauen-, früher auch
der Männertracht, ohne oder mit Ärmeln,
über den Hüften gegürtet, lang bis auf
die Füße reichend (so meist bei den Frauen,
auch bei ApoUon Kitharoidos und nament-
lich bei Wagenlenkern, Abb. 35) oder kurz
bis zu den Knien (so von Frauen, Abb. 46,
bes. von Artemis als Jägerin getragen, von
Männern bes. von Dionysos; etwa der röm.
Tunica entsprechend, s. d.), vielfach auch
mit Überfalf vor der Brust (dicöiruoYfia),
Abb. 49, oder großem, durch Raffen über
dem Gürtel entstehendem Bausch vor
dem Leib, Abb. 21, was beides oft den Ein-
druck macht, als werde ein zweiter,
kürzerer Chiton (xwcovityxoc) über dem
ersteren getragen (sog. Doppelchiton, wie
ein solcher in Wirklichkeit nur ganz selten
vorkommt). Durch Lösen einer Schulter-
spange kann eine Brust entblößt werden
(so bei Virtus und Roma). — R. E. III
S. 2317/35; SuppL I S. 288/94. R,
Chlalna (griech. x^^atva), Chlamys (x^af^uc),
Chlanis (x^olvU) = Mantel. Die Chlamys
insbes. ist ein kurzer Mantel, die Tracht
der viel im Freien sich lebhaft bewegenden
jungen Männer, also der Reiter, Soldaten
und Jäger, des Götterboten Hermes usw.;
thessalischer Herkunft, daher auch auf
thessal. M. häufig, wird sie auf den Schul-
tern oder vor der Brust genestelt und fällt
von da lose herab (Abdera, Pheneos,
thessal. M.; auch Abb. 107); im Winde
flattert sie nach hinten (thessaL M.; auch
Abb. 62/64), Kämpfer tragen sie zur Ab-
wehr um den Arm gewickelt (Poseidon,
M. des Demetrios L, die Tyrannenmörder,
M. von Kyzikos Abb. 36); auf archaischen
M. (Poseidonia, Zankle) hat Poseidon sie
lose über die. Schultern gelegt, hier viel-
leicht Chlaina oder Chlanis zu benennen;
104
CHOGIN— CHRISTLICHE ZEICHEN
vgl. Abb. 28, 32; sonst ist dies Mäntelchen
wohl auch in dem, in drei Zipfeln über
dem r. Arm liegenden Schal der Nymphe
auf frühen M. von Himera zu erkennen,
vielleicht auch in dem kurzen, herab-
hängenden Überwurf der kleinen Nike auf
M. von Syrakus (Regling, M. als Kunst-
werk Nr. 381, 262), das man meist Diplois
(griech. owcXofe, R. E. III S. 2342) nennt.
— R. E. III S, 2335, 2342, 2346. R.
Chogitl, Gogin, japanische Silberbarren;
s. Ban.
Chon, koreanische Münzeinheit; s. Won.
ChOpped Dollar, Volksname des von Ge-
schäften in der Provinz Kanton als Zeichen
der Güte mit chinesischen Gegenstempeln
versehenen mexikanischen Pesos. Chop
(hindustanisch) = Stempel, Siegel. —
ChaJmers, S. 378. S.
Chrlsma> das Monogramm Christi, s.
Christogramm. R.
Chrlstfesttaler s. Weihnachtstaler.
Christtana religio ist eine Umschrift
karolingischer Denare, die zuerst von
Karl dem Großen nach seiner ICaiser-
krönung 8cx), hauptsächlich in italienischen
Münzstätten, in Florenz, Mantua, ge-
schlagen worden sind. Sie zeigen auf der
Vorderseite den belorbeerten Kopf Karls
nach römischen Vorbild und auf der Rück-
seite einen Säulentempel, der durch das
Kreuz in der Mitte und durch die Um-
schrift XRISTIANA RELIGIO als christ-
liche Kirche charakterisiert ist (Abb. 134).
Die Ausgabe dieser Pfennige ist sicher im
Gegensatz zu den Arabern geschehen. Diese
Denare sind von den Nachfolgern Karls
des Großen, Ludwig dem Frommen,
Lothar I. u. IL, Karl dem Kahlen und
Karl dem Dicken so weitergeprägt und
dann nach dem Auseinanderfallen des
Großreiches in 3 Teile in Deutschland,
in der sächsich-fränk. Kaiserzeit im Typus
der Kirche in Mainz, Metz, Xanten, Köln,
Regensburg usw. nachgeahmt worden.
Ganz barbarisch entstellt sind die Ludwigs
des Frommen in Ostfriesland nachgeprägt
worden. — Menadier, D. M. IV, S. 189.
Su.
Christiaiid'or, dänische Pistolen, wurden
zum erstenmal 1771 in Altona unter
Christian VII. in wenigen Exemplaren ge-
schlagen, dann 1775 zu einem größeren Be-
trage zwecks Zahlung einer Geldsumme in
Oldenburg nach der Vertauschung dieser
Grafschaft an die holsteinischen Herzöge
gegen deren Anteil an Holstein. Abb. 251.
Die Summe sollte in Louisd*or oder Frie-
drichsd*or erlegt werden; die Christiand'or
wurden deshalb von demselben Gehalt: 35
Stück aus der 212/3 karätigen Mark ge-
münzt. Später wurden Christiand'or und
Doppelchristiand'or unter Christian VHI.
und Christian IX., die letzten 1870, und
zwar 355/24 »Enkelte« = Einfache aus der
21 Karat 6 Grän f. M. in Kopenhagen und
Altona gemünzt — Abb. Schou Taf. 41
(1775), Nr, i; Taf. 45 (1841), i und später.
W.
Chrlstinchen wurden in Deutschland die
mit dem Bilde der Königin Christine von
Schweden geschmückten, seit 1649 gepräg-
ten 4-Markstücke oder halben Christiner
(s. Christiner) genannt, die den späteren
zinnaischen Zweidritteltalern (s. d.) im
Feingewicht ziemlich gleichkamen, S.
Christiner (schwedisch) hießen die nach
der Münzordnung vom 22. Juni 1649 ge-
prägten schwedischen 8 -Markstücke, die
34,3863 g wogen und 31,6997 g Silber hiel-
ten. Die Vs. zeigte das Brustbild der Königin
Christine, die Rs. den Landesschild mit
ihrem nur auf dieser Münze vorkommen-
den Wahlspruch: Columna Regni sapientia.
— K. A. Walbroth, Sveriges Mynt 1449 —
1917« Stockholm 1918; L. E. Bruun,
Schwedische Münzen, Kat. Frankfurt
a. M. 1914. W.
Christliche Zeichen auf röm. M. Ein
kleines Kreuz als Beiz, neben den heidni-
schen Bildern des Sol und Mars auf M. des
Constantinus L und Licinius aus der Münz-
stätte T und ein Christogramm auf dem
Helme des Kaisers auf M. aus Siscia, beides
um 314/17 n. C. gesetzt, scheinen die ersten
Christi, Z, auf M. zu sein; bald danach er-
scheint das Kreuz auf dem Altar zwischen
zwei Victorien, dann das Christogramm als
Beizeichen neben dem Vexillum auf M. des
Constantinus und seiner Caesaren oder über
dem die Schlange durchbohrenden Vexillum
(Constantinus allein, Abb. 109) und gegen
Ende seiner Regierung im Fahnentuche des
Vexillum, das dadurch zum Labarum wird.
Nach Constantinus* Tode werden Kreuz,
Christogramm und Labarum bald häufig.
CHRISTODULOS— CHRISTUSGULDEN
105
insbes. sei das von A und o) begleitete
Christogramm mit der Aufschrift salus dd.
nn. Aug. et Caes. (Magnentius) und die M.
mit hoc signo victor eris (s. d.) genannt. Vgl,
ferner unter Christogramm und Christus -
bild. — Num. chron. 1877 S. 271 ff.; N. Z.
24 S. 41/7Ö; Maurice, Num. Const. II
S. XCIV— CIX. R.
Chrisfodttlossche Fälschungen. Kon-
stantinos Christodulos war ein gefährlicher
Fälscher griech. M., entlarvt 19 14; seine
Technik war, über echten Münzen oder
Abdrücken sich Stempel (aus Bronze }) ab-
zugießen (sie liegen heute im Athener Kabi-
nett) und damit neue M. in einfacher Ham-
mertechnik zu prägen, wobei er also sowohl
Stil wie Fabrik traf. Doch genügte die
Schärfe des Gusses meist nicht, und er
mußte die Stempel, zuweilen wohl auch die
Stücke selbst nachgravieren, wodurch für
Geübte die Gefahr sich mindert. — Joum.
int. XX S. 89, Taf. A— Q. R.
Christogramm oder Chrisma, das aus X
und P bestehende Monogramm Christi.
Erscheint auf röm. und byz. M. seit dem
4. Jh. teils frei im Felde als M.-Bild oder
Beizeichen, dann entweder auf dem Helme
des Constantinus I. oder im Vexillum (s.unter
Labarum) oder als obere Zier eines langen
Schaftes in der Hand des Kaisers oder auf
der Weltkugel, in den Formen J? oder -P,
beide auch mit dem P nach links gewandt,
das erste auch mit verkümmertem P (also
::j<) vorkommend,; manchmal von A und
a> flankiert. — Täubert, Christogramm und
Kreuz, Jahrb. num. Ver. Dresden 1921/28.
p:> R.
Im M. A. kommt das Christogramm ver-
einzelt, entweder allein oder zuweilen von
A und' o) begleitet, auf Trienten der Mero*
winger (z. B. Prou, Merowinger Taf. I 12,
Taf. XXI 25) und auf Denaren der säch-
sisch-fränkischen Kaiserzeit, z. B. in Prüm
Dbg. no. 1190, in Mainz (Dbg. no. 790), in
Chur (Dbg. no. 1388), in Maestricht (Dbg.
no. 247) vor; die Form S ist die häufigere.
— Friedensburg, Symbolik S. 53 u. 155.
Su.
ChristusbOd auf M. und Med. Das Brust-
bild Christi erscheint zum ersten Male auf
€fold-M. des byz. Kaisers lustinianus IL
(685/95; 705/11), bärtig oder unbärtig, von
vorn, mit segnend erhobener R. und Bibel,
hinter ihm das Kreuz. Die bilderstürme-
rische Bewegung läßt es sofort wieder ver-
schwinden; erst unter Michael IIL (842—
867) erscheint es wieder (von nun an aber
bärtig, erst unter Manuel L wieder bartlos-
kindlich), gleich danach erscheint auch die
sitzende Ganzfigur (segnend, mit Buch und
Kreuznimbus dahinter), unter Theodora
(1055/56 n. C.) auch die stehende, sonst
ebenso, die später auch den oder die Kaiser
segnend vorkommt. Beischriften zu'lr/öout
Xpiaibc bes. rex regnantium, ßaatXeu; ßaoi-
X&QV, dann 'EftfiavoüiQX, 6 XoXxtjxt]?, in der
Anrede xöpie, z. B. Abb. 118 und xupie awaov
TOüC ßacjiXsT? (Andronikos II. u. III,) R.
Auf m. a. Münzen kommt u. a. in Prüm
der Christuskopf auf einem Kreuz oder
Kreuznimbus vor (Dbg. no. 1239, 1242),
sitzend in ganzer Figur auf einem Breisacher
Herzogspfezmig (Dbg. no. 901), dann auf
dänischen Münzen vor allem Sven Estrid-
sons und venezianischen sowie serbischen
M.^ hier nach byzantinischem Vorbild; auf
den venez. Dukaten tritt als eigene Zutat
die besternte Mandorla(s. d.) als Rahmen um
die Christusfigur; auf deutschen spätm. a.M.
konamt Christus z. B. mit Kreuznimbus
sitzend auf gotischem Thron (u. a. gleichen
Christusgulden stadtkölnische Goldgulden
und Albus) vor. Su.
In der 2. Hälfte des 15, Jh.s erscheint
auf ital. Medaillen ein langbärtiger, seit-
lieh gewandter Ch.kopf, mit Nimbus, im
16. Jh. tritt ein neuer, weichlicherer Typus
nüt etwas kürzerem Bart und Strahlen-
kreuz oder -kränz statt Nimbus auf, auf
den die ital. Med. noch bis Abondio
zurückgehen. Flötners Ch.-kopf ist eine
selbständige Verarbeitung des ersten, die
Hagenauers und vieler anderer deutscher
Med. gehen meist auf den zweiten Typus
zurück. — Hill, Medallic portraits of Christ,
Oxford 1920; Num. chron. 1921 S. 134;
Habich, Archiv f. Med. II S. 69 ff. Taf. IIL
Taler mit dem C. hat dann noch bes.
Schweden geprägt, Med. mit dem C. sind
insbesondere in Wien entstanden, s. unter
Salvatortaler. R.
Chfistusgidden sind Goldgulden des Bi-
schofs von Utrecht David Bastard von Bur-
gund (1456 — 1496) mit dem thronenden
Heiland auf der Vs. Sie wurden vielfach
icd6
CHRISTUS VmCIT— CIBORIUM
nachgeahmt, 2. B. in Köln und Trier, —
V. d. Chijs, Utrecht, Taf. XVII 7, 8-
Christtts vincit Christus regnat Christus
Imperat. Diese religiöse Umschrift erscheint
zuerst auf den denier d'or ä T^cu Ludwigs
IX. von Frankreich {1266—1276) und in der
Folge langdauemd auf den französischen
Goldmünzen, 2. B. auf der Chaise d'or, dem
£cu d'or usw., später u. a. auch auf den
ältesten stadtköln. Groschen. Diese Legende
stammt aus den Oster-Lobpreisungen und
wird als Feldgeschrei im ersten Kreuzzug
gedient haben. Sie entspricht dem byzan-
tinischen Ihsus Xristiis nika. — Blanchet
II S. 48. Su.
Chronogramm, Chronostichon nennt man
eine Auf- oder Umschrift auf Schaumünzen,
in der einige Buchstaben, größer als die
anderen, die Jahreszahl der Prägung oder
des dargestellten Ereig^sses in rönuschen
Ziffern geben. So zeigt ein kurtrierischer
Dukat in der Umschrift der Rs: pro Deo
aC Chara Mea pLebe treVIrensI die Jahres-
zahl der Prägung: MDCCLVIL S. auch
Akrostichon. S.
Chronologie = Zeitkunde; s. unter Da-
tierung.
Chrysion, griech. jj^^^aw^ = Gold, XP-
aonf]{iov = ungemünztes Gold und XP* ^^l-
07)p.ov = gemünztes Gold; xp- ^lein aber
auch == Gold-M., Goldstück, wozu zur Be-
zeichnung der Sorte ein adjekt. Ortsname
wie 'Atxixov, Kü&xiqvov hinzutreten kann.
— Trait6 I S. 353/5- 386/8. 486/90. 493-
R.
Chiysiis, griech. xpt>croSc, eigtl. == golden,
insbes. aber 6 xp* = Goldmünze, wozu ein
adjekt. Orts- oder Personenname zur Be-
zeichnung der Sorte hinzutreten kann;
vorzugsweise ist der Ch. der Goldstater, wie
er in Athen selbst (Z. f. N. 21 S. S), dann als
Philippeios (s. d.) Abb. 47 und Alexandreios
(s. d. ; Abb. 49 der doppelte Ch.), von den
beiden großen Makedonenkönigen, dann be-
trächtlich noch von Philipp III., von Lysi-
machos, in Kyrene, Tarent und hie und da
anderwärts als Didrachmon attischen Fußes,
in praxi 8,6 g schwer, z. T. in reicher
Stückelung ausgeprägt wurde. Ein er-
haltenes Normalgewicht eines doppelten
Ch. (xpüOfoi 8üo) s. unter Exagium. — R. E. I
S. 1398 und IV A unter Stater. R.
Chthoidsche Gottheiten^ griech. x^^vioi
(-Ott) &S0I (-aO> vom griech. x8<«v = Erde,
sind, bes. im Gegensatz zu den Himmels-
und Gestirngottheiten, die an der Erde und
der Unterwelt haftenden, ihre Frucht be-
schützenden und den Verstorbenen wieder in
ihren Schoß aufnehmenden G., insbes. Ge,
Demeter, Persephone, Hekate, Hades, Her-
mes als Geleiter der Seelen zur Unterwelt,
Men, aber auch Zeus selbst. Alle Erdfrüchte
(z. B. Ähren, Mohn, Blumen) und von
Tieren insbes. die Schlange sind ihnen zu-
gehörig. Auf M, werden sie bes. i. der
Kaiserzeit häufig. — R. E. III S. 2522/24.
R.
Chttlon (Tschulon), Chatibinbauk (Tschau-
binbauk), Silberbarren der französ. Laos-
länder in Form eines Weberschiffchens mit,
Höckern längs der ganzen Oberfläche,
welche durch Aufstreuen von Ameisen auf
das glühende Metall erzielt wurden. Ge-
wicht eines Barrens von 119 mm Länge
94 g, eines von 92 mm Länge 59,6 g.
Die C., die meist etwa 6^/0 Gold enthalten,
bilden ein traditionelles Geschenk der
Laosfürsten an den König von Birma. —
Schröder, Annam, Etudes num. 637;
Temple, Acad. 1890 II 323. V.
Chyma, x6fia griech. = Gußstück, von
Xeiv — gießen. X6\uaLxa Goldes und Silbers,
also etwa Barren (s. d.), erscheinen in in-
schriftlichen Tempelinventaren von Oropos
und Delos. — Trait6 I S. 876. R.
Chymische Münzen und Medaillen s. Al-
chemistische M. und M.
Clantrone (Chianflune) hießen in Italien
verschiedene Belagerungsmünzen, so die
während des Sacco di Roma 1525 im Kastell
S. Angelo geprägten 35 V« g schweren, femer
die in dem von Karl V. 1528 belagerten
Neapel geschlagenen 34 g schweren Silber-
scudi. Endlich hieß so ein 1617 — 1665 ge-
prägter spanisch-neapolitanischer halber
Ducato d'argento (s. Ducato) zu 5 Carlini,
der 15 g wog. — Martinori S. 70. S.
Clborlum« Über den Altären wurde schon
frühzeitig auf 4 Säulen ruhend ein Balda-
chin (ciborium = Samenkapsel, tabernacu-
lum) angebracht, von dem in der Mitte das
Gefäß mit dem Weihebrot, oft in Gestalt
einer Taube, herabhing. In Deutschland
haben die Ziborien die Gestalt von selb-
ständigen Kapelleneinbauten. Durch Über-
tragung wurde das von dem Baldachin
CIGOISCHE FÄLSCHUNGEN— CLARITAS
107
herabhängende Speisegefäß selbst später
ebenfalls ciborium genannt (vgl. z. B. den
Brakteat Bertholds v. Naumburg aus dem
Bardowiker Mzfd. in Berl. Mbl. 1913 Tf. 44,
30). — Otte, Hdb. d, kirchl. Kunstarchäo-
logie I. S. 138. Su.
Cigoische FälschttngeiL Luigi Cigoi in
Udine, 1811 — 1875, war ein geschickter
Münzfälscher bes. spätröm. Kaisermünzen;
es sind teils Nach- und Umgravierungen
echter Stücke, teils Abschläge von den von
seiner Hand verfertigten Stempeln. — N.
Z. 3, S. 105; 27 S. 115; 43 S.4S- R-
Clnquantina (Cincuentino) war die größte
spanische, im 17. Jh. geprägte Silbermünze;
sie hatte einen Dm. von 73 mm, wog i66 —
172 g und galt SO Realen. — Heiß I, Taf,
32, 7 und öfter. S.
Clnquina war eine neapolitanische Silber*
münze zu 5 Grana oder Tomesi, eingeführt
von Ferdinand I. von Aragon (1458 — 1494)
mit Diamantberg-Kreuz (s. Diamante).
Kaiser Karl V- ließ sie sehr stark prägen,
aber mit dem Goldenen Vließ - 2 Säulen,
Philipp II. mit Kopf - Goldenem Vließ.
Um 149s wurde ihr Gewicht von 20 Acini
(0,88 g) auf 16 (0,70 g) verringert, 1497 ihr
Wert auf 2 Tornesi herabgesetzt. In Malta
war die Cinquina eine der wichtigsten
Scheidemünzen, sie wurde hier von 1566
bis zum Ende der Herrschaft der Johanniter
aus Kupfer geschlagen, zeigte auf der Vs.
den Schild des Meisters, auf der Rs. zwei
Hände. — Cagiati II, S. 87, 136 f.; III,
S. 65—67, 143 f.; Martinori, S. 70 f.; Schem-
bri passim; S. V. Fusco, Monete dette
Cinquine, Neapel, 1845. S.
Cinquinho, eine von König Manuel von
Portugal (1495 — 1521) geprägte Silber-
münze, die auf der Vs. den Landesschild,
auf der Rs. die gekrönte Initiale des Königs
trug, 0,49 g wog, 0,45 g Silber hielt und
5 Reaes galt. Sie wurde bis unter Johann
IV. (1640— 1656) geschlagen. S.
Cippus^ lat., eigtl. ein spitz zulaufender
Grenzstein, dann auch jeder würfelförmige
Steinblock; dient auf griech. M. als Sitz
von niederen Gottheiten wie Eirene, Nike,
Nymphen usw., z. B. Lokroi, Elis, Terina;
vgl. Altar. — R. E. III S. 2563. R.
CircttSy die Kreislinie, übertragen der
runde oder ovale Ixmenraum der Rennbahn,
dann diese selbst mit allem Zubehör. Auf
M. des Traianus und Caracalla und Med. des
Gordianus und Philippus, dann oft auf
Kortomiaten dargestellt ist der röm. Cir-
cus maximus vom Palatin aus gesehen mit
allem seinem Beiwerk und Wagenrennen
innen; der Med. des Philippus zeigt das
Beiwerk offenbar infolge vorübergehender
Ausschmückung zur lOOO- Jahr-Feier ver-
ändert. Verwandte Bauten auf M. sind das
Colosseum in Rom, das Dionysostheater in
Athen und das Stadion von Herakleia Bith. ;
s. unter Theater. — R. E. III S. 2571/85;
Bernhart, Handbuch S. 136 Taf. 95, 7—9;
Gnecchi, Med. Taf. 104, 10. — P(rimus)
Cir(censes) con(stituit) ist die Aufschrift
eines N des Hadrianus, Abb. 76. R.
Clre-perdue-Vertahren = Wachsaus-
schmelzverfahren, s. unter Guß. R.
Clsaillen = Zessalien (s. d.).
Clselleren s. Ziselieren.
Clsta, griech. xicjtt], = Kiste, Kasten, sehr
verschieden nach Form und Stoff. Auf M.
wichtig I. der Geldkasten, Abzeichen des
röm. Quaestors, = fiscus, z, B. auf den
makedon. M. des AesiUas, gewissen unbe-
stimmten, von einem Q(uaestor) gepräg-
ten Bronze -M. des Augustus und dem
Quinar des Sestius; auch auf röm. Goldmed.
des 4. Jh.s kommen i. A. unter den beim
Triumph verteilten Geschenken C, zuweilen
daneben auch Beutel, beides mit Geld ge-
füllt zu denken, vor, wie diese C. neben den
auch auf jenen Med. daneben dargestellten
(goldenen) Blättern auch in der Notitia dign.
als Abzeichen des Comes sacrarum largitio-
nxmi (s. d.) abgebildet sind, vgl. Abh. Berl.
Ak. 1873 S. 76/7 \ Abb, Gnecchi, Med. Taf.
10,8. II, I. 15,1. 18, i; 2. die Cista
mystica, d. h. ein zylinderförmiger Korb
mit spitzem Deckel als Aufenthaltsort der
heiligen Schlange, der in den bakchischen
Mysterien eine große Rolle spielt und
bes. auf den nach ihm Kistophoren (s. d.;
Abb. 58) benannten M., vonEpheukranz um-
geben, vorkommt; 3. der Kasten zur Auf-
nahme der Abstimmungstäfelchen, auf
einem Denar des L. Cassius Longinus.
— R. E. III S. 2591. R-
Cbtophoren s. Kistophoren.
aaiitasy lat. = Helle, Klarheit, ist eine
Eigenschait bes. der Sonne; daher steht
C. Aug. bei des Büsten von Sol und Luna
(Postumus) und zum Sol auf M. des Gale-
io8
CLEMENTIA— COLLEGA
rius, C. reipublicae auf M. Constantinus' I.
usw. zum steh, oder lauf. Sol. — Bernhart,
Handbuch S. 83 ; R. E. III S. 2628 (schief).
R.
Gementia = Milde, bes. eine sprichwört-
liche Eigenschaft Caesars; auf röm. M. der
Republik erscheint die Aufschrift C. Cae-
saris zum Tempel der C. (Appian Bell. civ.
II io6), und dessen Rs. Wettreiter mit
Handpferd geht auf die seiner C. verdankten
Spiele; in der Kaiserzeit finden wir die Auf-
schrift Clementiae zum Bilde desTiberius in
Zierschild (die Parallelprägung hat Modera-
tioni, vgl. Sueton Caes. 75), C. oder C. Aug.,
C. temp(orum) zu einer Gestalt mit Schale
(oder Ähren oder Zweig) und Zepter. Auch
wird die C. Aug. durch die Szene einer sich
dem M. Aurel unterwerfenden Frau, die
einen german. Schild übergibt, dargestellt.
— W. Koehler, Personif. abstrakter Begriffe
S. 65; Bernhart, Handbuch S. 86; R. E. IV
S. 20. R.
Clemmergulden* Der Name kommt von
dem klimmenden (springenden) Löwen auf
den Goldgulden des Herzogs Wilhelm V.
von Geldern (1393 — 1402), nicht wie ange-
nommen, von den in einen Achtpaß »ge-
klemmten« beiden Schilden Reich und
Geldern. — v. d. Chijs, Gelderland, 1852,
S.60. S.
CUnkaert wurden in den Niederlanden die
Chaises d'or (s, d.) genannt. Sie wurden
hier geprägt von Philipp dem Guten in
Brabant und von Wilhelm VI. von Holland.
Die Herleitung des Wortes ist ungewiß;
während die einen im C. den Namen eines
Münzmeisters sehen, leiten die anderen das
Wort von dem schönen »Geluid« der Münze
her. S.
Cloadna ist ein Beiname der Venus; das
Heiligtum der V. Cloacina auf dem röm. Fo-
rum erscheint auf Denar des L. Mussid. Lon-
gus: eine runde Terrasse mit der Inschrift
CLOACIN, Geländer und den zwei von Plin.
N. h. XV 119 erwähnten Standbildern der
C. und einer Treppe. — Wiener Studien 24
(Bormann -Heft) S. l86. R.
Coadjtttor. Wenn ein Bischof erkrankt,
gebrechlich oder hochbetagt war, so daß er
sein Bistum nicht leiten konnte, so sollten
wohl seit dem Anfang des 13. Jh.s der
Bischof und das Domkapitel einen oder
zwei coadjutores wählen. Seit dem 14. Jh.
begegnen coadjutores perpetui, denen der
Papst das Recht der Nachfolge verlieh;
gleichwohl blieb die Wahl oder Postulation
eines Bischofs zum coadjutor temporarius
(administrator, provisor) möglich; auch für
die Dauer einer Stuhlerledigung war sie
statthaft. In Köln wurde noch zu Leb-
zeiten Erzbischof Engelberts der Eb. Kuno
von Trier zum Koadjutor ernannt (1366
— 68), nach dessen Tode zum Administrator
des Kölner Erzstifts. Nach der Säkulari-
sation ihrer Bistümer nannten sich Joa-
chim Friedrich und dessen Sohn Christian
Wilhelm v. Magdeburg Administrator,
während sich Heinrich Julius v. Halber-
stadt postulatus episcopus Halberstadensis
nannte. — Werminghoff S. 143. Su.
CotaorSy Unterabteilung der röm. Legion
und selbständige militär. Einheit der nicht
in Legionen eingeteilten Infanterie, bes. der
Auxiliartruppen der Kaiserzeit. Es werden
auf M. des Antonius, im Zusammenhang mit
der Prägung von Denaren mit den Num-
mern seiner Legionen, genannt — im Gene-
tiv, wohl als Beischrift zu den dargestellten
Feldzeichen — chortium praetoriarum
(Gardekohorten, deren Antonius also meh-
rere hatte) imd chortis speculatorum (eine
Nachrichtentruppe). Auf die Gehörten be-
ziehen sich sodann axif kaiserl. M, die Auf-
schriften adlocutio coh(ortium) praetor-
(iarum) u. cohort. praetor. (Hadrian), chors
tertia praetoria, cohort. praet. principi suo
u. ä. (Gallienus, vgl. Carausius; bei beiden
gleichfalls innerhalb einer Reihe von Le-
gions-M., s. d.), dann adlocut(io) coh(orti-
cum), fidescohortiumAug. zu entsprechen-
den Bildern auf M. des Caligula und Nero
bzw. Commodus. Auf M. der Kolonie Phi-
lippi, die von Augustus mit Garde-Vetera-
nen gegründet wurde, steht demzufolge
cohor. prae. neben 3 Feldzeichen. — R. E.
IV S. 231. R,
Colni engl. = Münze; franz. = Stempel.
&okh = Chlen, s. d.
Collega, Collegliiinu Collega (früher Con-
lega) = Amtsgenosse; auf röm. Kolonial-
münzen wird zuweilen, wenn nur ein duovir
(s. d.) namentlich genaxmt ist, zugesetzt:
et conl(ega). Collegium (conlegium) == Kör-
perschaft, z. B. eine Priesterschaft: Sacer»
d(os) coopt(atus) in omnia conl(egia) heißt
es von Nero auf röm. M. R.
COLOMBIANO— CONCORDIA
109
Colombiano war der Peso Columbias, der
nach Gesetz vom 14. Mai 1872 ebenso wie
das französische silberne 5 -Frankstück 25 g
wog und 27,^1% g Silber hielt. S.
Colombifla. Zuerst hieß wohl so der mai-
ländische Groschen des Maria Sforza (1466
— 1476), der eine Taube (colomba) über
Spruchband auf derVs. zeigte; dann ging
der Name auf die Groschen zu 3 Soldi über
(Colombine werden 1508 als Halbgroschen
erwähnt = ya-Ambrosini). Auch inModena
wurden sie geprägt (s. Moraglia). — Marti-
nori, S.73 ; Gniecchi, Milano, Taf . 14, Nr. 7. S.
Colon ist die Einheit der Goldwährung
von Costa Rica mit dem Bilde des Colum-
bus (Colon) zu icx> Centavos. Stücke zu
20, 10, 5 und 2 Colones werden geprägt,
während die kleineren Werte aus Silber
sind. Das Stück zu 10 C. wiegt 7,78 g und
hält 7,002 g Gold. S.
Colonla, coloniam deducere u. dgl. siehe
unter Kolonialmünzen. R.
Colonnato (Säulenpiaster) wurde der
Piaster im Orient wegen der auf seiner Rs.
angebrachten Säulen des Herkules genannt
(s. Peso und Piaster); er hieß auch Colunna-
rio, Carolus -Dollar (s. 4), Kulunata. S.
Colunnario = Colonnato (s. d.).
Comes = Begleiter, i. Beiname der
Götter Hercules, Serapis usw. (N. Z. 48
S. 172/3; R. E. IV S. 629); 2. als Begleiter
des Kaisers wird C. im 4, Jh. n. C. titular;
für die M. kommen in Betracht der nur
im Westreiche vorhandene C. auri, der
Verwalter des Goldschatzes, auf den sich
die Äbschnittslegende COM auf Goldm. der
Münzstätten des Westreiches bezieht, oft
gefolgt von OB (s. d.), und der comes
sacrarum largitionum, der Verwalter der
Staatsausgaben, in dessen Gewahrsam sich
auch die Normalgewichte befanden; vgl. das
exag(ium) sol(idi) sub vi(ro) inl(ustri)
lohanni com(ite) s(acrarum) l(argitionum)
Abb. III. — R.E. IVS. 640, 671. — Den
mittelalt. C. s. unter Graf. R.
Coniitissa s. unter Frauen.
Conunune === Landesverband u. dgl.,
s. unter Koinon. R.
COMOB == comitis obryziacus, mit der
Nebenbedeutung OB = 72, erscheint auf
Goldm. des röm. Westreiches nach 378;
s. Abb. 110 und unter Obryziacus. R.
Compagnon ist eine Abart der franzö-
sischen Blancs, aber noch im Typus der
Turnosen, nur ist das KLastell mit einer
Lilie geschmückt. Diese Münze wurde
im Jahre 1360 von Johann IL dem Guten
V. Frkr. geprägt mit immer größer werden-
der Verschlechterung: 64 aus der 4 d. feinen
Mark, dann 64 aus der 2 d. feinen Mark
(I Stück 3,82 g rauh, 1,27 g und 0,64 g fein),
dann 80 und 120 aus der id. 12 gr.
feinen Mark (3,06 g und 2,04 g rauh und
0,36 g und 0,25 g fein). Die Umschrift
lautet nicht mehr Johannes rex-Turonus
civis, sondern Johannes dei Gra-Francorum
rex. — Blanchet II S. 254, 261. Su.
Concei^ftOy eine auf die von den Cortes
1646 zur Patronin Portugals erklärte
»Senhora da Conceigäo« (Empfängnis)
geprägte große Goldmünze, die 43 g wog,
39i4 g Gold hielt und 64000 Reis galt,
auf einer Seite den Landesschild auf
Christuskreuz, auf der anderen die stehende
Madonna zeigte. Auch silberne Abschläge
zu 4800 Reis gibt es. — Fernandes, S. i88f.
S.
Concordia, die Eintracht, schon seit
367 V. C. in Rom göttlich in eigenem
Tempel verehrt. Auf M. kommen haupt-
sächlich vor die Aufschriften C. Augusti
(-sta), C, aetema, felix, perpetua, C.
senatus, p(opuli) R(omani), imperii, pro-
vinciarum. Auf röm.-republ. Denaren er-
scheint als C. ein Kopf mit hoher Stephane
oder (und) Kranz, meist verschleiert (L.
Muss. Longus, L. Vinicius, Paullus Lepidus
usw.); auf röm. Kaiser -JSil., von Nero bis
Crispus, ist C. eine der am häufigsten
vorkommenden Personifikationen; sie steht
oder sitzt; ihre kanonischen Attribute sind
Schale und Füllhorn, so ausgerüstete Fi-
guren werden aber gelegentlich auch
Fortuna und Fides bezeichnet; dazu tritt
eine Spes- Statuette am Sessel, Altar,
Säule und statt eines jener beiden Attri-
buten tritt auch eine Blume, Ährenbündel^
Zweig, Zepter, Caduceus ein. Domna er-
scheint auf röm. Med und M von Sardeis
auch selbst als C. mit Füllhorn. — Dann
kommen zur Aufschrift C. Szenen vor,
die die Eintracht mehrerer Menschen
untereinander verherrlichen, so (bei der
C. senatus) ein den Kaiser kränzender
Senator, die verschlungenen Hände, das
Kaiserpaar oder die ganze Kaiserfamilie,.
HO
CONDERE COLONIAM— CONSECRATIO
luppiter und der Kaiser, Ceres und
Proserpina. — Endlich fuiden wir M-,
deren Bilder zur Aufschrift C. keine Be-
ziehung haben, so Taube, Pfau und die
M. von Valentinianus I. an, wo wir zur
sitz. Roma oder Constantinopolis oder zum
Kreuz C, Auggg. lesen. — Die C. equitum
des Gallienus und der gallischen Kaiser
(Z. f. N. 37 S. 203) hat Schale, Steuer
und Schiff; die C. militum wird auf
Goldm. des Commodus durch den Kaiser
inmitten einer Gruppe sich die Hände
reichender Soldaten dargestellt; sonst hält
die C. legionum, C. militum, C. exercitus
usw. meist ein Feldzeichen, das auch
allein, auch über verschlungenen Händen,
oft mit Prora unten, zu diesen Aufschriften
auftritt, wie denn zu ihr auch der Kaiser
und luppiter oder Conc. oder Victoria
einander gegenüber oder der Kaiser
zwischen zwei Labaren gesetzt werden.
— R. E. IV S. 831; Bemhart, Handbuch
S. 87. — Griech. Homonoia, ofxovowt,
s. d. R.
Condere caloniam, Conditor s. Kolonial-
münzen.
Condor, Süd- u. mittelamerik. Goldmünze,
ursprünglich zu 10 Peso. Der chilenische
C. wiegt laut Gesetz vom 9, Januar 185 1
I5i25 g und hält 13,727 g Gold, der kolum-
bianische laut Gesetz vom 30. Mai 1853
16,4 g mit 14,76 g Gold, laut Gesetz vom
31. Oktober 1908 8,136 g mit 7,32 g Gold.
Das Gepräge ist stehende Freiheit oder
Freiheitskopf - Landeswappen oder Wert-
bezeichnung. Nach Gesetz vom 11. Februar
1895 ist der neue chilenische C. die Gold-
einheit zu 20 Peso, wiegt 11,98207 g und
hält (916,66 fein) 10,9838 g Gold. Die
Dublone hat 10, der Eskudo 5 Peso. Laut
Gesetz von 1926 soll Münzeinheit der
Vio Condor oder Goldpeso zu 0,183007 g
Gold sein und Stücke zu 100, 50, 20 und
10 Peso (letztere Condor genaimt) ge-
münzt werden. — Der Condor von Ecuador
zu 10 Sucres wiegt 7,3224 g und hält
6,59 g Gold. S.
Conglariamy von con^us, einem Ölmaß,
also ursprünglich ein Ölgeschenk, später
durch Geld abgelöst, seit der Kaiserzeit
nur vom Kaiser, aber aus der Staatskasse
vergeben, und zwar an die in eine Liste
eingeschriebenen Bürger, die sich durch
eine (Bronze ?) - tessera als berechtigt
auswiesen. — Auf röm. M von Nero bis
Severus wird zur Aufschrift Congiarium
(primum, secundum, tertium) mit oder
ohne Zusatz von datum populo Romano
ein C. dargestellt durch den (oder die)
auf der auf einem Suggestus aufgestellten
sella curulis sitzenden Kaiser, meist mit
Gefolge (zuweilen steht Minerva dabei),
daneben eine Figur mit einer Tafel (eben
jener Liste), dazu der oder die Empfänger,
alles wie bei der Liberali tas; auch kommt
zur Aufschrift C. eine weibl. Gestalt vor
mit Tafel und Füllhorn, also die Liberalitas,
— Bemhart, Handbuch S. 119; Gnecchi,
TipiS.i04;R.E.IVS.875;XIIIS.87. R.
Conitinx. Von Boleslaus L von Böhmen
sind Denare mit Tempelgiebel und dem von
viermal drei Kugeln umwinkelten Kreuze
erhalten, die den Namen seiner Gemahlin,
der »coniunx Biagota« tragen. Sonst er-
scheint dieser Beiname nur noch auf dem
schönen Mailänder Teston Kaiser Maximi-
lians L mit der Umschrift: Maximilianus
Ro. rex et Bianca M(aria) conjuges. —
Dannenbergin Berl. MbL 1900 S. 2913. Su.
CONOB = ConstantinopoU (cusus), obry-
ziacus, mit der Nebenbedeutung OB = 72,
Abb. iio; s. unter Obryziacus. Schon
der byz. Geschichtsschreiber Kedrenos
hat es nicht mehr verstanden und es
Civitates Omnes Nostrae Obediant Bene-
rationi aufgelöst (Pinder u. Friedlaender,
Beiträge I 185 1 S. 17). R.
Consanctus Premensis ego sum: in der
Umschrift eines Bremer Brakteaten mit
einem sitzenden Bischof mit Kreuz und
Elrummstab in den Händen. Dieser con-
sanctus (des Apostels Petrus) kann der
Heilige Wilhad sein. — Menadier, Schau-
sammlung S. 158," Bode Taf. X3; Jungk,
Bremen Taf. I 9. Su.
ConseciatiOy griech. dfispoxjtc, verwandt
auch äicoftecoai;, die Aufnahme eines
neuen Gottes in die Reihe der Staatsgötter,
in der Kaiserzeit insbes. die des verstorbenen
Kaisers oder eines Angehörigen des Kaiser-
hauses. — Die Vergöttlichung verstorbener
hervorragender Menschen kannten die
Griechen schon vor Alters, sie nannten
diese Heroen; von Lebenden werden dann
Alexander und die Diadochen als Nach-
folger orientalischer gottgedachter Könige
CONSERVATOR-^CONSTANTINOPOLIS
III
in aller" Form zum Gott erklärt und treten
als solche auf die Vs. der M. (s. imter
M. -Bildnis). Ähnlich lassen sich hervor-
ragende röm. Führer, so Flamininus,
Pompeius, Caesar, von den Griechen gött-
liche Ehren erweisen. In der Kaiserzeit
ward die Verehrung des lebenden Kaisers als
Gott schon von Augustus vorgeschrieben;
der so begründete Elaiserkultus war als
Mittelpunkt der nationalröm. Religion ge-
dacht; doch erfolgte die förmliche Gott-
erklärung erst nach dem Tode des Kaisers
{als des ersten die des Caesar, dann des
Augustus) durch den Staatsakt des Senats -
beschlusses, eben die C. Dadurch wird der
BetreflFende zum divus (s. d. ; Abb. 79), die
Kaiserin (als erste Livia) zur diva. Auf
solche divi und divae sind in der Kaiser-
zeit viele, insbes. röm. M. geprägt worden,
der Kopf des divus dabei anfangs (Augustus)
als Sol mit der Strahlenkrone geschmückt,
seit dem 3. Jh. auch verschleiert. Auf der Rs.
sehen wir die Szenen aus dem Zeremoniell
der C. : die Auffahrt gen Himmel in Pf erde-
biga oder -quadriga oder auf dem Rücken
des Adlers des luppiter (M. von Hadrianus
an, dazu die zahllosen Adler auf M. mit
der Aufschrift C; man ließ beim Ver-
brennen des divus von der Spitze des
Scheiterhaufens einen Adler als Abbild
seiner Seele fliegen), bei der Kaiserin oft
des Pfauen der luno (M. von Faustina sen.
an, dazu die M. mit Pfau allein); bei Faust,
sen. übernimmt einmal ein geflügeltes Mäd-
chen mit Fackel diese Rolle, zur Aufschrift
Aetemitas. Endlich tritt als Rs-Bild der
Scheiterhaufen auf (rogus, s. d.; M. von
Plus bis Nigrinianus); noch häufiger ist
-der Altar, Abb. 79, auf dem dem divus
geopfert oder in dem seine Asche geborgen
wurde; Adler und Altar mit Beischrift
dfiepcüfftc auch auf alexandrin. M. des
Carus; andere Bilder sind: der divus im
Elefantenwagen (der langlebige Elefant
•ein Tier der Ewigkeit), s. unter Tensa,
oder bei Kaiserinnen ein Maultierwagen
(s, unter Carpentum); auch der Ehrensitz,
Pulvinar (s. d.), auch Pfau und Zepter
davor, Mond und Sterne, ein Stern allein,
bei Caesar ein Komet, endlich die Opfer-
kanne und der Lituus kommen vor. Eine
■bes. Art in Stix und Fabrik einheitlicher
Silberm., eine »Suite« mit den Bildnissen
von II verschiedenen divi auf der Vs.,
auf der Rs. Altar bzw. Adler, sind, sei es
von Philippus zur Millenniumsfeier Roms,
sei es von Decius zur Erneuerung des
Kaiserkults, geprägt (Mitteil, für Münz-
sammler I S. loi, 112; Num. chron. 1924
S. 236/37). — R. E. IV S. 901; Suppl. IV
S. 806/53; Bernhart, Consecratio, Mitteil.
Vorderasiat. Gesellsch. 1917 (Hommel-
Festschrift) S. 136/67 mit 5 Taf., und
Handbuch S. 72. R.
Conservator^ -trix, lat. = Erhalter(in),
Retter(in), Beiname vieler Gottheiten aiif
röm. Kaiser-M., z. B. luppiter, luno,
Neptunus, Mars, Apollo, Diana usw.;
C. steht oft auch allein statt des Götter-
namens selbst; die M. -Legenden C. pietat(is),
conservator militum, conservator(es) urbis
suae beziehen sich auf den Kaiser selbst.
— Z. f. N. 38 S. 195. R.
Constantia, die Standhaftigkeit; sie er-
scheint auf röm. M. des Claudius und
seiner Mutter Antonia mit der Aufschrift
Constantia(e) Augusti, als weibl. Gestalt
mit Fackel und Füllhorn oder behelmt mit
Zepter, die Hand zum Munde führend,
stehend oder sitzend, — R. E. IV S. 957;
Bemhart, Handbuch S. 87. R.
ConstantiilopolISy das von Constantinus I.
neu begründete und zur 2, Hauptstadt
des Reiches erhobene Byzanz (Grundstein-
legung 326, Einweihung 330 n. C). Die
Personifikation der Stadt (die Tyche von
C.) mit Mauerkrone, Schleier und Füllhorn,
unten ein Schiffsvorderteil, erscheint sitzend
auf einem Silber -Med. des Kaisers, das zur
Einweihungsfeier geprägt sein mag; später
erscheint sie insbes. auf Gold-Med. sitzend
mit Kranz (gelegentlich auch Helm),
Nike und Zepter als Attributen und wieder
der Prora zu Füßen; endlich kommt bes.
auf Gold-M. des 4. Jh. ein sitz. Göttinnen-
paar vor, beide mit Zepter (manchmal
aber die C. auch wieder mit Füllhorn) und
entweder jede eine Nike oder zusammen
einen Inschriftreif haltend, die eine be-
helmt, die andere mit Mauerkrone und
Prora zu Füßen, von denen jene Roma,
diese C. zu beneimen ist; ihr bezeichnendes
Attribut ist also stets die Prora. — Ihr
behelmter Kopf mit Aufschrift Constan-
tinopolis oder -poli bildet statt des ELaiser«
kopfes die Vs. einer gleichfalls wohl 330
112
CONSTANTINUS-MEDAILLEN— COPPERHEADS
beginnenden Reihe kleiner M und ^-Med.
— Z. f. N. 3 S. 125; 21 S. 64; Maurice Num.
Const II S. 517/31 ; R. E. rV S. pösflf. R.
Constantinus- und Heraclitts-MedaiUen.
Es gibt zwei stilistisch und sachlich eng zu-
sammengehörige, etwa 90 mm große Med.,
die eine mit Constantinus dem Gr. zu Roß,
Rs. zwei Frauen, eine nackt, eine bekleidet,
um den Brunnen des Lebens gruppiert, aus
dem das Kreuz emporwächst, stark an
Tizians »Irdische und himmlische Liebe«
erinnernd und wie dies Bild wohl als
Christentum und Heidentum zu erklären;
die andere Med. mit dem Brustbilde Kaiser
Heraclius' auf Mondsichel, Rs. der Kaiser im
Prunkwagen, mit dem Kreuz in der Hand.
Sie kommen in mehreren Abarten vor, sind
in Bild und Inschrift mit schwer ver-
ständlicher Symbolik überladen, beziehen
sich auf die Geschichte des Heil. Kreuzes
und sind heute als Werke der flämisch-
burgund. Kunst des ausgehenden 14. Jh.s
anerkannt. — Habich, Med. der ital. Re-
naissance S. 23 — 27 mit Lit. R.
Consid^ höchster Beamter der röm. Re-
publik, der stets mit einem Kollegen zu-
sammen amtierte; nach diesen beiden C.
wurde das Jahr benannt, sie waren also
eponyme Beamte. Solche Datierung
nach dem Konsulat kommt auf röm.-
republ. M. nur einmal vor — L. Lent(ulo)
C. Marc(ello) co(n)s(ulibu)s — y sonst er-
scheint das Amt als C. nur als Beischrift
auf Erinnerungsmünzen bei Männern der
Vorzeit; zum Namen des Machthabers wird
es daim in der Übergangszeit von Caesar
bis Augustus häufig zugesetzt. Der Amts-
antritt erfolgte seit 153 v. C. am i. Jan., so
daß das Amtsjahr mit dem jul. Jahre gleich-
lief. Auf den röm. Kaisermünzen, Abb. 75,
81 usw. (selten bei den griech., vgl. N. Z. 58
S. 136) ist die Angabe des Konsulats im
Kaisertitel, zumal mit der Ziffer der Itera-
tion oder mit der Angabe der Designation,
ein wichtiges Element der Datierung (s. d.);
z. B. Domitianus COS VIII DES Villi =
consul octavum designatus nonum = 2.
Hälfte 82 n. C. ; auch Datierung nach beiden
C. kommt auf M. vor, z. B. : impp. Diocletiano
III et Maximiane ccss. (= consulibus), 287
n. C. Die letzte Datierung nach einem Kon-
sulat steht auf M. des Theodosius IL ; die
letzten Kaiser, die auf M. überhaupt als C.
bezeichnet werden, sind Heraclius und sein
Sohn Heraclius Constantinus (610 — 641
n. C). Kaiser als Konsuln in der Amts-
tracht der Spätzeit, auch zu zweit neben-
einander gleichsam in dem Processus con-
sularis (s. u.) begriffen, erscheinen vom 4.
bis zum 13. Jh., Num. chron. 1861 S. 231/
40; Riv. ital. di num. 35 S. 71/77. Zur Auf-
schrift Felix Processus consulat(us) Aug. n.
oder kürzer erscheint auf M. des Maxentius
die Auffahrt in der Elefantenquadriga,
unter Constantinus I. u. a. der steh. Kaiser
allein; ohne Aufschrift erscheint auf M. des
Brutus, des Dakerkönigs Koson und später
des Geta der Konsul zwischen 2 seiner Lic-
toren in derselben konsularischen Prozes-
sion, und auch sonst mögen Bilder mit
mehreren Kaisem in Elefanten- oder Pferde-
quadriga auf diese Feier zu beziehen sein. —
Griech. = iJicato?, Abb. 88, 94, so auch bei
Statthaltern, z. B. 6TOx(TeüovTOc) == sub
consulare (consularis = gewesener C. oder
vom Range eines solchen) vor dem Namen
des Statthalters auf moesischen Städte-M.,
Abb. 97 ; üTcatos d7ro8e8et7fievoff = cos. desig. ;
ir^oüaiocc 6iraf';^a;, zum Namen des Augustus
auf M. von Temnos, etwa = mit der hohen
Konsulwürde bekleidet. — Abk. COS
(wegen der alten Form cosol), Mehrzahl
COSS. = beide Konsuln. — Vgl. Procon-
suL — R. E. IV S. 1112. R.
Consnlar-M«, veralteter Ausdruck für die
röm.-republikan* M., entstanden als Gegen-
satz zu dem Ausdruck Kaiser-M., weil das
Oberhaupt der Republik der Konsul war.
R.
Contador die spanische Bezeichnung für
Rechenpfennig (s. d.).
Conte findet sich in der Umschrift als
Titel von Lazar (1371 — 1389) von Serbien,
der sich sonst zumeist slavisch als »kral«
und »knes« bezeichnet. — Menadier, Schau -
Sammlung S. 461. Su,
Conto, Conto de Reb bedeutet in Portu-
gal und Brasilien eine Summe von lOOO
Milreis (s. d.) oder i Million Reis. S.
Contomlaten s. unter Kontorniaten.
Contomo = (Strichel) reif (s. d.).
Contrefaltmedaillen, Ausdruck des 16.
Jh.s für Medaillen mit Bildnis. R.
Copperheads (Kupferköpfe) wurden von
der Bevölkerung die im nordamerikanischen
Sezessionskriege im Jahre 1862 ausgegebe-
COQIJER&-.CORONA DANICA
113
nen Kupfertoken genannt, weil viele den
Indianerkopf der Centstücke trugen. Über
5000 Verschiedenheiten gibt es von ihnen.
Ende 1863 wurden sie verboten. — Frey,
S. 54. — Über den Namen »Bogus-Pennies«
für diese Gepräge vgl. Neumann Nach-
trag, S. 163. S.
Coquere = kochen, aurum coctum (eben-
so recoctum) geschmolzenes, geläutertes
Gold (griech. y^pualov a7ce9dov; vgl. auch
unter Obryziacus); so steht auf einem spät-
röm. AT'-Barren Benignus coxit = Benig*
nus (offenbar der Wardein) hat (das Gold)
geläutert. 'OXoxoTivo; (s. d,), von ?Xoc
(griech. = ganz) und c, = gänzlich ge-
läutert, hieß das Goldstück in byz. Zeit. —
Trait6 I S. 353/4- R.
Coquibus (Cokibus) ist der Volksname für
eine Billonmünze von Va denier tournois
mit einem Adler auf der einen Seite, die
Guido von Cambrai (1296 — 1306) von einem
Genter Münzmeister de Haen prägen ließ.
Es steht dahin, ob diese Münze ihrer Be-
zeichnung nach dem Namen des Münz-
meisters (frz. le coq) oder nach dem Adler
empfangen hat. Sie wurde von den Herren
von Elincourt und Wallincourt sowie von
Robert von Bethune, Grafen von Flandern
nachgeahmt. — Engel- Serrure IS. LXVIIIu.
III S. 1069; Revue Beige III S. 184 ff. Su.
Cordoba heißt der seit 191 5 die Münz-
einheit von Nikaragua bildende Peso zu
100 Centavos; heute ist er dasselbe wie
der Golddollar (s. Dollar) der Vereinigten
Staaten. S.
Comabö ist der Name einer italienischen
Silbermünze, die zu Anfang des 16. Jhs.
in den Münzen von Carmagnola, von Messe-
rano, Casale, Montanaro, Dezana u. a. mit
dem Typus eines Schildes, über dem sich ein
Adlerhelmschmuck erhebt, geprägt wurde.
Dieser Helmschmuck ist wahrscheinlich
vom Volke »coma« Hörn getauft worden.
Auf der Rs. ist ein Heiliger zu Pferde dar-
gestellt, weshalb die Münze auch.Cavalotto
genannt wurde. — Martinori S. yj. Su.
Comucopiae s. Füllhorn.
ComutOi eine savoyisch-piemontesische
Silbermünze zu 5 Grossi, die, 15 19 — 1553
geprägt, auf der Vs. den Landesschild mit
geflügeltem Helm, auf der Rs. den h. Moritz
zu Pferd zeigt. In den Flügeln sah man
Hörner (coma), daher der Name. Der C,
WQrterbaoh der Münzkonde.
hieß auch Cavallotto (s. d.). — C. n. it. I,
S. 151 ff. S.
CorBa de prata (Silberkrone) war der
portugiesische Taler, der 1835 bei Ein-
führung des Dezimalsystems an Stelle des
Cruzado de prata (s. d.) trat, looo Reis
galt, 29,612 g wog, 27,145 g Silber hielt
und Kopf -Wappenschild trug. Als 1854 in
Portugal die Goldwährung eingeführt wurde,
hörte die Prägung der C. d. p. auf, und die
größte Silbermünze war seitdem das Stück
zu 5 Testones = 500 Reis, 12,5 g schwer
und mit 11,458 g Silbergehalt. S.
CorSa d'ourOy portugiesische, seit 1822
geprägte Goldmünze mit Kopf auf der
Vs., Schild auf der Rs. Sie galt 5000 Reis,
auch halbe gab es. Nach Gesetz von
1835 wog sie 9,56 g und hielt 8,76 g Gold.
Das Gesetz von 1854 führte Goldwährung
mit der Münzeinheit des Milreis ein. Die
Goldkrone zu 10 Milreis wog nun 17,735 g
und hielt 16,257 g Gold. Auch halbe,
fünftel und zehntel ICronen wurden geprägt.
S.
Corona s. unter Kranz; corona muralis
= Mauerkrone, c. civica = Eichenkranz
(s. d.), c. navalis = Schiffskranz. R.
Corona s. Coroa, Corona Danica, Crown,
Escudo d'oro und Krone.
Corona Danica. Die dänische Krone
wurde 161 8 von Christian IV. zur Aus-
nutzung des Münzregals eingeführt, da es
nicht länger möglich war, bei den von
ihm eine Reihe von Jahren hindurch
ausgegebenen Markstücken einen Gewinn
zu erzielen, die sich nicht mehr in einem
Wert von ^4 Speciestaler halten ließen. Die
Benennung »Krone« hatte der König vom
Lande seines Schwagers, Jacobs des Ersten
von England, übernommen (s. crown), wo-
durch auch die neue Münze einen gewissen
KLredit bekam. Er gab die corona damca,
von der Inschrift der Rs. benannt — die
spätere Doppelkrone — für v/3 Species
(Reichstaler) aus, wodurch er einen Ge-
winn von iiVo erzielte. Sie war 133/4 lötig
und hielt nur 32,5 g Silber, während V/2
Species 38,7 g Silber hielten. Die Münz-
fälschung war also offenbar. In wenigen
Jahren ging der Bevölkerung ein Licht
auf, und im Jahre 1625 mußte die Krone
auf 1V3 Species herabgesetzt werden. —
Während die ursprüngliche Kjrone ihre
8
114
CORONADO
Bedeutung seitdem verlor und nur selten
geprägt wurde, gewann deren Hälfte, die
später den Namen Krone erhielt, grund-
legende Bedeutung für das Münzwesen
Dänemark-Norwegens. Sie war also = Vs
Species oder, als die Schillingszahl der Spe-
cies auf 96 ß dänisch (48 ßlübisch) festgelegt
wurde, = 64 ß dänisch- Als allmählich die
Species aus dem Verkehr schieden, wurde
die Krone die Hauptmünze der beiden
Reiche; da sie zuerst nicht nach Korn
und Schrot der Species, sondern geringer
ausgemünzt wurde, konnte die Prägung
zuniächst ohne Verlust erfolgen, obzwar
sie dadurch ihren Wert als V3 Species
einbüßte. Es gab zweierlei Kronen, die
feinen 133/4 lötig mit 16,250 g Silbergehalt
und die groben, auch IHI MARCK
DANSKE genannt, 103/4 lötig, 14,964 g
Silber haltend. Letztere kamen im Wert
den seit 1664 in Schweden geprägten
»Svenske Daler« oder »4-Mark-Stücken«
(nicht Rigsdaler) nahe, deren Feingewicht
14,4455 g betrug, sowie dem Zinnaischen
Zweidrittelstück, dessen Feingewicht I4|85g
war (s. Zinnaischer Münzverein u. Abb.
278). Das Kronensystem hatte sich
somit über ganz Nordeuropa verbreitet.
In Dänemark-Norwegen wurden, wie ge-
sagt, bald grobe, bald feine Kronen ge-
schlagen, die letzten anläßlich der Geburts-
tagsfeier Christian VII. am 29. Jan. 1771;
damals hatten sie aber längst ihre Bedeu-
tung verloren, da es ihnen so wie seinerzeit
den Species gegangen war. Während des
großen nordischen Krieges mußte Fried-
rich IV. von Dänemark zur Unterstützung
der Kriegskasse schlechte Eriegsmünze
prägen lassen, die die besseren Kronen ver-
drängten. Wenn daim auch die schlechteste
Kriegsmünze beseitigt wurde und Chri-
stian VI. (1730—46) in seinen ersten Re-
gierungsjahren versuchte, die Kronen (4-
Mark-Stücke) wieder einzuführen, so ließ
sich diese Ausmünzung doch nicht durch-
führen, man mußte sich vielmehr mit dem
geringeren Kurant {24-p-Stücke, Rigsorter)
begnügen, das dann die Hauptverkehrs-
münze der Reiche wurde. — Als die nor-
dischen Reiche 1875 — JJ vom Silbermünz-
fuß zum Goldmünzfuß übergingen, kehrte
man zur alten Benennung »Kroner« zurück,
die sich am besten in Übereinstimmung mit
den verschiedenen Talermünzen bringen
ließ. Man nannte die 2 Hauptgoldmünzen
der Reiche: 20 und 10 Kxoner, zu 8,96
und 4,48 g Gewicht mit 8,0645 und 4,03225 g
Goldgehalt = 10 und 5 Rigsdaler dänischer
Reichsmünze, 20 und 10 Rdlr. schwedischer
Reichsmünze und 5 und ^^f% norwegischen
Speciedalern. Der Übergang von Silber-
zum Goldmünzfuß erfolgte nach dem Ver-
hältnis I : 15,6(8). Scheidemünzen waren
Stücke zu 2 und i Kronen, diese zu 100 öre,
50, 25, 10, 5, 2 und I Öre; so kam der
alte nordische Name für yg Mark = l öre
wieder zur Geltung. Das Feingewicht
einer Elrone beträgt 6 g. Bei dem Aus-
bruch des Weltkrieges verschwand der
Goldmünzfuß und man ging zu den Geld-
scheinen ohne Einlösungspßicht über. Eine
Folge davon ist die in Dänemark jüngst er-
folgte Ausmünzung von Kronenstücken
aus Messing. — Wilcke, Christian IV.;
Wilcke, Möntvaesenet; Nielsen 1907.
W.
Coronado ist i. eine Billonmünze von
Kastilien und Leon, zuerst und haupt-
sächlich von Sancho IV. (1284 — 95) mit
dem gekrönten Brustbild des Herrschers
von links auf der Vs. und zuweilen einem be-
fußten Kreuz oder gewöhnlich dem kastili-
schen Kastell auf der Rs. in ungeheuren
Mengen geschlagen. Sie hatte den Wert
von I Va den. oder i/g solidus. Die Prägung
dieser Münze nahm Heinrich III. (1390
bis 1406) noch einmal auf, worin ihm auch
noch Johann II. (1406 — 1454) folgte. —
Engel-Serrure II S. 823.
2. ist der Coronato eine neapolita-
nische Groschenart = i Carlino (s. d.),
von Ferdinand L zur Erinnerung an
seine Krönung durch den päpstlichen
Legaten im Jahre 1458 in Barletta, teil-
weise mit der Darstellung einer Krönungs-
szene geprägt: Vs. der sitzende König, dem
ein links stehender Kardinal die Krone
aufsetzt, rechts ein anderer geistlicher
Würdenträger, Umschrift »coronatus quia
legitime certavit«, Rs, ein portugiesisches
Kreuz, Umschrift: »Ferdinandus d(ei)
g(ratia) r(ex) Sicilie Jeru(salemi) Un-
g(ariae)«. An Stelle der Krönungsszene
tritt auch die gekrönte Büste des Königs
von rechts, an Stelle der Rs. in Verbindung
mit dem kgl. Brustbild der Erzengel Michael
CORONILLA— CRAZIA
115
mit dem Drachen in verschiedenen Dar-
stellungen, Umschrift: iusta tuenda.
Alfons IL (1485 — 95) schlug einen
Coronato mit dem stehenden Michael auf
dem Drachen und der Krönungsszene, Um-
schrift: »coronavit et unxit me manus t(ua)
d(omine).« — Cagiati I, S. 44 ff., 103 ff. Su.
Coronilla, halber spanischer Goldeskudo,
s. Escudillo. S.
Cortlnai lat. = Kessel, Becken, und da
diese meist auf einem Dreifuß ruhten,
auch der Dreifuß selbst. R.
COS, COSS, Abkürzung für consul (s. d.),
consules (consulibus). R.
Cosel-Dttkateiii Cosel-Gulden. Unter
C.-D., benannt nach der Gräfin Cosel,
der Geliebten Augusts des Starken, ver-
steht man goldene (auch in Silber vor-
kommende) Spielmarken mit erotischen
Darstellungen (z. B. Fuchs und Spiel-
gerät, Hahn und Henne, Rs. Taubenpaar;
(Fieweger, Satyr. Med. 1885 Nr. 115, 118);
unter C.-G. kursächsische Gulden (z. B.
1705/07), auf denen man in den inneren
Umrißlinien der Wappen in Verbindung
mit dem 2ärkelpunkt eine Andeutung der
weiblichen Scham sehen wollte. — Kund-
mann, Numi singul. 1734 S. 117. R.
Cotrim ist eine schwarze Billonmünze
Alfons V. von Portugal (1438—81) mit
einem gekrönten A auf der einen Seite und
S Schilden ins Kreuz gestellt im Vierpaß
auf der anderen. — Aragao I S. 228, Su.
Counter, englische Bezeichnung für
Rechenpfennig (s. d.).
Couronne d'or» i. die französische,
auch £cu ä la couronne, war eine Gold-
münze, die wie so viele von Philipp VI.
erstmalig geschlagen wurde: Vs. eine Krone,
um diese i. F. 6 Lilien, Rs. Blumenkreuz,
in den W. 4 Lilien und 4 Kronen im Acht-
. paß, Umschrift: xpc vincit usw., am
29. L 1340 zu 45 aus der 24 kar. Mark,
I Stück = 5,44 g, Wert = 40 s. t. aus-
gegeben. Der£cu ä la couronne ICarls VL
hat auf der Vs. einen Lilienschild unter der
Krone, auf der Rs. Blumenkreuz im Vier-
paß, in den Außenwinkeln Kronen, eine
Münzsorte, die vielfach in den Nieder-
landen nachgeprägt wurde; zuerst am
II. in. 1385 zu 60 St. aus der 24 kar. M.
ausgegeben, i Stück = 4,08 g, Wert =
22 s. 6 d. t; später wurden sie leichter
und teilweise auch geringer an Feinge-
halt. Karl Vn. schlug neben diesem £cu
k la couronne, dem ]£cu vieux, einen £cu
k la couronne nouveau vom Typus: Vs.
gekrönter Lilienschild zwischen 2 gekrönten
Lilien, Rs. Blumenkreuz, i. d. W. Kronen
im Vierpaß, am 28. L 1436 zu 70 St.
aus der 24 kar. Mark, i Stück = 3,5 g,
Wert = 25 s. t., ai^ßgegeben, dazu einen
demi £cu oder petit £cu ohne gekrönte
Lilien. Diesen ficu ä la couronne nouveau
prägte auch Ludwig XL, 4. L 1474 zu
72 Stück aus der 231/5 kar. Mark, l Stück
= 30 s. t., 3 d. t. er wird dann aber ab-
gelöst durch denken au soleil (s. d.). —
Blanchet II S. 249, 272, 287 ff., 298 f. Su.
2. Niederländische. Als der französische
£cu au soleil (s. d.) um 1535 die Haupt-
handelsmünze der südlichen Niederlande
geworden war, fingen diese 1540 an, ihn
nachzumünzen, sie nannten ihn Couronne
d*or au soleil. Diese Couronne wog zuerst
3.43 g und hielt 3,22 g Gold, seit 1622
3.44 g mit 3,08 g Gold. Sie galt zuerst
36, um 1590 63 Patards, um die Mitte
des 17. Jh.s endete ihre Prägung. Unter
Karl V. zeigte die eine Seite den Schild
und oben eine kleine Sonne, die andere
ein Lilienkreuz, seit Albrecht und Isabella
war das Gepräge: Zierkreuz-Schild ohne
Sonne. — Witte, II, III passim. S.
Courte war eine unter Karl V. und
Philipp IL in Brabant und Flandern ge-
prägte Billonmünze zu drei Miten (s. d.).
Es gab kleine imd feinere (C. blanche) mit
14 mm Dm., die Löwe-Kreuz zeigten,
und größere gröbere (C, noire) mit 20 mm
Dm., die Kaiserkopf-Löwe, unter Phi-
lipp IL vier Föuereisen oder Landesschild
trugen, auch doppelte. — Witte, II,
Nr. 93—95, 747—760. S.
Cowsong s. Kangan.
Cras tibi dabo. Dieser Spruch befindet
sich auf einem Köbier Denar Erzbischofs
Philipp von Heinsberg (i 167— 1 191), eine
Erklärung ist hierfür noch nicht gefunden
worden. Su.
Crazla, eine von den Herzogen von
Toscana Cosimo I. bis Franz III. geprägte
kleine Billonmünze mit dem stehenden
h. Täufer auf der Rs. Der Name ist wahr-
scheinlich von dem deutschen Kreuzer
abgeleitet. Die Münze wurde in den
8*
Ii6
CROAT— CRÜZADINHO
kleinen oberitalienischen Staaten nachge-
münzt. — Riv. it. XX (1907), 5. 462. S.
Croat ist ein in Barcelona geschlagener
Groschen. Vs. mit langem befußten Kreuz,
in den Winkeln i Ringel und 3 Kugeln, Rs.
Brustbild von links; croat wird von crucia-
tum abgeleitet. Er wurde zuerst mit einem
Halbstück von Peter IIL von Aragon im
Gewicht von 3,1 — 2fi g geprägt und dann
weiter bis gegen Ende des 15. Jhs. —
Heiss II S. 73 ff. Su.
Croisette (gleichschenkliges kleines Kreuz-
chen auf der Rs.) bezeichnet die Sorten
der dritten Münzperiode Franz I. von
Frankreich 1541 — 1547. — Hoffmann,
Taf. 60, 108 f. S.
Croissant (wachsender Mond, Mond-
sichel), das Emblem des Königs Hein-
rich IL von Frankreich (i547— 1559), das
sich auf vielen seiner Münzen mit den
Umschriften: »Dum totum compleat orbem«
oder »Jusqu'^ sa pl6nitude« findet. S.
Croix (lat. crux), franz. = Kreuz; im
Mittelalter die Vs. einer M., weil auf ihr
das Kreuz war, Gegensatz pile, s. d. Su.
Crokard. 1299 setzt Eduard I. von
England die schlechte Münze, die in großen
Mengen vom Festland von fremden Kauf*
leuten auf die britische Insel gebracht
worden war, zuerst in ihrem Werte auf
Va Sterling herab und verbietet sie schließ-
lich gänzlich. Diese Münzen werden in
der englischen Überlieferung als pollards,
crocards, scaldings, brabants, eagles, leo-
nines, sleepings, rosarios cocodones u. a.
bezeichnet. — Ruding I S. 201. Su.
Cromwelltaler nannte man in Deutsch-
land die englischen Silberkronen mit
dem Bilde des Protektors, die einen
Stempelriß hatten, der von dem Halse
des Brustbildes bis zu dem Worte der
Randschrift NEMO (rückwärts gelesen:
Omen) reichte. Da man hierin eine Weis-
sagung auf Cromwells posthume Ent-
hauptung sah, wurden diese KJronen eifrig
gesammelt. — Schmieder, S. 103 f. S.
Crore, indische Rechnungseinheit. S.
Lak.
Crown (Krone), englische Gold- und
Silbermünze zu 5 Schilling, i. Die goldene
Krone, 1526 eingeführt, wurde besonders
von Heinrich VIII. geprägt, 3,1 1 g schwer
und 2,85 g Gold haltend. Dann wurde
sie verringert: 1601 wog sie nur noch
2,78 g und hielt 2,55 g Gold, 1663 wurde
sie von der Guinea (s. d.) ersetzt. Auch
halbe Kronen wurden geprägt. Die
goldenen englischen Kronen zeigten unter
Heinrich VIII. auf der Vs. den Landes -
Schild, auf der Rs. eine gekrönte Rose, die
späteren eine Büste und den Schild. 2. Die
silberne Krone war der englische Taler,
der hier verhältnismäßig spät eingeführt,
1551 — 1554 nur vorübergehend, seit An-
fang des 17. Jh.s häufiger geprägt wurde.
Sie hielt zuerst 28,546 g Silber bei 31,014 g
Gewicht, wog seit 1604 29,807 g und hielt
27,527 g Silber, seit 1816, als sie zur
Scheidemünze geworden war, 28,276 g
mit 26,155 g Silber. Bis Karl I. zeigte sie
auf der Vs. den König zu Pferd, auf der
Rs. den Schild auf Kreuz, unter Karl L
ging man zu der Büste auf der Vs. und
4 Schilden auf der Rs. über (Abb. 269),
1816 zu dem Pistruccischen St. Georg mit
Drachen (s. Pistrucci- Crown). — Die schotti-
sche Krone galt 1605 — 1622 60 schottische
Schillinge und hieß auch meist 60-Schilling-
stück, es gab auch halbe und fünftel
(Thirty- und Twelve- Schillings). — Grueber,
S. 198. S.
Crown-gold war das für die Goldkronen
von Heinrich VIII. von England ein-
geführte Gold von 22 Karat (917/1000) gegen-
über dem 237/8" karätigem (995/iooo) Standard-
gold (s. d.). Diese beiden Feinheiten gingen
unter den folgenden Regierungen neben-
einander her, bis seit Karl I. das Kronen -
gold zugleich Standardgold wurde und bis
zur Gegenwart geblieben ist. S.
Cruusbeems kommen in der Aachener
Münsterbaurechnung von 1400/01 vor; 26
cruusbeems == 2 m. 6 s. 4 d. ; l cruusbeem
= 14 Aachener Pfennigen. Buchenau in
Bl. f. Mfr. 1924 S. 14. Su.
Crux ansata s. Henkelkreuz.
Crux gammata, franz. Croix gammle,
Kreuz, das an jedem Ende einen rechts
oder links abgehenden Querbalken hat,
mithin aus vier griech. Gamma besteht,
also = Hakenkreuz (s. d.). R.
Crux und pila s. unter Pile.
CruzadlnhOy Bezeichnung des seit dem
17. Jahrhundert bis auf i g Gewicht ge-
sunkenen portugiesischen und brasiliani-
CRUZADO DE OURO— CURRENCY
117
sehen Goldcrusado (s. Cruzado). Der von
1722 wog 1,076 g und hielt 0,986 g Gold.
S.
Cruzado de ouro, deutsch: Goldkreuzer,
eine portugiesische, seit Alfons V. (1438 bis
1481) geprägte, auch Affonso de ouro ge-
nannte Goldmünze mit dem Landesschilde
auf der Vs. und dem Georgskreuze im Vier-
eck auf der Rs. Sie wog zuerst 3,99 g und
hielt 3,76 g Gold, fiel bis Mitte des 16. Jh.s
auf 3,03 g mit 2,84 g Goldgehalt, um dann
nur noch wenig geprägt zu werden. Der
C. blieb aber bis ins 19. Jh. eine Rech-
nungmünze zu 400 Reis, in der größere
Summen statt in Milreis ausgedrückt
wurden. S. auch Moidor und Dobra.
— Fernandes, passim. S.
Cruzado de prata, deutsch: Silberkreuzer,
war der portugiesische Taler, der, seit 1643
geprägt, auf der Vs. den Landesschild,
auf der Rs. das Christusordenskreuz trug.
Neben dem Schilde der Vs. stand der Wert
in Reis, nämlich 400. 1663 wurde dieser
Taler auf 500 Reis erhöht und mit dieser
Zahl gestempelt, mit dem Zwecke, die für
den spanischen Krieg nötigen Geldmittel
zu erhöhen. Der C. wog zuerst 22,95 g
und hielt 21,04 g Silber, fiel unter Alfons VL
(1653— 1683) auf 18,36 g mit 16,83 g
Silber. Seit 1688 hieß der auf 17,32 g
mit 15,88 g Silber verringerte Taler
»Cruzado novo«. Von 1722 an war er
1469 g schwer und hielt 13,46 g Silber,
1835 wurde der C. von der Cor 5a de prata
(s. d.) ersetzt. — Fernandes, passim.
S.
CuartillOy eine seit 1566 geprägte spani-
sche Billonmünze, die den wirklichen ^4-
Silberreal zu 8^2 Maravedi darstellte, da
der Silberreal 34 Maravedi hatte (s. Real).
Der einzelne Cuartillo galt aber meist
8 Maravedi. Cuartilla und Cuartillo hießen
ferner Kupfermünzen Mexikos, St. Do-
mingos und Columbias des 19. Jh.s. S.
CuartlnOy der silberne Viertelreal von
Mexiko, Guatemala, Nikaragua, Venezuela
und Columbia in der ersten Hälfte des
19. Jh.s. Seit 1822 war der venezolanische
C. eine Kupfermünze mit Stern -Schrift. S.
CuartOy eine seit Ende des 15. Jh.s
geprägte spanische Billonmünze zu 4 Mara-
vedi oder 8 Bianca (s. d.) oder einem
Billonreal (s. Real). S. auch Quarto.
Cuatro war das Stück zu vier Realen
oder der halbe Peso, der bald nach der
Gründung der Republik Bolivia deren
Hauptmünze wurde (um 1830), aber
schwerer und viel weniger fein als die
alten spanischen war, da er 13,47 g wog
und 9,03 g Silber hielt, während die spani-
schen ein Feingewicht von 12,20 g gehabt
hatten. Bis 1850 wurden über 15 Millionen
Stück geprägt, wozu noch eine sehr be-
deutende Masse in den Vereinigten Staaten
gefälschte kamen, so daß sich die Valuta
bis auf 300/0 verschlechterte. Diese ganze
Menge überflutete Bolivia und die benach-
barten Staaten Argentinien, Peru, Ecuador
und Columbia. Seit 1859 wurden auch
die ganzen Peso so schlecht wie die
Cuatro gemünzt, so daß einer = 0,737
alten spanischen war. 1863 fing man an,
dieses schlechte Geld zu beseitigen. Die
schlechten Cuatro trugen das Münz-
zeichen der Münzstätte Potosi, obgleich in
La Paz geschlagen. — Noback», S. 162 ff. S.
Cttdere, lat. == prägen, schon bei Plautus
und Terenz; auf antiken M. selbst nicht
vorkoDMnend; auf der Dreifaltigkeitsme-
daille (s. d.) ist »H(ans) R(einhart) cudebat«
für das Gießen einer Med. verwendet. R.
CuneuSy lat. = Keil, später = Münz-
stempel, davon franz. coin.
CttpidOy der Liebesgott, s. unter Eros.
Curare, Curator. cur(ator) -^ (= denariis)
fl(andis) ist der Titel des röm. Münzbeamten
Lentulus um 74 v. C, s. unter Klare;
c(urante) ist die Einleitungsformel des Be-
amtennamens auf einer M. von Clupea; ein
cur(ator), wahrscheinlich ludorum, kommt
auf Tesserae jul.-klaud. Zeit vor, Z. f . N.
33 S. 182 Anm. R.
Currency (englisch) bedeutet in England
und Amerika das umlaufende Geld, beson-
ders die staatlichen Zahlmittel des eigenen
Landes, im weiteren Sinne alle, auch
fremde umlaufende Münzen, Noten, Wech-
sel und Schecks. Die englische ^Currency-
Theorie« will in der Überzeugung, daß über-
mäßige Ausgabe von papiernen Zahlmitteln
die Warenpreise steigere und die Edelme-
talle vertreibe, die Ausgabe der Banknoten
beschränken und dem Papiergeld außer dem
für den Umlauf erforderlichen Betrag volle
metallische Deckung geben. Die dagegen
aufgestellte »Banking-Theorie« erkennt
Ii8
CUSTOS CUNEORUM— DALMATICA
nur das Verkehrsbedürfnis als Regulator
an, da nur dieses vermehrte Ausgabe ver-
anlasse und bei schwächerem Geschäft die
Noten automatisch zur Bank zurück-
flössen. Die Wahrheit liegt wohl in der
Mitte. Jedenfalls steht der Zentralbank
gegen eine zu starke Wechselausgabe die Dis-
kontoerhöhung zur Verfügung. In Deutsch-
land hat der zu billige Diskont in der Zeit
nach 1918 vor allem die übermäßige Schaf-
fung von Papiergled veranlaßt, das dann
zur Anlage in Sachwerten benutzt wurde.
S- Inflation. — H. Moeller, S. 76, 178. S.
Custos Cuneorum, custos cambii, custos
monetae. Custos cuneorum wird im Mittel-
alter der englische Wardein genannt,
seit der Zeit Eduards I. meist zu-
gleich custos cambii und dann custos mo-
netae und somit Aufseher des ganzen Geld-
wesens und Edelmetallhandels. — Schrötter
in Schmollers Jahrb. XXXV, S. 914. Su.
Cut money. Als am Anfange des 19. Jh.s
wegen der starken Ausfuhr der Dollar, das
heißt der spanischen Peso, in Trinidad
großer Geldmangel entstanden war, wurde
181 1 aus der Mitte derselben ein kreisrundes
Stück geschnitten, das bit (Bissen) genannt
wurde und im Werte von einem Schilling
umlief, während der Peso mit dem Loch in
der Mitte (cut doUar) 9 Schilling galt, das
heißt so viel wie bis dahin die unausge-
schnittenen, wodurch der Ausfuühr vorge-
beugt war. Abb. 343. Die ausgeschnittene
Scheibe war gerändelt, mit einem T ge-
stempelt (Trinidad) und hieß T-bit. Der
»Rounddollar« stieg bald auf 10 Schilling.
1824 wurden die T-bits eingezogen, während
die Cut -Dollar zu 9/io Dollar weiter um-
liefen. Überall in Westindien wurden außer-
dem die Peso in 2, 3, 4, 6, il Teile zer-
schnitten und diese Teile, meist mit Gegen-
stempel versehen, ausgegeben, um dem
Mangel an Kleingeld abzuhelfen und dieses
auf der eigenen Insel festzuhalten. Abb.
343 a, S. auch Bit, Dog, Gourde, Holey
Dollar und Moco. — Chalmers S. 117 — 119;
Howland Wood, S. 91 f. S.
Cyrnilsche Schrift s. Schrift,
D.
D, Münzbuchstabe der Münzstätten
Aurich, Düsseldorf, München, Graz, Salz-
burg und Lyon. S.
d, englische Abkürzung für Denar, peimy.
Daalder wurde in den nördlichen Nieder-
landen der dort nachgemünzte deutsche
Reichstaler genannt. S. Rijksdaalder,
Daldre u. auch Gulden holländisch. S.
DadcuSi Siegesbeiname des röm. Kaisers
Traianus wegen seiner Siege in Dacien, von
ihm auf Hadrianus vererbt- R.
Dagon, phönik. Gott; man erblickt ihn
in dem tritonähnlichen Gott mit menschl.
Ober-, aber Fisch-Unterleibe, einen Delphin
in jeder Hand, auf den ältesten M. von
Arados, Ende 5. Jh. R. E, IV S. 1985,
doch vgl. B. M. C. Phoen. S. XX. — Der
Wassergott auf M. von Tyros gilt heute als
Melkart, s. d., und der auf einer M. von
Askalon (?), B. M. C. Phoen. Taf. XLV i,
bleibt besser ganz unbenannt. R.
^ Dahler wurden im 1 8. Jh. in Köbi die nach
Zinnaischem oder Leipziger Fuß (s. diese)
geprägten Gulden oder Zweidritteltaler ge-
nannt. — Noß, Köln, II, S. 265, 302, 316;
III, S. 338. S.
Dalcliin aus chines. Ta ch'ien,
großer Ch'ien, Bezeichnung der größeren
(31 mm), im 19, Jh. nach chinesischem
Muster gegossenen Kupfermünzen von
Käägar. Die kleineren (26 mm) Münzen
heißen Suchin (aus Hsiao ch'ien). —
BusheU in JChBrRAS. 33, 43, V,
Daldre wurde in den südlichen Nieder-
landen der dort nachgeprägte deutsche
Reichstaler genannt. S. Burgundischer
Taler und auch Daalder. S.
Daler s. Rigsdaler.
Dalmatica. Das liturgische Obergewand
der Diakone ist die Dalmatica, während das
der Subdiakone die Tuniceila ist. Ur-
sprünglich hatte der Papst allein das
Recht, sie zu tragen; dann war sie seit
der 2. Hälfte des 4. Jh.s in Rom bei
Papst und Diakonen im Gebrauch, und
im 9. Jh. gehörte sie ziemlich allgemein
zum Bestand der liturgischen Gewandung.
Die Bischöfe trugen sie als Obertunica
DÄM— DANARO
119
unter der Kasel. Von den Priestern haben
seiti. Hälfte d. lo. Jh.s nur die römischen
Kardinalpriester de iure ein Recht, sie wie
die Bischöfe zu tragen. Andere Priester dür-
fen solches nur kraft besonderer Ermäch-
tigung des apostol. Stuhls. In vorkarolingi-
scher Zeit war die D. eine lange, mit weiten
Ärmeln ausgestattete Tunika, die Farbe
stets weiß, Stoff Leinwand oder feiner Woll-
stoff, später Seide. Im 9. Jh. und später
wurde sie verkürzt. Im späteren 12, Jh. war
sie farbig. Sie ward allmählich noch kürzer
und nach unten zu weiter. Im 13. und 15. Jh.
kommt sie mit Heiligenfiguren geschmückt
vor. — Braun, Lit. Hdlesdkon S. 74 f. Su.
Däm, indische Kupfermünze. S. Paisa,
Muhr.
Dattiareteion s. unter Demareteion. R.
Damenbrettstein s. unter Brettspielsteine.
R.
Dammur, grobes baumwollenes Zeug,
dient in Nubien als Zahlungsmittel. Ein
Stück, welches zu einem Hemde für einen
Mann reicht, heißt Tob Dammur und war
um 181 5 y» spanischen Taler wert. Es
wird eingeteilt in 2 Ferde = 4 Fittich,
welche als Scheidemünze dienen. Der Ferde
ist ein langes Tuch, das um den Unter-
leib gebunden wird. Der spanische Taler
wird Kesme genannt. 4 Kesme heißen
Miftäl, 8 K. Nusfwokiye, 16 K. Puma
oder Wotiye.
Andere Zahlungsmittel waren: Glasperlen,
Holzperlen, Korallen, kleine 3 Zoll große
Eisenstücke (Hashash), von denen in Kor-
dofan, wo sie gebraucht wurden, früher 150,
um 1850 250 auf I Kesme gingen, Zwie-
beln, Moorhirse (Durra). 18 Selga (Hand-
voll) der letzteren machten i Maud (Maß)
aus. Um 1814 waren 10 Maud = i Kesme.
S. Stamma, ICangan, Kharaz. — Noback',
S. 761. V.
Damnatto memoriae war die durch
Staatsakt (Senatsbeschluß) im Gegensatz
zur consecratio erfolgte Austilgung des Ge-
dächtnisses eines mißliebigen röm. Kaisers,
die das Ausradieren seines Namens auf allen
öffentlichen Denkmälern zur Folge haben
sollte; das ist natürlich bei M. immöglich, die
Beispiele solcher Erasion (s. d.) sind daher
wenig zahlreich. —DerD. m. verwandt sind
die Fälle von Einziehung und nachfolgender
Überprägung oder Einschmelzung der M.
eines Herrschers, wie die Überprägung der
Tetradrachmen des Parthers Mithradates
III. durch seinen Gegner Orodes I. oder
die von den Autoren öfter berichtete
(aber nie ganz durchgeführte) Einschmel-
zung der M. des Caligula, Geta usw. —
Eine weitere Folge der D. war die Tilgung
der Neokorie für den betr. Kaiser, s. d. —
R. E. IV S. 2059; Monatsblatt Num. Ges.
Wien XI S. 32/37 ; Z. f. N. 33 S. 168/9 Anm. ;
Liste der von der D. m. betroffenen Kaiser:
Bernhart, Handbuch S. 74. R.
Damräy Damrl, indische Kupfermün-
zen. S. Paisa.
Danaky arabische Gewichtseinheit. S.
Dirhem kail.
Danake, griech. SavocxT), auch SavaxiQc, =
pers. dänaka, pers. Münzsorte (Pollux IX 82)
von etwas mehr als Obolenwert, daher auch
als Charonsfährgeld (s. d.) gebraucht; in
der kgl. pers. Prägung sind ähnliche Stufen
nicht vorhanden, wohl aber in provinzia-
len Prägungen; Hesych erwähnt auch ein
Hemidanakion- — R. E. IV S. 2092/3;
Trait6 I S. 514/18; B. M. C. Arabia S.
CXXIV. R.
DanarOy denaro, der, ist die italienische
Sprachform für den Denar. Er wurde
in Oberitalien im Anschluß an die Karo-
lingerdenare geprägt, seit 962 von den deut-
schen Kaisern mit Schriftzeile und Mono-
gramm. Die Münzstätten waren Verona,
Lucca, Mailand, Pavia, Venedig und Rom.
Ursprünglich hielt man an dem Gewicht der
karolingischen Denare fest, doch schon die
Paveser Ottos waren nur noch 1,34—1,24 g
schwer bei einer Feinheit von 850/1000.
Schon 1102 waren in Genua bruni, d.h.
schwarze Paveser Pfennige, im Umlauf, 1,1
— I g schwer bei einer Feinheit von 500/1000,
und 1115 brunetti (s. d.), die einen noch
geringeren Feingehalt hatten. In einer Ur-
kunde von 1162 heißt es: »domino impera-
tori et domine imperatrici et curie VI milia
marcarum examinati et puri argenti, vel,
pro unaquaque marca IUI libras papien-
sium denariorum«, d. h., da seit der Mitte
des 12. Jh.s die Paveser Mark « der Kölner
war, hatte ein Paveser Denar nur noch
0,243 g Feingehalt. In Verona ging aber
das Sinken des Denars noch rascher, hier
hatte dieser 1039— 1 125 nur ein Durch-
schnittsgewicht von 0,456 g unda^s/ioooFein-
120
DANEGELD— DAREIKOS
gehalt (s. Ferner), er wurde von Venedig
übernommen als piccolo (s. d.) und hatte
unter dem Dogen Vitale Michiel IL (1156
— 1172) 0,41 g Gewicht, unter seinen Nach-
folgern 0,362 g Rauh- und 0,098 g Fein-
gewicht. Der piccolo wurde so zum Halb-
stück, da der imperiale (s. d.) in Mailand
(unter Friedrich I. 0,82 g schwer bei einer
Feinheit von »4* — "^^yio^^ u. a. etwa das
doppelte Gewicht hatte. Der Mailänder
wurde noch von Barnabo Visconti (1354 —
1385) geschlagen im Gewicht von 0,765 g
bei einer Feinheit von "Viooo.
Der oberitalienische Denar sank also
und zwar wegen der bedeutend stärkeren
Ablösung der Natural- durch Geldwirt-
schaft viel rascher im Gewicht und Fein-
gehalt als im allgemeinen der deutsche.
Diese Entwicklung findet auch in Rom
statt. Nachdem Ende des ii.Jh.s die
päpstliche Prägung mit einer Münze Pas-
kals II. aufgehört hat, setzt Ende des
12. Jh.s die Prägung des römischen Senats
mit den provisini (s. d.) ein, welche
von vornherein nur 0,356 g Feingewicht
hatten. In Süditalien sind unter den Nor-
mannenfürsten im wesentlichen nur kup-
ferne FoUares geschlagen worden, mit Aus-
nahme des Apuliensis (s. d.).
Vom 13. Jh. an wird der Denar von den
aufkommenden Groschenmünzen in seiner
Bedeutung zurückgedrängt. Su.
Danegeld wurde von den nordischen
Wikingern und Wikingerkönigen in Eng-
land als Abfindung für aufgegebene Plünde-
rung, das erste Mal 991 mit 10 000 Pfund
Silber, erhoben. Svend Tveskäg (Doppel-
bart) erhielt im Jahre 1002 24 000 und 1007
Z^ 000 Pfund. Im Jahre 1012 erhielt sein
Unteranführer Thorhild 48000, später
wiederum 21 000. Ethelred soll angeblich
allein 167 000 £ = ca. 75 Mill. ICronen, aus-
gezahlt haben. ICnut der Große erhob nach
der Eroberung Englands 82 500 Pfund zur
Abdankung seines Heeres, in welchem viele
Schweden, von deren Teilnahme die Runen-
denkmäler in Schweden berichten, dienten.
Besonders in Schwedischer Erde, auf
Gothland und in Wisby sind zahlreiche An-
denken an diese Abdankungsgelder für das
Heer in angelsächsischer Münze, haupt-
sächlich mit dem Gepräge Ethelreds und
Knuts, aufgefunden worden, insgesamt über
22 000 Stück, von welchen jedoch ein großer
Teil durch den Handelsverkehr ins Land
gekommen und verbreitet worden ist. —
B. E. Hildebrand, Anglosachsiska Mynt i
Svenska Kgl. Myntkabinettel, Stockholm
1846 u. 1881. W.
Danielstaler, ein Taler der Maria von
Jever (1536 — 1575) mit dem jeverschen
Schilde auf der Vs. und Daniel in der
Löwengrube und Engel mit Habakuk auf
der Rs. — Lehmann, S. 49 ff. S.
Dank, Dank! s. Pül.
Dank! — Kupfermünze der Timüriden.
S. Fels.
Dantes, früher auch Tandes und Tantes,
bayerisch -fränkische Benennung des Re-
chenpfennigs, nach Gebert vielleicht mit
»Tand« (Nürnberger Tand) zusammen-
hängend. — C. F. Gebert, Die Nürnberger
Rechenpfennigmacher. Münch. Mitt., 1918,
S. 5. s.
Daphne s. unter Lorbeer.
Dardellns, derdelingen = tiercelins oder
esterlings oder ^3 Groschen. Dieser Name
kommt in flandrischen Urkunden vor, z. B.
1346. — Revue Beige 2. serie t. IL 1852
S. 76; Gaillard, Flandern S. 164 f. u. Urkd.
nr. XXIII, vgl. S. 176 nr. 222. Su.
Dardenne, eine französische, 1710 — 1712
aus dem Metall alter Kanonen für die Pro-
vence geprägte Kupfermünze zu 6 Deniers,
die auf einer Seite drei gekrönte Doppel-L
und drei Lilien in Kleeblattstellung, auf der
anderen ein Zierkreuz zeigt. Dardenna hieß
auch eine Billonmünze der Fürsten von
Monako, die, seit 1720 geprägt, 8 Denare
galt und auf einer Seite die gekrönte Initiale
des Fürsten, auf der anderen den Landes -
Schild oder eine Heilige zeigte. — Rev.
num. frang. IV, 5 (1901); Corp. n. it. III,
Taf. 24, Nr. 6 u. 16. S.
DareikoSy griech. 8acp(8)tx2)c oder S. atoexi^p,
so häufig bei Schriftstellern und in In-
schriften; auchÄapeixoü (xpooiou) soundso-
viel kommt vor; lat. bei Ausonius Darius;
mißbräuchlich heißen auch die Philippeioi
(s. d.) inschriftlich einmal [8ap]eixol OiXiinrei-
ot, und die entsprechenden Silberstücke
(s. unter Siglos) bei Plut. Cim. 10 dp-ppot
8oip8txof. Der D. ist die persische Königs-
goldmünze, mit dem Könige im sog.
Knielaufschema mit Bogen (daher der
D. scherzweise einmal toJottjc genannt,
DARKEMÖN— DATIERUNG
121
s. d.) und Lanze, später auch mit Dolch
und Bogen, auf der Vs., auf der Rs.
vertiefter Einschlag; geprägt wohl schon
seit Kyros, sicher seit Dareios L, von
dem die Grriechen seinen Namen ab-
leiteten (vgl. Trait6 II 2 S. 37 ff.)» t>e-
herrschte er den Goldumlauf bis zur Mitte
des 4. Jh.s V. C. und erscheint auch noch viel
später in Inschriften usw. ; er wog normal
8,4 g und war über 980 Voo fein. Abb. 19.
Halb-D. sind nicht, V«- und V54- (V6o?)-D.
sind nur in je i — 2 Stücken erhalten, die
seltenen Doppel-D. erst unter Alexander
d. Gr. geprägt worden. Der D. stellte
den Schekel (das Vöo) der persischen (s. d.)
Mine von etwa 504 g dar und galt bei
einem Wertverhältnis von Gold zu Silber
wie 13V3 2^ ^ ursprünglich 20 silberne
Sigloi (s. d., Abb. 45) von etwa 5,6 g.
Eine Verteilung auf die einzelnen Könige
bis Dareios III. nach dem kleinen Kopfe
der Königsfigur ist ein vergebliches Unter-
fangen. — R. E. IV S. 2181; Klio XIV
S. 91 ; BMC. Arabia usw. S. CXX, 148. R.
Darketnotiy hebr. für Drachme = Vioo
Mina = Va schwerer Schekel. — Gesenius-
Buhl, Handwörterbuch 14. Aufl. 152. Ken-
nedy, Hastings' Dict. of the Bible III 421.
V.
Datierung (Datum) auf M. Die antiken
Stadt -M. vor der Kaiserzeit sind meist nur
durch einen Beamtennamen datiert,
teils den des eponymen Beamten, nach
dem die betr. Stadt überhaupt das Jahr
benannte, dann meist mit h:i davor (Abb.
46), oder eines Spezialbeamten, später
oft auch nach dem röm. Provinzialstatt-
halter, dessen Name bald im bloßen Dativ
steht (wie im Lat. im bloßen Ablativ) : dvöo-
TcctTO) O^poxt in Hierokaisareia Lyd., sonst
mit Formeln wie Im, öicaxeüovxoff (Abb. 97),
•^YajioyeöovToc u. dgl. eingeleitet wird. Eine
solche D. kann von uns in das betr. Jahr
unserer Zeitrechnung nur in den seltenen
Fällen umgerechnet werden, wo wir Amts-
zeit und -dauer des betr. Beamten aus ande-
ren Quellen wissen. Eine D. mittels des
Jahres einer Ära (s. d.) kann nur umge-
rechnet werden, wenn wir das Anfangsjahr
der Ära, die Länge des Jahres und den
Neujahrstermin des betr. Kalenders wissen.
Erst spät bürgert sich D. nach Re-
gierungsjahren von Herrschern ein, z. B.
bei Juba IL von Mauretanien: R XXXI
= anno r(egni) 31, besonders aber auf ptole-
mäischen M. Bei diesen und ihren Nach-
folgern, den Alexandrinern, nebst einigen
palästin. M. steht vor der Jahreszahl der Re-
gierung meist dasZeichenL(Abb. 92), früher
irrig als Abkürzung für Xoxdßa; = Jahr ge-
deutet, vermutlich vielmehr Rest der in der
Hieroglyphenschrift üblichen Kartusche um
einen Königsnamen. Bei König Agrippa II.
kommt L einmal neben ETOos vor. Die
Regierungsjahre der Könige und der röm.
Kaiser werden in Ägypten in eigenartiger
Weise mit dem Kalenderjahr ausgeglichen,
indem die Zeit vom Regierungsantritt bis
zum Neujahrstage, dem l.Thoth, seit
Augustus = 29. August jul., als i. Jahr
zählt und von da an Regierungs- und Ka-
lenderjahr zusammenfallen (Abb. 91/3) ; man
nennt das antedatierende Rechnung, und
nach dieser Methode wird seit Nerva auch
die kaiserliche tribunicia potestas (s. d.) ge-
zählt; umgekehrt galt in Babylonien die
postdatierende Rechnung, indem die erste
Regierungszeit bis zum Kalenderneujahr,
d. h. dem i. Nisam, im Frühjahr, dem Vor-
gänger zugeschrieben wird, und dann erst
Jahr I beginnt. In den anderen Provinzen,
bes. Syrien, finden wir auf griech. kaiserl.
M. verschiedene Ären, städtische (Abb. 86),
römische (pompeianische, caesarianische, ak-
tische) und auch Regierungsjahre der Kaiser.
Gelegentlich kommen auch Doppeldaten
vor, nach 2 verschiedenen Ären (z. B. As-
kalon, Gabala, Z. f. N. 34 S. 180/1) oder
nach Regierungsjahren zweier zusammen
herrschender Könige (z. B. Ptolemaios XL
und Kleopatra III.) oder nach Ära und
Regierungsjahr (Syrien, Nero usw. Rev.
num. 1909, S. 174 ff-; Z.f. N. 32 S. 149).
— Wegen Monatsdaten s. d.
Die röm. Kaisermünzen sind, von ganz
wenigen Ausnahmen mit Nennung der
Jahre der Ära von der Gründung Roms
(Abb. j6) abgesehen, nach den Ämtern der
Kaiser (Abb. 75, 80, 81, griech. Abb. 88. 94)
datiert; von diesen deckt sich das Jahr des
Amtes als Consul (CXDS) (s. d.) mit dem jul.
Jahr, braucht aber nicht alljährlich er-
neuert (iteriert) zu werden; dagegen wird
die Gewalt als Volkstribun (tribunicia po-
testas, TR P, TRIB POT), die Augustus
i. J. 23 V. C. annitnmt, alljährlich erneuert
122
DAVIDSGULDEN
und vertritt so, wenn die Iterationsziffer
zugesetzt wird, das Regierungsjahr; auch
läuft das tribunicische Jahr ursprünglich
vom Regierungsantritt bis zum gleichen
Kalendertage des nächsten Jahres, von
Nerva ab aber vom lo. Dez. bis zum 9. Dez.
des nächsten Jahres; die Ausrufung zum
imperator (s. d.) endlich (IMP), gleichfalls
iteriert, erfolgte je nach den kriegerischen
Ereignissen ganz unregelmäßig. Durch
Kombination dieser verschiedenen Angaben
können wir daher röm. M. oft auf kürzere
Zeiträume als den eines Jahres datieren. —
Die byz. Kaiser nennen nach dem Vorgang
eines Solidus des Theodosius IL oft ihre
Regierungsjahre auf den ^-M., im allge-
meinen aber höchstens bis auf Constans IL
(641 — 668 n. C); Mauricius und Constans
IL, ebenso einige Bleisiegel, nennen auch
wohl die Indiktion (s. d,, 15 jähr. Steuer-
periode), die auch auf den ältesten M. der
Araber in Andalusien neben dem Jahr der
Hedschra angewendet wird. R.
Im Mittelalter trifEt man die D. mittels
Jahreszahlen selten; man kann die Ent-
stehungszeit einer Münze meist nur nach
ihrem Stil, ihrer Fabrik und Aufschrift
sowie der Fundgemeinsamkeit feststellen;
nur in den von den Arabern abhängigen
Gebieten, wie Spanien und Sizilien, kommt
eine Jahreszahl vor, in Spanien nach der
sapharischen Ära, die mit der Eroberung
der Provinz durch Octavianus i. J. 38 v. C.
anhebt und seit dem 5. Jh. n, C. bis tief
ins 14. Jh., in Portugal bis ins 15. Jh. ver-
wendet wurde.
Auf Münzen findet man sie bei Alfons
VIIL V. Klastilien (1158—1214) in lat.
Schrift auf einemObolus (1204= 1 166 n. C),
in arab. Schrift auf einem Goldmarabotino
(1225 =1187 n. C.) und später auf einem
Zehndoblastück, lat. 1360 = 1398 n. C. In
England prägte Offa seinen Gold-Dinar mit
dem Jahre 157 d. Hedschra (= 774 n. C).
In Sizilien gab zuerst Robert Guiskard auf
seinen kufischen Münzen das Jahr der
Hedschra an, so 464 = 1071 n. C. Dem
folgte Kaiser Friedrich IL in Sizilien
insoweit, als die Vs. seiner Tari (s. d.) in
kufischer Schrift das Jahr nach der Hedschra
trug, z. B. : wurde gemünzt unter seiner
Regierung im 595. Jahr, während die Rs.
lateinisch das Jahr nach Christi Geburt
angab: 1198. In Accon schlugen dh
Kreuzfahrer ihre Sarazinati nach 1250 mit
Angabe des Jahres der Hedschra. In Mittel-
europa ist das älteste Beispiel einer Jahres-
zahl eine dänische, schon bei Mader VS. 146
angeführte Münze mit der mangelhaften
Umschrift + Anno Domini + : M : CC :
XX ... I, welche zu MCCXXXXVIII, also
1248 zu ergänzen ist. Ein zweiter ver-
einzelter Fall ist das bei Mader V S. 157 an-
geführte Stück des Reinhard v. Schonvorst
V. J. 1372. Vom gleichen Jahre an wurden
aber auch die in Aachen- Junkheit gepräg-
ten Münzen mit Jahreszahl versehen. Vom
Jahre 1402 folgte dann die Stadt Aachen
selbst nach. Bis ins erste Viertel des 1 5. Jh.s
wurden fast ausschließlich lat. Zahlzeichen
verwendet. Die arabischen Ziffern (St = 4,
r = 5, A =s 7) finden sich zuerst 1424 auf
einem Plappert der Stadt St. Gallen. Im 1 6.
u. 17. Jh. wurde in Deutschland die Da-
tierung nach der minderen Zahl üblich, d. h.
man ließ die beiden ersten, im 17. Jh. ge-
wöhnlich nur die erste Ziffer hinweg (z. B. 68
= 1568, 609 = 1609). In Italien wird die
Datierung nach Jahren erst später üblich.
Die Päpste fangen unter Clemens VIL (1523
— 34) an, nach Regierungsjahren zu datieren
und bringen Jahreszahlen zuerst in dem Ju-
biläumsjahr 1575 auf ihre Münzen, in Neapel
ist 1572 das früheste Jahr, in Mailand 1549.
In Frankreich wird der erste Versuch von
Franz I. 1532 gemacht, doch erfolgte die
Datierung nach Jahreszahlen erst 1549
dauernd durch Ordonnanz Heinrichs IL; in
England datiert Eduard VI. einen Schilling,
1549, aber mit lateinischenZiffern, erst später
erscheinen hier arabische Ziffern. In Spa-
nien habe ich als frühestes Jahr 1589 ge-
funden. Eine Merkwürdigkeit sind die
portugiesischen Münzen, auf denen Jahres-
zahlen ausnahmslos erst im 19. Jh. ange-
bracht werden.
Bemerkenswert ist aus der neueren Zeit
die Zeitrechnung der französ. Revolution
vom 6. X. 1793 bis 1806. — Frey, The dated
European coinage prior to 1501, in AJA.
1913, S. I ff.; Luschin, Mke» S. 72 mit
Literaturangaben. Su.
Davldsgulden, Goldgulden des Bischofs
von Utrecht David, Bastard von Burgund
(1455 — 1496), deren einige den König
David mit der Harfe zeigen und daher
DD— DEI GRATIA
X23
auch den Namen Davidsharfe hatten; auch
doppelte Davidsharfen gab es. Der Davids-
gulden gehörte zu den schlechten nieder-
ländischen, er wurde 1499 in Holland
gegen die 20 Stüver geltenden rheinischen
Gulden auf nur 161/4 tarifiert. — van der
Chijs, Utrecht, Taf. i6, 17, Nr. i — lO.
S.
DD = decreto decurionum, s. d.
D. £•, griech, A E, auf M. von Antiochia
Syr., sowohl städtischen wie provinziellen,
= 87](ioep^ix^c äSovoias = tribunicia po-
testate, s. d. — Z. f.N. XIV S. 315. R.
Dca s. unter Thea.
Dea Syr(i)a s. unter Atergatis.
Deben (veraltete Lesung »uten«) heißt die
größere altägypt. Gewichtseinheit, etwa =
91 g; sie zerfällt in 10 kite zu je etwa 9 g,
ist seit Anf . des 2. Jt. v. C. belegt, seit dem
16. Jh. V. C. häuj&g; ob die Hieroglyphe
für D-, eine eigenartig gewundene Linie,
auf frühere Umlaufsmittel aus so gewun-
denem Draht hinweist, ist strittig. —
Ebert, Reallex. IV S. 225, 214. — M. nach
dem Gewichtssystem des D. und kite
geprägt, scheinen in der ptoL Kupfer-
prägung vorzukommen. — Svoronos, Ptol.
IV S. 454- R-
Decargynis nummus, nur in einem Ge-
setze V. J. 395 n. C. genannt, Cod.
Theod. IX 23, 2 und nach dem Namen
entweder = IG Silberstücke oder l Silber-
stück im Werte von 10 anderen M.
bedeutend; er wird mit der kleinen,
seit Honorius auftretenden Silber-M. im
faktischen Gewicht von 0,83 — 1,13 g
gleichgesetzt, — R. E. IV S. 2246, vgl.
III A S. 62; Trait^ I S. 580. R.
Decemviri sacris fadundiss. Quindecim-
viri s. f.
Decenarlo ist ein halber Etschkreuzer,
weil er loPiccoli galt. Gewicht 0,6 — 0,78 g.
— Perini in Riv. ital. di num. 3CX S. 430.
Su.
Decennales ludi^ vota decennalia s. unter
Vota.
Dedme. Das Stück zu 10 Centimes
(s. d.), genannt D6cime, wurde 1793 von
der ersten französischen Republik ge-
schaffen. Die ersten Münzen waren die
bronzenen »S-D&imes de Robespierre«
von 1793 mit der Göttin der Natur von
A. Dupre. Das Bronzestück zu i D6cime
wog nach Gesetz von 1795 10 g. Es wurde
aber erst später bis 1815 geprägt, und zwar
mit den gekrönten Anfangsbuchstaben N
(Napoleon) oder L (Ludwig XVIII.) auf
der Vs. S.
Dedmo s. unter Centavo.
Decr(eto) dec(urionum) — so in Cirta,
sonst meist DD abgekürzt, auch EXDD
— heißt die dem röm. s(enatus) c(onsulto)
entsprechende Formel der Beschlußfassung
über die M. -Prägung auf röm. Kolo-
nial-M. Die decuriones waren die Ge-
meinderäte einer Kolonie, die die Ver-
waltung führten. — R. E. IV S. 2319;
Head, H. N.» S. 932. 936. R.
DecurslO) Truppen-Exerzieren, auch Pa-
rade; zur Legende D. erscheint auf M.
Nero zu Roß nebst einem Reiter, zuweilen
ein Fußsoldat voran. R.
DecussiSy aus decem und as zusammen-
gesetzt, = zehn Asse. Als M. kommt
der D. nur im stadtröm. Aes grave der
Reduktion (Anfang 3. Jh. v. C.) vor, nur
3 Exemplare bekannt. Maximum 1 106,6 g.
— Haeberlin, Aes grave 1910 S. 1 17 m. Anm.
(die Sydenham, Aes grave S. 3 nicht be-
achtet hat). R.
De deux cuivres s. unter Deux cuivres.
Deflation s. unter Inflation.
Deblim^I, indische Münzen von meist
schlechtem Silber von ca. 3,628 g Gewicht,
deren eine Seite den Büffel Nandi, die
andere einen Reiter zeigt. Dieser Typus
kommt zuerst auf Silbermünzen der Könige
von Ohind vor, die wahrscheinlich dem
Ende des 9. Jh. angehören. Abb. 410.
Er wurde von verschiedenen Dynastien
Nordindiens vom 10. bis 13. Jh., u.
a. von Muhammed ibn Säm (jürJ (f 1206)
angenommen, deren von den muhamme-
danischen Historikern als D. bezeichneten
Münzen meist aus Kupfer mit geringem
Silbergehalt bestehen. Die letzten D.
wurden von den Aibekiden noch um die
Mitte des 13. Jh. geprägt. — Brown, Coins
of India7i; V. Smith, Ind. Mus. Calcutta
I 244, 256 f.; N. Wright, ebenda II 5-
Dei gratia (gr. ix &8ou^ b&oZ x^p^xo^ Men.,
Schausammlung S. 97, 100) als Zeichen der
christlichen Gesinnung der Fürsten bzw.
124
DEKADRACHMON— DEMARCHIKE EXUSIA
des Gottesgnadentums kommt in der Um-
schrift auf mittelalterlichen Münzen recht
selten vor und wird erst im 15. Jh. und
in der Neuzeit äußerst häufig.
Zuerst hat Karl der Kahle von Frank-
reich sich auf M. als dei gratia rex bezeich-
net. DieOttonen setzten diese Formel ihrem
Namen auf den Otto -Adelheidpfennigen
und deren Nachahmungen, auf Straßburger
Denaren und Pfennigen der Maasgegend
zu. Dann verschwindet sie auf längere Zeit
von Münzen, obwohl sie auf den Siegeln
ununterbrochen weiter erscheint, also
wohl nur wegen Platzmangel auf den
kleinen Pfennigen weggelassen. Abgesehen
von einigen Brakteaten, den Goldmünzen
Ludwigs IV. und Karls IV. und einigen
anderen Ausnahmen kommt diese Formel
erst regelmäßig auf den großen Silbermünzen
Ende des 15. Jh.s und in der ganzen Neu-
zeit vor, zeitweise durch die deutsche
Übersetzung »Von Gottes Gnaden« ersetzt.
Su.
Dekadractitnon (antik nur das Adj.
8exa8paxfA05) = Stück von 10 Drachmen.
Griech. Silber-M., nach attischem Fuße
etwa 43 g, von Syrakus Abb. 26, 33 (hier
= 50 siziL Litrai), Akragas (Riv. ital
23 S. 160/67), Athen (um 490 bis 480
V. C; vgl. Z, f. N. 36 S. 37) und Alexan-
der dem Gr. bekannt; auch die alt-
makedon. Stücke der Derronen (usw.)
(Z. f. N. 20 S. 297/9) kommen diesem Ge-
wicht nahe. Ein ^-D. von fast 43 g er-
scheint im Berenikeion nomisma (s. d. ;
Svoronos, Ptol. n. 972, 986); Silber-D. von
etwa 35 g erscheinen bei den Ptolemäern
(mit Namen der Berenike II., Svor., Ptol.
n. II 14, und der Arsinoe IL) und in der
Prägung von Karthago. - — Trait^ I S. 412.
R.
Dekaeteris, griech. 8exaet>3pfe = Zehn-
jährigkeit (lat. decennalia), s. unter Vota.
R.
Dekaniiitiilliotiy Münzsorte, genannt in
einem Anhang zu Epiphanios* metrol.
Schrift, Hultsch, Metrol. script. I S. 274,
7 u. 23, und einem byz. Lexikon; nach der
I. Quelle = I Assarion = l Lepton =
Vißö Denar; nach dem Lexikon gar iacsdpiov
= lusvTavoüjifitov 7^ 8e)cavoö[j.[xtov. Münzge-
schichtlich ist die Stelle unaufgeklärt;
doch dürfte die Einheit, auf die sich die
Wertzahlen der byzant. Kupfer -M. seit
Anastasius (Abb. 114/S) beziehen, ein
Nummion (s. d.) geheißen haben; dann
ist das D. die mit lat. X, griech. I be-
zeichnete Sorte, die von Anastasius bis
Constantin IV. vorkommt. — R. E. IV
S. 2414/5; B. M. C. Byz. S. LXXIX--
LXXXII. R.
Dekobolon, griech. SexcußoXov = das
Zehnobolenstück, nur in der Inschrift
I. G. II n. 837 als Rechnungsgröße, nicht
als geprägtes Stück. — Trait6 I S. 421.
R.
Dekonkion = Zehnunzenstück, /at.
Dextans; so nennen wir eine Kupfer -M.
von Katana (und Syrakus.?^) mit Wert-
ziffer X, da auf zugehörigen Stücken die
Zahlen XII (= der ganzen Litra) und P
(= Fünfunzenstück) erscheinen, ebenso eine
mit dem Anfangsbuchstaben A bezeich-
nete Kupfer -M. von Kenturipai. — Head,
H. N.» S. 134/5, 181. R.
Delphin^ griech. SeXtpic, -Tvoc, lat. del-
phinus, Seesäugetier aus der Familie der
Zahnwale, lebt im Mittel- und Schwarzen
Meer in mehreren Arten (die besonderen
Arten herauszuerkennen, wie Petrone, Boll,
del circolo num. Napol. 1927 Nr. i ver-
sucht, indem er in dem der M. von Tarent
den Delphinus orca erblickt, ist bei der
starken Stilisierung schwierig; zudem lebt
die Orca jetzt nur noch in nördl. Meeren).
Auf M. kommt er z. B. in Messana,
Tyros, zu mehreren auf M. von Thera,
auf unbestimmten Inselmünzen und iE
von Aigina vor, von einem Seeadler an-
gegriffen in Sinope, Olbia, Istros, als
Reittier des Taras in Tarent, anderer
halbgöttlicher Wesen in lasos und auf
unbestimmter Insel-M., des Melikertes
(s. d.) in Korinth, des Eros sehr oft (s.
unter Eros) vor, als Beizeichen (z. B. in
Delphoi, des ApoUon Delphinios wegen;
ferner Abb. 26, 35, 38) und in der Hand des
Poseidon oder des Triton oder zu Füßen
der Aphrodite allüberall. — D. -förmige
Marken (nicht Fischgeld I) gibt es von
Olbia (Ebert, Reallex. IV S. 207). —
R. E. IV S. 2504/09, M. gut benutzt.
R.
Demarchike exusia, griech. Sijfiocpxcxi]
ISoüafa = tribunicia potestas, s. d. u. vgl.
Abb. 88.
DEMARETEION— DEMOS
125
Demareteion (Aafiapsxsiov dorisch) nennt
Diodor XI 26, 3 eine M., die die Königin
Demarete, Gattin Gelons I. von Syrakus,
aus 100 Talenten Goldes geschlagen habe,
die sie von den Karthagern für ihre Be-
mühungen um die Vermittlung des Friedens
i. J. 480/79 V. C. erhalten habe; das Stück
galt 10 attische Drachmen und wog 50
Litrai; ähnlich andere Quellen. Danach hat
man dasD. in einer nur in etwa 12 Exem-
plaren erhaltenen syrakusischen Silber-M.
dieser Schwere (etwa 43 g) erkannt, Abb. 26,
auf der ein Ölzweig als Siegerkranz das
sonst nie mit diesem Schmuck vorkom-
mende Haupt der Göttin (Arethusa?) ziert,
und im Abschnitt unter dem Viergespann
sich ein Löwe befindet, der auf Afrika =
Karthago bezogen wird, und nimmt an,
daß nicht die 100 Talente N, sondern ihr
Gegenwert in M zur Herstellung der D.
verwandt worden sei; dazu gibt es ent-
sprechende Tetradrachmen und Obolen. —
Hultsch, De Damareteo arg. Syrac. nummo,
Progr. Dresden 1862; Head, HN» S. 173;
Trait6 I S. 472. R.
Demeter^ griech. Göttin (eigentl. pj jiij'njp
= Mutter Erde, s. unter Tellus), lat. Ceres,
weitverbreitete griech. u. röm. Göttin,
insbes. des Landbaues, auf M. so häufig,
daß ein Überblick in diesem Rahmen
nicht möglich ist. — R. E. III S, 1970 ;
IV S. 2713; Overbeck, Kunstmythol. II
M.-Taf. VII— IX; Head, H. N.« S. 911, 943;
Bernhart, Hdb. S. 54; für den alexandrin.
D.-kult: Vogt, Die alex. M. S. 79.
Detnetrieion nomismay griech. vä^iia^xa
A73[i7]xpi&iov, heißt das von Demetrios I.
von Makedonien geprägte Geld (att. Fußes)
in einer Inschrift seiner Zeit von Eretria,
I. G. XII 9 n. 207 Z. 21. — Newell, The
coinages of Dem. Poliorc. 1927. R.
Demiuinia ist das Amt des SvjixioupYoc,
d. h. etwa Volksverweser; auf JE von
Anazarbos und Tarsos erscheint ein Kopf-
reif (aus Perlen oder dichten Blättern be-
stehend, mit Schleife) mit der Aufschrift
SiQtJLtoüpfia'AvTcovetvoü und ' AXsCotvfipoo, d. h.
der Kaiser Elagabalus bzw. Sev. Alexander,
die dies höchste Gemeindeamt bekleideten,
und Bildnisse anderer Kaiser in Tarsos
sind mit einem gleichartigen Reif (aber
hier keine Schleife daran!) geschmückt. —
Münsterberg, Beamtennamen S. 252; B. M.
C. Cilicia S. XCVIIL R.
Demonetisiening ist eine Verordnung,
durch die eine Münze ihrer Eigenschaft
als gesetzliches Zahlmittel entkleidet wird.
Die D. geschieht, wenn eine Münzart durch
Verschlechterung oder durch zu starke
Produktion im Verkehrswerte sinkt und
so eine Gefahr für die Wirtschaft und den
Staat wird, wie die Kippermünzen, die
um 1622 allen Kredit zu verlieren anfingen
und daher seit diesem Jahre zum Teil
herabgesetzt, zum Teil demonetisiert
wurden. Oder die D. wird vorgenommen
bei Einführung eines neuen Münzsystems,
wie es z. B. nach der Schaffung des deut-
schen Reiches geschah, die eine D. aller
früheren deutschen Münzen außer den
Talern nötig machte. S.
Demos, S^^o?, griech. = Volk; das
Wort erscheint zur Betonung der Volks -
freiheit (im Gegensatz zu Mithradates' VI.
Tyrannei) auf athen. Tetradrachmen, die
wohl 88 v. C. von den Emigranten unter
Sullas Schutz geprägt sind, mit'AOs. 6 8efioc,
Beiz. Schwertträger (Harmodios ?), vgl.
V. Wilamowitz, Berl.Ak. Sitz. 1923 S.40^.
Als Träger der M. -Hoheit erscheint der D.
auf den M. der syrischen Tetrapolis, d8eX<pa>v
8i^(itt)v, wo die 2 bärtigen Köpfe vielleicht
diese Mehrheit der Demoi personifizieren. —
Der D. erscheint ferner personifiziert auf
griech. M. der Kaiserzeit (die Sitzfigur auf
M. des 5. Jh. von Taras und Rhegion ist viel-
mehr dort Taras selbst als Stadtgründer,
vgl. Vlasto, Notes and monogr, No. I5i
1922, hier lokastos als Gründer von Rh.,
Head, H. N. » S. 109), und zwar i. als
meist bärtiger Kopf, zuweilen mit Zepter
am Nacken oder Klranz oder Band im Haar,
als D. oder {epö? 8. bezeichnet oder mitZusatz
des Ethnikons, z. B. S^jio? 'AvxupavÄv, statt
des Kaiserkopfes die Vs. einnehmend, ein-
mal auch in den Akkus, gesetzt CA^psb?
daiapj^^? 'AXt7]Vü)v S^fiov), auf Melos und in
KUeinasien; 2. als Rs.-Bild in ganzer Ge-
stalt, meist ohne bezeichnende Attribute,
z. B. in Aizanis, der Bule gegenübergestellt
in Sagalassos, auch auf Homonoia-M. (s. d.),
bes. wenn keine Stadtgöttin zur Verfügung
steht, ebenso der S^fioc'Pofjiafcov mit Zepter
und Füllhorn auf M. von Alex. Äg. — In
Athen hing sein Kultus mit dem der
126
DENAR
Chariten zusammen, daher der bekränzte,
bärtige Kopf einer Bleimarke mit diesen
auf der Rs. als D. aufzufassen ist. — Vgl.
noch den jugendl. Kopf (mit Füllhorn) des
pop(ulus) Rom(anus) der röm. M. des
4- J^-> gleichfalls den Kaiserkopf ver-
tretend. — D. ist auch eine Unterabteilung
des Volkes, etwa der röm. Tribus ent-
sprechend, bes. in Athen, wo die Angabe
des D. zum vollständigen Namen gehört;
auf ath. M. : AioxX^c MeXt (tsü?) und vielleicht
Aiovücxio? Ks(<paX^»ev). — R. E. V S. 153/61
(M. benutzt); Waser, Schweiz, num. Rund-
schau 1897. R.
Denar. L lat. denarius, griech. meist
SYjvapiov (z. B. Ev. Matth. 22, 19), selten
und spät 87)vapioc, also Zehner, die i. J.
269 V. C. eingeführte röm. Hauptsilber-
münze (das Jahr nennt Plin. N. h. 33, 44,
eine »annalist.« Überlieferung, die aufs
Jahr 268 führe, gibt es nicht, Z. f. N. 32
S. 15/36), Abb. 62, neben der die anderen,
der Quinar (s. d.) Abb. 63 und der Sesterz
(s. d.) Abb. 64, in der Prägung selbst gar
keine Rolle spielen, wenngleich in der Rech-
nung der Sesterz die Haupt -M. wird, an-
scheinend weil seine Stufe ein altbeliebtes
Silberquantum war. Der D. wiegt ^7«
Kund (vgl. Segr^, Metrologia S. 332^),
d. h. bei dem in diesem Lexikon stets
asugrundegelegten röm. Pfundgewicht von
327i45 g : 4i5S g, und die 10 (Asse), nach
denen er heißt und sein Wertzeichen
X oder durchstrichen ■)(■ trägt, waren
Sextantarasse von 54,6 g, Abb. 61 (wegen
neuestens geäußerter Zweifel an der Gleich-
zeitigkeit der ältesten D. mit dem Sextan-
taras, insbes. Num. chron. 1925 S. 73/6,
s. unter As), also JRi JE wie = 120 : i,
was dem damaligen Marktwert ungefähr
entsprochen haben dürfte (vgl. unter
Wertverhältnis), so daß wohl eine Parallel-
währung vorliegt. — Beide M., der D. sowohl
wie der As, zeigen rasch eine Tendenz zur
Abknappung am Gewicht, und der faktisch
schon seit etwa 241 v. C. bestehende Zu-
stand (Willers, Kupferprägung S. 43) wird
i. J. 217 legalisiert, indem der D. auf
^«4 Pfund = 3,9 g, der As aufs Gewicht
der Unze = 27,3 g reduziert und 16 solcher
Unzialasse dem D. gleichgesetzt werden
(PHn. N. h. 33, 45; 33, 132); das Wert-
zeichen auf demD. wird XVI, aber keines-
wegs regelmäßig, vielfach setzt man un-
bekümmert weiter die X Abb. 70, wie auch
der nun widersinnige Name D. bleibt (ähn-
liches: KHo XrV S. 93 0; über Gleichung
des D. mit mehr als 16 Assen in der Provinz
s. unter Assarion; Wertverhältnis nun
112 : I. Endlich erfolgt 89 v. C. durch
eine lex Papiria (Plin. N. h. 33, 46) eine
Herabsetzung des Asses auf Semunziarfuß,
As = 13,6 g, Wertverhältnis 56 : i, der
As jetzt Kredit-M. D. dieser Zeit s.
auch Abb. 72/4. Daß dieser D. schon
im Kurse der damals schon stark ab-
geknappten att. Drachme gleichstand,
lehren die makedon. Tetradr. des Aesillas
mit Sl = 16 (Sesterzen) = 4 Denaren. —
Eine weitere Herabsetzung des D. selbst
erfolgt erst unter Nero, auf ^96 Pfund =
3,4 g; D- dieses Fußes s. Abb. 77/9;
doch bleibt nunmehr das Korn nicht
mehr rein, es wird mehr und mehr Kupfer
zugesetzt und auch das Gewicht sinkt
langsam (Z. f. N. 26 S. 97/104): das Silber
hat seine Rolle als Währungsmetall eben
seit der massenhaften mit Caesar einsetzen-
den Goldprägung an das Gold abgetreten
(100 Sesterzen = 25 D. = i aureus von
V40 Pfund, N:A wie »5/84 : ^40 = il,9 zu
I oder seit Nero ^5/^e : V45 = li,7 zu i;
Belege bei Segrfe, Metrol. S. 360 ;3 vgl.
oben unter Aureus), so daß auf Schrot
und Korn der silbernen nunmehrigen Kre-
dit-M. wenig ankam — solange das Gold
gut, gleichmäßig und massenhaft geprägt
wurde. Damit aber wurde es — nach aller-
hand Schwankungen von 214 — 235 n. C. —
seit dem2. Drittel des Jh.s immer schlimmer,
und bei dem ständigen Abknappen an
Schrot und Korn der Silber -M. war die
Katastrophe der röm. Währung schließlich
unvermeidlich. Als sie um 258 n. C. er-
folgte, war aber nicht mehr der D. ihr
Träger, sondern der i. J. 214 neben ihn ge-
tretene sog. Argenteus Antoninianus (s. d.)
(== 2 oder iVa D.), der zwar im Laufe der
Regierung des Elagabalus abgeschafft,
aber seit 238 n. C. wieder geprägt wird,
worauf unter und seit Philippus der D. so
gut wie gänzlich wegfällt (einige D. von
Philipp bis Gallienus: Num. chron. 19 16
Taf. in, vgl. dort S, 37/5 1).
Auf der Stufe von V96 Pfund ist der D.
in das röm. -griech. Gewichtssystem als
DENAR
127
»/« Unze = 3 Scripula =18 Siliquae auf-
genommen und mit der i^attischen«, eigtl.
schwereren Drachme, = 6 Obolen, identi-
fiziert worden.
Der D. taucht für uns wieder auf in der
Zeit des diokletianischen Preisediktes, des-
sen Rechnungsgrundlage er ist, allerdings
fast stets (nur beim Grünfutter erscheint
einmal ein Denar) in Vielfachen von 2
und 5. Sein dort stehender Höchstpreis
von ^50000 Pfund Gold (i D. = 0,018 M.)
bildet einen Eckpfeiler für die Erkenntnis
der gesamten späteren Währungsverhält-
nisse. (Gegen Segrfe, Metrologia S. 437;
vgl. ebda S. 535 u. Z. f. N. 38 S. 251).
Trotzdem ist die Stellung des D. innerhalb
der auf uns gekommenen Münzmasse
nicht sicher faßbar. Insbes. hat keine
der Deutungen der von Aurelian bis in den
Beginn der diokletianischen Reform reichen-
den Wertziffern auf dem Weißkupfer- »An-
toninianus« und dann auf dem ihn ersetzen-
den FoUis, XX . I oder K . A (= 20 und l,
oder 20 gleich i ?), die in dieser Frage eine
Rolle spielen, und seiner Hälfte mit V S V
(= 5 Semis 5, also wieder = 10 und
Va, oder 10 gleich '/a? Rev. num. 1923
S. 154/62; die Deutung des VSV als Usu-
alis, Num. chron. 1927 S. 227*5, erwähne
ich nur der Kuriosität wegen), nämlich die
auf 21 Denare (so Mommsen, Hermes 25
S. 31) oder die auf 20 Asse == 2 Denare =
i Sesterz (so Seeck, R. E. VI S. 2834 u. ö.)
oder auf 20 Sesterzen = 5 Denare =
I Follis (so Kubitschek, Quinquennium
der ant. Num. 1896 S. 88; dies ist mir am
wahrscheinlichsten), oder die auf 20 li-
bellae = 20 Denare = 2 Sesterzen (so
Mattingly, Roman coins 1928 S. 128/31
und Num. chron. 1927 S. 223 ff.) allge-
meinen Beifall gefunden, manche anderen
Deutungen sind ganz undiskutierbar.
— Aber auch der Versuch, den Wert
des diokletianischen D. aus ägypt.
Quellen zu ermitteln, unternommen von
Segrfe, Metrologia S. 439/43, scheitert an
den ganz unsicheren und summarischen
Schätzungen des Gewichtes und Gehaltes
des 3> Antoninianus « S. 441% des Gold^
pfundes auf 120 000 Denare (S. 439, 442)
usw. Sein Ergebnis für die M. mit der Wert-
ziffer XX . I ist, daß sie etwa = 20 Dena-
ren = 80 ägypt. Drachmen gegolten hätten.
— Später begegnen wir dem D. als ^6000
des Solidus: Cassiodor Var. 1 12 (i. J. 538)
sagt: sex milia denariorum solidum esse vo-
luerant (veteres) (vgl. N. Z. 29 S. 179), wäh-
rend sonstige Gleichungen des Solidus mit
ähnlich hohen Zahlen auf nummi (s. unter
Nummus) lauten, die man daher dem D.
gleichsetzt; in Ägypten wird der Solidus
mit Talenten von Drachmen oder später
mit Myriaden von Denaren gleichge-
setzt: ' I solcher D. ist = 4 solcher
Drachmen, wie das ein Pap3nrus noch für
342 n. C. bestätigt (N. Z. 5 1 S. 2 1 3) ; der Kurs
des D. zum Solidus ist 360 n. C. auf etwa
2000 M3rriaden D. = i Solidus stabilisiert
und steigt dann wieder bis auf beispielsweise
7680 Myr. i. J. 618 (Segr^, Metrol. S. 488/
89); neben die M3rriaden D. treten in ganz
gleichem Sinne seit Anastasius* Reform in
Ägypten die j^otXxoS jiüpiaSe?, wohl auch
xipfiÄTOc [AüpictBec auf, der äußere Beweis,
daß auch der letzte D. längst nur eine
Kupfergröße war. Vgl. über diese Dinge
Segrfe, Metrologia S. 439/42,432/60, 464/72,
487/92; vgl. auch Kubitschek, N. Z. 29
S. 163/87; 46 S. 161 ff.; 51 S. 213/15; 56
S. 29 ff. — Auch die Wertziffem CN = 250
und PKE= 125 Abb. 1 16/17, PK = 120 auf
kleinen Silber -M. des lustinus I. und lu-
stinianus beziehen sich wohl auf D. und die
Ziffern C, L, XXV auf vandalischen M, sind
vom Wort d(e)n(arii) begleitet; vgl. R. E.
III A S. 65. Doch lassen sich die sonstigen
kleinen Silber-M. der Völkerwanderungs-
zeit (des Odovacer, der Ostgoten, des Lango-
barden Pertaric, des Burgunders Gundo-
bald, des Sueven Richiar) nicht mit einiger
Wahrscheinlichkeit in die D. -Rechnung
einfügen. — Bei den nachkonstantin. Me-
trologen wird auch der goldene Solidus, das
axotf lov, von Vt« Pfund = 4 Scripula = 1^3
Drachme (d. h. 1V3 neron. D.) oft Sijvapiov
genannt, Hultsch, Metrol. scr. II Ind. S. 171
s.v. 8. no. 3; endlich ist nach einer bes.
durch Epiphanios vertretenen Lehre ein D.
zu 60 Assen auch '/loo des dp^opoS;, ebenda
no. 6, dazu R. E. IV S. 2414/1S. — Die
denarii aeris in den Scr. hist. Aug., Aur. 9, 7
in einem Briefe des Valerianus sind wie der
ganze Brief eine Erfindung des späten Be-
arbeiters dieser Biographiensammlung, vgl.
Z. f . N. 31 S. 32 f. — Denarius aureus ist
ein schon aus antiken Quellen (gesammelt
128
DENAR
R. E. V S. 214) bekannter, aber schlechter
Ausdruck für den Aureus, s. d. — R. E. V
S. 202/15; Trait6 I S. 543/9; 610/2; Mat-
tingly, Roman coins 1928 S. 20 ff., 121/31,
222/32; Hultsch, Metrol. scr. II Index S.
171 und 238/9. R.
II. Der Denar im Mittelalter. Mero-
wingerzeit: Der Denar der römischen
Kaiserzeit erlebte in den germanischen Rei-
chen der Völkerwanderung keine Fort-
setzung. In diesen wurden wohl Silber-
stücke geschlagen, die aber nichts mit dem
ehemaligen römischen Denar zu tun hatten.
Nun taucht in der lex salica der Franken
ein Denar (Luschin, Der Denar der lex
salica, Sitz.ber. d. Wiener Akad. 19 10; vgl.
auch Dopsch, Die Wirtschaftsentwicklung
d. Karolingerzeit a II S. 297 ff. mit Litera-
turnachweisen) auf, von dem 40 Stück
auf einen Solidus gehen sollen. Was ist das
für ein Denar? Finden wir ihn unter den
erhaltenen Münzen? Mit der Beant-
wortung dieser Frage hängt die nach
dem Alter der lex salica zusanunen.
Leider lassen sich diese Fragen nicht
völlig befriedigend beantworten, weil die
Münzverhältnisse in der späteren römi-
schen Kaiserzeit völlig unklar sind, aber
jede Theorie mehr oder minder ge-
zwungen ist, von diesen spätrömischen
Verhältnissen auszugehen.
Erhalten sind uns folgende fränkischen
Silbermünzen: Aus dem 6. Jh. ganz winzige
Stücke König Childeberts (511—558) und
Chlotars I. (511—561) u.a.: im Gewicht
von 0,10 g bis 0,55 g. Aus dem 7. Jh. kom-
men dann größere Silbermünzen vor, die
ungefähr dem Denar der lex salica ent-
sprechen mögen, aber erst zu einer Zeit,
als der Solidus von ursprünglich 24 Siliquen
auf 21 oder 20 oder bzw. 40 Halbsiliquen
gesunken ist (auf den Trienten zuerst die
Wertzahl VIII, dann VII; vgl. Triens).
Danach wäre die Halbsilique gleich dem
Denar der lex salica.
Diese Silbermünzen haben ein Gewicht von
von 1,20— 1,30— 1,37 g. Einzefae Stücke
bezeichnen sich selbst als »Dinarius « (z. B.
Lugduno dinarios; Dinario Auril . . . Prou,
Merowinger S. CVII). Diese Prägung be-
ginnt in der ersten Hälfte des 7. Jh.s (z. B.
gehört zu ihr einer der wenigen könig-
lichen Denare mit Namen Chariberts IL
629 — 631, Prou no. 65) und wird beson-
ders umfangreich in den ersten Jahr-
zehnten des 8. Jh.s. Einige Haupt-
funde sind die von Plassac, Cimiez und
Bais (Rev. num. 1907 S. 184 ff. u. Aukt.
v. L. Hamburger v. 19. X. 28), welche
mehr als 2800 Stück enthielten. Auf
einer großen Anzahl Denare werden
die Namen der Patrizier Antenor, An-
sedert und Nemfidius (ca. 1200 Stück
i. Fd. v. Cimiez) in Marseille genannt, die
urkundlich 780 bezeugt sind. Die meisten
Silbermünzen sind geistlichen Ursprungs,
z. B. die D. des Bischofs Lambert in Lyon, der
679 zur Regierung kommt, der Bischöfe
Procolus und Bubus von Clermont-Ferrant
am Anfang des 8. Jh.s, der Bischöfe von
Poitiers, verschiedener Klöster u. a. Im
nordöstlichen Drittel des Frankenreichs
sind Denare recht wenig geprägt worden.
Nach Luschin gingen erst 240 Denare
auf das römische Pfund von 327,45 g, dann
264 — ^266 Stück, dann 280 und vielleicht
schließlich 300 (Prou S. CVII); vgl. auch
Dieudonn6, Rev. beige de num. 1920 S. ii ff.
Karolingerzeit: Pipin der Kurze brachte
das Gewicht der Denare auf ca. 1,24 g, in-
dem 22 Schillinge auf das römische
Pfund gehen sollten, »de moneta constitui-
mus similiter, ut amplius non habent in
libra pensante nisi XXII solides« (Jesse
no. 28). I Schilling hatte jetzt 12 Denare
(Capitulare Liftinense v. J. 743), das ist der
austrasische Solidus, dessen Ursprung aus
dem Osten aber nicht gesichert ist (vgl.
Schilling). Die Denare sind jetzt zum
größten Teil königlichen Ursprungs, nur
wenige sind von weltlichen oder geistlichen
Herren geprägt.
Unter Karl dem Großen oder vielleicht
schon unter Pipin gehen 20 Schillinge oder
240 Denare auf das Pfund, und zwar vor
780. Das schließt man aus dem Capitulare
episcoporum (780), in dem es heißt: Et
uniusquisque episcopus aut abbas vel ab-
batissa, qui hoc facere potest, libram de
argento in elemosinam donet, mediocres
vero mediam libram, minores solides quin-
que« (Jesse no. 29), also 20 — 10 — 5. Das
Denargewicht betrug danach, eine unver-
änderte Libra von »327,45 g« voraus-
gesetzt, ca. 1,30 g. Das änderte sich
aber 781. Das Capitular von Mantua, das
DENAR
129
in dieses Jahr gelegt wird, entJiält folgende
Bestimmung: »De moneta, ut nuUus post
Kalendas Augusti istos denarios, quos modo
habere visi sumus, dare audeat aut re-
cipere; si quis hoc fecerit, bannum nostrum
componat« (Jesse no. 30). Danach ver-
bietet Karl der Große seine bisherigen De-
nare, d. h. die mit »Carolus« in zwei Zeilen;
die neuen tragen das Karlsmonogramm und
sind wesentlich schwerer, meistens zwischen
1,44 — 1,79 g. Dies setzt voraus, daß das
alte römische Pfund wesentlich erhöht
worden ist, auf das sogenannte »Karls -
pfund« (s. d.).
Die karolingischen Denare sind, soweit
das damals möglich war, aus reinem Silber
und sollen überall Geltung haben. Auf der
Synode von Frankfurt a. M., Juni 794, wird
festgesetzt :
»de denariis autem certissime sciatis
nostrum edictum, quod in omni loco, in
omni civitate et in omni empturio similiter
vadant isti novi denarii et accipientur ab
Omnibus. Si autem nominis nostri nomisma
habent et mero sunt argento, pleniter pen-
santes usw. (Jesse no. 31).«
Im Edikt von Pister (864) heißt es: »et
mixtum denarium et minus, quam debet,
pensantem non monetent nee monetari
consentiant« (Jesse no. 43).
Im Capitulare von Thionville (805) und
später bestimmt Karl der Große, daiB alle
Denare »in palatio nostro« geprägt werden
sollen, d. h. nur auf den königlichen Pfalzen
unter Aufsicht königlicher Beamten.
Im wesentlichen sind die Pfennige nach
diesen Bestimmungen, die teilweise wieder-
holt wurden, auch von den Nachfolgern
Karls des Großen geschlagen worden (Abb.
133 — 135, 137)- Das Gewicht der Denare
ist nach den Exemplaren des Berliner M.-K.
ungefähr folgendermaßen:
Ludwig der Fromme . . . 1,23 — 1,99 g,
die meisten über 1,50 g;
Ludwig der Deutsche . - . 1,42 — 1,71 g;
Karl IIL der Dicke . . . 1,22—1,85 g;
Arnulf V.Kärnten .... 1,28— 1,89g;
Ludwig das Kind 1,1 1 — 1,82 g;
Karl IL der Kahle .... 1,17—2,11 g,
die meisten über 1,50 g;
Karl der Einfältige .... 1,07—1,87 g;
Odo 1,03—1,84 g.
Seit dem 9. Jh. schlug man auch Obole.
W<Jirtearl)iich der Kflnckiinde.
Karl der Kahle begann durch Verleihung
des Münzrechts an geistliche Würdenträger
das Münzwesen von neuem zu zersplittern.
Sächsisch -fränkische Kaiserzeit : Nach
dem Aussterben der Karolinger wurde in
Deutschland, wie auch in den übrigen Län-
dern des ehemaligen Reiches Karls des
Großen der Münzfuß der Denare zunächst
beibehalten. Das wird erst seit der Mitte
des II. Jh.s anders. Und zwar zwang die
rasche wirtschaftliche Entwicklung in den
Niederlanden, in Flandern und in Friesland,
zu leichteren Denaren überzugehen.
Im übrigen Deutschland fallen die Pfen-
nige infolge der Kriege Kaiser Heinrichs IV.
im Gewicht. Schon 1061 gestattet Hein-
rich IV. dem B. Heinrich v. Augsburg
30 Pfennige mehr aus dem Pfunde zu schla-
gen als in Regensburg, das i. urkdl. Zeugnis
einer Abweichung vom karolingischenMünz^
fuß: »quod in libra argenti 30 denarii plus
quam in illa superius nominata moneta
Ratisbonensi monetentur« (Jesse no. 102).
In Speyer geht die Verschlechterung so
weit, daß der Stadt vom Kaiser Heinrich V.
im das Aufsichtsrecht über <3Se bischöf-
liche Münze übertragen wird (Jesse no. 79).
Es behalten das alte Gewicht hauptsächlich
nur die Kölner Denare (Abb. 141), die des-
halb auch besonders im Handel geschätzt
wurden und ein weites Umlaufsgebiet be-
saßen, während sonst der Pfennig im we-
sentlichen nur da galt, wo er geprägt wurde.
Die alten Regensburger Pfennige hören um
1050 auf (Abb. 142).
In der Hohenstaufenzeit sinken die Pfen-
nige fast durchweg zu »pfundigen (librales)«
herab, d. h. es werden 240 Stück, die bisher
auf ein Gewichtspfund gingen, aus der Mark
(= ca. a/3 Pfd.), die seit dem 12. Jh. in
Deutschland aufkommt (s. Mark), geprägt:
das Gewichtspfund ist zu einem Zählpfund
geworden. Das Verhältnis des Kölner De-
nars, von dem 160 Stück auf die Mark
gehen, zu den anderen, z. B. dem nieder-
ländischen (Nymwegen, Maestricht) von ca.
0,6 g Gew. und 12 mm Durchmesser, dem
Aachener, Trierer, Speierer usw., wird da-
durch I : 2: quatuor leves denarios (Trevi-
renses) aut duos Colonienses (1195, J^se
no. II i) oder de marca cudentur viginti
quatuor solidi, duodecim solidis Colonien-
sium semper equipollentes« (1166 für
9
130
DENAR
Aachen, Jesse no. I06). In Speier sollen
II 96 246 Pfennige aus der rauhen und 266
Pfennige aus der feinen Mark geprägt
werden, d. h. i Stück = 0,95 g rauh und
0,87 g fein, die Wetterauer hatten ein
Gewicht von ca. 0,85 g (Abb. 166 ff.).
Es kommen jetzt Bestimmungen auf wie
i^denarii in bono argento« in Konstanz
I192, »probate monete« 1239, »moneta
usualis et dativa« 1238 in Köln, d. h. der
gang und gäben oder guten und gültigen
Münze. In dieser Zeit verändert sich auch
in einem großen Teil des Reiches die Gestalt
der Pfennige: Seit den 2^iten Heinrichs V.
waren sie vielfach zu sogen. Düimpfennigen
(s. d.) geworden und wurden jetzt zu Hohl-
pfennigen (s. d.). Die beiden Münzarten,
diese wie die Dichtmünzen, heißen aber so-
wohl in den Urkunden wie auf den Münzen
gleichmäßig »denarii« oder »Pfennige«.
Den Münzaufschriften »Bonus denarius«,
»ego sum denarius«, »Gefri denarius« in der
sächsisch-fränkischen Kaiserzeit stehen die
auf Brakteaten in der Hohenstaufenzeit:
»BernHardus sum ego denarius«, »Herodius
denarius«, »Waltherus denarius est istuuc«
usw. gegenüber. An Stelle von denarius
kann auch nummus treten, wie z. B. »num-
mus Rodensis«.
Im 13. Jh. sinkt das Gewicht weiter
und nun auch der Feingehalt: ». . imo de
die in diem cudi soleant leviores, pro par-
vissima vi flaminis usque quaque vola-
tiles« (Halle 1276, Jesse no. 134).
Besonders gering an Gewicht waren in
der I. Hälfte des 13. Jh.s die kleinen, stum-
men, nünder starken Denare Elsässer Art,
dienuro,35gschwer waren und einen Durch-
messer von 17 mm hatten, dann die so-
genannten »Köpfchen« (Durchschnittsgew.
0,53 g, s. d.) und Maillenin den Niederlanden
(diese nur 0,40 — 0,44 g wiegend) sowie
die ostfriesischen Schuppen (Abb. 172, 174).
Zu dieser Verschlechterung trug in vielen
Gebieten die Erneuerung und Verruf ung der
Pfennige bei. Weiter kam dazu die große
politische Zerrissenheit, die in der Hohen-
staufenzeit vorbereitet, nach ihrem Unter-
gangganz besonders sich geltend machte, im
Münzwesen durch die zahlreichen Münzstät-
ten von kleinen Dynasten, die in dem Münz-
recht nur eine Steuerquelle sahen. In Erfurt
z. B, wurden aus der rauhen Mark geprägt:
II 50 260—270 Stück,
ein Stück = ca. 0,9 — 0,86 g;
1200 320 — 330 Stück,
ein Stück = ca. 0,7 g;
1250 430—440 Stück,
ein Stück = ca. 0,5 g;
1300 600 — 700 Stück,
ein Stück =« ca. 0,4 — 0,3 g.
V. Posem-Klett, Sachsen M. i. M.A. S. 6;
s. auch den Schluß des Artikels.
Während so der alte Denar immer weiter
in seinem Werte sank, stieg bei gesteigertem
Handelsverkehr das Bedürfnis nach größe-
ren Münzen. Man half sich teils dadurch,
daß man in Anlehnung an den englischen
Sterling das Vierfache des Pfennigs aus-
prägte, so den Wittenpfennig (s. d.) der
Hansestädte, die schlesischen quartenses
(s. d.), den Tiroler Kreuzer (s. d.), der
allerdings in seiner Heimat ein Zwanziger
war. Andererseits aber schlug man in
Anlehnung an die französischen Turnosen
das Zwölf fache des Pfennigs: die Groschen
u. Schillinge und im Rheinland und
Hessen die Albus (s. d.), doch blieben
eine ganze Reihe von Ländern bei der aus-
schließlichen Pfennigprägung, so Westfalen
mit seinen Wewelinghöf ern und Schwären.
Hier wurden erst sehr spät seit dem 15. Jh.
Groschenmünzen geprägt, auch in Nieder-
sachsen, wo sie erst seit der Mitte des
15- Jh.s geschlagen wurden (lübeck.
Schillinge seit 1432) und in Branden-
burg, wo der Groschenschlag erst 1463
einsetzte.
Auch in Süddeutschland half man sich
bis an das Ende des 14. Jh.s und noch
darüber hinaus mit Pfennigen, so in Fran-
ken mit Regensburgern (s. d.), Erlangem
(s. d.), Würzburgern (s. d.) und Schwarz-
burgem (s. d.), in Schwaben mit den Hellem
(s. d., Abb. 186), die auch weit über ihr
Ürsprungsgebiet hinaus eine sehr große
Bedeutung gewannen und in den Nachbar-
gebieten überall geprägt wurden, am
Oberrhein mit den Rappenpfennigen, in
Bayern mit schwarzen Pfennigen, in Öster-
reich mit den Wiener Pfennigen, die erst
1460 ihren Wäbrungscharakter verloren.
Nur in den Niederlanden, im Rheinland,
in Hessen, in (Ober-)Sachsen, Böhmen
herrschte im wesentlichen die Groschen-
(s. d.), bzw. Goldguldenmünze (s. d.).
DENARE AUGMENTABILES— DENARII BANALES
131
Der Pfennig sank zur reinen Scheide-
münze, die später auch in Kupfer aus-
geprägt wurde, erst im 16. Jh, herab, in-
dem die Währung sich nach der großen
Silbermünze, dem Taler, der zuerst auch
denarius genannt wurde, richtete.
Tabellen über das Sinken des Pfennigs,
der bis ins 13. Jh. meist 15 lötig war:
in Braunschweig-Lüneburg:
Fd. V. Farve, Bernhard I. (973— lOll)
8 Stück = 9,39 g, I Stück == 1,17 g;
Bernhard IL (lOii — 1066) 9 Stück =
9,15 g, I Stück = 1,08 g;
Heinrich der Löwe, Fd. v. Mödesse,
Denargewicht 0,7 g — 0,82 g;
2. Hälfte des 13. Jh.s und später, Fd-
V. Ausleben und Groningen, Denar-
gewicht 0,4 g— 0,63 g;
' seit ca. 1300 336 — ^420 Stück aus der
9 lötigen Mark, also I Stück von
0,7—0,56 g Rauh- und 0,39—0,32 g
Feingewicht;
Stadt Braunschweig:
141 3 — 141 S nach Ausgabe des »ewigen
Pfennigs«. 360 Stück aus der g^/%-
lötigen Mark, also ein Stück von
0,65 g Rauh- und 0,39 g Feingewicht;
1461 — 1498 ein Stück von 0,61 g Rauh-
und 0,31 g Feingewicht;
1555 ein Stück von 0,54 g Rauh- und
0,17 g Feingewicht
(Engelke in Berl. Mbl. 1926 S. 396 ff.),
in Brandenburg:
Albrecht der Bär 0,77 — 1,09 g;
Otto II. Bahrf. Nr. 72 0,968 g (Durch-
schnittsgew, von 100 ExempL);
Albrecht 1205 — 1220 0,79 — l,Ol g;
Otto IV. 1266 — 1308 0,56—0,89 g;
Waldemar 1305— 13 19 0,46—0,77 g;
Ludwig I. 1323— 135 1 0,50—0,65 g;
Friedrich I. 141 5 — 1440 0,34 g Rauh-
und 0,17 g Feingewicht;
Friedrich IL 1466 0,32 g Rauh- und
0,12 g Feingewicht;
Joachim I. und Albrecht 1499 — 1535
0,32 g Rauh- und 0,09 g Feingewicht,
(nach E. Bahrfeldt, Das Mwesen d.
Mark.Brdbg.).
In Konstanz:
Ludwig der Fromme 2,04 g;
2, Hälfte des 9. Jh.s 1,75 g;
Salomon IIL.892— 920 1,4 g;
2. Hälfte des 10. Jh.s 1,2 g;
I. Hälfte des II. Jh.s 0,79 g;
um 1120 0,5 g;
um 1160 0,46 g;
1230 0,44 g rauh, 0,4 g fein;
1400 0,334 g rauh, 0,223 g fein;
1499 — 1533 0,29 g rauh, 0,129 g fein
(Cahn, Bodenseegebiet S. 379f.);
in Köln:
Silbergehalt
13. Jh.s bis ca. 1280 1,315 g;
1298— 1300 0,565 g;
1326 0,36 g;
1342 0,17 g;
1370—78 0,084 g;
1380—86 0,076 g (Kruse, Köln S. 75).
Vgl. für Lübeck Grautoff I S. 264 ff. u.
Jesse, Wendischer Münzverein S. 209; für
Basel Harms S. 205 ; für Straßburg Cahn,
M. u. Geldgesch. d. Stadt Straßburg
S. 44, 123-
Den französischen Denar s. unter Denier;
den italienischen unter Danaro; den spani-
schen unter Dinero; den portugiesischen
unter Dinheiro ; den englischen unter Penny.
Su.
Denarii augmentabiles s. Okelpenninge.
Denarii antfqul, d. veteres, d. novi. Der
Zusatz bezeichnet zunächst nicht das Alter,
sondern das Vorhandensein oder den
Mangel von Münzeigenschaft, denarii novi
sind Pfennige, die noch Münzeigenschaft
haben, denarii antiqui haben diese durch
Münzverrufung (s. d.) eingebüßt, sind nur
noch Metall oder Ware; nur in den Nachbar*
ländem laufen beliebte Pfennige aber häufig
auch nach der Verrufung weiter als Münzen
um, so z. B. die Friesacher; in Helmstedt
treten seit etwa 1360 an die Stelle der gleich-
wertigen in H. geprägten Pfennige die alten
(verrufenen) Braunschweiger Pf., z. B. i. J.
1444 heißt es: »ses olden Brunswickeschen
pennigen Helmstedischer weringe«. —
Luschin in Hoops Real-Lex. unter »Denar«
§ 6 u. in A. M-K.» S. ^l, 280; Engelke in
Z. f. N. 34 S. 131 f. Su.
Denarii banales sind Pfennige der Bane
von Slawonien, die diese in Agram und
Pakrac unter den ungarischen Königen
prägen. Die Karls L Robert von Ungarn
(1308 — 1342) tragen neben den königlichen
die Initialen des Banus.
Urkundlich treten denarii banales, die
auch in ganz Ungarn Umlauf hatten, zum
9*
132
DENARn SLAVICALES— DENGA
erstenmal 1272 auf. Die ältesten slawoni-
schen Münzen sind unter König Bela IV.
(1235 — 1270) geprägt. Die letzten von
dem Banus Nicolaus Se6 (1346 — ^48)-
Typus: Vs. Marder, Umschrift + Moneta
regis p(er) Slav(oniam); Rs. zu S. eines
Patriarchenkreuzes die einander zuge-
wandten Köpfe des Königs und der
Königin. — Nuber, Beitrag zur Chronologie
Slavonischer Münzen, Wien 1899 in Wiss.
Mitt. aus Bosnien und der Herzegowina VI.
Bd. 1899; Menadier, D. M. I S. 130. Su.
Denaril slavicales sind mecklenburgische
u. pommersche Pfennige, s. insbesondere
Vinükenaugen. Su.
DenarismuSy BYjvaptcjfioc = Rechnung
nach Denaren. Die Belegstelle, Hultsch,
Metrol. scr. I S. 267: 96XX1C 860 Xeirci
TiOLxä TÖv 8T]vapia[jL<5v, aXX'oö xaxi tov dp^fo-
piO[jL(5v ist nicht näher verständlich, vgl.
Mattingly, Roman coins 1928 S. 231. R.
Denaritts argenteus lautet die Aufschrift
des Talers zu 18 Ferding, den die Stadt
Riga 1573 prägte. — Hütten -Czapski III,
6315. Su.
Denariiis perpeiuus = ewiger Pfennig,
siehe unter Münzverrufung. Su.
Denarius provislonalis (provisinus) ist
zunächst der Denar von Provins. Die erste
Ausgabe erfolgte hier im 10. und II. Jh.
infolge der Handelsverbindung mit Sens.
Auf diesen Pfennigen befindet sich ur-
sprünglich ein »Odo re(x)« in zwei Zeilen
im Felde. Dieses Re formt sich im Laufe
der Zeit zu einem Kamm, dem redenden
Wappen der Grafschaft Champagne (peigne)
= peigne im champ und das ist der Type
Provinois (Engel-Serrure II S. 477 f.) (s.
Abb. ISS). Die Denare der Grafen ITieo-
bald IL (1125 — ^52), Heinrich I. (11 52 —
1180) und Heinrich IL (1180 — 1197) kamen
durch die Messen von Provins in der 2.
Hälfte des 12. Jh.s in Rom, wo seit 1050
jede Prägung aufgehört hatte, in Umlauf,
wo vorher der Paveser Denar die Hauptrolle
gespielt hatte. Um 1184 prägte dann der
römische Senat selbst Provisini, nur auf der
Vs. statt des Kreuzes ein S (= Senatus)
zwischen einem wachsenden Mond und
Stern über dem Kanmi und mit der Um-
schrift: Roma Caput mundi, atif der Rs. ein
Kreuz, i. d. W. Zeichen, Umschrift: Senatus
P. Q. R. Der alte Provisinus der Cham-
pagne hatte ein Feingewicht von 0,49 g^
der des Senats einen von 0,36 g (334/iooo),
50 Schillinge auf die Mark [?]. Unter Karl
von Anjou, der als Senator von Rom (1265
bis 1285) Provisini prägte, wurden diese
stark verschlechtert: zuerst 303,82, 1270
283 und 264, 1280 194,45, 1285 170,14
Tausendteile fein.
Cola di Rienzi prägte 1347 einige Provi-
sini mit dem Titel Almus Tribunatus.
Der Typus mit dem Kamm hörte auf
unter dem Pontifikat Eugens IV. (1431
bis 1447), der eine Münzreform durchsetzte.
— Capobianchi, Le monete del senata
Romano 1 184— 1439, Archivio della R. So-
cietä. Romana di storia patria vol. 18 (1895)
u. vol. 19 (1896). Su.
Denaro s. Danaro.
Dfoeraly französisches Münzgewichts-
stück (s. Münzgewichtsstücke). S.
D^nezka (demin. von Denga, s. d.)
ist das in Rußland von 1849 — 1867 ge-
prägte kupferne Va -Kopekenstück mit
Monogramm, Rs. Wertangabe, 2,55 g schwer
und 18 mm groß. B.
D£neznik hieß wohl im Rußland des.
XV. Jh. der Münzpächter und Meister,,
der auch Livec (Gießer) genannt wurde.
Bis 1535 fehlen uns beinahe jegliche
Nachrichten über die Organisation der
Münzprägung, doch scheint sie bis dahin*
eine private Unternehmung unter staat-
licher Kontrolle gewesen zu sein. Auf
einigen Münzen sind uns die Namen der
Meister erhalten (Alexander, Zamanin,.
Fedot, Aristoteles). Seit 1535 wurde in
Moskau ein staatlicher Münzhof errichtet
und seitdem hat wohl die private Initiative
aufgehört (vgl. Denga). Fürs 17. Jh.
sind dann auch die Namen der Angestellteni
je nach ihrer Beschäftigung besser be-
kannt. — Cii&ov in Sbornik statej v ßest'
grafini Uvarovoj (1916); K istorii dene2-
novo proizvodstva na Rusi, S. A, bes. 41.
Vgl. Tolstoj, Novgorod, 17 (Dopeltzovskaja.
Numismatika I). B.
D£nga oder D6n'ga, vom Mongolischen
tengah, ist die seit dem letzten Viertel des
14. Jh.s geprägte russische Silbermünze^
welche ursprünglich 0,93 g wog imd
Vioo des ostrussischen (nizovyj) Rubel-
barrens (s. Rubel und Barren, russ. VIII
und IX) ausmachte, — Die sprachliche
d6nga
133
Abstammung s. PreobraÄenskij, Etimolo-
gißeskij slovar'; Markov, Russk. numis-
matika, 24; Fraehn, De origine vocabuli
rossici »Den^gi«.
Der offiziellen Münzprägung ging wohl
eine anonyme Nachahmung tatarischer
Dirhems voraus, worauf die auf russ. Weise
geprägten, mit entstellten arabischen
Schriftzügen versehenen Münzen hinweisen.
— Frähn, VII prisuidenije uöre2dennych
P. N. Demidovym nagrad 17. April 1838;
Ci2ov, Drozdovskij klad (1922), S. 13.
Das genaue Jahr und der Grund der
Wiederaufnahme der Münzprägung in Ruß-
land (s. Serebrennik), ja sogar die Person
des Großfürsten, der sie begonnen, sind
strittig. Die Prägung hängt wohl mit dem
patriotischen Aufschwung und der Zu-
nahme des Selbständigkeitsgefühls zu-
sammen, die 1380 den Großfürsten von
Moskau und von Ganzrußland (»Vseja
Rusi«) Dimitrij (1362 — 1389) zu einem
siegreichen Kampf gegen die Tataren an-
spornte. Der Rückschlag, der darauf folgte,
zwang zwar den Großfürsten auf seine
Münze auch den Namen des neuen Gross-
chans Tochtamyä neben den seinigen zu
setzen, hielt jedoch die weitere Münz-
prägung nicht auf, die nun auch von den
anderen Großfürsten und Teilfürsten auf-
genommen wurde. — Vgl. Tolstoj in Zap.
Num. Otdel., I4, S. 151— 152 und II, 70 ff.
Dagegen Or^nikov in Sbornik III, 175 ff.,
der die ökonomische Bedeutung in den Vor-
dergrund stellt, und Kaufman, Rubl', 34 —
36, der die Münzprägung in die Jahre nach
1382, die Zeit des Rachezuges von Tochta-
mys setzt und sie von Anfang an als auf Be-
fehl von Saraj aus zum Zeichen der Vassalität
und Unterwerfung unternommen darstellt.
Geprägt haben außer den Großfürsten
von Moskau, deren Münze nach der end-
gültigen Einigung Rußlands unter Ivan III.
(1462 — 1505) zur alleinigen russ. Münze
wird, die Teilfürsten von Moskau in:
Gäliö, 1389— 1453; Serpuchöv, 13S8— 1483;
Mo24jsk, 1389 — 1462; Dmitrövsk, 1389
bis 1428; Ver^ja, 1432—1485. Die Fürsten
von Rostöv, — 1474 (beider Linien); die
Fürsten von Jarosläv, — 1463; die Groß-
fürsten von Süzdal' und Niänij-Növgorod,
1365 — 1418 (vgl. die Kontroverse zwischen
Tolstoj und Oränikov in op. cit.) ; die Groß-
fürsten von R'azdn', vielleicht schon seit
1350, sicher 1427 — 1450, wozu die Denga
von Spask kommt; die Großfürsten von
Tver', 1399— 1486, und auch nach der
Vereinigung mit Moskau als Apanage
nach 1490; die Teilfürsten von Tver': in
Gorod6n\ 1399— 1461; in Kdiäin, —1461;
in MiküHno, um 1430 ; in DorogobuiS, um
1410; die Stadtrepubliken von Novgorod,
1420 — 1478; von Pskov, 1424/25— 1510
(s. Novgorodka und Pskovka) und von
Növyj Torg oder Toriök um 1478. —
Die Hauptarbeiten sind: Certkov, Opisanije
drevnich russkich monet, 1834 — 1842;
OreSnikov, Russkije monety do 1547 goda
(Katalog des russ. hist. Mus. in Moskau,
1896); Gutten-Capskij, Udel'nye, veli-
kokn'aieskije i carsldje den'gi drevnej
Rusi, 1875; Iljin, Topografija drevn. r. m. i
monet udel'novo perioda, S. 19 ff. (1924).
Vgl. Chaudoir, 108 — 136; auch Sammlung
Reichel, Schubert. Wichtige Ergänzungen
von Oreänikov und CüSov in Trudy und
Sborniki M. Num. Gbäc.
Nach großrussischer Fabrik wurden zu
gleicher Zeit auch die Münzen in den west-
russ. Fürstentümern von Cemigov und
Kijev geprägt, die aber von Littauen ab-
hingen. — Vgl. Iljin in Szvestija Akademii
istorii Mater. Kul'tury I B, Nn 2, S. 9.
Wegen der vielen auf den Münzen vor-
kommenden gleichnamigen Fürsten und
der einzigartigen Prägeweise bei geringem
Umfang des Schrötlings (s. Tropfkopeke)
ist die russ. Numismatik von etwa 1380
bis 1490 eines der kompliziertesten Kapitel
dieser Disziplin und verweist daher eine
Menge von Münzen unter die Rubrik der
Unbestimmten. Dabei bietet aber der
Reichtum der Münzbilder, besonders in
der Zeit zwischen 1425 — 1462, eine reiche
Fundgrube für die mittelalterliche Sym-
bolik, die den böhmisch-bayrischen Zyklus
bei weitem übersteigt. Neben rein sym-
bolisch-phantastischen Darstellungen, wie
z. B. der Kampf mit dem Löwen, der
Kentaur und der Vogel Syrings, treffen
wir den heraldischen Leoparden, sym-
bolisch-historische Szenen der Entgegen-
nahme von Gaben seitens des Fürsten,
Szenen aus dem täglichen Leben, wie die
fürstliche Falkenjagd vaxd auch die Be-
strafung der Falschmünzer. Die Erklärung
134
D^N^GI— DENIER
der Münzbilder ist bis jetzt ein noch kaum
beschrittenes Gebiet, wie übrigens auch
die Frage nach der Abstammung nur mit
einem Hinweis nach Westen und Osten hin
beantwortet werden kann. — Vgl. Tolstoj
undKondakov, Russkije drevnosti v pam'at-
nikach iskusstva, VI B; Markov, Russkaja
Numismatika, 44 ff. und Zapiski Num.
Otd. I 4, S. l; Or^nikov, Trudy II, 87
und III, 108.
Die Aufschriften der D. bestanden für ge-
wöhnlich aus demWortePecat* (s. d., = Sie-
gel) und dem Namen des betr. Fürsten,
begleitet meistenteils nach russ. Brauche
vom Vatersnamen; seltener trifft man den
Hinweis auf das Fürstentum, manchmal
die Namen der Münzmeister (s. Dene^nik,
wo einiges über den Münzbetrieb).
Mit Ivan HL (1462 — 1505) wird das
Münzbild der D. auf ganz wenige Typen
reduziert, und neben ihr die schwer-
wiegende Novgorodka als ihr Doppeltes
geprägt. Das gewöhnliche Münzbild ist
nun der galoppierende Großfürst mit ge-
schwungenem Säbel auf der Hs. und die
4 zeilige Aufschrift WCn/oftAPb/ BCSAP/
YCM auf der Rs. (»Herrscher von Ganzruß-
land)«. Vgl. auch Pulo.
Nach der Reform von 1535 (s. Rubel)
verbleibt dieser letzte Typus mit ge-
schwimgenem Säbel der D., wobei sich
nun der Großfürst seit 1547 immer auch
Zar auf der Rs. -Aufschrift nennt.
Die D. wird daher im Alltagsleben nicht
nur nach ihrem Gewichte Moskovka (s. d.),
sondern auch meJSevaja D. (Schwertmünze)
oder auch SabPanica (Säbelmünze) im
Gegensatz zur Kopejka (Speermünze, s.
Kopeke) genannt. Das Volk rechnete bis
zum 18. Jh. immer nur in D., trotz
ihrer geringen Ausprägung und dem
Wunsche der Regierung, die Steuern in
Kopeken zu berechnen (vgl. Kaufman,
Rubl', 68 ff.).
Von 1700— 1828 wird die D. beinah jähr-
lich (sie fällt aber 1719 — 1730 ganz aus) in
Kupfer geprägt, wobei die Münzbilder
gleich den anderen Kupfermünzen gewöhn-
lich Doppeladler und Wertangabe, aber
auch St. Georg und Monogramm, oder
Monogramm und Wertangabe sind. —
Auch 3 Denga = i Para (s.d.). — In
den Jahren 1701, 1702, 1704, 1713 und
1714 wurde ein lo-Dengastück in Silber
geprägt, = s Kopeken. — Großfürst
G. M., Peter L, Tf. V 24—26; Chaudoir,
PI. 19 N. 5. — Das allmähliche Schwinden
der D. aus dem Gebrauch wird 1828 durch
das Aufhören der Prägung der D. besiegelt,
imd die Benennung von 1849 des Va-Ko-
pekenstücks »DeneiSka« (s. d.) ist rein
künstlich. B.
Däl^gi, plur. vonDen^ga oder Denga (s. d.)
ist im Russischen seit der Mitte des 16. Jh.s
der einzige Ausdruck für Geld, wurde
aber auch schon am Ende des 15. Jh.s in
diesem Sinne gebraucht. — Sreznevskij I,
652; Kaufman, Rubl*, i u. 11-12. B.
Denier, der, ist die französische Sprach-
form des Denars. Dieser wurde nach dem
Aussterben der Karolinger von den Kape-
tingern und zahlreichen Feudalherren
weitergeprägt. Die ältesten von Hugo
Kapet wiegen 1,30 bis 1,20 g und haben
"/la Feingehalt, seit der Mitte des 11. Jh.s
sind die deniers pfundig, d. h. 240 Stück
gehen auf die feine Mark. Ursprünglich
haben die Könige hauptsächlich den denier
Parisis geprägt, der sich unter Philipp IL
August (1180 — 1223) den ganzen Norden
und einige Provinzen des zentralen Frank-
reichs erobert. Sein Typus (s. Abb. 152)
war seit Ludwig IL (1108— 1137): Vs.
FRA/NCO(rum rex) oder FRA/ODN in
zwei Zeilen, Rs.: Kreuz; so wird er später
auch von Heinrich VI. von England (1422
—53) in Paris geschlagen. Nachdem Phi-
lipp IL August 1205 dieTouraine erworben
hatte, trat in Wettbewerb mit dem parisis
der denier Toumois (s. Abb. 153) mit dem
Stadtbild von Tours auf der einen Seite, mit
dem Feinheitsverhältnis zum d. P. von 5 zu
3,6 und dem Rechnungsverhältnis von 5
zu 4 (urkdl. zuerst 1226). Der denier Parisis
wurde unter Philipp August zu 200 Stück
aus der5/ia feinen Mark von Paris (244, 7 5 g)
geschlagen, war also ein Stück von 1,22 g
Rauh- und 0,509 g Feingewicht, der denier
Toumois zu 192 Stück auf die 3 d. I&
Grän feine Mark von Tours (233,6 g), ein
Stück also von i,i6 g Rauh- und 0,365 g
Feingewicht. Dieser Pfennig erlangte eine
noch viel größere Bedeutung wie der
Parisis, wurde er doch auch außerhalb
Frankreichs z. B. in den Kreuzfahrer-
staaten geprägt.
DENKMÜNZEN— DERKETO
135
Beide Deniers haben seit 1262 im ganzen
Königreich Umlauf, während die Feudal-
münzen auf ihren Bezirk beschränkt blie-
ben. Es sind von diesen u. a. zu nennen:
derMansois und der Toulousain, beide gleich
2 d. t. gesetzt, der Angevin (s. d.), der Mar-
goillois in der Grafschaf t Melgueil, derVien-
nois (s. d.), der Bourdelois von Bordeaux,
der Poitevin (s. d.) und der Pugeois (s. d.),
beide später vielfach in der Bedeutung eines
y4 d. t., der Art6sien, der Chartain usw.
(s. Abb. 154—159).
Das Königtum hat neben seinen beiden
Pfennigsorten, deren Bedeutung seit der
Prägung der Turnosen 1266 stark sank, den
Nimois unter Ludwig IX. (1266 — 1270),
gleich 2 d. t., den Toulousain unter Philipp
III. u. IV. (1270— 1314), den Bourgois (s. d.)
fort und B. neuf oder simple unter Philipp
IV. geprägt. Diese beiden, 1311 — 1313
geprägt, im Werte von 2% d. t. und i V4 d.t.,
wurden in allen königlichen Münzstätten
geschlagen. Philipp IV. schuf auch den
Double Parisis und den Double Tournois,
den einen zu 162 Stück auf die 5 d. 10 Grän
feine Mark, den anderen zu 170 Stück auf
die 4 d. 18 Grän feine Mark, also l Stück
von 1,51 g bzw. 1,44 g Rauh- und ca. 0,7 g
bzw. 0,57 g Feingewicht.
Im 15. Jh. hört die Prägung der Deniers
und Doubles Parisis auf, die Deniers werden
zuletzt unter König Ludwig XL (1461 — 83)
imd Karl VIIL (1483—98) als Almosen-
pfennige geschlagen.
In diesem Jh. erwerben die französischen
Könige eine Reihe von Feudalfürstentümern
und lassen in diesen die bis dahin übliche
Landeswährung bestehen; sie schlagen in
Bordeaux seit 1456 den denier Bourdelois
(= 3/5 d. t.), welcher noch von Franz I. (i 5 1 5
— 1547) weiter geprägt wurde, in der Pro-
vence, die 1481 an die Krone kam, seit
Ludwig XL (146 1 — 1483) den patard oder
patac und den denier coronat (= ly» d. t.),
in der Bretagne, die 149 1 an die Krone kam,
den denier ä Thermine (= V5 d. t.) u. a.
Deniers und Doubles Tournois in Billon
hat noch Karl IX. (1560 — 1574) geschlagen,
seit Heinrich IIL waren sie aus Kupfer, so
zuletzt die von Ludwig XIV. v. d. J. 1648/
49- — Blanchet II passim. Su.
' Denkmfinzen sind M., die außer dem Um-
laufszwecke auch der Erinnerung an ein
bestimmtes Ereignis gewidmet sind; sprach-
gebräuchlich auch für Medaillen verwendet,
die nur dem Zwecke der Erinnerung dienen.
Vgl. unter Geschichtsmünzen. R.
Denninge sind nach Art der russischen
Tropfkopeken geprägte sogenaimte »Reu-
terpfennige«, die im Werte von 4- und 2-
Schilling Lübsch von König Christian IV.
von Dänemark in Glückstadt (um 1622),
von Friedrich III. von Schleswig -Holstein -
Gottorp (1616 — 1659), von Johann dem
Jüngeren von Schleswig-Holstein-Sonder-
burg (1564 — 1622) 1620 — ^22 und von dem
Erzbischof von Bremen Johann Friedrich
von Schleswig-Holstein-Gottorp (1596
— 1634) geprägt wurden. Auf der einen
Seite befindet sich meist ein Reiter oder auch
ein Nesselblatt, auf der Rs. Schrift in mehre-
ren Zeilen. Wahrscheinlich werden diese
Münzen für den Handel mit Rußland be-
stimmt gewesen sein, da sich wohl
der Name Denninge von Denga ableitet,
deren Form sie haben, wie denn auch einige
russische Schrift tragen. — Friedensburg,
Münzgesch. S. 88; Wilcke, Montvsesenet
S. 35 f., 43. Su.
Denzn&ky richtig dene^nyj znak (Geld-
zeichen) ist die in Rußland für das Papier-
geld seit 1920 aufgekommene Benennung,
die besonders in der Zeit der rapiden Infla-
tion von 1923 — 1924 im Gange war. B.
Depotfunde nennt der Prähistoriker Mas-
senfunde von Metallgerät, die frei oder in
einer Umhüllung oder einem Gefäß gefun-
den werden; sie sind geldgeschichtlich
wichtig, insofern sie unter gewissen Um-
ständen als Geldschätze zu gelten haben. —
Ebert, Reallex. II S. 362; IV S. 229/30. R.
Depozitka, russischer Volksausdruck für
depozitnyj bilet, ursprünglich Kassen-
scheine zu 3, 5, 10, 25, 50 und 100 Rubel
von 1839 — 1841, die in klingender Münze
eingelöst werden sollten und den Über-
gang zur konstanten Silberwährung in
Rußland erleichtem sollten (s. Assignacija).
Sie wurden schon 1843 gegen neues pa-
piernes Kreditgeld (s. Kreditka) einge-
wechselt, aber liehen .letzterem im Volks-
munde noch für lange Jah^e ihren Namen.
— Kaufman, Rubl', I99 ff-; Ci^ov in
Sbornik III, 15 ff. B.
, DerketOy Name einer §yr. Göttin; s. unter
Atergatis. R-
136
DESIGNATUS— DEUT
Deslgnatus hieß der neugewählte röm.
Beamte von seiner Wahl bis zum Amts-
antritt; auf M. kommt dieser Zusatz beson-
ders beim Konsulat vor, z. B. M. Antonius
COS. iter(um) design(atus) tert(ium); nur aus
den Zuständen der Übergangszeit zu er-
klären ist die Designierung gleich zu mehre-
ren Konsulaten: cos. desig. iter. et tert.
(M. Antonius); auch die Kaiser erwähnen
ihre Designation zum Konsulate oft; vgl.
unter Consul. Auch Pr(aetor) und Q(uaestor)
desig(natus) erscheint hie und da auf röm.-
republ-M. — Abk. DES, DESIG. Griech.
(JicttToc dTroSeBsiYfisvof = cos. desig. im
Titel des Kaisers oder einmal auch eines
Provinzialstatthalters (Philippopolis). R.
Designattts rex nannten sich Gustav IL
Adolf, Christine und Karl XL von Schweden
auf ihren vor ihrer Krönung geprägten
Münzen: »d. g. designat(us) rexSueciae et
princeps haer(editarius) «. Su.
DespoteSy griech. Ssawi'njc == der Herr-
scher, Titel der byz, Kaiser auf M., zuerst
Leo III. und sein Mitkaiser Constantinus
V., dann der Thronerbe unter Nicephorus L
(802—811), Michael L, Leo V. usw. im Ge-
gensatz zum regierenden ßacjiXeöc. Von Ro-
manus I. an erscheint D. in Byz. und den sich
aus ihm bildenden Reichen einschließlich
Epirus und Serbiens einfach als Herrscher-
titel. — B. M. C. Byz. S. XL m. A.; Berl.
M.-B1. 1900 S. 2815. — Despota Sami
nennt sich der Fürst der Moldau Jakob
Herakleides 1561/63. — AscJitoiva (SeaTUDva,
SsffTTOivTj) = Herrin heißt auf M. die Mutter-
gottes und die Kaiserin, z. B. mehrere Theo-
doren (842/56 und 1055/6 n. C). R.
Destinatus Imperator = der zum Kaiser
bestimmte, heißt auf röm. M. Caracalla als
Prinz. R.
D(e) s(tta) p(ecttnia) hinter dem Namen
eines Quattuorvirn der röm. Kolonie Cirta
bedeutet Üemahme der Kosten der Prä-
gung durch diesen. R.
Desultor s. Athleten.
Deunx, röm. Maß- und Gewichtsbezeich-
nung = das Ganze minus einer Unze = ^y^
des Ganzen. Als M. nicht ausgeprägt. —
R.E. VS.276. R.
Deus, Nebenform von divus, lat. = Gott,
Gottheit, weibl. dea, sowohl allgemein wie
mit Bezug auf bes. Gottheiten gebraucht.
Auf röm. M. steht es, wenn der Name der
Gottheit eigentlich ein Appellativum ist, so
dei penates auf M. des C. Antius C. f. —
vgl. d(i) p(ublici) p(enates) auf M. des C.
Sulpicius C, f. — und in der Kaiserzeit
dii nutritores, dis auspicibus (d. h.
Hercules und Liber), coniugalibus, custodi-
bus, genitalibus, genitoribus, di patrii
(gleichfalls Hercules und Liber) oder als
Apposition zu wirklichem Namen der Gott-
heit, wie deo Vulcano, deo Marti, deae
Segetiae auf M. des valer. Hauses, deae
sanc. Cereri, dea Isis Faria (usw.), deo
(bzw. deo sancto) Nilo und Sarapidi (usw.)
bei den anonymen M. der Zeit des lulianus
Apostatausw., deoAugusto auf Gold-M. des
Gallienus beim Kaiserbildnis der Rs. Auf
kolonialen M. erscheint z. B. dei Amfilochi,
deo Aesc(ulapio) oder Cupidini. — Im
Kaisertitel führen Aurelianus und Carus
die Worte deus et dominus, vgl. unter Do-
minus. — Der Titel dei gratia, griech. Ix
fteoü, zuerst bei Constantin V., &eoü ^apttos
bei Manuel IL und Johannes VIIL, ist erst
mittelalterlich (s. Dei gratia). DEVS REX
kommt auf einer merowingischen Münze
vor. Vgl. unter Divus, Dominus und
Theos. — Bernhart, Hdb. S. 59, 163/165;
B. M. C. Byz. S. 672/3; Head, H. N».
S. 921. R.
Deusken = Deut; s. d.
Deut (holländisch: Duit), kleinste neu-
zeitliche Kupfermünze der Niederlande zu
2 Pfennig oder Vs-Stüver (s. d.) von sehr
verschiedenem Gepräge (Abb. 335). Da er
in den benachbarten Landen am Ende des
17. Jh.s sehr viel nachgemünzt worden war
— auch von Brandenburg war es in Cleve
1669 bis 1697 geschehen — , so wurden alle
alten 1701 verboten und neue geschlagen,
die sorgsameres Gepräge trugen, die alten
aber auf einen Pf ennig herabgesetzt, jedoch
ohne Erfolg. Die Deute wurden in gewaltigen
Mengen nach Ostindien geschafft, 100 Stück
eine Rupie oder ein Gulden genannt, doch
gab man für die Silberrupie meist 120 Stück.
Um 1850 sollen dort 4000 Millionen Stück
umgelaufen sein, die neben den)>Recepissen<
(s. d.) das fast einzige Zahlmittel waren und
die größten Mißstände hervorriefen. Erst
seit 1854 gelang es, die Unmasse der Deute
zu beseitigen. — Hansische Gesch.Bl.
31. Bd., 1926, S. 202 ff.; Verkade, S. 46;
Schrötter, Brandenburg, Beschr. S. 203,
DEUX CUIVRES— DIADEM
137
'299; V. d. Chijs, Gelderland, S. 422; No-
back», S. Ii2f. S.
Deux cuivres. Medaillons de deux cuivres,
•d. h. aus zwei verschiedenen Kupferlegie-
rungen bestehend, nennt man diejenigen
röm. Med. des 2. und 3. Jh.s n. C. (auch
wirkliche Münzen: Sesterz des Diadumenia-
nus in Berlin), deren Mittelstück aus Kupfer
besteht, um das ein Ring aus Messing gelegt
wurde oder umgekehrt. Dann erst erfolgte
•die Prägung, wobei die Schrift oder gar
Teile des Bildes oft von der Grenze zwischen
Mittelstück und Ring durchschnitten wer-
den. Zweck war die an unpatinierten Stük-
ken auch noch deutliche Farbwirkung. Es
haben sich auch bloße Mittelstücke sol-
cher Med. erhalten, deren Ring verloren
gegangen ist. — In der Barockzeit kommt ge-
legentlich auch eine Medaille de trois cuivres
vor, also Innenstück und zwei Ringe, z. B.
M. Barberini (in Zürich). — Etwas anderes,
obwohl häufig mit ihnen verwechselt, sind
•die Randmedaillone (s. unter Mißbräuchl.
Verwendung), d. h. Medaillone aus einem
Stück Metall, die entweder nachträglich in
einen Rand, gleichviel ob aus gleicher oder
ungleicher Legierung, gesetzt sind (wie man
das hie und da an teilweiser Lockerung der
Einfügung erkeimen kann) oder gleich auf
die Mitte eines bes. großen, breiten, als pro-
filierter Rand weit über das Stempel-
bild hinausragenden Schrötling aus einheit-
lichem Metall geprägt, wie man dies wieder-
um an leichter Ungenauigkeit des Auftref-
fens des Stempels auf das dafür vorgesehene
Mittelrund erkennen kann. — Riv. ital. di
num. 191 1 S. 182/4 (verfehlt); Trait6 I
S. 369, 944; Gnecchi Med. I S. XLIIL R.
Devalvation = Münzherabsetzung (s. d.),
seltener = Münzverbot (s. d.); s. Valvation.
Devisen, i. Heraldisch. Die Devisen sind
ursprünglich Sinnbilder, dann Sinnsprüche
auf eine Tat, eine Begebenheit, eine Idee,
in der Neuzeit Wahlsprüche, wie sie sich
auf Bändern unter oder über den meisten
Landeswappen finden. So die preußische:
Gott mit uns oder Suum Cuique, die öster-
reichische: Viribus Unitis, die niederländi-
sche: Concordia res parvae crescunt und
die englische: Dieu et mon Droit. Vgl.
Dielitz, Wahl- u. Denksprüche, 1884. —
2. Im Bankwesen sind Devisen Wechsel auf
ausländische Plätze. S.
Dextans, röm. Maß- und Gewichtsbe-
zeichnung = das ganze dempto sextante =
^V« des Ganzen. Als Bronze-M. von 10
Unzen ist er nur in den röm.-republ M.-
stätten Luceria und einer unbekannten, mit
P anfangenden Stadt mit dem Wertzeichen
S . . . . auf der Rs., den Bildern des Ceres-
kopfes und auf der Rs. des Viergespanns seit
etwa 217 V. C. ausgeprägt worden. Vgl.
auch unter Dekonkion. — R. E. V S. 296;
B, M. C. rom. republ. II S. 184, 203. R.
Dezimalsystem s. Zählsysteme.
Dharana, altindische Gewichtseinheit ;
s. Rati, Karsha.
Dheblia, Kupfermünze von Nepal; s.
Muhr.
Dhingalo^ Dhinglo, Kupfermünze von
Cutch und Kathiawar; s. Kori.
Dia, griech. 8ia, Präpos., auf M. mit dem
Genetiv des Beamtennamens = durch, bes.
in Karien. Abb. 96. — Münsterberg, Be-
amtennamen S. 255. R.
Diadem (griech. StaS^j^ta, von SiaSeetv =
umbinden), ein Band, das sich die
Sieger in Wettkämpfen ums Haupt
banden, so daß die meist gefransten
Enden der Schleife im Nacken herab-
fielen; vgl. die Statue des Diadumenos von
Polyklet, für deren Binde LukianPhilops. 1 8
auch den Ausdruck xaivia braucht, s. unter
Tänia. Zuweilen ragt über dies D. vorn an
der Stirn eine Spitze in die Höhe (R. E. VII
S. 2133; vgl. Beschr. Berlin II S. 38). Der
Läufer auf M. des L. Plaetorius L. f. trägt
sie in der Hand- Von hier aus ist wohl ihre
Bedeutung als Königsabzeichen herzu-
leiten. Die makedon. Könige umwanden
sich ihre zur Landestracht gehörige Mütze,
die Kausia (s. d.), die Perserkönige und
ebenso später die Könige der Armenier und
Parther (Abb. 55, 57) ihre Tiara (s. d.) mit
einem D.; auf M. tragen sie die griech.
Könige, als um 306 v, C. die Königsbild-
nisse aufkommen, nach griech. Sitte um das
bloße Haupt (Abb. 51/2 usw.), die baktr.
Könige auch um den Helm. Immer sind
die hinten herabfallenden Schleifenenden
charakteristisch. Darstellung eines D. allein
auf einer M. : Denar des C. Cassius. Auf röm.
M. (Traianus, Pius, Verus) wird zuweilen
die Szene dargestellt, wie der röm. Kaiser
einem fremden Könige das D. übergibt, d. h.
ihn als König einsetzt (rexArmenüs, Parthis,
138
DIAMANTE^DICKMONZEN
Quadis datus). —Etwas anders ist die Binde,
vielleicht CTp6<piov= gedrehte Binde zu be-
nennen, die auf M. z. B. das Haupt des He-
rakles, des Theos megas, des Asklepios und
auf den M. des Philetairos von Pergamon das
des Seleukos umgibt und die auch sonst auf
antiken Denkmälern vorkommt: nicht ein
Band, sondern eine offenbar gedrehte
Schnur ohne Schleife oder Schleifenenden.
Später kommt auf den Königsköpfen der
pergamen. M. ein von einem D. durch-
flochtener Lorbeerkranz (Abb. 53) und end-
lich hier zuerst der Lorbeerkranz mit
einem Bande gebunden vor, dessen
Enden hinten herabhängen; diesen über-
nimmt dann Augustus als Herrscher -
abzeichen, nachdem Caesar nur den bloßen
Lorbeerkranz ohne D. getragen hatte
(Abb. 73), das röm. Abzeichen des Sie-
gers und Triumphators, das ihm dauernd
zu tragen der Senat verstattet hatte (Suet.
Caes. 45 vgl. 79). So verbindet Augustus
also in seinem Abzeichen das röm. Attribut
mit dem griech. (Abb. 75/6 usw.). — Vom
Lorbeerkranz der röm. Kaiser übertrug
sich das D. auch auf ihren anderen, später
beliebten Kopfschmuck, die Strahlenkrone
(s. d., Abb. 80 usw.). Besonderheiten der
kaiserl. Kopftracht sind noch gelegent-
liches Auftreten des bloßen Bandes statt des
Kranzes (Ant. M. Nordgriech. I S. 6193)
und ELranz und D. z. B. bei Vaballathus.
Seit konstantinischer Zeit tritt gelegentlich
das bloße D. als einfache Kopfbinde wieder
auf; außerdem erscheint (Regling, Dort-
munder Fund 1908 S. 15) ein aus mehreren
Perlreihen (Abb. iio), dazwischen zu-
weilen noch Edelsteine eingeschoben,
bestehender oder ein aus metallenen
Blätterpaaren mit einem Edelsteine ab-
wechselnd bestehender (Abb. 108) Kopf-
schmuck, in allen drei Fällen aber mit den
charakteristischen Schleifenenden. — In
byz. Zeit besteht das D. aus mehreren
glatten oder geperlten Stirnreifen meist mit
einem Kreuz in der Mitte. — Über den Kopf -
reif des Demiurgen s. d.; andere besondere
D. erscheinen auf M. von Aspendos und die
des Provinz-Oberpriesters, mit Köpfen ge-
schmückt, auf M. von Tarsos, s. B. M. C,
Cilic. S. XCVII u. Ramsay studies 1923
S. 224 — R. E. V S. 303; VII S. 2133/34;
V. Fritze, M. von Pergamon 1910 S. 9. —
Über den Kopfschmuck, den wir gemeinhin
Diadem nennen, s. unter Stephane. R.
Diamante. Das Wappenbild des Hauses
Este wurde von Herkules I. (1471 — 1505)
auf seine ferraresischen Groschen gesetzt^
die danach den Namen D. erhielten. Sie
trugen auf der Vs. einen Ring mit Diamant,
auf der Rs. den h. Maurelius oder auf der
Vs. das Brustbild des Fürsten, auf der Rs.
den Ring und das Motto: Dextera D(omi)ni
exaltavit me. Der halbe D. hieß Diaman-
tino. — In Neapel wurde die Cinquina (s. d.)
Ferdinands IL (1495/6) mit einem aus Dia-
manten gebildeten Berge auf der Vs. Dia-
mante genannt. — Bellini, Ferrara, S. 134;
Abb. Cagiati, II, S. 136. S.
Diana s. Artemis.
Dichalkie und Dichalkon, Aufschriften
von M von ApoUonia am Pontes (4. Jh.
V. C. ?) und von Chios (Kaiserzeit), s. unter
Chalkus. R.
Dichtmfitizen heißen im Gegensatz zu
den Hohlmünzen (Brakteaten) die auf bei-
den Seiten mit erhabenem Bilde versehenen
Münzen des Mittelalters (s. Denar). Su.
Dicken. Die oberitalienischen Testoni
vom Ende des 15. Jh.s fanden sehr bald
Nachahmung in den in der Schweiz und in
Oberdeutschland geprägten Dicken, die
diesen Namen im Gegensatze zu den
leichten Kreuzern und Pfennigen be-
kamen und ^/3 Goldgulden wert waren.
Sie wurden etwa 30 Jahre lang ge-
prägt und tragen meist schöne und merk-
würdige Darstellungen. Das älteste Stück
ist eins der Stadt Bern von 1492 und zeigt
nach Mailänder Vorbild auf der Vs. den
h. Vincenz, auf der Rs. eine spiralförmige,
die Gründung der Stadt im Jahre iipi
feiernde Inschrift; die Sittener von 1496
haben auf der Rs. den die Glocke schleppen-
den, dem h. Theodolus folgenden Teufel.
Die Verbreitung der Guldengroschen (s. d.)
setzte ihrer Prägung ein Ziel. S. auch
Pfundner. — Menadier, Schausammlung,,
S. 224 ff. S.
Dicke Tonne^ deutscher Volksname des
Dukaton (s. d.).
Dickmfinzen sind solche Münzen, die
von der Form ihrer Art abweichend zwar,
ein gleiches Rauh- und Feingewicht wie
diese, aber einen kleineren Dm. und größere
Dicke haben. Sie sind in vielen Fällen mit
DICTATOR—DINAR
139
den Stempeln kleinerer Münzen geprägt,
z. B. die Dicktaler mit denen der ^l%- oder
V4-Taler, wobei die Wertzahl oft stehen
geblieben ist, wie denn auf manchen dicken
Reichsguldinern die 30 (Kreuzer) statt der
60 erscheint. Die Dickmünzen dienten als
Geschenkstücke. S. aber »Dicken«. S.
Dlctator, in Rom der in außerordent-
licher Notlage ernannte einzige, unbe-
schränkte und unverantwortliche höchste
Beamte; aufM. der Titel nur bei Caesar, der
auch die Iterationsziffer (s. d.) — dictator
iterum bis quartum und schließlich (in) per-
petuo — zufügt. — Abk. DIC, DICT. R.
Dldo von Tyros, die Gründerin von Kar-
thago, ist, als AIAQN bezeichnet, auf M.
von Tyros beim Bau der Stadt Karthago
dargestellt, und auch andere M. von Tyros
— Frau auf oder neben Schiff — hat man auf
D. bezogen; Nom. V S. 38/39. Als DIDO
bezeichnet ist eine Sitzfigur auf M. von
Sidon. — Eine ital. Renaissance -Med. auf
AIAQN zeigt auf der Rs. die Stadtansicht
von KAPSBAQN, Burlington mag, 191 1
S. 267 Taf. II 8. R.
Didrachmon (griech. 8ßpaxp.ov, fii8pajj.ov),
Zweidrachmenstück, von Schriftstellem
öfter erwähnt; in Silber, Abb. 17, 23,
25, 28/32, 41, 44 usw., das übliche Ein-
heits- und Großstück des ägin., sog. baby-
lon., pers. und korinth, sowie italischen
Fußes, daher hier mit Stater identisch, ur-
sprünglich auch des euböisch -attischen
Fußes, wo aber später vom Tetradrachmon
abgelöst und in Athen nur um 490 — ^480
in kleiner Menge zus. mit dem Dekadrach-
mon geprägt; auch in der Silberprägung
Alexanders des Gr. selten, ebenso in Syra-
kus und anderen Plätzen Siziliens, wo es
aber z. B. in Segesta, Selinus häufiger ist
als das Tetradrachmon. Über das D. der
Bibel s. unter Siglos. — In Gold ist das
D. das Einheitsstück, also der Stater des
attischen, von Philipp II. und Alexander
. dem Gr. übernommenen Fußes (Abb. 47). —
Die Wertaufschrift D. kommt nur auf
Billon-M. Neros aus der syr. ProvinziaU
prägung, Abb. 89 (Z. f. N. 33 S. 146),
und auf Bronze -M. von Rhodos aus der
frühen Kaiserzeit vor. — R. E. V S. 433;
IIA S.2318. R.
Die, englisch == Farbe, im Münzwesen =
Stempel. Die-sinker = Stempelschneider.
Die-test s. Stempelstellung.
Dieungan, Dong bac, Hoa vien, Bac hoa
xoe, Bezeichnungen des mexikanischen
Dollar in Annam. — Schröder, Annam,
ßtudes num. 510. V.
Diff£renty französisch = Münzzeichen
(s. d.).
Dlgma (von Betxvovat griech. = zeigen)
= (vorgezeigte) Probe; insbes. die aus
einem Metallbarren zwecks Prüfung des
Feingehaltes genommene Probe, so auf der
Inschrift eines spätröm. Goldbarrens, Abb.
12; s. unter Probare. R.
Dikaiosyne, griech. SuaioauvT] = lat.
Aequitas, s. d. R.
Dikeraton, griech. Sixlpaiov oder -dxiov
= DoppelsiUqua heißt das röm. Miliarense
(s. d.), seit es von seinem ursprüngl. Werte
von ^14 Solidus = 13/4 Siliqua auf V« Soli-
dus = 2 Siliquen heraufgesetzt ist, was
wohl 397 n. C. gesch'ah; doch tritt der Aus-
druck D. erst seit Leo IIL, 717/41 n- C, auf.
— R.E.V S. 580; III A S.63- R.
DlktyniUly kret. Göttin, die Bergmutter,
später bald mit Artemis gleicl^esetzt —
daher eine kaiserl. M. des Koinon der Kreter
der jagenden Artemis die Beischrift AIK-
TTNNA SEfiASTH gibt (derselbe Typus
auch in Las Lakon., wo Aixtüvvy] ''Apxettic
einen Tempel hatte) — bald mit der
kleinasiat. Bergmutter Rhea Kybele, daher
auf einer anderen M. des Koinon eine
Frau mit dem Zeuskinde auf dem Arm
und von zwei Kureten umgeben als
AIKTTNNA bezeichnet ist. Andere Göt-
tinnen auf kret. M. D. zu benennen hat
keine sichere Gewähr. — R. E. V S. 584;
Journ. int. XI S. 142/44- ^•
Dirne, eine 1792 geschaffene silberne
Scheidemünze der Vereinigten Staaten von
Nordamerika zu Vio Dollar oder 10 Cent;
auch halbe wurden gemünzt. Ihr Ge-
präge war wie das der Dollar (s.d.),
seit 1838 Sitzender Freiheitsgenius -Wert-
bezeichnung, seit 1892 Freiheitskopf -Wert -
bezeichnung, seit 1916 Fasces-Kopf. Das
Feingewicht der Dirne war bis 1853 2,405,
seitdem 2,239, seit 1873 2,25 g- Seit 1873
sind die halben aus Nickel und 5 g schwer.
S.
Dinar aus lat. Denarius.
I. Goldeinheit des arabischen Münzr
140
DINAR
Systems. Das Gewicht des D. beträgt Ende
des 7. Jh.s 4,25 g und entspricht dem Effek-
tivgewicht des damaligen Solidus, welches
mit dem Gewichte der alten attischen
Drachme etwa übereinstimmte.
Die ältesten D. sind den byzantinischen
Goldmünzen des Heraklius (den sogen.
Herafeli oder ]^i§ar) nachgebildet. Vs.
3 stehende männliche Gestalten mit Reichs-
apfel und Diadem, Rs. auf 4 Stufen stehende
Stange mit Kugel (Umgestaltung des Kreu-
zes). Die Randlegende enthält das Glau-
benssymbol: i^Im Namen Gottes, keine
Gottheit außer Gott allein . Muhammed ist
der Gesandte Gottes.« Der Khalife Mu-
'äwija soll D. geprägt haben, auf denen er
selbst in ganzer Figur, das Schwert an der
Seite, dargestellt ist. Die wenigen bekann-
ten D. eines ähnlichen Typus sind unter
'Abdalmelik in den Jahren 76 und ^^ der
Hidjra (695/7) geprägt.
Die ältesten D., deren Münzbild nur aus
arabischen Inschriften besteht, sind vom J.
11 (696/7). Ihr Typus ist derselbe wie der des
Dirhem, nur steht hier das Jahr auf der Rs.
(Abb.412). Der Prägeort wird erst vom J.199
(814/5) an genannt. Unter den Omayyaden
scheint alles Gold in Damaskus geschlagen
worden zu sein (daher D. Dimeshkf), die
•Abbäsiden verlegten die Goldprägung nach
Fustät (Misr) und Bagdad und fingen An-
fang 9. Jh.s auch in andern Städten zu
prägen an. Der Typus der Rs. erfuhr unter
den ersten *Abbäsiden dieselbe Verände-
rung, wie der des Dirhem. Dieser neue
Typus bHeb, abgesehen von gelegentlicher
lEnzufügung von Personennamen, bis An-
fang 9. Jh.s, als er demjenigen des Dirhem
völlig gleichgemacht wurde, unverändert..
Die D. der kleineren Dynastien des 9. — II.
Jh.s unterscheiden sich im Typus nicht von
den gleichzeitigen Dirhems. Durch ihren
hohen Feingehalt zeichneten sich die von
den yamdäniden und Buwaihiden ge-
prägten Ibrizi (aus oßpoCov) aus, die den
Wert nicht von 10, sondern von 13 Dirhems
gehabt haben sollen. Wie die Dirhems, so
kursierten auch die D. nach Gewicht. Die
in Südarabien, vornehmlich in 'Aftar (daher
*Attari, auch Mutawwafe genannt) gepräg-
ten wogen Ys des gewöhnlichen D., wur-
den im Handel zugezählt und einge-
teilt in 24 Muzabbalj: zu 2 AkhtamI
(beides unbekannte Münzen, dagegen ken-
nen wir Va *Attari, Br. Mus. I no. 478). In
bezug auf die Ausgabe der D. in verschiede-
nen Ländern herrscht keine Gleichmäßig-
keit. Während die wenigen auf uns gekom-
menen D. der Sämäniden in gar keinem
Verhältnis zu den Mengen der von ihnen
geprägten Silbermünzen stehen, prägten die
Emire, welche in Medien regierten, mehr
Gold als Silber (vgl. I§takhri 203). Neben
D. kommen schon unter den Omayyaden
^3 D. vor, die auf den Münzen selbst als
Iult(y3) gekennzeichnet sind. Das Gewicht
des D. bleibt im 8. — 10. Jh. im ganzen das-
selbe, doch werden sie im 8. — 9. Jh. bedeu-
tend exakter ausgeprägt als später. Das
Gewicht der 'Abbäsiden- und Sämäniden-
dinäre schwankt zwischen 3,45 und 4,7 g, •
unter den Ghaznawiden (ii. Jh.) reicht es
bis 5,7 g. Der Feingehalt war im 8. — 10. Jh.
979 p. m. Die D. der Seldjüken weisen sehr
verschiedenen Feingehalt auf. Während in
Nisäbür und westlich davon geprägte D.
sich im Aussehen des Metalles nicht von
den D. der ältesten Zeit unterscheiden,
werden in Merw und Herät ganz hellgelbe
D. aus Elektron ausgebracht, die 388 p. m.
Gold und 570 p. m. Silber enthalten. Im
13. Jh. wird das Gewicht noch unregel-
mäßiger. Die D. der IChalifen, die seit
Mitte 12. Jh.s wieder selbständig prägten,
wiegen 2,35 — 18,38 g und messen 26—30
mm. Die D. der Zengiden von Mogul wiegen
3.77 — ^7,32 g. Bei den Khorezmshähe ist
der Schrötling meist kleiner als der Stem-
pel, daher nur ein Teil des Münzbildes auf
den Münzen zu sehen ist, die Schrift selbst
ist gröber ausgeführt. Gewicht 2,52—5,88 g.
Recht verschieden ist auch das Gewicht der
Ghüridend. Ein Stück von 20,85 g ist wohl
ein 5 -f acher D. Die wenigen bekannten D.
Tschingizkhäns erinnern ihrem Aussehen
nach an die D. der Khorezmshähe: Vs.
Glaubenssymbol, Rs. Name des Großkhäns.
Das Gewicht der Goldmünzen der ersten
Hülägüiden, durch ihre Umschriften als D.
charakterisiert, schwankt zwischen 3,60 —
10,44 g. Auch sie müssen nach Gewicht
kursiert haben. Nach der von Ghäzänkhän
(1295 — 1304) durchgeführten Münzreform
war ein D. = 6 Dirhem (ij. IJlazwini, Nuzhat
29). Ragidaddln (d*Ohsson IV 464) erwähnt
silberne D., deren Gewicht 3 Mitral betrug.
DINAR
141
Demnach müssen die großen Silbermünzen
Ghäzäns und seiner Nachfolger, die das
sechsfache Gewicht eines Dirhems haben,
D. gewesen sein (Abb. 421). Dir Gewicht
betrug unter Ghäzän 12,90 g, sank aber
unter seinen Nachfolgern auf 8,40 g.
Daneben wurden, wahrscheinlich zu Ge-
schenkzwecken, Goldmünzen von sehr
verschiedenem Gewicht geprägt, die
aber nicht als D. gekennzeichnet werden
und, bis auf eine Nim (y2)-Mitkäl-
Münze von 14 mm Größe, Gewicht 2,11 g
(Markow 588), keine Gewichts- oder Wert-
bezeichnung tragen. Der Silberd. war im 14.
Jh. auch inTransoxanien in Umlauf, wo die
Djagatäiden Silbermünzen von ca. 8 g präg-
ten (D. Kebeki, genannt nach Kebekkhän,
131 8 — ^26), die das Sechsfache des Dirhems,
der dort 1,30 g wog, ausmachen. In Khorä-
sän wurden unter Tughä Timür (1272 — ^4)
etwas leichtere D. (4,21 g) geprägt (Khorä-
säni), welche 4 Dirhems wert waren. Dju-
öidische Silberd. sind nicht bekannt. Dar-
aus, daß das Wort D. auf Kupfermünzen,
die in Bulghär im 13. Jh. geprägt sind, vor-
kommt, ist zu ersehen, daß es in diesen
Gegenden damals seine ursprüngliche Be-
deutung schon verloren hatte. In Khorezm
(Chiwa) wurden in der IL Hälfte des 15.
Jh.s II — 13 mm große Goldmünzen ge-
prägt, deren Gewicht, 0,90 — l,io g, 1/4 Mit-
ral entspricht. Ende 14. Jh.s wurde der
Silberd. im ganzen islamischen Asien von
der Tenka verdrängt (s. Tanka). Einige
Goldtenka des 14. Jh.s von Dehli werden
auf den Münzen selbst als Dinare bezeich-
net. Später kommt der D. in Persien nur
noch als Rechnungseinheit vor; s. Abbäsi.
Die ägyptischen Dynastien zeichneten
sich von Anfang an durch reiche Gold-
prägung aus. Die D. der Jülüniden und
Ikhäididen (868 — 969) folgen dem allge-
meinen Typus. Die D. A^med ihn Jülüns
(868 — 84), sog. Abmedi, sollen sich durch
ihren Feingehalt ausgezeichnet haben. Auf
den fätimidischen D. ist der *abbäsidische
Khalife natürlich nicht genannt. Außer
Muhammed wird *Ali als »Freund Gottes«
erwähnt. Der Khalife Mu'izz (952;— 97S)
brachte einen neuen Typus auf (Mu'izzi ==
iSVaDirhem) — in der Mitte Punkt, rund
herum 3 oder 2 kreisrunde Inschriften — ,
der sich aber unter seinen Nachfolgern nicht
behaupten konnte. Außer D. von nor-.
malem Gewicht wurden V3 (Tult, 1,4 g) und
1/4^ (Rub*, Rubä*i) D. ausgebrächt, in Si-
zilien fast ausschließlich letztere (Rubä*i
Düki). Die sog. Khamis al-'adas (eig. Grün-
donnerstag) waren Vao D. und wurden zur
Verteilung am Gründonnerstag geprägt.
Als Münzbezeichnung steht auf den Teil-,
stücken meist D. Der Feingehalt war 97Q
— 979 p. m. Die in Tyrus geprägten D.
wurden vielfach von den Kreuzrittern nach-
geahmt. Die D. der Ayyübiden und Mam-
lüken unterscheiden sich im Aussehen wenig
von denen der Fätimiden, nur ist auf erste-
ren immer der KJialif e von Bagdad genannt.
Ihr Gewicht ist sehr unregelmäßig: das des
Ayyübidend. beträgt 3,48 — 6,75 g, das des
Mamlükendinärs 4,11 — 12,00 g. Unter den
ersten Mamlüken Burdji wird der D. wieder
etwas leichter. Ein Stück, das 18,16 g
wiegt, ist etwa doppelt so schwer wie die
meisten übrigen dieses Zeitraums. Um 810
(1407/8) kommt der D. Ashrafi von ca.
3,40 g auf; s. Ashrafi.
In Nordafrika (arab. Maghrib, eig.
Westen, daher die afrikanischen D. »D.
maghribi« genannt werden) und Spanien
(Andalus) wurden Ende 7. und Anfang.
8. Jh.s in Nachahmung der Solidi des^
Heraklius Goldmünzen von ca. 14 mm^
Größe geprägt (D. feüfei, aus x6xxot = Kör-
ner, Kügelchen?), auf denen mittels lateini-.
scher Inschriften die charakteristischen
muhammedanischen Glaubenssätze wieder-
gegeben werden, manchmal auch Prägeort
und Indiktionsjahr stehen. Danach kom-,
men Münzen mit lateinischen und arabi-.
sehen Inschriften, in denen sie als Solidij
und als Dinare bezeichnet werden und die.
4,25 g wiegen. Daneben gibt es halbe und
^3 D. Nach Loslösung der westlichen Pro-,
vinzen prägten in Nordafrika vornehmlich
die Aghlabiden D. Die D. Ibrahims IL'
(875—902) hießen, da sie 10 Dirhem wert!
waren, *Äshiri. Die ältesten spanischen D.
(auch V» und V3 D.) von rein arabischem^
Typus sind in den J. 102— 6 (720—5) ge-
prägt. Danach scheinen 200 Ja^re lang
keine D. in Spanien geprägt worden zu,s.ein,'
und erst Abdarrabimän III. (91,2—961)'^
prägte wieder D. und '/a D., auf denen sein,
Name und Titel »Fürst der Gläubigen« er-'
wähnt wird. Ähnliche D. wurden von den,^
142
DINÄRA
Mulükat-Xawäif bis gegen Ende des ii. Jh.s
a. C. geprägt. Der Feingehalt war beständi-
gen Schwankungen unterworfen, aber im
allgemeinen im il, Jh. n. C. niedriger als
unter den Omajryaden; dabei enthalten die
Teilstücke des D. schon in der ersten Zeit
bedeutend weniger Gold als die ganzen D.
(V4 D. Hischäms ist 458 fein, D. von öakam
IL 979 fein, von Mu*tamid von Sevilla
728 fein). Das Metall einiger D. von Va-
lencia und Saragossa muß geradezu als
Elektron bezeichnet werden. Die Almora-
viden prägten D. von ca. 4 g (MuräbitI,
daher Marav6des). Vs. Glaubenssymbol und
Name des Emirs, Rs. Imäm 'Abdallah, d. i.
eine allgemeine Bezeichnung für den Kha-
iifen von Bagdad, die sich auch schon auf
einigen Münzen der Mulük at-Jawäif (11.
Jh.) vorfindet. Die Randlegenden enthal-
ten a. d. Vs. einen glor'anvers, Rs. Orts- und
Jahresangabe. Die Almohaden (l 1 30 — 1269)
führten eine neue Münzeinheit ein, welche
gewöhnlich Dobla genannt wird und 4,46 —
4,70 g wog. Ihr Halbstück, der D., wog 2,3 g
(Abb. 422), der y» D. 1,14 g. Die ältesten
Münzen wurden je nach den Emiren, die sie
prägten, Mu*mini, Yüsufl, Ya*qübi genannt.
Sie zeichnen sich dadurch aus, daß auf ihnen
das Jahr nie, der Prägeort nicht immer
angegeben ist. Außer dem regierenden
Fürsten (Titel »Fürst der Gläubigen«) sind
auf ihnen alle früheren Emire der Dynastie
erwähnt. Für die Goldmünzen der Na§riden
von Granada (1232 — 1492), die viel Ähn-
lichkeit mit denen der Almohaden haben,
ist der Spruch »Kein Sieger außer Gott«
(La ghäliba illä *llahu) charakteristisch. Der
Feingehalt,, unter den Almoraviden 875 —
937, erreicht unter den Almohaden 979 p. m.
und sinkt später auf 770 p. m. herab. Die
Nachfolger der Almohaden in Afrika über-
nahmen das Münzsystem von diesen. Die
ersten Scherife (1544) von Marokko führten
den D. Ashrafi (3,4 g) ein, der sich aber
erst 100 Jahre später wirklich einbürgerte.
— Literatur s. Dirhem. Außerdem: Bart-
hold, Persidskaja nadpis na stene Anijskoi
meßeti Manuce, St. Petersburg 191 1, 16 —
19; idem, Ulugbeg i jewo wremja 8—9;
Quatremöre, J. As. 3-s6r. II 346, Notices et
extraits XIII 244; Karabacek, N. Z. II 475;
Lavoix, Monnaies, k Inendes arabes, frap-
p^es en Syrie par les Croisfe, Paris 1877. V.
2. Durch Gesetz vom 12. Dezember 1873
führte Serbien das französische Münz-
system ein, indem es den Franc Dinar
nannte. Aus Gold wurden Stücke zu 20 und
10 Dinar, aus Silber zu 5, 2, i und y»
Dinar, aus Nickel zu 20, 10 und 5 Paras
(Centimes), aus Kupfer zu 2 Paras geprägt
und zwar erst in Wien, seit 1882 in Birming-
ham. Die Vs. trug bis 1880 den Kopf, dann
den Adler, die Rs. immer die Wertbezeich-
nung. Dieses Münzsystem ist auf das
heutige Königreich Jugoslawien überge-
gangen. Die goldenen 20 -Dinarstücke,
früher Milandor (s. d.) genannt, wurden
in Paris geprägt. Durch die Inflation ist
der D. heute auf einen Wert von etwa
7 Pfennig gebracht. S.
Dlllira. Bezeichnung des Goldstaters
der Kuäana-Könige von Nordindien, der,
nach römischem Münzfuß geschlagen, ca.
8 g wog (Abb. 399). Vs. König vor
einem kleinen Altar stehend oder mit
untergeschlagenen Beinen sitzend. Rs.
ein Gott in ganzer Figur stehend oder
schreitend. Umschriften in griechischer
Schrift: Vs. Name und Titel des Königs,
Rs. Name des dargestellten Gottes. Die
Götter sind der griechischen, indischen und
iranischen Mythologie entnommen. Auf der
Rs, der späteren Münzen (220 — ^425), von
roher Prägung, ist fast immer Siwa mit
Stier oder Lakshmi sitzend dargestellt.
Ebenso hießen die Goldmünzen der Dyn-
astie Gupta (4. — 5. Jh.). Typus anfangs
ähnlich dem vorigen, doch kam bald eine
Menge anderer Typen auf. Der König ist
bald als Löwentöter oder Lautenspieler, auf
seinen Bogen gelehnt oder zu Roß darge-
stellt. Rs. Lakshmi sitzend (Abb.402). Die
Sanskritumschriften enthalten Namen und
Epitheta des Königs. Angefangen von
Skandagupta (45S--48o) haben die D. das
Gewicht des alten Suvarna: gegen 9,486 g;
s. Rati.
Nach dem Verfalle des KuSanareiches war
der Wert dieser Münzeinheit im Norden so
gesunken, daß sie, jedenfalls vom 8. Jh. an,
eine ganz kleine Rechnungseinheit dar-
stellte. Im mittelalterlichen Münzsystem
von Kashmir sind looo D. == 640 Shakri =
80 Bähagänl (von bah =12, sanskr. Dva-
daäa; bei Abu '1-Fadl: Barakani) = 40
Puntshu (Panchuhu = Pan6avimsatika,
DINERO— DIOBOL
143
d. h. 25; oder Kasira) = 10 Hath (sanskr.
äata) = I Sasün, Sasnu (aus Kashmiri Säs,
sanskr. sahasra = looo). M. A. Stein zu-
folge sind folgende Nominale auf uns ge-
kommen: Gold: i2Va Sasün (^a Suvarna,
4,729 g, II. Jh.), Silber: 2V2 Sasün (6. Jh.,
Kushanatypus entstellt; Gew. 7,776 g, Abb.
404); 5 Hath (Ende des 11. Jh.s, Vs Elefant;
Gew. 1,523 g). Kupfer: Puntshu (entstell-
ter Kuäanatypus; Gewicht bis 9. Jh. ■ — sog.
Toramana -Münzen — 7,128 g, im 9. — 14.
Jh. 5,896 g, unter muhammedanischer
Herrschaft mit Inschriften S,Z7^ g)i
Bahagani (Kushanatypus 9. — 14. Jh-,
2,915 g). In der Kauriwährung, die bis ca.
1860 in Kashmir verbreitet war, kamen auf
I Bahagani 8, auf i Puntshu 16 Muscheln.
Hath ist gegenwärtig eine populäre Be-
zeichnung für I Pice, Sasün für 10 Pice.
Abu '1-Fadl (t 1603) erwähnt noch eine
Silbermünze: Rabsasnu (Ropsasün, d. h.
Silbersasün), die 9 Masha wog. Stein meint,
darunter könnten muhammedanische Sil-
bermünzen von 6,091 g verstanden werden,
die einem Nominalwerte von 2 Sasün ent-
sprechen würden. Hasanshäh (1472 — 84)
soll eine Bleimünze, Dvidinnari, geprägt
haben, die aber bisher unbekannt ist. — D.
wird schon im 12. Jh. oft im allgemeinen
Sinne von Mudrä, Dyär = Münze über-
haupt gebraucht. — Brown, Coins of
India 33 — ^49; Gardner, Brit. Mus. Cat.
Greek and scythic kings; Whitehead, Panjab
Mus. Cat. I; V. Smith, Ind. Mus. Calcutta
Cat. I; Allan, Br. Mus. Cat. Gupta Dyn-
asties; M.A.Stein, N.Chr. 1899, 125 —
174; Cunningham, Coins of Mediaeval India
32 f.
■ Dinara oder Djingara heißt auch eine
Goldmünze des 17. Jh.s von Celebes, 21mm,
2 — 3 g, deren arabische Inschriften Namen
und Titel des Sultans angeben. Eine kleinere
Goldmünze heißt Kupa. Die Bleimünzen
dort hießen Benggolo und waren etwas
dicker, aber ebenso groß wie ein hoUänd.
Duit. — Millies, Recherches 178; Netscher,
S. 185. V.
Dinero ist der spanische Denar, welcher
zuerst von Sancho III. von Navarra (lOOO
— 1035) geschlagen wurde. In Kastilien
prägte zuerst Alfons VL (1073 — 1109) in
Toledo und Lrcon Dineros mit Kreuz und
christlichem Monogramm (s, Abb. 160).
Diese Pfennige waren unter französi-
schem Einfluß von vornherein aus Billon
und hießen pepiones, von denen 180
Stück auf den Goldmaravedi gingen.
Alfons X. (1252— 1284) schlug neben
den einfachen dineros negros oder
prietos Doppeldenare, blancos Burgal6ses,
Sancho IV. (1284 — 1295) in ungeheuren
Mengen comados = lyi dineros oder Vs
Silbersolidus. Heinrich IL (1369 — 1379)
hat wohl die letzten einfachen dineros ge-
prägt, 0,4 — 0,5 g schwer bei einer Feinheit
von ^39/1000, Heinrich III. (1390 — 1406) wohl
die letzten comados im Gewicht von 0,8
— 0,85 g; s. auch Jacquesa. — Heiß, Spa-
nien I und Engel-Serrure II passim. — In
Peru ist der D, seit 1857 die kleinste Billon-
münze zu 10 Centimos oder Centavos; seit
1890 wurden auch halbe geprägt. Su.
Dinertaler sind preußische Taler von 1871,
auf deren Rs. die erhabenen Büsten des
Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl
gelötet sind und die auf einem in Magde-
burg stattgefundenen Festessen als An-
denken verteilt sein sollen. S.
Dinga, im Birmesischen Münze; s. Tikal.
Dinheiro ist der portugiesische Denar,
welcher zuerst von König Alfons L (1128
— 1185) geprägt worden ist, von vornherein
wie der spanische aus Billon im Gewicht
von ca. I g bei einer Feinheit von V12. Das
Gewicht bleibt bis zu Alfons IV, (1325 —
1357), der leichtere dinheiros einführt:
0,75 g schwer und 9 Stück gleich einem
Schilling, das sind die dinheiros alfonsinos.
Die letzten sind wohl von Ferdinand L
(1367— 1383) geprägt worden. Su.
Der D. (Cepayka) war dann eine portu-
giesisch-ostindische M. aus Calaim oder
Kupfer vom Anfange des 16. Jh.s, — Ara-
gäo III, Taf. I, 3 u. 4. S.
Dinomon, griech. Stvofiov, doppelter
Nomos (s. d.), erscheint in der Mehrzahl in
einer Inschrift von Delos um 180 v. C. neben
xsTpavofia und vöjjiot; der Nomos ist hier
der röm. Sesterz, das D. also der Quinar;
doch mag früher der Ausdruck D. die in
Metapont und Thurioi geprägten Doppel-
N'omoi im alten Sinne, iSV^a— 16 g schwer,
bezeichnet haben. — Klio VI S. 5043. R.
Dioboly griech. Sw&PoXov, das Zweiobolen-
stüdk = y3 Drachrne, das att. (von normal
1,4 g Silbers = 0,26 Mk.) bei PoUux IX 63
144
DIOMEDES— DIOSKUREN
irrig als mit Zeuskopf, Rs. Eule, in Wirk-
lichkeit Athenakopf Rs. Eule mit zwei
Körpern, Abb. 42, beschrieben; öfter
von den Schriftstellern erwähnt, da
der att. D. das &eo)pix6v war, d. h,
die Zahlung der Stadt an den das
Theater besuchenden att. Bürger, später
auch statt des früheren Triobols (s. d.) das
IxxXTQffiaffTixov; auf D. von Korinth und
Lfeul^s zuweilen mit AIH, AlO oder A
bezeichnet. Eine ägypt. Bleimarke hat die
Wertaufschrift 6ßoXol ß*. — R. E. V S. 655 ;
Trait6 I S. 372, 424. R.
Diomedes s. unter Troischer Sagenkreis.
Dione, in der Mythologie von Dodona
Gattin des Zeus; aufM. der Epiroten er-
scheint ihr Brustbild neben dem des Zeus
oder allein, letzteres auch auf M. der
Brettier, aufM. des Pyrrhosihr Sitzbild, mit
Kopfputz, Schleier und Zepter, freilich nir-
gends mitBeischrift. — R. E. VS. 878. R.
Dionysos^ lat. Liber (wozu es einen weibl.
Gegenpart Libera gibt), auch Bakchos,
Bacchus benannt, urspr. thrak., dann griech.
u. röm. Gott, insbes. des Weines, auf M. so
häufig, daß ein Überblick in diesem Rah-
men nicht möghch ist. Vgl. Abb. 98. —
R. E. V. S. 1010/46; XIII S. 68/76, M.
ka\mi benutzt; Head, H. N.» S. 944; Bern-
hart, Handbuch S. 57; Riv. ital. di num.
1907 Taf. XIV (röm. Med.); die kleinas. M.
bei Quandt, De Baccho ab Alexandri act. in
Asia minore culto, Hall. Diss. 19 12 ge-
sammelt. R.
Dloskuren, griech. Aiocjxoopot, also eigtl.
Gottessöhne, sind ein uraltes griech. Zwil-
lingsgötterpaar, ursprünglich wohl Licht-
götter, später ritterliche Helden und Not-
helfer, insbes. zur See (sie selbst als Sterne
gedacht) und im Kriege. Ihre verbreitetsten
Individualnamen waren Kastor (KacjTODp)
und Polydeukes (IIoXüSsüict];) = PoUux,
von denen der erste verdoppelt in der röm.
Religion (Castores) zur Bezeichnung des
Paares diente. Im griech. Kultus fließen
sie leicht mit anderen jugendlich-männl.
Götterpaaren, so mit Kabiren, Korybanten,
Kureten zusammen (s. d.), insbes. erschei-
nen die Bilder der dsÄv Kaßefpcov auf M.
von Syros ganz wie sonst die D. Die wesent-
lich in Sparta ausgebildeten Züge ihres
Wesens sind ritterliche: sie bändigen und
lenken die Rosse, sind Schützer der Agone
und Athleten und erhalten als Brüder der
Helena in der mythologischen Genealogie
ihren festen Platz. — Auf M. erscheinen
ihre 2 Büsten über einem Altar auf M. von
Mantineia, 4. Jh.; sonst begegnen die Köpfe
beider, mit besternten und bekränzten
Reisehüten (pilei, TttXoi, s. d.), erst in heile-
nist. Zeit auf M. der Brettier, ihre Köpfe
nur mit Sternen darüber in Tripolis; damals-
treten auch ihre Ganzfiguren auf, am frühe-
sten in Tarent, als Ai^axopot bezeichnet,,
zu Roß (ohne Hüte oder Sterne) mit Kranz
bzw. Palmzweig, als Schützer der Agone;-
anderwärts stehen sie oder einer von ihnen,,
meist auf Lanze gestützt, neben den Rossen
(Nuceria) oder ohne die Rosse, so auf den
erwähnten M. von Syros und einer Tetradr.
des Eumenes IL (hier keine Sterne, die
Piloi bekränzt); auf den Rossen daher-
sprengend: aufM. der Brettier, den ältesten
röm. Denaren, den Denaren der aufständi*
gen Italiker, Tetradr. des Timarchos„
Antiochos VI. und des Baktrers Eukratides
(hier noch Palmzweige tragend). Auch auf
lakon. M sind ihre Büsten und Ganzfiguren
natürlich häufig, ebenso im sizil. Tyndaris,.
wo TovSapfc zugleich Beischrift des Kopfes-
der Helena ist (Tyndareös war der sterb-
liche Vater aller drei), die D. als awx^pec be-
zeichnet werden und neben den üblichen
D. -Darstellungen auch ein einzelner D. zu»
Roß erscheint (Z. f. N. III S. 27/39). Die
nach ihnen benannte Stadt Dioskurias-
führt die besternten Hüte, die auch sonst
als M.-bild und Beiz, sehr beEebt sind (An-
son, Greek coin types IV Taf . VIIL IX). —
In der Kaiserzeit finden sich die D. oder
einer von ilmen mit oder ohne die Pferde
stehend, so in Kaliatis, Markianopolis, To-
mis, Alexandreia Äg., besonders oft aber
in Pisidien und Nachbarschaft — auch Hele-
na zwischen ihnen (vgl. Head, H. NT.' S. 948),.
zuweilen durch Halbmond ersetzt,, ferner
zwei Altäre mit Sternen darüber vu a. (die
Einwohner mehrerer pisid. Städte nennen
sich ja Aaxe8aip.6vtoi; vgl. B. M. C. Lycia
S. 317). In Tripolis steht eine Stadtgöttin
mit Mauerkrone oder auch eine Mondsichel
zwischen den D., die hier gelegentlich auch
Trauben in den Händen haben (J. H. S. 31
S. 62); in Alexandreia Äg. ist öfter Sarapis
zwischen ihnen; vgl. Vogt,, Alex. M, S. 56,
In Tomis findet sich der eigenartige Typus
DIOTA— DIRHEM
145
der zum Theoxenion gelagerten D. mit
Sternen über den Köpfen und Schalen in
den Händen, Abb. 99 (Ant. M. Nordgr. I
S. 627 m. Anm. i). — Auf röm.-republ.
M. sind die sprengenden D. mit ein-
gelegter Lanze, wie sie in der Schlacht
am See Regillus den Römern helfend
erschienen, das lange Zeit festgehaltene
Bild des seit 269 geprägten Denar, Quinar,
Sesterz, Abb. 62/4. Dann finden wir
sie, wie sie nach dieser Schlacht ihre Rosse
an der Jutuma- Quelle tränken, aiif Denar
des A. Post. Albinus, auseinandersprengend
auf M. des C. Servilius M. f. (danach auf M.
der aufständigen Italiker), endlich neben
ihren Pferden stehend auf M. des L. Mem-
mius, ohne die Pferde bei L. Serv. Sulp.
Rufus, ihre Köpfe mit bekränzten oder be-
bänderten Pilei mit Sternen bei Cordius Ru-
fus u. a. Auf röm. Kaiser-M. erscheint der
eine der beiden Dioskuren, öfter als Castor
bezeichnet, mit seinem Pferd am Zügel von
M. Aurelius bis Postumus (einmal vor dem
sitzenden Kaiser), beide zu Fuß auf Gold-
stück des Constantius I. und M. des Maxen-
tius, luppiter zwischen ihnend sitzend auf
Med. des 2. Jh.s. — R. E. V S. 1087/1123;
Gnecchi, Tipi S. 14; Bernhart, Handbuch .
S. 59- R.
Diota, zweihenkliges Gefäß, s. unter Am-
phora, Kantharos, ELrater.
Dlplois, griech. SnrXofe, ein Mäntelchen;
s. unter Chlaina. R.
Dirhem^ aus griech. ^paXM> persisch
Direm, Silbereinheit des arabischen Münz-
systems, deren Gewicht sich zu dem des
Dinar wie 7 : 10 verhielt und 2,97 g betrug,
was durch die ägyptischen Glasexagia und
Münzgewichte aus dem 10. Jh. bestätigt
wird ( J. As. 8 ser. IH 444). Als Rechnungs-
einheit wurde der D. schon unter den ersten
Khalifen eingeführt (Ibn Khaldün I 219);
geprägt wurden Silbermünzen vom Gewicht
(3,9 g) und Typus der jüngsten Säsänidc-n-
drachmen (s. d., vgl. Baghli). Anfänglich
wurden nur am Rande religiöse Wunsch -
formein (arabisch) hinzugefügt, späterhin
auch der Name des Säsänidenkönigs durch
denjenigen des Khalifen oder Statthalters
(zuerst in Pehlewischrift, später arabisch) er-
setzt (Abb. 408). Zur ausschließlichen wirk-
lich geprägten Silbermünze wurde der D. von
'Abdalmelik bestimmt. Ohne jegliche figür-
WSEterbodi der iMndnmde«
liehe Darstellung zeigt dieser D. ein nur
aus Inschriften bestehendes Münzbild. Vs.
im Felde: »Keine Gottheit außer Gott allein,
Er hat keinen Genossen«. Randlegende ent-
hält Ort und Jahr. Rs. religiöse Inschriften
(Abb. 413). Die meisten arabischen Schrift-
steller geben als Datum der Einführung des
D. das Jahr 76 (695/6) an. Doch sind ein-
zelne Exemplare aus den Jahren 73 und 75
bekannt. Wenn auf einem Dirhem (Lavoix
I no. 158) die Datierung al-Ba§ra, 40 steht,
so ist das sicher durch einen Stempelfehler
zu erklären. Das Wertverhältnis zwischen
Dinar und D. wird von Djauhari als 20 : i,
sonst aber mehrfach als 10 : i angegeben.
Der von Abdalmelik geschafifene D. ver-
breitete sich im ganzen Khalifate von Bak-
trien bis Spanien und wurde in vielen Münz-
höfen geprägt. Die Abbäsiden änderten die
religiöse Legende der Rs. (Abb. 414).
Auf den Münzen des Khalifen Man§ür
wird der Thronfolger, unter Mahdi der
Khalife selbst genannt. Auch Statt-
halternamen erscheinen häufig auf den
Münzen, und der Typus wird recht
mannigfaltig. Ma^mün führt eine zweite
Randlegende auf der Vs. ein, Mu'ta§im
(833 — 842) schafft einen neuen Typus der
Rs-, indem er den Worten »Muljammed ist
der Gesandte Gottes« seinen Namen folgen
läßt. Diesen Typus behalten sowohl die
späteren Khalifen wie auch die sich seit
Mitte 9. Jh.s loslösenden Dynastien bei,
nur fügen diese unter dem Namen des Kha-
lifen, als des geistlichen Oberhauptes, den-
jenigen des herrschenden Emirs bei. Solche
Münzen prägten die Dulefiden in Medien,
die Saffäriden in Färs, die Sämäniden (nach
dem ersten Fürsten, dieser Dynastie, wel-
cher D. prägte, werden ihr D. Isma*ill
genannt; Abb. 415) in Transoxanien, die
^Jamdäniden im *Irä]f u. a. Unter den
Buwaihiden, die im 10. Jh. das west-
liche Persien und 'IxsJ^ eroberten, wurde
es Brauch, daß die kleineren Fürsten
außer ihrem eigenen Namen und dem
des Khalifen auch die Namen ihrer
Oberherren erwähnen. Den Buwaihiden
folgten darin die Ziyäriden von Djur-
djän, die 'O^ailiden und Merwäniden von
Mesopotamien, die l^^äkhäniden in Turke-
stan u. a. DieDirhems des 10 Jh.s sind von
sehr verschiedenem Gewicht. Abgesehen
10
146
DIRHEM
von den großen, 38 — ^45 mm messenden D.
aus Xokhäristän, deren Gewicht manchmal
II g übersteigt, kommen Sämäniden- und
Buwaihidend. von normaler Größe vor, die
4 — 6 g wiegen; ein Buwaihide des Minsker
Museums wiegt 13,63 g. Es unterliegt
keinem Zweifel, daß diese Münzen nicht
nach Stückzahl, sondern nur nach Gewicht
kursieren konnten, was auch von schrift-
lichen Quellen bestätigt wird (Ibn Khaldün
I 218, Mukaddasi 129; Queipo II 393).
Klleinere Nominale wurden nur ausnahms-
weise geprägt. Erwähnt wird der V4 ^•
(*Alewi) von Jemen. Für kleine Zahlungen
wurden die D. zerschnitten (Mukassara,
Kusür, Maksüra, Mufeatta'a, ?ita*, 5an-
düs, yandüsi, Ghalla, pers. Shikeste; der
heile D. hieß SafeLit; s. Fels. Kupferne
tJandüs wurden im 13. Jh. in Nordafrika
geprägt, aber bald wieder eingezogen). Dem
Feingehalte nach wurden folgende Sorten
von D. unterschieden: X. Djayyid, pl.
djiyäd, aus reinem Silber, kursierte an-
standslos; 2. Zaif, pl. zuyüf ; ghalla, mit viel
Legierung, im Handel gebraucht, von der
Behörde zurückgewiesen; 3. Bahradj, Na-
bahradj, aus schlechtem Silber, oderD. aus
unoffiziellen Münzstätten, bzw. außer Kurs
gesetzte D., sollten überhaupt nicht an-
genommen werden; 4. Sattüt (pers. seh-
tuyeh = dreiteilig) aus weißgesottenem
Kupfer, von außen mit Silber bekleidet,
wurden nicht für D. angesehen. Eine fünfte
Sorte D., deren Gebrauch sehr verbreitet
^ar, aber bekämpft wurde, ist der Khorä-
säni, der mehr Kupfer als Silber enthielt.
Er wird vom 8. bis 10. Jh. erwähnt ( J. As. 7
s6r. 15, 446, Miskawaihi I 171). Nach den
auf uns gekommenen D. zu schließen, war
der Feingehalt des Djayyid bis etwa Mitte
9. Jh.s 963—972 p. m., im 10. Jh. bloß ca.
716 p. m.
In die Periode 800 — 1012 fällt die Zeit
der größten Ausbreitung des D., welcher
dank den Handelsbeziehungen in großen
Mengen nach dem östlichen und nördlichen
Europa, sogar bis nach England, gelangte
und in Osteuropa nachgeahmt wurde. Die
besonders auf Gotland zahlreichen Funde
kufischer Münzen (kufische werden sie ge-
kannt nach der arabischen Schrift, in der
ihre Legenden abgefaßt sind und deren
Name vom Orte al-Küfa im 'Irälj: abgeleitet
wird; die arabischen Münzlegenden sind
bis zum II. Jh. immer, später, bis zum
14. Jh. nur ausnahmsweise in dieser Schrift
abgefaßt) enthalten neben heilen Exem-
plaren oft eine Unmenge Bruchstücke, von
denen die kleinsten mitunter kaum i mm
groß sind. Vgl. unter Hacksilberfunde.
Anfang ii. Jh.s trat in ganz Vorder -
asien eine Silberkrise ein, wodurch
eine weitere Silberprägung unmöglich
wurde. Sie währte ca. 2 Jahrhunderte,
während welcher teils D. aus sehr schlech-
tem Billon, teils große Kupfermü'nzen, die
den Namen D. erhielten, ausgegeben wur-
den. Bemerkenswert sind die großen (bis
zu 43 mm) Kupferd. der l^aräkhäniden und
Klhorezmshähe (Abb. 419), sowie die mit
bildlichen Darstellimgen (hellenistische,
byzantinische, aber auch originelle Mo-
tive) versehenen D. der AtabSke (Zengiden,
Ortoljiden) von Mesopotamien (Abb. 416),
Als D. sind wohl auch die in Trans -
kaukasien geprägten Kupferstücke von
ungleichmäßiger Form aufzufassen.
Die Silberkrise machte sich auch in
Nordafrika und Spanien bemerkbar. Die
spanischen Omayyaden (756 — 1031) präg-
ten anfänglich D. vom selben Typus wie die
östlichen Omayyaden, aber von etwas
leichterem Gewicht (ca. 2,71 g). *Abdar-
rahmän III. (912 — 961) führte einen neuen
Typus mit seinem Namen und Titel ein
(s. Dinar). Mannigfaltiger sind die D. der
yammüdiden und Kleinfürsten (Mulük af-
Tawä'if), die an vielen verschiedenen Orten
geprägt wurden. Der Feingehalt verschlech-
terte sich zusehends seit Mitte 10. Jh.s.
Während die älteren D. 958 — 972 fein
waren, sind die neueren D. bloß 778 — ^730
fein, einzelne D. nur 301 p.m.; neben
schlechten Billonmünzen wurden im IX. Jh.
auch Kupferd. geprägt. Eine wirkliche
Silberprägung, 937 p. m. fein, wurde von
den Almoraviden (1056 — 1147) eingeführt.
Es wurden geprägt Münzen zu i Dirhem
(= 2 Iglirät, Gewicht 2 g), zu i, V», V4
(scheinbar Say genannt; s. Sauvaire, J. As.
7 s6r. 15, 253, 470), Vs, V16 ?.irät. Doch
wurden sie auf den Münzen selbst, wenn
überhaupt, dann als D. bezeichnet. Die
Almohaden (i 130— 1269) veränderten so-
wohl den Typus als auch die Gestalt der
Münzen. Ihre D. sind viereckig (D. Mu-
DIRHEM
147
rabba*), 15 — 16 mm groß und ca. 1,50 g
schwer (Halbstücke 0,75 g). Beide Seiten
enthalten religiöse Legenden. Manchmal
wird der Prägeort, das Jahr aber nie ange-
geben (Abb. 423). Auch unter den Nach-
folgern der Almohaden, den Pafsiden und
Meriniden in Afrika, den Na§riden in
Granada behielten die D. ihre viereckige
Form bei. Die Scherife von Marokko
prägten im 17. Jh. wieder runde Silber-
münzen; s. Mitral.
Die D. der ägyptischen Dynastien, die
vornehmlich Gold prägten, sind ziemlich
selten. Die Fätimiden prägten außer den D.
auch Teilstücke des D., welche nach Stück-
zahl gerechnet wurden. Der % D. hieß
Kirät, der Viö D. hieß Kharrüba. Der
Typus ist derselbe wie beim Dmär. Die
Ayyübiden und Mamlüken brachten
Silbermünzen in größeren Mengen aus
(Abb. 418). Allerdings sind die erhalte-
nen Exemplare meist in Syrien ge-
prägt. Besonders erwähnt werden : der Nä-
§iri Saladins (i 187/8, scheinbar derselbe, der
sonst Warak, Blatt, genannt wird ; er ent-
hielt 500/0 Silber), der Zähirl (nach ^ähir
Beibars 1260 — ^^^ 672 fein, mit dem Löwen
unter der Legende der Rs.), der Ma^üdl
(nach Maljmüd ibn *Ali, 1379), der Zähiri
(nach Zähir Bartüfe, 1382 — 99) und der
Nä§iri (nach Nä§ir Faradj, 1406 — 12), die
aus unreinem Silber verfertigt waren. Das
Gewicht ist unter den Ayyübiden ca. 2,8 g,
unter den Mamlüken 2 — 3,8 g, nach 1450
bloß ca. 1,5 g, das des Halbstückes 0,72 g.
Über den Mu*ayyadi s. Pära.
In Asien begann die Silberprägung von
neuem zuerst in den westlichen Ländern,
wo sie schon in der ersten Hälfte des 13. Jh.s
anhub. Die Seldjü^en von Klein-Asien
prägten das ganze 13. Jh. hindurch D. vom
Gewicht der Khalifend. Auf diesen D.
kommen mitunter bildliche Darstellungen
(Löwe und Sonne, Abb. 417) vor. Die D.
der beiden letzten 'Abbäsiden (bis dahin
wurden ?^uräda, l^^urüd, nach Sauvaire
Bruchstücke des Golddmärs, verwendet)
haben auch das Gewicht des alten D. Die
ältesten erhaltenen D. der Mongolen sind,
abgesehen von einzelnen D. Tschingizkhäns,
auf denen er selbst und der Khalif e genannt
sind (Thomas in J. R. A. S. 1848, 385), unter
Turakina, der. Witwe von Tschingizkhäns
Sohn Ugedei, geprägt. Auf ihnen ist ein
reitender Bogenschütze dargestellt. Unter
Munke und den Hülägüiden erscheinen auf
beiden Seiten Inschriften. Der Hülägüiden-
dirhem hat a. d.Vs. das Glaubenssymbol und
die Namen der 4 legitimen Khalif en, Rs.Titel
und Namen des Sultans, manchmal in mon-
golischer Schrift, sowie Orts- und Jahres -
angäbe. Die Bezeichnung D. steht nur auf
den D. von Hülägü selbst. Das Gewicht,
anfangs 2,5 g (^a D. ca. 1,2 g), sinkt
allnaählich bis auf 1,40 g (J. 1333). Da-
neben wurden Münzen zu 2 und 6 D.
(Dinar, Abb. 421) ausgebracht. Unter
den Djeläiriden sinkt das Gewicht noch
tiefer, so daß 1374 — 82 ein Doppeid.
bloß 1,7 g wiegt. Der D. der Djüßiden
(die Bezeichnung D. findet sich auf
Münzen des 13. Jh.s vor) wiegt 1,5, um
1400 1,4 g. Vs. Name des Khans, Rs. Ort
und Jahr. Die Djagatäiden prägten noch
Mitte 13. Jh.s ca. 43 mm große Kupfer-
dirhems. Silberd. von 1,90 g wurden von
den 1270er Jahren an geprägt, anfangs
anonym, seit Kebekkhän (13 18 — 2S) mit
Nennung des Khans. Gewicht 1,40 g.
Auf diesen Münzen, wie auch auf denen
der Djüöiden (Abb. 420) erscheint häufig
ein Tamghä (Wappen des Fürsten-
hauses; zuerst auf Münzen Munke-
khäns). Mit dem Aufkommen der Tenka
verschwindet der Name D., doch taucht er
gelegentlich auch später auf. Muljammed
ibn Toghluk nennt um 1330 eine Kupfer-
münze von 5 g, die Großmoghule Aurengzib
(1659—1707) und Farrukhsiyar (1713— 19)
viereckige Silbermünzen (2,72 g und
3,05 g) Dirhem §ar*i, legaler D. Diese
selbe Bezeichnung steht auch auf Silber-
münzen des Scherifen Hasan von Marokko
(1881—94: Münzen zu lo, 5, 2^/2, i, 1/2 D,
äar*i); s. Mitk?tl. Um 1850 kommt die Be-
zeichnung D. auf Kupfermünzen von Kho-
l^and vor. Gewicht 3,25 — ^4,72 g. —
Tiesenhausen, Monety wostoBnago khali-
fata; Kataloge von Lavoix, Lane Poole,
Nützel, Ghalib Edhem, Markow, Tornberg,
Frähn, Dom; Stickel, Handbuch zur mor-
genl. Münzkunde; Queipo, Essai sur les sy-
st^mes m6triques et mon^taires II; Berg-
mahn, SB. Wiener Akad., phil.-hist. Klasse
1870; Zambaur, Enzykl. d. Islam I 1020,
N. Z. 36, 37,47, 55; Sauvaire, Mat^riaux
148
DRHEM KAIL— DOBLA
pour servir h. Thistoire de la numismatique
et de la m6trologie musulmanes (J. As. 7.
ser. 14, 15, 18, 19); Codera y Zaidin, Tra-
tado de numism. arabigo-espanola; Vives
y Escudero, Monedas de las Dinastias
arabigo-espanolas;Prietoy Vives, Los reyes
de Taifas, Madrid 1926; idem, La re-
forma numism. de los Almohades (Misceld-
nea de estudios y textos arabes Madrid
1915); Frähn, Die Münzen der Chane von
UlusDschutschis; Saweljew, Tnidy wostoö-
nago Otdelenija III; Tiesenhausen, Zapiski
Wostocnago Otdelenija III, IV, VI, IX;
Markow, Katalog djelairidskich monet;
Hodivälä, J. P. A. S. B. 1917 (N. S. 28) 45 ff- ;
Karabacek, N. Z. 1 265—300. — Über kufi-
sche Münzfunde in Europa: Frähn, Bull.
scient. dePAcad. St. P6tersbourg IX; Sa-
weljew, Muhammedanskaja numizmatika;
Markow, Topografija; Zambaur, Monatsbl.
N. G. Wien V 367; Frank, Mitteil, aus d.
Gebiete der Gesch. Liv-, Est- und Kurlands
18; Ljubomirow, Uöonyje zapiski Saratow-
skago Universiteta 1923 I, 3; Vasmer in
N. Z. 58, S. 63; Izwestija Akad. istorii ma-
terialnoi kultury IV 242; Finska Forn-
minnesfören. Tidskrift 36, 3; Beiträge zur
Kunde Estlands XII; Kotwicz imRocznik
Oriental. III 326—333, Lw6w 1927; vgl.
Hacksilberfunde. V.
Dlrhem kail, arabische Gewichtseinheit
=y3 Mittäl = 6 Dänajj: dirhem (der Dänat
mitfeäl = 1/6 Mitkäl) = 12 girät (zu
4 Habba zu 2 Gerstenkörnern) =16 Kirät
Mi§ri (zu 3 IJabba zu 2 Gerstenkörnern) =
16 Kharrüba (das Gewicht der Kharrüba
ist nach ägyptischen Glasexagiis auf 0,196 g
festgesetzt) = 14 ißlirät öanefi (zu 3 Gold-
habba zu 4 Aruzza, Reiskörnern) = 28 X^s-
südj IJanefi = 24 Jassüdj (zu 2^/2 Silber-
habba) = 60 Silberljabba. 1799 wurde in
Kairo das Gewicht des D, auf 3,0884,
1845 auf 3,0898 festgesetzt, nach neueren
Untersuchungen beträgt es 3, 148 g. S. Mit-
käl. — Zambaur, Enz. d. Islam 1 1020; Sau-
vaire, J. As. 8 s6r. III 368 f., 422, V 501 ;
Decourdemanche in Rev. Num. 1908, 216;
Queipo, Essai II 132 ff., 221 ff., 386. V.
DlrittOy Dritte, Ritto, italienische Be-
zeichnung der Hauptseite einer Münze.
Dlsagio s. Agio.
Dlskoboly Diskoswerfer s. unter Athleten.
Dlspensator, von dispendere = an Ver-
schiedene abwägen, also = Kassierer; in
einer Münzstätte: Dessau, Inscr.sel. n. 1633,
dem genio familiae monetal(is) von einem
disp(ensator) geweiht, und CIL VI n. 8454
Aug(usti) n(ostri) disp. rationis mon(e)t(a)e.
R.
Diva s. unter Divus.
Divus (fem. diva) = der (die) Göttliche,
der (die) Vergötterte; im älteren Latein von
den wirklichen Göttern gebraucht; in der
Kaiserzeit der durch einen Staatsakt, die
consecratio, vom Senat unter die Staats-
götter aufgenommene verstorbene Kaiser
(als erster: Caesar) bzw. die Kaiserin (als
erste: Livia), später auch andere Ange-
hörige des Kaiserhauses. Gegensatz dazu :
die damnatio memoriae, s. d. — R. E. SuppL
IV S. 806/53 unter Kaiserkult; Verzeichnis
der divi: Bernhart, Handbuch S. 72. R.
Diwäniy Ditäm, kleine Silbermünze der
Imäme von §an*ä in Jemen (17. — 19.
Jh.), einem Pära entsprechend, i l^irsh
(Piaster) = 40 Diwäni zu 20 Djayyid.
Letzteres ist ein Kupferstück ohne Gepräge.
Es wurden ausgegeben Münzen zu 20, S,
2, I, V») V4 D. — Nobacki S. 678; Weyl,
Kat. Fonrobert 305—306. V.
Diwarra oder Tabu heißt das im ehemals
deutschen Bismarck-Archipel (Südsee) ver-
breitete Muschelgeld (s. d.), ganze Schalen
der Schnecke Nassa camelus auf Fäden von
konventioneller Länge gereiht, ein Faden
= 2 M. gewertet, auch in Sitte und Glauben
eine große Rolle spielend; Abb. 3. — Ebert,
Reallex. IV S. 210; Helmreich, Geldwesen
in den deutsch. Schutzgebieten, Fürth 191 1
S. 29/39. R.
Dlzain, französische Silbermünze zu 10
Deniers. — S. Franciscus, Karolus, Ludo-
vicus 2. S.
D N = dominus noster, s. d.
Doani, Silbermünze von Nepal. — S.
Muhr; vgl. Diwäni. V.
Dobla ist eine spanische Goldmünze,
zuerst als dobla castellana zu 40 Maravedis
von Alfons XL (1312 — 1350) geprägt: Vs.
dreitürmige Burg v. KastiUen, Umschr.
REX CASTELLE, Rs. Löwe, Umschr.
REX LEGIONIS. Zu dieser Dobla wurden
auch V» und V4 Stücke geschlagen mit
Wertzahl XX und XV (Maravedis) auf
einigen Stücken Peters I. Von der Dobla
DOBLADO— DOBRAO
149
von 4,60 g Gewicht = y^e Unze gingen 51
Stück auf die feine Goldmark.
Peter I. (1350 — 69) schlug neben dieser
Dobla eine mit Vs. Brustbild und mit Rs.
2 Löwen und 2 Kastelle (s. Abb. 241). Ein
lO-Doblas-Stück von 45 g Gewicht und
68 mm Dm. mit der Vs. gekr. Brustbild des
Königs in 16 Bogen und Rs. 2 Löwen, 2
Kastelle ist unter Heinrich IIL (i 390—1406)
geschlagen, da sich die Jahreszahl E(ra)
MCCCLXXXXIIIII (1395) auf der Rs.
dieser Münze befindet. Die Vs.Umschrift
lautet: Dominus michi adjutor et ego dispi-
ciam inimicos meos. Heinrich IL prägte eine
Dobla mit einem Reiter, Johann IL (1406
— 54) die dobla de la bände mit dem Schild,
der ein Ordensband trägt (4,68 g). Außer-
dem ließ er lO-Doblas- Stücke von 45 g Ge-
wicht und 68 mm Dm. schlagen, auf wel-
chen sich auf der Vs. der Schild mit dem
Band unter einem riesigen Helm mit der
Mauerkrone von Kastilien befindet und auf
der Rs. 2 Löwen und 2 Kastelle i. d. Winkeln
eines Kreuzes, und 20-Doblasstücke von 90 g
Gewicht und 93 mm Dm. mit dem reitenden
König auf der Vs. (s. auch Enrique). Die
Dobla der Neuzeit s. unter Dublone. —
Engel-Serrure III S. 1339 f.; Heiß, Spanien
I passim, Su.
Doblado hieß die argentinische goldene
V4-Onza zu 2 Escudos seit 1824; sie wog
ö,7 g. S.
Doblenga (Duplo al Dobleng) ist eine
spanische BiÜonmünze, von Jakob I. von
Aragon (1213 — 1276) von 1221 an in der
Grafschaft Barcelona geprägt: 10 Teile
Kupfer, 2 Teile Silber. Typus Vs. Kreuz u.
Umschrift lACOBS REX, Rs. Schild u, Um-
schrift BARQINO. — Heiß, Spanien II,
S. 72. Su.
. Dobler, Kupfermünze der Insel Mallorka
zu 2 Diners (Denare) mit Büste des Königs -
Kalvarienkreuz, die bis 1730 geprägt wurde.
— Heiß, Spanien II, Ta£. 108, Nr. 8. S.
Doblon = Dublone (s. d,).
Dobra (Double) ist eine portugiesische
Goldmünze, die zuerst Peter L (1357 — 1367)
geschlagen hat. Sie ist eine Nachahmung
des französischen 6cu d'or König Johanns:
Vs. sitzender König auf einem Thron mit
Glockentürmen, er hält den Degen in der
Hand und zu seiner Linken befindet sich
der Schild von Portugal, Umschrift:
PETRVS DEI . GRA . REX PORT. ET.
ALG. Rs. geschmücktes Kreuz in einem
Vierpaß, Umschn PER CRVCEM . TVAM .
SALVA . NOS . XPC . REDEMT. Es
wurden 50 Stück aus der Mark geprägt
von 233/4 Quilates Feingehalt, i Stück =
92,1 gräos =^4fig Gewicht und von 82
soldos Wert, und die Va Dobra, 100 Stück
auf die Mark, i St. = 46 Gräos = 2,3 g
Gew. = 41 soldos Wert.
Ferdinand I. (1307— 1383) prägte eine
Dobra p6-terra (doublon), eine Nach-
ahmung des Franc ä pied Karls V. von
Frankreich: Vs. stehender gekrönter König
unter gotischem Thronhimmel, das Schwert
geschultert, die linke Hand gestützt auf den
Schild von Portugal; Rs. Blumenkreuz.
Die Ausmünzung geschah wie bei der
Dobra Peters L Daneben hat Ferdinand
die Dobra Gentis (Gentil) in verschiedenen
Größen geschlagen: Vs. sitzender König; Rs,
in der Mitte die quinas (die 5 Schilde) und
zwischen 2 Kreisen 8 kleine Schlößchen. Es
wurden 66^ 73, 86, 94 Stück aus der 233/4
Quilates feinen Mark geprägt, Gewiclxt
dementsprechend: 69,8; 6i; 53,5; 49 gräos
= 3,5; 3; 2,7; 2,5 g und Wert 90, 80, 70,
65 soldos. — Aragäo I S. 174 f., 186.
Su.
In der Neuzeit schuf König Johann V.
(1706 — 1750) die portugiesische Golddobra,
entsprechend der spanischen Dublone (s. d.).
Es gab eine Dobra zu 2 escudos, die eigent-
liche Dobra, zu 4 und zu 8 escudos, die
zu 4 escudos hieß auch Pe^a. Diese Münzen
trugen auf der Vs. das Brustbild des
Königs, auf der Rs. den Landesschild;
die Dobra zu 2 escudos wog 7,10 g und
hielt 6,5 g Gold. Seit 1722 wurde Dobra
der achtfache Escudo genannt, der 28,687 g
wog und 26,297 g Gold hielt, er galt 12800
Reis, wurde 1822 auf 15CXX), 1847 auf
16000 Reis erhöht. In verhältnismäßig
demselben Werte und Gehalt standen die
halbe Dobra oder Pega oder der Johannes
(s. d.), die Vierteldobra und die achtel
Dobra oder der Escudo. Der Cruzado
de oiro (s, d.) galt ^3» Dobra. — Aragäo 11
Taf. 41, 26 ff.; Noback», S. 964. S.
Dobräo (pl. Dobroes). Als sich im
ersten Viertel des 18. Jh.s die brasilianische
Goldausbeute gewaltig vermehrte, wurden
außer den Dobras (s. d.) noch größere
150
DODEKADRACHMON— DOLLAR
Goldstücke in Lissab.on und den
brasilianischen Münzstätten zu Rio de
Janeiro, Bahia und Minas Geraes ge-
prägt: die Dobroes zu 2, 2^* und
5 moedas de oiro. Der Dobräo zu 5
moedas wurde dann der eigentliche, er
hielt 49,306 g Gold und wog 53,789 g;
der fünftel Dobräo war die Lisbonine
(s. d.), der zehntel der Moidor, der ^50
der neue Goldkrusado. Der Dobräo galt
zuerst 20000 Reis, später 24000, seit 1847
30000 Reis, die Teilstücke standen im
Wert und Gehalt verhältnismäßig ebenso.
Sie zeigten auf der Vs. den Landesschild
mit Wertzahl in Reis, auf der Rs. das
Christuskreuz (s. Kreuz), umwinkelt von
den 4 Münzbuchstaben, z. B. für Minas
Geraes vier M. (Abb. 254). Seit 1822
wurden die D. eingeschmolzen. — Fernan-
des, passim; Aragäo, passim; Noback»,
S. 964. S.
Dodekadrachmon (griech. kommt nur
das Adj. 8(ü8e)ta8paxiJ>'OC» = ^^ Dr. wert,
vor) sind 12 -Drachmen-Stücke, wie sie
als Silber-M. att. Fußes bei den Pto-
lemäern und einheim. Fußes in Karthago
vorkommen. — Trait^ I S. 411. R.
Dodekathlos = die 12 Taten des Herak-
les, s. d. R.
Dodla, Kupfermünze von Jaisalmer.
S. Paisa. V.
DodranSy röm. Maß- und Gewichts -
bezeichnung, = das Ganze dempto qua-
drante, also = 9/ia = 3/4 des Ganzen.
Als M'M. von 9 Unzen ist er nur, beider-
seits mit dem Wertzeichen S;-, den
Bildern des Vulcanuskopfes und auf der
Rs. des Schiffsvorderteils unter den Be-
amten C. Cassius (etwa 124 — 103 v. C.)
bzw. M. Metellus (um 94 v. C.) ausgeprägt
worden. — R. E. V S. 1265; B. M. C.
rom. rep. I S. 153, 177. R.
Donnlnger = Denninge (s.d.). .
Dog, englisch = Hund, hieß in West-
indien im 18. und 19. Jh. der ^e-Bit (s. d.)
oder der ^-Sou tap6 (s. d.), auch in Cayenne
der Doppelsou Ludwig XVI. und andere
Billonmünzen. In Trinidad nannte man sie
meist »Black dogs« (schwarze Hunde) oder
französisch »Noirs«. — Howland Wood,
S.92, HO. — Vgl. Dogg. S.
Doge, ital., abgeleitet von lat. dux
(Herzog), war der Titel des Staatsober-
hauptes in den ehemaligen Republiken
Venedig und Genua. Su.
Dogg hieß in Maryland um 1700 dessen
Hauptgeld, der holländische Löwentaler,
da der Löwe auf ihm für einen Hund
(dog) angesehen wurde. S.
Dogkate s. unter Dukat, am Schluß.
Dogma, griech. So-ypia, = der Beschluß;
auf M. z. B. Bo^ixaTi cpüvxXt^toü 'E^boicdv
oüTot vaot, Ephesos, und A.E. = Bo^fxatt
IxxXyjffiÄC (oder STjjxapj^ix^ äcoüöwcc?), An-
tiocheia Syr. — Head, H. N.» S, 912.
Doit = Deut (s. d.).
DokdOy Kupfermünze von Cutch und
Kathiawar. S. Kori. V.
DoklmasteSy Doklmazeln^ griech. 80x1-
p.aöx7]c = Prüfer, 6oxi[xaCetv = prüfen,
insbes. eine Münze auf Echtheit, Güte und
Kursfähigkeit; 8oxi[iaOTtx6v = die Prü-
fungsgebühr, S. unter Probare und
Nummularius. R.
Dolche^ Dölchleln werden im 16. Jh. die
lothringischen Halbgroschen genannt, weil
ihr Münzbild, das Schwert, so kurz und
breit ist, daß es eher einem Dolche
ähnelt.
In Hirsch, Deutsches Reichsmünzarchiv,
Tl. I S. 340 v. J. 1551, Bericht an den
Kaiser steht »Lothringer Dohlin gehn auff
dieMarck 199 Stuck, halten 8 Loth 8 gren,
seynd abgerechnet vff ly^kr.« S. 353:
»Lothringer Dolchlin, um anderthalben
kreuzer« (Karls V. Münzordnung ISS^)« —
E. Schröder in Bl. f. Mfr. 1903 S. 2886;
Frankf. Mztg. 1 91 6 S, 71 ff. Su.
Dolglja, vom russischen Worte dolgij
(lang), wird in den schriftl. Quellen des
Anfangs 14. Jh. angewandt und bedeutet
wohl nichts anderes als die 200 bis 138 mm
langen Barren von Novgorod (s. Barren,
russ. VI) aus dem 13. Jh., im Gegensatz
zu den nur 130 — iiomm langen Stücken
des 14., die öfters unter den Mün-
zen der Goldenen Horde gefunden werden.
— Vgl. Chaudoir I 33 (doch nicht seine Er-
klärung). B.
Dollar (vom deutschen »Taler«). Nach-
dem in Nordamerika bis 1785 das Pfund
Sterling Rechnungseinheit gewesen war,
wurden in diesem Jahre Noten,' einlösbar in
»Spanischen Dollar« (s. Peso) ausgegeben.
Diese Münze machte das erste Münzgesetz
der Vereinigten Staaten vom 2. April
DOLLAR
151
1792 zur Hauptwährungseinheit, die ein
etwas unter dem durchschnittKchen Fein-
gewicht der Peso befindliches Feingewicht
hatte: 24,056 g. An ihm ist bis zur Gegen-
wart festgehalten worden. Die Teilmünzen
beruhten auf dem Dezimalsystem : i Dollar
js= 10 Dime = 100 Cent (s. diese). Von
fremden Münzen wurden nur die Peso im
Nennwert zugelassen, doch gingen diese,
da sie mehr Silber hielten als die Dollar,
meist nach Westindien. Und als durch Ver-
minderung des Feingewichts der Goldmün-
zen das Wertverhältnis zugunsten dieser
verändert wurde, i : 15,9, während es in
Europa i : 15,5 war, wurden die Dollar notit
Gold billig aufgekauft und ausgeführt. Da
sich auch starker Mangel an KLleingeld fühl-
bar machte, wurden die Dollarteilstücke im
Jahre 1S53 auf 22,394 g Feingewicht für
einen Dollar in Teilmünzen vermindert.
Aber dadurch wurden die ganzen Dollar
nicht gerettet, so daß damals Goldwährung
herrschte, wenn auch das Papiergeld schon
einen erheblichen Teil der Zahlmittel aus-
machte. Der Goldwährung widersprach die
Schaffung eines Handelsdollars mit
24,494 g Feingewicht im Jahre 1873 zwar
nicht, da dieser nur zum Verdrängen der
mexikanischen Peso dienen sollte; allein da
der Silberpreis fiel, brachte die Prägung der
Trade-Dollar Gewinn, und sie über-
schwemmten auch die Heimat, weshalb ihre
freie Prägung 1878 abgestellt wurde. Sie
wurden seit 1887 eingezogen. Unterdessen
hatten die Besitzer der Silberbergwerke
alles getan, den Dollar wieder zur Wäh-
rungsmünze zu machen, obgleich Deutsch*
land und Skandinavien zur Goldwährung
übergegangen waren und das Silber an-
haltend im Preise fiel. Die freie Prägung des
Dollar wurde allerdings nicht erreicht, aber
die Blandbill vom ii. Februar 1878 be-
stimmte, daß monatlich 2 bis 4 Millionen
Dollar geprägt würden. Diese erhielten nun
auswärts ein negatives Agio und kehrten
vom Ausland in die Heimat zurück, wo sie
sich freilich, weil die stark wachsende Be-
völkerung und der enorm zunehmende Han-
del und Verkehr sehr viel mehr 2Dahlmittel
benötigten, im Preise hielten. Jedoch seit
1884 wurden ihrer zu viel, der Verkehr
konnte höchstens 57 Millionen absorbieren,
der Rest häufte sich in den Staatskassen
an. Da beabsichtigte die Shermanbill
von 1890, die ganze Silberproduktion auf-
zukaufen, um so dem Falle des Silberpreises
Einhalt zu tun. Aus dieser Maßnahme ent-
stand aber bis 1894 dem Staate ein Verlust
von 464 Millionen Dollar: man mußte für die
Dollarmassen in den Banken besondere Ge-
bäude errichten. Um 1890 bestanden die
Umlauf smittel aus: 373 Mill. Dollar Gold,
58,5 Mill. ganzen Dollar, 53,9 Mill. Dollar
Kleingeld und 939,8 Mill. Dollar Banknoten
und anderen papiernen Zahlmitteln. Wäh-
rend aber 1890 noch 900/0 aller Zölle in
Gold einliefen, waren es 1892 nur noch 4%.
Man mußte also fürchten, zur reinen Silber-
währung zu kommen, wenn den Silberan-
käufen nicht Einhalt geschah. Diese Be-
fürchtung und die Aufhebung der freien
Silberprägung in Ostindien im Jahre 1893
veranlaßten daher zur Einstellung der
Silberkäufe in diesem Jahre. Unter großen
Opfern gelang es dann, die Goldwährung zu
erhalten. Nachdem 1896 bei derPräsidenten-
wahl die Goldpartei gesiegt hatte, machte
eine Akte vom 14. März 1900 den Golddollar
zur einzigen Währungsmünze. Wenn auch
weiter Silberdollar geprägt wurden, so war
diesen doch das Urteil gesprochen: seit 1907
verloren sie ihre Beliebtheit im Privat-
verkehr und verschwanden. Nordamerika
war ein Land des Kreditgeldes geworden,
denn schon 1881 geschahen 95V0 aller
Zahlungen durch Schecks und Abrechnung,
4V0 in Papiergeld und nur iVo in Münzen.
Das Gepräge der Dollar war bis 1839
Adler-Freiheitskopf unter mannigfacher Än-
derung dieser Bilder (Abb. 274), 1840—77
Adler-sitzender Freiheitsgenius, seitdem
wieder Adler-Freiheitskopf. Die Handels-
Dollar trugen noch auf der Vs. die Worte
TRADE DOLLAR. Der allgemeinen Ten-
denz der Herabsetzung des Feingewichts
der Silbermünzen entsprechend haben die
Vereinigten Staaten den Dollar im Jahre
1920 von 900 auf 800/1000 Feinheit gesetzt.
Für die Goldausprägung s. Eagle. Das
Zeichen für den Dollar: f ist durch Inein-
anderschiebung von US = United Staates
entstanden oder eine Nachbildung der Rs.
des Colonnato (Abb. 270). — In Kanada
war die Hauptmünze bis zum Ende der
französ. Herrschaft 1763 der £cu blanc,
seitdem der spanische, seit 1728 meist
152
DOMICELLUS— DOMKAPITEL
Dollar genannte Peso; seit 1866 herrscht die
Goldwährung der Ver. Staaten, doch gelten
und werden auch in Ottawa geprägt engli-
sche Sovereigns, einer = 4,86^/^ Dollar,
In Ostasien versteht man unter Dollar
die verschiedenen amerikanischen Dollar
und Peso, am beliebtesten ist der mexi-
kanische mit dem Adler, der im 19. Jh. die
Hauptmünze Chinas wurde (S. Tael und
Yüan). Hier wurden sie verschieden aus-
geprägt, bis 19 10 ein Einheitsdollar be-
schlossen und seit 19 14 mit dem Bilde des
Präsidenten Yüan Shihkai eingeführt wurde,
der aber die fremden Dollar nicht hat ver-
treiben und keine gleichmäiSige Bewertung
des D. hat erreichen können. Im gegen-
wärtigen Bürgerkriege münzen die Generale
Dollar sowie Cent in verschiedener Güte
(die verschiedenen Namen des Dollar in
Öinterindien, den Sunda- und malaiischen
Inseln s. unter Pitjis). England prägt
heute Dollar in seinen englischen und über-
seeischen Münzstätten London, Birming-
ham, Kings Norton (Metal Co), Sidney,
Melbourne, Ottawa, Kalkutta, Bombay,
Prätoria für seine Kolonien (s. auch Hong-
kong- imd Straits-D.). S.
Halbe und viertel Dollar, i und 2 Cents
der Vereinigten Staaten von Nordamerika
sowie mehrere fremde Münzen wurden unter
Friedrich VIL zum Gebrauch der Dänisch-
Westindischen Inseln mit dessen Namens -
zug gegengestempelt. W.
Dollar hieß auch eine 1676 — 1682 ge-
prägte schottische Silbermünze, die 53
Schilling 4 Pence schottisch oder 4 Merk
(s. d.) galt, auf der Vs. die Büste des Kö-
nigs, auf der Rs. 4 Schilde trug, auch halbe,
viertel, achtel und sechzehntel Dollar gab
es. Dieser Dollar wog 26,94 g und hielt
24,695 g Süber. — Chakners, S. 16, 175«.,
386 f., 392; J. ScheflEler, Das Geldwesen
der Vereinigten Staaten von Amerika,
Straßburg, 1908; Nobaclj?, S. 1037 f.;
The statesman's Yearbook 1927, S. 746 f. ;
Grueber, S. 205 f. S.
DomicellttS ist der lateinische Ausdruck
für Junker; so bezeichnet sich z. B. Johann
1, Junkherr v. Kuinre (1328 — ^36) »Jo-
hanes domice« (Menadier, D. M. IV. S 13),
Simon v, d. Lippe »domicellus (Simon)«
u. a.; auch »domicella« kommt auf einer
Münze der Marie von Artois, Witwe Jo-
hanns I. von Namur, vor: »Maria dca«. —
Dannenberg, Berl. Mbl. 1900 S. 2878 f.
Su.
Dominicano. Durch Gesetz vom 17.
August 1889 führte die Republik St, Do-
mingo den D. als Münzeinheit ein. Er
zerfiel in 100 Centesimos. Aus Gold sollten
Stücke zu 100, 50 und 25 D., 900/1000 fein,
aus Silber Stücke zu 5, l, ^/a D., 835/1000 fein
geschlagen werden, doch gelang die Ein-
führung eigenen Geldes nicht. S.
Dominus (noster), Titel der Kaiser, in d,
Spätzeit auf röm. Münzen — nach einem
provinzialen Vorläufer in Antiochia Pis. un-
ter Severus undGordianus III. in d, Formel
victoriae ddd. nnn. u. ä. — des Aurelianus,
Probus, Carus mit deus et dominus (natus)
(N. Z. 48 S. 167/78) vorkommend, dann
wieder nach Abdankung d. Diocletianus i. J.
305, aber erst nach Constantinus I. ständig
an die Spitze der Aufschrift gestellt; auf
byz. M. auch vor Christus' Namen. Abk.
D. N., z. B. Abb. 114. Griech. K6pio?, s. d,
— Rev. beige de num. 1927 S i ff . R.
Im Mittelalter kommt Dominus als
Ehrentitel oder zur Bezeichnung des Be-
sitzers eines Gebiets vor, das als Herrschaft
galt. In ersterem Sinne nennen sich die
Päpste der ältesten Zeit dominus, dann
einige Kaiser und Könige und andere
Fürsten, z. B. »Domnus Dagobertus rex
Francorum«, »moneta domini regis in
Bru(nswic)«, »moneta domini Afnsi regis
Portugalensium«, »domina abbatissa« in
Quedlinburg, »Wilhel(mus) dei gra dux
(et) dns Juliacen« usw. In all diesen
Fällen bedeutet dominus soviel als Fürst
(princeps) oder Herrscher schlechthin. Im
Gegensatz dazu stehen die äußerst zahl-
reichen Fälle, wo dominus einen Herr-
schaftsbesitzer bezeichnet, dem kein höherer
Titel zukam,- z. B. »civitas dni de Werle«,
»Margareta dna« (Margaretha v, Bom6s,
Herrin V. Chäteaumeillant) u. a. — Dannen-
berg in Berl. Mbl. 1900 S. 2802 f.; Mader,
Krit. Beiträge IV S. 157 ff. Su.
Domkapitel ist die Vereinigung der an
einer Domkirche tätigen Geistlichen, der
canonici. Zur Verwaltung des Kapitel-
vermögens war vornehmlich der Dom-
propst (praepositus) berufen, der häufig
zugleich Archidiakon war. Für die Auf-
rechterhaltung der Disziplin, für die Beob-
DONA MILITARIA— DOPPELADLER
153
achtung der Statuten, für die gehörige
Feier des Gottesdienstes hatte der Dom-
dekan zu sorgen, er war der Seelsorger der
Stiftsangehörigen.
Erst im Laufe der Zeit wurden die Dom-
kapitel zu Korporationen im Rechtssinne,
die das Recht zur Abhaltung von Kapitel -
Versammlungen mit einer Vielheit von
Aufgaben, mit der Befugnis zu autonomen
Satzungen und Statuten für die innere
Ordnung des Stiftes, über alle Rechts -
beziehungen und Rechtsäußerungen des
Kapitels als einer Rechtspersönlichkeit er-
hielten. Infolge dieser Entwicklung wurden
die Bischöfe von ihnen immer abhängiger.
Aus einer ursprünglich beratenden Behörde
wurde eine Behörde, die zu allem ihre
Zustimmung geben mußte. Im Laufe
des 12. und 13. Jahrh. errangen die Dom-
kapitel das ausschließliche Recht der
Bischofswahl; seit Anfang des 13. Jahrh.
begegnen daiier die Wahlkapitulationen
mit der Summe ihrer den Kirchen- und
zugleich Landesfürsten einschränkenden
Bestimmungen. Während einer Stuhl -
erledigung verwaltete das Domkapitel die
Diözese. Über dessen Münzrecht s. d. —
Werminghoff, Verfassungsgesch. der deut-
schen Kirchen im MA. S. 148 ff. Su.
Dona mUltaria, militärische Auszeich-
nungen, wurden im röm. Heere schon im
3. Jh. v. C verliehen, z.T. wie unsere
Orden am Leibe getragen; sie bestanden
später hauptsächlich aus der hasta pura,
den phalerae, torques und armillae, dem
vexillum (s. d.) und verschiedenen coronae,
so der c. muralis, vallaris, navalis, civica
usw. — Bonner Jahrb. 114 S. 6/47. R.
Donatio, Donativurn. Wegen donatio s.
unter Dorea; Donativum hieß im alten
Rom die Spende an die Soldaten zum
Unterschied von Congiarium und Liberali -
tas; auf einer Denarreihe Caesars steht
bald ein D = donativum, bald M = munus,
B. M. C. Rom. rep. II S. 576. — S. auch
Geschenkmünzen. R.
Dong, Dong-Tien, Bezeichnung der
runden Münze mit viereckigem Loch von
Annam. Sie wurde zuerst im 10. Jahrh.
in Bronze gegossen. Seit Anfang des
14. Jahrh. treten daneben D. aus Zinn,
seit dem i8. aus Zink, eigentlich Tutenague,
d. h. Zink, Kupfer und Nickel, die von
181 2 — 71 eine Hauptrolle spielen. Der
Wert dieser Zinkmünzen sank im 19.
Jahrh. sehr stark. Anfänglich gingen 120
Zinkd. auf lOO Bronzed., zum Schluß
waren 6 Zinkd. = i Bronzed. Ein Bündel
von 60 D. hieß um 1870 Tien (s. Tael).
10 Tien = i Kuan (ly» kg). Große
Bronzemünzen, deren Nominalwert 6, 10,
20, 30, 40, 50, 60 einzelnen D. entsprach,
wurden in den J. 1847 — 83 gegossen. Die
Inschriften enthalten gleich denen der
chines. Ch'^ien auf der Vs. den Namen der
Regierungsperiode und das Wort Kurant-
münze, meist Thöng buu; die Rs., anfäng-
lich leer, enthält seit dem 18. Jahrh. bald
Orts-, bald Wertangaben oder irgendwelche
Zeichen. In der Wertangabe wird die
Münzeinheit nicht D., sondern Van (chin.
Wen, jap. Mon) genannt. Große Bronze -
medaiÜen, die im 18. — 19. Jahrh. gegossen
wurden, kursierten zeitweilig auch als
Münzen. S. Sapfeque, Tambactron, Nen,
Tael. — Lacroix, Numism. Annamite 17,
172, 149; Schröder, Annam, ^tudes numism.
181, 188, 280, 299; Temple in I. A 48, 154;
Kelly, Camb. univ. I 220; Crooke, Hobson
Jobson 932. V.
Doppel-. Die damit zusammengesetzten
Münznamen s. meist bei den einfachen
Stichwörtern. S,
Doppeladler, d. h. der doppelköpfige
Adler, reicht bis in das Altertum zu-
rück und verdankt seine Entstehung dem
orientalischen Streben nach Symmetrie,
hat aber ursprünglich rein dekorative Be-
deutung und nichts mit einem Wappen
zu tun. Zuerst begegnet er auf einem
hethitischen Steinflachbild in Boghazköi,
dann auf byzantinischen Denkmälern, vor
allem in Teppichen und Stickereien. In
Byzanz ist er aber niemals wirkliches
Reichswappen gewesen. Auf Münzen er-
scheint er im Orient bei den Zengiden
(1170— 1219) und Ortokiden (1192— 1231)
in Mesopotamien als eines von vielen M.-
bildem und auf einigen Kupferstücken
Alexius III. und Manuels III. von Trape-
zunt, vielleicht in beiden Fällen von den
Hethitern beeinflui3t. Ins Abendland mag
die Darstellung des doppelköpfigen Adlers
durch die Ejreuzzüge gebracht sein, be-
kommt aber auch hier fast bis zum Ende
des M, A. keine reine Wappenbedeutung,
154
DOPPELAXT— DOPPELCHEN
sondern erscheint im wesentlichen auch
hier zunächst aus Gründen der Symmetrie,
der Raumfüllung und um eine Variante
zu schaffen. Wohl hat Kaiser Friedrich II.
im Schild nebenbei auch den doppel-
köpfigen Adler getragen, aber auf seinen
Münzen erscheint nur der einköpfige. Jener
wurde dann auch von den Söhnen Friedrichs
als Wappen übernommen, dann tritt er
aber wieder hinter dem schlichten Adler
zurück. Erst auf den Goldschilden Ludwigs
des Bayern, die vielleicht in Antwerpen
geprägt sind, tritt der doppelköpfige A.
auf; auf seinen Siegeln erscheint aber noch
der einköpfige Adler. Erst seit ICaiser
Friedrich IIL, der jenen auf Goldm. u.
Groschen setzt, ist seine ausschließliche Gel-
tung als Wappenschild des heiligen Römi-
schen Reiches deutscher Nation festbegrün-
det. Er erscheint nun bis 1806, dauernd von
vorn, mit ausgebreiteten Flügeln, die Köpfe
entweder beide bekrönt und nimbiert oder
eine Kaiserkrone über beiden schwebend.
Eine Anzahl von deutschen Fürsten und
Städten hat sich seiner als Wappen eben-
falls bemächtigt. Nach 1806 wird er dann
auf Österreich übertragen.
Auf Münzen erscheint er im M. A., ab-
gesehen von den vorhin erwähnten, zuerst
auf einem Denar der Kaiserin Beatrix in
Schweinfurt, den man auch dem Minne-
sänger Otto von Botenlauben und seiner
Gattin zuschreibt, dann u, a. a\if kleinen
brabantischen Pfennigen aus Haelen (1235
bis 1261), auf den y3-Groschen der Mar-
garete von Konstantinopel, hier vermut-
lich wegen ihrer byzantinischen Herkunft,
und deren Nachahmungen in Lüttich,
Namur u. a., dann als »redend« durchaus
erklärlich in Arnstedt und Arnhem usw.
Auf all diesen Stücken aber hat er keine
Wappenbedeutung.
Rußland hat erst spät mit dem Anspruch
auf das Erbe des Oströmischen Reiches
den Doppeladler angenommen, er taucht
zuerst auf einer Wachsbulle Iwans IIL
1497 auf. Auf die Münzen wird er hier
aber erst im Anfang des 17. Jh.s gesetzt.
Unter dem byzantinischen Einfluß haben
auch einige Balkanvölker, wie z. B. die
Serben, den Doppeladler als Wappen über-
nommen. Er kommt aber im M. A. nicht
auf ihren Münzen vor. — Svoronos,
8 SixscpoXo? dexi? to5 BüCavTfoü Athen 1914-
Köhne in d. Beri. Bl. f. M.-, Siegel- und
Wappenkunde, Beriin 1871/73, Bd. VI
S. I ff. ; A. Erbstein im Anzeiger f. Kde. d.
deutschen Vorzeit, N. F. ii. Bd. Jg. 1864
S. 166 ff.; Menadier im Sammler 23. IV.
1921 S. 5. Su.
Doppelaxt (Doppelbeil, T:IXexo^, Xotßpo?,
bipennis), Gerät, Opfergerät und Waffe,
insbes. Waffe der Amazonen und des
jugendlichen Reitergottes auf 1yd. u. a.
M., der in Thyatira als TYPIMNOS
bezeichnet wird und dort auch als steh.
Gott und als Helios in Quadriga vor-
kommt (Imhoof, Lyd. Stadtm. S. 103/s,
150/2), anderwärts des reitenden Men,
des stehenden Apollon (Lairbenos), des
Sandas; femer wichtigstes Sinnbild des
Gottes und der Herrscherwürde in der
altkret. und karischen Kultur, wo sie
Labrys hieß, daher wohl Labyrinth =
Haus der D., daher auch der Beiname
des karischen Zeus Labraundos, in dessen
Hand sie auf M. der kar. Satrapen und von
Mylasa erscheint; selbständiges M.-bild
ist die D. auf vielen kar., lyd. und phryg,
M., auf thessal. M. (hier vielleicht Abzeichen
der Würde als Tot^o? == Bundeshaupt-
mann, Z. f. N. 35 S, 65), auf M. der thrak.
Odysenkönige (auch der Thrakerkönig
Lykurgos hat sie bei sich, als er die Wein-
stöcke zerstört, auf alexandrin. M.), in
Etrurien usw.; geradezu als Stadtwappen
aber erscheint sie auf M. von Tenedos,
wo auch mit Stützen versehen, also als
Weihgeschenk im Tempel aufgestellt; von
einem Periklytos von Tenedos wird be-
richtet, daß er D. in Delphoi geweiht habe.
Mit einer Schlange umwunden, steht die
D. auf einer M. von Hierapolis Phryg.,
in einen Dreizack auslaufend auf M. von
Mylasa, Synkretismus mit anderen Göttern
andeutend. — Auf den Opferszenen röm-
Medaillone wird der Stier zuweilen mit
einer D. erschlagen. — R. E. XII S. 286/307,
bes. S. 303/7; Ebert, Reallex. II S. 448/9;
Anson, Greek coin types II Taf. I. II. —
Über ihre wichtige Rolle als (Gerät) geld s.
unter Beilgeld, vgl. Abb. 6 und 10. R.
Doppelchen, volkstümliche Bezeichnung
des kurtrierischen Doppelpfennigs oder
Halbkreuzers im 18. Jahrhundert (s. auch
Flimmerchen). Auch das niederländische
DOPPELCHITON— DOPPELSCHILLING
155
2-Stüverstück (s. Stüver) hieß Duppeltje,
— Schrötter, Trier, Gesch., S. 194. S.
Doppelchiton, mißbräuchliche Bezeich-
nung eines Chiton (s. d.), bei dem Über-
schlag oder Bausch bes. tief herabfällt.
R.
Doppelschilling. Die Prägung dieser
Münzen wurde zuerst von den wendischen
Städten Lübeck, Hamburg, Wismar und
Lüneburg am 7- XII. 1461 beschlossen,
aber wohl erst 1468 begonnen: 70 Stück
sollten auf die 12 lötige Mark gehen,
Rauhgewicht 3,34 g, Feingewicht 2,5 g.
12 Stück von ihnen gingen auf den Gold-
gulden, zunächst auch auf den Taler,
später aber 16.
Von diesen ältesten Doppelschillingen
sind nur solche von Hamburg und Lübeck
erhalten: Vs. Madonna oder Johannes der
Täufer, Rs. Stadtwappen, Seit 1492 war
der Typus der 4 Städte der folgende: Vs.
Wappen der Stadt, die die Doppelschillinge
prägt, Rs. Wappen der übrigen 3 Städte.
In den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts
Änderung des Typus: Vs. Stadtwappen,
Rs. Stadtheiliger. 1568 wurde gemäiä der
niedersächs.Kreismünzordnungbeschlossen,
auf der einen Seite den Reichsadler mit dem
Reichsapfel, in dem die Wertzahl 16 sich
befinden soUte, zu bringen.
Die Prägung dieser Münzen wurde von
den mecklenburgischen Herzögen in den
20er Jahren nachgeahmt. Ulrich v. Güstrow
schlägt sie dann erstmalig 1567 mit einem
D, in dem sich ein S befindet, in dem D
ein Reichsapfel; Karl von Güstrow prägte
dann 1603 die Doppelschillinge mit einem
seitdem üblichen verschlungenen DS, dar-
über ein Reichsapfel. Und so ist diese
Münze mit oder ohne Reichsapfel be-
sonders zur Kipper- und Wipperzeit weit-
hin nachgeahmt worden: von den braun-
schweigischen und lüneburgischen Her-
zögen, von dem Bischof von Ratzeburg,
dem Herzog von Lauenburg, dem Admini-
strator von Magdeburg, dem Kurfürsten von
Brandenburg, dem Fürsten von Anhalt, dem
Grafen von Barby und sogar von Nord-
hausen und von dem Herzog von Sachsen-
Altenburg. Neben diesem DS -Typus ist der
andere mit dem Reichsadler und Reichs-
apfel, in diesem die Wertzahl 16 beliebt
gewesen, z. B. in Schleswig-Holstein, Erz-
stift Bremen, Schauenburg, Stade u. a.
Der Münzfuß der Doppelschillinge ist im
16. Jh. wesentlich geringer als im 15. In
Wismar sollten 1523 57 Stück auf die
7 lötige Mark gehen: Rauhgewicht: 4,1 g,
Feingewicht 1,8 g, 1599 74 Stück aus der
7 Lot 8 Grän haltenden Mark, Rauhge-
wicht 3,16 g, Feingewicht ca. 1,48 g und
161 7 durch Kreisschluß 90 Stück aus der
7 Lot 9 Grän haltenden Mark: rauh 2,6 g,
fein 1,02 g.
In der Kipper- und Wipperzeit wurde der
Doppelschilling noch geringhaltiger ausge-
bracht, zwar weniger von den Städten als
von den Fürsten: Nach einer Lüneburger
Münzvalvation vom 9. VI. 1621 münzte:
Ulrich V, Pommern-Stettin 138 Stück aus
der T^/z lötigen Mark, August v. Sachsen -
Lauenburg 150 Stück aus der 7 Vz lötigen
Mark, Friedrich Ulrich v. Braunschweig
und Lüneburg 196 Stück aus der 3 Lot
15 Grän haltenden Mark!
Entsprechend der Verschlechterung der
Doppelschillinge gingen auch mehr von
ihnen auf den Taler, im Anfang des 17. Jh.s
171/1, 1610 181/2, 1615 19%, 1617 20, was
teilweise auch auf den Münzen durch Er-
setzung der 16 durch eine andere Zahl
kenntlich gemacht wurde, und am il. III.
1622 kamen Dänemark (für Holstein),
Holstein-Gottorp, Pommern, Mecklenburg,
Lauenburg, Lübeck, Bremen und Hamburg
überein, den Taler auf 48 Schillinge zu set-
zen; damit wurde der alte Doppelschilling,
der V16 Taler, gleich 3 Schillingen, und wurde
nunmehr Düttchen genannt (siehe dort).
Der neue wirkliche Doppelschilling war
jetzt ^24 Taler — i guten Groschen. Diese
24 im Reichsapfel findet sich dann auch
bald auf den Doppelschillingen nach der
Kipperzeit, während das verschlungene DS
allmählich verdrängt wird. (Über die
Gegenstempelung der Doppelschillinge im
ersten Viertel des 17, Jhs. s. Gegenstempel.)
Hamburg begann 1623 nach den Be-
stimmungen des Niedersächsischen Kreis -
abschieds vom 16. Juni 1622 Doppelschil-
linge zu schlagen: 8 lötige zu 108^/» Stück
auf die rauhe Mark, 2, 15 g schwer mit 1,08 g
Feingewicht. Nach dem Zinnaischen Fuße
von 1667 wurden 124 Stück aus der 7Va-
lötigen Mark geschlagen: 1,89 g schwer mit
156
DOPPELSCHLAG— DOPPELWÄHRUNG
0,89 g Feingewicht; 1725 272 Stück auf
die feine Mark, 119 Stück aus der 7 lötigen
Mark: 1,96 g Rauh-, 0,86 g Feingewicht.
1762 und 1763 wurden die letzten in Ham-
burg geschlagen, im Unterschied von den
anderswo geschlagenen Doppelschillingen
immer mit der Wertzahl 2 (Schillinge).
Ebenso wie in Hamburg sind auch mit der
Wertzahl 24 in Schwedisch -Vorpommern,
Lübeck, Bremen und Verden* u. a. im 17.
und wohl auch teilweise im 18. Jh. Doppel -
Schillinge geschlagen worden. — In Öster-
reich prägt man seit 1928 Doppelschillinge
nach der neuen Schillingwährung, Le-
gierung ^40/1000 M und 360/1000^^ 12 g rauh
und 7,68 g fein. — Suhle, Der Fund
V. Woldisch-Tychow, Monatsbeilage der
Belgarder Ztg. 5. Jg. Nr. 12; Gaedechens,
Hamburg. Münzen u. Med, Bd, H S. 167Ü.;
Jesse, Wendischer Münzverein S. Ii6f. u. a.
Su.
Doppelschlag, franz. tr6flage, eine bei der
früheren Hammerprägung sehr häufige Art
der Verprägung (s. d.): der Arbeiter schlägt
mehrmals zu, sei es, weil der erste Schlag
die Stempel zu unvollkommen in den
Schrötling eingedrückt hat, sei es, daß bei
der großen Fläche des Schrötlings (z. B.
Braunschweiger Löser), oder wegen der Höhe
der Erhabenheit (z. B. S3rrakusaner Deka-
drachmen) von vornherein mehrere Schläge
beabsichtigt waren. Die Folge ist, daß die
Konturen ganz oder teilweise doppelt (bzw.
dreifach usw.; bes. grobes Beispiel: Cat.
M'clean coli. II Taf. 165, 16 Anchialos) er-
scheinen, zuweilen sogar Zusammenschie-
bungen, Verschiebungen und Verzerrungen
auftreten. D. gibt leicht zu wissenschaft-
lichen Mißverständnissen Anlaß, indem auf
röm. M. mit Iterationsziffem (z. B. COS.
IUI) ein Strich zuweilen nur dem D.
verdankt wird, MIT zu MT wird, was
dann als Stempelfehler gilt (so auf einem
dreifachen Löser von 1655) usw. Seit Ein-
führung der Prägemaschine, deren ICraft
mehrmaligen Schlag unnötig macht, und
der Prägung in Ringe, die das Festliegen-
bleiben der Medaille unter dem selbst mehr-
maligen Drucke des Balanciers gewähr-
leistet, kommt D. kaum noch vor. — .
Luschin, Allg. M. -Kunde« S. 55; Num.
chron. 1922 S. 35. — Auch bei gegossenen
M. kann sich bei ungleichmäßigem Ein-
drücken des Modells in den Formsand
etwas dem D. Ähnliches ereignen. R.
Doppelsesterzen (^-Quinare) sind die
mißbräuchlich sog. Medaillone des Decius
und seiner Gattin Etruscilla, etwa 34 — 38
mm Dm., 30 — ^48 g, mit Felicitas saeculi,
Liberalitas Aug., Victoria Aug., bei Etr.:
Pudicitia Aug., stets mit SC ; auf der Vs.
trägt zur Unterscheidung vom Sesterz
(Großbronze) Decius die Strahlenkrone,
Etruscillas Büste ruht auf dem Halbmond.
— Trait6 I S. 606/7 (teilweise schief); Num.
chron. 1919 S. 138 (es sei vielmehr ein 1%-
Sesterzenstück). R.
Doppelsinn oder doppelte Verwendung
antiker M. -Aufschriften. Bei der allgemei-
nen Abneigung der Alten gegen Wertbe-
zeichnungen (s. d.) werden sie öfter derart
in die übrige Legende »hineingeheimnißt«,
daß sie zugleich einem anderen Zwecke
dienen: E, Anfangsbuchstabe von Heraia,
wird verdreifacht für drei Hemiobolia ge-
braucht; in STP = HtpaTtlottv, Einwohner
der Stadt Stratos, bedeutet das höher ge-
zogene T zugleich Triobolon oder Trihemi-
obolion; auf kaiserl. M. von Midaeion be-
deutet das A im Stadtnamen, höher als die
übrigen Buchstaben, zugleich !A.(aaapiov);
das OB der röm. Gold-M. seit Valentinianus
I. bedeutet außer ob(ryziacus) zugleich »72
(ein Pfund fein)«; auf byz. M. des lustinia*
nus I. bedeutet das größer geschriebene K
in der Münzstättenangabe KVZ zugleich
die Wertzahl 20 und auf solchen des lusti-
nus IL ist das größer geschriebene I im
Namensanfange lustini zugleich die Wert-
zahl 10. — R. E. III A S. 922. R.
Doppelwährung (Bimetallismus) ist die
Metallwährung (s. Währung), bei der Gold-
und Silbermünzen in einem vom Staate
festgesetzten Wertverhältnis nebeneinander
umlaufen sollen, so daß der Gläubiger mit
der Zahlung jeder der beiden Münzarten
zufrieden sein muß. Statt der früheren
ParsJlelwährung (s. d.) ist die Doppel-
währung zuerst von der ersten französischen
Republik eingeführt worden, und zwar im
Jahre 1803, indem dsis Wertverhältnis auf
I : isv'a festgesetzt wurde. Jedoch wider-
spricht der Bimetallismus dem damals ange-
strebten System der freien Prägung, das
heißt der Pflicht des Staates, alles ihm ange-
botene Währungsmetall zu verprägen, wo-
DOPPIA-DOPPIETTA
157
durch die Festhaltung des Wertverhältnisses
fast unmöglich wird. Denn nur dasjenige
der beiden Metalle wird zur Prägung ange-
boten, das auf dem Weltmarkt im Verhält-
nis zu dem anderen billiger ist als in der
Festsetzung des Staates. Da nach 1803 das
Wertverhältnis auf dem Weltmarkt auf
I : 15,65 und höher stieg, brachte der fran-
zösische Edelmetallhändler sein Gold nach
London, wo er 15,65 kg Silber für i kg
Gold erhielt und nicht in die Pariser Münze,
die ihm nur 15,5 gab. So verlor Frankreich
das Gold und hatte in der Tat Silber-
währung, und die freie Prägung beider
Währungsmetalle stand nur auf dem Pa-
pier, Als dann seit 1850 infolge der ver-
mehrten überseeischen Goldausbeute und
der starken Silberausfuhr nach Asien das
Wertverhältnis des Weltmarktes unter
I : 15^« fiel, trat der umgekehrte Fall ein:
Frankreich hatte seitdem Goldwährung.
Dennoch hat Frankreich offiziell die Dop-
pelwährung weiter beibehalten, doch wur-
den 1864 und l866 die Silbermünzen unter
dem 5 -Frankstück, um sie festzuhalten, von
900 auf 835 Tausendteile Feinheit gesetzt,
1876 endlich die Prägefreiheit der Silber-
münzen aufgehoben, so daß Frankreich
seitdem hinkende Doppelwährung (s. d. und
Lateinischer Münzbund) hatte. Möglich
wäre die Doppelwährung mit freier Prägung
beider Metalle nur, wenn der Staat die Aus-
tauschung des einen gegen das andere
Metall in dem von ihm bestimmten Wert-
verhältnis ermöglichen wollte und könnte,
was die Vereinigten Staaten jahrelang unter
den ungeheuersten Opfern versucht haben
(s. Dollar).
Besonders heftig war der Streit um die
Doppelwährung in den achtziger und neun-
ziger Jahren des vorigen Jh.s; die Haupt-
vertreter beider Richtungen waren Adolf
Soetbeer und Otto Arendt, Dieser leugnete
die von Soetbeer behauptete progressive
Verwendung des Goldes im internationalen
Verkehr und daß sie imstande sei, die starke
Erhöhung des Goldwertes aufrecht zu er-
halten, die vielmehr willkürlich sei. Aber
der starke Wertfall des Silbers von i : IS,5
um 1873 bis auf l : 36 am Ende des
19. Jh.s hat dann doch die meisten Länder
zur Goldwährung geführt. Die Bimetal-
listen hofften noch, durch internationale
Währungsverträge die Doppelwährung
aufrecht erhalten zu können, doch was
Lexis, kein absoluter Gegner der Doppel-
währung, 1895 sagte, ist heute wohl die
allgemeine Überzeugung: »Niemals wäre
ein tollkühnerer Sprung ins Dunkle gewagt
worden als die Einführung des Bimetallis-
mus mit den alten Wertverhältnissen sein
würde. Niemand kann die Wirren und
Katastrophen ahnen, die eine von Schwin-
del und Krisen abwechselnd begleitete
Preisrevolution erzeugen müßte, wie sie
durch eine jährliche Vermehrung des Metall-
geldes um IIOO bis 1200 Millionen Mark
entstehen würde.«
Ob wir freilich mit der Goldkernwährung^
(s. d.) auf die Dauer auskommen und nicht
vielmehr dem Silbergeide eine weit bedeu-
tendere Rolle als die einer Scheidemünze
zuzugestehen gezwungen sein werden, muß
die Zukunft lehren, denn die Hauptbedin-
gung der Erhaltung einer Währung bleibt
doch die, daß genug des Währungsmetalls,
vorhanden ist, was vom Golde bezweifelt
wird (s. Goldwährung am Schluß). In neue-
ster Zeit (1926/7) werden in England und
in den Niederlanden die Stimmen für die
Rückkehr zum alten Silberstandard (Eng-
land 925, Niederlande 920 Tausendstel)
immer häufiger. — O.Arendt, Die vertrags-
mäßige Doppelwährung, Berlin, 1880; W.
Lexis, Der gegenwärtige Stand der Wäh-
rungsfrage, Dresden, 1895; Bl. f, Münzfr.
1926, s. 559. s.
Doppia. In Mailand ließ zuerst Galeazzo
Maria große Mengen doppelter Dukaten,,
genannt Doppia, prägen, die 6,9 g wogen
und fast ebensoviel Gold hielten, auf einer
Seite die Büste, auf der anderen Seite den
Helm der Sforza trugen. — Eine ganz andere
Münze war die spanische Doppia, ein Dop-
pelskudo (s. Dublone), der 6,705 wog und
6,18 g Gold hielt und jene reichhaltigeren
Doppeldukaten seit 1500 verdrängte. Im
18. und 19. Jh. hatten die Doppien der
verschiedenen italienischen Staaten ganz
ungleiches Gewicht und Feingehalt. So.
wurden 1861 tarifiert die D. von Savoyen
auf 28,45, von Parma auf 21,92, von Rom
auf 17,07 Lire italiane (Franc). — Gnecchi,
Milano, S. 75, Taf. 13, 6; Klimpert, S. 79*
S.
Doppietta, ein kleines, von den Herzogen
158
DOREA— DRACHE
von Savoien 1768 und 1773 für Sardinien
gemünztes Goldstück mit Büste auf einer,
Schild auf der anderen Seite zu 5 Lire
sarde = V5 Carlino, von 3,211 g Gewicht
und 2,865 g Goldgehalt. — Promis, Savoia,
I, S. 475 f., 336, II, Taf. 69, 53 und 74, 23.
S.
Doreaoder Doroiiy griech. Scopsoc, 8<üpov,=:
Geschenk. Auf A von Chios steht ßacitXi(oc
%"ci6xoo S&pov, also hatte wohl ein König
Antiochos (II. von Kommagene ? 38 — ^20
V. C.) den Chiem das Edelmetall zu dieser
Ausgabe geschenkt, Num. chron. 1917 S.208.
— Auf M. Caesars steht d(onativum) (s. d.)
= Geldgeschenk ans Volk, in Parallele zu
m(unus), s. unter Munificentia. Acopea
steht bei einer Brücke auf M. von Aigeai
Kiük. und Mopsos, die offenbar jemand
gestiftet hatte; Scopei aeixoo, einmal äich
^E7ü(«T0ü), auch (des Kaisers) 'AXs£av8poü,
auf M. von Tarsos bezieht sich auf Getreide-
geschenke, ebenso die Legende donatio
(zur Frau zwischen Modii, Cremna) und
aetemum benefiicium (zum Modius, s. d.,
Laodikeia Syr.undSidon), während Tpaiavic
S8ü>xev auf M. von Sepphoris sich wohl auf
Verleihung des M. -rechts oder — wie
soeben in Chios — auf Stiftung der betr.
M.-emission bezieht und don(atio) sacr(i)
cert(aminis) (Cremna) auf Ausstattung von
Festspielen. — Num. Chron. 1900 S. 96;
B.M.C. Palest. S.XII^. R.
Domenkranztaler (Dornkrontaler), ein
Taler der Maria von Jever (1536 — 1575)
mit dem jeverschen Wappen auf der Vs.
und einem Domenkranz auf der Rs., der
die Bedrängnisse des »Fräuleins von Jever«
veranschaulichen sollte. — Lehmann,
S, 46 ff. S.
Dos, siamesische Goldmünze, s. Tikal.
Double parisis u. tournois s. Denier,
Double d^or ist ein Ausdruck für die
Chaise d'or Karls VI. als Dauphin-Regent,
in La Rochelle 1420 nur 6 Monate geprägt,
40 Stück auf die 24 kar. Mark, i D. = 8 1. 1-
Typus: Vs. sitzender König auf mit Löwen -
köpfen geschmücktem Stuhl, zu Seiten 2
Lilienschilde, das Ganze im 17 Paß; Rs. im
Spitzvierpaß mit Lilien ein Blumenkreuz,
i. d. W. Lilien. — Blanchet, Manuel II S.
Jiyi, 275; Hoffmann Taf. 25, 4. Su.
Double kejr, verdorben aus Dubbeltje
<s. d.). — ' Temple in I. A. 26, 335. V.
Double royal d'or ist eine Art Chaise d'or,
von Philipp VI. von Frankreich 1340 zu
36 Stück auf die 24, später 23 karätige Mark
geprägt (i Stück wiegt 6,8 g). Typus :Vs.
sitzender König auf gotischem Stuhl, Rs.
Blumenkreuz, i. d, W. Kronen im ge-
schmückten Spitzvierpaß. — Blanchet II,
S. 248 f.; Hoffmann Taf. 32, 11. Su.
Doublen = Dublone (s. d.).
Douceurdukaten sind bayerische goldene
Medaillen von der Größe und dem Gewicht
der Dukaten nait dem Kopfe des Königs
auf der Vs. und einer Krone auf der Rs.,
die zum Zweck königlicher Trinkgelder
unter Ludwig IL geprägt wurden, (s auch
Repräsentationsmünzen). — Num.-sphrag,
Anzeiger III, Hannover 1872, S. 129 f. S.
Douzaln war der Blanc (s. d.) zu 12 De-
niers Franz I. von Frankreich, eine sehr
beliebte Münze, weil sie im ICleinhandel die
Hauptrechnungseinheit, den Sol tournois
darstellte. Franz I. prägte ihn seit 15 15
mit dem Typ des Grand Blanc ä la couronne
(s. Blanc), 1540/41 als Douzain ä la Sala-
mandre und seitdem k la croisette (s. Sala-
mandre und Croisette). Der Douzain wog
seit 15 15 2,846 g und hielt 1,022 g Silber,
seit 15 19 2,66 mit 0,898, der Salamandre
2,66 mit 0,863, die Croisette 2,671 g mit
0,794 g Silber. — Hoffmann, Taf. 60, 91
—100, 104— 109; Levasseur, S. 39 ff-, 234!.
S.
DozzenOy italienischer Name des Gro-
schen, dann des Douzain (s. d.), der beson-
ders von den Päpsten in Avignon geprägt
wurde. S.
Drache, i. Antik. Das Wort kommt vom
griech. Spoixcov, lat. draco == Schlange,
schlangenähnliches Ungeheuer, Abb. 59.
Eine Schlange mit Tierkopf, später mit
Menschenkopf, erscheint, zuweilen als
rAYKßN bezeichnet, auf M. von Abono-
teichos, wo sie auch Lukian, Alex. 58
infolge eines Schwindels des »Propheten«
Alexander erwähnt, mit Menschenkopf ohne
Beischrift in Nikomedeia (vgl. R. E. VII
S. 1468), Die von einem Elefanten getre-
tene Schlange auf A Caesars, ebenfalls mit
fremdem Kopf, deutet man auf Gallien, da
der Kopf an den der gallischen Feldzeichen
(s. unter Karnyx) erinnere. In der christl.
Symbolik bedeutet der D. das Heidentum
und alles Böse überhaupt : die vom Labarum
DRACHME
159
durchstoßene Schlange auf einer M. Con-
stantinus L, Abb. 109, die vom Kaiser
überrittene Schlange mit Tierkopf (Gold-
med. Constantius' IL mit debellatori
hostium, hier also Symbol der Feinde über-
haupt), und die auf der Rs. späterer röm.
Kaiser-M. (seit Valentinianus III., vgl.
schon M. des Honorius: der Kaiser tritt auf
einen Löwen, dessen Schwanz einen Schlan-
genkopf hat) vorkommende, vom Kaiser
niedei^etretene Schlange mit Menschen-
kopf sind wohl so aufzufassen; Rev. num.
1914 S. 300 ff. — Der D. erscheint im selben
Sinne, in Gestalt etwa eines Krokodils oder
Sauriers, geflügelt, feuerspeiend usw., vom
Heil. Georg zu Roß bekämpft, bes. auf den
Georgstalern u.-med., s. d., und ist auch
das M. -Wappen neuerer chines. M. R.
2. Ein Drachenkampf ist ein häufiges
Stück des bayrisch-böhmisch-polnischen
Bilderkreises (z. B. Fund v. Kasing). Auf
französischen Goldmünzen kämpft der
heilige Michael mit dem Drachen und ver-
sinnbildlicht so den Kampf mit dem Erz-
feind. Auf Mansfelder Talern u. a. er-
scheint der heilige Ritter Georg zu Pferde,
einen Drachen mit der gezückten Lanze be-
kämpfend (s, Georg). — Friedensburg,
Symbolik S. 161 f. Su.
Drachme* i. im Altertum. Griech. BpajffxTQ,
altgriech. Gewicht, Rechnungseinheit und
M., meist in Silber, seltener in Gold; die
Herleitung von 8patxea8at = fassen, weil
man 6 Obeliskoi (s. d.) in einer Hand fassen
konnte, ist zwar abenteuerlich, trifft aber
praktisch für die erhaltenen Spießchen zu.
— Man rechnete l Talent zu 60 Minen zu
IOC D. zu 6 Obolen; also 6000 Dr. =
I Talent; wenn andere Verhältniszahlen
angegeben werden, so liegt Kombination
zweier Wähnmgen vor: wenn die äginäische
D. IG Obolen haben soll, das ägin. Talent
loooo D. usw. (PoUux Onom. IX 86), so
sind das eben attische Obolen bzw. D.;
wenn die att. Mine 70 D. hat, so sind das
äginäische D. Denn das Gewicht der Dr.
war in allen Währungen verschieden, und
man trennte daher die Spa^fA^C iraxewtc von
den 8p. Xeircaf (Hesych. s. v. l&Tzxd^;).
Es gibt also soviel verschiedene D., wie es
Münzfüße gibt, s. daher unter Äginäischer,
Attischer, Babylonischer, Chiischer, Euböi-
scher, ELarthagischer, Korinthischer, Milesi-
scher. Persischer, Phönikischer, Phokäi-
scher, Ptolemäischer, Rhodischer M.-Fuß
sowie Alexandreia und Kistophoren; andere
Benennungen von D. und D.-Multipla nach
Herrschern (z. B. Antigonos, Antiochos,
Attalos, Demetrios, Lysimachos, Maussollos)
und Orten (Antiocheia, Chalkis, Delos,
Ephesos, Maroneia, Sikyon, Tenos, Tyros
usw.) und die 5. AJ'^üirctaxTQ und 8. VYisttüTix-jQ
(alles dies: Trait6 I S. 480—504; R. E, V
S. 161 8/27) beziehen sich wohl meist auf das
Gepräge, doch mögen oft auch lokale M.füße
hinter der Benennung stehen. — Nach der
D. benennt man auch die Multipla, s. unter
Dodeka-, Deka-, Okta-, Hexa-, Penta-,
Tetra-, Tri- und Didrachmon, von den
Unterstufen aber nur das Hemidrachmon,
die übrigen drückte man in Obolen aus.
Das Didrachmon wird meist Stater (s. d.)
genannt, = ^50 Mine (oder yioo »schwere«
Mine, s. unten), und ist wohl die ur-
sprüngHche Hauptstufe, da auf den Stater
ausnahmslos 12 Obolen kommen: duodezi-
male Einteilung; denn für die D. -Rechnung
gibt es eine bemerkenswerte Ausnahme: in
Korinth zerfällt der Stater nicht in 2 D.,
sondern in 3 Teile, die gleichfalls D. hießen,
obwohl sie nur 4 Obolen schwer waren, so
daß hier — und ähnlich z. B. in Mende, wo
ein att. Tetrobol die Aufschrift MevSatY] hat,
wozu nur Spax^ti^ ergänzt werden kann,
Z. f. N. 34 S. II — 150 solcher D. auf die
Mine gingen. — Stießen verschiedene
Währungen nachbarlich aneinander, so
half man sich oft mit Ausgleichs -M. (s.d).
Beispiele: die Bundes-M. der Symmachie
(s. d.) von 387, der pelop. Ausgleich
zwischen kor. Drachme und ägin. Triobol,
die prienischen M. im Ausgleich zwischen
phönik. und pers. Fuß; Regling, M. von
Priene S. 128; Z. f. N. 38 S. 266 (Ephesos),
267 (Italien), 270 (Kyrene).
Im Gewichtswesen bezeichnete man —
und zwar schon im alten Orient — das
Doppelte einer Gewichtsstufe jeweils mit
demselben Namen, so daß neben dem ge-
wöhnlichen Stater ein doppelt so schwerer
einherging, neben der D., Mine usw. eine
doppelt so schwere, vgl. Hesych. unter
Uaye(oL und hier unter Siglos.
Übrigens unterliegt die D, wie jede
andere längere Zeit geprägte M. dem
allgemeinen Gesetze der Abknappung am
l6o
DRACHME
Schrot, die sieb aber natürlich nur bei
reichem Material und längerer Prägedauer
feststellen läßt: die att. D., normal H,366«g,
wiegt in hellenistischer Zeit im Durchschnitt
nur noch 4,I2 g, die Dr. der nach dem att.
Fuß geprägten städtischen Tetradr. Alexan-
ders aus dem 2. Jh. v. C. nur noch 4,04 g,
vgl. Regling, M. von Priene Anm. 266.
In Ägypten tritt, neben die Silber-D.
in ptol. Zeit die Kupfer-D., 8. x^^^^
oder YotXxiVTQ, d. h. es wird statt in
Silber-E). in Kupfer -M. gezahlt, was fcald
zu einem Agio (dUa-yr^; bei Parität des
Kurses wird von -/ahiLbi; Jdovofxo? ge-
sprochen) der Silber-M. führt, dessen
Auf und Ab hier nicht verfolgt werden
kann; vgl. Segr^, Metrologia S. 278/80.
In der Kaiserzeit wird das von den letzten
Ptolemäern stark im Korn verschlechterte
ägypt. Tetradrachmon von Tiberius so
ausgeprägt, daß es nur soviel ^ enthält
wie der röm. Denar, und das Verhältnis
der D. als ^4 Denar bleibt hier so, auch
als beide M. längst untergegangen waren;
hier in Ägypten ist im Gegensatz zum
ganzen übrigen Reich also D. und Denar
nicht gleich (N, Z. 51 S. 213/4); man
rechnet dann nach Talenten solcher D.,
XaXxoü ToXavTov (zu je 6000 Stück), dann
später nach Myriaden von Denaren, s.
unter Denar und vgl. Z. f. N. 38 S. 247 ff.
Den Namen Gold-D. kennen wir in-
schriftlich für Karystos (R. E. V. S. 1624)
und sie ist dort auch als M. erhalten;
aber auch zu dem Goldstater att. Fußes
gibt es, wo er geprägt wird, oft auch
Hälften, also goldene D. ; die 8. j^puatoo er-
scheint daher öfter bei den griech. Lexiko-
graphen.
Wertaufschriften inD. sind wie alle Wert-
bezeichnungen (s. d.) auf griech. M. sehr
selten: A = Spot^ixTQ auf M von Sikyon;
AiSpaxM-ov und 8paxHi.T5 auf kaiserl. syr. JR.,
Z.f. N. 32 S. 146/7; auf bronzene D. be-
zieht sich das Wort Spa^fAcc (-fii5)auf späten
JE. von Byzanz und Melos, ebenso das Wort
Bffipaj^fiov auf -^ von Rhodos, Texpa6paxp.ov
auf unbest. ^ (Journ. int. XI S 243). Das
D. -Zeichen der Handschriften V findet sich
auf einer N-U. Demetrios* I. v. Syrien:
BK = 2 (Stateren) und i Dr., Klio VS. 125.
Anderwärts (Korinth, Argos usw., s. unter
Wertbezeichnung) erhält die ganze D. das
ganze Tier als M.-Bild, die halbe das Tier-
vorderteil usw.
Seit dem Auftreten der Römer im Osten
wird die damals fast allein übrig gebliebene
att. D. im Kurse dem röm. Denar gleich-
gerechnet — vgl. z. B- das Wertzeichen
s I = 16 (Sesterzen) auf makedon, Tetradn
des Aesillas — trotz des Mehrwertes, den
sie bei aller Abknappung (s. o.) noch
gegen den damaligen Denar (3,9 g) hatte;
und seit Neros abermaliger Herabsetzung
des Denars auf 3,4 g wird die (att.) D.
als diesem gleich förmlich ins griech. -
röm. Gewichtssystem übernommen, Plin.
N. h. 31, 185, und als ^96 röm. Pfund
= ^8 Unze = 3 Scripula = i8 Siliquae
gerechnet, ja als Einheit des Gewichts oft
einfach bhcq (= Gewicht) benannt. — R. E.
V S. 1613/33; Trait6 I Register S. 1084;
Hultsch, Metrol. scr. II Register S. 173 u.
239; Giesecke, Italia numism. 1928 konnte
hier noch nicht benutzt werden. R.
2. D. im Mittelalter.
a) Die Drachme ist ein französ. Münz-
gewicht = gros (s. d.).
b) Drachmen und Halbdrachmen sind
auch von den Kjreuzfahrern in der Mitte
des 13. Jh.s in Akkon geschlagen worden.
Ursprünglich mit pseudokufischen Le-
genden geprägt, wurden diese auf Befehl
Innozenz IV. in christliche Legenden um-
geändert, doch blieb die arabische Schrift.
Der Typus dieser 2. Art war folgender:
Vs. ein Inschriftenviereck, in der Mitte eia
Kreuz, in arabischer Schrift: Ein einziger
Gott, ein einziger Glauben, eine ein-
zige Taufe. Rs. Inschriften -Viereck: Der
Vater und der Sohn u. der Heilige Geist
die einzige Gottheit, dazu in einem Um-
schriftkreis: Gott der Ruhm von Jahr-
hundert zu Jahrhundert, Amen, Amen,
Amen. Gewicht 2,6, u. die Halbdrachme^
deren Schrift ähnlich lautet, 1,2 g schwer. —
Schlumberger, Orient latin S. 139 flf. Su.
3. in der Gegenwart. Die moderne
Drachme ist die Hauptmünze des 1831
gegründeten Königreichs Griechenland. Sie
zerfiel in 100 Lepta (s. Lepton), wog
4,477 g und hielt 4,029 g Silber. Die
5-, I-, Va- und y4-Drachmen waren alle
900/1000 fein. Das Goldstück zu 20
Drachmen wog 5,776 g und hielt 5,198 g
Gold. Das Gepräge war Kopf-Schild, deir
DRACHME STEPHANEPHOROU— DREIFUSS
i6l
Teilstücke seit 1874 Kopf -Krone. Die
Drachme und ihre Teile wurden 1867 im
Feingewicht etwas verringert (s. Lateini-
scher Münzbimd) und ist später infolge
übermäßiger Papiergeldausgabe im Kurse
stark gesunken, insbes. seit 1918, Kurs-
stand jetzt (Dez. 1928) :•= 0,044 RM. S.
Drachme stephanephorou, griech. Sp^XR
aTscpavTj^opoü = Drachme (aus dem Hause)
des Kranzträgers, hießen die athen. Drach-
men; s. unter Stephanephoros. R-
Drahkaniy georgische Bezeichnung einer
Goldmünze, die um 1630 an Wert 30 Shauri
(pers. Shähi) gleichkam. Die allgemeine
georgische Bezeichnung für Goldmünzen ist
Phluri (Florin), Im 18. Jh. gab es Phluri
sowohl zu 30 'Abbäsi wie zu 30 Shauri; s.
*Abbäsi, Kirmaneul, Tram, — Brosset,
Hist. de la G^orgie, Introd. CLXH. V.
Dramma, nach dem attischen Münzfuß
geprägte indische Münzen. Einerseits
werden so die aus schlechtem Silber ver-
fertigten Gadhiya Paisa (Abb- 406), die
vom 8. — 13. Jh. in Nordindien und Gujerat
kursierten (3,69 — ^4,01 g), und die Vigrapala-
Münzen von Ost-Magadha des 10. Jh.s
genannt, die eine sehr barbarische Nach-
ahmung der sasanidischen Drachmen (s. d.)
darstellen, andrerseits die Adi Varäha-
Münzen mit Vi§nu mit Eberkopf auf der
Vs., die von Bhoja Deva von Kanaudj
(9. Jh.) geprägt wurden, sowie die Gold-
und Kupfermünzen einiger Rajputd3ma-
stien des ii. — 12. Jh.s (gewöhnlicher
Typus: Vs. sitzende Lakshmi, Rs. Name
des Fürsten in Nagari). Außer der Dramma
von 4,017 g sind y», V4 und y» Stücke
bekannt. — Smith, Ind. Mus. Calcutta
I 250; JASB. 1897, 305; I.A. 37, 146 ff.;
Brown, Coins of India 52; Taylor in
JPASB. 1904, 372 (N. S. III 18); Rapson
in JRAS. 1900, 118; Cunningham, Coins of
Med. India 49. V.
Drei-. Die damit zusammengesetzten
Münznamen s. meist bei den einfachen
Stichwörtern.
Dreibätzner^ süddeutsche Silbermünze zu
3 Batzen (s. d.) oder 12 Kreuzern seit dem
16. Jh. Sie und die Sechsbätzner oder 24-
Kreuzer waren Hauptkippermünzsorten in
Österreich und Süddeutschland und wurden
hier noch später im 17. Jh. in bedeutenden
Mengen geschlagen. Ihnen entsprachen in
Wörterbuch der Hittzukonde.
Norddeutschland die 4- und 8 -Groschen-
stücke (s. Kipperzeit). S.
Dreibein s. unter Triskeles.
Dreieinigkeitszeichen ist eine Figur, die
durch eine in drei Spitzen auslaufende,
völlig symmetrisch in sich zurückkehrende
Linie gebildet wird. Dieses Zeichen kommt
auf mittelalterlichen Münzen wiederholt
vor, besonders auf Denaren von Andernach.
In Speier wird die sancta Trinitas in der
Umschrift genannt. (S. auch Penta-
gramm). — Dannenberg 8.516 f.; Frie-
densburg, Symbolik S. 17 f. Su.
Dreier, eine norddeutsche Billonmünze
zu drei Pfennigen seit dem 16. Jh. (S,
Gröschlein und Dreiling). Seit der Mitte
des 18. Jh.s wurde sie meist aus Kupfey
geprägt. S.
Dreifalügkeitsdulcat s. Sophiendukat.
Dreifaltiglceitsmedaille neimen wir die
etwa 10 cm große Gußmedaille mit
aufgelöteten Einzelteilen, die der sächs.
Medailleur Hans Reinhart 1544 für Kur-
fürst Moritz anfertigte, mit Gottvater
sitzend, vor der Brust die Taube, zwischen
den Knien der Gekreuzigte, auf der Rs. das
Glaubensbekenntnis auf einer von zwei
Engeln gehaltenen Tafel. Es sind mehrere
Abarten und Umarbeitungen bekannt, auch
solche für Kurfürst August. — El. für
M. Fr. 1905 S. 3339; Mitt. des Clubs 1913
S. 69, R-
Drdfaltigiceitstaler sind Gedenktaler des
Grafen Heinrich I. von Reuß-Schleiz von
1679 mit dem Wappenschilde auf der Vs.
und zwei verschiedenen Rückseiten. Beide
zeigen die h. Dreifaltigkeit, die eine Gott
Vater als Brustbild, die andere Gottes
Hand, beide ein Reis auf einen Baum-
stanom pfropfend. Die Deutung ist ver-
schieden: einige sehen in dem Reis eine
Anspielung auf das Geschlecht der Reußen,
andere erblicken in dem Taler eine Gedenk-
münze auf den Frieden von Nymwegen,
wieder andere eine solche auf die Ein-
führung der Primogenitur, da beide Ereig-
nisse 1679 stattfanden. — L. Schmidt und
C. Knab, Reußische Münzgeschichte, Dres-
den, 1907, S. 57 f-, 197, Nr. 505, 506. S.
Dreifuß, griech. Tpfttooc, beliebtes Gerät
im Altertum: ein dreibeiniger Untersatz,
um etwas auf das Feue^ zu setzen u. dgl. ;
die 3 Beine, unteii oft löwenfüßig, sind
I62
DREIGRÖSCHER— DREEPETERMÄNNCHEN
meist durch Ringe verbunden, später sind
sie auch mittels beweglicher Querstäbe zum
Zusammenklappen eingerichtet; obenauf
(sei es fest verbunden, sei es abnehmbar)
ist ein Becken (Lebes, griech. X^ßij?, lat.
cortina) oder ein Kessel, über dem die Hen-
kel (meist auch drei) emporragen. Neben
der rein praktischen Verwendung ist der D.
als Abzeichen des wahrsagenden Apollon,
insbes. des pythischen, bei den Römern da-
her auch als Hinweis auf die Bücher mit den
sibyllinischen Weissagungen imd ihre Hü-
ter, die Quindecimviri, dann als Weih-
geschenk und Kampfpreis beliebt, und es
bilden daher TpfeoBec und Xlßijxec bei
Homer auch eine Erscheinungsform des
Gerätgeldes (s. d.), und auch die auf kret.
Inschriften des 5. u. 4. Jhs. v. C. als Rech-
nungsmünzen erscheinenden xpiicoSec und
XißKjtec weisen auf solch früheres Ge-
rätegeld Iiin; vielleicht bezieht sich auch
der auf kret. M. der Zeit häufige, einem
Becken ähnliche Gegenstempel darauf. —
Alleiniges M.-Bild ist er z. B. in Kroton,
Axos, Zakjmthos, Philippoi und auf röm.
M. des C. Cassius (mitTänie), M. Volteius
(von Schlange umwunden), Brutus (zwi-
schen anderem heil. Gerät). — R. E. V
S. 1669; Ebert, Reallex. HI S, 455/456, IV
S. 218; Anson, Greek coin types I Tai
XVII— XXVL R.
Dreigroscher. Die Bezeichnung ^Drei-
gröscher« wurde nur auf polnisch-preußi-
sche Münzen angewandt, nicht auf deut-
sche 3 -Groschenstücke oder Achteltal^r.
Die polnischen von Sigismund I. eingeführ-
ten Dreigroscher waren schöne Silbermün-
zen von 2,34 g Feingewicht. Während der
xmheilvoUen langen Regierung Sigismunds
III. aber wurden, besonders seit 1600, wie
alle polnischen Münzen, so auch die Drei-
groscher (Abb. 319) fortwährend verschlech-
tert und binnen 10 Jahren zu einer elenden
kleinen Billonsorte erniedrigt. Solche kleine
Scheidemünze blieb das Düttchen (s. d.),
wie der volkstümliche Name dieser Münze
war, auch in Preußen bis zum Ende des
x8. Jh.s. Es schmolz hier mit dem Drei-
kreuzer zusammen (s. d.) und wurde als
Dreißigsteltaler der Vorgänger des 1821
geschaüenen preußischen Silbergroschen
(s.d.), S.
Dreikfiidgstaler s. Ursulataler.
Dreikreuzer (Landgroschen, Kaisergro-
schen), eine Münze, die in Österreich seit
der Mitte des 16. Jh.s geprägt wurde, ob-
gleich sie in den Reichsmünzordnungen
(s. d.) nicht genannt wird. Als Haupt-
scheidemünze entstand sie besonders im
17. Jh. zur Bezahlung der Truppen in un-
geheuren Mengen, auch in den anderen süd-
deutschen Staaten. Das Gepräge war meist
das Bild des Fürsten und der Reichsadler
oder das Landeswappen, auf einer Seite
unten eine 3 im OvaL In Schlesien hieß sie
Böhm, d. h. Groschen. S.
Drelllng (Ternarius), hamburgische und
lübeckische Scheidemünze seit Anfang des
15. Jh. s zu 3 Pfennig. Seit etwa 1570 trägt
sie die Angabe der Zahl der Stücke, die auf
einen Reichstaler gingen, zuerst 128, 1609
bis 17 10 192. Der D. wurde auch in den an-
deren Gebieten der lübischen Währung, seit
Ende des 18. Jh.s überall aus Kupfer
geprägt. Er war gleich i^/a Pfennig der
meißnischen Währung. Dänisch heißt er
Trepenning und wurde als solcher in Flens-
burg unter der Königin Margarethe ge-
münzt. Er zeigt den schleswigschen Wap-
penschild mit 2 Löwen an beiden Seiten, auf
der Vorderseite die Umschrift: MONETA
HOLTSACIE, auf der Rückseite: CIVI-
TAS FLENSBVRG. — Hauberg, Mynt
vaesen III, S. 21. — Kupferdreilinge wur-
den 1787 in Altena und im Jahre 1850 in
Kiel während des Aufstandes geprägt.
S. und W.
Dreipaß^VierpaB) usw. sind die aus drei
oder vier Bogen bestehenden inneren Um-
rahmungen des Münzbildes. Sind die Bogen
durch kleine nach außen weisende Spitzen
voneinander getrennt, so spricht man von
einem Spitzdrei- oder -vierpaß. Den Drei-
paß findet man besonders auf der Rs. der
Apfelgulden (s. d.). S.
Drelpetennäimchen» eine kurtrierische
Scheidemünze, deren Prägung 1689 an
Stelle der der einfachen Petermännchen
trat [s. d.). Sie trug das Brustbild des h.
Petrus auf Wolken und wurde bis 171 5
in großen Mengen geprägt (außerhalb Kur-
triers auch doppeltes Petermännchen ge-
nannt) und zu 5 Kjreuzern genommen. Ihre
Nachfolger waren seit 1760 die 5 -Kreuzer-
oder 3-Albusstücke des Konventionsfußes.
— Schrötter, Trier, passim. S.
DREIPÖLKER— DUBLONE
163
Dreipolker (Bromberger, Brummer, P61-
toraki). Die schlesischen Nachschläge der
Halbgroschen oder Polki (von pol = halb)
Sigismunds I. von Polen wurden in Schle-
sien Pölchen genannt. Einen ähnlichen
Namen — Dreipolker — erhielten die deut-
schen Kippergroschen, die in Polen Kurs
erhalten hatten und seit 1614 nachgeprägt
wurden, indem sie sowohl die Wertzahl der
österreichischen Groschen 3 (Ejreuzer) als
auch die der norddeutschen Groschen 24
(auf einen Taler) trugen (Abb. 320). Außer
dem polnischen Namen Pöltoraki (pol =
Va, twory = der andere, also 17») bekamen
sie die deutschen: Dreipolker (oder nach
ihrem Hauptursprungsort Bromberg die
Bezeichnung Bromberger, Brommer oder
Brummer), weil sie seit der Kipperzeit nicht "
mehr 3 polnische Groschen, sondern nur,
wie ihr Name sagte, 3 halbe oder V^J%
Groschen oder einen halben Dreikreuzer
(s. d.) galten. S.
Dreiziacky Schaft mit drei (metallenen)
Zacken oder Zinken oben, Fischergerät und
daher Attribut des Poseidon; in dessen
Hand und als alleiniges M.-bild sehr häufig
auf M. — Anson, Greek coin types V Taf.
xxii. xxni. R.
Drielander, Drylander sind Doppelgro-
schen Johanns IV. von Brabant (1425 —
1427), die er nach der Vermählung mit der
Erbin Jakobäa v. Holland, Hennegau u.
Seeland 1418, in Brabant, Hennegau und
Holland schlagen ließ. Siq galten in Bra-
bant, Holland und Seeland 2 gros, in
Hennegau 16 deniers: 83 ganze, 114 halbe,
228 viertel D. gingen auf die bzw. 6 d., 4 d.
und 4 d. feine Mark, so daß das Rauh-
gewicht 2,95 — ^2,15 — 1,08, das Feingewicht
1,47 — 0,73 — 0,37 g war. T3^us: Vs. 2 ein-
ander zugeneigte Schilde in einem mit Lilien
geschmückten Sechspaß, unter den Schilden
eine Lilie, Rs. befußtes Kxeuz, 2 Lilien und
2LöwenindenWinkeln. Dieser Typus wurde
unter anderem nachgeahmt von Johann v.
Lens, Bischof v. Cambray. S. auch Vier-
lander. — Witte I, S. 193, 198 f. Su.
Drittel-. Die damit zusammengesetzten
Münznamen s. meist bei den einfachen
Stichwörtern. Erscheint »Drittel« allein, so
sind damit die Dritteltaler des zinnaischen
und Leipziger Fußes (s. d.) gemeint. S.
Dritthalber hießen im 18. Jh. die fränki-
schen 2*/z-Kreuzer, die bremischen 2^3-
Schwaren, die schleswig-holsteinischen 2^2-
Schillinge zu ya4-Speziestaler und die braun-
schweigischen kupfernen ^^/^ Pfennige. S.
Druckwerk s. Walzenprägewerk.
DrudenfuB = Pentagramm (s. d).
D. S. S. = de senatus sententia = auf
Willensmeinung des Senats; die Formel er-
scheint mehrfach auf röm.-republ. M. und
M und bedeutet wohl, daß die Prägung
anderen als den üblichen Beamten anver-
traut oder daß »das Metall durch eine be-
sondere Maßregel beschafft« wurde, so
Willers, Rom. Kupferprägung S. 70. R.
Dttb, südindische Gewichtseinheit =
dem Gewicht von 4 Pagoda, nach Temple
13,990 g. Diese Bezeichnung findet sich in
englischer und in Teluguschrift auf den in
Madras geprägten Kupfermünzen der Ost-
indischen Gesellschaft aus dem Anfang des
19. Jh.s. Die 2 Dub-münze (Rs. 2 Fulüs)
mißt 36 mm, der Va I^ub (Rs. Fulüs, Va
Fulüs) 27 und 22 mm. Jackson nennt so die
dicken viereckigen Kupfermünzen der Ni-
zame von Hyderabad von sehr verschiede-
nem Gewicht. Nach Yule wird D. für
Münze überhaupt gebraucht. — Jackson
in BrNJ. V 265, 271, 273; Thurston, Hist.
of the coinage East India Comp. 83, 87;
Crooke, Hobson Jobson 327; Temple in
I. A. 27, 58. V.
Dubbelt]e hieß im Volke der niederländi-
sche Doppelstüver, später das lO-Cent-
stück. S.
Dublone (Duplone, Doppia, Dobla, Do-
blon). Im Jahre 1537 schuf der Kaiser
Karl V. den spanischen Goldeskudo zu 68
Stück aus der 22-karätigen Mark nach dem
Beispiel der italienischen und französischen
Pistolen. Der doppelte Eskudo war die
Pistole (s. d.) oder spanische Dublone (Do-
blon). Auch doppelte und vierfache Pisto-
len wurden geprägt. Im europäischen Han-
del aber erhielten die doppelten spanischen
Pistolen den Namen »Dublonen <^ während
die vierfachen in Spanien meist »Onzas de
oro« (8 fache Escudos), seit 1733 »pesos
duros de oro«, im internationalen Verkehr
»Quadrupel« genannt wurden. Die Fein-
heit dieser Goldm. blieb bis 1772 22 Karat,
war 1772—86 213/4 und 1786— 1848 21 K.
Das Gewicht der Quadrupel war zuerst
27,064 g mit 24,808, seit 1772 24,385, seit
i64
DUOALE— DUCATONE
1786 23,451 g Goldgehalt, das der Dublonen
die Hälfte dieser Zahlen. Das Gepräge der
D. war zuerst Schild-Kreuz im Vierpaß,
seit etwa 1750 Brustbild -Wappen. — 1848
wurde als spanische Goldmünze der
»Doblon de Isabel« oder »Centen« zu 100
reales eingeführt, 1868 aber beseitigt. Er
wog 8,33, seit 1864 8,387 g, hielt zuerst
7,497, dann 7,548 gGold. — Die südameri-
kanischen Dublonen haben sehr verschiede-
nes Gewicht. — Chalmers, S. 395 f., 407 J
F. Rühe, D. Geldwesen Spaniens seit 1772,
Straßburg 1912, S. 80, 128, 150. S.
Ducale (Ducalis, auch Ducatum, Ducato)
ist eine unteritalische konkave Silber-
münze, zuerst 1140 von Roger IL mit
seinem Sohne in Palermo geschlagen: Vs.
die beiden Herrscher nebeneinanderstehend,
zwischen ihnen ein langes Kreuz, Um-
schrift: R.R.SLS, — R.DVX.A.P. Rs.
Brustbild Christi, i. F. N. R. X (anno regni
decimo), Umschrift: IC . XC . RG , IN
-^TERN, Gewicht 3,iou. 2,75 g (Abb. 212).
Roger IL schlug außerdem hierzu ein Drit-
telstück: die Tercia ducalis. Vs. geschmück-
tes Kreuz, Umschrift: TERCLA.DVCALIS.
Rs. kufische Umschrift: »geschlagen im
Jahre 535« (i 140), in der Mitte »in der
Hauptstadt Siziliens« (Palermo); dieses
Stück gibt es dann noch v. J. 1141, 1143,
1144. Die Ganzstücke sind dann noch ein-
mal von Wilhelm I. mit seinem Sohne Roger
(1156 — 1160) geschlagen worden: derselbe
Typus, nur Vs. Umschrift: W. REX — R.
DVX — FI-LI-VS EIVS. Rs. : i. F. IC —
XC. — Sambon, Repertorio generale S. 156,
158 u. 168 u. in Riv. it. di num. 191 1
S. 456 ff. Su.
DucateUo s. unter Ducato 3.
Ducato. I. S. Ducale. 2. Nebenbezeich-
nung des ersten venetianischen Matapan
(s. d.) von 1202 (Papadopoli, I, S. 81). 3. D.
d'argento. Eine venetianische seit 1562 ge-
prägte talerartige Münze (auch V'4 und i/a)
zu 124 Soldi mit dem h. Markus und knien-
dem Dogen auf der Vs. und dem venetiani-
schen Löwen über 124 auf der Rs. und der
Umschrift: Ducatus Venetus, die 32,896 g
wog und 31,185 g Silber hielt. Dieser Du-
cato wich bald darauf dem Gepräge der
Giustina minore (s. Giustina), die denselben
Wert darstellte. Doch entstand unter dem
Dogen Dominik Contarini (1658—1675) ein
neuer Ducato, Ducato novo oder Ducatello
genannt, der auch 124 Soldi galt, aber von
den früheren sich dadurch unterschied, daß
er unter dem Löwen der Rs. keine Wertzahl
trug. Er wog 23,40 g und hielt 19,338 g
Silber. Neben ihm wurde die Giustina
minore nur noch wenig geprägt. Der Du-
cato d'argento wurde in Italien viel nach-
gemünzt. Wir sehen jedenfalls, daß auch
Venedig sich auf die Dauer einer Ver-
schlechterung seiner großen Silbermünzen
nicht entziehen konnte. — Papadopoli II,
S.272, 277 ff., Taf. 30,3, 86,7, %S, iff.
— In Neapel wurde der Ducato d'argento
eingeführt von Philipp IL mit Brustbild
auf der Vs. und auf der Rs. im Kranze:
HILARITAS UNIVERS A mit 29,11 g Ge-
wicht; die halben, Cianfrone (s. d.) ge-
nannt, führten auf der Rs. das spanische
Wappen. Unter Philipp III. zeigte die Rs.
der ganzen einen Adler, unter Philipp IV.
alle den Wappenschild. Unter Karl IL
wurde der Ducato meist Piastra genannt,
er wog zuerst 28,288 g und hielt 23,346 g
Silber, zuletzt 21,94 g mit 19,66 g Silber.
Also auch hier dieselbe Erscheinung wie in
Deutschland und Venedig (s. Münzkrisen).
Wie um 1700 blieb der Ducato bis zur Mitte
des Jh.s, wo der Name Ducato ganz dem
der Piastra wich (s. d.). — Cagiati III, IV,
S. 89 ff., 94, 177 f -, 230 ff., 309 ff. — Goldene
D. s. unter Ducatone di oro und Dukat.
S.
Ducatone (Scudo d'argento) war eine
Talermünze, die zuerst von Kaiser Karl V,
1 551 in Mailand zu 100 Soldi, 33,5 g schwer
mit 30,485 g Silbergehalt (910/1000 fein)
gemünzt wurde. Sie galt unter P.hilipp II.
ebensoviel wie der Scudo d'oro: 5 Lire
12 Soldi. Der Ducatone wurde in Mailand
im 16. Jh. in großer Menge geschlagen,
ebenso seit 1566 200 Jahre lang in Savoyen.
In Venedig erhielt um 1570 der Ducato
d'argento den Namen D. Seit 1604 wurden
sie in Mailand leichter: im Durchschnitt
31,5 g schwer mit 28,665 g Silbergehalt.
Die Vs. zeigte das Brustbild des Herr-
schers, die Rs. verschiedene Bilder, meist
den Adler über dem Globus, unter Philipp
IL den gevierten Schild. S, auch Scudo
della croce und Dukaton. — Gnecchi, Mi-
lano, S. XVHIL, 114; Taf . 24, 2 ff., 27,
31, 4--8. . S.
DUCATONE DI ORO— DÜNN PFENNIGE
165
Ducatone di oro (Sesquiducato, Alfon-
sino d'oro), neapolitanische Goldmünze
Alfons' I. von Aragon (1442 — 1458) mit
Landesschild-König zu Pferde, eine
Nachprägung der französischen Francs
d'or. Der halbe hieß Ducato di oro, wog
5,25 g und wurde sehr viel unter Ferdinand
I. geprägt (1458 — 1494), aber mit Schild-
Büste. — Cagiati II, S. 8 ff. Su.
Ducissa s. Frauen auf Münzen.
Dudu s. Fanam, am Ende, und Tuttu.
Dunnpfennige (Halbbrakteaten) heißen
Denare von fast doppeltem Durchmesser
(statt 19 mm 22 — 26 mm u. mehr) u. halber
Stärke als die gewöhnlichen geprägt, deren
kehrseitige Prägung die der Hauptseite
durchdringt und dadurch unkenntlich
macht oder gänzlich aufhebt. Die ersten
derartigen Pfennige hat Karlmann (876
bis 880), Ludwigs des Deutschen ältester
Sohn, in Mailand geschlagen. Diese
Prägung dauerte hier unter dessen Nach-
folgern bis ins 10. Jh., um unter Berengar L
(888 — 924) plötzlich abzubrechen. Gleich-
artige, jedoch noch dünnere Münzen schlug
Konrad der Friedfertige von Hochburgund
(937—993) in Basel (Dbg. Nr. 965 f.,
968). An diese schließen sich Pfennige der
Basler Bischöfe, während eines ganzen
Jahrhunderts geprägt (Dbg. Nr, 971,
973 ff.), die Züricher Kirchenpfennige (Dbg.
Nr. 1002 — 1008; Fd. V. St. Paul bei Rom,
Dannenberg S. 529), die im Funde von
Steckbom (Durchschnittsgewicht 0,44 g)
gefundenen Konstanzer Ulrichspfennige
(Dbg. Nr. 1686— 1688 u. S. 674 ff. und Cahn,
Konstanz Nr. 33 S. 64 ff.) und die St.Galler
Pfennige mit dem StiEtsheiligen und dem
Lamm (Dbg. Nr. 1689 ff., vgl. auch Fd. v.
Leubas, Mitt. der Bayr. Num. Ges. XV
S. 179). Breite herzogliche und bischöf-
liche Dünnpfennige erscheinen auch in
Regensburg nach dem Abbrechen der alten
Denare um die Mitte des li. Jh.s. Die
ältesten sind die aus dem Funde in der
St. Michaeliskirche in Fulda. Die späteren
von II 00 — 1126 stammen aus dem Funde
vonUnterbibert(Schratz i. Bl. f. Mfr. 1889,
S. 1502 ff.) und Pöpling bei Altdorf. Die Zeit
Heinrichs des Stolzen (i 126 — 38) vertritt der
Fund von Kasing und die folgende Zeit der
Fund von Reichenhall. Die Pfennige aus
diesen Funden sind außerordentlich bilder-
reich, unter ihnen Stücke mit Belehnungs-
szenen und Löwenjagden (vgl. L. v. Bürkel,
Die Bilder der süddeutschen breiten Pfen-
nige [Halbbrakteaten] , Mitt. d. Bayr. Num.
Ges. 1903/1904)- An die bayrischen
schließen sich im 2. Viertel des 12. Jh.s
die wahrscheinlich in Krems an der Donau,
der ältesten Münzstätte Österreichs, ge-
schlagenen Fundstücke von Rackwitz in
Mähren an mit Stern- und Stadtbildern,
Krieger- und Engeldarstellungen und Zen-
taurengestalten (Dbg. Taf. LXXXIX bis
XCII; N. Z. VIII S. 254). Aus einem
bulgarischen Funde sind Nürnberger Dünn-
pfennige König Konrads HL und des
Burggrafen Gottfried bekannt geworden
(Mitt. der Bayr. Num. Ges. 1910 S. 135 ff.).
Eine große Anzahl Halbbrakteaten sind
an der Saale in Naumburg, Merseburg,
Pegau (?) und Nienburg entstanden (Funde
von Gerstenberg, Posern, Sachsens M. i.
M. A. S. 286, von Schaf Stadt, Leitzmann,
Num. Zeit. 1857, S. 137 ff., und ein anhält.
Fund, zumeist in der herzogl. Sammlung
in Dessau). Am Schluß des il. Jh. er-
scheinen schon die ersten dünnen Magde-
burger St. Moritzpfennige mit der Fahne.
Auch in Goslar setzt diese Art der Prägung
unter Heinrich V. ein, die von Lothar und
Konrad III. fortgesetzt wird. In Nieder-
sachsen sind dann weiter in Halberstadt,
Hildesheim, Bremen, Braunschweig, Qued*
linburg, Gandersheim und von Albrecht
dem Bären Dünnpfennige geschlagen wor-
den (Fd. V. Santersleben, Num. Zeitg. 1843
S. 17 ff., 1845 S. 130; Menadier, Zur vaterl.
Mkde. III 1885 inZtschr. d. Harz Vereins f.
Gesch. u. Altertumskde Bd. XVIII; Sallet
in Z. f. N. VIII S. 339 ff.). Nachdem dann
in diesen eben aufgezählten Münzstätten
meist schon die Prägung der Hohlpfennige
eingesetzt hat, sind zum Schluß der ganzen
Entwicklung seit der Zeit Friedrichs I. noch
Halbbrakteaten in Rheinfranken, in Worms,
Speier und Weinheim, in Kaiserslautern,
Alzei, Selz und Hagenau geschlagen worden
(P. Joseph, Fund v. Weinheim, Heidel-
berg 1897).
Der Einfluß der deutschen niedersächsi-
schen Dünnpfennigprägung macht sich in
Dänemark in der gleichartigen Gestaltung
der Denare Erichs Ejegod (1095— 1 103)
und seiner Nachfolger geltend.
166
DÜRSTEDTER • NACHAHMUNGEN— DUETTO
Auch aus Polen ist uns ein breiter, aber
einseitig, wahrscheinlich II 19 geprägter
Dünnpfennig aus dem Funde von Skro-
mowska Wola erhalten (Kirmis, Polen S. 9,
Z. f. N. XVIII S. 208). — Menadier, Schau-
samml. S. 140 f. ; Luschin, A. Mkde,» S. 88 f. ;
Bornemann, Über d. Herstellg. d. sog. Halb-
brakteaten, Bl. f. Mfr. 1909 S. 4177. Su,
Diirstedter Nachahmungen sind barbari-
sche Nachahmungen Diirstedter Denare
Karls des Großen, größtenteils der mit
Carolus in 2 Reihen und Dorstad(t) im
Felde, zunächst diesen an Breite und
Stärke gleich, mit den trotz aller Barbarei
unverkennbaren Namen des Münzherrn
und des Münzortes, später jedoch auf
kleiner und dünner ausgebrachten Schröt-
lingen mit endlich nur einem bis zur Un-
kenntlichkeit entstellten Namen in Hohlprä-
gung. Den älteren dieser Reihe schließen sich
Nachbildungen der Dürstedter Pfennige
an mit entstelltem Carolus, die andere
Seite aber mit einem frei gestalteten
Kreuze, und der Dürstedter Schiffspfennige,
teilweise auf der Kopfseite mit Darstel-
lungen eigener Phantasie (z. B. zwei Kampf -
hähne oder ein Pferd) oder auch beide
Seiten frei erfunden. Die Auffindung der
verschiedenen älteren Typen auf der Insel
Biörkö im Mälarsee macht ihren Ursprung
in der alten schwedischen Handelsstadt
Birka wahrscheinlich. Zahlreich sind die
Dürstedter Nachahmungen der jüngeren
Art auch in Südschweden und auf den
dänischen Inseln gefunden worden, wes-
halb Hauberg (S. 35 ff.) Hedeby, das
heutige Schleswig, als Ausgangspunkt an-
genommen hat, dem aber entgegensteht,
daß schon 985 die korrekte dänische
Prägung beginnt- Auch sind sie in den
größten Mengen und unvermengt in Meck-
lenburg und dem östlichen Pommern,
z. B. in den Funden von Riebitz und
Beigard zutage gefördert worden. Aus
diesem Grunde sind sie höchstwahrschein-
lich hauptsächlich in diesen Ländern ge-
prägt worden. Sie kommen in den ost-
deutschen Funden bis ca. 1060 vor. —
Menadier, Schausammlung, S. 412 f.; Hau-
berg, Myntforhold og Udmyntninger i Dan-
mark indtil 1146, Kopenhagen 1900 S. 35 ff.,
Tf. I; ders., Demi-Bract^ates danoises au
type de Duerstede, Congrfe international
de Numism. i. Brüssel 1891 S. 409 ff.; ders.,
Nordens aeltste Möntted, Kopenhagen
1914; S. Lindquist, Birkamynten, in Forn-
vännen 1926 S. 307 ff. ; Nöbbe, Mf de. aus
d. 8. — 10. Jh. in Schleswig-Holstein, in
Nordeibingen 2. Bd. 1923 S. 277 f. Su.
Düttchen (Duttgen) werden einerseits
die polnischen und anderen Dreigröscher
genaimt, die Ende des 16. Jh. in ungeheuren
Massen namentlich den deutschen Süd-
osten und Ungarn überfluteten. E. Schröder
leitet den Namen Düttchen, Dutcki, Dütti-
chen, Düttke von poln. dudek »Wiedehopf«
ab, wie der pobiische Reichsadler, der sich
auf den 1528 erstmalig geprägten Drei-
gröschern befand, spöttisch genannt wäre.
Die polnischen Dreigröscher unter dem
Namen Düttchen sind von dem Herzog
Albrecht und dem Administrator Georg
Friedrich von Preußen, Herzog Friedrich
von Schlesien-Liegnitz, Kurfürsten Jo-
achim IL und dem Markgrafen Johann
von Brandenburg, den siebenbürg. Fürsten
und Gegenkönigen von Ungarn Sigmund
Bathory, Stephan Bochkay, Gabriel Ba-
thory und von Danzig, Thorn und Elbing
nachgeahmt worden (s.Artiluk). Der Haupt-
typus war Vs. Bildnis des Münzherrn, Rs.
III GROSS/ ARG /TRIPLEX. Die Münz-
gattung hat sich dann, auch nachdem der
ursprüngl. Typ geschwunden war, unter
beständiger Wertverschlechterung bis ins
19. Jh. (s. Dreigröscher) gehalten. Noch
das Nickelzehnpfennigstück des 19. und
20. Jh. soll von den Ost- und Westpreußen
Düttchen genannt worden sein.
Andererseits aber werden im 17. Jh. so
in Anlehnung an die polnischen Düttchen
die yi6 Talerstücke der nordalbingischen
Länder nach der Kipperzeit (die ältesten
Belege 1646 und 1653) genannt, die jetzt
einen Wert von 3 Schillingen hatten (s.
Doppelschilling). Ihr Gebiet reicht im
Westen bis nach Osnabrück, im Osten bis
nach Pommern und Mecklenburg und im
Süden bis nach Schwarzburg-Sonders-
hausen. — E. Schröder, Düttchen: Jahrb.
des Vereins f. niederdeutsche Sprach-
forschg. Jahrg. 1907 XXXIII S. 109—118.
Su.
Duetto ist eine vom 16. bis zum 18. Jh.
in Toscana und Lucca geprägte Kupfer-
münze, S,
DUGÄNI— DUKAT
167
Düganiy Billonmünze der Sultane von
Dehli. S. Jaital. V.
Dttit = Deut (s. d.).
Dttkat. Der von Florenz seit 1252
geprägte Goldgulden (s. d.) rief sehr bald
eine im Goldgehalt gleiche, im Gepräge
abweichende Münze Venedigs hervor, die
seit 1284 geprägte Zechine. Byzantinischen
Typen folgend, zeigt sie auf einer Seite
Christus in der Mandorla, auf der anderen
den den knienden Dogen mit der Fahne
belehnenden h. Markus und als Umschrift
der Vs. den Vers: Sit tibi Christe datus
quem tu regis iste ducatus, von welchem
Schlußworte die Münze den Namen »Du-
kat« erhielt. Der Dukat ist die lang-
lebigste Münze aller Zeiten geworden: er
wurde in derselben Güte und im genau
gleichen Typus bis zum Ende der Republik
Venedig von ihr und dann von Ungarn
und Österreich geschlagen. — Die Zechi-
nen sind ebenso wie die Florene durch
den Handel ins Ausland geströmt und
haben dort zur Prägung ähnlicher Münzen
den Anstoß gegeben, was in drei Typen
geschah: als ungarische Dukaten seit
1325, die die ersten nördlich der Alpen
geprägten waren und mit dem Bilde des
h. Ladislaus versehen wurden, als deutsche
nach der Reichsmünzordnung von 1559
mit dem stehenden Fürsten, und als
holländische seit 1586 mit dem ein Pfeil-
bündel haltenden stehenden Krieger,
Abb. 247. König Ferdinand hatte gegen-
über den Goldgulden (s. d.) an den in
Ungarn und Böhmen geschlagenen Dukaten
festgehalten, sie seit 1527 als einzige Gold-
münzen in allen seinen Staaten prägen
und sie endlich 1559 zur Hauptgoldmünze
des deutschen Reichs machen lassen; es
gingen 67 Stück auf die 23y3-karätige
Mark, so daß ein Reichsdukat 3,49 g wog
und 3,44 g Gold hielt. Allgemein wurde
die Prägung der Dukaten in Deutschland
freilich erst nach Aufgabe der Silber-
währung, das heißt im 17. Jh., um dann
meist der der Pistolen zu weichen. Im 18. Jh.
nahmen die D. das Brustbild des Herr-
schers an. In Österreich werden für den
Levantehandel vierfache und einfache D.
nach altem Reichsfuße noch heute geschla-
gen. — Haben die Dukaten fast überall
ihren alten Goldgehalt festgehalten, so ist
doch eine Ausnahme zu verzeichnen: die
niederländischen Dukaten tragen zwar auf
der Rs. im Quadrat die Worte: ad legem
imperii, nach Reichsmünzfuß, jedoch sind
gerade sie nicht nach ihm ausgebracht
worden, sondern hielten nur 3,43 oder weni-
ger g Gold. Sie waren gleichwohl eine der
wichtigsten Handelsmünzen des 17. und
18. Jh.s, besonders in der Ostsee und in den
holländischen Kolonien, für die sie noch
heute geprägt werden: Im Jahre 1925 sind
in Utrecht 573 071 Stück geschlagen
worden. Auch prägt die Tschechoslo-
wakei heute D. mit Hüftbild d. h. Wenr
zeslaus -Löwenschild. — Die dünne Platte
der Dukaten machte ihre Beschneidung
verhältnismäßig, leicht, weshalb ihre
Rändelung besonders wichtig war. Seit dem
17. Jh. unterschied man daher zwischen
gewöhnlichen Dukaten und »Randduka-
ten« und bedingte sich oft die Zahlimg
in diesen aus; noch bis zum Weltkriege
fand man die Randdukaten in den Kurs-
zetteln aufgeführt. In Rußland und Polen
sind die holländischen Dukaten in großen
Mengen nachgeprägt worden (s. Cervonec).
Die Niederlande haben besonders viele Dop -
peldukaten geprägt (s. auch Portugalöser).
S. auch Ongaro und Zechine. — Mena-
dier, Schausammlung, S. 242!, 309 f.;
Verkade, Taf. 39, Nr. 3, 5 und öfter.
De Voogt gibt S. 170 den Reichsfuß für
die holländischen D. an, der aber keines-
wegs befolgt wurde. S.
Li Skandinavien wurden D. von der
Mitte des 16. bis zum Anfang des 19. Jh.s,
in Schweden bis 1868 geschlagen. Anfangs
wurde diese Münze ungarischer Gulden
(ungarsk Gylden) genannt; bisweilen war
die Feinheit geringer, 23V3 Karat, be-
sonders in Schweden; im großen ganzen
wurde die Münze aber recht einheitlich
ausgeprägt und galt durch lange Zeiten
2 Rigsdaler in specie; allein, da Silber das
eigentliche Münzmetall war, wurden die
Goldmünzen stets im Verhältnis zu der
groben Silbermünze, dem eigentlichen
Wertmesser, als eine Ware mit immer
schwankendem Wert je nach dem Kurs
des Goldes zum Silber, betrachtet. Es
wurden ziemlich oft 2, 4, 5 und 10 D. ge-
schlagen, besonders als Prachtmünzen für
königliche Zahlungen und Geschenke. Der
I68
DUKATON-DURO
Volksname des skandinavischen D. war
»Dogkate«. In Dänemark wurden im
l8. Jh. auch geringhaltige Kriegsd. ge-
münzt (s. Kurantdukat). W.
Dukaton (silberner Reiter). Schon
1581/2 wurden in Geldern und Friesland
»Silberne Reiter« geprägt, die 27,13 g
wogen und 22,98 g Silber hielten; aber
erst im Jahre 161 8 wurde der Dukaton
in den spanischen Niederlanden eingeführt.
Er galt drei Gulden, sollte das Silber-
äquivalent des Dukaten sein und war mit
einem Gewicht von 32,5 g und dem Fein-
gewicht von zuerst über 30, später von
28,88 g eine der größten, wertvollsten und
eine der schönsten jemals längere Zeit ge-
prägten Silberkurantmünzen. Seine Prä-
gung dauerte in den südlichen Niederlanden
bis 1755. Im Jahre 1659 übernahmen ihn
die Generalstaaten der Vereinigten Nieder-
lande und prägten ihn bis 1792. Er hieß
hier offiziell »Silberner Reiter«. In beiden
Gebieten trug er auf der Vs. einen Reiter,
auf der Rs. in den südlichen Niederlanden
den spanischen, dann österreichischen
Schild zwischen zwei Löwen, in den
Generalstaaten den Löwenschild zwischen
den beiden Löwen (Abb. 262). In anderen
Staaten zeigte der D. anderes Gepräge, in
Lüttich z. B. Brustbild-Wappenschild. S.
auch Ducatone. — Witte, II, III, Taf. 60,
928; de Voogt, passim; Noback», S. 992,
1036; Verkade, S. 26 ff., Taf. 41, i und
öfter. S.
Dumare, Rechnungseinheit an der
Malabarküste = 4 ELaurimuscheln, 12 D.
= I Kupferpaisa. — Kelly, Camb. univ.
I 232. V.
Dttodezimalsysteiii s. unter Zählsysteme.
Diiovirl (Sing, duumvir) oder quattuor-
viri ixire dicxmdo heißen die Bürgermeister
in den röm. Kolonien und Munizipien, je
nachdem ihrer zwei oder vier gleichzeitig
amtierten; ihre Namen mit Titel (doch
meist ohne den Zusatz iure die), auch
mit Ziffer der Iteration (s. d.) oder nach
Analogie der röm. Censoren mit dem
Zusatz der Amtsperiode, quinquennalis,
erscheinen auch auf den M. Ihr Stell-
vertreter heißt praefectus, s. d. — Griech.
860 av6p(e;) = duoviri, so in Lipara;
8(ü)a(.vSptxic oder -viQp) auf M. von Sikyon,
doch bekleidete der Betr. dies koloniale Amt
natürlich in Korinth. — R. E. V S. 1804.
R.
Duplex s. unter Denier.
Duplone = Dublone (s. d.).
DttponditlS lat. = 2 Asse, vgl. Varro de
1. lat. V 169; ursprünglich für den pfundigen
As gültig, blieb der Name auch später.
In der röm. Münzung erscheint er gegossen
beim reduzierten As und geprägt im Un-
zialfuße, beim ital. Aes grave gegossen in
der röm.-kampan. Reihe mit Rad und
drei etruskischen Reihen, allemal mit dem
Wertzeichen II; dann steht er mit Wert-
zeichen B unter den M. der Flottenprä-
fekten; im M. -System des Augustus er-
scheint er unter den Mittelbron-jen, wird im
Gegensatz zum As aus Messing (Aurichal-
cum; Abb. 82, D. des Germanicus) geprägt,
normal Va Unze schwer (13,64 g), erhält
unter Nero zeitweilig wieder das Wert-
zeichen II, bald danach zu leichterer Unter-
scheidung vom As die Strahlenkrone um
das Haupt des Kaisers, was aber später
nicht streng durchgeführt wird, und ver-
schwindet mit dem Zusammenbruch der
röm. Währung unter Valerianus, um später
nur noch unter Aurelianus aufzutreten.
Vgl. unter As. Auch die Zwei-Assaria-
Stücke griech. Gepräges sind D. — R. E. V
S. 1843/6, berichtigt IIA S. 1880. R.
Durchschnitt (Durchstoß) ist das Werk-
zeug, mittels dessen die Platten (s. d.) aus
dem Zaine (s. d.) geschnitten werden. Die
älteste Art, die Platten herzustellen, war
ähnlich der, wie man Scheiben von einer
Wurst schneidet, das heißt, die Platten
wurden von einem elliptisch gegossenen
Zaine abgeschnitten. Näheres hierüber ist
unbekannt. — Leonardo da Vinci war es,
der den D. in die Münztechnik einführte,
der allgemein seit 1550 in Aufnahme kam.
In diesem Stanzwerk mit Spindelführung
entspricht die Öffnung des Bodenstücks
von gehärtetem Stahl dem Umfange der
Platte, der massive Stempel aus weichem
Stahl genau der Öffnung. Je nach Größe
und Dicke der Platten konnten um l88o
1000 bis 7000 Stück in der Minute gestandst
werden. — Flörke, S. 868 ff., Taf, 12 und 13
und S, 885. S.
DuTChstoB = Durchschnitt (s. d.).
Duro s. Peso.
DURO DE CABEZA— EBENEZER
169
Duro de cabeza war der erste mit Ba-
lancier geprägte spanische Peso, der auf
der Vs. den Kopf (cabeza) des Königs,
auf der Rs. das Landeswappen trug;
€8 Reales oder 8Va Duros gingen auf die
1 1 Dineros feine Mark, so daß ein D. d. c.
27 g wog und 24,75 g Silber hielt. Die
Prägung beschränkte sich auf das Jahr
1709, weil sie zu kostspielig war, und wurde
von der der Plata provincial (s. d.) ab-
gelöst. — Heiß, I, S. 215, Taf. 45, Nr. 21
bis 23. S.
Ditsares, Stammesgott der Nabatäer in
Arabien, ein von den Griechen meist mit
Dionysos gleichgesetzter Fruchtbarkeits-
gott; auf M. von Bostra erscheint beischrift-
iich bezeichnet sein Kopf, und seine Spiele
als'AxTta AoüGfctpict, auf solchen vonAdraa
steht AoücydpiQS 8s6s als Aufschrift zu einem
Bätylstein. — R. E. V S. 1865/67; N. Z.
1916 S. 190/94; B. M.C, Arabia S. XXIII/
XXIX. R.
Dttumvir s. unter Duoviri.
Dttx heißt auf antiken M. nur Vaballathus :
v(ir) c(onsularis) r(ex) im(perator) d(ux)
R(omanorum), Z. f. N. V S. 231. — Den
mittelalt. Titel D. s. unter Herzog. R.
Diiyt = Deut fs. d.).
Dvoiaky polnischer Name des Zwei-
gröschers. S,
Dvagfveiinyj (Zwei-grivenniki), allge-
mein gebräuchlicher Name für das russ. 20-
Kopekenstück, das 1760 und 1762 (Peter
HI.) als Probemünze, dann von Katharina
11.(1762—1796) mit Brustbild und Doppel-
adler beinahe jährlich, und endlich seit 1810
außer 1812, 1891, 1893, 1900, 1918-^1920
jährlich geprägt wurde. Sein Bild ist der
Doppeladler, bzw. das Wappen der Sov-
jetunion auf der Vs. und die Wertangabe
in Kopeken auf der Rs. Bis 1867 näherte
sich die variierende Feinheit des D. der der
vollwertigen russ. Silbermünzen (s. Rubel),
seit 1867 hält er nur 50% Silber. Der
jetzige D. wiegt 3,56 g und hat 22 mm im
Durchmesser. B.
Dwt, Abkürzung für Pennyweight (s. d.).
Dyaky Kupfermünze von Nepal. S.
Muhr. V.
Dynatnls, griech. Süvatttg, = Macht, In-
schrift des Schildes, den Venus Victrix, mit
Helm in der R., auf eine Säule stützt, auf
M. der Faustina iun. von Alexandreia Äg.
— Vogt, Alex. M. S. 139. R.
E.
E, Münzbuchstabe der Münzstätten Kö-
nigsberg, Dresden, Karlsburg und Tours.
Eagle (deutsch: Adler) ist die goldene
Hauptmünze der Vereinigten Staaten von
Nordamerika. Deren erstes Münzgesetz
vom 2. April 1792 schuf ihn, er galt 10
Dollar (s.d.) und hielt 16,037 g Gold.
1834 wurde sein Goldgehalt auf 15,03,
1837 auf 15,046 g gesetzt. Da aber das
allgemeine Wertverhältnis von Gold zu
Silber für Gold ungünstiger wurde, verlor
man das Silber. Da nun England zur Gold-
währung übergegangen war, drängte die
Volksstimmung auch in Amerika auf diese
hin. Zwar wurde der Bimetallismus (s. d.)
von 1792 nicht offiziell beseitigt, da man
beide Metalle 1834 für frei ausprägbar
erklärte, aber indem der eagle auf etwas
über 15 g Goldgehalt herabgesetzt wurde,
kam man zu dem Wertverhältnis von i : 16,
so daß, da man auf dem Weltmarkt schon
für 15 Silbereinheiten eine Goldeinheit er-
hielt, die Silberdollar ausgeführt wurden
und man zur Goldwährung gelangte (s.
Dollar). Dieselbe konnte auch durch die
heftigsten Anstrengungen, den Silberdollar
wieder zur Hauptwähningsmünze zu er-
heben, nicht beseitigt werden, doch waren
seit 1870 die papiemen Zahlmittel fast die
einzigen. Das Gepräge des Eagle war
Adler-Freiheitskopf in mannigfacher Ände-
rung dieser Bilder (Abb. 255), seit 19 13
natürlicher Adler- Indianerkopf. Auch
Stücke zu 20, 5, 3, 21/» und I Dollar wurden
geprägt. — J. Scheffler; Noback«, S. 958 f.
S.
Easterling s. Sterling.
Ebenezer. Das Wort findet sich als
Inschrift unter einem Felsen auf Ehren-
zeichen, Kronen, Doppelkronen und 4 Mark-»
stücken Friedridi des Dritten von Dänemark
2Jum Andenken an den zurückgeschlagenen
170
EBRÄER— 6CU D'OR
Sturm der Schweden auf Kopenhagen am
II. Febr. 1659, sowie auf einem Dukaten
Friedrichs V. vom Jahre 1758. Es bezieht
sich auf Schriftstellen des Alten Testaments,
wo das Wort »Stein der Hilfe«, »Bisherhat
der Herrgott geholfen« bedeutet. — Abb.
Schou, Taf. 23, Nr. i ; Taf . 40, Nr. i. W.
Ebräer = Hebräer (s. d.).
ficu blanc (£cu d'argent, Louis blanc,
Louis d'argent) war der erste französische
eigentliche Taler und wurde 1641 mit dem
Louisdor (s. d.) eingeführt. Zwar waren
schon früher die Quarts d'^cus (s. d.)
geprägt worden, aber mit ihnen haben
die 6cus blancs nichts gemeinsam; durch
deren "Viertel wurden die früheren quarts
d'^cus überflüssig. Der Louis d*argent
galt 60 Sous, wog 25,9839 g und hielt
23,7284 g Silber. Die Reformationen (s. d.)
veranlaßten zahlreiche Neuprägungen die-
ser Münze; von jeder Art gibt es auch
halbe, viertel, achtel und sechzehntel. Die
ersten sechs von 1643 bis 1686 geprägten
Arten zeigten auf der Rs. den gekrönten
Lilienschild und sind dadurch voneinander
verschieden, daß die Gesichtszüge des Brust-
bildes der Vs. älter werden, doch die
fünfte 1679 — 1684 geschlagene Art, £cu du
parlement genannt, zeigt über dem Brust-
bilde des Königs die Taube mit dem
heiHgen Öl (Hoffmann, Taf. 97, 98, 113
bis 122).
7. Art. Ecu aux huit L 1690— 1693.
Im Doppelkreuz je vier gekrönte LL und
vier Lilien um den Münzbuchstaben (Hoff-
mann, Taf. 99, 133—137).
8. Art. Ecu aux palmes 1694 — 1698.
Lilienschild zwischen 2 f almzweigen. Fast
alle Stücke sind Überprägungen der 7. Art
(Hoffmann, Taf. 99, 40—52).
9. Art. £cu aux insignes 1701 — 1703.
Schild mit 2 gekrönten Zeptern (Hoff-
mann, Taf. 100, 153—168).
10. Art. Ecu aux huit L 1704; wie
Art 7, aber in der Mitte Schild (Hoffmann,
Taf. loi, 174—186).
11. Art. £cu aux trois couronnes 1709
bis 1715. 3 Kronen und 3 Lilien in Klee-
blattstellung um den Münzbuchstaben
(Hoffmann, Taf. loi, 102, 187 — 193).
. Diesen folgten die iScus neufs oder
Laubtaler (s. d.). — Blanchet II, S. 354
bis 358; Noback», S. 1006. S.
tca d'argent = £cu blanc (s. d.).
]§cu d'or (lateinisch aureus scudatus)^
denier d'or ä r6cu (niederl. gouden Schild)^
die späteren auch ]£cu k la chaise oder allein
Chaise genannt, ist die älteste französische
Goldmünze, und zwar wurde sie zuerst von
Ludwig IX., dem Heiligen (1266 — 1270)^
im Werte von 10 Schillingen in Turnos-
pfennigen geprägt, 58y3 Stück aus der
24karätigen Mark, i Stück also = ca. 4 g.
Typus: Vs. Lilienschild im Achtpaß; Rs.
Blumenkreuz, i. d. W. 4 Lilien. Umschrift
»Xpc vincit, Xpc regnat, Xpc imperat«.
Philipp VI. von Frankreich ordnete am
I. Januar 1337 den Schlag eines neuen £cu
an, von dem 54 Stück auf die Pariser Mark
gehen sollten, ein Stück also 4,5 g schwer;
der Wert blieb derselbe. Typus: Vs. der
auf einem gotischen Stuhl sitzende Könige
den Degen und einen liliengeschmückten
Schild haltend, das Ganze in einem Acht-
paJß, Rs. Blumenkreuz im Vierpaß mit
4 Kleeblättern in den Außenwinkeln,,
die Umschrift lautet wie oben (Abb. 237).
Dieser Typus wurde außerordentlich be-
liebt und u. a. in den Niederlanden (Ant-
werpensche Schilde Ludwigs des Bayern^
Brabantsche Schilde u. a.), in Navarra, in
Aquitanien und in Portugal nachgeahmt.
Über den £cu ä la couronne s. Couronne
d'or, s. auch chaise d'or. Die späteren £cu
d'or s. unter £cu d*or au soleil u. Henri d'or.
— Blanchet, Manuel II, S. 225 f., 247 ff.
Su.
£cu d'or au soleil (Sonnenkrone), französi*
sehe Goldmünze, die von Ludwig XL 1475
geschaffen den Ecu ä la couronne (s. unter
Couronne) ablöste, von dem er sich dadurch
unterschied, daß über der Krone der Vs.
eine kleine Sonne schwebte; die Rs. zeigte
das Lilienkreuz. Abarten waren der £cu
au porc 6pic, ä la croisette und ä la sala-
mandrc (s. croisette, porc 6pxc und sala-
mandre). Er wog zuerst 3,496 g und hielt
3,367 g Gold, seit 1519 3,439 niit 3,257,
seit 1559 3,376 mit 3,235 und galt zuerst
33 sols, seit 1487 36 sols 3 deniers, seit 1516
40 sols, seit 1533 45 sols. Unter Heinrich II,
trat an seine Stelle der Henridor (s. d.).
Der £cu au soleil und der Henridor hießen
auch ficu d*or und wurden bis 1653 ge-
münzt. S. Louisd'or. — Hoffmann, Taf. 36,
tCU PISTOLET— EINHIEB
171
1—3; 38, 1—9; 43, I— 11; 54, I— 11; Le-
vasseur, S. 22 ff., 224 ff.; Blanchet II, S.
299, 352. S.
Ben pistolet, eine seit 1555 geprägte her-
zoglich lothringische Goldmünze mit dem
Landeswappen auf der Vs. und dem Kreuz
von Jerusalem auf der Rs. Sie wog 3,34 g
und hielt zuerst 2,92 g, später 3,06 g Gold.
1709 wurde sie von dem Leopolddor (s. d.)
verdrängt. Auch halbe und doppelte gibt es.
S.
Edelmetane. Die Edelmetalle Gold und
Silber besitzen Eigenschaften, die sie zu
Münzen vor allen andern Stoffen eignen
(s. Geld); nämlich ihre Homogenität, ihre
Teilbarkeit, ihre Beständigkeit in Luft,
Wasser und sogar Feuer, nicht zuletzt ihre
Schönheit; all diese Eigenschaften und ihre
Seltenheit geben den E. einen sehr hohen
Tauschwert, womit ihr billiger Transport
zusammenhängt. S.
Edergold-Dukaten s. unter Flußgold-
dukaten.
Ehemedaillen u. -münzen s. Erotische u.
Hochzeits-Med. R.
Ehestandstaler s. unter Katechismustaler.
Ehewappen s. unter Allianz-Wappen.
EhreninedaUlen und Ehrenzeichen in
Form von Medaillen s. unter Verdienst-
medaillen; vgl. auch unter Prämien-, Preis-
medaillen. R.
Ehrenmfinzrecht mag man das Recht be-
zeichnen, mit Namen, Wappen oder Bildnis
auf M. genannt zu werden, ohne an der
Regierung oder am Münzrecht selbst
irgendeinen Anteil zu haben; z. B. erscheint
das Bildnis röm. Statthalter der august.
Zeit (Regling, M. vonPriene S. 103) auf pro-
vinzialen und das Bildnis zahlreicher hel-
lenist. Königinnen und röm. ELaiserinnen
und Prinzen, ja gelegentlich (Mytilene)
lebender Privatpersonen auf antiken M.
Aus der Neuzeit ist die Setzung des Herr-
schers (bzw. Stadtwappens) der Bundes-
staaten axif den reichsdeutschen M. von
1871— 1918 ein solches E. — Z. f. N. 34
S. 78; Vogt, Alexandr. M. S. 5. R.
Ehrenplatz. Dieser ist von alters her
rechts. Ist daher ein Fürstenpaar neben-
einander auf Münzen und Medaillen dar-
gestellt, so hat der Fürst, der die erste Stelle
im öffentlich-rechtlichen Leben einnimmt,
stets den rechten Platz. Su.
Eiche und Eichenkranz. Die E. ist im
wesentlichen der Baum des Zeus, insbes.
dessen von Dodona in Epeiros. Daher finden
wir Tauben auf einer E. sitzend auf M. der
Epeiroten; Zeus steht zwischen zwei E. auf
M. von Halikarnaß; ein Eichblatt mit
Eicheln erscheint als Beiz, auf röm.-kam-
pan. JRj u. Eicheln als Rs.-bild auf M.
von Mantineia. — Der E.-kranzwarbeiden
Griechen der Kopfschmuck des Zeus von
Dodona (M. des Pyrrhos, der Lokrer, Epei-
roten, Makedonen usw.), selten des
Apollon und des Herakles, und ist daher
auch auf hellenist. M. von Epeiros und des
benachbarten Makedonien als Einfassung
beliebt; bei den Römern war er als corona
civica das für Errettung von Bürgern (aus
Lebensgefahr, aus feindlicher Gefangen-
schaft) verliehene Abzeichen und dient
daher öfter als Kopfschmuck der Kaiser
(z. B. Augustus, Galba) und besonders
häufig als Einfassung der Inschrift ob
cives servatos, auch steht zuweilen der
Adler auf einem E., hängt ein E. über der
Tür des Palastes des Augustus usw. ; doch
kann man im E. nicht ein Sinnbild der
Übertragung des Prinzipates durch den
Senat sehen, sondern nur etwa — im Rah-
men des Programmcharakters der M. -Auf-
schriften — das Versprechen eines bürger-
lichen Regimentes.— R.-E. IV S. 1639/40;
V S. 2013/76, bes. S. 2064; Bernhard,
Pflanzenbüder auf griech. u. röm. M. 1924
S. 41/2; Riv. ital. di num. igiöTaf. XVI;
0. Th. Schulz, Rechtstitel und Regierungs-
programme auf röm. Kaiser -M. 1925 S.4ff.;
Steiner, Dona militaria 190S S. 49/4- R*
Einfassung des M.-bildes s. unter Kranz,
Perlkreis.
Einhieb oder Einschnitt nennen wir den
Meißelhieb, mit dem man die Güte des Me-
talles einer M. erprobte, bes. in Ländern, wo
(fremde) M. nicht als M. vorgezählt, sondern
nur als Edelmetall vorgewogen wurden; ein
isländ. Gesetz aus dem Mittelalter erwähnt
diese Art der Probierung. Der E. kann ent-
weder auf die Mitte der M- geführt werden
oder von der Kante aus, kann einfach ge-
führt werden oder doppelt, kreuzförmig
(daher vielleicht die antike Angabe, die
Athener hätten falsche M. durch ein X
gekennzeichnet) und findet sich z. B. auf
archaischen griech. A ägyptischen Fund-
172
EINRITZÜNGEN— EISEN
ortes, dann auf kilikischen JR. des 4. Jh.s
und auf keltischen M. usw., und aus Indien
(Pudukota) stammt ein Schatz röm. N mit
solcher Entstellung. — R.-E. III A unter
Subaeratus; Z. f . N. 37 S. 14 ff-; Luschin,
AUg. M.-kundea S. 217/19. R.
Einritzungen (Graffiti) auf M. können ein
Spiel müßiger Hände sein, die, wie sie zu
allen Zeiten Tische und Wände bekritzelt
haben, so auch auf die M. ihren oder der
Geliebten Namen (AeTvi? xaXa, «{[Xjtspa
usw.) oder den Anfangsbuchstaben des-
selben auf die M., die ihnen gerade vor-
kamen, gravierten; ernster sind die Weih-
inschriften derart, die sich wie auf allen
möglichen anderen Weihgeschenken so auch
auf M. eingeritzt, einpunktiert, eingehauen
finden, so »fukes Sestines« = '(Eigentum)
des Tempels von Sestinum' auf einem Stück
des sog. Aes signatum (Haeberlin, Aes grave
S. 143), lapov TOü 'A7:6X[XcDVOs], 'Ap-cafjLixoc
xac IXxIrac dfioü, fortunai stipe(m) usw.
Auch die bes. häufige Einritzung eines A
erklärt man mit d(va&7)fia) = Weihgabe
(Z. f. N. 34 S. 2851). — Ein besonderer Fall
ist das einpunktierte SC = societas C.
(darin steckt wohl der Name eines südspan.
Bergwerks oder das Wort conductorum),
das wie ein den Umlauf der betr. M. an-
erkennender Gegenstempel (s. d.) gemeint
zu sein scheint (J. R. S. I S. 102), und die
eingehauenen, »vandalischen« WertzifFem
83 und 42 (s. unter Gegenstempel) sind
technisch genommen auch ein besonderer
FaU der E. — Trait6 I S. 677/80. R.
Elnscfamelzung von Tempelschätzen u.
dgl. s. unter Gefäße und Geräte. R.
Einschnitt s. unter Einhieb.
Einsiempelmigen (ital. incisioni) nennen
wir im Gegensatze zu den größeren Gegen-
stempeln — eine scharfe begriffliche Tren-
nung zwischen beiden Dingen ist freilich
unmöglich — • die kleinen, mit Punzen ein-
geschlagenen figürlichen Zeichen, Buch-
staben usw., die sich im Altertum auf bes.
beliebten Münzsorten finden: Sigloi (B. M.
C. Arabia etc. S. CXXXVII), Kyzikenern,
'IfXaüxe? von Athen (Num. chron. 1914 S. 5),
XsXavat von Aigina, Elis-M. (Seltman,
Olympia S.5), ptolemäischen, makedonisch -
keltischen, römisch -republikanischen A, ja
auch auf röm A^(v. Bahrfeldt, Röm.Goldm.-
Prägung 1923 S. 192/95, wo die Lit. auch
über E. auf röm. JR)] sie sind wohl ebenso zu
erklären wie die chinesischen auf den
schiffsförmigen ^-Barren und span. Pi-
astern, nämlich als Garantiezeichen der
Güte des Metalles seitens Privater (Banken
u. dgl.), also etwa wie die Beschauzeichen
der Goldschmiede. — R. E. III A unter
Subaeratus; Z. f . N. 37 S. 141 fin. R.
Eintracbtstaler sind Taler, die zur Er-
innerung an gemeinsame einträchtige Re-
gierung mehrerer Fürsten geprägt sind.
Schmieder nennt als die geschätztesten den
der Brüder Bernhard und Ernst von Baden
von 1533, d^r Herzoge Kasimir zu Coburg
und Johann Ernst zu Eisenach von 1598
sowie drei braunschweigische: die des Her-
zogs Heinrich Julius mit drei Brüdern von
1599, der Herzoge Julius Ernst und August
von 161 7 und der Herzoge Rudolf August
und Anton Ulrich von 1667. Alle führen
Sinnsprüche auf die Eintracht. S.
Elntrittsmarken s. unter Marken und
Tesserae. R.
Einzeltunde vonM. s. unter Münzfunde.
Eirene^ griech. eipi^vTj =Friede; s. Pax. R.
Eis aiona (griech. ei(a[a)va) = auf die
Ewigkeit, s. unter Wunschmünzen. R.
Eisangellantos, griech. ebay^eO^avioc
(Partiz. Aor. Akt.) = auf Antrag von, mit
folgendem Personennamen auf griech. M
von Eumeneia bedeutet »auf Anmeldung
von dem und dem (geprägt)«, nämlich auf
die Meldung zur Übernahme der Kosten
der Prägung. Vgl. unter Epimeletes. R.
Eisen (Metall), abgek. F (ferrum), spez.
Gew. 7,9, ist als StoflE von Gerätgeld in
Hacken, Spaten und bes. den Obeliskoi
wohlbekannt (Ebert, Reallex. IVS. 217/20).
Eisenwaren gelten noch heute als Zahlungs-
mittel bei den Lamas in Zentral-Hinter-
indien und in Manipur; Temple in I. A. 26,
S. 288. Dann erscheint es als Geld in
Barrenform, wozu auch das vielberufene
Eisengeld der Spartaner gehört (s. unter
Pelanor). Wirkliche Eisenmünzen kennen
wir literarisch aus<Klazomenai ([Aristot]
Oecon. II 2) und Byzanz (Pollux IX 78);
erhalten sind aber nur solche von Ai^os,
Heraia, Tegea, Megara (?), Phlius (?) und
vom Bunde der Arkader, wohl alle 4. Jh.
V. C; Joum. int. XV S. 77/8; Trait6 I
S. 374/5- — Sonst ist E. wegen seiner
leichten Oxydation für Münzen wenig ver-
EISEN— ELEFANT
173
wendet worden. Doch ist im Weltkriege
das kleine Notgeld häufig aus E. mit Rost-
schutz-Überzug angefertigt worden.
R. S. V.
Eisen = Münzstempel (s. d.); in abge-
leiteter Bedeutung auch das Gebiet, in
welchem die durch Stempel einer bestimm -
ten Münzstätte hergestellten Münzen von
Rechts wegen Umlauf haben sollen, also
der Münzbezirk (s. Münzyser). Su.
Eisenbabn-, Post- und Verkehrswesen auf
M. und Med. Eisenbahnmedaillen sind
die auf Bau oder Vollendung von solchen
und den damit zusammenhängendenKunst-
bauten (Bahnhof, Viadukt, Tunnel) ge-
prägten Med. usw.; ferner die, die ohne
unmittelbaren Bezug auf eine E. aus ande-
ren Gründen Lokomotive, Wagen oder die
genannten Kunstbauten darstellen. —
Moyaux, Les chemins de fer et leurs m6-
dailles, Brüssel 1905, mit Nachtrag 1910. —
Med. usw. auf Verkehrsbauten (Wege,
Brücken) kennt schon das Altertum, indem
z. B. Traianus auf den Bau der Via Traiana
und die Donaubrücke M. geprägt hat, jene
durch eine liegende Frau mit einem Rade
personifiziert; man hat auch das Rad auf
röm.-kampan. Aes grave auf Wegebau (via
Appia) zu beziehen versucht. Auch andere
röm.-kaiserl. Med. mit Brücken imd deren
Überschreitung (Traiectus Aug.) sind be-
kannt In der Neuzeit scUießen sich an die
Med. der französ. Herrscher auf Brücken-
und Straßenbau, Pflasterung, Truppen-
übergänge über Brücken und Pässe, Kanal-
bau insbes. solche der Päpste und Frie-
drichs L von Preußen an. Auch die Jet-
tone des 17. Jh.s, insbes. der französ. Ver-
waltungen und die Brückenmarken gehören
hierher. — Auf Postverkehr bezieht
sich von antiken M. der Sesterz des Nerva
mit »vehiculatione Italiae remissa« (Erlaß
des Vorspanndienstes), auch an das dem
üblichen Reisewagen gleichende Carpen-
tum sei erinnert. Die Neuzeit beginnt
mit einer Med. Ludwigs XI. auf einen
Dienst berittener Boten; es folgen im 17.
und 18. Jh. insbes. Jettone der französ.
Postverwaltung, engl. Token des 18. Jh.s
mit Darstellungen von Personenposten und
die auf das Postwesen bezüglichen neueren
Med., auch Belohnungsmed., des 17. — 19.
Jh,s. Auch die Med. auf Luftschiff- und
Flugwesen (vgl. z. B. Auktionskat. Heß,
Frankfurt, i. Nov. 1926), auf Brieftauben-
post und Verkehr zu Wasser (s. unter
Schiffe) gehören hierher, — Florange, ßtude
sur les messageries et postes, pr6c6d6e d*un
essai num. sur les ponts et chaussies, Paris
1925 (der postal. Teil nur für Frankreich
ausreichend). R.
Eisengräber oder Elsenschneider hießen
vom 13. bis 17. Jh. die Verfertiger der
Münzstempel, die meist »Eisen« (s. d.) ge-
nannt wurden. S. Stempelschneider. Su.
Ekklesla, griech. IxxXtjoi« = Volksver-
sammlung; personifiziert als Frau mit
Schale und der Beischrift EKKAH kommt
sie auf M. von Aigeai Kilik. vor. — Im M. A.
heißt E. Kirche, so auf Merowinger-M. ;
auch steht die Aufschrift »ecclesia« auf dem
von Papst Nikolaus V. gelenkten Schiff auf
einer Med. des Guazzaloti. R.
Elagabalus, auch Heliogabalus, war ein
lokaler Sonnen- oder Himmelsgott (Sol
oder luppiter) in Emisa, dort unter der
Gestalt eines bienenkorbförmigen Bätyl-
Steines (s. d.) verehrt; dieser Stein, mit
kostbaren Stoffen umhüllt und mit Sonnen-
schirmen umstellt und mit einem Adler im
Flachbild verziert, wurde von M. Aurelius
Antoninus, nachher selber nach ihm E,
genannt, nach Rom geschleppt, als dieser^
bisher in Emisa sein Oberpriester, zum
Kaiser ausgerufen war. Auf M. des E.
sehen wir den Stein auf einer Quadriga,
Aufschrift sanct. deo Soli Elagabal(o) oder
conservator Aug., auf M. des Prätendenten
Uran. Antoninus auch ohne Wagen, .und
der Kaiser E. erscheint auch als der sacerdos
dei Solis Elagab. oder summus oderinvictus
sacerdos Aug. — R.-E. V S. 2219. R.
Eldling = Purana. S. Karsha.
Elector, lat., eigtl. Wähler, insbes. Kur-
fürst, s. d. Su.
Electus ist der vom Domkapitel erwählte^
aber noch nicht bestätigte Bischof, »electus
et confirmatus« ist der wohl schon bestä-
tigte, aber noch nicht geweihte Bischof.
Als electus bezeichnen sich auf m. a. M. u. a.
die Bischöfe Lothar, Simon und Hugo von
Lüttich und Albrecht v. Magdeburg. Su.
Elefant, griech. 4XI(pac, lat. auch ele-
phantus. Der E., seit Alexanders Zeit
aus den Heeren des Orients den Grie-
chen, seit P3mrhos den Römern bekannter
174
ELE(I)MOSINA— ELFENBEIN
geworden, erscheint, wohl in Erinnerung
daran, auf (etrusk. ?) ^ mit Negerkopf auf
der Vs. und dem röm.-kampan. JE Barren
mit Schwein auf der anderen Seite (in der
Schlacht bei Asculum 279 v. C. sollen die
E. durch grunzende Schweine vertrieben
worden sein). Ein Reiter im Kampf mit
einem Kriegs -E.: unbest. griech.-ind. M.
im Br. M. (Num. chron. 1927 Taf. XI 58),
wie denn der E. auch auf späteren griech.-
ind. M. häufig ist. Dann kommt er auf M.
der Seleukiden vor; deren großer E. -park in
Apameia veranlaßt auch das Auftreten des
E. auf M. dieser Stadt- Auf den M. der
numid. u. mauret. Könige trägt er zuweilen
. den Lenker (ind. Kornak), über ihm als
Tier des Helios findet sich einmal das
Sonnenzeichen. Auf röm.-republ. M. be-
gegnet er in ganzer Gestalt (einmal mit
Glocke um den Hals) oder eineE.-biga oder
sein Kopf auf M. mehrerer Caecilii Metelli,
weil L. Caec. Met. 120 karthag. E. nach der
Schlacht bei Panormos (251 v. C.) erbeutet
hatte ; dann setzt sie Caesar auf seine M., zu-
weilen einen Drachen niedertretend, viel-
leicht weil »Caesar «mauretanisch »Elefant«
hieß. Auf Kaiser-M. treten sie bald als Siim-
bild der Aetemitas auf (ihrer Langlebigkeit
wegen), zu zweien oder vieren den ver-
storbenen Kaiser ziehend (z. B. Augustus,
Vespasianus, Faustina sen.), bald, wie die
Inschrift Munificentia zeigt (Pius, Cara-
calla usw.), als Zirkustier (Gordianus-Med.
mit Kampf zwischen E. und Stier im Colos-
seum; Philippus); später wird das Zwei-,
.Vier- oder Sechsgespann auch für die Tri-
umphauffahrt und den Processus consularis
gebraucht (z. B. Diodetianus und Maxi-
mianus, Constantinus; Z. f. N 38 S. 59 ff.),
auch auf der Attika eines Torbaues (Au-
gustus). Endlich fährt Dionysos auf seinem
indischen Triumph gleichfalls zuweilen (z.B.
auf M. von Nikaia) im E. -wagen. — Das
Kopffell des E. erscheint zuerst auf M.
Ptolemaios' I. als Schmuck des Kopfes
Alexanders d. Gr. (?), dann auf M. des Bak-
trers Demetrios, später wird es Kopf-
schmuck der Afrika und der Alexandria. —
R.-E. V S. 2248/57; Imhoof, Tier- u. Pflan-
zenbilder S. 24. — Über den Elefantenzahn
als Weihgeschenk in einer Art Kübel aufge-
stellt s. Z. f. N. 36 S. 142, 200. — Auf
mittelalterL-neuzeitl. M. erscheint der E.
bes. als Wappen der Helf ensteiner (Heifant
= E.), denen auch der Bodenseebrakteat
mit dem E. gehören mag, dann auf neueren
ind. M., zuletzt auf solchen von Ceylon.
R.
Ele(i)fnosina s. Almosen.
Elektron (griech. -^XexTpov, wie auch der
Bernstein heißt; unsicher, welcher von
beiden Stoffen vom anderen den Namen
entlehnt hat; lat. electrum), eine Mischung
von Gold imd Silber, die sich als natürliches
Metall z. B. in Lydien und Spanien fand,
später künstlich legiert wurde. Anfangs
betrachtete und verwendete man das natür-
liche E. als eigenes Metall (Xsoxi? XP^^roc,
Herodot I 50 usw.) zu Schmuck, Gerät und
M.: aus ihm bestehen die ältesten M., seit
etwa 700 V. C. in Lydien und den Griechen-
städten Westkleinasiens geprägt, Abb. 13
bis 16. 20. Die Lyder, d. h. Kroisos (s.
unter Kroiseios), haben dann zuerst reines
Gold zu M. verwendet, Abb. 18; bei den
Griechen Eüeinasiens aber (Kyzikos Abb.36,
Phokaia, Mytilene) erhält sich die E. -Prä-
gung bis ins 4. Jh., nunmehr in künstlicher,
daher sehr viel gleichmäßigerer Legierung
(30 bis 350/0 Gold), für die im Münzvertrag
zwischenPhokaia und Mytilene einxepvac =
»Mischer« genannter Beamter haftet; aus-
nahmsweise haben im 4. — i. Jh. auch Kar-
thago, gelegentlich Syrakus, Hannibal in
Capua, gallische Stämme, später die Bospo-
raner Könige E. ausgeprägt; die nummi
electrei des Sev. Alexander, Scr. bist. Aug.,
Sev. Alex. 25, 9, aber gehören der Fabel an
(Z.f.N. 31 S.23). Die Trennung zwischen
N und E. ist ganz konventionell, da N
fast stets kleine ^fl -Mengen enthält; Plin.
N. h. 33, 80 setzt die Grenze bei 80% Gold-
gehalt an; in den E.-M. schwankt der Gold-
gehalt meist zwischen 30 und Öo^/o; Isidor,
Orig. XVI 24 setzt 750/0 Gold als Grenze,
und auf dieser Schätzung beruht das im
Altertum übliche Wertverhältnis: E. zu
A wie 10 zu I (solange N zn JR wie I3y3
oder 13 zu i stand). — Z. f. N. 26 S. 17/66;
R.-E. V S. 2315; Trait6 I S. 356. R.
Eleutheria, griech. = die Freiheit, von
iXeoÄepoc = frei, das auch zur Bezeichnung
der Rechtsstellung einer Stadt vorkommt;
vgl. unter Libertas. R.
Elfenbein u. dgl. eignet sich als StoflEfür
M., Med. und Marken nicht, da eine Re-
ELIGIUS— ENGEL
175
produktionstechnik (Guß oder Prägung),
die viele gleiche Stücke herzustellen ge-
stattet, dafür nicht anwendbar ist. Trotz-
dem hat man im Altertum Theater-, Ver-
teilungs-, Spiel- und Rechentesserae aus
Bein hergestellt, die von freier Hand ge-
schnittene rohe Köpfe und anderweitige
einfache Bilder nebst eingravierten kurzen
Inschriften, oft Zahlen auf der Rs. zeigen,
und aus Bein bestehen auch die Tesserae
nummulariae, s. d. — R.-E. III A unter
Symbolon. — Medaillen aus E-, also jedes
Stück einzeln mit der Hand geschnitten,
hat man von etwa 1650 — 1730 hei^estellt;
der fruchtbarste Meister dafür ist Jean
Cavalier. — Jahrb. preuß. Kunstsamml.
49, 1928. — Auch Petschafte wurden imi3.u.
14. Jh. zuweilen aus E. geschnitten. R.
EligiuSy der Schutzheilige der Gold-
schmiede und Münzarbeiter, war der kunst-
fertige Schüler des Abbo in Limoges und
Schöpfer des Elfenbeinkästchens in Braun -
schweig, später Bischof von Noyon, be-
kleidete unter den Merovingerkönigen Da-
gobert I. u. Chlodwig IL eine ministergleiche
Stellung und wurde nach seinem Tode unter
die Heiligen der kathoL Earche versetzt.
Er leitete zugleich die Münzschmieden des
Pariser Königspalastes und der Schola regia
sowie die königliche Münze in Marseilleu.
Arles; als solcher nennt er sich auf Trienten
z. T. im Felde zu selten des Kreuzes. —
Menadier, Schausammlung S. iio; Prou,
Merowinger, Einl. S. XLVIII f. Su.
Elisabefhdor s. Zolotöj.
Elisabetfaer s. Hessenalbus.
E. L. P- = e lege Papiria, findet sich auf
röm. Sesterzen des D. Silanus und
L. Piso L. f. Frugi, die auf Grund der lex
Papiria (v. J. 89 ?) geschlagen wurden. Vgl.
unter As. — R.-E. IIA S. 1879. R-
Elpis, griech.'EXir&=dieHoffnung, s.Spes.
Emaillierte Med. sind solche, bei denen
Teile der Darstellung oder Teile des herum-
gelegten, durchbrochenen Rahmens durch
Einlegen von farbigem Schmelz zu besonde-
rer Farbwirkung gegenüber dem meist gol-
denen Grunde der Med. gebracht werden;
z. B. der Panzer blau, der Spitzenkragen
weiß, der Kurhut weiß und rot, der Blätter-
rand außen grün usw. Die Sitte gehört in
die Zeit von etwa 1580 — ^1650; vorangegan-
gen aber sind im frühen 16. Jh. Versuche,
Med. oder Schautaler durch Auftragen von
MetaU- oder Ölfarben polychrom zu ge-
stalten (Amtl. Ber. 31 S, 163). Vgl. unter
Klleinod. R.
Emblem^ vom griech. lfißXY]|xa, eigtl. das
Hineingesteckte, jetzt so viel wie Sinnbild,
Symbol, s. d. R,
Emissionsbuchstaben, -zahlen und -zeichen
s. unter Münzbuchstaben u. Münzzeichen.
EndromideSy griech. ivSpotiiSec (Plur.) =
Stiefel, bei den Alten nur von den Jägern
und anderen ständig Wald und Feld Durch-
streifenden getragen, also z. B. von Artemis,
Dionysos. — R.-E. V S. 2555. R.
Endymion und Selene s. vielmehr unter
Traum des Sulla. R.
Engel, ein, erscheint des öfteren auf den
Münzen. Bei Byzantinern und Lango-
barden wird die antike Victoria in den
Erzengel Michael umgedeutet (Abb. 129).
In Byzanz selbst kommt der Engel auf
Münzen des 12. Jh.s mit Zepter und Reichs-
apfel vor (B. M. C. Tf. LXXII 9) und auf
anonymen Münzen des 13. Jh.s, die nach
Thessalonich gelegt werden (B. M. C.
Tf. XXVII iff.), mehrfach dann neben
dem steh. Kaiser. In Deutschland tritt
der Engel zuerst auf Pfennigen Brunos
von Trier (Dbg. Nr. 484) und Friedrichs
von Köln (Dbg. Nr. 1532) auf.
Später erscheint er als ein Sinnbild des
göttlichen Schutzes über dem Bilde des
Heiligen (z. B. in Halberstadt, Fd. v.
Freckleben Nr. 20) oder des Münzherm
(Archiv für Brakt. Tf. 13 Nr. i) u. a. Auf
einem Erfurter Pfennig Adalberts v. Mainz
(1109 — 37) erscheint der E. als Todesbote,
der dem Bischof die Hand auf das Herz
als den Sitz des Lebens legt (Abb. 192),
ähnlich wie auf böhmischen Pfennigen, auf
denen der Todesengel den Münzherm *ab-
holt« (Fiala, Ceske Denary Tf. 15, 13 f-
u. 16, I u. 16, 6; Friedensburg, Z f. N. 33
S. 119). Dann erscheint er, häufig als
bloßes Kopfbild, über, an und in einem
Bauwerk, insbesondere einer Kirche (Ches-
tret de Haneffe, Lüttich Tf. 8 Nr. 158).
Auf anderen böhmischen Pfennigen wird
der Engel »servus dei« genannt. Oft wird
der Engel dargestellt, ein Kreuz haltend
oder tragend, z.B. in Worms (Dbg.
Nr. 1915), auf Elsässer, besonders Straß -
burger Pfennigen. In Bayern wird häufig
176
ENGELGROSCHEN— EOS
eine Anzahl von Engeln als Einrahmung
des Münzbildes benutzt. Als Engel der
Verkündigung tritt er auf dem Saluto (s. d.)
und Salut (s. d.) auf (Abb. 213).
Als Wappenhalter dient der Engel auf
den davon Ange d'or (s. d., Abb. 239) ge-
nannten Goldstücken Philipps IL von
Frankreich und u. a. auf Goldgulden Rei-
naids v. Jülich -(Noß, Jülich Nr. 147, 150),
auf Angel und Angelot erscheint der Erz-
engel Michael als Drachentöter imd — zu-
weilen zum geflügelten Kopf verkleinert —
seit Beginn des 15. Jh.s auf zahlreichen
Silbermünzen von Oldenburg, Jülich, Sach-
sen, Brandenburg usw., besonders auf den
sächsischen Engelgroschen (Friedensburg,
Symbolik S. 167 f.). Als Erzengel Michael
kommt er dann in einer ganzen Reihe
von Münzständen vor, so in Zug, Neapel -
Sizilien, im Kirchenstaat usw. — Rentz-
mann S. 179 f. Su.
Eagelgroschen s. unter Schreckenberger
u. Abb, 290.
Engelkopfe, schlesische Bezeichnung der
guthaltigen Schreckenberger von dem
schildhaltenden Engel. — • Friedensburg.
Schi. N. M. S. 23. S.
Engelot s. unter Ange d'or und Angelot.
Engeische vijf nannten die Holländer den
Halbschilling Elisabeths vonEngland wegen
ihres Brustbildes; er galt 5 Stüver, stieg
seit 1600 auf S Stüver 2 Deut. — Ter Gouw,
S. 275. S.
Engeltaler nennt man die großen kur-
sächsischen Kippermünzen zu 3, 2, i^/a, i
und ^/a Gulden oder 60, 40, 30, 20 und 10
Groschen mit einem Engel und einem
Schilde auf der Vs. und zwei Engeln und
drei Schilden auf der Rs. (s. Kipper und
Wipper). S.
EngenhosOy portugiesische, 1561 — 1563
gemünzte Goldmünze zu 500 Reis, 3,825 g
schwer und 3,50 Gold haltend, die auf
der Vs. den Landesschild, auf der Rs.
einen Kxeis auf Kreuz zeigt. Sie ist die
erste portugiesische Münze mit Jahreszahl
und die erste, die mechanisch geprägt
wurde, daher der Name Engenhoso (=s In-
genieur). — Fernandes, S. 143. S.
Englischy niederl.: engelsc, nieders.: en-
geis, engelsch, norw. : engelska, enskr, dän. :
engelsk, schwed.: änglisker. Mit diesem
Namen werden vielfach die englischen Ster-
linge bzw. deren Nachahmungen bezeichnet:
1280 in einer Stralsunder Urkunde der
Wechsel zwischen mnum sterlingum« und
n^/i d. Anglicum« (Hans. U. B. I. Nr. 808),
in Trierer Urkunden: 1339 »Anglicus pro-
Vn hall.«, 1346 »Trierische Engeische zu
6 Pfennigen«, Noß, Trier I 2 S. 21; 1376/77
heißt es bei der Festsetzung des Pfund-
zolls in Schonen: »enen enghelsen penningh
alze gut alze dre lubische penninghe«,
Jesse, Wend. M. -verein S. 82.
Der Name befindet sich auch auf Frank-
furter Geprägen des 15. Jh.s. Da die Witten
der Hansestädte nach Größe, Gewicht und
dem kehrseitigen Prägebild den am Nieder -
rhein und in Westfalen zahlreich umlaufen-
den Sterlingen ziemlich genau entsprachen,,
wurden auch sie vielfach kurzweg »Eng-
lische« genannt. — Frankf. Münzz. 1925,.
S. 231. Su.
Englot, dänisch = Angel, Angelot (s. d.).
Enneobolon, griech. IvveoßoXov = das
Neunobolenstück, erscheint als M. von
gutem Silber, 80x111.00 dp^üpioo, in einer
Inschrift von Oropos; nicht identifiziert.
— Trait6 I S. 421. R.
Enriques werden Goldmünzen Heinrichs
rV. V. Kastilien (1454—74) genannt, die als
Va-, I-, 2-, 5-, 10-, 20-, 50 fache Stücke
geprägt wurden; das einfache Stück wiegt
4,6 g, das 50 fache 229 g und hat einen
Durchmesser von 90 mta, es ist die schwerste
von allen spanischen Goldmünzen. Typus:
Vs. sitzender König von vorn meist auf goti-
schem Stuhl, zu seinen Füßen ein gekrönter
Löwe. Rs, : 2 Löwen und 2 Kastelle i. d.W.
eines Kreuzes. Heinrich nennt sich auf
diesen Münzen ENRICVS Q(artus). —
Engel-Serrure HI S. I34if.; Heiss I
Taf. 13 f. Su.
Enyo, griech. 'Evuci, Göttin des Krieges,,
in der Darstellung von Athena nicht zu
trennen; sie wird auch mit der auf M. von
Komana vorkommenden orientaL Ma (s. d.)
gleichgesetzt. — R, E. V S. 2654. R-
Eos, griech. 'H<&? oder^Ewc, lat. Aurora,
die Göttin der Morgenröte, die das Tages-
licht heraufführt. Als HQ2 bezeichnet er-
scheint sie auf alexandrin. M., mit Fackel
in der Hand und eines der Rosse des Helios
am Zügel führend (die E. auf Denar des L.
Plaut. Plancus ist wohl Victoria). — R.-E*
V S. 2657. R-
EPARCHOS— EPINIKION
177
Eparchos, griech. Sicapxoc, ist der Stadt-
präfekt von Konstantinopel in byz. Zeit;
sein Titel und Name erscheint auf byz.
Rundscheibchen aus Glas, s. d. R.
Ephesia grammata waren Zaubersprüche,
magische Formeln; man erkennt eine solche
zum Heimlocken der Bienen in der schein-
bar sinnlosen Aufschrift von münzähnlichen
^-Stücken mit den M.-bildern von Ephe-
sos, Hirsch und Biene. — Num. chron. 1908
S. 281. R.
Ephialtes-EpopheleSy griech. 'E<ptaXt>]c
'EiccocpiXTjc, griech. Dämon des Alpdrückens ;
erscheint als Beischrift auf einem Med.
von Nikaia (ohne Beischrift auch auf JE
von Ankyra) zu einer schleichenden, dem
Pan ähnlichen Gestalt, die einen Wein-
schlauch nach sich zieht. Er ist das Urbild
des Mephistopheles, verdorben aus ^M^^"^^^
(der Größte) und ' Eica)9lX7]c. — Jahrbuch
der Goethe-Gesellschaft IV S. 153. R.
Ephoroiy eigtl. Aufseher, Behörde in
Lakedaimon, die auf der Vs. einer M. er-
scheint; Scp. als Titel auf M. von Ankyra
Phryg. dürfte gleichfalls Ephoros aufzu-
lösen sein. — Münsterberg, Beamten-
namen S- 252. R.
Ephraixniten war die volkstümliche Be-
zeichnung der von Friedrich dem Großen
während des Siebenjährigen Krieges stark
verschlechterten Silbermünzen. Die eigent-
lichen, nach dem Pächter der Leipziger
Münzstätte Veitel Ephraim genannten
Ephraimiten waren die zuerst dort, dann
auch in anderen Münzstätten geprägten
Dritteltaler mit kursächsischem (Abb. 300)
und die Tympfe mit sächsisch-polnischem
Gepräge. Doch wurden auch bald die
preußischen Drittel und Sechstel sowie die
Tympfe und Szostake, ob sie von Ephraim
oder von einem anderen Münzpächter
stammten, Ephraimiten genannt (s. Kriegs-
sechstel). Die Dritteltaler wurden von
einem Feingewicht von 5,4 bis zu einem
von I bis 2, die T37mpfe von 3 bis auf l, 15 g
Feingewicht verschlechtert. Alle diese
durch die Kriegsnot hervorgerufenen schlech-
ten Münzen wurden von dem Könige nach
dem Friedensschluß mit seltener Energie
und Schnelligkeit beseitigt. S. auch Münz-
verschlecjiterung und Nachahmung. —
Schrötter, Acta Bor., Gesch., III. Bd. S.
EpI, griech. lTct= runter«, »inderAmts-
WCirterbiLch der ihCüxuikujide.
zeit von «, die übhche Präposition bei griech.
Beamtennamen; bei Herrschern nur unter
Herodes Philippos II.: i«! OiXitctcoo ts-
Tpotpj^oü; bei Aristarch von Kolchis CApi-
(rcapxo(ü) To5 lirl KoXxföoc) steht es im
Sinne von »über« Kolchis gesetzt. R.
Epigraphik ist die Lehre von den In-
Schriften; man kann auch von einer Lehre
der M. -Inschriften sprechen, die deren Be-
sonderheiten erfaßt. S. unter Schrift und
Sprache. R.
Epimeletes, griech. li:i^\y^xrfi = Be-
sorger. E. des Münzwesens in seiner Vater-
stadt Sinope soll der Philosoph Diogenes
gewesen sein (Laert. Diog, Vitae philos. VI 2),
und auch auf M. erscheint der Ausdruck,
partizipial ausgeschrieben iTcifxeXTjÖEvxo?,
z. B. in Aphrodisias, Eukarpeia (hier ist es
auch einmal eine Frau, linjjLeXTj&eicnjc),
sonst abgekürzt. In Silandos ist neben
diesem »Besorgenden« noch der das Datum
gebende apx(o>v) (icpcoioc) mit äiui genannt,
in Aphrodisias ist der E. ein ipxiß-
pstSc, anderwärts sehen wir, daß der
»Besorgende« ein Grammateus oder ein
Asiarches war. Also handelt es sich in sol-
chen Fällen nicht um ein regelmäßiges
Münzamt, sondern um einen Spezialauf trag
dazu, ein Kommissorium, zuweilen viel-
leicht in Form einer Lei turgie(s. d.), wie man
die Übertragung der Kosten und der Für-
sorge für eine Staatsauf gäbe an einen Pri-
vatmann in Athen nannte; solche Münz-
kommissorien werden in Inschriften aus
Sestos (hier ist sogar der Ausdruck Sitifte-
Xeia gebraucht), und Magnesia Ion. erwähnt,
und in Athen scheint das Münzamt tatsäch-
lich eine Leiturgie gewesen zu sein. Ahnliche
Verfahren werden durch dv^&Tjxsv, fdrtpd'
fievoc, ef(jav7eiXavT0? bezeichnet, s. d. —
Der IttijisXtjttjc mvtcdv auf einer M. von
Mastaura mag ein Beamter in allgemeinerer
Stellung sein. — Nom. I S. 2—4; Münster-
berg, Beamtennamen S. 252. 256; R. E. V
S. 162; Regling, M. von Priene S. 165
m. A. 407. R.
Epinikion, griech, ferctv^xiov = Sieges-
preis, auf griech. Kaisermünzen (Aphro-
disias, Laodikeia Phryg.) gelegentlich zu
der Formel dv^ÖTQxev (s. d.) vorkommend.
— In Laodikeia Phryg. ist ^itivefxioc die
Aufschrift eines zur Erinnerung an einen
kaiserl. Sieg errichteten Tempels. R-
12
178
EPIONE-EQUES
Epione, Gattin des Asklepios; man er-
blickt sie in einer auf M. von Epidauros vor-
kommenden schreit. Frau mit Schale. —
R. E. V S. i86; Bernhard, M.-bilder zur
Gesch. d. Medizin 1926 S. 34. R.
Eplphanes, griech iTttpovr^, »der (glän-
zend) erscheinende <f, Beiname des Teles-
phoros auf M. von Nikaia und vieler
hellenist. Könige, zuerst des Ptolemaios
V. (204 — 181), dann des Antiochos IV.
(175 — 164 V. C.) und später noch dort und
im arsakid., bithyn., kappadok., kommagen.
und baktr. Hause verbreitet. R.
Eptscopus, deutsch Bischof, niederd.
Biskop, in frühchristlicher Zeit der Vor-
steher des Klerus einer Gemeinde, einer
civitas, des Gebiets einer Stadt, d. h. dieser
selbst und des ihr angegliederten flachen
Landes; mehrere civitates zusammen bil-
deten eine Provinz, ihr Bischof wurde der
metropolitanus für die übrigen Bischöfe.
Schon in römischer Zeit waren die Befug-
nisse des B. weltlicher und kirchlicher
Natur, so auch in fränkischer Zeit und im
deutschen Reiche des Mittelalters. Be-
sonders dank den Reichsverwaltungsgrund-
sätzen des 10. und 11. Jh. waren die Vor-
steher der Reichseigenkirchen nicht nur
Beamte der Kirche, sondern auch des
Reiches imd demnach Reichsfürsten. Durch
den Investiturstreit wurde die kirchliche
Herrschaft des Königtums über die Reichs-
eigenkirchen zerstört, er ließ aber das
Eigentum des Reiches am Gut der Reichs-
kirchen, ihren als regalia oder temporalia
bezeichneten Liegenschaften und Rechten
bestehen. Mit diesem Gut, mit dem sie
vom König unmittelbar belehnt wurden,
deckte sich aber nicht der Bereich der
geistlichen Gewalt (spiritualia) des Bischofs,
des Amtssprengeis, der Diözese; diese
und das Territorium hatten oft wenig mit-
einander gemein. Mehrere Diözesen zu-
sammen bildeten die Erzdiözese oder
provincia, an deren Spitze der Metro-
politanbischof , der seit karolingischer Zeit,
aber noch nicht häufig, als archiepiscopus
bezeichnet wurde, wie sich die Erzbischöfe
auf ihren Münzen auch noch vielfach epi-
scopi nannten (Menadier in Z. f. N. 16 S.2S0) ;
die Bischöfe wurden seit karoling. Zeit
auch episcopi suffraganei genannt.
Zu den Reichseigenkirchen gehören alle
Erzbistümer mit Ausnahme des i. J. 1344
zum Erzbistum erhobenen Bistums Prag,
femer beinahe alle Bistümer, während die
Bistümer Gurk, Chiemsee, Lavant und
Seckau Eigenbistümer des Erzbistums Salz-
burg waren, die Bistümer Olmütz und Prag
seit 1198 dem König von Böhmen unter-
stellt waren, Bistümer wie z. B. Branden-
burg und Havelberg gegen Ausgang des
M. A. mediatisiert wurden.
Die bischöflichen Abzeichen waren Mitra
(s. d.) xmd Krummstab (s. d.).
Über das Münzrecht der Bischöfe s.
Münzrecht. — Werminghoff, Verfassungs-
gesch. d. deutsch. Kirche i. M. A. Su.
EpiskopOS (lirtaxoTCOc) griech. = Auf-
seher, Titel eines Münzbeamten auf einer
M- von Ephesos. — In christl. Zeit =
Bischof, s. d. R.
EpltropOS^ griech. iictTpOTco? = Beauf-
tragter = lat. Procurator, s. d. R.
Epoieiy griech. iicofet, geschrieben iicosi
= »machte (diese Münze)«, bezeichnet auf
M. von Thurioi (MoXoacjoc i7t[6et]; aber
subäratl Num. chron. 1927 S. 301), Klazo-
menai (OsoBotoj 4iü6ei) und Kydonia
(NeöavToc iitoet) des 4. Jh. v. C. den
Stempelschneider und berechtigt uns, auch
sonst Künstlernamen auf griech. M. zu
erkennen. Vgl. xmter Fecit und unter
Künstlersignaturen. R.
Eponym^ griech. Iit(jl>vo[xoc = nach dem
der Name gegeben wird; z. B. Herakles
ist e. Heros der nach ihm Herakleia ge-
nannten Städte; e. Beamter ist der, nach
dem das Jahr benannt wurde; so in Athen
nach dem Vorsitzenden des Kollegiums
der 9 Archonten, dem ap^cov I., in Rom
nach den beiden alljährlich wechselnden
Consules; s. unter Datierung. — R. E. VI
S. 244. R.
- Epopheles s. unter Ephialtes-E. R-
Epttlones = die Schmausbrüder, eine
Priesterschaft, die in Rom ein Kollegium
von Septemviri (s. d.) bildeten; in Paestum
ist eine M. epul(onum) de[c(reto)?] ge-
prägt. R.
EqueSy lat. = Reiter, später = Ritter,
der im Range zweite Stand (ordo) der
röm. Republik; auf einen sich zur Besichti-
gung durch den Censor (census equitum)
begebenden Ritter mit seinem Pferde be-
zieht sich vielleicht die Darstellung auf
EQUIPAGA— ERDICHTETE UND ERFUNDENE M, UND MED. 179
M. des P. Lic. Crassus M. f. In der Kaiser -
zeit stand der Thronfolger, später auch
der Kaiser selbst als princeps iuventutis
dem Ritterstande ehrenhalber vor; die
Abzeichen des E. waren Schild und Lanze,
die daher mit der Widmungsinschrift
equester ordo principi iuventuti auf M.
des jungen Nero vorkommen. Die Prinzen
C. und L. Caesar erscheinen auf Denaren
des Augustus mit dem Titel princ iuvent.
mit Schilden und Lanzen. Unter Con-
stantinus sehen wir die Aufschrift equis
Romanus auf N (ly*- und 2facher So-
lidus) zum Typus des einreitenden Kaisers,
der also in seiner Eigenschaft als Haupt
dieses Standes erscheint (Z. f. N. 3
S. 129; die eb. 21 S. 24 gegebene Deutung
des 1% fachen Sol. als Sportula für die
Ritter wird durch den neu aufgetauchten
2 fachen Sol. unsicher). Vgl. Hippikos. —
Die Equites als Reiterei werden in den M.-
inschriften des Gallienus und Postumus
(vielleicht von dem zu ihm abgefallenen
Reitergeneral Aureolus geprägt) mit fidei
equitum bzw. concordia, fides und virtus
equitum aus der M. -statte Mediolanum,
der Garnison der röm. Schlachtenkavallerie,
erwähnt (Z. f. N. 37 S. 203/7). — R- E. VI
S. 272/312; A. Stein, Der röm. Ritter-
stand, München 1927. R.
Equipaga» Name für die Viertel-Macuta
(s. Macuta) zu 121/3 Reis. S. '
Erasion. Die E, d. h. die Austilgung des
Namens eines Verstorbenen auf öffentlichen
Denkmälern ist eine Folge der Damnatio
memoriae, s. d. Auf Inschriften ist z. B.
bei Geta und Sev. Alexander tatsächlich
der Name meist getilgt worden, auf M,
sind nur wenige Fälle bekannt, s o wenige
im Vergleich zu den vielen intakt ge-
bliebenen M. des Betr., daß man zweifeln
darf, ob unter den »öffentlichen Denk-
mälern« die M. überhaupt mitverstanden
sind und nicht vielmehr alle Fälle pri-
vatem Eifer entsprangen (wie die E. eines
Alexanderkopfes auf einer makedon. M.
dem Zorne eines von der M. als seinem
Talisman betrogenen Trägers zugeschrieben
wird). Es sind, von zwei unsicheren
hellenist. Beispielen abgesehen: der Name
des Seianus, einstigen Günstlings des
Tiberius, auf M. der Stadt Bilbilis, der
einzige Fall, der einen Privaten betrifft
(der Fall des Archiereus Alexandres Kleonos
Sardianos liegt anders); Caligulas Vor-
name C(aius) ist mehrfach, Neros Name
einmal in Patrai, dann auf einem röm.
Gegenstempel (NCAPR), sein Kopf auf
einem Alexandriner getilgt; Name und
(oder) Kopf des Domitianus, Commodus,
Maximinus auf mehreren, Geta auf vielen
griech. Städte-M. (Geta bes. in Stra-
tonikeia). Aus der Neuzeit kann man als
Analogen nur etwa auf die Verunstaltung
der Köpfe Napoleons I. und III. hin-
weisen. — Münsterberg, Beamtennamen
S. 257; Monatsblatt Num. Ges. Wien XI
S. 32/37; Bernhart, Handbuch S. 74;
Buchenau -Festschrift 1922 S. 1/8; Bl. f.
M..Fr. 1925 S. 201. R.
Erdichtete und Erfundene M. und Med.
sind einmal solche, die in Wirklichkeit
nicht plastisch hergestellt sind noch werden
sollten, sondern von denen nur eine Zeich-
nung (Stich od. dgl.) gemacht wurde
(auf diese will Menadier, Z. f. N. 25 S. 184
den Begriff Erdichtete M. beschränkt
wissen). Sodann solche, die zu Täuschungs-
zwecken oder aus Freude am Altertum
erfunden und wirklich ausgeprägt worden
sind, wie die der Dido, der Artemisia, des
Scipio, des dux Hunnorum Balamber;
auch die Attila-Med. (s. d.), die Görlitzer
Schekel (s. d.), die Med. auf Klaus Störte-
becker (1402), den Taler Philipps von
Hessen mit »Besser Land und Leut* ver-
loren«, die meisten sog. Suitenmed. (s. d.)
und die M. von Moresnet und Andorra
usw. mag man hierher rechnen, ebenso die
sich offiziell gebahrende Finis-Germaniae-
Med. (s. d.) und die Med. auf den Einzug
der Russen in Berlin 1914. Endlich gibt es
literarische Erfindungen geschäftiger Sage
oder übereifriger Chronisten, Schon die röm.
Scriptores historiae Augustae suchen dem
Leser ihre Kaiserbiographien durch er-
fundene M. des Odenathus, der Kaiserin
Victoria usw. interessant zu machen (Z.
f. N. 31 S. I ff.). Aus dem MA. seien
genannt die Med. auf den Überfall im
Wildbad 1367, auf Corveyer Ereignisse
von 1248 und 1349, dann aus der Neuzeit
allerhand Taler des »tollen Christian«,
die Med. des großen Kurfürsten mit
Exoriare aliquis, und manche angebliche
friderizianische Gepräge. Dagegen sollte
l8o
ERFUNDENE MÜNZEN— ESCALIN
man irrige, meist der Spottsucht ent-
standene Ausdeutungen vorhandener echter
M* (vgl. unter Spottmedaillen) nicht hier-
her rechnen. — Berl. M,-bl. 1903A S. 236 ff- ;
Luschin, Allg. M. -künde 3 S. 150/1. R.
Erfundene Münzen s. Erdichtete M.
Ericfafhonios, athen. Heros, aus der
Erde geboren und von der Erdgöttin der
Athena zur Pflege übei^eben, s. unter
Tellus. R.
Erlanger oder böhmisch -pfälzische Pfen-
nige sind eine Abart der Regensburger
(s. d.). Sie tragen auf der Rückseite statt
zweier Brustbilder nur eins und sind
zwischen 1374—78 zuerst von Karl IV.
in seiner fränkischen Münzstätte Erlangen
geschlagen worden. Auch diese Pfennigart,
die denselben Fuß wie die Regensburger
hatte, ist in Franken und Pfalz vielfach
verwendet worden. An Stelle des einen
Brustbildes tritt auch ein Wappen oder
Buchstabe oder auch eine Krone. Sie
sind von Wenzel v. Böhmen in Erlangen,
von Ruprecht III. v. Oberpfalz in
Sulzbach, von Johann L v. Leuchtenberg,
von Friedrich V. v. Nürnberg in Bayreuth
und Neustadt a. d. Aisch (ca. 1370—1395)
u.a. geprägt worden. Sie verschwinden
Ende des 14. Jh.s. — v. Schrötter, Branden-
burg-Franken I S. 21 f. Su.
Erneuerung der Münze siehe Münz-
verrufung. Su.
Emsfdor hiefien die Karolinen (s. d.)
des Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen -
Darmstadt, die seit 1733 geschlagen wurden.
S,
Eros, lat. Amor, Cupido, griech.-röm.
knabenhafter Liebesgott, auf M. so häufig
(Abb. 71), daß ein Überblick in diesem
Rahmen nicht möglich ist; seit der Re-
naissance auch in die europ. Kunst als
Putto übergegangen. — R.-E. IV S. 58;
VI S. 484/542, M. gut benutzt; Z, f. N.
VIII S, 71/99; Bemhart, Handbuch S. 58.
R.
Erotische Medaillen nennen wir solche,
die auf das Liebesverhältnis der Ge-
schlechter in mehr oder weniger krasser
Weise Bezug nehmen. Bekannt sind die
antiken Spintriae (s. d.), die als »Cosel-
Dukaten« (s. d.) bezeichneten Spielmarken
mit erot. Darstellungen und Sprüchen,
dann z, B. die Med. mit »Wie küssen sich
die zwey so fein«, sich küssendes Paar,
Rs. »Wer küst mich armes Nunnelein«,
Nonne, und die vielen sog. Hahnrey-Med.,
z. B. mit Hirsch, Rs. »0 wir arme Hoemer
Traeger haben wieder Willen Schwaeger«.
— Kat. Fieweger, Satyr. Med. 1885
Nr. 94/145, 354/ 5; Kahane, Die M. im
Dienste der Liebe und Ehe 3, Braunschweig
1928. R.
Eryträischer Taler s. Tallero eritreo.
Erzimter, die, waren ursprünglich Äm-
ter, welche verschiedenen Fürsten und
Herren am Hofe des römisch -deutschen
Königs übertragen waren und in der Aus-
übung gewisser höfischer Formen und
Verrichtungen, besonders bei Krönungs-
und anderen Feierlichkeiten bestanden.
Diese Ämter wurden später erblich, und
die Inhaber der höchsten wurden die Kur-
fürsten: der Erzbischof von Mainz war
des deutschen Reiches Erzkanzler (archi-
cancellarius), der Erzbischof von Trier
Erzkanzler von Burgund, der von Köln
Erzkanzler von Italien (Lombardien), der
Herzog von Sachsen Erzmarschall (archi-
marescalcus) mit den Schwertern, der
Markgraf von Brandenburg der Erzkäm-
merer (archicamerarius) mit dem Zepter,
der Pfalzgraf bei Rhein Erztruchseß (archi-
dapifer) mit dem Reichsapfel und der
König von Böhmen Erzschenk (archi-
pincerna). Das Amt des Erztruchsessen
ging später auf den Herzog von Bayern
über, während der Kurfürst von der Pfalz
durch den Westfälischen Frieden ein neu-
gebildetes Erzschatzmeisteramt (Abzeichen:
Kaiserkrone) erhielt, das aber nach Ver-
einigung von Pfalz und Bayern an den
Kurfürsten von Hannover fiel, der bis
dahin Erzbannerherr gewesen war.
Diese Erzämter treten auf den Münzen
im Titel des Münzherm und im Bilde (z. B.
das Zepter des Kurfürsten von Branden-
burg, die Schwerter des Kurfürsten von
Sachsen, der Reichsapfel des Kurfürsten
von der Pfalz) in Erscheinung. Su.
Erzbischof, lat. archiepiscopus, s. epi-
scopus. Su.
Erzherzog (lat. archidux) ist der Titel
der österreichischen Herzöge; arch- ist ent-
standen aus griech. apxeiv = anfangen,
der erste sein. Su.
Escalin s. Arendschilling u. Abb. 287.
ESCHEN— ESPADIN
i8i
Eschen s. unter As 2) (Gewicht).
Eschmun, phönik. Heilgott, ist erkannt
worden in dem Bilde eines jugendl. As-
klepios mit oder ohne Schlangenstab, mit
2 Schlangen 1. und r., auf M. von Beryt
und röm. des severischen Hauses. —
Babelon, Mäanges IV S. 138; Baudissin,
Adonis und Esmun 191 1, Register S. 538,-
Bernhard, M.-bilder zur Gesch. der Medizin
1926 S. 21. R.
Escoufle, altfranzös. = Hühnergeier, er-
scheint als M. -name in Urkunde vom J. 1392 :
»une piece de monnoie d'argent nomm6
EscouflEle du pois de XII deniers«; in
einer Urkunde von 1399 steht »Escouflfle
vault II gros, le gros 11 1 estrellins« (Du
Gange). Es kann sich bei dieser Münze nur
um Spottnamen flandrischer Adlergroschen
handeln. — Martinen S. 146. Su.
Escttdfllo (Coronilla, Goldpiaster) hieß die
spanische yi6-0nza (s. d.) oder der halbe
spanische Goldescudo (s. Escudo d'oro).
Er hielt um 1730 1,58, laut Gesetz von 1772
1,56 g Gold. — Nobacka, S. 976 f. S.
Escudo d'oro oder Corona war die den
Excelente (s. d.) ablösende spanische Gold-
münze, die 3,38 g wog und 3,09, seit 1684
3,03 g Gold hielt. Sie führte auf der Vs.
den Landesschild, auf der Rs. ein Kreuz im
Vierpaß, seit 17CX) einen Turm, seit Karl
IIL Brustbild-Landesschild. Im 19. Jh.
wurden nur achtfache gemünzt (onzas).
Der E. galt zuerst 350, seit 1566 400 Mara-
vedi. Die doppelten oder Dublonen (s. d.)
waren die später in ganz Europa geprägten
Pistolen (s. d.). — Vor dem Münzgesetz
von 1864 war zwar der silberne Peso die
Hauptwährungsmünze, aber für den noch
sehr primitiven Verkehr war er zu groß,
weshalb als praktische Geldeinheit der dem
Kupferreal ziemlich entsprechende y«»-
Peso galt, der Real de Vellon hieß. Dessen
Zehnfaches, d. h. den y2-Peso machte das
Gesetz vom 26. 6. 1864 unter dem Namen
»Escudo« zur Hauptmünze, geteilt in lOO
Centimos; er wog in Silber 12,9801 g, die
0)8387 g Gold, beides 0,9 fein, entsprachen.
Goldstücke zu 10 (Doblon de Isabel, 8,387 g
schwer), 4 und 2 E. und silberne E. wurden
geprägt. Das Gesetz vom 19. 10. 1868 er-
setzte den Escudo durch die Peseten (s. d.).
— In Portugal wurde der E, nur selten ge-
münzt: zuerst im 15. Jh. mit gekrönten
königlichen Initialen im Achtpaß-Lan-
desschild im Achtpaß, 4,58 g schwer und
18 karätig, also mit 3,43 g Goldgehalt zu
140 Reaes, worauf er erst wieder von Jo-
hann V. seit 1722 mit Kopf-Schild als
Vs Dobra (s. d.) zu 1600, seit 1822 zu 1875
Reis geprägt wurde; er wog jetzt 3,58 g,
war 22 karätig, hielt also 3,28 g Gold.
Durch Gesetz vom 29. Juli 1854 wurde die
Goldwährung eingeführt, Münzeinheit war
die Coroa d'ouro (s, d.). In der Tat herrschte
aber seit den 8oer Jahren Papierwährung.
Das Gesetz vom 22. Mai 191 1 führte unter
dem Namen E. eine neue Münze ein von
1,866 g Gewicht, 900/1000 fein, also von
1,679 g Goldgehalt, geteilt in 100
Centavos; es sollten Stücke zu 10,5,
2 E. aus Gold, i E. aus Silber geprägt
werden, aber 2 Jahre später kehrte ein
Gesetz vom 21. Juli 1913 zum Münzfuß
von 1854 zurück, doch blieb in der Praxis
die Papierwirtschaft; der E. gilt heute
etwa 0,21 RM. Das Zeichen (cifrao) für
den E. ist dasselbe wie für Milreis : J. Seit
1924 münzt Portugal für Angola Escudos,
auch halbe oder 50-Cents aus Nickel, 20-
Cents aus Aluminiumbronze, 10- und 5-
Cents aus Bronze. — Noback»; F. Rühe,
D. Geldwesen Spaniens seit 1772, Straßb.
1912, S. 128 ff.; F. Brand u. W. Zotter in
Revista nacional de economia, Bd. 18
(1924), S. 6 f.; Aragäo, IL S.
Esgen s. unter As 2) (Gewicht).
Esmerare, vom Lateinischen 3>merus«
(rein), bedeutete im Mittelalter das Fein-
brennen des Silbers. Esmerati denarii
waren feine Pfennige. Su,
Espadln ist eine portugiesische Billon-
und eine portugiesische Goldmünze.
1. Die Ausgabe des Billon-espadin ist von
Alfons V. (1438—1481) zur Erinnerung an
die Einriclxtung des Espada- (Schwert-)
Ordens, der nach der Eroberung von Fez
gegründet wurde, am 22. August 1460 an-
geordnet worden. Typus: Vs. eine ein
gesenktes Schwert haltende Hand im Vier-
paß, Rs. Schild mit der Quinas (s. d.) im
Dreipaß. Es wurden 115 Stück aus der
Mark geprägt, i Stück wog 40 gräos reaes ==
2 g, Wert = 4 dinheiros.
2. Der meio iusto d'oro Johanns IL von
Portugal (i487--9's) wird ebenfalls Es-
padin genannt, da er ungefähr denselben
[82 ESPECE— EUBÖISCHES GEWICHTS- UND MÜNZSYSTEM
Typus hat wie der Billonespadin. Von
diesem gingen 76 Stück auf die 22 Quilate
(= Karat) feine Mark, i Stück wog etwa
3 g.— Aragäo I S. 234 f-, 244, Taf. XI,
Nr. 13-16, Tai. XII, Nr. 5. Su.
Esp&ce^ französisch = Species (s. d.).
Esphera. Die halbe Esphera (= Erd-
kugel) war eine portugiesisch -ostindische
Goldmünze von 15 15 mit Krone/ MEA
(halbe) auf der Vs. und Erdkugel auf der
E.S., sie wog 1,7 g und hielt 1,56 g Gold. —
Aragäo III, Taf. I, i. S.
Essai, französisch = Probemünze (s. d.).
Essedum, ein gallischer Streitwagen; auf
röm. JR des L. Lic. Cn. Dom. erscheint er
als zweirädrige, hinten offene Rerdebiga,
innen steht der behelmte Kämpfer mit
Schild, hinter dem der gallische Kamyx
hervorragt, und gezücktem Spieß. R.
EBIinger Reicbsmfinzordntmg s. Reichs-
münzordnungen. S.
Eßmarken s. Marken.
Esterlin s. Sterling.
Est^sches Sammlerzeichen: esist ein ova-
ler, silberner Adlerschild, der im Felde der
M. — es sind bes. röm. Gold- und Groß-
bronze-M. — aufgelötet ist, Zeichen der
früheren Sammlung der Herzöge von Mo-
dena-Este, deren Wappen der Adler war. —
Cavedoni, Delle monete antiche in oro del
museo E^tensCj Modena 1825. R.
Etalon, französ. = Eichmaß, im Münz-
wesen = Richtmünze (s. d.), Münzfuß.
S.
Efhnarch; griech. Iftvotpxoc = Volksherr-
scher, Titel des jüd. Teilfürsten Herodes
Archelaos auf seinen M. — R. E. Suppl. II
S. 195. R.
Efimikoii: das E. ist der von einem
geographischen Namen abgeleitete Ein-
wohnemame, der auf griech. M. meist im
Gen, plur. steht; vgl. unter Ktetikon, Lan-
desname, Stadtname, Volksname. R.
Efhrog ist die Zitrone, die der Festteil-
nehmer beim Laubhüttenfest der Juden in
der 1. Hand trug, während die r. Hand den
Lulab (s. d.) führte; sie erscheint allein oder
verdoppelt neben dem Lulab bes. auf
Kupfer-M. derMakkabäer, Abb. 56, und auf
Tetradrachmen des 2. jüd. Aufstandes.
R.
Etos (ctoc), griech. = Jahr, auf M. oft in
Datierungen, ausgeschrieben oder E, ET,
auch durch die Sigle L angedeutet, s. unter
Ära {wo auch über Stoü? vftcT]?, exoüc
vsoü fepoü) und Datierung. R.
Etschkreuzer s. Kreuzer. Su.
Etschvierer s. Vierer. Su.
Euboisches Gewichts- und Mfinzsystem.
Die von Herodot III 89 erwähnten, zu 70
auf ein babylon. Talent gerechneten E6-
ßoffia? jjLVsas (III 95 spricht er vom Eößotxiv
ToXavTov) müßte man wegen Ailian. Var.
hist. 1 22, wonach das babylon. Talent 860
xal &ß8o[jLT5)covTa fxvä? 'Attixcc? galt, als von
dem durch Solon in Athen eingeführten
»attischen« Gewichts- u. M. -System (s. d.)
leicht verschieden auffassen. Tatsächlich
ist aber (Mommsen, R. M. S. 25 f.) die
Identität des euböischen und att. Gewichtes
deutlich (nur Gardner, Hist. of greek
coinage, passim, will den »euböischen« M.-
Fuß Solons vom »attischen« des Peisi-
stratos trennen), wie sehr auch gerade die
Auffassung der Herodotstelle sogar im
Wortlaut unter den Metrologen strittig ist
(siehe zuletzt Lehmann -Haupt, R. E.
Suppl. III S. 596 ff. und Viedebantt, An-
tike Gewichtsnormen 1923 S. 27/8, 151 ff.
imd die Lit. dort). Danach also wäre das
E. G. das attische, also eine Mine von 436,6,
Drachme 4,366, Didr. 8,73, Tetr. 17,46 g.
Neuerdings aber könnten Bedenken ent-
stehen insofern, als die früher als numis-
matische Vertreter der schon vor Solon
auf Euboia geltenden M., die sog. Wappen-
M., jetzt nait großer Wahrscheinlichkeit
selbst als nicht euböisch, sondern athenisch
ermittelt sind. Nun ist indessen die Ver-
breitung eines als »euböisch« bezeichneten
Gewichtssystems in so früder Zeit auch
ohne eine M.-prägung auf Euboia denkbar,
wie ja auch die Bezeichnung von Gewichts-
größen als »babylonische« sich eingebürgert
hatte, ohne daß eine babylon. M.-prägung
dahinter stand. Und tatsächlich ist das
E. G. älter als jede euböische Prägung: ihm
folgen schon ganz frühe kleinasiat. E1.-M.
des 7. Jh.s (Tetradr. z. B. 17,23 — 17,32 g,
Didr, z. B. 8,65-— 8,67— 8,76 g, Sechstel des
Tetradr., Hektai, von 2,87 — ^2,88 — ^2,92 g
usw.; Trait6 II i S. 201/20); bei der An-
teilnahme Euboias an der kleinasiat. Ko-
lonisation ist das leicht so zu erklären, daß
die Ansiedler das E. G. aus Euboia mit-
nahmen vmd danach dann, längst bevor
EUBOSIA— EXACTUM
183
ihr Mutterland zur Prägung fortschritt,
ihre ersten M. prägten. Übrigens sind auch
inzwischen archaische euböische M. er-
mittelt, die der (etwas unter dem später
sog. attischen Fuße liegenden) Norm jener
Wappenmünzen folgen, nämlich ein Di-
drachmon mit weibl. Kopfe und Tetra -
drachmen, 8- und 4-Obolen-Stücke mit
Wagen oder Reiter (Z.f. N. 35 S. 196/97;
Gewichte der Tetr. : 16,94—16,74—16,72 g);
neben dem Tetr. wird also sein %-, V3- und
Vö-Stück geprägt, die Drachme fehlt, wie
das auch die hellenist. Prägung euböischer
Städte liebt (s. unter Oktobol). — Gegen
die hie und da vermutete Herleitung des
eub. G. aus Kyrene siehe Num. chron. 1924
S. 341. — Wenn eine Inschrift röm.-republ.
Zeit aus Priene eine ßosioo xpso>c ^vav
Eüßotx^v nennt, so weist das darauf hin,
daß man die eub. Gewichtsmine damals von
dem durch Abknappung stark herunter-
gebrachten Gewichte der att. M.-mine
trennte: Regling, M. von Priene S. 119.
R.
Ettbosia s. unter Annona.
Euergetes, Beiname vieler hellenist* Kö-
nige von Ägypten — wo er aber bei Ptole-
maios III. auf M. nicht erscheint — ,
Paphlagonien, Baktrien, Syrien und bei-
nahe aller Arsakiden von Parthien seit
Mithradates IL, und des divus Augustus
auf einer M. Artavasdcs' IIL von Armenien,
Auch Ehrentitel eines M. -Beamten von
ApoUonia Kar. — R. E. VI S. 978. R.
Eueteiia» griech. EösxYjpfa, etwa = Jah-
ressegen, s. unter Annona. R.
Eitkratldloiiy moderner Ausdruck für das
goldene 20-Staterenstück des baktr. Königs
Eukratides in Paris. — Rev. num. 1867
S. 382 Taf. XII. R.
Ettlendttkaten sind die aus dem Gold des
böhmischen Bergwerkes zur Eule, und zwar
in Prag geprägten Dukaten. Sie zeigen auf
der Vs. den stehenden Kaiser, die 1713 bis
171 5 geschlagenen auf der Rs. die Erdkugel
über einer Eule oder den h. Nepomuk über
einer Eule. 1722 sind vom letzteren Typus
ähnliche, auch vielfache geprägt worden. — •
N. Z. 14 1882, S. 432. S.
Ettposla s. unter Annona.
Europa ist nach der griech. Sage eine
phönik. Königstochter, wird von Zeus in
Stiergestalt nach Kreta entführt und tritt
dort zu ihm in ein Liebesverhältnis. Auf
M. vonTyros steht sie (EöpArnj) still und der
Stier nähert sich ihr, auf M. von Phaistos
begrüßt sie sitzend den ankommenden
Stier, auf M. vonGortyn, Sidon usw., auch
auf Denaren des L. Valerius und L. Vol-
teius sitzt sie auf dem Rücken des Stieres,
auf anderen von Gortyn sitzt sie auf einem
Baume allein oder mit dem Adler kosend,
auf der Rs. meist der Stier. Die Deutung
dieser Göttin auf die Nymphe Britomartis
(s. R. E. III S. 880) ist abzulehnen, wie
auch die gleiche Benennung des weibl.
Kopfes auf M. von Chersonesos Kret., Olus
usw. in der Luft schwebt — Journ. int. XI
S. 98/100; R. E. VI S. 1287 (von M. weiß
Vf. nichts); Overbeck, Kunstmythol. I1871
Mtaf. VL R.
Ettsebes (eö<jeßT^?) = pius (s. d.). R.
Euteknia, griech. E&texvfa, s. unter Fe-
cunditas. R.
Eufhenia» griech. E&ftTjvia = der blü-
hende Zustand, etwa wie Abundantia; per-
sonifiziert ist sie die Gemahlin des Nilgotts,
also Vertreterin der Fruchtbarkeit Ägyp-
tens; auf Alexandrinern kommt sie, oft bei-
schriftlich gesichert, häufig vor, zuweilen
auch in Kaisareia Kapp., mit Attributen
wie Ährenkranz ums Haupt, in der Hand
Ähren, Füllhorn oder Zepter, als Brustbild
oder steh., sitz., gelagerte Ganzfigur, allein
oder neben dem Nilgott, der Demeter, der
Isis Pharia usw., oft mit dem Kopfschmuck
der Uräusschlange, manchmal mit 16 Ge-
nien (den Ellen der Nilschwelle) rund
herum. Die Beischrift E. SeßaOTTQ auf kret.
Provinzial-M. (dazu Journ. int. XI S. 143)
steht neben Fruchtbarkeitsemblemen wie
Traube, Ähren, Kerykeion zwischen Füll-
hörnern. — R. E. VI S, 1498; Vogt, Alex-
andr. M. S. 18 u. ö. R.
Eufyches (sötoxtic) = felix(s. <}.); 8Ötüxo>c
= f eliciter, s. unter Wunschmünzen. R.
Ewiger Pfennig (denarius perpetuus) s.
Münzverrufung. Su.
Exactor, von exigere = dem Gewichte
(oder Maße) nachprüfen, also Eichen, Justie-
ren, ist die Amtsbezeichnung des Optio
einer röm. M. -statte, s. unter Optio. —
R. E. VI S. 1540. R.
Exactum, von exigere, = geeicht, so oft
auf röm. Wagen und Gewichtsstücken. Vgl
unter Maß- und Gewichtssystem. R. •
i84
EXAGIUM— EXERCITUS
Exagimn^ von esdgere = prüfen, eichen,
justieren, ist ein M. -gewicht, insbes. ein
M.-normalgewicht. Als solches erkennen
wir es an der Staatsauf schrift; z. B.
das E. in R. E. Suppl. III S. 607 aus Baby-
Ion, 17,00 g schwer, 0eo8oaw)t> tou 'Av-
Spofxaxoü dYopovojjLoüVxoc- XP^^^^ ^^°* ^'^^^^
<pv(j' == 257 (der Seleukidenära, = 5^/55
V, C). — Viel bekannter sind spätröm. E.,
und zwar bes. die des Solidus, erwähnt in
der Nov. Valent. XVI v. J. 445 und er-
halten in Gestalt münzähnlich -runder oder
viereckiger Bronzescheiben aus dem 4. u.
5. Jh., mit Kaiserbüsten (z. B. Honorius
allein oder mit seinen Mitregenten), z. T.
mit der Aufschrift exagium solidi (s. unter
Solidus), einmal, Abb. iii, unter Zufügung
des Namens des Comes sacrarum largitio-
num und öfter mit Angabe der Münz-
stätte, meist merkwürdig ungenau im Ge-
wicht. Z. B.: pond(us) the(. . .) exa(mina-
tum) ad tens(auraria) s(acrae) m(onetae)
S(iscianae), N. Z. 29 S. 188. Liste: Sitz.-
Ber. Ak, Wien 163, 4 S. 79 f.; dazu R. E.
III AS. 924. — Spätere byz. E. von Bronze
mit interessanten Aufschriften: Journ, int.
II S. 348. — Gebrauchsgewichte des Soli-
dus sind die sehr häufigen viereckigen oder
runden, meist ziemlich dicken 2E -Scheiben
mit meist eingravierten, oft mit Silber aus-
gelegten Aufschriften, die sich auf das Ge-
wicht in sol(idi) oder vo(fit<ifjtaxa) beziehen,
zuweilen mit Zufügung des Gewichtes in
Unzen (i Unze = y» Libra = 6 Solidi), so
II SOL XII = 2 (Unzen), d. h. 12 Solidi,
oder S LXXII oder No. OB, d. h. 72 SoUdi
(= I Libra), zuweilen mit Namen des prae-
f(ectus) urb(is) oder Zusatz von usuale(s)
(Num. chron. 1927 S. 227 a5),auch sie sehr
ungenau im Gewicht. Vgl auch unter
Glas. — Ausgrab. v. Pergamon I S. 331,
dazu R. E. IIIA S. 925; N. Z. 51 S. 64«;
59 S. 119.
Das Wort E. bezeichnet bei den Metro-
logen der Spätzeit, zu griech. ataf wv ver-
derbt, geradezu den Solidus selbst und wird,
da dieser im Gewicht gleich dem ältesten
röm. Denar war (^73 Libra), auch mit dem
67)vaptov gleichgesetzt: Hultsch, Metrol.
Script. II S. 215 im Index; R. E, unter
Stagion.
Die kldnen viereckigen Bronzeplättchen
des 5. Jh.s n. C. mit in Silber eingelegten In-
schriften wie »salvis dominisnostris« (folgen
die Kaisernamen, denen sich je einmal der
des wirklichen Gewalthabers, Ricimer bzw.
Odovacer, anschließt) und auf der Rs. »ille
(Beamtenname) f ecit oder reparavi t« , haben
nichts mit E. oder dem Münzwesen über-
haupt zu tun, sondern waren bestimmt, als
Bauurkunden oder gleichsam Bauopfer in
den Grundstein von Bauten eingelegt zu
werden. — C. I. L. XV n. 7106 ff., dazu
R. E. IIIA S.925. R.
Excelente, Excelente de la Granada war
der spanische, 1497 geschaffene Dukat,
wovon 651/3 aus der 233/4 karätigen Mark
gemünzt wurden. Besonders wurden dop-
pelte (doble excelente) geschlagen. Sie
trugen auf einer Seite die Bilder Ferdinands
und Isabellas, auf der anderen den Wappen-
schild vor dem Adler. Abb. 244. 1537
wich der Excelente dem goldenen Escudo
(s. d.) ; der Doble wurde auch in den Nieder-
landen geprägt, seit dem Abfall der pro-
testantischen Provinzen unter Wegfall der
Fürstennamen. (Verkade, S. 21 f., Taf. 78,
I, 2.) S.
ExcheqtterblUs sind die von England zur
Hebung des Geldmangels 1696 geschaffenen
verzinslichen Schatzkammerscheine, die
dann fortlaufend in Stücken zu 500, 200
und 100 £ ausgegeben wurden. Bis 1861
mußten sie jährlich zum Umtausch oder
zur Einziehung eingeliefert werden, seitdem
betrug die Umlaufszeit zwei Jahre und
mehr, die Zinsen 2 bis 30/0. Zur Finan-
zierung des Krimkrieges und dann weiter
wurden seit 1854 Exchequer- Bonds mit
Umlaufzeit von 3 bis 5 Jahren, endlich
seit 1877 Treasury-Bonds ausgegeben, die
unverzinslich 3 bis 6 Monate laufen und wie
Wechsel diskontiert werden durften. S.
Exerdtus^ lat. das Heer, und zwar sowohl
das ganze röm. Heer, so exercitus Aug. oder
Augustorum auf M. des Postumus usw.,
wie die Gesamtheit der in einer bestimmten
Provinz stehenden Truppenkörper, z. B.
exercitus Inluricus auf M. des Decius und
vgl. Hadrianus' Reise -M. (s. d.). Dargestellt
wird der E. auf jener Decius -M. durch eine
Frauengestalt mit 2 Feldzeichen, wie eine
solche Gestalt auch zur Aufschrift Fides
exercitus, Concordia exercitus oder -tuum
usw. erscheint, oder durch eine Soldaten-
gruppe mit dem Kaiser vor oder zwi-
EXERGUE— FAHNEN
185
sehen den Soldaten.
1589/1679.
R. E. VI S.
R.
ExerguCy engl. u. franz. = Abschnitt der
M., s. d. R.
Exigere, lat. = prüfen, insbes. eichen;
vgl. Exagium. R,
ExomiSy griech. iScofii?, kurzes, ange-
nähtes Gewand der Männer, auf den M. vom
kurzen Chiton kaum zu unterscheiden. —
R. E. III S. 2328. R.
F.
F, Münzbuchstabe der Münzstätten Mag-
deburg, Stuttgart, Hall in Tirol und Angers.
S.
Fabrik oder Mache einer M. ist — im
Gegensatz zum Stil als der Summe der
künstlerischen Eigenschaften — die Summe
der technischen Eigenschaften. R.
Face, franz, = Gesicht; im Mittelalter die
Vs. einer M., weil auf ihr meist ein Kopf
war, wie lat. caput. Gegensatz pile, s. d.
R.
Fackel, ein tragbarer Beleuchtungsgegen-
stand, der im ^tertum kultlich als übel
abwehrend gebraucht wurde, so bes. im
Kult der eleusin. Gottheiten. Daher auch
auf M, Hauptattribut der Demeter, Perse-
phone, Artemis, Hekateusw., aber auch von
Hephaistos, von Eros als Thanatos, als
Brandfackel von Hektor getragen, als Sinn-
bild der Ewigkeit auch von der röm. Aeter-
nitas. Sie erscheint auf M. als Kreuzfackel
(Stab, auf dessen Spitze horizontal ein
Kreuz aufliegt, M. von Metapont, früher für
«in Landmessergerät gehalten), als Bündel-
fackel aus zusammengebundenen Reisig-
stäben; oft ist sie mannshoch, so daß die
Trägerin sich auf sie stützt, meist nach
unten sich verjüngend; alleiniges M.-bild
z. B. in Byzantion (Wer früher für eine
Fischreuse gehalten) und Kyzikos, wo auch
ihrer zwei um einen Altar aufgepflanzt, so
auch in Stratonikeia, auch von der Schlange
der Demeter umwunden (Kyzikos, Perga-
mon, Elaia). Oft ist die F. kurz, so daß sie
in der Hand — - vielfach in jeder Hand
eine — getragen wird; dann gibt es die noch
kleinere Handfackel (M. von Hephaistia,
Amphipolis, Aptera), bei der das Reisig-
(oder Kerzen-?) bündel in einem Halter
steckt, der oben in eine Schale, »Licht-
manschette«, ausläuft; sie dient bes. beim
Stafetten -Fackellauf (XajjtTraSijSpojifa, R. E.
Xn S. 569), der nach M. von Tarent dort
auch zu Pferde stattfand; Hephaistos führt
ihn auf M. von Mothone aber mit einer
längeren F. aus. Solch eine Schale oder
ein Kelch findet sich auch an größeren
Fackeln, das sind dann Gefäßfackeln, d. h.
auf dem Schaft ist oben ein Gefäß, in dessen
Höhlung sich der Brennstoff brfindet. —
R. E. VI S. 1945 ; Anson, Greek coin types
IV Taf. XX. XXL R.
Fadda» Fldda^ arabische Bezeichnung für
türk. Para; s. d. V.
FSclier. Ein fächerartiges Werkzeug,
wohl der Wedel der Fächerpalme, ist das
Abzeichen des Aufsichtsbeamten (Kampf-
richters, Gymnastes) in gymnischen und
musischen Wettkämpfen, wie er auf Kon-
tomiaten allein oder neben einem Sänger-
chor oder neben der Orgel steht, Z.f.N.
24 S. 357/63. Ähnlich ist das von
Demeter (?) auf M. des 4. Jh. von Mallos
in der gesenkten L. getragene Attribut
R.
Fälschung von M. zum Schaden des Publi-
kums s. Falschmünzerei, F. zum Schaden
der Sammler s. Münzfälschung. R.
Fahnen sind urspr. Abzeichen, an einer
Stange befestigt, um über die Köpfe der
Soldaten hinweg gesehen zu werden (opti-
sches Signal), werden dann zum Symbol
des Heeres oder der Einzeltruppe; man
kennt sie schon in Ägypten und Vorder-
asien, dann in Rom (s. unter Signum und
Vexillum). Auf M. treten sie zuerst bei der
Flotte auf, s. unter Stylis. R.
Im M.A. treten in der sächsisch-frän-
kischen Kaiserzeit Fahnen auf Pfennigen
nur ganz selten auf, als selbständiges
Gepräge eine Standarte auf jever-
schen Denaren der Herzöge von Sachsen,
i86
FAHRBÜCHSE— FALKE
eine Fahne auf einigen der sogenannten
Sachsenpfennige, und auf m.a. Magde-
burger Geprägen hält der heilige Moritz
sehr oft als Heerführer die Fahne in der
Hand, einmal erscheint sie auch als alleini-
ges Bild.
Im MA. war die Fahne hauptsächlich ein
Symbol der Belehnung, und zwar nur für
die weltlichen Fürsten, die ihnen bei der
Übertragung des Lehens überreicht wurde.
Daher tragen die weltlichen Münzherren
vornehmlich in der Hohenstaufenzeit außer-
ordentlich häufig die Fahne auf den Münzen
(Abb. 193, 194)1 wie auch in dieser Zeit
geradezu Belehnungsszenen auf Pfennigen
dargestellt werden (Abb. 203). Von den
geistlichen Fürsten können nur der Erz-
bischof von Köln als Herzog von West-
falen nach dem Sturz Heinrichs des
Löwen und der Bischof von Würzburg
als Herzog von Franken die Lehnsfahne
tragen, die Würzburger M. zeigen sie bis
in die Neuzeit, ebenso erschdnt die F. im
Wappen von Württemberg als Abzeichen
des Reichssturmfähnrichsamtes. — Diese
Auffassung der Fahne als Symbol finden
wir auch in Venedig, wo auf den Matapanen
und auf anderen venez. Münzen der Doge
eine Fahne aus der Hand des heiligen Mar-
kus empfängt, indem er so sein Amt als
von dem Heiligen verliehen bezeichnet
(Abb.i88, 231). — In Frankreich bringen die
Äbte von St. M^dard in Soissons die Fahne
als »Signum« des heiligen Sebastian, des Pa-
trons der Soldaten, auf ihre Münzen (Poey
d' Avant HI Tf. 151 nr. 20 — 27), — Auf
Pfennigen in der Hohenstaufenzeit, beson-
ders auf Kölnern, sind die Kirchengebäude
der Rs. mit Falmen geschmückt, was da-
durch erklärlich ist, daß an Festtagen auch
die Kirchen Fahnen auf ihre Türme steck-
ten; auch kommt eine Fahne schon seit
Merowingerzeit bei Darstellungen mit dem
Lamm Gottes vor (Abb. 187, 238).
In der Neuzeit sind sie bes. im 18. Jh.
mit Spontons, Pauken, Kanonenrohren ein
ständiges Requisit der Kriegstrophäen, die
den Wappenschild oder die Wappenfigur,
z. B. den friderizianischen Adler, umgeben.
— Über die Form der F. s. DemminS
S. 677 ff. Su.
Fahrbfichse. Die ursprüngliche Bedeu-
tung des Wortes »var, vare« ist: »»heim-
liches Lauern«, eine abgeleitete »Gefähr-
dung«, und später bedeutet »far, fare« Re-
medium (s. d.); endlich hieß »vare« Unter-
suchung des Münzfußes, und »varen« war
gleich Prüfen. Die Fahr- oder Gefahrbüchse
war also eine Münzprüf ungsbüchse. In den
Reichsmünzordnungen, besonders der von
1559 (s. Reichsmünzordnungen) wurde ihre
Handhabung genau bestimmt. Von jedem
Guß (Werk) waren Zainprobe (s. d.) oder fer-
tige Münze in ein Papier eingeschlagen in die
F. zu stecken, das Datum, Gewicht und Fein-
heit des Gusses tragen mußte. Diese Proben
wurden von den Kxeiswardeinen auf den
Probationstagen (s. d.) nachgeprüft. Diese
Vorschriften wurden im 16. Jh. recht ge-
wissenhaft befolgt. Im 17. aber, als die
Probationstage immer mehr an Einfluß ver-
loren, wurde die Fahrbüchse vergessen.
Nur in Kursachsen sah man von ihr erst
1844 ab. In Frankreich und England wird
die F. schon im 13. Jh, erwähnt; in England
hieß die Büchse pix, dort ist die Nach-
prüfung eine bis zur Gegenwart beibe-
haltene, aber bedeutungslos gewordene
Feierlichkeit. In Frankreich wurden die
»boites« im 16. Jh. zur Nachprüfung nach
Paris geschickt. — Schrötter, Acta Bor.
Gesch. I, S. 26f.; Bl. f. Münzfr. 1926,
S. 434fi. S.
Falke. Die Kunst, Falken abzurichten^
ist uralt, besonders bei den asiatischen
Völkern. In Europa aber hat sie erst seit
etwa dem Jahre 500 n, Chr. Fuß gefaßt und
sich dann rasch verbreitet und immer mehr
eingebürgert. Karl der Große erließ ein
Gesetz zum Schutz der Falknerei. Die
Staufer Friedrich Barbarossa, Heinrich VI.
und Friedrich II. betrieben die Falknerei
und Falkenjagd mit Leidenschaft, Kaiser
Friedrich IL ganz besonders, der das
Buch »de arte venandi cum avibus^r
geschrieben hat Später widmete sich
dieser Kunst vor allem König Philipp
August von Frankreich, Eduard IIL von
England, Franz I. von Frankreich, Kaiser
Karl V. und viele kleinere Landesfürsten.
Bei der Beliebtheit der Falkenjagd ist es
kein Wunder, daß er häufig auf Münzen
vorkommt, so u. a. allein dargestellt auf
den herrlichen Hohlpfennigen der Herren
von Falkenstein (Abb. 200) aus dem 12. Jh.,
imd auf einem Lütticher Pfennig Bischofs
FALKENDUKAT— FALSCHMÜNZEREI
187
Rudolph V. Zähringen (1167 — 1191) mit der
Beischrift »Facun«(Abb. 175). Dann sitzend
auf der Hand des dargestellten Dynasten auf
einem Denar Eberhards v. Sayn (1139 —
I176), auf einem schönen Hohlpfennig Gün-
thers von Schwarzburg (1167 — 1220), auf
brandenburgischen Pfennigen des Markgra-
fen Otto IV.(I266 — 1308) und der Markgräfin
Agnes (t 1334); aus neuerer Zeit sind vor
allem die bekannten Falkentaler Markgraf
Karl Wilhelm Friedrichs von Brandenburg-
Ansbach (1729 — 1757) zu nennen (s. Falken-
dukat) und eine Medaille Wilhelms von
Oranien v. J. 1693 auf die Schlacht von
Landen, die den Kampf des Falken mit
einem Reiher darstellt. — Peus in »The Nu-
mismatist« Vol. XL Nr. 12 (Dez. 1927)
S. 734 ff. Su.
Falkendukat ist ein auf die Falken-
beize um 1750 geprägter Dukat o. J. des
Markgrafen von Ansbach Karl Wilhelm
Friedrich, dessen Vs. den Markgrafen zu
Pferd auf der Jagd mit zwei Falken,
dessen Rs. einen mit der Kappe bedeckten
Falken zeigt. Sehr ähnlich sind die Kehr-
seiten zweier Medaillen — in Sammler-
kreisen nennt man sie Taler — , deren
Hauptseiten des Markgrafen Brustbild
tragen. — Spieß, lUeine Beiträge, Ansbach
1768, S, 63 ff. S.
FaUwerk = Klippwerk (s. d,). S.
Falsche Münzen s. unter Falschmünzerei
und Münzfälschung. R.
Falschmünzerei. Wir unterscheiden zwi-
schen Münzfälschung (s. d.), d. h. der zur
Täuschung des Sammlers vorgenommenen
Herstellung oder Veränderung alter Mün-
zen, und Falschmünzerei, d. h. entweder
der unberechtigten Herstellung oder der
gewaltsamen Gewichtsverminderung gleich-
zeitiger Münzen zum Schaden des Publi-
kums. Diese Art der F., die unberech-
tigte Herstellung gleichzeitiger Münzen,
fast so alt wie die M. selbst und schon in
Solons Gesetzen, dann von den röm.
Kaisem (Verzeichnis der kaiserl. Gesetze
gegen F.: R. E. VI S. 1976; falsche M. .=
adulterina moneta) unter schwere Strafe
gestellt, liegt juristisch vor, wenn sie zur
Gelderzeugung durch einen nicht Münz-
berechtigten, wenn auch nur in Gestalt von
Probestücken, erfolgt ist. Prägungen eige-
ner oder fremder staatlicher Münzen durch
eine mit Münzrecht ausgestattete Person
oder Gesellschaft fallen nicht unter den
juristischen Begriff der F. Im gewöhnlichen
Sinne sind aber die von solchen Gesellschaf-
ten, Personen oder selbst vom Staate unter
Verschlechterung geprägten fremden Mün-
zen falsch. So gehören zweifellos die von
der größten Falschmünzerwerkstatt der
Welt, der zu Birmingham, früher her-
gestellten nicht-englischen, schlechter als
nach staatlichem Fuß hergestellten Mün-
zen ebenso zur Falschmünzerei wie die
schlechten von Preußen im Siebenjähri-
gen Kriege gemünzten polnischen Tympfe
(s. unter Ephraimiten und Kriegsgeld),
nur daß es sich dort um schnöden Ge-
winn, hier um die Existenz des Staates
handelte. Dagegen gehören die Beischläge
(s. d. und unter Barbarische Nachahmun-
gen) nicht zu den Falschmünzen. — Die
Technik der F. bestand seit den ältesten
Zeiten zunächst im Guß (s. d.; schon
röm. Denare kommen in antiken Nach-
güssen aus schlechtem Metall vor), der
freilich Münzen liefert, die von einiger-
maßen Kundigen meist leicht von den
geprägten zu unterscheiden sind, ferner
in der Prägung aus nachgeschnittenen
Stempeln; der vom Falschmünzer er-
wartete Gewinn besteht in beiden Fällen
bei Währungs-M. darin, daß er sie von ge-
ringerem Schrot oder Korn herstellt, als
es die staatlichen sind; bei Kredit -M. aber
bedarf es solcher Abweichung nicht, da
besteht sein Gewinn in dem sonst vom
Staate daran erzielten, nämlich dem
Unterschied von Nenn- und Metallwert.
So wurden schon im Altertum die Sub-
aerati (s. d.), später, besonders im 15. Jh.,
in Italien und den Niederlanden Gold-
münzen aus vergoldetem Kupfer her-
gestellt, was noch heute vorkommt und
durch die galvanische Vergoldung oder
Versilberung erleichtert wird. — Die zweite
Art der F., die in der gewaltsamen Ge-
wichtsverminderung der umlaufenden Mün-
zen besteht, ist die von Grote »Münz-
fälschung« genannte, welcher Ausdruck
aber besser der zur Hintergehung des
Sammlers ausgeübten vorbehalten wird.
Die Länder, in denen viel geringhaltige
Münzen umlaufen, leiden weniger unter
solcher Gewichtsverkürzung, da sie nicht
i88
FALUCE— FANAM
lohnt, während Länder mit meist reich-
haltigen Münzen ihr viel mehr ausgesetzt
sind. Sie geschah in früheren Zeiten meist
durch Beschneiden oder Befeilen des
Randes, die bei der Dünne der Münzen
leicht ausführbar und wegen des Fehlens
des Randreifens schwer zu bemerken war.
Heute sind wir davor durch die Dicke der
Münzen, den Randreif und die Rändelung
(s. d.) viel mehr geschützt, wogegen die
»Besäuerung«, d. h. die Wegnahme der
Oberflächenhaut durch chemische Ätzung
und das Ausbohren des Innenkems und
Ausfüllung mit einem unedeln Metall heute
gefährlicher sind. — Graf, Münzver-
fälschung im Altertum, N. Z. 35 S. 1/130
(oft dürftig und schief); Trait6 I S. 949—66;
N. Z. 53 S. 100 (Samos); 54 S. 153 (vom
Limes); Mon.Bl. num. Ges. Wien DC S. 155;
Grote, M. St. IV, 2, S. 178—185; Luschin,
AUg. MK.« S. 145 ff. S.
Faluce s. unter Fanam.
FalXy die Sichel oder die Hippe, ein
gebogenes, messerförmiges Gerät des Land-
mannes, insbes. des Gärtners und Winzers,
daher Attribut des Emtegottes Kronos-
Saturnus und des Silvanus. R.
Famllia monetaUs oder monetaria hieß
die Gesamtheit des Personals einer röm.
kaiserlichen Münzstätte; vgl. unter Optio.
R.
Famillen-M. nennt man die röm.-repu-
blikan. M,, weil die Mehrzahl von ihnen
Beamtennamen trägt, die man nach un-
wissenschaftlicher, aber bequemer Methode
nach dem ABC der Familiennamen ordnet.
R.
Fanam^ tamil Panam, singhal. Panama,
telugu Ruka. Münzeinheit von Südindien,
welcher das Gewicht des Manjädi- Samens
(s. Kalanju) zugrunde liegt und deren
Gewicht 0,32—0,39 g beträgt. Der Gold-
fanam kommt scheinbar schon im 9. Jh.
vor, auf Ceylon vom 14. Jh. an. Der
Typus ist ebenso maimigfaltig, wie der
der Pagoda (s. d.). Das Verhältnis zur
Pagoda wechselte. Im Königreiche Vijaya-
nagar war der F. = ^/jo Pagoda, in Mysore
im 17. Jh. = i/io. Besondere Verbreitung
gewann der F. im 16. Jh. Der an der
Malabarküste geprägte Kaliyagariman-
oder Kali-Fanam (vorher soll hier der Rasi,
eine Goldmünze von 0,3758 g kursiert
haben), sowie der nach seinem Vorbilde
geprägte Viraraya-Fanam (auch schlecht-
weg Ranpanama, d. h. Goldfanam, ge-
nannt) breitete sich über ganz Südindien
Seine aus Punkten und Kurvenlinien
aus.
bestehende höchst unverständliche Zeich-
nung ist wohl als degenerierter Typus der
Münzen Raja Rajas von Cola aufzufassen
(s. Karsha). Gleich unklare Typen hat
der silberne Kaliyamdni oder Sankhaldta
Puttan von Cochin des 18. Jh. (0,324 g),
während die späteren bis 1858 geprägten
Silber-Puttan (0,52 und 1,04 g) auf der Vs.
die Sankhamuschd zeigen.
Die ältesten F. von Mysore wurden von
Kanthirava Raja (1638—59) geprägt (daher
Kantheroy-F.). Vs. Vishnu, Rs. Name des
Fürsten. Haider *AlTs (1763—^2) F. haben
als Vs. den arabischen Anfai^buchstaben
seines Namens, als Rs. anfänglich Siwa und
Parvati, später Ort und Jahr. Sein Zeit-
genosse *Aliraja von Cannanore schlug
Doppelfanam mit arabischen Inschriften*
Der Anandaräman-F von Travancore,
scheinbar 1758 — 98 geprägt, enthält als Vs.
die Sankhamuschel, als Rs. unverständliche
Punkte und Striche (0,369 g). Sein Halb-
stück heißt Cinnafanam.
Der Silberf. wird vom 16. Jh. an erwähnt.
Anfang 16. Jh. kamen auf i Dukaten in
Cannanore und Quilon 18 resp. 12 Goldf.,
auf Ceylon 72 Silberf. Anfang 17. Jh. hat-
ten 12 Silberf. den Wert eines Larin, später
15 und 20. Der Silberf. hat das gleiche Ge-
wicht und Aussehen wie der Goldf. Sein
Halbstück wiegt ca. 0,181 g. Die Silberf.
von Ceylon, so der Sinhala-F. von Kandy
(16. — -18. Jh.), sind meist aus sehr schlech-
tem Silber und schwer von Kupfermünzen
zu unterscheiden. Da sie manchmal
auch etwas Gold enthalten, stellen sie
wohl verringerte Goldf. dar.
In Travancore heißt die Silbermünze
von 0,3 — 0,4 g Cakram, der Silberf. wiegt
ca. 1,49 g = 4 Cakram = 8 Cinna Cakram
= 64 Kas • der Goldf. = 5 Cakram. Der
Cakram, Cakram -fanam, kommt 1554 in
Negapatam vor, wo ca. 12^/% Cakram auf
I Pagoda kamen. In Jaffna war im 17. Jh.
die Pagoda = 5 Cakram = 10 Fanam =
100 Ma. Der Cakram von Java war eine
Goldmünze in Form einer Kugel mit 2
durch BeStempelung plattgedrückten Sei-
FANOER— FDC
189
ten; Gewicht 1,25 g. Das Doppelstück
entsprach der alten Gewichtseinheit Catur-
vinsatimanam von 24 Rati. — H. W.
Codrington, Ceylon coins; EUiot, Coins of
S. India 57 f., 137 f.; Num. Circ. IX
4333 J den Artikel von Mateer, Madras
j. of Liter. & Science 1889— 1894, konnte
ich nicht benutzen; Brown, Coins of
India 66; Jackson in BrNJ V 289;
Thurston, Mysore coins 9; Henderson,
Coins of H. Ali and Tipusultan; V. Smith,
Ind. Mus. Calcutta I 311, 323; Millies,
Recherches 10 f.; Weyl, Fonrobert 29;
Weber, ZDMG 15, 139; Crooke, Hobson-
Jobson 348. V.
Unter der holländischen Herrschaft in
Ceylon (1658 — 1796) war der F. eine
Rechnungsmünze zu 5 Stüvern; 1874
wurden diese F. von England abge-
schafft. Dagegen war der F. im Süden der
vorderindischen Halbinsel eine Haupt-
münze zu y« -Rupie, 42 F. galten eine
Pagode (s. d.) und ein F. galt 4 Faluce
(Dudu) oder 80 ICäsch (s. d.). Die 2, i,
y^ und % Faluce waren aus Kupfer.
Fanam wurden von den Engländern zu-
erst unter Karl IL (1660 — 1685) geschlagen
mit Doppel-C auf der Vs. und Gott Swami
auf der Rs., sodann (auch 2 und 3 -Fanam)
mit CC/E im Reichsapfel auf der Vs. und
hindustanischer Schrift auf der Rs.; die
späteren 5-, 2- und l-F. zeigen auf beiden
Seiten englische und hindustanische Schrift.
Sie waren zuerst von feinem Silber, wurden
dann aber viel schlechter: um 1800 hielt
ein Fanam 0,1 g Silber, er wog etwa V/% g.
Die französischen Fanons von Pondicherry
waren gleich den englischen, sie zeigten
Krone-Lilien (Abb. 351). In Tranquebar
wurden dänische »Fanoer« 1 730/1 mit nor-
wegischem Löwen mit Hellebarde, 1816 und
181 8 doppelte und einfache geschlagen (s.
Royalin). — Atkins, S. 165 ff.; Chalmers,
S. 349 f., 337, 357 f.; Zay, S. 274 &•;
Schou, Taf. so, Nr. 84, 85, 94, 95, 245, 246.
S. W.
Fanoer^ Fanon s. xmter Fanam.
Faransa nannten die Eingeborenen Mada-
gaskars den mexikanischen Peso. S.
Farding s. Farthing. S.
Farfhing (Farding) ist der vierte Teil
des englischen Penny (s. d.). Er wurde
zuerst von König Eduard I. (1272— 1307)
im Gewicht von 0,36 g ausgeprägt, von
Eduard VI. 0,21 g schwer. Elisabeth schlug
Drei-Farthingstücke = 0,39 g. Die ein-
fachen Farthings wurden aber seit Jakob L
von England bis zur Gegenwart als Mün-
zen und Token in Kupfer geschlagen; 1613
erlaubte dieser John Lord Harrington
in Exton solche Münzen zu schlagen, die
daher »Harringtons« genannt wurden;
später wurde die Farthing-Prägung auch
anderen Großen erlaubt. In Schottland
schlug Alexander III. (1214 — 1249) erst-
malig ift-Farthings im Gewicht von 0,44 g,
Jakob III. (1460 — 1488) prägte die kupfer-
nen Black Farthings (s. d.).
In Irland ließ Jakob I. kupferne Far-
things schlagen, deren Prägung aber schon
von Elisabeth befohlen war. — Grueber
S.43, 105, i6Sf., 174, 177. Su.
Fasces sind ein durch Bänder zusammen-
gehaltenes Rutenbündel, aus dem ein Beil
hervorragt, röm. Symbol der Herrscher-
und Amtsgewalt, daher von den röm.
Lictores (s. d.) getragen. F. erscheinen
neben anderen Emblemen z. B. auf röm.
JK des A. Post- Albinus, Abb. 72, C. Norba-
nus, L. Für. Brocchus, L. Buca (hier ohne
das Beil, das in Rom selbst nicht geführt
wurde, ebenso bei L. Regulus), auf den
kyren. -^ des P. Canid. Crassus (Joum.
int. XI S. 228). — In der Neuzeit erscheinen
F. bald als Abzeichen republikan. Ver-
fassung, bald unantik als Symbol der Ver-
einigung, bes. auf französ. und ital. M. —
R. E. VI S. 2002; Riv. itaL di num, 36
S. 5/20; Z. f. N. 38 S. 314. R.
Fattttn lat, = Ausspruch, f ata = Orakel,,
personifiziert etwa = Schicksal(sgöttin)
(Moira, Parze); so erscheint die Aufschrift
fatis victricibus auf röm. Aurei des Dio-
cletianus und Maximianus zur Darstellung
dreier stehender, sich die Hand reichender
Mädchen, die zuweilen aber wie Fortuna
Füllhorn und Steuer tragen. — R. E.
VI S. 2047. R-
Faiiniis, röm. Naturgottheit, später mit
Pan identifiziert, s.d.; vgl. auch unter
Attila-Med. R.
F C = faciendum curaverunt, häufige
Herstellungsformel auf röm. und Kolo-
nial-M. R.
F D C = Fleur de coin = Stempel-
glänz (s. d.). R.
190
FECIT— FEINGEHALT
Fedt, meist fec. oder f. abgekürzt, ist
(der antik -griech. Signatur 'Fiicofei, s. d., ent-
sprechend; röm. Analogien fehlen) schon
zu Beginn des i6. Jh. (z. B. bei Pomedello)
und bis heute die üblichste Herstellungs-
formel des Medailleurs (während der Auf-
traggeber sich manchmal mit »fieri fecit«
nennt), d. h. dessen, der das plastische
Modell gemacht hat. R.
Aus dem M.A. seien erwähnt die Münzen
mit Luteger (s. d.); auf einem breiten golde-
nen Nobel des Königs Johann v. Dänemark
lesen wir: »Joh(ann)es Dei Gra(cia) RexDa-
nor(um) jussit me fieri an(no) 1496 « (Mena-
dier, Schausamml,S. 419), auf einem von den
Arabern in Andalusien geprägten -AT: »feritos
soli(dus) in Span{ia) an(no) X« (Menadier,
ebda. S. 333), auf einem Schautaler (auch
in N) mit der Umschrift auf der Rs. »foede-
ris cum republica Argentinensi libertatis
tuendae causa initi monumentum senatus
populusque Tigurensis et Bemensis fieri
fecerunt«l588 (Haller nr. 45 — 50), auf Dop-
pel-, drei- u. fünffachen Dukaten der Köni-
gin Christine von Schweden in Riga: »ex
auro solido regia civitas Rigensis fieri
fecit« (Menadier S. 430). — Die Beispiele
mit »me fecit« s. unter Münzmeister-
namen. Su.
• In der Neuzeit ist zu beachten der Unter-
schied in der Bezeichnung des Erfinders der
Zeichnung (Visierung) von der des Medail-
leurs und des Gießers, z. B. auf der Nüm-
beiger Rathausmedaille 1619: Jacob Wolff
G. Holdermaim f., le. Berckhausen
mv..
perf.; seit dem 19. Jh. ist in diesem Sinne
inv, neben fec. häufig; auch tritt seitdem zu-
weilen das dir(exit) des Inhabers der Münz-
stätte hinzu: z. B. Wolansky inv., G. Loos
dir., F. König fec, Gnesener Med. 1823.
Neben fecit bedeutet A . V . = ad vivum;
z. B. Königsberger Huldigtmgsmed. 1840;
als Gegensatz dazu bedeutet J. Kopf sc,
R. Otto fec (Kaiserin Augusta 1883), daß
das Bild der Kaiserin vom Medailleur nicht
nach dem Leben, sondern nach einer Plastik
Kopfs graviert ist, während eine Signatur
wie Uhlmann ad viv. sc, Schultz fec.
(Auguste Victoria 1895, Gnadenkirche) eine
Modellierung von U. und Gravierung des
Prägestempels durch Seh. bedeutet R.
Fecunditas = die Fruchtbarkeit, insbes.
die des Menschen, hat seit Poppaeas Nieder-
kunft 63 n. C. in Rom einen Tempel und
erscheint mit oder ohne Aug(ustae) auf röm.
M. fast nur von Kaiserinnen, von Faustina
IL bis Salonina, als steh, oder sitz. Frau
mit Kind(ern) auf dem Arm oder an der
Brust; an sonstigen Attributen kommt
Zepter, Zweig, Caduceus, Füllhorn vor.
Auch erscheinen zu ihrer Aufschrift Fortuna
und Tellus. Die Fecunditas temporum
kniet mit Kindern und Füllhorn vor der
sitz. Kaiserin (Orbiana). — Griech. E&texvta,
so auf Kaiser-M. von Ankyra Gal. — R. E.
VI S. 2098. R.
Federn unter dem Brustbilde des Königs
oder auf der Rs. der englischen Münzen des
17. und 18. Jh.s bezeichnen die Herkunft
des Münzsilbers aus den Waliser Minen. —
Gnieber, Nr. 776 (Taf. 33). S,
Federring s. Ringprägung. S.
Federtaler nannte man am Rhein und
in Schwaben die in Straßburg seit 1741
geprägten Laubtaler (s. d.) wegen ihrer
federartigen Lorbeerzweige. S.
Fehler auf M. s. unter Inkuse M. (Ziffer
3), Stempelfehler, Verprägung, Zwitter-
münzen. R.
Fehlprägung s. unter Inkuse M. (Ziffer 3),
Verprägung, Zwittermünzen. R.
Feine = Feingehalt (s. d.).
Feingehalt (Fefatheit^ Feine) oder Korn
ist das Verhältnis von edlem und unedlem
Metall in einer Münze. Bis zur Mitte des
16. Jh.s wurde wie in den Niederlanden,
so auch in Deutschland die Mark für die
Probierung von Silbermünzen in 16 Lot
zu 4 Quentchen zu 4 Richtpfennigen ein-
geteilt, so daß sie in 256 Richtpfennige
zer&el, während die romanischen Länder
sie in 12 Deniers zu 24 Grains oder 288
Grains, England das Pfund in 12 Unzen
oder 240 Pennyweights (s. d.) teilte.
Beim Golde wurde die Mark in 24 Karat
oder 96 Grän geteilt. Seit der Mitte des
16. Jh.s wurde in Deutschland für den Fein-
gehalt der Goldmünzen die Mark in 24
Karat zu 12 Grän, der Silbermünzen in
16 Lot zu 18 Grän geteilt Seit Annahme
des Dezimalsystems wird außer in England
allgemein der Feingehalt in Tausendteilen
chemisch reinen Metalls angegeben, wobei
die Einheit mit i«>o/iooo ausgedrückt wird.
Um ein Beispiel anzugeben, so hatten die
deutschen Reichstaler ein Korn von 14 Lot
FEINGEWICHT— FELICITAS
191
4 Grän oder waren i4V9-lötig, womit gesagt
war, daß darin lä?-/^ Lot Silber und i 7/9 Lot
Kupfer sich befanden. Nach heutiger Me-
thode war die Feinheit des Reichstalers 889
Tausendteile, das heii3t: erhielt ^89/1000 Sil-
ber und ^"/looo Kupfer. Über das Einzelne
der anderen Länder s. Luschin, Allg.Mkde%
S. 200 ff. Rußland gab den Feingehalt nach
96 Teilen an: »Gold von der Probe 88« be-
deutete 8^96 fein; »Silber von der Probe
83^3« eine Mischung von ^y/i Teilen Silber
und 122/3 Teilen Kupfer, S. auch Probier -
gewichte. S.
Feingewicht (Nettogewicht) ist das Ge-
wichtsquantum Edelmetall, das in einem
Münzstück enthalten ist. Das Feingewicht
eines deutschen Reichstalers war sein
Feingehalt (s. d.) von 14Y9 Lot, dividiert
durch die Anzahl der Taler, die eine Mark
wogen, also 142/9 : 8, multipliziert mit dem
Gewicht eines Lotes (14,616 g) = 25,984 g
(s. auch Rauhgewicht). Die Keimtnis des
Feingewichts einer Münze ist darum so
wichtig, weil ihr der Wert nur nach ihm
gegeben wurde, die in ihr enthaltenen ande-
ren Metalle dabei unberücksichtigt blieben.
Befanden sich in Goldmünzen zwei Edel-
metalle, z. B. in den deutschen Goldgulden,
so wurde bei ihrer Wertsetzung doch nur
■das Gold berücksichtigt, S.
Feinheit = Feingehalt (s. d.).
Felnsilbermiiiizen heißen die aus ganz
feinem Silber geprägten Münzen, besonders
die in den Harzmünzstätten von den Her-
zogen von Braunschweig-Lüneburg und den
Grafen von Stolberg geschlagenen a/3-, ^3-
und V6-Taler mit der Inschrift: FEIN SIL-
BER oder einer ähnlichen. Es wurden des-
halb sowohl feine als auch grobe geschlagen,
weil man bei jenen viel Kupfer sparte, diese
aber nicht wie die feinen als Münzmaterial
aufgekauft wurden, also besser festgehalten
werden konnten. Die groben waren für den
Verkehr notwendig, während die feinen
mehr Schlagschatz brachten. Die feinen
waren etwa 15^9 -lötig, die groben etwas
über I2-Iötig. S.
Feld heißt der von der Darstellung nicht
«ingenommene Teil der Münzfläche. R.
Feldklippen sind eine Art Belagerungs-
und Notmünze in Klippenform (s, Klippe),
wie die Wiener von 1529, Leipziger von
1547, Magdeburger von 1550/r, Gothaer von
1567 (s. Belagerungsmünzen). Besonders
werden so genannt die »Schweinfurter Feld-
klippen«, die während des Krieges des
Markgrafen Alcibiades von 1553 bei den
Belagerungen von Schweinfurt, Hof, Ho-
henlandsberg und Plassenburg von Belager-
ten oder Belagerern geprägt worden sind. —
Menadier, Schausamml. S. 257; Maillet,
passim. S.
Feld- und Holzzeichen waren Marken, die
zum Wachtel- und Lerchenfang, Ährenlese,
Holzfällen und -lesen berechtigten. Sie sind
besonders aus Regensburg bekannt. —
Schratz, Regensburger Ratszeichen S. 12 ff.
S.
Feldzeichen s. unter Signum; vgl. auch
Fahnen, Labartim, Legionsadler, Vexillum.
— Anson, Greek coin types II Taf. XXII,
XXIII. R.
Felldssimus, Beiname des Diocletianus
und Maximianus nach ihrem Verzicht auf
die Regierung i. J. 305 ; f. kommt auch in
der M. -Aufschrift des Severus adventui
Aug. f elicissimo vor. R
FelldtaSy das Glück, der glückliche Er-
folg, griech. zhvyfyi\ in Rom baute man
dieser Personifikation bald nach 146 v. C.
den ersten Tempel. Auf M. heißt sie auch
F. Aug., deorum, perpetua, publica, saeculi,
temporum (auch umgestellt saeculi f., tem-
porum f.), populi Romani, rei publicae, Ro-
manorum; ihr Kopf mit Beischrift mit Ste-
phane erscheint auf Quinar des Loll. Palika-
nus; auf kaiserl. M. zeigt sie sich von Galba
bis zu Severus IL, steh, oder sitz, mit den
kanonischen Attributen des Caduceus und
Füllhorns (also wie Pax), seltener mit Früch-
ten im Bausch des Gewandes, Ähren, Capri-
cornus, Victoriola, Zepter, Zweig, Globus
oder Schale; in Nikopolis am Istros kommt
sie, wohl das einzige Beispiel auf einer
griechischen M., mit Schale und Caduceus
vor. Zu ihren Füi3en ist gelegentlich
der Globus, ein Altar oder Kinder; ein-
malige Erscheinungsformen von ihr sind
z. B.: stehend mit Polos, ein Kind auf dem
Arm, unten Steuer am Altar und Prora
(Domna, Victorinus), mit Zepter gegenüber
der Fortuna (Claudius IL), ihr Brustbild
mit Zweig neben dem der Victoria (Postu-
mus) oder mit den Attributen der luno,
Aetemitas, Concordia, Roma. Die Auf-
schrift der F. konmit auch vor zu den At-
192
FELICITER— FELS
tributen der F., d. h. Ähren oder Cadu-
ceus zwischen Füllhörnern, Fruchtkörben,
sodann zur Wölfin, zum Flußgott, zur
Luna, zu vier Putten als den Jahreszeiten,
zur Hispania, am Kaninchen kenntlich
(Laeb'anus) usw., sehr häufig zu einem
Schiff (insbes. bei Hadrianus), vgl. Z. f. N.
38 S. 198, manchmal wohl als Glück-
wunsch an den auf See befindlichen Kaiser
aufzufassen. F. perpetua, saeculi, tempo-
rum, Romanorum oder reipublicae steht
oft bei Kaiserdarstellungen und -gruppen,
da der Kult der F. gerade mit der Person
des Kaisers eng verbunden war. — R. E.
VIS. 2163; Bemhart, Handbuch S. 88;
Gnecchi, Tipi S. 65. R.
Felldter s. unter Wunschmünzen. R.
Felidter nubtlis, Aufschrift auf N des
Theodosius IL (Abb. 120) und Marcianus
auf die Hochzeiten im Kaiserhause; s. unter
Hochzeitsmed. u. -m. R.
Felipo = Filippo (s. d.). S.
Felix, röm. Cognomen, bes. bekannter
Träger auf M. ist der Diktator Sulla. Später
stets von pius begleiteter Ehrenname der
röm, Kaiser, zuerst des Commodus, dann
seit Caracalla ständig, und zwar unmittel-
bar vor dem Augustustitel. Griech. p. f elix
=s= e5<jeß7]c zhxoyffi. — Auch Beiname röm.
Kolonien wie Lyon und Karthago, in der
Völkerwanderungszeit auch von Ticinus
und Ravenna auf M. geführt. — Als f elicia
tempora erscheinen auf kais. M. vier Eroten
alsdie vier Jahreszeiten, ebenso als eöxüxei«
xaipo( auf M. von Laodikeia Phryg; f elicia
decennalia ist die Umschrift eines Goldmed.
des Constans; felicium temporum reparatio
ist eine nach Constantins L Tode sehr häufige
M. -auf Schrift zur Darstellung eines Reiter-
kampfes, des Kaisers allein, des K. mit
einem oder zwei Gefangenen, des K. im
Schiff, das die Victoria rudert, des Phönix
auf Berg oder Kugel usw. ; in der Spätzeit
heißt auch der Adventus, die Progenies u.
der Processus consulat(us) des Kaisers felix.
R.
Fellgeld s. Pelzgeld.
Fels, pl. FulOs (aus lat. Follis), ara-
bische Bezeichnung für Kupfermünzen.
Die ältesten arabischen F. sind nach by-
zantinischem Muster geprägt: Vs. Kaiser
Heraklius, Brustbild (Abb. 411) oder
stehend, manchmal mit einem oder mit
zwei Söhnen, Rs. M. und zu beiden Seiten
davon griechische und arabische Inschrif-
ten, die den Prägeort angeben. Wahr-
scheinlich schon unter Mu^äwiya tritt an
Stelle des Kaisers der schwertumgürtete
Khalife und macht das M einem 0 auf
3 — ^ Stufen (statt des byzantinischen
Kreuzes) Platz, während die von nun an
rein arabischen Umschriften meist religiö-
sen Inhalts sind, manchmal Namen des
Prägeherrn (*Abdalmelik) und des Präge-
ortes enthalten. Seit der Münzreform *Abd-
almeliks (695) weisen beide Seiten der
Münze bloß arabische Legenden auf. Es
gibt 5 Hauptarten: i- nur religiöse Legen-
den, 2. mit Prägeort, mit und ohne Datum,
3. ohne Ort, nur mit Datum, 4. mit Nennung^
des Statthalters oder des KJialifen, 5. mit
Nennung des Münzherrn, des Ortes und
Jahres der Ausprägung. Letzterer Typus
wird unter den *Abbäsiden zum alleinherr-
schenden. Die F. des 9. — 10. Jh.s haben
große Ähnlichkeit mit den gleichzeitigen
Dirhems. Ihr Gewicht ist sehr verschieden,
von i—g g (meist 1,50— 5 g)-
Mit dem Ausbruch der Silberkrise im
II, Jh. hörte die Bezeichnung Dirhem auf,
gleichbedeutend mit dem Begriff einer
Silbermünze zu sein. Das Wort F. kommt
von nun an sehr selten auf Münzen vor.
Es steht auf den Kupfermünzen der letzten
Khalifen von Bagdad (bis 1258) und aus-
nahmsweise auf Münzen der Hülägüiden
und Djagataiden. Die djuöidischen Kupfer-
münzen heißen Pül (s. d.), die timüridischen
DänkL (Dieses letztere Wort kommt
selten auf Originalstempeln, gewöhnlich als
Gegenstempel auf Münzen des 15, Jh.s vor.
Der Dänki wiegt über 6 g, der Nim (y»)
Dänki 3 — ^4,82 g). Die Kupfermünzen
der persischen Schabe und der Emire von
Buchara werden als Fulüs bezeichnet (s^
I^äzbekl, Pül). Dieses Wort, eig. Plural von
Fels, scheint bei der nichtarabischen Be-
völkerung um diese Zeit seine Pluralbedeu-
tung eingebüßt zu haben. Fulüs steht auch
auf Kupfermünzen der Großmogule (s.
Paisa). Auf Kupfermünzen der Sultane von
Dehli (14. Jh.), die von *Omari auch Fels
genannt werden, kommt das Wort nicht
vor. In Ägypten wird der F. gerade gegen
Ende 14. Jh. zur Hauptkurantmünze. Wäh-
rend er früher, im Gegensatz zum Dinar und
FEN— FETTMÄNNCHEN
193
Dirhem, zugezählt wurde, kursierte er im
15. Jh. nach Gewicht. Nach Ausprägung
des Mu'ayyadi-Dirhems (15. Jh.) verliert
er an Bedeutung, und Fulüs (pl.) wird zur
generellen Bezeichnung für Geld überhaupt.
In Tunis (s. Sebili) und Marokko (s. Mitkäl)
hat sich die Bezeichnung F. für Kupfer-
münzen bis ins 19. Jh. hinein erhalten.
Das Verhältnis der Kupfermünzen zum
Dirhem war anfänglich 48 F. = i Dirhem.
Um 1350 war in Ägypten l Dirhem = 24 F.,
welches Verhältnis in Marokko noch im
19. Jh. bestand, i Müzüna = 24 F. —
Literatur s. Dirhem. Bemard in Descrip-
tion de TEgypte XVI 299, 405 f.; Hart-
mann, Arabisch (Meyers Sprachführer) 193,
307; Frähn, Recensio 430—435; Bäin in
J.As. 6 s6r. III 455; Blau in ZDMG. 21,
672. V.
Fen, Kandariiiy chinesische Gewichtsein-
heit. S. Tael, Ch'ien. V.
Fetiice, italienisch = Phönix (s. d.).
Fenlgow, polnisch = Pfennig.
Ferculiim, ein Gerüst, um etwas in Pro-
zessionen u. dgl. zu tragen. Auf M. von
Magnesia Ion- erscheint so das Bild des
Hephaistos von Männern getragen (Arch.
Jahrb. 27 S. 240/41), auf röm. Med. des
Verus mit dem Bilde seines Triumphzuges
ebenso ein Tropaion; ein Stier wird auf M.
von Nysa, aber ohne ein solches F., daher-
geschleppt. — R. E. VI S. 2206; Habich-
Festschrift 1928 S. 78 ff. R.
Ferdlng. Nachdem der König Erich XIV
von Schweden 1561 Esthland erobert hatte,
ließ er dort die Moneta nova Revaliensis,
d. h. doppelte, einfache, halbe Markstücke,
Ferdinge zu V4 Mark (vgl. Vierling, Ferlin,
Farthing) oder 2 ören, Schillinge und
Pfennige prägen, die den Namen oder die
Namensinitiale des Königs, das Wappen
des Reichs und den Revaler Stadtschild
trugen (Abb. 323). Auch von Friedrich IL
von Dänemark imd dem Bischof Magnus
von ösd wurden Ferdinge bis um 1570
geschlagen. S. W.
Ferire, lat. = prägen, im Titel der tres
viri aere argento auro flando feriundo auf
den M. selbst; Cic. de leg. III 3, ^ braucht
synonym damit signanto; auch auf zwei-
sprach, mittelalterl, M. wird es verwendet
zur Übersetzung des arab. »geprägt«; z. B.
Wörterbuch der Mflnzkande.
feritos soli(dus) in Span(ia) an(no) X auf
M. der Araber in Andalusien. R.
Ferlin, freiin, fellin, ferrin, f erdin, f etien
ist ein Münzname in der altfranzös. Litera-
tur. Das Wort ist germanischen Ursprungs
und hat zur Grundlage altengl. f eordheling:
es bedeutet »Viertelmünze«, speziell
Viertelsterling. Der F. wog als Gewicht
0,3349 oder 0,382 g. -^ Beiz S. 27; Blan-
chet, Manuel II S. 41. Su.
Ferrandino, Ferrantino waren Dukaten
des Königs Ferdinand I. von Neapel (1458
— 1494), deren Stempel, von dem berühm-
ten Girolamo Liparolo geschnitten, den
Kopf des Königs und das Landeswappen
zeigten. — Cagiati, II, S. 33—42. S.
Fersengeld geben, ein zuerst im Mittel-
hochdeutschen erscheinender Ausdruck für
»fliehen«, der wahrscheinlich ursprünglich
ein Rechtsausdruck war für die Strafe
dessen, der im Kampfe die Ferse zeigte. —
Grimm, Deutsches Wörterbuch III S.
1546 f.; Weigand, Deutsches Wörterb. I
S. 522. S.
FERT, Wahlspruch der Herzöge von
Savoyen auf vielen ihrer Münzen. Es gibt
sehr viele Auflösungen des Wortes, von
denen hier nur zwei der wahrscheinlichsten
genannt seien: die eine erblickt in dem
Worte das deutsche Ferto (Viertel), da 1384
eine Münze im Werte von V4 Fiorino ein-
geführt wurde; die andere findet sich auf
einer Goldmünze von 1635: Foedere Et
Religione Tenemur. — Martinori S. 154.
S.
Ferto s. Vierting.
Fettmännchen waren die seit 1583 am
Niederrhein geprägten 8- (10-) Heller- oder
Halbstüberstücke. Die Herleitung des
Wortes ist ungewiß, am wahrscheinlichsten
ist die, die in ihm den Gegensatz zu den
groningischen Magermännchen (s. d.)
sieht, die am Rhein 1/4 Stüber oder 4 Heller
galten, also die Hälfte der Fettmännchen.
Die erste von 1583 bis um 1590 von Cleve,
Jülich, Kurköln, Aachen geprägte Art mit
Reichsadler -Wappen trug meist keineWert-
angabe. Das Gepräge der seit 1604 ge-
schlagenen 8- oder lO-Hellerstücke ist in
doppelter Weise merkwürdig. Die von
Kurköhi imd Jülich-Berg trugen nämlich
die Wertzahl LXX/IIII, was 74 Albus =
I Reichstaler bedeutete, während i F. =
13
194
FEUEREISEN— FBLIATION
Vj Albus war, also iii Fettmännchen
auf den Taler gingen, und VIII (Heller);
die von Cleve, wo der Taler 92 Albus
galt, trugen die Zahl XCII und X
(Heller), und, was die zweite Seltsamkeit
ist, für das Prs^ejahr eine eigentümliche
Abkürzung, 2. B. 6 = 8 für 1608. Seit
Ende des 17. Jh,s gingen 120 Fettmännchen
auf den Taler zu 90 Kreuzern, so daß ein
Kreuzer gleich 1^3 Fettmännchen oder
Halbstüber war. Doch wurden diese Mün-
zen dann nur noch wenig geprägt. Das
Fettmännchen von 1583 hatte 0,217, von
1604 0,187, von 1624 0,167 und von 1736
0,122 g Feingewicht. — Noss in Münch.
Mitt. 1892, S. I £f. u. in Berl. Münzbl. 1903,
S. 234, 254. S.
Feuereisen, Feuerstahl (franz. Briquet,
s. d.). Man hat angenommen, daß das
wappenartige Zeichen der paläologischen
oströmischen Kaiser: Kreuz mit 4 B in den
Winkeln ein Kreuz mit 4 Feuereisen dar-
stellt. Sehr wahrscheinlich aber sind diese
Zeichen aufzulösen: ÜTaupl BacriXio)^ Baat*
XecDV BadtXeT ßoi^&ei oder ähnlich. ( Joum. int.
II» S. 343, 363 ff.) Das Feuereisen kommt
also erst seit Philipp dem Guten zur Dar-
stellung. S. Toison d'or. S.
Fides, altital. Göttin der Treue, des Hal-
tens eines Versprechens; schon Numa baut
der Sage nach der F. publica in Rom einen
Tempel. Auf M. erscheint sie schon im
3. Jh. V. C: Stater von Lokroi mit der Ge-
stalt der TciczK; {= F.) vor der *P(üjia, die Al-
legorie schon von Rom her beeinflußt ; dann
kommt ihr Kopf mit Kranz auf JR des A.
Lic. Nerva vor; auf kaiserl. M. (F. Augusti,
mutua, ma^ma, publica) zeigt sie sich ste-
hend mit Ähren und Fruchtkorb, auch mit
der Aufschrift Boni Eventus; die Aufschrift
F. steht andrerseits auch bei Concordia,
Mercurius, zu verschlungenen Händen —
die den Handschlag leistende R. war der
F. heilig — vor einem Caduceus mit Ähren,
Mohn und dgl. (vgl. JE von Kommagene
mit IlfoTic, s. unter Pistis) und im Inter-
regnum vom J. 68/69 zu einem Eberfeld-
zeichen nebst Ähren und verschlungenen
Händen (Z. f. N. 32 S. 72). Die Aufschrift
Fides Fortuna steht neben dem Standbilde
der Fortuna allein.
Zur militärischen F. cohort(ium), equi-
tum, exercituimi, l^oniun, militum, prae-
torianorum erscheint eine steh, oder sitz.
Frau mit Feldzeichen (Vexillum, Legions -
adler) und einem wechselnden anderen At-
tribut. Auch kommt diese Aufschrift zu
mehreren Feldzeichen, zu verschlungenen
Händen (ohne oder mit Feldzeichen, Prora
usw.), zur Szene des Treuschwurs der
Truppen vor dem Kaiser oder zu anderen
Kaiserbüdem vor. — R. E. VI S. 2281;
Bemhart, Handbuch S. 89; Gnecchi, Tipi
S. 66. R.
Fieri f ecit oder iussit (auch abgekürzt) ==
hat es anfertigen lassen, Herstellungsformel
des Auftraggebers auf Med. seit der Re-
naissance, z. B. Johann Friedrichs I. von
Sachsen; vgl. die unter FC angeführte an-
tike Münzformel. R.
Fierton, französisches Münzgewichtsstück
(s. Münzgewichtsstücke). S.
Figurare, lat. = mit einem Bilde ver-
sehen, in der Spätzeit auf M. angewandt,
z. B. in den Scr. hist. Aug., Sev. Alex. 25, 9;
vgl. conflatores figurati aeris Cod. Theod.
IX 21, I; figuratum solidum eb. IX 22, i;
pecuniae figuratione eb. IX 23, 2; figura
caelaturae: Hultsch, Metr. scr. II S. 76.
R.
Ffliatlon, Angabe des Vaters und höherer
Vorfahren. Auf griech. M. folgt dem Be-
amtennamen häufig Angabe des Vaters,
selten des Großvaters, z, B. Aphrodisias:
' ApTspbföcopoc 'ApxefxiScupou TOü'AvSpwvo? =
Artemidor, Sohn des Art., des Sohnes des
Andren. Zuweilen wird bei Gleichnamig-
keit mit dem Vater ein Zahlzeichen gesetzt,
ähnlich den Namenszahlen (s. d.) moderner
Herrscher, soinApameiaPhryg.: ä:tl 2x6^1-
voo ß'(=Toi5 2x6[jLVoi)) toi5 ATQfiTj'cpioo x{h)
ß'(= zh Ssötepov, Iteration des Amtes);
bei Herrschern und Beamten oft auch veo?,
vec&Tspoc, ü£6c, so veoc Tv^pdviqi (IL und
IIL), vIocKotoap = Augustus, vla<l>aüOTeiva,
Ariarathes VI. 6 ü!6j, Vespasianus vsdi-
xepoc, auch noch auf byz. M., z. B. Con-
stantinus 6 vioc und Constantinus 'iraTiQp
= C. IV. und IIL, wie lat. filius oder
iunior, dies auf M. des Licinius IL, Con-
stantinus IL, ValentinianusIL; selten steht
^ veoc oder gar xpU veoc als Angabe, daß
auch der Großvater usw. gleichnanug war;
Münsterberg, Beamtennamen S. 257/58;
Monatsblatt Num. Ges. Wien EX S. 87 1
— Manche Beamte griech. Städte-M.
FELIBERTO— FIRDUNG
195
prunken bei der Filiation mit der Stel-
lung ihres Vaters, z. B. 4icl Ao [1(1x100)
*Po6cpoü daidpxioo) x(al) olou ß'daiapxCoo)
x(al) xpaTf(yT(oo) ap/Covio?) (irpcDTOü),
Sardeis. — Auf lat. M. besteht die F. aus
dem Vornamen des Vaters, oft außerdem
des Großvaters, zwischen Familien- und
Beinamen, z. B. C. Egnatius Cn. f (ilius)
Cn. n(epos) Maxsumus; vgl. griech. 4icl
OipaTTj-foG ASkor> xou Mapxou (Phokaia);
ungewöhnlich ist M. Antonius M(arci)
f(ilius) f(ilius) (Antonius »der Sohn«), wie
soeben vio?, selten auch die Stellung des
Vatersnamens zwischen zwei Cognomina wie
Cossus Cn. f. Lentulus oder die Angabe des
väterlichen Cognomens: Albinus Bruti
f (ilius), ähnlich Caesar Divi f (ilius) ; Ptole-
maeus von Mauretanien nennt sich regis
lubae f (ilius). — In der Kaiserzeit wird die
kaiserliche F. auf Inschriften schließlich
über Sohn, Enkel, Urenkel (pronepos),
Ururenkel (abnepos) bis zum Urururenkel
(adnepos) durchgeführt, auf M. jedoch ist
das divi Aug(usti) pron(epos) des Caligula
das höchste. — Durch fiktive F. knüpft
Sept. Severus zur Legitimierung seiner
Herrschaft an das Haus der Antonine an:
divi M(arci) Pii f(ilius). R.
Filiberto hieß eine goldene und eine sil-
berne Münze des Herzogs von Savoien
Emanuel Philibert (1553 — 1580), die seit
1561 geprägt wurden. Der goldene F. galt
9 Lire, wog 28 g und hielt 27,80 g Gold,
auch dreifache wurden hergestellt. Der
silberne F. stellte ^/% und ^4 Lira dar, letztere
wog 3,173 g und hielt 2,84 g Silber. Beide
Münzen trugen auf der Rs. einen Elefanten,
auf der Vs. die goldenen das Brustbild des
Herzogs, die silbernen dieses oder den
Landesschild. — Promis, Monete dei reali
di Savoia, II, Taf. 24, Nr. 34; 25, Nr. 37, 38,
S.
Flllppo* Der Ducatone (s. d.) war die
größere, der Filippo die kleinere mailändi-
sche Talermünze der Spanier seit Philipp
IL, dieser wo^ '27,5 g und hielt 26 g Silber.
Unter Philipp IV. trug er auf der Vs. das
Brustbild des Königs, auf der Rs. den
spanischen Wappenschild und darunter:
»100« (soldi), galt also ebensoviel wie der
Ducatone unter Karl V., den er nun ver-
drängte, er wurde bis 1 700 in großen Massen
geprägt und galt in diesem Jähre 7 Lire
oder 140 Soldi. Von da bis 1776 wurden
nur wenige gemünzt. --^ Gnecchi, Milano,
S. I43f., Taf. 29, 6, 38, 1-^3 und öfter. S.
Filippone heißen die Piccoli oder Viennese
Philipps v. Savoyen (1301— 1334) = 1/24
Turnosgroschen = y« Grosso piemontese,
1 328/1330 gehen 28 Filipponi auf den
Turnosgroschen. Typus: Vs. Kreuz, Um-
schrift PHILIP. PRICES, Rs. Stern, Um-
schrift TORINVS CrVIS. -^ Promis, Sa-
voyen I S. 363. Su.
Filius, lat. === Sohn, in der röm. Filiation
(s. d.) häufig; filius Aug. oder Augg. nennen
sich Maximinus Daza und Constantinus L
zwischen ihrer Ernennung zu Caesaren und
ihrem Aufrücken zu Augusti. — Maurice,
Num. Const. II S. 302. R.
Filier^ ungarisch = Heller. Seit 1892
gehen 100 auf eine Krone (s. d.), seit 1925
auf einen Pengö (s. d.). S,
Flnieren s. Affinieren.
Finis- Germanlae-Medaille. Geprägte
Silbermed. nach Art eines S -Fr, -Stücks
mit Kopf Napoleons III. und der Auf-
schrift Finis Germaniae 1870 auf der Rs.,
vielleicht Brüsseler Fabrikat, später in
Stuttgart für Sammler nachgeprägt. Ver-
wandt ist die von Korn in Mainz um
1850/60 gearbeitete Prägemed. {sog. Rhein-
bund-Doppeltaler) mit Kopf Napoleons IIL
und der Umschrift Gott schütze Kaiser
und Reich. — Frankf. Mztg. 1902 S. 360J
Berl. Mbl. 1903 S. 226. • R.
Finkenaugen s. Vinkenaugen.
Fiorino s. Goldgulden.
Fiorino d'argento (Fiorinus grossus ar-
genteus) war der florentinische Groschen
und wurde seit 1296 etwa 2 g schwer
gemünzt. 1305 bekam er den Namen
Popolino. In Piemont wurde der F. seit
1553 g^P^ägt, im 17. Jh. entstanden hier
auch Stücke zu 9, 8, 3, 2%, 2 und V» F.
Das Stück zu 9 F. war der Scudo. Das
Gepräge war verschieden, meist Büste-
h. Amadeus oder Schild. 1828 wurde
auch in Toscana der F. wieder eingeführt
und in 100 Quattrini geteilt, 80 F. gingen
auf den Leopoldino d'oro (s. d.). S.
Fiorino della r^na oder Madonna war
der für die Provence geprägte Franc k pied
(s. d.) der Königin Johanna von Neapel
(1343—1381). s.
Fltdfing siehe Vierting.
13*
196
FISCA-FLEUR DE US
Fisca, kleine Silbermünze der Kanari-
schen Inseln zu Vio Peso von 1823. S.
Fische erscheinen öfter auf griech. M.
als Beamten-Beiz. oder als Beiz, zur An-
gabe des Lokals oder als M. -bild, vgl. Imhoof
und Keller, Tiere und Pflanzen S. 43/5 ;
wichtig ist bes. der Thunfisch als ständiges
Beiz, der Kyzikener u. a. kyzik. M., neu
entdeckt die Meeräsche des makedon.
Apollonia, Z. f. N. 36 S. 196/97. — Der
Fisch als Sinnbild Christi ist wohl ent-
standen aus dem Akrostichon' Ir^cjoSc XpioxÄ?
8eoü Tibi SwtT^p (Jesus Christus, Gottes
Sohn, Heiland) = 1X8X2, griech. =
Fisch, und dürfte seine schnelle Ver-
breitung der durch das Wunder von der
Speisung der 5000 mit Broten und Fischen
bekannten eucharistischen Bedeutung des
Wortes verdanken. Auf antiken und byz.
M. findet sich der F. in diesem christl.
Sinne nicht, wohl aber oft auf M. des
frühen M.A. — AJN. 49 S.89 ff.; Friedens-
burg, Symbolik S. 174/5. R-
Fischgeld hat es in Neufundland und
Island gegeben, indem hier getrocknete
Fische als Zahhnittel und Wertmesser
dienten; auf Island hieß fisk der ^96 Spezies-
taler. — Das sog. Fischgeld der griech.
Stadt Olbia aber ist eine Fabel, die betr.
Bronzestücke, die zu ihr Anlaß gegeben
haben, sind vielmehr delphin- und nicht
fischförmig, Delphine aber kommen als Nah-
rungsmittel der griech. Einwohner nicht in
Betracht, und ihre Aufschriften 6T und
APIXO köimen also nicht düvvoc = Thun-
fisch und apptzoc = ein Korb (voll Fischen)
heißen (Z. f. N. X S. 144), sondern sind
Beamtennamen (APIXO kommt auch
auf runden M. von Olbia als solcher vor),
die Stücke selbst Tesserae. — Ebert,
Reallex. IV S. 207. R.
Fisk s. unter Fischgeld.
FL, Abkürzung für Floren (s. Gulden).
Flabbe, eine seit 1580 geprägte Billon-
münze zu 4 Stüver von Groningen imd
Deventer mit Blumenkreuz auf der Vs.,
einem Adlerschild auf der Rs., 4,128 g
schwer mit 1,993 g Silbergehalt. — Ver-
kade, S. 40 f., Taf. 186, 2, 3. S.
Flachzange s. unter Hammerprägung.
Flamen^ in Rom der Priester einer be-
stinamten Gottheit; N. Fab. Pictor er-
scheint auf A als (flamen) Quirin(alis),
d. h. F. des Quirinus (wenn es nicht dieser
Gott selbst ist), und trägt den Apex
(s. d.) ; L. Lentulus nennt sich auf -Ä des
Augustus flamen Martialis, d. h. F. des
Mars; auch auf Kolonial-M. von Paestum
und Alaesa erscheint das Amt des F.
R.
Flan, französisch und engl., vom Lat..
Flare (s. d.) = Schrötling oder Platte (s. d.)*
S.
Flare, auch conflare = gießen, erscheint
im Titel der röm. Münzbeamten, der
tresviri aere argento auro flando f eriundo,
s. d., dann minder korrekt (weil ferire
fehlt) im Titel des Lent. Marcellinus auf
ifl: Cur(ator) •X-fl(andis), und auf. .^ des L.
Flam. Chilo steht IUI vir pri(mus) fl(avit),
endlich in der Aufschrift Caesa r(uta)
fiarunt (Pella, Z. f. N. 36 S. 119); [f]latores
auch als Münzhandwerker inschriftlich
nachgewiesen, ebenso ein Aug(usti) lib(ertus)
fiaturarius auri et argenti monetae. Die
Conduct[ores] flaturae argen [tar(iae)] mo-
netae Cae[saris] sowie ein mancips offi-
cinarum aerariarum quinquae, item fla-
turae argentariae und ein [manjceps
(a)erariae mo[ne]tae (CIL VI n. 791,
8455, XIV n. 3642) zeigen, daß der Guß
der Metallmasse oft verpachtet war, d. h.
wohl die Herstellung der Platten (s. d.)
für die Silber- und Kupfermünze. —
Griech. -/j&Xvj Siaj^etv, (öo^)- oder (dva)-
jfcoveustv. R.
Flator, flatura, flaturarius s. flare.
Fledermaus war ein Spottname ver-
schiedener deutscher KLleinmünzen. Ein
in Halle geprägter Moritzpfennig zeigte
den Heiligen so übel geschnitten, daß die
Bevölkerung in ihm eine Fledermaus sah
(Köhler, Münzbel. XX, S. 293). In der
Neuzeit bekamen den Namen mehrere
Münzen von dem einer Fledermaus ähn-
lichen Adler, zuerst die schlesischen und
böhmischen Gröschel (s. d.), dann die
schlesischen Dreikreuzer und die ost-
preußischen Dreigröscher (s. d.) oder Dütt-
chen. Auch das holsteinische Nesselblatt
wurde für eine Fledermaus gehalten. S.
Flcttr de cota, französisch = Stempel-
glanz (s. d.).
Fleur de lis (lys). Der alte französische
Wappenschild mit vielen Lilienblüten
(fleurs de lis). findet sich auf Münzen seit
FLIMMERCHEN-FLORETTE
197
Ludwig IX. (1226— 1270), auch ist das
Feld der Münzen oft mit Lilienblüten
besät. Der neue französische Schild, seit
Philipp VI. mit drei Lilien, blieb bis ins
19. Jh. in Verwendung. Die Lilien kommen
noch an vielen anderen Stellen der franzö-
sischen Münzen als Zierat oder Unter-
scheidungszeichen vor. S.
Flimmerchen, volkstümliche Bezeichnung
der kleinsten kurtrierischen Billonmünzen
des 17. Jh.s, der Pfennige und Heller.
Im 18. Jh. ging der Name auf die kupfernen
ya-Kreuzer oder 2 -Pfennigstücke über und
blieb diesen Münzen dort auch im 19. Jh.
Zuletzt sind so die seit 1873 geprägten
silbernen 20-Pfennigstücke des Deutschen
Reichs genannt worden. — ■ Schrötter,
Trier, Gesch., S. 194; Beschr. S. 56, 83;
E. Schroeder in Göttinger gelehrte An-
zeigen 1910, S. 80. S.
Flinderke = FUndrich (s. d.).
Flindrich (Flinder, Flinderke). Desselben
Stammes wie Flimmer, Flitter (s. d.) be-
zeichnet das Wort F. etwas Glitzerndes
(bracteola micans Grimm). Die Münze
Flindrich ist ein ostfriesisch-oldenburgischer
1440 zuerst genannter Groschen. Die Flin-
driche der ostfriesischen Häuptlinge hatten
eine Harpyie auf der Vs., ein Langkreuz
mit vier Zeichen, meist Sternen i. d. W.
auf der Rs. und waren im Durchschnitt
2,8 g schwer. In Oldenburg, wo sie 3 Stüber
oder 4 Groten gegolten haben sollen,
zeigten sie auf der Vs. eine dreitürmige
Mauer mit dem oldenburgischen Schilde
im Tor und wurden in großer Anzahl vom
Grafen Gerhard dem Streitbaren und
dessen Söhnen 1440 bis 1526 geprägt.
Die Jeverschen, auch seit 1440 vor-
kommend (Abb. 291), zeigten seit 1561
Löwenschild-Langkreuz. Im 17. Jh. naJi-
men die Flindriche andere Prägebilder an,
die ostfriesischen Wappen-Reichsadler, daim
"Wappen-Wertbezeichnung (3 Stüber), doch
hießen sie noch im 18. Jh.* Flindriche.
Flinderke hieß auch in Bremen das 1646
bis 1671 geprägte 4-Grotestück mit dem
Stadtschild auf der Vs. und dem Reichs-
adler mit 4 auf der Rs., das 2,75 g wog
und 1,20 g Silber hielt. — Tergast, D.
Münzen Ostfrieslands, Emden 1883, S. 76f.,
132, 137 — 139; Merzdorf, Oldenburgs Mün-
zen u. Med., Oldenburg 1860, S. 32; Ders.,
Die Münzen und Med. Jeverlands, Olden-
burg 1860, S. 28 — 30, 50 f.; Jungk, Bremen,
S. 302 f. S.
Flitter. Diesen Namen erhielten kleine
dünne brakteatenförmige vergoldete Mes-
singplättchen, die, von Nürnberger »Flin-
derleinschlägern« angefertigt, Löwenköpfe,
Sterne und andere Zierate zeigten. Mit
ihnen wurden die Hochzeitshauben ver-
ziert und die Straße vor dem Hochzeits-
hause bestreut (Flitterwochen). Noch heute
dienen sie im Orient als Frauenschmuck. —
Die kleinsten Münzwerte der Kipperzeit
wurden in Niedersachsen und Thüringen
auch Flitter genannt, es gab Kupfer-
münzen zu 4, 3, 2 und I Flitter; i F. =
i/a Pfen. — Schmieder, S. 175; Gebert, Die
Nürnberger Rechenpfennigmacher in Mün-
chener Mitt. 1918, S. 9, 14, 26. S.
Flöte. I. griech. aöXoc, urspr. = Röhre,
lat. tibia, urspr. der Röhrenknochen des
Schienbeins, als Flöte meist im Plur. tibiae,
antikes Blasinstrument, aus zwei Röhren
bestehend (selten aus nur einer, dann auch
wie unsere Querpfeife gespielt). Auf M.
kommt diese Doppel-F. zumal in der Sage
von Athena und Marsyas (s. d.) vor, auch als
Beizeichen, bes. der Kistophoren von Apa-
meia; tibicines = Flötenbläser erscheinen
auf den röm. M. nait Opferszenen, bes. denen
der Säkularspiele. — 2. die Syrinx, griech.
(jüptyS, urspr. auch =Röhre, eine Rohrpfeife,
deren Röhren wie unsere Orgelpfeifen stu-
fenweise kürzer werden; als alleiniges M.-
bild z. B. auf M. der Arkader, sonst als
Attribut des Pan und der Hirten vorkom-
mend; Anson, Greek coin types VI Taf.
VIII; Mitt. für M.sammler 1929 S. 313. R.
Flora, altitalische Gottheit des Blühens
der Pflanzen; ihr bekränzter Kopf mit der
die Gründung ihrer ständigen jährl. Spiele
feiernden Beischrift fioral(ia) primus (f ecit)
erscheint auf A des C. Servilius C. f.
und auch der bekränzte Kopf auf M. des
C. Clodius mit Beiz. Blüte wird 'F. sein.
— R. E. VI S. 2747. R-
Floren s. Goldgulden.
Florenus Mosellanus, Rhenanus, rotatus^
simplexi Trevlrensis s. Goldgulden am
Schluß und Rechnungsmünzen. Su.
Florette, die, ist eine französische
Groschenart von 20 deniers tournois, die
von Karl VI. von Mai 1417 bis Dez. 1420
198
FLORIN— FLUSSGÖTTER
und vom Dauphin bis Sept. 1422 ge-
schlagen wurde. Typus: Vs. drei Lilien
unter einer Krone, Rs. Lilienkreuz. Zuerst
wurden 80 Stück aus der 8 d. feinen
Mark geschlagen (i Stück = 3,6 g rauh
und 2,4 g fein); nach und nach wurden
sie immer schlechter ausgeprägt: zuletzt
von Karl VI. lOO Stück aus der 2 d. 12 g
feinen Mark (i Stück = 2,44 g rauh und
ca. 0,5 g fein) und von dem Dauphin noch
geringer. — Comte de Castellane, Les gros
de 20 deniers tournois dits florettes frapp6s
par Charles VI. d'apr^s les documents
officiels, Annuaire 1894 S. i ff. Su.
Florin, i. franz. Name des Gulden.
2. älteste englische Goldmünze, die den
Namen von den Florenen, das Gepräge
von den französischen Schilden (s. d.)
entlehnt hat, indem sie auf der Vs. den
thronenden König, auf der Rs. ein Zier-
kreuz und vier Kronen im Vierpaß und
darum vier Löwen mit dem Spruch Jes.
transiens per medium illorum ibat (Lukas
4, 30) zeigt. Der Florin wurde 1343 ein-
geführt, aber noch in diesem Jahre ein-
gezogen, er wog 6,998 g und hielt 6,963 g
Gold. 3. Der englische silberne Florin
zu 2 Schilling mit 11,31 g Gewicht und
10,462 Feingewicht wurde 1848 eingeführt;
er trägt auf der Vs. das königliche Brust-
bild, atif der Rs. 4 Schilde u. hat gotische
Schrift. Seit 1887 werden auch doppelte
geprägt. — Grueber S. 47, 159 f. S,
Flottenpräfekten des M. Antonius und
ihre M. s. unter As. R,
Flttg ist ein als Helmkleinod (s.d.)
auf dem Scheitel des Helms festgebundener
Flügel; meist finden sich zwei an den
Schläfenstellen befestigte Flüge. — Seyler,
5. 120. S.
FIuBgotter werden auf griech. M. der
älteren Zeit (7.-4- Jb., Laos, Rhegion,
Gelas usw.) dargestellt als Stiere mit
bärtigem Menschengesicht, der sog. Ache-
loos, s. d. (auf M. von AlontionundMylai(?)
entströmt seinem Maule Wasser), später
als Menschen mit Stierhaupt (so der
Acheloos in Metapont, Abb. 28), noch später
in fortschreitender Ablegung der Tierform
als Menschen (Ganzfigur oder Kopf) mit
kleinen Stierhörnern, nun auch meist den
Bart ablegend (Katana, Kamarina, Segesta,
Selinus); endlich gibt man die Erinnerung
an den Stier auf und der F. erscheint als
Jüngling (Pandosia, Selinus, auf Stierkopf
sitzend der Araththos in Ambrakia). Zur
Stiergestalt gab die unbändige Gewalt
und das brüllende Tosen reißender Flüsse
den Anlaß, und mancher Stier ohne Men-
schengesicht auf griech. M. mag sich
gleichfalls auf einen F. beziehen (z. B. in
Selinus). Erst in heilenist. Zeit stellt
man ihn wie alle geograph. Personifika-
tionen in innigerer Berührung mit der
Erde, also gelagert oder sitz, dar (Katana,
Leontinoi). In der Kaiserzeit bleibt bzw.
wird Lagerung und Aufstützen auf ein
Quellgefäß, dem das Wasser entströmt,
üblich; eine Staude von Schilf, Füllhorn,
Ruder, Delphin, Fisch, Schiff daneben sind
die Beigaben; der Name des Flusses wird
oft beigefügt. Einmal erscheint der F.
stehend vor dem Gefäße (Plotinopolis),
der F. Meles trägt eine Leier wegen des
MeXr^at^evr^ff Homeros. Der F. schwim-
mend zu den Füßen der sitz. Stadtgöttin
Antiocheia nach einer Skulptur des Euty-
chides erscheint zuerst auf M. des Tigranes I.
(Abb. SS) und daim oft auf thrak., kilik.,
sjn:., mesopotam. usw. M., gelegentlich auch
kommt zu Füßen der steh. Stadtgöttin oder
Astarte ein schwimmender F. vor, zuweilen
dieser auch allein, in Carthago nova sein
Kopf wasserspeiend. Herakles mit dem F.
kämpfend: Phaseiis, Temenothyrai. Auch
erscheinen F. einzeln, gepaart oder zu dritt
als Nebenfiguren auf figurenreichen land-
schaftl. Szenen auf griech. und zu Füßen
des Kaisers auf röm. M. Erinnerungen
an den Zusammenhang von F. und Stier:
auf M. von Thyateira tritt ein Stier auf
den gelagerten F. zu; auf M. von Saga-
lasios ist der F. Kestros durch einen Mann
neben einem Stier dargestellt. Abweichend
werden um des Namens willen (also
»redend«) die Flüsse Lykos und ICapros
durch Wolf und Eber (Laodikeia), der
Flußgott M'arsyas in Apameia durch den
gelag. oder sitz. Gott Marsyas vertreten.
Für den Nil sind die Lotosblume oder ein
Kranz von solchen, Krokodil oder Nilpferd
sowie die Zahl 16 oder spielende Eroten
(die 16 Ellen der NilschweUe) bezeichnend;
einmal ist die Zahl dem Meßlot einge-
schrieben. Auf röm. M. erscheinen als F.
z. B. die Aqua Traiana, Danuvius, Nilus,
FLUSSGOLDDUKATEN— FOLLIS
199
Tiberis, dieser auch in der reichen Szene
der Ankunft der Asklepiosschlange in
Rom; Euphrat und Tigris symbolisieren
auf M. des Traianus Mesopotamien. —
R. E. VI S. 2774; Imhoof, Fluß- und
Meergötter auf griech. und röm. M- 1924
mit Liste aller auf M. genannten F. (diese
Namen außer Acheloos erscheinen hier nicht
als Stichwörter); Nachtrag dazu: N. Z. 58
S. 30 zweimal, sowie der fl. Renu[s] Z.f.N.
36 Taf. XI 4; Bernhart, Handbuch
S. 114/S; Rev. num. 1928 S. 1/19. R.
FluBgolddiikaten sind die vom 17. bis
19. Jh. aus dem Golde der Flüsse ge-
prägten Dukaten, die diese Herkunft
durch Bild und Schrift anzeigen. Es gibt
Donau-, Eder-, Inn-, Isar-, Rhein- und
Schwarzagold -Dukaten. S.
Fnt., Abkürzung von Forint (s. d.).
Foghetti s. Pelegrini.
Follaro. In Nachahmung der FoUari
(s. unter Follis) der griechischen Kaiser
schlugen auch die griechischen Herzöge
von Gaeta, Neapel und Sorrent und die
langobardischenFürsten vonSalerno, Capua
und Sorrent kupferne Follari. Manso II.
(981 — 983) bezeichnet sich auf diesen als
»Vicedux«; ein anderes Stück dieses Her-
zogs mit Johann v. Salerno, während der
Kriegszüge Kaiser Ottos IL geschlagen,
hat die Aufschrift »Imperator« und ist
das einzige süditalienische Münzdenkmal,
das den Ottonen und Saliern gilt (Sambon,
Repertorio generale Nr. 1081).
Als die Normannen Süditalien eroberten,
prägten auch sie Follari, so Robert Guiskard
(1059—^5) im Gewicht von 3,2 g und 2,8 g,
Roger Borso (1085 — iiio) daneben auch
doppelte (6,7 g) und Wilhehn L (im bis
II 27) auch Halbfollari im Gewicht von
1,4 g und dreifache im Gewicht von 10,8 g;
einer mit dem Reiterbild des »W. dux
Apulie« auf der Vs. und dem stehenden
»beatus Petrus« auf der Rs. ist offenbar
aus Anlaß der Belehnung durch den Papst
Paskai II. geschlagen (Sambon Nr. 866).
Das Vorbild für diesen Follaro wird das
von Graf Roger I. von Sizilien (1072 — i loi)
in Milet geprägte dreifache Stück (10,1 g
und 10,8 g) mit dem Reiterbild auf der
Vs. und der Gruppe der sitzenden »Maria
mater dei« auf der Rs. gewesen sein
(Sambon Nr. 876). Roger IL (1130 — 1154)
als Gesamtherr von Unteritalien und
Sizilien hat dann mit griechischer und
kufischerSchrif t in Messina, mit lateinischer
Legende in Palermo (u. a. ein dreifaches
konkaves Follarstück 10,6 g und 9,8 g
schwer), in Bari mit dem Brustbild des
heiligen Nikolaus, in Capua mit dem Kopf
des Heiligen Stephan und in Salerno
Follari schlagen lassen. Dasselbe haben
dann auch die Nachfolger Rogers IL
getan, mannigfaltig in ihren Geprägen,
z. B. mit Löwenmaul und Dattelpalme,
das schönste von Konstanze, der Gemahlin
Heinrichs VI., von welchem die letzten
Follarstücke ausgegeben wurden, mit Adler
auf der Vs. und Stern auf der Rs. — Mena-
dier, Schausanmilung S. 303 ff.
Der Follis hatte 40 nummi, 60 Follari
waren gleich einem Tari, und ursprünglich
gingen 315, dann 360 Follari auf den solidus
romanatus, Ende des 13. Jh.s und Anfang
des 14. Jh.s galten im Orient 384 Stück
gleich einem solidus; 3 Follari = i Rame-
sina [s. d.) (Sambon, Annuaire 1896 S. 229f.,
u. Gazette num. fran^. III S. 143). — Kup-
fer-Follari sind auch von den Kreuzfahrer-
staaten geprägt worden, so von den Grafen
von Edessa (1097 — 11 10), von den Fürsten
von Antiochien (1098 — 1232), von den Des-
poten von Epirus (1205 — 1214) und von
den Herzögen von Neopatras (1237 — 1318)
(Schlumberger Taf. I, 2 u. 13).
Seit dem Ende des 13. Jh.s schlug auch
die Stadt Ragusa F., zunächst im Ge-
wicht von 1V4 g, später von 2,27 g und
setzte die Prägung fort bis in das erste
Viertel des 17. Jh.s. Die ältesten wurden
wegen ihres Typus )>Capuciae<i (s. d.) ge-
nannt: Brustbild nach r. mit kaiserlichem
Diadem und Toga-Überwurf; der Kopf sieht
so aus, als ob er mit einer Kappe bedeckt
ist. — Monatsblatt d. num. Ges. Wien
1910 S. 188 f. Su.
FolUSy lat., eigtl. der Beutel, danach dann
I. ein B. Geldes (Ulpian, Dig. XL 7, 3 § 6
sagt daher: sive numeravit sive insacculo
dedit), der ursprünglich von wechselndem,
durch das Siegel des letzten Verpackenden
(Paulus, Dig. XVI 3,29: sacculumvel argen-
tum signatum) gewährleistetem Inhalt war,
später aber, wie auch sonst oft in der M.-
geschichte (vgl. unter Kassenbeutel), stets
die gleiche konventionelle Summe enthielt.
20O
FORINT— FORMA
Zahlung in Beuteln ist immer ein Zeichen,
daß das grobe Geld knapp ist und vor-
wiegend Kleingeld kursiert, daher ist das
Auftreten des F. in Rom seit Ende des
3. Jh.s n. C. verständlich. Ein solcher
F. ist literarisch von 310 — ^338 nach-
weisbar, inschriftlich, meist mit Zusatz
von denariorum f., bes. im Venetianischen,
N. Z. 42 S, 6i3. Die Versuche zu seiner
Berechnung sind zweifelhaft, der f. auri
jedenfalls scheint das Pfund Gold zu be-
deuten; R. E. VI 8.2829/31; Trait6 I
S. 761/7.
2. Mit F. wird aber auch, freilich anfangs
wohl nur im Volksmunde, diejenige kleine
M. bezeichnet, die vorzugsweise in Beutel
verpackt wurde. Völlig klar geht das aus
dem Tarif einer Fähre unweit Karthago
hervor, wo die Fährgeldsätze zwischen
f {ol)l(is) I und V schwanken (Dessau, Inscr.
sei. n. 9457)- Man hat sie erkannt in dem
neuen größeren Kupferstück, das Diocle-
tians M. -reform (von 293/96 n. C. allmählich
durchgeführt) brachte, anfangs wie sein
Vorgänger, der sog. Argenteus Antoninia-
nus (s. d. Ziffer 3), noch mit der Wertzahl
XXI versehen, aus M mit etwa 2 — 40/0
Silber weiß gesotten, vorzugsweise mit dem
Typus Genio populi Romani, 9 — 13 g
schwer, 27—30 mm groß, Abb. 107, seit
etwa 307 auf y^/x-^ g, 25—26 nun, seit
etwa 310/11 auf 4— 5 g, 20—21 mm sinkend
(Maurice, Num, Const. I S. XXXIX— XLI) ;
später seit etwa 314 wenden die Numis-
matiker den Namen F. zunächst nicht
mehr an, obwohl seine ersten Erwäh-
nungen in der Gesetzessprache gerade
erst 320 (Cod. TheoA VII, 20, 3, vgl.
dazu N. Z. 42 S. 60, anders R, K VI
S. 2832) und 356 n. C. faUen (Cod. Theod.
IX 23, I § I, vgl. N. Z. 42 S. 66 Anm. i):
Verbot, mehr als 1000 F. Kupfei^dd
zu transportieren; inschr. Zeugnis dieser
Spätzeit für den F.: N. Z. 46 S. 165a =
Dessau, Inscr. sei. n. 8376). Das Wertver-
hältnis des F. zur Goldmünze, sein Wert in
damaliger Rechnungs-M. (Sesterzen, De-
naren) ist völlig umstritten; s. unter
Denar, Wertbezeichnung. — R. E. VI
S. 2832/8; Kubitschek, Quinquennium d.
ant. Num. 1896 S. 88/9; N. Z. 28 S. 171/84;
42 S. 60/1, 64/6; Trait6 I S. 767/72; Num.
chron. 1919 S. 156/67; Segrö, Metrologia
S. 441/4, 448/51, 458/63; Mattingly, Roman
coins 1928 S. 226 ff.
3. Gesichert ist der F. erst wieder in der
Reform des Anastasius, der reine Kupfer -
M. mit Wertzeichen M, K, I usw. einführt,
deren Einheit sich auf den Nummus, griech.
voüjjLp-iov, bezieht, deren größte und weitaus
häufigste Stufe (mit M, Abb. 114) aber
lat. F., griech. vermutlich voufifxoc hieß:
Kedrenos I S. 801: «poXXsic t^toi voüjxfiot;
der klassisch schreibende Prokop (Hist.
arc. 25 SßoXob? oS? 96X61^ xaXoucriv) und
Suidas ößoXol o3c xoXoupiev f oXXei; nennen
ihn Obolos; Marcellinus (bei Mommsen,
Chron. min. II S. 95) z. J. 498 nennt
jene Nummi die nummi quos Romani
terentianos (coni. terundanos, vgl. dazu
Num. Chron. 1927 S. 224: = ^40), Graeci
foUerales vocant, d. i. die M. des Follis-
systems. Die Gleichung des F. mit 4 As oder
mit 4 Quadranten = je 2 Lepta sind gelehrte
Konstruktionen der späteren, zumal auf die
Erklärung der Bibelstellen vom xoSpavTTjc
und XsTTTov (s. d.) abzielenden Metrologen.
Alles weitere s. unter Nummus. — Noch im
IG. Jh. kennen wir diesen F. als y» der
Siliqua = y^^ Miliarense aus dem sog.
Iirapxtxbv ßißXtov Leos VI, im Abschnitt
über den Fischhandel (N. Z. 44 S. 185, 193).
— Finder u. Friedlaender, Beiträge z. alt.
M. -Kunde I 1851 S. 123/27; R. E. III S.
1 153/4; Trait6 I S. 769/72; Segrfe, Metro-
logia S. 473/84. — Vgl. Follaro. R.
Forint^ ungarisch = Floren; 'S. unter
Gulden. S.
Form, das durch Eindrücken des Modells
in eine empfindliche, aber feuerfeste Masse
(Formsand, Ton, Gips) gewonnene oder
auch in härteres Material, wie weichen
Stein, Gips u. dgl. geschnittene Negativ,
das man mit Metall ausgießt, s. Guß; zur
Herstellui]^ von Abdrücken {s. d.) macht
man sie auch aus Siegellack oder gewinnt
sie durch Abbürsten der M. über Stanniol.
— Habich, Med. derital. Renaiss. S. 12 — 14;
Habich-Festschrift 1928 S. 36 £E. R.
Forma, lat. eigtl. die Gestalt, die Form,
auch die Gußform; nun^iism. insbes. = der
Stempel einer geprägten Münze, 2. B. Scr.
hist. Aug., trig. tyr. 31, 3; forma publica =
Staatsstempel, so Digesten XVIII i, i und
CIL I* n. 592 cap. XXI: pecunia certa cre-
dita signata forma p^ublica) p(opuli) R(o-
FORMSAND— FRANC
201
mani). Aber F. bedeutet auch das geprägte
Stück selbst: z. B. Scr. bist. Aug., Sev.
Alex. 39, 9: formas binarias, ternarias . . .
resolvi (einzulösen) praecepit (dazu Z. f. N.
31 S. 9/12). Formate im Sinne von prägen
z. B. Scr. bist. Aug., vita Sev. Alex. 39, 7. —
Trait6 I S. 866, 869». R.
Formsand^ ein feuerbeständiger Sand,
z. B. Tuffsand, der, mit Wasser angerührt,
für Abdruck eines Modells (s. d.) geeignet
gemacht und dann an der Luft getrocknet
wird; heute nimmt man oft eine kurzweg
»Masse « genannte Mischung von Ziegelmehl
und Gips, und die Form daraus wird her-
nach gebrannt. S. auch Guß. — Habich,
Med. der ital. Renaissance S. 14. R.
Fort d*or oder Samsond*or, auch Falbots
d'or genannt, ist eine Goldmünze Karls
von Frankreich, Herzogs von Aquitanien,
Bruder Ludwigs XL (1468 — 1474). Sie
zeigt auf der Vs. den Herzog, den englischen
Leoparden bezwingend, und auf der Rs.
ein Blumenkreuz mit einem Schild in der
Mitte, das geviert 2x3 Lilien und 2 Leo-
parden auf weist, Umschrift: Fortitudomea
et laux(l) mea tu es domine deus mens
(Ps. 117, 14); Gewicht T,7^ g; Prägeort:
Bordeaux. — Engel-Serrure III S. 1002.
Su.
Forte^ fort bianco, nero, fort parisis usw.,
wird in Italien und Frankreich im Gegen-
satz zu debole, foible, faible (schwach) oft
zur Bezeichnung eines Denars von gutem
Metall gebraucht als vollwertig, aber auch
gleich double; z. B. Forte Eduards v. Sa-
voyen (1323 — ^29): A zwischen 4 Stemen-
Schild = ys di soldo ducale oder Grosso.
Su.
Fortuna, lat. = die Schickung, später
auch der Zufall im Gegensatze zur Vor-
sehung; in Rom schon früh unter mancher-
lei Beinamen verehrt. Auf röm. M. kommen
die Beinamen Augusti, dux, redux, felix,
manens (die treubleibende, mit einem
Pferde), muliebris, opsequens, p(opuli)
R(omani), auch Aufschriften wie florente
Fortuna (Interregnum 68/69, Attribut
Zweig), forti Fortunae (Galerius) vor. Auf
röm.-republ. M. erscheint mehrfach der
Kopf ohne Attribute, nur mit der Stephane.
Unter Augustus sehen wir die Büsten der
beiden Fortunae Antiat(es), d. h. von Anti-
um, wo sie als F. felix und F. victrix verehrt
wurden. Stehend oder sitzend ist sie schon
auf Quinar des SepuUius Macer, dann von
Galba bis Postumus sehr häufig, ihre ka-
nonischen Attribute sind das Steuer (oft auf
Globus) und das Füllhorn; als dux und
redux erscheint bei ihr ein Rad, auf die
Reise oder Rückkehr des Kaisers zu Lande
hinweisend. Auch der Polos auf dem
Haupte, ein Schiff zu ihren Füßen, bei der
F. redux Zepter, Ähren, Globus, Palm-
zweig, Caduceus, bei F. felix die Beigaben
der Felicitas (Caduceus, Kind) kommen
vor; sie erscheint auch wie die Tellus
gelagert (Geta), .ein N des Galerius zeigt
nach griech. Weise ihr Brustbild mit
Schleier und Mauerkrone, eine Vermischung
mit Spes (mit der sie auch zusammen vor-
kommt) bedeutet das Attribut der empor-
gehaltenen Blume (Aelius), kurz sie ist die
wandlungsfähigste Personifikation. Ein
Altar der F. redux kommt auf M. des
Augustus vor, ein Opfer vor ihrem Tempel
auf Med. des Gallus; unpassend steht auf
M. des Valerianus usw. F. redux neben dem
Mercurius. Auch die Fata victricia (s. unter
Fatum) erscheinen z. T. als F. mit Steuer
und Füllhorn, Uran. Antoninus tauft eine
solche Figur gar Fecunditas, — Nun wird
aber schon in guter Zeit (Hadrianus, Ant.
Pius) auch die Gestalt mit Schale und
Füllhorn als F. bezeichnet, die sonst meist
Concordia heißt; daher bleibt bei fehlender
Beischrift zu dieser auch auf griech. M. sehr
häufigen Darstellung die Benennung im-
sicher. Sonstiges über F. auf griech. M. s.
unter Ty che. — Bemhart, Handbuch S. 90;
R. E. VII S. 12. R.
Fourr£ = gefüttert, s. unter Subaeratus.
FracHonal currency, 1862— 1872 ausge-
gebenes Papiergeld der Vereinigten Staaten
von Nordamerika zu 50 bis 3 Cents. S.
Frakturschritt s. unter Schrift.
Franc. Nacheinander haben drei ganz
verschiedene französische Münzen den Na-
men Franc geführt. I. Im Jahre 1360 soll
Frankreich, um damit das Lösegeld für die
Befreiung seines Königs Johann aus engli-
scher Gefangenschaft zu bezahlen, den
goldenen Franc geschaffen haben, der auf
der Vs. den König zu Pferde mit gezücktem
Schwert, auf der Rs. ein Blumenkreuz im
Vierpaß zeigt. Unter Karl V. (1364—80)
wurde nicht nur dieser Franc d'or ä cheval.
202
FRANC
sondern auch ein Franc d'or ä pied mit
stehendem König in Nische auf der Vs.,
Blumenkreuz und vier Kronen im Spitz-
dreipaß auf der Rs. geschlagen; der erstere
wog 3,885, dieser 3,826 g, beide waren von
Feingold und galten eineLivre oder 20 Sols
(Blanchet S. 259, 267 f.). Wurden diese
Goldfrancs seitdem nicht mehr gemünzt,
so blieb der Name doch in manchen Gegen-
den, z. B. im Lothringen, als Rechnungs-
münze bestehen. — 2. Zweihundert Jahre
später prägte Frankreich (1575— 1 641) als
eine den Testen (s. d.) ablösende Silber-
münze einen Franc, der auf der Vs. das
Brustbild des Königs, auf der Rs. dessen
ersten Namensbuchstaben im Blumen -
kreuze zeigte, 14,188 g wog und 11,82 g
Silber hielt, auch wurden sehr viele halbe
und viertel Francs geprägt. — 3. Wieder 2^^!%
Jahrhunderte darauf führte das Gesetz vom
15. August 1795 als Münzeinheit des Dezi-
malsystems (s. Zählsysteme) den silbernen
Franc zu lOO Centimes ein, der 5 g wog und
4V2 g Silber hielt und damit nichts anderes
war als die bis dahin geltende Livre unter
neuem Namen; auch Stücke zu 2 und 5
Francs entstanden. Die Vs. zeigte den Her-
kules zwischen der Egalit6 und der Libertö,
die Rs. die Wertbezeichnung. 1803 wurden
Stücke zu i/z und 1/4 Franc hinzugefügt, die
Vs. trug nun den Kopf Bonapartes. Auch
als dieser Kaiser geworden war, blieb die
Umschrift der Rs.: R6publique frangaise
bis 1808 bestehen (Abb. 276) und wurde
dann erst in: Empire frangais geändert.
Unter den folgenden Herrschern trug die
Rs. den Lilienschild, unter Napoleon HL
das kaiserliche Wappen, unter der dritten
Republik meist den Wert im Kjranze,
während die Vs. zuerst den Freiheitskopf,
seit 1898 die Säerin von Roty zeigte.
1866 wurden die 2-, i -Franc-, 50- und 20-
Centimesstücke von 900 auf 835/1000 Feinheit
verringert, so daß der Franc nur noch
4,175 g Silber hielt (s. Lateinischer Münz-
bund). Aus Gold wurden Stücke zu 100, 40
(später so), 20, lo und S Franc gemünzt,
das 20-Francstück wiegt 6,4516 g und hält
5,8065 g Gold. Der Lateinische Münzbund,
dessen Grundlage die Frankenwährung war,
erreichte 1926 sein Ende; doch hat der
Frank, und zwar der Goldfrank zu
0,29 032 g Gold, eine überaus große Ver-
breitung erfahren, ist im Dezember 1920
vom Völkerbunde und Weltpostverein zur
internationalen Rechnungsmünze gemacht
worden und fungiert z. T. noch heute als
Münzeinheit, meist unter anderem Namen,
in der Schweiz, Belgien, Monaco, Italien
(Lira), Spanien (Peseta), Albanien (Lek),
Jugoslavien (Dinar), Griechenland (Drach-
me), Bulgarien (Lew), Rumänien (Leu),
Polen (Zloty), Lettland (Lat), Estland
(Mark), Finnland (Markka), Dominika
(Franco), Venezuela (Bolivar) und Per-
sien (Kran). Frankreich selbst prägt seit
1921 Bons von 2, i und V^ Franc aus
Aluminbronze. Bis Ende 1925 sind von
ihnen für 921 125 970 Fr. hergestellt wor-
den, während Frankreich seit 1915 keine
Goldmünze ausgegeben, seit 191 6 keine
Silbermünze geprägt hat. — In Lothringen
war der Franc seit dem 14. Jh. eine Rech-
nungsmünze zu 12 Gros. Als der Teston
(s.d.) 1576 auf 12 Gros gesetzt wurde,
stellte er einen Franc dar. — Seit Eintritt
seiner Selbständigkeit im Jahre 1830 rech-
net Belgien nach französischen Francs und
prägt sie laut Gesetz vom 5. Juni 1832.
1865 trat Belgien dem Lateinischen Münz-
bunde bei (s. d. und oben). Nach dessen
Erlöschen suchte sich Belgien vom franz.
F. unabhängig zu machen und hat, um
seinen eigenen F. zu stabilisieren, durch
Dekret vom 25. 10. 26 einen Goldwert zu
5 Fr. unter d. Namen »Belga« (0,209211 g
Feingold) eingeführt. — Durch Gesetz v.
IP- 3- 1799 führte die Schweiz den Franken
als Einheit ein. Dieser Schweizer Frank war
gleich 1,4597 französischen Francs und
wurde als ==/4-Neutaler geprägt. Am 13. De-
zember 1850 führte die Schweiz den fran-
zösischen Franc ein. Gemünzt wurden bis
dahin ganze und 1/3, 1/4 und '/a Neutaler,
die in den Kantonen verschieden ausge-
bracht wurden, der Bemer wog 29,4883 g
und hielt 26,5702 g Silber, er galt 4 Schwei-
zer Franken. (Noback» S. 8il.) — Die 1870
in Österreich eingeführten goldenen 8- und
4-Guldenstücke führten die Nebenbezeich-
mmg ,20 und 10 F., denen sie im Gehalt
gleich waren (s. Goldwährung). S.
In Dänemark wurden 1904 — 1907 Stücke
zu 50 und 20 Fr. aus Gold (l Fr. = 1/5
Dollar) und i Fr. aus Silber, geteilt in 100
Bit, nebst 50-,. 20-, 10-, 5- und 2V2-Bit-
FRANC Ä CHEVAL^FRAUEN AUF M.
203
Stücken (s. Bit) für Dänisch-Westindien
geschlagen. W.
Franc ä cheval, F. ä pied, Francd'or s.
unter Franc, am Anfange.
Franceschino = 1/3 Francescone (s. d.).
Francescone, Florentiner Silbermünze
Franz I. von Toscana (1574 — 1587) zu 10
Paoli (s. d.), 32 g schwer mit 29,677 g
Silbergehalt. Diesen Namen erhielten alle
späteren toskanischen Scudi. S.
Frandscus, ein Dizain oder Stück zu 10
Deniers des Königs Franz I. von Frank-
reich mit großem F auf einer und Kreuz
mit 4 Lilien auf der anderen Seite; er wog
2,497 g und hielt 0,862 g Silber. — Hoff-
mann, Taf. 60, lOi, 102; Levasseur S. 41 f.,
234 f. S.
Franco war i. eine dem französischen
Franc gleiche Silbermünze Luccas, die 1810
mit den Jahreszahlen 1805 — 1807 geprägt
wurde, auch Stücke zu 5 Francos ent-
standen; 2. eine 1883 in Dominika einge-
führte Silbermünze zu i Franc = 100
Centimos. S.
Fraii(Oisdor hießen die lothringischen
Pistolen des Herzogs Franz HL (1729 —
1737). S.
Frang {PI. Frangu), der albanische Gold-
frank; s. Lek.
Fnmk s. Franc.
Frankfurter Judenplennige s. Juden-
pfennige.
Franzgeld hieß im 18. Jh. in Nord-
deutschland das französische Silbergeld,
das bis 1750 wegen des Mangels an eigenem
Kurant die hauptsächlichste größere Münze
war. Es waren die ]£cus blancs (s. d.) und
deren Hälften und Viertel. Li den Berliner
Kurszetteln um 1730 war Franzgeld die
feste Währung, nach der die Goldstücke und
deutschen Kleinmünzen bewertet wurden.
— Schrötter, Acta Bor., Gesch. I, S. 150
—156. S.
Frater. Carausius et fratres sui steht auf
einer M. des brit* Gegenkaisers Carausius,
die ihn und die Kaiser Diocletianus und
Maximianus nach seiner Anerkennungdurch
diese zeigt; vgl. dazu Kubitschek, Sitz.
Wiener Ak. 208, i, 1928 S. 28. R.
Frauen auf M. Frauen und Mädchen
kommen im Altertum, abgesehen von Göt-
tern, Nymphen u. ä. halbgöttl. Wesen, in
Bild oder Schrift unter dreierlei Umständen
auf M. vor: als Herrscherinnen, als Beamte
und ehrenhalber als Private.
1. Als Herrscherinnen erscheinen F. auf
griech. und röm. M, (Klio X S. 261/314,
vgl. Z. f. N. 34 S. 67/106) einmal kraft
eigenen Rechtes, indem sie die Regierung
selbständig (wie Berenike in Kyrene, Kleo-
patra VII. in Ägypten, Amastris) oder als
Vormünderin (s. unter Vormundschafts-M.)
führen; sodann kann ihnen, lebend oder
vergöttert, mit oder ohne die Verkleidung
als Göttin, vom Gemahl, insbes. vom
Brudergemahl ein Ehrenmünzrecht (s. d.)
durch Nennung und Darstellung auf der
M. zuerkannt werden (häufigste Art des
Vorkonmiens; Abb. 52; Beispiele s. unter
Hochzeitsmünzen); bei Berenike II. ist es
vielleicht wegen ihrer Reichsverweserschaft
für den abwesenden Gatten geschehen; in
der röm. Kaiserzeit werden so ehrenhalber
außer der Gattin gelegentlich die Groß-
mutter, Mutter, Tochter, Schwester, Nichte,
Schwiegertochter usw. des Kaisers auf den
M. dargestellt, wobei in der röm. Münzung
starke Zurückhaltung des Augustus und
Tiberius, des Nero und Vespasianus zu be-
obachten ist und die Damen des Kaiser-
hauses erst seit Domitianus fast regelmäßig
erscheinen; Abb. 85 (Tessera). Seit den
Gordianen und bis zum Ende des West-
reiches erscheint aber wieder fast nur die
Gattin, nur einmal kommt die Mutter und
gelegentlich die Schwester vor. Im by-
zantin. Kaiserreich, wofür eine Unter-
suchung noch fehlt, scheinen aber wieder
nur wirklich mitregierende (Gattin, Schwe-
ster [Thekla], Mutter) oder allein regierende
Frauen (Irene, Theodora) auf M. vorzu-
kommen.
2. Als Beamte erscheinen Frauen zu-
weilen auf griech. -kaiserl. M. in der Eigen-
schaft als iTctfjLekTQdeianfjc (Eukarpeia), dpx-
tspeia, iepeia, irpüravic, crceyavij^opoc, OoYarJjp
xoü S^jxoo (Smyma); ohne Titel im Nomin.
in Kyme, Kotiaeion, Laodikeia, im Gen.
mit inl in Akmoneia und Smyrna, mit napd
in Siblia; in Byzantion treten neben männl.
auch weibl. Gottheiten als Beamte auf: äirl
TüXiQC icoXeü)?, inl 9eac <&aü(mv7j?, iiA
Nefx7]c. — Münsterberg, Beamtennamen
S. 256.
3. Ehrenhalber als Private hat man auf
M. der Kaiserzeit dargestellt in Mytilene
204
FRAUEN AUF M,
die alte Dichterin CATT^Ä (in verschiedenen
Schreibungen, auch in Eresos) und die un-
bekannten Damen AAAA, APXEAAMIC
0EA, 4>AA NEIKOMAXIC, lOV HPOKAAN
HPßlAA und NAVCIKAAN HPßlAA, gewiß
Wohltäterinnen der Stadt. R.
Im M.A. erscheinen F., abgesehen von
ihrem Auftreten als Äbtissin (s. d,), auf
Münzen aus zweierlei Gründen, entweder
ehrenhalber oder in einer bestimmten
staatsrechtlichen Lage: als Erbin des Münz-
herm, als Vonnünderin oder als Inhaberin
einer Mitgift oder eines Wittums.
Im allgemeinen wird der Frau nur ehren-
halber ein Platz auf der Münze eingeräumt,
so auf den vielen deutschen m.a. Münzen,
auf denen der Fürst neben der eigenen Per-
son die Fürstin darstellen oder in ihrer
Eigenschaft als Frau und Gattin nennen
läßt, oft vielleicht an einem besonderen
Ehrentage derselben, anläßlich der Hoch-
zeit oder der Geburt eines Kindes; oft wird
ihr der Ehrenplatz auf der Münze eines ihr
besonders lieben Aufenthaltsorts einge-
räumt, besonders oft erscheint das Fürsten-
paar auf den Münzen der königl. Pfalzen;
eine Krönung, ein bedeutender Reichstag,
ein hervorragendes Ereignis mögen oft den
Aolaß geliefert haben. Die ältesten Ver-
treter dieser Gattimg sind wohl die Dar-
stellimg des Königspaares Siegbert und
Brunhilde in merowingischer Zeit und die
sogenannten Otto -Adelheid-Pfennige (s. d.)
in der sächsisch -fränkischen Kaiserzeit. Wei-
ter sind die Duisburger Pfennige mit dem
Kopf Heinrichs IV. auf der Vs., der sitzen-
den Königin a\jf der Rs. zu erwähnen, dann
wird erst wieder die Gemahlin Friedrich Bar-
barossas, Beatrix, auf die Münzen gesetzt,
und zwar erscheint sie neben ihrem Gemahl
auf größeren südharzischen Brakteaten und
kleineren, die in Gelnhausen geschlagen
sind, auf einem von diesen tritt sie auch
allein auf; weiter kommt die Kaiserin Kon-
stanze mit Heinrich VI. vor; Heinrich, der
Sohn Friedrichs IL, läßt sich auf einem
Frankfurter Denar mit seiner Gemahlin
Margarete darstellen. Auch erscheint das
Königspaar auf Nordhäuser Brakteaten,
hier zwischen ihnen ein Kreuz.
Auf schwäbischen Brakteaten kommen die
beiden Brustbilder des Königs und der
Königin (Friedrich II. und Gemahlin)
in Schongau-D onauwörth und in Ulm
vor.
Im Anschluß an diese Erzeugnisse könig-
licher Münzstätten ist auch eine Reihe dy-
nastischer Prägungen entstanden, welche
neben dem Münzherrn die Gattin desselben
zeigen, so zuerst die Hochzeitspfennige
Heinrichs des Löwen und der Mathilde von
England (Vermählung am i. 2, 1168 zu
Minden), weiter die Pfennige Kunos von
Minzenberg mit seiner Gemahlin Luck-
harde, dann die Denare Heinrichs Pri-
bislaw und der Petrissa, die Brakteaten
Albrechts des Bären mit Sophie, Ulrichs
von Torgau mit seiner Gattin, die Wiener
Pfennige Ottokars IL mit Margarete usw.
Diesen Münzen entsprechen auch außer-
deutsche, z. B. dänische Brakteaten Waide-
mars L und Sophie, englische Pennies mit
Stephan von Blois und ihm gegenüber Ma-
thilde v.Boulogne, die denarii banales (s. d.),
bulgarische Zarenmünzen usw. Weitere
Münzen, die ohne figürliche Darstellung
Herrscher und Herrscherin nennen, s. Me-
nadier, D. M. I S. 135 ff. (vgL unter Ge-
schichtsmünzen).
Neben diesen Münzen, auf denen die
Fürstin ehrenhalber erscheint, stehen solche,
wo ihr Erscheinen einen ausschließlich
staatsrechtlichen Charakter trägt. Selb-
ständige Münzherrin ist sie als Erbin des
Münzherm oder als Inhaberin einer Mitgift
oder eines Wittums oder später als Vor-
münderin.
Zuerst erscheint Angilberga, die tat-
kräftige Frau Kaiser Ludwigs IL, die Erbin
des Herzogtums Benevent, als Münzherrin,
als sie in Vertretung des gefangenen Herr-
schers die Regierung in Unter- Italien
führte. Dann ist die Gräfin Adela von
Hamaland zu nennen, welche im 10. Jh. das
Münzrecht ausübte, dementia v. Burgund
schlug während des Ejreuzzuges ihres Gat-
ten, des Grafen Robert IL von Flandern
(1092— im) Denare (Dbg. 1987). Von
Bertha von Schwaben, der Schwester Bar-
barossas, Herzogin von Oberlothringen,
sind nach dem Tode ihres Gemahls geprä^e
Münzen erhalten. Ermenesinde von Luxem-
bui^(ii96— 1236) hat als Erbin des Landes
nut ihrem Sohne Heinrich Pfennige prägen
lassen. Von Sophie von Brabant, Erbin
des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen^
FREDERIKDOR— FREIPFENNIGE
205
besitzen wir hessische Münzen sowohl von
ihr allein als auch mit ihrem Sohne zu-
sammen, den sie als Mitregenten berufen
hatte. Seit dem 14. Jh. treten eine ganze
Reihe von Vormundschaftsmünzen auf:
So zuerst die Herstaler Groschen der
Felicitas von Luxemburg, der Witwe
Johanns Tristan von Herstal (f 1309),
welche bis z. J. 13 12 als Vormündern ihrer
Söhne die Herrschaft verwaltete. Femer
die Münzen der Eleonore von Geldern 1343—
1344, die Groschen der Jolantha von Flan-
dern (1344 — 52) als Vormünderin und Re-
gentin ihrer minderjährigen Söhne, der
Grafen Eduard IL und Robert von Bar,
die Nanzicher Münze des Herzogs Johann
von Oberlothringen mit seiner Mutter,
Maria von Blois, der »duchese manbours de
la duchie«, die Salzderheldener Groschen
der Margarete von Sagan als Witwe des
Herzogs Heinrich HL von Braunschweig-
Grubenhagen {] 1463) und Vormünderin;
zuletzt erwähne ich die savoyischen Münzen
d. J. 1490, welche neben dem Namen Karls
IL den seiner Mutter »Blancha C. S. Tu-
trix« tragen (Menadier, D.M. I S. 140 f.).
Die Herzoginnen von Böhmen hatten
als Leibgedinge das Münzrecht in Melnik,
wo z. B. die Burgunderin Emma, die
Gemahlin des Herzogs Boleslaus IL (967
bis 998), Pfennige geprägt hat. Die Kur-
fürstin Margarete von Sachsen hat in
Colditz als Leibgedinge das Münzrecht
ausgeübt (Friedensburg in Z. f. N. 32
S. 79 ff.)- Helena, die Witwe Wilhelms
von Athen, schlug Münzen nach dem
Tode ihres Gatten in ihrem Wittum, der
Herrschaft Karytäna.
In der N. Z. sind u. a. die Vormünderin
Emma von Waldeck und vor allem aus-
ländische regierende Fürstinnen zu nennen:
Maria und Elisabeth von England, Christine
von Schweden, Katharina und Elisabeth
von Rußland, Isabella von Spanien usw.
Für die Tracht der Fürstiimen i. M. A.
ist der Schleier kennzeichnend, dessen
Enden gewöhnlich frei über den Nacken
herabhängen oder auch vom über die
Brust gezogen werden (Menadier, D. M.
I S. 104). — J. Menadier, D. M. I S. 86 ff.
und D. Menadier in Z. f. N. 32 S. 185 ff.
Su.
Für das Vorkommen des Namens von
Künstlerinnen auf Medaillen ist die
A(nna) M(aria) B(raun) geb. Pfründt (Ar-
chiv f. Med. IV S. 341) das älteste Beispiel,
von denen des 19. Jh.s Angelica Facius die
bekannteste. R.
Frederikdor und Doppelfrederikdor wur-
den zum erstenmal 1827 unter Friedrich VL
in Altena ausgemünzt, die doppelten auch
mit der Jahreszahl 1826; 355/24 einfache F.
aus der 211/akarätigen Mark. Auch Fried-
rich VIL ließ einfache (enkelte) und dop-
pelte schlagen. Sie wurden sowohl in
Kopenhagen als auch in Altena geprägt. — •
Schon, Taf. 44, Nr. I und 2. W.
Freiheltsmutze s. Phrygische Mütze.
Freimaurer-Medaillen. Die Freimaurer-
logen datieren von 1717, wo in London
die erste »Große Loge« gegründet wurde.
Die erste Med., die auf das Freimaurer-
wesen Bezug nimmt, ist die von 1733 auf
Sackville, den Stifter einer Loge in Florenz;
im 18. Jh. sind sie noch spärlich, seit dem
19. häufig. Sie sind geschlagen entweder
auf Freimaurer selbst, insbes. fürstliche,,
oder auf die Gründung oder Gründungs -
Jubiläen von Logen, und tragen meist
freimaurerische Abzeichen wie Zirkel,
Winkelmaß, Hammer, Kelle, Richtscheit,.
Steinblock, Bibel, Sonne, sechsspitzigen
Stern usw. Auch Tempelbauten sind
beliebt. Neben den Med. sind auch die
Logen-Mitgliederzeichen zu erwähnen, oft
in Münzenform. — Hamb. Zirkelkorre-
spondenz, Abb. freimaurer. Denk-M,
und Med. 5 Bde. Hamburg 1898— 1903;
Auktionskatalog Helbing, 10. Dez. 1917
Nr. 4687/5437. I^-
Freipfemiige. Li sog. Freipfennigen wurde
in Erfurt eine Abgabe an den Erzbischof
von Mainz, der sogenannte Freizins, ent-
richtet. Dieser wurde seit 1123 von den
Leuten erhoben, die auf des Erzbischofs
Gütern wohnten und ihm deshalb dienst-
pflichtig waren. Diese Dienstbarkeit wurde
von Adalbert L aufgehoben und in einen
Erbzins umgewandelt, während die Güter
den Inhabern als freies Eigentum ver-
liehen wurden.
Anfänglich wurde der Erbzins in der
laufenden Münzsorte entrichtet, später aber
nach Verringerung des Wertes der üblichea
Pfennige wurde seit dem 14. Jh. die Aus-
prägung besonderer Freipfennige angeord-
206
FREQUENCY-TABLE— FRIEDRICHSDOR
net, welche unter gewissen herkömmlichen
Gebräuchen erfolgte und noch in der
2. Hälfte des 17* Jh.s bestanden haben
mag. Es sind Hohlpfennige, die das
Mainzer Rad allein oder mit einer Inful
darüber und dahinter Schwert und Bischofs-
stab oder ähnlich mit der Umschrift
MARTINVS haben. In einer Urkunde
von 1422 heißt es, daß aus 30 Mark Erfurter
Silber jährlich 600 F. und zwar aus der
15 lötigen Mark ausgeprägt werden sollen,
I Stück = ca. 0,4 g Rauhgewicht. Noch
1600 wurde eine Feinheit von 14 Lot 16 Gran
vorgeschrieben. — Posem, S. 58 f. Su,
Frequency-taUe (Frequenztabelle) nen-
nen die engl. Numismatiker eine Tabelle, die
zur Errechnung des wahrscheinlichsten
Nonnalgewichtes älterer M. dient; sie be-
steht in einer tabellarischen Vereinigung der
Wägungen der betr. M.-sorte, die die Zahl
der Exemplare gleichen Gewichts nach Stu-
fen von Zentigramm oder fünf Zentigranmi
angibt; die höchst belegten Ziffern stellen
dann das faktische Normalgewicht dar,
zu dem um des Gewichtsverlusts durch
Abnutzung willen noch etwa l% zuzu-
schlagen wäre. — Num. chron. 1924 S. 76.
R.
Friedensmünzen im Altertum und Mittel-
alter: vgl, unter Fax. In der Neuzeit sind
F. die Münzen mit einem Friedenswunsch
wie die Lübecker mit: Domine serva nos,
die Rostocker mit: Fax optima rerum oder
die Dortmunder und Züricher mit: Domine
conserva nos in pace, alle aus der Zeit des
Dreißigjährigen Krieges. Die sogenannten
Friedenskreuzer sind badische Kupfer-
kreuzer auf die deutschen Siege von
1870/71. Weiteres bei Schmieder, Nachtrag,
S. 64 ü.; Le Maistre, Fax in Nummis,
Amsterdam 1913 (F.-m. und -med.). S.
Friedrich-Franzdor hießen die Pistolen
(s. d.) der Großherzoge Friedrich Franz I.
und IL von Mecklenburg -Schwerin (1785
bis 1837; 1842 bis 1883). S.
Frledrichsdor. Der Friedrichsdor, die
preußische Pistole (s. d.), wurde 100 Jahre
lang, von 1740 bis um 1850 geprägt. Zwar
hatte schon der Vater Friedrichs des
Großen einfache und doppelte Pistolen
geprägt (halbe und ganze Wilhelmsdor),
aber nur in geringer Menge. Friedrich II.
beabsichtigte 1750, mit Hilfe seines General-
münzdirektors Grauman als Hauptwäh-
rungsmünzen die Pistolen und daneben
silberne Scheidemünzen zu prägen. Grau-
man gedachte so den holländischen Du-
katen und damit den holländischen Handel
aus der Ostsee zu vertreiben, in der irrigen
Meinung, durch die Münzen den Handel
zu beherrschen. Zwar mußte der Plan
scheitern, aber es sind doch dank dem
steigenden Goldbestande der Welt durch
die wachsende brasilianische Ausbeute, seit
1764 in zunehmender Menge, doppelte,
einfache und auch halbe Friedrichsdor
geschlagen worden. In den Jahren 1764
bis 1806 verhielt sich die preußische Gold-
zur Silberkurantprägung wie I : 1,7. In
der folgenden Zeit aber vermochte das
verarmte Preußen bei der wieder knapper
werdenden Golddecke der Welt nur immer
weniger Friedrichsdor zu prägen: 1806
bis 1857 verhielt sich die Gold- zur Silber-
prägung wie 1:5. Die Friedrichsdor-
prägung hörte in den vierziger Jahren so
gut wie ganz auf. Unter diesen Umständen
stellte der Staat seine Goldzahlungen ein
und ging zur reinen Silberwährung über, die
durch die seit 1855 begonnene Einziehung
der F. durchgeführt wurde. — Der Frie-
drichsdor hielt zuerst 6,055, seit 1770
6,032 g Gold, war also gleich heutigen
16,89, dann 16,83 Goldmark. — Die ersten
Friedrichsdor zeigen ein stark wechselndes
Gepräge, erst 1 764 wurde es feststehend und
zeigt den Kopf des großen Königs-Adler auf
Waffen (Abb. 250). Die seit 1786 geprägten
hießen zwar offiziell Friedrich -Wilhelmsdor,
doch findet sich auch im Verkehr der
Behörden meist die Bezeichnung Friedrichs-
dor. Sie trugen unter Friedrich Wilhelm IL
wieder andere Bilder. Dessen Nachfolger
kehrte zwar 181 5 zu dem alten Bilde der
Rs. zurück, jedoch entsprach der Barock-
stil nicht mehr dem Geschmacke der Zeit.
Nach Jahre dauernden Vorarbeiten, an
denen sich Künstler wie Schadow und
Rauch beteiligten, fertigten endlich die
Medailleure Brandt und Götze 1825 jenes
Bild im Empirestil, das seitdem die Rs.
zierte, den vortrefflichen. Würde und
Naturwahrheit vereinenden Adler auf dem
Kanonenrohr. — Schrötter, Acta Bor., pas-
sim; ders., Preußen 1806/73, passim; ders.,
Z. f. N. 36 S. HO; Berichte a. d. Preuß.
FRIEDRICH^WILHELMSDOR— FRUMENTUM
207
Kunstsamml. 31, 1909/10 S. 320; 44, 1923
S. 4Ö. S.
Friedrich-Wilhelmsclor hieß die Pistole
der preußischen Könige Friedrich Wil-
helm IL, IIL und IV. Sie wurde aber
meistens Friedrichsdor (s. d.) genannt.
S.
Friesacher Pfennige. Der »Friesacher«
Pfennig ist ursprünglich Eigenname der
von den Salzburger Erzbischöfen seit
I125/1130 in ihrer Stadt Friesach in
Kärnten geschlagenen Münzen; er gewann
aber bald wegen seines guten Silbers (15-
lötig) eine weite Bedeutung in den Nach-
barländern als eine beliebte Handels-
münze und wurde daher auch- von den
Herzögen von Kärnten in Landstraß,
St. Veit und Völkermarkt (Gemeinschafts -
Prägungen mit den Salzburger Eb.,' Ver-
träge von 1268 und 1286), von den Her-
zögen von Steiermark in Graz und Zeiring,
von den Grafen von Görz von 1210 an zu
Lienz, von den Gurker Bischöfen in
Straßburg i. d. Grafsch. Friesach (nach
Urk. V. J. 119s), von den Bischöfen zu
Bamberg in Villach und Griffen (Kärnten),
von den Andechs-Meraniern zuWindisch-
gräz und Stein in Kjrain und zu Gutenwört
in der Windischen Mark, von den Pa-
triarchen von Aquileia und in Ungarn,
hauptsächlich von König Andreas IL
(1205 — 1235) nachgeahmt. Hier ver-
schwanden die Friesacher 1240 mit dem
Mongoleneinfall. Überhaupt ist die erste
Hälfte des 13. Jh.s die Zeit, in welcher der
Umlauf der Friesacher seine größte Aus-
dehnung erreichte und durch Funde (der
größte von Detta, 1880, hatte über loooo
St., Durchschnittsgew. i = 0,993 g, der von
Aba Pußta, 1912, 7594 St., Durchschnitts-
gew. I = 0,964 g, Feingehalt 875/1000 oder
genau 14 Lot) und urkundliche Nach-
richten weit gegen den Südosten nach
Kroatien und Ungarn verfolgt werden
kann.
Die ältesten Friesacher haben ein Durch-
schnittsgewicht von 1,225 g und wurden
wohl nach Kölner Münzfuß ausgeprägt,
i6o St. auf die Mark. Schon 1207 gingen
210 Pf. auf die feine Mark, 1217 240 Pf.,
daher »phuntere« genannt; 1286 gehen 344
Pf. auf die Münzmark, die jetzt die Wiener
Mark (ca. 280 g) ist u. 370 auf die (fein-)
lötige Mark. ». . . Argentum ponderatura
probari debet et purificari ita, quod addito
uno lotone cupri ad puram marcam ar-
genti, de marca argenti denariorum marcae
duae et viginti denarii cudi debent sub
examine quod saiger vulgariter nuncupatur
salvis nobis quatuor denariis in marca«
steht in der Urkunde v. J. 1286 (2 x 160 +
20+ 4 = 344). Zuletzt, 1334, gehen auf die
feine Mark 410 Pf. und 344 Pf. auf die rauhe;
1 Stück = 0,80 g Rauhgew., 0,67 g Feingew.
Zwischen 1150 — 1200 herrschte große
Einförmigkeit der Münzbilder. Die Pfennige
sind entweder ganz stumm oder nennen
bloß die Münzstätte, wie die häufigste
Gattung mit ihrer rückläufigen Umschrift
FRIACEN c/3 1 cn um das roh gezeichnete
Bild des Erzbischofs und mit der schrift-
losen Rs. : hinter Stadtmauer Kirche mit
2 Türmen, umrahmt von 2 geperlten
Kreisen, Die Deutlichkeit des Münzbildes
ist durch den Vierschlag beeinträchtigt
(Abb. 177). So sind sie nach 1164 25—30
Jahre und länger geprägt. Erst Erzbischof
Adalbert (1183 — 1200) hat gegen Ende
seiner zweiten Herrscherzeit mit der Aus-
gabe von redenden Pfennigen begonnen,
welche im übrigen das frühere Münzbild
beibehielten. In die Regierungszeit Eb.
Eberhards II. (1200 — 1240) fällt die Blüte-
zeit des Friesacher Münzwesens, unter
ihm wurden Fries, auch in anderen erz-
bischöfl. Münzstätten geschlagen, in Pettau
zusammen mit Herzog Leopold VI.
(1222 — 1230), in Reichenburg an der Save
und in Rann für den Handelsverkehr mit
Kroatien und Ungarn. Gegen Mitte des
14. Jh.s ist die Prägung in Friesach auf-
gegeben, doch kommen Friesacher Pfennige
noch vereinzelt in Urkunden bis in die
I. Hälfte des 15. Jh.s hin vor. Die letzten
F, haben ein Einzelgewicht von 0,55 bis
0,78 g. Siehe auch Agleier. — Luschin v.
Ebengreuth, Friesacher Pfennige, N. Z. 55
(1922) s. 89—118, 56 (1923) s. 33—144
57 S. 97 — 102; derselbe. Die Pettau- Frie-
sacher, N.Z. II 1870 S.4i4f. Su.
Frogskin, engl. = Froschhaut, neuerer
amerik. Scherzname für das Papiergeld
der U. S. A., der grünen Farbe des Papiers
wegen. R-
Fnimentuniy lat. = das Getreide. Ad
fru(mentum) emu(ndum) ex s(enatus) c(on-
208
FUANG— FÜNFZEHNKREUZER
sulto) lautet die Aufschrift eines röm.
Denars der Quästoren Calp. Piso und
Serv. Caepio um lOO v. C, geschlagen aus
Mitteln des Aerarium Satumi (daher der
Kopf des Satumus auf der Vs.) für Ge-
treideankauf. R.
Fuang, siamesische Silbermünze, s. Tikal.
V.
Fttchs (Foß), kupfernes 3 -Pfennigstück,
das in Westfalen, besonders in den Städten
Hamm und Soest, in der ersten Hälfte des
17. Jh.s geschlagen wurde, dann das in der
Münzstätte zu Düsseldorf seit 1750 ge-
prägte kupferne V4-Stüberstück. — Z. f. N.,
23, S. 209 — ^221, S.
FfiUhoniy lat. cornu copiae, griech.
xepac 'AjioXftetac (weil es ein Hom der
Ziege Amaltheia, die den Zeus gesäugt
hat, sein soll; nach anderen ist es das
von Herakles dem Flußstier Acheloos ab-
gebrochene Hörn), ein Tierhorn, mit Früch-
ten u. dgl. gefüllt, Sinnbild der Fülle,
des Glücks usw., daher auf M. Attribut
der Fortuna, Aequitas, Concordia und vieler
anderer Götter und Personifikationen (Abb.
107), gelegentlich auch von Herakles als
Gott des ländlichen Segens geführt; einzeln
gleichfalls auf heilenist. und röm. M. er-
scheinend, auch gepaart mit anderen Em-
blemen wie Globus, Ruder, Zepter, Cadu-
ceus, Apex, Blitz (T. Caris., L. Mussid.
Longus, Q. Fab. Maximus), bes. oft ihrer
zwei mit einem Caduceus inmitten (z. B.
Commodus) ; auch ein aus 2 nebeneinander-
gestellten F. bestehendes Doppel-F. ist, bes.
auf ägypt. M., häufig. — R. E. I S. 1721 c;
Anson, Greek coin types IV Tai. V— VIH.
R.
Ffinter = 1/3 Plappart = 5 Heller ist
eine schweizerische Silbermünze, die seit
dem Ende des 14. Jh.s bis in die erste Hälfte
des 16. Jh.s, in Bern bis 1528, in Freiburg,
Lausanne, Solothum, Zürich u. a. Städten
geprägt wurde: 1496 in Bern 248 Stück aus
der 4Va lötigen Mark, i Stück == 0,94 Rauh-
gew, und 0,26 Feingew. — Löhner, Die M.
der Republik Bern, Zürich 1846, S. 2540.
Su.
Außer diesen schweizerischen wurden
nach Schmieder um 1800 noch vier Münzen
»Fünfer« genannt: i. die Fünfkreuzer
(s. d.) nach Konventionsfuß, 2. die Bam-
berger schweren Batzen, die in Franken
5 Kreuzer galten, 3. die preußischen und
sächsischen ^la -Taler in Riga, wo sie 5
Ferdinge galten, 4. die schwedischen 5 -Öre
in Riga und Pommern. S.
Fünferlein = fränk. Halbschilling, s.
Schilling. S.
Funfkonlgstaler heißen die auf die Jahr-
hundertfeier des preußischen Königtums-
1801 geprägten Medaillone mit den Büsten
der fünf preußischen Könige. Das eine
von Loos hat auf der Rs. den Helios
und mehrere andere Götter und Genien,,
das von Abramson die lustitia. — Menadier^
Schaumünzen Nr. 373; T. Hoffmann, J.
Abraham u. A. Abramson, Frankfurt a. M.
1927, Taf.ii, 100. S.
Fiintkreuzer war eine durch die Reichs-
münzordnung von 1559 geschaffene silberne
Teilmünze des Reichsguidiners (s. d.) zu
60 Kreuzern mit 1,91 g Feingewicht, die
aber vom Reiche 1566 wieder beseitigt
wurde, denn sie paßte zu wenig zu dem
herrschenden Duodezimalsystem mit seinen
12-, 6-, 4- und 2 -Kreuzerstücken. Erst
als die Konvention von 1753 (s. Kon-
ventionsfuß) die 20- und lO-Kreuzerstücke
als Hauptteilmünzen geschaffen hatte,
wurde das 5 -Kreuzerstück ausgiebig, aber
sehr oft geringhaltiger geschlagen als es
konventionsmäßig sein sollte, d. h. mit
1,95 g Gewicht und 0,975 g Feingewicht.
S.
Ffinfllng. »So haben wir die schil-
dechten Groschen gesatzt zu 5 Pfennigen,
die heißen nicht mehr groschen, sondern
heißen funfling, denn sie sollen gehen als
Pfennige [so!] und 9 pfennige sollen ein gut
groschesein hoherwehr«. (Sächsischer Münz-
abschied zu Zeitz 1461), Die hier gemeinten
Schildgroschen sind wohl die i. J. 1460 ge-
prägten, 93 aus der sV« lötigen, 271 aus-
der feinen Mark, die V36 rheinischen
Goldgulden galten; die früheren Schild-
groschen waren besser und galten Va6 rheini-
schen Gld. Die guten Groschen = Vao
rheinischer Goldgld. bildeten die »Ober-
währ«, die Schildgroschen sollten nur »Bei-
währ< sein, Schwinkowski.
Funfzehnkreuzer (Sechsteltaler, 5 -Böh-
mer) war eine österreichische Kriegs-
münze; sie wurden geschlagen, um das
nötige Geld für die Truppenlöhnung umd
die Elriegslieferungen zu schaffen, indem
FÜRST— FUSS
209
diese Münzen, nur 9- bis lO-lötig, vorteil-
hafter als die über 14-lötigen Taler zu
schlagen, außerdem zur Löhnung kleinere
Nominale nicht zu entbehren waren. Der
Kaiser hat sie zuerst 1659 bis 1665 prägen
lassen; zugleich wurden sie von den
schlesischen Fürsten, von Tirol, Salzburg
und Olmütz in großen Mengen nach-
geschlagen, von wo aus sie Süddeutsch-
land, Sachsen, Brandenburg, Polen und
Ungarn überfluteten. 20 Jahre später
wurde ihre Prägung in ebenso umfang-
reicher Weise vom Kaiser und unter kaiser-
lichem Gepräge in vielen deutschen Münz-
stätten wiederholt; auch in Berlin geschah
es 1687, aber unter eigenem Gepräge.
Damals hatten die kaiserlichen Fünf-
zehner 3,59 g Feingewicht. Sie wurden
noch 1732 bis 1750 geprägt, um dann von
den Konventions -20- und lO-Kreuzer-
stücken abgelöst zu werden. Alle 15-
Kreuzer trugen auf einer Seite das Brust-
bild des Fürsten, auf der anderen das
Landeswappen und auf einer Seite unten:
(XV). — In der Schweiz wurden die 15-
Kreuzerstücke, als Viertel des rheinischen
Gulden Viertelgulden oder Örtli genaimt, zu
einer Landplage. Zuerst prägte sie Schaff -
hausen 1656 — 1658 mit nur 3 g Feingewicht.
Das Volk nannte sie nach dem Wappenbilde
der Stadt »Böcke«. Auf allgemeine Be-
schwerden sollte der Schaffhausener Münz-
meister die schweren mit einem Bockskopfe
nachstempeln, aber er betrog, stempelte die
leichten und gab sie aus, schmolz die schwe-
ren ein. Ebenso schlechte Örtli münzten
1672 — 1677 Schwyz, 1676 und 1677 Zürich
und Schaffhausen. Ungeheure Verluste und
Verwirrung waren die Folgen. — Schrötter,
Brandenburg, Gesch., S. 65, 381 f.; An-
zeiger für Schweizerische Geschichte 191 8,
Nr. I. S.
Purst s. Princeps.
Furstengroschen. Die ersten F. waren
die vom Landgrafen Balthasar von Thü-
ringen 1367 — 1406 geprägten Groschen zu
8 Pfennig, deren Vs. ein Lilienkreuz,
deren Rs. ein Löwe ziert. Sie wurden bis
1440 geprägt, zuletzt mit Lilienkreuz und
Landsberger Schild auf der Vs., Löwe
und Landsberger Schild auf der Rs. Diese
hießen auch »Schildige Groschen« und
galten 12 Heller. Im Durchschnitt hielt
WOrterbaoh deor Hüxufcimde.
der sein Feingewicht oft wechselnde F.
1,6 g Feinsilber. — Die zweite Art von F.
waren die zufolge dem niedersächsischen
Münzverein von 1555 geprägten Groschen
zu 12 meißnischen Pfennigen, die die Zahl
IZ trugen und deren 21 auf einen Gulden
gingen (Abb. 303). Sie sollten 2,23 g wiegen
und 1,03 g Silber halten, welcher Münzfuß
aber sehr selten befolgt wurde. Laut Kjreis-
beschluß von 1572 wurden die F. mit dem
Reichsapfel auf der Rs. versehen (s. Apfel -
groschen), in dem zuerst, aber sehr selten,
21, dann 24 (auf den Reichstaler) stand.
(Abb. 302). Sie wurden überall in Nord-
deutschland in zunehmender Menge geprägt
und in der Kipperzeit sehr verschlechtert,
dann wieder besser bis zum Ende des 17.
Jh.s; doch war der Name F. nach der Kip-
perzeit dem Namen »Gutergroschen« ge-
wichen. — Grote, M. St. V S. 272 ff.;
Schwinkowski, S. 44 f.; Bl. f. Münzfr.
1892, Sp. 1719 — 1721. S.
Fugio-Cent war die erste 1787 aus Kupfer
geprägte offizielle Münze der Vereinigten
Staaten von Nordamerika, die auf der Vs.
eine die 13 Staaten darstellende Kette
aus 13 Gliedern, auf der Rs. eine Sonne
über Sonnenuhr mit der Umschrift »FUG 10
1787« und unten dem Motto: »Mind
your business« trug. Die Münze bekam
noch mehrere andere Namen wie: Frank-
lin-, Sun-dial- (Sonnenuhr-), Ring- und
Mind-your-business-Cent. — Crosby, S. 297
bis 302; C. V. Ernst in N. Z. 25 S. 237 ff.
S.
FttlOSy pl. von arab. Fels, s. d.
Fun, koreanische Kupfermünze; s. Won.
Funde von M. s. unter Münzfunde.
Funduk altun, Funduklu, Funduldy s.
unter Altun.
Fuß. Das Modell eines menschl. F. auf
M. kommt, vom Stiefel bekleidet und von
verschiedenen Sinnbildern umgeben, auf
M. von Isinda, Aigeai Kil^ Ptolemais-Ake,
Alexandreia' (hier oben der Sarapiskopf;
vgl. R. K I A S. 2426) vor, B. M. C. Phoen.
S. LXXXVI; in der Sarapisstadt Sinope
erscheint ein menschl. Bein, in einen Stier-
köpf auslaufend (Recueil monn. gr.« S.
207** n. 145; Florilegium Vogu6 1909 S.
59/63: Kultbild des Dionysos; doch spielt
das abgeschnittene Bein im Osiris-Kulte
eine große Rolle); ein Pferd, dessen L
14
210
FYRER— GAUDIUM
Vorderbein ein menschliches (das r. ein
Menschenarni) ist, als Reittier des Men
kommt mit der Inschrift iincov ßpoto-
Äo8a auf M. von Nikaia vor (Rev. num.
1904 S. 301/6). Als Beiz, kommt ein F.
öfter auf röm. Denaren vor, auf M. des
Furius Crassipes ist er ständiges Beiz,
in Anspielung auf das Kognomen. — Fuß
einer M.s. unter Münzfuß. R.
Fyrer s. Vierer.
Fyrk = 1/4 öre, eine schwedische, zuerst
silberne Münze, die seit 1575 geprägt, etwa
I g wog und Vio g und weniger Silber hielt.
1624 nahm die Ausmünzung von Kupfer-
fyrkar ihren Anfang sowohl in Klippen als
auch in runden Münzen, Gewicht 8 — 7 g; sie
wurden in Säter, Nyköping und Arboga ge-
schlagen, später bis zum Jahre 1660 als
runde Münze von 10 — 12 g Gewicht, indem
48 Öre auf den Riksdaler, 32 öre auf einen
schwedischen Daler (^3 Riksdaler) gingen.
— Stiemstedt I; K. A. Wallroth, Sveriges
Mynt 1449— 191 7, Stockholm 1918.
W,
G.
G, Münzbuchstabe der Münzstätten
Stettin (1753—55), Karlsruhe (seit 1872)
und Poitiers. S.
Gabella war ein päpstlich-bolognesischer
Groschen des 16. Jh.s mit dem päpstlichen
Brustbilde oder Wappenschilde auf der Vs.
und dem bolognesischen Löwen auf der Rs.
Die sechsfache G. hieß Gabellone und galt
4 Giulü (s. Giulio). S.
Gabelotten s. Cavalotto.
Gadyana, indische Gewichtseinheit; s.
Karsha. V.
GSrten des Alkinoos nannten die älteren
Gelehrten das Bild der Rs. auf den griech.
Silber-M. von Korkjrra, ApoUonia und Dyr-
rhachion, ein doppeltes Stern- oder Blu-
menmuster, das schon in der assyrischen
Ornamentik vorkommt. — Z. f. N. 37
S.63/4. ' R.
Gaia, griech. y«"* = Erde, Erdgöttin;
s. unter Tellus. R.
Galmeiy ein Zinkerz; s. unter Cadmea.
Galvanoplastisches Verfahren zur Her-
stellung von Med. und von Kopien von M.
und Med. Man hängt die mit Graphit bestri-
chenen Negativformen (z. B. aus Plastilin)
der beiden Seiten, der M. in ein galvanisches
Bad, von dessen Kupfer- (seltener Silber-)
anode dann das Kupfer (Silber) sich auf
diese Negative zu festen Decken nieder-
schlägt; diese werden abgenommen, vollge-
gossen und zusammengelötet; so entsteht
eine Kopie der M., die auch versilbert, ver-
goldet oder künstlich patiniert werden kann.
Sie ist immer leicht durch die Zusammen-
$etzspur an der Kante, durch das reine
Kupfer (Silber) als Stoff und durch den
dumpfen Klang vom Original zu unter-
scheiden, daher das Verfahren zu bewuß-
ter Fälschung selten angewendet wird. —
Viele neuere Med. werden überhaupt auf
diese Weise statt durch Guß vervielfältigt,
doch ist dies unkünstlerische Verfahren
nicht zu empfehlen. R.
Gambar^ Zinnfiguren der malaiischen
Staaten; s. Pitjis. V.
GanymedeSy der troische Prinz, erscheint,
meist mit phryg. Mütze und dem Hirten-
stab, auch mit Syrinx oder von seinem
Hunde begleitet, mit Zeus' Adler spielend
oder schon von ihm entführt, auf kaiserl. M,
von Ilion, Dardanos, Hadrianopolis Thrak.
und Sebaste Phryg.; die Entführungsszenen
werden z. T. auf die Gruppe des Bildhauers
Leochares (4. Jh. v. C.) zurückgeführt. —
R, E. VII S. 737; Dörpfeld, Troia und Ilion
S. 524/S; Beschreib. Berlin I S. 168. R.
Ganza, Mischung von Blei und Kupfer
und die daraus verfertigten Münzen von
Pegu, die Kelly, Camb. Univ. I 229 zu-
folge den Wert von 1^4 Penny hatten,
— Temple, in I.A. 42, 107, 119; Crooke,
Hobson Jobson 364, V.
Garas, der frühere ungarische Groschen
oder das ungarische Dreikreuzerstück (s. d.).
S.
Ganda = Carzia (s. d.).
Gaudlebchen s. Magermännchen.
Gaudium, lat. = die Freude. Als röm.
M.-Aufschrift vornehmlich bei folg. Bildern
vorkommend: gaudia publica, 4 weibl. Ge-
stalten (Hören) zusammen ein Füllhorn
GAUMÜNZEN— GEGENSTEMPEL
211
haltend, Victorinus, Rev. num. 1889 Taf.
X2; g. populi Romani oder rei publicae
oder Romanorum, bei Siegesszenen; g.
Augusti nostri: zwei Eroten mit Kränzen,
Constantinus I. N Med. R.
Gaumfinzefly ägyptische, s. unter Nomen-
münzen. R.
Gazzetta, Volksname der seit 1539 ge-
prägten venetianischen Billonmünze zu 2
Soldi, auch Stücke zu 2, 3 und 4 Gazzette
entstanden. Sie wurden bis zur Mitte des
17. Jh.s geschlagen und viel in Oberitalien
nachgeahmt. Das 10 -Gazzetta- Stück hieß
Lirone oder Lirazza. Die Gazzette zeigen
auf d. Vs. den h. Marcus und knienden
Dogen, im 17. Jh. den venetianischen
Löwen und knienden Dogen, auf der Rs.
immer den Heiland, Sie wurden in großen
Mengen für die Levante geschlagen. Die
erste venetianische Zeitung im 17. Jh.
kostete eine Gazzetta und bekam daher
diesen Namen. — Papadopoli, II, S. 176;
Martinori, S. 178.
Bronzemünzen zu lO, 5 und i G. mit dem
Markuslöwen auf einer, dem Werte auf
der anderen Seite gab auch der Staat der
7jonischen Inseln i.J. iSoiaus. — Aap.Tcpoc,
Nop.fop.ata xal peraXXia t^c 'Eircavi^aou
icoXtTeta?, Athen 1884, S. 17/19. S.
Ge, griech. 7^ = Erde, Erdgöttin; s.
unter Tellus. R.
Geätzte Med. nannte man die richtiger
gravierte Med. (s. d.) zu nennenden Med.
und Spielmarken des 17. Jh.s. R.
Gebrochener Ring s. Ringprägung.
Geburtstags-M. und -Med.. Antike G.-M.
sind kleine iE-M. des Maximianus und
des Constantinus I. mit plur(a) natal(ia)
f el(iciter) ; zu nennen wären hier aber noch
die M. mit Altersangaben: die Caesars mit
J-Il= 52, die des M. Antonius mit a(nno)
XL und XLI; auf den Geburtstag der Stadt
Rom (nat. urb.) spielt ein Goldstück des
Hadrianus an (Abb. ^6), In der Neuzeit
sind außer zahlreichen Medaillen und Jet-
tonen mehrfach auch Geschichtsmünzen auf
fürstliche Geburtstage geprägt worden, ins-
bes. Taler, so z. B. von Braunschweig 1666;
bes. eigenartig ist eine Anhalter Med. von
Joh. August von Zerbst 1734 auf die zu-
sammen 100 ergebenden Lebensjahre des
JFürstenpaares. R.
Gectoir, altfranzösisch für Jetton. S.
Rechenpfennig. S.
Gefäße, antike, die auf M. erscheinen, sind
insbes. Amphora, Capis, Cista, Kalathos,
Kantharos, Kerchnos, Kibotos, Krater,
Modius, Patera, Plemochoe, Praefericulum,
Rhyton, Simpulum, Situla, Urceus. — Ein-
schmelzung kostbarer Gefäße als Material
für M.: s. unter Geräte. R.
Gefangenenlagergeldy für den Umlauf in
Gefangenenlagern ausgegebene Geldzeichen
aus Papier oder Metall, die den Zweck
haben, den Gefangenen zwar Geld in die
Hand zu geben, aber ihnen das Weiterkom-
men außerhalb des Lagers unmöglich zu
machen, auch den Bedarf an staatl. Geld-
zeichen zu verringern. Verwendet im Buren -
krieg in den Lagern der Ragama Co. und
von Diyatalawa auf Ceylon, im Weltkrieg
von allen kriegführenden Staaten: Deut-
sches Reich 400 Ausgabestellen von Schei-
nen und Marken, 300 von Metall; Österreich
30 Lager, Ungarn 30 Lager, Frankreich über
1000 Lager, engl. Lager in Frankreich,
England, Ägypten, belg. Lager in Le Havre,
niederländ. Lager für belg. Flüchtlinge in
Uden; Italien, Rußland (dort von den Ge-
fangenen selbst ausgegeben). S. auch Not-
geld- A. Keller.
Geffitterte M. [fourr^, plated) s. unter
Subaeratus.
Gegenstempely franz. contremarque, nen-
nen wir einen einer M. aiifgeprägten, meist
runden oder viereckigen kleinen Stempel,
dessen Aufprägung, wenn einseitig, auf der
anderen Seite eine Abplattung hervorruft;
er enthält bei antiken M. bald eine bloße
Zahl (also die neue Wertzahl; z. B. die
Zahlen von A = i bis . lA = 14 auf meist
kleinasiat. Kaiser-M.), bald Abzeichen
(Wappen) und wohl auch Namen der M.-
herrschaft, z. B. einer Stadt, so np(n]V80)v)
und Eule, eines Kaisers, z. B. AOMITI; bes.
häufig trifft man G. auf beliebten M.-sorten
wie Alexandei^eld, Pegasosstateren, dann
auf pamphyl. u. kilik. Stateren des 4. Jh.s
(wenn diese nicht zu den Einstempelungen,
s. u., zu rechnen sind) und G. mit Namen
der iul.-claud. Kaiser auf ihren röm. und
provinzialen Mittelbronzen sowie G. Ves-
pasians auf älteren Denaren. — Ein
G, kann, wie die neuzeitlichen Beispiele
(s. u.) lehren, die Zulassung einer fremden
14*
212
GEGENSTEMPEL
M. im eigenen M. -gebiet (z- B. G. der Kisto- |
phorenstädte auf Side-Tetradr.) oder Wie-
derzulassung einer eigenen M. im alten
Werte oder zu einem neuen, oft höheren
Werte (Valvierung) bedeuten, vgl. Aristot.
Oecon. p. 1349 b (itcix6^J>ac • - xapö'tTr^pa); ^f*
werden auch ganz unkenntliche M. von G.
betroffen, dann oft Stadtname und Wert
auf besonderen G., wie sich denn überhaupt
oft mehrere G. auf einer M. befinden. Auch
Erasion eines G. kommt vor (Bernhart,
Handbuch S. 262). Wegen der G. der Le-
gionen s. unter Legionsmünzen. — Die
Gründe für G. sind Mangel an M. über-
haupt oder Mangel an bestimmten Sorten
oder fiskalische Gewinnsucht. — Zu scheiden
sind von den G. die kleinen Einstempelun-
gen (s. d.), die wohl private Garantie-
zeichen (i^Beschauzeichen«) für die Güte
des Metalls sind. — Den G. verwandt sind
die auf röm. Groß- und Mittelbronzen (bes.
der Flavier) eingehauenen Wertziffem 83
und 42, eine den Vandalen in Rom zuge-
schriebene Maßregel (B. M. C. Vandals
S. XVIII). — Mowat, Rev. num. 1903,
1906/7, 1909/10* CoroUa num. 1906 S. 189/
207; N. Z. 54 S. 237 (Mowats Sammlung
von M. mit G. ist durch Legat ins Pariser
Kabinett gelangt); Antike M. Nordgr. I
S. 603/4, 615 m, A.a, 626; Imhoof, Kl. M-
S. 312, 347; Annuario della scuola arch. di
Atene III S- 168; Regung, M. von Priene
1927 S. 154; Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunsts.
3S, 1913/4 S. 326 (Varus); B. M. C. Roman
emp. I S. XXVIII— XLIII; N. Z. 32 S. 96;
5 1 S. 80; Bemhart, Handbuch S. 262/5.
R.
Auch im Mittelalter u. in d. Neuzeit soll-
ten die G. dartun, 'daß die Münzen einen
behördlich festgesetzten Wert haben oder
überhaupt von ihrem Besitzer oder einer Be-
hörde geprüft sind. Es galt einmal, durch
die Nachstempel landfremde Sorten anzu-
erkennen, später aber einheimische Sorten
auf einen neuen, meist verringerten Wert zu
setzen. Das früheste Beispiel des M.A. ist
ein sechsstrahliger Stern auf einem Kal-
karer Köpfchen eines Grafen Dietrich von
Cleve (zw. 1260— 1347), dessen Charakter
als gleichzeitige Kontermarke aber zwdfel-
haft ist (Buchenau, Bl. f. Mfr. 1908 S. 4054).
Im Funde von Caribollo waren 11 ver-
schieden kontermarkierte Tiroler Zwainzi-
ger (1267 — 13 10). Daran schließen sich
zeitlich die Kontermarkierungen der Wit-
tenpf ennige in Westfalen und im Rheinland,
wie sie in größerer Zahl der Fund von
Münster zutage gebracht hat.
Besonders zahlreich sind dann die Gegen-
Stempelungen der aufkommenden Gro-
schenmünzen, die rasch in ihrem Wert
sanken, wie der Prager, thüring. -hessischen
u. a. Groschen, auch der Albus. Die Prager
Groschen wurden oft sogar 2- oder 3 mal,
besonders in Süddeutschland, in Nieder-
sachsen, Westfalen und im Rheinland von
Städten, die wohl meist im Besitz des Münz-
rechts waren, mit G. in Form von Buch-
staben oder Wappen versehen. 1423 wird
auf dem Riedlinger Tag die Zulässigkeit des
Prager Groschens für Süddeutschland be-
schlossen; auf die für vollwichtig und gut
befundenen soll ein besonderer Wappen-
oder Zeichenstempel eingeschlagen werden.
In Hessen machte man die umlaufsfähigen
Groschen durch Zahlen wie »V«, )>IX« oder
»X« Pfennige kenntlich.
Große Funde all dieser gezeichneten
Groschen sind u. a. in ICappenberg, Erfurt,
Hägerfelde, in Großdornberg (Turnosgro-
schen) gemacht worden. Urkundlich be-
kannt ist uns u. a. weiter: die Kontermar-
kierung 1392 — 1497 aus Göttingen, 1465 aus
Nordhausen und Mühlhausen, 1464—67 aus
Braunschweig. Im Schichtbuch der Stadt
Braunschweig heißt es 1464: i>Rad unde
radsworen sint enich geworden, dat neymet
myt den krossen schal kopen unde vor-
kopen. Wente de rad wil de krossen bro-
beren laten: dede dre brunswicksche pen-
nigk gewert sin, wel de rad teken laten
myt eynem »b«. Unde we der ungeteken-
den krossen heft unde wil se teken laten,
de schal de munte mester teken: dede dre
pennigk gewert sin, jo eyn hundert vor twe
peunigk, unde veflftich vor eynen pennigk
unde viveundetwintich vor eyn scherflE , . .
Ock de dorringe'schen, myssenschen unde
hessenschen krossen myt deme groten
Schilde wel de rad teken laten myt eynem
lauwen uppe veftehalven brunswikschen
penningk« usw. (Jesse nr. 256).
Ende des 15. Jh.s werden dortmundsche,
werlsche und clevische Stüber von Dort-
mund, Münster, Osnabrück und Soest ge-
zeichnet.
GEGENSTEiMPEL
213
Seit 1423 werden in Hamburg nieder-
ländische Goldgulden gestempelt (Bursprake
von 1432, Jesse in Bl. f. Mfr. 1924 S. 97 ff.)i
dann auch rheinische und Reichsgoldgulden,
ebenso in den andern Städten des wen-
dischen Münzvereins bis ins 16. Jh. hinein.
Besonders zahlreich sind die Gegen-
stempelungen im 17. Jh. Zunächst sind im
Anfang des Dreißigjährigen ICrieges, in der
Kipper- u. Wipperzeit, die guten Doppel -
Schillinge u. Groschen der Herzöge von
Pommern, Mecklenburg, Lauenburg, Hol-
stein u. a. von zahlreichen pommerschen
und mecklenburgischen Städten, vielfach
von solchen, die niemals das Münzrecht
gehabt haben, aber auch von Bremen,
Hamburg und Lübeck gegengestempelt
worden (Fund v. Malchin 1913), und zwar
zur Fernhaltung geringen, fremden Geldes.
Oktober 1621 hatten Adolf Friedrich und
Albrecht von Mecklenburg und im Sep-
tember 1622 Philipp Julius von Pommern
ihre Landstädte dazu verpflichtet; im Juli
1621 wurde es auch für das Bistum Schwerin
verordnet und 1622 der Münzmeister Lauch
von der Quedlinburger Äbtissin hierzu an-
gehalten.
Aus dem Süden des Deutschen Reiches
ist bisher allein die württembergische Kon-
termarkierung mit dem Hirschhorn des
Jahres 1622 aus den Akten nachgewiesen
sowie die der Stadt Lindau v. J. 1623 mit
drei Lindenblättem, welche auf montiorti«»
sehen, öttingischen u.a. Halbbatzenstücken
vorkommen (Schöttle, Gesch. d. M.- u.
Geldwesens i. Lindau S.A. S. 15), Aus
diesen Jahren sind uns sonst süddeutsche G*
erhalten z. B- von dem Bistum Würzburg,
der Grafschaft Helfenstein, der Stadt
Frankfurt. Ein Anhaltiner Groschen trägt
auch das Brandenburger Zepter als Konter-
marke (Menadier, Schausammlung S. 285 f.).
Zahlreich sind später die Gulden des
Zinnaischen und Leipziger Fußes mit G.
versehen worden, so von Köln, Straßburg,
Salzburg und namentlich von dem fränki-
schen Kreise, aber auch von Konstanz und
Lindau. Vielfach haben im 17. Jh. west-
fälische Städte ihre eigenen Kupfermünzen
gezeichnet, so z. B. in Münster 1639, wo
die abgestempelten allein vollwertig um-
laufen sollten (Peus in Berl. Mbl. 1928
S. 351 flf.; vgl. noch Bist. Paderborn 1763,
Frkf. Mbl. 1900 S. 232).
Eine besonders starke Gegenstempelung
fand in Spanien in den Jahren 1602 — 1652
auf Billonmünzen und Kupfermünzen,
calderilla u. gruessa, statt. Die Erschöpfung
der Staatsfinanzen, welche vorher die lang-
dauernden KLriege Philipps IL herbeigeführt
hatten, steigerte sich unter seinen Nach-
folgern; man glaubte sich dagegen helfen zu
können durch die uneingeschränkte Prä-
gung geringhaltiger Scheidemünzen in Ver-
bindung mit kurzfristigen Widerrufungen
und willkürlich abwechselnden Wertsteige-
rungen u. Herabsetzungen, welche eben
mittels Gegenstempelung durchgeführt
wurden. Schon in den ersten zehn Frie-
densjahren des 17. Jh.s sollen in 8 Münz-
stätten I 653 940 250 alte Münzen gegen-
gestempelt sein (v. Schrötter, Z. f. N. 25
S. 309 ff-)- Später in der 2. Hälfte des
18. Jh.s sind dann die Piaster Karls IV.
V. Spanien, die bei dem Metallmangel der
Zeit weite Verbreitung fanden, in Brasilien,
Nordamerika, England (Grueber S. 150)
und China durch Gegenstempelung als Zahl-
mittel verwandt worden (Menadier, Schau -
Sammlung S. 353; vgl. unter Bit, Cut-
money, Holeij Dollar).
Bevor in Rußland die regelmäßige Rubel-
prägung begann, half man sich damit, daß
man in großem Umfange Taler der ver-
schiedensten Herkunft mit kleinen Ko-
pekenstempeln und Stempeln mit der
Jahreszahl 1655 versah (s. unter Jefimok).
Weiter gibt es aus dem Ende des 17. Jh.s
bis in den Anfang des 18. Jh,s arabische
Kontermarkierungen auf venezianischen
'Dukaten (P. Bordeaux, Riv. it. 1910
S. 119 ff.). Auch in den Niederlanden sind
die G. im 17. u. 18. Jh. eine sehr häufige Er-
scheinung. Niederländisch heißt Gegen-
stempel »KUopje«. Um 161 5 wurde auf die
um I As zu leichten Goldstücke ein Klopje
gesetzt, also umgekehrt wie gewöhnlich ver-
fahren. Dagegen waren die gestempelten
Achtentwintig und Schillinge gut, die un-
gestempelten schlecht (Ter Gouw, S. 232 f.).
Noch zu Anfang des 19. Jh,s wurde von der
bernischen Regierung am 2. 7. 18 16 ver-
ordnet, daß sowohl die helvetischen Taler
als die französ. Sechslivres-Stücke, welche
345 Pariser Gran u. mehr wogen, mit einer
Kontermarke und mit einem frischen Rand
zu versehen seien u. einen Kurs von 40
Batzen haben sollten. Infolgedessen hat
214
GEGOSSENE M.— GELD
Bern i. d. J. 1816— 1819 660000 fr. Taler
mit dem Bemer Stempel u. der Wertbe-
zeichnung stempeln lassen u. denselben
dadurch gesetzlichen Kurs zu 4 Schw. Fr.
= 40 Batzen verliehen.
Laut Gesetz vom 9. Juli 1923 werden in
Costa Rica die älteren 0,9 feinen Silber-
münzen mit einem G. versehen und dadurch
den neuen nur 0,5 feinen im Werte gleich-
gestellt. — Friederich, Jahrb. des Num.
Vereins zu Dresden 1912 S. i ff. und Kat.
Friederich, Heß Nachf. 1914; V. Katz,
Kontramarky na PraXskych GroSich, Prag
1927; Corragioni S. 47; Jesse, Wendischer
M. -verein S. 97 f. u. 114 f.; Peus in Bl. f.
Mfr. 1925 S. 315 ff.; s. auch Permißgeld,
Stempels. Su.
G^;os$ene M. s. unter Guß.
Gehalt bedeutet im Münzwesen die Menge
der Metalle, aus denen eine Münze besteht.
So war der G. eines deutschen Goldgulden
um 1500 2,53 g Gold, 0,53 g Silber und
0,22 g Kupfer, der eines Reichstalers um
1570 25,98 g Silber und 3,25 g Kupfer, der
eines heutigen deutschen Zehnpfennig-
stücks ist 3,66 g Kupfer und 0,34 g Alu-
minium. S. auch Feingehalt. S.
Gehelmter Rijksdaaldery Prlnzendaalder.
Im Jahre 1583 wollten die Provinzen Hol-
land, Seeland und Friesland den Fürsten
Wilhelm von Oranien zum Grafen von
Holland machen, aber er wurde ermordet.
Jedoch war in Dordrecht ein Taler mit
seinem Brustbilde und der Umschrift: Vigi-
late Deo confidentes- Schild von Holland
geprägt worden, der vom Volke »Rijksdaal-
der met het Borstbild van Willem L4( oder
im Gegensatze zu den Königstalern Philipp
IL »Prinzendaalder« genannt wurde. Von
1583 bis 1603 wurde er auch von den ande-
ren Provinzen außer von Groningen unter
dem Namen »Gehelmter Rijksdaalder« ge-
schlagen, er zeigte auf der Vs. ein gehar-
nischtes Hüftbild mit Schwert, auf der Rs.
den Provinzialschild; sein Fuß war der des
Unie- oder niederländischen Rijksdaalders
(s. d.). Seitdem wurde dem Mann in die
eine Hand der Schild der Provinz gegeben,
der Taler vom Volke Rijksdaalder mit dem
halben Mann genannt und bis 1699 ge-
prägt. — Verkade, Taf. 44, 5 und öfter;
Ter Gouw, S. 315—319; De Voogt, S. 171.
S.
Geistliche Reichsffirsten konnten seit
Ausgang des 12. Jh.s nur diejenigen Erz-
bischöfe, Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen
sein, die als Vertreter ihrer Kirchen mit
deren Regalien unmittelbar vom König
investiert und belehnt wurden. Gegenüber
König und Reich beanspruchten sie die-
selben Rechte, trugen sie dieselben Pflich-
ten wie die weltlichen Reichsfürsten; als
Geistliche aber, mochten sie als Eb. u. B.
der kirchlichen Hierarchie eingegliedert
oder als Äbte oder Äbtissinnen Leiter kirch-
licher Genossenschaften sein, nahmen sie
im Vergleich zu den laikalen Reichsfürsten
eine bevorzugte Stellung ein. Die geist-
lichen Reichsfürsten u. Territorien waren
eine nur dem Deutschen Reiche eigen-
tümliche Erscheinung bis zur großen und
letzten Säkularisation am Anfang des
19. Jh.s. Über das Münzrecht d. geistl.
Reichsfürsten s. d. — Werminghoff, Ver-
fassungsgesch. der deutschen Kirche i. M.A.
5. (>^ f. Su.
Gekrätz s. Abgang.
Geld (franz. argent, engl, money). Das
Wesen des Geldes wird erkannt aus seinen
Funktionen* Das Geld dient i. als Tausch-
mittel, 2. als Mittel einseitiger Leistungen,
z. B. Erbschaft, Strafe, 3. als Wertaufbe-.
Wahrungsmittel, 4- als Werttransport-
mittel, 5. als Kapitalübertragungsmittel,
z. B. Hin- und Rückgabe von Darlehen,
6. als Wertmaßstab. Aber je nachdem man
das Wesen des Geldes allein oder besonders
in einer dieser Funktionen sucht, gelangt
man zu sehr verschiedenen Folgerungen
und wird das Geld von den Geldtheoreti-
kern in verschiedenster, sich oft diametral
widersprechender Weise definiert. »Die
Vertreter der Nationalökonomie, die jetzt
unter dem Eindruck der Forderungen des
Welthandelsverkehrs stehen, stellen heut-
zutage die Eigenschaft des Geldes, allge-
meines Tauschmittel zu sein, obenan und
bestimmen danach den BegrifiE des Geldes.
Eine geschichtliche Betrachtung des Geldes
darf jedoch dessen Wesen nicht einzig nach
dem Stande der letzten Entwicklungsstufe
beurteilen. Sie muß vielmehr beachten, daß
in früheren Zeiten unter anderen wirt-
schaftlichen Bedürfnissen wohl auch andere
Aufgaben des Geldes wichtiger erscheinen
mochten als die heute in den Vordergrund
GELDWERT— GELOCHTE M.
215
gerückten, und daß manches, was wir heute
vorwiegend durch Verwendung des Geldes
zu erreichen suchen, damals mit anderen
Mitteln besorgt wurde.« (Luschin). —
Da bis in die neueste Zeit fast nur me-
tallenes Geld bekannt war, hat sich die
Geldgeschichte nach Übergang zur Münz-
prägung in der großen Hauptsache mit
dem Münzwesen zu beschäftigen. Die
technisch -natürliche Grundlage des Geld-
wesens liegt in den wirtschaftlichen Eigen-
schaften der Metalle. Besonders werden
die edeln bei allen Völkern der Halb- und
Ganzkultur eine der begehrtesten Waren,
wenn nicht die begehrtesten (s. Edelme-
talle). Als die geprägten Metallstücke sich
von den Geräten und Schmuckstücken aus
Edelmetall als etwas Selbständiges, als
Münzen trennten, begann das Münzgeld das
Naturalgeld überall zu verdrängen, ein Pro-
zeß, der noch heute nicht abgeschlossen ist
(s. unter Vormünzliches Geld). Griechische,
römische, arabische, dann die Münzen aller
großen Handelsvölker haben in den »über-
seeischen Ländern« die Anfänge eines
Geld-, das heißt Münzverkehrs begründet,
ohne daß dort dadurch die Naturalwirt-
schaft ganz verdrängt worden wäre, auch
nachdem jene Völker selbst zu prägen be-
gonnen haben. Nur ein überseeisches Volk,
die Chinesen, hat ein älteres Münzwesen be-
sessen als Europa, doch ist es auf der mittel-
alterlichen Stufe stehengeblieben ; sind doch,
um einen Wert von 3 Mark zu bezahlen,
3 kg an bronzenem Käsch (s. d.) nötig. —
Die Höhepunkte des Geldwesens waren
die griechischen Zeiten von Alexander ab,
die der ersten zwei Jahrhunderte des
römischen Prinzipates und das Geldwesen
der europäischen größeren Staaten seit der
Mitte des 18. Jh.s. Als diese Höhe im 19. Jh.
erreicht war, da hatte man schon begonnen,
unter »Geld« nicht nur metallenes zu ver-
stehen. Das Wesen des Papiergeldes be-
sprechen wir an seinem Orte, hier sei nur
so viel gesagt, daß die Welt sich heute
wieder auf das Wesentliche desselben als
einer kreditmäßigen Anweisung besinnt.
Die Papierscheine werden nur dadurch zum
Gelde, daß der Staat ihren Kredit garan-
tiert. Denn das Geldwesen ist keine nur
volkswirtschaftliche, sondern auch eine
staatliche Einrichtung, ja die Ordnung des
Gewichts- und Geldwesens ist die
älteste und tiefgreifendste Verstaatli-
chungsmaßregel auf volkswirtschaftlichem
Gebiete. Der Staat ist es, der durch For-
mung und Stempelung für Gewicht und
Gehalt einer Münze, für den Kredit eines
Geldscheins garantiert, er allein besitzt die
Münzhoheit (s. d.) und das Münzregal (s. d.).
Hat das Handelsinteresse oft den Staat zur
Prägung guter Münze gedrängt, so hat der
Handel doch nie allein ein gutes Münz- und
Geldwesen zu schaffen vermocht. Die Auf-
hebung des staatlichen Münzmonopols
würde allgemeine Falschmünzerei und Be-
trügerei entfesseln. — Schmoller, Grundriß
II, S. 523 ff.; Hero Müller, S. 137; Luschin,
AMK. S. 21 f., 171 ff.; M. Palyi, Ungelöste
Fragen der Geldtheorie (Die Wirtschafts-
wissenschaft nach d. Kriege II), Münch. u.
Leipz. 1925. S.
Geldwert der Münze s. Münzwert.
Gelegenhdtsmünzen s. Denkmünzen, Ge-
schichtsmünzen.
Gelochte ML Zweck des nachträglich
meist nahe dem Rande eingebohrten Loches
auf M. ist, das Tragen der M, als Schmuck zu
erleichtern, bei M. und Med. von den älte-
sten Zeiten an bis auf unsere Tage beliebt.
M. und Med. mit zwei oder vier symme-
trisch zueinander stehenden L. waren wohl
an Kästen, Möbeln, Gewand oder Geschirr
befestigt. — Gelegentlich schlug man auch
zur Prüfung des Metalles ein L, durch die
M., Z. f. N. 37 S. 14^. — Medaillen, die die
vollgegossene Spur eines L. aufweisen, sind
Nachgüsse nach gelochten Exemplaren. —
Vielfach wird das L. in der Neuzeit wieder
gestopft (trou rebouch^), und die durch
das Loch zerstörten Teile von Schrift und
Darstellung werden nachgraviert R.
Bei neuzeitl. M. geschieht die Durch-
lochung auch, um eine Münze ungültig zu
machen, weil sie als fremde oder als zu
schlechte eigene oder als Fälschung ver-
boten ist. Solche gelochten Münzen wurden
oft von Krämern auf ihre Ladentische ge-
iiagelt. — Von vornherein wird bei chinesi-
schen u. a. überseeischen Münzen ein Loch
in der Mitte angebracht, imi sie auf eine
Schnur zu reihen; oder es wird wie bei
vielen heutigen Scheidemünzen (z. B. Bel-
gien) diePlatte mit einem meist runden oder
andersförmigen Loch versehen, um sie von
2l6
GEMAUERT— GEMEINSCHAFTSMÜNZEN
anderen Münzen leicht unterscheiden zu
können. S.
Gemauert s. Geschacht.
Gemeinschaftsmfinzen sind M., die von
mehreren Münzherren gemeinschaftlich aus-
gegeben sind; im griech. Altertum also von
zwei Städten, wie das z. B. in Unteritalien
im 6. und 5. Jh. gelegentlich vorkonunt
(Abb. 25); vgl. auch Bundesmünzen und
Homonoia. — In Deutschland suchte man,
da es infolge der Zersplitterung des Münz-
wesens keine Münzen gab, die in einem
größeren Gebiete Geltung hatten, als im
13, u, 14. Jh. sich die Wirtschaft steigerte,
solche Gemeinschaftsmünzen durch Ver-
trS^e einzelner Münzstände miteinander zu
schaffen. Man unterscheidet dabei ver-
schiedene Arten:
A Gemeinschaftsmünzen, die nur nach
einem gemeinsamen Münzfuße geprägt sind
und
B. solche, die auch ein gemeinsames
Münzbild zeigen, oder auf denen auch die
Namen oder Wappen der beiden oder
mehrerer Vertragsfürsten genannt sind, wo
denn auch die Prägung auf gemeinsame
Kosten bzw, Gewinn geht.
Gemeinschaftsmünzen ersterer Art sind
z. B. die durch den Konstanzer Vertrag von
1240 entstandenen Bodenseebrakteaten
(s. d.), die als Zeichen des gemeinsamen
Fußes Kreuze und Vierecke tragen. Weiter
gehören hierher die Friesacher, die auf
Grund der Verträge von 1268 u. 1286 in der
erzbischöflichen Münzstätte zu Friesach
und in den herzoglichen zu St. Veit und
Völkermarkt geschlagen wurden.
Die Münzen des Rappenmünzbundes
(s. d.) v. 1403 kennzeichnen sich nur durch
die Form: es sind eckige Hohlpfennige und
seit 1425 runde mit Perlrand, wahrend das
Gepräge selbst die Hoheitszeichen der ein-
zelnen Münzstände trug. Auch der schwä-
bische Münzverein v. Riedlingen 1423
ordnete nur einen gemeinsamen Münzfuß
an, und darauf kam es auch im wesentlichen
bei dem Wendischen Münzverein von 1379
an. Die Witten, Dreilinge und Sechslinge
der Hansestädte sind von einem gleichen
Typus und haben kleine gemeinsame Ab-
zeichen, wie einen Stern oder ein Rund im
ICreuz. Erst mit dem Doppelschilling von
1492 und den Markstücken seit 1502 ist
man zu Gemeinschaftsmünzen mit dem
Wappen aller 4 Städte übergegangen.
Weitere derartige Gemeinschaftsmünzen s.
unter Münzvereine.
Als Gemeinschaftsmünzen im engeren
Sinne, also mit gemeinsamem Typus, sind
wohl schon die Regensburger Konventions -
Pfennige zu bezeichnen (Schratz in N. Z.
22). Auf diesen erscheinen beide Münz-
herren im Bilde nebeneinander, während
auf der Rückseite entweder der Bischof oder
der Herzog erscheint. Ganz ähnlich sind
die Pettau-Friesacher Gepräge des Herzogs
von Österreich u. Steiermark, zusammen
mit dem Erzbischof v. Salzburg 1222 ge-
schlagen (N. Z. II S. 414 f.)-
Die fränkischen Münzverträge schreiben
genau das Gepräge der auszugebenden
Münzsorten vor: z. B. 1434 haben die
Pfennige wechselnd 2 Wappenschilde von
je 2 Verbündeten, die Schillinge die Wappen
aller 4 Münzherren und 1441 diese die Wap-
pen der 3 Münzherren usw, (v. Schrötter,
Brandenburg-Fränkisches M.wesen I S. 57,
64). Besonders bekannt sind die Gemein-
schaftsmünzen der 4 rheinischen Kur-
fürsten von Köln, Trier, Mainz und der
Pfalz, deren Goldgulden und Weißgroschen
seit 1386 in wechselnder Anordnung und
ornamentaler Einkleidung die Wappen der
Verbündeten zeigen (Abb. 220, 234).
Zuletzt sind im Mittelalter noch die Ge-
meinschaftsmünzen in den Niederlanden zu
erwähnen. Zwischen 1229 u. 1235 haben
B. Johann von Lüttich u. Herzog Heinrich X
V, Brabant gemeinsame Pfennige geprägt
(Chestret de Haneffe, Lüttich S. 129
no. 189). Von Johann L v. Brabant (1261
— 94) existieren gemeinsame Sterlinge so-
wohl mit Dietrich III. von Cleve (1277 —
1305) wie mit Arnold VIII. von Loos (1279
—1323) (de Witte, Brabant I S. 86 f.), von
Johann II. ( — 1312) Tumosgroschen, ge-
schlagen mit dem Grafen Johann I. von
Namur (1297— 1321). Im J.. 1339 haben
Johann III. v. Brabant u. Ludwig von
Flandern in Gent und Löwen Grote u.
Sterlinge prägen lassen (de Witte I S. 131),
auch hat Ludwig mit Johann I. von Namur
gemeinsame Münzen geprägt (Gaillard,
Flandern S. 157). König Johann v. Böh-
men hat als Herzog v. Luxemburg (1309 —
134Ö) sowohl mit Heinrich IV. von Bar
GENEALOGIE— GENREKUNST
217
{März 1343 — Dez. 1344), wie 1338/39 mit
Wilhelm I. v. Namur u. Bischof Adolf v.
Lüttich Münzkonventionen geschlossen, aus
denen Turnosgroschen u. Sterlinge, teil-
weise mit der Aufschrift »moneta socio -
rum«, hervorgegangen sind. 1358 hat
Herzog Wenzel v. Luxemburg mit Erz-
bischof Boemund v. Trier einen Groschen
mit der Umschrift »socii ist(ius) monete
f(a)c(t)e Luceburg(i)« geschlagen. Zuletzt
erwähne ich die Gemeinschaftsprägung der
Johanna v, Brabant mit Philipp dem Küh-
nen V. Flandern von 1384— 1389 (de Witte
I S. 165 f.).
Von neueren G. sind zu nennen die von
Anhalt, die der sächsischen Fürsten, von
Reuß, von Schwarzburg u. Hohenlohe, auch
von Stadt u. Kapitel v. Halberstadt. —
Jesse in Mitt. f. M.sammler 1925 S. 140 ff. ;
ders. im Sammler, Okt. 1925 S. i ff. u.
Wendischer Münzverein S. 3 ff.; Luschin,
Allg. Mkde.» S. 289 ff. mit zahlreichen
Literaturnachweisen. Su.
Genealogie ist die Lehre von der Ver-
wandtschaft der Geschlechter, namentlich
der geschichtlich bedeutenden. Sie ist eine
unentbehrliche Hilfswissenschaft der Nu-
mismatik (s. d.), durch die allein oft die
zeitliche und örtliche Zugehörigkeit einer
Münze bestimmt werden kann. Die Haupt-
hilfsmittel dabei sind die Stamm- und
Ahnentafeln. Zweck der Ahnentafeln ist
die Ordnung der väterlichen und mütter-
lichen Ahnen, meist nur bis zur vierten
Generation hinauf, der der Stammtafeln
die Darstellung sämtlicher Angehöriger
eines Geschlechts, wie sie Grote zuerst syn-
optisch nach gleichzeitigen imd nachfolgen-
den Verwandtschaften in mustergültiger
Weise ausgearbeitet hat. Das vorzügliche
große Stammtafelwerk von Cohn ist leider
auf Deutschland beschränkt geblieben.
Das zweite Hilfsmittel sind die genealogi-
schen und heraldischen Werke, besonders
die Gothaischen Taschenkalender. — Grote,
M. St. IK; Voigtel und Cohn, Stammtafeln
zur Geschichte der deutschen Lande und
der Niederlande, Braunschweig, 1871; 0.
Lorenz, Gen. Hdbch. d. europ. Staaten 3,
Stuttg, 1907; Wilberg, Regententabellen,
Ffurt a.0., 1906. S.
Genevolse war die Münzeinheit des 1794
in Genf eingeführten Dezimalsystems, der
6cu d'argent zu 10 Decimes mit Kopf-Schrift,
der aber schon 1795 abgeschafft wurde.
S.
Genius ist der ein Einzelwesen (Mensch,
Gemeinschaft, Ort) begleitende Lebensgeist,
etwa dem griech. d^afto; oaifxov oder der
Tüx>l verwandt; näher bestimmt wird er
erst durch den beigefügten Genitiv. —
Auf röm, M. erscheint von Nero an bis in
konstantin. Zeit mit der Aufschrift Genio
Augusti (auch G. A. felic), G. Caesaris, im-
peratoris, populi Romani (Abb. 107), bono
g. imperatoris, G. Britanni{ae) (Carausius),
G, exerciti oder exerc. Illuriciani (Decius,
dann zuweilen mit Feldzeichen bei ihm auf-
gepflanzt), oder auch ohne Legende ein
Knabe oder Jüngling, nur der Unterkörper
bekleidet, mit Schale über Altar oder Thy-
miaterion und Füllhorn, später mit Polos.
Im Anf . des 4. Jh.s erhält er in manchen M. -
Stätten statt der Schale einen Sol- oder Sa-
rapiskopf in die Handj Zepter und Füllhorn
hat der G. pop. Romani unter Pius, vgl,
auch den Gen(ius) Lug(duni) unter Albinus.
Ein jugendl. Kopf mit Füllhorn oder ein
bärtiger Kopf mit Zepter wird auf M. des
Cn. Com. Lentulus und des Interregnums
68/69 ^t G(enius) p(opuli) R(omani) be-
zeichnet, ebenso Gallienus' Kopf mit
Strahlenkranz oder Polos. Auch der wie
ein G. gekleidete Jüngling mit Füllhorn, der
die steh. Roma krönt {JR des P, Corn.
Lentulus), und der sitzende Bärtige mit
Füllhorn, von Victoria gekrönt {JK eines
anderen P. Com. Lentulus) werden der
G. populi Romani sein. Als G. ausge-
stattet tritt auch der Bonus Eventus (s, d.)
auf, der G(enius) t(errae?) A(fricae) auf -Ä
des Q. Metellus Pius Scipio ist löwen-
köpfig und hat das Baalszeichen in der
Hand. Der Gen. civit. Nicom. erscheint
unter dem Bilde der Fortuna. Endlich
finden wir auf M. der röm. Kolonien den
Genius coloniae wie den röm. ausgestattet
(Korinth, Kremna) oder irrig weiblich mit
Zweig und Füllhorn (Antiocheia Pisid.).
Der G. senatus ist bärtig, in Toga und
Tunica und hält Zweig und Zepter (bes.
unter Pius). — Berahart, Handbuch S. 59;
R. E. virs. 1155. R-
Genrekiinst nennen wir diejenige Kirnst,
die das alltägliche Leben des Menschen dar-
stellt; auf griech. M. erscheinen im 5. und
2l8
GENTIL— GEOGRAPmSCHE PERSONIFIKATIONEN
4. Jh. Gottheiten des dionys. Kreises, dann
Nike, Tyche, Nymphen usw. gelegentlich
in solchen Tätigkeiten, z. B. Abb. 35 Pan
mit dem Hasen spielend, Abb. 46 eine
Tänzerin. — Regling, M. als Kunstwerk,
bes. S. 72/3. R.
Gentil s. Dobra.
Geographische Personifikationen begeg-
nen, von eponymen Nymphen (s. d.), Ty-
chen (s. d.) der Städte usw. und Flußgöttern
(s. d.) abgesehen, auf griech. M. vor der
Kaiserzeit nicht eben oft: auf kyren. u.
ptolem. M. finden wir seit dem 4. Jh. einen
als Personifikation der Libye geltenden
Frauenkopf; auf ätol. M. erscheint im 3. u.
2. Jh. eine auf Schilden sitz, gerüstete Frau
mit spitzem Hute, in der man die von
Pausan. X 19, i Ätolia genannte Gestalt
eines delph. Weihgeschenkes erkannt hat
(Journ. int. XIII S. 177 Taf. V) ; und so mag
noch da und dort eine G. P. verborgen sein,
häufig sind sie nicht. Dagegen sind sie im
republ. Rom, der Vorliebe der Römer für
Personifikationen überhaupt entsprechend,
weitverbreitet: schon auf der röm. Silber-
prägung in Kampanien im ausgeh. 4. Jh.
wie in der 269 v. C. beginnenden stadtröm.
ist die Göttin Roma (s. d., Abb. 62/64. 70)
etwas anderes als die eponymen Nymphen
oder Stadt -Tychen der Griechen (ebenso
im 4. Jh. n. C. die Constantinopolis, s. d.) ;
sie ist als *P(6jjLa auch auf die bekannte M.
von Lokroi übergegangen. Dann haben wir,
außer der Stadtgöttin Alexandrea (M. Aem.
Lepidus) (später dem Kopf der Carthago,
Clod. Macer, Abb. TJ^ und dem der Anti-
ochia bei den Flaviem, Z. f. N. XIV S. 347)
den G(enius) t(errae?) A(fricae) (Q. Caec.
Metellus) — als die löwenköpfige Göttin
Sechet mit Sonnenscheibe über dem Haupte
und Baalszeichen in der L. — , den Kopf der
Hispania (A. Post. Albinus, Abb. 72) und die
einander gegenüber steh. Göttinnen Ita(lia)
imd Ro(ma) (Fufius Kalenus). Hierher
gehört noch der Kopf der Africa mit Ele-
fantenfell (Cn. Pompeius, L. Cestius, Q.
Caec. Metellus, Q. Comuficius), der Mace-
donia auf M. des C. Antonius (und Cn.
Plancius?), der Italia auf M. des Bellum
sociale; der Gallier und die Gallierin (L.
Host. Sasema) gehört dagegen nur be-
dingt hierher. In der Kaiserzeit wächst die
Zahl dieser G. P. ungeheuer an: Hadrianus
und Pius haben eine ganze Folge von röm.
M. mit den beischriftlich bezeichneten G. P.
der röm. Provinzen usw. herausgegeben,
stehend, sitzend oder, wie für Erdgöttinnen
üblicher, liegend, mit bezeichnenden At-
tributen und Beigaben; vgl. für Hadrianus
unter Reise-M., Pius hat M. mit Africa,
Alexandria, Armenia (?), Asia, Britannia,
Cappadocia, Dacia, Hispania, Italia, Maure-
tania, Parthia, Phoenice, Scythia, Sicilia,
Syria, Thracia (?); schon 68/9 n. C. aber
treten in Kopf oder Ganzfigur Gallia (Z. f. N.
32 S. 72), tres Galliae, Hispania, diese
auch zur Aufschrift Consensus Hispania-
rum, auf, unter Domitianus die trauernde,
besiegte Germania, unter Traianus die
Arabia adquisita, unter Aelius usw, die
Paimonia(e), unter Probus die Siscia, unter
Constantinus I. die trauernde Alamannia,
Franc(ia), Gothia (Mitt. f. M. -Sammler 1927
S. i), Sarmatia und die Constantiniana
Dafne (über sie zuletzt Patsch, Sitz. Wien.
Ak. 208, 2 S. 21/22). Auch in Szenen ver-
einigt mit dem ankommenden Kaiser (so
ein Teil der Reise-M., vgl. dann z. B. unter
Caracalla die Ankunft des Kaisers in Ägyp-
ten), mit einem Einwohner des Landes
um einen Palmbaum gruppiert (ludaea
capta: Vespasianus, Titus) usw. kommen
diese G. P. vor, und die Aufschrift des betr.
Landes steht, oft mit Zusätzen wie Ger-
mania capta, victoria Parthica u. dgl., auch
als Beischrift zum Attribut des betr. Landes
(Krokodil für Ägypten, Triquetra für Si-
zilien), zu einem Waffenhaufen oder Tro-
paion, zur Victoria oder zur Kaiserfigur
usw. Die Genii von Städten und Ländern
spielen eine ähnliche Rolle, so der Genius
(s. d.) Britanni(ae), Gen. Illyrici, Gen. civit.
Nicom(ediae), Gen. Lug(duni) (N. Z. 34
S. 116 Taf. V 3), und auch der heimischen
Göttin Caelestis als Vertreterin von Car-
thago (vgl. unter Indulgentia Augg. in
Carth.) sei gedacht. — Von hier aus haben
sich die G. P. und sonstigen Erwähnungen
von Ländern auch auf griech. Kaiser -M.
verbreitet, bes. auf solche, die nicht von
Städten, sondern von Provinzen, Koina
u. dgl. ausgehen, vgl. die 'Apaßfa, Dacia
und Moesia auf deren Provinzial-M., in
Bithynien unter Domitianus die Tepfiavia
Se5oüX(0{i£vY] (Rev. num. 1917/18 S. 25) und
Fetix-J) SeSouXcofilvY] (unediert, Berlin) zum
GEORG— GEORGTALER
219
gefesselten Barbaren, in Alexandreia
Äg. die Legenden Alexandreia, Armenia,
BpsTTavvi(a), NetxT) xatdt Bpstav. bzw. Fep-
[xavcov, auf Kreta die Armenia, Mysia (d. i.
Moesia), Parthia, Auf der Rs. von Städte-
M. treten z. B. in Tarsos die G. P. der
Isauria, Kilikia und Lykaonia als handelnde
Personen auf. — Bernhart, Handbuch S.
103/14, nützliche und fast vollständige Liste
der geograph. Legenden röm. Kaiser -M.;
Jatta, I rappresentanze figurate delle pro-
vincie romane 1908. — Von den röm. M.
sind die G. P. auf die neuzeitl. Geschichts-
M. und zumal die Med., bes. zahlreich auf
die großen Med. -Folgen Ludwigs XIV. und
seiner Zeit, Friedrichs IL, der Maria The-
resia, Napoleons I. usw. übergegangen.
R.
George St., einer der 14 Nothelfer, ist seit
dem 14. Jh. einer der am meisten gefeierten
Heiligen und wird dargestellt als Ritter mit
dem Drachen, meist zu Pferde, aber auch
zu Fuß.
Sein Name findet sich zuerst auf mero-
vingischen Trienten (Beifort nr. 4020 jff.),
dann kommt sein Kopf auf einem Bam-
berger Pfennig des ii. Jhs. (Dbg. nr. 1653)
vor. Auf byzantinischen Münzen erscheint
er zuerst stehend neben dem Kaiser, öfter
in Brustbild mit Lanze u. Schild, auf M.
Rogers von Antiochien zu Pferde mit Lanze,
den Drachen tötend, so nachgeahmt auf
M. islamischer Fürsten; er erscheint auch
auf einem der ältesten Siegel des Templer-
ordens.
In Deutschland kommt das Brustbild des
Heiligen im 13. Jh, aiif einem Pfennig
Engelberts I. v. d. Mark (1249 — ^^) von
Hattingen (Menadier, Mark nr. 29) vor,"
auf einem Dicken der »trium civitatum
Swewie«, Ulm, Überlingen, Ravensburg
V. J. 1502 der Heilige zu Pferde mit dem
Drachen. So auch auf den Georgtalern
(s. d.). Auf Burgfriedberger größeren
Münzen erscheint er als Schutzpatron
der Burg seit 15 90, zuerst stehend mit
Fahne, den Drachen tötend, von 1690 an
zu Pferde,
Zahlreich erscheint er auf Münzen mittel-
italienischer Fürsten, so Johann Jakobs von
Trivulzio in Mesocco u. Roveredo (1487 —
15 18), Guidobalds II. in Pesaro (1538—
1574), Giov. Bartol. Tizzone von Dezana,
auf Talleri Antonios Maria Tizzone (1598
— 1641) V. J. 1597 nach Mansfelder Typus,
auf Scudi von Casale, von Mantua aus
dem Ende des 16. Jh.s, auf einem 4 Soldi-
Stück aus dem Anfang des 19. Jh.s u. a.
Vgl. Giorgino. — Zuletzt erwähne ich die
Münzen der englischen Könige, vgl, George -
Noble und Pistrucci-crown. Su.
Georgdor, die hannoversche Pistole (s. d.).
Die ersten wurden im Jahre 1758 und 1803,
aber nur in geringer Zahl, gemünat, sie
hielten 6,05 g Gold. Dann sind zur Be-
zahlung der Kriegskosten in Birmingham
181 3 und 1814 G. mit nur 5,95 g Gold-
gehalt geprägt worden. Nach den Frei-
heitskriegen prägte sie Hannover zuerst
wie Preußen seine Friedrichsdor mit 6,032 g
Goldgehalt, verschlechterte sie aber sehr
bald bis auf wieder 5,95 g, wodurch dieser
Staat einen Gewinn von über 200 000 Talern
erzielte. Die Geringhaltigkeit der Georgdor
brachte sie aber endlich um allen Kredit,
so daß ihre Prägung seit 1839 ganz gering-
fügig wurde. Das Gepräge der Georgdor
war bis 1830 auf der Rs. immer die Wert-
bezeichnung, während auf der Vs. Wappen
und Roß wechselten; seit 1832 bis 1857 war
das Gepräge: Kopf -Schild. Auch sehr viele
doppelte Georgdor wurden geschlagen.
— Fiala, Neues Haus Lüneburg zu Han-
nover, passim; Schrötter, Preußen 1806/
1873, Gesch., II, S. 574; Noback% S. 949.
S.
George-Noble, englische Goldmünze Hein-
richs VIIL, nur 1530 geprägt mit Schiff
auf der Vs., St. Georg mit Drachen auf der
Rs. Er wog 4,61 g und hielt 4,585 g Gold.
S.
Georgtaler heißen die Taler, die das
Bild des h. Georg (s. Georg, St.) zu Pferde
mit dem Lindwurm zeigen. Es gibt solche
von Mansfeld, Mantua, Kirchenstaat, Lüt-
tich, Burgfriedberg, der Fugger, von Eng-
land, Schweden und Rußland. Am be-
rühmtesten sind die des gräflichen Ge-
samthauses von Mansfeld von 1521 —
1523 mit dem Spruch ORA PRO (nobis)
auf der Satteldecke des Pferdes. Sie
waren die begehrtesten Amulette (s. d.)
zum Festmachen gegen Wimden und Un-
fälle und wurden nut 20 bis 30 Talern bezahlt.
Als sie nicht mehr zu haben waren, wurden
im Dreißigjährigen Kriege und in den
220
GEPRÄGE— GERMANICUS
späteren Türkenkriegen die Taler des
Grafen David von Mansfeld von 1606 — 16 15
mit dem Spruch: BEI GOT IST RATH
UND TAHT fast ebenso geschätzt. AUe
Mansfelder Taler zeigen zwar dies Bild auf
der Rs., zum Festmachen kaufte man aber
nur die genannten. Der dritte als Amulett
dienende Taler ist der den Mansfeldem
nachgeahmte ungarische 0. J. seit Ende des
17. Jh.s geprägte, der auf der anderen Seite
den im Schiffe schlafenden Heiland zeigt
mit der Umschrift: IN TEMPESTATE SE-
CURITAS und darum auch vor Gefahren
des Seekrieges schützen sollte. Er wird bis
heute überall nachgeprägt. S. auch Gior-
gino. — L G. F. von Hagen, Münzbeschr.
des Hauses Mansfeld, Nürnberg, 1778,
S. 6—10, 192—194,- Schmieder, S. 191—
193; Nachtrag, S. 71 f. S.
Gepräge. Das G. einer M. besteht aus
M.-bild und Schrift (Legende), s. unter
diesen W. R.
Geräte und GetäBe aus Gold und Silber
sind in Zeiten der Bedrängnis stets in Münze
verwandelt worden; man kann die haupt-
sächlich darin bestehenden antiken Tempel-
schätze als Edelmetallreserve betrachten,
auf die im Notfalle der Berechtigte oder ein
Eroberer zurückgriff. So sind für die N-
Prägungen Athens mehrmals die Schätze
des Athenatempels auf der Burg verwendet
worden, so die delphischen von den Phokem
im heiKgen Kriege, so hat der Prätendent
Alexander IL von Syrien die Nike in der
Hand des Zeus aus dem Tempel von Anti-
ocheia in die Münze geschickt imd auf der
Rs. des daraus geprägten Goldstaters sogar
die Statue selbst abgebildet; Z. f. N. 29 S,
154. Auch aus d. J. 82 v, C, (Willers, Rom.
Kupferprägung S. 78 Anm. 3), aus kon-
stantin. Zeit (N. Z. 46 S. 154 m. A 5) und
aus byz. Zeit (Joum. int. II S. 345) haben
wir Belege für dergl. Ähnliches hat sich m
der Neuzeit mit dem Kirchensilber u. dgl.
oft ereignet: 1529 prägte man in Bologna
halbe Silberscudi mit der Aufschrift ex
collato aere de rebus sacris et prophanis in
egenorum subsidium; in dem belagerten
Landau ließ der Kommandant 1702 u. 1713
einfach sein Tafelgeschirr zerhacken und
auf die Bruchstücke den Wertstempel
setzen; das Tafelsilber Friedrich Wilhelms I.
war als Edelmetallsparvorrat gedacht und
deckte den ersten Kriegsbedarf Friedrichs
IL usw.; mehrfach nehmen in der Fran-
zosenzeit 1792/5 die Legenden der aus dem
so gewonnenen Rohmetall geprägten M.
darauf Bezug: ex vasis argenteis cleri Mo-
guntiaci (Mainz 1794), ex vasis argenteis
in usum patriae sine censibus datis a clero
et privatis (Trier 1794). Siehe unter Be-
lagerungs- und Kontributions -M. R.
Gerä^eldy Art des Nutzgeldes (s. d.), in-
dem Geräte die Rolle als führendes Tausch-
mittel und Wertmesser, also als Geld, über-
nehmen. Aus der Zeit, als man die Geräte
noch aus Stein, Knochen u. dgl. herstellte,
ist G. kaum sicher nachweisbar, seine Rolle
beginnt erst in der Metallzeit. Dem primi-
tiven Menschen vermittelte nur die Ge-
brauchsform, in der ihm das Metall vorge-
führt wurde, seine Werthaftigkeit, ohne
daß man anfangs nach der Größe des Gegen-
standes oder der näheren Güte des Stoffes
fragte. Später, als man die Stücke nicht
mehr in wirkliche Verwendung nahm, son-
dern nur thesaurierte, konnten kostspielige
Eigenschaften wie die Schärfe der Schneide
wegfallen (Kümmerformen), man hielt nur
noch an der allgemeinen Gestalt fest, bis
endlich nach Einbürgerung des Messens und
Wagens auch auf die Form verzichtet
wurde; das ist das Ende des G. Bekannt
ist metallenes G. aus den Zuständen der
;>Naturvölker« der Jetztzeit, so Spaten,
Hacken, Angelhaken (s. unter Larin),
Waffen aller Art, so in Afrika Wurfeisen,
Pfeil- und Lanzenspitzen, Messer, auch ein-
fache Stäbe (der westafrik. Fan sprach von
einem »Stab Rum«); das Bronzegeld der
Chinesen in histor. Zeit bewahrt noch einen
ungefähren Anklang an die Gebrauchsform
von Hacke (Abb. 5, afrikanisch), Spaten
oder Messer (s. Pi, 13). Beilgeld (Abb. 6,
vgl. 10) ist überall verbreitet, Becken (s.
xmter Lebes) und Dreifüße finden wir bei
Homer als Geld und ihre Namen noch
später auf Kreta als Rechnungsm. ; Anker,
Sicheln und vor allem Bratspieße (s. unter
Obeliskos; Abb. 7) sind andere Formen des
klassischen Gerätgeldes. — Ebert, Reallex.
IV S.211/2. 216/24, R-
Germanicus, ursprünglich Beiname des
älteren Drusus, f 9 v. C, und seiner Söhne
wegen seiner Siege über die Germanen,
nämlich des kurzweg G. genannten Prinzen
GERONTES— GESCmCHTSMÜNZE
221
(t 19 n. C, Abb. 82) und des späteren
Kaisers Claudius, dann anderer Angehöriger
des iul.-claud. Hauses, dann noch (z. T. als
Germanicus maximus) inoi Titel des Do-
mitianus Abb. 75, Nerva, Traianus, Ha-
drianus, M. Aurelius, Commodus, Cara-
calla Abb. 80, Maximinus, GaUienus (hier
sogar mit IterationszifiFem), Postumus
(desgl.) auf M. vorkommend. R.
Gerontes (^Ipovie?, griech. eigtl. =
Greise) und Gerusia, Name einer Behörde,
die als fspovTcov ohne Personennamen auf
einer M. von Lakedaimon erscheint, wäh-
rend in Aizanis Eipox^^Tjc x^(i) •^^poöGidij)
die M. widmet und in Hierapolis Phr. der
Kopf der personifizierten rspoojta auftritt;
auf M. von Tarsos bedeutet •(. 7. vielleicht
YpafAfiaTt Yepoofffaff. — Münsterberg, Beam-
tennamen S. 251. R.
Gerstiy abessinische Münzeinheit. S. Ta-
lari. V.
Gerusia s. unter Gerontes.
Geschacht. Ist der Wappenschild durch
mehrere Spaltimgs- und Teilungslinien
durchschnitten, so nennt man ihn ge-
schacht, wenn die Linien in gleichen Ab-
ständen stehen (l), geschindelt, wenn die
Spaltungslinien enger als die Teilungslinien
zusammenstehen (2), im umgekehrten Falle
gemauert (3).
Geschenkmüiizeii sind — wegen antiker
s. unter Donatio — Stücke, die zu Ge-
schenkzwecken auf Bestellung der Fürsten,
Magistrate oder hochgestellter Persönlich-
keiten oder von Münzmeistem zum Ver-
kauf hergestellt wurden. Es gibt deren drei
Arten: i. Geschenkmünzen, die das Gepräge
des Kurantgeldes tragen und nach dessen
Münzfuß geprägt sind, aber eine besondere
Form zeigen oder einen höheren Wert dar-
stellen. Hierzu gehören die vielen klippen-
förmigen Stücke des 16. u. 17. Jh.s, die oft
an Ketten auf der Brust getragen wurden;
dann die nmden Goldabschläge von Talern,
Halbtalem usw. vom 2- bis zum 20-Du-
katenstück. Als Belohnungen für kleinere
Leute wurden Dukaten auch in Silber ge-
prägt. Die meisten stammen aus der Zeit
von 1500 bis 1600, dann kam der Ge-
brauch ab.
Als einige der bekanntesten G. seien
genannt die Donati ve, die von den preußi-
schen Städten den polnischen Königen beim
Regierungsantritt oder bei anderen politi-
schen Ereignissen in Gestalt von 2- bis 20-
Dukatenstücken verehrt wurden, dann die
Portugaleser (s. d.) und die vielen Ge-
schenkmünzen des Großen Kurfürsten.
2. Die zweite Reihe von Geschenkmün-
zen waren Stücke, die bei Regierungsantritt
oder Beisetzung von Fürstlichkeiten oder
bei anderen festlichen Gelegenheiten ver-
schenkt oder ausgeworfen wurden; es waren
Denkmünzen (s. unter Geschichtsmünzen),
die zwar auch nach dem Kurantfuße, aber
mit anderen auf das Ereignis hinweisenden
Bildern versehen waren. S. Begräbnis -^
Huldigungs-, Krönungsmünzen.
3. Die dritte Art sind die von Münz-
meistem oder Medaillenverlegern zum Ver-
kauf an Privatpersonen geprägten Miszel-
lanmedaillen (s. d.). — Schrötter, Trier^
Gesch., S. 167 ff. ; ders., Brandenburg^
Gesch., S. 43 f., Beschr., S. 204—208. S.
Gesctaichtsmünze ist der empfehlens-
werteste Ausdruck für eine M., die außer
dem Umlaufszwecke absichtsvoll der Er-
innerung an ein b e s t i m m t e s Ereignis ge-
widmet ist (denn allgemein gesprochen
sind alle M. Geschichts-M., weil die politi-
schen Verhältnisse und ihre Änderung sich
fast stets in Bild und Aufschrift der M.
widerspiegeln), wie Geburtstags-, Hoch-
zeits-, Sterbe-, Sieges-, Jubiläums- u. dgL
M.; für alle nur zur Erinnerung oder zur
bloßen Zierde gefertigten m. -ähnlichen
Stücke ohne Unalaufszweck sollte lieber das
wenn auch häßliche Fremdwort Medaille"
(s. d.) beibehalten und sollten Verbindun-
gen mit dem Worte »Münze« vermieden
werden, weil dies Wort den Umlaufszweck
begrifflich in sich trägt und daher z. B. ein
Gebrauch des Wortes Denk- oder Schau-
münze-im Siime von Medaille eine contra-
dictio in adiecto bedeutet (anders Habich,
Med. der ital. Renaissance S. i).
Solche G. haben die Griechen, abgesehen
von M. mit »kommemorativen« Bildern im
allgemeinen Sinne (Macdonald, Com types
S. 92 ff.), in autonomer Zeit nur in be-
schränktem Umfange gekannt: so ist das
222
GESCHICHTSMONZE
Demareteion (Abb. 26) mit dem Siegerkranz
des Nymphenkopfes und dem Beiz, des Lö-
wen eine G. zur Erinnerung an die Besiegung
der Karthager 480/79 v. C. ; eine ähnliche
Bedeutung für die Ölblätter am Helme der
Athena auf M. Athens (Abb. 24) wird be-
stritten, Z. f. N. 36 S. 46 ff. ; so deuten
Anaxilas von Rhegion und Philipp IL
(Abb. 47) mit ihren M.-bildem auf Renn-
siege in Olympia hin u. dgl. ; andere Stücke
derart sind schon unter röm. Einfluß ent-
standen (Macdonald S. 109 ff.; Regung, M.
als Kunstwerk S. 17. 109). Die Römer näm-
lich haben, wenn anders das Schiffsvorder-
teil auf der Rs. ihrer ältesten M. (Abb. 60,
vgl. 61) auf ein Seeereignis anspielt, gleich-
viel, ob auf die Wegnahme der Flotte von
Antium 338 v. C. oder auf die Einsetzung
der duoviri navales 311 v. C. (so Sydenham,
Aes grave S. 24/5), von Anfang an die
M. als Geschichtsmünze benutzt; die Re-
publik gibt nach 146 v. C. erst die Rs.,
dann auch die Vs. dem jeweiligen M.-
beamten frei, die sie dann zur Verherrli-
chung der Geschichte ihres Geschlechtes
und damit der Stadt Rom selbst benutzen;
der erste Denar, der als G. gelten kann, ist
der des S. Pompeius Faustulus mit der Auf-
findung der Zwillinge durch seinen angeb-
lichen Ahnherrn Faustulus. Diese Sitte
setzt die Kaiserzeit ohne Bruch fort, und
so entsteht eine über etwa 500 Jahre fort-
laufende histoire m^tallique der röm. Ge-
schichte, wie sie kein zweiter Staat der Welt
je wieder geschaffen hat (Regung S. 112.
116); erst mit dem 4. Jh. erlischt sie. Abb.
26. 58. 60/1. (62/4). 69. 72, 74. 82. 109. HO.
R.
Geschichts- und Denkmünzen gibt es im
Mittelalter schon aus der Merovingerzeit,
indem sich König Theudebert wegen seiner
Siege auf seinen Goldmünzen mit dem Bei-
namen »Victor« nennt und auf der Rs. dieser
Stücke die Viktoria mit einem großen
Flügelpaar in Vorderansicht oder der
König selbst mit dem Palmzweig und einer
kleinen Statuette der Siegesgöttin in den
Händen, auf einen am Boden liegenden
Feind tretend, dargestellt wird (Abb. 127).
In der sächsisch -fränkischen Kaiserzeit
haben Kaiser Heinrich IH. und Gottfried
II. V. Lothringen auf den Sieg von Bar le
Duc 15. XL 1037 Siegespfennige mit dem
Schwerte u. der Beischrift »victoria« schla-
gen lassen.
Die Paxpfennige von Eb. Bruno v. Trier
und Kaiser Heinrich IV. mögen mit dem
Wormser Konkordat zusammenhängen (s.
Suhle in Z. f. N. 34 S. 321 ff.). Die Otto-
Adelheidpfennige (s. d.) sind höchstwahr-
scheinlich als Denkmünzen auf den Einzug
des neuvermählten Paares Otto I. und
Adelheid im April 952 in ihre Residenz
Magdeburg zu betrachten (Abb. 143)- Es
schließt sich diesen die Gattung der Hoch-
zeitsmünzen an (s. Frauen auf Münzen), der
Darstellungen von Fürst und Fürstin neben-
einander. Diese sind alle Denkmünzen und
mögen sich auf den Regierungsantritt, auf
Huldigungen, auf feierliche Einzüge, auf
Hochzeiten beziehen, hier auch wohl vor
allem für das Auswerfen bestimmt sein.
Weitere Geschichtsmünzen sind die Hers-
felder Gedächtnispfennige auf Karl d. Gr. u.
den Abt Lullus u. die Denkmünzen des Eb.
Hartwigs von Magdeburg zu Ehren Ottos
des Großen (Menadier in D. M. IV
S. i86f.).
Die Regensburger Breitpfennige des 12.
Jh.s finden vielfach ihre Erklärung in der
bewegten Geschichte der damaligen Her-
zöge von Bayern, die böhmischen Pfennige
der Zeit sind z. T. in Verbindung mit Fa-
milienereignissen, z. B. Geburt von Prinzen
usw. zu bringen.
Einzelne thüringische Hohlpfennige, auf
denen die Dargestellten ein Kreuz auf der
Brust tragen, wbrden mit den Kreuzzügen
in Beziehung gebracht. Ein Brakteat Bern-
hards V. Sachsen zeigt dessen Belehnung
' mit dem Herzogtum (Abb. 203). Heinrich
der Löwe ließ Pfennige mit dem Löwenstein
in der Burg Dankwarderode zu Braun-
schweig zur Erinnerung an dessen Errich-
tung schlagen (Abb. 201).
Die Darstellung des an einem Gebäude
tätigen Bauhandwerkers auf einem Pfennige
Bischof Heinrichs v. Lüttich (1247 — 1274)
steht in Zusammenhang mit der unter
diesem Fürsten urkdl. bezeugten Wieder-
herstellung der St. Lambertikirche. Die
Gründung des Marienmünsters in Speier
durch Kaiser Heinrich IV, feiert ein Halb-
brakteat zur Zeit Barbarossas mit dem
kehrseitigen Bilde des Kaisers, der eine
große lürche auf dem Arm hat. Ein Hohl-
pfennig des Erbkämmerers Kunos von
GESCHINDELT— GESSNERTALER
223
Münzenberg mit dem Bilde des jüdischen
Münzmeisters David Ma Cahen ist mit dem
Judenschutz des Münzenbergers in Verbin-
dung zu bringen (Cahn in Z. f. N. 33 S. 97).
Zuletzt neime ich den schlesischen Ko-
metengroschen, s. d.
In der späteren Zeit verdanken u. a. die
englischen Schiffsnobel (s. d. Abb. 242), der
französische Salut (s. d.) und die holländi-
schen Tuyne (s. d.) ihre Entstehung ge-
schichtlichen Ereignissen.
Von einigen Forschern ist der Charakter
der genannten Münzen als Geschichts-
münzen bestritten worden. Von Höfken
wendet ein, es sei die künstlerische Aus-
fühnmg der Stempel ausschließlich Sache
des Stempelschneiders gewesen. Bei den
vielen Verrufimgen brauchte er immer
neue Bilder, und stellte daher willkürlich
geschichtliche Vorgänge dar. Ein Zu-
sammenhang zwischen diesen und den
Ereignissen sei dann nur unabsichtlich ge-
schaffen und nur durch die natürliche Ein-
wirkung derselben auf das Kunsthandwerk.
Demgegenüber sagt Menadier mit Recht,
daß aus einer ganzen Reihe von Urkunden-
stellen hervorgeht, welch ein besonderer
Eifer von den Münzherren auf die Fest-
stellung der Gepräge verwendet wurde:
z. B. Urkunde Heinrichs VI. für den Bischof
v. Speier 1196 »Nulla aliamutatio in hiis
fieri debet, nisi quod singulis annis, si volue-
rit episcopus, novum Signum pro arbitrio
suo denariis imprimetur«. Magdeburger
Urkunde v. 1260, durch das Domkapitel
aufgesetzt: »monetarii, quando computare
debent, presente camerario computabunt;
cum novos denarios cudi necesse est, canoni-
cis maioris ecclesie forme, secundum quas
cudi possunt, exhibebuntur, et iUa forma
servabitur, que domino archiepiscopo placu-
erit et maioris ecclesie canonicis; preter
ista novi denarii non cudantur« (Men.
in D. M. I S. 219).
Wenn so die Stempel für die gewöhn-
lichen Kurant -Münzen genau vom Münz-
herrn vorgeschrieben wurden, so geschah
das erst recht für die Stempel, bei denen
der gewöhnliche Typus durchbrochen
wurde. Diese sind nur auf fürstlichen Be-
fehl als Denkmünzen hergestellt worden,
sie bHeben aber unbeschadet dieser ihrer
Eigenschaft Kurantmünzen. — J. Mena-
dier, Der Hochzeitspfennig Herzog Heinrichs
des Löwen in D. M. I S. S6 ff. u. S. 241 ff.,
IV S. 186 mit Literaturangaben; v. Sallet,
M. u. Med, S. 174 ff. ; Dannenberg in Z. f. N.
13 S. 322; 21 S. 106 ff. Su.
In der Neuzeit wurden bes. Taler, Du-
katen, aber auch kleine M. bis zum Kreuzer
und Dreier hinab zu G. benutzt und die
Zahl der Ausbeute-, Begräbnis-, Flußgold-,
Friedens-, Geburtstags-, Geschenk-, Hoch-
zeits-, Huldigungs-, Jagd-, Jubiläums-,
Krönungs-, Reformations-, Reise-, Schieß-,
Schiffs-, Sedis Vakanz-, Sieges-, Sterbe-M.
usw. (s. die einzelnen Stichworte) ist vom
16. Jh. an bes. in Deutschland Legion.
Im Deutschen Reiche wurde durch Gesetz
vom I. Juni 1900 die Prägung von 5- und
2- (später auch 3-)Mark-Stücken »als
Denkmünzen in anderer Prägung« gestat-
tet, wovon von 1901 — 1918, aber auch
seitens der Republik seit 1924 reichlich
Gebrauch gemacht worden ist; von anderen
Staaten haben bes. Italien, aber auch die
U. S. A. (z. B. Cents mit Präsidenten-
köpfen) die Sitte der G. wieder eingeführt.
In Spanien und Spanisch-Amerika sind die
Proklamations-M. (s. d.) die wichtigsten
G. — Menadier, Schausamml. S. 238/4.
266/7. 271/2. R.
Geschindelt s. Geschacht.
Geschlossenes MaBsystem nennen wir ein
solches, dessen vier »Kategorien« — Län-
gen-, Flächen-, Hohlmaß, Gewicht — mit-
einander in Zusammenhang stehen, so
zwar, daß die Einheit des Flächenmaßes das
Quadrat des Längenmaßes ist, die Einheit
des Hohlmaßes der Kubus des Längen-
maßes und die Einheit des Gewichtes
das Gewicht dieses mit einer be-
stimmten Flüssigkeit gefüllten Kubus
ist. Im metrischen System z. B. ist das
Meter das Längenmaß, das Quadratmeter
das Flächenmaß, der Wasserkubus des
Dezimeters das Gewicht (= i kg). — Auch
für das Altertum hat man z. B. im alt-
babylon., im pheidonischen usw. Maß-
system ein g. M. vermutet, vgl. R. E.
Suppl. III S. 591. 642 ff. R.
Geschreckte Mfinzen, technischer Aus-
druck des 18. Jh.s für gesprungene Münzen.
S.
Geßnerialer war ein Züricher Taler von
1773, dessen Stempel der berühmte Dichter
224
GESTRAHLTER RAND— GIGLIATO
und Maler Salomon Geßner entworfen haben
soll, mit Löwen mit Stadtschild auf der Vs.
und Schwert und Blumen auf der Rs.
S.
Gestrahlter Rand. Spätmittelalterliche,
kleine Hohlpfennige, namentlich von Bran-
denburg und den wendischen Städten im
15. Jh. geprägt, haben auf dem Rande eine
Anzahl Strahlen bis zu 30 — ^35, die, kon-
zentrisch gestellt, mehr oder weniger dicht
aneinandergereiht sind. Su.
Getreideähre vu Getreidekom sind als
Bild und Beizeichen häufig auf griech. M.,
als Hinweis sei es auf den Getreidereichtum
der Gegend, sei es auf Demeterkultus.
Abb. 28. 34. — Anson, Greek coin types
HI Taf. XIX— XXIV. R.
Geusenpfennig (spr. Chösenpf.), eine
ovale, meist goldene und gehenkelte, als
Abzeichen getragene Med. von 1566 (später
öfter wiederholt) mit dem Brustbild Philipps
II. von Spanien, Rs. zwei verschlungene
Hände und ein Quersack (— besace, Bett-
lersack), Legenden Vs. en tout fidelies au
roy, Rs. jusques ä porter la besace, also ein
Treugelöbnis der vornehmen, seit 1565 im
»Geusenbund« vereinigten Niederländer für
den König trotz ihrer Beschwerden gegen
die Span. Herrschaft darstellend; der Name
Geusen, von gueux = Bettler, war ur-
sprünglich ein Spottname der Gegner, den
der Bund dann zum Trotze annahm. —
Lit. im Kat.Lanna III 191 1 n. 700. R. .
Gewicht einer Mfinze s. Feingewicht und
Ratihgewicht.
Gewichtsstücke s. unter Exagium und
Münzgewichtsstücke. R.
Ghrusch s. unter Piaster.
Ghurra^ arab. Neumond, dann Neujahr
und Neujahrsgeschenk. Dinar al Ghurra
hießen die Dinare, die am Neujahrstage
verteilt wurden. — Makrizi-de Sacy, Trait6
des monnaies musulmanes 77, V.
Ghurüsh s. unter Piaster.
Giamiino, Abart des genuesischen Lui-
gino (s. d.), seit 1668 mit dem Stadtwappen
auf einer, einem Januskopf auf der anderen
Seite. S.
Gießen, Gießflaschen, Gießsand. Über die
Art des Gießens der Zaine (s. d.) in älterer
Zeit sind wir nicht unterrichtet. In der
Neuzeit wurde in schräg in Gießsand ge-
stochene Rinnen, seit Ende des 18. Jh.s
aber meist in eiserne Gießflaschen gegossen;
Gold wohl immer nur in letztere. Der Gieß-
sand war eine Mischung aus Sand, Ruß oder
Kohlenstaub, die in Bierhefe angefeuchtet
und in Kasten eingestampft wurde. —
Flörke, S. 722 ff. — Vgl. unter Guß. S.
Giganten, vom griech. yf^ac = der Riese,
sind in der griech. Sage ein vorweltliches
Riesengeschlecht, Kinder der Erdgöttin,
die mit den olymp. Himmelsgöttern in
einem oft dargestellten Kampfe stehen.
Auf M. sind sie, stets der Oberkörper der
eines Menschen und die Füße als Schlangen
(Abb. 103, auf dem Panzer), allein selten
(M des L. Valer. Acisculus, Flossen statt
der Hände; im »Tempelgiebel«: M des M.
Plaetorius), häufiger im Kampf mit Göt-
tern (Athena, Zeus, beide auch im Vier-
gespann: kaiserl. M. von Herakleia Bith.,
Diokaisareia, Sebaste, Tarsos, Seleukeia
Klilik. ; röm. M. des Cn. Com. Sisenna und
der Kaiser Severus, Diocletianus, Maximia-
nus und Med. des Pius und des Marcus);
M. von Akmoneia und Bruzos zeigen G.
zu Füßen des sitz. Zeus. — R. E. SuppL
III S. 655/759- 130S, die M. S. 727/32. R.
Gigliato (liliatus) ist ein Grosso oder
Carlino (s. d.) Karls IL von Anjou, in Nea-
pel von 1302 oder 1304 an geschlagen, mit
dem Sitzbild des Königs auf der Vs., in
Nachahmung der grossi Romanini (s. d.)
des römischen Senats, und auf der Rs. mit
einem liliengeschmückten Kreuz, nach wel-
chem die Münze ihren Namen hat (Giglio
= Lilie); die Umschrift der Rs. lautet:
honor regis diligit Judicium (Abb, 214). Von
dem Nachfolger Karls König Robert (1309«
— 1343) wurde der Gigliato, der jetzt auch
Robertino genannt wurde, in großen Mas-
sen geschlagen tmd gewann im 14. Jhr im
ganzen Mittelmeer, speziell in der Levante,
großes Ansehen, weshalb er verschiedent-
lich nachgeahmt wurde. Abgesehen davon,
daß er von den Anjous auch in der Pro-
vence und in Ungarn geprägt wurde,
schlugen ihn die Genuesen in Chios, die
Johanniter auf Rhodus (Aspre, das Halb-
stück des rhodesischen Gigliato), die sel-
dschukischen Emire von Sarukhan (Ly-
dien) in Manglasia = Magnesia am Sipylus,
von Aidin (lonien) in Ephesus = Theologos
und die von Mentesche (Karien) in Milet
= Palatia (Schlumberger, L'Orient Latin
S. 478 ff.) und waren sogar das Vorbild für
den Halbschoter Winrichs von Kniprode*
GIGOT— GLAS
225
Es wurden 80 Stück aus dem Pfund ge-
schlagen, also ein Stück = ca. 4 g Rauhgew.
und bei einem Feingehalt von 930/1000 ca*
3,72 g Feingewicht. — M61anges de Numis-
matique, Paris 1877 S. 32 f.; Annuaire 1891
S. 5if.; Riv.it. XXV S. 190 ff.; Revue
num. 1859 S. 211 ff.; 1864 S. 212 ff., 294 ff.;
1866 S. 464; 1869 S. 340; 1883 S. 432 ff.
G. war auch ein häufiger Name des
Florentiner Goldgulden (s. Goldgulden), von
dem Münzbilde, der Lilie. Su.
Gigot s. Negenmanneke.
GIne mlsrl» ägyptische Goldmünze; s.
Piaster.
Giorgauly grusinische Silbermünze; s.
Kirmaneul.
Gioi^nOy italienische Groschenmünze des
16., 17. und 18. Jh.s mit dem Bilde des
h. Georg. Li Ferrara führte sie Alfons IL
1559 — 1597 ein, in Modena Herzog Caesar
1598; hier galten sie 5 Soldi und wurden
auch mit dem Bilde des h. Geminianus ge-
prägt. Die genuesischen wurden 1668 für
den Levantehandel eingeführt. Alle wogen
etwa 2 g. — Martinori, S. 183. S.
Giovannino, Halbgroschen zu 5 Soldi der
Republik Genua um 1670 mit dem h. Täufer
auf der Rs. — C. num. it. Bd. 3, Tai.
XVI, 8. S.
Gips (Calciumsulphat). Der auf 100 bis
150 Grad erhitzte Gips heißt »Gebrannter
Gips«; dieser geht mit Wasser zu einem
Brei verrührt unter Wasseraufnahme in
harten Gips über, und diese Eigenschaft
macht ihn zum Hauptmaterial für Ab-
drücke (s. d.). S.
Giroverkehr. Unter Giroverkehr (vom
-italienischen Giro = Kreis, Umlauf) ver-
steht man die Zahlung einer Schuld durch
Überweisung und Abrechnung. Die ersten
europäischen Banken, die zu Genua, Vene-
dig, Amsterdam, Hamburg und Nürnberg,
waren alle Girobanken; sie waren gegründet
zum Zwecke der Aufrechterhaltung des
Geldwertes gegenüber den fortgesetzten
Münzverschlechterungen. Gegen Deponie-
rung einer Summe guter Münzen wurde
dem Einzahler ein Folio eröffnet, auf das
ihm zu- und abgeschrieben wurde. Die
Entwicklung ist dann dahin gegangen, daß
die großen Banken nicht Girobanken blie-
ben, sondern als Depositen- und Noten-
WOztexlmch dei MUndnncie.
banken nebenher den Giroverkehr trieben.
S. auch Scheck und Papiergeld. S.
GiuliOy der silberne Grosso des Papstes
Julius IL (1503— 15 13) (Abb. 282), welcher
Name dann auf die späteren päpstlichen
und viele andere italienische Groschen über-
ging, deren lO einen Dukaten galten. Die
ersten waren 3,87 g schwer. Die meisten
zeigen auf der Vs. das Brustbild oder das
Wappen des Papstes, auf der Rs. die stehen-
den Apostel Petrus und Paulus. — Serafini
I, S. 161 ff., Taf. 25, 13—24. S.
Giustina, venetianische Silbermünzen ver-
schiedener Art, die alle auf der Rs. die
h. Giustina zeigten. Unter Aloys Mocenigo
wurde 1472 beschlossen, Stücke zu 40, 20
und 10 Soldi aus Silber zu prägen mit dem
h. Markus und knienden Dogen auf der Vs.
und der h. Giustina auf der Rs. Diese
Giustina zu 40 Soldi wog 9,04 g und hielt
Öj5ö9 g Silber. Unter Nikolaus da Ponte
(1585 — 1595) entstanden zwei größere
Giustinen: i. die G. maggiore zu 8 vene-
tianischen Lire oder 160 Soldi, die 36,38 g
wog und 34,488 g Silber hielt; 2. die G.
minore zu 6 Lire 4 Soldi oder 124 Soldi mit
28,103 g Gewicht und 26,64 g Silbergehalt.
Alle diese Münzen trugen ihren Wert in
der Zahl der Soldi auf der Rs. Die spätere
G. minore heißt auch G. delle galere, weil
die Heilige hinter sich zwei Galeren hatte.
Dies war zugleich ein neuer Name für den
Silberdukat (s. Ducato). Die G. minore
wurde später Ducatone (s. d.) genannt. —
Papadopoli II, 311, 355 f., 387Taf. 33, 6, 7;
34, I, 2; 35, 9; 39, 3, 4- S.
Gladiatorentesserae s. unter Tesserae.
Glas ist wegen seiner Zerbrechlichkeit
und der Schwierigkeit eines Reproduk-
tionsverfahrens als Material für M. unge-
eignet; aber es hat in frühbyz. Zeit (5. — ^7.
Jh.) zur Herstellung der sog. Exagien (d. h.
Münzgewichte; doch sind es z. T. Tesseren,
Siegel für Warenballen u. dgl.) gedient, von
13 — 24 mm Dm. mit Namen und Büste des
Kaisers oder des Eparchos (Stadtpräfekt
von Konstantinopel) oder unbekannter
Personen oder mit bloßen Monogrammen.
Ausgrab. v. Pergamon I S. 332, dazu jetzt
Riv. ital. di num. 35 S. 93/107; R- E. III A
S. 925; N. Z. 51 S. 64». — Von Byzanz aus
wohl ist die Sitte der beschrifteten gläsernen
Eichungsstempel an Flaschen, gläserner
15
226
GLASGEFÄSSE— GLUCKHENNENTALER
Gewichte und auch wirklicher Münzge-
wichte sowie Tesseren nach Ägypten ver-
pflanzt worden, insbes. zur Zeit der Fati-
miden (909— 1 171 n. C). Amtl. Ben 30
S. 24/26; N. Z. 61 S. 127; vgl. unter Sandj.
— Endlich kommen gelegentlich (gleich-
zeitige ? ) Glasabf ormungen von Renaissance-
medaillen vor. R.
GlasgetäBe, bes. Flaschen, sollen in
Birma schon zur Zeit der Tang-Dynastie
(618 — 907) und auch noch im 19. Jh. als
Zahlungsmittel verwandt worden sein.
Ebenso in Abessinien im 19. Jh. — Temple
in L A. 26, S. 287; AJN. 27, 19. V.
Glasperlen s. Dammur, Kharaz.
Glattbenstaler s. unter Katechismustaler.
Glattx, griech. -y^auS = Eule; wegen der
Eule auf der Rs. hießen so die athenischen
M., und zwar nach Hesych vorzugsweise die
Ä-Tetradrachmen (Abb. 24), •yXaSxes
AaopstcoTixat wegen der Herkunft des Silbers
von Laurion; Plut. Lys. 16; Aristoph. Vögel
v. 1106, dazu Hesych und Suidas unter
YXaüS;das griech. Sprichwort yX^Sx" A&iQvaCs
= Eulen nach Athen tragen (Aristophanes,
Vögel V. 301), s. V. w. etwas Überflüssiges
tun, bezieht sich auf diese M. R.
Globus (griech. cj<paTpa) — Kugel, insbes.
die Himmelskugel; er erscheint zu Füßen
der Himmelsforscher (M. von Samos, Kla-
zomenai, Nikaia) als Attribut des Py-
thagoras, Anaxagoras, Hipparchos und (auf
Denar des Pomp. Musa) der Muse Urania;
auf ihm sitzt die Aetemitas, der als Kind
verstorbene Sohn des Domitianus und steht
der Phönix usw.; sonst aber bedeutet er den
Römern als Erdglobus die Weltherr-
schaft, an den beiden sich kreuzenden Rin-
gen oder Doppelringen (Äquator und Me-
ridian) kenntlich: der Providentia liegt
er zu Füßen, als Zeichen der Nachfolge
empfängt ihn ein Kaiser vom anderen
(z. T. dazu die Aufschrift Adoptio), er
dient als Sitz der Italia, der Herrin der
Welt, das Steuer der weltregierenden For-
tuna läuft oft in einen G. aus, auch ihr Füll-
horn ist mit ihm verbunden {Ai der caesar.
Zeit, zuweilen unter Zufügung des Zepters,
des Caduceus der Pax u. dgl.) ; der G. zwischen
den drei coronae triumphales des Pompeius
auf M. des Faustus Corn. Sulla wird durch
Cicero pro Balbo VI 16 cuius tres triumphi
testes essent totum orbem terrarum nostro
imperio teneri erläutert. So finden wir ihn
in der Hand oder unter dem Fuße der röm.
Kaiser, die in christl. Zeit das Kreuz darauf
setzen (Abb. 118), und in dieser Gestalt geht
er, später als Reichsapfel bezeichnet,
über Byzanz ins Mittelalter und in die Neu-
zeit über. — R. E. VH S. 1427 ff.; Rassegna
num. 8, 1911 S.44; A. Schlachter, DerG. in
der Antike, Leipz. 1927. R.
Glockentaler sind Taler des Herzogs
August des Jüngeren von Braunschweig,
die dieser auf die erhoffte und am 13. No-
vember 1643 erreichte Befreiung der
Festung Wolfenbüttel von der kaiserlichen
Besatzung in Zellerfeld schlagen ließ. Es
gibt 7 Arten mit verschiedenem Gepräge
und Sprüchen sowie zahlreichen Varianten.
Die Vorderseiten zeigen das Hüftbild des
Herzogs, die Rückseiten eine am Balken
hängende Glocke oder deren Klöppel. Den
ersten dreien fehlt der Klöppel; der vierte
zeigt nur diesen, der fünfte und sechste
zeigen die Glocke mit IQöppel, der siebente
endlich die von drei Händen geläutete
Glocke. Auch halbe und viertel gibt es.
Die In- und Umschriften sind sehr ver-
schieden, über sie sind die verschiedensten
Auslegungen versucht worden. Nach Fiala
treffen sie meist nicht zu, doch versucht er
selbst keine Lösung. — Schmieder, S. 197 ff.;
Halke, S. 112 f.; Fiala, Neues Haus Braun -
schweig-Wolfenbüttel, 1907/8, S. 24, 97 —
103. Den eigenhändigen Entwurf Augusts
zum 5. Glockentalers, bei Köhler, Münzbel.
XIX, S. 41. S.
Glotia, lat. = der Ruhm, Die G. wird
auf röm. M, nicht personifiziert, sondern
es erscheint die Aufschrift g. Aug., exer-
citus, saeculi, novi saeculi, perpetua, aeterna
g. Senat, p. q. R., g. orbis, orvis terrar(um),
reipublicae, Romanorum, gloria et repara-
tio temporum, g. saeculi virtus Caess.
von Probus ab bis in byzant. Zeit zu
Bildern des oder der Kaiser, zu militär.
Bildern und Szenen, zur "Victoria, Pax oder
zu der oder den sitz. Stadtgöttin(nen). —
R. E. VII S. 1431; Bernhart, Handbuch
S. 179. R.
Gluckhennefltaler, ein Schautaler der
Stadt Basel von 1691 mit der Stadtansicht
auf der Vs., einer Glucke und 6 Küchlein
und der Unterschrift: Alit et protegit auf
der Rs., geschlagen zur Erinnerung der
GLÜCKSTALER— GOLD
227
Versöhnung des Rats mit den Bürgern. —
Köhler, Münzbel. XIX, S. 209 ff.; Haller
Nr. 1323— 133 1. S.
Gläckstaler heißen die Taler mit dem
Bilde der Glücksgöttin. Am bekanntesten
sind: i. Medaillen und Taler des Herzogs
Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin
von 1612 und 1613, deren Vs. das Brustbild
des Herzogs trägt (Evers II, S. 83 ff.).
2. Die in Glückstadt 1620 — 1646 gepräg-
ten Taler, deren Vs. das Bild des stehen-
den Königs oder sein Brustbild zeigt. 3.
Die Andreasberger Ausbeutemünzen von
1623 zu 4 und 1V4 Reichstaler des Herzogs
von Braunschweig Friedrich Ulrich, die auf
der Vs. die Fortuna, auf der Rs. Darstellun-
gen von Jagd, Fischerei, Landwirtschaft und
Hüttenwesen zeigen. Sie haben einen Dm.
von ^^ u. 48 mm. — Fiala, Mittleres Haus
Braunschweig, Linie Wolf enbüttel, S. l82f.
Taf. XIV, 3. S.
Glühen. Die Zaine wurden in älterer Zeit
auf die gehörige Dicke durch Hämmern, in
neuerer werden sie es durch mehrmaliges
Walzen gebracht. Dadurch verlieren sie
ihre Geschmeidigkeit und müssen, um nicht
zu reißen und zum Prägen nicht zu spröde
zu sein, während des Hämmerns oder Wal-
zens einmal oder öfter geglüht werden.
Goldzaine erfordern das Glühen weniger. —
Schlösser, S. 130 — 132. S.
Glykon s. unter Drache.
Gnacken (Knacken) waren geringhaltige
sächsische, hessische, stolbergische und
diesen nachgeprägte braunschweig-gruben-
hagensche Groschen aus dem 15. u. 16. Jh.
(Abb. 293), häufig mit Gegenstempeln verse-
hen. Sie wurden inWürzburg 1496 aiif 4 Pfen-
nig herabgesetzt. Auch die Innsbrucker (s.
d.) hießen so. — Jesse, S. 247 — ^249. S.
Gnadenpfennige nannte man im 16. und
17. Jh. die von den Fürsten ihren Getreuen
wie unsere Orden verliehenen und auch wie
solche an Ketten um den Hals getragenen
Med., meist mit Bildnis des Fürsten, oft als
Kleinode (s. d.) gefaßt und emailliert. R.
Gobelotten s. Cavallotto.
Gorlltzer Schekel nennt man eine schon
im 16. Jh. vorhandene Nachahmung der
jüdischen -Ä-Schekel (der echte: Abb. 86)
meist aus minderwertiger Legierung, der
Kelch des Vorbildes ist in ein Räuchergefäß,
die Blüte in einen Lorbeerzweig (den »Stab
des Aaron«) verwandelt und die Umschrift
in moderne hebräische Quadratschrift. Am
»Heiligen Grabe« in Görlitz wurden sie noch
bis in die Jetztzeit zum Andenken ver-
kauft; auch in Hamburg wurden 1574
falsche Schekel geprägt. Man hielt ihr Vor-
bild und Unkundige dann sie selbst wohl
für die 30 Silberlinge (s. d.), um die Jesus
verraten ward. — • Berl. Mbl. 1903 S. 261,
318; Hill, Medallic portraits of Christ
S. 78/90. 114; V. Bahrfeldt, Niedersächs.
M.-archiv H S. 355. R.
Gortzscher Nottaler. Aus Kupfer wurde
während des großen nordischen Krieges auf
Vorschlag des Finanzsachverständigen Karls
des Zwölften, des holsteinischen Barons
Görtz, eine Kreditmünze für i Daler
Silbermünze in Schweden geprägt, und
zwar 17 15 — 19 zehn Arten; die älteste vom
Jahre 17 15 trägt eine Krone auf der
Vs., die übrigen die Inschriften: PUBLICA
FIDE, WEIT OCH WAPEN, FLINK
OGH FÄRDIG, JUPITER, SATURNUS,
PHOEBUS, MARS, MERCURIUS, HOP-
PET mit verschiedenen Figuren antiker
Götter. Die Rs. gab den Wert an (Abb. 361).
Die beiden letzten wurden gleich nach
dem Tode des Königs geprägt, zu welcher
Zeit sich etwa 20 Millionen in Umlauf
befanden. Sofort nach dem Frieden zu
Nystad 1721 wurde der Nennwert ohne
jegliche Entschädigung auf die Hälfte ver-
ringert. Binnen kurzem wurden sie gänz-
lich verrufen, jedoch erhielten die Inhaber
eine kleine Entschädigung. — Stiern-
stedt I S. 88—90, 102. W.
Gosger = Gosler (s. d.).
GStter als eponyme Beamte treten in der
griech. Welt dann auf, wenn sich niemand
ündet, der das kostspielige Amt bekleiden
will; das ist z. B. aus Inschriften von Priene
und Milet bekannt, und so müssen wir auch
die in der Kaiserzeit in Byzantion u. a. auf-
tretenden M. -Legenden wie iitl AT^fti^tpoc ti ß'
usw. auffassen. — N. Z. 27 S. 27; Münster-
berg, Beamtennamen S. 256. R.
Gold. Abkürzung: N (aurum) und 0
(sol); spez. Gew. 19,33- Gold war das
erste gefundene und aufgesuchte Metall
(vgl. Elektron), da es sich gediegen auf
oder dicht unter der Erdoberfläche fand
und sich durch Farbe, Glanz, Schwere,
Dehnbarkeit und Homogenität vor allen
X5*
228
GODDABSCHLAG—GOLDGULDEN
anderen Metallen auszeichnete. Die Ägyp-
ter gewannen es schon bei ihrem Ein-
treten in die Geschichte in Nubien, auch
in der mykenisch-kretischen Kultur finden
wir es in vielfacher Verwendung; für die
Griechen sind Indien, das heutige Ruß-
land (Ural), die Gebirge und Flüsse Ly-
diens, Phrygiens und Mysiens, Kolchis' und
Thrakiens die Hauptgoldgebiete gewesen.
Jedoch war Gold in Griechenland vor dem
4. Jh. ebensowenig häufig wie in Rom vor
dessen Eroberungskriegen. Wie ihr meistes
Silber, so erhielten die Römer auch das
meiste Gold aus Spanien, dann aus Ungarn,
Siebenbürgen, Dalmatien und den Ostalpen.
Man gewann das Gold im Altertum durch
Waschen des Flußsandes, durch Schlämmen
und durch Stollenbau, der oft wie in Spa-
nien durch die Römer in geradezu men-
schenmörderischer Weise betrieben TTurde,
dann durch Feinbrennen, auch Amalgama-
tion und Cämentation (s. diese).
Vom 10. bis zum 15. Jh. war Böhmen
das goldreichste Land Europas, dazu kamen
Schlesien seit dem 10. Jh., das Fichtel-
gebirge (Goldkronach) seit dem 14. Auch
aus dem Sande der deutschen Flüsse ist
früher viel Gold gewonnen worden, die
letzten 6 kg Rheingold im Jahre 1899 (s.
Flußgolddukaten). Gold lieferten Ungarn
und Siebenbürgen seit der Römerzeit, Si-
birien seit 1704, der Ural seit 1745. Um die
Mitte des 19. Jh.s wurden die Goldfelder
von Kalifornien, Nevada, Australien, 1885
von Südafrika, 1897 von Klondyke ent-
deckt, aus denen seitdem der Hauptgold-
zuschuß stanmxt. Das Gold wurde von den
Arabern aus dem Erz durch Amalgamation
mit Quecksilber, seit 1500 in Venedig mit-
tels Salpetersäure gewonnen, welch letzte-
res Verfahren seit 1850 allgemein ist. Seit
1887 kam dazu die elektrische Scheidung.
— Die ersten Münzen aus G, sind die aus lydi-
schem Elektron (s. d.), einem stark silber-
haltigen Golde. Das Goldgeld ist viel weni-
ger als das silberne einer Verschlechterung
unterworfen worden. Außer in Kriegszeiten
(s. Kriegsgeld) kennt man von bedeutenden
absichtlichen Goldmünzverschlechterungen
nur die der merowingischen Trienten (s. d.)
und dann die der deutschen und besonders
niederländischen Goldgulden (s. d.). Heute
ist die Legierung der meisten Goldmünzen
9/10 Gold und Vio Kupfer, die der englischen
(auch Danziger) 'Vm Gold und ^12 Kupfer
(s. auch Goldwährung).
Man unterschied früher zwischen Du-
katen-, Kronen-, Pistolen- und Horngold.
Man bezeichnete damit die Qualität des
Goldes, indem man die Feinheit der Haupt-
goldmünzen zugrunde legte. Das Dukaten-
gold war fast ganz fein (23 Karat 9 bis 8
Grän), ihm folgte das 22-karätige Gold der
französischen Kronen (s. d. und Crown-
Gold), dann das 21 Karat 10 bis 9 Grän feine
Gold der Louisdor und anderer Pistolen.
Horngold endlich war das kaum 10 Karat
feine Gold der schlechtesten niederländi-
schen Goldgulden (s. Hornsche Gulden). —
H. Blümner, Technologie ... bei Griechen
und Römern IV, Halle a. d. S. 1887, S. 8 ff.;
B. Neumann, Metalle, Halle a, d. S. 1904,
S. i92ff.;Flörke, S. 329 f . ; Zi.N. 26 S. 8ff. S.
Eine besondere Rolle spielte das Kronen-
gold in Dänemark, wohin es in der Regel
aus den Niederlanden eingeführt und wo
es zuerst in Goldkronen (s. d. am Schluß),
später in Kurantdukaten (s. d.) vermünzt
wurde. — Wilcke, Christian IV. Derselbe,
Möntvaesnet. W.
Goldabschlag s. Abschlag.
Goldenes Vließ s. Toison d'or.
Goldgttlden. Seit der Einführung der
Silberwährung durch Pipin und Karl den
Großen sind in Mittel- und Westeuropa
Goldmünzen so gut wie unbekannt gewesen.
Nur in Unteritalien waren Goldmünzen nie
ganz verschwunden (s. Augustalis, B&ant
und Tari). Erst als durch die Kreuz-
züge und den dixrch sie ins Leben gerufenen
Handelsverkehr mit dem auf Gold gestellten
Osten Gold nach Italien strömte, haben die
italienischen Handelsstädte, voran Genua
und Florenz, dieses im Jahre 1252, die
Goldprägung wieder aufgenommen. Genua
prägte den Genovino (s. d.), Florenz den
Florenus, so genannt nach dem Stadt-
symbol, der Lilie (flos), während die Rs.
den Stadtheiligen Johannes den Täufer mit
dem Lamm Gottes zeigte. Diese 3,537 g
wiegende u. ebensoviel Gold haltende Münze
kam im Anfange des 14. Jh.s nach Deutsch-
land und -^urde im Süden bald ein Haupt -
Zahlmittel unter dem Namen »Gulden«,
das heißt »Goldener« (Pfennig), lateinisch
»Aureus« (nummus). Der Gulden wurde
GOLDGULDEN
22g
dann, zuerst unter Beibehaltung des Floren-
tiner Typus, nachgeprägt. Seit der Mitte
des 14. Jh.s aber begannen die deutschen
Fürsten die Lilie und auch das Bild des
Täufers durch eigene Bildnisse und Wappen
oder den Täufer durch andere Heilige zu
ersetzen. Die böhmischen und ungarischen
Gulden mit dem stehenden Gewappneten
nahmen bald den Namen »Dukaten« an
(s. Dukat) und blieben im Goldgehalt ziem-
lich gleich; sie gewannen die größte Aus-
breitung, auch in Deutschland. Die deut-
schen Gulden behielten nicht lange den Fuß
der Florentiner bei, sondern wurden, nach-
dem sie auch im Binnenverkehr Verwen-
dung gefunden hatten, verschlechtert. Um
dem vorzubeugen, schlössen die rheinischen
Kurfürsten 1386 ihren ersten Münzverein,
wodurch der »rheinische Gulden« in dem
größten und reichsten Gebiete West-
deutschlands die Haupthandelsmünze wur-
de und bis zum Aufkommen der Silber-
währung (s. d.) um 1500 und noch länger
geblieben ist. Die ungarischen und böhmi-
schen Dukaten traten gegen sie in dieser
Zeit zurück. Denn die reichhaltigere Münze
weicht immer der an Edelmetall ärmeren.
Die Goldgulden sanken nämlich, wie be-
merkt, im 14. Jh. dauernd an Feingewicht.
Der Gulden hielt 1386 3,396, 1425 2,77,
1477 2,647 und 1490 2,527 g Gold; um
1550 hielt er 2,48 g. Gewiß war diese Ver-
schlechterung zu bedauern; wenn wir aber
berücksichtigen, daß die rheinischen Kur-
fürsten nicht wie Ungarn oder Böhmen
Goldgruben hatten und auch nicht wie die
italienischen Städte durch starken Waren-
export viel Gold bezogen, daß die Gulden
der reichen Niederländer bis auf ^3 des
Wertes der rheinischen verschlechtert wur-
den (vgl. Arnolds-, Davids-, Homsche,
Postulat-, Reinolds- und Ruprechtsgulden),
so bleibt den rheinischen Münzverbünde-
ten doch immer das Verdienst, die Ver-
schlechterung dieser Münzen gehemmt und
zuletzt ihren Fuß befestigt zu haben. Das
Versiegen der deutschen Goldgruben, so der
um Goldkronach, und des Flußgoldes gegen
Ende des 15. Jh.s, machten der Prägung der
Gulden allmählich ein Ende. Diese Münze
hielt aber auch aus technischen Gründen
anderen gegenüber nicht stand. Die Gulden
hielten nämlich seit 1500 18 Karat 6 Grän
Gold, 4 Karat 5 Grän Silber und i Karat
13 Grän Kupfer. Da aber bei der Bewertung
der Goldmünze nur der Goldgehalt in An-
rechnung kam, waren die 4 Karat 5 Grän
Silber eine Verschwendung; es wurde be-
rechnet, daß der Gulden dem Dukaten
gegenüber, der nur Gold und etwas Kupfer
hielt, zu niedrig tarifiert war. Er konnte
also auch darum nicht weiter geprägt wer-
den. Als 1559 als sein Silberäquivalent der
silberne Reichsgulden geschaffen wurde,
nahm der goldene Gulden den Namen *Gold-
gulden« an. Spätere Prägungen des Gold-
guldens wie in Bayern um 1700 (s. Maxdor)
und in Hannover 1749— 1753 ß- f- N. XXIV
167 — 231) waren nur vorübergehend und
ohne Bedeutung für das Geldwesen.
Der Goldgulden hat im Laufe des 15. Jh.s
einige besondere Namen erhalten. Zunächst
wurden nach seiner Güte in Franken nach
dem Vorgange Nürnbergs zwei Gulden
unterschieden: der Landwährungs- und der
Stadtwährungsgulden, und zwar geschah
das lange bevor die Stadt Nürnberg selbst
Goldgulden prägte, nämlich seit etwa 1365.
Die Stadtwährungsgulden waren solche, die
von den Nürnberger Großkaufleuten als
Hauptwährungsmünzen gegeben und ge-
nommen wurden, in der Hauptsache die
rheinischen 22ya-karätigen, während die
minderhaltigen nur 19-karätigen Land-
währungsgulden hießen. Die Stadt Nürn-
berg prägte beide später nebeneinander, die
Stadtwährungsgulden mit dem Bilde des
h. Sebald, die Landwährungsgulden mit
dem des h. Lorenz. — Andere Bezeichnun-
gen rührten von der sinkenden Qualität des
Silbergeldes her und waren Rechnungs-
münzen. Der Gulden galt in einem ge-
wissen Zeitraum eine Anzahl Silbermünzen.
Da diese sich aber verschlechterten, stieg
er gegen sie im Wert; doch wurde der Gul-
denwert jener Epoche, an den sich die Be-
völkerung gewöhnt hatte, als stabiler Rech-
nungsbegriff festgehalten, während der
Gulden in specie mehr galt So spalteten
sich im Erzbistum Trier nacheinander 4
Rechnungsgulden von dem Goldgulden ab:
um 1444 der Florenus Mosellanus oder Tre-
virensis oder simplex zu 24 Albus; der
Moselgulden war also seitdem ein Rech-
nungsbegriff von 24 Albus, mochten die
Albus gut oder schlecht sein. Sie wurden
230
GOLDKERNWÄHRUNG-.GOLDMARK
in der Tat schlechter, also stieg der Gold-
gulden in specie weiter, und zwar bis 1580
auf 36 Albus; seitdem gab es den neuen
Rechnungswert des Florenus Rhenanus zu
36 Albus. Ebenso entstand um 1615 der Flo-
renus rotatus (Radergulden) zu 48 Albus
oder zwei Moselgulden; endlich, als mit
Goldgulden nicht mehr gezahlt wurde,
wurde der Goldgulden in natura ein Rech-
nungsbegriff von 72 Albus. — Ähnlich
schieden sich im Erzbistum Köln vom Gold-
gulden allmählich 4 Rechnungsgulden ab:
1398 der Pagaments- oder Kaufmanns -
gülden zu 20 Albus, 141 8 der rheinische
Gulden zu 20^^ Albus, 1468 der ober-
ländische Gulden zu 24 Albus und 1476
der Zollgulden zu 27 Albus. — Kruse,
Kölnische Geldgesch., Westdeutsche Zeit-
sehr., Trier 1888, S. 83— 88; Schrötter,
Trier, Gesch. S. 63— 66. S.
In Dänemark wurden Goldgulden, ge-
nannt Rhinsk Gylden, öfter als eine Kriegs -
münze geprägt, so von Christian IV. seit
1625 72 Stück aus der 18^4 Karat feinen
Mark, das Stück zu i'/4 Daler, auch unter
den ersten oldenburgischen Königen; be-
sonders von König Hans wurden derartige
Münzen, nicht von der besten Art: etwa 72
Stück aus der 17 Karat feinen Mark, zur
Zahlung der Truppen im Schweden- und
im dithmarschischen Kriege, geschlagen.
W.
Goldkemwähning nennt man heute das
Papierwährungssystem, bei dem an zen-
traler Stelle ein Golddepositum, ^in i^Gold-
kern« für die intervalutarische Geldwert-
sicherung bereitgehalten wird. Manche
sehen in ihr das Geldsystem der Zukunft,
doch mehren sich die Stimmen, die die Ent-
ziehung einer so wertvollen Ware, wie sie
das Gold ist, eine Gefahr für ein arm ge-
wordenes Volk nennen und einen Umlauf
des Goldgeldes befürworten (s. Doppel-
währung am Schluß). »Ebenso wie man
zur Zeit des Papierwahnsinns vorhersagen
konnte, daß die Haupthandelsländer binnen
wenigen Jahren zum Golde zurückkehren
würden, kann man heute vorhersagen, daß
wiederum binnen wenigen Jahren auch der
freie Münzumlauf in diesen Ländern wieder-
hergestellt sein wird, nicht auf Grund
iig^endwelcher Theorien, sondern einfach
infolge praktischer Notwendigkeiten, i (A.
Lansburgh.) S. auch Goldwährung am
Schluß. S.
Goldkronen sind drei Arten von neueren
deutschen und österreichischenGoldmünzen.
1. Der deutsche Münzverein von 1857
schuf die deutsche Vereinskrone, wohl die
technisch vollkommenste aller neueren Mün-
zen, die leider durch die ihren. Umlauf und
Gebrauch beschränkenden Bestimmungen
zu keinem Leben gelangen konnte (s. Münz-
vereine). Sie wog ii,ili g und hielt 10 g
Gold, war also 27,90 heutige Goldmark wert,
auch halbe wurden geprägt. Die Vs. zeigte
den Kopf des Herrschers, die Rs. die Wert-
bezeichnung im Eichenkranze.
2. Nach der Gründung des Deutschen
Reichs im Jahre 1871 wurde die Gold-
währung und als Goldmünze die Krone zu
IG Mark eingeführt, die 3,982 g wiegt und
3,584 g Gold hält. Auch wurden doppelte
und halbe, letztere aber nur 1877 und 78,
geprägt. Das Gepräge der Vs. ist der Kopf
des Herrschers eines der deutschen Staaten
oder das Wappen einer Reichsstadt, das der
Rs. der Reichsadler. 1871 bis März 1914
sind für 5, i Milliarden Mark Gold abzüglich
der Einziehungen gemünzt,
3. Österreich folgte mit der Einführung
der Goldwährung im Jahre 1892, wobei es
20- und IG -Kronenstücke aus Gold schuf.
Das IG -Kronenstück wiegt 3,388 g und hält
.3,049 g Gold; diese Münzen zeigen auf der
Vs. das Brustbild des Kaisers, auf der Rs.
den Adler, das ungarische 10 -Kronenstück
stehenden Kaiser-Schild. Die einzelne
Krone wurde nur in Silber ausgeprägt
und entsprach dem französischen Franc
zu 5 g Gewicht und 4,175 g Silbergehalt. —
Die jetzige Währung Österreichs, auf dem
Gesetz vom 19. Dezember 1924 beruhend,
ist die Schillingwährung. S. Schilling
österreichisch. — S. auch Coröa d'ouro und
Couronne d*or. S.
Die von Christian FV. 161 8 eingeführten
dänischen Goldkronen, 22-karätig mit
2,725 g Goldgehalt, blieben ohne Bedeutung.
W.
Goldmark ist die Mark der einstigen deut-
schen Reichsgoldwährung zu 0,398248 g
Feingold (s. Mark, Münze 3), die in 20- und
iG-fachen Stücken (doppelten und einfachen
Kronen, s. Goldkrone) ausgemünzt u. 1924
wieder eingeführt ward. S.
GOLDMEDAILLONE--GOLDWÄHRUNG
231
GoldmedaiUone, griech., s. unter Ale-
xander-Medaillone; röm, s. unter Aureus und
Solidus. R.
Goldmünzen^ griech,, s. unter Drachme,
Elektron, Regenbogenschüssel und Staterj
röm. s. unter Aureus und Solidus. R.
Goldpfennige. Abgesehen von den Gold-
prägungen Karls des Großen in Uzfes und
in Oberitalien und Ludwigs des Frommen
sind imM.-A. Goldprägungen äußerst selten
und nur für besondere Zwecke geprägt
worden, teils für kirchliche Abgaben, teils
als Ehrengabe für die Fürsten.
In Deutschland gibt es denarii aurei von
Erzbischof Bruno von Trier (Dbg. 1 538) von
einem Gewicht von 0,78 g, von Erzbischof
Hermann IIL von Köln (Dbg. 201 1) 1,6 g
schwer, von Kaiser Heinrich IL (Dbg. 1385)
1,8 g schwer, von Kaiser Heinrich V. aus
Mainz (Dbg. 797 a S. 307 u. 917), von den
Bischöfen Bernold und Konrad L von Ut-
recht (Dbg. S. 608, 612), es existiert ein gol-
dener Halbbrakteat von Hildesheim, aus
späterer Zeit ein Goldpfennig Jakobs v.
Metz (1239 — 1260), 0,75 g schwer, und von
Utrecht, 0,71 g schwer, dann von St. Omer,
von Konrad IL von Osnabrück (1278 —
1296), von Ludwig IL v. Münster (13 16 —
57), ein goldener Heller von Frankfurt, ein
einseitiges Stück von Balduin von Trier
(Noß, Trier 1 2 nr. 8, 0,23 g schwer) ; schließ-
lich sind uns einige goldene Brakteaten er-
halten, von Ulm, Lindau, Basel und Bern,
ein Freipfennig von Erfurt; ein Goldbrak-
teat Ulrichs v. Halberstadt ist auf der Har-
burg gefunden worden. In rheinischen,
westfälischen und ostfriesischen Urkunden
des 12. u. 13. Jh.s werden nummi aurei = 7
oder 8 Silberpfennigen zahlreich erwähnt.
Bei Gudenus, cod. dipl. Mogunt. II S. 16
findet sich die Stelle: »denarius aureus
vel duodecim argentei Confluentine mo-
nete«.
Auch in England gibt es, abgesehen von
dem Mancus (s. d.) König Offas, ent-
sprechende Goldstücke, so von Ethelred IL
(939 — 1016), 3,34 g schwer (Grueber S. 29),
von Eduard dem Bekenner (1042 — 1066),
3,51 g schwer (Kenyon, The gold coins of
England, London 1885 S. 13), von Heinrich
IIL. nach 1257, 2,93 g schwer; daneben auch
eine Nachbildung des munus -divinum -
Goldstückes Ludwigs des Frommen von
Erzbischof Wigmund von York (837—854),
4,42 g schwer (Grueber S, 16). — Neben
den echten Goldpfennigen sind uns gleich-
zeitige vergoldete Silberpfennige erhalten.
— Menadier in den Sitzungsber. d. num.
Ges. z. Berlin 4. Okt. 1886, Z. f. N.
14 Anhang S. 32 u. Schausammlung S.
215; Joseph, Worms S. 27; Eheberg, Über
das ältere deutsche Münzwesen und die
Hausgenossenschaften S. 149; Bl. f. Mfr.
1904 S.3117 u. 1914 S. 5489. Su.
Goldstaub in Papiersäcken (vgl. Beutel)
wurde in Japan vor Aufkommen der Oban-
münzen (s. Ban) als Zahlungsmittel ver-
wendet. In Kalantan (malaiische Halb-
insel) wurde noch im 19. Jh. mit Goldstaub
gezahlt. In Kumaon hat ein Sack G. den
Wert von 8 Rupien (Phetang aus Pindan,
im Sanskr. = Goldstaub). G. in Feder-
kielen diente im alten Mexiko als Geld. —
Munro, Coins of Japan 186; van de Polder,
Transactions of the As. Soc. of Japan 19,
455; Engel, RN. 1890, 391; Cunningham,
Coins of Ancient India 7. V. R.
Goldialer s. unter Taler.
Goldwälming ist die EdelmetaUwährung,
bei der nur Goldmünzen Kurantgeld, das
heißt unbeschränkte gesetzmäßige Zahl-
mittel sind, in denen der Gläubiger die
Zahlung der Schuld fordern darf, während
alles andere Geld, auch das silberne,
Scheidemünze ist (s. d.). Ist diese Begriffs-
bestimmung auch erst im 19. Jh. aufgestellt
worden, so haben doch Goldmünzen früher
zeitweise so überwiegend den Verkehr und
Handel beherrscht, daß man von einer Gold-
währung, wenn auch nicht im modernen
Sinne, gesprochen hat, so seit Alexander
dem Großen in den hellenistischen Staaten,
dann seit Caesar und nach der Münzorgani-
sation Konstantins bis zum Untergang des
weströmischen Reichs und im byz. Reiche.
Von einer Goldwährung im 14. und 15. Jh.
zu sprechen geht aber kaum an. Zwar war
Gold das führende und preisbestimmende
Metall, aber daneben bestand genau wie im
Altertum selbständig, keinesw^ als bloße
Scheidemünze, das Silbergeld: es herrschte
Parallelwährung (Harms, Münz- u. Geld-
politik der Stadt Basel 1907, 8,237 ff.).
Die reine Goldwährung im modernen
Sinne hat zuerst England am Ende des
18. Jhs. durchgeführt. Im 18. Jh. wurde
232
GOLDZERTIFIKATE— GORGONEION
dort die 171 7 eingeführte strenge Doppel-
währung (i Guinea =21 Schilling) dadurch
unmöglich, daß das Silber im Werte stieg,
also ausgeführt wurde. In der Tat hatte
man Goldwährung. Als seit 1774 die Silber-
münze nur bis zum Betrage von 25 Pfund
ungewogen genommen werden durfte, wurde
Silbergeld zur Scheidemünze, seit 1816
unterfertig ausgeprägt und so die Gold-
währung streng durchgeführt. Alle anderen
Staaten sind viel später dazu gelangt; nur
Bremen hatte seit 1750 eine Art Goldwäh-
rung, indem es fremde Goldmünzen, beson-
ders die Louisdor, benutzte, selbst aber nur
Sübergeld prägte. Seit dem Anfange der
1860er Jahre mehrten sich die Stimmen für
den Übergang zur Goldwährung: der Vor-
gang Englands, die leichte Transportfähig-
keit, der große Wert bei kleinem Volumen,
die Homogenität und Schönheit des Goldes
und seine wachsende Verwertung in der In-
dustrie ließen es immer begehrter werden.
Zuerst gingen Deutschland und die skandi-
navischen Länder 1873 zur Goldwährung
über, 187s stellten die Niederlande, 1876
bis 1878 der lateinische Münzbund die
Silberkurantprägung ein, 1892 führte Öster-
reich die Goldwährung ein, doch gelangten
seine Goldmünzen fast nicht in den Ver-
kehr; es folgten 1898 Rußland, 1900 die
Vereinigten Staaten, 191 8 Mexiko, dann die
1919 neugeschaffenen Staaten. Jedoch
besteht in den meisten Staaten der Geld-
umlauf in Papier, Billon-, Silbermünzen
u. Münzen geringeren Metalles, wie Nickel,
Aluminium und Kupfer, während das Gold
in den Kellern der Regierungen oder der
Banken deponiert ist (s. Goldkernwährung).
Ob der vorhandene Bestand an Gold
genügt, um eine Vollgoldwährung mit Um-
lauf von Goldmünzen und Golddeckung der
Noten zu ermöglichen, darüber ist man sich
heute nicht einig. Während die einen be-
haupten, der Bestand genüge bei weitem
nicht den Bedürfnissen an Zahlmitteln,
zumal da die Goldproduktion zurückgehe —
1912: 701 379, 1926: 600397 kg — , sagen
die andern (s. auch Goldkernwährung), alle
Goldwährungsländer seien heute in der
Lage, die Vollgoldwährung einzuführen,
wofern nur nicht die Golddeckung der
Noten übertrieben wird (d. h. wofern nicht
100 oder fast 100 o/oige Deckung verlangt
wird). Die Schweiz plant heute den Über-
gang von der Goldkern- zur reinen Gold-
währung unter Ersetzung der Silbermünzen
durch unterwertige Scheidemünzen aus un-
edelm Metall. — Die Bank 1927, S. 599 ff.
und 1928, S. 705. S.
Goldzertifikate sind Scheine der Ver-
einigten Staaten von Nordamerika, die seit
1865 gegen Deponierung von Gold gegeben
und jederzeit gegen Gold eingelöst werden
können, um den Verkehr mit Gold zu er-
leichtern. 1906 waren es für 519 Millionen
Dollar. — J. Scheffler, S. 56 f., 122. S.
Gorgo und Gorgonelon, Top-fd» und
ropYoveiov. Gorgo ist ein griech. weibl.
Ungeheuer, das Gorgoneion ihr Kopf. Die
ursprüngliche griech. Sage kannte nur eine
G., später unterschied man 3 Schwestern,
Gorgonen, deren wichtigste, eben die ur-
sprünglich alleinige G., den Namen Me-
dusa, MeSooaa, führte, so daß die Worte
G. und Medusa dasselbe Wesen bezeichnen.
G. gilt als ein Scheusal, dessen Anblick in
Stein verwandelt, und das von Perseus ge-
köpft wird. Auf M. erscheint das nach vorn
gewandte Gorgoneion schon auf ganz frühen,
örtlich nicht bestimmbarenEl. -stücken, ohne
daß wir aber eine mythische Bedeutung an-
zunehmen hätten, vielmehr als Unheil ab-
wendendes, apotropäisches Bild, als Schrek-
kensmaske verwertet; es fügte sich dem
Rund der M. ja bes. bequem ein und ist
daher überhaupt in archaischer Zeit und im
5. Jh. auf M. häufig (z. B. Athen, Neapolis
Mak., Apollonia Pontike, Abydos, Kyzikos
EL, Kypros, Selge, Populonia Etr.), Ur-
sprünglichbetont man durch niedrige Stirn,
breitgequetschte Nase, in beiden Dimensio-
nen weit aufgerissenen Mund, gefletschte
Zähne, herausgestreckte Zunge, schlangen-
artig aufgerollte Haarenden die Schreck-
haftigkeit. Dies mildert sich wie bei allen
Schreckbildern seit Beginn des 5. Jh.s (sog.
mittlerer Typus, vgl M. von Neapolis,
Apollonia, Melos), bis im 4. Jh. ein zu-
weilen geflügelter Mädchenkopf mit einigen
Schlangen im Haar, nach vorn oder audi
schon etwas seitlich gedreht (Kyzikos)
übrigbleibt (Apollonia, Neapolis; |sog.
»schöner Typus«); im Hellenismus tritt
dann ein »pathetischer« Typus auf (M. von
Rhodos, JR des L. Plautius) ; ein jR des Cos-
sutius Sabula setzt den Kopf sogar seitlich.
GORYTOS— GOURDE
233
— Das G. bildet femer aus apotropäischen
Gründen eine beliebte Zier auf Schutzwaffen
wie Aigis und Schild; später erscheint es in
der Mitte einer Triskeles (s. d.) als Symbol
Siziliens, Abb. ^^.
Die Ganzfigur der Gorgo kommt imKnie-
laufschema und geflügelt auf frühetrusk, M.
vor, dann in heilenist. Zeit Perseus mit
ihrem abgeschlagenen Haupte in der Hand,
ihr Rumpf am Boden (pontische Städte), in
der Kaiserzeit die Szene ihrer Tötung (Dal-
dis, Sebaste Phryg.). — R. E. VII S. 1630;
Roscher, Lex. I S. 1695/1727; Regling, M.
als Kunstwerk S. 16. 37. 64. 82/3; A. J, N.
43 S. 113 ff.; Anson, Greek coin types VI
Taf. Vm— X, R.
Gotytos, griech -[opotoc, der Bogenbehäl-
ter; meist ist der Köcher als Behälter der
Pfeile mit ihm verbunden (M. von Ery-
thrai), auf M. des Augustus mit Armenia
recepta stehen aber G. mit Bogen und
Köcher mit Pfeilen getrennt nebeneinander.
— R. E. VII S. 1674; Anson, Greek coin
types II Taf. IV— VIL R.
Gosler (Gosger) waren Goslarer Scherfe.
Der Name wurde im 16. Jh. auf verschie-
dene kleine westfälische Münzen über*
tragen, indem auf i Reichstaler 36 Marien -
groschen, auf einen Mariengroschen 8 Pfen-
nige oder 16 Gosler gerechnet wurden. Der
Name wich dann der Bezeichnung »Heller«
oder wurde auf schlechte kleine Münzen
übertragen. So bezeichnete man am Rhein
mit »clevische Gösger« die unter Friedrich
I. in Berlin, Magdeburg und Minden gepräg-
ten 6 -Pfennigstücke oder »Roten Sechser«
(s. d.) als eine der geringhaltigsten umlau-
fenden Sorten; im Mindener Verkehr wur-
den 18 auf den Gutengroschen und dem-
gemäß 12 auf den Rechnungswert des Ma-
riengr. gerechnet. S. auch Gosseier. —
Schrötter in Acta Bor., Gesch. I S. 163;
Stange, Minden, S. 84. S. u. Su.
Gosseier. Halbtalerartige silberne, 1561
geprägte Münzen der drei Städte Deventer,
Campen und Zwolle mit einem Heiligen auf
der Vs. und den Schilden der drei Städte
auf Blumenkreuz auf der Rs. galten 10 G.
(auch halbe). Sie hießen auch doppelte
Flabben (s. Flabbe). 1543 und 1555 wurden
von den drei Städten 2- und i -Gosseier ge-
prägt, die auf der Vs. deren drei Schilde
um den Anfangsbuchstaben einer der
Städte, auf der Rs. einen Adlerschild auf
Blumenkreuz zeigen. Der doppelte Gosseier
galt etwas weniger als ein Stüver (s. d.), er
wog 1555 3,97 g und hielt 1,32 g Silber.
Der Name stammt von den Goslarer
Mariengroschen, die in Mengen in den
Niederlanden in Umlauf waren. — v. d.
Chijs, Overijssel, S. 264f., Taf. VIII, Nr.
45—52; S. 249 f., 289, Taf. X, Nr. 10—17;
Stephanik, Nr. 2931 — ^2941, 2999 — ^3003.
S.
GothicilS, Siegesbeiname des röm. Kaisers
Claudius II. wegen seiner Erfolge gegen die
Goten. R.
Gotische Schrift, auch Fraktur- oder (ver-
altet) Mönchsschrift genannt, s. Schrift, Su.
Goudeiiy holl. = golden; daher Gouden
Willem s. Zehnguldenstück; gouden crone
s. couronne d'or; gouden lam(men) s. agnel
d'or und mouton d'or; gouden schild s. &u
d'or ; gouden vliezen s. Toison d'or; gouden
leeuv s. lion d'or. Su.
Gouden Engel s. Tuin.
Gouden Vliezen = Toison d*or (s. d.).
Gouden Willem s. Zehnguldenstück.
GourdCi französische Bezeichnung des
Peso (s. d.), hergeleitet vom spanischen
gordo = dick, groß. Wegen Überbewertung
des Goldes entstand am Ende des 18. und
Anfang des 19. Jh.s in Westindien Mangel an
Silbergeld. Dies führte zum Zerschneiden
der Peso und Umlauf der Teilstücke. Da-
bei wurde viel betrogen, indem man den
Peso in fünf Teile zerschnitt und jeden
dieser Teile als y4-Peso ausgab. Um das zu
niedrig bewertete Silbergeld im Umlauf zu
halten, schnitten viele Regierungen aus der
Mitte des Peso ein Stück aus, das, mit einer
•Marke versehen, selbst als Münze umlief.
Das gelochte Stück galt einen Peso. Der
kleine Ausschnitt hieß in den französischen
Kolonien auch »gourde«, ebenso die zer-
schnittenen Teilstücke. So galt 181 1 der
durch den Ausschnitt erleichterte Peso in
Guadeloupe 9 Livres, der Ausschnitt selbst
20 Sous, die Viertelstücke 2 Livres 5 Sous.
Alle diese Stücke waren mit einem G oder
mit einem gekrönten G gestempelt Endlich
wurden 1825 für Guadeloupe Jettone aus
Kupfer zu 16, 8, 4, 2 und l Gourde geprägt.
Die Engländer nannten dieses Geld i^Cut
money« (s. d. und Gurd). — 1829 — 31
wurden in Haiti ganze, halbe und viertel
234
GRABFUND&-GRAIN
G. oder Gourdin = lOO, 50, 25 Centimes
aus Silber geprägt und 1880 daselbst eine
dem französischen silbernen Fünffrank-
stück entsprechende Münze mit dem Namen
Gourde eingeführt, in 100 Centimes zer-
fallend. Aber auch dieser Staat hat 1906
die Goldwährung eingeführt, indem er den
Goldpiastre oder Piastre forte, 1,612 g
schwer mit 1,4508 g Goldgehalt zur Münz-
einheit machte; er hat aber bisher kein
Gold geprägt. Jetzt besteht dort eine Gold-
kemwährung auf Grundlage einer Gold-
gourde, die 0,334 g wiegt und 0,301 g Gold
hält. S.
Grabfunde von M. sind die Fälle von
Münzauffindung, bei denen M. in einem
Grabe oder einem zusammenhängenden
Gräberfeld gefunden werden; vgl. unter
M.-funde, R.
Grän war vielleicht zuerst in England
ein dem Gewicht eines Weizenkorns ent-
sprechendes Gewicht, und zwar von 0,045 g,
seit 1526 = V5760 Kund = 0,0648 g. In
Spanien befahlen die Könige Ferdinand und
Isabella im Jahre 1488, statt der verschie-
den schweren Weizenkömer als Münz-
gewichte Gräne von Messing zu benutzen.
Das niederländische Grän wog 0,0534 g.
In Deutschland war das Grän, nachdem
1524 die Kölnische Mark zum Reichsmünz-
gewicht gemacht war, = ^18 Lot = Va88
Mark = 0,812 g. So beim Silbergewicht.
Beim Gol(^ewicht hatte das Elarat [s. d.)
bis zum 16. Jh. 4 Grän, wonach ein Grän
2,436 g wog, seitdem war es gleich dem
Silbergrän. Die Unze (= 2 Lot) des Nürn-
berger Apothekergewichts hatte 480 Gran,
so daß das Gran 0,062 g wog. S. auch Fein-
gehalt und Mark (Gewicht). — Grote, M. St.
III, S. II— 17. S.
Graf^ der, frank, gräfio, rond. greve, fries.
greva, ahd. grävo, nhd. gräve, graeve, war
im fränkischen Austrasien das Organ der
königlichen Gauregierung, dem in den ro-
manischen Landesteilen und bei den Goten
der comes entsprach. Dieser hatte der Gau-
verwaltung in allen ihren Beziehungen, in
gerichtlichen, administrativen, fiskalischen
und militärischen vorzustehen (Schröder^
Rechtsgesch. ^ S. I36£F.). Innachkarolingi-
scher Zeit entwickelte sich das Grafenamt
vom provinzialen königlichen Amt zum
territorialen Recht: die mit dem Amt ver-
bundenen Nutzungen und die amtlichen
Befugnisse wurden als Beneficium ver-
geben und durch Erblichkeit der Bene-
ficien selbst erblich. Doch wurde das
Wort später in allgemeinerer Bedeutung
angewendet.
Der Ertrag der königlichen Münzen, mit
Ausnahme der Münzen am Hof und in den
Pfalzen, gehörte wohl allgemein zu den
Amtseinkünften des Grafen (Schröder^
s. 572).
Das Münzrecht eigneten sich vielfach,,
teilweise als Vögte der geistlichen Herr-
schaften (s. advocatus) die Grafen, abge-
sehen von den Pfennigen Ottos von Ham-
merstein, Reinhards I. v. Hennegau, Bert-
holds V. Zähringen, Albrechts v. Namur
u. a. aus dem Anfang und' der Mitte des
II. Jh.s, in den Wirren der Bürgerkriege
unter Heinrich IV. an, so Ekbert IL von
Braunschweig (1068 — 1090), der Partei-
gänger des Gegenkönigs Hermaim von
Salm, so Hoier von Mansf eld und Hermann
von Winzenburg, die beiden Anhänger des
salischen Königs, dann Dietrich von Katlen-
burg, Konrad IL von Arnsberg, Adolf HL
von Berg und Otto von Zütphen.
Die Münzprägung der Grafen wird dann
in der Zeit der Hohenstauf en umf angreicher,
Friedrich I. Barbarossa sah sich daher ge-
nötigt, gegen diese unberechtigte An-
maßung des Münzrechts einzuschreiten, und
verbot es speziell im Bistum Halberstadt:
»statuimus et precepimus, quod nulla de
cetero persona absque episcopi predicti con-
sensu et gratia aliquam monetamin episco-
patu Halb(erstadensi) cudere vel formare
vel aliquo modo adulterare presumat.«
(Jesse nr. 58 1160/1176). Die Urkunde
richtet sich wohl gegen die Harzgrafen, wie
die Falkensteiner und Arnsteiner. -
Doch war der Prägung der kleineren Dy-
nasten kein Einhalt zu tun, sie nahm viel-
mehr unter Friedrich IL und im Interreg-
num noch weiter zu. Erst später erzwang
die wirtschaftliche Entwicklung die Schlie-
ßung zahlreicher dieser Münzstätten. Vgl.
unter Burg-, Land-, Mark-, Pfalzgraf. —
Menadier, Schausammlung S. 128. Su.
Graffiti auf M. s. unter Einritzungen.
Grain, ital. Grano, für Malta 1866 bis 1899
in London geprägte Kupfermünze zu V3-
GRAMMA— GRAVIERTE MED.
235
Farthing = Va4o Scudo mit Büste -Schrift.
— Chalmers, S. 324. — Vgl. auch Grän. S.
Granuna^ griech. ypcciipia. Gewicht von
1/388 röm. Kund = »1,137« g — lat. Scripu-
lum, s. d. R.
Grammateus (^pafifiaTSüc), griech. =
Schreiber, etwa wie Staatssekretär, ein viel-
fach auf griech. M. erscheinender Amts-
titel, zuweilen im Partizip YpafipiaTeucov;
in Ephesos ist der G. zugleich äp^ispeuc;
oft mit liri, also zur Datierung, oft aber
hatte wohl wirklich der G. die Oberaufsicht
über das Münzwesen; auch yP- Stqjjloo
(Hierapolis) und -^p. itpcuxoü, also Erster
eines Kollegiums, SÜanlich iid ^p. tcdv itepl
OiXwwüov (Tralleis) kommt vor. — R. E. VII
S. 1708 ff, (die M. S. 1750/1); Münster-
berg, Beamtennamen S. 251/52. R.
GramOy Goldstücke mit der Bezeichnung
ihres Gewichts: Un GRAMO oder 5 GRA-
MOS sind Privatmünzen eines Julius Pop-
per auf Paramo (Feuerland), die gewöhnlich
I- und 5 -Goldpesos heißen. — Frey, S. 96.
Gran s. Grän am Schluß. S.
GranadlüO war der Peso von Neu-Grana-
da, der in Sta. Fh de Bogota 1847—1858
mit dem Staatswappen auf einer, der Wert-
bezeichnung und i>Ley 0,900« auf der
anderen Seite geprägt wurde, — Fonrobert,
Nr. 8109 ff. S.
Granalienprobe s. unter Tiegelprobe.
Grand Blanc s. Blanc.
GranOy PI. grana. G. oder Acino (s. d.)
war ursprünglich ein süditalienisches Ge-
wicht, das 1222 von Kaiser Friedrich IL
auf Vöoo Unze normiert wurde. Zwar findet
man schon im Mittelalter Geldsummen
in Grana ausgedrückt, aber als geprägte
Münze erscheint der G. in Neapel erst
unter Ferdinand IL von Aragon (1458
— 1494), und zwar als das kleinste Nomi-
nal von Kupfer mit dem thronenden
König oder dessen Brustbild auf der Vs.
und Kreuz oder Wappen auf der Rs., später
mit den Initialen der Könige auf der Vs.
Philipp IL hat Grana aus Silber, 0,35 g
schwer mit Kopf -2 Feuerstahle zu 12
Cavalli (s. d.) geprägt, Philipp IV., ebenso
wie es bis dahin in Spanien geschehen war,
große Massen Kupfergeld auch in Neapel
geschlagen, und zwar zum großen Teil in
Grana und Stücken zu 2 Grana oder
»Publica ♦, welcher Name von der Inschrift
der Rs. : Publica commoditas, später Publi-
ca laetitia stammt. Diese Münzen wurden
bis 1825 geprägt. Im 17. u. 18. Jh. wurden
auch silberne Stücke zu 15, 8 und 5 Grana
hergestellt. Auch auf Sizilien und Malta
(s. Grain) wurden Grana imd ihre Vielfache
seit dem 16. Jh. geprägt. — Cagiati, II— V,
passim; Martinori, S. 187 f. S.
Graumanscher MfinzfuB^ Graumansches
System» ist die von Friedrich dem Großen
mit Hilfe seines Generalmünzdirektors
Johann Philipp Grauman im Jahre 1750
zustande gebrachte Münzreform. Friedrich^
in der Einsicht, daß vom Reiche auch im
Münzwesen nichts mehr zu hoffen sei,
stellte sich darin auf eigene Füße, schuf
eine ganz neue Silbermünze, den Taler
nach 14-Talerfuß, der 16,704 g Silber hielt,
und prägte den Friedrichsdor weiter (s. d.).
Jedoch gab Grauman dem Taler einen zu
hohen Zahlwert gegen den Friedrichsdor,
(der 5 Taler gelten sollte. Daher verließen
die Friedrichsdor, kaum geprägt, das Land.
Um sie festzuhalten, wurden sie seit dem
Siebenjährigen Kriege höher bewertet, und
zwar auf 5^3, im 19. Jh. auf S^A Taler. Die
silbernen Münzen fielen im Siebenjährigen
Kriege einer starken Verschlechterung an-
heim (s. Ephraimiten und Kriegssechstel),
doch wurde der gute Fuß 1764 wieder her-
gestellt. Die Taler mit ihren Dritteln,
Sechsteln und Zwölfteln bildeten dann 100
Jahre lang das Kurant Preußens, und der
Taler Graumans eroberte sich im 19. Jh.
Deutschland (s. Vereinstaler). S.
Grave ist eine portugiesische Billoij-
münze König Ferdinands I. (1367— 1383).
Typus: Vs. Schild mit F gekrönt über einer
litnze, Rs. Schild zw. 4 Erteilen. 120
Stücke sollten aus der 3 dinheiros feinen
Mark ausgeprägt werden, also wiegt ein
Stück 1,89 g rauh und 0,47 g fein; der
Nennwert war zuerst gleich 15 soldi, dann
wurden sie auf 7 soldi und schließlich 14
dinheiros herabgesetzt. — Aragäo I S. 182,
191 ff. Su.
Gravierte Med, Die graduierten Med. sind
meist engl, ovale Silbermed. .der Zeit
Jakobs I. und Karls L, z. T. von Simon van
de Passe signiert, nebst kleinen, meist
runden Spielmarken (z. T. badges genannt)
und einem Vorläufer in Gestalt der Med.
auf Drakes Weltumseglung 1580 (Num.
236
GRAZEEN-GRIFFON
chron. 1906 S. ^i) sowie anderen, meist
niederländ. Stücken, z. B. auf Jan van
Leyden. Sie machen zunächst den Ein-
druck von Ätzungen (Radierungen) auf
Metall, bei denen die vertieften Linien mit
schwarzer Farbe gefüllt sind, daher man
sie früher geätzte Med. genannt hat. Das
sind sie nicht; sie sind vielmehr entweder
von geätzten Stempeln geprägt oder wahr-
scheinlicher einzeln, aber nach ein und der-
selben Pause, graviert. — Num. chron. 1915
S. 230 ff. — Einzeln negativ graviert sind
übrigens auch manche Kontorniaten (s. d.)
und die Tesserae (s. d.) aus Bein. R.
Grazien, die drei, s. unter Chariten.
Greenbacks sind die im Sezessionskriege
geschaffenen »Vereinigte Staatennoten« der
Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Wegen des grünen Untergrundes hießen sie
Greenbacks (Grünrücken) ; sie warenin Stük-
kenzu i bis lOOoDollar ausgegeben, und zwar
für 450 Millionen Dollar. Sie und die Fractio-
nal currency (s. d.) blieben Währung; 1906
gab es Greenbacks für 338 Millionen Dollar.
— J. Scheffler, S. 38 ff., 54 f., 122. S.
Greger Selige s. Bibersteiner.
Grdfy griech. Yp6<p, ein aus dem Orient
entlehntes, geflügeltes und gehörntes Fa-
beltier, entweder als Löwe oder als Löwe
mit Vogelkopf gebildet. Sehr häufig
auch wegen seiner apotropäischen Kraft
auf griech. M. in archaischer Zeit, in allen
Haltungen und Gangarten, geradezu Wap-
pen von Assos, Teos und seiner Kolonie
Abdera (Abb. 46), häufig auch in Panti-
kapaion (hier als goldhütend, Herodot IV
13), Phokaia, Lykien usw.; später Tier des
ApoUon, der auch auf ihm reitend erscheint
(Kyzikener), und der Nemesis, weil er selbst
als dXaoTcop = Rächer gilt; daher er, die
Tatze aufs Rad legend, auch inSmyma, der
Stadt der Nemesis, und anderswo erscheint.
Er kommt auch auf M. des Bogud von
Mauretanien und auf röm. M. [M. des L.
Papius, M. des Gallienus mit Legende Apol-
lini cons. Aug.) vor. Mit den Attributen
des Dionysos ist er auf M. von Teos oft ver-
einigt. — R. E. VII S. 1902 ff.; Nom. III
S. iff.; der Löwengreif (also auch mit
Löwenkopf): J. H. S. 43 S. 156. — Wegen
des G. auf m.a. M. s. z. B. unter Griffon. R.
GrenadinO) irriger Name des Granadino
(s. d).
GrenetiSy französische Bezeichnung der
die Münze schützenden Verzierung ihrer
Peripherie in Gestalt eines Strichelreifs oder
des Stäbchens (s. d.) mit dem Perlreif. S.
Greschel = Gröschel (s. d.).
Greshamsches Gesetz. Sir Thomas Gre-
sham war Londoner Großkaufmann, Be-
gründer der Londoner Börse und Geldagent
Eduards VI. und Elisabeths. Nach ihm wird
das Gesetz »Das schlechte Geld verdrängt
das gute« (Bad money drive out good)
genannt, obgleich es in seinen Schriften
nicht vorkommt, das aber damals aus den
Erfahrungen der von Gresham bekämpften
Münzverschlechterung abstrahiert wurde.
— Jastrow, Geld und Kredit, Berlin, 1914,
S. 40 ff.; Schmollers Jahrbuch, 1908, I,
S. 86, II, S. I f. S.
Greve^ nd. = Graf (s. d.).
Grltton (Grijpen) werden im 15. Jh. nie-
derländische Gold- oder Silbermünzen mit
der Darstellung eines oder zweier Greifen
genannt.
Der Bischof V. Lüttich, Johann v. Bayern
(1390 — 1418) prägte derartige Gold- und
Silberstücke mit einem Greifen sitzend von
' der linken Seite: in N\ grand griffon {2i^^ g)
und V» Griffon (1,93 g), wohl beide i8
Karat 2 Gr. fein, in M. doppelte Griffons,
einfache Griffons u. Va Griffons im Gewicht
von 3,9—5,52 g, 2,39 u. 1,32 g. Urkund-
lich werden die grands griffons d'or 1412 u.
1416 erwähnt. Diese Münzgattung schlug
ebenso in Gold und Silber Bischof Johann
V. Heinsberg (1419 — 1455). — Chestret de
Haneffe, Lüttich S. 176 f., S. 181 f.
Weiter gibt es silberne Griffons von
Maximilian, während der Minderjährigkeit
Philipps des Schönen (1482—94) v. Bur-
gund in Mecheln u. Antwerpen 1487/88 u.
in Dordrecht 1490 geschlagen: doppelte
1 1 d. 4 gr. fein, 68 Stück auf die Mark, also
ein Stück 3,89 g Rauhgew. u. 3,6 g Fein-
gew. ; einfache 6 d. fein, 73 Stück auf die
Mark, also ein Stück 3,35 g Rauhgew. u.
1,68 g Feingew. Die doppelten zeigen 2 ein-
ander gegenübersitzende Greifen, die das
Briquet u. den Stein des Goldenen Vließes
halten. Die einfachen mit nur einem Greifen
tragen auf der Vs. die Umschrift inienarius
Simplex nominatus grifonus« u. auf der Rs.
die »deum plus ama quam argentum«; der
V2 Griffon hat als Typus ein gekröntes »M«.
GRIVENKA— GRIVNA
237
— De Witte II no. 558—561; v. d. Chijs,
Holland S. 491. Su.
Grivenka (Demin. von Grivna, s. d.), be-
deutet vom 14. — 18. Jh. die größte russische
Gewichtseinheit für Edelmetalle und für
besonders kostbare Waren, z. B. Pfeffer.
Man unterscheidet eine große Grivenka, die
einer ganzen Gewichtsgrivna und dem
späteren russ. Pfunde gleich ist (409,52 g),
und eine kleine Grivenka, gleich einer ^a
Grivna (204 g). Die kleine G. wird im
14. Jh. auch rublevaja G. genannt, erhält
aber dann wieder im 16. Jh. ein neues Prä-
dikat »scalovaja« (Gewichtsg.), wahrschein-
lich wohl zum Unterschiede von dem in
seinem Gewicht stark gesunkenen Rubel
(s.d.). — Sreznevskij I, 591; Mrocek, 78;
Kaufman, Ves 2, 8, 10; Rubl', 13. —
Kaufman hat vollkommen recht, wenn er
den »Ustav« (Statut) des Fürsten Vse-
volod ins 14. Jh. verlegt (Ves, 40). B.
Glivennik (abgel. von Grivna, s. d.), ist
der in Rußland gewöhnliche Name für ein
lO-Kopekenstück, das, seit Peter dem Gr.
(1699) in Silber geprägt, in der 2. Hälfte
des 18. Jh.s zur gewöhnlichsten silbernen
Kleinmünze wurde und dann im 19. und
20. Jh., mit Ausnahme von 1918 — 1920,
jährlich ausgegeben wurde. Sein Bild
ist der Doppeladler bzw. Wappen der
Sovjetunion auf der Vs., und Wertangabe:
grivna, grivennik, seit Paul L (1796 — 1801)
»IG -Kopeken« auf der Rs. Jetzt ist der G.
1,78 g schwer, hat 17 com im Dm. — Im
18. Jh. kam auch Brustbild und Mono-
gramm auf der Vs. vor. — Sein variierender
Feingehalt war bis 1867 nicht um vieles
geringer als der der vollwertigen Silber-
münzen (s. Rubel). Seit 1867 aber hält
der G. nur 500/0 Silber,
Kupferne G. in Quadratform von 1725 —
1727 (vgl. Großfürst G. M., Ekaterina I,
Taf. XVII 5 — 7) sind wohl Nachahmungen
der schwedischen Platten. — Runde G. aus
Kupfer wurden von Peter III. 1762 mit
Doppeladler auf der Vs^ und Wertangabe
über Waffen nach preußischem Vorbilde
auf der Rs. (vgl. Großfürst G. M., Elisabeth
II B, Taf. I u. II; die Stücke zu 4, 2 und i
Kopeken, auch die Denga, haben auf der
Hs. St. Georg), von Katharina IL vpn 1763
— 1781 für Sibirien (s. Sibirskaja moneta,
Großf. G. M. II Taf. VI 7) und von Niko-
laus I. von 1830— 1839 ausgegeben. B.
Grivna ist eine altrussische Geld-, Ge-
wichts- und Recheneinheit, deren Name
vom Worte griva (Mähne) abgeleitet wird
und deren Bedeutung zuallererst »Hals-
band« (torques) war. Es liegt daher für
Riißland recht nahe, Halsbänder für die
ursprüngliche Form von Metallgeld zu
halten, die man ja auch zerbröckelt in
Hacksilberfunden vorfindet. Metrologisch
ist aber dieser Tatbestand noch nicht
durchgearbeitet worden.
Doch schon die schriftlichen Quellen des
II. Jh.s lassen keinen Zweifel daran, daß
die G. auch eine Geldeinheit war, die aber
nach Metall, Gewicht oder ihren Rechen*
funktionen unterschieden werden muß.
I. Die Goldgrivna (G. zlata, zlatica des
13. Jh.s, s. d.) wurde sowohl im Sinne einer
Gewichts- und Geldeinheit als auch einer
Münzeinheit gebraucht, deren äußere Form
für die späteren Jahrhunderte sogar auf
Miniaturen wiedergegeben ist. — S. Barren,,
russische, I. Vgl. Mroöek, 68 — ^70. — Die-
G. ohne Prädikat wurde sowohl in der Be-
deutung einer Gewichtseinheit (die zugleich.
Geldeinheit war) als auch einer Rechen-
einheit gebraucht. Erst fürs 12. Jh. haben,
wir Belege für sie als Münzeinheit. — VgL
Mroäek, 72.
IL Die Gewichtsgrivna (vesovaja g.)
müssen wir uns als zugewogenes Silber den-
ken, die wohl, wie es die sehr zahlreichen
Funde beweisen, im 9. und 10. Jh. aus
arabischen Silbermünzen und ihren zer-
brochenen Teilen, vom Ende des IG. imd
im Laufe des ganzen ii. Jh.s aber nebea
einer immer abnehmenden Zahl von Dir-
hems hauptsächlich aus westeuropäischen
Denaren, ganzen und zerhackten Stangen-
förmigen Barren (s. Barren, russ.) der ver-
schiedensten Form und von verschieden-
stem Gewicht, zuweilen aus zerhackten
Silberplättchen, aus zerbrochenen Schmuck-
sachen und aus Silbergeschirr bestand*
Übrigens sind in den russ. Funden des
II. Jh.s zerhackte Gegenstände und Barren
im Verhältnis zu den Münzen nicht so zahl-
reich wie z. B. bei den baltischen West-
slaven. — Neuerdings wird mit der größte»
Wahrscheinlichkeit das Gewicht der G. mit
dem russ. Pfunde (409,5 g) in Zusammen-
238
GROAT
hang gebracht, da sich sowohl mit dem
Pfunde Kontinuität durch alle Jahrhun-
derte feststellen, als auch der Münzfuß der
auf russ. Boden sich so zahlreich vorfinden-
den Dirhems auf dieselbe Gewichtseinheit
zurückführen läßt. Metrologische Unter-
suchungen der aus den Funden aus Nord-
end Osteuropa stammenden Gewichte der
Wikingerzeit unterstützen durchaus diese
Annahme. — Kaufman, Ves, besonders
S. 6off.; T.Arne, Orient. Archiv (1912)
S. 122 und La Su^de et TOrient, 176 — 196,
auch Fomvännen 1917. — Bei Kaufman
muß aber die Methode beanstandet werden,
da er: i. die Barren der späteren Jahrhun-
derte zuhilfe nimmt, ohne sie, wenn auch
nur aimähernd, chronologisch zu datieren,
2. nicht auf Grund der Funddirhems seine
Schlüsse zieht, sondern nur Elabinettstücke
in Betracht nimmt. — Vgl. auch unter
Hacksilber.
Seit Krug (Zur Münzkunde Rußlands,
134) wird noch das Bestehen einer leich-
teren, südlichen, aus Byzanz stammenden
G. gemutmaßt, worauf sowohl der Vei^leich
einiger Gewichtsnormen aus den byzan-
tinisch-russischen Verträgen mit denen der
Russkaja Pravda (das älteste russische
Recht), als auch das Gewicht der aus
späterer Zeit stammenden Barren (s.
Barren, russische IV) hinzuweisen scheinen.
— Vgl. Kl'uöevskij, Lekcii po russkoj
istorii I, 267 (auch deutsch); Kazanskij,
114. — Dagegen Kaufman, Ves, 66 ü.,
der aber, was die Chronologie und das
ümlaufsgebiet der 6-eckigen Barren an-
betrifft, durchaus unrecht hat.
III. Neben der Gewichtsgrivna (v&ovaja
G.) kannte das älteste russ. Leben auch eine
Rechengrivna (sCetnaja), deren Teile die
Nogata (s. d.), die Kuna (s. d.), die Rgzana
(s. d.) und die Vekäa waren, wobei die G.
20 Nogata, 25 Kuna, 50 Rezana und eine
noch nicht ermittelte Anzahl von VSkSa
enthielt. — Vgl. Mro^ek, 122 ff.
, Leider muß man aber eingestehen, daß
das verhältnismäßig hohe und durchaus
wahrscheinliche Gewicht der G. (s. II) zu
409 g einer Gleichsetzung mit der R e c h e n -
grivna im Wege steht, sobald unter ihren
Teilen bestimmte Münzen — etwa Dirhems
von 2,8 g oder gar westeuropäische Denare
von nicht mehr als i, 5 g — zu verstehen sind.
Seit dem 12. Jh. wurde die silberne Ge-
wichtsg. durch »serebra« (silberne) prä-
zisiert.
G. ohne Prädikat bedeutete seit dem
12. Jh. die Geldgrivna, russ. Grivna kun,
die G. in gegossenen Barren. Für das 12.,
13. und 14. Jh. ist ihr Wert mehr oder
weniger festgestellt, denn sie ist in Nov-
gorod gleich einer y» Silbergrivna (s. Barren
III u. VI), in Smolensk aber (s. Barren
VII) und in Ostrußland (nizovaja G.)
(Barren VIII) gleich V4 Silbergrivna.
Der Gedanke von Kaäenovskij, Ko^anyje
den*gi, daß man unter Grivna kun stark
legiertes, schwarzes Silber zu verstehen
hat, muß mit Pogodin verworfen werden.
Die hier resümierten Anschauungen von
M. Pogodin (Izsledovanija, zameCanija i
lekcii VII, 322 ff.) und von Mroöek, 79 ff.,
sind wohl das Klarste von alle dem, was
in Rußland über diese heikle Frage ge-
schrieben worden ist und werden neuerdings
durch die Kenntnis der Fundbarren unter-
stützt.
Seit dem 14. Jh. ist die G. im Sinne der
Gewichtsgrivna (vesovaja G.) durch ihr De-
minutiv Grivenka (s. d.), und die Geldgrivna
(Grivna kun) durch den Rubl' verdrängt
worden. Die im 1 1. und Anfang des 12. Jh.s
noch vorhandene Rechengrivna (söetnaja
G., s. III) verschwand für die münzlose
Periode der russ. Geschichte, um im 15. Jh.
als Vio des schweren Rubels (s. d.) und Vj
der Poltina (s. d., p'atigrivennoje serebro)
aufzutreten, als welche sie sich bis jetzt im
Begriffe Grivennik (s. d.) erhalten hat.
B.
Groaty der englische, ist zuerst von König
Eduard III. geschlagen worden, wenn auch
schon Eduard I. solche Groschenmünzen
zugeteilt werden, die aber vielleicht als
Probemünzen anzusehen sind, da sie im
Gewicht von 8,9 g bis 5,2 g schwanken.
Eduard III. hat Groats und Half-Groats
im Werte von 4 und 2 Pennies im Rauh-
gewicht von 4,57 g und 2,22 g u. im Fein-
gew, von 4,23 g u. 2,05 g (Feingeh. II V"
Unzen) seit 135 1 geschlagen. Typus: Vs.
gekrönter Kopf im Vierpaß, Rs. befußtes
langes Kreuz, die Umschriften teilend, mit
3 Kugeln in jedem Winkel; zweizeilige Um-
schrift: Posui deum adiutorem meum-
civitas London (Abb. 224). Dieser Typus
GROBE MÜNZEN-^GROS
239
ist durch anderthalb Jahrhunderte bis zur
Zeit Heinrichs VII. beibehalten worden.
Die Groats wurden in London und York ge-
prägt. Unter Richard III. 1483/85 wiegt
I Groat 3 g und i/a Groat 1,07 g. Heinrich
VII. bringt mit seiner 3. Prägung einen
neuen Typus auf: Vs. des Königs Brustbild
V. d. r. S., Rs. Schild auf einem befußten
Kreuze, Rauhgewicht 2,9 g und 1,45 g,
Feingew. 2,77 und 1,33 g. Das Gewicht
-des englischen Groats sank dann in der
N.Z. immer weiter. 1836 wurde er von
Wilhelm IV. als 4-Pencestück wieder ins
Leben gerufen; er wog 1,88 g und hielt
1,74 g Silber. K. Viktoria hat diese Prägung
1856 beendet; der Groat blieb aber noch
bis 1887 im Umlauf. — Grueber, Handbook
S.43, 47, 49, 155, 158. Su.
Grobe Mfinzen, g. Sorten hießen vom 16.
bis 19. Jh. in Deutschland die größeren nach
feinerem Fuße als das kleine Silbergeld, in
der Hauptsache nach Reichs-, Zinnaischem,
Leipziger, Konventions- und Grauman-
schem Fuße ausgebrachten Silberraünzen
vom ganzen bis zum Vierteltaler hinab.
S.
GrSschd, Gr5scldein^Gresch(e)L Schon die
Reichsmünzordnung von 1524 hat ein Stück
zu ^-Groschen oder Gröschlein vorgesehen,
das, wo der Groschen 12 Pfennig galt, als
Dreipfennigstück »Dreiergröschlein« ge-
nannt, in der Reichsmünzordnung von 1559
erlaubt, dann sehr viel gemünzt worden ist
und die Zahl 84 (auf i Reichstaler) im
Reichsapfel trug. — In Schlesien hieß aber
schon das Dreihellerstück Dreier, so daß
der Name »Gröschel« auf den Wert von
drei Denaren oder zwei Dreiern angewandt
wurde. Das Gröschel wurde hier aber erst
im 18. Jh. ausgemünzt. Damals galt der
Kreuzer 1^/3 Gröschel, und das auch sehr
viel gemünzte Doppelgröschel galt i^/a
Kreuzer, der Silbergroschen (3 -Kreuzer)
also 4 Gröschel. Das preußisch-schlesische
Gröschel wog 1752 0,577 g, seit 1770 0,650 g,
es hielt 1752 o,io8, seit 1770 0,o8l g Silber.
Das preußische Doppelgröschel, 1745 — 1786
geprägt, zeigte auf der Vs. das Brustbild des
Königs, axif der Rs. Adler und Wert, das
Gröschel, 1752 — 1806 geprägt, auf der Vs.
die Initialen des Königs, auf der Rs. bis
1769 den Adler (Abb. 312), seitdem die
Wertbezeichnung. Im Anfange des 16. Jh.s
wurden in Süddeutschland auch die Halb-
batzen Gröschel genannt. — Friedensburg,
Schi. n. M. -Gesch. S. 22f.; Schrötter in
Acta Bor., passim. S.
Grolla. Nach Verordnung Turin, den
5. XII. 1335, sollen Grolle piccole nere del
conte Edoardo (1323—29) als V16 grosso
umlaufen. — Promis, Savoyen II S. 12.
Su.
Groot. Der niederländische Groschen ist
zuerst von Johann II. v. Brabant (1294 —
13 12) und von Robert v. Bethune, Grafen
V. Flandern, ursprünglich in Nachahmung
der französischen Tumosen in Bild und
Feinheit geprägt worden. Im Münzvertrage
der beiden Fürsten vom 2. 4. 1300 heißt es,
gros deniers d'argent sollen geprägt werden
aussi bon de poids et de loi comme le gros
tournois le Roy, sö'/a Stück auf die köln.
Mark, i Stück = 4,14 g Rauhgew. und
iiVa d. fein, also i Stück 3,96 g Fein-
gewicht. Aber schon von der folgenden
Generation: von Ludwig v. Cr^cy (1322 —
1346) und von Johann IIL v. Brabant
(13 12 — 1355) wurden geringhaltigere blancs
geschlagen: grands blancs qu'on appelle
gros, et des petits blancs, tiercelets d'un
gros (Va u. ^3 Groschen).
Eine bes. schlechte Groschensorte sind
die aus Flandern stammenden blancs au
lion oder Löwengroschen (s. d.), von Ludwig
V. Male wurden von 1346 — 4, 3. 1363, vom
21. 4. 1369 — 28. 12. 1370 60 Millionen ge-
schlagen. Der Münzfuß war folgender;
66, 663/1$, 69, 70, 78, 70 Stück aus der
7 d. 1/3 gr., 6 d. 12 gr., 6 d. 4 gr. und 6 d.
feinen Mark, also hatte ein Stück ca. 3,7
— 3 g Rauhgew. bei einem Feingewicht von
2,15 g— 1,5 g' VgL die Tabelle über den
Wert des niederl. Groot in lüb. Schillingen
bei Jesse, Wend. Münzverein S. 220. — De
Witte, Brabant I S. 92; Gaillard, Flandern
S. 164. Su.
Grootken, dieBrabanter und flandrischen
Halbgroschen des 15. u. 16. Jh.s, auch
»Oorkens« genannt. Seit etwa 1520 erhält
der Typ den Namen »Negenmanneke«
(s. d.). S.
Gros. I. Der französische Groschen (s.
Groschen, Gros tournois und Tumosen).
2. Ein französisches Münzgewicht, auch
temal genannt, weil es 3 deniers wog, oder
auch Drachme (s.d.). Es war der 96. Teil
240
GROS A LA HAIE— GROSCHEN
eines Pfundes, das ^6* einer Mark und Vs
einer Unze; es wog 3,824 g. Su.
3. Der dänische Gros oder Nipenning
(Neunpfennig) war eine unter Erich X. ge-
prägte Silbermünze, die um 1430 in vielen
Varianten entstand, mit Krone - 0 (Erich)
auf einem Langkreuz und der Angabe der
Münzstätte Lund in Schonen oder des
Königsschlosses Gurre in Nordseeland, 1,5 —
1,6 g schwer und 35/9-lötig. Sie sollte dem
französischen Gros toumois entsprechend
3 Sterlinge zu 3 Penning gelten, erreichte
diesen Wert aber bei weitem nicht. —
Hauberg, Myntväsen IH S. 42 ff. W.
In Süd- und Westrußland bedeutete Gros
ursprünglich die gewöhnlichste polnisch-
litauische Geldeinheit, den Groschen. So-
gar in Novgorod wird der litauische G. von
1410 — 1420 neben den lübischen Weiß-
pfennigen als Hauptmünze genannt. Als
russische Münze erscheint der G. zuerst als
eine kupferne Notmünze zwischen 1654 und
1663 und wird von der Regierung 4 Denga
(s. d.) gleichgesetzt. Ihr Schicksal ist das-
selbe wie das aller gleichzeitigen Notmünzen
(s. Poltina, Altyn, Kopeke). — Vgl. Bu-
ly6ev, Opyt klassifikacii melkich monet Z.
Alex Mich. 1910, S. 9—10.
Nach Ausgabe von runden, kupfernen
Probemünzen mit der Aufschrift FpoiIlB =
GroS 1724 und 1727 (vgl. Großfürst G. M.,
Ekaterina I, Taf. XXV 6 und 7; Chaudoir
PL 25 Nr. 4), wurden seit der 2. Hälfte des
18. Jh.s bis 1839 die 2 -Kopekenstücke
inmier G. genannt.
Durch die Geldreform von 1839, die den
Papierrubel auf ^/^ des Silberrubels deval-
vierte (s. Assignacija), wurde auch der
kupferne G. in seinem Werte herabgesetzt,
so daß man gemeinhin in der 2. HäJfte des
19. Jh.s und bis 1917 unter G. ein ^/a-
Kopekenstück verstand. — Vgl Akademi-
äeskij slovar*; Gro§, Kopejka.
1842 — 1850 wurde für Russisch-Polen ein
50-Groschenstück zu 25 Kopeken, ein 40-
G. zu 20 Kop., 1842 ein 20-G. zu 10 Kop.
und ein lO-G. zu 5 Kop. in Billon geprägt.
GroSy (pl. von Groä) bedeutet in Süd-
rußland Geld im allgemeinen, in der Litera-
tursprache »wenig Geld«. B.
Gros i la haie = Tuin (s. d.).
Groschen (entstanden aus grossus de-
narius). Unter Groschen könnte man an
sich jede Münze, die ein Vielfaches des De-
nars ist, verstehen. Der Name hat sich aber
auf eine bestimmte Sorte von Pfennigviel-
fachen spezialisiert, nämlich auf die Nach-
ahmung der französischen Turnosen in
Deutschland, den Turnosgroschen, den
böhmischen, meißnischen und andere
daraus entwickelte Groschen.
1266 wurde von Ludwig dem Heiligen der
grossus denarius turnosus = 12 deniers
toumois geschaffen (s. Gros tournois). Noch
vor Ablauf des 13. Jh.s wurde diese Münze
(Abb. 215) in Lothringen und in den
gesamten Niederlanden in Beischlägen, die
sich offen als fremden Ursprungs bekennen,
in freien Nach- und Fortbildungen und in
Stücken zu einem Teilwert, die völlig neue
Gepräge tragen, nachgeahmt; von diesen
sind zu nennen: hennegauische Reiter- (s.
cavalier), flandrische Adler-, Brabanter
Engel- und Löwengroschen. 1295 wird in
Köln zuerst urkundlich die Zahlung von
Königstumosen, das Stück zu drei Kölner
Denaren (Sterlingen) genannt. Erzbischof
Walram v. Köln (1332— 1349) und Eb.
Wilhelm (1349— 1362, Abb. 218) und Eb.
Engelbert IH. (1364—69, Abb. 219) ließen
sodann gleichwertige Groschen in freier
Nachbildung mit dem eigenen Bilde an
Stelle des Stadtzeichens von Tours prägen.
Gleichartig haben Turnosgroschen die Trie-
rer Erzbischöfe und alle weltlichen Münz-
herren der Rhein- und Mosellande geschla-
gen, darunter besonders merkwürdig die
seit 1374 in Junkheit vor Aachen geprägten
Karlsgroschen (s. d.). Gleichzeitig wurden
aber auch Beischläge unter aller Wah-
rung des ursprünglichen Typus geprägt,
zuerst von Ludwig IV. dem Bayer (13 14 —
1347) und dann das ganze Jahrhundert hin-
durch von der Mehrzahl der geistl. oder
weltlichen Herren des Gebiets von Heidel-
berg bis Oldenburg (Menadier, D. M. IV
S. I3ff.). In Frankfurt sind von 1428 —
1540 Adlerturnosen geschlagen, deren Name
u. Typus hier bis in das 18. Jh. verwendet
worden ist. In Köln hat noch einmal Her-
mann rV. (1480 — 1508) auf die Turnosen-
prägung zurückgegriffen; 1459 ^^^ Kur-
fürst Friedrich IL v. Sachsen den Turnosen-
typus angewandt. Die Sechslinge Ulrichs
V. Mecklenburg-Güstrow v. 1564, 1567 u.
1598 werden Tomesen genannt und tragen
GROSSBRONZEN— GROSSO
241
als Typus die Initiale dieser Bezeichnung.
— Auch die grossi pragenses, die König
Wenzel III. v. Böhmen nach 1300 zuerst
prägen ließ, haben als Vorbild die französ.
Tumosen gehabt (Abb. 216). — Dem böhmi-
schen Vorbilde folgte Markgraf Friedrich I.
der Freidige von Meißen. Dieser begann
1307 die Prägung der mit dem Thüringer
Löwen und dem Lilienkreuz geschmückten
Meißner Groschen (s. d.) (Abb. 217), die in
mancherlei Veränderungen das deutsche
Münzwesen aufs nachhaltigste beeinflußt
haben. Weiter sind landgräflich -hessische
Groschen anzuführen, zuerst in wenigen
Stücken von Hermann dem Gelehrten, dann
in umfangreicher Form in Nachahmung der
meißnischen Groschen von Landgraf Lud-
wig L (1413 — 1458). Ebenso in Nach-
ahmung dieser haben die Braunschweiger
Herzöge, die Wemigeröder, Stoiberger, Elr-
furter, Mansf eider u. a. Fürsten geprägt.
In den Küstenländern kam der G. im Mit-
telalter nicht in Gebrauch, z. B. nicht in
Mecklenburg und Pommern (vgl. Schilling).
In der Neuzeit bleibt der Groschen, wenn
auch in der Größe und im Gehalt verschie-
den ausgebracht, die verbreitetste Scheide-
münze, ursprünglich = Vai» s^^^ ^twa 1570
= i/a4 Taler. Auch wurde er in Halbstücken
und Doppelgroschen, später auch in Mehr-
fachen ausgeprägt. In den einzelnen Län-
dern wurden den Groschen verschiedene
Namen beigelegt: Mariengroschen, Silber-
groschen, Maleygroschen, Kaisergroschen,
Landgroschen in Bayern, Grote, Gute-
groschen, d.h. i/34Taler im Gegensatz zum Ma-
riengroschen, bei dem 36 auf den Talergehen.
(S. alle diese imter besonderen Stichworten.)
In Österreich gilt jetzt der G. Vioo Schil-
ling (s. d.) = 0,006 deutsche Mark.
Der Groschen erscheint auch in außer-
deutschen Ländern, als groat in England,
als grosso u. grossone in Italien, in Rußland
und Polen als grosz, in Frankreich als gros.
(S. alle diese.) — Menadier, Schausamm-
lung S. 212 f. Su.
GroBbronzen. Eine äußerliche, aber be-
queme Einteilimg der röm. M ist die in G.,
Mittel- und iClein-^. Vom Beginn bis zum
Untergaage der röm. kaiserl. Ä-prägung,
also von Augustus bis Carinus, sind die G.
(franz. grands bronzes, engl, first brass,
Abk. G.B., M I, auch G.E. = Großerz),
W5rteot1>Tioli dfiir Hfliuitamde.
von etwa 36 mm allmählich bis auf etwa
30 mm zurückgehend, die Sesterzen (s. d.);
die Mittelbronzen (M.B., s. d.), von etwa
29 allmählich auf etwa 23 mm sinkend,
enthalten die Dupondien (s. d.) und Asse
(s. d.), ohne daß wir beide Sorten stets
mit Sicherheit trennen können. Die Klein -
bronzen (P.B.) enthalten den Semis (s. d.)
und den Quadrans (s. d.). Diese Ein-
teilung deckt alle röm. Bronze-M. dieser
Zeit mit Ausnahme der großen Dop-
pelsesterzen (s. d.) des Decius und der
schwerlich als M. zu betrachtenden Medail-
lone (s. d*). Auf die mit Silber gesottenen
Bronzemünzen seit Ende der Regierung
Valerians sollte man diese Benennungen
nicht mehr anwenden, da das schnelle
Sinken des Durchmessers und Gewichtes
auch des anfänglich die Größe der M.B.
habenden FoUis (s. d.) Diocletians eine
scharfe Trennung zwischen M.B. und P.B.
verhindert und die Unsicherheit der Be-
nennungen der späteren JE (meist P.B.,
gelegentlich treten aber immer wieder M.B.
und Übergänge zwischen beiden Größen
auf) die Bezeichnung M.B., P.B. usw. gar
zu unwissenschaftlich macht. R.
Großer Groschen» Großer Pfeiudg, erster
Name der Guldengroschen (s. d.). S.
Grossetto wurde in Italien zuerst der
halbe Groschen, seit Anfang des 15. Jh.s
nach seiner bedeutenden Gewichtsver-
minderung der ganze genannt. Der vene-
tianische »Grossetto a navigar« wurde
unter dem Dogen Augustin Barbadigo (i486
— 1501) für den Levantehandel gemünzt,
zeigte S. Marcus und knienden Dogen-stehen-
den Heiland, wog 1,44 g und hielt 0,948 g-
Silber. — PapadopoU, II, Taf. XX, 4, S.
Grosso ist der italienische Name des
Groschens (s. d.). Ende des 12. Jh.s ent-
stehen in einer Reihe oberital. Städte
denarii grossi, z. B. 1172 in Genua im Ge-
wicht von 1,46 g im Werte von 4 genuesi-
schen Denaren, in Florenz (seit 1182?),
Cremona, Pavia, Mailand, Pisa, in Venedig
der Matapan (s. d.) u. a. Es handelte sich
dem Wesen nach um eine Wiederher-
stellung des Denars Karls des Großen, der
Zeit nach war es die Schaffung einer Groß-
münze in Ergänzung der IQeinmünze.
Diesen ersten Grossi schließen sich schwe-
rere an, z^ B. der Ambrosino, der Anco-
16
242
GROSSONE-GROS TOURNOIS
netano, der Bolognino, die Carlini und
Saluti, der Gigliato, der Guelfo, der Grosso
romanino, s. unter den besonderen Stich-
wörtern. — Buchenau, Grundriß der Mkde.
S. 58 f.; Menadier, Schausammlung S. 308.
Su.
Grossone, Grossonus wird in verschiede-
nen italienischen Landschaften der Grosso
genannt, s. d. S.
Grosso Romanino ist der Groschen des
römischen Senats, der zuerst von dem Sena-
tor Brancaleone d'Andolo (1252 — 1255) ge-
schlagen wurde und dessen Prägung bis
141 7 dauerte, als er durch den päpstlichen
Groschen ersetzt wurde. Tj^us: Vs. die
Roma sitzend mit Weltkugel und Palme,
Umschrift »Roma caput mundi«; Rs,
schreitender Löwe; Umschrift »Senatus
populusque Romanus« oder der Name des
Senators, z. B. auch Karls von Anjou
(1265 — 85). Später erscheinen die Wappen
der Senatoren Savelli, Orsini, Colonna,
Gaetani, Anibaldi. Man unterscheidet die
parvi oder veteres Romanini und die in-
fortiati oder novi Romanini; der neue
wurde zwischen 1275 u. 79 von Karl von
Anjou eingeführt. Der ältere hatte ur-
sprünglich ein Gewicht von 3,1 g und
später weniger, der neue von 4 — 3,875 g
kam an das Tumosengewicht heran. Der
Feingehalt der Romanini war wohl ii
Unzen 8 den. = 944/iooo. — Martinori S. 203 ;
Capobianchi, Appunti per servire all'or-
dinamento delle mon. con. dal Senato
di Roma dal 1184 al 1439, Rom 1895.
Su.
GroBpfennlge, grossi denarii. Dieser
Name wurde ursprünglich für das Vielfache
eines Pfennigs verwandt: grossi Turonen-
ses, grossi Pragenses, grossi denarii für die
schlesischen quartenses (s.d.), »Große pen-
ninge« für die pommerschen Sechslinge
(s. d.) usw. Speziell versteht man unter
»Großpfennige« die ponmierschen. Im Jahre
139s verabredeten sich die Städte Anklam,
Greifswald und Stralsund, »große Pfen-
nige« in Anlehnung an die lübischen Sechs-
linge zu schlagen: 144 Stück aus der 12-
lötigen Mark, also i Stück = 1,62 g
Rauhgewicht, 1,22 g Feingewicht. In
einem zweiten Vertrage von 1428 zwischen
Herzog Kasimir VI. von Stettin, Wratis-
law IX. und Barnim VIII. v. Wolgast und
den Städten Anklam, Demmin, Greifswald,
Stettin und Stralsund wird dann bestimmt,
daß 106 Stück aus der 8^4 -lötigen Mark
geschlagen werden sollen, also i Stück =
2,2 g Rauhgew. u. 1,14 g Feingew. Auf
den »groten penninck« sollen »twelff klene
Sundesche Penninge, edder twee witte
Stettinsche Pennige« gehen. Danach war
er also ein pommerscher Schilling und
gleich 6 lübischen Pfennigen. Er entspricht
auch etwa dem ostpreußischen und Würt-
temberg. Schilling. Der Typus der Groß-
pfennige war: auf der einen Seite Wappen
oder Kreuz und auf der Kehrseite der
Greif, Namens- und Spruchumschrift, z. B.
Da laudem deo oder Dens in nomine. Diese
Großpfennigprägung war im wesentlichen
auf das westlich der Oder gelegene Pom-
mern nebst den der Oder nahen Städten
Pyritz und Stargard beschränkt. — Dan-
nenberg, Pommern* S. 5, 21, 75, y6; Jesse,
Wend. M. verein S. 93, 104 f. Su.
Grossus s. Groschen u. Großpfennig.
Gros toumois (Turonensis argenti, De-
narius grossus, Grossus turonus, Grossus
albus oderTumose) ist eine am 15. August
1266 von Luwdig IX. von Frankreich ge-
schaffene Silbermünze. Den Typus: Vs.
Stadtbild von Tours und Rs. Kreuz über-
nahm man von dem denier tournois, neu
kam auf der Bildseite ein Kranz von 12
Lilien hinzu, auf der Kreuzseite als zweite
äußere Umschrift der Gruß: »Benedictum
sit nomen domini nostri dei Jhesu Christi «
(Abb, 215). Als Vorbild mögen für den
französischen König die von den Kreuz-
fahrern 1 1 5 1 in Akkon geprägten Drachmen
(s. d.) und Sarazinas (s. d.) gedient haben.
Bei einer Feinheit von ii deniers 12 Grän
und einem Gewicht von etwa 4,22 g wurden
sie als Zwölf faches des denier tournois zu
58 Stück aus der Mark geprägt und da-
mit nicht nur für Frankreich die Zeit der
alleinstehenden Pfennigprägung endgültig
geschlossen, sondern auch für alle Länder
ringsum der gleiche Fortschritt angebahnt
(vgl. Groschen, Turnosgroschen). Philipp
IV, von Frankreich hat dann neben dem
Ganzstück, das er in zahlreichen Varianten
prägte, auch ein Halbstück, die maille
demie (s. Maille) und ein Drittelstück, die
maille tierce geschaffen: die maille demie
wurde von Aug. 1295 bis 1303 zu einem
GROSZ— GROTEN
243
Münzfuß von 116 Stck. aus der ii den.
1 2 gr. f. Mark geprägt, also i Stück = 2, 1 1 g
und im Werte von 7Va d. t. — der gros t.
galt jetzt 15 d. t. — , die maille tierce 1309/
10 von 174 Stück aus der 11 d. 12 gr. f. M.,
also I Stück = 1,4 g im Werte von 4 — 5 d. t.
Am I. März 13 18 wurde der gros tournois
von Philipp V. nur noch zu 59^/6 Stück aus
der Mark geprägt und von Philipp VI. Sept.
1329 zu 60 Stück aus der Mark. Er wurde
bis in die Zeit Karls V. (1364 — 138a) unter
Wahrung des Typus weitergeprägt, am
22. April 1365 zu 96 Stück aus der 12 d. f.
Mark, also ein Stück 2,55 g schwer, im
Werte von 15 d. t. Nebenbei sind kupferne
Turnosen zu erwähnen, die 135 1 für Fischer
zu prägen befohlen wurde: »pour la mesure
et mosle des fiUetz et hamoys« (Mazerolle,
Rev. num. 1888 S. 551). Philipp VI. prägte
neben den Turnosen: den gros parisis nüt
einem Kranz von 15 Lilien (auch = 15
d. t.) ; auf der Kreuzseite 2 Lilien i. d. W.,
auf der anderen: gekröntes FRACO/PH'I,
nach Fuß vom Sept. 1329 zu 48 Stück auf
die 12 d. f. Mark, i Stück im Gewicht von
5,1 g; den gros ä la couronne, eine Krone
über dem Stadtbild von Tours, Jan. 1337 zu
96 Stück auf die 10 d. 1 6 gr. f . Mark, ein Stück
2,55 g Rauhgew. u. ca. 2,3 g Feingew.,
Wert 10 d. t.; später wurde dieser gros
als gros k la fleur de lis schlechter ausge-
prägt: statt des Stadtbildes eine Lilie, auf
der Kreuzseite eine Lilie in einem Winkel,
27. 1. 1341: 84 Stück aus der 6 d. f. Mark,
also ein Stück = 2,9 g Rauhgew., 1,45 g
Feingew., später geringer, Wert = 15 d. t.
, Femer gab es den gros ä la queue, Stadt -
bildseite ähnlich wie der gros ä la couronne,
auf der Kehrseite hat das Krexiz einen
langen Fuß, der in die eine Umschrift
hineinreicht: 13. i. 1349 72 Stück aus
der 6 d. f. Mark, also ein Stück = 3,4 g
Rauhgew. u. 1,7 g Feingew., Wert = 15
d. t. Johann IL der Gute konnte infolge
der Einwirkungen des englisch-französi-
schen Krieges nur Groschen von mehr oder
minder geschwächtem Gehalt ausgeben, die
auch Blancs (s. d.) genannt wurden. — -
Blanchet, Manuel II, S. 227 ff.; Menadier,
Schausammlung S. 359. Su.
Grosz ist der polnische Groschen. Dieser
wurde in Nachahmung des böhmischen von
K. Kasimir dem Großen (1333 — 1370) ein-
geführt: Königskrone in der doppelkreisi-
gen Umschrift -polnischer Adler, 48 Stück
auf die 13^2 lötige Krakauer Mark (197,68
g), ein St. = 3,11 g schwer bei einem Fein-
gewicht von 2,62 g. Man prägte sie aber
nur in geringer Zahl u. ohne damit Nach-
folger zu finden. Neben ihnen schlug man
in großen Massen Halbgroschen oder
Kwartniks (s. d.), die allein von den Nach-
folgern weiter geprägt worden sind. —
Kirmis, Hdb. d. poln. Mkde. S. 18 f. Su.
Groten (PL Grote). Seit dem ersten
Viertel des 14. Jh.s wurden in den unteren
Wesergegenden die Pfennige als Haupt-
währungsmünzen durch die niederländi-
schen und französischen Turnosen ersetzt,
deren Name Gros tournois in Groten Turnos
verwandelt wurde. Dieser Groten Turnos
galt um 1330 4 meißnische Pfennige,
worunter Wewelinghöfer (s. d.) zu ver-
stehen sind, die in den Urkunden jener Zeit
»olde sware (schwere) Pfennige« genannt
werden. Seit 1370 wurden diese Pfennige
leichter und als »nye quade« = neue böse
bezeichnet, von denen 5 auf den Groten
gingen. 30 Grote gingen auf die Mark
zu 120 alten guten oder 150 neuen schlech-
ten Swaren. Da aber die Friesen die Mark
in 160 Swaren oder 32 Grote teilten, bildete
sich mn 1350 aus dieser Rechnung und der
Benutzung der bremischen Münzen die
Bremer Mark zu 32 Grote. Stadtbremische
Grrote werden in Urkunden zuerst 1423
genannt, sie wurden mit Schlüsselschild -
Reichsadler geprägt (Abb. 294). Die ersten
erzbischöflich bremischen doppelten und
einfachen G. sind vom Erzbischof Heinrich
IL (1463 — 1496) mit thronendem Petrus-
Schlüsselschild geschlagen worden. Seit 1499
sind auch Stücke zu 4 Grote in Menge ent-
standen (s. auch Flindrich), während die
zu 24 und 12 Grote, seit 1653 geprägt,
den Dritteln und Sechsteln des zinnaischen
Fußes (s. d.) entsprachen- Der Groten hielt
g Silber:
1405 2,386 1580 0,472
1416 1,794 1621 0,317
1439 0,911 1709 0,221
1512 0,710 1752 0,206
1538 0,556 1840 0,241.
Der Reichstaler, dann der von Bremen im
18. Jh. eingeführte »Taler Gold« (s. d.)
hatten 72 G., seit 1764 wurden aber nur
i6*
244
GRUESSA-GUIENNOIS
halbe G. geprägt, seit 1797 aus Kupfer.
•Ein letzter silberner G. entstand 1870.
Der G. hatte 5 Schwären (s. d.)
Die Oldenburger Grafen und die Häupt-
linge von Jeverland haben zuerst im 14. Jh.
Tumosen geprägt, naeist aber fremde Tur-
nosen benutzt. Graf Nikolaus (1423 — 1447)
hat dann nach lünebuj^ischem Vorbilde
Grote mit 3 Türmen -Nagelspitzkreuz,
2,77 g schwer schlagen lassen.
Auch in Oldenburg galt die Mark 32
Grote, und auch dort wurden seit Ende
des 16. Jh.s viele Grote gemünzt, später
i2-Grotestücke und im 18. Jh. 4- und 2-
Grote als 2- und i -Mariengroschen; ebenso
wie in Bremen waren die Halbgrote um
1800 von Kupfer. Ähnlich waren die Ver-
hältnisse in Jever. — Grote, M. St. III,
S. 65 ff., IV, S. 224 ff.; Jungk, S. 52 ff. und
später passim; Merzdorf, Oldenburg; ders.,
Jever, passim. S. und Su.
Gruessa (Moneda gruessa). In den letzten
Jahren Philipps III. von Spanien (f 1621)
wurde ein Teil der massenhaft geprägten
Kupfermünzen (Cuartillo, Cuarto, Ochavo,
Maravedi) unförmlich, unter Philipp IV.
verloren sie ganz die Rundung, wurden
dicke, plumpe, kantige Stücke, die den
Namen Moneda gruessa oder Gruessa
(Dickmünze) erhielten. — Z. f. N. 25
S. 307, 325 f., Abb. S. 289. S.
Gtimdsteinfunde. M. in Grundsteinen von
Bauwerken oder den Sockeln von Statuen
gefunden stellen eine Art Bauopfer dar.
Antike Beispiele haben wir in dem Fund
von Tetradrachmen des kappadok. Prä-
tendenten Orophemes im Sockel der
Athena-Kultstatue in Priene, den in einer
Statuenbasis zu Sardeis gefundenen hel-
lenist. M. (einzelne und ein ganzer Schatz)
und den archaischen Elektron-M,, die
man zwischen den Platten des ältesten
Altars im Artemision zu Ephesos fand
(Regling, M. von Priene S. 9 mit Anm. 58).
Im 5. Jh. n. C. bediente man sich zu
gleichem Zweck besonders gefertigter,
viereckiger Bronzeplättchen vait einge-
legten Silberbuchstaben, die einen Glück-
wunsch an den Kaiser u. dgl. und den
Nam,en des für den Bau maßgebenden
Beamten mit der Formel fecit oder repara-
vit enthalten, s. unter Exagium. — .In der
Renaissance ist bes. Papst Paul II. bekannt
dafür, daß er in den Fundamenten seiner
Bauten (z. B. im Palazzo Venezia, im Vati-
kan usw.) Med. niederlegte, die z. T. in
Bild oder Aufschrift auf den Bau selbst sich
beziehen (Num. chron. 1910 S. 353/4) und
z. T. auch dort gefunden sind; vgl. noch
die Notiz aus 1453 l>ei Friedlaender, Ital.
Schaumünzen 1882 S. 43. Auch in Deutsch-
land ist die Sitte verbreitet, vgl. z. B.
schon die Nürnberger Notiz von 1538
Berl. M.-bl. 1911 S. 55. Später ist die
Bergung von M. und Med. im Grundstein
oder Turmknopf (s. d.) gebräuchlich, R.
Gnisch s. V. w. Ghurüsh, s, unter Piaster.
R.
G. T. A. = Genius Terrae (?) Africae, auf
Ades Q. Caec. Metellus, s. unter Geograph.
Personifikationen. R.
Guardeln, Guardian = Wardein (s. d.).
Guberaator et rector. Amalrich, König
V. Jerusalem u. Cypern, nennt sich auf
seinen Münzen »Tirensis dominus et Cipri
gubemator et rector Jerusalemitani et
Cipri regis filius*. Su.
Gulden s. gouden.
Gfildisches Silber sind vergoldete Silber-
geräte und -Münzen, die zum Einschmelzen
bestimmt sind. Aus der Masse wird das
Gold ausgeschieden. S.
Guelfo grosso ist ein Groschen der Stadt
Florenz mit dem sitzenden Johannes dem
Täufer auf der Vs. und der Lilie auf der Rs.,
zuerst 1345 geprägt zu 134 Stück auf das
II 1/3 Unzen feine Pfund, also hatte ein
Stück 2,53g Rauhgew. und 2,42 g Feingew.,
der Wert war gleich 4 soldi oder 48 den.
piccoli, 161/2 Stück = I fiorino d'oro. —
Zanetti I S. 282; Orsini S. 70. Su.
Gu£nar s. Blanc.
Gulennols ist eine von König Eduard III.
und dem schwarzen Prinzen in Guyenne
geprägte Goldmünze. Typus: Vs. der König
in Waffen, nach rechts gewendet, steht in
einem gotischen Torbogen, in der r. Hand
ein Schwert, in der 1. einen Schild, zu seinen
Füßen kauern zwei Leoparden; Rs.: Blu-
menkreuz, in den Winkeln Lilie und Leo-
pard. Die Umschrift lautet GL(or)IA:INi
EXCELSIS : DEO : ET : IN : TERRA:
PAX : HO(min)IBV(s). Die Guiennois
Eduards, IIL sind nach 1360 geprägt, sie
haben ein Rauhgewicht von 3,84 g und
Feingew. von 3,76 g (233/4 karätig); einige
GUILDER— GULDEN
245
haben Münzbuchstaben: B = Bordeaux,
L = Limoges, P = Poitiers, R = La
Rochelle. Der schwarze Prinz hat seit 1362
als Herzog von Aquitanien in Bordeaux
diese Münzen geschlagen, nunmehr Rauh-
gewicht 3,65 g und Feingew. 3,61 g. —
Grueber, Handbook S. 50 u. 53. Su.
Guilder wurde in den südamerik. -hol-
ländischen, seit 1803 englischen Kolonien
Demerara und Essequibo (Guayana) der
holländische Gulden genannt. 1 809 wurden
Silbertoken zu 3, 2, i, 1/2 und V4 G- i^it
der Büste Georgs IIL auf der Vs., der ge-
krönten Wertziffer auf der Rs. ausgegeben.
S,
Gttillot In den Pariser Parlamentsakten
vom Juli 1378 heißt es: »oflfrande d'un
Guillot dont six ne vallent que un tour-
nois«, und in einer Urkunde von 1466:
»quod dicti habitantes (Cenomanenses)
Guillotos aut semi Guillotos, receptione in-
dignos, quorum sex unum turonum vale-
bant, tradebant «. — Martinori S. 207. Su.
Guinea^ die Hauptgoldmünze Englands
seit 1663, die ihren Namen davon erhielt,
daß das für sie erforderliche Gold durch
die afrikanische Gesellschaft aus Guinea
verschafft wurde. Sie wog zuerst 8,47 g
und hielt ^,^^ g Gold, seit 1670 8,387 mit
7,688 g Gold und galt 20 Schilling; es
wurden Stücke zu lOO, 40, 20 und
10 Schilling oder 5, 2, i und V» Guinea
geprägt; doch stieg die Guinea bald auf
2V-/% Schilling, seit 1690 wegen der Ver-
schlechterung der Silbermünzen weit über
ihren urspr. Wert, bis 1695 auf 30 Schilling,
welcher Wert offiziell wurde. Da aber die
damalige Reform des Silbergeldes nicht ge-
lang, wurde die Guinea 1699 wieder auf 21 ^a
und 1717 auf 21 Schilling gesetzt. Aber es
half alles nichts; denn da das Ausmünzungs-
verhältnis von Gold zu Silber i M5,2096,
das marktmäßige Wertverhältnis beider
Edelmetalle aber i : 14,97 war, so mußte
das Silber weiter vertrieben werden, in-
folgedessen England im 18. Jh. zwar gesetz-
lich Doppelwährung, in der Tat aber wie aus
denselben Gründen Frankreich seit 1850
Goldwährung hatte, die 1816 gesetzlich
wurde: seit diesem Jahre wurde nicht mehF
die Guinea, sondern der Sovereign (s. d.)
geprägt. Die G. zeigte auf der Vs. den
Kopf des Königs, darunter zuerst einen
kleinen Elefanten als das Zeichen der afri-
kanischen Gesellschaft, auf der Rs. das
Landeswappen. — Grueber, S. XLHI und
131; Kalkmann, Der Übergang Englands
zur Goldwährung, Straßburg, 1893; No-
back» S. 946. S.
Guineadttkaten oder Schiffsdukaten sind
Dukaten, die aus afrikanischem Golde ge-
prägt wurden. Die englische Guinea (s. d.)
ist zwar kein Dukat, hat ihren Namen aber
auch von solchem Golde empfangen. Alle
Guineadukaten tragen auf der Rs. einen
unter vollen Segeln fahrenden Dreimaster,
auf der Vs. den Kopf des Herrschers. Die
ersten sind die dänischen seit 1657 ge-
münzten. Nachdem dann der Große Kur-
fürst von Brandenburg 1682 die Kolonie
Großfriedrichsburg an der Küste von
Guinea gegründet hatte, wurden in Berlin
Guineadukaten seit 1683 in jedem Jahre
bis 1696 geschlagen, obgleich ihre Münz-
kosten sehr hoch waren; denn es fanden sich
viele Liebhaber eines Wahrzeichens für die
Kolonisierung eines deutschen Fürsten. —
Schrötter, Brandenburg, Gesch. S. 379 —
381, Beschr. S. 20, 21, 228; Jörgensen,
S. 87, 108. S.
Gldden« i. Deutsche Gulden. Der Name
»Gulden« hat im Laufe der Jahrhunderte
sehr verschiedene Münzen bezeichnet. Ur-
sprünglich war das Wort eine Übersetzung
des lateinischen Aureus (nummus) =
Goldener (Pfennig). Solche Goldene oder
Gulden wurden in Deutschland zuerst als
Nachahmung der Florenen (s. d.) im 14.
Jahrhundert geprägt (s. Groldgulden). Dann
entstand am Ende des 15. Jh.s das Silber-
äquivalent des Guldens in den Gulden-
groschen oder Talern (s. diese) ; seitdem er-
hielt der bisherige Gulden den Namen Gold-
gulden. Durch die Reichsmünzordnimg von
1559 wurde dann der silberne Reichsguldi-
ner (s. d.) zu 60 Kjreuzem geschaffen, womit
sich Deutachland in die Taler- und Gulden-
länder schied. Der sogenannte rheinische
Gulden, bis dahin der Goldgulden, wurde
nun ein Rechnungsbegriff von 60 Kxeuzem,
denn der Guldiner erhob sich sehr bald
nach 1559 2.uf dnen höheren Wert. Die
später im 17. Jh. gemünzten Gulden waren
die y3 -Taler des ziimaischen imd Leipziger
Münzfußes (s. diese), die in Süddeutschland
246
GULDEN
60 Kreuzer galten. Ihre Nachfolger waren
die Gulden oder Halbtaler des Konven-
tionsfußes (s. d.). Im Nordosten aber ging
der Name »Gulden« auf die polnischen und
preußischen Dritteltaler über, da in Polen
seit dem 16. Jh. der Gulden 30, der Taler
90 Groschen galt. (S. auch Zloty.) Für
den Süden schuf der deutsche Münzverein
von 1857 neue österreichische und süd-
deutsche Gulden, von denen jene Stücke
zu ^3 Taler oder 20 Silbergroschen, diese
zu 4/7 Taler oder 17^7 Silbergroschen
waren.
2. Niederländische Gulden. Fast nichts
gemein mit den deutschen Silbergulden
hatten die niederländischen. Die ersten
waren die seit 1601 in Friesland, Overyssel,
Groningen, Nymwegen, Kampen imd Zwolle
geprägten, die von ihrem Wert zu 28 Stüver
auch »Achtentwintig« (s. d.) hießen und
bis gegen Ende des 17. Jh.s geprägt wurden.
Damals war der Name »Gulden« aber schon
auf eine allgemeine niederländische Münze
übertragen worden, den »Gulden hollän-
disch«. Im Jahre 1679 beantragten nämlich
die Provinzen Holland und Westfriesland
bei den Generalstaaten der Vereinigten
Niederlande die Prägung von Silbergulden
als Hauptwährungsmünze — »Standpen-
ning« — mit den Mehrfachen und Teilmün-
zen von 3, 2, 11/3, Va u^d V4 Gulden, die sie
selbst alsbald, die anderen Provinzen etwas
später, Geldern seit 1682, zu prägen began-
nen. Der dreifache Gulden hieß Staaten-
gulden oder Daalder, der doppelte auch
Krone, das Stück zu l^/? Gulden wurde
von den einen Daalder, von anderen Va-
Daalder genannt. Das Feingewicht des
Gulden war 9,65, seit 1816 9,61 g. Diese
Guldenmünzen blieben neben den Dukato-
nen (s. d.) die Hauptkurantmünzen der
Niederlande bis 1838, sie trugen auf der
Vs. den niederländischen Löwenschild, auf
der Rs. die stehende »Nederlandsche
Maagd« mit Hut auf Lanze und der Um-
schrift: Hanc tuemur hac nitimur. Das
Volk gab diesem Gulden den Namen »Pop«
oder »Stockmannetje«, indem es in der
Figur eine Puppe oder einen Mann mit
einem Stock sah. Seit der Schaffung des
Königtums zeigt die Hauptseite den Kö-
nigskopf. Vor 1816 war der Gulden in
20 Stüver zu 16 Pfennig eingeteilt worden,
seit diesem Jahre wurde er in 100 Cent zer-
legt und Stücke zu 3, i, V2 Gulden, 25, 10
und S Cent aus Silber geprägt (s. auch Cent).
Seit 1839 war die Feinheit 945 Tausend-
stel und das Feingew. des G. 9,45 g und
wurden nicht mehr 3-, sondern 2Va-G.-
stücke oder Reichstaler geprägt. Seit dem
Übergange der Niederlande zur Goldwäh-
rung i. J. 1875 ist der Silbergulden eine
Scheidemünze, der Rechnungsgulden aber
ein Wert von 1,69 deutschen Goldmark.
Münzeinheit der Goldwährung ist der gol-
dene Gulden zu 0,6048 g Feingold. Stücke
zu 10 (Gew. 6,72 g) und 5 G. werden ge-
prägt. Im Jahre 1920 sind die Niederlande
von der Feinheit 945 zu 800 Tausendstel der
Guldenmünzen hinabgegangen. S. auch
»Guilder«. -— de Voigt, S. 48; Noback»,
S. 1034.
3. Danziger Gulden. Die im 18. Jh. ge-
prägten Danziger Gulden waren polnische
(s. unter i). Jetzt hat der Freistaat laut
Gesetz vom 23. Oktober 1923 die Gold-
währung auf der Grundlage des englischen
Pfundes eingeführt. Der Gulden (zu 100
Pfennig) ist gleich 0,816 deutsche Goldmark
und 1/25 des englischen Pfundes. Geprägt
werden in Gold Stücke zu 25 Gulden, in Sil-
ber solche zu 5, 2, I und Va Gulden 750/1000
fein, in Nickel 10- und 5 -Pfennig, in Kupfer
2- und I -Pfennig. Das 25 -Guldenstück
wiegt wie der englische Sovereign 7,988 g
und hält ebenso wie dieser ('V^a ^^^^) 7iS^^ g
Gold, der Gulden wiegt 5 g und hält 3,75 g
Silber. Die Gold- und Silbermünzen zeigen
auf der einen Seite das Danziger Wappen,
auf der anderen die goldenen den Neptun,
die 5 -Gulden die Marienkirche, die kleineren
eine Kogge, die Nickel- und Kupfermünzen
die Wertbezeichnimg. S.
4. Schwedische Gulden. In Schweden
wurden Gulden (Gyllen) zuerst anläßlich
der Krönung Gustaf I. Wasa i. J. 1518, dann
um 1522 — 1535 im Gewicht von 25,97 g g^-
schlagen. Sie werden zwar in Plantins' Ver-
zeichnis über nichtvalvierte Münzen, Ant-
werpen 1575, als Daler (Taler) aufgeführt,
sind aber nicht in der bei demselben 1576
gedruckten Ordonnanz unter den zu einem
bestimmten Wert angesetzten Münzen zu
finden. Dieser Gulden läßt sich vielmehr
kaum ganz i Rigsdaler in specie gleichstel-
len. Bedeutend später bis weit in das 18. Jh.
GULDENGROSCHEN— GUSS
247
hinein wurden die in den nordischen Län-
dern geprägten 4-Markstücke, Kronen oder
Zweidrittel auch G., die 2 -Markstücke,
Drittel und ^/a Kronen Halb-G. genannt. —
T. G. Appelgren, Konung Gustaf L Mynt,
Stockholm 1905, S. 43— 44. W.
Guldensroschen war im 16. Jh. die oft
gebräuchliche Bezeichnung meist der
Reichstaler (s. d.), aber auch der Reichs-
guldiner (s. d.), welch letztere immer so in
den Probati onsregistem der drei Kreise
Franken, Bayern und Schwaben genannt
wurden. S.
Guldentaler s. Reichsguidiner.
Guldentympt. In den Geldnöten Polens
nach dem groiSen 1660 beendeten Kriege
prägte der Münzpächter Andreas Tympf
1663 — 1665 Gulden (30-Groschenstücke),
nach ihm Guldentympfe genannt, die im
Talerfuße nur 12 bis 13 Groschen wert
waren. 6 Millionen Stück mit über 2 Millio-
nen Gulden Schlagschatz wurden ausge-
geben. Tympf wurde als der Retter des
Staates gepriesen; zwar verließ er Polen
arm, doch hat seine Prägung dem Volks -
Wohle äußerst geschadet. Huldigte der
Spruch der Vs- : Dat pretium servata salus
potiorque metallo est der staatlichen
Theorie des Geldes, so deutete das Volk die
dazwischen stehenden Initialen des Königs
JCR (Johannes Casimirus Rex) mit: Incipit
calamitas regni (Abb. 321). - — Karmis, S.
148. S.
Guldiner = Reichsguidiner (s. d.).
Guldridder (deutsch: Goldritter) wurden
während des Kalmarkrieges 161 1 — 13 in
Dänemark geschlagen, 26 Stück aus der 20
Karat feinen Mark, und als 4 Rigsdaler in
specie ausgegeben. Vs. Porträt des Königs,
Rs. Elephant mit Kriegern. W.
Gun Money ist das unter Jakob IL 1689
' — 1691 in Irland geprägte Notgeld aus
Kupfer und Messing, zu dem alte Kanonen
benutzt wurden. Es sind ganze und halbe
ICronen, Schillinge und Sixpence. Als die
Kanonen eingeschmolzen waren, wurden
Kronen, ganze und halbe Pennies aus Weiß-
metall geprägt (Pewter Money), die die Iren
uim bog = Weichkupfer nannten, woher
das Wort Humbug stammen soll. — Grue-
ber, S. 241—243. S.
Gurd hieß der Peso (Kolonialdollar) von
Britisch-Guyana zu loo Cents, 23,3276 g
schwer mit 21,399 g Silbergehalt, S. auch
Gourde. S.
Gunisch s. unter Piaster.
Guß, Gußformen, Gußmerkmale.
Die Herstellung eines Barrens oder M.- oder
Med.-Schrötlings im Wege des Gusses ge-
schieht in der Weise, daß das Metall in eine
offene oder zugedeckte Form oder in eine
Doppelform aus Ton, Formsand, »Masse«,
Gips usw. hineingegossen wird (Berl. Mbl.
1904 S. 433 ff.; Z. f. N. 34 S. 273). Die Her-
stellung der M. oder Medaille selbst im glei-
chen Verfahren setzt voraus, daß in die bei-
den Formen bereits die Bilder, die erhaben
(positiv) auf der M. erscheinen sollen, nega-
tiv eingegraben oder mittels eines Positiv-
modells (aus Wachs, Holz, Stein, Gips,
Terrakotta) eingepreißt sind. So sind —
vgl. Trait6 I S. 949/66 — von antiken M.
z. B. das italische Aes grave, dann gewisse
große und schwere Stücke von Olbia, einige
keltische M., neuzeitl. M. aus Marokko,
Hinterindien, Ostasien usw. und allerhand
Marken (Gußformen zu solchen aus weichem
Stein sind erhalten, Rostowzew, Tesserae
plumbeae 1903 Taf. XII, zum Guß mehre-
rer Tesserae auf einmal eingerichtet; vgl.
Kat. Schulman 5. Juli 1922 Taf. V: Guß-M.
mit denSt^en dazwischen), und zahlreiche
Falschmünzen (s. unter Falschmünzerei)
hergestellt. Über solche der röm. Kaiserzeit
s. Monatsblatt num. Ges. Wien VII S. 253.
269. 281, IX S. 155 und KZ. 54 S. 153;
sie bilden keineswegs einen irgendwie
wesentlichen Bestandteil der erhaltenen M.,
auch nicht der BiUon-M. des 3. Jh.s; zu
ihrer Herstellung dienten die in Menge er-
haltenen Gußformen aus gebranntem
Ton, einmal auch aus Blei (moules, moulds),
von der Zeit des Sept. Severus bis ans Ende
des 4. Jh.s (N. Z. 35 S. 107; Rass. num. 1912
S. 33 ff.; Riv. ital. di num. 26 S. 351; Rev.
beige 1920 Taf. I, II). — Gegossen ist femer
ein großer Teil der Medaillen vom 15- Jb-
bis heute, wozu sowohl Formen aus ge-
branntem Ton als auch Modelle in Holz,
Stein oder Wachs vom i5-fi6, Jh. an erhal-
ten sind. Die Beschriftung befindet sich da-
bei oft nicht (oder nur in Zeichnung) auf dem
Modell selbst, sondern ist erst nachträglich
aus freier Hand oder mit einem Punzen-
248
GUSSKÖNIG-GYMNASIARCHI A
aiphabet in die Form gebracht worden.
Über den beim Guß entstehenden Schwund
am Durchmesser s. unter Schwundmaß. —
Die Merkmale einer gegossenen M. und
Med. im Vergleich mit einer geprägten sind
die Gußhaut, d. h. die infolge schneller Ab-
kühlung spröde, meist unebene und rauhe
Oberfläche, dann die durch unvollkomme-
nes Anschmiegen des (ja nur durch die
eigene Schwere einfließenden)Metalles an die
Form herrührenden konischen Gußlöcher
(wo sich eine Luftblase auf der Form
bildete), endlich die Gußnaht, d. h. ein
erhabener Grat, der längs der Kante
läuft, entstanden durch Eindringen des
Metalls in die Fugen der nicht scharf
genug zusammenstoßenden beiden Formen,
Wenn die Formen sich nicht genau decken,
entsteht eine gleichfalls bes. an der Kante
erkennbare Verschiebung der Vs. zur Rs.
Der Gußzapfen ist die Stelle, wo in der
Form die Eingußstelle für das Metall war
(Abb. Riv. ital. di num. 1902 S. 409; Berl.
Mbl. 1904 S. 434/5). Die Medailleure pflegen
diese Spuren des Gusses durch mehr oder
weniger starkes Ziselieren (s. d.) zu entfer-
nen, und auch Falschmünzer und Münz-
fälscher, deren beliebtestes Verfahren zur
Herstellung ihrer Erzeugnisse von jeher der
G. war (vgl. oben sowie unter Falschmünze-
rei und Münzfälschung), versuchen die
Merkmale durch Poüeren oder Ziselieren zu
entfernen. — Das Wachs-Ausschmelz -
verfahren (Prozeß i cire perdue) ist auf
Med. schwerlich je angewandt worden; es
beruht darauf, daß das Wachsmodell wegen
seiner Unterschneidungen usw. aus der
Form nicht herausgenommen werden kann
und daher das Wachs durch Erhitzung aus-
geschmolzen werden muß, also verloren
geht. — Für Präge-Med. von sehr hohem
Relief benutzt man ein die Prägung er-
leichterndes Verfahren, indem man die M.
oder Med. vorgießt: von dem fertigen
Stempel prägt man em Erstlingsstück in
weichem Metall (Blei), nimmt hiervon ein
Negativ und gießt hierin jedes Stück vor,
so daß dann die Prägestempel nur noch die
Feinheiten der Arbeit hervorzubringen
haben. — Vgl. auch Gießen (von Münzzai-
nen in der Neuzeit), Modell, Holz-, Stein-,
Wachsmodell, Kartonguß, Form, Masse. —
Hill, Medals of the Renaissance S. 19/34;
Habich, Med. der ital. Renaissance S. 11/16.
141/2; Habich-Festschrift 1928 S. 36/9. R.
Gußkonig (lat. Regulus) heißt das Stück
Metall, wie es aus dem Gefäß herauskommt,
in dem es niedergeschmolzen ist; er hat also
die Form eines Tiegelbodens, oben flach und
unten konvex; beliebte Barrenform, vgl.
unter Barren. Die G. bildeten bis zur Ge-
genwart, durch Stempelung einer Münz-
stätte garantiert, ein wichtiges Zahlmittel
des Großhandels. R.
Gutergroschen wurde seit Ende des 16.
Jh.s der Fürstengroschen (s. d.) im Gegen-
satz zu dem ^/^s Taler geltenden Marien-
groschen genannt, da er ^/z^ Taler wert war
(Abb. 305). Der Name bestand bis zur
Mitte des 19. Jh.s. S.
Gyllen, schwedische Gulden (s. Gulden 4).
(^rmnasiarchia^ Gymnaslarchon. Die Un-
terhaltung des jedem Griechen unentbehr-
lichen Gymnasion (von -^ütivos = nackt),
d. h. des Turn- und Sportplatzes (vgl. unter
Palaistra) mit den dazugehörigen Gebäuden
wie Turnhallen, Bädern, Umkleideräumen,
war meist eine wichtige Ehrenpflicht reicher
Bürger, eine Leiturgie. Auf M. erscheint
der Titel tspebc "yüiivacjiapxSv in Per-
gamon, das Bild ist ein Waschbecken
(^oütT^p, s, d.), und ähnlich steht auf M.
von AJiazarbos, geprägt auf die füfivaatapxta
des Kaisers Valerianus (verwandte M.:
Kolybrassos, Syedra), dieser selbst neben
dem Waschbecken, Ölzweig und Wein-
schlauch sind als Preise hinzugefügt, ein
Hahn und eine Fackel in seinen Händen
weisen auf Hahnenkämpfe und Fackelläufe
hin. Auf M. von Dium erscheint ein Bade-
diener mit Handtuch und Kanne; auch die
Strigilis (s. d.) gehört zum notwendigen Ap-
parat des Gymnasions. — Z. f. N, 36 S.
130/1. R.
H— HACKSILBER
249
H.
H, Münzbuchstabe der Münzstätten
Darmstadt, Günzburg und La Rochelle.
Habba, arabische Gewichtseinheit, S.
Dirhem kail.
Haciendamarken sind Marken der ver-
schiedensten Form, die in den mexikani-
schen Pueblos, Haciendas und Ranchos seit
•dem 16. Jh. wegen Mangels an staatlichem
Kleingeld den Arbeitern gegeben wurden,
die dann dafür Lebensmittel und andere
Waren erhielten. Die ältesten sind von
Holz; ihnen folgen, wohl im 17, Jh., kup-
ferne einseitige dicke Stücke in der Gestalt
•eines Schafes, Kaninchens, eines Herzens,
Blattes, einer Uhr, Nuß, Tulpe, geometri-
schen Figur und anderer und immer mit dem
Namen der Hacienda oder des Haciendero
•(Abb. 362). Eine noch jüngere Reihe (18.
Jh.) ist kreisrund und dünner, worauf im
Anfange des 19. Jh.s 2r97eiseitige mit zier-
licher Schrift und Prägung, endlich solche
modernen Charakters mit Wertbezeichnung
wie I, 3, 5, 10 (Reales), Mitad (Halbreal)
folgen. Literatur über diese H. gibt es
nicht, einige Stücke sind im Kat. J. Schul-
man, Dez. 191 1, Nr. 2246 — 2256 ver-
zeichnet. S.
Hacke als Gerätgeld s. unter Spaten.
Hacksilber nennen wir die aus ganzen und
zerhackten Münzen, Schmucksachen und
Bruchstücken bestehenden Silberschätze,
die sich jenseits der Elbe, also in Deutsch-
land, Polen, Rußland, Skandinavien finden.
Dies H. stellt das Geld dar, das man sich in
-diesen Gebieten zuwog und das als Zahlung
für die von dort und von weiter östlich,
von Mesopotamien und Arabien her ins
linkselbische Europa exportierten Waren
diente. Verzeichnisse solcher H -Schätze
bei Dbg., D. M. I S. 40, II S. 520, III S. 762,
IV S. 877. Anfangs nur islam. (»kufi-
sche«) und byz. M. führend, mischen sich
seit etwa 950 n. C. europäische M. (dtsch.,
skand., angelsächs.) ein, die seit Ende des
IG. Jh.s überwiegen, bis dann die islam.
M. um 1040 in Ostelbien, um 1090 in Polen
und Rußland infolge politischer Umwälzun-
gen in den islam. Staaten Südrußlands ver-
siegen und nur noch europ. übrig bleiben.
Um iioo hören die H.-Schätze überhaupt
auf, Slawen und Skandinavier bedienen sich
nunmehr ausschließlich der M. als Geldes.
Vgl unter Dirhem, Grivna. — Der Name
der russ. Münzeinheit Rubel hängt mit russ.
rubit = abhacken zusammen, und im
Altertum wird Abhacken kleiner Stücke
Metalles zur Zahlung für Lusitaner und
Äthiopen berichtet, für Spanien und Irland
durch Bodenfunde bestätigt, und auch für
Gebrauch von H. im islam. Kulturgebiete
im 7. Jh., viel später noch in der Mongolei
und an der russ.-chin. Grenze gibt es
Schriftbelege.
In der Geldgeschichte gehört das H. zum
vorgewogenen Rohmetall, und zwar zur
amorphen Gestalt desselben, wie es ander-
wärts als Aes rüde (s. d.), als Goldstaub
{i^Tf{[in), als Klümpchen (^ftotSs? X9^^^^)
vorkommt.
Ganz ähnliches H. hat man auch in
Assur — hier auch Hackblei — aus dem
9. — 7. Jh. und in Sendschirli (Hetiter-
Gebiet), dann zusammen mit ganzen und
zerhackten griech. M. des 6. — 4. Jh.s in
Äg5rpten gefunden, es diente damals als
Bezahlung für den ägypt, Export nach
Griechenland; sonst ist griech. H. noch aus
einem Funde von Tarent aus dem 6. Jh.
V. C. bekannt. Aus Schriftquellen Vorder-
asiens und Ägyptens geht gleichfalls die
Verwendung vorgewogenen Silbers als Geld
hervor; Ausdrücke wie »geläutertes Silber«,
»Silber vom Schatzhaus des Ptah« in
Ägypten, »geprüftes Silber«, »Schekel mit
dem Stempel von Babylon« in vorderasiat.
Schriftquellen zeigen zugleich, daß man auf
die Güte des Metalles achtete und daß
staatl. oder priesterl. Autorität durch
Stempelung die Güte des MetaUes ver-
bürgte, und daß auch Stücke vorkamen, die
man zu runden Gewichtseinheiten abgefeilt
hatte, wie das alles auch im M.A. aus
Indien, Java und dergl. berichtet wird.
Von da an war nur ein kurzer Schritt zur
Entstehung der M.
Als Hackbronze ist in Analogie zum H.
sowohl das Aes rüde der Italiker wie auch
die in Geldverwendung auf persisch-islam.
Gebiete bezeugten Bruchstücke von kupfer-
nen Kesseln, Lampen und dergl. zu bezeich-
nen, vor allem aber die aus Rohbronze -
stücken, aus zerbrochenen Bronze-Waffen,
250
HADAD— HAHNREIMÜNZEN
-Geräten und -Schmuckstücken bestehen-
den Depotfunde in Mittel- und Nordeuropa,
bei denen man, wenn es sich \im sog. Haus-
schätze handelt, auch die Geldverwendung
wird annehmen dürfen. — Ebert, Reallex.
IV S, 22S/30. R.
Hadady syr. Gott, der männliche Gegen-
spieler der Dea Syra Atergatis; auf kaiserl.
M. von Hieropolis Kyrrh. erscheinen (Im-
hoof, Gr. M. n. 772/3) als &eol Sopuxc H. mit
Polos, Zepter und zwei Stieren zu Füßen
und Atergatis zu Seiten eines schmalen
Tempels (hier in Hieropolis, der Hauptkult-
stätte der dii Syri, erscheint auf M. vor
Alexander auch ein Abd-H., also Sohn des
H., als Münzherr, wohl der Hohepriester);
der Stier ist, meist neben Zeus-Attribu-
ten, auch auf hellenist. M. von Hieropolis
( Antiochos IV.), auf M. des Antiochos XII.
und kaiserl. von Rephanea, Rhosos, Dion
sein bezeichnendes Merkmal. — R. E. VII
S. 2157 ff., M. bes. S. 2160. 2162. R.
Hades, griech. *' AiByj?, auch üXoütcüv, der
Unterwdtsherrscher der Griechen schon im
homer. Epos, der Zeuj xaxax&övtoc, zugleich
aber der Herr des Erdinnem, der die Saat
behütet. Auf M. finden wir ihn erst in der
Kaiserzeit, und zwar mit Sarapis (s. d.) ver-
mengt, von diesem nur durch den Kerberos,
den dreiköpfigen Höllenhund (Darstellun-
gen ohne diesen s. unter Sarapis) zu unter-
scheiden: mit diesem zu Füßen erscheint
er, mit dem Oberkörper im Himation,
sitzend (auch von vom: Nikopolis am
Istros; stehend in Apollonoshieron und, mit
HXioc Zocpairtc bezeichnet, in Alexandreia
Äg.), den Polos auf dem Haupte, die R,
ausgestreckt und die L. am Zepter, be-
sonders in Nordgriechenland und Klein-
asien sowie auf röm. des Caracalla. Sonstige
H- -bilder : bärtiger Kopf neben weibl., beide
bekränzt, vermutlich H. und Köre: Nysa;
H. zus. mit Zeus und Poseidon, als fteol
'Axpottot bezeichnet: Mytilene, Arch. Ztg.
X S. 508. — R. E. Suppl. III S. 867/78
(für die M. dürftig); Drexler, Cultus der
tigypt. Gotth. in den Donauländem 1890;
ders., Isis- und Sarapis -Cultus in Klein-
asien, N. Z. 21 S. 1/234; 385/92- — Der
wichtigste Mythos von ihm betrifft den
Raub der Köre, der Tochter der Demeter,
die er beim Blumenpflücken auf seiner
Quadriga in die Unterwelt entführte; diese
Szene erscheint überall da, wo man sich den
Eingang in die Unterwelt dachte und daher
ein Charonsheiligtum (XapcÄviov) hatte, wie
Ms^nesia Ion., Priene, Nysa, Hierapolis
usw. — Förster, Raub und Rückkehr der
Persephone 1874 S. iii ff.; Regling, M. von
Priene S. 150. R.
Hälbling s. Scherf.
HSller s. Heller.
Händleinsheller, -pfennige s. Heller.
Hafenansichten auf ant. M. s. unter
Stadtbild. " _ R.
Hagenauer Ratsgeld. Ähnlich wie Worms
nach der Kipperzeit (s. Wormser Renten-
geld) prägte die Stadt Hagenau um 1667
gutes Kleingeld, und zwar Batzen. S.
Hagenbecker, ein urkundHch in Hildes-
heim im 15. Jh. seit 1424 vorkommender
Name für Groschen. Da es weder einen
Münzstand noch einen Münzort des Namens
»Hagenbeck« gibt, so bleibt nach E. Schrö-
der in Bl. f. Mfr. 1908 S. 3807 nur übrig,
in diesem Worte den Namen eines Münz-
meisters zu sehen, von welchem diese
Groschen zuerst geschlagen sind. Su,
Hahneledem oder Hahnekämme hießen
die brandenburgischen in Minden 1670 bis
1700 gemünzten einseitigen 2 -Pfennig-
stücke, die vom Volke diesen Namen von
den das Zepter einschließenden Palm-
zweigen erhielten, die für Hahnenfedern
oder -kämme angesehen wurden (Abb. 31 1).
Sie hielten zuerst 0,15 g, später viel weni-
ger Silber. — Schrötter, Brandenburg,
Beschreibung Nr. 729 — 731 und Geschichte
S. 269, Note 5. S.
Habnreimfinzen sind Nürnberger private
Spottmünzen mit einer »Hahnreilade« auf
einer und einem auf einem Hahne reitenden^
mit einem Hirschgeweih gekrönten Manne
auf der andern Seite. — »Hahnreitaler«
wurden die von dem dänischen^Komman-
danten der Festung Wolffenbüttel Graf von
Sohns 1627 geprägten Taler genannt in
Anspielung auf das Wort »Vicarius« in der
Umschrift, da Solms seine Vollmacht da-
durch mißbraucht hatte, daß er das Silber-
geschirr des Herzogs und das durch Brand-
schatzung des Landes gewonnene Silber in
jene Taler vermünzte. Sie tragen auf der
Vs. das Monogramm des Königs Christian
IV. mit der Umschrift: Quid non pro reli-
gione. Auch Dukaten imd Groschen dieser
HAIE— HALIFAX-CURRENCY
251
Art wurden geprägt. — Schmieder S. 219 f. ;
Schou S. 379f. S.
Haie d'or s. Tuin.
Hakenkreuz (Swastika, cmx gammata),
Kreuz, dessen 4 Enden rechtwinklig wie ein
Gamma, und zwar alle nach gleicher Rich-
tung umgebogen sind, uraltes Zeichen, von
Anfang an ebensowohl omamental wie
sinnbildlich verwendet, und zwar wohl ein
Sonnensymbol, erscheint im griech. Europa,
von Kreta und Melos abgesehen, erst seit
der geometr. Periode. Auf M. zuerst auf der
Vs. kleinasiat. El. -Stücke (7. Jh.), dann als
Form des Quadratum incusum altkorinth.
M. (im 6. Jh.), später als Typus oder häufi-
ger als Beizeichen auf M. des 5. u. 4.
Jh.s, zumal westsizil. vorkommend, auf
M. von Knossos durch mehrfaches Um-
biegen der 4 Enden an ein kreuzförmiges
Labyrinth erinnernd, auf einer M. von Me-
sembria als Beizeichen ins (Sonnen-) Rad
gestellt, erscheint es später auf gall., merow.
u. a. und häufig auf ind. M. vom 4. Jh. v. C.
bis ins 2. Jh. n. C. imd später; das Stadt-
zeichen von Gaza ist dem H. verwandt. < —
A, J. N, 49 S. 113/55- 166/71; Ebert,
Reallex. V S. 20/21. R.
Halbac s. unter Judenpfennige.
Halbbafzen. Der halbe Batzen oder das
2-Kreuzerstück, auch Albus genannt, wurde
ebenso wie der süddeutsche Groschen oder
das s-Kxeuzerstück in der zweiten Hälfte
des 16. Jh.s am Oberrhein in zunehmender
Weise gemünzt, wodurch die Herstellung
der großen Währungsmünzen, der Taler
und Reichsguidiner, immer schwieriger
wurde. Während der höchst unruhigen
Zeiten am Ende des Jahrhunderts er-
forderten die Heere sehr bedeutende Zahl-
mittel, und diese konnten ohne Einbuße
nur durch Prägung solcher geringhaltiger
Scheidemünzen geschaffen werden. So
wurden die Halbbatzen imd Dreikreuzer
die Hauptvorläufer der Kippermünzen
(s. Kipper). In geradezu unglaublichen
Mengen sind sie im oberrheinischen Kreise,
besonders von den Grafen von Salm und
von Solms sowie der Stadt Worms ge-
schlagen worden. S.
Hdbbrakteaten s. Dünnpfennige.
Halbierte M. Die absichtliche Halbie-
rung, Viertelung oder sonstige regehnäßige
Teilstücke ergebende Zerteilung von M. hat
in erster Reihe den Zweck, dem Mangel an
kleinen Wertstufen abzuhelfen; das gilt für
die zahlreichste Gruppe aller antiken h. M.,
die in Germanien und der Nachbarschaft ge-
fundenen röm. und röm. -gallischen Kupfer-
M.(bes. Nemausus), gilt wohl auch von der
Mehrzahl der halb, republik. Asse, da sie
z. T. aus M. -schätzen stammen, und für
die halb, (usw.) m. a. Silbermünzen (vgl.
Edikt Philipps VI. v. Frankreich v. 1347).
Andererseits kaim aber auch die Sitte^
einem Freunde als Wiedererkennungszei-
chen die eine Hälfte einer h. M. mitzu-
geben (sog. tessera hospitalis), noch vom
Frankenkönige Childerich bezeugt dann
die Absicht der Angleichung der M. an
das alte Rohkupfer bei ritueller Verwen-
dung (Mitgabe ins Grab, Weihung an eine
Quelle und dergl.) in Einzelfällen zu
Halbierung einer M. geführt haben. Vgl.
auch unter Zerschnittene M. — Bonner
Jahrb. 108 S. 1/25; Riv. ital. di num. 1915
S. 25/38; Z.f. N. 34 S. 260/61; Luschin,
Allg. M.kunde» S. 208. 218. R.
Halbmond s. unter Lunula.
Halbscboter oder 1/45 Mark sind in Nach-
ahmung der Gigliati (s. d.) mit der Um-
schrift: »honor magistri Judicium diligit«
zuerst seit 1370 von dem Deutschordens-
hochmeister Winrich von Kniprode (1351
— 1382) nach dem Beispiele der polnischen
Groschen K. Kasimirs IH., sodann aber
auch von dem Hochmeister Michael, aber
nur versuchsweise, 1416 geprägt worden;
sie zeigen auf der Vs. den Hochmeister-
schild in fünfbogiger Einfassung, auf der
Rs. Blumenkreuz im Vierpaß, Die Halb-
scboter waren = 16 Pfennige = i^j^ Schil-
ling = etwa einer halben Skot Münze (Skot
war ein Gewicht = V24 Kulmische Mark),
wonach sie den Namen haben; ganze
Schoter sind aber niemals geprägt worden
(siehe auch Schoter). 62 Halbschoter gingen
auf die rauhe 10 lötige Mark, l Stück = 3 g
Rauhgewicht, 1,875 g Feingewicht. — Voß-
berg, Geschichte der Preuß. Münzen u.
Siegel S. 92 ff. Su.
Halifax-Curren^, im 17. u. 18. Jh. in
Nordamerika der Kurs des Piasters (s. d.)
zu S Schilling, während er gesetzlich nur
41/a s. gelten sollte. Im 19. Jh. bekam auch
der Dollar in der Halifax-Valuta diesen
Wert. S.
252
HALSBÄNDER— HANDELSMONZEN
Halsbänder als Geld s. unter Grivna; vgl. .
Ringgeld. R. j
Halser s. Böse Halser und Schinderlinge, j
Hamburger BankofuB s. Bankotaler. |
Hanunerprägung« Unter H. versteht ,
man die ganze Münztechnik vor Einführung
der mechanischen Prägung (s. Klippwerk,
Walzenprägung, Spindelwerk). Im engeren
Sinne bestand sie darin, daß der Unter -
Stempel fest in einen Holzblock eingelassen
war, auf ihn die Platte (s. d.) gelegt, auf
diese der Oberstempel gesetzt und auf den
Oberstempel ein oder mehrere Hammer-
schläge geführt wurden, wie es mannigfache
Abbildungen von Münzstätten zeigen (z. B.
Halke, Einleit. 1905, S. 142, Blanchet II,
S. 23, Levasseur S. 99; vgl. Num. chron.
1922, S. I — ^38). Eine Verbesserung, die
ein genaueres Auftreffen der Bilder auf
den Schröting gewährleistete, war das Ein-
setzen der Stempel in die Backen einer
Flachzange (Trait6 I S. 911 Abb.). Sehr
wahrscheinlich haben die talerartigen Mün-
zen, die sehr starke Schläge mit zentner-
schweren Hämmern erforderten, die Ein-
führung des in Bahnen laufenden Ober-
stempels, das heißt des Klippwerks (s. d.),
iiötig gemacht. Die kleinsten Sorten sind bis
ins 18. Jh. mittels H. geprägt worden. S.
Hand« Auf M. von Tuder und Smyma
sehen wir eine H. vom caestus umwickelt,
d. h. von einem Riemen, der demselben
Zwecke diente wie unsere Boxerhand -
schuhe, als Hinweis auf athletische Wett-
kämpfe. — Zwei ineinandergelegte Hände
deuten in der antiken Symbolik einen
Handschlag an, der als Treuversprechen
gilt; daher erscheinen sie auf rögaf M. der
Zeit von 49—31 (z. B. Aem. Buca) mit oder
ohne den caduceus als Symbol des Friedens,
als Zeichen der Eintracht zwischen den
Machthabem untereinander oder zwischen
ihnen und dem Volke, ebenso auf Quadran-
ten des Augustus und später auf röm. und
griech. Kaiser-M., auch zur Legende amor
mutuus, Caritas, concordia, fides, pietas
A.ugg. oder mutua, dann bes. auf neueren
Ehemedaillen; in ähnl. Sinne kommt ein
von zwei Händen gehaltenes, auf eine
Prora gepflanztes Feldzeichen zur Auf-
schrift concordia exercituum vor. — Anson,
Qreek coin types VI Taf. XIIL R.
Die Hand Gottes, lat. dextera dei oder
manus dei, kommt auf M. vor als volle Hand
oder die beiden letzten Finger eingeschla-
gen, allein im Felde der Münze oder auf
einem Kreuze oder von a und cu begleitet,
auch die Hand aus einem Bogen, einer
Wolke hervorkommend usw.; häufig Bei-
schrift dextera dei oder domini. Auf einer
spätröm. (Constantius IL, Gnecchi, Med.
Taf. 12) und vielen byz. M. erscheint oft
über der Kaisergestalt die aus Wolken
herausragende Hand Gottes, um den Kaiser
zu segnen. Ferner findet sie sich auf angel-
Sachs. Pennies (Abb. 161) und wird dann
auf deutsche Denare der sächsisch -fränki-
schen Kaiserzeit übernommen, und zwar
in Deventer (Dbg. no. 563), in Mundburg
(Dbg. no. 1605), in Metz (Dbg. no. 58,
60), hier den Krummstab in der Hand,
in Trier (Dbg. no. 411 ff-) hält die Hand
die Schlüssel Petri, in Verdun (Dbg. no.
95, 104), in Augsburg (Dbg. no. 1035),
in Chur (Dbg. no. 985), in Quedlinburg
(Dbg. no. 614), in Eßlingen (Dbg. no. 951),
in Lüneburg (Dbg. no. 570), in Salz-
wedel segnet die Hand einen Schlüssel (E.
Bahrfeldt, Brandenburg I no. 109 u. iii),
in Speyer hält sie ein Kreuz (von Berstett,
Baden no. 548), in Hall auf den Händels-
hellern (s. d.), in Böhmen reicht eine aus
einem Tempel hervorkomm ende Hand
Fahne, Zepter und Kreuz dar, in Dänemark
bei Magnus dem Guten (Hauberg no. 12),
in Meaux (Poey d' Avant. III Taf. 139 no,
i2flF.), Sie erscheint neben einem Kreuz
in Unteritalien auf einer Goldmünze von
Benevent 758 (Sambon, Rep. no, 408),
Froehner möchte diese für einen Handschuh
halten (Aimuaire 1890, S. 175 ff.). Usw. —
Friedensburg, Symbolik S. 189. Su.
Handelsdollar (Trade-Dollar) s. unter
Dollar.
Hatidelsmünzen sind zunächst Gepräge,
die zwar von der Regierung hergestellt sein
können, für deren Münzfuß sie garantiert,
die aber kein Kurantgeld sind, das heißt
keine gesetzliche Zahlkraft haben. Schon
im Altertum scheint es solche zu geben (In-
kuse von Tarent, Klio VI, S. 515). Im 17.
und 18. Jh. wurden viele Münzen nur für
den Außenhandel geprägt, wie die Löwen-
taler (s. d.), die Bankotaler (s. d.), die Maria
Theresiatgder (seit 1780, s. d.) und die Du-
katen {s, d.). — Eine zweite Art von H. sind
HANDKAUF— HARPOKRATES
253
Landesmünzen, die durch ihre Zuverlässig-
keit von dem Handel vor anderen bevor-
zugt, darum über den Bedarf des eigenen
Landes hergestellt und dann oft von andern
Staaten oder von Privaten nachgeprägt
werden, so die Friesacher Pfennige vom
3. Kreuzzug bis zum Mongoleneinfall, die
Kölner Denare (s. Niederelbingische Agrip-
piner), die Tumosen (s. d.), die französi-
schen Goldschilde, die Florenen (s. Gold-
gulden), die deutschen Taler, die Louisdor,
endlich die Dollar. — Luschin, Allg. Mkde,
S. 207. 210. S.
Handkauf heißt der direkte Einkauf der
Münzmetalle im Gegensatz zu deren Be-
schaffung durch Edelmetallhändler mittels
Kontrakten. S.
Hanenkoppe werden urkdl. Ende des 15,
Jh.s (1494 Münzordination Eb. Ernsts von
Magdeburg und 1499 in den Einnahmen
der St. Benediktikirche in Quedlinburg)
genannt. Es sind D:iit ihnen urspr. die
Goslarschen Arenkoppe mit dem Adlerkopf
gemeint, die meist gleich einem halben
Pfennige waren und in der Umgebung von
Goslar vom Volke fälschlich so genannt
wurden. Dieser Name wurde dann wohl
überhaupt auf halbe Pfennige übertragen.
— Düning in Num.-sphrag. Anzeiger 1897
S. Siff. Sü-
Hanover Soverdgn^ ein messingener
Spottjetton von 1837 auf den Herzog von
Cumberland, über dessen Reiterbild »To
Hanover« steht, wohin ihn die Engländer
wünschten. — S. Treitschke, Deutsche
Gesch. IV, 1897, 5.645. S.
Hardhead (Lion), schottische, 1555—
1588 gemünzte, dem französischen Hardi
(s. d.) nachbenannte Billonmünze zu V^]%
Pence, die dem Mangel an Kleingeld ab-
helfen sollte. Sie stieg imter Jakob VL
auf 2 Pence. Ihr Durchschnittsgewicht war
1,5 g mit 0,06 g Silbergehalt. Die Vs. trug
gekrönt M (Maria), dann IR ( Jacobus Rex),
die Rs. gekrönten springenden Löwen. —
Grueber S. 184. 188. 196. S.
Hardi d'argent Diese Münze ist eine
Schöpfung der englischen Könige in Aqui-
tanien oder Guyenne. Eduard III. prägte
sie mit Hüftbild n. rechts mit Schwert u.
Sterling - Rs,, Eduard der schwarze Prinz
mit Hüftbild von vom, Rs. langes befußtes
Kreuz, Leopard und Lilie i. d. W.; Um-
schrift »gloria in excelsis« usw., Gewicht
1,09 g. Der Name soll von englisch Farthing
als V4 Groschen kommen. Der Hardi ist
nämlich gleich 3 deniers tournois, ebenso
wie der aus der Dauphin^ stammende Liard
(s. d.). Ludwig XI. von Frankreich schlug
sie, Vs. sitzender König mit Schwert und
Rs. befußtes Kreuz, i. d. W. Krone und
Lilie, von Sept./Oktober 1467, 192 Stück
aus der 3 d. feinen Mark, also i Stück =
1,27 g Rauhgew. und 0,32 g Feingew., und
im November 1478 zu 216 Stück aus der 3 d.
feinen Mark, i Stück also = 1,14 g Rauh-
gew, und 0,28 g Feingew. Ludwig XI. und
auch Karl VIII. von Frankreich prägten
sie in Bordeaux und Nantes, Ludwig XII.
in Bordeaux, Bayonne, in der Provence und
in der Bretagne, Franz I. in Turin. —
Blanchet II S. 286, 298, 300, 306, 312, 321;
Levasseur S. 43. Su.
Hardi d'or» Goldmünze Eduards, des
schwarzen Prinzen (1330 — 1376), in Li-
moges, Bordeaux, La Rochelle oder La.
R6ole geprägt: Vs. Halbfigur des Prinzen
von vom, in der Rechten ein Schwert, Rs.
Blumenkreuz, i. d. W. Lihe und Löwe, Um-
schrift: i^auxilium meum a domino«, Ge-
wicht 4 g rauh und 3,96 g fein (Abb. 240).
Diese Münzen wurden auch von Richard II.
(1372—99) und Heinrich IV. (1399— 1413)
geprägt. Richard IL prägte auch einen
Halb-Hardi d'or im Gewicht von 1,88 g
Rauhgew. und 1,86 g Feingew, — Engel-
Serrure III S. looi und Grueber S. 52 ff.
Su.
Harmodios und Aiistogeüon s. Tyrannen-
mördergruppe.
Harpe, griech. Äpiryj, eine Waffe, aus Griff
und Schwertblatt bestehend, an dem eine
gebogene, sichelförmige zweite lOinge an*
setzt; Attribut des Perseus, der mit dieser
Waffe der Medusa den Kopf absäbelt;
alleiniges Münzbild z. B. in Seriphos^ als
Rs. zum Kopfe der Medusa, und bei König
Perseus von Maked. — Anson, Greek coin
types II Taf. XI. R.
HarpokrateSy ägypt. = Honis das Kind^
erhielt durch den Sarapiskult der ptolem.
Zeit als Sohn des Sarapis und der Isis Ver-
breitimg und erscheint auf alexandrin.^
phönik., kleinasiat. und nordgriech. M. als
Kind steh, mit Zöpfchen an der Schläfe^
am Finger saugend (später als Gebärde des
254
HARPS-HAUSGENOSSEN
Schweigens gedeutet) und Füllhorn im
Arm; auf aiexandrin. und Gau-M., wo auch
-das Brustbild allein, erscheinen noch andere
örtliche Formen des H. ; dabei kauert oder
sitzt H. auf Lotosblume oder auf Sphinx
oder er hat Krokodil-Unterkörper; auch
fallen die Kindergestalt und Fingergeste
fort, und als Attribute treten Keule, Zepter,
Granatapfel, als Tiere Widder und Falke
auf. — R. E. VIII S. 2433; B. M. C. Alex.
S. LXIII— LXVI Taf. XVII sowie die
unter Hades angeführten Schriften von
Drexler. R.
Harps, englisch = Harfen, hießen i. die
irischen seit 1536 geprägten Groats und
Halbgroats mit einer Harfe auf der Rs.,
2. die kanadischen seit 1820 geschlagenen
Kupfertoken mit dem Kopf Georgs IV.
auf der Vs. und einer Harfe auf der Rs.
S.
Harpyie, griech^Apirota, meist in der Mehr-
zahl, ursprünglich todbringende Sturm-
<iämonen, dann allgemein ruhmlos dahin-
raffende Todesgenien; dargestellt als vier-
flüglige Vögel mit Mädchenköpfen (El.-M.
von Kyzikos, Nom. VII Taf. I 24/26). —
R. E. VII S. 2417/31; Weicker, Der Seelen-
vogel 1902. R.
Hasb^ani, Billonmünze der Sultane von
Dehli. S. Jaital.
Hasta^lat. Stange, Schaft, insbes. Lanze;
die h. pura ist ein Schaft ohne Spitze, oben
und oft auch unten mit einem Knaufe; sie
•diente als Symbol der Herrschaft (des
iustum dominium) und erscheint daher
neben anderen Aintsabzeichen wie dem
Subsellium auf röm. und griech. M. röm.
Quaestoren und Proquaestoren, z. B. des
L. Sestius, des A. Pup, Rufus usw., sodann
als mihtär. Auszeichnung, so neben anderen
dona militaria (s. d.) auf M. des M. Arr. Se-
cundus, auch als Beiz, auf röm.-repubHk.
M. — R. E. VII S.2S0I; Heibig, Abh.
Gott. Ges. 1908 m. Taf. I. R.
Hath) Münzeinheit von Kashmir, s. unter
Dinara. V.
Hat Hece (deutsch: Hutstück), eine
schottische, 1591 — 1593 geschlagene Gold-
münze Jakobs VI., deren Vs. dessen Büste
mit Hut zeigt, während die Rs. einen
sitzenden Löwen mit Zepter trägt. Sie galt
4 schottische Pfund, wog 4,536 g und Welt
4,158 g Gold. — Grueber S. 190. 192. S.
I Hausgenossen, monetarii, fraternitas, so-
I cietas, universitär, consortium campsorum
oder monetariorum. Die Hausgenossen-
schaft, eine speziell deutsche Einrichtung,
ist eine Körperschaft, der von dem Münz-
herrn die Besorgung der Münze als dauern-
des Recht mit mancherlei Begünstigun-
gen überlassen ist und an deren Spitze
ein frei ernannter Münzmeister steht. Sie
kommt nur vor in wirtschaftlich bedeu-
tenderen und meist bischöflichen Städten
wie Augsburg, Bamberg, Basel, Erfurt,
Goslar, Köln, Mainz, Regensburg, Speier,
Straßburg, Wien, Worms, Würzburg und
merkwürdigerweise in Öhringen (in Würt-
temberg) und in Weißenburg. Entstehung:
Als das Münzrecht vielfach im ii. Jh. aus
den Händen des Königs in die der Landes-
herren, vor allem der Bischöfe gelangte,
scheinen sich vielfach die Großkaufleute,
die Silber zur Münze zur Prägung brachten,
besonders wohl die freien Edelmetallhänd-
ler, allmählich zu einer festen Körperschaft
zusanmiengeschlossen zu haben. Es ist
nicht gesagt, daß diese Kaufleute nicht
etwa auch andere Handelsgeschäfte trieben.
In Basel bestand die Hausgenossenschaft
als Zunft, während die Hausgenossen in
anderen Städten, z. B. in Speier, aus
Wechslern, Münzem und Goldschmieden,
aus letzteren auch in Augsburg beste-
hend, sich gegen die Zünftigkeit wehrten
(Harms, Basel S. 8 f.). In gewisser Ana-
logie wurden in Florenz die Münzmeister
aus den Tuchhändlem der Calimala und
der Wechslerzunft gewählt (Alexi, Z. f- N.
XVII S. 258—269). Weniger wahrschein-
lich ist die ältere Ansicht, die die Haus-
genossen aus dem unfreien Münzergesinde
entstehen lassen will, das allmählich aus
Ministerialen zu freien vermögenden Lrcuten
geworden sein soll. Die meist ursprüng-
liche Haupttätigkeit der Hausgenossen,
die in der Silberbeschaffung für die Münze
bestand, setzt reiche, vermögende Männer
voraus, und das können die Münzhand-
werker nicht gewesen sein. Die Haus-
genossen stammen wohl hauptsächlich aus
altfreien Geschlechtern.
Der Name der »Hausgenossen« be-
zeichnet sie als Genossen des Münzhauses,
das den Mittelpunkt ihrer gemeinsamen
Tätigkeit bildete. Hier hielten sie ihre
HAUSGENOSSEN
255
Versammlungen ab, hierher lieferten sie
das^Silber, hier nahmen sie die ihnen auf-
getragenen Güsse vor, hier ward ihnen
von ihren Genossen Recht gesprochen: »ita
quod eadem domo utantur ad eorum com-
munem utilitatem, sicut monetarii et hus-
genoszen hactenus ubi consueverunt«, 1282
(Remling, Speierer U. B. I S. 384).
Tätigkeit: Während die H. ursprünglich,
wie schon gesagt, Silberlieferanten waren,
änderte sich durch ihre Bedeutung diese
Stellung bald so, daß ihnen allmählich die
gesamte Münzverwaltung zufiel: zunächst
geriet die Münzprägung unter ihre Auf-
sicht, sie hatten dabei die richtige Mischung,
aus der die Münzen geprägt werden sollten,
herzustellen; dann war ihnen noch die Lei-
tung und Beaufsichtigung des Gusses und
die Gewichtsprobe des geprägten Geldes
überlassen; die rein mechanische Tätigkeit
beim Münzen besorgten aber die Hand-
werker, die »quetzaer unde der gesinde«.
Zweitens war ein Teil der Tätigkeit der
Hausgenossen die Einziehung und Um-
tauschung des verrufenen Geldes, ein ande-
rer Teil war die Versehung des aus dem
Münzregal dem Berechtigten zustehenden
Wechsels alles fremden Geldes. Auch fiel
ihnen die Erhebung des Schlagschatzes, der
ihnen oft verpfändet war, zu.
Eine jede Hausgenossenschaft hatte eine
ganze Reihe von Privilegien: Das aus-
schließliche Gold- und Silberkaufsrecht und
das Monopol des Wechsels hielt die Ge-
nossenschaft eng zusammen. Femer be-
saßen sie eine eigene Gerichtsbarkeit, die
sich nicht nur auf die Genossen selbst er-
streckte, sondern auch auf die Verfolgung
und Bestrafung der Falschmünzer ; in Straß -
bürg hatten sie sogar den Blutbann. Das
Münzhaus selbst genoß großeEhrf urcht, ihm
wurde wie der Kirche ein Asylrecht einge-
räimit. Ein weiteres Recht war die Befugnis
des Münzmeisters, der der Vorsitzende der
Hausgenossenschaft war und oft aus deren
Reihen frei gewählt wurde, alle Maße und
Gewichte der Beschau und Aufsicht unter-
werfen zu dürfen. Hierdurch übten die
Genossen eine mehr oder minder beschränkte
Marktpolizei aus. Weiter genossen die
Hausgenossen neben einer Reihe unbedeu-
tenderer Privilegien Steuerfreiheit.
Die Zahl der Mitglieder dieser Körper-
schaft war oft festgesetzt: in Augsburg 12,
in Erfurt 12+4, in Wien zuerst 48, seit
1247 68; wenn nicht, so durfte ein neues
Mitglied nur mit ihrer Zustimmung aufge-
nommen und keins ihnen von den Münz-
herren aufgedrängt werden. Die Haus-
genossen nahmen nur Männer auf, auf
deren Redlichkeit und guten Willen zu-
gunsten der Genossenschaft sie sich ver-
lassen konnten, wie jeder neu Eintretende
einen Eid vor dem Münzmeister ablegen
mußte. Außerdem wurde neuen Mitgliedern
ein gewisses Vermögen zur Bedingung ge-
macht. Durch alle diese Vorrechte nahmen
die Hausgenossen im mittelalterlichen Le-
ben eine ganz hervorragende gesellschaft-
liche Stellung ein. Die Hauptblüte der
Hausgenossenschaft war im 13. und 14. Jh.
In Straßburg, wo sie an keine bestimmte
Zahl gebunden war, kann man ihre Ge-
schichte genau an der Zahl der Mitglieder
messen:
1216 359
1283 454
1300 361
1332 227
1347 302
1356 275
1376 160
1437 40I
Ihre Blüte wie ihr Untergang geht mit dem
des Patriziats Hand in Hand. Als dieses
von den Zünften gestürzt wurde, war es
auch mit der Macht der Hausgenossen-
schaft vorbei. Es kam allerdings noch
anderes hinzu, daß im 15. imd 16. Jh. diese
Körperschaft von »der Schaubühne des
städtischen, wirtschaftlichen undpolitischen
Lebens« verschwand: An Stelle der in
ewig wiederkehrenden Geldverlegenheiten
sich befindlichen Bischöfe, welche froh sein
mußten, wenn sie einer vermögenden Ge-
nossenschaft die selbständige Verwaltung
des Münzregals überlassen konnten, war ein
leistungsfähiger Rat getreten, der das nötige
ICapital aus den Steuern der Bürger bezog,
um die Münze mit Geld zu versorgen, der
aber dann naturgemäß die Verwaltung
selbst führen wollte. Dazu kam seit Ende
des 15. Jh-s die vid stärkere deutsche
Silberproduktion, später das Edelmetall
des neuentdeckten Amerika, das voll-
ständig zur Speisung der Münzstätten ge-
256
HAUSKNECHTTALER— HECKENMONZEN
nügte. Dadurch aber verlor das Wechsel -
geschäft zwecks Beschaffung des Silbers
erheblich an Bedeutung, und an die Stelle
der Hausgenossen traten die großen Han-
delshäuser wie die Fugger und Welser.
Zwar gaben die Hausgenossen das Geld-
geschäft nicht gänzlich auf, führten es aber
in anderer Form, als moderne Bankiers
fort. — Eheberg, Über das ältere deutsche
Münzwesen und die Hausgenossenschaften,
Leipzig 1879; Jesse no. 324, 328, 330, 331,
S33i 335. Su.
Haiisknecbttaler war eine Spottbezeich-
nung derjenigen Wildemannstaler (s. d.),
auf denen der Wilde Mann den Tannen-
baum horizontal vor sich hält. Die ersten
sind die Zellerfelder Augusts von Braun-
schweig von 1643. — Fiala, Neues Haus
Braunschw. -Wolfenbüttel, 1907/S, Tai. H,
Nn 9. S.
Heaume = Helm. Münzen mit einem
Helm und nach ihm genannt gibt es im
14. und 15. Jh. in Gold und Silber:
I. Der Heaume d'or; die größte aller
Goldmünzen Ludwigs v. MMe, Grafen v.
Flandern, ist ein heaume d'or, auch le
vieil heaume genannt: Vs. Löwenschild mit
einem riesigen Helm zwischen 2 Löwen,
das Ganze in Architektur; Rs. Blumen-
kreuz, i. d. W. FLAN, das D in der Mitte
des Klreuzes, i. F. Adler, das Ganze in einem
SpitzachtpaJß, wurde vom 19. XH. 1367 —
18. VL 1368 in Gent zu 35y4 Stück aus
der 24 kar. Mark geschlagen, i Stück also
= 6,94 g schwer. Auch sind 1/3 Heaumes
von Ludwig geprägt worden. — Gaillard,
Flandern S. 162 f^ u. no. 216.
Einen Heaume d'or hat auch Karl VL
von Frankreich (1380 — 1422) am 21. Okt.
1417 geschajffen: Vs. Lilienschild, darüber
gekrönter Helm im 12 -Paß, Rs. Blumen-
kreuz, i. d. W. Lilien im Spitzvierpaß. Er
hatte einen Wert von 2 Moutons d'or.
(Blanchet, Manuel H S. 274f,) Dieser
Heaume wurde von Joh. v. Hom in Lüttich
nachgeahmt.
IL Heaume d'argent oder gros heaum6.
Am 19. Xn. 1420 wurden solche Münzen
von Karl VL von Frankreich zu 86 Stück
auf die 11 d. 12 g feine Mark, also ein
Stück = 2,84 g Rauhgew. und 2,76 g Fein-
gew., Wert = 20 d. t, geschaffen; Vs. Li-
lienschild, auf diesem Helm v. d. S., Rs.
j Blumenkreuz, Umschrift: sit nomen do-
j TDini benedictum. — Blanchet, Manuel H
S. 278 f. — In Lüttich hat Johann v-
Heinsberg {1419 — 1455) heaumes geschla-
gen, genannt double heaume, schon 1434
erwähnt. Vs. Schild, darüber großer Helm,.
Rs. befußtes Kreuz, in der Mitte ein
Schild, ringsherum 16 Bogen, i Stück =
3 g schwer. Daneben prägte er auch einen
demi heaume im Gewicht von i,oi g. —
Chestret de Haneffe, Lüttich, S. 193. Su.
Hebräer oder Ulfeldtsche Mfinze wurde
die mit der Inschrift JUSTUS | Jehova in
hebräischer Schrift [JUDEX versehene dä-
nische Kriegsmünze benannt, die Christian
IV. durch den Reichs-Hofmeister Ulfeldt
gleich nach dem Ausbruche des ICrieges mit
Schweden und dem Einfall Torstensons in
Jütland im Dezember 1643 schlagen ließ.
Die Schrift der Münze bedeutet die An-
rufung des Herrn als des gerechten Rich-
ters. Die Münze war eine Nachahmung der
von ihm 1607 — 18 geprägten schlechten^
Markstücke {^/^ Spezies). Außer einigen
besseren Goldmünzen ähnlichen Gepräges
wurden • besonders 2 Mark- und l Mark-
oder 16 ß-Stücke vom Feingewicht 6,612
und 3,306 g geprägt. Da 2 Mark eigentlich
= ^3 Spezies sein sollten, war somit das
Mindergewicht erheblich. 2 Jahre nach
dem für Dänemark höchst unglücklichen
Ende des Krieges wurden im Dezember
1647 die Hebräer zu 2 Mark von 32 auf 28 ß
und zu I Mark von 16 auf 14 ß herabge-
setzt. — Abb. Schon, Taf. 17; J. Wilcke,
Möntvaesenet. W.
Heckenrnfinzen« Nach der deutschen
Reichsmünzverfassung waren zur Münz-
prägung nur die Kreismünzstätten und die
Münzstätten der Reichsstände berechtigt,
die eigenes Bergsilber vermünzten- Alle
anderen waren als Heckenmünzen ver-
boten, da sie ohne Kontrolle die Geldher-
stellung meist nur als gewinnbringendes Ge-
schäft, oft mit imlauteren Mitteln betrie-
ben, gute Sorten massenhaft einschmolzen
und in bedeutend geringhaltigere Münzen
umprägten. Aber auch die gesetzmäßi-
gen Münzstätten, die diese Unregelmäßig-
keiten ausübten, erhielten den Namen
Heckenmünzen. Die politische Zersplitte-
rung Deutschlands verhinderte lange die
Ausrottung dieses Übels. Schon am Ende
HECKMÜNZE— HEILIGE
257
des 16. Jh.s zählte man im oberrheini- \
sehen Kreise neben den vier Kreismünz- ,'
Stätten einige 20 Heckenmünzen, aber |
die Höhepunkte der Heckenmünzerei waren
die große Kipperzeit um 1620 (s. Kipper
und Wipper) und die kleine Kipperzeit
um 1680. Während letzterer wurden be-
sonders die Gulden des Zinnaischen Fußes j
aufs elendeste nachgeprägt; Haupthecken-
münzer waren in Norddeutschland der
Graf Gustav von Sayn -Wittgenstein, in
Süddeutschland der Graf Ludwig Gustav
von Hohenlohe-Schillingsfürst. Als dann
nach Gründung des Leipziger Münzver-
eins 1690 dasselbe Spiel wiederum begann,
gingen die größeren Fürsten dagegen
energisch vor und zerstörten die H. ohne
Erbarmen. Eine typische städtische
Heckenmünze war die Münzstätte der Stadt
Ulm, die durch Jahrhunderte schlechtes
Kleingeld auf Kosten der Nachbarn her-
stellte. — M. Bahrfeldt, Die Münzen von
Bremen u. Verden unter schwedischer Herr-
schaft in Ztschr. d. hist. Ver. f. Nieder-
sachsen, 1892, S. 138; Schrötter in Acta
Bor. Gesch. I, S. 78 und in Z. f. N. 28, 1910,
S. 160 £E., G- Schöttle, Münz- u. Geldgesch.
von Ulm, Stuttgart 1925. S.
Heckmünze, Heckpfennig, Hecktaler
waren Münzen, denen der Aberglaube die
Eigenschaft beilegte, sich durch Umge-
wendetwerden zu vermehren oder zu ihrem
Besitzer immer wieder zurückzukehren. —
Schmieder, S. 223. S.
Hedschra = Hidschra (s. d.).
Heermeister s. Herrmeister.
H^emoneuoiitos^ griech. -fjsfiovsuov-
Toc (Partiz. Präs. Akt.) = unter der
Führung von . . ., ist die auf mos. und
thrak. Kaisermünzen übliche Titulatur des
röm. Statthalters, des Legatus Augusti pro
praetore, s. d. — Abk. HF, HFE. — Mün-
sterberg, Beamtennamen S. 252. R.
Heflandstaler, ein Taler der Maria von Je-
ver (1536 — 1575) mit dem jeverschen Löwen
auf der Vs. und dem auferstehenden Heiland
auf der Rs. — Lehmann, S. 58 ff. S.
HeOige, Orts-, erscheinen mit Namen und
später mit Bild auf den Münzen des M.A.
und der N. Z. In der Merowingerzeit haben
bei der allgemeinen Zersplitterung des
Münzrechts (s. d.) auch eine große Anzahl
von Kirchen Münzen geprägt. Dabei wird
WQrterlraoh der Mflnzkimide.
der Name des Heiligen, welcher der Patron
der betreffenden Kirche war, in die Um-
schrift gesetzt, so Sei Martini in Tours, Sei
Stefani in Bordeaux, Sei Medardi in Noyon
u. a. Nachdem dann von Pippin diesem
Prägen Einhalt geboten war, verringerte
sich die Zahl der vorkommenden Heiligen -
namen, bei Pippin auf 8 — ein Pfennig hat
neben dem Namen auch das Bild des H.
Cheron — , bei Karlmann erscheinen nur die
Namen zweier Heiligen, von denen einer
auch das Bild des heiligen Aignan in Or-
leans hat, und bei Karl dem Großen das
Monogramm des heiligen Peter in Trier
neben 14 Heiligennamen. Nach dem Aus-
sterben der Karolinger treten die Heiligen
wieder stärker auf. In der sächsisch -fränki-
schen Kaiserzeit (10. u. ii. Jh.) zählt man
auf den Denaren 50 verschiedene Heilige
mit Namen und etwas später mit Kopf-
oder Brustbild. Das ist begründet in dem
Zusammenfallen der zumeist beschäftigten
Münzschmieden mit den besonders geehrten
Heiligtümern, den besuchtesten Messen und
heiligsten Festorten, Der Heilige des be-
treffenden Ortes wird dabei als Münzherr
betrachtet. Ähnliches findet sich im Alter-
tum nur in hellenistischer Zeit in Ilion und
Alexandreia Troas, wo die Pallas Athena
und der Apollon namentlich statt des Stadt-
namens und im Bilde erscheinen: ^Adijvac
'lXta8oc u. 'Aic6XXa>voc 2jiiäIcü?.
Seit der Hohenstaufenzeit wird, unter
dem Einfluß byzantinischer Münzen, der
Heilige vielfach stehend dargestellt, teil-
weise den Münzherm segnend oder neben
diesem stehend. — Einige der wichtigeren
Heiligen: der heilige Stephanus mit
Martyrpalme ist u. a. Patron der Bis-
tümer Metz und Halberstadt (s. Stephanus -
Pfennige, Abb. 198), der heilige Moritz,
eine Fahne in der Hand, ist hauptsäch-
lich Patron des Erzstifts Magdeburg
(s. Moritzpfennige), dann in Koburg, wo
er auf Pfennigen des 14. Jh,s erscheint, in
Savoyen, in Vienne, in Luzem u. a. ; der
heilige Lambert ist Schutzherr von Lüttich,
Oldenburg u. a., wo er verschiedentlich auf
Münzen vorkommt; der heilige Laurentius
mit dem Roste, aui dem er gebraten wird,
ist Schutzpatron in Merseburg (hier z. B.
auf einem schönen Brakteaten, Abb. 197),
in Nürnberg (auf den Laurentiusgoldgul-
17
258
HEILIGENSCHEIN-HEKATE
den), in Wismar (auf zahlreichen M. d. N. Z.,
z. B. auf Goldgulden u. Talern) u. a.; der
heilige Martin, häufig als Ritter zu Pferde,
teilt seinen Mantel mit einem vor ihm lie-
genden oder knienden Armen, in Mainz bzw.
Erfurt, in Hörn (auf einem Taler), in
Schwarzburg (ebenfalls auf Talern) u. a.
(s. Bettlertaler); der heilige Georg, Ritter
zu Pferde oder zu Fuß, den Lindwurm
tötend, ist seit dem 14. Jh. einer der am
meisten gefeierten Heiligen (s. Georg u.
Georgstaler); Johannes der Täufer im häre-
nem Gewand, oft mit struppigem Haupt-
haar, gewöhnlich mit dem Lamm Gottes,
kommt vor allem auf den Florentiner Gold-
gulden (Abb. 230) vor, und dadurch, daß
diese zahlreich nachgeahmt wurden, ist
er ein überaus häufiges Münzbild (s. Batte-
zone), dann u. a. auch in Breslau; der
Apostel Paulus mit langem Bart und
Schwert ist u. a. Patron von Münster, wo
er sehr häufig auf Münzen erscheint, dann
tritt er auf Goldgulden und Groschen
Joachims L von Brandenburg auf.
In Byzanz ist die Sitte, Heilige auf die
Münzen zu setzen, ebenfalls üblich gewesen,
nur hier in rein religiöser Bedeutung, da
die betreffenden Heiligen meist Schutz-
patrone einer Kirche sind; teilweise sind sie
die NamensheiHgen der betreffenden Kaiser,
so der zuerst vorkommende heilige Alexan-
der bei dem Kaiser Alexander (912 — 913)
und der heilige Andronikos bei dem Kaiser
Andronikos IL (1282 — 1328). Die Heiligen
krönen oft stehend den Kaiser. Besonders
häufig ist der heilige Georg im 12. Jh., dann
der heilige Demetrius, der dann auch auf
den Münzen der Teilreiche erscheint, so
bei Johann HL von Nicaea (1222 — 54), bei
Michael L von Epirus (1205 — 14) und bei
Manuel Angelus von Thessalonich (1230 —
1232); hier war er auch Stadtpatron, wie
der heilige Eugenius wohl Schutzherr von
Trapezunt war. Andere Heilige s. bei den
einzelnen Namen.
Ein ausführliches Verzeichnis der Heili-
gen mit Darstellungsformen und Vorkom-
men ist bei Rentzmann S. 159 ff. zu finden.
Weiter ist wichtig: Lief mann, Kunst und
Heilige, Jena 1912; Otte, Christi. Archäo-
logie Bd. I S. 553 ff-; Stadler, Vollst. Hei-
ligenlexikon Bd. 1—5, Augsburg 1858;
R. P- Cahier, Charact^ristiques des Saints;
N. E. Tabor, The Saints in art, 4. ed.,
London 1924; Longp^rier, Liste alphab6-
tique des saints, Paris 185 1; Künstle,
Ikonographie der Heiligen, Freiburg 1926.
Su.
Heiligenschein s. unter Nimbus.
Heinrichsnobel s. Rosennobel.
Heitje, Volksname der niederländischen
Silbermünze zu 25 Cent. S.
Hekaie, griech ^Exarrj; ursprünglich viel-
leicht nur ein Beiname der Artemis, jeden-
falls im Kulte mit ihr meist verschmolzen,
wird sie erst bei Hesiod als eine Allgöttin
erwähnt; später ist sie Göttin der Geister,
Gespenster und Dämonen und Herrin der
Unterwelt; da am Kreuzweg (Drei weg) die
Geister sich tummeln, wird auch sie dort
verehrt, H. trivia, daher ihr Beiname 'Ev-
voSia und daher ihre dreifache Gestalt, H.
triformis; auch als Mondgöttin denkt man
sie sich. Ihr Tier ist der Hund, ihr Attribut
außer der Fackel der Schlüssel (zur Unter-
welt). Ihr Hauptkultgebiet ist SW- und
W-Kleinasien. — Auf M. erscheint sie in
Thessalien, wo sie im 4. Jh. v. C. mit i oder
2 Fackeln (auf einem Löwen: Phalanna;
auf einem Pferde; Pherai) oder als Kopf
mit Kxanz und Fackel daneben erscheint
(Pherai ; auch Lampsakos A^ und wo ein
bekränzter Kopf die Beischrift 'EvvoSta^
trägt (Pherai) ; in Stratonikeia Kar. (helle -
nist. Zeit) tritt sie auf mit Fackel und
Schale in den Händen und Polos, in Lamp-
sakos als Beiz, mit 2 Fackeln und zuw.
2 Löwen unten. In der Kaiserzeit erscheint
sie oft dreigestaltig, meist mit Poloi und
Fackeln, auch Schale, Schlüssel (Ankyra
Galat.), z. B. in Aigina, Argos und in Ka-
rien, Pamphylien, Pisidien, Kilikien, Lydien
und Phiygien. Eingestaltig steh, mit
Fackel und Schale, zuweilen Polos mit
Stern darüber und Hund unten, kommt sie
in Euippe und Stratonikeia, auf Löwen
reitend in Stratonikeia, auf Globus steh, mit
2 Fackeln (Bruzos), mit Fackel im Löwen -
gespann (Thyateira, Kibyra) vor; in Kibyra
ist der Korb ihr Attribut, der auch mit der
Beischrift 6eÄ Uiaihix:q und auch als Rs.
zum Helioskopfe — mit Helios steht sie hier
in Kultgemeinschaft — auf dortigen M.
erscheint (Nom. VIII S. 15). Kultbilder
der H., die Stützen als Fackdn gestaltet,
manchmal mit Löwen unten, begegnen uns
HEKTE— HELLER
2S9
in Maionia und Philadelpheia. Als Beiname '
finden wir 2(üX8ipa in Apameia. — R. E.
VII S. 2769/82 (die M. totgeschwiegen);
vgl. II S. 1356/7; Nom. VIII S. 13/16.
R.
Hekte, griech. sxn], das Sechstel; als M.
kann natürlich jedes Sechstel einer Einheit
so heißen, daher Hesych. s. v. sagt: Exttj,
xphrq, xetapXTj, vojifajiaxa dpYoptoü xal ypualoo
xal j^aXxoü. Insbes. aber heißen so die Sech-
stelstateren aus Elektron von Kyzikos (KuCt-
xTjvoü yptiaiou gxxai, I. G. I 199. 203) und
Phokaia (Sxxai OcoxaLSs?), die auch erhalten
sind, ebenso wie die nach ungefähr dem
gleichen Fuße (s. unter Phokäischer Münz-
fuß) geprägten El.-H. von Mytilene, über
deren gemeinsame Prägung von Mytilene
und Phokaia uns ein Vertrag um 400 v. C,
Z. f. N. 26 S. 45,1 inschriftlich erhalten ist.
Gewicht aller dieser H. etwa 2,6 g, über den
Goldgehalt s. unter Elektron. — Trait^ I
S. 489/90; R. E. VII S. 2802. —Das Hemi-
hekton (griech. f^[AtsxTov), also das Zwölftel
des El.-Staters, erscheint in der archai-
schen Inschrift Dittenberger^ n. 45 und
zwar wird das goldene (xp^cJOü) zur Zeit des
Komikers Krates (Mitte 5. Jh.) bei PoU.
IX 62 mit 8 (att.) Obolen geglichen, vgl.
Hermes 39 S. 650 (dieser EL-Stater also =
16 att. Drachmen, d. h. niedriger als der
Kyzikener in Athen). — R. E. VIII S. 244.
— Das 1/34 hieß [ioai]ji.iexTov, s. d. R.
Hektor, Hauptheld der Trojaner, er-
scheint, oft als eKTßP bezeichnet, auf M. von
Ilion und Stektorion bald im Schiffskampfe
(Klio VIII S. 489/92; irrig Nom. V S. 34/5),
bald im Streitwagen, in Ilion auch ruhig
stehend, in den Kampf eilend, zu Fuß
kämpfend, an der Leiche des FlATPOKAoC
und im Kampfe um diese. — Dörpfeld,
Troia und Ilion S. 519/23. R.
Helena auf M, vgl. unter Dioskuren. —
Nach der Heil. Helena, der Mutter des
Constantinus L, sind benannt die sog.
Helenadenare, die in Gold im 14. und 15. Jh.
als wundertätige Reliquie weithin verehrt
wurden; doch war es wohl meist ein
byz. N" des 9. oder 10. Jh.s mit zwei Kaiser-
büsten oder -figuren um das Kreuz grup-
piert, wie die byz. Kunst Constantinus I.
und Helena darzustellen pflegte. — Hill,
MedaUic portraits of Christ S. io6.4 113. —
Erinnert sei an den Wormser Denar, der
das Bildnis der wirklichen, ganz gewöhn-
lichen JE der heil. Helena mit der Umschrift
ziemlich treu kopiert, Menadier, D. M. I
S. 240. R.
HelioSy lat. Sol = Sonne, Sonnengott.
Auf M. so häufig, daß ein Überblick in
diesem Rahmen nicht möglich ist. — R. E.
VIII S. 58/93 (numism. dürftig); III A
S. 901/13; Röscher, Lex. d. Mythol. I»
S. 1993 ff.; IV S. ii37ff.; Head, H. N.»
S. 948; Bernhart, Handbuch^ S. 948. —
Darstellungen der Sonne selbst; Z. f. N. 34
S. 26»; 37 S. 77^- 79/81. 88/9; Ebert, Real-
lex. IV S. 438/40; Ramsay studies 1923
S. 444/5. R.
Helioselenatoiiy M.-sorte in einer byz.
Urkunde von 1030 n. C. und Aufschrift
eines byz. M.-gewichts, war wohl ein Gold-
solidus besonderer Prägung. — Joum. int.
II S. 348/52; III S.236. R.
Heller^ Haller, Häller, lat. Hallenses, sind
ursprünglich die Pfennige der Reichsmünze
zu Schwäbisch-Hall, die hier wohl schon
unter Kaiser Friedrich I. geschlagen wor-
den sind. Urkundlich treten sie zuerst 1200
u. 1208 auf. Der Typus ist eine Hand und
ein Spaltkreuz, weshalb sie auch Händel -
heller, HändleinsheUer genannt wurden. E^
läßt sich nicht nachweisen, ob in Hand und
Kreuz die religiöse Bedeutung gewahrt ge-
blieben oder ob beide Symbole als Wahr-
zeichen der Marktfreiheit gegolten haben.
Die ältesten von 0,55 g Rauhgewicht und
Oj37i g Feingew. im Durchschnitt, die der
Fund von Egersheim zutage gefördert hat,
tragen den Namen der Stadt Hall und des
Kaisers Friedrich: HALLE — F.R.I.S.A,
(= Fridericus rex imperator semper
augustus) (Abb. 186), die späteren seit etwa
1250 sind stumm. Meist auf der Kreuzseite
beiändet sich ein quadratum supercusum.
Diese Münze dringt bald über ihre Heimat
hinaus: um 1270 verdrängt sie in Nürnberg
die Nürnberger Pfennige, 1290 schon emp-
fängt Herzog Ludwig der Strenge von Ober-
bayem seine Einkünfte aus Lauingen und
Donauwörth ausnahmslos in Hellem. In
Schwaben wurden sie wegen ihrer Haltbar-
keit gegenüber ^en zerbrechlichen Hohl-
pfennigen besonders geschätzt; 1265 treten
sie zuerst in Konstanz auf (Cahn, Konstanz
S. I46f.). Nachdem dann die Münze in
Schwäbisch-Hall um 1300 einer florentini-
17*
26o
HELLER
sehen Gesellschaft verpachtet worden war
und nun Pfennige in großen Massen geprägt
wurden, verdrängen sie überall die ein-
heimischen Pfennige. Die Hauptursache
hierfür war, abgesehen von ihrem unver-
änderten Äußeren und dem Verschontsein
von der periodischen Verruf ung und Um-
münzung, ihr kleinerer Wert, durchweichen
sie für den IQeinverkehr geeigneter waren
als z. B. die Kölner; auch setzt sich eine
geringhaltigere Münze sehr oft leichter durch
als eine gute. Mit ihrem handlichen Format
gehörten sie nämlich zur levis moneta (i
Aachener Pfg. i. 13. Jh. = 3 Haller, 1238
I Speierer = 2 Haller, in Süddeutschland
I alter Pfg. bis 1350 = i V» H., 1265 3 Kon-
stanzer Pfge. = 4 Haller).
Im Westen gelangen sie bis nach Aachen,
im Osten beherrschen sie den Markt bis an
den Frankenwald. Auch werden sie nun-
mehr auch in anderen Reichsmünzen ge-
schlagen. Landau, Speier (1346) und Weißen-
burg erhielten von Ludwig dem Baiern die
Erlaubnis, auf den Schlag der Heller zu
prägen, ohne deren Typus nachzuahmen.
Karl IV. verlieh zu Beginn seiner Regierung
dem Pfalzgrafen Ruprecht für Amberg das
Recht, Heller auf Nürnberger Fuß zu
schlagen, dann den Landgrafen von Thürin-
gen in Koburg, den Pfalzgrafen für Heidel-
berg, den Burggrafen von Nürnberg, den
Landgrafen v. Leuchtenberg, dem Grafen
von Wertheim u. a. m. Zeitweilig verlegte
Karl IV. die Hellermünze von Nürnberg
nach Eger (1349). Er ordnete aber 20. L
1356 durch Reichsgesetz den Hellerschlag
von Ulm, Donauwörth, Frankfurt und
Nürnbei^ an (Jesse no. 226). In dieser Ur-
kunde bestimmte der Kaiser, daß 376
Heller aus der S^slötigen Heller -Mark von
238, 384 g geprägt werden (also i Stück
Feingew. 0,211 g, Rauhgew. 0,634 g) und
die Ausgaben der einzelnen Münzstätten
mit Unterzeichen versehen sein sollen. Da-
her finden wir jetzt einzelne Buchstaben
und Wappen auf der Handfläche: ein D
in Dillingen, ein N in Nürnberg, ein 0 in
Öhringen oder Öttingen, ein S in Schongau,
ein T in Tettnang, ein U in Ulm; an Wap-
pen: den Stern von Kaufbeuren, den
Weckenschild wahrscheinlich in Donau-
wörth, den österr. Bindenschild in Rotten-
burg, den Kreuzschild in Konstanz, die
1 Württemberger Hirschstange, das Uracher
Jagdhorn, den Brackenkopf und den ge-
vierten Schild der hohenzollemschen Burg-
grafen. Allmählich ändert sich auch der Ty-
pus der Heller durch die Einfügung eines
Kreuzes unter der Hand und die Ersetzung
des Gabelkreuzes durch ein Ankerkreuz, so in
Kempten, Lindau und Rottweil, in Augs-
burg wird die Initiale als Prägebild ver-
wendet. Seit 1429 sind sie von neuem, ab-
gesehen von Unterbrechungen, langdauernd
in Frankfurt geschlagen worden. Je mehr
Heller aber zur Ausgabe gelangten, um so
mehr sanken sie, besonders auch durch un-
erlaubte Nachprägung, in ihrem wirklichen
Wert, bald rief man nach ytelligen, d. h.
eitelen, lauteren Hellern (Menadier, D. M.
IV S. 177 ff.). Die nur noch zu einem
Drittel feinen Haller Pfennige wurden auch
in Süddeutschland in wenigen Jahrzehnten
des 14. Jh.s in Hälblinge verwandelt, zu
deren technischer Bezeichnung der Name
»Heller« wurde. (1385 Münzgesetz K.
Wenzels, Jesse no. 234.) Bereits um die
Mitte des 14. Jh.s galt der Haller nur ein
Viertel des Regensburgers.
Infolge der Bedeutung, die der Heller im
13. und 14. Jh. in Handel und Verkehr ge-
wonnen hatte, ist es kein Wunder, daß ein
Pfund Heller seit dem 3. Viertel des 14. Jh.s
zu einer Art Rechnungsmünze wurde; d. h.
das Pfund Heller wurde auch mit Pfennigen
bezahlt; daher heißt es, »Heller guter Land-
währung<t, »Pfund Haller zu diesen Zeiten
leuffige Münze « oder »gewöhnlicher itzunder
Muntz «. Diese Rechnung behielt man auch
bei, als Heller kaum noch geprägt wurden,
(in Hall wurde erst 1494 die übliche Haller-
prägung aufgegeben).
Das Pfund Heller wurde reichsgesetzlich
seit 1356 gleich einem Gulden festgelegt.
Gegen Ende des 14. Jh.s waren 4 und mehr
Pfunde Heller = i fl.; daher führte man
ein »Pfund Heller neu« ein (== 120 Pfge. =
240 Heller), das gleich 4 Pfund Heller alt
war (i Pfund Heller alt = 30 Pfge. = 60
Heller). Diese Rechnung war in Franken
seit Anfang des 15. Jh.s üblich. Gegen Ende
des 15. Jh.s wird dann das Pfd. Heller durch
eine andere Rechnungsmünze, den Gulden,
verdrängt (v. Schrötter, Brandenburg-
Franken I S. 138 ff.). Einige Angaben über
den Münzfuß der Heller in späterer Zeit:
HELM
261
1376 540 aus der 5 Lot 6 Gr. haltend. Mark
0,441 g rauh, 0,146 fein;
1385 592 aus der 5 Lot 6 Gr. haltend. Mark
0,401 g rauh, 0,134 fein;
1396 672 aus der 5 Lot 6 Gr. haltend. Mark
0,355 g rauh, 0,118 fein,
1437 736 aus der 4 Lot haltenden Mark
0,324 g rauh, 0,081 fein
u. a. — Verzeichnis der Hellerfunde: Dürr,
zur Gesch. d. Haller Mzst. u. d. Hellers,
Zschr. d. histor. Vereins f. Unterfranken
N, F. Bd. Xni 1922 S. 28 f., Literatur
dort S. 38 f. Miußtabelle bei v. Schrötter
S. 238 f. Su.
Ebenso wie die Pfennige (s. d.) wurden
auch die Heller seit dem 16. Jh. zur Scheide-
münze, sie galten weiter V» Pfennig. In
manchen Gegenden, besonders um Köln
und Aachen, spielten die Vielfachen der H
eine bedeutende Rolle, vor allem die Stücke
zu 12, 8,4 und 2 H., von denen die 8-Heller-
stücke oder Fettmännchen (s. d.) in Köln
und Jülich, die 12- (Abb. 337) und 4-Heller-
stücke oder Bauschen aus Kupfer in Aachen
lange das bedeutendste ELleingeld waren.
Die Heller waren überhaupt die ersten
Kupfermünzen Deutschlands. Während
z. B. in Franken die Pfennige bis in den
Anfang des 19. Jh.s eine winzige Silber-
münze blieben, waren die fränkischen Heller
seit den neunziger Jahren des 17. Jh.s aus
reinem Kupfer gemünzt worden. Diese
fränkischen und besonders auch die eben-
falls kupfernen Coburger und Saalfelder
Heller wurden weit über die Grenzen ihrer
Ursprungsländer benutzt. Vor 1866 sind
die letzten alten Kupferheller in Bayern,
Württemberg, Frankfurt als Vs -Kreuzer, in
Hessen den preußischen Pfennigen ent-
sprechend geprägt worden. — Einen neuen
Heller hat Osterreich 1892 als ^/loo der
Krone eingeführt, Stücke zu 20 u. 10 H.
aus Reinnickel, zu 2 und l H. aus Kupfer.
S.
Helm. Der H. auf antiken M. erscheint
hauptsächlich in drei verschiedenen, nach
den M., auf denen er vorzugsweise vor-
kommt, benannten Formen: i. Korinthi-
scher H, ein Sturz- oder Topfhelm, der
über den ganzen Kopf gestülpt wird, also
das Gesicht bedeckt und nur Augenlöcher
hat, zwischen denen eine Nasenspai^e
stehen bleibt, bald ohne, bald mit Busch;
der Kessel oft verziert, mit Schlange (Abb,
49), Greif, Sphinx u. dgl. (vgl. J, H. S. 43
S. 156); übergestülpt, aber schon ohne
Schutz des Untergesichts trägt ihn der
bärtige Götterkopf auf archaischen"^ M.
von Kalymna; meist wird er aus künstler.
Gründen hochgeschoben getragen, so
auf den M. (Pegasosstateren) von Korinth,
Abb. 29, nach denen er den Namen hat.
Alleiniges M.-bild ist er z. B. in Kamarina,
Skione, Lete u. a. mak. M., beim Thraker
Bastareus, auf röm. M des Ant. Restio und
M'. Cordius. — 2. Attischer H., benannt
nach den att. M., Abb. 24, ein sich der Kopf-
form anschmiegender H. mit Stirnschirm,
Nackenstück und Ohrberge, fast stets mit
Busch (bei Darstellung von vom werden
drei Büsche deutlich, Regung, M. von
Priene S. 77 m. A. 188); ohne Busch: eben-
da Taf . 1 1 ; diese M. und M. von Hyele
zeigen auch Flügel am H. ; vgl. dort S. 20/1,
34, 145/Ö über den att. H. überhaupt. Am
Stirnschirm sind oft ölblätter, der Kessel
ist oft verziert, z. B. mit Skylla, Greif,
Sphinx (mehr Z. f. N. 33 S. 195»), auf den
att. M. »neuen Stiles« (229 — 31 v. C.) in
Nachahmung der Parthenos des Pheidias
mit Pegasos oder Greif am Kessel und Qua-
driga am Stimschirm. — 3. Makedon. H.,
in Orthagoria und auf makedon. M. hel-
lenist Zeit vorkommend, häufig von vom
gesehen, ist eine Sturmhaube ohne Nacken-
stück, mit Busch und Backenstücken (Ant.
M. Nordgr. IH Taf. I 1—7), auf M. des
Tryphon von Syrien ohne Busch, doch
mit einem mächtigen Steinbockshorn ge-
ziert. — Von sonstigen Helmformen ist
noch der mit dem H.-typus des Perseus
identische H. der Roma zu erwähnen
mit nur kurzem Nackenstück, Flügel am
Kessel und oben dem Stachelkamm eines
Greifen, vom in den Kopf des Untiers aus-
laufend, auf makedon. M., röm. Ä (Corolla
Taf. Vn, hier Abb, 62—64, 70) und röm.-
kampan. Aes grave vorkommend. Eine
einfache Sturmhaube kommt in Melos,
5. Jh. V. C, vor. Wegen des Lederhelmes
der Asiaten s. unter Tiara. — Arch. Jahrb.
27 S. 317/44; Ebert, Reallex. V S. 291 ;
Anson, Greek coin types II Taf. XIII — ^XV,
R.
In der mittelalterlichen Heraldik ist
nächst dem Schilde der Helm der wichtigste
262
HELMDECKE— HENKEL
Bestandteil des Wappens (s. Wappenschild).
Bis zum 13. Jh. war der Helm ein hauben-
artiger Kopfschutz, dem eine Verzierung
fehlte (Hefner II Taf. 99). Um 1300 kam
der oben flache Topfhelm auf, der mit
Kleinod (s. d.) und Helmdecke (s. d.) ge-
schmückt wurde und den ganzen Kopf um-
hüllte (Hefner H Taf. 127). Im 14. Jh.
wird er als spitzer Kübelhelm bis auf die
Schultern verlängert und dann durch hals-
artige Einbiegung des unteren Teils zum
Stechhelm (Hefner V, Taf. 411b, VIII,
517). Endlich wurde im 15. Jh. durch An-
bringung einer gitterartigen Öffnung an
Stelle der Sehschlitze der Turnier-, Span-
gen-, Kolben- oder offene Helm geschaffen
(Hefner TV Taf. 288 u. V, Taf. 301, 312).
S. auch Heaume. — Hauptmann, S. 29 f.;
Seyler, S. 104 ff., 213 ff., 331 ff.; Demmin ^
S, 491 ff. S.
Helmdecke ist eine bandartige Verzie-
rung, die mit dem Topfhelm (s. Helm), also
am Ende des 12. Jh.s aufgekommen, diesem
ein gefälligeres Äußeres geben sollte. Die
Decke bestand aus Pelzwerk oder aus reich
besticktem Tuch, das man hinten wehen
ließ. — Seyler, S. 206 ff. . S.
Helmkleinod, Helmzier s. Kleinod.
Helmpfennige sind dem Namen nach alle
Pfennige mit einem Helm, insbesondere
versteht man unter H. die brandenburgi-
schen hohlen, von Friedrich I. in Frankfurt
geprägten (E. Bahrfeldt, Brandenburg no.
14 — 18) u. die hannoverschen seit 1322.
Su.
Hemhemkroney die ägypt., ist eine ver-
dreifachte Atefkrone (s. d.) : 3 Schilfbündel
auf 3 Soimenscheiben zwischen zwei Federn
auf zwei Ziegenhömem. Manchmal ist sie
mit Uräusschlangen geschmückt. Sie
kommt bei Göttern (z. B. Harpokrates) und
Königen vor. — Prinz, Altoriental. Sym-
bolik S. 49 Taf. IX 13. R.
Hemi-, griech. ijpLi-, = halb. Die damit
zusammengesetzten Worte siehe meist bei
dem einfachen Worte. R.
Hemiassarlon, Wertaufschrift auf kaiser-
zeitl. Bronze-M. von Chios, vgl. Assarion.
R.
Hemihekton = ^^^ Hekte (s. d.) = V».
R.
Hemllitrony griech. tjjjlOiitpov oder f^[xt-
XiTpiov = die halbe Litra !(s. d.), dem lat.
Semis (s. d.) oder bei dezimaler Teilung
dem Quincunx (griech. Pentonkion) ent-
sprechend; in A finden wir es, mit H be-
zeichnet, in Eryx und Segesta, undEpi-
charm bei PoUux IX 82 nennt ein rsvio^-
xiov cSpfoptov; bei duodezimaler Rechnung
hat es sechs Wertkugeln, so M von Entella
und Leontinoi, und iE von vielen anderen
sizil. Städten (Abb. 50 Lipara). — R. E.
VIII S. 246; Giesecke, Sicilia num. S. 186,
Italia numismatica S, 371. R.
Hemiobol, griech. rifiicußo^ov, -coßeXtov
u. a., = i/a Obolos (s. d.), auf kaiserzeitl.
M. von Aigion als HMIOBCAIN ausge-
schrieben; bezeichnet mit HM im Mono-
gramm oder H oder E auf peloponn. M. (zu
denen auch die bei Head, H. N.» S. 569 nach
Kolophon gegebenen gehören) ; anderwärts,
z. B. in Athen, Korinth, Orchomenos u. a.
böotischen Städten durch das M.-bild
kenntlich gemacht. — R. E. VIII S. 252.
R.
Hemipelekkon, griech. TjpiiTrsXexxov, ist als
Gegensatz zu Pelekys (s. d.) die einschnei-
dige Axt; vgl. unter Beilgeld. R.
Hemlslklion, griech. rjp.iaixXiov, Hesych,
= der halbe Siglos, s, d. R,
Hemitetartetnorioiiy griech. {j^iitaTapT?}-
[iopiov = Va Tetartemorion (s. d.) = i/s
Obol; als & von Metapont mit HE be-
zeichnet; in 29i eine der kleinsten M. aller
Zeiten (0,09 gl), in Athen durch die Beob-
achtung der T5rpenabwechslung (Rs, Eule
von vom) nachgewiesen. — Trait6 I
S. 435/6. R.
Henkel, Henkelspur. In früheren Zeiten
und noch heute werden schöne und durch
ihre Gepräge auffallende Münzen und Me-
daillen um den Hals oder zu Hals- und
Armbändern vereinigt oder an der Uhrkette
oder zu Nadeln verarbeitet getragen, teils
als Amulette (s. d. imd Georgstaler), teils
als Schmuck. Daher sind sie mit einem
oder mehreren Henkeln oder Ösen ver-
sehen und zeigen nach Entfernung dieser
Henkel eine Henkelspur. Solche Münzen
mit Henkelspur sind, da das Gepräge mehr
oder weniger gelitten hat, weniger wert als
Stücke ohne eine solche. S.
HENKELKREUZ—HERALDIK
263
Henkelkreuz. Das H., Crux ansata,
ägypt. anch, ankh, ist das ägypt. Sinnbild
für i^Leben«, und »Unsterblichkeit«, ein T
mit einem ovalen Henkel oben; auf M.
findet es sich nur außerhalb Ägyptens und
etwas abweichend vor (7^ unter Oval oder
Kreis über Kreuz); so erscheint das H., zu-
weilen mit einem Punkt oder Buchstaben
in dem Kreise, im 5. und 4. Jh. v. C. auf
M, von Kypros, wo der ägypt. Einfluß ja
stark war, als Typus oder Beizeichen, ferner
auf der Schulter eines Löwen (wie ein
Brandzeichen) auf karischen M., femer auf
M. Idlik. usw. Satrapen und Städte, nach
300 V. C. seltener, zuletzt auf M. der Parther
und Sassaniden. Auf dem Umwege über
Kypros ist das H. in kypr. Form (Kreis
mit Kreuz unten) Sinnbild der Göttin
Aphrodite und so in der Astrologie des
Planeten Venus, in der Alchemie des kypr.
Metalles Kupfer (cuprum), in der Zoologie
für weibliche Tiere geworden* — A. J. N.
49 S. 171/84; vgl. unter Baalszeichen.
R.
Henridor, eine französische Goldmünze,
die unter Heinrich IL an Stelle des £cu
d'or au soleil (s. d.) trat und auf der Vs.
die gekrönte Büste des Königs, auf der Rs.
den gekrönten Lilienschild zwischen H-H
trug. Sie wog 3,653 g und hielt 3,421 g
Gold. Auch doppelte und halbe gibt es.
S.
HephaistOS> lat. Volkanus, Vulcanus,
kar.-lyk., später griech. u. röm. Gott, bes,
des Erdfeuers und der Schmiede, auf M.
häufig, Abb. 50. Überblick in diesem Rah-
men nicht möglich. — R. E. VIII S, 31 1/66;
Arch. Jahrb. 27 S. 232/64, auch numism.
sorgfältig; Bernhart, Handbuch S, 55; Riv.
ital. di num. 1917 Taf. I. II; Röscher, Lex.
d. Mythol. I S. 2036 ff.; V S. 356 ff. R.
Heptoboly griech. ^TrtcußoXov, das Sieben-
Obolenstück, erscheint auf ptolem. Papyrus,
vielleicht nur als Rechnungsgröße. —
Trait6 I S.421. R.
Hera^ lat. luno, griech. -röm. Himmels-
und Ehegöttin, auf M. so häufig, daß ein
Überblick hier nicht möglich ist (Abb, 96
zur L.). — R. E, VIII S. 369; X S. 1114;
Head, H. N. » S. 948; Bemhart, Handbuch
S. 48; Nima. chron. 1910 S. 8/12; Over-
beck, Kunstmythologie II M.-Taf. I— HL
R,
Herabsetzung ist die gesetzliche Ver-
Hinderung des gesetzlichen oder Nenn-
werts einer Münze. Im Mittelalter geschah
sie vor Einführung des ewigen Pfennigs in
Norddeutschland in 3 bis 4 Perioden im
Jahre (s. Münzverruf ung). Später wurde
sie immer dann nötig, wenn der Nennwert
einer Münze ihrem Sachwert, beide im
Vergleich zu den beiden Werten der
Währungs- oder großen zuverlässigen Han-
delsmünzen, nicht mehr entsprach: die
Regierungen hatten zu viel geringhaltige
oder Scheidemünzen ausgegeben und nun
bei der Steuereinnahme Verlust, da sie ihre
Münzen zum Nennwerte einnehmen, wegen
deren gefallenen Verkehrswertes aberj^zu
einem geringeren Werte ausgeben mußten;
daher mußten sie den Nennwert dem ge-
sunkenen Verkehrswerte (Kurse) anpassen.
Die Münzgeschichte aller Länder und
Zeiten bietet unzählige Beispiele dafür.
Erst die gesunderen Scheidemünzgesetze
sowie die Überzeugung der Regierungen von
ihrer Pflicht der Einziehung der abge-
nutzten Münzen machten solchen Not-
wendigkeiten ein Ende. Wenig anders sind
die Folgen der übertriebenen Ausgabe von
Papiergeld (s. Inflation). S.
Heradius-Medallle, Gegenstück zur Con-
stantinus-Med., s. d. R.
Herakles, lat. Hercules, phön. Melkaxt,
griech. -röm. Heros, auf M. so häufig, daß
ein Überblick in diesem Rahmen nicht
möglich ist. — R, E. VIII S. 516. 550;
SuppL ins. 910 ff.; Röscher, Lex. d.
Myth. I S. 2135 ff.; 2253 ff-; Head, H.N.*
S. 948/9; Bemhart, Handbuch S. 60, —
Die Taten des H., insbes. die 12 Taten, der
sog. Dodekathlos, sind numism. bearbeitet
Z.f. N. 28 S. 35/112.
Heraldik ist die Lehre vom Wappen-
wesen und zerfällt in: i. die Wappenkunde
oder die Lehre von den vom 12, bis zur
Mitte des 16. Jh.s wirklich auf den Schilden
getragenen Wappen (s. d.) ; 2. die Wappen-
kunst (Heroldskunst) oder die der Darstel-
lung der Wappen sich widmende Kunst,
die auch die später repräsentativen Zwecken
dienenden Wappen und die Bürgerwappen
gestaltete; und 3. das Wappenrecht, das die
Frage nach der Wappenfähigkeit und die
nach dem Rechte an ein bestinmrtes Wap-
pen beantwortet. — In der KL wird
264
HERCULES-HERRMEISTER
»Rechts« und »Links« im Sinne des den
Schild vor sich haltenden Ritters gebraucht,
also umgekehrt als sonst. Bei den im 14. Jh.
aufkommenden gevierten Wappen werden
die Felder (heraldisch) oben rechts, Knks —
unten rechts, links gezählt. — F. Haupt-
mann. S.
Hercules s. unter Herakles.
Heringe (Häringe) wurden vom Volke
Dreier des Herzogs Ulrich v. Württem-
berg, die um 1509 Schwaben überschwemm-
ten, wegen der zwei Fische des Wappens
von Mömpelgard genannt. — 0. Lanz,
M. u. Med. V. Ravensburg, 1927, S. 142. S.
Hermanubis, Verbindung von Anubis
(s. d.) und Hermes. R.
Herme, griech. *Epp.75?, also wie der Gott,
lat. herma, als Grenzstein personij&ziert
Terminus, ist ursprünglich ein bärtiger
Kopf des Hermes, der vom Halse ab in
einen Pfeiler verläuft; an ihm sind das
männl. Glied, dann auch Armansätze an-
gebracht; später gab man solchen H. auch
die Bildung anderer Götter, insbes. des
Herakles, Dionysos, Priapos. Sie dienten
als Wegweiser, Grenzstein, Grabmal, stan-
den aber auch zur bloßen Zier auf Straßen
und Plätzen, am Tor und im Hof. Auf M.
erscheinen sie in Ainos (hier auf Thron),
Mytilene usw. (Z. f. N. 38 S. 123, vgl.
XX S. 285, hier dionysisch), Sestos,
Sinope, Megalopolis (Herakles), Sikyon
(2 H. um einen Grabbau), Athen (hier als
Herakles mit Füllhorn); zur Andeutimg
des Lokals (nämlich im Freien) finden sie
sich auf M. von Pandosia, Naxos Siz., Se-
gesta, Mantineia, als Beiz, in Athen, Leukas
usw. Auf röm. M des M. Calp. Piso er-
scheint eine ganze H. und eine H. -Büste
(mit Flügeln am Kopfe), eine bärtige H.-
Büste (Terminus, luppiter terminalis) auf
JH des Ter. Varro (Z. f. N. 21 S. 330), und
auf JR des Augustus ist sein Kopf als H.-
Büste gestaltet und erscheint auch eine
H. auf Blitz als Rs. —. R. E. VHI S. 696. R.
Hennes^ lat. Mercurius, griech. -röm. Gott
insbes. des Verkehrs und Handels, auf M.
so häufig, daß ein Überblick in diesem
Rahmen nicht möglich ist. — Röscher, Lex.
d: Myth. I S. 2342 ff.; II S. 2802 ff.; R. E.
VIII S. 738/92; Head, H. N. > S. 912. 949;
Bemhart, Handbuch S. 54. 127. R.
Herodltts denarlus^ Umschrift eines Hohl-
i Pfennigs der Herren von Falkenstein vom
I Ende des 12. oder Anfang des 13. Jh.s mit
I einem sitzenden Falken von der linken
I Seite, d. h. Falkenpfennig (franz. h6ron, im
M.A. = Falke). Diese Münzbezeichnung in
der Umschrift eines Pfennigs hat kein Ge-
genstück. — Schönemann, Zur Vaterland.
' M. -künde S. 6; Stenzel, Fd. v. Freckleben
S. 54. Su.
Heroldsbilder sind die durch Teilung und
Blasonnieren (s. d.) des Wappenschildes
geschaffenen Wappenbilder (die wichtigsten
bei Sacken, HeraldikS, 1892, S. 22 ff.) S.
Heros (^pw;) griech. = Held, Halbgott,
später auch der selige Tote. Auf M. erscheint
H. als Ehrentitel einiger Beamten in By-
zantion, des Eponymen von Tomis (Tomos)
und des Antinoos, der auf einer M. von Del -
phoi auch H. irpoiröXato? heißt; Lesbonax
erscheint auf M. von Mytilene als HPßC
NeOC; dort auch das Fem. im Akkus.
HPßlAA (von fipcotc) bei lulia Prokla und
Nausikaa, Wohltäterinnen der Stadt. —
R. E.VIII S. IUI. R,
Hero und Leander, das Liebespaar von
Sestos und Abydos, ist auf kaiserl. M.
beider Städte dargestellt: L. schwimmt im
Meere, H. steht mit der Lampe auf einem
Turm am Gestade, oben fliegt Eros. —
Head, H. N.» S. 261. 540. R.
Herrmeister, der, von Livland, dominus
magister Livonie, korrumpiert Heermeister,
war ursprünglich nur der dem deutschen
Orden untergebene Landmeister. Der erste
war Hermann Balke (1237 — 1238). Bei
dem Niedergang des Deutschordens nach
der Schlacht von Tannenberg 1410 gewann
der livländische Meister allmählich eine
immer größer werdende Unabhängigkeit,
bis diese 1520 vom preußischen Hoch-
meister direkt anerkannt wurde. — Die
ältesten M., nämlich Hohlpf., sind von dem
livländischen Orden wohl Ende des 14. Jh.s
geschlagen, die ersten Schillinge ohne
Namen des Münzherm unter Cysse von
Rutenberg (1424 — 1433); weitere M. mit
Namen des Herrmeisters folgten unter
Bernhard von der Borg (1471 — 1483). Die
Münzprägung fand dann bis zum Ende des
livländischen Ordens 1561 ununterbrochen
statt. — Köhne, Zur Münzgesch. lievlands
II in Zschr. f. M.-, Siegel- u. Wappenkde.
II S. 205 ff. Su.
HERRSCHERBILDNIS— HEXAS
265
Herrscherbadflis s. Münzbildnis.
Herzog, lat. dux, ist in der germanischen
Zeit der von einer Völkerschaft (civitas)
ohne dauerndes Königtum für den Kriegs-
fall erwählte Anführer. Aus diesen ent-
stehen mediatisierte Stammeskönige oder
Stammesherzöge, Nachdem sie eine Zeit-
lang unter Chlodwig und dessen Nachfol-
gern verschwunden waren, wird Dux im
fränkischen Reiche der Titel für einen
Obergrafen, der mehrere Grafen unter sich
hat (Amtsherzog). Doch kommt im 7. und
seit dem 9. Jh. wieder aus dem Amts-
herzogtum ein Stammesherzogtum als eine
Art halbsouveränes Stammeskönigtum in
die Höhe. Seit dem Mittelalter wird dieses
in Deutschland und Frankreich größtenteils
durch die Reichsgewalt beseitigt. Soweit
der Titel noch übrig bleibt, bedeutet er nur
eine Territorialgewalt (Territorialherzog-
tum). Endlich ist die Bezeichnung Herzog
bloß ein Adelstitel geworden (Titularherzog-
tum), so auch der schließlich zum wirk-
lichen Recht gewordene Titel: Palatinus
archidux des Herzogs von Österreich nach
dem Privilegium maius. Wegen des Münz-
rechtes der H. s. unter Münzrecht.
Bei den Langobarden sind duces bloß die
den Königen untergeordneten Volksanfüh-
rer. Die Besiedlung Italiens führt dann zur
Ausbildung von Territorialherzogtümem
wie Benevent, Spoleto, auch — da der Nor-
mannenstaat frühzeitig romanisiert ist —
Apulien, Calabrien, Sizilien u. a. — Schreuer
in Hoops, Reall. unter »Herzog« S. 519;
E. Schröder, Rechtsgesch. « S. 34, 113,
140 f., 424 ff, Su.
Hessenalbus waren die ersten nach dem
Vorbilde der Mainzer Raderalbus (s. d.)
1510 — 1538 geschlagenen hessischen Gro-
schen mit dem Bilde der h. Elisabeth, daher
EUisabether genannt, auf der Vs., Kxeuz
mit vier Schilden Mainz, Trier, Köln und
Pfalz auf der Rs. Die späteren seit 1575 ge-
münzten H. waren selbständige Münzen mit
Wappen-Helm und der Schrift: ALBS
NOVUS HASSIAE, 1,84 g schwer mit
^9^3 g Silbergehalt. Seit 1592 zeigen sie
meist den hessischen Löwen-Helm, auch
Monogramm der Landgrafen -Helm. Nach
der| Kipperzeit hatten sie den Wert
von Vsa Taler, seit Anfang des 18. Jh.s
wurde ihre Prägung geringer, um Anfang
; des 19. ganz aufzuhören. Seit 1750 wurden
I viel mehr 8-, 4- und 2-Albusstücke geprägt
als einfache, und wurde das Albusgeld über-
haupt von den einfachen und doppelten
Gutengroschen (1/24- und V'i»-Talern) ver-
drängt. Seit 1761 trugen sie die Bezeich-
nung HESSENALBUS, bis 1778 gepr. =
9 Pfg. Der Drittelalbus zu 4 Heller war die
wichtigste hessische Scheidemünze des 16.
und 17. Jh.s. — Hoffmeister II S. 5 ff. S.
Hessenphilippstaler s. Philippstaler.
Hestia^ griech. saxta == der Herd, per-
sonif. die Göttin des Herdes und Herd-
feuers, lat. = Vesta, über die ein Überblick
in diesem Rahmen nicht möglich ist. —
R. E. VIII S. 1257; Röscher, Lex. d. Myth.
I S. 2605 ff-; V S. 241 ff.; Bemhart, Hand-
buch S. 49. 128. — 'E, ftsüiv ist ein Beiname
der Stadt Germanikopolis Paphl, (und Se-
leukeia Kil. ? Imhoof, Kl. M. S. 481) auf
M., und autonome M. von Mopsuestia
Kilik. (Mo^oo ktizla) zeigen ein ffammendes
Kohlenbecken (§öt&z, foculus), Imhoof, Kl.
M. S.473. ^ R.
Hexadrachmoii, griech. §SaSpa}^p.ov, an-
geblich auch IxSpaxfiov, Hesych s. v., =
Wertstufe von 6 Drachmen, in der Prägung
von Karthago nachweisbar; auch das Gold-
stück Demetrios' I. von Syrien, bez. mit
BK = 2^/z Stateren att. Fußes, aber 21,47 g
= 6 phönik. Drachmen wiegend, ist ein H.
— Trait6 I S. 413, vgl. S. 444- R-
Hexagrammy Figur aus zwei sich kreuzen-
den Dreiecken, ^, spielte in der Zauberei
als acppa'yic 2!oX.opLu>voc eine RoUe, dient
heute als jüdisches Emblem wie das Kreuz
bei den Christen und ist auf M. bes. in
Marokko häufig. R.
Hexagrammony vojjLicrfia ISaYpafjifxov ap^-
poav, byz. -^-M., von Heraclius eingeführt
und bis lustinianus IL weitergeprägt, an-
fangs mit Rs. »deus adiuta Romanis« Stu-
fenkreuz; sie wog, wie der Name lehrt, 6
YpajjLjiaxa (scripula) = 6,82 g, faktisch 6,6—
6,8 g. — B. M. C. Byz. S. LXXVI, S. 195^;
Segrfe, Metrologia 1928 S. 483. R-
Hexas, griech. iöc, auch Hexantion,
griech. sSdvxiov, siziL M-, das Sechstel der
Litra (s. d.), somit = 2 oöptfat (Unzen),
demital. Sextansbzw. Biunx entsprechend.
Ausgeprägt und mit 2 Wertkugeln oder
-strichen bezeichnet in ^R in sizil. Städten,
in M außer dort (wo in Eryx ausgeschrieben
266
HEYMÄNNCHEN— HIEREUS
HEHAS) auch in der Prägung der Bret-
tier. — R. E. VIII S. 1387; Giesecke, Sicil.
numism. S. 186 im Reg., Italia numism.
s. 43. n^ R.
Heymännchen, Volksname für eine Sorte
Kriegsgeld (s. d.), und zwar die Marien -
groschen, die im Jahre 1761 in Aurich ge-
schlagen und nach einem der Unternehmer
Heymann H. genannt wurden. — Schrötter,
Acta Bor., Gesch. III, S. 90, Beschr. II,
Nr. 1743— 1745. S.
Hfl., Abkürzung für den Holländischen
Florin (s. Gulden, Niederländische).
Hidalgo heißt die durch Gesetz vom 15.
März 1861 geschaffene Goldmünze zu 10
Pesos des Kaisers Maximilian von Mexiko
mit 16,9125 g Gewicht und 14,8008 g Gold-
gehalt. Auch doppelte, halbe, Viertel und
Zehntel wurden gemünzt. Nach der Wie-
derherstellung der Republik kehrte diese
zur Onza (s. d.) zurück. S.
Hidschra, arabisches Wort, bedeutet Ab-
brechen der Beziehungen zu den Stammes -
genossen. Die muhammedanische Zeitrech-
nung wird so genannt, weil sie mit dem
Jahre von Mu^ammeds Flucht aus Mekka
begann. Eingeführt wurde sie wahrschein-
lich erst 17 Jahre später vom Khalifen
*Omar. Der Beginn der Zeitrechnung
wurde auf den i, Muharram des Flucht-
jahres, der auf Freitag, den 16. Juli 622
fiel, angesetzt. Mu^nmieds Flucht fand
aber eigentlich etwas später statt: seine
Ankunft in Medina soll nach der am
meisten verbreiteten Ansicht am 20. Sep-
tember 622 stattgefunden haben. — Das
muhammedanische Jahr ist ein Mondjahr
und besteht aus 354 bzw. 355 Tagen. Es
hat 12 Monate, cÖe abwechselnd aus 30
und 29 Tagen bestehen. Unter 30 Jahren
sind immer ii Schaltjahre enthalten, der
überschüssige Tag wird am Schlüsse des
letzten Monats, der sonst nur 29 Tage hat,
eingeschaltet. Zur Umrechnung der Jahre
der Hidschra in Jahre des julianischen Ka-
lenders dienen Tabellen, deren ausführ-
lichste von E. Lacoine, Tables de concor-
dances, Paris 1891, und Katanow, in
Izwestija sewero-wostoSnago archeologiöes-
kago Instituta I, Kasan 1920, herausgege-
ben sind. Will man nur ungefähr das ent-
sprechende Jahr herausfinden, dann genügt
es, von der gegebenen mutammedanischen
Jahreszahl 3 pro lOO abzuziehen und 622
hinzuzufügen. Andere auf islamischen
Münzen vorkommende Zeitrechnungen
deren Gebrauch aber immer nur von kurzer
Dauer war, sind:
a) die Maulüdi-Ära, die, 1787 von Tipu
Sultan von Mysore eingeführt, nach Mond-
sonnenjahren zählte und deren Beginn ins
Jahr 572, als das angebliche Geburtsjahr
Muhiammeds, angesetzt wurde (gewöhnlich
gilt dafür das Jahr 571 n. C);
b) die Ilkhäni-Ära, vom persischen Mon-
golenfürsten Ghäzän Ma^imüd im J. 1301
eingeführt, aber erst 33 Jahre später von
Abu Sa^id zur Datierung von Münzen ver-
wandt;
c) die Ilähi-Ära, vom Großmogul Akbar
im J. 1584 eingeführt, zählte nach Sonnen-
jahren und begann mit dem persischen Neu-
jahrstage nach seinem Regierungsantritt,
am 28. Rabl* II 963 = 11. März 1556 a. St.;
d) die Samvat-Ära oder Ära Vikramadi-
tyas, begann im J. 57 v. C, zählt nach
Mondsonnenjahren und wurde auf islami-
schen Münzen Indiens vielfach verwen-
det. Das Jahr besteht hier aus 12 Mo-
naten zu 30 und 29 Tagen; alle 3 Jahre
wird ein überschüssiger Monat einge-
schaltet. — Carra de Vaux in Encycl. de
r Islam II 321; Henderson, The coins of
Haidar Ali and Tipu Sultan, Madras 1921,
9; Hodivala, Historical studies, Calcutta
1923, II — ^40; Cunningham, Book of indian
eras, Calcutta 1883, 47; Prinsep, Useful
tables, ed. by E. Thomas, London 1858,
154 ff.; 0. Codrington, Manual of musalm.
numism. 203 ff. V.
Hlera, Hieros, Ispcc (fem.), Jepoc (masc),
griech. = heilig, Beiname, den auf M. ent-
weder allein oder häufiger rmt Zusatz von
(xal) oaoXo? u. dgl. viele griech. Städte,
z. B. Nikopolis in Epeiros, Epidauros u. bes.
kilik. und syr. -palästin. Städte, führen. —
Head, H. N.» S. 927. — *Iep4 oüvxXtjtoc s.
unter Synkletos, tepbc 8^fioc s. unter De-
mos. Vgl. unter Sacer. — Außerdem führen
die Bezeichnung Jepic auch viele griech.
Spiele, s. d. R.
Hlerela (Upeia) griech. = Priesterin, s.
Hiereus. R.
Hiereus (Espeof) griech. = Priester; als
Beamtentitel auf M. steht es teils mit iict
davor, also zur Datierung, teils war der H
HIEROGLYPHEN-GOLDSTCCK--HIPPOKAMP
26/
mit dem Münzamt betraut, teils bekleidete
der betr. M. -Beamte gerade eine Priester-
würde. Zum Priestertitel tritt zuweilen die
Angabe des Gottes (z. B. t. Atovöcyoü) oder
Zusätze wie Stjjioü oder oiA ßioo oder ein die
augenblickliche Amtsstellung des Betr. be-
zeichnendes Beiwort wie apx<ov irpcoToc,
7üjjLvaatapXü)v; z. B. ItA axp(azT^^oS) KX.
KaXcaxoü lep^coc Icdvodv (Kolophon). Vgl.
Archiereus und Pontifex. — Auch die
Priesterin, tepsicc, kommt so auf griech. M.
vor. — Münsterberg, Beamtennamen
S. 252/53. R.
Hleroglyphen-Goldstfick s. unter Münz-
gewicht. R.
Hieroiiiiiamon (iepo[ivdp.ct)v)y griech. =
Merker für die heiligen Dinge, eponymer
Beamter auf M. von Byzantion. — Münster -
berg, Beamtennamen S, 252. R.
Hieronymusdor = J^romedor (s. d.).
Hleros s. unter Hiera.
HilarltaSy lat. = die Heiterkeit. Die Auf-
schrift H., auch H. Aug., p(opuli) R(omani),
tempor(um), kommt auf röm. M. zu einer
Frau mit Palmzweig und Zepter (oder
Füllhorn oder Schale oder mit der anderen
Hand das Gewand lüpfend), häufig von
Kindern begleitet, von Hadrianus bis Al-
lectus vor. Doch bedeutet diese Gestalt
schwerlich eine sonst nicht bekannte Per-
sonifikation der H., vielmehr bezeichnet H.
nur das Gefühl, das die Bilder, von denen
die Frau mit Palmzweig auf einem Vasen-
bilde die Beischrift Palaestra hat, aus-
lösen sollen, wie denn die Aufschrift H.
auch zu 2 Capricomi, zu Frau mit Feld-
zeichen, zu zwei Frauen unter Porticus vor-
koDomt. — Bernhart, Handbuch S. 91;
Gnecchi, Tipi S. 68; Rev. num. 1907
S. 355/61. R.
Himation, griech. CjjLaTiov, bezeichnet
nach übl. Terminologie das griech. Ober-
gewandy ein groi3es, rechteckiges Umschlage*
tuch, etwa wie die röm. Toga, im Gegensatz
zu dem dem Körper sich anpassenden
Untergewand (s, unter Chiton), gleichmäßig
von Männern (hier häufig als einziges Ge-
wand, Abb. 48) und Frauen getragen (bei
diesen stets über einem Untergewand,
Abb. 53, und oft schleierartig über den
Hinterkopf gezogen), bei beiden meist so
umgelegt, daß die r. Brust frei bleibt. Das
Umwerfen des H. zeigt schön die Nymphe
auf der Pelops-M. von Himera. — R. E.
Vni S. 1609. R.
Hitikemänner sind Hälblinge oder
Scherf e, welche die Stadt Helmstedt um die
Mitte des 14. Jh.s hat schlagen lassen. —
Engelke, Z. f. N. XXXIV S. 123. Su.
Hinkende Währung nennt man die Gold-
währung, bei der gewisse Silbermünzen als
Kurantmünzen (s. d.) gestattet waren, z. B.
in Deutschland 1873 bis 1907 die bis 1873
geprägten preußischen und Vereinstaler,
Auch sprach man von hinkenden Doppel-
währungen, wo bei gesetzlicher Doppel-
währung das eine Metall nicht frei aus-
prägbar war, wie in Frankreich nach Auf-
hebung der freien Prägung der silbernen 5-
Frankstücke im Jahre 1876 das Silber. S,
Hipparches, griech. litTzdpx'^fi = Reiter-
führer, griech. M.-beamter in Alabanda und
Kyzikos. — Münsterberg, Beamtennamen
S. 252. R.
HipplkoSy griech. iintixoc = dem Ritter-
stande zugehörig, Rangbezeichnung von
Würdenträgern auf griech. M. — N. Z,
48 S. 94; Münsterberg, Beamtennamen
S. 252. R.
Hlppokamp, fabelhaftes Seetier, vorn
wie ein Pferd (mit Vorderbeinen), oft ge-
flügelt, hinten wie eine Schlange, ein Fisch
oder Delphin mit meist gebogenem oder in
ein Rund gewundenem Schwänze gestaltet,
dem kleinen Seepferdchen (Hippocampus
antiquorum L.) ähnlich und ihm nachge-
bildet; alleiniges M.-bild in älterer Zeit in
Etrurien (wo die Vorderbeine, wie bei dem
Naturvorbilde stets, gelegentlich fehlen
und wo auch ein ähnliches Seetier mit
Löwenvorderteil vorkommt), in Tarent
und Sybritia (Num. chron. 1927 Taf. IX 5),
auf röm. M. des Gallienus, sonst auf M. als
Beiz, in Kyme, Arados, Byblos, »Himera«
und Messana, auch als Reittier (des Posei-
don: Kyzikos-El. ," der Amphitrite: Bret-
tier-A?"; der Thetis: Pyrrhos; des Melkart:
Tyros), oder öfter Zugtier, zuweilen auch
als Attribut des Poseidon, des Baal in
Berytos und als Helmschmuck der Athena
(Thurioi, Herakleia, Kamarina-AO auftre-
tend. Das Vordert^ eines geflügelten See-
pferdes (also eines See-Pegasos) ist das M.-
bild von Lampsakos, Abb. sy, erkeimbar
aber nur an dem flossenartig behandelten
Flügelansatz und der »poseidonischen i
268
HKSCHDUKATEX— HOCHZEITSMEDAILLEN
obersten Locke des Pferdekopfes. Ähnliche
Mischbildungen sind: der Capricomus (mit
Ziegenbockvorderteil), Triton und Skylla
(mit Mannes- oder Frauenvorderteil), der
Seestier und der Seekentaur (mit Mannes -
Vorderteil, aber Pferdebeinen), diese beiden
auf Goldmed, von Abukir; dagegen ist die
Pistrix (s. d.), von Verbildungen ihres Kopfes
abgesehen, kein Mischwesen. — R. E. VIII
S. 1748/72 (M. sorgfältig benutzt). R.
Hirschdiikaten sind Jagdmünzen (s. d.)
des Landgrafen Ludwig VIIL von Hessen-
Darmstadt (1739 — 1768) mit einem Hirsch
auf der Rs. S.
Hirschgttlden heißen die württembergi-
schen ganzen und halben Kippergulden,
deren Rs. einen Hirsch mit Schild zeigt, in
dem die Wertzahl 60 oder 30 (Kreuzer).
Auch werden die stolbergischen y3-Taler
mit dem stehenden Hirsch so genannt.
S.
Hirtenpfennige hießen die einseitigen
Pfennige der Stadt Buchhom mit Baum-
Hirtenhora im Kreise. S.
Histialkon. In der Form 'IcrciaixoS (seil.
vojitOFiiaxo^) oder ^laxiaixi erscheint im
Tempelinventar von Delos um 180 v. C.
eine M.-sorte, mit der die etwa seit 340
V. C. (Notes and monographs II S. 13) bis
146 V. C. geprägten Oktobolen und Tetro-
bolen von Histiaia Eub. mit Mainaden-
kopf, Rs. Nymphe auf einem Schiffsvorder-
teil sitzend, gemeint sind. — Traitö I S.
494/5. R.
Histolre m^tallique nennen wir eine die
geschichtlichen Ereignisse einer Epoche in
ununterbrochener Reihe verherrlichende
Folge von Geschichts-M. oder Med., wie sie
z. B. das Römerreich (M.) und ganz bewußt
Ludwig XIV. (Med.), Napoleon L (Med.)
und Ludwig I. von Bayern (M.) geschaffen
haben. — Friedensburg, M, in der Kultur-
gesch.» S. 201/4. R.
Hitarc Pfennige. Unter Friedrich Barba-
rossa sind zahlreiche Beischläge Kölner
Denare mit einem geistlichen Bilde und der
Umschrift »Hitarc« und gleichartige
Stücke mit dem Bilde eines weltlichen
Herrn umgelaufen, von denen nur verein-
zelte sich dem Arnold v. Laurenberg und
den Grafen Arnold und Friedrich v. Altena
zuweisen lassen. — Menadier, Schausamm-
lung S. 185. Su.
I Hochmeister. Der H. des deutschen Or-
. dens (magister ordinis teutonici, m. gene-
; ralis) war Reichsfürst, wozu Hermann v.
Salza um 1224 von Kaiser Friedrich IL
erhoben wurde, nicht im deutschen, wohl
aber im römischen Reiche, bis er im Jahre
1466 Untertan und im Jahre 1525 als Her-
zog von Preußen, dem verkleinerten Besitz
seines jetzt säkularisierten Ordens, Lehns-
mann des Königs von Polen wurde. Das
Wappen des Hochmeisters war ein Schild
mit dem Ordenskreuz, darin das Kreuz von
Jerusalem ohne Kreuzchen i. d. W., in der
Mitte bedeckt mit einem kleinen Adlerschild.
Das Münzrecht wurde dem Orden in der
Schenkungsurkunde, betreffend Kulm und
Löbau, vom Jahre 1226 von Kaiser Fried-
rich IL verliehen. Doch kam dieses zu-
nächst nicht zur Ausübung. Wohl erst im
14. Jh. wurden kleine unbestimmte Hohl-
pfennige geprägt, und mit Winrich von
Kniprode (1351 — 82) hebt dann der Schil-
lingschlag an. — Voßberg, Gesch. d. preu-
ßischen M. u. Siegel, Berlin 1843. Su.
Hochtnutstaler s. Waser- oder H. -taler.
Hochzdtsdukaten hießen goldene, zu
Hochzeitsgeschenken bestimmte Medaillen
von der Größe und dem Werte eines Du-
katen mit Bildern und Sprüchen, die sich
auf die Ehe bezogen. Andere H. s. unter
Geschichtsmünzen. Vgl. das folg. Stich-
wort. S.
Hochzdtsmedaillea u. -munzetu Als H.-
Münzen, d. h. auf die Hochzeit oder das
Hochzeitsjubiläum des Herrscherpaares
geschlagen, faßt man die ptolem.
Gold-M. auf, auf denen sich unter dem
Namen und Bilde der 'Apatv67]f ^iXa-
SsX^oü spätere Königinnen verbergen und
die bald ein A (= i) bald ein K (= 10)
hinter dem Kopfe der Königin haben, und
auch manche heilenist. M., die das Bild-
nis des Herrscherpaares zeigen, Abb. 52,
mögen H. sein, wenigstens in dem Sinne,
daß die Gattin überhaupt als solche neben
dem Herrscher genannt wird. — Klio X
S. 273/75- 281. — In der röm.-kaiserl. M.-
reihe finden wir, mit Antonius und Octavia
beginnend, einmal M. mit den Bildern von
Herrscherpaaren, die z. T. H.-M. sein
mögen, femer M., die durch ihr Rs.-Bild
(luno Pronuba zwischen dem sich die
Hände reichenden Paare, Z. f . N. 21 S. 246
HOC SIGNO VICTOR ERIS— HOHLPFENNIGE
269
Anm. 4) sich deutlich als H. kundtun, z. T. j
auch durch »vota pubHca« die Glück- I
wünsche des Volkes dazu zum Ausdruck 1
bringen; endlich haben wir von Theo- ;
dosius IL und Marcianus je eine Gold-M., !
die auch in der Inschrift »feliciter nubtiis«
(Z. f . N. 21 S. 247) auf die Hochzeit der
Kaisertochter bzw. des Kaisers anspielt,
Abb. HO. — Im M.A. ist unter den nicht
zahlreichen Geschichts-M. eine H.-M. er-
kannt worden in der M. Heinrichs des
Löwen, auf der die Brustbilder des Paares
oberhalb des Architekturrahmens um einen
Löwen erscheinen (Menadier, D. M. I S. 86 ;
dort S. 99 ff. Zusammenstellung der m.a.
M., die in Bild oder Umschrift ein Fürsten-
paar nennen, und S. 205 ff. einige davon
als H.-M. bezeichnet). Die Neuzeit kennt
dann sowohl H. -münzen, vom 17. Jh. an
bis zu den zahlreichen des Deutschen
Reiches seit Wiedereinführung der Denk-
münzen i. J. 1901, wie namentlich H. -Me-
daillen. Bei diesen unterscheiden wir i. die
auf eine bestimmte Hochzeit hergestellten,
von der ältesten auf Leonello d'Este von
Pisano an bis heute, und 2. die auf Vorrat
von Med. -Verlegern hergestellten, wie sie
sich seit dem 17. Jh. finden, zu Anfang des
19. Jh.s aber außer Übung kommen und die
man erst seit Ende des 19. Jh.s besonders in
Deutschland und Frankreich wieder belebt
hat; häufig sind zumal die Hamburger
sog. H. -taler mit dem von Christus getrau-
ten Paar und der H zu Kana auf der Rs. ;
sonst zeigen sie meist ein Hochzeitspaar
und Symbole der Liebe und Ehe mit darauf
bezüglichen, oft schönen und bezeichnenden
Sprüchen wie »Ihr Manner liebet Eure
Weiber«, Rs. »Ein vernünftig Weib er-
frischt Ihres Manns Herz«, »Sustinemur
Concordia«, Rs. »Pessumimus discordia«;
oft wird aber auch in Spottmedaillen die
Kehrseite der Ehe gezeigt, z. B. »Uxorem
duxi, libertatem vendidi«, eine Frau legt
dem Manne ein Kunmiet an; vgl. unter
Erotische Med. — Fieweger, Satyr. Med.
1885 n. 94/145; Samml. A. Feill, Auktions-
kat. Jos. Hamburger 1908. R,
Hoc sigflo Victor eils (lat., = unter
diesem Zeichen — nämlich dem christ-
lichen — wirst du Sieger sein, Umschrift des
dem Constantinus I. vor dem Siege über
Maxentius 312 n. C. am Himmel erschiene-
nen Lichtkreuzes), steht im selben Sinne wie
die bekanntere Formel in hoc signo vinces
auf M. derröm. Kaiser Constantius H. usw.,
ebenso iv toutcd vtxa oder vixaxs auf M. byz.
Kaiser von Heraclius bis Michael VII.
R.
Hoed|esschilling s. unter Schilling.
Hog money waren kupferne Schillinge,.
6-, 3- und 2-Pence, die für die Bermuda
(Sommer)- Inseln mit einem Dreimaster auf
der Vs. und einem Wildeber (hog) auf der
Rs. im 17. Jh. geschlagen wurden. S.
HohlguB ist ein Verfahren, bei dem nur
eine Seite der Med. erhaben, die andere hohl
ist, wobei sie bald das Bild der Vs. genau
wiedergibt (Kartonguß), bald nicht. Eine
andere Art H., im 17. Jh. namentlich von
holländischen Meistern (0. Müller, P.
V. Abeele) geübt, ist es, beide Seiten einer
Med. einzeln hohl zu gießen, zusammen-
zusetzen und durch einen umgelegten Rand
zusammenzuhalten. R.
Hohlmutizeti s. Hohlpfennige, Hohlprä-
gung, Brakteaten, Inkuse M., Schüssel-
münzen. Su.
Hohlpfennige, auch Brakteaten (s. dort),.
Blech- oder Schüsselmünzen genannt, sind
Münzen, welche aus dünnem Silberblech
unter Anwendung nur eines Stempels auf
weicher Unterlage geschlagen sind und bei
welchen daher das Bild der Vorderseite
auf der Rückseite vertieft erscheint. Sie-
entstehen in Deutschland höchstwahr-
scheinlich in Anlehnung an die nordischen
Schmuckbrakteaten (s. d.) in der i. Hälfte-
des 12. Jh.s und hören mit ihren letzten
Ausläufern erst im 18. Jh. auf.
Urkundlich heißen sie vom 12. — 14. Jh.
gleich den Dichtmünzen denarii, nummi
oder Pfennige (s. dort). Im 14. Jh. kommt
dann für sie der Name i^hole penninghe«
oder denarii concavi auf: in den Hanse-
städten werden sie so im Gegensatz zu dea
»lutike plate penninghe« oder i^aves de-
narii« (Jesse, Wend. Münzverein S. 74 u.
87), 15 10 in Braunschweig im Gegensatz zu
»dichte münte« genannt.
Zur Entstehui^ der Hohlpfennigprägung:
ist folgendes zu sagen: Die unheilvollen
Bürgerkriege unter Heinrich IV. (1056 —
I106) haben einmal die Herabmindening,
des Denargewichts (s. Denar) und zweitens
die Verschlechterung der äußeren Gestalt
270
HOHLPFENNIGE
nach sich gezogen. Die Denare wurden
leichter und dünner. Da sie zugleich breiter
wurden, so ist bald das Untergepräge auch
auf der Oberseite zu sehen gewesen und
umgekehrt; das Münzbild wai nicht mehr
zu erkennen. Daher verzichtete man bald
gänzlich auf diese Denarform und ging
zur völlig einseitigen Prägung über.
Über die Technik der Brakteatenprägung
hat Halke Versuche gemacht und ist dabei
zu folgenden Ergebnissen gekommen: Mit
dem Hammer schlug der Münzer auf einen
Stempel, unter dem sich ein sehr dünn-
gehämmerter Schrötling auf einer star-
ken Wildlederunterlage befand. Den
Schrötling stellte man vielleicht nach Art
unserer heutigen Goldschläger her, indem
man das Metall zwischen Leder legte und
das Ganze so lange mit dem Hammer be-
arbeitete, bis das Silber die nötige Dünne
und Gleichmäßigkeit der Stücke erlangt
hatte. Gewöhnlich wurden die Brakteaten
wohl mit einem Oberstempel geprägt, da
die obere Seite der Hohlpfennige fast
immer die schärfere ist. Wenn einige Stem-
pel, die uns erhalten sind, einen Dom haben,
so scheint es mir, als ob dieser in einem
hölzernen GriflF eingelassen wurde, auf den
man bei der Prägung mit dem Hammer
schlug; es ist aber nicht wahrscheinlich,
wie Luschin es Mkd.» S. 91 f. ausspricht,
daß der Dom in einem Holzklotz befestigt
wurde und so die Prägefläche des Stempels
nach oben gerichtet kam, wodurch also
ein Unterstempel entstand, in den dann
die Schrötlinge mit einer aufgelegten Blei-
platte eingetrieben worden wären (vgl.
Suhle in Histor. Z. Bd. 138 S. 89).
Im 13. Jh. sind u. a. in Magdeburg die
Hohlpfennige vielfach so entstanden, daß
so und so viel Schrötlinge, vielleicht 4 — 6,
aufeinandergelegt wurden und dann die
Prägung erfolgte, aber wohl nicht in einer
durch Bleipfropf geschlossenen Prägebüchse
(vgl. Suhle in Z. f. N. 38 S. 237).
Der umgebogene Rand, den die so-
genannten knopfförmigen Brakteaten, na-
mentlich die Meißener Brakteaten von
Heinrich dem Erlauchten zeigen, erklärt sich
dadurch, daß der Schrötling etwas größer
war, als die Fläche des Stempels, und daß
der das Münzbild umgebende Rand des
Stempels mehr oder weniger mnd gefeilt
j war, was zur Folge hatte, daß das feine
1 weiche Silber, aus welchem diese Braktea-
ten bestanden, gezwungen wurde, sich bei
der Prozedur des Prägens nach oben zu
biegen (Halke, Bl. f. Mfr. 1892 nr. 179),
Durch die Hohlprägung wurde der Kunst
eine freiere Entfaltung gewährt und zu-
gleich infolge der Zerbreclilichkeit, der
durch die Verwendung von Geldbüchsen
aus Metall statt lederner Geldbeutel nicht
genügend begegnet werden konnte, die
Mannigfaltigkeit eines reichen Wechsels
gemehrt.
Die Hohlmünzenprägung beginnt in den
dreißiger Jahren des 12. Jh.s in den Münz-
schmieden Niedersachsens und Thüringens.
Die ältesten Brakteaten sind die des Erz-
bischofs Adalbert H. von Mainz (1138 —
1141) in Erfurt (Abb. 192), die des Abtes
Heinrich L von Hersfeld (i 127— 11 55) im
Funde von Aua (BL f. Mfr. 1904 S. 3239
u. 1906 S. 3538), die der Äbtissin Beatrix
V. Quedlinburg (1138 — 1160), der Äbtissin
Cäcilie von Nordhausen (um 1157, Abb.
191), des Bischofs Ulrich von Halberstadt
(1149 — II 60), des Erzbischofs Konrad v.
Magdeburg (1134 — 1142). Dazu treten
die ältesten Braunschweiger Löwenpfennige
und landgräflich thüringische Gepräge so-
wie Naumburger, Strehlaer, Meißener und
Pegauer Pfennige. Einige der älteren
Brakteaten, z. B. von Erfurt, Nordhausen
und Halberstadt haben teils erhabenes,
teils vertieftes Gepräge.
Noch unter König Konrad HL (1138 —
II 52) gewinnt die Hohlmünzenprägung
künstlerische Bedeutung, wie das der
Pfennig mit Lamprecht v. Gleichen zeigt,
und erreicht in der zweiten Hälfte des Jahr-
hunderts unter Friedrich L Barbarossa und
Heinrich VL, indem den Stempelschneidem
mit einem Münzdurchmesser bis zu 50 mm
(aber nur 0,90 g Gewicht I) eine große Fläche
zur Entfaltung ihrer Kunstfertigkeit ge-
boten wird, den Gipfel der Vollendung.
Es sind in Deutschland hauptsächlich
folgende Landschaften Hohlmünzengebiete :
Zunächst Thüringen mit seinen Reiterbrak-
teaten (s. d,), die landgräflichen vornehm-
lich in Eisenach und Gotha, hauptsächlich
von Ludwig H. u. IH. (Abb. 194) und Her-
mann geprägt, dann die Mühlhauser könig-
lichen und landgräflichen Schlages und die
HOHLPFENNIGE
271
zahlreichen thüringischer Dynasten, Dazu
treten derartige Hohlpfennige in dem main-
zischen Heiligenstadt. Weiter sind die Er-
furter Gepräge der Mainzer Erzbischöfe
Heinrich L (i 142— 1 153) und Christian I.
(Abb. 195) als besonders schön und gehalt-
reich zu nennen. Hier tritt hauptsächlich
der heilige Martin in den Vordergrund, der
neben mannigfachem architektonischem
Zierwerk eine Hauptfigur zur Seite des Erz-
bischofs oder auch vor diesem bildet (Fund
von Gotha, Milda, Seega und Nordhausen).
Auch die Merseburger Hohlpfennige der Bi-
schöfe Johann L, Eberhard und Dietrich
(1151 — 1215) wetteifern an Schönheit mit
den Erfurtern. Die Darstellung der Marter
des auf dem Feuerrost gebratenen heiligen
Laurentius (Abb. 197) gehört zu den Glanz-
stücken. Die Bischöfe von Naumburg
haben außer in ihrem Bischofssitz auch in
Zeitz und Strehla Hohlpf. geschlagen.
Weiter prägte man sie in Gera, Saalfeld,
Nordhausen, Eschwege, Hersfeld u. Fulda,
prägte sie die hessische Landgräfin Sophie
und ihr Sohn Heinrich das Kind in Mar-
burg und eine Reihe hessischer Dynasten
(Fund von Klein-Vach, Niederkaufungen,
Ohrdruf und Marburg). Einen Glanz-
punkt bilden dann noch einmal die Oden-
wälder Fundstücke (besonders Fd. v. Lich-
tenberg), die herrlichen Brakteaten der
Kaiser Friedrich I. (Abb. 204), Heinrich VI.
und des Königs Philipp, die teilweise sicher
in Gelnhausen geprägt sind, des Kämmerers
Kuno V. Minzenberg und Erzbischofs Kon-
rad von Mainz, von diesem in Aschaffen-
burg geschlagen. — Das zweite große
Gebiet der Hohlmünzenprägung war das
von Thüringen durch den Harz getrennte
Niedersachsen. Hier sind es haupt-
sächlich die Münzen Heinrichs des Löwen
(Fund vom Egidienkloster in Braun-
schweig und Fund von Mödesse) und seiner
Söhne Heinrich, Otto und Wilhelm, in
Braunschweig, Hannover und Göttingen
(Abb. 201) geschlagen, und etlicher Dy-
nasten, die nach dem Sturz Heinrichs des
Löwen reichsunmittelbar geworden waren,
dann die Hohlpfennige von Hildesheim und
von denen im nördlichen Deutschland am
weitesten westlich gelegenen die von Ha-
meln und Minden an der Weser, dabei der
mit »Mindensis sum «. Im Harzgebiet ragen
dann noch besonders die Fundstücke von
Freckleben her\^or. In diesem waren u. a.
Halberstädter (Abb. 198), Quedlinburger
(Abb. 199), Falkensteiner und Amsteiner
Pfennige vertreten, unter ihnen der herr-
liche mit dem Falken zwischen Wein-
ranken (Abb. 200).
In Magdeburg und Halle ist die Haupt-
brakteatenprägung unter der Regierung
Wichmanns von Seeburg (1152 — 1192).
Mehr als 30 Gepräge des schönsten Stiles in
der Zeichnung und der saubersten Technik
zeigen seinen Namen und sein Bild (Abb.
196). Diesen Pfennigen sind dauernd Ge-
präge mit Namen und Bild des Magdeburger
Domheiligen, des heiligen Moritz, zur Seite
gegangen. Auch seine Nachfolger haben
in beiden Münzstätten diese Technik der
Prägung beibehalten.
Den Magdeburger wie den Halberstädter
bischöflichen Geprägen haben sich die
Askanier sowohl in Anhalt wie in der
Mark Brandenburg in Stil und Form
ihrer Münzen angeschlossen, z. B. Albrecht
der Bär in Anhalt mit Münzen, die in
Bemburg (Fund von Groß -Rosenberg) imd
in Aschersleben entstanden sind. Die
Funde von Michendorf und Kusey ent-
hielten brandenburgische Gepräge des Mark-
grafen Otto I. (Abb. 202). In Anhalt folgte
Herzog Bernhard dem Vater und hat hier
zahlreiche Hohlmünzen in Köthen, Aschers-
leben und Wittenberg geschlagen (Abb. 203).
Auch von den Wettinem gibt es zahl-
reiche Brakteaten, so zuerst in den Fund-
stücken von Paußnitz von Markgraf Kon-
rad dem Großen (1130 — 1157); dann haben
Otto der Reiche in Leipzig (Abb. 193),
Dietrich von Landsberg, der Markgraf der
Niederlausitz und deren Nachfolger schöne
Pfennige geprägt (u. a. Fund von Döbeln).
Heinrich der Erlauchte (1221— 1288) hat
die schon erwähnten knopfförmigen Brak-
teaten schlagen lassen. In diesem Gebiet
treten noch Pegau und Meißen als Hohl-
pfennigmünzstätten hinzu. Größtenteils
stumm sind die großen Brakteaten der
Oberlausitz, ebenso die kleineren böhmi-
schen Wenzels und Ottokars (Abb. 208).
Auch die schlesischen des 13. Jahrhunderts
sind im wesentlichen schriftlos.
»Raceborgensis istuuc denarius est « lautet
die Umschrift eines Seegaer Fundstückes
272
HOHLPFENNIGE
das dem jüngeren Grafen Bernhard von
Ratzeburg (um 1195) zugeschrieben wird
(Fd. V. Seega Nr. 647), dem ein unmittel-
bares Gegenstück in dem Hohlpfennig des
Holsteiner Grafen Adolf HL von Schauen-
burg (1164 — 1225) gegenübersteht. An
sie schließen sich zwei Jahrzehnte jüngere
Brakteaten des Dänenkönigs Waldemar,
Hamburger und Lübecker und die Stier-
kopfpfennige der Herzöge von Mecklen-
burg, die Kreuzpfennige Jaromars I. von
Rügen und die herzoglich- pommerschen
Bildnispf ennige, Torpfennige mit dem Wahr-
zeichen pommerscher Städte (Funde von
Bünstorff und Mesikenhagen).
Getrennt von diesem in sich zusammen-
hängenden großen nord- und mittel-
deutschen Gebiete, das von Bremen und
vom Odenwald aus ostwärts bis an und
über die Grenzen des Reiches hinaus-
reichte, gewann die Brakteatenprägung
auf beschränkterem Raimie auch in Süd-
deutschland die Herrschaft von Augsburg
und Ulm bis nach Basel und Bern. Sie
tritt gegen Ende der Regierungszeit Kaiser
Friedrichs I. in mehreren Münzstätten
gleichzeitig auf. Sein und seines Sohnes
Heinrich Namen sind für die Zeitbestim-
mung der gesamten schwäbischen Brak-
teaten maßgebend. Diese sind eines Teils
vor allem in Augsburg, Donauwörth und
Schongau geprägt worden. Das sind die
Augustenses, in den Funden von Ruderats-
hofen, Wollishausen und Bliensbach zutage
getreten, die, kenntlich durch die Mond-
sichehi ringsum auf dem Außenrande,
im östlichen Schwaben durchaus für die
Größe und übrige Mache der kleineren
Münzausgaben besticamend waren. Im
westlichen Schwaben nahmen dieselbe
Stellung die Constantienses ein, die durch
die Ordnung des Bischofs Heinrich I. vom
Jahre 1240 urkundlich festgelegt sind (siehe
unter Bodensee - Brakteaten). Weitere
Münzstätten sind Kempten, Überlingen,
Biberach, Lindau usw. Es folgen Basler
Hohlpfennige von der Größe der schwäbi-
schen unter dem Bischof Lutold (1238 —
1249), welche die Gestalt eines regebnäßigen
Vierecks mit ausgebogenen Seiten der zwei-
seitig geprägten Düimpfennige wahren
und später nur durch einzelne Buchstaben
im Felde kenntlich oder ganz stumm sind.
In Nachahmung der Basler wurden die
übrigen Schweizer H. in Zürich, Zofingen
und Solothurn geprägt. Ejinige wenige
Brakteaten sind auch in Österreich und
Kärnten geprägt worden (N. Z. 56 S. 19 ff.
u. S. Soff.).
Der Schlag der Hohlpfennige wird
im späteren Mittelalter fortgesetzt, aber
mit bedeutend kleinerem Durchmesser und
mit wesentlich einfacheren Bildern. Sie
bleiben neben den größeren Münzwerten,,
den Witten, Groschen usw. als eine Art
Scheidemünze bestehen. Als solche werden
sie auch in Gebieten geprägt, die bisher aus-
schließlich zweiseitige Münzen hatten, so im
Rheinland, in der Pfalz und im Elsaiß. Es
sind die sogenannten Schüsselpfennige (s.
dort), von denen ein Teil als Vierschildheller
(s. d.) bekannt sind. So werden sie auch
noch vielfach im 16. und 17. Jh. beibe-
halten, z. T. werden sie aus Kupfer ge-
schlagen. Einige der letzten sind Pfennige
der Stadt Erfurt v. J. 1596 und Georgs L
Ludwig von Hannover v. J. 1712.
Über die Frage, ob zweiseitige Denare
und Hohlpfennige gleichzeitig in derselben
M.Stätte geprägt worden sind, streitet
man. Zunächst ist zu bemerken, daß
diese Frage nur für die Zeit von 11 50
bis ca. 1300 aufzuwerfen ist; denn später
im 14. und 15. Jh. ist das Münzwesen
nicht mehr einfach gestaltet wie vorher,
sondern ganz andersartig; hier treten,
wie schon gesagt, kleine Hohlpfennige neben
große zweiseitige Münzen; das gegenseitige
Ausschließen von Brakteaten und Denaren
würde also nur für die Zeit vor dem Auf-
treten der Groschen gelten. Im 12. und 13.
Jh. läßt die gleichmäßige Bezeichnung bei*
der Münzarten mit den Namen Denar oder
Pfennig auf den ausschließlichen Gebrauch
an sich nur einer Münzsorte schließen.
Grenzgebiete, in denen beide Denararten
zusammen vorkommen, nehmen eine Aus-
nahmestellung ein, da diese auf die Nach-
barn wirtschaftlich Rücksicht nehmen muß-
ten. Münzfunde mit beiden Münzsorten
können nicht als Beweis für die Ansicht der
gleichzeitigen Prägung von Dicht- und
Hohlmünzen gelten, da derartige Funde nur
als Pagament, rechtlich ohne Geldqualität,
anzusehen sind. Trotzdem läßt sich die
Frage nicht unbedingt in einer Hinsicht ent-
HOHLPRÄGUNG— HOLEY-DOLLAR
273
scheiden, wenn es auch allein schon aus
wirtschaftlichen Gründen mit großer Wahr-
scheinlichkeit anzunehmen ist, daß auf
jeden Fall, abgesehen von obiger Aus-
nahme, ein Nebeneinander von »Brak-
teaten und Denaren« nicht in derselben
Münzstätte möglich war, höchstens ein
Nacheinander. (Für nicht gleichzeitige
Prägung sind Grote, Z. f. N. VII S. 97
u. Menadier, Z. f. N. 28 S. 287 ff., jetzt
auch Buchenau i. d. BL f. Mfr. 1926 S. 552 f.,
für gleichzeitige Prägung sind Dannenberg,
Z. f. N. VII S. 106 f. u. Friedensburg,
Z, f. N. 28 S. 253 ff. eingetreten).
Vor den Hohlpfennigen der Hohenstau-
fenzeit gibt es schon früher ähnliche Mün-
zen, eine langob ardische, dem Pertaric zu-
geschriebene und die Nachahmungen nach
Dürstedter Münzen (s. d.) der Karolinger,
die teils in Schweden, teils an der deutschen
Ostseeküste entstanden sein mögen.
Im Anschluß an die deutschen Hohl-
pfennige im 12. Jh. sind in Dänemark der-
artige Münzen entstanden, sie sind kleiner
als die kleinsten gleichzeitigen deutschen.
Geprägt sind sie von Sven Grate (1147 —
1157, Abb. 211), Waldemar dem Alten
(1157 — 1182) und Knut V. (1147 — 1157).
In Norwegen bildeten neben dünnen
zweiseitigen Geprägen kleinste Brakteaten
während des 13. Jh.s den Münzumlauf,
fast durchweg stumm und lediglich mit
einem Einzelbuchstaben im Felde versehen.
In Schweden liefen unter König Knut
Erikson (1167 — 1195) westgötiändische
stumme Löwenbrakteaten und mit dem
Namen des Königs versehene hohle Kopf-
stücke um. Nach diesem Herrscher ist die
schwedische Hohlpfennigprägung noch bis
1363 fortgesetzt worden.
Auch Polen übernahm unter Misiko IIL
dem Alten (1173 — 1202) die Brakteaten von
den angrenzenden deutschen Gebieten^ von
Sachsen und der Lausitz. Doch stehen sie
an Kunst und Größe weit hinter den gleich-
zeitigen deutschen zurück. Bemerkenswert
ist auf ihnen die teilweise hebräische Auf-
schrift (Abb. 210, Fund von Glembokie und
Mustemik). Die Prägung der Hohlpfennige
wird hier wohl das ganze 13. Jh. angedauert
haben.
In Ungarn sind neben zweiseitigen Mün-
zen nach der Mitte des 13. Jh.s kleine Brak-
WQorterbnoh der Hfinzkonde.
teaten geschlagen worden, auf denen ver-
einzelt die Münzbezeichnung »obulus« auf-
tritt.
Goldbrakteaten s. Goldpfennige und
Schmu ckbrakteaten. Unter den goldenen
H. gibt es Fälschungen Killians (s, Kil-
liansche Fälsch.) und Wippos. — Luschin,
Mkde.» S. 86/87, 92 (hier Verzeichnis der
erhaltenen Brakteatenstempel) ; v. Höfken,
Archiv für Brakteatenkunde 4 Bde.;
Menadier, Schausammlung S. 147 ff. Su.
Hohlprägung ist eine Prägung, bei der
das Bild der Rs. hohl erscheint, s, unter
Hohlmünzen. R.
Hohlringheller sind einseitige rheinische
Heller mit einem wulstartigen Hohlring.
Diese Form ist um 1420 entstanden. Die
nördliche Grenze ihres Umlaufs war bis
ins 16. Jh. der Heimbach bei Bingen (Noß
in Bayr. Mitt. 1906/7 S. 5 u. in Trier I 2
S. 259). Sie werden auch Möhrchen,
»morgin« genannt. Nach Buchenau,
BL f. Mfr. XIII S. SI90 geht dieser
im 15. Jh. gebräuchliche Ausdruck bis
auf die französischen schwarzen Tumos-
pfennige des 13. Jh.s (turonenses nigri)
zurück, die dem Heller gleichgewertet
wurden imd viel in den Rheinlanden um-
liefen, auch lat. als »mauri« bezeichnet
wurden (Mone, Z. für Gesch. des Oberrh. VI
S. 263). »Alte« Möhrchen, zuerst urkdl.
1476 erwähnt, aber wohl schon 1469 in
Bonn ausgegeben, oder Lübsche (Lubsche)
sind l^/a (der vordem geschlagenen) Möhr-
chen oder '/g Weißpfennig (i M. also =
Viz Albus). Den Namen Lübsche mögen
diese Pfennige bekommen haben nach den
lübischen Hohlpf., die in der 2. Hälfte des
14. Jh.s viel im Rheinland umgelaufen sein
sollen. 1477 waren sie für Trier und Jülich
vorgesehen, »als von Alten Herkomen ist«
(Hirsch VII, S, 45 ganz unten). Im Erz-
bistum und in der Stadt Köln wurden sie
bis ins 17. Jh. geprägt. — Nofi, Trier Iz
S. 259, 265, 297. — Hohlringh. waren auch
die Vierschildheller (s. d.). Su.
Holey-Dollar (vom engl, hole = Loch)
hießen seit 1813 in Neusüdwales Peso (s. d.),
aus deren Mitte runde Scheiben herausge-
schnitten waren; um diesen Ausschnitt
wurde »New South Wales 1813«, auf der
anderen Seite: i^Five Shillings« eingestem-
pelt. Die Scheibe hieß »Dump« und wurde
18
274
HOLOKOTINOS-HOMONOIA
als 1 5 -Pencestück gestempelt. Die H. liefen
bis 1829 um. — Num. chron. Ser. III 3
(1883), S. 119; Chalmers, S. 244, 247- S.
HolokotinoSy oXoxoxtvoc, griech.-lat., von
q3lo; = ganz und coctum = gekocht, ge-
läutert, lat. holocotinus bezeichnet vom
4, Jh. n. C. an (zuerst im Warentarif des
Diocletianus XP^^^^ [^Ißp^C^}? ^v pr^Y^ioi;
Tj £v oXoxoTTivoi?) das Goldstück dieser
Zeit, also von der Einführung des constan-
tinischen Solidus (s. d.) an bis zum 12. Jh.
diesen. — N. Z. 31 S. 48; Joum. int. II
5. 358; Rev. num. 1912 S. 84 ff. R.
Holofrachoily griech. oXoTpaxov, Auf-
schrift eines byz. M. -gewichtes = ganz
rauh, also frisch geprägt, auch urkundlich
1030 u. r034 n. C. vorkommend. — Joum.
int. II S. 348/58; III S. 236. R,
Holzklrchey die sogen., ist eine schema-
tische Darstellung einer Kirche von vom,
die auf Denaren der sächsischen Kaiserzeit
häufig erscheint (Abb. 143). Sie kommt
zuerst bei König Heinrich I. in Metz vor,
es folgen unter Kaiser Otto I. die Münzen
in Mainz, Speier und Worms, von dort wird
sie wohl nach dem sächsischen Osten über-
tragen sein und erscheint hier in Magdeburg
selbst (Dbg. 639 — 643), besonders auf den
Otto-Adelheidpfennigen (s. d.) und dann
mit deren Typus auch in Hildesheim,
Halberstadt und Quedlinburg. Schließlich
sind die ältesten Pfennige von Würzburg
und Erfurt aus ottonischer Zeit zu nennen.
Diese »Holz«kirche, die auch als die
sächsische nach ihrem Hauptvorkommen
bezeichnet wird, trägt sicher zu Unrecht
ihren Namen. Die Herkunft des Typus ist
unbedingt lothringisch -fränkisch; hier aber
baute man in dieser Zeit höchstwahrschein-
lich in Stein und nicht in Holz. Su.
Holzmodelly das aus weichem, leicht zu
schneidendem Holze (Buchs-, Nuß-, Birn-
baum) von des Künstlers Hand geschnit-
tene positive Reliefstück, von dem zur
Herstellung der Medaille selbst oft unter
Einschaltung eines Zwischenmodells ein
Negativ (in Formsand oder dgl.) genommen
wird, das man dann in Metall ausgießt.
Nach solchen H.ist ein gut Teil der dtsch.
Med. der Blütezeit (1518— etwa 1550) ge-
fertigt, und sie sind uns in Fülle, insbes.
von den Meistern Hans Schwarz, Christoph
Weiditz, Fr. Hagenauer erhalten. Das
H. kann doppelseitig sein, so daß auf
seiner Rs. die Rs. der Med, skulpiert ist
(z. B. bei H. Kels und Weiditz), es kann aber
auch ein besonderes H. für die Rs. vor-
handen sein. Das H. kann femer entweder
Bild und Schrift enthalten (so arbeitet
Weiditz), oder es brauchtauch bloß die Dar-
stellung zu enthalten, während die Schrift
erst, oft mit einem Punzen -Alphabet, in die
Negativform eingedrückt wird (so arbeitet
bes. Hagenauer). Oft sind solche »Modelle«
ausschließlich als selbständige Kunstwerke
gedacht und nie zur Abformung bestimmt
gewesen. — Habich, Dtsch. Medailleure des
16. Jh.s 1916; (Festschrift für) G. Habich
1928 S. 38/9. — Außerdem gibt es Brettspiel-
steine u. ä. Holzbildwerke, die man leicht
mit H. verwechselt, vgl. Archiv f. Med. IV
S. 131 ff. R.
Holzzeichen s. Feld- und H.
Homereion hieß nach Strabon XIV p. 646
eine M-M. von Smyma, die in großen Men-
gen erhalten ist, Vs. ApoUonkopf, Rs.
Homer sitzend, vom 2. Jh. bis etwa 75 v. C,
BMC. lonia S. 244 (vgl. Num. chron. 1927
S. 4/107); die Stadt Kolophon hat sie ganz
ähnlich nachgeahmt, nur mit Vs. schreiten-
der ApoUon, eb. S. 41. — Homer kommt
auch sonst auf griech. M. vor, so sein Kopf
schon im 4. Jh. auf los, Abb. 41, dann
auf kaiserzeitl. M., endlich auf Kon-
tomiaten; vgl. Bemoulli, Griech. Ikono-
graphie I 1901 S. I — 24 M.-taf. I I — 8;
J.H.S. 32 S. 298 ff. R.
Homonoia, 6ti.6voia griech. = Eintracht,
lat. Concordia (s. d.). Auf M. tritt die Bei-
schrift *0. zuerst im 4. Jh. zu einem weibl.
Kopfe ohne Attribute in Metapont auf.
Das Stand- oder Sitzbild der H. finden
wir auf alexandrin. M., solchen von ICaisa-
reia Kapp, und vielen anderen griechischen,
selten mit Beischrift *0., mit Schale (oft
über Altar) und Füllhorn, seltener Zweig
oder Ähre; die Beischrift *0. erscheint auch
zu verschlungenen Händen, so auch ofjLo-
v(oia) (XxpaT(t(üv) in Kaisareia Kapp. ; bithyn.
Bronze-M. benennen die übliche Gestalt als
*0. 2eßaaT)^ = Concordia Augusta. Zum
Bilde der beiden sich die Hand reichen-
den Kaiser steht *0. auf M. von Ama-
sia. — Auf alexandrin. M. erscheinen in
ähnlicher Weise einmal die beiden Fluß-
götter Nil und Tißept? mit der Beischrift
HONGKONG-DOLLAR— HORNSCHE GULDEN
275
*0., die Eintracht von Rom und Ägypten
andeutend; auf M. von Markianopolis reicht
der Kaiser der H. (mit Mauerkrone) die
Hand, bei gleicher Beischrift. — Röscher,
Lex. d. Mythol. I S. 2701 ff.; R, E. VIII
S. 2265. — Das Wort 'O. neben den Gene-
tiven der Einwohnemamen zweier Städte
auf kaiserzeitl. M. bezieht sich auf eine
sakrale Verbindung dieser Städte (z. B.
%paTCoXstTa>v SapSiavcöv 6(toyoia), die ihren
äujßeren Ausdruck fand in gemein-
samer Abhaltung von Festen — die
zuweilen auch auf der M. genannt sind,
z. B. Pythia — , mit denen Markt imd
Messe verbunden waren und bei denen die
eine Stadt natürlich nur durch eine Fest-
gesandtschaft vertreten war. Das Bild zeigt
gewöhnlich die Hauptgötter beider Städte,
oft sich die Hand reichend, zuweilen auch
die verschlungenen Hände allein usw.
Geprägt sind sie — doch scheint es
Ausnahmen zu geben — in der an erster
Stelle genannten Stadt. — Joum. int.
XIV S. 65/122. — Etwas Ähnliches wie
diese H. der Kaiserzeit mag den gemein-
samen Prägungen inkuser M. (s. d.) je
zweier großgriech. Städte im 6. Jh. v. C.
zugrundeliegen, z. B. Siris und Pyxus,
Elroton und Temesa, Pal- und Mol-, die
entweder a. d. Rs. dasselbe Bild wie auf
der Vs. oder das Bild der 2. Stadt vertieft
zeigen. R.
Hongkong-Dollar. In den Jahren 1866 —
1868 prägte England in Hongkong für den
Handel mit China den H.-D., der dem
mexikanischen Peso im Durchschnitt an
Feingewicht gleichkam (24,26 g Feinsilber),
aber dennoch im Verkehr mit den Chinesen
geringer bewertet wurde, weshalb die
Münzstätte 1868 aufgehoben wurde. Der
H.-D. zeigt auf der Vs. die Büste Viktorias,
auf der Rs. chinesische Schrift zwischen
englischer Wertbezeichnung. S. auch
Straits-Dollar. S.
Honnil, südindische Goldmünze. S. Pa-
goda.
Honor r^ ittdidum dillgit (98. Psalm)
lautet die Umschrift der Gigliati (s. d.) von
Neapel und wurde von diesen übertragen
auf die »grossi regis Hungarie« Klarls I.
Robert (1308-— 1342), ebenfalls mit dem
Bildnis des thronenden Königs. Auch
Jakob V. von Schottland (1514 — 1542)
verwendete diesen Spruch auf den Gold-
stücken mit seinem Bildnis mit Mütze, den
sogen, bonnets pieces (s. d.). Eine Abart des
Spruches findet sich auf den Halbschotem
Winrichs v. Kniprode: »Honor magistri
iudicium diligit«. Su.
Honos, auch honor, lat. = die Ehre,
insbes. die Waffenehre, früh personifiziert
und mit der gleichfalls militär. Virtus ver-
bunden; schon 233 V. C. ward beiden ein
gemeinsamer Tempel in Rom gelobt. Auf
M. ist der Kopf des H. mit Beischrift Ho-
noris allein oder mit Beischrift Ho(nos) und
Vir(tus) neben dem der V., bekränzt, aber
ohne Attribute vorhanden, z. B. A des Loll.
Palikanus, Fuf. Kalenus; H. stehend meist
mit Beischrift Honos oder Honori Aug., mit
Zweig (oder Zepter) und Füllhorn erscheint
auf M. nur von Pius bis Verus, neben der
Virtus stehend auf M. von GalbabisVespa-
sianus. — R. E. VIII S. 2292; Bemhart,
Handbuch S. 91. R.
Hoplitodrom s. imter Athleten.
Homgold s. unter Gold am Schluß.
Homgrosctieny neue Gr., hohe Währe,
sind Meißner Groschen, welche 1465 — 69
von den Herzögen Ernst und Albrecht in
Gemeinschaft mit ihrem Oheim Wilhelm
III. und ihrer Mutter Margarete in Freiberg
und Kolditz geschlagen wurden. Sie zeigen
auf der Vs. den behelmten sächsischen
Schild, auf der Rs. den Thüringer Löwen-
schild mit dem Thüringer Helm mit
den Büffelhömern, wonach die Groschen
ihren Namen haben. Von ihnen galten 20
Groschen ein altes Schock, l Groschen
galt 9 Pfennig, 80 — 88 Stück gehen auf die
etwa 8 lötige Mark, also i Stück 2,92 g bis
2,66 g Rauhgew., 1,46 g bis 1,33 g Feingew.
Nach Wagner wurden sie auch Zinsgroschen
(s. d.) genannt. — Wagner, Grdl. Nachricht
von Ankunfft, Gepräge, Gewicht u. Werth
usw. der Groschen S. 67; Schwinkowski,
Geldwesen Nr. 72. Su.
Hornsche Gulden, Goldgulden des Bi-
schofs von Lüttich Johann IX. von Hom
(1484 — 1506), zählen unter die schlechte-
sten, kaum lokarätigen niederländischen
Gulden jener Zeit, denn 2 Hornsche Gulden
hielten 2,534, ein rheinischer 2,520 g Gold.
In Preußen und Polen war »Homgulden«
ein Kollektivname für die schlechten nie-
derländischen Gulden. — Chestret de Han-
i8*
276
HOROSKOP— HURENKARRENTALER
neffe, PL 23, Nr. 385—389; Grote, Mst. IV,
S. 30i; Z.f. N. 25 S. 257f. S-
Horoskope griech. = Stundenschauer, ist
das in der Geburtsstunde eines Menschen
aufgehende Sternbild (Zeichen) des Tier-
kreises (Zodiacus, s. d.) ; es spielte in der an-
tiken Astrologie eine große Rolle und es ist
daher das Zeichen, in dem Augustus ge-
boren war, der Steinbock (Capricomus,
s. d.), häufig als M.-bild; vielleicht ist die
Wage auf M. der Pythodoris und des Ti-
berius dessen H. In der Neuzeit erscheint
z. B. das des Cosimo I. Medici und des
Kaisers Rudolf IL, der Steinbock, auf
deren Med. Vgl. auch unter Stern. R.
Horreilffly lat. = Speicher, insbes. Ge-
treidespeicher; Horrea Aquil(eiensia) lautet
die Aufschrift einer spätröm. Bronze-
Tessera, die auf der anderen Seite die
sitzende , Stadtgöttin, Aquileia felix, zeigt,
sich also auf Lief erungen aus den Speichern
zu Aquileia bezieht. — R. E. VIII S. 2458;
N. Z. 42 S. 39^- Riv. ital. di num. XVI
S.466 Taf.VI I. R.
Hosenbandtaler nennt man die silberne
Med., die Johann Georg IL von Sachsen
1678 auf die Verleihung des engl. Hosen-
bandordens an ihn schlagen ließ, mit St.
Georg und Schrift. Auch andere Fürsten
haben Med. auf Verleihung dieses Ordens
an sie herstellen lassen, z. B. der Große
Kurfürst. R.
Hoym-MfinzeiL Die preußischen Münz-
untemehmer Daniel Itzig und Hirsch Simon
suchten ihren Gönner, den schlesischen
Provinzialminister Graf von Hoym, dadurch
zu ehren, daß sie den Breslauer Münzdirek-
tor Lessing, den Bruder des Dichters, im
Jahre 1781 bewogen, auf die Rs. einiger
Friedrichsdor, Taler und Dreikreuzer statt
der gewöhnlichen Schrift das Datum von
Hoyms Geburtstag: ]>D. 20. AUGUST«
anzubringen, welchen »Unfug« der Ge-
neralmünzdirektor sofort abstellte. —
Schrötter, Acta Bor. Gesch. IV, S. 14;
Beschr. II, S. 37. Ein Goldabschlag vom
Taler: Num. Lit. Blatt 1929 S. 2334. S.
Hs., Abkürzung für Hauptseite (s, Vor-
derseite).
Hubertusmfinzen. Die ersten mit dem h.
Hubertus versehenen Münzen sind Gold-
gulden und Guldengroschen des Herzogs
Johann III. von Jülich-Cleve-Berg (1511
— 1531). Ihnen folgen die den Heiligen
mit Hirsch und Hund zeigenden Snaphäne
(s. d.) des Bischofs von Lüttich Eberhard
von der Mark. Sie wurden 1525 — 1538 ge-
schlagen, auch Saint-Huberts genannt und
galten ebenso wie die Geldernschen Snap-
hähne 56 Stüver. Hubertustaler waren
pfälzische Reichstaler mit der Kette des
1708 erneuerten St. Hubertusordens auf der
Rs.; geprägt wurden sie seit 1709. S.
Hidtfdll war der Genfer Achteltaler von
1623 — 1628 mit Stadtschild - Reichsadler.
S.
Httldigttligsmfiiizeii und -Medaillen sind
die Huldigung oder Krönung durch Bild
und Schrift feiernde Münzen und Me-
daillen. Solche wurden besonders im 18. Jh.
in oft übergroßer Anzahl angefertigt. So
gibt es vom Könige Friedrich Wilhelm IL
von Preußen gegen 30 Huld. -Med. der ver-
schiedenen Lande des Jahres 1786, meist
mit Brustbild-Schrift, während wir von
Friedrich d. Gr. nur etwa 4, von Friedrich
Wilhelm HL etwa 10 kennen. S.
Humbitg s. unter Gun Money.
Höh, südindische Goldmünze; s. Pagoda.
Huna, südindisches Gewicht. S. Kalanju.
Hundesechstel nannten die Berliner die
ersten nach dem Münzfuß von 1821 ge-
prägten preußischen Sechsteltaler von 1822,
weil die beiden obersten Ringe der Ordens -
kette auf der Kehrseite nur halb sichtbar
zwei Hunden ähnelten. Auf den Stempeln
von 1823 wurden deshalb die beiden
obersten Ringe ganz dargestellt. — Schröt-
ter, Preußen 1806 — 1873, Beschreibung,
F. W. IIL Nr. 417, 418. S.
Hundsstern s. unter Sirius. R.
Hungersnotmedafllen s. unter Teuerungs-
med. R.
Hurenkarrentaler, Venustaler, volks-
tümliche Namen der auf die Gründung der
Stadt Magdeburg 1622 geschlagenen 3-,
2-, iVa- und I -Talerstücke, lO-Dukaten
und Talerklippen, die auf einer Seite den
Gründer der Stadt Kaiser Otto den Großen-
zu Pferd, auf der anderen einen von zwei
Tauben und zwei Schwänen gezogenen
Wagen mit der Venus und den drei Grazien
zeigt. Man sah in der Stadt vor Otto
dem Großen eine Burg der Magd Venus,
wie das die Schrift unter dem Venus*
wagen andeutet:
HUSSITENPFENNIGE— HYGIEIA
277
Venus die heydiusch Gottin zart
So blos hier angebettet wardt.
Nun ist gottlob das gottlich Wort
Hegegen gepflantz an dis: Ort. —
Schrötter, Magdeburg, Nr. 957. S.
Hussitenpfennige werden böhmische ein-
seitige Löwenpfennige aus der Hussiten-
zeit genannt. Su.
HuBtaler nennt man eine um 1537 ge-
prägte Med. mit dem Brustbild des Huß
und dem stehenden Huß auf dem Scheiter-
haufen auf der Rs, Das Urstück ist von
Neufarer und Hieronymus Magdeburger
signiert, doch gibt es gleichzeitige Nach-
prägungen und noch mehr Nachgüsse. —
Z. f. N. XIV S. 235; Berl. M.-bl. 1927
S. 340. R.
Hut s. unter Kopfbedeckung.
Hvid (Korshvid = Kreuz -Witte oder
Wittenpenning = 4 Penning). Diese
Münze, die man zum ersten Mal in Flens-
burg um 1380 trifft, war die erste des lüb-
scben Münzsystems in Dänemark (s. Wit-
tenpfennig) mit 1,27 g Gewicht. Vorder-
seite: das holsteinische Nesselblatt mit Um-
schrift: *B[OßGnrK*ÄOIiSKa; Rück-
seite: Kreuz mit Angabe der Münzstätte.
Später wird das Wappen Südjütlands,
die zwei Löwen, anstatt des Nesselblattes
angebracht. Bald wurden ganz ähnliche
4-Penninge in Ribe geschlagen, und zwar
mit einem Löwen auf der Vorderseite,
auf der Rückseite: Kreuz mit einem
Löwen in jedem Winkel sowie mit die
Münzstätte angebenden Umschriften. Unter
Erich von Poncunem wurde in Nästved ein
etwas leichterer Wittenpenning mit Krone
und Königstitel auf der Vorderseite und
Bischofsstab und Münzstättenangabe auf
der Rückseite geschlagen. Aber erst unter
Christoph von Bayern, Christian I. und
Hans spielte der Korshvid eine Rolle,
indem er in größeren Mengen ausgemünzt
die Hauptmünze im Verkehr wurde; sein Ge-
präge war: der Namenszug und der Titel des
Königs auf der Vorderseite, großes Kreuz
bis zum Rand der Münze die Münzstätten-
angabe teilend auf der Rückseite; Gewicht
c. I g und 5- bis 6-lötig, später weniger als
5-lötig. Während des Interregnums 1448
schlug der Reichsrat Korshvide mit einem
Löwen auf der Vorderseite; sie wurden na-
mentlich in Malmö, unter König Hans zu-
gleich in Kopenhagen, Aalborg und Wisby
geprägt. Auch Christian H., Friedrich L,
Christian IIL und Friedrich IL schlugen
Korshvide ähnlichen Typs. Unter Christian
IV. wurden H. sowohl aus Billon als auch
aus Silber, sowohl mit dem Namenszug
als mit dem Brustbild des Königs geschla-
gen. Die silbernen waren 2-, 2^3- und l^a-
lötig und wogen 0,5 bis 0,7 g, die aus Billon
wogen I bis 5 g. Unter Friedrich III. wurde
im Jahre 1651 eine Kupferwitte (Kobber-
hvid), 0,95 g schwer, geschlagen, sie mußte
indessen gleich wieder verrufen werden, 1 686
wurde diese Münze zum letztenmal geprägt.
— Hauberg, Myntwaesen III; Jörgensen;
Wilcke, Christian IV.
In Schweden prägte König Albrecht
von Mecklenburg H., die den lübischen
ähnlich waren und die Benennung örtug
(s. d.) erhielten.
In Norwegen wurden unter Hans und
Friedrich I. in Bergen H. geschlagen, unter
Hans auch in Nidaros und Oslo, regelmäßig
mit dem gekrönten Namenszug auf der
Vorderseite. W.
Hybride M. sind solche, bei denen Vs.
und Rs. nicht zusammengehören, s. unter
Zwittermünzen. R.
Hydrla, 68p&t, griech. = Wasserkrug,
wie er aiif M. z. B. neben der Nymphe in
Larissa, Trikka, Terina usw. steht, ihr als
Sitz dient usw. — Joum. Internat. XI Taf.
II, XI; Anson, Greek coin tj^es I Taf. VII;
E. Fölzer, Die Hydria 1906. R.
Hydrostatische Probe dient zur Bestim-
mung des Goldgehalts von Goldmünzen.
Da alle die Metalle, mit denen Gold legiert
wird, ein kleineres spezifisches Gewicht
als dieses haben, muß bei zwei gleich
schweren Münzen die goldärmere ein
größeres Volumen besitzen. Wiegt man
beide Münzen im Wasser, so zeigt die
goldärmere ein kleineres Gewicht als die
goldreichere, da sie eine größere Wasser-
menge verdrängt. Ist das Legierungs-
metall bekannt, so läßt sich der Gold-
gehalt zahlenmäßig angeben. S.
Hygida» lat. Valetudo, später Salus,
griech. -röm. Göttin der Gesundheit, auf
M. so häufig, daß ein Oberblick hier un-
mögHch ist. — R. E. IX S. 93/7; I A S.
2057; Röscher, Lex. d. Mythol. I S. 2772 ff.;
278
HyiOS— JAHRHUNDERTMÜNZEN
IV S. 295 ff.; V S. 159 ff.; Head, H. N.»
S. 949; Bernhart, Handbuch S. 99 und die
unter Asklepios genannte Lit.
Hylos (ütoc), griech. = Sohn, öfter in
der Filiation (s. d.) griech. Herrscher und
Münzbeamter (vgl. auch unter Iteration);
ßafftXsQ)? üioi (ohne Namen) sind die
Söhne Antiochos' IV. von Kommagene;
ü(i)bc xexaXoüjievoc (1) 'AptapGcvoo nennt
sich der Arsakide Goterzes. — T. KoXeo)?:
Ehrentitel des Beamten auf griech. Städte-
M., ähnlich t>tocto5 Sr^fiou inAttuda, femer
üföc 'AcppootaiicüV usw., Münsterberg, Be-
amtennamen S. 253. R.
Hypateuon, Hypatos. Stcotoj griech. =
consul; öwaTSUOvtoc = sub consulare;
üTcaxoc dicoSsSeqjievoc = consul designatus.
Vgl. unter Consul. R.
Hyperper, Hyperpre, TuspTtopov, s.
Iperpero. S.
j.
J, Münzbuchstabe der Münzstätte Ham-
burg seit 1871 und limoges. S.
Jacobtts der Ältere, St., Apostel, wird
meist als alter Mann dargestellt in der
Kleidung der Pilger von Compostella, mit
langem Rock und Kragen, in der Hand den
Pilgerstab haltend. Sein Name kommt auf
Pegauer Hohlpfennigen des 12./13. Jh.s
vor; im Hüftbild mit Schwert in der
Rechten und Buch in der Linken erscheint
er auf Weißpfennigen Gumprechts I. von
Neuenahr (1418 — etwa 1422), stehend mit
Stab und Hut auf Goldgulden Karls I. von
Münsterberg-Öls (151 1 — 1536), mit seinem
Bruder Johannes dem Ev. auf M. von Pe-
saro {1538 — 1574), allein auf Ausbeute-
talem der Grube St. Jacob von Friedrich
Ulrich von Braunschweig" (s. unter Jakobs-
taler) u. a. — Jacobus der jüngere, St.,
Apostel, kommt auf M. nicht vor. Su.
Jacobtts, Jakobiner wurde in Deutsch-
land der englische Laurel (s. d.) Jakobs I.
genannt. — Schmieder, S. 232 f. S.
Jäckelier oder Schnapphähne hießen die
nach der Wiedereinnahme von Mainz
durch die Kaiserlichen verrufenen, während
der Belagerung 1793 von den Franzosen ge-
prägten Münzen, J. genaimt wohl nach
dem Münzuntemehmer »Jakob Münzjud«,
Schnapphähne nach Analogie der nieder-
ländischen S. (s. d.). — Mainzer Journal
V. II. 7. 1925. S.
Jagddukat,s. Falken-, Hirsch-, Saudukat.
Jagdfflfinzenuiid-medanien. Die antiken
Beispiele s. unter Venatio. Die neueren
J. sind als Andenken oder Prämien ge-
schlagene Münzen und Medaillen mit jagd-
lichen Bildern, Symbolen oder Sprüchen.
Dazu gehören die Falkendukaten, Hirsch-
und Saudukaten und die Schnepfenheller
(s. d.). Sehr viel verschiedene derartige
dukaten- oder talerartige Medaillen hat der
Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darm-
stadt prägen lassen (1739 — 1768), beson-
ders solche mit Hirschen und Ebern. —
Hoffmeister, II, S. 3965. S.
Jagher war der doppelte Groningensche
Brasspenning (s. d.) oder die halbe Flabbe
{s. d.) des 15. und 16. Jahrhunderts. Die
Vs. zeigte zuerst im Vierpaß den Reichs-
adler auf Stadtschild, die Rs. ein Kreuz
und vier Sterne im Doppelschriftkreise,
später war die Vs. der Reichsadler über
zwei Schilden, die Rs. ein Zierkreuz im
Doppelschriftkreise (Abb. 284 des doppel-
ten J.). — V. d. Chijs, Friesland, S. 461 f.,
510, Taf. X und XVI. S.
Jahresrechnung s. unter Ära, Datierung.
R.
Jatareszahlen s. unter Datierung.
Jahreszeiten, die vier, werden auf röm.
M. und Med. als vier Knaben mit vier
entsprechenden Attributen dargestellt (Blu-
menkorb, Falx, Füllhorn, warme Kleidung,
nach dem Verse poma dat autunmus usw.)
mit Beischrift felicia tempora (griech.
eÖTOxei? Katpoi, M. von Laodikeia Phryg.),
temporum oder saeculi felicitas. R.
Jahrhttndertmfinzen tmd -medaillen sind
solche M. und Med., die zum Jahrhundert-
wechsel oder zur ersten oder einer der fol-
genden Jahrhundertfeiern bedeutender Er-
eignisse geprägt oder gegossen sind. Am
bekanntesten sind die auf die Ereignisse
der Kirchenreformation (s. Reformations-
münzen) und auf die Gründungen der
JAHWE-IANUS
279
Reiche und Städte. S. auch Saeculares |
ludi und Säkularmün2en. S.
Jahwe oder Jahu, Jehovah, also der
Name des jüd. Gottes ist die aram. Bei-
schrift zu einem ähnlich wie Triptolemos
in einem geflügelten Wagen (man sieht nur
ein Rad) sitzenden Gott einer philistäischen
M. (Vs. behelmter Kopf). — B. M. C. Palest.
S. LXXXVI; Z. f. N. 28 S. 28/34. — Der
Name J., meist beim umstrahlten Gottes-
auge, erscheint oft auf M. u. Med. der N.Z.
R.
Jaital (Daital) oder Yegäni = ^64 Sil-
bertanka und seine Multipla Dügän! (V32)»
Cahärgäni (V16), Seägäni (3/32), HaStgänt (Vs),
Duäzdegänt (3/i6), Sänzdegänt oder Rub*i
(V4) und Teilstücke Adha (V128) und Bikh
(V256) sind Billonmünzen der Sultane von
Dehli (13. — 14. Jahrh., s. Tanka). Das
Gewicht der Münzen eines und desselben
Nominals war sehr verschieden und ihr
Wert wurde nach dem Silbergehalte be-
messen. Nach Nevill muß der Jaital etwa
0,17 g, die anderen Werte entsprechend
mehr Silber enthalten haben. Eine Wert-
bezeichnung findet sich nur auf den in den
oben angegebenen Nominalen geprägten
Bronzemünzen Mu^ammed ibn ToghluJliis
mit Zwangskurs (1330 — ^32). Seine Bronze-
tanka von Dehli enthielt 64 Jaital; die
von Dauletäbäd (9,13 g), welche in 50 J.
eingeteilt wurde, hieß Pendjähgäm, ilir
Halbstück Ni^fi. Der Dügani hat sich als
Bezeichnung der Paisa (s. d.) in Bombay
bis ins 19. Jahrh. erhalten.
J. hieß auch die Kupfermünze von
Vijayanagar (14. — 16. Jahrh.) = ^3 Tär
(bisher unbekannte Silbermünze) = Vis
Goldfanam (s. Fanam). Dieser J. ist
14 — 16 mm groß und 2 — 4 g schwer. Vs.
Gottheit, Tier oder Symbol; Rs. In-
schriften. Ein silberner Tär kursierte im
17, Jahrh. an der Malabarküste (0,1 g).
Vs. Sankhamuschel, Rs. eine Gottheit.
Der Name hat sich in der kanarischen
Bezeichnung Taram für y^ Pice erhalten.
— Nevill in JPASB 1921 (NS 35), 2i £f.;
Thomas, Chronides of the Pathan Kings
281 ; Notices et extraitsXIII 211 ; Noback^,
S. 137; Hultzsch in lA. 20, 301 ff.; Brown,
Coins of India 66; Elliot, Coins of S. India
57 f. V.
Jakobinennfltze s. unter Phryg. Mütze. R.
Jakobiten hießen in Deutschland die
irischen Notmünzen Jakobs IL (s. unter
Gunmoney und Notmünzen, irische). —
Schmieder, S. 233. S.
Jakobstaler sind 1633 ^^^ 1Ö34 ge-
prägte Ausbeutemünzen der St. Jakobs-
zeche zu Lautenthal im Harz des Herzogs
Friedrich Ulrich von Braunschweig mit
Wappen-Bild des h. Jakob von Compostella.
Es gibt viertel, halbe, einfache, V/^ fache,
doppelte, 3-, 4-, 6-, 8-, 10- und i6-fache;
der Dm. der letzteren beträgt 94 mm; auch
Goldabschläge. — Köhler, II, S. 161. S.
laniskos, Sohn des Asklepios, kommt
(aber ohne Beischrift) als nackter Knabe
allein oder neben Asklepios oder neben
Askl. und Hygieia stehend auf M. von
Pei^amon, Serdike, Nikopolis am Istros
vor. — Journ. int. XIII S. 113 Taf. I— III;
O. Bernhard, M.-bilder zur Medizin 1926
S. 38/9. R.
St Jans Rijksdaalder, Groninger Taler
von 1561 bis 1602 mit dem stehenden
h. Täufer auf der Rs. — v. d Chijs, Fries-
land, Taf. 17, Nr. 141 f. S.
lanuSi der altröm. Gott des Anfanges,
daher ihm auch alle baulichen Eingänge
heilig sind, ebenso aller zeitlicher Anfang,
z. B. die Monatsersten und der erste Monat
im Jahr, der nach ihm benannte lanuarius;
daher auch sein doppeltes, d. h. rück-
und vorscliauendes Gesicht. Dieser sein
Doppelkopf allein ist das Zeichen des
röm. As (Abb. 61) vom Beginn der röm.
Bronzemünzung bis ins i. Jh. v. C, steht
auch auf einemÄ des M.Fourius und kommt
noch auf -^-Med. des Commodus vor. Vom
röm. As übertragen, finden wir ihn auch
auf JE'M.. von Amphipolis, Thessalonike,
Ätolien usw. Seine zweiköpfige Gestalt mit
Zepter, auch dazu Simpulum, öfter imter
Aedicula erscheint zur Aufschrift lano con-
servat(ori), I. patri auf röm. M. von Ha-
drianus bis Gallienus. — R. E. Suppl.
III S. 1175; Bemhart, Handbuch S. 63;
Gnecchi, Tipi S. 18.
Wie der unbärtige Doppelkopf zu be-
nennen ist, der auf dem Aes grave von
Volaterrae, einer röm.-kampan. Aes-grave-
Reihe, den röm.-kampan. Quadrigati und
dem zugehörigen Golde (Abb. 68/9), dem
Denar des C. Fonteius (als Fontus, Sohn des
lanus erklärt) und auf M. von Athen (i^a
28o
JAQÜESA— JEROMED'OR
Obol), Lampsakos, »Gaza«, Tenedos und
Chersonesos Taur. (bei diesen dreien ist ein
Gesicht bärtig, eins unbärtig) vorkommt,
ist meist unsicher; zwei Silenköpfe treten
in Thasos so verbunden auf, ein Silen- und
Nymphenkopf so auf einem unbest. Tressis,
auf El. M. von Kyzikos und einer unbe-
stimmten Stadt. Eine Flügelfigur mit
bärtigem Doppelkopf: Z. f. N. 37 S. 775,
Mallos. — Nomisma XII S. 7; vgl. auch
Ebert, Reallex. VIII S. 206.
I. hießen auch die städtischen Durchgänge
und Tore, und deren Schließung war ein
Zeichen, daß die Bürger nicht hinausmar-
schiert waren, und so ein Friedenssymbol;
daher die Aufschrift lanum clusit zur Abb.
des Tors auf M. des Nero. R.
Jaquesa, Jacquesas, Jacchensis, Jaccensis
ist ein Denar der Könige von Aragon, genannt
nach deralten Hauptstadt vonAragon: Jacca
oder Xaca. Er wurde zuerst von Sancho
Ramirez I. (1063— 1094) geprägt. — Engel-
Serrure II S. 824. — Im 19. Jh. (1823) findet
sich in Rechnungen eine Lira Jacquesas
(aragonese) von 20 Sol. oder 320 Silberde-
naren. Ein dinero Jaquese wurde in Aragon
noch von Ferdinand dem Katholischen ge-
prägt. — Martinori S. 223. Su.
I C X C auf byz. M. = 'I(7jffoü)c X(pt<jT6)c,
teils als Beischrift zu seinem Bilde, teils mit
nachfolgendem ßocatXsüc ßaofiXscov odervtxa
u. dgl. als Rs. -Aufschrift, bes. auf den seit
Johannes I. Zimisces massenhaft geschlage-
nenfgroßen iE-M. Vgl. unter Christus-M.
R.
Icliibity japanische Münze, s. Ban.
Idealmunze. In dem Bestreben, einen
gleichbleibenden Wertmesser zu schaffen,
ist man dazu gelangt, eine gewisse Menge
Edelmetall unter einem Namen zu begrei-
fen. Diese Idealmünze unterscheidet sich
von der Rechnungsmünze (s. d.) also da-
durch, daß sie dem Empfänger nicht eine
Anzahl Münzen, sondern ein Quantum
Edelmetall sichert. Eine solche Idealmünze
war die Hamburger Bankomark. Die Bank
schrieb dem Einlieferer von 980/1000 feinem
Silber für jede kölnische Gewichtsmark
27 Mark 10 Schilling (95/34 Reichstaler) gut
und für die herausgezahlte 27 Mark 12
Schilling (96/34 Reichstaler) zur Last, wo-
durch sie einen unveränderlichen Banktaler
' schuf.— Luschin, Allg, Mkde. > S. 196 f. S.
Jefimok. Jeffmok (pL Jefimki) war der
von den Russen aus dem Polnischen(Joachi-
mik) entlehnte Ausdruck für Taler. Die
einzelnen Talerarten wurden entweder nach
ihrem Stammlande (z. B. lübskije =lübeck-
sche für alle deutschen) oder nach ihrem
Bilde (Kryäovye = Elreuztaler, Levok =
Löwentaler, s. d.) genannt. Im 18. Jh. wur-
den unter J. nur Albertustaler verstanden. —
Seit der 2. Hälfte des 16. Jh.s wurde aus
den J. von der russ. Regierung der Silber-
schatz für die eigene Prägung gebildet, die
Zahlungen ins Ausland in J. gemacht und
mit J. die Ausländer besoldet. Der Handel
mit den J. war staatliches Monopol und ihr
Umlauf im Lande aufs strengste untersagt.
1653/54 wurde der Versuch gemacht, sie
durch Überprägung und 1655 durch Ge-
genstempelung zur russischen Münze zu
machen. Die überprägten hießen Rubel-
jeffmok (s. d.), russisch rublevyj jefimok;
die Stempel waren gekröntes Reiterbild auf
der Vs., Doppeladler in einer Kartousche,
Jahreszahl in slavischen Lettern und Auf-
schrift :^Rubr « auf der Rs. Da dieser R. nur
28,438, der russ. Rechenrubel aber in Münze
etwa 43,12 g wog und die Silberkopeken,
die ^/loo dieses Gewichtes wogen, dabei
weitergeprägt wurden, erwies sich diese
Reform als verfehlt, und die R. wurden
eingezogen. Für die Gegenstempelung wurde
ein runder gewöhnlicher Kopekenstempel
und ein länglicher mit der Jahreszahl
»1655 «verwandt. Diese J. hießen »Jefimki
s priznakom« (gezeichnete J.), hatten den
offiziellen Kurs von 64 Kopeken (die Re-
gierung erstand sie nicht teurer als für 50)
und sind in ziemlich großer Zahl erhalten.
Die Rubel Peters des Gr. aus den ersten
Jahren waren auch nur überprägte Taler, —
Den Namen J. erhielt auch eine Probe-
münze, die Paul L 1798 im Werte von 543/4
Stüver, mit vierzeiliger Aufschrift auf der
Vs., mit Doppeladler und ins Elreuz ge-
stelltem Monogramm auf der Rs. prägen
ließ und die etwa 31 g wog und 88,60/0 Silber
hielt. — Luschin, Allg. Mzkde * S. 55 ; Chau-
doir, II, Taf. 7 N. 7; Bauer, in Mitt. f. M.-
sammler 1920; Sbornik II, 178—218; Kauf-
man, RubF 106—108; Großfürst G. M.,
Paul, Taf, II, 4 u. 5. B.
J£rdtned'or (Hieronymusd'or) war die
Pistole (s. d.) des Königs Jerome von West-
JESUSTALER— IMPERIALIS
281
falen, die er 1810 — 1813 in Braunschweig
mit Büste oder Wappen auf der Vs. und
Wertbezeichnung auf der Rs, schlug. S.
Jesustaler = Triumphtaler (s. d.).
Jetton, französ. = Rechenpfennig (s. d.).
Ikillk, türkische Billonmünze, s. Piaster.
Ikonoklasmus, Ikonoklastische Periode s.
unter Bilderstürmerei. R.
Ilahi-Ära s. unter Hidschra.
Ilkhäni-Ära s. unter Hidschra.
Impetator = Befehlshaber, insbes. Feld-
herr, in der röm. Republik oft auf röm. M.,
die im Auftrage von Feldherren, die mit
dem Heere auswärts standen, geschlagen
wurden (Abb. 71), auch auf griech., insbes.
den Kästophoren, die den Namen des
röm. Provinzialstatthalters nennen, ebenso
auch auf der oskischen Münze im Bundes -
genossenkriege mit C. Paapi Mutil embra-
tur (Abb. 58); ob aber ein besonderes for-
melles Recht der Feldherren auf Prägung
von M. bestanden hat, ist zweifelhaft
(Num. chron. 1919 S. 221 ff.). Durch
Caesar auf Augustus vererbt, wird der
Titel I. von diesem wie ein Pränomen ge-
führt und so zu einem der drei eigent-
lichen Kaisemamen: imperator Caesar
Augustus; die Nachfolger seit Nero setzen
dann ihre Individualnamen in verschiedener
Weise diesen Titeln hinzu (Abb. 75 ff.), ohne
daß es sich anfangs stets entscheiden ließe,
ob der Vorname I. oder die imperatorische
Akklamation gemeint ist: der Kaiser läßt
sich nämlich nach altrepublikanischer Sitte
noch besonders gelegentlich kriegerischer
Erfolge von Senat oder Heer zum Imperator
begrüßen oder ausrufen [imp(erator) sal(u-
tatus) nennt sich schon Sextus Pompeius
auf Ä; die Szene dieser Ausrufung ist auf
M des Traianus dargestellt; s. unter Ad-
locutio] und setzt diese Acclamatio
imperatoria mit Iterationsziffem (s. d.) be-
ginnend mit der IL in die hinter den
Namen folgende Titelreihe. Z. B. imp(e-
rator) Caes(ar) Domit(ianus) Aug(ustus)
Germ(anicus) p(ontifex) m(aximus) tr(i-
bunicia) p(otestate) XI imp(erator) XXI
co(n)s(ul) XVI cens(or) p(erpetuus) p(ater)
p(atriae) Abb. 75. Nach Caracalla kommt
•diese Accl. imp. allmählich in Fortfall,
Theodosius IL führt sie noch einmal, doch
bezieht sich die darauf folgende Zahl (IMP
XXXXII) auf sein Regierungsjahr. —
Abk. IMP. Griech. AÖTOxpatcop, s. d. —
R. E. IX S. II39- — Den mittelalteriichen
Titel Imperator s. unter »KLaiser<[. R.
Imperial. Imperial war die gewöhnliche
Benennung für das seit 1755 in Rußland
geprägte goldene lO-Rubelstück, dessen
Feinheit im Gegensatz zum Cervonec (s. d.)
nur 91,60/0 war (s. Zlotyj). Nur I. von Paul
(1796 — 1801) und Alexander I. bis 1809
waren 98,660/0 fein. Mit der Aufschrift:
Imperial und Poluimperial (1/3 I.) versehen
sind aber nur die seltenen lO- und 5 -Rubel-
stücke von 1895 — 1897. Mit der Einführung
des Goldrubels von 1897 stieg der Wert des
L auf 15 Rubel (s. Rubel).
Im 18. Jh. zeigen die I. auf der Vs. das
Brustbild und das Reichswappen; von Paul
an fehlt, wie auf allen Münzen, das Brust-
bild, um erst 1886 als Haupt des Herrschers
wieder zu erscheinen. — Flug, 0 vnesnem
vide ... russk. zolotoj monety (1898);
auch Kauf man, RubF, 166 ff. und weiter
passim. B.
ImperiallSy Imperiale ist ursprünglich der
kaiserliche Denar, den zuerst Friedrich
Barbarossa in Mailand, wohl im Werte
von zwei bisherigen Mailänder Denaren, ge-
prägt hat: 0,82 — 0,945 g Rauhgew. u. 0,54 g
Feingew. Typus: Vs. i. Felde L P. R, T in
Form eines Kjreuzes, Umschrift FREDE-
RICVco , Rs. MED/IOLA/NIV i. F. in 3
Zeilen.
Dieser Denar ist daim auch von Friedrich
IL, Heinrich VIL (1310 — 13) und Ludwig
dem Bayern mit entsprechenden Verände-
rungen geprägt worden.
I2S4 führten die lombardischen Städte
Cremona, Brescia, Bergamo, Pavia, Parma,
Piacenza u. Tortona gemeinsam durch ein
Konkordat den Imperiale gleichmäßig ent-
sprechend dem mailändischen ein. — Gnec-
Chi, Mailand S. XLIX— LIIL
Später prägte Azzo Visconti (1329 — 1339)
in Mailand den Imperiale: Vs. Lilienkreuz,
oben und unten eine Schlange, Umschrift:
AZO VICECOMES, Rs. ME/DIOLA/NVM
i. F. von 0,45 g Rauhgew. u. 0,07 g Feingew,
Bamabo (1354—85) prägte ihn bei ahn-
Hcher Vs. mit dem Namen IMP/ERIA/LIS
i. F. der Rs. von 0,765—0,74 g Rauhgew.
u. etwa 0,03 g Fdngew. Der Imperialis
282
IMPFMEDAILLEN-INFLATION
kommt bis in den Anfang des 15, Jh.s vor
(s. auch Bissola u. Apuliensis). Su.
ImpfinedaiUen nennt man kurz die zur
Erinnerung an den wissenschaftl. Begrün-
der der Kuhpockenimpfung (Vaccination)
Dr. Jeimer (1749 — 1823) und auf die Ver-
breitung seiner Impfmethode, weiterhin
auch die auf die frühere Methode (Inocula-
tion) geprägten Med. — Pfeiffer und Ruland,
Pestilentia in nummis S. 127 — 50. R.
InchiquinMoney, eine Art irischen ICriegs-
geldes (s. Belagerungsmünzen) von 1642
aus Silber, das wohl zu Unrecht nach dem
Vizepräsidenten der Provinz Munster Lord
Inchiquin genannt, aus Zwangssilberliefe-
rungen der Einwohner gemünzt wurde und
aus unregelmäßigen, meist einseitigen ge-
stempelten Stücken zu i Pistole, i, */»-
Kronen, Schillingen, 9-Pence undGroats
besteht. — Grueber, S. 335 f. S.
Inclitus. Pfennige Boleslaus' L Chrobry
V. Polen (992 — 1025) nennen diesen »Boles-
laus dux inclitus«, den berühmten, weit-
bekannten. Su.
Incoronate (Plural) hießen Münzen von
Parma und Piacenza mit der ungekrönten
Mutter Gottes, besonders Dukaten, Giulios
undScudi vom 15. bis zum 17. Jh. S.
Incusiy Incttsiis s. unter Inkuse M., vgl.
auch unter Quadratum incusum. R.
Indlktion, eigtl. Ansage, Auflage, hieß
die röm. Grundsteuerausschreibung und ihr
15 jähr. Zyklus, begiimend 312, anderwärts
3 13 n. C. Die hinter dem Worte I. genannte
Zahl bezieht sich auf das Jahr innerhalb
dieses Zyklus, s. unter Datierung. — R. E.
IX S. 1327, Umrechnung dort I S. 666.
R.
Indio ist eine portugiesische Silbermünze
König Emanuels (1495—1521), von der 70
Stück aus der 11 dinheiros feinen Mark
geprägt wurden, also i Stück von etwa
3,3 g Rauhgew. u. etwa 3 g Feingew, Ihr
Wert war gleich 33 reaes. Typus: Vs. ge-
krönter Schild, Rs. Kreuz. — Aragao I
S. 252—256. Su.
Indidgentia = Nachsicht, Gnade. Auf
röm. Münzen seit Hadrianus (I. Aug.,
I. fecunda, L pia) personifiziert als sitz.
Frau mit Zepter und ausgestr. R. (oder
Schale, Ähren); später erscheint zur Le-
gende I. eine vor dem sitz. Kaiser um
Hilfe flehende Frau, dann der steh. Kaiser,
die Spes, die Providentia. Zur I. Augg.
in Italiam erscheint die Italia, zur I. Augg.
in Carthaginem die Göttin Caelestis (s. d.)
auf Löwen. — R. E. IX S. 1378; Bern-
hart, Handbuch S. 91 ; Gnecchi, Tipi S. 70.
— Indulgentiae Aug(usti), moneta inpe-
trata lautet auf M. von Patrai die Formel
der Prägeerlaubnis (vgl. unter Permissu).
Der Genetiv zeigt aber, daß I. als Beischrift
zu der verschleierten Büste gehört. R.
Inflation. In dem Weltkriege voa
1914 — 1918 haben einige Staaten, be-
sonders England, in richtiger Weise die
Kriegsmittel zum großen Teile durch Er-
höhung der Steuern (England 20, Deutsch-
land nur 60/0) aufgebracht, andere wie
Deutschland, Frankreich (alles), Österreich
und Rußland besonders durch Anleihen
und Ausgabe von Papiergeld. Die deut-
schen Kriegsanleihen betrugen 98 Milliarden
Mark. Denn »die steigenden Gewinne der
Unternehmer und die steigenden Löhne
der daheimgebliebenen Arbeiter drängten
in Deutschland die Erkenntnis der ökono-
mischen Wunden, die der Krieg dem
Volksganzen schlug, zurück« — war doch
das Einkonmiensverhältnis zwischen dem
ungelernten Arbeiter und dem mittleren
Beamten 1913 100 : 347, 1922 100 : 147
— j während es England viel besser ver-
stand, die Bevölkerung davon zu über-
zeugen, »daß der Krieg nicht in eine
Atmosphäre wirtschaftlicher Blüte mit
Gewinn für die arbeitenden Kreise und die
Kriegslieferanten eingehüllt sein dürfe«.
Nach dem Kriege wäre es eine der ersten
Pflichten der Regierung gewesen, Spar-
samkeit walten zu lassen und die Ein-
ziehung der überschüssigen Zahlmittel in
die Wege zu leiten. Das Gegenteil geschah,
in erster Linie wegen des unaufhörlichen
Drucks der Reparationskommission auf
Deutschland, Zahlungen an das Ausland
zu leisten, so daß für Handel und Verkehr
kein wertbeständiges Geld übrig blieb,,
sodann durch die Kreditinanspruchnahme
der Reichsbank durch das Reich: »Die-
Reichsbank wurde zum Mittel einer ihrer
Selbständigkeit größtenteils beraubten und
von Gesichtspunkten solider Wirtschafts-
führung unbeeinflußten Staatspolitik. « j^^Zti
der ungeregelten Schaffung von Papiergeld
hatte der Chartalismus (s. d.) das Feld
INFLATION
283
aufs schönste vorbereitet. Zwar verwirft
er die planlose, unbeschränkte Ausgabe
von Zahlmitteln, aber da er die Quantitats-
theorie (s. d.) zum alten Eisen legt und
erklärt, daß allein der Staat es sei, der das
Geld schaffe, indem er irgend einem Stoff
Geldwert verleihe, hatten die maßgebenden
Stellen in dieser Theorie eine Stütze für
ihre Geldschaffung (s. Geld).
Indem nun die ungeheure Zunahme der
papiemen Zahlmittel deren Wertfall gegen-
über eigenem und fremdem Edelmetallgelde
in erster Linie veranlaßte, so daß ihre Kauf-
kraft immer geringer wurde, mußte immer
mehr Papiergeld geschaffen werden. Da
die Reichsbank es nicht allein herstellen
konnte, obgleich für sie 1923 133 Drucke-
reien und 30 Papierfabriken tätig waren,
regte sie den Druck und die Ausgabe durch
Länder, Provinzen, Kommunen und Privat-
untemehmungen an. Ende 1922 waren
für etwa 20 Milliarden Mark privates Not-
geld und 1280 Milliarden Mark Reichs-
banknoten im Umlauf. Die Hersteller des
privaten beobachteten dabei oft nicht die
Deckungsvorschriften, so daß Ende 1923
400 bis 500 Trillionen an ungedecktem
und ebensoviel an wertbeständigem Not-
geld umlief eiL
Durch diese unsinnige Papiergeldwirt-
schaft sti^ der Dollar 1923 rasend: von
49CX)0 M. Ende Januar bis zum 13. No-
vember auf 840, 20. November auf 4200
Milliarden Mark, so daß eine Billion Papier-
mark = w/^-Dollar war.
Diese Wertsteigerung erhielt den Namen
»Inflation«, welches Wort »Aufblähung«
bedeutet, das heißt die Wertaufblähung
des Metallgeldes in Papiergeld ausgedrückt,
während im Grunde eine Wertverminderung
des letzteren vorlag- Man versteht unter
»Inflation« gewöhnlich eine Geldvermeh-
rung, die eine Geldentwertung bewirkt hat.
Diese Begriffsbestimmung ist aber nicht
ganz zutreffend, deim die Geldentwertung
ist nicht eine Folge nur der Geldver-
mehrung, sondern auch die Warenknapp-
heit hat, wenn auch in viel geringerem
Maße, die Preise gesteigert,* jedenfalls
mußte immer mehr Geld geschaffen werden,
lun die höheren Preise bezahlen zu können,
über welche Verhältnisse aber noch viel
gestritten wird. Jedenfalls ist richtiger
zu sagen: die Inflation ist eine Geldver-
mehrung, die gleichmäßig mit einer Geld-
entwertung vor sich geht.
Solche Wertsteigerungen der Warenpreise
durch übermäßige Ausgabe von Kleingeld
mit geringem Sachwert sind uns schon aus
dem 3. Jh. n. C, bekannt (s. Argenteus,
Ziffer 3); aus der Neuzeit ist besonders auf
die Kipper und Wipper (s. d.) hinzuweisen,
die binnen 2 bis 3 Jahren den Reichs-
taler von 90 auf über 1000 Kreuzer
trieben.
Als gegen Ende 1923 Deutschland aus
eigener Kraft durch Schaffung der Renten -
bank (s. d.) die Inflation beseitigte, trat
ein, was man mit »Deflation« bezeichnet
hat, das heißt eine Geldverringerung, die
zugleich mit einer Geldwertsteigerung er-
folgt. Diese Deflation war eine welt-
geschichtlich einzig dastehende ungeheure
Vermögensvemichtung, weil der Staat der
Verpflichtung, die Aiileihen mit wert-
beständigem Gelde im Nennwerte einzu-
lösen, in nur ganz minimaler Weise nach-
kommen konnte, und gar das Papiergeld
vollkommen verloren war.
Nach der Anleihedenkschrift vom 15. No-
vember 1923 betrugen die Schulden des
Deutschen Reichs: I a. Wertbeständige An-
leihe 499999999,80 M.; b. besondere
Schatzanweisungen über 50 000 000 000 M.
IL Papiermarkschulden, durch Nichtauf-
wertung getilgt 191 580 465 780 196 711
419,70 M. (über 191 580 Billionen). Durch
alle diese Verluste waren die eigenen und
fremden Mittel der deutschen Geldinstitute
zusammengeschrumpft auf Millionen Gold-
mark:
Sparkassen 1913 19,7, Ende 1923 0,1
Banken 13,4 2,7
Genossenschaften 4,6 0,4
Versicherungs-
institute 6,3 1,2
44,0
4,4
und das deutsche Volk wurde sich bewußt,
im Wohlstand auf die Verhältnisse der
sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
zurückgeworfen zu sein. — Verhandlungen
des Vereins für Sozialpolitik 1924, München
und Leipzig 1925, besonders M. Palyi auf
S. 320 — 323; R. Elster, Das Geld, München
1924, S. 288; Hero Möller, Die Lehre vom
284
INFORCIATA— INKUSE M.
Gelde, Leipzig 1925, S. 62 f. und 92 ff. ; ;
H. Schacht, Die Stabilisierung der Mark, i
Berlin und Leipzig 1927. j
Im bolschewistischen Rußland, das die
Marxsche Lehre vom sozialistischen Staate
bis in die letzten Folgen zu verwirklichen
suchte, mußte als Korrelat die staatliche
Theorie des Geldes ebenso erstrebt werden:
bewußt und absichtlich suchte man die
i^kapitalistische« Einrichtung des Geldes
zum Absterben zu bringen. Ahnlich wie in
Deutschland wurden nicht nur von der
Zentralregierung seit 1917 Papierscheine —
bis zum März 1924 für 865000 Billionen
Rubel — , sondern auch von den Gegen -
regierungen (420 Milliarden), von terri-
torialen Faktoren und Städten solche aus-
gegeben. Aber die staatliche Theorie litt
auch hier SchifinDruch: während die Geld-
menge von Anfang 1917 bis dahin 1923
auf das 200 000 fache stieg, erhoben sich
die Warenpreise bis auf das looooooofache.
Man griff zu fremden Valuten, zu anderen
Rechnungseinheiten wie Warenrubeln, man
gab eine Roggenanleihe aus, mußte aber
zuletzt doch einsehen, daß Gold die einzig
tragfähige Basis für eine gesunde Währung
sei. Um endlich überhaupt eine Grundlage
für wirtschaftliche Kalkulationen zu haben,
sah sich der Bolschewismus Ende 1922 zur
Schaffung des stabilen Tscherwonetz von
7,444 g Gold gezwungen. S. Cervonec,
Denznak und Kerenka. — A. v. Loehr
in den Mitt. d. num. Ges. Wien, 1927,
S. iff. S.
Infordata, rinforzata, afforciata (mo-
neta) bedeutet als Beiwort zu einem Münz-
namen, daß die betreffende Münze besser
im Gewicht oder in der Legierung sein soll,
als die bis dahin umlaufende; so z. B. der
grosso rinforzato, der von Karl v. Anjou
als Senator von Rom geprägt worden ist
(s. gross! Romanini). — Martinori S. 219.
Su.
Infttla bezeichnet ursprünglich die Binde
als Amtsabzeichen, dann im frühen M.A.
metaphorisch die klerikale Elleidung über-
haupt, seit dem ii. Jh. insbesondere die
Kasel, und seit dem 12. Jh. in Einschrän-
kung auf die Kopfbedeckung, die seit-
dem bebänderte Mitra in Rückeriimerung
an die ursprüngliche Bedeutung als Binde.
— Braun, Liturgische Gewandung S. 153,
426 ff., 459 f. Su.
In hoc signo vlnces s. unter Hoc signo
Victor eris. R.
Iiikufiabeintaler nannte man früher die
Taler mit Fraktur- oder Mönchsschrift,
das heißt die ersten bis in die zwanziger
Jahre des 16. Jahrhunderts geprägten, in
der Hauptsache die ELlappmützen-, Ursula-
und Joachimstaler (s. d,). S.
Inkftse M. sind M., die das Bild der Vs.
auf der Rs. vertieft zeigen. Das kann
entweder absichtlich geschehen, indem man
I. ganz dünne Schrötlinge mit nur einem
Stempel beprägt, so daß dessen Prägebild
auf der anderen Seite durchschlägt, s. unter
Brakteaten, oder 2. den Rs. -Stempel mit
demselben Bilde wie den Vs. -Stempel ver-
sieht, ihn aber positiv, also wie eine
Patrize schneidet; so sind von etwa
550 — ^480 V. C. die großgriech. Incusi der
unten tal. Städte Ami(naia?), Laus, Meta-
pont, Poseidonia, Pal(inurus?) im Münz-
verband mit Mol(pa?), Siris mit Pyxus, Sy-
baris, Kaulonia, Ejroton, Rhegion (nebst
einigen M. mit nicht identifizierbarem
Stadtnamen und einigen Bundes-M.) und
des sizilischen Messana sowie — als Han-
dels-M. neben dicken Stateren mit zwei
Bildern — der Stadt Tarent hergestellt,
große und flache Stateren und Teilstücke.
Der Zweck war der, ähnlich wie bei den M.
des griech. Ostens mit Quadratum incusum,
nur das eine Wappenbild auf die M. zu
bringen. Später kommt man davon ab
und wählt ein zweites Bild für die Rs.,
das aber zunächst doch noch aus posi-
tivem Stempel stammt, also vertieft er-
scheint: in Kroton der Adler, auf Klein-
M. von Metapont der Stierkopf. — 3. End-
lich können i. M. unabsichtlich entstehen,
indem die soeben geprägte M. durch Ver-
sehen a) auf dem Unterstempel liegenbleibt
(also mit ihrer Rs. nach oben) oder b) im
Oberstempel durch Adhäsion hängen bleibt
(also mit ihrer Vs. nach unten) und die
nächste M. nun auf der einen Seite statt
des Stempelbildes einen negativen Ab-
druck der zurückgebliebenen M. empfängt;,
solche i. M., die also im Falle a zweimal
das Rs.-Bild, das eine Mal erhaben, das
andere Mal vertieft haben, im viel häufi-
geren Falle b zweimal das Vs.-Bild (also
INNOCENS— JOACfflMSTALER MEDAILLEN
285
meist den Kopf), das eine Mal erhaben,
das andere Mal vertieft zeigen, begegnen
uns schon bei griech. M. des 4. Jh. v. C,
sind häufig bei röm. -republik. JR, in der
Kaiserzeit seltener und Beispiele gibt es
bis in die Neuzeit. — Num. chron. 1922
S. 35/36; Z. f. N. 26 S, 2153; 36 S. 64/67;
Bl. f. M. -freunde 1924 S. 135 (Auffassung
hier verfehlt). R.
Innocens. »Monnaies des 6v6ques des
innocens et des fous« waren meist aus
Blei gefertigte münzähnliche französische
und belgische Marken, die bei dem jähr-
lichen Narrenfest mit Wahl eines Narren-
bischofs ausgegeben, ebenso wie die bei
diesen Gelegenheiten veranstalteten Um-
züge durch Bilder und meist rebusartige
Inschriften eine Ironisierung der kirchlichen
Gebräuche bezweckten. Sie konmien vom
13. bis zur Mitte des 16. Jahrh. vor. Die
Elirche ließ sie nicht nur zu, sondern
steuerte selbst zu den Kosten der Umzüge
bei, weil sie nur auf diese Weise allzugrobe
Ausschreitungen verhüten konnte. Bei
den Aufzügen wurden auch Päpste, Bischöfe
und andere Klerikale dargestellt, wie denn
auch die meisten dieser Gepräge sich
Moneta episcopi innocentium nennen. —
M. G. Rpgollot] et C. L[eber], Monnaies
inconnues des 6vöques des innocens, des
fous etc. Paris 1837. S.
lüO-Leukothea vgl. unter Melikertes. R.
Inschrift oder Aufschrift nannten die
älteren Numismatiker im Gegensatz zu
Umschrift (s. d.) diejenigen Teile der
Schrift, die nicht dem kreisförmigen Rande
der M. folgen, sondern im Felde der M.
stehen. S. Schrift (C). R.
Interimstaler sind die auf das Augsburger
Interim von 1549 in Magdeburg gemünzten
Spottaler, die auf einer Seite den Heiland
zeigen, der das durch ein Ungeheuer ver-
sinnbildlichte Interim beschwört, auf der
anderen die Taufe des Heilands. Es gibt eine
große Menge von Verschiedenheiten dieser
Münze, deren ältere die plattdeutschen
Umschriften zeigen: Packe di Satan du
Interim; Rs. Dit is min leve Son, den s(ollt)
gi ho(ren). — Schrötter, Magdeburg, Nr.
945—951. S.
InVenit === hat (das Bild einer Medaille)
erfunden, also die sog. Visierung gemacht,
meist im Gegensatz zumfecit (s. d.) des Me-
dailleurs. R.
InvictttS (invictus Aug., invictus imp.)
ist ein Beiname römischer Kaiser von
Pescennius Niger bis Maxentius auf Vs.
oder Rs. der M. — Invictus sacerdos Aug.
heißt Kaiser Elagabalus, s. d. — In\4(c)ta
Roma (aetema) s. unter Roma. R.
Ig, griech. Sagengestalt. Von Zeus ge-
liebt, wird sie von Hera in eine Kuh ver-
wandelt, dann um die ganze Welt gejagt.
Sie erscheint ohne Attribut mit der Bei-
schrift EltA) auf kaiserl. M. von Gaza, der
Stadtgöttin TAZA (die Polos und Füllhorn
trägt) die Hand reichend. Statt der lo
liegt auch eine Kuh zu Füßen der Stadt-
göttin, vgl. Steph. Byz. s. v. *I6vtov tcsXoyoc.
In Tralleis finden wir zur Aufschrift ElOYC
TAMOI die von Hermes zur Hochzeit
geführte Braut lo, und andere auf sie
bez. Szenen. — R. E. IX S. 1732; B. M. C.
Palestine S. LXXV. R.
Joachimstaler sind die seit 15 18 von den
Grafen Schlick in Joachimstal in Böhmen
aus ihrem dortigen Bergsilber geprägten
Guldengroschen (s. d.), die allgemein den
Namen Joachimstaler oder Taler erhielten.
Dieser Name ging dann auf alle Gulden-
groschen über. Die Schlickschen trugen auf
einer Seite den böhmischen Löwen, auf der
anderen das Bild des heiligen Joachim,
(Abb. 259) und hielten zuerst 27,20, seit
1534 26,39 g Silber- Der lateinische Name
des J. war loachimicus oder Vallensis oder
Uncialis (wegen seines Gewichts von i Unze
= 2 Lot), der französische Jocondale, der
russische Jefimok (s. d.) (PL Jefimki), d..
polnische Joachimik. S.
Joacbimsthaler MedaUlen nennen wir eine
große Reihe von geprägten Med. — histori-
sche wie die erste deutsche Geschichts-Med.
von 1547 auf die Mühlberger Schlacht,,
Bildnismed., namentlich aber religiöse Med.
— meist aus den Jahren 1530 — 1560, die in
dem böhm. Bergort Joachimsthal und sonst
auf beiden Seiten des Erzgebirges herge-
stellt sind. Als einer der Hauptmeister stellt
sich der C W signierende Goldschmied Conca.
Wdcz dar, femer Wolf Milicz, Nickel
Milicz, Zacharias Kenapf und der |-^
signierende Künstler (vgl. Kunst und
Kunsthandwerk 1917 S. 422/9, 1920 S.
212/6; Num. Casopis fieskosl. H 1926 S, 85/
286
JOÄO-IRISCHE WÄHRUNG
114 Taf. V— X, III 1927 S. 62/71; Berl.
M.-bl. 1927 S. 340). Übrigens sind die J. M.
schon im 16. Jh. selbst nachgegossen wor-
den, oft unter kleinen Umänderungen in
Schrift und Typus, anderen Koppelungen
der Stempel und unter Zufügung neuer
Jahreszahlen usw. — Fiala, Samml. Done-
bauer II S. 482/308; Domanig, Deutsche
Med. S. 160 im Register. Hauptkataloge:
Erbstein (Heß) I 1908, Lübbecke (Hirsch
33) 1908, Lannalll (Lepke, Berl.) 1911. R.
Joäo = Johannes (s. d.).
Jocondäle, französischer Name des Jo-
achimstalers (s. d.).
Jodocustaler, Taler der Maria von Jever
(1536 — 1575) mit dem jeverschen Löwen
auf der Vs. und dem stehenden h. Jodocus
auf der Rs. — Lehmann, Jever S. 37 ff.
S.
Joe = Johannes (s. d.).
Johannes^ St., Apostel und Evangelist,
Bruder des Apostels Jacobus des Ä. (s. d.),
hat als Attribute einen Adler, einen Kelch
und ein Evangehenbuch. Schon auf Pfenni-
gen der sächsisch-fränkischen Kaiserzeit
kommt dieser Apostel vor, nämlich u. a. in
Gittelde als Brustbild von vom mit der
Umschrift »Johamies patronus est« oder
nur mit seinem Attribut, dem Adler mit
Nimbus, als alleiniges Münzbild (Menadier,
D. M. II S. 39 ff.). Im 13. Jh. erscheint
derselbe Adler in Lüttich (Chestret Nr. 180)
und in Ungarn (R6thy I Taf. 13, 267),
später auf M. Johanns I. von Montferrat
(1338 — 1372). Stehend mit Buch und
Kelch ist J. zusammen mit seinem Bruder
Jacobus auf einem Giulio Guidobalds IL
von Urbino (1538— 1574) dargestellt (Za-
netti I S. 76) u. a. Su.
Johannes, St., der T£ttter s. unter Heilige.
Johannes (portugiesisch Joäo, engl, ab-
gekürzt Joe), eine portugiesische 1722 —
183s geprägte Goldmünze, die auf einer
Seite das Brustbild des Königs, auf der
anderen den portugiesischen Wappenschild
führte und 13,148 g Gold hielt. Er war der
Nachfolger des Moidor (s. d.) und stellte
'die halbe Dobra (s. d.) zu 6400 Reis dar,
»doch hieß er in Westindien Half -Joe. Hier
bildete er im l8. Jh. wegen seiner Wert-
beständigkeit neben der Dublone (s. d.) die
Haupthandelsmünze. Die Joes wurden in
Nordamerika und Birmingham am Ende
des 18. Jh.s in großer Menge und gering-
haltig nachgemünzt. Um die echten von
ihnen zu unterscheiden, wurden diese oder
auch beide gegengestempelt, z. B. 1805 in
Martinique mit einem Adler und mit 22
(Livres) die guten, mit 20 die schlechten.
Ähnlich hatten schon 1798 die Engländer
in Demerara und Essequibo gehandelt. —
Chalmers S. 396; Howland Wood S. 91,
HO, 117; Noback» S. 508, 964. S.
JoUebruis heißen Doppelpfennige der
Stadt Metz in Urkunden vom Jahre 1378,
1478 u. 1487. Sie sollten als Münzbild das
Brustbild des Heiligen Stephanus tragen
(onquel jolletruis averoit empraint ung
demey St. Estenne). — Saulcy, Les Mon-
naies de la cit6 de Metz S. 27, 51, 53, iio.
Su.
Jongkongy malaiisches Zinngeld; s. Pitjis.
Iperpero. Die byzantinischen Goldsolidi
nahmen im 6. und 7. Jh. die Bezeichnung
Xpöoftov vofjitO[j.a, im 8. den Namen vojjLiafJia an.
Seit Ende des 12. Jh.s trat an dessen Stelle
die Bezeichnung oXxoxivov (s. d.) vdfjLiapLa =
ganz und gar geläuterte Goldmünze (von Z'Kqz
und coctum), oder meist Tirepitopov, welches
Wort dasselbe war wie das aurum coctum
und recoctum der Latiner, das heißt: mög-
lichst fein gebranntes Gold. Auch die
Kreuzfahrer gebrauchten diesen Ausdruck
(hyperpre), aber meist das Wort »Besant«,
das heißt: byzantinische Goldmünze, die
dann den ganzen Verkehr der Levante be-
herrschte und auch in den Okzident drang.
— Svoronos Journal international II,
S. 34S» 362 f. ; Schlumberger, Principaut6s
franques du Levant, Paris 1877, S. 7. —
Am Anfang und Ende des 18. Jh.s prägte
die Stadt Ragusa silberne Iperperi zu 12
Groschen. Die älteren von 1683 — 1750
wogen 6^/2 bis 5^/2 g, die von i8oi — 1803
waren keine silbernen Groschen mehr, son-
dern solche aus Billon, sie wogen 4 g und
hielten i^/a g Silber. Die I. zeigten auf der
Vs. den stehenden h. Blasius, auf der Rs.
den stehenden Heiland. S. auch Perper. —
R^etar, Monatsblatt d. num. Ges., Wien,
1910, S. 202, 205. S.
Irische Währung. Die englische Regie-
rung hat Irland monetär immer stiefmütter-
lich behandelt. Wie es ein Münzmeister der
Königin Elisabeth ausdrückte, sah man
in England die irische Insel an als den
ISARGOLD-DUKAT— ITALISCHER MCNZFUSS
287
allgemeinen Abladeplatz englischen Unrats \
(the general dirt heap for the outcasting j
of Englands vileness). Unter dieser Königin i
war der für Irland geprägte Schilling nur i
Via <ies englischen wert, mit welcher Art !
der Prägung fortgefahren wurde. Im 17. j
und 18. Jh. füllte man das Land mit j
Kupfermünzen an, so daß Irland endlich
sich französischer, spanischer und portu-
giesischer Gold- und Silbermünzen be-
diente. Noch im 19. Jh. bis 1826 rechnete
Irland mit Pfunden, deren 13 = 12 (engli-
schen) Pfund Sterling waren. — Die heutige
i. W, ist gleich der englischen. Die durch
die Coinage Act von 1926 verfügten Halb-
kronen, Florin, Schillinge aus 3/4 feinem
Silber, 6- und 3-Pence aus Reinnickel sowie
ganzen, halben Penny und Farthing aus
Bronze zeigen auf der Vs. die Harfe, auf
den Rs. Tiere der Land; und Forstwirt-
schaft. S.
Isargold-Dukat s. unter Flußgolddukaten.
Iseum = Tempel der Isis.
Isis, ägypt. Göttin, ursprünglich Him-
melsgöttin und als solche Mutter des Son-
nengottes Horos, später mit der Osiris-Sage
verknüpft und dessen (dfes späteren Sara-
pis, s. d.) Gattin; sie ist die Verkörperung
der Gatten- und Mutterliebe, die Herrin
des Meeres und des Landes, insbes. des
Ackers. Ihr Kult hat sich in Ägypten vom
7. Jh. an verbreitet, in der Kaiserzeit ist
sie die ägypt, Göttin. — Auf alexandrin.
M. und auf den M. vieler anderer Städte
des Westens (Sizilien, hier schon in hei-
lenist. Zeit) und Ostens, auf röm. M. seit
Hadrianus erscheint L, den eigenartigen
Kopfschmuck (s. das folg. Stichwort) auf
dem Haupte, bald im Brustbild, bald steh,
mit den Attributen der Klapper (sistrum)
und des Henkeleimers (situla), statt eines
von beiden auch Schale, Zepter, Füllhorn
haltend, in ELatana einmal einen Vogel auf
der Hand, oder sitz, den Horos säugend,
über der Tür ihres Tempels zwischen den
Pylonen oder auch in ihrem Tempel (z. B.
im Iseum Campense auf dem Marsfeld,
röm; M. des Vespasianus, Abb. 81, Sitz. B.
Ak, 1909 S. 640), dann in besonderen Dar-
stellungen: als Isis Pharia oderPdagia auf
einem Schiffe steh, und das geschwellte
Segel haltend, den Leuchtturm (Pharos)
neben sich, Abb. 93, als solche auch auf
der Barke des Sarapis, sowie die I.-Sothis:
I. auf einem Hunde sitzend, der den Hunds-
stern (Sirius, s. d., äg. Sothis) darstellt, z. B.
auf röm. Med. des Hadrianus und der
Faustinen. Eigenartig ist eine I. -Büste in
Askalon, B. M. C. Palestine S. LXII Taf.
XLI 5. Auf M. von Malta steht Osiris
zwischen I. und ihrer Schwester Nephthys,
beide geflügelt. Auf einem JR des lulianus,
der im Kampfe gegen das Christentum
einen Zyklus von M. auf I. und die anderen
ägypt. Götter prägte, steht Isis nebst Horos
auf einem übers Meer fahrenden Sphingen-
Wagen, dem der Hund voranspringt. —
Beischriften: (E)l5:i2: inSyros, AigaiAioL,
Byblos (wo eine Vermischung mit der
Astarte stattgefunden hat) und Alexan-
dreiaÄg, — Drexler, Cultus der ägypt.
Gottheiten in den Donauländem 1890;
ders., Isis- und Sarapis-Cultus in Klein-
asien, N. Z. 21 S. 1/234 und 385/92; Z. f. N,
XIII S. 299/313- R. E. IX S. 2084/2132.
R.
Isis-Kopfschmuck. Der I.-K. besteht aus
der Sonnenscheibe zwischen den Hörnern
eines Rindes, obenauf oft Straußfedem,
zuweilen von zwei Uräusschlangen flan-
kiert. Er erscheint auf M. außer auf dem
Haupte der I. (s. d.) auch als selbständiger
Typus, so in Alexandreia Äg., Myndos (hier
zwei Ähren darunter) und Nordgriechen-
land (z. B. Perinth) sowie auf M. des luba
IL, hier Ähren neben den Federn und die
Scheibe ruht auf Mondsichel, an I. als
Himmelsgöttin erinnernd. R.
Ispehtedl, mazanderänische Silbermünze
des 8. Jh.s; s. Säsänidische Münzen.
V.
Istar (Ischtar) s. Astarte.
ItaHg, Itellig s. YteUig u. Heller.
Italischer Mflnztuß. No^jLoc'ItGcXuotix«!? war
nach einer Inschrift aus Ddphoi (zwischen
356 und 347 V. C.) die Bezeichnung für den
Silberstater eigenen Fußes der unteritali-
schen Städte von etwa 550—270 v. C, Abb.
25, 28; ursprünglich über 8 bis zu 8,4 g
schwer, sinkt er allmählich bis auf etwa 7,5 g
und wird dann unter dem Druck des rö-
misch-kampanischen Quadrigatus vom
Sechsskrupelfuß (6,8 g) zur Pyrrhos-Zeit in
Tarent, Herakieia, Thurioi, Kroton auf
diesen reduziert; Klio VI S. 504/24- —
288
ITERATION-JUDENPFENNIGE
Wegen der Aufschrift da(aapia) 'lT{aXtx(i)
xS bezw. iß' auf kappadok. M s. unter
Assarion. — In ägypt. Papyri bezeichnet
'ItaXtxbv voiiiafia, 'Ix. dp^opiov die kaiser-
liche Reichsmünze, z. B, N. Z. 53 S. 158.
R.
Iteration = Wiederholung, insbes. wie-
derholte Übernahme eines Amtes, so des
Konsulats, der Tribunicia potestas, der im-
peratorischen Acclamatio (Abb. 7S.8o), zu-
weilen auch des Siegesbeinamens, bei Cae-
sar auch der Diktatur, und der lokalen
Ämter in den Kolonien und griech. Städten.
I. -Ziffer: die Zahl, die angibt, zum wieviel-
ten Male die Übernahme erfolgte. Vgl. Da-
tierung. Lat. durch iterum, ter(tium), quar-
(tum), meist aber durch die bloßen Zahlen
ausgedrückt, griech. zuerst in Athen im
I. Jh. V. C. durch To 88üTe(pov) und xb TpiT[ov)
ausgedrückt, später durch xi ß' (= oeo-
Tspov), TO 7'(= xpfcov) bis zh C (Byzantion),
seltener durch die bloße Zahl ohne x6. —
Münsterberg, Beamtennamen S. 258. —
Auf griech. M. der Kiiiserzeit erscheint
auch eine L des Namens durch ß' oder 8&
usw. ohne x6, ähnlich den Namenszahlen
(s. d.) unserer Herrscher und zuweilen noch
mit Zusatz von veo^, s. unter Filiation.
R.
Itzibtl s. V.W. Ichibu, s. unter Ban.
Jubfliumsmuiizen sind Münzen, die zur
Erinnerung einer festlichen Begebenheit
geschlagen sind, besonders auf die 25- und
50-Jahrfeiem des Regierungsantritts eines
Herrschers, einer fürstlichen Hochzeit, auf
die Gründung einer Stadt, eines Vereins,
auf die Reformation. — J. Ch. Kundmann,
Nummi Jubilaei, Breslau, 1735. — S. auch
Hochzeitsm. und Säkulaifeiem. S.
Jttdasgdd^ -groschen s. unter Silberling.
Juden s. Mfinzjuden.
Jttdenhut ist ein spitzer Hut, der den
Juden im M.A. zu tragen verordnet war,
idamit sint si uzgezeichent von den
cristenenliuten, daz man si fiur Juden haben
soll« {Schwabenspiegel). Es sind breite und
flache, erst in der ICtte plötzlich spitz zu-
laufende Hüte. So ist der Münzmeister
David ha Cahen auf einem Wetterauer
Brakteaten dargestellt (Z. f . N. XXXHI
S. 100). Dann zdgt ein Denar des 14. Jh.s
einen Kopf mit Judenhut und Anker
(Z.f.N. XXXHI S. 120); vgl. auch die
Judenkopfgroschen. Su.
Judenkopfgroschen, Judenkopfe, Juden-
hüte, i^jodekopphe«, bärtige oder Bart-
groschen werden die von Kurfürst Friedrich
n. dem Sanftmütigen und Wilhelm HI.
1444 und in den folgenden Jahren gepräg-
ten Meißner Groschen mit einem Helm,
der einen Kopf als Helmschmuck trägt,
genannt. Dieser ist bärtig und mit einem
eigentümlichen spitzen Hut mit einer
großen Pfauenfeder dargestellt, weswegen
der gemeine Mann in ihm einen Judenkopf
sah. Die Kopfbedeckung ist ähnlich der, die
zu damaliger Zeit von Juden als unter-
scheidendes Merkmal von den Christen
getragen werden mußte (s. Judenhut),
Nach Schwinkowski, Geld u. Mwesen Sach-
sens S. 46/47 Nr. 38 wurden 81 oder 85
Stück aus der 10-, 9-, 7- oder 6-lötigen
Mark geprägt, also war ein Stück ca.
2,8 g schwer, und 20 Stück gleich einem
rheinischen Gulden gerechnet, wonach man
sie Zwenterlinge (Zwanzigstel) nannte.
Ein Judenkopfgroschen galt 18 Heller oder
9 Pfennig. Su.
JttdenmedaQlen, Prager, nennt man eine
Suite von Med., die, 33 — 57 mm breit und
sehr dünn in N' oder A gegossen (nur eine
geprägt), bis auf zwei mit )>got. « Majuskeln
beschriftet, teils Heilige (die beiden Jo-
hannes, Constantinus L, Heinrich U.,
Elisabeth v. Thüringen usw.), teils Kaiser
(Karl d. Gr., Albrecht H. usw. bis Ferdi-
nand n.), auch Könige von Frankreich und
Spanien darstellt und zwischen 1622 — 1637,
vielleicht in Prag, hergestellt ist; mit Juden
hat sie nichts zu tim. — Archiv L Med.
m S. IIS Taf.Xn. R.
Judenpfennige. In dem ersten und zwei-
ten Jahrzehnt des 19. Jh.s mangelte es am
Rhein aufs äußerste an Scheidemünzen,
weil in Preußen seit 1808 keine mehr ge-
schlagen waren. Diese Gelegenheit benutz-
ten Juden, indem sie die kleinsten Kupfer-
münzen, Pfennige und Heller, etwas leichter
als die gesetzmäßigen prägen ließen, und
zwar die ersten mit Phantasienamen »Atri-
buo«, i^Theler«, i^Halbac«, und Phantasie-
bildem wie einem Schild mit 2 Tonpfeifen,
einem Arm, Stern, Kranz, Löwen u. Hahn
so^e mit den Jahreszahlen 1703, 1740,
1807, 9, 10, 18, 19, 20 und 1821. Die in
JULIUSLÖSER— lüSTITIA
289
diesem Jahre wiederaufgenommene Scheide-
münzprägung Preußens und die scharf ge-
handhabte preußische Münzpolizei scheinen
diesem Unfug ein Ende gemacht zu haben.
Der Gewinn der Hersteller durch dieses
Geschäft war übergroß: im Jahre 1820 soll
ein Neußer Jude dabei 54 000 Fl. verdient
haben, und in 10 Monaten gingen allein
bei einem westfälischen Zollamte ps/g Zent-
ner solcher Kupfermünzen ein. Wo die
Judenpfennige gemünzt sind, hat man bis-
her nicht entdecken können, aber sehr
wahrscheinlich in oder um Frankfurt a. M.,
da sie immer »Frankfurter Judenpfennige«
genannt worden sind. — Joseph u. Fellner,
S. 624 — 626, Supplement, S. 855; Schröt-
ter, Preußen 1806/73, Gesch. I, S. 91.
S.
JttliuslSser. Herzog Julius von Braun-
schweig (1574 — 1588) ließ silberne Schau-
stücke zu 2^8 bis 16 Reichstaler mit seinem
Bilde axif einer und dem von Bildern des
Tierkreises und Planeten umgebenen Wap-
pen auf der anderen Seite prägen. Die
Überlieferung, daß seine Untertanen nach
Maßgabe ihres Vermögens sie einzulösen
und als Schutz für eigene und öffentliche
Not aufzubewahren gehalten waren, ist
wohl nur aus dem den Portugalösem (s. d.)
nachgebildeten Namen dieser Münzen ent-
standen. Auch Julius' Nachfolger haben
solche große Münzen, besonders als Aus-
beutemünzen (s. d.) der Harzer Bergwerke,
ein Jahrhundert lang schlagen lassen. —
Köhler I, S. 393 ff.; Menadier, Schau-
sammlung, S. 240 ff. S.
Iiinior auf antiken M. s. unter Filiation;
vgl. Rev, beige de num. 1927 S. 2 — ^4. R.
Inno s. unter Hera.
Ittpplter, röm. Himmelsgott, s. unter
Zeus. R.
Ittssu Aug(usti) auf M von Philippi
bezieht sich auf die Gründung der dortigen
röm. Kolonie durch Augustus, wie vorher
ebenda A(ntonii) i(ussu), Z. f. N. 36, S. 140;
popul(i) iussu (nämlich »errichtet«) lautet
die Unterschrift eines Reiterstandbildes auf
M des Augustus. — Iussu Richiari regis
(nämlich feritus oder dgl. zu ergänzen)
lautet die Aufschrift eines A des Sueben-
königs Richiar (448—456). R.
Justierung. Durch das Justieren werden
die Platten (s. d.) auf das genaue, durch
WGtrterbnch der Hündcande.
den Münzfuß vorgeschriebene Gewicht ge-
bracht. Man unterschied früher zwischen
dem Justieren Stück für Stück, al pezzo,
und dem einer Menge, die eine Mark wog,
al marco. Bei diesem sparte man sehr viel
Zeit, da es nur darauf amkam, daß eine be-
stimmte Quantität Stücke eine Mark wog,
lief aber immer Gefahr, der Kipperei Vor-
schub zu leisten, weil die einzelnen Stücke
sehr verschieden schwer sein konnten.
Dieses Verfahren wäre bei den kleinen
geringwertigen Scheidemünzen angängig ge-
wesen, wurde aber auch noch im 18. Jh.
häufig für größere angewandt. Das Justieren
Stück für Stück ist immer Handarbeit: der
Arbeiter legt die Platte auf die Wage und
zieht den Wagebalken in die Höhe, da die
Schalen auf der Unterlage ruhen; daher
der so häufige Ausdruck des »Aufziehens«
einer Münze statt des Wiegens. Ist die
Platte zu leicht, so wird sie eingeschmolzen,
ist sie zu schwer, durch Befeilen ihrer Ober-
fläche oder ihres Randes auf das richtige
Gewicht gebracht. Die Justierung geschah
bis ins 19. Jh. mittels Justierfeilen, wo-
durch oft störende, das Bild beschädigende
Feilstriche stehen blieben, da der Präge-
schlag diese nicht immer ausglich. Dieser
Mißstand wurde durch die in den zwanziger
und dreißiger Jahren des 19. Jh.s einge-
führten Schabemaschinen beseitigt, die das
durch die Justiermaschinen gefundene
Übergewicht in hobelnder Weise weg-
nahmen. Ganz aber ist das Einzeljustieren
nicht zu vermeiden. Als die preußische
Talerprägung 1866 sehr bedeutend ver-
größert wurde, mußten in der Berliner
Münze 6 neue Justiertische mit 80 bis 90
Justiermaschinen angeschafft werden. —
Schlösser, S. 145 ff.; Schrötter, Acta Bor.,
Gesch., I, S. 7, IV, S. 233 ff.; Preußen
1806/73, Gesch., II, S.246. S.
IttStitiay die Gerechtigkeit, spielt unter
den röm. Personifikationen eineuntergeord-
nete Rolle, von dem verwandten Begriff
Aequitas unterdrückt. Die Auf schrift L,
auch I. Aug(usta) erscheint auf röm. M.
des Tiberius neben einem Kopfe mit Ste-
phane (Bildnis der livia), neben einer Sitz-
figur mit Schale und 2^pter von Nerva bis
Sev, Alexander. — Bemhart, Handbuch
S. 92; Gnechi, Tipi S. 72; R. K X S. 1339.
R.
19
290
JUSTO— gJUME
JttstOy eine von König Johann IL (1481
— 1493) eingeführte 22-karätige portugiesi-
sche Goldmünze mit dem thronenden
König und dem Spruch: Justus ut palma
florebit (Psakn 92, 13) auf der Rs., dem
Landesschilde auf der Vs. Er galt zwei
Cruzados (s. d.), wog 5,78 g und hielt 5,29 g
Gold, Der halbe hieß Espadim. — Aragäo I,
S. 241—243, Taf. 12, Nr. 3, 4. S.
Jttsitts Judex heißen die dänischen Du-
katen und Gulden mit dieser Inschrift.
S. Hebräer. S.
IttVentaSy luventa, luventus lautet die
Aufschrift zu einer über Thymiaterion räu-
chernden und opfernden Frau auf M. des
M. Aurelius, während andere M. zu dieser
Legende den Prinzen selbst, solche von
Claudius IL usw. den Hercules zeigen.
Die L ist die Göttin der Jugend, die
schon früh in Rom Kult und Tempelchen
hatte. — R. E. X S. 1360. R.
K, Münzbuchstabe der Münzstätte Bor-
deaux.
Käbelros. Die Kabeiroi sind ein phryg.
Götterpaar, ein alter bärtiger und ein
jugendl. Gott, chthonischer Natur, daher
Fruchtbarkeits- u. Zeugungsgötter; Haupt-
kulte in Theben, Samothrake, Lemnos, Im-
bros. Auf M, nachweisbar in Thessalonike:
hier erscheint der K., als Kapstpoc be-
zeichnet, steh, auf Kaiser-M. mit Hammer
und Trinkhom, zu Füßen ein Altar und ein
Untersatz mit einem Elefantenzahn (Z. f. N.
36 S. 142. 200). Der Kopf des bärtigen oder
(und) des unbärtigen K. erscheint femer
auf M. von Hephaistia, Phanagoreia, Bi-
rytis, Kyzikos (hier auch ein K. einen
Widder opfernd), Lampsakos, Phokaia,
Lesbos; in Pergamon finden wir beide
stehend, in Syros ihre Köpfe ohne Mützen
mit Kotßtpot. Die Kopfbedeckung des Pilos,
mit oder ohne Stern, und der Widder oder
Widderkopf sind für die K. bezeichnend.
Später wird das K. -Paar mit den Dioskuren
(dann sind beide KL jugendlich, z. B.
Tetradrachmon von Syros mit Oaoiv Ka-
ßsfpcov und das ähnliche des Eumenes IL),
auch den Kureten und Korybanten gleich-
gesetzt, von den Römern auch mit den
Penaten. — Z. f. N. 24 S. 105/28; R. K
X S. 1309/1450. R.
Kisch (englisch: Cash, französisch: Ca-
che, vom Sanskr. Karscha, einem Gewicht
von 9,33 g, s. unter Karsha), der kleinste
ostindische Münzwert, wovon 80 einen Fa-
nam (s. d.), 3360 eine Pagode (s. d.) aus-
machten. Von Ostindien verbreitete sich
dieser Wert über ganz Ostasien, schon am
Ende des 16. Jh.3 hießen die kleinsten ge-
lochten chinesischen Kupfermünzen in Java
Käsch. Auch die ostindischen ICäsch waren
von Kupfer; die englisch-ostindische Kom-
pagnie gab Stücke zu 40, 20, 15, 10, 5, 2^/^
und I Käsch mit Kompagniewappen-Wage
aus. Im Süden der Halbinsel hießen die
Stücke zu 20 Käsch auch Dudu oder Fa-
luce, auch in Pondich6ry hieß das Stück zu
20 Käsch Doudou. Um 1842 hießen in
China alle Arten des eigenen uralten ge-
lochten Bronzegeldes (s. Ch'ien) Käsch, eine
Rupie galt 533, ein Dollar 1200. Um 1890
wurden in der Münze zu Kanton täglich
an Va Million Käsch geschlagen. Während
noch 1913 im inneren China alles mit dem
K. bezahlt werden mußte, ist das K. nach
dem Weltkriege aus seiner Stellung als
einziges Bargeld zur kleinsten Scheide-
münze herabgesunken. Denn während des
Krieges hatten die Japaner infolge der sehr
starken Nachfrage nach Kupfer und der
infolgedessen stark gestiegenen Preise für
dieses Metall die Käsch in vielen Schiffs-
ladungen ausgeführt und eingeschmolzen.
Da keine neuen K. gegossen wurden, so
traten an ihre Stelle i- und 2 -Centstücke
zu 5 und 10 K., die ebenso wie die Dollar
heute in verschiedenster Güte von den
Generalen geprägt werden. S. auch Cash,
Ch*ien, Kas. — Chalmers, S. 372, 375; At-
kins, S. 131, 172 ff.; Zay, S. 273; Schmitt-
henner im »Tag« v. 2. Sept. 1927. S.
Kahavaniiy Münze v, Ceylon, s. unter
Karsha.
Kahlkoptsctae Tympfe s. unter Achtzehn-
gröscher.
Kähne, türkisches Papiergeld, zuerst
eingeführt im J. 1839/40. — B61in in
KAINON— KAISER
291
JAs. 6. ser. V S. 149; Nelkenbrecher, 1858,
S. 221. V.
Kainon (nomisma), griech. xaiv&v (vofjbicr-
|jLa), heißt einfach »neues Geld«, z. B, braucht
Aristoph. Frösche 720 das Wort xaiviv
Xpucriov für die damals neugeprägten ath.
Gold-M.; insbes. aber wird in Inschriften
von Delphoi mit x. v. die neugeprägte eigene
M. der Amphiktionen den dort bisher um-
laufenden M. gegenübergestellt (Ditten-
berger 3 n. 250 E II 10), bezeichnen sich die
neueingeführten Bundes-^ sizil. Städte
selbst als xatv&v und wird in ägypt. Quellen
u. a. das »Weißkupfer «-Geld des 3. Jh.
n. C. X. V. genannt, vgl. Z. f. N. 38 S. 249
(Zosimos I 6l: vfov dp-yoptov) und unter
Argenteus n. 3. — Segr4, Metrologia 1928
S. 432 ff. R.
Kairos, griech. xatpoc = der rechte
Zeitpunkt; M. mit. eÖTü](stc xaipot s. unter
Jahreszeiten- R.
Kaiser. A. Der altröm. K. Die wich-
tigsten, sich aber erst allmählich aus Eigen-
namen, Ehrennamen imd Amtsbezeich-
nungen entwickelnden Titel der röm.
Kaiser sind Imperator Caesar Augustus,
später dominus (noster) und xöpto?; dazu
treten auf M. die Bezeichnungen der von
ihnen bekleideten sakralen und zivilen
Ämter wie pontifex maximus, augur,
quindecimvir sacris faciundis, tribunicia
potestate, consul, proconsul, censor, die
besondere Ausrufung zum imperator und
die Ehrennamen wie pater patriae, pius
felix, perpetuus, optimus, später maximus,
endlich die Siegesbeinamen wie Dacicus,
Parthicus. Die Bezeichnung Princeps er-
scheint auf M. nie titular (nur auf den M
einer colonia lulia hat der Kopf des Augus-
tus die Beischiift Princeps felix, Z. f. N. 23
S. 185), sondern nur in Redewendungen
wie optimus princeps (Traianus) und als
KjTonprinzentitel princeps iuventutis. Den
merkwürdigen Titel des Vaballathus siehe
unter VCRIMDR. Der byz. Kaiser (R. E.
III S. II 54) heißt griech. ßaatX&üC, auch
mit Zusatz von ^Po>p.at(ttV, und Se^icoxif^c.
Siehe alle diese Stichworte.
Das Münzbildnis (s. d.) des K., das die
Vs. fast aller K.-M. bildet, zeigt als Amts-
tracht nur den Kopfschmuck des schon
Caesar bewilligten Lorbeerkranzes oder des
ob cives servatos dem K. verliehenen Eichen-
kranzes oder später auch der ursprünglich
nur beim divus auftretenden Strahlen-
krone. Später erscheint das Brustbild oft
im Schmucke des Konsuls (noch bis in
spätbyz. Zeit), des Triumphators oder
mit der Mappa (s. d.) des Eröffners der
Zirkusspiele. Auch führen die Brustbilder
derjenigen K., die sich mit einem bestimm-
ten Gotte identij&zieren, dessen Attribute,
so des Hercules, des luppiter usw. —
Ebensowenig führt das Brustbild der
Kaiserin als solche irgendein Abzeichen,
die Mondsichel unter ihrer Büste (s. unter
Strahlenkrone) ist Wertzeichen. — Unter
den Rs. -Bildern der röm. M. ist die
Gestalt des K. das häufigste Bild: auf
SubseUium oder Sella curulis sitz., oder
steh., in Friedenstracht (Toga, später
reiches Konsulargewand), mit Globus
(Zweig, Schale, Victoriola) und Zepter,
zwischen Waffenstücken, als Leierspieler
(Nero), Krieger oder Gesandte empfangend,
Könige einsetzend; als Priester mit der über
den Kopf gezogenen Toga aus Schale oder
Simpulum opfernd, am Altar oder Dreifuß,
vor Tempel und mit großem Gefolge; in
Kjriegstracht mit Zepter, Lanze, Schwert,
Zweig, Globus, Steuer, Victoriola, vor
Tropaion oder zwischen Feldzeichen, Ge-
fangenen oder Flußgöttem, vor der ihn be-
grüßenden oder anflehenden Landesgöttin,
vor Soldaten einhermarschierend (Disdplina
Aug.); allein oder mit der Kaiserin, dem
Kollegen oder Prinzen neben sich, dem
Nachfolger den Globus übergebend (Adop-
tio), und, oft in großen Gruppen, im
Verein mit Göttern, insbes. mit Victoria,
Felicitas, Pietas, luno pronuba, Roma;
als Reiter ndt Lanze, einen Feind oder
den Löwen oder Eber bekämpfend, mit
2^pter, Tropaion oder grüßend erhobener
R., auch zu zweit so (Comitatus Augg.) ;
als Konsul oder als Triumphator in Pferde-
oder Elefantengespann, von Kri^em,
Roma, Victoria begleitet. — Dazu oft Auf-
schriften, die ihn als rector orbis, funda-
tor pacis, exuperator omnium gentimn, de-
bellator, triumfator, victor gentium (bar-
bararum) oderhostium, recuperator, libera-
tor^ locupletator, praesidia orbis oder
reipublicae feiern^ die beatitudo publica
unter ihm preisen oder auf bestimmte
Ereignisse wie expeditio, profectio, prae-
i9»
292
KAISERGROSCHEN— KAISERTALER
torio bzw. imperator receptus anspielen.
Besondere Büder s. unter Adlocutio,
Adventus, Congiarium, Consul, Decursio,
Feliciter nubtiis, Largitio, Liberalitas,
Princeps iuventutis, Restitutor, Sacerdos,
Traiectus. — Bemhart, Handbuch S. 115/24;
Gnecchi, Tipi S. 101/09.
Auch auf griech. M. finden sich ähnliche
Kaiserdarstellungen, oft getreue Kopien
der röm. — In Byzanz erscheint der steh.
Kaiser zunächst wie auf röm. M. manchmal
auf der Rs., zugleich wird die steh, oder
sitz. Granzfigur allein oder mit dem Kollegen
auf der Vs. als Ersatz des Brustbildes
häufig, vonMitte des li. Jhs. an vorwiegend,
und zwar tritt gern Christus, Maria oder
der Namensheilige, häufig segnend, dazu.
Der K. als Beamter in griech. Städten
hat seine Vorläufer schon in hellenistischer
Zeit: aus inschriftlichen Quellen (z. B. in
Milet und Priene) sind uns Könige als
städtische Beamte geläufig, die Wahl dazu
war eine Ehrung für den Betr., der aber da-
mit auch die Kosten des Amtes trug. Auf M.
erscheinen so Antiochos (IV.) und Mithra-
dates (VI.) in Athen, femer luba und
Ptolemäus von Mauretanien in Carthago
nova; so fimden wir deim auch die K., zu-
weilen sogar den schon verstorbenen (By-
zanz) seit Augustus in vielen Städten des
Westens und öfter noch im Osten Amt und
Titel städtischer Würdenträger führen. —
Münsterberg, Beamtennamen S. 257. R.
B. Der mittelalt. K. Im M.A. wurde das
Kaisertum des heiligen, römischen Reiches
durch die Krönung Karls des Gr. am Weih-
nachtstage des Jahres 800 durch den Papst
Leo III. geschaffen. Karl fühlte sich als
Haupt des Gottesstaates auf Erden und sah
sich als den höchsten Träger der von Gott
gewollten irdischen Christenmacht. Im
9. Jh. bildete sich die Ansicht, die Herr-
schaft über Italien gewähre die Anwart-
schaft auf die Kaiserkrone; so ist die Krö-
nung der Nichtkarolinger: Widos, Lam-
berts, Ludwigs, Berengars u. Hugos (f 947)
zu verstehen. Seit der Kaiserkrönung
Ottos I. am 2. 2. 962 ist der deutsche König
eo ipso Herr von Italien und besitzt allein
die Anwartschaft auf die Kaiserkrone.
Der Titel Karls des Großen war außer-
ordentlich umständlicli »Karolus Serenissi-
mus augustus a deo coronatus magnus
pacificus imperator Romanum gubemans
Imperium qui et per misericordiam dei rex
Francorum et Langobardorum «. Auf
Münzen: Dn. Karins imp. aug. rex F. et L.
und Carolus imp. aug. Letztere Legende
wurde daim auf den Denaren die allgemein
übliche, Ludwig d. Fr. führte das schlichte
imperator augustus auch in den Urkunden
ein, das sich einbürgerte und unter
den Ottonen — auf Münzen später — all-
mählich den Zusatz Romanorum erhielt.
Oft wurde der Monarch Caesar (s. d.) ge-
nannt, ein schon seit Jahrhunderten von
den Germanen als Herrscherbezeichnung
entlehntes Wort: got. kaisar, ags. cäsere,
ahd. keisar. Und ]>Kaiser« nannten sich
später in den Urkunden deutscher Sprache
die vom Papst zu Herren des Abendlandes
Gekrönten.
Maximilian L nahm die Kaiserwürde
an, ohne vom Papst gekrönt zu sein, er
nannte sich daher erwählter römischer
Kaiser, was beibehalten wurde, und vor
der K.-Kj:önunghieß der K. später erwählter
römischer König. Gewöhnlich fand Wahl
und Krönung des Nachfolgers zum »Römi-
schen König« noch zu Lebzeiten der Kaiser
statt. — Seeliger in Hoops Reall. III
S. I ff. ; Schröder, Deutsche Rechtsgesch ^
S. 895 f. Su.
Kalsergroschen hießen die österreichi-
schen Dreikreuzerstücke (s. d. u. Abb. 304).
S.
Kaiser-M. nennen wir diejenigen antiken
M., die Bild oder Namen eines röm. Kaisers
tragen; bei den röm. M. (Abb. 75 ff.) sind
der Gegensatz die republikanischen M.,
bei den griech. (Abb. 87 ff.) die Autonom-
M. — Im M.A. versteht man unter K.-M.
die in verschiedenen Münzstätten geschla-
genen M. der deutschen Kaiser, die Cappe
1848/57 in einem Werke vereinigt hatte;
heute trennt man sie nach den einzelnen
Münzstätten. R. Su,
Kaiserschilde werden urkundlich die
Goldschilde Kaiser Ludwigs des Bayern
genannt, welche dieser vermutlich in Ant-
werpen geschlagen hat. Vgl. Jesse Nr. 215
Urk. um 1350 und Jesse Nr. 381 v. J. 1379;
K. H. Schäfer, der Geldkurs im 13. u.
14. Jh. S.A. S. 32. Su.
Kalsertaler hießen die österreichischen
Konventionstaler. S.
KAISU— KAMMERHERRNTALER
293
Kaisu, südindische Gewichtseinheit. S.
Kalanju. V.
Kakitiiy indische Gewichts- und Münz-
einheit. S. Pana. V.
Kalakaua-Dollar, ganzer und halber, in
San Franzisko 188 1/3 gemünzter Dollar für
Hawai mit der Büste des Königs Kalakaua
auf der Vs. und dem hawaischen Wappen
auf der Rs. S.
KalanjUy Bezeichnung der Molukka-
Bohne, Caesalpina bonduc, deren Gewicht
etwa 45 — 54 grains (2,9 — ^3,5 g) beträgt und
10 Manjädi-Samen, Adenantherapavonina,
entspricht. Der K. wurde in Südindien
der Dharana (s. Karscha und Rati) gleich-
gestellt und in 20 Manjädi, welche als
Gewichtsbezeichnung mit der Rupia-Ma-
§aka identifiziert wurden, eingeteilt. Das
Gewicht des K. ist sehr verschieden, je
nach dem Gewicht der zugrunde gelegten
Manjädi und übersteigt manchmal 80 grains
(5, 1 84 g) , Von den alten Kupfermünzen von
Ceylon bezeichnet H. W. Codrington als K.
solche, deren Gewicht etwa 86 grs (5,572 g)
beträgt. Außerdem unterscheidet er ^/j,
1/4, Vs ^' sowie 2 K. (Kaisu) und 3 K.
(Huna). Sie enthalten auf beiden Seiten
allerlei Symbole. S. Karsha. — Mit der
imPeriplus maris Erythraei (Müller, Geogr.
gr. min, I S. 303) erwähnten Goldmünze
ELaltis ist wahrscheinlich eine Münze vom
Gewicht des Elalutti, d. h. Kalanjusamens
gemeint. S. Pagoda. — H. W. Codrington,
Ceylon coins 3, 26; Elliot, Coins of S. India
47, 53; V. Smith, Ind. Mus. Calcutta 1 310;
Cunningham, Coins of ancient India 49.
V.
KalathoSy Kalafhlskos, griech. xoXa&oc,
Deminutiv xaXa&iaxoc = Korb, insbes. der
Korb zum Aufheben der Wolle, der Blumen-
und Fruchtkorb. Ein zylindrischer K.
findet sich als Typus oder Beiz, auf M.
und Marken von Athen und des Antigonos
Gonatas (s. unter Antigoneia), Joum. int.
rV S. 284. Auf röm. M. ist er Attribut der
Annona, Fides (hier flach), Felicitas usw. —
Einen k. -ähnlichen Kopfschmuck tragen die
danach K.- oder Kalathiskostänzer(innen)
benannten Tänzer(innen) auf M. von
Abdera, Abb. 46, und El. von Kyzikos;
sonst vgl. auch unter Kibotos und über
den K. als Kopfschmuck (Abb. 107) unter
Polos. — Der K. als Fruchtkorb z. B. auf
M. von Elaia ÄoL, Marldanopolis, Alexan-
dreia Äg. (wo auch zwischen schlangen-
umwundenen Fackeln, auf hoher Säule, auf
Wagen gefahren; Vogt, Alex. M. S. 79/82),
röm, M. des Domitianus und auf Dar-
stellungen des Raubes der Persephone. —
Anson, Greek coin types I Taf. XVI;
R. E. X S. 1548/9. — Über den Korb im
Dionysos -Kultus s. unter Cista mystica.
R.
Kalenders. Ära, Datierung, Monatsdaten.
Kalendermedaillen sind Med., die als
Prägebilder einen Kalender mit den üb-
lichen Nebenangaben zeigen, auf Vorrat
von den Med. -Verlegern (z. B. Wermuth,
Loos usw.) gehalten, auch als »ewiger
Kalender« mit gegeneinander verschieb-
baren Platten eingerichtet. — Domanig,
Die deutsche Med., Wien 1897, Nr. 748.
R
Kalendertaler ist eine von dem Papste
Gregor XIII. im Jahre 1582 auf die Ver-
besserung des Kalenders (Gregorianischer
Kalender) geschlagene Medaille, deren
Stempel der Medailleur Frangi geschnitten
hat. Die Vs. zeigt das Brustbild des
Papstes, die Rs, einen Widderkopf mit
der Überschrift: ANNO RESTITVTO
MDLXXXII. — Bonanni, I, 323, 59. S.
KalUsto, arkad. Nymphe, s. unter Arkas.
Kalotte ist das gewöhnlich Pileolus ge-
nannte klerikale Scheitelkäppchen. Su.
Kalpe oder Kalpis, griech, Wassergefäß;
vgl. Hydria. R.
Haitis s. Kalanju. V.
Kammergidden. Der florenus de camera
wurde von der päpstlichen Münze (in
Avignon) seit der zweiten Hälfte des
14. Jh.s unter diesem Namen ausgeprägt
und zur Zahlung der Beamtengehälter
seitens der Kammer verwandt. Er sollte
wie der Florentiner Gulden 24 karätig
sein imd 63 sollten auf die Gewichtsmark
gehen, demnach wog i St, 3,54 g. Der
Kammergulden kommt auch in deutschen
Urkunden vor, so in Konstanz um 1440. —
Serafini I passim; K. EL Schäfer, Der
Geldkurs im 13. u. 14, Jh. S.A. S. 21 f.;
Cahn, Konstanz S, 270. Su.
Kammerhemitaler werden von Münz-
sammlem die preußischen Taler von 1816
und 1817 mit der Umschrift der Vs.
FR. WILPL III — K. V. PREUSS. ge-
294
KANDARIN— KANTE
nannt, weil der König bei ihrem Anblick
gesagt haben soll, er sei doch nicht Kaimner-
herr oder der Kammerherr von Preuß.
£s gab aber damals keinen preußischen
Kammerherm dieses Namens. In der Tat
wurde diese Umschrift abgeschafft, weil
man sie für zu stark abgekürzt hielt. —
Schrötter, Preußen 1806/73, Beschr.
F. W. IIL, Nr. 174—177; Gesch. I, S. 275.
S.
Kandarin, chinesische Gewichtseinheit.
S. Tael. V.
Kandys, griech. xavSüc, ein pers. Ge-
wandstück^ anscheinend die kurze Ärmel-
jacke, wie sie auf M. der bogenbewehrte
Satrap (^ATLampsakos, Z. f. N. 32 Taf. I i)
über einem bis zum Knie reichenden Unter-
gewand und der sitzende Satrap auf Tarsos-
M-, Trait^ Taf. CIX 4/7, lose von der Schul-
ter herabhängen hat. — R. E. III S. 2207.
— Nach anderen wäre der K. vielmehr der
bis zu den Füßen herabreichende Überwurf,
den z. B. der Perserkönig auf Dareiken
und Sigloi trägt. — BMC. Arabia etc.
S. 148. R.
Kanephore, weibl. Gestalt mit Korb auf
dem Kopfe [R. E. X S. 1862), s. unter
Kibotos. R.
Kangan, Kangyan, Congong^ Stück grobe
chinesische Leinwand, III7 cm, später
957 cm lang, welches auf den Philippinen
und Sulu-Inseln noch im 19. Jh. als Geld
gebraucht wurde und den Wert eines span.
Piasters hatte, i K. = 4 Sanampuri, Salam-
puri (Rechnungseinheit; Punjum Salam-
pore = weißer oder blauer KalikotstoflE).
Der Kausung, Cowsong, in Manila Mahon,
Mantacoleta, in China Tchipu, Tss'-hoa-pu
genannt, der denselben Wert hatte, ist ein
schwarz gefärbter Nankin, 638 cm lang.
Der Kompow, ebendort gebraucht, ist ein
Stück starke weiße chinesische Leinwand.
Kelly zufolge bildeten 25 Kangan einen
Gantang, hatte dieser letztere den Wert
von 10 Span. Piastern und wurde i K. gegen
160 — 180 chinesische Käsch gewechselt.
Im russisch-chinesischen Tauschhandel in
Kiachta diente noch im 19. Jh. ein Nankin-
stoff. Bann genannt, als Wertmesser; 10
Stück bildeten i Tun. In Khorgos (Semi-
rctschinsk) spielte ein Baimiwollstoff, Ben-
gen, russ. Cenda, chines. Khar, dieselbe
Rolle. Ein Stück davon, welches Mata
genannt wurde, hatte Anfang 19. Jh. in
Khorgos den Wert von 10 Kopeken; s.
Dammur, Stamma. — Rondot, JAs. 1848
II 57 ff.; Nobacki, 1197; Kelly, Camb.univ.
I 222; Millies, Recherches 171 ; 2urnal
manufaktury i torgowli XI, 1836, 85. V.
Kanna bedeutet ein schwedisches Flüs-
sigkeitsmaß; man ffndet es den Bolletten
(s. d.) aufgeprägt, die von schwedischen
Gesellschaften und Privaten ausgegeben
wurden, um den Wert der betreffenden
Marke zu veranschaulichen: entweder
so, daß der Inhaber beim Aussteller, der
eine Schankwirtschaft oder Vertriebsstelle
unterhält, die auf dem Zeichen angegebene
Kanna (Kanne) Bier, Milch u. dgl. erhalten
konnte, oder aber um das Verbot gegen
Ausprägung von Privatmünzen, auf die
Münze des Reichs lautend, zu umgehen,
indem i Kanna Bier, Milch usw. dann nur
den Wert des Polletten angab, zu dem die
Einlösung gefordert werden konnte. W.
KanopoSy griech. xavcuiro?, ist nach Ru-
finus, Hist eccl. II 26, ein Gott der gleich-
namigen Stadt in Unterägypten, der in
Kruggestalt, aber mit menschl. Füßchen
und menschl. Kopfe öfter auf alexandrin.
M. erscheint, auch verdoppelt (Abb. 91) und
dann einer mit dem Kopfschmuck des Osiris,
der andere mit dem der Isis versehen. —
B.M.C. Alexandria S. LXVI/VIII Taf.
XVIII; R. E. IX S. 2124; X S. 1869.
R.
Kante (oder minder gut Rand) nennen
wir den Teil der Münze (engl, edge, franz.
tranche), der außen zwischen den beiden
Ebenen der Vs. und Rs. liegt. Bei einer
gegossenen Münze läuft längs derselben die
Gußnaht imd zeigt sich an ihr der Guß-
zapfen (s. unter Guß); eine geprägte M.
hat eine scharfe oder abgerundete Kante
und zeigt an ihr die natürlichen Uneben-
heiten, die bei der Herstellung des Schröt-
lings entstanden sind, nebst den Verände-
rungen, die unter dem Drucke der Prägung
entstehen (bes. kleine Sprünge und Risse,
wenn der Schrötling schon zu sehr erkaltet
war); bei antiken M gibt es auch eine ein-
fach oder doppelt abgeschrägte K., indem
der Schrötling im Querschnitt so /^\ oder
so <( )> aussieht, was von der Technik
des Gusses der Schrötlinge oder von nach-
KANTEM— KARDINAL
295
träglichem Abfeilen herrühren kann. Rom.
Großbronzen haben oft Feilspuren an der
Kante, schräg zu ihr verlaufend. Bei an-
tiken sizil. u. a. großen Silber -M. zeigen sich
an der Kante, schräg zu ihr verlaufend, zwei
kleine erhabene Grate, die von der Guß-
naht des halbkugelig gegossenen Schrötlings
herzurühren scheinen. Eine bes. Behandlung
der Kante ist die Zähnung, vgl. unter Serra-
tus, in der Neuzeit entsprechen dem die
Rändelung (s. d.) und Randschrift (s. d.).
Die in der Neuzeit mit der Stanze (s. Durch-
schnitt) hergestellten Schrötlinge haben
eine ganz glatte, senkrecht zu den M.-
ebenen liegende K., auf der man bei sehr
großen Stücken zuweilert feine, senkrechte
Rillen, vom Stanzprozeß herrührend, sieht.
Allemal ist die K. ein wichtiges Merkmal
zur Beurteilung der Echtheit. — Berl. Mbl.
1904 S. 435/6; Regling, M. von Priene
S. 155; Num. chron. 1921 S. 6. R.
Kantern s. Leva.
Kanfharos (griech. xdv&apoc, lat. can-
tharus), ein Trinkbecher, bes. für Wein,
aus Metall oder Ton, mit Fuß, kelchförmig,
dickbäuchig, mit zwei großen, weit herab-
reichenden Henkeln, Attribut des Dionysos;
als alleiniges Münzbild bes. schön auf M.
von Naxos. — Anson, Greek coin types
I Taf. VII— IX; R. E. Suppl. IV S. 866 (M.
nicht erwähnt). R.
Kapitalschrift s. unter Schrift.
Kapitelsmünzen s. unter Münzrecht.
Kapitolinische Trias ist die auf dem
Capitolium in Rom verehrte Götterdreiheit:
luppiter, luno, Minerva, die zusammen
2. B. auf JR des Cn. Com. Blasio, auf röm.
Medaillonen des Traianus und Hadrianus
und gelegentlich auf griech. Kaisermünzen,
z. B. Laodikeia Phryg. Abb. 96, vorkommt.
Karäpfil) Kupfermünze von Persien und
Buchara; s. Iglazbeld, Pül. V,
Karasha, persische Gewichtsbezeichnimg,
kommt auf einem Gewicht des Darius
Hystaspes mit Wertangabe in 3 Sprachen
vor. In der neususischen imd neubabyloni-
schen Fassung steht ^Js Mina i Schekd«
darauf, in der altpersischen »2 Karasha«.
I Karasha war denmach = io,S Schekel;
s, Karsha. — Hill, Handbook of greek and
roman coins S. 30. — Vgl. Kersa. V.
Karaf^ spanisch: Quilate, vom byzantini-
schen xepGCTtov [Silbermünze = Siliqua =
y24 Goldsolidus; s. Keration), wurde in
Deutschland und den anderen europäischen
Kulturländern zu einem Gewicht zu 1/24
Mark und beim Wiegen von Gold in 4,
von Silber in 12 Grän (s. d.) zerlegt, doch
wurde das K. zu 12 Grän im 16. Jh. auch
auf die Wägungen des Goldes übertragen,
seitdem also eine Mark allgemein = 24
Karat = 288 Grän war. Ein K. der kölni-
schen Mark wiegt 9,744 g. Als Juwelen-
gewicht war das K. »/laoo der Troymark =
. V1140 ^6^ kölnischen Mark = 0,205 g. —
Grote, M. St. III, S. 15 f. S.
Karbövanec oder Karbovinec (vom deut-
schen Worte Kerbe) ist der in Weiß- und
Kleinrußland übliche Name für Rubel.
In den J_ 1917 und 1918 wurde von den
verschiedenen Regierungen der Ukräne
Papiergeld im Werte von 10, 25, 50, 100,
250 und 1000 K. herausgegeben. B.
KardinaL Die ICardinäle nahmen als
Wähler des Papstes, als seine Fratres, Be-
rater, Gehilfen und Legaten, zugleich als
Verwalter der Kirche bei erledigtem Stuhle
den ersten Rang nach dem Papst ein, mit
dem sie seit Nikolaus IV. (1288 — 1292) die
wichtigsten Einkünfte der Kurie zur Hälfte
teilten. Bis ins 12. Jh. waren es 7 Kardinal-
bischöfe, \^thrend des größten Teils des
M.A. 28 Kardinalpriester und 18 Kardinal-
diakone. Diese Zahlen haben sich später
verschoben. Auf den Konzilien zu Kon-
stanz u. Basel wurde festgesetzt, daß die
Gesamtzahl der Kardinäle nur 24 sein sollte,
und gleichzeitig deren Verteilung auf die
einzahlen Nationen ins Auge gefaßt.
Als Abzeichen hatten sie den roten Hut
(pileus, gaJerus cardinalitius, s. Kardinals-
hut), das Recht, Purpurkleider zu tragen
vielleicht seit Bonifaz VIII. (1294— 1303),
den Ring mit Saphir, den Id. Baldachin,
das Recht des Gebrauchs der bischöfl.
Pontifikalien: Mitra, Stab, Brustkreuz u.
Ring in ihren Kirchen; der damastsddenen
Mitra; über ihr Wappen durften sie den
Kardinalshut mit 15 Quasten setzen. —
Werminghoff, Verfassgsgesch. der deutsch.
Kirche i. M.A.» S. 214.
Seit Anfang des 16. Jh.s prägten die
Kardinallegaten in Avignon Münzen, die
neben dem Namen des betreffenden Papstes
auch ihren eigenen naimten. Die Münz-
stätte wurde 1700 von Ludwig XIV. ge-
296
KARDINALSHUT— KAROLINGISCHE MÜNZORDNUNG
schlössen. — Engel -Serrure, Num. moderne
I S. 53 ff.
In Italien setzten die mit der Verwaltung
einer Münze betrauten Kardinäle ihr Wap-
pen auf die von ihnen ausg^ebenen Geld-
stücke, so z. B. in Bologna. Su.
Kardlnalshttti der, ist seit 1446 eine Kopf-
bedeckung für die Kardinäle, ein runder,
flacher Hut (pileus, galerus ruber), der statt
des ursprünglich einfachen Kinnbandes
später zu den Seiten mit mehreren Schnü-
ren und in 5 Reihen untereinander daran
befestigter Quasten geschmückt wurde. Für
die Kardinäle war er rot, für andere Geistli-
che violett oder schwarz. — H. Otte, Handb.
d.kirchl. KunstarchäologieS I S. 464. Su.
Karldor, Karolinen waren die Nachfolger
der Maxdor (s. d.), doch verhielten sie sich
zu diesen im Wert wie 3 : 2. Sie wurden
von dem bayerischen Kurfürsten Karl
Albert nach dem Vorbilde der Louisdor
1726 geschaffen, hielten 7,5 g Gold und
sollten IG Gulden gelten; zwar setzte der
Reichsmünztag von 1738 sie auf 8 Fl.
5 Elreuzer, aber sie liefen weiter zu 10 Fl.
um und wurden von vielen Fürsten nach-
geahmt, so von Kurpfalz, Kurköln,
Württemberg, Hessen -Darmstadt, Deutsch-
orden, Fulda, Ansbach, Baden-Durlach,
Nassau, Waldeck, HohenzoUem, Montfort,
Bamberg und Würzburg. Wegen der Sel-
tenheit guter großer Handelsmünzen stie-
gen die Karolinen im Wert: 1753 galten sie
10 Fl. 30 Kreuzer, nach dem Siebenjährigen
Kriege II Fl. Dann aber wollte sie keiner
mehr nehmen, weil die meisten aufs ärgste
beschnitten waren. Daher verloren sie sich,
und seit 1775 verstand man unter Karolin
eine Summe von 11 Gulden in Kleingeld.
In Süddeutschland wurden diese 9,7 g
schweren Münzen doppelte Karoline. ge-
nannt. — Karldor hieß zweitens die Pistole
(s. d.) des Herzogs Karl I. von Braun-
schweig (173s— 1780). S.
Karlin = CarHn (s. d.).
Karneios (von xapvoc = Widder), ur-
sprünglich peloponnes. Herdengott, später
mit Apollon verschmolzen; sein Haupt-
attributist dasWidderhorn am Kopfe; vom
Ammon (s. d.) ist er nur durch Unbärtig-
keit imterschieden; in der Prägimg von
Kyrene, Barke, Mytilene (El.), Metapont
usw. erscheinen Ammon und K. auf gleich-
zeitigen Reihen. — B. M. C. Cyr. S. CCL;
R. E. X S. 1989; Imhoof, Apollon Karneios
(Rev. suisse 1917)' R.
Kamyx, griech. 6 xapvoS, die gallische
Kriegstrompete, mit geradem oder oben
leicht gekrümmtem Schallrohr, das Mund-
stück (die Stürze) als Tierkopf (Drache?)
geformt; so zu Füßen der Aitolia auf ätol.
M., als Beiz, auf röm, M (beim Kopfe der
Gallierin: L. Hostil. Sasema), vom gall.
Wagenkämpfer getragen {j^ L. Lic, Cn.
Dom.) und oft Teil eines gall. Tropaion
{M Caesars usw.). — Ebert, Reallex. VIII
S. 357 Taf. 116; R. E. X S. 1994; XIII
S. 804. R.
Karolin s. Karldor. Den schwedischen
K. s. unter Carolin.
Karolingische Münzordnung, Als es den
]>Karolingem« gelungen war, allmählich die
Regierungsgewalt über das ganze Franken-
reich zu erlangen, schufen sie eine ganz neue
Münzordnung. Die Doppelwährung von
Gold- und Silberm., die bis dahin in ge-
wisser Weise bestanden hatte, beseitigte
König Pippin zugunsten der letzteren, und
zwar, weil die Goldmünzen, die von den
merowingischen Königen, von weltlichen
und geistlichen Gewalten und auch von
zahlreichen Privaten geprägt worden
waren, allmählich zu einer sehr goldarmen
Legierung herabgesunken waren. Er prägte
seit 755 264 Denare aus dem römischen
Pfund, wobei schon unter ihm 12 Denare
auf den Silberschilling gingen (s. Denar).
Die Zahl der Münzstätten beschränkte er
von mehr als 800 auf ein Zwanzigstel, und
die Prägung Privater verschwindet ganz;
der königliche Name erscheint jetzt fast
ausnahmslos auf den Münzen.
Karl der Große erhöhte dann allmählich
das Gewicht des Denars, von dem 240 auf
das Pfund gingen. Damit in Verbindung
steht eine Erhöhung des Pfundgewichtes,
d. h. die Schaffung des sog. Karlspfundes
(s. d.). Wahrscheinlich ist das etwa 781
geschehen, indem damals alle Münzen
verrufen und durch neue mit dem Mono-
gramm des Königs, »nominis nostri no-
misma « ersetzt wurden. Die Denare sollten
überall gelten, jedermann im Reiche sollte
sie ohne Rücksicht auf den Prägeort an-
nehmen, sobald sie königliche Gepräge
KAROLUS— KARLSPFUND
297
zeigten und die Pfennige »meri et pleniter
pensantes« waren.
Auch der Typus der Silbermünzen wurde
von den Karolingern völlig verändert.
Statt eines Bildes, wie unter den Mero-
wingern, erscheint nur Schrift in starker
Anlehnung an die arabischen Dirhems und
an die gleichzeitigen byzantinischen Silber-
münzen (s. unter Denar u. Münzbild).
Die karolingische Münzordnung ist in
vieler Hinsicht grundlegend für das mittel-
alterliche abendländische Münzwesen ge-
worden. — Literatur s. bei Dopsch, Die
Wirtschaftsentwicklg. d. Karolingerzeit *
S. 294 ff. Su.
KaroIttSy einDizain oder Stück zu 10 De-
niers des Königs Karl VIIL von Frank-
reich (mit gekröntem K auf derVs.^ Kreuz
und verschiedenen Emblemen auf der Rs.)
von 1488, der 2,646 g wog und 0,844 g
Silber hielt. — Hoffmann, Taf. 39, 19;
Levasseur, S. 41 und 230 f. — S. auch
Carolus d'argent und Carolus d*or. S.
Karolusscliilde kommen in deutschen
Urk. des 14. Jh.s vor, so 1379 (JesseNr.381) ;
da Karl V. v. Frankreich (1384— 1380)
keine Schilde geprägt hat, kann es sich
nur um die des deutschen Königs Karls
rV. handeln. Su.
Karlsptimd, Karlslot Zuweilen wird in
mittelalterlichen Quellen ein Gewicht dieses
Namens genannt. Arnold von Lübeck
erzählt, daß die Mitgift jener dänischen
Prinzessin, die mit einem Sohne K Fried-
richs I. verlobt war, 4000 Mark Silber
betrug, librata pondere publico, quod Caro-
lus Magnus instituerat. Bufiandrohungen
Kaiser Friedrichs IL lauten auf Pfunde
Gold, zahlbar in pondere Caroli, dem Dich-
ter des Wigalois ist (um 1212) Karies lot das
vollkommenste richtige Gewicht, das es
gibt. Denmach muß von Karl dem Großen
ein neues Pfundgewicht eingeführt worden
sein (vgl. Karoling. Münzordnung). Die
Schwere dieses Pfundes ist nicht festzu-
stellen, Berechnungen, die angestellt worden
sind, schwanken zwischen 367,13 g und
491,179 g. Da alte Gewichtsstücke, die
sich selbst als pondus Caroli bezeichnen,
aber deren Entstehungszeit nicht nachzu-
weisen ist, nicht zu gebrauchen sind, so hat
man auf andere Weise die Größe des pondus
Caroli zu ermitteln versucht. Doch sind
alle Versuche an mehreren Schwierigkeiten
gescheitert. Erstens ist weder die Größe
des römischen Pfundes und seiner Unze,
welche die Grundlage bilden, sicher, noch
auch das Verhältnis des Karlspfundes zum
Römerpfund. Zweitens ist die Schwere der
karolingischen Denare nicht einwandfrei
festzustellen; denn, wenn das der Fall
wäre, brauchte man ja nur das Gewicht
eines Pfennigs mit 240, der Anzahl der
Pfennige, die auf das Pfund gingen, zu
multiplizieren. So aber haben sie die ver-
schiedene Gewichte, aus denen man nun
auch je nach der Methode verschiedene
Pfundgewichte errechnen kann.
Bisher sind folgende Größen als Schwere
des Pfundes angegeben worden:
1. Le Blanc (1690) nahm das sog. Troy-
pfund von 367,13 g, von Soetbeer mit
neuer Begründung von neuem ver-
treten.
2. Gu6rard die Schwere des sog. livre
poids de table = 407,9215 g.
3. Fossati u. Capobianchi setzten das
Karlspfund = 4/3 Römerpfund =
16 Unzen = 433,4i6 u. 428,317 g.
4. Desimoni setzte das Karlspfund ==
2 Kölner Mark = 467,7 g.
5. Guilhiermoz nahm das sog, livre poids
de marc = 18 Unzen = 489,506 g;
Prou = 491,174 g.
Das 18 Unzengewicht war eine Verdoppe-
lung der Mark von Troyes, und sein Mutter-
gewicht hieß im 18. Jh, Pile de Charle-
magne (s. d.).
6. Im späteren M.A. ist wahrscheinlich
ein Pfund von etwa 409,32 g Schwere
als Karlspfund bezeichnet, welches hie
und da als Handelsgewicht von
Spanien bis nach Rußland vorkam. —
Luschin, Mkd.» S. 198.
In der Nähe des heutigen Wijk bij Duur-
stede wurden in den Trümmern der durch
Normanneneinfälle im 9. Jh. zerstörten
Münzstätte Dorestat drei sog. Bleigewichte
mit Abdrücken karoling. Münzstempel ge-
funden, die jetzt im Rijksmuseum van
Oudheden zu Leiden aufbewahrt werden.
Ihre Gewichte sind 70,5 g, 226 g und 284 g
und nicht 126 g, 183,5 g und 184, wie
von Luschin in Hoops Reall. III S. 17
auf Grund irrtümlicher Angaben berichtet
wird. Doch kann ma?i diese Bleie nicht für
298
KARSHA
die Gewichtsbestimmung des Karlspfundes
gebrauchen, da sie zu keinem der berechne-
ten Pfunde in irgendein Verhältnis gebracht
werden können. Sie sind vielleicht zur
Probierung der Stempel benutzt oder sonst
ähnlich im Betriebe der Münze verwendet
worden (abgebildet sind sie bei Hoops III
S. 291). — Luschin in Hoops Reall. III
S. 15 f.; Guilhiermoz, Note sur les poids
du moyen-äge, in Bibl- de l'^cole des
Chartres LXVII Paris 1906; B. Hilliger,
Die Duursteder Karolingergew. u. d. Urspr.
des mittelalterL Pfundes, in El. f. Mfr. 1927
S. 161 flf. Su.
Karsha, Karshipana, indische Gewichts-
einheit, s. Rati. Die K. von 32 Rati (etwa
57,6 grains = 3,73 g) liegt den silbernen,
die K, von 80 Rati (etwa 144 grains = 9, 33 g)
den kupfernen Purana-Münzen zugrunde,
Purana, engl. Eldling, gewöhnlich Punch
marked coins (Ch'hapa), auch Dharana, in
Südindien Salaka genannt, sind flache
viereckige, später auch runde Münzen, die
in Nordindien ungef. vom 6. bis 2. Jh. v. C,
in Südindien vom 3. Jh. v. C. bis 2. Jh. n. C.
kursierten. Auf den älteren Stücken ist
nur die eine Seite mit mehreren kleinen
Stempeln y ersehen, auf den jüngeren hat
auch die Rs. einige Stempel. Die Stempel,
deren ca. 300 verschiedene bekannt sind,
enthalten Darstellimgen von Bäumen, Ge-
räten, Waffen, Tieren, Vögeln, Menschen,
Symbolen (Abb. 397). Ihre Vielheit auf
jeder einzelnen Münze wird dadurch er-
klärt, daß alle Kaufleute oder Handels-
vereinigungen, die sie anerkannten, später
auch wohl die Regierung, ihre Stempel
daraufsetzten. Schon in alter Zeit muß die
K. in einigen Gegenden Silbereinheit, in
andren Kupfereinheit gewesen sein.
K. hießen femer die Silbermünzen der
Andhra (3. Jh. v. C. — 3. Jh, n. C.) und
westlichen Satrapen (i. — 4. Jh.). Letztere
wiegen etwa 2,267 g ^^^ sind nach altpersi-
schem Münzfuß (Drachme-Gadyana von
86,4 grains == 5,60 g) geprägte Hemidrach-
men. Vs. Kopf des Fürsten, Rs. Chaitya
und Randlegende (Abb. 398). Daraus, daß
sie K. genannt wurden, ist zu ersehen,
daß im alten Indien vom Gewicht
abgeleitete Münzbezeichnungen mit der
Zeit sehr verschiedene Bedeutung anneh-
men konnten. Von derselben Art sind die
K. der Gupta (Rs. der heilige Vogel Garuda
oder Pfau). Die Paliform für K. ist Kähä-
pana. Zu Kahan verkürzt hat sich dieser
Name in Bengalen bis zur Neuzeit erhalten:
I Kahan (Rechnungseinheit) = 4 Anna =
1280 Kauri,
Kahavanu hieß die Münze von Ceylon,
deren Gewicht (68 — 70 grains = 4,40—
4,53 g) demjenigen des leichteren Kalanju
und dem des spätrömischen Solidus ent-
spricht. Die Kahavanu mit der Legende
Sri Lanka Vibhu (der glückliche Herr von
Ceylon), gewöhnlich nach einer fehlerhaften
Lesung Lank6swara genannt, gehören dem
10. Jh. an und sind von Gold (daher die
Benennung dieser Münzen Ran, Masmran =
Goldmünze, auch später, als sie von Kupfer
waren). Die Münzen des 11. Jh.s enthalten
sehr wenig Gold und sind hauptsächlich
aus Silber, während die sog. Dambadeni
Kasi (so genannt nach der Dynastie, die sie
prägte; von den Tamil werden siePeykdsu,
engl, demon money, oder Peypperumdn
kasu, engl, demon king's money, und
Irdvanan kasu genannt; Lowsley be-
zeichnet diese Kupferkahavanu als Massa
und Va Massa) des 12. und 13. Jh.s beinahe
ausschließlich aus unedlen Metallen her-
gestellt sind. Ihr Typus ist den Gupta-
münzen (s. Dinara) entlehnt: Vs. eine
stehende, Rs. eine sitzende menschliche
Gestalt (Abb. 403). Auf der Rs. der sog.
Setu-Münzen, die in Jaffna (Nord-Ceylon)
geprägt sind, ist ein liegender Stier abge-
bildet. Außer den ganzen Kahavanu wur-
den "/a (Adakahavanuva, 2,267 g)> ^A (Deka
oder Pala, singhal. für Pada = ^4; I,I33 g),
^8 (Aka, 0,56 g) und ^ao (Massa, aus Masha;
s. Rati; später wurde dies Wort überhaupt
für Münze gebraucht, im 18. — 19. Jh. spe-
ziell für Larin, s. d.) Kahavanu geprägt.
Die Tamilform für K. ist Käsu. Der
Ilakkasu (Käsu von Ceylon) wird schon im
8. Jh. erwähnt. Wahrscheinlich ist damit
der y» Kahavanu gemeint. Der Käsu von
Cola wog bis zu Ende 10. Jh.s ca. 30 grains
(i»94 g)i d- ^' Va leichte Gadyana. Der
ganzen leichten Gadyana (Tamil Kaccanam)
entspricht das Gewicht der goldnen Ut-
tama Cola -Münze von 50 — 60 grs (Elliot Nr.
151) und der goldnen schüsselförmigen
Padmatanka (Lotustanka) von 58 grains,
deren Zuweisung an irgendeine Dynastie
KARTONGUSS— KASEL
299
(Westchalukya, 10.— 12. Jh.?) zweifelhaft
ist. Raja Raja (985—1013) von Cola er-
höhte das Gewicht des Käsu auf etwa 35 grs
(2,267 g) == Va Madai (Madai ist eine süd-
indische Goldmünze des 10. — 11. Jh.s vom
Gewicht eines Kalanju; im modernen
Telugu = i/a Pagoda) und nahm den
Typus der Ceyloner Kahavanu an. Da-
nach verschlechterte sich der Feingehalt,
und im 13. Jahrh. bestand der »neue«
Käsu fast ausschließlich aus Kupfer,
so daß 100 Käsu einem Fanam gleich-
kamen. Seit dieser Zeit ist der KMsxi eine
kleine Kupfermünze (singhal. Redewendung
»keinen Attakasu wert«); s. Fanam.
Krishna Raja von Mysore (1799 — 1868)
prägte Münzen zu 40 (18,144 g), 20, 10, 5,
21/2 Mayili Käsu und zu 25 (i 1,339 g), ^^Vh
6^4 Käsu. Vs. erst Elefant (Anai Käsu),
später Löwe, Jahresangabe nach christl.
Ära, Rs, Inschriften in englischer, kanari-
scher, auch persischer Sprache, Wert- und
Ortsangabe enthaltend. Die Anantan Käsu
von Travancore (18. Jahrh.) wurden in
Nominalen zu i, 2, 4 und 8 Käsu aus-
gegeben. Vs. S-köpfige Schlange, Rs.
Wertangabe in Tamilschrift. Daneben
hatte Käsu auch die allgemeine Bedeutung
»Münze«: die venezianische Zechine hieß
Sanär Käsu in Südindien imd Vilisiyan
Käsi auf Ceylon; der halbe Stuiver erhielt
die Bezeichnung Tamba Käsi (singhal.),
Tampak Käsu, Tampan Käsu (Tamil), eig.=
Kupfermünze, daher holländ. Tanmxekasje.
— C. J. Brown, The coins of India; Rapson,
Brit. Mus. Catal., Andhra Dynasties
CLXXVIIflF. ; Cunningham, Coins of ancient
India; derselbe in N. Chr. 1873, 201;
H. W. Codrington, Ceylon coins; Theobald
im JASB. 59, 181—268; V. Smith, Ind.
Mus. Calcutta I 131, 311; Walsh, J. Behar
and Orissa Research Soc. 1919 (mir unzu-
gänglich); Elliot, Coins of S. India 54, 63;
Lowsley, N. Chr. 1895, 218; Hultzsch in
L A. 25, 317 ff.; Jackson, Br. N. J. V 336;
Tufnell, Catal. Mysore coins 56 — 62;
Thurston, Cat. Madras Museum, Mysore 16;
Noback', S. 384. V.
KartonguB ist ein Verfahren, bei dem
eine Negativform und ein Positivabguß
derselben Med. als die beiden Formen
dienen, zwischen die das Metall hinein-
gegossen wird, so daß die fertige Med. als
Rs. ein scharfes, hohles Bild der Vs. zeigt.
So arbeitet z. B. oft im 16. Jh. Pastorino,
im 19. Posch. Neuere Hohlgüsse danach
zeigen als Rs. meist ein unscharfes Hohl-
bild der Vs. R.
Kartusche ist eine Einrahmung um die
Schrift herum, wie sie als einfacher quer-
rechteckiger, erhabener oder Linienrahmen
schon auf antiken M. für den Stadtnamen
usw. (z. B. Metapont, 4. Jh., röm. älteste
JH und Quadrigati) und im 16. bis 18. Jh.
von der Tabula ansata an (s. d.) bis zu
reich im Stil der Renaissance-, Barock-
und Rokokozeit verzierten K. auf M. und
Med. vorkommt. R.
Kärflb, Billonmünze von Algier und
Tunis. S. Budju, Sebüi.
Kas war das Käsch (s. d.) der dänischen
Kolonie Trankebar an der Ostküste Vorder-
indiens. Zuerst seit l637(?) aus Blei, seit
1667 aus Kupfer geschlagen; ursprünglich
gab es nur einfache und doppelte, später
auch 10- und 4-Kas-stücke, sämtlich
kleine, dicke Münzen nach indischer Art,
die bis zur Veräußerung der Kolonie an
England im Jahre 1845 unter Christian
VIII. geprägt wurden. Unter Friedrich VI.
und Christian VIII. wurden keine doppelten,
unter Chr. VIII. keine einfachen KL aus-
gemünzt; 10 Kas wurden nur unter Fried-
rich IV., Christian VII., Friedrich VI. und
Christian VIII. geprägt. Die indische Rupie
zu 16* Annas galt 704 oder 640 K. — Schon,
Taf. 49, 50; V. Bergsoe. W.
Kasel (casula, paenula, planeta, mhd.
messachel) ist das eigentliche Meßgewand
des Priesters. Ursprünglich ist sie ein weiter
ärmelloser Mantel, der nur eine Öffnung
für den Kopf hatte, über den er schlauch-
artig gezogen wurde, und dann glocken-
förmig, daher Glockenkasel (10., II., 12.
und beginnendes 13. Jh.), oder wie eine
Hütte, daher casula, den ganzen Körper
umgab. Da er diesen vollständig bedeckte^
mußte beim Ministrieren die ganze seitl.
Stoffmasse mit den erhobenen Armen mit
aufgehoben werden, wodurch eine reiche
Faltenbildung entstand (daher planeta).
Um die Last dieser Kasel, die oft durch
reiche Stickereien und Edelsteinbesatz be-
deutend gesteigert wurde, zu erleichtern,
sah man sich bald genötigt, an den beiden
Armseiten Zugschnüre zum vorhangartigen
300
KASSENANWEISUNGEN— KASTEMÄNNCHEN
Aufziehen des Mantels anzubringen, so daß
er nun vom und hinten in einem viele
Falten schlagenden Bogen herabhing (Ka-
sel Willigis' in St. Stephan zu Mainz).
Später bei der »gotischen Kasel« vom 13. bis
zum 15. Jh. machte man an den Seiten
Ausschnitte, damit nicht soviel Falten
aufzunehmen waren (Otto v. Magde-
burg 1325 — 1361), die allmählich immer
größer wurden, während die Länge des
ganzen Gewandes bedeutend verkürzt und
die Rückseite unten abgerundet wurde,
so daß schließlich im 16. Jahrh. nur noch
ein langes, in der Mitte mit einer Öffnung
für den Kopf versehenes Stück Zeug übrig
blieb, dessen eine Hälfte vom, die andere
etwas länger über den Rücken ganz falten-
los herabfiel, Schmuck: urspr. eine schmale
Borte um den oberen Halsausschnitt, von
dem vom und hinten in der Mitte ein
schmaler Stab abwärts lief; später wurde
hieraus auf beiden Seiten ein gabelförmiges
Kreuz in der T-Form, deren Arme sich
auf den Schultern vereinigten; zuweilen
reicht auch der Längsbalken des Eoreuzes
durch die Gabelung hindurch bis zum
Halsausschnitt hinauf (12. bis Mitte 15. Jh.
in Deutschland). Von da an wurde ge-
wöhplich die Rückseite mit einem großen,
meist prachtvoll gestickten Kreuze lateini-
scher Form verziert, und die Brastseite
erhielt nur einen schmalen Längsstreifen
in der Mitte oder blieb auch ganz schlicht.
Stoff: urspr. wollenes Zeug, Leinwand
oder Baumwollstoff, später Seide und
schließlich schwerstdfer Brokat, Goldstoff
oder kräftiger Samt. Urspr. einfarbig,
später mehrfarbig imd gemustert. — J.
Braun, Die liturgische Gewandung, S. 149
bis 247. Su.
Kassenanwebungen. Als das erste
preußische Papiergeld, die Tresorscheine
(s. d.), 1824 eingezogen wurden, traten an
ihre Stelle Kassenanweisungen in Stücken
zu 100, 50, 10, 5 und I Taler, die bis 1871
in Kraft blieben. S.
Kassenbeiitel sind die von einer Re-
gienmg mit einer runden Summe ein und
derselben Münzsorte gefüllten und durch
einen daran befestigten Zettel und durch
Siegel Quantität und Echtheit des Inhalts
garantierenden Beutel. Sie liefen oft sehr
lange um, weil jeder sich scheute, sie zu
öffnen aus Furcht, daß darin sich auch
falsche oder fremde Münzen befänden, die
auszugeben verboten war. In Preußen
lief besonders das Kurant (s. d.) in Beuteln
zu 50 bis 500 Talern um. S, auch Münz-
rollen und Tütenzahlung. — Schrötter,
Preußen, 1806/73, Gesch., II, S. 455.
In Mexiko wurden größere Zahlungen
meist in Säcken (Talegos) von looo Pesos
Inhalt gemacht, die in der Regel nach-
gezählt wurden, während das Kupfergeld
in Säcken von 100 Pesos Wert in Zahlung
gegeben ward, welche Säcke dann und
wann gewogen wurden. — Noback», S. 604.
S.
KassenbillettSy kursächsisches, 1772 ge-
schaffenes Staatspapiergeld in Stücken zu
100, 50, 10, 5, 2 und I Taler. Preußen
übernahm 18 16 für die ihm von Sachsen
abgetretenen Landesteile Kassenbilletts für
1750000 Taler. — Klotzsch, S. 946 ff.;
Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch. I, S. 19.
Kassengeldy Kassenmünze hieß in Han-
nover seit Mitte des 18. Jahrhunderts das
bei den Landeskassen anzubringende Geld
nach dem offiziell bestehenden Leipziger
Fuße (s. d.). Da Hannover die danach ge-
prägten Münzen nicht festhalten konnte,
sah es sich genötigt, anderes Geld zuzu-
lassen, besonders das Konventionsgeld (s.
d.) bis zum 2 -Groschenstücke herab, das
I Gutengroschen 10 Pfennig Kassengeld
galt. Die Hauptgoldmünze war der Louis-
dor (s. d.) zu 4 Taler 16 Gr. Kassengeld oder
5 Taler Verkehrswert, so daß 14 Taler
Kassenmünze 15 Taler Kurant galten
(4V3 • S)- 18 17 nahm Hannover den Kon-
ventions-, 1834 den preußischen 14-Taler-
fuß an. — Praun, S. 186; Busse, §311;
Klüber, S. 143. S.
Kassentaler s. unter Bergischer K.
Kastemännchen. Als die Fettmännchen
(s. d.) und Petermännchen (s. d.) nach der
preußischen Münzreform von 1821 abge-
kommen waren, entstand ein ähnlicher
Name für die seit 1842 geprägten 27^»-
Silbergroschenstücke (s. d.). Ob dieser
Name »Kastemännchen« mit Kasse etwas
zu tun hat, ist sehr zweifelhaft. Jedenfalls
war der Volksname, wie alte Rheinländer
bestätigen werden, immer »Kastemännche«
imd nie »Kassemännchen«, wie man zu-
weilen findet* — Auf einer Notmünze der
KÄSU— KAURI
301
Stadt Coblenz zu 25 Pfennig von 1921 steht
»Ai Kastemännche«. S.
Käsu, südindische Münzeinheit. S. unter
Karsha.
Katalonische Wähning s. unter Real.
Katechismustaler, eine Reihe von Talern,
die der Herzog von Sachsen-Gotha Ernst
der Fromme selbst entworfen hat, während
die vielen Verse und Sprüche auf ihnen
sein Bibliothekar Meier entworfen und
wohl an zehnmal auf Wunsch des Herzogs
geändert haben soll. Es sind: l. der
Glaubenstaler von 1665 mit den Eigen-
schaften Gottes; 2. der Sterbenstaler mit
Herz und Totenkopf von 1668 und 1671,
bei Schlaganfällen Emsts geprägt; 3. der
Ehestandstaler mit Brautpaar auf die Ver-
mählung des Prinzen Friedrich im Jahre
1669; 4. der Tauf taler auf die Taufe seiner
ersten Enkelin im Jahre 1670 mit der
Taufe Christi, der oft als Patengeschenk
benutzt wurde; 5. der Seligkeitstaler von
1672 mit Sprüchen auf die Seligkeit. —
Tentzel, Ernest. IV, S. 740—751, 756 f.,
Taf. 60, 61, 62; Schmieder S. 151, 196,
414, 440, 447 f. S.
Kathaiinengroschen sind Meißner schil-
dige Groschen, die von Katharina, der
Witwe Friedrichs des Streitbaren von
Meißen, allein und mit ihren Söhnen
Friedrich IL, Friedrich d. Friedf. und
Wilhelm III. bis 1442 geschlagen worden
sind, I Stück = 12 Heller, 100 aus der
8 — 9 lötigen Mark; also ein Groschen von
2,35 g Rauhgew. und 1,76 g Feingew. —
Schwinkowski, Geld- u. M.-wesen Sachsens
S. 46 Nr. 30. Su.
Katiy malaiische Gewichtseinheit, s. unter
Pitjis. V.
Katterslnken nennt Adam Bergs Neues
Münzbuch (Fol. 8) Kuttenberger, Gör-
litzer und Breslauer Heller des 15. und
16. Jahrhunderts (Donebauer, Nr. 913 flf.;
Friedensburg imd Seger, Nr. 21), die
Vö-Kreuzer oder ein Putschänel (s. d.) wert
waren. S.
Kafzengulden. Am 13. VII. 141 5 berief
die Stadt Konstanz einen Tag der zehn
Städte um den See »der guldin wegen,
genannt Katzengulden«; offenbar ein volks*
tümlicher Spottname für die zu gering aus-
gebrachten Gulden des Kurfürsten Ludwig
III. von der Pfab, deren Prägebild das
pfälzische Wappentier, der Löwe, war. —
Cahn, Konstanz S. 236. Su.
Kaufkraft s. unter Münzwert,
Kaufmannsgulden == Pagamentsgulden
(8. d.). S.
Kaufmannsmarky die, marca merca*^
torum, kommt seit dem 12. Jh. in Kölner
Urkunden vor. Sie wird am 7. Mai 1259
auf 135 Kölner Pfennige festgesetzt: »Itenx
nullus mercatorum advenientium unde-
cumque varium, quod grawerk duas
marcas vel plus valentem in civitate
Coloniensi vendet nisi per marcam merca-
torum que vulgariter koufmansmark dici-
tur, que marca solum continet undecim
solidos et tres denarios Coloniensis mo-
nete . . . «, d. h. jeder fremde Kaufmann
hatte beim Verkauf von Pelzwaren oder
Mänteln eine Steuer von 9 Pfennigen auf
die Mark der Stadt Köln zu zahlen, indem
er auf die Zahlmark statt 144 Pfennige
nur 135 Pf. erhielt. —Kruse, Köln S. 14 ff.;
Luschin in Hoops Reallex. III S. 23 1
Hilliger in Hist. Vjschr. 1900 S. 197 ff. Su.
Kattri, Cypraea moneta, engl. Cowrie,
arab. Kuda, ägypt.-arab. Wad*a, pers.
Khurmuhra, sanskr. Kaparda, Kapardika,
Mahratta Kavadi, bind. Kauri, kaSmiri
(Rajatarangini) Varätaka, malaiisch Ken-
däka, Gedäga, siam. Bia, annam. Boi,,
chines. Pei, auf den Philippinen Signey,
ist eine Schnecke (keine Muschel), deren
Gehäuse (Abb. i) im Mittelalter von
den Malediven, dem hauptsächlichsten
Platze ihres Vorkommens, wo sie schon,
um 400 n. C. als Geld bezeugt sind, nach
Vorder- und Hinterindien exportiert wurde
und von da zunächst in ihrer Eigenschaft
als Schmuck, dann ebenso als Geld Ver-
breitung in ganz Afrika gewann; auf
Zeug oder Lederstücke aufgenäht, auf
Schnüre gereiht, auch schon in konven-
tionellen Mengen in Säcke verpackt, zu
anderen Geldformen in Tarif tretend (z. B.
5000 = I ind. Rupie), bildete sie das
wichtigste Elleingeld Innerafrikas noch bis.
ins 20. Jh. Die in europ. Fundstellen vor*
kommenden K. dienten aber wohl nur als
Schmuck, nicht als Geld. — Im indischen
Rechensystem bildeten 4 Kauri eine Ganda,.
20 K. = I Käkini, 80 K. = i Pana (Hand^
voll), 320 K. = I Tanka, X280 K. =
I Karsha. Dieses selbe Verhältnis gibt
302
KAUSIA— KEBIR
Bowrey auch für die II. Hälfte des 17.
Jh. s: 4 Cowree := l Gunda, 80 K. =
I Pone, 1280 K. = I Cawne, 3200 K. =
I Rupie. Der Wert einer Schnecke wechselte
stark nach Ort und Zeit. In Bengalen
kamen um 1800 3840 K. auf i Rupie,
um 1820 gegen 6000, auf den Malediven
selbst galten schon 1800 sogar 12000 K.
I Rupie, in Siam war im 17. — 19. Jh.
I Rupie =4800 bis 5400 K., um 1855 aber =
7200 K. In Manipur scheint das Verhältnis
I Rupie = 5000 K. lange bestanden zu
haben, denn alle neueren Münzbezeich-
nungen haben dort ihren Namen vom
Kaurisystem entlehnt. S. Rupie. —
Cunningham, Coins of ancient India S. 2;
Lane Poole, Coins and medals S. 192 — 196;
Thomas, Ancient indian weights S. 20;
Prinsep, Useful tables S. 93; Allan, N. Chr.
191 2, S. 315—319; Temple, J. A. 26,
S. 290; de Sacy, Chrestomathie arabe I
S. 252; Regling, Eberts Reallex. IV S. 210;
Crooke, Hobson Jobson S. 269; Stein,
N. Chr. 1899, S. 162 f.; Millies, Recherches
S, 82; Schröder, Annam S. 45; Gerini,
Riv. Ital. di num. XI S. 287, 296 Tai. IV i ;
H. Wood, A. J. N. 38, S.7S; Nobacki,
S. 384; Schneider, Muschelgeldstudien 1905,
S. loi— 173. R. und V.
Kaiisia (griech. xauaia), der makedoni-
sche Hut, bei dem der Kopfteil in die
breite Krempe übergeht und auf einem
Stimrand aufsitzt. Erscheint als Kopf-
bedeckung auf M. Alexanders I., einem
A^Demetrios' I. von Makedonien, besonders
deutlich bei Antimachos von Baktrien, hier
mit der Königsbinde; ohne diese und ohne
den Stimrand, also einem chinesischen Hute
ähnlich, bei der sog. Macedonia auf M.
des Cn. Plancius und C. Antonius; der
Hut des mit O bezeichneten Kopfes auf
JR des L. (Marc.) Philippus ist anders und
die Deutung auf Philipp V. von Maked.
wird Sitz. Wiener Ak. 167, 6 S. 2 be-
stritten. — R. E, XI S. 89. R.
Kaiisung s. unter Kangan.
. Kivka (vom griechischen xauxfov) wird
in russischen kirchlichen Quellen des
XIII. Jahrh. die byzantinische Goldmünze
genannt. B.
KSzbekiy KSXy persische Kupfermünze
des 16. — 19, Jh.s im Werte von 5 Dinar.
Diejgl. sind je nach Zeit und Ort von sehr
verschiedenem Gewicht und hatten vollen
Wert nur im Umkreis der Stadt, in der sie
geschlagen waren. Die eine Seite enthält
eine Inschrift mit Orts- und Jahresangabe,
in der sie als »Fulüs« gekennzeichnet sind,
die andere enthält sehr verschiedenartige
Darstellungen (Tiere, Sonne, Stern, Orna-
mente; Abb. 435). Es werden Münzen zu
i/a, I (Gewicht um 1650 ca. 5,66 g, also
mehr, als unter Nä§iraddin, s. unten, ein
50 Dinärstück), 2, 4 (Bist!) und 8 IgLäzbeki
unterschieden. Letztere sind außerordent-
lich selten. Um 1809 war der Name 1^. ver-
altet. 2 ^.-Münzen wurden um 1789 Dah-
nim genannt. Fath *AIi Shäh (1797 — 1834)
prägte den Kupfer-Shähi (50 Dinar), der
gleichfalls, in jeder Provinz in anderer Weise
ausgebracht, in verschiedener Anzahl, zu
50, 30, 20 auf den Silber-]gj:än gerechnet
wurde. Um 1848 wog l Shähl von R^t
ca. 7,40 g. Daneben wurden Doppel- und
Halbstücke (Klaräpül, Pül) geprägt. Nä^ir-
addln prägte seit 1878 nach europäischer
Art Münzen zu 200, lOO (§annär), 50 (Pan-
gähdinär, Shähi, Gewicht 5 g), 25 (PanökäzT,
in Burügird-Kalwär, in Teherän-Papaü)
und 12 (Djandak) Dinar. Vs. Soime und
Jahreszahl, Rs. »kursierende Münze des
Reiches Iran«. Wertangabe in Dinaren.
Auf den seit 1897 geprägten Nickelmünzen
zu 100 und 50 Dinar ist a. d. Vs. das persi-
sche Wappen abgebildet.
Die georgische Bezeichnung für Kupfer-
münzen, speziell für Käzbeld, ist Phüli.
In Tiflis wurden Münzen zu Va, i, 2, 4 ]§L
geprägt. Eine Kupfermünze der Eremitage
vom J. I179 (1765/6) von 44,9 g Gewicht
ist wohl als Kupfershähl (10 ]^.) aufzu-
fassen. S. *Abbäsi. — Literatur s. *Abbäsi,
außerdem Chodzko, Le Guilan 97; Vasmer,
Sbomik Ermitaia III 125 ff.; Noback^
S. 92; Pachomow in Wostokowedenje III
88 ff., Baku 1928. V.
K2, Abkürzung für die Krone (s. d.) der
Tschechoslowakei. S.
Kebir, Niebuhr zufolge Silbermünze von
Jemen, = ^3^ Speziestaler (Kirsh bädsjar)
= 2 Komassi = 2,25 Bali = 2,50 Buksha
(Rechnungsmünze) = 5 Harff. Der Ko-
massi war besonders in den Städten von
Tehäma verbreitet (in Loheia der Bali);
im Gebirge wurde nach Keblr und Harff
gerechnet. Die venetianischen Zechinen
KEHLPFENNIGE— KERBRAND
303
hießen Mesgas u. galten ^t — 80 Komassi. In
Mokka waren lOO Kirsh bädsjar = l2lVa
Mokkataler (Kirsh dahab). i Mokkataler
= 80 Kebir (beides Rechnungsmünzen).
Kelly zufolge gab es noch eine Rech-
nungsmünze, Haraff = l Mokkataler 22
Kebir und es war i Mokkataler = 60 (eig.
40 — 80) Kommassi (Billon) = 420 i^rat.
Nach Noback war der Komassi früher eine
geringhaltige Silbennünze von Mokka, von
der 60 auf den österreichischen oder spani-
schen Taler gerechnet wurden, dann aber
eine kleine Kupfermünze, wovon 350 bis
500 auf I Kirsh bädsjar gingen (vgl.
Khamsi, Artikel Piaster). In Beit al
Fakih war nach Noback der Kirsh bädsjar
= 40 Kebir = 120 Komassi (Silber). Nach
Muhibbi war um 161 6 in Jemen i Bufedja
oder Kebir = 2 ^Otmäni (Aktsche);
s. Kharaz. — Niebuhr, Description de
l'Arabie, Amsterdam 1774, 190; Kelly,
Camb. univ. 1823, 333; Noback^ S. 67^\
Sauvaire in J. As. 7. ser. 15, 432. V*
Kehlptemiige s. unter Okelpfennige.
Kehricht Der Kehricht der Münzstät-
ten, besonders der Schmelze und Strecke,
enthält durch Spritzen und Hammerschlag
verhältnismäßig viel Edelmetall und wird
daher gesammelt und »zu gut« gemacht.
S.
Kehrseite = Rückseite (s. d.).
Kelat (= Tikal) wurde die für Burma
1852 geprägte Rupie n:iit Pfau genannt.
S.
Keizerkroon s. unter Sonnekroon.
Kekrops, myth. König von Athen, halb
Mensch, halb Schlange; s. unter Tellus.
R.
Kelch (lat. calix, griech. iroxi^ptov), der
zur Konsekration des Weines dienende
Becher, schon früh aus Silber und Gold,
auch aus Glas und Holz. Er besteht aus
drei Teilen, dem Fuß (pes), dem eigentl.
Becher (cuppa) und dem beide verbinden-
den, meist mit einem Knauf (nodus, pomel-
lum) versehenen Schaft. — Braun, Liturg.
Lex, S. 161. — Auf mittelalterlichen Mün-
zen, ein- und zweiseitigen Pfennigen, hält
der Bischof des öfteren den Kelch in der
Hand, so in Naumburg, Passau, Köln,
Augsburg und Speyer. Su.
Kekhtaler, ein aus Kirchensilber 1526 in
Zürich geprägter Taler, der auf der Vs. den
von zwei Löwen über den beiden Züricher
Schilden gehaltenen Reichsadlerschild, auf
der Rs. den Züricher Schild binnen zwei
Wappenkreisen der Landvogteien zeigt, —
Wunderly, I, Nr. 237. S.
Kentauren, griech. xevtaüpot, sind Men-
schen mit Pferdekörpem, also vierbeinig;
ursprünglich Dämonen des Bergwaldes und
als solche später zum Gefolge des Dionysos
gehörend. Auf -^makedon.-thrak. Stämme
und einem unbest. EL-Stater treten sie seit
dem (7. — ^ 6. Jh. auf, allein mit einem Stein
in der Hand oder ein Mädchen raubend
(Z. f. N. 37, S, 44), allein auch auf Kyzi-
kener Hekte, & der Magneten, des Prusias
IL usw.; ein Jüngling (Lapithe?) bekämpft
einen K. auf einem Kji^zikener Stater und
B. von Mopsion; ein KL als Helmschmuck:
Hyele. Die übrigen Beispiele sind kaiser-
zeitlich: ein K. allein auf M. von Aphro-
disias und auf röm. M, des Gallienus (Auf-
schrift ApoUini cons. Aug., bald bogen-
schießend, bald mit Schale [oder Stein?]
und Steuer); K. vor Wagen gespatmt: röm.
Bigati; vor dem Wagen des Dionysos: röm.
Med. des M. Aurelius; IL und Herakles:
Z. f. N. 28 S. 100/103. Auch als Sternbild
des Schützen erscheint ein bogenschieß. K.
(M. von Alex. Äg., Abb. 92). — R. E. XI
S. 172. R.
Keplng, malaiische Rechnungseinheit und
Kupfermünze; s. imter Pitjis. V.
Keration (griech. xepaxiov, eigtl. der
Same des Johannisbrotbaumes), die kleinste
röm. Gewichtseinheit, = ^6 scripulum =
V1738 libra (Pfund) = 0,19 g; nach griech.
Rechnungsweise, bei der i Drachme = i
neronischen Denar von ^96 Pfund war, war
also das K = '/ig Drachme = V3 Oho\.
Als M- war es, da i Goldsolidus = ^/y« Pfund
war, = Va4 Solidus == 0,53 it, wurde aber
nur in Silber unter dem Namen Siliqua aus-
geprägt, s. d.; daher unser Wort Karat, s. d.
— R. E. XI S. 266. R.
Kerberos» der Höllenhund; alleiniges M.-
bild auf El. von Kyzikos (zweiköpj&g, der
Schwanz in Schlangenkopf endigend), auch
zu Füßen des Hades (s. d.) und gd^entlich
des 12. Abenteuers des Herakles (Z. f. N. 28
S. 81/4), der ihn aus der Unterwelt herauf-
holt, dargesteUt. — R. E. XI S. 271/84. R.
Kerbrand ist ein Art von Ränddung
(s. d.), die in parallelen senkrechten oder
304
KERCHNOS— KESEF
schrägen Einschnitten der Münzkante (s.
Kante) besteht, wie sie unsere 2- nnd i-
Markstücke bis 191 6 und unsere heutigen
2 Mark-, 50-, lO- und 5 -Pfennigstücke
zeigen. Eine Abart ist der Halbzylinder-
rand, der in ganz kurzen, nebeneinander
liegenden Halbzylindem besteht. Ihn zei-
gen die preußischen Friedrichsdor von 1799
und spätere sowie seitdem englische Mün-
zen. — Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch.
I, S. 26of. S.
Kerchnos [oder Kemos, doch ist die
Gleichsetzung beider bestritten), früher
Plemochoe genannt, griech. Gefäßform, wie
eine Schale auf hohem Fuße mit einem
darübergestülpten Gefäß als Deckel ver-
sehen aussehend, im Kultus der eleusin.
Demeter und der Kybele verwendet; auf
M. und Bleimarken von Athen, Oeusis usw.
vorkommend, Abb. Joum. int. I Taf. VI 14;
IV S. 260, 513- — Ath. Mitt. 23 S. 271
Taf. XIII. XIV; R. E. XI S. 316; Anson,
Greek coin types I Taf. IX. R.
KSrenka, russischer Volksausdruck für
das im Herbste 1917 von der provisorischen
Regierung unter Vorsitz von Alexander
Kerenskij herausgegebene Papiergeld zu 20
und 40 Rubel von ungewöhnlich kleinem
Format. Da mittlerweile das alte russ. Pa-
piergeld verschwunden war und nur zu
Agiotagezwecken gebraucht wurde, den un-
zähligen Scheinen aber der vielen auf russi-
schem Boden entstandenen ephemeren Re-
gierungen kein Vertrauen geschenkt wurde,
war die K. bis 1920 ein allgemein gültiges
und in Südrußland besonders beliebtes
Geldzeichen; s. Kreditka, Denznak. B.
Keres s. unter Kersa, vgl. Karasha. R.
Kerma^ Kermation (griech. xep^, xep-
fiocTtov, von xstpo) = abschneiden, i^stük-
keln«) = Teilmünze, Kleingeld; auf In-
schriften bes. das lokale Kleingeld im Ge-
gensatz zum Reichsgeld, Dittenberger,
O. G. I. n. 484 Z. 19 (Pergamon), 629 Z. 155
(Palmyra), daher xepjxaTiCciv = (großes Geld
in kleines) wechseln, xepp.aTiOT)Qc = Geld-
wechsler. — R. E. XI S. 315. — Wegen der
attischen sog. Kermatia s. unter Kollybos.
R.
Kenias (griech. xspvac = der Mischer)
heißt im inschriftHch überlieferten Münz-
vertrage der Städte Mytilene und Phokaia
(um 400 V. C.) der von beiden Städten ab-
wechselnd gestellte Münzbeamte, der für das
richtige Mischungsverhältnis (Legierung) der
auf Grund dieses Vertrages gemünzten EL-
Hektai (Sechstel) sorgte.— Z.f.N. 26 S.4S. R.
KemoSy griech. Gefäßform, s. unter
Kerchnos. R.
Kersa (griech. xepcia, auch xepaaTov, xop-
(jtov), Name einer asiat. und ägypt. Münz-
sorte bei Hesychios, sonst nicht nachweis-
bar, doch vielleicht mit der in den aramäi-
schen Papyri aus Elephantine (5. Jh. v. C.)
vorkommenden Rechnungsmünze ker^ (=
10 schwere Schekel) zusammenhängend. —
R. E. XI S. 328; IIA S.2319. — Vgl.
Karasha. R.
Kerykeion (griech. xTQpüxeiov, von xr^poS
= Herold; lat. umgebildet zu caduceus), der
Botenstab, ein kurzer Stab mit einem^Zierat
in Form einer oben offenen 8 (so auf -^
von Ainos), dessen Enden später Schlan-
genköpfe erhalten, worauf auch die Win-
dungen als Schlangenkörper dargestellt
werden; weiterhin treten Flügel am Schaft
dazu, unten ist zuweilen ein Schuh (Sau-
roter) zum Einstoßen in die Erde (z. B.
BMC. Rom. rep. Taf. CV 2). Außer Hermes
tragen ihn auf M. auch Eirene, Nike und
bei den Römern der Herold der Säkular-
spiele, dann insbes. Pax und Felicitas, und
auch das allein oder mit anderen Emblemen
vereint vorkommende (z. B. auf -Ä des
Plaet. Cestianus, C. Norbanus, Q. Sicinius
und vielen griech. M.) oder von zwei Hän-
den gehaltene K. {M des C. Vib. Varus usw. ;
vgl. unter Hand) bezieht sich meist auf Pax,
— R. E. XI S. 330; Anson, Greek coin types
IV Taf. III— V R. E. unter Stab, R.
Kerzendreier waren religiöse Marken der
Stadt Nürnberg im 18. Jh., die zur Be-
schaffung von Altarkerzen oder mit einer
Kerze als Patengeschenk dargebracht wur-
den. Sie waren von verschiedener Größe
und trugen mannigfache Darstellungen aus
dem Leben des Heilandes. — Im Hof, I>
s. 452—454. s.
Kesefy hebr. Silber überhaupt, dann Sil-
ber als das gewöhnliche Zahlungsmittel und
deshalb oft so viel als Geld. Die eigentliche
G^wichtsbezeichnung, Schekel, wird in der
Bibel oft ausgelassen. Elef kesef bedeutet
z. B. 1000 (Schekel) Silber. In der Mischna
steht Kesef manchmal für Ma*a (Obolos);
s. Züz, Siglos. — Gcsenius-BuJal, Hand-
?:ESITAH— KIES
305
Wörterbuch, 14. Aufl. 322 ; Zuckennann,Über
talmud. Münzen u. Gewichte 24. V.
Kesitah, wahrscheinlich ein Gewicht,
dessen sich schon der Erzvater Jakob bei
Zahlungen bedient haben soll. Gen. 33, 19.
Das Wort wird von den LXX mit Lamm
übersetzt. — Gesenius-Buhl, Handwörter-
buch, 14. Aufl. 667; Kennedy, Hastings'
Dictionary of the Bible II 836. V.
KesseL i. Gerätgeld s. unter Lebes. —
2. Das Zutodegesottenwerden in einem
Kessel war die überall im Mittelalter
ausgeführte Strafe für ungetreue Münz-
meister und Falschmünzer. In einem
Münzvertrage der Hansen mit Dänemark
von 1424 wurde für unredliche Arbeit der
Münzer bestimmt, sie zu »slaen unde holden
up den Ketel«, und ein Gutachten der Stadt
Frankfurt a. M. von 1434 verbietet den
Münzmeistern, die Goldmünzen des Kaisers
und der Kurfürsten einzuschmelzen, »und
daß man (im Übertretungsfall) die monz-
meistere tuwe slagen uf den kessel«. Auf
der Stadtmauer von Deventer hängt heute
noch ein großer Kupferkessel, der 1454 an
Stelle eines älteren gekauft wurde, um den
Münzmeister von Batenburg für seine
Falschmünzerei zu bestrafen. — Jesse,
S. 182; Reichstagsakten XI, S. 516; Revue
beige II, 1846, S. 169. S.
Keide, ursprünglichste Waffe der Men-
schen, ein knorriger Ast oder dgl., daher
Waffe aller frühen Heroen, insbes. des Hera-
kles und Theseus; auch allein als Rs.bild
verwendet (bes. schön auf makedon. Königs-
und Landschaftsm.), auch mit dem Kery-
keion (M. von Lakedaimon), in Tyros mit
dem Stadtmonogramm verbunden. • R.
Ketttschach- oder Rfibentaler sind Taler
des £j:zbischofs von Salzburg Leonhard
von Keutschach vom Jahre 1504, mit den
Schilden von Salzburg-Keutschach auf der
Vs. und den hh. Rudbert und Virgilius auf
der Rs. Das Familienwappen der Keut-
schach ist eine Rübe, daher der Name
Rübentaler. Die K. sind äußerst selten und
begehrt, daher sehr oft gefälscht worden. —
Zeller, Die KL, in Mitt. d. Ges. f. Salzburger
Landeskunde XXVI; Bl. f. Münzfr. 1910,
Sp. 4353 ff- — S. auch Rübener. S.
KharaZi Glaskügelchen, auch Borjookes
genannt, meist weiß oder hellblau, welche
in einigen Talen Abessiniens, z. B. in Mas-
W&rterbvoh der Hündnmde.
saua, noch im 19. Jh. als Geld gebraucht
wurden. Man rechnete nach Fataka (Kon-
ventionstaler; s. Abu Täka) = 23 Kharf
(Dahab) zu 4 Diwäni (oder Pära) zu IG Kebir
zu 3 Kharaz. Die höchste Rechnungsein-
heit ist der Wakih (Unze) = 1081 DiwänL
Diese Verhältnisse gibt Noback im J. 185 1
an. Anfang 1838 war ein Taler = 34 Kharf,
Die im südlichen Abessinien gebräuch-
lichen Glasperlen (die gesuchtesten sind rot
mit weißer Emaille) heißen Ekaba. 1838
hatten in Gondar 16 Ekaba den Wert eines
Talers; s. Dammur. — Noback^ S. 5;
Thomson in Num, ehr. II 67. V.
Kbarosthi heißt dasind. Alphabet, dessen
sich die griech.-ind. Könige von Eukratides
an, anfangs neben dem griech., bedienten, —
Head, H. N.» S. 844 und Schrifttafel V.
R.
Kharrnba, arabische Gewichtseinheit, s.
Dirhem kail; als Münze s. Dinar, Dirhem,
Sebili. V.
Khori> armenische Billonmünze; s, Tram.
Kibotos, griech. xißoötoc = Kasten; ein K,
erscheint auf M. von Apameia in Phr., auch
in der Mehrzahl und mit Beischrift, weil
diese Stadt als Landungsplatz der aiif den
M. von Ap. auch vorkommenden Arche
(xißcDToc) Noahs Ap. Kibotos zubenannt
wurde. Von demselben Wort leitete man
auch den Stadtnamen Kibjnra ab, daher
auf dessen M, ein Korb als Typus oder
in der Hand oder auf dem Kopfe der Stadt-
göttin (also die Göttin dann eine Kane-
phore, Nom. VIII S. 15/6) usw. »redend 1
vorkommt. — Anson, Greek coin types I
Taf. XII. R,
KIckerllilg, ein in Nord- und Mittel-
deutschland verbreitetes Wort für etwas
Verkrüppeltes, Kümmerliches, Minder-
wertiges, auch schlechtes Geld. So wurden
in Pommern um 1700 die alten Kipper-
groschen und polnischen Drdpölker (s. d.)
genannt. — Z. f. N. 28, 1910, S. 215 f. S.
KidaiiSy die hohe, oben mit Strahlen
besetzte Mütze der pers. Könige, s. unter
Tiara. R.
Kies, vulgärdeutsch = Geld, eingedrun-
gen aus der Gaxmersprach^ die es aus dem
hebräisch-aram. kis = Beutel übernahm
(wie z. B. auch ]>Moos«und »Pinke ♦ = Geld
auf demselben Wege zu ims kamen); ein
Beutel (s. \mter Kassenbeutel und Piastei)
20
3o6
KIKKAR--KIPPER UXD WIPPER
als bestimmte Geldpackung ist au5 vielen
Gegenden bekannt. — Ebcrt, Reallex. IV
S. 229. R.
Kikkar, hebr. = Talent (?. d.).
KiOiaiische FSbchitiigen nennt man die
in dem Sammlungskatalog Killian (Wien
1858) enthaltenen Fälschungen böhmischer
Münzen, Medaillen und Familienjetone, von
denen "wdt über 100 beschrieben sind. —
N. Z. XII, 1880, S. 405—444. 3.
Kinderdiikat ^ Sophiendukat (s. d.).
Kindgtaler sind Ausbeutemünzen der
fürstlich fürstenbergischen Josephzeche im
Kinzigtale aus dem 18. Jh. mit Brustbild
auf einer und Berggegend oder Landes-
^-appen auf der anderen Seite. — Berstett,
Nr. 298 f. S.
Klppertaler s. Engeltaler.
Kipper und Wipper. Keine andere Münz-
episode ist wohl so allgemein bekannt wie
die Kipper- und Wipperzeit von 1619 bis
1622, dank besonders der vortrefflichen
Daretellung Gustav Freytags in seinen
Bildern aus der deutschen Vergangenheit.
Wenn auch das Wesen der Kipperei sich auf
die vier genannten Jahre beschränkte, so
sind einzelne ihrer Erscheinungen doch
schon früher eingetreten.
Wir können wohl sagen, daß die Zeit
von 1560 bis 1590 eine der besten im deut-
schen Münzwesen gewesen ist: die Reichs-
münzordnung von 1559 WTirde befolgt, es
gelang, fremde Münzen, wie die Steuer-
nachweise zeigen, fast ganz fernzuhalten.
Und dennoch lag in der Reichsmünzord-
nung eine Hauptursache für das kommende
Unheil. Der erste Mißstand war der, daß
bei Erlaß der Reichsmünzgesetze die Silber-
produktion ihren Höhepunkt erreicht hatte
und gleich darauf zurückging, während die
Nachfrage des Verkehrs nach Zahlmitteln
weiter zunahm, infolgedessen der Preis des
Silbers stieg, und zwar über den Münz-
prds: in Straßburg kostete die feine Mark
schon 1592 12 Gulden, während aus ihr
nur 10 G. 131/3 Kreuzer geprägt werden
durften. Um nun Geld zu schaffen, ver-
billigte man nicht den Fuß der Taler und
Guldiner, sondern den Fuß des Kleingeldes.
Dem kam entgegen, daß, wenn auch die
Reichsmünzordnung sehr richtig die Zahl-
kraft der Scheidemünzen auf 25 Gulden
für eine ZaMusg beschränkt, sie doch auch
ihren Fuß zu kostbar gestaltet hatte, den
der kleinsten Silbermünze um nur 10%
billiger als den der größten, was eine über-
aus große Zubuße bei Prägung der Pfennige
kostete. Kupfergeld gab es nur in West-
falen. Der kursächsische Münzmeister be-
rechnete um 1580, daß, während 100 Mark
in Taler zu vermünzen, damals noch über
14^/2, Gulden Gewinn brachte, die Vermün-
zu:^ der icx> Mark in 3 -Pfennigstücke über
46 Gulden Verlust verursachte. Wenn auch
die Absicht gewesen war, eine zu starke
Produktion der Kleinmünzen dadurch zu
verhindern, daß man keinen Gewinn bei
ihrer Prägung zuließ, so brachte doch die
mangelhafte Einsicht in das Wesen der
Scheidemünze (s. d.) dasselbe Übel hervor,
das man hatte verhüten wollen. So sind denn
die Kleinmünzen, besonders die Pfennige,
sehr selten nach dem zu teuern Reichsfuß
gemünzt worden. Da nun die Groschen,
Halbbatzen, Dreikreuzer und ähnliche
Sorten von den gewissenhaften Reichs -
ständen nur in geringer Menge oder gar
nicht geprägt wurden, entstand ein immer
drückenderer Mangel an Kleingeld. Da
haben denn kleine Stände die Gel^enheit
benutzt und die Taler und Guldiner unter
starkem Kupferzusatz in Kleingeld um-
gemünzt. Diese Verschlechtemng begann
besonders um 1584 und schritt unaufhalt-
sam weiter trotz unzähliger Abmahnungen
und Drohungen des Reichs und der Kreise.
Am Rhein wurden um die Wende des Jh.s
Zahlungen von 1000 Gulden in Pfennigen
vorgenommen, und die Unterwertigkeit des
Kleingeldes betrug bereits 20 — 50*>/o und
mehr. Ihm gegenüber stieg der Taler an-
haltend: von 68 Kreuzern im J. 1570 auf
721575, auf 841601 und 90 i6ii.
Vielleicht wäre es möglich gewesen, diese
Verhältnisse zu bessern, wenn nicht ein
neuer Grund für die Prägung des Klein-
geldes dazu gekommen wäre: die durch die
drohende Kriegsgefahr veranlaß te Kriegs -
rüstung mit ihrem gewaltigen Kleingeld-
bedarf am Anfange des 17. Jh.s. Als dann
wirklich der große Krieg ausbrach, schwan-
den alle Bedenken: überall zogen die Auf-
wechsler, meist Juden, umher und kauften
die schweren Münzen mit schlechtem Klein-
geld auf. Das Auflegen der Münze atif die
Wage, das Wippen der Schale, das Kippen
KIRABO— FLlRÄT
307
nach der einen Seite, wo das gute schwere
Stück lag, verschaffte diesen Leuten den
Namen der Kipper und Wipper. Die Be-
völkerung hatte nichts Eiligeres zu tun, als
ihre guten Münzen gegen eine größere Geld-
naenge einzutauschen, ohne Erkenntnis, daß
sie viel mehr Silber hingab als erhielt.
Unter fortwährender Verschlechterung ge-
langte man immer mehr zu ganz kupferner
Münze. Damals ging es wie uns 191 8 bis
1923: die gut gebliebenen Münzen erfuhren ,
eine immer größere Aufblähung ihres Wer-
tes: der Reichstaler galt wie gesagt 1611 ,
schon 90 Kreuzer, stieg dann bis 1619 auf i
108, bis 1620 auf 180, bis Herbst 1622 auf j
über 1000 Kreuzer. j
Auch die größeren Staaten Österreich, •
Brandenburg, Sachsen, Braunschweig u. a.
gingen von dem Mangel an Zahlmitteln ge-
drängt 1620 zur Münzverschlechterung
über, und zwar nicht nur in den reichs-
mäßigen Kreismünzstätten, sondern außer
ihnen in sehr vielen Heckenmünzen (s. d.) ;
man kennt aus den Jahren 161 9 bis 1623
unzählige deutsche in Betrieb gesetzte
Münzstätten, wenn manche auch nur einige
Monate oder Wochen gearbeitet haben.
Auch viele Städte erinnerten sich alter
Prägegerechtsame und münzten Kleingeld,
in Brandenbuj^ 20 Städte, und zwar, um
das Geschäft möglichst vorteilhaft zu
machen, die billig herzustellenden ein-
seitigen Straubpfennige (s. d.). Viel unheil-
voller waren jedoch die enormen Kipper-
münzungen der Silberbei^^erke besitzen-
den Fürsten von Braunschweig, Sachsen
und Österreich (Harz, Erzgebirge, Tirol).
In Böhmen haben große Pachtgesellschaf-
ten einen Jahresverdienst von über zwei
Millionen Gulden erzielt, an welchen Ge-
winnen Leute wie der Statthalter Fürst
Liechtenstein und der Oberst von Wallen-
stein teilnahmen, die mit diesem Gewinn die
Güter der geächteten evangelischen Adligen
in imehrlichster Weise aufkauften (Ritter,
Deutsche Gesch., III, S. 202 ff.). Große, bis
zum Taler gehende Kippermünzen steUten
auch die Kurfürsten und Herzoge von
Sachsen her: Kursachsen hat binnen drei
Jahren für 12^2 Millionen Gulden schlech-
ten Geldes verausgabt (s. auch Engeltaler
u. Abb. 267), während der Herzog Friedrich
Ulrich von Braunschweig in mehr als 32
Münzstätten mit einem Gewinn von 2 Milli-
onen Talern für die Unternehmer (Abb,
297^, die beiden fränkischen Markgrafen
in 17 Münzstätten ungeheure Mengen von
elenden Groschen, 24- und 12 -Kreuzer-
stücken geprägt haben 'Abb. 296). Außer
in den Gebieten von Köln, Jülich und Berg
haben alle deutschen Stände von Grau-
bünden bis Holstein, von den niederländi-
schen Herrschaften bis Polen und Ungarn
an diesem Unfug teilgenommen, mochten
diese Stände weltliche, geistliche Herren
oder* Städte .sein; beschäftigte doch die
Stadt Nürnberg damals 11 Münzmeister.
Mit Ablauf des Jahres 1622 war aber ein
Ende mit Schrecken gekommen. Denn
einmal konnten die Fürsten, die als Steuern
nur noch dieses schlechte Geld verein-
nahmten, mit diesem weder Söldner wer-
ben noch Beamte zulänglich besolden noch
ihre täglichen Bedürfnisse in gewohnter
Weise beschaffen, denn die Preise der
Lebensmittel waren der Geldentwertung
entsprechend gestiegen: in Dresden kostete
der Roggen 1620 2, 1622 10 Taler; auch
schlössen Bäcker und Fleischer lieber ihre
Läden, als daß sie für Kippergeld ihre
Waren verkauften, für welches Geld der
Bauer ihnen weder Korn noch Vieh abgab*
Am meisten litten darum durch das
schlechte Geld die Festbesoldeten, die
damit nicht ihr Leben fristen konnten.
Staat und Gesellschaft kamen jetzt zu
der Einsicht, daß die Kipperei einzu-
stellen und die Kippermünzen durch gute
zu ersetzen seien. Das geschah denn
auch, aber unter den größten Verlusten
für beide. Denn das Verbot des Kipper-
geldes bedeutete in den meisten Fällen
seinen Verlust, da die Einlösungspflicht der
Ausgabestellen ebensowenig erfüllt wurde,
wie es dreihundert Jahre später mit
den Papierscheinen geschah. — Menadier,
Schausammlung S. 244— 256; G. Freytag,
Bilder aus der deutschen Vergangenheit,
II, 4. Kapitel; Ritter, Deutsche Gesch. II,
S. 4Ö2 ff., III, S, 202 ff.; R^Hog, Brandenb.
Münzelend zur Kipper;seit, in Graßberiiner
Kalender 1912, S. 156—164. S.
Kirabo. In Mad^askar wurde das Fünf -
frankstück in vier Teile zerschnitten und
das Viertel Kirabo genannt. S.
KirStj arabische (jewichtseinheit, s. Dir-
3o8
KIRCHENPFEXNIGE--KISTOPHOREN
hem kail. — IC. als Münze s. Dirhem, Mit-
kai. V.
Kjrchenpfeniiige. Da unter den Xäpf-
chenheiiern (s. d.; besonders die Kirchen
zu leiden hatten, kam man darauf, um
diese vor ihnen hieraus erwachsendem
Schaden zu sichern, für den Klingel-
beutel besondere kupferne Kirchenpfennige
zu schlagen, »die bei den betreffenden
Kirchen auszuwechseln waren«; so tat
das 1663 Christian Tzchimmar, der da-
malige AmtsschöfFe zu Moritzburg, für die
Kirche zu Bemßdorf, und Sack, der Rat
der Stadt Annaberg, in den siebziger
Jahren des 17. Jh.s. Beabsichtigt wurde es
1685 vom Rat der Stadt Schneeberg. —
J. Erbstein im Münz- u. Medaillenfreund
II S. 439 f- Su.
Kid Kodama = Knstallperlen, Kuda-
tama == kleine Steinzylinder, M^atama 5=
Achat- u. Nephritstücke von Kommaform,
Kinkwan = vergoldete, Ginkwan = ver-
silberte Kupferringe wurden in Japan vor
dem 8. Jh. im Tauschhandel gebraucht. —
Munro, Coins of Japan, S. 5—6. V.
KbmumA^ eigtl. Kyr Manuel (nämlich
Manuel L, Kaiser von Trapezunt 1238 — 63),
wurden in Geoi^ien die Asper von Trape-
zunt sowie die in Georgien verfertigten
Nachahmungen derselben genannt. Langlois
nennt letztere Giorgaul, Giorgiaul, doch
sind unter dieser Bezeichnung eher die
Silbermünzen Giorgi VIII. (1453—69; Vs.
Kopf des Königs, Rs. Löwe; Gewicht 1,25 —
1,65 g) zu verstehen. Der K. war = 2
Shaüri (pers. Shahl), womit wohl die kleinen
Silbermünzen von ca. 0,5 g gemeint sind.
Byzantinische Goldmünzen des 11. —
14. Jh.s werden in Georgien Dukati und
Botinati, Botinaur (nach Konstantin X.
Dukas 1059 — 67 und Nikeforos IIL Boto-
niates 1078 — 81) genannt. Die allgemeine
Bezeichnung für Silbermünzen warThethri.
Im besonderen Sinne wurden so die EL ge-
nannt. Die arabischen Dirhems hießen Dra-
ma, die der persischen Mongolen hiefien
Ghazanur (nach Ghäzänkhän, 1295 — 1304)*
Auf den während der Silberkrise geprägten
Kupfcrdirhems der Königin Tämar (1184—
Z2X2) kommt als Münzbezeichnung das Wort
Wetzkfaü, d. h. Silber, ebenso das persische
Sim, Silber, vor; s. Drahkani, ^Abbäs^
l^Mxhtld, — Retowski, Die Münzen der
Komnenen 132, 220; Pachomow, Monetnyje
klady 28; Monety Gruzii 106 fiF.; Langlois,
Essai; Bartholomaei, Lettres 66; Brosset,
Hist. de la Georgie, Introd. 88, 177; Rap-
ports I 46, n 123, VI 84. V.
KirmlZy Kupfermünze der Krim, s.
Piaster. V.
Kistophoren (lat. cistophorus, bei Cic.
und Liv.) waren eine kleinasiatische ^-
Münzsorte des 2. und i. Jh.s v. C, die
bei einer Schwere von etwa iv/% — 123/4 g
im Kurse 3 attischen Drachmen = 3 röm.
Denaren gleichstand; sie heißen K. nach
dem M. -bilde der Vs., der Cista (mystica),
einem Korbe, aus dem eine Schlange her-
vorkriecht, im Efeukranze; auf der Rs.
ist ein Bogen im Behälter zwischen zwei
Schlangen. Die selteneren Halbstücke und
Viertel (= Drachmen) haben Keule und
Lowenfell auf der Vs., Traube und Wein-
blatt auf der Rs. Die prägende Stadt nennt
sich abgekürzt (z. B. TPAA = Tralleis) und
setzt öfter das Stadtwappen als Beiz., dazu
tritt meist der Name und (oder) das Wap-
pen des prägenden Beamten, später auch
Namen und (oder) Titel röm. Statthalter,
darunter Ciceros als Prokonsul von Kilikien
(Abb. 58). Die (16) Städte sind: Adramy-
tion, Pergamon, Ephesos, Phokaia, Smyma,
Apollonis, Nysa, Sardeis, Stratonikeia,
Thyateira, Tralleis, Apameia, Laodikeia,
Synnada in Kleinasien, dann das Koinon
der Kreter imd eine unbekannte Stadt
KOP. Die K. scheinen die Prägung einer
auf Veranlassung des Eumenes II. von
Pergamon, dessen Name (BA EY) auf eini-
gen der ältesten K. steht, gestiftete Münz-
liga der Städte seines Reiches zu sein, der
sich später auch andere Gemeinden an^
schlössen; einige K. sind nach der Ära der
Provinz Asia (ab 134/33 v. C.) datiert. —
Eine Anzahl von K. -Städten hat zwischen
150 und so V. C. (Z. f. N, 38 S, 127) die
Tetradrachmen von Side mit einem Bogen
im Behälter nebst Stadtnamen gegen-
gestempelt (Corolla S. 188)- — In IL oder
wenigstens in Münzen nach ihrer Wäh-
rung, zu der man auch die rhodische rech-
nete, bestand die Kriegsbeute der Römer
gegen Antiochos IIL, die Ätoler, die Gala-
ter, und zu Ciceros Zeit koimte man
die K. in Rom umwechseln (Gc. ad Att.,
XI I, 2). Wegen der Währung s. unter
KITE— KLEIXOD
309
Rhodischer M.-fuß. — M. Antonius und
Augustus sowie spätere Kaiser, insbes.
Hadrianus prägen dann lateinische M. des
gleichen Gewichtes, die anfangs noch die
Cista, später aber röm. M.-bilder, schließ-
lich zumal unter Hadrianus die üblichen
wappenartigen Göttertypen der größeren
Städte Kleinasiens führen, die sog. »kaiser-
lichen K.« oder »Silbermedaillone« der
Provinzen Asia und Bithynia. — Pinder,
Über die Cistophoren, Abh. B. Ak. 1855;
R. E. XI, S. 524. R.
Kitc (kat, ket) heißt die kleine altägypt.
Gewichtseinheit = etwa 9 g = V» Beben,
s. d. R,
Kithara, griech. Saiteninstrument, s.
unter Leier. R.
Kifbarephoren, griech. xt6apTQ<p6poi — In-
schrift Ath. Mitt. XIV S. 413 — sind die
im Schrot sehr unregelmäßigen {1,3 — 2,9 g!)
JR'M. (Drachmen?) des lykischen Bundes
(168 V. C. — 43 n. C.) mit Apollonkopf
(später hie und da Kaiserkopf) auf der Vs.
und Leier (Kithara) auf der Rs, Auch von
Domitianus bis Traianus werden sie wieder
geprägt, Z. f. N. 29 S. 235- — R. E. XI
S, 528," Trait6 I S. 5i3- R-
Ktapmilis s. unter Achtentwintig.
Klappmützentaler heißen die seit 1500
von Kurfürst Friedrich dem Weisen und
den Herzogen Albrecht und Johann oder
Johann und Georg gemeinsam geprägten
sächsischen Gruldengroschen von der Kopf-
bedeckung der Brustbilder (Abb. 237). Sie
waren die ersten in nennenswerter Anzahl
geschlagenen Talermünzen. S.
Kleebautaler, eine talerförmige Beloh-
nungsmünze zur Beförderung des Klee-
baues des Markgrafen Alexander von Ans-
bach von 1775 mit Brustbild - Schrift, —
Schulth, Nr. 6225. S.
Klddei^ddy zweite Entwicklungsstufe
des Nutzgeldes (s, d.), indem die zur Klei-
dung als zweitwichtigstem Lebensbedürfnis
gehörigen Stoffe die Rolle als führendes
Tauschmittel und Wertmesser übernehmen.
Abgesehen von primitiven Stoffen wie
Häuten, Fellen und Pelzen (s, unter Pelz-
geld), haben auch Fabrikate als K. gedient,
daJher man auch von Zeuggeld und Tuch-
gdd spricht. Zwar die Form gewisser chin.
iE-Münzen, die man als die eines Kleides
erklärt ha^ ist vielmehr die verwucherte
Form einer Hacke oder eines Spatens, und
erinnert also an früheres Gerätgeld (s.d.},
nicht an K.; aber aus den Zuständen mo-
demer »Naturvölker« sowohl, wo die ein-
heimischen Mattenstoffe als Geld später
durch europ. Leinen- und Baumwollstoffe
ersetzt werden (s. unter Macuta, Stamma,
Kangan), bei denen beiden hie und da staatL
Stempelung vorkommt, wie auch aus dem
dtsch. MA. haben wir 2^ugnisse für K.:
Friesen und Nordgermanen zahlen und
rechnen in Ellen ihrer Wede (5. d.J oder in
Vadmäl (= Tuchmaß), wobei ein bestimm-
ter Tarif zwischen diesem K. und vorge-
wogenem M (in Island auch mit dem kü-
gildi, s. d.) bestand; 4 Weden bildeten eine
Reilmark (s. d.) (= Gewandmark), der Aus-
druck Mark zeigt den Zusammenhang nüt
dem A. In Schweden zahlte und rechnete
man in Ellen Leinwand und verwandte auch
hier als höhere Einheit eine Leinmark. End-
lich zahlte man auch bei den slaw. Böhmen
im IG. Jh. n. C. mit dünnen Tüchern, die
ihre praktische Verwendungsmöglichkeit
schon verloren hatten (also Kümmerform,
vgl. unter Beilgeld). — Ebert, Reallex. IV
S. 209; Luschin, Allg. Mzk.» S. 173/4. R-
Kldnaslatischer MfinzfuB s. chiischer,
phönikischer, rhodischer Münzfuß- R.
Kldnbroiizeit (franz. petits bronzes, engt,
third braß, Abk. P. B., M III, auch K. E.
= Kleinerz), nach der äußerlichen Ein-
teilung der röm. Bronze-M. von Augustus
bis vor Diocletianus in drei Größen die
kleinste dieser drei, den Semis (s. d.) und
den Quadrans (s. d.) umfassend, 15 — 19 mm
groß, im I. und 2. Jh. n, C. oft des Bildes
und Namens des Kaisers entbehrend, zu-
letzt von Decius geprägt. Seit Diocletianus
hört die klare Unterscheidung der Wert-
stufen nach den drei Größen auf, die Mehr-
zahl aller M sind seitdem in Ä gesottene
K. Vgl. unter Großbronze. R.
Kleinod nennt i . die Numismatik in leiser
Einschränkung des Sprachgebrauchs die
deutschen, meist goldenen, in Rollwerk
gefaßten und bunt emaillierten (s. d.),
auch DMt gefaßten Ferien und Edebteinen
behangenen Med., die, fast stets ein Fürsten-
bildnis auf der Vs. führend, von den Fürsten
von etwa 1580 bis 1650 an ihre Hofleute
und Günstlinge als »Gnadenpfennig« ver-
liehen und von diesen an goldenen Gnaden-
310
KLEINTALER— KNÄS
ketten wie unsere Orden getragen wur- i
den. Die früheste scheint die von WiU |
heim V. von Bayern (1579 — 98) zu sein, |
die Med. von Antonio Abondio signiert,
Amtl. Ben 31 S. 160; ziemlich häufig sind
die von Gustav Adolf; die spätesten
mir bekannten sind Jakob v. Kurland 1642
(Amtl. Ber. 48 S. 118) und der Große Kur-
fürst mit Luise Henriette. Viele farbige
Abb. von K. bei [Menadier], Schau -M. des
Hauses Hohenzollem 1901, wo S. 4 — 7
auch urkundliche Nachrichten. R.
Kleinod hieß 2. in der Heraldik des Mit-
telalters der Helmschmuck, der oft eine
plastisch dargestellte Figur aus dem Wappen
war. So war das K. des Königs Günther
von Schwarzburg ein gekrönter Löwen-
kopf, wie sein Wappenbild ein gekrönter
springender Löwe war. Diese Kleinode
waren oft sehr kostbar: das der Burg-
grafen von Nürnberg, ein Brackenkopf,
wurde um 1400 auf 2050 Dukaten ge-
schätzt. S.
Kldntaler s. Petit 6cu.
Klippen sind ursprünglich Notmünzen,
die aus Mangel an geübten Prägern oder
Durchschnitten oder an Zeit eckige, meist
viereckige, Form haben. Der Name rührt
von dem schwedischen »Klippe« = »mit der
Schere schneiden« her (s. Klipping). Die
meisten deutschen IClippen sind Belage-
rungsmünzen (s. diese). Die K. wurden
später oft mit den Stempeln der Kurantmün-
zen als Proben, Geschenkstücke oder für
Münzsajnmler geprägt. Auch wurden nach
den alten Mustern neue Stempel ge-
schnitten, so von den Magdeburger und
den Schweinfurter Klippen (Abb. 339). Im
17. und 18. Jh. wurden Prämienstücke,
besonders Schieß- und Schulprämien (s. d.),
in Klippenform hergestellt. — Maillet;
Luschin, Allg. Mkde.» S. 47—49; Aukt.-
Kat. Ad. Heß, Frankfurt a. M., i. Nov.
1926. S.
, KUpping (von klippe = mit der Schere
schneiden) ist eine skandinavische Münze
von eckiger Form. Die ersten bekannten
sind die 1519— 15^3 geschlagenen Kriegs-
Idippinge Christians IL v. Dänemark, mit
stehendem König-Leopardenschild, und sei-
nes G^ners Gustav Wasa von Schweden.
Die dänischen Klippinge wurden mit Schil-
lingsstempeln geschlagen, und zwar so, daß
nur der mittlere Teil des Stempels zur An-
wendung gelangte. Es gab drei Arten: von
Silber zu 14 Penning, von schlechtem Silber
zu 6 Penning und von Kupfer zu 4 oder
3 Penning. Gustav Wasa schlug quadrati-
sche und rautenförmige Klippinge zu 16,
15, 12, 8, 4, 2 öre und 18 Penning. Chri-
stian HL V. Dänemark ließ 1534 — ^35 einige
Klippinge prägen, deren Wert aber strittig
ist. Während des nordischen Sieben-
jährigen Krieges schlugen sowohl Frie-
drich n. von Dänemark als auch Erik XIV.
von Schweden größere und kleinere Klip-
pingsmünze, die ihrem Nennwert nicht
entsprach; Friedrich IL: 2 und i Mark,
4 und 2 ß sowie einige Goldklippinge;
Erik XIV.: 2, i und y» Mark sowie 2 Öre*
In Schweden schlugen die Herzöge Johann
und Karl, später König Johann IIL
(1569—92) und Karl IX. (1560 — 161 1)
eine Menge goldene und silberne Klippinge
von 20 Mark bis y^ Mark. Auch Gustaf IL
Adolph ließ Klippinge — doch meist aus
Kupfer — prägen. Christian IV. von Däne-
mark münzte 1604 viereckige goldene
8, 6, 4 und 3 Daler aus, die indessen keine
größere Rolle im Verkehr spielten. In
Dänemark sind später einige drei- und
viereckige Auswurfmünzen bei Krönungen
sowie einige Blei- und Kupferklippinge
während der Belagerung von Christianstadt
(1677) geprägt worden. — Abb. Schou,
Taf. 7, 9, 12, 19. W.
KlippweriE^ Fallwerky ein Prägewerk,
meist für kleinere Münzen. Der Oberstem-
pd war in einem Rahmen eingelassen. Der
Präger hob mit einem Fuße mittels eines
Steigbügel-Riemens den Oberstempel und
legte die Platte auf den Unterstempel, wor-
auf ein Arbeiter mit einem Hammer auf
den Oberstempel schlug. Wann das Werk
erfunden wurde, ist unbekannt; sehr wahr-
scheinlich sind die ersten Taler mit ihm
geprägt worden; benutzt wurde es bis ins
19. Jahrhundert. — Flörke, S. 867 mit
Abbildungen. S.
Klopje, niederländisch = Gegenstempel
(s. d.). S.
Knacken = Gnacken (s. d.). S.
Knfis oder Knes = Herr nennt sich
zuerst auf seinen Hohlpfennigen der
Wendenfürst Jakza v. Köpenick. Auch
auf Münzen serbischer Fürsten des M.A.
KNAPPKUCHEN— KNOPFBRAKTEAT
311
kommt dieser Titel vor. Die russ. Fürsten
nannten sich ebenfalls so, die Großfürsten
unter Hinzufügung des Wortes weliki
(groß). Su.
Knappkttchen, niederl. Knapkoek, Volks-
bezeichnung niederländischer und ost-
friesischer schlechtester Goldgulden, die
den Namen K. erhalten haben, weil sie
beim Biegen leicht brachen und dabei
wie jene Kuchen, die noch heute in Trier
hergestellt werden, ein knappendes Ge-
räusch machten. Nur ein Viertel ihres
Gewichts bestand aus Gold. Die ersten
waren wohl die der Stadt Nymwegen aus
dem 14. Jh., aus dem 15. und 16. werden
solche von Groningen, Batenburg und
Ostfriesland genannt. Alle trugen auf der
Vs. einen Heiligen oder Ritter, auf der Rs.
das Wappen im Spitzdreipaß. — Schrötter
in Z. f. N. 1926, S. 249. S.
Kniehebelprägewerk ist die heute in der
ganzen Welt benutzte, von dem Mechaniker
Dietrich Uhlhom in Grevenbroich 181 7
erfundene Münzprägemaschine. Ihr ICraft-
prinzip ist nicht der senkrechte Stoß der
früheren Prägewerke, sondern die Hebel-
kraft. Ein starkes Stück Stahl in Form
eines Winkels oder Knies hat einen hori-
zontalen kürzeren und dickeren, einen verti-
kalen, nach unten sich verjüngenden
längeren Arm. Die feste Achse, um die
sich dieses Winkelstück bewegt, befindet
sich in der oberen Biegung des horizontalen
Schenkels. Am unteren Ende dieses
Schenkels befindet sich ein Zapfen, der in
eine entsprechende Vertiefung des Pendels
paßt. Dieses Pendel, eine starke vier-
kantige, senkrecht im Rahmen frei stehende
Schiene drückt unten auf den Oberstempel.
Wird Mittels eines Kurbelzapfens und
Schwungrades dem unteren Ende des
Kniehebels eine hin und her gehende Be-
wegung gegeben, so wird das andere obere
Ende des Hebels gesenkt und gehoben.
Beim Senken wird mittels des Pendels der
Oberstempel nach unten gedrückt und
die Münze geprägt, beim Heben nimmt
der Kniehebel nicht etwa Pendel und Ober-
stempel mit hoch, denn er hängt ja mit
dem Pendel nicht zusammen, sondern
Pendel und Oberstempel werden durch
einen besonderen Mechanismus gehoben.
Die Maschine ist sonst recht kompliziert
und wurde in den Jahren nach ihrer Er-
findung noch bedeutend vervollkommnet.
Neben ihr wird eine andere, von dem Fran-
zosen Thonnelier der Uhlhornschen nach-
gebildete, besonders in den romanischen
Ländern benutzt. Eine geniale Erfindung
Uhlhoms war noch die, daß die Maschine
sofort ihre Bewegung einstellt, wenn zu-
fällig keine Platte auf dem Unterstempel
liegt, und daß der Druck bedeutend
gemildert wird, wenn zwei Platten auf ihn
geraten sind oder die Platte nicht genau in
die Öffnung des Prägeringes eintritt.
S.
'^FesteAchse
Knie-oder
Winkelstück
Oberstempel
Knielaut neimen wir das omamentale
Bildschema einer menschl. Gestalt, die auf
einem Knie ruht, gleichviel ob damit ein
ruhiges Verharren, ein schneller Lauf, ein
Fliegen oder ein wirkliches Knien gemeint
ist; für das Rimd der M. ist er bes. geeignet
und auf M. daher lange nachzuweisen, vgl.
z. B. ApoUon in Tarent, Gorgo in Etrurien,
Silen ein Mädchen raubend in Thasos, zahl-
reiche »Kyzikener«. — E. Schmidt, Der K.,
Münch. arch. Studien A. Furtwängler ge-
widmet 1909 S. 251 — ^397; Regling, Ant. M.
als Kunstwerk S. 24/5 u. ö. R.
Knöchel und Knöchelspiel s. unter Astra-
galos. R.
Knoptbtaktet^t So werden sehr wenig
bezeichnend die Hohlpfennige Heinrichs des
Erlauchten von Meißen (1221— 1288) ge-
nannt. Dieser ließ, die Schrötlinge seiner
Pfennige mit besonders tief geschnittenen
312
KNOPFZWANZIGER— KÖNIGSILBER
und hochaufgeworfene Ränder bildenden
Stempeln beprägen, wodurch die Münzen
ein knopfartiges Aussehen erhielten (Dm,
37 — ^41 mm). In dieser Weise haben dann
ebenso Albrecht der Entartete {1265 —
1308), Dietrich III. Diezmann (1282— 1307)
und Friedrich der Freidige {1274— 1324),
weiter auch die Burggrafen von Dohna, die
Herren v. Eilenburg, die Vögte v. Plauen,
König Wenzel v. Böhmen in der Lausitz
u. a. geprägt. Vgl. Hohlpfennige. Su.
Knoplzwanz^er« Die 20- imd lO-Kreu-
zerstücke, besonders die bayrischen und
Salzburger, wurden und werden noch heute
von der Landbevölkerung mit Ösen ver-
sehen als ICnöpfe gebraucht. Als sie selten
geworden waren, wurden in München und
Augsbui^ ihre Stempel, aber mit anderer
Umschrift, nachgeschnitten, und die probe-
haltig damit geprägten Stücke als fertige
Knöpfe verkauft. — Luschin, AUg. Mzkde.»
S. 146. S.
Koban, japanische Goldmünze, s. Ban.
Kodrantes, griech. xoSpccvxT]?, Transkrip-
tion des röm, Quadrans, s. d. R.
Kölsche (Colsen, Kölscher, Kulscher,
Colschir, Kolschir, Colsches), Bezeichnung
für den Kölner Denar in Hessen (Wetterau
u. Oberlahngau), wo sein Gebiet im Westen
durch Marburg — ^Friedbei^ — ^Frankfurt be-
grenzt war und bis an die Ränder des Vo-
gelsberges, der Rhön und des Spessarts
reichte. Denarii Colonienses kommen hier
V. J. I192 an vor. Der Name »Colsen «begeg-
net erstmalig 1305 »um dnihunderth marc
Colser pennige, dri Haller vor den Colsen zu
rechene«, 1355 zum letzten Male, aber hier
schon als eine Rechnungsmünze: Strafset-
zung der Metzler, Becker, Gärtner im Ha-
nauischen. — E. Schröder, »Kölsche« u.
»Wettereibische«, Frkf . Mztg, 1904 S. ifiE. Su.
König. I. Würde, lat. rex. (s. d,). Germa-
nische Stämme des Ostens haben schon nach
den ältesten historischen Nachrichten Kö-
nige besessen, so die Burgunder, Vandalen,
Rugier, Gepiden und Osl^oten. Bei den
westwärts wohnenden Völkerschaften setzte
im I. Jh. unserer Zeitrechnung der Über-
gang zur Königsverfassung ein.
Als die einzelnen Stämme seßhaft wurden
und auf ehemaligem römischen Boden neue
Reiche gründeten, wurde die kgl. Gewalt
sehr gekräftigt. Der Frankenkönig wurde
ein selbständiger Herrscher, war nicht mehr
ein Bevollmächtigter und Führer des Vol-
kes, wie bisher, sondern wurde vom Zen-
tralbeamten zum Inhaber eines festen,
eigenen Herrschaftsrechts. Später wurde
der merow. König ein Werkzeug des Haus-
meiers. Ein Wahlrecht entstand im 7. Jh.,
das dann trotz Erblichkeit auch bei den
Karolingern bestehen blieb. Unter Pippin
und Karl dem Großen wurden biblische
christliche Vorstellungen, die schon unter
den Merowingem gewirkt hatten, von be-
deutsamem Einfluß: Salbung und Krönung,
die Einführung der Devotionsformel im
Königstitel; die Insignien und Symbole der
monarch, Gewalt waren die äußeren Folgen
dieser Einwirkungen. Der ostfränk. Teil-
könig übernahm die Königswürde des Deut-
schen Reichs, die nun nicht mehr erblich
war; vielmehr wurde d. K. durch das Volk
gewählt, so Arnulf 887, Konrad 911, Hein-
rich L 919, und das Wahlprinzip hat sich
dann trotz der Bemühungen der Ottonen,
Salier undHohenstaufen völlig durchgesetzt.
Der merow. König führte den Titel rex
Francorum (virinluster), so auch die älteren
Karolinger, Karl der Große liieß nach Er-
oberung des Langobardenreichs: rex Fran-
corum et Langobardorum. Die karoling.
Könige des 9. Jh.s und die deutschen seit
dem 10. Jh. haben sich aber nur rex ge-
nannt, ohne des Volkes oder des Landes der
Herrschaft zu gedenken. Erst die Könige
aus salischem Geschlecht begannen, Roma-
norum dem Königstitel einzufügen, und
erst Maximilian nannte sich in Urkunden
rex Germaniae; auf seinen Schaustücken
hatte er bisweilen den langen Titel »Roma-
norum rex semper augustus, christianissi-
mus ac aliorum regnorum rex haereditarius
ac archidux Austrie plurimarumque Europe
provinciarum potentissimus dux et domi-
nus«. — V. Schwerin, Hoops Reall. III,
S. 70 ff-
2. Barren, s, Gußkönig. Su.
KSnlgsbinde s. unter Diadem.
KSnigsQber, französisch: argent le roi.
Die Scheidung der unedeln Bestandteile aus
dem Silber ist im M.A, nur unvollkommen
gelimgen, so daß man eine »3/34 oder 958/1000
feine Legierung für das feinste Silber hielt.
Es hieß Königsilber und wurde wie che-
misch reines ^o«>/iooo feines behandelt; es
KÖNIGSSEER— KOGGER
313
ist im rheinischen Münzvertrage von 1386
erwähnt (s. lötige Mark). — Luschin, Allg.
Mzkde.» S. 183. S.
Kotügsseer s. unter Kuhtreiber.
KSnigstaler s. Burgundischer Taler.
Königswasser ist eine Mischung aus drei
Gewichtsteilen Salzsäure (HCl) und einem
Gewichtsteile Salpetersäure (HNO3), die
alle Metalle, auch Gold und Platin, die der
Salpetersäure allein widerstehen, auflöst
und sie in Chloride überführt. Die Mischung
heißt K., weil sie selbst das Gold, den
König der Metalle, zersetzt. S. Scheide-
wasser. S.
Köpfchen^ cophini, copkini. Florenz IV.
von Holland (1223 — 34) setzte auf die Vs.
seiner Pfennige einen unbedeckten Kopf
von der Seite, wonach diese Münzen
»Köpfchen« genannt wurden; auf der Rs.
befand sich ein Zwillingsfadenkreuz,
Durchschnittsgew. 0,53 g. Die Prägung
dieser Stücke wurde von seinem Sohn,
dem König Wilhelm (1234 — 56), und dessen
Nachfolgern ohne Hinzufügung ihres Na-
mens als »comes Hollandiae« fortgesetzt,
seit Florenz V. (1266 — 96) auf der Rs. mit
einfachem, befußtem, die Umschrift durch-
brechendem Kreuz. Sie gewannen allmäh-
lich eine große Verbreitung und wurden
durch die niederländ, Herren v. Coevorden
u. Cuinre und allgemein durch alle Dy-
nasten des niederrheinischen Gebietes bis
nach Köln hin nachgeprägt, z. B. von Diet-
rich VI. (1260 — 1275) von Cleve mit Dop-
pelfadenkreuz und einem Kopf in Vorder-
ansicht in Huissen geschlagen, während
Dietrich VII. (1275 — 1305) den holländi-
schen Köpfchen nachgebildete Stücke mit
einem eiiiachen umschriftteilenden Kreuz
und dem Kopf in seitlicher Stellung prägte.
— Menadier, Schausammlung S. 188 und
im Sammler 1922 S. 52; vgl. Jesse nr. 222
mit Anm. auf S. 296. Su.
Korüing ist eine niedersächsische Gro-
schenart, die zuerst in Göttingen 1360 ge-
schlagen sein soll, von der aber das
älteste Stück erst v. J. 1428 gefunden
worden ist. Der Name Körtling stammt
von Kurzling und heißt kurzer, d. h. kleiner
Groschen. Die Göttinger Körtlinge hatten
auf beiden Seiten ein Kreuz und a\if
diesem ein liegendes G. Ursprünglich waren
sie 14 lötig, aber schon 1393 12 lötig, 160
Stück sollten aus der Mark ausgeprägt
werden, also hatte ein Stück 1,58 g Rauh-
gew, u. 1,34 g Feingew.; sie galten gleich
6 Weißpfennigen. Im 15. Jh. prägte sie
nach Gott. Vorbilde bis 1555 die Stadt
Einbeck (9), Hameln (>Q, bis 1554 Nort-
heim (R), dann Osterode, Goslar u. das
Bistum Hildesheim. Seit 1480 wurden sie
in wenigen Jahren auf 7, 7^8 und endlich auf
8 Pfennige gesetzt und daher Achtlinge
genannt. Seit 1501 erscheint urkdl. die
Bezeichnung »Körtling« gleich 2 braun-
schweigischen Pfennigen. Im Lippischen
rechnete man seit 1536 einen (Marien-)
Groschen = 3 Körtlingen, doch fand die
Ausmünzung hier erst 1619, und zwar inM
statt. Später 1675 u. 1692 war er in Lippe
ein Zweipfennigstück und verschwand dann.
Der Name »Körtling« wurde als ^3 Ma-
riengroschen = 4 Pfennig auf die Nach-
bildungen der ICreuzer (s. d.) in Nord-
deutschland im 16. Jh. übertragen (Stange,
Minden S. 105). Im Mindener Verkehr
wurde 1579 das Kölner 6-Hellerstück Kört-
ling genannt, welches im ravensbergischen
Bielefeld seitdem ausgeprägt wurde: Wert-
zahl 6 im Reichsapfel. Diese Münze,
die in großen Massen geschlagen wurde,
galt erst noch als ^3 Mariengroschen, sehr
bald sank sie aber auf % Mariengroschen
oder 3 Pfennige (Dreier), am Rhein galt sie
als Va Albus, in Braunschweig-Lünebui^ als
^/g Mariengroschen. Sie war, nachdem ihre
Prägung am Rhein um 1590 auf längere
Zeit eingestellt "war, eine rein ravensbergi-
sche Münze geworden und wurde unter
brandenburgischer Herrschaft ohne Jahres-
zahl weiter geschlagen. Seit 1641 wurden
in Bielefeld 336 Stück aus der 3 Lot S Grän
feinen Mark ausgeprägt, also ein Stück von
0,696 g Rauhgew. u. 0,143 g Feingew. —
In numismatischen Werken werden auch
die süddeutschen Dreier mit 84 im Reichs-
apfel oft, aber ganz unrichtig Körtlinge
genannt. — v. Schrötter, M. Friedr.
Wüh. d. Gr. Kurf. u, Friedr. III. v.
Brandenburg, M. u. Geldgesch. S. 234 f.,
563; Bode, Niedersachsens. 88 f.; Hölzer-
mann in Grotes M.st. V S. 275 f.;
Stange im Num.-sphrag, Anz. 1901 Nr.
I u. 2. Su.
Kogger, Kot^endaalder sind selten ge-
prägte Geschenkmünzen der Provinz Fries-
314
kohlenzeichen-^kolonialmOnzen
land aus dem 17, Jh. zu 30 Stüvern; es gibt
auch Stücke zu 90 Stüvern und Goldab-
schläge zu 10 und mehr Dukaten. Sie
zeigen auf der Vs. vier Schilde mit den
Wappen der 3 Gaue u. 11 Städte, auf der
Rs. den Provinzialschild. — Verkade,
S. 35 f., Tai. 125, 1—3. S.
Kohlenzeichen s. unter Marken.
Koinobttlion ist i. der Landtag eines
xoivov, s. d.; 2. das auf M. von Anazarbos
und Tarsos als äXsoftepav xoivopooXwv be-
zeichnete und durch eine sitz. Frau mit
Stimmstein vor Stimmume und Füllhorn
oder steh, mit Polos, Schale und Füllhorn
personifizierte K. ist dagegen munizipal;
Gaebler, Z. f. N. 39 und vgl. Dittenberger
zu 0. G. L n. 568. 578; R. E. Suppl. IV
S. 936. R.
Koinon, griech. xoivov, eigtl. = das Ge-
meinsame, insbes. staatsrechtlich ein Ver-
band von Einzelgemeinden eines Gaues,
Kantons, Städtebundes (z. B. der 13 ion.
Städte) u. dgl., lat. Commune, im Gegen-
satz zur Einzelgemeinde. Auf M. be-
zeichnet K. bei fehlendem Stadtnamen
diesen Verband als den Prägeberechtigten,
so schon in hellenist. Zeit beim xoivov der
Kyrenäer und Lakedaimonier; häufig dann
in der Kaiserzeit, wo der Name des Landes
oder Volkes im Gen. dazugesetzt ist, so
XOIVOV 'ApjiÄVux? (Revue des 6t. anc. XVI
S. 2B3), xotviv Maxs36v(ov usw. Steht der
Stadtname mit iv dabei, so braucht er nur
den Tagungsort des K. zu bedeuten, und
der Verband kann auch hier der Prägeherr
sein, vgl. xoiviv öpaxmv h OdwncoTtoXei,
Abb. IOC; tritt jedoch der Einwohner- oder
Stadtname im Gen. Plur. dazu, so ist die
Stadt der Prägeherr, K. ist dann Akkus, und
heißt *zum Verbandstage (und den dabei
abgehaltenen Spielen) geprägt«, z. B. xoiviv
'Acfac'EtpeauDV, xoivbv IIovtoü jiijtpoicoXecftc
Nsoxaiaapuxc; doch gibt es auch zweifel-
hafte Fälle. Nur Spiele sind gemeint, wenn
der Plur. xoivot angewandt ist, z. B. xotva
'Aaio? (Hierapolis-Smyma, Laodikeia, Sar-
deis), oder das Maskul., so xoivol KiXixfac
und xotvoc tfiv xpim licap^iftv in Tarsos, —
Das Com(mune) Bith(yniae) steht auf
kaiserL i^Kistophoren« des Hadrianus, das
Com. Asiae auf solchen des Augustus,
Qaudius, Nerva nicht etwa als Münzherr,'
das lehrt schon die lat. Sprache, sondern
j nur ehrenhalber; Münzherr ist für diese
i »Kistophoren« der Kaiser allein. Auch das
C. A. auf gewissen JE bedeutet aus gleichem
Grunde und weil sie oft von syr. Fabrik
und Herkunft sind, nicht C(onimune)
A(siae), sondern wohl c(onsensu) [oder
c(oncessu), Num. chron. 1927 S. 381]
A(ugusti); vgl. Philol. Woch. 1924 S. 366,
— Head, H. N.» S, 916. 947. 950; Z. f. N. 24
S. 256/59; R. E. IV S. 777; XI S. 1054;
Suppl. IV S. 914/941. R.
KoiranoSy griech. xotpavo? = Herrscher,
Titel des Saken-Königs Heraos; andere
lesen Köpoavo und erkennen darin den
Stammnamen der Kuschana, Ed. Meyer,
Hellenismus in Asien 1925 S. 56. R.
Koklbus s. Coquibus.
Kokosnfisse dienten im 18. — 19. Jh. als
Zahlungsmittel auf den Nikobarinseln. —
Temple in LA. 26, S. 283. 312. V.
Kolbensctaillinge wurden die Schillinge
Gottfrieds IV., Schenken von Limpurg,
Bischofs von Würzburg (1443 — 1455) wegen
seines Familienwappens genannt. — Kuli
in Berl. Mbl. 1913 S. 614. Su.
KollyboSy griechr xoXXoßoc = Korn, von
Getreide oder Hülsenfrucht, hieß eine be-
sonders kleine M., etwa s. v. w. Kerma.
Den attischen K. (= V« Obol?) erblickt
man in winzigen attischen iE-Münzchen
(früher für Marken, xepitatia ao^ßoXixo, ge-
halten) aus der Zeit von etwa 450 bis
400 v. C. — Joum. int, XIV S. 123 ff. —
Vom Begriff als kleinster M. aus entwickelt
sich für K. die Bedeutung als Wechselgeld,
dann die des Aufgeldes, das sich der Wechs-
ler abzieht (z. B. Cic. Verr. II, 3, 181) und
des Agio (s. d.) einer M. gegen eine andere
(z, B. Inschriften von Pergamon und My-
lasa bei Dittenberger, 0. G. I. n. 484. 515), so
auch lat. collybus; daher xöUoßfteiv = Geld
wechseln, xoXXüßt<mQc, collybista = Geld-
wechsler; s. unter Argentarius. Das Wort
für Wechseln selbst, dXXa-p^ oder xatoUlaYi}
oder iirixatctUflcifTQ, hat schließlich auch die
Bedeutung Agio. — R. E. XI S. 1099;
R. E. Suppl. IV S. 9 unter Agio; Rev. num,
1927 S. 145 ff. R.
Kolonialmünzen sind I. die antiken M.
der röm. Bürger- und Militärkolonien (colo-
niae, Abk. C oder COL usw.), in weiterem
Sinne auch der gleichfalls Lat. redenden
Munizipien (municipium, s. d.) vom Ende
KOMET— KONSUL
315
der röm. Republik bis in die Kaiserzeit.
Auch im M. -Recht anfänglich stark bevor-
zugt (vgl. Corinthus und Patrae in der
Peloponnes), zeichnen sie sich durch lat.
Sprache vor den Städten griechischer
Rechtsstellung aus (erst die im 3. Jh. n. C.
gegründeten Kolonien reden die griech.
Sprache, so Antiocheia Syr. und die meso-
potamischen, Liste bei Head, H. N.» S. 932).
Kolonien tragen meist Beinamen nach dem
Namen der Gründer, so lulia, Ulpia,
Augusta, Traiana, andere Beinamen sind
Laus, Gemella, Victrix. Auch in ihren M.-
Bildem deuten sie gern auf die Gründung
der Kolonie hin, so durch den mit Kuh- und
Stierpflug die Weichbildgrenze ziehenden
Priester (so auch auf röm. M des Augustus
wegen der Gründung von Emerita, auch
auf republik. M mehrfach), durch Feld-
zeichen oder Vesdlla der Truppenteile, die
Wölfin mit Zwillingen u. dgl., oft durch
spezifisch röm. M.-bilder, z. B, eine Art
Rolandsbild, signum libertatis, nämlich die
Statue des Marsyas- (s. d.) mit dem
Schlauche. — Eine Kolonie gründen heißt
coloniam condere oder deducere, so steht
auf M. von Jerusalem col. Ael. Kapit.
cond(ita) und auf M. von Cassandrea und
Philippi wird der colon(iae) ded(ucendae)
leg(atus) genannt (Z. f. N. 36 S. 138/9) ; es
geschieht z. B. iussu Aug(usti) (in Philippi).
Der Gründer hieß conditor, so auf M. der
Gründer der Stadt (aber nicht der Kolo-
nie) Parium: Parios, und in Rom Romu-
lus (röm. M, mit Romulo conditori). —
Auch Rom selbst wurde unter Commodus
neu gegründet als col(onia) L(ucia) An(toni-
niana) Com(modiana), und das Bild des
Pflügers erscheint daher auch auf seinen
röm. M. — R. E. IV S. 510/588 mit Liste
der Kolonien; Head, H. N.* S. LXXXIV f.
R.
IL In der Neuzeit heißen K. die Gepräge,
die für die außereuropäischen Besitzungen
der europäischen Staaten von diesen her-
gestellt worden sind, was bis zum 19. Jh.
meist in überseeischen, seitdem in den
Münzstätten der Mutterländer stattfand.
Die wichtigsten K. sind der Peso, der Dol-
lar, der Johannes, die Rupie, der Moidor
(s. diese). — Werke von Atkins, Bergsoe,
Chalmers, Heiß, Meili, Netscher, Weyl
(Fonrobert) und Zay. S.
Komet s. unter Stern.
Kometengroschen ist ein schlesischer
Großpfennig mit einem Sterne, der mit
einem langen Schweife versehen ist, also
einen Kometen vorstellen soll. K. zeigten
sich 1301 und 1337. -^ Voßberg in Beri.
Bl. I S. 48 und Friedensburg, Schles.
Mgesch. nr. 433. Su.
Kometentaler sind Denkmünzen der
Stadt Straßburg von 1681 mit dem Bilde
des Kometen von 1680, mit dessen Erschei-
nen das Unglück der Stadt, die Eroberung
durch die Franzosen, in Zusammenhang
gebracht wurde, wie denn die Randschrift
lautet: Strasburg, die schöne Stadt, an
Frankreich sich ergeben hat. S.
Komma, griech. x6[x(jLa = Schlag, von
xoitxeiv = schlagen, steht auf JK des
Thrakerkönigs Seuthes (Ssöfta x<5|jLfia) im
Sinne von »Gepräge«; literarisch z. B. bei
Aristophanes, Frösche v. 726 (voji&fiajt
XaXxioic ^pQ>(ji8&a) 5fÄ&xs xaliupc&ijv xoiteiat
•t<p xaxiat(|> x6}ifj.ati belegt. R.
Komonlßzeichen s. unter Marken.
Kommunlonmünzen s. unter Abend-
mahlspfennige.
Kompagnieruple s. unter Rupie.
Kompow s. unter Kangan.
KonfSderations-Halbdollar, Volksname
einer von den Südstaaten Nordamerikas
(Konföderierte St.) 1861 in New-Orleans
geprägten äußerst seltenen Münze. S.
KonfSderatioiistaler s. Targowitzer K.
Konkordierende Kantone der Schweiz.
»Die concordier. Cantone der Schweiz«
war die Aufschrift der Gepräge eines Münz-
bundes der Kantone Aargau, Basel, Bern,
Freiburg, Solothum und Waadt von 1825,
die auf der Vs. ein Kreuz, in dessen Mitte
C (Concordat), auf der Rs. das Wappen
des Kantons zeigten und bis zur Schaffung
des Bundesmünzwesens i. J. 1848 galten.
S.
Konsekrations-M. s. unter Consecratio,
vgl. auch unter Divus. R.
Konstantlnatus, Name des unter Con-
stantinus X. (1059/67) geprägten byz. N-
Solidus (Nomisma, s. d.). — Joum. int.
II S. 350. R.
Konstantindor war einKarldor (s. d.) des
Bischofs von Straßburg Ludwig Konstantin
von Rohan (1756—1779). S.
Konsul, Konsaiar-M. s. unter C. R.
3i6
KONTERFET-MED,— KONVENTIONSFUSS
Konterfei-, Kontrafekt-Medaille, Aus-
druck des i6. Jh.s für Bildnismedaille;
Konterfetter, Kontrafetter hieß der Künst-
ler, der solche herstellt. R.
Kontermarke = Gegenstempel (s. d.).
Kontomiaten nennen wir mit einem neu-
eren Fachausdruck (vom ital. contomo ==
Rand, weil nämlich bei fast allen durch eine
nachträglich eingedrehte tiefe Rille der
Außenrand sich scharf und erhaben ab-
hebt) eine zeitlich nahe zusammengehörige
Klasse m. -ähnlicher Bronzemedaillen, meist
37 — 38, seltener 42 — 4S Dam groß, mit lat.,
selten griech. Aufschriften, aus dem 4. — 5.
Jh. n. C-, die auf der Vs. bald einen Kaiser-
kopf, von Caligula bis Anthemius (467 —
472) reichend, häufig aber nur Nero,
Traianus und Caracalla, bald den Kopf
Alexanders d.Gr., der Olympias (Abb. 112),
der Roma usw., dann eines klassischen
Dichters oder Schriftstellers (Homer, Te-
renz, Sallust, Horaz, Apuleius usw.), bald
Schauspielermasken oder die Büste eines
Wagenlenkers haben, auf der Rs., die aber
oft auch glatt ist, bald geradezu M.- Kopien,
bald mannigfaltige mythol. Darstellun-
gen, bald Szenen aus dem Alexanderleben
(Abb- 112), den sitz. Konsul Petron. Maxi-
mus, am l]^ufigsten aber den Circus und was
damit zusammenhängt (Wagen und Wagen-
pferde, meist mit dem Lenker, oft von dessen
oder der Pferde Namen und Wunschformeln
wie Urse vincas u. dgl. begleitet, Tierhetzen,
Ringkämpfer, aber auch auf musische Vor-
führungen bezügliche Bilder wie ein Musik-
terzett, die Wasserorgel usw.). Ihre Tech-
nik ist überwiegend Prägung, antike Nach-
güsse scheinen aber gelegentlich vorzu-
kommen; eine kleine Gruppe ist vertieft
graviert (Riv, ital. di num, 1895 S. 279/83,
wie denn auch M. durch Umgravierungen
zuweilen in K. verwandelt sind, eb. S. 283/4
und 1898 Taf. II 12). Auf der Vs. kommen
nachträgliche Gravierungen wie das rätsel-
• hafte Monogramm aus P xind E, ein Palm-
zweig und dgl, vor, oft mit Silber ein-
gelegt. Ihr Zweck ist strittig: offiziell
sind sie wohl nicht, vielleicht private Med.,
bei den Spielen an die Zuschauer verkauft,
nach anderen Spielmarken oder Brettsteine
(calcuK), wie es die technisch ähnlichen
röm, M noit aufgehämmertem Rand (s. unter
Mißbräuchl. Verwendung) wohl waren.
j Mehrfach stehen ihre Darstellungen in Zu-
isanomenhang mit den Niketerien (s. d.) von
Tarsos und Abukir. — Sabatier, M^d. Con-
torniates, Paris 1860, das reichste Abb.-
Material; viel Abb. auch Cat. Ch. Robert
bei J. Sambon, Mailand 1898 und Coli,
th^atrale J. Sambon, Paris 191 1 Taf.
XXVI/VIL Ein großes, von Steinbüchel
geplantes Abb, -Werk ist nicht gedruckt,
die Kupfertafeln dazu sind im Weltkriege
eingeschmolzen worden, Abzüge davon in
Wien und Berlin; R. E. IV. S. 1153— 60;
XIII S. 2018/9; Trait6 I S. 689/96; Bern-
hart, Handbuch S, 27/29, mit Lit., dazu:
Num. chron. 1906 S. 232/66 (Zusammen-
hang mit den Spielbrettern, den tabulae
lusoriae, über die zu vgl. R. E. XIII
S. 1900/2029); eb. 1909 S. 19/53; Dressel,
Fünf Goldmed. a. d. Funde von Abukir
1906 S.601. 63/s. 83/s. R.
Kontribtttioiisiiifinzeti sind schon 1704 in
Ulm geprägt worden; dann sind K. insbes.
1794 — 1796 aus Kirchengefäßen und frei-
willigen Silberlieferungen der Bürger in
Trier, Würzburg, Bamberg, Eichstädt,
Fulda und Frankfurt a. M. geprägte Taler,
die neben Kleinmünzen zur Bezahlung der
Landesverteidigung gegen die Franzosen
dienten. Durch ihre patriotischen Legenden
haben sie den Charakter von Denkmünzen;
so zeigen die von Fulda die Schrift: PRO
DEO ET PATRIA. S.
KonvenflonsfuB. Schon bevor Preußen
zu dem billigen Fuße von 1750 übergegan-
gen war (s. Graumanscher Fuß), hatte
Osterreich (1747) den Leipziger Fuß ver-
lassen und seit Juli 1748 die Taler nach
einem Fuße von 19 Fl. 3^3 Kx. gemünzt.
Da der preu;ßische Fuß von 1750 aber
noch billiger war, nämlich 21 Fl., so
näherte sich Österreich diesem noch mehr,
indem es am 7. November 1750 zu einem
20-Guldenfuße überging und das neue
2 -Guldenstück Taler nannte (s. Konven-
tionstaler). Nach diesem Fuße sollten
sdle Münzen bis zum Groschen aus-
gebracht werden, eine schöne, aber ganz
unausführbare Absicht, da der Fuß für
die kleinen Münzen viel zu kostbar war.
Dieser im übrigen sehr guten Münzver-
fassung suchte Osterreich möglichste Ver-
breitimg zu verschaffen, besonders auch,
KONVENTIONSGELD— KOPEKE
317
um die französischen Münzen entbehrlich
zu machen. Daher wurde zunächst mit
dem bayerischen Kreise am 20. September
1753 eine Konvention auf Grundlage des
20-Guldenfußes geschlossen, der seitdem
Konventionsfuß hieß. Aber schon nach
einem Jsihre sah Bayern sich genötigt,
die Konvention zu kündigen. Da nämlich
der ganze Südwesten Deutschlands mit
kleinen Sorten geringeren Gehalts, aber
verhältnismäßig höheren Nennwertes an-
gefüllt war, erhielten die guten Konven-
tionsmünzen ein positives Aufgeld, und
seit 1755 rechnete deshalb Bayern den
Konventionsgulden zu l Fl. 12 Kr., so daß
also die feine Mark zwar in 20 Zahlgulden
enthalten war, diese aber 24 Rechnungs-
gulden galten. Dieser Kurs wurde seit
1760 von den meisten süd- und west-
deutschen Territorien als 24-Guldenfuß
oder Reichsfuß oder rheinischer Fuß, 1765
auch von Polen angenommen. Die Haupt-
münze desselben war und blieb der Taler,
der besonders als Maria-Theresientaler
Weltruf erhielt (s. d.), sodann die 20- und
lO-Kreuzerstücke oder ganzen und halben
Kopfstücke (24- u. 12 -Kr. i. 24-Fl. F.).
Diese kleineren Münzen sanken aber seit
1800 auf einen 24^3 -Guldenfuß, der dann
durch den süddeutschen Münzverein von
1837 gesetzlich wurde. Im 19. Jh. wurde es
dem verschuldeten Österreich aber immer
weniger möglich, auch diesen Fuß zu be-
folgen: Papier- und Kupfergeld vertrieben
die guten Konventionsmünzen, bis endlich
der deutsch-österreichische Münzvertrag
von 1857 den Konventionsfuß auch offiziell
beseitigte. — Busse II, S. 32 fF.; Schrötter,
Preußen, Gesch. II, passim, S.
Konventionsgeld waren im weiteren Sinne
alle nach dem Konventionsfuße (s. d.) ge-
prägten Münzen, im engeren aber die
kleineren Konventionsmünzen, die nicht
wie die Taler und Gulden genau nach
20-Guldenfuß, sondern etwas leichter ent-
weder ausgebracht oder durch Abnutzung
geworden waren. Besonders traf das die
ganzen, halben und viertel Kopfstücke
(20-, 10- und 5 -Kreuzer). Im Jahre 1816
hätte man in Berlin für loooo Taler
kleineres Konventionsgeld nach dem Ver-
hältnis der Münzfüße 21 : 20 10500 Taler
in preußischem Gelde geben müssen, man
bekam sie aber für 10200 Taler, also um
über 20/0 billiger. S,
Konvenlionsgulden war der halbe Kon-
ventionstaler. S. diesen und Konventions-
fuß. S.
Konventtonstaler war der Taler nach
Konvention (s. Konventionsfuß) von 1753,
der, zu 10 Stück aus der 9/io feinen kölni-
schen Mark gemünzt, 23,386 g Silber hielt.
S.
Kopeke, russisch Kop6jka, ist eine seit
1535 geprägte russ. Silbermünze, die ihrem
Gewichte nach von der Novgoroder Denga
(s. Novgorodka) abzuleiten ist und nach
der Eroberung von Novgorod (1478) durch
Ivan III. (1462 — 1505) nach Moskau ver-
pflanzt wurde. Sie zeigt von 1535 — 1719
auf der Vs. den Zaren zu Pferde mit dem
Speer (= russ. Kopje) in der Hand, auf
der Rs. die mehrzeilige Aufschrift mit
Namen und Titulatur. — Unter dem
Pferde ist das Monogramm der Münzstätte
angebracht, seit Fedor Ivanovig (1574 bis
1598) fehlt auf den in Novgorod undPskov
geprägten K. auch das Jahr nicht.
Über die Abstammung des Wortes sind
die Philologen nicht einig. Vgl. Preobra-
jenskij, Etimologiöeskij slovar*. Wohl kaum
möglich ist die orientalische Abstammung,
vorgeschlagen von Markov, Russkaja nu-
mizmatika, 24.
100 Kopeken gingen seit 1535 auf den
schweren (Novgoroder) Rubel (s. d.), wobei
das Gewicht der K. von 1535 zu zirka
0,69 g, seit 1610 — 1613 auf 0,51 g, seit 1630
auf 0,48 g, seit 1682 auf 0,41 und 1698
(oder 1701?) — 1719 auf 0,38 g sank. In
den letzten Jahren der Prägung fällt auch
der Silbergehalt (über den Feingehalt im
allgemeinen s. Rubel).
Von 1656 — 1663 wurde ein Versuch ge-
macht, Kupfe.rkopeken zu demselben Wert
wie silberne auszugeben, obwohl sie ohne
jeden Silberzusatz dasselbe Gewicht wie
diese hatten, was aber natürlich mißlang
(vgl. Poltina, Altyn).
Im 18. Jh. gelang es endlich der K,
die Denga (s. d.) auch aus dem Alltags-
leben zu verdrängen, so daß die seit 1701
geprägte Kupferkopeke nächst dem Rubel,
dessen '/loo sie auch fernerhin bildet, als
Scheidemünze die Haupteinheit des russ.
Münzsystems ist. — Nachdem unter Peter I.
318
KOPFBEDECKUNGEN— KORI
die Kupferkopeke mit ihren Vielfachen u. j
Teilen in großer Zahl, wenn auch nicht jähr- !
lieh, ausgegeben wurde, folgen lange Jahre, j
aus denen nur Probestücke, darunter unter j
Katharina I. (1725 — 1727) sogar in Qua-
dratform, bekannt sind. Erst seit Katha- j
rina IL (1762 bis 1796) bis 1916 werden
K. beinah jährlich geprägt, wobei ihre
Größe und Gewicht ständig abnehmen.
Hierbei muß man nicht vergessen, daß
im 18. Jh., ja bis 1867, das Kupfergeld
durchaus nicht Kreditmünze war, sondern
seinen Platz im Volksleben als Währung
neben dem Papier- und Silbergeld sieg-
reich behauptete und daß alle Versuche,
das Kupfer unter Metallwert auszubringen,
immerwährend mißlangen und man immer
wieder zum gewöhnlichen Wertverhältnis
der Metalle zurückgriff.
Die seit 1924 nach alter Weise auf-
genommene Prägung schuf 1926 eine ganz
kleine Messingmünze als K.
Wie die anderen Kupfermünzen hat die
K. im 18. Jh. auf der Vs. bald St. Georg
zu Pferde, bald das kaiserliche Monogramm,
auf der Rs. entweder Wertangabe oder
Monogramm. Im 19. und 20. Jh. er-
scheinen ständig der Doppeladler bzw. das
Wappen der Sovjetunion auf der Vs.
und die Wertangabe auf der Rs.
Geprägt wxirden in Silber: 50-K. (s.
Poltina), 25 -K. (s. Polupoltina und Cetver-
tak), 20-K (s. Dvugrivennyj), 15-K. (s.
P'atialtynnyj), lO-EL (s. Grivennik), 5-K.
(s. P'atak) (vgl. Livonese); in Kupfer
außer der einfachen K.: 10, 5, 3 (s. Altyn),
2 (für das 18. Jh. s. GroS), V» (s- Denga,
Dene^ka und Groä) und V4 Kopeke (s.
Poluäka); vgl. auch Para. — Großfürst
G. M.; Chaudoir; Kaufmann, RubF 62 5.
B.
Kopfbedeckungen auf antiken M. Die
Griechen und Römer trugen, von der Be-
kränzung des Hauptes (s. unter Kranz)
oder seiner Umwindung mit einem Stoff-
oder Metall-Bande (s. unter Diadem,
Taenia, Stephanos; vgl. auch Mauerkrone,
Strahlenkrone) abgesehen, eine K. nur
in Ausnahmefällen: auf Reise und Wande-
rung, daher der Bote Hermes, die Dios-
kuren als Reiter und der Irrfahrer Odysseus
fast stets einen Hut (s. unter Petasos und
Pilos) trugen; femer trug der kleine Mann,
d. h. Sklaven, Handwerker, also auch
Hephaistos, eine runde Kappe (pileus);
endlich gehörte bei Makedonien! und
Thessalern ein Hut zur Nationaltracht,
s. unter Kausia. Über die korbähnlich
geflochtene, oben offene Athletenkrone s.
unter Preiskrone. Zur Kriegertracht ge-
hörte natürlich ein Helm, s. d. — Bei den
Orientalen ist eine wirkliche K. üblich:
Phryger (und Troer) tragen die phrygische
Mütze (s. d.), die pers. Satrapen die weiche
Tiara (s. d., vgl. auch Mitra), die Könige
der Armenier, Parther usw. die steife Tiara,
die Perserkönige die oben strahlenbesetzte
Kidaris (s. d.). — Endlich ist ein hoher
Kopfputz, der Polos (s. d.), in weiterer
Entwicklung auch Kalathos und Modius
genannt, ein allgemeines Götterattribut
archaischer und orientalischer Gottheitei^.
— Vgl. Hat-piece. R.
Kopfstflck) deutsche Benennung der
italienischen Testoni und französischen
Testons (s. d.) sowie der späteren eigenen
mit dem Kopfe des Herrschers geschmück-
ten 20-Kreuzerstücke des Konventions -
fußes (s. d.), der bremischen l2-Grote-
stücke und der dänischen 20-Schilling-
stücke. S.
Koppa, griech. f, ein tiefer in der Kehle
gesprochenes k, aus dem späteren griech.
Alphabet verschwunden, doch auf M. z. B.
von Korinth, ICroton, Koressia, Syrakus
noch häufig vorkommend. Abb. 29.
Koptein (xoircstv), auch xataxdirceiv,
griech. = schlagen, prägen, liter. oft be-
zeugt; vgl. unter Komma. R.
Korabä'nik^ russisch = Schiffnobel, s.
Nobel. B.
Korallen, Zahlungsmittel in Nubien.
S. Dammur. V.
Köre, griech. xopTj, eigentl. = Mädchen,
insbes. die Tochter der Demeter, s. unter
Persephone. — Durch eine irrige Auf-
fassung der Erzählung des Hypereides,
man habe einem des Diebstahls bezichtigten
Kinde zur Feststellung seines Unter-
scheidungsvermögens eine xopTj und ein
Tetradrachmon vorgelegt, ist xopTj in das
Onomastikon des Pollux IX 74/5 unter die
Münznamen gekommen: gemeint ist eine
Puppe, N.Z. 31 S.8; R. E. XI S. 1386.
R.
Kori, Münzeinheit von Cutch und Ka-
KORINTHISCHER MÜNZFUSS— KORNJUDENMEDAILLE 319
thiawar. Der Name wird abgeleitet von
Sanskr. Kumäri (Tochter). Es ist eine
Silbermünze von ca. 4,73 g Gewicht, sie
wiegt also das Doppelte einer Karshapana
(s. d.) der westlichen Satrapen. Der Typus
schließt sich an die Mahmüdl (so genannt
nach Mahmud L, 1458 — 15 ii) des Sultans
von Gujerät Muzaffar Shäh vom J. 15 70/1
an, nur wird der Name des Rao immer in
Nagarischrif t geschrieben. Daneben wurden
in Cutch Halbstücke und Münzen zu 5 K.
(Panchio) und zu 7?-J% K. (Ardhapanchio)
geprägt. Die K. von Navänagar hießen
nach dem Titel des Fürsten Djämi, die von
Porbendar hießen ebenso Ränäshäi, gewisse
K. von Junagad aus dem ersten Drittel
des 19. Jh. hießen nach dem auf ihnen
erwähnten Epitheton des Siwa: Hätakes-
vara Säi Kori. Ein K. (~ 4 Anna) wird
in 8 kupferne Dhabu =16 Dhingalo =
24 Dokdo = 48 Tambio = 96 Adhado
eingeteilt. In Kathiawar ist der K. =
30 Dokdo. Im 15. — 16. Jh. wird noch die
Phadiyä = 12 Dokdo erwähnt. Um 1850
war diese eine Rechnungseinheit = 2 Pice.
Goldene K. wurden sowohl in Cutch wie
in Kathiawar geprägt, doch sind solche
nur aus der Zeit nach 1860 bekannt.
I Gold-K. = 32 Silber-K. Ein in Cutch
geprägter Muhr ist 100 Silber-K. wert. Auf
den nach 1863 geprägten Münzen steht
a. d. Vs. der Name der Königin Victoria,
Prägeort und christl. Jahr, Rs. Nagari-
legende mit Jahr nach Samvat-ära. 1875
erscheint auch die Wertangabe. — 0. Co-
drington in NChr. 1895, 59 — 88; Hodivala
in JPASB. 1917 (NS. 28) 88 f., Hist. Studies
115 ff.; Taylor in JBBr.RAS. 21, 289;
Nobacki, S. 137. V*
Korintliischer MfinzfuB. Einheitsmünze
der Währung von Korinth ist der silberne
ötaxijpKopfvi)!©« (soPollux und Inschriften;
auch v6{xtcjp.a oder dp^öpiov Kopivfttov, Ko-
pivftia jiva kommt vor); er steht in der
Praxis etwas tiefer als das attische Di-
drachmon (ob er metrologisch mit ihm
eins ist, ist strittig), nur auf 8,6 bis herunter
zu 8,2 g; auch zerfällt er nicht in 2, sondern
in 3 Drachmen (3paxp.al Kopfv&iai Thuk.
I 27), so daß I kor. Drachme — i att.
Tetrobol ist; diese Drachme von rund 2,8 g
ist in heHenist. Zeit dem äginäischen
Triobol, der beliebtesten Sorte in der
Peloponnes, wertgleich. Das Münzbild
der Stateren ist der Pegasos (daher heißen
sie im Volksmunde irtoXot = Pferdchen;
wir sagen meist »Pegasi« oder »Pegasos -
Stateren«); auf die Rs. dieser bis etwa
240 V. C. geprägten M. tritt seit etwa
520 V. C. statt des Quadratum incusum
der Kopf einer Göttin (wohl Athena) mit
dem hochgeschobenen Sturzhelm, den man
danach den kor. nennt. Die Drachme
hat einen unbehelmten weibl. Kopf, die
halbe Drachme den halben Pegasos; auch
die kleineren Stufen werden oft durch die
Münzbilder bequem unterschieden, auch
durch Wertaufschriften wie TPIH =
Trihemiobol, A10= Diobol, H = Hemi-
obol. Außer den M. von Korinth selbst,
die den Anfangsbuchstaben der Stadt, das
Koppa ^ führen, Abb. 29, gibt es Stateren
und z. T. auch Teilstücke mit den Anfangs-
buchstaben von etwa 25 Städten, die sich
auf niyrien, Epeiros, Akamanien, Unter-
italien und Sizilien verteilen und deutlich
das Verbreitungsgebiet der Pegasi und
damit die korinthische Interessensphäre
angeben; in diesen Gegenden werden die
Pegasi auch gefunden, bes. auf Sizilien,
oft auch überprägt und gelegentlich gegen-
gestempelt. In manchen jener Plätze
schlägt man daneben Teil-M. eigenen Fußes
und mit eigenen Bildern, so daß die Pegasi
also dort als »Handelsmünzen« geprägt
werden. — Auf Sizilien zerfällt der kor.
Stater in 10 Teile, die Litra heißen (s. d.). —
R. E. XI S. 1398; Read, H. N» S. 398.
Zur Chronologie usw.; Num. chron. 1909
S. 333; 1926 S. 20, 305; 1928 S. 115; Notes
and Monographs nr. 37, 1928. — Dane-
ben noch einen anderen kor. M.-Fuß mit
etwa 13 — 131/a g für den Stater anzuneh-
men, ist verfehlt, da die betr. Stücke teils
durch Oxydierung und Reinigung stark am
Gewicht verloren haben, teils nicht nach
Korinth gehören, Z. f. N. 37 S. 56'. R.
Korn s. Feingehalt und Münzgewichts-
stücke am Schluß. S.
Komak, ind. = Lenker des Elefanten,
s. d. R.
Kornjudeitmedaille, Med. auf die Teue-
rung von 1694, auf der ein Teufelchen dem-
init Korn wuchernden Juden den Kom-
sack zerreißt u. dgL, Rs. Getreidemaß. —
320
KORNMARKEN-KRANZ
Keiffer und Ruland, Pestilentia in nummis
S. 33 u. ö. R.
KoTnmarken s. unter Marken.
Korrespondiereüde Kreise nannten sich
die drei Reichskreise Franken, Bayern und
Schwaben, die als einziger der durch das
Reich im Jahre 1571 geschaffenen vier
Münzbezirke (s. d.) gemeinsam ihr Münz-
wesen bis zum Ende des alten Reichs,
wenn auch mit großen Unterbrechungen,
zu verwalten bemüht waren. S.
Korstavid s. Hvid.
Korie s. Courte.
Koiybanten (griech. Kopußavrsc) sind
Gefolgsleute der Kybele, die ihr und dem
mit ihrem Kultus eng verknüpften Dionysos -
kinde zu Ehren Waffentanze aufführen.
Von M. -Bildern werden solche von Do-
kimion (drei K und Kybele) und Magnesia
Ion. (das Dionysoskind im Tempel, davor
ein tanzender K.) auf sie bezogen; auch
die beiden Tänzer um ein auf einem Pfau
sitzendes Kind (Juno?) auf Med. der
Faustina iun. mögen K. sein; über die
übrigen s. unter Kabiren und Kureten.
— Poemer, De Curetibus et Corybantibus
1913; R. E. XI S. 1441. R-
Koszitiskodfittchen oder -groschea wur-
den vom Volke die während der Revolution
1 794 — 1 796 geschlagenen geringhaltigen pol-
nischen Sechsgröscher genannt, nachdem sie
von Österreich und Prexißen auf die Hälfte
dieses Wertes herabgesetzt waren. S.
Kr., skandinavische Abkürzung für
Krone; kr., österr. Abkürzung für Kreuzer.
S.
Krabbelaer s. unter Arendschilling.
Kratze s. unter Abgang.
Krauselwerk = Rändelwerk (s, d.).
Krajczar, ungarisch = Kreuzer (s. d.).
Kral ist wie Knes (s. d.) eine slavische
Herrscherbezeichnung, es nennt sich so z. B.
Lazar von Serbien (1371 — 1389). — Mena-
dier, Schausammlung S. 461. Su.
^iBttiy persische Silberm. S. *AbbäsL V.
Heute gehen in Persien auf den goldenen
Aschrafi (s. d.) 20 K., der K. hat 20 Schahi.
Aus Silber werden Stücke zu 5, 2, i, 1/4 K.,
aus Nickelbronze zu 2 und l Schahi geprägt
mit Löwen auf der Vs., persischer Schrift
auf der Rs. Die N xl.JR haben seit 1895
meist Brustbild-Löwen. S,
Kram, griech, crcecpavoc, von crrfyeiv =
umgeben, lat. corona, aus dem griech.
xopcuvTj = Ring entstanden. Ein K. aus
einem Zweige mit Blättern und Blüten,
irgendwie zusammengesteckt, so daß er
wie ein Ring den Kopf umgibt, ist der
natürlichste und schönste Kopfschmuck
des Menschen und zu allen Zeiten, auch
bei uns noch der Schmuck spielender
Kinder, der Firmelmädchen und der Bräute.
Im klass. Altertum war diese Verwendung
viel reicher und verschiedenartiger; die
Bekränzung diente zirni Zeichen der Freude,
insbes. der Festesfreude, aber auch der
Reinheit (Jungfernkranz). So bekränzen
sich Priester — es heüJen die in vielen
Städten als eponyme Beamte auftretenden
priesterlichen Funktionäre, weil sie dauernd
den K. tragen, atecpavY^tpöpoi (s. d.), auch
auf M. — , Musiker, Sänger, Tänzer, die
Teilnehmer an den großen Festen, in Rom
die Triumphatoren, so bekränzt man sich
bei Opfer und Gastmahl usw. Auch werden
K. bestimmter Pflanzen in aller Form als
Siegespreise — berühmt bes. der Ölzweig
in Olympia — oder als büi^erliche und
militärische Auszeichnung verliehen (vgL
unter Dona militaria, Schiffskrone, Mauer-
krone, Eichenkranz), wie denn Caesar das
Recht, den Lorbeer-K. des Triumphators
dauernd zu tragen, vom Senate verliehen
erhält, woraus dann nachher unter Zu-
fügung der hellenist. Königsbinde, des
Diadems (s. d, dort auch über den mit
einer Binde durchflochtenen K. u. den
Lorbeer-K. der pergam. Könige) dsts wich-
tigste Abzeichen der röm. Kaiser wird, s. u.
Was den Menschen- recht ist, ist den
Göttern billig, oder umgekehrt: sie er-
scheinen auf M. fast stets bekränzt, wobei
der Lorbeer-K. insbes. dem Apollon zu-
kommt, und Lorbeer-K nennen wir, oft
ohne genügende botanische Sicherheit,
auch die K., die Artemis, Zeus, Asklepios,
Herakles u. a. Götter, auch sog. niedere
Götter, Nymphen, Mainaden, Sibyllen u. a.
tragen; wegen des Eichen-K. des dodon.
Zeus s. unter Eichenkranz. Ein Öl-K.
insbes. ist der K. der Athena und der syra-
kus. Nymphe auf dem Demareteion (s. d.),
ein Myrten-K. ist zuweilen als Kopf-
schmuck der Aphrodite zu erkennen (Kos-
Tetradr.), ihr kommt auch der Rosenkranz
zu (Lampsakos-^. Efeu- oder Weinlaub -K.
KRATER— KREISMÜNZEN
321
(mit Beeren oder Trauben) trägt Diony-
sos und sein Kreis, Ähren-K. Demeter u.
Persephone, Schilf oder andere Wasser-
pflanzen Poseidon und die Flußgötter.
Man bekränzt femer auch Geräte und
Gefäße, die heiligen Gebräuchen dienen
sollen, wie man sie ebenso mit Tänien (s. d.)
schmückt; so findet sich ein K. gelegt um
die Amphora (Böotien), den Kantharos
(Naxos), um das Zepter (s. u.), Altäre (s. d.),
Gräber und Grabstelen, im selben Sinne
auch um die Opfertiere, ja auch der K.
selber dient als Opfergabe.
Dekorativ, also als Einfassung von Dar-
stellungen aller Art, bes. gern bei einfachen
Gegenständen, Schrift u. dgl. hat dann der
K. überall und zu allen Zeiten Verwendung
gefunden, auf M. seltener in der Frühzeit,
häufiger im 4. Jh., bes. häufig in hellenisti-
scher Zeit und der röm. Republik, wo er
auch als Einfassung für Köpfe beliebt ist,
in der Kaiserzeit seltener, meist nur für
Geräte und Schriftzeilen (Regling, M. als
Kunstwerk, im Register S. 144).
Am deutlichsten dargestellt sind die K.
auf einigen Denaren, wo sie als selbständige
M. -Bilder auftreten: ein K. mit Schleife
als alleinige Darstellung auf einer M. des
Augustus, die 5 coronae triumphales des
Pompeius auf Denar des Comel. Sulla
Faustus, ein K. mit Schleife neben Hasta
und Phalerae (M. Arrius), ein K. mit
Schleife um ein Zepter (Cn. Com. Lentulus),
über gekreuztem Zepter und Palmzweig
(Q. Sicinius), ein K. in den Klauen eines
Adlers (Augustus usw.).
In der Kaiserzeit trägt der Kaiser (s. 0.)
fast stets den Lorbeer-K., Abb. 75/76. 81,
(u. U. auch den Eichenkranz, s. d.),
Caesar noch ohne Bandschleife, seit
Augustus mit ihr; später bildet sich der
Unterschied aus, dai3 der Kaiser nebst
seinen wirklichen Mitregenten (den Augusti)
ihn tragen, die designierten Thronfolger
nur mit dem Caesartitel nicht, wogegen im
3. Jh. aber mehrfach Verstöße festzu-
stellen sind; über die Strahlenkrone statt
des K. als Kopfschmuck s. d., über die seit
dem 4. Jh. n. C. den Lorbeer-K. ersetzen-
den Diademe und über das Band, das auf
griech. Kaiser-M. ausnahmsweise den K.
vertritt, s. unter Diadem. — R. E. XI
"S. 1588/1607; IV S. 1636 (der röm. K.);
WOrterbudh dar Hünzkazide.
Steiner, Dona militaria 1905 S. 31; Anson,
Greek coin types VI Taf. XI; mehr Lit.:
Athen. Mitteil. XLI 1916 S. 263»; die K.
nach botan. Gesichtspunkten: Riv. ital. di
num. 1916 S. 159 Taf. V. VI; Bernhard,
Pflanzenbilder a. griech. u. röm. M. 1924,
5 Taf. — Über metallene K. s. unter
Stephanos. R.
Krater, griech. xpatTJp (lat. auch cratera)
= Mischkessel, Gefäß mit kleinem Fuß,
sehr dickbäuchig und mit zwei kleinen
Henkeln oben nahe dem schmalen Rande
oder unten, bevor er sich zum Fuße ver-
jüngt, unserer Bowle ähnlich; bes. zum
Mischen des Weines mit Wasser dienend;
auf M. deutlich z. B. in Anaphe. — Anson,
Greek coin types I Taf. IX. R.
KraiesiSy griech. xpöcTTjaic = Besitzergrei-
fung, bes. die Ägyptens, daher Legende
alexandrin. M. des Galba und Otho zu einer
Frauengestalt mit Nike und Tropaion. —
Vogt, Alexandrin. M. S. 39. R.
Kreditka, russischer Volksausdruck für
Kreditnyj-bilet, also für das niss. Papier-
geld, das 1843 — 1917 ini Werte von i, 3,
5, IG, 25, 50, 100 und 500 Rubel kursierte.
B.
Kreditmünzeii sind solche Münzen, bei
denen nicht wie bei den Währungsmünzen
Nennwert und Sachwert annähernd über-
einstimmen, sondern der Nennwert er-
heblich höher ist als ihr Sachwert, so heute
bei den Nickel-, Kupfer- und andern Mün-
zen aus unedlem Metall und bei allen Silber-
münzen in Goldwährungsländem. Sodann
gehören zu K. alle papiemen Zahlmittd,
alles Not- und Zeichengeld, wenn das auch
vom Chartalismus bestritten wird. S.
Krelsgroschen waren Groschen (VW-
Taler), die der obersächsische Kreis zu
schlagen 1656 anordnete, um die vielen
geringhaltigen Groschen entbehren zu kön-
nen, eine Unmöglichkeit zufolge des Gres-
hamschen Gesetzes. Die K. wurden denn
auch nur kurze Zeit gemünzt, von Kur-
sachsen 1658 — 1668. Sie tragen auf einer
Seite den Reichsapfel (s. Apfelgroschen)
und die Umschrift: Obersachsisch Kreisses
Grrosch. S.
Kreismünzen hießen die von allen oder
einigen Kreisständen nach gemeinsamem
Fuße geprägten Münzen. Dazu gehören
der obersächsische Kreisgroschen (s, d.).
322
KREISOBERST-MED. USW.— KREUZ
dann der schwäbische Reichstaler von 1694
mit dem Wappen von Württemberg und
Konstanz und ein Dukat von 1737 mit den
Wappen von Württemberg, Konstanz und
Augsburg, und besonders die Münzen des
fränkischen Kjreises. Diese beruhen zu-
nächst auf den Vereinen von Beyersdorf
von 1624 und Bamberg von 1637 sowie
einem von 1727 und zeigen die Bilder oder
die Wappen der vier ausschreibenden
Fürsten von Bamberg, Würzburg, Bay-
reuth (Brandenburg) und Ansbach (Burg-
grafschaft Nürnberg). Im letzten Viertel
des 17. Jh.s wurden femer die besseren
Vs-Taler des Zinnaischen und Leipziger
Fußes vom Kreise gestempelt und dadurch
zum Landesgelde gemacht. Die Stempel
waren die verschlungenen Buchstaben FC
und darüber 60 N, d. h. »60 Kreuzer, Nürn-
berg, « welche Stadt die Stempelung über-
nommen hatte. 1693 prägte der Kreis
selbst noch einige Zwei- und Eindrittel.
S.
Kräsoberst-MedaOlen^ -Dukaten und
-Taler sind Gepräge auf die Würde eines
Fürsten als Kreisoberst, der auf ihnen
meist zu Pferde erscheint, so auf den fränki-
schen der Markgrafen Christian u. Joachim
Ernst, beide v. 1623, und Alexander 1765.
S.
Krdsprobationstage and -R^;ister. Im
Jahre 1399 bestimmte der Münzverein der
rheinischen Kurfürsten, daß jährlich eine
i^Probation«, das heißt Nachprüfung der
in den Fahrbüchsen (s. d.) befindlichen
Probestücke in Koblenz stattfinden, femer
1409, daß halbjährliche Zusammenkünfte
der Münzbeamten, und 1425, daß ein ge-
meinsamer Probierer eingeführt werden
sollte. Im 15. Jh. folgten diesem Beispiele
andere Gebiete, und so entstanden die
später i^Kreisprobationstage« genannten
Versammlungen, die von juristisch gebilde-
ten Beamten geleitet wurden. Im Anfange
des 16. Jh.s nahm das Reich diese Ange-
legenheit in die Hand: 1509 empfahl der
kaiserliche Abschied persönliche Zusam-
menkünfte der Münzstände auf jeder
Frankfurter Messe. Dann bestimmte die
Reichsmünzordnung von 1524, daß in jedem
Kreise zweimal jährlich i^emeine Proba-
tion und Rechtfertigung der (all)gemeinen
Reichsmünzen« gehalten würden. Aber
1 diese Ordnung blieb ohne Erfolg, und auch
I nach denen von 1551 und 1559 wurden nur
1 hie und da und unregelmäßig Kreisproba-
tionstage gehalten. Erst dem Reichstage
von Speier von 1570 und dem Reichsdepu-
tationstage von 1571 gelang es, die Kreis-
probationstage überall einzuführen. Wir
können die deutsche Münzperiode von 1571
bis zur Kipperzeit die der Kreisprobations -
tage nennen, denen es in den ersten 10
Jahren gelang, das deutsche Münzwesen so
musterhaft zu gestalten, wie es damals
möglich war, was dann aber durch die
politischen Wirren und die anhaltenden
Kriege unmöglich gemacht wurde (s. Kor-
respondierende ELreise und Münzbezirke).
Ein Hauptmittel, die einzelnen Münzstände
zur Ordnung anzuhalten, waren die Pro-
bationsregister, Tabellen, durch die die auf
den Tagen von den Kreiswardeinen ge-
fundenen Resultate ihrer Prüfungen der
eingesandten Probestücke verkündet wur-
den. — Schrötter, Franken, S. 197 f.; ders.,
Trier, S. I9ff.; M. v. Bahrfeldt, Nieder-
sächsisches Münzarchiv, 2 Bde., Halle
1927/8 und, sehr mit Vorsicht zu ge-
brauchen, R. Lemnartz, Prob. Tage d.
niederl.-westf. Kreises, N. Z. 46 S. i ff.
S.
Kremnitzer Medaillen nennen wir eine
Gruppe von Med. teils auf Kaiser und Pri-
vatpersonen (Rudolf IL, Matthias, Gienger,
Hohenberger usw.), teils Gelegenheitsmed.,
insbes. die bekannten Georgsmedaillen
(irrig Georgstaler, s. d.) sowie andere bibl.
Med., die in der 2. Hälfte des 16. und Anf.
des 17. Jh.s in der Münzstätte zu ELremnitz,
(Körmöcz Bdnya) geprägt wurden. — Fiala,
Kat. der M.- und Med. -Stempel-Sammlung
des k. k. Hauptmünzamtes in Wien I 1901
S. 27/53. 48/33. 64/72. R.
KretarchaSy griech, xpTjtapj^ag = Be-
herrscher der Kreter, heißt der Präsident
des kret. Städtebundes auf dem Kistophor
(s. d.) desselben. R.
Kreuz^ ein Längsbalken mit einem Quer-
balken, wurde, weil zur Hinrichtung Christi
dienend, das Symbol des Christentums und
ist wohl das älteste Wappenbild des Mittel-
alters. Auf röm. und byz. M. erscheint das
Kreuz vom 4. Jh. ab als M.-bild oder Beiz,
im Felde, in der Hand des Kaisers, der
Victoria, auf dem Globus usw.; vgl. unter
KREUZ
323
Christliche Zeichen. Viele verschiedene
Formen des K. auf byz. M. abgeb. Journ.
int. II S. 373/88; über die älteren Formen
des K. siehe ^Byzantion« II S. 337/48. —
Das Kreuz erhielt dann je nach der Ver-
zierung, Winkelung und Länge der Arme
verschiedene Namen. Soweit es für Münzen
des M.A und der N.Z in Betracht kommt,
9. Griechisches Kreuz, das gleicharmige
ohne Verzierung vom 9. bis zum 12. Jh.
meist übliche K.
10. Hakenkreuz (s. d. und Crux gram-
mata und Swastica), an dessen Balkenenden
rechtwinkelig je ein kurzer, immer nach
einer Richtung weisender Balken gelegt ist
(z. B. auf Goldbrakteaten).
1 Z 4- 5 9 10 iZ 13 1^ 15 16
nennen wir zunächst Kreuze, deren senk-
rechter Balken länger ist als der wage-
rechte: I. das lateinische oder Passions -
kreuz, dessen unterer Arm länger ist als
die drei anderen; steht es auf einem Berge,
so heißt es Kalvarienkreuz (die Nummern
der hier abgebildeten Kreuzformen ent-
sprechen denen des Textes).
2. Das Patriarchenkreuz (s. d.) mit 2
Querarmen, von denen der untere etwas
länger als der obere, beide aber kürzer als
der senkrechte Arm sind.
3. Das päpstliche Kreuz wie das vorige,
nur mit 3 nach oben kürzer werdenden
Querarmen.
Alle anderen auf M. vorkommenden
Kreuze haben gleichlange Arme und finden
sich in den verschiedensten Formen sowohl
als große Zeichen auf einer Seite der Münze
(s. Kreuzer, Cruzado, meißnischer Groschen)
als auch als Anfangs- und Trennungs-
zeichen. Wir nennen folgende Kreuze:
4. Andreaskreuz (weil mittels eines sol-
chen der Heil. Andreas gekreuzigt wurde)
oder burgundisches K., Schrägkreuz, Schrä-
gen, dessen Arme oben und unten meist
zwei spitze Winkel bilden.
5. Antoniuskreuz oder ägyptisches, auch
alttestamentliches und von seiner dem
griechischen Buchstaben Tau ähnlichen
Gestalt Taukreuz genannt. Ein besonderes
Taukreuz ist das Henkelkreuz (s. d.).
6. Ankerkreuz (s. d.), das Ende jedes
Armes teilt sich am Ende ankerförmig in
zwei Spitzen.
7. Astkreuz, aus knorrigen Baumstäm-
men gebildet,
. 8. Blumenkreuz, mit aus Blumen und
Blättern gebildeten Balken.
11. Hermelinkreuz, aus vier Hermelin -
schwänzen gebildet,
12. Jerusalemkreuz ist ein Krückenkreuz
(Nr. 14), in dessen Winkeln sich je ein
kleines Kreuzchen zeigt.
13. Kleeblattkreuz, in Savoien St.-
Moritzkreuz genannt, dessen Arme in Klee-
blätter auslaufen.
14. Krückenkreuz, in Portugal Christus -
ordenskreuz genannt, mit kurzen, knicken -
ähnlichen Balken an den vier Armen.
15. Lilienkreuz, dessen Arme in Lilien
auslaufen, es heißt auch St. -Jakobskreuz,
in Portugal Kreuz von Aviz.
16. Malteserkreuz, mit breiter werden-
den, am Ende gespaltenen Armen, also
achtspitzig, Abzeichen des Johanniter- und
Malteserordens sowie anderer Ritterorden.
Die Malteser und Johanniter trugen dieses
K. Weiß auf Schwarz, die Tempelherren
Rot auf Weiß und die Deutschordensritter
Schwarz auf weißem Mantel.
17. Nagelspitzkreuz, mit einem kleinen
dreieckigen Ansatz an einem Balkenende,
18. Peterskreuz, hat die Form eines um-
gekehrten Lateinischen Kreuzes (Nr. i) und
seinen Namen daher, daß nach der Legende
der Apostel Petrus vor seinem Martyrium
bat, nicht wie der Heiland, sondern mit dem
Kopfe nach unten gekreuzigt zu werden.
19. Schacher- oder Gabelkreuz, von der
Form eines Ypsilon (Y).
20. Stufenkreuz, steht auf mehreren
Stufen und findet sich sehr viel auf den M.
der Byzantiner und Merowinger.
21. Tatzenkreuz, mit breiter werdenden
Enden (Eisernes K.).
22. Wiederkreuz, die Arme laufen in
kleine Kreuze aus.
324
KREUZER
23. Zwillingsfadenkreuz; die Arme sind
aus doppelten dünnen Linien gebildet; dieses
K. trugen die englischen Pennies (s. Sterling).
24. Endlich das Doppelkreuz, ein griechi-
sches mit einem daraufgelegten Andreas-
kreuz.
Täubert, Christogramm und Kreuz,
Jahrb. d num. Ver. Dresden 1921/8;
H. Halke, Hdwörterbuch S. 168 f.
R. S. Su.
Kreuzer (Etschkreuzer, Tirolino, Azza-
lino, Zwainziger, vigintiarius, vigintinus).
Der K. hat seinen Namen von dem seit
1271 von Meinhard IL von Görz-Tirol
in Meran ausgebrachten Grossus, der zum
Unterschied von dem vorher und gleich-
zeitig geschlagenen anonymen Meraner
Adlergrossus (s. Aquilino) auf der einen
Seite ein Doppel- oder Radkreuz, gebildet
aus einem größeren und einem kleineren
gleichschenkligen Kreuze mit der Um-
schrift »Meinardus« und auf der Rs. einen
heraldischen Adler mit der Aufschrift
»comes Tirol« aufweist (Abb. 190). Bis
1363 blieb dies Gepräge gänzlich unver-
ändert. Die Habsburger ersetzten später
die Aufschrift der Vs. durch den Namen
des jeweiligen Herrschers.
Der Kreuzer entspricht nach dem Vor-
bilde, dem Trienter Zwainziger, dem Wert
von 20 Veroneser Denaren oder Bemern
(s. d.) und wurde daher im Lande bis gegen
Ende des 14. Jh.s Zwainziger (Meinhards-
zwainziger), in lat, Quellen vigintiarius,
vigintinus, in ital. Gebieten aber »grossus
Tirolinus, Tirolino« genannt. Der Name
»Kreuzer« ist nach Moser wohl zuerst in
süddeutschen Gebieten, in die der Zwainzi-
ger infolge der auiäerordentlichen wirtschaft-
lichen Kraft der Südtiroler Jahrmärkte,
insbesondere der Meraner und Bozener
Märkte, und wegen ihrer verläßlichen Güte
rasch eindrang, entstanden. Die ältesten
Urkunden mit w:hreutzaer pfening« oder
»cruzaer«, lat. *crucigeri«oder »grucifferi«,
stammen aus dem nordwestlichen u. nord-
östlichen Tirol. In Südtirol selbst bürgert
sich dieser Name erst im Anfang des
15. Jh.s ein, während der Name »Zwain-
ziger« gänzlich verschwindet.
Eine chronologische Sichtung der zahl-
reichen Meinhards -Zwainziger, die in Mache
und durch Beizeichen oder Münzzeichen
' mancherlei Unterscheidungsmerkmale auf-
; weisen, ist noch nicht befriedigend durch-
geführt worden. Perini unterscheidet nach
der Mache 7 Gruppen. Sicher ist wohl, daß
die Gepräge, welche eine Flügelbinde zeigen,
älter sind als jene ohne eine solche. 1477
wurde die Münzstätte von Meran nach
Hall verlegt.
In Österreich führte den Kreuzer Kaiser
Friedrich III. während der Schinderling-
zeit ein; er wurde fortan beibehalten und
zum Ausgangspunkt der weiteren Ent-
wicklung des österr. Münzwesens gemacht.
Er wurde gleich 4 Wiener Pfennigen ge-
setzt, 60 Kr. = 240 Pf. = I fl.
Der ursprüngliche Münzfuß der Kreuzer
war: 156 Stück auf die 254,7 g schwere
Trienter Mark, also hatte i Stück 1,63 g
Rauhgew. und bei einer Feinheit von 14 Lot
2 Grän 1,44 g Feingew. 1361 gingen nur
noch 204 Stück auf die 13V4 lötige Mark,
also war ein Stück 1,25 g rauh und 1,04 g
fein schwer. In Linz wurden während der
Schinderlingzeit nach Urkunde vom 13.VIL
1458 288 Stück aus der 7 lötigen Mark
geprägt, I Stück 0,972 g rauh und 0,425 g
fein, in Enns 1459 sogar 304 Stück aus
der 3lötigen Mark, i Stück 0,921 g rauh
und 0,172 g fein; in Hall 1473 240 Stück
aus der 81ötigen Mark, l Stück 1,06 g rauh
undo,53gfein. Dieser Münzfuß blieb einiger-
maßen bis in den Anfang des 16. Jh.s — 1482
wurden zu Hall die ersten Vielfachen des
K., nämlich 6- und l2-fache K., geschlagen.
In Oberitalien ahmte man im Anfang des
14. Jh.s bis in das 3. Jahrzehnt den Zwainzi-
ger nach, so in Ivrea, Indsa, Acqui, Man-
tua, Verona und durch Otto u. Manfred III.
V. Caretto in Cortemiglia u. durch die
Fieschi im 15. Jh. inCrevacuore; im 16. Jh-
in Messerano.
In Deutschland wurde der Kreuzer all-
gemein erst im 16. Jh. nachgeprägt, in
Süddeutschland u. a. in Konstanz, Rott-
weil, Isny, Kempten (1625), Buchhom
{1709), Montfort (1696), Basel, Kanton
Zürich, Stadt St. Gallen, Nürnberg (1693);
in Norddeutschland in Goslar, in Hildes-
heim, in Hameln, in Tecklenburg, in Min-
den (Bischof Georg ISS4— Ö6), in Herford
(1520—78), durch Erich von Calenberg
(1539) uiid durch die Söhne Johaim Fried-
richs von Sachsen (1552).
KREUZFAHRERMÜNZEN
325
K. Moser, Die Entstehung u. Verbreitung
des Namens »Kreuzer« für den Meraner
Zwainziger Grossus, in Festschr. f. Otten-
thal S. 235— 245; Luschin in N. Z. 52 S.
129 fif. u. 53 S. 37 ff.; Perini, II Tirolino im
Num. Circular, London 1902 S. 5529 ff.,
auch 5078 ff, u. in Frkf. Mztg. 1904 S. 56;
Busson, Die ital, Beischläge der Meinhards-
zwainziger in N. Z. XIV S. 283 ; ders.,
Der Brunecker Fd. u. s. Ergebnisse in N. Z.
21 S. 259 ff. ; Schalk in N. Z. XII S. 247 ff. ;
Nagl in N. Z. 38 S. 155. Su.
Österreich war es im Laufe des 16. Jh.s
gelungen, seine Gulden- (s.d.) und Kreuzer-
währung in fast ganz Süddeutschland aus-
zubreiten, die den Namen Kaiserliche
oder Rheinische Währung erhielt (i rhein.
Gulden = 60 Kr. zu 4 Pfennig). Nur in
Franken galt bis zum 19. Jh. daneben
weiter die schwerere Fränkische Währung
(72 fränk. = 90 rhein. Kreuzer).
Während die einfachen K. seit dem
16. Jh. zu geringhaltigen Billon-, seit dem
18. zu Kupfermünzen wurden, haben sich
ihre Vielfachen zu einigen der wichtigsten
Münzen herausgebildet, worüber die Ar-
tikel Batzen, Halbbatzen, Drei-, Sechs-,
Zwanzig-, Zehn-, Sieben- xmd Fünfzehn-
kreuzer zu vergleichen sind. S.
Kreuztatarermfiiizen sind vor allem Mün-
zen, die von den Klreuzfahrem in den neu-
eroberten orientalischen Ländern geprägt
wurden.
Gottfried von Bouillon hat noch keine
Münzen geschlagen; dagegen werden sein
Bruder Balduin in der im J. 1097 errichte-
ten Herrschaft Edessa und dessen gleich-
namiger Sohn auf einer Reihe Kupfermün-
zen namentlich genannt, welche byzantini-
schen Münzen, die bei den Kupferprägun-
gen der ICreuzfahrer meist das Vorbild
lieferten, nachgeahmt waren; teilweise be-
nutzten sie jene direkt als Schrötlinge.
Diese Stücke stellen den Münzherrn ver-
schiedenartig dar oder das Brustbild Christi,
zuweilen erscheint auch eine mehrzellige
Aufschrift, die Rs. wird immer mit einem
Kreuz geschmückt, die Winkel auch mit
den einzelnen Buchstaben des Namens ge-
füllt, vollständig kommt dieser mit dem
Zusatz: (Ba^Sotvoc) 8o5Xoc (xo5) axaüpoS
(servus crucis) vor.
In dem I098 gegründeten Fürstentum
Antiochien wurden von Tankred und dessen
Nachfolgern Münzen geprägt, Kupfermün-
zen mit dem Brustbilde Christi, des Apostels
Petrus und dem eigenen, dann mit den
Standbildern Christi u. der Jungfrau Maria,
mit dem Reiterbild des hl. Georg im
Drachenkampf, seit 1 136 Billondenare fran-
zösischer Art mit Kopf. Die Prägung hörte
1268 auf. — Weiter gibt es Münzen aus Tri-
polis, das II 09 durch Bertram erobert
wurde. Von diesem und seinen Nach-
folgern sind uns Billondenare erhalten.
Bohemund VL (1268 — 74) hat die ersten
4,2 — 4jS g wiegenden Groschen mit dem
redenden Wappenbilde der drei Türme
geschlagen. 1287 endet die ganze Prägung.
— Im Königreich Jerusalem wird das
Münzrecht erst von König Amalrich I.
(i 162 — -i 173) ausgeübt, und zwar durch den
Schlag von Billondenaren u. Obolen, die das
Heilige Grab darstellen und unter Guy von
Lusignan auch den Turm Davids und den
Tempel mit der Kuppel bringen. Heinrich
von der Champagne hat als Graf von Accon
kupferne Pugeoises mit der Lilie und Jo-
hann von Brienne Denare i. J. 12 19 in
Damiette, dann in Jaffa und Sidon aus-
gegeben. Kaiser Friedrich IL und König
Konrad IV. haben in Jerusalem keine
Münzen prägen lassen, sondern nur den
Anspruchstitel und das Wappenbild ihren
Erben vermacht. In der 2. Hälfte des
12. Jhs. sind von Reinald von Sidon, von
den Herren von Beyruth und von Tut, dem
alten Tyrus, Kupfer- und Billoimiünzen
geschlagen worden.
Neben diesen Eüeinmünzen haben die
Kreuzfahrer kufische Gold- und Silber-
münzen nachschlagen lassen (s. Sarraceaa-
tus u. Drachme), deren spätere Art, die
»byzantii staurati« und damit gleichzeitig
geprä^e Drachmen u. Halbdrachmen K
Ludwig IX. bei seiner durchgreifenden Um-
gestaltung des franz. M.-wesens als Vorbild
gedient haben.
Mit dem ICreuzzug des Königs Konrad
III. ist wahrscheinlich der sogenannte Bal-
kanfund in Verbindung zu bringen, der u. a.
königl. u. burggräfl. Dünnpfennige von
Nürnberg enthielt (Buchenau in den Bayr.
Mitt. 1910 S. 135 ff.)> °^t ^®^ bevorstehen-
den Kreuzfahrt Kaiser Friedrichs I. viel-
leicht ein thüringischer Reiterpfennig mit
326
KREUZGROSCHEN
dem Kreuz inmitten des Schildes, den der
Reiter trägt.
Durch diesen Kreuzzug wurde 1192 die
Gründung des Königreichs Zypern ver-
anlaßt, in dem sofort der erste König Guy
V. Lusignan Billondenare geprägt hat. Sein
Sohn Hugo fügte diesen auch Scyphati
von Blaßgold nach byzantinischer Art
hinzu. Heinrich I., der 1246 das König-
reich Jerusalem mit dem zyprischen ver-
band, schlug 4 und 2 g wiegende Groschen
und Halbgroschen nach Art der Gi-
gliati mit dem königlichen Thronbilde und
einem zum Sprung ansetzenden Löwen,
welch letzterem Amalrich das Kreuz von
Jerusalem gegenüberstellte, das fortan die
Rs. aller Münzen der Dynastie füllt. Die
letzte souveraine Prägung Zyperns war die
der Katharina Comaro, an die sich nahezu
ein Jahrhundert hindurch von 1489 — 1571
Münzen der Republik Venedig mit den
Namen ihrer Dogen anschlössen.
Durch den vierten Kreuzzug wurde i. J.
1204 das byzantinische Kaiserreich ver-
nichtet, an dessen Stelle in seinem Kerne
das lat. Kaisertum des Balduin von Flan-
dern trat. Dieser Kreuzzug rief auf dem
Boden von Griechenland eine Anzahl selb-
ständiger Münzreihen f ranz, Charakters her-
vor; so prägte Wilhelm von Achaja (1245
— 1250) in Korinth, dann in Negropont
als Drittherr (tertiarius) der Insel Euböa,
auf Grund besonderer Erlaubnis des fran-
zösischen Königs Tumospfennige in Chia-
renza, welche Prägung nach seinem Tode
beinahe ein Jahrhundert fortgesetzt wurde.
In der Großherrschaft Athen, i. J. 1205
gegründet, prägt Guy L (1225 — 1263) in
Theben Obole und sein Sohn Wilhebn da-
neben Tumospfennige. Solche wurden auch
von dessen Witwe Helena und nach dem
Tode ihres 2. Gatten in ihrem Wittum, der
Herrschaft Karytäna in Achaja, gleich-
zeitig von Guy II, in Theben und nach ihm
von seinem Halbbruder Walter v. Brienne
(1308— 131 1) geschlagen.
1261 wurde das lateinische Kaisertum
mit Hilfe der Genuesen gestürzt, die da-
für von den Paläologen Pera zugewiesen er-
hielten, wo sie namentlich Beischläge zu
den Venetianer Zechinen prägten. Weiter
haben die Genuesen bzw. genuesische Ad-
mirale auf den Inseln Chios, Lesbos und
i in Phocaea in Kleinasien, in Famagusta
auf Zypern u. in CafiFa an der Südküste
der Krim Münzen geschlagen, in Chios
Gigliati durch die Giustiniani u. a.
Nachdem nach 1204 auf Rhodus zunächst
eine selbständige griechische Herrschaft
entstanden war, bemächtigte sich 1309 der
Johanniterorden der Insel, der sie bis 1523
behauptete. Seine Münzreihe ist die um-
fangreichste aller von den Staatsgründun-
gen der Lateiner im Orient herausge-
brachten, vor allem, da sie seit 1530 auf
Malta noch bis 1798 fortgesetzt wuide.
Die Reihe beginnt mit dem einzigen
Tumosgroschen des ganzen Orients mit
dem im Gebet vor dem Klreuze knienden
Großmeister, ein T5rpus, der von den
Nachfolgern gewahrt wurde, nur wurde
auf der Rs. das Lilienkreuz der Gigliati
übernommen, an dessen Stelle aber später
ein Bild Johannis des Täufers und hinter-
drein ein agnus dei trat, während die Vs.
am Anfang des 16. Jh.s ein Wappen erhielt.
Seit Anton Fluviano {142 1 — 37) prägten
die Großmeister außer den Groschen und
Denaren auch Zechinen nach Art der Ve-
netianer und seit dem Beginn des 16, Jh.s
auch grobe Silbermünzen bis zu einem Dm.
von 35 mm.
Mit den ELreuzzügen sind vor allem noch
zwei weitere Münzfunde abendländischer
Münzen in Verbindung zu bringen, der Fd.
von Gran in Ungarn, in dem sich Pfennige
aus derNormandie befanden, dann der Fd.
von Akkermann an der Mündung des
Dniester, der die Zeit von 1150 — 1210 um-
faßt und Brakteaten aus Nieder-, Ober-
sachsen, Thüringen und Hessen, dazu Frie-
sacher enthielt. — Schlumberger, l'Orient
Latin 1878; Menadier, Schausammlung S.
463 ff. Su.
' Kreuzgroschen werden erstens meißni-
sche Groschen genannt, welche von Fried-
rich IL (1428 — 1464) zus. mit Friedrich dem
Friedfertigen u. Sigismund geprägt sind und
sich von den späteren Fürstengroschen (s. d.)
nur dadurch unterscheiden, daß sich über
dem Löwenschilde an jeder Seite ein kleines
Kreuz befindet. Es wurden 91 Stück aus
der 8—9 lötigen Mark geschlagen, i Stück
hatte also 2,56 g Rauhgew. u. 1,28 — 1,44 g
Feingew.; i Groschen = 12 Heller. —
KREUZPLAPPERT— KROISEIOS
327
Schwinkowski, Geld- u. M.-wesen Sachsens
Nr. 28.
Zweitens sollen auch die im 14. u. 15.
Jh. von dem Deutsch -Orden in Preußen
geprägten Schillinge, welche auf der einen
Seite das Ordenskreuz, auf der anderen
Seite das Hochmeisterkreuz tragen, den
Namen Kreuzgroschen geführt haben. —
Köhlers Münzbelust. XI S. 57. — Drittens
versteht man unter diesem Namen Groschen
der niedersächs. Städte, welche diese nach
dem Hildesheimer Vertrage von 1501 präg-
ten: Wappen der Stadt i. Schilde-Kreuz,
126 St. auf die 6^4 Lot feine Mark; d. h.
I St. von 1,85 g Rauh- u. 0,72 g Feingew. —
Engelke, Mgesch. d. Stadt Hannover S. 50 £F.
Su.
Kreuzplappert Unter diesem verstand
man zuerst die französischen Blancs mit dem
ICreuz, die in der ersten Hälfte des 15. Jh.s
im Elsaß und in der Schweiz stark um-
liefen. Später ging der Name Kreuzplappert
auch auf die Berner und Züricher Halb-
groschen über. — Urkdl. z. B. im Riedlinger
Vertrag v. 1423 u. in Konstanzer Valva-
tion von 1431, Cahn, Konstanz, S. 263;
vgl. Blafferd. Su.
Kreuztaler s. Albertustaler, Burgundi-
scher Taler u. Abb. 261.
Kriq;sgeU. Unter K. im weiteren Sinne
versteht man alles Geld, das, während
Kri^szeiten geprägt, sich durch Qualität,
Form, Prägebild oder Schrift von dem ge-
wöhnlichen Gelde unterscheidet. Dazu ge-
hören also die Belagerungsmünzen, Feld-
klippen, Notgeld, Notdaler (s. diese). Im
engeren Sinne sind K- diejenigen Münzen,
die vom gleichen Gepräge und Nennwert
wie die Friedensmünzen nach einem billige-
ren Münzfuße gemünzt sind, wofür die be-
kanntesten Beispiele die Kippennünzen des
Dreiiäig- und die Ephraimiten des Sieben-
jährigen Krieges (s. diese) sowie die von
Napoleon hergestellten englischen und russi-
schen Banknoten und die Papierscheine des
Weltkrieges 1914— 1918 sind. S. auch
Falschmünzerei, Friedrichsdor und Kriegs -
sechstel. S.
Kriegssechstel nennt man diejenigen
Sechsteltaler, die zuerst Friedrich d. Große
während des Siebenjährigen Kriegfes zur
Beschaffung der nötigen Zahlungsmittel
nach einem verbilligten Fuße schlagen ließ.
Sie waren eine Art der Ephraimiten (s. d.).
Diesem Beispiele folgten sehr viele deutsche
Fürsten: Anhalt-Bemburg, beide Mecklen-
burg, Schwedisch - Pommern, Hildburg-
hausen, Württemberg, Ansbach, Baden-
Durlach, Pfalz - Zweibrücken, Kurtrier,
Fulda, Holstein-Plön und andere. Diese
Sechstel sanken von dem Wert von 4
Gutengroschen bis auf 3 und 2, ja die schwe-
disch-pommerschen bis auf iVa Groschen;
sie gleichen den preußischen oft zum Ver-
wechseln, und viele Fürsten wählten, um
ihre Urheberschaft zu verstecken, statt
ihres Bildes und Titels ihren verschlunge-
nen Namenszug. S.
Kronungsmfinzen, -Jetone und -Taler
sind Gepräge, die zum Andenken an die
Kxönung eines Fürsten oder als Auswurf-
und Geschenkstücke mit Symbolen oder
Sprüchen auf die Thronbesteigung her-
gestellt werden. Am bekanntesten sind die
preußischen Klrönungsmünzen von 1701
und 1861 sowie die Napoleons I. von 1804.
S.
Krohnemanstaler sind alchemistische Ta-
ler (s. d.), die 1678 und 1679 in Bayreuth
von dem Baron von Krohneman, einem
Abenteurer und Adepten, aus Silber ge-
münzt wurden, das er selbst erzeugt zu
haben behauptete, in der Tat aber dem
Markgrafen veruntreut hatte. 1685 wurde
er wegen des Betrugs aufgehängt. — G.
M. A. Fikenscher, Chr. W. Baron von
Krohneman, Nürnberg 1800. S.
Krolsdos, griech. Kpofasioc (orcat^p) heißt
in literar. Quellen und einer Inschrift (IG
I» 356 Z. 6) die AT-M. des Lyderkönigs
Kroisos (561 — 546 V. C.?), die uns in
einer leichteren Einheit von 8,1 g (Abb. 18J
und ihrem V», ^3 und y» sowie in einer
schwereren von 10,8 g und ihrem V3, ^6 und
y» erhalten ist, von praktisch reinem Golde,
990/0, mit Löwen- und Stiervorderteil sich
gegenüber, Rs. ein bildloser Einschlag; ver-
mutlich stand die von 8, i g 20 t3rpengleichen
Silberstücken (Halbstateren) von S,4ggleich,
zu denen auch Stateren und ^3-, ^4- V«-
V«- und ya4-Stateren erhalten sind. Wert-
verhältnis von N zmA dann 13V3 zu i. —
R. E. XI S. 1941 und Suppl. III S. 608;
IClio XIV S. 101/02. 109/12. — Der von
Gardner, History of greek coinage S. 87
betonte Unterschied gegen den Dareikos in
328
KRONE— KRONOS
der Feine (dieser nur 98V0), Num. chron.
1916 S. 257/9, vgl. Z. f. N. 26 S. 18, kann
für die antike Metallurgie nicht als beab-
sichtigt gelten. R.
Krone (Kopfbedeckung) . Wegen der an-
tiken K. s. Diadem, Kopfbedeckung, Kranz,
Stephanos, Mauer-, Preis- und Strahlen-
krone. — Anson, Greek coin types VI
Taf. XL — Die K. war im MA. das
Zeichen des Kaiser- und Königtums, ein
dreiblätteriger Reif, der seit dem 13. Jh.
auf dem Helm oder auf dem Oberrande des
Schildes erscheint. Seit dem 16. Jh. wurden
die Königskronen oben mit Bügeln ge-
schlossen, während die Kurfürsten, Herzoge
und Grafen teils mützenartige, teils fünf-
blättrige Kronen führten. — Hauptmann
S. 48 ff.; Hefner I, Taf. 16 ff. S.
Krone (Münze) ist der Name vieler euro-
päischer Münzen. Die ältesten K sind die
französische Couronne d*or (s. d.), dann der
französische £cu d*or au soleil (s. d.). Ihm
wurde der spanische Escudo d'oro (s. d.) und
die niederländische Couronne d'or (s. d.)
nachgemünzt. Auch die englische goldene
Krone (s. Crown) ist eine Nachahmung der
französischen, während die englische (Abb.
269) und die dänische silberne K. Taler-
münzen sind (s. Crown u. Corona Danica).
Neuere Kronen sind die deutschen Gold-
kronen und die österreichischen seit 1892
geprägten Goldstücke zu 20 und 10 K.
sowie die österr. Silberkrone (s. unter Gold-
krone); sodann die portugiesischen Coroas
d' ouro (s. d.) und die skandinavischen seit
1875 (s. Corona Danica am Schluß). —
Während dann 1924 Österreich zur Schil-
lingwahrung übergegangen ist (s. Schilling,
österreichisch), hat die Tschechoslowakei
seit 1931 Stücke zu einer Krone (0,124 RM)
zu IOC Heller, i/a Krone und zu 20 Heller
aus 800/0 Kupfer und 200/0 Nickel, seit
1924 Stücke zu 5 K. aus 75 «/o Kupfer und
25 0/0 Nickel, dazu Stücke zu 10 und 5 Hel-
ler aus Bronze und 2 Heller aus Zink ge-
schlagen. Die Vorderseite dieser Münzen
ziert das Staatswappen, ein Adler, während
die Rs. der Stücke zu 5 K. eine Fabrik, der
Kronen eine Schnitterin mit Grarbe, der
50-Heller Laub, der 20-Heller eine Garbe,
der kleinsten Münzen eine Brücke zeigt.
Abkürzung für die tschechische Krone
ist K6. — Endlich hat Estland am 1. 1.
1928 eine K. zu 100 Senti zur Währungs-
grundlage gemacht, deren Parität i Pfund
Sterling =18, 159 estn. K. ist. Bisher
sind Stücke zu 52 Senti aus Aluminium -
bronze bekannt. S.
KronenalbuSy stadtkölnische, seit etwa
147s gemünzte Albus, die in vielen Valva-
tionen der Stadt Köln vorkommen: Vs.
Hüftbild Christi im gotischen Architektur-
rahmen, Rs. Stadtwappen; 151 1 werden sie
II Hellem gleich gesetzt. — Noß, Köln IV
S. 14, 28, 31. Su.
Kronengold s. Crown -gold und Gold.
Kronentaler. An die Stelle der Brabanter
Dukatonen (s. d.) traten 1755 die österr. -
niederl. Kronentaler zu 25,9 g Feingewicht;
sie entsprachen in ihrem Prägebilde den
Albertustalem, da sie auf der Rs. das An-
dreaskreuz mit drei Kronen trugen, auf der
Vs. bis 1780 den Reichsadler mit Wappen-
schild, seitdem das Bild des Kaisers {Abb,
272), Sie strömten sehr bald nach Oster-
reich und wurden dann in Wien, Ungarn
und der Lombardei geprägt. Sie ver-
drängten während der Koalitionskriege
sowohl d. Konventionstaler (s. d.) als auch
d. Laubtlr. (s. d.), schwankten zuerst stark
im Werte, befestigten sich aber gegen 1800
auf 2 Fl. 42 Kr. Nach dem Verlust der Nie-
derlande durch Österreich eine heimatlose
Münze, sammelten sie sich nach den Frei-
heitskriegen in Süddeutschland und wur-
den hier von Bayern, Württemberg, Baden,
Hessen-Darmstadt und Meiuingen neu
geprägt, deren fast einzige große Münze sie
in d. ersten 30 Jahren des 19. Jh.s waren, bis
der Münzvertrag von 1857 sie abschaffte.
Diese süddeutschen Kronentaler hatten
einen verschiedenen Münzfuß und ver-
schiedenes Gepräge, sie hielten durch-
schnittlich 25,7 g Feinsilber. — Schrötter,
Acta Bor., Gesch. IV, S. 250 ff.; ders.,
Preußen 1806 — 1873, Gesch. H, passim;
Noback» S, 991, 992, 1013, 1114. S.
Kronlchte Groschen sind hessische Gro-
schen Ludwigs I. (1413 — 1458), die über
dem Löwenschild auf der einen Seite eine
Krone haben. Su.
KronoSy vorgriech. Wetter- und Ernte-
gott, der bei den Griechen durch Zeus ver-
drängt und dann in die griech. Mythologie
als Vater des Zeus von der Rhea aufge-
nommen wird; er verschlingt seine früheren
KRONPRINZENTALER— KTISTES
329
Kinder, statt des Zeus aber gibt ihm Rhea
einen Stein und läßt Zeus heimlich auf-
ziehen, der dann des Vaters Herrschaft
stürzt. Auf M. erscheint sein bärtiger Kopf
mit Beischrift KP0N02 in Himera im
5. Jh. V. C, wo Blitz und Kömer auf der
Rs. deutlich auf Wetter und Ernte hin-
weisen, ferner, an der Verschleierung des
Kopfes oder der Sichel (Harpa) kenntlich,
auf M. von Korinth, kilik. Städten und
Alexandrinern, und auch in dem bärtigen
Kopfe ohne Attribute auf M. von Mallos
hat man K. erkannt. Von fremden Göttern
werden ihm gleichgesetzt Satumus (s. d.)
und der phön. El oder Baal, als 4- oder
6 flügelige Gestalt auf M, von Mallos und
Byblos, sein Kopf mit Tiara und Ähren in
der Hand auf M. von Hadrumetum. —
R. E. XI S. 1982. R.
Kronprinzentaler, Denktaler auf den
Besuch der Berliner Hauptmünze durch
den preußischen Kronprinzen im Jahre
18 12. Die Vs. ist die der Kuranttaler, die
Rs. trägt im Felde die Schrift: Gott schütze
ihn (seil, den König) / 1 Thaler 1812/ A
und die Umschrift: Und den theuren Erben
seines Throns. — Schrötter, Preußen
1806/73, Beschr., Nr. 170. S.
Kronschatzmelster. Von 1580 bis zum
Ende des 17. Jh.s wurden die polnischen
Münzen außer mit den Zeichen der Münz-
stätten und der Münzmeister noch mit
denen der Kronschatzmeister, der höchsten
Finanzbeamten, die für das Münzwesen
verantwortlich waren, versehen. S.
Kroon^ niederländisch = Krone (s. d.).
Krotaloily griech. xp6TaXov, meist implur.
xpoxaXa = die Klapper, ein lärmendes
Musikinstrument, unseren Kastagnetten
ähnlich, bes. im Dionysoskult gebraucht;
auf M. von Laodikeia, Phryg.: Imhoof,
Kl. M. S. 270 n. 35. R.
Krfickenkreuz s. unter Kreuz.
Krummstab s. Bischofsstab.
Knimmsteert (Cromstaert = Krumm-
schwanz) ist eine niederländische Groschen-
art des 15. Jh. 3, und zwar rührt der Name
von dem gekrümmt geschwänzten Löwen
auf der Vorderseite her. Diese Groschen
sind wohl zuerst von Johann ohne Furcht
(141 5 — 1419) in Randern lt. Urkunde vom
16, IV. 1419 als dubbele groot geprägt
worden: auf der Flanke des Löwen der
burgundische Schild, auf der Rs. ein
langes befußtes Kreuz ebenfalls mit Wap-
penschild. — Engel-Serrure III S. 1096 f. —
Philipp von St. Paul (1427— 1430), Herzog
von Brabant, hat die Krummsteerte in
Löwen als doppelte und halbe Groote nach-
geahmt: u. zwar zu 5 d. SVsgr. Feinsilber,
68V2 Stück auf die Mark (26. IV. 1429), also
wog ein Stück ca. 3,7 g rauh u. ca. 1,7 gfein,
Va Kr. zu 4 d. 4 gr. fein. — De Witte, Brabant
I, S. 20s ; v. d. Chijs, Brabant S. 142 f.
Philipp der Gute hat dann 1431 weiter
in Löwen diese Groschen schlagen lassen,
ebenso auch in Holland mit Jacoba van
Bayern (1425— 1433)- Sie sind von Wilhelm
van den Berg u. Byland (1416 — 1465) und
von anderen nachgeprägt worden (v. d.
Chijs, Herren u. Städte v. Geldern S.
207 f.) und von der Stadt Hamburg in
Emden (1433 — ^439) (Tergast, Ostfriesland
S, 69). Der Name ist auf die Deventerschen
und Kampenschen Arendschillinge (s. d.)
übertragen worden (v. d. Chijs, Herren u.
Städte V. Overyssel S. 186) und weiter auf
die 7-Oertgenstücke Anton Günthers v. Ol-
denburg mit Wappen u. Reichsapfel, welche
zwischen 1614 u. 1619 geschlagen wurden
(Merzdorf, Oldenburg S. 76 f.). Su.
Ks., Abkürzung für Kehrseite (s. Rück-
seite).
Ktefikon, das, die besitzanzeigende Na-
mensform, auf -tx6v gebildet, auf M. sowohl
im Westen (Neopolitikon) wie bei den
makedon. Stämmen (Derronikon, Bisalti-
kon), in Phokis, Böotien, Elis und auf
Kreta, bes. aber in Kilikien (Hohnitikon,
Kelenderitikon usw.), stets im Nom. sing,
neutr., ergänze etwa Konmia oder No-
misma. — Z. f . N, 19 S. 209; 24 S. 23;
Imhoof, K1.M. S.454. R.
Ktlstes^ griech. xxfcmj^ = der Gründer.
So oder oJxwnq? werden auf M. die mythi-
schen Gründer von Städten genannt, zuerst
Herakles um 400 v. C. auf M. von Kroton
(oJxiatac), dann auf Kaiser-M. von Kal-
latis, Perinth, Nakoleia, Kios, Dionysos in
Tion, Apollon in ApoUonia ülyr.. Erythros
in Erythrai, Tomos in Tomis, Meiletos in
MiletopoHs, Menestheus in Elaia, Asklepios,
auch Dionysos in Nikaia usw.; ol xtioxat
heißen Artenais -Nikaia und Dionysos in
Nikaia; auf einer M. von Amasia steht
TEpfXTjc XTfaac ti]V ir6Xtv; entspr. : Pario con-
330
KUDATAMA— KCNSTLERSIGNATUREN
ditori auf M. von Parion. Ohne Zusatz des
Wortes Kt. erscheinen sitzend Taras und
loJcastos in Tarent und Rhegion auf M.
des 5. Jh.s V. C, früher für den Demos
(s. d). gehalten. Außerdem ist K. Beiname
hellenistischer Könige, so des Archelaos
vonKappadokien, des Parthers Orodes, des
Herodes Philippos IL Endlich heißen so
auch röm. Kaiser auf M., z. B. Augustus
im epirot, Nikopolis, Nero in ApoUonia
lUyr. usw., Caesar heißt Creator auf M. von
Korinth. — R. E. XI S. 2083. R.
Kttdatama, japanische Steinzylinder; s.
Kiri Kodama. V.
Kümmerformen von Gerätgeld (s. d.)
entstehen, wenn Eigenschaften fehlen, die
zur praktischen Verwendung des betr.
Gerätes notwendig sind, wie Schärfe der
Messerschneide. R.
Kfinsflersignaiuren finden sich auf an-
tiken M. anscheinend zuerst um Mitte
5. Jh.s in Elis (Eöö, Nom. VIII S. 55) —
sonstige frühe M. mit vermeintlichen K.
sind wahrscheinlich verlesen, so bes. die des
sog. älteren Kimon um 450 in Messana usw.
(vgl. Z. f. N. 30 S. 232/3) — , dann in der
Zeit von etwa 430 — 400 v. C, also als die
griech. Sophistenzeit das menschliche In-
dividuum in den Mittelpunkt rückt und
damit auch die Künstlerpersönlichkeit zu
gesteigerter Geltung bringt, zunächst auf
Sizilien (Akragas, Kamarina, Katana, Hi-
mera-Thermai [?], Leontinoi [?], Messana
[}]j Naxos, S3n:akus), darin von rund 430
— ^350 in Unteritalien (Tarent, Herakleia,
Metapont, Hyde, Pandosia, Thurioi, Rhe-
gion, Terina) und in Arkadien, Kreta (Ky-
donia, Aptera und Polyrhenion), Rhodos
(Z. f. N. 24 S. 239) undKlazomenai; die hei-
lenist. Beispiele; <I>A in Eretria, Rev. num.
1887 S. 212; Z<&!Xos bei König Perseus,
Z. f. N. 38 S. 4/5; A auf M. Ptolemaios* I.
Sichere K. sind zunächst die Beispiele
von Kydonia und Klazomenai, wo zum
Namen Nsoavio? bzw. ösoBoxo? das Wort
ärcoCQst hinzugesetzt ist. Bei den übrigen
Fällen sind die Umstände, die zur Annalmie
einer KL führen dürfen: unauffällige, gleich-
sam heimliche Anbringung an versteckter
Stelle (auf einem Blättchen, Täf eichen oder '
RoUbande, auf dem Haarband Abb. 34,
am Halsabschnitt, am Helme, auf der
Bodenlinie, am Sitze [Fels, Cippus] usw.).
besondere Kleinheit der Buchstaben und
schließlich stilistische Übereinstinamung.
Der letzte Umstand ist aber zu subjek-
tiv, um als sicherer Leitfaden zu dienen,
und die beiden ersten treffen z, B. gerade
bei einer völlig sicheren K., nämlich der
mit großen Buchstaben an unversteckter
Stelle unter dem Halse der Nymphe
stehenden Aufschrift Eöaive(TOü) der Syra-
kusaner Dekadrachmen (Abb, 33) nicht
zul Besonders groß wird die Schwierigkeit,
wenn es sich um stark, womöglich gar bis
auf den Anfangsbuchstaben abgekürzte K.
handelt, wenn mehrere solcher Buchstaben
oder Gruppen von solchen sich auf ein und
derselben M.-seite befinden (so oft in Ta-
rent) und wenn, wie bes. in Tarent, Hera-
kleia, Metapont, Hyele, die Möglichkeit
besteht, daß der betr. Namensanfang oder
einer von ihnen auch den M.-beamten be-
zeichnen kann, zumal auch Künstler und
Beamter dieselbe Person sein können
(vgl. Num. chron. 1889 S. 105/24, .1917
S. 1 76/1 89) . Wichtig ist noch bei der ganzen
Frage erstens, daß derselbe Name sich öfter
in verschiedenen Städten findet (dazu vgl.
Z. f. N. 24 S. 288; Ant. M. Nordgriech. I S.
599^)» z. B. völlig sicher Euainetos in Syra-
kus, Kamarina, Katana, Terina, Proldes in
Katana und Naxos, Aristoxenos in Herak-
leia und Metapont, unsicher die vieldeutige
Silbe KaX in Tarent und Herakleia und gar
der bloße Anfangsbuchstabe <l> in einem hal-
ben Dutzend unterital. Städte; zweitens,
daß Vs. und Rs. einer M. von verschiedenen
Künstlern hergestellt sein können: z. B. ist
in Syrakus eine Wagenseite von Eöft, von
den damit gekoppelten Kopfseiten die eine
von Eöjx, die andere von $pÖYiWy.o? sig-
niert. — V. Sallet, Künstlerinschr. a. griech.
M., Berlin 1871, dazu Z. f. N. II S. 1—9;
Weil, Künstlerinschr. d. sicil. M., Berlin
1884; Forrer, Signatures de graveurs sur
les monn. gr., Brüssel 1906 (größte, aber
unkrit. Stoffsammlung) ; Head, H. N.» S.
937; Tudeer, Tetradr. v. Syrakus der
sign. Künstler, Z. f. N. 30 S. i — ^292; s.
auch die betr. Artikel in Thieme-Beckers
Künstlerlexikon und in der R. E. Von
Interesse für die ganze Frage ist bes. die
Diskussion über <i> und 11 in Terina zwi-
schen Regling, Terina S. 41/52, v. Fritze-
Gaebler, Nom. I S. 15/22, IX S. 54/5,
KÜRASSIERTALER— KUFISCHE SCHRIFT
331
Evans, Num. chron. 1912 S. 21 — 62, Grose,
eb. 1917 S. 176 ff.
In der Folgezeit verschwinden für mehr
als 1V2 Jahrtausend K. auf M. und m.-
ähnlichen Objekten. Im M.A. kommen
zwar Aufschriften wie fecit usw. mehrfach
auf M. vor (siehe unter Fecit), beziehen sich
aber auf den Münzmeister, wenngleich die
bekannteste Aufschrift der Art, Luteger
me fecit, auf Thüringer Brakteaten um
1175 vielfach auch auf den Künstler be-
zogen worden ist; vgl. unter Luteger-
pf ennige. — Als K. dann wieder auftauchen,
geschieht es aus einer Geistesrichtung
heraus, die ganz der der griechischen So-
phistenzeit verwandt ist, nämlich in der
ital. Renaissance, die auch das Individuum
in den Vordergrund stellt; noch sind es aber
nicht die M., auf denen wir K. jSnden,
sondern die Medaillen; völlig eindeutigen
K. wie opus Pisani pictoris, opus Speran-
dei, Franciscus Laurana fecit, Marescotus
f(ecit) schließen sich der einfache Name
Bartulus Talpa, Christophorus Hierimia
an, meist gar nicht an versteckter Stelle
oder in kleineren Buchstaben, sondern
groß und frei als Um- oder Insdirift. Die
Folgezeit schränkt diese etwas prahlerische
Behandlung der K. stark ein; sie wird seit
dem 16. Jh. in Italien, Deutschland und
wo immer sonst jetzt die Medaille auf-
tritt, meist in kleineren Lettern, oft nur
monogrammatisch oder noiit dem Anfangs-
buchstaben allein, vielfach vertieft, statt
erhaben wie die sonstige Schrift, ange-
bracht, und zwar bes. gern am Büsten -
abschnitt des Bildnisses, an der Bodenlinie
der figürl. Szene. Alles das hat sich bis
heute erhalten, nur daß, seitdem im 19. Jh.
der Grundsatz der Arbeitsteilung sich auch
auf die Ausübung der bildenden Künste —
nicht zu deren Vorteil — übertrug, sich
auch mehrere K. auf derselben M.-seite
finden: mit inv(enit) zeichnet gewöhnlich
der Verfertiger des Entwurfs, mit sc(ulpsit)
oder mod. der des plastischen Modelles, mit
fec(it) (s. d.) der Graveur, und öfter tritt mit
dir(exit) auch der Leiter der Prägeanstalt
(Denon, Loos) hinzu; vgl. z. B. Schau -M.
des Hauses Hohenzollem 1901 n. 380. 384.
385. 430/1. 440. 443. 449. 452- 45Ö. 4Ö2.
463 usw. — Auf Münzen zeichnen seit dem
16. Jh. die Münzmeister, -pächter, -Unter-
nehmer, meist mit abgekürztem Namen, oft
auch dem abgek. Vornamen dazu (s.
Münzmeisterzeichen); seit dem 17. Jh.
aber treten gelegentlich, seit dem 19. Jh.
häufig auch die Stempelschneider, meist
mit abgekürztem, aber auch mit vollem
Namen, auf die M., z. B. in Deutsch-
land im 19. Jh. Brandt f., Brehmer f.,
A. V. Nordheim, C. Voigt usw. — Forrer,
Biogr. dictionary of medallists, 7 Bde. Lon-
don 1904/23; Schlickeysen-Pallmann, Ab-
kürzungen auf M.3, Berlin 1896 und die
Artikel im Künstierlexikon von Thieme-
Becker. R.
Kfirasslertalery eine talerförmige Denk-
münze auf die 25 -Jahrfeier des preußischen
6. Kürassierregiments Kaiser Nikolaus L
mit der kaiserl. Initiale- 1 817/1842 im
Klranze. S.
Kttüsche Schrift, eine Form der arabi-
schen Schrift, so benannt nach der im J. 638
im *Iräk gegründeten Stadt al-Küfa, welche
im geistigen und politischen Leben des
Khalifenreiches, besonders bis zur Grün-
dung von Bagdad (764), eine außerordent-
liche Rolle spielte. Im 7. Jh. waren zwei
Formen der arabischen Schrift im Ge-
brauch: das Naskhi, welches auf Papyrus-
urkunden gebraucht wurde und einen run-
den, kursiven Charakter hatte, und das
Küfi, welches steif und eckig war und auf
Steininschriften und Münzen, dann aber
auch etwa ein halbes Jahrtausend lang für
Kor'äne benutzt wurde. Es ist sehr wahr-
scheinlich, daß diese zwei verschiedenen
Formen der Schrift ursprünglich in der
Hauptsache vom Material, das beschrieben
werden sollte, bedingt waren. Die KL hat
große Ähnlichkeit mit der Schrift zweier
arabischer Inschriften des 6. Jh.s und hat
sich zweifellos aus der nabatäischen Schrift
entwickelt. In al-Küfa wurde sie vermut-
lich zum ersten Male offiziell gebraucht und
ihr von dieser Stadt abgeleiteter Name dann
auf alle mehr eckigen Schriften ausgedehnt.
Die älteren muhammedanischen M. tra-
gen alle kufische Inschriften (Abb. 412 —
415, vgl. 408, 411), weswegen sie auch (vor-
nehmlich die des 7.— ii. Jh.s) kufflche
M. genannt werden. Schon sehr frühzeitig,
auf M. seit Beginn des 10, Jhs. fing man
an, die oberen und unteren Enden der
Buchstaben in allerlei Verschnörkelungen
332
KURFISCHE SCHRIFT
auslaufen zu lassen. Dieses «coufique
fleuri« ist besonders charakteristisch für
die in Nord- und Ostpersien geprägten
M. des 10. Jh.s und für die M. der Fäti-
miden von Ägypten. (lO. — 12. Jh.). Im
II. — 12. Jh. nimmt die Schrift ganz
phantastisch verschlungene Formen an
(Abb. 419), und gleichzeitig beginnt das
Naskhi, das in einzelnen Münzlegenden
schon im 10. Jh. vorkommt, auch auf Mün-
zen an Bedeutung zu gewinnen und die K.
S. zu verdrängen.
Für die ältesten Münzen mit ausschließ-
lich in Naskhi abgefaßten Legenden gelten
die Silbermünzen des Almoraviden Ali ihn
Jüsuf (1106 — ^42, Brit. Mus. Cat. V no. 60).
Auf den Münzen der Almohaden (Spanien
und Nordwestafrika, 1130 — 1269) ist das
Naskhi schon alleinherrschend (Abb. 422,
423). Unter den Aiyübiden von Ägypten
und Syrien haben die Münzen noch bis
etwa 1220 (Br. Mus. IV no, 373) eine etwas
eckige Schrift, die allerdings »kaum mehr
kufisch genannt werden kann« (Moritz, vgl.
Abb. 418), aber schon auf einem Dirhem
aus Damaskus 1196 (Br. Mus. IV no 285)
erscheint reine Naskhischrift, die 25 Jahre
später die K. vollständig verdrängt. Auf
den Münzen der Seldjüken von Kleinasien
tritt das reine Naskhi 1220 auf (Br. Mus.
in no. 118, vgl. Abb. 417); viel später faßt
es im Osten festen Fuß, wo die Khalifen
bis zuletzt (1258) an der EL festhielten, ob-
gleich in Mesopotamien schon 1 164/5 Mün-
zen mit Naskhischrift geprägt wurden (Abb.
416). Unter den Cingiziden und Hülägüiden
weisen anfänglich nur die im Kaukasus ge-
prägten Münzen in allen ihren Legenden
Naskhischrift auf (Br. Mus. VI no. 3). An-
gefangen von Oldjäitü (1304—16), wird die
K- nur für das Glaubenssymbol benutzt
(Abb. 421), und dieser Brauch bleibt in
Mesopotamien und Persien im allgemeinen
bis Ende des 15, Jh.s bestehen (reines
Naskhi in Hisär 1468, in Herät von 1470/1
an, in Asträbäd noch 1490/1 Vs. kufisch,
aber schon im selben Jahre reines Naskhi,
in Tebriz 1487 reines Naskhi, aber 1499/1 500
und ^soo/i wieder Vs. kufisch), wenn auch
schon früher einige Münzen mit reinen
NaskhHnschriften vorkommen (Bagdad,
1392/3; Lähigän, Mitte 15. Jh.s.; Asträbäd
1463/4).
Im Turkestan wurde bis tief ins 14. Jh.
hinein auf Münzen nur K. angewandt (Abb.
419), einzelne Wörter und Legenden wurden
allerdings auch hier mitunter in Naskhi
geschrieben. Dann erscheinen beide Schrift-
arten nebeneinander, die K. meist im Glau-
benssymbol (vgl. Samar^and 1329/30, 1354,
1382/3, 1433/4), doch wird dieses System
hier nicht so durchgängig beobachtet wie
im Persien des 14. Jh.s (z. B. Termed 1336/
37, alle Legenden in Naskhi, dagegen Ter-
med 1337/8, vom selben T3^us, auch ohne
Glaubenssymbol, Rs. kufisch). Gegen Ende
des 15, Jh.s wird die K. S. vollständig ver-
drängt (Samarfeand 1469/70 nur Naskhi,
i486 wieder Vs. kufisch, s. Abb. 429), er-
scheint aber vereinzelt wieder im Glaubens-
symbol auf einigen Münzen des Saibäniden
Iskender (1545—83) und des Sultan Sa*id
von Samarkand (1567 — 72).
Auf den Münzen der Goldenen Horde
herrscht von Anfang an (1266) das Naskhi
vor (Abb. 420), Daneben kommt aber die
K. noch das ganze 14. Jh. hindurch vor,
hauptsächlich im Glaubenssymbol und auf
Münzen von Khwärezm und teilweise von
Guüstän. Im Gegensatz zu diesen Ländern
ist im östlichen Afganistan und in Indien
die Naskhischrift schon seit Anfang des
13. Jh.s alleinherrschend (J. 1201/2 und
1205/6, Br. Mus., Sultans of Dehli no. 3, 6;
s. Abb. 428).
Eine dritte, häufig auf Münzen ver-
wendete arabische Schrift ist das Ta^life,
dessen sich die Perser bedienen. »Das Cha-
rakteristische dieser Schrift ist ihre Neigung
von rechts oben nach links unten«, wobei
mehrere Buchstaben langgestreckte End-
f ormen erhalten. Entstanden ist diese Form
der runden arabischen Schrift wahrschein-
lich unter dem Einfluß der alten persischen
Schrift, des PehlewT (Abb. 400, 407 — ^409),
welche in einigen Inschriften dieselbe Nei-
gung von rechts oben nach links unten zeigt.
Das älteste Dokument, auf dem man un-
zweifelhafte Anfänge zur Ta*likbildung er-
kennen kann, datiert vom Jahr loio/i. In
Büchern erscheint diese Schrift vom 13. Jh.
an, zunächst in solchen poetischen Inhalts,
wissenschaftliche und religiöse Werke wur-
den fast inuner in Naskhi geschrieben. Die
ältesten persischen Münzen mit Ta^lik-
legenden auf der Rs. sind vom J. 1 609/10,
KOGILDl— KÜNA
333
die ältesten Münzen mit reinem Ta^lik aus
den Jahren 1628 — 30 (Br. Mus. no. 34 — 35).
Daneben wird fast die ganze Zeit hindurch
auch Naskhischrift angewandt (Abb. 431,
432, 435)- I^as Glaubenssymbol wird nur
selten in Ta^llk geschrieben (unter Safi I,
1628 — 42, dann, nach den Münzen der Er-
mitage zu urteilen, in einzelnen Städten
in den J. 1754—1756, 1795— 1796, 1826—
1827), die persischen Verse dagegen immer
(Abb. 431), der Stadtname bald in Naskhi,
bald in Ta^lik. Von 1802/3 an herrscht ent-
schieden das*Ta*lik vor (Abb. 434) und das
Naskhi wird seltener, kommt aber noch
1887/8 und sogar 1901/2 vor.
Im Turkestan und in Indien erscheint das
Ta^lik merkwürdigerweise auf Münzen
früher und wird dort regelmäßiger ange-
wandt als im eigentlichen Persien. Die
älteste Münze mit Ta^likschrift ist in
Samarkand 1551 vom Saibäniden Yär Mu-
hammed geprägt. Allerdings ist hier, und
ebenso auf späteren Münzen von Turkestan,
diese Schrift nur für den Emirsnamen ge-
braucht, während alle anderen Legenden
in Naskhi abgefaßt sind. In Balfe kommen
reine Naskhiinschriften noch 1588 vor.
Die älteste Münze mit reinen Ta^lildegenden
ist in Bubärä 1 784/5 geprägt. Seit dieser
Zeit gebrauchen die zentralasiatischen
Khane (Münzen ohne Glaubenssymbol) auf
ihren Münzen nur Ta*lik (Abb. 430, 433).
Eine Ausnahme bilden nur gewisse Kupfer-
münzen von IChokand, wo die Seite mit
dem Prägeort in Naskhi geschrieben ist.
Auf Silbermünzen von Khotan 1866/7 mit
dem Glaubensymbol steht dieses in Naskhi-
schrift.
Auf indischen Münzen kommt das Ta*lik
zuerst unter dem Großmogul Akbar im J.
1576/7 vor (Br. Mus. no. 6^, Indian Museum
Calcutta III ns. 100), und zwar wurde es
gleich von vornherein für beide Seiten, auch
für das Glaubenssjntnbol, angewandt (Abb.
436). Unter Akbars Nachfolgern kommt
das Naskhi nur noch sehr selten vor (Abb.
437 mit Ta^lik), auf Goldmünzen zuletzt in
Kaschmir 1741/42 (Br. Mus. no. 973), auf
Kupfermünzen noch 1817/8 (Valentine,
Copper coins of India II ns. 599). Auf den
Münzen der indischen Kleinstaaten domi-
niert das Ta*lik vollständig (vgl. Webb,
Gurrendes of Rajputana), nur auf den
neuesten Münzen von Haideräbäd finden
wir wieder Naskhischrift (Jackson in BrN J.
V 271 no. 13—16).
In Afganistan haben die M. Ahmed
Shähs (1747— 1773) vorwiegend Ta'lik-
legenden, auf späteren M. kommt das
Naskhi sogar öfter als das Ta*lik vor und
behauptet sich neben diesem bis in die aller -
neueste Zeit. — Moritz in Enzykl. des Is-
lam I 309 ff.; Bergsträßer i. Z. d. V. f.
Buchwes. 1919, S. 9; die im vorstehenden
genannten Münzkat. u. die M. der Samm-
lung der Ermitage. V.
Ktlgüdi = Kuhgeld; germ, und west-
nordisches Geld, Abart des Viehgeldes
(s. d.) : eine Kuh von bestimmten, im Ge-
setze vorgeschriebenen Eigenschaften bildet
den grundlegenden Wertmesser und an-
fänglich auch das Zahlungsmittel, das zu
den schon früh auftretenden anderen Zahl-
mitteln (Kleiderstoffe, Metall) in ein festes
Wertverhältnis gesetzt war. — Luschin^
Allg. Mzk.a S, 173. R.
Ktthplapperte wurden die Berner Plap-
perte in Konstanz 1458 verächtlich genannt,
was den Anstoß zu dem sog. »Plappertkrieg «
gab. — Cahn, Konstanz S. 275. Su.
Kulitreiber oder Königsseer werden die
Schwarzburger Groschen von 1493 ^^
einem gepanzerten Ritter, das Schwert ge-
schultert, genannt: »Item die kunigseher
oder kuetreiber, so 112 uf die mark geen,
ein kurischer (d. h. Kürassier) mit dem
Schwert über die achsele uf der ein selten,
uf der ander ein heim und unten ein schilt,
darinnen ein lebe« (1496). — Archiv f.
Unterfranken XXII S. 138 ff.; Fischer,
Schwarzburg Nr. 49; Bl. f. Mfr. 1904 S.
3201 f. Su.
KulünStay arabische Bezeichnung des
spanischen Piaster; s. Abu Midfa^ V.
K&aSLy gleichbedeutend mit Kunica
(Marder), wird 1018 in der ältesten russi-
schen Chronik und dann vielmals in dem
ältesten Recht als eine Geldeinheit ge-
braucht, die Vm ^ij^^r Rechengrivna (s.
Grivna) bildete, aber nur bis ans Ende
des 13. Jh.s, auch in den Verträgen mit
gotländischen Kaufleuten. Das frühe
Vorkommen der K. als Geldeinheit, die
Bedeutung des arabischen Silbergeldes
auf der Ostebene schon im 9. Jh., wie
auch das Wertverhältnis der K. zu einer
334
KÜNY— KUPFERGROSCHEN
Metallgrivna läßt durchaus an eine Münze,
■wohl zunächst an einen Dirhem, der
stetig für ein Marderfell von fremden
Kaufleuten den einheimischen Bewohnern
gezahlt wurde, denken; später wohl auch
an einen westeuropäischen Denar, Am
gebräuchlichsten ist der Plural Kuny
(s. d.), auch in Verbindung mit Grivna
(s.d.). Vgl. auch Pelzwerk. — Mroßek,
117— 128; Sreznevskij, BI, 1364.— Was die
sprachliche Abstammung des Wortes an-
betrifft, so kann es wohl sein, daß dem
Volksohr die Wortstämme Kuna = Marder
und Kva = hartwerden, nah lagen und
daher die Identifizierung der Begriffe von
Fellen und Münzen sich rasch einbürgerte.
— Vgl. Preobraäenskij, Etimolog. slovar*;
Potebn*a, Etim. zametki 3, 34; auch Tol-
stoj, Monety Pskovskija, S. 12 Anm. ; §uga-
jevskij in Staraja moneta 191 1, N. 8 und 9.
B.
Kiiny (pl. von Kuna, s. d.), ist einer der
ältesten Ausdrücke für Geld im Russischen,
der im 15. Jh. endgültig verschwindet.
Vom 12. Jh. an am häufigsten in Verbin-
dung mit Grivna (s. d.) gebraucht- B.
Kimzenmfiiizea war ein Spottname für
die M. der Stadt Überlingen, die seit 1436
selbständig prägte, aber geringer als die
Stadt Konstanz. Kunz = Kater, als wel-
cher der aufrecht schreitende Löwe im
Überlinger Stadtwappen bezeichnet wurde.
— Cahn, Konstanz S. 265. Su.
Kupangy malaiische Rechnungs- und
Münzeinheit; s. Pitjis. V.
KupeUe (vom französischen Coupe, irr-
tümlich )> Kapelle«), Die K. ist ein aus Holz
oder Knochenasche oder einem Gemisch
aus beiden bestehendes, sich unten konisch
verjüngendes weißes Gefäß, dessen Unter-
seite glatt und dessen etwa 30 hmi im
Durchmesser betragende Oberfläche mit
einer mulden- oder napfartigen Vertiefung
versehen ist und das zur Vornahme der
Kupellenprobe dient (s. d.). S.
Kupellenprobe (Feuerprobe). Die K.
beruht auf der leichten Oxydierbarkeit des
Bleies in der Hitze und auf der Eigenschaft
der verschiedenen Bleioxydverbindungen,
Sauerstoff an die unedeln Metalle abzu-
geben und diese zu verschlacken. Die
Schlacke wird größtenteils von der Kupelle
(s. d.) aufgesogen, bis die in der zu pro-
bierenden Legierung enthaltenen Edel-
metalle allein zurückbleiben und nach Ab-
scheidung des letzten Oxydhäutchens der
»Silberblick« eintritt. Um ein Beispiel zu
geben, wählen wir das frühere preußische
Talersilber. Es sei das Gewicht der zu
probierenden Masse ^/a Lot (7,308 g);
nach der Kupellation findet sich ein feines
Korn (Probekom), 3/8 Lot (5,481 g) schwer.
Demgemäß ist der Feingehalt des zu pro-
bierenden Objekts 12 Lot, denn in einem
halben Lot brutto waren s/s Lot fein,
in 16 Lot (einer Bruttomark) also 12 Lot
fein. Die Kupellation war schon den
Römern bekannt (Blümner IV, S. 136).
S. auch Kupellenraub. S.
Kupellenraub ist das Quantum Silber,
das bei der Kupellenpifobe (s. d.) in die
Poren der Kupelle (s. d.) zieht, also bei der
Feingehaltsangabe berücksichtigt werden
muß. Vor der Erfindung der »Nassen
Probe« (s. d.) kannte man von dem K. nur
wenig. Im Durchschnitt beträgt er i Grän
auf die Mark, also etwa 0,40/0 der zu pro-
bierenden Masse. — Schrötter, Preußen
1806/73, Gesch. I, S. 322 ff. S.
Kupfer. Kupfer, Abkürzung: M und ?
(Aes und Venus), spezifisches Gewicht
8,9, wurde im 4. Jahrtaus. v. C. in den
Tigrisgegenden gewonnen und von den
Babyloniern verarbeitet Bei den Griechen
bezeichnete Chalkös, bei den Römern Aes
sowohl reines wie auch mit Zinn legiertes
Kupfer (Bronze). Aus Afrika, besonders
Aethiopien, aus der Sinaihalbinsel, aus
Spanien kam Kupfer nach Ägypten. Bei
den Griechen waren Kypros (daher der
Name) und Chalkis auf Euböa besonders
wichtige Kupferproduzenten. Wie schon
die Phönizier und Karthager gewannen
auch die Römer ihr meistes Kupfer in
Spanien. Im M.A. wurde K. gewonnen seit
968 im Rammdsberge bei Goslar, seit 1199
in Mansfeld, in Ungarn schon von den
Römern, dann seit 745, seit 1300 in Schwe-
den. In der Neuzeit lieferten um 1860
Ural und Kaukasus 9oyo alles Kupfers,
jetzt ist Nordamerika das Hauptkupferpro -
duktionsland. — B. Neumann, Die Metalle,
Halle 1904, S. 69 ff. S.
Kttpfergroschetu Nachdem die polni-
schen Groschen durch die Münzverschlech-
terung Sigismunds III. zu ganz Weinen un-
KUPFERMÜNZEN
335
bequemen Billonmünzen geworden waren,
wurden zuerst seit 1650 die Schillinge aus
reinem Kupfer geprägt (s. Boratiaki).
Diese Kupferprägung wurde 100 Jahre
später in Gestalt von Groschen und Schillin-
gen wiederholt, und zwar in so umfang-
reicher Weise, daß Polen fortan sich immer
mehr einer Kupferwährung näherte. Für
Ost-, Westpreußen und Posen sind seit 18 10
auch von der preußischen Regierung kup-
ferne Dreigröscher und Groschen geschlagen
worden. S.
Kttpfermünzeii benennen wir in zwar
laxer, aber durch die rhetorische Figur a
potiori leicht zu rechtfertigender und auch
vom Gesetzgeber angenommener Sprech-
weise — das deutsche M. -Gesetz vom 9. Juli
1873 nennt die aus 95^0 Kupfer, 4% Zinn,
i<»/o Zink, also eigentlich aus Bronze be-
stehenden M. zu 2 und I Pfg. »Kupfer «-M.
— auch die aus Kupfer mit Zusatz-
metallen, also bes. die aus Bronze (s. d.)
(mit Zinn) — so die antiken M. fast stets —
oder aus Messing (mit Zink) — so die Se-
sterzen und Dupondien der röm. Kaiserzeit,
s. unter Aurichalcum — bestehenden M.
Eine Legierung mit Blei (s. d.) ist wohl nie
vom Gesetzgeber vorgeschrieben gewesen,
sondern nur aus technischen Gründen
(leichtere Schmekbarkeit der Masse) oder
als betrügerische Manipulation zur Ein-
sparung des kostbareren Kupfers vorge-
kommen, bes. im Aes grave, im athen.,
makedon. und syr.-phönik. Kaiserkupfer.
Z. f. N. 26 S. 116/44. — Zu K. ging die
griech. Welt seit dem letzten Viertel des
5. Jh.s über, bes. frühe K. gibt es z. B.
von Abdera (Ant. M. Nordgriech. II
S. 81) und von mehreren mys. und sizil.
Städten; doch ist die Erforschung der
Chronologie der griech. autonomen K. noch
stark im Rückstande. Jedenfalls kommen
in der i. Hälfte des 4. Jh.s die K. allgemein
für die kleinen Wertstufen statt der bis-
herigen durch ihre Winzigkeit unprakti-
schen, weil unhandlichen und leicht verlier -
baren kleinen Silber-M. in Aufnahme. Vgl.
auch unter Chalkus und siehe Abb. 56. —
Währungs-M. aus Kupfer hat es auf griech.
Gebiet im ptolem. Ägypten gegeben, wo
schon das Vorkommen einer Wertstufe von
über 90 g (= I ägypt. Beben ? = 4 Obolen?)
auf diese Annahme führt und die Pa-
pyrusquellen, die schon seit Ptol. IL von
einer Bpa^tiij x^xkx.^^'^l oder xo^^öü, also einer
Drachme in K. gezahlt, sprechen, diese An-
nahme bestätigen; zugleich enthüllen sie
mit dem Aufkommen eines Agios des
Silbers gegen die 8p. x-, zunächst von 2V3
Obolen auf das Tetradr., das also 26^/2 0.
Kupfergeld statt 24 gilt, ein interessantes,
aber hier nicht darstellbares Problem (vgl.
zuletzt Segrfe, Metrologia 1928 S. 268/80).
Sonst machen etwa noch die schweren, ge-
gossenen K. von Olbia den Eindruck von
Währungsgeld (Ant. M. Nordgr. I Taf.
VIII), dann auch viele schwere und frühe
K. auf Sizilien und bes. auf Lipara (Abb.
50), vgl. Giesecke, Sicilia numismatica pas-
sim. — Im nichtgriech., also etrusk. (teil-
weise), umbr,, lat. und röm. Italien finden
wir, als man dort erst Mitte des 4. Jh.s
zur Münzung übergeht, zunächst über-
haupt nur K., große, schwere gegossene
Stücke (Aes grave, s. d., Abb. 60), aus vor-
münzlichem vorgewogenem Rohkupfer (Aes
rüde, s. d.) entwickelt, die also, weil allei-
nige M,, zweifelsohne Währungs-M. waren,
sich aber gegenüber der Konkurrenz der bei
den benachbarten Griechen längst verbrei-
teten Silber-M. nicht lange als solche halten
konnten und auch durch ständig sinkendes
Gewicht des As (s, d., Abb. 61) das allmäh-
liche Hinübergleiten in eine Kredit -M. ver-
raten. Eine Kredit-M. war auch die nach
langer Prägepause und kurzen Versuchsprä-
gungen von Augustus neugeschaffene röm.
Reichs -K., s. unter Aurichalcum und vgl.
Abb. 81 — 83 sowie für provinziale K. Abb.
90, 92/3, 95/101. Der Zusammenbruch der
röm. SillDerprägung im 3. Jh., d. h. das zum
Schluß ganz plötzliche Herabsinken des
Antoninianus (s. unter Argenteus 3) zu
einer n[iit ganz wenig Silber gesottenen K.
(Abb. 104) führte bei der zu geringfügigen
Goldprägung (s. unter Aureus) zur K,
als fast einziger M. überhaupt; die Reformen
des Diocletianus (Abb. 107) konnten nur
eine vorübergehende Besserung herbei-
führen, und auch die konstantinische (s.
unter Solidus) beließ es neben einer reiche-
ren und dem Großbedarf genügenden Gold-
prägung (die Silber-M. des 4. Jh.s floß fast
ganz nach Britannien ab) für die Klein -
Zahlung doch bei einem Übermaß von
gesottener K., Abb. 109, so daß das Agio-
336
KUPFERPLATTEN— KURANT
tieren, die Zahlung in vorgewogenem Metall,
ja Rückkehr zur Naturalwirtschaft bis zum
Ende des röm. Reiches kein Ende nahm.
Anastasius' Reform von 498 n. C. bedeutete
die Einführung einer wirldichen, großen und
handfesten, mit Wertzeichen versehenen K.,
die für längere Zeit Ordnung schuf (vgl.
Segr^, Metrologia S. 474/77, s. auch unter
Noummion und vgl. Abb. 114/5), ^nd an die
anscheinend Johannes I. Zimiskes (969/76
n. C.) und die Nachfolger durch die starke
Prägung großer K. wieder anknüpften. Die
Silber-M. dieser Periode liefen freilich
meistens über die Grenze nach N. und NO.
ab; das Gold aber wurde so reichlich ge-
prägt, daß wesentliche Krisen nicht einge-
treten zu sein scheinen; erst als das Korn
des Goldes sich, fühlbar bes. seit Michael
VII. (1076/78), verschlechterte und unter
den Komnenen neben die Schüsselmünzen
(Scyphati, s. d.) aus gutem Golde solche
aus EL, aus At, Billon und endlich Kupfer
traten, daneben aber auch kleinere, nicht
schüsselfönnige wirkliche K. geprägt wur-
den, muß im späten Byzanz, dem allgemei-
nen Verfall entsprechend, alle Ordnung im
M. -Wesen aufgehört haben: genauer er-
forscht ist alles das noch nicht. R.
Sdt der Vorherrschaft der byzantinischen
Münzen in Unteritalien ist Kupfergeld hier
immer üblich gewesen. Portugal prägte bis
zum 14. Jh. außer Goldmünzen nur stark
kupferhaltige Billonmünzen, reine Kupfer-
münzen seit 1415 (s. Ceitil). In Spanien be-
gann die Prägung reiner Kupfermünzen am
Ende des 16. Jh.s (s. Gruessa). Frankreich
prägte seit 1575 aus Kupfer den Denier und
double denier toumois, wozu unter Ludwig
XIV. Stücke zu 3 Deniers und i Liard*
kamen, unter Ludwig XV. der Sol und
Halbsol, bis am 25. Juni 1791 die National-
versammlung beschloß, die Glocken von
Paris einzuschmelzen und aus ihnen 2-,
I-Sols, 6- und 3 -Denierstücke zu prägen.
In Deutschland hat man sich außer in
Westfalen erst im 18. Jh. und nur zögernd
zur Prägung von Kupfergeld entschlossen.
Westfalen, von den seit dem 15. Jh. Kupfer-
geld schlagenden Niederlanden beeinflußt
und durch die Bursarienzeichen (s. d.)
daran gewöhnt, prägte seit dem 16. Jh.
Kupfermünzen. Das kupferreiche Schwe-
den prägte seit dem 30 jährigen Kriege
sein schweres Kupfergeld (s. Ör), Rußland
folgte dem im 18. Jh. (s. Kopeke). Sehr
früh wurden Kupfermünzen in Irland ge-
schlagen. Heinrich IV. ließ 1460 einen
kupfernen Halbfarthing oder »Patrick«,
0,49 g schwer, münzen, der auf der Vs. eine
Krone, auf der Rs. ein Kreuz zeigte, dann
wurden 1463 bis 1470 ganze und halbe
Farthings mit Büste-St. Patricks-Kreuz
geprägt.
England war wohl das europäische Land,
das sich zuletzt zur Prägung von staat-
lichem Kupfergelde entschloß, was sich da-
durch rächte, daß, da der Staat die Her-
stellung der kleinsten Scheidemünze ver-
nachlässigte, diese von Privaten in willkür-
licher Weise ausgeführt wurde (s. Token).
Nachdem 1601 nur Proben angefertigt
waren, kam man 1613, 1614 und 1622 zu
halbstaatlichen kupfernen Va-Pennies und
Farthings mit Krone, Zepter und Schwert
auf der Vs. und gekrönter Harfe auf der Rs.
Erst seit 1671 wurden rein staatliche kup-
ferne y« -Pennies und Farthings mit Büste
- Britannia geprägt, 2-Pence und Pennies
erst seit Mitte des 18. Jh.s. In Schottland
gab es kupferne 2-Pence und Pennies schon
1597 mit Büste - 3 Distelköpfe (s. auch
Bawbee, Turner). Im 19. Jh. haben alle
Staaten die kleineren Scheidemünzen aus
Kupfer oder vielmehr Bronze (s. d.) her-
gestellt. Seit dem Weltkriege werden nur
die aUerkleinsten aus Kupfer geprägt^
die größeren aus Nickelbronze oder wie im
Deutschen Reich die 50-, lo- und 5-Pfennig-
stücke aus Aluminiumbronze, Je billiger
das Metall ist, aus dem die Scheidemünzen
geprägt sind, um so achtloser wird mit ihnen
umgegangen. Trotzdem bis 1903 800 Millio-
nen Stück deutscher Kupferpfennige ge-
prägt waren, herrschte immer Mangel
daran; die Reichsbank nphm an, daß täglich
für 300 bis 400 M., d. h. etwa 35 000 Stück,,
davon verlorengingen. — Vgl. Grote, Münz-
studien IV, Geldlehre § 18; über die
oriental. K. vgl Fels. S.
Kiipferplatten s. Plattenmünzen.
Kuran^ Kurantmilnzen, hießen zuerst die
im Verkehr umlaufenden Münzen im Gegen-
satz zu dem nur für den Handel bestimmten
Bankgelde. Seit dem 17. Jh. aber nannte
man so das silberne Währungsgeld im Ge-
gensatz zu den Gold-, Scheidemünzen und
KURANTDUKAT-KURFCRST
337
dem Papiergelde. So verstand man xinter
»Preußisch Kurant« das Währungsgeld
Preußens, die Taler und deren Teilmünzen
bis zum Vö -Taler abwäxts. — Das »Lübische
Kurant« des 17. und 18. Jh.s waren Silber-
münzen Hamburgs und Lübecks zu 2, i, ^/a,
1/4 und ^/s Mark, wovon um 1846 nur noch
für 31/a Millionen Mark umliefen. Daher
mußten im 19. Jh. diese Städte und
Schleswig-Holstein immer mehr zu preußi-
schem Gelde greifen, und man verstand
bis 1856 unter einem alten Kuranttaler
eine Rechnungsmünze zu 3 Mark Kurant
oder 48 Schillingen, während der allein
umlaufende Taler der »neue Kuranttaler«
oder preußische Taler zu 40 Schillingen
war. — Augsburger Kurant, ein Wechsel-
wert, war ursprünglich, das heißt seit
1764, der Konventionsfuß (s. d.), fiel aber
allmählich vom 20- auf einen 20 s/ia-Gul-
denfuß. 6 FL bayerisch waren 5 Fl. Augs-
burger Kurant. 1858 wurde diese Rech-
nung abgeschafft. S.
Kiirantdukat war eine 1714 — 17 in Däne-
mark während des großen Nordischen Krie-
ges im Wert von 2 (der halbe von i) Rigs-
daler Kurant (12 und 6 Mark), 8i^/a Stück
aus der 21-karätigen Mark, geprägte Gold-
münze, die aber wie jede andere Kriegs -
münze nach dem Kriege bald (auf 11 und
SVa Mark) herabgesetzt werden mußte. Ein
halbes Jahrhundert später wurde bei der
schwierigen Wirtschaftslage zu Friedrichs V.
Zeit, besonders während der Kri^svor-
bereitungen zur Abwehr des Angriffes auf
Dänemark 1762 durch Karl Peter Ulrich
von Holstein-Gottorp, und da infolge
der Kriege Friedrichs des Großen von
Preußen der Preis des Silbers stieg, die Aus-
münzung ■ des Kurantdukaten zu 12 Mark
dänisch, 75 Stück aus der 21 Karat feinen
Mark, wieder aufgenommen und in be-
scheidenem Maß unter Christian VII. fort-
gesetzt. W.
Kuranttaler war eine Rechnungsmünze
des Niederrheinischen Kreises im 17. Jh.,
seit 1624 zu 78, seit 1658 zu 80 Albus,
später zahlbar in Sorten des Zinnaischen,
dann Leipziger Münzfußes (i K. = 80
Albus = 1^2 Zweidrittelstücke). Ob-
gleich der Kreis ihn 1688 und 1715 ver-
bot, hielt die Stadt Köln noch im 18. Jh.
zähe an ihm fest, und zwaj: in dem alten
WQrterbuob der Mitaukimdfi.
Werte von 7S Albus. — Noß, Köln IV,
S. 206, 219, 268, 282, 387; Schrötter,
Brandenburg, Gesch., S. 335 f. — Über
den lüb. K. vgl. unter Kurant. S.
Kureten (griech. KoopYjts?) sind die
Wächter des von der Rheia geborenen Zeus-
kindes, um das sie in einer Grotte auf Kreta
einen lärmenden Waffentanz aufführen,
damit sein Vater Kronos nicht das Geschrei
des Kindes höre und es wie seine früheren
Kinder auffresse. So erscheinen die K.
allein oder mit Mutter und Kind auf kaiserl.
M. von Kreta, die Mutter hier mit der Bei-
schrift AixTüwa Kpr^iaiv, femer kommen
ähnliche Bilder auf kaiserl. M. kleinasiat.
Städte vor (Magnesia am Mäander, Ak-
monia — einer der K. hieß Akmon — ,
Seleukeia Kilik. usw.) ; oft ist nicht zu unter-
scheiden, ob das Zeusldnd oder das Dio-
nysoskind gemeint — die K. wären dann
besser Korybanten (s. dort) zu nennen —
und ob die das ELind hütende Frau die
Mutter Rheia oder die Hüterin Adrasteia
ist. — Poemer, De Curetibus et Coryban-
tibus 1913; R. E. XI S. 2202. R.
Kurrärst (elector) ist ein deutscher Fürst,
der als Inhaber eines Erzamtes das Recht
hatte, den deutschen König zu wählen. Es
waren ihrer sieben. Drei geistliche: die
Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln und
vier weltliche : der Pfalzgraf bei Rhein, der
Herzog von Sachsen -Wittenberg, der Mark-
graf von Brandenburg imd der König von
Böhmen (endgültig seit 1289). Dieses Kol-
legium ist im 13. Jh. entstanden und hat
sich 1257 das erste Mal bei der Wahl
Richards v. Cornwallis betätigt. Festgelegt
wurde seine Einrichtung durch die goldene
Bulle Karls IV. vom J. 1356.
Die Kur v. Sachsen ging 1423 auf den
Markgrafen v. Meißen über und 1547 von
der emestinischen auf die albertinische
Wettinerlinie; die Kurv. Pfalz 1623 auf den
Herzog v. Bayern, 1648 wurde eine neue
pfälz. Kur als 8. eingerichtet, 1708 einehan-
nov. Kur als 9. Die beiden Kurwürden von
Pfalz und Bayern wurden 1778 vereinigt.
1803 wurden durch den Reichsdeputations-
hauptschluß zu Regensbui^ die Kur-
fürstentümer Trier u. Köln aufgehoben, an
Stelle von Mainz trat das neuerrichtete
Kurfürstentum Regensburg mit der Erz-
kanzlerwürde, außerdem schuf man 4 neue
338
KURFCRSTENPFENNIG— KYBELE
weltliche Kurfürstentümer: Hessen-Kassel,
Baden, Württemberg u, Salzburg. Der
Titel eines K. lautete: Sacri Romani Im-
perii Elector (S. R. I. E.) = des Heiligen
Römischen Reichs Kurfürst. »Elector« er-
scheint nach Mader, Krit. Beitr. IV S. 174 ff.
zuerst a. d. M. Friedrichs L v. Brand. Su.
Kurturstenpfennig. Der K. wurde 1609
von den vier rheinischen Kurfürsten ge-
schaffen, als sie die Unmenge der schlechten
kleinen Münzen beseitigen wollten. Indem
man den neuen K. sehr fein machte (Fein-
gew. 0,09 g) — drei galten vier alte Pfen-
nige — , wollte man ihr Zuvielmünzen ver-
hindern, übersah aber, daß durch die
großen Münzkosten dieses zu feinen Klein-
geldes (s. Scheidemünze) dessen Prägung
ohne Zuschüsse unmöglich war; sie dauerte
nur einige Jahre. Die K. tragen über dem
gevierten Schilde Mainz, Trier, Köln, Pfalz
den Anfangsbuchstaben des prägenden
Kurfürstentums, z. B. die trier. ein T. S.
Klirhttt ist eine rote Mütze m. aufge-
stülpter Krempe, die auf der nach außen
sichtbaren Innenseite m. Hermelin besetzt
ist. Der K. kommt auf M. seit dem 17. Jh.
vor. Su.
Kurrent wurde in den sächs. Herzog-
tümern bis 1841 die Scheidemünze genannt;
ein Taler i^^/a Groschen K. war = ein Taler
Konventionsgeld. — Klimpert S. 193. S.
Kttfs und Kurswert s. unter Münzwert.
Kurdve Schrift s. unter Schrift.
Kurfir sCrore, indische Rechnungsein-
heit; s. Lak.
KiiBmunze s. Bajoire.
KuBtaler ist eine angeblich auf den 1593
begangenen Ehebruch der Gemahlin Jo-
hann Kasimirs von Coburg, Anna, ge-
schlagene Spottmünze. Die Herzogin wurde
nach der Scheidimg zunächst in einem
Kloster interniert. Die Vs. zeigt ein sich
küssendes Paar mit der Umschrift: »Wie
küssen sich die zwei so fein«, die Rs. eine
Nonne mit der Umschrift: »Wer küßt
mich armes Nunnelein? « — Köhler, Münz-
bel. XIV, S. 25—32 mit Abb. S.
Kttttenpfentiige werden die ehemaligen
Soester Denare der Erzbischöfe von Köln
und ihre Nachprägungen genannt. Der
Name entstammt einer Aufzeichnung des
städtischen Archivs in Soest aus dem Aus-
gang des 15. Jh.s und ma^ den Pfennigen
mit den Gestalten der Eb. im Gegensatz
zu den städtischen Münzen beigelegt worden
sein. Das als Schimpfwort gebrauchte Wort
]^Kutte« hat seine Bedeutung beim rohen
Volk verengt auf eine Bezeichnung der
weiblichen Scham, und so haben schon vor
Jahrzehnten wegen des noch unerklärten
Soester Münzmals westfäl. Münzsammler
die Münzbezeichnung auslegen zu müssen
geglaubt. Menadier sieht in diesem Münzmal,
einer ovalen Figur, deren Seiten vielfach
parallel laufen und die gewöhnlich oben
offen ist, ein Zufallsgebilde eines Soester
ungeschickten Stempelschneiders, das die
späteren Soester als keimendes Saatkorn
aufgefaßt und fortgebildet hätten, um
ihre Denare den nachgeschlagenen Kölnern
gegenüber kenntlich zu machen.
Die ältesten Soester Pfennige mit Kreuz
u. Kugeln in den W. zeigen das Münzmal
als einen oder drei von einer Kugel aus-
laufende Stränge; dann sind es zwei, die
geschweift oder parallel und schließlich
elliptisch laufen. Später fällt die Kugel
an den Strängen fort, und das so entstan-
dene Zeichen erscheint allein, nachdem die
Kreuzrs. verschwunden ist, in dem Portal
einer Kirche.
Diese Soester Pfennige sind von den
Bischöfen v. Paderborn, Münster und Osna-
brück, den Äbten v. Corvey und den Grafen
v. Stemberg nachgeahmt worden. — Mena-
dier, »Geseke und Soest« im Sammler
1922 Heft 2 S. 22 — 26, Su.
Kwarty Kwartje (niederländisch = 1/4)
wird das dortige 25 -Centstück, weil = 1/4
Gulden, genannt S.
Kwartniky die Hauptmünze Polens von
der Mitte des 14. Jh.s an auf fast 200 Jahre.
K. bedeutete V4-Skot oder y^-Groschen.
Die Kwartniki Kasimirs IIL (1333 — 1370)
zeigten den thronenden König-Adler, die
folgenden Krone-Adler (Abb. 318). In
Polen hießen die K. auch Halbgroschen
(Polgrosze). S. auch Trzeciak. — Kirmis,
S. 18 ff.; Gumowski, S. 169 ff. S.
Kyat s. Tikal.
Kybele, lat. Mater deum magna oder
kürzer, ist die große phryg., dann griech.-
röm. Mutter-, Erd- und Berggöttin, auf
M. so häufig, daJB ein Überblick in diesem
Rahmen nicht möglich ist. — R. E. X
S.2250; Head, H. N.^ S.9SI; Bemhart,
KYIZI— KYZIKENER
339
Handbuch S. 58/9; Nom. VIII S. 16/8;
Rev. num. 1885 S- 34/48. R.
KySzi, eine Art kupferner Trommel der
Karenni von Birma, die als Zahlungsmittel
gebraucht wird. — Temple in I. A. 26,
S. 287. V.
Kymbalon, griech. xüiißoXov (meist im
Plur. xüfxßaXa), metallene Becken, die an-
einandergeschlagen eine lärmende Musik
hervorbringen, bes. im Dienste des Diony-
sos und der Kybele gebräuchlich; auf M.
von Laodikeia Phryg. hängen daher zwei
K. mittels Riemen an einem Pedum neben
Cista mystica und Silensmaske, Imhoof,
Kl. M. Taf. IX I. R.
Kyrios, griech. xupioc = Herr (lat. domi-
nus, Anrede des Sklaven an seinen
Herrn), für den röm. Kaiser auf Papyri und
Inschriften seit Traianus und Hadrianus
gebraucht, auf griech. M. aber später und
selten: uiÄp vtxir]? tü>v xopio>v 21s(ßacSTü)v),
Kaiser Marcus und Verus, auf mesopotam,
Drachmen; eötoj^coc xoic xopioi? in Niko-
polis am Istros, Zeit des Severus, ek ateva
tobe xüptoüc in Kaisareia Kapp, und Tarsos
und mit Zusatz von hi dYa&cj>, etwa =
feliciter, in Pautalia und Philippopolis,
SexaenrjpW xopioo in Alexandreia Äg. (Gal-
lienus). — N. Z. 58 S. 43; Joum. int. I
S. 451/65. — Auf byz. M. und bes. Blei-
siegeln erscheint K. = Christus oft in der
Wunschformel X, ßoTJOsi u. ä. Abb. 118. R.
Kyzikener (griech. ötatJ^p KoCixyjvo?),
wichtigste Blaßgold-M. des 6. — 4. Jh. v. C,
von Kyzikos geprägt, das, auf einer am Süd-
uf er des Marmara-Meeres liegenden Halbin-
sel gelegen, lange Zeit der Umschlageplatz
für das pontische Getreide war und für die
Bezahlung dieses Getreides die K. prägte,
wie ihr Hauptfundgebiet — Südrußland,
Rumänien, Bulgarien — ohne weiteres be-
weist. Sie wiegen rund 16 g (es ist der sog.
Phokäische M.-fuß, s. d.), sind im Schrot
recht regelmäßig, im Korn aber nicht (32 —
520/0 Gold), werden von Xenophon als
Monatssold eines griech. Schwerbewaffne-
ten erwähnt und kommen auch sonst in
Schriftquellen des 5. — ^3. Jh.s als eine in
Athen, Delos, Olbia, der Krim häufige Sorte
vor, gelegentlich auch ihre Sechstel, die
KoCtxr^voü xpujyfoü Ixxai (s. unter Hekte).
Die erhaltenen Stücke, Stateren und y«
(Hekte), V« (Hemihekton), V24 (Myshemi-
hekton), 1/48, aus der Zeit von etwa 600 —
330 V. C, tragen keinen Stadtnamen, und
auch das Stadtwappen, der auch von einem
Relief als solches bekannte Thunfisch, er-
scheint fast nie als Typus, sondern nur als
Beizeichen, während die Typen, anschei-
nend jährlich wechselnd, alle möglichen
Gottheiten, mytholog. Personen und Sze-
nen, Fabelwesen, Tiere, Geräte zeigen;
unter ihnen sind sowohl die ältesten Kopien
nach Werken der großen Kunst (Tyrannen-
mördergruppe, Abb. 36, Kekrops und Gaia
mit dem Erichthoniosknaben) wie auch die
ältesten menschlichen Bildnisse, und zwar
von (unbekannten) Privatpersonen (vgl.
Num. chron. 1925 S. 10), endlich wohl auch
Kopien nach Münzbildern anderer Städte.
Auf der Rs. ist stets nur das Quadratum
incusum. Weder der Perserkönig noch der
dem Münzrecht der Bundesgenossen miß-
günstige attische Seebund haben die K.
angetastet; erst die Massenausprägung
reinen Goldes durch Philipp IL und Alex-
ander den Gr. haben sie aus dem Felde
geschlagen. — Im Kurse galt der K. zur
Zeit Xenophons (Anab. V 6, 23; VII 3, 10
vgl. mit I 3, 21) einem goldenen Dareikos
gleich, was auf eine Abschätzung seines
Goldgehaltes auf etwa 48^/3 % führt, und
somit in Athen = 25 Drachmen, bei dem
sinkenden Goldwert im 4. Jh. etwas weni-
ger; in Pantikapaion galt er nach einer
Notiz bei Demosthenes (XXXIV 23) 28
(dortige?) Silber-Drachmen, in Olbia nach
einer Inschrift (Dittenberger SyU.3 218;
vgl. Schmitz, Ein Gesetz der Stadt Olbia,
Freiburg i. B. 1925) == loVa oder iiV»
dortige Silber-Stateren. — Die griech.
Lexikographen verstehen unter K. axarfip
den Silberstater rhodischen Fußes, wie
ihre Münzbeschreibung zeigt (weiblicher
Kopf auf der Vs., Löwenkopf auf der Rs.),
und worauf sich auch ein Gewichtsstück
(Rev. num. 1856 Taf. I2) mit Ki>Ci(xTQviv)
8io(TaT7jpov) von 29,85 g bezieht. — R. E.
XII S.224; Nom. VII; Regung, M. als
Kunstwerk S. 51. 82. 89/91; Num. chron..
1925 S. lo/i. R.
340
L— LAK
L.
L, ägyptisches Jahreszeichen, s. Datie-
rung und Abb. 92.
L, Münzbuchstabe der Münzstätte Ba-
yonne.
£, englisch, Abkürzung für Livre Ster-
ling; s. Pfund Sterling.
. Labarum, ein röm. Vexillum — d. h. ein
Feldzeichen mit einem am Schafte mittels
einer Querstange befestigten viereckigen
Tuche — , an dem auf oder über dem Tuche
das Kreuz oder das Monogramm Christi *
angebracht war, Abb. 109; zur Anbringung
desselben -ward Constantinus I. auf dem
Feldzuge gegen Maxentius 312 n. C. durch
ein Traumbild veranlaßt. Auf M. erscheint
es so von Constantinus I. bis Priscus Atta-
lus; auch das umstrahlte Kreuz auf byz. M.
(Joum. int. II S. 379) wird auf jenen
Traum Constantins bezogen. — R. E.
XII S. 240. R.
Labaye, Labbaye, Labage wird als num-
mus epularis=Eßpfennig, Gastmahlpfennig
erklärt. Der Name konmit für brabanti-
sche Groschenmünzen vor. Eine Labaye
wird als 1/4 Groot gerechnet. Sie wurde von
Johanna und Wenzeslaus (1355 — 1405)
1383 in Löwen im Gewicht von 0,70 g ge-
prägt und dann als doppelte Labaye von
Philipp von St. Paul 1429 zu 4 d. 6 gr.
fein, zu 84 Stück auf die Mark Troy von
244,75 — 246,14 g, also ein Stück von 2,91 g
Rauhgew. u. von 1,88 g Feingew. Auch
Botdrager und Roosebeker werden Labayen
bzw. Doppellabayen genannt. — Tijdschrift
XI S. 207 ff.; de Witte, Brabant I S. 145,
151, 162 nr. 407, S. 178, S. 204 f., S. 206 f.
nr. 457. Su.
Labtys = die Doppelaxt (s. d.).
Labjrrllith, nach der griech. Sage (das
ägypt. .L. geht uns hier nichts an) ein
Riesenbau mit Irrgängen bei ICnossos,
Wohnsitz des Minotauros; die Sage ist wohl
entstanden aus wirklichen minoischen Pa-
lastbauten, wie sie in Überresten erhalten
sind; der Name scheint aus Labrys =
Doppelaxt (s. d.), die gerade in den Ruinen
von Knossos eine große Rolle spielt, und
^<Jer Endung -inth gebildet. Auf M. von
Knossos findet sich das L. sehr häufig,
zuerst in Kreuzform, aus einem mäander-
artig erweiterten Hakenkreuz (s. d.) ent-
wickelt, dann als viereckiger (Abb. 31 ; wohl
aus der ägypt. Hieroglyphe für »Palast«
entwickelt) oder aus einer kreisförmig
zusammenlaufenden Spirale bestehender
Grundriß eines »Irrgartens«; auf anderen
Stücken weist ein einfacher Mäander als
Umrahmung des M.-bildes nach Analogie
att. Vasenbilder gleichfalls auf das L. hin.
— R. E. XII S. 312/26; A. J. N. 49 S. 168;
Anson, Greek coin types VI Taf. XIII f.
R.
Lätimdein-y Lamm- oder Neujahrsduka-
ten waren die seit 1700 geprägten, zu Neu-
jahrsgeschenken bestimmten Nürnberger
Dukaten mit dem Lamm Gottes auf der
Erdkugel auf der Vs. und dem Nürnberger
Schilde oder einer Taube über zwei Schilden
auf der Rs. Es gab Stücke zu 2, i, V«, ^U,
^/Sj ^/i6 und ^/32 Dukaten (s. Linsendukaten).
S.
• Laetitia, lat. = die Freude, Aufschrift
(L., L. Aug., fundata, publica, temporum)
auf röm.-kaiserl. M. zu einer Frau mit
Kranz und Anker (Füllhorn, Steuer, Zepter
usw.) oder zum (Getreide) schiJBP, zu einem
Schiff mit wilden Tieren (Severus; vgl.
Dio 76, I, 4); da jene Gestalt mit anderer
Legende nicht vorkommt, wird es doch
wohl die freilich sonst nicht belegte Per-
sonifikation der L. sein. — R. E. XII
S. 448; Bernhart, Handbuch S. 92; Rev.
num. 1907 S. 355/61- R.
Lagobolon, griech. eigtl. = Hasenstab;
s. unter Pedum. R.
. Laky altindische Rechnungseinheit mit
der Bedeutung 100 000. *Omari (14. Jh.)
unterscheidet den Lak Akhmar (roter L.)
= icx)OCK>Goldtanka und den Lak Abya4
(weißer L.) = 100 000 Silbertanka. Ibn
Batüta (III 106, rv 49) zufolge war i Lak
— lOOOOO Silberdihäre = 10 000 Gold-
dinäre (s. Tanka). 100 Lak = i Koti,
muham. Kurür, jetzt Crore. In Kashmir
ist unter LakSa eine Sunune von 100 000
Dinara zu verstehen. — Notices et extraits
XIII 211; Sauvaire, J. As. 7. ser. 19, 35;
Rhys Davids, On the ancient coins of
Ceylon 11 ; Weber, ZDMG. 15, 136; M. A,
Stein, NChr. 1899, 128, 135. V.
Heute ist das Lak ein ostindischer Wert-
begriff von 100 OCX) Rupien (s. d.). 25 Lak
LAMMEN— LANDGRAF
341
oder 21/2 Millionen Rupien machen ein
Areb, loo Lak oder 10 Millionen Rupien
ein Crore. S.
Lammen, goude, sind große und kleine
goldene Münzen von Johann II I. v. Bra-
bant (1312 — 1355) u. a. geschlagen. Es
ist der niederländische Name für Moutons
u. Aignels. Die großen wurden dann nur
noch in Geldern, Hennegau u. Holland ge-
prägt, die kleinen Aignels in einer ganzen
Reihe von Territorien, (s. Mouton). — v. d.
Chijs, Brabant u. Limburg S. 69. Su.
Lampadedromia = Fackellauf, d. h. ein
Wettlauf, auch zu Pferde, mit einer ange-
zündeten Fackel, meist zu kultl. Zwecken
und in der Form eines Stafettenlaufes
stattfindend; s. unter Fackel. R.
Lampsakener heißen im Altertum zwei
verschiedene Stateren -Arten der Stadt
Lampsakos, nämlich l. die XP^^o"^ aratr^pec
Aa|n{;axY]voi attischer Bauinschriften v. J.
434 V. C. und den folgenden Jahren,
I. G. I n. 301 — ^311, einkassiert viel-
leicht 447 v. C. Diese sind aus Blaßgold
(Elektron) und haben das Vorderteil des
geflügelten Seepferdes auf der Vs., ein
Quadratum incusum a. d. Rs. (Abb. 20) und
zerfallen zeitlich in drei Gruppen; die eine
'^^ I4j99 — iSiSÖ g ^Jid zwei diagonal
gegenüberliegende 'Viertel des Quadr. ine.
sind bes. stark vertieft, sie fällt 525 — 500
V. C; die andere wiegt 13,85 — 14,15 g und
gehört in die Bundesmünzen (s. d.) des gegen
Dareios aufständigen Städtebundes 500 —
494 hinein; die dritte fällt in die Mitte des
5. Jh.s, wiegt wieder 14,96 — 15,33 g wie
die erste und hat das Bild der Vs. im Wein-
laubkranz und als Beiz. Buchstaben. —
Baldwin, The El. coinage of Lampsakos,
New York 1914 und die unten zitierte
Schrift ders. Verf. S. 1—8; Num. Lit. Blatt
1922 S. 1852!; R.E. XII S. 589.
2. Die zweite Staterensorte, in zwei the-
ban. Inschriften vorkommend (L G. VII
n. 2425 nennt zweimal einen ötotr^pa Aaji-
f^axTjyhy YjftxsoZy] n. 2418 v. 9 XP^^^^
Aafiipaxavtt) öt[aTetpac], v. 21/2 (TraTe^3a[c
XPüGrwü]« Aa[it|^axavc&c), als Subsidien von
Byzanz an Theben im 3. heil. Kriege 355
— 346 V. C. gezahlt, sind Goldstateren, i. D.
8,4 g schwer, also wie derDareikos, mit
ständig wechselndem Vs.-bild (im ganzen
jetzt 41 verschiedene, anfangs figürliche,
dann Köpfe; darunter sind Kopien nach
Werken der großen Kunst und nach frem-
den M.-bildern wahrzunehmen [Regling,
M. als Kunstwerks. 91]) und dem halben
Seepferde auf der Rs., von etwa 390 — ^330
v. C. reichend (Abb. 37). — Baldwin,
Lampsakos, the gold staters, silver and
bronze coinages, A. J. N. 53 Teil 3, 1924;
R. E. XII S. 590. R.
Landesnameti zur Bezeichnung des Trä-
gers der M. -hoheit sind im Altertum äußerst
selten, da diese Rolle meist der Einwohner-
name einer Stadt oder seltener der Name
eines Volkes spielt (vgl. unter Ethnikon,
Ktetikon); doch kommt der L. bei man-
chem Koinon (s. d.) vor, sowohl als M.-herr
— z. B. xoivbv 'ApiJLsvtaj, Bei&ovfac — wie
auch als Bezeichnung der gemeinsamen
Spiele (s. d.) des Landes (Beispiele: Head,
H. N.» S. 947), wo dann eine Stadt die
Trägerin der M. -hoheit ist. — Der Staats -
name der Römer erscheint in der Formel
SPQR (s. d.), dann in der Aufschrift prin-
cipi imperii Romani (Maxentius; Benüiart,
Handbuchs. 219) und im Titel desVabal«
lathus VCRIM D(ux) R(omanorum) (s. d.).
— Dazu begegnen L. oft als Beischrift zur
dargestellten Personifikation, wie AE-
GYPTVS, AFRICA usw., s. unter Geo-
graph. Personifikationen; vgl. fürM.A. u.
N. Z. unter Titel. R.
Landgraf (comes provincialis, c. pro-
vinciae, c. regionarius, c. regionis, c. pa-
triae, c. principalis, magnus comes). Nach
der überwiegenden Ansicht der Rechts-
historiker ist L. nur ein Titel, kein Amt,
eine Auszeichnung für die Grafen, die trotz
der Auflösung der Gauverfassung im we-
sentlichen im Umfang ihres alten Amts-
bezirkes die gräflichen Befugnisse, zumal
die hohe Gerichtsbarkeit, behauptet hat-
ten. Diese Auffassung mag für die schon
im 12, Jh. vorkommenden Landgrafen des
Ober- und Unterelsaß (Sundgau und Nord-
gau), des Albgaues oder von Stühlingen und
den Landgrafen Heinrich v. Heiligenberg
im Linzgau stimmen, aber nicht für den
Landgrafen von Thüringen, der seit 11 29
unter diesem Titel und schon seit dem
II. Jh. wiederholt unter dem eines comes
de Thuringia vorkommt. Anfangs wird der
Titel bald diesem, bald jenem thüringischen
Grafen beigelegt, so Hermann v. Winzen-
342
LANDMONZEN— LARES
bürg, nach dessen Ächtung 1130 er auf ;
Grraf Ludwig den Jüngeren fiel und in seiner
Familie bis zu ihrem Aussterben 1247 blieb.
Diese Landgrafen von Thüringen waren
nämlich den übrigen thür. Grafen vor-
gesetzt und hatten eine Art Herzogsstellung-
Für die Münzgeschichte kommen fast nur
sie allein in Betracht und später die aus dem
thüring. Landgrafentum hervorgegangenen
Landgrafen von Hessen. — E. Schröder,
Rechtsgesch.6 S. 548 f. Su.
LandmüszetL Mit diesem Worte wurden
nach der Kipperzeit die kleinen Münzen be-
zeichnet, die nicht nach Reichsfuß geprägt
waren, um damit anzudeuten, daß sie nur
in dem Gebiete ihrer Münzherren Umlaufs-
fähig seien. So trugen selbst die seit 1687
geprägten brandenburgischen y3-Taler die
Bezeichnung: Brandenb. Landmünz. Die
brandenburgischen Groschen und kleineren
Münzen zeigten alle diese Bezeichnung, und
noch spät im 18. Jh. finden wir sie auf süd-
deutschen 2^» -Kreuzern, z. B. : Br. Onolzb.
Landm. Auch die Landwitten (s. Witt)
gehören dazu. S.
Landplaster s. unter Mokkataler.
Landsberger Groschen s. Schildgroschen.
Landsberger Pfennige sind Hohlpfennige
Kurfürst Friedrichs IL und Wilhelms IH.
von Sachsen mit dem Landsberger Schild
und der Aufschrift: LAND, im J. 1444 zu
592 aus der rauhen Mark geschlagen,
I Stück war also 0,4 g schwer. — Schwin-
kowski in Berl. Mbl. 1925 S. 347. —
Nach einer älteren Chronik sollen die beim
Bau der Dresdener Eibbrücke (Augustusbr.)
beschäftigten Arbeiter mit diesen Pfennigen
gelohnt worden sein, weshalb man sie auch
Brückenpfennige nannte. Dieser Name
wird aber vielmehr dadurch entstanden
sein, daß man mit ihnen den Brückenzoll
entrichtet hat. — Schmieder S. 74. Su.
Landschreiber. Dieses Amt ist in Öster-
reich in der Zeit der zweiten Reichsver-
waltung unter Kaiser Friedrich IL aufge-
kommen und hat unter Ottokar die weitere
Entwicklung in der Richtung genonmien,
daß es zunächst aus dem ursprünglichen
Zusammenhang mit der landesfürstlichen
Kanzlei gelöst und später an vermö-
gende Bürger übertragen wurde. Diese
verbanden mit der Leitung der gesamten
Domänen- und Regalienverwaltung zu-
gleich die Stellung eines Bankiers des
Landesherrn: 1275 — 1283 Meister Konrad
von Tuln, 1285 — 1293 Jakob Verleis von
Hoya, Wiener Bürger, 1288 neben ihm ein
gewisser Ulrich im Amt; von da ab war die
Besetzung des Landschreiberamtes mit
mehreren Personen die Regel. 1296 Otto
und Heimo, Brüder; 1299 Gundacher;
1303/04 der vormalige Stadtrichter v. Krems
Rapoto von Urfar, neben welchen Heinrich
V. der Neiße und dessen Gesellschafter tätig
gewesen sein dürften; 1306 Berchtold;
1329 Heymo et socer ejus officiales per
Austriam.
Danach verlieren sich die Nachrichten
über das Landschreiberamt in Österreich,
während dasselbe für Steiermark durch das
ganze 14. u. 15. Jh. fortdauerte und erst
unter K. Maximilian 1494 in das neu-
errichtete Landesvizedomamt mündete.
Später gab es wieder Landschreiber in
Österreich, jedoch mit einem gajiz andern
Wirkungskreis
Die Landschreiber des 13. Jh.s brach-
ten ihren Wappenschild auf der Rückseite
der Wiener Pfennige an, wodurch deren
Chronologie mögHch ist Konrad v, Tuln:
Schild mit T; Jakob v. Hoya: Panther mit
Bindenschild usw. Luschin glaubt die Ver-
anlassung zu dieser Tatsache darin zu
sehen, daß dadurch eine Haftung des
Landschreibers für Schrot und Korn der
unter seinem Einfluß ausgegebenen Münze
zum Ausdruck gebracht wurde. Die recht-
liche Beschaffenheit dieses Einflusses er-
scheint unter K. Rudolf in der Verpfändung
der sämtlichen landesfürstlichen Einnahme-
quellen an die L., an deren Stelle unter
Albrecht L eine freikündbare Verpachtung
derselben tritt und später nur die einzelner
Ämter an verschiedene Personen. Die Ein-
künfte des Münzr^als wurden dabei wahr-
scheinlich bloß vorübergehend verpfändet
oder verpachtet. — Luschin, Die Chrono-
logie der Wiener Pf ennige des 13. u. 14. Jh.s
in Sitz. -Ben d. Wiener Akad. 1 899. Su.
Landwährungsgulden s. Lorenzgulden.
Langer Scbflling s. unter Schilling.
Lares, Schutzgötter der Römer, meist
durch ein Beiwort wie L. compitales (am
Dreiweg), familiäres (= Hausgeister) er-
läutert, unfL den besonderen Anlaß, für den
LARGITIO— LATEINISCHER MÜNZBUKD
343
sie angerufen werden, zu bezeichnen. Auf
Denar des L. Caesius erscheint ihre älteste
Darstellung: als 2 auf Fels sitzende Jüng-
linge, unterwärts bekleidet, jeder mit Lanze,
unten ein Hund, Beischrift Lare(s), und
zwar sind es die Lares praestites, die »zur
Hilfe bereiten« L., wie Ovid Fasti V 137 ff.
und Plutarch Quaest. rom. 51 erkennen
lassen. — R. E. XII S. 806/33. R.
Largitlo, lat. = Schenkung; in der Spät-
zeit technischer Ausdruck für Ausgaben aus
der kaiserl. Kasse, daher der höchste Fi-
nanzbeamte der Comes sacrarum largitio-
num war. — Die Aufschrift L. steht auf
Med. des Constantius IL usw. zu einer sich
vor dem Kaiser in Gegenwart der Virtus
verneigenden (für ein Geschenk sich be-
dankenden) Frau. — R. E. XII S. 835.
R.
Lariy Larin, so genannt nach der Land-
schaft Läristän im südlichen Persien, portu-
giesisch Tanga de prata, ist ein Stück in
der Mitte zusammengebogenen Silber-
drahtes, derim 16. und 17. Jh.inPersien, In-
dien und längs der ganzen Küste des Golfes
von Bengalen, des Arabischen Meeres und
des Persischen Golfes als Münze kursierte.
Eine etwas platt geschlagene Stelle in der
Mitte des Drahtes ist gewöhnlich beiderseitig
beprägt, wobei natürlich auf jedem eizdnen
Stücke nur ein ganz kleiner Teil des Münz-
stempels abgedruckt ist. Bekannt sind L.
mit Stempeln der persischen Shahe des
16. Jh.s, solche, die den Namen eines türki-
schen Sultans des 16. — 17. Jh.s tragen, und
L., die von den Königen von Hormuz vor
1622 geprägt sind. Auf einigen L. steht der
Name des *Ädilshäh vonBijapur (165 1 — 72)
mit der Bezeichnung Läri Dänld. Pjrrard
(Anfang 17. Jh.) zufolge wurden L. auch
auf den Malediven geprägt. Die auf Ceylon
verfertigten L. sind an dem einen Ende
hakenförmig gekrümmt, weswegen sie Koku
ridi, Hakensilber (auchRidi, im Tamil Velli-
Silber), englisch Fishhook money genannt
werden, wegen der Ähnlichkeit mit der
Form eines Angelhakens, des für alle
Küstenvölker so wichtigen Geräts (s. unter
Gerätgeld). Sie weisen entweder gar keine
Inschriften oder eine grobe Nachahmung
arabischer Schrift auf. Das Gewicht des L.
ist ca. 4,77 g, die Länge des Drahtes, wenn
ausgereckt, würde etwa 95 mm betragen. '
Der Wert des L. in Persien wird von Chardin
und Tavernier, der auch halbe L. erwähnt,
als 7,^1% Shähi angegeben. 80 L. = 50 'Ab-
bäsi = I Tömän. Auf Ceylon war der L,
im 17. Jh. = 15 und 20 Silberfanam, um
1785 = 2 Goldf anam. 5 L. warengleich i Rix-
doUar, der daher den Namen Ridi Paha
(5 L.) und Patagaya erhielt, im Tamil heißt
er Iraiydl, vulg. Irasdl. Der RixdoUar von
Ceylon mit dem Elefanten auf d. Rs. heißt
Etrupial (Elefantenrupie). Die Star-Pagoda
(Malvardgama) war = 12 L., die Porto
Novo Pagoda = 10 L. Gegenwärtig wird
unter Ridi Paha eine Summe von 75 Cents
verstanden. — Der in Hasa (Arabien) ver-
fertigte L. heißt Tawila (lang). Das ist ein
etwa I Zoll langer Kupferbarren, der an
einem Ende gespalten ist und wie ein Y aus-
sieht. Seine kufische Inschrift nennt den
Namen eines Karmatenfürsten. Drei solche
Stücke haben den Wert eines türkischen
Piasters. Früher kursierten auch goldene
und silberne Ta-wÜa, doch sind diese, wie
Palgrave (1865) mitteilt, längst einge-
schmolzen.
Der Name L. ging dann auf eine Kupfer-
münze der Malediven von ca. 9,460 g Ge-
wicht über, die seit Beginn des rS. Jh.s ge-
prägt wurde, daneben "/a, ^{^ und scheinbar
auch ys L. Vs. Name des Sultans, Rs. »Der
Sultan des Meeres und des Festlandes« und
Jahresangabe. Mubammed *Imäd-ad-din
(1900 — 04) prägte auch Silbermünzen im
Werte von 4 Läri; Gewicht 2,50 g. — H. W.
Codrington, Ceylon coins 96, 154, 162 f.,
i74f.;NChr. 1914, 166; AllaninNChr. 1912,
319 ff.; 0. Codrington in JBBRAS. 18, 36;
Taylor, JPASB 1910 (NS. 15), 687 f.;
Ridgeway, Origin of currency 28; Regling
in Ebert, Reallex. IV, S. 217. V.
Lat, Gewicht bei den Laos von Hinter-
indien = I Salung in Gestalt von Kupfer-
barren, 60 — 80 mm lang, 19,5 — 58 g schwer,
von denen 16 — 64 auf i Tikäl (s. d.)
gehen. — H. Wood, AJN. 38, 94; Temple,
lA. 27, 13, 16; Schröder, Annam 636. —
Der lettische Lat. s. Lats. V.
Lateinlscber Mfinzbiind (Union Latine).
Die Doppelwähnmg Frankreichs und dessen
Münzsystem (Frankensystem) hatten 1832
Belgien, 1850 die Schweiz und 1862 Italien
angenonunen. Seit 1850 hatte Frankreich
seine 9/io feinen Silbermünzen verloren (s.
344
LATEINISCHER MÜNZBUND
Doppelwährung) und deshalb seit 1864 nur
die 5 -Frankenstücke weiter 900/1000, die 2-,
I - und ^/a -Frankenstücke, um dem Verkehr
dies unentbehrliche Kleingeld zu sichern,
nur 835/1000 fein ausgebracht und diese da-
durch zur nicht mehr frei ausprägbaren
Scheidemünze gemacht. Das hatte Italien
schon seit 1862 getan, während die Schweiz
seit 1860 die 2-, i - u. Vz Fr- nur »^/looo, Bel-
gien sie aber weiter 9«>/iooo fein ausmünzte.
Die Schweiz hatte sich dadurch von Frank-
reich monetär unabhängig machen wollen.
Dadurch kam es, daß die Schweiz bei der
Prägung der silbernen Scheidemünzen
schöne Gewinne machte, Frankreich aber
die Kosten für einen Teil des Schweizer
Geldumlaufs trug, da es das Silber für die
5-Fr.-St. mit Verlust kaufen mußte. Da
außerdem die Schweiz die französischen
Goldmünzen zum gesetzlichen Zahlungs-
mittel erklärt hatte, drohte die Gefahr, daß
beim Übergange dieses Landes zur Gold-
währung, nach der es immer strebte, Frank-
reich sein Gold verlieren und dafür die
unterwertigen Schweizer Silbermünzen be-
halten würde.
Frankreich stand damals auf dem Gipfel
seiner Macht. Napoleon III. suchte seinen
Einfluß im Auslande weiter zu stärken und
ergriff die Gelegenheit, sich im Geldwesen
eine führende Rolle zu erringen, indem er
das bimetallistische System und die Fran-
kenwährung zum Weltsystem und zur
Weltwährung zu machen suchte. Dazu
mußten zunächst die Frankenländer unter
einen Hut gebracht werden. Am 23. De-
zember 1865 schlössen Frankreich, Belgien,
Italien und die Schweiz, denen sich 1869
Griechenland beigesellte, einen Münzverein,
der sich selbst niemals, den die Welt aber
von Anfang an Union Latine nannte, und
der die 5 -Frankenstücke 900/1000, die kleine-
ren Silbermünzen ^35/iooo fein auszubringen
bestimmte. Von letzteren waren auf den
Kopf der Bevölkerung 6 (später 16) Frank
zu prägen, bis zu 50 Frank durften bei einer
Zahlung aufgedrängt werden. Der Vertrag
galt bis zum r. Januar 1880. Die anderen
Mitglieder, besonders die Schweizer, waren
für den Übergang zur Goldwährung gewe-
sen, aber Frankreich setzte seinen Bimetal-
lismus durch, da es nur auf die Egalisierung
der Scheidemünze ankomme. An den Be-
ratungen, die zur Gründung des Bundes
führten, hatte auch Österreich teilgenom-
men und sich für Annahme von Goldmün-
zen zu 8 und 4 Gulden gleich 20 und 10
Franks entschieden, welche Münzen denn
auch vorübergehend seit 1870 geprägt
worden sind und ihrerseits wieder Vorbild
der nordamerikanischen Stella (s. d.) waren.
Glaubte Frankreich durch diese Erfolge
den Grund zu einem Weltmünzbund gelegt
zu haben, so sah es sich darin getäuscht.
Der Grundfehler der Union war die Über-
schätzung eines Weltgeldes und die Außer-
achtlassung des Landesgeldes. Man küm-
merte sich nicht um das Papiergeld der
anderen Mitglieder, weil sein Umlauf ja
auf das eigene Land beschränkt blieb, und
vergaß die Macht des Greshamschen Ge-
setzes, demzufolge die Noten das internatio-
nale Geld aus dem Lande trieben. Dadurch
kam der Bund von Anfang an in Verlegen-
heiten und aus diesen niemals heraus. Zwar
nahmen das Frankensystem bis 1880 noch
an Spanien mit Kolonien, Andorra, Ru-
mänien, Monaco, San Marino, Finnland,
Serbien, Bulgarien, Kolumbia, Argentinien,
San Salvador, Paraguay, Haiti, Peru,
Venezuela und Tunis, doch blieb der
lateinische Bund auf jene genannten fünf
Staaten beschränkt. Aber die Welt
war auf dem Wege zur Goldwährung, wäh-
rend Frankreich mit Starrsinn und aus
Eifersucht auf Deutschland auf dem Bi-
metallismus beharrte.
Infolgedessen und der Silberentwertung
seit 1873 strömten enorme Mengen von
Silber nach Frankreich, wo man sie in 5-
Frankstücke ausprägen mußte. Da das auf
die Dauer unmöglich war, sah sich der
Bund schon 1874 genötigt, deren Präge -
quantum zu kontingentieren, im Jahre 1878
aber ihre Prägung ganz einzustellen, so daß
man, da diese Münzen weiter Kurantgeld
blieben, hinkende Goldwährung (s. Hin-
kende Währung) hatte. Durch die Sperrung
der Süberprägung war der Bund im ganzen
zwar der ÜberJlutung mit Silber nicht mehr
ausgesetzt, jetzt aber trieben die großen
Papiergeldmassen Italiens und Griechen-
lands das Silbergeld in die Schweiz und nach
Frankreich; die italienische Valuta sank
weit unter Pari, und ein Hauptzweck des
•Bundes, die Fixierung des Wechselkurses,.
LATER— LAUBTALER
345
war vereitelt. Da diese Zustände durch
keine Maßregeln zu bessern waren, kündigte
die Schweiz 1884 den Verein. Er wurde
zwar am 6, Oktober 1885 auf weitere
6 Jahre erneuert, aber mit einer »Liqui-
dationsklausel«, wonach beim Erlöschen
jedes Mitglied seine 5 -Frankstücke bis
zu einer gewissen Menge mit Gold zu-
rückkaufen mußte, weil Frankreich mit
riesigen Massen belgischer und italieni-
scher angefüllt war. Da aber besonders
die italienische Valuta sich nicht besserte,
floß deren Silbergeld weiter ab. Und da
keine 5 -Frankstücke mehr geprägt werden
durften, nahm die Herstellung der silbernen
Scheidemünze immer mehr zu; trotzdem
kamen diese Länder aus dem Geldmangel
nicht heraus, welche Kalamitäten sich bis
zum Weltkriege hinschleppten.
Dieser hat die Verhältnisse vollkommen
verändert. Jetzt sank die französische
Valuta, jetzt strömte das Silber aus Frank-
reich, besonders nach der Schweiz und
Griechenland. Dann kam die Inflation
(s. d.) und trieb die Silberpreise in die Höhe,
die vom 30. Juli 1914 bis zum ii. Februar
1920 von 233/4 pence für die Unze Standard-
silber auf 89y2 stiegen. Damit stieg der
Metallwert der Silbermünzen über ihren
Nennwert, infolgedessen man sich ihrer
mit Vorteil entledigen konnte. Durch das
Sinken seines Wechselkurses verlor Frank-
reich seine führende Stellung an die
Schweiz, die in einer Konferenz im Februar
1920 die Nationalisierung der Silbermünzen
beantragte, dem aber die anderen Mitglieder
widersprachen, während Frankreich den
Bund auf Dezember 1920 kündigte. Zwar
kam Ende März 1920 ein Abkommen zu-
stande, in dem Frankreich und die Schweiz
sich verpflichteten, die Silberscheidemünzen
(2, 1, 1/3 Fr.) der anderen Bundesmitglieder
aus dem Verkehr zu ziehen. Da aber die
Silbermünzen der anderen Mitglieder durch
Einfuhrverbote nicht fernzuhalten waren,
setzte die Schweiz Ende 1920 auch alle
nicht-schweizerischen S -Frankstücke und
die belgischen Scheidemünzen außer Kurs,
welche Maßregel Ende 1921 vom Bunde
gutgeheißen wurde, doch unter Fristsetzung
für d. Einlösung d. 5 -Frankstücke in Gold
(1927). Seitdem hatte d. Schweiz mit den
anderen Staaten des Bundes nur die Gold-
stücke gemein, während in der Schweiz das
Scheidegeld der anderen Staaten, in allen
andern das Italiens und Griechenlands, in
Frankreich auch das der Schweiz vom Um-
laufe ausgeschlossen war. Heute hat der
L. M. zu bestehen aufgehört, nachdem er
im Dezember 1925 von Belgien, am i. Ja-
nuar 1927 von der Schweiz gekündigt wor-
den ist. Zwar wollte die Schweiz die Gold-
münzen der anderen weiter nehmen, da
diese nun aber die Schweiz mit ihren ab-
genutzten überschwenMnten, verbot dieser
Staat auch den Umlauf der Goldmünzen von
Frankreich, Belgien, Italien und Griechen-
land vom I. April 1927 ab. — A. Lans-
burgh, Der lateinische Münzbund (Union
Latine) in »Die Bank«, Berlin, Juni 1920;
R. Greul, Die lateinische Münzunion, Berlin,
1926; hier auch die weitere Literatur. S.
Later, latein. eigtl. = Ziegelstein, daher
übertragen auf Ziegelsteinbarren (s. d.).
LatSy die einem französischen Gold-
frank entsprechende Münzeinheit der Re-
publik Lettland (s. Frank). Nach den Ge-
setzen vom Oktober 1923 und Februar 1924
sollen 20- und lO-Latsstücke aus Gold, 2-
und i-Latsstücke aus Silber ganz wie die
französischen entsprechenden Frankmün-
zen geschlagen werden. Der Lats zerfäUt in
100 Santimi (Centimes). S. Santim. Der
Lats zeigt Staatsschild -Wertbezeichnung.
Die lettischen Münzen werden in England
geprägt, bisher Stücke zu 2 und i Lats,
aus Nickel zu 50, 20, 10, aus Bronze zu 5,
2, I Santim. S.
Latschilllng, d. h. Spätschilling, ist in
westfälischen Urkunden eine Geldstrafe für
die in einer Versammlung verspätet er-
scheinenden Personen. — Grote, M. st II
S. 986. Su.
Laubrand ist die Rändelung einer Münze
in Gestalt von aufeinander liegenden oder
folgenden Blättern. Wir finden ihn beson-
ders auf deutschen Talern des 18. Jh.s; er
wurde mit dem Rändelwerk (s. d.) ange-
bracht. Die preußischen und kursächsi-
schen haben einen aus aufeinanderfolgen-
den Tulpenblüten gebildeten Laubrand.
S.
Laubtaler, seltener Lorbeertaler, Feder-
talcr, wurden in Deutschland die fran-
zösischen, 1726 bis 1790 geprägten 6cus
neufs oder öcus de six livres von dem den
346
LAUREIOTIKAI GLAUKES— LEDERGELD
Lilienschild umgebenden Lorbeerkranze ge-
nannt (Abb. 273). Sie bildeten besonders
im Westen und Südwesten Deutschlands
bis um 1760 die wichtigste silberne Handels -
münze. Vor der Graumanschen Reform
(s. Graumanscher Fuß) war dies sogenannte
Franzgeld (s. d.) auch in Preußen ein
Hauptzahlmittel. S.
Laiureiotikal glaukes hießen nach Hesych
die athen. Silbermünzen (s. unter Glaux),
benannt nach Laurion, besser Laureion,
einem Dorf und Silberbergwerksbezirk in
Südost -Attika, von wo die Athener das
Rohsilber für ihre reiche Silberprägung ge-
wannen; die Namen der einzelnen Zechen
stecken in der Buchstabengruppe, die auf
den athen. M. neuen Stiles unter der
Amphora stehen, z. B. KTH = KxTjcftcocov,
EP = 'Epiiaaov. — R. E. XH S. 1014
und 1024. R.
Laurely englische Goldmünze Jakobs I.
zu 20 Schilling, 1619 — 1625 gemünzt und
so genannt wegen des in England zum
ersten Male vorkommenden belorbeerten
Brustbildes des Königs auf ihrer Vs. Sie
"wog 8,71 g und hielt 7,98 g Gold. — Grue-
ber, S- 100, 103.
Laiirentiiisgttldeii s. Lorenzgulden.
Lawsches System. Nachdem der Schotte
John Law als Hazardspieler ein großes Ver-
mögen gewonnen hatte, kam er 1716 nach
Paris, gründete hier die Staatsbank und
Handelskompagnien und war bestrebt, den
durch die Reformationen (s. d.) herbei-
geführten Mißständen ein Ende zu machen.
Er sagte richtig, daß auf solider Basis auf-
gebaute Kreditoperationen großen Vorteil
bringen, im Gegenteil aber verderblich
werden können. Jedoch handelte er nicht
danach, er glaubte den Kredit meistern zu
können, indem er die Münzen durch Papier-
scheine ersetzte und durch Devalvationen
unter den Sachwert die Einlieferung aller
Münzen und alles Edelmetalles zu erzwingen
suchte, da nur der Fürst solches nötig habe.
Wenn man ihm vorhielt, daß Papier im
Auslande doch keine Zahlkraft habe, so
hielt er das für einen Vorteil, deim so be-
halte Fraiikreich sein Geld, was andere mit
ihrem Metall vergeblich erstrebten. So
trieb Law die Reformationen vielmehr auf
die Spitze: im Jahre 1720 jagte eine die
andere. Die ungeheure ungedeckte Papier-
masse und die Bankaktien wurden zunächst
durch Agiotage gehalten, Ende 1720 aber
brach alles zusammen, weil ein Einlösungs-
fonds in Münzen fehlte; auch die Handels-
gesellschaften, auf die hier nicht einge-
gangen werden kann, machten Bankrott.
— L. V. Ranke, Französische Gesch., IV,
1856, S. 351—357; J- E. Hörn, Jean Law,
Leipzig, 1858; S. Alexi, John Law, Berlin,
1885. s.
L. e, = Livre ^gyptienne (Bedidlik),
s. unter Piaster.
Leal, anderer Name des Bazarucco
(s. d.). Der portugiesisch-ostindische L.
von 1871 galt i/io Tanga (s. d.) oder 10 Reis
de Goa, auch 2, ^/a und V4 Leaos wurden
geschlagen. Die Münzen zeigen Schild-
Schrift, — Aragäo IH, S. 400. S.
Lebenswasser nennt man das auf babylon.
Denkmälern häufig aus einem Gefäße nach
beiden Seiten hervorquellende Wasser; so
ist auch die etrusk, M. mit einer Amphora,
aus der Wasser (nicht ein Polyp I) quillt,
zu erklären. — 0. Weber, Altorient. Siegel-
bilder 1920 S. 60 Abb. 261/62. 432; Philol.
Wochenschr. 1925 S. 226. R.
Lebes, griech, li^rfi = Becken, Kessel,
Form des Gerätgeldes (s. d.) in Hinterindien
und bei Homer, daher später Rechnungs-
münze und Gegenstempel auf Kreta im
5. u, 4. Jh. V. C; vgl. unter Dreifuß. —
Ebert, Reallex. IV S. 217. 218. R.
Lectistemliiniy vonlatein. lectus = Ruhe-
bett und stemere = aufstellen, ein Götter-
schmaus, bei dem die Götterbilder auf
Ruhebetten oder Polstersitze (pulvinar)
gestellt und ihnen Speisen vorgesetzt wur-
den. Die Vorbereitung zum L. erkennt man
auf M des C. Coel. Caldus (der Septemvir
epulonum, s. d., etwas auf einer Bank zu-
richtend). — R, E. Xn S. 1108. R.
Ledergdd wurde im früheren Mittelalter
vielfach als Anweisung auf künftige Zahlun-
gen ausgegeben, so vom ICaiser Konstantin
Kopronymus während einer Belagerung 743,
vom Dogen Domenico Michieli um 1122,
von Johann von England, von Ludwig IX.
von Frankreich während seiner Gefangen-
schaft, vom Kaiser Friedrich H. während
der Belagerung von Faenza 1241 mit seinem
Bilde, welche Stücke später mit je einem
goldenen Augustalis (s. d.) eingelöst wur-
den. Eine Art Scheidemünze aus Leder
LEEUW— LEGIONSMÜNZEN
347
war auf der Insel Man 1570 bis 1580 in
Gebrauch, und neben den Notmünzen aus
Pappe in Leyden 1574 findet sich auch eine
solche aus Leder, — Luschin, Allg. Mkde^,
S. 46 f., 176 f.; Mailliet I, S. 290, Tai. 72,
Nr. 18. ^ S.
In neuerer Zeit finden wir als L. auf
Lederstückchen geprägtes (Eferding 1804),
gestanztes (Lederfabrik Vogel in Mattig-
hofen 1920) oder gedrucktes Notgeld
(Paris um 1790, Dorpat 1820), 1923 in
Pößneck und Osterwieck als Reklamegeld
gedrucktes. A. Keller.
LeeuWy brabantscher, oder Lion de Bra-
bant, ist eine Goldmünze Antons von Bur-
gund als Herzog von Brabant, von diesem
in Vilvorde u. Löwen 1409 geschlagen:
Vs. »met 2 Leeuwen, houdende eenen heim
met onsen timmer ende daer onder han-
gende eenen schilt van onser wapenen an
op d'ander syde gevracht met eenen ge-
floreerden dobbelen cruys«, Wert gleich
5 Schilling, 43 Stück auf die 23 Va kar.
Troymark (v. d. Chijs, Brabant S. 121 f,).
Diese Münze wurde erstmalig am 24. I.
1409 angeordnet und von ihr zu Vilvorde
zwischen dem 29. V. u. 24. XIL 1409 12 760
Stück geschlagen, außerdem »halve Bra-
bantsche Leeuw« (= 30 groote, 86 auf die
Troymark) 5600 Stück. DieUmschrift lautete
flHC g AVTEM S TRANSIENS S PER S
MEDIVM g ILLORV o IBAT.; i ganzer
Leeuw hatte also ein Rauhgewicht von
5,69 g und ein Feingewicht von 5,57 g;
ein halber von 2,85 g Rauhgew. u.
2,79 g Feingew. —de Witte I S. 184 f.
u. nr. 430/1. Su.
Legattts (von legare = verfügen), Abge-
sandter, manchmal zu einem bestimmten
Zweck, z. B. colon(iae) ded(ucendae) leg(a-
tus), s. unter Kolonialmünzen, insbeson-
dere aber der einem Statthalter u. dgl. bei-
gegebene Unterstatthalter. Als solcher zu-
erst auf makedon. Tetradrachmen auftre-
tend, LEG anonym, dann leg(atus) pro q(uae-
Store) beim Namen des Suura, erscheint
der Titel L. auf röm.-republ. M., außerhalb
Roms geprägt, erst in der Zeit der Bürger-
kriege und des Augustus, teils ohne Zusatz,
teils mit dem Zusatz pro pr(aetore) oder
Augusti (so P. Carisius). In der Kaiserzeit ist
L. Augusti pro praetore der vom Kaiser
ernannte Statthalter in den sog. kaiserl.
Provinzen und der Titel erscheint daher
zum Namen des Betr. in der griech. Form
TüpsoßeutTQ? ohne oder mit Zusatz von (xai)
dvitortpa-nQ^ic (toü) Seßacrcou (auch aäxoxpa-
Topoc) in den Provinzen Thracia, Pontus,
Galatia und Cappadocia; auch TjYejio-
(vsüoVTOc) in Moesia bezieht sich auf den
L. Aug. pro pr. — Auf Kolonial-M. von
Parium erscheint ein Leg. statt oder neben
den Duoviri. — Die Lesung L. luni leg.
Sic(iliae) (Rev. num. 1908 S. 16) ist un-
sicher. — Abk. LEG. — R. E. XII S. 1133;
Münsterberg, Beamtennamen S. 252. 254.
R.
L^ende ist die auf M. befindliche Schrift
(s. d.); in bezug auf die Anbringung kann
man unterscheiden Umschrift (dem Rande
folgend) und als Gegensatz dazu Auf- oder
Inschrift (s. d.). R.
Legierung (Beschickung) heißt die Zu-
setzung von so viel Kupfer oder Silber zum
Feingolde, von so viel Kupfer zum Fein-
silber, wie der Münzfuß vorschreibt. So
ist das Gold in den deutschen Gold-
stücken seit 1871 mit iQP/o Kupfer legiert.
S.
LegionsadleTy das Symbol der Legion, ein
Adler mit Blitz in den Fängen (Abb. 66)
und oft mit ICranz im Schnabel, auf der
Spitze einer Stange (mit einem Widerhaken
unten), sehr häufig auf röm. M. und M.
der röm. Kolonien, dann auch griech.
Städte, bald* allein, bald zwischen zwei
Signa (s. d.) der Manipeln, bald in der
Hand des Kaisers (Abb. 82) oder eines
Soldaten, — v, Domaszewski, Fahnen im
röm. Heere, Wien 1885 S. 29 ff. u. ö.;
R. E. II S. 317, II A S. 2335. — Napoleon L
hat den L. als Symbol seiner anfangs wieder
Legionen genannten Truppenverbände auf-
und geradezu als Staatswappen imd Med.-
bild angenommen, worin ihm Napoleon III.
gefolgt ist. Aber der Stil des »Empire«
hat auch anderwärts, z. B. in Preußen, zu
sehr ähnlichen M. -Adlern, wie es der röm.
L. war, geführt (s. Friedrichsdor). R
Leglonsmütizeil sind diejenigen M., die
in Bild oder Aufschrift an die röm. Legionen
(Heereskörper etwa in KJriegsstärke einer
Infanterie-Brigade) erinnern. Über das
M.-bild des Legionsadlers s. d. Die Auf-
schrift h(astati) und p{rincipes) auf den
2 Feldzeichen der Denare des Nerius u.
348
LEGPENNING— LEIER
C. Val. Flaccus bezieht sich auf Legions-
truppen, Die Legionen werden auf N und
M. des M. Antonius mit ihren Nummern
genannt, von i — 25, 30, davon i., 24.,
25,, 30. und die N sehr selten, die 12.,
17., 18. auch mit ihrem Beinamen Antiqua,
Classica, Lybica, die 6. auch von Marcus
und Verus restituiert; diese alle bilden
eine geschlossene Reihe mit Schiff, Rs.
Feldzeichen, die M. in geringhaltigem
Metall (Z. f. N. 29 S. 218); dazu außer-
halb dieser Reihe die leg. VIII (B, M. C.
Rom. Rep. II S. 527. 583) ; unter Augustus
— nicht erst 68/9 n. C, gegen B. M. C.
Rom. emp. 15-56 — erscheint die leg. XVI
(M.-bild Löwe, eb. Rom. Rep. II S. 417);
dann nennt der Prätendent Clod. Macer auf
Denaren die leg. IMacrianalib(eratrix) und
die leg. III Aug. lib. (Riv. ital. di num.
1902 S. lös ff-) und ein Denar der Jahre
Ö8/9 die legio XV Primi[gen.] (Num. chron.
1914 S. 134); erst Sept. Severus aber be-
kundet den zunehmenden Charakter des
Reiches als einer MiHtärmonarchie durch
eine Reihe von L. (meist Denare nebst ein
paar N und einem iE) mit Namen und
Nummern der ihm treuen 15 Legionen; sie
sind vielleicht als Donative an diese gegeben
und tragen Legionsadler zwischen zwei
Feldzeichen als Typus (Num. chron. 19 18
S. 80/87); endlich prägt Gallienus L. mit
dem Wappentier der betr. Legion (3 mal
indessen Minerva bzw. Neptun) als Typus
und ihren Namen und Nummern als Le-
gende; 17 Legionen von Rhein und Donau,
also dem speziellen Vertretungsgebiet des
Gallienus für seinen Vater, sind vertreten,
anscheinend alle zwischen 257 und 259
geprägt (eb. 191 8 S. 87/96). Victorinus,
Gegenkaiser von Gallien und Germanien,
hat gleichfalls L. geprägt (eb. 1924 S. 55/64,
nur AT, 12 Legionen, Tiere oder Götter der-
selben als Typen; die M. scheinen nur zur
Propaganda geprägt, da die betr. Leg.
ihm meist nicht unterstehen), ebenso
die Gegenkaiser in Britannien Carausius
(eb. 1907 S. 7S/8i und 1924 S. 64—68,
9 Legionen, Tiere oder Götter der Legionen
als Typus) und Allectus (eb. 1906 S. 146,
1924 S. 68; nur leg. IL, irriger Typus
Löwe). — Bemhart, Handbuch S. 122/3.
In den Provinzen erscheinen öfter die
Namen oder Nummern der Legionen, die
dort standen oder deren Veteranen die betr.
Kolonie gegründet hatten, so auf M. von
Dacia auf den Vexilla neben der Dacia die
Nr. Vund XIII, von Viminacium die Nr. VII
und IUI, von Ake-Ptolemais die III., VI.,
X., XII., von Acci die legio I. und II; M.
von Antiochia Pis. nennen die 5- und 7. Le-
gion (R. E. XII S. 1571; Z. f. N. 38 S. 56);
von Tyros haben wir M. mit leg. III Gal.
neben dem Tier der Legion, Xe-jf. ß' Tpai(avi^)
neben dem Adler steht auf M. von Alexan-
dreia Äg. unter Carinus und Numerianus
usw. — Die Gegenstempel l(egio) X F(re-
tensis) oder X. F. allein oder X allein,
1. XII F(ulminata) und 1. XV erscheinen
auf sjrr. u. palästin. Kaiser-M. (Riv. ital. di
num. 191 1 S. 169/70; B. M. C. Phoen. S.
327; Palest. S. 335). — Endlich sei noch
der zahlreichen röm. M, gedacht, die durch
Aufschriften wie concordia legionum, fides
legionum usw. die Bedeutung der Legions-
truppen für den Bestand des Reiches anzei-
gen. — R. E. XII S. 1 168—1837 ; V. Domas-
zewski, Fahnen im röm. Heere, Wien 1885.
R.
Legpenning (holl.) = Rechenpfennig
(s. d.).
Leier, lat. Lyra, Saiteninstrument, in
zwei Hauptarten vorkommend, die nach
ihrem Äußeren meist leicht zu unterschei-
den sind, die Chelj^ und die Elithara. Die
Chelys (von Hermes erfunden und daher auf
M. oft, z. B. röm. ^-Sesterzen, als Rs. zum
Hermeskopfe der Vs. gesellt) besteht aus
einer Schildkrötenschale (daher griech.
X^üc, lat. testudo), statt deren danjn auch
anderes Material tritt, als Resonanzboden,
der daher runde bis ovale Form hat; darüber
ist ein Stück Tierhaut als Schalldecke ge-
spannt, und dazu treten Arme (oft aus Tier-
hörnern), Querstab, Steg, 3 — y Saiten,
Stimmknäufe. Die Kithara hat einen höl-
zernen, im großen und ganzen viereckigen
Schallkörper, der nach hinten gewölbt ist,
die Arme sind kräftiger. Gespielt wurde sie
mittels eines Schlagstäbchens (Plektron),
Kith. und Plektron nebeneinander zeigt ein
A des Brutus. Beide Instrumente erschei-
nen häufig auf griech. M., die Kithara von
vom z. B. auf M. der Chalkidike, von Adra-
non, Mytilene usw.,. vom Rücken gesehen
auf M. eines kleinasiat, Satrapen, von M^-
thymna usw.; nach ihr sind benannt die
LEINMARK-^LEONE PER IL LEVANTE
349
Kitharephoroi, s. d. ; die Chelys finden wir
bes. deutlich auf M. von Kalymna, Myti-
lene, Prusias IL, Augustus (Münzmeister
Turpilianus) usw. Auch in der Hand des
Apollon, mehrerer Musen, des Herakles,
Orpheus, Arion, Homeros, des Leierspielers
(fidicen, von fides, -is fem. die Saite, und
canere) der Säkularspiele usw. erscheint die
L. — Auch die oft irrig Harfe genannten
Saiteninstrumente auf jüd. M. des 2. Auf-
standes sind Chelys und Kithara. — R. E.
XIII S. 2479; Joum. int. IV Taf. F; An-
son, Greek coin types VI Taf. III — ^VIII,
XXII; Mitt.fürM.satnmler 1929 S. 311. R.
. Leinmark = eine Mark Leinwand, fries.
Zahlmittel und Rechnungsmünze (der Aus-
druck Mark von der -Ä-rechnung her über-
tragen) = 12 Schillingen gerechnet, zum
Kleideigeld gehörig; s. d. und Wede. R.
Leipziger Fuß, Als der Zinnaische Münz-
fuß (s. d.) wegen der geringhaltigen Nach-
prägungen der kleinen deutschen Münz-
stände nicht mehr aufrecht zu erhalten war,
ließ der brandenburgische Minister Freiherr
von Knyphausen, in der Erkenntnis, daß
der Fortbestand der stehenden Armee nur
bei einer ausreichenden, zuverlässigen und
prägbaren Münze möglich sei, seit 1687 die
^3 -Taler nicht mehr zu loV« Taler oder 1 5^4
Stück, sondern zu 12 Taler oder 18 Stück
aus der Mark Feinsilber ausmünzen, die 1/3-
und y6-Taler entsprechend. Galt das */3-
Stück oder der Gulden nun 16 Gute-
groschen, so galt der Taler nach diesem 12-
Talerfuß 24 und der nach 9-Talerfuß ge-
prägte alte Reichstaler 32 Gutegroschen.
Dieser Münzfuß wurde 1690 in Leipzig
zuerst von Kursachsen, dann von dem
Hause Braunschweig-Lünebuj^ angenom-
men. Damit der Leipziger Münzfuß nicht
das Schicksal des Zinnaischen teilte, wurden
die Heckenmünzen energisch zerstört, an
welchem heilsamen Geschäft sich nicht nur
die Gründer des Leipziger Fußes, sondern
auch der Kaiser beteiligte. Zwar breitete er
sich über ganz Deutschland aus, aber die all-
gemeine europäische Münzkrisis in der
ersten Hälfte des 18. Jh.s (s. Münzkrisen)
machte ihm in der Tat schon gegen 1740
ein Ende, denn die deutschen Staaten hat-
ten nicht mehr die Möglichkeit, sich das für
die Kurantprägung nötige Silber zu ver-
schaffen. Doch wurden die Münzen des
Leipziger Münzfußes eigentlich nirgends
offiziell verboten und hielten sich als Han-
delsmünzen bis ins 19. Jh. — Hohenzollern-
jahrbuch, 1907, S, 64—74; Schrötter, Acta
Bor. I, II, passim; ders., Preußen 1806 —
1873, I, S. 157 ff. S.
Leitmunze, -stück ist die Münze, die
gegenüber einer Anzahl stummer unbe-
stimmter Pfennige durch irgendeinen Um-
stand, durch Umschrift, durch anderweitige
Fundumstände u. a. bestinmit oder be-
stimmbar ist und nunmehr die anderen un-
bestimmten, die im Typus oder durch die
Zugehörigkeit zu demselben Funde zu dieser
»Leitmünze« gehören, ebenfalls zeitlich
oder örtlich oder nach beiden Rücksichten
bestimmt; s. auch Münzfunde. Su.
Leiturgie (griech. Xeixoop^ta) ist die frei-
willige oder durch Sitte und Gesetz er-
zwungene Übernahme eines Verwaltungs-
amtes oder -auftrages in griech. Städten
(z. B. Trierarchie = Ausrüstung einer Ga-
leere, Gymnasiarchie = Ausstattung eines
Gymnasions), zu denen oft auch das Münz*
amt gehört; vgl. unter Epimeletes". — R. E.
XII S. 187 . R.
Lek. Das Münzgesetz Albaniens vom
13. Juli 1925 hat als Währungseinheit den
Frang eingeführt, der dem französischen
Goldfrank entspricht. Stücke zu 100 und 20
Frangu sollen gemünzt werden, 5 und 2 und
I Frang sind Silbermünzen. Der "/5-Frang
heißt Lek und ist das französische 20*
Centimesstück, i- und Va-Lek sind aus
Nickel, 0,10 und 0,05 Lek aus Bronze zu
münzen. Lek heißt Alexander; auf der Vs.
des Lek befindet sich nämlich der Kopf,
Alexanders des Großen, wie deim die Ent-
würfe für alle genannten Münzen Nach-
ahmungen altgriechischer Typen sind. —
Bl. f. M.Fr. 1927, S. 31 f. S.
Lempira, die durch Gesetz vom 3. 4. 1926
eingeführte Goldeinheit von Honduras; sie
soll gleich dem halben Golddollar sein, also
0,8359 g wiegen und 0,752 g Gold halten,
S,
Leoneuli werden urkdl. Braunschweiger
Löwenpfennige genannt. Su.
Leone per il Levante, um 1700 gemünzter
venetianischer Taler für die Levante mit
S. Markus auf der Vs. und springendem
Löwen auf. der Rs., der 10 Lire galt, 27,12 g.
350
LEOPARD— LEPTON
wog und 20,041 g Silber hielt. — Papado-
poli, III, Taf. 97, I. 2. S.
Leopard s. Löwe.
Leopard d'argent ist eine anglo -gallische
Groschenmünze Heinrichs V. von England
(141 7 — 1422): Vs, unter einer Krone sprin-
gender Leopard, i. F. 3 Lilien und Rs. Lilien -
kreuz; i St. von 2,73 g Rauh- u. 1,59 g
Feingew. Von ähnlichem Typus sind auch
die Billon-L^opards Heinrichs V., die im
Werte den Niquets (s. d.) Karls VI. v.
Frankreich entsprechen, sie sind nämlich
gleich einem double toumois. — Blanchet,
II S. 281 u. 283. Su.
Uopard d*or ist eine anglo -gallische
Goldmünze, von König Eduard III. (1337
— 1377) und dem Schwarzen Prinzen (1330
— 1376) in Südfrankreich geprägt. Typus:
Vs. ein gekrönter Leopard nach links
schreitend, Kopf von vom, in einem lO-
Paß, Rs. Blumenkreuz, in den Winkeln
Leoparden, das Ganze in einem kantigen
Vierpaß, Umschrift wie auch auf anderen
französ. Goldmünzen dieser Zeit XPC:
VINCIT : XPC : REGNAT usw. Die Ed-
uards III. sind um 1344 geschlagen. Das
Gewicht des Leoparden Eduards III. war
2,37 gl des Schwarzen Prinzen 3^3 g, die
Feinheit war 233/4 Karat. — Grueber,
S. 50, 53, 59. Su.
Leopolddory die dem Louisdor (s. d.)
nachgeprägte Pistole des Herzogs Leopold
von Lothringen (1697 — 1729) von ver-
schiedenem Feingewicht. S.
Leopoldino d'oro, Goldmünze des Groß-
herzogs Leopold II. von Toskana (1824 — 59)
mit Lilie-Wappenschild, 32,65 g schwer,
mit 32,58 g Goldgehalt, zu 80 Fiorini d'ar-
gento (s. d.). S.
Leopolde hieß der Scudo der Großherzoge
Peter Leopold (1765 — 90) und Leopold IL
(1824— 1859) von Toskana. S.
Leopoldspfeniiige sind Schaupfennige,
welche die Pröbste des Augustiner-Chor-
herrenstiftes IClostemeuburg bei Wien
seit Balthasar Poltzmann (1580 — 1596) am
Feste ihres Gründers {15. Nov.) ausgaben,
mit dem Heiligen Leopold mit Kirchen-
modell, auf der Rs. meist mit der Auf-
findung des Schleiers der Markgräfin Agnes.
Sie wurden teils als Armenpfennige, teils
als Betpfennige verteilt, als solche, von
Nachzüglern abgesehen, bis z. J. 1783. —
J. Nentwich in Mitt. des Clubs der M.-
und Med.freunde in Wien 1898 S. 343 ff.
Su.
Lepton, eigtl. »geschält« = dünn, klein,
kommt in der antiken Numismatik in 3-
facher Verwendung vor; i. absolut als Sub-
stantiv neutrius gen. im Sinne von Klein-
geld, z. B., tJ) Xeircov toü vofifofjLaxoc, Pollux
Onom, IX 70, xh Ibjfaxov to5 XeirtoS = das
allerkleinste Kleingeld, Hultsch, Metrol.
Scr. I S. 350 Z. I, femer inschriftlich
XeiTTOü oploXP-^O 11^^611 anderen Summen in
Silberdenaren, d((jaapia) &' Toi5 Xeitroü hinter
einem Denarbetrage (Kubitschek, Quin-
quennium d. ant. Num. 1896 S. 102; S. 51).
2. X. steht als Adjektiv neben einer M.-
bezeichnung allgemeinerer Art, so vofjLiajxa,
x8p{iatiov usw. bei Pollux Onom. IX 72. 82,
6 Xeircös xot'^o^ Kern, Inschr. v. Magnesia
no. 164, dp^üpfoo *Po8toü XsTcxoG C. I. G.
no. 2693 e 5. 10, auch zum Unterschied
einer leichten von einer schwereren, gleich
benannten M.-sorte, wie XeircÄ^ (Spa^fiAc)
jiev Tttc lEcüßoXoüc, Tcaxeia? 8e täj irXeov
d^oüGa?, Hesych s.v. X.
3. Eine besondere M.-sorte mag das L.
Öfter gewesen sein, etwas Sicheres ermittelt
ist darüber noch nicht; indes ist die ältere
Annahme, in Athen sei das L. ^/»j des Chal-
kus gewesen, jetzt widerlegt, s. Journ. int.
XIV S. 129. Eine positive Angabe über
das L. als bestimmte M. bietet aller-
dings das Gleichnis vom Scherflein der
Witwe Ev. Marci 12,42: sie legt in den
Opferstock Xeicra 860 S iazi xo8pav'n3ff (über
die Doppelsinnigkeit des Textes, d. h. ob
1 L. = y» oder = i xo8p. sei, s. R. E. XI
S. 983), während andere Stellen wieder auf
das L. als = I xo8p. führen (Ev. Matth. S,
26 vgl. mit Ev. Luc. 12, 59). Daraufhin
haben die späten Metrologen, da sie den
xo8p. mit dem hebräischen aixXo? = l Di-
drachmon = ^3000 Talent gleichsetzen, das
L. als yeooo des Talents betrachtet, das sie
wieder dem Goldsolidus gleichsetzen. Das
ist eine späte Konstruktion ohne jeden
numismat. Wert; wohl aber könnten die
kleinsten uns aus der Zeit Christi be-
kannten-ä^-M. der Gegend, die sog. Prokura-
toren-M. mit Kaisemamen, aber ohne
Kaiserbild, und die entspr. des Herodes
Antipas, Archelaos, Agrippa das L. oder
der xoSpavnjc sein; in Syrien ist das L.
LETO— LIARD
351
auch sonst nachgewiesen: ein Teil der
syr. Ms mit CA hat daneben AT = X(s7n:Dl:)
T(pta) oder T(saaapa), B. M. C. Rom. emp. I
S. 118/9 (11,27—9,31—9,26 g); vgl. unter
CA. — R. E. XII S. 2077/9; Trait6 I
S. 465 ff.; Hultsch, Metrol. Scr. II Index
S. 189. R.
In der Neuzeit ist Lepton die neugrie-
chische, vom Präsidenten Grafen Capo
d' Istrias 1828 eingeführte Kupfermünze zu
Vioo-Phönix (s. d.) mit dem Phönix auf
einer, der Wertbezeichnung auf der anderen
Seite. Stücke zu 20, 10, 5 Leptaund i Lepton
wurden geschlagen. Nach der Errichtung
des Königreichs Griechenland 1831 wurde
das L, als Vioo Drachme die untere Münz-
einheit; außer den genannten M. wurden
auch solche zu 2 Lepta, alle mit Kopf -Wert
im Kranze geprägt. Seit 1867 entstanden
Bronzestücke zu 10, 5, 2 Lepta und i Lep-
ton, seit 1893 20-, IG-, 5-L^ta aus Nickel,
4, 3 und 2 g schwer mit Krone-Wertzahl im
Kranze. Diese haben seit 1912 ein vier-
eckiges Loch und verschiedene Bilder
(Athena, Eule, Krone). Nach Gesetz vom
7. Oktober 1920 werden Stücke zu 50, 20,
10 und 5 L. aus Nickel geprägt mit antiken
Symbolen wie Athena, Eule, ölkrug; nach
Gesetz vom 14. Juni 1922 werden die 10 L.-
Stücke aus Aluminium-Bronze hergestellt.
— Für den Staat Kreta entstanden seit
1894 besondere Münzen, Stücke zu 20, lO,
5 Lepta aus Nickel, 2 L. u. i L. aus Bronze,
alle mit Krone-Wertbezeichnung, in Paris
geprägt. S.
Leto, Atjto), von Zeus Mutter des Apollon
und der Artemis, die sie ihm auf Delos heim-
lich gebar, vorher und nachher von der
Eifersucht der Hera verfolgt; auf M. er-
scheint sie mit den Kindern auf den Armen
sitzend, stehend, meist aber flüchtend, in
Ephesos, Magnesia, Milet, Mastaura, Ta-
bala, Tripolis Lyd. (hier bes. häufig), At-
tuda, Kolossai, Stektorion, Lycia (Provinz) ;
auf M. von Megara steht Apollon zwischen
L. und Artemis, auf einer von Argos L. und
neben ihr die Heroine Chloris. — R. E. II
5. 1358/59. 1366/67; Head, H. N.* S.951;
Overbeck, Kunstmyth. III Münztaf. IV
17—20; Z. f. N. 25 S. 46/7. R.
L8u (PI. Lei). 1868 führte Rumänien das
französische Münzsystem, 1890 die Gold-
währung ein, indem der Frank Leu hieß.
Aus Gold wurden Stücke zu 20 und 10 Lei,
aus Silber zu 5, 2, i und y^ L., aus Nickel
zu 20, IG und 5, aus Kupfer zu 10, 5, 2
und I Bani (Centimes) geprägt. Die Gold-
und Silbermünzen trugen Kopf -Wappen-
schild, die Scheidemünzen bis 1890 das
gleiche Gepräge, seitdem Schrift - Schrift.
Seit 1900 entstanden gelochte Nickelstücke.
Nach der Inflation war der L. nur einige
Pfennige wert; seit 1921 werden Stücke zu
50 Bani mit Adler - 50 u. Krone aus Alu-
minium geprägt. S.
Lev(Lew, PI. Leva, Lewa, Lewat). Durch
Gesetze vom 27. Mai 1880 und 30. April
1897 führte Bulgarien das französische
Münzsystem ein, indem es den Frank Lev,
den Centime Stotinka nannte. Aus Gold
wurden Stücke zu 20 und 10 Leva, aus
Silber zu 5, 2, i und ^a Leva, aus Bronze
zu 10, 5, 2 Stotinki u. i Stotinka, seit 1888
aus Nickel zu lO, 5, 2^3 Stotinki, alle in
ausländischen Münzstätten, geprägt. Die
Stücke zu 2 Stotinki wurden 19 12 einge-
zogen. Durch die Inflation wurde der L.
zur M. aus unedlem Metall: seit 1923 ent-
standen Stücke aus Aluminium zu 2 Leva.
Alle Münzen tragen Landeswappen-Wert-
bezeichnung. Seit 1926 werden 2- u. i-
Levastücke zu 0,9 Teilen aus Alumin,
0,08 Zink und 0,02 Kupfer in Wien geprägt.
Die Stotinka ward auch Kantern oder
Kanteim, d. h. Centime genannt, S.
Leva, PI. von Lev (s. d.).
Levantetaler s. Maria-Theresiataler.
Levök war der russische Name des Löwen-
talers (s. d.).
Li, chinesische Gewichtseinheit; s. Tael,
Ch'ien.
Liang, chinesische Gewichtseinheit, Sil-
berunze; s. Tael.
Liard, der, ist eine französische Münze,
die aus der Dauphin^ stanmit und zuerst
allgemein in ganz Frankreich unter König
Ludwig XI. geschlagen wurde: Vs. Delphin,
Rs. befußtes Kreuz, i. d. W. Krone und
Lilie. Er wurde gleich dem Haxdi (s. d.)
seit Sept/Okt. 14^7 zu 192 Stück aus der 3
d, feinen Mark, i Stück also von 1,27 g
Rauh- u. 0,32 g Feingew., seit Nov. 1478
zu 216 Stück aus der 3 d. feinen Mark ge-
schlagen, also I Stück von 1,13 g Rauh- u.
0,28 g Feingew- Der Liard hatte einen
Wert von 3 d. t.
352
LIARDO— LIBERALITAS
Franz L führte Liards mit dem Typus j
des Anfangsbuchstabens seines Namens '
ein, nämlich Vs. ein romanisches gekröntes j
F, Rs. kl, Kreuz, der Liard mit dem Delphin j
wurde nur noch in der Dauphinö geschla-
gen. Auch die folgenden Könige setzten
den Anfangsbuchstaben ihres Namens auf
den Liard^ so Karl IX. ein C. Die von
Ludwig XIV. geprägten Liards de Lion
und die Liards mit dem Malteserkreuz
sind die letzten silbernen Stücke dieser
Münzsorte.
Der kupferne Liard wurde 1649 einge-
führt, er galt 3 Deniers und trug die ge-
krönte Büste des Königs auf der Vs., die
Wertbezeichnung und gekröntes L zw.
zwei Lilien auf der Rs. (Abb. 338). Er wog
3,7 g und wurde 1658 auf 2 Deniers gesetzt.
— Den Namen liard, der zuerst 1382
urkdl, vorkommt, hat man sehr unwahr-
scheinlich als li hardi erklären wollen. —
Blanchet II S. 286 ff.; Morin, Numis-
matique ffodale du Dauphin6 S. 185 ff. —
S. auch Oertgen. Su.
LiardOy Billoimiünze der Fürsten von
Monako, die, seit 1720 geprägt, auf der Vs.
die Büste des Fürsten, auf der Rs. dessen
Wappen zeigte. — Corp. n. it. III, Taf. 24,
Nr. IG. S.
Libella, Deminutiv von libra, also =
Pfündchen, ist im röm. M.- und Rechnungs-
wesen nach dem Beispiel der sizil. Litra
[s. d.) = Vio der Silbereinheit, des Nomos:
also ursprünglich das */io des silbernen röm.-
kampan. Didrachmons in Gestalt einer
kleinen -^-M. (Marskopf, Rs. Pferdekopf,
0,65 g), dann einer ^-M.; später hat sie, in
M als i/io der nunmehrigen Einheit, des
Sestertius, den Solkopf, Rs. Mond und
Sterne und eine Kugel als Wertzeichen:
Haeberlin, Aes grave S. 135, woneben 4-,
3-, 2- und Va-Libellenstücke einhergehen. —
In der röm. Buchführung, wo man sich der
Zehnteilung lieber als der duodezimalen be-
diente (vgl. R. E. XI S, 612 und Suppl. III
S. 30), war die L. zuerst = i/io Denar, später
= i/io Sestertius, imd ihre Hälfte hieß sem-
bella oder singula = 1/20 Sestertius, ihr
Viertel terruncius i= Y40 Sestertius. Ausge-
schriebenes Beispiel für diese Rechnungs-
weise: Inschrift hadrianischer Zeit bei Des-
sau, Inscr. n. 5474 [st]atuaargenteaex(ses-
tertiis) LICCCXXXV, tribus libel(Hs), sin-
g(ula), terr(uncio) et aeris quad(rante) =
51 335 + 3/10+ Vao+ V40 Sesterzen. Diese
3/10 + ^Ao + ^'40 = zus. ^5/40 Sesterzen wa-
ren, da der Sesterz 4 Asse oder 16 Quadran-
ten hatte, = 6 Quadranten, wozu der eine
einzeln geschriebene Quadrans tritt; also
ist das Ganze 51 335 Sesterzen und 7 Qua-
dranten. — R. E. XIII S. 14. R.
Liber, Libera, s. unter Dionysos.
Liberalitas, lat. eigtl. freie, großzügige
Denkart, dann die aus ihr entspringende
Uneigennützigkeit, die Freigebigkeit, und
zwar die persönliche, nicht die aus Amts-
pflicht traditionell erwachsene. Als Bei-
name der Stadt Ebora Hisp. tritt L. auf M. •
schon unter Augustus auf (Liberalität luL
Ebora). Auf einer Bleitessera (Eintritts -
marke zu Spielen) aus Claudius' Zeit steht
ex 1. Augusti in dem Sinne, daß diese Spiele
kaiserl. Gnade verdankt wurden. Später
steht das Wort L. meist für die Gnaden -
beweise aus der kaiserL Privatschatulle im
Gegensatz zum Congiarium (s. d.), und zwar
für die Geldgeschenke, die nach der Zeitfolge
numeriert wurden und bei denen die Emp-
fangsberechtigten auf einer Liste verzeich-
net waren und auf Grund einer (Blei ?)-
tessera die Gabe erhielten.
Die Personifikation der L. zeigt sich zu
ihrer Legende, oft mit jener Numerierung,
steh., selten sitz., entweder ein Füllhorn ent-
leerend wie Abundantia oder mit Tafel
(eben jener Liste) und Füllhorn (Hadria-
nus bis Constantinus, auch auf griech. M. :
Markianopolis) oder Zepter; hier und da
tritt der (oder mehrere) steh, oder sitz»
Kaiser allein auf, bei Pius auch ein Lictor
mit der Tafel; die Einsetzung der Liber-
tas (Sev. Alex. u. ö.) statt der L. ist
aber wohl nur ein Irrtum, ebenso wie die
Aufschrift Liberatis civibus zur L. auf M*
des Pertinax; häufig ist die Verteilungs-
szene selbst: der oder die iCaiser sitz, auf
Suggestus, mit Gefolge, dazu steh. Liberali -
tas in einer jener beiden Hauptformen und
einer oder mehrere empfangende Bürger,,
oder Vereinfachungen dieser Szene (Hadria-
nus bis Valerianus); die Szene, ist nicht
wesentlich von der des Congiarium ver-
schieden und erscheint auf M. des Ha-
drianus auch zur Legende locupletatori
orbis terrarum; auch kommt zur L.-Szene
die Aufschrift Fdicitas reipublicae oder
LIBERTAS— LIBRALAS
353
saeculi vor. — R. E. IV S. 875; XIII S. 82;
Bemhart, Handbuch S. 119; Gnecchi, Tipi
s. 74. S.
Libertas, lat. = Freiheit, sowohl die per-
sönliche wie die des Staates; schon in der
frühen röm. Republik als Göttin im eigenen
Tempel verehrt. Die Personifikation der
L. (L. Aug., L. populi Romani, L. publica,
restituta, saeculi), meist steh., selten sitz.,
trägt den Pileus Libertatis (s. d.) und ein
Zepter (oder: die 1. Hand ausgestreckt, im
Gewand verborgen, mit Füllhorn, Zweig,
Zepter) (M. von Claudius bis lulianus tyr.);
in der Republik erscheint sie so auf einer
Quadriga. Ihr Brustbild finden wir auf
M. der Republik, insbes. des Brutus und
Cassius, und des Interregnums 68/69 n. C,
einmal mit Ähre, sonst nur mit Kranz,
Stephane, Schleier ohne Attribut. Auch
andere Bilder treten zur Legende L. auf.
Auf griech, M» kommt die Eleutheria,
durch das Wort 'ElX8oOep{(a) auf dem als
Sitz dienenden Cippus gesichert, auf einem
Kyzikener vor, nur mit Kxanz als Attribut,
dann sitz, und das Wort 'EX. schreibend in
Tion; sonst hat sie, von den röm. M. über-
nommen, Pileus und Zepter (M. von Sebaste
Kilik. und ELaisareia Kapp, mit IXsuft. SiQ^tou),
aber Kranz und Zepter in Alexandreia Äg.
— Die Inschrift EX. kommt dann als
Schiffsname auf M. von Korkyra und in
subst. oder adjekt. Form (iXeodlpez?) zur
Bezeichnung der Civitates liberae Thessa-
lonike, Amisos, Termessos, Sebaste Kilik.,
Seleukeia Kilik. vor; wegen des xotvoßooXiov
iX. (Anazarbos, Tarsos) s.d.; der Demos
hei£t ^. in Aphrodisias; Zeus äXeoft^pto^:
M. von Metapont, Aitne, Agyrion, Alaisa,
Syrakus. — R. E. XIII S. loi ; Bemhart,
Handbuch S. 93; Gnecchi, Tipi S. 7S ; Head,
H. N.a S. 912/3. 927. 944. R.
Llbertina, Nachahmung des Maria The-
resientalers (s. d.) durch die Stadt Ragusa
am Ende des 18, Jh.s. — Reäetar in Mon.
Bl. d. num. Ges. Wien 1910, S, 204 f.
S.
Llbra, ursprüngl. lat. = Wage (s. d.),
daim das Gewogene und seine Einheit, d. h.
das Pfund, griech. Xfrpa, s. d. Ein Pfund
Kupfers war lange vor Beginn der Mün-
zung die Wert- und Rechnungseinheit der
Römer und blieb es auch nach deren Be-
ginn, insofern seitdem die Rechnungs-
WOrterbuoih der Mflndnmde.
einheit As (s, d.) hieß, aber eine L. wog.
Varro d. 1. 1. V 169: as erat libra pon-
dus, vgl. V 174. Als aber die Herab-
setzungen des Asgewichtes stattfanden,
verlor der As und seit Einführung der -^-
prägung das M überhaupt die Rolle als
Wertmesser an das M, — Der Betrag der
L. scheint anfangs »272,9 g« betragen zu
haben, die sog. oskische L., und erst bei
Beginn der Silberprägung scheint die uns
geläufige sog. neu -röm. L, von »327,45 g«
eingeführt worden zu sein. Dieser genaue
Betrag ist natürlich nur eine Arbeitshypo-
these, vgL unter Metrologie; niedrigere An-
setzungen, wie sie neuere Metrologen mehr-
fach vornehmen, würden zur Annahme
häufiger Übermünzungen führen müssen. —
Eine dritte L. von etwa 341 g (= 12^/2
Unzen = 300 Scripula) scheint anderen
Reihen des Aes grave zugrunde zu liegen,
vgl. Haeberlin, Aes grave S. 82: eine
röm.-kampan. Reihe, S. 179: Luceria,
S. 197: Venusia, und es dürfte das die-
selbe Gewichtsstufe sein, die von spät-
antiken Metrologen (Hultsch, Metr. Script.
II S. 196 Ziffer 4, 5, 12) als (neu-)atti-
sche, aber auch italische (und ptolemäische)
Mine bezeichnet wird, weil sie = 100 neron.
Denaren war (denen die att. Drachme
gleichgesetzt war); die Stufe von 3,41 g
ist zugleich der älteste Victoriatus (s. d.)
und die röm.-kampan. Drachme. — Weni-
ger sicher ist das sog. ostitalische Pfund
von 379 g. — Lit. s. unter Aes grave und
As; vgl. noch N. Z. 52 S. 85; Frankf. M.-
Zeitung 1918 S. 391; Z. f. N. 34 S. 378/79;
Luschin, Allg. M. -künde» S. 159-
Im 4. Jh. n. C. nach Constantinus' I. Tod
wird eine L. auri oder argenti eine beliebte
Rechnungsm., was angesichts der von Con-
stantinus I. wieder wohlgeordneten Gold-
und Silberprägung auffallen muß. Aber
wir wissen" aus wenig späterer Zeit (bes.
Cod. Theod. XII 6, 13 v. J. 367), daJB die
Regierung selbst, bei Zahlung an die Staats-
kasse, Einschmelzung und Vorwägung ihrer
eigenen Solidi vorschrieb, wodurch sie eben
der Einführung einer Rechnung nach der
L. Edelmetalles Vorschub leistete. —
Z. f. N. 31 S. 34/5, 42/45; R. E. III A S.
923. — Die mittelalterliche Libra s. unter
»Pfund«. R.
Libralas und LlbralfuB. Libralfufi ist der-
23
354
LIBRA PERUANA— LION HEAUMfi
jenige Fuß des röm. As (s. d,), bei dem der
As noch ein volles Pfund (libra, sei es von
*327,45 « oder von »272,9 g«) wiegt, As und
Pfund noch gleich sind. R.
Libra peruana^ peruanische heutige Gold-
münze gleich dem englischen Pfund Sterling,
zu 10 SoL S.
Llcfattaler wird der 1569—87 geprägte
Reichstaler des Herzogs Julius von Braun-
schweig genannt, dessen Vs. den Wilden
Mann, einen Baumstamm in der Linken,
ein brennendes Licht in der Rechten, mit
der Umschrift: Aliis inserviendo consumor
zeigt. Die Rs. trägt den Reichsadler. Die
Lichttaler wurden 1588 von den Brillen -
talem abgelöst (s. d.). — Fiala, Mittl. Haus
Braunschweig, Linie Wolfenbüttel, Prag,
1906, S. 27, 81 fE., Taf, V, 2. S.
Lictor^ Mehrzahl lictores, heißen die Un-
terbeamten, die den oberen Beamten der
röm. Republik begleiten, ihm auf der
Straße Platz machen u. dgl. Sie tragen die
Fasces (s. d,), d. h. ein Rutenbündel mit
einem Beil darin, als Zeichen der Gewalt,
an Leib und Leben zu strafen, und einen
Stab. Auf röm. M. sehen wir einen allein
bei Hadrianus {Steuerrollen verbrennend),
Pius (mit der Tafel der LiberaJitas) und
M. Aurelius, mehrere imigeben beim Pro-
cessus consularis den Konsul, auf den gro-
ßen Szenen der Kaiser-M. steht er oft dem
Kaiser zur Seite. — R. E. XIH S. 507;
Riv. ital, di num. 36 S. 5 ff. R.
Liechtstock (Leuchter) wurden lothringi-
sche Halbgroschen mit dem Bilde des auf-
gerichteten lothring. Schwertes, welches
man mit einem Lichtstock verglich, ge-
nannt. Lothringische Halbgroschen wurden
seit Herzog Johann L (1346 — 1389) ge-
prägt. Vgl. Urkunde von 1425 »einen
blapphart, den man nempt lichtstock«
(Jesse nr. 315), und von 1458 »item alt
Uechtstöck pl(appart), die gut sind, ein für
15 hlr (Heller) <i (Jesse nr. 367). Su.
Uegnitzer hießen in Pommern im 17. und
18. Jh. die schlesischen Dreigröscher (s. d.).
S.
Ligatur, Verbindung zweier oder selten
mehrerer (in einem zusammenhängenden
Schriftsatz hintereinanderfolgender) Buch-
staben, z, B. iE = AE, 3SE=NE, OT =
ON, £N = QN u. dgl. Vgl. auch unter
Monogramm. R.
LigurinOy der, war wie der Luigino (s. d.)
eine Nachprägung der französischen 5 -Sol-
stücke im 17. Jh., und zwar Genuas für
die Levante, 2 g schwer und nur 1/4 fein
mit Kopf der Liguria-Schild. S.
Liknon, griech. Xixvov = die Getreide-
schwinge, s. unter Vannus; Xtxvo'fopoc der
Träger einer solchen, allein auf M. von
ApoUonia Kar. (Nom. VIH S. 16 Taf. II 10),
zuweilen im Thiasos (s. d.) des Dionysos
auftretend. R.
Lima, die Münzstätte Perus (Zeichen:
Monogr., aus den 4 Buchstaben LIMA ge-
bildet). Das Wort findet sich ausgeschrieben
auf mehreren englischen Münzen von 1745
und 1746 unter der Büste des Königs; diese
Münzen sind aus gekapertem spanisch-
peruanischem Edelmetall geprägt worden.
— Grueber, S. 145. S.
Llnmerk s. Leinmark und Wede.
Linsendttkaten, winzige Goldmünzen zu
1/3» Dukaten der Städte Nürnberg und
Regensburg aus dem 18. Jh. vom Umfang
einer Linse. S. auch Lämmleindukaten.
S.
Llon ä la haie s. Tuin.
Lion d'argent ist ein Denar mit schreiten-
dem Löwen nach links, von König Eduard
I. von England zu Lebzeiten Heinrichs III.
(1252 — 1272) in der Gascogne geprägt, Ge-
wicht 0,84 g. Grueber S. 45 Nr. 248. Su.
Lion d'or (niederl. Gouden Leeuw) ist eine
Goldmünze, die von Philipp VI. v. Frank-
reich am 31. Okt. 1338 eingeführt wurde:
denier d'or fin au lion, 50 Stück auf die
24kar. Mark, i Stück also 4,9 g schwer,
Kurs = 25 s. t. Die Vorderseite zeigt den
König sitzend von vom unter einem goti-
schen Bogen mit Glockentürmchen; er hält
2 Lilienzepter und setzt seine Füße auf
einen kauernden Löwen, Rs. Blumenkreuz
in einem Vierpaß mit 4 Kronen. — Blanchet,
Manuel II, S. 247, 250. — Siehe auch
Lion heaum6 u. St. Andrew. Su.
Die belgische Revolution von 1790 schuf
einen nur in diesem Jahre geprägten Lion
d'or, 8,278 g schwer, mit 7,588 g Goldgehalt,
sowie einen Lion d'argent, der demlCronen-
taler entsprach; beide Münzen zeigten
den belgischen Löwen - 11 Provinzialschilde
lun Sonne. S.
Lion htaxmif auch Lion d'or, niederl.
Gouden Leeuw, ist eine Goldmünze Ludwigs
LION NOBLE— LITRA
355
V. Male, Grafen von Flandern, auf der Vs.
mit einem großen Löwen, sitzend auf einer
gotischen Estrade mit 4 Glockentürmen und
einem Helm übergestülpt, Rs. Blumenkreuz
mit F L A N in den Winkeln, D in der
Mitte des Kreuzes, das Ganze in einem
Achtpaß, Umschrift: Benedictus qui venit
in nomine domini. Sie wurden zu 45 V4
Stück aus der Troy Mark vom 10. IL 1364
bis zum 5. VIII. 1370 ausgeprägt, also ein
Stück ca. 5,4 g schwer. Es gibt hierzu
auch einen halben Lion. — Engel -Serrure
III S. 1093; Gaillard, Flandern S. 162.
Su.
LlOfl noble, schottische, 1584— 1588 ge-
prägte Goldmünze mit dem Löwenschild
auf der Vs. und einem aus den königlichen
Initialen gebildeten Kreuz auf der Rs.
Auch V3- und ^/3-L. n. wurden geprägt.
Der L. n. wog 5,i g und hielt 4,579 g Gold.
— Grueber, S. 190 f. S.
Lira Austriaca war die von Österreich
1814 in Lombardei -Venetien eingeführte
Hauptwährungs- und Rechnungseinheit,
die nichts anderes darstellte als den Sechs -
teltaler nach deutschem Konventionsfuße
(s. d.); sie war bis 1852 6,682 g schwer mit
3>^95 g Silbergehalt, seitdem 4,33 g mit
3,897 g Silbergehalt. Der Scudo zu 6 Lire
entsprach dem ganzen Konventionstaler. —
Gnecchi, S. XLVI, Taf. 50, i, 2. S.
Lira italiana. Die italienische Lira
(Pfund) war wie in den anderen Kultur-
ländern seit den Karolingern eine Rech-
nungsmünze und wurde zuerst in Venedig
aus Silber als Lira Tron (s. d.), dann auch
in anderen Staaten geprägt. — Die Vorläufer
der modernen italienischen L. waren die
Lire von Lombardei -Venetien (s. Lira
austriaca), Modena, Parma, Lucca, alle
nach verschiedenen Münzfüßen geprägt.
Die als moderne Rechnungseinheit 1859
geschaffene Lira italiana, näher bestinmit
durch Gesetz vom 26. April 1862, galt 100
Centesimi, war 1859 bis 1862900, seitdem
^35/1000 fein, wog 5 g, hielt also 4,175 g
Silber wie der französische Franc (s. La-
teinischer Münzbund). Die zu 20 und 10
Lire entsprachen den franz. zu 20 und 10
Francs. — Seit 1925 prägt San Marino
eigene Stücke zu 20 und 10 L. — Nach der
Entwertung der L. hat Italien 1924 rein-
nickelne Bons (Buenos) zu 2 L. mit Brust-
bild des Königs -Fasces geschlagen, seit
1922 zu I Lira mit der sitzenden Italia-
Schrift u. Schild im Kranze, seit 1920
Nickel- 50 C mit Büste- von 2 Löwen ge-
zogene Aequitas, seit 1926 silberne Stücke
zu 20 L. mit Kopf-Fascist vor Italia, 10 L.
mit Brustbild -Italia mit Fasces auf Zwei-
gespann, und zu 5 L. mit Kopf -Adler auf
Fasces. S.
Lira Moceniga s. Mocenigo.
Lira Osmanli» türkische Goldmünze; s.
Piaster und Livre turque.
Lira Tron, Trono. Die als Rechnungs-
münze in Italien seit 953 genannte Lira
(Pfund) wurde in Silber zuerst von dem
venetianischen Dogen Nikolaus Tron im
Jahre 1472 ausgemünzt; sie zeigte auf der
Vs. die Büste des Dogen, auf der Rs. den
venetianischen Löwen im Kranze (Abb.
256). Die Büste wurde auf den späteren
Lire (s. Mocenigo) als ein der Republik nicht
angemessenes Bild beseitigt. Der Trono
wog 6,52 g und hielt 6,18 g Silber. —
Papadopoli II, S. 3 ff., Taf. 17, 2. S.
Llrazza, StückzuioGazzette; s.Gazzetta.
Lirone, Stück zu loGazzette; s.Gazzetta.
Lisboidne war die seit 1722 geprägte
portugiesische halbe Dobra (s. d.) zu 4
Escudo; sie wurde in Amerika meist Jo-
hannes (s. d.) genannt. S.
Lis d'argent, französische Silbermünze
vom Gepräge der Lis d'or (s. d.) zu 20 Sols
oder I Livre, die mit halben und vierteln
nur im Jahre 1656 geprägt wurde. Sie wog
8,024 g und hielt 7,690 g Silber. — Le Blanc,
S. 304; Hoffmann, Taf. 96, 90—94. S.
Lis d'or, eine französische, dem Louisd'or
(s. d.) ähnliche, 165 5 — 1657 geprägte Gold-
münze, deren Rs. den von zwei Engeln ge-
haltenen Lilienschild zeigt. — Hoffmann,
Taf. 92, 20. S.
Litas (PL Litai, Dual: Litu), Münz-
einheit der Republik Litauen, durch Gesetz
vom 20. Juni 1924. Der L., = dem V"
des goldenen Unionsdollars = 42 Pfg.,
zerfällt in loo Centas (PI. Centai). Bisher
sind Stücke aus Silber zu 5 Litai, 2 Litu
und I Litas, aus Bronze zu 50, 20, 10, 5
und I Centas und zwar in Norton geprägt
worden. Alle tragen Reiter- Wertbezeich-
nung. S.
Litra^ griech. Xttpa, schlecht Xeitpa =
I Pfund, sizil. Gewichtsgröße (= V»4o,
23^
356
LITUUS
später = */iao Talent) und Münze. Wenn
sie wirklich zuweilen oxomQp = etwa Ein-
heitsstück geheißen hat (Pollux, Onom. IV
173), so ist das nur ein Beleg für ihre Wich-
tigkeit im System gewesen. Ihren Betrag
errechnet man aus der Angabe des Aristot.
bei Pollux, Onom. IX 87 xh jisvTOt 2ixsXixJ>v
TctXavTov fff^ösv T^ jisv dpxaiov T^txopac xal
81X091 Toi>c voü{j.fiou^, To ofe oaTEpov oüoxaßs-
xa, indem der voufi}i.o?, richtiger vojioc
(s. d.), hier der (attisch-)korinth, Stater
(s. unter Pegasusstater) ist, den Aristot. eb.
IX 81 (vgl, IV 175) zu 10 L. ansetzt, und
das Talent das attische: 26,196 kg = 24 X
10 L., I L. = 109 g. Diese L. liegt in der
Münzung von Lipara als Kupfermünze im
4. Jh. V. C. ausgepr^ vor, dazu Unter-
abteilungen mit 6, 4, 2 und i Wertkugel(n),
also Hemilitron (Abb. 50), Tetras, Hexas
und Onkia (Unze), ebenso in der Kupfer-
münze von Kroton mit TPIa« = 3 Unzen
= 1/4 L., im Gewichtsdurchschnitt von
27,38 g (Giesecke, Sicil. ntimismatica 1923
5, 71). Was es mit dem späteren Werte
des Talentes zu 12 Nomoi auf sich hat,
ist noch strittig. — Numismatisch viel
beliebter war aber das Silberäquivalent der
älteren L., also das Zehntel des Pegasus -
staters = 0,86 g, in Silber ausgeprägt
(0,86 zu 109 g wie I : 120, das war also
das Wertverhältnis von M zu M)j die wir
in vielen Städten Siziliens und gelegentlich
in Unteritalien (wo der etwas leichtere No-
mos, s. d., die Stelle des Pegasusstaters
einnahm), au^eprägt finden, in Akragas
geradezu als AlTpoc, ihr Fünffaches als
TTENxotXitpov bezeichnet. Auch sie zerfällt
in 12 Unzen (Onkia), die Aristoteles für seine
östl. Leser nut Chalkus paraphraäert (bei
Pollux IX 81, IV 175), Als kleine Süber-
M. war die L. mit ihren 0,86 g normal
zwar vom Obol = 1/6 Drachme = ^i» Stater
= 0,72 g deutlich unterschieden, in der
Praxis freilich sowohl für die Alten —
Aristoteles macht seinen Östlichen Lesern
die L. durch Gleichsetzung mit dem (ägin.)
Obol deutlich, und in Syrakus gab man zu
besserer Unterscheidung der L. denPolj^pen,
Abb. 27, dem Obol das Rad als Rs. — wie
für uns Numismatiker nicht immer sicher
zu trennen. Die Gewichtsstufe dieser L.
von 0,86 g findet sich auch bei Gold-M.,
2. B. in Gela. — Im 3. Jh. v. C. versieht
Syrakus seine Silber-L. mit dem Wert-
zeichen XII = 12 Onkiai (Unzen). Eine
späte Kupfermünze von Rhegion (Ende
3. Jh.) mit XII stellt die L. dar, die dem
Reginum talentum bei Festus p. 359 a im
Werte von einem (alten) Victoriat ent-
spricht: I Talent sind = 120 L. Kupfer;
wenn diese i Victoriat von 3,41 g wert-
gleich sein sollen, so muß (bei M zu M =^
120 zu I, s. o.) die Kupferlitra dieses rheg.
Talentes 3,41 wiegen, wozu die Gewichte
der rhegin. M mit XII stimmen (R. E. I A
S- 475). Auch in Katana und bei den Ma-
mertinem gibt es Kupfer-M., die durch die
Aufschrift XII als L. bezeichnet sind, und
Teilstücke der L. — näml. Hemilitron (=6
Unzen); Tetras = 4 U,; Trias = 3 U.;
Hexas = 2 U.; i Unze — mit Kugeln,
Strichen usw. je nach Anzahl der Unzen
bezeichnet, gibt es in Silber oder Kupfer
überall in Sizilien und Unteritalien; doch
zeigen die kupfernen starke Reduktionen
im Schrot und ihre Wertzeichen gelten
z.T. auch schon den Unzen des röm.
Pfundes, der libra, die auch ihrerseits
griech. yXtpa hieß (Bel^e bei Hultsch,
Metrol. scr. im Register II S. 190 Ziffer
1—5). — R. E. XIII S. 784/6. 1287/8 (wo
auch der angebl. Unterschied des korinth.
und att. M.-fußes als für Sizilien bedeu-
tungslos erwiesen und Gieseckes [Sicilia
numism. S. 4ff.] angebl. »ältere« L. von
W,i64 g« abgelehnt wird), im wesentl. nach
Willers, Rhein. Mus. LX S. 345/56 und
Röm. Kupferprägung S. 12—17, dem auch
Gabrici, La monetazione del bronzo nella
Sicilia 1927 I S. 13 folgt; Segrfe, Metrologia
S. 289/90 bedeutet einen Rückschritt. —
L. ist Ixeute der arabische Name des Palä-
stina-Pfundes (s. d.). R.
Littttts. I. Ein oben umgebogener, kno-
tenloser Stab, den in späterer Zeit die röm.
Augum zur Abgrenzung des zu beobachten-
den Bezirkes gebrauchten, der früher aber
auch anderen Priestern zukam; so trägt ihn
König Numa beim Ziegenopfer auf JEi des
L.Pompon.Molo; häufig als Abzeichen des
Augum unter anderen Priestergeräten auf
röm. M. (z. B. Q. Cassius, Sulla Abb. 71,
Caesar, Antonius, Augustus, Nero Abb. 89),
auch in der Hand des Kaisers als Augurn.
Die Krümmung oben ist manchmal zur
Spirale erweitert. — 2. Die kurz vor dem
LIVONESE— LOBEC
357
Schalloch etwas gekrümmte Trompete der
röm. Reiter; bei den Galliern geht das
Schalloch in einen geöffneten Tierrachen
aus, s. unter Kamyx. — R. E. XIII S. 804. —
Die Krümmung hat sich in christl. Zeit
auf den Hirtenstab des Bischofs übertragen,
s. Krummstab und Pedum. R.
Llvonese hießen die von der Zarin Elisa-
beth im J. I7S7 für Liv- und Estland gepräg-
ten Silbermünzen im Werte von i, 1/3 und
1/4 Livonese, gleich 96, 48 und 24 Kopeken,
mit dem Brustbild auf der Vs., dem Dop-
peladler, belegt mit den Wappenschildeu
von Liv- und Estland auf der Rs., 26, 13
und 6,5 g wiegend und nur 75% Silber
haltend. Außer ihnen wurden noch 4- und
2 -Kopekenstücke geprägt, die auf der Vs.
den Doppeladler, auf der Rs. die 2 Wappen-
schilde hatten. — Großfürst G. M., Elisa-
beth B II, Taf. XVI. — Die von 1756 sind
Probemünzen. B.
Llvomina, Livoraino hießen die Doppel-
dukaten und Taler (s. Tallero) des Herzogs
Cosmus IIL von Toscana (1670 — 1723),
deren Rückseiten besondere Bilder zeigen,
und zwar die der Taler (Livomino) den
Hafen oder das Tor von Livomo, die Dop-
peldukaten (Livomina) zwei Rosenstau-
den, von denen diese Münze aych Rosina
genannt wurde. Alle diese Münzen sind
nicht in Livorno, sondern in Florenz ge-
prägt. S.
Llvre. Das französische Pfund (la livre)
war ebenso wie das der anderen europäi*
sehen Kulturvölker seit Karl dem Großen
eine Rechnungsmünze (nur einmal als Lis
d'argent, s. d., ausgeprägt) und blieb in
Frankreich die hauptsächlichste bis zum
Ende des 18. Jh.s, wo sie durch den Franc
(s. d.) abgelöst wurde. Durch die Münzver-
schlechterungen fiel der Wert der Livre, da
sie immer 20 Sous bedeutete, so gut oder
schlecht die Münzen waren, mit denen ge-
zahlt wurde. Nach den Tabellen Dieudon-
n6s war der Wert der Livre toumois (von
Tours) in Francs:
1266 17,97 1467 5,42 1575 2,60 1724 1,20
1295 17,97 14895,11 16022,46 17401,00
130014,37 15134,00 16411,86 17911,00
132614,09 15453,65 16791,86
1360 8,70 1561 3,19 1709 1,24
Allgemein war das Rechnungspfund unter
Philipp IV. geworden (1282— 1314). Unter
Philipp II. August (i 180— 1223) hatte die
Livre parisis den Norden erobert, sie war
um 1/4 schwerer als die L. toumois, aber
diese wurde immer allgemeiner, bis unter
Karl VIII. keine Deniers parisis mehr ge-
schlagen wurden und bis unter Ludwig
XIV. auch die Sols parisis und damit die
Livre parisis verschwanden. — Blanchet II,
S. 76 fiF. S.
Livre de la compagnie des Indes war eine
unter Law (s. d.) als Generalmüozunter-
nehmer 1720 geprägte französische Silber-
münze mit der königlichen Büste auf der
Vs. und gekröntem JL auf der Rs. —
Hoffmann, Taf, 112, 84; Blanchet II, S.
368. S.
Livre (gyptienne, s, Pfund, ägyptisches.
Livre Sterling, Abk. £ und Lstr., s. Pfund
Sterling. S.
Livre turque, abgek. L. t., die türk.
Währungseinheit = 100 Piaster (s. d.). Da
die Türkei seit dem Jahre 1923 zu viel Papier-
geld ediert hat, ist die L. t. stark gesunken
imd steht heute auf etwas über 2 RM, Ge-
münzt sollen werden Goldstücke zu 5 L. t.,
aus Nickel zu 25, Aluminbronze zu 10, 5,
2V2 Piaster. 2Va Piaster = 100 Para. S.
Lobfindk scheint im 19. Jh. eine der
volkstümlichen russischen Benennungen
für die holländischen Dukaten und ihre
russ. Nachprägungen gewesen zu sein (s.
Cervonecj ArapSik). — Staraja moneta
191 1, S. 34 und 37. Anders Dal', Wörter-
buch, IIL Aufl., der diesen Namen in erster
Linie den französischen Louisdors beigelegt
wissen will. B.
Löbec (plur. lobcy), auch lobec b^lyj,
wohl aus »lübischer« durch Volksetymo-
logie gebildet, hieß im Russischen wahr-
scheinlich der norddeutsche Wittenpfennig,
der laut der Chronik vom J. 1410 neben
dem litauischen Groschen (s. GroS) und
dem schwedischen örtug (s. Artug) die
einzige offizielle Münze von Novgorod
war, was aber, gemäß derselben Chronik,
1420 ein rasches Ende nahm. In den russ.
Münzfunden sind aber bis jetzt keine von
allen obengenannten Münzen vorgekommen,
weiter südlicher jedoch Prager Groschen (vgl.
Sivers, Topografija Praiskich GroSej, 1922).
5 L. wurden am Ende des- 15. Jh.s einerCet-
vertca (s. d.) und 10 L. einer Mordka (s. d.)
gleichgestellt. :— Tolstoj, Novgorod (Do-
358
LOCH— LÖWE
petrovskaja numizmatika I, 13 u 17); Srez-
nevskij II, 60; über die Bedeutung von L.
herrscht in der russ. Literatur eine seltene
Übereinstimmung. Vgl. Mrocek, 40; Chau-
doir, 31, 36, Ö8. B.
Loch s. Gelochte Münzen.
Looimtenenstaler hießen jene medaillen-
förmigen Mün2en, insbes. Taler, und Me-
daillen, auf denen das Brustbild des Kur-
fürsten von Sachsen Friedrich IIL erscheint
und deren Umschrift mit den Worten: Im-
perique locumtenens generalis endet, welche
Stellvertretung ihm Kaiser Maximilian 1507
verliehen hatte. Die Rs. trägt den Adler
und den kaiserlichen Namen und Titel. Die
Stücke gehen in Gold von IS bis i Dukaten,
in Silber vom Doppeltaler bis zum Groschen
und wurden vom Kurfürsten, besonders auf
den Reichstagen, verschenkt. — Tentzel,
Emestin. I, S. 11 ff., Taf. 2, 3. S.
Loser, Losertaler s. Juliuslöser.
Lowe, griech. Xecov, lat. leo, das wegen
seiner Kraft und Schönheit auffallendste
Raubtier, war im alten Orient das S57mbol
der Kraft (neben dem Stier) und daher der
Macht, das Tier der Sonne und Hitze, Reit-
und Begleittier (auch gedoppelt) der klein -
asiat. Erdgöttin (Kybele, Atergatis), ebenso
dem Mithras, Ammon, Zeus von Doliche
heilig* Bei dem Einströmen der vorder-
asiat Einflüsse in die griech. Kultur seit
der Kolonisierung der kleinasiat. Küsten
wurde der L., damals auch dort noch wild
anzutreffen, auch in seinem s3niiboL Sinne
rasch in den Typenkreis aufgenommen und
ist daher (in ganzer Figur, als Vorderteil,
Kopf, auch apotropäisch von vom, »Skalp«),
auf griech. M. schon von archaischer Zeit
ab das häufigste Bild: damals führen ihn in
Kleinasien die M. der Lyderkönige (seit
Kroisos, vgl. Herod. 1 50, L. u. Stier gegen-
über), der Städte Milet (hier später stets
nach Stern zurückblickend), Klnidos, Lin-
des, kar. Chersones, Mylasa, Kyzikos, Sa-
mos, Kypros usw. ; häufig ist er auch in dem
ja zum ion. Kunstkreise gehörigen Nord-
griech., bes. in Pantikapaion, der thrak. ,
Oiersones u. Akanthos (vgl. Herod. VII
125. 126), hier und auch sonst oft, z. B. in
Kilikien, auf seiner Beute, gelegentlich ge-
fleckt (vgl. Z. f. N. 37 S. 106), seltener im
Mutterland (athen. Wappen -M., Kreta),
häufiger wieder hn Westen: Hyele, Rhe-
gion, Messana, Leontinoi (hier »redend«),
Massilia usw. Als Sinnbild von Afrika
kommt er schon auf dem Demareteion
(s. d.) vor, später ist er der Personifikation
der Afrika beigegeben und auf pun. u. a.
afrikan. M. einschließlich des Clodius Macer
häufig. In Verbindung mit anderen astro-
nom. Symbolen (Triskdes, Adler, Stern
usw.) kommt der L. außer in Milet — und
den Fällen der Kaiserzeit, wo geradezu das
Sternbild des L. gemeint ist — z. B. in Sa-
lamis Kypr., Aspendos und auf Unbe-
stimmten (Z. f. N. 37 S. 87/9) vor. Mit
Herakles ist er als dessen erste Jagdbeute
aufs engste verbunden, ferner mit Eros,
der auch ihn zähmt usw., ebenso mit den
obengenannten oriental. Gottheiten, in allen
diesen Verbindungen auf griech. M. der
heilenist. u. Kaiserzeit häufig. — Auf röm.
Kaiser-M. kommt er sowohl als Zirkustier
(Philippus) wie auch in symbol. Bedeutung
(mit Strahlenkranz: Caracallau. a.), auch als
L^onswappen den alleinigen M.-typus bil-
dend vor. — R. E. XIII S. 968/90; Ebert,
Reallex. VII S. 318/9; Riv. ital. de num.
1916 Taf. IV; Imhoof, Tier- und Pflanzen-
bilder S. I — 6. — Die künstlerische Ent-
wicklung des L.-typus knüpft im Osten zu-
nächst an den mähnenschwachen L. der
hetitischen Skulpturen (wohl Leo persicus),
dann erst an den uns geläufigeren afrikan.
L. an; anfangs von übertriebener affektier-
ter Wildheit, mildert diese sich wie bei allen
anderen Schreckbildem (Greif, Eber, Gor-
goneion usw.) im Anfange des 5. Jh.s und
geht im Verlaufe des 4. Jh.s oft in eine ge-
wisse fast elegische Weichlichkeit über,
während im Gegensatze dazu die Darstel-
lung des die Waffe des Gegners zerbeißen-
den oder seine Beute zerreißenden Tieres
jetzt bes. beliebt wird. — Arch. Anz 1920
S. 45; Regling, M. als Kunstwerk im Re-
gister S. 144 — In der Architektur ist der
L.-kopf bes. beliebt als Wasserspeier (Brun-
nenmündung), so auf M. von Himera, Te-
rina, Larissa usw. ; s. Regling, Terina Anm.
54, dazu jetzt Sarapis vor einem Brunnen,
Alexandreia Äg., Vogt, Alex. M. S. 85, und
die L.-figur in Troizen Z. f. N. 24 S. 64.
R.
Der Löwe ist aus den orientalischen
Darstellungen des M.A. und denen der
Kreuzzüge in die Wappen des Abend-
LÖWENBRAKTEATEN— LÖWENTALER
359
landes gelangt. Er erscheint im M,A.
häufig liegend an den Thronsesseln der
Könige. Als Wappen tritt er neben den
Adler (s. d.) und kommt als solches aui3er-
ordentlich häufig auf Münzen vor (z. B. auf
den Münzen der Weifen, der thüringischen
u. hessischen Landgrafen, den Münzen von
Schwarzburg, Nassau, Pfalz, Brabant,
Flandern, Geldern, Luxemburg, Böhmen,
Dänemark, Norwegen, England u. a.).
Der aufgerichtete, auf den Hinterbeinen
stehende Löwe wird steigend genannt; wenn
er auf allen Vieren gehend dargestellt ist,
schreitend; wenn er mit den Vorderfüßen
gleichmäßig ausgreift oder zum Sprunge
ansetzt, laufend oder springend. Ist der
Löwe schreitend dargestellt, der Kopf seit-
wärts gerichtet, wie im englischen Wappen,
so heißt er leopardiert oder Leopard. Der
geflügelte Löwe ist das Sinnbild des h. Mar-
kus, des venetianischen Schutzpatrons, und
kommt auf fast allen Münzen Venedigs vor.
Über die Entwicklungsform des L. s. Ralph
von Retberg bei Seyler, S. 452. — Vgl.
Wappen, Löwengroschen, Löwenpfennige,
Löwentaler, Lion, L6opard usw. S. u. Su.
Lowenbrakteaten s. unter Löwenpfennige.
Lowengtoschen, gros au lion, sind in Flan-
dern erstmalig von Ludwig von Cr^cy ge-
schlagen worden: Vs. steigender Löwe von
links, ringsherum MONETA FLAND, das
Ganze umgeben von dnem Kranz von 12
Petersilienblättem; Rs. wie die Tumose, ein
befußtes Kreuz, die erste der bdden Legenden
durchschneidend. Diese Münze wurde offiziell
als grand blanc bezeichnet Am 3. 12. 1339
schlössen Ludwig v. Cr6cy und Johann III.
V. Brabant eine Münzvereinigung, dabei
wurde für die gemeinsame Prägung der gros
au lion benutzt. Ludwig v. Male (1346 — 84)
hat 60 Millionen schlagen lassen (vgl.
Groot). Er schuf am 10. 11. 1350 einen
tiers de gros. Von den Löwengroschen gibt
es eine große Menge Nachahmungen, imd
zwar in 19 Ländern: Joh. III. u. Johanna
u. Wenzel v. Brabant, von diesen auch das
Drittel kopiert, Dietrich v. Heinsberg, die
Herren v. Loos, Arnold v. Rummen, Wilh.
V. Jülich als Herr v. Fauquemont, Dietrich-
Loef V. Hörn in Wessem, Joh. III. v. Megen,
VQn diesem die Drittel, u. a. Zwischen 1337
u. 1345 schlössen auch Wilhelm I. v. Na-
mur, Adolf v. d. Mark, B. v. Lüttich und
Joh. der Blinde v. Luxemburg eine Münz-
konvention, in welcher der gros au lion
Vereinsmünze wurde mit der Umschrift
Signum crucis« u. a. — Serrure, Timitation
des types monetaires Flamands au moyen-
äge,^ 1899. Su.
Lowenbeller s. Löwenpfeimige.
Lowenptennlge bzw. HeUer, im allgemeinen
jeder ein- oder zweisdtige Pfennig oder Heller
mit Löwenbild; insbesondere die Braun-
schweiger Brakteaten der Herzöge und der
Stadt, welche das Münzrecht 1345 pfand-
weise und 1412 ganz erhielt; diese Löwen-
pfennige haben seit der Mitte des 13. Jh.s
bis zur Einführung des »ewigen Pfennigs«
141 2 (s. Münzverruf ung) Beizeichen zur
Kennzeichnung der Jahrgänge, z. B. Küsel,
Sichel, Blasebalg u. a., zuletzt die »faule
Mette«; weiter sind die einseitigen meiß-
nischen Pfennige und Heller des 15. Jh.s
mit Löwenschild (s. Parvi misnenses) zu
nennen. — Schönemann, D. Gandersh. Fd.
u. d. Löwenpf. d, Stadt Braunschweig; Fink,
D. zeitl. Folge d. Löwenpf. i. 14. Jh. (Jb. des
Braunschw. Geschvereins 1 1927). Su.
Löwentaler sind die ersten von den unab-
hängigen Niederlanden seit 1575 geprägten
Taler mit dem gehamischten Mann mit Pro-
vinziaJschild auf einer und einem großen
Löwen (nicht Löwenschild) auf der andern
Seite (Abb. 264). Sie wogen 27,648 g und
hielten 20,736 g Silber. Sie wurden zuerst
für den eigenen, sehr bald aber nur noch
für den Verkehr mit der Levante gemünzt
und von den Arabern Abukelb, das heißt
Vater des Hundes, genaimt, weil die Ara-
ber in dem Löwen einen Hund sahen.
Im 17. Jh. wurden sie sehr viel nachge-
prägt, so in Emden, Brandenburg, Inns-
bruck, Italien, von den Grafen von Rietberg,
1608 wurden in Helsingör dänische L, 9 Stück
aus der 12 lötigen Troymark gemünzt, die
also 271/3 g wogen und 20,5 g Silber hielten.
Dir Gepräge ähnelt dem holländischen, jedoch
so, daß der Löwe an der Rückseite auf einer
gekrünamten Hellebarde steht, weshalb die
Münze irrtümlicherweise an Norwegen ver-
wiesen worden ist — Wegen des unzuver-
lässigen Gehalts dieser nicht niederl Münzen
wurden die Löwentaler im Levantehandel
von den Piastern und den Maria Theresien-
talem verdrängt (s. diese). — Verkade, Taf.
10, 4 u. öfter; Peez imd Raudnitz, S. 30 £E.;
36o
LOGENMEDAILLEN— LOT
Schrötter, Brandenburg, Münzgesch., S. 164 ff.;
J. Wllcke, Christian IV. Möntpolitik 1588—
1625, Kopenhagen 1913; J."VWl<äce, Möntvase-
net under Christian IV. og Frederik IIL 1625
— 1670, Kopenhagen 1924. S. W.
In Rußland hieß der Löwentaler levok, von
ihm abgeleitet hieß das minderwertige Silber
*levkovoe serebro« im G^ensatz zum
Reichstalersilber, das »jefimoßnoe serebro«
genannt wurde. VgL für das 19. Jh. Akade-
miöeskij Slovar', levok- B.
Logemnedafllen und -abzeichen s. unter
Freimaurermed. R-
Loglstes, griech. Xo^iarffi = Rechnungs-
führer, heißt, mit iv:i davor und in Synnada
zugleich Prytanis, der Beamte auf M. von
Kidyessos und Synnada. — Münsterberg,
Beamtennamen S. 252. R.
Lohnmafken s. Marken.
Loi oder Aloi bezeichnete in Frankreich
die Feinheit. S. Feingehalt. S.
Long cross iype siehe Sterling.
LongitluSy der Heilige, kommt außer auf
den Longinusgroschen (s. d.) noch auf M.
Friedrichs IL v. Mantua (15 19 — 1540) u. s.
Nachfolger mit Lanze u. Büchse vor, meist
zusammen mit dem H. Andreas. — L.
hieß nach der Tradition der Hauptmann,
der nach der Kreuzigung Christi mit der
Lanze die Seite des Herrn öffnete, das
Blut des Heilands in einer Art Büchse
auffing und nach Mantua brachte. Su.
Loiii^usgroscheti sind »kleine« Groschen
Heinrichs des Älteren von Braunschweig
(1496 — 15 14) mit dem Bilde des Heiligen
Longinus mit Lanze. Su.
Lorbeer (Laurus nobilisL, griech. 8a<pv7]),
für Schmuck und im Kult neben dem Öl-
baum die wichtigste Pflanze des Altertums.
Wegen des scharfen, aromatischen Geruchs
der Blätter und Zweige zur Desinfektion,
Reinigung und Sühnung verwandt^ steht
der L. insbes. im Dienste des Sühnegottes
Apollon, der daher selbst den L. -kränz auf
dem Kopfe, den L. -zweig oder ein L. -bäum-
chen in der Hand trägt. Daphne gilt als
Geliebte des Apollon, die auf der Flucht
vor ihm in einen L.-baum verwandelt
wurde (M. von Apollonia Kar.). Auch im
Kulte anderer Götter, bes. des röm. lup-
piter, spielt der L. eine Rolle und wird in
Rom von ihm auf den Triumphator über-
tragen; der L. -zweig gilt bei ihnen als
Friedenssymbol und ist daher auch auf
M. Attribut der Fax und der als pacifer(a)
bezeichneten Gottheiten. — Blätter, Kränze,
Zweige und Bäumchen des L. auf M.:
Riv. ital. di num. 1916 S. 161 Taf. V;
Anson, Greek coin types III Taf. I; Bern-
hard, Pflanzenbilder a. griech. u. röm. M.
1924 S. 36 Taf. IV. — Ober den L. -kränz
als Kopfschmuck s. unter Kranz; vgl.
Diadem, Eichenkranz, Strahlenkrone. —
R. E. XHI S. 1431/42. R.
Lorbeertaler s. Laubtaler.
Loretu^lden. Die Reichsstadt Nürnberg
begann 1429 Goldgulden zu prägen, und
zwar sowohl die 22Va-karätigen Stadt-
währungsgulden, die der fränkische Münz-
verein von 1407 festgesetzt hatte, als auch
die nur 19-karätigen Landwährungsgulden,
die zu schlagen der Kaiser ihr 1419 erlaubt
hatte, da diese Feinheit damals überall be-
obachtet wurde. Die Stadtwährungsgulden
trugen auf der Rs, den h. Sebald, die Land-
währungsgulden den h. Lorenz. Die besse-
ren Sebaldsgulden sind nicht häufig geprägt
worden. S.
Lorraine hieß der in Schottland 1558/9
und 1 560/1 geprägte Teston mit den ge-
krönten Initialen von Franz und Maria
zwischen zwei lothringischen Kreuzen (4=)
auf der Rs. — E. Bumes, Coinage of
ScoÜand, II, 1887, S. 318. S,
Losungsdttkat, -Gulden, -Taler hießen die
von dem Könige von Schweden Gustav
Adolf 1631 und 1632 in Würzburg ge-
prägten Münzen mit der Schrift (Losung) :
Gott mit uns. S.
Lot, das, ist die mhd. Bezeichnung
der römischen Halbunze (semuncia). Ver-
mutlich ist es bei der Einbürgerung der
Mark (= V3 Pfund) im II. Jh. entstanden,
deren x6. Teil es als 7»4 Pfund bildete. In
einer Trierer Verpfändungsurkunde von
II 90 heißt es: »duas imagines aureas operosi
et laudabilis artiücii, undedm marcas auri
et dimidiam quarta parte f ertonis minus qui
loith dicitur, preter gemmas ponderantes«
(Beyer, Urkd. B. der Mittelrhein. Territorien
II nr. 103), Entsprechend der Schwere der
Mark wechselte auch das Gewicht eines L.
— Das L. diente auißer als Gewicht auch
zur Bestimmung des Feingehaltes: so und
soviel lötig, mhd. loetec, wurde die
Mark (= 16 L., i L. = 62V» Tausendstel)
LOT— L. T.
361
ausgeprägt; eine lötige Mark war eine Mark,
die »das rechte Gewicht an edlem Metall
enthielt«, also den vorgeschriebenen Fein-
gehalt hatte. Doch wird in dem Vertrage
des Erzbischofs Rudolf von Salzburg mit
Meinhard von Kärnten 1286 die lateinische
Fassung »addito uno lotone cupri ad puram
marcam argenti« in der amti. deutschen
Übersetzung wiedergegeben mit »und sol
ein lote kuppher setzen zu dem lötigen
march«, es bedeutet hier also die lötige
Mark so viel wie die feine Mark. — Luschin
in N. Z. 56, 1923 S. 130. Su.
Lot, Solot, siamesische Kupfermünze; s.
Tikal. V.
Lotteriedukaty ein Dukat des Kurfürsten
von der Kalz Karl Theodor von 1767 auf
die Errichtung der Mannheimer Lotterie
mit Brustbild auf der Vs., Fortuna und den
Sprüchen HAC FAVENTE und INDUS-
TRIAE SORS auf der Rs. S.
Louis au pottpon nannte die Fronde die
erste Art der ficus blancs Ludwigs XIV.
von Frankreich mit der Kindheitsbüste
(poupon = Püppchen). In Italien hießen
sie Popones. S.
Louis aux dnq sous s. Luigino.
Louis Uauc =: ]£cu blanc (s. d.).
Louis d'argent = tcn blanc (s. d.).
Louisd*or. Am 31. März 1640 machte
Frankreich die spanische Pistole (s. d.) zu
seiner Hauptgoldmünze, die es bis zur Re-
volution geblieben ist. Sie hieß Louisd'or
und sollte zu 36^4 Stück aus der 22-karäti-
gen Mark Troy ausgebracht werden, wurde
aber in der Tat wegen der stark ausgenutz-
ten Remedien geringer ausgemünzt. Der
Louisd'or galt zuerst 10 Livres, wurde aber
wegen des steigenden Wertes des Goldes
öfter erhöht, so 1686 auf 11 Livres 10 Sous.
Alle Louisd'or trugen auf der Vs. den Kopf
oder das Brustbild des Königs, während die
Rs-Bilder wechselten. 1640 bis 1689 zeigte
die Rs. viermal das gekrönte ins KLreuz ge-
stellte JL (Abb. 249). 1693 bis 1726 wurden^
um die für die fortdauernden Kriege nötigen
Mittel zu schaffen, die-Münzen sehr oft ein-
gezogen und unoigemünzt (s. Reformationen)
Man hat aus dieser Zeit sieben verschiedene
Rückseiten der Louisd'or: i. den L. aux 8 L,
wie früher, aber in der Mitte Sonne. 2.
L. aux insignes, 2 Zepter hinter dem
Lilienschilde. 3. L. de Noailles, 4 ins Kreuz
gestellte Schilde Frankreich -Navarra. 4.
L. de la croix de Malte, Malteserkreuz.
5. L. aux 2 L, JL gekrönt und drei Lilien.
6. Mirliton, 2 gekrönte Kursiv-L. 7. L. aux
lunettes, 2 schräg gestellte Schilde Frank-
reich-Navarra unter der Krone. Dieses Bild
wurde bis 1793 beibehalten, doch waren
seit 1785 die beiden Schilde nicht mehr
oval, sondern eckig. Die Republik blieb bei
dem Fuße, der L., nur daß das Gepräge der
Vs. den Genius der Republik zeigte. Erst
1803 wurde der L. durch M. des Franken-
systems ersetzt. Da die Louisd'or die
gesetzmäßige Feinheit von 22 Karat nie-
mals erreichten, so war ihr Goldgehalt auch
immer geringer als der gesetzmäßige:
die bis 1709 geprägten hielten 7,28
bis 6,02 g Gold, die von 1726 bis 1785
hergestellten hätten gesetzmäßig 7,478 g
Gold halten müssen, hielten aber nur7,275 g.
1785 wurde eine letzte Veränderung des
Fußes vorgenommen, indem nicht mehr 30,
sondern 32 Stück eine Mark wiegen sollten,
aber diese »Louis neufs« hielten statt 7,01
nur 6,78, die sogenannten konstitutionellen
von 1791 — 1794 6,84 g Gold. Sie galten
25 Livres. — Engel und Semire, num.
mod. I S. 22 flf-; Noback » S. 947 f. S.
Louisiatiaceilts hießen 1721 und 1722 in
Frankreich für Louisiana geprägte Kupfer-
münzen zu 18, 9 und 4 Deniers mit ge-
kröntem Doppel-L auf einer und Schrift
auf der anderen Seite. — Zay, S. 52 ff.
S.
Louis ncuf s. unter Louisd*or.
Lovettay Lovete war der päpstliche, unter
Hadrian VI. (1522/3) in Piacenza geprägte
halbe Giulio (s, d.) oder Groschen sowie der
Quattrino mit einer Wölfin (lupa) auf der
Rs. Auch der daselbst von Alexander Far-
nese (1586 — 1592) geschlagene Quattrino
hieß von der Wölfin auf der. Rs. L —
Serafini I, Taf. 32, Nr. 2— 11. S.
L. P. D. A. P. = lege Papiria de aere
publico steht auf den nach der lex Papiria
(v. J. 89 V. C?) nach nunmehr semunzia-
rem Fuße geprägten röm. iE. — . Willers,
Rom. Kupferprägung S. 77/791 an<ierer
Auflösungsvorschlag: de assis pondere,
Z. f. N. 23 S. 174 5. —• Vgl. unter As. R.
Lstr., englisch, Abkürzung für Livre
(Pfund) SterUng.. S, Pfund Sterling. S.
L. t. =a Livre turque (s. d.).
362
LUCAS— LUNDRENSES
Lucas, der Apostel, kommt auf M., wie
es scheint, gar nicht vor. Su.
Lttdl, lat. = Spiele, s. d.
LudoviCttS« I. Eine Abart des Grand
blanc a la couronne (s. Blanc) Ludwig XII.
von Frankreich von 1507, auch Grand
Blanc au porc-6pic genannt (s. porc-^pic);
er trug auf der Vs. den Lilienschild über einem
Stachelschwein, auf der Rs. ein Kreuz und
vier Lilien oder vier andere Symbole, wog
2,846 g und hielt 1,022 g Silber. — 2. Ein
Dizain oder Stück zu 10 Deniers desselben
Königs mit großem L auf einer, Blumen-
kreuz nebst Emblemen auf der anderen
Seite, das 2,646 g wog und 0,844 g Silber
hielt. — HofiFmann, Taf. 45, 33—37,
39, 40; Levasseur, S. 39, 41, 232 f. 'S.
LttdwigSdor hießen die Pistolen (s. d.) der
Landgrafen und Großherzoge von Hessen-
Darmstadt Ludwig VIIL, IX., X. (I.) und
IL (1739— 1848). S.
Lfibsche s. Hohlringheller.
LJigenfaler s. Rebellentaler.
Litftpmnpentaler heißen Medaillen und
medaillenförmige Taler auf die Trennung
der brüderlichen Eintracht der Herzoge
Rudolf August und Anton Ulrich von
Braunschweig vom Jahre 1702, welche
Trennung durch die Gemahlin Anton Ul-
richs veranlaßt sein soll. Die Vs. zeigt die
durch die Kraft zweier Pferde nicht zu
treimende Guerickesche Halbkugel mit
RAV (Rudolf August Anton Ulrich) und
der Überschrift: NON VI, die Rs. die von
einer Frauenhand durch öffnen des Hahns
bewirkte Trennung der Halbkugeln mit der
Überschrift: SED ARTE. Das Armband
der Frauenhand auf dem einen Taler trägt
das holsteinische Nesselblatt, was eben auf
die Herzogin als holsteinische Prinzessin
schließen läßt. — Fiala, Das neue Haus
Braunschw. zu Wolfenbüttel, 1907/8, Nr.
581— S83. S.
Luftschiffalulsmed« s. unter Eisenbahn -
med»
Lttigli itaHenische Bezeichnung dies
Louisdor.
LttlgiilO^ eine Nachahmung der französi-
schen silbernen 5 -Solstücke Ludwig XIIL,
die in der Levante als Timmins al Franki-
stan (s. Timmin) sehr beliebt waren und
von viel^ .italienischen Münzstätten um
die Mitte des 17. Jh.s, so von den Spinola,
Malaspina und in Avignon geprägt wurden,
alle mit Büste -Schild. Prototyp war das
von Anna Maria Luise von Bourbon als
Fürstin von Dombes in der Münzstätte
Tr6voux geprägte 5 -Solstück. Auch Ge-
nua, Lucca und andere Staaten münzten
sie unter dem Namen Ligurini (s. d.) oder
Giustini oder Ottavini, Ottavetti, weil 8
Soldi geltend. Auch wurden die polnischen
Sechsgröscher unter die Luigini gescho-
ben. S.
Liiktdleion nomisma, griech. AouxouXXetov
vofiKJjia, hießen nach Plut. Luc. 2, vgl. 4, die
von LucuUus als Quaestor Sullas im mithra-
dat. Kriege meist in der Peloponnes ge-
prägten M, Man hat sie oder einen Teil von
ihnen wiedererkannt in den N und JK
Sullas mit Venuskopf, Rs, Krug und Lituus
zwischen zwei Trophäen. — Trait6 I
S. 524/5, doch vgl. Bedenken im B. M. C.
rom. rep. II S. 459/6o. R.
Llllab heißt der aus Palm-, Myrten- und
Weidenzweigen zusammengebundene We-
del, den die Juden beim Laubhüttenfest in
der r. Hand trugen; dargestellt als ein mehr-
fach verschnürtes Zweigbündel — auch ver-
doppelt — ^ aus dem oben einzelne Blätter
hervorkommen, meist daneben der Ethrog
(s. d.), auf iE der Makkabäer (Abb. 56) und
den Tetradr. des 2. jüd. Aufstandes. R.
Luna, die Mondgöttin, griech. SsXtqvtq;
sie wurde frühzeitig mit Artemis und
Diana vermischt; auf röm. ^51 vom Anf.
des 2. Jh.s V. C. und auch später noch auf
röm. u. griech. M. (z. B. Magnesia Ion.)
lenkt sie, an einer Mondsichel (lunula) als
Kopfschmuck oder an Mondsichel und drei
Sternen oben i, F. kenntlich, ein Pferde-
gespann, auf Kaiser -M. auch ein Stier-
gespann, Beischrift Luna lucifera, diese auch
zu steh. Frau mit schräger Fackel; dem
Sulla erscheint sie im Traum auf Denar des
L. Buca, ihr Kopf mit der Lunula konomt
häufig gegenüber dem Kopf des Sol (Helios)
auf griech. und röm. M. vor, diese beidea
Köpfe auch in der Hand anderer Götter^
z. B. der Aetemitas. — R. E. XIII S, i8o8-
II A S. 1136; Röscher, Lex, der Mythol.
II S. 31 19. ' R.
Lttndrenses werden die Farthings Eduards
L V. England (1272— 1307) genannt, die auf
der Vs. ein Brustbild und auf der Rs, ein
langes befußtes Kreuz nvt Kugeln i, d. W,
LUNULA— LYSIMACHEION
363
u. der Umschrift LONDONIENSIS zeigen.
— Ruding I S. 194. Su.
Lunula, lat. = kleiner Mond (griech.
jj.T^via)t6?), Halbmond, richtiger Mondsichel,
Kopf- oder Schulterschmuck der Mond-
götter Luna und Men, dann als Typus und
Beiz, auf röm. und griech. M., ja als Beiz,
auch im MA. und bis in die Neuzeit unge-
mein häufig, oft wirklich auf den Mond be-
züglich, oft rein ornamental; auf griech. M.
vertritt die L. zwischen den steh. Dioskuren
(s. d.) gleichsam die Helena, erscheint i. F.
von M. mit Heliosquadriga in ähnlichem
Sinne und häufig auf spätröm. M.
unter den Nebenzeichen der Offizinen. Mit
einem oder mehr hineingestellten Stem{en)
(oder mit einem Stern korrespondierend)
auf M. vonByzantion, als Beiz, auf M. pont.,
parth., mauretan. Könige, auf röm. M. (mit
Aeternitas, Consecratio usw.), jedoch auf
M. n i c h t als Religionszeichen der Muham-
medaner oder Wappen der Türkei und Ägyp -
tens vorkommend. — Anson, Greek coin
types VI Tai. I; Bertelfe, Studi bizantini II
S. 83/93 Taf. I; R. E. XIII S. 1811;
Friedensburg, Symbolik S. 37, 240. R.
Lunus s. Men.
Liipa, lat. = Wölfin, s. d. und Lovetta.
Lttshburger s. Sterling.
Lttteger-Pfennige. Einige thüringische
Hohlpfennige aus dem 12, Jh. tragen die
Umschrift Luteger me fecit. Die früher
bekannten sind von Menadier, D. M. II
S. ^^y 83, 85 abgebildet: einer mit sitzendem
Kaiser, 2 verschiedene Reiterbrakteaten
und einer mit stehendem Gewappneten
mit Schwert, Fahne u. Schild nach Art
der Meißener Brakteaten. Menadier
versuchte diese Pfennige einem Münz-
herm, dem Grafen Luteger von Mansfeld,
einem Sohne Hoiers, zuzuweisen, gab
aber die Möglichkeit zu, daß es sich
um einen Stempelschneider handle, der
für die kleinen Münzstätten in Thüringen
die Stempel geschnitten habe. Und diese
letztere Ansicht hat sich als die richtige
erwiesen: Im Funde von Gotha sind Hohl-
pf ennige aufgetaucht, einer eines geistlichen
Münzherm mit der Umschrift: Luteger
de Aldenburc me fecit und einer mit einem
Kranich als Münzbild u. der Umschrift:
Luteger me fecit s(culptor) de Al{denburg).
Danach ist Luteger ein Stempelschneider
aus Altenburg; da der Kranich in der Tier-
sage Luteger oder in Reinke de Vos mit
niederdeutscher Verkleinerungsform »Lütke
de krän« heißt, will Buchenau in dem
Kranich ein »Wappentier« Lutegers sehen,
Menadier aber legt das Stück den Herren
von Kranichfeld zu, die ihr redendes Wap-
pen auf die Münze gesetzt haben (Mena-
dier, Schausammlung S. 155 f.; abgebildet
in Friedensburg, Münze in der Kultur-
gesch.2 s. 70 Abb. 24). Vielleicht ist
Luteger zugleich auch Münzuntemehmer
gewesen. — Menadier, Die Pfennige des
Grafen Luteger, D. M. IL S. 56 ff. u. S. IV;
Buchenau in Bl. f. Mfr. 1900 S. 131; Fd.
V. Gotha S. 115 ff.; Fd. v. Seega S. 117
u, 128 (weitere Luteger-Pf ennige: Otto
V. Meißen in Camburg u. Äbtissin v.
Quedlinbg. in Gera) ; P. I. Meier im Arch.
f. Brakt. IL S. 59 ff., 69 ff. Su.
Luter, griech. Xoü-n^p = Waschbecken,
lat. labrum, auf hohem Fuße stehendes
Becken für Wasser, auf M. bei Quell-
nymphen (Journ. int. XI Taf. X 21) imd
als Gerät des Gymnasions vorkommend,
auch im Tempel (Kolybrassos). Lutrochoos
= Badediener; Lutrophoros (erg.Tiydria)
= Gefäß zum Holen des Badewassers. —
Z. i. N. 36 S. 130/1; R. E. II S. 2744;
XII S. 285. R.
. Luttaertaler sind talerförmige Medaillen
auf Jahrhundertfeiern der Hauptereignisse
der Reformation mit dem Bilde Luthers
auf einer Seite. S.
Lykurgos. i. Thrak. König, der gegen
Dionysos' Weinreben wütet und schließlich
in ihrer Umschlingung stirbt (R. E. XIII
S. 2433); beide Szenen auf alexandrin. M.
dargestellt, Journ. int. I S. 233. — 2.
Wegen des Eisengeldes des spartan, Königs
L. (dessen Kopf auf hellenist. M. von.
Sparta erscheint, vgl. Nachr. d. Ges. d.
Wissenschaften zu Göttingen Phil.-hist.
Kl. 1928, 2 Taf. IV) s. unter Pelanor. R.
Lyra, Saiteninstrument, s. unter Leier.
Lyslmacheloti Tetrachmon, griech. Auat-
(lax&LOv TlTpaxjAOv, heü3t in einer Inschrift
von Delos das in großer Mepge geprägte
Tetradr, att. Fußes des Königs Lysi-
machos, noch bis ins i. Jh. v. C. von
Städten wie Byzantion, Kalchedon usw»
nachgeprägt. — R. E. XIII S. 2556; L.
MüUeir, DieM, des thrak. Königs L. 1858. R.
364
M— MAGISTERTALER
M.
M, Münzbuchstabe der Münzstätte Tou-
louse. S.
Ma, griech. Mo, die Kriegsgöttin von
Komana (Pontes), von den Griechen ihrer
Enyo, aber auch der Artemis und der
Anaitis gleichgesetzt; sie erscheint auf M.
von Komana steh., mit Strahlenkrone,
Keule und Schild, auch im Brustbild. —
R. E. V S. 2655; I S. 2030; II S, 1374;
XIV S. ^1. R.
Ma^a^ Kupfermünze im Talmud. S. Züz.
Afaccaroni = Moco; s. d.
Mace, chines. Ch'ien, Gewichtseinheit;
s. Tael, Yüan. V.
Mache oder Fabrik einer M. ist im Gegen-
satz zu den künstlerischen Eigenschaften,
deren Gesamtheit der Stil ist, die Summe
der technischen Eigenschaften; s. unter
Münztechnik. R.
Macuqiiina (Mdquina). Die Herleitung
dieses und des Wortes »Macuquero« (ein
ohne behördliche Ausweisung Metalle aus
verlassenen Minen Ausbeutender) ist un-
bekannt. M. ist die spanische Bezeichnung
der Moneda cortada, jener kantigen mexi-
kanischen und südamerikanischen Peso
und ihrer Teilstücke (s. Peso). In Trinidad
hießen die Two-Bits (s. Bit) M. S-
Macttta, urspr. einheimischer, dann europ.
(baumwollener) Kleiderstoff, der im portug.
Westafrika als Geld diente (anderwärts
pagne genannt), z. T. schon früh angeblich
in einem seinen Nutzwert übersteigenden
Werte umlaufend; s. unter Kleidergeld. —
Ebert, Reallex. IV S. 225. — Der Nam^
M. geht dann über auf eine seit Joseph L'
(1350 — "jf) geprägte portugiesische Münze
für Afrika zu 50 Reis; es wurden Stücke
in Silber zu 12 (19 g schwer), 10, 8, 6, 4
und 2 M. geprägt, die einfache M. aus
Kupfer, seit dem Ende des 18. Jh.s waren
auch die Stücke zu 2, i/a und ^4 M. aus
Kupfer. Ihr Gepräge ist portugiesisches
Wappen-Wertbezeichnung. S. auch Equi-
paga. R, S.
Madotma s. unter Maria. S.
Madonninay Name verschiedener italieni-
scher Münzen. Eine ältere Art waren die
seit der Mitte des 17. Jh.s in Genua ge-
prägten. Münzen mit der Madonna, dem
häufigsten der dortigen Rückseitenbildpr.
Eine spätere Madonnina war eine päpstliche
\ Kupfermünze von 1797 zu 5 Baiocchi,
33 g schwer, zwar mit den Namen vieler
päpstlicher Städte versehen, aber nur in
Rom gemünzt. — Serafini, III, S. 266 ff.,
Taf. 144, 19 ff.; Martinori, S. 260. S.
Mäander, ein schon in der älteren Stein-
zeit in Europa vorkommendes geometri-
sches Zierband, in der griech. Kunst sehr
beliebt, daher kurzweg »griechische Borte «
genannt. Auf M. von Knossos hängt er
mit dem Labyrinth (s. d.) zusammen, sonst
kommt er auf M. nur im Gebiet desjenigen
Flusses vor, der ihm den Namen gegeben
hat, des kurvenreichen, immer wieder dem
bisherigen Laufe entgegengesetzt fließenden
M., in Priene, Magnesia, Antiocheia, Apol-
lonia-Tripolis, Tralleis, Apameia, von einem
schlichten Gliede bis zu verwickelten Bän-
dern und Kreisen fortschreitend. — Ebert,
Reallex. VII S. 327/8; Regling, M. von
Priene S. 152/3. R.
Magafamay Achat- und Nephritstücke;
s. Kiri Kodama. V.
Magdalon d^or ist eine provenzalische
Goldmünze, von Renatus v. Anjou (1434 —
1480) und Karl IIL (1480— 1482) in Ta-
rascon geprägt. Unter Renatus Typus:
Vs. Brustbild der Maria Magdalena mit
einem Ölgefäß, Umschrift: »Maria unxit
pedes Xpisti «, Rs. Patriarchenkreuz, z. S.
R R (Renatus rex), Umschrift »O crux
ave spes unica«; unter Karl: Vs.wie vorher,
nur Umschrift Karolus Andegavie Ihrlm
Sicilie rex, Rs. Patriarchenkreuz, zu den
Seiten desselben bedeckt von einem Tur-
nierkragen »K« gekrönt u. Lilie, Umschrift
»in hoc signo vinces«. Gewicht 1,80 g. —
Caron, Monnaies f6odales S. 229 ff. Su.
MagermStmchen (niederländisch: Mager-
mannetje) wurden, wohl wegen ihrer Klein-
heit und Dünnheit, die 1577 — 1^09 gepräg-
ten Groninger Viertelstüber genannt. Ein
anderer spöttischer Name dieser Münzen
war ^Gaudiebchen«. S. auch Fettmänn-
chen. — E. Schröder in Frankf. Münzzeit.
1906, S. 4iif. S.
Magister generalis war der Titel der Hoch-
meister des deutschen Ritterordens.
Su,
MaglstertaleTy ein auf den Prinzen Bern-
hard von Sachsen-Weimar als Rektor der
Universität Jena 1654 geschlagener Taler
MAGLIA— MALEYGROSCHEN
365
mit herzförmigen Spruchbändern um Brust-
bilder der Ahnen des Prinzen. S.
Maglla, ital. = Maille (s. d.).
Mahalik, Kupfermünze von Schoa; s.
Talari, V.
Mahmfidi, persische Silbermünze; s. Ab-
bäsi. V.
Mahraften, Name eines berühmten
Stammes der Inder (Hindu); der Name
stammt von dem früheren Königreiche
Mahärästra Stoenner.
Maille ist eine niederländisch -französische
Abkürzung von m6daille (= metallum).
Unter dieser Bezeichnung versteht man
kleine Pfennige von 0,40 — 0,44 g der Städte
Flanderns, denen der Graf im letzten Jahr-
zehnt des 12. Jh.s den Münzbetrieb über-
tragen hatte. Es sind Brügge, Gent, Lille,
Ypem, Alost, Audenarde, Bethune, Cassel,
Courtrai, Dixmuiden, Ostende u. andere
geringere Orte, dazu die Abteien Bergues-
St. Winoc, Eenham, St. Omer. Die Pfennige
dieser Münzstätten zeigen außer dem Kreuz
nur einfache Figuren, ein Dreieck, Anker,
Turm, eine Lilie, einen Eichenzweig, einen
behelmten Kopf, einen Krieger und sind
nur auf einer Seite beschriftet, bisweilen
ganz stumm (Abb. 172). In den Funden
von Erweteghem, Brüssel und anderen sind
sie in großen Mengen zutage gekonmxen; sie
waren bis über die Mitte des 13, Jh.s hinaus
das einzige Landesgeld der Grafschaft
Flandern, neben dem die engl. Sterlinge
als Großgeld umgelaufen sind. — Menadier,
Schausammlung S. 189.
In Frankreich und in Italien wird der
Name maille bzw. maglia als Halbstück für
Obol gebraucht, z. B. maille noire parisis
oder toumois. Das Halbstück Philipps
zum Turnosgroschen, der Parvus turonensis
argenti heißt Maille blanche, das Drittel-
stück Maille tierce = obolus tertius
(Blanchet II S. 233 f., 239).' Die Maille
lodivisienne oder louisienne ist ein Denar
von Laon von geringerem Gewicht aus der
Zeit Ludwigs XL (1151 — 1201). Die Maille
poitevine (quart) s. unter Pite. Vgl. auch
Malla u. Mealha. Su.
Malnaden (griech. (i^iva? = die Rasende)
oder Bakchantinnen, Bacchantinnen, sind
die vom Wein rasenden Mädchen, die im
Thiasos des Dionysos herumschwärmen.
Als M. dürfen wir die jugendL weibl. Köpfe
niit Efeu oder Trauben und Weinlaub be-
kränzt betrachten, die wir vom 4. Jh. ab
öfter auf M. treffen (z. B. M. von Kydonia„
Histaia, der Makedonen, Lampsakos-AT)»
ebenso das Mädchen, das auf nordgriech.
M. einem Silen gegenübersteht (zuletzt:
Z. f. N. 37 S. 35 ff.) oder von ihm geraubt
wird. Dann begegnen wir einer M.einzeln,.
tanzend, auf M. von Syrakus, Abdera,,
Sikyon, Ankyra. Endlich erscheint sie in
Darstellungen des Thiasos auf kaiserl. M.
sowie Kontomiaten, ohne Attribut oder
das Tympanon schlagend, den Thyrsos in
der Hand, einen Weinstock haltend, meist
im Tanzschritt. — Joum. int. XI S. 120/31.
175/80 Taf. VIIL XI; R. E.XIVS. 561. R.
Majuskeln s. Schrift(arten).
Makkabaennfinzen. Der erste Makka-
bäer, der Münzen prägte, war Simon (141
— 135 V. C). Ihm werden anonyme
Bronzemünzen mit der Datierung Jahr 4.
der Befreiung Zions (d. h. 140/139 oder
136/5) und verschiedenen Emblemen im
Felde: Zitrone, Palmenzweigbündel, Palm-
baum, Kelch, zugeschrieben (Abb. 56). Auf
einigen Münzen steht die Wertangabe: Ha§lr
(Va) oder Rabl* (V4), womit Va (14— I5,S g>
und ^4 Shekel (7,5 — 12,5 g) gemeint sein
müssen. Stücke von 4 — 7,50 g stellen wohL
kleinere Nominale dar. Die späteren Mak-
kabäer sind immer auf ihren Münzen ge-
nannt. Diese Münzen, alle aus Bronze^
haben recht verschiedene Typen; häufig;
erscheinen 2 Füllhörner und dazwischen ein
Mohnkopf, femer Weinblätter, ein Anker„
ein Rad; manchmal steht die althebräische
Inschrift im Felde und ist von einem.
Kranze eingeschlossen. Angefangen von
Alexander Jannäus (103 — 76) haben die-
Münzen auch eine griechische Inschrift^
Ihr Gewicht übersteigt gewöhnlich nicht
3,50 g- Unter Antigonus (40—37) wiegen
die größeren (24 mm) 12 — 16,5 g, die kleine-
ren (ca. 17 mm) 6 — 8,5 g und (14 mm)
ca. 1,60 g. S. Siglos, Züz. — B. M. C.
Palestine S. LXXXIXff. (wegen der Ä
S. XC), 184 ff. V.
Makuta s. Macuta.
Maleygroschen (tschechisch: Maly grosz,.
= kleiner Groschen, pl. Maly Grosse) wur-
den 1576—1618 in den böhmischen Münzr
stätten in großen Massen geprägt, einer
wog 1,05 g und hielt 0,41 g Silber, 60 Stück
galten ein Schock meißnisch = 30 Weiß-
groschen = i Reichstaler = 70 Kreuzer..
366
aiALKONTENTENGULDEN— MANCUS
Die Vs. zeigte den böhmischen Löwen, die
Rs. die gekrönte kaiserliche Initiale über
der Wertbez. (Abb. 295). S.
Malkontentenguldeti. Georg Rakoczy trat
1703 an die Spitze der durch Bedrückung
unzufriedenen Ungarn und kämpfte als
Fürst von Siebenbürgen bis 171 1 gegen
Österreich. Er ließ zuerst vollhaltige Du-
katen und Gulden schlagen, seit 1705 aber
ssh er sich genötigt, zur Schafifung der nöti-
gen Zahlmittel Kupfermünzen zu 20, 10
und I Poltura zu prägen, alle mit dem un-
garischen Schilde auf der Vs. und der
Patrona Ungariae auf der Rs. Da die
Poltura i*/a Kreuzer galt, war das Stück zu
20 Poltura = Va Gulden (30 Kreuzer). S.
Malla ist das spanische Wort für maille ==
Va dinar. Peter IV. von Aragon (1343 — 87)
■prägte z. B. eine malla (Billon) in Majorka.
— Engel-Semire III S. 1350; Heiß II
S. 223. Su.
Malliator, von malleus = der Hammer,
ein Münzhandwerker; vgl. unter Optio und
Suppostor, R.
MalscbiUing s. Arendschilling u. Abb. 286.
S.
Maltagliate, Maltappate wurden in Italien
schlecht gerundete und flüchtig geprägte
-Münzen genannt, besonders die spanisch -
amerikanischen Quadrupel (s. d.) und die
spanischen Kupfermünzen des 17. Jh.s (s.
Gruessa). S.
MalucOi portugiesische Notmünze für die
Garnison der Insel Terceira (Azoren) von
1829 aus der Bronze der Klosterglocken
mit der Wertzahl 80 (Reales), aber einem
Kurse von 100 Realen. 1831 und 1844
wurden sie eingeschmolzen. — Aragäo II,
S. 177, 200, 204, 206. S.
Maly grosz (tschechisch) s.Maleygroschen.
Mana, babyl.-assyr. Gewichtsstufe; s.
Mine. R,
Manaty Bezeichnung des russischen Ru-
bels auf Bronzemünzen von Khiwa d. J.
1338—40 (= 1919— 21). Pakhomow zufolge
wurden folgende Münzen ausgebracht:
1338 ~ 20 M., 1339 — 20, 25, 100, 500 M.,
1340 — 500 M. Letztere Münze wiegt 3,95 —
5,75 g. Dieselbe Bezeichnung steht seit
1338 auf Papiergeld von Bukhärä und auf
Papier- und Seidengeld von Khiwa; s.
Tanka, Tillä, Pül. — Pakhomow, Posled-
nije monety Bukhary i Khiwy (Mscr.). V.
Mancanza, neapolitanischer Volksname
i der dortigen Münzen zu 40 Carlini oder vier
I Dukaten, seit 1749 gemünzt, im Gegensatz
j zu den Stücken zu 60 Carlini (Mancanza von
mancare = fehlen, also eine Münze, der es
an Gewicht fehlt). S.
Man^oiSjMansois ist der von den französ.
Grafen von Maine bis 1246 in Le
Mans geprägte Denar: Vs. Monogramm
Herberts I. (1015 — 1036), Umschrift Comes
Cenomanis, Rs. Kreuz, in den Winkeln
oben je I Kugel, in den unteren a und <ü;
Umschrift Signum dei vivi. Er wurde von
den Königen Philipp I. und Ludwig VIL
von Frankreich in Dun und Pontoise nach-
geahmt. Sein Wert war gleich 2 deniers
tournois (Gewicht = 1,30 g); daher nannte
König Heinrich V. von England einen
Double, den er in Rouen prägte, Mansois. —
Blanchet II S. 99 n. i, 112, 146, 147 n. i,
208, 211, 283. Su.
Mancus wird im christlichen Europa der
arabische Golddinar genannt, welcher gleich
30 Silberdenaren gesetzt wird. In Italien
tritt er zuerst 778 in einer Urkunde des
Klosters Sesto in Friaul auf, 786 in Farfa,
793 in Treviso usw. Mit dem Beginn des
9. Jh.s ist der Mancus (als Rechnungs-
münze) über ganz Italien, bis nach Alpi
bei Gaeta verbreitet, 105s in Mantua,
1078 in Vicenza, 1085 in Padua u. 1089
in Treviso. In Venetien wird er noch bis
Ende des 11. Jh.s urkundlich genannt.
In England kommt er seit dem Ende des
8. Jh.s und im 9. Jh. zuerst in Mercia und
Wessex vor, dann in ganz England sogar
auch nach der normannischen Eroberung.
In einigen angelsächsischen Urkunden be-
gegnet er als Gewicht, so 901 : i^kalicem
aureum pendens XXX mancusos«. In
einem Briefe Leos III. v. J. 797 an
König Koenwult wird der Peterspfennig
an den Papst genannt: »Offa rex b. Petri
coram synodo (i. J. 786) vovit per unum-
quenque annum mancusas CCCLXV; quod
et fecit«. Einer von diesen Offaschen Man-
cusen ist in Rom gefunden worden, geprägt
nach Art der Abasidendinare mit arabischer
Aufschrift V. J. 157 der Hedschra (=
774 n. Chr.).
Das dritte Gebiet, in dem der M.
häufig erscheint, ist Katalonien, besonders
die Grafschaft Barcelona, hier seit d. J,
MANDATS TERRITORIAUX-MARABOTINO
367
981. Es handelt sich um arabisch-spanische
M,, vor allem des Kalifen von Cor-
dova, Sie werden erwähnt bis gegen Ende
des II. Jh.s, dann werden sie, wie auch in
Italien, von den morabitini abgelöst. Die
Grafen Berengar Raimund I. (1018 — 1035)
und Raimund Berengar L (1035 — 1076)
haben auch einige Goldstücke mit arabi-
scher Aufschrift geprägt, teils mit Kreuz
u. der Aufschrift :>cruceus<(, teils mit
Namen des Juden »Bonom« und schließlich
mit der rückläufigen Umschrift i^Raimun-
dus comes» (Z. f. N. 18 S. 207). Gröi3ten-
teils haben sie ein leichteres Gewicht als
die arabischen Dinare, die mit Namen
Raimunds wiegen nur 1,95 g u. 1,9 g.
In Frankreich werden M. nur gelegentlich
erwähnt. — Arabisch manküS heißt J^mit
Ornamenten versehen, geprägt «, ein dtnär
manküS ist ein »geprägter Denar«. — Ri-
vista ital. di num. Bd. 32, 1919, S. 73 ff. Su.
Mandats tenitoriaux s. unter Assignaten.
Mandeln s. Badam.
Mandorla. Ein oben und unten ge-
spitztes, seltener gerundetes oder oben ab-
geplattetes Oval, das häufig als Einfassung
von Salvator-Bildern, auch dem der Maria
in der* Glorie verwandt wird und auch die
äußere Form von Siegeln der zweiten
Hälfte des M.A ist, bezeichnen deutsche,
italienische und französische Autoren als
mystische Mandel (mandorla). Konrad
v. Würzburg, Goldene Schmiede 432,
bedient sich des Gleichnisses: wie der
Kern der Mandel sich in der unverletzt
bleibenden Schale bilde, so sei Christus in
Maria gebildet. — Otte, Handbuch d. kirchl.
Kunstarchäologie 5 I S. 480 n. i.
Auf Münzen kommt die Mandorla u. a.
vor auf einem Brakteaten Wichmanns von
Magdeburg, wo dieser selbst in ihr erscheint,
weshalb dieser Hohlpfennig als Sterbe-
pfennig angesehen wird. Dann ist axif dem
ältesten Lübecker Schilling Johannes der
Täufer von ihr umrahmt, ebenso auf M.
V. Metz der heilige Stephanus; auf vene-
tianischen Zechinen (Abb. 231), auf serbi-
schen Silbermünzen Stephan Duschans
(1346 — 1355) und auf einer Kupfermünze
Manuels IL von Byzanz (1391 — 1423) be-
findet sich Christus in der Mandorla. —
LjubicTL VII 19 ff.; B. M. C. Byz. S. 638
Nr. i6. Su.
Mänghlr, türkische Kupfermünze des 14.
— 17. Jh.s Die ältesten sind unter Urkhän
geprägt (1326—59). Das Gewicht ist recht
ungleichmäßig und schwankt zwischen 0,90
und 3,32 g, einzelne Exemplare wiegen bis
zu 4,26 g. Unter Ahmed L (1603—17)
wiegen die Kupfermünzen 9,40 — 12, lOg, ein
Stück Suleimäns I. (1520 — 66) wiegt 16,10 g.
Das Verhältnis des M. zum Akße wird von
Vigen^re (16. Jh.) als i : 16, sonst als i : 8
angegeben. Im J. 1687 wurden M. ausge-
geben, von denen 2 auf i Aköe kamen.
Gewicht 1,60 g; 1688 war i M. = i Ak8e. —
Belin, JAs. 6. ser. III 425, IV 345, 348;
Lane Poole, Brit. Mus. Cat. VIII; Zambaur,
NZ. 41, 154. V.
Manjadi^ südindische Gewichtseinheit; s.
Kalanju. V.
Manilla, westafrikanisches Ringgeld, s. d.
Manolaton (griech. MavooXaTov), Name
des von Manuel I. (1143/80) geprägten byz.
ÄT'-Solidus (Nomisma, s. d.). Joum. int.
II S. 350. R.
Mansfelder Taler s. Ausbeute- und Ge-
orgstaler.
Mantelet tf or ist ein anderer Name für
den Petit royal d'or, geschlagen von Philipp
IV. von Frankreich (1285 — 13 14): Vs. der
stehende König, bekleidet mit einem langen
Mantel, ein Blumenzepter haltend, r.
u. 1. eine Lilie, Rs. Blumenkreuz in einem
Vierpaß, i. d. M. 4 Kleeblätter. Er wurde
1305 u. 1306 — 08 geprägt, 70 St. aus der
24-karätigen Mark, i Stück also 3,5 g
schwer und 133/4 s. t. wert. — Blanchet II
S. 234 u. 236. Su,
Manus dd s. Hand.
Mappa, ein Tuch, mit dem vom Kaiser
im Zirkus das Zeichen zum Beginn der
Vorstellung gegeben wurde; auf M. bes. des
3. — 7. Jh.s öfter vom Kaiser gerollt in der
meist erhobenen Hand getragen. R.
MarabotinOy Morabitina, Maravedi, Al-
morabitino heißt die Nachahmung des von
den Almoraviden seit 1087 geschlagenen
arabisch-spanischen Golddinars im christ-
lichen Spanien und Portugal.
Alfons L V. Portugal (1112— 1185) prägte
zu Coimbra eine solche Münze mit dem
reitenden König und der Quinas (s. d.),
Umschrift: »moneta domini A(l)f(o)nsi
regis Portugalensium« (Abb. 227). Sancho
368
MARAVEDI— MARIA
1. {1185 — 121 1) setzte diese Prägung mit
demselben Typus fort unter Herübernahme
des Königstitels auf die Hauptseite und
Hinzufügung der kehrseitigen Aufschrift:
»in nomine patris et filii et Spiritus sancti«.
Als letzter hat Alfons II. ( — 1223) solche
Goldmaravedi geschlagen. Es gingen von
ihnen 60 Stück auf die 233/4 Karat feine
Mark, ein Stück wog daher ca. 3,9 g,
während die arab- im Gewicht zwischen
3,83 g u. 4,18 g schwanken, also etwas
schwerer waren. Ferdinand II. von Leon
{11 57 — II 88) prägte einen Maravedi mit
seinem Brustbilde und dem zum Sprunge
bereiten Löwen.
Alfons VIIL V. KastiHen (1158— 1214)
ahmte auf seinen Goldmünzen den arabi-
schen M. auch unter durchgängiger Bei-
behaltung der kufischen Schrift nach,
nur fügte er ein Kreuz über der Aufschrift
der Hauptseite und den Königsnamen AL-
F(onsus) darunter ein; auf der Kehrseite ist
kufisch zu lesen: »signum fidei christianae
Dei summi — in nomine patris, filii et
Spiritus sancti; deus est unus; qui credit
et baptisatus est servabitur — emir ca-
tholicorum Alfonsus, filius Sanchi, adjutus
est per deum et deus protegit eum — hie
dinar cusus est in Medina Toleitoha anno
1224 aerae Sappharensis« (= I186) (Abb.
226) ; es gibt auch solche Stücke v. J- 1 187 u.
121 3; diese Goldmünzen werden marabo-
tinos alfonsinos genaimt. Von ihnen sollen
63 V3 auf die 21^/2 Karat feine Mark v.
Troyes gehen, i Stück hat also 3,866 g
Rauhgew, u. 3,46 g Feingew.
König Alfons X. v. KastiHen (1252—1284)
prägte Maravedises blancos oder Novenes
(s. d.) aus Biüon, von denen 60 auf den
Goldmaravedi gingen. Sie wurden nicht
mehr lange geprägt und sehr bald zur
Rechnungsmünze; seit dem 15. Jh. gibt
es nur noch Billon-, seit dem 16. nur Kupfer-
münzen zu 2, 4 u. 8 Maravedis (s. Bianca,
Cuarto u. Ochavo). Seit 1474 wurde in
Spanien der Real in Billon zu 34 Maravedis
gerechnet (s. Real). — Aragäo I S. 22 &.,
II S. 237; Rev. num. 1847 S. 133. Su.
Maravedi s. Marabotino.
MarceUe^ deutscher Name des Marcello.
Mar ceUOy venetianische nach dem Dogen
Nikolaus Marcello (1473/4) benannte halbe
Lira (10 Soldi) mit dem h. Markus und dem
knienden Dogen auf einer und dem Heiland
auf der anderen Seite, die 3,26 g wog und
3,09 g Silber hielt. In den zwanziger Jahren
des 16. Jh.s wurde der Marcello auf lO^a,
dann 12 Soldi erhöht und bis 1550 geprägt.
— Papadopoli, II, S.20, 27, 34f.; Martinori,^
S. 268. S.
Marchetto als Münzbezeichnung findet
sich seit 1473 bis in die ersten Jahre des
19. Jh.s in den Akten der Venediger Münze
und zwar im Werte von einem soldo oder
Vao lira veneziana (Abb. 328). — Papado-
poli II S. 5 u. S. 575 nr. XLV. Su.
Marchio s. Markgraf.
Marcus^ St., Apostel und Evangelist, hat
als Symbol und Attribut einen geflügelten
Löwen. Sein Leichnam kam im 9. Jh*
nach Venedig, wo der Heilige nunmehr
besonders verehrt wurde. Er erscheint
hier seit der Mitte des ii. Jh.s auf allen
Münzen, teils ist er selbst dargestellt, teils
sein Attribut: der gefl. Löwe. Vgl. Dukat,
Matapan, Marcello. Außer in Venedig
und den von diesem abhängigen Orten
kommt Marcus auf Batzen v. J. 1500 der
Abtei Reichenau vor. Su.
Marengo ist das nach der Schlacht bei
Marengo (1800) in Turin geschlagene
goldene 20-Francstück mit der Umschrift:
L'Italie delivr6e ä Marengo. S.
Margareüiengroschen sind Meißner schil-
dige Groschen, auf welchen seit 1440 neben
Kurfürst Friedrich IL und Wilhelm IIL
die Gemahlin Friedrichs IL, Margarethe
genannt ist. i Stück = 12 Heller, 72 — 93
Stück wurden aus der 5 — 8 lötigen Mark
geprägt. Ebenso heißen Schild- oder
Schwertgroschen, auf denen Margarethe
seit 1457 nur neben ihrem Gemahl genannt
wird; diese prägte man zu 121 Stück aus
der 6 lötigen Mark, also x Groschen von
i>93 g Rauhgew. und 0,72 g Feingew.jf —
Schwinkowski, Geld- u. Mwesen Sachsens
S. 46 f, nr. 31 u. 59; Z. f. N. 32 S. 79 ff.
Su.
MargeiiWomekcii= Kleeblattpfennige der
Stadt Hannover aus der Zeit von 1482 —
1500, auf dem die Darstellung des Klee-
blatts dem Marienblümchen sehr ähnelt. —
Engelke inHannov. Gesch.bl. 191 5 S. 436.
Su.
Bfaria^i die Mutter Gottes erscheint auf
byz. M. erst nach der Periode des Bilder-
MARIA
369
Sturms und zwar auf M. Leos VI. (Brustbild
betend, ohne das Jesuskind), seit dem
Ende des 10. Jh. dann als Brustbild ohne
oder mit dem Jesuskind, in Halb- oder
Ganzfigur, betend oder den Kaiser segnend
usw. ; bezeichnet ist sie als Maria [t-rirr^p Oeoü
(meist abgekürzt), sie wird als Ssaicoiv«,
OeoToxoc (meist abgekürzt) oder Trap&evoc
angerufen, und es kommen als Beinamen
auf M. vor öeoofaajiivTj (ruhmvoll), coXü-
otvoc (hochgelobt), BXaxspvixtffaa, 2opkiaaa
(Z. f. N. 36 S. 32), auf Bleisiegeln noch
sehr viele andere, vgl. Num. közlöny VII
S. 155, dortS. 137/163 (Abb. S. 157) auch
ein Überblick über den M.-typus. R.
Die heilige Jungfrau und Gottesmutter
ist im übrigen Europa an unzähligen christ-
lichen Orten verehrt worden. Ihr Name
oder ihr Bild erscheint daher sehr häufig
auf Münzen des M.A. u. der N. Z.
Zuerst kommt die »SCA MARIA« auf
einem Denar Pippins vor. Die Aufschrift
bedeutet, daß der Pfennig von einer der
Maria geweihten Kathedralkirche zu ihrem
Nutzen und in ihrem Auftrage geprägt ist.
Weiter findet sich der Name der Maria
auf Denaren Karls des Großen von Reims,
Verdun?, Laon? Mit ihr eigentümlichen
Symbolen wie Stern und Rose kommt die
Maria vor dem Ausgang der Karolinger
dann noch in Puy vor.
In Deutschland wird ihr Name vor 1050
von den ältesten und größten der Maria ge-
weihten Bischofskirchen genannt, und zwar
in Hildesheim, Speier, Mastricht und Straß -
bürg, hier meist in Vertretung des Namens
die Lilie, das 3. Symbol der reinen Jung-
frau.
Seit den 30er Jahren des 11. Jh.s tritt
auch das Bild der Maria auf, zuerst in
Hildesheim, dann in Huy, Mastricht,
Verdun, Augsburg und Speier.
Erzbischof Wichmann ließ sie darstellen
über Eüirchen und Kuppeltürmen mit einer
Lilie in der rechten und einem Schriftbande
in der linken Hand, vor ihr der Eb. u. St.
Mauritius in Verehrung die ICnie beugend.
Bis dahin war der Kopf der Maria auf
allen erwähnten M., soweit er nicht völlig
unbedeckt war, nur mit einem Schleier
ausgestattet. Zuerst auf Denaren und
Obolen von Clermont aus der Mitte des
12. Jh. wurde der Kopf mit einer lilien-
WOrterbvcih der MÜnztomde.
gezierten Krone ausgestattet (Abb. 156).
Karl von Anjou prägte seit 1278 silberne
und goldene Saluts (s. Cariin) mit der Dar-
stellung des englischen Grußes, der Ver-
kündigung Mariae (Abb. 213), Ein und
ein halbes Jahrhundert wurden die Saluts
der französischen und englischen Könige
mit der gleichen Darstellung versehen.
Unter den deutschen Marienpfennigen des
14. Jh.s sind ein Namslauer Großpfennig
mit sechsstrahligem Stern und Lilienkrone,
dann die Hildesheimer Pfennige mit dem
Brustbild der Maria zu nennen, weiter
die Dreikönigsgroschen Herzog Wilhelms
V. V. Jülich mit der Maria, das Christus -
kind auf dem Arm, von rechts, der Stern
vor ihr i. F., die Goldgulden Reinaids
von Jülich u. Geldern (1402 — 1423), auf
denen das Kind, beiderseits von Strahlen
umgeben, auf der Mondsichel ruht, die
Maria hält ein Zepter; dann Aachener
Groschen von 1491/92 mit den Halbfiguren
der Madonna mit dem Kind und des Kaisers
mit dem Münster, dieses ihr überreichend.
In Ungarn hat zuerst Matthias Corvinus
(1458 — 1490) die patrona Ungariae auf
Dukaten, Groschen und Heller gesetzt, auf
den Dukaten sitzt sie barhäuptig auf einem
schwellenden Kissen, mttüerlich sich zu
dem Knaben auf ihrem Schöße neigend und
ihm eine Frucht reichend u. a. Von da an
erscheint die Mutter Gottes fast ständig
auf ungarischen Münzen bis 1848,
Am Ausgange des 15. u. während der
ersten Jahrzehnte des 16. Jh.s werden
Marienmünzen in Deutschland besonders
zahlreich und mannigfaltig. »Niemals
zuvor und niemals hinterdrein ist in deut-
schen Landen das Mariengeld gleich ver-
breitet und gleich beliebt gewesen, von der
West- bis zur äußersten Ostmark, von den
Bergen der Schweiz und dem obersten
Laufe des Rheins bis zum Nordseegestade. «
U, a. nenne ich die Schautaler Arnolds von
Geldern von 1471, die Marias von Burgund
mit Maximilian von 1477, die Goldgulden
und Dicken von Basel, die Straßburger
Goldgulden. 1505 prägt der Kurfürst Phi-
lipp I. V. d, Pfalz in Heidelberg Goldstücke
mit der stehendenMadonnamitKind u. Zep-
ter, 1506 Albert IV, von Bayern in Strau-
bing die mit dem vor der Maria knienden
Herzog. Bogislaus X. von Pommern stellte
24
370
MARIA THERESIENTALER— MAEUENGELD
die Maria von Flammen umzüngelt dar,
ebenso schon vorher der Deutschordens -
meister Heinrich von Plauen (1410 — 1413).
1503 wurden in Goslar zuerst die spezifi-
schen Mariengroschen (s. d.) geschlagen,
die gekrönte Madonna mit Kind und Zepter,
die dann in Niedersachsen vielfach Nach-
folge fanden, in Braunschweig, Hannover,
Hameln, Northeim usw.
In Italien setzte das Mariengeld erst nach
dem Auftreten Luthers ein, so bringt
Johann Jakob Trivulzio (1487 — 1518) die
Maria auf seine Zechinen und Testons, in
Siena wird sie 1526 mit betend gefalte-
ten Händen in langwallendem Schleier im
Mantel stehend, von einer strahlenumflosse-
nen Mandorla umgeben und von Cherubinen
getragen, dargestellt.
Die Glanzzeit des Mariengeldes ist hier
die Zeit der Gegenreformation, vor allem
bei den Päpsten, die das Bild der Madonna
in steter Abwandlung, teils allein, teils mit
Kind, teils in Gemeinschaft von Heiligen,
in ganzer, in halber Gestalt, in Brustbild
bis 170 1 auf ihre Münzen setzen, dann noch
einmal am Ende des 18, Jh.s, zuletzt bis
1831. Vom Ausgang des 16- Jh.s bis Mitte
des 17. Jh.s haben auch eine Reihe welt-
licher Herren Italiens Marienmünzen ge-
schlagen, so Karl Emanuel I. v. Savoyen,
Ferdinand Gonzaga v. Guastalla, Karl IL
v. Mantua u. a. S. auch Madonnina.
In Deutschland setzte 1624 die Prägung
der braunschweigisch-lüneburgischen Ma-
riengroschen ohne Bild der Maria ein;
altes Mariengeld mit Bild wurde noch im
17. Jh. in Höxter, Paderborn und Biele-
feld geschlagen.
Denkmäler einer tatsächlichen Marienver-
ehrung im 17. Jh. sind die Marienmünzen
der katholischen Fürsten, so der geist-
lichen in Straßburg 1631/22, in Basel 1660,
Bamberg, Münster, Essen und Werden.
Dann hat der Witteisbacher Erzbischof
Ferdinand von Köln in Bonn Marienduka-
ten mit der stehenden Madonna mit Kind
geprägt, der Erzbischof Joseph Clemens
noch einmal 1698. Maximilian I. von
Bayern, i6i8 Führer der Liga, schlug Taler
mit dem Bilde der sitzenden Madoima mit
dem Christuskind, 1625 Goldgulden, 1632
Dukaten. Seitdem findet sich die Maria
dauernd auf den Münzen der Kurfürsten
und Könige von Bayern bis 1871. Maxi-
milian Joseph III. stellte sie seit 1753 über
der Mondsichel in den Wolken thronend
dar mit der Umschrift »patrona Bavariae«.
— Menadier, Mariengeld, im Sammler Nr. 46
vom 12. Nov. 1921 S. 305 ff. Friedensburg,
Symbolik, im Register S. 118, 443- Su.
Maria Theresientalcr war der laut Kon-
vention von 1753 (s. Konventionstaler)
geprägte österreichische Taler mit dem
Bilde der Kaiserin Maria Theresia. Er
wurde sehr bald neben dem Piaster die
wichtigste Handelsmünze der Levante
(daher Levantinertaler genannt) und
Afrikas, wozu ihm die Stetigkeit des Münz-
fußes und die das Beschneiden erschwerende
Randschrift verhalfen. Nach dem Tode der
Kaiserin wurden diese Münzen mit dem
Gepräge ihres Todesjahres 1780 weiter-
geprägt, und zwar in der alten Weise auf
freiem Stempel, was ihren hellen Klang
gewährleistete, auf den nebst dem minu-
tiös ausgeführten Bild der Kaiserin die
Araber größtes Gewicht legen (Abb. 271).
Sie nehmen nur solche mit deutlicher
Randschrift, mit den Buchstaben der
Münzstätte Günzburg S. F. unter dem
Bilde der Kaiserin und solche, die die deut-
lich ausgeprägten 7 Perlen auf dem Diadem,
die 9 Perlen in der Agraffe dieses Bildes
zeigen und die nicht glänzend und neu aus-
sehen. Viele Regierungen haben versucht,
die M. durch eigene Gepräge zu verdrängen,
aber es ist keiner bisher völlig gelungen,
weder der engl, Rupie noch dem Italien,
»erythräischem Taler noch dem abessini-
schen Talari noch dem französ. 5 -Frank-
stück. Die Beduinen gebrauchen denM, als
Ware, Geld, Gewicht und Schmuck; sie
lieben die etwas üppige Büste der Kaiserin,
ihre Frauen bevorzugen diese Münze als
Schmuck vor allen anderen. Noch heute
prägt Österreich große Mengen von ihnen,
i. J. 1925 fast 15 Millionen Stück, Der M.
hat im Norden und Osten Afrikas sehr ver-
schiedene Namen, am häufigsten wird er
;>Pataca« genannt, andere sind das türki-
sche »Grusch«, das abessinische »Gersch«
oder «Ber». — Peetz und Raudnitz; das
Buch von M. M. Fischel, Le Thaler de
Marie-Th&^se, Paris 1912 bringt wesent-
lich Neues nicht herbei. S.
Mariengeld s. unter Maria.
MARIENGROSCHEN— MARK
371
Mariengroschen sind Groschen nieder-
sächsischen Ursprungs mit der stehenden
Mutter Gottes auf einer Seite (Abb. 288),
Die ersten wurden 1503 in Goslax ge-
prägt, dann in anderen Harzmünzstätten
mit wechselndem Feingewicht: in Braun-
schweig: 15 14 Gewicht 2,75 mit 1,375 g
Silbergehalt; in Hildesheim: 1528 Gew. 2,88
mit 1,062 g Silbergeh.; in Goslar: 155 1
Gew. 2,43 mit 0,91 g Silbergeh.; in Braun-
schweig: 1572 Gew. 1,504 mit 0,69 g
Silbergeh. — Grote, Münzst V, S. 273 f.
Die Unsicherheit im Werte dieser Münz-
sorte veranlaßte die Niedersächsischen
Stände um die Mitte des 16. Jh.s zur Er-
setzung derselben durch den meißnischen
Fürstengroschen (s. d.) zu Vai'> dann
^/a4-Taler, aber es blieb damals bei Ver-
suchen: die M. galten als V36 Reichstaler
weiter. Zwar wichen sie in und nach der
Kipperzeit immer mehr den Fürsten- und
Gutengroschen (s. d.), doch blieben sie in
Niedersachsen, besonders in Hannover, die
Hauptscheidemünzen, wenn auch mit an-
derem als dem ursprünglichen Gepräge,
dem Bilde der Jungfrau Maria. S.
Marlentaler s. unter Maria.
Marionette war ein Volksname der Gold-
gulden des Herzogs Renatus I. von Loth-
ringen (1473 — 1508) mit dem Bilde des h.
Nikolaus und vier oder drei Kindern auf
der Rs., die für Marionetten gehalten wur-
den. — Saulcy Taf. 12, Nr. 3 — 6; Schmie-
der, Nachtr., S. 127 f. S.
Mark. I. Die Gewichtsmark, nord.
mqrk, ags. mearc, kommt zuerst 857 in
einer Urkunde des angelsächsischen Königs
Aethelwulf für die Abtei St, Denis in
Frankreich vor. Dann wird sie um die
Wende des 9. u. 10. Jh.s in den Verträgen
König Alfreds des Großen und Edwards
des Älteren mit den Dänen 880/890, und
zwar als Halbmark, erwähnt: »VIII dimi-
dias marcas cocti auri; . . , et si presbiter
populum suum misdoceat de festo vel de
jejunio, reddat XXX sol. cum Anglis et cum
Danis III dimidias marcas«. Also ist sie
schon im 5. Jh. vorhanden gewesen, und
zwar wahrscheinlich als ein gemeinnord-
germanisches Gewicht. Diese Mark wird
im Norden in 8 Unzen oder Öre (aurar,
Einzahl eyrir) eingeteilt. Da das Römer-
pfund in 12 Unzen zerfiel, wäre also die
Mark gleich »/s Römerpfund. Sie ist in
der Folge überhaupt Zweidrittel jedes
Pfundes geworden, nur nicht in Deutsch-
land, wo die kölnische Mark gleich der
Hälfte eines 16 -Unzen-Pfundes galt und in
16 Lot oder Halbunzen eingeteilt wurde.
Nur als Zählmark^ die von deutschen Kauf -
lauten aus London mitgebracht wurde,
rechnete man auf sie 160 Pfennige, das sind
VsZählpfund = V3X24oPf. In Deutschland
hielt man am Pfundgewicht fast ausnahms-
los bis ins II. Jh. fest, erst 1045 taucht die
Mark in zwei Deutzer Urkunden auf und
1057 iii einer Kölner Urkunde, die eine
Rente von lOO Mark festsetzte. Dann aber
verbreitet sich die Mark rasch als Gewicht
für Edelmetalle über ganz Westeuropa,
wo sie überall in 8 Unzen zerfiel. Durch
ungenügende Eichung der Gewichtsstücke
und Gewichtsabrundungen entstanden da-
bei Abweichungen in den einzelnen Marken.
Die bekannteste ist die kölnische (»ad
pondus Coloniae, quo utitur terra nostra«,
Schreiben des venez. Dogen E. Dandolo
vom Jahre 1200) = 233,856 g; von dieser
hängen dann eine ganze Reihe weiterer
Marken ab, wie die Erfurter, Nürnberger,
Augsburger, Konstanzer, Baseler, auch die
Lissaboner, Venezianer u. a.
Die Pariser Troymark = 244,7529 g
die Mark la Rochelle = 230,3552 g
die Towermark = 233,275 g
die Wiener Mark = 276,98 g
die Nürnberger Mark = 237,52 g
die Würzburger Mark = 238,62 g
die Krakauer Mark = 197,98 g
die spanische Mark = 230,348 g
die portugiesische Mark = 229,50 g.
Luschin von Ebengreuth glaubt die ur-
sprüngliche kölnische Mark leichter an-
nehmen zu müssen, das widerlegt aber
überzeugend Hilliger. Es ist auch wenig
wahrscheinlich, daß ein Gewicht schwerer
geworden sein soll. Su.
Seit dem 15. Jh. verdrängte die kölni-
sche M., 233,856 g schwer, die anderen
deutschen Markgewichte; der erste Para^-
graph der ersten deutschen Reichsmünz-
ordnung von 1524 setzte sie als Grund-
gewicht fest, dem die anderen Reichs -
münzordnungen (s. d.) folgten. Seit-
dem galt neben ihr nur noch in Öster-
reich die Wiener Mark bis ins 1:9. Jh.,
34*
372
MARK
während die kölnische M. bis in die Mitte
des 19. Jh.s in allen Münzordnungen das
Grundgewicht blieb. Erst in dem deutsch-
österreichischen Münzverein von 1857 siegte
der französische Doktrinarismus und setzte
an Stelle des uralten deutschen Mark-
gewichts das halbe Kilogramm oder Zoll-
pfund (s. Pfund). S.
Die Mark in Gold wurde in 24 Karat
(s. d.) zu 288 Grän eingeteilt, wobei die
Einteilung des konstantin. Goldsolidus vor-
bildlich war, da ein solcher in 24 xfipaxia oder
Siliquen zerfiel. Die Zahl der Gran ist vom
römischen Pfund genommen, das 288 scri-
pula zählt. Die Mark in Silber zerfiel in
Deutschland in 4 Vierding (Ferto) = 16 Lot
= 32 Setin = 64 Quentchen = 256 Richt-
pfennige (s. d.). Erst in der 2. Hälfte des
14. Jh.s wurde die Silbennark noch weiter in
512 Heller geteilt u. i. 16. Jh. in4352 ÄiBchen.
Li Wien verwandte man als unterste
Münzgewichtseinheit i Medel (ahd. medili
= assis) = V45 des "Wiener Lots, und V2
Medel, also den 7 2 o. u. 1 440. Teil derWiener
Mark, wonach die unterste Münzgewichts-
einheit auf weniger als 2 Dezigramm herab-
ging. Die Anwendung dieser Gewichte ist
schon für die erste Hälfte des 15. Jh.s be-
zeugt.
In Holland zerfiel die Mark in 8 Onzen =
z6o Engels = 5120 As; in Schlesien in 4
Vierdunge = 24 Skots = 96 Quarts.
In England ist das Gewichtssystem im
M.A. folgendermaßen:
I Pound= ii/aMark= 12 Ounces= 240
Pennyweight= 7680 Grains, so aber wurde
es 1526 abgeschafft (s. Pfund am Schlufi).
In Frankreich:
I Livre = 2 Marcs = 16 Onces =128
Drachmen oder Gros =384 Deniers =
9216 Grains.
Von der Gewichtsmark ist die Zählmark
wohl zu unterscheiden. Zu Beginn der
deutschen Münzprägung waren sie ein-
ander vollständig gleichwertig; später aber
bildete durch die Verschlechterung der
Münzen die marca denariorum nur noch eine
Rechnungseinheit, die aber in den verschie-
denen Landschaften andersartig war; in
Köln z. B. war sie immer ein Begriff von 160
Pfennigen; anderswo mögen mehr Pfennige
auf sie gegangen sein. Es gingen aber nun
nicht mehr 160 Pfennige auf die Gewichts-
mark, sondern viel mehr (s. auch Barren,
2 u. 3, und Währung). — Luschin bei Hoops,
Reallex. III S. 190, 250 u. Mkde* § 2a,
21 u. 27, S. 198 (§ 21 ein ausführliches
Verzeichnis der verschiedenen Marken
nach dem heutigen Stande der Forschung) ;
Grote, M.st. III S. i ff.; Hilliger, Hist.
Vierteljahrschr. 1901 S. 161 u. Bl. f. Mfr.
Nov. 1926. Su.
IL Mark ist auch der Name verschie-
dener Silbermünzen, i. Als die sächsischen
Klappmützentaler (s. d.), seit 1500 in
gröi3erer Menge gemünzt, die ersten für den
Verkehr wichtigen talerförmigen Münzen
wurden, begannen auch Lübeck und Lüne-
burg größere Silbermünzen zu prägen, und
zwar 1502 3/3- und ^^^ -Markstücke zu 32
und 16 Witten, 14,4 und 7,15 g schwer und
etwa 13,52 und 6jg Silber haltend (15-
lötig). 1506 folgte die Prägung von I-, V»"
und y4-Markstücken durch den Wendischen
Münzverein, das heißt die Städte Lübeck,
Hamburg, Wismar und Lüneburg. V/2
Mark galten einen rheinischen Goldgulden,
doch war die Feinheit von 15 auf 14^/» Lot
verringert worden. Das Gepräge war 1502
Stadtwappen -stehender h. Täufer, seit 1506
meist auf der Vs. HeiHger und Schild der
prägenden Stadt, auf der Rs. die Schilde
der drei anderen Städte in Kleeblatt-
stellung (Abb. 263). Mit der Jahreszahl
1506 wurde in Hamburg bis 1552 geprägt;
auch wurden diese Münzen von den Ostsee -
Staaten, besonders Mecklenburg u. Holstein
nachgeahmt. Dann aber drang der Taler
auch hier vor, und damit änderten sich
Gepräge und Wert dieser »Lübischen
Mark«, Die Münzen erhielten im 17. Jh.
im Gepräge eine Ziffer, nämlich die
Zahl der Schillinge, die sie galten, der
Reichstaler 32, die Mark 16, die halbe,
viertel und achtel Mark 8, 4 und 2 (s. Dop-
pelschilling). Die Prägung der anderen
Städte endete im 17. und 18. Jh., die Ham-
burgs ging bis 1809, um sich dann 1828 —
1855 auf Schillinge, Sechs- und Dreilinge
zu beschränken. Alle diese Markmünzen
bildeten die Lübische und Hapaburgische
Kurantwährung nach einem 34-Mark- oder
llVrTalerfuß, der 1856 auf einen 35-
Markfuß verringert wurde. 34, dann 35
Kurantmark hielten also eine kölnische
Mark Feinsilber. Das Feingewicht der
MARK
373
letzten Kurantmark entsprach 1,2381 deut-
schen Reichsmark von 1871. — Jesse, Der
Wend. M. Verein S. 125 ff.
2. Der hamburgische Bankotaler war seit
Gründung der Hamburger Bank im
Jahre 16 19 gleich dem Werte eines
Reichstalers (s. Bankotaler) oder seit
1624 drei Hamburgischen Mark. Da
9 Reichstaler eine Mark Feinsiiber
hielten, wurden zuerst 27 Banko-
mark, wegen der Veränderung des Talers
in der ersten Hälfte des 18. Jh.s 28 Mark
4 Schilling, seit 1770 273/4 Bankomark
gleich einer Mark Feinsilber gesetzt. Seit
1868 waren 59 V3 Bankomark gleich einem
Pfund Feinsilber, seit 1873 galten lOO Mark
Banko 150 Mark Reichsmünze. — Soet-
beer, Beitr. u. Materialien, Hamburg, 1855,
S. 23 ff.; Noback «, S. 351 ff.
3. Die Bestrebungen, die Lübisch-Ham-
burger Mark zur Münzeinheit des einzu-
führenden Dezimalsystems in Deutschland
zu erheben, reichen bis weit ins 19. Jh.
zurück (s. Zählsysteme). Besonders ist
das Königreich Sachsen seit 1838 bei allen
Verhandlungen über die deutsche Münz-
einheit für die Mark zu 10 Groschen zu 10
Pfennigen eingetreten, aber erst 1871 wurde
sein Streben belohnt. Die 1871 eingeführte
Goldwährung (s. d.) erhob den Dritteltaler
als Reichsmark zur Münzeinheit, doch
wurden keine goldenen Markstücke ge-
prägt, die, nur 0,398 248 g wiegend, zu klein
geworden wären, sondern 2-, l- und ^/i-
Kronen (s. Goldkrone) zu 20, 10 und 5
Mark. Zu diesem Gewicht war man durch
den Anschluß der Mark als des Drittels des
Vereinstalers an die Währungsmünzen des
deutschen Münzvereins von 1857 gekom-
men. Da das allgemein gültige Wertver-
hältnis von Gold zu Silber damals 151/a : i
war, aus einem Pfunde oder 500 g fein Silber
aber 30 Taler (= 90 Mark) geprägt worden
waren, mußten aus 500 g Feingold isV»
X 90 = 1395 Goldmark geprägt werden,
deren eine 500 : 1395 = 0,358 423 g Gold
hielt und mit Vio Kupferzusatz 0,398 248 g
wog. In Silber 900/1000 fein wurden 5-,
2-, I-, ^1%' und Vs'Mark, letztere nur bis
1877 ausgeprägt, seit 1908 auch 3 -Mark.
Diese Silbermünzen waren Scheidemünze
mit 5 g (statt s, 55) Feingewicht für die Mark.
Die Mark ist auch über die Grenze gedrun-
gen. Die große wirtschaftliche Bedeutung
Deutschlands in Luxemburg hatte dort die
französische Frankenwährung verdrängt,
indem der luxemb. Fr. nicht mehr = dem
französischen, sondern = 4/5 Mark war.
Die Zustände nach dem Weltkriege (s.
Inflation) haben dem Reichssilbergelde ein
vorläufiges Ende gemacht, da nach Gesetz
vom 12. März 1924 die Stücke zu 5, 3, 2 und
I Mark zur Hälfte aus Kupfer bestehen,
also Billonmünzen sind, die Mark zwar
weiter 5 g wiegt, aber nicht mehr 9/101
sondern nur noch 5/io fein ist, also nur
2^/2 g Silber hält. Remedium im Gewicht
sind 20, in der Feine 5 Tausendstel, Grenze
der 2^ahlkraft 20 Mark.
4. Die Mark der Reichsstadt Aachen
wurde seit 1577 meist in Stücken zu 2, 3, 4
und 6 Mark ausgeprägt, die den Haupt -
bestand des Aachener Silbergeldes bildeten.
Zuerst standen 26 Mark einem Reichstaler
gleich, so daß also eine Mark etwas über i g
Silber hielt, während die Mark seit 1700
0,4 bis 0,3 g Silber hielt. Das Gepräge
dieser Münzen war auf der Vs. das Brust-
bild Kaiser Karls des Großen, auf der Rs.
die Wertbezeichnung. — Menadier, Aachen,
S. 47- S.
5. Die Lübische M. (s. 0. i) breitete sich
schon im 16. Jh. nach Norden aus. In
Schweden gingen 8 öre auf die Mark, in
Dänemark 16 Skilling, nach 1813 16 Rigs-
bankskilling (s. d.). Sie wurde in Däne-
mark höchst verschieden ausgemünzt. Im
Jahre 15 14 gingen i^/» Mark auf den Rigs-
daler, 1563 3 Mark, Ende der Zeit Fried-
richs des Zweiten und um die Mitte der Zeit
Johann des Dritten 4 Mark. 1625 endete
msui mit 6 Mark zu 8 öre schwedisch oder
16 Skilling dänisch auf den Rigsdaler.
Dieser wurde seitdem stets so gerechnet;
die immer schlechtere Ausmünzung der
kleineren Münzen hatte aber zur Folge, daß
man, wenn man Rigsdaler in specie ein-
wechseln wollte, ein schwankendes, nicht
unbedeutendes Aufgeld zuzahlen mußte.
Schließlich wurde die Hauptmünze des
17. Jh.s, der Species, ganz dem Verkehr
entzogen. Es wurden im 17. Jh. im Norden
8-, 4-, 2- und I -Markstücke ausgemünzt;
das Feingewicht dieser Sorten betrug ums
Jahr 1670 in sämtlichen nordischen Ländern
etwa 29, i4Va, 7V4 und 33/4 g. Während
374
MARKE
man in Schweden diese Ausmünzung in
ungefähr derselben Güte bis gegen Ende
des i8. Jh.s, wo sie aufhörte, fortsetzte
(Abb. 278), prägte man während dieses Zeit-
abschnittes in Dänemark hauptsächlich
Rigsorte und Kurantdukaten {s- diese). W.
6. Seit 1864 wurde in Finnland nach
Verordnung vom 12. Juni 1860 die Markka
(PI. Markkaa) zu 1/4 Rubel zu 100 Penniä
ausgemünzt. Sie wog 5,1829 g und hielt
4,4990 g Silber; auch 2 -Markka, 50 und 25
Penniä wurden gemünzt. Die Stücke zu
20, IG und 5 Penniä und der Penni waren
von Kupfer, letzterer wog 1,27 974 g, dem-
entsprechend die größeren. Diese Münzen
trugen auf der Rs. die Wertbezeichnung,
auf der Vs. die silbernen den russischen
Adler, die kupfernen die kaiserl. Initialen.
Seit 1877 waren die Hauptgepräge die den
französischen 20- und lO-Francstücken ent-
sprechenden Goldstücke zu 20 und 10
Markka. — Nach d. Verfall d. Währung
infolge d. Weltkrieges und d. Errichtung
des selbständigen Freistaates Finnland
wurde 1921 eine Markka aus Nickelbronze
mit Löwen auf riner, Wertbezeichnung
auf der anderen Seite eingeführt, auch
50 und 25 Penniä aus derselben Mischung,
während die 10-, 5- und I-Pennistücke
aus Kupfer sind. Am 1. 1. 1926 ging Finn-
land zur Goldwährung über.
7. Der Freistaat Estland hat zuerst als
Münzeinheit die Mark (PI. Marka) zu 100
Penni eingeführt und nach rasch'em Verfall
dieser Währung Stücke zu 10, 5, 3, 2 und
I M, aus Alumin-Bronze geschlagen, am
I. Jan. 1928 aber die Krone zu loo Senti (s.
Krone am Schluß) an Stelle der Mark gesetzt.
Die estn. Münzen tragen Wappen (3 Löwen
untereinander) -Wertbezeichnung- S.
8. Vgl. Merk,
Marke (franz. m^reau, engLtoken, lat. und
ital. tessera), im numismatischen Sinne ein
münzähnliches Gebilde, das als Quittung
JüT oder Anweisung auf Zahlungen oder
Leistungen, als Kontroll- oder Erkennungs-
zeichen dient. Im klassischen Altertum
gab es Erkennungs- und Berechtigungs-
marken zum Empfange von Getrdde-, Ol-
und Geldspenden, zum Eintritt in Volks-
versammlungen und Theater, für die
Mitglieder der Gerichtshöfe, sowie private
Marken der Kleinhändler, Gastwirte und
Bordellhalter (vgl. Tessera, Symbolon,
Spintria). Für das Mittelalter haben wir
ebenso wie für die Rechenpfennige (s. d.)
die ältesten Nachrichten aus Frankreich
und den Niederlanden, wo bleierne Marken
wohl zuerst als KJeingeldersatz, Steuer-
quittungen oder Wahrzeichen der Zünfte
(s. Plomben) dienten. Seit dem 13. Jh.
erscheinen sie als Präsenzzeichen (s. d.) der
Geistlichkeit für deren verschiedene Ob-
liegenheiten. Allgemein wurden sie bei den
Kapiteln erst im 15. Jh. Man hat ganze
Systeme von solchen »plombs « ( »distributio
de plumbo«) gefunden für Choristen, Ka»
noniker, besonders auch für arme Priester
oder Kleriker, die die Kanoniker besoldeten,
um der ermüdenden Singerei enthoben zu
sein. Auch dienten die »merelli« als Al-
mosengeld.
Solche geistlichen Marken sind in
Deutschland nur in den Bistümern West-
falens als Bursarienzeichen (s. d.) aus
Kupfer geprägt worden und zwar seit 1543-
Sie wurden ebenso wie die französischen
oft mißbräuchlich als Scheidemünzen be*
nutzt und bereiteten in Westfalen die Ein-
führung des Kupfergeldes vor.
Dienten die geistlichen Marken fast aus-
schließlich geistlichen Zwecken, so war der
Gebrauch der weltlichen höchst mannig-
faltig und in den einzelnen Ländern ver-
schieden. 125 1 wird ein Mereil als Quit-
tungsmarke der Schöffen von Douai er-
erwähnt und aus Flandern und Brabant,
ebenso aus Frankreich besitzen wir wie
erwähnt die »plombs« und ferner zahllose
kleine geprägte Blechstücke mit den ver-
schiedensten Zeichen, meist solchen von
Handwerken, die als Legitimationszeichen
der Gewerke und anderer Körperschaften
(Gildezeichen) benutzt und seit dem 15. Jh.
aus Kupfer geprägt wurden. Sehr merk-
würdig sind endlich die französischen Trei-
zaines de mariage (s. d.). — In Deutsch-
land erscheinen vereinzelte Kupfermarken
schon im 12. Jh., seit dem 14. regelmäßig
Kupfermarken der städtischen Verwaltun-
gen. Legitimationen für gewisse zu for-
dernde Leistungen waren die Ratspräsenzen
der Städte (s. Präsenzzeichen) und im
Gegensatz zu ihnen die Armenmarken (s.
Almosenpfennig), Eß-, Brot-, Brau- und
Biermarken, Feld-, Torf- und Holzzeichen
MARKGRAF— MARTI
375
(s. Feld- u. Holzzeichen) sowie die Abend -
mahlspf ennige (s. d.). Eine besondere Klasse
sind die Lohn-, Robot- (s. d.), Kohlen -
marken, Wasserzeichen, Kommiß- und
Bergwerksfördermarken, die für damit
bezeichnete Arbeiten und Warenliefe-
rungen als Quittung gegeben wurden,
wozu auch die Zoll- und Steuermarken
(s. auch Bartzeichen) gehören, end-
lich die Schrannen-, Passier-, Brücken-,
Tor-, Theatermarken und Gewandhaus-
zeichen, die als Legitimationen das Recht
auf einen Platz oder Durchgang sicherten,
wobei erwähnt werden mag, daß es Passier-
zeichen für den Friseur der Königin Isa-
bella IL von Spanien gab. Am reichsten
an den verschiedensten Verwaltungs- und
Gewerkschaftsmarken ist in Deutschland
die Stadt Nürnberg gewesen. Endlich sind
zu erwähnen die Erkennungsmarken, so die
Hamburger Bürgerzeichen von 1652 (Lan-
germann S. 268) (s. auch Spielmarken) und
die Soldatenpfennige (s. d.). In Schweden
spielten die Bergwerksmarken, genannt
Boletten (s. d.) eine sehr bedeutende Rolle,
während den Münzen im Gebrauch am
nächsten die englischen Token (s. d.)
kamen. Die Geschäftsmarken des 19. Jh.s
endlich stehen ästhetisch ebenso tief wie
sie an Menge die früheren überragen: in
kaum übersehbaren Reihen gibt es Rabatt-,
Reklame-, Konsumvereins-, Schuß-, Bier-
marken und viele andere. — Menadier,
Schausammlung, S. 496 — 504; Neumann,
Kupfermünzen, Bd. 4, 5, 6; Luschin,
Allg. Mkde.», S. 29—31, 39, 40, 45; Revue
num., 1849, S. 361 ff.; Gebert in N. Z.
1920, S. 1—35- S.
Markgraf, der, lat. marchio. An den
Grenzen des Reiches richtete Karl der
Große militärische Herzogtümer ein, an
deren Spitze ein Markgraf oder Grenzherzog
stand (comes marchae, marchio, marchisus,
dux limitis). Einige von ihnen haben später
teilweise den Ausgangspunkt für die Neu-
bildung von Stammesherzogtümem ge-
bildet.
In der sächsisch-fränkischen Kaiserzeit
erhält sich diese Einrichtung weiter. Es
gibt daher auch eine Reihe markgräflicher
Münzen. So hat Otto von Orlamünde,
Markgraf v. Meißen (1062---1067) Sachsen-
pfennige mit seinem Namen geprägt, Udo IL
von der Nordmark (1057 — 82) Pfennige in
Stade (Dbg. nr. 1612— 1614, 1846 u. 1846 a),
und spätere Markgrafen der Nordmark in
Ameburg um iioo, denen sich die Münzen
der Markgrafen von Brandenburg an-
schließen; weiter haben die Markgrafen
v. Meißen Ekkard 1. (985 — 1002) u. Hein-
rich V. Eilenburg (iio6 — 11 17) Pfennige
hinterlassen (Dbg. nr. 886 u. 889). Diese
Prägung ist dann von ihnen in der Hohen-
staufenzeit und später fortgesetzt worden.
Weiter kommt der Titel M» u. a. in Baden,
in der Lausitz, Namur, Flandern, bei
Richard von der Normandie, in der Pro-
vence, Savoyen und in Italien in Ferrara,
Mantua, Montferrat, Saluzzo u. bei Hugo
V. Toskana vor. — Dannenberg in Berl.
Mbl. 1900 S. 2816. Su.
Markka, PI. Markkaa, die finnländische
Mark, s. d. unter Mark, II 6.
Marqiifi s. Sou marqu6.
Mars s. unter Ares.
Marsyas, ein phryg. Silenos (s. d.), der
die von Athena fortgeworfene Doppelflöte
aufgriff und sich daraufhin in einen musi-
kalischen Wettstreit mit ApoUon einließ,
in dem er unterlag; zur Strafe wurde er
geschunden. Auf M. von Apameia Phryg.
sieht man Athena die Flöte blasend am
Ufer eines Sees; oben im Gebirge wird M.
sichtbar; auf M. von Athen kommt die
Gruppe Myrons vor mit der die Flöten ent-
setzt wegwerf enden Athena und dem erstaunt
vor ihr stehenden M. Auf kaiserl. M. von
Germe und Alexandreia Äg. ist die Schin-
dungsszene dargestellt. — M. allein,
die Flöte spielend, erscheint oft, zuweilen
mit der Beischrift Mapö6ac, auf M. von
Apameia Phryg. (am Flusse M. gelegen),
auch in der Haltung eines Flußgottes mit
oder ohne Flöte. — In Rom stand auf dem
Markte die Statue eines M. mit dem Wein-
schlauche auf dem Rücken, dargestellt auf
A des L. Marc. Censorinus, die als signum
libertatis wie unsere Rolandssäulen in den
Kolonien auf dem Markte aufgestellt wurde
und daher auch auf Kolonialmünzen (s. d.)
oft erscheint, in Cremna beischriftlich als
Maron bezeichnet, R, E. X S. 125 1. R-
Marti, Volksname der kubanischen Gold-
münze zu 5 Peso von 1915 auf die 20- Jahr-
feier des Todes des Patrioten Jos6 Marti,
dessen Kopf die Vs. trägt. S.
376
SAN MARTINO— MASS- UND GEWICHTSWESEN
San Marüno. Die meisten neuzeitlichen
Münzen der Republik Lucca zeigten auf
der Rs. den h. Martin zu Pferde, San Mar-
tine hieß im besonderen das Silberstück zu
15 Soldi, das im 17. und 18. Jh. dort ge-
prägt wurde. S.
St MartinsguUen, Seit dem 15. Jh.
prägte das Mainzer Domkapitel als Präsenz-
geschenke für die Domherren zu Neujahr
Goldgulden mit dem h. Martin zu Pferde
und dem Bettler. S.
Martinspfennige sind Hohlpfennige des
Erzbischofs von Mainz, geprägt in Erfurt
im späteren 13. u. aus dem 14. Jh. mit
dem heiligen Martin, dem Stiftsheiligen,
als Bild und seinem Namen in der Um-
schrift; vgl. unter Heilige und Bettlertaler.
Su.
StMartinstaler s. Bettlertaler.
Marzelle^ deutsch für Marcello (s. d.).
Mas, malaiische Gewichtseinheit und
Goldmünze; s. Tael. V.
Masha, indische Gewichts- und Münz-
einheit; s. Rati, Pana. V.
Massa, lat. der Klumpen, die formlose
Masse insbes. Rohmetalles, wie massa ferri,
auri, obryzae, argenti, massa plumbea
u. dgl. G^ensatz: ramentum = ein kleines
Stückchen; regula == ein Barren; das
scrinium aureae massae ist das Büro zur
Vorbuchung des Rohgoldes. — Trait6 I
S.860; R. E, HA S.902. R.
Massachusettsgeld. Die ersten selbstge-
pr^en nordamerikanischen Münzen sind
die des Staates Massachusetts, und zwar
die ♦New England Münzen« zu 12, 6 und 3
Pence, rohe Silberplatten mit N E auf einer
und XII, VI oder III auf der anderen Seite.
Ihnen folgten drei Arten, ebenso wie jene
im Jahre 1652 gemünzt, die nach einem
auf der Vs. befindlichen Baume: Willow-
tree- (Weiden-), Oaktree- (Eichen-) und
Pinetree- (Fichtenbaum-) Schillinge ge-
nannt wurden. Auf der Rs. tragen sie
Jahres- und Wertzahl, z.B. 1652/ XII.
Vom Willowtreegeld gibt es keine 3 -Pence,
vom Oaktreegeld auch 2 -Pence von 1662.
Das Pinetreegeld hieß zuerst Boston- oder
Bayschillinge, seit 1680 Pinetreegeld. —
Crosby, S. 45—75. S.
MassamutüiOy Massamutinuni, ansehe!*
iiend verderbt aus Marabotino, ist eine
italienische Bezeichnung für die byzantini-
schen Solidi im 12. und 13. Jh., auch »obolus
aureus« genannt. — Martinori S. 274.
Su.
Masse ist ein Gemisch von Ziegelmehl
und Gips, aus der die Form zum Medaillen-
guß oft besteht; für Metalle von hohem
Schmelzgrad muß die Form vor dem Gusse
gebrannt werden. — Habich-Festschrift
1928 S. n, R.
Masse d*or (florenus ad sceptrum, regalis
ad massam) ist die größte französische
Goldmünze, von Philipp IV. (1285 — 1314)
geschlagen. Typus: Vs. Sitzender König
mit dem Zepter der Gerechtigkeit, der
masse = Stab, in einem Achtpaß, Rs.
Blumenkreuz, i. d. W. Lilien, im Spitzvier-
paß, Umschrift Xpc vincit, Xpc regnat
usw. (Abb. 236). Es wurden 35 Stück aus
der 21- bzw. 22 kar. Mark geprägt, i Stück
also von 6,93 g Rauhgew. u. 6,06 g bzw.
ö,35 g Feingew. Der Wert war gleich 25
bzw. 30 s. t. — Petite masse s. Reine d*or. — •
Blanchet II S. 233 ff. Su.
Massen^ eine nach dem Münzdirektor
Massen benannte lothringische Billonmünze
von 1728 zu 20 Sous 10 deniers mit Kopf -
vier Adlern um Kreuz. — Saulcy, S. 216,
226, Taf. 33, Nr. 1. S.
Masumm, jüdischer Ausdruck für Summe.
MaB- und Gewicbiswesen. Maße sind ab-
gestufte Einheiten, mittels deren die Größe
eines Dinges im Verhältnis zu festgesetzten
Größen erkennbar gemacht wird. Man
unterscheidet — abgesehen von den bloßen
Zählmaßen (Dutzend, Mandel), den Zeit-
maßen sowie den neueren Kraftmaßen —
Längenmaße, die die Größe eines Dinges
nur nach einer Dimension angeben, Flächen-
maße, die zwei, und Hohlmaße, die alle drei
Dimensionen berücksichtigen. Das Gewicht
endlich bezieht sich auf die Masse eines
Dinges.
Die ursprünglichen Maße sind natürliche
(s. unter Natürliches Maßsystem), die aber
später überall vom Staate fest normiert
werden; der Staat sorgt dann für Herstel-
lung und Aufbewahrung von Normalxnaßen
(früher meist aus Bronze, jetzt aus Platin-
Iridium) und die Prüfung und Ausgleichung
(Eichung) der Gebrauchsmaße danach. So
finden wir Königsaufschriften schon auf
alt- und neubabylon. und assyr. Gewichts-
stücken, Stadtaufschriften z. T. mit Namen
MASS- UND GEWICHTSWESEN
377
des Marktbeamten (Agoranomen) auf griech.
Gewichtsstücken (deren Sammlung: Per-
nice, Griech. Gewichte 1894). Die Inschrift
IG II n. 476 zeigt, daß man in Athen Sorge
trug [oTTcü?] Biafisvets?? ^^[v Xoitjov] yjiovov
xd te lUtpa. [x]al tä arab^d^ daß man des-
wegen die Normalgewichte im Münzhaus
aufhob, xi axad^tia xi iv x(pdpYüpoxoTC[5t«p],
oder daß der dafür eingesetzte Beamte die
Normalmaße und Gewichte an drei Stellen
zu hinterlegen hatte, Journ. int. IX S. 238.
242. Besonders gut sind wir aus Rom unter-
richtet; es befanden sich die Normalmaße
auf dem Kapitol, wonach sekundäre Nor-
malmaße geeicht (exigere) und in die
Landesteile verschickt wurden; vgl. z. B.
die Aufschriften eines bronzenen Hohl-
maßes mensurae ad exemplum earum quae
in Capitoüo sunt . . . per regiones missae
<vgl. dazu Amm. Marcell. XXVII 9, 10);
auf Wagebalken steht i(n) Capitolio esami-
nata oder exacta in Capito(lio), auf Ge-
wichtsstücken p(ondus) ex(actum) ad Ar-
tic(uleianum) ius(su) aed(ilium) (Articu-
leianum bezieht sich auf einen Beamten
Articuleius, unter dem das Normalgewicht
hergestellt war) oder z. B. Lucilianus
leg(atus) Augusti leg(ionis) I Ital(icae)
pondera examinata sig(navit); Dessau,
Inscr. 8627. 8632. 8629. 8633. 8640
u. ä.; vgl. auch N. Z. 51 S. 223». Auf
Märkten wurden zur Kontrolle der
Hohlmaße Maßtische (mensae mensu-
rariae) aufgestellt [Inschrift eines solchen
aus Pompeii: d(uo)v(iri) i{ure) d(icundo)
mensuras exaequandas ex dec(urionum) de-
cr(eto), ergänze etwa curaverunt, Dessau
5602]; andere Maßtische, z. B. aus
GytheionundMegalopolis: N. Z, 51 S.224.
Auch aus einer Speicherinschrift von'
Andriake in Lykien aus Theodosius' I.
Zeit hören wir von Versendung von Nor-
mal-,Längen- und- Hohlmaßen an die Städte
der Provinz auf Veranlassung des praef.
praetorio Orientis (N. Z. 51 S. 71; vgl.
ferner die Inschrift N. Z. 42 S. 91 aus
Cattolica). In Rom verwahrt damals
der Comes sacrarum largitionum die
Normalgewichte (R. E. IV S. 672). Un-
richtige Maße und Gewichte wurden
zerbrochen (R. E. I S. 685 unter Aes
fractum). Die Aufsicht über diese Dinge
im. Kleinen führten die aediles, in der
späten Kaiserzeit werden Zygostaten (Eich-
meister) in jeder Stadt eingesetzt, kurz
überall wird für Ordnung und Kontrolle
gesorgt (s. auch N. Z. 51 S. 63 ff.).
— Mit dem Untergang des Reiches zer-
brach auch dessen M. u. G. und die zen-
trale Fürsorge für Aufrechterhaltung der
Normalmaße, und es bildeten sich im MA.
— in dem die Aufsicht über das M. u. G.
oft den Hausgenossen (s. d.) zustand —
allerorten verschiedene Normen im M.
und G., die sich von den römischen ent-
fernten; in den Provinzen zudem tauchten
die alten Maße und Gewichte oft
wieder auf und ersetzten die römischen.
In einem karoling. Kapitular von 856
ist die Rede von »missi nostri«, die
»per singulas civitates mensuram antiquam
inquirant«, und schon im Karolinger-
reich kennt man Pfunde von 12, 13^2, 15,
16 und 18 Unzen. Je zahlreicher und klei-
ner dann später die Gewalten waren, die
die Staatshoheit ausübten, um so größer
wurde die Zersplitterung und Verwirrung,
obwohl man durch Anheften der lokalen
Normalmaße an den Kirchen Besserung zu
schaffen suchte und die Maße und Gewichte
größerer Handelsplätze wie der Nürnberger
Fuß, die Brabanter Elle, das Marli^ewicht
von Köln und Wien für weitere Gebiete
vorbildlich wurden. Erst mit der Bildung
der größeren Territorien begann wieder eine
Vereinheitlichung, die aber in Deutschland
erst wirksam wurde, seit die franz. Revolu-
tion im metrischen System ein einfaches,
natürliches und geschlossenes M. und G.
geschaffen hatte und die napoleon. Neu-
ordilung mit der Kleinstaaterei einiger-
maßen aufräumte. Damals wurden z, B.
allein in Baden durch Gesetz vom 10. Nov.
1810 112 verschiedene Ellen, 92 Flächen-
maße, 414 Hohl-, Frucht- u.a. Maße und 80
verschiedene Pfunde abgeschafft (Schmoller,
Grundriß der Volkswirtschaftslehre II 1904
S. 522) 1 — S. auch unter Metrologie, Münz-
gewicht, Münzgewichtsstücke. — Klimpert,
Lexikon der Münzen, M. u. G.» 1896;
Blind, Maß-, Münz- und Gewichtswesen,
Lpz. (Samml. Göschen) 1906 (nebst älteren
Werken etwa gleichen Namens von Nelken-
brecher, Noback, Bleibtreu 1863) ; Luschin,
Allg. M.kunde» S. 156 ff«; reiche Literatur-
angaben bei Schmoller S. 518. R.
378
MAT— MAUNDY MONEY
Mat, Ge'wichts- und Münzeinheit von
Birma; s. Tikai. V.
Matapan oder grossus Venetianus ist die
erste Groschenmünze in Italien, zuerst von
dem Dogen Enrico Dandalo im Gewicht von
2,178 g und im Werte von 12 Rechnungs-
denaren oder 26 parvuli oder piccoli I192
oder II 94 oder erst 1202 geprägt, mit
dem Bilde des thronenden Christus und
des heiligen Markus, der stehend dem
vor ihm knienden Dogen die Herzogsfahne
überreicht (Abb. 188). Der Anlaß mag
für die Venetianer, wenn man 1202
als Jahr der Entstehung annimmt,
gewesen sein, bei dem 4. Kreuzzuge
das nach Dalmatien und Konstantinopel
bestimmte Heer mit handlichem Geld zu
versehen. In Venedig selbst wurde der
Matapan bis auf den Dogen Andrea Dan-
dolo (1343 — 54) fortgeprägt. Er fand sofort
nach seinem Erscheinen weite Verbreitung
und wurde vielfach nachgeahmt, in Italien
u. a. in Casale, Chivasso, Incisa, Ponzone,
Turin (Philipp V. 1297 — 1334) und aui3er-
halb auf Chios und namentlich in Byzanz
und in Serbien. — Papadopoli, Venedig
S. 86 u. Taf. V, 6; Menadier, Schausamm-
Iimg S, 308. Su*
Matbü% marokkanische Goldmünze; s.
Mitkäi. V.
Mater divi Caesaris heißt Domitia auf
röm. M., die auf den Tod ihres Söhnchens
geprägt sind; M. Augusti (bzw. Augusto-
rum) sowie m, castrorum [auch m. Aug(g.)
et castrorum] nennen sich auf M. die
Kaiserinnen Faustina iun., Domna, Ma-
maea; Domna auch m. senatus, m. patriae;
m. patriae schon Livia auf provinzialen M.
— M. deum oder M. magna = Kybele. R,
Matrize s. Patrize.
Matten» niederländisch-ostindischer, aber
auch in Europa gebrauchter Name der
Peso de h ocho (s. d.), der von dem malaii-
schen »Matoe« = Maß, Grad kommt. —
Ter Gouw, S. 217. S.
MatthSttSy St, Apostel und Evangelist,
hat als Symbol einen Engel. Mit diesem
kommt er auf Scudi Papst Innozenz' XL
{1676—1689} vor, außerdem auf Teil-
stücken des Follaro Wilhelms L von Neapel
(1154— 1166) ohne das Symbol. Su.
Mattfalas, St., Apostel, mit einem Beil
als gewöhnlichem Attribut, kommt haupt-
sächlich auf M. von Goslar vor, nämlich
auf den nach dem Heiligen genannten
Matthiasgroschen (s. d.) und auf den
Matthias-Pfennigen, einseitigen hohlen
Pfennigen, von der Stadt Goslar im 15.
und 16. Jh. geprägt. Su.
Matthiasgroschen oder Matfhier wurden
nach dem Bilde des h. Matthias die zuerst
in Goslar seit 1496 geprägten Groschen,
genannt. Die Reichsmünzordnung von
1551 nennt sie »Goslarische neue Mat-
thiasser«. Ihr Fuß war sehr verschieden:
54 bis 84 gingen auf den Reichstaler. —
Der ältere M. wurde dann eine Teilmünze
des jüngeren Mariengroschen (s. d.). In
Lippe galten immer 3 M. einen Fürsten-
groschen und 2 einen Mariengroschen. Seit
dem 17. Jh. war der Matthier überall die
Hälfte des Mariengroschen und gleich 1/72-
Taler. — Eine Merkwürdigkeit sind die
zwecks Berechnung mit den französischen
Okkupationstruppen 1758 geschlagenen
braunschweigischen kupfernen Deniers zu
V13-M. — Grote, M. St. V, S. 274 f.; Bode,
S. 127; Neumann 7926. S.
Mauerkrone^ lat. corona muralis, ein
Kopfaufsatz, der aus einem breiten, wie
eine Mauer gestalteten Reife, oft mit Ziegel -
muster, Fenstern und oben stets mit Tür-
men (Turmkrone) besteht; wird auf griech.
und röm. M. und nach deren Vorbild auch
auf M. und Med. der N. Z. zuerst von
Aphrodite in Paphos und Salamis Kypr.,
der Tyche in Herakleia Bith., dann den
Nymphen und Amazonen als Städtegrün-
derinnen sowie der Kybele und den
Tychen der Städte und Länder getragen.
— N. Z. 34 S. 71; Joum. int. XI S.
106/7; Val. Müller, Der Polos 1915 S. 46
und Formentafel B 99 — 108. — Bei den
Römern gehört die M. auch zu den dona
militaria, s. d. R.
Maulüdi-Ära s. unter Hidschra.
Maundy money sind nicht zum Umlauf
bestimmte kleine englische Silbermünzen zu
4 pence (groat), 3 pence, 2 pence und i
penny, die seit 1660 geprägt wurden, um
für die althergebrachte Geldspende des
Königs an die Armen am Gründonners-
tage (maundy-thursday) zu dienen. —
Gründonnerstags-Münzen gab es schon
unter den ägyptischen Khalifen (S, 141
rechts oben). S.
SAN MAURICIO— MEDAILLE
379
San Maiiricio hieß eine seit 1521 geprägte
Silbennünze des Herzogs Karl IL von Sa-
voyen zu 9 Grossi mit Kreuzschild auf der
Vs. und dem h. Moritz zu Pferde auf der
Rs.; auch Stücke zu 9, 8 und 6 oder 5
Grossi mit diesem Gepräge gab es, die
letztere Münze hieß auch Qomuto (s. d).
Stücke zu 42 (Taler), 16 und 8 Grossi,
letztere auch Cavallotti (s. d.) genannt,
zeigten auf der Vs. ein Kreuz und 5 Schilde,
auf der Rs. den stehenden h. Moritz. Das
Stück zu 16 Grossi wog 11,01 g und hielt
6,53 g Silber. — C, n. it. I Taf. 10, Nr. 5;
II, Nr. 5— 7; 13, Nr. 2. S.
Maxdor. Nachdem der Kurfürst Max
Emanuel von Bayern 1691 bis 1715 Gold-
gulden hatte schlagen lassen, führte er im
letzteren Jahre die 2 Goldgulden geltenden
Maxdor ein, die aber weniger wert wareq»
denn der alte Goldgulden hielt 2,51, der
halbe Maxdor nur 2,47 g Gold. Daher
setzte der Reichsmünztag von Regensburg
1737 den Goldgulden auf der Grundlage des
4 FL geltenden Dukaten auf 2 FL 56, den
halben Maxdor auf 2 Fl. 54 Kreuzer, Die
Maxdor wurden im Jahre 1726 von den
Karldor (s. d.) abgelöst. S.
Maidmus als cognomen führen mehrere
röm. Kaiser (Pupienus, der Sohn des
Maximinus, Magnus Maximus und der Prä-
tendent V. J. 409); M. als Ehrennamen (=
der Große): Constantinus L Oft erscheint
auch M. dem Siegesbeinamen zugesetzt,
z. B. Germanicus maximus* R.
Mealha ist das portugiesische Wort für
maille = ^/a dinheiro. Sie wurde von Alf ons
IL (1128—85) und Sancho L (1185—1211)
ausgeprägt: 460,8 Stück auf die Mark,
Gewicht ca. 0,5 g bzw. 0,65 g, Feingehalt
I d., also 0,04 g. Typus bei Alfons IL:
Vs. Kreuz, in den Winkeln Kugeln, Rs.
ovaler Schild; bei Sancho I. Rs. 4 ovale
Schildchen ein Kreuz bildend. — Aragäo I
S. 143, 146, 151. . Su.
Mechelaar wird eine Groschenmünze des
späteren Kaisers Maximilian, die er als
Vormund seines Sohnes Philipp des Schönen
vom 12. 4, bis 24. 12. 1485 in Mecheln
geprl^t hat, genannt. Es gibt einen
dubbelen Mechelaar = drei Groot flandrisch,
zu 80 Stück auf die 5 d. feine Mark Troyes,
I Stück also von 2,85 g Rauhgew. u. 1,19 g
Feingew., u. einen einfachen = i*/a Groot,
131 auf die 4 d. feine Mark, also i Stück von
1,84 g Rauhgew. u. 0,62 g Feingew. Typus:
Vs. burgundisches Wappen, Rs, langes be-
fußtes Kreuz, in d. W. 2 Lilien, 2 Löwen. —
V. d. Chijs, Brabant S. 195 f.; De Witte,
Brabant II nr. 553 — 555. Su.
Medaglie hießen die mehrfachen italieni-
schen Testoni (s. Testone) des 15. und 16.
Jh.s. S.
Medaille. Das Wort kommt her vom itaL
medaglia, das, vom lat. metallum abstam-
mend, im M.A. eine Kleinmünze, etwa den
Obol = frz. maille bezeichnet, dann eine
außer Kurs befindliche M., in diesem Sinne
ins Frz. als m6daille übergeht (Trait6 I
S- 6 ff.) und z. B. noch zur Zeit Mionnets,
wie der Titel von dessen Sammelwerk zeigt,
in diesem Sinne galt, heut aber auch im
Frz. dasselbe bezeichnet wie im Deutschen:
ein metallenes, münzähnl. Erinnerungs-
stück ohne gesetzl. Zahlkraft. AntikeStücke
derart gibt es erst in der Kaiserzeit, die sog.
Medaillone (s. d.), die aber in Gold, von den
Niketerien (s. d.) abgesehen, auf M.-fuft
stehen, sonach Zahlkraft haben und also
Münzen, nicht Medaillen sind, während die
röm. in Bronze — für die silbernen röm*
und die griech. in Bronze ist es ganz zweifel-
haft — wohl ohne gesetzl. Zahlkraft und
also Medaillen sind. Doch sind sie alle ein
Ausfluß des staatl. M. -rechts und bieten
insofern keine Analogie zur heutigen Med.
Nur die Niketerien (Abb. 103) des 2. u.
3. Jh.s und die Kontomiaten (Abb. 112)
des 4. u. 5, Jh.s n. C. sind auch davon
losgelöst und stellen sich also als die
ersten Medaillen dar: den antiken Aus-
druck aber kennen wir nicht. Dann
verschwindet der Begriff und wir können
nur das Fortleben von münztechnisch her-
gestellten großen AT-Medaillonen der röm.
u. byz. Kaiser des 4. — 7. Jh.s teils an
Originalen, teils in literar. Notizen, teils in
Goldschmiedenachahmungen (B. M. C. Byz.
S. 105; X27J) feststellen. Femer seien die
meist nordischen goldenen Schmuckbrak-
teaten (s. d.) und die silbernen deutschen
derart (z. B. der mit Heginric) erwähnt,
weil sie das Fortleben münzähnlicher Zier-
stücke beweisen. Zu erwähnen sind dann
noch die Constantinusmed. (s. d.) und ihr
Gegenstück, die Heracliusmed., gegossene
religiöse Schaustücke der flämisch-burgun-
38o
MEDAILLE
dischen Kunst um 1400 n. C, die aber ganz j
allein und außerhalb des Entwicldungsstro- i
mes stehen. Im ganzen ist die neuere Med. j
ein Erzeugnis, eine Erfindung der ital.
Renaissance, insofern sie als Bildnismed.
den Individualismus als den hervor-
stechendsten Zug dieser großen geistigen
Bewegung bes. deutlich widerspiegelt. Die
ersten Med. derart sind geprägt, nach Vor-
bild röm. Großbronzen, und sind fürstlich,
auf die Einnahme der Stadt Padua durch
die beiden Carrara, um 1390 (über sie und
sonstige Vorläufer vgl, Abh. Berl. Akad.
1868 S. 19/29; Jahrb. kunsthistor. Samml.
d. Kaiserhauses XVIII 1897 S, 64 ff.). Sie
finden aber keine Nachfolger, und erst i. J,
1438 entsteht ohne Zusammenhang mit
ihnen, wie Minerva aus luppiters Haupt
geboren, als erstes Glied einer bis heute
fortlaufenden Entwicklung die Med. des
Antonio Pisano auf den Paläologenkaiser,
gegossen, größten Formates, uns wie die
meisten Med. des Zeitalters nur in Bronze —
andere auch in Blei (Modellgüsse?) — er-
halten, aber seinerzeit gewiß für die Nächst-
beteiligten in Edelmetall abgegossen (Z. f.
N- 35 S. 317), wie die folgenden gleichmäßig
bewundernswert durch die edle Größe des
Bildnisses wie Erfindung und Ausführung
der Rs, Andere folgen ihr, andere Meister
folgen dem Pisano, tüchtige Porträtisteu
alle, wenngleich keiner ihn in bezug auf die
Rs. ganz erreicht hat. Diese Med. haftet
nicht mehr am staatl. Münz- oder sonst
einem Recht, Pisano und seine Nachfolger
haben außer den Fürsten auch Privatleute,
Gelehrte und Staatsmänner, Mönche und
Feldherren, Künstler und Dichter in Med.
verewigt. Auch haftet die Herstellung einer
Med. nicht an den Privilegien irgendeiner
Zunft, ist nicht einem bestimmten Stande
vorbehalten, sondern wer sich berufen
fühlt, übt die Kunst aus, sei er sonst Maler
(Pisano) oder Bildhauer (Sperandio) oder
Goldschmied (Cellini) oder Dilettant wie
der Mönch Guaccialoti oder der Staatsmann
Candida. Auch ist man nicht engherzig mit
dem Verwerten des geistigen Eigentums
anderer, benutzt, wertet um oder kopiert
ganz mechanisch fremde Entwürfe (wie
Guaccialoti den Pelikan des Pisano). In
bezug auf die Technik (s. unter Guß) tritt
um die Jahrhundertwende die Prägung (s.
unter Prägetechnik) in Wettbewerb mit
dem Guß und siegt über ihn da, wo es sich
um Herstellung einer großen Anzahl von
Med. handelt, also da, wo sich Propaganda-
zwecke damit verbanden (womit der Ge-
schenkzweck nach wie vor verbunden ge-
blieben sein kann; über ihn vgl. Rev. num.
1908 S. 80/99, insbes. S. 93): wo Fürsten
ihre Regierungstaten in Med. verherrlichen,
eine Art histoire m6tallique schaffen woll-
ten, wie die Medici oder die Päpste, wird
zur Prägung gegriffen; dabei erhält die
Med. etwas Fabrikmäßiges, und zugleich
ist ihre Herstellung dem freien Künstlertum
entrissen, da die damals von der Hand des
Künstlers selbst erfolgende Gravierung der
Stempel lange Schulung, stete Übung und
ein gewisses Eingehen auf handwerkliche
Überlieferungen erforderte: die Herstellung
der Med. glitt damit in die Hand der Münz-
graveure oder mindestens berufsmäßiger
Medailleure, was naturgemäß der Höhe der
künstlerischen Leistung nicht günstig war.
Aber auch die Gußmed. war von ihrer Höhe
längst herabgesunken und hatte sich, dem
Zuge der Zeit folgend, dem pathetischen
Stile des Barock hingegeben (Sangallo, Lod.
Leoni, Bombarda usw.), wo leicht die Auf-
machung die geistige Bedeutung ersetzt.
Seit Ende des 16. Jh.s hält sich der Med.-
Guß nur in wenigen einzelnen Vertretern
gegenüber dem siegreichen Vordringen der
Prägemed. Aber noch das ausgehende 17.
und der Anfang des 18. Jh.s findet in Sol-
dano und Selvi Männer, die dem Geschmack
ihrer Zeit einen künstlerisch würdigen Aus-
druck in Gußmed. zu geben wissen.
Inzwischen war die »Erfindung« der Me-
daille nach Deutschland gelangt (wo wir
vorher nur die ganz siegelähnliche Med.
Johanns von Cleve, dazu große talerähn-
lich geprägte Schaustücke haben, Amtl.
Ber. a. d. Kgl. Kunstsamml. 29, 1907/8
S. 295). P, Vischer d. J. und Dürer ver-
suchen sich jetzt in einigen Stücken (seit
1507 bzw. 1508), und von 1518 bis zur
Mitte des Jh.s haben Schwarz und Hagen-
auer, Weiditz und Kels, M. Gebel, Bolsterer
und Deschler und viele unbekannte Künst-
ler die Blütezeit der deutschen Med. herauf-
geführt. Etwas anderes freilich als die ital.
Med. ist die deutsche: nicht in weichem
Wachs im Aufbau von unten gearbeitet
MEDAILLE
381
sind die Modelle, sondern in Holz oder
Stein von oben abgebaut; nicht der Maler
oder Großplastiker, sondern der Klein -
plastiker, der Bildschnitzer, der Gold-
schmied, gelegentlich auch der Siegel -
Schneider war hier ihr Schöpfer; nicht frei
von Zunftzwang arbeitete er, sondern jede
Zunft neidete der anderen die Herstellung
von Medaillen. Dazu tritt der im Volks -
Charakter der Zeit begründete Stilunter-
schied: die Bildniszüge werden nicht in
großem Wurf erfaßt, sondern in liebevoller
Kleinarbeit herausgeholt, mit dem echt
deutschen Eingehen auf die Einzelheiten
auch des Kostüms usw.; auf der Rückseite
wird nicht eine große Fläche mit einer groß-
zügigen Darstellung genial gemeistert, wie
das Pisano — nach ihm aber doch nur sehr
wenige — vermag, sondern die Rückseite
bleibt oft leer, oft füllt man sie nur mit
Schrift, meist aber behält man sie dem
Wappen vor, bei dem dann aber die Meister
der Blüte, insbes. Gebel, mit glücklichem
Griffe die heraldische Strenge und Trocken-
heit durch eine prachtvolle, stets Abwechs-
lung ermöglichende trophäenartige Anord-
nung von Schild, Helm und Harnisch ver-
mieden haben. Auch hier aber ein Abflauen
seit der Mitte des 16. Jh.s, dann originelle
Versuche, dem in Deutschland übrigens
nicht so starken Wettbewerb der Präge -
medaille durch Stilangleichung zu begeg-
nen (V. Maler, T. Wolff), starker Einfluß
der italienischen Kunst (dieAbondio). Aber
auch hier finden wir noch im X7. Jh. in
Braun, Pfründt, Lauch und Leygebe tüch-
tige Künstler der Gußmed., wenngleich der
Träger der Entwicklung damals auch hier
die Prägemed, wurde.
In Frankreich waren es nach den großen,
geprägten Erinnerungsstücken Karls VH.
und VIIL im 15. Jh., zu denen es sonst
damals nur spanische Parallelen gibt, und
einigen Anläufen zu eigener Entfaltung (bes.
die Lyoner Med. axif Ludwig XIL und Anna)
die Italien. Künstler, die den Bedarf deck-
ten, und das ganze 16. Jh. hindurch sind
es nur wenige Gußstücke, die heimischen
Händen zugeschrieben werden können.
Auch hier dann die Konkurrenz der Präge-
med., die in dem Bildhauer G. Pilon schon
früh einen Meister fand. Die Blütezeit der
französ. Gußmed. beginnt erst im 17. Jh.,
mit Guillaume Dupr6 (lebte 1572— 1642)
und Jean Varin (etwa 1604— 1672) und
fällt mit dem politischen Aufstieg zu-
sammen.
In den Niederlanden sehen wir schon früh
eine bodenständige Med.-kunst sich ent-
falten, der Maler Quentin Metsys hat schon
1491, der Dichter Johannes Secundus seit
1528 höchst eigenartige Werke geschaffen.
Aber damit bricht diese verheißungsvolle
Entwicklung ab: der tätigste Medailleur
des späteren 16. Jh.s, Jonghelinck, ist ganz
in den Bahnen des Italieners Leoni und
auch Stephanus van Herwyck usw. lassen
eine besondere nationale Note vermissen.
Erst im 17. Jh. leisten die Niederländer
wieder etwas Eigenartiges, indem Simon
de Passe, der seine Kunst vornehmlich jen-
seits des Kanals ausübt, die Gravierten Med.
(s. d.) und O. Müller und Abeele von der
Mitte des Jh.s ab die großen Hohlgußmed.
insbes. auf die hoUänd. Fürsten und Ad-
mirale schaffen. England — mitRawlins als.
fast einzigem nationalen Künstler — und
Spanien können bei diesem Überblick füg-
lich beiseite bleiben, da sie nichts für die-
Entwicklung Wesentliches geleistet haben.
Seit dem Siege der Prägemedaille im
Laufe des 17. Jh.s verliert die Geschichte
der Med.-kunst an Interesse, Sie steht
großenteils im Dienste der Fürsten, schafft
deren histoire m^tallique (Ludwig XIV.,.
der zur Erfindung geeigneter Aufschriften
die Acad6mie des inscriptions gründet,.
Leopold L, Peter I., Friedrich IL, Maria
Theresia, Napoleon L, unter dem als die
tüchtigsten Graveure Andrieu und Droz
genannt seien), wenn nicht gar die lang-
weiligen Suitenmedaillen (s. d.), hält auch
die Bildnisse bevorzugter Privatpersonen
in Metall fest, hat aber so wenig nationale-
oder individuelle Eigenart, daß es rein nach,
dem Stil schwer fällt, einen französ. oder
engl, von einem deutschen oder ital. Gra«
veur, und innerhalb der einzelnen Länder
einen Höhn von Dadler, einen Wermuth
von Faltz, einen Schega von einem Hedlin-
ger zu unterscheiden, um mit diesen Namen
zugleich wenigstens die deutschen Haupt-
meister von 1640 bis 1770 zu nennen, denen
sich P. H. Müller als der fruchtbarste
Meister und später Abramson als Vertreter
des Zopfstils und des Klassizismus an-
382
MEDAILLES DE CONFIANCE— MEDAILLON
schließt. Etwa um diese Zeit aber be-
ginnt mit Domanöck, demselben Abram-
son, Posch und später David d' Angers die
Gußmed. wieder eine kurze Blütezeit zu er-
leben, ohne doch der Prägemed. die Spitze
bieten zu können, die vielmehr das 19, Jh.
bis in sein letztes Viertel beherrscht. In
Deutschland in Brandt und Brehmer, in
England in Pistrucci, in Frankreich in Barre,
in Belgien in den Brüdern Wiener hervor-
ragende Vertreter stellend, verliert die
Prägemed. im Laufe des 19. Jh.s ihre Fähig-
keit zu künstlerischem Ausdruck durch die
Vermischung der Techniken: die Reduk-
tionsmaschine gestattet die mechanische
Verkleinerung großer Modelle auf jedes ge-
wünschte Format, so daß auch das Wachs -
modeil eines Großplastikers, der sich um
die weiteren technischen Vorgänge nicht
kümmert und auf sie keine Rücksicht
nimmt, verwendbar ist; das Senkverfahren
gestattet die Übertragung eines positiven
Eisenabgusses vom Wachsmodell in den
Stempel, mit dem geprägt wird. So finden
wir die weichen Formen der Linien des
Bildnisses, die ausführliche Formgebung
bes. der Hintei^jünde, die dem Wachs-
modell adäquat sind, in der geprägten Med.
•wieder, der sie nicht adäquat sind. Daran
hat auch die von Frankreich ausgegangene
Wiederbelebung der Med.-kunst zunächst
nichts geändert, sondern nur durch male-
rische Behandlung der Rs., glücklicheres
Verhältnis von Bild und Schrift zum
Räume u. dgl. rein künstlerische Momente
— die durch Sandgebläse erzeugte künst-
liche Verschwommenheit des Gepräges kann
aber nicht als solches gelten — die Med.
wieder gehoben und in den Kreis der übri-
gen Künste eingereiht, worin dann bes.
Osterreich und Deutschland folgten. Pons-
carme, Chaplain, Roty dort, Scharff, Tau-
tenhayn, Marschall in Wien, Hildebrand
und Kowarzik in Deutschland stellen die
ältere Generation dieser Künstler dar. Ideal
'war das Ergebnis nicht; vielmehr dürfte der
freihändige Schnitt eines Positivmodelles
oder der Grußform selbst in Stein oder Gips,
7M dem insbes. die deutsche Med. seit der
Jahrhundertwende z. T. zurückgekehrt ist,
aaeben dem Abguß vom unreduzierten
Wachsmodell die Zukunft der Gußmed.
darstellen^ neben der die Prägemed., aber
nur, wenn der Künstler selbst den nega-
tiven Originalstempel schneidet, ihre Be-
rechtigung weiter behält. Auf die neueste
Entwicklung der Med.-kunst, insbes. die
jetzigen Stilrichtungen kann hier nicht ein-
gegangen werden. — Habich, Die Med.
der ital. Renaissance 1923; ders., Die
deutsch. Medailleure des 16. Jh.s 1916;
Hill, Medals of the renaiss. 1920; J. Babe-
lon, La m6d. et des m6dailleurs 1927; Bol-
zenthal, Skizzen zur Kunstgesch. der Med. -
Arbeit 1840 (immer noch nützlich); Doma-
nig, Die deutsche Medaille, Wien 1907;
Forrer, Biogr. dictionary of medallists,
London seit 1902; v. Loehr, Wiener Me-
dailleure, Wien 1899; Marx, Diemod, Me-
dailleure a. d. Pariser Weltausstellung von
1900, Stuttgart 0. J.; MazeroUe, Les m6-
dailleurs frangais du XV—XVIV^ si&cle,
Paris 1902/04; Rondot, Les m6dailleurs et
les graveurs en France, Paris 1904. — Für
neuere ostasiat. Med. (oder Amulette) s.
unter Tempelmünzen, für südindische reli-
giöse Med. s. unter Rama Tanka. R.
MMaHles de confiance. Als wegen der
Knappheit kleiner Zahlmittel während der
ersten französischen Revolution (s. As-
signaten) seit 1790 von Gemeinden, Kor-
porationen und Banken private Notscheine,
die Billets de confiance, ausgegeben wurden,
schlug man vor, auch dauerhaftere me-
tallene Assignaten zu schaffen. Zwar wur-
den solche in Paris und Lyon geprägt, aber
schon im Sommer 1792 verrufen. Die
häufigsten sind die bronzenen der Brüder
Monneron in Paris von 1792 zu 5 sois,
deren Vs. die sitzende Gallia zeigt, die den
Mobilgardisten die Verfassungsurkunde
reicht. Hierzu gibt es zwei Rss. : die Schrift
der einen lautet: remboursable en assignats
de 50 L. et au dessus, die der anderen: m6-
<iaille, qui se vend 5 sols ä Paris chez Mon-
neron patent6. — Miliin, Hist. m6tall. de
la r^vol. frang. Paris, 1806, Taf. 19, Nr. 70
u. 71; dort auch andere. S.
MedaQleur heißt der Verfertiger einer
Medaille oder Münze, sei es, daß er das
Modell zu einer Gußmed- modelliert oder
die Stempel zu einer Prägemed. oder -m.
graviert. S. auch Stempelschneider. R.
Medaillon (der oder das) ist ein unbestimm-
ter, aber bequemer Ausdruck zur Bezeich-
nung der größeren und z. T. infolge dieses
MEDIANO— MEDICINA
383
größeren Raumes, aber bei den Bronze-M,
auch infolge besonderer künstlerischer Für-
sorge schöneren röm. und griech. Münzen.
Bei den griech. Med, kommen außer den
goldenen Niketerien (s. d.) nur bronzene aus
der Kaiserzeit in Frage, die Bezeichnung
der A-Dekadrachmen bes. von Syrakus als
Med. ist veraltet. Diese griech. iE-Med, der
Kaiserzeit gegen die Münzen abzugrenzen
ist unmöglich, da niemand zu dem rohen
Mittel des Dm. in mm allein greifen wird.
Ob sie Münzen oder nur Zierstücke sind, ist
fast nie zu entscheiden. Bei den röm. Med.
stehen die goldenen sämtlich auf M.-fuß als
glatteMultipladesAureus(2-,4-, 5-, lO-fach
usw.) oder des Solidus (i^/a, 2, 3, 473, 9 usw.
Solidi) (R. E. III A S. 924); in der Über-
gangszeit etwa von Gordianus bis Carus,
wo der Aureus selbst kein festes Gewicht
hat, können wir natürlich auch bei seinen
Multipla ein solches nicht feststellen. Die
Gold-Med. sind also ganz wie die lO-Du-
katenstücke des 17. u. 18. Jh.s und noch
heute die engl. 2- und 5 -Pfund-Stücke
durchaus Münzen, die zum Bezahlen die-
nen konnten und, wie ihr Vorhandensein
in M. -Schätzen (z. B. Abukir, Arras, Bri-
getio, Petrianec usw.) zeigt, auch gedient
haben, wenngleich ihre erste Ausgabe gewiß
als kaiserl. Geschenk erfolgte, etwa als
sportula (s. d.). Das Gleiche mag für die
Silber -Med. wenigstens des i. (Abb. 75)
u. 2. Jh.s gelten (abgesehen natürlich von
den nur n:iißbräuchlich Med. genannten
kaiserl. Kistophoren und verwandten nicht-
röm. JRy die einfache Münzen sind), später
freilich vermögen wir es nach den Gewich-
ten nicht mehr zu entscheiden (Amtl. Ber.
aus den pr. Kunstsanmü. 31 S. 305; 32
S. 184). Die iE-Med. aber sind, abgesehen
von den nur mißbräuchlich unter die Med.
•eingereihten Doppelsesterzen des Decius,
für Zier- und Erinnerungsstücke ohne Geld-
qualität zu halten: der auf den Gewichten
aufgebaute Versuch, N. Z. 19 S, 42 fE.,
insbes. S. 61 ff., sie als Münzen zu erweisen,
ist an den so unmöglichen Vielfachen wie
5Va-> 7't 7Va'fachen Assen gescheitert. —
Die Art der Zierverwendung der Med. war
ganz verschieden: schon die M. -statte prägte
sie z. T. aus zwei verschiedenfarbigen Ku-
pferlegierungen (s. unter Deux cuivres) oder
auf einem viel zu großen Schrötling ab, der
als breiter, oft profilierter Rand über das
Münzbild hinaussteht; das nachtr^liche
Einsetzen von N- (und JE-) Med. in einen
Rand, das Anfügen eines Henkels [N), um
den N'Med, als Schmuck wie einen Orden
um den Hals zu tragen, kann offiziell erfolgt
sein, indem der Kaiser sie so als Geschenk,
d. h. als versteckten Tribut an die Barba-
renhäuptlinge verlieh (die ^-Med. werden
meist an den und jenseits der Grenzen des
Reiches gefunden, Z. f. N. 29 S. 2385, die
Beispiele jetzt leicht zu vermehren); das
Durchbohren mit i — 4 Löchern zur An-
nagelung an die Wand, an ein Möbel- oder
Ausrüstungsstück dagegen, ebenso das ein-
mal beobachtete Anheften an die Kalk-
wand in einer Katakombe zwecks leichten
Wiederauffindens wird wohl privater Initia-
tive verdankt; vgl. unter Mißbräuchl. Ver-
wendung von M. u. Med. — Dagegen ist die
Verwendung röm. Med. an Feldzeichen,
d. h. als imagines Caesarum, unbewiesen,
das bisher vorgelegte einzige Stück derart
(Bull. soc. antiq. de France 1901 S. 169;
Daremberg, Dict. IV2 S. 1313; Riv. ital. di
num, 19H S. 167. 407; 1912 S. 35 ff.) war
nach Dressel falsch. — Kenner, Der röm.
Med., N.Z. 19 S. I— 173; Trait6 I S. 652/70;
Gnecchi, I medaglioni romani 3 Bde. 19 12,
zur Theorie insbes, I S. XXIII— L; Mowat,
Contribution h. la th^orie des m6d. de bronze
romains, Riv. ital. di num. 191 1 S. 165/84;
A. Blanchet, Etudes de num. II 1901 S.
238 ff.
Unter Medaillons im numismat. Sinne
versteht man ferner besonders große
Medaillen, insbes. Bildnismedaillen. R.
Mediano hieß der mailändische Soldo zu
6 Denar. S. auch Terzarda, S.
MedlastinuSy := Gehilfe, auch in einer
Münzstätte, vgl. Inschrift aus Ostia (Dessau,
Inscr. 1640): prepositus mediastinorum
de moneta oficina prima. R-
Medlattno heißt ein Doppelden^ar oder
Halbgrosso von Verona im 13. Jh.; Typus:
Vs. u. Rs. befußtes Kreuz, das durch einen
der es umgebenden Schriftkreise hindurch-
geht, Rauhgew, 0,6 g; Fdngew. 0,12 g. —
Perini, Verona nr. 26. Su.
Medidna in nitniiiiis. Unter dies Schlag-
wort fallen zimächst alle antiken M, mit
Heilgöttem (Apollo Salutaris, Asklepios,
Ephialtes, Epione^ Hygieia, luno Lucina,
384
MEDICUS-ÄIEISSNER GROSCHEN
Salus, Telesphoros u. dgl.) sowie mit Heil-
pflanzen (z. B. Mohn, Silphion) und Heil-
tieren (z. B. Zitterroche), sodann mit Sze-
nen, die sonst auf Krankheiten und deren
Heilung Bezug haben (z. B. die M. des
5. Jh.s von Selinus auf die Entsumpfung
des Gebietes), in weiterem Siime auch die
auf Körperpflege durch Wasserfürsorge,
Bäder, Sicherung der Nahrungszufuhr u.
dgl. (s, unter Annona), dann solche mit
Darstellung von Kranken (Philoktetes, Ly-
kui^os), endlich auf Ärzte (Hippokrates,
Xenophon u. dgl.). — 0. Bernhard, Griech.
und röm. M.-bilder zur Gesch. der Medizin,
Zürich 1926; ders., Über Badewesen und
Hygienisches auf griech. u. röm. Münzen
(aus Schweiz, num. Rundschau), Bern 1928.
In der Neuzeit mag man hierher zählen
die Med. (selten auch Münzen) auf das Auf-
treten und die Bekämpfung ansteckender
Krankheiten (s. unter Pestmedaillen, Impf -
medaillen), auf Genesung von Fürsten u. a.,
auf Bäder und Krankenhäuser, auf Ärzte -
kongresse, Hygiene- und Nahnmgsmittel-
Ausstellungen u. dgl., in weiterem Sinne
auch auf Hungersnot und Teuerung, Was-
sers- und Feuersnot, Feuerwehr, Heu-
schreckenplage usw., dsinn die Med. mit
Bildnissen von Ärzten und die Brillen-
münzen (s. d.). — C. A. Rudolphi und C. L.
V. Duisbui^, Numism. virorum de rebus
medicis meritorum, Danzig 1862 (nebst Ver-
steigerungskat. Samml. Duisburg, Danzig
1869); R. Ball, Medicina in nummis (Lager-
kat.) Berlin 1905; Pfeiffer und Ruland,
Pestilentia in nummis, Tübingen 1882.
R.
MedlcttSy Siegesbeiname der röm. Kaiser
M. Aurelius (Cohen nr. 814) und L. Verus
(Cohen nr. 205) wegen der Erfolge in Me-
dien im Partherkriege, auf Münzen von
äuiJerster Seltenheit. R.
Medjidiye, türkische Silbermünze; s.
Piaster. V.
Medina dd cantpo. Die Pragmatica von
M. d. c, von den katholischen Königen
Spaniens am 14. Juni 1497 erlassen, war
der Schlußstein der großen Münzgesetz-
gebimg Ferdinands und Isabellas seit 1477,
durch die das spanische Münzwesen das
fortgeschrittenste der Welt wurde, und auf
der es bis zum 19. Jh. beruhte. S. auch
Excellente und Peso de ä ocho. S.
Medino, Meid in, Bezeichnung des Para
in Ägypten; s. Para. V.
Medio, spanisch = halb. In Südamerika
hieß überall der halbe Real Medio; auch in
Nordamerika nannte man so den halben
Real zu 6^4 Cents. S. auch Mitad. S.
Medizinermedailien s. unter Medicina in
nummis. R.
Medusa, eine der Gorgonen; s. unter
Gorgo. R.
Meergotter erscheinen auf griech. M. der
Kaiserzeit einmal weiblich (also als Tha-
lassa), steh, oder gelagert, mit Krebssche-
ren als Kopfschmuck, Ruder oder Aphlas-
ton und mit Delphin zu Füßen (Laodikeia,
Pergamon, Perinth, Nikaia, Korykos); so-
dann kommen sie männlich vor (also als
Okeanos, mit dieser Beischrift auf M. von
Ephesos, ganz wie ein Flußgott), gleichfalls
gelagert u. mit Krebsscheren, Ruder, Anker,
Delphin, Wellen, auf M. von Lesbos, Kory-
kos, Tyros (wK€ANOC) und röm. M. des Nero
(am Eingange des Portus Ostiae) usw. und
Kontomiaten; zu Füßen der steh, oder sitz.
Tyche finden wir den Pontos Euxeinos auf-
tauchend (Tomis, Amisos). — Imhoof,
Fluß- und Meergötter auf griech. und röm.
M. 1924; Z. f. N. 35 S. 307/8. R.
Meettwe gleich Möwe heißt eine Münze
Wilhelms I. von Geldern (um 1400), die
ihren Namen nach ihrer weißen Farbe haben
wird. — Van der Chijs, Geldern S. 64f.;
Bl. f. Mfr., 1903 S. 2888. Su.
Meidin s. unter Medino. V.
MeiBner Groschen. Nach der bisherigen
Ansicht gab Markgraf Friedrich der Freidige
V. Meißen nach Wiedereroberung seiner
Erblande im Jahre 1307 die Brakteaten-
prägung auf imd ersetzte sie durch die
Groschenprägung, wobei ihm die böhmische
als Vorbild diente. Nach neuerer Auffas-
sung sei der Beginn erst 1339/40 anzu-
setzen, da die Groschen im Freiberger U. B.
nicht früher erwähnt werden (Buchenau^
Grundriß der Mkde S. 62). Es wurden etwa
60, genau 64, Stück aus der islötigen Mark
hergestellt, also i Groschen von 3,9 g Rauh-
gew, u. 3,66 g Feingew., 1360 gingen aber
schon 80 Gr. auf die feine Mark (i Stück =
3,12 g fein), 1432 525 (I Stück = 0,48 g
fein) und neue Groschen 175 (i Stück =
1,43 g feiii). Um die Mitte des 15. Jh.s
wurde der Gr. in ein festes Verhältnis zum
MEISSNISCHER GXJLDEN— MEN
385
Gulden gebracht. Es wurden Groschen erst
zu Vso = 9 Pfennig, später zu ^/ai rh. Fl.
geprägt, und diese mußten für alle Zahlun-
gen angenommen werden, sie wurden daher
als »Oberwähr« bezeichnet, was unserem
B^riflfe »Kurantgeld« oder »Währungs-
geld« entspricht. Daneben wurden andere
Groschen, gleich V36 Goldgulden, soge-
nannte »schildige Groschen« als »Beiwähr«
geschlagen, d. h. um als Ersatz der Ober-
währmünzen zu dienen, wenn es an diesen
mangeln sollte.
Zu Anfang wurden die Meißner Groschen
mit dem Thüringer Löwen und dem Lilien -
kreuz geprägt (Vs. + FKID* -D*I- GR'TÜ.
TVRin®.Ii3B[l6RKV* Lilienkreuz i. Vier-
paß, i.d.Außenw. CRVX. Rs. 6R0S-
SVSrflLßCIt'rflaYSIieHSIS Thüring. Lö-
we, Abb. 217), später dann aber mannigfach
verändert, wonach sie Namen wie Fürsten-,
Löwen-, Kreuz-, Schild-, Judenkopf-,
Schwert-, Rauten-, Hörn-, Spitzgroschen
u. a. erhielten (siehe dort). Anfänglich
wurden die in großen Massen geprägten
Meißner wie die böhmischen Groschen von
den übrigen Münzständen des Reiches
bekämpft und zurückgewiesen, haben sich
'dann aber durchgesetzt und — vielfach
durch Gegenstempelung (s. d.) mit Wappen-
bildem, Einzelbuchstaben und vereinzelt
mit Zahlen in den auf den Pfennigschlag
beschränkten Städten — überall hin bis
Lindau, Straßburg und Osnabrück gesetz-
liche Geltung gewonnen (Funde v. Kap-
penberg, Hägerfelde, Erfurt). — Wegen der
Beischläge s. unter Groschen. — Schwin-
kowski, Geld- u. Mwesen Sachsens. Su.
Heißniscber Gulden. Der rheinische Gold-
gulden wurde in Sachsen 1498 auf 21 Gro-
schen gesetzt, ebensoviel galten die sächsi-
schen »Guldengroschen« (»Taler«) 'seit 1500.
Nachdem diese 1542 auf 24 Gr. gesetzt
waren, blieb der »Meißnische Gulden« als
»Rechnungsmünze« von 21 Groschen des
jeweiligen Münzfußes in Sachsen, z. T. bis
ins 19. Jh., in Gebrauch, namentlich auf
dem Lande bei Grundstückskäufen u. Kon-
trakten. Neben ihm gab es, ebenfalls bis
ins 19. Jh., die ältere Rechnungsmünze
Schock (s. d.), die in Strafsachen u. a. be-
hördlichen Geschäften in Sachsen bis 1840
vorkam, und den Taler zu 24 Gut^roschen
(s. Taler am Schluß). Sciiwinkowski.
Wörterbuch der Mündcnnde.
Melikertes oder Palaimon, Sohn der Ino,
mit der Mutter vom Vater Athamas bedroht
und ins Meer flüchtend, seitdem Meeresgott-
heit, erscheint auf -^ von Korinth als Knabe
auf Delphin steh, oder liegend, so auch auf
Tisch, auf Altar, im Tempel usw.; Ino
kommt auf M von Korinth mit dem Kind
im Arm, vor Hippokamp oder Delphin, oder
als Leukothea den Schleier über sich
schwingend, wie sie den Odysseus rettete,
vor. — J. H. S. 1885 S. 60/1 Taf. B; Joum.
int. XI S. 134. R.
Melkart(h) (phön., = Stadtkönig), der
Stadtgott von Tyros; er erscheint auf
einem Hippokampen sitz., mit Bogen und
Pfeilbündel in der Hand, auf M. von Tyros
™ 5- u. 4. Jh. V. C, wohl sein belorbeerter
Kopf ist es auch, den wir auf M. von Arados
sehen; einen Löwen am Schweife tragend
finden wir ihn auf kypr. (?) M. des 5. Jh.s
mit der Aufschrift Ba^ana. Später wird er
mit Herakles identifiziert, dessen Bild daher
auf den M. von Tyros häufig ist, — B. M. C.
Phoenicia passim. R.
Memoria^ lat. = das Gedächtnis, An-
denken, insbes. an Verstorbene, vgl. unter
Damnatio m. ; Mem. Domitillae u. ä. steht
auf M. röm. Kaiserinnen als Beischrift zum
Carpentum (s. d.); M. aetemae oder aeter-
nae m. lautet die Beischrift zu Darstellun-
gen (Tempel, Altar, Adler, Löwe), die sich
auf vergötterte Kaiser von Claud. IL bis
Romulus, Sohn des Maxentius, beziehen;
v(e)n(erandae) m. steht zu einer verhüllten
Gestaät oder iust(us) ven(erandae) m. zu
einer Frau mit Wage auf M. des divus
Constantinus I. R-
MeOy kleinasiat., insbes. phryg. männl.
Mondgott, daher lat. Lunus, auch Unt^-
wdtsgott und daher dort verehrt, wo man
den Eingang in die Unterwelt suchte. Auf
kaiserzeitl. M. häufig in Pisidien (in Anti-
ochia Pisid. als Hauptgottheit der Stadt,
MENSIS benannt), Lyd., Phryg., Karien,
Galat. usw., und zwar sein Kopf oder
Brustbild oder die Gestalt steh, mit der
phryg. Mütze, Mondsichel um die Schul-
tern, Schale oder Pinienzapfen und Zepter,
auch mit Nike, mit Hahn zu seinen Füßen
oder auf Stierkopf tretend, femer zu Roß
oder neben dem Rosse, zuweilen dabei
die Doppelaxt schulternd. Beinamen:
MHIsr AZKHNOr (Sardeis), MHN KAPOY
25
386
MENELIKTALER— MERKANTILISMUS
(Attuda). — Roschers Lexikon II S. 999.
2692. R.
Meneliktaler = Talari (s. d.). V.
Meniskos (griech. fjirjviaxo?), kleiner
Mond, Halbmond, Mondsichel; s. unter
Lunula. R.
Mensa mensurarla s. unter Maß- und
Gewichtswesen, R.
MensarittSy später mensularius, der
Wechsler, weil er an seiner mensa sitzt; s.
unter Argentarius. R.
Menudo, Henui, eine seit 1598 in Bar-
celona geschlagene, sehr wenig Silber ent-
haltende Billonmünze, die auf der Vs. den
Kopf des Königs, auf der Rs. ein B auf
Kreuz zeigte. Während der französischen
Okkupation 1642/52 wurde der M. aus
Kupfer mit Kopf-Kreuz geprägt. —
Heiß II, S. 102, Taf. 82 und 84; III, Taf. 8
und 13. S.
Mephistopheles s. unter Ephialtes-Epo-
pheles. R.
Meranier. Unter M. versteht man zwei-
seitige Pfennige Ostfrankens weltlichen
und geistlichen Schlages zwischen 1150 und
1250, die von den Angehörigen des Andechs-
Meranischen Fürstengeschlechts, dem Vor-
besitzer der späterhin hohenzollemschen
Lande, geschlagen wurden. Die geistlichen
sind von Bischöfen v. Bamberg geschlagen,
welches Bistum die Meranier von I177 —
1242 mit einigen kurzen Unterbrechungen
dauernd innegehabt haben. Die Meranier--
Pfennige haben teils einen breiteren, teils
schmaleren Rand, der abwechselnd verziert
ist mit Lilien und Halbmonden oder blu-
menförmigen, meist auf einem kleineren
oder größeren Hohlring nach außen auf-
sitzenden Arabesken. In diesem Hohlring
befindet sich auf der besser ausgeprägten
Rs. ein unbedeckter oder bedeckter Kopf,
ein Kreuz, Qine Stemrosette, die Wappen-
tiere des Geschlechts: Adler und Löwe usw.
Doch mögen einige von diesen Pfennigen
auch von den den Hohenstaufen ver-
schwägerten Burggrafen von Vohburg ge-
schlagen sein, so namentlich Stücke aus
dem Funde von Wondreb. — Fikentscher,
Versuch zu einer Münzgesch. der Herzoge
V, Melanien, Mkgf. von Istrien, Grf. v.
Andechs u. Plassenburg weltl. u. geistl.
Stands in den Mitt. der Bayr. Num. Ges.
XrV 1895 mit Fundverzeichnis; Will in
Berl. Mbl. 1913 S. 497 ff- Su.
Mercuritis s. unter Hermes. R.
Mereau {lat. merellus), französ.= Marke
(s. d.). S.
Merellus, lateinisch = Marke (s. d.). S.
Merk s. Balance-, Noble- und Thistle-
Merk.
Merkantilismus war die verwirklichte
Staatspraxis nach der volkswirtschaftlichen
Seite oder das politische System des 17. und
18. Jh.s, das die staatliche Gemeinschaft zu
einer volkswirtschaftlichen machen wollte;
als Hauptaufgabe der Volkswirtschaft er-
blickte es die Vermehrung der in einem
Lande befindlichen Edelmetalle. Was das
Geldwesen anging, so stand im Mittelpunkt
der merkantilistischen Lehre »nicht sowohl
das Geld als einziger Gegenstand des Reich-
tums, als die Zirkulation desselben, das
Geld als Schwungrad des Verkehrs. Da
dieses Geld aber obrigkeitliche Münze ist,
da die Staatsgewalt für genügende Menge
verantwortlich ist, so erscheint, zumal in
Staaten ohne Bergwerke, die Pflicht, durch
Handelsmaßregeln für die entsprechenden
Geldsummen zu sorgen, als die wichtigste
volkswirtschaftliche Aufgabe der Regie-
rung. Und da zugleich die neuen Geld-
steuem nur da reichlich fließen, wo Verkehr
und Industrie erblüht sind, da man diese
überall da entstehen sieht, wo der aus-
wärtige Handel, vor allem der nach den
Kolonien, und der Handel, der inländische
Industriewaren ausführt, gedeiht, so wird
die Frage, wie durch Kolonialhandel und
Manufaktenausfuhr eine günstige Handels-
bilanz zu erzielen sei, zum Prüfstein der
richtigen staatlichen Wirtschaftspolitik«.
Auch die Münzen betrachtete der Merkanti-
lismus als Ware. War diese Ware gut,
so war auf deren guten Absatz zu hoffen,
also auch auf Fabrikationsgewinn, das
heißt Schlagschatz, wodurch es kam, daß
der Schlagschatz als Selbstzweck be-
trachtet und oft nur dann gemünzt wurde,
weim man Schlagschatz erzielte. So wurde
Jahrhimderte nait der Münze »Merkanz«
getrieben; endlich verhinderte di« merkan-
tilistische Verwaltung durch bürokratische
Schwerfälligkeit und Geheimtuerei münz-
technische Fortschritte. Seit der Mitte des
18. Jh.s traten dem M, die Lehren der
MESSER— METRISCHE INSCHKEFTEN
387
Physiokraten und Freihändler entgegen, die
im Geld- und Münzwesen den Individualis-
mus insoweit erstrebten und durchsetzten,
als der bis dahin fast wie ein Staatsmonopol
gehandhabte Edelmetallhandel und die
Behinderung technischer sowie administra-
tiver Fortschritte beseitigt wurden. —
SchmoUer, Grundriß I, S. 84ff. S.
Messer übernehmen bei der Wichtigkeit
dieses Gerätes hie und da die Rolle als
führendes Tauschmittel; die Form von
Messern oder Schwertern, aber ohne
Schneide und Spitze, viel zu schwach und
dünn (Kümmerform) und am Knaufe
durchbohrt zum schatzweisen Aufreihen
ist eine Form chin. iE. -Geldes, 7. — 2. Jh.
V. C, und später (s. Pi). — Ebert, Reallex.
IV S. 217. R.
Messing, lat. aurichalcum (s. d.), ist eine
Mischung von Kupfer und Zink (spezifi-
sches Gewicht 8,6 bei 30% Zink). Abge-
sehen vom Altertum, so wurde und wird M.
in Europa fast nur für Jettons und Marken
verwendet, während China es seit den älte-
sten Zeiten als Münzstoff benutzt. — Ver-
goldetes Messing oder Tombak (s. d.) heißt
Talmi. S.
MeBtaler hießen die Guldengroschen des
Bischofs von Sitten Matthias Schinner von
1501 mit dem Familienschilde auf der Vs.
und dem zwischen Engel und Teufel knien-
den h. Theodulus auf der Rs. — Wunderly,
II, 2469, 2471 f.; Corragioni, Tai 42, 5. S.
Metall der M., Med. und Marken. Die
3 schon im Altertum typischen M.-MetaUe
— vgl. die drei sie vertretenden Monetae
(s. d.) auf röm. Med. — sind Gold, Silber,
Kupfer (s. diese), das letzte alle seine Le-
gierungen (Aurichalcum, Bronze, Alumin-
bronze) mitumfassend. In neuerer Zeit ist
dazu nur das Nickel (s. d.) getreten, alle
anderen Metalle haben sich auf die Dauer
für Münzen nicht bewährt, so Zinn, Zink,
Eisen, Blei, Aluminium (s. diese) — eben-
sowenig das Porzellan, s. d. — , und sind
meist nur für Proben (s. d.), dann in Zeiten
der Not (so bes. 1914/18), endlich für Mar-
ken und Falschmünzen sowie Fälschungen
verwendet worden. — Als Metalle der Me-
daillen kommen fürs Altertum (soweit Me-
daillone und Kontomiaten als Medaillen zu
betrachten sind) gleichfalls nur N'^ JR, M
(hier als Eigenart auch die Deux cuivres,
s. d.) in Betracht; für die itaL Frührenais-
sance (Hill, Med. of the renaiss. S. 30;
Habich, Med. der ital. Renaiss. S. 16) sind
N"' und -^R-Med. selten, aber einst häufiger
gewesen, Z. f. N. 35 S. 160. 3171; im 16. Jh.
wird JR. wie auch bei den deutschen Med.
häufiger, öfter vergoldet, auch teilweise
vergoldet; das Blei tritt bei beiden Völkern
frühzeitig für Med. auf, anfangs bes. für
Zwischenmodelle. Die Prägemed, bevor-
zugt vom 17. bis zum Anfang des 19. Jh.s
stark das M vor M; um 1700 wird Zinn
beliebt, das oft einen Kupferstift enthält.
Von etwa 1805 — 1830 ist Eisen beliebt (fer
de Berlin), auch um der symbol. Bedeutung
willen, so auch wieder 191 4/1 8, nur zeit-
weilig im 17. — 19. Jh. auch Elfenbein, Bis-
kuit, Terrakotta. Seit der Mitte des 19. Jhs.
treten für Med. neue Metalle und Legierun-
gen auf, Nickel, Aluminium, »Neugold«,
»Neusilber«, Argentan, Britanniametall
usw., bes. für die sog. Volksmed. (s. d.). —
S. die einzelnen Metalle. R.
Metalla, M. der röm., s. unter Bergwerks-
marken; füge dort das Stück des Anton.
Pius, Rs. Dardanici, hinzu, Z. f. N. 20
S. 242 und Berl. M,bl. 1929 S. 386. R.
MetaOiky türkische Billonmünze; s.
Piaster. V.
Meialliun Germanicum steht als Um-
schrift auf Denaren Karls des Großen, auf
denen Münzgeräte dargestellt sind; «Ger-
manicum» wird das Bergwerk, aus dessen
Silber die Pfennige geprägt sind, wohl im
Gegensatz zu dem aquitanischen zu Melle
genannt. — Gariel, Karolinger S. 124 nr, 97.
Su.
Meter theou^ griech. ji.i^'^JP *^°"» °^®^^*
abgekürzt Mi SV u. ä., auf byz. M. (seit
Leo VI.) und Siegeln Bezeichnung der
Mutter Gottes; vgl. unter Maria. R.
Metriselie Inschriften. Eine m. I. findet
sich schon auf einer M. des Carausius mit
den aus Vergil Aen. II 282/3 entlehnten
Worten Exspectate veni(s). Sodann finden
sie sich auf byz. M., in Form von Hexa-
metern wie üap&evs aoi iroXuatve 8^ TjXmxe
icavta xatop&oi (Romanus IV., A) oder von
jambischen Trimetem wie öfaicoiva ac&Coic
a&ösß^ Mov^fiaxov, Constantinus IX-, oder
Xapa^H'a aewciv xaTaßoXi] xipSiqXoü (ano-
nym, M; Journ. int. II S.343- 402); sehr
häufig sind sie auf byz. Bleisiegeln. — An-
as*
388
METROLOGIE
nuaire num. 1882 S.40, 1884 S. 312; Joum.
int. X S. lOi. R,
Metrologie ist die Lehre von den Maßen
und Gewichten. Der Numismatiker hat es
nur mit den Gewichten zu tun, die Maße
interessieren ihn nur (und zwar auch dann
nur ak Quelle für die Ermittlung der Ge-
wichte), wenn es sich um ein geschlossenes
Maßsystem« handelt, in dem wie beim
metrischen System das Flächen- aus dem
Längen-, das Hohl- aus dem Flächen-
und das Gewicht aus dem Hohlmaße ent-
wickelt ist.
Als Quellen der M., d. h, zur Ermitt-
lung der Größe und des Aufbaus der alten
Maße u. dgl. (s. Pernice, Z. f. N. 20 S. 222ff.)
dienen einmal die schriftlichen, d. h. sowohl
die ex professo über Maße und Gewichte
verfaßten Schriften, für das klass. Altertum
von Hultsch, Metrologicorum scriptorum
reliquiae Leipzig 1864/66 herausg^eben,
wie die gelegentlich eine Angabe über Maße
u. dgl. bietenden Schriftsteller, Inschriften,
Ostraka, Papyri usw., die ebenfalls eine
Sammlung verdienten. Eine zweite Quel-
lenreihe ist die monumentale, d. h. die
erhaltenen Maßstäbe und Gewichtsstücke,
endlich auch die Münzen selbst, insofern
im Altertum Gewicht und Münze ur-
sprünglich eins war (wie die Namen der
Münzeinheiten wie Drachme, Stater, Mine,
Utra, As u. dgl. lehren) und beide sich auch
im Altertum nicht so weit voneinander ent-
fernt haben wie seit dem Mittelalter. Eine
dritte Möglichkeit zur Berechnung älterer
Maße bietet die vergleichende M,, die, von
Lehmann-Haupt begründet (zuletzt R. E.
Suppl. ni unter Gewichte S. 588 ff.), durch
die neueren Metrologen scharf, sicherlich
zu scharf, abgelehnt wird; sie ist vorsichts-
halber in diesem Lexikon wenig in Betracht
gezogen worden.
Die Schwierigkeiten, die sich der Be-
nutzung dieser Quellen entgegenstellen, sind
für die schriftlichen, abgesehen von der
Häufigkeit von Schreibfehlern gerade im
Gebiete der Zahlen und von Rechenfehlern,
einmal die Vieldeutigkeit aller Maß- und
Gewichtsbenennungen, insofern es zahllose
verschiedene Drachmen, Schekel, Minen,
Talente usw. gegeben hat, ganz wie in
Deutschland und Italien bis zum Anfang,
ja über die Mitte des 19. Jh.s hinaus jeder
Staat, ja jede wichtigere Stadt ihre eigene
Elle, ihr eigenes Pfund hatte, jeder münz-
berechtigte Staat — und deren waren Le-
gion — seinen eigenen Pfennig; für das zähe
Fortleben solcher Maß- und Münznamen
auch unter ganz veränderten Verhältnissen
sind Klio XIV S. 93» einige neuzeitl. Bei-
spiele gesammelt. Sodann behindert die
alten Schriftsteller die Schwierigkeit münz-
kundlicher Berechnungen, die wir noch fürs
ausgehende 18. Jh. am besten daran er-
kennen, daß sich jeder Staatsbeamte um
die Mitverantwortung an dieser Materie
herumdrückt, von denen also die Skribenten
des späten Altertums wie Pollux, He-
sychios, Suidas, mit denen wir es bei den
antiken Münzen bes. oft zu tun haben, gar
keine Ahnung zu haben brauchen; anderer-
seits kam es Männern wie Epiphanios nur
auf eine möglichst einfache Einreihung der
in der Bibel vorkommenden Münzen in das
System ihrer Zeit an.
Die monumentalen Quellen ferner sind,
was die Gewichtsstücke — abgesehen da-
von, daß oft Zweifel bestehen, ob der betr.
Gegenstand ein Gewicht ist! — angeht, oft
so haarsträubend ungenau, daß sie meist
nur sehr imsichere Zeugen sind; mangel-
hafte Genauigkeit der Wägungstechnik
ist die Grundursache davon (darüber aber
sollten wir uns am wenigsten wundern:
denn noch das Berliner Platinnormal-kg,
das man 1817 mit allen Vorsichtsmaß-
regeln nach dem Pariser angefertigt hatte,
erwies sich bei einer Untersuchung von 1857
um 12 mg zu leicht I v. Schrötter, Preuß.
M.-wesen 1806/73 1 S. 424). Oxydierung der
damals wohl bronzenen Normalgewichte,
erst recht der Gebrauchsgewichte, treten
dazu. Vielfach hat auch trotz aller Straf-
androhungen der Betrug der Marktleute
die Gewichtsstücke verringert; dazu treten
Erhaltungsfehler auch der Stein- und
Bronze-, ganz bes. aber der am häufigsten
vorkommenden Bleigewichte, Fehler, die
freilich von neueren Metrologen oft genug
nur allzu prompt »abgeschätzt« werden.
Die Verwertung der Münzen endlich iaJs
metrolog. Quellen, d. h. ihres Rohgewichtes
zur Ermittlung der gesetzlichen Norm,
krankt einmal an Ungenauigkeiten moder-
ner Wägungen (indem die Angabe des
Zentigranmis durch Wägung mit anderer
METROPOLIS— MICHAELSGULDEN
389
Wage oder anderen Gewichtsstücken, an i
anderem Orte und zu anderer Zeit, bei :
anderer Temperatur und anderer Luft-
feuchte schon unsicher wird — ein cg auf
die Drachme macht aber schon ein g auf
die Mine!), dann an Ungenauigkeiten der
antiken Justierungstechnik, an dem Vor-
handensein von Justierungen al marco
(s. d.), von Abzügen von der Gewichtsnorm
für den Schlagschatz, an Remedium und
Passiergewicht, die schon bei heutigen
Gold-M. die zweite Stelle hinter dem
Grammkomma unsicher machen (Klio XIV
S.99), an Erhaltungsfehlem der antiken M,
(klassisches Beispiel für Mißleitung durch
solche: Z. f. N. 37 S. 561), endlich an der
die Gewichte der M. schon früh etwas von
der Gewichtsnorm entfernenden Abknap-
pung (s. unter Münzverschlechterung). Von
Wichtigkeit ist es auch noch, daß sich aus
Kursgleichungen nur ungefähre Annähe-
rungswerte, nie aber die Norm errechnen
läßt, wie das noch für jetzige M. -Sorten gilt
(Klio XIV S. 1006). Endlich aber gibt es
keine einheitliche Methode der Verwertung
der Münzen (die vier verschiedenen Metho-
den, Zugrundelegung des Maximal-, korri-
gierten Maximal-, Durchschnittsgewichtes
und der sog. Frequency-table^ habe ich
M. von Priene S. 129 durchgesprochen; vgl.
auch V. Bahifeldt, Rom. Goldm.-prägung
S. DL X. 182/3).
Unter diesen Umständen ist es kein
Wunder, wenn die antike M. auch bis heute
es zu allgemein anerkaimten und gesicherten
Ergebnissen so gut wie gar nicht gebracht
hat. Beispielsweise ist der Betrag des best-
bekannten antiken Gewichtes, der röm.
Libra, von Boeckh aus den ihm bekannten
wohlerhaltenen Exemplaren des ^V-Solidus
von 1/72 Pfund auf 327,45 g errechnet wor-
den; aber jeder Sextaner kann durch Wä-
gung einiger weiterer von Boeckh nicht
verwerteter stempelfrischer Solidi oder
einiger anderer röm. M., deren Stückzahl
aufs Pfund uns bekannt ist, den Betrag in
den Dezimalstellen oder gar im Einer ändern
und so frohlockend einen neuen, »berichtig-
ten« Betrag des Pfundes der Mitwelt ver-
künden, wie darin Metrologen und Numis-
matiker in den letzten 20 Jahren geschwelgt
daben: Wert hat das ganz und gar nicht,
denn jede der so gewonnenen Zahlen ist
eben nur ebenso hypothetisch. — Hultsch,
Griech. u. röm. Metrologie« 1882; Segr^,
Metrologia, Bologna 1928.
Den gleichen Schwierigkeiten begegnet
natürlich die M. des M. A., so daß z. B. auch
der Betrag des wichtigsten m.a. Gewichtes,
des karolingischen Pfundes (s. unter Karls -
pfund) völlig strittig ist. Vgl. im übr. Lu-
schin, Allg.M.k.2 S. 156/70 und siehe unter
Maß- und Gewichtssystem, Münzfuß. R.
Metropolis, griech. {iTjTpoicoXic (dor. (latpo-
icoXic) = Mutterstadt, ist, abgesehen von
dem Vorkommen des Wortes als Eigen-
namen griech. Städte (z. B. in Akamanicn,
Thessalien, lonien, Phrygien), der Prunk-
titel auf M. von etwa 25 Städten der Kaiser-
zeit, in der Form [iiQtp6iroXtc, (AT^tpoitoXstTov
usw, und oft mit zugesetzter Landschaft,
z. B. {&.edvooc in Anazarbos, [t. xcov Y iicap-
^ei6»v in Tarsos, [a. xal Tcpc&xT) BtdtivCo? xal
nJvtouinNikomedeia; darunter sind auch
Städte, die ebenso obskur sind wie die
Landschaften, deren M. sie sein wollen: (t.
T^c Aa}i(&Ti8oc = Lamos in Pisidien, }i. vtfi
KitqtSv oder KswatiBoc (gar je zwei Städte:
Koropissos und Olba — Diokaisareia und
Olba). Sofern das nicht ganz leere Titel
sind, wie z. B. Sardeis = |j,. 'Aofetc, Ao8uxc,
EXXdSoc (!), sind die betr. Städte die Vor-
orte irgendeines xotvov mehrerer Städte,
wie Tomis als Vorort des xoiviv IIovtoü
(d. h. des linken Pontos) (i. Il6vtoo heißt
(Abb. 99). — Maxpbc atcoixcDV it^XecDV nennt
sich Herakleia am Pontos. — Head, H. N.»
S. 928. R.
Metzblanken s. Blanc. Su.
Mextkanen, Name der mexikanischen
Peso in Indochina, wo der Name die Münze
überlebt hat, da man dort heute unter M.
das Feingewicht dieser Münze versteht. S.
Mezza^o heißt das Halbstück zu einem
Denar oder grosso, insbesondere der «Meza-
ninus venetus sive soldus de Verona», der
zuerst von Francesco Dandolo 1329 — 1339
als 1/3 Groschen = l6 piccoli geprägt wurde:
I Stück von 1,242 g Rauhgewicht u. ca.
0,97 g Feingew. Typus Vs. Doge v. 1. mit
Kreuzfahne, Rs. Brustbild des hl. Markus.
— Papadopoli I S. 158. Su.
Michael, St., s. imter Engel. Su.
Mlchadsgttlden oder -ptennigi gulden-
förmige Medaillen der Abtei Beromünster
im Kanton Luzem des 17- und 18. Jh.s mit
390
MICHALATUS— MILLED MONEY
dem Bilde des h. Michael auf der Rs. — .
Wunderly III, S. 2577 ff- S.
Michaiatus, Bezeichnung des byz. N-
Solidus Michaels VII., von schlechterem
Gehalt als zuvor. — Schlumberger, Princip.
franques du Levant 1877 S. 7; Joum. int.
II S. 350, vgl. aber S. 347 (Michael VIIL).
R.
MldaSy sagenhafter König von Phrygien;
sein Kopf erscheint auf phryg. M. der Kai-
serzeit von Kadoi und Prymnessos in phryg.
Mütze mit ßaatXebc MiSac oder Mffiac allein
bezeichnet, in Midaeion erscheint zur Le-
gende Tov xTiOTTyV wohl gleichfalls sein
Haupt. R.
Mift (Mite), niederländisch = Milbe, nu-
mismatisch eine Münze kleinsten Formats;
vielleicht wurden zuerst so die winzigen
flandrischen Mailles (s. d.) genannt. Seit
der Mitte des 15. Jh.s wurden Mijten in den
südlichen Niederlanden geprägt, meist aber
doppelte oder Courtes (s. d.), die unter Karl
V. zu reinen Kupfermünzen (Courtes noires)
wurden und die kleinsten Münzen der
spanischen Niederlande bis Philipp III.
blieben, i Courte war = drei M. braban-
tisch oder 2 M. flämisch. Das 9-Mijtenstück
hieß Negenmanneke (s. d.), später Duit (s.
Deut), das 12-Mijtenstück Achtienmanneke,
später Oorden oder Liard. In der ersten
Hälfte des 18. Jh.s stellte die Mijt einen
Wert von ^/48-Stüber vor. S. auch Mit. —
Ter Gouw, S. 134; Hansische Gesch.BL,
31. Bd., 1926, S. 205 ff, S.
Miland'or. Nachdem 1873 in Serbien das
französische Frankensystem eingeführt war,
wurden 1882 Goldstücke zu 20 Dinar
(Francs) mit dem Bilde Milans L geprägt.
S. Dinar. S.
Milesischer M.-tuB. Der Ausdruck Mi-
Xi^otoc auf M. bezogen kommt erst in miles.
Loschriften hellenist. Zeit vor (Trait6 I
S. 499; Regling, M. v. Friene A. 264); die
Numismatik bezeichnet aber mit M. M. den
der alten, bes. durch das M.-bild des rück-
blickenden Löwen 1. oder r. für Milet ge-
sicherten Elektronstücke (Frankf. M.-ztg.
1917 S. 256 m. A. II): die Stateren derart
wiegen:i4,07— 14,01— 13,94— 13,92— 13,78
—13,74 g (Abb. 16), dazu'gibt es V», V3, V4,
'/6, <Ee zusammen mit den Stateren auf rine
Norm von reichlich 14 g führen; auf dieser
Norm stehen auch die El. -Stateren, die die
gegen Persien 500 — 494 v. C. unter Führung
Milets aufständigen kleinasiat. Städte als
Bundesmünze geprägt haben (Regling, M.
vonPrieneS. 18, dortLit.). Endlich glaubt
man auch allerlei unbestimmte El.-M. auf
diesen Fuß geprägt. — Trait6 II i S. 11-86.
R.
Miliarense, griech. {jitXiap^Qotov, spätröm.
A-M. = ^/looo iV-pfund, wie der Name an-
deutet und die Glosse bei Hultsch, Metr.
scr. I S. 307 ausdrücklich sagt; demgemäß
galten, da 72 A^-solidi aufs Pfund gingen,
ihrer 14 (genau wäre 1000 : 72 = 13,88..)
auf einen solchen (Hultsch ebenda) und
I M. galt nach denselben Glossen = 13/4
(genau wäre 1,728) Siliquae (xspaxia) von
je Vi728 iV-pfund (72 X 24 = 1728). Spä-
ter, anscheinend seit Edikt von 397 n. C,
werden aber 12 M. auf den Solidus, also 2
Siliquae auf das M. gerechnet, das dann ein
Sixspaxov (s. d.) heißt. Das M. ist erhalten in
den größeren JR von Constantinus I. bis Ar-
cadius und Honorius, Rs. virtus exercitus,
steh. Krieger mit Lanze und Schild, im Ge-
wicht wie der Solidus, max. 4,55 g; also
Verhältnis von N zm M wie 13,88 zu i
(lOOO : 14), rund 14 zu i. — Das byz. M.
liegt uns vor in Stücken mit gloria romano-
rum bei ähnlicher Standfigur (Kaiser mit
Lanze und Globus), wird unter Heraclius
i. J. 615 durch ein größeres Stück ersetzt,
das Hexagrammon, doch bleibt das &txepa-
xov der AT" -Rechnung wegen Rechnungs-
münze, ist als solche z. B. unter Leo VI.
und i. J. 1094 nachweisbar. — Nach dem M.
heißt das scrinium a miliarensibus, also das
Büro zur Verrechnung des gemünzten^. —
R. E. II A S. 903; III A S. 63/4; N. Z. 44
S. 185, 191 ff.; Mattingly, Roman coins
1928 S. 228 f.; B.M. C. Byz. S. LXXVL
R.
MlQed money. Um 1560 kam aus Frank-
reich nach England die mechanische Präge -
art mittels Streckwalzen und Spindelpresse
(s. Monnaie du moulin), die hier auf den-
selben Widerstand der Münzer stieß wie
in Frankreich und erst 1662 definitiv ein-
geführt werden konnte. Sie bekamen in
England den Namen »mill and screw«,
indem »miU« die Strecke und »screw«
(Schraube) die Spindelpresse bea^ichnete.
Das damit hergestellte Geld hieQ »milled
money«. Irrtümlicherweise ging der Aus-
MILLESIMO— MTNUTO
391
druck auf gerändelte Münzen über und
blieb ihnen bis heute im Gegensatz zu den
»hammered coins«, während das »milled«
sich eigentlich auf das Walzen der 2^ine
bezog, es also auch ungerändelte Münzen
gab, die »milled« waren. S.
Mflleslmo, italienisch = Jahreszahl (s. d.).
Milliime (Oschr-el-Gursch), ägyptische
Nickelmünze seit 1888 zu '/looo äg. Pfund =
^10 Piaster, auch doppelte und fünffache
wurden geprägt. Nach Gesetz vom 13. Sep-
tember 1924 werden Stücke zu 10, 5 und
2 Milli^mes aus Nickelbronze mit dem Bilde
des Königs Fuad gemünzt. S.
Mflrels, portugiesisch = looo Reis (s.
Real, am Schluß), welcher Ausdruck 1854
bei Einführung der Goldwährung die portu-
giesische Münzeinheit wurde, = 4,54 Mark.
Sein Zeichen ist $, für 1000 M. ein Punkt
oder Kolon; so sdhreibt man eine Summe
von 35 487 685 R. folgendermaßen, 35 : 487 $
685 r. (s. Coroa d'ouro und Conto.) —
In Brasilien wurden bis zum Weltkriege
Goldstücke zu 20, 10 und 5 M. 916 2/3
Tausendteile fein geprägt; die Münzeinheit
war der goldene M., 0,821 78 g Feingold be-
deutend, während die 2, i, V* M. ebenso
fein aus Silber waren und der einfache
12,75 g "^og- Seit 1923 werden silberne
2 M., 8 g schwer und halbfein, geprägt. —
Noback?, S.507. S.
MImigardeford- Denare. Mimigardeford
ist der alte Name der Stadt Münster (Mimt
war ein germanischer Halbgott) bis ins 12.
Jh. Bischof Werner nennt sich noch 1137
»Mimigardefordensis ecclesiae episcopus«.
Aber schon vorher ist auch der neue Name
offiziell; Bischof Erfo nannte sich nach dem
1041 eingeweihten Kloster »Episcopus
Monasteriensis«.
Auf den ältesten Münzen des Bistums
findet sich ebenfalls der alte Name, Es sind
Pfeimige mit Kuppelturmkirche und Kreuz
(Abb. 149) und der entstellten Um-
schrift ODDO.Bi.VIIia (QDDO IMP
AVG). Später, noch vor der Mitte des
12. Jh.s, wird der ODDO -Name auf den
Mimigardeford -Denaren ganz weggelassen
und aus der Kirche. wird ein Turm mit 2
Säulengebäuden und 2 Ecktürmen, auf der
anderen Seite ist über das Elreuz ein Bi-
schofsstab gele^, in den beiden anderen
Winkeln Kugeln. Die i . Art wurde in Osna-
brück nachgeprägt. — Grote, M.St. I S.
224; Menadier, D. M. IV S. 19 f. Su.
Mine, babyl.-assyr. mana, griech. jiva,
lat. mina, ist im alten Orient die obere Ge-
wichtseinheit; meist gehen zwei Einheiten,
eine schwere und eine leichte, die sich wie
2 : I verhalten, mit demselben Namen M.
nebeneinander her (darüber bes. R. E.
Suppl. III S. 593/5)- Dazu gab es, wie die
Aufschriften erhaltener Gewichtsstücke
lehren, Unterschiede wie »Mine des Kö-
nigs«, »Mine des Landes« usw.; das Ge-
wicht der Mine ist in frühester Zeit örtlich
sehr verschieden gewesen, wenn auch an-
zunehmen ist, daß bei der hier sehr frühen
Bildung großer Staaten schon früh Aus-
gleich und Vereinheitlichung stattge-
funden hat. — Die Mine war ^60 des Ta-
lents und zerfiel in 60 Schekel; ob schon im
Geldwesen des alten Orients sog. »Wäh-
rungsminen« zu 50 Schekel gebildet worden
sind, ist strittig. Die Griechen jedenfalls
teilten bei Übernahme der oriental, Maß-
und Gewichtssysteme zwar das Talent auch
in 60 Minen, diese aber in loo Drachmen;
aber die griech. Kleinstaaterei brachte es
mit sich, daß hier wieder viele lokale Minen
und daher Drachmen (s. d.) und demzufolge
verschiedene M.-füße nebeneinander her-
gingen. Siehe unter Aiginäischer, Attischer,
Babylonischer, Chiischer, Euböischer, Kar-
thagischer, Korinthischer, Milesischer, Per-
sischer, Phönikischer usw. M.-fuß. R.
Minerva s. unter Athena. R.
MinoSy der sagenhafte König von Kreta,
erscheint als MiNrzz auf einer M. von
Knossos (4. Jh. v. C.) sitzend mit dem
Herrscherstabe und als MElNooc mit
Lanze und Palmzweig stehend ih Gaza,
R.
MinotauroSy ein Untier, nach griech. Sage
der Sohn der kret. Königin Pasiphae und
eines Stieres, hauste im Labyrinth in Elnos-
sos und wurde schließlich von Theseus
erlegt. Auf M. erscheint er als Mensch mit
Stierkopf, in Knossos (Abb. 31) im sog.
Knielaufschema, in Kolchis kniend, in
Athen (ELaiserzeit) im Kampfe mit Theseus.
R.
Minuskel s. Schrift.
Minuto ist die Bezeichnung für denDe-
naro piccolo in einigen italienischen Münz-
stätten, besonders in Genua^ hier zuerst von
392 MINÜTULUS— MISSBRÄUCHLICHE VERWENDUNG VON M.
schlechtem Billon und schließlich aus
Kupfer { 1 638). Der ältere genuesischeMnuto
hat 0,55 g Rauhgew. u. 0,07 g Feingew. bei
14 mm Dm., der kupferne wiegt 0,69 g. —
Martinori S. 287 f.; C. n. it. III S. 80 nr. 7ff.
Su.
MlnutulttSy angebl. röm, Ä-münze; s.
unter Argenteus Ziffer i. R.
Mionnets Münzmesser, M.sche Skala, s.
unter Münzmesser. R.
Mirliton, ein Louisd'or (s. d.) Ludwigs XV.
S.
Mischung s. Legierung. S.
Mise nannte man in Kurhessen im 18. Jh.
das 2-Albusstück, weil es als Einsatz (vom
französ* mettre) beim Billard u. a. Spielen
diente. S.
Miseficordiad(e)irexoderm.d(omi)n(i) rex
befindet sich als Umschrift auf karoling. De-
naren, die von Ludwig IL (877 — 79) oder
Ludwig IIL (879—881) und Odo (887—898)
in Tours und Blois geschlagen worden sind.
Das rex in der Umschrift ist von Odo auch
weggelassen worden und befindet sich dann
im Monogramm des Königs. — Gariel, Ka-
rolinger S. 258, 261^ 281, 286. Su.
Miserippen kommt 1622 als Bezeichnung
für Schauenburgische Dreier aus der Münze
zu Oldendorf vor. — Weinmeister in Z. f. N.
26 S.396. Su.
Misiiye, eig. in Mi§r (Ägypten) geschla-
gene Münze, später allgemeine arabische
Bezeichnung für Pära, s. d. Der Plur.
Ma?äri bedeutet überhaupt Geld. — M.
Hartmaim, Arabisch (Meyers Sprachführer)
76, 325, 327. V.
MiBbiSttchlidie Verwendung von M. Da
der Zweck der M. der Umlauf und nebenher
der Zweck der Geschichtsmünze (s. d.) die
Erinnerung ist, so ist jede anderweite Ver-
wendung der M. ein Mißbrauch, so alt er
auch ist und so häufig er auch ist. Dahin
gehört:
Ir Verwendung als Schmuck des Men-
schen: I. Dazu bohrt man am einfachsten
ein Loch in die Münze oder setzt eine Öse,
einen Henkel daran, durch die man die
Kette oder das Band zieht, mittels deren
man die M. sich umhängt. Beispiele allüber-
all, auch dafür, daß solche Stücke später
wieder in die Kassen zurückwanderten.
Oder man lötet auf einer Seite der M. eine
Nadel und eine Öse an, um sie so als Fibel
oder Brosche zu tragen: N-Med, Theode-
richs. In der Neuzeit ist dabei oft das Bild
aus dem Untergrund her ausgesägt: Bem-
burger Bär, Kaiser Friedrich IIL 2. Man
setzt die M. in einen Fingerring (R. E. I A
S. 826), einen Hals-, Arm- oder Brust-
schmuck oder einen Reif, Rand, Rahmen,
der seinerseits reich verziert die Schmuck-
wirkung hebt und woran dann oben der
Henkel oder hinten die Nadel sitzt. Bes.
bekannt sind die so gefaßten imd gerahmten
röm. AT-M. u. Medaillone derart, Gnecchi,
Med. Taf. i — 20passim; Gadant, Pendentif
romain en or tr. k Autun, M6m. soc. 6duenne
1910 mit Taf. und dort Liste S. 1 1/23 ; Den-
nison, A gold treasure from Egypt, New
York 1918; schon ein 1/ Philipps II. kommt
so reich grfaßt vor: Kat. Konsul Weber n.
1185; ein Dagobert-iV in Paris und zwei
silberne deutsche Stücke (Z. f. N. XVI Taf.
I 7 [Heginric] und 8) in Rahmen aus kon-
zentr. Perlkreisen sind Beispiele aus dem
M. A. Vgl. zu Stil und Technik der Rahmen
selber Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunstsamml.
38, 1916/7 S. 11/42. 304. 338. Gefaßte röm.
N an Ketten: Samml. Schiller, Lepke Kat.
1929 no. III mit Anm.
IL Verwendung als Schmuck der Möbel,
Wände u. dgl. : Es wird von einem röm. Med.
gesprochen, der wohl zugleich als Erken-
nungszeichen in die Kalkwand einer röm.
ICatakombe eingedrückt sei; ferner setzte
man Vs. und Rs. von M. in die beiden Teile
einer Spiegelkapsel, Annuaire num. XIII S.
395/405, oder polierte sie auch auf einer Seite
selbst so ab, daß sie als Metallspiegel dienen
konnten, Monatsbl. num. Ges. Wien 1918
S. 36; so setzte man röm. JE I und II und
bes. -^-Med. in einen meist profilierten
Rand — wovon die Ausprägung auf einem
breiten, auch oft profilierten Schrötling
ganz zu trennen ist, was freilich bisher nur
selten geschehen ist; vgl. über diese Tech-
nik unter Probemünzen; Beispiele für beide
Techniken: Gnecchi, Med. Taf. 38 ff. 143 ff.
159 ff. passim, Z. f. N. 37 S. 186 u. Taf.
VIII I; griech- Med. derart: Riv. ital. di
num. 191 1 Taf. IV 4; Amtl. Ber. 29, 1907/8
S. 239; vgl, Trait6 I S. 667 /70; das späteste
Stück scheint das von Romanus IV. und
Eudocia zu sein, Sabatier, Med. byz. Taf.
L 13 — und setzte sie irgendwo zur Zier
ein: gelegentlich sind an der Kante Löcher,
MISZELLAN-MEDAILLEN— MIIKJÜL
393
in die wohl Haltestifte eingrififen; Ver-
-wendung der Medaillone als Lnagines im-
peratorum an Feldzeichen (s. unter Me-
daillon) ist bisher an keinem echten Stück
nachweisbar.
III. Verwendung als Schmuck an Ge-
fäßen: Die Patera von Rennes mit röm.
Aurei und die modernen silb. oder gold.
Talerbecher, -humpen des i6. — 19. Jh.s,
in die man aber wohl auch antike M.
einsetzte (z. B. Riv. ital. di num. 1903
S. 488; Westd. Zeitschr. VII S. 152) mögen
genannt werden; auch in Bilderrahmen
ließ man sie ein. Die vielen röm. M I mit
aufgehämmerter Kante, die so als erhabe-
ner Schutzrand für das Bild dient, mögen
als Brettsteine gedient haben (vgl. übri-
gens Petronius Sat. 33), ähnlich Stücke
mit abgedrehter Rs. (Rivista ital. di num.
1907 Taf . I— IV) ; andere röm. M hat man
aersägt und die Rs. in Taschen-Sonnen-
uhren verwandelt (aufgezählt Kubitschek,
Röm. Med. S, 4 n. 28), anderwärts die Rs,
getilgt und mit einer Inschrift versehen
(Dessau, Inscr. n. 8729; vgl. den sog.
Priedeberger Schützentaler von 1825) oder
mit einer Zahl usw., um sie als Tessera
irgendwelcher Art zu verwerten, andere
wieder verwendete man zur Herstellimg von
Schachteln (vgl. unter Schraub taler), Kap-
seln u. dgl. (z. B. Riv. ital. di num. 1907
Taf. I 5. 6. 8).
In neuerer Zeit preßt man M. auch in
Glocken ein, macht man axis M. Löflfel
(Schweiz, Salzburg), besetzt mit ihnen als
Knöpfen die Röcke der Bauern (Schwarz-
wald, Tirol, Oberbayem; vgl. unter Knopf -
zwanziger) und trägt sie an sog. Bettelarm-
bändem oder als Uhranhänger, und auch
an den Münzpallasch in Dresden und die
sog. Dinertaler (s. d.) mit den aufgelöteten
Silberbildchen sei erinnert. — Z. f. N.
XVII S. 198; Riv. ital. d. num. 1907
S. 27 — 31; Mowat, De quelques objets
antiques incrustfe de monn., Mem. soc.
ant. de France 5. Ser. IX S. 220/38, bietet
viel weitere Beispiele; Abformungen von
M. auf dem Grunde griech. Tonschalen:
Th. Reinach, L'hist. par les monn. 1902
S. 92ff.; Rassegna num. III 1906 S. 50.
R.
Miszellan-MedalUen nennt die Numis-
matik diejenigen Med., die sich weder geo-
graphisch als staatliche oder städtische
Med. noch bei den Privatpersonen unter-
bringen lassen. Dahin gehören insbesondere
die religiösen Med. mit Szenen oder Sprü-
chen aus der Bibel oder den Heiligenlegen-
den nebst den Med. auf Taufe, Abendmahl
und Hochzeit, die sog. moralischen Med-
mit Lebensregeln, Ermahnungen usw., auch
Spottmed. auf die Schwächen und Fehler
des Menschen und menschlicher Zustände,
erotische auf Liebe und Ehe, astrologische
und astronomische, Belohnungsmed. Eine
wissenschaftliche Sammlung wird die Ru-
brik der M.-M. durch eine Ordnung nach
Künstlern und Künstlerschulen (wie Joa-
chimstaler, Kremnitzer, Berliner, Danziger,
Hamburger Schule) zu ersetzen oder wenig-
stens zu verkleinem bestrebt sein. —
Sammlungskatalog Feill 1908; die M.-M.
der erzgebirgischen Meister: Kataloge Done-
bauer 1889, Erbstein I 1908, Löbbecke
1908, Lanna III 191 1. R.
Mit ist eine in Hongkong seit 1863 ge-
prägte Kupfermünze mit rundem Loch und
mit engl, und chines. Schrift zu Vw des Bron-
zecent. Die Chinesen nennen die Münze
Tsian. — Fonrobert, Nr. 2002, 2009. S.
Mitad (spanisch = Hälfte), sehr häufig
auf Marken des lateinischen Südamerika
zur Bezeichnung des Wertes eines halben
Real. S. Medio. S.
Mite s. unter Mijt.
MithraSy griech. Mf&pac, der persische
Sonnengott (vgl. Helios), in den röm. Kultus
durch die Soldaten vom i. Jh. n. C. ab ein-
gedrungen. Sein Haupt in (z. T. bekränzter
und besternter) weicher Mütze glaubt man
auf M. der Königin und Stadt Amastris um
300 V. C. und M von KLios und Pantikapaion
zu erkennen, ihn selbst als Reitergott auf
M. von Istros und Trapezus. Sicher M. ist
nur der auf dem niedei^esunkenen Stier
kniende und ihn schachtende Gott auf M.
von Tarsos, weil diese Darstellung durch
viele röm. Denkmäler als M. bezeugt ist. —
Head, H. N.» S. 952. R.
MitkaL i. Arabische Gewichtseinheit. In
Syrien sollen im 7. Jh. 2 M. im Gebrauch
gewesen sein: der M. mayäla von 4,72 g =
Vö ägyptisch-römische Unze und ein M., der
sich zu diesem wie 100 : 102 verhielt und
vielleicht dem römischen Solidus (s. d.)
gleichkam, 4,54 g. Einen M. von gleichem
394
MITTELAUGUSTDOR— MTTELFRIEDRICHSDOR
Gewicht "wie der Dinar erwähnen Berdjandi
und Makrizi und zu diesem M. paßt das
Gewicht einer als Nim Mitkäl (^/2 M.) be-
zeichneten hülägüidischen Goldmünze (2,11
g). Gegenwärtig sind in islamischen Län-
dern verschiedene M, im Gebrauch, von
denen der leichteste, der von Tunis, 3,932 g,
der schwerste, V09 Büschir, 4,840 g wiegt;
s. Dirhem kail. — Queipo, Essai, bes. I,
S- 195, II, S. 117, 216; Bergmann in Sitz.
W.Ak., phil.-hist. Klasse 1870, S. 246 ff.;
Kelly, Camb. univ. II, S. 228; Sauvaire in
J. As. 7. ser. 14, S. 491, 8. s6r. 4, S.275 ff.;
de Sacy-Makrizi, Trait6 des monnaies 9;
Markow, Katalog Djelairidskich monet
LXXX; Decourdemanche, inRev.num.i908,
S. 209 setzt das Gewicht des M. auf 5,66 g
an, was unmöglich richtig sein kann. V.
2. Als Piastre marocaine war der M.
Silbereinheit im marokkanischen Münz-
system des 17, — 19. Jh.s, entspricht dem
spanischen Piaster und wiegt ca. 28,50 g.
1 M. = 2 Nu§f M. = 4 Rub* M. = 10
(um 1850 = 131/a) Dirhem oder Ul^ya
(plur. Awäk) = 40 (später 54) Müzüna,
Udja, Blanquillo (0,60—0,90 g) zu 24 Fels
(plur. Fulüs) zu 2—5 Zelägh (Marcel)
oder 4 ?jrät: (Noback). Der Typus ist recht
verschieden, einer der gewöhnlichsten ist:
Vs. Ahad Ahad (Einer 1 Einer!), Rs. Orts-
angabe. Der Typus der Kupfermünzen ist
Vs. Ort und Jahr oder nur Jahr, und zwar
in europäischen Zahlen, Rs. Siegel Salomos.
Größe 16— 30 mm, Gewicht 2,40 — 10 g. —
In dem 1881 eingeführten Münzsystem ent-
spricht dem M. der Riyäl oder Düro. Ge-
wicht 29,1 g, seit 1902 25 g. I Riyäl =
2 Nu§f Riyäl = 4 Rub* Riyäl = 10 Dirhem
= 20 Nu§f Dirhem. Feingehalt des Riyäl
900, der andern Werte 835. In den Auf-
schriften werden die Münzen nach den
Namen der Scherife, unter denen sie geprägt
sind, Hasan bzw. *AzIz (nach 'Abd al'aziz,
1894 — 1907) genannt. Auf den ^Jasan-
Münzen ist ihr Wert in Dirhem §ar^ —
legalen Dirhems — angegeben. In Bronze
(95% Kupfer) wurden geprägt Münzen zu
I, 2 (Udjain), 5 (Khams Udja), 10 (*ASrUdja
= V4 Riyäl) Udja. Diese Münzen wur-
den in Paris, Berlin und »England« (Bir-
mingham) geprägt und als Prägeort sind
auf ihnen auch wirklich diese Orte ange-
geben.
An Goldmünzen wurden ausgegeben: i.
Mitkäl, Mitkäl dahab = 10 (um 1850 =
131/2) Ufeiya. Gewichti,90 — 1,70 g, zuerst im
J.1200 (1785/6). — 2. das Halbstück Nu§f. —
3. Patäka, Putäka, Bunduki = 2 Gold-
mitkäl. — 4.Matbü*=i5 — 16 (um 1850 =
20 V4) Ukiya; von sehr verschiedenem Aus-
sehen. Wahrscheinlich sind unter diesem
Namen die in unseren Sammlungen vor-
kommenden Münzen von 2,58 und 2,96 g
(zwischen 1757 — 1789) zu verstehen. — 5.
Madridiya oderMatbü* kebir(großerMatbü*)^
wurde 1788 in Madrid geprägt und hatte
den Wert von 10 spanischen Piastern. Ge-
wicht 16,68 g. — Dombay, Beschreibung
der gangbaren marokkanischen Gold-^
Silber- und Kupfermünzen, Wien 1803;
Marcel, Tableau g^n^ral 34 — 60; Nützel,
Katalog II; Lane Poole, Catal. Brit. Mus.
V; Hammerich, Die deutschen Reichsmün-
zen S. 28, 136; H. Wood in The Numis-
matist, 22, S. 97; Noback^, S. 243. V.
Mittelaugustdor sind die von Friedrich
dem Großen im Siebenjährigen Kriege 1758
— 1760 aus Geldnot nachgeprägten kur-
sächsischen Augustdor (s. Augustdor). Sie
hielten wie die Mittelfriedrichsdor (s. d.)
nur 4,2 bis 4,3 g Gold und trugen die
Jahreszahlen 1755 ^^^ I7S6- S. auch
unter Neue Augustdor. — Schrötter, Acta
Bor. Gesch. III, S. 47, 54, 55, 5o8; Beschr.
II, S. 134; Z. f. N. 35, 1925, S. 116 f. S,
Mlttelbronzen (franz. moyens bronzes>
engl, second brass, Abk. M. B., JE II, auch
M. E. = Mittelerz), nach der äußerlichen
Einteilung der röm. M-M» von Augustus
bis Carinus in drei Größen die mittlere
dieser drei, Dupondius und As enthaltend,
von etwa 29 mm Dm. bis etwa 23 mm
sinkend. Unter Diocletianus hat anfangs
noch der Follis (s. d.) die Größe der M. B. und
auch später kommen noch Bronze-M. dieser
Größe vor. Vgl. imter Großbronze. R.
Mittelfriedrichsdor sind diejenigen Fried-
richsdor, die Friedrich der Große aus Geld-
not im Siebenjährigen Kriege von 1758 bis
1763 schlagen ließ und die statt 6,055 nur
4,2 bis 4,3 g Gold hielten. Sie trugen die
Jahreszahlen 1755, 1756, 1757 und 1759 und
sind von den guthaltigen nur durch ihre
rötere Farbe und ihre bedeutendere Dicke
zu unterscheiden; auch gibt es keineMittel-
friedrichsdor, die den Buchstaben V haben.
MITTELGROSCHEN— MNA(I)EION
395
sondern nur solche mit U. Es sind etwa l ^a
Millionen Stück geprägt worden. Nur ein
Teil wurde nach dem Kriege eingeschmol-
zen, einige Stücke liefen noch bis 1871 um,
sie galten bis 1838 3 Taler 13 Sgr. 51/4 Pf.,
seitdem 3 Taler 27 Sgr, — Schrötter, Acta
Bor. Gesch. III, S. 46 f., 508; ders., Preuß.
Münzwesen, Gesch. I, S. 351 ff.; Ztschr. f.
Num. 35, 1925, S. 116 f, S.
Mittelgroschen werden die 1457 von Kur-
fürst Friedrich II. geprägten sächsischen
Tumosen genannt. S. auch Zinsgroschen.
Su.
Mitra {griech. p-hpa; nicht Mithra), Binde,
insbes. i. Leibbinde, Gürtel, 2. Kopfbinde,
Turban, dessen äußerste Enden unter dem
Kinn zusammengebunden wurden; der
Name M. wird zuweilen irrig auf die persi-
sche usw. Tiara übertragen; am ehesten
hat noch die Kopfbedeckung des Phamaba-
zos auf seinem in Kyzikos geprägten Silber-
tetradrachmon den Charakter einer M. —
R. E VII S. 2133/34. R*
Die erste zuverlässige mittelalterliche
Nachricht über die Mitra als geistliche Kopf-
bedeckung haben wir aus dem Pontifikat
Leos IX. (1049 — 1054)- Ursprünglich war sie
nur römisch und Vorrecht der Päpste,
dann der Kardinäle, dann wurde sie
weiter verliehen als Auszeichnung an Erz-
bischöfe und Bischöfe. Bis zur Mitte des
12. Jh.s hatte die Mitra als sakrale Kopf-
bedeckung bei den Bischöfen bereits all-
gemein Aufnahme gefunden. Das Recht,
sie zu tragen, wurde auch manchen Dom-
und Stiftsherren verliehen, seit der 2.
Hälfte des 11. Jh.s auch Äbten. Doch
bleibt sie ein besonderer Gnadenerweis des
Apostolischen Stuhles. Als solcher wurde
sie wohl auch an weltliche Fürsten ver-
liehen, so an Kaiser Heinrich VI.
Die Mitra ist in ihrer ältesten m.a. Form
eine einfache, oben spitz zulaufende, also
kegelartige Mütze aus weichem Stoff.
Gegen iioo wölbt sie sich oben ab und
wird zur Rundmütze. Der obere Teil der
M. erhielt dann im weiteren Verlauf der
Entwicklung bald meist eine von der Stirn
zum Hinterhaupt verlaufende Vertiefung,
ähnlich, wie sie entsteht, wenn man mit der
schmalen Seite der Hand einen weichen
Filzhut oben in der Länge eindrückt Durch
diese Einsenkung bildete sich zu beiden
Seiten ein stximpf abschließender Bausch.
Von dem unteren Rand der Hinterseite der
Mitra fielen 2 Bänder (fasciae, später auch
infulae) auf die Schultern herab, bald in der
Mitte, bald nach der Seite zu angebracht
(seit der 2. Hälfte des 12. Jh.s immer).
Seit etwa 1125 begegnet eine 2. Mitra-
form: die beiden seitlichen, mehr oder weni-
ger stark ausgeprägten Bausche haben sich
zu senkrecht aufsteigenden und in eine
Spitze endenden Hörnern entwickelt,
welche durch eine feste Einlage von Perga-
ment oder steifem Linnen ihre Form be-
hielten. Diese Form wurde der Übergang
zu einer dritten Art: die Stellung auf dem
Kopfe änderte sich; statt die Mitra so auf-
zusetzen, daß die comua sich über den
Schläfen erhoben, wendete man sie so, daß
eines der Homer über der Stirn, das andere
über dem Hinterkopf aufstieg. Die Bänder
wurden nun statt am hinteren Ende der
Einbuchtung am unteren Rande des hinte-
ren Homes befestigt. Das erste zuverlässige
Beispiel fiindet sich gegen die Mitte des
12. Jh.s, Der Stoff der M. war meistens
weiße Seide. — Seit der Mitte des 14. Jh.s
nimmt die M. an Höhe zu. — Der Bischof
legt die M. ab, wenn er zum Altare tritt,
um daselbst zu beten; er trägt sie, so oft
er sich zum Volke wendet. S. auch Inf ul. —
J. Braun, Liturgische Gewandimg S. 424 ff.
Su.
Mna^ griech. javS, Gewichtsstufe, s. Mine*
Miia(i)eio]i, griech. (ivai&Tov oder iavosIov,.
= Minenstück, eine aus ptolem. Pap3rri be-
kannte A^-Münze; es ist das ptolemäische
A^-Oktadrachmon phönik. -ptolem. Fußes
von rund 28 g, geprägt zuerst unter Ptole-
maios IL mit den Köpfen der beiden ersten
ptolem. Herrscherpaare (Abb. 52), dann mit
dem Kopfe der Arsinoe II. und dem Doppel-
füllhorn; wie der Ausdruck M. lehrt, hatte es
den Wert einer Mine (== 100 Drachmen) JR.;
N zmJSl war also wie 12%: i ausgebracht;
bald aber stieg das AT, was sich durch ein
Agio von 4 ^"Drachmen auf das M., also
von 4<*/o, ausdrückt, wodurch sich AT zu Ä
wie 13 : I stellt. PoUux EX 57 nennt es
wenig glücklich Stater ^offoSg oraxtip
{iväv tJSövato). Seine Hälfte hieß itsvttjxov-
ToSpoxiJtov. In der Kaiserzeit scheint M.
einen röm. Aureus = loo Sesterzen zu
bedeuten. — TraitÄ I S. 445/6; Hultsch bei
396
MOCENIGO— MOGUL
Svoronos, Ptol. IV S. lö«; Z. f. N.. 32 S.
70/73; Mitteil. num. Ges. Wien 1922 S.
165/6. R.
Mocenigo hieß die unter dem Dogen von
Venedig Peter Mocenigo (i 474/5) einge-
führte und nach ihm benannte silberne
Lira zu 20 Soldi, die auf der Vs. den h. Mar-
kus und knienden Dogen, auf der andern
den stehenden Heiland zeigte, 6,52 g wog
und 6,18 g Silber hielt. 15 18 wurde der
M. auf 21 Soldi, 1525 auf 24 erhöht; er
wurde bis 1575 geschlagen und in Mantua
und Modena nachgeprägt. — Papadopoli,
II, S. 29, 92, 140, 311; Martinori, S. 290,
S.
Moco. Mit dem Worte »Maccaroni«,
vielleicht einer Komimpierung von »Macu-
quina« (s. d.), wurde in Jamaika und
Britisch-Honduras um 1825 der halbe Peso
bezeichnet. Meist aber nannten die Neger
diese Münze Moco. Dabei handelte es sich
meist um die zerschnittenen Peso (s. Cut
money). Auch hießen die aus den Peso
geschnittenen Scheiben in Domingo, wo sie
mit einem D gestempelt wurden, Mocos. —
Chalmers, S. 109 f. und 141 ; Howland
Wood, S. 93 f. S,
Modell^ das Vorbild^ nach dem etwas
gearbeitet wird. Bei gegossenen Münzen u.
Med. versteht man darunter das bei Bild-
nissen oft nach einer »Visierung« gearbeitete,
dem herzustellenden Gußstück entspre-
chende Positiv (aus gebranntem Ton, hart
gewordenem Wachs, Gips, Holz, Stein usw.),
das zum Abdrücken (d. h. zum Herstellen
eines Negativs) in weicher, aber hitze-
beständiger Masse (Ton, Formsand, Gips
usw.) dient, in die dann das Metall hinein-
gegossen wird; s. unter Guß. Aber auch für
Präge-M. und -Med. hat man sich oft,
mindestens seit Ende des 16. Jh.s (Hill,
Medals of the Renaissance S. 29) eines M.
meist aus Wachs als Vorlage für den Gra-
veur bedient, der danach seinen Stempel
in Stahl schneidet (erhalten von Faltz,
Posch usw.). — Seit dem frühen 19. Jh.
wird aus dem nach dem Wachs-M. ge-
woimenen Negativ ein Eisen-Positiv gegos-
sen, das als Patrize dient, aus der, oft nach
Verkleinerung mittels der Reduktions-
maschine (s. d.), durch Senkverfahren (s. d.)
die Prägestempel (Matrizen) hergestellt
werden, neuerdings unter Einschaltung von
Zwischenmatrizen und -patrizen. — v.
Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch. S.
264/7. R.
Moderationi(s) ist die Aufschrift von
Dupondien des Tiberius, mit seinem Kopf
in schildförmigem Rahmen; sie bezieht
sich auf die Eigenschaft der Mäßigung,
die der Kaiser übte. — B. M. C. rom. emp.
I S. CXXXVI u. S. 132. — Vgl. unter
dementia. R.
Modius^ lat. der Getreidescheffel. Es ist
ein rundes, nach oben sich verjüngendes,
oben offenes Holzgefäß mit Dauben und
Beschlägen, auf Klotzfüßen stehend, oft
ragen Ähren, oft auch ein Mohnkopf als die
gleichfalls der Ceres heilige Pflanze daraus
hervor. Häufiges M.-bild auf röm. Münzen,
da die Getreidezufuhr und -Verteilung an
die röm. Plebs eine wichtige Sorge der Re-
gierung war. Als alleiniges M.-bild er-
scheint der M. z. B. auf M des Livin. Regu-
lus (zwischen Ähren), Klein-iE des Clau-
dius, Groß -^ des Nervamit »plebeiurbanae
frumento constituto« ; vgl. den M. mit
»aeternum beneficium« in Sidon und Lao-
dikeia Syr.; s. unter Dorea. Als Attribut
erscheint der M. bes. zu Füßen der
Annona. — Wegen des Modius als Kopf-
bedeckung s. unter Polos. R.
Mockerlln, Mockerling, von Mocke =
Klumpen, Möckerlin also = Klümpchen.
So wurde im 16. Jh. in Sachsen eine kleine
Münze genannt, deren 16 Stück 12 Pfennige
galten. Da es in Sachsen keine 3/4-Pfennig-
stücke gab, wurden damit wohl fremde
schlechte Pfennige oder Heller bezeichnet,
welche, ist ungewiß. S.
Moeda de cuatro cnizados s. Moidor.
Moeda de ouro == Moidor (s. d.).
Mo(h)rchen9 Morgin s, Hohlringheller.
Mönchskappen wurden volkstümlich die
Hohlpfennige der Baseler Bischöfe mit dem
mitrierten Kopf im 13. u. 14. Jh. genannt.
— Corragioni, S. 85. Su.
Monchskopte hießen in Schwaben im 16,
Jh. die Paoli (s. d.); sie galten zuerst 12
Kreuzer, später aber wegen ihres verring.
Gehalts weniger. — Schöttle, Ulm, S. 78. S.
Monchsschritt s. unter Schrift.
Monchsschritttaler s. Inkimabelntaler.
Mogrebl s. unter Mokkataler,
Mogul ist die Bezeichnung der Herrscher
von Delhi aus dem Hause Timur^ die zuerst
MOHUR-MONETA
397
im M. A. von den Portugiesen gebraucht
wurde. Stoenner
Mohur s. Muhr.
Moidor war der Handelsname der portu-
giesischen Moeda de ouro (Goldmünze).
Alle Moidore zeigen auf der Vs. den portu-
giesischen Wappenschild, auf der Rs. das
Christusordenskreuz (s. Kreuz). Schon um
1575 wurde eine Moeda de ouro zu 500 Reis
geprägt, sie wog 3,825 g und hielt 3,526 g
Gold. Bis zur Mitte des 16. Jh.s waren alle
portugiesischen Goldmünzen 233/4-karätig
gewesen, dann sanken sie auf 22*/« Karat.
Das Gesetz vom 30. Mai 1642 machte die
Feinheit derselben den "/« feinen Silber-
münzen entsprechend ^»/^ fein (22 karätig).
20 Jahre später wurde durch Gesetz vom
20. November 1662 die Hauptgoldmünze,
der Cruzado (s. d.), der schon von 400 auf
875 Reis gestiegen war, auf 1000 Reäfs
erhöht. Dessen Vierfaches zu 4000 Rds
hieß seitdem Moeda de ouro und wurde
unter dem Namen Moidor eine Welthan-
delsmünze; der Cruzado war der ^/4-Moidor.
Dieser M. wog 13,776 g und hielt 12,63 g
Gold. Als 1688 der Nennwert aller portug.
Währungsm, imi 200/0 erhöht wurde, stieg
der M. auf 4800 Reis. Um 1700 waren die
M. die Hauptgoldmünzen Irlands und
Westenglands, wo sie 28, seit 1700 27^/a
Schilling galten. 1722 ging der Name M.
auf den ^/lo-Dobräo (s. Dobräo) über, der
iiur 5,378 g wog und 4,93 g Gold hielt. Die
Lisbonine (s. d.) war der doppelte Moidor.
— Fernandes, passim; Aragäo, passim, bes.
II, S. 15 und 237; Chalmers, S. 396; No-
back» S. 508, 964. S.
Mokkataler oder Landpiaster hieß in der
arabischen Provinz Jemen eine Rechnungs-
münze, deren izi^/a = 100 Mariatheresien-
talem oder alten spanischen Peso (Mogrebi
hieß dieser P. im Jemen) waren. S. auch
unter Kebir. — Noback*, S. 609. S.
Monunei japanische Gewichtseinheit, s.
Ban. V.
Hon, japanische Münzeinheit, s. Sen.
Monatsangaten, -daten erscheinen auf
M. in Athen (der Buchstabe auf der Am-
phora, auf dem die Eule der Rs. der athen.
M. »neuen Stils« steht, gibt den Monat
an, A — M = l. — 12. Monat, dazu N = 13,
der Schaltmonat), bei Mithradates VI.
vom Pontos (auf dessen N und JR.
außer Jahr und Beamtenmonogr. z. T.
noch eine Monatszahl, von A — IB =
I — 12, steht) und bei parth. Königen von
Phraates IV. an, wo die Namen der 12
Monate des makedon. Kalenders, verzeich-
net B. M. C. Parthia S. 281, einschl. des
S(iß(6Xt{ioc) = Schaltmonat, vorkommen.
Auch in den Buchstaben syr. Kaiser -M.
hat man Monatszahlen finden wollen (Num.
chron. 1903 S. 105/10, doch vgl. Dieudonn6„
M^langes num. I 1909 S. 275/88). Wegen
der griech. Monatsrechnungen s. R. E. X
S. 1568 ff. — M. auf Münzen der Neuzeit:
s. unter Gun-money. R.
Mondy Mondgottheit s. unter Luna und
Men; Halbmond s. unter Lunula. R.
Mondiglia ist bei Dante, Gesang XXX„
Paradies eine Bezeichnung für unedles Me-
tall, das man benutzte, um Goldmünzen
zu versdilechtem:
»Ivi h Romena, la dov' io falsai
la lega suggellata del Battista.«
j>Ei m'indussero a battere i Fiorini
che avevan tre carati di mondiglia.«
Su.
Mondsichel s. unter Lunula. R.
Moneda cortada s. Macuquina.
Moneda gruessa s. Gruessa.
Moneda provisional, spanische Bezeich-
nung der Not- und Belagerungsmünzen.
S.
Monedas de molino. In den Jahren 1584.
bis 1587 wurde die mechanische Prägung
mittels Streckwalzen und Spindelpresse in
der spanischen Münzstätte Segovia durch
Tiroler Münzleute eingerichtet; die damit
hergestellten Münzen erhielten nach
französischem Beispiel (s. Monnaie du
moulin) den Namen »monedas de molino«.
— Z. f. N. 25, 1906, S. 307 f. S.
Monepigraphisch sind M., die nur
Schrift, kein Bild enthalten, wie z. B. die
Mehrzahl der islam. M. R.
Moneta^ Beiname der luno (ursprünglich
vielleicht eine selbständige, später erst mit
der luno verschmolzene Göttin), sodann
= Münze. Ob der Beiname der luno das
Ältere und die Bedeutung »Münze« jünger
ist, entstanden, weil beim Tempel der luno
Moneta auf der röm. Burg die erste Münz^
Stätte eingerichtet wurde, ist strittig;
andere meinen, daß die antike Etymologie
von monere = mahnen, warnen, und die
398
MONETA DEL POPOLO
Erklärung M. == Warnerin als Beiname der
luno unrichtig und das Wort M. ein
Fremdwort sei (doch sind die Ableitungen
von machanath, der Aufschrift einer kar-
thagischen Münzsorte, von manah semit.
= teilen, von (lovdc = Einheit, Urmaß,
sämtlich fragwürdig), das erst nach Ein-
richtung der Münzstätte auf der Burg der
luno den Beinamen M. verschafft habe;
-ebenso fragwürdig ist die Annahme, daß
M., zum Stamme jjlvtj im Sinne von zuteilen
gehörig, = Anteil bedeute. — Das Wort M.
entspricht unserem deutschen, daraus ent-
standenen Wort Münze in allen seinen vier
Bedeutungen: l. M. = einzelne Münze; 2. M.
kollektiv: literarisch sind Wendungen be-
legt wie aedes atque officina monetae,
monetam cudere, percutere usw.; 3. M.
bezeichnet das Münzhaus, die Münzstätte,
so in Münzaufschriften wie moneta urbis
vestrae, sacra moneta urbis, ferner in der
Abk. SM = Sacra moneta auf den Münzen
(der Spätzeit) selbst vor dem Namen
der Münzstätte, dann in Titeln wie of-
ficinator monetae, mil(es) ad monetam,
d. h. von der zum Schutz des Münzhauses
in Lyon stationierten Kohorte, in dem
Ausdruck exit ad moneta(m) (zur Münze
beurlaubt) eines Genfer Militärpapyrus
usw. Auch die Münzaufschriften des Sev.
Alexander restitutor monetae und mon(eta)
restituta hat man auf Neubau des Münz-
hauses bezogen. 4. M. bezeichnet das
Münzrecht z. B. in dem Ausdruck moneta
inpetrata auf einer M. von Patrae; vgl.
enter Indulgentia. — Der Kopf der luno
M. kommt ohne irgendwelche Attribute
als Moneta bezeichnet auf der Vs. eines
Denars des L. Plaetorius L. f., des T.
Carisius (Abb. 78, von Traianus resti-
tuiert) und des Interr^nums 68/9 n. C.
vor; auf der Rs. des Carisius -Denars
sind die Schmiede- oder hier spezieller
Münzwerkzeuge, Ambos, Hammer, Zange
und die bekränzte Klappe des Schutz-
gottes der Schmiede Vulcanus (nicht ein
Oberstempel, wie viele glauben) dargestellt.
Gemäß der Neigung der röm. Religion zu
Personijazierung wird auch die M. als Göttin
gefaßt, deren steh., selten sitz. Gestalt mit
■den Attributen der Aequitas, Wage und
Füllhorn als M. Augusti seit Domitianus vor-
kommt und noch auf einem Exagium (s. d.)
der Zeit des Honorius und Arcadius (Abb.
ili), seit Marcus auch auf Alexandrinern,
hier als ji.ovT^Ta bezeichnet und mit allerlei
Zutaten versehen, auch statt des Füllhorns
einen kurzen Stab (die Meßrute oder Elle)
führend; auf einer Tessera augustischer
Zeit und seit Commodus erscheinen ihrer
drei, die drei Münzmetalle versinnbild-
lichend und die mittlere, das Gold, oft durch
eine besondere Haartracht (sog. Melonen-
frisur) und durch andere Mittel vor den
anderen hervorgehoben (Amtl. Berichte a.
d. pr. Kunstsamml. 32 S. 184), oft jede mit
einem Münzhäuflein zu Füßen, auch hier
bald mit Moneta, bald mit Aequitas
Augusti bezeichnet. — Was der Apol(lo)
Monetae auf M. des Commodus mit der
Münze zu tun hat, ist zweifelhaft; es ist
auch eine der Inschriften des Münzpersonals
vomMonsCaelius (s. sogleich) dem Apollini
Aug. gewidmet. — Von der Burg ist die
Münzstätte später (i. J. 80/81? bezieht sich
darauf »a nova moneta« bei Martial, Epigr.
XII 55, 8?) auf den Caelius verlegt worden
(vgl. Aur. Victor, De Caes. 35, 6), wo sich die
Beamten-Inschiiften gefunden haben (CIL
VI 42— 44. 791; Dessau, Inscr. 1634/5). —
R. E. X S. 1 1 18 ; Bernhart, Handbuch S. 93,
dort die Lit. (Aßmann, Babelon, Mowat,
Giesecke, füge hinzu: Num. Chron. 19 10
S. I — 12; 1924 S. 201 — 03; Laum, Wesen
des Münzgeldes 1929 S. 33/41. 60). R.
Im M. A. und in der Neuzeit kommt das
Wort M. wiederholt auf der Münze selbst in
der Umschrift vor, so als moneta Bibracen-
sis, m. abbatis Augensis, m. Sancti Galli,
moneta ecclesiae (merow.), moneta ducum
Magnopolensium usw., dann auch seit
dem 15. Jahrhundert als moneta ar-
gentea und aurea. Am häufigsten heißt es
»moneta nova«, damit ist aber durchaus
nicht gesagt, daß immer ein neuer Münzfuß
eingeführt worden ist; oft wird' das »nova«
nur eine Bezeichnung der Währungseigen-
schaft im Gegensatz zu den alten Geprägen
gewesen sein und manchmal auch nur ge-
wohnheitsgemäß zugefügt. Oft ist «nova»
auch nur in betrügerischer Absicht auf die
Münze gesetzt, um einen besseren neuen
Münzfuß vorzutäuschen. Vgl. Luschin,
AQg. Mkd.» S. 73. Su.
Moneta del popolo hießen die während
des Aufstandes des Masaniello in Neapel
MONETAGIUM— MONOGRAMM
399
1648 von dem Statthalter Herzog Heinrich
Guise geprägten Silbermünzen zu 15 und
Kupfermünzen zu 3, 2 und i Tomese, die
auf der Vs. einen Schild mit SPQN trugen.
S. auch Pubblica. — Cagiati, IV, S. 289 ff.
S.
Monetagiiim s, Münzverrufung.
MonetaltSy lat. Adj.,= zur Münze gehörig;
triumvir mon. s. d.; pes m. und mensura m.
medimni heißen die Ur- (Normal -)maße des
Fußes und des Scheffels, weil sie in der
Münze verwahrt wurden. R.
Moneta lunga (italienisch = lange Münze)
bedeutete in Italien den Zwangskurs oder
Nennwert einer Münze im Gegensatz zu
ihrem Sachwert (s. Münzwert). Schon
1523 stand die ^ longa moneta« um über
30/0 höher als die :>bona moneta«, und
noch 1823 hatte man in Livorno die moneta
lunga, 2. B. das Stück zu 6 Lire, und
die moneta buona, als welche dasselbe
Stück nur 53/4 Lire galt, so daß der Unter-
schied über 40/0 war. Der große Verkehr
setzte sich eben über die aus finanziellen
Gründen zu hohe Tarifierung der Regierun-
gen hinweg. — Martinori, S. 309 f. S.
Monetaiilis =: der Münzer, Münzarbeiter,
so schon in röm. Quellen. R.
Monnaie du moulin» Als um 1550 die
neuen mechanischen Prägeinstrumente, das
Stoßwerk und die Streckwalzen, aus
Deutschland nach Frankreich kamen, er-
richtete Heinrich IL in seiner Maison des
^tuves oder du moulin eine Prägestätte, in
der gegen den Widerstand der Münzer die
neuen Münzmaschinen benutzt wurden,
aber nur bis zu seinem Tode 1563; dann
entstanden hier nur noch Medaillen und
Jetone. Erst 1645 gelang es, den Wider-
stand der Münzer zu brechen und die
Hammermünzung abzuschaffen. Da die
beiden Preßwalzen in Paris durch ein Was-
serrad getrieben wurden, bekam die ganze
Einrichtung den Namen »monnaie du
moulin« (Münzmühle), der von Spanien
(s. Moneda de molina) und England (s.
Milled money) übernommen wurde. S.
Monnaies ttodales. Im Gegensatz zu
Deutschland treten in Frankreich schon
sehr früh, zur Zeit Karls des Kahlen, die
Feudalherren in den Vordergrund und
reißen die Münzprägung fast völlig an sich.
Erst allmählich gelingt es dem Königtum,
sich weitere Geltung zu schaffen. Nicht nur
die großen Lehnsfürstentümer: Francien,
Flandern, Normandie, Bretagne, Anjou
(Angevin), Champagne (Provinois), Bur-
gund, Aquitanien, Gascogne (Bordelois),
Toulouse und die Mark Barcelona waren
im Besitz des Münzrechts, sondern, als
die Kapetinger das Königtum in die Hände
bekamen, gehörte dieses Recht vielmehr
zur Ausstattung der gräflichen Amtsgewalt
schlechthin und wurde von zahllosen welt-
lichen wie geistlichen Herren ausgeübt:
etwa 300 Münzschmieden bestanden, z. B.
die der Grafen v. Dreux u. Nogent, Pen-
thiävre, Maine (Mansois), Blois u. Chartres
(Chartrain), Vendöme, Artois (Art&ien),
Chäteaudun, Sanzerre, Poitou (Poitevin,
auch »Pite«), die verschiedener »Seigneurs«,
z. B. V. Dfols, Issoudun, Vierzon, die der
Bischöfe u. Erzbischöfe von Reims, Laon,
Cahors, Agen, Qermont, die der Abteien
St. Martin v. Tours, Souvigny, Cluny u. a.
(Abb. 152 — 139). Durch diese Zersplitte-
rung ging der Wertgehalt der Pfennige
zurück und die Prägekunst wurde ver-
nachlässigt {type immobilis6, s. d.). Doch
schon Ludwig IX. der Heilige konnte 1262
für die Feudalmünzen die Gleichwertigkeit
mit den königlichen unter Wahrung der
Typenverschiedenheit vorschreiben und
gegenüber der örtlichen Beschränkung der
ersteren den eigenen Münzen allgemeine
Geltung verschaffen. Ludwig X. beschränkte
13 15 die Prägung der Feudalherren (nur
noch 30 1) auf die Prägung von im Fein-
gehalt und Gewicht vorgeschriebenen De-
naren und Obolen. Im ersten Viertel des
15. Jh.s gab es nur noch wenige dynasti-
sche Münzstätten. — F. Poey d' Avant,
Monnaies f^odales de la France, 3 Bde.,
Paris 1858; Caron, monn. f6od. frangaises,
Paris 1882. Su.
Monneron-S-Sols s. unter M6dailles de
conffance.
Monogramm nennen wir mehrere zu
einem einheitlichen Zeichen zusammenge-
setzte Buchstaben, und zwar zum Unter-
schied von der Ligatur (s. d.) solche, die
einzeln stehen und ein einzelnes Wort wieder-
geben, wie WP = griech. IIAP oder IDPA oder
AIIP oder APII usw., auf griech. u. röm.
M. bes. für Namen u. Ämter der Münzbe-
amten und Ikt. -Stätten beliebt. Die Auf-
400
MONOMETALUSMUS— MORA
lösung ist meist sehr unsicher, und vor leicht-
fertigen Versuchen in solchen Auflösungen
sei ausdrücklich gewarnt. — Die Schriften
von Gardthausen, Das alte Monogr.
1924 und Die Monogr. Alexanders des
Großen, Festschrift für Hiersemann 1924,
sind verfehlt; Mitt. num. Ges, Wien 1925
S. 294/5. R.
In der Völkerwanderungszeit setzen die
germanischen Herrscher ihren Namen in
Monogrammform auf die den byzantini-
schen Kaisem nachgeahmten Goldmünzen
(teils in die Umschrift, teils in das Feld
der Münze), so die ostgotischen Könige,
besonders Theoderich, dann die burgundi-
schen Könige, wie Gundobald und Sigis-
mund, endlich der Westgote Amalrich.
Auch bei den Merowingem kommen ge-
legentlich Monogramme vor, die aber oft
nicht zu deuten sind. Die Sitte, das Namens-
monogramm auf die Münze zu setzen,
wurde von dem ELarolinger Pippin und
seinen Nachfolgern weiter ausgebildet,
indem hier das M. das ganze Rs.-Feld
der Münze einnimmt (Abb. 133); es findet
sich auch auf den älteren Münzen der
Päpste (Abb. 138), Auch das M, der Münz-
stätte erscheint bei Pippin, was von Alfred
dem Großen von England übernommen
ward (Abb. 140 A).
Aus späterer Zeit sind nur gelegentliche
Monogramme zu nennen, so das des Bruno
in Würzburg (Abb. 169), das Heinrichs III.
in Celles; im Hennegau wird der ver-
wilderte Karolingertempel als Monogramm
des Landes angesehen (Engel-Semire II
S. 882); weitere M. kommen in der säch-
sisch fränkischen Kaiserzeit in Zürich und
Basel vor. Ganz selten sind sie in
der Hohenstaufenzeit imd im späteren
M.A.
In der N. Z. treten als Münzbilder Mono-
gramme deutscher Fürsten seit der 2. Hälfte
des 17- Jh.s bis in das 19. Jh. hinein auf,
insbesondere auf den KUein-M., vor allem
auf den Kupfer-M.; während des Sieben-
jährigen Kri^es wurden die M. auf den
sogenannten Kriegssechsteln mit Absicht
so verschlungen gezeichnet, daß man kaum
den Herrschemamen enträtseln konnte. —
Die Auflösung der einzelnen M. s. bei
Schlickeisen tmd Pallmaim, Erklärung der
Abkürzungen auf Münzen, Berlins 1896. —
S. auch Christogramm und Münzmeister-
zeichen. Su.
Monometallismus ist die Art der Edel-
metallwährung, bei der nur ein Edelmetall
frei ausprägbar ist und nur die aus diesem
geprägten Münzen Kurant sind (s, d.).
S. Goldwährung und Silberwährung. S.
Monstranz, die, (monstrantia, taberna-
culum, ostensorium), ein Schaugefäß für
das heilige Sakrament, in dem in einem
halbkreis- oder kreisförmigen Halter (lunu-
la, Melchisedech) die Hostie zur An-
betung seitens der Gläubigen unverhüllt
und sichtbar ausgesetzt imd umhergetragea
wird. Sie besteht aus einem dem Fuß und
Schaft des Kelches nachgebildeten Ständer
und dem auf diesem sich erhebenden, wenig-
stens an der Vorderseite mit Glasverschluß
versehenen, viereckigen, runden oder zy-
lindrischen Behälter zur Aufnahme des
Allerheiligsten.
Der Behälter der Monstranzen des 14.
und 15. Jh.s, in welcher Zeit sie eingeführt
wurden, hatte gleich den damaligen Re-
liquienschaugefäßen, die im späten Mittel-
alter auch als Monstranzen bezeichnet wur-
den, die Form eines reich entwickelten, oft
hochaufsteigenden gotischen Turmes. Auch
in der Renaissance wurde er als architek-
tonischer Aufbau gestaltet, nur mit eigenen,
der Antike entlehnten Formen. In der
Barockzeit wurde der noch vielfach heute
geltende Typus geschaffen: die Sonnen-
monstranz, eine scheibenartige Monstranz -
form, bei welcher der runde oder ovale Be-
hälter des Allerheiligsten ringsum von
einer oder zwei Strahlenreihen umgeben
ist. — Braun, Lit. Lex. S. 228 f. Su.
Mopses» griech.-lyd. mythischer Seher;
zusammen mit dem Sänger Torrebos auf
iE von Hierapolis Phryg., zusammen mit
Artemis auf M. der nach ihm benannten
kilik. Stadt Mopsuestia, stets mit
apollinischen Symbolen vorkommend. —
Philologus 69 S. 195; Studios pres. to Sir
Ramsay 1923 S. 223. R.
Morabitino s. Marabotino.
Mora, röm. Spiel, bei dem die beiden
Spieler gleichzeitig eine Anzahl Finger aus-
strecken und die vermutete Anzahl des
Gegners ausrufen; dargestellt mit Bei-
schrift MORA auf einer röm. iE-tessera,
Abb. 84. R
MORAGLIA— MOSKÖVKA
401
Moraglia war eine im 16. Jh. und später
von Mailand, Modena, Correggio, Guastalla,
Dezana, Frinco geprägte Billonmünze zu
3 bis 2 Soldi. In Modena hieß sie auch
Baiarda, in Mailand Colombina (s. d.). S.
auch Muraiola. S.
Mördka. Mördka, Mortka (Schnäuzchen)
ist eine russische Geldeinheit, die erst seit
dem 13. Jh. auftritt und sich in privaten
Rechnungen sogar noch im 18. Jh. be-
hauptet. M. wurde im Mittelalter meist in
Verbindung mit Kuna (s. d.) gebraucht,
nämlich Kunji mordki und sie sind wahr-
scheinlich mit den in den Verträgen zwi-
schen deutschen Kaufleuten und Novgorod
erwähnten capita martarorum zu identi-
fizieren. M. ist die einzige unter den noch
nicht erklärten russ. älteren Geldeinheiten,
die der Pelztheorie (s. Pelzwerk) recht zu
geben scheint. Doch wird wohl auch die
M. wie die Kuna auf einen volkstümlichen
Namen eines Barren zurückzuführen sein.
Vgl. Mroöek, 40 — 51; Kazanskij, iSiff.;
Chaudoir, 34—37 (doch nicht seine Er-
klärung), auch Gutzeit, Nogaten und Mord-
ken, Riga^ 1887.
Einen Anhaltspunkt für die Erklärung
der M. gibt vielleicht folgende Angabe
aus dem Ende des 15. Jh.s: die bisherige
Rechnungsweise der Novgoroder Leute
war: 5 Lobec (s. d.) auf eine Cetvertca
(s. d.) und 10 Lobec auf 2 Cetvertca,
anders i Mortka. — Sreznervkij III, 1512
unter Cetvertca. B.
Mordovka (vom finnischen Volksstamm-
namen Mordva) wird von Sammlern ein
kleines silbernes Zierstück genannt, das
in der Form, zuweilen auch im Bilde die
russischen Zarenkopeken nachahmt. Sie
werden im mittleren Wolgagebiet von der
Landbevölkerung finnischer Abstammung
am Halse getragen und auf Kleider genäht.
Geldwert scheinen sie niemals gehabt zu
haben. B.
Moritz (Mauritius), St., s. unter Heilige,
Moritzpfennige und San Mauricio (-Ä-M»
Karls IL v. Savoyen). Su.
Moritzpfetmige sind in Magdeburg von
den Zeiten Elaiser Heinrichs III. (1039
bis 1056) bis in das 15. Jh. hinein geprägt
worden. Die ältesten sind noch zweiseitige
Denare und tragen auf der einen Seite den
Kopf des Moritz, des Domheiligen v. Magde-
WOrterbucib der Mttnrinmde.
bürg; die späteren aus der Hohenstaufen-
zeit, die man insbesondere unter diesem
Namen versteht, sind einseitige Hohl-
pfennige und zeigen den Heiligen «bald ste-
hend, bald sitzend, in halber Gestalt oder
als Brustbild, in Panzer u. Helm mit
Schwert, Schild und Fahne, oder im Mantel
mit Kreuzstab und Palmzweig, allein das
ganze Münzbild füllend oder zwischen
Zinnentürmen, in einem Mauerkranze unter
einem Tor Wache haltend, oder auch von
reicherer Architektur umgeben, bisweilen
auch des letzten Restes der Heiligkeit, des
Nimbus, entbehrend, wenn es sich nicht
vielmehr in diesen Fällen um Beischläge
weltlicher Münzherren mit Wahrung der
Heiligenlegende handelt« (Menadier, Schau -
Sammlung S. 164).
Diese Pfennige, in Magdeburg und Halle
geprägt, gehen neben der Prägung mit dem
Namen und Bilde der Erzbischöfe einher,
aber bei weitem zahlreicher (Friedensburg
besaß 200 verschiedene Stücke, Cahn,
Aukt.-Kat, Nr. 57, 1926), und zwar nicht
bloß im 12. und 13. Jh., sondern in
kleinerem Dm. in der 2. Hälfte des 13. Jh.s,
im 14. u. 15. Jh.
Die Streitfrage ist nun, von wem sie ge-
prägt worden sind, vom Erzbischof oder
vom Domkapitel. Es ist nicht unwahr-
scheinlich, daß das Domkapitel an der
Prägung der Moritzpfennige beteiligt war.
Friedensburg hat auf einem M. die Um-
sclirift P. SIGI (= praepositus Sigifridus)
zu entdecken geglaubt, den er auch ur-
kundlich festgestellt hat (er kommt in
einer Urkde. von 11 56 als Propst zu
St. Nikolai, 11 66 als Dechant des Dom-
kapitels vor, Bl. f. Mfr. 1925 S. 274, vgl.
Suhle in Z. f. N. 38 S. 241 ff.). Es entsteht
also die Frage, ob und wieweit das Domka-
pitel das Münzrecht besessen hat; denn als
Sedisvakanzmün^en sind sie zu zahlreich.
— Heineken, Kat. Hauswaldt 1912 (mit
Fundliteratur) ; H. Dannenberg, Zwei Funde
Moritzpfennige (mit Literatur), Archiv f.
Brakt. III S. 57 ff. ; Su.
Moselgolden s. Goldgulden am Schluß
und unter Rechnungsmünzen. S.
Moskövka« Moskövka, meSevaja denga
oder sabranica hieß seit dem 16. Jh. die
Denga (s. d.) von Moskau im G^ensatz zur
doppelten Denga, der kopejka (s. Kopeke).
26
402
MOUSQUETAIRES— MÜNZARBEITER
Alle Rechnungen wurden im täglichen
Leben bis auf Peter den Gr. in dieser Geld-
einheit gemacht, trotz ihrer geringen Aus-
prägung im l6- und 17. Jh, (s. Rubel).
B.
Mousquetalres hießen in dem französi-
schen Kanada die 30-Deniers- oder 6-
Blancstücke von 1710 mit gekröntem JL
auf der Vs. und gleichschenkeligem Kreuz
und 4 Lilien auf der Rs., die 1738 auf 18
Deniers reduziert wurden, da alles damit
überschwemmt war. Die M. gehörten zu
den Sous marqu6s (s. d.). — Zay, S. 66;
Hoffmann, Taf. 103, Nr. 222. S.
Mottton d*or (niederl. Gouden Lamm)
oderAgnel, Aignel, Agnelet, Agnelot ist eine
von den französischen Königen geschaf-
fene Goldmünze; man unterscheidet drei
verschiedene Moutons, den von Philipp IV.
und seinen Nachfolgern, zuletzt von Karl
IV. geschlagenen, dann den Johanns des
Guten und drittens den Karls VI. u.
Karls VIL
Philipp IV. hat die seinigen 1311/1313
zu 58V3 Stück auf die 24karätige Mark
(also ein Stück 4,2 g schwer) und zu einem
Kurse von 20 s. t. geprägt. Typus: Vs.
das Lamm Gottes von links mit der
Kreuzfahne, danmter der Name des
Königs im Felde, Umschrift: Agn(us)
d(e)i, qui toll(is) p(e)cca(ta) mu(n)d(i), mise-
rere nob(is) (EvangeL Johannis i, 29),
Rs. Blumenkreuz in Vierpaß, in den Außen-
winkeln desselben Lilien, Umschrift: XPC
VINCIT XPC usw. — Die Moutons Johanns
des Guten sind größer und schwerer. Sie
wurden seit 31. Okt. 1354 zu 52 Stück aus
der 24 kar. Mark geprägt, i Stück also 4,7 g
schwer, Wert = 25 s. t. Der Vs. -Typus
ist wie der frühere, Rs. Blumenkreuz mit
Lilien i. d. W. im Spitzvierpaß, in den 8
Außenwinkeln Lilien (Abb. 238). Zu dem
Ganzstück gibt es auch ein Halbstück, den
Agnelet. — Die Moutons Karls VL sind
23- und 22-karätig und kleiner: 96 Stück
gingen auf die Mark, also ein Stück 2,63 g
schwer, Wert = 20 s. t. Das Bild der
Münze ist im Stil freier. Ihre Prägung
fand 1417 in Paris, Toumai und in der
Dauphin^ statt. — Blanchet II S. 234,
236 ff.
Der Mouton d'or Johanns des Guten ist
sehr viel nachgeahmt worden, u. a. in
Cambrai, filincourt, Flandern, R6thel,
Brabant, hier sog. »Dobbele moetonen« von
5,80 g Gewicht, Looz, Rummen, Holland,
Utrecht (Engel -Serrure III S. 1440). Edu-
ard III. von England schlug für Guyenne
einen Grand Mouton, 233/4 Karat fein u.
4,6 g schwer (Grueber nr. 271). Su.
Mozetta, die, ist der mit einer Miniatur-
kapuze versehene, vor der Brust zuge-
knöpfte Schulterkragen, der ein Vorrecht
des Papstes, der Kardinäle, der Bischöfe u.
bestimmter sonstiger höherer Prälaten ist,
andern aber nur kraft besonderer päpstl.
Ermächtigimg zusteht. — Braun, Lit. Lex.
S. 229. Su.
Mu, Gewichts- und Münzeinheit von
Birma, s. Tikal. V,
Mtt^fimala, arabische Bezeichnung für
Münze überhaupt. — Sauvaire in J. As. 7.
s^r. 15, S. 432. V.
Mückenptetmlg wurde ein kupferner
Pfennig Georg Wilhelms von Braunschweig -
Lüneburg von 1696 genannt, weil man die
beiden Blütenknospen zu selten der I für
Mücken hielt. S.
Mückentaler s. Rebellentaler.
Mfihlenzeichen sind Marken (s. d.), die
zur Abtragung der Getreidemahlsteuer in
den Mühlen abgegeben werden mußten.
Sie finden sich im 16. und 17. Jh. in Minden,
Dortmund und vor allem von 1600 bis
zum Anfange des 19. Jh.s in Hildesheim,
wo sie systematisch gegliedert für jede
Getreideart aus einem besonderen Metall,
für jeden Stadtteil von besonderer Form
geschlagen und die Menge durch die Zahl
der Getreidekörner auf ihnen angezeigt
wurde. Abb. 360 mit einem Korn =
I Scheffel. — Stange, Minden, S. 92 — 94;
Menadier, D. M. IV, S. 185; Neumann I,
S. 426—431. S.
Hfihlsteine s. Schreckenberger.
Müller wurden in Deutschland im 17. Jh.
und wohl schon früher als Baumeister der
Münzstätten gebraucht. — Schrötter, Bran-
denburg, Gesch., S, 64, 153. S.
Mfinzarbeiter. Fürs Altertum siehe das
Verzeichnis unter Optio. — Im Mittelalter
hießen die M. Münzknechte. Sie waren wie
die Beamten zu vereidigen. Seit dem 16.
Jh. hießen sie Mühzgesellen oder Reichs -
münzohme oder Reichsohme und waren in
Gilden vereinigt, die ihre Gebühren auf zu-
MÜNZARENDATOR— MÜNZBEAMTE
403
bessern suchten, aber ohne viel Erfolg. Die
Wirksamkeit dieser Gilden erlosch im 17.
Jh. Seitdem hießen alle im Münzbetriebe
beschäftigten Menschen ohne Beamten -
Charakter Münzarbeiter. Sie bezogen nicht
Gehalt, sondern Lohn und konnten jeder-
zeit entlassen werden. Da jedoch die Aus-
bildung derM. längere Zeit erfordert und
nur ganz ehrliche Leute dazu genommen
werden können, wurden die M. nur ungern
und dann meist mit Wartegeld entlassen.
Die Unmöglichkeit, gelernte M. jederzeit zu
erhalten, war ein Hauptgrund, warum nach
Einführung der Maschinen- und Präzisions -
technik kleine Staaten ihre Münztätigkeit
nicht mehr ausüben konnten. S.
Munzarendator = Münzpächter (s. d.).
Munzbeamte. Wechselnde Personenna-
men, die aber nicht Herrscher bezeichnen
können, erscheinen im Altertum schon im
6. Jh. V. C. (am frühesten wohl in Abdera,
dort sogar früher als der Stadtname selbst),
erst abgekürzt, dann ausgeschrieben im
Nom. oder Gen., oft mit Zusatz des Vaters-
namens, Abb. 58; sie entbehren freilich in
vorkaiserl. Zeit fast stets des Titels (erst in
Späthellenist. Zeit fallen die ersten Titula-
turen), so daß wir meist nicht wissen, ob
der auf der M. genannte Beamte überhaupt
unmittelbar sich mit dem M.-wesen befaßt
(sei es als Finanzminister, sei es als M.-
direktor, nach griech. Gesellschaftsordnung
aber gewiß nicht als xe^vfor]?), oder nicht viel-
mehr der Staatschef oder der eponyme Be-
amte ist: doch ist in 4 prägnanten Fällen,
wo wir durch die Inschriften ein reiches
Material für die Eponymen haben, der auf
denM. genannte Beamte nicht der Eponym
(Athen, Rhodos, Milet, Priene; Regling, M.
von Priene Anm. 389, vgl. S. 163/6). Für
Korkyra sind aus den Inschriften die Pry-
taneis als die auf den M. genannten Beamten
nachgewiesen (Head, H. N.» S. 328). In
vielen Fällen — in der ELaiserzeit durch For-
meln wie ekoinfsO^avcoc, af-njattfisvoü, im-
|ieX>)&&vToc» dvs&7]x&v (s. die entspr.
Stichworte) usw. nahegelegt — wird
es sich überhaupt um kein ordent-
liches und regelmäßig besetztes M.-amt
(also um keine dp^/rl) handeln, sondern
nur um kommissarische Beauftragung
(liajiiXeta), wie denn der Kyniker
Diogenes als iict(isX.>2TiQC des M.-wesens in
Sinope bezeichnet wird (Laert. Diog. Vitae
philos. VI 2 init.), wie auch eine Inschrift
von Sestos (Dittenberger, 0. G. I. n. 339;
Nom. I S. I ff.) und eine von Magnesia Ion.
(Kern, Inschr. v. Magn. no. 164) zeigen;
in allen diesen Fällen handelt es sich um ge-
legentliche Münzprägung, während das
Münzwesen in Athen eine regelmäßige
Jahresleiturgie gewesen zu sein scheint, die
von 2 offenbar jüngeren Herren der besten
athen. Familien geführt wurde, denen zeit-
weise ein 3., rascher wechselnder Aufsichts-
beamter des Areopags sich zugesellt — alles
auf eine genau geregelte, ordentliche und
dauernde Prägung hinweisend (Gercke-
Norden, Einleit. in die Altertumswiss, 11^
S. 98). — Über die Formen des Namens der
M.-be. s. unter Namenswesen. — In der
Kaiserzeit vermehrt sich — von den röm.
Provinzialstatthaltern abgesehen, die oft,
sei es zur Datierung, sei es als Aufsichts-
instanz (man bemerkt z. £. in Markiano-
polis und Nikopolis abwechselnde Prägung
dieser beiden Städte) bes. in den Provinzen
Mösien, Abb. 97, und Thrakien genannt
werden — die Zahl der M.-be. beträchtlich;
ihr Fehlen (so in der Provinz Pontus et
Bithynia) oder ihre Häufigkeit (bes. in der
Provinz Asia) läßt allgemeine, uns noch un-
bekannte Regeln ahnen und die nie direkt
auf ein wirkliches Münzamt anspielenden,
sondern am häufigsten sich auf die hohen
Staatsämter ap^cov, crcpa-nrifdc, ^pafifwtxeü^,
duoviri, quattuorviri, dann bes. häufig auf
Priestertümer bezüglichen Titel zeigen, daß
es auch jetzt meist kein dauerndes, eigent-
liches M.-amt gibt. Auch Frauen (s. d.)
erscheinen als M,-be., auch die Kaiser, ja
selbst Götter, d. h. Tempelkassen müssen
einspringen (bes. in Byzantion, N. Z. 27
S. 27 ff.) — offenbar um die Kosten einer
Münzausgabe zu decken. Die den Be-
amtennamen einleitenden Präpositionen
sind iicl bei bloßer Datierung, während
8ia (Abb. 96) und icapd auf die oben
berührten Beauftragungen hinweisen dürf-
ten. — Oft wird bes. bei den Duoviri
der Kolonialmünzen die Koll^alität
gleichgestellter Beamter ängstlich gewahrt,
nach mehrfach beobachtetem rom.
Muster (Z.f. N. 33 S. 278; Monatsblatt
num. Gres. Wien 1912 S. 89/90; Münster-
bej^, Beamtennamen S. 257 unter Muta-
26*
404
MÜNZBESUCHSAIÜNZEN— MÜNZBILD
tion). — Grundlegende Arbeit: Münster-
bergy Beamtennamen a. griech. M. 1914
{aus N. Z. 44, 45, 47), für die Titel s. bes.
das Register S. 251/7; dazu seine Erläute-
rungen, Monatsblatt num. Ges. Wien VIII
S. 357, IX S. 159 M. Ost. Jahresh. XVIII
Beiblatt S. 307 ff. — Die Beamtentitel
haben hier im Lex. eigene Stichworte.
Der röm. Staat hat schon früh in seinen
tresviri aere argento auro flando feriundo
(s. d.), Abb. 73, 83, regelmäßige M.-beamte
besessen, die auf den M. genannt werden,
zuletzt unter Augustus; vor und neben
ihnen werden aber auch andere Beamte,
Prätoren, Ädilen, Quästoren usw., gele-
gentlich mit der Münzprägung beauftragt;
die außerhalb der Stadt an der Spitze ihrer
Heere stehenden Imperatores (s. d., Abb.
71) sodann — so auch der der aufstän-
digen Italiker, Abb. 58 a — nehmen sich
gleichfalls das Recht, M. zu schlagen und
sich auf ihnen zu nennen, u. betrauen mit
beidem auch ihre Stellvertreter (Prätoren,
Quästoren, ja selbst Flottenpräfekten; s.die
Register im B. M. C. Rom. rep. III S. 81/8
und hier im Lex. die einzelnen Beamten-
titel). Nach Augustus aber erscheint nie
mehr ein Beamtenname auf röm., eben-
sowenig auf byz. M. — Über das Münz-
personal der Kaiserzeit s. unter Optio. R.
Beamte im modernen Sinne sind die
mittelalterlichen »Münzbeamten« nicht ge-
wesen, denn der heutige Beamte mit
festem Gehalt ohne Nebeneinnahmen mit
Pension ist erst im 16. Jh. entstanden.
Wohl aber war der mittelalterliche Münz-
meister (s, d.) als Pächter durch Kontrakte
vom Fürsten ebenso abhängig wie dieser
gegen ihn VerpjBichtungen hatte. In der
Münzverwaltung dauerte es auch länger
als in anderen Verwaltungszweigen, bis der
Münzbeamte ganz aufhörte, Privatunter-
nehmer und nur auf sein Gehalt ohne
Nebeneinkünfte angewiesen zu sein. Das
wurde in Preußen durch Friedrich den
Großen erreicht, in England erst loo Jahre
später (s. Münzverwaltung). Die Haupt-
münzbeamten waren: der Münzmeister,
der Wardein, der Münzschreiber und dessen
Nachfolger, der Münzrendant, endlich der
Stempelschneider. S. diese. — Schrötter,
Brandenb. -Franken I, S. 184. S.
Mfinzbesucbsmfllizeil sind die auf den
Besuch einer Münzstätte durch einen
Fürsten geschlagenen Münzen. Beispiele:
preuß. Taler von 1812 auf den Besuch der
Münze durch den Kronprinzen (s. Kron-
prinzentaler), der auf den Besuch der Münze
zu Clausthal durch den König von Han-
nover Ernst August 1839 mit »Glück auf«
auf der Rs., von dem auch Goldabschläge
gefertigt sind, sowie die Münzen auf den
Besuch der Münze zu Bologna im Jahre
1857 durch den Papst Pius IX. — Ad.
Meyer-Gedanensis, Katalog, Frankfurt a.M.
1894/5, S. 489 ff. s.
Mttiizbezirk. Unter einem M. verstehen
wir die monetäre Zusammenfassung stnst
nicht zusammengehöriger Landesteile. In
der röm. Kaiserzeit sind die sjrrische
Prägung von Tetradrachmen und die
kappadokische, auch für die Provinz
Lycia et Pamphylia bestimmte Prägung
der kleinen Wertstufen offensichtlich und
nach Ausweis der Funde aufeinander
abgestimmt, so daß wir von einem diese
Landschaften umfassenden Münzbezirk
sprechen können (Z. f. N. 29 S. 235/6). —
In der Neuzeit waren Münzbezirke die
durch den Reichsdeputationstag von 1571
angeordneten drei Bezirke des deutschen
Reichs, die das Münzwesen verwalten
sollten, der erste die drei rheinischen
Kreise, der zweite die Ejreise Franken,
Bayern, Schwaben mit Österreich, der
dritte die beiden sächsischen Kreise um-
fassend. Nur der zweite gelangte zur Wirk-
samkeit, aber auch er nur außer Österreich.
S. Korrespondierende Kreise und vgl.
Konkordierende Kantone, Münzyser. S.
Mflnzbüd oder Typus, griech. xap«*'^P>
xöicoc, lat. nota usw.
A. Altertum. Das antike M.-bild ist
ursprünglich nur eines, indem die Rs.
ohne Bild bleibt (Abb. 13 u. s. f.) oder (bei
den großgriech. inkusen M., s. d. und
Abb. 25) das Bild der Vs. wiederholt.
Dies eine Bild ist in der Mehrzahl der Fälle
das Stadtwappen (Sicfofiiiov xal icpöacoicov
rffi icoXeo)^, aofxpoXov ^ irapaomj^ov ttjc iriXecof ,
Antig. von Karystos Hist. mir. 15, Plut.
Pyth. orac. 12, Schol. Aristoph. Vögel 1106),
wie es uns auch als städt. Weihgeschenk, als
Brandzdchen städt. Sklaven, als Siegd an
Gefäßen, als Schildbild städt. Truppen,
als Bild städt Gewichte und als Relief-
MÜNZBILD
405
bild über städt. Urkunden, insbes. Proxenie-
dekreten (auf einem solchen z. B. das
Vorderteil des geflügelten Seepferdes von
Lampsakos wie auf Abb. 20. 37) bekannt
ist. Oft ist es redend, Abb. 15, vgl. 40 Rs.
(s. unter Redende Abzeichen). In einigen
Fällen ist das Stadtwappen schon früh
zum Beizeichen (s. d.) degradiert, während
das M.-bild in raschen Zwischenräumen
wechselt (Kyzikos, Abb. 36; anderwärts
wechselt das Bild der einen Seite, während
die andere Seite das Wappenbild zeigt
Abb. 37, 46). In einzelnen Fällen aber
ist das älteste M.-bild ein so kompli-
ziertes {Götterfigur, zuweilen sogar ganze
Gruppen: Abb. 21), daß man es nicht
für das Wappen, sondern nur für ein
religiöses Bild ohne Wappensinn halten
kann, zumal später sich in den meisten
Fällen ein mehr wappengemäßes Bild ein-
stellt (Poseidonia: Stier, Kaulonia: Hirsch);
wir haben hier Fälle aus einer Zeit vor uns,
wo in anderen Städten schon durch das
Aufkommen des Zweibildersystems die
religiöse Bedeutung mindestens des 2. M.-
bildes Fuß gefaßt hatte. Aber auch dem
einfachen Wappenbilde selbst kann man
schwerlich eine religiöse Bedeutung ab-
sprechen, da z. B. die Ähre (Metapont,
Abb. 28) doch eben von Demeter, der Wein-
becher (Naxos ins.) von Dionysos, der
Hirsch oder die Biene (Ephesos) von
Artemis, die Eule, Abb. 24, von Athena
usw. nicht zu trennen sind und in diesen
Bildern also nicht nur der einfache Hin-
weis auf Flora und Fauna liegt, sondern
auch der auf die betr. Gottheit, die eben
die des betr. Landesproduktes ist, von
dem antik Denkenden ohne weiteres mit-
umfaßt wird. — Beim Aufkommen des
2. Münzbildes, das nun, der inzwischen
vollzogenen allgemeinen Hinwendung der
Kunst zur Darstellung des Menschen
entsprechend, meist ein Kopf ist, Abb. 24
u. s. f. (seit Ende des 5. Jh,s wird zu-
weilen Vorwärtswendung beliebt, Abb. 34.
40), empfängt das religiöse Prinzip
bei der Bilderauswahl einen gewaltigen
Impuls; es wird allgemach Regel, daß
die Vs. einer M. ein Götterkopf und die
Rs. das alte Wappen schmückt; da nun,
wie gesagt, das Wappen meist mit dem
Hauptgott der Stadt zusammenhängt,
so ergibt sich eine sinnvolle innere Be-
ziehung der Vs. zur Rs. (Athen, Abb. 24;
Korinth aber setzt zum Attribut der einen
Hauptgottheit [Pegasos des Poseidon] den
Kopf der anderen [Athena], Abb. 29).
Städte, die erst in der Mitte des 5. Jh. oder
später zu münzen anfangen (Chalkidike
Amphipolis, Ainos, Kolophon, Megara usw.)
oder nach längerer Pause damals wieder
anfangen (Klazomenai), wählen jetzt meist
so zusammenhängende Bilder, wobei zur
Abschaffung der alten Stadtwappen (wie
eben des Flügelebers von Klazomenai)
oft auch das Moment mit beitrug, daß sie
seit der Sophistenzeit dem modernen
rationalist. Empfinden widerstrebten. Außer
Götterköpfen treten seit dem 5. Jh. Götter-
und mythologische Figuren (Abb. 28.
30/2, 33.39 u. s. f.), z. T. in Verdrängung
der Wappen auf, manchmal aber ein
2. Attribut derselben Gottheit (Elis), oft
auch Bilder, die wie die Rennwagen
Siziliens (Abb. 26. 33/s) zwar nicht gerade
als religiös, aber doch sozusagen als
hieratisch zu gelten haben. — All' das gilt
gleichermaßen für die griech, Stadtrepu-
bliken wie für das Reich des Kroisos
(Abb. 18) und die von »Tyrannen« re-
gierten Städte: die alte T3nrannis nennt
— vgl. unter Münzrecht — von i — 2 Aus-
nahmen abgesehen weder den Namen
des Tyrannen noch spüren wir ihn am
M. -bilde; nur literarisch hören wir (Pollux
Onom. V 75), daß Anasdlas von Rhe^on
die M.-bilder des Maultiergespannes und
des Hasen einführte, und vermuten, daß
die Setzung des Athenakopfes zur Eule
in Athen (Abb, 24) auf Peisistratos' Ini-
tiative zurückziaführen ist; erst der Stadt-
herr von der Perser Gnaden Themistokles
nennt seinen Namen (Abb. 32). Die
makedon.-thrak. Stammkönige (z. B. Getas
Abb. 22) geben zwar ihren Namen, das
M.-bild verrät aber nichts oder nur wenig
von der Monarchie; erst von Philipp IL
hören wir, daß das M.-bild seiner A^'-Sta-
teren (Abb. 47) seine Person betrifft, auf
seinen Wagensi^ in Olympia sich bezieht
(Plut. Alex. 4). Im Gegensatz zu dieser
griech. Entwickelung aber steht das per-
sische M.-bild: in der Despotie vertritt
die Ganzfigur des Königs das Staats-
wappen, Abb. 19. 4St uad noch die Parther-
4o6
MOKZBILD
könige verwenden es als häufigstes Rs.-
Bild, Abb. 57- — Über M.-bilder der
Bundesmünzen s. d. und vgl. Abb. 39. 58.
— In der -heilenist. Zeit ersetzt in den
Monarchien bes. auf den groben M. das
Herrscherbildnis allgemach das Götterbild
(s. unter M.-bildnis), für die Rs. zumal der
groben M. gewinnt das religiöse Prinzip,
jetzt vertreten durch die göttl. Ganzfigur
(stehend, sich anlehnend, auftretend, sehr
oft auch, was früher selten war: sitzend)
immer mehr Boden (Abb. 48. 53/5)- Doch
erhält sich, wenn auch meist nur auf den
Kleinmünzen, das schlichte alte Wappen
oft mit großer Zähigkeit (Abydos). Ja
auch die Dynastien schaffen sich eine
Art Wappen (Ptolem.: Adler auf Blitz,
Abb. 51; Seleukiden: Anker; pontische
Dynastie: Stern in Mondsichel). — Die
Juden vermeiden, dem Bilderverbot (s. d.)
getreu, die Darstellung von Lebewesen,
Abb. 56, vgl. auch 86. — Als in der Kaiser-
zeit die Ganzfigur eines Gottes, auch
mehrerer Götter, ja reicher mythologischer
oder sakraler Szenen (Abb. 91 ff.), oder
jetzt auch eine der von Rom eindringenden
Personifikationen als Rs.-bild fast die
Regel wird — die Vs. nimmt ja fast stets
das Kaiserbildnis ein — , taucht hier und da
doch noch das alte Wappen auf (z. B. in
Athen und Chios, Abb. 95, die keinen
Kaiserkopf setzen; dann in Istros, Tarsos
usw.). Übrigens wird in der hellenist.
Zdt der Typenvorrat ärmer; die groi3en
Flächenstaaten der Diadochen mit viel
fremdsprachiger Bevölkerung müssen mehr
auf Konstanz des M.-bildes achten. —
Als ein neues Prinzip tritt (nach Vorlauf ern
in Gestalt von Bildnisköpfen wohl von
Ortsberühmtheiten auf den Kyzikenern,
s. d,, und des Homer in los, Abb. 41) in
hellenist., stark erst in der Kaiserzeit
das lokalpatriotische auf: die griech.
Städte, die nach 197/189 v. C. meist
wieder Silber prägen dürfen, benutzen
als Rs. meist Figuren, die nach einer alt-
ehrwürdigen oder sonst berühmten Statue
(eines Gottes, eines berühmten Mannes)
in der Stadt kopiert sind, so Lakedaimon,
Sinope, Alexandreia Troas, Ilion, Myrina
Kos, Priene, Smyma, die Bithynierkönige,
Tigranes, Abb. 55. In der Kaiserzeit
wo Knidos, Parion usw. Beispiele dafür
bilden, treten zu diesen Statuenkopien
(s. d.) noch die Kopfbildnisse berühmter
Männer, die in der betr. Stadt geboren sind
(Diogenes, Alkaios, Sappho, Bias, Herodot
usw.; vgl. Z. f. N. IX S. 109; Bemoulli,
Griech. Ikonographie 1901 M.-Taf. I, II),
dann Darstellungen der Stadt selbst und
ihrer Bauten, Abb. 93. 102 (s. unter Bau-
werke und Stadtansichten) oder der um-
gebenden Landschaft, Abb. 94. Sonst ist
in der Kaiserzeit noch das Auftreten der alt-
einheim., vorgriech. Kulte (bes. in Klein-
asien und Syrien), im allgemeinen aber
eine Nivellierung, eine Ausgleichung des
Bildervorrats zu bemerken. Wegen der
bes. Bilder der Kolonialmünzen s. d. —
Kommemorative, also an Zeitereignisse
anspielende Bilder sind dagegen der griech.
M. von Anfang bis zu Ende fast ganz fremd
(vgl. unter Demareteion) und häufiger nur
auf Provinzialprägungen der Kaiserzeit
(Ägypten, Bithynien, Lykien, Kreta usw.)
infolge des röm. Einflusses wahrzunehmen
(das M.-bild des Denars der auf ständigen
Italiker, Abb. 58 a, ist symbolisch-komme^
morativ). — Wegen der zu allen Zeiten
beliebten Nachahmung fremder M.-bilder
s. unter Nachahmung.
Auf röm. M. ist von ihrem Beginn an,
obwohl das von den Griechen entlehnte
religiöse Prinzip herrscht, im Unterschied
von den griech. M, festzustellen, daß einmal
der Götterkopf der Vs. je nach der Wert-
stufe wechselt (Aes grave, Abb. 60/61),
also zu dem prakt. Zweck der Unterschei-
dung der Stufen dient, sodann, daß das
M.-bild der ältesten M^ die Prora, Abb.
60/61, schon kommemorativen Sinn hat
(Wegnahme der Flotte von Antium?);
ferner, daß der Kopf der älteren Denare
usw., die Göttin Roma, Abb. 62/4, vgl. 70,
schon eine Personifikation ist, wie sie in der
röm. Religion so beliebt sind, und daß das
religiöse Rs.-Bild, die Dioskuren (Abb.
62/4), doch auch durch die Anspielung
auJE die Schlacht am See Regillus komme-
morativ ist. Lange bleiben diese Bilder aus
händelspolit. Gründen konstant, und auch
die Einführung der Bigati (s. d., Abb. 70)
und Quadrigati (s. d. Abb. 68) neben den
Dioskurendenaren ändert das Bild auf
den ersten Blick nur wenig. Erst als
der röm. Denar seit 146 v. C. konkurrenz-
MÜNZBUJD
407
los ist, gibt man diese Konstanz auf
und das Bild der Rs., dann auch der
Vs. dem jeweiligen M.-meister frei; diese
verherrlichen nun die Kulte und Sagen
der Stadt, aus der ihr Geschlecht stammt,
und des Geschlechtes selbst; so hemmungs-
los wie nie zuvor entfaltet sich nun der
kommemorative Gedanke (Geschichtsmün-
zen, s, d.) neben dem inmier noch eine
große Rolle spielenden religiösen (Abb.
71/3); von den halbverklungenen ital.
Sagen der Vorzeit greift man bald in die
historische, ja in die jeweilige Jetztzeit
über (Abb. 74), ja man bringt das in
der ital. Kunst stets gepflegte Bildnis
berühmter Vorfahren auf den M. an, was
dann die Aufnahme des M.-bildnisses (s. d.)
Lebender erleichtert hat. — Die Kaiserzeit
setzt das ohne Bruch fort, nur daß die
Setzung des Bildnisses des lebenden Kaisers
und seiner Angehörigen auf die Vs. jetzt
fast die Regel wird (von Consecratio-
und Restitutions-M. abgesehen, s. d.) und
auf der Rs. die Ereignisse der Jetztzeit,
der inneren und äußeren Politik, der Zu-
stände und VorkonMnnisse im Heer und
bei Hofe vor denen der Vorzeit vorwiegen
(Histoire m6tallique, s. d., Abb. 82. iio
u. s. f.) — Daneben erhält sich das religiöse
Prinzip, Abb. 75 u. s. f. In der Götter-
welt ist starkes Anwachsen der öriental.
Religionen zu bemerken, dem Zuge der
Zeit nach einer mystischen Erlösungs-
religion entsprechend; im 2. Jh. nehmen
die ägypt. Kulte zu (Abb. 80), im 3. Jh. die
Sol-Typen, Abb. 104, in drei Anläufen seit
Elagabal, Aurelian und Konstantin; auch
die wachsende Vorliebe für den german.
Heergott Hercules, Abb. 105, sei erwähnt.
An der Zunahme der Bilder all' dieser
Götter hat auch die stets wachsende Rück-
sicht auf die Religion des Heeres ihren
Anteil. — Vor den wirkl. Göttern wiegen
aber noch vor die Personifikationen, Abb.
107, auch deshalb, weil mittels ihrer das
jeweil. Regieningsprogramm des Kaisers
sich bes. scharf darstellen läßt (s. imter
Programm-M.). Auch der Geographischen
Personifikationen (s. d.) sei gedacht. —
Dann finden wir auch hier das vorhin bei
den griech. M. beobachtete lokalpatri-
otische Moment jetzt in Bauten, Abb. 81,
Standbildern, Darstellung von Festen
und Opfern in Rom selbst sich auswirken.
— Alles das verkümmert infolge des allge-
meinen Kulturverfalles gegen Ende des
3. Jh. mehr und mehr, und ins Christen-
tum hinein retten sich von alledem nur
ein paar fade Personifikationen, Gloria,
Salus, Victoria (Abb. 108), Virtus, mit
z. T. unpassenden Attributen und Auf-
schriften. Das Christentum selbst ist in
dieser ersten Zeit noch zu bilderfeindlich,
um außer durch Zufügung von Kreuz
und Chrisma den Bildervorrat umzu-
gestalten, doch vgl. Abb. 109.
In der byzantinischen Prägung ersetzt
bei dem Rückgang der Bildniskunst die
Hauptfigur des Kaisers (Abb. 11 8/9) all-
mählich das Bildnis; die Rs. füllt oft
(Abb. 114/7) die früher (vgl. Abb. 106)
ganz seltene Wertaufschrift; unter lusti-
nianus II. erscheint das Christusbild (s. d.),
um in der Periode der Bilderstürmerei (s. d.)
zu verschwinden, dann aber nebst den
Bildern der Maria und der Heiligen um so
beherrschender aufzutreten (Abb. I18/9).
— Macdonald, Coin types 1905; Regling,
Die M. als Kunstwerk 1924 und bei Gercke-
Norden, Einleit. in die Altertimiswiss. IV
S. 89, 94, 98, 104, 108, 112. R.
B. Mittelalter und Neuzeit. Die
germanischen Völkerstämme haben von
den Römern und Byzantinern die M.-
bilder übernommen, insbesondere: Kopf
und Victoria; Kopf und Kreuz (Abb.
125 — 129). Diese beiden Darstellungen
wurden gegen Ende der Merowingerzeit
immer elender und schlechter geschnitten.
Daher schafft der Karolinger Pippin, wohl
unter arabischem und byzantinischem Ein-
fluß, dsLS Bild vollständig ab und begnügt
sich mit Schrift auf beiden Seiten oder auf
der einen Seite mit dem christlichen
Zeichen, dem Kreuz (Abb- 131). Erst Karl
der Große setzt nach seiner Kaiserkrönung
sein Bildnis auf die Christiana-religio-
Denare (s. d,), die auf der Rs. einen Tempel
zeigen (Abb. 134). Weiter erscheinen auf
wenigen Stücken das alte Römertor in
Lyon, in Trier und Alles, ein Schiff in der
Hafenstadt Dürstede (Abb. 137), der
große Amboß mit dem Hammer in Melle,
der südfranzösischen Bergwerksstadt. Im
übrigen aber ist im wesentlichen der Typus
karolingischer Pfennige: Elreuz mit Schrift-
4o8
mOnzbild
kreis und ein- oder mehrzeilige Schrift
bzw. Monogramm (s. d.) (Abb. 132, 133,
135).
Der Tempel der Christiana-religio -Denare
wird in der sächsisch-fränkischen Kaiser-
zeit in einer Reihe deutscher Münzstätten
nachgeahmt: in Mainz, Metz, Xanten,
Köln (Abb. 144), Eßlingen und den baye-
rischen Prägeorten (Abb. 142). Daneben
erscheint die sogenannte Holzkirche (s. d.),
die zuerst von Heinrich I. in Metz, von
Otto I. in Mainz, Speier und Worms ange
wandt und von da nach dem Osten über-
tragen wird. Sehr früh erscheinen die Köpfe
der Kaiser auf den Münzen (s, Münzbildnis),
weiter die Köpfe, Brustbilder, manchmal
auch Ganzbilder der Ortsheiligen (s. Heilige),
von denen 30 — ^40 verschiedene im 10. und
II. Jh. gezählt werden, weiter die Bilder
der geistlichen und weltlichen Münzherren.
Daneben versucht man, die Stadtbilder
darzustellen, in Hildesheim, Magdeburg,
Würzburg, Straßburg u. a., das schönste das
Kölner Büd aus dem dritten Viertel des
II. Jh.s mit der Umschrift »imago sanctae
coloniae«. Auch eine Reihe verschiedener
Bauwerke sind auf den Münzen zu finden, so
der Dom auf den Denaren Poppos von
Trier, das Münster in Aachen (Abb. 148),
die Patroduskirche von Koblenz, an deren
Rundmauem die Mündung der Mosel in
den Rhein zu erkennen ist, indem von
beiden Seiten die Wellen zusammenstoßen,
die Pfalz in Duisburg, der Speierer Dom
u. a.
Vielfach wurden für die Münzbilder
antike Vorbilder verwendet, so die
Strahlenkrone der Tetricusmünzen auf
den Straßburger Pfennigen Heinrichs IL,
das Bild der Kaiserin Helena für einen
Wormser Pfennig, das Bild der Victoria
mit dem großen Standkreuz ebenfalls auf
einem Wormser Denar, die Goldstücke des
Basilius I. für die Pfennige Herzog Burk-
hards von Schwaben usw.
Dazu kam schließlich die Verherrlichung
einzelner Ereignisse, z. B. die Sieges -
Pfennige der Kaiser Heinrich H. und
Konrad H. und der Lothringer Herzöge
Gozdo und Gottfried mit dem Schwerte,
die Hersfelder Gedächtnispfennige auf Karl
d. Gr. xmd den Abt Lullus mit deren Brust-
bildern, die Trierer Friedenspfennige auf
das Wormser Konkordat usw. (s. Ge-
schichtsmünzen) .
In der Hohenstaufenzeit erreicht die
Münzkunst einen Höhepunkt, indem einer-
seits die Größe und Dünnheit der Brak-
teaten, zu denen nur ein Stempel nötig
war, zu eingehenderer Darstellung der
bisher mit schlichten Linien gezeichneten
Bilder und zur Aufnahme größerer Szenen
mit mehreren z. T. bewegten Gestalten
und reicher architektonischer Umrahmung
einlud (s. Hohlpfennige), andererseits aber
auch die viel kleineren zweiseitigen Pfen-
nige nicht an Schönheit hinter den ein-
seitigen zurückblieben. Nur einige be-
sonders schöne Münzbilder möchte ich
anführen, so die Steinigung des heiligen
Stephanus (Abb. 198), die Marter des
heiligen Laurentius (Abb, 197), die Be-
lehnung Herzog Bernhards von Sachsen
(Abb. 203), die Darstellung des Löwen-
steins in der Burg Dankwarderode in
Braunschweig (Abb. 20l), die Szene von
Adam und Eva im Paradies und der
Falke im Weinlaub (Abb. 200) auf Falken-
steiner Brakteaten, der Adler auf Arn-
steiner Hohlpfennigen, die zahlreichen
Reiterpfennige seit etwa IIOO, die zuerst
zweiseitig und dann voi allem in Thüringen
und Hessen einseitig (Abb. 194) geprägt
wurden; sie stehen in Zusammenhang
mit der Reiterfigur im Bamberger Dom.
Merkwürdig heben sich aus all diesen
Münzbildem die bayrisch-österreichischen
Dünnpfennige heraus mit ihren fremdartig
anmutenden Darstellungen, darunter Zen-
taurgestalten, ICrieger- und Engeldarstel-
lungen, Bdehnungsszenen und Löwen-
jagden u. a. (Bürkel, Mitt. Bayr. Num.
Ges. 1903 Seite i flE.). Aus den zweiseitigen
Pfennigen, bes. in Westdeutschland, sind
hervorzuheben die Lütticher mit dem
»agnus patiens«, der »victrix aquila«,
dem »facun« (Abb. 175), dem »equus ve-
nalis«; von den erzbisch. Kölnern u. a. der
schöne Bonner Pfennig mit dem Cassius-
dom (Siegfried v. Westerburg 1275 — 1297)
usw.
In der architektonischen Umrahmung
der Figuren macht sich sehr stark der
romanische Einfluß geltend, später z. B.
auf zweiseitigen Pfennigen Konrads von
Hochstaden auch schon der gotische Spitz-
MÜNZBILD
409
bogen. Byzantinischer Einfluß ist in dem
allgemeinen Auftreten der Ganzfiguren zu
sehen, die teilweise nebeneinandergestellt
werden, so z. B. die Pfennige mit den Ge-
stalten Albrechts des Bären und der Sophie.
In dieser Zeit beginnen auch die heraldi-
schen Bilder, wie mehrere jener Beispiele
zeigen, das Münzfeld zu erfüllen, aber meist
noch nicht im Schilde eingeacwängt, son-
dern frei im Münzfelde stehend.
Im Gegensatz zu Deutschland sind die
französischen Münzen des 10. bis 12. Jh.s
äußerst arm an Bildern und ziemlich roh.
Besonders kennzeichnend ist das weit um
sich greifende Erstarren der Prägebilder,
der sogenannte Type immobilis6 (s. d.),
indem Jahrhunderte hindurch die Mono-
gramme einzehier Herrscher oder der
Königskopf von Chinon und Chartres (Abb.
154) beibehalten und unter wachsender
Entstellung dauernd wiederholt werden.
Die selbständig neu auftretenden Münz-
bilder sind einfach; die vier Ringe von Nar-
bonne, die vier Kreuze von Bordeaux, die
Sichel von Nevers, der Kamm der Cham-
pagne (Abb. 155) (s. Denarius provisionalis)
u. a. Gegen Ende des 12. Jh.s aber treten
feinere Zeichnungen auf, wie die Köpfe
der Maria in Clermont (Abb. 156), des hl.
Martial in Limoges, des Julius Caesar in
Sancerre usw.
Auch in den übrigen europäischen Staa-
ten können im 11. und 12. Jh. sich die
Münzen an Schönheit nicht mit den gleich-
zeitigen deutschen messen. In Ober- und
Mittelitalien bestand das Gepräge im
wesentlichen nur in Schriftzeilen und
Monogranunen. Nur in dem Königreich
Sizilien kam es unter byzantinischem
Einfluß auf den Kupfermünzen zu reicheren
Darstellungen (s. Follaro), während die
Goldmünzen sich hauptsächlich in Nach-
ahmung arabischer Dinare auf Schrift
beschränken (s. Tari). Erst die Augustalen
(s, d.) und Groschen Kaiser Friedrichs IL
(Abb. 189, 229) zeigen wirklich künst-
lerisch schön ausgeführte Bilder. Von den
Münzen der iberischen Halbinsel sind die
portugiesischen Morabitinos bemerkens-
wert, die in äußerst roher Zeichnung den
reitenden König darstellen (Abb. 227).
In England setzte die Prägung der
Pennies (s. d.) unter König Offa von Mercia
(757 — 79Ö) mit einer bunten Mannigfaltig-
keit auf das sauberste durchgeführter Zier-
formen und Bilder ein, wie Kreuze, Schnal-
len, Rosen, Rosetten, geradlinige und ge-
schweifte Vierecke, Vierpässe und Penta-
gramme, schließlich die Schlangengestalt
und das königliche Brustbild (Abb. 140).
Die Zierlichkeit der angelsächsischen Mün-
zen geht nach Offa sofort verloren, doch
bleiben sie im Gegensatz zu den französi-
schen Münzen dauernd ansehnlich, jedoch
nicht so reich an Darstellungen wie die
deutschen, indem sich hier die Einfachheit
des englischen Einheitsstaates geltend
macht. Unter den Pennies dei folgenden
Jahrzehnte sind die König Alfreds (871 —
901) zu erwähnen (Abb. 140 a), unter
dessen meist rohen Geprägen ein Pfennig
sich befindet, der in Nachahmung spät-
römischer Kaisermünzen unter dem Schutz
eines Engels ein thronendes Herrscherpar
zeigt.
Die Münzen der normannischen Eroberer
tragen zunächst das gekrönte königliche
Profilbild mit dem Zepter, ebenso wie bei
Ethelredll. (Abb. 161) und Harold IL, erst
später erscheint das Brustbild in Vorder-
ansicht, frei i. F. oder in einem Portikus
angeordnet.
Die Regierung Stephans von Blois war
von Thronfehden erfüllt, welche auch auf
den Pennies ihren Ausdruck fanden: z. B.
dem Pfennig mit der vollen Gestalt des
Königs und seiner Gemahlin Mathilde von
Boulogne, den Geprägen der Kaiserin Ma-
thilde, ihres Halbbruders Robert mit dem
Reiterbildnis u. a. Mit Heinrich IL be-
ginnt dann der Sterling-Typus (s. d.).
Vom Ende des 13. Jh. ab, im 14, und
15. Jh. gaben in Mitteleuropa die jetzt ent-
stehenden Groschen- und Goldmünzen mit
ihren größeren Raumflächen neue Gelegen-
heit zu künstlerischer Betätigung, und
diese steht ganz besonders unter dem Ein-
fluß der herrschenden Kunstübung, der sog.
»gotischen«. Gotische Bauten als Bal-
dachine und Gestühle mit ihrem Maßwerk,
ihren Fialen, Wimpergen und Kreuzblumen
geben den Rahmen ab für die sitzende oder
stehende Herrscherfigur; auf der Rs. findet
sich reiches Blätterwerk der zu Lilien um-
gestalteten Kreuzarme; die Drei- und Vler-
pässe als Ralimen der heraldischen Zeichen,
410
MÜNZBILDNIS
die jetzt immer mehr auftreten und immer
häufiger in den Schild eingezwängt werden,
sind streng gotische Elemente. Und diese
Darstellungsformen finden sich mehr oder
minder auf ^en deutschen, niederländi-
schen, französischen und englischen Groß-
münzen dieser Zeit, vor allem auf den Gold-
stücken, den Chaises, den Agnels, Anges
und Angelots, den Francs, Saluts, Nobels
usw. (s. diese Stichworte; Abb. 234— '240),
wie ja die gotische Kunst in viel stärkerem
Maße durch ganz Europa einheitlich ist
als die der romanischen Periode. In
Italien macht sich seit der 2. Hälfte des
15. Jh.s der Einfluß der Renaissance auf
den Münzen geltend und besonders auf
den Testoni (Abb. 280; s. Münzbildnis),
die auf der Vs. ein individuelles Kopfbild
bringen und auf der Rs. einen sehr reichen
Wechsel von maimigf altigen Darstellungen,
vor allem auf den ferraresischen Testoni
mit den Reiterbildem, den Taten des Her-
kules und Simson, dem hl. Georg, der An-
betung der hl. drei Könige usw. Diesen
entsprechen in Deutschland die Dicken.
Gegen Ende des 15. Jh.s treten die sog.
Guldengroschen (Abb. 257, 259) auf,
welche, zimächst mehr Schaumünzen, viel-
fach von den vornehmsten Künstlern ent-
worfen wurden, wie Burgkmair, Kranach
und Dürer. Seit Anfang des 17. Jh.s tritt
die Großmünze allgemein künstlerisch zu-
rück. Der Barockstil macht sich bes. in der
pomphaften Aufmachung der Bildnisse mit
dem Panzer, dem großen Federhelm, schließ-
lich der Allongeperücke, in dem Beiwerk der
Gewänder der Dargestellten und in den Um-
rahmungen der Wappen geltend (Abb. 269);
in der Zeit des Rokoko fehlt auch die na-
mengebende Muschel (rocaille, Abb. 279)
nicht. Schließlich ist die Zeit des Klassizis-
mus und des Empire die letzte, die sich mit
einem eigenen Stil auf den M. bemerkbar
macht (Abb. 272, 276).
Seit dem 15. Jh. beschränkte sich die vor-
dem so reiche Auswahl mehr und mehr auf
das Herrscherbildnis, das man immer aus-
schließlicher als Münzbild verwendete, und
den Wappenschild auf der Rs., der mehr
und mehr verknöcherte und schließlich zu
einer "Vielheit von Helmen und Schilden
erstarrte. Seit Beginn des 19. Jh.s haben
Ringprägung, Senkverfahren und Reduk-
tionsmaschine die Tätigkeit des schaffen-
den Künstlers außerordentlich herabgesetzt
und damit die Münze fast von jeder wirk-
lichen Kunst ausgeschlossen. — Die Wahl
und Gestaltung des Münzbildes ist immer
sowohl im M. A. wie in der N. Z. von den
jeweiligen Staatsoberhäuptern angeordnet
worden; niemals ist das der Willkür der
Stempelschneider überlassen geblieben (s*
Geschichtsmünzen und Menadier, D. M.
LS. 215 ff.) — Menadier, Schausammlung
passim; Führer durch das Kaiser Friedrich -
Museum^ 1926 S. 198 — 205; Friedensburg,
Symbolik, passim. Su.
Mfinzbildiiis. Das griech. M.-bild (s. d.)
hat seit Anfang des 5. Jh.s im allgemeinen
die Entwicklung genommen, daß die Vs.
ein Götterkopf schmückt. Als nun der Zug
der großen Kunst in Verbindung mit dem
Individualismus der Sophistenzeit am Ende
des 5. Jh.s zur Bildnisschöpfung überging
(über das Bildnis in der alt. griech. Kunst
überhaupt s. zuletzt Neugebauer, Saalburg
II 1928 S. 54 ff.), war die Sitte des Götter-
kopfes auf der M. schon so eingewurzelt,
daß es als Sakrileg erschienen wäre, dort
die Köpfe Sterblicher darzustellen. So
haben nur die persischen Satrapen in
Kleinasien, Phamabazos (Abb. 38) und
wohl Tissaphemes, Vorläufer des Hellenis-
mus, wie sie es auch in anderen Beziehun-
gen waren, es gewagt, ihr usurpiertes M.-
recht durch Setzung ihres Individualbild-
nisses auf der Vs. ihrer M. zu krönen (vgl.
unter Satrap) : persische M. hatten ja bisher
schon die Königsfigur, Abb. 19, 45, wenn
auch ohne Bildniszüge, als M.-bild. Übri-
gens haben sich die Nachfolger dieser
Satrapen, außer etwa Orontas und Spithri-
dates, nicht wieder des Bildnisses bedient.
Wohl aber haben die Könige der gleichfalls
nichtgriech. Päonier, Lykkeios und Pa-
traos, ihr Bildnis auf die M. gesetzt (Z. f. N.
37 S. 242/3). Weiter treten noch Bildnisse
von Menschen in los (Homer, Abb. 41) und
auf 4 Kyzikenem (s. d.) der i. Hälfte des
4. Jh.s auf, wohl berühmte oder um die
Stadt verdiente Männer, die in dieser merk-
würdigen M. -reihe ebenso vereinzelt stehen
wie auf anderen Kyzikenern die Statuen-
kopien (s. d.), die sonst gleichfalls vor
Alexander fast ganz fehlen; diese Bildnisse
mag man einem gewissen Lokalpatriotis-
MÜNZBILDNIS
411
mus der Kyzikener zuschreiben, wie er
sonst gleichfalls erst hellenistisdi ist (s.
unter Münzbild).
Nach diesen Vorläufern bringt erst die
hellenistische Zeit das M.-bildnis, und zwar
das Herrscherbildnis. Philipp IL zwar und
während des größten Teiles seiner Re-
gierung auch Alexander enthalten sich ja
sogar des Königstitels; um wieviel weniger
also sollten sie es gewagt haben, ihr Bildnis
statt dessen der Götter auf ihre M. zu
setzen? Freilich scheint es so, als wenn
Philipps Bildnis in die Züge des ApoUon-
kopfes seiner Goldstateren hie und da
hineingeheimnißt worden ist (Z. f. N. 37
S. 243). Und den Herakleskopf seines
Sohnes hat man einige Generationen später
als sein Bildnis aufgefaßt, wie bes. die Resti-
tutionsm. (s. d.) des Baktrers Agathokles
zeigt. — Aber erst, als i. J. 306 die Dia-
dochen einer nach dem anderen den Königs-
titel annehmen, als sie sich von ihren Unter-
tanen als Gott ausrufen lassen, da war ihr
Bildnis auf der Vs. der M. eine Selbstver-
ständlichkeit: aber eben nur als Gottl So
setzt Lysimachos das Bildnis Alexanders
mit dem Widderhom, also als Ammon, die
übrigen Könige ihre eigenen Bildnisse sub
specie dei: Ptolemaios I. mit der Aigis des
Zeus (Abb. 51), Demetrios I. und Seleu-
kos I. mit dem Stierhorne des Poseidon
bzw. Dionysos, und auch später noch bis
ins 2. Jh. hinein finden wir solche Verklei-
• düngen; Ptolemaios III. und V. und Anti-
ochos IV. und VI. mit der Strahlenkrone
des Helios, Prusias IL mit dem Flügel des
Hermes usw. Der alte Antigonos allein
macht nicht mit, setzt sein Bild nicht, und
überhaupt haben, nach der Ausnahme, die
Demetrios I. bildet, die Herrscher Make-
doniens, die Antigoniden sowohl wie die
zahlreichen Gewalthaber, die zwischen 306
und 277 hier die Macht an sich rissen, des
alten makedon. Volkskönigstums als der
einzig berechtigten Quelle ihres Anspiuches
sich entsinnend, des M.-bildnisses sich
enthalten, bis Philipp V. auf der Höhe
seiner Macht und dann Perseus sich
ihi: anpaßten, zwischendurch auch der
röm. Eroberer Flamininus (Amtl. Ber. a. d,
kgl. Kunstsajnml, 32, 1910/n S. 152/4).
Nachdem also die erste Generation der
Diadochen sich nur unter der Verkleidung
als Gott auf die M. gewagt hatte, ließ die
2. Generation diese Rücksicht fallen und
sich rein menschlidi darstellen, nur mit
dem Abzeichen der Königsbinde (s. unter
Diadem), Abb. 52/4, zu der oder statt derer
später, insbes. im Osten, Helm, Hut
(Abb. 55, 57), Gewand, insbes. das reiche
Prunkgewand der Parther treten; als
später die Kunst nicht mehr ausreicht, die
Bildnisse genügend zu kennzeichnen,
müssen — bei den Parthem und in aller
Form bei den Sassaniden — diese Äußer-
lichkeiten herhalten, um die einzelnen
Könige zu unterscheiden. — Übrigens findet
sich in der hellenist. Zeit auch Angleichung
eines Götter- oder Herrscherkopfes an den
des regierenden Königs (Odessos, ELallatis
usw., Z. f. N. 37 S. 2434; femer leihen
ägypt. Königinnen ihre Züge dem Bilde
der Arsinoe II., und Cn. Pompeius' Züge
werden dem röm. lanuskopfe gegeben, vgl.
Willers, Kupferpräg. S. 97). Auch hat sich
die uns heute selbstverständlich erschei-
nende Sitte des M.-bildnisses des jeweils
regierenden Königs keineswegs rasch und
nicht überall durchgesetzt: bei den Ptole-
mäem behält die Masse der Tetradrachmen
das Bild Ptolemaios' I. bis zum Untergang
der Dynastie 31 v. C. bei, nur Ausnahme-
prägungen führen das Bildnis des jeweiligen
Herrschers, Abb. 52; alle Attaliden prägen
daheim nur mit dem Bildnis des Dynastie-
gründers Philetairos (Abb. 53); dieBithy-
nier haben das Bildnis Nikomedes' IL
über die Regierungen des 3. u. 4. Niko-
medes hinweg beibehalten; auch in Syra-
kus und bei den Syrern begegnen wir
mehrfach der Fortprägung mit dem Bild-
nis des Vorgängers. So viel nun auch dazu
der Wunsch nach möglichst konstantem
M. -bilde beigetragen haben mag, wir be-
merken doch, daß eine gewisse Scheu vor
dem wechselnden Königsbilde besteht,* und
nur bei den Fortsetzen! der alten oriental.
Despotien, der pontischen, parthischen,
baktr. Dynastie, ist von einer solchen Scheu
bezeichnenderweise nichts zu spüren. —
Gattinnen von Fürsten erscheinen im all-
gemeinen- nur als vergötterte auf der M., le-
bend nur als Vormünderiimen oder selbstän-
dige Regentinnen (s. unter Frauen auf M.).
Die Entwicidurig des röm. M.-bildnisses
knüpft an die Darstellung der Taten der
412
mOnzbildnis
Vorfahren des betr. M. -meisters an, die mit
der Freigabe der M.-bilder an diese nach j
146 V. C. einsetzt (s. unter M.-bild); wurde
der Vorfahr auf der M. handelnd in ganzer
Figur dargestellt, so war es nur ein kleiner
Schritt, auch sein Kopfbildnis auf die M.
zu setzen; fördernd trat hinzu die alte Be-
fähigung der Italiker zur Bildnisdarstellung,
die ja auch zur Aufstellung der wächsernen
Ahnenbilder in jedem Hause geführt hatte.
So war es also für den Römer nichts Be-
sonderes, als Bildnisse der Vorfahren, ja
des Vaters des M. -meisters (z. B. das des
SuUa auf Denaren seines Sohnes) auf M.
erschienen, und auch der Schritt, dem
Caesar die Setzung seines eigenen zu ge-
statten, den der Senat Anfang 44 v. C.
tat (Abb. 7^, war in dieser Entwicklung
wohlbegründet; machten es ihm doch auch
nach seiner Ermordung die republikanische
nischen Gewalthaber, darunter sein Mör-
der, der Erzrepublikaner Brutus, Abb. 74,
nachl Daher ist für Augustus' Monarchie
das M.-bildnis eine Selbstverständlichkeit;
neu war nur, daß er dem schon dem Caesar
als dauerndes Abzeichen bewilligten Lor-
beerkranze des Triumphators die Band-
schleife des hellenistischen Konigsdiadems
zufügte. So ist das M.-bildnis seitdem das
Recht der Monarchen durch das ganze
Altertum geblieben, Abb. 75 u. s. f. (röm.
M. ohne ELaiserbild: Bemhart, Handbuch
S. 31), ist ins M. A. und in die Neuzeit
übernommen und hier gelegentlich auch
von Präsidenten von Republiken bean-
sprucht worden. — Es bildet sich dazu,
nachdem schon M. Antonius seine Frauen
und seinen Sohn auf die M. hatte setzen
lassen, nach einigen Jahrzehnten des
Schwankens, insbes. seit Donutianus aT:^ch
für die Angehörigen des Kaisers, d. h. für
Frau und Kinder, aber auch andere Anver-
wandte, eine Beteiligung am M.-bildnis aus
(s. unter Frauen u. Ehrenmünzrecht), Daß
auch der verstorbene Kaiser (s. unter Con-
secratio und Restitutionsm.) und auch der
bürgerliche Vater eines Kaisers (Traianus
pater, fteicMaptvoc unter Philippus) auf den
M. erscheinen, ist bei dieser Entwiddimg
selbstverständlich. Noch freigebiger als der
Kaiser selbst für die Reichs-M. sind die
griech. M. mit der Setzung des Bildnisses
von Anverwandten des Kaiserhauses, brin-
gen sie doch sogar den liebling des Ha-
drianus, Antinoos, nach seinem Tode auf
die M. (Joum, int. XVI S. 33). Seit der
Reiclisrefonn Diocletians ist wieder stärkere
Zurückhaltung in bezug auf das M.-bildnis
der Anverwandten festzustellen, auch in
Byzanz verbleibt es dabei. — Von derselben
Zeit an wird aber die Fähigkeit zur In-
dividualisierung immer geringer, seit Mitte
des 4. Jh.s hört meist die Möglichkeit auf,
die Kaiser nur nach dem Bildnis zu unter-
scheiden, Abb. HO u. s. f. Zugleich
wird die Wendung des Bildnisses nach vom,
(bisher sehr selten, z. B. bei Augustus,
Tiberius, Postumus, Maxentius, Licinius)
häufig, Abb. HO. — Einige Besonderheiten
der Kaiserzeit: mit göttl. Attributen an-
getan erscheinen z. B. Agrippina als Ceres,
Commodus, Postumus, Maximianus usw.
als Hercules, Aurelianus als Mercurius oder
Mars, Gallienus gar als weibl. Göttin (Ceres,
mit Gallienae Augustae; Z. f. N. 38 S.
174 ff.); viele Kaiser tragen die Aegis des
luppiter usw.; s. N. Z. 48 S. 173/5-
Bildnisse von Privatpersonen treten in
der hellenist. und Kaiserzeit im selben Zu-
sammenhange, nämlich als Ausdruck des
Lokalpatriotismus, auf, wie die auf den
oben erwähnten Kyzikenem und der
Homerkopf von los im 4. Jh. ; Ganzfiguren
des Homer (s. unter Homereion), Bias
usw. in der hellenist. Zeit folgen, zahl-
lose Köpfe und Ganzfiguren von Dichtem,
Schriftstellern oder Wohltätern der Stadt
(s. unter Münzbild) auf griech. M. der
Kaiserzeit und die späten Schriftsteller-
bildnisse a. d. Kontorniaten (s. d.) bilden
den Beschluß. — Imhoof, Porträtköpfe
a. M. hellen. Völker 1885; ders. Porträt-
köpfe auf röm. M.i 1879; » 1904; Ber-
noulli, Griech. Ikonographie 1901; ders.
Darstellungen Alex. d. Gr. 1905; ders.
Die Bildnisse der röm, ELaiser 3 Bde.
1882/94; Delbrück, Antike Porträts 1912;
Regling, M. als Kunstwerk 1924 (S.
144 im Register) und bei Gercke-Norden,
Einleit. in der Altertimiswiss. IP S. 98.
loi. 104. 109; Bernhart, Handbuch S. 31/7;
Stückelberg, Bildnisse der röm. Kaiser 1916
(dürftig); Müller, Caesarenporträts I 1914,
II 1924, III 1927 (phantastisch). — Ein-
zelnes: Maurice, Num. Constantin. I S.
I— 161 Taf. I— XVI gibt die Ikonographie
MONZBILDNIS
413
von Diocletianus bis Constantius IL und
sucht namentlich Vertauschungen von M.-
bildnissen bei den einzelnen Kaisern festzu-
stellen; Ikonogr. des lulianus: Rev. num.
1903 S. 130/63. — Über die Ausstattung
der M.-bildnisse vgl. unter Kaiser und s.
unter Diadem, Eichenkranz, Kranz, Nim-
bus, Strahlenkrone; Lit über die Haar-
trachten der Kaiserinnen s. Bernhart S. 35^ ;
über die Bildnisansicht halb vom Rücken:
Z. f. N. 24 S. 39/43; über das im konstan-
tinischen Zeitalter vorkommende, von Alex-
ander entlehnte Aufwärtsblicken (avto ßX^-
1C8IV, Abb. 103) des Kaiserkopfes zum
Zeichen religiöser Ergriffenheit s. N. Z.
XII S. 74/107 und Alföldi, Festschrift
zum 25 j. Bestehen der röm.-germ. Kom-
mission 1929. R.
An der Spitze der Geschichte des Bild-
nisses im M. A. u. N. Z. steht das große Por-
trätstück auf den Ostgotenkönig Theo-
derich (Abb. 121), welchem die Kupfer-
münzen mit dem gekrönten Kopfe des
Theodahat folgen (Abb. 122). Diesen
entspricht im Frankenreich ein großes
Goldstück mit dem Bildnis Dagoberts I.
Im übrigen zeigen die Münzen der Völker-
wanderung und der Merowingerzeit fast
nur den typischen Kaiserkopf, erst in
genauer Nachahmung der römischen und
dann in immer größerer Entstellung (Abb.
125 — 129); aus der 2. Hälfte des 7. Jhs.
ist der Denar mit dem charakteristischen
Kopfe des Ebroin zu erwähnen. Die Karo-
linger machen dann zunächst dem Bilde
auf der Münze gänzlich ein Ende. Erst
nach seiner Kaiserkrönung i. J. 800 bringt
Karl d. Große auf italienischen Denaren
seinen Kopf mit einem kurzen Schnurr-
bart an, wie er auch auf der Reitersta-
tuette im Mus6e Camavalet in Paris dar-
gestellt ist (Abb. 134). Dieses Beispiel
ahmt Ludwig der Fromme auf seinen
Munus-Divinum-Goldstücken (Abb. 136)
nach. Weitere Köpfe aus der Karolinger-
zeit (Abb. 137), wie auch der Alfreds des
Großen (Abb. 140 a) und des Papstes
Hadrian (vgl. Abb. 138, Joh. VIIL),
sind roh und nicht porträtähnlich, der
Ludwigs des Überseeischen, das erste
Glied eines type immobilis6, wird deshalb
z. T. auf den M. als »caput regis« bezeich-
net. Li England sucht später Eduard der
Bekenner in seinem bärtigen Brustbild in-
dividuelle Züge seiner Persönlichkeit zu
bringen.
In der sächsisch-fränkischen Kaiserzeit
sind nur wenige Köpfe zu nennen, bei denen
Porträtähnlichkeit angestrebt ist. Zuerst
die ältesten Straßburger Pfennige mit dem
Königskopf Ottos L, der sehr barbarisch
mit struppigem Bart und Haar gestaltet ist.
Otto III. wird auf Kölner und Lütticher
Stücken als Knabe und Jüngling charak-
teristisch dargestellt, Kaiser Konrad IL
kraftstrotzend mit langem Barte auf Köl-
ner (Abb. 144), Duisburger, Hildesheimer
und Verduner Geprägen, Heinrich III.,.
der Gemahl der südfranzösischen Agnes,
mit geschniegeltem Bart auf Goslarer
Pfennigen, das zuerst jugendliche Bildnis
Heinrichs IV. auf Duisburger (Abb. 146)^
Mainzer ^ und Wormser Denaren; zuletzt
ist das Bildnis des Pfalzgrafen Hein-
rich, des Gegners Konrads IL und Hein-
richs IIL, zu nennen (Menadier, Schau-
sammlung S. 137).
In der Hohenstauf enzeit kommen sowohl
auf den zweiseitigen Pfennigen wie auf .den
Brakteaten individuell gestaltete Köpfe so
gut wie gar nicht vor, eine Ausnahme ist
wohl nur der auf den Hohlpfennigen
Jazkos V. Cöpenick. Ob die Brustbilder
Kaiser Friedrichs IL (Abb. 229) auf seinen
Augustalen (Nußbaum in Z. f. N. 35 S.
148 f.) und Karls v. Anjou auf seinen
Regalen Porträtähnlichkeit besitzen, ist
strittig.
Wirkliche Herrscherporträts treten erst
wieder in der Zeit der Renaissance auf, und
zwar zunächst auf den Testons (s. d.) und
dann auf den Großmünzen, den Talern,,
um nun nicht wieder zu verschwinden.
Die italienischen Testoni sind teilweise
von wirklichen Künstlern geschaffen wor-
den: so u, a. von Caradosso, Enzola,
Francia und Cellini. Hervorragend ist das.
Münzbildnis des Galeazzo Maria Sforza.
(1466 — 76), mit dem das auf den Kopf des
Münzherm beschränkte Münzbildnis ein-
setzt, und des Lodovico Moro (Abb. 280),.
der Bona von Savoyen, des Kaisern
Maximilian, des Johann Bentivoglio usw.„
besonders auch der Päpste, auch Lud-
wigs XIL von Franlorcich (Menadier„
Schausammlung S. 317).
414
MÜNZBUCHSTABEN
Einer der ersten deutschen Gulden -
groschen mit wirklichen Porträts ist der
mit den jugendlichen Bildnissen Maximili-
ans von Österreich und der Maria von
Burgund (seit 1490), denen sich andere
wohlgelungene Bildnisse deutscher Fürsten,
die den entsprechenden Erzeugnissen der
übrigen deutschen Renaissance würdig zur
Seite stehen, anreihen. Seitdem ist das
Münzbildnis in allen monarchisch regierten
Staaten das fast alleinige Vs.-bild wenig-
stens der großen Wertstufen geblieben.
S. auch Münzbild. — Brunner, das deutsche
Herrscherbildnis von Konrad IL bis Lothar
V. Sachsen, Diss. Leipzig 1905 ; Kemmerich,
Die frühmittelalterliche Porträtplastik i.
Dtschld., Leipzg. 1909 S. 108 ff.; Schramm,
Die deutschen Kaiser und Könige in Bil-
dern ihrer Zeit L Teil, Leipzg. -Bln. 1928,
Literatur dort S. 165 f. Su.
Munzbttchsiabeiu Unter M.bu. im wei-
teren Sinne verstehen wir alle auf einer
M. einzeln stehenden, also nicht zur
»Legende« (d. h. der Aufschrift des Namens
des Landes, Herrschers, Beamten oder
ihrer Titel, des Wertes, des Datums oder
der typenerklärenden Beischrift, des
Künstlernamens oder sonst einer einen
bestinamten sachlichen Inhalt darstellenden
Inschrift) gehörigen Buchstaben {Buch-
stabengruppen, Monogramme, Zahlen). Ein
solcher M.bu. hat spezifisch numismatischen
Inhalt xmd kann bezeichnen
I. eine bestimmte Ausgabe einer Münz-
sorte (Emissionszeichen, sog. lettres secrfe-
tes); er wird dann meist auf den einzelnen
Emissionen im Alphabet fortlaufen: z. B.
Münzen von Samos, von A bis E, Z. f. N.
Z7 S. 128^; von Thurioi, von A bis O,
Journ. int. XV S. 5; Alexandermünzen
aus Tarsos, A, B, r, z. T. mit Punkten
zu weiterer Unterscheidung, A. J. N. LH
Taf. I— IV u. a.; vgl. noch B. M. C. Cyre-
naica S. CCXVI ff.; röm. kampan. M
{von A bis nß) und viele röm. Denare
der Republik, auch hier oft mit Punkten
usw. zu weiterer Trennung.
2. Er kann auch den Monat der Aus-
prägung bedeuten (vgl. unter Monats-
Angaben).
3. Erjkann eine Stempelzählung sein, so
•wohl die Mehrzahl der Zahlen auf röm.-
jrepubl. Denaren (zum Beweise dessen
gehört aber, daß alle M. mit derselben Zahl
aus demselben Stempel stammen, was nach
der sogar auf die anderen Arten von M.bu,
der Republik ausgedehnten Beobachtung
im B. M. C. Rom. republic I S. 159 zu-
trifft). Die M.bu. auf syr. Kaisermünzen
werden bald wie 2 (Monatsangaben, s. d.),
bald wie 3 aufgefaßt.
Endlich kann 4. die Münzstätte (s. d.)
dadurch angegeben werden, und in diesem
engeren Sinne gebraucht die Numis-
matik der Neuzeit den Ausdruck M.bu.
überhaupt. Im Altertum kommen M.bu. in
diesem Sinne gleichfalls vor, scheinen aber
nie in alphabetischer Reihenfolge die Münz-
stätten eines Reiches zu bezeichnen wie im
Deutschen Reich seit 1871 usw., sondern
stets, wie so oft auch in Mittelalter und
Neuzeit, der Anfang des Namens der
betr. Münzstätte zu sein, so die Anfangs -
Silben A = Arados, ZI = Sidon usw. als
M.bu. Alexanders des Gr., so die An-
fangssilben oder Monogramme der achäi-
schen Bundes -M., der iCistophoren (s. d.)
und der kleinasiat. Kupfermünzkonven-
tion (v. Fritze, Münzen von Pergamon
1910 S. 28/9) und die Einzelbuchstaben
wie z. B. C = Constantinopolis, R = Roma,
T = Ticinum sowie unzählige Buchstaben-
gruppen auf den röm. Münzen (meist
i. A.) seit dem Ende des 3, Jh. n. C. Neben
diesen Münzstättennamen erscheinen übri-
gens auf diesen spätröm. M. oft noch
andere Zeichen, nämlich i. die Nummer
der Officina (s. d.), 2. ein meist figürliches
Beiz, (oder mehr) vor oder hinter der Münz-
stättenangabe, wohl die Unterabteilungen
(»Münztische«) der Offizin bezeichnend,
3. meist unerklärte Buchstabengruppen
i. A. oder i. F. der Münze, z. B. A — S,
S — F usw. (Maurice, Num. Const. II
S. XCrV; seine Erklärung, es seien Zeichen
der außerhalb der Münzstätte [also von
Heimarbeitern?] gefertigten Emissionen
ist fragwürdig); von den sicher erklärten
seien genannt die Einzelsilben der Bei-
namen (Signum, s. d.) der Kaiser: Equitius
bei Probus (R. E. VI S. 323), Jobi(us)
und Herculi(us) bei Diocletianus und
Maximianus (Bemhart, Handbuch S. 332).
R.
Im Mittelalter und der Neuzeit sind
Münzbuchstaben die meist am unteren
MÜNZDUKATEN— MÜNZFÄLSCHUNG
415
Rande der Rs. der Münzen angebrachten
Buchstaben, statt deren auch Zeichen vor-
kommen, die die Münzstätte angeben,
in der die Prägung stattgefunden hat.
So bezeichnet A die Münzstätten zu
Berlin, Paris, Wien, eine Muschel die
spanische zu Coruna. Die wichtigeren
Münzstättenbuchstaben wolle man unter
den einzelnen Buchstaben nachsehen. Von
diesen Münzbuchstaben sind die ersten
Buchstaben des Namens der Münzstätte zu
unterscheiden, die also lediglich Abkürzun-
gen sind. Sie sind zum großen Teil bei
Schlickeysen verzeichnet. Hier seien die
wichtigsten angeführt: B = Burgos,
Bayreuth, Bahia, Brüssel, Burgau, Bologna
Bromberg; C = Clausthal, Culmbach,
Calais; D = Danzig, Düsseldorf (1817—40) ;
E = Edinburg; F = Fürth, Florenz (seit
1859); G = Graz, Genf, Granada, Goa;
K = Kremnitz (auch KB) ; L = Lissabon,
Leon, Lyon; M = Mailand, Minas Geraes;
N = Nördlingen, Neustadt a. d. Aisch,
Neapel, Na^ B4nya (auch NB); 0 =
Onolzbach (Ansbach) ; P == Prag, Perugia,
Porto; R = Rom, Rio de Janeiro; S =
Schwabach, Sevilla; T = Toledo, Turin;
V = Venedig, Vercelli; W = Breslau (Wra-
tislavia, vor 1750), Würzburg, Wesel, Wien;
Y = York; Z = Langen -Zenn (Zenne),
Znaim, S.
Mflnzdükaten nannte man im 19. Jh.
neue Dukaten mit Stempelglanz- S.
Münze. Unter M. verstehen wir ein als
Geld (s- d.) dienendes, vom Staate durch
Stempelung auf Gewicht und Gehalt garan-
tiertes Stück Metall. Die M. wird selten
durch Guß (s. d.), meist durch Prägung
(s. Prägetechnik) hergestellt. Die ältesten
M., das heißt die ersten der Griechen,
waren dicke, einer abgeplatteten Kugd
gleichende Metallstücke; seit dem Verlaufe
des 6. Jh. V. C. werden sie breiter, flacher,
immer besser gerundet, und nehmen in der
Kaiserzeit die Gestalt eines flachen Zylin-
ders an, um endlich die durch die Prägung
im Ringe ermöglichte regelmäßige, zwecks
Stapelung durch Stäbchen (s. d.) und Perl-
reif (s. d.) das Gepräge schützende Form zu
erhalten. Die Münzen bestehen seit alters aus
Gold, Silber oder Kupfer (Bronze), seltener
aus Platin, Nickel, Zink oder Aluminium
(s. d.) und ihren heute sehr mannigfaltigen
Legierungen. Die Währungsmetalle (s.
Währung) waren immer Gold und Silber,
ausnahmsweise Kupfer, so in der ersten
Zeit Roms (s. Aes grave), in Schwe-
den 1644— 1768 (s. Plattenmünze), Ruß-
land und bei den Ptolemäern in Ägypten;
andere sogenannte Kupferwährungen
stellten nur verschlechterte Silberwäh-
rungen dar (s. Kipper- und Wipperzeit).
Außer diesem Währungsgeld gibt es Scheide-
münzen (s. d.), bei denen im Verhältnis
zum Währungsgelde der Nennwert viel
höher als der Sachwert ist. Es gibt aber
noch Münzarten, die einem bestimmten
Zweck und nur diesem dienen sollen, das
sind nicht etwa Gedenk- oder Geschenk-
münzen (s. d»), denn diese können immer
als Kurantgdd benutzt werden, sondern
Notmünzen, Feldklippen und Belage-
rungsmünzen (s. d.), die, nachdem die
Not, der Feldzug, die Belagerung ihr Ende
erreicht hat, ihren Geldcharakter ver-
lieren oder verlieren sollen. — Marken
(s. d.) sind keine Münzen, sondern münz-
ähnliche von Privatleuten angefertigte
Gebilde, die nur in der Voraussetzui^,
jederzeit in Kurant umgetauscht werden
zu können, genommen werden. Doch
können sie, wenn der Staat es an seiner
Münzpflicht fehlen läßt, sich dem Wesen
der Scheidemünzen stark nähern (s. Privat-
geld und Tokens). — Für einige Zeiten,
besonders für die Jahre 1650 — 1750, ist
der Unterschied zwischen Münze und
Medaille (s. d.) nicht leicht zu finden.
Münzen dieser Zeit, bei denen in dieser
Richtung ein Zweifel bestehen könnte —
in Frage kommen meist nur mehrfache,
einfache, halbe und viertel Dukaten tmd
Taler — unterscheiden sich von den Med.
zumal durch flaches Relief, durch Strichel-
reif (s. d.) und das gesetzliche Gewicht;
alle anderen Stücke sind Medaillen oder
Jettone. S.
Mfinzedikte s. Münzgesetze.
Münzen im Munde Lebender und Toter
vgL unter Chaxonsfährgeld. R-
Mfinzemeuening s. unter Münzvemif ung.
Mfinztälschung. Über die falschen
Münzen, die zum Schaden des Publikums
und des ausgebenden Staates von Falsch-
münzern hergestellt worden sind, s. unter
Falschmünzerei. Biet handelt es sich um
4l6
MÜNZFUNDE
die zum Zwecke der Täuschung der Samm-
ler hergestellten. Diese f. M. können auf
sechserlei Weise hergestellt werden:
1. Durch den zu allen Zeiten geübten
Nachguß von echten Stücken; dabei ist die
Fälschung, wenn das Urstück geprägt war,
an der Technik zu erkeimen (s. Guß), wenn
es selbst gegossen war wie das italische Aes
grave und viele Renaissance -Medaillen,
nur an der etwaigen Patina und gewissen
technischen und metallurgischen Gewohn-
heiten, die unter Umständen der moderne
Gießer dem Vorbild nicht abgelauscht hat,
2. B. Form des Schrötlings, bes. Behand-
lung der Kante, zuweilen auch Abweichun-
gen in der Farbe und Zusammensetzung
des MetaJles und im Gewicht.
2. Durch Herstellung neuer Stempel und
Prägung mit diesen; dabei ist die Fälschung
für Geübte durch den Stil der Bilder und
Buchstabenformen zu erkennen; zuweilen
kommen auch hier jene techn. und metal-
lurg. Abweichungen zu Hilfe, die aber
durch Verwendung antiker M. als Schröt-
linge vom Fälscher z. T. vermieden werden
können; vgl. berühmte Hersteller von
f. M. derart unter Beckersche, Christodulos-
sche, Cigoische, Killiansche, Seeländersche
Fälschungen und Paduaner.
3. Neuerdings versucht man auch die
Stempel zu solchen f. M. mechanisch durch
Abguß (so arbeitete z. T. Christodulos) oder
Absenkung (s. Senkverfahren) von echten
M, herzustellen (Z. f. N. 37 S. 231 f.),
wobei der antike Stil zwar getroffen wird;
doch scheint dabei ein Nacharbeiten der so
gewonnenen Stempel unumgänglich zu sein,
das dann die Fälschxmg erkennen hilft.
4. Auch durch das galvanoplastische
Verfahren (s. d.) kann man M. fälschen,
wobei die an der Kante stets kenntliche
Zusammensetzung der M. aus zwei Teilen
und das reine Kupfer des Metalles (zuweilen
muß man vorher die Versilberung u. dgl. ab-
kratzen), auch der meist dumpfere Klang,
auch wohl ein gewisses »kristallinisch-
kömiges Gefüge« der Oberfläche die Fäl-
schung verraten; neuerdings vermag man
auch Niederschläge in reinem Silber herzu-
stellen.
5- Wenn die Originalstempel einer M.
erhalten sind, können Neuabschläge von
diesen nur an etwaigen technisch-metallur-
gischen Gewohnheften erkannt werden, und
falls diese dieselben geblieben sind, was
bes. für Stücke des 19. Jh. in Betracht
kommt (z. B. für den Nassauer Münz-
besuchstaler von 1861), überhaupt nichts
es sei denn, daß der Stempel inzwischen
durch Rost und dgl. gelitten hat. Die
Pariser Münze stempelt Neuabschläge zum
Unterschied von Originalen mit der Metall-
angabe auf der Kante ab.
6. Verfälschungen (Teilfälschungen)
sonst echter Münzen geschehen meist
durch Umänderung mit dem Grabstichel;
so wird z. B. die seltene Münze der Kaiserin
Tranquillina oder Cornelia Supera aus einer
häufigen M. einer anderen Kaiserin ge-
macht, der Name einer selten oder gar
nicht auf M. vorkommenden griech. Stadt
(z. B. Paktolos, Mossyne) aus einem ge-
wöhnlichen hergestellt, neue Beizeichen
herausgraviert u. dgl.; auch werden zwei
echte M. auseinandergesägt und durch
Aneinanderlöten nicht zusammenge-
höriger Seiten oder Einsetzen einer fremden
Vs. in die ausgebohrte Rs. einer an-
deren M. »Seltenheiten« erzeugt (z. B.
röm. M, mit Kopf des Pius auf der Vs., der
Faustina auf der Rs.; Doppeltaler Fr. Wilh.
IIL V. J. 1841). Auch Gegenstempel
(s. d.) werden von modemer Hand ein-
graviert oder mit modernen Punzen ein-
geschlagen. Endlich werden erloschene
Konturen z. B. röm. iE durch Nacharbeiten
mit dem Grabstichel aufgefrischt (Riv.
ital. 23 S. 11). — Luschin, Mg. M. -künde *
S. 151/56. — Seinem fertigen Produkt
sucht der Fälscher meist ein altes Aus-
sehen zu verschaffen, indem er das, was
Korrosion und Oxydation im Laufe der
Jahrhunderte bei echten M. erzeugt haben,
durch künstliche Mittel wie Säureeinwir-
kung, Farbanstrich usw. zu ersetzen sucht.
Gegen Farbanstrich wirkt bei Ölfarbe ein
Bad in Spiritus, bei anderweitiger »künst-
licher Patina« ein Bad in Salmiak als
Erkennungsmittel. R.
Mfinzfande. Wir unterscheiden bei Axif ^
finden von M. Einzelfunde, Fundmassen
und Schatzfunde.
I. Unter Einzelfunden verstehen wir
das Auffinden einzelner M. Die weit-
gehenden Schlüsse, die man früher aus
solchen leicht geneigt war zu ziehen,
MÜNZFUNDE
417
z. B. bei Auffinden einer röm. M. im
Barbarengebiet auf den Besuch eines röm.
Kaufmanns in der betr. G^end, auf eine
Römerstraße, wenn nicht gar eine röm.
Ansiedlung, beim Auffinden einer benann-
ten griech. M. auf einem Hügel auf die
Lage der betr. Stadt ebenda, eines stummen
Brakteaten auf einer Burg auf diese als
die Prägestätte, sind verfehlt. Aus einer
M. ist überhaupt nichts zu erschließen;
nur eine Statistik des Fundvorkommens
zahlreicher M. in einer gewissen weiteren
Gegend gestattet derartige Schlüsse, unter
günstigen Umständen auch noch weiter-
gehende über Verkehr und Handelsge-
schichte; solche Statistiken röm. M.-f. gibt
es z. B. von Bissinger (Baden), Nestle
(Württemberg), Orgler (Tirol), Pichler
(Steiermark), Fredrich (Prov. Posen); vgl.
Sture Bolin, Fynden av romerska mynt
i des fria Germanien 1926; für M.A.- und
neuzeitl. M. kommen sie weniger in Be-
tracht. — Eine bes. Art der Einzelfunde
sind die Grabfunde, bei denen die Münze
durch den übrigen Inhalt des Grabes
datiert wird (d. h. einen terminus ante
quem erhält) oder umgekehrt, und die
Grundstein- und Turmknopffunde, s. d.
2. Unter Fundmassen verstehen wir
die auf einem engen Gebiet (Hügel, Burg,
Stadt, Friedhof, auch Quellen und Brun-
nen, s. d.) im Laufe längerer Zeit oder einer
systematischen Ausgrabung gefundenen
M.; diese gestatten fast stets die geo-
graphische Benennung der betr. Stadt,
oder umgekehrt, falls diese bekannt ist,
die Bestimmung dort oft vorkommender
stummer Prägungen und lehren zudem
durch die fremden M. in der Fundmasse
die Richtung des täglichen Marktverkehrs,
u. U. auch die Richtung des Handels-
verkehrs überhaupt kennen, belehren wohl
auch über Blütezeit und Untergang der
betr. Stadt, zuweilen sogar eines Stadt-
teils. So ist die Stätte des winzigen Städt-
chens Autokana durch die dortige, wenn
auch sehr kleine Fundmasse ermittelt
worden; so sind die M. mit Osov aövxXnjTov
auf der Vs., deäv 'PcGjiYjv auf der Rs.
als pergamenisch durch ihr häufiges Vor-
kommen in der dortigen Fundmasse be-
stimmt worden usw. Über Verwertung sol-
cher Fundmassen s. z. B. Ausgrabungen von
Wfirtei^oli der Hllnzkiude.
Pergamon I S. 329. 355; Regling, M. von
Priene S. 188. Auch diese Funde kommen
für M. A. und Neuzeit bisher wenig in Frage.
3. Schatzfunde nennen wir eine größere
Anzahl zusammen, d. h. in unmittelbarer
Nachbarschaft, gefundener M.; oft wird ein
Seh. als solcher erst durch das Mitfinden
eines Gefäßes (Beutels, Topfes) gesichert, in
dem die betr. M. einst zusammen geborgen
waren. Sie sind ein wichtiges Mittel zur
örtlichen und zeitlichen Bestimmung der
M., indem man, sich der im Schatze
etwa vorhandenen Leitmünzen bedienend,
hier den Fundort selbst, dort bes. den
Grad der Abnutzung beachtet; noch wichti-
ger sind die Schlüsse aus ihnen auf Um-
laufsverhältnisse und Handelsbeziehungen.
Auch argumenta ex silentio aus solchen
Schätzen haben eine hohe Beweiskraft.
Die Chronologie der Denare der röm. Re-
publik (Schatzliste im B. M. C. Rom. rep.III
S. I — 59) und die der älteren deutschen
Mittelalter-M. (Listen für die sächs.-fränk.
Zeit bei Dannenberg, D. M. I — IV)
beruht größtenteils auf Schatzfunden; die
ägypt. Schätze archaischer griech. M.
(Z. f. N. 37 S. I ff.) lehren uns den Handel
der Griechen mit Ägypten kennen, die
Schätze röm. M. in Geimanien den Handel
Roms mit diesen Gegenden (vgl. die oben
zu Ziffer i genannten Werke, dazu Blan-
chet, Trösors de monn. rom. en Gaule 1900
und Z. f. N. 29 S. 212/53), die Schätze kufi-
scher M. und die Hacksilberschätze (Ebert,
Reallex. IV S. 228; Luschin, Allg. M.-K.«
S. 131) die Beziehungen der ostdbischen
Slawen zum Westen und zu Skandina-
vien hier, zu den islam. Gebieten dort.
Auch die Schätze des späteren MA. und
selbst der neuesten Zeit sind zur Er-
kenntnis des Umlaufs, Handels und Ver-
kehrs wichtig; hier sei auf die kaum ausge-
nutzte (vgl. Num. chron- 1921 S, 39) Hilfe
hingewiesen, die die Geschichte des Le-
vantehandels aus den M.-funden erfahren
kann. Aber auch für mehr numismatische
Fragen, z. B. ob und wie schnell das Verbot
einer Sorte wirkt, sich eine neue Währung
durchsetzt (z. B. Z. f. N. 36 S. 96. 99. 232),
kann man neuzeitl. M. -Schätze verwerten.
(Cahn, Vortrag beim 4- Deutschen M.-
forschertag in Halle 1925.)
Dagegen wird das Suchen nach einem
27
4i8
MÜNZFUSS— AIÜNZGESETZE
besonderen geschichtlichen Anlaß zur Ber-
gung eines Schatzes leicht in die Irre führen,
wenngleich natürlich Kriegsläufte dabei die
Hauptrolle spielen, anderwärts den Rom-
fahrten und Kreuzzügen, dem Dänengeld
und dem Peterspfennig Bedeutung zu-
kommt.
Man unterscheidet noch Auslandsfunde,
deren Inhalt im wesentlichen fem von der
Fundstelle geprägt ist (so die Römerfunde
in Germanien, die Mehrzahl der Schatz-
funde der Sachs. -fränk. Zeit), von Inlands-
funden, deren Inhalt in der nächsten Nach-
barschaft des Fundortes geprägt ist (so die
meisten deutschen Schätze der Hohen-
staufenzeit im Zusammenhang mit der
Lehre, daß der Pfennig nur da gilt, wo er
geprägt ist und die Kleingeldschätze des
späteren M.A. — Luschin, Allg. M.-K.« S.
^29/37; Noe, Coin hoards, notes and
monographs I (Grundsätzliches); Noe, A
bibliography of greek coin hoards, ebenda
XXV (Verzeichnis aller damals bekannten
Schatzfunde griech. M.). R.
Es sd hier noch die in Preußen geltende
gesetzliche Bestimmimg über die Behand-
lung von Münzfunden erwähnt: Jeder
Finder hat (nach Ausgrabungsgesetz vom
26, III. 1914 §§ 5, 8) die Pflicht, den Fund
der Orts- oder höheren Behörde, wie
Regierung oder Oberpräsidium usw., anzu-
zeigen. Auf Verlangen besteht auch eine
Ablieferungspflicht an den Staat oder die
ihm eingeordneten Gebietskörperschaften
gegen Ersatz des gemeinen Wertes (Aus-
führungsbestimmungen vom 30. VIL 1920
Ziffer 16). § 984 des BürgerL Gesetzbuches
bestimmt: Wird eine Sache, die so lange
verborgen gelegen hat, daß der Eigentümer
nicht mehr zu ermitteln ist (Schatz), ent-
deckt und infolge der Entdeckung in Besitz
genonmien, so wird das Eigentum zur
(ideellen) Hälfte von dem Entdecker, zur
anderen (ideellen) Hälfte von dem Eigen-
tümer der Sache (d. h. meist des Grund-
iitücks) erworben, in welcher der Schatz
verborgen war. Ältere Gesetzgebung über
das Eigenttim an M.-funden: Num. chron.
1902 S. 148. Su.
Mfinzfuß, Die grieciL M.-füße s, \mter
Äginäischer, Att., Babylon., Chiischer,
Euböischer, Korinth., Miles., Pers., Phei-
don., Phönik,, Phok., Rhod. M.; für den
röm, M. vgl. imter Aes grave, Argenteus,
As, Aureus, Denarius, Follis, Miliarense,
Noummion, Siliqua, Solidus,
Der Münzfuß ist die gesetzliche Vor-
schrift über das Gewicht und den Metall -
bestand einer Münze (s. d.). So bestimmte
die Deutsche Reichsverordnung von 1566,
daß der Reichstaler i/s kölnische Mark oder
2 Lot oder 36 Grän wiegen und aus 32 Grän
Silber und 4 Grän Kupfer bestehen sollte
(die Mark aus 14 Lot 4 Grän Silber und
I Lot 14 Grän Kupfer). Sprach man aber
von einem 9-Talerfuße, so meinte man die
Zahl der Reichstaler, in denen eine Mark
Feinsilber enthalten war. Wenn aus 14 Lot
4 Grän oder 256 Grän 8 Reichstaler geprägt
wurden, so konnte man aus einer Mark =
16 Lot = 288 Grän Feinsilber deren 9
herstellen.
Je geringer das Feingewicht (s. d.) einer
Münze, um so höher oder billiger (d. h.
schlechter) war ihr M. Der 12-Talerf. war
billiger als der 9-Talerf., denn ein alter
Taler hielt V9, ein Taler in Gulden von
1690 nur ^/jA Mark Feinsilber, oder jener
hatte ein Feingewicht von 25,984, dieser
von 19,488 g.
Bei geringhaltigen Münzen wurde der M.
auf die Währungsmünze reduziert. Wenn
nach dem Leipziger Fuß von 1690 13V3
Gulden aus der 12 -lötigen Mark ausge-
bracht wurden, so wurden aus der feinen
Mark 18 Gulden geprägt; man sprach aber
in Norddeutschland nicht von einem 18-
Guldenfuße, sondern, da ein Gulden gleich
V3 Taler war, von einem 12-Talerfuße.
Bei Goldmünzen wurde der M. nur durch
Angabe, wieviel Stück aus einer gemischten
Mark gemünzt wurden, bestinmit. So war
der M. der Reichsdukaten 67 Stück aus der
23 Karat 8 Grän feinen Mark. Danach wog
ein Dukat 233,856 : 67 = 3,490 g, und sein
Feingewicht oder sein Goldgehalt war 23V3
mal 9,744 (Gewicht eines Karats): 67 =
3,442 g. — S. auch Graumanscher, Kon-
ventions-, Leipziger, Torgauischer und
Zinnaischer Münzfuß. S.
Mfinzgdd s. Münzverrufung S. 442.
Mfiniq^esellen s. Münzarbeiter.
VLüozgesttu, -edikte, -mandate^ -ver-
ordnimgen sind staatliche münztechnische
{s. Münzordnungen) und münzpolitische
(s. Münzpolitik) Bestimmungen, die ent-
MÜNZGEWICHT— MÜNZHOHEIT
419
weder als große, das ganze Münzwesen :
regelnde oder ändernde, heute von der
Volksvertretung zu billigende Gesetze oder
Edikte, oder im Verordnungswege als auf
Einzelheiten sich erstreckende Mandate
oder Verordnungen erlassen werden. —
Vgl. Münzordnungen. S.
Mfinzgewicht Richtige Angabe des Ge-
wichts einer Münze ist deshalb für den
Numismatiker wichtig, weil danach oft
allein ihr Nominal bestimmt werden kann.
Indessen darf man von der Genauigkeit bei
älteren Münzen nicht zu viel verlangen, da
kleinere Gewichte als ein Hundertstel
Gramm die Wagen bis zum 19. Jh. kaum
zogen. — Bis dahin hatte man zum Wiegen
der Münzen meist andere Gewichtssysteme
als zum Wiegen der Waren, weil die Han-
delsgewichte auf so kleine Schweren nicht
eingerichtet waren (s. Mark, Unze, Grän).
Erst seit Einführung des Dezimalsystems
(s. unter Zählsysteme) erübrigte sich solcher
Unterschied. — Luschin, Allg. M. K.*
S. 52. S.
Miiiu^ewichfssfuckey d. h. Gewichts-
stücke, die in erster Reihe zum Nach-
wiegen des Bruttogewichts bestimmter M.
hergestellt sind, sind mit Sicherheit als
solche dann zu erkennen, wenn sie auf
Münzen bezügliche Aufschriften tragen, wie
die röm. Exagien (s. d., Abb. Ili) der Spät-
zeit mit Aufschriften in Solidi oder Nomis-
mata (s. d., vgl. auch Holotrachon) usw.
Sie sind stets aus Kupfer oder seinen
Legierungen (daran zumal scheitert die
Journ. int. IV S. 153. 192 vorgeschlagene
Auffassung des Goldstücks des 4. Jh.s
V. C. mit Pferd und der Hieroglyphe i^tes
Gold«, N. Z. 58 S. 33, als Münzgewicht).
R.
Aus späterer Zeit (909 — 1171) haben
wir besonders ägyptische Glasgewichte
{s. unter Glas), die u. a. in kufischer Schrift
die Bezeichnung: »Richtiges Gewicht eines
Dinars« und ähnliche trafen; doch sind
die meisten dieser Glasflüsse ohne solche
Gewichtsbezeichnung. — In den roma-
nischen und germanischen Staaten wurden
M. erst nach Einführung einzeln justier-
ter Münzen nötig, das heißt der Goldgulden
und Groschen. Zueist hören wir aus Frank-
reich von solchen, und zwar von »Fiertons«,
das heißtV4-Mark(i3i4), dann von »D6ne-
raux« 11374). »Le D^neral« nennt sich ein
solches Gewicht. Diese Ddneraux trugen
die verschiedensten, oft denen der Münzen
entlehnten Bilder, später auch den Namen
des Gewichts quer im Felde (Abb. $63).
Ahnliche Gewichte wurden zu Anfang
des 14. Jh.s in Flandern benutzt; aus
England und Italien kennen wir sie erst
aus dem 15., wenn auch in diesen Ländern
ganz zweifellos seit der Einführung der
Goldmünzen im 13. Jh. Münzgewichts-
stücke benutzt worden sind. In Deutsch-
land brauchte man für sie im Norden
das Wort »Stal« (s. d.), im Süden das
Wort »Korn«, jedoch ist nur ein ein-
ziges Korn aus dem Mittelalter bekannt,
ein Silberstück mit dem österreichischen
Bindenschild aus der Zeit des Kaisers
Friedrich III. Im 18. Jh. gaben nieder-
ländische und deutsche Städte und Staaten
messingene Voll- (Normal-) und Passier*
gewichtsstücke (s. d.) einzeln und in
Sätzen aus. Im Museum zu Hüll werden
über 200 Münzwagen und Münzgewichts-
sätze vom 17. bis 19. Jh. aufbewahrt;
über sie und manche andere dazu ge-
hörenden Geräte vgl. T. Sheppard und
J. F. Musham in Spinks num. circ. Bd.
28, 29, 30 (1920—22). — Menadier, Schau-
sammlung, S. 321 — 324; Dieudonn6, Ma-
nuel des poids mon6taires, Paris 1925. S.
Mfinzgewlnn s. unter Münzkosten.
Mfinzgulden (14-Bätzner) hieß ein 1714
geplagter Halbtaler der Republik Luzern,
von dem es auch Goldabschlage gibt und
der auf derVs. einen Schild, auf der Rs,
einen Schild mit Spruch zeigt. Die M.
waren außerdem eine Rechnungsmünze:
1794 — 1796 sind in Luzern Goldstücke zu
24 und 12 Münzgulden geprägt worden. —
Corragioni, S. 57, Taf. 12, Nr. 9, 10. S.
Mfinzherabsetzung s. Herabsetzung, Su.
Mfinzherr ist der Inhaber der Münzhoheit
(s. dort). Diese kann an sich nur ein Staat
besitzen bzw. der jewdlige Vertreter der
Staatsgewalt, also ein weltlicher oder geist-
licher Fürst, ebenso eine Stadt, die unab-
hängig ist. Alle anderen, z. B. Privatleute
oder private Körperschaften, sind nur miß-
bräuchlich oder ausnahmsweise in Not-
zeiten Münzherren. Su.
Mfinzhohdt ist das Recht der Staats-
gewalt, die zur Organisierung und Er-
27*
420
MÜNZJUDEN— MONZKOSTEN
haltung des Münzwesens notwendigen
obersten Verfügungen zu treffen. Dieses
Recht ist gewöhnlich mit den Befugnissen,
die den Inhalt des Münzregals bilden, der
Münzerzeugung und dem Anspruch auf den
dabei sich ergebenden Nutzen (s. Münz-
recht) verbunden. Diese Vereinigung ist
aber nicht notwendig.
Die Münzhoheit äußert sich nach folgen-
den Richtungen:
a) in der Wahl des Gegenstandes, der als
Geld den allgemeinen Wertmaßstab und
das gesetzliche Zahlungsmittel bilden soll
= Recht der Währung;
b) in der Festsetzung des Münzfußes;
c) in dem Recht des Gepräges, das nötig
ist, um Währung und Münzfuß zu garan-
tieren;
d) in den Rechten, die sich aus dem
Münzregal (s. d.) ergeben.
In dezentralisierten Staaten äußert sich
die Münzhoheit in dem Vorbehalt der
Reichsmünze, und zwar verschiedenartig,
durch Vorbehalt a) eines bestimmten Münz-
metalls, b) bestimmter Münzgattimgen
innerhsilb eines einheitlichen Münzfußes,
c) eines bestimmten Gepräges und d) eines
eigenen Münzfußes für das Reichsgeld unter
Freigebung eines anderen für die Ortsbe-
dürfnisse.
Die Münzhoheit gilt immer als ein
Zeichen der Souveränität. Im spät-römi-
schen Reiche stand die Münzhoheit dem
Kaiser zu, und dies wurde durch die Glos-
satoren des corpus iuris auf den deutschen
König übertragen, der nach seiner Krönung
durch den Papst Kaiser des Römischen
Reiches deutsdier Nation wurde und den
man als Nachfolger der römischen Impera-
toren ansah. Später, seit Anfang des
13. Jh.s, wurde die Münzhoheit von den
Gelehrten auch dem Papst und schließlich
jedem Souverän zugeschrieben. Alle
anderen physischen oder juristischen Per-
sonen sollten theoretisch das Münzrecht
nur durch Verleihung von einem Träger
der höchsten Gewalt, dem Inhaber der
Münzhoheit, durchSchenkung, Leihe, Amts-
auftrag, Kauf, Verpfändung usw. erlangen
können. Vgl. Münzrecht. — Luschin, Allg.
Mkde.3 S. 235—244. Su-
Mänz Juden, ein halb offizieller Aus-
druck des 17. und 18. Jh.s für die meist
jüdischen Edelmetallieferanten und Unter-
nehmer der deutschen Münzstätten- Man
begegnet jüdischen Familien, deren Mit-
glieder oft Jahrhunderte lang diese Ge-
schäfte betrieben, z. B. Gumperts, Fränkel,
Ephraim, Itzig, Rothschild. S.
Münzkabinett Den Namen M. verdient
nur eine von einem Spezialisten geleitete^
mit eigenen Erwerbungsmitteln ausge-
stattete, dem großen Publikum durch eine
Ausstellung, dem Forscher durch unmittel-
bare Einsichtnahme, Beantwortung von
Anfragen und Besorgung von Abdrücken
unter den für die Sicherheit des Verbleibs
und ordnungsmäßigen Zustandes der M.
gebotenen Kautelen zugänglich gemachte
Sammlung. Zur Geschichte der M.kabinette
s. unter Münzsammeln und -Sammlungen.
R.
Mfinzknechte s. Münzarbeiter.
Mfinzkontrakte sind die Verträge, die die
Regierungen mit den Münzmeistern schlös-
sen, solange diese die Unternehmer der
Münzstätten waren. Sobald dieses Unter-
nehmertum beseitigt war und die Münz-
meister reine Staatsbeamte geworden wa-
ren, traten an Stelle der Mk. die Instruk-
tionen. S. auch Münzmeister- S.
Mfinzkonventionen, antike s. unter Bun-
desmünzen, mittelalterliche und neuzeit-
liche unter Münzvereine.
Mfinzkosten. Solange die Welt an die
mystische Kraft des Geldes glaubte, sich
selbst zu vervielfältigen, konnte es ihr nicht
zum Bewußtsein kommen, daß die Geld-
herstellung Geld koste. Noch in dem Jahr-
hundert der Aufklärung erkannten dies nur
wenige, und Männer wie Friedrich der
Große glaubten wie an die Möglichkeit,.
Gold zu machen, so auch an die eines
reichen Münzgewinnes durch ehrliches und
kluges Münzen. Erst im 19. Jh. ist die
Überzeugung von der Notwendigkeit der
Münzkosten und der nur bedingten Nütz-
lichkeit des Schlagschatzes (s. d.) allgemein
geworden. Nicht als ob nicht schon früher
Münzkosten berechnet worden wären, aber
es geschah immer als selbstverständlich aus
dem Überschuß des Münzgeschäfts. Wie
eine Fabrik nur um des Gewinnes willen
betrieben wird, so auch die Münze. Nach
dem Kapitulare Pipins von 754/5 wurde
von 22 geprägten Schillingen einer für
MÜNZKRISEN— MÜNZKUNDE
421
Münzkosten und wahrscheinKch noch einer
als Münzgewinn gegeben; und in Wien
wurden im 15. Jh. vom Metallwert der
Münzen 7,7^lo Münzkosten, 5% Unter-
nehmergewiim und 0,40/0 Reingewinn für
den Herzog berechnet. So etwa war es
überall; in Franken betrugen um 1450 die
Münzkosten etwa 13, der Schlagschatz etwa
lo/o der gemünzten Menge (Luschin, Allg.
M. K.», S. 259; Schrötter, Franken, I,
S. 200), Aber wenngleich diese Ver-
hältnisse für die damalige Zeit gesund
waren, so dachten doch auch damals
weder Fürsten noch Städte daran, zu
prägen, wenn sie dabei Verlust hatten.
DsdJ die Münzpflicht auch mit Opfern aus-
geübt werden müsse, wußte man noch
nicht, und in erster Linie hierin liegt der
Grund für die Münzverschlechterungen, von
denen kein Land verschont geblieben ist.
Man wußte und behauptete wohl, daß die
»Merkanz« mit der Münze, das heißt das
Münzen nur um des Gewinnes willen vom
Übel sei und kämpfte dagegen,,, aber daß
Schlagschatz sich ergeben müsse, verneinte
doch niemand. Die Münzkosten wurden
dabei oft zu niedrig bemessen, besonders
für die Scheidemünze, was zeitweise die
unheilvollsten Wirkungen gehabt hat (s.
Scheidemünze). Zuerst in England 1666
sind die Münzkosten ganz von dem Fiskus
übernommen worden, was in anderen Län-
dern einzuführen deshalb so schwierig war,
weil man immer fürchten mußte, diese
Opfer für andere zu bringen, die die guten
Münzen mit ihren schlechten aufkauften;
das war in dem seeumflossenen England
viel leichter zu verhindern. Der Fort-
schritt in der Einsicht in das Wesen dieser
Dinge seit dem i8. Jh. wurde möglich durch
die Vervollkommnung der Münztechnik und
die wachsende Macht der Großstaaten. Die
seit Anfang des 19. Jh.s von diesen einge-
führte Präzisionstechnik stellte so bedeu-
tende Anforderungen an Personal und Ma-
schinen, daß kleinere Staaten die Mittel
dafür nicht aufbringen konnten. Die Groß-
staaten selbst aber hatten erkannt, daß der
durch die Münzverschlechterung und die
Ersparung der Münzkosten gemachte Ge-
winn doch viel zu unbedeutend war im
Vergleich zu dem durch schlechtes Münzen
verlorenen ICredit, und sie hatten nun die
Macht, die ELleinen am schlechten Münzen
zu verhindern. Die Münzkosten waren und
blieben für die kleinen Sorten natürlich ver-
hältnismäßig bedeutender als für die
großen. So berechnete die Berliner Münze
bei der Prägung für fremde Staaten 1863
in Prozenten der geprägten Menge für:
Doppeltaler 3/4 i/13-Taler 2^2,
Taler i V3 bis 11/2 Vso-Tbr. (Silbergr.) 3,
V6-Taler 2 Veo-Taler 5,
für den Zentner Kupfergeld (92,6 Taler)
25 Taler oder 270/0. — Schrötter, Preußen
1806/73, Gesch. II, S. 544—546. S.
Münzkrisen sind entweder durch große
Verschiebungen und Stockungen des Edel-
metallhandels oder durch politische Wirren
herbeigeführte Schwierigkeiten der Münz-
prägung. Ersterer Art waren die großen
Münzkrisen am Anfange des 16. und des
18. Jh.s; um 1500 handelte es sich um den
Übergang von der Gold- zu der Silber-
währung, um 1700 imigekehrt um den von
der Silber- zur Goldwährung. Jedesmal
dauerte es Jahrzehnte, bis die Staaten die
Notwendigkeit der Umstellung begriffen
hatten und zu dem anderen Metall über-
gingen. Während dieser Zeit entbehrten
Handel und Verkehr die nötigen Zahlmittel
auf das schmerzlichste und mußten mit
elenden Scheidemünzen vorlieb nehmen,
wenn die Regierungen nicht beizeiten ihr
Münzsystem verändert hatten. Die zweite
Art der Münzkrisen, die durch politische
Wirren entsteht, ist besonders eine B^leit-
erscheinung der Kriege mit ihrem oft ins Un-
geheure gesteigerten Bedarf an Zahlmitteln,
den die Regierungen oft nur durch starke
Münzverschlechterungen befriedigen konn-
ten (s. d., Inflation u. Kipper u. Wipper).
S.
Münzkunde oder Numismatik ist die
Wissenschaft von den Münzen in allen ihren
Beziehungen, also als staatliches Gebilde,
als Umlaufsmittel, als Kunstwerk, als
Schrift- und SprachdenkmaL Vor den
ihr im praktischen Betriebe nächstver-
wandten Wissenszweigen der Epigraphik
und Papyrologie hat sie voraus, daß
ihr Gegenstand, die M., als Geldstuck
ein wesentlicher Faktor aller geschichtl.
Entwicklung ist, was für den Laschrif-
tenstein und das Papyrusblatt nicht gilt.
Sie ist also ein selbständiges Glied der
422
MÜNZKUNDE
Geschichtswissenschaft; die Erforschung
der Münze ist Selbstzweck, und der M.k.
stehen die Wissenschaften der polit. Ge-
schichte, Volkswirtschaft, Kunstgeschichte,
Paläographie und Philologie ebenso als
Hilfswissenschaften zur Seite wie sie ihnen.
Quellen der M. -künde sind in erster Reihe
die M. selbst, sodann die Schriftdenkmäler,
also die Rechtsurkunden, kaufmännischen
Geschäftspapiere, Verwaltungsakten und
Literaturdenkmäler, die sich entweder ex
professo oder durch zufällige Erwähnung
auf M. und M.-wesen beziehen. Je weiter
wir zeitlich vorwärts schreiten, um so wich-
tiger werden diese Schriftdenkmäler vor den
M. sdbst, und spätestens etwa vom i8. Jh.
an sind sie zur Erkenntnis des M.-wesens
wichtiger als die M. selbst, könnten diese
als Quelle fast entbehrt werden; je weniger
Schriftzeugnisse wir also über die betr.
Zeit und Gegend besitzen, um so größer
erst wird der Quellenwert der M. selbst.
Ziel der M. -künde ist es, das M.-wesen in
seinen verschiedenen Beziehungen — M.-
recht, M. -Verwaltung, M.-technik, Wäh-
rung, Fuß und Sorten nebst dem M.werte,
Deutung von Bild u. Schrift — zu er-
keimen und darzulegen.
Daraus ergibt sich ohne weiteres, daß es
nur ein Streit um Worte ist, zwischen einer
♦reinen« (oder einer nur »deskriptiven«)
und einer »angewandten* M.-k. zu unter-
scheiden, und die erste dem Sammler,
die zweite dem Gelehrten zuzuweisen, der
das M,-material für die geschichtL Wissen-
schaft verwerten soll; beides läßt sich nicht
treimen, weder im Betriebe noch in der
Person, denn auch der bescheidenste
Sammler ohne irgendwelche wissenschaft-
liche Vorbildung würde, erwürbe er eine
M. etwa mit dem Namen eines bisher
unbekannten röm. Prätendenten oder Abtes
von Fulda, sich nicht auf deren Beschrei-
bung beschränken, sondern das Neue
betonen, das wir daraus lernen.
Die M. -künde ist von der Beschäftigung
mit den antiken, insbes. röm. M. ausge-
gangen, die der Boden Italiens dem wieder-
erwachenden Interesse an der Antike
darbot. Man benutzte sie mit ihren erhabe-
nen Aufschriften als anspornende Belege
menschlicher Tüchtigkeit, dann zur Deu-
tung der antiken Autoren, und auch die
metrolog. Verwertung setzt schon früh ein
(1528). H. Goltz (1525—76) ist der frucht-
barste Schriftsteller des 16. Jh., wenn auch
für unsere Begriffe unkritisch und unbe-
denklich im Erfinden fehlender M. ; Lazius
{15 14 — 1565) faßt zuerst den Gedanken
eines Korpus, Rechenberg gibt 1692 die
erste Bibliographie heraus, schon Span-
heim muß 1664 die Wichtigkeit der M.-
kunde verteidigen. Bereits 1709 sammelt
Woltereck ausgewählte Aufsätze verschie-
dener Verfasser, unter denen auch Leibniz
ist (Monatsblatt num. Ges. Wien X S. 213).
Auch finden wir schon im 17. Jh. — an-
scheinend im Anschlüsse an die Schriften
des 16- und 17. Jh. über die umlaufenden
gleichzeitigen M. und ihre Valvierung —
eine Literatur über neuere M., auch
Sammlungskataloge, bald auch Dukaten-,
Taler- und Groschenkabinette, ja sogar
Arbeiten über die äußerlich auffallendsten
M. des deutschen Mittelalters, die Brak-
teaten; von neueren M. und Med. gehen
auch die Vorläufer imserer Zeitschriften,
die »Münzbelustigungen«, aus. Inzwischen
hatte die antike Numismatik sich auch
den griech. M. zugewandt, hatte in Pellerin
und Sestini fruchtbare Schriftsteller, in
Eckhel einen großen Systematiker, und
bald nach der Jahrhundertwende in
Mionnet denjenigen gefunden, der den
Korpusgedanken verwirklichte. Doch die
Befrdung Griechenlands imd der Beginn
der Reisen dort, später Reisen und Bahn-
bauten auch im türk. Reiche vermehrten
das griech. Material derart, daß einerseits
die Engländer statt der nunmehr unaus-
führbar erscheinenden Korpusidee die Kla-
talogisierung ihrer Saminlungen wieder
aufnahmen (1873 die Londoner Sammlung
selbst, deren ruhmvollem Vorbilde dann
Glasgow und Cambridge folgten), anderer-
seits nach allerhand Anläufen zu ähnlicher
ICatalogarbeit Deutsche und Franzosen
den Korpusgedanken für Teilgebiete durch-
führten, in einer den beiden Volkscharak-
teren entsprechenden, stark verschiedenen
Weise (Z. f. N. 36 S. 255/56). Andere
Teilkorpora werden der Kraft einzelner
Männer (Haeberlin, Svoronos, Gnecchi)
verdankt Auch sei betont, daß der Auto-
didakt Imhoof -Blumer für die griech. M.
mehr geleistet hat als alle gelehrten Berufs-
MONZMANDATE— MÜNZMEISTER
423
numismatiker. Die röm. M.-k. ist, da hier
wirklich neues Material nicht mehr so
stark zuströmt und die Systematik von
Eckhel und dann die von Mommsen (1860),
die korpusartigen Werke von Cohen (und
für Byzanz von Sabatier) lange vorhielten,
etwas vernachlässigt worden; erst die
Arbeit der :>Wiener Schule« (und ihrer
Nachfolger in allen Kulturstaaten) an den
spätröm. Reihen, dann der Beginn der Lon-
doner Katalogarbeit auch auf diesen Ge-
bieten hat wieder größeres Interesse an
ihr erweckt. — Auch an Handbüchern
der griech. sowohl wie der röm. M.-k.,
kleinen für den Gebrauch des Sammlers
und Studenten, dickleibigen und z. T.
mehrbändigen für den des Gelehrten (He-
ads H. N., Babelons Trait6, Bemharts
Handbuch), ist kein Mangel. Der For-
schung dienen die nacheinander in fast
allen Staaten gegründeten Zeitschriften,
deren Zahl und Inhalt allmählich so
imübersehbar geworden ist (es sind deren
fast 30 in 10 verschiedenen Sprachen),
daß selbst alle Bibliographien wenigstens
für die antiken M. gescheitert und auch
die für die Territorialgebiete der mittel-
alterl.-neuzeitL M. geschaffenen (Frank-
reich, ItaKen, Belgien) jetzt veraltet sind.
Die mittelalterl. M.-k. ist erst durch
Mader aus der Stufe der M.-belustigungen
herausgehoben, dann von Lelewel, die
deutsche von Grote ausgebaut worden.
Besonders hat Grote für die deutsche
Numismatik durch sein organisches Inein-
anderschweißen der Münzbeschreibung und
Geldgeschichte und seine Lehre, daß nur
so ein wissenschaftlich wertvolles Ganzes
zustande kommen könne, sich ein unver-
gängliches Verdienst erworben (s. be-
sonders seine Geldlehre in M. St. IV, 2. Abt.
S. I, 2). Für Belgien und Italien haben Ser-
rure, Promis u. a. ähnliches geleistet, wäh-
rend die einfacheren M. -Verhältnisse der
früh geeinten Länder Frankreich und
England diesen schon längst die Heraus-
gabe von Handbüchern (Blanchet-Dieu-
donn^; Grueber), von erschöpfenden M.-
Verzeichnissen (Hoffmann, Poey d* Avant),
ja sogar von brauchbaren M.-geschichten
(Ruding) gestattet haben. Korpusartige
Werke haben wir jetzt auch für die meisten
deutschen und itai. Landschaften und auch
an zusammenfassenden Handbüchern fehlt
es nicht (Engel-Serrure; Luschin-Friedens-
burg; Menadiers Schausammlung). Weni-
ger gut sieht es um die Münzgeschichte
aus: für die Neuzeit hat es, hier auch
die Westmächte eingeschlossen, nur
Preußen zu einer urkundlichen und zu-
zammenhängenden, die Zeit von 1640—
1873 umfassenden M.-geschichte nebst
M.-beschreibung (v. Schrötter) gebracht.
Betont sei zum Schlüsse noch die Wich-
tigkeit der modernen Auktionskataloge,
schon seit etwa 30 Jahren für die antike,
seit 15 Jahren in steigendem Maße auch
für die mittelalterl. -neuzeitl. M. -künde,
sorgsam gearbeitet und aufs reichste
illustriert wie sie sind,
Trait6 I S. 30/66 (utilit6 scientifique),
66/325 (Geschichte der Num.); Lusdiin,
Allg. M.-K.* S. I— 18; Menadier, Z. f. N. 25
S. 182; Kontroverse zwischen Pick, Die
M. -künde in der Altertumswissenschaft,
Stuttgart-Gotha 1922 und Haeberlin im
Jahrb. Frankf. num. Ges, I 1922; Jesse,
Beri. M.bl. VIII 1924/6 S. 3, 25. — Vgl.
femer die Lit. unter Münzsammeln. R.
Mflnzmandate s. Münzgesetze.
Mfiozmelster. Den römischen M.M. s.
xmter optio. In der Merowingerzeit stamm-
ten die Münzmeister wahrscheinlich meist
aus dem Stand der Goldschmiede wie z. B.
der heilige Eligius (s. d.). Sie hatten z. T.
dne sehr selbständige Stellung, wie die
Münzen zeigen, auf denen vidfach nur
Ursprui^ort und .Münzmeister, manch-
mal auch zwei, genannt werden. Er ist in
diesen Fällen wohl meist ein privater Unter-
nelimer. In den Münzstätten der Könige,
der Geistlichkeit, weltlicher Herren und
der Städte ist er dag^en ein Angestellter
gewesen, ein w:onstitutus*, wie auf dner
Münze steht (Menadier in BerL Mbl. 1928
S. 287 f.).
In karolingischer Zeit ist die Stellung
des Münzmeisters stark eingeschränkt wor-
den, er ist ein, wenn auch nicht im mo-
dernen Sinne, reiner Beamter und wird
auf sein Amt (ministerium) vereidigt.
Er hatte u. a. darüber zu wachen, daß nur
feinhaltige und vollwichtige Pfennige ge-
münzt wurden. Seine Aufgabe war ferner
die Einlösung und das Feinbrennen des
Silbers.
424
MONZMEISTER
Nach Auflösung der karolingischen Münz-
ordnung in den jetzt getrennten Reichen
Deutschland und Frankreich wird bei dem
teilweisen Übergang der Münze an Dy-
nasten die Stellung des Münzmeisters
meist wieder eine andere. In den könig-
lichen und herzoglichen Münzen bleibt seine
Stellung sicher wie bisher. In den alten
Kulturgebieten aber, vor allem am Rhein,
entwickeln sich seit der Mitte des 12. Jh.
sogenannte Hausgenossenschaften (s. d.),
die den Betrieb der Münze leiten und
deren Vorsitzender der Münzmeister war.
Als solcher hatte er in der Hausgenossen-
schaft Frieden, Ordnung und Recht auf-
rechtzuerhalten, die ihm zustehenden Ge-
richtsbefugnisse in Münzsachen zu ver-
sehen, alle technischen Vorgänge bei der
Münzbereitung zu überwachen und zu
leiten und beim ganzen Prozesse der Münz-
fabrikation nach bestem Wissen und Ge-
wissen zu verfahren, Pflichten, die er bei
seiner Anstellung mit einem Eide als solche
anzuerkennen hatte. Diese Art des Münz-
betriebes hielt sich teilweise, z. B. in
Wien, bis in das 15. Jh.
Neben dieser Art der Genossenschaft
kommt im 13. und 14. Jh. eine andere, von
Luschin, Allg. Mkde» S. lOi deswegen
als »italienische« bezeichnete Form auf,
weil sie vor allem in den Verträgen der
Münzherren mit italienischen Münzem
angewendet wurde, unter welcher die Lom-
barden und Florentiner vorherrschten.
Es wird ein mehr oder minder kurz-
fristiger Pacht- und Verpfäadungsvertrag
vom Münzherm mit einer offenen Handels-
gesellschaft geschlossen, zu welcher der
Münzmeister als Haupt und Teilhaber
gehört. Im späteren M, A. wird der M.
überhaupt immer mehr Privatunternehmer :
Schon seit der Hohenstaufenzeit wird es,
wie es scheint, üblich, daß der Münz-
meister allein auf eigene Rechnung als
Unternehmer die Münze betreibt und den
Münzherren nur einen fest ausgemachten
Anteil am Gewinn herauszahlt. Als ein
solcher Unternehmer ist wohl schon der
auf Münzen vielfach genannte Luteger
(s. d.) anzusehen. Im 13. und 14. Jh.
wird das häufiger, vgl. z. B. die Großunter-
nehmer Konrad von Weinsberg, die Winter -
bach, später die Fugger. Um die Mitte
des 15. Jh. ist der kursächsische Münz-
meister zu Freiberg mehr Bankier als
Münzmeister. Der Ausgburger Münz-
meister ist einer der reichsten Bürger der
Stadt, hat das Silberkaufsmonopol und
treibt daneben Warenhandel. Eine beson-
dere Gerichtsbarkeit die er ursprünglich
hatte, genoß der Münzmeister im aus-
gehenden M.A. wohl nicht mehr.
Um die Mitte des 15. Jhs. beginnen mit
dem Erstarken der Territorialgewalt die
freilich meist noch vergeblichen Ver-
suche, die Münzmeister in ein Beamten-
verhältnis mit festem Gehalt zurückzu-
führen. — Luschin, Allg. Mkde« S. 97 ff.;
Eheberg, Über das ältere M.-wesen und die
Hausgenossenschaften, vor allem S. 129 f.;
v. Schrötter, Brandenburg- Franken S.i82ff.
Su.
Erst in der Neuzeit verlor die Stellung des
Münzmeisters ihren privatrechtlichen Un-
temehmercharakter (s. Münzbeamte). Der
Münzmeister wurde immer mehr nur Tech-
niker und Beamter. In Brandenburg-
Preußen, über dessen Münzmeister wir
allein etwas Zusammenhängendes wissen,
wurden am Ende des 17. Jh.s dieselben
inmier noch, und zwar auf nicht tadel-
freie Weise reiche Leute. Erst Friedrich
der Große beseitigte all die ICniffe, durch
die ihnen das gelang. Bis dahin, und
anderswo auch später, hatten die Aus-
nutzung des Remediums, die Gewinne des
Schärübertrags und des Surplus in der
Feine, die Zugutmachung der Krätze und
des Kehrichts zu ihrem Vorteil sie ver-
anlaßt, keinen Unberufenen die Münz-
stätte betreten zu lassen und ihre Kunst mit
einem Schleier des Geheimnisses zu umge-
ben. Noch am Anfange des 19. Jh.s klagte
man über die Geheimniskrämerei der Münz -
meister, die selbst den Münzbeamten ande-
rer Münzstätten den Eintritt in die ihrige
untersagten. Dem allem machte endlich die
Einführung der Präzisionstechnik ein Ende,
denn mm war es überhaupt nicht mehr
möglich, ohne gegenseitige Mitteilung sich
auf der Höhe der Technik zu halten, ohne
wissenschaftliche Kenntnisse eine große
Münzstätte zu leiten: in Preußen wurden
als Münzeleven im 19. Jh. nur Abiturienten
angenommen. — Die russischen M. s. unter
D6neinik. S.
MÜNZMEISTERJETTONE— MÜNZMEISTERNAMEN
425
Mfinzmeisterlettone s. Rechenpfennige.
Münzmeistemamen und -zeichen. Über
die antiken Veihältnisse s. unter Münz-
beamte. — Im M.A. erscheinen frühzeitig
die Namen von Münzmeistern auf den
Münzen, zuerst auf den merowingischen
Trienten und Denaren, so der heilige Eli-
gius, der Abbo, der praecipuus monetarius
Betto usw. Ihr zahlreiches Auftreten ohne
Nennung eines Münzherm scheint zu be-
weisen, daß das Münzrecht vielfach von
diesen Münzmeistern selbst in Anspruch ge-
nommen wurde. In Nachahmung dieser
Übung erscheinen dann auch auf den angel-
sächsischen Münzen die Namen der Mone-
täre, deren Mitwirkung wohl als bemittelter
Unternehmer König Offa bei der Einrich-
tung des angelsächsischen Münzwesens be-
durfte. Die Namen blieben auf den engl.
Pennies oder Sterlingen bis in die Zeit Edu-
ards I. (1272 — 1307), der letzte Vertreter ist
Robert von Hadeley, der Münzer der
Abtei St. Edmundsburg. In Schottland
begegnen uns unter Wilhelm d. Löwen
(1165 — 1214) Münzmeistemamen, teilweise
französ. Herkunft, unter seinem zweiten
Nachfolger Alexander III. (1249 — 1286)
verschwinden sie wieder. In Irland nennen
sich schon auf den Münzen Sihtriks III.
{989 — 1029) die Münzmeister, und das
geschieht dann auch auf den späteren
irländischen Prägungen aus dem 13. Jh.
Dem Beispiel der Angelsachsen folgen
meist die skandinavischen Münzer, so in
Dänemark auf den von Sven Gabelbart
{968 — 1014) an bis zu Olaf (1140—43)
geprägten Pfennigen, auf einer Münze
Magnus des Guten (1042 — ^47) befindet sich
ein »Jule me fecit«, auf einer Niels des
Alten (1103 — 1134) ein »Nicolaus me fe
(cit)«. In Schweden treten Münzmeister-
namen unter Olaf Schoßkönig (995 — 1021)
und Anund Jakob (1022 — 1050) auf, unter
Olaf erscheint die Umschrift »ZNELLINC
ME PROF(ecit) «. In Norwegen nennen sich
die Münzer auf den von Hakon Jarl im Aus-
gang des IG. Jh.s in englischer Art gepräg-
ten Denaren; in Runen steht auf Pfennigen
aus der 2. Hälfte des ii. Jh.s »Askel
obenek then« (Askel besitzt diesen Pfennig),
5>Gunar a mot thisa« (G. besitzt diesen
Stempel) und »Lefrigs moth« (L.s
Stempel).
In Frankreich findet sich auf einem
Denar Johanns I. von Ponthieu ein
»Godn fecit«; dies ist aber kein Münz-
meister, sondern das Haupt der Familie,
welcher Graf Johann 11 86 seine Münze
und Wechselbank zur Ausbeutung über-
ließ. Münzmeisternamen treten in Frank-
reich nur auf in der Normandie, wie Andre,
Gafi, Gode, Gofa, Jover, Henr, Hugo usw.,
die (etwa um 1000?) ihren Namen zwei-
zeilig auf die Münzen setzten.
In Rußland sind auf einer Denga des
Zaren Wassilij Wassiljewitsch (1422— 1462)
und auf solchen seines Nachfolgers Iwan
Wassiljewitsch (1462 — 1505) Münzmeister-
namen zu lesen.
Auf deutschen Pfennigen erscheint der
Münzmeistemame viel seltener, so in der
sächsisch-fränkischen Kaiserzeit nur auf
bayerischen in Regensburg usw. und auf
böhmischen, dann vereinzelt u. a. noch
auf einem Igeler Pfennig Theoderichs I.
von Lothringen (984 — 1026) der Name
des Sigibod, auf Münzen des Grafen Hein-
rich V. Stade befindet sich in der Umschrift
»Hrosa me fecit«, auf einigen Otto-Adel-
heidpfennigen (s. d.) ein »Ital<t, das als
Italicus gedeutet werden kann. Dann
konmien Münzmeister erst in der 2. Hälfte
des 12. Jh. auf den zweiseitigen Demminer,
Prenzlauer und Stettiner Pfennigen vor,
ein Eilbert, Dietrich, Gotfried, Hartmann
und Walter, während der Name des Münz-
herren, wahrscheinlich Herzog Bogis-
laus I. von Ponmiern, nicht genannt wird.
Auf flandr. Pfennigen Philipps v. Elsaß
(1168 — 1191) steht ein »Simon fecit«; auf
Brabanter Denaren Herzog Heinrichs IIL
(1248—91) kommen Münzmeistemamen
i. d. W. des Kreuzes der Rs. vor, so
Bast(inus), Boli(nus) usw., auf Sterlingen
Joh.s L V. Brabant (1268— 1294) ein
Walt(er) und Joh(an)n, auf solchen Jo-
hanns von Looz ein Georg und Petr(us)
und auf denen Joh. Heinrichs von Herstal
Bald(uin), Gise(bertus) und Petrus.
Noch im 12. Jh. erscheinen auf Brakte-
aten Herzog Bernhards von Sachsen neben
dem herzoglichen Namen Bemardus ein
Heknoldus und ein Burchard Helt, auf
solchen Friedrichs I. Barbarossa ein Sicler,
auf verschiedenen Pfennigen des Würz-
426
MONZMEISTERZEICHEN— MONZNAMEN
burger Bischofs Otto v. Lobdeburg (1207 —
1223) der hebräisch geschriebene Name
des lechiel, auf solchen des Kuno v. Mün-
zenberg ein David ha Cahen, dann auf
dem Saalfelder Brakteat der Furitigher
Biter Salf(eld), auf dem Amstedter Hohl-
pf ennig der Erth v. Elhar. Und schließlich
gehören hierher die Pfennige des Luteger
(s. d.).
Münzmeisterzeichen. Im späteren
Mittelalter sind die Münzmeister a\if den
von ihnen ausgegangenen Münzen durch
ein Zeichen erkennbar. Auf den Wiener
Pfennigen (s. d.) bringen die Münzmeister
ihre Wappen an, so Heiniich Schuheier,
Dietrich Flußhart, Johann und Jakob von
Tima zwischen 1335— 1373- Unter Kaiser
Friedrich III. bezeichnet sich der Münz-
meister durch den ersten Buchstaben
seines Namens, so WHT — Wiener Haus-
genosse (Niclas) Teschler, WHL = Wiener
Hausgenosse (Valentin) Liephart. InAugs-
bui^ finden "wir Buchstaben oder Zeichen
(Anker, Lilie): f 1425 = Joh. Peutinger,
B 1444 = Franz Besinger usw. Auf den
Florentiner Goldmünzen erscheinen außer
den Emissionszeichen (s. d.) auch die
Wappen der Beamten. In Schlesien und
Brandenburg erscheinen ebenfalls Zeichen
und Buchstaben, so auf den Hellem v.
Frankenstein, Lüben usw., aber hier nicht
erklärbar, auf denen v. Wohlau bedeutet
das J — ^H Johann Holu.
Der Halbmond auf Groschen Johann
Ciceros von Brandenbui^ ist als Zeichen
des Münzmeisters Heinrich Koch nach-
gewiesen, der Adlerkopf auf Stendaler
Groschen (1509 — 1525) als Zeichen des
Georg Fuge usw. Auf Rostocker Schillingen
findet sich gleichsam als redendes Wappen
in den Kreuzwinkeln, mit anderen Bei-
zeichen wechselnd, ein Hund, als Zeichen
des Münzmeisters Johann Hund (15 12 —
1526). Ein Rad auf brdbg. M. um 1540 ist
das Zeichen des Mmstrs. Paul Mülürad
u. a. (A. Gerhardt, Redende Münzzeichen,
in i>Das Merseburger Land« Heft 9 S. 25 f.).
In ähnlicher Weise, wie eben beschrie-
ben, haben sich die Münzmeister vielfach
in der N. Z. auf ihren Münzen kenntlich
gemacht, manchmal mit dem vollen Namen,
meist durch die Anfangsbuchstaben oder
Monogramme oder durch Zeichen, bis, zu-
erst in Frankreich im 16. Jh., die Münz-
buchstaben (s. d.) zur B. Zeichnung der
M. -Stätten an ihre Stelle traten. Zur Er-
klärung beider vgl. Schlickeisen-Pallmann^
Erklärung der Abkürzungen auf Münzen
31896. — Menadier, D. M. IL S. 56; Dan-
nenberg in Z. f. N. XXII S. 277 ff. Su.
Mfinzmeisterzeichen s. Münzmeister-
namen u. -zeichen.
Munzmesser ist das Werkzeug, mittels
dessen man den Durchmesser einer M. mißt;
als Schubleere gebaut, besteht es aus einem
rechten Winkel, dessen langer Schenkel mit
einer Millimetereinteilung versehen ist xmd
an dem sich ein zweites Winkeleisen auf-
und abschieben und mittels einer Schraube
feststellen läßt. Zwischen beide Winkel wird
die Münze eingespannt und die Größe in
mm an der Einteilung abgelesen, bei un-
runden M. auch größter und kleinster Durch-
messer gemessen und in Bruchform (z.B.
30/32 mm) notiert. — Früher maß man M.
nicht nach mm, sondern nach einer Skala,
die die betr. Schriftsteller sich willkürlich
schufen, so die antiken M. nach der Mion-
netschen Skala, die in den Bänden des
B. M. C. neben einer Skala der mm und der
engl, inches (i inch = 25,4 mm) abgedruckt
ist, andere nach dem M. von Olearius,
Appel, Wellenheim usw. — Luschin, Allg.
M. K.» S. 51. 124. 141 mit Abb. R.
Mfinznamen* M. werden vom Staate oder
vom Publikum benannt:
1. Nach der vormünzlichen Geldform, der
die betr. M. an Wert entsprach: ößoX6c,
Poluschka.
2. Nach dem Gewichte oder Werte (Ein-
heit, Teilstück, Vielstück): Spa^H-T^, Texpa-
hpac)^^ov, Tpw&ßoXov, itevxTQXovToXiTpov, dena-
rius,quinarius,as, Mark, Pfund Sterling, Li-
ra, Achtehalber, Siebener, Dreiling, Centime
usw. usw. Zahlreiche Fälle sind bekannt,
wo der Name haften bleibt, obwohl das
Wertverhältnis sich geändert hat: de-
narius später nicht mehr 10, sondern
16 Asse, der norddeutsche Sechser zu 5
Pfennigen usw. — Hierher mag man auch
foUis, urspr. = Beutel, rechnen, auf die
usancemäßig in Beuteln verpackte M. über-
tragen.
3. Nach äußeren Merkmalen, so so-
MCNZOHME— MÜNZRECHT
427
lidus, scyphatus, serratus, Straubpfennig,
Sware, grossus, albus, ruspone.
4. Nach dem Metall, so aureus, Zloty,
Gulden (auch als er längst kein i>Goldener«
mehr ist), Silbergroschen.
5. Nach dem Münzbilde, so ttäXoc,
XeXojVT], bigatus, crown, Krone, Kreuzer,
scudo, 6cu, Floren und die vielen französ.^
des 13. — 16. Jh.s. — Für das Weiterleben
solcher M.n., auch wenn die betr. M. das
betr. Bild nicht mehr hat (wie das für fast
alle angeführten modernen Beispiele gilt),
scheint es aus dem Altertum kein Beispiel
zu geben.
6. Nach der Inschrift, so ducatus, He-
bräer.
7. Nach dem Münzherm oder der
Münzstätte oder der Metallgrube, ja
auch dem M.-beamten: Kpofoetoc, OiXiir-
'K&io^f AoüxouXXeiov vo^iap^, Michalatus,
Maravedi, Louisdor, Paolino, Imperial;
Tumose, Böhm, Etsch -Vierer, Heller,
Taler; zecchino; ifXaüxec AaopsMoTtxo^ gui-
nea, Schreckenberger; Tympf. — Von
M.n., die der Sammler den M. gibt, ist
hier abgesehen. — Klio XIV S. 93»; Trait^
I S. 401 ff.; Grote, Geldlehre S. 15 1/7;
Luschin, Allg. M.-K^ S. 75 (dort Lit.). R.
Munzohme s. Münzarbeiter.
MfinzordnungeiL Die Bestinmiungen über
die Münztechnik, den Münzfuß, das Ge-
präge und die Pflichten des Münzpersonals
waren im Mittelalter meist in den Be-
stallungen der Münzmeister enthalten.
Seit dem 16. Jh. wurden dieselben in
Münzordnungen zusammengefaßt, die
außerdem die ganze Münzpolizei (s, d.)
enthielten. Berühmte M. sind die deutschen
Reichsmünzordnungen (s. d.) des 16. Jh.s,
die brandenburgische von 1667, die öster-
reichische von 1754, die spanische von
Medina del Campo von 1497 (s. d.) und die
französische von P6ronne von 1641 (s. d.)
S.
Münzpichter, Münzunteraehmen Das
Verpachten der Münzstätten war eine sehr
alte, schon unter den Merowingem geübte
Art der Münzverwaltung, die, in einigen Län-
dern wie Frankreich bis zur Gegenwart bei-
behalten (s. Münzverwaltung), aber nur
dann von Segen ist, wenn die Regierung
scharf auf gute Münztechnik und besonders
auf peinliche Befolgung des Münzfußes hält.
Früher waren die Münzpächter willkom-
mene Helfer der Regierungen in Finanz-
nöten, führten aber oft den finanziellen
Ruin des Landes dadurch herbei, daß sie
die Münze benutzten, sich zu bereichern,
was durch übermäßiges und schlechtes
Münzen erreicht wurde. Zwar haben des-
halb die deutschen Reichsgesetze die Münz-
veipachtung immer verboten, aber die
Münzstätten, besonders die der kleineren
Staaten und Städte, sind doch bis ins
19. Jh. fast immer verpachtet worden,
nicht gerade aus Geldnot oder Gewinn-
sucht, sondern weil auf andere Weise die
Regierungen das Betriebskapital nicht zu
beschaffen wußten. S.
Mfinzpersonal vgl. unter Münzarbeiter,
Münzbeamte, Münzmeister, Optio, Wardein.
Munzpferde s. Roßwerke.
Mfinzpolitik. Unter M. verstehe ich die
Verhandlungen, Verordnungen und Ge-
setze eines Staates (Edikte, Patente, Man-
date), die die eigene Währung sichern,
die eigenen Münzen dem Lande erhalten
und fremde fernhalten sollen.
Dazu gehören: i. die Beschränkung des
Münzregals (s. d.) auf die eigenen Münz-
stätten, also die Verhinderung privater
Prägung und Falschmünzerei; 2. eine
richtige Scheidemünzpolitik (s. Scheide-
münze); 3. die Tarifierung fremder, dem
-Handd unentbehrlicher Münzen (s. Val-
vationen) sowie die Verhandlungen mit
anderen Staaten über rezipioke Behand-
lung der beiderseitigen Münzen und über
Münzvereine. Früher verstand man (Rau,
Grundsätze d. Volkswirtschaftspolitik II,
1863, S. 160; Luschin, Allg. M.K.«S. 2i3ff.)
unter M. auch die in bezug auf die Güte
der Münzprägung zu befolgenden Grund-
sätze, die aber richtiger unter den Begriff
der Münzverwaltung gehören (s. d.). S.
Mfinzprels nennen die Nationalökonomen
heute den Preis, der in den Münzstätten für
das Edelmetall gezahlt wird. — Münzpreise
heißen in der Numismatik die Preise, die
im Münzhandel für die einzelnen Münzen
gezahlt werden. Über diese s. Luschin,
Allg. M. K.» S. 124—126. S.
Hflnzrecht L Im Altertum ist die
Münze von Anfang an von Staats wegen
gqprägt — nur die ältesten, bildlosen EL-
Klümpchen (Abb. 13) könnten allenfalls
428
MÜNZRECHT
privater Herkunft sein — ^ wie auch die
Tradition zeigt, die schon den ältesten
Gesetzgebern die Fürsorge für Maß und
Münze zuschreibt (Lykurgos, Pheidon,
Solen), und die spätere Staatslehre (Ps.
Aristot. Oikon. II p. 1345 b I Bekk.) be-
stätigt. Und zwar ist das M.recht ein
Zeichen der Autonomie, ihr Zugeständnis
bedeutet Anerkennung der Selbständigkeit
(Makkab. 1 15, 6), der Zwang zur Annahme
fremden Geldes umgekehrt bedeutet Unter-
ordnung (Vertrag zwischen Magnesia am
Sipylos und Smyma v. J. 244 v. C. bei
Dittenberger, 0. G. I. 229 Z. 55; vgl. auch
das unten zu erwähnende Münzreservat
Athens im Seebunde). Auch ist das M.-
recht nicht, wie Curtius, Monatsber. Berl.
Ak. 1869 S. 465 wollte, von Tempeln,
Heiligtümern oder Priesterschaften aus-
geübt worden, es sei denn, daß es sich um
einen theokratischen Staat wie Delphi
handelt; die noch neuerdings unbegreif-
licherweise als M. von Olympia bezeich-
neten elischen M. haben doch so gut wie
alle die Staatsaufschrift der Eleer, die mit
APKAAIKON sind vom arkadischen Bunde
ausgegangen usw. — Die Staaten nun, um
die es sich anfangs handelt, sind einmal
die großen orientalischen Flächenstaaten
(das Reich von Lydien und das Perser-
reich), von denen wir auf den M. jenes
(Abb. 18) keine Andeutung der Staats-
form finden, während die M. dieses mit der
Königsfigur als einzigem M.-bild (Abb. 19,
45), also als Staatssymbol, deutlich die
Despotie bekunden. Den unmittelbaren
Gliedern des persischen Staates ist anfangs
wie begreiflich kein M.recht eingeräumt,
und der Versuch des Statthalters selbst
von Ägypten, also der Satrapie mit dem
stärksten und ältesten Eigenleben, Ary-
andes, ein M.recht auszuüben, kostet
ihm noch unter Dareios den Hals
(Herod. IV 166 mit schiefer Begrün-
dung). Später erst, im weiteren Ver-
laufe des 5- Jh. V. C, als die Macht der
Zentralregierung geschwächt war, begin-
nen die Tributärstaaten in Phönikien, auf
Kypros usw. zu prägen, z. T. übrigens
unter Verwendung der Königsfigur im
M.-bild (Sidon), und am Ende des 5. Jh.s
beginnen auch einzelne Satrapen an der
»griechischen Grenze« zu prägen (zuerst
Themistokles als Herr von Magnesia,
Abb. 32, dann Phamabazos, Abb. 38,
dieser sogar mit seinem M.-bildnis, s. d.,
Tissaphernes usw.), bis im 4. Jh. die Sa-
trapen in lonien, Karien, ICilikien usw.
das M.recht ganz allgemein, offenbar also
vollberechtigt ausüben, nur zuweilen mit
der Königsfigur sich als Glieder des Reiches
bekundend. — Die griechischen Städte
hingegen, die im 6. Jahrh. und bis 479
unter persischer Botmäßigkeit waren, hat
das Perserreich, soviel wir sehen, unbe-
hindert im Besitze des M.rechtes belassen
und erst nach dem ionischen Aufstande
scheinen die an ihm beteiligten Städte,
sofern sie nicht überhaupt zerstört wurden,
es verloren zu haben. Auch im 4. Jh. be-
deutet die Perserherrschaft kein Stocken
der Prägung, ja Lampsakos darf sogar
Gold prägen (Abb. 37), was sonst von
Gliedern des Reiches nur noch äußerst
selten geschehen ist. — Das Alexanderreich
und seine Nachfolgestaaten nebst ihren
westlichen Nachahmungen — über die
Entwicklung des Herrscherbildnisses in
diesen s. unter Münzbildnis — scheinen im
allgemeinen den unmittelbar zugehörigen
griechischen Städten höchstens das Präge-
recht für M zugestanden zu haben, ein-
mal (bei den Makedonen, 187 — 168 v. C.)
können wir aber Erlaubnis zur Prägung
kleiner M der Landschaft feststellen. In-
dessen sind in der Art der Zugehörigkeit
zu dem betr. Reiche so viele Abstufungen
zu beobachten und ist unsere Kenntnis
derselben, ja der jeweiligen territorialen
Zugehörigkeit der betr. Stadt zu einem der
Reiche noch so dürftig, daß wir kaum eine
allgemeine Regel aufstellen können. Auf-
treten von sicheren Königsbildnissen ,auf
M. nur verbündeter Staaten (Ätoler,
Karystos, Polyrhenion) vermehai; die vor-
handene Unsicherheit. Wir sehen jeden-
falls, daß im pontischen Reiche auch die
Kupferprägung zeitweise (königlich) regle-
mentiert ist, daß im Attalidenreidie der
König Eumenes IL die früheste Prägung
der Kistophoren (s. d.) (also Groß-^fl) zu-
läßt, aber kontrolliert, und auch die M-
Prägung seiner Städte erfolgt zeitweise
nach gemeinsamem Bilde und Fuße. Bei
den Seleukiden wieder beobachten wir ge-
legentlich, so besonders unter Antiochos
MÜNZRECHT
429
IV., den Versuch einer Vereinheitlichung
der städtischen M-M. nach Bild und Fuß
und mit Königsbildnis auf der Vs., also
ähnlich der Handhabung in der Kaiserzeit
(s. u.). Im Ptolemäer-, Baktrer-, Parther-
reiche gibt es dagegen so gut wie nur eine
streng königliche Prägung. — Im Gegen-
satze dazu lebt bei der »Befreiung«
großer Teile Griechenlands von der Herr-
schaft der makedon. und syr. Könige
197/189 V. C. die städtische Großsilber-
prägung sofort aufs reichste wieder auf.
Soviel über die monarchisch regierten
Flächenstaaten. Der Träger des eigentlich
griech. Staatsgedankens ist aber die Stadt,
und sie also ist im wirklich griech. Gebiete
und zu allen Zeiten griech. »Freiheit«
die Inhaberin des M. -rechtes. Ganz bes.
bezeichnend dafür ist, daß die Tyrannen,
die sich zeitweise der Herrschaft bemäch-
tigen, die Staatsaufschrift des Einwohner-
namens nicht antasten, so daß wir weder
den Namen des Polykrates, noch den des
Periandros, Peisistratos, Gdon I., Hie-
ron I., Theron usw. auf M. finden (ein
Obol des Hippias dürfte danach nicht aus
Athen stammen; wegen Themistokles s. o.).
Ja noch im 4. Jh. ist Setzung des Namens
des Stadtherm keineswegs die Regel
(Alexander von Pherai tut es, Jason von
Pherai noch nicht). Vom Einfluß jener
älteren Tyrannen auf dasM.-bild haben
sich indessen Spuren erhalten (Athen
Abb. 24, Rhegion). — Auch die Stanunes-
könige der Thraker und Makedonen nennen
den Königsnamen nur zum Teil (Abb. 22)
und begnügen sich meist mit dem des Stam-
mes (Bisalten, Derronen); Alexander I.
von Makedonien setzt aber seinen Namen
und seine Reiterfigur als Bild. Die lyk.,
kypr., karischen, phönik. Stadtkönige
setzen meist schon früh ihre Namen. —
Bei Einbuße der Autonomie, also wenn
z. B. eine Stadt in die Botmäßigkeit
einer anderen gerät, beobachten wir bald
völliges Aufhören des M. -rechts (Aigina,
die Städte auf Euboia), bald dagegen Be-
lassung des M. -rechts, aber unter ganzer
oder teilweiser Übernahme des Münz-
bifdes der obsiegenden (Theron von Akra-
gas setzt bei der Eroberung von Himera
die Krabbe von Akragas auf die Rs. der
M. von Himera; ähnlich Anaxilas von
Rhegion in Messana; Samos setzt 439 v. C.
das Beiz, von Athen).
In diesem Zusammenhang mag erwähnt
werden, daß Kolonien öfter das Münzbild
der Mutterstadt, zuweilen mit bestimmten
Differenzierungen, übernehmen (Korinths.
Kolonien, vgl. Abb. 29; Abdera, Abb. 46*
Teos usw.), wogegen die athenischen
Kleruchien, weil Teile des Staats der
Athener bleibend, früher überhaupt kein
M. -recht erhalten; später freilich haben
wir von Imbros M. der Kleruchie mit
A6E IMßPl zugleich. — Eine mehr oder
weniger freiwillige Aufgabe von Rechten,,
die aus der Autonomie fließen, bedeutet
die Zusammenfassung autonomer Städte
oder Landgemeinden zu Bünden, die viel-
fach sich auch des M.-wesens annehmen;
vgl. Abb. 25, 39 und s. unter Bundesmün-
zen, ebendort über das M.reservat Athens
im Seebunde und M.-konventionen, die sich
nur aufs M.-wesen beziehen.
Der Staat Rom (für Besonderheiten
seiner innemM. -Verfassung in republ. Zeit
s. unter Imperator, SC und Tresviri), zu-
nächst ein Stadtstaat wie alle anderen, hat
von Anfang seiner Ausdehnung über das
engere Gebiet hinaus an die Tendenz zu einer
Vereinheitlichung des M.-wesens: die M.
erst um oder bald nach 338 v. C, also
z. Z. seiner Ausdehnung auf Kampanien,
überhaupt einführend, hat er für das neue
Gebiet eine reiche Münzun^ in N, A imd
iE, aber auf den Namen der Stadt Rom
hergestellt (Abb. 68/9), und auch später
unterworfenen Gebieten meist — wenn
auch keineswegs durchgehend — da&
Prägerecht wenigstens für M entzogen,
den dort vor 269 v. C. gegründeten la-
tinischen Kolonien indessen zugestanden.
Seit in Rom selbst 269 die große -Ä-Prä-
gung beginnt (Abb. 62/s), hört auch dies,
auf; das Münzrecht für JE wird indessen
den Gemeinden jeder Rechtsstellung noch
lange gelassen, z. T. bis zur Einführung
des Semujizialfußes 89 v. C, Paestum
noch darüber hinaus bis auf Tiberius. Wi»
es mit dem Aes grave (s. d.) der Einzel-
städte steht, ob es gegossen ist, bevor oder
nachdem sie von den Römern in eine
Kolonie umgewandelt worden sind, ist
nicht sicher zu übersehen, — In den Pro-
vinzen haben die Römer an den vorge-
430
MÜNZRECHT
fundenen münzrechtlichen Verhältnissen
nur wenig geändert; in Makedonien z. B,
wird das kgl, ausschließliche M, -recht
am Großsilber auf 2 der 4 Teile über-
tragen, in Thasos und Maroneia es diesen
Städten gelassen, auch im Attalidenreiche
bleibt alles beim alten, nur daß hier wie
in Makedonien seit 146 v. C. nachgerade,
zuerst auf dem Großsilber, in Macedonia,
Sicilia, Bithynia usw. auch auf M röm.
Beamteimamen auftreten (Abb. 58). Für
Spanien scheint die Neuordnung um 133
V. C, für Afrika, Gallien und die Provinz
Achaia die Einrichtung als Provinz das
Aufhören der bisherigen eigenen iR-Prä-
gung zu bedeuten; in Syrien werden die
bisher schon Großsilber prägenden Städte
Arados, Sidon, Tyros darin ungestört
gelassen. Das Kupfermünzrecht wird
überhaupt nur in seltenen Fällen ange-
tastet.
Die Kaiserzeit setzt das M.- recht der aus-
gehenden Republik im allgemeinen ohne
Bruch fort. Auf dem Kurant, Gold und
Silber, wird nur des Kaisers gedacht, für
die -äl-Prägung in Italien, die allmählich
zur Reichsprägung wird (Abb. 81/3), und
in Syrien (Abb. 90) besteht ein durchs SC
ausgedrücktes Mitbestimmungsrecht des
Senats, ohne daß man von einer förmlichen
Dyarchie im M.-wesen sprechen könnte.
Wegen der Übernahme der Verantwortung
seitens der senatorischen Tresviri mone-
tales für alle drei Metalle s. unter Tresviri,
wegen der techn. Leitung durch kaiserliche
Privatbeamte gleichfalls für alle 3 Metalle
s. unter SC, vgl. auch unter Optio. Wegen
des Kaiserbildes s. unter Münzbildnis. —
Auch in den Provinzen setzt sich schon
unter Augustus das ELaiserbildnis auf der
Vs. der den griechischen Städten und röm.
Kolonien und Munizipien außerhalb Ita-
liens aufs freigebigste belassenen oder neu
zugestandenen (s. unter Permissu und
Indulgentia) -«E-M. durch (Ausnahmen s.
unter Pseudo-autonome M.). Im Westen
wird dies Münzrecht allmählich, von Tibe-
rius bis Galba, abgeschafft, im Osten da-
gegen vermehrt sich die Zahl der präge-
berechtigten Städte immer stärker, bes.
freigebig scheinen Hadrianus, Sept. Seve-
rus, Gordianus III. damit gewesen zu sein.
Hie und da drückt sich die Kontrolle des
Provinzialstatthalters durch seinen Namen
aus (Abb. 97; s. unter Münzbeamte).
Außer den Städten sind es auch die Schutz-
staaten (der des Bosporos, bis auf kon-
stantin. Zeit dauernd, anfangs auch Mau-
retanien, Lykien, Kommagene usw.) und
korporative Selbstverwaltungskörper (s.
unter Koinon; über einige Provinzial-
prägungen s. sogleich), die das M. -recht
ausüben. Aber dies M. -recht erstreckt sich
im allgemeinen nur auf M] AT-M., natür-
lich auch sie stets mit dem Kaiserbildnis,
gibt es nur vom Bosporos und der dortigen
Stadt Chersonesos, M ganz gelegentlich
von manchen der Schutzstaaten, von
Städten wie Amisos, Byzantion, gewissen
kilik. und syr. Städten; darunter zeigen
die bis a\if Claudius dauernden Reihen
von Sidon und Tyros nicht einmal das
Kaiserbild. Bezeichnend ist auch, daß,
wie die Bundesgenossen seit 89 v. C.
(Abb. 58 a), so die Juden ihre beiden
großen Aufstände unter Nero (Abb. 86)
und Hadrianus sofort mit einer großen
iR-Prägung beginnen. Fortlaufende Reihen
von Silber- bzw. Billonmünzen haben wir
— eine mehr oder minder reiche ^-Prä-
gung läuft daneben her — nur in einigen
Provinzialprägungen, besser Reichsprä-
gungen mit beschränktem Umlaufsgebiet
zu neimen, der kleinasiatischen (Abb. 87,
s. unter Kistophoren), lykischen, kyprischen
imd bes. den 3 großen: der ägyptischen
(Abb. 91, iE Abb. 92/3, s. unter Alexan-
driner), der syrischen, Abb. 88/9, und der
kappadokischen, Abb. 94. Die alexan-
drinische Billonprägung ist es auch, die
am längsten dauert, nämlich bis auf die
diokletianische M. -reform. Inzwischen
sind die übrigen lokalen Prägungen, insbes.
die in jE, sämtlich eingegangen, weitaus
die meisten unter Gallienus, durch die
Geldkatastrophe des Jahres 258 (s. unter
Argenteus Ziffer 3) unrentabel geworden.
Mit der Reform des Diocletianus wird
das M. -recht der Ausfluß der unumschränk-
ten kaiserl. Gewalt. — Gercke-Norden,
Einleitung Il3 S. 88. 91. 96. 107. iio;
Weil, Antikes M. -recht, Festschrift num.
Ges. Berlin 1893 S. i ff.; Hill, Handbobk
of gr. and roman coins 1899 S. 7% ff. R-
II. Das M. ist ursprünglich der Inbegriff
der Münzhoheit (s. d.). Diese hat im späten
MÜNZRECHT
431
Altertum in Europa nur der römische
Kaiser. Dessen Münzberechtigung war auch
von den das Westreich erobernden Ger-
manen so anerkannt, daß diese nur römi-
sche Münzen nachzuahmen wagten, die den
Namen des regierenden röm. (byzantin.)
Kaisers imd den Namen des prägenden ger-
manischen Königs nur an versteckter Stelle
in Monogrammform trugen; war man mit
dem Kaiser im Kriege, so setzte man den
Namen eines Vorgängers (Richiar, Bad-
uila). Erst der mächtige Frankenkönig
Theodebert I. wagte es, seinen Namen,
sogar teilweise in deutscher Namens-
form, auf seinen Solidi voll und ganz zu
nennen, was damals großes Aufsehen
err^e. Ob dann die Merowingerkönige
schon ein wirkliches Münzrecht ausgebildet
haben, ist sehr zweifelhaft. Auf jeden
Fall steht einer relativ kleinen Zahl von
königlichen Münzstätten das große Heer
der mehr oder minder privaten Münz-
stätten der Gemeinden, der Geistlichkeit,
der weltlichen Großen und von eigenen
Unternehmern gegenüber {vgl. Münz-
meister). Das wird erst anders, als die
Karolinger zur Regierung kamen. Diese
brachten im M.A. zum ersten Male in
Mitteleuropa ein unumschränktes könig-
liches, d. h. staatliches Münzrecht zur
Geltimg, das das Münzen anderer Gewalten
im Reiche so gut wie gar nicht gestattete.
Dieses Prinzip ist im ganzen während der
KaroHngerzeit durchgeführt gewesen. Unter
Karl dem Großen mag im Anfang des
9. Jhs. aus volkswirtschaftlichen Gründen
an einem Orte eine Münzstätte errichtet
worden sein, die aber durchaus königlich
ist (Ehebergs Stufe I der Münzrechts-
verleihung). Manchen Geistlichen mögen
gewisse Verwaltungsbefugnisse zugestanden
gewesen sein, was man aus dem Auftreten
von Krummstäben als Beizeichen auf
Boimer und Mainzer Pfennigen schließen
kann. Wenn es von Ludwig dem Frommen
und seinen Nachfolgern besonders für das
Westreich Münzrechtsverleihungen an
Geistliche gibt, so scheinen diese einen
mehr finanziellen Charakter getragen zu
taben, indem die Verleihung wohl in
einer teilweisen oder ganzen Übertra-
gung des Münzgewiims (reditus) bzw.
auch der Fabrikation (Stufe II) bestand.
Es gibt in karolingischer Zeit noch kein
Recht des Begnadeten, Münze unter
eigenem Stempel zu schlagen. Anders
wird das erst, als nach dem Aussterben
der Karolinger das Ost- und Westreich
eine getrennte Entwickelung einschlagen.
Deutschland. Unter den Herrschern
aus dem sächsischen Hause setzt eine andere
Entwicklung des Münzrechts ein. Zwar
wird theoretisch an dem ausschließlichen
Münzrecht des Kaisers und Königs fest-
gehalten; dies wird aber durch zahlreiche
Münzverleihungen erst der zweiten Stufe
unter den Ottonen und dann seit etwa 1000
auch mit dem Recht, eigenen Namen und
eigenes Bild auf die Münze zu setzen (Stufe
III), — zunächst hauptsächlich an Geistli-
che, die in jeder Hinsicht gegenüber den
Stammesherzogen, die von vornherein das
Münzrecht beanspruchen, gemäß dem Regie-
rungsprinzip der sächsischen Kaiser gestützt
werden sollten, — vielfach durchlöchert.
In den kriegerischen Wirren unter ICaiser
Heinrich IV. aus dem salischen Hause usur-
pieren schon weltliche Große das Münz-
recht, die dieses seit der Zeit teilweise auch
für Belohnung treuer Dienste erhalten.
Doch gewinnt die Prägung der kleineren
und größeren Dynasten erst in der Zeit der
Hohenstaufen mächtig an Raum; den Ab-
schluß erreicht diese Entwicklung im Inter-
regnum, der kaiserlosen, der schrecklichen
Zeit. Schließlich (besonders seit dem 13. Jh.)
wird auch die Bestimmung von Schrot
und Korn dem Fürsten überlassen (Stuf elV),
wobei sie sich bisher nach des Königs Ver-
fügung und Vorbild hatten richten müssen.
Das früheste Beispiel: 1059 Verleihung der
kgl. Münze zu Kirchheim an den Grafen
Eberhard: »cum omni jure et utilitate, que
uUo modo provenire poterit. Ea scilicet
ratione, ut prefatus Eberhardus comes
liberam dehinc habeat potestatOTQ de eadem
moneta, dandi, comtmutandi, precariandi,
vel quiquid sibi placuerit inde faciendi«
(Jesse nr. 55). Diese vöUige Auflösung
und Zersplitterung des königlichen Münz-
rechts bleibt dann bis zum Ende des römi-
schen Reiches deutscher Nation bestehen.
Das Münzrecht des Königs. Nach
dieser allgemeinen Betrachtung ist fest-
zustellen, daß es bis etwa 1000 fast nur
königliche Münzen gibt. Auch wenn
432
MÜNZRECHT
es von da an anders wird, so kann
man bis zu den Zeiten Heinrichs IV.
noch von keinem Überhandnehmen der
»landesherrlichen Gewalten« sprechen. Erst
unter diesem unglücklichen Salier macht
die dynastische Bewegung raschere Fort-
schritte. Diese sind so schnell, daß Kaiser
Lothar v. Supplinburg nur noch in etwa
2 Münzstätten prägt. Das ändert sich
etwas unter Friedrich Barbarossa, Dieser
richtet wohl hauptsächlich aus finanziellen
Gründen, nicht aus der Absicht einer Münz-
reform einmal in ihm persönlich gehöri-
gen Orten in Schwaben und im Elsaß, also
in seinem Hausbesitz, auf den sich immer
mehr die tatsächliche Macht des deutschen
Königs gründete, andererseits in noch dem
Reiche zu Eigentum gebliebenen Städten
Münzstätten ein. Doch sind sie alle wirt-
schaftlich mehr oder minder von unter-
geordneter Bedeutung. Die großen Münz-
stätten sind schon damals fast ausschließ-
lich in Händen der mächtigen Vasallen.
Deren Macht erreicht ihren Höhepunkt un-
ter Friedrich U., als dieser 1220 und 1232
auf sein Recht, im Reiche nach seinem Er-
messen Reichsmünzstätten einzurichten,
verzichtet. Einige wenige Rechte blieben
dem König: u. a., daß er bei seinem Auf-
enthalt in einer dynastischen Münzstätte
keinen Schlagschatz für die für seinen Le-
bensunterhalt zu prägenden Münzen zahlte:
es werden ihm freiwillig die üblichen Präge-
werkzeuge ausgeliefert, wie die Stelle aus
dem Sachsenspiegel aufzufassen ist: »In
swilche stat der kunig kümt binnen dem
riche, dar ist ime ledic muncze unde zol«
(Buch III Art. 60 § 3). Die Ansicht, daß
der Kaiser an seinem jeweiligen Aufent-
haltsort neue kaiserliche Münzen geprägt
haben soll, widerspricht den erhaltenen
Urkunden, so der Wormser Urkunde von
1165: »so sal der zolner Kolen darzu geben
und der muntzmeister der sol darzu
schicken wercklude und isern gezuge, da mit
man bilde off die pfennige mache«; und
der Goslarer von 123 1: bei der Anwesen-
heit des Kaisers sollen 100 Mark aus kgl.
Silber »sine questu« ausgemünzt werden
und der Urkd. Kaiser Heinrichs VL
1194 für Genua, nach der er in G. Geld
prägen lassen darf, aber: »in forma janu-
ensiumf. Erscheint der König dennoch in
einer sonst dynastischen Münze auf dem»
Münzbilde, so muß in diesem Falle nach
einer anderen Erklärung gesucht werden,
z. B. daß der rechtliche Münzinhaber de&
Kaisers Namen ehrenhalber auf seine-
Pfennige gesetzt hat. Die Bonner Turnose
Karls IV. ist als Auswurfsmünze zu;
deuten, was deren geringes Gewicht erklärt,
da das Auswerfen von wirklichen Turnosen
zu kostspielig gewesen wäre (vgl. BL f.
Mfr. 191 1 S. 4777). Ein zweites Recht des
Königs, auf das aber Otto IV. in Magde-
burg 1209 (Jesse nr. 61) verzichtet, war,,
daß ihm während einer Sedisvakanz.
in einem Bistum die Einkünfte aus der
Münze anheimfielen.
Im 14. Jh. versucht das Königtum,
wieder einen größeren Einfluß auf das
deutsche Münzwesen zu gewinnen. König.
Wenzel erläßt, allerdings auf Drängen der
Fürsten, Reichsmünzgesetze über die Prä-
gung von Pfennigen und Hellem (1382,
1385, 1390), doch haben diese Gesetze nur
kurze 2^it Befolgung gefunden.
Auch die Bestrebungen König Ruprechts
und Kaiser Sigismunds, eine allgemeine
Reichsgoldwährung einzuführen, waren er-
folglos (Menadier, Schausammlung S. 2l9f. ;
Stümke, Die Pläne einer Reform des M.-
Wesens bis zum Tode Kaiser Sigismunds,
Berlin 1927). Sie scheiterten u. a. schon
an dem Widerstand der Kurfürsten, die
das Recht der Goldmünzung für sich
beanspruchten; der Kaiser aber war zu
schwach, eine Reichsverwaltung der Gold-
münze durchzusetzen. In der N. Z. ist e&
dann den Bemühungen Kaiser Ferdi-,
nands I. gelungen, eine Art Reichsmünz-
gesetzgebung durchzusetzen, besonders in
der Reichsmünzordnung von 1559 mit der
Novelle von 1566, durch welche der Fuß
der Gold- und groben Silbermünzen auf iV»
Jahrhunderte festgesetzt ward, und dieser
Fuß wurde außer in Österreich überall be-
folgt (s. Reichsmünzverordnungen)- Seit
dem Binde des 17. Jh.s ist es aber mit dem
Einfluß des Kaisers auf das Münzwesen des
Deutschen Reiches vorbei, die Fürsten-
tümer, vor allem Brandenburg-Preußen
übernehmen die Führung, bis erst wieder
durch die Schaffung des neuen Deutschen
Reichs 1871 eine neue Reichsmünzgesetz-
gebung aufersteht.
mOnzrecht
433
Die deutschen Stammesherz öge haben
von vornherein das Recht des Münzens mit
eigenem Bilde und Namen wohl als ein
gegebenes Attribut ihrer Stellung bean-
sprucht. Das Herzogtum Bayern hat von
Heinrich L die Eigenständigkeit seines
Münzwesens zugestanden erhalten. Nicht
nur die herzoglichen Münzstätten dieses
Landes waren vor jedem Eingriff sicher-
gestellt, sondern auch die bischöflichen
Münzstätten der Verfügung der Herzöge
unterworfen, sowohl die bayrischen wie
auch die in Augsburg. Daher gab es bayr.
Königsmünzen nur, wenn der Herzog
gleichzeitig selbst König war. In Nieder-
Lothringen hat Giselbert (915 — 939) in
Brüssel die ersten Herzogsmünzen ge-
schlagen, in Oberlothringen Dietrich I. seit
984 in S. Di6, Igel bei Trier u. Ander-
nach, in Schwaben Hermann I. (924 — 948)
in Breisach und Zürich. Da in Sachsen
ursprünglich Herzogtum und Königtum
zusammenfiel, gibt es erst herzogliche
Pfennige von Bernhard I. u. IL (973 —
1059) 3.US Lüneburg und Jever. In KLämten
prägt Herzog Konrad (1004— 11). Von
dem Herzogtum Franken sind uns keine
Münzen erhalten.
Die Münzstätten der Stammesherzöge
wurden dann vielfach überwuchert von
denen der Grafen und Herren, die sich
allmählich selbständig machten. Zuerst
wohl zerfiel das Herzogtum Niederlothrin-
gen, dann löste sich 1180 nach dem Sturze
Heinrichs des Löwen das sächsische Her-
zogtum auf und das schwäbische nach dem
Aussterben der Hohenstaufen 1268.
Die Stammesherzogtümer wurden aber
vor allem von den Bistümern über-
flügelt. Unter diesen hat schon in den
fünfziger Jahren des 10, Jh.s Ulrich von
Augsburg Pfennige prägen lassen, welche
seinen Namen allein und nicht den des
Kaisers tragen. Gleichzeitig mit ihm setzt
Bischof Udo II. von Straßburg (950—965)
seinen Namen auf die Rs. eines Denars,
dessen Vs. noch den König nennt. Bischof
Werner v. Habsburg (looi) endlich ge-
denkt des Königs nicht mehr auf seinen
Pfeimigen. Aber damit brechen seltsamer-
weise die bischöfl. Straßburger Denare ab,
während uns kaiserliche noch aus späterer
Zeit erhalten sind. In Metz führt schon B.
WQirteEbiicb. der Mfiiudcimde.
Adalbert I. (929 — 964) seinen Namen neben
dem kaiserlichen, die alleinbischöfl. Prä-
gungfindet seit 1005 statt. In Verdun stehen
von 990—1046 Bischofs- u. Königsnamen
zusammen auf den Pfennigen, dann ersterer
allein, in seinen Nebenmünzstätten schon
vorher. In Toul hat B. Stephan (994 — 995)
Bischofs- u. Königsnamen nebeneinander,
der Nachfolger prägt schon allein. B. Arnulf
v. Halberstadt (996 — 1026) und B. Bemard
V. Hildesheim (993—1023) schlagen sofort
autonome Münzen. Unter Kaiser Heinrich
II. wird der Übergang öffentlicher Münz-
stätten in bischöflichen Besitz häufig, so
prägt in Chur B. Ulrich (1002 — 1020) auto-
nom, in Trier Eb. Adalbert (1005 — 1016),
in Konstanz B. Rudhard (1018 — 1022). In
Köln -Andernach erscheinen die Namen
Koiurads IL u. Piligrims noch zusammen,
Hermann L (1036— 1056) prägt später
allein. In Mainz gestattet Kaiser Konrad
IL dem Eb. Bardo (1031 — 1051), den eige-
nen Namen dem kaiserlichen hinzuzufügen,
(vgl-, Diepenbach, D. kgl. Mzst. Mainz u.
deren Entwicklung zur autonom-bischöfl.
bis zum Ausgang des 12. Jh.s, Berl. Mbl.
1927 S. 17 ff.); in Speier kommt zuerst der
Name B.s Konrad (1056 — 1060) vor, in
Worms nennt B. Arnold {1044 — 1054)
seinen eigenen Namen neben dem des Kai-
sers, und erst Burkhard IL (1120 — 1149) nur
den eigenen. Hier in Franken also, wo die
Salier zugleich Herzöge, ist der kgl. Einfluß
auf den bischöfll. Münzen noch am längsten
gewahrt; andererseits wird hier am frühe-
sten die bischöfl. Gewalt wieder einge-
schränkt (in Speier im, s. Münzver-
ruf ung). In Magdeburg prägt Eb. Hartwig
(1079 — 1102) erst autonom usw. So erlan-
gen die Bischöfe fast alle im Laufe des
II. Jh,s, meist in der i. Hälfte, das Recht,
mit eigenem Namen und Bilde zu prägen.
Das Münzrecht der Bischöfe wird aber
sehr bald (seit dem 12. Jh.) in vieler Hin-
sicht durch die Macht des Domkapitels
eingeschränkt. Dies bzw. sein Propst hat
als Verwalter der Güter des Kapitds wäh-
rend der Sedisvakanz bei längerer Dauer
derselben sicher Münzen prägen lassen, von
denen es aber dahinsteht, ob diese von den
bischöfl. irgendwie unterschieden sind. Man
könnte auf den Gedanken kommen, als
Sedisvakanzmünzen Münzen, auf denen sich
2$
434
mOnzrecht
nur der Name des Heiligen befindet, an-
zusehen (z. B, bei den Martinsgoldgulden
in Mainz). Allerdings dürfte diese Erklä-
rung bei den Magdeburger Moritzpfennigen
(s. d.), bei den Halberstädter Stephanus*
Pfennigen (s. d.) und den Erfurter Martins-
pfennigen (s. d.) nicht Stich halten, die man
vielmehr als Münzen des Domkapitels zu
Lebzeiten des Bischofs ansehen möchte;
doch ein Beweis läßt sich dafür nicht brin-
gen. Verschiedentlich hat das Kapitel ein
eigenes Münzrecht besessen, teils an dem
Bischofsorte, teils an Nebenmünzstätten:
so in Cambrai, Speier, Magdeburg(?), Metz,
später in Halberstadt und in Hildesheim.
Oft haben die Kapitel ein Beaufsichtigungs-
und Mitwirkungsrecht bei der Ausprägung
der Münze besessen, z. B. in Lüttich, Trier,
Köln, Speier, Hildesheim, Magdeburg (Me-
nadier, D. M. I S. 218 f ; Suhle in Z. f. N.
38 S- 241 und Berl. MbL 1929 S. 406).
Neben den Bistümern haben auch sehr
bald die Äbte (s. d,) und Äbtissinnen (s. d.)
sowie einige Pröpste (s. d.) das Münzrecht
erhalten, später im 13. u. 14. Jh. auch die
Städte (s. Münzverruf ung).
Ein ebenso zersplittertes Münzrecht wie
Deutschland hat in Europa nur noch
Frankreich und Italien im Mittelalter be-
sessen, in den übrigen Ländern herrscht
fast nur ein 1^1. Münzrecht.
In Frankreich verläuft die Entwick-
lung geradezu umgekehrt wie in Deutsch-
land: Den schwachen Nachfolgern Karls
des Kahlen karolingischen Stammes entglitt
die Verfügung über das Münzrecht voll-
ständig. Das beanspruchen nicht nur die
Stanunesherzöge wie in Deutschland, son-
dern auch die großen Lehnsfürstentümer:
Francien, Flandern, Normandie, Bretagne,
Anjou, Champagne, Burgund, Aquitanien,
Gascogne, Toulouse und die Mark Barce-
lona (s. unter Monnaies f^odales). Unter
den Kapetingem wurde dann das Münz-
recht auch von zahllosen kleineren welt-
lichen und geistlichen Herren ausgeübt, es
waren schließlich an 300 Münzstätten. Die
Könige müssen sich demgegenüber auf
ihren Hausbesitz, das Herzogtum Francien
beschränken. Hugo Capet (987 — 996) hat
selbständig nur in Paris und Orleans, Ro-
bert IL (996—1031) nur in Paris prägen
Unter Heinrich L (1031 — 1060)
treten Dreux, Senlis und Sens hinzu, unter
Philipp I. (1060 — 1108) weiterhin Chäteau
Landon, Dun, Etampes, Mantes, Pithiviers
und Pontoise, unter Ludwig VI. u. VII.
(1108 — 1137 — 1180) Bourges, Compifegne
und Montreuil (Blanchet, Manuel II S.
204 f.). Philipp II. August (1180 — 1223)
erwirbt die Touraine (seitdem das Doppel -
System des denier parisis u. des d. toumois).
So sehen wir mit dem Anwachsen des kgl.
Besitzes auch ein solches des kgl. Münz-
rechts sich verbinden. Ludwig IX., der
Heilige, vermochte schon 1262 für die Feu-
dalmünzen die Gleichwertigkeit mit den
königlichen unter Wahrung der T5^enver-
schiedenheit vorzuschreiben und gegenüber
der örtlichen Beschränkung der ersteren den
eigenen Münzen allgemeine Geltung zuzu-
sprechen, womit eine wirkliche königliche
Münze geschaffen wurde, welche Deutsch-
land und Italien dauernd entbehrt haben.
Diese Entwicklung wurde stark durch die
Einwirkungen des hundertjährigen eng-
lisch-französischen Kjrieges von 1347 an un-
terbrochen. Doch noch vor Beendigung
dieses Krieges trat 1443 ®iiie General-
reform des Münzwesens ein, die nachträglich
gesichert wurde durch die Einführung
der Taille, einer Steuer zur Erhaltung des
Heeres, durch welche der König bei Klriegs-
gef ahr nicht mehr auf einen Gewinn aus der
Münzprägung bzw. auf einen Münzverruf
angewiesen war.
In Italien besteht von vornherein seit
dem Aufhören der Gotenherrschaft die po-
litische Zersplitterung zwischen Oberitalien
und Mittelitalien, das die Langobarden er-
obert haben, und Unteritalien, das sich
unter byzantinischer und arabischer Herr-
schaft befindet. Das Langobardenreich wird
von den Karolingern ihrem Reiche einver-
leibt, das dann später selbständig gewor-
dene Reich wird 962 von Otto dem Großen
vernichtet und wieder dem deutschen Reich
angegliedert; die oberitalischen Münzen
tragen daher die Namen der deutschen
Herrscher bis in das 14. Jh. hinein: in Ve-
rona, Lucca, Mailand, Pavia, Venedig,
Rom; doch wurden diese Münzstätten all-
mählich von den Kommunen in Besitz ge-
nommen. Im J. II 38 erteilt Konrad IIL
den Genuesem das Münzrecht, 1141 den
Büj^em von Asti, Kaiser Friedrich L 1155'
MÜNZRECHTSVERLEmUNGEN— MONZSAMMELN
435
an Cremona, Heinrich VI. 1186 an Siena,
1191 an Bologna. Bestätigungen schon vor-
handenen Münzrechtes erwirkten Piacenca
und Lucca i. d. J. 1140, 1155 u. 1186.
In Unteritalien geboten seit der Mitte des
II. Jh.s die Normannen. Dies Reich fiel
1191 an die Hohenstaufen, die es bis 1266
behaupteten, und unter denen Brindisi
und Messina die Hauptmünzstätten waren.
Sizilien kam daim an das Haus Aragon,
Neapel an die Anjou. Doch blieben Unter-
italien und Sizilien, die später wieder zu-
sammenfielen, einheitliche Münzgebiete. In
Mittel- und Oberitalien erhoben sich seit
dem 14, Jh. in der Mehrzahl der italieni-
schen Städte dynastische Gewalten und
Tyrannenherrschaften, die zu einer gleich-
artigen Zersplitterung des Münzwesens
führten, "wie sie in Deutschland das Inter-
regnum brachte. 267 Münzstätten sind in
Italien als sicher bezeugt und 87 darüber
hinaus mit Wahrscheinlichkeit anzuneh-
men. Diese alle sind im Laufe des 14. und
15. Jh.s entstanden. — Der Papst (s. d.)
prägte nach den ältesten Münzen vom 7. —
10. Jh. erst wieder z. Z. des Exils von
Avignon unter Bonifaz VIIL zu Ponte della
Sorge i. d. Grafschaft Veimaissin; Iimozenz
VI. prägte seit 1352 in Avignon, Bene-
dikt XL wieder in Italien: in Viterbo,
Joh. XXIL in Mazerata und Parma und
Urban V. 1369 in Rom und Bologna.
Spanien und Portugal hatten fast aus-
schließlich ein königliches Münzrecht, nur
die Abtei St. Antonin und die Kirchen-
kapitel in Segovia, St. Jakob di Com-
postella und von Toledo haben im 12. Jh.
Münzen geprägt.
In Großbritannien gibt es seit der
Vereinigung der sieben Königreiche durch
König Edgar 959 in England im wesent-
lichen nur eine einheitliche königliche Prä-
gung und Münzordnung, diese durch die
Gesetze Aethelreds und das Domesdaybook
Wilhelms L; auch die M. mit dem Namen
der Erzbischöfe von Canterbury und York
sind durchaus königliche, nur ein Teil der
Einkünfte wurde an die Geistlichen ab-
getreten.
Literatur: Elheberg, Über das ältere
deutsche M.'Wesen u. d. Hausgenossen-
schaften, Leipzig 1879; Menadier, Das
Münzrecht der deutschen Stammesherzöge,
Z. f. N. 27, S. 158 ff.; ders., Das Münzrecht
der deutschen Bischöfe, Berl. Mbl. 1910
S. 581 ff.; ders., Schausammlung, passim;
Dorothea Alenadier, Die Münzen . . der
Reichsäbtissinnen, in Z. f. N. XXXII
S. 2 10 ff.; Luschin, Allg. Mkde.^ S. 244 ff.;
Cahn in Z. f. N. XX S. 156 ff. Su.
Münzrechtsverleihungen siehe Münzrecht.
Münzregal, das, ein Begriff, der sich
nur da bilden konnte, wo neben einer Zen-
tralgewalt die Verwaltungsorgane einzelner
Landesteile mit weitgehender Autonomie
ausgestattet waren, besteht in dem Rechte
der Bestimmung über die Währung, in
dem Rechte der Münzerzeugung und in
dem Anspruch auf den Münznutzen. Hier-
über durfte der Münzherr mehr oder
minder frei verfügen. Doch war der
finanzielle Ertrag immer die Hauptsache
und so sehr das eigentliche Merkmal des
Regals, daß der Münznutzen geradezu das
Münzregal genannt wurde. Dies Regal
konnte mißbräuchlich verpachtet oder ver-
pfändet werden (siehe Münzverruf ung). —
Luschin, Allg. Mk.» S. 236 und 252. Su.
Münzrendant war die neue Bezeichnung
des bis in das 18. Jh. vorkommenden Münz-
schreibers. Beide waren die für die Münz-
ökonomie verantwortlichen Beamten. Die
Einführung des Münzschreibers war der
wichtigste Schritt zur Beschränkung der
Allmacht des Münzmeisters. Seit dem
18. Jh. war der Münzrendant der Vorstand
des Münzkontors. S.
Mfinzrollen, eine Art der Verpackung,
in der die Münzen in den Staatskassen
aufbewahrt werden. Eine runde Summe
einer Münzart wird gestapelt in ein Stück
Papier gerollt, auf beiden Seiten mit dem
Staatssiegel geschlossen und mit Gewicht,
Stückzahl, Datum und Namen des Beamten
versehen. Solche M. werden auch Privaten
auf Wunsch ausgehändigt und liefen früher
sehr viel im Verkehr um. S. auch Follis
und Kassenbeutel. — Schrötter, Preußen
1806/73, Gesch. II S. 455- S.
Mfinzsammeln und -sanunliingeiL Das
Altertum schon hat an M. früherer Zeiten
Gefallen gefunden, Augustus z.B. hat
seinen Freunden nummos omnis notae,
etiam veteres regios et per^rinos verehrt
(Suet. Aug. 75; vgL noch Herodian 1 16, 2),
die restituierten M. (s. d.) beweisen ein
28»
436
MÜNZSAMMELN
gewisses Interesse an den alten M. -Bildern,
die vielfache Verwendung der M. als
Schmuck (s. unter Mißbräuchl. Verwendung)
desgleichen. Von einem wirklichen M.-
sammeln aber kann man kaum sprechen.
Erst die Renaissance bringt mit der Vor-
liebe für das Altertum und seine Monu-
mente auch das Sammeln der antiken
Reste und ganz bes. der leicht zu findenden,
bequem aufzubewahrenden und meist deut-
baren M. (zunächst fast nur der röm.).
Petrarca (1304—74) ist der erste Sammler,
von dem wir hören; Alfons von Neapel,
Maximilian I. und Ferdinand I., Degen-
hart Pfeffinger waren ansehnliche Samm-
ler; schon i486 hören wir von einer öffent-
lich ausgestellten Sammlung als Geschenk
Hans Tuchers an die Stadt Nürnberg. Im
Laufe des 16. Jh. hat das Sammeln stark um
sich gegriffen, H. Goltz (1525— 1576) will
95oMünzkabinettein Europabesucht haben.
In der Zeit des Absolutismus spielen, dem
Zuge der Zeit entsprechend, die fürstlichen
Kabinette die Hauptrolle; als solche sind
im 17. Jh. so gut wie alle heutigen größeren
Kabinette begründet worden; sie gingen,
nachdem sie schon vorher wenigstens in
beschränktem Sinne »öffentliche «geworden
waren, meist im 19. und 20. Jh. in Staats-
besitz über, andere wurden gleich als
solcher gegründet, nachdem der Staat auch
diese Art der Fürsorge für die öffentliche
Bildung als seine Pflicht erkannt hatte.
Seit dem späteren 19. Jh. wetteiferten
auch Städte, Landesteile, Universitäten
in der Anlage von M. -Sammlungen, wäh-
rend die früher häufigen Schulsammlungen
sich überlebt haben. Der Besitz in diesen
schwächeren Händen ist freilich nicht ge-
schützt genug, da er von dem persönlichen
Interesse oder Nichtinteresse des jeweiligen
Museumsleiters an den Münzen abhängt,
und so haben wir denn in Deutsch-
land nach 1918 förmliche Auflösungen
auch berühmter, alter Provinzial-, Stadt-
und Vereinskabinette, in ihrer Eigen-
schaft als Generalsammlungen wenig-
stens, erlebt. — Von den großen Staats -
Sammlungen wurde von etwa 1650 bis
1850 auf dem anfänglich allein maß-
gebenden antiken Gebiete die Pariser die
weitaus größte; seitdem fing London an,
ebenbürtig zu werden; Berlin, überhaupt
erst seit 1841 durch das Verdienst von J.
Friedlaender mitzählend, hat seitdem für
die griech. M. die beiden älteren Schwestern
eingeholt, hie und da wohl übertroffen;
Wien ist für röm. M. noch in seiner alten
Vormachtstellung, Rom hat sich für diese
jetzt mit ins erste Glied gestellt; Athen
ist für griech. und byz. M. eine beachtens-
werte Größe. Die Schätze von Petersburg
sind noch sehr wenig bekannt. In Amerika
fangen namentlich Boston und New York
ernstlich an, als Konkurrenten für diese
6 — 7 europ. »großen« Kabinette zu zählen.
— Die Sammelarbeit für mittelalterliche
und neuzeitliche M. knüpft bezeichnender-
weise nicht an die bis etwa 1880 fast stets
von klassischen Gelehrten verwalteten
Staatskabinette an, sondern an Private:
Mader, Cappe, Grote, Dannenberg, Höfken
u. a. seien für Deutschland genannt. Auch
hier ist die Zahl der öffentlichen Samm-
lungen ständig im Wachsen. Ein Vergleich
der Bestände der einzelnen Sammlungen
wäre hier ungerecht, denn die mittel-
alterlich-neuzeitliche Münze ist ein terri-
toriales Erzeugnis und kann für ein anderes
Territorium nicht das Interesse bean-
spruchen wie es die antike M. um der all-
gemeinen klassischen Bildungswerte und
die röm. insbes. um der Universalität
ihres Geltungsbereiches willen tut. So
wird manche kleinere deutsche oder ital.
Sammlung für Mittelalter oder Neuzeit
höhere Ziffern, ja vielleicht sogar größere
Schätze aufweisen als die westeurop.
großen Staatskabinette, von der Re-
naissancemedaille abgesehen, in denen die
vier zuerst genannten großen europ. Museen
gleichfalls konkurrenzlos sind; München
verdient hierfür als fünftes eine Erwähnung.
Die Entwicklung der Privatsammlungen
konnte seit der Zeit um 1600 mit der der
fürstl. Kabinette nicht mehr Schritt halten;
erst die Bildung großer Kapitalien in
Privathand hat das im Laufe des 19. Jh.s
wieder geändert. Doch sie überleben nur
selten eine Generation: früher gingen sie
dann meist als geschlossene Sammlungen
in andere Hand oder von der Privathand
in fürstl. oder öffentl. Hand über, dies
in England und Fra,akreich oft ge-
schenkweise, in Deutschland meist um
schweres Geld. Seit etwa 30 — ^40 Jahren
MÜNZSCHEINE— MÜNZSTÄTTE
437
wird die Abgabe an einen Händler zur
Vereinzelung im Auktionswege fast stets
vorgezogen. Solche Auktionskataloge sind
schon von 1599, ^^11, 1Ö97 bekannt, einer
von 1698 umfaßt schon vornehmlich mo-
derne M., die schon damals im Handel
eine größere Rolle spielten als in der
Wissenschaft. 1736 finden wir den ersten
Verkaufskatalog mit beigesetzten Preisen.
— Trait6 I S. 66/325; Luschin, Allg. M.-
kunde » S. 107/14; Z. f. N. XIX S. 245 ff-;
Kunstwanderer I 1919/20 S. 23; Monats-
blatt num. Ges. Wien IX S. 269, X S. 2,
185, 202; Die Geisteswissenschaften I
S. 153, 935. R.
Münzscheine heißen seit dem 18. Jh.
die Quittungen der Münzstätten für das
von Staatsbanken oder Privaten gelieferte
Edelmetall, die dann mit neugeprägten
Sorten eingelöst werden. Sie liefen zeit-
weise wie eine Art Wechsel um. — Münz-
scheine waren ferner österreichische Papier-
scheine zu 10 und 6 Kreuzer, die 1849 aus-
gegeben wurden, weil aus Mangel an Klein-
geld, das von dem Papier vertrieben war,
die Banknoten zu i Gulden zerschnitten
und die Teile als V»" ^^^^ V4"Gulden be-
nutzt wurden, was man nun verbot. 1860
wurden wieder M. zu 10 Kreuzer aus-
gegeben. — Schalk, Wiens Geldwesen,
S. 83—85. S.
Mfinzschreiber s. Münzrendant.
Münzstätte der antiken Stadt-M. ist
natürlich die Stadt selbst; nur wenn ihr
Gebiet sich weiter ausdehnt, ist Prägung
außerhalb der Stadtmauern denkbar, so
die der athen. Kleruchen auf Imbros; doch
sind die Versuche, z. B. für Athen eine
M. -Stätte in Laurion oder gar eine private
M. des Peisistratos auf athenischen Stem-
pel (I) im Pangaiongebiet nachzuweisen,
mißglückt (s. Philol. Wochenschr. 1925
S. 222/3). Da nun die große Mehrzahl
der griech. Staaten vor der heilenist.
Epoche Stadtstaaten sind, erübrigt sich
hier fast stets die Frage nach der M.-st.
Sie tritt erst auf bei denjenigen Bundes -
M. (s. d.), die nicht durch Zufügung der
verschiedenen Stadtwappen oder -namen
(wie sie bei den böot. Städtebünden, der
Symmachie von 387, den späteren achäi-
schen Bundes -M. geschieht) die M.-st. ohne
weiteres angeben; von den sonstigen Bun-
desmünzen nun werden die meisten in der
Bundeshauptstadt geprägt sein, so die böot.
des 4. Jh. mit dem Namen eines der Böo-
tarchen in Theben, die arkad. gleicher Zeit
in Megalopolis usw., und auch bei den
übrigen Bundesmünzen scheinen versteckte
Angaben der M.-st. durch Buchstaben,
Monogramme oder Beizeichen nicht vor-
handen zu sein, so daß die Annahme der
Bundeshauptstadt als M.-st. naheliegt.
Dagegen sind die Münzen der monarchi-
schen Flächenstaaten hellenist. Zeit bei der
Ausdehnung dieser Reiche gewiß nicht in
einer M.-st. geprägt sondern in vielen, und
man hat schon früh die zahlreichen Bei-
zeichen, Buchstaben und -gruppen, die
sich auf solchen finden (Abb. 47 — 49), auf
die Wappen und Namen der betr. M.-st.
bezogen; L, Müller hat in seinen Werken
über die M, des Lysimachos (1858) und
Philipps IL, Alexanders des Gr. und
Philipps IIL (1855) diesen Grundsatz bis
zur äußersten Grenze durchgeführt, ist
aber, wie die neuen Forschungen bes. von
Newell für Alexander gezeigt haben (A. J.
N. 1912, 1919, 1920, 1923; The dated Alex.
Coinage of Sidon and Ake, New Haven
1916; Num. chron. 191 5; Notes and
monographs No. 3. 19. 21), gescheitert:
die Beiz, und Buchstaben der unter Alex,
selbst und bald danach geprägten Münizen
(Müllers Klasse I und I]Q geben nur in
seltenen Fällen Wappen und Namen der
M.-st., die sich vielmehr meist gar nicht
nennt; für eine große Menge von stilistisch
einheitl. Münzen, die Müller auf mindestens
30 verschiedene M.-st. verteilt, ist viel-
mehr eine makedon. Hauptprägestätte
(Pella? Amphipolis?) erkannt worden; die
Beiz, und Buchstaben sind in diesen und
vielen anderen Fällen die der M.-beamten
oder Emissionszeichen u. dgl. (vgl. unter
Münzbuchstaben)- Erst später im 3. und
insbes. 2. Jh. sind die Buchstaben und
Beiz, auf den nunmehr von freien Städten,
nicht mehr i n königl. M,-st geprägten Alex-
ander- und Lysim'achos-Münzen deren
Stadtmonogramme und Wappen, während
daneben oft auch noch Namen und Wappen
von städt. Münzbeamten vorkommen.
Gleich und gldchmäßig zu lösen sind die
Fragen, die die meisten anderen griech.
Königs-M. bieten; insbes. ist bei den Ptole-^
438
MÜNZSTÄTTE
mäem die von F. Lenormant einst bis zur
Annahme von Bundesmünzen verschiedener
Münzstätten (II) getriebene Deutung der
einzelnen Zeichen, z.B. Abb. 51/2 (von
2a, Kl, ria usw. abgesehen) fast stets ab-
zulehnen (Svoronos IIxoX. IV S. 55 ff.).
Auf den Seleukiden-M. ist das Wappen der
M. -Stätte in Phönikien oft unmißverständ-
lich als Beiz, ins Feld gesetzt, zuweilen
sogar zum Typus der Rs. geworden (das
sog. Sardanapalgrab: Tarsos; der Blitz:
Seleukeia usw.); bei der hieronischen
Dynastie wird niemand an eine andere
M.-st. als Syrakus denken, während die
Prägungen des Pyrrhos in Epeiros, Make-
donien und Italien-Sizilien sich durch
Typen und Stil meist ohne weiteres trennen
lassen; die wenigen Provinznamen auf
Parthermünzen (Margiane usw.) geben
schwerlich die M.-st. an usw.; vgl. z.B.
noch Vlasto, Num. chron. 1926 für die
M.-st. Alexanders von Epeiros, Newell,
A. J. N. 21 für dieseleuk.M.-st. Antiocheia,
Notes and monogr. No. 10 für die von Tyros
und Newell The coinage of Demetrius (I.)
1927 für dessen M.-st. — Für die röm.
Republik hat neuerdings — und vielfach
mit Glück, oft aber auch mit recht un-
sicherem Ergebnis — der B. M. C. Rom.
republ. versucht, die Reihen systematisch
nach M.-st. zu zerlegen und der Band I des
B. M. C. Rom. emp. sowie das Handbuch
The roman imp. coinage I, II 1923 und
1926 von Mattingly und Sydenham ver-
sucht das auch für die frühe Kaiserzeit;
aber so sicher wir z. B. für die Zeit des
Augustus durch eine Notiz bei Strabon IV
p. 192 und ein paar Inschriften über die
Existenz einer kaiserl. M.-st. in Lugdunum
sind, für die Zeit des Vespasian durch das
Monogramm Ephe auf einigen Denaren
über die Existenz einer M.st. in Ephesos sind
usw., so ist doch eine große Anzahl anderer
derartiger Zuteilungen recht fraglich (vgl.
die Diskussion Philol. Wochenschr. 1924
S. 364, N. Z. 58 S. 121, Z. f. N. 37 S. 295).
Von der Zeit spätestens des Valerianus
ab dagegen wird die Existenz vieler M.
im röm. Reiche durch den Stilunterschied
usw. gesichert, und von Claudius IL an
treten Münzbuchstaben (s. d.) auf, die zu-
erst mittelbar, dann unmittelbar die M.-st.
angeben, Abb. 104 ff. Von den gesicherten
ausgehend, mittels Fabrik, Stil, Fundort
weiterschreitend, hat die neuere Forschung
unter Vorantritt der Wiener auch die nicht
mit M.-st. -angäbe versehenen röm. M. von
etwa 250 — 375 n. C. mit einiger Sicherheit
auf die verschiedenen, oft wechselnden M.-
st. des Reiches zu verteilen gewußt, wenn-
gleich z. B. die M.-st. Tripolis, Mediolanum
und Ticinum noch stark umstritten, die
Trennung von Constantinopolis und Con-
stantina-Arles keineswegs immer sicher,
und zahllose die M.-st. und die Chronologie
der Reihen betreffende große und kleine
Fragen noch völlig offen sind; eine Zu-
sammenfassung für die Zeit von etwa
305 — 337 hat Maurice, Num. Constan-
tinienne 3 Bde. 1908 — 1912 gegeben, einen
kurzen Überblick über das 3. Jh. Webb,
Num. chron. 1921 S. 226/93, zugleich Ver-
fasser des V. Bandes der genannten Rom.
imp. coinage, 1927, Teil I, Valerianus bis
Florianus; vgl. auch die Übersichten im
Trait6 I S. 967/1044 und bei Bemhart,
Handbuch S. 322/68. — Die von Anastasius
begonnene byz. Kupferprägung erfolgt in
höchstens 12 Münzstätten und diese werden
bis etwa auf lustinianus II. meist im Ab-
schnitt eindeutig angegeben, Abb. 114/5;
nur für die späteren Erzeugnisse von
Cherson (Krim) sind wir auf den (hier
völlig eindeutigen) Stil angewiesen; auch
das Gold und Silber hat man auf (wenige)
verschiedene M.-st. zu verteilen gesucht. —
B. M. C. Byz. S. XCIX— CIV und B. M. C.
Vandals etc. passim. R.
Im M.A. erscheint der Name der M.st.
auf den selbständigen Münzen der ger-
manischen Staaten, so des Westgoten-,
Franken- und Langobardenreiches, z. T.
noch in Abkürzungsformen (Monogrammen)
wie RM (Rom) auf den gotischen Nach-
bildungen byzantinischer Goldstücke, später
zum größten Teile ausgeschrieben. Auf
den karolingischen Christiana-religio -De-
naren (s. d.) verschwindet dann der
Stadtname. In der sächsisch-fränki-
schen Kaiserzeit und später wird er teil-
weise durch den Ortsheiligen ersetzt, wie
das auch z.T. in Frankreich geschieht;
dieser wird als Müi^zherr betrachtet und
genügte bei der lokalen Bedeutung der
Pfennige, um deren Herkunftsort zu kenn-
zeichnen (s. unter Heilige).
MONZSYSTEM— MÜNZVEREINE
439
In Deutschland erscheint auch oft auf
der einen Seite des Pfennigs der Name des
Kaisers als des eigentlichen Münzherm,
während sich auf der anderen der des
Dynasten befindet. Wenn der Stadtname
vorkommt, so hat er im 10. u. ii. Jh. meist
die latinisierte Form wie Verona (Boim),
Juvavum (Salzburg), Belgica civitas (Trier),
Leuchas civitas (Toul), urbs Clavorum
(Verdun), Troja (Xanten) u. a. (deutsche
Namensformen s. Schrift).
Als bei dem Auftreten der Groschen-
münzen seit dem 14. Jh. diese über ihren
Herkunftsort hinaus eine allgemeine Be-
deutung gewinnen, wird es notwendig, auf
ihnen, besonders im Rheinland bei der
hier herrschenden Konkurrenz der Münz-
stätten, den Prägeort genau zu nennen,
wozu auch der größere Raum auf den
neuen Münzen die Möglichkeit gab.
Seit Bildung der großen Territorial-
staaten im 16. Jh. beginnt man wieder die
Münzstätte abgekürzt zu bezeichnen (s.
Münzbuchstaben)- Su.
Mfinzsystem. Das M. eines Landes be-
steht in den Bestiramungen über die Wäh-
rung, den Münzfuß, die Stückelung,
die Zählweise der Münzen und die Geltung
der papiemen Zahlmittel. S.
Mflnztarite sind staatliche Wertsetzungen
eigener älterer und fremder Münzen in
eigener Währung für die Geltung im
eigenen Lande. Solche T., in Plakatform
gedruckt, wurden zuerst in den Nieder-
landen seit Ende des 15. Jh.s veröffent-
licht, weil die durch den Welthandel dort
zusammenströmenden Münzen nicht ver-
boten, ihre Bewertung aber mcht der
Privatspekulation überlassen werden durfte.
Die Münztarife waren die Vorläufer der
Kurszettel; die niederländischen enthielten
oft viele hunderte von Münzarten. Sehr
bald folgten andere Länder. So veröffent-
lichte die brandenburg-frärüdsche Re-
gierung 15 IG einen Tarif mit 58 Silber-
sorten. S. auch Valvation. S.
Mfinztechnik. Die Herstellung einer M.
oder Medaille erfolgt entweder durch Guß
(s. d.) oder durch Prägetechnik (s. d.),
und zwar bei Prägung in drei getrennten
Vorgängen: i. Herstellung des Schrötlings
(s. d.), 2. der Stempel (s. d.) und 3. die
Anbringung der Bilder dieses Stempels
auf dem dazwischengelegten SchröÜing
durch Druck. Abbildungen des ganzen
Verfahrens aus älterer Zeit vor Anwendung
der maschinellen Hilfsmittel s. Trait6 I
S. 903/4; N. Z. 60 S.öpff., 88 ff. Taf.
IV — XII; Forrer, Dictionary of medallists
IV S. 88/90 und BerL M.-bL 1915 S. 237/42,
1916 S. 445, 485, 1918 S. 260, der dazu be-
nötigten Werkzeuge auf dem Denar des
T. Carisius (Abb. 78, Restitution) und eb.
1916 S. 446/7, 1917 S. 81. Über die Dar-
stellung des Münzens auf M. von Paestum
(I. Jh. V. C.) und Minden (il. Jh. n. C.) s.
Weil, Histor. Aufsätze für Zeuner, S. i ff.;
über die röm. Tessera mit ähnlicher Dar-
stellung N. Z. 42 S. 108. Vgl. zu diesen Dar-
stellungen noch unter Moneta und Num.
chron. 1922 S. 25/7. — Größere Arbeiten
über antike M.-technik sind; Berl. M.-bl.
1904 S. 433 ff.; Trait6 I S. 897/966;
N. Z. XII S. 22/67 ^^^ Monatsblatt num.
Ges. Wien 1909 S. 19/22; Num. chron.
1922 S. 1/48 und Atti istit. num. ital. V
S. 209/242; Bl. f. M.-fr. 1924 S. 134/8;
Riv. ital. di num. 1903 S. 275 Taf. (Fund
von ^- Stangenbarren und davon abge-
hackten Schrötlingen), und im allg. Neu-
burger, Technik des Altertums 1919 S. 43ff-
(dürftig und oft schief). — Ober Med.-tech-
nik: Hill, Med. of the renaissance 1920
S. 19/34; Habich, Med. der ital. Renaissance
S. 11/19; Festschr. Num. Ges. Berlin 1893
S.6S/67; Habich -[Festschrift] 1926 S.
36/39. — Im übrigen vgl. die einzelnen
Stichworte, insbes. Guß, Hohlguß, Kar-
tonguß; Modell, Hx)Iz-, Stein-, Wachs-
modell; Stempel- (usw.), Patrize, Punze,
Zentralloch; gravierte Med., galvanopL
Verfahren; Hammerprägung, Durchschnitt,
Reckbank, Quetschgeld, Reduktions-
maschine, Senkverfahren; Hohlprägung^
inkuse M.; Rändelung, Serratus; Verprä-
gung, Zwittermünzen; Falschmünzerei,
Münzfälschung; Subaeratus, Sud. — Flörke
in Krünitz' Encyklopädie 97. Teil, Berlin
1805, S. 652 — 789, 840—975; E. Schlösser,
Die Münztechnik, Hannover 1884; Schröt-
ter in Acta Bor. Gesch. I, S. 3 ff., IV,
S.42ff.; ders. Preußen 1806/73, Gesch. I,
S. 222 ff. R-
Munzimteniehiiier s. Münzpächter.
Hfinzvereine. W^en antiker M.-v. siehe
440
mOnzverordnungen— mOnzverrufutstg
unter Bundesmünzen. — In Deutschland
bildeten sich seit dem Interregnum als
Ersatz für die geschwächte Gewalt des
Königtums Vereinigungen der Fürsten,
Herren und Städte, sog. Landfriedens-
bünde. Aber die in diesen herrschenden
ständischen Sonderinteressen ließen sie nur
selten zu gedeihlicherWirksamkeit kommen.
Ein Ausfluß der Landfriedensbünde waren
die Münzvereine, deren Aufgabe darin be-
stand, nach gemeinsamem Münzfuße zu
arbeiten, sich daraufhin gegenseitig zu über-
wachen, nur eignes Geld zuzulassen, hier-
durch und durch Ausfuhrverbote der Ver-
teuerung des Silbers vorzubeugen, kurz im
Münzwesen eine größere lebensfähige Ein-
heit zu schaffen. Seit der Mitte des 13. Jh.s
entstanden in Österreich, der Schweiz,
am Rhein, in den Niederlanden, zwischen
Hamburg und Lübeck Vereinigungen über
gemeinsamen Münzfuß. Größere Länder-
komplexe, die alle die eben genannten
Ziele mehr oder weniger erreichten, waren
der Bund der rheinischen Kurfürsten von
1386, der lübische von 1392, der der
schwäbischen Fürsten und Städte von
1396, die fränkischen Münzvereine seit
1396, der Rappenmünzbund im Elsaß von
1387, der Verein der Bodenseestädte von
1404, denen später bestätigende und er-
weiternde Verträge folgten, bis im An-
fange des 16- Jh.s das Reich und die
Kjreise das Münzwesen in die Hand nahmen
(über die Gepräge s, Gemeinschaftsmünzen).
Als diese in und nach der Klipperzeit
hierin versagten, suchten sich die Reichs-
stände wieder durch Vereinigungen zu
helfen, die so lange immer wieder ge-
schlossen wurden, bis man endlich nach
250 Jahren über die Verträge von 1838
u. 1857 die deutsche Münzeinheit erreichte.
S. Zinnaischer, Leipziger, Torgauer Münz-
verein, Konventionsfuß. Auf einen Welt-
münzverein zielte der Lateinische Münz-
bund (s. d.). S.
Mfinzverordnungen s. Münzgesetze.
Mfinzverrufung und Munzemeiierung,
die, (abjectio et renovatio, relevatio, inno-
vatio, mutatio monete), ist im wesent-
lichen eine dem europäischen M.A. eigen-
tümliche Einrichtung, die im Altertum nur
ausnahmsweise von griechischen Tyrannen
(z. B. Hippias, Dionysios von Syrakus)
berichtet wird. Etwas derartiges kommt
schon in der Karolingerzeit vor; in dieser
werden mehrmals zu einem bestimmten
Termin die bis dahin im Umlauf gewesenen
Denare verrufen, d. h. für ungültig er-
klärt, und durch neue ersetzt. Das ge-
schah damals zum Besten der Volkswirt-
schaft, um einmal den Münzfuß zu ver-
bessern und zweitens um Pfennige in den
Verkehr zu bringen, die überall im ganzen
Reiche als Zahlmittel genommen werden
sollten (s. unter Karol. M, -Ordnung).
Anderen Zwecken diente die Verrufung
und Erneuerung in der späteren Zeit. Ur-
sprünglich wurde in Deutschland wohl nur
Geld für den Markt geprägt, sonst war
keins im Umlauf; in der Regel wurde dann
wohl zu jedem Markte, der gewöhnlich
einmal im Jahre stattfand, wiederum Geld
geschlagen, das aber zunächst nicht von
neuen Stempeln mit anderen Typen ge-
prägt zu sein brauchte und nicht die Ver-
rufung des alten Geldes zur Veranlassung
hatte. Nun kam aber dazu, daß sich die
Regel ausgebildet hatte, daß der Pfennig
nur da galt, wo er geschlagen wurde.
Der wandernde Kaufmann mußte daher
von Land zu Land neues Geld einwechseln,
und das natürlich mit Verlust. Dieser zu-
erst nur geringe Wechselgewinn wurde dann
auch von den eigenen Untertanen verlangt,
indem bei jedem Markt neue Münztypen
zur Ausgabe gelangten, die gegen die
alten, die verrufen wurden, nach Abzug
des Schlagschatzes und der Kosten ein-
gewechselt werden mußten. Das geschah
wahrscheinlich zuerst in der Zeit Hein-
richs IV. Doch wurde noch nicht miß-
bräuchlich unterwertige Münze zum frü-
heren Nennwert ausgegeben. Das konnte
erst eintreten, als die königliche Macht
sank und der Landesherr die Berechtigung
usurpiert hatte, den Münzfuß festzusetzen.
Im Rheinland und Westfalen ist die
den Handel stark beeinträchtigende Ein-
richtung der M. besonders durch den Ein-
fluß der Domkapitel, der sehr viel stärker
war als im Osten, eingedämmt und ver-
hindert worden. Sie wird hier auf Re-
gierungswechsel und Romfahrt beschränkt.
Das wurde 1252 Konrad von Hochstaden,
Erzbischof von Köln, bei seinem Versuche,
jene Gepflogenheit zu ändern, ausdrücklich
mCnzverrüfung
441
eingeschärft: »ut . . . . Conradus Coloniensis
archiepiscopus careat de moneta nova, nee
unquam in omne tempus moneta Coloniensis
numismatis renovetur, nisi quando novus
archiepiscopus electus f uerit et confirmatus,
vel quando eiusdem Coloniensis ecclesie
archiepiscopus, in obsequio imperii armis
accinctus, de transalpinis partibus reverte-
tur« (Jesse nr. 126), und im Dortmunder
Stadtrecht steht die Bestimmung: »Qui-
cunque tenet monetam nostram a sacro
imperio, non potest eam variare autpermu-
tare, nisi mutata persona per mortem,
que gubemabat imperium, aut iUe, qui
tenet monetam, eidem imperio cum armis
deserviat trans alpes« (Eheberg, M.-wesen
u. Hausgenossensch. S. 85 Anm. 7). Für
Aachen bestimmte Kaiser Friedrich 1. 1 166:
»ne crebra mutatio monete que aliquando
gravior aliquando levior esse solebat in
dampnum redundet« (Jesse nr. 106). Sach-
sen- und Schwabenspiegel erlauben den
Münzwechsel nur bei Regierungsantritt:
»Phennige sol men vimyen, alse nye herren
coment«.
Hauptsächlich wurde die Münzvemifung
und -emeuerung in den Koloniallanden
ausgeübt, wo die regierenden Fürsten eine
besonders große Macht hatten. Sie wandten
diese Maßnahmen in der Regel nur einmal
im Jahre an, unter Erzbischof Wichmann
von Magdeburg fand sie aber zweimal im
Jahre statt, in Schlesien und Polen noch zu
Anfang des 13. Jh.s dreimal, in Böhmen
vor 1125 drei- bis viermal, dann zweimal,
in Steiermark seit 1237 nur mit Zustim-
mung der Landesministerialen in min-
destens 5 jährigen Abständen; aus Ungarn
und Dänemark ist uns nur eine einmalige
Verrufung und Erneuerung bekannt.
In manchen Gebieten, so in Branden-
burg (1347) und Österreich (1339) xmd in
der Stadt Braunschweig vor 14 12 gab
man alljährlich hintereinander verschiedene
Emissionen von Pfennigen aus, deren
innerer Wert und deren Gewicht bei der
Wahrung des Nominalwertes unter Bei-
behaltung des Gepräges in gleicher Weise
abnahm, wie die Kaufkraft der Pfennige
im Verkehr; diese wurde nämlich immer
geringer, je näher der Einlösungstermin
herankam. Man suchte dadurch die Un-
sicherheit im Geldverkehr imd die Schwan-
kungen in den Preisen etwas zu mildern.
Viel nutzte diese Maßnahme aber nicht
(Eheberg, M.-wesen und Hausgenossensch.
S. 74 ff.; Menadier in D. M. III S.pSff.).
Die Verrufung muß man sich nun nicht
etwa so vorstellen, als ob bei dem
Einlösungstermin alle Münzen wirklich
abgeliefert worden wären, sonst wären
die Münzschätze nicht möglich, sondern
sie gingen auch in die Nachbarschaft, so
die Braunschweiger Pfennige teilweise nach
Helmstedt; diese Stadt konnte nur alte
Braunschweiger gebrauchen, da sie für die
neuen hätte Steuern zahlen müssen. Ebenso
gingen die verrufenen Wiener Pfennige ins
Ausland, nach Ungarn.
Das Beschneiden der Münzen und das
Aussaigern der schwereren Stücke, damals
beides üblich, machte es für die Erhal-
tung des Münzfußes wünschenswert, von
Zeit zu Zeit eine neue Münze zu schlagen
und die alte zu verrufen; in den Brak-
teatengebieten hielten ja die Hohlpfennige
bei ihrer außerordentlichen Zerbrechlich-
keit sowieso keinen langen Umlauf aus. Die
dabei erhobenen Geldabgaben — für 12
alte Denare wurden gewöhnlich 9 neue
gegeben, es war also eine 25<>/o Kapitalsteuer
— wurden sogar als rechtlich erkannt, so
z. B. in England, wo an Stelle der M.
eine regelrechte Steuer trat (s. unten);
die mittelalterliche Staatswirtschaft hatte
ja nur sehr geringe Bargeldeinnahmen und
konnte sich solche noch am leichtesten aus
den Regalien verschaffen. Der Handel hätte
bei fortschreitender Geldwirtschaft die Ver-
ringerung der Münze in gewisser Weise auch
begrüßt, um kleinere Gegenstände mit Geld
bezahlen zu können. Die Besteuerung
durch die objectio et renovatio monetae
wäre also, in Grenzen ausgeübt, sicher bei
der hauptsächlich noch vorhandenen Na-
turalwirtschaft zu ertragen gewesen. Sie
wurde aber in späterer Zeit vielfach aufs
schonungsloseste ausgenutzt — die Münz-
herren hatten inzwischen, vor allem seit
dem 13. Jh., die Verfügung über den Münz-
fuß erlangt (s. Münzrecht) — , indem die
Pfennige von Verrufung zu Verrufung
immer leichter und leichter wurden, z. B,
in Halle 1276: »quid mirum, si cuduntur
infra civitatem denarii, qui extra muros
minime sint dativi, pro eo quod librati in
442
MÜNZVERRUFÜNG
statera, stateram cras et hodie non teneant
uniformem, imo de die in diem cudi soleant
leviores, pro parvissima vi flaminis usque
quaque volatiles« (Jesse nr. 134). So fügte
sie allem Handelsverkehr großen Schaden
zu, vor allem bei der Härte, mit der
die Umwechselung alten Geldes gegen
neues durchzusetzen gesucht wurde (Wech-
selmonopol und Barrenverbot). Daher
lehnen sich, ebenso wie die Domkapitel —
das Magdeburger sichert sich 1260 ein
Aufsichtsrecht über die Münzprägung
(Jesse nr. 72) — , die Städte frühzeitig
gegen diese Form der Besteuerung auf,
zuerst Speier iiii: »monetam quoque
nuUa potestas in levius aut in deterius
imminuat aliqua racione, nisi communi
dvium consilio permutet« (Jesse nr. 79).
In Erfurt setzen die Büi^er es durch, daiß
alte Münze gegen eine Gebühr, den »Schlag -
schätz«, weiter zu benutzen erlaubt wird.
Sonst erkauft die Stadt für eine Anzahl
von Jahren gegen Zahlung einer bestimm-
ten Summe den Verzicht auf die Verrufung,
so Konstanz i. J. 1295 (Cahn, Bodensee-
gebiet S. 69) und 1284 Augsburg. Die
förmliche Beaufsichtigung der Münze er-
langen u. a. Lübeck 11 88, Hamburg Z189,
Goslar 1219, Regensburg 1230, Hannover
1241. Häxifige Geldverl^enheiten der Münz -
herren boten dann eine Möglichkeit, die
Münze zunächst durch Pacht, später durch
Kauf gänzlich in die Hände der Städte zu
bringen. Schon 1179 verpfändet Erzbischof
Philipp der Stadt Köln »reditus, quos habe-
mus in moneta et quicquid in ea juris
habemus« g^en eine Anldhe von looo
Mark Silber zum Zwecke eines Kriegszuges
nach Italien. Am zahlreichsten sind die
Verpfändungen und Verkäufe in Nord-
deutschland besonders am Ende des 13. und
Anfang des 14. Jh.s. Stade erwirbt 1272
käuflich das Münzrecht, Hamburg pachtet
es 1293 von dem Grafen von Holstein und
erhält es 1325 zu vollem Eigentum, Lüne-
burg 1293, Braimschweig zuerst pfand-
weise 1296, zu Eigentum 1412, Stralsund
1325, ebenso Rostock, Hannover gemein-
schaftlich mit der Ritterschaft 1332 usw.
In Brandenburg zahlen die Städte eine ein-
malige Abfindung an den Markgrafen und
übernehmen 1369 die Prägung selbst.
Dadurch, daß so die Städte selbst in den
Besitz des Münzregals kamen, konnten sie
dessen fiskalische Ausbeutung am besten
verhindern. Doch konnten auch sie nicht
immer sofort auf die renovatio et abjectio
verzichten, da die Fürsten ihre Münzen miß-
bräuchlich oft mit Anweisungen und Ver-
pfändungen belastet hatten, die von den
Städten erst abgelöst werden mußten. An
die Stelle der alten Münze trat jedoch in der
Regel eine neue bleibende Münze, der »ewige
Pfennig«. In Österreich wird 1359 die Ver-
rufung durch das »Ungeld«, eine Getränke-
steuer, in Schlesien durch eine allgemeine
Steuer unter dem Namen Münzgeld »pe-
cunia monetalis sive defectus monetae«,
urkdl. zuerst 1226, abgelöst (Friedensburg,
Schlesiens M.-wesen i. M.-A. S. 45; Ehe-
berg, S. 64ff.).
In der Normandie und von da übertragen
nach England, wo die M. zweifellos schon
unter Ethelred II. geschah, war sie durch
eine alle drei Jahre zu zahlende Herdsteuer,
das focagium oder monetagium abgelöst,
und zwar seit der Zeit Wilhelms I. des
Eroberers (vgl. Brooke im Num. Chron.
1912 S. 98ff.).
In Frankreich verspricht Ludwig VIL
1137 den Bürgern von Etampes, 3 Jahre die
Münze nicht zu verändern gegen eine Ent-
schädigung »pro redemptione monete«,
1138 dasselbe für Orl6ans (Dieudonn6, Les
moimaies Cap6tiennes S. XLIII).
Seit der Zeit König Philipps IV. (1285—
1314) und seiner Nachfolger, die für die
Durchführung ihrer ICriege Gedd brauchten,
speziell für den 1339 entbrannten mehr als
hundertjährigen Krieg zwischen Frank-
reich und England, wurde die Münze stark
verschlechtert. Die Zahl der Veränderun-
gen wechselte dabei von Jahr zu Jahr.
Im Jahre 1348 wechselte man ii mal die
Münze, 1349 9 mal, 1351 18 mal usw.; die
feine Mark Silbers wurde in dieser Zeit sehr
verschieden, zu 4 — 17 Livres 8 Sous aus-
geprägt. Der Gewinn bestand haupt-
sächlich darin, daß man den Münzen
einen erhöhten Nennwert beilegte. Zwi-
schendurch prägte man wieder schwerere
Münze. Nach 1430 traten in Frankreich
erst wieder bessere Zustände ein. — Babe-
lon, La th^orie f6odale de la monnaie,
Paris 1908.
In Ungarn geschah eine gewisse Ablösung
MÜNZVERSCHLECHTERUNG— MONZVERWALTUNG
443
durch eine Torsteuer unter König Karl
Robert I.
In Aragon wurde seit d. J. 1236 von Zeit
zu Zeit eine 5-prozentige Steuer vonoi be-
weglichen Vermögen und eine lo-prozentige
vom Häuserwert, das monetaticum und das
morabetinum erhoben. — Luschin, Allg.
Mkde.a §33. Su.
Mfinzverschlechterung. Unter M.v. ver-
steht man eine die Allgemeinheit schädi-
gende Verbilligung oder Verringerung d.
Feingewichts (Abknappung am Münzfuße)
oder Erhöhung des Nennwertes einer Münz-
art. Eine ständige Abknappung am Schrote
ist im Altertum bei fast allen M. -fußen
festzustellen; im Korn wird eine M.v, z. B.
von Timotheos (Polyaenus III 10, 14) und
Dionysios von Syrakus, von diesem (Z. f. N.
26 S. 76) und Hippias ([Aristot.] Oecon.
II 4) auch eine Erhöhung des Nennwertes
der M. berichtet. R,
Eine Verbilligung des Münzfußes ist nicht
schlechthin gleichbedeutend nait Münzver-
schlechterung. Deim sie kann unter Um-
ständen eine notwendige Verbesserung des
Münzsystems sein. Wenn nämlich die M.
eines Staates ein Feingewicht haben, das
die Nachbarn veranlaßt, sie in M. von ge-
ringerem Feingewicht umzuprägen, so kann
dieser Staat sein System meist auch nur
durch Verbilligung seines Münzfußes auf-
rechterhalten. Freilich kann eine Münze,
auch wenn die ähnlichen der Nachbarn
ärmer sind, als notwendiges Handelsgeld
durch die Nachfrage nach ihr im Werte
erhalten werden, wie durch Jahrhunderte
der Peso und später der Maria-Theresien-
taler. Dagegen konnte der weniger als der
Peso begehrte deutsche Reichstaler, weil
die geringhaltigen niederländischen und
Schweizer Taler und die deutschen Scheide-
münzen seine Einschmelzung vorteilhaft
machten, seit Ende des 17. Jh.s nicht
weiter gemünzt werden. Darum war die
Verbilligung des Kurants, sollte Deutsch-
land nicht in die monetäre Knechtschaft
des Auslandes geraten, durch den Herab-
gang vom 9- zum lO^/%- und 12 -Talerfuß
1667 und 1690, dann zum 14-Talerfuß in
Preußen 1750 keine die Allgemeinheit
schädigende M.v., sondern eine münzpoli-
tisch notwendige Verbilligung d. Münzfußes.
Aber auch die bisher meist stark ver-
urteilten Münzverschlechterungen aus finan-
ziellen Gründen hat man zum Teil neuer-
dings in milderem Licht anzusehen b^on-
nen. Zwar die ohne größere Not nur um
des Gewinnes willen geschehenen wie etwa
die des Grafen Gustav von Sayn -Wittgen-
stein oder der Schweden in Stettin oder die
Prägungen der Roten Sechser oder der
Seufzer, alle am Ende des 17. Jh.s, oder die
Heinrichs VIII. von England und Sigis-
munds III. von Polen werden immer ver-
urteilt werden, weil sowohl der Staat wie
auch das Volk nur Schaden von ihnen
hatte. Aber die mit großen Kriegen ver-
bundenen Münzv. wie die des Siebenjähri-
gen Krieges oder die Österreichs während
der Türkenkriege haben gewiß auch furcht-
bare Einbußen am nationalen Vermögen
verschuldet, waren aber eine nationale
Notwendigkeit (s. Ephraimiten imd Kaiser-
groschen). Selbst die Kipperzeit (s. d.) ist
eingeleitet worden durch die wegen Silber-
mangels notwendige Schaffung von Klein-
geld für Truppensold seit Ende des 16. Jh.s,
und erst deren Auswüchse, besonders 161 9
bis 1622, waren Staat und Bevölkerung
schädigende Münzverschlechterungen. Um
vieles unheilvoller aber als alle diese war die
Geldverschlechterung durch unsinnig mas-
senhafte Ausgabe von Papiergeld (s. As-
signaten und Inflation). S.
Miiiizverwaltiuig. Unter M. verstehe ich
im Gegensatz zur Münzpolitik (s. d.) die
Tätigkeit der Regierungsorgane, die die
Herstellung der Münzen regeln, damit
diese ihren Hauptzweck, bequemes und
sicheres Zahlmittd zu sein, erfüllen können.
Dazu gehören alle jene Vorkehrungen, die
den Münzfuß und das Gepräge (s. d.) be-
stimmen und sichern. — Luschin, Allg.
Mkde.» S. 213 ff.
Man unterscheidet zwei Arten der M.:
das Pacht- oder Untemehmersjrstem (s.
Münzpächter), bei dem die Regierung die
Ökonomie einem Unternehmer überläßt,
sich selbst aber die Aufsicht über die Münz-
technik und das Personal vorbehält, und
die Selbstverwaltung einschließlich der
Ökonomie — das Regiesystem. Man
kann sagen, daß es zu der reinen Selbst-
verwaltung im Münzwesen erst in der neue-
sten Zeit gekommen ist und kommen
konnte, nachdem dem Münzmeister imd der
444
MÜNZWAGE— MÜNZWERT
Münzstätte die Beschaffung des Materials
ganz abgenommen war. Eine solche »strenge
Regie« herrschte in Preußen seit 1815,
während Frankreich und die Niederlande
bei dem Untemehmersystem geblieben
sind. — Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch.,
II, S. 204 — 207. S.
Münzwage. Die Wage (vgl. dort) zum
Nachwiegen der frisch geprägten M. in der
M. -Stätte und ebenso der kursierenden M,
durch den Empfänger ist ein so selbst-
verständliches Gerät, daß sie als Attribut
der röm. Göttin Moneta (s. d.) und auf
Darstellungen aus der M.-technik (s. d.)
aller Zeiten vorkommt; erinnert sei
auch an ein in vielen Varianten in den
meisten Galerien zu findendes flämisches
Gemälde um 1500, wo zwei Kaufleute,
Geldwechsler oder dgl. mit einer Wage
M. abwiegen, Z. f. N. X S. 262 Taf. VIIL —
Spezielle M. -wagen sind die meist dem
17. u. 18. Jh. angehörigen, die, für den
Kaufmann zum Mitnehmen unterwegs ein-
gerichtet, in einem Klästchen zusammen
mit einem Satz Münzgewichte (also das
Normal- oder Passiergewicht bestimxnter,
meist goldener M. -Sorten angebender Ge-
wichtsstücke) verpackt sind. — Num.
circular 28, 1920 S. 4 ff. — Vgl. unter Münz-
gewichtsstücke. R.
Mfinzwerkzeuge. Nachweis von Abb.
älterer M.-w. s. unter Münztechnik, von
Stempeln s. unter Stempel. R.
Mfinzwert Nach den Diensten, die die
Münze den Menschen zu leisten hat, unter-
scheidet man vier Arten von Werten der-
selben: den Nennwert, den Sachwert, den
Verkehrswert und den Tauschwert. Uralt
ist der Streit darüber, ob der Staat dem
Gelde seinen Wert gebe, also der Zahl-,
Nenn- oder Nominalwert, der valor ex-
trinsecus der Kanonisten dafür bestimmend
sei, oder ob der Wert des Geldes auf seinem
Metallgehalte beruhe, also der Sachwert
oder der valor intrinsecus das Maßgebende
sei. Neuerdings hat der Chartalismus (s. d.)
wieder die erste Ansicht vertreten, doch
ist nicht zu bestreiten, daß die Wert-
schätzung der Münzen durch die Menschen
auf beiden Momenten beruht. Denn der
internationale Verkehrswert oder Kurs
einer Münze richtet sich nach dem Fein-
gehalte sowie der Nachfrage und dem
Angebot derselben, während er nach dem
gesetzlichen Landeswerte erst in zweiter
Linie fragt, der dagegen im Binnenverkehr
zuerst maßgebend ist. — Der Tauschwert
endlich oder die Kaufkraft des Geldes, das
heißt die Menge von Gütern, die zu einer ge-
wissen Zeit mit einer Münzart gekauft
werden können, gehört in die Preislehre. —
Schmoller, Grundriß, II, 1904, S. 100 ff.;
Luschin, Allg. M. K. «, S. 223 ff. —
Für die Feststellung des Werts einer
alten Münze im heutigen Gelde, wobei die
Kaufkraft einst und jetzt sowie der Selten-
heitswert außer Betracht bleiben, ist in
Deutschland die Grundlage die Überfüh-
rung der einzelstaatlichen Münzsysteme in
ein einziges 187 1/3. Wie aus unserem Ar-
tikel Mark (II, 3) hervorgeht, wurde damals
der Taler der Silberwährung in drei Mark
der Goldwährung übergeführt. Die Gold-
mark hielt 0,3584229 g Gold und
entsprach im Wert dem ^3 "Taler oder
16,667 : 3 = 5,556 g Silber. So stark
dann auch das Silber im Werte gegen
das Gold sank, so blieb doch immer
eine Goldmark 0,3584229 g Gold, die
eben dem silbernen Dritteltaler, der bis
1871 Währung gewesen war, an Wert ent-
sprach. Also ist jede frühere Silbermünze,
die Währungsmünze gewesen war und
5,556 g Silber hielt, heute eine Goldmark
wert, d. h. jedes Gramm Silber in ihr ist
gleich heutigen 18 Goldpfennigen zu setzen.
Mit der Zugrundelegung des Feinge-
wichts und dessen Übertragung auf heutige
Geldwerte ist auch Belhazy einverstanden
(N.Z. 21. Bd. 1889, S. 335 ff.)- Wenn es
sich aber um die Frage handelt, wieviel im
heutigen Gelde eine ältere Münze zur Zeit
ihres Umlaufs wert gewesen sei, als das
Wertverhältnis zwischen beiden Edelme-
tallen ein anderes als heute gewesen war,
so will Belhazy ein arithmetisches Mittel
zwischen beiden Verhältnissen zugrunde
legeiL Das aber ist abzuweisen. Er sagt,
da 1550 das Wertverhältnis i : ii, 1889
aber i : 18,6 war, so sei 14,8 zugrunde zu
legen. Dies Verhältnis aber ist für jeden
der beiden Zeitpunkte ganz unzutreffend.
Wie ist aber in solchen Fällen zu ver-
fahren? Zunächst herrscht für die Zeiten
der einmetallischen und der Parallelwäh-
rung kein Zweifel. Bei der Parallelwährung
MÜNZWESEN— MUHR
445
(s. d.), als Gold- und Silbermünzen ohne
festes Wertverhältnis nebeneinander her-
liefen, ist zu verfahren wie vorher ange-
geben, d. h. jede Münze für sich zu über-
tragen. Und Parallelwährung war der fast
regelmäßige Zustand früherer Zeiten.
Bei einmetallischer Währung wird also das
Feingewicht der Währungsmünze in heutige
Goldmark übertragen. Die Münzen aus
anderem Metall aber werden in dem Wert
übertragen, den sie gegen die Währungs-
münze hatten. Hielt z. B. der Goldaureus
des Kaisers Nero ^45 vom Pfund = etwa
7,28 g Gold, so entsprach er heutigen 20,31
Goldmark. Da er 25 Silberdenare galt und
vermutlich Goldwährung herrschte, ist der
Silberdenar als ein Bruchteil der Gold-
währung mit 1/35 des Aureus oder heutigen
0,801 Goldmark anzusetzen. Bei Annahme
von Parallelwährung aber müßte der Denar
{3,4 g) nach dem Silberwert berechnet wer-
den und auf (3,4 x 18) 0,61 g Goldmark
kommen.
Bei herrschender Silberwährung, z. B.
um 1830 in Frankreich, haben wir die sil-
berne Währungseinheit, den Frank zu 4,5 g
Feinheit zugrunde zu legen. Der Louisdor
galt nicht 20, sondern nur etwa 19,56 Sil-
berfranken (Wertverhältnis des Weltmark-
tes war nicht das offizielle französische
I : isVa» sondern i : 15,65), also war er =
88,02 g Silber oder = 15,84 Goldmark.
Die Zeiten der reinen Doppelwährung
(s. d.) endlich sind äußerst selten und
immer sehr kurz gewesen. Darum ist auch
das Beispiel Belhazys von 1550 nicht pas-
send, denn es herrschte damals in Deutsch-
land nicht, wie er annimmt, Doppelwäh-
rung, sondern Parallelwährung; um die
Tarifierung des Reichs kümmerte sich nie-
mand. Nicht 1550, sondern als besser ge-
eignet das Jahr 1570 nehmen wir und
setzen: ein Dukat hielt 3,442 g Gold =
9,60 Goldmark (3,442 : 0,358 422 9), ein
Reichstaler hielt 25,984 g Silber = 4,68
Goldmark (25,984 X 18 : loo). S.
MfinzwesetL Das M. eines Landes um-
faßt dessen Münzsystem (s. d.) und die
Bestimmungen über das Münzbild (s- d.),
die Münztechnik (s. d.) und die Münzver-
waltung (s. d.). S.
Mün^vlssenschaft s. unter Münzkunde.
Mfinzyser hießen in der Mark Branden-
burg im M.A. die einzelnen Münzdistrikte,
in deren jedem nur die in seinen Münz-
stätten geschlagenen Pfennige Geltung ge-
habt zu haben scheinen. Bekannt sind drei:
Berlin, Stendal und Salzwedel. Der Berlini-
sche umfaßte i. J. 1369 die Städte Berlin,
Cöln, Frankfurt a. d.O., Spandau, Bernau,
Eberswalde, Landsberg, Straußberg, Mün-
cheberg, Drossen, Fürstenwalde, Mitten-
walde, Wriezen und Freienwalde; der Sten-
dalische: Stendal, Gardelegen, Seehausen,
Tangermünde, Osterburg, Werben u. Havel-
berg; der Salzwedelsche umfaßte nur die
Stadt Salzwedel und die Grafschaft Lüchow.
Für den Berlinischen Münzyser wurde in
Berlin und Frankfurt geprägt, für den
Stendalischen in Stendal, für den Salz-
wedelschen in Salzwedel. Daneben mögen
noch andere Münzbezirke bestanden haben.
Wann diese Einteilung eingerichtet worden
ist, ist unbekannt. — E. Bahrfeldt, Bran-
denburg I S. 15; Z. f. N. 3S S. 206 ff. Su.
Münzzeichen heißen kleine, auf die Münz-
herstellung selbst bezügliche Zeichen und
Buchstaben auf der Münze, also die der
Münzmeister, Graveure, Münzstätten und
ihrer Unterabteilungen, Emissionen usw.,
s. unter Münzbuchstaben, Münzmeister-
namen und -zeichen, Münzstätte. R.
Müter. Die Mijte (s. d.) kam von Flan-
dern nach Westfalen und hieß hier Mute,
PI. Müter, Die M. wurden zuerst in Lemgo
1497 geschlagen und galten 2 Pfennige. In
der Grafschaft Ravensberg waren sie Rech-
nungswerte: 7^/a M, = I Schilling = 12
Pfennig. Als endlich im Gebiet des Bistums
Münster die kupfernen, 1739 — 63 geschlage-
nen 3 -Pfennigstücke von der Regierung
1764 auf I Va PL herabgesetzt waren, hießen
sie im Volke M. — Weingärtner im Num.-
sphr. Anzeiger 1891, Nr. 6. S.
MuhryMohur (Persisch: Muhr = Si^el).
Der indische Goldmuhr wurde einge-
führt vom Großmogul Akbar um 1562/3
und hatte ein Gewicht von Ii,0i6 g (170
grains), welches er 33iit einigen Ausnahmen
bis zum Ende der D3mastie (1857) bei-
behielt. Feingehalt 980—1000. Unter
Akbar wurden geprägt Münzen zu 100
(Sihansah aus sanskr. Sahasra, lOOO, d. h.
Rupien), 50 (Rahas), 25 (Atma), 20 (Binsat,
aus sanskr. VinSati), X2i/a, lo, 5, 4, 2
(Cugul aus sanskr. Yuga = Paar), i, V«
446
MUHR
(Gird, Dhan, Saluni), V* (Rabr, Man),
x/5 (Fang, Pandan), i/g (Tumni), Vi6 (Kala),
i/ga (Zara) M. Unter Akbar war ein M. = 12
{M. Aftäbi, Cahärgösha, d. h. vierwinkKg),
10 (M- Ilähi, La*lidjel5li, Mu^rni) und 9
(M. Adlgutka, Mu*ini, Mihräbi) Rupien
{s. d.), unter Aurengzib 16 Rupien wert.
Sie sind meist rund, anfangs auch vier-
eckig. Die seltenen Mi^iräbi haben die
an Gebetsnischen (Mihrab) erinnernde Form
eines Rechteckes mit in der Mitte nach
außen abgerundeten Schmalseiten. Vs.
gewöhnlich Glaubenssjrmbol und Namen
der 4 ersten Khalifen (daher Cahäryäri
genannt), Rs. Name und Titel des Sultans,
Ort und Jahr, von 1584 an in der Ilähi-Ära,
(Beginn 1556). Sehr verbreitet, namentlich
unter Djehänglr (1605 — 28), war der Typus
mit persischen Versen. Djehänglr prägte
auch M- und Rupien vom Zodiakaltypus
(Num. chron. 1929, S. i ff.), bei dem der auch
sonst zuweilen erwähnte Monatsname durch
«ine bildliche Darstellung des entspr. Stern-
bildes ersetzt ist (Abb. 437). Die von ihm
in den ersten 3 Regierungsjahren geprägten
M. (13,22 g) und Rupien {13,867 g) heii3en
DjehängTri, die des 5. und 6, Jahres (M.
13,737 g, Rupie 14,385 g) heißen Sawä^I
(aus Sa= i^mit « und pä= V4» <i- ^' i V4)i'^^rden
aber auch Djehängiri genannt. Djehänglr
prägte Goldmünzen zu 100 (Nürishähi),
50 (Nür-i Sultäni), 20 (Nür-i Daulet),
IG (Nür-i Karam), 5 (Nür-i Mihr), l (Nür-i
Djehäni), V» (Nüräni) und V4 (Rawädjl)
Muhr, die hohen Nominale ebenso wie
Akbar nur zu besonderen Gelegenheiten.
Muhr-Medaillen mit seinem Bildnis
^Shabih) wurden als Zeichen der Huld
verteilt. Unter Aurengzib (1659 — 1707)
kommt die Formel der Zeitangabe nach
Regierungsjahren auf, die bis zum Ende
der Dynastie, zeitweilig auch von den
Engländern, beibehalten wurde. Das Wort
M. wird häufig in den Versen erwähnt.
Während und nach Verfall der Groß-
mogulherrschaft wurden von den Klein-
staaten M. von sehr verschiedenartigem
Aussehen geprägt.
DieM. von Assam (16. — 19. Jh.) sind acht-
eckig. Ihre Inschriften sind ähnlich denen
der Rupien (s. d.). Vom 18. Jh. an wurden
auch Va, V4, V»! Vi« und V3» M. geprägt.
Der M. oder Adhida von Nepal ist von
Silber und wiegt 6 Masha = 86,4 grains
(5,598 g). Noch im 18. Jh. wurde er nach
dem Fürsten, der ihn 1566 zuerst geprägt
haben soll, Mahendra Malla (Mehnder
Mulie) genannt, doch sind keine älteren
M. als aus dem Anfang 17. Jh. bekannt.
Diese M. sind den Bedrshähi - Rupien
Mahmüdshähs IIL von Bengal (1526 — 32)
nachgeahmt, haben aber statt der arabi-
schen Nagari- Inschriften. Die späteren M.
weisen verschiedene Tjrpen auf, doch sind
auf ihnen immer allerlei Symbole ab-
gebildet, von denen je eins auf Vs. (meist
Siwas Dreizack) und Rs. (meist Dolch
mit Girlande) im Zentrum, die anderen
in verschiedentlicher Umrahmung im Kxeise
rundherum angebracht sind, i Silber -M. =
Va Sikka = 2 Sukä =4Doäni = 8 Ekäni = 16
Ädhäni = 32 Paisa Muhr = 64 Dodäm =
256 Phokadäm. Die kleineren Werte, nach
1768 von den Gurkhas eingeführt, wurden
ebenso wie die großen Werte in Silber
geprägt. — Die einzige Kupfermünze von
Nepal war lange die Dhebua, ein imge-
prägtes Kupferstück. 4 Dhebua bildeten
I Ganda (Rechnungseinheit), 50 Dhebua =
I M. Mitte des 19. Jh.s kam der Dyak = 2
Dhebua auf. i Dyak = 2 Paisa = 8 Paisa
Dam = 16 Phoka Dam oder Chün Dam.
1768 wurde die Goldwährung eingeführt:
1 Baklä (180 grains = 11,664 g) = 2 Patlä
(dünne Münze) oder Majhawälä (mittlere
Münze) oder Goldmuhr = 4 Sukä Asarfi =
8 Suki Asarfi = 16 Ani Asarfi = 32 Ädhäni
Asarfi = 64 Pai Asarfi = 256 Dam Asarfi
= 512 Phoka Dam Asarfi (A?" ca. 0,02 g).
2 Baklä = I Duitole Asarfi. Regelmäßig
geprägt wurden nur Baklä und Patlä. —
Brown, Catal. Lucknow Mus.; ders., Coins
of India; Whitehead, Catal, Pandjab Mus.
II; N. Wright, Ind. Mus. Calcutta III; Lane
Poole, Brit. Mus. Catal.; Hodivala, Hist.
Studies; Allan, Coinage of Assam (NChr,
1909, 300 — 331); Walsh, Coinage of Nepal
(JRAS 1908, 669—760). V.
Der ebenso wie die Rupie nach verschie-
denen Münzfußen geprägte M. wurde 1835
vereinheitlicht. Der M. von 1835 wog
11,6638 g und hielt 10,6918 g Gold, zeigte
auf der Vs. die Büste des Königs, auf der
Rs. Löwen und Palmbaum, seit 1870 die
Wertbezeichnung^ Es gibt seit 1870
Mohurs zu 30, 15, 10 und 5 Rupien oder
MUHR ASHRAFI— MUSCHELGELD
447
2-j i"> Vs* ^^^ Vs-Mohiir. — Chalmers,
S. 340— 342; Zay, S. 280 ff.; Noback», S.
960 f.; K. Singer, Die Motive der indischen
Geldreform, Straßburg 1910. S. i ff. S.
Mtthr Ashrafi, persische Goldmünze, 1737
von Nädirshäh eingeführt. Der M. A., ca.
1 1 g, und seine Teilstücke zu ^/a und V4 M. A.
hielten sich in Persien bis Ende 18. Jh.s;
s. Tömän. — Rabino, Coins of the Shahs
of Persia, Paris 1914. V.
Midtos an(nos) = viele Jahre (wünschen
wir Dir), Zuruf an den byz. Kaiser, auf M.
gleich hinter dem ICaisemamen; später
bleibt annos fort. Vgl. unter Wunsch-
münzen. — B. M. C. Byz. S. 3321. 669. R.
Man» koreanische Kupfermünze; s. Won.
MungOy mongolische Kupferm. ; s. Tuhrik.
Mliniclpiumy ursprünglich die mit dem
republik. Rom in gleichem Bündnis stehen-
den Städte, die an den Ehrenrechten (mu-
nera) der röm. Bürger teilhaben. In der
Kaiserzeit treten sie hinter den Kolonieen
(s. unter Kolonialmünzen) zurück; ihre M.
sind wie die jener lateinisch, deren Bilder
ermangeln aber der Hinweise auf militäri-
sche Gründung; doch kommt der Marsyas
(s. d.) mit dem Schlauch auch hier vor.
M. waren im Osten bes. Coela und Stobi.
— Liste: Head, H. N.^ S, 932. R.
Miinlficentia, meist mit Aug(usti) da-
hinter, die Wohltätigkeit, insbes. mit Bezug
auf Geldgeschenke — vgl. in diesem Sinne
m(unus) als Parallele zu d(onativum) auf
einem Denar Caesars B, M. C. Rom. rep. II
S. 576 — und die Abhaltung von Zirkus -
spielen (munera; vgl. reparatio muneris
feliciter auf einem Kontomiaten). Ihre
Personifikation erscheint, mit einem Löwen
zu Füßen, mit Kranz und Zepter steh, auf
M, des Pius, und zur Aufschrift M. finden
wir die Zirkustiere Elefant (Pius, Com-
modus, Severus, Elagabalus) oder Löwe
(Pius-Med.) sowie das Amphitheater (Gor-
dianus-Med.). — Bemhart, Handbuch S.
204; Gnecchi, Tipi S. 79. R,
MunuSy lat. = Amt und die damit ver-
bundenen Lasten; vgl. unter Munificentia.
— Johann IL Bentivoglio von Bologna
hat auf die Verleihung des Münzrechts an
ihn 1494 eine Med. mit »Maximiliani im-
peratoris munus« prägen lassen. R.
Munus divinum befindet sich als Um-
schrift um das Kreuz auf seltenen Gold-
stücken Ludwigs des Frommen, die auf der
Vorderseite das Brustbild des ICaisers zeigen
(Abb. 136). Diese Umschrift »gilt weder
dem Edelmetall noch ist sie in Verbindung
mit dem Lorbeerkranz als kaiserlichem Ab-
zeichen im Sinne des Dei gracia aufzufassen,
sondern es wird durch das munus divi-
mmi das von dem Kranze umschlossene
Kreuz, ein seit dem 4. Jh. häufiges Präge-
bild der römischen Münzen, als höchste
Himmelsgabe gepriesen«. Von diesen Gold-
stücken gibt es auch zahlreiche gleichzeitige,
meist äußerst rohe Nachbildungen in Gold,
teilweise auch in Silber, die häufig in den
friesischen Gebieten aufgefunden wurden.
Die einzige freie Nachbildung, die statt der
religiösen Losung den Ortsnamen Vico
Durstat trägt, läßt auf die Entstehung all
dieser Stücke in Dürstede schließen. Auch
von dem Eb. Wigmund v. York (837 — 854)
gibt es eine Nachahmung des munus- divi-
num-Stückes. — In späterer Zeit kommt
munus in der Bedeutung »Gabe« auf dem
Taler der Stadt Köln v.J. 1531 vor, die Um-
schrift lautet: munus rei publicae Colonie
in Caroli V Romanorum imperatoris laudem
excussum«. — Menadier in den Amtl. Be-
richten 191 1 S. 269f.; Noss, Köln IV S.
62 f.; Suhle in Z. f. N. 38 S. 293. Su.
Mitrajola wurde in Italien jede gering-
haltige Billonmünze wegen ikrer dunkeln
Farbe genannt (moro). Die ersten unter
diesem Namen wurden in Bologna und Pia-
cenza seit 1534 von den Päpsten geprägt,
denen solche von Modena, Ferrara und
andere folgten. Die Murajole zeigen meist
einen stehenden Heiligen, die päpstlichen
den h. Petronius oder Maurelius. Im 18. Jh.
gab es M. zu 16, 8, 4 und 2 Baiocchi oder
Bolognini. — Martinori, S. 336. S.
Musche^eld, Art des Schmuckgeldes
(s. d.) und als solches zum Nutzgelde
(s. d.) gehörig. Zur Verwendung für den
Schmuck und demgemäß als Geld dienen
sowohl einzelne ganze Muscheln und dergl.
(Kaurischnecke, s. d., Abb. i, dann be-
sonders die Dentalium- und Tridacna-
Muschel), als auch Fabrikate aus den
Schalen größerer Muscheln, z. B. winzig
Meine durchbohrte Scheiben, zu Schnüren
aufgereiht, oft zusammen mit Glasperlen,
Tierzähnen, oder auf Gürtel aufgenäht.
Verbreitungsgebiet der Muschelschnüre:
448
MUSCHELMEDAILLEM— NACHAHMUNG
Südseeinseln (s. unter Diwarra), Westafrika,
Nordamerika (s. unter Wampum, Abb. 3),
der einzelnen Muscheln: Indien und Afrika.
Zu anderen Geldformen, auch zu den Mün-
zen der Europäer, trat das M. oft in be-
stimmten Tarif; es spielt häufig auch in
Sitte und Glauben der Benutzer eine große
Rolle. In neuerer Zeit ist es vielfach durch
Glasperlen (s. unter Dammur, KLharaz)
u. a. europ. Erzeugnisse ersetzt. — Ebert,
Reallex. IV S. 209/1 1; 0. Schneider, Mu-
schelgeldstudien 1905. R.
MuschelmedalUen s. unter Perlmutter.
Musen, dieneun-bequemzumerkendurch
den Spruch KXet<& t Eb-cipTcri ts 9aXsia
xk M^irojjLSVT] TS TepcpixopTj t 'Epaxdl ts
üoXofivia Oipavtij te KaUioirr^ — erscheinen
in Anspielung an das Cognomen des Q.Pom-
ponius Musa um 6y v. C. auf dessen 10
verschiedenen Denaren (der 10. hat den
Hercules Musarum als ihren Anführer);
bes. selten ist darunter der mit Erato, auf
der Kithara spielend, Kopf nach vorn.
— Calliope Aug. soll auf M. des Probus
vorkommen. R.
Musica in nununls (Musikermedaillen).
Unter dies Schlagwort fallen zunächst alle
antiken M. mit Musikinstrumenten (s. d.)
und -Spielern und den Schutzgöttern der
Musik wie Apollon, die Musen, Marsyas
usw. In der Neuzeit mag man hierher
zählen die Med. auf Musiker, Sänger, Musik-
schriftsteller usw. (nur diese umfaßt das
Werk Andorfer und Epstein, Musica in
nummis, Wien 1907, nebst Auktionskat. A.,
Heß 191 2), dann die auf Musik- und Ge-
sangvereine, -ausstellungen, -bauten und
die mit Darstellung von Musikinstrumen-
ten. Vgl. auch unter Theaterwesen. R.
Musikinstrumente, die auf antiken M.
vorkommen, sind die Arten der Leier (Ki-
thara, Chelys; wegen der jüd. Harfe s. unter
Leier), der Trompete (Lituus, Tuba, s. dort
auch über die jüd. Posaune) und der Flöte-
(Doppelflöte und Syrinx), femer die Hand-
pauke (T3mipanon), die Becken (Kymbala)
und die IClapper (Krotalon, Sistrum). —
Mitt für M.sammler 1929 S. 310; Ebert,
Reallex. VIII S. 354- R-
Mutation der Beamtennamen s. unter
Münzbeamte. R.
Muthgroschen s. Zinsgroschen.
MÜZÖna, marokkanische Silbermünze ; s.
Mitkäl. ^^ V.
Myriadenreetmung in Ägypten, seit dem
4. Jh. n. C, d. h. Rechnung nach Myriaden
von Denaren; s. unter Denar. R.
Mys(h)eniiektony griech. (lo^fiiexxov, bei
Hesychios, = ^/a von der halben Hekte =
1/24, uns bes. als V24 des Kyzikeners (s. d.)
erhalten. R.
Myte s. Mijt.
K
N, Münzbuchstabe der Münzstätte Mont-
pellier.
Nachahmung (Nachprägung) von Münzen
und M.-bildem kommt fast seit Anfang
aller Prägung überhaupt vor und geschieht
aus folgenden Ghünden (Regling, M. als
Kunstwerk S. 60. 83. 91): i. es kann po-
litischer Zusammenschluß oder wenigstens
eine Münzkonvention zur Übernahme des
Bildes des Vorortes oder zur Wahl eines
gemeinsamen Bildes führen (s. unter Bun-
desmünzen); dabei pflegen auch der M. -fuß,
die Sorten und die Stückelung dieselbe zu
sein. 2. Es kann die Handelsbeliebtheit
einer M.-sorte zu ihrer N. führen, um dem
eigenen Gelde die gleiche Beliebtheit und
den gleichen Kurs zu sichern: so sind die
Pegasosstateren von Korinth in 25 Städtea
seines Einflußgebietes L und r. der Adria
(gleichfalls nicht nur ihr Bild, sondern auch,
ihr Fuß usw.) nachgeahmt, worden (s. unter
korinth, M.-fuß), sind die M.Athens mit öl-
blättern in Vorderasien, Arabien (Him-
jaren), Ägj^ten usw. kopiert worden (ägypt.
N. z. B. Z. f. N. 37 S. 193), übernehmen die
phön. M. der Seleukiden mit dem ptolem.
M.-fuß auch den ptolem. Adler, ja ebenso
noch die röm.-syr. Provinzial-iK, Abb. 88^
haben 7 kretische Städte die athen. M. des
sog. neuen Stils nachgeahmt, sind die M.
Philipps IL, Alexanders des Gr., des Lysi-
machos von zahlreichen Dynasten und
Städten noch bis ins l. Jh. v. C. nachge-
bildet worden, alle diese gleichfalls auch
NACHAHMUNG
449
dem M.-fuße nach (vgl. Klio 22 S. 292);
über die Barbarischen N. s. d. — 3. Es kann
die N. aus rein ästhetischen Gründen er-
folgen, also um des Wohlgefallens an dem
schönen Bilde willen: so mögen viele der
punischen N. nach den Vorbildern griech.-
sizil. Stadt -M. aufzufassen sein; ebenso
sind es sicher die einzelnen Wiederholungen
der Köpfe der sjnrakus. Dekadrachmen des
Euainetos und Kimon und des Tetradrach-
mons des Kimon mit dem Kopfe nach vom
(Num. chron. 1891 Taf. X. XI. XIV. XV)
und auch die vielfache N. der athen. M.-
köpfe und dieN. von allerhand anderen M.-
bildem in den M. -reihen von Kyzikos (El.)>
Lampsakos {N) und Abdera, die gelegent-
lichen Wiederholungen der Bilder syr. Kö-
nigs-M. weiter im 0. gehören wohl hierzu.
— Vgl. femer unter Restituierte M. R.
Im Mittelalter war die Nachahmung von
Münzbildern und Münzen gang und gäbe,
und zwar i. nur in Schrot und Korn des
Vorbildes, 2. auch im Gepräge, das mehr
oder minder getreu übernommen wird, mit
oft sehr versteckten, die Herkunft andeu-
tenden Beizeichen, in welchem Falle man
von Beischlägen redet; 3. im Gepräge des
Vorbildes ohne Bezeichnung der Her-
kunft, womöglich von geringerem Schrot
und Korn, was auf Betrug hinausläuft.
Die ältesten Nachahmungen i. M A. sind
die teilweise ganz barbarischen römischen
GoldsoHdi und Trienten in den Germanen-
reichen der Völkerwanderung. Es ist dies
teilweise vielleicht auf das künstlerische
Unvermögen, ein eigenes Münzbild zu er-
finden imd zu zeichnen, zurückzuführen,
teilweise wohl auch auf die Absicht, daß
die nachahmenden Münzen unbemerkt für
die nachgeahmten genommen werden soll-
ten. Später wurden merowingische Gold-
Trienten und karolingische Gold- und
Silberstücke im rechtsrheinischen Germa-
nien, besonders in Friesland, nachgeprägt.
In der sächsisch-fränkischen Kaiserzeit
ist es die wirtschaftliche Bedeutung des
Kölner Denars (s. Sancta-Colonia-Denare),
die zu einer großen Anzahl von Nachmün-
zungen im übrigen Deutschland Veranlas-
lung gibt. Dann haben die Otto Adelheid-
pfennige (s. d.) für andere Münzstätten das
Vorbild g^eben, so z. B. für Hildesheim
und Halberstadt. Drittens besaßen dieGos-
WOrteitnioh dnr KQndnmde.
larer Pfennige mit den Brustbildern der bei-
den Heiligen Simon und Judas (Abb. 147)
eine solche Beliebtheit, daß man sich viel-
fach ihres Gepräges oder der Umschrift
»S. Simon S. Inda« bediente, so z, B. in
Remagen und in Friesland. Im Süden
Deutschlands waren die Regensburger De-
nare (Abb. 142) für die bayrischen Münz-
städten maßgebend, darüber hinaus auch
für Augsburg und Böhmen.
In der Hohenstaufenzeit werden die
Prägungen der kleineren Dynasten häufi-
ger, und diese benutzen für ihre Pfennige,
unter Anbringung kleiner Erkennungs-
zeichen, ihrer »•Wappen«, gewohnte Münz-
typen, so besonders in Thüringen die Reiter-
brakteaten (s. d.) der Landgrafen und im
Harz die Nordhäuser Hohlpfennige der
ELaiser, die von den Grafen von Hohnstein
und Stolberg nachgeahmt werden. Gegen
diese Beischlägerei suchte man sich zu
sichern, teils durch Verbote der Reichs -
gewalt, so von Friedrich II. im Mainzer
Landfrieden von 1235 i^Swer uf iemens
phenninge deheinen valsch sieht oder heizet
slahen, den sol man haben für einen val-
scher. Wir gebieten, daz man die alten
münze nah ir rehte habe, und verbieten allen
valsch« — , teils durch Verträge, in denen
ein Teil dem andern versprach, seine Mün-
zen nicht nachzuprägen, so der Erzbischof
von Magdeburg und die Herren von Barby
oder die Markgrafen und die Bischöfe von
Meißen.
In der Groschen- und Goldguldenzeit
sind es vor allem die französische Tumose
und der florentinische Floren, die massen-
haft nachgeahmt wurden. Durch die Tur-
nosen wurden u. a. die böhmischen Gro-
schen hervorgerufen, die hinwiederum die
Entstehung der Meißner Grroschen zur
Folge hatten, und diese sind dann in Mittel«
deutschland ebenfalls viel nachgebildet
worden (s. Groschen). Das Gebiet des
Floren reicht von Schlesien bis nach Spa-
nien, von Italien bis an den Niederrhein.
Zu Anfang wurden beide Sdten der Tur-
nose und des Florens bei den N, verwandt,
später nur die eine, bei dem Silberstück die
Kreuzseite mit d«r doppelten Umschrift,
bei dem Goldstück die mit Johannes dem
Täufer. Von beiden Münzsorten gibt es
Nachahmxmgen, deren Umschriften ab-
29
450
NACHAHMUNG
sichtlich so vieldeutig bzw. so undeutlich
gefaßt sind, daß eine oberflächliche Be-
trachtung ihren Ursprung nicht erraten
läßt; so gibt Gaston von B6arn seinen Flo-
renen die Aufschrift ARNI G DNS BE
statt G DNS BEARNI, um mit den an den
Anfang gesetzten Endbuchstaben des Lan-
desnamens die Verwechslung mit den be-
liebten Gulden von Aragon zu fördern;
Arnold v. Orey setzt auf einem Cavalier d'or
seinem Namen den des Evangelisten Jo-
hannes voran, weil er den Anschein er-
wecken will, seine Münze sei von König
Johann v. Frankreich geprägt, Herzog
Fern v. Lothringen schreibt »Phirillus rex«
in Anlehnung an das französische Philippus
rex u. a.
Im 13. Jh. sind auch die englischen Ster-
linge (s. d.) in Deutschland, besonders in
Westfalen, Lothringen, in den Nieder- und
Rheinlanden, nachgeprägt worden. Im
14. u. 15. Jh. haben die schönen französi-
schen Goldmünzen zu zahlreichen Nach-
ahmungen Anlaß gegeben.
Verschiedene niederländische Herren
haben im 15. Jh. französische Kleinmünzen
nachgeprs^ so die Herren von Reckheim,
Johann Wesemael in Rummen u. a.
Im 14. imd 15. Jh. wurden die neapo-
litanischen Gigliati vielfach das Vorbild
für Prägungen anderer Herrscher (s. d.).
Aus dem 10., ii., 12. und 13. Jh. sind
noch die Münzen christlicher Herrscher mit
kufischer Schrift zu nennen, so die der
langobardischen und normannischen Für-
sten in Unteritalien (s. z. B. Taro), der
spanischen und portugiesischen Könige (s.
Marabotino) und die der Kreuzfahrer in
Syrien (s. Stauratus u. Drachme). — Frie-
densburg, Die Nachahmung fremder Münz-
bilder, besonders i. deutschen M.A, An-
trittsvorlesung, Breslau, 10. X. 1910; Lu-
schin, Allg. Mkde.a S. 212; Gurlitt, Ital.
Nachprägungen in Berl. Mbl. 191 1 S. 29 ff.
mit Literatur; de Jonghe, Imitations seig-
neuriales limbourgeoises du XVe si^cle des
petits parises royaux frangais inRev. beige
LXX 1914 S. 83 ff. Su.
In der Neuzeit sind Nachprägungen
lediglich um des Gewinnes willen ebenfalls
in Menge geschehen, so die fast aller euro-
päischen Gold- und Silbermünzen durch
niederländische Herren im 16. und 17. Jh.,
von Kupfermünzen mit fremdem oder
nachgealuntem Stempel in unglaublich
großen Mengen durch die Herren von Reck-
heim, von spanischem Kupfergeld für viele
Millionen Gulden in vielen niederländischen
Münzstätten. In Italien blühte die staat-
liche Falschmünzerei besonders unter den
kleinen lombardischen Despoten durch
Jahrhunderte, aus Deutschland sind die
Münzstätte der Grafen von Solms zu Ho-
hensolms, die nassauische zu Weilburg,
die zu Stettin und die des Grafen Ludwig
Gustav von Sayn-Wittgenstein zu nennen,
in denen besonders viel fremdes Geld unter
starker Verschlechterung gefälscht wurde.
Die meisten dieser Nachprägungen fallen
in die geldhungrigen Kriegszeiten, die be-
deutendsten in den Siebenjährigen und in
die Zeit der Koalitionskriege. Friedrich
d. Gr. hat die bekannten Ephraimiten (s. d.
und Münzverschlechterung) auch mit frem-
den Stempeln prägen müssen, weil sein
eigenes Land nicht aufnahmefähig genug
dafür war. Während der Koalitionskriege
haben England und Frankreich viel fremdes
Geld nachgeschlagen und nachgedruckt.
So sind in Birmingham 1792 wöchentlich
für lOOCXX) Real spanische Piaster, sind
für 2 Millionen Taler in Groschen Friedrichs
d. Gr., diese aus reinem Kupfer, später
französische Münzen und Assignaten her-
gestellt worden, während Napoleon I. auch
Münzen nachprägen, besonders aber öster-
reichisches, preußisches, englisches und
russisches Papiergeld in Paris nachdrucken
ließ.
Für Nachprägungen von Handelsmünzen
in der Neuzeit sind zu vgl. Dukaten, Löwen-
taler, Rektortaler, Luigino. — Schrötter,
Acta Bor. Gesch. III, S. 69 — ^^ unter be-
sonderer Beurteilung der N. im Sieben-
jährigen Kriege sowie mit Literatur über
die andern N. S.
Von Nachahmungen mulptammedanischer
Münzen sind die bekanntesten folgende:
die in Osteuropa, wahrscheinlich von den
Wolgabulgaren, verfertigten Nachahmun-
gen von Sämänidendirhems des 9. — 10.
Jh.s, die von den Normannen auf Sizilien
geprägten 1/4 Dinare und die von den
Kreuzrittern in Syrien geprägten Dinare,
wdche Nachahmungen fätimidischer bzw.
ayyübidischer Goldmünzen darstellen, die
NACHBESCHICKUNG— NAHRÜNGSäHTTELGELD
4SI
von Alphons VIII. geprägten Dinare, deren
Typus demjenigen der Almoravidendlnäre
nachgeahmt ist, die in Ungarn wahrschein-
lich im 13. Jh. geprägten Kupfermünzen, die
von Karabacek für Nachprägen turkestani-
scher Ilekmünzen gehalten wurden, ihrem
ganzen Aussehen nach aber mehr an spa-
nisch-arabische Prägungen erinnern, endlich
die von russischen Fürsten geprägten Nach-
ahmungen djucidischer Silbermünzen, vor-
nehmlich mit den Namen der Khane Djäni-
bek und To^itämish. Es sind teils servile
Nachahmungen, bei denen alle Inschriften
der Originale mit mehr oder weniger Kunst-
fertigkeit und Sorgfalt nachgemacht sind,
teils enthalten sie die Namen der Fürsten,
die sie tatsächlich geprägt haben. Über
Nachahmungen säsänidischer Münzen s.
Säsänidische Münzen, — R. Vasmer, N. Z.
58, 63 ff.; Lagumina, Catalogo dell monete
arabe . . . di Palermo; Lavoix, Monnaies k
legendes arabes frapp6es par les Crois^s;
Codera y Zaidin, Tratado de numismatica
arabigo-espanola 213; Karabacek, N. Z. VI
49—57 (vgl. N. Z. I 135—149); Frähn,
Über die tatarischen Münzen der Russen
(Sedmoje prisuidenije Demidow. nagrad);
Saweljew, Trudy wostoßnago otdelenija III
341—352. V.
Nachbeschickting war bis in die vierziger
Jahre des 19. Jh-s der Zusatz an Kupfer,
der bei der Schmelzung sowohl des Frisch-
guts als auch der Abgänge beigegeben
wurde, wenn die Tiegelprobe anzeigte, daß
durch Verbrennen des Kupfers die Masse
zu hoch angereichert war. Sie war eine
Ergänzung der Vorbeschickung (s. d.). Seit-
dem aber ist die N, das Gewicht an Kupfer,
das der Frischgutschmelze zum Ausgleiche
des durch Glühen und Beizen (Sieden) der
Zwischenprodukte eintretenden Kupfer-
verlustes und der hierdurch bedingten An-
reicherung des Feingehalts zugesetzt wird.
— Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch. I
S.306f, S.
Nachprägungy Nachschlag s. unter Nach-
ahmung. R-
Nadel (Naelde, Nolde, französ. Verge oder
aiguiUe) hießen die schon den Alten be-
kannten Probezaine, die zur Vornahme der
Strichprobe (s. d.) dienten. In deutschen
Urkunden finden wir die N. genannt am
Rhein im Anfange des 15. Jh.s, im Flandri-
schen schon im 14. S.
Nadräna, Nazaräna^ Nuzzaräna werden in
Indien Münzen genannt, die zu einem Najjr,
d. h. einem Geschenk, das ein Untergebener
seinem Vorgesetzten macht, gehören. —
Crooke, Hobson Jobson 634; Hodivala,
Hist. Studies 60 ff. V.
Näpfcheii-(Näpgen.)heller. In dem Be-
richt des Dresdener Münzwardeins Chri-
stoph Fischer vom 24. Januar 1668 und
in dem Antwortschreiben des Kurfürsten
Johann Georg vom 28. Januar 1668 werden
Näpgen -Heller genannt, von denen 1560
auf eine Mark gingen und die i Quent 3 Pf.
fein seien, die feine Mark Silber also aus-
gebracht auf 99Thlr. I Gr. i^aH., i Stück
= 0,15 g Rauhgew. u. 0,004 g Feingew.
Das sind napf- oder schüsseiförmige Pfen-
nige ganz schlechten Gehalts, deren genaue
Herkunft unbekannt ist und die teilweise
Nachbildungen der Wappen u. Wappen-
figuren der Grafen von Wittgenstein, von
Solms und von Nassau-Holzapfel zeigen.
Einige sind auch Nachahmungen der Kölner
Möhrchen. Sie kommen besonders im erz-
gebirgischen Kreise vor und sind vielleicht
von Falschmünzern der Frankfurter Ge-
gend — die späteren seit 1683 von dem
Mmstr. Paul Heuser zu Hohensolms — ver-
fertigt worden, welche die Wappen der ge-
dachten Grafen mißbrauchten u. ihre gleich
für den Export berechneten schlechten
Fabrikate nach armen Gegenden, wie solche
des Erzgebirges, wo ganz kleine Sorten ge-
braucht wurden, ausführten. Über ihren
massenhaften Umlauf dort wird noch am
Ende des 17. Jh.s geklagt. Besonders die
Kirchen hatten unter ihnen zu leiden, in
deren Klingelbeutel überwiegend diese klei-
nen schlechten Sorten eingelegt wurden.
Vgl. Schüsselpfennige. — J. Erbstein in
Münz- u. Medaillenfrd. II S. 419 ff-»' Joseph,
Solms 1912 S. 126 ff. Su.
Nagan-Schiift bedeutet die städtische,
vornehme Schrift, in der alle Sanskrittexte
geschrieben und gedruckt sind und heute
noch geschrieben und gedruckt werden.
Stoenner.
Nahrungsmittelgddy ursprünglichsteStuf e
des Nutzgeldes, indem Nahrungs- und Ge-
nußmittel, allgemein begehrt wie sie sind,
am frühesten die Rolle als Tausch- und
29*
452
NAIMANA— NAMENSWESEN
Zahlungsmittel und dann als Wertmesser
übernehmen. Das Korn spielt als Geld
keine große Rolle, weil es dazu erst der
Ausbildung eines Maß- oder Gewichts-
systems bedurfte; doch sind aus südl. Län-
dern Reis (s. d.), Mais, Kakaobohnen u. a.
(vgl. z. B. unter Badam) als N, bekannt,
anderwärts Genußmittel wie Salz (s. unter
Amohleh) und Tabak, bei Küstenvölkem
getrocknete Fische (s. unter Fischgeld) ; an
der Niederelbe war sogar die Tonne Bier
noch bis 1793 eine Rechnungseinheit. Das
wichtigste N. ist das Viehgeld, s. d. —
Ebert, Reallex. IV S. 207/8. R.
Naitnana, gewisse in Indien hergestellte,
sehr rohe Nachahmungen römischer Kup-
fermünzen, so genannt nach einem Orte
auf Ceylon, wo ein solcher Fund gemacht
worden ist. — H. W. Codrington, Ceylon
coins 32, 33, 45- V.
Namenswesen der Griechen und Römer.
Der Grieche hatte im allgemeinen nur einen
Namen. Er ist wie auch der deutsche Name
ursprünglich stets aus zwei Wortstämmen
gebildet, oder aus einem solchen zwei-
stämmigen abgekürzt (Kurzname, Kose-
name, Hypokoristikon) ; z. B. l7tico-xpa'n3C=
der der Pferde Mächtige, kurz "linccüv, wie
Heinrich — kurz Heinz; später mischten
sich auch wohl einstämmige Namen, urspr.
nur Spottnamen, ein, dem röm. Cognomen
verwandt; N. Z. 48 S. 118. — Zur Vervoll-
ständigung des Namens tritt der Name des
Vaters im Genetiv dazu, z. B. 2cDtT5ptxoc
Aa}j^XoD (Erythrai), manchmal außerdem
der des Großvaters: *ApT8fxt8a>poc' ApT8jjLi8(&-
poü TOü *Av8pa)Voc (Aphrodisias), wobei oft
Gleichnamigkeit von Sohn und Vater oder
(häufiger) Enkel und Großvater zu beob-
achten ist, ebenso Gleichheit des einen der
beiden "Wortstämme des Namens durch
mehrere Generationen, so *Ep[ii7WüOc *Epito-
7evooc, dessen Vater wieder ^EpfioxpaTi^c
hieß(Smyma). Jene Namensgleichheit von
Vater und Sohn wird auch durch eine
Iterationsziffer: ItcI 2xüfivoo ß' (d.h. to5
2xü(ivoo) ToS A-qiLTjfzpCoo (Apameia
\Phxyg.) oder ein veoc oder vetotepoc
wie unser iunior ausgedrückt: OiXoxparjjc
vecoTspoc (Thessaler).
Zusatz des Volksbezirks, so in Athen des
Demos (s.d,): Atoxkri^ MfiXi(Ts6c), ist auf
M. sehr selten; bei Bundes- oder Länder-
beamten gehört sich der Name der Vater-
stadt: izzl dp^tspscös (Oberpriester der
Provinz Asia)'AX6£av8pOü KXscdvoc 2ap8tavoü
(M. von Pergamon). — Münsterberg, Be-
amteimamen auf griech. M. 19 14 nebst dem
Nachtrag N. Z. LX S. 42 ff. und dem Kon-
trärindex dort S. 56 ff., vgl. auch Monats-
blatt Num. Ges. Wien IX S. 87/92.
Ein zweiter Name als Zusatz zum ersten,
also Doppelnamigkeit, ist äußerst selten:
in Smyma NixotBa^ M>]Tpo§(Dpoo 6e68ac, er-
läutert durch inschriftliche Beispiele wie
*A(Jxavtoc ATjjiTQTptoü 6 xaXoüfJLSvo? npaaiac
(Num. chron. 1924 S. 317, vgl. Monats-
blatt IX S. 90 unten) ; später lautet die
Formel für Doppelnamen 6 xat: licl A5p.
'Aiccptavoo ToD x(al) 'Aör/vafoo (Maionia).
Die Römer führten ganz ursprünglich
auch nur einen Namen, das spätere Prae-
nomen; nur 15 sind später im allg. Gebrauch
gewesen: A. = Aulus, D. = Decimus,
C. für G. = Gaius, Cn. = Gn. = Gnaeus,
K. = Kaeso, L. = Lucius, M.' = Manius,
M. = Marcus, P. = Publius, Q. = Quintus,
Ser. = Servius, Sex. = Sextus, Sp. =
Spurius, Ti. = Tiberius, T. = Titus;
nur bei Claudiem erscheint Appius; ein
paar andere seltene Praen.: Monatsbl. IX
S. 88 unten. Zum Praenomen tritt aber
schon in sehr alter Zeit der Familienname,
d. h. der Name der Gens, das Nomen gen-
tile: so auf einem der ältesten Denare mit
ausgeschriebenem Namen L. Coil(ius); zu-
weilen fehlt hierbei auch das Praenomen:
Opeim(ius). Früh trat 'auch schon ein
3. Name, das Cognomen (R. E. IV S. 225/
30) dazu, ursprünglich ein Spitzname, be-
züglich auf körperliche Eigenschaften wie
Rufus, Calvus, Scaevola, auf Herkunft oder
Wohnplatz wie Coriolanus, Capitolinus
usw., die die röm. Familiensagen dann gern
ätiologisch erklärten; in kurzen Namens-
angaben tritt das Cognomen aUein oder mit
dem Praenomen aui, wie Varo und C.
Sax(ula) auf frühen Unzialassen. Für alle
tria nomina auf M. sind Q. L. C. und C.
Ter(entius) Luc(anus) bes. frühe Beispiele.
Nach dem Cognomen unterscheiden sich
die einzelnen Zweige (stirpes) der vor-
nehmen Familien und bes. bei diesen ver-
mehrt sich dann die Zahl der Cognomina.
C, (Calpumius) Piso Frugi hat 2, A. (Caecil.)
Metellus Pius Sdpio hat 3 Cognomina
NAMENSZAHLEN
453
usw. übrigens gibt es Beispiele,- wo auch
in später Zeit und bei sehr vornehmen Fa-
milien kein Cognomen geführt wird, so
beim Triumvir M. Antonius.
Ein vierter Namensbestandteil, erheblich
älter als das Cognomen, wie schon seine
Stellung im Namenskomplex zeigt, ist die
Filiation (s. d.), d. h. der Zusatz des Prae-
nomens des Vaters mit f(ilius): M. Baebi
Q. f. Tamp(ili) ist auf M. wohl das älteste
Beispiel eines solchen vollständigen Na-
mens. Dazu tritt auch in Rom der Volks -
teil, die Tribus (s. d.) : C. Marius C. f. Tro-
(mentina), auf M. sehr selten. — Die
Namen von Römern auf griech. M. folgen
natürlich denselben Gesetzen, s. u.
Bei Adoption in eine andere Gens nimmt
der Adoptierte die Namen seines neuen
Vaters an, setzt aber öfter ein von seinem
alten Namen oder Cognomen abgeleitetes
weiteres Cognomen hinzu (Aemilianus,
MarceUinus). — Mommsen, Rom. Forschun-
gen I 1864 S. 1—68.
Wenn ein Grieche das röm. Bürgerrecht
erhält, erhält er gewöhnlich Praenomen (auf
griech. M. oft ausgeschrieben) und Nomen
dessen, der es ihm verschafft oder erteilt,
z. B. unter Traian M. Ulpius, unter Hadrian
T. Aelius, nach der sog. Constitutio Anto-
niniana des Caracalla M. Aurelius, und er
nimmt entweder seinen urspr. griech. Na-
men oder einen römischen als Cognomen
dazu. Auch mehrere Cognomina kommen
vor, bes. durch Führung des alten griech.
Namens als zweiten neben neuangenom-
menem röm. Cognomen als erstem; doch
erscheint der alte griech. Name einmal
auch als Doppelname mit 6 tm^ s. o. Zu-
weilen ist das Praen. dem Cogn. nachge-
stellt: iirl AsTctSou Mapxoo, auch kommen
Praenomina und Nomina gentil. als Cog-
nomina verwendet vor. Mehrere Männer
derselben Gens werden durch die voran-
gestellten Cognomina unterschieden: htA
*Poü90ü xal KXoacrixoü AoXXfcov. Mehr-
fache Nomina gentil. konmaen öfter vor,
Zusatz der Filiation mittels des Praenomens
des Vaters ist aber selten, vgl. iicl ötpatTj^oo
ASXoü TOü Mapxoo (also die Praenomina ganz
allein; Phokaia) und iiA. Afip. * Poi>9eivoü
Tafoü (unr^elmäi3ig nachgestellt; Peltai),
während die Aufschrift hA fepiooc 'AvTcavfoo
no(Xe{iQ>voc) 0(00 Zl{va)voc die korrekte röm.
Wortstellung hat, aber das Cognomen des
Vaters statt seines Praen. gibt.
Besondere Gewohnheiten bestehen für die
Namen der Kaiser. Außer den zu Namen
gewordenen Titeln Imperator (s. d.) und
Augustus (s.d.) und dem schließlich zu
einem Titel gewordenen Namen Caesar (s.d.)
werden das Praenomen, Nomen oder Cog-
nomen des Betr., das er als Privatmann ge-
führt hatte, oder einer oder zwei dieser Na-
mensbestandteile in den Kaisemamen auf-
genommen: Tiberius Caesar Aug.; Gaius
Caesar Aug.; Tiberius Claudius Caesar
Aug. ; Nero Caesar Aug. ; imp. Ser(vius )(ist
der Vorname) Sulpicius Galba Caesar
Aug. ; imp. M. Otho Caesar Aug. ; A. Vitellius
imp., usw. Bei den durch Adoption sich
fortpflanzenden Kaisem von Nerva ab
tritt zu dem Cognomen des Betr. als
Privatmannes das seines kaiserl. Adoptiv-
vaters hinzu, z. B. imp. Caesar Nerva
Traianus Aug. Später treten endlich, in
die Legenden der M. hineingeheimnißt,
auch Beispiele des Zimamens (Signum,
s. d.) auf. — Mancherlei Verstöße gegen
die Namengebimg der Kaiser begegnen
uns auf griech. M., wo z. B. Namen^
die der Betr. bei der Ernennung zum Caesar
oder Aug. abgelegt hatte, trotzdem erschei-
nen (z. B. Bassianus für Caracalla, Verissi-
mus für M. Aurel), wo femer Namen auf-
treten, die sonst für die Betr. überhaupt
nicht bekannt sind (z. B. Chrysogone bei
Salonina) oder auf röm. M. nicht vorkom-
men (Sempronianus bei Gordiaaus IIL,
Calvinus bei Balbinus), indem falsche oder
doppelte PraenoDoina gesetzt werden u. dgl.
— Bemhart, Handbuch S. 38/9; Monats-
blatt Num. Ges. Wien 1914 8.255; N.Z.
58 S. 37/48. Liste aller Kaisemamen
auf griech. u. kolonialen M. : N. Z. 59 S,
I — 70. — Vgl. für die Kaisemamen noch
unter Siegesbeinamen, für Städtenamen
imter Beiname und Kolonialmünzen. —
Einiges über Namenswesen der Fürsten auf
M. des M.A. s. unter Nanjenszalilen. R.
Namenszalilen, also Numerierung gleich-
namiger Herrscher, f^en auf antiken M.
völlig (wegen iunior s, unter Filiation),
jedoch kommea N. bei Beamten auf griech.
M, vor, z, B, facl SxÄpoo ß' ^ unter Skym-
nos, Sohn des Skjnimos, s. unter Filiation
und Namenswesen. R.
454
NAPOLEON— NATÜRLICHES MASSSYSTEM
Im M.A. treten N. zur Kennzeichnung
der Fürsten gleichen Namens und gleichen
Landes erst sehr spät auf. Im 12, u. 13. Jh.
kommen nur Namenszusätze vor wie Hein-
ricus puer (Heinrich der Löwe zum Unter-
schied von seinem Vater Heinrich dem
Stolzen), Otto Otns (Ottonis filius) in Hil-
desheim und Otto filius Lodevi (Otto I. von
der Pfalz). Die Dogen von Venedig nennen
immer Vor- und Familienname, was auch
einige geistliche Herren tun. In Rußland
fügt der Sohn den Namen des Vaters hinzu,
z. B. Iwan Wassiljewitsch.
Ausnahmsweise setzt schon der Karo-
linger Karl der Dicke ein i>tercius« auf
einen Metzer Pfennig, dann im Deutschen
Reiche Bischof Heinrich von Lüttich (1145
bis II 64) ein »secundus« auf seine Denare;
hierauf erscheinen Namenszahlen erst auf
den Tumosen Ludwigs des Bayern und auf
einem Denar Karls IV. in Dortmund. Bei
den Hochmeistern des deutschen Ordens ist
die Bezifferung die R^el, doch wurde hier
nicht immer korrekt gezählt, z. B. folgt ein
quartus auf einen primus. Die Könige von
Böhmen bringen ihre Namenszahl auf den
Prager Groschen, dabei Wenzel IV. als
»tertius«.
In Italien hat sich Otto IIL in Pavia
als der Dritte des gleichen Namens kennt-
lich gemacht, Paskai IL (1099 — 1118)
setzt zum erstenmal die eiiifache Zahl:
»II« ins Münzfeld; dann erst bringen die
Päpste seit der Wiederaufnahme der Prä-
gung mit dem Anfang des 14. Jh.s größten-
teils ihre Namenszahl auf die Münzen.
König Konrad IIL wird als »secundus« auf
Münzen von Asti und Piacenca bezeichnet.
Im 15. Jh. geben eine Reihe Fürsten Nord-
italiens, so »Hercules dux Ferrarie IL«,
an, die wievielsten sie in der Regenten -
reihe waren. Die Dogen von Genua heißen
dux lanuensium primus, quartus usw.
Im Kgr. Neapel u. Sizilien setzen Roger
IL (1105 bis II 50), Wilhelm IL, Kaiser
Heinrich VI. auf einer sizilischen Gold-
münze, Konrad IL (Konradin), Peter IL,
Karl IL, Karl IIL, Alfons IL und Ferdinand
IL ihre Namenszahlen auf die Münzen.
In Frankreich geschieht die Numerierung
nicht vor Ludwig XIL, in England unter
Heinrich IIL mit III u. tertius und nach
langer Unterbrechung von Heinrich VII
ab, in Schottland seit Jakob IV., in Däne-
mark im M.A. nur unter Waldemar IL,
in Spanien seit Johann IL (1406 — 54) und
Heinrich IV. (i454— 1475), in Portugal
seit Alfons V. (1438— 1481) und Johann IL
(1481— 1495).
Weiterführt im M.A. u.a. seine Namens-
zahl Kasimir I. von Polen, Mathias von
Ungarn auf seinen schlesischen Geprägen,
in Serbien Stephan Urosch IIL ( »TRETH «),
in Bosnien Paul und Mladin IL (1302 —
13 12) und schließlich Boemund VII. in
Tripolis.
Häufiger wurde die Numerierung der
Herrscher im 16. und 17. Jh. und ist heute
im allgemeinen die Regel. — Menadier in
Z. f. N. 22 5,314; Dannenberg in Berh
Mbl. 1902 S. I ff. Su.
Napoleon, Napoleondor, das von Napo-
leon I. seit 1803, dann von Napoleon IIL
geprägte goldene 20 -Francstück. S.
Nasenblutengiilden, ein in Clausthal ge-.
prägtes 2/3 -Talerstück des Herzogs Ernst
August von Hannover von 1693 mit einem
langen, senkrechten Stempelriß unter der
Nase des Brustbildes, wodurch der An-
schein erweckt wird, daß sie blute. —
Fiala, Neues Haus Lüneburg zu Hannover,
1912, Nr. 2697 f., Taf. 26, 6. S.
Naskhi) Art der arab. Schrift; s. unter
Kufische Schrift. V.
Nasse Probe. Die Probe auf nassem
Wege im Gegensatz zu der Kupellen- oder
Feuerprobe (s. d.) besteht in dem Fällen
des Silbers aus salpetersaurer Lösung durch
eine titrierte Kochsalzlösung. Sie geht
auf die Araber zurück und verbreitete
sich seit 1400 über Paris in Europa, kam
bis zum 16. Jh. aber ganz ab. Erst die
von dem Franzosen Gay-Lussac 1 830 wieder
erfundene Methode wurde dann überall
schnell eingeführt. Die nasse Probe er-
möglicht den wirklichen Feingehalt (che-
misch reines Silber) festzustellen und die
durch den Kupellenraub (s. d.) entstan-
denen Fehler der Kupellenprobe festzu-
stellen. S.
Natalls = Geburtstag. Auf M. Hadrians
(Abb. 76) werden die Zirkusspiele, die
dieser nat(ali) urb(is) stiftete, erwähnt.
Wegen der M. mit plur(a) natal(ia) feliciter
s, unter Geburtsta^s-M. R.
Natürliches MaBsystem nennen wir ein
NATURALGELD— NEMESIS
455
solches, dessen vier Kategorien (Längen-,
Flächen-, Hohlmaß und Gewicht) aus der
Natur genommen sind. Alle ursprüng-
lichen Maße zwar lehnen sich an die Natur
an, wie die meist dem menschlichen Körper
entnommenen Ausdrücke Spanne, EÜle,
Fuß, Schuh, Klafter für Längenmaße, für
Flächenmaße Ausdrücke wie Morgen, Tag-
werk usw., für Gewichtsnamen Ausdrücke
wie Stein (lat. scrupulus) und Korn (Gran,
Keration; vgl. z. B, noch unter Kalanju
usw.) noch erkennen lassen. Bei der
UnvoUkommenheit und Ungleichheit dieser
Maße werden sie aber überall bald auf
eine bestimmte Länge normiert und da-
durch wieder unnatürlich, d. h. nicht mehr
aus der Natur wiederherstellbar. Daher
schlug z. B. Huyghens 1664 das Sekunden-
pendel zur Grundlage des Maßsystems vor;
gesiegt hat schließlich als N. M. das f ranzös.
metrische System : es nahm als Grundmaß
(Meter) den zehnmillionsten Teil eines Erd-
meridianquadranten zwischen Pol und
Äquator (freilich unter irriger Berechnung)
und baute hierauf ein Geschlossenes Maß-
system (s. d.) auf. — IQimpert, Lex. der
M., Maße und Gewichte» 1896 S. 219,
249, 267. R.
Natimdgeld, Geld, das in Naturalien be-
steht, s. unter Nutzgeld. R.
Nauarchis, etwa = »die flottengewaltige«,
Beiname der Städte Nikopolis Ep., Side,
Aigeai, Korykos, Elaiusa-Sebaste, Dora,
Sidon, Tripolis auf ihren M. R.
Naulon^ griech. vaoXov (von vaS? =
Schiff) = Fährgeld, insbes. das an Charon
gezahlte, s. unter Charonsfährgeld. R.
Naumachie, Seeschlacht, Schiffskampf,;
auf röm. M. meint der Denar des Q.
Nasidius mit 4 Schiffen den Ernstfall, der
des Sept. Severus mit Laetitia temporum
(s. d.) {Schiff, Quadrigen, wilde Tiere) eine
Zirkusdarstellung; auf einer M. von Gadara
steht vaü[ia()^ia) über einem Schiffe. R.
NC = nobilissimus Caesar, s. unter
Caesar. R.
Nea, Neos, griech. v£a, v£o? = jung, neu;
auf M. einmal (nebst vet&xepotf) = lat.
filius oder iunior in der Filiation (s.d.);
dann bei Angleichung eines Kaisers an einen
Gott, so vfoc'ApKjc (Amblada, Geta), vsaftei
^'Hpa (Alabanda, Plautilla), vfoi "HXioi
(Ephesos, Caracalla und Geta), &e& vecox^pa
(Kleopatra VIL). — In karischen Städten
widmet man die M. gelegentlich den vsot,
d. h. wohl, daß der Münzgewinn aus der
betr. Ausgabe zugunsten der Kasse der
Epheben gehen soll. — In Laodikeia
Phryg. erscheint auf M. das Synedrion
neön, s. d. R,
Nebris, griech. vsßpfe, das Hirschkalbfell,
Kleidungsstück des Dionysos und seines
Gefolges, umgehängt oder im Arm ge-
tragen, R.
Negeninanneke oder Gigot hieß eine 2,4 g
schwere südniederländische Kupfermünze
des 17. Jh.s mit dem Landesschilde auf
der Vs. und Andreaskreuz, Krone und
goldenem Vließ auf der Rs. (Abb. 315).
S.
Negofiepetming, niederländisch := Han-
delsmünze (s. d.). S.
N^ros oder Prietos sind kastilische
Schwarzpfennige Alfons X. (1252 — 1284);
Typus: Vs. Kastell, Rs. Löwe. — Engel
und Serrure II S. 823. Su.
Nemeoaikes, griech. v&^ieovCxTjc = Sieger
in den nemeischen Spielen (zu Nemea bei
Argos), nennt sich ein Beamter auf einer
M. von Aigai (Aiolis). — Münsterberg,
Beamtennamen S. 252. R.
Nemesis, Personifikation des Begriffs
y^fxeotc, etwa = Wahrerin des rechten
Maßes, Vergelterin, in röm. Zeit sich viel-
fach mit der Tyche berührend. Ihre
älteste Kultstätte scheint Rhamnus in
Attika zu sein, wo eine Statue der N. von
Agorakritos stand, die man in einem aphro-
dite-ähnlichen Standbild mit Zweig und
Schale über Thymiaterion auf M. des frühen
4. Jh. von Paphos hat wiederfinden wollen
(B. M. C. Cyprus S. LXXV Taf. VIII 7).
Sonst erscheint N. auf M. erst seit der späten
Republik, und zwar das Gewand vor der
Brust lüpfend und den Kopf senkend,
um in den Busen zu speien {N C. Vib.
Varus) — bekannte Geste, um dem Zorn
der N. zu entgehen, etwa wie wir drei-
mal unter den Tisch klopfen — j so auch die
N. von Sm5rma, einer Hauptkultstätte
der N., wo sie fast stets gedoppelt, auch
auf Greifenwagen und auch Alexander
dem Gr. im Traum (s. d.) erscheinend vor-
kommen und auf Homonoia-M. die Stadt
vertreten; andere Attribute der N. auf
kleinasiat., mösischen, thrak. M. der ELaiser-
456
NEN— NEUABSCHLAG
zeit sind die Elle, ein kurzer, häufig mit
Stachel versehener Stab j^also ein Züch-
tigungsmittel, eine Geißel, s. unter Zepter);
dann der Zügd, das Rad {dessen Drehen
das Walten der N. im menschlichen Leben
bedeutet), der Greif, der ja selbst oXacrTcop
= der Rächer heißt; dazu Zweig, Flügel
und die von Aequitas entliehenen Attribute
Waage und Füllhorn. — Posnansky, Neme-
sis und Adrasteia, Breslau 1890; Ant. M.
Nordgriech. I S. 190, 334, 634. R.
Nen, eig. Brot, Bezeichnung der Gold-
barren von Annam in Form einer auf der
einen Breitseite etwas ausgehöhlten Tusche -
tafel. Lacroix zufolge ist N. der Name
eines Barrens von 10 Tael Gewicht (383 g),
das Halbstück heißt Nua nen oder Thoi;
ein Barren, der i Tael (Luong) wiegt, heißt
einfach Luong oder Dinh (Nagel), sein
Halbstück heißt Nua luong, Nua dinh. Die
Breitseiten haben keine Inschriften, auf
den Schmalseiten befinden sich KontroU-
stempel, die u. a. das Gewicht angeben.
Ein bei Lacroix abgebildeter Nua nen
mißt 104 X 15 X 6 mm. Ähnliche Barren
von Tonkin und Cochinchina nennt Temple
Nantok. Dieselben Bezeichnungen werden
nach Lacroix auch für rechteckige Gold-
und Silbermünzen (s. Tael) angewendet.
Zur Unterscheidung werden die Worte
Vang (für Gold), Bac (für Silber) der Wert-
bezeichnung zugefügt. — Lacroix, Num.
annamite 132; Silvestre, Notes, Saigon
1883, 60; H. Wood in AJN 38, 95; Temple
in L A 27, 14.
V.
Nennwert s. Münzwert und Schlagschatz.
S.
Neokorle^ Neokoros. Griech. vecoxopoc ="
Tempelhüter ist der häufigste Titel griech.
Städte in der Kaiserzeit (zuerst: Ephesos,
Nero) ; bald ist die Stadt selbst (z. B. Pea^:
Eepdt Xa{iirpdk svSofo; V8C0x6poc ü^plf^] npc&tT]),
bald die Einwohner (Gen. plur. vecoxopwv^
Abb. 98) so bezeichnet. Der Titel bezieht
sich auf die Erlaubnis zur Errichtung eines
(mimizipalen oder provinzialen?) Tempels
für den Kult des lebenden Kaisers, oft ein-
schließlich seiner Vorgänger (daher z. B.
vecDx6pcov TÄv Ssßaort&v inTralleis) und wird
senatus consulto verliehen. Seit. Traian
führten auch Pergamon xmd Smyma den
Titel N., für die Provinzialtempel des
Augustus bzw. Tiberius, die sie schon
lange hatten; gleich danach führt Pergamon
zum ersten Male den Titel »zweimal (8fc)
N.« wegen eines zweiten Tempels für
Traian, und bald folgt ein förmlicher
Wettlauf der kleinasiat. und einzelner
syr. u. nordgriech. Städte, von denen es
manche Städte bis zu einer 3,, Ephesos
sogar zu einer 4. Neokorie bringen: jj.6va)v
araxcjSv TSTpotxic vecoxopcDV. Die N. von
Klaisern, die nach ihrem Tode der damnatio
memoriae verfallen, wie Elagabalus, wird
vom Senate' wieder eingezogen, so daß
die Ziffer der Neokorie um eins sinkt.
Zuweilen nennen sich die Städter auch
N. irgend einer Gottheit: so die Magnesier
vscoxopot T^c 'Aptsjit8off, die Aizaniten vew-
xopoi TOü Aio?, und Ephesos bezieht diese
Neokorie sogar mit in deren Zählung
ein. — Buechner, De neocoria, Gießen
1888 (veraltet); Z. f. N. 24 S. 259/79;
Head, H. N. » S. 929; Ost. Jahreshefte
VII S. I3ff.; N.Z. 48 S. 125/30. — N.
ist auch der Titel einer Einzelperson, der
auf M. von Kyzikos usw. in der Titulatur
des M.-beamten erscheint: Münsterberg,
Beamtennamen, S. 252. R.
Neos, Neoteros, s. Nea.
NeptuntlS s. unter Poseidon.
Nereiden, d. h. Nereustöchter, sind die
Nymphen des Meeres; es erscheinen auf
El. von Kyzikos eine N. mit Kranz und
Rundschild auf Delphin, auf M. der
Brettier Amphitrite, Gattin des Poseidon,
auf Hippokamp mit Eros auf dem Schöße,
oder ihr Kopf verschleiert, und auf M.
des Pjrrrhos und von Larissa Kremaste
Thetis, Achilleus' Mutter, auf Hippokamp
mit dem für ihn geschmiedeten Schilde;
wegen Leukothea s. unter Melikertes. —
Joum. int. XI S. 132/4.
Dann erscheinen auf den Goldmed. von
Abukir (s. unter Niketerien) N. auf Seeken-
taur, Seestier und Pistrix: Dressel, Fünf
Goldmed. Taf. II D; Bl. f. M.-fr. Taf. 183,
2 u. 6. R.
Netsch = Etschkreuzer, s. Kreuzer.
Su.
Neuabschlag einer M, ist der von einem
erhaltenen Stempelpaar in neuerer Zeit
gemachte Abschlag zu wissenschaftlichen
oder Sammelzwecken; s. unter Münz-
fälschung n. 5. — LfUschin, Allg. M.-
kimde» S. 152. R.^
NEUE AUGUSTDOR— NEUNER
457
Neue Augustdor sind die 1761 und 1762
geprägten Nachfolger der Mittelaugustdor
(s. d.); sie waren zuerst nur ii, dann nur
7 Karat 73/4 Grän fein, hielten also zuletzt
nur den dritten Teil Gold der vollhaltigen.
Sie haben eine sehr häßliche kupferige
Farbe, sind sehr dick, von demselben
Gepräge wie die echten, aber nur mit der
Jahreszahl 1758; etwa 2 964000 Stück sind
geprägt worden. — Schrötter, Acta Bor.
Gesch. III, S. 56 f., 508, Beschr. S. 134.
S.
Neue Zweidrittel (N Vs) oder Patentierte
neue Zweidrittel hießen die durch Patente
von 1777 und 1790 in Schwedisch -Pommern
wegen Mangels an eigenen Gulden die-
sen gleichgestellten fremden Zweidrittel-
taler oder Gulden nach Leipziger Fuß,
besonders die braunschweig-lüneburgischen,
brandenburgischen, sächsischen und mek-
Menburgischen mit den kleineren Mün-
zen bis zum Gutengroschen. Sie ver-
schwanden in Pommern erst seit 1831. —
Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch., I,
S. 157 ff. S.
NeiiffirstUche Häuser s. unter Ältfürst-
liche Häuser. S.
Netigroscheii hießen die seit 1840 in
Sachsen geprägten BiUongroschen, die, den
preußischen Silbergroschen oder i/30-Talem
sehr ähnlich, aber nicht wie sie in 12,
sondern in 10 Pfennige geteilt waren. Da
ein sächsischer Pfennig = */io, ein preußi-
scher aber = Vx» Groschen war, wurde,
besonders an den Grenzen, mit diesen
Münzen viel spekuliert; darüber s. Schröt-
ter, Preußen 1806/73, Gesch. I S. 133 f.
« * S.
Neiiguineamfinzen. Im Verkehr mit den
Eingeborenen der deutschen Kolonie Neu-
guinea dienten als Tauschmittel Waren
und Muschelgeld, mit den Weißen ur-
sprünglich englisches Geld. 1887 wurde
die Reichswährung eingeführt, nur wurden
die silbernen 5 -Markstücke und die
20-Pfennigstücke als entbehrlich weg-
gelassen. Allein die fremden Arbeiter
wollten mit holländischen Gulden und
mit mexikanischen Peso bezahlt sein,
während die Reichsmünzen von den deut-
schen Beamten in die Heimat mitge-
nommen wurden. Darum wünschte die
Neuguinea-Kompagnie solche Münzen, die
nur im Schutzgebiet Geltung hätten,
welcher Wunsch aber erst 1894 gewährt
wurde. Diese Münzen stimmten mit denen
des Reichs in Münzfuß und Form überein,
doch war das lo-Pfennigstück aus Bronze
und größer als das heimatliche. Die Stücke
zu 20, IG, 5, 2, I, Va Mark und das 10-
Pfennigstück zeigen Paradiesvogel -Schrift,
die 2- und i -Pf ennigstücke auf beiden
Seiten Schrift; alle sind 1I94 und 1895 ^^
Berlin gemünzt. Als 1899 das Reich die
Landeshoheit antrat, wurden diese Münzen
eingezogen, worauf das Reichsgeld all-
gemeine Geltung erhielt. — Hebnreich,
I, S.63ff. S.
Neu]ahrs-M. und -Med. Es gibt röm. M
(meist Med.) des Hadrian, des Pius
und Sev. Alexander mit der Aufschrift
s. p. q. r. a(nnum) n(ovum) — so, nicht
an(num) I — f (austum) f (elicem) und dem
Kaisemamen im Dativ (dazu Vogt, Die
alex. M. S. 117/8), femer im 17. u. 18. Jh.
n. C. Würzburger sog. Neujahrsgoldgulden,
die in Wort oder Bild auf das neue Jahr
hinweisen, dann einen Frankfurter Taler
1660 mit Inschrift »zum guten Neuen Jahr« ,
Nürnberger Med. von Dukatengröße mit
»Prosit das Neue Jahr« sowie die dortigen
Lämmleindukaten (s. d.) und Baseler N.-
Med. von 1629 u. ä., dann allerhand von
Med. -Verlegern wie Loos privatim zum
Verkauf ans Publikum hergestellte N.-
(meist Kalender-)med. VgL auch unter
Ghurra und Wunschmünzen und siehe über
N.-Med. Rev. beige de Num. 1904 S. 83.
219, 1905 S. 263 und Der Numismatiker
VIII 1909 S. 19 ff.; eine Sammlung von
N.-M. und -Med.: Kat. Weygand, Heß
Nachf. 1917 nr. 4^58 ff. R.
Neukreuzer hieß anfangs der zufolge
deutsch-österreichischenMünzvertrages von
1857 geschaffene österreichische Kupfer-
kreuzer, der in 10 Zehntel zerfiel. S.
Neuner wurden nach Schmieder, S. 309
um 1800 folgende deutsche Münzen ge-
nannt: I. die Stadt Nürnberger seit 1622
geschlagenen V9-Taler oder lO-Kreuzer-
stücke (Imhof, I, S. 346 ff.), 2. die kupfernen
9-Pfennigstücke der Stadt Osnabrück,
3. die kurpfälaschen 9-Batzen- oder 36-
Kjreuzerstücke^ 4- die Hessenalbus zu
9 Pfennig, 5. die schlesischen, zuletzt 1807
458
NEUSILBER— NIEDERLÄNDISCHE RIJKSDAALDER
und 1808 in Glatz geprägten 9 -Kreuzer-
stücke. S.
Neusilber, eine Mischung von 40 bis
600/0 Kupfer, 20 bis 40 Zink und lO bis
250/0 Nickel, diente in der Schweiz 1850
und in Österreich 191 5 als Material für
Scheidemünzen. N. wird auch zu geringen
Medaillen verprägt. S.
Neutaler hießen in der Schweiz: i. die
französischen Laubtaler zu 6 Livres,
2. die seit 1796 in den verschiedenen
Kantonen gemünzten Taler zu 40 Batzen
oder 4 alten Schweizer Franken; sie trugen
auf der Vs. den Kantonschild, auf der
Rs. einen Spruch und wurden bis 1814
mit verschiedenem Feingewicht geschlagen,
durchschnittlich hielten sie 26,4639 g
Silber. Auch halbe und viertel Neutaler
entstanden. S.
New England Shilling s. Massachusetts-
geld. S.
Nickel und Nickelmfinzen. N., abgekürzt
Ni, spez. Gew. 8,5. In Verbindung mit
anderen Metallen findet sich Nickel schon
um 200 V. Chr. in baktrischen Münzen.
Dann wird »KupfemickeU im 17. Jh. ge-
nannt, aber erst um die Mitte des 18. Jh.s
wurde Nickel als selbständiges Metall er-
kannt, und seit 1825 bergmännisch gewon-
nen. Bis 1876 hat Deutschland fast die
Hälfte des Weltbedarfs an Nickel gedeckt,
dann erfolgte dieEntdeckung großer Nickel-
lager in Neukaledonien Oregon Nevada
und anderer in Nordamerika, das seitdem
das Hauptproduktionsland des Nickels ist. —
Die ersten Nickelmünzen prägte die Schweiz
1850 mit loo/o Nickel, 1857 folgten die
Vereinigten Staaten mit 120/0, 1865 mit
250/0, 1860 Belgien mit 250/0, 1863 Peru mit
120/0, 1869 Jamaika mit 200/0, 1870 Brasi-
lien auch mit 20 0/0; die anderen Prozente
in diesen Münzen waren meist Kupfer. Seit
1881 prägten die Schweiz, seit 1892 Öster-
reich fast reine Nickelmünzen, aber als die
von Belgien und den Vereinigten Staaten
gewählte Legierung von 250/0 Nickel und
750/0 Kupfer 1873 von dem Deutschen
Reiche angenommen war, wandten sich
ihr die meisten Staaten vor dem Welt-
kriege zu, um nach 191 8 meist billigeres
Material wie Aluminiumbronze oder Kupfer
für die kleinsten Scheidemünzen zu wählen.
Heute werden die größeren, z. B. d.
deutschen 50 Pf. -Stücke, auch wieder aus
Reinni. hergestellt. — B. Neumann, Die
Metalle, Halle (Saale), 1904, S. 326 ff.;
Mitt. der num. Ges., Wien, 1923, S. 221
bis 1924, S. 279. S.
Niedereibische Agrippiner (Dbg. nr.
1778 ff.) sind Nachprägungen bzw. Entstel-
lungen Köln-Andemacher Denare; nämlich
der Tempelseite von Dbg. nr. 373, 374 u. 450
(Eb. Piligrim 1021 — 36), der anderen Seite
mit dem verwilderten Sancta Colonia in
drei Reihen von Dbg. nr. 329 ff. (Abb. 141).
Sie sind zum großen Teile höchstwahr-
scheinlich an der niederen Elbe geprägt
und haben deshalb von Menadier den obigen
Namen erhalten. Helmold berichtet in
seiner Wendenchronik, daß jenseits der
Niederelbe »denarii Bardewicensibus simil-
limi« umlaufen und zahlreiche Funde der
sog. niederelbischen Agrippiner, die zuerst
in Bardewik geprägt sein werden, in
Mecklenburg bestätigen die Nachricht. Sie
waren schon im letzten Viertel des li. Jh.s
im Umlauf und haben sich bis zu Heinrichs
des Löwen Zeit gehalten und diesen zu
Prägungen solcher Pfennige mit seinem Na-
men veranlaßt, die jedoch ein Elreuz auf
der Rs, zeigen. — Bl. f. M.-kde. HI T. VI
nr. 104, 105 u. 117; Dannenberg, Der
Silberfund von Niederlandin in Z. f. N. V
S. 17 f. nr. 58; Fund v. Horst, Z. f. N.
XIV S. 252; J. Menadier, Fund v. Prag,
D. M. IV S. 263 ff. ; Suhle, Fund v. Prenzlau
in Z. f. N. XXXVI S. 107, 109; Jesse,
Wend. Mverein S. 37. Su.
Niederländische Ri|ksdaalder sind die-
jenigen niederländischen Taler, die auf
der Rs. den niederländischen Löwenschild
tragen. Sie werden nach der Vs. unter-
schieden in Taler mit halbem oder mit
ganzem Mann. Die ersteren zeigen das
Hüftbild eines Geharnischten, der in der
Linken den Provinzialschild hält, die
anderen einen ganzen Geharnischten, der
sich auf den auf dem Boden stehenden
Provinzialschild stützt. Jene wurden 1606
bis 1693, diese bis gegen Ende des 18. Jh.s
geschlagen. Sie sollten zuerst 28,99 g
wiegen und 25,677 g Silber halten, zuletzt
wogen sie aber 28,25 bis 27,73 g und hielten
24,89 bis 24,18 g Silber. — Verkade,
Taf. 4,4 imd 47,2 und öfter; Noback»»
S. 1036. S.
NIKE-NOAH
459
Nike, lat. Victoria, die älteste der griech.
Personifikationen, daher nicht mehr als
solche, sondern als selbständ. Göttin em-
pfunden, auf M. so häufig, daß ein Über-
blick in diesem Rahmen nicht möglich.
Vgl. Abb. 26, 33/4, 49, 65, 68, 85, 108, 113.
— Röscher, Lex. d. Mythol. III S. 306;
Gruppe, Griech. Mythol. S. 10846; Stud-
niczka, Die Siegesgöttin 1898; Head, H. N. »
S. 917- 953; Regling, Terina S. 66 ff.;
Bemhart, Handbuch S. lOi. R.
Niketerion, griech. vixtqttqpiov, Siegespreis;
den Ausdruck brauchen Mowat, Rev. num.
1903 S. 25 und Dressel, Fünf Goldmedail-
lons aus dem Funde von Abukir 1906
S. 56 für die aus den Schätzen von Tarsos
und Abukir (Abb. 103) stammenden, an die
Sieger in Wettkämpfen bei den großen
Spielen der Griechen verliehenen N'
Medaillone. — R. E. II S. 2058, R.
Nimbus, eigtl. Regenwolke, Wolke, dann
Lichtglanz, der vom Haupte der Götter und
hervorrag. Menschen ausging, von der
Strahlenkrone (s. d.) nur äußerlich unter-
schieden: während diese ein Kopf reif mit
Strahlen ist, ist der N. eine Scheibe mit oder
ohne Strahlen, auf die der Kopf gleichsam
aufgelegt ist; so mit Strahlen der Helios -
köpf auf N von Lampsakos, der Solkopf
nach vom im Tempel auf JSi des M. An-
tonius, ähnlich der Kopf des steh. Kaisers
Pius auf Großbronzen von ihm, der Kopf
des Phönix (s. d.) auf röm. M. O h n e Strah-
len erscheint der N. auf anderen Denk-
mälern zunächst als Abzeichen der Götter,
dann auch der geograph. Personifikationen;
auf den M. finden wir ihn bei Geta, ferner
auf dem Mainzer Bleimedaillon (Z. f. N. 36
Taf. XI, 4), dann in konstantinischer Zeit
auf einigen N des Licinius und des Con-
stantinus I. seit 314 n. C. (bei Licinius und
bei 2 Stücken des Constantinus, Z. f. N. 21
Taf. II 4, 5, umgibt er das Bildnis der Vs.,
sonst erscheint er nur bei den Ganzfiguren
der Rs.), auch bei Fausta; manchmal
trägt nur der Kaiser Constantinus den
N., während seine Söhne ihn nicht
führen {N Med. Z. f. N. 21 Taf. III i. 5;
Bl. f. M.-fr. Taf. 264, 13). Dann wird er
nach Constantinus' Tod allmählich ein
häufiges Attribut der Kaiser, freilich nur bei
den Ganzfiguren auf der Rs., das sich auch
auf byz. M. von lustinianus bis Phoc?is,
dann wieder seit Manuel IL bei Vorwärts-
darstellung des Kaisers oder der Kaiserin
findet (B. M. C. Byz. frontispiece und Taf.
IV— XXII, LXXVI/yil), seit dem Er-
scheinen des Bildes Christi und der Heiligen
auf den M. bei diesen, jetzt meist mit einem
aufgelegten Kreuze, Abb. iio. 115. 119. —
Krücke, Der Nimbus, Straßburg 1905, R.
Im Mittelalter umgibt der N. oft den
ganzen Körper (Glorie oder Aureole, vgl.
Mandorla, (Abb. 231) oder er erscheint als
eine den Kopf umgebende Scheibe, später
als ein über ihm schwebender Ring, so
insbesondere bei den Heiligen (Abb. 195,
197, 198, 218, 220, 230, 233, 234). Auch das
Lamm Gottes, die Taube des Heiligen
Geistes, das Dreieck mit dem Auge Gottes
sind oft von einem Nimbus umgeben dar-
gestellt. Er wird Kreuznimbus genannt,
wenn sich in ihm ein Kreuz befindet, dessen
unterer Balken aber durch den Kopf des
Dargestellten verdeckt wird (besonders auf
byzantinischen Münzen) ; die Glorie kommt
an sich nur der Dreieinigkeit und der
heiligen Jungfrau zu, der Kreuznimbus nur
Christus (Abb. 188, 212). — Friedensburg,
Symbolik S. 13. Su.
Nipenning (Neunpfennig) s. Gros 3. S.
Niqiiet hieß der aus Gddnot in Frank-
reich 1421 geprägte sehr geringhaltige
Double tournois mit gekrönter Lilie-
KLreuz. Der Name ging auf die von Kaiser
Karl V, für die Franche comt6 in Besangon
1550/1 geschlagenen Doppelpfeimige über.
— Bianchet II, S. 164, 271, 280 (Abb.);
Poey III, Taf. 120, Nr. 5. S.
Nist, dialektisch Nu§f, Nu§§, = arab. V^*
S. Piaster, Altun, Sebili, Mitkäl, Budju, Sul-
täni, Danmiur. V.
Nisfi(Halbstück) s.Jaital,Paisa, Altun. V.
NltäTy Nisär, kleine Gold- und Silber-
münzen, die in muhammedanischen Ländern
bei festlichen Gelegenheiten unter das Volk
gestreut wurden; s. Rupie. V.
Iflzam, der übliche Titel der Fürsten
von Hyderabad. Stoenner,
NC Y X C, Sigle auf röm. Gold-M^ der
2. Tetrarchie, 306—309 zu Nicomedia ge-
prägt, entweder gedeutet als Nicomedia
lux civitatium oder es wird die 90 als Zahl
der Stücke auf die Mine von etwa 490 g
aufgefaßt. — KUo V S. 124. R.
Noah s. unter Arche Noahs. R.
46o
NOAILLES— NOGATA
NoaiUeSy ein Louisdor (s. d.) Ludwigs XV.
S.
Nobel) Schlffsnobely holl. Schuitken, ist
eine Goldmünze, die von Eduard IIL von
England in Erinnerung an den am 22. Juli
1340 über 30 000 Franzosen und 230 Schiffe
errungenen Seesieg von Sluys erstmalig
1344 an Stelle der anfänglich 1343 ge-
schlagenen Florene geprägt worden ist. Der
Nobel zeigt das Brustbild des mit Schwert
und Schild bewehrten Königs in einem
Schiff auf wogender See und in der durch-
brochenen Mitte des Lilienkreuzes im Acht-
paß auf der Rs. die Initialen des könig-
lichen oder auch des Namens der Münz-
stätte (Abb. 242). Die L^ende lautet: ^Ihc
(autem) transiens per medium illorum
ibat«. Diese Goldmünze hat einen Dm.
von 23 mm u. ein CJewicht von 7,7 g, indem
391/a Stück aus dem Towerpfund ge-
schlagen wurden (1344 8,97 g, 1346 3,33 g,
135 1 — 77 7,97 g); die Feinheit betrug
237/8 Karat u. der Wert 6 SchüHng 8 Pf,
Eduard IIL hat sie mit ihrem Halb-
(3,91 g) und Viertelstück (2,17 g) während
seiner ganzen langen Regierung weiter-
geschlagen und nur in der Titulatur einen
Wechsel eintreten lassen, indem er sich
bis 1360 des französ. Königstitels, darauf
ein Jahrzehnt des aquitanischen und
schließlich beider Titel bediente. Auf die
Umschrift blieben auch die Änderungen
seiner Nachfolger beschränkt; erst 1465 hat
Eduard IV. den Rosennobel eingeführt
(s. dort). — Später kommt der Schiffs-
typus auf der Rs. der Angels, die seit
Heinrich VIL v. England geprägt wurden,
vor (s. Angdot).
Die Nobd sind nicht nur zur Bestreitung
der Kriegskosten und als Entschädigung
für Kriegshilfe von den englischen Königen
ausgegeben und ins Ausland gelangt, son-
dern auch durch den Handel in großen
Massen auf das Festland gekocamen; sie
sind in ansehnlicher Menge im Rheinland
(Fund V. Köln) und weiter östlich bis nach
Pommern gefunden worden, selbst in einem
Vertrage der Schlesier mit den Hussiten
wird nach den Nobel gerechnet. Wegen
ihrer allgemeinen Geltung sind sie auch
vielfach in den Niederlanden nachgeahmt
worden und zwar schon im 14. Jh, durch
Philipp V. Flandern (1384 — 1404) und
durch kleine Herren wie Walram von Ligny,
noch um 1500 von Kaiser Maximilian u.
Philipp d, Schönen und im 16. Jh. von
Seeland, Utrecht, Kampen und Geldern.
Diese niederländischen N. wogen im 16. Jh.
6,836 g und hielten 6,55 g Gold. Su.
Der Nobel hieß in Rußland Korab^l'nik
(von Korabr = Schiff), er wurde dort von
den Zaren als Geschenkmünze benutzt. —
Grueber, S. 46—48, 167; Verkade, S. 20 f.;
de Voogt, S. 170; Sreznevskij I, 1284;
Chaudoir I, S. 56. B.
Nobilissimus, seit Diadumenianus (217
n. C.) für den Caesar (s. d.) vorkommender
Titel. Abk. N C, NOB CAES, NOV CS.
Griech. im^ayiazaxoi, ^- Nobilissima fe-
mina, abgek. N F, heißen Helena (die Zu-
teilung dieser M. der Helena an die Gattin
des Crispus ist irrig, Num. chron. 191 5
S. 132), Fausta und Constantia, Mutter,
Gattin und Schwester Constantinus' L,
Z. f. N. XIX S. 106. — N(obilissimus) v(ir)
(damals höchster Titel nächst den Augusti
und Caesares) heißt auf M. Romulus, des
Maxentius Sohn. R.
Nobilis vif = Edelherr kommt als Titel
auf einigen Münzen des M.A. vor, so z. B.
auf Denaren Simons I. von der Lippe (1275
— 1344), nobilis allein bei Bernhard VII.
(1431 — 1511), auf einem Pfennige von
Stadt-Oldendorf (nobi)lis de Homborg
(Num. sphrag. Anz. 1892 S. 94), auf Pfenni-
gen Konrads v. Diepholz (1493 — ^SH) No-
b(i)l(is) Conrad. Diphol. Das NVO auf
Eilenburger Brakteaten ist als Nobilis
vir Otto aufzulösen. Als Stadtbeiwort
erscheint nobilis bei Vienne. — Mader, Krit.
Beiträge S. 202; Dannenberg in Berl. Mbl.
1900 S. 2817. Su.
Noble oder Half Merk, eine unter Jakob
VI. in Schottland 1572 — 1580 geprägte
Kriegsmünze aus Billon zu 6 Schilling
8 pence von einem Gewicht von 6,803 g»
die bis 1576 3,402, seitdem 4,539 g Silber
hielt. Sie trug auf einer Seite den schotti-
schen Schild, auf der anderen ein Blumen-
kreuz. — Grueber, S. 193. — Vgl. Nobel.
S.
Nogfita. Nogäta, vom arabischen nakd
(pecunia parata et praesens solutio, probus
et justi ponderis nummus), eine altrussische
Geldeinheit, die V«> der Rechengrivna (s.
Grivna) ausmachte und die hoher als die
NOMENMÜNZEN— NOMOS
461
Kuna (s. d.) bewertet wurde (20 : 25). Da-
her kann wohl für das 10. und 1 1. Jh. unter
einer N. im Gegensatz zur Kuna ein voll-
wichtiger, älterer Dirhem verstanden wer-
den. — Izv^stija Otd^lenija r. jazyka i slov.
Akad. Nauk (1902), VII 2, S. 293 (Meh-
oranskij); Sreznevskij, II, 462; Mroöek, 113
— 115. — Vgl. auch Trutovskij, Nogäta, in
Drevnosti vostocn. Mosk. Arch. Ob§c. IV
(1913), doch nicht seine konfusen Aus-
führungen über die älteste mss. Geldge-
schichte. — Für die spätere Zeit s. Gutzeit,
Nogäten und Mordken. B.
Nomenmunzen, ägyptische, sind ^E-Mün-
zen, die in Alexandreia Äg. von Domitianus
bis Marcus Caesar nach einem Jahreszyklus
(Z. f. N. 29 S. 114^) geprägt sind und je den
Namen eines ägypt. Gaues (vofioc) tragen,
im ganzen an 50 verschiedene einschließlich
der Stadtnamen ; soweit ausgeschrieben,
stehen die Namen im Nom. sing., z, B.
APCINOeiTHC, seil. vo|x6?, beim Mem-
pheites, Ombites usw. ist NOMOC sogar
zugesetzt, nur NAYKPATIC, APABIA und
AIBYH in dieser Form. Die Bilder
stellen teils den personifizierten Gau, teils
die dort hauptsächlich verehrte(n) Gott-
heit(en) und ihre Attribute dar, aber alles
in »alexandrin. Interpretation des ägypt.
Glaubens«. — Bibliographie bis 1900 :
Journ. int. III S. 344; Head, H. N.» S. 864;
Vogt, Die alexandr. M. I S. 57/64. R.
Nominalfsten heißen diejenigen Geld-
theoretiker, die das Wesen des Geldes in
dem vom Staate einem Stück Metall,
Leder oder Papier gegebenen Nennwerte,
dem valor extnnsecus, sehen (s. Char-
talismus). Die Hauptvertreter sind der
Franzose Pothier im 18. Jahrhundert und
der Deutsche Knapp (f 1926) ; im Gegen-
satz zu den N. behaupten die Valoristen,
daß der Wert des Geldes sich aus dem
Sachwerte (valor intrinsecus), der Nach-
frage nach Zahlmitteln und dem Garantie-
stempel des Staates (Gepräge) zusammen-
setzt. S.
Nominalwert s. unter Münzwert. S.
Nomlsma, griech. v6(ii9ftot, von v6)i.oc =
Sitte und Recht abzuleiten, bedeutet Münze,
und zwar i. das Einzelstück, 2. in kollek-
tivem Sinne, 3. im Sinne von M. -recht.
Im I. und 2. FaUe wird es oft durch Zu-
sätze wie Bepevfxetov, ASy^vAiov spezi-
fiziert. -— Trait^ I S. 390/93. 1126. — In
byz. Zeit ist, seit dem 8, Jh. und bis zum
12. Jh., wo Hyperpyron (s. unter Iperpero)
üblich wird, N. so viel wie ^poaoüv oder
Xpöaiov ,v(5ixtafi.a, d. h. der goldene Solidus,
Abb. 118. — Trait^ I S. 537; Hultsch,
Metrol. Scr. II S. loo; Journ. int. II
S. 345^. R.
Nomophylakes, griech. vojiooüXaxec =
Gesetzeswächter, Behörde in Lakedaimon,
die (ohne Personennamen) auf der Vs,
einer M. der Stadt erscheint. — Mün-
sterberg, Beamtennamen S. 252. R.
NomoSy griech. v(5fxoc, urspr. = Brauch,
Gesetz, dann = Münze, lat. nummus, das
später wieder ins Griech. in der Unform
voüptpoc rückübertragen wurde. Die ori-
ginale Form vop-oc steht bei Polliix Onom.
IX 79 (zweimal, aus Epicharm, Anf. 5. Jh.s
V. C.) und bei Photios s. v. (sonst stets
durch voüjxfioc verdrängt und mit ihm ver-
wechselt), als Münzeinheit von HeraMeia
Luk. steht er in den tabulae Heracleenses
(um 325 V. C), und in seiner weiteren Gel-
tung in ganz (Unter-) Italien und in seinem
damaligen Betrage ist er endlich durch die
Gleichung einer Inschrift von Delphoi Dit-
tenberger3 no. 240 I 14 v6jJL[o]t 'iToXtcuxuol
Ix[ax6v], TOüTOü A^'^ivotov hpa'/j^oLX hxoLxhv
2[)taTi]TSTopeg, Tsxopec ö8[cXof] sichergestellt
auf [124V3 X 6,24 g (über diesen Betrag
s. unter Äginäischer M.-fuß) : 100 =] 7,78 g.
Ursprünglich — er wird seit etwa 550 ge-
prägt — erheblich höher (Klio VIS. 506 bis
512; mehrfach belegte Stufen gibt es
noch bis 8,30 — 8,32 g aus 6 Städten),
ist er gewiß entstanden als Abschwächung
des den westl. Handel beherrschenden
korinth. Pegasosstaters (von 8,5 — 8,6 g in
praxi), auf den diese N. auch oft überprägt
sind, und wie dieser auf Sizilien in 10 Litren
(s. d.) zerfiel, so wird auch der N. in Unter-
italien nach dem M.-befund bald in 12 Teile
(Obolen), bald in 10 Teile (Litren) geteilt.
Zweifelsohne ist er der voup.(jLoc von Tarent,
den Aristoteles dort mit dem Typus des
Delphinreiters als y6\kia\ui kaimte (Pollus:,
Onom. IX 80): denn das ist der Typus des
tarent. Großstücks von 7Va — 8 g — in
pyrrhischer Zeit reduziert auf 6 röm. Scri-
pula = 6,82 g (Klio VI S. 518/21) — wäh-
rend seiner von etwa S5CK-2IO v. C. dauern-
den Prägezeit, wogegen er auf Unterstufexk
402
NOMOTHETES— NOTGELD
vor 212 überhaupt nicht vorkommt. Da
nun zudem Aristoteles die erst aus dem
Latein, zurückübertragene Unform voojijioc
-unmöglich schon gebraucht haben kann, so
ist zu erwarten, daß auch an anderen Stellen
diese Unterschiebung des voüjijiac geschehen
xmd also auch anderswo mit voujj.jj.oc (s.
unter Noummos) nicht der röm. Sesterz,
sondern der alte Nomos gemeint ist. Dar-
aus erst ist von Willers (vgl. unter Litra)
das Verständnis der Stelle bei Pol ux,
Onom. IX 87 über die siziL Litra = ^/jo
Nomos oder korinth. Stater = ^/24o, später
Viao Talent gewonnen worden, ebenso die
Erkenntnis, daß der Schlußsatz, das 8üvo-
oflatBitivvoüjj.ji.ovTpux'ijjiicttßdXta nicht mehr
in das Aristoteleszitat gehört, sondern, wie
<ias Schol. Hom. bei Hultsch, MetroL scr. I
S. 300 Zeile 2/3 lehrt, aus dem Werke des
Apollodoros (2. Jh. v. C.) über Sophron
stammt (sizil. Dichter des ausgeh. 5. Jh.s;
dieser hat also sicher den v6jj.oc gemeint
und Apollodor ihn irrig auf den Sesterz
bezogen) : denn hier ist voSjtjxoc wegen der
•Gleichung mit i^fz (att.) Obolen (= V4 Dr.)
sicher der röm. Sesterz (= 1/4 Denar;
Denar und Dr. werden seit der späteren
Republik gleich gerechnet). Umgekehrt
-wird das gute alte Wort vojjtoc statt vo5jj.jioc
für Sesterzen gebraucht in einer Inschrift
vonDelos umiSov, C: TS-rpdvojjia, Sfvojia,
vofiot, d. h. Denare, Quinare, Sesterzen
(Dittenberger» n. 588 Z. 215). Über vofioc
-=: Denar s. Willers S. 358. — Giesecke, Italia
numismatica 1928 S. 11/15, 42/3 (vgl. schon
,Sicilia numismatica 1923 S. 71) will einen
Unterschied feststellen zwischen dem Fuße
der »achäischen« Kolonien, dem von
Tarent und dem »phokäischen« von Hyele,
und das Wort N. auf den letzten be-
.schränkt wissen; ich halte diese Unter-
schiede im wesentlichen für zeitliche oder
iür augenblickliche lokale Spielarten. —
•Gabriel, La monetazione del bronzo nella
Sicilia antica 1927 schließt sich wie ich an
Willers an, — Die Behandlung des N. bei
Segr^, Metrologia S. 288/93 ist geradezu
^n Rückschritt gegenüber Willers. R.
NomotfaeteSy griech. vojj.o&st>]c = Gesetz-
geber, vermutlich Mitglied einer Körper-
jschaft dieses Namens, nennt sich ein
Beamter auf M von Laodikeia Phryg. —
31ünsterberg, Beamtennamen S. 252. R,
Non sunt Diesen Namen erhielt der
Twelve-Penny-Groat der Königin Maria von
Schottland und ihres Gemahls Franz von
Frankreich von 1559 von zwei Worten in
der Umschrift: Jam non sunt duo, sed una
caro. Er trug auf der Hs. gekrönte Initialen,
auf der Ks. Schrift im Quadrat, wog 1,7 g
und hielt 0,14 g Silber. — E. Burns,
Coinage of Scotland III, 1887, S. 326—328.
S.
Nota, lat. = Gepräge, z. B. Plin. N. h.
33, 45 und 46, Sueton Aug. 75, — Rev,
num. 1891 S. 112. R.
»Nota« befindet sich auf der Rs. friesi-
scher Pfennige des Grafen Egbert I. (1057
— 1068), zu Bolsward, Doccum, Emnigheim,
Leeuwarden, Staveren und einigen anderen
noch nicht bestimmten Orten geprägt, zwi-
schen zwei Perlenlinien quer über das Feld
der Münze. Nota bezeichnet auch hier das
Gepräge der Münze, obwohl dies gewöhn-
lich i. M. A. forma und imago heißt. — Me-
nadier,D.M. III S. I58f. Su.
Notgeldy Scheine oder Münzen, die bei
Mangel an Umlaufsmitteln von nicht münz-
berechtigten Städten oder Privaten, auch
staatliche Prägungen, die in Notzeiten zu
einem den Metallwert übersteigenden Nenn-
wert ausgegeben wurden, z. B. die Görtzi-
schen Notdaler Karls XII. (s. d. u. Abb.
361), endlich staatliche Scheine. Das älteste
bekannte Papiemotgeld — wegen Leder-
geld s. d, — gab 1482 der Graf v. Candilla
aus, als er in der Festung Alhama in Gra-
nada von den Mauren belagert wurde; dem
folgten 1572 beprägte Pappstücke von Lei-
den und Scheine von Maasfeld in Thür. aus
dem 30jähr. Krieg und irisches Geld dersel-
ben Zeit (S. Gun-, Inchiquin-, Ormonde- und
Rebelmoney); seit 1789 zahlreiche franzö-
sische Stadtgeldscheine (s. Billets patrio-
tiques), Papiergeld der belagerten Städte
Mainz 1792, Kolberg 1807, Erfurt 1813.
Verschwinden der silb. Scheidemünzen ver-
anlaßte um 1820 zahlr. Notgeldausgaben
in den halt. Ländern (Städte Dorpat,
Pemau, Reval, Walk), ebenda auch
1860/63, 1848 in Böhmen in über
150 Orten, auch im übrigen Österreich,
ebenso 1859 ^^^ 1S66; 1870 wurde Papier-
geld in Frankreich an 70 Orten in 300 Arten
ausgegeben, in Deutschland nur von Kai-
serslautem (in Nürnberg gedruckt, nicht
NOTGELD
463
ausgeg.). In Italien gaben während der
Einigungszeit Hunderte von Gemeinden
Notgeld aus, in der Türkei während des
Krieges mit Rußland 1876 bis 1878 Hun-
derte von griech. u. armen. Kirchen; Not-
geld begleitet schließlich jeden modernen
Krieg, 1898 den Sudankrieg (Chartum),
1900 den Burenkrieg (Mafeking, Bulawayo,
Kimberley), den Tripoliskrieg, seit 19 13
die mexikanischen und chinesischen
Bürgerkriege, vor allem aber den Welt-
krieg.
Der plötzliche starke Bedarf an Hartgeld
für die Löhnung der Soldaten, zugleich mit
dem Zurückhalten von Gold und Silber
durch die Bevölkerung, die besonders in
Grenzgebieten ängstlich war, und Miß-
trauen gegen die Banknoten ließ in fast
allen kriegführenden, auch vielen neutralen
Ländern Stauungen des Geldumlaufs ent-
stehen, zu deren Abhilfe, vor allem in den
Grenz- und Industriegegenden, Notgeld von
Städten, Fabriken und Kaufleuten ausge-
geben wurde, das in Deutschland bald
wieder eingezogen werden konnte. Eine
weitere Periode beginnt für Deutschland
1916 mit Kleingeldscheinen, meist 5, 10 und
50 Pfg., veranlaßt durch die allmälil. Ein-
ziehung des Nickelgeldes, das zwar durch
Eisenmünzen ersetzt wurde, aber wegen des
großen Bedarfs der besetzten Gebiete nicht
ausreichte. Diese Ausgaben, von den Be-
hörden stillschweigend geduldet, setzten
sich bis 1922 fort und überschwemmten das
ganze Reich, arteten aber seit 1920 immer
mehr zur Spielerei aus, indem zahlreiche
Orte Notgeld nicht mehr für den Geldum-
lauf, sondern zum Verkauf an Sammler in
ganzen Serien ausgaben, und führten
schließlich das Notgeldverbot vom 17. 7.
Periode: Zahl der AusgabesteUen
I914 400
1916/22 Papiergeld 4000
1916/22 Hartgeld 1500
1918/19 Großgeld 500
1922 nach 17. Juli 400
•1923 8000
Wertbeständ. Notgeld 500
S. auch
Österreich zählte 1914/15 nur lOO Aus-
gabestellen. Erst 1918 folgten ihnen Klein-
1922 herbei. Eine Untergruppe der Klein -
geldperiode sind die i- und 2-Pfg.-Scheine,
die 1920 in Süddeutschland noch benötigt
wurden, als die Reichsmünzen wegen des
den Nennwert übersteigenden Metallwerts
schon verschwunden waren. Gleichzeitig mit
den Kleingeldscheinen wurde auch Metall-
N. in den gleichen Werten ausgegeben,
zuerst meist aus Zink, später aus Eisen,
auch Aluminium, in runder oder öeckiger
Form; die Spekulationsentartung der Klein-
geldscheine trat beim Hartgeld kaum ein. —
Der Zusammenbruch 19 18 veranlaßte die
Ausgabe von Großgeldscheinen zu 5, 10,
20, SO M., da die Reichsdruckerei den An-
forderungen nicht mehr nachkommen
konnte; bis Mitte 1919 verschwanden diese
Scheine wieder aus dem Verkehr. Die
Inflation brachte dann noch drei weitere
Notgeldperioden, 1922 (nach dem Not-
geldverbot) Werte zu 100, 500, 1000 M.,
die bis Ende d. J. wieder eingezogen
wurden, aber Frühjahr 1923 noch Nach-
zügler zu 5000 und loooo M. fanden;
dann die Notgeldflut von 1923 mit Werten
von 50000 M. bis zu 200 Billionen, die
alles bisherige in den Schatten stellte und
auch die entlegensten Gegenden über-
schwemmte; schließlich die Periode des
wertbeständigen Notgelds, das meist in der
Dollarwährung entsprechenden Werten ge-
halten war und 1924 wieder verschwand
(s. Inflation). Über Gefangenenlagergeld
s. d. In den Kolonien wurde Notgeld in
Südwestafrika vom Gouvernement und
von Privaten, in Kamerun vom Gouverne-
ment und in Ostafrika von der Deutsch-
ostafrikanischen Bank ausgegeben. Die
Zahl der Ausgabestellen und Werte betrug
schätzungsweise :
ZaM der
Arten Gresamtbetra^
2 000 10 Millionen
30000 ?
7 000 ?
2 000 5 Milliarden
I 500 ?
65 000 500 Trillionen
2000 ?
Inflation,
geldscheine, erst nur vereinzelt, dann aber
bis 1921 in der gleichen Flut wie im Reich
464
NOUMMION— NOVCIC
(vielleicht 20000 Arten), aber fast durch-
weg nur spekulativ ausgegeben. In Ungarn
brachte die Kommunistenzeit 191 8/19 eine
große Menge Notgeld hervor. In Frank-
reich überließ der Staat das Notenausgabe-
recht bis zu 2 Franken den örtlichen
Handelskammern, die von 19 14 bis 1923
ununterbrochen davon Gebrauch machten
und, zusammen mit den zahlreichen Ge-
meindeausgaben des besetzten Gebietes,
über lOOOO verschied. Scheine und Münzen
hervorbrachten. Belgien zählt 500 Aus-
gaben von 1914/15 und viele spätere Klein-
geldscheine, die häufig von den Ver-
pflegungsbehörden ausgegeben wurden; die
Niederlande hatten nur 1914 etwa 50 Aus-
gaben. In Rußland ensstanden von 191 7
bis 1924 rund 4000 verschied. Scheine,
darunter solche aller antibolschew. Armeen,
in Polen 2000; schließlich sind noch
Portugal mit rund looo Scheinen (1917/22)
und Südslawien zu erwähnen. — S. auch
Belagerungsmünzen.
Kataloge: Keller, Das deutsche Notgeld
1914 — ^24; Trelde, Österreichischer Not-
geldkatalog 1919/21 (Salzburg 1921); Ch.
Denis, Catalogue des Monnaies de N^-
cessit6 6mises depuis 1914 (Paris 1924);
T. Solski, Polska Moneta Papierowa, Spis
Bonöw Wojennych z lat 1914/20 (Lem-
berg 1921, 23, 24); F. G. Tschutschin,
Katalog Bon i Denznakow Rossii, RSFSR,
SSSR, Okrain i Obrazowanij (1769 — 1927),
3. Aufl. (Moskau 1927). A. Keller.
Nottmmlon, griech. voo(i.|iiov, lat. num-
mus, s. d.^ ist der Name der Einheit der
byz. Kupfermünzen seit der anastasischen
Reform (Abb. 114/5), erscheint aber in
der späteren Zeit im Sinne von Gdd über-
haupt, N. Z. 44 S. 193. R.
NoununoS) griech. voo)iiioc, aus dem
latein. nummus (s. d.) buchstäblich übertra-
gen, Belege bei Hultsch, Metrol. scr. II S. 200
im Register; dort z. B. S. 304 Z. 6 in allgem.
Siime = Münze: xo8pavT7]c vgü{A(jloc; meist
aber in der Sonderbedeutung des Wortes
als Sesterz (s. d.). Jedoch ist der voüfijjioc,
den Pollxix Onom. IX 80 u. IX 87 aus
Aristoteles (der ganz gewiß diese Unform
noch nicht hatte) als 1/24 Talent zitiert,
nicht der Sesterz — auch die Überein-
stinmiung zwischen Festus (p. 359a) talen-
tum Syracusanum trium denarium (s. unter
Talent) und Pollux IX 87 2txsXixov toXavTOv
SoTspov Süoxaßexa (voßfijxooc foxoev) : 12 Sest.
= 3 Den. darf daran nicht irre machen (ge-
gen Giesecke, Sicilia numism. S. 145) — .,
sondern der alte vdfioc (s. d.), und der
dort folgende Zusatz: Suvaa&ai Ss xöv
yoo[L[t,ov Tpta f^p.tcoß&ta gehört nicht mehr
zum Aristoteleszitat, sondern stammt aus
dem Zitat eines Philologen des 2. Jh. Apollo-
doros (Schol. Hom. bei Hultsch, Metrol.
scr. S. 300 Zeile 2/3) : zu dieser Zeit erst
ist das lat. nummus = sestertius als N.
übernommen, und die Gleichung i Sesterz
= 1^2 Obolen führt auf die Zeit, wo die
(att.) Drachme dem Denar gleichgesetzt
wird. Auch die übrigen Belege für N.
zeigen ihn als identisch dem Sesterz, so
wohl auch der Papyrus zwischen 268 und
284 n. C, den Segr^, Metrologia S. 440
erwähnt und in dem vo3|xjioi ?taX.ixol vor-
kommen. — In der Spätzeit ist der N.
anscheinend das 40-Nummia-Stück der
anastasischen Reform (Abb. 114): Kedrenos
IS. 801 ed. Bonn. : 96XX8IC "^toi voufx^oi; Mar-
cellinus, Chronikon z. J. 498: nxmimi quos
Romani terentianos [coni. teruncianos, vgL
Num. chron. 1927 S. 224], Graeci phollerales
vocant usw., s. unter Noummion und Follis.
R.
Nova constellatio. 1781 wurde als Münz-
einheit der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika der 1440. Teil des Peso oder
0,0162 g Feinsilber vorgeschlagen; es sollten
das 100-, 500- und Tausendfache dieser
Einheit als Cent zu 1,7496 g, Quint zu
8|7492 g und Mark zu 17,4984 g Gewicht,
alle 5*5/1000 fein geprägt werden. Diese
Münzen zeigen auf der Vs. das strahlende
Auge Gottes und die Umschrift: NOVA
CONSTELLATIO, auf der Rs. U S (United
Staates) im Kranze und die Zahlen looo^
500 und 100 (Mark-, Quint- u. Centstück).
Zwar sind nur wenige Probemünzen entstan-
den, doch wurden in Birmingham solche
Stücke aus Kupfer mit den Jahreszahlen
1783 und 1785, aber ohne Wertzahl ge-
schlagen und in Amerika ausgegeben. —
Crosby S. 307, 332 f. — Ernst in N. Z. 43.
Bd. S. 233 ff.
Novcic (PL Novcica) war eine ältere
Kupfermünze von Montenegro zu Vioo-Gul-
den, dem österr. Neukreuzer entsprechend.
NOVENE-.NUMMULARIUS
465
die 1892 mit Einführung des Perperasy-
stems durch die Para (s. d.) ersetzt wurde.
S.
Novene, Noven, auch Maravedi blanco
genannt, ist eine spanische Silbennünze,
die urkdl. im Werte von 3 dinaren (pe-
piones) = 3^/60 Goldmaravedi von König
Alfons X. V. Kastilien (1252 — 84) ge-
schlagen wurde. Diese Münze entsprach
den englischen Sterlingen, ist aber bis
jetzt in Natura noch nicht aufgefunden
worden. — Engel-Serrure II S. 823. Su.
Novgorödka ist die bei den russischen
Numismatikern übliche Benennung der
Denga (s. d.) der Republik Novgorod, die
von 1419/20 bis 1478 nach Moskauer Vor-
bild in Silber geprägt wurde, mit mehrzelli-
ger Aufschrift auf der Rs. und einem älteren
und jüngeren Typus auf der Vs. Der ältere
hat den stehenden Fürsten (Großfürsten
von Moskau?) mit Krone und Schwert,
dem eine gebückte Figur einen unkennt-
lichen Gegenstand darbringt; der jüngere
Typus zeigt den sitzenden Fürsten und die
gebückte Gestalt ohne Gegenstand in den
Händen. Die N. wog ca. 0,79 g und hielt
0,74 g Silber.
Nach der Eroberung von Novgorod wurde
noch eine Weile mit dem alten Vs. -bilde
weitergeprägt, wobei aber auf der Rs. die
mehrzellige Aufschrift mit dem Namen von
Novgorod durch Namen und Titulatur des
Moskauer Großfürsten ersetzt wurde. Diese
neue N. wog ca. 0,76 g. Vgl. auch Pulo.
Das Gewicht der N. wurde vorbildlich
beim Prägen der seit 1535 herausgegebenen
doppelten Denga, die Kopejka (s. Kopeke)
genannt wurde. — Tolstoj, Novgorod (Do-
petrovskaja Numizmatika, I). Auch Ci^ov,
Asbabskij klad in Predvaritd'nyj Komitet
XV Arch. Sjezda. B.
Novinl werden in einer Urkunde von
Parma 1437 Münzen von Genua und
Savoyen im Werte von 9 den. imp. ge-
^lannt, die auf 8 Denare herabgesetzt
werden (Zanetti V S. 94). Ebenso werden sie
als M. von Savoyen und Lausanne in Mai-
länder Urkunden 1452, 1458 und 1460
genannt. I. III. 1452: »quarti sive
novini de Savoglia et de Losana« usw.,
sie werden hier auf 7 Denare herunter-
gesetzt; 30. XI. 1458: »Novini savogni
de la nostra donna«; 19. IV. 1460: w No-
WQrterboeh der Wtoxkxmä»*
vini de Loxana sive de sancta Maria«-
Der Typus der Lausanner Novini war:
Gekrönte Jungfrau mit dem Kind über
einem Schild, Rs. Kreuz im Vierpaß.
liüt den savoyischen Novini waren die
Quarti Ludwigs IL von Savoyen (1434
bis, 1465) gemeint. — Martinen, S. 343;
Riv. it. di num. VI S. 368, 446, 449 f. ;
C. n. it. I Taf. V 17 f. Su.
Ntldo> Silbermünze zu 16 Soldi, in
Modena von Herzog Caesar gemünzt (1597
bis 1628), so genannt nach dem nackten
Putto an einer Palme auf der Rs., 7,3 g
schwer, Gnecchi, Kat. Nr. 3367 nennt
ihn eine schwere Lira. S.
Nütlein, eine Bezeichnung für alte Heller,
die in der Urkunde der Baseler Münzkon-
vention zwischen Herzog Albrecht III. von
Österreich, ii Herren u. 17 Städten vom
14. Sept. 1387 vorkommt. — Altherr, Das
M. Wesen der Schweiz, S. 43. Su.
Numismatik s. unter Münzkunde. R,
Nummlon s. unter Noummion. R.
. Nummonim famiilus war die Randschrift
eines von Karl II. von England 1684 ge-
prägten zinnernen Farthings mit einem
Kupferpflock, der die Nachprägung er-
schweren sollte. Die Randschrift be-
zeichnete das Stück als Ersatzmünze, da
ihr Zahlwert den Sachwert bedeutend über-
stieg und einen Schlagschatz von über
40^/0 einbrachte. — Gnieber, S. 133, zu
Taf. 31, Nr. 736. . S.
Nummtilarltis ist jeder, der mit M. zu
tun hat, insbes. der Münzprobierer, Münz-
beschauer, auch spectator, probator, vgl.
Petron. 56, i: n., qui per argentum aes
videt, der also zu prüfen hatte, ob eine
ihm vorgelegte M. durch und durch von
Silber und nicht subärat (s. d.) war; auch
bei den staatl, Münzstätten gab es N., vgL
officinatores et nummulari(i) officinarum
argentariarum familiae monetarijae], Des-
sau Inscr. 1636, femer superpositus auri
monetae numulariorum, Dessau Inscr. 1637,
und nunmiularius offic(inator) monetae,
C. I. L. VI 8463; später auch s. v. w.
Wechsler, dann auch = Makler, Bankier
und vom Ai^entarius (s. d.) nur dadurch
noch unterschieden, daß ihm das Auk-
tionswesen verschlossen bleibt. — Herzog,
Tesserae nummulariae 191 9 S, 6/7. 11/13.
20. 26/29. R.
30
466
NUMMUS— NYMPHAEÜM
NumtniiSy lat. (vom griech. vofioc, s. d.;
später wieder rückübertragen ins Griech.
als voüjjLjiOC, s. d,). I. N. ist urspr. =
Münze im allg., so n. argenteus, n. aureus,
n. plumbeus, ferner habere in nummis =
in bar haben, Patrimonium in nummos
redigere sein Erbe zu Gelde machen. —
Trait6 I S. 400/01; metrol. Belege bei
Hultsch, Metrol. scr. II S. 247 im Re-
gister, sonst vgl. die Lexika. — So ganz
allgemein auch noch voo[jLfov im 10. Jh.:
N. Z. 44 S. 193. — 2. Insbes. ist aber
N. = Sesterz, s. d., und zwar anfänglich
mit Zusatz des Wortes Sesterz (z. B. ses-
tertio nummo uno, Dessau Inscr. 7313,
8302), dann ohne Zusatz, so daß N.
einfach = Sesterz ist; in beiden Fällen oft
N. abgekürzt, Gen. Plun meist nummum.
Zwei späte Belege des Wortes voüjjijjlo? doch
wohl in diesem Sinne: Papyri vom Ende
3. Jh. bei Segrh^ Metrologia S. 440 und
N. Z. 53 S. 158. — Trait^ I S. 551/3. — 3. In
den apul. Städten Teate und Venusia be-
deutet das N oder N -l auf der schweren Kup-
fersorte sicher auch Nummus, der auch als
Doppelstück (N-Il) vorkommt und in lO
durch Wertkugeln bezeichnete Einheiten
zerfällt. — Giesecke, Italia numismatica
1928 S. 138; Head, H. N.* S. 50/51. — 4.
In der Spätzeit gewinnt das Wort N. aber-
mals eine Sonderbedeutung, und zwar eine
doppelte, indem dem griech. Wort voüfifioc
= lat. FoUis (s. d.) sein ^/4o als voüp»p.iov =
lat. Nummus gegenüberstdit. Der voSjifio?
= f ollis ist der Vierziger des Kupfermünz-
systems des Anastasius (s. u.), ihn meint
Prokop, Hist. arc. 25 mit seinem cpoXXic, von
dem 180 bzw. 210 auf den Goldsolidus
gehen. Später gehen ihrer 288 auf den Soli-
dus, da der voüpLji.oc in den Glossae nomicae
bei Hultsch, Metrol. scr. I S. 309, 3. 5. 6
als V" der Siliqua = i/ass Solidus erscheint;
auch die 362 n(ummia) einer Inschrift von
Fdtre v. J. 323 mögen dieselben N. sein
[N. Z. 42 S. 56/62; Segr^, Metrologia S. 461
löst aber wieder n(umero) auf]. Als V» der
Siliqua erscheint er auch noch unter Leo
VI. (886—912) (N. Z. 44 S. 185). — Das
vo6fiii.iov = lat nummus andrerseits ist die
der Reform des Anastasius zugrunde lie-
gende, und auf M. des lustinus IL, Mauric.
Tib., Phocas und Heraclius der M. -statte
Karthago (B.M,C Byz. II S. 669) als
n(um)m(us) ausdrücklich bezeichnete Ein-
heit der Kupferprägung; ihre Wertstufen
sind: Hauptstufe M = 40 nummioder vo6(ji-
jjiia (Abb. 114), dazu K (Abb. 115), I, 6, aus-
nahmsweise und nur in manchen M. -statten
Ar, A, IS, IB, H, S, A, r, B, zuweilen auch lat. :
XXXX, XXX, XX, X, V, s. im B. M. C.
Byz. I S. LXXIX— LXXXIII; der Vierzi-
ger wird am häufigsten, regehnäßigsten und
längsten (bis unter Michael IIL) geprägt.
Auch die Wertzahlen der vandal. iE, z. T.
n(ummi) zugefügt, XLII, XXI, XII, IUI
sowie die späten, älteren röm. M. einge-
hauenen Zahlen LXXXIII und XLII (s.
unter Gegenstempel) und die XL auf iE
des Zeno und ostgotischen M beziehen sich
offenbar auf diese N., ja vielleicht auch
die Wertziffern 250, 125 und 120 auf justi-
nianischen M (CN Abb. 116, PK6 Abb. u;,
PK). Offenbar derselbe Nummus erscheint
in einem Edikt v. J. 321 in Summen von
centum und viginti milia nummorum (Cod.
Theod. XIII 3, i; N. Z. 42 S. 58), letztere
anscheinend als normale Abschätzung des
Wertes eines Sklaven, in einer Verordnung
über Brotpreis (Cod. Theod. XIV 19, i)
und in einer v. J. 445, Nov. XVI (Haenel
XIV) I de pret. sol.: 7200 N. = i Gold-
stück; mit dieser Ziffer von 7200 sind wir
wieder auf festem Boden, denn 7200 nummi
sind = 180 vou(i{j.oi, die Prokop (s. 0.) ja als
Folles auf den Solidus rechnet. — Pinder
und Friedlaender, Beitr. zur alt. M. -künde
1851 S. 123/30; Trait6 I S. 615/8; Segrfe,
Metrologia S. 474/82; R. E. III S. 1 153/4;
VI S. 2837. R.
Nusfadda s. unter Pära. V.
Nutzgeld (minder empfehlenswert Natu-
ralgeld) ist die ursprünglichste Stufe des
Geldes, indem Gegenstände, die dem
täglichen Bedarf und Nutzen dienen, zu-
gleich als Zahlungsmittel und Wertmesser
verwendet werden; ein wirklicher Unter-
schied zwischen Ware und Geld besteht bei
diesem Zustande noch nicht. Unterstufen:
Nahrungsmittelgeld, Kleidergeld, Schmuck-
geld, Gerätgeld, s. diese Stichworte. —
Ebert, Reallex.* IV S. 206/12. R.
Nymphaeum, Brunnenhaus einer Was-
serleitung, wo das Wasser aus vielen Röhren
hervorsprudelte, meist von Wandelhallen
und Ruhebänken umgeben und mit Statuen
u. dgl. reich geschmückt. Auf röm. Med.
NYMPHEN— OBEREISEN
467
von Sev. Alexander und Mamaea und auf
iE von Hadrianopolis Thrak. hat man N.
erkannt. — Bernhard, Badewesen (Schweiz,
num. Rundschau 24) Taf . II 3. 4. R.
Nymphen, griech. vu^a^y} = das Mädchen,
sind insbes. die mädchenhaften Gottheiten,
mit denen die Griechen sich die gesamte
Natur belebt dachten, so das Meer (mit
Nereiden), die Flüsse und Quellen (Naja-
den), den Regen (Hyaden), die Bäume (Dry-
aden). Auf M. können wir, von den Sibyllen
(s. d.), Mainaden (s. d.) und den drei Gra-
zien (s. unter Chariten) abgesehen, die N.
mangels bestimmter Attribute meist nur
auf Grund literar. Überlieferung erkennen,
so die Quell -N. Arethusa in Syrakus (Abb.
26. 33/4), die Nymphe Parthenope in
Neapohs, dazu die eponymen N. wie
Hyele, Terina, Himera, Larissa, Euboia
usw. ; die sicheren Beispiele stammen vor-
wiegend aus Sizilien, Unteritalien und
Thessalien. Dann helfen Beischriften wie
Öoopia, *Ape&6öa (Abb. 34), Eöpüjjt88o[oa]
(Selinus), IleXcüpioE^ (Messana), 'OXop-ma
(Elis), desgleichen Attribute wie Schilf-
kranz, Ähren, Wasservögel, -tiere und
-gefäjße; auf Synkretismus mit Nike weisen
die Flügel hin (Terina); für die Darstel-
lung der N- in ganzer Gestalt ist die genre-
hafte Erweiterung des Typus, wie sie sonst
bes. bei Nike vorkommt, das Bezeichnende,
d. h. die N. wird als griech. Mädchen in
allen Tätigkeiten in Scherz und Ernst ge-
dacht, wasserholend, mit Ball, Würfel oder
einem Vögelchen spielend, ihr Schmuck-
kästchen öffnend, die Sandale knüpfend
usw. (M. von Terina, Larissa, Trikka, Ki-
erion, Pelinna, Tarsos). — Regling, M. als
Kunstwerk S. 72.
In den reichen mytholog. Szenen auf
griech. M. der Kaiserzeit können wir oft
die darin auftretenden N. mit Namen be-
nennen, z. B. die Pflegerin des Zeuskindes
Adrasteia oder Amaltheia, die des Dionysos
Nysa, Ariadne von Dionysos gefunden,
Beroe von Poseidon entführt usw. ; manche
sind an der Beischrift kenntlich (KPH0HIC,
die Bergnymphe POAOTTH, die Quell-N.
nHPH COYNIAC, allgemeiner HMfAI in
Damaskos, KOATTOI = Talgründe in Ma-
gnesia Ion.). — Indioof, Joum. int. XI
S. I — 214. — Auf röm. Denar des P, Accol.
Lariscolus erscheint eine Gruppe von drei
Mädchen (die Dreizahl der N. auch sonst
beliebt), ein Gerüst mit Bäumen tragend,
die als N. Querquetulanae gelten. (Die
einzelnen N. haben in diesem Lex. meist
keine Einzelstichworte erhalten.) R.
0.
0, Münzbuchstabe der französischen
Münzstätte Riom. S.
Oaktree Shilling s. unter Massachusetts-
geld. S.
Ohatty japanische Goldmünze, s. Ban. V.
Ob civcs servatos, häufige röm.-kaiserl.
M. -Aufschrift (Bemhart, Handbuch S. 205),
meist im Kranze, und zwar bes. im Eichen-
kranze, s. d. R.
Obelisk^ griech. Sß&Xicncoc = Spitzsäule.
Einem O. verwandt ist u. a. das alte, bätyl-
ähnliche Kultbild des ApoUon Agyieus auf
M. von Ambrakia, vgl. unter Bätyl. —
Head, H. N.» S. 320; Anson, Greek coin
types V Taf. III. R.
Obeliskos, Obelos (griech. &peX(crxoc, iße-
X65) ist der vom spitze Stab, den man als
Bratspieß und Viehtreibstab verwendete.
Solche meist eisernen O. haben bei den
Griechen nach literar. Nachrichten vielfach
auch als Geld (Gerätgeld, s. d.) gedient, bes.
in Sparta, Byzantion, Theben, hie und da
bis ins 4. Jh. v. C. hinein; in Argos aber
sind sie durch König Pheidon nach Ein-
führung der Münze abgeschafft (i^demoneti-
siert«) und einige Proben nach bekannter
antiker Sitte im Tempel der Hera geweiht
worden. Dort hat sich bei den Ausgrabun-
gen tatsächlich ein Bündel solcher eisernen
O. gefunden (Abb, 7). Die Geldeigenschaft
solcher 0. aus anderen Fundorten (Etrurien,
Gallien usw.) ist höchst fragwürdig. Der
griech. Ausdruck Obelos ist später, meist in
der Form Obolos, s. d., auf eine Münze, '/6
der Drachme, übergegangen. — Ebert,
Reallex. IV S. 218/9. R-
Oberelsen» Oberstenqiei s. unter Stempel.
S.
30*
468
OBERPONTIFEX— OBRYZA
Oberpontifex^ Oberpontifikat s. unter
Pontifex (maximus). R.
Oberwahr s. unter Beiwähr und Wäh-
rung. S.
Obol s. unter Scherf. S.
Obolino, ital. Diminutivform für Obol,
kommt in Mailand u. Como vor. Su.
Obolos, griech. ipoX6c, sprachlich dasselbe
wie 6ßsX6? = Bratspieß {s. unter Obeliskos),
dialektisch auch JosXo?, ist im griech. M.-
wesen das ^/6 der Drachme (z. B. Pollux
IX 60). Der att. Dbol in Silber also =
0,73 g = 0,13 Mark, doch wurde auch die
^-Drachme in 6 Obolen geteilt: i^o^ol
YpuaoX erscheinen in Schatzinventaren von
Eleusis und in der att. und sonstigen
^-präguTigen. Er ist anfänghch in fast
allen Währungen in JR ausgeprägt worden;
genannt werden z. B. i^okol Ai^tvatot,
'Attixoi, 'OpxofjLSvtoi, AeX(pixot Er erhält
in Athen zeitweilig als Rs. -Typus 4 Mond-
sicheln (Abb. 43), sein 3/4-Stück (das Tri-
temorion) hat deren 3, sein ^/^ (das Tetar-
temorion) deren eine, und wird in Syra-
kus von der ihm an Größe nahestehenden
Litra (= ^1$ Drachme) durch das Münz-
bild des Rades (die Litra hat den Oktopus,
Abb. 27) unterschieden (Aristoteles bei
Pollux DC 80 identifiziert die Litra ganz
roh mit dem äginäischen 0.). Der 0.
hat in Sikyon, Zakynthos usw. ein O, in
Arkadien OA als Wertzeichen. Später wird
er in M ausgeprägt: l^okoq steht auf M
von Metapont und in der Kaiserzeit in
Chios," äßo. in Seleukeia Syr. Die späten
Metrologen, die den neron. Denar (= 1/96
Pfund) als Drachme rechnen, setzen den
0. daher auf 1/576 Pfund; femer wird er in
der Spätzeit z. B. von dem klassisch schrei-
benden Prokop (Hist. arc. 25) dem Follis
(s. d.) gleichgesetzt. — Über seine Ein-
teilung in Chalkus s.d.; vgl. auch unter
Diobol, Triobol usw. bis Dekobolon und
Charonsfährgeld. — Trait^ I S. 425/32 und
Register S. 1127; Hultsch, Metrol. Script. II
S. 202. 247 im Register. R.
Über den Obol im M.A. s. unter Scherf. —
Während des Protektorats Großbritanniens
über die Ionischen Inseln 1815 — 1864 wur-
den von diesem Silbermünzen zu 30 Oboli,
bronzene zu 10, 5 und 2^/% Oboli, entspre-
chend dem Penny, Halfpenny, Farthing
imd Stücke zu i Obol gemünzt. Alle diese
Münzen zeigen auf der Vs. die sitzende
Britannia, auf der Rs. die silbernen die Zahl
30, die bronzenen den venetianischen
Löwen mit der Umschrift: lONlKON
KPATOi. S.
Obolus s* unter Scherf.
Obryza, Obryziacus (obryziarius, obry^ia-
tus?). Vom lat. Subst. obrussa, obryza,
obryzum (eigtl. = Überrötung, danach die
Feuerfarbe, die das N im Feuer annehmen
soU, schließlich das geläuterte iV selbst) wird
das Adj. obryziacus hergeleitet im Sinne von
»Stück aus geläut. iV.« So kommt das
Subst und Adj. im Spätlatein des 4. Jh.s
n, C. und in Quellen des 6. Jh.s vor. (N. Z.
31 S.44. 49. 503°); z. B. oßpoCov auf Blei-
stück, N. Z. 42 S. 33, u. Pap. Lips. 6$ v. J.
388; auri solidos probitos obryziacos opti-
mos pensantes in Pap. Marini S. 173. 185;
vgl. auch Pap- Ox5?Th. 1 144 v. J. 580 oßpo-
Cov x«paY[J''a und ößpüCTf] subst. ; abgekürzt
OBRV auf N des Zeno (N. Z. 31 S. 382),
auf A^-Barren OBR (Abb. 12); sonst aber
ist es auf röm. ^ {j^- und iE-M. derart
haben sich bisher noch stets als falsch oder
verlesen erwiesen) stets OB abgekürzt, und
zwar weil ob als griech. Zahlzeichen = 72
ist: 72 N (Solidi, s. d.) gingen nach dem
von Constantinus L eingeführten M.-fuße
aufs röm. Pfund. Die Silbe o-B, beide
Buchstaben getrennt im Feld, erscheint,
nachdem unter Constantinus I. die latein.
LXXII auf N aufgetreten ist (Abb. 108;
Rev. num. 1897 S. 151/2; N. Z. 30 S. 235
zu Unrecht bekämpft), seit Valentinianus
L, der in einem Gesetze von 367 den Fuß
von 72 Solidi aufs Pfund zum ersten Male
erwsömt (cod. Theod. XII 6, 13, abgedruckt
Trait6 I S. 891); dann tritt das ob in den
Abschnitt zum Namen der Münzstätte,
z. B. CONOB, TROB, und nach Valens'
Tode (Regling, Dortmunder Fund röm. AT
1908 S. 18^7) tritt auf N des Westreiches
in den Abschnitt COM, mit oder ohne OB,
mit oder selten ohne Münzstättennamen im
Felde; dies COM bezieht sich auf den nur
im Westreich vorhandenen Comes auri, den
Verwalter des Goldschatzes (Num. chron.
1915 S. 492 irrig auf seinen Vorgesetzten,
den comes sacrarum largitionum bezogen);
eine Analogie zu dieser Abschnittsl^ende
bietet das R S R (s. d.) des Carausius. Die
von lustinianus I. ab vorkommende Ab-
OBVERSE— ÖRE
469
schnittslegende oB XX oder OB mit ICreuz
und dergleichen scheint sich auf leichtere
Solidi zu 21 und 20 Siliquae statt 24 Sili-
quae (s. d,) zu beziehen (Riv. ital. di num.
36 S. 33). Das CONOB kommt auf den
byz. N erst nach Leo IIL f 741 in Weg-
fall, da nunmehr meist auch die Rs. ein
Kaiserbild führt, das einer Abschnitts-
legende schlecht Raum bietet; auch auf
arab. Dinaren kommt es als arab. obriz vor
(N. Z. 30 S. 23s), auf A'-trienten der Mero-
winger als OBRIV(S) (N. Z. 31 S. 48). —
Trait6 I S. 890/3; Willers, N. Z. 30 S. 227/
35; 31 S. 38/50; R. E. III A S. 921/22.
R.
Obverse, obvers, französischer und engli-
scher Ausdruck für Hauptseite (s. d.). S.
Ochavo» eine seit Ende des 15. Jh.s ge-
prägte spanische Billonmünze zu ^/a Cuarto
oder 2 Maravedi. Über d. Ableitung d.
Wortes O. s. Schrötter in Z. f. N. 25. Bd.
S. 296. S.
OctavOy mexikanische Kupfermünze zu
o
i/s-Real, die seit 1812 auf einer Seite M,
gekrönte Königsinitialen und ^/s, auf der
anderen Lilienkreuz mit zwei Löwen, zwei
Kastellen, 1829— 1842 auf der Vs. den
Adler auf Nopal, auf der Rs. ^/s zwischen
Palmzweigen zeigte. S.
OdenwSlder Brakteaten s. Wetterauer
Brakteaten. Su.
öre war ursprünglich eine nordische
Gewichtsbezeichnung = ^/g Mark, wurde
aber- unter Gustaf I. Wasa auf eine Münze
übertragen. 1522 wurde sie zum ersten
Male gemünzt und zwar 4,3878 g schwer
mit einem Feingewicht von 1,3712 g. Unter
demselben Könige wurden 2-öre sowie
quadratförmige 2-, 4-, 8-, 12-, 15- und 16-
Ore und rautenförmige 4-, 8- und i^-öre
geprägt. Die Hauptmünze war die Mark,
die in 8 öre geteilt war. Gegen Ende des
Jahrhunderts gewann der Daler die Ober-
hand als Hauptmünze, die = 4 Mark == 32
Öre = 32 Schilling lübisch = 64 Skilling
dänisch galt. Es ging allmählich der Öre in
Schweden wie dem Schilling in Däne-
mark und Deutschland. Sie wurde immer
schlechter ausgemünzt. In der Periode
1604 — 24 war die öre auf ein Brutto-
gewicht von 1,6201 g und Feingewicht von
0,4050 g Silber herxmtergekommen. Ver-
gleichsweise sei das Feingewicht eines
Schillings dänisch in den Jahren 1602 — 9:
0,275 g angeführt. Der Daler wurde vom
Riksdaler getrennt, wie in Dänemark der
Sletdaler zu 4 Mark zu 16 Skilling vom
Speciedaler, wobei i Riksdaler zu 48 öre
gerechnet wurde; der wirkliche Kurs des
Riksdalers war aber von Börse und Bank
abhängig. Nach 1624 erhielt Schweden
Kupferöre, teils Klippinge (s. diese) zu 2,
I, 1/3 und 1/4 Öre, teils runde Münzen zu
I, i/a uiid 1/4 Öre. Schon 1629 wurden die
Klippinge verrufen; 1633 wurde die runde
Münze um die Hälfte herabgesetzt. Da-
durch entstand in Schweden die Kupfer-
münzrechnung, indem i Daler »Silver-
mynt« = 2 Daler »Koppermynt« war. Zu
gleicher Zeit wurde eine neue Kupfermünze
ausgegeben, die den aufgeprägten Wert
haben sollte; 1643 wurden aber alle Kupfer-
münzen um 200/0 herabgesetzt, so daß
Kupfermünzen mit der Jahreszahl 1625 zu
40<>/o, die mit den Jahreszahlen 1633 und
1638 zu 8o®/o des Nennwertes im Umlauf
waren. Ums Jahr 1665 war die Kupferöre-
münze auf 3 Daler Kupfermünze = i Daler
Silbermünze herabgesunken, i Öre in
Silber hatte damals ein Feingewicht von
0,3849 g, I öre in Kupfer ein Gewicht von
49,4 g- Der Mittelkurs des i Riksdaler Silber
war 21 Mark Kupfermünze, i Öre in Kupfer
wurde "auch »Slaat«, V^ Öre in Kupfer
»Sessling « genannt. Die Kupferöre sind die
bekannten 46 — ^47 mm großen Kupfermün-
zen mit dem Wappen Schwedens oder Göta-
rikes auf der einen Seite und am häufigsten
dem Wappen der Dalame (Dalkarlien) .(die
gekreuzten Pfeile) auf der anderen Seite
(Abb. 333). Die Münzstätten waren Ny-
köping, Säter, Avesta, Arboga und einige
Kupferbergwerke. Unter Karl XII. sank
die Silberöre auf 0,2327 g Feingewicht und
die Kupferöre auf 28,3 g herab. Hiemach
erreichte die Münzverschlechtening einen
Höhepunkt, indem nach Ende des großen
oaordischen Krieges die Görtzdal^ (s. d.),zu
I Öre Kupfermünze von 4,5 g Gewicht,
Durchmesser 23 — ^25 mm umgemünzt wur-
den, aber gleichzeitig in Kupfer 2-, i-
und Va"öre Silbermünze^ Gewicht 28,3,
14,2 und 7,2 g, Durchmesser 33,5, 29,5
und 24 nwn, und in Silber 10-, 5- und
i-öre im Feingewicht von 3,1202, 1,5601
470
ORTE— ÖRTUG
und 0,2327 g geprägt wurden, so daß loo
Rdlr. = 300 Dir. »Silvermynt« = 900
Dir. Kupfermünze waren, dasselbe Ver-
hältnis, worin Daler »Plätmynt« einerseits
zum Riksdaler und andererseits zum
Dalar Kupfermünze stand, da die Plater
4, 2, I und i/a Daler »Silvermynt« galten.
Später wurden auch i6-, 8- und 4-Öre in
Silber geprägt, bis man zum Schillings -
System (s. Schilling) überging. 1855 kehrte
man zu den Öre zurück, indem i Riksdaler
Species = 4 Riksdaler riksmynt (Reichs -
münze) zu 100 Öre ausmachte. Es wurden
50-, 25- und lO-öre in Silber, Feingewicht
3,i88i, 1,5940 und 0,6376g, sowies-, 2-, i-
undVa-Öre, Gewicht 8,5, 5,7, 2,8 und 1,4 g
in Bronze ausgemünzt; 1873 ging man zur
Ausmünzung von 50-, 25- und lO-Öre mit
Feingewicht 3 g, 1,452 g und 0,58 g Silber
und zu 5-, 2- und i-Öre, Gewicht 8, 4 und
2 g Bronze über; während des Weltkrieges
prägte man 5 -, 2- und i -öre, Gewicht 6,944,
3,472 und 1,736 g Eisen nach dem jetzt gel-
tenden Kjonensystem (s. Krone). Ähnliche
Öremünze wurde auch nach EiniEührung des
Goldmünzfußes 1875 — 77 in den beiden
anderen nordischen Reichen ausgemünzt,
doch wurde die 50-Öremünze in Dänemark
nicht geprägt. — K.-A. Wallroth, Sveriges
mynt 1449— 1917, Stockholm 191 8; T. G.
Appelgren, Konung Gustaf L's mynt, ibd.
1905; Stiernstedt, Om Koppermyntningen i
Sverige 1863; Svenska Koppermynt 1871.
W.
Orte = Oortje, s. unter Örtgen.
öfterer = Ort {s. d.).
örtgen (Oertjen, Oordje, Ortje), west-
deutsche und niederländische Billon- und
Kupfermünze im Werte von einem Viertel-
stüber oder 2 Deuten (s. Ort). Schon im
16. Jh. wurden die niederl. zur reinen Kup-
fermünze; sie hieiJen in den südl. Niederl.
meist Liards (s. d.) und galten 12 flandri-
sche oder 18 Brabanter Miten (s. Mijt).
Sie zeigten zuerst Büste-Wappen, im
17. Jh. beiderseits Wappenbilder, im 18.
Büste-Initialen oder Schrift; sie wogen
zuerst etwa 7, im 17. u. 18. Jh. etwa yj% g.
Die Vereinigten Provinzen prägten sie zu-
erst mit Bild Philipps IL, dann meist mit
dem eines Geharnischten, aber nur bis um
1600; sie wogen zuerst 6i/a, um l6oo 4^1 g-
Die ostfriesischen ö. kommen mit den Zy-
ferten (s. d.) und mit deren Gepr^e seit
1572 vor, sie sollten 0,97 g wiegen und 0,09 g
Silber halten. Sie wurden noch unter den
letzten Fürsten von Ostfriesland geprägt,
auch noch von Preußen bis 1752 aus Billon,
dann aus Kupfer. In Jever schlug Maria
sie 1560 — 1570, und auch hier wurden die
letzten im 18. Jh. und zwar 1799 von
der Administratorin Friederike Auguste
Sophie von Anhalt aus Kupfer gemünzt.
In Jülich-Cleve-Berg wurden die »Oert-
chen« von den possidierenden Fürsten als
zienoJich genaue Nachahmung der Bra-
banter »Ortje« 161 1, und zwar zuerst mit
der falschen Jahreszahl 1609, geprägt, sie
waren aus Kupfer, wogen im Durchschnitt
ZiS g uiid zeigten auf einer Seite einen ge-
krönten Wappenschild, auf der anderen
Krone und Schild auf Andreaskreuz. — De
Witte II, III, passim; Verkade, S. 45!;
Sauer, S. 58ff.; Lehmann, Jever, S. 99 f.;
Knyphausen, S. 349 ff. und Nr. 6807;
Schrötter, Acta Bor. Beschr. II, Nr. 1417 —
1438, III, S. 8, Nr. 117— 120, S. 26, Nr. 105
— 108; Noss, Possidierende Fürsten, S. 96
—100. S.
örtli zu 4 Batzen oder 10 Schilling oder
74-Gulden war die kurrenteste 1656 — 181 1
geprägte schweizerische Münzsorte und
wurde meist Bock genannt. S. unter Fünf-
zelinkreuzer. Diese Münzen tragen auf der
Rs. einen Spruch, die Züricher: PRO DEO
ET PATRIA. S.
örtug war ursprünglich eine skandin. Ge-
wichtsbezeichnung, indem i Gewichtsmark
in 8 öre zu 3 Örtug geteilt wurde; er wurde
in das Münzsystem aufgenommen, und
zwar so, daß i örtug in 8 bis 16, in der
Regel 10, Pfenninge geteilt wurde (s. Pen-
ning). Da aber im früheren Mittelalter nur
Pfenninge geprägt wurden, sind in Däne-
mark und Norwegen Örtuge nie ausge-
münzt worden. In Schweden aber führte
König Albrecht von Mecklenburg (1363 —
89) zur Verbesserung des Münzwesens an
Stelle der kleinen uneinheitlichen Brak-
teaten die in seiner Heimat bekannten lübi-
schen Witten, Hvide (j© = 4 Penninge) ein,
die I örtug oder 8 schwedische Penninge
oder Va4 Geldmark galten und zuletzt von
Johann III. (1569 — 92) geprägt wurden.
W.
OFF FLAN— OKTOBOL
471
Ot! flan, engl. = außerhalb des Schröt-
lings; s. unter Verprägung. R.
Of(f)lclna, lat. = Werkstätte (Offizin);
insbes. = Münzstätte, so Liv. VI 20 aedes
atque officina monetae und in der Inschrift
Dessau Inscr. 1640; abgekürzt of., ex of. auf
Silberbarren (Num. chron. 191 5 S. 509/18;
Willers, Bronzeeimer von Hemmoor S.
234/9) und in der Inschrift C. I. L. XV
7140. Die Abteilungen einer M. -statte,
selbst wieder O. genannt — vgl. off. auf M.
der M. -Stätte Lugdunum von lulianus an — ,
wurden numeriert, wie die beiden Inschrif-
ten und zahllose M. mit Ziffern hinter der
Ortsangabe der M. -statte (Abb. 107) oder im
Felde (Abb. 109), auf byz. M-U, im Wert-
buchstaben (Abb. 114/5) zeigen; die Prä-
gung jeder Abteilung zerfiel wieder in Un-
terabteilungen, die sich oft durch kleine
Beizeichen (Punkt, Mondsichel, Stern u.
dgl.) hinter der Abteilungs-Nummer unter-
scheiden. — Trait6 I S. 967/1044; N. Z. 31
S. S9^; Bernhart, Handbuch S. 322/68. —
Vgl. unter Officinator. R.
Oftldnator = Münzbeamter, von officina
== Münzstätte, aus Inschriften der röm.
Kaiserzeit und dem Stempel eines spätröm.
A-Barrens bekannte allgemeine Amtsbe-
zeichnung; vgl. unter Optio. R.
Obm oder Reichsohm, s. unter Münz-
arbeiter.
Oitava (Outava) ist ein altes portugiesi-
sches Gewicht = i/sUnze und gleich 72 gräos
= 3»^ g- — Aragäo II S. 212, 239. Su.
Okeanos s. Meergötter; vgl. Bemhart,
Handbuch S. 65. R.
Okelpeiinitige(ockelpenninge, denariiaug-
mentabiles) werden genannt in der Urkunde
Johanns V. v. Brandenburg v. 21. XII.
13 14 für die Gebiete v. Salzwedel u. Lüchow;
in der Urkd. Ludwigs v. Brdbg v. 16.
XII. 1351, in welcher dieser dem Vogt
Otto Morner usw. die neumärkische
Münze in Königsberg überweist, »cudendo
et fabricando denarios Brandenburgenses,
qui vulgariter dicuntur okelpenninge«,
ist in einer schlechten Abschrift das ihh
von okelpenninge fälschlich weggelas-
sen worden, was E. Schröder zu einer
Schrift über i^Kelpfenmge« in Z. f. N. 26
S, 196 ff. veranlaßt hat, die aber nichts
anderes wie Okdpfennige sind, wie ich
nach Einsicht einer besseren Abschrift der
Urk. im Geh. Staatsarchiv in Berlin fest-
stellen konnte; am 16. III. 1352 folgt eine
Wiederholung der vorher genannten Ur-
kunde; weiter werden die O. in einer Urkd*
Ludwigs V. Brdbg. v. 2. VIL 1352 für Morin
genannt. In einer pommerschen Urkunde
V. 2. IV. 1325 heißt es »denarios augmen-
tabiles, qui Okelpenninghe dicuntur«. Nie-
derdeutsch oken bedeutet so viel wie aug-
mentare = mehren, oker = Vermehrer
(augustus) u. a. Eine Mehrung des Kornes
der Okelpenninge hat nicht stattgefunden,
denn in der pomm. Urkd. heißt es: die
Okelp- sollen geprägt werden »secundum
pondus« der JKienarii slavicales, numero
marcarum predictorum denariorum ex-
aminatorum in igne in pondere plene re-
servato«, d.h. die O. sollten das gleiche
Gewicht Feinsilber haben wie die Finken-
augen. Sie sind also im Schrot gemehrt
worden. Nach dem Münzbuch des Hans
Pomer in Braunschweig gab man 1403,
1404, 1405, 1406 den Okelpenningen (in
Braunschweig gleich Vierlingen) zwei-
fachen Kupferzusatz »unde de spyset me
twevold«. Das Wesentliche der Okelpen-
ninge besteht also :>lediglich in der durch
einen Zusatz von Kupfer unter Wahrung
des Feingehaltes herbeigeführten Mehrung
der gemeinen Pfennige«. Sie sind urkdl. in
Salzwedel, Berlin, Eberswalde, Königsberg,
Morin, Greifswald, Anklam und Braun-
schweig im 14. u. 15. Jh. geprägt. — Me-
nadier, D. M. IV S. 21 ff., dag^en Engdke,
Berl. Mbl. 1926 S. 397 Anm. 4, da nach
Pomers Münzbuch die Braunschweiger
Okelpenninge zu den leichtesten Pfennigen
gehörten. Su-
Oktadrachmon, griech. i%zdZpay}kov =
Achtdrachmenstück, ist bes. im sog. phöni-
kischen Fuße beliebt und erscheint in
seinem Bereiche, etwa 28 g schwer, z. B.
in der Silberprägung von Abdera, Ichnai,
der Bisalten, Edonen (Abb. 22), Alexanders
I. von Maked., Sidon, des Ptolemaios I. und
V. und in der ptolem, AT-Prägung, wo es
Mnaeion (s. d.; Abb. 52) heißt — Trait6 I
S. 412/13. 444/45- R-
Oktobol, griech. (wohl neuere Wort-
bildung) ixTiißoJlov = Achtobolenstück,
erscheint als Drittel des att. Tetradrach-
mons = etwa sVa g z. B. in der archai-
schen (Z. f. N. 35 S. 197) und der hellenist.
472
OKTOPUS— OPFER
Prägung von Euboia (Chalkis, Eretria
und Histiaia), dann als »persischer« 0.
von 6,93 g in Priene als Ausgleichsmünze
zum Didrachmon des phönik. Fußes,
usw. ; häufig ist er nirgends, da zur Drachme
zu 6 Obolen nur in Brüchen passend.
R.
Oktopus, griech. Sxtciicooc = achtfüßig,
ein Meerlebewesen, s. unter Polyp. R.
■ Olafsaxt (öxen). Die von einem auf-
gerichteten Löwen in den Pranken ge-
haltene Axt erscheint zum erstenmal in
Siegeln und auf norwegischen Münzen
Eriks II. Magnussön (1280—99). —
Schive, Taf. IX, 24—36. W.
OlympionikeSy griech. äXofimov&Tjc =
Sieger in den olympischen Spielen (zu
Olympia in Elis), nennt sich ein M.-Beamter
von Philadelpheia Lyd. — Münsterberg,
Beamtennamen S. 252. R.
Olympios, griech. 'OXöpLirtoc, Beiname des
Hadrianus auf M. von Kyzikos, Käme,
Ephesos, Tarsos, Kilbianoi, Eumeneia,
Laodikeia usw., 'OXüjatcioc UavskXrinoz auf
M. von Eumeneia usw. — N. Z. 59 S. 16/17.
R.
Olynpikon, griech. ÜXovicixov, Auf-
Schrift der- Rs. zweier ^-Stateren von
Elis (auf einem dazu die Staatsaufschrift
derEleer), Seltman, Olympia n. 37. 72/3;
Sinn: »zur olympischen Festfeier (ge-
prägt)«, also acc. sing, neutr., nicht gen.
plur.'masc. R.
OmphalCy Herrin des Herakles, erscheint
mit seinen Attributen Löwenfell und Keule
z. B. auf El.-Hekte von Phokaia'und kaiser-
zeitl. M von Maionia, Sardeis und Tmolos-
Aureliopolis. R.
OmphaloSi griech. i\L^ak6<; = der Nabel,
daher der Mittelpunkt, insbes. der 6. x^c
Y^C, der Mittelpunkt der Erde, den man u. a.
im ApoUontempel zu Delphoi in einem
heiligen Stein (s. unter Bätyl) in Form
eines abgestumpften Kegels erblickte, wo
die zwei nach dem Mythos von Zeus nach
West und Ost ausgesandten Adler zu-
sammentrafen; dessen zum Zeichen wurden
zwei goldene Adler auf- ihm angebracht
(der 0. mit den Adlern ist M.-Bild eines
Kyzikeners). Der Stein war ganz mit
einem wollenen Netze (Ipeic StxToc oder
zh d7p7^v6v, TÄ atsfifiaTa genannt) zugedeckt
unii die delph. Orakelerteilung knüpfte sich
an ihn. Bes. deutlich auf M. .der delph.
Amphiktionen als Sitz des Apollon mit
der Leier; dort auch allein als M.-bild,
von einer Schlange umwunden; auf seleuk.
M. ist er als Sitz des Apollon häufig, von
denen ihn die M. der Parther als Sitz des
Königs übernehmen. Auf hellenist. M-M,
Athens erscheint der netzumhüllte O. als
Beiz., auf JE von Megara der umhüllte O.
mit den Adlern zu Füßen des Apollon, auf
JE von Patara sitzt darauf der Rabe als
Orakelvogel. — Journ. int. V S. 329/42;
Xni S. 301/16. R.
On9a s. unter Dublone u. Unze, vgl.
Abb. 253. S.
Oncia war ein italienisches, von der
römischen Unze (s. Uncia und Unze) her-
rührendes Goldgewicht, das im 10. Jh.
genannt wird. Um 1220 wurde es in 600
Grana geteilt und um 1335 waren lOO 0. =
5 Florenen von Florenz, i Floren war
gleich 6 Tarl. So war die O: bis zum
15. Jh. eine Rechnungsmünze geworden^
In Gold ausgeprägt wurde sie zuerst von
Karl ni. 173s in Palermo mit Büste-Phönix
(s. Phönix), seit 1749 in Neapel als sechs-
facher (Silber-) Dukat mit Büste-Wappen
bis 1785. Die neapolitanische Gold-0. wog ge-
setzlich 8,7986 g und hielt 7,6988 g Gold.
■^ Cagiati, IV, S. 8 ff.; Noback», S. 957. S.
Onclettay Onzetta, heißt das neapoli-
tanisch-sizilische, 1818 — 1856 in Gold aus-
geprägte 3fache (Silber-) Dukatenstück mit
Kopf -Genius an Säule, 3, 787 g schwer mit
3>77 g Goldgehalt. Auch Stücke zu 6, IS
und 30 Dukaten wurden geschlagen. —
Cagiati V, S. 109 ff. S.
OngarOy italienische Bezeichnung der
ungarischen Goldgulden (Dukaten) und
ihrer Nachprägungen. S.
Onkia (griech. ävxfo, 67x10, auch ÖTyio,
oö^xfa, oö^Yta) griech. Übertragung des
röm. Wortes Uncia, s. d. R.
Onllky türkische Münze. S. Piaster,
Akce. V.
Onza s. unter Dublone u, vgl. Abb. 253.
S.
* Onzetta s. unter Oncietta.
Oorden s. unter Mijt.
Oord|e s. Örtgen.
Opfer ist eine gottesdienstliche Handlung,
bei der für die Götter entweder Wohl-
gerüche aus einem Kästchen (acerra) in
OPFERBEIL— OPS
473
-die Flamme eines Altars oder Räucher-
beckens (Thymiaterion) gestreut werden
(Rauchopfer) oder aus einer Schale eine
Flüssigkeit (Wein) ganz oder teilweise
auf den Boden oder einen Altar ausgegossen
wird (Trankopfer), oder endlich blutige
Opfer dargebracht werden, indem bestimmte
Tiere geschlachtet und Teile des Fleisches
auf dem Altar den Göttern verbrannt, das
übrige aber in gemeinsamem Opferschmaus
verzehrt wird. Alle drei Arten sind auf
griech. u. röm. M, dargestellt, wobei es für
unser Empfinden seltsam ist, daß meist
auch die Götter selbst das Weihrauchkäst -
•chen (so die Pietas) oder die Opferschale in
■der Hand halten, also das 0. darzubringen
scheinen; in vielen Fällen mögen sie mit der
Schale ja die Spende der Menschen auffan-
gen wollen; aber überall da, wo sich ein
Altar unten befindet, und da, wo die Flüs-
sigkeit aus der Schale herausfließend dar-
gestellt ist — der Altar ist schon auf den
wohl ältesten derartigen Darstellungen da
(Himera, Selinus, frühes 5. Jh. v. C), das
Ausfließen bes. deutlich beim Genius populi
Romani (auf M der Tetrarchie, um 300
n. C.) — , kann kein Zweifel sein, daß der
Gott an Stelle des Menschen tritt und sich
•gleichsam selbst opfert. Einige Ä-Med.
zeigen sogar die Salus vor ihrer eigenen
Statue (Gnecchi, Med. Tai. 60, 10; 66, 3;
80, 10) und den Dionysos vor seinem eigenen
in den Wolken erscheinenden Bilde opfernd
(Kat. Naville II n. 982). Anderseits finden
wir ein Theoxenion, also ein Göttermahl,
hei dem die Götter liegend beim Genuß der
Opferspeisen dargestellt sind, auf M. von
Bizye (ein später als Asklepios charakteri-
sierter Gott und eine Frau^ vgl. unter Toten-
mahl), vgl. ferner Tomis (die gelag. Dios-
kuren, Abb. 99), Sinope (Sarapis auf Küne),
Alexandreia Äg. (Tyche gelagert) und die
Kline selbst in Nikomedeia; vgl. auch unter
Lectistemium (Arch. Jahrb. XIII S. 15 1/4).
Niedere Götter kommen sogar ein blutiges
Opfer verrichtend vor: der Kabir einen
Widder opfernd (Kyzikos EL), Nike einen
Widder oder Stier opfernd (Kyzikos El.;
Lampsakos N; Abydos N\ Syrakus M]
Augustus); auf kaiserl. M. führt Nike einen
Stier (Coh. -Vespas. nr. 384 irrig beschr.;
Eumeneia), Pan ein Böckchen .(Saga-
lassos), Silvanus (röm. Med.) und Hermes
-(Pergamon) ein Schaf zum Schlachten zum
Altar. — Szenen, wo Menschen das Opfer
ausführen, sind: auf röm.-kamp. A^'-M.
(Abb. 69), Denaren des C. Sulpicius C. f.,
Ti. Veturius und der auf ständigen Bundes-
genossen, M. des Augustus von Antistius
Vetus und Ant. Reginus erscheint das
Schweinsopfer, mit dem man einen Ver-
tragsabschluß besiegelte (Z. f. N. 29 S.
153O; Numa opfert einen Bock, Denar des
L. Pompon. Molo; auf Kaiser-M. ist der
steh. Kaiser mit Schale über Altar oder
Thymiaterion ein sehr häufiges M.-bild; zu-
weilen geschieht das O. mit großem Gefolge
vor einem Tempel. Flötenbläser, Lictor und
Opferdiener (camillus) sind dabei, und der
Victimarius schwingt eben das Beil (se-
curis) gegen den zu opfernden Stier (bes.
ausführlich: Med. des Commodus; Gnecchi,
Med. Taf. 89, 2—5). Ähnlich sind die 0,-
szenen auf den M. der Saeculares ludi (s. d.),
wo Schwein, Schaf und Rind geopfert
werden (suovetaurilia) und zum tibicen
auch der fidicen tritt. — Eine ähnliche
Opfervorbereitung vor großer Versamm-
lung, der Stier steht neben dem Altar vor
dem ApoUontempel, finden wir in Kolo-
phon unter Valerianus. Eine eigenartige
Stierschächtung — das Tier ist vor dem
Athenakultbild an einem -Baume hochge-
zogen — erscheint in Ilion, Dörpfeld, Troia
und Ilion S. 514; Arch. Jahrb. XVIII 1903
S. 58. — R. E. VIII S. 2498 unter Hostia
IX S. 1112 unter Immolatio; lA S. 267
unter Rauchopfer; v. Fritze, De libatione,
Berl. Diss. 1893.
. Opferbeil s. unter Securis. R.
Opfergeräte u. a. antike priesterliche
Abzeichen, die auf M. erscheinen, sind
Apex, Aspergillum, Dreifuß, Lituus, Se-
cespita, Securis und die Gefäße Capis, Pa-
tera, Simpulum, Urceus. R.
Opfermesser s. unter Secespita. R.
OpS, die Göttin der Feldfrüchte und daher
des Reichtums, des Überflusses, Schwester -
Gemahlin des Satumus und daher. mit
Rheia-Kybele gleichgesetzt; sie erscheint,
als Sitzfigur mit Zepter. bzw. Ähren, nur
auf M. des Pius und Pertinax, mit den Bei-
namen Aug{usti) und divina. — Gnecchi,
Tipi S. 80; Bemhart, Handbuch Taf. 65,
14. 15; Roschef, Lex. der Mythol. III S»
931. R-
474
OPTIMÜS- ORMUZD
Optimtis = der beste, vom luppiter op-
timus maximus auf Traianus übertragen
(auch 0. princeps) ; später noch auf M. des
Claudius II. und Maximianus, nach ihrem
Tode geprägt. R.
Optio et exactor aurl argenti aeris heißt
in 2 röm. Inschriften v. J. 115 n. C.
(Dessau, Inscr. 1634/5) ein Felix Aug(usti)
l(ibertus) ; er steht an der Spitze der offici-
natores monetae aurariae argentariae Cae-
saris n(ostri), es folgen ein anderer optio
und eine Reihe von off(icinatores) ; das an-
dere Mal steht sein Name an der Spitze derer
der signat(ores), suppostores, malliatores
monetae Caesaris n(ostri), auch diese sind
kaiserl. Freigelassene oder Sklaven. Wir
übersetzen optio (von optare, also jemand,
den sich ein Höherer, hier der praefectus
monetae, zur Assistenz auswählt) mit Münz-
meister, exactor (exigere = dem Gewichte
nachprüfen, eichen), mit Wardein (R. E. VI
S. 1541), officinator (officina = Münzstätte)
allgemein mit Münzbeamter. — Als sonstige
Spezialbeamte oder Handwerker an der
Münze sind noch inschriftlich nachgewiesen
der aequator (Justierer, Wardein), dispen-
sator (Kassierer), scalptor (Graveur), der
nummularius (Geldprüfer), mediastinus
(Gehilfe), superpositus auri, siehe die einzel-
nen Stichworte. — Das gesamte untere und
mittlere Personal einer Münzstätte hieß,
weil aus kaiserlichen Freigelassenen und
Sklaven bestehend, familia monetal(is), fa-
milia monetari[a], Dessau, Inscr. 1633,
1636; von der Gesamtzahl darf man sich
aus Script, hist. Aug., Aurel. 38, 2. 3 keine
übertriebene Vorstellung machen, vgl. Z. f.
N. 31 S. 14. — Die Münzherstellung war
zuweilen ganz oder teilweise an Genossen-
schaften verpachtet, wie die Inschrift C. I.L.
VI 9953 eines P. Monetius soc(iorum) l(iber-
tus) Philogenes vascularius lehrt. — Wil-
lers, Röm. Kupferprägung S. 79^. R,
Opus iUius ist z. Z. der Entstehung der
gegossenen Personenmedaille im 15. Jh.
n. C. die übliche Formel der Künstlersigna-
tur, z. B. opus Pisani pictoris, ähnlich bei
Matteo de* Pasti, Sperandio usw., griech.
IpTfov Toi* SeTva (bei Lysippus) ; später meist
durch fecit verdrängt. R.
Orbo etrusco ist der Ausdruck der Gem-
menkunde für den Strichelreif älterer
Genmien, der auch auf M., bes. der Rs.
unteritalischer M., zumal der Incusi, vor-
kommt. R.
Orden als äußere Auszeichnungen, meist
in Gestalt von Sternen oder Kreuzen, waren
Abzeichen der aus den mittelalterlichen
Ritterorden erwachsenen Ordensverbindun-
gen, wie der burgundische Orden vom Gol-
denen Vließ oder der englische Hosenband-
orden. Nachdem seit dem 16. Jh. die Er-
innerung an das Mittelalter entschwunden
war, zerfielen die nun ganz monarchisch-
staatlichen Orden in Hausorden und Ver-
dienstorden. Die Hausorden werden an
Mitglieder regierender Häuser, ausnahms-
weise an Staatsdiener verliehen, die Ver-
dienstorden für Auszeichnung im Staats-
dienst und außergewöhnliche Leistungen
sowie langjährige treue Dienste. Seit Mitte
des 19. Jh.s wünschte man auch untere
Beamte und Militärs in ähnlicher Weise zu
belohnen und führte dafür die Ehrenzeichen
ein, die in Kriegs-, Verdienst- und Dienst-
alterszeichen zerfallen. Viele Orden j&nden
sich auf Münzen und Medaillen, entweder
allein oder an ihrer Kette um den Schild
gelegt. S. Hosenbandtaler, Ordensmün-
zen, Toison d'or. S.
Ordensmütizen sind i. die Münzen der
früheren, selbständige Staaten darstellen-
den Ritterorden, 2. Münzen, die auf die
Gründung eines Ordens oder auf dessen
Jahrfeier oder auf die Erteilung eines Or-
dens an einen Fürsten geprägt sind. Sehr
bekannt sind die preußischen Ordenstaler
Friedrichs I. (1701 — 1713) mit der Kette
des Schwarzen Adlerordens und die Or-
densdukaten der Markgrafen von Branden-
burg-Bayreuth von 1767 und 1779 auf den
Roten Adlerorden. Viele fremde findet man
bei Schmieder, S. 323. S. auch Beichling-
scher Ordenstaler, Hosenbandtaler, Toison
d'or. S.
Ordoimanzie holl. für Münzgesetz.
Orichalcttm = Messing, s. unter Auri-
chalcum. R.
Ormonde Money, irisches Kriegsgeld von
1643 unter dem Vizekönig Herzog von Or-
monde geprägt, silberne Halbkronen, 6-,
4-, 3- und 2-Pence mit CR (Carolus Rex)
unter der Krone -Wertbezeichnung, z. B.
S/II— p/VI (2Va SchiUing). — Grueber,
S. 237.
Ormiizd (Ahuramazda), Hauptgott der
ORPHEUS— OTTO-ADELHEID-PFENNIGE
475
Perser, Vertreter des Lichtes und damit
des heilbringenden Prinzips; auf M. (z. B.
persischer Satrapen in Kilikien, Trait^ Taf.
CVII; Num. chron. 1914 Taf. IV 5) dar-
gestellt als Halbfigur eines bärtigen Mannes
mit Kopfputz, Kranz und Blüte in den
Händen, als Unterkörper dienen die um
eine Scheibe geordneten Flügel- und
Schwanzfedern eines Raubvogels. R.
Orpheus, ein thrak. Sänger, dessen Ge-
sang selbst die wilden Tiere zähmte; so
so erscheint er leierspielend ohne die Tiere
auf jAT'-Stater von Lampsakos und zur
Kaiserzeit in Traianopolis Thr. sowie zwi-
schen den Tieren sitzend in Philippopolis
Thrak. und Alexandreia Äg., meist mit
der thrak. Mütze auf dem Kopfe; dann O.
seine Gattin Eurydike im Geleit des Hermes
aus der Unterwelt holend auf M. von Ha-
drianopolis Thr. — Arch. Jahrb. XIII
s. 135/39. R.
Ort bedeutet »ein Viertel«. Im Münz-
wesen wurde damit das Viertel einer Münz-
einheit bezeichnet, z. B. Ortstaler, Orts-
gulden, Örterer, Örtgen (s. d.) oder 1/4-Stü-
ber. Der halbe Reichsort war ein Achteltaler,
oder den Taler zu 24 Groschen gerechnet,
ein 3 -Groschenstück. Die ganzen und halben
Reichsorte des 16. und 17. Jh.s haben im
Reichsadler eine 4 oder 8 oder die letzteren
auf der Ks. die Aufschrift; n Halb. Reichs-
ort« oder j^VIII einen Reichstaler« (Abb,
298), diese hießen in Westfalen Blaumüser
(s. d.). Die polnisch-preußischen Orte s.
unter »Achtzehngröscher«. S.
Die dänischen und norwegischen Rigs-
orte zu 24 Kurantschillingen wurden im
18. Jh. in großen Mengen geschlagen, sie
waren Q-lötig, 45^3 wurden aus der feinen
Mark gemünzt. S. Rigsdaler. W.
Ortelin ist eine Straßburger Bezeichnung
für den Vierteldenar, zuerst 143 1 erwähnt.
— Engel u. Lehr, Elsaß S. 185. Su.
OrthodoxoSy griech. ipftoSogoc = der
rechtgläubige, Beiname des byz. Kaisers
Isaak I. auf A. R.
Ortje s. örtgen. S.
Oscense argentum s. unter Argentum
Oscense. R.
Osella. Seit dem 13. Jh. waren die vene-
tianischen Dogen zu Neujahrsgeschenken
an den Adel verpflichtet, die in Wild, ande-
ren Naturalien oder Geld, seit 1521 nur in
einem diesem Geldbetrage gleichwertigen
Münzstücke bestanden. Da dieses an Stelle
der früher besonders gespendeten Wildvögel
getreten war, erhielt es den Namen lOsella«
(= uccella, Femininum von uccello, Vogel).
Es war eine Silbermünze, die zuerst $3 Soldi
galt, deren Wert wie der aller großen Mün-
zen dann stieg: bis 1734 auf 78 Soldi. Ihr
Gewicht war im Durchschnitt 9,8 g, ihr
Feingewicht 9,3 g. Die Oselle liefen auch
als Kurantgeld um. Auch Goldabschläge
hat man. Die Vs. zeigt meist den
h. Markus, den knienden Dogen mit der
Fahne belehnend, die Rs. die verschieden-
sten Darstellungen. Die letzte 0. ist von
1796. — G. Werdnig, Die Osellen der Re-
publik Venedig, Wien, 1889. S.
OsiriSy ägypt. Gott, seit der saitischen Zeit
im äg. Kulte vordringend als Gatte der großen
Naturgöttin Isis und Vater des Horos, von
seinem Bruder Set erschlagen, von Isis be-
stattet und wiederauferstanden, als Toten-
gott verehrt, später mit Apis verbunden
und in dieser Verbindung mit Sarapis
identifiziert, s. d. Den mit dem Kopfe der
Isis zusammengestellten bekränzten Kopf
mit Lotosblume statt des Polos auf ptolem.
JR (Svoronos, Ptol, n. 1123) pflegt man 0.
zu benennen. O. ist wohl auch der Gott
mit der Atef-Krone (s. d.), erhobener R-
(wie so oft Sarapis) und Dreschflegel, nach
syr. Weise auf 3 Löwen stehend, auf Kaiser-
M. von Askalon, Hill, Proceed. Brit. Acad.
V S. 12 Taf. n. 17. Auf das abgeschnit-
tene Bein des 0. bezieht sich vielleicht ein
M. -bild von Sinope, s. unter Fuß. R.
Oskische Schrift und Sprache s. Schrift;
das sog. osk. Pfund oder ältere röm. Pfund
ist S/s des neuen = »272,88 g€; vgl. unter
As S. 39. R.
OttinOy Oggino ist eine mailändische
Groschenbezeichnung im Anfang des IS-
Jh.s: 31. X. 1410 heißt es in einer Urkunde:
Ottini fabbricati in Milano, imperiali 8. —
Gnecchi, Mailand S. LVII; Mulazzari in
Riv. it. di num. I S. 319. Su,
Otto-AdeUieid-Pfeimige sind folgende
Pfennige (Menadier, D.M. I S. 151 ff.)
I. Vs. Kreuz, i. d. W. desselben OTTO
und im Anschluß daran in der Umschrift
der Titel: DI GRA + REX AMEN +, auf
der Rs. ]>Holzkü:che « mit dem Namen der
Adelheid (ATHALHEID oder ATHAL-
476
OTTP- ADELHEID-PFENNIGE
HET, ATEALHT), wobei die iCirche bald
Doit einer Quincunx, bald mit einem Kreuze,
bald mit horizontalen Balken versehen ist
(Abb. 143).
II. Vs. dasselbe Bild, aberODDO i. d. W.
u. D-I GRA + REX + ohne AMEN, Rs.-
Umschrift ATEALHT, mit kleineren Vari-
anten, auch mit a und cd zu Seiten der
Kirche, oder einem Krummstabe; auf den
Pfennigen mit dem a und cd teilweise ein
ITAL innerhalb des ODDO in den Kreuz-
winkeln angeordnet; dieser Typus sehr viel
mannigfaltiger, auch treten zu den Pfenni-
gea Hälblinge.
. III. Vs. = Vs, II, Rs. Kopf des Königs
nach links gewandt u. i. d. Umschrift Otto
und Adelheid nebeneinander. Der Kopf ist
wohl von den Pfennigen K. Ethelreds IL v.
England (978—1016) entlehnt, weshalb
diese Pfennige also von Otto III. geprägt
sein müssen. Von diesem Typus gibt es
ebenfalls Obole.
IV. Vs. Kopf des Königs nach links und
Umschr. + D(I G)RA+ REX, Rs. Kir-
chengebäude mit Querbalken u. Kugel zw.
2 Kreuzstäben, i. d. Umschr. AT(EA)LHT;
nur 3 Hälblinge. Vorbild für die Nachprä-
gungen des Bischofs AmulE v. Halberst. u.
Boleslaus Chrobry i. Polen.
. Der äußeren Erscheinung nach sind diese
Pfennige, die den wesentlichsten Bestand-
teil sämtlicher Münzschätze, die der Mitte
des II.. Jh.s voraufliegen, bilden, eine voll-
ständig einheitliche Masse, welche lediglich
vom östlichen Sachsen und dem Harz-
gebiete ausgegangen sein kann.
Münzherr und Münzstätte dieser Otto-
Adelheidpfennige sind zwischen Menadier
und Dannenberg nebst Buchenau strittig.
Es handelt sich hauptsächlich um die
Frage: sind die Pfennige von der Kaiserin-
Regentin (Adelheid) 991 — 994 als Vormund-
schaftsmünzen in einer königlichen Münz-
stätte (Dannenberg), sind sie von der
Kaiserin -Witwe in einer Eigenmünze (Bu-
chenau), sind sie von dem regierenden Kö-
nigspaar Otto I. und Adelheid in einer Pfalz
geprägt (Menadier). Menadier entscheidet
^Ith aus folgenden. Gründen für seine An-
sicht. Nach numismatischer Erfahrung sind
Vonnyndschaftsmünzen der Adelheid nicht
aus anderen Gauen Deutschlands bekannt,
dife wir, hätte Adelheid überhaupt Vor-
mundschaftsmünzen prägen lassen, besitzen
müßten, noch auch besitzen wir solche
anderer Regentschaften aus der Zeit vor
dem Zusammenbruch der Hohenstaufen-
zeit. Vor allem aber existiert im schärfsten
Gegensatz zu Theophano von der Kaiserin
Adelheid keine einzige Urkunde, die sie,
als ihr nach dem Tode der Schwiegertochter
die Beratung des Enkels zufiel, in Vertre-
tung desselben als seine Vormünderin aus-
gestellt hätte. Sie wird in 46 Urkunden nur
als Beraterin und Fürsprecherin genannt,
aber das ist nur ein wenig mehr als die
Hälfte aller 991 — 994 von Otto III. ausge-
stellten Urkunden. Und das ist entschei-
dend. Stellt sie als Vormünderin keine
selbständigen Urkunden aus, so hat sie erst
recht keine Münzen geprägt. Auch ist die
Zeitspanne von 991 — 994 zu kurz, um eine
Münzsorte, die sehr beliebt war und viel-
fach nachgeprägt wurde, einzubürgern.
Buchenau möchte die Otto -Adelheid -
Pfennige der Kaiserinwitwe in einer Eigen-
münze zuschreiben, und zwar in Gittelde.
Dieser Ort hat aber niemals zum Heiratsgut
u. Eigenbesitz der Adelheid gehört. Auch
wäre wohl eine derartige Massenprä-
gung nicht auf einem Eigenbesitz einer
Königin möglich.
Menadier erklärt ihre Erstlinge als eine
Denkmünze auf den Einzug der jungen
Königin Adelheid in Magdeburg im April
952, indem Otto I. den Namen seiner Ge-
mahlin ihr zu Ehren auf die Münze gesetzt
hat, wie später z. B. die Hohenstaufen in
Nordhausen und in Gelnhausen sich mit
ihrer Gemahlin haben darstellen lassen,
auch Heinrich VII. u. Margarete in Frank-
furt a. M. Dieses Gepräge der Denkmünze
ist. dann hinterdrein beibehalten und ty-
pisch geworden, sie wurde dann noch bis
in die Tage Ottos III. geprägt, auf den
sicher die Kopfpfennige zurückgehen; diese
(Typus III) nennen zugleich den regieren-
den Herrscher wie die verstorbenen Groß-
eltern desselben.
Aus der langen Dauer der Prägung erklärt
sich die ungeheure Menge der gefundenen
Stücke und die große Zahl der Stempel-
verschiedenheiten. Aus ihrem frühen Be-
ginn und ihrer Vereinzelung im mittlieren
Ostsachsen erklärt sich der Mangel eines
Ortsnamens, den ja die vorausliegenden
OTTO IVIPING— OXYD
477
älteren Sachsenpfennige ebenfalls nicht
tragen, auch erklärt sich aus dem Münzorte
selbst das Beizeichen des Bischofstabes,
welches eine Anzahl der Pfennige tragen.
Auch das »ItaU paßt nur auf Otto L bald
nach Gewinnung der ital. Königskrone,
das entweder als Rex Italorum oder als
Italus zu erklären ist, indem ein italieni-
scher Münzer mit der Königin Adelheid aus
Italien nach Magdeburg mitgekommen
wäre.
Der älteste Fund, in dem die Gtto-Adel-
heid-Pf. mit Sicherheit vorkommen, ist der
von Stolp, vergraben ungefähr 990 n. C;
von ca. 3000 Münzen sind die große Masse
O.-A.-Pf. Wenn sie in den vorhergehen-
den Funden zwischen 950 und 990, wie es
scheint, nicht vorkommen, so kann das
nicht ausschlaggebend für ihr Alter sein;
denn man darf die mehr oder minder zu-
fälligen und einseitigen Ergebnisse von
Funden nicht überschätzen, und besonders
bei den wenigen aus dieser Zeit bekannten,
da einerseits kein einziger von ihnen auf
sächsischem Boden gemacht worden und
andererseits die Überlieferung derselben
zum großen Teil unzuverlässig ist. Außer-
dem hat in den letzten Jahrzehnten der
Regierung Ottos L zwischen Sachsen u.
Polen durch die wendischen Lrande hindurch
kaum ein Handels- u. Geldverkehr bestan-
den, da in dieser Zeit ein dauernder Klriegs-
zustand zwischen Deutschen und Wenden
herrschte.
Magdeburg kommt als Prägungsort
hauptsächlich in Betracht, denn: i. ist diese
Stadt der Lieblingsaufenthalt Ottos I. ge-
wesen, deren Moritzkloster er verschiedent-
lich ausstattet (Menadier, D. M. I S. 203).
2. ist sie die einzige so früh urkdl.
bekannte Münzstätte in Ostsachsen, 942
erstmalig (28. März 942 schenkt K. Otto dem
Moritzkloster den Ejrtrag aus Zoll u. Münze),
Gittelde erst 965, Seligenstadt-Osterwiek
974, Halberstadt u. Gandersheim 990,
Quedlinburg 993 (D.M. I. S. 195 ff.)-
3. ist der Tag der heiligen Adelheid, der
17. XIL, in Magdeburg und Halle, und zwar
lediglich in diesen beiden Städten als »dies
fori« gefeiert worden, wonach also die Er-
innerung an die Kaiserin in Magdeburg
vornehmlich in wirtschaftlicher Hinsicht
ehalten ist.
4. In Magdeburg haben wir dann eine fast
fortlaufende Kette von Prägungen, die sich
gut aneinanderreihen: Große Sachsenpfen-
nige Heinrichs I. u. Ottos I. ; Otto -Adelheid -
Pfennige Ottos I. — Ottos IH. ; Magadeburg-
Pfennige; Moritzpfennige (Heinrich HL).
5. sind die Silberschätze des Rammeis -
berges damals wohl noch nicht erschlossen
gewesen, weshalb eine Königspfalz wie
Werla am Harz als Münzstätte nicht viel
Wahrscheinlichkeit für sich hat. Später ist
sicher das Harzer Bergsilber nach Magde-
burg gebracht worden und mag zu der
massenhaften Ausprägung der Otto -Adel -
heidpfennige mit beigetragen haben.
Die Otto-Adelheidpfennige sind haupt-
sächlich von Halberstadt, Quedlinburg,
Hildesheim, den Grafen Eilhart u. Sieg-
fried, von Boleslaw Chrobry von Polen
nachgeahmt worden, wozu eine Reihe bar-
barischer Prägungen kommen. — Menadier,
D. M. I S, 138—204, Fundtabelle S. 182 ff.;
ders. in D. M. III S. I— XXVHI u. 17a ff.;
ders. in Z. f. N. 25 S. 403 ff. u. in Z. f. N. 35
S. 71 ff.; ders. in Berl. Mbl. 1929 S. 399 ff.;
Dannenberg, Die Deutsch. M. d. sächs. u.
fränk. ICaiserzeit S. 450 ff., 701 ff., 830 ff.,
958 ff.; P. J. Meier in Bl. f. Mfr. 1900 S.
139 ff.; Buchenau in Bl. f. Mfr. 1924 S. i ff.;
Engelke in Berl. Mbl. 1928 S. 191 ff.; Sieburg
im Braunschweig. Magazin 1929 S. 24 ff. —
Adelheidspfennige gibt es auch aus dem
II. Jh. von der Abtei Selz im Elsaß,.
Menadier, D. M. i S. 60 ff. Su.
Otto iviping ist die erstarrte Entstellung
von Otto imp(erator) aug(ustus)- In West-
falen hat man nach dem Tode Ottos HL
länger als ein Jahrhundert bis zum Ausgang
des II. u. Beginn des 12. Jh.s fortgefahren,
unter dem Namen dieses Kaisers, der dabei
vielfach entstellt wurde, zu prägen. Otto
iviping kommt hauptsächlich auf den
Soester Denaren und deren Nachschlägen
in Lippe und Waldeck vor, dann auf
Pfennigen Sarachos von Corvey (1056 —
1071), auf Denaren von Münster, und auf
den Heinrich dem Fetten v. Nordheim
(1083 — 1102) zugeteilten Münzen. — Me-
nadier, Z. L N. XVI S. 315 ff. Su.
Ott-, die griechischen Worte mit Qö-
siehe bei U.
Oxyd, Oxydation, Oxydierung. Durch die
Einwirkung des Sauerstoffes (Oxygeniumi
478
P_PAGODA
der Luft und der umgebenden Erde erfahren
die Metalle gewisse chemische Veränderun-
gen; doch nennt die Numismatik auch die
nicht vom Sauerstoff herrührenden chemi-
schen Veränderungen der Münzen 0. und
reserviert den Ausdruck Patina (s. d.) für
den Edelrost der M.. Fast gar nicht ver-
ändert sich das Gold, auf dem nur kleine,
rote bis rotbraune Ablagerungen (Eisen-
oxyd?) vorkommen (Dressel, Fünf Gold-
medaillons 1906 S. 795) ; am leichtesten und
stärksten verändert sich das Silber, dessen
dunkles Anlaufen von Schwefel (man ver-
wende daher bei Samtbettungen für Silber-
M. nur Samt, der ohne Verwendung von
Schwefel gefärbt ist!), dessen oft steinharte,
dicke, graue bis violette Kruste von Chlor
herrührt (sog. Homsilber) und bei dem
auch grüner O., sei es durch etwaigen ^-
gehalt, sei es durch Aufbewahrung in einem
iE-gefäß, vorkommt. Sind alles dies Ab-
lagerungen auf der M., so gibt es auch eine
Veränderung des Inneren der M. : oft sind
^-M. äußerlich scheinbar fast unverän-
dert, innen aber sind sie durch O. oder
Einwirkung von Säuren gänzlich zermürbt,
kömig, »granuliert«; solche M. zerbrechen
oft bei Fall oder stärkerer Berührung. —
Kirmis, Chem. Winke für Numismatiker
1890; Ebert, Reallex. VII S. 39/42. R.
P.
P, Münzbuchstabe der Münzstätte Dijon.
Pabulum (lat. = Futter). »Pro pabulo
•dienen« war eine von den Staatsmännern
und Geldhistorikern des 17. und 18. Jh.s
gebrauchte Redensart, um die mißbräuch-
liche und ungesetzliche Einschmelzung der
^uten groben Münzen zum Zweck ihrer Um-
prägung in geringhaltigeres Kleingeld zu
"bezeichnen. S.
Padma-tanka, südindische Goldmünze;
s. Karsha. V.
Padiianer nennen wir die im 16. Jh. z. T.
in Padua entstandenen geprägten Nach-
ahmungen zumal röm. Großbronze -M., bald
im engsten Anschluß an die antiken Vor-
bilder, bald mehr oder weniger frei erfim-
den, und verwandte Stücke von anderen
Händen und anderswoher. Die eigentlichen
P. sollen auf die Zusammenarbeit des ge-
lehrten A. Bassiano und des geschickten
Stempelschneiders G. Cavino zurückgehen.
Die Stempel der meisten, früher in der
Biblioth^que Ste. Genevifeve, sind heute im
Pariser Münzkabinett verwahrt. Häufiger
als die geprägten Stücke sind Nachgüsse
danach. — Bl. f. Mfr. 1912 S. 5054. R.
Pagament hießen im 17. und 18. Jh. die
zum Einschmelzen bestimmten verbotenen
fremden und eigenen Münzen im Gegensatz
zum Bruchsilber und -Gold sowie zu Barren.
S.
Pagamentsgulden s. Goldgulden am
Schluß.
Pagne (engl, pawn, paun), Art afrikani-
schen Kleidergeldes; vgl. unter Macuta.
R.
Pagoda^ südindische Goldmünze, deren
Gewicht mit demj enigen der Molukkabohne,
Kalanju (ca. 52 grs = 3,368 g), überein-
stimmt. Der indische Name ist Varäha,
Vardkan, Virdkan (tamil), Vardgama (sin-
ghal.), nach dem Eber, der auf vielen älteren
Stüclcen der Cälukya und von Vijayanagar
dargestellt ist. Die Bezeichnung P. ist
wahrscheinlich auf Bhagavati, den Namen
einer Göttin, die auf einigen P. abgebildet
ist, zurückzuführen. Ursprünglich wurde
sowohl die ganze P. wie auch ihr Halbstück
Pon (bedeutet im Tamil Gold, kanar.
Honnu, hindust. Hun, womit die Muham-
medaner die ganze P. bezeichnen) genannt,
womit späterhin nur die halbe P. (eig. Pra-
tdpa, woraus portug. Pardao, was aber zur
Bezeichnung der ganzen P. gebraucht wird)
bezeichnet wurde. Die ältesten P. sind
kleine (11 mm) runde Goldstücke, die auf
der einen Seite einen kleinen, nur einen Teil
der Münzfiäche bedeckenden Stempelab-
druck haben. Sie werden im Kanaresischen
Gulige genannt (Elliot 53). Die späteren P-
weisen sehr mannigfaltige Typen auf. Auf
der P. der Cälukya, die im 6. — 12. Jh. im
Dekkan florierten, ist meist ein Eber, auf
denen der Hoisala, welche im 13, Jh. die
westlichen Gebiete der Cälukya be-
herrschten, ein Löwe abgebildet. Die Ga-
PAI— PAISA
479
djapati, ursprünglich in der Gegend von
Coimbatore zu Hause, flohen im 9. Jh. vor
den Cola nach Orissa und prägten dort die
Gadjapati-P., auf der ein Elefant dargestellt
ist (Abb. 405). Biese Münzen (Anaikasu)
wurden im 11. Jh. in Kashmir nachgeahmt.
Die P. der Pallava, die bis zum 9. Jh. den
äußersten Süden Indiens beherrschten, tra-
gen einen Löwen, die der Pändya, welche im
9. — 10. und dann wieder im 13. Jh. eine
hervorragende Rolle spielten, zeigen einen
oder mehrere Fische. Die Cola, welche vom
10. — 13. Jh. die Führung hatten, schlugen
P., auf denen ein unter einem Baldachin
sitzender Tiger und daneben der von den
Pandya übernommene Fisch abgebildet ist;
s. Karsha. Die Rückseite vieler dieser P.
der Drawidastaaten ziert ein Blumenorna-
ment, welches zu der Bezeichnung dieser
Münzen als P'hulihun, Blumenp. die Ver-
anlassung g^eben hat. Die Könige von
Vijayanagar (14. — 16. Jh.) prägten in Gold
die P., den Partab (Va P.) und den Fanam
(Vao P.), in Silber den Tär (Vi2o P., bisher
unbekannt), in Kupfer den Jaital, s. d. Die
kleinen dicken P. dieses Reiches geben das
Muster ab für alle folgenden P. Auf einigen
P. von Vijayanagar sind ein Gott und eine
Göttin nebeneinander sitzend abgebildet.
Krishnaraya (1509 — 29) prägte dieDurgiP.
(Durga = Hügelfort, d. h, Citaldrüg),
auf der Vishnu mit Diskus und Schnecken-
muschel dargestellt ist. Auf der von Rama-
räya (16. Jh.) geprägten Gandikata-P. steht
Vishnu unter einem Baldachin. Auf späte-
ren P. des 16. Jh.s sind 3 Gestalten abge-
bildet (Drei-SwanM-P.). Die Inschriften
sind entweder kanaresisch oder in Nägari
abgefaßt. Von den im 16. Jh. emporge-
kommenen Fürstentümern prägten die
Näyaka von Citaldrüg die Durgi-P. weiter,
die Näyaka von Ikkeri (16. — 17. Jh.) die
Ikkeri-P. mit 2 sitzenden Gottheiten (daher
Zwei-Swami-P.). Der Räja von Chandragiri
(Anfang 17. Jh.) prägte die Venkatapati-
(auch i-Swami-)P. mit dem vierannigen
Vishnu, Haider *A1I von Mysore übernahm
anfänglich denselben Typus für seine Beha-
durl-P. und fügte nur auf der Rs. den An-
fangsbuchstaben seines Namens (arabisches
H) hinzu, seine späteren P. bilden eine
Kopie der unter dem Großmogul Muham-
mad Shah geprägten P. Vs. Name und
Prägejahr, Rs. Ortsname. Tipü Sultan
prägte die Sultäni-P. und die Färükl-P., das
Doppelstück, den Sadikl, und die 4-fache
P., Ahmedi, alle mit persischen Inschriften,
ohne bildliche Darstellungen. Auch die
Nizäme von Hyderabad und die Nawäbe
von Kamatik prägten P. verschiedener
Typen. In Imtiyäzgarh wurden P. im Na-
men des Großmoguls mit persischen In-
schriften geprägt. Die P. des Rama Varma
von Travancore (19. Jh.) hat auf der Vs.
Muschel umgeben von einem Kranze, Rs.
die lateinischen Buchstaben R V sowie die
Jahreszahl; s. Fanam. — Lit. s. unter Fa-
nam, außerdem Hultzsch in lA. 20, 301 ff.;
21, 321; Crooke, Hobson Jobson 653 f., 672;
Bidiein JASB. 1883, 33—48. V.
Zur Zeit der englischen Herrschaft zerfiel
die Pagode als Geldeinheit des Hindu-
systems im südlichen Vorderindien in 42
Fanam (s. d.) oder 168 Faluce oder 3360
Käsch (s. d.). Die Stemp., so wegen des
Sterns auf einer Seite genannt, lief in der
Präsidentschaft Madras und in Pondichery,
wo Goldwährung herrschte, um, sie wog
3,4 g, hielt 2,7 g Gold und galt 1/4 Mohur
(s. d.). Seit 1810 ging auch der Süden zur
Silberwährung über und damit wich die
Pagode der Rupie. In Pondichery galt die
P. zuerst 26, dann 24 Fanons (s. Fanam). —
Atkins, S. 130 — 133; Chalmers, S. 342f.;
Zay, S. 273; Noback» S.961. S.
In Tranquebar wurden unter Christian
VIL von Dänemark (1766— 1808) 18447
Stück P. mit konvexer, gekörnter, die kö-
niglichen Initialen tragender Vs. und der
Göttin Lakchmi zwischen Zieraten auf der
Rs. geprägt (Abb. 349). — Bergsöe, Tranke-
bar Mönter, Kopenh. 1895, S. 34; Schou,
Taf. 150, Nr. 244. W.
Pai, Pie, indische Kupfermünze; s. Anna,
Paisa, Muhr. V.
Palma^ griech. icaTjia = Schlag, von
icatetv = schlagen, steht im Sinne von »Ge-
präge« auf Stateren von Gortyn und Phai-
stos um 500 V.C., FopTüvoc (oderd^aiötwov)
th TraTp-a. R-
Falsa, indische Kupfermünze. Abu *1
Fadl *^Allämi (f 1602) zufolge war P. der
alte Name derjenigen Kupfermünze, welche
im 16. Jh. Dam («/lo Tanka), unter Bahlül
Lödi (1451—88) Bahlüli hieß. Doch sind
außer den Kupfermünzen mit Zwangs-
48o
PALÄOGRAPHBE— PAULADION
kurs des 14. Jh.s keine älteren Kupfermün-
zen von annähernd so hohem Gewicht be-
kannt. Die Billonmünzen des Bahlül Lödi
von 9,35 g Gewicht sind ihrem Silbergehalte
nach eher ^/s Tanka, und seine Kupfermün-
zen vom selben Gewicht würden ^/so Tanka
entsprechen. Der von Sir Sah eingeführte
Dam ist eine dicke Kupfermünze, ca. 21 g
schwer und 19 — 25 mm groß. Unter Akbar
(t 1605) waren 2 Dam = i Kupfertanka.
Daneben schlug er ^/a (Adhila, Nisfi), 1/4
(Paula, Damrä, Räig), Vs (Tänki), V«
(DamrT, Nim Räig) und V16 Dam. Nach
1664 bilden 3 Dam (Gewicht des Däm
ca. 14 g) eine Tanka. Die Bezeichnung
Däm steht auf den Münzen sehr selten,
meist lautet sie Fulüs, manchmal Rewäni
(Kurantmünze). Der Name Damri hat
sich in Nord-Indien bis heute als volks-
tümliche Bezeichnung kleiner Münzen er-
halten.
Die nach 1707 von verschiedenen Klein-
staaten geprägten Kupfermünzen heißen
Paisa. Die P. der Rajputstaaten haben sehr
verschiedenes Gewicht. Die Dhingla-P. (Vs.
Blume, Rs. Siwa mit dem Bullen), die Tri-
sulia-P. (Vs, Rs. Dreizack) und die Bhil-
warra-P. von Mewär (19. Jh.) wiegen ca.
5>5 g» ^e P, von Partäbgarh 1886 und von
Banswara 1869 ca. 7^77 g, die Rao sähi
Taka von Alwar (1772 — 1876), die Bundi-
P. von 1859 u. a. wiegen ca. 18,144 g, die
Dhabu sähi P. von Märwär (19. Jh.)
20,73 g- Iii Jaisalmer wurden um 1830
Kupfermünzen von 14 mm Größe und ca.
I»25 g Gewicht geprägt, welche Dodia
hießen, an Stelle von Kaurimuscheln ge-
braucht wurden und je 40 eine Anna wert
waren. Über Nepal s. Muhr. In Afghani-
stan wog die Yekpaisa (i P.) unter Abdar-
rahman (1880 — 1901) ca. 4,4 g, unter Amän-
ullah (1919— 1929) ca. I g. Im britisch-
indischen Münzsystem ist die P. (Pice) =
1/64 Rupie = V4 Anna = 3 Pai (aus Mah-
ratta Pä*i, sanskr. Päd, d. h. 1/4); s. Anna.
Tipüsultän von Mysore nannte seine 2-
Paisa-Münze (40 Cash) in den J. 1789 — 92
*OtmänI (nach dem dritten Khalifen); 1792
erhielten seine Kupfermünzen von Stern-
bildern abgeleitete Namen: Mu§tari (Jupi-
ter) hieß das Stück zu 2 P. (22 g), Zohra
(Venus) I P., Bahräm (Mars) V» P.,
Akhtar (Stern) ^4 P- und ßlutb (Polar-
stern) '/8 P. — Lit. s. unter Muhr, Rupie.
Hodivala, JPASB. 1917 (N. S.28), 62; Tho-
mas, Chronicles of the Pathan kings 360;
Whiteking, NChr. 1896, 326; Longworth
Dames, Enz. d. Islam I 939; Brown, Cat.
Lucknow Mus. I40; Whitehead, Penjab
Museum Labore II 170; Crooke, Hobson
Jobson 703, 70. V.
P. heißt wie gesagt auch die britisch -ost -
indische Viertel -Anna. Ebenso wurden von
den Franzosen in Pondich6ry im 18. Jh.
Kupferpaisa geschlagen, die wohl den dorti-
gen Viertel-Fanon (s. unter Fanam) dar-
stellten, etwa 9,7 g schwer mit einer Krone
auf einer und 9 Lilien auf der anderen
Seite (Abb. 350), auch halbe. — Fonrobert
3989. s.
Päläographie = Schriftkunde; s. Schrift.
Palästina-Pfund, Litra, die heutige Wäh-
rungseinheit Palästinas = i Sovereign; sie
zerfällt in lOOO Mil; die Stücke zu 100 und
50 M. sind aus Silber, die zu 20, 10, 5, 2,
I M. aus Bronze. Arabisch heißt der Mil
Perutah, das Stück zu S M. Ma'ah, zu
10 M. Ma'ata-im, zu 50 M. Hezi Chekel,
zu 100 M. Chekel, zu 500 M. Hezi Litra,
zu 1000 M. Litra. Alle zeigen den Aaron-
stab sowie lateinische, hebräische und
arabische Schrift. S.
Palaestra, der Ringkampfplatz, der Sport-
platz. Auf einer Vase von Orange steht Pa-
lestra als Beischrift neben einer sitz. Frau
mit Palmzweig, und danach hat man vor-
geschlagen, die sog. Hilaritas (s. d.) auf
röm. M. des Zweiges wegen vielmehr P. zu
nennen(?). — Rev. num. 1907 S. 356. R.
Palaimon s. unter Melikertes.
Palatium regiSy die Königspfalz als Her-
kunftsort der Münze wird auf Pariser Ge-
prägen der Merowinger genahnt: »in pala-
cio«. Auf Karolinger -Münzen findet sich
die Aufschrift ]>palatina moneta«. Su.
Paliy heilige Sprache der südlichen
Buddhisten, Tochtersprache des Sanskrit.
Eine P, -Schrift gibt es nicht; die heiligen
Texte wurden jeweilig in der Landesschrift
abgefaßt, im nördlichen Buddhismus in
Sanskrit, im südlichen auf Ceylon in
Singhalesisch, in Birma in Birmanisch, in
Siam früher in Kambodjanisch usw.
Stoenner.
Paüadlony altes Kultbild der kämpfenden
Athena (Pallas), insbes. das vom Hinmiel
PALLAS— PAN
481
gefallene (als Meteor?), dann der Sage
nach in Troia aufgestellte (daher auf
N des 4. Jh. von Pergamon), das dann
nach einer Lesart Diomedes raubte (M.
von Argos), nach der anderen Aeneas
rettete [A Caesars u- s. w.), der es dann ins
Heiligtum der Vesta (zu Lavinium) brachte;
daher ist ein P. auch Attribut der Vesta,
s. d. — R. E. II S. 1945/6. 1982. R.
Pallas, Beinanoie der Athena, s. d.; wegen
des Athenakopf es auf der Vs. hießen danach
die athenischen M., doch wohl vorzugsweise
die iR-Tetradr., Pallades, Abb. 24. —
Pollux, Onom. IX 75. R.
Pallefroy kommt als Bezeichnung einer
V4-Plaque im Herzogtum Bar in einer
Rechnung von 1347/48 vor. — Revue
Beige LI 1895 S. 333. Su.
Pallium ist heute ein weißwollener, mit
schwarzen seidenen Kreuzchen besetzter,
in der Mitte der Brust und des Rückens
sowie auf der linken Schulter mit je einer
Ziemadel versehener bandförmiger Schul-
terschmuck, seiner Gestalt nach ein Ring,
von dem vorn und hinten ein kurzer,
mit schwarzseidenem Endstück ausgestat-
teter Behang herabfällt (vgl. Abb. 173,
19s). Es kommt von Rechts wegen allein
dem Papst und den Erzbischöfen zu,
wird bisweilen auch Bischöfen als Aus-
zeichnung verliehen, darf aber selbst von
den Erzbischöfen nur an bestimmten
Tagen und bei bestimmten Gel^enheiten
und auch dann bloß beim Pontifikalamt
getragen werden.
Ursprünglich war das P. ein streifenförmig
zusammengefaltetes Tuch — daher sein
Name pallium — , spätestens seit dem 6. Jh.
aber nur mehr ein bloßes Band. Anfänglich
wurde es lose umgeschlungen, indem man
seine Enden von der linken Schulter nach
vom und hinten gerade herabhängen ließ.
Dann führte man diese Enden zur Mitte der
Brust und des Rückens, wo man sie mit
einer Nadel befestigte, indem man gleich-
zeitig das P. mit einer dritten Nadel auf
der linken Schulter anheftete. Diese Form
wurde durch Vernähen dauernd festge-
halten, infolgedessen die Nadeln nun zum
bloßen Schmuck wurden. — I. Braun, Lit.
Lex. S. 255 f. Su.
Pabnbauffl, Palmzweig. Der Palmbaum,
griech. 9oivt6, erscheint öfter auf antiken
Wfirterbnoh dnr HOnzkirndfl.
M., insbes. gilt er im Altertum als »redendes
Abzeichen« für Phönikien, daher z. B. auf
pun. M., auf M. von Tyros usw., auf röm.
M. der Flavier und des Nerva usw. auch für
ludaea. — Der Palmzweig bzw. Palmwedel
spielt im Kulte der orientalischen (vgl.
unter Lulab) und klassischen Völker eine
große Rolle, bei diesen bes. als Sieges-
zeichen; als solches ist der P. seit
hellenist. Zeit fast ständiges Attribut der
Nike ^Victoria), der Athleten, Rennfahrer
und -reiter (s. unter Athleten) und der mit
Festspielen zusammenhängenden Götter-
bilder (Athena in Side), dann auch der
Securitas, Laetitia, Hilaritas, des Herma-
nubis usw. Er erscheint als Schmuck d. sieg-
reichen Pferde noch auf Kontomiaten, auf
denen er auch oft auf d. Vs. eingraviert
ist, Abb. 112. Er kommt auch als alleiniges
M.-bild (2. B. auf Denar des Q. Sicinius
mit einer Tänie daran und mit Caduceus
gekreuzt) und als Beiz, äußerst oft vor. —
Auf alexandrin. und röm. M. der M. -statte
Alexandreia ist der P. ein Hinweis auf die
Decennalia (Vogt, Die alex. M. S. 227;
"Kubitschek, Sitz. Ak. Wien Bd. 208, l,
1928 S. 23). — Imhoof, Tier- u. Pflanzen-
bilder S. 59/60; Bernhard, Pflanzenbilder
a. gr. u. röm. M. 1924 S. 38/9 Taf. IV. V;
Wölfflin-Festschrift S. 8/9; Anson, Greek
coin types III Taf. I (P.zweig), Taf. VII
bis XI (P.baum); Riv. ital. di num. 1916
S. 173 Taf. V. VI. — In der Neuzeit
ist der P.zweig Friedenssymbol geworden,
vermutlich als aus der Victoria der Engel
wurde und man auch ihr Siegeszeichen
christlich umdeutete. R.
Palmette» palmzweigähnliche Verzierung,
die eine ungemein reiche Entwicklung vom
alten Orient bis in hellenist. Zeit erlebt
hat. — Meurer, Formengeschichte des Or-
naments S. 62 — jo\ Bull. Metropolitan mus.
1925 S. 201 ; P. auf M.: Z. f. N. Z7 S. 118.
R.
PalttdamentuiUy lat., der Soldatenmantel,
Feldhermmantel, häufigstes Kleidungs-
stück der röm. Kaiser auf den M. R.
Pan, griech. IXocv, als junger Pan IIavtax6c
genannt; auch sein weibl. Gegenpart
Davienc^ wurde gebildet (die Paniske z. B.
auf JSL von Metapont und auf N von
Lampsakos), übrigens beide in bloßer Kopf*
darstellung von einem Satyr nicht zu
31
482
PANA— PANTHEISTISCHE GÖTTERBILDER
unterscheiden; beide auch in der Mehrzahl;
lat. Faunus (über diesen: R. E. VI S. 2054).
Urspr. Naturgottheit, zumal in Arka-
dien verehrt, ist Pan bes. Gott der Hirten
und Herden, daher selbst halb als Ziegen-
bock gestaltet (Tierohren, Hörner, Bocks -
fuße [diese allein ihn immer vom Satyr,
s. d., unterscheidend], krumme Nase,
spitzer Bart, kleines Schwänzchen), seine
Attribute die des Hirten, Pedum und
Syrinx (die Szene der Verwandlung der
Nymphe Syrinx in eine Schilf staude: M.
von Thelpusa), seine Tiere Hund, Bock,
Hase. Dem anderen Naturgott Dionysos
wird er als Mitglied von dessen Thiasos (s.d. ;
Abb. 96) (noch auf Kontomiaten) bei-
gesellt; daher seine Verbindung mit dem
Panther, auf den er (M. von Hadrianopolis
und Nikopolis am Istros) tritt. Als redender
Typus dient sein Kopf in Pantikapaion auf
M. wie auch einem Relief, dann auf JR des
Vib. Pansa. Sein bärtiger Kopf seitlich
oder mehr oder weniger nach vorn kommt
z. B. in Pantikapaion u. Lampsakos (JV)
vor, unbärtig z. B. im makedon. Schilde
auf M. des Antigonos IL In Ganzfigur
erscheint der junge P. oft auf Felsblock
sitzend: so auf M von Messana (PAN,
Abb. 35), hier mit Hasen spielend, von
Pandosia und JR der Arkader, ähnlich auf iE
von Mesma, Megalopolis, Pella, Delphoi und
einem Med. Hadrians (in diesen Fällen
vom Satyr nicht zu trennen); steh, in
einer (auch sonst für ihn beliebten) Grotte
oder Arkadenreihe, auch die Querpfeife
spielend: M, von Kaisareia Paneas; sonstige
wichtige Bilder des P. auf M.: bärtig
oder unbärtig, mit Kantharos und Bock
(Sikyon), mit Syrinx und Pedum (Mi-
daeion und M des Augustus), ein Tro-
paion errichtend (Antigonos IL), ein
Böckchen zum Altar schleppend (Saga-
lassos und Med. Naville Kat. II n. 982),
auf Basis in Gytheion, das Dionysoskind
tragend in Zakynthos. — Für P. bezeich-
nend ist das Ausspähen, griech. dKooxoicBiv,
indem er mit einer Hand das Auge be-
schattet, M. von Ainos, Thessalonike usw.,
Z. f. N. 36 S. 1161. — Gruppe, Griech.
Myth. S. I384fif.; Head, H. N.» S.9S3;
Röscher, Lex. d. Mythol. III S. 1347;
A, Philadelpheus, Der P. in der antiken
Kunst, Athen 1899; E. Maaß, Ein griech.
j Vorläufer des Mephisto, Jahrb. der Goethe -
! Gesellschaft IX 1922. R.
^ Pana, indische Gewichtseinheit, s. Rati.
Der Maurya -König Gandragupta soll um
321 V. C. Silbermünzen zu I, ^/a, 1/4, Vs
Pana oder Karshapana und Kupfermünzen
zu I, V», ^4 (Kakini), Vs (Ardhakakinika)
Masha ausgebracht haben. Im 5. Jh. n. C.
waren im östlichen Indien 16 oder 20
Pana = i Karshapana, also Pana = Masha.
Im südlichen Indien kommt eine Pana
(Aksha) vor, die den Gewichtstabellen zu-
folge ^/s bzw. Vio der silbernen Karshapana
(Kalanju) darstellte. Als Rechnungseinheit
von Bengalen war im 19. Jh. i Pana = 80
Kaurimuscheln = V4 Anna. — H. W. Co-
drington, Ceylon coins 2, 189; Cunningham,
in Num. chron., 1873, S. 203, Coins of
Ancient India 46. V.
Panathenaia, griech. üava&i^vea, Name des
bekannten athen. Festes, Inschrift eines
Spieltisches auf ath. M. der Elaiserzeit.
R.
Panckowische Groschlein sind märkische
Halbgroschen, die von Johann Cicero in den
Jahren 1496 — 1499 nach einer nicht ander-
weit beglaubigten Notiz des Peter Hafft
in dem Dorfe Pankow bei Berlin geprägt
sein sollen. — E. Bahrfeldt, Brandenburg
II, S. 64. Su.
Pane di rame (Kupferbrot) heißt bei den
ital. Numismatiken! der altital. .^-Barren
wegen seiner an ein Brot erinnernden Form.
R.
Panegyriarches, griech. icavij^opiapjfTjc
= Vorsteher der Festversammlung, Titel
eines M. -Beamten in Apameia Phryg. —
Münsterberg, Beamtennamen S. 252.
R.
PanelletiioSy griech. navsXXiJvioc, Beiname
des Hadrianus, vgl. unter Olympios; Panel-
lenia, Name einer Spielfeier in Athen, auf
ath. M. der Kaiserzeit. R.
PanOy Name für die Vio Macuta (s. d.)
zu S Reis. S.
Panoplie = vollständige Schutzrüstung,
s. unter Panzer. R,
Panihelstlsche Gotterbflder. Bei P. G. hat
die dargestellte Gottheit Attribute mehre*
rer wesensverschiedener Gottheiten. Aus
Verfall der religiösen Vorstellungen und der
künstler. Gestaltungskraft hervorgehend,
kommen sie zuerst auf M des Pharnakes L
PANZER— PAPPHAHN
483
{190 — 169 V. C), dann auf röm.-republ.
Denaren, endlich kaiserl. M, vor. Beispiel:
Sarapisbrustbild mit Widderhorn des Am-
nion, Strahlen des Helios, Dreizack des
Poseidon (Alexandreia Äg.). — Nom. VI
S. 13/23. R.
Panzer. Zur vollständigen Schutzrüstung
(Panoplie) gehörten im Altertum außer
Schild und Helm der Brust- und Rücken-
hämisch, auch die Beinschienen; diese
Schutzwaffenerscheinen, als ad^a bezeich-
net (s. unter Athlon), im Abschnitt der syra-
kusanischen Dekadrachmen vom Ende des
5, Jh.s und pflegen auch das Tropaion (s. d.)
zu bilden. Der P. allein z. B. auf M von
Aphrodisias-Plarasa, Konana Pis. und auf
anonymen röm. Klein-w^; der zur kais.
ELriegstracht auf antiken M. gehörige P. ist,
wenn der Kriegsmantel darüber liegt, an
den Lederzotteln zu erkennen, die über die
Achsel fallen; auf dem Bruststück erscheint
oft die Aigis mit dem Gorgoneion, auch dies
allein, wohl auch ein Reiter, der einen Feind
niederreitet. — A. Hagemann, Griech.
Panzerung I, Leipzig 191 9 (M. nicht be-
nutzt). R.
PaoUno d'oro war der in Rom seit 1535
von Papst Paul HL geprägte Scudo d'oro
mit Wappenschild-stehendem Apostel Paul.
— Serafini, I, Taf. 35, Nr. 17—21. S.
Paolo hieß der päpstliche Groschen Pauls
HL (1534 — 1550), meist mit Wappen-
stehendem Apostel Paul. Später hießen
alle päpstlichen Groschen entweder Paoli
oder (meist) Giulii (s, Giulio). S.
Papa = Papst, s. d. Su.
Papageientaler wird der Berliner Probe-
taler Friedrich Wilhelms II. von 1788 ge-
nannt, dessen Rückseite den preußischen
Adler auf einer Erdkugel im Schilde zeigt,
weil das Oval des Schildes wie der Reif
aussieht, den man Papageien zum Schau-
keln in den Käfig hängt. — Schrötter,
Acta Bor. Beschreibung, III, F. W. II,
Nr. 32, 33 Taf. I 32. S.
Papiergeld. »Das Staatspapiergeld, das
anfangs verzinslich war, jetzt aber unver-
zinslich ausgegeben wird, unterscheidet sich
von der Banknote, die einlösbar ist und nur
gegen bankmäßige Deckung ausgegeben
werden soll, durch seine Uneinlösbarkeit
und ist der Gefahr schrankenloser Ver-
mehrung ausgesetzt. Der Staat vermag
durch Zwangskurs der Staatsnote die
Eigenschaft eines allgemeinen Zahlungs-
mittels zu geben, verpflichtet sich aber da-
durch selbst zur Entgegennahme seiner
Noten nach ihrem Nennwert bei Zahlungen,
die er zu empfangen hat (sog. Steuerfunda-
tion).« Staatsnoten kommen in England
seit dem Ende des 17. Jh.s vor, in Frank-
reich begannen sie 1701 mit der Ausgabe
der sog. Billets de confiance (s. d.), in Sar-
dinien 1746, in Österreich 1761, in
Preußen 1806 (s. Kassenscheine, Tresor-
scheine). Welchen Unsegen die schran-
kenlose Vermehrung des uneinlösbaren
Staatspapiergeldes und der Banknoten
während des Weltkrieges und der Nach-
kriegszeit über ganz Europa gebracht
hat, lebt noch in unser aller Erinnerung (s.
Inflation). Die Banknoten oder Bankzettel
haben freilich theoretisch vor dem Staats-
papiergelde den Vorzug der Elastizität: sie
passen sich dem Bedarf an, da sie nur, wenn
dieser vorliegt, vermehrt werden können.
Über den Bedarf kann freilich die Bevölke-
rung getäuscht und dann eine Überausgabe
von Banknoten ermöglicht werden, wofür
Laws Operationen in Frankreich (s. Law-
sches System) und der Southseabubble in
England am Anfange des 18. Jh.s die älte-
sten Beispiele sind. Später bestanden oft
zu viel Notenbanken, die dann ihre Noten
auf alle erlaubte und unerlaubte Weise ins
Publikum zu bringen suchten, wie es in
Deutschland um die Mitte des 19. Jh.s und
in Nordamerika damals und noch später
der Fall war. — Luschin, Allg. M. K.»
S. 177, 178; Schrötter, Preußen 1806/73,
Gesch. II, S. 190—198; J. SchefflierS. 38—
44, 54—58, 83 ff., 95 ff. S.
Papphahn war eine Volksbezeichnung für
die von Herzog Hans Albrecht von Meck-
lenburg-Güstrow um 161 6 in großer Menge
geschlagenen 4-Schillingstücke, die auf
einer Seite sein Wappen, auf der anderen
den Reichsadler mit 4 auf der Brust zeigten,
welcher Adler den Spottnamen Papphahn
= Papageihahn erhielt Der Najne ging
dann auf die späteren 4-Schillinger oder
V12 -Taler über, obgleich sie ein anderes Ge-
präge hatten. P. hießen auch die braun-
schweigischen, hessischen und sächsischen
Schreckenberger (papphanische Sehr.). —
E- Schröder in Jahrbuch des Vereins für
31»
484
PAPST
niederdeutsche Sprachforschung 1907, S.
119— 121; Bl. f. M. Fr. 1928, S. 206. S.
Papst, lat. papa, ist ursprünglich nur der
Bischof von Rom, der dann bald Metropolit
für Mittel- und Süditalien wurde. 445 unter-
warf ein Edikt des Kaisers Valentinian IIL
alle Bischöfe Galliens und des Westreiches
überhaupt der höchsten Gesetzgebung und
Gerichtsbarkeit des »venerabilis papa urbis
aeternae«, dessen Stellung dann in den
Wirren der Völkerwanderungszeit immer
freier wurde. Nach Zerstörung des ostgoti-
schen Reiches in Italien 555 mußte er sich
indes dem byzantinischen Kaiser unter-
ordnen, wodurch die unmittelbaren Be-
ziehungen des Papstes zur fränk. Kirche
behindert wurden. Das änderte sich erst
durch die Karolinger. Unter Karl dem
Großen wurde er der erste Reichsbischof
der fränkischen Kirche und zugleich als
Patriarch der abendländischen Kirche über-
haupt angesehen.
Papst Nikolaus I. (858—867) verlangte mit
Hilfe der päpstlichen Dekretalinen Pseudo-
isidors die volle Unabhängigkeit in der
Herrschaft über den Kirchenstaat (die Stadt
Rom mit dem ducatus Romanus u. dem
Exarchat v. Ravanna). Zunächst trat aber
in dieser Entwicklung ein Rückschlag ein,
indem sich in der Folgezeit der römische
Stuhl dem Einfluß der rönuschen Adds-
faktionen und dann der Herrschaft des
deutschen Kaisertums nicht entziehen
konnte. Erst in der Mitte des 11. Jh.s
kräftigte sich das Papsttum \md begann
unter Gregor VIL (1073— 1085) den Kampf
der Befreiung von der deutschen Herrschaft.
Recht früh haben sich die Päpste das
Münzrecht angeeignet. Zuerst hat Hadrian
L silberne Pfennige geschlagen, die einen
in Anlehnung an einen der konstantini-
schen Typen mit einem IB (Irene Ba-
silissa oder Jesus Basileus, vgl. für die
I. Lesung Menadier in BerL MbL 1928
S. 319) im Felde, die anderen in freierer Ge-
staltung. An sie schließt sich der Denar
Karls des Großen als Patricius von Rom mit
dem Monogramm Hadrians an und weiter-
hin der vermutlich zur Feier der Kaiser-
krönung des J. 800 geschlagene Denar mit
dem Namen des Kaisers und des ihn krönen-
den Papstes Leo HL Von Gregor IV. (828—
844) an sind dann durch 2 Jahrhunderte
Kaisemame und Papstname miteinander
auf der Münze (Abb. 138), indem so die
Kaiser ihre Macht auf den römischen
Münzen zur Geltung brachten. Noch Kaiser
Heinrich IIL hat mit Leo IX. zusammen
geprägt. Nach einem halben Jahrh. Unter-
brechung prägt Papst Paschalis II. (1099
— 1118) noch eine kleine einseitige Münze,
womit die römische Denarprägung ihren
Abschluß findet. Erst Bonifaz VIIL (1294
— 1303) prägt dann wieder, aber zu Ponte
della Sorge in der Grafschaft Venaissin
in Südfrankreich, und seit 1352 prägt
man in Avignon selbst. Unter Bene-
dikt XI. wurden auch in dem »patrimonio
S. Petri« selbst, in Viterbo, Münzen geprägt,
unter Joh. XXII. auch in Macerata und in
Parma. Erst ein Halbgroschen Urbans V.
ist in Rom geschlagen worden. Nach einer
Unterbrechung während des Schismas und
während des Konstanzer Konzils 1414
hielt dann die römische Prägung der Päpste
dauernd an. Sie fand erst ihr Ende mit
Goldmünzen im Werte von 50 Lire und
mit Silbermünzen zu 5 und 2 Lire Pius*
IX. im J. 1870. Die Namen von 100
Päpsten finden sich auf den Münzen.
— Schröder, Rechtsgesch. S. 106 n. 7;
Menadier im Sammler 25. VI. 1921
S. 10 f. ' — Nach dem Staatsvertrag von
1929 soll auch dem Papste wieder das
Prägerecht zustehen.
Insignien des Papstes: triregnum (mitra
turbinata cum Corona, regnum, diadema
phrygimn), das der Papst aber nur bei
großen Feierlichkeiten auf dem Wege von
und nach der Kirche, nicht bei den geist-
lichen Funktionen trug, das sog. pedum
rectum, d. h. der gerade Hirtenstab, mit
einem durch Querbalken angedeuteten
ICreuz an der Spitze, nicht der bischöfl.
Krummstab, da dieser nur eine coarctata
potestas anzudeuten schien. Dem Papste
wurde die crux gestatoria vorangetragen,
auf der das Christusbild sich ihm zukehrte;
stets trug er das pallium, dessen auf be-
stimmte Tage beschränkten Gebrauch er
gleich dem der crux gestatoria den Erz-
bischöfen gewährte. Sonst war die eigent-
liche Tracht des Papstes die bischöfliche,
freilich teilweise in reicherer Ausführung
und mit Abweichungen im einzdnen. —
PÄRA -PARALLELWÄHRUNG
485
Werminghoff, Verfassgsgesch. der deutsch-
Kirche im M.A.» S. 211. Su.
Pära, arab. Bära, Fadda (Silber), türki-
sche Münze, welche seit Ende 17. Jh,s die
Grundlage des türkischen Münzsystems
bildet. Zuerst erwähnt wird sie bei Na*ima
im J. 1655, doch sind die ältesten bekannten
Silbermünzen, die für P. angesehen werden
müssen, vom J. 1623. Das Gewicht, ur-
sprünglich 1,10 g, sank allmählich bis auf
0,22 g (1810). Feingehalt um 1757 520
p. m., um 1800 ca. 470. Vs. Name des
Sultans, Rs. Orts- und Jahresangabe. Von
1703 an hat der Name Tughräform und wird
außer dem Jahr des Regierungsantrittes das
Prägejahr genannt. Anfänglich wird da-
neben nur der Afeße (s. d.), von 1687 an viele
Münzeinheiten, Multipla der Pära, geprägt;
s. Piaster. — In Ägypten hieß die P. Me-
dino. Dieser Name wird abgeleitet von Mu'ay-
yadi, den Silbermünzen des Mamlükensul-
tansMu*ayyad (1412 — 21), der im Gegensatz
zu seinen Vorgängern wieder Silbermünzen
(auch djedid = neue genannt) prägte,
deren Gewicht, i,S g, ungefähr dem eines
Va Khalifendirhems gleichkam (daher ihr
NameNu^fadda). Die Medino sind leichter
und weniger feiiihaltig als die P. von Kon-
stantinopel. Die in Paris probierten Stücke
aus der Zeit 1757 — ^73 halten 494 — ^458 fein.
Ende 18. Jh. wurde ihr gesetzlicher Fein-
gehalt auf 348 herabgesetzt. Gewicht
0,22 g. Um 1800 kamen 180 Medino auf
1 Zer Maljbüb von Kairo, 200 auf einen von
Konstantinopel, 300 auf i Fundutly. Grö-
ßere Münzen (zu 40 und 20 Medino) wurden
erst von 1768 an geprägt. — Literatur
s. Piaster. — Sauvaire, J. As. 7 s6r. 19, 57.
Pära wurden auch von den Kianen der
Krim geprägt. Eine unter Selim Girei L
(1684 — 91) geprägte P. wiegt 0,6 g. Un-
vergleichlich öfter kommen Doppelstücke
vor. Sie wiegen um 1660 ca. 1,35 g. Da-
nach sinkt ihr Gewicht und erreicht um
die Mitte des 18. Jh. 0,8—0,6 g. Gleich-
zeitig nimmt der Feingehalt ab und die
späteren Stücke sehen ganz wie Kupfer-
münzen aus. Die 1778 — 79 geprägten
Münzen von 0,53 — 0,68 g nennt Retowski
Pära, da aber die von ihm Onlyk und
Jigirmilik genannten Stücke 3,1 und
•6,2 — 6,4 g wiegen, müssen sie wohl als
2 Pärastücke angesehen werden. Die 1780
geprägten Münzen von 0,33 g sind wohl
als Pära und nicht als Akce zu betrachten.
S. Akce, Piaster. — Retowski, Die Münzen
der Girei, Moskau 1905. V.
In der Moldau wurden 1771 — 1774 von
dem russischen Oberkommando Para in
großer Zahl aus Kupfer geprägt im Werte
von 2 Para = 3 Kopeken (s. d.) und
1 Para = 3 Denga mit den gekrönten Wap-
penschilden der Moldau und Wallachei auf
der Vs. und russischer und rumänischer
Wertangabe in einem Quadrat auf der Rs.
— Großfürst G. M., Katharina IL, B II,
Taf. XXI, 1—2 und 21. B.
Ein Jahrhundert später entstanden P.
in Serbien und Montenegro. In Serbien
war die kleinste Münze seit 1867 die Para =5
Vioo Dinar (s. d.); zuerst wurden Stücke zu
10,5 und I Para aus Bronze, seit 1883 auch
zu 20, 10 und 5 P. aus Nickel, seit 1904 zu
2 P. aus Kupfer geprägt. Letztere und die
Nickelstücke tragen auf der Vs. den Adler,
die anderen den Königskopf, alle auf der
Rs. die Wertbezeichnung; s. auch Dinar.
In Montenegro zerfiel der Perper (s. d.) in
100 P., und es wurden seit 1906 Stücke zu
20 und S P. aus Nickel, zu 2 P. aus Kupfer
geschlagen mit Adler-Wertbezeichnung.
Diese serbischen und montenegrinischen
sind meist in Wien, die serbischen seit 1883
in Birmingham gemünzt worden. S.
Pai:adox(ologos), griech. icapaSoS(6^070c),
etwa = Wunderdeuter, Bezeichnung des
amtierenden Strategen auf M von Mytilene.
— Münsterberg, Beamtennamen S. 252.
R
Paraguayo ist die von Paraguay 1926
eingeführte Goldeinheit von 0,3785 .g
900/1000 feinen Goldes, so daß das Stü.ck zu
10 P. 3,4065 g Gold hält. S.
Paralla, PI. Paral(l)e, in Moldau-Walachei
bis 1867 1/40 des Leu =.i türk. Para,
eingeteilt in 3 Bani, in Moldau in 2 Laskai.
Der neue Leu (s. d.) galt 2,7 Leu alter
Münze. S.
Parallelwährang (Simultanwährung). Mit
diesem Worte bezeichnet man heute die
älteste und bis, zum 19. Jh. fast allein be-
stehende Art, Gold- und Silbergeld zu-
gldch zu gebrauchen. Die P. war das Geld-
S3rstem, bei dem Gold- imd Silbermünzen
gleichberechtigt , nebeneinander umliefen,
ohne daß wie bei der Doppelwährung
486
PARASEMON— PARIS
(s. d.) ein festes gesetzliches Wertver-
hältnis zwischen beiden bestand; bei
Kontrakten, Steuern, Warenpreisen war
meist das Metall bestimmt, in dem zu
zahlen war; fehlte diese Bestimmung,
so war meist die Zahlung mit Silber-
münzen angenommen. Im Mittelalter war
der Wert der Goldmünzen gegen Silbergeld
zwar staatlich festgesetzt, im Verkehr aber
war er oft anders, doch gingen die Rechnung
in Gold und die in Silber nebeneinander
her. So galt noch im 17. Jh. der Dukat oft
2 Taler, aber die Kaufleute bewerteten ihn
je nach dem Goldgehalt und der Nachfrage
nach ihm verschieden. Die Parallel-
währung war in älteren Zeiten die
gegebene, weil die Kaufleute bei größeren
Zaiüungen eine Menge verschiedener
Geldsorten empfingen und auf eine
Einheit bringen mußten, deshalb die
Unbequemlichkeit doppelter Rechnung
kaum hervortrat, außerdem das Wertver-
hältnis bis 1874 nur wenig schwankte.
Seitdem aber ist die P. unmöglich geworden,
weil die großen Zahlungen im internatio-
nalen Handel und der oft und schnell
wechselnde Wert beider Metalle ein einheit-
liches Wertmaß erforderten. — In Preußen
herrschte bis etwa 1850 Parallelwährung.
Als seit 1816 die Friedrichsdor wegen der
englischen Goldkäufe auf 5V3 Taler stiegen,
die Kassen sie aber zu geringerem Werte
nahmen, vereinnahmte der Staat kein
Gold mehr. Wegen des Goldmangels und
des fortwährenden Schwankens des Wert-
verhältnisses gab Preußen um 1850 die
Prägung der Friedrichsdor und damit die
P. auf und ging zur Silberwährung über.
— W. Lexis, »Parallelwährung«, im Hand-
wörterbuch der Staatswissenschaften, 1893,
S.
Parasemon. i.TcapaOTjfiov (T^cic6X&(oc),eigtl.
Hinweis, vonomjfAaiWD = zeigen, nennt Anti-
gonos von Karystos, Histor. nairab. 15 die
Wappen (s. d.), die wir als Flachbilder auf
Proxeniedekreten usw, finden (Macdonald,
Coin types S. 63/71) und die so häufig mit
M.-bildem übereinstimmen, und genau so
gebraucht Plut. de Pythiae orac. 12 das
Wort (a6fi.poX.ov ii irapaai]fiov t^c ic^Xsco;),
auf das Selinosblatt von Selinus und die
Doppelaxt vonTenedos hinweisend.— 2. Von
einer anderen Bedeutung der Präposition
«apd (etwa = zuwider [der Ordnung, der
Vorschrift]) und der speziellen Bedeutung
a7]{iatv(t> = prägen geht die Verwendung
desselben Wortes P. im Etymol. magnum
s. V. Tcapocnjfjboc aus (Hultsch, Metrol. scr. I
S. 352): itapaoTQfia xi xißSTjXa tcüv vojjliö-
[latcDV, ähnlich s. v. irapdoTjjio?, ähnlich auch
PoUux, Onom. III 86, also = Falschmünze.
Parazonium, griech. luapaCciiviov, eigtl.
das am Gürtel getragene, ist der Ausdruck
der Numismatiker für das röm. Kurz-
schwert, das in der Scheide getragen in
der Hand des Mars, des Kaisers, der
Virtus, der Roma erscheint. — Eckhel, D. n,
VIS. 511. R.
Pardau (Pardao) s. Xerafim. S.
Parens s. Pater. R.
Pari, Parität Das Wechselpari zwischen
zwei Ländern ist diejenige Summe in der
Valuta eines Landes, die an innerem Werte
einer gegebenen Summe in der Valuta
eines anderen Landes genau gleich ist, das
heißt genau das gleiche Gewicht an Gold
oder Silber derselben Feinheit enthält.
Der Wechselkurs ist al pari: i. bei derselben
Währung und demselben Münzfuße, wenn
die gezahlte und verschriebene Geldsumme
die gleiche ist; 2. bei derselben Währung
und verschiedenem Münzfuße, wenn die
beiden Summen genau nach dem Münz-
fuße übereinstimmen; 3. bei verschiedener
Währung, wenn der innere Metallgehalt
beider Summen nach dem im Verkehre
geltenden Wertverhältnisse derselbe ist.
S.
Paris, der troische Königssohn, kommt
auf M. nur in der Szene seines sprich-
wörtlich gewordenen Urteils vor, auf M von
nion, Tarsos, Alexandreia Äg.: er sitzt
oder steht, mit phryg. Mütze, oft mit
Apfel und Pedum, vor ihm die drei
Göttinnen Hera, Athena und Aphrodite
in verschiedenen Graden der Entkleidung,
auch wohl die Herde, der Götterbote
Hermes und die Bergnymphe IAH dabei
(Skepsis, wo Eros den P. vertritt). — Auch
in der neueren Kunst ist das P. -Urteil
beliebt. — Karl Schulze, Das Parisurteil
in der Kunst, Diss. Würzburg, Auszug im
Jahrb. der phil. Fak. 1921/2 I S. 63ff.;
H. W» Singer, Das Parisurteil, Dresden
1925. R.
PARISIS— PATACA
487
Parisis d'or ist eine Goldmünze Philipps
VL von Frankreich (1328— 1350) mit
sitzendem König in gotischer Architektur
mit Zepter und Gerichtsstab, 2 Löwen
zu seinen Füßen und Blumenkreuz im
Vierpaß auf der Rs. Er wurde Sept. 1329
zu 33 Stück aus der 24 karatigen Mark
geschlagen, i Stück also 7,42 g schwer,
Wert = I livre Parisis oder 25 s. t. —
Blanchet II S. 247 f. — Den silbernen De-
nier parisis s. unter Denier. Su.
Parpagllola. Der Name P. findet sich in
Italien seit Anfang des 14. Jh.s für ver-
schiedene fremde Groschenarten. Geprägt
wurde die P. besonders von den Her-
zogen von Savoyen seit der Mitte des
15. Jh.s, dann auch in Mailand und Genua
bis ins 17. Jh, Die P. von Savoyen, die auch
hier ein Groschen war, fiel im Gewicht
von etwa 3 g um 1470 auf 1,40 um 1580. —
C. n. it. I. S.
ParthenoSy griech. nap&lvo; = Jungfrau,
insbes. jungfräuliche Göttin; in Neapolis
Maked. hieß kurz so die Hauptgottheit, in
Athen die Athena; wegen ihres Kopf es auf der
Vs. nannte man danach die athen. M., doch
wohl vorzugsweise die -Ä-Tetradr., Parthe-
noi, Abb. 24. — Pollux, Onom. IX 75. R.
ParthicuSy auch P. maximus, Sieges -
beiname röm. Kaiser, auf M. bei Traianus,
Hadrianus, M. Aurelius und L. Verus,
Sept. Severus und Caracalla, Carus vor-
kommend wegen ihrer Siege über die
Parther. Schon Labienus, Parteigänger des
Brutus, trägt den hier anders gemeinten
Beinamen. R.
Parvi denarii Pragenses sind kleine
Pfennige, die in Böhmen gleichzeitig mit d.
Groschenprägung um 1300 eingeführt wur-
den; 12 von ihnen sind gleich d. Groschen,
von dem sie sich durch eine einfache Um-
schrift auf d. einen Seite unterscheiden.
Aber schon 1327 gingen sie im Heller
auf. — Friedensburg, Geldgesch. u. Mkde.
S. 84 u. Schlesien, M. A. S. 53. Su.
Parvi Misnenses sind zweiseitige Pfen-
nige oder Heller, die von Friedrich I.
(1291 — 1316) bald nach 1305 in Sachsen
in Anlehnung an die parvi Pragenses (s. d.)
geprägt wurden. Tjrpus: Vs. Lilienkreuz,
Umschrift »Frid. Tur. Lagravl «, Rs. Löwe,
Umschrift »p(a)rvi misnenses«. Ebenso
neimen sich eigenartige Hohlpfennige mit
Visierhelm, auf dem sich das Meißner
Helmkleinod, ein bärtiger Kopf mit spitzem
Krempenhut, befindet, i. F. »F. M.«
(Fridericus Marchio), auf der Rückseite
ein Schriftkreis: »p(ar) vi misnenses«. Diese
Münzen werden Friedrich III. (1349 — 81)
zugeschrieben. 12 Stück gingen auf einen
Breitgroschen, 780 Stück auf die 15 lötige
Mark, i St. also = 0,3 g Gewicht. —
Schwinkowski in Berl. Mbl. 1925 S. 327 f.
nr. I — 4 und Geld- u. M.-wesen Sachsens
S. 44 f. Su.
Pasmunty niederl. = Scheidemünze.
Paß s. Dreipaß. S.
Passierdukaten hießen im 19. Jh. Du-
katen, an denen durch Abnutzung nicht
über 2 As oder 3% am Normalgewicht
verloren war. S. Randdukaten. S.
Passiei^ewlcht ist die Gewichtsgrenze,
bis zu der das Gewicht einer Münze durch
Abnutzung im Verkehr unter das Normal-
gewicht sinken darf, ohne daß der Emp-
fänger sie abzulehnen berechtigt ist. Das
Passiergewicht einer Münze muß also etwas
leichter sein als ihr um das Gewichts-
remedium (s. Remedium im Gewicht) ver-
kürztes Normalgewicht. Ist das Normal-
gewicht der deutschen Goldkrone (10-
Markstück) 3,98248 g, so darf sie von den
Münzstätten noch ausgegeben werden,
wenn sie nicht weniger als 3,97252 g wiegt
(Remedium im Gewicht). Dagegen ist
ihre Abnutzungsgrenze 0,01991 g unter
dem Normalgewicht, also 3,96257 g, das
heißt 5/1000 gegen 2V3/1000 des Remediums.
Besonders für die Goldmünzen hatte man
früher besondere Passiergewichtstücke oder
Passiersteine (Abb. 364). S. auch Ab-
nutzung. S-
Passierstein s. unter Passiergewicht. S.
Pasten s. v. w. Abdrücke (s. d.), insbes.
die aus Schwefel. R-
Patac s. Denier. Su.
Pataca. Über die Herleitung des Wortes
s. unter Abu Midfa*. P. hieß ursprünglich
in Brasilien der spanische Peso (s. d,),
der dort ebenso wie die eigenen Wähnings-
münzen im Wert stieg: 1643 galt er 480,
1676 640, 1734 800 Rds. Er wurde oft
bis auf die Hälfte seines Gewichts be-
schnitten. 1643 und später wurde er
mit Gegenstempdn versehen (s. Patacäo).
Als die P. 640 Reis galt, ging der Name P.
488
PATACAO— PATER
auf ihre Hälfte zu 320 Reis über und diese
P. wurde die Grundlage der portugiesischen
Kolonialwährung und blieb als Rechnungs-
münze bis zur Gegenwart bestehen. Peter IL
von Portugal (1783— 1806) ließ eigene
3-, 2-, I- und Va-Patacastücke mit Landes-
schild auf der Vs., Christusordenskreuz
mit Sphäre auf der Rs. prägen. Die ganze
zu 320 RdLS wog 10,64 g und hielt 9,75 g
Silber. 1834 wurden diese Münzen durch
den silbernen Cruzado (s. d.) ersetzt. —
Fernandes, passim. MeiU, passim. — P.
hieß auch der Maria Theresientaler in
Nord- und Ostafrika, sowie eine marokka-
nische Goldmünze (s. Mitkai), und ist end-
lich seit 1894 die Münzeinheit in Makao
und Timor im Wert eines Singapore -Dol-
lars zu 100 Avos. S.
Patacao (PL patacoes) bedeutet große
Pataca (s. d.). Besonders wurden so in
Brasilien die mit brasilianischem Gegen-
stempel versehenen Peso (s. d.) genannt,
eins der Hauptzahlmittel Brasiliens, das
1805 bis 1834 selbst solche Patacoes oder
3-Patacastücke münzte. — Patacoes hießen
auch die ersten portugiesischen Kupfer-
münzen zu 10 Reis seit etwa 1550. S. auch
Pataco. — Seit der Mitte des 16. Jh.s wur-
den die P. auch in Portugiesisch-Ostindien
geprägt. S.
Patacco^ anderer Name des savoiischen
Forte (s.d.) im 15. u. 16. Jh. S.
PatacOy am Anfange des 19. Jh.s geprägte
portugiesische Bronzemünze zu 40 Röfs
mit Büste des Königs auf der Vs. und
dem Landesschild auf der Rs. S.
Pafagon, der spanische Name für den
Albertus- oder Kreuztaler (s. d.). S.
Fattk, Fata£6k ist der volkstümKche
Ausdruck für Fatikopejecnik (5-Kopeken-
stück), das seit dem 18. Jh. in Rußland
sowohl in Silber (P'ataöok), als auch in
Kupfer (P'atak) geprägt wurde. Zu Peter
des Gr. Zeiten hatte der silberne P. noch
die Wertangabe in Denga, = 10 Denga.
In Silber wurde der P. im 18. Jh. selten
und meist nur als Probestück, im 19. Jh.
dagegen beständig, zuletzt 1915 aus-
gegeben, und war die kleinste russ. Silber-
münze, mit Doppeladler auf der Vs, und
Wertangabe auf der Rs. Der variierende
Silbergehalt des P. näherte sich bis 1867
den vollwertigen Großmünzen (s. Rubel),
seit 1868 hielt er nur 50^/0 Silber.
1 In Kupfer wurde der P. von 1723 — 1730
in sehr großer Zahl ausgegeben, mit Doppel-
adler im kleinen Kreis auf der Vs., mit
Wertangabe und Jahr ins Kreuz gestellt
auf der Rs.; ebenso ausgiebig war die
Prägung seit 1757 in allen Münzhöfen mit
Doppeladler und Monogramm (vgl. auch
Sibirskaja moneta). Im 19. Jh. prägte man
ihn von 1802 — 1810, 1830— 1839 und von
1849 an beinahe jährlich mit Doppeladler
und Wertangabe, seit 1924 mit dem Wappen
der Sovjetunion auf der Vs. Der Durch-
messer des P., mit 42 mm beginnend, sank
1926 auf 26 mm, diese letzte Emission aus
Messing. — Der 1726 in Quadratform ge-
schlagene P. stellt ebenso wie der Grivennik
(s. d.) eine Ausnahme dar (vgl. Großfürst
G. M., Ekaterina L, Tfl. XVIII, 9— n).
B.
Patäka shik, Silbermünze von Algier.
S. Büdju. . ' V.
Patard war der südniederländische Stü-
ver (s. d.). S.
Paiena ist die Schüssel für das Weihebrot.
— Otte, Handbuch der kirchlichen Archäo-
logie I S, 23 f. Su.
Patenpfennige hießen Medaillen, die Bil-
der und Sprüche auf die Taufe des Heilands
zeigten und vom Paten dem Täuflinge ge-
schenkt wurden. Die letzten stammen bes.
von den Medailleuren Wermuth und Loos
her. Im 16. und 17. Jh. wurden oft be-
liebige Med. durch Eingravierung von
Daten, Namen und Sprüchen in P. um-
gewandelt. — S. auch Tauftaler. S.
Patentierte Zweidrittel s. Neue Zwei-
drittel. S.
Pater = Vater. icaxiQp heißt Constan-
tinus III. im Gegensatz zu C. IV. 0 vbo?
auf byz. M. — P. patriae ist ein von
Augustus i. J. 2 V. C. angenommener,
gelegentlich auch früher schon, dann aber
stets ausgeschriebener oder in der Form
parens (patriae) — wie schon Caesar hieß —
geführter Titel, den später die meisten
röm. Kaiser annehmen. Noch unter
Theodosius IL erscheint er einmal (AT mit
TMP XXXXII COS XVII PP). — Abk.
P. P., griech. iraxijp itaxpffioc- — Augustus
heißt nach seinem Tode auf M. oft divus Au-
gustus pater, ähnlich der Vater des Kaisers
PATERA— PATRICIUS
489
Traianus und Pertinax, die divi parentes
sind der leibliche und der Adoptiv -Vater
des Traianus. Pat(er) senat(us) heißt
auf M. Commodus, patres senatus die Kaiser
Pupienus und Balbinus, parens der divus
Marcus auf einer Kolonial-M., municipi
parens oder patronus et parens Agrippa
auf M. von Gades. R.
Patera = Schale, griech. oigcXt], flaches,
tellerartiges Gefäß, oft mit einem Buckel
(griech. JjicpoXo^, lat. umbo, daher p. um-
bilicata) in der Mitte des Runds; Haupt-
gerät beim Opfern und daher in der Hand
fast aller Götter und Personifikationen,
ebenso opfernder Menschen bes. auf M.
röm. Zeit (Abb. 107). Einzeln in Delphoi,
als Kreis mit dem Umbo als erhabenem
Punkte innen, im 5. Jh. vorkommend,
findet sie sich als Abzeichen der Priester-
würde neben anderen Priestergeräten z. B.
auf JR des M. Calp. Piso und des Augustus.
— Z. f. N. XX S. 65/71. R.
Fatialtynnyj (5 Altyn, s.d.) heißt im
Volksmunde das silberne 15 -Kopekenstück,
das 1760 und 1762 (Peter IH.) als Probe-
münze, dann von Katharina H. (1762 —
1796) mit Brustbild und Doppeladler beinah
jährlich ausg^eben wurde.
Von 1832 — 1841 wurde der P. im Werte
von I zlotyj (s. d.) für Russisch-Polen
geprägt.
Seine Prägung wurde seit 1859 wieder-
aufgenommen, so daß er beinahe jährlich
bis 1925 ausgegeben worden ist, mit
Doppdadler resp. Wappen der Sovjet-
union und der Wertangabe. Seit 1867
nur 50% Silber haltend, ist der P. heut-
zutage 2,68 g schwer und 20 nom groß.
B.
Patina ist die Veränderung, die ein me-
tallener Gegenstand durch die Hnwirkun-
gen der Säuren und Salze der Luft, der
Erde oder des Wassers erfährt. Sie kann
entweder eine chemische Veränderung der
Oberfläche selbst sein oder eine Ablagerung;
s. auch unter Oxyd. Von P. sprechen
wir im allgemeinen nur bei M, M-M., die
lange im Wasser gelegen haben, behalten
ihre ursprüngliche Farbe bei, erfahren aber
eine leichte Korrosion, die in winzig kleinen
Vertiefungen, Löchern und Rissen besteht
(sog. Tiber-P.). In der Erde setzen sich auf
den M. manchmal sehr harte, dunkelrote
Flecken von Kupferoxydul fest; anderer-
seits erfahren die M. oft eine bis in eine
gewisse Tiefe gehende Veränderung der
Oberfläche (keine Ablagerung auf ihr);
dabei wird die Farbe glänzend -malachit-
grün oder auch blau (so bes. die jE-M. aus
vulkanischen Gegenden, also um Ätna und
Vesuv herum, auch in der Gegend von
Dodona und im nördl. Mysien u. s. w.),
braun oder schwarz; die hellgrüne P. derart
ist oft sehr bröckelig und bei Berührung
springen die Metallteilchen ab; die Fein-
heiten der Prägung bleiben bei dieser Art P.
(Edelrost, aerugo nobilis) vollkommen erhal-
ten. Über die besondere Patina von iE-M.,
die in heißen Quellen gefunden sind, s. un-
ter Quellenfunde. Eine andere Art aber, die
sog. Mehl- oder wilde P., verwandelt die M.,
von kleinen grünen Flecken aus sich ver-
breitend, allmählich in grünen Staub und
scheint benachbart liegende M. anzustecken.
Ist die Mehlpatina weiß, so dürfte es sich
um den zerfallenden Bleizusatz des Metalles
handeln, s. unter Blei. Vgl. auch unter
Reinigung. — Ebert, Reallex. X S. 48. —
Künstliche Patina ist der Überzug, den die
Medailleure ihren Med. und moderne Fäl-
scher ihren Erzeugnissen geben, indem sie
sie durch Ätzen oder Beizen oder mit
Lacken oder Farben behandeln, oft unter
längerem Aussetzen an der Luft, auch be-
sonders gearteter Luft; die ital. Renais-
sance verwandte (für Med. und Falsa I)
einen schönen schwarzen Lack, die harm-
loseren unter den neueren Fälschern Ölfarbe
u. dgl. ; ein geübter Kenner weiß echte und
künstliche P. meist auseinanderzuhalten
und schöpft oft schon aus dem Vorhanden-
sein einer künstl. P. ein Verdachtsmoment
— Kirmis, Chem. Winke für Numismatiker
1890; Hill, Med. of the Renaiss. S. 30—33;
Habich, Med. der ital. Renaiss. S. 15.
R.
PaflSy Goldmünze von Nepal. S. Muhr.
V.
PatriarchenkrenZy ein Kreuz (s. d.) mit
zwei Querbalken, der obere etwas kürzer
als der untere, z. B. auf M. in der Hand
des Basilius L und Constantinus, auch auf
Stufen, z. B. auf M. des Theophilus. R.
Patridtts neimt sich Ricimer auf einem
Grundsteinplättchen, C. L L, XV 7109.
R.
490
PATRICIUS ROMANORUM— FAX
Patriciiis Romanoium. Diesen Titel er-
hielt König Pipin als Oberherr des Kirchen-
staates 754 vom Papst. Karl der Große
führte ihn seit 774 bis zum Erwerb der
Kaiserwürde. Er nennt sich auf einem
Denar: »rex Francorum et Langobardorum
ac patricius Romanorum«. — Schröder,
Rechtsgesch. S, 119 n. 37. Su.
Patricius, St, Patrick, Verbreiter des
Christentums in Irland, daher hier der
meistverehrte Heilige, sozusagen der Natio-
nalheilige der Insel. Su.
Patrick war eine irische, seit 1460 geprägte
Kupfermünze zu ^/^ Farthing. S. unter
Kupferm. S.
Patrick-farthings sind Silberdenare, die,
um I190 von dem irischen Statthalter John
de Curcy in Downpatrick und Carrickfergus
geschlagen, auf der Vs. die Umschrift
+PATRICII zeigen. — Grueber, S. 215.
S.
Patriotentaler s. Rebellentaler. S.
Patrize ist ein Münzpragewerkzeug, das
das ganze Gepräge einer Seite wie die fertige
Münze erhaben trägt. So lange jeder
Stempel für sich negativ geschnitten wurde,
waren keine Patrizen nötig (s. aber Punzen).
Der Massenbedarf der Neuzeit führte zur
Verwendung der P., von der dann die Stem-
pel, die Matrizen, abgesenkt wurden. Zuerst
wurden die Brustbilder erhaben als Patrizen
geschnitten, in Preußen seit etwa 1700. Eine
die ganze Münzoberfläche mit der Schrift
enthaltende Patrize kam erst gegen 1800 in
Gebrauch; seitdem schoben sich noch eine
Urmatrize und Gebrauchspatrizen dazwi-
schen. Nach der Fertigstellung des Modells
in vergrößertem Maßstabe in Gußeisen
wird dieses Modell jetzt mit der Verkleine-
rungsmaschine auf die Größe der Münze
erhaben in Stahl übertragen; dies ist die
Utpatrize, von der die Urmatrize abge-
senkt wird, auf der dann Perlreif und
Stäbchen, bei Scheidemünzen auch die
Schrift, mittels Punzen eingeschlagen wer-
den. Von ihr werden die Gebrauchspatri-
zen und von diesen die Stempel abge-
senkt. Durch die Einheitsmatrize erlangt
man bis ins kleinste Detail gleichmäßige
Stempel, so daß eine falsche Münze sofort
daran zu erkennen ist, daß sie nicht in die
Matrize paßt. S.
Patronus = Schutzherr; so wird z, B.
Agrippa auf M. von Gades genannt muni-
cipi p. oder p. et parens municipi, in Pae-
stum erscheint ein städt. Beamter als P.,
und TTccTpcDV (ic6XscD?) heißen die röm. Pro-
vinzialstatthalter mehrfach auf bithyn. M.
— Münsterberg, Beamtennamen S. 254. 252.
R.
Pauldor hießen die Pistolen des Groß-
herzogs Paul Friedrich von Mecklenburg-
Schwerin (1837— 1842). S.
Patdiner hießen in Deutschland: i. die
päpstlichen Paoli (s. Paolo), 2. die Dop-
pelschillinge des Bistums Münster mit dem
Bilde des Apostels Paulus. S.
Paulus, St., Apostel, s. Heilige. Su.
Pavillon d'or ist eine französische Gold-
münze Philipps VI. (1328 — 1350), die am
8. Juni 1339 eingeführt wurde als denier
d*or au pavillon: Vs. der thronende König
in einem blumengeschmückten Zelt, Rs.
Blumenkreuz im verzierten Vierpaß, in
den Außenwinkeln desselben Kronen, Um-
schrift: Xpc vincit, Xpc regnat usw.; 48
Stück des Pavillons gehen auf die Mark,
also ein Stück 5,1 g schwer; Wert = 30 s. t.
— Blanchet II S. 247, 249. Su.
Pax = der Friede, griech. sEp:QV>]. Seine
Personifikation erscheint auf einem Stater
des 4. Jh.s V. C. von Lokroi als sitz. Mäd-
chen mit dem Kerykeion; die etwas ältere
berühmte Statue des Kephisodotos in Athen
stellte die Eirene mit Zepter und dem
Knäblein Plutos auf dem Arme dar und ist
auf kaiserzeitl. M. von Athen, Kyme, Kyzi-
kos kopiert; der Plutosknabe steht vor der
thron. Eirene auf alexandr. M. (Vogt, Die
alex. M. Anm. 763). Sonst ist die P.
eine röm. Erscheinung und kommt bes. auf
röm. M. und den römisch beeinflußten
Alexandrinern vor (hier mit Beischrift
eipTJvTj und efpiQVT] xal ofiovoia oder umge-
kehrt, der Concordia die Hand reichend),
dann mit Beischrift sEpi^vi] u. ä, auf griech.
M. von Nikomedeia» Ephesos, Klazomenai,
Kos, Kilbis, Magnesia Lyd., Nysa, Tripolis
Lyd. Ein Quinar des Aemil. Buca zeigt den
bekränzten, sonst attributlosen Kopf der
»Paxs«, ein Denar des P. Crassus lunianus
zeigt eine Flügelfigur mit Caduceus und
Rundschild, für deren Benennung man zwi-
schen P. u. Victoria schwankt, ein -Ä-Med*
des Augustus hat die steh. Pax mit Cadu-
ceus. Auf KLaiser-M. von Augustus bis in
PAX
491
konstantin. Zeit ist P. als Aufschrift oder
Bild bes. häufig, sei es, daß der eingetretene
Friede gemeint ist, wie auf den M. Neros
mit dem lanustempel und der Legende
pace p. R. terra mariq(ue) — oder ubiq(ue)
■ — parta lanum clusit oder wie pax fundata
cum Persis (Philippus), sei es, daß die Her-
stellung oder Erhaltung der P. ganz all-
gemein als frommer Wunsch oder als Re-
gierungsprogramm des betr. Kaisers aus-
gesprochen wird (0. Th. Schulz, Rechtstitel
und Reg. -Programme auf röm. Kaiser-M.
1925 S. 51/81). Als Beiworte kommen vor
Augusta, Augusti, equitum, exercitus, orbis
terrarum, populi Romani, aetema, perpetua,
publica, — wobei p. pop. Rom. den äußeren,
p. Aug. den inneren Frieden zu bedeuten
scheint — , auch Aug(usta) in pace (Salo-
nina) und ubique pax (dazu Z. f. N. 38
S. 183 ff.). — Ihr Kopf als P. oder P. orbis
terrarum trägt Kranz (Flavier; so auch in
der Kolonie Pella und in Aiexandreia), ein-
mal auch Mauerkrone (Vespas.). Ihre Per-
sonifikation steht, schreitet oder sitzt; ihr
eignet als besonderes Attribut der Cadu-
ceus und der Zweig, dann die allgemeinen
Attribute Zepter, Füllhorn (aus dem auf
Alexandrinern auch Plutos emporsteigt),
Victoriola auf Globus (Dioclet. usw.), Feld-
zeichen (bei Pax exerciti, Caxaus.), in Aiex-
andreia auch Helm, Ähren; Dreifuß mit
Beutel darauf, Säule, Altar kommen neben
ihr vor. Sie tritt auf einen Gefangenen oder
ihr naht sich ein Hilfeflehender, sie zündet
einen Waffenhaufen an (ihre treffendste
Symbol. Darstellung I). Bes, nahe steht sie
begreiflicherweise der Victoria: zur Auf-
schrift Paci Augustae wird einfach die Vic-
toria gesetzt (Flavier), ebenso zu Ubique
Pax (Gallienus) usw. Auf M. des Claudius,
Vespas. usw. sowie in Smyrna und Eireno-
polis erscheint zur P. -Legende eine Ver-
mischung mit Nemesis: geflügelt, sich
in den Busen speiend, mit Caduceus und
Schlange. Auch kommt die Aufschrift P.
oder P. p. R. zu verschlungenen Händen
mit Caduceus (auch nebst Ähren oder Füll-
hörnern) darüber vor (Augustus; 68/9 n. C),
dann zu Mars (Gordianus III.), zur Minerva
(Dioclet. usw.), zum Kaiser, der eine Stadt-
göttin axif richtet (Vespas.), einem Krieger
die Hand reicht (Galba), zum Kaiser mit
Labanun (Constantius IL), zum Kaiser vor
zwei kranztragenden Frauen (Constantinus
I.), zu einer Opferszene vor der Solquadriga
(Gordianus-Med.), pax fundata zum Tro-
paeum. Unter Tetricus, Carausius u. a.
provinziellen Kaisem kommen auch andere
Attribute und Bilder zu P. -Legenden vor,
die aber offenbar klaren Vorstellungen
nicht entsprechen. Als Fundator pacis er-
scheint der Kaiser in Toga mit Zweig (Seve-
rus usw.) oder ein Krieger mit Gefangenen
(Licin. L, Constantinus L). Pacis Even-
t(us) neben einem Genius kommt auf M.
Vespasians, die Ära pacis des Augustus
auf M. Neros vor. — Bemhart, Handbuch
S.95/6, 206/9; Gnecchi, Tipi S. 81/83;
R. E. V S. 2128 (M. sehr sorgfältig S. 2132) ;
Röscher, Lex. der Mythologie III S. 1719-
R.
Pax als Aufschrift oder Umschrift er-
scheint auf Münzen des Frühmittelalters
zuerst auf einem Solidus des Franken-
königs Theudebert I. in Verbindung mit
der libertas: pax et libertas, eine Denk-
münze auf den Frieden, den der König
seinen Untertanen bringen will. Es gibt
noch weitere merowingische Goldmünzen
mit »pax« aus Vienne, St. Paulien,
Bamiassac u. Amiens (Prou, Merowinger nr.
2077. I108. 21 18). Aagelsächsische Denare
mit dieser Aufschrift sind aus der Regie-
rungszeit Knuts des Großen (1016 — 35)
und seiner Nachfolger Harteknut (1039 —
1041), Eduards des Bekenners (1041 — 66)
und Haralds II. (1066) bekannt. Die Pfen-
nige haben meistens auf der Rückseite ein
Kreuz, in dessen Winkeln sich die 4 Buch-
staben p, a, X, s oder p, a, c, x befinden.
Es kann sich hier, nach Hildebrand, Anglo-
sachs, m. in Kongl. Myntkab., Stockholm
188 1 S. 197, 4241, um den Frieden des
Herrn, pax domini, handeln; doch läßt sich
auch denken, daß Knut sie nach der Unter-
werfung Englands auf den nunmehr wieder-
hei^estellten Frieden geschlagen hat; das-
selbe kann man auch bei den Friedens -
Pfennigen Wilhelms des Eroberers an-
nehmen, die wohl nicht mit der Ein-
führung des Domesday Book zusanmien-
hängen.
Die ältesten Paxpfennige in Deutschland
sind Pfennige König Heinrichs IL (1002 —
1024) aus Lüttich: Bischofsstab, zu dessea
Seite sancta oder Ledgia pax, wohl hier mit
492
P. E.— PECUNIA MAIORINA
der Bedeutung eines oder des kirchlichen
Friedens. Ein Denar Poppos v. Trier (1016
— 1047) hat auf der Rs. in den W. des Kreu-
zes die 4 Buchstaben p, a, x, (s?), hier ist
wohl die pax domini gemeint. Weiter haben
Erzbischof Bruno v. Trier (1102 — 1124) und
Kaiser Heiiuich V. auf Pfennigen mit dem
Engel und denen mit dem heiligen Petrus
die Aufschriften »pax Treveris« u. »pax
Petrus«, die sich, wie ich nachzuweisen ver-
sucht habe, auf das Wormser Konkordat
von 1122 beziehen (in Z. f. N. 34 S. 321 ff.).
Köln wird auf einigen seiner Münzen im
12. Jh., nicht vor 1167, als pacis mater
bezeichnet; das bezieht sich vielleicht
(Friedensburg, Symbolik S. 399) auf die
Bemühungen des Kölner Stuhls um den
Gottesfrieden und um den Landfrieden.
Auf Brakteaten Ludolfs v. Magdebui^
hält der Bischof ein Band mit dem Frie-
densgruß »pax vobiscum« in den Händen;
»pax vobis« erscheint in der Umschrift von
Hildesheimer Brakteaten. Dietrich VII.
und Wilhelm I. von Holland (1191— 1218)
und verschiedene Bischöfe von Utrecht
(1215 — 1267) haben ebenfalls die Buch-
staben von pax in den Winkeln eines Kreu-
zes. In Amiens setzte die gegen den Bischof
siegreiche Kommune »pax« auf ihre Pfen-
nige; die Herrscher von Bfeim verbinden
im 15. Jh. pax mit honor (Engel u. Senure
Abb. 891 u. 1565).
In derN.Z. sind vor allem die Münzen zu
nennen, die auf die verschiedenen Friedens-
schlüsse geschlagen sind, so z. B. ein Dukat
auf den Frieden von Prag 1635 (Schulman
nr. 80), dann die verschiedenen Dukaten u.
Taler auf den Westfälischen Frieden, z. B.
die Emsts des Frommen von Sachsen-
Gotha, Dukaten der Städte Regensburg
und Nürnberg u. a., weiter ein Antwerpener
Dukaton auf den Frieden von Westminster
1656, Taler Johann Georgs IL von Sachsen
und Erzbischof Anseimus Franz* von Mainz
auf den Nimwegener Frieden 1679, Dukaten
des Erzbischofs von Mainz auf den Rys-
wicker Frieden 1697, Taler Karls IL von
Schweden auf den Altranstedter Frieden
1709, Dukat Ludwigs von Baden auf den
Rastätter Frieden 1714, verschiedene Du-
katen u. Taler auf den Hubertusburger
Frieden 1763, darunter ein Goldgulden
Bischof Adam Friedrichs von Würzburg,
und schließlich Bremer Taler und Badener
Kreuzer auf den Frankfurter Frieden von
1871. S. auch Friedensmünzen. — Schul-
man, Pax in nummis, Slg. Le Maistre
1912. Su.
P. £• Ein Monogramm aus P und E ist
oft auf der Vs. der Kontomiaten eingeritzt,
z. T. mit Silber eingelegt, Deutung strittig.
— Num. chron. 1906 S. 239/45. R.
Pe, Gewichts- und Münzeinheit von
Birma. S. Tikal. V.
Peja ist die seit Johann V. (1706 — 1750)
geprägte portugiesische ^/a Dobra (s. d.) zu
4 Escudo oder 6400 Reis, I4j343 g schwer
und 13,148 g Gold haltend. Auch Stücke
zu 3200, 1600, 800 und 400 Reis wurden
geprägt. 1822 wurden alle anderen Gold-
münzen eingeschmolzen, nur die ganzen
und halben Pegas blieben zu 7500 imd 3750
Reis im Umlauf, wurden 1847 ^^^ 8000 und
4000 Reis erhöht. — Femandes, passim.
S.
Pecät'. Das Wort »Peöät* « (Siegel) konmit
in den Legenden der meisten russischen
fürstlichen Denga (s. d.) des 15. Jh.s vor
und unterstreicht dadurch die staatliche
Bedeutung sowohl der Münze als auch des
Münzbildes. B.
Pectorale ist i. das bischöfliche Brust-
kreuz, 2. die Schließe des Pluviales. Su.
Pecunia^ lat. = Geld, von pecus = Vieh
abzuleiten, wie schon Festus (unter ab-
gregare) wußte, also auf früheres Viehgeld
(s.d.) hinweisend; früher für alle Geld-
arten und alle drei Metalle angewandt,
bedeutet es im 4. Jh. bes. Kupfergeld, vgl.
z. B. Script, hist. Aug., Sev. Alex. 33, 3,
dazu Z. f . N. 31 S. 38/9, und das Vorhan-
densein eines Scrinium (Büro) a pecuniis
neben dem S. auri ad responsum {N) und
dem S. a miliarensibus [M), — Trait6
1 S. 397/99. 860. 865. R.
Pecimia Insulana hießen die für die Azo-
ren seit 1750 geprägten portugiesischen
Kupfermünzen zu 20, 10 und 5 Reis.
S.
Pecunla malorlna ist eine kupferne, mit
wenig j^ legierte M.-sorte, die dreimal in
Edikten des 4. Jh.s genannt wird: i. J, 349
wird im Cod. Theod. DC 21, 6 das Aus-
scheiden des M verboten: comperimus non-
nullos flaturarios maiorinam pecuniam . .
separato argento^ab aere purgare; 356 wird
PEDUM-PELEGRINI
493
ihr Transport (vermutlich in größeren Men-
gen eben zum Zwecke des Ausschei-
dens des A) verboten, 395 wird sie außer
Kurs gesetzt, s. unter Centenionalis. Die
Versuche, die P. m. in Diocletianus' Zeit
hinaufzusetzen und in ihr den sog. Follis
(s. d.) zu erblicken (Trait6 I S. 608/9; Mau-
rice, Num. Const. III S. 44), haben keinen
Anhalt; wir stehen auf festem Boden nur
dann, wenn wir als P. m. die größere der
beiden von Constantius IL, ebenso von
Constans (Aug.), Vetranio und Constantius
Gallus meist geprägten Sorten betrachten,
s. unter Centenionalis; vgl. auch N. Z. 42
S. 577. R.
Peduin,griech.'Aa7a)ß6Xov^Hasen Stab, ein
kleiner, gekrümmter Knotenstock, mit dem
man im Wurfe den Hasen erlegte; auf
griech. M. Abzeichen der Hirten und Hirten-
götter, also des Pan (Abb. 35), Paris, Anti-
noos u. a. — Das P. pastorale der christl. Bi-
schöfe (ICrummstab) ist ein langer Stab
zum Aufstützen, oben mit gekrümmter
Krücke, sehr häujBg als Sinnbild geistl.
Würde und Würdenträger auf M. des M.A.
und der N.Z. (s. Bischofsstab). R.
Peerdeken (Peertgen) waren niederländi-
sche in der ersten Hälfte des 17. Jh.s ge-
prägte Silbermünzen zu etwa Vs-Snaphan
(s. d.) mit Reiter auf der Vs., Schild auf
Langkreuz auf der Rs. Sie sind besonders
und wohl zuerst von dem Herzog von Gel-
dern Karl von Egmond (1492 — 1537), dann
von Roermond, Nimwegen und Wilhelm
IV. Graf von Heerenberg (1546 — 1586) ge-
schlagen worden- Ihr Gewicht schwankt
zwischen 2,75 und $,6 g. S.
Pegasus (griech. ürj-jfaao^, wohl von 10371^ =
Quelle), das geflügelte Roß, das Poseidon
mit der Gorgone Medusa zeugte und das
bei deren Tötung durch Perseus aus ihrem
Rumpfe entsprang und später von Bellero-
phon bei der Erlegung der Chimaira geritten
wurde. Auf JR von Korinth, Abb. 29, und
seinem Einflußgebiete, die danach ir&Xoi
hießen, ist er sprengend, an der Quelle trin-
kend, stehend usw. das ständige Bild der
Vs. (s. unter Korinth. Münzfuß); auf Halb-
stateren und JE von Korinth (und Leukas)
sowie einem A des Cossut. Sabula erscheint
auch Bellerophon aiif ihm reitend, auf
Kaiser-M. von Korinth kommt B., ihn
bändigend oder neben ihm stehend vor.
Auch M. von Korkyra, Alabanda, Euippe
usw., röm.-kampan. iE-Barren und -M.,
eine röm. Semuncia, ein A des Q. Titius
und Kaiser-M. von Augustus bis Gallienus,
hier zur Legende Soli cons. Aug. und Ala-
critati (s. d.) zeigen ihn. R,
Pegasttsstater nennen wir den Silber-
stater des korinth. Münzfußes (s. d.), mit
dem Pegasus (s. d.) auf der Vs., im Alter-
tum TcÄXoc = Füllen genannt. R,
Pegione, Pigione, Picchione ist eine
Volksbezeichnung für eine Mailänder Gro-
schenmünze Galeazzos IL und Bamabos
Visconti (1354—78): Typus Vs. der
kaiserliche Adler über der Schlange; Rs.
der heilige Ambrosius. Der Adler mag vom
Volke piccione (Taube) genannt sein. Der
Wert der Münze war gleich i Va soldo, Rauh-
gewicht 2,6 g u. Feingew. 1,8 g. Eine wirk-
liche Taube findet sich auf einem grosso
Majdmilians Sforza (1502 — 151S). Pegione
wird nach dem Tode Galeazzos IL u. Bama-
bos eine Bezeichnung für jeden 1V2 soldo,
weshalb in einer Urkunde vom 15. IL 1460-
auch von genuesischen und savoyischen
P. gesprochen wird. — Gnecchi, Mailand
S.LVII, Tf.VI II u. XX 3; Martinori
S. 372, Su,
Pehlewi heißt die (mittel-) persische (ira-
nische) Schriftsprache von etwa Alexander
dem Gr. bis zur muhanmied. Eroberung;
sie erscheint insbesondere auf M. der Herr-
scher der Landschaft Persis, der letzten
Arsakiden und der Sassaniden. — Schrift-
tafel: Paruck, Sasanian coins 1924 Taf.
XXIV JBf. R.
Pei, chinesische Bezeichnung der Kauri-
muschel; s. d. V.
Pelanor, -nos. Barren (s. d.) in Form vom
Kuchenfladen (idXavop, iceXavo«) waren das
Eisengeld der Spartaner; daß ein P. eine
äginäische Mine gewogen habe, wird eine
ungefähre Gewichtsausbringung sein, die
sich bei jedem Barrengelde einmal einstellt,
seine Abschätzung bald auf einen Obol,
bald auf vier Chalkoi (also nach att. Rech-
nung = Va Obol) zeigt, daß die Stücke sehr
imgleich waren. Unter den Eisenstücken
in Form von Klumpen und Barren, die sich
bei den Ausgrabungen in Sparta gefunden
haben, mögen sich Reste der P. befinden. —
Ebert, Reallex. IV S. 233. R.
Pd^^riid hießen die vom Papste Hadrian
494
PELEKYS-PELZWERK
VI. (1522/3) in Parma geprägten Halb-
groschen von dem Bilde des als Pilger dar-
gestellten h. Thomas. Sie hießen auch
Foghetti von dem flammenden Altar auf
der anderen Seite. — Serafini, I, S. 198 f.,
TaE. 31, Nr. 21, 22. S.
Pelekys,griech. 7csXexoc = Doppelaxt, s. d.
sowie unter Beilgeld; 73[iwc£A.exxov = ein-
schneidige Axt. R.
Pelikantaler. Der seine Jungen mit dem
eigenen Blute nährende Pelikan als Sinn-
bild der Opferfreudigkeit war eine häufige
Darstellung auf Münzen und Medaillen.
So finden wir ihn auf einem Goslarer Taler
des Herzogs Heinrich Julius von Braun-
schweig {s. Rebellentaler) und auf Halb-
scudi des Papstes Ixmocenz XH. von 1692
und 1693. S.
Pelta, der kleine Schild der Amazonen,
von eigentümlich geschwungener, etwa
mondsichelförmiger Gestalt. R,
Pelzgeld oder Fellgeld, Unterabteilung
des Kleidergeldes (s. d.) der zweiten Ent-
wicklungsstufe des Nutzgeldes (s. d.), be-
steht in Häuten oder Fellen oder Fellteilen
von Tieren, meist Pelztieren, und ist aus den
Polarländem, Kanada, Sibirien und Ruß-
land (s. aber Pelzwerk) bekannt; im Altruss.
bedeutet der Plural von kuna (= Marder)
so viel wie Geld (s, Kuna u. Kuny) . Staatl.
Stempelung dieses russ. P. ist fraglich. Im
Finn. bedeutet raha (= Eichhornfell) zu-
gleich Geld. — Ebert, Reallex. IV S. 209;
Luschin, Allg. M.-kunde» S. 175. R.
Pelzwerk^ russisches Geld im Mittelalter,
eine in der russ. Geschichtschreibung heiß-
umstrittene Frage, die ihrer endgültigen
Lösung aber noch entgegensieht. Von
Adolf Wagner (Das Geld, I, S. 137 u. 146)
ist sie zwar als positive Erscheinung dar-
gestellt, doch ein tieferes Eindringen in
die schriftliche Überlieferung und die Be-
kanntschaft mit den num. Denkmälern der
Vorzeit läßt keinen Zweifel an der Irrtüm-
lichkeit dieser Auffassung. Bei der Klärung
der Frage müssen die Zeugnisse der einzel-
nen Jahrhunderte vom 1 1. — 14. genau datiert
und dürfen die geldgeschichtlichen Termini
der verschiedenen Perioden nicht durch-
einandergeworfen werden. Vgl. die schon
von M, Pogodin, VII, 371 und Kazanskij
aufgestellten und teilweise durchgearbeite-
! ten methodologisch wichtigen Hauptmo-
mente. Analogien aus der Vorgeschichte
anderer Nationen und ethnographische Tat-
sachen außereuropäischer Völker der Ge-
genwart können dabei nur das kritische
Gefühl schärfen und das Verständnis für
weit zurückliegende Geldverhältnisse wach-
rufen, aber nicht eine historische Darstel-
lung der russ. Vorzeit überflüssig machen,
wie es neuerdings V. V. Sv'atlovskij in
seinem jeder selbständigen Kenntnis der
russ. Geschichte baren Buch, Primitivno-
torgovoje gosudarstwo kak forma byta,
1914 macht; auf ähnlicher Basis, auch voll-
kommen unkritisch und konfus V. K. Tru-
tovskij, Nogata, in Drevnosti Vostoön.
Mosk. Arch. Obäcestva, IV (1913) (vgl. auch
Trudy predvari tel' novo komit. XV Arch.
S'ezda [191 1], I).
Von den gemäßigten Verteidigern der
Pelzwerktheorie werden Fellchen von Mar-
dern, Eichhörnchen und anderen Nage-
tieren nur als unbeschädigte ganze Stücke
für gültiges Geld angesehen, während die
Mehrzahl der älteren Gelehrten Teile von
Tierfellchen bald für Geldsurrogate, bald
für staatliches Kreditgeld oder für beides
zusammen halten. Als Repertorium, wenn
auch nicht vollständiges, dieser Anschauun-
gen dient Chaudoir, I (1836) und vornehm-
lich Cerepnin in Trudy M. Num. 0. II
(1902), S. 98 — 215.
Folgendes ließ an Fellgeld denken: I. Die
von niemand zu negierende Bedeutung des
Pelzwerks im Leben der Ostslaven; IL die
Namen vieler Geldeinheiten, die zugleich
wilde Nagetiere oder ihre Teile bedeuten
können: kuna (s. d.) = kunica (Marder),
vek§a (s. d.) und veverica (Eichhörnchen),
nogata (s. d.), früher von nogot' (Nagel)
und noga (Fuß) abgeleitet, rezana (s. d.,
das Geschnittene), früher nur auf Felle an-
gewandt gedacht, kunji mordki (s. Mordka
= Schnäuzchen von Mardern), die mit
Capita martarorum in gotländisch-russ.
Vertragsurkunden übersetzt werden; HL
zeitgenössische Reisebeschreibungen, wie
die von Ahmed de Tous und Rubruquis,
ebenso Erzählungen aus späterer Zeit;
IV. das unausgesetzte Fallen des Wertes
der Grivna (s. d.) vom 12. — 14. Jh., das
nicht anders als durch die Eigenschaften
einer Kreditgrivna (Pelzstückchen) erklärt
PEMPOBOLON— PENNING
495
werden konnte; V. neuerdings auch Dar-
stellungen von Fellstückchen in der Rolle
von Münzen auf Miniaturen.
Die scheinbare Unumstößlichkeit dieser
Tatsachen verschwindet aber, sobald man
sich: L des sehr großen Silberfonds aus den
ältesten russ. Münz- und Barrenfunden er-
innert (vgl. Markov, Topografija kladov
vostoönych monet, 1910; Iljin, Topografija
slitkov, 1921, und auch Köhne in M6m. de
St. Petersbourg, III); IL die Gegenüber-
stellung von Fellchen — öernaja (schwarze)
Kuna und belaja (weiße) Veverica — und
der dieselben Namen tragenden Geldein-
heiten (kuna, veverica, vekäa) beim Chro-
nisten des II. Jh. s vergegenwärtigt; III. die
Worte nogata und rezana philologisch an-
ders erklärt (s. d.) ; IV. die oben erwähnten
Geldeinheiten als Teile des Silbergrivna-
systems im ältesten russ. Recht genügend
würdigen lernt; V. die Zeugnisse der einzel-
nen Autoren anders interpretiert und gar
als auf literarische Tradition zurückgehend
■erkennt. (Vgl. die beißende und wohlge-
lungene Kritik von Kacenovskij, Razsu-
idenija 0 ko^anych den'gach, Sep.-A. 1849.
— Nur auf Tradition gehen auch die aus
dem 16. Jh. stammenden, von Tnitovskij
in Sbomik M. Num. O., I, 401—482 heran-
gezogenen Miniaturen zurück). VI. Be-
sonders zu betonen ist aber das Fehlen
von Tierf ellchen in der Rolle von Zahlungs-
mitteln in offiziellen Quellen bis aufs
14. Jh. herab (vgl. Mroßek, 38—41).
VIL Auch das vermeintliche Sinken des
Wertes der Grivna von Jahrhundert zu
Jahrhundert verschwindet, sobald man die
•Grivna der verschiedenen Jahrhunderte
auseinanderhält und das russ. Barrengeld
kennenlernt (s. Barren, russische). Daher
muß durchaus betont werden, daß das Pelz-
"werk in Rußland zwar als Hauptartikel bei
Tribut- und anderen öffentlichen Zahlun-
gen, auch als Ausfuhrartikel die größte
Rolle gespielt und den einzelnen Geldein-
heiten in Silber zuweilen den Namen ge-
liehen hat, doch nie Währung im Sinne des
•schon seit dem 9. Jh. in Rußland heimi-
schen Silbergeldes gewesen ist. — Vgl.
•Grivna und ihre Teile. B.
Pempobolon, griech. irefiiucoßoXov (Suidas)
= das 5-Obolenstück, s. unter Pentobolon.
Die Versuche, in einem fünfzinkigen Brat-
spieß, der nach urspr. Bedeutung des
Wortes Obelos (s. d.) ebenfalls P. hieß, eine
Form des Gerätgeldes zu erblicken, sind
abzulehnen. — Ebert, Reallex. IV S. 209.
R.
Penates, Hausgötter der Römer, die im
Innersten (penitus) des Hauses verehrt
wurden und Haus, Herd und Familie
schützten, und auch der Staat hatte seine
P., die p. publici. Auf M. des Antius Restio
erscheinen ihre jugendl. Köpfe als dei pena*
tes bezeichnet, mit Band im Haar, auf
einem Teil der M. des M.' Fonteius steht die
Beischrift p(enates?) p(ublici?) zu zwei
jugendl., bekränzten Köpfen mit Sternen
darüber, also ganz wie die Dioskuren ge-
bildet, mit denen sie im Kult zusammen-
gehören, und auf solchen des C. Sulpicius
C. f. steht d(ei) p(enates) p(ublici) zu zwei
bekränzten jugendl. Köpfen ohne Sterne. —
Röscher, Lex. d. Mythol. III S. 1879. R.
P£n'az% russisch = Pfennig (s. d.).
P^n'az', von »Pfennig« abzuleiten, wurde
im II. Jh. in kirchenslavischen Texten zur
Übersetzung vom römischen Denar, später,
im 13. und 14. Jh., auch in rein russischen
Quellen im Sinne von Geld überhaupt und
von westeuropäischem im besonderen ge-
braucht. — Sobolevskij, Pen*az' i Söl'ag,
in Filologiöeskija izvestija, 1910; Sreznev-
skij, II, 1784—85. B.
Pence, Mehrzahl von Penny (s. d.) bei
Vielfachen desselben, z. B. Two-, Three-,
Sixpence. Die Mehrzahl des einzelnen P,
lautet Pennies. S.
Pengo. Ungarn hat 1925 die Goldwah-
rung mit dem Pengö (= klingende Münze)
zu 100 Fill6r (Heller) als Münzeinheit ein-
geführt. 20- und lO-Pengö sollen aus Gold
geprägt werden, das Stück zu lO Pengö soll
2,63 g Gold halten und auf der Vs. das Lan-
deswappen, auf der Rs. die Wertbezeichnung
zeigen. Das Stück zu i Pengö ist eine Silber-
münze, ^40/1000 fein, 5 g schwer, also 3,2 g
Silber haltend, die zu 50, 20, 10 Filier
bestehen aus Nickelkupfer, die zu 2 und
I F. aus Bronze. Die Goldstücke sind
bisher noch nicht geprägt worden. S.
Penig s. Pfennig. Su.
Penni (PI. penniä), finnländischer Pfen-
nig. S. Mark II, 6. S.
Penning, der skandinavische Pfennig.
I, Nach englischem Vorbild: Obwohl
496
PENNING
angenommen wird, daß im 9. und 10. Jh.
(siehe unter Durstedter Nachahmungen und
Dünnpfennige) Münzen in Dänemark ge-
schlagen wurden, so ist doch erst unter
Svend Doppelbart (985 — 1014) und Knut
dem Großen (101& — 35) ein geregeltes
Münzsystem eingeführt worden, dessen
Vorbild aus England geholt wurde. Das
englische Münzwesen wurde den däni-
schen Königen durch die dänischen Wikin-
gerzüge nach Westen bekaimt. Die Mün-
zen dieser Könige unterscheiden sich be-
deutend von den frühesten dänischen Aus-
münzungen durch Vollwichtigkeit, Ansehn-
lichkeit und die Umschriften, die den
Namen des Königs und des Münzprägers
angeben. Aus Svend Doppelbarts Zeit
findet man nur einen Münztyp: + ZAEN
REX AD DENER um das Brustbild des
Königs, Rs. + GODPINEMaN DNER um
ein Kreuz mit CRVX in den Winkeln.
Unter Svend herrschte noch kein großer
Bedarf nach dänischen Münzen; zwangen
doch die Dänen wie bisher England Löse-
geld für Befreiung von Plünderung ab,
das sogenannte »Danegeld« (siehe dieses
Wort) ; als aber sein Sohn Knut eine dauer-
hafte Dänenherrschaft in England geschaf-
fen hatte, kam die Versorgung der Heimat
mit englischer Münze nicht mehr in Frage,
und es galt seitdem, Dänemark mit Münze
vom selben Korn, Schrot und Gepräge
wie die, die König Knut in großen Mengen
in England prägen ließ, zu versorgen.
Diese Münze, die danach durch lange Zeiten
geprägt wurde, war der Penning des karo-
lingischen Systems (s. Denar). Demgemäß
waren die ersten Penninge Knut des Großen
ca. i7a g schwer. Bald verschlechterte
Knut seine Münzen von 1/240 des Pfundes
auf i/a4o der Mark, einer nordischen Ge-
wichtseinheit, die die Normannen zu Vs
des englischen Pfundes rechneten. Dadurch
sank der Penning auf i g herab. Dazu
kam, daß die Mark in den einzelnen Gauen
Dänemarks nicht dasselbe wog, wie auch
deren Ausprägung in Penninge eine ver-
schiedene war, was alles ein recht uneinheit-
liches Gewicht des Pennings bewirkte. All-
mählich büßte er nicht nur an Gewicht,
sondern auch an Feingehalt ein. Er war
ursprünglich etwa 15 -lötig, wurde aber zu-
letzt aus reinem Kupfer geprägt Da die
unruhigen Zeiten größere Ansprüche an den
Fiskus stellten, ließ der König immer
schlechtere Münze schlagen, indem die
ältere bessere am Martinstag, dem li. Nov.,
gegen die neue, schlechtere abzuliefern war
(s. Bürgerkriegsmünzen). Das Gepräge der
Münzen zeigte ursprünglich englische, unter
dem König Sven Estridsön (1047 — 76}
byzantinische Beeinflussung. Danach kehrte
man wieder zu den englischen Typen zu-
rück, um schließlich die Vorbilder in
Deutschland zu suchen. — P. Hauberg,
Myntforhold; ders., Danmarks Myntvsesen.
In Norwegen und Schweden begann die
Münzprägung mit Typen, die dem Penning
Svend Tvesksegs (Doppelbarts) sowohl in
Gewicht als Aussehen genau entsprachen.
Es sind ohne Zweifel in Sigtuna, erst von
englischen, später auch von schwedischen
Münzmeistern englische Penninge für Olav
Skötkonung geschlagen worden. Obzwar
Zweifel darüber bestehen kann, auf welche
Herrscher die einzelnen Münzen zurückzu-
führen sind, muß davon ausgegangen wer-
den, daß ähnliche Münzen zu gleicher Zeit
in Norwegen geprägt sind. Die Entwick-
lung war in sämtlichen nordischen Ländern
so ziemlich die gleiche. In Norwegen prägte
schon Harald III. Sigurdsön (Haardraade,
der Harte), 1047 — 66^ sehr schlechte Münze
mit verworrenen Umschriften, bisweilen
Runen, bisweilen nur Strichen und Punk-
ten sowie mit völlig barbarischen Porträt-
darstellungen. Das Gewicht war erheblich
unter i g herabgesunken. Im 12. und 13.
Jh. wurden leichte Brakteaten ausgemünzt,
denen man im 12. Jh. einen Wert von V*
Penning, im 13. Jh. von 1/4 Penning bei-
mißt. Allmählich verschlechterte sich die
Münze in Norwegen derart, daß die Münz-
mark im Verhältnis zur Gewichtsmark wie
I : 5 stand. Die Münzrechnung nach alt*
norwegischer Einteilung hielt sich noch
unter Erik von Pommern; aber unter den
ersten Königen des oldenburgischen Kö-
nigsstammes wurde die Münzrechnung nach
lübischer Art für Dänemark und Norwegen
angenommen.
In Schweden verschlechterte Anund
Jacob (1024 — 53), der Sohn Olav Sköt-
konungs, den Penning um die Hälfte des
Gewichts, das die Münze zur 2^t des Vaters
gehabt hatte. Er scheint 8 Penninge auf den
PENNY
497
Örtug, der 1/3 Öre wert war, gerechnet zu
haben; auf die Mark gingen 8 Öre, so daß
die Mark = 192 Penning war. Nach Anund
Jakob erfolgte eine ungefähr hundertjährige
Einstellung der Ausmünzung in Schweden;
als diese wieder aufgenommen wurde, prägte
man hauptsächlich dünne Brakteaten ver-
schiedener Größe, deren Verhältnis zum
Penningsystem dunkel ist. Um 1340 ver-
hielt sich in Schweden wie in Norwegen
die Münzmark zur Gewichtsmark wie i : 5 ;
dann verschlechterte Magnus IL die Münze
weiter. Eine kurze Zeit wurden zwei-
seitige Münzen geschlagen ; dann kehrte man
wieder zu den kleinen Brakteaten zurück.
— Unter König Albrecht von Meck-
lenburg (1388 — 141 2) wurde lübische Münze
eingeführt, und zwar wurden 2- und 4-
Penninge geschlagen, letztere unter dem
Namen Vierlinger oder Hvide (Witten), die
später Örtuger (s. d.) benannt wurden. —
Sveriges Historia II, Stockholm 1905.
2. Penning nach lübischem Vor-
bild. Nach dem Zusammenbruch des
Münzwesens während der Bürgerkriege (s.
Bürgerkriegsmünzen) und bei dem zuneh-
menden Verkehr mit den Hansestädten
gewann die lübische Münzrechnung: l Mark
zu 16 Skilling zu 12 Penning in Dänemark
Eingang. Während der Herrschaft der hol-
steinischen Grafen in Schleswig wurden erst
2-, 3- und 4-Penningstücke in Flensburg,
dann 4-Penningstücke in Ribe und Nästved
geprägt. Nach einigem Schwanken in den
Ausmünzungen, das allgemeine Unzufrie-
denheit hervorrief, schloß Königin Phi-
lippa in der Abwesenheit des Königs Erik
von Pommern am S.Oktober 1424 einen
Vertrag mit Lübeck, Hamburg, Lüneburg
und Wismar über Prägung von Münzen mit
einheitlichem Wert: Söslinge = 6 Penning,
168 Stück aus der ilV4-lötigen Mark, und
Hohlpenninge zu 696 Stück aus der 7^/4-
lötigen Mark. Damit war der lübisdhe
Münzfuß in Dänemark gesetzlich einge-
führt, wo er unter viden Modifikationen
bis zur Einführung der Kjronenmünze am
I. Januax 1875 herrschte. Die besondere
Münze »Lübischer Pfennig« (Lybsk Pen-
ning) spielte selbstverständlich die größte
Rolle, solange 16 ß zu 12 Pf, auf die Münz -
mark gingen und solange letztere nicht
allzuviel von der Gewichtsmark abwich.
WGrterbuch der Mflnzkimde.
Mit der Zeit gingen aber immer mehr
Zahlmark auf die Gewichtsmark, und die
lübische Mark wurde doppelt so viel wert
als die dänische, so daß der Penning zu einer
so geringen Münze herabsank, daß er selbst
im bescheidensten Kleinverkehr seine Be-
deutung verlor. — Unter Erik (1396—
1439) wurden teils Brakteatenpenninge mit
Krone oder Leopard (d Lebard«), teils
Kupferpenninge mit einem gekrönten E auf
der Vs. mit die Münzstätte angebender
Umschrift und auf der Rs. ein Kreuz mit
der Umschrift: IN NOMINE DOMI ge-
prägt. Unter den späteren Königen des
oldenbui^schen Königsstanunes sind Brak-
teaten geschlagen worden, wohl kaum wie
angenommen Penninge, sondern eher Blaf-
ferte oder 2 -Penninge. Unter Christian IIL
und IV. wurden 1546 — 1602 Kupfermünzen
geprägt, die die Benennung Penninge er-
hielten. — P. Hauberg, Myntvsesen 1377 —
148 1.
In Norwegen wurden von den ersten
oldenburgischen Königen Penninge nach
dem lübischen Münzfuß eingeführt, in
Schweden von König Albrecht von Meck-
lenburg 4- und 2 -Pfennige. Siehe Korshvid
und Örtug. W.
Peimy^ der, ist der englische Pfennig,
der zuerst von Köm'g Offa von Mercia
(757 — 79^ n2.ch karolingischem Beispiel
geprägt wurde. Die Pfennige Offas zeigen
an Stelle des Stadtnamens karolingischer
Denare den Namen des Münzmeisters, das
Bild ist meist das Brustbild des Königs und
ein verziertes Kreuz (Abb. 140). Der
Durchmesser beträgt zunächst 17 mm, seit
Coenwulf (796 — 822) 21 mm.
Mit König Eadgar (957—975) beginnt die
Reihe der allgemeinen englischen Pfennige,
die in 35 Münzstätten geprägt wurden,
unter dem Nachfolger Ethelred IL (979 —
1016) dann sogar in 80 Münzstätten mit 11
wesentlich unterschiedenen Typen, jedoch
sämtlich mit königlichem Brustbild, bar-
häuptig, mit einem Diadem oder einem
Strahlenkranze geschmückt, mit -einem
Helme bedeckt, ein Zepter oder einen
Kreuzstab tragend, auf der Rs* zumeist ein
Kreuz, klein in der Mitte des Feldes oder
doppelfadig das ganze Feld füllend,statt des
Kreuzes auch die dextera dei usw. (Abb.
i6i) ; diese Pfennige wurden in ungezählten
32
498
PENNYWEIGHT— PENTAGRAMM
Massen geschlagen, daher waren sie weithin
über alle Lande bis in die Umgegend von
Moskau verbreitet (vgl. Suhle in Bl. f. Mfr.
1928 S. 225 ff.) und wurden vielfach als
Vorbilder verwendet, so von König Sihtric
III. von Irland, von den Königen des
skandinavischen Nordens (Abb. 162, 165),
von Balduin v. Flandern, der auf Ethelreds
Schlag münzte, dann im Bilde nachgeahmt
in niedersächsischen Münzstätten, so von
den Grafen von Stade, die Pfennige mit der
dextera dei von den Herzögen Boleslaus IL
u. III. von Böhmen u. a. Dazu kommen
die barbarischen Nachbildungen in den
Ländern rings um die Ostsee. Diese große
Massenprägung angelsächsischer Pennies
hat zum großen Teil seine Ursache in den
jährlichen Tributzahlungen an die däni-
schen Könige (s. Danegeld), die noch von
Harthaknut (1039 — 1042) geleistet werden
mußten.
Dieser P. hat ungefähr ein Gewicht von
1,02 — 1,41 — 1,45 g und behielt dieses dau-
ernd, auch während der Normannenzeit,
nur während des Bürgerkrieges unter
Stephan (1135 — 1154) erfolgte eine geringe
Gewichts- und Feingehaltsminderung, die
aber schon von seinem Nachfolger Hein-
rich IL (1154—1189) durch Schaffung der
Sterlinge (s. d.) beseitigt wurde.
Seit 135 1 ist der P. nicht mehr die al-
leinige Silberm., es gibt neben ihm den 4 P.
wertenden Groat (s. d.), und seit 1504 wird
auch sein I2faches, der Schilling (s. d.) ge-
prägt, seit 1625 in Gold auch sein 240faches,
das Pfund (Pfund Sterling). Diese altkaro-
ling. Einteilung hat sich bis heute erhalten.
Der P. selbst wurde dann immer kleiner,
er wog schon im 15. Jh. kaum i g, unter
Heinrich VIIL 0,70 g, unter Elisabeth
QiS^ g (Abb. 314). Da er aber immer sehr
fein blieb, wurde er sehr wenig geprägt,
was die allgemeine Herstellung von kupfer-
nen Privat -Token (s. d.) in England zur
Folge hatte. Su.
Erst Ende des 17. Jh.s begann die Prä-
gung von Kupfergeld: Die ganzen (noch
heute d = denarius abgekürzt), die halben
Pennies und Farthings aus Kupfer,
seit 1860 aus Bronze, tragen bis heute
Königskopf-Sitzende Britaimia. Zuerst,
seit 1690, wurden nur Half pennies, etwa
9Va g, unter Georg IL 10,3 g schwer ge-
schlagen, erst seit 1806 ganze und zwar
wogen diese so viel wie die früheren halben:
PV» g- — ^^® irischen haben auf der Rs.
die gekrönte irische Harfe. Die seit 1928
geprägten ganzen, halben Pennies und
Farthings des Freistaates Irland haben
Harfe-Gluckhenne bzw. Sau mit Ferkeln,
Schnepfe. — Die Six- und Threepence
waren immer die Hälften und Viertel der
Silberschillinge (s. Schilling). Im irischen
Freistaat sind sie seit 1928 aus Nickel und
zeigen Harfe -Jagdhund bzw. Hase. S.
Pennyweight (englisch), abgekürzt: dwt,
deutsch : Pfenniggewicht, Zur Berechnung
der Feinheit wurde in England das Troy-
pfund (s. Pfund) in 12 Unzen, die Unze
in 20 dwts, das Penn3rweight in 24 Grän
geteilt. I P. wiegt 1,5552 g. — Grote,
M, St., II, S. 12. S.
Pentadrachmony Pentedrachmiay griech.
irevTGcSpaj^fjLOV, lusvreSpaxP'fa = 5 -Drach-
menstück. I. In Chios 406 v. C- als Sold
genannt bei Xen., Hell. 16, 12, noch nicht
identifiziert, s. unter Chiischer Münzfuß. —
2. Polyän, Strateg. III 10, 14 nennt z. Z.
des Perdikkas III. als MaxeSovixov vofxiap^
die luaXacäc TcevceSpaxfifaff. Gemeint sind
wohl die Tetradr. von dessen Vorgängern,
deren schwankender Fuß aber jede Vermu-
tung, nach welchem (fremden?) Drachmen-
fuß sie als Fünfdrachmenstücke bezeichnet
werden könnten, ausschließt. — 3. PoUux
IX 60 nennt ein icevxocBpaxP'Ov Tuap^ Küpi]-
vaioic; gemeint ist möglicherweise, daß
das Tetradr. attischen Fußes, das Kyrene,
wenn auch in unregelmäßigem Schrote
prägt, dort in 5 Drachmen zerfiel, die dann
in den etwa 3,2 — 3,5 g wiegenden M. zu
erkennen sind; B. M. C. Cyren. S. CCLX u.
CCLXII. — 4. Die von Ptolemaios I. und
IL reichlich geprägten, nach phönik. Fuße
als P. zu bezeichnenden N von rund 17,8 g
nannte die Mitwelt xptjfpooa, s. d. und Z. f.
N. 33 S. 70/1. — 5. Das von Heron Ilveo-
fjLaitxa I 21 als Automatengeldstück ge-
nannte 7cevTa8pa3f|iov vopLia^a wird eine
ägypt. Kupfer -M. gewesen sein, Head,
H. N.2 S. 847. — Trait6 I S. 4i4/i7- R-
Pentagranun, Pentalpba, DrudentuB ist
ein aus 5 Linien zu 5 A zusammengesetzter
Stern, der sich auf Merowingermünzen und:
auf solchen von Bourges in Frankreich im
PENTALITRON— PERLMUTTER
499
10. und II. Jh. findet, später als alche-
mistisches und Freimaurersymbol benutzt
wurde. S.
Pentalitron, griech. TOvxctXiTpov = 5-
Litrenstück (s. unter Litra), adjektivisch
bei PoUux Onom. IV 173; auf einer Ai-
Drachme von Akragas erscheint die zu P.
zu ergänzende Wertaufschrift TTEN, da
das Didrachmon = 10 Litren war. R.
Pentanummion^ griech. 7cevTavoüji(jjL)iov,
Münzsorte, genannt in einem byzant. Lexi-
kon (äaaapiov, icsvTavoü[x[jLiov t] Sexavou^^iov)
und einer Glosse (Tcevxavoujiiov XsircA S£) ;
diese Zahlenverhältnisse sind unaufgeklärt;
die M. selbst ist im Fünfer der von Ana-
stasius eingeführten Kupferprägung mit
Wertzahlen, die sich auf das Noummion
(s. d.) beziehen, zu erkennen, griech. mit
e, lat. mit V bezeichnet, von Anastasius
bis Heraclius vorkommend. — R. E. IV
S. 2415; B. M. C. Byz. S. LXXIX—
LXXXII. R.
Pentekontadrachmon, griech. icsvt7]xovTa-
Spaxfiov = Fünfzigdrachmenstück, PoUux
IX 60; im ptolem. Ägypten war es das uns
seit Ptolemaios IL vorliegende AT-Tetradr.
= 50 A-Drachmen, die Hälfte des Mnai-
eion, s. d. — Trait6 IS. 446; Z. f. N. 32
S. 70; B. M. C. Cyren. S. CCLXI, CCLXIt.
R.
Pentekontalitron = 50 Litren gibt Diodor
XI 26, 3 als Schwere des 10 attische Drach-
men wertenden Demareteion (s. d.) an.
R.
Pentobolon^ griech. irevTc&ßoXov, bei Ari-
stophanes, Ritter v. 798, inschriftlich und bei
Suidas (s. v.), griech. M. -Stufe von 5 Obolen,
z. B. in der -^-Prägung von Athen im 4. Jh.
nachweisbar. — Head, H. N.» S, 375 ; vgl.
auch unter Pempobolon. R,
. Pentonkion, griech. TOVto-pttov, das Fünf-
unzenstück,- lat. quincunx (s. d.) ; als A-M.
— vgl. Epicharm bei PoUux IX 82 ic. dp^ipiov
— in Leontinoi mit Wertzeichen :• : vor-
kommend; in JE. mit TT in Rhegion, Katana,
Menainon (hier auch mit E), bei den Mamer-
tinem (hier auch mit ), mit :•: in
Himera. — Head, H. N.» S. 149, m, I34,
151, 156, 146. R.
Pen yangy Ban duong» Bezeichnung des
Carolus -Dollar in Annam. — Schröder,
Annam, fitudes nuni. 511. V.
Pepiones, Pipiones heißen die alten kasti-
lischen Pfennige Ferdinands III. (1230—
1252) und seiner Nachfoger, von denen 180
Stück auf den Goldmaravedi gingen, 12
Stück auf den Soldo. Typus: Kastell-
Löwe. Su.
PeploSy griech. irfeXoc, das ursprüngliche
lange Gewand der griech. Frauentracht,
sog. dorische Tracht; es bestand aus einem
viereckigen Stück Tuch, dessen über die
Körperlänge hinausgehender Teil oben (am
Halse) umgeschlagen wurde; der Umschlag
heißt dTTOTTtüYfwc; sein hinterer Teil wird
auch schleierartig über den Hinterkopf ge-
zogen; der P. wurde meist in der Hüft-
gegend gegürtet, auch erscheint er oft über
dem Gürtel gerafft, so daß ein Bausch vor
dem Unterleib herabfällt. — R. E. III S.
2310/17. R.
Pepolese, Pepulensls siehe Bolognino.
Su.
Percutere, lat. = prägen; ob das P vor
dem Münzstättennamen seit Ende des
3. Jh.s n. C. percussum, z. B. PLN = per-
cussum Londinii, bedeutet, ist nicht sicher,
meist wird es vielmehr = p(rima officina)
bedeuten. R.
Perlkreis, -rand, -reif, frz. grfenetis, ist der
aus einzelnen Punkten oder Perlen be-
stehende Kreis, der das gesamte Bild der M.
einfaßt, bald nur auf einer, bald auf beiden
Seiten. Auf archaischen griech. M. neben
anderen Einfassungen wie Strichelrand
(orbo etrusco). Rollband vorkommend, ver-
breitet er sidh im 5./4. Jh. in Wettbewerb
mit einer glatten Klreislinie u, wird bes. in der
heilenist. Zeit beliebt, wo aber auch Kranz-
einrahmimgen häufig sind und auf seleuk.,
baktr., röm. M. (Denar des M. Plaet. Cesti-
anus) auch ein Zierkreis aus länglich-spitz-
ovalen Gliedern mit immer je zwei Strichel-
chen oder Punkten dazwischen erscheint.
Der P. ist auf röm.-republ. A fast die Regel
und beherrscht auch die röm. und byz.
Kaiserprägung, bei dieser auch verdoppelt
und verdreifacht. Für die späteren Zeiten
s. unter » Stäbchen« . R.
Perlmutter- und Muscbelmedaillen. Au&
dem harten und spröden Material der
Muscheln sind im 16. u. 17. Jh. medaillen-
artige Stücke, zuweilen als Modelle zu Me-
daillen (z. B. Rieter von Korenburg 1631),
oft aber Kopien nach Medaillen (z. B. der
32*
500
PERMISSGELD— PERSEPHONE
bekannten Pirkheimer -Med., Berlin, Kaiser-
Friedrich-Museum) gefertigt worden; auch
religiöse Med. in P. kommen schon seit dem
14. Jh. vor. — Archiv f. Med. I S. 92/6
Taf. X. R.
Permißgeld war ursprünglich das für
Wechselzahlungen in den Generalstaaten
und Brabant erlaubte Geld, nämlich in der
Hauptsache die Goldmünzen, Dukatonen
(s. d.) und Albertustaler (s. d.). Als diese
Münzen während der Raubkriege Ludwigs
XIV., von dem schlechteren Gelde ver-
trieben, selten wurden, erhielten sie ein
Aufgeld, und man unterschied seit 1690
zwischen Argent fort oder Permiß- oder
Wechselgeld und Argent courant oder
Kurantgeld. Nach vielen Fluktuationen
wurde 1704 das Verhältnis des Permiß -
guldens zum Kurantgulden auf 7 : 6 fest-
gestellt, wie es seitdem im 18. Jh. geblieben
ist. S. auch Permißschillinge. S.
PenniBschflIilige sind die in Brabant
und Flandern seit 1621 geprägten Escalins
mit dem aufrechten, Schwert und Schild
haltenden Löwen, die vielfach, so von Köln,
Reckheim, Bentheim, Emden u. a. nach-
geahmt, in den Generalstaaten oft ver-
boten, aber immer wieder »gepermitteerd«,
1752 aber endgültig verboten wurden. ■ —
Witte II, Taf. ^y, Nr. 1016 und später;
Verkade, S. 41. S. auch Permißgeld. S,
Pennissu Augusti (Imperatoris) oder per-
missu proco(n)s(ulis) lautet die auf den M.
röm. Kolonien (Patricia, Italica, Romula,
Emerita, Ebora; Corinthus; Gergis, Car-
thago, Utica) zuweilen vorkommende For-
mel der Prägeerlaubnis; Abk. P. P. Vgl.
unter Dorea und Indulgentia. R.
Ferner s. Bemer. Su.
P£ronne, Edikt von. In den Jahren 1640
und 1641 wurde das bis zur Revolution
geltende Münzsystem Frankreichs geschaf-
fen. Nachdem am 31. März 1640 der Louis-
dor (s. d.) . eingeführt worden war, folgte
durch das Edikt von P6ronne vom 23. De-
zember 1641 die Schaffung des Louis d'ar-
gent (s. d.) als des französischen Talers mit
seinen Teilmünzen. S.
Perper, die Münzeinheit von Montenegro
vom Werte der österreichischen Goldkrone
(s. d,). 1910 wurden in Wien goldene
Stücke zu 100,20 und 10 Perper zur 50-
Jahrfeier Nikolaus* L geschlafen. Die seit
1909 geprägten silbernen Perper, gleich den
österreichischen Silberkronen, zeigen auf
der Vs. den Kopf, auf der Rs. das Landes -
Wappen. S. auch Iperpero. S.
Perpetiiitas = die (ewige) Dauer, personi-
fiziert mit dem Beiwort Aug(usti) und Glo-
bus und Zepter, an Säule gelehnt, auf röm.
M. von Sev. Alex, bis Carausius; die Auf-
schrift kommt auf M. des Severus II. usw.,
aber auch zur sitz, Roma, anderwärts zum
Phönix vor. — Gnecchi, Tipi S. 83/4.
R.
PerpetttttSy Beiname spätröm. Kaiser,
gelegentlich schon von Probus, Constan-
tinus L, lulianus Apostata, lovianus, dann
von etwa 455 n. C. ab bis zu Leo III. fast
stets geführt. — Dictator (in) perpetuo war
Caesar, censor perpetuus Domitianus (Abb.
175). — Abk. P, PERP, PP usw. R.
Petra chica (perrita eh.) span., = kleine
Hündin, volkstümliche Bezeichnung des
spanischen kupfernen 5-Centimostücks
(nach dem früheren Münzbilde des Löwen).
Der lO-Centimo heißt perra gorda (dicke
Hündin). S.
Persephone^ lat. Proserpina, meist aber
griech. kurz Köre (Kopvj, dor. K<5pa == Mäd-
chen) genannt, ist die griech. Unterwelts-
göttin, Tochter der Demeter, vom Hades
(Pluton) geraubt, daher bes. dort verehrt
und auf M. vorkommend, wo ein Charonion
war, d. h. der Eingang in die Unterwelt
gesucht wurde (Regling, M. von Prienc
S. 149/50). Auf M. ist ihr ährenbekränzter
Kopf vom 4. Jh. V. C. an häufig, meist nur
durch den fehlenden Schleier von dem der
Demeter zu unterscheiden, manchmal ist
eine Fackel beigegeben, öfters ist er bei-
schriftlich bezeichnet: Metapont (von vorn) ^
Menainon, Syrakus (insbes. Agathokles),
Karthago, Opus, Böoter (von vom) usw. ;
inKyzikos (hier später oftKopY) Sc&xeipa be-
nannt) ist er auch verschleiert; in Attaleia
Lyd. scheint der als KOPH bezeichnete Kopf
aber der der Artemis zu sein. Als Stand-
figur tre£Fen wir sie verschleiert mit Bei-
Schrift in Magnesia, Prione, Nysa, der Raub
der P. durch Hades in denselben und 18
anderen Städten, der ihr dabei entfallene
Blumenkorb usw. bes. deutlich auf M. von
Alexandreia Äg. (B. M. C. Alex. Taf. II 407,
wo Hermes Psychopompos vorangeht);
über ihr altes, in 7 lyd. Städten vorkom-
PERSEUS— PERSISCHER MÜNZFÜSS
501
mendes Kultbild, meist mit Ähre und Mohn, j
s. Nom. VIII S. 20. Nach ihr genannte
Spiele Kopaia erscheinen in Tarsos und
Sardeis. — Gruppe, Griech. Mythol. S.
1 181/93; Röscher, Lex. d. Mythol. III S.
3141; Head, H. N.2 S. 916, 950, 952; Over-
beck, Kunstmythol. II M.taf. VII— IX.
R.
Perseus, griech. Held, Sohn des Zeus und
der Danae (die selbst, den Goldregen emp-
fangend, auf M. von Argos vorkommt),
erlegt mit Hilfe von Flügelschuhen und
Flügelhelm und mittels eines Sichelschwer-
tes das Ungeheuer Gorgo (s. d.) und befreit
die von einem Meerungeheuer bedrängte
Andromeda. Hauptkultstätten: Argos, Se-
riphos; in Makedonien und bei den Persern
gilt er als Ahnherr des Königshauses. —
Auf M. kommt sein geflügelter Kopf auf El.
von Kyzikos, mit einem geflügelten Helm
auf Lampsakos-AT", ebenso, aber der Helm-
bügel in Greifenkopf endigend, mit Leder-
lasche im Nacken und dem Sichelschwert
(s- unter Harpe) auf makedon, M. des Phi-
lipp V. (dessen Bildnis ihm unterlegt ist),
Philipp Andriskos usw, vor, die Ganzfigur
(kniend, mit dem Greifenhelm, der Harpa
und dem abgeschlagenen Haupte der
Gorgo) auf El. von Kyzikos, sonst noch in
Larissa Kremaste, Argos, Seriphos, Mithra-
dates rV., Iconium, Ptolemais-Ake usw.,
die Szene der Befreiung der Andromeda
auf M. von Deultum, Koropissos, Alexan-
dreia Äg. ; w^en der Szene der Tötung der
Gorgo s. d.
Auch Astypalaia, loppe (wo die Befreiung
der Andr. vor sich ging), sowie bes. viele
kilik. Städte haben auf P. bezügliche M.-
bilder, Tarsos z. B. auch P. mit einem
Fischer gegenüber oder in anderen Grup-
pen. — Head, H. N.» S. 954; Röscher, Lex.
d. Mythol. III S. 1986, R.
PerslCttS, Siegesbeiname des röm. Kaisers
Carus (282 — 283 n. C.) wegen seiner Erfolge
gegen die Perser. R-
Perslscher MfinztuB. Der in der Numis-
matik so genannte P. M. (es ist Brandis'
Zehnstaterfuß, M.-, Maß- und Gewichts-
wesen in Vorderasien S. 87 u. ö.) ist der des
Dareikos (s. d., Abb. 19) und Siglos (s. d.,
Abb. 45) königlich persischer Prägung, d. h.
mit dem knienden König als Bogen-
schützen. Normalgewicht des D. ist 8,4 g
(Klio XIV S.94/8; R. E. Suppl. III S.
606/7; das kann auch Viedebantt, Antike
Gewichtsnormen und M.-füße S. 26/28
nicht aus der Welt schaffen), also ist eine
königlich persische Mine von ihrer 60 =
etwa 504 g. Er galt ursprünglich 20 silberne
Sigloi, als deren Norm wir aus den Ge-
wichtslisten (Klio XIV S. 106) 5,6 g errech-
nen; also Verhältnis von N zu JR wie 13V3
zu I (20 X 5,ö = 13V3 X 8,4), dasselbe Ver-
hältnis wie in der älteren »Doppelwährung ft
des Kroisos: i -A^-Kjroiseios (s. d.) von 8,1 g
= 20 Silberstücken von 5,4 g (Klio XIV
S. 101/2; R. E. Suppl. III S. 608). Ob
spätere Gleichungen von i Dareik = 20 att.
Drachmen auf sinkenden Wert des N
hindeuten (so Viedebantt S. 59/60, fußend
auf der Notiz bei Nikolaos Damask., aus
Ktesias, F. H. G. III S.406, und der
ähnlichen Nachricht bei Harpokration,
s. V. Dareikos) oder nur auf Verwechs-
lung pers. mit att. Drachmen beruhen,
ist mir zweifelhaft.
Diesem pers. Fuße folgen im 5. und
4. Jh. großenteils die Prägungen der pers.
Satrapen, Tributärfürsten und Reichs-
städte in Pamphylien, Pisid., Kihk. und
teilweise die auf Kypros, in Phönikien
Arados, in Lykien Phaseiis, aber auch ein
Teil der M. der freien Griechenstädte in
Thrakien, am Pontos, in Mysien, Troas,
Lesbos, lonien, Karien, wobei die pers.
Drachme allerdings zuweilen (z. B. in
Sinope) nur eine Abknappungsstufe der
äginäischen ist und das Didrachmon z. B.
bei den makedon. Königen und in Abdera
vielleicht sogar eine solche des sog. phönik.
Tetradrachmons. In lonien reicht der
pers. Fuß aber z. T. bis gegen Ende des
3. Jh. hinab, wenn auch allmählich stark
abgeknappt (Regling, M. von Priene S. 130
m. A. 264), und hier beobachten wir auch
Ausgleichs -M. zu anderen M. -fußen: so
prägt Priene »pers.« Oktobolen, Tetrobolen
und Diobolen, die zugleich als »phönik.«
Didrachmen, Drachmen imd Halbdrach-
men, in beiden M. -fußen mit starker Ab-
knappung, gelten kömien(Regling S. 128/29).
'— Erst die allgemeine Wiederaufnahme der
Prägung in att. Fuße nach den Friedens-
schlüssen von 197 und 189 v. C. macht
dem p. M. ein Ende. — Die Stückelung
des p. M. reicht nicht über das (in der
502
PERSONIFIKATION— PESETA
Reichsprägung nicht einmal vorhandene)
Didrachmon (den Stater) von max. 11,2 g
hinaus, der bald in Drachmen (Sigloi) ge-
hälftet, bald in »Tetrobolen« gedrittelt wird
(Z. f. N. 24 S. 131). — Head, H. N.» S. 961/2.
R.
Personifikation^ Darstellung abstrakter
Begriffe als menschliche Gestalten mit be-
stimmten Attributen oder in bestimmter
Haltung, z. B. des Sieges durch ein ge-
flügeltes Mädchen mit Siegerkranz und
-palme, der Sicherheit durch ein ruhig
steh., an eine Säule gelehntes Mädchen.
Auf griech. Autonom-M. kommen an P.
nur Nike, Eirene, Tyche vor, die röm.
Religion aber hat eine ausgesprochene, oft
ganz seltsame Neigung zur P. (z. B. werden
sogar Begriffe wie die Münze und der
Triumph personifiziert), und so finden wir
sie in Menge auf röm. M, der Republik
und Kaiserzeit, und von hier sind sie auch
auf die griech. Kaiser-M. übergegangen.
Doch ist zu beachten, daß die Aufschriften
keineswegs immer die Hauptperson der
Darstellung geradezu benennen, sondern oft
nur den Inhalt des Bildes oder der Szene
oder die Gefühle, die deren Anblick aus-
lösen soll, angeben, vgl. z. B. Gaudium,
Largitio usw. — Gnecchi, Tipi S. 35 ff.
mit (unvoUständ.) Liste und Statistik des
Vorkommens; Bernhart, Handbuch S. 80 ff.;
R. Engelhard, De personificationibus in
poesi atque arte Romanorum, Göttingen
1881; W. Koehler, Personif. abstrakter
Begriffe a. röm. M., Königsberg 1910
(Abundantia bis dementia) ; Röscher, Lex.
der Mythol. IH S. 2068. Vgl. auch R. E.
Suppl. IV S. 827/8 wegen ihrer Rolle als
indirekter Träger des Kaiserkultus, was
auf den M. durch den Zusatz Augusti
oder Augusta stark hervortritt. Siehe im
übrigen die einzelnen Stichworte und unter
Geograph. Personif. — Die Renaissance
nimmt die P. wieder auf, und von da an
hat die P. die M. und bes. die Medaille
nicht mehr verlassen. R,
Pesa = Paisa, s. d. u. unter Rupie.
. Peseta, Diminutiv von Peso (s. d.). Wann
der Viertel-Peso in Mexiko den Namen
Peseta erhalten hat, ist noch nicht er-
forscht, vielleicht schon im 16. Jh. Die
Peseta mexicana oder columnaria zu ^4"
Peso = 2 Reales de plata mexicanos =
5 Reales de vellon wurde seit 1772 ge-
prägt, sie wog 6,76 g und hielt 6,iOg
Silber. In Spanien war die »Peseta pro-
vincial« eine für den inneren Verkehr seit
Anfang des 18. Jh.s geprägte Münze, die
mit ihren Teilen nicht so fein wie die all-
gemein gültigen Peso, sondern zuerst nur
^33/1000, seit 1772 812/1000 fein waren. 1707
bis 1728 galt sie ^4 ^^so zu 2 Reales
de plata (s. Real), wog 6,13 g ^"^d hielt
5,11 g Silber, 1728— 1772 5,84 g mit 4,74 g
Silber, seit 1772 galt sie 1/5-Peso =
4 Reales de vellon, wog 5,97 g und hielt
4,85 g Silber. Nach dem Münzgesetz von
1848 galt sie 4 Realen, wog 5,26 g und
hielt 4,73 g Silber, nach denen von 1854
und 1864 5,192 g mit 4,67 g Silber. Nach
dem Anschluß Spaniens an den Lateini-
schen Münzbund (s. d.) wurde die Peseta
die Hauptmünzeinheit wie der Frank in
Frankreich, wog wie dieser 5 g und hielt
4,157 g Silber (Abb. 329). Als Münz- und
Rechnungseinheit hatte die Peseta infolge
der oft unrichtigen spanischen Währungs-
politik einen meist ungünstigen Kurs im
internationalen Verkehr. Da durch ein dem
Golde ungünstiges Ausmünzungsverhältnis
dieses Metall abwanderte, hatte Spanien
seit 1868 eine Silberwährung unter ver-
derblichem Sinken der Peseta. Dieser
Zustand wurde seit Anfang des 20. Jh.s
durch zielbewußte Goldansammlung we-
sentlich gebessert. Die Goldgewinnung im
Weltkriege hätte diese Politik zum Siege
führen können, aber leider wurde das Gold
nicht produktiv umgesetzt, sondern zur
Spekulation in fremden Werten benutzt;
dadurch und durch falsche Wirtschafts-
politik sank die Peseta wieder fortgesetzt.
ICD Frcs. galten im Wechsel auf Paris
(rund): 1868 98, 1877 100, 1882 loi, 1892
115, 1900 129, 1906 112, 1910 107 Peseta,
Seitdem stand der US-Dollar auf 191a
5,55, 1918 4,00, 1921 7,39, 1923 7, 1925
6,98, 1927 5,87, 1928 6,01 Peseta. — Die
von den Sultanen Mulay Asis und Mulay
Hafid von Marokko seit etwa 1894 geprägte
Hassani -Peseta wurde in der französischen
Zone während des Weltkrieges durch den
marokkanischen Franken ersetzt und läuft
seitdem nur noch in der spanischen und
Tangerzone um. Die spanische P. gilt
heute 1,625 H.-P. Silberstücke zu 5, 2V»,
PESO
503
iV^i Va ^^^ V4 Hassani -P. laufen heute
um, die arabisch heißen: Rial, Nuss-Rial,
Rbaa-Rial, Susch del Billiun und Billiun.
S.
Peso, Peso de & ocho (span.; deutsch:
Stück von Achten). Zwar liei3en schon die
katholischen Könige von Spanien gemäß
ihrer Münzordnung von Medina del Campo
(1497) Stücke zu 8 und 4 Realen prägen,
aber nur sehr wenige: der eigentliche
spanische Taler zu 8 Realen — Peso de
ä ocho — ist erst von Karl V. als Nach-
ahmung der Joachimstaler (s. d.) ge-
schaffen worden, und zwar mit dem Wappen
auf beiden Seiten und der Zahl VIII
(reales). Das Gepräge mit den Säulen des
Herkules war den spanischen überseeischen
Münzen eigen. Seit Karl IIL trug die Vs.
das Brustbild des Königs, die Rs. den
Landesschild. Erst nach der Revolution
von 1823 erhielt die Rs. auch des spani-
schen Peso das Wappen zwischen den
Säulen. Seitdem wurde nicht mehr
die Zahl 8 (Silberrealen), sondern 20
(Vellonrealen) auf der Münze angegeben,
und am 19. Oktober 1868 die Peseta (s. d.)
zur Münzeinheit gemacht.
Peso (Peso duro, Duro, Peso fuerte)
war der allgemeine Name des Peso de i. ocho
in Amerika, der Name (Peso = Gewicht)
soll daher stammen, daß die Spanier zu-
erst die Silberbarren in gleichwiegende
Stücke geteilt als Geld verwandten und
diese Stücke Pesos nannten, bis 1535 eine
Münzstätte in Mexiko eingerichtet wurde.
Bald wurde der P. in ungeheuren Mengen
aus dem dortigen Bergsilber in 11 mexi-
kanischen Münzstätten, in der peruanischen
zu Lima und in der bolivianischen zu Potosi
geprägt. In Mexiko allein sind 1537
bis 1888 über drei Milliarden Stück ent-
standen. Deren Herstellung geschah im
16., 17. und 18. Jh. zum Teil in jenen
halb eckigen mit ganz rohem Gepräge
versehenen Stücken, die in Mexiko Macu-
quina (s. d.), bei uns Schififpeso oder
Schiffpiaster genannt wurden, weil man
glaubte, daß sie während der Überfahrt
des spanischen Silberflotten nach Europa
geprägt sein sollen, während sie von den
Spaniern Duros cortados oder piastras
cuadradas, in Nordamerika Cöbs ge-
nannt wurden. Diese Stücke dienten als
Hauptprägematerial der europäischen
Münzstätten. War das auch mit den gut
gerundeten und geprägten Stücken der Fall,
so dienten diese doch in erster Linie in
ganz Amerika als Hauptwährungsmünzen.
In Nordamerika hießen sie spanische oder
mexikanische Dollar und waren das Vor-
bild der Dollar der Vereinigten Staaten
(s. Dollar), in Brasilien, wo sie oft gegen-
gestempelt wurden, hießen sie Patacoes (s.
Patacäo), in Europa meist Stücke von
Achten, Piaster (s. d.) oder Matten (s. d.).
Ihr Gepräge war auf einer Seite der
spanische vielfeldige Wappenschild oder
die Säulen des Herkules, daher der Name
Colonnato (s. d.), dazwischen die beiden
Erdkugeln mit der Devise Karls V. »Plus
ultra«, auf der anderen Seite der gevierte
Schild Kastilien-Leon (Abb. 270). Sie
hatten ein gesetzliches Feingewicht von
25,57 g> in der Tat ein solches bis 1728
von 25 g, seitdem gesetzlich von 24,62,
seit 1772 von 24,43, seit 1848 hatten die
spanischen das von 23,66, seit 1850 von
23,49, seit 1854 von 23,36, seit 1868 (5-
Peseta) von 22,5 g. Dies letzte war das
Feingewicht des französischen 5 -Frank-
stücks, das auch damals die mittel- und
südamerikanischen Staaten in ihren Peso
beobachteten (s. Condor, Boliviano, Sucre,
Venezolano). Die meisten Staaten gingen
dann aber zu einem billigeren Pesofuß über,
wie denn Chile seit Anfang 1899 seinen P.
20 g schwer und 700/1000 fein ausmünzte, so
daß er nur 14 g Silber hielt. Er war freilich
damals schon zur Scheidemünze der Papier-
währung erniedrigt worden (Bl. f. M.-Fr.
1906, S. 3505). — Der mexikanische P. blieb
bis zum Weltkriege immer besser (Adler
auf Nopal -strahlende Freiheitsmütze, Abb.
27s), er wog seit 1861 27,073 g und hielt
24,38 g Silber und wird in 100 Centavos
oder 10 Decimos geteilt. Durch Gesetz vom
13. Nov. 1918 wurde in Mexiko die Gold-
währung mit der Münzeinheit des Goldpeso
von 0,75 g Gewicht und 0,675 g Goldgehalt
eingeführt, der Silbefpeso als gesetzliche
Währungsmünze abgeschafft; und wegen
des Steigens der Silberpreise wurden durch
Erlaß vom 31. Oktober 1919 der Peso (Wage-
Phrygische Mütze) auf 12, der halbe auf
6, das Stück von 20 Centavos auf 2,4 g
Silbergehalt (0,720 fein) gesetzt, während
504
PESO— PETIT ECU
die lo-Centavos aus Bronze herzustellen
sind. Neuerdings ist durch zu umfang-
reiche Prägung dieser geringhaltigen Peso,
die zur Zahlung in Säcke gepackt um-
laufen, ein Disagio derselben von 12^ ja
gegen Gold entstanden; auch wandern die
Goldmünzen wegen der Unsicherheit im In-
nern nach den Vereinigten Staaten aus. —
Auch die südamerikanischen Staaten sind
letzthin zur Goldwährung übergegangen
(s. Argentino, Bolivar, Condor, Cordoba,
Lempira, Libra peruana, Paraguayo, Peso
fuerte, Venezolano). Da aber die meisten
dieser Staaten die Goldwährung durch
übergroße Papiergeldausgabe illusorisch
machten, haben bis 1927 stabile Währungen
nur gewonnen die mittelamerikanischen
Staaten außer Honduras, ferner Mexiko,
Chile, Uruguay und Paraguay, während die
Argentiniens, Bolivias und Venezuelas sich
dem Paristande genähert hatten. Über die
»mexikanischen Dollar« in Ostasien s.
Dollar, am Schluß. — Chalmers, S. 390
bis 394, 402 f.; Peez u. Raudnitz, S. 28 — 30;
Noback*, S. 1092, 1094 ff.; Münzfuß u.
Wert der wichtigsten früheren Peso bei
Klimpert» S.428f. S.
Peso de i ocho s. unter Peso.
Peso fuerte (span.; deutsch: starker P.).
Durch Gesetz vom 29. September 1875
wurde in Argentinien als Münzeinheit der
goldene Peso fuerte eingeführt, der 1,666 g
wog und 1,499 g Gold hielt. Stücke zu
20, 10 und 5 P. f. wurden geprägt, das zu
10 hieß »Colon«; der Colon wog also 16,66 g
und hielt 14,99 g Gold. Der argentinische
Peso de plata (Silberpeso) galt einen P. f.,
wog 27,11 g und hielt 24,399 g Silber. Der
P. f. wich schon 1881 dem Argentino (s. d.).
— P. f. heißt auch der Venezolano (s. d.).
S.
PestmedaUlen, (-taler) sind die auf
Seuchen bezüglichen Med. (und M.) ; schon
das M.bild von Selinus (5. Jh. v. C), dann
das Vorkommen des Apollo Salutaris und
des rätselhaften Amazi (s. d.) (M. des
Gallus und Volusianus) hat man auf das
Auftreten einer Pest gedeutet. Es folgen
zeitlich die sog. Wittenberger Pesttaler,
talerförmig, dann auch med.-fönnig ge-
prägte Stücke aus der i. H. des 16. Jh. mit
Anbetung der Schlange auf der Vs., Klreuzi-
gungauf derRs., die aberweder mit Witten-
berg noch mit der Pest daselbst etwas zu tun
haben. Dann gibt es von 1574 bis ins
19. Jh. in sich zusammenhanglose Med.
auf spätere Epidemien und ihre Abwehr.
Vgl. auch Impfmedaillen. — Pfeiffer und
Ruland, Pestilentia in nummis, Tübingen
1882, S. 73/126, 151/82. R.
Petasos (griech. icltaaos, von TcetawapLi
= ausbreiten), ein schlapper, kaum ge-
wölbter, oft fast nur aus einer breiten
Krempe bestehender und mittels eines
Nackenbandes befestigter Hut; er gehört
zur Chlamys und ist die typische Kopfbe-
deckung des Gottes Hermes, in späterer
Zeit mit Flügeln versehen, und kommt
sonst bes. auf thessalischen M. bei dem
Jüngling, der den Stier jagt, vor. Ob der
steife, hochgewölbte, also nicht »aus-
gebreitete« Hut mit ganz schmalem Rande
und Knopf oben z. B. des Hermes von
Ainos mit Recht P. genannt wird, ist mir
zweifelhaft. R.
Peter d'or s. Pieter d'or. S.
Peiermäntichen (Petermenger) waren die
von dem Bilde des h. Petrus benannten
kurtrierischen, in der Käpperzeit als Albus
oder 8-Pf ennigstücke entstandenen Scheide-
münzen, die seitdem bis zum Ende des
17. Jh.s in gewaltigen Mengen geprägt
wurden und sich über den ganzen Westen
Deutschlands verbreiteten. Da sie aber
seit Ende der achtziger Jahre wegen ihrer
großen Menge nicht mehr abzusetzen
waren, ging die trierische Regierung zur
Herstellung von dreifachen Petermännchen
über (s. Dreipetermännchen). — Schrötter,
Trier, passim. S.
Peterspfennig heißen im allgemeinen
Abgaben, welche an den Papst, den Stuhl
St. Petri, geleistet werden. Sie wurden
früher in verschiedenen Ländern als Steuern
ausgeschrieben, als regelmäßige Häuser-
steuer entrichtet v. England, Irland, Wales,
Schweden, Norwegen, Polen, Ungarn,
Istrien, Dalmatien und einem Teile von
Rußland. Peterspfennige sind u. a. die
Mancusen König Offas. Vgl. Mancus. —
Werminghoff, Verfassungsgesch. d. deut-
schen Kirche i. M.A.«, S. 202 Anm-. 9.
Su.
Petit Uanc s. Blanc. Su.
Petit 6cu hieß der halbe Laubtaler (s. d.).
S.
PETIT LOUIS— PFALZGRAF
505
Petit Louis d'argent, eine unter dem
System Law (s. Law) 1720 geprägte Silber-
münze vom Typus der alten Louisdor, |
die 8,2 g wog und sehr fein war. S. j
Petit royal d'or s. unter Mantelet d'or. |
Su. ;
Petit tournois = parvus turonensis ar-
genti = maille demie ist das Halbstück
zur Turnose, zuerst von Philipp IV. v.
Frankreich mit demselben T3rpus wie das
Ganzstück geschlagen, von 1295 bis Aug.
1303 zu 116 Stück aus der 12 d. feinen
Mark, i Stück also von 2,11g Gewicht,
Wert = 7Va d. t. (s. Maille). — Blanchet
II S. 239. Su.
Petizza. Am Ende des 18. Jh.s hießen
in Norditalien die österreichischen 17- und
15 -Kreuzerstücke Petizze. S.
Petrus, St. Der Apostel Petrus erscheint
auf Münzen bejahrt, mit kurzem, dickem,
krausem Barte und starker Tonsur und hält
einen Schlüssel in der Hand. Er ist Patron
der römischen Kirche, von Bremen, Trier,
Köln, Worms, Osnabrück, Naumburg,
Regensburg, Dorpat u. a.
Wenn der Heilige nicht selbst auf der
Münze erscheint, wie auf den Goldgulden
und Albus der rheinischen Erzbischöfe
(Abb. 218, 220, 234), in Löwen auf den
Brabanter Bieter d'ors oder Pieter d'argents
usw., so wird doch meist sein Attribut,
der Schlüssel, einfach oder in der Zwei-
zahl, auf die Münzen des den Petrus
verehrenden Ortes gesetzt, entweder der
oder die Schlüssel allein als Münzbild
(z. B. in Bremen) oder in der Hand des
betreffenden Bischofs, so z. B. in Bremen,
Naumburg. Auf Trierer Denaren empfängt
Petrus die Schlüssel aus der Hand Gottes
(Dbg. nr. 471 f., 488 f.). In Mastricht und
Lüttich ist der Schlüssel ein Reliquiar,
das ein Stück der dem Heiligen Servatius
vom Papst geschenkten Kette St. Petri
einschließt. Daher findet sich der Schlüssel
auch auf Mastrichter Pfennigen, hier mit
der Beischrift »clavis« versehen (Dbg.
nr. 254). — Friedensburg, Symbolik S. 267.
Su.
Petscliaft s. unter Si^elkunde. S.
Pewter Money s. Gun Money. S.
Pezza d*oro della rosa s. Rosina. S.
Pezza de oder & otto» italienisch = Peso
de & ocho (s. d.). S.
Pezzetta war der seit 1648 bis Ende
des 18. Jh.s geprägte Groschen der Fürsten
von Monako mit Brustbild-Landesschild
und einem Durchschnittsgewicht von 3*/a g.
— C. n. it. III, Taf. 23, Nr. 10 und öfter.
S.
P, F. = pius felix, siehe beide Worte.
R.
Pfatfenfeindtaler oder Gottesfreundtaler,
eine Spottmünze des Herzogs Christian
von Braunschweig, des »tollen Christian«
von 1622 mit der Aufschrift der Vs.
»Gottes Freundt der Pfaffen Feindt« und
einem Schwertarm und der Umschrift:
»Tout avec Dieu« auf der Rs. Diese
Taler sind aus Kirchensilber, besonders
des Paderborner Domes, geprägt worden.
Als Rudolf August von Braunschweig
den Bischof von Münster im Jahre 167 1
befehdete, wurden sie, wenn auch nicht
auf seine Anordnung, nachgeprägt. —
Tijdschrift XIX, S. 21 jff., XX, S. 54fF.;
Halke in Berl. M.-Bl. 1911, S. 107 ff.
S.
Pfahl. Enthält der Wappenschild nur
zwei Farben, so heißt der durch zwei senk-
rechte Linien begrenzte Raum Pfahl.
S. Balken. S.
PfaUbauportemonnaie nennt man scherz-
haft die Verbindung eines größeren Ringes
von Bronze oder Zinn mit hineingehängten
kleineren derart (Abb. 4), in der hier eben
durch diesen Fundumstand gestützten An-
nahme, daß es sich um Geldringe handelt.
S. unter Ringgeld. — Ebert, Reallex. IV
S. 216. R.
Pfalzgraf (comes Palatii, comes palatinus)
ist zunächst ein königlicher Beamter am
Königsgericht. In karolingischer Zeit ist er
unmittelbar Vorsteher der neuerrichteten
besonderen Gerichtsschreiberei und Ver-
treter des Königs im Vorsitze des Königs-
gerichts. Schon im 9. Jh. finden sich am
Hofe Pfalzgrafen mit vorzüglicher Be-
stimmung für einzelne Reichsteile. Die
Hof pf alzgraf en der Provinz lokalisieren sich
später vollständig zu territorialen Pfalz-
grafen, in Italien schon im 9. Jh., in
Deutschland in der Ottonenzeit. Ähnlich
auch in Burgund, Aquitanien, Franzien
u. der Normandie. Die S deutschen Pfalz-
grafen in Lothringen, Sachsen, Schwaben,
Baiem u. Kärnten scheinen als gewisses
5o6
PFAUENTALER— PFENNIG
Geger^ewicht gegen die Stammesherzoge
von Otto L eingesetzt worden zu sein.
Ihre Entwicklung ist dieselbe wie die der
Herzöge, doch ist sie nur bei dem (nieder) -
fränkischen und lothringischen Pfalzgraf
(d. i. der Pfalzgraf bd Rhein) zum Ab-
schluß gelangt. Dieser war zugleich eine
Art Hofpfalzgraf und als solcher auch
Stellvertreter des Königs im Hofgericht.
Er konnte daher auch Reichsvikar bei
Thronerledigung sein. Die sächsische Pfalz-
grafschaft scheint für das mit dem rheini-
schen konkurrierende Reichsvikariat des
Herzogs v. Sachsen die Grundlage abgegeben
zu haben. — Schröder, Lehrb. der deutschen
Rechtsgesch.* S. 546 f. u. Schreuer in
Hoops Reallex. III S. 403 f.
Die älteste pfalzgräfhche Münze ist die
wahrscheinlich in Siegburg geprägte Hein-
richs, Pfalzgrafen bei Rhein (1045 — 61)
(Dbg. nr. 302). Einige Halbbrakteaten
werden Konrad v. Hohenstaufen, Pfalz-
grafen bei Rhein (1156 — 95) zugeschrieben.
Heinrich der Lange (f 12 14), der Sohn
Heinrichs des Löwen, nennt seine pfalz-
gräfliche Würde nur auf niedersächsischen
Brakteaten, Pfalzgraf Otto IL v. Bayern
(1214 bis 1253) hat einen Pfennig mit
galoppierendem Reiter und der Umschrift:
»Otto fi(li)us Lodevi(ci) « geprägt (Riggauer,
Mitt. der Bayr. Num. Ges. XII 1894
S. 107 ff.). Seinem Nachfolger Ludwig IL
dem Strengen (1253 — 1294) legt man einen
Alzeyer Denar bei (Joseph, Beitr. z. pfalzgr.
u. mainz. Mkde., in Mitt. d. hist. Vereins
d. Pfalz Bd. IX 1880). Mit Ruprecht L
(1353 — 1390) beginnt dann die regelmäßige
Prägung in der Rheinpfalz, — Die Pfalz-
grafen von Sachsen erhielten 1064 das
Munzrecht in Suiza (Posem S, 361 nr. 44),
ein Hohlpfennig verdankt dem seinen Ur-
sprung (Archiv f. Brakt. I S. 370 f. u.
Erbstein in Bl. f. Mfr. 1888 S. 1446 ff.).
Su.
Pfauentaler, eine Denkmünze auf die
Krönung des ICaisers Maximilian IL zum
Könige von Ungarn im Jahre 1563, deren
Vs. den thronenden König zwischen den
Genien des Friedens und der Gerechtigkeit
zeigt, während die Rs. ein Pfau mit 22
Schilden auf den Schwanzfedern ziert.
S.
P. F. Decretoistauf den nach der Reichs-
münzordnung von 1559 geprägten Reichs-
guldinern der Schluß der Umschrift der Rs.,
aufgelöst: Publicari fecit decreto, deutsch
etwa: nach kaiserlichem Münzfuß (Abb.
258). Daß andere Deutungen unrichtig sind,
darüber Schlickeysen-Pallmann, S. 346.
Besonders kann Pius Felix nicht richtig
sein, sonst müßte es auch auf Siegeln
stehen, was nicht der Fall ist. S.
PfellbündeL Als der englische Graf Lei-
cester 1586 Gouverneur der gegen Spanien
kämpfenden nördlichen Niederlande ge-
worden war, suchte er eine einheitliche
Prägung derselben einzuführen und wählte
als Symbol dieser Einheit der Provinzen
ein Bündel von sieben Pfeilen, das sich
seitdem als Wahrzeichen der Niederlande
behauptet hat und auf vielen Münzen er-
scheint. So hält auf den von Leicester ge-
schaffenen Unierijksdaaldern (s. d.) die
Hand des Brustbildes das Pfeilbündel, und
ebenso die des Ritters auf den holländischen
Dukaten bis ins 19. Jh. — Menadier, Schau-
sammlung, S. 293. S.
Pfeilspitzen s. Pi, 9. V.
Pfennig^ auch Pfenning, altengl. Pen-
ning, ndd. Penig, skandin. penningr bzw.
peningr. Der Name kommt im Gotischen
noch nicht vor, hier wird SiQvapiov von
Ulfila mit skatts übersetzt, ahd. scaz;
das Wort scaz wird im Laufe des 8. Jh.s
durch pending, panding, phending, pfen-
tinc, pfantinc im Ahd. verdrängt; sog.
Keronisches Glossar { Jesse nr. 19) : dinarius
pondus est XXIII: edo pfantinc est dri
antizuuainzuc. Im Altsächsischen erscheint
penning im 10. Jh., im Altenglischen in
der ersten Hälfte des 9. Jh.s: pending,
pen(n)ing, neuengl. penny. — Grote (M. st.
I S. 143) will Pfennig von dem keltischen,
von den Deutschen adoptierten Worte
i^Penn«, Kopf ableiten, weil die römischen
Denare von den Galliern »Kopfstücke«
genannt wurden, diese Etymologie scheint
aber nicht sehr wahrscheinlich. E. Schröder
leitet Pfennig, fries. »panding«, von pand,
Pfand ab, das seinerseits wieder aus lat.
pondus entstanden sei.
Auf Münzen kommt der Name z. B. auf
einem skandinavisohen Pfennig um 1070
»Askel lo peneg »then (= Askel besitzt
diesen Pfennig, in Runenshcrif t) und auf
Gittelder Pfennigen vor: »ielithis penning« .
PFUNDIGE PFENNIGE— PFUND
507
— Menadier, Z. f. N. XVI S. 245 £f.;
E. Schröder, Stud. z. d. deutsch. M.namen
II, Zschr. f. vgl. Sprachf. XLVIII.
Die geldgesch. Entwicklung des Pfennigs
i. M.A. s. unter Denar. Su.
Nachdem der Pf. im 13. Jh. aufgehört
hatte, die einzige M. zu sein und er nur
noch als kleinstes Teilstück neben dem
Groschen zu 12 Pfennig stand und die
Pfennige im 15. Jh. zur Scheidemünze
geworden waren, kam auf ihren Silber-
gehalt nicht mehr viel an, wenn das
damals auch noch nicht erkannt war
und die Reichsmünzordnungen (s. d.) des
16. Jh.s den Fuß der Pfennige viel zu kost-
bar gemacht haben. Die Pfennige nahmen
auch an der allgemeinen Münzverschlechte-
rung der Kipperzeit wenig teil, weil es viel
mehr Gewinn brachte, größere Münzen zu
prägen als die kleinen Pfennige. Im Gegen-
teil trat noch während der Kipperzeit ein
äußerst empfindlicher Mangel an ihnen und
an Hellem ein, über den im ganzen 17. und
im 18. Jh. geklagt wurde, bis sich um die
Mitte des 18. die meisten Regierungen ent-
schlossen, diese kleinsten Münzwerte aus
reinem Kupfer zu schlagen, wobei es bis
heute geblieben ist.
Der Pfennig stellte in den meisten nord-
deutschen Ländern den 8. Teil des Marien-
groschen (s. d.), den 12. Teil des Guten
Groschen (s. d.), dann des Silbergroschen
(s. d.), nur in Sachsen den 10. Teil des Neu-
groschen (s. d.) dar, bis seit 1871 der P.
als kleinste Scheidemünze der deutschen
Goldwährung = 0,01 Goldmark war. — Im
Freistaat Danzig ist der P. seit 1923 =
Vioo Gulden = 0,008 deutschen Mark. —
S. auch P6n'az', Pengo, Penni, Peimy,
Penning, Fenigo, Wanzen. S.
Pffindige Pfennige siehe unter Pfund.
Su.
Pfundy vom lat. pondus (s. d.), danach
von uns als Übersetzung der röm. libra, s. d.,
und des griechischen xexXavxov (Talentum)
verwendet; got. u. alts. pund, nihd. pfunt,
engl, pound. Das römische Pfund zu
327,45 g bildete auch für das frühe Mittel-
alter die Grundlage im Münzgewichts -
System. Erst Karl der Große erhöhte das
Gewicjit des Pfundes, blieb aber wohl bei
der Einteilung in 12 Unzen. Die Schwere
dieses Gewichts läßt sich nicht feststellen
(über die verschiedenen Meinungen siehe
unter Karlspfund). Da das karolingische
Gewichtssystem von den Teilstaaten
Deutschland, Frankreich und Italien in
verschiedener Weise übernommen wurde,
kann man auch für das 10. Jh. die Schwere
des Pf. nicht angeben. Später vom ii. und
12. Jh. tritt dann an die Stelle des Pfundes
meist die Mark als Währungsgrundgewicht.
Da die Mark 8 Unzen hat, wurde sie vielfach
als Vs'^ömer-Pfund angeschlagen, dem
Pfund V. Troyes von 367,13 g entspricht
die Mark von Troyes zu 244,753 g. In
Deutschland wurde aber die Kölner Mark
immer als Halbpfund behandelt. Das Pfund
kommt nur für Barrensilber, als libra,
talentum argenti, oder für Barrengold, libra
auri noch weiter vor, doch auch hier selte-
ner; als Rechnungspfund bleibt es aber für
die Münze bestehen. Dies entsteht folgen-
dermaßen. Ursprünglich werden aus dem
Pfund 240 Pfennige ausgeprägt. Als dann
durch die Verringerung der Pfennige mehr
von ihnen ein Pfund wogen, blieb man bei
diesem als Begriff von 240 Pfennigen in
der Rechnung bestehen, so daß man
von pfundigen Pfennigen redete (Urkde.
Heinrichs VI. für Speyer bei Jesse nr. 112
»ut de cetero moneta libralis sit, quod
vulgo *phundich' dicitur«). Als von den
Friesachern 240 Stück auf die Mark
gingen, sagte man, daß sie »phuntere«
wären. In späterer Zeit, im 14. u. 15. Jh.,
war eine beliebte Rechnungsgröße ein
Pfund Heller (siehe unter Heller), aber in
England ist noch heute die Hauptrechnungs-
münze das Pfund Sterling (s. d.). In
Frankreich gab es neben dem karol. Pfund
noch einige andere Pfundgewichte, die ich
hier erwähne, weil man in dem einen oder
andern das Pfund Karls des Großen sehen
will: Pfund von Troyes = 13V» röm. Unzen
= 367,13 g, seit dem 14. Jh. auch in den
Niederlanden, seit dem 15. auch in England
i. d. Münze angewandt; das sog. poids de
table oder Kaufmannsgewicht zu 15 röm.
Unzen = 408 g oder so ähnlich (in Süd-
frankreich herrschend); ein 16 Unzen-Pfd.
= 435,20 g (an der Küste der Nordsee bis
zur Gegenwart) ; das Pariser Pfd. = 18 röm.
Unzen = 489,506 g = 9216 Grän zu
0,0531 g. Für das englische Münzwesen
kommt das ältere Towerpfund = i Va köln.
5o8
PFUND ÄGYPT.— PHEIDONISCHES SYSTEM
Mark = ca. 348,16 g = 240 pennyweight j
2u 32 Grän, seit 1 526 das jüngere Troypf und
= 373i342 g = 240 Pennjrweight zu 24
Grän, daher i Grän 0,0648 g schwer in
Betracht. Su.
Das Pfund als Münzgrundgewicht ist in
-der Neuzeit wiedererstanden, indem der
deutsch-österreichische Münzvertrag vom
24. Jan. 1857 das Zollpfund zu 500 g dazu
•erhob. S.
Wund, ägyptisches, Livre ^gyptienne,
Lira egiziana, die heutige ägyptische Wäh-
rungseinheit, eine dem Pfund Sterling nach-
gebildete Goldmünze von 8,5 g Rauhgew.,
7i438 g Feingew. = 20,75 ^UC, geteilt in
100 Piaster zu 40 Para, seit 1888 statt
<iessen zu 10 Millifemes (s. d.). — S. unter
Piaster S. 515. R.
Pfundner, Die Notwendigkeit einer
schwereren Silbermünze am Ende des 15.
Jh.s war die Veranlassung zur Prägung wie
der Dicken (s. d.), so auch der Pfundner.
Die ersten Pfundner zu 12 Kreuzern oder
240 Bemer Pfennigen oder Vs'Goldgulden
wurden von Erzherzog Sigismund von Tirol
in Nachahmung der Lira Tron (s. d. ) in
Hall gemünzt, was auch aus dem Grunde
geschah, um die reiche Schwatzer Silber-
ausbeute schneller und billiger vermünzen
zu können, als es in Kreuzer und Pfennige
zu tun möglich war. Die Pfundner wogen
durchschnittlich 6,33 g und waren 15-lötig,
so daß ein Stück etwa 6 g Silber hielt. Be-
deutend umfangreicher wurde dann aber
die Prägung der Halbpfundner oder Sechs-
kreuzer (s. d.). Diese Münzen zeigten auf
der Vs. das Hüftbild des Erzherzogs, auf
der Rs. den Tiroler Adler. Die Nachfolger
der Pf., die um 1324 nur noch 5,14 g Silber
hielten, waren die Kopfstücke (s. d.) zu
20 Kreuzern. — A. Nagl in N. Z. 38 1906
S. 45 ff. S.
Pfand Sterling, abgekürzt £ (Livre),
großbritannische Rechnungsmünze von der
Zeit der Angelsachsen bis zum heutigen
Tage zu 240 Pfennigen oder 20 Schillingen.
In der Neuzeit wurde öfter der Versuch
gemacht, es durch eine Goldmünze darzu-
stellen, jedoch gewannen diese Goldmünzen
g^en die verschlechterten Silbermünzen
allmählich einen höheren Wert, weim sie
nicht selbst im Gehalt verringert wurden
wie der 1489 geschaffene Sovereign (s. d.),
während die 1662 eingeführte Guinea (s. d.)
um 1700 nicht mehr 20, sondern 21 bis 30
Schilling galt. Die Einführung der Gold-
währung im 18. Jh. erst ermöglichte die
Wertbeständigkeit der Goldmünzen: der
18 16 an die Stelle der Guinea getretene
Sovereign (s. d.) behielt die Geltung eines
Pfundes Sterling. In Silber ist das P.
nur einmal unter Karl I. in den Jahren
1642 und 1643 ausgemünzt worden, s.
Pound-piece. — Grueber, S. 106, n6 f.,
119. S.
Pfund, tfirklsches, s. Livre turque.
Phadya, indische Rechnungseinheit, s.
Kori. V.
Phai, siamesische Kupfermünze, s. Tikal.
V.
Phalerae sind runde oder eckige, metallene
Schmuckplatten am Pferdegeschirr, so auf
der Reiterstatue eines N des Augustus zu
erkennen; dann als militär. Auszeichnung
verliehen, die der Soldat an einem Riemen-
geflecht auf der Brust befestigt trug; ein
solches Geflecht mit den Ph. darauf: M. des
Arr. Secundus, neben anderen dona mili-
taria (s. d.). — Steiner, Bonner Jahrb. 114
S. 14 ff. — Auch die runden Zierate an
den Stangen der röm. Feldzeichen (s. unter
Signum) sind Ph. R.
Phanebalos (©ANHBAAOC = Gesicht des
Baal) ist die Beischrift zu einer mit Harpe
(s. d.) und Schild bewaffneten Gottheit auf
M. von Askalon; die Harpe legt er später ab
und dafür erscheint i. F. ein Blitz. — B. M.
C. Palestine S. LIX. R.
Pharos ist der Name der Insel vor
Alexandreia Äg., auf der der Leuchtturm
stand, eines der »sieben Wunder der Welt«,
danach dieses Leuchtturmes selbst und jedes
anderen. Er erscheint auf alexandrin.
M. bald allein, bald mit einem Schiff davor,
bald vor der nach ihm benannten Isis
Pharia, Abb. 93; der alexandrin. ist gewiß
auch gemeint auf der Annona-M. des Pius,
Berl. M.-bl. 1924 S. 137; andere auf Denar
des S. Pompeius (davor ankert ein Schiff),
M. von Aigeai und röm. Med. — Thiersch,
Pharos, Leipzig 1909. R.
Phddonisches MaB-, Gewichts- und
Mfinzsystem. König Pheidon von Ai^os galt
der griech. Tradition als Schöpfer d. Maße,
Gewichte und Münzen; das Marmor Parium
sagt: Oeßcov h 'Ap^eio? l^jASoae xa {letpa
PHIALE—PHILIPPUS
509
xal aTa&{xa xaisoxsuccae xal vo|xta[ia äp^upouv
iy AJyivtq luofr^as; vgl. Ephoros bei Strabon
VIII 376, PoUux IX 83, Isidor bei Hultsch,
Metrol. Script. II S. III und die Lexiko-
graphen; danach heißen die von ihm ge-
schaffenen Maße und Gewichte bei Aristot.
'Aö. itoX. 10 fiexpa OeiBt&vei«. Sicher ist
auch, daß er die vordem als Geld üblichen
eisernen ObeHskoi (s. d.) »demonetisiert« ,
also durch anderes Geld (Münzen?) ersetzt
hat. Solange aber seine Zeitansetzung,
ob um 750 oder nach 650 v. C, noch völlig
strittig ist {s. zuletzt Viedebantt, Philologus
81 S. 208 ff.), die Frage, ob er Aigina be-
sessen hat, noch ungeklärt und die zitierte
Stelle bei Aristoteles noch so heftig um-
stritten ist wie jetzt (s. dazu unter Attischer
M.-fuß), ist eine Stellungnahme zu der
Frage unrätlich, ob wir die Mine von
»600,3« g »pheidonisch« zu nennen haben
(so Lehmann -Haupt, zuletzt R. E. Suppl.
III S. 630, 635 ; dieser Satz ist errechnet aus
dem Mittel der Angaben des Androtion bei
Plut., Solon 15, wonach 73 alte = 100 neuen
[solonischen] Drachmen seien ' — doch vgl.
dazu oben S. ii — , und des Volksbe-
schlusses IG II 476, abgedruckt Joum.
int. IX S. 242, wonach die jxva äjMcopixiQ
138 2T8[oav7396poü hpay}^i schwer sein
solle) oder ob pheidonisch gleichbedeu-
tend mit äginäisch sei. Vgl. Num. Lit. Blatt
1921 S. 1796 Amn. R.
Phlale, griech. cptdX>] = Schale; s. Patera.
R.
Ptailadelphos, griech. ^iXaSeXfoc = den
Bruder oder die Schwester liebend, Bei-
name hellenist. Könige, zuerst des Ge-
schwisterehepaars Ptolemaios IL und Ar-
sinoe (auf M. aber nur ihr gegeben), dann
bei dem Paar Mithradates IV. und Laodike
von Pontos, Demetrios IL, Antiochos XL
und Philippos von Syrien, lotape von
Kommagene und des Arsakiden Arta-
banos L R.
Phllalethes, griech. fiXotXi^&T]?, =: die
Wahrheit liebend, Bezeichnung einesMünz-
beamten inAkmoneia und Laodikeia unter
Augustus, wohl auf den Kult des Men be-
züglich. — N. Z. 45 S. 112. R.
Philhelletiy griech. (ptXsUijv, Beiname
hellenist. Könige, auf M. des Armeniers
Tigranes IIL, des Nabathäers Aretas IIL
und fast aller Arsakiden von Mithradates
L an. R.
PhiUppeios, griech. (j&tXwwceioc, zu erganzen
XpoffOüC öTaxT^p, einmal in einer Inschrift
mißbräuchlich [oapjetxol OiXfeTOioi; lat*
Philipp(e)us, bei Plautus inkorrekt denaria
Philippea, etwa »Philippsd'or« zu über-
setzen, Abb. 47, heißt in literar. und in-
schrifti. Quellen der Goldstater Philipps
IL von Makedonien; er ist ein Di-
drachmon att. Fußes, in praxi 8,6 g
schwer, mit belorbeertem jugdl. Götter-
kopfe (Ares? ApoUon?) — in den hie und
da aber schon die Bildniszüge des Königs
selbst hineingetragen sind, Z. f. N. 37
S. 243 — auf der Vs., Zweigespann auf
der Rs., das sich nach Plut., Alex. 4 auf
seinen Wagensieg in Olympia bezieht^
und ist die erste massenhaft ausgeprägte
griech. Goldmünze, die Ausbeute der
Goldminen von Krenides-Philippoi; der
P. galt nach einer delphischen Inschrift =
7 ägin. Stateren = 20 att. Drachmen, also
Wertverhältnis Gold zu Silber wie 10 : i.
Er strömte in Menge in die kelt. Gebiete
ein und wurde hier in immer wachsender
Barbarisierung nachgeprägt. — Traitö I
S. 480; R. E. IVA unter Stater; Ebert,,
Reallex. VI S. 318/20. — Philippeus, Phi-
lippus, Filippus (Digesten 34, 2, 27, 4;
Horaz epist. II i, 234; Ausonius, ed. Peiper
S. 243 V. 5, S. 253 V. 19) oder Philippeus
nummus aureus (Liv. 37, 59; 39, 5; 39, 7)
ist die korrekte röm. Wiedergabe des
griech. P., vgl. Z. L N. 31 S. 2960; als
Bezeichnung römischer M. jedoch ist Phi-
lippeus (in allen drei Metallen!) ein er-
fundener Ausdruck in gefälschten Briefen
der Script, hist. Aug., vgl, Z. f. N. 31 S. 28 f.
R.
Pbillppstaler. Die Hessenphilippstaler
sind Taler, die auf die Befreiung Philipps
des Großmütigen im Jahre 1552 aus kaiser-
licher Haft geprägt sind, auf der Vs. das
Brustbild Philipps, auf der Rs. inmitten von
5 Schilden die Worte: Bess(er) Land u. Lud
v(er)lom als en falsch(en) Aid geschwom,
zeigen. Über ihre Echtheit oder Unecht-
heit ist viel gestritten worden. — Hoff-
meister I, S. 106—108. Abbild. Köhler I^
S. 233. — Den niederländischen Philipps-
taler s. unter Burgundischer Taler. S.
Phillppus, SL, Apostel, hat als Attribute
510
PHILIPPÜS— PHÖNIKISCHER MÜNZFUSS
Kreuzstab, Buch (und eine Geißel). Er
kommt u. a. auf Goldgulden (Philippi,
s. d.) Philipps des Schönen (1494—1506)
und Karls V. (1506 — 1520) vor, bärtig im
Mantel stehend, mit Kreuzstab und Buch.
Die Umschrift lautet: S. Philippe intercede
pro nobis. Weiter ist sein Auftreten auf
Speyerer Münzen Bischof Philipp Christophs
(1610 — 1652) bemerkenswert. Er tritt hier
auf als Patron der neu aufgeführten
Festungswerke von Udenheim. Da Bischof
Philipp Christoph seit 1623 auch Erzbischof
von Trier war, erscheint der Heilige Philipp
unter ihm auch auf Trierer Albus dieser
Zeit. Su.
Philippus. Der Name »Philippus« ist
vielen Gold- und Silbermünzen eigen, so
dem Chevalier d'or (Goldener Reiter) Phi-
lipps desL Guten von Burgund, dem Florin
Philippus (s. d.) Philipps des Schönen, dem
Dukaton (s. d.) Philipps IL und vielen ita-
lienischen Talermünzen (s. Filippo). —
Martinori, S. 156. S.
Philistideion, bei Hesych. s. v. als eine M.
erwähnt, ist die in Menge erhaltene JR-^L,
der Philistis, Gattin Hierons II. von Syra-
kus, mit ihrem Bildnis verschleiert und auf
der Rs. einem Vier- oder Zweigespann. —
Head, H. N.» S. 184; Giesecke, Sicilia nu-
mismatica S. 125. R
Philotuüsar, Beiname der jüdischen Kö-
nige Agrippa I. und II. und Ehrenbezeich-
nung städtischer Würdenträger auf klein -
asiat. kaiserl. M. — österr. Jahreshefte
XVIII Beiblatt S. 315. R.
PhnoklaudioSy Beiname des jüdischen
Königs Herodes von Chalkis, 41 — 48 n. C.
R.
Philolrtetes, OiXoxxiqttjc, s, unter troischer
Sagenkreis. R.
Philometor, griech. OiXo{i-i^to>p = der seine
Mutter liebende, Beiname der Könige Ptole-
maios VI. von Ägypten, Ariarathes VII.
von Kappadokien und Antiochos VIII.
sowie Demetrios III. von Syrien. R.
Philopator, griech, <I>iXoTCaTa>p = der seinen
Vater liebende, Beiname mehrerer hellenist.
Könige von Ägypten (hier auch der Königin
Arsinoe IIL, von ihrem Gatten Ptolemaios
IV: übemonmien), Galatien, Kappadokien
und Syrien, des JPontos sowie der Baktrer
und Parther. Auf einer M. von Kolossai
führt auch ein Stratege dieigen Ehren-
namen. — Münsterberg, Beamtennamen
S. 253. R.
Philopatris, Beiname des Königs Arche-
laos von Kappadokien (36 v. — 17 n. C);
Ehrentitel städtischer Würdenträger auf
kleinasiat. M. — Münsterberg, Beamten-
namen S. 253. R.
Philoromaios, Beiname der kappadok.
Könige Ariobarzanes L und IIL, des Brogi-
taros von Galatien und eines Partherkönigs
(Tiridates II..O1 vielleicht auch eines Mi-
thridates von Kommagene. Die bei Ver-
leihung des Titels Ph. mitverliehenen
TEIMAI sind auf M. bosporan. und maure-
tan. Könige abgebildet. — Österr. Jahres-
hefte XVIII Beiblatt S. 318/21. R,
Pliilosebastos, Ehrenbezeichnung städti-
scher Würdenträger auf kleinasiat. kaiserl.
M. — Münsterberg, Beamteimamen S. 253.
R.
Phonildscher Münzfuß. Mit dem Namen
Ph. M. bezeichnet Brandis, M.-, Maß- und
Gewichtswesen in Vorderasien S. 105 seinen
»15-Staterfuß« (S. 87), indem er annimmt,
daß das Silberäquivalent des Dareikos (s. d.)
(8,4 g X 13V3 = etwa 112 g; B. hat stets
etwas höhere Zahlen) in Phönikien gefünf-
zehntelt wurde; so kommt er auf ein Di-
drachmon von 7,47 g (Drachme 3,73, Tetra-
drachme 14,94, Oktadr. 29,88 g). So hoch
steht aber keine phönik. M., dieser Fuß ist
überhaupt nirgends sicher nachweisbar und
darf jedenfalls trotz Gardners Festhalten
an diesem Namen (Hist. of greek coinage
S. 74, 345/6, vgl. aber S. 191) nicht
als Ph. M. bezeichnet werden. Lehmann -
Haupt kommt, vom Fuße des Kroiseios
(von ihm :^ gemeine Norm des babylon.
Gewichts« im Gegensatz zur i^könig-
lichen«, d. h. zum Dareikenfuß genannt,
zuletzt R, E. Suppl. III unter Ge-
wichte S. 600, 6ii und passim) ausgehend,
auf (8,1 X 13 V3 = etwa 109 g : IS =)
7,27 g, also Dr. = 3,63 g, Tetradr. = 14,55
g, Oktadr. = 29,10 g. • Diesem Fuße folgen
nun tatsächlich (Vi'edebantt, Ant. Ge-
wichtsnormen und M.-füße S. 91/96) die
hellenist. Tetradr. von Tyros sowohl wie
auch die älteste jüdische A-Prägung, die
heiligen Schekel des Aufstandfes von 66-— 70
n. C. Ihm folgen auch — die Stückelung
geht vom Oktadr. bis zur Halbdrachme
stets durch Halbierung, Drittel des Tetradr,
PHÖNIX
511
(Oktobolen) und Drittel des Didr, (Tetro-
bolen) scheinen nicht vorzukommen —
die von den Seleukiden in Phönikien ge-
prägten M. (meist mit Adler als Rs., von
Alexander I. ab; Tyros: Rogers, Num.
notes and monographs 34, 1927) und
ihm auch nach anfänglichem Schwanken
die ägypt. Prägung Ptolemaios I., wo der
Fuß, im M allmählich abgeknappt, sich
280 Jahre erhält: das späteste ptolem.
Gold-Oktadr, aus dem Jahr 107 (oder 71)
V. C. (Svoronos, Ptolem. nr. 1726, vgl. Bd.
IV S. 505 und 508) wiegt immer noch 27,65
— 27,50 g, also 3,46 — 3,44 g in der Drachme
gegenüber 3,56 g i. D. für die A/'-Prägung
Ptolemaios' I. (Z. f. N. 33 S. 72). Vielleicht
rührt überhaupt von Ptolemaios die Nor-
mierung auf 3,63 g für die Drachme her,
aus der att. Drachme von »4,366« g als
deren 5/6 abgeleitet; daß dies Verhältnis
praktisch bestand, zeigt ein N Demetrios I.
von Syrien von 21,48 g, das das Wert-
zeichen BK = 2^2 attische Goldstateren
trägt, das ägypt. Doppelfüllhorn auf der
Rs. hat und als Hexadrachmon sehr gut
zum Fuße des Ptolemaios paßt: 6 X 3,63 =
5 X 4,366 = 21,8 g normal (Klio V S. 125;
Z. f. N. 34 S. 52). Besser ist daher dieser
in altphönik. Prägungen nicht nachzu-
weisende Fuß der ptolemäische zu be-
nennen.
Die ältesten phönik. Prägungen, 5. u.
4. Jh., stehen niedriger, auf die Drachme
umgerechnet in Tyros 3,33 g, in Sidon erst
3,47, dann 3,20 g (Viedebantt S. 96—99),
in Byblos (von Vied. nicht mitbenutzt)
3,40 g i. D. von 10, aber stark schwanken-
den Wägungen (Joum. int. IV S. 38/41).
Ob wir in diesen älteren phönik. M. einen
oder gar mehrere ältere phön. M.-füße
erblicken, wie wir sie normieren sollen,
ob wir damit des doch gerade viel jüngeren
losephos, Ant- lud. III 8, 2 (vgl. bell. lud.
11 21, 2) Töpiov TSTpa8pa^[iov, das er einem
attischen gleichsetzt (Ssj^exat), also, wenn
•er ein solches von 4 neronischen Denaren
meint, auf = 4 X 3,4 g = 13,6 g ansetzt
(Metallwert oder Kurswert?), zusammen-
bringen dürfen, das ist alles unsicher; vgl.
R. E. II A S. 2318 unter i und die von
Vied. S. 91 — 105 vorgetragenen Kombina-
tionen. .
Ph. M. nennen wir, ohne daß eine Über-
nahme aus Phönikien irgendwie nach-
weisbar wäre, auch den in Kleinasien im
4. und 3. Jh. verbreiteten, daher auch
»kleinasiat.« genannten M.-fuß; da er aber
selbst das oben für den ptol. Fuß an-
genommene Max. von 14,55 g erheblich
überschreitet (Satrap Pharnabazos, Abb. 38:
14, 83 g; Magnesia: 14,67 g; Milet: 15,18 g;
Ephesos: 15,33 g; Erythrai: 15,07 g, um
nur lonien zu nennen; vgl. Regling, M. von
Priene Anm. 258; Gardner, Hist. S. 174/79;
Head, H. N.^ S. 962/3), so ist es besser, sich
der Bezeichnung »Chiischer M. « (s. d. ;
später »Rhod. M. «, s. d.) zu bedienen, da
die M. von Chios, später von Rhodos vor-
bildlich gewesen zu sein scheinen. Auch in
Nordgriechenland (z. B. Abdera, Orrhes-
kier, Ichnai, Bisalten, Edonen Abb. 22,
Alexander I. usw. im 6. und frühen 5. Jh.,
und seit dem Verlaufe des peloponn. Krieges
Thasos, Neapolis, Akanthos, Terone, Mende,
Aineia usw., im 4. Jh. dann Amphipolis,
Chalkidike, Philipp II. usw. ; Gardner, Hist.
5. 190/97; Head, H. N.» S. 962) und auf ge-
wissen ägäischen Inseln (Melos und manche
unbestimmte, Karpathos, Alt -Rhodos;
Gardner S. 243/46) ist ein gemeinhin Ph. M.
genannter Fuß verbreitet, der aber anfangs
gleichfalls fast überall höher steht als
14» 55 g '^^^ für den somit gleichfalls diese
Bezeichnung aufzugeben ist, wie denn
Gardner S. 190 ff. ihn nach Abdera be-
nennt als der ältesten Vertreterin desselben.
So verflüchtigt sich also der Begriff
Ph. M. in älterer Zeit und außerhalb
Phönikiens und des Ptolemäerreiches fast
ganz. R.
Phönix (griech. 901V16, auch = Palmbaum,
s. d.), heiliger Vogel der Ägypter, der sich
selbst verbrennt und aus der Asche ver-
jüngt ersteht, daher Symbol der Ewigkeit
und als solches in Kjranichgestalt, das
Haupt mit dem Strahleimimbus umgeben,
auf alexandrin. M. der Kaiserzeit (mit der
Aufschrift a?(üV, s. d.), auf röm. M. des
Constantius II. usw. auf einem Berge oder
der Erdkugel steh., femer auf der Hand der
Aetemitas (s. d.) vorkommt. R.
Sodann wurde die goldene von 1733 bis
zimi Ende des Jahrhunderts geprägte sizili-
sche Oncia (s. d.) nach dem Bildie des Phönix
auf der Rs. Fenice genannt; sie galt 30
Tari. — Auch hieß so die griechische Silber-
512
PHOKÄISCHER MÜNZFUSS— PI
münze des Capodistrias 1828 — 1831 zu
100 Lepta, 4,476 g schwer mit 4,02 g Silber-
gehalt, die dasselbe Bild zeigte. S.
Phokäischer Mfinzfufi» Phokais. Die
beiden Elektron -Stateren von Phokaia
aus dem 7. Jh. v. C. mit dem redenden
Abzeichen des Seehundes (griech. ^c&xtj)
wiegen 16,46 und 16,52 g, Abb. 15; so hoch
etwa hat also der Ph. M. ursprünglich ge-
standen, auf den sich die oft - — Belege bei
Hultsch, Metrol.» S. 174 Anm. 5. 6; Trait6 I
S. 489 — erwähnten o-caTTJps; <&€Dxaixoi oder
<S>o)xahai und die Sxiai Öcüxaioec (s. unter
Hekte) beziehen. Freilich steht die große
Masse der Sechstel (nebst ^/m, ^/a4, ^/^s, ^/qö,
vom Ende des 6. Jh.s bis zur Zeit vor Alex-
ander reichend) durch Abknappung tiefer,
auf 2,50—2,65 g (Trait6 II i S. 99 ff., II 2
S. 1199 ff.; Z. f. N. 26 S. 42/45, dort auch
über den Feingehalt, vgl. unter Elektron),
der S tater kommt also nur noch auf 15« —
15,90 g. Als demselben Fuße angehörend
dürfen wir wohl die El.-M. von Kyzikos (s.
unter Kyzikener; Stater faktisch etwas über
16 g) und auf Grund des erhaltenen M. -Ver-
trages mit Phokaia die in dieselbe Periode
wie jene fallenden von Mytilene betrachten
(Stater, Unikum, 15,45 g; zahlreiche
Hektai von 2,45—2,70 g, Z. f. N. 26
S. 33/42; Trait6 II 2 S. 1207 ff-). Endlich
schreibt man auch viele, nicht oder nur
ganz unsicher bestimmbare ältere El.-M.
diesem Fuße zu, Trait6 II i S. 117/48.
In Italien scheinen die ältesten M. (um
500 V. C.) der phokäischen Pflanzstadt
Hyele (Elea, Velia) dem ph. M. zu folgen
(Maximum der Drachmen 3,94 g, das führt
auf ein Didrachmon von 7,88 g, einen
Stater von 15,76 g), ebenso anfänglich
mehrere kampan. Städte. Doch sinkt hier
der Fuß seit Ende 5. Jh.s und man nimmt
für das 4. Jh. eine Norm von 7,58 g
{= ^/7a des sog. osk. Pfundes von
»272,88 gi) an. — Klio VI S. 491/2, vgl.
S. 509/10; Z. f. N, 27 S. 60/1. R.
Phrygische Mütze nennt man eine hohe,
aber vom eingeknickte oder zusanMnen-
gefaltete Tuchmütze, wie sie auf griech. M.
die charakteristische Kopfbedeckung der
phryg. Götter Men imd Attis und der zu
den Phrygem gerechneten (Klio VIII S.
489) Trojaner (auf M. so Priamos, Gany-
medes, Askanios, Paris) ist. : — Von den Ja-
kobinern der französ. Revolution als Frei-
heitssymbol (infolge Verwechslung mit dem
oben stets spitzen pileus [s. d.] libertatis
der Römer) angenonmien, erscheint sie auf
franz. und ital. M. der Revolutionsperioden
und später auf M. und Wappen südamerik.
Republiken, oft auf einer Stange aufge-
pflanzt, über den Fasces (s. d.) oder als
Kopfbedeckung der Freiheitsgöttin. —
WölffHn-Festschrift S. 4/7- R.
Phuliy georgische Kupfermünze; s. Kaz-
beki, Abbasi. V.
Pi, allgemeine Bezeichnung für Tausch-
werte im Chinesischen, bes. für jegliche
Form von Metallgeld, Ein anderes Wort
zur Bezeichnung von Tauschmitteln ist
Huo, eig. Tausch. Dieses letztere Schrift-
zeichen ist aus den Zeichen für Tausch und
Kaurimuschel zusammengesetzt. Von Me*
tallgeldarten, die ihre Form meist irgend-
welchem Haushaltungsgerät entlehnt haben
und beim Tauschhandel gebraucht wurden,,
erwähnt Ramsden folgende:
1. Bratenrostgeld (Gridiron money), ca.
145 mm lang.
2. Muskatenreiben, Reibeisen, recht-
eckige Tafeln (16 — 19 X 5 — 6 cm) mit Griff.
Die ganze Fläche ist mit Ornamenten voa
durchbrochener Arbeit verziert, das obere
Griffende hat Drachengestalt. Manchmal
sind am Griff Inschriften angebracht.
3. Kammgeld, wohl richtiger Reibengeld
zu nennen, ca. 12 cm lang.
4. Glockengeld (12 — 105 mm groß, mit
Öse).
5. Sog. Lilienwurzelgeld, 26 — 53 nun
lange dicke Metallplättchen mit Einschnitt
am unteren und Loch am oberen Ende.
Wahrscheinlich Nachahmungen von Schlüs-
seln.
6. Ringe, Huan, sowohl breite Ringe
mit schmalen Wänden als auch diskus-
fönnige flache Scheiben mit Loch in der
Mitte und breitem Felde (djuh = Fleisch)
zwischen Loch und Diskusrand. Voa
letzteren sind 3 Typen bekannt: a) Pi,
das Fleisch, ist breiter als das Loch, b}
Huan, Fleisch und Loch von gleicher Breite,
c) Juan, Loch breiter als das Fleisch. Auf
diese Ringe, die von ca. 3000 bis ca. 700 v. C,
in Umlauf gewesen sein mögen, geht die
chinesische Rundmünze zurück, s. Ch'ien.
7. Hellebardenspitzen.
PI
513
8, Pfeilspitzen, nach Munro auch in
Japan gebraucht.
9. Schildgeld, rund, rechteckig oder von
Muschelform, höchstens 4,5 x 2,5 cm groß.
Auf der konkaven Innenseite zeigt eine in
derselben Form gegossene Querstange den
Schildgriff an. Sie wurden früher Carapace -
money genannt, weil die Ansicht herrschte,
sie hätten ihre Form von im Tauschhandel
gebrauchten Schildkröten (woher Kuei-
hwo, eig. Schildkrötenmünze, als Bezeich-
nung für Münze überhaupt) erhalten.
IG. Zikadengeld (43 — 59 mm) hat die
Gestalt von Zikaden mit zusammengefalte-
ten Flügeln. Auf der konkaven Innenseite
des Kopfes eine Querstange zum Anheften.
11. Gewichte, mit rundlichem oder
würfelförmigem, auf einem Fuße ruhendem
Mittelteil und schmälerem Kopfstück,
manchmal mit Loch. Größe 29 mm. Ge-
wicht 17,5 g.
12. King-shi-pi, Tingle -dangle-geld,
Klangplatteimiünzen, auch Gong-cash,
ihrer brückenähnlichen Form wegen
Brückengeld, Kiao-pi genannt, verdanken
ihre Gestalt (halbkreisförmiger Streifen)
dem bekannten Musikinstrument. Es
werden 7 Hauptarten je nach der Form
der unteren Einbuchtung (rund oder eckig)
und nach der Form der Enden (beide langen
Umrißlinien gleich lang oder nicht, unver-
ziert oder in Drachenköpfe auslaufend)
unterschieden. Der Rand des Mittelteiles
ist entweder durchlocht oder mit Öse ver-
sehen. Lange 9,2 — 15,4 cm.
13. Ch'an pi, Ch'an pu, Spatengeld,
kleine, höchstens 14 cm lange, 6,5 cm breite
bronzene Spaten mit kurzem, inwendig
hohlem Schaft (daher der Name K'ung shou
pu, hohlköpfige Pu). Die ältesten, deren
Gebrauch in vorhistorische Zeit zurück-
reicht, haben keine Inschriften, sondern nur
3 erhabene Linien auf beiden Seiten,
Überbleibsel des früher nicht oberhalb des
Spatens abbrechenden, sondern einen be-
trächtlichen Teil des Spatens selbst ein-
nehmenden Schaftes. Die späteren tragen
oft Seriennummern oder Ortsangaben.
14. Pu bedeutet eig. ausbreiten, dann
Zeug, bes. hänfenes oder Seidenzeug, das in
langen, gleichmäßig breiten Streifen im
Tauschhandel gebraucht wurde, woher der
Ausdruck Kleidermünzen fälschlich auch
WOrterIm 6h d«r Xltnzlkande.
auf die metallenen Pu -Münzen ausgedehnt
wurde, die ihre Form vielmehr einem Acker-
gerät von der Art einer Grabgabel entlehnt
haben und deren Namen auf die Grund-
bedeutung des Wortes Pu — ausbreiten,
sich verbreiten — zurückzuführen ist, also
Kurantmünze bedeutet. Schlösser erklärt
das für Pu gebräuchliche Schriftzeichen
als »Grabegabel in der rechten Hand des
Vaters als Oberhaupt und Lehrmeister
der Familie«. Die Pu-Münzen sind ähn-
lich dem Spatengelde, nur kleiner, mit
flachem Schaft und einem keilförmigen oder
runden Einschnitt unten. Die neben dem
unteren Ende des Schaftes befindlichen
Spatenenden, Schultern, sind bald eckig,
bald rundlich, die »Füße« sind eckig, rund-
lich oder spitz. Auf einigen Münzen mit
rundlichen Schultern befinden sich Ge-
wichtsangaben, weswegen sie auch Weight-
money genannt werden. Lacouperie nennt
sie auch Slip weight money und Saddle
money, doch sind diese Bezeichnungen
durch falsche Übersetzung eines chinesi-
schen Textes zu erklären. Die älteren
Pu-Münzen werden von Lacouperie dem
6. — 3. Jh. V, C. und Nordchina zugewiesen.
Vs. enthält Ortsangabe, Rs., wenn nicht
leer, die 3 Linien des Spatengeldes, manch-
mal Seriennummem. Größe 40 — 50 mm.
Die jüngeren Pu-Münzen, mit durchlochtem
Schaft und eckigen Schultern und Füßen,
wurden vom Usurpator Wang-Mang (9 — 23
n. C.) gegossen (Abb, 439).
15. Tao, Tao ch'ien, Ch'ien tao, Tao pi =
Messermünzen. Sie haben im allgemeinen
das Aussehen von Rasiermessern mit Ring
am Griff ende (Griff und Klinge aus einem
Stück), sind entweder gerade, oder haben
einen gebogenen Rücken (Abb. 438). Die
Klinge ist dünn, hat aber eine schmale, auf
Vs. und Rs. wie auch auf Rücken und
Schneide gleichmäßig erhabene Kante
(Chou kuo). Sie kursierten scheinbar nur
im heutigen Schantung und Chihli, und
zwar vom 7. bis 3. Jh. v. C. Die ältesten
haben keine Inschriften, die Legenden
der jüngeren enthalten Angaben des
Ortes oder der Provinzen, in denen
sie Kurs hatten, manchmal auch Wert-
angaben. Größe 130 und 180 mm.
Die. Bezeichnung dieser Tao als Schwert-
münzen ist falsch, weil die alten chinesi-
33
514
PI— PIASTER
sehen Schwerter zweischneidig waren
und einen runden, spulenartigen Griff hat-
ten. Unter dem Empörer Wang-Mang
(9 — 23 n. C.) wurde eine andere Art
Tao, der Ch'i tao, eig. Schnitzmesser, ge-
gossen, der aus einer kurzen Klinge und
einer Cash -Münze als Griff besteht. Die
Münzbezeichnung steht auf dem runden
Teile, eine Wertangabe auf der Klinge. Die
Rs. ist entweder unbeschrieben oder enthält
dieselbe Inschrift wie die Vs. Manchmal
sind die Schriftzeichen vergoldet (Ts'utao,
Chin ts'utao = eingelegte, mit Gold ein-
gelegte Messer). Eiserne Messer, Dha, kur-
sierten als Tauschwerte im SW. von China
noch im 19. Jh. Die Bezeichnung Tao
(Messer) für Münzen war so fest einge-
büi^ert, daß sie um 200 v. C. auch auf
runden Münzen vorkam,
16. Y pi ch'ien, eig, Ameisennasenmün-
zen, auch Kweitou, Geisterkopfmünzen,
Kweilien, Geistergesichtsmünzen genannt,
sehen wie Bohnen aus, Lacouperie, der sie
Metallic cowries nannte, weist sie dem 7.
vorchristlichen Jahrhundert zu.
Ramsden, Chinese early harter; ders. in
AJN. 44, S. 158; 45, 70; Num. & philat. J.
of Japan III 139, 165; Chalfant, Ancient
Chinese coinage; Hopkins in JRAS. 1895,
S. 317 — S78; Lacouperie, Cat. Br. Mus.;
Lane Poole, Coins and medals 193, 206;
Schlösser in Ostasiatische Zschr. N. F. II
283—305, Sinica III 97—110, Artibus
Asiae 1928, 12—34, Mitteil, f. Münz-
sammler 1928, 193—197; Temple, Ind.
Ant. 26, 289. V.
Pi, Porzellanmünzen, wurden in Slam
im 18. — 19. Jh. von den Pächtern der Spiel-
häuser verfertigt, um einerseits dem Mangel
an kleiner Scheidemünze abzuhelfen, an-
drerseits wegen der unpraktischen Form
der schädelförmigen Silbermünzen. Diese
Münzen oder Marken wurden im Werte von
I Salung bis i Att (s. Tikal) ausgegeben.
Sie sind von sehr verschiedener Form,
rund, oval, vier-, fünf-, sechs- und acht-
eckig, rauten- und blattförmig, manchmal
von Schmetterlingsgestalt, weisen aber
auch andere Formen auf, sind bald ein-
farbig, bald bunt. In der chinesischen
Inschrift ist a. d. Vs. meist das Spielhaus
genannt, welches sie ausgegeben hat, a. d.
Rs. der Wert des Stückes angegeben (Abb.
448). Mit diesen Münzen wurde so viel
Unfug getrieben, daß im J. 1871 ihre
weitere Ausgabe verboten wurde. —
Ramsden, Siamese porcelain and other
tokens, Yokohama 191 1; Schlegel, Intern.
Archiv f. Ethnogr. II 1889, 242; Haas in
N. Z. XII, S. 475; H. Wood in AJN. 38,
S. 75; Beri. M.-bl. 1895 S. 1850 ff. V.
Piaster war i. die in Europa zumeist ge-
brauchte Bezeichnung für den span. Peso
de d ocho (s. d.) und den span.-amerik. Peso
(s. Peso). Die Piaster wurden an den Börsen
aller europ. Hafenstädte gehandelt und an
der Londoner gleich nach dem Barrensilber
notiert. In der Levante traten in Wett-
bewerb mit ihnen nur die hoU. Löwentaler
(s. d.) und die Maria Theresientaler (s. d.).
Nach Vorbild dieser Piaster wurden im
17. Jh. türkische und ägyptische geprägt,
aber sehr schnell verschlechtert. (S.unt. 2 .)
Dagegen war eine M. vom Feingewicht
des mexik. Peso der »Piastre de commerce«,
den Frankreich für seine hinterindischen
Besitzungen seit 1885 nach dem Vorbilde
des amer. TradedoUar (s. Dollar) herstellte
und der 100 Centimes galt. Doch ebenso
wie dieser konnte auch er zu keinem Leben
kommen. Seit 1923 prägt Frankr. für Indo-
china ^/20-Piaster aus Nickelbronze. Auch
Friedrich IL prägte P. (v. Sehr., Acta Bor.
M.beschr. II nr. 1651) und Levantetaler
(eb. n. 1646/8) als Handelsmünzen. — S.
auch Tallero. S.
Dänemark prägte 1624 für die Dänisch -
Ostindische Kompagnie 19670 Stück Piaster
mit 27,2 g Gewicht und 24,9 g Feingehalt,
die dänisches Wappen -große Krone
trugen, und 1771 — 1777 ca. 95 000 Stück
von fast demselben Fuße, aber mit den
Säulen des Herkules auf der Rs., zwischen
denen die Schilde von Dänemark und Nor-
wegen (Abb. Schon, Taf. 15, 27.) W.
2. Die türkische Bezeichnung für Piaster
ist Ghurüsch, abgeleitet von Grossus. Dieses
Wort begegnet uns schon in einem Diplom
des Sultans Bäyezld I. v. J. 1393. Hier sind
darunter jedeiialls europäische Münzen zu
verstehen. Im 17. Jh. gewinnen der Löwen-
taler (Arsläni, Asläni, Asadi, Asadi-Ghurüg,
auch Abu Kelb, eig. Hundevater) und der
deutsche Reichstaler (Riyäl-Ghurü§ oder
?larä-Ghurü§, d. h. schwarzer G.) die größte
Verbreitung. Der älteste bekannte türki-
PIASTER
515
sehe P. ist vom J. 1099 (1687). Er wiegt
19,24 g, mißt 40 mm und war = 40 Pära.
1719 wurde sein Gewicht auf 26 g erhöht,
sank aber 50 Jahre später aufs frühere Ni-
veau (Abb. 425) und danach noch tiefer
herab und betrug um 1810 bloß etwa 4,65 g
(Größe 28 mm). Feingehalt um 1757 545,
um 1800 486 p. m. Der Typus ist anfäng-
"lich: Vs. Name des Sultans, Ort, Regie-
rungsantritts- und Prägejahr, Rs. Titel
des Sultans. Seit 1703 hat der Name Tugh-
räform (s. d.). Seit 1757 steht meistens
der Prägeort und das Jahr des Regierungs-
antrittes auf der Rs. Teils gleichzeitig,
teils später wurden neben dem P. (40
Pära) folgende Nominale ausgegeben: i.
Beslik, Begpäralyk (5 Pära), auch Tumn
(Vs) genannt; 2. Onlyk, Onpäralyk (10
Pära); 3. OnbeSlik (15 Pära, scheinbar
nur im 18. Jh. geprägt); 4. Yirmilik, Yir-
mlpäralyk (20 Pära) wiegt 1691 9,50 g,
1810 ca. 2,65 g; 5. Zölota oder Otuzlulj: (30
Pära); 6. Altmyslyk (60 Pära); 7. Yüzlük
(100 Pära), eingeführt von Selim III. (1789
— 1807), Gewicht 32,40 g, 1821 ca. 12,25 g;
8. Ikflik (2 Piaster) nur unter Sellm III.,
25,35 g, 465 fein. Unter Mahmud IL wurde
der BeSlik (5 P.) ausgegeben, der 2 Ge-
wichts- und Feingehaltsreduktionen er-
lebte: der Kriegsbeälik (Djehädi) von 1810
bis 1828 kam dem früheren Ikflik gleich, der
B^lik von 1829 — 32 wog bloß 15 — 16 g und
hielt 225 fein, der von 1832 hielt beim selben
Gewicht nur 175 fein. Die 3 Ausgaben
imterscheiden sich untereinander außerdem
durch die Umrahmungen des Feldes. Von
1833 bis 1839 wurde von größeren Werten
der Altylyk (6 P., auch Zahräwl genannt),
Gewicht 12,50 g, Feingeh. 440, sein Halb-
stück, Nussaltylyk oderÜtschlik (3 P.) und
dessen Hälfte, der Rub' Altylyk (Alt-
mySlyk) ausg^eben. Die Münzen Maljt-
müds II. sind unter dem generellen Namen
Metallik bekannt. Das 20-Pärastück heißt
in Syrien giameri.
Nach der Reform ^Abdalmedjids (1844)
wurden nach europäischer Manier folgende
Münzen geprägt: in Gold 916V3 fein:
I. Be§yüzlük (500 P.), kommt einem Beutel
(Kise, arab. Surra) Silber gleich (der Gold-
beutd enthielt im Gegensatz dazu 30000 P. ;
vgl. unter Kies), Gewicht 36,08 g; 2. Iki yüz
-ellflik (250 P.); 3. Lira* ojmänly, Livre tur-
que, auch Medjidiye und Yüzlük genannt
(100 P.), Größe 22 mm, Gewicht 7,216 g;
4. VaLira (Yärym altun, EUflik, d. h. 50 P.) j
5. V4 Lira (Tschäryek altun oder Yirmi-
beschlik, d. h. 25 P.) ; in Silber, 830 fein (Gu-
müsch Meskükat): i. die Medjidiye (20 P.);
2. Nu§§riyäl, Nu$§medjidi, Onlyk (10 P.);
3. Tschäryek, Rub' riyäl, Rub*' medjidi,
Beschlik (5 P.) ; 4. Ikilik (2 P.) ; 5. Ghurüsh,
arab. ?lirsh, (pl. ?^urüsh) und Bai^hüt
(I P. Abb. 426); 6. Yirmilik (20 Pära). Vs.
Tughrä und Prägejahr, Rs. Prägeort und
Jahr des Regierungsantrittes. In Kupfer
(Nahäs Meskükat), enthaltend 950/0 Kupfer,
Münzen zu 40 (l^yr^ päralyk, Ghurül
päralyk, arab. ijlabak, dm. 37 mm),
20 (Yirmi päralyk, arab. Fanas), 10
(Onpäralyk, arab. ^ari), 5 (Belpäralyl^,
arab. Khamsi, Tumn, d. h. Vs, Nahäsi, d. h.
der Kupferne, Saljtüt) und i Pära. Nach
1909 wurden die Münzen zu 40 (24 mm),
20, 10 und 5 Pära in Nickel geprägt. V.
Durch Reformgesetz vom 17. 4. 191 6
wurde der Goldpiaster zu 0,066 147 g Fein-
gold als Münzeinheit eingeführt. Das
lOO-Piasterstück hält 6,6147 g Gold (wie
1844 bestimmt 0,916 fein), das silberne
20-P.-St. 19,965 g Silber (830 fein). Aber
es lief kein Gold um, sondern meist Papier.
Nach dem Weltkriege wurde die Livre
turque (s. d.) Währungseinheit.
Für Hedschas werden ganze, halbe und
viertel P., 100, 80 und 60 g schwer, aus
Nickelbronze geprägt.
Als die Türkei im Jahre 1872 Cypem an
England abgetreten hatte, ließ dieser Staat
für die Insel ganze, halbe und viertel Piaster
aus Bronze prägen, seit 1900 (?) auch
Silberstücke zu 18 und 3 Piaster. S.
In Ägypten entspricht der Lira* Otmänly
der seit 1839 geprägte Bedidlik, seit 1885
der Gine mi^r! (100 P.), der 8,50 g wiegt
und 875 fein hält. Seine Teilstücke heißen
Nu§flik (Va) oder Nu§§e gine, Khairiye
'ISrin (20 P.), Khairiye *Aära (10 P.), g:at*a
khamsi (5 P.). Die Silbermünzen heißen:
Riyäl misri (20 P.), Nu§riyäl (10 P.), Rub*
riyäl (5 P.), ?Jiä (l P.), *Bnna, *A§araund
Khamsi (20, 10, 5 Pära). Feingehalt 750,
seit 1885 833V3. 1885 kam noch das 2-P.-
stück, gjrSen, dazu, sowie Nickelmünzen
(75% Kupfer, 25V0 Nickel) zu i ?ar§
(seit 1898), zu 5, ^ und i *U§r al kirs
33*
516
PIASTRE D' ALGER— PIETAS
(Zehntel -P., Größe des letzteren 4,5 mm,
Gewicht 1,75 g) und Kupfermünzen (95^0)
zu V* und 1/4 ^U5r (Ni§£ bzw. Rub*min
^U§r al kir§), welche die kleinen Silber-
münzen, sowie die bis dahin kursierenden
Kupferstücke zu 40, 20, 10, 5 und i Pära
ersetzten. Von 1885 bis 1902 wurden die
ägyptischen Münzen in Berlin geprägt.
Der heutige ägyptische Piaster heißt Tarif-
piaster (P. T.). Vgl. Pfund, ägyptisches. —
S. Aköe, Pära, Altun, Mänghir. — Lane
Poole, Catal, Brit. Mus. VIII; I. Ghalib,
Mus6e Ottoman; Markow, Inv. -Katalog;
B61in, Essai sur Thistoire ^conomique de
la Turquie (J. As. 6. s6r. III 416—489,
IV 242, 392, V 127 — 167): Zambaur in
N. Z. 41 S. 152; Bonneville, Trait^ 203;
Strauch in Berl. Münzbl. N. F. I, S. 51;
Schapper, ebenda N. F. IV, S. 36; Ham-
merich, Die deutschen Reichsmünzen 87,
1.34; Bädeker, Palästina und Syrien; id.
Ägypten; Frank, SB. Bernau III 170;
Noback i, S. 7, 432, 1533, 1704; Hartmann,
Arabisch (Meyers Sprachführer); Num.
Circ. VII Sp. 3646; Bernard, Description de
l'figypte XVI, Paris 1826; Chardin ed.
Langl^s I II.
Piaster von 14,5 — 17 g Gewicht sowie 60
(AltmySlyk), 20 (Yirmilik), 10 (Onlyk) und
5 Pära (B^ik, 1,30 — 1,64 g) wurden in
den Jahren 1780 — 82 auch von Shähin
Girei in der Krim geprägt. In Kupfer
prägte er die Denga (4,25 — 6,64 g), Kopeke
(8,40—13,6 g), ICyrmyz (42,2—64,1 g) und
Tschäl (71,75—86,4 g Größe 51 mm). Vs.
Name des Khans, auf den Silbermünzen
und dem Tschäl als Tughrä, Rs. Tamgha,
Ort- und Jahresangabe. S. Pära, AJjrße.
— Retowski, Die Münzen der Girei, 242 —
244. V.
Piastre d' Alger s. Budju. V.
Piastre de commerce^ französisch = Han-
delsdollar. S. Piaster und Dollar. S.
Piastre forte^ französisch = Peso duro,
Peso fuerte. S. Peso. S.
Piastre marocalne s. Mitkäl.
Piastre tunisienne s. Sebili. V.
Picallon, Picaglione war eine 1630 bis 1637
geprägte savoiische Billonmünze, die wegen
ihres schlechten Gehaltes allen Kredit
verlor. Seitdem hießen die kupfernen
2 -Denarstücke so. — Picaio heißt in der
Provence eine geringhaltige Münze, und
i^avoir des picallons« in Frankreich: »Geld
haben«. S.
Piccolo, Picciolo, piczolo, urspr. denarius
parvus, ist eine italienische Pfennigbezeich-
nung, die besonders im 14. und 15. Jh.,
zuerst in Venedig, aufkommt; z. B. der
Piccolo veneto, Denamame seit den Zeiten
Sebastians Ziani (1172 — 78) bis zu Enrico
Dandolo (1172 — 1205) (vgl. Berner); später
wird er Bagattino genannt (s. d.); der
piccolo bianco Ludwigs v. Savoyen (1434
— 1465) (Promis, Savoyen I S. 129 ff.);
der piccolo provisino in Rom (0,68 g
schwer) (Martinori S. 389 f.); der Piccolo
ravignano in Ravenna = ^/z^ Grosso,
der Piccolo napoletano u. a. Später wird
der piccolo in Kupfer ausgeprägt, so in Sizi-
lien in der Mitte des 16. Jh.s = ^1$ Grano,
in Malta in der 2. Hälfte des 16. Jh.s. —
In Venedig und Malta war er daim eine
Rechnungsmünze im Werte von ^/i44o
Scudo. Su.
Pice s. Paisa. V.
Pie (spr. Pei) = Pai. S. Anna, Paisa.
S.
Piicette, Silbermünze der Stadt und des
Kantons Freiburg zu 7 Kreuzern und deren
Vielfache zu 14, 28 und 56 Kreuzern, die
so viel galten wie ^/a4, '/la, ^/e und 1/3 des
französischen Laubtalers (s. d.) zu 6 Livres
toumois. Sie tragen den Kantonsschild auf
der Vs. und 4 gekrönte '»IF um ein Quadrat
mit der Wertzahl, z. B. 56, auf der Rs., sie
sind 1777/8 und 1796— 1798 geprägt wor-
den. — Im Fürstentum Neuenburg wurden
ähnliche Stücke zu 12 und 6 pifecettes 1796
und 1799 geprägt, erstere 21 Batzen oder
einen halben Neuenburger Taler wert; sie
hießen auch Petit 6cus (EUeintaler). —
Wunderly III, S. V, IV, Nr. 2921 f.; Cor-
ragioni, Taf. 21, Nr. 13 — 16; 45, Nr. 2.
S.
Pied-torty Dickabschlag einer M., bes.
der französischen seit Ende des 15. Jh.s zu
Schau- und Geschenkzwecken; vgl. Probe-
münzen. — Menadier, Schausammlung,
S. 365 f. S.
Pietaki waren Münzen, die in Polen 5
Groschen galten, z. B. die schlesischen 15-
Kreuzerstücke um 1660. S.
Pietas = Frömmigkeit, Anhänglichkeit,
gegen die Götter, Eltern und sonstige Ver-
wandte. Schon früh in Rom in eigenen
PIETER D'ARGENT— PIETER D'OR
517
Tempeln verehrt, kommt sie auch auf röm.
M. sehr oft vor: ihr Kopf mit Stephane, oft
davor Storch, der ak kinderlieb ihr Symbol
ist, erscheint auf Denar des Q. Caec. Met.
Pius, wegen des Cognomens, ohne Attribut
und nur durch die Beischrift Pietas kennt-
lich auf solchen des M. Herennius (Rs. ein
bekanntes Beispiel von Sohnesliebe: Am-
phinomos von Katana, seinen Vater auf dem
Rücken tragend) und Albinus Bruti f. ; sie
selbst erscheint stehend in Begleitung
des Storches oder zweier Störche mit
Füllhorn und Weihrauchkästchen (acerra)
oder Steuer auf M. des M. Antonius
und mit Zweig und schrägem Zepter auf
M. des Sex, Pompeius. In der Kaiserzeit ist
sie ungeheuer häufig von Tiberius ab {M
mit dem Kopfe der Pietas mit Stephane un-
ter den Zügen der Livia, ebenso in Dium, Z.
f. N. 36 S. 134/6) bis in konstantin. Zeit; als
Beischriften kommen vor: P. Augusti usw.,
aetema, publica, mutuaAugg. (2 verschlun-
gene Hände, Balbinus usw.), saeculi (die
Ziege nährt das luppiter-Kind, Gallienus),
militum, senatus (Kaiser und Senator
reichen sich die Hände, Commodus), Ro-
mana (Frau mit Kind, Theodora usw.).
Dargestellt ist die P. selbst — die natürlich
zumal Kaiser Antoninus Pius bevorzugt —
am häud&gsten stehend: aus einer acerra
über Altar räuchernd, ohne Attribut
betend, mit seitlich ausgestreckten Händen
mit oder ohne Altar, mit Kindern auf den
Armen oder von ihnen begleitet, unter Pius
dazu Globus tragend, unter Pius auch mit
Schale u. Zepter, mit Fruchtplatte und
Opfertier vor Altar, mit Blume und Füll-
horn (Faust, sen.) ; sitzend mit den neutralen
Attributen Schale oder (bzw. und) Zepter,
manchmal ein Kind davor. Seit dem 3. Jh.
n. C. kommen auch ihr fremde Haltungen
und Attribute wie an Säule gelehnt, mit
Stab vor Globus, Zweig und Zepter, Pal-
ladium und Zepter vor. Auch erscheint
ihr Tempel mit Beischrift Pietas (Pius,
Faustina sen.), ein Altar der P. (Sabina,
Faust, sen.), ganz bes. aber Opfergeräte
mit Beischrift P., meist beim Thron-
folger und auf dessen Ernennung zum
Mitglied der groiSen Priesterkoll^en.
Häufig ist auch die Beischrift P. bei Dar-
stellimgen der Kaiserfamilie, sei es zum
Kaiser allein (Severus; aeterna p. beim
steh. Constantin mit Victoriola), sei es P.
steh, zwischen 2 Kaisem (Titus, Domna),
sei es zur sitz. Fausta mit den Kindern, sei
es zu den Kopfbildnissen der Kaiser (Med.)
usw. Endlich erscheint die Beischrift P.
zum Mercurius (Decius bis Carausius), dann
beim Restitutor-Typus (s. d.) in diokletian.-
konstantin. Zeit. — Auetor pietat(is) heißt
Commodus auf einigen M. ; in Pietas Faleri
gallienischer M. ist das Faleri wohl als
Signum (s. d.) zu erklären (N. Z. 48 S. 106;
Num. Közl. 25 S. 74/6, 212). — Num.
chron. 191 1 S. 14—33; Bemhart, Hand-
buch S. 96/7. 209/1 1 ; Gnecchi, Tipi S. 84/5.
R.
Pieter d'argent, Bieter, Peter, Peeter,
ist eine brabantische Groschenmünze : Vs.
der heilige Petrus im Brustbild, ein Buch
in der rechten, einen Schlüssel in der linken
Hand, vor sich den Schild von Brabant-
Burgund, Rs. Blumenkreuz.
Philipp von St. Paul (1427 — 1430) hat
1430 Va ^- ^U P- geschlagen, während
Philipp der Gute 1430 ganze u. 1431 halbe
P. ausgeprägt hat: die ganzen zu 91^/3
Stück auf die 5 d. 8^/% Gr. feine Mark,
also ein Stück von ca. 2,68 g Rauhgew.
u. ca. 1,21 g Feingew., Wert = 1/3» Peter
d'or; 1/3 Peter zu 145 Stück aus der 4 d.
4 Gr. feinen Mark, also ein Stück von
ca. 1,69 g Rauhgew. u. ca. 0,63 Feii^ew. —
De Witte, Brabant I S. 205, Su.
Pieter d'or, Peter d'or ist eine brabanti-
sche Goldmünze, die erstmalig von Johanna
und Wenzeslaus 1375 geprägt wurde: Vs.
St. Peter mit Heiligenschein im Brustbild,
ein Buch in der Rechten, einen Schlüssel
in der Linken, vor sich einen Schild, Um-
schrift Herrschemame u. Titel; Rs.
Blumenkreuz, Umschrift zuerst XPC
VINCIT XPC usw., später seit Philipp v.
St. Paul PAX : XPI : MANEAT : SEM-
PER : NOBISCVM, 60 Stück auf die 23
Karat 9 Gr. feine Mark, also i Stück von
4,06 g Rauh- u. 4,02 g Fdngew. Diese
Münze wurde von Johann d'Arkel, Bischof
V. Lüttich (1364 — 1378), in Mastricht nach-
geahmt. Johaima v. Brabant allein prägte
1392 doppelte P. zu 373/4 Stück auf die
Mark, also l Stück 6,48 g schwer, ein-
fache zu 75 auf die Mark Troyes, also
I Stück 3,24 g schwer. Johann IV. (141 5
bis 1427) hat urkundlich solche Goldmünzen
518
PIGNATELLE— PISTAREEN
geschlagen, ^^ Stück auf die Mark, von
denen aber keine erhalten sind. Philipp
V. St. Paul u. danach Philipp der Gute schlu-
gen sie 1429 — 1432 in Löwen ursprünglich
zu 22 Karat fein, 68 auf die Mark, also
I Stück von 3,6 g Rauhgew. u. 3,3 g Fein-
gew, u. im Werte von 4 Brabanter Schillin-
gen. — De Witte, Brabant I S. 143, 150,
203, 20s, II S. 8, 10, 23. Su.
Pignatelle (Pinatelle), Name für meist
französische Billongroschen des 16. Jh.s,
z. B. den von Heinrich II. eingeführten
Gros de Nesle zu 6 Blancs. — Blanchet,
I, S. 391 f., II, S. 169; Hoffmann, Taf. 69,
Nr. 70; Martinori, S. 391 f. S.
PQar, Pillardollar, niederländischer Name
des Colonnato (s. d.). S.
Pilarte oder coroado ist eine Billonmünze
Ferdinands I. v. Portugal (1367— 1383), 148
Stück wurden aus der 2 dinheiros feinen
Mark geprägt, i Stück hatte also etwa 1,56 g
Rauhgew. u. 0,26 g Feingew., Wert ==
5 sold., Typus: Vs. Krone, darunter ein
Kreuz oder meist Münzbuchstabe, Rs.
die Quinas. — Aragäo I S. 183 nr. 30 — 32,
193- Su.
File (lat. pila), franz. und engl. = Haufen,
aufgeschichteter Stoß; im M.-wesen Stem-
pel (s. d.), und zwar im engl, sowohl Unter-
(Vs.-) wie Ober- (Rs.-) Stempel; jener heü3t
aber bei genauer Ausdrucksweise trussel,
Num. chron. 1922 S. 31. — Franz. sodann
P. = die Rs. einer M. selbst, Gegensatz
franz. face oder croix. Das bekannte, S. 93
unter Caput aut navim erwähnte Spiel
heißt daher lat. crux aut pila, franz. pile
ou face oder croix ou pile. R.
Pile de Charlemagne ist ein auf das letzte
Drittel des 15. Jh,s zurückgehendes Ge-
wicht. Es ist der Stal der alten französ.
Mark (= 244,7529 g): Ein gestutzter
imd umgekehrter Kegel von 15^/» cm obe-
rem und 14 cm unterem Dm. und einer
Höhe von 9 cm. Es besteht aus Kupfer und
setzt sich aus 12 ineinanderpassenden Ge-
wichtsstücken zusammen: le gros, le double
gros, le quadruple gros, l'once, ladouble once,
la quadruple once, le marc, le double marc,
le quadruple marc, die Sfache, I4fache u.
20fache Mark. Das Ganze wiegt 50 Mark,
Die Aufschrift auf der Büchse lautet »Poids
original de la cour. des Monnoyes«. Das
Gewicht befindet sich im Conservatoire
des Arts et Metiers in Paris. — Blanc-
ard, La pile de Charlemagne, Annuaire 1887
S. 595 ff. Su.
PQeoIttS s. unter Kalotte.
PileuSy Pilos (griech. ittXo^), eigtl. = Filz,
dann Filzhut, bes. der steife spitze, krem-
penlose, den im Altertum die Handwerker,
so auf M. der Schmiedegott Hephaistos
und der »Fischer« von Mantineia, der Jäger
von Segesta und die Reisenden (daher auf
M. Odysseus, Philoktetes, die Dioskuren,
deren Hüte oben Sterne haben, ebenso die
Kabeiroi) tragen. Bei den Römern ist das
Aufsetzen eines P. (pileus libertatis) die
Zeremonie bei der Freilassung eines Sklaven
und daher erscheint der P. auf M. des
Brutus zwischen Dolchen, Abb. 74, und
überall in der Hand der Libertas. — Heibig,
Sitz. Ak. München, phil.-hist. CL 1880
S. 487- R-
Pine tree Shilling s. unter Massachusetts-
geld. S,
Pinienzapfen, der, deutsch Zirbelnuß, ist
der Zapfen der Pinie oder des welschen
Zirbelbaumes; er bildet den Knauf des
Thyrsos (s. d.). Im M.A. ist der P. Symbol
des Lebens und erscheint so aus dem Le-
bensbrunnen herauswachsend auf der Con-
stantinus-Med. (s. d.). Auf M. der Rho-
diserritter ist er redendes Beiz, des Groß-
meisters Roger des Pins; endlich ist er
u. a. als Pyr (s. d.) das Wappen der Stadt
Augsburg. R.
Pioninkl hießen die von einem Piorun zu
Kurozwenk und anderen Personen ge-
fälschten Halbgroschen Sigismunds L von
Polen, welche Fälschung selbst nach
Schließung der polnischen Münzstätten
15 II fortgesetzt wurde. S. auch Pölchen.
— Kinnis, S. 41, S.
Plsis. Dieses Wort findet sich auf vielen
minderwertigen Talermünzen Toscanas, die
aber nicht in Pisa, welche Münzstätte nicht
unter "/la feine Münzen prägen durfte,
sondern in Florenz entstanden sind. Das
WortPISIS auf ihnen bezweckte also eine
Täuschung der Bevölkerung. — Martinori,
s. 392. S.
Pistareen wurde der spanische Viertel-
peso oder das Stück zu zwei Reales in West-
indien genannt, wo es, während des spani-
schen Erbfolgekrieges von den Spaniern
in großen Mengen verausgabt, seitdem die
PISTIS, PISTOS— PITJIS
519
Hauptmasse des Kleingeldes bildete; jedoch
waren sie minder fein ausgebracht als die
älteren, so daß ein Stück nur 1/5-Peso wert
war und die Pistareen die ganzen Peso
vertrieben. In den Vereinigten Staaten
galt der P. 20 Cent, also auch Vs-DoUar,
und zwar bis 1 827, um dann auf 1 7 zu fallen,
worauf er ebenso wie in Kanada und West-
indien verschwand. Das 2 -Realenstück war
seitdem wieder eine rein spanische Münze
und wurde Peseta genannt (s. d.). — Chal-
mers, S. 53 und 395. S.
Pistis, Plstos. Griech. mörtc = die Treue,
itiaxoc == treu. TTISTIS heißt auf M. des
ital. Lokroi eine weibl. Gestalt, die die vor
ihr sitzende PflMA bekränzt, auf die Treue
der Stadt Lokroi gegen Rom im pyrrhi-
schen Kriege; so lautet femer die Umschrift
auf einer M. von Kommagene zu zwei
versclüungenen Händen mit Kerykeion,
wie die Fides -Aufschrift ähnl. röm. M. —
UiazTi cpiX-J] aofifiaxoc Potiaicov = die treue,
liebe, verbündete (Stadt) heiiJt Side auf
Kaiser-M.; icicrcoc oder ictatb? Sv Xpiatcp
ist auch der Titel byz. Kaiser auf M. seit
Theophilus. R.
Pistole war der doppelte spanische
Escudo (s. d.) und wurde von Philipp H.
eingeführt. Woher das Wort »Pistole«
stammt, ist ungewiß, manche halten es für
das Diminutiv von Piastra = Metall-
plättchen. Die spanische Pistole hielt
zuerst 6,20, seit 1772 6,06, seit 1786 5,92 g
Gold. Die Pistole wurde zur Weltmünze,
als Frankreich nach ihrem Muster seit
1641 seine Louisdor (s. d.) schlug, die
wieder eine Menge Nachahmungen, be-
sonders in Deutschland hervorriefen (s.
Alexis-, August-, Christians-, Franz-,
Georg-, Friedrichs-, Karl-, Max-, Paul-,
Stanislaus- und Wilhelmsdor) ; alle trugen
auf der Vs. das Bild des Monarchen, auf
der Rs. den Landesschild oder andere Em-
bleme. S.
Pistole forte war eine schwere, in Genf
1722 und 23 geprägte Pistole (s. d.), die
nicht 5 deniers 4 wie die gewöhnlichen,
sondern 5 deniers 5 grains wog und
nicht wie jene 35, sondern 40 Fl, 3 sous
galt. Die leichten trugen Wappen-Sonne,
die schweren Wappen-doppelköpfigen Adler.
— Demole, S. I20f., Taf. 9, Nr. 82;
Corragioni, Taf, 46, Nr. 5. S.
Pistiix, auch pristis, griech. xr^xo;, all-
gemeine Bezeichnung für ein Seeungeheuer,
in der Numismatik gebraucht bes. für ein
auch Seedrache, Seeschlange genanntes, als
Beiz, auf M. von Kyme, Akragas, Katane,
Syrakus und Panormos usw. im 5. Jh. auf-
tretendes, aalähnliches Seetier, doch die
zackigen Flossen längs des Leibes und die an
Kiemen und Maul größer als beim Aal, auch
das Maul selbst bes. groß und tief gespalten,
eher an das eines Wolfes erinnernd; förm-
lich einen Wolfskopf hat die eine Nereide
tragende P. auf einem Goldmed. von
Abukir (Bl. f. M. -freunde Taf. 183, 6). —
Z. f. N. 34 S. 2903; Atti istit. ital. num.
II S. 16; Boehringer, Syrakus 1929.
R.
Pistrucci crown. Der Italiener Benedetto
Pistrucci war 1816 bis 1825 Medailleur
der Londoner Münze und schuf hier außer
anderen Stempeln den berühmten mit
dem Bilde des h. Georg auf der Rs. für
die Kronen und kleineren Münzen Georgs
IIL und IV. seit 1818. 1887 bis 1893
wurde diese Rs. nochmals benutzt. S.
Pite, picta, pictata, poitevin aus picta-
vinus ist ursprünglich der Denar der Graf-
schaft Poitou. Ende des 13. Jh.s erscheint
er im Verhältnis zum denier tournois als
Vierteldenar: 1273, tres pogesias seu pictas
seu tres partes unius denarii. Ebenso
ist es auch dem Denar der Bischöfe von
Puy-en-Velay ergangen, wie die eben ge-
nannte Urkundenstelle zeigt, dem Pugeois
oder der Pugeoise, die als Viertddenar
identisch mit der Pite gebraucht wurde.
Diese Münzen wurden im 13. — 15- Jh-
zahlreich an verschiedenen Orten in Frank-
reich geschlagen, besonders im 13. u. 14. Jh.
fanden sie weite Verbreitung. Hdnrich
von Champagne (1192 — 97) prägt in Acre
eine kupferne Pougeoise, die sich »Puges
d*Accom bezeichnet u. 1,40 g schwer ist
Philipp VL V. Frankreich (1328— 1350)
schlug mailles poitevines, Pites oder Pou-
geoises = 1/4 d. t., Gewicht 0,30 — 0,47 g.
In späterer Zeit wird dieser Münzname
noch bis ins 17. Jh. (1640) als Rech-
nungsmünze gebraucht, auch bei Fein-
gehaltsbestimmungen als 1/4-denier. —
Blanchet, ifitud. num. I S. 309 fE.; Beiz
S. soff. Su.
PItjb (javan.), Pias (malaiisch), Htje
520
PITJIS
(holl.), Pesc (portug.), Messura (philipp.),
kleine Zinn- bzw. Bleimünze, die vom 17.
Jh. an auf Java (Bantam, Cheribon), Su-
matra (Atjih, Sijak, Djambi, Palembang),
Bangka und der malaiischen Halbinsel (Pa-
tani, Tranganu, Kedah) gegossen wurde.
Man unterscheidet runde und achteckige P.
(Palembang), Pitis teboh (mit Loch), die
auf Bast oder Rohr aufgereiht wurden
(eine solche Schnur mit P. heißt Tali,
Enfilade, ein Bündel mit 500 oder 600
P, heißt Chuchok), und Pitis buntu (ohne
Loch, in Atjih), die in Säckchen eingenäht
wurden (Koupat). Die Inschriften sind
meist arabisch, auf Bangka und in Cheri-
bon chinesisch. Größe und Gewicht
schwankt von 12 bis 25 mm, von 0,12 bis
1,30 (Palembang) und bis 4,70 g (Patani,
Abb. 445). Das Verhältnis zu anderen
Münzeinheiten wechselt nach Ort und Zeit
sehr stark. Das holländische und das eng-
lische System sind die gewöhnlichsten.
Holl. : I Ringgit (span. Dollar) = 4 Suku
(eig. V4; 25 Cents) = 8 Tali (12V3 C), Piak
= 16 Kenderi, Kenderi, Perak, Kundari,
Saperak, Kedjer, Penjuru, in Atjih Kupang
(61/4 C.) = 40 Wangbaharu, Dubbeltje
(2Va C.) = 100 Duit = 400 P. (1/4 C).
Englisch: l Ringgit = 2 Djampal (50
Cents) = 4 Suku = 10 Kupang, Kati (10
C.) = 20 Buaya (5 C.) = 40 Wangbaharu =
IOC Sen (i C.) = 400 P., Keping. Daneben
werden andere Systeme zu 600, 800, 1000,
1056, 4800, 6720 P. u. a. erwähnt.
Mit P. gleichbedeutend wird Keping ge-
braucht, welches aber in Tavoy und Mer-
gui = 12 P. = i/gg Ringgit war, außerdem
aber eine hohe Rechnungseinheit = 15 Viss
(Suku, Bidor) darstellt. Keping steht als
Wertbezeichnung in malaiisch-arabischer
bzw. Bougi-Schrift (Cdebes) auf den von
der East India Company Ende des 18. Jh.
und Anfang des 19. Jh. für Sumatra (Vs.
Wappen bzw. Handels -Abzeichen der E. I.C.)
und auf den von englischen Privatunter-
nehmern in der ersten Hälfte des 19. Jh.
für Sumatra, Celebes und die Malaistaaten
geprägten Kupfermünzen, Duit Ayam (Vs.
Hahn) zu i (Sakeping, 21,5 mm, i — 2 g),
2 (Duakeping), 3 (Tigakeping), 4 (Amphat-
keping) Keping und Duit lorek (Vs. Wap-
pen) u. a. m.
Die Pitis teboh von Kedah (23 mm)
heißen Tra. 1621 war i Dollar = 32 Tra,
1850 gleich 1280 Tra. Wang baharu
(eig. meue Münze«) war sowohl eine
Silber- wie eine Kupfermünze. Wang war
eigentlich eine Silbereinheit. Ihr Wert war
sehr verschieden. Auf Java war 1830
(scheinbar auch 1882) i Wang = 10 Kupfer-
Duit = 200 P. = V38 span. Dollar. Wang
(ebenso Balandja) ist auch die allgemeine
Bezeichnung für Scheidemünze. Die Form
Uwang steht auf den Fort Marlborough-
Silbermünzen von 1782 zu 2 Suku.
Der Dollar hat verschiedene Benen-
nungen: der mexikanische heißt Vogeldollar
(Ringgit Burong), Schlangendollar (Ringgit
Ular), Schmetterlingsdollar (Ringgit Rama
Rama), der britische von Singapore heißt
nach dem Dreizack Stabsilber (Perak toka',
Ringgit Tongkat), der spanische. — nach
den Säulen — Kanonendollar (Ringgit
Meriam), der chinesische Drachensilber
(Perak naga).
Noch im 1 9. Jh. waren auf der malaiischen
Halbinsel 3 Zinngeldsysteme sehr ver-
breitet, Tampang, Jongkong und CJambar.
Tampang oder Raman heißen massive
Zinnbarren von ca. 22^/a Unzen Avoir-
dupois (= 6$7jS7 g) Gewicht, von zwei-
facher Form, der eines Pyramiden -
rümpf es, Zuckerhutbarren genannt, und der
eines viereckigen oben platten Hutes mit
breitem flachem Rande, Hut- oderPagoda-
barren genannt. Die teils chinesischen, teils
malaiischen Inschriften enthalten Daten,
die sich, soweit bekannt, aufs 19. Jh. be-
ziehen. Inwendig hohle Geldstücke der-
selben 2 Formen und desselben Wertes (10
Cents) heißen Jongkong und haben ein
Sollgewicht von 20,21 g. Die Gambar-
Barren haben die Gestalt von allerlei
Tieren: Ayam (Hahn), Buaya, Boya (Kro-
kodil), Gaja (Elefant), Belalang (Mantis
religiosa), Kurakura (Schildkröte). Alle 3
Geldsorten folgen den beiden obenerwähn-
ten Systemen. Die Zuckerhut-Barren und
-Geldstücke folgen dem holländischen (Tali
von 28 Unzen = 793,786 g bzw. 25,27 g),
die von Hutform dem englischen System
(Kati von 227« Unzen = 637,87 g bzw.
20,21 g). Bekannt sind 2Va, 2 (Viss, Bidor),
I, 4/5 (Kati, Tampang, Jongkong), ^/% (Pen-
juru, Patah besar) und 1/5 (Patah kechil)
Tali und 5 (Djampal, 112 Unzen Av.), 4,
PIUS— PLAISANS
521
2V» (Bidor), 1V4 (Tali), i (Tampang, Jong-
kong), V» Kati. Die Teilstücke des Jong-
kong werden auch Buku genannt
Von Gambar-Barren sind bekannt: Ayam
zu 1V2, I, V2, V4, Vs Tali und zu i, V4, Vs
Kati, Buaya zu 2Va, 1V4, 'A Tali und 2, i,
Va, 1/5 ICati, Gaja zu iV», iV4j V» Tali und
2, I, Vs Kati, Belalang zu 3, iVa, 3/4 Tali,
Kurakura zu 2^2, 2 Tali. Zinn ist im
malaiischen Timah. Weyl nennt so eine
besondere Art Ayam, Haiin auf mehreren
Ringen stehend.
Millies, Recherches; ders, De Munten
der Engeischen 84 ff.; Leslie EUis in N. Ch.
1895, S. 135—153; Netscher en v. d. Chijs,
De Munten van Nederlandsch Indie;
Temple in I. A 42 (The obsolete tin
currency); 27, S. 223; 31, S. 51 f.; Lapeyrie,
Catal. 76 f.; Bull. Num. XI, S. 50; H.
Wood in Nvunism. 17; Noback^ S. 633;
Fonrobert nr. 2255; Martinori 527. V.
Plus = fromm. Das griech. EöaeßTJc ist
Beiname mehrerer hellenist. Könige auf M.,
z. B. Polemon I. vom Pontos, Antiochos X.
von Syrien, mehrerer Ariarathes und des Ari-
obarzanes IIL von Kappadokien; ÖaotjeßiQC
heißt König Samos von Kommagene. Das
röm. Pius ist Ehrenname der meisten röm.
Kaiser seit Antoninus Pius (vgl. Num.
chron. 191 1 S. 6 — ^41), seit Commodus und
ständig seit Caracalla wird er zu pius felix
erweitert; er steht unmittelbar vor dem
Augustustitel; auf griech. M. tcToc oder
eöore^iQC (auch noch in byz. Zeit), pius felix
= eöaeßijc sötoj^tjc. R.
Plack (Plak, Plaquette), von Plaque =
dünnes Stück Metall (franz.), war i. eine
niederländisch - lothringische Bezeichnung
für große und breite dünne Groschenmün-
zen; u. a. hat Anton von Burgund 1409
ganze, halbe und viertel Botdrager (s, d.),
die als »brabantsche placken« bezeichnet
wurden, geprägt (De Witte, Brabant I
S. 184) und Karl VII. von Frankreich
in Tournai 1427 — 1435 »Plaques«, alias
Patards oder Doppelgroschen, die den
Krumsterten und Vierlandern Philipps des
Guten nachgeahmt waren (Blanchet II
S. 292). Bei der Münzvereinigung zwischen
Bar und Luxemburg 1342 wurden Plakken
geschlagen (30 mm Dm., 3,93 g schwer;
Bernays-Vann^rus, Luxemburg S. 125).
Ademar von Monthil, Bischof von Metz,
(1327 — 61) gab eine »grande plaque«
(28 u. 30 mm Dm., 3,52 u. 3,87 g schwer,
Annuaire XIII S. 232 u. 234) aus, in Loth-
ringen Marie von Blois (1346 — 1348) eine
3,78 bis 4,32 g schwere und von 30mm Dm.
(Saulcy, Lothringen S. 65, Katalog Robert
nr. 1312 g). Su.
2. war die P. eine Billonmünze der
Städte Deventer, Campen, ZwoUe und
Groningen vom 14. bis zum 17. Jh. 1488
wurde sie auf 0,99 g Gewicht und 0,156 g
Feingewicht festgesetzt. Die seit 1543
geprägten ganzen und halben zeigen auf
der Vs. drei Schilde, auf der Rs. den
Adlerschild auf Kreuz.
3. war die P. eine schottische Billon-
münze, die 1468 — 1588 geprägt wurde,
2,8 bis 1,8 g wog, auf der Vs. den Landes-
schild, auf der Rs. ein Blumenkreuz
zeigte und 3 Pence galt. Seit 1500 wurde
diese Münze meist Baw-bee genannt (s. d.).
Die letzten^ unter Jakob I. geprägten
zeigten auf 'der Rs. eine Distel und er-
hielten von dem Münzmeister Achesoun
den Namen »Atkinsons«. — Chijs, Over-
ijssel, S. 6g und 278, Taf. XI, 19—25;
Grueber, S. 174, 177, 195- S.
Plagaunen Die Herleitung dieses Wortes
ist unbekannt; es war ein gleichzeitiger
Name für die Notmünzen, die der Papst
Clemens VII. in der Engelsburg 1527
nach dem Sacco di Roma aus Edelmetall-
geräten prägen ließ, um den Sold der
Landsknechte zu bezahlen: silberne Du-
cati, 1/4-Ducati, drei- und zweifache Giulii
(s. d.) mit dem Mediceerschilde auf der
Vs. und den Büsten der Apostel Petrus
und Paulus oder der Wertbezeichnung auf
der Rs., von rohem, unregelmäßigem Ge-
präge und mangelhafter Rundung. S. auch
Cianfrone. — Serafini, I, S. 204 — 206;
Schulte, Die Fugger in Rom, I, 1904,
S. 210 ff. S.
Plaisans wird urkundlich eine Groschen-
münze Wilhelms IIL von Henn^au (1356
bis 1389) bezeichnet, die 1387 in Valen-
ciennes zu 641/» Stück auf die Mark, l Stück
3,79 g schwer u. 15 deniers wert, geprägt
wurde. Die Feinheit ist nicht angegeben.
Ihren Namen hat diese Münze wohl wegen
ihres schönen Aussehens bekommen. —
Chalons, Hennegau S. 76. Su.
522
PLAKAET— PLEGATSCHEN
Plakaet, niederländisch = Münztarif
(s. d). S,
Plakatschilling s. Staatenschilling. S.
Plakette, vom franz. plaquette, nennen
wir im allgemeinen vier- oder mehr eckige
moderne Zier- und Erinnerungsstücke als
Gegensatz zu runden Medaillen. Der
Ausdruck sollte aber besser auf Klein -
reliefe ohne Med. -Charakter beschränkt
bleiben (Habich, Med. der ital. Renaissance
S. I). — S. auch Plack, Plaquette. R.
Plancustaler war ein medaillenförmiger
Baseler Taler von 1623 und 0. J. mit dem
stehenden römischen Feldherrn Lucius
Munatius Plancus, dem Gründer der raura-
cischen Kolonie auf der Vs. Auch Viertel-
taler und Klippen gibt es. — Wunderly III,
Nr. 2176 ff. S.
Planetenmedalllen sind sieben Medaillen,
die zur Vermählung des Kurprinzen von
Sachsen 17 19 mit verschiedenen Dar-
stellungen, aber jede mit der Personi-
fikation eines der sieben Planeten geprägt
wurden und deren Stempel von dem
schwedischen Medailleur Wif geschnitten
worden sind. Sie sind zum Teil äußerst
selten, der sechste mit der Venus ist ver-
schollen. — Kat. Schulthess Nr. 4748 bis
4753- S.
Platische, Plantsche, vom Franzosischen:
Planche, hieß im 17. und 18. Jh. ein kleiner
silberner Gußkönig (s. d.). S.
Plappert (-part) s. Blaffert.
Plaquette, eine von 1755 bis 1793 ge-
prägte Billonmünze der österreichischen
Niederlande und des Bistums Lüttich zu
14 Liards mit der Wertzahl auf der Vs.
und dem doppelköpfigen Adler auf der
Rs.; sie wog 2,12 g und hielt 1,06 g Silber.
S. auch Plack und Plakette. S. — Su.
Plata provlndal. Aus den durch den
spanischen Erbfolgekrieg hervorgerufenen
Finanz- und Münzwirren das Land zu er-
retten, hat Philipp V, zuerst durch Prägung
der Duros de cabeza versucht (s. d.). Als
das erfolglos blieb, führte er 1716 die
Plata provincial ein, das heißt Provinzial-
silber, Provinzialwährung, spanische Wäh-
rung im Gegensatz zu der Währung der
Kolonien. Die P. p., geringhaltiger als
jene Duros, war prägbar und festzuhalten.
75 Realen gingen auf die 10 Dineros feine
Mark, so daß ein Real 3,06 g wog und
2,55 g Silber hielt. Das Gepräge war
Landeswappen-gekrönte Initialen Philipps.
— Heiß, I, S. 216, Taf. 47, Nr. 39—41.
S.
Platin, Platinmunzen. Platin, Abkürz.
Pt, spezif. Gewicht 21,5, wurde zuerst
1725 in Südamerika genannt, rein seit
1757 hergestellt, seit 1819 in Rußland ge-
funden, welches Land seit 1828 14250 kg
in 12-, 6- u. 3 -Rubelstücken aus Platin
münzte, diese Münzen aber 1845 einzog,
weil sie ausgeführt wurden und der Platin -
preis zu sehr schwankte. Da Gold zu
333,038, Platin zu 118,66, Silber zu 22,75
Rubel das Pfund ausgebracht war, war das
Wertverhältnis dieser Ausmünzung 14,64 :
5,22 : I. — B. Neumann, Die Metalle,
Halle a. d. Saale, 1894, S. 353 ff. S.
Plätmynt s. Plattenmünze. S.
Platte ist die zum Prägen fertige Münze.
In der älteren Hammertechnik hieß die
den verschiedenen Prozessen bis zum Prä-
gen unterworfene Platte Schrötling (s.
Quetschgeld)- Die spätere Münztechnik
kennt nur »Platten«. — Schlösser, S. 135.
S.
Plattenmutize (schwed. Plätmynt), große,
viereckige, gestempelte Kupferplatten, zu-
erst hergestellt unter Königin Christina von
Schweden im Werte von 10 Talern Silber-
münze und im Jahre 1649 im Werte von
8-, 4-, 2- und i-Daler (s. unter ör). Die
Ausmünzung erfolgte in Avesta. Das 10-
Dalerstück hatte ein Gewicht von 19,7 Kilo;
8-Daler: 14,5 Kilo usw. Unter Karl X.
Gustaf wurden dieselben Werte, ausgenom-
men das lO-Dalerstück, geschlagen. Karl
XL ließ 8-, 5-, 3-, 2-, i- und Va-Daler,
Karl XII., Ulrika Eleonora, Friedrich I,
und Adolph Friedrich 4-, 2-, i- und V»'
Daler prägen. Unter Gustaf III. wurden
einige Platten mit den Stempeln vorher-
gehender Regenten geschlagen, zuletzt
1776. Es wird angenommen, daß in den
Jahren 1644 — 1776 insgesamt etwa 19 Mill.
Speziestaler in Kupferplatten (Kobber-
pläter) geprägt wurden. Unter Friedrich
IV. von Dänemark findet sich eiipie ver-
einzelte Versuchsplatte (Präveplät) vom
Jahre 1714 zu i Mark dänisch. — Stiern-
stedt I. W.
Plegatschen, schlesische Bezeichnung der
PLEKTRON— POINTS SECRETS
523
sächsischen Doppelgroschen. — Friedens -
bürg, Schi. N. M., S. 23. S.
Plektrotly griech. lüXrjxtpov = das Schlag-
stäbchen, mit dem man die Kithara
spielte, aus Holz, Elfenbein oder Metall,
mit einer etwa blattförmigen Spitze. Auf
M. des Brutus neben der Leier, auf anderen
M. in der Hand des Apollon u. a. Leier-
Spieler. — R. E. XIII S. 2480. R.
Plemochoe, griech. 1^X13 jjioxoyj, Gefäi3form;
so nannte man früher das jetzt Kerchnos
(s. d.) genannte Gefäß, Journ. int. IV S. 169.
R.
Plomben sind Bleistücke in der Form
von Münzen und größere, die in Frank-
reich im Mittelalter, mit Kreuzen, Kreisen
und Tierbildern, später mit den Wahr-
zeichen der Handwerke versehen, verwandt
wurden und äußerst zahlreich, besonders
in dem Bett der Seine, gefunden worden
sind. Es waren ebenso Zeichen der Zünfte
wie die kleinen mit den Typen der Maillen
(s. d.) in Belgien gebrauchten Bleie, die
seit dem 13. Jh. mißbräuchlich als Münzen
benutzt wurden. Im 16. Jh. wurden
die Plomben durch Kupfermarken ersetzt
(s. Marken). — Menadier, Schausammlung,
S. 496 f.; A. Forgeais, Numismatique des
corporations parisiennes d'aprfes les plombs
historife, trouv^s dans la Seine, Paris 1874.
Vgl. auch Blei, Tessera. S.
Plugged money. Der goldene Johannes
(s. d.), die bedeutendste allgemeine Han-
delsmünze Nordamerikas und besonders
Westindiens im 18. Jh., wurde gegen
Ende desselben in, wie die Regierungen
klagten, schamloser Weise beschnitten,
so daß viele Stücke statt 7'/» nur
5 bis 4 Pennyweights wogen. Um den
Joe wieder auf das richtige Gewicht
zu bringen, wurde er mit einem Gold-
pflock (plug) versehen, der 20 bis 2S<'/o
des Gewichts der ganzen Münze ausmachte.
Aber auch die „Plugs" wurden gefälscht,
daher wurde das Plugged money schon
1805 in Neu -Braunschweig und seit 1820
auch sonst verboten, so daß es seitdem
verschwand. — Chalmers, S. 23, 83, 85,
9, 95, 116, 1928. S.
Pluto(n) s. unter Hades. R.
PltttoSy griech. tcXouto? = Fülle, Reich-
tum, galt als Sohn der Eirene, d. h. des
Friedens; eine Statue des älteren Kephiso-
dotos, auf dem Markte in Athen, die E.
mit dem P. im Arm darstellend, erscheint
auf kaiserzeitl. M. Athens, sowie von
Kyme, Kyzikos usw. — R. E. V S. 2130,
2133; Röscher, Lex. d. Myth. III S. 2572.
— P. darf man auch das Kind nennen,,
das auf M. von Hierapolis Phryg. von der
Eößoata in der Kurve des Füllhorns ge-
tragen wird, vgl. unter Annona. R.
Pluviale (cappa, Chorkappe, Vesper-
mantel, Rauchmantel, mantus), ein bis
zu den Füßen reichender, wenn ausge-
breitet, etwa halbkreisförmiger, am Vorder-
säum mit breiten Vertikalbesätzen, im
Rücken mit einem schildförmigen Schmuck-
stück ausgestatteter Mantel, gewöhnlich
aus Seide. Es kann von allen Klerikern
getragen werden, wenn es auch meist nur
von den Priestern und Bischöfen gebraucht
wird. In den liturg. Gebrauch kam das P,
im Laufe des IG. Jh. als Ersatz der ICasel,
die es alsdann immer mehr verdrängte,
bis dieselbe um 1 100 nur noch Meßgewand
war. — Braun, Lit. Lex. S. 269 f. Su.
P. N. R. = Ponderum norma restituta
oder Pondus nummorum restitutum oder
Portorium nundinarium remissum, Auf-
schrift auf Quadranten des Claudius neben
dem M.bild einer Wage. Vgl. B. M. C. rom.
emp. I S. CLVnii. R.
Polchen hießen die Nachprägungen der
polnischen Halbgroschen Sigismunds I.
durch Ludwig I. von Böhmen und Ungarn
seit 15 17 in Schweidnitz, mit dem Gepräge
dieser Stadt und den Jahreszahlen 1507
bis 15 II. Sie wurden in großen Massen
nach Polen und Preußen geschafft, welchem
Unfuge erst die große Münzreform Sigis-
munds von 1526, die ganz andere Münz-
typen schuf, und die Umprägung der P.
in 6-lötige Sechs- und Dreigröscher ein
Ende machte. — Friedensburg, Schlesien,
I, S. 252—257; Kirmis, S. 41—44- S. auch.
PiorunJd. S.
Pogb, armenische Kupfermünze. S.
Tram. V.
Points secrets. In der Dauphin6 wurden
um 1380 Punkte unter bestimmte Buch-
staben der Umschrift gesetzt, um die Münz-
stätte zu bezeichnen, in der die Münze
geprägt war. So bezeichnete ein Punkt
unter den ersten Buchstaben die Münz-
stätte Cr6mieux. 1389 wurde dieses Ver-
524
POLEMARCHOS— POLTfNA, POLTINNIK
fahren auf alle 20 französischen Münz-
stätten ausgedehnt. Paris setzte den
Punkt — seit 141 1 war es ein Ringel —
unter den 18. Buchstaben. 1540 wurden
statt der P. s. Münzbuchstaben (s. d.)
eingeführt. — Engel und Serrure, Moyen-
4ge, III, S.974f. S.
PolemarchoSy abgekürzt ic6kiiia{pyog),
griech. = Kriegsherr, Titel des eponymen
Beamten auf M. von Theben. — Münster -
berg, Beamtennamen S. 252. R.
Polgrivny, russisch = ^/a Grivna (s. d.),
ist eine russ. Geldeinheit, die sowohl in der
ältesten Chronik (vgl. die Jahre 972, 11 27
und I134), als auch in der Russkaja Pravda
(im ältesten russ. Recht) erwähnt wird,
wobei die P. im letzten Fall mehr wert ist
als 5 Rezana (s. d.) und weniger denn
iSKuna(s.dO. — Sreznevskijlllisp. B.
Polia-ghttriisliy türkische Bezeichnung
eines süditalienischen Scudo (Polia =
Apulien); Solia-ghurüsh, Bezeichnung des
£cu au Soleil Ludwigs XI. von Frankreich
in der Türkei. — B61in, J. As. 6. s6r. III
442—3. V.
Poliert I. Neuerdings wird ein M.-
Stempel für die ersten zu Geschenk- oder
Sanmidzwecken hergestellten Abschläge
mit Schmirgel oder dgl. poliert, wodurch
sich Bild und Schrift vom dunklen, spiegeln-
den Grunde bes. schön abheben; der Aus-
druck »polierte« Platte ist verkehrt, denn
die Platte, d. i. der Schrötling, wird nicht
poliert; der franz. Ausdruck flan bruni
bezieht sich auf das Aussehen der M., die
vom p. Stempel abgeschlagen ist. Mittel
zur Erhaltung dieses Zustandest Berl.
M.-B1. 1905 S. 59/62. — 2. P. nennen wir
eine Münze oder Med., wenn das Feld
zum Ausgleich von Kratzern, Flecken oder
dgl. nachträglich mit einem scharfen In-
strument geglättet ist, R.
Polletter s. Boletten. S.
PöIOSy griech. iroXo?, ist der Kopfaufsatz,
den griech. Götterbilder tragen, insbes.
archaische Kultbilder, so auf M. Athena
Ilias, die ephesische Artemis, die Hera
von Samos, die Göttinnen von Hypaipa
und Sardeis (vgl. Nom. V Taf. I, II),
Hekate usw., der röm. Genius (Abb. 107)
und z. B. noch die Borussia auf preuß. ^E-
Proben von 1812; vom Stephanos (Ste-
phane, s. d.) meist dadurch unterschieden,
daß er auf dem Kopfe sitzt und
den Scheitel überragt, hoch, zylindrisch,
oft sich verjüngend; niedriger und reich
verziert ist er bei der Hera der M. von
Elis, Argos, Knossos, Kroton, Pandosia,
Thermai, dem Apollon von Klazomenai
usw. ; in der hellenist. Zeit wandelt er sich
häufig in einen Korb (Kalathos, s. d.) oder
gar einen Getreidescheffel (Modius, s. d.)
um, beides bes. bei den in Beziehungen
zur Getreideernte stehenden Gottheiten
wie Demeter, Sarapis usw., und auch die
Mauerkrone (s. d.) ist nur eine besondere
Form des P. Bei der Kleinheit des Köpf-
chens der Ganzfiguren auf den späteren
M. ist es oft unmöglich, den P. von
diesen seinen drei Ausgestaltungen zu
trennen. — Val. Müller, Der Polos, Berlin
1915, insbes. S. 96/104, mit 2 Formen-
tafeln. R.
PoloSy griech. ircoXoc = Füllen, Pferdchen,
hieß nach PoUux IX 76 die kor. Münze,
weil sie das Bild eines Pegasos trug, Abb. 29;
s. unter Korinth. Münzfuß. R.
Poltina, Poltfnnik (Tin = Rubel, pol =
halb), ursprünglich 1/3 Rubel von Nov-
gorod = einem ganzen von Moskau (nizo-
vyj rubr, s. Rubel), ist aus dem XIV. und
XV. Jh. nur als abgehackter Barren, zirka
94 g schwer, mit oder ohne Kontermarke
bekannt (s.Barren, russische, VIILund IX.).
Nach Aufhören des Barrenumlaufs in
der 2. Hälfte des XV. Jh.s ist die P. bis
1656 nur Recheneinheit zu 50 Kopeken oder
5 Grivna (s. Grivennik).
Die von Alexej Michailovic (1645 — 1676)
1654 in Kupfer mit dem Zaren zu Pferde
und Doppeladler geprägte P., 16 — ^20 g
schwer und 45 mm groß, wurde ebenso
wie die anderen neuen Münzen 1663 ein-
gezogen (s. Rubeljefimok, Altyn, Cetver-
tina). Vgl. Chaudoir PI. III 2.
1699, dann seit 1701 wurde die P. mehr
oder weniger regelmäßig in Silber ausge-
bracht und ist auch als Münze */a Rubel
oder 50 Kopeken (s. d.) wert, dabei zu
Peters des Gr. Zeiten im Gewicht und
Durchmesser einem halben Rubel gleich.
Seitdem ist die P. ständig im Laufe des
XVIII. und XIX. Jh.s leichter und kleiner
geworden, wobei aber . der Feingehalt
immer der gleiche wie der der Rubelstücke
(s. d.) war.
POLTURA— POND
525
Nach einer Unterbrechung der Aus-
prägung von 1914—1920 wird die P. neuer-
dings wieder ausgeprägt und zwar mit
Wappen der Sowjetunion und Wertangabe
auf der Vs. und Arbeiter am Amboß auf
der Rs. Sie ist 10,05 g schwer, 9 g fein, mit
27 mm Dm.
Ausnahmsweise wurde die P. auch in
Gold ausgebracht, nämlich 1756, 1777 und
1778 mit Brustbild und Monogramm,
0,80 g schwer, 0,735 g Goldgehalt und
13 mm Dm.
Vgl. Großfürst G. M., Elisaveta B.II
Taf. XIII, 24—29; Ekaterina IL, B.II
Taf. XIX 4 und XX 2.
Die P. von 1726 in Kupfer in Form
einer einseitigen Platte mit Wertangabe
in der Mitte und 4 Doppeladlern in den
Ecken ist ebenso wie der entsprechende
Rubel (s. d.) und Grivennik (s. d.) eine
Probemünze nach schwedischem Vorbild.
— Vgl. Großfürst G. M., Ekaterina I.,
Taf. XVI I. B.
Poltura, Name für den ungarischen
Dreipölker (s. d.), der diese Bezeichnung
trägt. Auch in Schlesien wurde diese
Münze so genannt und seit dem 16. Jh.
geprägt, zuletzt von Preußen in Breslau
im Jahre 1744. Die Poltura war damals
die kleinste schlesische Münze, seitdem
war es das Gröschel (s. d.). S.
Polturak s. Dreipölker. S.
Polud&lga (auch Poldengi), d. h. V» Denga
(s. d.), ist eine seltene, aber doch schon
seit Beginn der russischen Prägung des
14. Jh. vorkommende Silbermünze, die
etwa 0,45 g wog. Im 16. Jh. war sie =
V4 Kopeke. — Chaudoir, 117 und 126;
Tolstoj, Monety Vasilija Dmitr., S.-A. 59
{Zapiski Num. Otdel. II); Ci2ov, Droz-
dovskij Klad, S. i; ders., Monety Mos-
kovsk. Gosudarstva, 6 und 17. B.
Pölttimperiili der russische halbe Im-
perial (s. d.). B.
Pölupoltina, Polupoltinnik (Va Poltina,
s. d.) war die 1654 (s. Cetvertina) und im
ganzen XVIII. Jh. übliche Benennung
für das 25 -Kopekenstück. Von 1701 bis
1805 wurde die P. von allen russischen
Herrschern geprägt, gewöhnlich mit Brust-
bild und Doppeladler, in Schrot und Korn
variierend, aber darin immer dem Rubel
(s. d.) entsprechend. Die letzte dieses
Namens ist eine Probemünze von 1827. —
VgLGetvertak. -- Vgl. Großfürst G. M.,
Nikolai L, Taf. II 9.
In Kupfer ist die P. in Form einer Platte
im J. 1725 in Ekaterinburg geprägt worden.
— Großfürst G. M., Ekaterina I., Taf.
XVI, Nr. 2—3, Taf. XVII, 1—3. B.
PölupoluSka ist das 1700 von Peter dem
Gr. geprägte kupferne Vs'Kopekenstück
(s. Kopeke) mit Doppeladler auf der Vs.
und Wertangabe auf der Rs., dem Werte
nach das kleinste je geprägte russ. No-
minal. — Großfürst G. M., Peter der Gr.
B.II, Taf. IV 35 — Chaudoir Taf. II 22
Nr. 4.^^ B.
Polüska, demin. von pol (halb), ist der
im XVII. Jh. aufkommende Name für
^/a Denga (s. Poludenga), die auf der Vs.
den Doppeladler, auf der Rs. die gewöhn-
liche Titulatur der russischen Zaren zeigt
und etwa 0,2 g wiegt. Von 1700 bis 1801
waren sie von Kupfer mit Doppeladler oder
Monogranmi auf der Vs. und Wertangabe
auf der Rs. — Vgl. auch Sibirskaja moneta.
— Sbornik I 388 — 391; Ciiov, Monety
Moskovskavo Gosudarstva 17. — Von
Numismatikern werden in Rußland alle
russ. Silbermünzen, die kleiner als eine
Denga sind, P. genannt. — Das seit 1839
im XIX. und XX. geprägte ^/4-Kopeken-
stück wurde nicht mehr P. genannt und
war ja auch weniger wert als die P. des
XVIIL Jh. (s. Assignacija). B.
Polyp (griech. lüoXuTtoü« = vielfüßig),
auch Oktopus, ein Meer-Weichtier, bei dem
meist 8 Arme mit Saugnäpfen um einen
runden Kopf gestellt sind. Auf M. findet
er sich z. B. in Eretria, Sjnukus (Litra,
Abb. 27), als Beiz, zur Andeutung des
Meeres in Tarent usw. Verwandt, aber
in der Darstellung deutlich vom P. ge-
schieden, ist die Sepia (Tintenfisch, besser
Tintenschnecke), mit 10 Armen und länd-
lichem Körper, auf M. von Koressia vor-
kommend. R.
Pon, südindische Gewichts- und Münz«
einheit. S. Pagoda. V.
Pond. Durch Gesetz von 1891 wurde in
Transvaal das Staatspond oder Pond zur
Hauptgoldmünze gleich dem englischen
Sovereign (s. d.) gemacht; in Silber wurden
Stücke zu 5, 2Va, 2, I Schilling, 6 und
3 pence, in Bronze zu i und */» Penny
526
PONDICHERYRUPIE— PORTUGALESER
geprägt. Sie tragen auf der Vs. die Büste
des Präsidenten Krüger, auf der Rs. den
Landesschild. S.
Pondlcheryrupie s. unter Rupie- S.
PondttSy lat. = Gewicht, alter Ablativ
pondo, z. B. auri pondo uncia = eine Unze
Goldes an Gewicht. Bei fehlenden Ge-
wichtsangaben ist zu pondus, pondo stets
libra (= ein Pfund) zu ergänzen, z. B.
auri quinque pondo = an Gold fünf (Pfund),
so daß P. einfach = Pfund ist, wie in der
Vorschrift des Friedens von i88 v. C.
talentum ne minus pondo octoginta ro-
manis ponderibus pendat, Liv, 38, 38, 13.
R.
PontifeXy Ponüfex maximus. Das Kol-
legium der Pontifices hatte in Rom die
Aufsicht über das gesamte Religionswesen
und war das höchste im Range der vier
Priesterkollegien. Auf M. erscheint der
Titel bei Machthabem der Übergangszeit
(z. B. C. Antonius, Augustus) und bei
den Caesares Domitianus, Geta usw. Auch
auf Kolonial -M. erscheint gelegentlich der
städtische P. Der Vorsitzende war der
P. m., dieser Titel steht auf einer republ.
Münze des M. Aemilius Lepidus, Vormundes
des Ptolemaios V. 201 v. C, dann bei
Caesar; nach dem Tode des Triumvirn
Lepidus (t 13 v. C.) übernahm Augustus
i. J. 12 dies Amt und nach ihm fast stets
der jeweils regierende Kaiser (meist freilich
erst nach einiger Zeit, da die Priester-
wahlen erst im März stattfanden) mit
wenigen Ausnahmen, und nennt es an der
Spitze der eigentlichen Titel, zuletzt
Constantinus I. Der Senat pflegte mit
der Kupferprägung, solange er auf sie
Einfluß hatte (s. unter SC), zu warten,
bis der Kaiser auch diese Würde erhalten
hatte. Unter Balbinus und Pupienus
heißen zum ersten Male siimwidrig zwei
Kaiser gleichzeitig P. m. — Die Abzeichen
des P. und der Priester überhaupt finden
sich häufig auf Münzen der Machthaber
der Übergangszeit, später der Kaiser und
Prinzen, hier oft mit der Umschrift
PIETAS, wenn sie in die Priesterkollegien
kooptiert waren; vgl. unter Opfergeräte. —
Abk. PM (Abb. 75, 80/1), PONT MAX.
— Griech. Jepsüc (s. d.), pont. max. = dp^-
lepebf ji^crco?. R.
P. m., Oberpontifex, nannte sich in An-
lehnung an das alte Rom der Papst in der
Regel seit Alexander VI. u. Julius IL,
gelegentlich kommt dieser Titel schon bei
Pius IL (1458 — 1464) auf einem römischen
Dukaten und bei Paul IL (1464— 1471) auf
einem Groschen in Spoleto vor. Su.
Potltitikalgerätey röm., s. unter Opfer-
geräte. R.
Pontos s. unter Meergötter. R.
Pop, Volksbezeichnung des niederländi-
schen Gulden (s. Gulden niederländisch).
S.
Popolini sind italienische Münzen ver-
schiedener Zeiten, so 1305 der Popolino
di Firenze im Werte von 2 soldi, Typus
und Durchmesser wie der Floren (Arge-
lati 159); dann der Popolino di Roma =
*/ia Grosso romanino = 2 den. (Serafini
Tai. VIII 21 ; G. B. Vermiglione, Della Zecca
e delle monete perugine, Perugia 181 6
S. 66) u. a. Su.
Popone italienisch = Poupon (s. d.).
S.
Populus Romanus. Der P. R. kommt
als jugendl. Kopf mit Füllhorn auf quasi-
autonomen M. des 4. Jh. vor; in der In-
schrift röm. M. erscheint er ungemein oft,
so in der Formel SPQR (s. d.) und in
Wendungen wie genio populi Romani,
pax p, R., securitas p. R. usw.; vgl. auch
popul(i) iussu auf Denar des Augustus.
R.
Pore fipic (deutsch: Stachelschwein) war
das Emblem des Hauses Orleans; es findet
sich auf vielen Münzen König Ludwigs XII.
von Frankreich (s. £cu au soleil und
Ludovicus). S.
Portcttllis-motiey waren die für die
englisch-ostindische Kompagnie 1600/1 ge-
prägten Münzen, die ihren Namen von dem
Westminsterwappen, einem großen Fall-
gatter (portcullis) auf der Rs., erhielten.
Diese ganzen und halben Kronen, Schil-
linge und Sechspence hatten ein etwas
anderes Gewicht als die englischen Münzen,
weil sie den spanischen Stücken von
Achten sich anpassen sollten. S.
Porträt s. Münzbildnis. R.
Portugaleser (Portugalöser) hießen die
Portuguez (s. d.) und die ihnen im Norden
Deutschlands nachgebildeten 10-, 5- und
2^/a -Dukatenstücke, vor allem die seit 1560
in Hamburg unter Aufgabe des portu-
PORTUGUEZ— POSTULATUS
527
giesischen Kreuzes mit den verschiedensten
Bildern verzierten. Die auf Errichtung
der Hamburger Bank geprägten hießen
Bankportugaleser. In Dänemark sind sie j
1591 — 93, dann 1604 — 1607, in Schweden 1
1569 — 92 geprägt worden. Seit dem
Ende des 17. Jh.s verloren sie ihren Geld-
charakter und wurden Goldmedaillen im
Werte von 10 Dukaten. — Gaedechens,
III, S. 212. S. — W.
Portugiiez, portugiesische Goldmünze zu
IG Cruzados oder 3900, seit 1517 zu 4000
Reis, wog 39,9 g und war aus fast ganz
reinem Golde. Die Vs. zeigte den Landes -
Schild im Doppelschriftkreise, die Rs. das
Christusordenskreuz. Durch diese unge-
wöhnlich große Goldmünze sollten die
Erfolge der Portugiesen in Indien ver-
herrlicht werden. König Emanuel, der
den P. 1599 einführte, war Großmeister
des Christusordens, weshalb dessen Kreuz
auf die Münze kam und seitdem auf den
meisten portugiesischen Münzen bis zur
Gegenwart geblieben ist. Der P. wurde
nur bis 1557 geprägt, erhielt aber Nach-
olger in den deutschen Portugalösern (s. d.)
— Fernandes, S. 112, 125; Meili I, S. 5, 6-
S.
PorzeUangeldy früher nur aus Slam be-
kannte Privatmünzen von Spielhäusem
(weißes glasiertes Porzellan mit färb.
Schriftzeichen) (s. Pi), 1920 und 192 1
auch in Deutschland von 40 Stellen probe-
weise oder für Sammler ausgegeben, u. a.
für den Staat Sachsen, auch Proben für
das Deutsche Reich, ausgeführt meist in
der Staatl. Porzellan-Manufaktur Meißen
aus rotbraunem Böttgersteinzeug oder
weißem Biskuitporzellan, auch mit Ver-
goldung und Farben. Auch Stücke aus
Quarz (Gotha), Ton (Bunzlau), Steingut
(Höhr) gibt es. Nach dem Verbot der Not-
geldausgaben 1922 wurde Porzellan weiter
zu Medaillen verarbeitet. S. Notgeld. —
Wegen älterer Med. aus P. s. unter Biskuit-
porzellan. — 0. Hom, Die M. u. Med.
aus der Staatl. P. -Manufaktur zu Meißen,
Leipzig 1923. A. Keller.
Poseidon, lat. Neptunus, griech.-röm.
Gott insbes. des Meeres, auf M. so häufig,
daß ein Überblick in diesem Rahmen
nicht möglich. — Röscher, Lex. d. Mythol.
III S. 201. 2788; Gruppe, Griech. Mythol.
S. 1137/63; Overbeck, Kunstmythol. II
M.Taf. IV— VI; Head, H. N.» S. 918. 954;
Bemhart, Handbuch S. 50. R.
Possidierende Fürsten. Von den nach
dem Tode des letzten Herzogs von Jülich-
Cleve-Berg Johann Wilhelm 1609 die
Nachfolge erstrebenden Fürsten einigten
sich am 10. Juni 1609 der Pfalzgraf von
Neuburg Wolfgang Wilhelm und der Kur-
fürst von Brandenburg Joachim Friedrich
dahin, als possidierende (von possido =
ich nehme in Besitz) oder besitzergreifende
Fürsten die Herrschaft gemeinsam zu ver-
walten und zu behaupten. In der Tat
leitete die Verwaltung der Pfalzgraf, da
die brandenburgischen Herrscher, nament-
lich Georg Wilhelm, weder die Energie
noch die Macht hatten, dem zu wider-
stehen. Gemünzt wurde in den Münz-
stätten Emmerich für Cleve, in Huissen
und Mülheim für Jülich-Berg und in
Bielefeld für Mark, und zwar in der Haupt-
sache immer schlechter werdende Schil-
linge (s. AdlerschiUing), Stüber, Va4-Taler
und kupferne Dreiheller. Wie lange die
p. F. geprägt haben, ist bestimmt nicht
anzugeben, da die Münzen keine Jahres-
zahlen tragen, aber in Emmerich wahr-
scheinlich bis 1659. — A. Noß, Die rheini-
schen Prägungen der p. F., in Münch.
Mitt, 1917; Schrötter, Brandenburg, Gesch.,
S. 300 ff. S.
Postdatierende Rechnung s. unter Da-
tieixmg. R.
Postalatgulden wurden zuerst die Gold-
gulden des Bischofs von Utrecht Graf
Rudolf von Diepholz (1426— I45S) ge
nannt, auf denen er sich als Postulatus be-
zeichnet. Diese ;> flämischen« Postulat-
gulden waren fast die schlechtesten nieder-
ländischen, sie wurden 1499 in Holland
gegen die 20 Stüver geltenden rheinischen
auf nur 12^2 Stüver tarifiert. Später gingen
noch andere bischöfliche Gulden unter dem
Namen P., die auch das »Postulatus«
zeigten, so die des Erzbischofs von Köln
Pfalzgrafen Ruprecht 1463— 1480, Die
P. wurden auch nachgeprägt, so von dem
Häuptling von Norderland Ulrich Cirk-
sena (1441— 1464). — Chijs, Utrecht, Taf.
15, Nr. I, 2 und S. 177 f-; Noß, Köln, H,
Nr. 421, 440—442. S.
Postttlatfis hieß ein zum künftigen Leiter
528
POSTUME M— PRAEFECTUS
einer Diözese ausersehener Mann, der mit
einem kanonischen Hindernis behaftet war.
Seine Zulassung (admissio) zum Bischof
mußte erst vom Papst gefordert werden.
Erst nachdem diese erfolgt war, konnte die
Weihe (consecratio) des Postulatus statt-
finden. Su.
Postume M, sind die mit Bild und Namen
eines verstorbenen Herrschers versehenen
M. Dahin gehören die M. auf vergötterte
Herrscher (z. B. die mit den Bildern der
ersten Ptolemäerpaare, Abb. 52; vgl. unter
Consecratio und Divus), die Sterbe- und
Begräbnis-M., die Restituierten M., die
aus handelspolitischen Gründen nach dem
Tode des Herrschers unverändert weiter-
geprägten M., z. B. M. mit den M. -Bildern
Philipps IL, Alexanders des Gr. und
des Lysimachos, die Taler Georg und
Albrechts v. Brandenburg-Franken nach
1543 und die noch bis jetzt mit dem Todes-
jahr 1780 fortgeprägten Maria-Theresien-
taler; p. sind auch viele Med., so außer
den Suitenmed. (s. d.) die des Niccolö
Fiorentino auf berühmte Florentiner wie
Dante, Petrarca, Boccaccio usw. (Bode,
Flor. Bildhauer 4 1921 S. 292) und die
zahlreichen auf Jubiläen -verstorbener be-
rühmter Männer im 19. u. 20. Jh. gefer-
tigten. R.
Postwesen auf Med. s. unter Eisenbahn.
R.
Polin, eigentlich eine Mischung von
Messing mit einem anderen Metall, von
den Numismatikem irrig auch für die aus iE
mit ganz wenig M bestehenden Alexan-
driner und für gewisse, vielmehr aus sehr
zinnreicher Bronze bestehende, gegossene
keltische M. angewandt. — Z. f. N. 26
S. 114. 123; Traitö I S. 371. R.
Poinia theron, griech. icoxvia frijpöv
= die Herrin der (wilden) Tiere, nennen
wir nach dem Vorgang von Dias XXI
470 (dort auf Artemis bezüglich) die
früher ohne Berechtigung Artemis per-
sica genannte Göttin, die in jeder Hand
ein Tier am Schwänze oder an den Beinen
hält und zu der auch ein männlicher Gegen-
part vorkommt. Auf M. erscheint nur
dieser, nämlich auf einem unbestimmten
archaischen Stater ein geflügelter bärtiger
Dämon, zwei Löwen haltend; nach dem-
selben Schema ist die Flügelfigur eines
Kyzikeners mit zwei Thunfischen in den
Händen gebildet (Nom. VH Taf. I 28),
und auf M. des »Baana« hält Herakles
wenigstens in der einen Hand den erlegten
Löwen so, viele Kyzikenerfiguren einen
Thunfisch so. — R. E. II S. 1370. 1413/4;
Z. f. N. 37 S. 83/4. R.
Pound Piece, wohl die schwerste aller
englischen Silbermünzen, einen vierfachen
Taler würde man sie in Deutschland
nennen, zu 20 Schilling oder 4 Kronen,
die 120 g wog und mg Silber hielt. Sie
wurde von Karl I. 1642 u. 43 in Shrewsbury
und Oxford geschlagen, zeigt auf der Vs. den
König zu Pferd, auf der Rs. die Umschrift:
Exurgat Deus dissipentur inimici und im
Felde die am 19. September 1642 dem
Geheimen Rate abgegebene Erklärung
des Königs: Prot(estantium) Leg(es) An-
g(liae) Liber(tas) Par(liamenti). Auch
andere Münzen dieses Jahres tragen diesen
Spruch. — Grueber, S. Il6ff. S.
Pound Sterling s. Pfund Sterling.'^
Pottpon = Louis au poupon (s. d.).
S.
PP = pater patriae oder permissu
proconsulis oder perpetuus oder praepositus.
R.
Praefecttts, von praeficere = vorsetzen,
röm., ursprüngHch rein militärische Amts-
bezeichnung; auf röm. Münzen erscheint
ein P. in caesarischer Zeit, entweder ohne
Zusatz oder mit dem Zusatz urb(i); der
praef. urb. nennt sich auch noch auf
spätröm. Exagien (s. d. und vgl. unter
Eparchos); praef (ectus) class(i) ist der Titel
der Flottenpräfekten des M. Antonius
(s. unter As) und S. Pompeius nennt sich
auf seinen M. praef(ectus) clas(si) et orae
marit(imae) ex s(enatus) c(onsulto). Den
praef. praetorio, d. h. den Befehlshaber
des kaiserl. Hauptquartiers erblickt man
in dem oder einem der Begleiter des Kaisers
auf den Szenen der Adlocutio, Liberalitas
usw. — Auf M. röm. Kolonien, bes. spani-
scher, erscheint der P. als der Stellvertreter
eines der beiden oder der 4 Bürgermeister,,
sei es allein oder mit Zusatz des Namens
des Kaisers oder Prinzen, den der Betr.
vertrat (z. B. praef. Germanici, in Caesar-
augusta) oder mit dem Zusatz der Amts-
dauer, quinqueimalis (s.d.), oder in Pa-
rium als p. duoviri (s. d.) bzw. pro duoviro.
PRAEFERICULUM— PRAGER GROSCHEN
529
in der Kolonie Korinth auch mit der Ziffer
der Iteration. — Abk. PR, PRAEF. —
Münsterberg, Beamtennamen S. 254.
R.
Praeferlciilfim ist ein henkelloses Bronze-
gefäß; meist wird so gerade irrig die röm.
Henkelkanne benannt, die vielmehr urceus
heißt. — Z. f. N. 36 S. 123. R.
Pragebild s. unter Münzbild. R.
Prägefehler sind Fehler, die während
der Prägung vorkommen, s. unter Ver-
prägung, Fehlprägung. R.
PrSgekosten s. Münzkosten. S.
Prägeschatz s. Schlagschatz. S.
Prägetechnik. Wie die meisten In-
dustrien ist auch die P. von der Hand-
arbeit zur mechanischen und Maschinen-
arbeit fortgeschritten. Mit dem Hammer
in der Hand gab der Münzarbeiter, sofern
die Münzen nicht durch Guß hergestellt
wurden, bis zum 15. Jh. der Platte das
Gepräge (s. Hammerprägung). Die Ende
des 15. Jh. aufkommenden großen Silber-
münzen (Lira, Taler) waren es wahrschein-
lich, die die einfache Handarbeit zu ge-
fährlich machten und zur Einführung des
Klippwerks (s. d.) führten. Dieses, dann
das Walzprägewerk, das Taschenwerk und
das Spindelwerk (s. d.) waren die mechani-
schen bis ins erste Viertel des 19. Jh. ge-
brauchten Prägewerke, worauf erst das
Spindelwerk, daim das ICniehebelwerk
(s. d.) mit Dampf betriebene moderne Ma-
schinen wurden. S.
Prägewerke sind Klippwerk, Kniehebel-
presse, Taschenwerk, Spindelwerk und
Walzpragewerk (s. d. und Prägetechnik).
Präfflienmedaillen, -münzen» -taler s.
unter Preismedaillen, Schieß- und Schul-
prämien, Taler. S.
Praeposltus = Vorgesetzter; im M.-wesen
werden ein praep(ositus) scalptorum sacrae
monetae (Zeit des Hadrianus), die p(rae)-
p(ositi) et officinatores s(acrae) m(onetae)
u(rbis) (Zeit des Constantinus) inschriftlich
genannt und ein N-Bsiten aus Ägypten
hat die Inschrift A. C. v(ir) e(gregius)
p(rae)p(ositus) sig(navit). — Im M.A. ist
P. = Propst, s. d. R-
Präsenünfiiizen s. Geschenkmünzen.
Präsenzzeichen sind Marken, die die
städtischen Ratsmitglieder für den Besuch
einer Ratsversammlung erhielten und die
WOrtezbuoh der KOnzkimda.
sie ZU einer Entschädigung in Geld oder
Naturalien berechtigten. Die Regens-
burger Präsenzzeichen von 1544 trugen
die Inschrift: Dignus est operarius mercede
sua. Das Zeichen wurde mit zwei Batzen,
seit 1570 mit drei, seit 1597 mit 71/» Batzen
(Vä Gulden) ausgelöst. Seit Ende des
17. Jh.s erhielten die Räte feste Besoldung,
womit die P. entfielen. Die Ratspräsenzen
(Boletten, s. d.) von Köln (seit 1500) und
anderer rheinischer sowie niederländischer
Städte sicherten einen Freitrunk und
trugen dementsprechend oft heitereSprüche,
die Nymwegener z. B. : »laeti bibite, securi-
tate poculate«. Auch sind die französi-
schen Narrenmarken (s. unter Innocens)
eine Art P. Die kirchlichen P., von denen
man die ersten Spuren im 12. Jh. findet,
wurden auch in Silber hergestellt, wodurch
sie Eigenwert erhielten, ja sie wurden,
z. B. in Zürich um 1695 als 5 -Schillinger
geprägt und als Kurantgeld benutzt. Ähn-
lichen Charakter trugen die Bemer »Sech-
zehnerpfennige«, die Frankfurter Tumosen,
die venetianischen Osellen (s. d.), die
Aachener Ratszeichen zu 32, 16 und 8 Mark.
Bei Aktiengesellschaften werden noch heute
P. zur Entlohnung der Verwaltungsräte
benutzt. — N. Z. 1920, S. 20—24; Me-
nadier, Schausammlung S-50of.; Ders.,
Aachen, Tafel XIV; Luschin, Allg. M.
K«. S. 30. S.
Praetor hieß in Rom ursprünglich jeder
der beiden später Consul genannten höch-
sten Beamten, seit 367 v. C. jeder der
ihnen beigegebenen nächsthöheren Be-
amten, denen bes. die Gerichtsbarkeit zu-
stand; mit dem M.-wesen ist nur der
Prätor Q. Antonius Baibus ausnahms-
weise — ex s(enatus) c(onsulto) — befaßt
worden, um 82 v, C, sonst erscheint der
Titel nur als Beischrift zum Bildnis dnes
Vorfahren des Münzmeisters (Regulus);
pr(aetor) desig(natus) nennt sich L. Bi-
bulus, Flottenpräfekt des M. Antonius.
Auf Provinzial-M. republik. Zeit erscheint
der Titel Pr. bes. auf den Kistophoren des
C. Fan(nius), dann auf M. der Provinzen
Sizilien, Sardinien, Makedonien. — Abk.
PR. — Griech. = ötpa-nnfo^i s. d. — Vgl.
auch Propraetor. R.
Prager Groschen, grossi boemicales, sind
erstmalig nach dem Vorbild der französi-
34
530
PRAGER JÜDENMEDAILLEN— PREISMEDAILLEN
sehen Turnosen mit doppeltem Umschrift-
kreis von König Wenzel IL von Böhmen,
dem letzten Premysliden, um 1300 ge-
prägt worden, Sie tragen auf der einen
Seite die höhnische Königskrone und auf
der anderen den doppelschwänzigen Löwen,
die Umschrift lautet: WENCEZLAVS
SECVNDVS DEI : GRATIA : REX :
BOEMIEu.GROSSI:PRAGENSES (Abb,
216). Sie wurden unter Mithilfe florentini-
scher Münzarbeiter in Kuttenberg geschla-
gen, und zwar bei dem Reichtum der böhmi-
schen Silbergruben in gewaltigen Mengen,
wodurch sie nicht nur den Markt der übrigen
Gebiete des Wenzel beerbenden Luxem-
burger Geschlechts, sondern auch den
Polens und des größten Teiles des deut-
schen Reiches eroberten. Sie wurden hier
vielfach von deutschen Städten gegen-
gestempelt, besonders in Westfalen, Nieder-
sachsen und Schwaben (u. a. Fund von
Kappenber^, s. Gegenstempel).
Münzfuß: Es sollten ursprünglich nach
der Münzordnung König Wenzels 60
Groschen auf die 16 lötige feine Mark
gehen, tatsächlich waren es 63, die auf die
iSlötige Mark gingen und ein Gewicht
von ca. 3,7 g hatten (Grote, M. st. VI
S. 131). Karl IV. (1346—78) ließ schon
70 Stück aus der 14 lötigen Mark
schlagen (besterhaltene Stücke von 3,4 g
Gewicht), Wenzel IV. (1378— 1419) 96
Stück aus der I2lötigen Mark, Geor^
Podiebrad und Wladislaus IL (1471 — 15 16)
120 Stück aus der i61ötigen Mark (nach
den Münzen Georgs ca. 90 aus der 9lötigen
Mark und Wladislaus' IL 83 aus der
7lötigen Mark).
Besonders geringhaltig und dabei von
roher Prägung sind die Groschen, die den
Namen K Wenzels IV. (1378 — 1419), der
aber als der dritte bezeichnet ist, triagen;
■Friedensburg, Mkde, u. Gddgesch. S. 84
vermutet, daß sie z. T. von den auf-
ständischen Hussiten in Kuttenberg ge-
schlagen worden seien. Von Sigismund
und Albrecht gibt es keine Groschen mit
ihren Namen, von Ladislaus und Georg
.Podiebrad (1440 — 1471) nur ganz wenige.
Die Prägung der Prager Groschen wurde bis
in die Zeiten Ferdinands L, bis zum Jahre
1547 fortgesetzt. — In Ungarn wurden
zwischen 1328/29 und 1338 Groschen nach
dem Vorbild der böhmischen in Kremnitz
geschlagen (Balint Homan, N. Z. 51, 1918
S. 36 f.) und in Polen durch Kasimir III.
(1333 — 1370) in Krakau, an Stelle des böh-
mischen Löwen trat hier der polnische Ad-
ler. S. auch Groschen und Meißner Groschen.
Die letzte Auswirkung des böhmischen
Groschens ist die Bezeichnung des Drei-
kreuzerstückes als ^Böhm«, die in Schlesien
für den preußischen Silbergroschen üblich
wurde und selbst heute noch nicht ganz
verschwunden ist. — Friedensburg, Schle-
siens Mgesch. i. M.A. S. 50 u. 315. Su.
Prager JudemnedaiUen s. unter Juden-
medaillen. R.
Pratäpa, südindische Goldmünze. S.
Pagoda. V.
Preiskrone, früher irrig Spielurne ge-
nannt, ein oben und unten offener, meist
aus Korbgeflecht bestehender Gegenstand,
manchmal ein, auch mehr Pahnzweige
durchgesteckt, der als Preis in Wettspielen
und -kämpfen dient. Auf griech. Kaiser-
M. (Nordgriechenland, Kleinasien usw.)
erscheint sie sehr häu£g, teils als alleiniges
M.-bild, oft mit dem Namen des betr.
Spieles, teils einzeln oder zu mehreren auf
einen Spieltisch gestellt, einmal zu zweien
auf einem Brett dahergetragen (Tyros),
auch in der Hand weibl. athletischer Per-
sonifikationen oder der Athleten selbst,
sei es, daß sie sich damit krönen, sei es,
daß sie sie in der Hand halten, der Betr.
ist dann vielleicht als Agonothetes zu be-
zeichnen. — Z. f. N. 24 S. 34. 355; Nom, V
S. 39 ; VI S. 3 ; Anson Gr. coin types I Taf . X ;
Oikonomos, Xptaxiavol aT8^av7j96pot in der
Zeitung Mer^dkiq ^EXXoc? 1925. — Vgl. unter
Spiele. R.
Preismedaillen sind die seit dem 17. Jh.
in Bildungsanstalten (z. B. Basel schon
seit 1593, Altorf, Stuttgarter Karlsschule,
Akademien der Kunst und Wissenschaft)
an den im allgemeinen besten oder den
eine bestimmte Aufgabe am besten lösenden
Schüler, Studenten, Künstler, Gelehrten
verliehenen Med., seit dem 19. Jh. auf
Ausstellungen dem die besten Tiere, Blu-
men, Waren u. dgl. zur Schau Stellenden
u. dgl., oft nach verschiedenen Graden
oder Klassen in Größe oder Metall ab-
gestuft. Vgl. xmter Niketerion, Verdienst-
med., Schießmedaillen, Schulmedaillen. —
PRESBEUTES— PRINCEPS
531
Menadier, Schausammlung S. 561; Berl.
M.bl. 1929 S. 436; Domanig, D. M. im
Register S. 155. R.
Presbeutes s. unter Legatus. R.
PreiiBisch Kurant s. Kurant. S.
Priamos, der König von Troia, erscheint
als TTPIAMOC auf kaiserl. M. von Ilion
thronend mit phryg. Mütze und Zepter; 1
Dörpfeld Troia und Ilion S. 523. — Eine
ital. Renaissance-Med. zeigt den Kopf des
nPIAMO^ BA^IAEY?: und ein Stadtbild von
Troia auf der Rs.; Burlington mag. 191 1
S. 267 Taf. II 5. R.
PriapOSy FIptaTcoc, griech. Fruchtbarkeits-
gott, ursprünglich in Lampsakos verehrt
und mit Dionysos wesensgleich, von hier
sich später verbreitend, und zwar als Mit-
glied des Gefolges des Dionysos. Darge-
stellt ist auf hellenist. Großsilber- (Nom.
XII Taf. II 42/5) und Kaiser-M. von
Lampsakos sein Kopf, der sich aber in
nichts von einem Dionysos unterscheidet,
in der Kaiserzeit auch ebenda seine Herme
(seine auch sonst beliebteste Darstellungs-
form; vgl. unter Herme), nur durch die für
P. überhaupt charakteristische Erektion
von Dionysos unterschieden, sonst wie
dieser mit Elantharos und Thyrsos, so
auch dort als Tempelbild; auch kommt er
dort, femer in Markianopolis und Niko-
polis am Istros sein Glied entblößend vor,
von vorn oder seitlich gesehen, zuweilen
steht ein Fruchtkorb unten. — Röscher
Lex. d. Myth. III S. 2967. R.
Priesken, Pricken, Pierken wird als
»panistriticius, minutulus, Pricskensgheld,
genus exactionis rei ffumentariae in Bra-
bantia« erklärt, ist also eine Münze, die
zu besonderen Abgaben in Brabant ver-
wendet wurde. Ein Priesken ist gleich
i/a Labbaye (s. d.) = V» Krumsteert
(s. d.) u. = 6 Miten (s. d.), 1430 von 0,81 g
Rauh- u. ca. 0,17 g Feingewicht, Typus:
Vs. Schild V. Brabant-Burgund, Rs. langes
befußtes Kreuz. — de Witte, Brabant I
S. 204, 207 u. Taf. 24 nr. 460; v. d. Chijs,
Brabant S. 143. Su.
Priestergeräte, röm., s. unter Opfergeräte.
R.
Priesterkollegien. Die vier großen röm.
Priesterkollegien sind die der pontifices,
augures, quindecim- bzw. decemviri sacri?
faciundis und septemviri epulonum. R.
Prietos = negros s. d.
Prineeps und Princeps iuventutis. Prin-
ceps, von primus und capio, also = der
die erste Stelle einnimmt, gehört zwar
nicht zu den Amtstiteln des röm. Kaisers,
ist aber die Bezeichnung, in der man von
ihm sprach (vielleicht von seiner Eigen-
schaft als ständiger princeps senatus her-
genommen), so Ovid, Plin., Tac, Sueton,
die Scr. hist. Aug. usw. Auf M. erscheint
P. daher nur einmal auf der Vs. : p. f elix
heißt Augustus auf M. einer colonia lulia,
Z. f. N. 23 S. 185; sonst nur in den Formeln
der Rs., wie z. B. SPQR optimo principi von
Traianus bis Constantinus I. und in kon-
stantin. Zeit sapientia principis, victoriae
laetae princ(ipis) perp(etui), victoria d. n. et
principum (also hier die Prinzen im Gegen-
satz zum Kaiser selber), unter Masentius
principi imperii romani, wo auch aus-
nahmsweise princ(eps) invictus auf der Vs.
vorkommen soll (Eckhel, D. n. VIII S. 57);
erst auf Theoderichs A^'-Med. erscheint P.
wieder auf derVs.: rex Theodericus pius
princis. — Eine offizielle Titulatur ist aber
die als P. iuventutis: so hießen — wenig-
stens ist das die herrschende, freilich heute
bestrittene Ansicht — die Führer der Ab-
teilungen der röm. Ritter (s. unter Eques),
und Augustus verlieh seinen Enkeln und
Thronfolgern C. u. L. Caesar diese Würde,
daher auf seinen M. mit deren Stand-
figuren a. d. Rs. zuerst princ(ipes) iuven-
t(utis) vorkommt. Seit Nero ist das dann
der übliche Titel des oder der Thronfolger
und erscheint in der Rs. -Legende von
da an bis Gratianus, zuletzt oft in den
Formen principia iuv. oder principium
iuv-, meist zum Bilde des oder der Prinzen
selbst, zu Fuß, zu Roß, öfter auch mit dem
Vater, mit Krieger(n) oder Gefangenen^
aber auch bes. unter den Flaviem zu
beliebigen Darstellungen ohne Beziehungen
zu dieser Legende. Seit Aurelianus aber
wird der Titel p. iuv. auch für den
regierenden Augustus gebraucht und treten
wieder mehrere Augusti und Caesares
auf, die gleichzeitig den Titel pr. iuv.
tragen. — Rassegna num. 191 1 S. 33/92;
Schweiz, num. Rundschau 21 S. 231/46;
Berohart, Handbuch S. 116. 219/20.
Princeps (= Fürst, ahd., as. furisto^
d. h. der Vorderste) im Mittelalter. Im
34*
532
PRINZENDAALDER— PROBARE
allgemeinen Sinne zahlten, abgesehen von
den germanischen Gaufürsten, zu den
Fürsten Männer, die durch erlauchte Ab-
stammung eine hervorragende Stellung
einnahmen; man wird sie am besten als
»Fürstengenossen« bezeichnen. — Im
deutschen Mittelalter zählten von den
Geistlichen ursprünglich zu den principes
imperii sämtliche Bischöfe, die Reichs-
äbte und Reichsäbtissinnen, d. h. die
Vorstände der Reichsklöster, femer der
Reichskanzler, wahrscheinlich auch der
Dompropst von Aachen, sonst aber
keine Pröpste, von den Laien die Herzöge,
Markgrafen, Pfalzgrafen, Grafen und Burg-
grafen, gleichviel ob sie unmittelbar unter
dem König standen oder einem andern
Fürsten untergeordnet waren. Die Grund-
l^e war das alte Grafenamt. Das wurde
aber nach dem Sturz Heinrichs des Löwen
II 80 anders. Es zählten von den bisherigen
Laienfürsten nur noch zu den Reichs-
fürsten die, welche ihr Fürstentimi un-
mittelbar vom Reich zu Lehen trugen und
sonst keinem Laien durch Mannschaft ver-
pflichtet waren. Der Besitz eines fürstlichen
Fahnenlehens aus der Hand des Königs war
das Merkmal des weltlichen Fürstenstands.
Einfache Grafschaften wurden aber, auch
wenn sie als Fahnenlehen unmittelbar
vom König zu Lehen gingen, nicht mehr
zu den Reichsfürstentümem gerechnet,
mit Ausnahme der Landgrafen von Thü-
ringen und der Grafen von Anhalt u. Flan-
dern. Später aber wurden eine ganze
Reihe von den Grafen in den Reichs-
fürstenstand erhoben. — E. Schröder,
Rechtsgesch. ^ S. 32, 536 ff.
Der Titel P. erscheint verschiedentlich auf
Münzen, so u. a. auf denen der Herzöge
von Benevent und von Salerno, der Fürsten
von Oranien vom Beginn des 12. Jhs. an,
der Grafen imd Herzöge von Savoyen im
14. und 15. Jh.; der Erzbischof von Arles
nennt sich »Archiepiscopus et princeps
Arelati«, Eduard, der schwarze Prinz
l^ princeps Aquitanie«, der Abt von Kemp-
ten setzt auf seine Pfennige »princeps
Campidonie«, eine fränkische Vereins-
xnünze um 1450 nennt sich »moneta
principum«, die Kurfürsten setzen öfter
dem »elector« ein :> princeps« vor, Boleslav
Chrobry führt den Titel »princeps Polonie«.
— S. auch Altfürstliche Häuser. — Mader,
Krit. Beiträge IV S. 182. Su.
Prinzendaalder s. Gehelmter Rijksdaalder,
Priva^eld ist solches Geld, das von
Privatleuten mit oder ohne staatliche Ge-
nehmigung aus Mangel an staatlichen
Zahlmitteln hergestellt und ausgegeben
wird. Die von privilegierten Handelsge-
sellschaften wie der englisch- und nieder-
ländisch-ostindischen und der deutschen
Neuguinea-Kompagnie (s. Neuguinea-
Münzen) ausgegebenen Münzen sind Staats-
geld, aber nur in jenen Kolonien. Dagegen
sind die englischen Token (s. d.), die
Medailles de confiance (s. d.) und das
Notgeld des Weltkrieges, soweit es von
Gemeinden und Industrien ausgegeben ist,
Privatgeld. — Luschin, A. M. K.^ S. 28
ff., 18s f. S.
Privileg des Quentchens. Kaiser Karl V.
anullierte, indem er sich auf alte Exemp-
tionen Österreichs von den Reichsgesetzen
stützte — das bekannte Privilegium minus
— ^,.am 10. März 1525 die Eßlinger Reichs-
münzordnung von 1524 (s. Reichsmünz-
ordnungen) für Österreich, für das nun
weiter die Instruktion Erzherzogs Ferdi-
nands vom 15. Februar 1524 galt. Nach
dieser gingen nicht wie nach der Reichs-
ordnung 8, sondern 8^/5 Reichsguidiner
auf die kölnische Mark. Da nun der Reichs-
guldiner 2 Lot oder 8 Quentchen wog, der
österreichische aber auf die Mark Vs Stück
mehr, so war dieser Gewichtsunterschied
i/g mal 8 = 1 Quentchen. Das war das
Privilegium des Quinteis. Im Jahre 1573
erreichte der Erzherzog Ferdinand von
Tirol das Gleiche für den Tiroler Reichs-
taler. So oft auch bis ins 18. Jahrhundert
vom Reich dagegen protestiert wurde: die
Kaiser haben das P. d. Q. immer benutzt,
sogar im 17. Jahrhundert die Taler auch
in der Feine verschlechtert. — C. v, Ernst
in N. Z. 38, 1906, S. 169 — 194. S.
Probare (davon Probator), auch com-
probare, == prüfen (und billigen), insbes.
Geld prüfen, also = spectare. So lauten
Gegenstempel auf röm. M der früh. Kaiser-
zeit pro(bavit) oder prob, und so steht auf
einem röm. AT-barren (Abb. 12) Fl. Flavi-
anus pro(bator) sig(navit) ad digma, atif
der ursprünglidhen Stempelung eines an-
deren A'-Barrens probavit. — Griech. heißt
PROBATIONSTAGE— PROBEMÜNZEN
533
der probat or Soxtp-aon^c, ßaaavicrn^c, ap-
Topo^vc&iicov, dpTfopoffxoTCOc, vgl. N. Z.
35 S. 43; probare = Soxtp-aCeiv — Gegen-
satz: reprobare, dTcoooxifictCsLV = ver-
werfen. — Man sagte auch argentum
probum, nummus probus = als gut be-
funden, Gegensatz argentum reprobum;
spätei erscheint statt probatus auch pro-
bitus. Vgl. auch unter Nummularius. —
Herzog, Tesserae nummulariae 1 91 9 S. 4 ff.
26Ü.; N. Z. 30 S. 223 mit A. 30; 31 S.
38. 50.30 361/2. R.
Probationstage s. Kreisprobationstage.
Probe, Probierung s. Kupellen-, Nasse
Probe, Stock- und Tiegelprobe.
Probe auf nassem Wege s. Nasse Probe.
Probekomer sind die nach vollendeter
Kupellenprobe (s. d.) in der Kupelle be-
findlichen Körner chemisch reinen Silbers.
S.
Probemunzen sind einmal solche, die in
Bild oder Schrift von den hernach wirk-
lich ausgegebenen Stücken abweichen; wir
können das den Stücken selbst meist nicht
ansehen, sondern sind auf urkundliche
Nachrichten angewiesen und können sonst
allenfalls aus der Seltenheit der betr.
Stücke (vgl. z. B. unter Papageientaler)
auf P. schließen. Sodann sind P. (oder hier
besser Probeabschläge zu nennen) solche,
die in verschiedenen Herstellungsstadien
des Stempels abgeschlagen sind, oft ein-
seitig, oft in wertloserem Metall, um die
künslierische Wirkung des Bildes usw.
zu erproben, aber auch auf dickerem oder
breiterem Schrötling und in wertvollerem
Metall, um den höchsten Stellen in Ge-
schenkform überreicht zu werden. Ein
Zeichen, daß es sich um P. handelt, ist
einmal eine Aufschrift wie »essai«, »zum
Probiren des Praegewerks« u, dgl. auf
neueren M. oder »exemplum probati numis-
matis« auf der Kante der dicken franz.
Piedforts; vgl. auch die Aufschriften auf
einer poln. Probeserie von 177 1; dann ihre
Seltenheit, endlich eben jene abweichenden
Formen wie Dicke, Breite, Einseitigkeit,
fremdes Metall. — Antike P. dürfen wir,
an diesem Maßstab gemessen, mehr oder
minder sicher erblicken:
I. in dnigen dicken großen Bleiplatten,
auf denen der Abschlag eines Stempels,
oder auf deren beiden Seiten die Abschläge
beider Stempel einer antiken M. sich be-
finden, so Philipp V. im Antiquarium
Berlin; Magnesia Ion., Naville Kat. V
no. 2561 ; Tanagra, Kat. Hirsch 33 no. 707
(echt?); ebenso und nicht als M. -Gewichte
sind zu beurteilen (vgl. oben unter Karls-
pfund) die karoling. Bleidickscheiben bei
Hoops Reallex. III S. 251 Abb. Etwas
Ähnliches mag die Riv. ital. di num, 1903
S. 385 als Essai veröfiftl. Silberplatte mit
dem Romakopf des Aquillius -Denars sein,
doch wurde sie angezweifelt, vgl. ebenda
S. 388/90 gegen die Auffassung einer kleinen
Silberplatte mit Sepullius q. als P.
2. in manchen der fertigen M. aus Blei,
wo aber für uns selten eine Möglichkeit
besteht, zwischen P, und alten Abgüssen
(Falsch-M.) zu unterscheiden, Z. f. N. XIV
Anhang S. 14.
3. in Abschlägen von M. auf dickem oder
breitem und meist sorgfältig zugerichtetem
Schrötling, wie solche, wenn es sich imi
röm. M auf breitem Schrötling (wohl zu
unterscheiden von besonders herumge-
legtem Rande!) handelt, meist als Me-
daillone gelten; sie kommen aber auch
in der griech. und der sonstigen röm.
Prägung vor, z. B. B. M. C. Troas S. 14
Anm. §; Palest. Taf. 39, 7. IS; Rom. emp. I
Taf . XXVI 7 (Agrippa) ; Ant. M. Nordgr. I
Taf. I 15, XVI 24 und S. 620; II no, 450;
III no. 590. 734. 743; Riv. ital. di num.
1909 Taf. II — ^VI (mit viel Fremdem ver-
mischt), 191 1 Taf. rV usw. usw. Auch
die wenigen wirklichen JE 1 (nicht die
Med-O de deux cuivres mögen P. sein.
Indessen Vorsicht vor Zufallsstücken und
Schrötlings -Verwechselungen I
4. in der Mehrzahl der Stücke mit glatter
Rs., Riv. ital. di num. 1905 S. 415. 421 ff-
Taf. I— rV, 1907 S. 32/47 Tai. II— IV.
5. in Stücken, die für das unedle Metall,
in dem sie erscheinen, zu guten Stil haben,
wie manche Kleinbronzen seit Diodetianus
den schönen Stil des Goldes haben und auch
für em^ desPyrrhos das gleiche gilt, Z.f. N.
21 S. 260. — Dagegen sind die röm. M.
mit dem (erhabenen) Kaiserkopf beiderseits
(die sog. monn. de r6p6tition Mowats, Rev.
num. 1902 S. 179/202. 462; Riv. ital. di
num. 1909 S. 15s ff-) gewiß nicht P.,
sondern wohl irrig aus zwei Vs. -Stempeln
geprägte (hybride) M. — Rass. num. IV
534
PROBIERGEWICHTE— PROKLAMATIONSGELD
1907 S. 57—72; V 1908 S. 3 ff. — Samm-
lung von P.: W. F. Hahlo, Berlin 1925/6,
versteigert bei L. Hamburger 1927; von
Dickmünzen: Sedgwick-Behrendt bei Heß
1887. R.
Auch aus der Neuzeit gibt es solche P.,
also Abschläge eines neuen Stempels, die
dem Fürsten oder der Regierung zur
Begutachtung vorgelegt werden. Sie
werden auch in der Neuzeit oft aus einem
anderen Metall als die Münzen verfertigt,
entweder aus einem billigeren aus Er-
sparungsiücksichten, oder aus einem kost-
bareren, um die Stücke zugleich als Ge-
schenke oder Spielmarken verwenden zu
können, wie denn besonders viele Gold-
abschläge (s. Abschlag) der braunschweig -
lüneburgischen Kupferpfennige vorkommen.
Auch werden seit dem Mittelalter schwerere
Stücke als die Münzen mit deren Stempel
als Geschenkstücke geprägt (s. Geschenk -
münzen, Schowelpfennige, Stal, Piedfort).
S.
Probiei^ewichte sind i. ideelle Gewichte
für die Probierung der Erze; z. B. war
der Probierzentner in Sachsen 3, 75, im
Oberharz 5 g schwer, und wurde wie die
gewöhnlichen Gewichte in Pfund, Lot usw.
geteilt 2. die Gewichte für die Legierungen
der Münzmetalle; s. Richtpfennig am
Schluß. Es sind heute in Deutschland
für Silberproben das Gramm, für Gold-
proben das ^/woo Pfund = 0, 5 g. Beide
Gewichtseinheiten werden in looo Teile
geteilt, von denen einer »Tausendteil«
heißt. Sie sind meist aus Platin, die
kleinsten auch aus Aluminium. — Schlösser,
S. 48. S.
Probiersteiiiy Prfifstein s. Strichprobe.
Processus consulaiis, der Amtsaufzug
des Consul, s.d., vgl. jetzt Z. f . N. 38
S. 6off. R.
Proconsttl, eigentlich pro consule, war
in der röm. Republik derjenige, der »statt
eines Consul« eine Provinz verwaltete,
z. B. auf röm.-sizil. M. Seio proco(n)s(ule)
(Siciliae), auf Kistophoren von Apameia
M. Cicero procos. (Ciliciae), Abb. 58. Auf
röm.-repubL M. erscheint der Titel nur auf
Prägungen außerhalb Roms von der Zeit
des Sulla an; unter Antonius einmal
q(uaestor) pro co(n)s(ule). In der ICaiser-
zeit beruht auf dem Amte als P. die recht-
liche Begründung der Herrschaft des Kaisers
in den Provinzen, doch gibt es den Titel P.
auf Reichs -M. erst seit Sept. Severus. —
Abk. PROCOS. — Griech. dvöuTraxo?, so
häufig auf griech. M. im Titel der röm. P.
als Provinzialstatthalter, Abk. ANÖ u. dgl.
— Die P. der beiden bedeutendsten Senats -
Provinzen, Afrika und Asien, hatten unter
Augustus am kaiserlichen Bildnisrechte
gelegentlich Anteil, s. unter Ehrenmünz -
recht. R.
Procurator, röm. Verwaltungsbeamter,
insbes. in der Kaiserzeit der kaiserl.
Finanzbeamte in größeren und der kaiserl.
Statthalter in kleineren Provinzen. Der
Titel P. erscheint auf M. nicht, nur einmal
seine griech. Übersetzung licitpoTro?
(von Bithynien, unter Vespasianus) ; doch
nennen wir die in der Provinz ludaea ge-
prägten kleinen Provinzial-M. in M »Mün-
zen der P. «, obwohl weder Amt noch
Name des P. genannt ist, weil diese Pro-
vinz wohl von P. verwaltet wurde. — Pro-
curator monetae, auch monetae Aug(usti),
später sacrae monetae, auch s(acrae)
m{onetae) u(rbis) heißt auf Inschriften
der Leiter einer Münzstätte, der den kaiser-
lichen Privatbeamten aus dem Ritter-
stande zugehörte; inschriftlich belegt ist
auch ein [proc(urator)] monetae Triverice,
2. Hälfte 3. Jh. n. C, CIL VI 1641;.
die notitia dignitatum zählt im Westreiche
des Honorius ihrer 6 auf, in Siscia, Aquileia,
Roma, Lugdunum, Ardate, Treveri. R.
Programmfinzen nennen wir diejenigen M.
röm. Kaiser — bes. reichsröm. und alexan-
drinische — ^ die durch Bild und Auf-
schrift gleichsam das Regierungsprogramm
des betr. Kaisers verkünden. Als wich-
tigstes und häufigstes derartiges Pro-
gramm können wir für die Zeit bis vor
Diocletianus das der Aufrechterhaltung der
republikanischen Freiheit und seit dem
Bürgerkrieg von 68/9 in steigendem Maße
und hier bis über Diocletianus hinaus das
der Schaffung und Aufrechterhaltung des
inneren und äußeren Friedens bezeichnen.
— N. Z. XVII S. 51/86; 0. Th. Schulz,
Rechtstitel und Regierungsprogramme auf
röm. Kaiser -M. (bis Severus), Paderborn
1925; J. Vogt, Die Alexandrin. Kaiser-M.
1924. R.
ProklamafionsgeU hießen die durch Pro-
PROMACHOS— PROTE
535
klamation von 1704 auf 6 Schilling tari-
fierten Peso im englischen Nordamerika.
Ferner heißen P. -Münzen und Medaillen
die im früheren Spanisch-Amerika, beson-
ders in Mexiko, seit der Mitte des 18. Jahr-
hunderts auf den Wechsel des Thrones
geprägten Peso und Medaillen. S.
Promachos = Vorkämpferin, Beiname
der gerüsteten, insbes. der mit Lanze oder
Blitz angreifenden Athena, sehr häufiges
M.-Bild, z. B. des Agathokles, Demetrios L,
Philippos V., Ptolemaios L, Domitianus
(Abb. 75) usw., aus dem Palladion (s. d.)
entwickelt. R.
Prometheus Erschaffung des Menschen
mit Unterstützung der Athena ist auf
einem röm. Med. des Pius dargestellt,
Gnecchi, Med. Taf. 54, 8. R.
Pron(epos) = Urenkel, s. unter Fili-
ation. R.
Pronkdaalder, eine große silberne Ge-
schenkmünze Philipps IL von Spanien
als Herzog von Geldern vom Gewicht eines
doppelten Philippstalers (s. Burgundischer
Taler) oder 61,2 g mit Brustbild auf der
Vs. und dem von 18 Schilden der ver-
schiedenen Herrschaften Philipps imi-
gebenen spanischen Wappen auf der Rs.
— van der Chijs, Gddem I, S. 198 f.,
Taf. 24, Nr. 6 und 7. S.
Pronoethentosi griech. irpovo(7j&evToc)
= unter Fürsorge von, lautet die den
Namen des Archiereus der 13 ionischen
Städte einleitende Formel auf M. des
Koinon derselben. — Münsterberg, Be-
amtennamen S. 256. R,
Propraetor^ eigentlich pro praetore, war
in der röm. Republik derjenige, der »statt
eines Praetors« eine Provinz verwaltete;
auf röm. und provinzialen M. erscheinen
solche der Provinzen Sizilien, Gallien,
Asien und, nur hier mit Zusatz des Namens
der Provinz, in Afrika, hier erscheint auch
ein q(uaestor) pro pr(aetore) ; pro prae{tore)
Africae nennt sich auch der Prätendent
L. Qodius Macer 68 n. C. Für den P. der
Übergangs- und Kaiserzdt s. unter Lega-
tus. — Abk. PRO PR. — Griech, dvxiorpa-
xiFjYoc, in der Kyrenaike auch ausführ-
lich xajtfa? eivTtoxpa. u. dgl. — B. M. C.
Rom. rep. III 8.85; Münsterberg, Be-
amtennamen S. 255. R.
Projist (praepositus). Der Propst des
Domkapitels, welcher vornehmlich zur
Verwaltung des Kapitelvermögens berufen
war, konnte, als die Macht des Kapitels
sich schon entwickelt hatte, als Vertreter
desselben in Ausnahmefällen Münzen prä-
gen, so in Lüttich hauptsächlich Albert
V. Rethel (1191—94) (Albertus dei gratia
prepositus et vice epicospus H90) und
Hugo V. Pierrepont (1206). In Magdeburg
nennt sich wahrscheinlich ein Propst Sieg-
fried auf Moritzpfennigen (s.d.). Zuweilen er-
scheint der Propst neben dem Bischof auf
der Münze, so vor allem in Magdeburg
(Suhle in Z. f. N. 38 S. 241). Neben diesen
Pröpsten der Domkapitel gibt es solche,
die an der Spitze von Kollegiatstiften
standen und ebenfalls das Münzrecht aus-
übten, so der Propst von Hamehi, von
Wildeshausen, von Fritzlar, von Erfurt (?)
u. a., der Propst von Emden, welcher hier
ein weltlicher Herr, ein ostfriesischer
Häuptling war; vgl. Münzrecht. — Suhle
in Berl. Mbl. 1929, S. 401. Su.
Proquaestor, eigentlich pro quaestore,
war in der röm. Republik der einem Pro-
vinzialstatthalter »statt eines Quaestors«
mitgegebene Hilfsbeamte; auf M. erscheint
der Titel zunächst bei Suura, leg(atus)
pro q(uaestore) in Makedonien, Münster-
berg, Beamtennamen S. 254, dann auf
reichsröm. zu der Zeit Sullas und der
Bürgerkriege, einmal mit dem Zusatz P.
(= pro praetore?). — Abk PRO Q. —
B. M. C. Rom. rep. III S. 85. R.
Prora, griech. icpcppa = das SchifiEs-
vorderteil, s. unter Schiff. R.
Proserpina s. unter Persephone. R.
Prostates, griech. icpoöTa(TT]c)=Vorsteher,
Beamtentitel auf M. von Kos, wo die P.
des Rates die oberste Staatsbehörde waren.
— Münsterberg, Beamtennamen S. 252. R.
Prote» griech. irpe&n] = die erste. Die
IT. MaxeSovoDV ist der erste und im M.-
recht bevorzugteste der 4 Teile, in die dies
Land seit 168 v. C. zerfiel; femer ist ic.
(oder im Gen. plur. itpcÜTcov), ein Beiname
(c. d- unter ß e), den sidi Städte bes.
Kleinasiens in der Kaiserzeit beilegten;
z. B. nennen sich die Pergamener tcptoTot,
auch irpc&TTj täv IfißaffrÄv, Amasia icpc&TTj
Toüflovroü, die NikaierTtpfitoi n6vT(oü) xal
Bift(ovfix$), aber ähnlich auch Nikomedeia;
irpc&T7] (biw. irpcoToi) 'Aff&tc Nikomedeia,
536
PROVIDENTIA— PSEUDOMONETA
Ephesos, Smyrna, wobei Smyma noch
x(älXsi xal (is-^eftei hinzufügt, rpÄTOt 'Icoviac
die Samier und gar die Trallianer
TupÄ-coi 'EX>sa8o.'. — Read, H. N.» S. 929.
R.
Providentia, lat. = Voraussicht, insbes.
die göttl. Vorsehung, später die kaiserL
Fürsorge für Thron und Reich; griech.
TTpovota. So erscheint auf röm. Kaiser-M.
als P., P. Augusti, P. deorum eine steh,
(später auch sitzende) Gestalt mit leer
vorgestr. R. oder kurzem Stab in der R.
und langem Zepter, ihr zu Füßen die
"Weltkugel; auch Fackel, Füllhorn, Ähren,
Modius, Anker (Vorsorge für Annona)
kommen als ihre Attribute vor. Unter
Pertinax erscheint die P. deorum zur um-
strahlten Kugel betend. Auch jönden wir
zur Legende P. die Bilder einzelner Götter,
so luppiter, seinen Blitz, Venus Victrix,
Mercurius, Fortuna, Fides mit Feldzeichen
und Sol; ohne Attribut steht sie neben
Quies in dioklet. Zeit zur Legende P.
deorum, Quies Augustorum. — Auf
die Vorsorge für die Nachfolge bezieht sich
die Übergabe der Weltkugel von einem
Kaiser an den Nachfolger, bei Nerva auch
mit P. senatus vorkommend, auf die
Billigung von dessen Wahl durch denSenat
bezüglich; bei Hadrianus erscheint zur
Aufschrift P. deorum einmal im selben
Sinne der Kaiser allein, dem ein Adler
das Zepter bringt. Ein Schiff mit P. be-
zieht sich auf Vorsorge für die Getreide -
lieferung, ebendarauf die Szene, wo Com-
modus als Hercules von der Isis Ähren
empfängt. Auf die Vorsorge für Befesti-
gungsbau bezieht sich das Castrum oder
die Opferszene vor ihm (dioklet. -kon-
stantin. Zeit), sonst auf die milit Sicherung
die Aufschrift der P. zu einer Ansprache
ans Heer (M. Aurelius). Eine Aigis wegen
der 'A&Tjva Ilpivotct und der auch in den
Arvalakten erwähnte Altar sind weitere
Typen der P. — Die DpÄvoia einiger
weniger griech. M. erscheint zum Bilde
des sitz. Kaisers oder einer Frau mit
Phönix (oder bloßer erhobener R.) und
Zepter (Alexandreia Äg.), oder zum Adler
des luppiter (Syria romana, Pesc. Niger)
usw. — ToelkeninKöhnes Z, f. M.-, Siegel-
usw. künde IV S. 165/72; Bernhart, Hand-
buch S. 97. R.
Proviflois, Provislno s. denarius pro-
visionalis. Su.
Provinzialdaalder, ein niederländischer
leichter Taler zu 5 Schilling oder 30 Stüver,
der seit 1676 in Westfriesland, Seeland,
Utrecht, Overijssel, Deventer, Campen,
ZwoUe und Nymwegen unter verschie-
denem Gepräge geschlagen wurde. Er wog
15,888 g und hielt 14,56 g Silber. — Ver-
kade, S. 35 und Taf. f^T, 1—4 und öfter.
S.
Prüfstein s. unter Strichprobe.
Prymney griech. Tcpup-vT] = das Schiffs-
hinterteil, s. unter Schiff. R.
Prytanis, griech. TTpütavi? etwa = Ob-
mann, hoher Beamter, einzeln oder kolle-
gial wirkend (in Athen z. B. sind die P. die
50 Mitglieder des diensttuenden Ratsaus-
schusses); auf der ^-M. von Smyrna
zeichnet als irpoTdvsic die Behörde der tt.
kollegial, auf den Kistophoren von Perga-
mon steht tc. im Monogramm unter dem des
Namens; auch sonst erscheint der w. öfter
auf M., voll ausgeschrieben stci ^poiavecoc
in Synnada, sonst auch mit Ziffer der
Iteration (Stratonikeia), auch mit anderen
Würden kumuliert, ein weiblicher in Per-
gamon. Der Vorsteher des Kollegiums
hieß dpxiwpuTavif, s. d. — Abk. TTP (?),
nPY, nPYT. — Münsterberg, Beamten-
namen S. 252. R.
PS auf römischen M. = pusulatum, s. d. ;
PS verschränkt, Münzbuchstaben der
Münzstätte Potosi (Bolivia). R. S.
Pschent-Krone heißt die ägypt. Doppel-
krone, d. h. die beiden Kronen von Ober-
ägypten und Unterägypten, die ineinander
gesteckt werden. Horus (Harpokrates) als
alter Königsgott trägt sie häufig. R.
Psephlsamenotty griech. ^TjtpiaapL^voo (Par-
tizip. Aor. Med.) = »auf Herbeiführung
des betr. Beschlusses durch«, lautet die den
Personennamen einleitende Formel auf
E. von Stratonikeia. — Münsterberg,
Beamteimamen S. 256. R.
Psephos, griech. t^^^oc, s. Rechenpfennig.
Pseudoautonome M. s. Quasiautonome M.
Pseudolegende, veralteter Ausdruck für
Trugschrift, s. d. R.
Pseudomoneta nennt Eckhd (D. n. VIII
S. 277) diejenigen münzähnlichen antiken
Stücke, die keinem Geldzwecke dieneia, die
Kontomiaten, Tesserae und Spintriae.
PSKÖVKA— PÜL
537
Auch die Niketerien und Bleisiegel könnte
man dazunehmen, R.
Pskövka ist der bei den russischen
Numismatikern übliche Name für die
Denga (s. d.) der Republik Pskov, die seit
1424/25—53 nach dem Vorbild des
Moskauer Großfürstentums in Silber ge-
prägt wurde. Die P. der Freiheitszeit, die
<^j73 g "wog und 0,64 g Silber hielt, hat
auf der Vs. immer das von den Artigem
des Dorpater Bischofs Dietrich IIL (1413
— 1443) entlehnte Brustbild des Für-
sten im Hut, mit dem Schwert in der
Rechten, auf der Rs. aber zuerst die mehr-
zeilige Aufschrift »denga pskovskaja«,
später Leopard und Kreislegende. Nach
15 IG wog die P. 0,76 g und hielt
0,69 g Silber. Sie behielt auf der Rs. den
alten Namen der Münze, hatte aber auf
der Vs. entweder die mehrzeilige Aufschrift
mit dem Namen des Großfürsten oder den
Reiter mit geschwungenem Säbel der
Moskauer Denga. In Pskov wurden auch
ganz winzige Münzen — wahrscheinlich
Cetvertca (s. d.) genannt — ausgegeben,
die aber von' den Numismatikern Poluska
genannt werden, mit Kopf oder Vogel auf
der Vs., und Aufschrift auf der Rs. Sie
wiegen zirka 0,15 g. — Tolstoj, Monety
Pskovskije (Dopetrovskaja numismatikall).
B.
Ptolemäischer Münzhtß s. unter Phöniki-
scher Münzfuß. R.
Pu, chinesische Münzart, s. Pi,
Pubbllca, eine neapolitanische, seit 1599
geprägte Kupfermünze zu i Tomese, die
von der Aufschrift »Publice commoditati«
den Namen Pubblica erhielt. Seit 1622
hießen die Kupfermünzen zu 4 Tornesi mit
der Aufschiift »Publica commoditas« Pub-
bliche. Während der Revolution von
1648 trug die Pubblica del popolo die
Devise: Pax et ubertas, dann sind 1750
— 1757 solche mit »Publica laetitia« und
1778-— 1793 mit derselben Devise und solche
zu 3 Tornesi mit »Publica commoditas« ge-
schlagen worden. — Cagiati, IV, S. 204,
249, 297, V, S. 25, 61. S.
Pttdldtia, lat. == Schamhaftigkeit,
Keuschheit. Mit oder ohne Aug(ustae)
tritt ihre Beischrift zum Typus einer sitz.,
seltener steh. Frauengestalt auf, deren be-
zeichnende Geste das Vorziehen des Schlei-
ers vor das Gesicht ist (M. von Hadrianus
bis Urbica, meist von Kaiserinnen). Son-
stige Attribute: Zepter, Kind auf dem
Arm, Kinder zu ihren Füßen, auch kommt
Pax neben ihr vor. Eine ara pudic{itiae) :
M. der Plotina. — Bernhart, Handbuch
S. 98. R.
Puellae Faustinianae hießen, benannt
etwa wie bei uns die »Luisenbräute«, die
auf Grund einer Stiftung des Pius zu Ehren
seiner Gattin Faustina unterstützten Mäd-
chen (vgl. unter Alimenta); die Aufschrift
erscheint auf ihren N" und M zur Szene
der thronenden Kaiserin mit einer Hof-
dame, einem Beamten und den Mädchen
unten. — R. E. I S. i486; Riv. ital. di
num. 1907 S. 375/9. R.
Punkte!- oder gelbsüchtige Acht-
groschenstücke waren die schlechtesten der
von Anhalt -Bemburg im Siebenjährigen
Kriege den preußischen nachgeprägten
Dritteltaler mit der Jahreszahl 17. 58,
I Groschen 2 Pf. bis i Groschen wert. —
Schrötter, Acta Bor., Gesch., HI, S. 5i5-
S.
Pttgeois, Pugeoise s. Pite.
Pül, Kupfermünze der Chane der Goldnen
Horde (13. — 15. Jh.) von sehr mannig-
faltigem Aussehen. Meistens steht auf der
einen Seite Ort- und Jahresangabe, die
andre zeigt irgendeine bildliche Darstel-
lung (oft in Anspielung auf ein Sternbild) :
Tier, Vogel, Wage, Beil, Kanne, Blume,
geometrische Figur. Oft kommt auch
das djucidische Tamgha vor. Die Be-
zeichnung Pül findet sich ziemlich selten:
Bulgär Püly J. 734 (i334); Yän^ (neuer)
Pül. Das Gewicht dieser Münzen, wie auch
der meisten übrigen, die als P. angesehen
werden können, schwankt zwischen I
und 2 g in mannigfaltigen Abstufungen.
Dasselbe Gewicht haben auch Münzen mit
der Legende On alty (16) Dank oder
On alty pül-i dänki, während das Gewicht
eines in Mukhsha geprägten Pül, Püli
Mukhsha On alty dank (Eremitage no.
1618 m) 0,74 g beträgt. Ein Pül muß
demnach 16 D^ik enthalten haben, Dank
und Pül-i Dänki ein und dasselbe sein.
Übersetzt man dagegen On alty Pül
Dank! als i Dank von 16 Pül, dann ergibt
sich für Pül und Dank ein Verhältnis,
das in direktem Widerspruch zu dem auf
538
PULKEN— PUNZEN
der Münze von Mukhsha und sonst an-
gegebenen steht.
Um 1774 wurde in Bukhärä jeg-
liches Geld Pül genannt, speziell Kupfer-
geld hieß Karäpül. Dieser Pül oder
I^äpül der Mangiten wog um 1800
ca. 4,5 g, das Doppelstück ca. 9 g.
Neben runden Pül kommen auch vier-
eckige vor. Im Laufe des 19. Jh.s sank das
Gewicht des Pül bis auf 2,6 g. Zu Anfang
des 19. Jh.s kamen auf i Tenga 55 Pül,
später (Khanykow) 44 Pül. Der Pül aus
dem Anfange des 20. Jh.s hat auf der Vs. die
Worte Fulüs-i Bukhära, sowie eine Jahres -
angäbe, Rs. die Zahl 32, welche angibt,
wie viele Pül eine Tenga ausmachen
(Pakhomow). In Khiwa kamen Mitte
19. Jh. auf eine Tenga 48 Pül, s. Tanka,
Tillä. — Im osmanischen Sprachgebrauch
wird Pül zur Bezeichnung eines minimalen
Geldwertes gebraucht- — Frähn, Die
Münzen der Chane vom Ulus Dschutschis
S, 7 — IG; ders., Recensio649;Weljaminow-
Zernow, Trudy Wostocnago Otdelenija IV
404, 417, 440; Pakhomow, Poslednije
monety Bukhary i Chiwy (Mscr.); B61in
in JAs. 6 s6r. III, S. 454- V.
Pulken (polnisch: Polki) hießen seit Kasi-
mir IV. von Polen (1444 — 1494) die seit
Anfang des 15. Jh.s bis zur Mitte des fol-
genden geschlagenen polnischen Halbgro-
schen, die Hauptmünze Polens während
dieser Zeit, mit Adler-Krone. S. auch
Pölchen. S.
Pfilo, von der tatarischen Münze Pul
(Fischschuppe, Flitter, maille), ist eine
in Rußland im XV. und am Anfang des
XVI. Jh.s nicht besonders zahlreich ge-
schlagene Kupfermünze, deren Wertver-
häIt3Gis zu der silbernen Denga (s. d.) aber
noch nicht feststeht.
Zahlreicher war die Prägung im Groß-
fürstentum Tver und seinen Teilfürsten-
tümem, seltener in Moskau und in Novgo-
rod; aus den Fürstentümern von Suzdal',
Per'aslav (in R'azan), Smolensk und Ja-
roslav und aus Pskov sind nur ganz seltene
Exemplare bekannt. — Miklosich, Sla-
visches Wörterbuch; Cizov, Monety Mosk.
Gosudarstva, 6 — 7; Iljin, Topografija
(1924), S. 22; Chaudoir PI. II 4 nr. 8,
II 51 nr. 2—4, 52 nr. i u.2, 54 nr. 8, 9;
vgl. auch die Werke von Certkov, Gre§ni-
kov. B.
Pttlvlnar, lat. = Polster, Polsterstuhl.
Auf solche wurden bei den Göttergast-
mählem (lectistemium) die Götterbilder ge-
setzt; den Divi (s. d.) wurde diese Ehre
auch zuteil, daher ein P., davor Pfau und
Zepter, als Rs. röm, M. der Faustina iun.,
ein Thron mit Polsterdecke auf M. der
Flavier und der Faustina sen. vorkommt. —
Mitteil. Vorderasiat. Gesellsch. 1917 (Hom-
mel-Festschrift) S. 160. R.
Pumphosenkrone» eine dänische Silber-
krone von 1665 mit dem Bilde des Königs
Friedrich III. mit sehr weiten Hosen. —
Schon, Taf. 24, Nr. 39. S.
Punzen sind positive Bild- oder Schrift-
teile, die in den sonst aus freier Hand ge-
schnittenen ungehärteten Stempel (oder
bei Guß-M. oder Med. in die Form) einge-
schlagen werden, worauf dieser gehärtet
wird. Solche P., vielleicht sogar vollstän-
dige Patrizen (s. d.) der ganzen Münzfläche,
hat es schon im Altertum gegeben, wie für
die autonome Zeit folgendes lehrt: i. das
Vorhandensein des Restes eines zweiten
Abdrucks desselben Stempels auf dem
Schrötling, was sich durch Absenken
derselben Patrize mehrfach nebeneinander
erklärt (Num. chron. 1922 S, 19 — 22.
37/8 Taf. I 18 — 23). 2. Neben dem posi-
tiven Pegasos eines Staters von Leukas
zeigt sich bei mehreren stempelgleichen
Exemplaren negativ der Athenakopf einer
Rs.; es ist wohl der Pegasos-Stempel aus
einer Athenakopf-P. gemacht worden
(Num. chron. 1926 S. 319/20). 3. Ein Fall
einer Stempelveränderung (s. d.), die nicht
erst im Stempel, sondern auf einer P. ge-
macht worden sein muß, findet sich in
Tomis (Ant. M. Nordgriech. I n. 3209).
In der Kaiserzeit sind P. für den Kaiser-
kopf oder Teile desselben verwendet worden
(N. Z. VIII S. 243/Si). R.
Im M. A. sind P. erst aus dessen Ausgang
sicher nachzuweisen, und zwar einige
im historischen Museum zu Köln, welche
für die Stempel rheinisch-westfälischer
Münzen des ausgehenden 15, Jh,s ge-
braucht worden sind (Joseph in N. Z. XX
1888 S. 91 f.) und einige für die Breslauer
Groschen des Mathias Corvinus im Bres-
lauer Museum; urkundlich werden sie in
PUPPIS— QUADRAXS
539
dem Vertrag der Hansestädte vom 6, IL [
1403 als »pundsumen< genannt (Menadier,
D. M. IV S. 5 f.). Luschin und Friedens-
burg möchten das Arbeiten mit Punzen
schon auf den Münzen der Hohenstaufen-
zeit verfolgen, doch ist dies zweifel-
haft. Erst seit der Groschenzeit kann
man mit Wahrscheinlichkeit die Verwen-
dung von wirklichen Punzen annehmen,
vorher könnte man höchstens von ein- j
fachen Punkt-, Strich- oder Ringelpunzen j
reden, mit denen sich der Stempelschneider
seine Grobarbeit erleichterte- — Luschin
in N. Z. XIII S. 225 f. u. 358 f. u. Allg.
Mkde.^ S. 82ff.; Friedensburg, Symbolik
S. 384. Su.
Punzen größerer Bildteile wie die eines
Kopfes, einer Büste, eines Wappens kamen
im 16. Jh. auf: in Frankreich verwahrt man
P., die die Büste Heinrichs IV. zeigen.
Der Medailleur Faltz fertigte solche um
1700 in Berlin, wo sie aber endgültig
für Münzen erst um 1740 eingeführt wurden,
nachdem sie schon 17 13 — 15 für die Neuen-
burger Münzen, seit 171 8 in Österreich be-
nutzt waren. — Blanchet II, S. 27; N. Z.
XX, S. 153—164; Z.f. N. XXII 1900,
S. 72; Mus6e Neufchatelois 1901, S. 51
u, Tafel; ELatalog der M.- und Med.-
Stempel-Samml. des K. K. Hauptmünz-
amts in Wien I 1901 Taf. VII u. ö, S.
PuppiSy das Schiffshinterteil, s. unter
Schiff. R.
Purana^ altindische Münze; s. Karsha.
Pusikan = Buzogdny (s. d.).
Pusidatum = gereinigtes (Metall), insbes.
Silber, weil es durch den Läuterungsprozeß
einen krustigen Überzug (pusulae; s, unter
Abgang) erhalten hatte. Daher das Zeichen
PS = p(u)s(ulatum), wohl auch PV oder
PST im Abschnitt spätrem. -^-M., PS und
PVS auf spätröm. >R-Barren, wo statt des-
sen auch cand{idum) = weißes, d. h. reines
(2R) steht. — N. Z. 30 S. 221 ; Num. chron.
1915 S. 497. R.
Pttteal = Brunnenmündung; das Puteal
Scribon(ianum) erscheint als rundeBrüstung
auf röm. -Ä des L. Scribon. Libo. R.
Pttfschänel nennt Adam Bergs Neues
Münzbuch (Fol. 8) böhmische Heller Wla-
dislaus IL (1471— 1516) mit Löwe-W,
deren 3 einen Kreuzer wert seien. Sie
galten 2 Kattersinken (s. d.). — Done-
bauer Nr. 965 ff. ; Friedensburg, Schi. N. M.,
S. 23. S.
Pttttan, Silbermünze von Cochin; s.
Fanam, V.
Piitto s. unter Eros. R.
Pyr (Pir) ist das einer Zirbelnuß oder
einem Tannenzapfen ähnliche Zeichen der
Stadt Augsburg, wie es auf deren Münzen
seit dem Mittelalter erscheint- — - Berl.
M.BL 1910, S. 541 ff. S.
PyfBmidentaler sind Taler, die auf der
Rs. die Schrift auf einer Pyramide tragen;
meist sind es Sterbetaler, so die Sterbetaler
auf den Tod der Gemahlin des Herzogs
Friedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg
Magdalene Sybille vom Jahre 1668. —
Tentzel, Emestin. L. I, Taf. 31, Nr. 2—5.
S.
Pysa (Paisa) s. unter Anna u. Paisa.
Q auf ant. M. = quaestor, que, qui-
narius, quinquennalis. R.
Q, Münzbuchstabe der Münzstätte Per-
pignan. S.
Qua • • . s. auch Cua . . .
Quadragesima remissa s. unter Steuern
auf röm. M. R.
Quadrans = ein Viertel eines I2teiligen
Ganzen, im M.-wesen also = 1/4 As = 3
Unciae; bei dezimaler Teilung des As, wie
sie in den ostital. Reihen des Aes grave
beliebt ist, besser Terruncius (s. d.) genannt;
griech. Trias (s. d.); ausgemünzt im röm.
und dem übrigen ital. Aes grave mit dem
Wertzeichen dreier Kugeln. In der röm.
Reihe erscheint der Q. auch in allen Stufen
der Reduktion bis zum Semunziarf uß ; zur
Zeit von dessen Geltung nennt Plut. Cic. 29
den Q. T6Xfiirc6TaTovToox«Xxo5vop.fa[taTOs;
er wird sehr bald geprägt statt gegossen, mit
dem Herculeskopf und dem Schiffsvorder -
teil; den Herculeskopf entlehnt auch ein
röm.-sizü. Q. (Head, H. N.» S. 164). Dann
verschwindet der Q. und erscheint erst
540
QUADRANTARAS— QUADRATUM SUPERCÜSUM
wieder unter Augustus als sog. Kleinbronze
(Q., nicht Semisse, vgl. B. M, C. Rom. emp.
I S. XLIX gegen Willers, Rom. Kupfer-
prägung 1909 S. 171) und erhält sich bis
tief ins 2. Jh., meist ohne den Kaiserkopf;
auch die imter Decius einmal wieder vor-
kommende Kleinbronze ist wohl immer
noch der Q. — Außerhalb Roms erscheint
der Q. in der röm.-kampan. Kupfer-
prägung, hier von der Forschung (Haeber-
lin, Aes grave 1910 S. 134) Dreilibellenstück
genannt, und der vieler unterital. Städte.
— Durch das Vorkommen des Q. in der
griech. Transkription KoSpavn;? im Neuen
Testament im Gleichnis vom Scherflein der
Witwe, Ev. Marci 12, 42: Xsirca 860 S
iati xoopavnj? — vgl. die (auch an jener
Stelle grammatisch mögliche) Gleichsetzung
mit einem Xeircov Ev. Matth. 5, 26 gegen-
über Ev, Lucae 12, 59 — als kleinste
oder doch bes. kleine M. (in ludaea selbst
sind das die kleinen Kupfer -M, mit Namen
der Kaiser der juL-klaud. Dynastie) hat der
Q. bei den späten Metrologen ein zähes
Nachleben erlangt: sie fassen ihn rein als
Gewicht von V4 Unze = 748 Pf^nd = 6
Scripula auf, setzen ihn daher = 2 (neron.)
Denaren = i Didrachmon = i hebr.
schweren Schekel = 1/3000 hebr. Talent.
Irgendwelche numismat. Rückschlüsse dar-
aus sind unzulässig. — Endlich gilt der
Q. in der Spätzeit auch zur Bezeichnung
aines beliebigen Viertels oder einer be-
liebigen Dreiheit, z. B. = ^4 Eollis oder
= 3 voüftiaia oder = 3 vofjLfofxata. —
R. E. XI S.983; Hultsch, Metrol. scn II
S. 185. R.
Quadrantaras und QuadrantarfuB, vom
lat. quadrantarius = zum quadrans, d. h.
^4 Pfund, gehörig, angebl. Reduktionsstufe
<ies As, s. d. R.
Quadratschrifty hebräische, ist die jetzt
übliche Form der jüd. Schrift (Ebert,
Reallex. XI S. 348 Taf. 109), die auf den
jüd. M. noch nicht erscheint, wohl aber z. B.
auf den M. des M.A. mit hebräischer Auf-
schrift und den Görlitzer Schekeln, s. d.
R.
Quadratum incusum nennen wir den ver-
tieften Einschlag, der auf der Rs. der älteren
griech. M. statt eines Bildes steht, Abb.
13 ff.; rechteckig, quadratisch, auch drei-
eckig geformt, manchmal aus mehreren
nacheinander eingeschlagenen Teilen be-
stehend, ist sein Untergrund bald rauh,
bald glatter, fast stets noch seinerseits
geteilt, und zwar diagonal, kreuzförmig
(Q. i. quadripartitum, in Delphoi ein-
mal in Kassetten, lacunaria, geteilt),
geachtelt, nach Windmühlschema geteilt
usw. Schon früh erscheinen kleine figür-
liche Zeichen in ihm oder in seinen Einzel-
teilen. In manchen Gegenden (z. B. Knidos,
Athen) tritt schon um die Mitte des 6. Jh.s
ein Bild in die Vertiefung, meist hält sich
das bildlose Q. i. aber bis gegen Ende des
5, Jh.s; in Chios tritt um diese Zeit ein
Beamtenname in das stark verbreiterte
Balkenkreuz; in Nordgriechenland bleibt in
der Mitte ein gevierteltes Linienquadrat
(in Akanthos ein erhabenes gevierteltes
Innenviereck), von der Schrift umgeben,
noch lange bildlos stehen, und in bes. kon-
servativen Reihen, z. B. dem El. von Kyzi-
kos und Phokaia, in Byzanz u. Kalchedon
erhält sich sogar das wirkliche Q. i. bis kurz
vor Alexander. Nach seinem Verschwinden
wird der quadratische, vertiefte Rahmen
um das Münzbild (d. h. der quadratische
Querschnitt des Stempels) gewöhnlich noch
längere Zeit beibehalten, in Rhodos und
Lykien noch bis ins i. Jh. v. C. In Gegen-
den, wo der Prägebeginn erst in den Anfang
des 5. Jh. fällt wie Thessalien, Kreta, er-
scheint das bildlose Q. i. gar nicht. — Ville-
noisy, Le carr6 creux, Rev. num. 1909
S. 449; Regling, M. als Kunstwerk S. 9/10.
34. 42/3 u. ö. R.
Quadratum sttperciisum, lat. (deutsch
Vierschlag). Um die Zahl der Metallab-
schnitzel (Abschroten) zu vermindern, die
man nur in verlustbringender Weise durch
Umschmelzen wieder verwenden konnte,
nahm man vor dem Prägen statt des
runden ein eckiges Zuschneiden des Schröt-
lings vor. Dann aber wurde oft, um die
Ecken des Schrötlings etwas auszurunden,
der Rand des Schrötlings durch Hammer-
schläge niedergedrückt und breitgequetscht,
und so blieb in der Mitte das Metall in der
ursprünglichen Dicke als unregelmäßiges
Viereck (quadratum supercusum) erhaben
zurück.
Dieser Vierschlag erscheint zuerst im
IG, Jh. auf Metzer Pfennigen. In der
Schweiz findet man ihn des öfteren seit der
QUADRIGA— QUANTITÄTSTHEORIE
541
Mitte des II. Jh.s, z. B. auf Baseler Münzen
Bischofs Theoderich IL (1041— I0S7) i. Fd.
V. Steckbom. Im 12. Jh. wird er zuerst in
bayerischen Münzstätten üblich, von wel-
chen er sich über Süddeutschland verbrei-
tet, z. B. kommt er auf Regensburger und
Wiener Pfennigen vor. Um 1500 ver-
schwindet er in Österreich und ein paar
Jahrzehnte später auch in Bayern. Als
Zierform lebte er noch weiter fort, indem
das Münzbild der Pfennige in Österreich
bis zum Ende des 17. Jh.s, bei den Hellem
in Bayern sogar bis 1835 eine in den
Stempel gegrabene rautenförmige Um-
rahmung des Münzbildes zeigt. — Luschin,
Allg. Mk.» S. 81 f. mit Literaturangaben.
Su.
Quadriga^ richtiger quadrigae, lat. == das
Viergespann; s. unter Quadrigatus und
Wagen. R.
Quadrigatus, lat. = mit einer Quadriga
versehen, heii3en zwei röm. -<ft-M. -Sorten,
nämlich i. die republ. Denare mit einer
solchen auf der Rs.; sie treten bald nach
<}em Bigatus um 150 v. C. auf, mit einer
Gottheit (luppiter, Satumus, Mars, Venus,
Apollo, Sol, Minerva, Hercules, Victoria,
Libertas) in einer Quadriga von eilenden
(später auch schreit.) Pferden — auf JR. des
C. Fundanius sitzt ein Knabe auf einem der-
selben — und dauern bis 82 v. C, zus.-
gestellt von di Dio, Berl. M.-BL 1882, er-
wähnt neben den Bigati bei Festus p. 98
u. 347 b, Plin., N. h. 33, 46. — Dagegen
bezieht sich (vgl. Num. chron. 1926
S. 234) Liv. 22, 52, 3 über das in 300,
200 und 100 nunmii q. berechnete Löse-
geld der Gefangenen von Cannae auf 2.:
das sind Didrachmen von 6 Skrupeln Ge-
wicht = 6,82 g, Abb. 68, dazu seltenere
Drachmen (sog. röm. -kampanische Dr. zu
3A^ g) nebst Gold, s. unter Aureus;
Polybius VI 58, 5 macht aus den 300 Q.
3 Minen. Eis gibt auch Q. von schlechtem
Silber, vgl. Willers, Kupferprägung S. 42.
Diese Q. bilden die späteste Reihe der
röm.-kampan. Silberprägung, aus dem
3. Jh. V. C. Bilder: jugendl., ianusartiger
Doppelkopf, Rs. luppiter in Quadriga
(Liste: Riv. ital. di num. 1899 S. 436; 1900
S, II; Chronologie: Z.f.N. 26 S. 248/50;
Num. chron. 1924 S. 181 ff.). — Trait6 I
S. 625. R.
Quadiilaferiy vom lat. quadrilaterus =
vierseitig, nennen die ital. Forscher die
rechteckigen röm.-kampan. iE-Barren, s.
unter Aes signatum. R.
Quadrupel (Quadrupla) s. unter Dublone.
Qiiadrussis, aus quattuor und as zusam-
mengesetzt, = vier Asse, inschriftlich auch
in der Form quattus vorkommend (C. I. L.
VIII 25 902 v. 19 m. Anm.). Als M.
kommt der Q. nicht vor. Die früher u. a.
Q. genannten röm.-kampan. Ä-barren (s.
unter Aes signatum) sind nicht auf ein be-
stimmtes Gewicht ausgebracht. R.
Quaestor, von quaerere = untersuchen^
Beamter der röm. Republik, ursprünglich
Vorsitzender der Geschworenengerichte und
der Staatskasse, später nur noch Kassen-
beamter; daher oft mit dem Münzwesen
betraut. Auch in den röm. Kolonien gab
es den Q. Der Titel Q. und die Abzeichen
seines Amtes (Subsellium, im Gegensatz zur
Sella curulis; Geldkasten = cista) kommen
auf röm. -republik., provinzialen und kolo-
nialen M, vor; z. B. (Atratinus) Q, auf
Kistophoren, Aesillas als Q. von Make-
donien; in Afrika erscheint einmal der
Titel q(uaestor) propr(aetore); auf röm.
M. auch q(uaestor) urb(anus), q(uaestor)
desig(natus), unter Antonius auch q{uaestor)
pro co(n)s(ule) sowie eine Abk. QP, die
man als quaestor pro praetore auflöst. —
Abk. Q- — Griech. Tapnac, s. d. — B. M. C.
Rom. rep. III S. 86; Münsterbei^, Be-
amtennamen S. 255. R.
Quantitatsfheorie ist die von dem engli-
schen Nationalökonomen David Ricardo
begründete Lehre, die von der Prämisse
ausgeht, daß in einer Geldwirtschaft jeder
Umsatz gegen Geld erfolgt, daß infolge-
dessen, wenn der einzelne Umsatz zu
höherem Werte geschieht, entweder mehr
Geld in der Volkswirtschaft vorhanden sda
oder das Geld seinen Dienst rascher ver-
sehen muß; — oder daß bei vermehrtem
oder beschleunigtem Geldumlaufe die Preise
steigen oder die Kaufkraft des Geldes
sinkt, wenn keine Warenvermehrung er-
folgt. Während unter normalen Verhält-
nissen die Preisbildung auch Funktion der
»Warenseite« sein kann, wird dieselbe in
Inflationszeiten dauernd von der »Geld-
seite« her beeinflußt und treten alle anderen
Faktoren in den Hintergrund (s. Inflation).
542
QUARANTANA—QUARTUNCIA
— Verhandlungen des Ver. f. Sozialpolitik,
Stuttgart, 1924, S, 243ff.; M. Palyi, Un-
gelöste Fragen der Geldtheorie in: Die
Wirtschaftswissenschaft nach dem Kjriege
II, 1925, S, 477 ff- S.
Quarantana (Quarantina) hieß die Dop-
pellira zu 40 Bolognini in Modena und Par-
ma im 17. Jahrhundert. S.
Quartalsystem s. unter Zählsysteme.
QuartarolOy Quartero ist eine ital, Bezeich-
nung für ein Viertelstück, insbesondere für
eine Billonmünze, die der Doge Enrico
Dandalo von Venedig im Werte eines
Viertel - Denars einführte: »Quartarolus
valoris quartae partis unius denarii Veneti«,
3/1000 fein, Gewicht: 0,776 g, bei den Nach-
folgern auch schwerer, bis zu i,449g. Typus:
Vs.V. E. N. C. (=VENeciaCivitas) in Kreuz-
form um einen Punkt, Rs. Kreuz, i. d. W.
Lilien. Der Doge L. Tiepolo {1268—75) ließ
neben dem einfachen Stück auch ein dop-
peltes von derselben Feinheit und demsel-
ben Typus schlagen: 2,328 g schwer. Beide
Münzen prägte man daim bis in den An-
fang des 14. Jh.s. — Papadopoli I S. 85,
87, 113, 119, 138, 145. Su.
(luart d'^cUy der von Heinrich IL von
Frankreich 1578 eingeführte Vierteltaler
zu 15 Sols mit dem Landesschild zwischen
II — II (=4 auf den ganzen 6cu) auf der
Vs. und einem Blumenkreuz auf der Rs.
Diese Münzen überschritten weit die Gren-
zen Frankreichs: sowohl in Deutschland
und in den Niederlanden wie auch in Eng-
land und Italien waren sie lange ein
Hauptzahlmittel und hießen allgemein Car-
decii. Der halbe oder Huiti^me d'6cu zeigte
den Schild zwischen V — III. — Hoffmann,
Taf. ^6, 2, 8 f.; 78, 8— lO; 79, 13—33; 85,
30—50. S.
Quartenses werden die ersten große
ren Münzen in Schlesien, in den Jahren
1292 — 1322 geprägt, genannt. Sie sind
der vierte Teil (quarta) eines Skots und
heißen daher denarii quartenses, 1308
heißt es im Heinricus pauper: »Item do-
mino episcopo 500 marce quartensium et
20 marce et 20 scoti« (Cod. dipl. Sil. III
S. 21). Sie waren 14—15 lötig. Da 96
Stück auf die polnische Mark (nach Kirmis,
Polen S. 6 = 197,68 g, nach Friedensburg
158,83 g) gingen, so hätten sie ein Soll-
gewicht vor^ 2,05 bzw. 1,62 g gehabt; tat-
sächlich wiegen sie in der größeren Mehr-
zahl 1,4 — 1,9 g, was mehr für Kirmis' An-
setzung der Mark spricht. Die quartenses
bezeichnen sich in der Umschrift als de-
narii und grossi, weshalb man sie auch
Großpfennige nennt (s. dort). Zuerst sind
sie von dem Herzog Bolko von Schweidnitz
und seinen Söhnen geprägt, den »iuvenes
Bolkones«, und mit dem Helm, der »galea
ducis Bolconis« geschmückt. Die große
Masse stammt aber aus dem Herzogtum
Glogau, das zu jener Zeit neben den eigenen
13 Münzstätten noch über 4 polnische,
darunter Posen und Graz verfügte. Außer
diesen Herzogtümern beteiligten sich auch
die übrigen schlesischen Fürstentümer und
das Bistum Breslau an der Prägung. Mit
das schönste Stück ist das Neißer mit dem
Bilde und Namen des Bischofs Heinrich
(Abb. 187); besonders bemerkenswert sind
die Geschichtsmünzen mit dem Kometen
(s. Kometengroschen) und die mit dem Wit-
telsbacher Schild, dem »clipeus Bawarie«,
und dem Braunschweiger Helm zu Ehren
der Verschwägerungen des Herzogshauses
geschlagenen. — Friedensburg, Schlesien,
M.A. S. 42; Menadier, D. M. I S. 205 Anm.
140 b u. Schausammlung S. 208, 438. Su.
Quartero s. unter Quartarolo.
Quarteron (cartaro) heißt im M. A. in Süd-
frankreich (Languedoc) das Viertel eines
Pfundes = ca. 100 g. Revue beige XLV
S.364f. Su.
Quartillo s. Cuartillo.
Quartinho (Quarto) war die portugiesi-
sche Viertel Moeda de ouro (s- Moidor) oder
der Viertel Escudo de ouro (s. d.). S.
Quartnik = Kwartnik (s. d.). S.
Quarto ist eine Billonmünze zu ^4"
Groschen der Herzöge von Savoyen vom
14. bis zum 17. Jahrhundert. Von der
auf ihr häufigen Inschrift FERT (s. d.)
wurde sie auch Ferto oder Fert genannt.
Sie wurde viel nachgemünzt, besonders in
Genf im 18. Jahrhundert. — C. n. It., I,
S. 23 — 311. — S. auch Cuarto. S.
Quartunda (anscheinend neue Wortbil-
dung, lat. Sicilicus, s. d.) = ^/^ Uncia; ge-
prägt als kleinste M. der röm. Reduktion,
mit den Bildern der Uncia (Bellonakopf
n, Rs. Schiffsvorderteil r.), aber ohpe
Wertzeichen^ Gewicht i. D. 3,06 g, Haeber-
lin, Aes grave 1910 S. 115/6, sowie mit dem
QUASIAUTONOME— QUETSCHGELD
543
Wertzeichen C oder ) in Brundusium und
Graxa, Head, H. N.» S. 52. R. i
Quasiautonome M., auch pseudoauto- t
nome M. nennt man diejenigen griech. \
M., die, obwohl in der Kaiserzeit geprägt, ;
des Bildes und der Aufschrift des Kaisers '
entbehren und so wie autonome M. auf- ,
treten. Die betr. M. von Athen und Chics ;
(Abb. 95) sind stets q. M., wohl infolge be- j
sonderen Privilegs. — Auch die röm. Klein- 1
bronzen mit SC ohne Kaiserkopf und die M i
konstantinischer Zeit mit urbs Roma, Con- j
stantinopolis oder pop(ulus) Rom(anus) auf j
der Vs. sind q. M. R.
Quatemio = die Vierzahl, etwas, was
vier Einheiten umfaßt; wird von den
Numismatikern für den vierfachen röm.
Aureus gebraucht, wie er von Augustus,
Domitianus, Commodus (vielleicht ein Ter-
nio?) und vielleicht auch von späteren
Kaisern — vgl. Script, bist. Aug., vita
Sev. Alex. 39, 9 (Elagabal betreffend) und
vita Gallieni 16, 6, dazu Z. f. N. 31 S. 9—12
u. S. 7 Anm. 16 — , dann wieder vom byz.
Kaiser Michael IV. geprägt worden ist. —
Ein verschollener Billon-Med. mit der Rs.-
Aufschrift. Q. dreizeilig bei Lagoy, Rev.
num. 185s S. 392 Abb. (= Gnecchi, Med- I
S. 51 n. 2, 4,78 g, anders das Ex, Pembroke
Kat. 1848 n. 1440) könnte die Probe zu
einem solchen N-Q. sein. R.
Quatninx (anscheinend neue Wortbil-
dung) = Vierunzenstück, bei dezimaler Tei-
lung des As = 4/10 As, dem Triens bei duo-
dezimaler entsprechend; als M. mit vier
Wertkugeln bezeichnet, kommt er im
ostital. Aes grave (s. d.) und den geprägten
Kupfer-M. z. B. von Larinum vor. R.
QuattrinOi eine kleine vom 14. bis in die
50er Jahre des 17. Jh.s in den meisten ita-
lienischen Münzstätten geprägte Silber-
oder Kupfermünze zu 4 Piccoli. Am be-
kanntesten sind die päpstlichen; seit Cle-
mens VIII. (1592 — 1605) wurden dieQuat-
trini aus Kupfer hergestellt. In Toskana
hieß der V3 Soldo noch bis 1859 Q. —
Martinori, S. 410— 414. S.
Quattuorvln Q. (monetalis) heißt unter
Caesar der bisher Triumvir monetalis ge-
nannte reguläre röm, Münzbeamte; femer
heißt Q. der Bürgermeister einer röm. Ko-
lonie oder eines Municipiums, wenn ihrer
4 das Regierungskollegium bilden, auch
mit dem Zusatz i(ure) d(icundo) oder der
Ziffer der Iteration oder der Amtsdauer,
Q. quinquennalis; vgl. unter duovir. —
Münsterberg, Beamtennamen S. 255. R.
Qliattus = 4 Asse, s. unter Quadrussis.
R.
Quecksflber s. unter Amalgamation. S.
Quellen- und Brunnenfunde von liL Das
Hineinwerfen von Geld und M. (stipem
iacere) in Quellen, insbes. heilkräftige,
Brunnen und Teiche als Bitte um erhoffte
oder als Dank für geschehene Heilung, auch
allgemeiner als Opfer an die Nymphe oder
den Genius loci, ist eine natürliche Ge-
pflogenheit, die der Fremde in Rom noch
heute durch Hineinwerfen eines Soldo in
die Fontana Trevi ausübt. Bekanntere
Quellen, deren M.-massen man gehoben
hat, sind die von Vicarello unweit von
Rom (hier außer M. auch aes rüde;
Z. f. N. 34 S. 244; dort S. 265 noch mehr
italische Q. u, B.), von Aquae Calidae
in Bulgarien, von Langenschwalbach in
Hessen. Die von Aquae Calidae zeichnen
sich durch eine schwarze, glänzende Ab-
lagerung aus, die von den Salzen der Quelle
herrührt. Methodisch sind sie als Fund-
massen zu betrachten, s. unter Münzfunde.
— Trait6 I S. 673/75^ R.
Quent, Quentchen, Quentin, Quint war
der 64. Teil der deutschen Gewichtsmark
oder ^/4 Lot, ursprünglich wahrscheinlich
V5 des karolingischen Solidus (quinta
pars), oder ^/loo des karolingischen Pfundes^
was ungefähr ^4 Lot der süddeutschen Ge-
wichtsmark (235 g) entspricht- Das Q. der
kölnischen Mark wiegt 3,654 g. — S. auch
Privileg des Quentchens. — Grote, MSt.
III, S. 19. S.
Quentiti == Quent (9. d.).
Quetschgeld« In der Harzmünzstätte
zu Zellerfeld wurde noch um 1780 mit
dem Hammer geprägt, rine Arbeitsart,
über welche wir genau unterrichtet sind
und die dort wohl seit dem Mittelalter
so geübt wurde. Nachdem die Zaine in
Planen- oder Leinwandbogen grossen
waren, wurden sie ausgeschlichtet, das
heißt glatt gehämmert, dann mit einer
großen Schere, der Benehmschere, deren
einer Griff auf einen Klotz geschraubt
war, in viereckige Stücke geschnitten und
diese mit derselben Schere justiert, wor-
544
QUETZAI^QXJINCUNX
auf sie Schrötlinge hießen. Auf einem Am-
boß breit und dünn geschlagen, hießen sie
Schrötlingquetschgeld, das geglüht und
mit »einem Platthammer zwischen einer
Faßzange« rund geschlagen, nach noch-
maligem Glühen und Breittreiben kurz-
geschlagenes Quetschgeld hieß. Aber-
maliges Glühen, RundMopfen des Randes
und Breittreiben erzeugte Kurfürsten-
quetschgeld. Nachdem die Stücke end-
lich nochmals geglüht und, in Rollen zu-
sammengefaßt, rundgeklopft waren, hatte
man Platten. Diese wurden zum letzten
Male geglüht, in schwachem Scheide-
wasser gesotten, in Scheuertonnen ge-
scheuert und im Siedeofen getrocknet.
Dann wurden die Platten der kleineren
Münzen mit dem Hammer, die der Taler
mit dem Druckwerk geprägt. Zur Eizielung
einer gleichmäßigen Dicke der Zaine der
kleineren Münzen wurde auch ein Walz-
werk benutzt. — Fiala, Neues Haus Lüne-
burg I, S.76f. S.
Quetzal, Durch Gesetz vom 26. No-
vember 1924 hat Guatemala den Quetzal —
so heißt ein dortiger Vogel — zur Münz-
einheit gemacht; er hält 1,504 665 g Fein-
gold, zerfällt in 60 Peso und ist einen Gold-
dollar der Vereinigten Staaten wert. Seit
1926 wird in London ein silberner halber Q.,
8,33 g schwer und 0,720 fein geprägt. S.
Qttles Augustomm, d. h, der Ruhestand
der Kaiser (Diocletianus und Maximianus),
erscheint als weibl. Gestalt mit Zweig und
Zepter auf deren M. nach ihrer Nieder-
legung der Kaiserwürde. R.
QttOate, spanisch und portugiesisch :=
Karat (s. d.). S.
QldnarittS lat. = Fünfer, nämlich 5 Asse
wert, röm., 269 v. C. zusamt dem Denarius
(s. d.) = Zehner eingeführte Ä-Münze,
mit der Wertzahl V neben dem Romakopfe
und den sprengenden Dioskuren auf der
Rs., 2,27 g schwer (Abb. 63), bald sinkend
und nur etwa 40 — 50 Jahre lang geprägt,
dann wieder in marianischer Zeit (102 v.C. ?)
infolge einer lex Clodia; er erhält jetzt die
Typen und den Namen des früheren Victo-
riatus, Rs. Victoria am Tropaion, und das
Wertzeichen Q = Quinarius (V war nicht
mehr brauchbar, da der Denar seit 217
v. C. 16, der Q. also 8 Asse galt). Die
Bilder wechseln dann zwar, bes. seit der
lex Papiria v. J. 89 bis etwa 81 v. C.>
doch bleibt die Victoria (oder wenigstens
ihr Brustbild auf der Vs., Q. Titius) der
Haupttypus des Q. (nur die Q. im B. M.
C.Rom, rep. I 5,323, 332 haben sie nicht).
In caesarischer Zeit von 49 — ^44 v. C. und
44 — 36 V. C. erscheint der Q. wieder,
auch jetzt meist mit Victoria auf Vs. oder
Rs. Auch Augustus' Q. und auch die Q.
der Mehrzahl der späteren Kaiser behalten
sie bei; so begleitet der ^-Q. zuerst den
Denar, dann länger als dieser den sog. Ar-
genteus Antoninianus bis zum Zusammen-
bruch der Währung unter Valerianus' und
Gallienus' Samtregierung und mag sich auch
unter den späteren Billon-M. mit dem Lor-
beerkranz statt der Strahlenkrone des
Kaiserbildnisses hie und da verbergen (dazu
Num. chron. 1916 S. 57/6o Taf. III; 1919
S. 238). — Die Bezeichnung Q., die die Nu-
mismatiker (Cohen: PBQ = petit bronze
quinaire) den kleinen, von Claudius IL bis
zur Münzreform der Tetrarchie vorkom-
menden -^-M. mit Silbersud kleinen For-
mates, aber ziemlich dick und von treff-
lichem Stile, geben, ist willkürlich (sicher
irrig die als Centenionalis, wie Seeck, Z. f. N.
XVII S. 122 wollte), vielleicht sind es iE-
Abschläge vqn goldenen A^-Halbstücken.
— A^'-Q. nennen die Numismatiker das
Halbstück des Aureus, das von Caesar und
Augustus an geprägt wird, gleichfalls den
Victoria-T3rpus bevorzugend, s. unter
Aureus. — Auch nach der konstantin. Re-
form bleibt die Victoria der beliebteste Ty-
pus der AT'-Teilstücke, des Halbstücks sowohl
(meist sitzend) wie des neu eingeführten
Golddrittels (Triens, hier laufend). —
Trait6 I S. 549/SO, 525/6; B. M. C. Rom.
rep. III S. 211. R.
Qulnas heißt das portugiesische Wappen-
bild: fünf Schilde in Quincunxstellung, in
jedem fünf Punkte (Abb. 227). Die Quinas
soll auf den Sieg i. J. 11 39 im Gefilde von
Campo-Ourique über 5 Maurenkönige an-
spielen. S.
Qiilneunx, griech. Pentonkion, s. d., =
Fünfunzenstück; als iE-M. bei dezimaler
Teilung des As als dessen Hälfte vorkom-
mend im ostital. Aes grave (s. d.) und den
geprägten iE-M. z. B. von Larinum, Ca-
pua, Luceria, Teate, Venusia, Orra, mit
fünf oft so :•: gestellten Weltkugeln be-
QUINCUSSIS-RÄNDELUNG
545
zeichnet; diese Figur heißt danach selbst
Qu. R.
QttincussiSy modernes Kunstwort, nach
Analogie von Quadrussis gebildet, für ein
5 -As-Stück. Als M'U. kommt der Q. nur
im Aes grave von Etrurien mit Rad und
Anker vor, Wertzeichen V, Haeberlin, Aes
grave S. 265. — Die u. a. Q. genannten
röm.-kampan, Ä-Barren (s. unter Aes
signatum) sind nicht auf ein bestimmtes
Gewicht ausgebracht. — Der in der Riv.
ital. di num. 38 S. 1 1 veröffentlichte Q. ist
falsch, vgl. M. V. Bahrfeldt, E. J. Haeber^
lin 1929 S. 88 ff. R.
Quindecimviri sacris faciundis^ früher
decemviri sacris faciundis, das dritte im
Range der vier höheren röm. Priesterämter
(vgl. Pontif ex) ; sie hatten bes. die Fürsorge
für die sibyllinischen Bücher und für die
apollinischen und die Säkular-Spiele, daher
ein L. Manl. Torquatus auf seine M. zwar
nicht den Titel Q., aber den Kopf der Si-
bylle und den Dreifuß setzt. Auf M. er-
scheint der Titel als X (= decemvir) auf A
des C. Coel. Caldus, und als XV (= quin-
decimvir) S F auf M des Augustus auf die
Säkularspiele; sonst wird noch Vitellius so
bezeichnet auf der Rs. einer M. mit dem
Dreifuß als Typus. — Abk. XV S F oder XV
VIR SACR FAC. R.
Qulndesino, Quindidiio war eine 1465 —
147s geprägte Mailänder Billonmünze zu 15
Denar, d. dem österreichischen Dreikreuzer
entsprach. Unter Karl V. galt er 1^4 Soldo.
Sein Gepräge war auf der Vs. Krone über
zwei Widderköpfen und Vase, auf der Rs.
ein Zierkreuz. — Martinori, S. 415; Gnec-
chi, Milano, S, 119, Taf. 25, Nn ii. S.
Quiiiquennalis heißt der Bürgermeister
(duovir oder quattuovir) oder sein Stellver-
treter (praefectus) in röm. Kolonien oder
Municipien wegen seiner 5jährigen Amts-
dauer; das Wort kommt auf M. entweder
adjektivisch als Zusatz zu einem der ge-
nannten Titel oder substantivisch vor, auch
mit der Ziffer der Iteration. — Abk. Q,
QVIN. — Münsterberg, Beamtennamen
S. 255. R.
Quint = Quent (s. d.).
Quinüna, eine kleine neapolitanische 1466
eingeführte Silbermünze zu ^s-Carlino oder
12 Piccoli. — Martinori 8.415. S.
Qttlnto, florentinische um 1530 geprägte
Silbermünze zu 1/5-Floren oder 4 Grossi,
4 g schwer. S.
Qttintuplo, das neapolitanische Goldstück
zu 5 Dukaten. S.
Qttirino, Silbermünze von Correggio mit
dem hl. Quirin auf einer Seite zu 8 Soldi
und von 3,196 g Gewicht* S.
QttirlniiSy ursprünglich wohl Beiname des
Mars, ist der Name des Romulus nach seinef
Vergötterung; die Beischrift steht auf JR
des C. Memmius zu lorbeerbekränztem
Kopfe, der Bart in archaistischen Lrocken.
— Ferner steht Quirin(us) — irrig (flamen)
Quirin(alis) ergänzt — zimi sitzenden Gott
auf A des N. Fabius Pictor, vgl. Nachr.
Gott. Ges. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 1928
S. 122. * R.
E.
R, Münzbuchstabe der Münzstätte Or-
leans.
Rabottinus, Robalnus» abgeleitet von
robä*i, rubä'i, ist eine Rechnungsmünze im
Werte eines 1/4-Bcsanten (arab. raba = 1/4)
= 3 Soldi im Königreich Jerusalem und
in Cypem (s. auch Dinar). — Schlumberger,
Orient latin S. 8. Su.
Rad. Das Wagenrad erscheint auf an-
tiken M. sowohl als alleiniges Bild (beim
Aes grave, auf M. von Etrurien, Mesembria^
Phlius, Kalchedon usw.) wie bei Wagendar-
stellungen hauptsächlich in zwei Formen,
WOrtestnidi d«r Httukaade.
nämlich mit vier radial angeordneten Speir
chen und mit vier von einer Querspeiche
ausgehenden geraden Speichen. Beide
Formen erscheinen bei den »Wappenmün-
zen« von Athen, — Ebert, Reallex, XI
S. 9; Anson, Greek coin types VI Taf.
XIX f. R.
Raderalbas (-Schilling) siehe Albus.
Su.
Radergulden s. Goldgulden am Schluß.
RSndelitng. Neben der Justierung ist die
Randverzierung der beste Schutz der
Münzen, denn der Rand (s. Kante) ist dem
35
546
RÄNDELWERK-RAPPEN
Beschneiden immer am meisten ausgesetzt;
unterschied man doch im i8. Jh. ungerän-
delte und Randdukaten (s. d.) und bedingte
sich die Zahlung in diesen aus. Bis zum
17. Jh. hatte man den Rand mit wenigen
Ausnahmen vernachlässigt; die ersten Taler
und zwar mit erhabener Randschrift finden
wir um 1577 in Frankreich, 1642 im Harz,
1 651 in England, 1668 in Dänemark, 1670 in
Schweden und in Brandenburg, und zwar
im Federringe geprägt. Wenig später kam
das Rändelwerk in Gebrauch (s. d.), am
Ende des 18. Jh.s die Ringprägung (s. d.).
— Schrötter, Acta Bor. Münzgesch. I, S. 8.
S.
Rändelwerk ist ein Werkzeug, mittels
dessen der Rand (die Kante) der Münze mit
erhabener Schrift oder Verzierung oder ein-
facher Kerbung oder Reifelung versehen
wird, um sie gegen das Beschneiden zu schüt-
zen (s. Rändeln). Am Ende des 17. Jh.s ein-
geführt, bestand es aus zwei graden oder
kreisbogenförmigen eisernen Streifen, deren
Innenseiten die vertiefte Verzierung oder
Schrift trugen und durch die die Münze oder
Platte in rollender Bewegung durchge-
zwängt wurde, wodurch der Rand erhabene
Verzierung oder Schrift erhielt. Erhabene
Schrift zeigen die Ränder fast aller Taler
Österreichs und Frankreichs im 18. Jh.
Ende des 18. Jh.s wurde das Rändelwerk
durch die Ringprägung (s. d.) ersetzt. —
Flörke, S. 892 ff., Tafel 15; Schrötter, Acta
Bor. Gesch. I, S.S. S.
Rä'ld], arab. Kurantmünze; s. Paisa.
Raitpfennig = Rechenpfennig (s. d.).
Rama-tanka^ schüssdförmige goldene
Medaillen, die in Südindien noch in der
neuesten Zeit zu religiösen Zwecken dienten.
Auf ihnen ist Rama mit seinem Gefolge
dargestellt. Gewicht 10,82— 11,66 g. Größe
ca. 28 mm. Es kommen auch Doppel- und
vierfache Stücke vor. — Elliot, Coins of
S. India 99. V.
Ramesino^ Ramensis, Romesino, heißen
urkundlich in der i. Hälfte des 12. Jh.s
(unter Roger II.) die Dreifollarstücke (iE)
der Normannen in Unteritalien, i Stück
10,60-10,80 g schwer, 115 Stück = i B6-
sant, 20 = I Tari, 8 = i Ducato d'aj^ento,
I Stück = 120 nummi = 1/24 nwliarense,
vgl. Follaro. ~ Annuaire 1896 S. 227; Riv.
it. di num. 1911 8.4375. Su.
Ramo seecOy ital. = trockener (unbe-
laubter) Zweig, nennen die ital. Numis-
matiker das zweigähnliche Muster gewisser
altital. iE-Barren (s, d.). — N. Z. 36 S. 2/14.
R.
Rand einer M. ist der der Kante (s. d.)
zunächst liegende Teil der Bildfläche auf
Vs. und Rs., wird mißbräuchlich auch für
die ICante selbst gebraucht. Heute ist er
meist durch Perlreif und Stäbchen be-
grenzt. — Franz. : tranche = Kante, bord
= Rand; engl.: edge = Kante, rim =
Rand. R.
Randdllkaten nannte man im 18. Jh. die
gerändelten Dukaten, im 19. in Österreich
solche Dukaten, an denen nicht über i pro
Mille des Normalgewichts durch Abnutzung
verloren war. S. Passierdukaten und Münz-
dukaten. S.
Randschrift s. unter Rändelung.
Rane engili (»goldene Finger«) = Gold-
barren, werden als Tribut erwähnt, den
Nissanka Malla (1187 — 96) von Ceylon von
einigen Königen von Südindien erhalten
haben soll. — H. W. Codrington, Ceylon
coins, S. 52. V,
Rap = Rappen, s. d.
Rappen. Den Namen R. erklärte man
früher so, daß die Freiburger Adlerkopf-
pfennige als Rabenkopfpfennige angesehen
worden seien und deswegen den Namen
»Rappen« erhalten hätten. Cahn meint,
ausgehend davon, daß 1363 mit »Kolmar-
Rappen« eine minderwertige kleine Münze
bezeichnet wird, die die ungefähre Hälfte
des Wertes der gewöhnlichen Pfennige
darstellte, mit diesen Rappen seien,
da Kolmar noch keine Münze hatte,
wahrscheinlich die Erzeugnisse der
bischöfl. Münze zu Basel gemeint. Hier-
nach bedeute also Rappen so viel wie
geringhaltige Münze, die Farbe habe Anlaß
zu dem volkstümlichen Kennwort gegeben:
Rappen = dunkelfarbiger, schwarzer Pfen-
nig (vgl. schwed. rapp = dunkelfarbig, das
deutsche Rappe = schwarzes Pferd), im
Gegensatz zu den verhältnismäßig rein aus-
geprägten, also weißen Schweizer Braktea-
ten. Der Name blieb dann an oberrhein.
Pfennigen hängen und wurde nun im An-
fang des 15. Jh.s im G^ensatz zu den
Hälblingen, den »Stählern« (s. d.), ge-
braucht. E. Schröder hingegen, Der Rap-
RAPPENMÜNZBUND
547
pen in BI. f, Mfr. 1903 S. 2884 ff-, liat noch
eine andere Deutung, indem er sich auf die
Notiz stützt: »Dominus de Rappoltstein in-
cepitnovam monetam f acere, que pene cum
denariis Friburgensium concordabat« (1291)
(Menadier, D. M. IV Fd. v. Tränheim S.
78) : Die Pfennige der Grafen v. Rappolt-
stein seien wegen des Bildes des Rabenkop-
fes Rappen genannt worden, diese seien dann
nach dem nächstgelegenen größeren Markt -
orte Kolmar eingeschleppt worden, hätten
dadurch den Namen Kolmar-Rappen be-
kommen, und später sei der Name auf die
ähnlichen Freiburger Adler-Pfennige über-
gegangen und von dort auf die Pfennige
des Rappenmünzbundes.
In der Vertragsurkunde des Rappen-
münzbundes (24. IL 1403) heißt es »Rap-
penphenige, der einer für zwen der vor-
geschriben phenigen gan sei und genommen
werden«. — Münzfuß der Rappen nach
Cahn S. ili: 1399 756 Rappen auf die
rauhe Mark, 0,35 g schwer, loVslötig, 0,23 g
Feinsilber (== Zweiling)
1425 480 R. 0,49 g 8 löt. 0,245 g Feins.
1478 489 „ 0,48 g 7 „ 0,21 g „
1480 576 „ 0,41 g 8 „ 0,2 g „
1498 608 „ 0,385 g 7 ,, 0,168 g „
1533 608 „ 0,38 g 6i/a„ 0,138 g „
1564 550 „ 5Va„
Ursprünglich waren sie ebenso wie die
Stäbler viereckig, nach dem Vertrage von
1425 sollten sie aber rund und mit äußerem
Perlenkranz versehen sein, »gekömet an den
Enden« (?), eine bewußte Nachahmung des
damaligen Straßburger Pfennigtypus. Dies
wurde als Maßregel gegen das betrügerische
Beschneiden der Pfennige eingeführt.
Gepräge:
1. Basel: Baselstab auf Span. Schild,
2. Freiburg: Adlerkopf „ „ „
3. Kolmar: Morgenstern,, „ „
4. Breisach: die 6 Felsen auf span. Schild,
5. Katharina v, Burgund, Ldgrf., ge-
haltener Span, Schild: r. Binde v.
Österreich, 1. Balken v. Burgund.
Der Typus wurde für die Rappen und Stäb-
1er über 150 Jahre festgehalten. — Cahn,
Der Rappenmünzbund, Heidelbei^ 1901.
In der Schweiz blieb der Name der Rap-
pen noch bis in die Neuzeit erhalten (Abb.
331): Nach der Ordnung von 1799 waren
10 R. = I Batzen, lO Batzen = i Schweizer
Franken = 1,20 Mark; seit i850sind 100 R.
(Centimes) = i französ. Franc. Seit 1850
wurden in Billon 20-, 10- und 5 -Rappen-
stücke im Rauhgewicht von 3^4, 2^1 u.
12/3 g u. im Feingehalt von 0,15, 0,10 u.
Oi5 g geprägt, seit 1879/81 sind sie aus
Nickel, nur 1918 waren sie aus Messing.
Das 2- u. I -Rappenstück aus JE hat ein
Gewicht von 2^/2 u. iV« g- — Corragioni,
Schweiz S. 26. Su.
RappeimiQnzbund« Entstehung: Am 7.
III. 131 1 wurde von den Herzögen von
Österreich und der Stadt Basel eine Münz-
konvention auf 15 Jahre gegründet. Hier
verzichtete man noch auf eine einheitliche
Vereinsmünze nach besonderem Fuße und
schuf nur 3 Münzkreise mit eigener Wäh-
rung, woran die Konvention notwendig
scheiterte. Man ersetzte daher diese durch
eine neue vom 14. Sept. 1387, die ein viel
größeres Gebiet umfaßte: Kolmar, Villin-
gen, Schaffhausen, Zürich, Bern, Neuen-
burg und das von diesen Städten um-
schlossene Gebiet, über 70 Teilnehmer.
Jetzt wurde eine neue gemeinsame Pfennig-
münze festgesetzt: n68 Pfennige sollten
aus der I2lötigen Mark geschlagen werden,
also hatte ein Stück 0,2 g Rauh- u. 0,15 g
Feingewicht. Doch war diese einheitliche
Münze bei der Menge der Teilnehmer und
bei den zu großen politischen Gegensätzen
nicht durchführbar. Daher wurde zur Auf-
rechterhaltung einer guten Silberwährung
von einem Hauptteil der Vertragsteilneh-
mer am 24. II. 1403 der viel kleinere Rap-
penmünzbund gegründet. Zu diesem ge-
hörten der Ritter Friedrich v. Hadstatt,
Landvogt des Herzogs Leopold von Öster-
reich Mn Elsesze, ze Briszgow und in Sunt-
gow«, sowie die »burgermeistere rete und
bürgere gemeinlich der steten Basel, Fri-
burg, Colmar und Brisach«. Das einheit-
liche Münzgebiet sollte reichen »nämlich von
dem Eggenbach hie disent und enent Rins
her uff untz gen Rinfelden«, also das ganze
Gebiet der Landvogtei und der 4 Städte.
Grundlage der neuen Währung war i Pfund
Pf eimige = 240 ^ = i rhein. fl. Die neue
Bundesmünze sollte folgendermaßen sein:
1242 Pfennige sollten aus der lo^/slötigen
Mark (s. Stäbler) geschlagen werden. Die
Hauptmasse der festgesetzten jährlichen
Mindestausprägung von 2800 Mark Silbers
35*
548
RATHAUSTALER-RATI
sollte in diesen vorgeschriebenen kleinen
Pfennigen, der kleinere Teil in den soge-
nannten Rappen (s. d.) oder Zweilingen
geprägt werden. Die Form der Pfen-
nige wurde einheitlich vorgeschrieben,
als Bild aber treten die verschiedenen
Wappen auf. Der Bund schützte sich gegen
Verschlechterung seiner Münzen durch
gegenseitige Kontrolle der Vertragsgenos-
sen, durch Feuerproben ihres Geldes und
Verruf aller anderen schlechteren Münzen.
Der Tagungsort war in Neuenburg a. Rhein.
Nachdem sich schon Herzog Leopold v.
Österreich 1399 in einem Sondervertrage
mit Basel die Ausgabe von Schillingen vor-
behalten hatte, ging auch 1425 der Rappen -
münzbund zu einer neuen groschenartigen
Münze, dem Plappert (s. d.) über; die Stadt
Basel schob 1462 zwischen diesen und den
Pfennig den Vierer (s. d.) ein. Durch den
Vertrag zu Neuenburg am 30. XL 1498
über die »merere muntz« wurden für den
ganzen Bund »Dickplapperte« oder Orts-
gulden (7,32 g schwer bei einer Feinheit
von 6^87 g), Groschen zu 2 Plapperten oder
zu 12 Rappen (3,84 g schwer bei einer Fein-
heit von 2,16 g), Plapperte wie bisher zu 6
Rappen, Doppelvierer zu 4 Rappen (1,39 g
schwer bei einer Feinheit von 0,69 g),
Vierer, Rappen (Zweiling) und Hälblinge
des Rappens (Pfennig, Stäbler) als Vereins -
münzen festgesetzt. Damit paßte man sich
den modernen Verhältnissen an. 1542 erhielt
die Genossenschaft das Recht der Talerprä-
gung. Am 24. IIL 1533 machte man die
Batzen, die erst vergeblich bekämpft wor-
den waren, zur Hauptwährung (i Batzen
= 10 Rappen = 20 Stäbler). Das war die
letzte autonome Festsetzung des Bundes.
Nachdem sich dann am 3. III. 1564 der
Rappenmünzbund der Reichsmünzordnung
von 1559 unterworfen hatte, wurde er
durch den Erzherzog Ferdinand 20 Jahre
später aufgelöst, indem den Bundesmit-
gliedem der Silberkauf endgültig gekün-
digt — die Silbergruben befanden sich
nicht in Händen des Bundes, sondern
hauptsächlich im erzherzoglichen Gebiet —
und eine eigene landesfürstliche Münzstätte
in Ensisheim errichtet wurde. Am 1 1, Sept.
1584 versammelten sich die Vertreter aller
Mitglieder in Kolmar zum letzten Male.
Der Bund hatte die Geldverhältnisse im
oberen Rheintal, im Elsaß, Schwaben und
in der Schweiz durch i^/a Jahrhunderte
beeinflußt. Im modernen Reichssystem war
für Sonderbündnisse kein Raum mehr, auch
war ihr Fortbestehen unnötig. Vor allem
kollidierte der Silberbann, den der Bund
beanspruchte, mit der landesfürstlichen
Hoheit. — Cahn, Der Rappenmünzbund,
Heidelberg 1901. Su.
Rathaustaler waren im 18. Jh. geschla-
gene Taler der Reichsstadt Nürnberg mit
dem Rathause und der davor sitzenden
Stadtgöttin auf der Vs. und der Ansicht
der Stadt auf der Rs. Es gab solche mit
»offenen« und »verschlossenen« Türen. —
Im Hof I, S. 224—226. S.
Rati, Raktika^ Krishnala, Gunla, malai-
isch Saga kechil (kleine Saga = ^a Saga
besär) ist der Samen der Gunja-Pflanze,
Abrus Precatorius, Gewichtseinheit, die
dem indischen Münzsystem zugrunde liegt.
Thomas setzt ihr Gewicht auf 1,75 grains
(Ojii3 g), Cunningham auf 1,83 grains
(0,118 g) an. Nach der Regulierung von
1833 ist es 1,87s grains (o,i2i g). Nach den
alten Gesetzbüchern gab es für die 3 Münz-
metalle 3 verschiedene voneinander unab-
hängige Systeme: Gold: i Pala (Nishka) =
4 Suvarna = 64 Masha (Mashaka) = 320
Rati. Silber: l Pala (Satamana) = loDhar-
ana (Karshapana, Purana) = 160 Masha =
320 Rati. Kupfer: i Pana (Karshapana) =
80 Rati. Später bildete sich ein für alle
Metalle gemeinsames System aus, das aller-
dings örtlichen Differenzierungen unter-
worfen war und in dem alles davon abhing,
wifeviele R. die zugrundegelegte Masha ent-
hielt. Außer der Masha zu 2 und 5 R. gab
es Masha zu 6, 8, 10, 12 und 16 R. In
Nordindien wurde die Dharana der Tanka
(= 1/4 Karsha = 4 Masha zu 8 R.) gleich-
gesetzt. In Südindien wurde eine aus
20 Masha zu 4 Kakini bestehende Dhar-
ana (ursprünglich 72 grains = 4,665 g)
zur Hauptgewichtseinheit, die dem Ka-
lanju (s. d,) gleichgesetzt wurde. Außer
dem in den Gesetzbüchern festgesetzten
System (320 R. = i Pala) eidstierte schon
frühzeitig ein volkstümliches System, g6 R.
= 12 Masha = i Tola, welches im 15. Jh.
in Nordindien die alten Systeme ver-
drängte. Die Tola wog unter den Groß-
mogulen 185,5 grains = 12,02 g, nach
RATIO— RAUTENHELLER
549
Bestimmung von 1833 180 grains =
11,664 g- In Kashmir war die Tola =
16 Masha zu 6 Rati. 100 R. hießen
Sataraktika, Satakrishnala. — Viereckige
Kupfermünzen dieses Gewichts wurden
in Taxila (Vs. Löwe, Rs. Elefant)
sowie von Pantaleon und Agathokles
(Anfang 2. Jh.s v. C, Vs. Löwe, Rs.
Tänzerin), runde in Panßala (Symbole),
Yaudhiya (sechsköpfige Gestalt) und Nepal
geprägt. Diese selbe Einheit lag auch der
Tanka (13. u. folgende Jh.), sowie den Gold-
münzen (s. Muhr), teilweise auch den Silber-
und Kupferm. von Malwa und Gujerät
(15. — 16. Jh.) zugrunde. S. Karsha, Pana.
— Thomas, Ancient indian weights; H. W.
Codrington, Ceylon coins i ff. ; Temple in
LA. 27, S.43, 60 f.; 28, S. I03f.; 42, S.
156; Cunningham, Coins of Ancient India
42 S.; Weber in ZDMG. 15, S. 139; White-
king in N.Chr. 1903, S. 356f.; 1904, S.
62 f.; Walsh in J. A. S. B. 1908, S.676;
N. Wright, Ind. Mus. Calcutta II 224;
Taylor in JBBr. RAS. 21, S. 278 ff.; Hodi-
vala, Hist. studies 224; Crooke, Hobson
Jobson928; Decourdemanchein J.As. 1912,
S. 1 17 ff. leitet das Gewichtssystem des Manu
vom babylon.-achämenidischen ab. V.
Ratio (racio) mit nachfolgendem Genetiv
wie basdici, domni, ecclesi(a)e, fisci, mun-
axterii usw. ist eine Umschrift, die sich auf
merowingischen Trienten und Denaren be-
findet. Die R. ist die Rechnungskammer der
Kirche oder des Staates, und diese läßt die
Münzen aus ihren Einnahmen für den Ver-
kehr schlagen. Die Finanzbeamten heißen
in der späteren Römerzeit a rationibus,
rationales (Prou, Merowinger S. L bis LIII),
Die Aufschrift »ratio munaxterü« oder
»fisci u. ä. hat also nicht den Sinn: Die
betreffende Münze sei von einem Juwelier
für Rechnung eines Klosters (Engel u. Ser-
rure I S. 95), oder als Anteil (Ration) an
dem Zins für den König geprägt (Friedens-
burg, Mkde. u. Geldgesch. S. lo). Su.
Rationalls, in älterer Zeit a rationibus
genannt, ein hoher kaiserlicher Finanz-
beamter, ist in der röm. Kaiserzeit der
oberste Chef der Münze. — Hirschfeld, Kais.
Verwaltungsbeamte» S. 188^; R. E. II A
S. 262/63; Z. f. N. 31 S. 13. — Die Abk.
R. S. R. i. A. gewisser M. des Carausius wird
jetzt rationalis summanim rationum (besser :
r. summae rei) aufgelöst (Num. chron. 1907
S. 49), wozu der com(es auri) — s. unter
Comes — i. A. der späten Goldsolidi eine
Stütze bietet. R.
Ratis, Ratitus, Plin,, N. h. 33, 45 sagt,
die älteren röm. Kupfer-M. hätten auf der
Rs. ein rostrum navis, in triente vero et
quadrante rates; ratitus heißt der Quadrans
bei Festus p. 275, weil er wie der Triens eine
ratis (Floß) trüge, der As eine navis. Zwi-
schen dem Schiffsvorderteil (prora, nicht
rostrum I) dieser drei iE-M. besteht aber
kein Unterschied; es ist der Einfall eines
röm. Stubengelehrten, der bei Lucilius den
dichter. Ausdruck ratitus quadrans fand
(vgl. Varro, De 1. 1. V 44). — R. E. II
S. 1507; I A S. 266; N. Z. 31 S. 317. R.
Ratlsponensis s. Regensburger.
Ratsgeld s. unter Hagenauer Ratsgeld.
Ratspräsentger, Ratspräsenzen s. Prä-
senzzeichen. S.
Ratzendreier, Kupfermarke einer Ber-
liner Kegelgesellschaft aus den 50er Jahren
des 19. Jh.s mit dem Bilde einer Ratte auf
einer, dem Gepräge der preußischen Dreier
auf der anderen Seite. S.
Raudits^ Mehrzahl Raudera, auch Rau-
dusculum hieß das einzelne Stück des röm.
Aes rüde, s. d. R.
Raiihgewicht, Bruttogewicht, Schrot ist
das Gewicht einer Münze im Gegensatz
zu ihrem Feingewicht oder Korn; z. B.
wogen 8 deutsche Reichstaler gesetzmäßig
eine kölnische Mark, oder es war deren
Rauhgewicht ^/s Mark oder 2 Lot oder
29,232 g. Die rauhe kölnische Mark zerfiel
in i6 Lot, die feine auch, aber aus der
rauhen wurden 8 Talerstücke, aus der
feinen 9 gemünzt, so daß jene 14V9 ^^
Silber hielt. S. auch Münzfuß. S.
Rautengroschen sind schildige Meißner
Groschen, die nur auf der Lilienkreuzseite
statt des Landsberger Schildes einen Rau-
tenschild tragen. Solche sind von Wilhelm
IIL (t 1482) in Gotha 1457 als Beiwähr (=
V»6 rh. fl.) zu 84 Stück aus der 617/36 lötigen
Mark geschlagen worden, also ein Stück von
2,8gRauh-u. i,i4gFeingew, — Schwinkow-
ski, Geld- u. M.-wesen Sachsens nr. 61, Su.
Ratltenhdier heißen einseitige Heller
Herzog Wilhehns IIL v, Sachsen, um 1457
zu ca. 970 Stück aus der sVslötigen (?)
Mark geprägt, i Stück also von 0,24 g
550
RAUTENKRANZ— REAL
Rauhgewicht. Typus: Rautenschild, dar-
über ein W. Su.
Rautenkranz ist das Wappenbild der
Herzoge von Sachsen seit der Mitte des 13.
Jh.s. Dieser R. war später ein ornamen-
tierter Querbalken, ursprünglich aber ein
wirklicher aus Rautenlaub gebildeter
Kranz, der auf den Balkenschild, das Erb-
wappen der Burggrafen aus dem Hause
Querfurt, gelegt war. Andere sehen in dem
R. das Beizeichen einer jüngeren Linie. —
Seyler, S. i88f., 759 f- S.
Rautenschildy gerauteter Schild. Der R.
wird gebildet durch mehrere schrägrechte
und schräglinke Linien in gleichen Ab-
ständen. Die dadurch entstehenden Rauten
haben zwei Tinkturen: Farbe und Metall,
z. B. Rot und Silber. Langgezogene R.
heißen Wecken. S.
Reaal = Real (s. d.).
Real. Das Wort »Real« kommt von dem
lateinischen »Regalis« (moneta), bedeutet
also Königspfennig. Im Mittelalter wurden
aber, von res = Sache abgeleitet, auch
die Worte Kealitas«, »realiter« gebildet
(du Gange, VII, S. 34), und das spanische
Eigenschaftswort »real« bedeutet also auch
»reell«, »sachlich«, »zuverlässig«. Der Real
war zunächst eine spanische Silber-,
Kupfer- und Rechnungsmünze. In Spanien
sind bis zu Alfons XL (13 12 — 50) nur Gold-
und Billonmünzen geprägt worden, bis
dieser König Silbermünzen zu schlagen
begann. Seit Peter I. (1350 — 69) wurden
den französischen Turnosen (s. d.) älmliche
Groschen (gekröntes P im Doppelschrift-
kreise-Landesschild) geprägt, seit Johann
II. (1406 — 54) zeigte die Vs. das königliche
Brustbild. Dieser Real de plata wog seit
Peter I. 3,48 g und hielt 3,24 g Silber. Seit
Ferdinand und Isabella kamen die Taler
(s. Peso) auf, womit der Silberreal (^8 Peso)
die kleinste silberne Teilmünze derselben
mit verschiedenem Gepräge wurde (Abb.
283). — Nachdem die Regierung um 1641
den Vorzugswert des Edelmetallgeldes
gegen die Kupfermünzen auf 50% be-
schränkt hatte, blieb dieses Agio längere
Zeit bestehen, worauf man bis 1848 und
später als Rechnungsmünzen unterschied:
I. den Real de plata (Silberreal) zu 51,
später 64, 2. den Real de vellon (BiUon-
oder Kupferreal) zu 34 und 3. den Provin-
zialreal zu 17 Maravedises. 1848 bis i86r
rechnete man gesetzmäßig nach dem Duro
zu 2 Escudo zu 10 Realen oder zu 100
Centimes. Der letzte geprägte Real war
nach Gesetz von 1864 1,298 g schwer und
hielt 1,0514 g Silber. — Bis zur Mitte des
19. Jh.s hatten die Provinzen verschiedene
Rechnungsarten. So war der kastilische
»Real de plata antiguo« (alter Silberreal),
abgekürzt : Rpta., =16 Cuartos = 34 Mara-
vedises de plata = 640 Dineros und stellte
2,26 g Silber dar, während in Katalonien
(Barcelona) nach Libras gerechnet wurde:
I Libra = 6^/3 Reales de plata catalanos =
240 Dineros, und i Real de plata catalano
i|92 g Silber vertrat (Noback, S. 96 f.,
564 f.). — In Mexiko verschwand 1861
offiziell die Einteilung des Peso in 8 R.
und des Real in 34 Maravedises und wurde
durch die des Peso (s. d.) in 100 Centavos
ersetzt. Im Kleinverkehr dagegen wurde
hoch bis um 1870 der Peso in 8 Reales
zu 4 Cuartillos oder 12 Granos, der Cuartillo
in 2 Tlacos oder Clacos (indianisch) oder
Ochavos geteilt, die in großen Mengen bis
1861 geprägt waren; diese Kupferstücke
verloren gegen Silbergeld SO<>/o. Seitdem
wurden in Kupfer Stücke zu i Centavo
geschlagen.
Der portugiesische Real (PL reis) de prata
wurde zu derselben Zeit wie der spanische
mit ähnlichem Gepräge eingeführt und
zuerst Tomez genannt, jedoch nach sehr
wechselndem Fuß geschlagen. Unter Alfons
V. (1438 — 81) wog er 3,22 g und hielt 2,96 g
Silber. Als dann unter Manuel (1495 —
1521) der Tostäo (s. d.) geschaffen wurde,
prägte man keine Silberrealen mehr, son-
dern nur noch deren Vielfache aus Silber
(s. Vintem). Dagegen wurden die 10-, 3-
und I -Realstücke seit 1543 aus Kupfer ge-
prägt mit dem Landesschilde auf der Vs.
und der Wertzahl auf der Rs. Die Stücke
zu IG Real wogen 20 g. Seit 1600 ent-
standen auch S -Reales. Als es noch Realen
von Silber und Kupfer nebeneinander gab,
hießen letztere Reaes de branco, als es aber
nur noch kupferne gab, spradi man nur
noch von Reaes und veränderte dieses Wort
später in Reis.
Im 17. Jh. verschwanden die einfachen
Realen, denn der Begriff »Re'is« war schon
lange eine Rechnungseinheit geworden, mit
REBELLENTALER— RECHENPFENNIG
551
der der Wert der großen Gold- und Silber-
münzen angegeben wurde. S. Milreis.
Für die Azoren und Madeira wurden 1750
— 1852 Kupfermünzen zu 20, 10, 5 und 3
Reis geprägt, doch galt das englische Pfund
dort 4800, in Portugal 4500 Reis. Für seine
ostafrikanische Kolonie ließ Portugal 1840
Kupferm. zu 40, 1853 zu 2 u. i R. schlagen.
In Portugiesisch Ostindien waren 600 Reis
de Goa gleich 320 portugiesischen.
Auch in den Niederlanden sind Reale
(Reaal, Regal) geschlagen worden: zunächst
1487/8 von Maximilian (I.) ein silberner
Real, der 7 g wog und ö^/a g Silber hielt,
mit dem Hüftbild Maximilians auf der Vs.
und seinem Monogramm auf der Rs. Diese
Münze und ein zugleich geprägter Real d'or
zu 14,91 g Gewicht und von Feingold wur-
den »Deniers de parement« (Prunkpfen-
nige) genannt. — lOO Jahre später prägte
der Statthalter Leicester (1586 — 88) einen
Silberreal, der auf der Vs. ein Brustbild,
auf der Rs. 6 Schilde um ein Pfeilbündel
zeigte, wie die Philippsdaalder (s. d.)
34,025 g wog und 28,3s g Silber hielt. Auch
Stücke zu i^/a, ^/m und 1/40 Real wurden
geprägt. S. auch »Bit«. — Heiß, passim;
Femandes, passim; Aragäo, passim; Witte,
H, S.71, 73 f., Nr. 556 f.; Verkade, S. 28,
Taf, V, 3 und öfter; De Voogt, S. 171.
S.
Rebetlentaler. Herzog Heinrich Julius
von Braunschweig hat auf die Zwistig-
keiten mit seinem Adel, besonders den Ge-
schlechtern Saldem, Steinberg und Stock-
heim eine Reihe von Spottalern schlagen
lassen. Der erste, der Rebellentaler von
1595, zeigt auf der Vs. den Wilden Mann
und einen wider den Stachel leckenden
Hund, auf der Rs. die Rotte Korah. Der
zweite, der Lügentaler von 1596 u. 1597,
trägt auf der Vs. den einen Steinbock (Ge-
schlecht Steinberg) zerreißenden braun-
schweigischen Löwen nut der Umschrift:
Hüte dich für der Tadt, der Lügen wird
Wol Radt- Der dritte Taler ist der Wahr -
heitstaler von 1597 mit der stehenden
Wahrheit auf der Rs. und dem Spruche:
Recte faciendo neminem timeas auf der
Vs. Mücken- oderWespentalerheißt der
vierte von 1599, d^sen Rs. einen Löwen
zeigt, der von 10 Wespen (den 10 aufständi-
schen Geschlechtem) angefallen wird, wäh-
rend über ihm als Zeichen der kaiserlichen
Huld die Sonne und ein Adler erscheinen.
Seine eigene landesväterliche Tugend schil-
dert der Herzog auf einem füiJften, dem
Patrioten- oderPelikantaler von 1599,
auf dem ein seine Jungen mit dem eigenen
Blute nährender Pehkan und die Um-
schrift: Pro aris et focis zu sehen ist. —
Köhler, Münzbel. III, S. 346 ff.; Schmieder,
S. 282, 374 f., 470, 472; Fiala, Mittleres
Haus Braunschweig, Linie Wolfenbüttel,
S. 121 ff. Taf. IX, 9— II, X, I, 3. S.
Rebel money hießen Kronen und Halb-
kronen, die, wahrscheinlich von den ver-
bündeten irischen iCatholiken ausgegeben,
Nachahmungen des Ormond money (s. d.)
waren, auf der Vs. ein Kreuz, auf der Rs.
S| V oder S| II VI {2 Shilling 6 pence) zeigten.
— Grueber, S. 237, Taf. 61, Nr. 94 f.
Recepissen hießen Münzscheine, die in
Niederländisch-Ostindien auf Grund von
hinterlegtem Edelmetall im Betrage von
21 Millionen Gulden von der Regierung
ausgegeben, neben den Deuten (s. d.) um
1850 das fast einzige dortige Zahlmittel
waren. 1854 wurden sie eingezogen. S.
Rechenbrett s. unter Rechenpfennig.
Rechenpfennig (lat. calculus, calculus
proiectilis; franz. gectoir, jeton; engl,
counter; span. contador; holl. Legpenning),
Um den Gebrauch der Rechenpfennige zu
schildern, ist eine kurze Darstellimg des
»Rechnens auf den Linien« vorauszu-
schicken, wie es im Altertum und Mittel-
alter als ein sehr anschauliches dekadisches
System üblich war.
^f-e-
000
— ee-
o
QOOO
Von den hier gezeichneten, auf einem
Rechenbrett, Rechentuch oder Rechentisch
befindlichen Linien ist die unterste für die
Einer, die nächst höhere für die Zehner,
die dritte für die Hunderter, die vierte mit
dem Kreuze für die Tausender und so fort
Um ein Anhäufen von mehr als vier
Rechenpfennigen auf einer Linie zu ver-
552
RECHENPFENNIG
meiden, wird das Fünffache einer Linie in
dem Spatium über ihr durch einen Pfennig
bezeichnet. In unserem Beispiel ist links
die Zahl 329, rechts 1076 ausgedrückt. So
rechnete man im Mittelalter; im Altertum
ebenso, nur daß die Kolumnen nicht von
oben nach unten, sondern von links nach
rechts oder von rechts nach links auf-
stiegen. Die Griechen nannten das Rechen-
brett aßa£, den Rechenpfennig «pTJcpoc,
die Römer abacus und calculus. Der Calcu-
lus war ein unbezeichneter zugerichteter
Kieselstein; auch aus Glasfluß wurde er
hergestellt. Wann die Drehung des Rechen-
bretts um 90 Grad stattgefunden hat,
wissen wir nicht, auch fehlt jede Nachricht
über den Gebrauch der Rechenpfennige bis
zum 13. Jh. Das Rechnen in seinen Einzel-
heiten selbst wolle man in den am Schluß
verzeichneten Aufsätzen Nagls nachlesen.
Die ersten mit Zeichen versehenen
Rechenpfennige scheinen die Tesseren zu
sein, die seit den Kreuzzügen von den ober-
und mittelitalienischen Kaufleuten ange-
fertigt wurden und zuerst für Siena 1315
bezeugt sind. Es sind Kupferscheiben mit
Hausmarken, Kreuzen und Bildern im
Kugelreifen. Während aber später, seit dem
15. Jh., in Italien das Rechnen auf den
Linien abkam, man dieses sowie die Rechen-
pfennige nur aus Erzählungen Fremder
kannte, da die Italiener alles mit den Fin-
gern rechneten, nach Goethe immer die
Finger in der Luft hatten, waren von den
Lombarden im 13. Jh. die Rechenpfennige
nach Frankreich übertragen worden, denn
die ältesten französischen Jetone sind mit
ihrem Kugelreif durchaus italienischen
Charakters.
Die französischen Jetone wurden anfäng-
lich oft mit den Bildern der Münzen ver-
sehen, warnten dann aber vielfach in ihrer
Umschrift vor Verwechselung mit diesen,
2. B. JE NES[uis] PAS VRAI AGNEL oder
IE SVI GETOIR DE LETTON (Laiton).
Die ältesten französischen sind solche mit
Lilie-Kastell der Königin Blanche (f 1252),
der Mutter des Königs Ludwig IX. Seit-
dem bildete sich dort die Sitte, die Rech-
nungsämter regelmäßig mit Jetonen zu
dotieren, die die mannigfachsten Bilder
wie Zierkreuz, Krone, Kastell, Lamm
Gottes, Lilienschild trugen, welchemBrauch
die feudalen und kommunalen Verwaltun-
gen folgten. Die französischen Rechen-
pfemuge hießen bis zum 16. Jh. gectoires,
seitdem Jetons von jeter = werfen, auf das
Rechenbrett setzen (Abb. 356). Es ent-
wickelte sich ein »droit de jetons«, das im
17. Jh., besonders unter Ludwig XIV. aus-
artete: Neujahr 1683 wurden allein an die
Beamten des Tresors 800 goldene und 26 000
silberne Jetone verteilt; manche Beamte
ließen sich daraus Teller machen. Das
Rechnen auf den Linien erhielt sich in
Frankreich länger als in den anderen Län-
dern, bis in den Anfang des 18. Jh,s, die
Sitte der Dotierung mit Jetons aber bis
zum Ende des alten Regime.
Aus dem 13. Jh. sind auch aus den Nieder-
landen fürstliche Rechenpfennige bekannt,
die unter der Herrschaft des Hauses Bur-
gund die französischen an Kunstwert weit
überflügelten. In den Generalstaaten wurde
das Gepräge der »Legpenninge« oder des
»Werpgeldes« jährlich festgesetzt, doch
wurden diese Stücke hier schon 1654 zur
reinen Geldspende. Die Rechenpfennige der
Nordniederlande mit ihren historischen Dar-
stellungen sind von großer Wichtigkeit für
die Geschichte des Landes, die sich in ihnen
spiegelt
Wie die französischen, so hatten auch die
ersten englischen Rechenpfennige italieni-
schen Stil, sie sind zum Teil in den engli-
schen Besitzungen in Frankreich entstan-
den und wurden wie in den Niederlanden
und in Frankreich im 16. Jh. zu Geschenk-
stücken. Die dort als Rechenpfennige be-
nutzten sind seit dem 13. Jh. zum weitaus
größten Teile von Nürnberg bezogen
worden.
Deutsche Rechenbücher mit dem »Rech-
nen auf den Linien« gibt es zwar erst seit
dem Ende des 15. Jh.s; daß diese Rech-
nungsart aber früher geübt wurde, beweisen
Nachrichten von Beschaffung von Rechen-
pfennigen um 1400. In Österreich wurden
die »Raitpfennige« seit Maximilian L für
die kaiserlichen und ständischen Behörden
sowie die Münzämter reichlich hergestellt
(Abb. 353). Die für die Münzstätten finden
sich auch im Norden, besonders in Sach-
sen, Brandenburg und Braunschweig-Lüne-
burg mit den Namen des Münzmeisters und
des Kammerschreibers oder eines anderen
RECHNUNGSxMCNZEN—REDDITE crowx
553
Finanzbeamten (Münzmeisterjetone) (Abb.
355). Sie bilden den Übergang zu den Fa-
milien- und Privatrechenpfennigen, die be-
sonders in Nürnberg in ganz ungeheurer
Menge vom 15. bis zum 18. Jh. von Rechen-
pfennigmachern (Schultes [Abb. 354],
Krauwinkel, Koch, Lauer, Laufer, Hof-
mann, Dietzel u. a.) geprägt wurden und
deren Nachfolger die Nürnberger Spiel-
marken waren. Auch ist sicher, daß die
Harzer Münzmeisterjetone schon als Spiel-
marken benutzt wurden. Deren 320 wurden
im 18. Jh. jährlich an die Bergleute verteilt,
die sie offenbar als Spielmarken verkauften,
denn als im 19. Jh. dort keine Rechenpfen-
nige geprägt wurden, aber weitere Nach-
frage nach Spielmarken herrschte, wurden
solche wieder hergestellt. Zwar fehlte den
Geprägen der deutschen Rechenpfennige
meist das politische Moment der nieder-
ländischen und deren und der französischen
hoher künstlerischer Wert, doch sind auch
sie wichtige Denkmale des kulturellen Zu-
standes. Die Nürnberger ahmten oft die
französischen und englischen Typen nach,
weil sie zum Gebrauch in diesen Ländern
bestimmt waren. Die deutschen Rechen-
pfennige verschwanden sogleich mit der
alten Rechenmethode selbst wie in den
Niederlanden in der zweiten Hälfte des
17. Jh.s, nur die Nürnberger und die Münz-
meisterjetone wurden wie erwähnt zum
Gebrauch beim Spielen noch häufig im
19-Jti. geprägt. — A. Nagl, »Abacus«, R. E.
Suppl. ni, Sp. 4 — 13; Ders., Die Rechen-
tafel der Alten, Wien, 1914; Ders,, Die
Rechenpfennige und die operative Arith-
metik in N. Z. 19. Bd., S. 309—368; A.
d'Affry de la Monnoye, Introduction ä
r6tude des jetons in Revue num. frangaise,
1867, S. 61 ff.; Menadier, Schausammlung,
S. 504—521; Müuch. Mitt. 1918, S. I— 138;
Fiala, Neues Haus Lüneburg, S. 78, 88;
F. P. Bamard, The casting-counter and the
counting-board, Oxford, 1916, und in
Num. chron. 1920, S. 216 ff., 1923, S.7Sff.
(portug- R.). S.
Rechnungsmunzen sind Geldwerte, die in
keiner geprägten Münze vorhandfen sind.
Sie entstanden erstens dadurch, daß, wäh-
rend der Wert einer großen Münze in Klein-
gdd durch dessen Verschlechterung stieg,
der alte eingebürgerte Wert im Verkehr als
eine feste Summe von Kleingeld bestehen
blieb. So spalteten sich von dem rheini-
schen Goldgulden an der Mosel nachein-
ander vier verschiedene Rechnungsgulden
ab: der Moselgulden zu 24, der rheinische
Gulden zu 36, der Rotatgulden zu 48 und
der Goldgulden zu 72 Albus. Zweitens
dienten die Rechnungsmünzen als große
Wertbeträge zur Vereinfachung der Rech-
nung im Handel. Der Schilling war bis
zum 13. Jh. ein Rechnungsbegriff von 12
Pfennigen, die Tonne Goldes war ein Begriff
von 100 000 Talern, das portugiesische
Conto de Reis war gleich looo Milreis (s. d.),
das ostindische Lack Rupien gleich 100 000
Rupien, der türkische Beutel gleich 500
Grusch (s. d.). — Es gibt auch untere Rech-
nungsmünzen; so wurde seit dem 17. Jh,
in Polen und Ostpreußen zwar noch mit
Pfennigen gerechnet, aber es wurden keine
geprägt. S. auch S. 5S0 rechts unten. S.
Reckbank (Streckbank, Durchlaß, Zieh-
werk, Adjustierwerk). Das sehr zeitrau-
bende Düimhämmem der Zaine (s. d.) mit
dem in der Hand geführten Hammer wurde
im 16. Jh. durch mechanische Erfindungen
ersetzt, die Streckwalzen und die Reckbank.
Da es lange ein Übelstand der Streckwalzen
war, daß die Parallelität ihrer Achsen nicht
stabil blieb, so daß die Zaine ungleich dick
und demzufolge die Münzen ungleich schwer
wurden, so ließ man die Zaine noch einmal
durch die eisernen Backen der Reckbank
gehen, die, schon früher in Ungarn und Po-
len benutzt, 1523 von dem Erzherzog Ferdi-
nand von Österreich empfohlen wurde. Aber
das ganze 16. Jh. hatten die deutschen Re-
gierungen mit dem zähen Widerstände der
Münzer gegen dieses mehr Mühe erfordernde
Werkzeug zu führen, das erst nach der Kip-
perzeit überall eingeführt wurde. Als 100
Jahre später das Walzwerk vervollkomm-
net wurde, konnte der Durchlaß entbehrt
werden. — Flörke, S. 674 ff. Tafel 5 ; Schröt-
ter, Acta Bor., Münzgesch. I, S. 5, 6. S.
Redana, Ardana, aus sanskr. Radhana,
bedeutet im javanischen Münze; Yaträ =
Kurantmünze, Harta = Münze von gerin-
gem Wert. — Millies, Recherches 18. V.
Reddite crown war eine englische Probe-
münze wie d. Petition crown (s. d. im Nach-
trag), aber ohne die »petition«, doch m. d.
Randschrift: Reddite quae Caesaris Caesa*
554
REDENDE ABZEICHEN— REGALIENFELD
rietcoder: Render to Caesar the things which
are Caesar's. — Ruding, II, S, 338. S.
Redende Abzeichen, Symbole und Wap-
pen auf M. finden wir schon bei den Grie-
chen, wo die Stadt Rhodos eine Rose (poSov)
im Wappen führt (Abb. 40), Phokaia eine
Phoke (Abb. 16), wo in Abdera die Beam-
ten Dionysas und ApoUas einen Dionysos
oder einen Apollon, ein Beamter Molpagoras
eine Tänzerin (Abb. 46) auf ihre M. setzen,
mehr noch bei den Römern, wo oft weit her-
geholte und unrichtige Etymologien des
Beamtennamens zur Wahl des Bildes füh-
ren, wie bei L. Thorius Baibus zu dem stür-
menden (griech. ftoüpio<;) Stier, bei C. Vibius
Pansa zu dem Kopfe des Pan; auf röm.
Bleitesseren finden wir als Zeichen eines P.
Asellius Fortunatus die Fortuna, eines P.
Glitius Gallus einen Hahn (=gallus) usw. —
Journ. int. XV S. ii ff.; Mitteil. N. G. Wien
1923 S. 209. — Wegen der R. Abzeichen
und Wappen in M. A und Neuzeit s. unter
Münzmeisterzeichen und Wappen. R.
Redende Münzen. EineM. »redet«, wenn
eine etwa in ihrer Inschrift vorkommende
Verbalform oder ein Pronomen in der
I. Person steht. Der Gebrauch ist bei den
Griechen auch für andere beschriftete
Gegenstände, so Gemmen (z. B. Öepötoc
8?|ii Gfajia, [ir^ \i& Svov^e), Vasen (Am.
Journ. Arch. 1927 S. 34s), Statuen, M-
Gewicht von Gela (täv FeXotcov äji^
Egger Kat. 10. Dez. 1906, Taf. XII) nach-
gewiesen; numismat. Beispiele sind selten:
^avoc (?) i\i\ o^iP-a, 7. Jh. (s. unter Sema), Ta-
pavTivcüv iiiLij 5. Jh., und SeysaTaCtP T^ji-C
5. Jh. — Z. f. N. I S. 278; Num. chron.
1889 S. 32. R.
Im Mittelalter werden Münzherr oder
Münzmeister, Stempelschneider als Unter-
nehmer oder der Herkunftsort der Münze
mit Hinzufügung eines »me fecit« oder »ego
sum (denarius)« genannt, so z. B. - der
Münzherr: »Oddu me fecit« (Dbg. nr.
1288, Otto V. Sachsen, 1059 — 7^)t »Hein-
ricus deBruneswic sum leo«, »Bemhardus
dux Saxonie ego sum« und »ego sum de(na-
rius) Roberti« (Robert II. von Flandern,
1093 — im); der Münzmeister: »Jule me
fecit« (in Dänemark); »Hroza me fecit«
/Heinrich V. Stade, 976 — 1016, Dbg. nr. 1607,
1607a) ; »Luteger me f ecit « (s. d.) ; die Münz-
^stätte: »Toren sum« (Thorn .in Limburg,
Dbg. nr. 1507); »Mindensis sum«; »ego sum
Stathere« (Stade, Heinrich der Löwe); »Hil-
densemensis ego sum« u. a. — Menadier,
D. M. II S. 56 £f.; Dbg. S. 580. Su.
Reduktion = Herabsetzung (s. d.). Re-
duktionen des As s. unter As. R. u. S.
Reduktions-, Reduzier- oder Verkleine-
rungsmaschine heißt die Maschine, mit der
die Übertragung des in großem Maßstabe
entworfenen Modells für Medaillen und
Münzen auf die Größe der Gußform oder
der Patrize gebracht wird. S. Guß und
Patrize. Abb. in Revue beige, 48. Bd.,
1892, Taf. 13; Congr&s intern., Brüssel
1910, S. 213 ff. S.
Reformaücnen nennen die Franzosen die
seit 1689 behufs Schaffung der Kriegsmittel
veranstalteten willkürlichen Herabsetzun-
gen der umlaufenden und einzuziehenden
Münzen und der Werterhöhungen der
wieder in Umlauf gesetzten, was um so
gefährlicher war, als die Münzen nicht um-
gemünzt, sondern nur überprägt, dadurch
ihr Gepräge verunstaltet und Fälschungen
in großem Maßstabe hervorgerufen wurden.
Die meisten erhaltenen Taler f6cus blancs)
Ludwigs XIV. zeigen solche Überprägun-
gen. S.
Retormationsmfinzen und -Medaillen sind
Gedenkmünzen und Medaillen auf die Kir-
chenreformation des 16. Jh.s und ihre Vor-
läufer, später auf die Jahrhundertfeiern
dieser Ereignisse, besonders auf die Augs-
burger Konfession von 1530 und den Re-
ligionsfrieden von 1555, den 30jähr. Krieg
und die Protestantenverfolgungen sowie
auf die Personen, die in dieser Bewegung
hervortraten, einschließlich z. B. Gustav
Adolfs. — Juncker, Vita Mart. Lutheri et
historia reformationis numis illustrata,
Frankfurt 1699; ders., Ehrengedächtnis
Martini Lutheri, Frankfurt 1706; Kreußler,
Martin Luthers Andenken in M., Leipzig
18 18 und die Auktionskat. Belli 1904, Heß
1902, 04, 10, 26 usw.; Gustav Adolf: Auk-
tionskat. L. Schnitze, Heß 1896. R. und S.
Regal = Real (s. d.).
Regalienfeld heißt ein rotes Wappenfeld,
dessen Ursprung auf die Belehnung mit dem
roten i^Blutbanner« zurückgeführt wird und
das einige Fürsten wie die Kurfürsten von
Sachsen und die Herzöge von Pommern in
ihr Landeswappen aufnahmen; von den^
REGALIS—REGENSBURGER
555
pommerschen Wappen soll das R. in das
brandenburgische übernommen sein. Spä-
ter wurde das R. vom Kaiser förmlich ver-
liehen. — Seyler S. 442. S.
Regalis und medius regalis sind 24karä-
tige Goldmünzen Karls I. v. Anjou, Königs
von Neapel, die dieser an Stelle der
Augustalen (s. d.), aber diesen gleichwertig
durch Edikt v. 5. u. 15. Nov. 1266 in
Messina u. Barletta mit seinem Namen und
Wappen zu prägen befahl. — Nagl, N. Z.
30 S. 278. Su.
R^enbogenschässelchen. Nach dem
Volksglauben, daß dort, wo der Regen-
bogen auf der Erde aufsitzt, er eine goldene
Spur zurückläßt in Gestalt einer schüssei-
förmigen Goldmünze, nennt man R. die
schüsselförm. ostkelt. NM, Sie haben auf
der Vs. meist einen glatten Buckel, der
aber mitunter erkennen läßt, daß es im
Grunde Nachahmung eines Kopfes ist; zu-
weilen trägt der Buckel noch einen Stern,
oder eine Hand, gelegentlich auch Schrift
(BIATEC, CVR, Abb. 59); die Rs. ist hohl,
in ihr oft ein Wulst, von dem Strahlen aus-
gehen, auch ein wie ein Drache gestalteter
Ring (Übergang zur Torques), zuweilen ein
Kreuz; auch erscheint ein Vogelkopf im
Kranze und auf der Rs. ein durch Kugeln
oder Sterne geschlossener Halbkreis (Tor-
ques? dieser Typus kommt am Rhein
auch in schlechterem Metall bis zu
Kupfer vor). Ihr Typus ist nichts anderes
als das letzte Glied einer Kette immer
roherer Nachahmungen des AT'-Staters Phi-
lipps IL und Alexanders. Von ihrem Haupt-
fundgebiet Böhmen (Schatz von Podmokl)
an sind sie bis an den Rhein und nach
Ungarn verbreitet. Zeitlich fallen sie wohl
meist ins i. Jh. v. C. — Ebert, Real-
lex. VI S, 301 ff., insbes. 317/19. R.
Regensbiirger, Ratisponenses. Unter die-
sen Pfennigen versteht man Münzen, die zu-
erst Herzog Otto III. von Bayern zusammen
mit dem Bischof Heinrich von Regensburg
nach 1290 in Regensburg geprägt haben:
auf der einen Seite das Bild des Herzogs
zwischen H — 0 (Heinrich u. Otto oder
Herzog Otto, Münch. Mitt. 1924 S. 15)
im\erhalb eines stemenverzierten Randes
über einer Zinnenmauer, auf der andern
Seite die Brustbilder des Bischofs und
des Herzogs im Doppelspitzbogen, mit Vier-
schlag. Eine andere Art zeigt auf der
einen Seite das Bild des Bischofs ohne
Buchstaben, auf der anderen ebenfalls
das Brustbilderpaar. Im Gegensatz zu den
Würzburger »kurzen« werden sie »langet
Pfennige genannt. Diese Münzsorte wurde
lange in derselben Weise weiter geprägt,
Juni 1366 auch in Amberg und breitete sich
seit 1366 über ganz Franken und weiter aus
und wurde dann als *Ratisponenser« auch
von anderen Münzfürsten geschlagen. So
prägte sie mit Einsetzung eines RA, RN
oder RS Pfalzgraf Ruprecht I. in Amberg,
Neumarkt und Sulzbach und mit Ersetzung
der kehrseitigen Brustbilder durch zwei ge-
krönte Häupter in den Jahren 1363 — 1374
Kaiser Karl IV. in Erlangen und Lauf,
dann Burggraf Friedrich V. in Bayreuth,
Langenzenn und Neustadt a. d. Aisch,
Friedrich II. in Koburg, Ulrich von Hohen-
lohe in Öhringen, endlich noch am Ausgang
des Jahrhunderts der Mainzer Erzbischof
Konrad von Weinsberg in Miltenberg und
Neustadt u. a. Teilweise wurde auf der
einen Seite der gekrönte Kopf durch ein
Wappenbild oder durch einen einzelnen
Buchstaben ersetzt.
1354 war ein Heller = V4 Regensburger;
I Würzburger = ^/» Regensburger. Einer
der wichtigsten Funde der R^ensburger
ist der von Bischofsmais (Buchenau, Mitt.
der Bayer. Num. Ges. 191 1 S. 74—87).
Danach wogen die ältesten Regensbuiger
0,825 g i. Durchschnitt und waren I2lötig;
diese wurden wahrscheinlich 1340 bei der
Wiedervereinigung der beiden bayerischen
Landesteile durch ein leichteres Stück von
0,78 — 0,70 g ersetzt. Seit den achtziger
Jahren des 14. Jh.s wurden sie weiter sehr
verschlechtert. Am 9. Aug. 1382 bestimmt
König Wenzel, daß man »weder Swarzz-
burger noch Regenspurger noch keyn
muncze dy man off denselben slag siecht
oder der muncze gleich ist« münzen dürfe,
wenn sie nicht so ausgebracht würden, daß
24 Pfennig auf das lOi/Jötige Nürnberger
Lot gingen: l Stück = 0,6i8 g rauh, 0,406 g
fein.
1385 wurden sie zu 400 St. aus der 81öti-
gen Nürnberger Mark geprägt, also ein
Stück von 0,594 g Rauh- u. 0,295 g Fein-
gewicht.
Ende des 14, Jh.s wurden die Regens-
556
REGENTSCHAFTSMÜNZEN— REICHSMÜNZORDNUNGEN
burger durch andere Pfennige ersetzt. —
V. Schrötter, Brandenburg - Franken I,
S. 109 ff.; Menadier, Schausammlung S.
203 ff.; Suhle, Mausheimer Fd. in Z. f. N.
35 S. 77 f. Su.
Regentscbaftsmfinzen s. Vormundschafts-
münzen. S.
Regimentstaler ist ein medaillenartiger
Taler der Reichsstadt Ulm von 1622 mit
Stadtansicht auf der Vs., 8 Schilden der
Geheimen Ratsherren von einem Engel
gehalten auf der Rs. — Kat. Schultheß,
Nr. 7253 f.; Binder, 8.529 f. S.
Regina, lat, = die Königin, heißt auf
antiken M. nur die berühmte Kleopatra
VIL: regina regum filiorum regum; ßaffi-
Xitycra (hellenistisch gleich dem klassischen
griech. Worte ßacyiXeta, Z. f. N. 34 S. 77/79)
heißt sie und viele andere Königinnen wie
ihre Tochter Kleopatra von Mauretanien,
die parth. und die bithyn. Musa usw.; vgl.
unter Frauen auf M. R.
Regula, griech. pTjYXiov als Demin. von
*p9;fXa, urspr. = Riegel, danach = (riegei-
förmiger) Barren (s. d.), so regula aurea
in der Vulgata Josua 7, 21 (Luther: Zunge
Goldes) und xpo^oS [ilppuCi^jC iv p-q^kioK: im
EdictumDiocletiani; Aes reguläre = Kupfer
in Barren, Plin. N. h. 34, 94. Von regulae
aeris itacoloratae, ut auri . . . speciem simu-
larent, spricht zum J. 574 n. C. Paul. Diac,
Hist. Lang. 3, 6. — Willers, N. Z. 31 S. 50
und Bronzeeimer 1901 S. 230. R.
R^;alttSy lateinisch für Gußkönig (s. d.).
Reichsapfel s. unter Globus.
Relchsdttkat war der deutsche Dukat
(s. Dukat) nach der Reichsmünzordnung
von 1559. S.
Reichsgroschen = Kaisergroschen, s. d.
Relchsgttldiner waren die durch die
Reichsmünzordnung von 1559 als silberne
Äquivalente der Goldgulden geschaffenen
talerartigen Silbermünzen zu 60 Kjreuzem,
die 24,62 g wogen, 22,91 g Silber hielten
und auf einer Seite den Reichsadler mit
60 im Reichsapfel zeigten (Abb. 258). Ihre
Prägung beschränkte sich fast ganz auf
den deutschen Südwesten, war aber gegen
die der Reichstaler (s. d.) unbedeutend.
S. auch unter Gulden. S.
Reicbslnsignien, die, nämlich Kreuz und
Lanze, Stab (Zepter), Reichsapfel (Globus)
und Krone kommen auf Münzen mit dem
Bilde des Königs bzw. Kaisers häufig vor.
Daneben erscheinen die ein Reichsamt
bezeichnenden später auch auf den Münzen
der Kurfürsten, so der Reichsapfel bei dem
Pfalzgrafen bei Rhein und das Zepter bei
dem Markgrafen v. Brandenburg.
Der Reichsapfel erscheint auf Saalfelder
und Lausitzer Brakteaten oft doppelt. Auf
den nach Erlaß der Reichsmünzordnung v.
1559 geprägten kleinen Münzen kommt er
als Münzbild mit eingefügter Wertzahl vor,
so auf den Groschen und Doppelschillin-
gen usw. Su.
Reichskassenscheine hieß das vom Deut-
schen Reiche laut Gesetz v. 1874 ausgege-
bene Papiergeld zu 50, 20 und 5 Mark, zu-
sammen für 120 Millionen Mark. S.
Reichsmark s. unter Mark u. Renten-
bank.
Reicbsmfinzordnungen. Die drei großen
Reichsmünzordnungen aus der ersten Hälfte
des 16. Jh.s stellen den Abschluß der Eini-
gungsbestrebungen im Münzwesen durch
die deutschen Reichsstände seit dem Inter-
regnum dar. Als damals das Münzwesen
den Händen der Kaiser völlig entglitten
war und nicht nur das Münzrecht, sondern
auch die Münzhoheit großen, kleinen und
kleinsten Ständen anheimgefallen war, er-
kannten die größeren Fürsten und die Han-
delsstädte bald, daß eine gedeihliche Münz-
verwaltung nur durch Zusammenschluß zu
größeren Landkomplexen möglich war. Jn-
folgedessen bildeten sich überall Münzver-
eine (s. d.). So segensreich deren Wirken
auch war, so bildeten sie doch ein Hindernis
für die Wiederaufrichtung der deutschen
Münzeinheit, indem sie ihre eigenen Münzen
und Währungen festzuhalten und nicht
aufzugeben suchten. Da waren es im An-
fange des 16. Jh.s zwei Umstände, die einen
Zusammenschluß aussichtsreicher machten:
erstens die im Vergleich zu seinen Vorgän-
gern weitaus größere Macht des Kaisers
Karl V., zweitens das Auftreten der Gulden-
groschen (s. d.), die, in genügender Menge
herstellbar, die unzuverlässigen Kleinmün-
zen wie Batzen und Pfennige entbehrlich
machten und auf die man sich leichter eini-
gen konnte. Die Hauptaufgabe war also,
an Stelle der w^en Goldmangels nicht
mehr in genügender Menge herstellbaren
REICHSOHME— REICHSTALER
557
Goldgulden einen Reichsgulden aus Silber
festzusetzen. Darüber verhandelte das
Reichsregiment seit 1521 und erließ am
10. November 1524 in Eßlingen die erste
deutsche Reichsmünzordnung» Gegen die
Silbergulden hatten die Hauptgoldgulden-
länder, besonders die rheinischen Kur-
fürsten gestimmt, dennoch wurde nicht nur
der Gold-, sondern auch der Silbergulden
zur Reichsmünze erklärt. Aber dessen Fuß
war nicht ausführbar, denn die bis dahin
besonders gemünzten, die böhmischen Gul-
dengroschen (Joachims taler) hielten 27,20 g
Silber, die neuen Reichsguidiner sollten
aber 27,41 halten. Da es also gewaltige
Summen gekostet hätte, die älteren Taler
in neue umzumünzen, unterblieb deren
Prägung bis auf ein paar Versuche. Diese
tragen auf der Vs. den Reichsadler, auf
der Rs. Wappenschilde.
Die Eßlinger Ordnung hatte ferner den
Münzfuß des Pfennige viel zu kostbar ge-
macht, ein Fehler, dem auch die beiden
folgenden Münzordnungen verfielen.
Diese beiden sind in Augsburg 1551 und
1559 zustande gekommen. Ein Haupt-
erfolg der Münzpolitik des Königs Ferdi-
nand L war die Erhebung des österreichi-
schen Kreuzergeldes, das er schon 1535 in
Süddeutschland eingeführt hatte, zum
Reichsgelde durch die Reichsmünzordnung
von 1551. Dennoch haben die Kreuzer
nördlich des Mains nirgends Boden gefaßt
Den 1551 verordneten Taler zu 72 Kreuzern
imd 27,50 g Feingewicht hat in nennens-
werter Menge allein Ferdinand L prägen
lassen, aber nur 1556 bis 1560, denn länger
konnte auch er das nicht, weil sie nicht fest-
zuhalten waren. Diese Taler trugen die
Zahl 72 auf der Brust des Reichsadlers. —
Die Reichsmünzordnung von 1559 bedeu-
tete dagegen einen Sieg des Kurfürsten von
der Pfalz, der, um die Goldwährung zu ver-
ankern, die Goldgulden auf 75 Kreuzer
setzen ließ und mit diesem hohen Wert auch
beim Reiche 1559 durchdrang. Dagegen
sollte der schon allgemein eingebüi^erte
Rechnimgsgulden von 60 Klreuzem in einem
Silberstück ausgeprägt werden, das so viel
Silber hielt, als 60 Kreuzern in Gold ent-
sprach, Reichsguidiner (s. d.) hieß und die
I^thl 60 trug. Indessen waren diese Bestre-
bimgen der Pfälzer antiquiert: nicht Gold-
gulden, sondern Dukaten (s, d.) waren die
Hauptgoldmünzen der Zukunft, nicht Gold-,
sondern Silberwähning herrschte. Die
Reichsmünzordnung von 1559 war wie die
von 1551 auf die Kreuzerwährung zuge-
schnitten: I Gulden = 6 Zehner = 12
Fünfer = 30 Halbbatzen = 60 Kreuzer =
240 Pfennige. Diese Pfennige waren öster-
reichische. Statt sie nun allgemein einzu-
führen, behielt man die der verschiedenen
Länder bei, die meist gar nicht ohne Brüche
in das System aufgingen. In der Tat hat
dann der Kreuzer zu 4 Pfennig unter Fallen-
lassen der andersartigen Pfennige sich über-
all im Süden durchgesetzt. Die beiden
Reichsmünzordnungen von 155 1 u. 1559
enthielten auch eine Probierordnung, die
ein treSliches Werk war. Aber nicht der
Reichsguidiner von 1559 wurde Deutsch-
lands Hauptwährungsmünze, sondern der
1566 legalisierte Reichstaler (s. d.). —
Schrötter, Reichsmünzwesen IL S.
Reicbsohme s. Münzarbeiter.
Reichsort = Viertel Reichstaler, s. Ort.
Reichstag, deutscher. Die Reichstage des
alten Deutschen Reichs haben sich mit dem
Münzwesen bis zu dessen Ende 1803 und
zwar keineswegs, wie häufig angenommen,
immer ohne Erfolg bemüht. Besonders im
16. Jh. ist der Reichsversammlung das Zu-
standekommen der Reichsmünzordnungen
(s. d.) und die gesetzliche Feststellung so
wichtiger Münzen wie des Reichsdukaten,
des Reichsguldens und des Reichstalers ge-
lungen, von denen der Reichstaler die über-
haupt wichtigste Weltmünze aller Zeiten
geworden ist. Und es ist nur zu verwun-
dem, mit welcher Zähigkeit der deutsche
Reichstag trotz der Gleichgültigkeit der
Kaiser, trotz der nationalen Katastrophen
des dreißigjährigen ICrieges, der französi-
schen Raubkriege, im Münzwesen immer
wieder sein Bestes zu tun versucht hat,
zuletzt durch die große Tarifierung von
1738/9, bis dann die Konsolidation der
Territorialmächte Österreich, Preußen,
Bayern, der sächsischen und braunschweig-
lüneburgischen Lande ihn überflüssig mach-
ten. S.
Rdchstaler. Der Taler war die bedeu-
tendste Weltmünze aller Zeiten und Länder
\mseres Planeten. Seine Geburtsstimde
schlug, als Herzog Sigismund von Tirol im
558
REICHSTALER
Jahre 1484 es vorteilhaft fand, die Aus-
beute seiner Silberminen bei Schwatz in
einer großen Münze, die den Wert des Gold-
gulden (s. d.) zu 60 Kreuzern darstellte,
verarbeiten zu lassen. Zwar fand diese
Prägung besonders in Süddeutschland und
in der Schweiz Nachahmung, wo diese
»großen Groschen« durch ihre schönen und
inannigfaltigen Darstellungen (s. Inkuna-
belntaler) sich auszeichneten, doch blieben
diese seltenen Stücke mehr Schau- als Ver-
kehrsmünzen. Erst die Guldengroschen
Sachsens seit 1500, die sogenannten Klapp -
mützentaler (s. d.) mit 27,41 g Feingewicht
wurden in so umfangreicher Weise geprägt,
daß sie in weiteren Gebieten Verkehrsmünze
wurden. Aber nicht von ihnen erhielten
diese Münzen ihren allgemein gültigen
Namen, sondern von den von den Grafen
.Schlick in Böhmen seit 151 8 aus ihrem
Joachimstaler Bergsilber gemünzten Gul-
dengroschen: Joachimstaler oder kurz:
Taler, die zuerst 27,20, seit dem Jahre 1534
.aber 26, 39 g Silber hielten. Doch gewöhnte
sich die Welt nur langsam an dieses gegen
die bisherigen Münzen ungeheuer große
Silberstück, das 2imal so viel wert war als
der Groschen. So wurden in Franken im
Anfange des 16. Jh.s die sächsischen Gul-
dengroschen möglichst femgehalten. — Der
Taler hieß also zuerst in Tirol »Großer
Groschen« oder »Großer Pfennig«, aber
meist Guldengroschen, auch Guldiner als
silbernes Äquivalent der Goldgulden. Vom
Deutschen Reiche wurde er durch die
Reichsmünzordnung von 1524 legalisiert,
dann in der zweiten von 1551 ein schwerer
Taler von 72 Kreuzern geschaffen, aber
beide R. gelangten zu keinem Leben,
weil ihr Feingewicht einen größeren
Zahlwert verlangte. Schon um 1550 hatte
sich eine Spaltung des Talers in zwei Mün-
-zen vorbereitet: die Süd- und Westdeut-
schen wünschten ein Äquivalent ihres Gold-
guldens zu 60 Kreuzern zu haben, während
die Nord- und Ostdeutschen ihren Taler
weiter zu prägen beantragten. In der
Reichsmünzordnung von 1559 siegte die
«erste Partei, da durch sie der Reichsgul-
diner (s. d.) zu 60 ICreuzern geschaffen,
der R. beseitigt wurde (s. Reichsmünzord-
nungen). Den Taler erlaubte das Reich erst
wieder 1566, aber unter der zu m'edrigen
Tarifierung auf 68 Kreuzer; er hatte ein
Feingewicht von 25,98 g, indem 8 Stück
auf die rauhe, 9 a. d. feine Mark gingen.
Er errang sich sehr bald einen Kurs von
72, um 1580 von 90 Kreuzern, und wurde
von den Fürsten, die die Silberbergwerke
besaßen, d. h. von den Häusern Braun-
schweig-Lüneburg, Sachsen und Österreich,
dann von allen norddeutschen Staaten in
gewaltigen Mengen geprägt, so daß er in
der zweiten Hälfte des 16. Jh.s nicht nur im
N. und 0., sondern auch im S. und
W. Deutschlands die Haupthandelsmünze
wurde und weit über die deutschen Gren-
zen hinausdrang. Dennoch fuhr der deutsche
Süden fort, nach Gulden und Kreuzern zu
rechnen, so daß Deutschland sich seitdem
in die Taler- und Guldenländer schied. Die
dann überall in der Welt nachgeahmten
deutschen Reichs taler erhielten die ver-
schiedensten Namen (s. Taler).
Die Vs. des Reichstalers wie auch des
Reichsguidiners trug die Bilder der Fürsten
oder die Schilde der Städte, die Rückseiten
den Reichsadler, und zwar die der Reichs-
taler ohne Wertzahl, die der Reichsguidiner
mit der Zahl 60 (Kjreuzer). Außerdem aber
wurden diese großen Stücke benutzt, um
die verschiedensten Ereignisse zu feiern
und im Gedächtnisse festzuhalten: Geburt,
Eheschließung und Tod der Herrscher und
ihrer Angehörigen, Siege, Friedensschlüsse,
Bündnisse, Naturerscheinungen und ande-
res bis zum heutigen Tage. König Ludwig I.
von Bayern hat jedes große und kleine Er-
eignis seiner Regierung zur Prägung von
Geschichtstalem benutzt.
Zwar sind im Deutschland nach der
Kipperzeit noch viele Reichstaler gemünzt
worden, aber die Umstände wurden dann
der Prägung dieser Münze inamer weniger
günstig. Die andauernden Kriege erforder-
ten große Geldmengen, die nur dadurch
geschaffen werden konnten, daß die Taler
in geringhaltiges Kleingeld umgeprägt und
dadurch ein nominell größeres Quantum
Geld geschaffen wurde (s. Zinnaischer und
Leipziger Fuß), so daß der Reichstaler zu-
letzt nur noch als Gelegenheitsmünze ge-
prägt wurde. Wenn aber auch der alte
Reichstaler seit dem Aufkommen anderer
Taler um die Mitte des 18. Jh.s nicht mehr,
endlich überhaupt kein Taler mehr her-
REILMARK— REINIGUNG
559
gestellt worden ist, so ist diese schöne
Münze doch dem Andenken der Menschen
nicht mehr verloren gegangen, denn immer
wieder sind Taler geprägt worden, ist doch
der amerikanische Golddollar die Haupt-
handelsmünze unserer Tage geworden, und
hat das deutsche Volk stets nach der Ab-
schaffung des Talers einen Nachfolger ver-
langt und seinen Willen auch durchgesetzt,
wie wir denn auch heute wieder einen Taler
in dem Dreimarkstück, freilich leider in
elendem Billonmetall haben. S.
Reilmark = eine Mark Reil, d. i. Ge-
wandstofif, fries. Zahlmittel und Rechnungs-
münze von i8 Ellen Fries, zum Kleidergeld
gehörig, s. d.; der Ausdruck Mark ist von
der-Ä-rechnung übertragen. S. auch unter
Wede. R.
Reine d'or, denier d'or ä la reine oder
petite masse ist eine Goldmünze, die von
Philipp III. von Frankreich geschaffen
wurde: der sitzende König, auf einem mit
Löwenköpfen geschmückten Stuhl, ein
Lilienzepter und eine Lilie haltend, im
Felde zu Seiten je eine Lilie, Rs. : Blumen-
kreuz, i. d. W. Lilien (Abb. 235). Es wurden
52 Stück aus der 24kar. Mark geprägt,
I Stück also 4,7 g schwer.
Für den Beinamen la reine hat man noch
keine Erklärung gefunden. Hoffmann nennt
diese Goldmünze »petite masse«, der of-
fizielle Name ist nicht bekannt; vgl.
Masse d'or. — Blanchet II S. 227, 230 f. ;
Engel- Serrure III S. 952. Su.
Reinigung von M. und Med. Vgl. unter
Oxyd und Patina. — i. Gold bedarf im
allgemeinen keiner Reinigung, den ein-
fachen Schmutz entfernt man durch Seifen-
wasser (Alkohol ist gewöhnlich der alten
Farbe schädlich); die stets nur wenigen
Reste von sog. Goldoxyd läßt man besser
darauf, da sie für ein geübtes Auge ein
Echtheitsmerkmal bilden. 2. Silber-M.:
Auch hier genügt bei bloßer Verschmutzung
(infolge des Umlaufs in fetten und schwei-
ßigen Händen, Aufbewahrung in schmutzi-
gen Börsen u. dgl.) ein Bad in lauwarmem
Seifenwasser oder in Alkohol; -^-M. mit
grünen Flecken oder ganz zusanmienge-
backene Haufen von -Ä-M. legt man in
Salmiakgeist oder in verdünnte Schwefel-
säure; M-M. mit grauem bis violettem
Homsilberüberzug legt man in ein Bad
von unterschwefligsaurem Natron oder in
eine Lösung von Ätzkali; oder man um-
wickelt sie mit Stanniol und legt sie zu-
sammen mit einem Stück Zink oder einem
rostigen Eisennagel in Wasser; der ent-
stehende galvanische Strom erweicht die
Schicht, macht aber das Ai selbst so mürbe,
daß die M. bei der Nachbehandlung (s. so-
gleich) leicht zerbricht; gegen kleine Ab-
lagerungen ist auch ein Bad in Zitronen-
säure nützlich. Man überzeuge sich immer
wieder durch Herausnahme des Stückes
aus dem Bade, wieweit das Bad schon ge-
wirkt hat, denn die Säuren greifen bei
längerer Einwirkung die M. selbst an, von
einer gewissen Textur der Oberfläche an
bis zur Zermürbung des ganzen Körpers.
Ein Abdecken schon genügend gereinigter
Stellen mit Schellack zum Schutze gegen
dortige weitere Einwirkung kann nützlich
sein. Die Hauptsache bei allen diesen Ver-
fahren ist die nachfolgende mechanische
Reinigung, die durch Betupfen mit einem
Wattebausch, dann durch Bürsten mit einer
Zahnbürste, Absprengen der gelockerten
Schmutz-, Erd- oder Oxydschichten mittels
eines spitzen, harten Hölzchens (Zahn-
stocher) oder Beinstäbchens erfolgt; Metall -
gerate greifen, weil härter als j^, das A
selbst an, geben Schrammen und Risse, til-
gen Teile der Prägung w^ und sind also zu
vermeiden, ebenso meist Glasbürsten. Auch
Abspülen in Wasser nach dem chemischen
Bade und sorgfältiges Abtrocknen (wozu
Sägespäne und Torfmull empfohlen werden)
nach dem Spülen ist wichtig.
3. Kupfer (über die ehem. Verände-
rungen des Kupfers s. Riv. ital. di num.
30, 1917 S. 173 ff.). Schmutz, Erde, Grün-
span werden ebenfalls durch Bad in
Seifenwasser, Alkohol (hier nicht Sal-
miakgeist anwenden!) und Nachbehand-
lung entfernt; hier hilft oft auch ein Bad
in natürlichem Weinessig. Die kleinen
roten, steinharten Flecken von Kupfer-
oxydul lasse man darauf, da auch sie ein
Echtheitsmerkmal sind. Die dicke, harte
Erdschicht dagegen, die die aus Ausgrabun-
gen stammenden antiken -£-M. meist haben,
werden meist nur der naß angewendeten,
bei der härteren Bronze nicht so wie beim
JR, zu verabscheuenden Drahtbürste oder
dem Auskochen mit Soda oder Ausglühen
56o
REINOLDIGROSCHEN— REIS
weichen. Auch Eintauchen in geschmolze-
nes Blei wird empfohlen. Wenn es sich um
größere Massen zusammenoxydierter ^-M.
handelt, kann auch hier eine Reinigung
mittels des galvanischen Stromes nach ver-
schiedenen, z. B. von Finkener, von Kref-
ting vorgeschlagenen Verfahren erfolgen,
die aber nur in einem wirklichen ehem.
Laboratorium erfolgen kann. Doch
»schwitzt« oder »blüht« bei unseren so ge-
reinigten antiken Kupfer -M. aus den großen
Schätzen von Köln und Priene immer
wieder von neuem das Blei, das offenbar
der Legierung beigemischt war, in Gestalt
weißer Pünktchen aus. Flecken von Kalk-
sinter auf Kupfer -M, lösen sich beim Be-
tupfen mit Salzsäure. — Moderne, künst-
liche Patina auf ^-M. entfernt man bequem
durch ein kurzes Bad in Salmiakgeist. —
Lacküberzüge weichen dem Alkohol, so
z. B. Reste von Siegellack, die etwa beim
Herstellen eines solchen Abdruckes ent-
standen sind, sowie der Überzug von
Schellack, den man zum Abdecken schon
sauberer Stellen benutzt hat. — G^en die
sog. grüne Mehl- oder wilde Patina (s. unter
Patina) der Bronze hat sich das folgende ein-
fache, aber u. U. alle paar Jahre zu wieder-
holende Hausmittel meist bewährt: man
höhlt die Stellen, wo sich die weißen Pest-
beulen zeigen, bis auf das unverdorbene
Metall aus und füllt sie mit Schreibtinte,
die man eintrocknen läßt. Li leichten Fällen
hilft das auch bei der weißen Mehlpatina,
die durch das »ausschwitzende« Blei her-
vorgerufen wird (Bleifraß) ; in weiter fort-
geschrittenen Fällen mag man die M. aus-
kochen oder ausglühen, die weißen Stellen
ausbohren und die Wunden mit einem
Wachspräparat füllen.
M., Med., Siegel usw. aus Blei, Zinn und
Eisen sind der Zerstörung (Bleifraß, Zinn-
pest) schon an der atmosphärischen Luft,
also im Sammelkasten selbst ausgesetzt,
bes. bei Temperaturen unter 18° und in
feuchten Räumen (Mitteil. f. M.-sammler
II S. 51). Dagegen wendet man Aus-
bürsten der Wunden mit einer Glasbürste
und dann Einpinseln mit weißer Vaseline
(Chesebrough) oder einen Überzug mit Lack
an, z. B. Zaponlack, der aber nichts mehr
hilft, wenn der Zersetzimgsprozeß schon vor-
geschritten ist. Bei Blei bildet das Vor-
handensein fester Ablagerungen von Erde,
Sand u. dgl. anscheinend den besten natür-
lichen Schutz. Im übrigen ist Einschluß
aller luftempfindlichen Stücke, z. B. auch
derer vom Polierten Stempel (s. d.), wie
auch aller zerbrechlichen, in Zelluloidkap-
seln ein gutes Vorbeugemittel; vgl. ferner
Riv. ital. di num. XVI 1903 S. 91 — 95. —
Ein Verfahren, auf ganz verschlissenen M-
M. das Gepräge auf galvanischem Wege
wieder sichtbar zu machen, wird Z. f. N. XX
S. 325 angegeben. — Vergoldete M. und
Med. zu entgolden, ist schwierig (Kirmis S.
10/12) und oft nicht ganz ungefährlich für
die M.; die Abneigung gegen vergoldete
Stücke ist aber auch meist eine Samnder-
marotte. — Es ist auch kaum ratsam, das
»Anlaufen« von Silber-M. an der Luft, was
sich bei ausgestellten M. sehr bald infolge
Bildung von Schwefelsilber einstellt, zu be-
kämpfen (Mittel: Beri. M.-bl. 1905 S. 59).
Die dadurch hervorgerufene graue bis grau-
blaue Färbung ist angenehm und unschäd-
lich. — Rathgen, Konservierung von Alter-
tumsfunden» 1924 und bei Ebert, Reallex.
VII S. 39/42; Kirmis, Chem. Winke für
Numismatiker 1890; Luschin, Allg. M.-
kunde» S. 121/22; Mitteil, für M.-sammler
I 1925 S. 180 ff. R.
Reinoldigroschen sind Groschen, Halb-
u. Viertelgroschen der Stadt Dortmund,
im Laufe des 15. Jh.s geprägt. Sie tragen
den Kopf des Stadtheiligen St. Reinold auf
der einen Seite, während sie auf der anderen
den Reichsadler, Kopf nach rechts i. Schild
zeigen. Umschriften: SANCTVS RAINOL-
DVS MARTIR — MONETA NOVA TRE-
MONIENSIS. Sie wurden sehr stark aus-
geprägt und waren ein Hauptzahlungs-
mittel in Dortmund und in den umliegen-
den Landschaften. Ihre Größe war 26 mm
bzw. 21 — 22 u. iS^jz — 16 mm. Gewicht:
2,42 g bzw. 1,05 g u. 0,68 g. — A. Meyer,
N.Z. XV S.284f. Su.
Reinoldsgulden sind Goldgulden des Her-
zogs von Geldern Reinald IV. 1402 — 1423.
— V. d. Chijs, Gelderland Taf. VIII, IX,
3, 4. Su.
Reis, Münzen, Plural des portugiesischen
Real (s. dO-
Reis nach Kömergewicht wird als Zah-
lungsmittel in Kaschmir (Sali) im 12. — 19.
Jh. erwähnt. Säcke Reis wurden in Chinaim
REISEMÜNZEN— REMEDIUM
561
14. Jh., Körbe Reis in Birma noch im 19. Jh.
als Zahlungsmittel gebraucht. In Japan
war Reis (Ine) ein sehr gebräuchlicher
Tauschwert vor dem 8. Jh., aber auch
später. Auf den Sulu- Inseln wurden noch
im 19. Jh. alle kleinen Zahlungen in Reis
(Paddy) verrichtet. — Stein, NChr. 1899,
171— 173; Temple, lA. 26, 281; Munro,
Coins of Japan, 19; Rondot, J. As. 1848
II 61. V.
Reisemfinzen des Hadrianus nennt man
die M., die auf die Bereisung der Provinzen
durch diesen Kaiser geprägt sind, nicht
etwa auf der Reise in den verschiedenen
Provinzen selbst, noch auch zur Zeit der
Reise, sondern in Rom nach Abschluß der
Reisen, sei es i.J. 132/34 oder 134/38 n. C.
Sie folgen in Bild und Aufschrift vier ver-
schiedenen Schematen: I. Name und Per-
sonifikation des Landes als weibliche Ge-
stalt, sitz., gelagert oder steh., so A^yptos,
Africa, Alexandria, Asia, Britannia, Cappa-
docia, Dacia, Germania, Hispania, Italia,
ludaea, Mauretania, Nilus, Sicilia (hier die
Triskeles als T3rpus).
IL Die Worte adventui Aug(usti) mit
dem Genetiv des Landes- oder Stadt-
namens; der Klaiser steh, gegenüber der
Personifikation des Landes, die über Altar
opfert. So adventui Aug(usti) Africaeusw.,
18 verschiedene Länder.
III. Das Wort exercitus (auch abge-
kürzt) mit dem Adjektiv des Landschafts-
namens; der Kaiser zu Fuß oder zu Roß
eine Ansprache an eine Soldatengruppe
richtend. So exercitus Delmaticus usw.,
13 verschiedene Namen,
IV. Das Wort restitutori mit dem Lan-
des- oder Stadtnamen im Genetiv; der
Kaiser stehend richtet die vor ihm nieder-
gesunkene Personifikation des Landes auf
(s. unter Restitutor-T3rpus). So restitutori
Achaiae usw., 13 Länder. — Vgl, auch
unter Geographische Münzen. — Bemhart,
Handbuch S. 103; Z. f. N. 35 S. 268; Mat-
tingly u. Sydenham II S. 374/8, 445/^7;
N.Z. 59 S. 118. R.
Reisetaler werden 6-Mark-Stücke oder
Kurantdaler, die für die Reisen dänischer
Könige oder königlicher Personen in Nor-
wegen geprägt wurden, genannt. Alle tra-
gen auf der Hs. das Bild des regierenden
Königs: Friedrich IV. 1704, Rs. der nor-
WQcterlraeh der MUnzkonde.
wegische Löwe mit Hellebarde. Christian
VI. 1732 — 33, Rs. norwegischer Löwe im
Schild. Friedrich V. 1749, Rs. Löwe über
Felsen. Christian VII. 1788, Rs. Löwe
auf Felsen. — Abb. Schon, Taf. s^, 8; Taf.
38, 2; 39, 3; 42, 7. — Vgl. auch Schiffs- oder
Reisetaler. W.
Reiter (Reiterbüchse), mittelhochdeutsch
Riter, war eine Büchse mit einigen oder
einem dem Durchmesser und der Dicke ge-
wisser Münzarten entsprechenden Schlitzen.
Nur die Stücke, die durch diese Schlitze
nicht hindurchgingen, sondern in ihnen
stecken blieben, auf ihnen ritten, waren
vollwichtig, während die durchgefallenen
als beschnitten oder auf andere Art unter-
wichtig geworden galten. Eine andere Er-
klärung des Wortes mtem ist die = Sieb.
Schon im 14. Jh. finden wir solche R. In
Regierungskassen benutzte man sie bis auf
unsere Tage. — Luschin, AUg. M.-K.* S. 217.
— R. als Münzsorte s. Rider u. Rijder. S.
Reiterbrakteat heißt im allgemeinen jeder
Hohlpfennig mit dem Bilde eines Reiters,
insbesondere aber versteht man unter einem
solchen die thüringisch -hessischen Brak-
teaten mit der Darstellung des reitenden
Landgrafen (s. Hohlpfennige u. Abb. 194).
Su.
Rektortaler sind Taler der Republik Ra-
gusa, die sie von 1743 bis 1779 schlug und
zwar nicht besser als die St. Blasiustaler
(s. d.), an deren Stelle sie traten. Sie zeigen
auf der Vs. das Idealbrustbild des ragusani-
schen Rektors, auf der Rs. .den Stadt-
schild. — R^etar in Mon.Bl. der num.
Ges. Wien, 1910, 5. 203 f. S.
Remediiim im Gewicht oder Im Sdhrot
ist der Abzug vom oder der Zuschlag zum
Normalgewicht einer Münze, der in Rück-
sicht auf UnvoUkommenheiten der Technik
vom Gesetze gewährt wird. Das Remedium
im Gewicht bezieht sich also auf nicht ge-
brauchte Stücke (s. Passiergewicht). Ist
das Norraalgewicht der deutschen Gold-
krone (lO-Markstück) 3,98248 g, so darf
ein Stück von den Münzstätten ausgegeben
werden, wenn es 0,00996 g (2Va/iooo)
schwerer oder leichter ist, also 3,99 244 bis
3,97 252 g wiegt. S.
Remedlmn in der Feine oder Im Korn
ist der Abzug vom oder der Zuschlag zum
Feingewicht (s. d.) einer Münze, der in
36
562
REMPELHELLER— RENTENBANK
Rücksicht auf UnvoUkommenheiten der
Technik vom Gesetze gewährt wird. Ist
das normale Feingewicht der deutschen
Goldkrone (lO-Markstück) 3,584232 g, so
darf ihr Feingewicht oder Goldgehalt um
Viooo größer oder kleiner sein, das heißt sie
darf von den Münzstätten ausgegeben wer-
den, wenn sie nicht mehr oder weniger als
3,591 400 bis 3,577 064 g Gold hält. S.
Rempelheller. Im Jahre 1422 schlug die
Stadt Breslau neue Heller, in deren Jo-
hanneskopf der Volkswitz das Haupt des
unbeliebten Ratsherrn Rempel erblickte;
danach hießen diese Münzen »Rempel-
heller«. — Friedensburg, Münzkunde u.
Geldgesch. S. 81. Su.
Rentenbank^ Rentemnark. Schon 1922,
als die deutschen Geldzustände bedenklich
wurden, wünschten die einen Geldkundigen
die sofortige Rückkehr zur Goldwährung,
die andern, weil nicht genug Gold zur Ver-
fügung stehe, die Währung auf im Inlande
vorhandene »Sachwerte« aufzubauen. In
Oldenburg und Mecklenburg-Schwerin wur-
den damals Anleihen auf Roggenwert aus-
gestellt, und es entstand eine Roggenbank.
Auch andere Sachwerte wurden beliehen.
Als dann im Herbst 1923 die Inflation (s. d.)
alles Maß überschritt, faßte der Staats-
sekretär Karl Helfferich den genialen Ge-
danken einer auf Sachwerte begründeten
großen deutschen Rentenbank, für welchen
Gedanken er auch die deutschnationale
Volkspartei gewann, indem er das neue
Geld zum größeren Teile auf Grund und
Boden basierte. Das Kapital der Renten-
bank von 3,2 Milliarden Renteimiark wurde
nicht durch Geldeinlagen, sondern durch
Übergabe verzinslicher Schuldscheine durch
die Gesamtheit der Wirtschaftsangehörigen
gebildet. Gegen dieses Kapital gab die
Bank verzinsbare, auf Goldmark lautende
Rentenbriefe und zugleich Banknoten aus.
Die Stabilisienmg des Geldwesens gelang
in erster Linie infolge der allgemeinen Über-
zeugung des Landes von der Unmöglichkeit,
weiter Schatzanweisungen zu diskontieren,
aber auch durch die Einsicht des Auslandes,
daß nur bei intaktem deutschen Geldwesen
finanzielle Ansprüche an Deutschland zu
realisieren seien; sodann durch die Sanie-
rung des Reichshaushalts sowie die ge-
schickte Geldpolitik des Reichsbankprä-
sidenten H. Schacht, der seit November
1923 die Reichsbank kein Notgeld mehr
annehmen, im August 1923 die Kredit-
gewährung an das Reich, im April 1924 die
an Industrie und Handel vorläufig ganz
einstellen ließ, worauf es bis Herbst 1924
gelang, das Notgeld (s. d.) vollkommen zu
beseitigen.
So blieb von Ende 1923 an das Verhält-
nis: I Billion Papiermark = i Renten-
mark = I Goldmark = ^^/^ Dollar im In-
und Auslande zum Erstaunen der Welt fest
bestehen. Aber die ungeheuren Opfer, die,
beispiellos in der Welt, die Deutschen, be-
sonders der Mittelstand, durch Verlust ihres
Vermögens, ihrer ganzen Ersparnisse, ge-
bracht haben, war der Preis dieser Er-
rungenschaft. Eine Familie z. B., die sich
10 000 M. gespart hatte, besaß nun darin
Viooo Pfennig. Wenn auch spätere Auf-
wertungen versucht wurden, so konnten sie
wegen der übeln Lage der Staatsfinanzen
nur ganz geringfügig sein (s. Inflation).
Sobald als die Sanierung begonnen hatte,
wurde von Schacht aiif die Wiederein-
führung der Goldwährung hingesteuert und
die Ausgabe von Münzen wieder möglich,
und zwar zuerst des billig herzustellenden
Kleingeldes (s. Rentenpfennig), für das die
Gefahr der Zurückhaltung zur Schatz -
bildung nicht zu fürchten war (Gesetz
vom Oktober 1923), dann ein halbes Jahr
später (Verordnung v. 12. März 1924) die
Ausgabe der halb silbernen drei-, zwei-
und einfachen Rentenmarkstücke.
Auf Veranlassung der Reparationskom-
mission wurden durch Bankgesetz vom
30. August 1924 die Rentenbanknoten in
Reichsmarknoten verwandelt, da die Ge-
schäfte der Rentenbank auf die Reichs-
bank übergingen. Infolgedessen erhielt
auch die Rentenmark seit Oktober 1924
den Namen Reichsmark, der Renten-
pfennig (s. d.) den Namen Reichspfeimig.
Diese Renten- oder Reichsmark ist,
wie gesagt, eine halbfeine Billonmünze,
sie wiegt 5 g und besteht aus 2'/a g Silber
und 2*/a g Kupfer, die Stücke zu 3 und 2 M.
wiegen also 15 und 10 g. Das Remedium
ist 20 Tausendstel im Gewicht und 5 in
der Feine. Diese Mark ist Scheidemünze
der Goldwährung, gilt also I Goldmark;
als Scheidemünze ist ihr kein Passier-
RENTENGELD— RESTITUIERTE M.
563
gewicht beigelegt, abgenutzte Stücke sollen [
eingezogen werden. Vollhaltige, d. h. t
goldene Währungsmünzen, sind noch nicht
geprägt worden, doch ist dies nur eine
Frage der Zeit.
Die Zahlkraft der Silbermünzen geht bis
zu 20, die der Pfennigmünzen bis zu 5 M.
Der Gesamtbetrag aller Scheidemünzen
vom 3 M.- bis zum i -Pfennigstück darf
20 M, auf den Kopf der Bevölkerung nicht
übersteigen.
Das Gepräge der Rentenmark war ebenso
einfach wie unschön: ein magerer Adler
ohne Umschrift auf einer, eine plumpe
Schrift auf der anderen Seite; das der
neuen Reichsmark bedeutend gefälliger:
Zwar war der Adler derselbe, aber die
Umschrift machte das Bild lebendiger und
die Wortbezeichnung innerhalb des Eichen-
kranzes auf der Rs., sehr ähnlich dem
Kehrseitenbilde der früheren Reichsmark,
war eine erhebliche Verschönerung. — Hero
Möller, D. Lfehre vom Gelde, Leipzig 1925,
S. 62f., 92 ff.; H. Schacht, Die Stabilisie-
rung der Mark, Berlin u. Leipzig 1927. S.
Rentengeld s. unter Wormser Renten-
geld.
Rentenmark s. Rentenbank.
Rentenpfennig. Die deutschen Münzen
zu 50, 10 und S Rentenpfennigen, von 1923
bis 1924 geschlagen, hielten 91,5 Teile
Aluminium und 8,5 Teile Kupfer, sie wogen
5,4 und 2i/a g. Die Stücke zu 2 und i
Pfennig hielten 95 T. Kupfer, 4 Zinn, l Zink,
In den letzten Monaten des Jahres 1923
wurden in der Berliner Staatsmünze täglich
8 Millionen Stück von 570 Arbeitern ange-
fertigt. Seit Oktober 1924 heü3en diese Mün-
zen Reichspfennige (s. Rentenbank). Die 50,
10 und 5 Pfennige tragen auf der Vs. die
Wertzahl im Quadrat, die 2 und i
Pfennige dieselbe frei, jene auf der Rs. 6
Ähren, diese eine Garbe. S.
R£p£tit!on^ monnaies de, s. unter Probe-
münzen, 5.
ReprSsentationsmOnzen nennt man Mün-
zen, die geeignet erscheinen, das Ansehen
und die Macht der Fürsten zu bescheinigen
und zu heben. So wurden schon im 17. Jh.
die Gehälter an die Gesandten an fremden
Höfen in Dukaten gezahlt, und noch im
19- Jh- geschah das mit Goldmünzen.
Ebenso ist die Mitgift der Prinzessinnen
in Preußen immer in Friedrichsdor gezahlt
worden, S. auch Geschenkmünzen. S.
R£publ!cain, deutscher, gleichzeitiger
Name der französischen Gold- und Silber-
münzen der ersten französischen Republik
und des Konsuls Bonaparte. S.
Resellado» spanisch = gegengestempelt.
S. Gegenstempel. S.
Res publica = die öffentliche Angelegen-
heit, der Staat, meist r. p. abgekürzt.
Erscheint auf röm.-repubL M. im Titel der
Tresviri reipublicae constituendae (s. d.)
und auf M. des Augustus in der Aufschrift
quod per eu(m) r{es)p(ublica) in amp(liore)
atq(ue) tran(quilliore) s(tatu) e(st). In
der Kaiserzeit finden wir das Wort in Auf-
schriften wie Ciaritas republicae (Sol-
bild), Restitutor (s. d.) reipublicae, Bono
reipublicae (nati) und Salus (et spes) r, p.
(alles dies zur Victoria oder zu Kaiser-
bildem), Reparatio r. p., Securitas r. p.
usw. R.
Restituierte M, sind solche, die längere
Zeit nach der Prägung der Urstücke mit
deren Büdem geschlagen sind. Schon
zwei Baktrerkönige des 2. Jh., Agathokles
bzw. Antimachos, haben, um sich als
berechtigte Nachfolger zu legitimieren, die
Tetradrachmen Alexanders des Gr., dessen
Herakleskopf irrig als sein Bildnis auf-
fassend, die Antiochos* IL von Sjrrien, irrig
als ANTIOXOY NIKATOPOZ bezeichnet,
und die der Baktrerkönige Diodotos und
Euthydemos, Abb. 54, neben den Königs-
kopf (zum ersten Male in der Welt l) den Na-
men setzend, mit deren üblichem Rs. -Bilde
und dem eigenen Namen auf der Rs. in
der ungewöhnlichen Partizipalkonstruktion
ßacPtXsüovToc restituiert. Head, H. N. »
S. 838; Ed. Meyer, Hellenismus in Asien
1925 S-48. — Die röm. Kaiser Titus,
Domitianus und z. T. Nerva sodann haben
die danoals offenbar seltener werdenden
(Num. chron. 1926 S. 26819) M-U. fast
aller ihrer Vorgänger (von den Kaisem
selbst fehlen nur Caligula, Nero, Otho und
Vitellius, leicht begreifliche Ausnahmen)
zu dem Zwecke, sie im Andenken des Volkes
festzuhalten, mit deren Kopf auf der Vs,
und einem beliebig gewählten imd zuweilen
leicht veränderten M.-Bild derselben auf
der Rs., aber dazu mit der eigenen Um-
schrift mit dem Zusatz restituit geprägt:
36*
564
RESTITUTOR-TYPUS
Num. chron. 1920 S. 177/207; Traianus hat
dann -^-M. der Republik, Abb. 78, und
weniger getreu auch Aurei von Caesar bis
Nerva (mit denselben Lücken wie zuvor!)
mit Zusatz seiner Restitutions- Inschrift im
M.-Fuß seinerzeit geprägt; die Restitution
geschah hier wohl in Zusammenhang mit
der befohlenen (aber, wie die Funde lehren,
nicht durchgeführten!) Einziehung und
Einschmelzung alles älteren, vemutzten
Geldes i. J. 107 (Cass. Dio 68, 15), doch
ist die Auswahl von dem politischen
Motive der Verherrlichung der großen
Vergangenheit Roms und der ungebrochenen
Fortsetzung derselben durch die Monarchie
diktiert, wobei Traians Hofhistoriograph
ähnliche Fehler gemacht hat wie der
baktrische: in dem Münzbeamten M.
Tullius eines um 135 v. C, fallenden Denars
und dem C. Marius eines anderen um
80 V. C. hat er gewiß den Redner M. Tullius
Cicero und den bekannten Marius gesehen,
die Denare des Horatius Codes und P.
Decius Mus wohl für die der viel älteren
bekannten Helden der Republik gehalten;
Num. chron. 1926 S. 232/78. Hadrianus
sodann hat einen sog. Kistophor des
Augustus (RENovavit), Marcus und Verus
haben den 6. Legionsdenar des M. Antonius
in derselben Weise restituiert; Ursache un-
bekannt; Num. chron. 1926 S. 267. —
Nur in gewissem Sinne restituiert, nämlich
mit dem eigenen Bildnis auf der Vs. und
ohne Restitutionsinschrift, sind die M. der
flav. Kaiser mit Bildern, die M.-bilder des^
Augustus (auch des Antonius und der Re-
publik) wiederholen, vielleicht zum lOO-
jähr. Jubiläum der aktischen Schlacht ge-
prägt (Riv. ital. di num. 191 1 S. 427/36). —
Als R. Med. mag ein milder Beurteiler
die zahlreichen päpstl. Med. vom Ende
des 16. Jh. bezeichnen, bei denen teils die
Rs. -Stempel mit päpstl. Bildnissen ge-
koppelt sind, die ursprünglich nicht d^u
gehören, teils sowohl die Vs.- wie die Rs.-
Stempel überhaupt Um- oder Neugra-
vierungen nach älteren Stempeln sind, vgl.
Hill, Medallic portraits of Christ S. 66J67.
-Dagegen darf man nicht als R. M. be-
zeichnen die ohne Restit.- Inschrift und
ohne Wiederholung von deren Rs. -Bildern
auf verstorbene Angehörige oder vergötterte
Vorgänger geprägten M. {s. unter Diyus
und Consecratio), auch nicht die »Suite«,
die anscheinend Philippus zum 1000 jähr.
Jubiläum Roms geprägt hat, auch alle
späteren sog. Suitenmedaillen nicht. R.
Restittttor-Typiis, Der Typus, der auf
röm. Kaiser-M. zur Aufschrift Restitutor
mit folgendem Landschaftsnamen usw.
wie Italiae, Galliar(um), reipublicae, orbis
u. dgl. steht, nämlich der steh. Kaiser
der vor ihm knienden Landes- oder Stadt-
göttin die Hand reichend, hat seine Wurzel
in einem Denar des M.' Aquillius M.' f.:
hier richtet der Vorfahr desselben, M.*
Aquillius, die von den Leiden des Sklaven-
krieges erschöpft zu Boden gesunkene
Landesgöttin Sicil(ia) auf; der Typus
wird von L. Aquillius Florus unter Augustus
wiederholt. Lahmer ist die Darstellung
der M. des Parthers Orodes: der König
sitzt hier, das Motiv des Aufrichtens ist
aber noch deutlich. Auf Denar des M.
Minatius kniet die Tarraco vor Pompeius
und reicht ihm etwas (ein sertum?). Bei
den folgenden M. -Bildern ist daraus der
einfache Handschlag geworden: Denar
des Staius Murcus, dann viele M. der
Kaiserzeit: z, B. des Galba und Vespasianus,
wo Roma die betr. Frauengestalt gleichsam
beim Kaiser einführt, mit Libertas restituta
und Roma resurge(n)s — man denke an
die Schutzheiligen auf Gemälden des
lS7l6. Jh. — , die Reise-M. (s. d.) des
Hadrianus u. a. m. bis Theodosius L, oft
mit Aufschrift R. orbis terrarum, R, rei-
publicae, unter Vitellius mit der Aufschrift
urbem restituit, unter Galba mit Roma
resti(tuta), zuweilen auch mit Beischrift
■Pietas Augg. usw., auch hier einmal die
Roma als »Schutzheilige« (Constantinus-
N)f auch auf griech. Kaiser-M. (Sardeis);
auch auf neueren Med. ist der Typus
wieder hervorgesucht worden (z. B. Schau-
münzen d. Hauses HohenzoU. nr. 385).
Z, f. N. 33 S. 177. — Die Aufschrift R.
steht ohne ein solches bezeichnendes Bild,
nur zu einer Darstellung eines Gottes oder
des Kaisers, auf zahlreichen insbes. späten
Kaiser-M., z. B. R. exerciti, generis humani
(Sol), libertatis (Roma und Kaiser), orbis
(Kaiser und Victoria), reipublicae, Romae,
urbis, saeculi. — Berxihart, Handbuch S.
224/6. — Ob die M. des Sev. Alex, mit R.
monetae und die ähnliche mit Mon. re-
RETROGRAD— RHODISCHER M.-FUSS
565
stituta nur auf die unbedeutende Maß-
nahme der Wiederabschaffung des Argen-
teus Antoninianus (s. d.) hinweist oder auf
was sonst (N. Z. 42 S. iio), wissen wir
nicht. R.
Retrograd = rückläufig (s. d.).
Revers, Reverse, abgekürzt Rs., franzö-
sisch und englisch für Rückseite (s. d.).
Rex = König, griech. ßacJiX.süc. Der
Titel ßacfiXeö? erscheint zuerst, mit zuge-
setztem Volksnamen, auf den M. des Getas,
Königs der Edonen, dann erst wieder auf M.
des Philipp IL (nach seinem Tode geprägt)
und Alexanders d. Gr., in der hellenistischen
Zeit erst wird er allgemein, Abb. 51, 55.
Der Titel ßacjtXsu; fie^ac, auch ßaaiXeoc ßaat-
Xlcov oder gar ßaatXeu? ßaai>.sa>v |x&y^^ ^^^
bes. den arsakidischen Partherkönigen
eigen; die Verbalform ßaaiXeöovtoc findet
sich bei dem Arsakiden Mithradates III. (?)
und, den regierenden König zum Unter-
schied von dem auf der Vs. dargestellten
Vorfahren bezeichnend, auf den Restituier-
ten M. (s. d.) der Baktrerkönige Agathokles,
Abb. 54, und Antimachos. Wegen der Bei-
namen, etwaiger Namenszahlen und der
Filiation im Königstitel s. unter diesen
Stichworten. — Der Titel ßaöiXeö? findet
sich auch gelegentlich als (wohl priester-
licher) Beamtentitel auf griech. Städte -
münzen. In der Kaiserzeit kommt in den
Legenden der Rs. gelegentlich ßaaiXeoovxoc
für »unter der Regierung des Kaisers«
(Commodus und Severus) vor (Nikaia usw.),
ferner heißt Caracalla auf peloponnes. M.
da und dort ßaatXsö;. — Rex nennen
sich auf M. z. B. luba IL und Ptolemaeus
von Mauretanien, wo auch reg(nante) rege
vorkommt, femer Vaballathus in der Ab-
kürzung des Titels VCRIMDR (s.d.),
endlich Delmatius. Fremde Könige er-
scheinen mit dem Titel R. in folgenden
Legenden auf röm. M. der Republik, des
Traianus, Pius und Verus: rex Aretas (im
Typus gleich, ist ein unbekannter Bacchius
ludaeus), rex Armeniis (Parthis, Quadis)
datus; tutor reg(is), nämlich des Ptole-
maiosV. 201 v. C, heißt Aem. Lepidus auf
JR eines Nachkommen. — In der byz. Zeit
wird ßaaiXea« und R. der amtliche Titel
des Kaisers, zuerst für Constantinus V.
auftretend, während der lat. Titel rex auf
M. des imperator Michael IIL von seinem
Mitregenten Basilius I. geführt wird. —
BaaiXsbc ßaötXecüv und Rex regnantium,
König der Könige, ist die übliche Beischrift
zum Christusbilde der byz. M., zuerst unter
lustinianus IL (705—711). Für d, M. A. s.
unter Titel u. König. R.
Rdzana, von rezat* (schneiden), eine
altrussische Geldeinheit, die einer ^/a Kuna
(s. d.) und 1/50 Rechengrivna (s. Grivna)
gleichkam. Unter einer R. wird wohl
ursprünglich ein halber (zerschnittener)
Dirhem verstanden worden sein. Die R.
verschwindet nach dem 14. Jh. endgültig,
lebt aber längere Zeit im Worte rez =
Wucherzins fort. Vgl.Mrocek, 115 und 190
(Anm. 22). — Sreznevskij, III, 217. B.
Rhea, auch Rheia, griech. *Pea, *Pefa,
ist in der griech. Mythologie Gattin und
Schwester des Kronos, dem sie unter
anderen auf Kreta den Zeus gebar; da
Kronos die älteren Kinder verschlungen
hatte, versteckte sie das Neugeborene und
ließ sein Geschrei durch die mit den
Waffen aneinanderschlagenden Kureten
(s. d.) übertönen, und nur in dieser Szene
erscheint sie auf M.: kaiserl. des Koinon
der Kreter, dort aber AIKTYNNA benannt,
und von 1yd. und phryg. Städten, wo es aber
auch Adrastcia, die Pflegerin des Zeus-
kindes, sein könnte. Sonst ist R. ganz mit
Kybele verschmolzen. — Poerner, De
Curetibus et Corybantibus 1913 S. 267,
297/300. R.
Rhea Silvia, nach der röm. Sage Tochter
des Numitor, Königs von Alba Longa,
wurde von Mars Mutter des Romulus und
Remus; auf röm. M. des Pius und des
Gallienus schwebt Mars zu der schlafenden
R. herab. R.
Rhelngold-Dukaten s. imter Flujßgold-
Dukaten.
Rheinische Miinzverelne s. unter Münz-
vereine.
Rhodlscher M.-tuB. Der sog. Rh. M..Fuß
ist schon im chiischen (s. d.) vorbereitet,
dessen Tetradrachmon gegen Ende des
5. Jh. v. C. = V40 der ägin. Mine (s. d.) =
rund 15,5 g war; die um 400 v. C. einsetzen-
den Tetradr. der Stadt Rhodos — einige
wenige nach attischem Fuße gehen voran —
kommen noch auf rund 15, 3 & Abb. 40, und
es scheinen in der Prägung der Symmachia
(s. d.) von 387/6 V. C. 3 rhod. = 2 ägin. Dn
566
RHYTON— RICHTPFENNIG
gerechnet zu werden, also i rhod. Tetradr.
jetzt sogar = ^/syV» ^^^ j^^zt aus abge-
knappten M. bestehenden ägin. Mine;
dieser Fuß mit einem Tetradr. von über
15 g verbreitet sich noch vor Alexander
außer in Karien auch nach lonien, Troas,
Mysien (daher auch kleinasiatischer M.-fuß
benannt), ja nach Makedonien, nach By-
zanz, Kalchedon und Mesembria (Head,
H. N.a S. 962/3; Gardner, Hist. of greek
coin. S. 275. 298 — 311. 316; Regling, M. von
Priene Anm. 258) ; im 3. Jh. erweitert er sein
Gebiet noch, bes. auf die Inseln, dann sinkt
er rasch, zunächst so, daß er vom phönik.-
ptolem. nicht mehr zu unterscheiden ist,
dann bis unter 13 g für das Tetradr.
Auch inschriftlich (Inschr. v. Delos, Milet,
Tenos) kommt der Rh. M. in hellenistischer
Zeit oft vor (R. E. V S. 1619/20; Regling,
M. von Priene A. 264). Ob die Äp^opioo
Xeitxoü T0810Ü Spaxjiaf karischer Inschriften
sich auf Lokalkurant beziehen oder ob
dpYÖpiov Xsirrov als Gegensatz zu dpYopiov
Tca^ö, also einer schweren rhod. Drachme
vom doppelten Gewicht steht, auf die
eine alexandrin. Notiz über die ToBfa jiva
(Hultsch, Metr, Script. I S. 301 Z, 10/12)
hinzuweisen scheint, mag auf sich beruhen,
vgl. R. E. V S. 1619/20, Trait^ I S. 500/01.
— Im frühen 2. Jh. wählen ihn die Städte
des Attalidenreiches für ihre Vereinsmünze,
den Kistophoros (s. d.), und Festus p. 359
gibt uns mit der Notiz talentum Atticum
est sex milium denarium, Rhodium et
cistophorum quattuor milium et quingento-
rum denarium* nicht nur die Gleichung
Rh. M. = Elistophoren M.-Fuß, sondern
auch die Ansetzung auf 3/4 des attischen
Fußes, dessen Drachme in der hellenist.
Zeit auf 4,12 g i, D. steht (Regling, M. von
Priene Anm. 266) ; damit kommen wir für
das damalige rhod. Tetradr. auf 4 X 3/4 x
4,12 = 12,36 g, wozu sowohl die Kisto-
phoren wie die rhod. Teilstücke selber
(Tetradrachmen prägt Rhodos seit etwa
166 V. C. nicht mehr) gut stimmen (B. M. C.
Caria S. 252/6). — R. K XI S. 525.
In der Kaiserzeit erscheint die Be-
zeichnung 'Po8ta Spa^p-T^ in einer Inschrift
von Kibyra v. J. 71 n. C, gemeint ist wohl
die der kaiserlichen Kistophoren; sie wird
dort als 10 dffaopia wertend dem Denar
von 16 dffcrapta gegenübergestellt, was
aber nur ein besonders niedriger Kurs ist:
aus d. J. 104 n. C. haben wir in einer
Inschrift von Ephesos wieder die alte
Wertung des Festus, indem die Drachme
(hier ohne nähere Bezeichnung) auf 12
Assaria = 3/4 Denar = 3/4 att. Drachme
steht — R. E. V S. 1619/20; Trait6 S. 501 ;
Z. f. N. XIV S. 40/1. R.
Rhyton, das Trinkhorn, ursprünglich ein
Tierhorn, irgendwie gefaßt, später Gefäße
aus Metall und Ton in Form eines Tier-
hornes, oder in einen Tierkopf oder -Vorder-
teil (M.-Bild von Skepsis) auslaufend. Auf
griech. M. zuweilen in der Hand des He-
rakles oder des Dionysos (Z. f. N. XIII
S. 384/5) . — Ebert, Reallex. XI S. 1 34. R.
Richtmunze s. unter Richtstück.
Richtpfennigy -teil. Der Richtpfennig
ist der 256. Teil einer Gewichtsmark.
Weniger als diesen, je nach der Schwere
der Mark 0,9 — i,i g wird man im Mittel-
alter in den ersten Jahrhunderten sicher
nicht abzuwägen vermocht haben. Erst
in der 2. Hälfte des 14. Jh. gelangte man
zu einer Unterteilung des Richtpfennigs
in 2 Heller, die bis auf 1/512 der Mark ging.
Darüber hinaus kam man in Norddeutsch-
land während des Mittelalters nur dort,
wo man, wie in Lübeck, wegen starker
Goldeinfuhr aus Flandern die feineren
niederländ. Gewichte kennen lernte. Anders
im Süden, wo die Wiener und seit 1409
auch die Grazer Münzstätte in der Medel
und Halb-Medel Münzgewichte ver-
wendeten, die dem 720. und 1440. Teil
der Wiener Mark entsprachen, also auf
weniger als 2 Dezigramm herabgingen.
Erst im 16. Jh. (nach Grote) verfertigt
man in Frankreich feiner ziehende Wagen,
auf denen die Grains des französ. Gewichts
körperlich dargestellt werden konnten.
In Deutschland ermittelte man den Rieht -
Pfennig auf 17 grains poids de marc und
reihte diese nach dem in den Niederlanden
schon üblichen Namen Aß, als Äßchen,
Äschen, Eschen in das Kölner Gewichts -
System ein. Zu Beginn des 18. Jh. kamen
in Deutschland die Richtpfennigteile
(= ^/zs6 Richtpfennig) auf: 65536 Stück zu
3Va Milligramm auf die Kölner Mark. Der
Richtpfennigteil diente jedoch nicht zum
Wägen der Münzen selbst, sondern wurde
(wie die Medel und Halbmedel zu Wien
RICHTSTÜCK— RIGSBANKDALER
567
schon 1400) in den Münzstätten beim
Probieren des Feingehalts der Metalle
als sog. »verjüngtes Gewicht« verwendet,
wobei der Betrag der Mark durch das
Gewicht des Richtpfennigs und dieser
durch das Gewicht des Richtpfennigteils
vertreten wurde. S. auch Probiergewicht
und Richtstück. — Grote, M.-st. III
S. 21 ff.; Luschin, Allg. Mkde.^ S. 198 f.;
Halke S. 194. Su.
Richtstucky Richtmfinze, lat. exagium
(s. d.), französisch: piedfort, 6talon, davon
das deutsche Wort: Stal, Stael, Stahel;
in Süddeutschland Korn, in den Nieder-
landen oft dicke Penninc genannt, war
entweder ein Normalgewichtstück für eine
Münzart oder wurde als Feingehaltsmuster,
als Streichnadel (s. Nadel) benutzt. Wir
kennen solche R. seit dem 14. Jahrhundert,
sie haben meist die Gestalt eines Zylinders,
der oft oben und unten das Gepräge beider
Seiten der Münze zeigt. Vielfach, be-
sonders in Frankreich, wurden die Pied-
forts als Geschenke für Standespersonen
geprägt. — Luschin, Allg. M. K.« S. 26—28,
158. S.
Im besonderen bezeichnete man im
deutschen Mittelalter mit »Stal <( auch die
Summe von Probedenaren, die auf eine Mark
gingen. Z. B. werden von einer Mark 160
Pfennige hinterlegt, nach denen die anderen
Stücke ausgeprägt werden sollen: äo ist
es uns 1252 von Köln bezeugt (v. Ennen,
Quellen II n. 304 u, 6). »ordinamus
arbitrando, ut in hoc antiquorum sollercia
obscrvetur, ita videlicet quod prime per-
cussure ydea, quod stal vulgariter appella-
tur, in sacrarium b. Petri maioris ccclesic
in Colonia reponatur, in summa tredecim
solidorum et quatuor denariorum Colo-
niensium et tantundem eiusdem numis*
matis custodiendum bone fidei dictorum
civium committatur. « Daher sind uns
33 Probedenare Erzbischof Heinrichs L
v. Köln (122S— 1238), 23 Konrads (1238
bis 1261) und 78 Siegfrieds (1274—97) in
tadellosem Zustand im Kölner Stadtarchiv
erhalten (Kruse, Köln S. 8). Dann
mögen 2 Guldenstale für die Goldgulden
von Main« und Frankfurt erwähnt werden,
die am li. I. 1408 unter dem großen
Insiegel der Stadt Frankfurt hinterlegt
wurden und 3,480 u. 3,482 g wiegen.
S. auch Stal. — N. Z. 1923 S. 129; Joseph,
Goldmünzen S. 57. Su.
Rider ist eine schottische Goldmünze
König Jakobs III. u. IV. (1460—1514).
Vor 1476 wurden sie erstmalig, 5,18 g
schwer, mit dem Könige zu Pferde nach
rechts dahinsprengend, das Schwert in
der Rechten, geprägt, Rs. gekrönter
Schild auf langem befußten Kreuz, Um-
schrift: »Salvum fac populum tuum do-
mine.« 1491 hatten sie einen Umlaufswert
von 23 Schilling. Jakob IV. schlug auch
Half -Rider u. Quarter-Rider. — Den nie-
derländischen R. s. unter Rijder. — Grue-
ber S. 174 jff. Su.
Rigsbankdaler wurden laut Verordnung
vom S.Januar 181 3 in Dänemark einge-
führt. Der R. wurde zu i87a Stück aus
der Mark Feinsilber ausgemünzt, d. i. er
bildete genau die Hälfte des zuletzt gepräg-
ten Speciedalers (s. d.). Gleichzeitig wurde
der ganze damals im Umlauf befind-
liche Notenbestand an dänischem Kurant
herabgesetzt, so daß 6 Daler dänischen
Kurants auf einen R. -schein gesetzt wurde,
indem die neu errichtete von den
Finanzen getrennte Reichsbank, später
1818 die Nationalbank, uneinlösbarc auf
die neue Münze lautende Noten ausgab.
Da im Jahre 1794 i Rigsdaler Kurant = 4/5,
1813 aber 6 R. D. Kur. auf i Spec. D. gesetzt
waren, so bedeutete dies eine Reduktion der
R. D, Kur. auf 10 5/i» 0/0 ihres früheren
Wertes, nämlich 6x4/5« »4/5 Spec. D. auf
i/a Spec. D. Es war die Absicht, den Be-
stand der Rigsbankdalcrnoten allmählich
einzuschränken und dem Verkehr anzupas-
sen, so daß diese Noten in die neue Silber-
münze cinlösbar gemacht werden konnten.
Dies geschah erst 1845. — Der Rigsbankda-
ler wurde in 6 Mark zu 16 Rigsbankskilling
eingeteilt. Diese Münze war d. Haupt-
münze Dänemarks bis z. l. Jan. 1875, als
die Goldkronenmünze eingeführt wurde. Es
wurden, außer dem Rigsbankdaler, Stücke
zu 2 Rigsbankdaler oder i Speciesdaler
I4lötig, 32 Skilling illötig und x6 Skilling
81ötig ausgemünzt, alle 18*/« Rigsbankdaler
auf die Mark fein kölnisch, z Rigsdaler
= 96 Skilling dänisch u. « 30 Schilling
schleswig-holsteinischen Kurants. Ferner
wurden 4lötige 4 SWU. u. sValötige 3 Skill
geschlagen, beide zu 21 Rigsbankdaler
568
RIGSBANKSKILLING— RIJDER
aus der feinen Mark, in Kupfer 2, i^/a und
^/5 SkilL, letztere auch Pennige genannt,
zu 64 Skill. das Pfund. — Abb. Schou,
Taf. 44, 1813, I. W.
RlgsbanksklUing. Es gingen 96 Stück auf
den nach dem Staatsbankrott in Dänemark
1 8 1 3 eingeführten Rigsbankdaler (s.d.). W.
Rigsbanktegn sind dänische Marken aus
Kupfer zu 16, 12, 6, 4, 3 und 2 Skilling,
die 181 3 — 15 unter und nach dem Staats -
bankrott von 1813 geschlagen wurden. —
Abb. Schou, Taf. 44, 1 813, 4 u. weitere. W.
Rigsdaler (Sölvgylden, Silbergulden).
Joachimsthaler wurden in Dänemark zuerst
vom König Hans (f 1513), wahrscheinlich
zur Besoldung der deutschen Landsknechte
ausgemünzt. Unter Christian IL (1513 — 23)
wurden ebenfalls Thaler geschlagen, die zu
24 Skill. oder i^/a Mark gerechnet wurden,
die Mark zu 16 Skill., indem dänischer und
lübischer Schilling damals noch denselben
Wert hatten (Abb. 260). Der Schwedenkrieg
Christians IL, der Bürgerkrieg (die Grafen-
fehde) Anfang der Regierung Christians IIL
(1533 — 59), der Siebenjährige Krieg zwi-
schen Friedrich IL (1559 — 83) von Dänem.
und Norw. und Erik XIV. von Schweden
hatten die Verbreitimg so vieler schlechten
Kriegsmünzen zur Folge, daß der Taler (dä-
nisch: Rigsdaler oder Species) 4 Mark dä-
nisch zu 16 Skilling dänisch kostete, was 2
Mark lübisch zu 16 Schilling lübisch ent-
sprach. In der folgenden Zeit stieg in
Deutschland der Species weiter, so daß er
um 1625 6 Mark dänisch zu 16 Schilling =
96 Skilling dänisch = 3 Mark lübisch zu 16
Schilling = 48 Schilling lübisch galt. Die
dänisch -norwegischen Münzen tragen des-
halb die Bezeichnung Mark dän. und Skil-
ling dän. zur Unterscheidung von der Mark
und dem Schilling lübisch. Die Scheide-
münzen wurden immer schlechter ausge-
münzt, so daß zwar nur 96 Skill. auf den
Rigsdaler gerechnet wurden, daß man aber
für einen harten R. mehr als 96 Skill. herge-
ben mußte. Besonders während der Be-
teiligung Dänemark-Norwegens am großen
nordischen Kriege 1710 — 18 bewirkte die
schlechte Kriegsmünze ein starkes Steigen
des Aufgeldes, sp daß der Specierigsdaler
eigentlich dadurch dem Verkehr entzogen
und von der Krone (Sletdaler, 4 Mark =
64 Skilling) abgelöst wurde, die sich aber
auch nicht behaupten konnte. Der Rigsort
= 24 Skilling, 8- und 4-Skillingstücke zum
Münzfuß 11V3 Rigsdaler die Mark fein
wurde die tatsächliche Verkehrsmünze des
Landes; auch wurden seit Christian V.
(1730 — 46) Noten in Rigsdalerkurant in
Umlauf gesetzt. Schließlich wurden diese
Noten die eigentlichen Zahlmittel des Ver-
kehrs und zugleich uneinlösbar gemacht.
Es hing also vom Kredit dieser Noten ab,
ob der Rigsdaler Kurant im Auslande, be-
sonders in Hamburg imstande war, einen
den oben erwähnten Ausmünzungsverhält-
nissen entsprechenden Parikurs zu be-
haupten. Im Laufe der Regierung Christi-
ans VIL (1766 — i8o8) wuchsen die Schwie-
rigkeiten, den Kurs zu behaupten, immer
mehr. Man versuchte dann, den Specie-
rigsdaler als Hauptmünze wieder einzu-
führen und Noten in dieser Münze auszu-
geben, was auch in Schleswig-Holstein mit
der Specienbank zu Altona als Grundlage
gelang. In Dänemark-Norwegen aber wurde
die übermäßige Ausgabe von Kurantnoten
fortgesetzt, namentlich als das Land in den
letzten Jahren Napoleons in unglückliche
Verhältnisse geriet; der wirtschaftliche Zu-
sammenbruch führte die Zerrüttung des
Münzwesens mit sich. 181 3 trat der Staats-
bankrott ein, und eine neue Münze, der
Rigsbankdaler (s. d.) löste das Kurant ab.
— Wilcke, Christian IV, 1919; Wilcke, Mönt-
vaesenet; Wilcke, Kurantmönten; Axd
Nielsen; Abb. bei Schou, passim. W.
Rigsdaler dansk Kurant (dänisches Ku-
rant), siehe Rigsdaler und Rigsbankdaler
sowie Reisetaler. W.
Rigsort s. unter Rigsdaler.
Rijder (Cavalier, Chevalier d'or) war eine
niederländische Goldmünze von zweierlei
Art. Die ersten Rijder wurden von Geldern
seit 1581, von Friesland seit 1583 geprägt,
und zwar wog der geldernsche 3,408 g mit
2,911 g Gold, der friesische 3,408 g mit
2,852 g Gold. Auf der Vs. zeigten sie einen
Reiter, auf der Rs. den Provinzialschild.
Dagegen war der auf Beschluß der General -
Staaten von 1606 für den Handel nach dem
Fuße des englischen Unite (s. d.) geschla-
gene »niederländische Rijder«, der auf der
Vs. den Reiter über dem Provinzialschilde,
auf der Rs. den niederländischen Löwen-
schild zeigte (Abb. 258, Taf. 14), ungefähr
RIJKSDAALDER— RINGGELD
569
das Dreifache des Provinzialrijders, da er
9,997 g wog und 9,2 g Gold hielt. In
Deutschland wurde auch manchmal der
halbe R. Rijder genannt. — Verkade, S. 25,
Taf. III I— 16, Taf. 40, 2—5 und öfter. S.
Rijksdaalder sind die Taler der Vereinig-
ten niederländischen Provinzen. Vgl.
Arens-, Gehelmte, Kreuz-, Niederländische
Rij ksdaalder, Philippsdaalder, Staaten -
daalder, Löwentaler. S.
Riksdaler wurden inSchweden zum ersten
mal vielleicht von Steen Sture, jedenfalls
aber von Gustaf I. Wasa nach deutschem
Vorbild zur Besoldung der deutschen
Kriegsmannschaften geschlagen und Daler
benannt; der Riksdaler war isi/Jötig,
Bruttogewicht 29,4 g, Feingewicht 28 g;
1540 wurde er I4lötig, schwankte aber bis
1830 so, daß er zeitweise 141/9 oder l4V8lötig
war; das Feingewicht betrug etwa
25,6 g, während das Bruttogewicht immer
etwa 2 Lot, also etwa 29,3 g betrug.
Aber die Hauptmünze war stets unter
Gustaf Wasa und den folgenden Königen
die Mark; ums Jahr 1530 kostete der Daler
3 Mark; 1560 war der Preis auf 4 Mark
gestiegen. Der Daler als Rechnungseinheit
blieb bis 1776 auf 4 Mark stehen, als Münze
stieg und sank sein Wert bedeutend. Um
die Münze von der Rechnungseinheit, Daler,
und der dieser entsprechenden schwedischen
Mark zu unterscheiden, erhielt die nach dem
eigentlichen deutschen Münzfuß geprägte
Münze allmählich — wie der deutsche
»Reichstaler« — in Schweden den Namen
»Riksdaler«, der berechnet wurde: 1624 —
64 zu 6 Mark zu 8 öre; 1664 — 1776 zu 52
öre; 1777—1818 zu 48 Skilling zu 12 Rund-
stück; 1818 — 35 zu 48 SkiUing species zu
12 Rundstückspecies; 1835— 5 S zu 128
SkiUing banko; 1855 — 75 zu 4 Riksdaler
Riksmönt (Reichsmünze) zu 100 öre, die
von der modernen Kronenmünze, i Krone
« I Riksdaler Riksmönt = V4 Riksdaler
specie zu 100 öre, abgelöst wurden; aber
tatsächlich war der Kurs des Riksdalers,
besonders in älteren Zeiten, weit variieren-
der. In den Jahren 1568—92 war der nie-
drigste Kurs z. B. zirka 4Va Mark, der
höchste Kurs zirka 38 Mark in Kriegs -
münze. Im 17. Jh. stellte sich eine Zeitlang
der Mittelkurs auf ungefähr ö^a Mark. —
A. W. Stiemstedt, Om Riksdaleraamnets
Uppkomst, inSverige Num.Medd. II, Stock-
holm 187s; K.-A. Wallroth, Sveriges
Mynt 1449— 1917, Stockholm 1918. W.
RiksgäWskontorets PoUet. Kupfermarken
(s. Polletter) zu Va und V4 Skilling schwe-
disch, auch Tvastyver und Eenstyver be-
nannt, wurden 1799— 1802 in Schweden
vom Riksgäldskontor (Reichsschuldenamt)
geschlagen, so daß 48 Skill. = i Riksdaler
Specie in Riksgäldssedler (Reichsschulden-
noten) waren. W.
Riksmönt s. unter Riksdaler.
Rin, japanische Kupfermünze, s. Sen.
Ringgeld gehört zum Schmuckgeld (s. d.),
erscheint schon vor Aufkommen des Me*
talls, indem Ringe und Halsketten aus
Muscheln und geschätzten Steinen das
führende Tauschmittel sind, und bleibt
auch zur Metallzeit oft in dieser Rolle. So
erscheint der Ring, der Schmuck von Fin-
ger, Arm, Fuß, Hals, Stirn, einfach oder
als Spirale, als ganzes Stück oder absicht-
lich wie zur Schaffung von Kleingeld zer-
brochen, aus fast allen Metallen als Geld
bei »Naturvölkern« Afrikas, in Westafrika
Manilla genannt, und in Asien (s. Pi); als
Kümmerform eines Ringes gelten die sia-
mesischen Tikal. Im alten Ägypten können
wir R. aus edlen und unedlen Metallen vom
Alten bis in die Mitte des Neuen Reiches
nachweisen, aucla aus Bildern, wo Vor-
wiegung von Ringen dargestellt ist, aus Ge-
wichtssteinen, die das Zeichen des Ringes
mit einem Zahlzeichen tragen, was auf Aus-
bringung der Ringe auf ein Normalgewicht
(von etwa 12 — 16 g) schließen läßt, und
auch in den Funden hat man Geldringe auf-
zuzeigen sich bemüht. In Vorderasien da-
gegen, bei Griechen u. Römern ist R. nicht
sicher nachweisbar. Im german.-nord.
Kreise ist R. sowohl durch literar. Quellen
wie aus prähistor. Denkmälern sicher er-
wiesen: der Ring (die Bauge) wird ganz oder
geteilt — freigebige Fürsten heißen Ring-
brecher — , als Siegespreis, als Geschenk,
als Honorar gegeben, in Schätzen aufge-
speichert, als Tribut und Strafgeld gezahlt.
Unter den Ringen, die man im dtsch, und
slaw. Mitteleuropa und in Skandinavien als
Grabbeigaben oder in z. T. riesigen Schätzen
manchmal zusammen mit Barren und Mün-
zen gefunden hat, treten solche in Kümmer-
form auf, d,h. in verkümmerter, zum
570
RINGGIT— RODA
Tragen als Schmuck nicht mehr geeigneter
Form (zu roh gegossen, zu scharfkantig
u. dgl.); auch die z. B. in der Schweiz beob-
achtete Aufreihung mehrerer Ringe an
einem größeren (sog. Pfahlbauportemon-
naie, Abb. 4) ist ein Zeichen dafür, daß es
sich um Geldringe handelt. Auch leidlich
gleiches Gewicht solcher Ringe, oder mehrere
in leidlich geradem Verhältnis zueinander
stehende Gewichtsstufen gleichartiger Ringe
glaubt man hie und da beobachten zu
können; indessen sei vor metrologischer
Verwertung solcher Erscheinungen hier wie
bei sonstigem Schmuck- und Gerätgeld und
bei den Barren ausdrücklich gewarnt. —
Ebert, Reallex. IV S. 214/16. R.
Ringet, Bezeichnung des Spanischen
Dollars im Malaiischen, s. Pitjis. V.
Ringprägung. Die ersten Taler mit
Rand- und zwar Reliefschrift waren die
französischen von 1577; 100 Jahre später
finden wir solche in England, Dänemark
und Schweden. In Berlin sind damals Taler
im Federringe geprägt worden, der auf
seiner Innenseite die vertiefte Schrift trug,
er war offen und wurde zum Prägen in einen
geschlossenen gelegt. Der Federring wurde
von dem Rändelwerk verdrängt (s. d.).
Erst am Rande des 18. Jh.s kam man in
Frankreich wieder auf die Ringprägung:
um 1790 erfand der Medailleur Droz den
aus drei oder mehr Teilen bestehenden, auf
der Innenseite mit Schrift oder Verzierung
versehenen Gebrochenen Ring (Virole bri-
ste), der sich in einem starken Rahmen
befand, aus dem er nach jedem Prägestoße
herausgeschlagen wurde. Bald darauf er-
fand der Pariser Mechaniker Gengambre
die Prägung im ungeteilten glatten Ringe.
Bei ihm wurde der Münze die Rändelung
vor der Prägung mit der Rändelmaschine
gegeben und zwar die Schrift oder die Zie-
rate vertieft, die dann der glatte Ring nur
wenig zusammendrückte. Diese Technik
verdrängte den gebrochenen Ring seit 1815.
Durch sie haben die Münzen ihre moderüe
Form, die zur Oberfläche scharf senkrecht
abgeschnittene Kreisfläche des Randes
erhalten. S. auch Perlreif und Stäbchen. —
Schrötter, Acta Bor., Gesch. I, S. 8; Ders.,
Preußen 1806/73, Gesch. I, S. 259. S.
Wo, japanische Gewichtseinheit, s. Ban.
V.
Rlx-Dollan Als die britisch-ostind. Kom-
pagnie 1795 Ceylon in Besitz genommen
hatte, wurden von ihr nur wenige gute
R.-D., wie dort die spanischen Peso hießen,
geprägt, dagegen seit 1808 solche mit
1/5 Kupfergehalt, durch die die guten Peso
schnell vertrieben wurden. Diese neuen
R.-D. sanken aber im Kurse, 1809 galten
sie 3Vä, 1814 nur noch 2V2 Schilling. Seit
1812 wurden neue R.-D. mit Kopf Georgs
IV- auf einer, Elefant auf der andern Seite,
im Wert von ish. 9 d. geprägt. — In den
Kolonien Kap der guten Hoffnung und
St. Helena sind dagegen seit 1782 ge-
waltige Massen von Papier -R.-D. aus-
gegeben worden, 1814 waren es allein am
Kap für über 3 Millionen R.-D. Alle diese
R.-D., die silbernen und papiemen, wurden
1825 auf vl% sh. gesetzt (etwa Vs Peso)
und dann eingezogen. — Chalmers, S. 230
—235, 353—356, 421—424; Atkins, S. 192
—194^ S.
Riyäly Bezeichnung einer größeren Silber-
münze, u. a. des Talers und spanischen
Piasters, bei muhammedanischen Völkern,
s. Abbäsi, Büdjü, Miftäl, Sebfli. — Bemard,
Description de l'figypte XVI 289, 310.
V.
Rlyal Moskobi, arabische Bezeichnung
des russischen Rubels. Das lO-Rubelstück
heißt Lira Mosköwiye. — Bädeker, Palä-
stina und Syrien 1904. V.
Robertino s. Gigliato.
Robotmarken. In den slavischen Län-
dern, besonders den österreichisch -ungari-
schen, war Robot = Frone. Robotmarken
wurden für die geleisteten Tagesfrone ge-
geben. Einige R. bei Neumann Nr. 28 482
—28 491- S.
Robiistustaler (franz. Robustes) hießen
die von den Brabanter Ständen 1584 und
IS^S geprägten Taler mit dem Brabanter
Schilde auf der Vs. und einem Krieger vor
einem Löwen und der Umschrift: Confor-
tare et esto robustus (werde kräftig und sei
stark) auf der Rs. — de Witte li^ S. 281,
Nr. 802 f. S.
Roda, eine ostindisch-portugiesische seit
dem 16. Jahrhundert geschlagene Münze
aus Tutenag, einer Komposition aus 40,4^0
Kupfer, 25,40/0 Zink, 3i,6*>/o Nickel und
2,6% Eisen, zu 21/a Bazaruccos (s. d.). Seit
X740 war die R. aus Kupfer, galt i Va Reales;
ROGUS— ROMA
571
eine Rupie galt 400 Rodas oder 750 Baza-
ruccos. Die R. zeigte auf der Vs. den portu-
giesischen Schild zwischen G — A (Goa), auf
der Rs. das Rad der h. Katharina. — Ger-
son da Cunha, S. 16 f. und 26; Aragäo,
passim. S.
RoguS) lat. = Scheiterhaufen, insbes. der
bei der Consecratio (s. d.) eines Kaisers zum
Verbrennen der Leiche errichtete; er er-
scheint auf M. vom divus Pius bis zum divus
Nigrinianus. — Mitteil. Vorderasiat. Ges.
191 7 (Hommel -Festschrift) S. 163/67; J. R.
S. V 1915 S, 151 ff. R.
Rolabasso, italienisch = Rollbatzen
(s. d.). Su.
Rollbatzen (ital. Rolabassi). 1506 heißt
es in einem Gutachten Dr. Peter Baum-
gartners für Herzog Alb recht IV. v.
Bayern; »Item der Costenitzer Rollo -
patzer der ainer 4 Kreutzer galt, get
an ain Mark 60, thut 4 fl. halten an
Silber 8 Lot Va quintat, thut das Silber
3 fl. 5 ß 24 ^, thut der Slagschatz 36 ^.<(
Da Luschin 1880 (N. Z, XII S. 379«.)
nur diese Urkundenstelle als älteste Erwäh-
nung der R. kannte, erklärte er ihren Namen
aus dem Bilde der Rollbatzen des Kon^
Stanzer Bischofs Hugo v. Hohenlanden-
berg (1496 — 1529): ein gevierter Wappen-
schild, in dem sich die 3 landenberg.
Ringe oder Rollen befinden; danach wären
diese Batzen Rollenbatzen genannt.
Cahn (Konstanz S, 300 Anm. 28) weist
zunächst darauf hin, daß »Rollenbatzen«
schon 1498 vorkommt, 1499 schon mit
übler Nebenbedeutung als »item de malis
rollenbatziis emi CX florenos« (Fabrik-
rechnungen des Konstanzer Münsters),
Es war eine Geldsorte, die in Kon-
stanz als schlecht galt. Danach kann
sicli der Name nicht auf die Konstan*
zer Bischofs Hugo von Hohenlanden-
berg beziehen, die zuerst 1508 geprägt
wurden. 1501 wird dann ein »switzer rol-
lenbatz« erwähnt. Es war also der Spott-
name für eine wenig beliebte Schweizer
Münzsorte. Eine Züricher Münzprobe von
1503 spricht nun von Bemer roUabatzen,
Züricher roUabatzen, Luzerner roUabatzen,
aber ausdrücklich »Costenzer bätzen«, die
besser sind als jene Sorten. Der Berner
Chronist Anshelmus bemerkt zu der Ent-
stehung des Wortes R.: »plapphart, her-
nach von baren rollenbatzen und nach
batzengenempt«. »RoUebatz« = »Brumm-
bär«, also ist der Name der M. R. von den
Bemer Batzen, auf denen der Bär vor-
kommt, auf im Gehalte gleiche Batzen über-
tragen. — Schöttle weist neuerdings eine
patrizische Münzmeistersfamilie Roll in
Solothurn nach und möchte diese mit dem
ersten Teil des Namens in Verbindung brin-
gen, während den 2. Teil Bern geliefert
hätte (Schöttle, Ulm S. 67 Anm.).
Die Rollbatzen sind als Rolabassi viel-
fach in Italien nachgeahmt worden, 15 17
von der Herzogin v. Savoyen, dann von
den Fieschi zu Messerano, den Markgrafen
v. Montf errat, den Tizzoni zu Dezana; es
ist eine Fabrikation unterwertiger Roll-
batzen unter Nachahmung der Schweizer
Gepräge.
In der Schweiz hatten die R. 3,742 g
Rauh- u. 1,871 g Feingewicht, in Savoyen
3,258 g Rauh- u. 1,528 g Feingew, Wert
der verschiedenen R, s. unter »Batzen« .
Su.
Roma. Die dea Roma, die Personifika-
tion der Hauptstadt und damit des röm.
Staates, ist zwar keine ursprünglich röm.
Göttin, sondern von den Griechen nach dem
Muster so vieler eponymer Stadtgöttinnen
erfunden worden ; erst Hadrianus widmet ihr
das doppelte Templum (Veneris et) Romae.
Ihre Schöpfung hat aber in Rom sofort
Anklang gefunden, und schon am Ende des
4. Jh.s V. C. (Wolters, Wölfflin-Festschrift
1928 S. I ff.) erscheint auf röm.-kampan.
Silber-M. ein Kopf im Lederhelm, der
phryg. Mütze ähnlich, oben in einen Grei-
fenkopf auslaufend, von dem später nur der
Stachelkamm übrig bleibt; der Kopf mit
diesem Helm, mit Zusatz von Flügeln,
also wie der Helm des Perseus (s. d.), selten
eine Feder statt des Flügels, noch seltener
ein Roßschweifbusch, oft auch mit Bei-
schrift Roma, wird dann das Vs.-Bild
aller älteren röm. Silber-M. (geprä^ seit
269 V. C) außer dem Victoriatus, Abb. 62
— 64, Vgl. 70, und tritt, obwohl seit etwa
100 V. C. in Wettbewerb mit anderen
Götterköpfen, immer wieder auf den röm.
Denaren auf; auch makedon. M. röm.
Quaestoren, M. von Valentia, Pella, Am-
phipoUs sowie Gortyn tragen ihn, letztere
572
ROMA
ihn als 'Pcüjjiac bezeichnend; den Hehn
trägt der meist beischriftlich als R. oder
urbs Roma bezeichnete Kopf auch auf M
der Zeit von 68/69 u. auf kaiserl. Klein-^
und Medaillonen der konstantin. Zeit; ja
noch auf den M ostgothischer Zeit trägt das
Brustbild der invicta Roma den Helm. Die
sog. Marcia auf Med. des Commodus (mit
Helm u. Pelta) ist auch nichts anderes als
R. — In Ganzfigur erscheint R. mit Speer
und Schwert bewaffnet und meist behelmt
auf Rüstungsstücken sitz., manchmal den
Fuß auf einen Helm oder Globus setzend,
meist von Victoria bekränzt auf Denaren
des C. Pohl. Malleolus, Sex. Nonius, C. Vib.
Pansa und Quinar des T. Carisius (die A
der aulständigen Samniter benutzen genau
die gleiche Darstellung aber für ihre Italia) ;
auf Denaren des Furius Philus krönt die
behelmte Roma (mit schrägem^ Speer) ein
Tropaeum, auf anonymen Denaren erwartet
sie so (mit Helm u. Speer) auf Schilden
sitzend das Augurium der Vögel, vor ihr die
Wölfin (ähnlich noch unter Titus). Anders
geartet sind folgende Bilder der R. : Stater
von Lokroi, pyrrhische Zeit, R. unbehelmt
mit Schild und Schwert, von der Pistis
gekrönt; R. kurzbekleidet mit Helm und
Speer vom Genius (populi Romani) be-
kränzt, A des P. Com. Lent. Mar(celli) f. ;
Ro(ma) ohne Waffen, mit Zepter, auf
Globus tretend, der Ital(ia) die Hand
gebend, Fufius Kalenus und Mucius Cordus;
R. ohne Waffen, mit Zepter, steh., auf
Wolfskopf tretend, neben Venus, 1. u. r.
je eine Prora, C. Egnatius.
In der Kaiserzeit bleibt von diesen ver-
schiedenen Typen der Ganzfigur nur der
behelmte übrig (wenn die Beischrift fehlt,
von Virtus kaum zu unterscheiden) : kurze
Bekleidung, Entblößung einer Brust nach
Amazonenart, worauf auch die unter den
Waffenstücken bei Galba einmal vorkom-
mende Pelta hinweist, wiegt vor, und auch
bei langem Gewand pflegt die Brustent-
blößung zu bleiben. Sie erscheint sitzend,
meist auf Waffenstücken, auch auf Sella
curulis, auch wohl auf die 7 Hügel gelehnt,
mit der Wölfin unten, stets mit Helm u. a.
Waffen (Schild, Lanze, Schwert), in der
vorgestr. R. meist den Globus oder am häu-
figsten eine Victoriola; seltener gehören
Kranz, Zweig, Füllhorn oder Schiffsvorder-
teil zu ihren Attributen; seitLicinius kommt
sie auch auf einen Schild schreibend vor.
Neben der sitz. R. finden wir ein Tro-
paeum, eine Victoria, eine Säule mit Helm,
den Kaiser; wir finden sie in großer Gruppe
auf Commodus -Med.: mit Kaiser, Victoria
und Felicitas oder mit Pax, dem Kaiser und
einem Flötenspieler.
Ebenso häufig finden wir sie stehend,
oft auf Helm oder Globus tretend, ge-
waffnet (Lanze, Schwert, Schild manch-
mal zu Füßen, unter Nero in den Händen),
sonst noch eine Victoriola (bes. häufig),
Füllhorn, Legionsadler, Phoenix (bei
R. aeterna, Aemilianus) tragend, neben
oder vor ihr ein Tropaeum, ein Hilfeflehen-
der, der Kaiser, der von ihr das Palladium
empfängt (Titus), der ihr die Hand reichende
Kaiser (in großer Gruppe: Hadrianus-Med.),
Auf anderen derartigen Gruppen ist sie
Nebenfigur.
Die Beischriften (vgl. auch unter Bei-
namen) lauten urbs R., R. aeterna, invicta
Roma aeterna, felix, perpetua (Vespas.),
renascens, restituta (Ä v. J. 68/9 n. C.
mit Büste), victrix; R. redux findet sich
zum Bilde des von der R. heimwärts ge-
leiteten reitenden Kaisers (Gallienus), R.
resurge(n)s zum Restitutor-Typus (s. d.).
Ihr Tempel mit oder ohne Standbild innen
kommt auf M. des Pius vor, mit Sitzbild
auf M. des Probus und (mit anderer Auf-
schrift) des Maxentius, eine Opferszene
vor dem R. -Tempel auf Med. des Sev. Alex.
— Die Inschrift Rom(ae) et Aug(usti) findet
sich zum Lyoner Altar auf den hier ge-
prägten iE des gallischen Landtages, zum
gleichartigen Tempel des kleinasiat. Koinon
auf kleinasiat. ^-Med. des Domitianus, Rom.
s. p. Aug. und Com. Bit. steht auf i5l-Med.
des Hadrianus, ds^ 'P'^M-'^ >tai ftetj)
^8ßaOT(j> zum entspr. Tempel auf JE von
Pergamon. Diese Verbindung des Kultus
der Roma mit dem des Augustus ist die
von diesem begründete Form des Kaiser-
kults.
Invicta R., felix Karthago steht bei der
Göttin R. (Alexander tyr. A^ und ebenso
bei der Göttin Karthago, einer steh. Frau
mit Ähren u. Mohn (Alexander tyr. M) ; R.
und dieselbe Karthago umstehen die Mo-
neta (Maximianus-Med.) ; R. u. Konstan-
tinopolis sitzen nebeneinander auf M. des
ROMA CAPUT MUNDI— ROSENOBEL
573
4./5. Jh., differenziert durch die Kopf-
bedeckung (Helm: R., Mauerkrone: Kon-
stantinopolis, auch trägt diese, manchmal
Thyrsos oder Füllhorn statt des Zepters
der R. und tritt auf Prora).
Auf griech. M. der Kaiserzeit erscheint
R., oft durch Beischriften wie 9e4v P(üjj.y]v,
*P(üp.7) 'ASpiavTQ (Kibyra) erläutert, als
Brustbild mit Mauerkrone (Pergamon
usw.), mit Helm (Lydien, Phrygien, Alex.
Äg.) oder ohne Kopfbedeckung (Tripolis
Lyd.), stehend oder sitzend, am häufigsten
mit der Victoriola auf der Hand, statt deren
ausnahmsweise die Stadtgöttin eintritt (Ar-
temis Ephesia: Ephesos, R. trägt Mauer-
krone), als 2. Attribut gelegentlich das
Tropaeum tragend (Alex. Äg.), in Smyma
mit dem Neokorietempel auf der Hand;
dort auch drei Tempel, deren mittelster
*Pci)(fi7]<;) beschriftet ist, mit ihrem Sitz-
bild. — Corolla num. 1906 S. 135/55
Taf. VI. Vn, für die ältere Zeit grund-
legend; Röscher, Lex. der Myth. IV
S. 129/64 (für die M. vorzüglich); Bern-
hart, Handbuch S. 66/67. 226/7; Gnecchi,
Tipi S. 25/6. Vgl. auch unter Urbs und
Demos (*Pa)jjLOitü>v). R.
Roma Caput mundi lautet die rück-
seitige Umschrift auf den Aachener Denaren
Friedrich Barbarossas und seiner Nach-
folger sowie auf den Münzen des römischen
Senats (1184 bis ca. 1439) (s. Grosso Ro-
manino). Auf den Goldbullen der deut-
schen Könige und Kaiser erscheint der
Spruch »Roma caput mundi regit orbis
frena rotundi«. Su.
Romanatus, Name des unter Romanus
IV. (1068/70) geprägten byz. JV-Solidus. —
Journ. int. II S. 350. R.
Romanlno s. Grosso Romanino.
Romulus, der mythische Gründer und
Eponym Roms; vergöttert heißt er Qui-
rinus (s. d.). In der Kaiserzeit von Ha-
drianus bis Commodus finden wir ihn
mit Aufschrift R. conditori oder R.
Augusto als Krieger schreitend mit
Tropaion und Lanze (vgl. Plut. RomuL 4),
also ganz wie Mars. — R. E. I A S. 1074/
1109; Bemhart, Handbuch S. 71. 227.
R.
Roosebeeker s. Rosenbeeker.
Rosaamericana. Ein Engländer Wilhelm
Wood erhielt 1722 ein Patent, Kupfer-
Token für Amerika zu schlagen (s. auch
Woods halfpence). Diese Stücke zu 2 Pence,
I und Va-penny trugen auf der Vs. den
Kopf Georgs L, auf der Rs. eine Rose,
die 2-pence von 1733 eine Rosenstaude. —
Crosby, S. 145 ff- S.
Rosalino war der dem Volksnamen der
Rosina (s. d.) entsprechende Name eines
toskanischen Peso mit demselben Gepräge,
der wohl für den Levantehandel be-
stimmt war. S.
Rose. Eine Rose unter dem Brustbilde
oder auf der Rs. der englischen Münzen
des 17. und 18. Jh.s bezeichnete die Her-
kunft des Münzsilbers aus den Silberminen
Westenglands. — Grueber, Nr. 724, 778
(Taf. 33). S.
Rosenbeeker, Roosebeeker wird eine
brabantische Groschenart genannt, die zu-
erst 1384 — 1389 von Johanna von Brabant
und Philipp dem Kühnen von Flandern
gemeinsam in Löwen und Mecheln ge-
schlagen worden ist. Die Schilde von
Johanna und Philipp sind nebeneinander
dargestellt, darüber ein Rosenkranz, i. F.
3 Rosetten, Rs. Löwenschild eingerahmt
von Blumen und Drachenköpfen. »Item
les gros oü il y a chapiaulx et roses, Tescu
de Brabant et Tescu de Bourgogne« (Ordon-
nanz Philipps V. J. 1389). Die doppelten
Groschen sollten 1384 zu 50 Stück aus der
6 d. feinen Mark geschlagen werden, die
Groschen zu loo Stück, also i doppelter
von ca, 4,8 g Rauh- u. 2,4 g Feingewicht,
I einfacher von ca. 2,4 g Rauh- u. 1,2 g
Feingewicht; von den halben ist Schrot
und Korn nicht bekannt. In Brabant
sind doppelte Rosenbeeker wohl nicht ge-
schlagen worden. Diese Rosenbeeker hat
Johanna allein in Löwen, Vilvorde, u. im
Frohnhof zu Mastricht weitergeprägt, und
zwar dann als doppelte 3,75, 3,40 u. 3>oog
und einfache 1,76 g schwer. Diese letzteren
wurden auch doppelte Labbayen genannt
(s.d.).
Die Rosenbeeker wurden vielfach nach-
geahmt, so von Ravenstein, Weert, Namur
usw. — De Witte, Brabant I S. 165, 175
nr. 414 f., S, 177 f. nr. 421—426. Su.
Rosenobel oder Ryal (lat. Rosa nobilis),
eine englische, von Eduard IV. geschaffene
Goldmünze, die ihren Namen von der
Rose auf beiden Seiten hat, wodurch sie sich
574
ROSEPENNY— ROTE SECHSER
von dem früheren Nobel (s. d.) unter-
scheidet. Der gewappnete König steht
auf der Vs. in einem Schiffe, auf dessen
Seitenwand eine Rose sich befindet, wäh-
rend auf der Rs. im Achtpaß ein Lilien-
kreuz,' in dessen Winkeln vier Löwen,
in der Mitte eine Sonne mit der Rose er-
scheinen. Sein Wert war lo Schillinge,
sein Gewicht T^77(i g und sein Goldgehalt
7,736 g; auch halbe und viertel gab es;
die Rosenobel wurden noch unter Elisabeth
geprägt. Sehr häufig wurden die Rosenobel
in den Niederlanden nachgeprägt, aber
diese sind leicht an ihrem viel roheren
Schnitt zu erkennen, wogen 7,69 g und
hielten 7,63 g Gold. Es mag hier noch
erwähnt werden, daß die Taler des Herren
Wilhekn L (1564 — 96) von Heyd und
Bleid im Jülichschen auf der Rs. die
Inschrift: f Partem quart[am] Ro[sae]
No[bilis] Au[reae]. Cudebat I)[ominusi
H[eyd] Et B[leid] tragen. — Grueber,
S. ^6 f. ; Schrötter in Schmollers Jahrb.
32. Bd., I, S. 55f., n, S. 34; Verkade,
S. 19 f., Taf. 39, i; 7T, 1—4; De Voogt,
S. 170. Über Heyd u. Bleid: Menadier,
Aachen S. 185. S.
Rosenobel wurden auch 1629 in Ko-
penhagen geschlagen, 24 Stück aus der
20 Karat feinen Mark, mit ähnlichem
Gepräge wie das der im Kalmarkriege
ausgemünzten Guldriddere (s. d.), wurden
aber bald reichhaltiger als jene befunden.
Unter den Königen Hans und Christian H.
wurden Nobel, von Friedrich H. 1584 ein
paar vereinzelte Rosenobel als Medaillen
geschlagen. — Schon, S. 13, 24, 85, 140.
W.
Rosepenny und Rosehalfpence hießen
die unter Eduard VI und Maria von
England für Irland geprägten schlechtesten
Silbermünzen mit einer voll erblühten
Rose auf der Vs., die 1556 eingezogen
wurden. S.
Rose Ryal, englische Goldmünze Jakobs
L, 1615 — 1619 mit dem Gepräge des
Sovereign (s. d.) geschlagen und i^/a So-
Tereign oder 30 Schilling geltend. Er
"«^og 13,83 g und hielt 13,74 g Gold. —
•Grueber, S. 99, 102. S.
Roslna^ Volksname des 1665 und 1718
.geschlagenen toskanischen Goldfloren, der
auch Pezzo d'oro ddla Rosa genannt
wurde, mit Medicischild auf der Vs. und
zwei Rosenstöcken und der Unterschrift:
LIBURNI (Livorno) auf der Rs. Sie sind
aber ebensowenig wie die mit PISIS (s. d.)
gezeichneten Münzen in Pisa, in Livorno,
sondern in Florenz und zwar gering-
haltiger als die anderen Florenen geprägt
worden. Vgl. Livomina. S.
Rossler, Rossler wurden in Deutschland
die oberitalienischen Cavalotti (s. d.) wegen
des Reiters auf einer Seite dieser Münzen
genannt. S.
RoBwerke waren dort nötig, wo die
Streck- und Prägewalzen nicht durch
Wasserkraft getrieben werden konnten.
Der Betrieb mit ihnen war teuerer als der
mit Wasserwerken; die Münzpferde wurden
geblendet. Nach Erfindung der Dampf-
.maschinen wurden die Roßwerke unnötig.
S.
Rostrum, eig. der Schnabel, heißt der
Rammspom der antiken Schiffe, griech.
IftßoXov; es ist ein, solange man den
Schiffsvorderteilen Tiergestalt gab, die
Schnauze des Tieres (Eber, Fisch) bildender
(Z. f. N. 37 S. 68. 129), später meist drei-
zackiger, etwa in der Wasserlinie aus dem
Schiffsvorderteil herausragender Teil, die
gefährlichste Waffe des Schiffes, die daher
den genommenen Schiffen des Feindes
abgesägt wurde; in Rom schmückte man
damit die Rednerbühne, die daher selbst
rostra hieß (dargestellt auf M, des LoU,
Palikanus). Ein R. ist das Bild der kyren.
M. des P. Canidius Crassus, Journ. int. XI
S. 227, auch tritt der Adler auf tyrischen M.
der Seleukiden oft auf ein R.; sonst ist
meist das ganze Schiffsvorderteil abgebildet,
so auch auf der Darstellung der Redner»
bühne mit dem von ihr herab sprechenden
Hadrianus auf seinen Großbronzen. —
Journ. int. XVI S. 143/4- R-
Rotatgttlden s. Goldgulden am Schluß
und Rechnungsmünzen.
Rote Sechser hießen die in Berlin,
Magdeburg, Stargard und Minden schon
unter dem Großen Kurfürsten, dann aber
in gewaltiger Menge unter Friedrich IIL (I.)
zur Erzielung eines großen Münz-
gewinnes behufs Schuldenzahlung der
EjTone durch den Juden Liebmann und
dessen Frau Esther geprägten Sechs-
pfennigstücke, deren ganz dünne Silber-
ROVESCIO— RUBEL
575
decke sich im Verkehr sogleich abrieb,
so daß die Münzen eine rote Farbe er-
hielten. Allein in den Jahren 1689 bis
1694 und 1700 sind über 13 bis 14 Millionen
Stück mit 500/0 Gewinn hergestellt worden.
Auf Betreiben des Kronprinzen Friedrich
Wilhelm wurde 171 1 diesem Unfug ein
Ende gemacht. Diese Prägung fand eine
Nachahmung in den kursächsischen Seuf-
zern (s. d.). Die roten Sechser wurden
wegen des Zepters im Brustschilde des
Adlers, in dem man einen Spieß sah, auch
Spieße genannt, welcher Name den späteren
preußischen Sechspfennigstücken mit an-
derem Gepräge bis ins 19, Jh. blieb. —
Schrötter, Acta Bor. I, Gesch. S. 104 S, ;
Schmieder, S. 434. S.
Rovescio, italienisch für Rückseite (s. d.).
Royaliii. Als 175 1 in der dänischen
Kolonie Tranquebar wegen Mangels an
Zahlmitteln französische Münzen ein-
drangen, ersuchte die Asiatische Kompagnie
um die Prägung von Fanos (s. Fanam),
genaimt Royalins, in Kopenhagen, i und
2 Royalins waren früher, 1730—31, in
Tranquebar gemünzt (Abb. 350). 18 Stück
einzelne galten i Speziestaler, 147 hielten
I Mark Silber, sie waren 14V9 Lot fein.
Zwar lehnte die Münzstätte ab, Münzen
»nach asiatischer Art« herzustellen, es ge-
schah aber doch, denn unter Friedrich V.
und Christian VIL sind recht bedeutende
Mengen dieser Sorten, die das dänische
Wappen trugen, gemünzt worden, um
i8l6 wieder von den gewöhnlichen Fanos
ersetzt zu werden. — V, Bergsöe; J. Wilcke,
Kurantmönten S. 287 ff.; Abb. Schon,
Taf. 50, Nr. 113— 116, 132, 133. W.
Rs., Abkürzung für Rückseite (s. d.).
R. S. R. i. A. von M. des Carausius
= Rationalis summae rei, s. unter Ra-
tionalis. R.
Rub* = arab. 1/4. S. Tömän, Altun,
Piaster, SebHi, Mitral, Sultänl, Ebenso
Rub*i (Viertelstück), s. Abbäsi, Jaital,
Rubä^ s. Dinar. V.
Rfibely russisch rubl' (auch Tin =
Kerbe), war der am Anfang des 14. Jh.s
aufkonamende Name für die Geldgrivna
{s. Grivna), welche in Barren von
Novgorod (s. Barren, russische VI) im
Durchschnitt etwa 196 g, im übrigen
Ostrußland (v nizovych zeml'ach) viel-
leicht nur Twer' ausgenommen, etwa
94 g (s. Barren, russ. VIII— IX) wog.
Dieser leichte R. wurde wohl in Novgorod
Poltina (s. d.) genannt.
Der Silbergehalt dieser Barren ist ein
relativ hoher (etwa 830/0), wurde aber,
wie es scheint, bei Berechnungen nicht
ausdrücklich hervorgehoben, ebenso wie
bei der russ. Prägung bis auf Peter den G.
(17 11) der Feinheit der Münzen nicht Er-
wähnung getan wird (vgl. Kaufman, Rubl',
120 — 121). — Bei Beginn der selbständigen
Prägung im Großfürstentum Moskau wurde
der leichte R. zur Gewichts- und Rechen-
einheit gewählt, aus dem 100 Denga (s. d.)
zu etwa 0,93 g geschlagen wurden, wobei
aber weder das präzise Gewicht des R.,
noch der Schlagschatz genau zu ermitteln
sind. Doch schon um 1410 wurde aus dem
leichten R., dem Gewichte der erhaltenen
Denga nach zu urteilen, eine größere An-
zahl von Münzen ausgebracht, so daß er
schon damals eine konstante Gewichts-
einheit zu sein aufhörte. Dasselbe wider-
fuhr auch dem schweren R. von Novgorod,
als er zuerst um 1420 zur Gewichtseinheit
der auf Moskauer Geheiß unternommenen
Prägung gemacht und dann in der 2. Hälfte
des 15. Jh.s nach der Eroberung von
Novgorod in das Moskauer System auf-
genommen wurde. Laut Gesetz wog der
Novgoroder R. in Münzen seit 1535 soviel
wie die Gewichtsgrivenka (1/3 von 204 g,
s. Grivenka [skalovaja]), während er am
Anfang des 14. Jh.s, wahrscheinlich wohl
im Durchschnitt, ganz nahe dem Gewicht
der rublevaja Grivenka kam. Der Mos-
kauer R. wurde nun wiederum in Münzen
dem schweren R. als seine Hälfte an die
Seite gestellt. — Obgleich das Volk nach
dem leichten Moskauer R. zu rechnen fort«
fuhr, prS^te die Regierung im 16, und
17. Jh. in größeren Mengen nur Kopeken
(s. d.) = i/ioo des schweren ehemaligen
Novgoroder R., warum auch letzterer und
nicht der Moskauer von Peter dem Großen
zur größten Schwermünze und vornehm-
lichen Rechenmünze in Silber erhoben
wurde, nachdem der Wert des ursprüng-
lichen leichten Rubels von 1380, in Münzen
ausgedrückt, auf ein Vs seines früheren
Wertes gesunken war.
Die einzige gründliche Darstellung s. bei
576
RUBEL
Kaufman, Rubl', S. 12— ii8 und Ves, 13—
60. Für die Zeit von 1315 bis 1535 ist aber
schon von Cizov (bes. Asbabskij klad in
Trudy Predvarit. Kom. XV Arch. S'ezda,
S.-A., 7 — 16) so manches beanstandet
worden. Die Kritik muß aber weitergehen:
I. weil Kaufman den Unterschied der
Grivna (s. d.) kun in den verschiedenen
Teilen Rußlands trotz M. Pogodin und
MroSek ignoriert; der Unterschied wird
aber durchaus durchs Gewicht der Barren
(s. Barren, russische) bestätigt; 2. weil
K., ohne etwaige Gründe anzuführen, den
Moskauer Rubel von 1380, der wohl ein re-
eller Barren ist (s. B., russ. VIII — IX), mit
dem Novgoroder, von der republikanischen
Regierung wohlgehüteten Gewichte, der
»rublevaja Grivenka« identifiziert; 3. weil
K., von metrologischen Betrachtungen aus-
gehend, die bis jetzt weiterlebende Ein-
teilung des Rubels in 100 Teile für 1380
negiert, obgleich diese Rechenweise der
am besten gesicherte Punkt der ganzen
Untersuchung sein müßte. Um seinen
metrologischen Berechnungen gerecht zu
werden, greift K. zu dem ihm völlig und
leider bis jetzt allen so ziemlich unbe-
kannten tatarischen Münzfuß; 4. weil K.
es unternimmt, den ursprünglichen Münz-
fuß festzustellen, ohne das präzise Gewicht
der obersten Eiriheit und ohne den Schlag-
schatz zu kennen, wobei er mit so kleinen
Einheiten wie der nur ca. 0,93 g wiegenden
Denga zu operieren hat. — Orfeänikov
(Okulovskij klad, S. 9) und Iljin (Topo-
grafija, 20) setzen das ursprüngliche Ge-
wicht der Denga in Zusammenhang mit
der tatarischen Prägung in Bolgar, der
Rußland am nächsten liegenden Münz-
stätte, deren Münzen dasselbe Gewicht
wie die frühesten russ. Denga aufweisen.
Letztere Betrachtung macht die ganze
Theorie von Kaufman überflüssig.
Nach der kurzlebigen und durchaus
verfehlten Münzreform von 1654—1663
(s. Rubeljefimok und Jefimok) gehört
Peter dem Gr. das Verdienst der Schaffung
des russischen silbernen, kupfernen und
goldenen Schwergeldes nach allgemein
europäischem Muster. Peter wählte den
Silberrubel zu alleiniger Währungs- und
Recheneinheit, zu dem sich seit Katharina
II. (1769) der Papierrubel gesellte (s.
Assignacia) und der seit 1897 in der Funk-
tion der Währungseinheit — nicht aber
der Münze — durch den Goldrubel ersetzt
wurde.
Der R. hat wie ehemals 100 Kopeken
(s. d.), die aber seit 1719 nur aus Kupfer
geschlagen wurden.
Die ersten Silberrubel — von 1704 — 1714
sporadisch ausgegeben — , etwa 28,44 g
schwer und mit 24,89 g Silbergehalt, waren
eine weitere Herabsetzung des alten R. (s,
Kopeke), doch deckten sie sich nunmehr mit
der allgemein-europäischen Hauptmünze,
dem Taler. Der nächste Schritt war aber
die Herabsetzung des wenn auch bis dahin
nicht gesetzlich festgesetzten, doch ver-
hältnismäßig hohen Feingehalts auf 20,7 g,
worauf die veränderte Aufschrift selbst
hinweist (moneta dobraja [= bona] bis
1718 und novaja [= neue] seit 1718).
Von 1718 — 1734 hielt der Silberrubel
20,76 g, von 1764 — 1915 aber nur 18 g
Silber, wobei aber das Rauhgewicht der
Handlichkeit halber immer mehr sank. Vom
gleichen Feingehalt (0,750) wurde im 18. Jh.
auch das übrige Silbergeld ausgebracht^
seit 1867 aber nur die 50- und 25 -Kopeken-
stücke (s. Poltina und Cetvertak).
Der silberne Sovjetrubel, der wieder 192 1
und 1924 geprägt wurde, ist seit 1924 20,05 g
schwer und hat 18 g Feingewicht, bei einem
Durchm. von 34 mm. — Vielfache vom R.,.
wie 2, 3 (s. Cervonec), 5 (s. Poluimperial),
71/3, 10 und 15-R. (s. Imperial) wurden in
Gold, 3-, 6- und 12 -Stücke aus reiner Piatina
von 1828— 1845 zu 41, 46; 20, 73; 10,36 g
in der Größe eines Rubels, Poltina und
Cetvertak hergestellt. Für Polen wurden
i^a-Rubelstücke (vgl. Zloty) geprägt. —
Seltene Ausnahmen bilden i -Rubelstücke
in Gold von Elisabeth (1756— 1758) und
Katharina IL, wie auch die Probe-Kupfer-
platten im Werte von i R. von 1725 und
1726 zu 1636 g und die runden Stücke
von 1770— 1771 zu 1023 g. — S. Groß-
fürst G. M., Ekaterina L, Taf. XV und
Ekaterina IL, B II, Taf. XII, 16.
Der seit 1718^1915 jährlich geprägte
Silberrubel hat im 18. Jh. gewöhnlich
das Brustbild auf der Hs. und den Doppel-
adler auf der Rs. (s. Abb. 380), zeigt aber
auch zu Peters L, IL, III. und Pauls
Zeiten Brustbild und das ins Kreuz ge^
RUBELJEFIMOK— RUPIE
577
stellte russische P (russ. J^krestovik« ge-
nannt; bei Paul auf der Hs.), — Alexan-
der I. (1801— 1825), Nikolaus I (1825 —
1855) und Alexander IL (1855— 1881)
hielten am Doppeladler-Wert, hie und
da Feingehaltsangabe fest. — Erst seit
Alexander III. (1881 — 1894) erscheinen
wieder Bildnis und Doppeladler, wenn man
die seltenen Probebildnisrubel der vorher-
gehenden Herrscher aus dem Spiele läßt.
Der R. von 1924 hat auf der Vs. Wappen
und Wertangabe, auf der Rs. als Symbol
der Eintracht Bauer und Arbeiter, im
Hintergrunde aber ein Fabrikgebäude und
die aufgehende Sonne.
Gelegenheitsrubel wurden selten und nur
im 19. und 20. Jh. geprägt. So das
l^/a-Rubclstück, der sog. Familienrubel von
1835 und 1836 — letzterer als Unikum
auch in Gold — und die Gedcnkrubcl von
1834, 1839, 1859, 1881, 1912 (2 verschiedene
Stücke), 1913 und 1914. — ■ Materialien
und Beschreibung beim Großfürsten G. M.,
Darstellung von Kaufman, Rubl*. — Auch
Schlözcr, Münz-, Geld- und Bergwerksge-
schichte des russ. Kaiserreichs, und Chau-
doir, I — III, doch beide veraltet. Samm-
lung Reichel I (1842), Schubert (1857),
fürs 19. Jh. Tolstoj. B.
Rubeljefimok s. Jcfimok. ß.
Rübener (Rübler) wurden nach dem
Wappenbilde einer Rübe des Salzburger
Erzbischofs Leopold von Keutschach (149S
bis 1519) dessen Batzen genannt, die,
1500 — 15 19 in riesigen Mengen geprägt,
die umliegenden Länder überschwemmten.
— S. auch Keutschachtaler. S.
Rfibentaler = Keutschachtaler (s. d,),
Rfibler s. Rübcncr.
Ruckläufige Schrift Wir schreiben von
links nach rechts, und für uns ist also R. S.
die von rechts nach links geschriebene,
wie die Phöniker und die anderen Semiten
schrieben; auch die Griechen aber schrieben,
abgesehen vom Bustrophedon (s. d.), in
älterer Zeit, gelegentlich aber noch bis
ans Ende des 5. Jh. (z. B. in Terina,
Syrakus) in R. S., wobei aber die Buch-
staben dann auch umgekehrt stehen, also S\
statt R, H statt K usw.; einzelne derartige
Buchstaben finden sich aus Nachlässigkeit
noch in röm. und byz. Zeit. — Bes. häufig
haben barbarische Nachahmungen R. S.,
WOrterbnoh dor Künzkundc.
weil der Kopist die Vorlage genau in den
Stempel übertrug, wodurch dann beim
Prägen die Schrift rückläufig wurde, Ant.
M. Nordgriech. II zu nr. 282, R.
Rückseite, abgekürzt Rs. (Kehrseite,
Ks.), franz. Revers, engl. Reverse, ital.
Rovescio heißt die minderwichtige Seite
einer Münze (s. Vorderseite). S.
Ruiter = Rijder, s. d.
Rundstück, = Öre schwedisch = i Schill,
lübisch = 2 Skill. dänisch, wurden in
Schweden erst aus Silber gemünzt, später
aus Kupfer. 1777 — 1818 rechnete man
12 Rundstücke auf i Skilling, von
welchen wiederum 48 auf den Riksdaler
gingen. 181 8 — 35 gingen 12 Rundstücke
species auf i Skilling species. W.
Runen und Runenmünzen. Die Runen
sind die ältesten Schriftzeichen der Ger-
manen und haben ihren Ursprung nörd-
lich vom Schwarzen Meer, sind hier von
den Goten im 3. Jh. nach dem griech.
und lat, Alphabet gebildet worden. Von
hier aus haben sie sich über Deutschland
nach dem Norden verbreitet, wo die zahl-
reichsten Denkmäler erhalten sind. Auf
Münzen erscheinen sie im 6. Jh. auf einer
barbarischen Nachprägung eines Solidus
des Honorius mit dem Namen »Soana-
modu« in angelsächsischen Runen, dann
ist der Name des Pada, Königs von Mercia
(655 — 57?) auf einem Tricns in dieser ger-
manischen Schrift geschrieben, ebenso auf
drei Silbermünzen desselben Königs und
auf Sceattas König Ethelreds (675—704);
vereinzelte ältere tragen in Runen einige
andere Personcnnamen. Im 8. und 9. Jh.
kommen in England gelegentlich noch
Runenbuchstaben auf Pennics vor. Su.
In Dänemark sind R. besonders aus der
Zeit Sven Estridsens (1047—76) und den
Münzstätten Lund und Roeskilde, aus Nor-
wegen von Harald Haarderaades(i047 — 66)
(der Cyräslidfund) bekannt. W.
Rupie (aus sanskr. Rüpya = wrought
silver). Silbermünze von Indien. Zuerst
eingeführt von Shir Shäh (1539—45),
fand sie unter Akbar (1556—1605) all-
gemeine Verbreitung. Feingehalt 0,970,
Gewicht 1 1,534 g (178 grains). Abweichun-
gen vom Gewicht, welches sich bis zur
englischen Herrschaft erhielt, fanden statt
unter Djehänglr (14,25 g) und Shäh-*=älem I.
37
578
RUPIE
(12,05 gr). Daneben wurden von Akbar und
anderen Fürsten Va (Darb, aus Dravya =
Reichtümer), V4 (Garn, Cham, aus Gama =
Versfuß, V4 Strophe; im 18. Jh. Pauli), V«
(Ast), Vio(Dasä), V16 (Kala) und V3o(Suk^ R.
ausgegeben. Djehängir (1605 — 28) prägte
zu Geschenkzwecken (Gharlb nawäz) auch
Münzen zu 5 (Kaukab-i sa*d = Glücks-
stern), 10 (Kaukab-i bal^t), 20 (Kaukab-i
muräd), 50 (Kaukab-i ikbäl), lOO R
(Kaukab-i täli^i) und kleine Silbermünzen
von ca. 1 1 mm (Khair ^bül, d. h. »guten
Empfang <i) und 7,5 mm Größe (NürafSän =
Licht verstreuend, 10 grains = 0,648 g).
Kleine Silber-, selten Goldmünzen, deren
Gewicht den Teilstücken der R. entspricht,
wurden bei festlichen Gelegenheiten aus-
gestreut, weswegen sie Nitär (natara =
ausstreuen) genannt wurden. Die R. sind
meist rund, viereckige R. (z. B. die Djeläla-
R. mit der Wunschformel Djalla djeläluhu)
wurden besonders.von Akbar geprägt (Abb.
436). Die Inschriften sind so ziemlich
denen des Muhr (s. d.) gleich. Der Wert
der Münze wird fast nie angegeben. Sehr
groß ist die Anzahl der Münzhöfe unter
den Großmogulen (über 200). Während
des Verfalles ihrer Herrschaft und später
prägten alle möglichen ganz und halb un-
abhängigen Fürsten eigene Münzen, so
daß Anfang 19. Jh.s gegen 1000 verschie-
dene Münzsorten in Indien kursierten. Die
meisten R. dieser Zeit haben ihre Namen
von den Fürsten, die sie prägten (so die
Mahbübiya - R. von Hyderäbäd, 1904 mit
dem Palast Cahär minär auf der Vs.), oder
den Orten, wo sie geprägt wurden (Arcot-
und Sürat-R). Besondere Benennungen
haben einige R. der Rajputstaaten, auf
denen manchmal der betreffende Raja, aber
immer der Oberherr, sei es der Großmogul
oder die Königin Victoria, genannt ist:
Borsl-R. (Bopusähl-R.) von Kuchäwan
(1788— 1862), Chandori-R. und Muhr von
Mewär (1778— 1828), Djhär sähl-R. und
Muhr von Jaipur mit dem Djhärzweige
(18. — 19. Jh.), die Raosähl-R. von Alwar
(1772— 1876), die Top-sähl-R. von Seopur
in Gwalior, 18 13, mit Kanone und Kugeln
zwischen den Zeilen der Inschrift, die
Gyärsanah- (Igärähsanah-) R. und Muhr
von Shähpura (18. — 19. Jh.), die Tamanöa
von Dholpur mit der Pistole (1804—57), die
LullulTya-, Rururiya- und Gungsharam-R.
und Muhr von Märwär (1849 — 62) mit den
Sanskritbuchstaben L bzw. R bzw. G,
zwischen den Zeilen der persischen In-
schrift. Die R. von Afghanistan hatte unter
den Durränl (1747 — 1842) dasselbe Gewicht
wie die indische, doch sank dieses unter den
Bärakzaiden auf 9,20 g. ^Abdarrahmäns
(1880— 1901) R. hat Vs. Tughrä, Rs.
Moschee mit Fahnen, Jahr, Gewichts -
(Du, d. h. 2 Mitkäl) und Wertangabe (Yek,
d.h. I, Rupia Käbuli). Das 5-R. -stück
wiegt 46 g. Die modernen R. des Panjäb,
so die Rajashähl-R. von Patiala sind denen
des Ahmed Durräni nachgebildet und
unterscheiden sich untereinander nur durch
besondere, jedem einzelnen Fürsten eigen-
tümliche Merkzeichen. In Mysore prägte
Tipüsultän 1782 — 99 R. und ihre Teilstücke,
denen er besondere Namen (nach den mu-
hammedanischen Imämen) verlieh: Saiden
(2 R.), Imämi (i R.), 'Äbidi (»/aR .), Bäkiri
(1/4 R.), Dja*farl (Vs R), Kä?iml (V16 R.),
HidrI (Vsa)- D^® ^- ^<>^ Assam (16. — 19.
Jh.) sind achteckig. Ihre Inschriften sind
bald in Ahöm, bald in Sanskrit abgefaßt,
selten persisch. Vs. Königsname und Präge-
jahr, Rs. Epitheton des Königs. Späterhin
wurden auch Va» V41 V»» Vi^> Vs» R- geprägt.
InManipur heißt die R. Lising mangä,
d. h. 5000, und wird eingeteilt in 400 S61.
Es sind dies aus Glockengut hergestellte
runde Münzen. 4 S61 heißen Yankhai (50),
8 Sa Chama (lOo), 16 S61 Chani (200), 24
S6\ Chahüm (300), 80 S6l Osing-ama
(1000). Diese Bezeichnungen sind auf das
früher verbreitete ICaurisystem (s. Kauri)
zurückzuführen, i R. = 5000 Kauri.
Um 1843 errangen im größten Teil von
Indien die R. der englischen Regierung
Vorherrschaft. Die nach eigenen Typen
geprägten Münzen wie auch die Nach-
ahmungen der Großmogulmünzen, die im
allgemeinen ein mehr europäisches Aus-
sehen haben als ihre Vorbilder, werden
Kaldär (milled or made by machinery)
genannt.
Im modernen indischen Münzsystem ist
die R. = 16 Anna. Diese Bezeichnung
kommt auf den Münzen der Großmogule
nicht vor, doch werden goldene und silberne
2- und 4-Anna-Münzen im Ma^äjir i *Alem-
giri (1710) unter dem Jahre 1090 = 1679
RUPIE
579
erwähnt (Hodivala, Hist. Stud. loi). Auf
Münzen der einheimischen Dynastien steht
das Wort sehr selten.
Literatur s. Muhr, außerdem: Hodivala
in JPASB. 1917 (NS. 28) 67, Henderson,
The Coins of Haider Ali and Tipu Sultan,
S. 20 ff.; Webb, Gurrendes of the Hindu
States of Rajputana; Rodgers in JASB.
1881, S. 71; Jackson in BrNJ. V; Taylor
in JPASB. 1912 (N. S. 18), S. 229; Brown,
ibid. S. 249; Allan in NChr. 1909, S. 300
— ^331; Hoernle in JASB. 1897, S. 270;
O. Codrington in NChr. 1895; Temple in
lA. 18, S. 321 ff., 23, S. 290; Longworth
Dames in NChr. 1888, S. 325 ff.; White-
king in NChr. 1896, S. 277 ff.; Prinsep,
Useful tables 3; Crooke, Hobson Jobson
774; Whitehead in JPASB 1912, S. 425 ff.;
Allan, Indian Museum Calcutta IV. V.
Da die R. im zweiten Jahre ihres Um-
laufs 2,6, im dritten 4,3**/© weniger als im
ersten galt und dann erst festen Wert
erhielt, entstand hierdurch und durch den
verschiedenen Gehalt der R. große Ver-
wirrung im Geldwesen. Erst als die Eng-
länder um die Mitte des 18. Jh.s eigene R.
in ausgiebiger Menge auszugeben anfingen,
begann man jene Unterschiede fallen zu
lassen und sich auf drei R. zu beschränken:
die bengalische Sicca-R, (vom arabischen
Sicca == Münzstempel, vom gleichenStamm
wie Zecchine), die Sirat-R. von Bombay und
die Arcot-R. von Madras. 1835 wurde dann
die der ostindischen Kompagnie die einzige
R, mit der Büste des Königs auf der Vs.
und der Wertbezeichnung im Kranz auf
der Rs. (Abb. 342). Sie wog 11,6638 g, hielt
10,6918 g Silber und hieß seit 1862 Rcgic-
rungs-R, Seit 1870 gibt es l-, Va-, V4-
und ^/s -Rupien (s. Anna). England hat
neuerdings vorgehabt, die Silberrupien,
wie seit 1914 überall mit den Silbermün-
zengeschehen, zur minderwertigen Scheide-
münze zu machen; jedoch die Erkennt-
nis, daß die Einziehung der jetzigen
Rupien das Silber international ganz ent-
werten (s. rechts unten) und Indien
mit seinen riesigen Silberbeständen ver-
armen lassen würde» hat (1926) zum Gesetz
vom 8. März 1927 geführt, laut dem die
Silbemipie auf i^l% Schilling in Gold zu
fixieren, der Sovereign als gesetzliches
Zahlmittel zu beseitigen und eine Gold-
barrenwährung einzuführen, d. h. die
effektive Goldwährung mit dem Goldmo-
hur anzubahnen ist (Bl. f. Münzfr. 1926,
S. 559)- — In Französisch-Vorderindien
(Pondich6ry) galt die R. 8 Fanons (s. Fa-
nam), im französischen Mah6 5 Fanons oder
75 Biches aus Kupfer. In Hinterindien wur-
den im 18. Jh. und bis 1816 R, mit malaii-
scher Schrift geprägt. — Die seit 1730 in
Goa und Diu geprägte portugiesische Ru-
pie zu 2 Xerafins (s. d.) mit Büste-Schild,
seit 1850 mit Kopf -Schild zeichnete sich
bis ins 19. Jh. durch eine beispiellose Ro-
heit des Schnitts aus, die Köpfe der Könige
sind die reinsten Karrikaturen. Um 1826 wog
d. Rupie V. Goa 10,91 g, hielt 9,39 g Silber
u. galt 600 Rupien v. Goa. Nach der Ein-
führung des Dezimalsystems im Jahre 1871
wurde die britische Rupie angenommen. —
Chalmers S. 336—340; Netscher, S. 99 ff.;
Zay, S. 273; K. Singer, Die Motive der in-
dischen Geldreform, Straßburg, 1910, S. l ff.;
Aragäo, III; Noback», S. 1046. S.
Nach Erwerbung des deutsch-ostafri-
kanischen Schutzgebiets wurde die dort
geltende indische Rupienwährung beibe-
halten und der deutsch-ostafrikanischen
Gesellschaft die Münzprägung übertragen.
Sie ließ seit 1890 in Berlin Rupien, 11,6637g
schwer mit 10,6917 g Silbergehalt (0,916 »/s
fein) und Pesa (Paisa, s. d.) — 64 auf die
Rupie — aus Kupfer schlagen. Die
Silbermünzen zu 2, i, ^/a und V4 Rupie
zeigen kaiserliches Brustbild -Wappen, die
Pesa Reichsadler-arabische Schrift. Da
aber die Pesa von Sanzibar (Sultanspesa),
Indien und Britisch -Ostafrika in riesigen
Massen eingeführt wurden, verloren diese
Scheidemünzen allen Kredit, der sich erst
wieder einstellte, als 1893 gegen die Einfuhr
der fremden strenge Maßregeln ergriffen
wurden. Auch die minderwertigen bri-
tisch-ostafrikanischen Rupien (Massauar)
mußten verboten werden, die Dollar und
Mariatheresientaler wurden ferngehalten.
Aber wegen zu starker, , die Nachfrage
übersteigender .Rupienprägung und der
Aufhebung der freien Silberprägung in Ost-
indien im Jahre 1903 sank der Rupienkurs,
der um 1900 == i,3Ö7 bis 1,405 Goldmark
war, bedeutend. Daher beschloß das Reich,
die Rupie in der heimischen Währung zu
verankern. Im J. 1903 wurde das ostafri-
37*
5&0
RUPRECHTSGULDEN— SACHSENPFENNIGE
kanische Münzwesen vom Reiche über-
nommen; die Rupie blieb zwar dieselbe,
aber sie wurde auf den festen Wert 3 Ru-
pien = 4 Goldmark gesetzt, so daß 7,5 R.
= IG Mark waren; 7,5 R. wurden auch
i/a englischen £ gleichgestellt. Die Pesa
fiel fort und statt ihrer wurde der Heller
eingeführt, von dem loo auf i R. gingen.
Aus Nickel wurden Stücke zu 10 und
S Heller, aus Bronze solche zu 5, i und
^/a Heller geschlagen. Die Nickelmünzen
hatten ein viereckiges Loch und die 10-
Heller Schrift-Schrift, alle kleineren Stücke
Krone-Schrift. Sie entstanden in Berlin
und Hamburg. Das ostafrikanische Geld
des Weltkrieges s. unter Notgeld. —
M. Decken, Das Geldwesen der deutschen
Kolonien, Münster 1913, S. 31 ff. S.
Ruprechtsgttlden, rheinische Goldgulden
des Erzbischof von Köln Pfalzgrafen
Ruprecht (1463 — 1480) mit mannigfachen
Prägebildern, unter ihnen auch Postulats -
gülden (s. d.). — Noß, Köln II, S. 216 ff.
S.
Rus ist der von 1895 für die neue russi-
sche Geldeinheit (den Goldrubel) nur im
Projekt vorhandene Name. Bekannt sind
goldene Probestücke im Werte von 15-,
10- und 5 -Rus, = I, 3/3 und ^/^ Imperial
(s. d.), die das Kaiserbild und Doppel-
adler mit Wertangabe zeigen, 12,90-, 8,60-
und 4,30 g schwer mit 11,62, 7,74 und
3,87 g Goldgehalt und 24, 21 und 19V» mm
Dm. — M. Garäin, Russkije monety
c. 1905— 1915, S. 4, Tfl. II 17—19 (in
Protokoly Rossijskovo Obscestva numiz-
matov, 191 6). B.
Ruspo hieß der Dukat, Ruspone der
dreifache Dukat, die Herzog Cosimo III. von
Florenz 17 19 einführte und die bis z. Anfang
des 19. Jh.s mit Lilie-sitzendem Johannes
dem Täufer geschlagen wurden. Der Ruspo
wog 3,487 g u. hielt ebensoviel Gold. S.
Ruyder = Rijder (s. d.).
Ryaly I. englische Goldmünze, s. Rose-
nobel; 2. schott. Gold-M., s. Rose Ryal;
3. schottische 1555— 1 558 geprägte Gold-
münze mit der Büste Marias auf der
Vs., dem schottischen Schilde auf der
Rs., die 60 Schilling schottisch galt, 7^6^ g
wog und 6,994 g Gold hielt; 4. schottische,
1565 — 1567 geprägte Silbermünze Marias
und Damleys mit dem schottischen Schilde
auf der Vs., gekröntem Palmbaum, an
dessen Stamm eine Schildkröte empor-
klettert, und dem Spruchbande mit der
Schrift: Dat gloria vires auf der Rs. Sie
galt 30 Schilling schottisch, wog 30,59 g
und hielt 28,04 g Silber; auch ^/y und
1/3-Ryals wurden gemünzt; 5. muhamme-
danische Münzbezeichnung, s. unter Riyäl.
— Grueber, S. 184 f. und 189. S.
Ryder == Rijder, s. d.
Ryksdaalder = Rijksdaaldcr, s. d.
s.
S, Münzbuchstabe der Münzstätten
Rheims und Troyes (bis 1715).
$, Abkürzung für Dollar (s. S. 151 ff.)
und für Milreis.
Sacena, das Opferbeil, s. unter Securis.
Sacefy lat. ursprünglich = heilig, so Sacra
sinatus (auf M. von Mallos) = tepä cjü-ptXT]-
TOC, certamina sacra (M. von Heliopolis,
Sidon) = Jspol fltY&vec; in der späteren
Kaiserzeit heißt es kaiserlich; so ist der
comes sacrarum largitionum der Beamte
für die kaiserl. Zahlungen, sacra moneta
(abgek. S M) = kaiserl. Münze usw. R.
Sacerdos = Priester, auch Priesterin;
ein sac(erdos) Caes(aris) erscheint auf M.
von Parium. Auf röm. M. heißt die jüngere
Antonia sacerdos (= Priesterin) divi
Augusti, Sev. Alexander sacerdos urbis,
Elagabal nennt sich sacerdos dei solis
Elagabal(i), summus sacerdos Aug., in-
victus sacerdos Aug. und von Nero heißt
es sacerd(os) coopt(atus) in omn(ia) con-
l(egia) supra num(erum) ex s(enatus)
c(onsulto). — Griech. (epeo?, s, d. R.
Sachsenptennige, Wendenpfennige oder
Randpfennige sind Pfennige mit aufge-
bogenem Rande, die im östlichen Sach*>
sen im 10. u. II. Jh. geprägt worden
SAECULARES LUDI
581
sind, weshalb sie Menadier »Sachsen -
Pfennige« im Gegensatz zu dem älteren
Namen »Wendenpfennige« genannt hat.
Sie bilden neben den Otto -Adelheid -
Pfennigen die Hauptmasse in allen Funden
dieser Zeit. Es handelt sich um zweierlei
Sorten: i. Größere ältere ohne Namen (Dbg.
nr. 1325 f. und 1329), die wahrscheinlich
von Heinrich I. in Merseburg geprägt sind
und sich mit ihrem Tempel unmittelbar
an das alte karolingische Gepräge der
»christiana-religio «-Denare Ludwigs des
Frommen anschließen und solche (Dbg.
nr. 1327 f.) mit dem Namen OTTO oder
ODDO im Portal einer Kirche, Rs. Kreuz
mit Kugeln i. d. W., deren Typus man
allenfalls auf die ältesten Regcnsburger
Denare der bairischen Herzöge zurück-
führen kann, vermutlich von Otto I. um
die Mitte des 10. Jh.s in Magdeburg ge-
schlagen. 2. Kleinere, die hauptsächlich
im II. Jh. entstanden sind. Der älteste
Typus (Dbg. nr. 1330) dieser S. entsteht
im engen Anschluß an die magdeburg.
Pfennige mit Holzkirche und Kreuz (Dbg.
643). Andere (Dbg. nr. 1333) lehnen sich
an Dcvcnterschc Pfennige (Dbg. nr. 562).
Eine große Reibe hat ein Kugel- und
Dreieckskreuz = Dbg. nr. 1335 und 1808.
Sie zeigen in der Umschrift die Buchstaben
VERN, weshalb Menadier sie dem Erz-
bischof Werner v. Magdeburg (1064 — ^78)
zuschreibt, der sie nur in Halle -Giebichcn-
stcin geschlagen haben kann; einige
von diesen Pfennigen tragen daher auch
den Krummstab in der Umschrift oder im
Felde (Dbg. nr. 1343, 1346). Auf anderen
befindet sich der Name Ebcrhardus (Abb.
»50) und Petrus; diese (Dbg. nr. 599, Ooo)
sind von Eberhard v, Naumburg (1045
— 1078) ausgegangen, andere (Dbg. nr. 1338)
von Otto von Orlamünde, Markgraf v. Mei-
ßen (1062 — 1067) (von dem poln. Forscher
Gumowski werden sie dem Sohne Bolcslaws
Ohrobry, Otto Bespriem zugewiesen), an-
dere (Dbg. nr. 1337) stammen von der Köni-
gin Rixa in Saalfcld (t 1063). Einige we-
nige sind nach der Aufschrift »Walhuse« in
Wallhausen, der unweit Sangerhausen ge-
legenen curtis geprägt. Andere zeigen eine
Wage in der Umschrift oder eine Fahne
über ETO (Alpha ETOmega) als Bild (Dbg,
nn 1350 f,). Die meisten von all diesen
haben zwischen Keilen als Rückseitenum-
schrift »crux«. Diese Umschrift, der
Krummstab, das Alpha und Omega zeigen,
daß es sich unbedingt um christliche
Münzen handeln muß. Christen waren
damals unter allen Wenden nur die Polen,
und deshalb sucht Gumowski die Sachsen-
pfennige den Bischöfen v. Kruschwitz zu-
zuweisen. Nun ist aber von einer da-
maligen geistlichen Prägung in Polen nichts
bezeugt; das Auftreten eines Krummstabes
sichert die Pfennige vielmehr für Deutsch-
land, dem die bischöfhche Prägung be-
sonders eigentümlich ist. Und hier liegen
ihre mehr oder weniger gesicherten Münz-
stätten Saalfeld, Naumburg, Merseburg, Gie-
bichenstein, Wallhausen, Hagenrode-Nien-
burg, Meißen. Für die Wenden aber, die
damals noch die Münzen als Barren- oder
Hacksilber betrachteten, ist die Prägung der
»Sachsenpfennige« gänzlich ausgeschlossen,
weshalb auch der Name »Wendenpfennig«
durchaus abzulehnen ist. Nur zahlreiche
Beischläge sind später von den Wenden
zwischen Oder und Elbe gemacht worden.
Auch sind einige Nachprägungen in Polen
u. Schlesien gegen Ende des 11. Jh.s ent-
standen, z. B. der Breslauer Pfennig mit
dem Kopfe Johannes des Täufers. —
Menadier in D. M. I S. 196, in Z. f. N. 26
S. 183». u. in Berl. Mbl. 1929 S. 399 ff.;
Suhle in Z.f.N. XXXVI S. 103 ff.; Gu-
mowski in Berl. Mbl. 1906 S. 324 ff. u.
1918 S. 311 ff. Su.
Saeculares ludi^ saccularia, saecu-
lum, Säkularfeiern. Das Wort saecu-
lum wird von screre, säen, hergeleitet und
schon von den Alten als längste Lebens-
dauer eines Menschen erklärt; eine genaue
Jahresangabe steckt im Worte nicht, eben-
sowenig ein bestimmter Anfang eines s., und
s. bedeutet so zunächst nur »Zeitalter«; in
diesem Sinne erklären sich die M. -Legen-
den der röm. Kaiserzeit wie saeculum au-
reum, saeculi felicitas, Ann(ona) Augg. sae-
culi f elicissimi, gloria novi saeculi usw. ohne
weiteres; das M. -Bild des saeculum frugi-
ferum auf M, und Med., bes. des Clod.
Albinus (sitz. Bärtiger zwischen Sphingen,
mit Polos, die R. erhoben, i. d. L. Ähren),
weist auf Hadnimetum, wo derselbe Gott
vorkommt, als. Heimat des Albinus, es ist
der afrikan. Saturnus; eine andere M. des
582
SÄKULARMÜNZEN— SÄULE
Clod. Albinus (Nom. VI S. 23 Taf. II 30)
bietet zur gleichen Legende eine pan-
theistische Gestalt. — Ludi saeculares
wurden in der Republik und Kaiserzeit
öfter gefeiert, in verschiedenen Zeitab-
ständen und mit verschiedenen Ausgangs-
punkten. Numismatische Denkmäler haben
wir I. von denen des Augustus, 17 v. C,
Domitianus, 88 n. C, Sept. Severus, 204
n. C, die sich in Abständen von 115 — 105
Jahren an die letzten, 126 v. C. gefeierten der
Republik anschließen. Sie sind nach der
Auffindung der großen Inschriften mit
dem Festbericht von Mommsen und Dressel
in der Ephemeris epigraphica VIII S. 225 ff.
310 ff. Taf . I behandelt worden; die M.
(jV, JS., je lu. II) zeigen den Herold, der
zur Feier einlud, einen Cippus, eben den,
der den Festbericht enthalten sollte, den
zum Andenken an die Feier gestifteten
Altar zwischen Herold und Opferndem, die
Verteilung der Suffimenta [suf. p(opulo)
d(edit)], die Empfangnahme der Früchte
[frug(um) ac(ceptio)], das Opfer von
Schwein, Schaf und Stier, das unblutige
Opfer mittels Opferkuchen, das kniefällige
Gebet der (iio) Matronen und den Vortrag
des (für Augustus' Spiele von Horaz ver-
faßten) Carmen saeculare durch Knaben
und Mädchen, dazu die Aufschrift lud(os)
saec, fec(it) oder ludi saecul. Das Ganze
ein Schulbeispiel glänzendster Vereinigung
der epigraph., numismat. und literar.
Quellen! Von Severus' Spielen gleicher Art
sind einige M. mit der Aufschrift saecularia
Sacra und ludos saecul. fec. bekannt. —
R. E. I A S. 1696/1720.
Eine zweite Reihe der ludi saec. be-
zieht sich auf Jahrhundertfeiern der
Gründung Roms (753 v. C), von denen
wir von denen des Pius (147 n. C. =
900- Jahr-Feier) zwar keine inschriftlich
bezeichneten M., aber doch eine durch
ihre besonderen Bilder als sicher hergehörig
erkennbare Reihe von Med. mit Szenen aus
der Vor- und Frühgeschichte der Stadt ha-
ben, während Philippus seine Millenniums -
f eier Roms, 248 n, C, durch eine große Reihe
von M. und Med. verewigt hat, beschriftet
milliarium saeculum, saeculares Augg.,
saecularia sacra, saeculum novum und als
Bilder den Inschrift -Cippus, Tempel, Opfer
vor Tempel oder Darstellungen zeigend, die
sich in der Hauptsache auf die Spiele be-
ziehen: den Zirkus selbst und die dort vor-
geführten Tiere, Löwe, Nilpferd, Elen usw.,
vgl. Rom. Mitteil. 191 1 S. 234*; einige dieser
Legenden oder Typen finden sich auch bei
dem gleichzeitigen Prätendenten Uran.
Antoninus und Philipps Nachfolgern bis
Maximianus. Zur selben Millenniumsfeier
mag auch die «Suite« auf ii seiner ver-
göttlichten Vorgänger geprägt sein (s. unter
Consecratio). — Bernhart, Handbuch S.
76/79. — Endlich scheint zum loojähri-
gen Gedächtnis der aktischen Schlacht
die auf Vespasianus' und seiner Caesaren-
Söhne vorkommende Reihe der M. -Bilder
des Augustus usw. geprägt zu sein (s.
unter Restituierte M.).
In der Neuzeit sind auf lOO-Jahrfeiern
und mehrfache davon öfter Münzen (z. B.
Deutsches Reich 1901 auf die preuß.
Jubelfeier) und Med. (z. B. Preußen 1801:
der sog, Fünfkönigstaler) geprägt worden;
auch zu den Kalender Jahrhunderten usw.
1700, 1750, 1800 sind Med. von den Med.-
Verlegern zum Verkauf gestellt (Samml.
von M. und Med. auf Jahrhundertbeginn;
Kat. Weygand, Heß Nachf. 1917 nr.4258ff.),
zur Ungar. Millenniumsfeier 1896 Nach-
ahmungen älterer ungar. M. -Sorten ange-
fertigt worden u. dgl. Vgl. auch unter
Jahrhundert -M. und Med. R.
Säkularmünzen und -medalUen s. Sae-
culares ludi.
Säule und Pfeiler. Eine S. kommt,
abgesehen von ihrer Funktion als Bau-
glied und von den heiligen Steinpfeilern (s.
unter Bätyl), auf antiken M. einzdn
insbes. als Sitz eines Adlers (Akragas^
Elis), dann als Zielsäule beim Rennwagen
(Katana, Gela), endlich als Träger der
Aufschrift von Spielen oder Siegen in sol-
chen vor (der Pfeiler oder die S. mit der
Aufschrift der Säkular- und Millenniums-
spiele und der mit der Spielaufschrift
OAYMniA AOC auf einem Goldmed. von
Abukir; dieS., oft ihrer zwei, oft mit Zwei-
gen oben, neben einem Wagenlenker oder
Pferd oder Musiker, bes. auf Kontorniaten;
Z. f. N. 24 S. 364/5). In röm. Zeit deutet
das Aufstützen oder Anlehnen an eine S.
den Zustand der Sicherheit, Behaglichkeit
an .und ist daher bes. für Securitas, Salus^
Valetudo üblich. R.
SÄULENPIASTER-^SALUT
583
Säulenpiaster = Colonnato (s. d.).
Saiga. Der Ausdruck S. findet sich zu-
erst in der ältesten Aufzeichnung des Ale-
mannenrechts; ein erläuternder Einschub
zu Titel VI bemerkt: »Saiga autem est
quarta pars tremissi, hoc est denarius
unus. Dua saigi duo denarii dicuntur«
(717 — 719). Im Bayernrecht heißt es in
einigen Handschriften als Erklärung zu
saiga: »id est tres denarios«. Die Er-
läuterung der Grazer Handschrift abersetzt
die Saiga bei den Bayern ausdrücklich auf
5 Denare fest. In Salzburger Urkunden
wird eine »saiga auri« gleich 8 oder 9 De-
naren gesetzt. Edward Schröder erklärt
diesen Namen so, daß er soviel als Wage,
Gewicht, Münze bedeute. Es richtete
sich dann die Größe der Saiga nach der
Größe der in Zahlung gegebenen Münze.
Ob diese Erklärung richtig ist, ist nicht
zweifellos; aber eine andere bessere ist
bis jetzt nicht versucht worden. — Schröder
in Z. f. N. 24 S. 339 ff.; Jesse nr. 12 u. 14.
Su.
Salgem = Seigern (s. d.).
Saint(e) steht vor Heiligennamen; diese
siehe bei den Namen der Heiligen selbst.
Su.
Saisiy Ting, Yüanpao, allgemeine
Bezeichnung für chinesische Silberbarren.
Saisi ist in der Aussprache von Kanton »
chin. Si-sze (daher die Schreibung Sy-
cee), d. h. feine Rohseide. Die Barren
werden deshalb so genannt, weil auf
dem in die Form gegossenen flüssigen
Silber feine Kreislinien entstehen, die mit
Seidenfäden Ähnlichkeit liaben, desto
größere, je reiner das Silber ist. Die S.
haben die Form von Böten mit empor-
ragendem Vorder- und Achtersteven, daher
hoU. Schult (Boot) und daraus durch
Volksetymologie engl. Shoe. Sie sind von
verschiedenem Gewicht zu */io, V»» ^
(37, S gr), 3, S, 10, SO, loo Tael. An ver-
schiedenen Stellen des Barrens befinden
sich Stempel mit Inschriften, die Wunsch -
formein, Zeit-, Ort- und Gewichtsangaben
(in Liang, d.h. Tael, daher die Barren
selbst auch Liang genannt werden) ent-
halten. Die S. werden bei Zahlungen
nicht nur nachgewogen, sondern auch
nachprobiert und mit einem Stempel des
Bankiers, der sie prüft, versehen. Aus
Yüanpao (Barren zu 50 Tael, ursprünglich
wohl nur ein Barren von i>yüan«, d.h.
»erster« Reinheit) ist in Zentralasien
Yamba (auch Kurs genannt) entstanden.
Ein kleiner S. (V5 Yamba, also 10 Tael)
heißt Yambußa oder Kumush (türk.
Gumüs = Silber). Um 1899 war der Markt-
preis eines Yamba 71 Rubel. In Indien
heißt der S. Khuri. In Tonkin kursierte
im 19. Jh. der Mo, der einem Tuschestift
ähnlich sieht, in Mengtsu der flache
Paifang oder Chieh Ting, dessen Umriß-
linie aus 8 Bogenlinien gebildet wird, der
Muchiko oder Hsissu-hsiao koting, der wie
eine schmale längliche Schale mit Kreis-
linien auf der Oberfläche aussieht und
von ein paar Mace bis 2 Tael (75 gr) wiegt,
und der Hsissu-hsiao -pao-yin oder Lao-
ts'ao wen yin vom selben Aussehen, der
in Barren zu 5 und zu 50 Tael vorkommt.
S. Tael, Süka, Chintiao. — Hopkins in
JRAS 1895, 377 f.; Del Mar, Hist. of
Money in China 26; Noback^, S. 395;
China year book 1923 S. 264; Crooke,
Hobson Jobsen S. 830 ; Pelliot in Revue
des arts asiatiqucs 1925 D^c; Morse in
JChBr. RAS 24 S. 72f.; Bijshell, ebenda
33 S.43; Lacouperie, Cat Br. Mus. XXV;
Prinsep, Useful tables S. 33. V,
Salamander. Ein S. war das Emblem
Franz L von Frankreich und das Zeichen
der Gepräge seiner zweiten Münzperiode
1540/47, die zugleich durch die Einführung
der Münzbuchstaben (s. d.) an Stelle der
Points secrets (s. d.) merkwürdig ist. —
Hoffmann, Taf. 60, 104-— 107. S.
Salier, röm. Kollegium, von Numa zur
Bewachung der Ancilia eingesetzt, s. unter
Ancile und Apex. — S. heißt bekannt-
lich auch das deutsche Königsgeschlecht,
das von 1024 — 1125 regierte. R.
Salfing, siamesische Silbermünze. S.
Tikal.
Salus s. unter Hygieia.
Salut (frz.; it. Saluto) ist eine franzö-
sische Goldmünze, die zuerst von König
Karl VI. geprägt wurde: Vs. zu Seiten des
französischen Lilienschildes unter den Strah-
len der Sonne die Jungfrau Maria mit er-
hobenen Händen und ihr gegenüber der
Erzengel Gabriel, der in der vorgestreckten
Rechten ein Spruchband mit dem »Ave«
des Heil kündenden Grußes halt, Rs.
584
SALVATORTALER— SANCTA-COLONIA-TYPUS
lateinisches oder Passionskreuz zwischen
2 Lilien, unter ihm ein K, das Ganze im
Zehnpaß. Umschrift »Xpc Vincet, Xpc
regnat usw.« Dieser Salut ist die letzte
Goldprägung Karls VI. (-j* 1422) gewesen
und im Verein mit gleichzeitigen Saluts
Heinrichs V. von England, die sonst fast
typengleich nur das französ. -engl. Allianz-
wappen zeigen, eine Friedens- und Hoch-
zeitsmünze und zwar auf den Vertrag von
Troyes, in dem diesem Heinrich am 21. Mai
1420 die französ. Königstochter verlobt
und er als Erbe der französ. Krone aner-
kannt wurde. Die Gestalt der Jung-
frau versinnbildlicht La belle France und
schließlich die Prinzessin Katharina selbst;
der Erzengel das englische Königtum oder
Heinrich V. selbst. Beide Personen brin-
gen durch ihre Ehe den Frieden.
Die Prägung dieser Goldmünzen wurde
im Namen des 1421 geborenen Prinzen,
des Sohnes des engl. u. Enkels des französ.
Königs und nach den Bestimmungen des
Friedens nunmehrigen Königs von Eng-
land u. Frankreich, Heinrichs VL fort-
gesetzt, nur daß an Stelle des einen Schildes
der engl, und französ. Schild selbständig
nebeneinander gestellt sind, die Madonna
nunmehr hinter dem Lilienschild steht,
der Erzengel hinter dem Leopardenschild.
Heinrich VI. zeigt damit der Welt sein
Recht auf den Thron beider Länder, das
ihm durch den Vertrag v. Troyes zu-
gesichert ward. Diese Saluts sind in Paris,
Saint L6 und Dijon mit kleinen Verände-
rungen weitergeschlagen worden, auch sind
sie von Karl VIL 1433 in Tournay und in
Beauvais für die von den Engländern be-
setzten Gebiete des französ. Bodens ge-
prägt. Gewicht des Salut Karls VI. bei
einer Feinheit von 24 Karat ca. 3,85 g,
Heinrichs V. ca. 3,8 g, Heinrichs VI. ca.
3A3 g- — Für den neapolit. Saluto s. Carlin.
— Menadier, Der Sammler 1921 S. 309 f.;
Blanchet II S. 271 ff. Su.
Salvatortaler sind schwedische Taler des
16. und 17. Jh.s mit dem Bilde des Heilands
und der Umschrift: Salvator mundi adiuva
oder salva no§ (Abb. 268). S.
Salvis dominis nostris u. ä. Aufschriften
röm. M. usw. s. unter Wunschmünzen.
R.
Salzgeld. Salzklumpen, unten flach,
oben rund, Gewicht V» Pfund, mit Stem-
peln versehen, wurden im 13. Jh. in Tibet
als Zahlungsmittel gebraucht. Gestempelte
Salzstangen kursierten im 19. Jh. in
Momien (Birma). Auch auf Borneo wurde
noch im 19. Jh. Salz zum Zahlen ver-
wendet. S. auch Amohleh. — Marco -Polo -
Yule II 29, S. 35 ; Temple in lA 26, S. 281 ;
Millies, Recherches, S. 157. V.
Samvat-Ära s. unter Hidschra.
San, Sanet, Sankt, Santa, Santo, Saa
steht vor Heiligennamen; diese siehe bei
den Namen der Heihgen selbst. Su.
Sancta-Colonia-Typus. Diesen hat der
Karolinger Ludwig das Kind (899 — 911)
in Köln auf seinen Pfennigen eingeführt:
dreizeilig S (= sancta)/COLONI/A oder S
COLON LA / A(grippina), auch später mit
»G« hinter dem »A« (Abb. 141).
Dieser Typus wurde mit 50 Jahren
Unterbrechung (Konrad I. und Heinrich I.
haben keine Kölner Pfennige geprägt) bis
in die Zeit der Hohenstaufen beibehalten,
in Köln selbst bis zu Kaiser Konrad II.
(1024 — 39), in Soest bis zu Erzbischof
Engelbert I. (1206 — 1225). Wegen ihrer
Güte sind die Kölner Denare in Deutsch-
land zahlreich nachgeahmt worden, teils
durch wörtliche Übernahme des Kölner
Namens, wo dann die Münzstätte größten-
teils durch Beizeichen gekennzeichnet
ist, oder nur durcli die Schreibung des
Prägeortes in drei Zeilen, möglichst mit
einem »S« als erste Zeile und einem
»A« in der 3. Zeile. Die wörtliche
Übernahme des Typus fand statt u. a.
in Corvey, Osnabrück, Paderborn, Re-
magen, St. Trond, Eenham, Fritzlar
und Schwabach(.^), in dem auf der Rs.
statt des Königsnamens der Ortsname in
der Umschrift erscheint, während die
Pfennige von Soest durch das Münz-
mal in einem Kreuzwinkel der Rs. (s.
Kuttenpfennige) und die von Hammer-
stein durch den Hammer als Münzbild
kenntlich sind. Ein Beizeichen kommt
u. a. vor in Andernach (Dreispitz), Neuß
(N), Minden (Minze), Osnabrück (Kreuz),
Lippstadt (Rose), Pyrmont (Stern). Eine
Nachbildung des Kölner Typus tritt auf
u. a. in Trier, Bilsen, Deventer, Lüttich,
Mastricht (S SERTIVS / A), Cambray
SANDAS— SARACENATUS
585
{S ODDO RE/ A), Halberstadt, Bremen,
Breisach usw. Vgl. Agrippiner. Su.
Sandas (Sandon) ist ein in Kilikien und
Umgegend verehrter Gott, von den Grie-
<:hen dem Herakles gleichgesetzt; auf M.
von Tarsos erscheint er, auf gehörntem
und geflügeltem Löwen steh., mit Polos,
Bogen, Schwert in Scheide und der (ein-
fachen oder doppelten) Streitaxt; das-
selbe Götterbild, in ein auf einen Cippus
gesetztes Dreieck gespannt, ist gleichfalls
auf M. von Tarsos (auch selcukid. aus der
M. -Stätte Tarsos) häufig, man hielt es
früher für Sardanapals Grab, dann für den
Scheiterhaufen (irupcx) des Sandon, doch
vgl. N. Z. 53 S. 36. -- R. E. I A S. 2264.
R.
Sandjy Sand ja, arabische Münzgcwichtc.
Sie wurden im 4räk aus Kupfer, in Ägyp-
ten aus Glas hergestellt. Die Inschriften
auf den auf uns gekommenen ägyptischen
Gewichten aus den ersten Jahrlxunderten
der Hidjra, die eine flache runde Form mit
erhabenem Rande haben, sind recht man-
nigfaltig. Es kommen Khalifen- und Statt -
haltcrnamcn vor, meistens ist die Münze
(Dinar, V« l^inär, Dirhem, Eels) genannt,
deren Gewicht durch das Stück repräsen-
tiert wird, manchmal auch das genaue Ge-
wicht angegeben. Die Frage, ob die in
großer Menge erhaltenen Glasstücko mit den
Namen der ffitimidischen Khalifen auch
Exagia sind, wird von den meisten Gelehr-
ten im bejahenden Sinne beantwortet.
Merlcwürdig ist aber, daß die meisten dieser
Stücke ihrem Gewicht nach nicht dem
Dinar, sondern dem Dirhem und dessen
Teilstücken entspricht, was in sonderbarem
Kontrast zu der Seltenheit der fätimidi-
schon Dirhems steht — Sauvairc in J. As,
8. s<5r. 4, S, 244; A. Grohmann in Islamica I
2/3, S. 145, wo fast die ganze Literatur an-
gegeben ist. V.
SanplerinOi Sampierino, sanctiperinus
grossus de argento, Santo Pietro di Roma ist
1) ein Halbgroschen des römischen Se-
nats unter dem Einfluß des Papstes ge-
prägt, indem auf der einen Seite St. Peter
und auf der anderen St. Paul stehend
dargestellt sind. Die Umschrift lautet:
Vs. Romani principes, Rs. Senat. P. Que. R.
Der Wert war gleich i soldo oder 12
dcnari provisini, Feingehalt 885/1000,
Gewicht 1,45 — 1,60 g. Geprägt sind diese
Münzen nach Serafini zwischen 1265 u,
1303- — Serafini, Le monete et le bolle
plumbee pontifice u. s. w. I S. 37 f.;
Martinori S. 446. Su.
2) ist der Sanpierino oder Santopietro
eine päpstliche Kupfermünze von 1795 mit
der Büste des h. Petrus zu 2Va Baiocchi.
iBoi und 1803 wurden alle päpstlichen
Kupfermünzen herabgesetzt, derS. auf i^/s
Baiocchi. Die S. tragen die Namen von 13
Städten, sind aber alle in Rom geprägt
worden. S. auch Madonnina. S.
Santa croce, Silbermünzc von Lucca
seit 1564 zu 25 Soldi mit einem Kreuz
auf der Rs. und der Umschrift: Salvator
mundi. S.
Santim, pl. Sautimi, ist die dem französi-
schen Centime entsprechende Werteinheit
der Republik Lettland, = Vwo Lats (s. d.).
Die Stücke zu 50, 20, 10 S. sind aus Nickel,
die zu 5, 2 und L S. aus Bronze. Alle tragen
auf der Vs. den Staatsschild, die Stücke
zu so S. auf der Rs. eine Gekrönte am
Steuerruder, die andern die Wertzahl. S.
Sapique, französische Bezeichnung der
chinesisclien und annamitischen Cash-
münze, aus Sa (malaiisch = i) und paku
(chincs. p6ko = looo). Ein Paku ist eine
Schnur von lOOO Cash. Ebenso ist Satac,
cig. Satakok (ein Knoten), portug. Santa
eine Schnur von 200 Cash, Satali (oft Sata-
Icer geschrieben) eine Schnur von 50
Cash. Durch Verwechslung von Paku
mit Pitjis (s. d.) wurde dann das Wort
auf eine einzelne Münze übertragen. —
Crookc, Hobson Jobson, S. 793; Teniple
in lA. 26, S. 222, 280; 27, S. 34; 42, S. 215;
MilHos, Recherchcs, S. 39 f. V.
SaracenatuSy Sarazino, Saraceno, Sara-
ccnaro, Saracenallus wird in Europa das
arabische Goldstück, nach dem Fuß des
byzantinischen Goldsolidus geprägt, daher
auch »byzantinus saracenatus« (s. auch
Mancus), genannt. Diese Münze haben
die Herren der Kreuzfahrerstaaten
nachschlagen lassen, und so entstanden
die in den Urkunden genannten »byzantii
Tripolitani« und »bizantii ad pondus
acconcnse«, Goldmünzen in der Größe
und vom Typus des aijubidischen Dinar,
mit den arabischen Aufschriften ähnlich
gestalteten, z. T. nur aus Strichen u. Ringen
586
SARAPIS— SASANIDISCHE MÜNZEN
zusammengesetzten Trugschriften, denen
in der Mitte ein kleines Kreuz einge-
fügt und oben im .Felde ein »B« oder
»T« vorangestellt wurde, die als Initialen
der Städte Beirut u. Tripolis oder wahr-
scheinlicher der Fürsten Bohemund und
Tankred gedeutet werden; diesen folgen
vollkommene Nachprägungen mit regel-
rechten kufischen Aufschriften, welche dann
während des Kreuzzuges Ludwigs IX. von
Frankreich von dem päpstlichen Legaten
Udo von Chauteauroux heftig angegriffen,
durch den Papst Innocenz IV. verboten
wurden. Daraufhin wurde der Inhalt der
Aufschrift umgewandelt, aber die Schrift
der jetzt geprägten Goldmünzen, die den
f atimidischen angeähnelt wurden, blieb aus
Handelsrücksichten arabisch, nur ein Kreuz
(griech. azaupa) setzte man auf die Mitte
der einen Seite, daher »besantii staurati«
genannt.
Die äußere Umschrift der Stücke lautet
z. B.: »Geschlagen zu Accon im Jahre 125 1
der Fleichwerdung des Messias«, die innere:
»Der Vater und der Sohn und der Heilige
Geist« und von beiden umschlossen zwei-
zeilig i. F.: »Ein einiger Gott«, Rs, Kreuz
von der zweireihigen Umschrift um-
geben: »Wir rühmen uns des Kreuzes
unseres Herrn Jesus des Messias, durch
den wir unser Heil und unser Leben
und unsere Auferstehung haben, und
durch den wir Freiheit und Vergebung er-
halten haben. «. Diese Stücke sind aus d. J.
1251, 1257 u. 1259 erhalten. Ihr Gewicht
beträgt 3,2 g. — Schlumberger S. 139 ff.;
Nagl in N. Z. 26 S. 62; Engel-Serrure III
S. 947- Su.
Sarapis s. unter Serapis.
Sardanapals Grab s. unter Sandas. R.
Sargpfennlge sollen Erfurter Pfennige ge-
nannt worden sein, die von der Stadt aus
1525 von aufständischen Bauern zerschlage-
nen silbernen Heiligensärgen geprägt wur-
den, um eine ihr auferlegte Buße zu zahlen.
Auch kleine Hohlpfennige des Bistums
Halberstadt sollen diesen Namen getragen
haben, welche rechts das Wappen des Bis-
tums und daneben den Schild mit dem
heiligen Stephan sowie ein hinter beiden
Schilden hervorragendes Kjreuz zeigen.
Heute versteht man gewöhnlich unter
diesem Namen Halberstädter Hohlpfennige
mit dem heiligen Stephan, dessen Ober-
körper viereckig wie ein Sarg gestaltet ist
(s. Stephanspfennige). — Schmieder
S. 392 f.; Köhler, Münzbelustigungen
XVn S. 289 f.; V. Posern S. 63. Su.
SarmaticuSy Siegesbeiname des röm.
Kaisers M. Aurelius und seines mitreg. Soh-
nes Commodus wegen der Erfolge im Sar-
matenkriege. R.
Sasatiidische Münzen. Die Haupteinheit
des Münzsystems der Säsäniden von Persien
(223 — 652) war die attische Drachme von
ursprünglich 4,25 g Gewicht, welches später
bis auf 3,90 g fiel. Daneben wurden von
den älteren Königen Hemidrachmen, Obole
und anscheinend Hemiobole geprägt. Gold-
münzen sind in unvergleichlich geringerer
Anzahl auf uns gekommen, weswegen die
Ansicht gerechtfertigt zu sein scheint, sie
seien nur zu besonderen Gelegenheiten
geprägt worden. Das Gewicht der älteren
Goldmünzen entspricht demjenigen des
römischen Aureus, ca. 7,2 g, das der späte-
ren (vom Ende des 4. Jfh.s an) entspricht
ungefähr dem Solidus Konstantins L (4,5 g).
Kupfermünzen sind fast nur von den älteren
Säsäniden bekannt (bis Ende 4. Jh.). Ihr
Gewicht scheint demjenigen der parthischen
Tetradrachmen, Drachmen, Hemidrachmen
und Obole zu entsprechen. Der Typus der
Sasanidenmünzen ist, trotz großer Mannig-
faltigkeit in den Einzelheiten, von Anfang
bis zum Ende ziemlich der gleiche geblieben :
Vs. Brustbild des Königs nach rechts,
Rs. Feueraltar, fast immer mit 2 Wäch-
tern. Die Legenden in Pehlewischrift
enthalten auf der Vs. immer den Namen
des Königs, Rs. früher sporadisch, an-
gefangen von Varahrän IV. (388—399)
regelmäßig, einzelne Buchstaben bzw.
Buchstabengruppen, welche gewöhnlich
als Namen der Prägeorte gedeutet werden.
Angefangen von Djämasp (497 — 9), ist
auf der Rs. auch das Regierungsjahr,
in dem die Münze geprägt ist, genannt.
Auf den Münzen der ersten 2 Jahrh.
sind die Inschriften oft ganz unverständ-
lich, weil die Stempelschneider anschei-
nend die Pehlewischrift nicht immer be-
herrschten^ doch bildet die Gestalt der
EjTone des Königs, die mit jeder neuen Re-
gierung wechselte, ein sicheres Unterschei-
SASNU— SATRAP
587
dungsmerkmal (Abb. 400, 407). — Panick,
Sasanian coins, Bombay 1924; Vasmer
in Iran I 239 ff.
Die sasanidischen Statthalter von Khorä-
sän und Afghanistan des 3. Jh.s prägten
schüsselförmige Goldmünzen vom Ku§ana-
typus (Vs. König und Altar, Rs. Siwa und
Bulle), sowie Kupfermünzen, die sich an
den Sasanidentypus anlehnen. Letzterer
wurde auch von den Khioniten (um 350),
Hephtaliten (bis Mitte 6. Jh.s) und ver-
schiedenen Fürsten von Afghanistan, Sind
(7. Jh.) und des nördlichen Indien ange-
nommen; s. Dramma. Zu dieser Klasse
gehören wohl auch die von den arabischen
Geographen des lO. Jh.s Jätarä, Dirhem
Tätari (wahrscheinlich aus TeTpaBpa^fta)
genannten Münzen, welche in Sind und
Gujerat schon Anfang 8. Jh. umliefen und
den Wert von V/z — i^/^ Dirhem hatten,
und die IC.andahari (auch l^anhari, IJ^ähari,
aus Kandahar), welche 5 Dirhem gleich
kamen. Die Bukhärkhudda von Bukhärä
(7. — 8. Jh.) prägten Münzen, die eine grobe
Nachahmung der Drachmen Varahräns V.
(420—438) darstellten. Die aus schlechtem
Silber unter dem Statthalter Ghitrif ibn
*Atä 792 geprägten hießen GhitrifT, Bukhärl.
In Taschkend und Khodjend kursierten um
dieselbe Zeit die MusayyabI, in SamarJlfiand
und Ferghäna die Muhammedl. Letztere
werden mit einer Münzgruppc identifiziert,
die denselben Typus wie diebukharischen M.,
aber mit rein arabischen Legenden, aufweist.
Auch in Khiwa wurden anscheinend im
7.-8. Jh. Silber- (13 mm) und Kupfer-
münzen (18 mm) in Anlehnung an den
Sasanidentypus geprägt (Khörezmi), Die
von den I?pehbeden und Statthaltern von
Tabaristän im 8. Jh. geprägten Silbermün-
zen (I§pehbedl) geben genau den Typus der
Münzen Khusrau IL (590 — 628) wieder und
sind Hemidrachmen von ca. 1,90 g Gewicht
(Abb. 409). Über arabische Münzen vom
Sasanidentypus (Abb. 408) s, Dirhem.
— Herzfeld, Paikuli; Lerch in Travaux de la
3. Session du congrös intern« desOrientalistes,
1876 11, S.4i7flf.; Allotte de la Fuye in
RN. 1926, S. 141 fF.; N. Chr, 1927, 156—
186; Specht in J. As. 1901; Mordtmann
in ZDMG. 8, S. 173; IP, S. 174, 48S; 33,
S. 110; Bibliotheca geograph. arab. IV,
S. 286; Reinaud, Memoire sur Tlnde 236;
Cunningham, Coins of Mediaeval India
S. 47; Sauvairein J. As. 7. s6r. 15, S. 427,
448, 474; I8, S. 505, 610; 19, S. 38. V.
Sasnu, Sasiin, Münzeinheit von Kashmir;
s. Dinara. v.
Satangy siamesische Bronzemünze; s.
Tikal. V.
Satansmünze. Auf einem böhmischen
Denar Wladislaus' I. (i 107— 1 125) kommt
der Kopf des Satan vor: ein häßlicher ge-
hörnter Kopf V. d. r. S., mit langer Nase
und struppigen Haaren, welche wie ein
Hahnenkamm den Kopf bedecken, mit der
Umschrift Satanaus. Luschin erklärt dieses
Münzbild aus ungewöhnlichen Naturerschei-
nungen II 17— II 23, die die Bevölkerung
ernstlich beunruhigten und die man nach
der Chronik des Cosmas auf Rechnung des
Satans setzte. — Luschin in N. Z. XIX
1887 S. I96f. Su.
SataraktikEy altindische Gewichtseinheit;
s. Rati. V.
Satin (Setin), eine seltene mittelalterliche
Gewichtsbezeichnung des halben Lotes.
Die Ableitung des Wortes ist unbekannt.
— Grote, M. St. III, 19. S.
Satlrisehe Med. s. unter Spottmedaillen.
Satrap, griech. oaxpcticij?, ist der Titel der
persischen Provinziailstatthalter (der Titel
S. steht nur auf einer späten ind. M. des
Zeionises). Während die persischen S., wie
die Geschichte des Aryandes zeigt (s. unter
Aryandikon nomisma), noch unter Dareios
I. kein Prägerecht hatten, maßten sie es
sich unter Dareios IL an: ein kleinasiat.
Satrap (wohl Tissaphernes) prägt Tetradr.
sog. phönik, Fußes mit seinem Bildnis in
Tiara und auf der Rs. dem König als Bogen-
schützen, Beiz. Schilf, Beischrift ßaaiXi©? ;
weiter geht zunächst ein unbekannter
Satrap, der sein Bildnis a. d. Vs. mit
Leier und ßaaiX(io)c) auf der Rs. ver-
bindet; dann setzt der etwa gleichzeitige
Pharnabazos zu seinem Bildnis den eige-
nen Namen <l)apvaßa(Coo), a, d. Rs. eine
Prora zwischen Delphinen, dazu der
Thunfisch wohl als Angabe der M. -Stätte
Kyzikos (Abb. 38)* Diese drei M. sind
auch wegen des Bildnisses einzigartig,
sie sind Vorläufer der heilenist. Königs -
M., wie man derartiges auch sonst für
diese Satrapenhöfe beobachtet hat. Für
sie kann man Imhoof, der, zuletzt Kl.
588
SATURNUS— SATYR
M. S. 470, in ihnen nur Idealtypen ohne
Bildnisähnlichkeit erkennen will, nicht
beipflichten. Die kleinasiat., kilikischen,
Icyprischen Satrapen des 4. Jh.s zeigen
sich dann im vollen Besitze des M.-
Rechts, setzen teils ihren Kopf in Tiara
(oder in Imhoofs, hier oft zweifellos
richtigem Sinne einen Idealkopf) wie
Oatas und z. T. Spithridates, teils ver-
zichten sie auf ihr Bildnis, und diese
stellen auf ihren M. entweder den Groß-
könig als Bogenschützen oder dgl. dar, so
die sog. ion. und die kypr. Satrapen, oder
machen sich von der Königsfigur frei,
so Datames (dieser prägt auch in Sinope
und Gaziura, wo auch andere S. ge-
nannt sind; Datames prägt auch einmal
mit dem Bilde des sitz. Satrapen, den
Bogen prüfend, Samml. Warren nr. 1270),
Mazaios (dieser prägt auch in Baby-
lon), Tiribazos, Orontas; viele andere
S.aber nennen ihren Namen nicht und
ihre M. sind als S.-M. dann nur durch den
Kopf in Tiara zu erkennen. — AT- Stateren
von Lampsakos zeigen einen knienden S.
als Bogenschützen (Abb. 37) oder einen
S.-Kopf. — Imhoof, Porträtköpfe auf
ant. M. 1885 S. 22/25 Taf. III; Babelon,
Trait6 II 2 S. 99/138, 344/49S, Taf.
LXXXVIII/IX, CV— CXV; R. E. IIA
S. 82/188. R.
SatumuSy uralter röm. Gott, dem bes. die
Winteraussaat anvertraut war und dem
daher am 17. Dez. das Fest der Satumalien,
unserem Weihnachtsfest vergleichbar, ge-
feiert wurde und dem auch die Schatz-
kammer, das aerarium Saturni unterstand;
er wurde mit dem griech. Kronos (s. d.)
früh geglichen. Es erscheint auf re-
publ. Denaren z. B. des Nerius, des Su-
fenas, des Piso und Caepio sein (unverhüll-
ter) Kopf (meist bekränzt) mit der Sichel
oder er selbst (mit Sichel), eine Quadriga
lenkend (L. Appuleius Saturninus), auf
kaiserl. M. des Gallienus mit der Legende
Aeternitas dagegen mit verhülltem Hinter-
kopf und Sichel (falx, harpa) in der Hand
stehend, und zur Legende temporum felici-
tas oder aeternitas Aug. erscheint auf Med.
von Pius bis Probus ein jugendl. steh. Gott
mit kurzem Stab, den man für S. hält: die
R. auf den (Jahres)ring legend, durch
den vier Mädchen treten (die Hören), vor
ihm Knabe mit Füllhorn, oder ihm gegen-
über der sitz. Kaiser. Der afrikan. S. er-
scheint auf M. des Clodius Albinus mit der
Aufschrift saeculo frugifero, s. unter Saecu-
iares. — R. E. II A S. 218/23 (die M. ver-
nachlässigt) ; Bernhart, Handbuch S. 67.
83. R.
Satyr, griech. Satüpo^, ursprünglich etwa
dasselbe wie Silen (SiXtjvo? ), später differen-
ziert, indem im Gefolge des Dionysos Silen
als sein alter Erzieher und dazu eine Mehr-
heit jüngerer, Wald und Berg bevölkernder
Mischwesen (mit Tierhörnern und -ohren,
oft auch kleinem Schwänzchen, also halb
als Böckchen, was aber erst der Ein-
mischung der Pan-darstellung zuzuschreiben
ist), auftritt. Alle hierhergehörigen Ge-
stalten älterer Zeit s. daher unter Silen;
hier handelt es sich nur um die Satyrn
jüngerer Zeit: so kommt der jugendl. Kopf
eines S. mit Hörnchen und Tierohr auf N
von Lampsakos vor; auf ,M, der Kaiserzeit
erscheinen sie in Bildern des Dionysoszuges
(Journ. int. XI Taf. IX u. XI) neben Pan,
Mainaden, Eroten, Kentauren u. a. Wesen,
wobei wir als freilich willkürliche Unter-
scheidung von Pan oder Paniskos die mit
menschlichen Beinen S. nennen: z. B. auf
röm. Med. des jug. Marcus vor dem Wagen
des Dionysos ein S. mit Pedum, hinter ihm
ein ausspähender S. ; Perinth (Abb. 98)
und Pergamon, Ariadneszene: ein S.
springt voraus; Methymna: ein S. mit
Pedum neben dem Wagen; Gcrme: voran
ein S. mit Pedum, neben dem Wagen
ein flöteblasender S., usw.; häufig ist
ferner die Gruppe des auf einen .S. ge-
lehnten Dionysos (in der Ariadneszene:
Perinth, Abb. 98; die Gruppe allein:
Tralleis, Amorion, Sagalassos, Seleukeia
Pis. usw.) ; auf Kontorniaten findet sich ein
S. mit Pedum und Traube neben dem steh.
Dionysos; in Orchomenos Ark. stehen 2
S. mit dionysischen Attributen nach vorn
gewandt; ein sitz. S., wie es scheint, läßt
einen Knaben (Dionysos?) auf der Fuß-
spitze tanzen: Pergamon; S. auf der Erde
sitz, mit Doppelflöte: Denar des Augustus;
tanzend begegnet ein S. mit oder ohne
Pedum auf M. z. B. von Attaleia, Hyrkanis,
Philadelpheia Lyd. ; ein tanzender und dazu
die (nicht mit dargestellten) Fußklappem
tretender S. vor sitz! Nymphe: Kyzikos
SAUDUKAT-SC
589
(Nom. VIII Taf. I 30). Wie ein S. gebildet
ist dann auch Marsyas, s. d. — R.E. III A
S. 48/53. R.
Saudukat (Schweinsdukat) ist eine der
vielen Jagdmünzen des Landgrafen Lud-
wig VIII. von Hessen -Darmstadt (1739 —
1768) mit acht gekrönten L im Kreuz auf
einer und einem Eber auf der anderen
Seite. —■ Hoffmeister, II, S. 398 f. S.
Sauma, CoUectivum Saum^ arabische
Bezeichnung der Silberbarren, in denen die
russischen Fürsten ihren Tribut an die
Goldene Horde entrichteten und die Ibn
Batüta zufolge 5 Unzen wogen, was
nach Sauvaircs Berechnung ca. 193 g
ausmacht, also ungcfälir dem Gewicht
einer Nowgoroder Griwna entspricht. —
Ibn Batüta I S. 302 f. ; Sauvairc in J.
As. 8. s6r. 3, S. 393; 4, S. 303; Hjin, Topo-
grafija kladow scrcbrianych i zolotych
.shtkow S. 9; Rctowski in Izwcstija Ar-
chcolog. Kommissii i8, S. 10. V.
Sauroter, gricch. aoLopwxr^p = der Lanzen-
schuh, d- h. das untere Ende des Lanzen -
Schaftes, zugespitzt und mit Eisen beschla-
gen, um die Lanze in die Erde stoßen zu
können, daher solche Lanzen oft für
zweispitzig gehalten werden. R.
S C = senatus consulto. Auf M. kann die
Formel s. c, oder ex s. c. sich a) erstrek-
ken auf die Errichtung des dargestellten
Bauwerks oder Weihgeschenkes (Quad-
riga, Altar, Rcitorstatue mit S C darunter,
Schild mit S C darauf: M. des Augustus),
Willcrs, Kupferprägung S. 157/8; ähnlich
beziehen sich die Formeln s. p. q. r. auf
vielen anderen M. des Augustus und ex
s. c. und s. p. q. r. auf späteren M. mit
Eichonkranz und ob cives servatos oder
adsertori libcrtatis, mit der Ernennungs-
szene des Titus und Domitianus (Gnecchi,
Med. Taf. 142, 14), mit dem Carpentum
der diva Faustina, mit der Weihung für
luppitcr optimus maximus unter Hadria-
nu.$, mit der Neujahrs-Gratulation für
Hadrianus und Pius usw. auf die betr.
Beschlüsse des Senates über diese Ehrun-
gen, Weihungen usw. Verwandt muß auch
die einer riesigen Reihe von M. aller 3 Me-
talle des Traianus aufgeprägte Weihung s. p.
q. r. optimo principi (der Name des Kaisers
auf der Vs. im Dativ der Dedikation)
sein, wenngleich ihr Sinn nicht klar ist.
Dieselbe Aufschrift kommt übrigens noch
bis unter Constantinus I. vor.
Oder aber ß) die Formeln bedeuten
»auf Senatsbeschluß (wurde diese M.
geprägt)«, so ganz deutlich auf einer
M. von Carteia mit M. Falcidius IUI vir
ex s. c. f(aciendum) c(uravit), und danach
ist auch zu beurteilen das s. c. und ex s. c,
zuweilen d(e) s(enatus) s(ententia) oder
mit Zusatz von d(e) t(esauro.?) oder
p(ubHce?) auf republ. Denaren, Liste
B. M. C. Rom. rep. III S. 82/3; es mag
bedeuten, daß das Metall auf außergewöhnl.
Wege beschafft oder daß die Prägung
ausnahmsweise durch andere Beamte als
die tresviri monetales erfolgte, und tritt
zuerst auf i. J. 100 anläßlich der lex
frumentaria des L, Appul. Saturninus,
worauf die Bilder hinweisen und sich die
Zusatz-Formel der M. selbst: »ad frumen-
tum emundum« bezieht; auch Denare ohne
das s. c, aber mit Formeln wie pu(blice),
ex a(rgcnto) pu(bhco), p(ublico) a(rgento)
und älmlich, sind ähnlich zu beurteilen
(B. M. C. Rom. rep. I S. LXIX— LXXII,
III Register S. 82 ff.). In der Kaiserzeit
erscheint in der Prägung {N, JR) des
Interregnums von 68/69 einschließlich der
M. des Clodius Maccr, sogar derer mit
seinem Bildnis, das SC, häufig von
SPQR auf der Rs. begleitet, oder auch
das SPQR statt des SC, geradezu als
Staatsaufschrift »in Ermangelung eines
Kaisers«, wenn auch keineswegs auf allen
M., vgl. B. M. C. Rom. emp. I S. 285/308.
Außerdem finden wir das SC unter Au-
gustus und Tiberius auf den städt. iE von
Paestum. — Seit der Neuordnung der
Kupfermünze durch Augustus erscheint
auf dessen iE stets das SC (Abb, 81—83)
und das bleibt so bis Kaiser Tacitus,
ja sogar auf M. des Carinus, Numeria-
nus und Maximianus kommt das SC
noch vor (Gnccchi, Med. III S. 93/4)
und kehrt später noch bei den iE des
Zcno und bei Theodahat wieder (B. M.
C. Vandals Taf. IX u. XII). Aus-
nahmen sind: a) die nur zu Zier- und
Erinncrungszwecken bestimmten sog. Mc-
daillone (s. d.), b) die städt. u. land-
schaftl. Prägungen außerhalb Roms (von
denen aber die syrische Provinzial--äl-
prägung das s. c. trägt, Abb. 90, von
590
SCALPTOR— SCHAFTREIBER
wo es sich, aber vielleicht nur durch Miß-
verständnis, von Elagabalus ab auf die
städtische iE-Prägung von Antiochia und
von Gordianus IIL ab auf die provinziale
5yr. -^-Prägung, Abb. 88, auch auf städt.
M. von Mallos und Philippopolis Arabiae
überträgt), c) ferner bilden eine leicht
begreifliche Ausnahme die Reichs -iE, die
die Erwähnung des Senats schon in den
Beischriften wie ex s. c. und s. p. q. r. (s. o.)
stecken haben, d) endlich bilden wirk-
liche Ausnahmen eine kleine Anzahl von
Reichs-^, die wir eben als Ausnahme
hinnehmen müssen; sie sind bei Gnecchi,
Med. Tav. 142 — 158 zus. mit denen der
Gruppe c, aber auch vermischt mit aller-
lei nicht Hergehörigem, insbes. aus a,
sowie mit den M. der Metalla (s. unter
Bergwerksmarken) gesammelt. Sie zeigen,
daß von einer förmlichen Dyarchie von
Kaiser und Senat im M. -Wesen, wie Momm-
sen es gefaßt hat, keine Rede ist, ebenso-
wenig von einer rein senatorischen Kupfer-
prägung — schon der Felix Augusti
libertus optio et exactor auri argenti
aersis, Dessau, Inscr. 1634/5, zeigt das
ja — , da so gut wie alle S-C-Münzen auf
der Vs. den Kaiserkopf tragen. Es handelt
sich vielmehr nur um eine Mitwirkung
des Senates, deren Art sehr mannigfaltig
gewesen sein kann: sie kann sich z. B.
darauf beziehen, daß dem Senat der
Erlaß der Bestimmungen über Fuß,
Sorten, Prägequantum und M. -Bilder der
Kupferprägung vorbehalten war oder (bzw.
und) daß dem Senat das Finanzgebahren
(sei es durch Tragung der Kosten, sei es
durch Einstreichen des Münzgewinnes)
zustand. — Gercke-Norden, Einleit. in die
Altertumswiss. Hs S. 107/8, dort die Lit.,
und hier unter Tresviri monetales. R.
Scalptor, von scalpere = ritzen, also =
<jraveur, Stempelschneider, aus der In-
schrift Dessau, Inscr. 1638 bekannter
Münzhandwerker: Aug(usti) lib(ertus) atiu-
tor praepos(iti) scalptorum sacrae monetae.
Da die S. danach einen eigenen Vor-
gesetzten haben, der wieder einen Amts-
gehilfen hat, werden die S. eine größere
Zahl gewesen sein, wie sie der große
Stempelverbrauch der röm. Spätzeit ja
mit sich bringt. R.
Sceatta siehe Schatz.
Scepter s. Zepter.
Schach = Geschacht (s. d.).
Schaf (Schaep, Schaaf), der ostfriesi-
sche Doppelstüber. Das Wort bedeutet nicht
etwa das Lamm Gottes, das man im Mittel-
alter auf vielen französischen und nieder-
ländischen Goldmünzen sieht (vgl, mouton,
Lammen). Ob freilich die Erklärung des
Beninga, Chronik v. Ostfriesland, S. 471,
richtig ist, der Graf Edzard I. habe 1500
eine so große Beute an Schafen gemacht,
daß man eins für eine seiner kleinen
Münzen kaufen konnte, die davon den
Namen »Schaf« erhalten habe, richtig ist,
erscheint zweifelhaft. Wahrscheinlicher
ist die Erklärung 0. Meiers (Bl. f. M.Fr.
1928, S. 259), die niederländischen Toisons
d'argent hätten in Ostfriesland 3 Stüber
gegolten und von dem goldenen Vließ den
Namen Schaf erhalten. Jedenfalls werden
in einem Tarife von 1506 Schafe zu 3
Stübern genannt, auch kennen wir ein
solches Stück Edzards L; doch ist seit
etwa 1550 das Schaf immer das Doppel-
stüberstück; der Reichstaler hielt im 17. Jh.
27 Schafe oder 54 Stüber. 1745 wurden
in Berlin 9 alte ostfriesische und 3 Jever-
sche Schafe probiert und gefunden, daß
eins 1,61 g wog und 0,64 g Silber hielt. —
Sauer, Beiträge zur Münzgeschichte Ost-
frieslands, im Jahrbuch für bildende Künste,
3. Bd., Emden 1879, S. 50 f.; Knyphausen,
Nachtrag zum Münz- und Med. -Kabinett,
Hannover 1877, Nr. 9696; Schrötter, Acta
Bor- Gesch. II S. 328. S.
Schaffhäuser. Nach den in der Kipper-
zeit in Menge umlaufenden Dicken (s. d.)
der Stadt Schaffhausen, deren Rs. mit
dem Reichsadler verziert war, wurden in
Mitteldeutschland die Stücke zu 24 und
12 Kreuzer (s. Schreckenberger) auch
Schaffhäuser genannt. — Bornemann in
Bl. f. Münzfr. 1928, S. 290. S.
Schafträger wurden die Doppelschillinge
der Stadt Lüneburg des 16. Jh.s von dem
stehenden Johannes dem Täufer mit dem
Lamm auf dem Arm genannt. — Schmieder,
s. 394. S.
Schaftreiber werden in österr. Münz-
reskripten, ohne daß man eine Erklärung
dafür hat, 1548 — 1563 die ungarischen
Dreier genannt. — E. Schröder in Bl. f.
Mfr. 1903 S. 2887. Su.
SCHARFRICHTERPFENNIGE— SCHEroEMÜNZE
591
Scharfrichterpfennige hießen Silber-
medaillen im Werte von 2 Reichstalem,
die der älteste Hamburger Richter beim
Rücktritt von seinem Amte von dem
Scharfrichter als Homagialleistung erhielt.
Sie trugen auf einer Seite Wappen und
Namen des Richters, auf der anderen das
Hamburger Wappen und sind von 1541
bis 1810 bekannt. — Gaedechens, I,
S. 261 fF., II, S. 225. S.
Schatz ist nach E. Schröder das einzige
Wort, mit dem schon in urgermanischer
Zeit ein geprägtes und im Umlauf befind-
liches Geldstück bezeichnet wurde: Ulfila
bringt das Wort skatts in der Bibel,
soweit sie erhalten, 14 mal, davon =
•ÖYjvcxpiov 6 mal, = appptov = Geld l mal,
= dpifupiov = Silberling i mal, = p.va 6 mal.
Es mag die Verwendung von römischen
Silbermünzen, die bei den Germanen seit
der Mitte des 2. Jh.s zunahm, dazu geführt
haben, daß mitunter Silbermünzen schlecht-
weg als »Schatz« oder »Schatzgeld« be-
zeichnet wurden. Auch in ahd. Glossen wird
der denarius neben phenning und silberling
mit skaz, quaz übersetzt, ebenso der
•obolus- Angels, sceatt findet sich nur in
den ältesten Gesetzen des Königs Aethelbert
(601 — 604) als »Silberpfennig« = ^20
scilling. Mit dem Aufkommen des »Pfen-
nigs« schwindet die Sceattrechnung.
Den Namen »Sceatta« hat man dann
auch für die ältesten angelsächsischen
Silbermünzen angewandt. Es sind folgende
Münzen: Sceattas des Königs Pada von
Mercia 655, des Königs Ethelred aus dem
letzten Viertel des 7, Jh.s; als jüngste sind
umschriftlich gesichert Prägungen K. Ead-
berts V* Northumberland ( — 758), Alfreds
(—774) und Eb. Ekberts v. York (—766).
Die große Masse der sogenannten Sceattas
•sind mit Trugschrift versehen oder gänz-
lich ohne Schrift, Sie bieten überwiegend
Entstellungen römischer Vorbilder der
konstantin. Zeit, daneben unzweifelhaft
Darstellungen heimischen oder doch ger-
manischen Ursprungs, dann haben merow.
Münzen als Muster gedient. Über andert-
halb Jahrhundert sind diese Münzen
Hauptzahlmittel bei den Angelsachsen und
auch bei den ihnen gegenüber wohnenden
Friesen gewesen, an deren Küste sie bis
nach Emden in zahlreichen Schatzfunden
zutage getreten und wohl auch ursprüng-
lich schon vor der Übertragung auf die
Insel geprägt sein mögen. — E. Schröder,
»Schatz«, Stud. zu den deutschen Münz-
namen IV, S. 266 ff. in Z. f. vgl. Sprachf.
48, Heft 3/4; Menadier, Schausammlung
S. 375. Su.
Schatzfunde von M. s. unter Münzfunde.
Schatztniinzen s. Juliuslöser.
Schaugroschen, -münze, -ptennig, -taler
sind Gedenkmünzen, die, durch schönes
und merkwürdiges Gepräge in die Augen
fallend, sich von Medaillen, Plaketten
und Jettonen dadurch unterscheiden, daß
sie Kurantgeld sind und als solches ge-
braucht werden können, weil sie nach
dessen Münzfuß und in dessen Form aus-
geprägt sind (s. Geschichtsmünze S. 221,
am Anfang). »Schawgroschen« hießen
auch die in den süddeutschen Handels-
städten vielfach als Festgeschenke ver-
wendeten Rechenpfennige (s. d.) mit den
Bildnissen einer Person oder eines Ehe-
paares. — Menadier, Schausammlung,
S. 520. S.
Scheck. Der Scheck (englisch check)
ist eine auf Sicht gestellte, im Gegensatz
zum Wechsel möglichst schnell einzu-
lösende Zahlungsanweisung an eine Bank,
Der Scheck braucht ebenso wie der Wechsel
nicht wie die Banknote oder das Papier-
geld auf eine runde Summe zu lauten,
er ist vielmehr ein individualisierter
Schuldschein. Die Schecks haben, je
nachdem sie Barzahlung oder Umschrei-
bung fordern (Verrechnungsscheck), ver-
schiedene Farbe. — Der Scheck ist in Eng-
land im 18. Jh. entstanden; dort und in
Nordamerika wird die Scheckabrechnung
in Clearinghäusern vorgenommen, in
Deutschland durch die mit der Reichspost
verbundenen Postscheckämter, die den
Banken diesen Kleinzahlungsverkehr fast
ganz abgenommen haben, — Schmoller,
Grundriß, S. 626, 650 f. S.
ScheepjesschOlIng s. unter Schilling, nie-
derländischer. S.
Scheidemfinze ist das von seinem Zwecke,
Käufer und Verkäufer endgültig ohne Bruch
auseinander zu scheiden, genannte Klein-
geld. Aus diesem Zwecke- ergeben sich die
technischen und wirtschaftlichen Aufgaben
der Schddemünzpölitik: nur kleine Be-
592
SCHEIDEMÜNZE
nennungen, billiger und wegen der nötigen
Widerstandsfähigkeit gegen Nässe, Schweiß,
Reibung bei sehr schnellem Umlaufe solider
Stoff, also weder Papier, Leder oder Por-
zellan noch Zinn, Zink, Blei oder Eisen,
sondern Kupfer, Bronze (s. d.), Nickel
(s. d.), Aluminium, rein oder legiert.
Das wichtigste ist der Fuß der Scheide-
münze, der ihre Unterwertigkeit ge-
währleisten muß, das heißt: ihr Sach-
wert darf ihren Nennwert nicht er-
reichen, im Gegensatze zum Währungs-
gelde, bei dem beide möglichst zu-
sammenfallen sollen. Denn bei Vollwertig-
keit der Scheidemünze würden erstens die
Münzkosten unverhältnismäßig hoch, und
zweitens würde beim Steigen des Metall -
Preises die aus diesem Metalle hergestellte
Münze ausgeführt werden und ein wirt-
schaftlich schwer zu ertragender Mangel
an ihr entstehen. Dagegen ist einem durch
zu starke Ausgabe veranlaßten Sinken
unter ihren Nennwert entgegenzutreten
durch ihre unbeschränkte Annahme bei
den Staatskassen und die Kontingen-
tierung ihres Prägequantums, wodurch ihre
freie Prägung ausgeschlossen ist, endlich
durch Einziehung und Einschmelzung bei
Überfüllung mit ihr, wozu ein Einlösungs-
fonds aus dem Schlagschatz der Scheide-
münze gebildet werden muß. Damit die
Scheidemünze nicht an die Stelle des
Währungsgeldes trete, ist endlich ihre Zahl-
kraft zu beschränken. Auf dem Mangel
der Erkenntnis vom Wesen der Scheide-
münze beruhen die meisten Münzkrisen
im europäischen Münzwesen seit dem
Ausgange des i6. Jh.s, besonders im
deutschen und italienischen, aber auch
im spanischen, russischen, französischen
und sogar im englischen : der größere Teil
der Münzkrisen ist herbeigeführt worden
durch den mit der S. getriebenen Miß-
brauch, also eine falsche Scheidemünz-
politik.
Erst im i8. Jh. ist die Welt, durch große
Kleingeldkrisen belehrt, zu einer solchen
rationellen Scheidemünzpolitik gelangt.
Über das Altertum sind wir darin zu wenig
unterrichtet, doch ist so viel sicher, daß im
römischen Kaiserreich gewaltige Scheide-
geldkrisen zu überstehen waren. Im frühen
Mittelalter kam der kleine Verkehr mit
Tausch von Naturalien aus. Erst als die-
Gulden und Groschen aufkamen, als zu
gleicher Zeit die Natural- der Geldwirt-
schaft zu weichen anfing, als die stehenden
Heere und in den Städten die Industrie
und der Handel das Arbeiterwesen und
damit regelmäßige Geldlöhnung ausbildeten,
wurde die Scheidemünze wichtiger, hörten
die Pfennige und Heller auf, Kurantgeld
zu sein (in Süddeutschland 1425 — 1450).
Damals begann man auch zu unterscheiden
zwischen Moneta grossa und moneta
minuta, zwischen Ober- und Bei währ,
zwischen Reichs- und Landmünze, zwischen
grober Münze und Schiedpfennig oder
Usualmünze. In Deutschland wurde zu-
erst durch die Reichsmünzordnungen (s. d.)
versucht, die Zahlkraft der Scheidemünze
zu beschränken, durch die von 1559 auf
25 Fl, bei jeder Zahlung, aber die Kraft
fehlte, diese Bestimmung durchzuführen.
Und außerdem war in den Reichsmünz-
ordnungen der Fehler gemacht worden,
den Fuß der Scheidemünzen durch Wahl
eines zu teueren Stoffes zu kostbar zu ge-
stalten (s. Reichsmünzordnungen), so daß
entweder gar keine Scheidemünze ange-
fertigt wurde oder solche, die dem Reichs-
münzfuße nicht entsprach. Aus Geld-
mangel wurde dieser Fuß immer mehr
verschlechtert, bis man in den Kipper-
unfug geriet (s. Kipper und Wipper). Seit
der Kipperzeit wurde das Wort »Schied -
oder Scheidemünze« in Deutschland all-
gemein; zwar wirkte die Furcht vor einer
ähnlichen Katastrophe heilsam, doch ver-
fiel man noch einigemal in den Fehler
übergroßer Scheidemünzprägungen (s. Rote
Sechser, Seufzer), zuletzt in Preußen vor
l8o6; dann ist dieser Staat zu einer vor-
bildlichen Scheidemünzpolitik gekommen,,
während das Scheidemünzelend in Süd-
deutschland noch bis 1873 fortgeschleppt
werden mußte.
Ähnlich verlief d. Entwicklung in dem po-
litisch zersplitterten Italien; über sie und
die französische Scheidemünzpolitik ist nur
wenig bekannt, doch ist man in Frankreich
früh zu kupferner S. gelangt, wozu Deutsch-
land sich fehlerhafterweise früher nur in
Westfalen, sonst erst seit der zweiten
Hälfte des 18. Jh.s entschlossen hatte*
Spanien und Polen sind in den
SCHEIDEMÜNZE
593
entgegengesetzten Fehler verfallen, indem
sie besonders durch enorme Kupferprägun-
gen im 17. Jh. den wirtschaftlichen Ruin
ihrer Lande herbeiführten, während Eng-
land durch Vernachlässigung der Scheide-
münzprägung die Bevölkerung zur Ausgabe
von privaten Scheidemünzen vetranlaßte (s.
Token). Hier kam erst Adam Smith zu
der Erkenntnis (1776), daß die Scheide-
münze unterfertig auszumünzen sei, und
seit 181 6 führte auch England eine richtige
Scheidemünzpolitik, indem es die freie
Prägung der Scheidemünze aufhob. Nach-
dem Frankreich durch übermäßiges Prägen
von Scheidemünze aus Glockenmetall in
der Revolutionszeit sich sehr geschadet
hatt^, führte Napoleon 1810 richtige
Grundsätze in diesem Zweige des Münz-
wesens ein (s. Gold-, Doppel-, Silber-
währung und Währung).
Endlich wäre noch die Frage nach der
Begrenzung des Begriffs der Seh. nach oben
hin zu beantworten. Das ist für die Zeiten
seit etwa 100 Jahren einfach, da hier
alles S. hieß, was nicht unbeschränkte
Zahlkraft hatte, während für ältere Zeiten,
d. h. vom 16. Jh. an, da der Begriff der
S. entstand, bis zum 19. diese Entwicklung
für jedes einzelne Land zu erörtern wäre.
In Brandenburg entstand um 1650 die
Usualmünze der Via- und Va4 -Taler, aber seit
der Errichtung des Leipziger Münzvereins
von 1690 gehörten die Zwölftel nicht mehr
zu den Scheidemünzen, wobei es in Preußen
bis 1842 geblieben ist, als diese Sorte
{2Vft-Silbergroschen) wieder S. wurde. Die
ostpreußischen Achtzehngröscher waren
immer Kurantgeld, ebenso die schlesischen
15 -Kreuzer und wohl auch die 6-Kreuzer.
Über andere Länder, auch deutsche,
wissen wir wenig in dieser Hinsicht^ Doch
ist bekannt, daß Sachsen und Braun -
schweig-Hannover bis tief ins 18. Jh. S.
nach sehr feinem Fuße prägten, die mehr
als Teilmünzen des Kurants anzusehen
sind. Da diese Stücke wegen ihrer Fein-
heit immer schnell in den Tiegeln anderer
Staaten verschwanden, behalf sich Sachsen
mit fremden S., schufen Braunschweig
und Hannover neben der feinen Währung
eine gröbere, und zwar vom Gulden herab
bis zum Mariengroschen. Über all diese
Verhältnisse sind aber, wie, gesagt,
WOrterbach dor MOnzkunde.
noch so gut wie keine Forschungen ge-
macht.
Werfen wir noch einen Blick auf das
Scheidemünzwesen der jüngsten deutschen
Vergangenheit, so müssen wir einen Rück-
fall in die Zustände im Anfange des 17. Jh.s
feststellen. Seit dem Friedensschlüsse von
191 9 kamen immer höhere Papiernominale
in die Stellung der Scheidemünze, ohne
daß ihre Zahlkraft gesetzlich beschränkt
worden wäre. Dazu gelangten eine Un-
zahl legitimer Notgeldarten zur Ausgabe
(s. Inflation und Notgeld). Nach der
Reorganisation von Herbst 1923 wurde
dieses Notgeld eingezogen und durch
Verordnung vom 8. November 1923 Stücke
zu SO, 10, 5, 2 und I Rentenpfennig (s. d.)
geschaffen sowie deren Prägequantität auf
I Mark für den Kopf der Bevölkerung
kontingentiert. Am 11. Februar 1924
wurde sie auf 2 Mark erhöht (120 Millionen
Mark). Nach der Verordnung vom 20. März
1924 kamen hinzu 5-, 3-, 2- und i -Mark-
stücke aus Billon (so%ooo feines Silber), 400
Mark aus einem kg Feinsilber. Am 30. Au-
gust 1924 folgte eine Änderung, indem die
Münzen nicht mehr Mark und Renten-
pfennig, sondern Reichsmark und Reichs-
pfennig genannt, die Zahlkraft der Billon-
münzen auf 20, der Messing- und Kupfer-
münzen auf 5 Mark beschränkt, die Kassen-
annahme bis zu jeder Höhe verordnet
wurde. Diese Scheidemünze ist also nach
richtigen Grundsätzen geordnet. Ob frei-
lich die nunmehrige Kontingentierung aller
Scheidemünzen vom 5 -Markstück bis zum
Pfennig auf 20 Mark für den Kopf
(1200 Millionen Mark, Ende Mai 1929 waren
im Umlauf 1151,9 Millionen RM., davon
912,8 Silbermünzen) nicht zu hoch ist,
bleibt fraglich, ist jedenfalls nur so lange
ungefährlich, als die Kassenannahme in
jeder Höhe strikt eingehalten wird. Ein
Einlösungsfonds für kritische Fälle scheint
nicht geschaffen zu sein, obgleich der in
der Münzgeschichte wohl sehr selten er-
reichte enorm hohe Schlagschatz das er-
möglicht hätte; betrug er doch allein aus
der Billonprägung bis zum 31. März 1925
220 Millionen Mark und wird auf 75 Pfen-
nige von einer Mark geschätzt. — Merk-
würdig ist noch, daß manche Länder wie
Frankreich und Italien heute ihre größeren
38
594
SCHEIDEN— SCHIESSPRÄMDEN
S. als solche dadurch kennzeichaen, daß
sie ihnen die Bezeichnung Bon (z. B. pour
I Franc) oder Buono (z. B. da L. i) geben,
die ziemlich überflüssig ist. — G. Schmoller,
Über die Ausbildung einer richtigen Scheide-
münzpolitik vom 14. bis 19. Jh., Jahrbuch
f. Gesetzgebung, 24. Bd., Leipzig 1900,
S. 1247 — 1274; M. Palyi, Scheidemünzen,
Handwörterbuch der Staatswissenschaften,
4. Aufl., Jena 1925, hier auch die weitere
Literatur. Dazu Schrötter, Preußen
1806/73, Gesch. I, I. Buch. S.
Scheiden nennt man die Gewinnung von
reinem Metall aus Erzen oder Legierungen.
Sie geschieht in der Hauptsache durch Ab-
treiben mit Blei (s. d.), durch Amalgama-
tion (s. d.), Kupferraffination (s. Affinieren),
Laugprozesse und Elektrolyse. S.
Scheidewasser heißt die Salpetersäure
(HNO3), weil sie alle Metalle außer Gold
und Platin auflöst. Aus silberhaltigem
Golde scheidet das S. das Silber als Silber-
nitrat aus. S. auch Köm'gwasser. S.
Scheingeld, Scheinkreuzer s. Wiener
Währung. S.
Scheiterhaufen s. unter Rogus. R.
Scheitel, von sem. äaqal = wiegen, sem.
Gewicht = ^/öo der Mine, sowohl der
leichten wie der (doppelt so viel wiegenden)
schweren Mine, dann eine Münze von
diesem Gewicht (Abb. 86); mehr s. unter
Siglos. R.
Scherf, ahd. scerpf, nord. skärf, skjerv,
= Hälbling, mhd. helbeling, hellinc = ^/z
Pfennig, lat. obulus, assis. Im Kompilator
des Glossars Id, Ahd. Gl. HI 381, 48
lesen wir »Obolus hellinc quem Teutonici
quidam scerphum vocant«. Entstanden
ist das Wort Scherf nach Edward Schröder
aus dem lateinischen Wort scripulus im
keronischen Glossar; scripulus > scrip >
scirp > scerp > scerpf. Es ist ein hoch-
deutsches Wort, das über Westfalen und
Thüringen nach Niedersachsen gewandert
ist und hier das einheimische Helling ver-
drängt hat. In der hochdeutschen Heimat
gerät es in Vergessenheit und räumt dem
Helbeling den Platz ein, als skärf, skjerv
geht es bis nach Skandinavien. In späterer
Zeit tritt auch der Heller, als er auf die
Hälfte seines ursprünglichen Wertes ge-
sunken war, für den Scherf ein: »haller
adir scherflF« (Breitenbach in Hessen 1467).
In Flandern wird der Scherf durch die
mijte ersetzt (s. Mite).
Obole oder Scherfe sind in älterer Zeit
relativ selten ausgeprägt worden. Die
Karolinger haben seit Ludwig dem From-
men wohl Obole schlagen lassen, aber
nur selten. Aus der Zeit der sächsisch-
fränkischen Kaiser gibt es einige wenige
Stücke, die sehr selten sind. Erst in der
Hohenstaufenzeit werden sie häufiger.
Am frühesten sind in Lüneburg Kupfer-
scherfe ausgeprägt (1531 — I777)i dann
u. a. in Meckl. Güstrow (1558—1593),
in Lübeck, Hamburg, Wismar, Rostock,
in Pommern -Wolgast, -Stettin und -Barth,
in Stralsund 1607. Für Thüringen war
»die klassische Stadt« des S. Erfurt. Die
Erfurter Münze ist die einzige städtische,
welche in der Kapperzeit 1621/1622 sogar
ein mehrfaches in Kupferscherfen ausge-
prägt hat, XII S., III S., II S.
In Frankreich sind Obole wohl neben den
Pfennigen geprägt worden, aber sehr selten;
ein Halbstück zum Turnospfennig Hein-
richs II. von England, in Frankreich ge-
prägt, hat die Umschrift »obolus civis«.
Ebenso ist die Prägung der »Half-
pennies« in England im M.A. nicht häufig
gewesen. In Ungarn bezeichnet sich eine
Münze Belas IV. (1235 — 1270) als »obulus«.
Vgl. Maille. — Scherf hat oft die Bedeutung
als kleinste Münze, »minutum scerpf «, und
in dieser Bedeutung hat Luther das Scherf-
lein in die Bibel aufgenommen. — Mena-
dier, D. M. II S. 53 ff.; E. Schröder, Scherf,
in Ztschr. f. vergl. Sprachforsch. 1918, 48,
Bd., S. 141 ff.; T. 0. Radlach, Scherf u.
Scherflein in Ztschr. f. Kirchengesch. i. d.
Prov. Sachsen 1914. Su.
Scheuem. Nach dem Weißsude (s. d.)
wurden früher die Gold- und schönen
Silbermünzen mit der Hand, die anderen
in einer sich drehenden Scheuertonne mit
Wasser und Kohlenstaub poliert. Da
Kohlenstaub aber unreine Platten ergibt,
ninamt man statt dessen heute Sägespäne
oder pulverisierten Weinstein. — Schlösser,
S. 193. ^ S.
SchleBprämlen sind Medaillen, Münzen
und Jettone, die, zur Belohnung guter
Schützen bestimmt, diesen Zweck durch
Bild und Schrift anzeigen. Ihrer gibt es
seit dem 17. Jh. eine schier unzählige
SCHIFF
595
Menge, eine besondere Art sind die Schieß-
klippen (s. unter Klippen). Sehr viele Mün-
zen wurden auf das große Geschützschießen
in Straßburg 1 590 geprägt. — Engel u. Lehr,
Num. del'Alsace, Paris 1887, S. 214 — 217;
Samml. A. v. d. Heyden, Heß Nf. 17. X.
1904 nr. 1548 ff. S.
Schiff auf M. Bei den buchtenreichen
Küsten und oft so schmalen Festländern
der klass. Gebiete war den Bewohnern die
Schififahrt ein Lebenselement, und es sind
Seh. daher auf antiken M. sehr häufig, oft
geradezu eine Art Stadtwappen (Byzantion,
Rom, Samos und, redend, Phaseiis, von
(pacrQ^oc = der Nachen). Dargestellt ist das
ganze, meist Ruder-, aber auch Segel-Sch.,
bes. auf M. der seeberühmten Phöniker-
städte Arados, Byblos, Sidon, z. T. über
Wellen oder an der Stadtmauer, also in
landschaftl. Umgegend; es erscheint dann
als Beiz, auf Satrapen -M., ferner auf republ.
M. (des Q. Lutatius, C. u. M.' Fonteius,
M. Antonius, Q. Nasidius, hier auch mehrere
Seh.), später oft auf Kaisermünzen, z. B.
von Korkyra, Apameia Bith., Nikomedeia,
Kyzikos, Gadara, Alexandreia Äg. (hier
auch mit Isis Pharia, vor Leuchtturm usw.),
des Hadrianus, M. Aurelius usw. — Viel
häufiger ist das Schiffs vor der teil (icpÄpa,
lat. prora), am frühesten wohl in Phaseiis
(6. Jh.), hier wie auch sonst zuweilen, bes.
bei der »Samaina« von Samos, in einen
Tierkopf (Delphin, Eber) auslaufend (Z. f. N.
Z7 S. 68), später in Megara, Korkyra (hier
steht oft ein Schiffs name darauf, wie auch
einer in Histiaia vorkommt), Sinope, Kios
(Abb. 38), bei Pharnabazos, Samos, Knidos
usw., in heilenist. Zeit u. a, in Leukas,
Thebai Magn., auf phönik., syr., makedon.
M.; überall auch als Beiz. Auch Götter
(Apollon, Artemis, Poseidon, Nike, Tyche,
Astarte, Nymphe) sitzen oder stehen darauf
(Histiaia, Demetrios L, Antigonos »IL«,
Magnesia Thess., Asandros, phönik. Städte,
Kurion auf Kypros). In Rom ist die Prora
das Rs.-bild der Kupfer-M. vom ältesten
Aes grave an bis zum Ende der Republik
(Abb. 60/61) und wird sprichwörtlich (aut
capita aut navim), es geht von da auf
die M. von Copia und Vienna über; zuweilen
sind es ihrer zwei oder drei; auf Gram-
matikermißverständnis beruht die irrige
Unterscheidung einer ratis kleinerer Wert-
stufen von der navis des Asses (R. E. I A
S. 266) ; Ovid, Fast. I 239 nennt sie gar
puppis. Die Prora erscheint auch auf M
(Cn. Pompeius; Cn. Domitius: hierzuweilen
ein Tropaion darauf, ebenso bei Augustus;
C. Egnatius: hier stehen Venus und Roma
darauf; Augustus: hier Victoria darauf,
so auch auf M. der Flavier mit Victoria
navalis, usw.); bei den E. der Flottenprä-
fekten des Antonius wird die vierfache
Abstufung 3 Schiffe — 2 Schiffe — i
Schiff— Prora zur Unterscheidung der Wert-
stufen (vgl. unter Wertbezeichnung) ge-
braucht. In der Kaiserzeit gewinnt das
Seh. durch die für die Hauptstadt lebens-
notwendige Getreideeinfuhr bes. Bedeutung
und es ist daher die Prora nicht nur häufiges
Attribut der Roma selbst, später auch der
Constantinopolis, ebenso der Annona, son-
dern auch anderer damit zusammenhängen-
der Bilder wie Laetitia, Felicitas, Providen-
tia, Securitas; auch findet es sich auf griech.
u. röm. M." neben dem gelagerten Flui3gott,
bei Poseidon usw. — Das Schiffshinterteil
(Tcp6}jLV>j, puppis) findet sich bes. auf M. der
Makedonen, von Tyros (Demetrios IL) und
Phaseiis. — Wegen einzelner Teile (Bugzier
= acrostolium; Heckzier = acp^acstov,
aplustre; Schnabel = rostrum; Cheniskos,
vorn oder hinten) und Ausrüstungsstücke
(Anker, Stylis) s. die einzelnen Worte, vgl.
auch unter Nauarchis und Naumachia. —
Besondere hierhergehörige M. der Kaiser-
zeit sind z. B.: die Aufschrift iTciSTjfiia ß
iSeüT^pou bei einem Schiff (Perinth); die
Kaiserjacht als l'eßacrxo^fSpoc bezeichnet: M.
von Alexandreia Äg.; ebenda auch die
Barke des Sarapis und des Osiris, auch im
Tempel; xaiotTcXoD? steht zu einem Seh. auf
M. von Ephesos == Anfahrt (des Kaisers);
die 'Ap7(o der Argonauten, so bezeichnet:
Magnesia Thess. Auf röm. M. u. Med. finden
wir das Seh. auch bei den ohne weiteres
verständlichen Aufschriften Adventus
Augusti, Traiectus Aug. (2. B. zum Schiff:
Gordianus III.; zur Schiffsbrücke: Cara-
calla, und, mit Aufschrift Virtus Aug.: M,
Aurelius; auf Überfahrt des Kaisers be-
ziehen sich auch die Z. f. N. 36 Taf. XI
5. 6 abgeb. röm. Schiffsbilder), Victoria
Aug. (Constantinopolis), endlich bei Strand -
und Hafenansichten (s. unter Stadtbild)
einschließlich der Med. des Commodus und
38*
S96
SCHIFFSDUKAT— SCHILD
Diocletianus mit votds felicibus, — Graser,
Die alt. SchiflFsdarstellungen a. ant M.,
Berlin 1870; Anson, Greek coin types V
Taf. XIV— XXI; Regling, M. als Kunst-
werk S. 147 usw. ; Köster, Das antike See-
wesen, Berlin 1923; Ebert, Reallex. XI
S. 235/55-
' Auf M. des Mittelalters kommt ein Schiff
insbes. auf Karplingerdenaren von Dür-
stede, den Nobeln von England und ihren
niederländ. Nachprägungen, in der Neuzeit
auf. den Guineadukaten von Brandenburg
und Dänemark usw. vor. Auf Med. bes. der
Seefahrt treibenden Staaten sind selbstver-
ständlich Schiffe und sonstige aufs See-
wesen bezügliche Darstellungen häufig; die
älteste ist die des Guazzaloti auf Papst
Sixtus rV. von 1454 mit dem Papst in
einem mit eclesia bezeichneten Nachen;
später sind insbes. berühmt die großen Med.
des 17. Jh.s auf die hoUänd. Admirale
I}.uyter und Tromp und auf dänische See-
siege, oft mit schönen Hafen- u* a. Land-
schaftsbildem. — Rorange, Messageries et
postes S. 449 ff.; Sammlung von Marine-
Med.: Helferich, Auktionskat. S. Rosen-
berg 1919; Moll, Das Schiff in der bilden-
den Kunst, Bonn 1929. R.
Schiffsdukat = Guineadukat (s. d.).
. Schiffsgeld s. Peso und Macuquina. Wie-
gand gibt in BL f. M. Fr. 1928, S.271 als
Ursache für die mangelhafte Technik der
Macuquina an, daß die amerikanischen
Minenbesitzer gesetzlich verpflichtet waren,
ihre Silberausbeute sogleich zu vermünzen,
weil niemand ungemünztes Silber besitzen
dürfte, was so viel bedeutet, daß sie es der
Krone sofort verkaufen mußten. ■ . S.
Schiffsgulden sind die für Ostindien von
den Niederlanden zur Zeit der batavischen
Republik 1802 und später geprägten silber-
nen I-, V»-» V4-, V«- und Vi6-Gulden mit
einem Dreimaster auf der Vs. Nach
Schmieder wurden sie leichter als die hol-
ländischen ausgemünzt, um ihre Ausfuhr
zu verhüten. — Verkade, S. 60 Taf. 202.
S.
Schiffskranz, Schiffskrone, lat. corona
Havalis oder corona rostrata, bei den Rö-
ipem zu den dona militaria gehörig, Be-
lohnung für Auszeichnung im Seekriege;
auf röm. JR und auf M von Nemausus trägt
iJin.Agripp^': ejs ist bald . ein .Lorbeerkran«;.,
an dem vorn ein Schiffsvorderteil sitzt, bald
ist er verbunden mit der Mauerkrone, indem
an ihr vorn über der Stirn ein Schiffsvorder -
teil befestigt ist; auf M des Augustus und
provinzialen JE desselben mit CA aber, die
ihn als alleiniges Rs.-bild haben, ist es ein
Lorbeerkranz, zwischen dessen Blatt-
büscheln Schiffsvorderteil.e eingeflochten
sind. — Steiner, Bonner Jahrb. 114 S.
36/38. R.
Schiffsnobel s. Nobel.
Schitfspeso, Schiffspiaster s. Schiffsgeld.
Schiffsschilling s. unter Schilling, nieder-
ländischer. S.
Schiffs- oder Reisetaler heißen Taler des
Herzogs August des Jüngeren von Braun-
schweig von 1650 mit dessen Brustbild auf
der Vs. Die Rückseiten zeigen entweder
einen Dreimaster und einen denselben zu
besteigen zögernden Mann am Ufer oder
zwei Schiffe und denselben Mann. — Fiala,
Neues Haus Braunschweig, S. 108 f., Taf.
ni, 7, 8, 9. S. auch Reisetaler. S.
Schild. Der Seh., die wichtigste Schutz-
waffe aller Zeiten, erscheint auf antiken M.
in folgenden besonders gearteten Formen:
I. Ancile, s. d., 2. Pelta, s. d., 3. der böoti-
sche Schild, benannt nach dem Vorkommen
auf böot. M., ist ein großer Ovalschild mit
je einer tiefen Einbuchtung r. u. 1. in der
Mitte; als Schildzier kommen die Attribute
der Hauptgötter der einzelnen Städte vor:
Dreizack in Haliartos, Keule in Theben
(s. u. ) ; 4. der makedon. Schild ist ein Rund-
schild, bei dem sich um ein Mittelbild (Gor-
goneion, Keule, Sechsschenkel, Monogramm
usw., bei Caecil. Metellus: Elefantenkopf)
Zierate (Punkte oder Sterne in Halbkreisen,
Punktgruppen u. dgl.) herumziehen; er er-
scheint auf makedon. M. und solchen röm.,
die auf Makedonien Bezug haben, und ist
als makedon. auch auf anderen Denkmälern
nachweisbar, Z. f. N. 35 S. 255 Anm. I;.
der unterliegende Soldat auf M. des Patraos
trägt ihn wohl nur versehentlich, Z. f. N. 37
S. 238 Anm. 5. S- Der goldene Rund-Sch.,
Clipeus Virtutis, den der Senat dem Au-
gustus verlieh, erscheint mit CL. V oder
S. P. Q. R. CL. V oder S. C. bezeichnet auf
zahlreichen M., allein oder von Victoria ge-
' tragen oder von ihr auf einen Cippus gesetzt
usw. ; — In der Kiiiserzeit treten auf den M.,
die zum Andenken an german. Siege geprägt
SCHILD— SCHILLING
597
sind, bes. oft sechseckige Schilde mit
einem baumähnlichen Ornament auf, Bon-
ner Jahrb. 120 (1911) S. 159 ff. — Eine
schildförmige Erhebung, auf der das eigent-
liche Münzbild ruht, z. B. auf M. von Elis,
auf unbestimmten Reiter -M. (Seltman,
Athens Taf. XXIV 7) und manchen Reihen
des Aes grave, hat meist nur ästhetische
Bedeutung; Regling, M. als Kunstwerk
S. 96. — Auf dem Schilde trug man
(Winter, Altgriech. Schildzeichen, Bonner
Jahrb. 127 (1922) S. 244 ff.) schon im
griech. Altertum als Zier ein Bild oder
dgl, das zuweilen wappenartig wird (s. o.);
so finden wir diese Wappen (auch die von
Familien? vgl. Seltman, Athens S. 2i u. ö.)
auch auf M. der betr. Städte wieder: die
Mantineer benutzten nach Bakchyl. Frg. 5
einen Dreizack — wir finden diesen auch
auf ihren M., die Peloponnesier mehrfach
den Anfangsbuchstaben ihrer Stadt —
nirgends ist dieser so häufig das M.-bild
wie in der Peloponnes, vgl. Regling, Samml.
Warren zu n. 895. Das leitet zur mittel-
alterlichen Heraldik über, s. Wappen-
schild. — Anson, Greek coin types II Taf.
XV— XXII; Ebert, Reallex. XI S.255;
R. E. II A S. 420. R.
Schild, heraldisch = Wappenschild (s. d.) ;
Münze, s. ficu d*or.
Schildhalter sind seit dem 14. Jh. er-
scheinende Figuren von Menschen oder
Tieren, die den Wappenschild halten oder
als dessen Wächter an den Seiten stehen.
Zuerst findet sich nur ein S., seit dem 15.
Jh. meist, seit dem 17. immer zwei sym-
metrische Figuren, doch wählte das Rokoko
zwei asymmetrische Figuren. — Haupt-
mann, S. 54. S.
Schildige Groschen, Schildgroschen, auch
Landsberger Groschen genannt, sind Meiß-
ner Groschen, die, seit den dreißiger Jahren
des I S* Jh.s geprägt, ihren Namen von dem
auf beiden Seiten der Münze sich befinden-
den Landsberger Pfahlschild haben. Auf
der einen Seite wird er von dem stehenden
Löwen gehalten, auf der anderen befindet
er sich vor dem Anfange der Umschrift,
das rs. Bild ist ein Lilienkreuz i. Vierpaß;
ca. 85 oder 82 Stücke wurden aus der 8-.
oder plötigen Mark geschlagen (1431— 37)-
Die Landgrafen von Hessen ließen (zuerst
Ludwig I. 1413 — 1458) schildige Groschen
mit dem hessischen Löwenschild prägen. — .
Schwinkowski, Geld- u. M.wesen Sachsens
S. 44/45 nr. 25. Su.
Schildlouisdor wurden in Deutschland die
Louisdor Ludwigs XVI. von den beiden
Schilden Frankreich-Navarra auf der Rs.
genannt. S. auch unter Louisdor. S.
Schilling, got. skilliggs, altnord. skillingr,
altengl. skilling, ahd. scilling, mhd. schillinc.
I. Die mittelalterlichen Schil-
linge. Schilling ist ursprünglich die ger-
manische Bezeichnung für den byzantini-
schen aureus oder solidus, so in 2 gotischen
Urkunden um 550 und in althochdeutschen
Glossen um 740: aureos sex = skillinka
sehsi (Ahd. Gl. II 255, 2).
Den Namen hat man von Solidus, von
siclus und von der siliqua abzuleiten ver-
sucht; die Ableitung von Solidus erscheint
zunächst wahrscheinlich, aber lautlich
ist der Übergang von solidus zu Schilling
nicht recht zu erklären. Weiter hat nxan
das Wort mit ahd. scellan, klingen in Ver-
bindung gebracht (Müllenhof, Kluge, Hey-
ne) und von skillingr »der Klingende« ab-
geleitet, Edward Schröder möchte Schilling
in got. skildus »der Schild« suchen. Der
Schilling wäre also »der Schildartige«,
»eine Art Schild« oder auch der »kleiüe
Schild«. Grote dagegen (und mit ihm
Jakob Grimm) bringt in seinen Münz-
studien (I S. 143, II S. 850 u. f.) u. a. die-
sen Münznamen mit den altgermanischen
Bußzahlungen in Zusammenhang: altgerm.
skillan heißt: ich habe getötet oder ver-
wundet, daher weiter: ich bin bußpflichtig
geworden, schulde, Schuld. »In dem hier-,
aus gebildeten Wort Schilling ist daher die
Werteinheit zu erblicken, nach welcher die
Buße festgesetzt wurde.« Diese Wertein-*
heit war ursprünglich die gewöhnliche,
milchgebende Kuh, die dann dem spätröm..
Solidus ungefähr gleichgesetzt wurde, wo-
durch die Übersetzung von Schilling mit so-
lidus zustande kam. Aber auch diese Ablei-
tung ist nicht stichhaltig, da schon die Ost-
goten in Italien »solidus« mit »skilliggans«
übersetzten, diese werden dabei schwerlich
an eine Strafeinheit gedacht haben.
Der Goldsolidus ist im M.A. nur in
den german. Reichen der Völkerwande-
rung wirklich . ausgeprägt worden, und
zwar nach konstantin. Münzfuß, größten-
598
SCHILLING
teils in genauer Anlehnung an die by-
zantin. Solidi in Umschrift und Bild.
Wroth schreibt schon einige mit Namen
des Valentinian III. u. des Anastasius den
Vandalen zu, die diese in Afrika geprägt
haben sollen (BMC S. I, lo). Dann werden
sie von den ostgot. Königen, vor allem von
Theoderich mit Namen des Anastasius,
teilweise mit seinem eigenen Monogramm
und mit Buchstabenligaturen der Münz-
stätte, von Mailand, Ravenna und Rom,
nachgeahmt.
Die Westgoten und Langobarden haben
nur in den Anfängen ihrer Herrschaft ver-
wilderte Solidi geschlagen, der Burgunder-
könig Gundobald Solidi des Anastasius mit
seinem Monogramm. Auch die fränkischen
Könige brachten ihre Solidi in völliger Ab-
hängigkeit von den byzantinischen Münzen
bis gegen die Mitte des 6. Jh.s nach dem
konstantinischen Münzfuß zu 24 Siliquen
aus. Erst in den Jahren 544 — 548 fing König
Theodebert an, Goldstücke unter eigenem
Namen zu schlagen (Abb. 127). Nach 580
erfolgte im Südosten des Frankenreichs eine
stufenweise Herabsetzung des Solidus auf
221/3 u. bald darauf auf 21 Siliquen. Die
Prägung der Solidi zu 21 Siliquen begann
mit Stücken, die Bild und Namen des
byzantinischen Kaisers Mauricius Tiberius
(582 — 602) tragen, und dauerte bis gegen
die Mitte des 7. Jh.s. Der Solidus war da-
durch nur noch ca. 4 g schwer. Unter der
Regierung K. Chlotars IL (613 — 629) er-
folgte die Abschwächung des fränkischen
Solidus auf 20 Siliquen-Gewicht oder 3,18 g
(die Wertzahl XX auf der Münze) (Luschin,
Der Denar der lex salica S. 38 f.). Dieser
leichtere Solidus wurde solidus Galliens oder
Gallicanus genannt. Ein Solidus dieses
Namens wird schon erwähnt in einem Edikt
des Majorian v. J. 458; Blanchet, Les sous
Gaulois (Moyen-äge 1910 S. 45 ff-)» will in
diesem die barbarischen Nachahmungen der
Solidi der Kaiser des 4. Jh.s in dem Dort-
munder Goldfund (Regung nr. 30, 134,
135, 188, 193—96, 235 u. 272) sehen, die
4,3 g schwer waren und im rechtsrheini-
schen Germanien von den Alemannen ge-
. prägt sein sollen. In Frankreich wurden
später nur nochTrienten (s. d.) ausgegeben,
neben die seit dem 7. Jh. silberne Denare
treten, und in karolingischer Zeit prägt
man diese fast ganz ausschließlich, von
denen erst 40, seit ungefähr 743 12 Stück
auf den Schilling gehen (s. Denar). Daher
ist der Solidus also jetzt zur bloßen Rech-
nungsmünze geworden, ein Pfennigvielfa-
ches. Als solcher, verbunden mit einer grö-
ßeren Rechnungsmünze, dem Pfund (s. d.)
zu 240 Pf., verbreitete er sich im Werte
von 12 Pf. als Vao des Pfundes im gan-
zen Karolingerreiche mit Ausnahme von
Friesland und Bayern, und darüber hin-
aus in Spanien, in Italien und seit dem
II. Jh. auch in England (s. Penny). Er
wird in bayerischen Urkunden des 8. u.
9. Jh.s zuweilen nach seiner Herkunft soli-
dus argenti franciscus, später im Verhältnis
zu dem größeren bayerischen Schilling auch
solidus brevis genannt.
Der bayerische sogenannte» lange« Schil-
ling ist gleich 30 Pfennigen, Er mag da-
durch entstanden sein, daß in Bayern durch
den Donauhandel mit dem am Golde fest-
haltenden Osten begünstigt, byzantinische
oder arabische Goldstücke über die karo-
lingische Währungsreform hinaus umliefen,
die 30 karoling. Denaren gleichgesetzt wur-
den. Dieser Schilling war auch in den bis
ins 10. Jh. mit Bayern verbundenen Ge-
bieten der Ostmark und Karantaniens
üblich. Das Pfund wurde danach hier bis
über das M.A. hinaus in 8 Langschillinge
von 30 Pf. eingeteilt.
Der Schilling hörte erst im 13. und 14. Jh.
auf, eine Rechnungsmünze zu sein. In
dieser Zeit prägte man ihn zuerst als Münze
aus, so Ludwig der Heilige von Frankreich
1266 als grossus denarius turonensis (siehe
Groschen) . In Deutschland ahmte man groß -
tenteils diesen »Großpfennig« zunächst un-
ter dem Namen »Groschen« nach. Aber an
der Ostseeküste, in Preußen und in dem Ge--
biete des wendischen Münzvereins, in Fran-
ken und Schwaben nannte man diese neue
Münze nach ihrem Wert von 12 Pfennigen
Schilling. Im Rheinland wurde der Name
des Schillings durch den des Albus (s. d.)
ersetzt.
Die ältesten preuß. Seh. mögen die Win -
richs von Kniprode (1351 — 82) sein, über
die wir durch eine Urkunde vom Jahre 1380
unterrichtet werden (Voßberg S. 94 f. , Jesse
nr. 203). Danach werden 112 Schillinge aus
der gewogenen Mark Kulmisch (Kulmische
SCHILLING
599
Mark = rund 1,87 g, 13,072 Lot Kölnisch)
iSVslötig ausgeprägt, d. h. 134 St. aus der
feinen Mark Kulmisch, Rauhgewicht =
1,67 g, Feingewicht i,39 g- Unter Konrad
V, Jungingen {1404 — 1406) wurden die
Schillinge 12 lötig zu 149V3 ^^s der
feinen Mark geschlagen. Die Verschlechte-
rung geht dann sehr schnell, besonders
seit 1410 vorwärts. Die letzten von
Johann von Tiefen (1489 — 1497) sind
3 lötig, 757V3 Stück gehen auf die feine
Mark, während auf die rauhe 142 Schillinge
gehen: also hatte ein Stück 0,24 g Fein-
gewicht, 1,32 Rauhgewicht. Das Bild der
Ordensschillingc ist im wesentlichen gleich-
bleibend: Vs. das Hochmeisterwappen; in
dem großen bekreuzten Ordensschilde ein
kleinerer, auf dem Kreuz von Jerusalem
ruhender Adlerschild; Rs. der einfache Or-
densschild mit dem Kreuz (Abb. 222). —
Voßbcrg, Gesch. der Preuß. Münzen und
Siegel, Berlin 1842, S. 94ff.
Einige Jahrzehnte nach dem Beginn der
preuß. Schillingprägung haben auch die
Bischöfe und Herrenmeister Livlands solche
Münzen prägen lassen.
Die Schillinge des preuß. Hochmeisters
Paul von Rußdorf lieferten für die,
welche Bogislaus IX. von Pommern (1418
— 1446) in Stolp im Gewicht von 1,68 und
1,73 g schlagen ließ, das Vorbild. Auch
Bogislaus X. mag in seiner Schillingprägung
seit 1492 in Damm und Garz und seit 1500
in Stettin durch den Deutschorden beein-
flußt sein. Seine Schillinge sind 6Va lötig
und i75Va Stück gehen auf die rauhe Mark,
also hatte I Stück noch 1,33 g Rauh- und
0,54 g Feingewicht. — Dannenberg, Pom-
mern S. 136 ff.
In Lübeck hatte man bereits um 1365 —
1370 einen Versuch gemacht, den Wert von
12 Pfennigen in einer Silbermünze auszu-
bringen (Jesse, Bcrl. Mbl. 1925 S. 176 f.,
Wend. M. verein S. 105) und ein dem Tumos-
groschen nahekommendes Stück geprägt,
einen »groten penningh von twelf pen-
ninghen« mit sitzendem Kaiser und stehen-
dem Johannes dem Täufer in der Man-
dorla, 57 aus der 15 lötigen Mark, also von
4,10 g Rauh- und 3,84 g Feingewicht (vgl.
Behrens in BerL Mbl. 1898 S. 2354 nr. 59).
Aber erst von 1432 an kam es in den 4 wen-
dischen Städten Lübeck, Hamburg, Wismar
und Lüneburg zu einer dauernden Schilling-
prägung. Anfangs wurden sie zu 92, dann
zu 95, um die Mitte des Jahrhunderts zu
100 und endlich zu 1031/» Stück aus der
zehn-, dann neunlötigen Mark geschlagen,
Rauhgewicht also 2,5 bis 2,25 g mit einem
Feingehalt von 1,5 bis 1,25 g.
Das Gepräge der wendischen Schillinge,
deren Stempel in Lübeck für alle 4 Städte
hergestellt wurden, zeigt auf der Vorder-
seite dauernd das Stadtwappen, während
auf der Rückseite anfänglich ein befuß-
tcs Kreuz, später aber in der zweiten
Hälfte des 15. Jh.s ein reiches verziertes
Kreuz, in der Mitte meist mit Schildchen
im Vierpaß belegt, dargestellt ist.
Der Sundische Schilling (1503 Gewicht
1,3 g) und auch der Rostockische (seit
Mitte des 15. Jh.s 1,25 — 1,4 g schwer) ist
etwa halb so groß wie der Lübische ge-
wesen, wie auch die Sundische Mark auf
die Hälfte der Mark Lübisch zu schätzen
ist (Grautoff, Lübeck S. 158).
Fränkische Schillinge sind nach F. v,
Schrötter, Brandenburg - Franken Bd. I
zuerst in den 90er Jahren des 14. Jh.s ge-
prägt worden, und zwar von Friedrich V.
V. Nürnberg im Verein mit den Bischöfen
V. Bamberg und v. Würzburg. Das Durch-
schnittsgewicht dieser Münzen beträgt
1,878 g. In dem M. -Vertrage der drei
Fürsten und Johanns v. d. Oberpfalz vom
25. II. 1437 wird der Münzfuß folgender-
maßen festgesetzt: HO Stück aus der 8-
lötigen Würzburger Mark (238,62 g), da-
nach hatte ein Stück Rauhgewicht 2,169 g
und Feingewicht 1,083 g, tatsächliches
Durchschnittsgewicht war aber nur 1,78 g.
Gepräge: Vs. Helm des Fürsten, in des-
sen Münzstätte das Stück entstand, Rs.
die Schilde von zwei beteiligten Fürsten
(Abb. 221). Die Gepräge wechseln dann in
den einzelnen Münzverträgen. Münzverein
vom 9. 8. 1457 zwischen Johann IV. und
Albrecht von Brandenburg, der Stadt
Nürnberg und B. Anton von Bamberg:
81 Schillinge aus der 7 lötigen Würzburger
Mark (Rauhgewicht 2,946 g, Feingewicht
1,289 g)- Münzverein vom 26. 10. 1495
zwischen Heinrich von Bamberg, Otto,
Pfalzg. bei Rhein und Herzog von Bayern
und Friedrich von Brandenburg: 90 Schil-
linge aus der 6 Lot 9 Grän feinen Würzb.
6cx>,
SCHILLING
Mark (Rauhgewicht 2,651 g und Fein-
gewicht 1,077 g)- Ursprünglich galt in
Franken der Schilling = 6 Pfennige =
12 Heller, später aber 1457 8 H. und 1495
10 Pf., so daß von dieser Zeit auch kleine
oder Halbschillinge, 1457 ein »medius soli-
dus« zu 4 Pfennig von 1,438 g Rauh- und
0,629 g Feingewicht und 1495 einer zu
5 Pfennigen von 1,326 g Rauh- und 0,539 g
Feingewicht geprägt werden. Die 3> Fünfer-
lein« wurden von Kurfürst Joachim I. in
Berlin und von dem Grafen von Diepholz
(15 IG — 29) nachgeprägt (v. Schrötter,
Brandenburg-Franken I S. 161).
Auch in Schwaben wurde durch Ver-
träge verschiedener Länder ein Vereins -
Schilling geschaffen, und zwar am 29. XL
1396 durch einen Vertrag zu Kirchhain u. T.
zwischen Herzog Leopold von Öster-
reich, Bischof Burkhard von Augsburg,
Graf Eberhard von Württemberg, den
Grafen Ludwig und Friedrich von Öttingen
und den Reichsstädten Ulm, Eßlingen und
Gmünd: die Schillinge sollten zu 104 Stück
auf die lo^/slötige Nürnberger Mark
(237,523 g) ausgeprägt werden, also hatte
ein Stück 2,283 g Rauhgewicht bei 1,522 g
Feinsilber. Am 20. IX. 1423 fand eine Münz-
konvention zu Riedlingen zwischen Würt-
temberg und Bodensee- und AUgäustädten
statt, die mit einigen Modifikationen fast
ein Jahrhundert galt. Der Schilling wurde
festgesetzt auf 138V3 Stück auf die 10V3-
lötige Kölnische Mark, also ein Stück von
1,686 g Rauhgewicht bei 1,124 g Feinsilber,
26 Stück = I rh. Gulden. Ein Schilling
galt gleich 6 Pfennigen oder 12 Hellern.
(H. Günter, Das Münzwesen in der Graf seh.
Württemberg, Stuttgart 1897).
Zu erwähnen ist noch, daß sich auf
einigen Trierer Münzen des Erzbischofs
Werner von Falkenstein (1388 — 1418)
ausnahmsweise gleichzeitig mit dem Na-
men Sterling der Name Solidus findet.
Er wiegt 0,720 — 0,840 g bei einem Fein-
gehalt von 0,288—0,301 g. — Noß, Trier
S. 223 flF. nr. 377 ff. Su.
2. Die deutschen Schillinge
der Neuzeit. Seit dem Mittelalter
entwickelten sich, wie wir gesehen haben,
die Schillinge in sehr verschiedener Weise,
selbst die rein deutschen unter sich; bei
allen außer den englischen aber können wir
eine mehr oder weniger schnelle Ver-
schlechterung beobachten. Die deutschen
scheiden sich in folgende räumlich ge-
trennte Gruppen: Die süddeutschen, die
westfälischen, die lübischen und die polni-
schen, die wir wegen ihrer Ausbreitung in
den ostdeutschen Landen hier anschließen,
endlich die heutigen österreichischen S.
a) In Oberdeutschland wurden
Schillinge besonders in Württemberg und
im Bistum Würzburg geprägt. Die württem-
bergischen, meist Wappenschilde tragend,
wogen um 1423 wie gesagt 1,686 g und hiel-
ten 1,124 g Silber, um 1493 1,5 g mit 0,96,
um 1580 1,6 g mit 0,8 g Silber. 1580 galt der
Gulden 28 Schillinge, die nach der Kipper-
zeit hier verschwinden. Im Bistum Würz-
burg dagegen wurden Schillinge als Haupt -
mittelmünze bis zu der Säkularisation
geschlagen, im 16. Jh. mit Landesschild -
Schild mit Reichsapfel mit 28 (Va8 -Gul-
den), seitdem mit Landesschild-h. Kilian.
Sie wogen im 16, Jh. etwa 1,45, gegen
1800 etwa 0,85 g und waren damit gegen
die anderen deutschen S. viel wertbe-
ständigergeblieben. — Die Schweizer Schil-
linge waren im ganzen eine Rechnungs-
münze.
b) Die westfälischen Schillinge
hatten schon um die Mitte des 15. Jh.s
sehr verschiedenes Feingewicht, so die mün-
sterischen etwa 2, die mindischen 2,7, die
osnabrückischen i^/a g, während ihr Ge-
präge meist überall ein Wappenschild und
ein Heiliger waren; in Dortmunder Rech-
nung gingen lo, in münsterscher 15 S.
auf einen Goldgulden, im 16, in Münster 28,
in Osnabrück und Paderborn 21 auf einen
Taler, was aber fixierte Rechnungswerte
waren, während die Schillinge selbst immer
schlechter wurden; hielten doch die Min-
dener schon um 15 10 nur noch 0,6 g
Silber und wurden in Osnabrück 1628 bis
1633 kupferne S. oder 12 -Pfennigstücke
geprägt. Seit dem 17. Jh. wurden die
Schillinge mehr und mehr von anderen
Münzen, besonders von den Mariengroschen
und Mattiern, verdrängt. — Grote, M. St. I,
S. 45 ff«; Stange, Minden S. 70—83.
c) Der lü bische S. spielte seine be-
deutende Rolle in den Ostseeländern und
in Skandinavien (s. unter 3 ^) auch in der
Neuzeit,, besonders wurden die Doppel-
SCHILLING
6oi
Schillinge (s. d:) die eigentlichen Groschen
dieser Gegenden, Es machten die nach Lü-
bischer Art gemünzten hamburgischen S.
keine Ausnahme in der Verschlechterung
der deutschen Scheidemünzen, indem sie
von einem Feingewicht von 1,6 g i. J. 1432
auf ein solches von 0,4 g im J. 1725» fielen;
die letzten wurden 1855 und zwar in
Berlin geschlagen. Das Gepräge der Vs.
ist immer das Hamburger Wappen, das
der Rs. zuerst ein Kreuz und vier Nessel-
blätter, seit 1572 der Reichsapfel, dann der
Reichsadler mit 32 (Vsa Rcichstaler), seit
etwa 1670 die Zahl 48 (V48 Reichstaler),
seit 1725 »I Schilling«. Ähnlich sind Aus-
sehen und Entwicklung der anderen S.
nach lübischem Fuß, besonders der
Lübecker, die bis 1789 geprägt wurden,
und der mecklenburgischen, die zuletzt
1861 — 1866 in Berlin entstanden. Im
17. u. 18. Jh. sind auch 8- und 4-Schilling-
stücke geschlagen worden (Abb. 326).
d) Der polnisch-baltisch-preu-
ßische S. wurde zum dritten Teil des
Groschen und war noch im 16. Jh. eine ganz
ansehnliche Münze: die Münzordnung des
Königs Sigismund I. gab ihm 1526 ein Ge-
wicht von 1,24 g mit 0,23 g Silbergehalt.
Aber die verderbliche Münzpolitik Sigis-
munds IIL brachte wie alle polnischen
kleineren Silbermünzen, so auch die S,
herab, bis sie um die Mitte des 17, Jh.s
unter Johann Kasimir zu einer reinen
Kupfermünze wurden, den berüchtigten,
in ungeheurer Menge geschlagenen »Bora-
tinki« (s. d.), während die preußischen S.
kleine Billonmünzcn blieben. Alle diese
S. waren jetzt die kleinsten preußisch-
polnischen Münzen, da seit dem 16. Jh.
Pfennige nicht mehr geschlagen worden
waren. Um 1755 wiederholte sich die
enorme Schillingprägung Polens nochmals.
Am Ende des 18. und am Anfang des
19. Jh. wurden diese S. überall in Preußen,
Posen und Polen, aber in größerer Form
neben Dreigröschem und Groschen aus
Kupfer geschlagen. — Schrötter, Führer
durch die Münzsammlung der Stadt Thorn,
Berlin 1907, passim.
e) Der österreichische Schilling.
Österreich hat durch Gesetz vom 19. Dezem-
ber 1924 seine Kronenwährung (s. Goldkro-
nen) durch die Schillingwährung ersetzt. Der
Schilling stellt 0,21172086 g Feingold in
der Goldwährung dar, und zwar werden
Goldstücke zu 100 und 25 Schilling, 23,47
und 5,85 g schwer, 9oo/iooo fein, also mit
21,12 g und 5,26 g Goldgehalt geprägt, so
daß die frühere Goldkrone = 14,4 Schilling
ist. Die Stücke zu 100 und 25 Schilling
haben auf der Vs. den österreichischen
Adler mit Hammer und Sichel in den
Klauen, auf der Rs. die Wertbezeichnung.
Aus Silber werden Stücke zu 2, i und
^1% Schilling geschlagen, ^4o/iooo fein. Der
Schilling ist gleich loooo Kronen Pa-
piergeld nach Maßgabe des 1922 — 24
innegehaltenen Kurses. Die Zahlkraft
dieser Silberscheidemünze geht bis zu
50 Schilling. . Der Schilling zerfällt in
100 Groschen, seine Vs. zeigt das Parla-
mentsgebäude, seine Rs. den österreichi-
schen Schild auf einem Lorbeerzweige,
der halbe den österreichischen Schild auf
der Vs. und i/a im Quadrat auf der Rs.,
das 10 -Groschenstück aus Nickel die
Büste einer Tirolerin-Wert im Kranze, der
kupferne Doppelgroschen Krückenkreuz-2,
der Groschen Adlerkopf -i.
3.DieneuerenaußerdeutschenS.
a) Der niederländische S. Der
älteste niederländische Schilling war der
Snaphan (s, d.). Ihm folgten Schillinge,
die, 6 Stüver geltend, nach ihrem Präge-
bilde benannt wurden: Gehelmte Schil-
linge, Rosenschillinge, Arendschillinge (s.
d.) , Scheep j es - (Schiffs -) Schillinge, Hoed -
jesschillinge, Staaten- oder Placaet-
schillinge (s. d.) und fremde Permiß-
schillinge (s. d.). Die niederländischen
Schillinge wogen um 1600 5,27 g und
hielten 3,07 g Silber, von i68o bis 1734
durchschnittlich 4,85 g mit 2,83 g Silber. —
Verkade, S. 41 f.; de Voogt, S. 172. S.
b) Der skandinavische Schilling. In
Skandinavien wurde der S. (Skilling) ein-
geführt, als das alte nordische Münzwesen
am Ende des 14. Jh.s zusammengebrochen
war, und zwar wählte man in Dänemark
das lübische Münzsystem und mit ihm
die Schillingsmünze, während man in
Schweden zwar Wittenpenninge einführte,
sie schließlich aber mit dem altnordischen
Namen Örtug nannte. Der erste Skilling
wurde in Dänemark unter Christoph von
Bayern 1439—48 ausgemünzt; der nächste
6 02
SCHINDEL— SCHINDERLINGE
während des Interregnums 1448 vom
Reichsrat. Christian I. schlug, so viel man
weiß, keine Schillinge; später wurden sie
aber in steigendem Maße von immer
schlechterem Gehalt geprägt (Abb. 324),
was einer der Gründe für die steigende
Schillingzahl des Speziestalers (zuletzt 96 S.)
war. Da der dänische Skilling bei den fort-
dauernden Kriegen und Auf rühren schneller
als der lübische verringert wurde, so war die
Folge, daß i S. lübisch = 28. dänisch
wurde, was am Ende der Regierung
Friedrichs IL (1588) festgelegt ward. Der
Schilling wurde bald als Kronenskilling =
64 S. auf die Krone, bald als Kurant-
skilling, 96 S. auf i Daler Kurant, ge-
schlagen. Er wurde bis 1813, als der Rigs-
bankskilling (s. d.) ihn ablöste, ausge-
münzt.
In Schweden behielt man die alten, natio-
nalen Benennungen Örtug und Öre für die
Scheidemünze. Erst unter Gustaf IV.
Adolf gewann der Schillingname Eingang
bei den Änderungen des Münzsystems, die
die Finanzverhältnisse Schwedens erzwan-
gen. Es waren im Umlauf teils Banko-
schillinge, 48 auf i Bankoriksdaler, teils
Riksgäldsschillinge, 48 auf i Riksdaler
Riksgäld, der »/s Riksdaler Banko aus-
machte; I Schilling wurde auch »Sext-
styver«, ^/a Schilling »Trestyver«, 1/4 Schil-
ling »Halvanstyver« und ^/la Schilling
»Rundstyck« genannt. Mit dem Jahre
1855 kehrte man zu der Öre-Scheidemünze
(s. d.) zurück. W.
c) Der englische Schilling. Seit
den Zeiten der iCarolinger war der englische
Schilling wie der festländische eine Rech-
nungsmünze, indem 20 Schillinge auf ein
Pfund gingen und 12 Pfennige (pence) auf
einen Schilling. Seit dem Anfange des
15. Jh.s aber war der Schilling die mittlere
Münzeinheit Großbritanniens und Irlands.
Er wurde im Jahre 1504 zuerst geprägt,
wog 9,33 g und hielt 8,68 g Silber, trug
auf der Vs. die Büste des Königs, auf der
Rs. den Landesschild auf Langkreuz. Nach
der Münzverschlechterung Heinrichs VIII.
und seiner Nachfolger prägte Elisabeth
den Schilling seit 1561 6,22 g schwer mit
5t75 g Silbergehalt, seit l6oi 6,02 g schwer
mit 5,509 g Silbergehalt. Seit 1816 wog
er 5,655 g und hielt 5,23 g Silber. Unter
Jakob I. zeigte die Rs. den Schild, unter
Jakob II. 4 Schilde, seit Georg wechselte
das Bild der Rs. (Löwe auf Krone, Wert-
bezeichnung, Helm). 1920 wurde die Fein-
heit von 925 auf 500/1000 verringert. —
Grueber, passim; Noback*, S. 999, 1002.
S.
d) Der russische Schilling. Von
dem deutschen »Schilling« wurde das rus-
sische Wort »ScTag« (auch Stl'az ') abgelei-
tet, das im Kirchenslavischen ebenso wie-
Zlatnik (s. d.) in der Bedeutung von solidus,
Nomisma gebraucht wird. Der reale Sinn
von 5c. in der russischen Chronik vom
J. 885 und 964 ist schwerer festzustellen,
denn es könnte in diesem Falle vom
literarisch gebildeten Chronisten sowohl die
byzantinische Goldmünze als auch nach
westeuropäischem Sprachgebrauch 12 Sil-
bermünzen oder ihr Äquivalent gemeint
worden sein. — Sobolevskij, Pen'az' i
Söl'ag, in Filologiöeskija Izviestija, 1910-
Sreznevskij, III, 1615. B.
Schindel s. unter Geschacht.
Schinderllng. Als am 23. XL 145 7
König Ladislaus Postumus, der Sohn
Albrechts IL, starb, brachen über dessen
Erbe zwischen Kaiser Friedrich IIL und
seinem Bruder, Erzherzog Albrecht VI.^
verhängnisvolle Streitigkeiten aus. Die-
durch diese entstehende Geldnot mag den
unmittelbaren Anstoß zu einer über Süd-
deutschland sich verbreitenden Münzver-
schlechterung gegeben haben, die in Öster-
reich mit dem Namen der Schinderlings-
Wirtschaft gebrandmarkt ist (1457 — 1460).
Diese beginnt damit, daß Kaiser Friedrich.
IIL die Ausmünzung, da ihm die Mittel zur
Silberbeschaffung fehlten, seinen drei Käm-
merern Hans Rohrbacher, Hans Spaurer
und dem von Mörsberg gegen einen Ge-
winnanteil überließ, von denen zu Wiener -
Neustadt unter dem Zeichen des Kaisers-
Schwarzpfennige geschlagen wurden. Es-
begann dann im August 1458 neben der
Pfennigmünzung eine noch einträglichere
Kreuzerprägung durch den Frankfurter
Erwin vom Steg in Wiener-Neustadt und
durch den Grazer Bürger Balthasar Eggen-
berger zu Graz, später wohl auch zu
St. Veit in Kärnten und zu Laibach.
Gleichzeitig prägte Erzherzog Albrecht VL
schlechte Münze zu Linz und Eims..
SCHINKENSCHRÖTLING— SCHLAGSCHATZ
603
Dazu kam noch, daß der Kaiser in seinen
Geldverlegenheiten einigen seiner Gläubiger,
dem Grafen von Pösnig, dem von Eiler-
bach, dem Grafenecker und dem Andreas
Baumkircher an Zahlungsstatt das Münzen
erlaubt hatte. »Si (die genannten Adeligen)
slugen kreutzer und pfennig, dabei kein
Silber was, nur kupf er, und wurden dadurch
gereicht. Dieselben pfenning wurden ge-
haissen hebrenko und darnach schinderling,
den namen si behielten unz an das end«
(Anonymus, hist. ann. 1453 — 1467, Ausgabe
Rauh p. 47 scr. rer. austr. Suppl.). In
Wien selbst wurde nicht gemünzt, da die
Hausgenossen dem Kaiser wohl zu wenig
Schlagschatz anboten, so daß dieser ihnen
nicht bloß den erforderlichen Münzauftrag
versagte, sondern ihnen zeitweise sogar den
Münzwechsel entzog. Die Verschlechterung
der Pfennige war derartig, daß, während
noch I4SS 8 Schilling in Pfennigen (= 240
Pf.) und 1457 9 Sch.Pf. (= 270 Pf.) auf
den ungarischen Goldgulden gingen, 1460
es 15 Pfd. 2 Seh. 26 Pf. = 3686 Pf. waren.
Während König Ladislaus Anfang 1456
noch 7 lötige weiße Pfennige, von denen
480 auf die rauhe Mark und 150 auf
den fl. gehen sollten (0,256 g Fein- und
0,583 g Rauhgewicht), und Kaiser Friedrich
III. noch 1456 4V3 lötige Pfennige aus-
gab, gingen am 17. IV. 1460 von kur-
sierenden Pfennigen 23040 Pf. auf die
feine Mark (o,oi2i g Feingewicht) und
720 Pf. auf die rauhe Mark (0,3888 g Rauh-
gewicht)!! Diesem Unwesen sollte 1460
ein Ende gemacht werden. Der erste
Versuch: die Prägung des sogenannten
»gross korn<( in Wien durch Niklas Teschler
am 23. IIL, nach dem Fuße von 1436
sechslötig, 480 Pf. auf die rauhe Mark (also
I Stück 0,583 g Rauhgewicht, 0,218 g
Feingewicht), schlug fehl, da sich diese
Pfennige, die erst am 26. IV. in den Ver-
kehr gesetzt wurden, nicht äußerlich von
den alten unterschieden. Erst die Prä-
gungen Slötiger weißer Münze (480 auf
die rauhe, Z536 auf die feine Mark) (Rauh-
gewicht 0,583 g, Feingewicht 0,182 g), ein
Fuß, der auch für Kärnten und Krain
verordnet wurde, durch Teschler und
die Hausgenossen am 28. IV. und 2. VI IL
1460 schafften einigen Wandel. Auf den
Pfennigen fiel der Name des Kaisers weg
und wurde durch den Kreuzschild der
Stadt Wien und durch die Buchstaben
W(ien) H(ausgenossen) T(eschler) ersetzt.
Da es noch immer an Edelmetall gebrach,
so wurde die Silberprägung zeitweise in
der Weise freigegeben, daß jedermann sein
Silber gegen Bezahlung einer gewissen
Gebühr durch die Hausgenossen vermünzen
durfte. Die Verrufung erfolgte so, daß für
4 alte Pf. I neuer gegeben wurde. Theo-
retisch sollten auf den Gulden wieder
180 Pf. gehen, aber er stand in kurzer Zeit,
1465 wieder auf 300 Pf. Die Schinderlings-
zeit hatte den Kredit der österreichischen
Silbermünzen vernichtet. — Schalk, in
N. Z. XII S. 245 ff.; Die Gepräge Erz-
herzog Albrechts VI. bei Kolb, Münzen
usw. des Erzherzogthums Österreich ob der
Enns 1882 S. 9 ff; Luschin von Eben-
greuth, Wiens Münzwesen, Handel und
Verkehr im späteren Mittelalter, S.-A. aus
Bd. II der »Gesch. der Stadt Wien« S. 60
(810) ff. S.u.
Schliikenschrofllng, JE. von Nemausus
mit den Köpfen des Augustus und Agrippa
und dem an einen Palmbaum geketteten
Krokodil sind in wenigen Fällen auf einen
schinkenförmigen Schrötling geprägt, indem
die dicke Seite des Schinkens das Gepräge
erhalten hat und der Unterschenkel mit
Klaue ohne Gepräge heraussteht. Zweck
unbekannt; eine Erinnerung an etwaiges
früheres Schinkengeld liegt nicht vor. —
Trait6 I S. 675; N. Z. 34 S. 130/32 Tai. VII
12. 13; Journ. int. IX S. 207; R. E. VII
S. 271. R.
Schkentkrone s. unter Pschentkrone.
Schlatrocktaler ist ein Spottname eines
nicht ausgegebenen Konventionstalers des
Königs Friedrich August I. von Sachsen
von 1816 wegen des scheinbar zu weiten
Waffenrocks. — Schulthessnr. 1856; Merse-
burger nr. 2058. S. .
Schlag, Schlagen == Prägung, Prägen
(s.d.).
Schlagschatz ist die Differenz zwischen
dem Nennwert einer Münze und ihrem
Sachwert abzüglich der Münzkosten (s. d.).
Der Nennwert einer Münze setzt sich also
zusammen aus dem Werte des in ihr ent-
haltenen Metalles, aus den Münzkosten und
dem Schlagschatz. Der Schlagschatz ist der
Reingewinn, den die Regierung beim Münz-
6o4
SCHLAGWERK— SCHMUCKBRAKTEATEN
geschäft macht. Um ein Beispiel anzu-
führen, so betrugen im Kurfürstentum
Trier um 1764 bei Prägungen von Dreiern
der Preis der Mark Feinsilber 23 Fl., die
Münzkosten für deren Verprägung 45 Kreu-
zer, zusammen 23 Fl. 45 Kr. Da nun aus
der feinen Mark 24 Fl. in Dreiern ausge-
bracht wurden, betrug der Schlagschatz
34 FL minus 233/4 Fl. = V4 Fl oder 15
Kreuzer. Der S. kann und muß bei der
Hauptwährungsmünze möglichst klein sein,
weil sonst die Währung gefährdet wird.
Bei den Scheidemünzen darf er größer sein,
doch liegt dabei immer die Gefahr vor, daß
um des S. willen die Scheidemünzprägung
übertrieben, hierdurch die Währungsmün-
zen vertrieben und so die Währung ver-
nichtet wird (s. Scheidemünze). S.
Schlagwerk = Klippwerk (s. d.).
Schlesischer Talen Er ist ein Beispiel
für das Loslösen einer großen Währungs-
münze von ihrem Rechnungswert in Klein-
geld. Der Reichstaler galt in Schlesien vor
1550 30 Weißgroschen, stieg dann aber auf
36, Dieser Wert 36 Weißgroschen oder 24
Kaäsergroschen (s. Dreikreuzer) wurde dann
ein beständiger Kleingeldbetrag unter dem
Namen »Schlesischer Taler«, während der
harte Reichstaler im Werte weiter stieg.
Um 1750 galt der Schlesische Taler V3
Reichstaler. Er war insofern ein Vorläufer
des preußischen seit 1750 geprägten Talers,
als auch dieser 24 Groschen galt. — Frie-
densburg, Schi. N. M., S. 21; Schrötter,
Acta, Bor. Gesch. II, S. 259. S.
Schlicktaler = Joachimstaler, s. d.
Schlfissel, griech. xXei;, kommt auf
griech. -Ä des 4. Jh.s von Argos vor, ge-
meint ist der Schlüssel zum Heraion; es ist
ein zweimal rechtwinklig gebogener Stab,
mit einer Wollbinde (Taenia, s. d.) daran. —
N,Z. III S.406; IXS. 57; Z.f.N. III
S. II 3/18. R.
Im Mittelalter und in der Neuzeit ist der
S. vor allem das Attribut des Apostels
Petrus und seiner Nachfolger, der römi-
schen Päpste (s. Petrus) ; sodann erscheint
ein S. einzeln oder zwei Schlüssel gekreuzt
im Wappen mancher geistlicher Stifter wie
Bremen, Regensburg, Minden. S.
Schmalkaldener Bundestaler sind 1542—
1546 in Goslar geprägte Taler, die auf einer
Seite das Brustbild Kurfürst Johann
Friedrichs von Sachsen, auf der anderen das
Hüftbild des Landgrafen Philipps von
Hessen, der beiden Häupter des Schmal -
kaldischen Bundes, mit verschiedenen.
Sprüchen zeigen. Es gibt auch halbe und
viertel mit diesem und mit anderem Ge-
präge: die halben mit Helm, die viertel mit
3 Schilden auf jeder Seite. — Hoffmeister,
I, S. 90ff.; Fiala, Mittleres Haus Braun -
schweig, Linie Wolfenbüttel, 1906, S. 24,
76—78, Taf. IV, 2—4. S.
Schmetterlingsmünzen heißen ganze,
halbe, viertel, achtel Taler und Groschen
des Kurfürsten von Sachsen u. Königs v.
Polen Friedrich August I. o. J. mit gekrön-
tem M auf der Vs. und einem Schmetter-
linge auf der Rs. R.
Schmuckbrakteaten sind »medaiUen«-
förmige Scheiben von mehr oder minder
starkem Goldblech, zuweilen auch Silber-
oder Kupferblech mit einseitig gepreßten
oder geprägten figürlichen Darstellungen
und mit einer oftmals äußerst fein und
kunstvoll gearbeiteten Öse oder Schleife
zum Anhängen an eine Kette oder Schnur;
Ursprünglich werden sie byzantinischen und
römischen Goldmünzen und Medaillons
nachgebildet (Brakteat nach einer Münze
Maximins I. im reichen Rahmen in Autun,
Br. nach einem Medaillon Diocletians
in Berlin), Später aber werden sie mit
bildlichen Darstellungen ausgestattet, die
den antiken Originalen absolut fremd
sind. An Stelle der nachgeahmten sinn-
losen Schriftzeichen treten heimische Ru-
nen. Die Entstehungszeit der Zierbrak-
teaten ist von ungefähr 400 — 600 n. C.
anzusetzen, ihre Größe schwankt zwischen
2 — 10 cm. Ihre eigentliche Heimat ist
Skandinavien. Weiter nach Süden sind
nur vereinzelte Exemplare zutage gekom-
men, so in Schleswig-Holstein, dann in
Pommern bei Körlin 6 Stück, am Sand-
berge zu Uhadel bei Prillwitz i. Strelitz-
schen (Katalog Pogge nr. 770), im Fd.
in der Altstadt Kolberg 1897, bei Wemi-
gerode/Aschersleben, dann in Dillingen an
der Donau, in Donauwörth, Augsburg, in
Schwaben in Köngen, Holzgerlingen u.
Cannstatt (Festschr. des Würt. Vereins f.
Mkd. 1927 S. 55 ff.)» in Baden in Weingar-
ten, Welschingen u. Sinsheim, in Ungarn,
auch in Hannover, in Belgien u. in England.
SCHMUCKGELD— SCHNEPFENHELLER
6os
Die große Hauptmasse, mehrere hundert
Stück, sind in Skandinavien gefunden wor-
den. Man unterscheidet bei diesen nordi-
schen Schmuckbrakteaten mehrere Grup-
pen: solche, die nur ein Brustbild dar-
stellen; solche mit einer oder mehreren
Menschenfiguren; solche, wo unter dem
menschlichen Kopf ein vierf üßiges Tier ein-
geschoben ist; solche, welche nur ein hoch-
gradig stilisiertes Tier darstellen; solche,
die nur auf Gotland vorkommen und
äußerst degeneriert sind: geflochtene Tiere.
Das Tier ist wohl germanischen Ur-
sprungs, während der menschliche Kopf auf
das antike Vorbild zurückgeht. Einmal ist
ein Pferd dargestellt, in Verbindung mit
dem menschlichen Kopf darüber ist dann
ohne Zweifel die Figur eines Reiters ge-
meint. Diese Brakteaten sind am zahl-
reichsten vertreten und am weitesten ver-
breitet Neben dem Antlitz des Reiters sind
oft 2 Vögel dargestellt; es liegt daher nahe,
an den Schimmelreiter Wodan oder Odin
mit seinen Raben zu denken. Auch wird
Odin mit seinen Schlangen dargestellt. Ein
anderes Tier hat Hörner und einen Bart; es
wird, wohl mit Recht, als ein Bock aufge-
faßt. Auch über ihm schwebt ein mensch-
licher Kopf. Es ist hier an Donar oder Thor
mit seinem Bock zu denken. Im Felde er-
scheinen fast stets verschiedene Zierate,
z. B. Hakenkreuz u. Triskelen, und das
Ganze ist von oft zahlreichen Rändern in
den verschiedensten Zierformen umgeben.
Derartige Brakteaten sind auch weiter
in christlicher Zeit gearbeitet worden: bei
Wallstena auf Gotland ist ein Stück
mit dem Bilde des Weltenrichters und der
Aufschrift »Majestas«, dahinter der Künst-
lername »Oti me fecit« gefunden worden;
eine Bronzeschüssel in Riga, eine patena
chrismalis, zeigt das 6^1% cm große Brust-
bild Ottos I. mit der Umschrift i^Hierusalem
visio pacis«, schon in der 2. Hälfte des 12.
Jh.s wohl in Magdebui^ entstanden. Aus
früherer Zeit ist das silberne Medaillon
Heinrichs I. aus dem Funde von Klein-
. Roscharden zu nennen, dann der kupferne
Brakteat mit dem Bilde Heinrichs IV.,
nach Art der gleichzeitigen Goslarer oder
Dortmunder Pfennige dieses Herrschers, die
Goldbullen der deutschen Kaiser seit Hein-
rich in. und noch einige andere Stücke. In
Halberstadt sind die Bänder einer uralten
Mitra des Domschatzes mit brakteaten-
förmigen Zieraten benäht, die Christus am
Kreuze zeigen (Luschin, Allg.Mke.« S. 91).
— J. Mestorf, 41. Jahresber. des Museums.
zu Kiel S. 19 — 23 mit Literaturangaben;
Montelius, Frä.njernä.lden, Stockholm 1869;
Thomsen, Atlas f. nord. Oldkyndighed,
Kopenhagen 1857 mit erklärendem Text,,
in den Annalen f. nord. Oldkyndighed 1855 ;
Salin, de nordiske Guldbracteatema, Anti-
qvarisk Tidskr. f. Sverige 14, 2, Stockholm
1893; Ders., Altgermanische Tierornamen-
tik; Jansen, Le travail d'or; Menadier, Per
Brakteatenstempel V. Haverbjerg, D. M. IIT
S. 29 ff. ; Friedensburg i. Berl. Mzbl. 1903.
S. 371 ; Nöbbe ebenda 1928 S. 223 ff. Su.
Schmuckgeld, Art des Nutzgeldes, indem
nach und außer den Nahrungsmitteln und
Kleidern auch der Schmuck oder das
Material dazu die Rolle als führendes.
Tauschmittel und Wertmesser, also als
Geld übernehmen. Vor Aufkommen des
Metalles spielen dabei bunte oder sonstwie
geschätzte Steine und Muscheln sowie Tier-
zähne die Hauptrolle, vgl. unter Kauri,
Abb. I, Muschelgeld, Abb. 3, Steingeld
Abb. 2. Die Eigenschaften, die die Wert-
unterschiede solchen S. ausmachen, sind^
wie das bei Schmuck in der Natur der
Sache liegt, im Gegensatz zu sonstigem
Nutzgeld oft nur durch Affektion bestimmt
(Liebhaber-, Seltenheitswert) und stark der
Mode unterworfen. Nach Aufkommen des
Metalles spielt von allem S. der Ring die
wichtigste Rolle, s. Ringgeld, Abb. 4. —?
Ebcrt, Reallex. IV S. 209—216. R.
Schnabeltaler heii3en die sehr zahlreichen
Berner Taler des Jahres 1559, weil man
glaubte, daß sie aus dem Bergsilber At%
Schnabelbei^es geprägt seien. Doch hat
diese Grube kaum so viel Silber geliefert, —
Wunderly, I, Nr. 226, 249— -252, 255, V,
Nr. 3S66. S.
Schnapphahn = Snaphan (s. d).
• Schneeberger siehe unter Zinsgroschen.
Schnepfenheller sind silberne und kupfer-
ne Marken in Pfennig- oder Hellergröße^
des 19. und 20. Jh.s der Fürsten von
Isenburg und von Solms, die als Erinne-
rungszeichen auf Schnepfenjagden verteilt
wurden. Sie tragen ?i,uf der Vs. den Namens -
zug des Fürsten, auf der Rs, .das Bild
6o6
SCHNIEBER— SCHOWELPENNINGE
einer Schnepfe. Die silbernen sind für den
Schützen, der die erste Schnepfe des Jahres
erlegte, die kupfernen für die Treiber. S.
Schnieber, Schneber werden 8 lötige
Groschen Johann Friedrichs des Groß-
mütigen genannt, die dieser seit 1534 in
Schneeberg (Schneeberger = Schnieber)
schlagen ließ: Vs. Kurschild mit Büffel-
hömerhelm, Rs. Rautenschild und 2 Löwen-
schilde in einem Dreiecke zusammen-
gestellt, daneben die Jahreszahl. — Schmie-
der S. 403; Böhmer, Sächsisches Groschen-
kabinett nr. 183. Su.
Schmiren (Schnurren) hießen am Ende
des 17. Jh.s in Süddeutschland die nord-
deutschen Zwölfteltaler, die damals auch
im Süden aus Spekulation und zur Bezah-
lung der Truppen in Mengen geprägt, dann
aber zur Herstellung eigener Scheidemün-
zen benutzt wurden. Das Wort stammt
«entweder von dem Binnenschnurreif auf
diesen Münzen her oder, was wahrschein-
licher ist, von den Schnurr- oder Bettel-
juden, den Hauptvertreibern der S. S.
Schock Groschen (sexagena). Schock be-
deutet eine Anzahl von 60 Stück. Von
der Landwirtschaft, aus welcher uns noch
heute ein Schock Eier geläufig ist, wurde
die Schockrechnung, die im Mittelalter
«ine allgemeine Verbreitung hatte, auf die
Münze übertragen, und zwar auf die ersten
Prager und meißnischen Groschen, welche
.zu 60 Stück auf die feine Mark ausgebracht
wurden. Aus diesem wirklichen Schock
wurde aber sehr bald ein Rechnungsschock
oder Zahlschock, wobei man in Meissen,
nachdem der Groschen in seinem Werte
.stark gesunken war, »alte Schock« als
Inbegriff für 20 (= 60 Drittelgroschen, s.
Schockgroschen) und i^neue Schock« als
Inbegriff für 60 Groschen unterschied. Als
Rechnungseinheit wurde das Schock in
den Ländern, in denen Groschen geprägt
wurden, allgemein üblich; man sprach
dann von Schock böhmischen, meißnischen,
brandenburgischen, schlesischen usw. Gro-
schen. Diese Rechnungsweise hörte im
16* Jh. nach Einführung des Gulden-
groschens oder Talers, der urspr. gleich
I Schock oder i Fl. war, auf.
Schockgroschen heißen die Prager
und Meißner Groschen, da von ihnen 60,
d. h. ein Schock, auf die Mark gehen; neue
Schockgroschen oder kleine Landsberger
sind meißnische Sechshellergroschen Fried-
richs II. und Wilhelms IIL, 1444 und
145 1 — 56 geschlagen, von denen 60 Stück
(i Schock) auf einen rhein. Goldgulden
gingen (60 St. = 20 Wilhelmer (s. d.) =^
20 Fürstengroschen; also i Stück = ^3 [al-
tem] Groschen). Von ihnen gingen 1444
100, 121, 140 Stück auf die 3 lötige Mark,
1451 — 5Ö 100 Stück auf die 27« lötige
Mark (Friedrich IL u. Wilhelm III. in Frei-
berg u. Gotha, Kf. Friedrich in Leipzig).
Typus ist folgender: Vs. Lilienkreuz mit
darauf liegendem Landsberger Schild im
Vierpaß, Rs.: Löwe, i. F. ein Buchstabe,
ein Kreuzchen und andere Beizeichen. —
Schwinkowski, Geld- und Münzwesen Sach-
sens nr. 39 u. 43. Su.
Schoffenjettone sind die seit 1585 jähr-
lich erneuerten Rechenpfennige (s. d.) der
städtischen französischen Schöffen, be-
sonders der Stadt Paris. S.
Schörfibertrag = Stückelungsplus (s. d.).
Sc(h)ola re[gia] ist das Korps der
Antrustionen, die sogenannte Leibgarde
des Frankenkönigs. Goldmünzen mit dieser
Aufschrift müssen also wohl von den
Antrustionen geprägt sein, indem diese
die Einkünfte aus einer Münze hatten. —
Prou, Merowinger S. 160 u, Revue num.
1893 S. 460 ff. Su.
Schoter s. unter Scot.
Schowelpenninge (Schuwelpfennige). Das
Wort hängt mit schowen, schouwen,
schauen zusammen. Schowelpenninge,
schowele Penninge sind schauliche (an-
schauliche), ansehnliche Pfennige. Der
Name tritt uns als Schuwelpfennige in einer
brandenburgischen Urkunde von 1334 (Me-
nadier S. 89) und in dem Münzbuch des
braunschweigischen Ratsherrn Porner An-
fang des 15. Jh.s von 1403 — 1412 ent-
gegen; aus diesem hat Menadicr die Scho-
welpenninge erklärt. Solange die jährliche
Münzverrufung und Erneuerung bestand,
fand im Laufe eines jeden Jahres eine all-
mähliche Entwertung des Geldes statt, die
bei der Ausgabe der neuen Pfennige 25%
erreichte, zu welchem Prozentsatze die
alten Pfennige gegen neue eingelöst wurden
(siehe Münzverrufung). Dieser Tatsache
trug die braunschweigische und branden-
burgische Münzverwaltung Rechnung, in-
SCHRANNENMARKEN— SCHRECKENBERGER
607
<iem sie alljährlich hintereinander ver-
schiedene Emissionen von Pfennigen aus-
;gab, deren innerer Wert und Gewicht bei
der Wahrung des Nominalwertes im An-
schluß an die Beibehaltung des Gepräges
in gleicher Weise wie die Kaufkraft der
Pfennige im Verkehr überhaupt abnahmen.
Die Schowelpenninge sind nun die schwer-
sten und besten Pfennige, welche zuerst die
Münzschmiede verließen. Ihre Zahlung
geschah in Braunschweig stets am St, Vitus-
abend, nachdem die ersten Neuprägungen
vollendet und abgeliefert waren. Sie
wurden zum Teil als Ehrengabe verwendet
an Ratsherren und Ratsverwandte aus
Anlaß der Münzerneuerung (jedesmal 681
bis 789 Pfennige), zumeist aber nach Mena-
diers Vermutung an diejenigen Personen
gezahlt, welche Kapital auf der Münze
stehen hatten oder Renten von ihr be-
zogen. Die letzten Schowelpfennige sind
nach Einführung des ewigen Pfennigs 141 2
unter dem Namen »Ungeld« 1413 gezahlt,
dann hören sie auf, — Menadier, Schowel-
penninge in D. M. III S. 89 ff. Su.
Schrannenmarken s. unter Marken.
Schraubtnedaillen und -taler. Im 16. Jh.
kommt die Sitte auf, größere JR-Mtd,
oder Talef zu zersägen, den Innenkern
herauszufeilen und die Kante innen mit
-einer Verschraubung zu versehen, dann
Bildchen auf eine oder beide Innenseiten
zu gravieren (so die älteste S. überhaupt,
1587), zu malen oder zu kleben, später ganze
Serien von solchen hineinzulegen, auf
Marienglas oder Papier gemalt, später ge-
druckt, deren Inhalt sich auf politische
Ereignisse, Hochzeiten, Taufen bezieht
oder reine Trachtenbilder, »Modejournale
cn miniature« enthält. Die S. wurden
während des 17. u. 18. Jh. fast ausschließ-
lich in Augsburg angefertigt. Das Schick-
sal der Salzburger Protestanten 1732 hat
zu vielen S. Anlaß gegeben, ferner sind
sie aus der napoleonischen Zeit häufig
und noch bis 1871, ja 1910 nachweisbar.
Aber seit dem 18. Jh. wurden nicht mehr
Medaillen und Kurantmünzen dazu ver-
arbeitet, sondern selbständige Hülsen ge-
schaffen, so daß diese Stücke nicht mehr
Schraubtaler, sondern Schraubmedaillen
waren. Um 1650 sollen S.-T. zur Ver-
mittlung von Nachrichten an Gefangene
benutzt worden sein (Revue num. 1927,
S. 113). — Münch. Mitt. 1913, S. 1—45.
R. und S.
Schreckenberger (Engelgroschen, Mühl-
steine) waren die seit 1498 aus den kurz
vorher entdeckten Silbergruben des
Schreckenberges, neben dem damals die
Stadt Schreckenberg, seit 1501 St. Anna-
berg genannt, erbaut wurde, geschlagenen
sächsischen Groschen. Sicher waren diese,
gegenüber den bis dahin geschlagenen viel
größeren Groschen eingeführt worden, um
den Silberreichtum schneller und billiger
vermünzen zu können. Sie trugen auf der Vs.
den von einem Engel vor sich gehaltenen
Kurschild, daher der Name Engelgroschen,
auf der Rs. einen gevierten Schild. Der
andere Volksname »Mühlsteine« rührt da-
von her, daß die ersten Schreckenberger
in einer zur Münze umgewandelten Mehl-
mühle geschlagen worden sind. Da ein
Schreckenberger V7"Goldgulden und zu-
gleich drei Zinsgroschen (s. d.) galt, ein Gul-
den also 21 (Zins)groschen, so kam seitdem
der Wertbegriff des Meißner Gulden zu 21
Groschen auf. Kurfürst August setzte 1558
den Wert des Schreckenbergers auf V6-Gul-
den = y/z Groschen. Die Münze wog zuerst
4»497g und hielt 4,206 g Silber, seit 1558
5,03 g init 4,54 g Silber. Die Engelgroschen
wurden in Kursachsen und Thüringen bis
1571 geprägt; sie waren wegen ihrer Zu-
verlässigkeit weit über Sachsens und
Thüringens Grenzen gedrungen, in Lippe
waren sie seit 1520 allgemein in Gebrauch
und die beliebteste Münzsorte, auch in den
Niederlanden als 4-Stüver-Stücke verbrei-
tet. Dagegen entstand in der Kipperzeit eine
zweite Art von Schreckenbergern, die den
guten Ruf dieser Münze in das Gegenteil
verkehrte. Sie wurden mit derselben Vs.
wie die alten, aber auf der Rs. mit zwei
Engeln und drei Schilden in gewaltigen
Massen geprägt und in anderen Staaten
nachgeahmt. Sie waren die hauptsäch-
lichsten aller größeren Kippermünzen (s,
Kipper und Wipper) und galten 4 Groschen
oder 12 Kreuzer und 8 Groschen oder 24
Kreuzer. Auch solche Sorten mit ganz an-
derem Gepräge erhielten den Namen
»Schreckenberger«. Die kursächsischen wo-
gen teils 5,03 g und. hielten 1,88 g Silber,
teils 5,438 g mit 2,039 g Silber. — Klotzsch,
6o8
SCHRIFT
S. 189, 193—199, 344, 456, 471; Schwin-
kowski, Geldwesen, S. 50, 51; ders. jnBerl.
M.Bl. 1928, S. 212 ff. S.
Schrift. Die Beschriftung der M. nennen
wir Legende und unterscheiden je nach
deren Stellung Umschrift und als Gegen-
satz dazu die Querzeilen Inschrift (das aber
auch ganz allgemein gebraucht wird) oder
Aufschrift, sowie , etwaige Randschrift
(an der Kante,^ erst seit Ende 17. Jl^-)-
Die Lehre von den (Stein- usw.)inschriften
ist die Epigraphik, so daß wir die von den
Münzinschriften numismatische Epigraphik
nennen dürfen.
' Inhalt der M.-inschrift ist die Angabe i.
der Münzherrschaft oder des Münzherrn
(manchmal »redend« abgefaßt, s. d., oder
unter Zusatz eines Wortes wie ar^ ji.a,"iraT[jLa;
Abb. 14), also Name des emittierenden Staa-
tes (Landes-, Stadt-, Einwohnername, Kte-
tikon — s- d. — r, zuweilen nur der Name
des Stadtgottes, oder der Herrschemame,
oft mit Titeln, schmückenden Beiworten,
bei Städten auch Angaben der Lage, bei
Herrschern auch Titel, Namenszahl usw.) ;
2. des Wertes, s. unter Wertbezeichnung,
auf antiken. M. meist fehlend; 3. Zeit-
angabe, gleichfalls auf antiken M. selten,
s. unter Datierung und Monatsangaben ;
4. Angabe der M. -statte, vgl. dort; S- An-
gabe eines Beamten ; 6. des oder der Künstler
(5 u. 6 nie auf röm. u. byz. M. nach Au-
gustus) ; 7. oft noch eine oder mehrere rein
numismatische Angaben, die Unterabtei-
lung der M.-Stätte, Officina (s. d.), oder die
Emissionsangabe oder Stempelzählung ent-
haltend; 8- Sinnsprüche, Beischriften zum
M.-Bild oder irgend etwas anderes außer-
halb des M. -Zwecks Liegendes. Keines-
wegs aber enthält jede Legende alle diese
Teile: die ältesten M. sind überhaupt
meist schriftlos (anepigraph, stumm), eben-
so wieder sehr viele im Mittelalter, und
auch in der Jetztzeit ist z. B. die Rs. des
engl. Sovereigns (Pfundes), von der Jahres-
.zahl abgesehen, stumm.
Fürs Altertum kann man sagen, daß mit
fortschreit. Zeit auch die Länge zunimmt
und die Arten der Legenden zahlreicher wer-
den. Für eine moderne M. ist nr, i — 3 uner-
läßlich, nr. 5, 7 recht selten, nr. 4 meist nur,
wenn der betr. Staat mehrere M. -Stätten
unterhält, üblich, nr. 8 meist nur als Rand-
schrift, sonst nur bei Geschichts-M. (s. d.)
vorkommend. — Beispiele: Kleopatra und
Antiochos VIIL, Tetradrachmon im Kat.
Naville X nr. 1384: Rs. ßaöiWaor^? KXeoitoc-
tpa; ßaaiXsa)« 'Avxto^foo = nr. i, AqP=Jahr
191 = nr. 3, 2ßa>(vo?) £ep(af) da6(Xoü) = nr.
4, Monogramm aus 'Ä/ wohl = nr. 5; Con-
stantinus L, Doppelsolidus mit dem Stadt-
bild von Trier: Vs. imp. Constantinus p. f.
Aug. == nr. I ; Rs. Augg. Gloria = nr. 8,.
P(rima) = nr. 7, Tre(verensis) = nr. 4,
Taler Ernst Augusts von Hannover: Vs.
Ernst August v(on) G(ottes) G(naden)
Koenig v(on) Hannover = nr. i, am
Halsabschnitt Brandt f (ecit) = nr. 6, unten
S(chlüter), M. -Meister in Hannover = nr. 5 ;
Rs. Ein Thaler XIV eine f(eine) M(ark) =
nr. 2, 1841 = nr. 3, an der Kante nee
aspera terrent = nr. 8.
Die Anbringung der Schrift erfolgt auf
den M. des 7. — 4. Jh.s v. C. ganz willkürlich,
oft nach rein ästhet. Gesichtspunkten, zur
Füllung des Feldes, zur Ausbalancierung
des Raumes usw.; doch bleibt der Stadt-
na^me meist beim Stadtwappen und wan-
dert bei Aufkommen eines Götterkopfes
auf der Vs. meist mit jenem auf die Rs.
Die Vs. bleibt dann meist schriftlos.
Füllung einer Seite mit bloßer Schrift in
Querzeilen konmit schon im 5. Jh. vor
(ICamiros, Seuthes), später setzt man sie
dann in einen Kranz oder dgl. Dem Kopfe
folgt sie gern in mehr oder weniger voUr
ständigem Kreisbogen (schon Ende 5. Jh.
in Syxakus, endgültig eingeführt von den
Ptolemäern). Anfangsbuchstaben des Stadt*
namens als einzige Schrift sind bes. ia
Böotien und der Peloponnes häufig, wo sie
ja auch als Schildzeichen beliebt sind
(Samml. Warren zu nr. 895). In der helle-
nist. Zeit wird die Anordnung in 2 wage-
oder senkrechten Zeilen Mode, auch kommt
Querschrift 1. u. r. vom Bilde vor. Die
Herrscheraufschrift tritt zuerst auf den Re-
stituierten M. (s. d.) der Baktrer, dann erst
seit Augustus bogig zum Herrscherkopf.
Im Mittelalter wird. mit Pipin nach islam.
Vorbild wagerechte Schrift als alleiniges.
M.-bild Mode, der die alte Anordnung im
Kreisbogen aber bald wieder zur Seite tritt,,
die schließlich vorherrscht. Nebenteile der
Schrift wie nr. 3, 4 u. 7 werden in röm.-
byz. Zeit und der Neuzeit gern in den Ab-
SCHRIFT
609
schnitt (s. d.), nr. 5 in der Neuzeit oft ins
freie Feld der Rs. r. u. 1., nr. 6 in den Hals-
abschnitt des M. -Bildnisses gesetzt. Im
Altertum finden wir nr. 6 meist an ver-
steckter Stelle, oft in die Darstellung
hineinversetzt (s. unter Künstlersignaturen),
wo nur ausnahmsweise auch der Stadt -
name steht (A2vi auf dem Hute des
Hermes; vgl. Z. f. N. n S. 78). Einfassung
des Stadtnamens in einen Linienrahmen
oder eine erhabene Leiste kommt gelegent-
lich vor (Metapont, röm. Republik, Abb.
62/64). — Gercke-Norden, Einleitung in die
Altertumswiss. Il3 S. 91, 96, loi, 104, 109,
112; Regling, M. als Kunstwerk S. 147
usw.; Macdonald, M6m. congr^s num. 1910
S. 281.
I. Die Alphabete der antiken M.
Als allgemeine Regel gilt Verwendung der
Majuskeln, die Minuskeln werden, soweit
solche überhaupt existieren, nur ausnahms-
weise zur M. -Schrift verwendet. Das griech.
Alphabet ist in kaum merkbarer Abwand-
lung aus den 22 Zeichen (von a bis t) des
phönikischen Alphabetes entstanden und
wird wie dieses ursprünglich von rechts
nach links geschrieben; über die Schrift -
richtung vgl. unter Rückläufige Schrift und
Bustrophedon. Die später gebräuchlichen
Formen dieser 22 Zeichen sind: ABTAEF
ZH0IKA/v»(=:fi.) NiOnM(Zade, s. u.)
9Ps:t. Von ihnen ist der eine (M =Zade;
das m war damals so /^ geformt) anschei-
nend sehr früh meist verloren gegangen, die
anderen beiden in dem uns geläufigen
Alphabet fehlenden, F = Vau (Diganama)
und 9 = Koppa (gutturales k), sind
der Numismatik geläufig: F (in sehr
verschiedenen Formen) im Stadtnamen
der Akamanen, von Elis, von Axos auf
Kreta usw., 9 im Stadtnamen von
Kroton, Syrakus, bes. aber Korinth. Außer
jenen 22 Zeichen haben zunächst alle
Griechen das Y(V) verwendet und dann
*, X, Y, diese aber in zwei verschiedenen
Weisen, indem eine östl. Gruppe die drei
Zeichen in der uns geläufigen Weise ver-
wendet und das Samech (ein besonderer
Zischlaut jenes phön, Alphabets) dabei als
i =s= £ gebraucht wird. Eine westl. Gruppe
aber ninmit X = 6 (so in Na^fav =
NaSfov, Siz.; es ist dasjenige Alphabet,
das dem latein. zugrundeliegt) und H^ nicht
WOrterlraoIi der HOndcande.
für <]/, sondern = 5^ (z. B. auf M. von
Chalkis als dessen Anfangsbuchstabe und
' AcJ^eXoio statt Acheloio in Metapont, Abb. 28)
und schafft statt ^ ein neues Zeichen, ^ oder
ähnlich, z. B. auf M. von Psophis. Eine
Abart des phönik. Sampi ist ein T mit
lang herunterreichenden oberen Enden auf
M. von Mesembria = aa. Endlich erfand
man in lonien das Zeichen ß (päter u)) für
das lange o und nahm den nicht mehr hör-
baren Hauchlaut H statt des langen 73, was
bald nachgeahmt, in Athen z. B. unter
dem Archonten Eukleides 403 v. C. (aber
nicht für die M., die in starrer Beharrung
weiter E statt 73 im Stadtnamen schreiben)
eingeführt wurde. Städte, die den Hauch-
laut nicht missen, aber das lange v) gleich-
falls einführen wollten, halfen sich wie
Herakleia Luk., das seinen Namen anfangs
mit HE, dann l-H, also mit halbiertem
H als Hauchlaut schreibt. Besonderheiten,
die dem Neuling auffallen, sind dann auf
griech. M. die Formen T == ß in Byzan-
tion, C = 7 z. B. in Gela, Gortyn usw.,
D = 8 (wie im lat.) im Westen; O wird
noch bis tief ins 4. Jh. auch für oü, E auch
für 81 verwendet; das gekreuzte Theta
© (Athen), das gebrochene Iota 5, das
V für X, das hochgestellte My M, D und ►
für P) M für er (also das phönik. Zade, nicht
das Schin, z. B. Poseidonia, Siris Abb. 25),
sonst auch % oder S (bes. in Messana)
für ö, C == o in Melos. Kurz, manche
westlichen, kretischen, arkadischen, meli-
schen M. -Inschriften muten den Anfänger
recht fremdartig an, zumal ein Rückfall
in archaisierende Buchstabenformen manch-
mal noch recht spät erscheint (z. B. Reg-
ling, Terina nr. 38), die Buchstabenformen
$ und X, V und Y, R, r> und P, 9 und
K, O und ß ganz regellos wechseln (z. B.
im Stadtnamen von Syrakus) usw. — In
hellenistischer Zeit werden a und e »lunar«,
C und 6.
Das aus dem westgriech. Alphabet ent-
wickelte lat. Alphabet hat ursprünglich
21 Buchstaben, also verglichen mit den
22 des ursprüngl. griech. mit C an der
Stelle des 7, 6 an der Stelle des C und
mit Kappa (K) und Koppa (Q), aber
ohne das &, £, Zade und unter Zufügung
des 0 (V) und X am Ende, Später sind
dann die fremden Zeichen Y und Z zu-
39
6io
SCHRIFT
getreten, während die Zufügung des vokali-
schen U und des W für weiches w erst
ganz moderne Zutaten sind (so ist aus
21+4 unser heutiges deutsches Alphabet
von 25 Zeichen — ohne J — entstanden).
Für das Alphabet sind gewisse republ. De-
nare, bei denen seine einzelnen Buchstaben
je den M. -Buchstaben bilden, sämtlich nur
bis zum X, lehrreich, vgl. insbes. B. M. C.
Rom. rep. I S. 163 — 308. Formen, die
von den uns geläufigen stark abweichen,
gibt es kaum, nur sei auf das in der repu-
blikan. Zeit vorherrschende U statt L und
das nicht geschlossene P hingewiesen.
Rückläufigkeit kommt kaum vor. Kursive
Buchstaben, z.B. H auf Abb. iio, setzen
im 5. Jh. n. C. gelegentlich ein. Seit dem
8. Jh. zeigen S. und Sprache der byz.
M. oft ein wunderliches Gemisch von
Griechisch und Latein.
Die anderen ital. M. -Alphabete, Etrus-
kisch, Umbrisch (Iguvium, Tuder; stets
rückläufig), Oskisch (Friedlaender, Die osk.
M. 1850; bald recht-, bald rückläufig;
Abb. 58), können wir ihrer engen örtlichen
Bedeutung wegen hier übergehen, ebenso
die zahlreichen Schriften des Ostens, ky-
prisch, pamphylisch, lykisch, Pehlewi und
die semitischen (Abb. 56, 86; die hebr.
sog. Quadratschrift, s. d., kommt auf ant.
M. nicht vor) und indischen, s. unter
Sprache. Nur sei erwähnt als von den
klass. Alphabeten durchaus abweichend,
daß die kypr. eine Silbenschrift, ange-
wandt auf die griechische Sprache, ist,
daß also z. B. ßaaiXio)? mit 5 je die Silben
ßa — cji — Xti — Fo — öe darstellenden Zeichen
geschrieben wird, und daß die Semiten
grundsätzlich rückläufig und die Vokale
nicht mitschreiben. — Head, H. N.«
S. LXIV/VII und die Schrifttafeln hinten;
R. E. I S. I6i2fl[. unter Alphabet, XI
S. 601 flf, unter Kleinas. Alph.; Ebert,
ReaUex. XI S. 315/66 unter Schrift; Hill,
Handbook S. 207/17 sehr nützlich. —
Schrifttafeln noch bei Kirchhoff, Griech.
Alphabet, 4. Aufl. 1887 bei S. 130 u. hinten;
Ebert, ReaUex. I S. 121 ff. unter Altital.
Alph., XITaf. 102 — iii; dann in den betr.
Bänden des B. M. C. und im Trait6.
Über Fehler in der S. s. unter Stempel-
fehler. Alles Sprachliche s. unter Sprache.
R.
IL Schrift der M. seit dem Mittel-
alter. A. Schriftart. Es gibt zwei
Hauptgattungen, die Majuskelschrift, bei
der die gleich großen Buchstaben zwischen
zwei Linien stehen, AB EPS, und die Minus-
kel, bei deren vierlinigem Zeilenschema die
einzelnen Buchstaben verschiedene Größe
annehmen, abfps. ; letztere Schriftart
kommt in der Umschrift der M. so gut wie
gar nicht vor. Die Majuskelschrift scheidet
sich in drei Unterabteilungen; i. die Ka-
pitale oder Antiqua, mit geraden Linien
(Schäften) ; 2. die Unziale, mit gerundeten,
gebogenen Linien; 3. die Kursive, mit
untereinander verbundenen Buchstaben.
Die lateinische Kapitalschrift mit den
gleichförmig geraden Hasten und scharfen
Ecken war allen Münzen des Abendlands
gemein, was aber nicht ausschloß, daß
außer dem runden C und G auch ein gleich -
gestaltetes E und M neben den gradlinigen
in Gebrauch war, daß in England zur Zeit
der Thronkämpfe, die dem Königtum des
Hauses Anjou-Plantagenet voraufgingen,
jenen auch ein rundgeformtes H zur Seite
trat.
Bald nach Anbruch des 13. Jh.s trat zu
jenen Buchstaben nicht nur auch ein rund-
gebildetes N, sondern es wurde die Starre
der überlieferten römischen Schrift allge-
mein gemildert und die Ecken und Enden
gebogen und gespalten, gebrochen, daher
Frakturschrift, und vor seinem Abschluß
hat die sogenannte gotische oder Mönchs-
schrift volle Ausbildung u. allgemein An-
wendung auf den abendländischen Münzen
gewonnen (sog. got. Majuskel). Dieser
Schriftwandel tritt am stärksten auf den
französischen Münzen hervor. Er ist einge-
treten mit der Münzreform Ludwigs des
Heiligen in den sechziger Jahren des 13.
Jh.s, speziell auf den französischen Gold-
münzen und Turnosen. In Italien hat Karl
von Anjou in Unteritalien die ältesten ita-
lienischen Münzen mit vollendeter runder
Mönchsschrift geprägt, in Spanien ist es
Jakob IL V. Aragon, Ferdinand IV. v.
Kastilien, Alfons IV. v. Portugal. In Eng-
land sind es die Sterlinge Heinrichs IIL
In Deutschland ist es Erzbischof Engelbert
IL von Köln mit rein gotischer Schrift, in
Trier Heinrich v. Vinstingen, in Aachen
König Rudolf v. Habsburg. Die Prager
SCHRIFT
6ii
und nach ihnen die Thüringen -Meißner
Groschen haben Mönchsschrift.
Im letzten Viertel des 14. Jh.s treten ver-
einzelt auf deutschen Kleinmünzen den
großen auch kleine gebrochene Buchstaben
(got. Minuskel) zur Seite, die sich in der
deutschen Druckschrift erhalten haben.
Sie kommen als Initiale des Namens des
Münzherrn oder der Münzstätte vor, als
alleiniges Prägebild der schlechten Pfennige
oder einem Wappenbilde beigegeben oder
auch einer fremden Münze als Gegenstempel
mit einer Punze eingeschlagen. Nur einmal
wurden diese Buchstaben als vollständige
Umschrift verwandt, auf einem böhmischen
Floren König Wenzels.
Später sind dann auch einige Taler,
Doppeltaler und groschenförmige Münzen,
die aber Schaumünzencharakter haben,
mit langen Um- u. Aufschriften gleicher
Art versehen. Im Ausland tragen die
Quarti des Markgrafen Karl IL v. Savoyen
{1497 — 1553) den Wahlspruch des Hauses,
das »Fert« in kleiner Fraktur, und in der
Mitte des 19. Jh.s hat diese Verwendung
gefunden auf den Münzen der Königin
Viktoria von England.
Etwa 2 Jahrhunderte später hat die An-
tiqua die Herrschaft zurückgewoimen. Die
Lira des Venezianer Dogen Nicolo Tron
V. J. 1472 und die Mailänder Testons des
schon 1476 verstorbenen Herzogs Galeazzo
Visconti sind die ersten Silberstücke mit
wieder lateinischer Kapitalschrift. Im An-
schluß an beide ist diese Schrift in
Italien weithin verwandt worden. In
Prankreich ist sie zur allgemeinen Herr-
schaft erst um die Mitte des 16. Jh.s gelangt,
in Spanien schon vor 1500, in Deutschland
hat zuerst 1498 der Bischof v. Sitten zur
Kapitale gegriffen, dann erscheint sie auf
den sächsischen Klappmützentalern usw.
Aber erst mit den 20er Jahren gewann die
Antiqua allgemeine Verbreitung, z. B. in
Joachimsthal u. a.
Am spätesten finden wir die neue Schrift-
art im Rheinland, 1 538 auf Albus von Trier,
1547 auf Goldgulden u. Talern von Köln.
In England ist sie erst unter d&s: kathoL
Maria ohne Wettbewerb, in Schottland erst
unter Maria Stuart, in Schweden erst unter
Gustav Wasa.
. Seit dem 17. Jh. kommt neben der An-
tiqua auf Sterbemünzen u. sonstigen Ge-
schichts- u. Geschenkstücken in voller Um-
u. Aufschrift auch die lateinische Kursive
vor, auf der Verkehrsmünze aber für kürzere
Zeit nur als Initiale u. Monogramm der
Münzherren oder auch der Münzbeamten.
In Rußland und auf der Balkanhalbinsel
verwendet man vielfach die sogenannte
cyrillische Schrift, die aus der griechischen
Majuskelschrift abgeleitet ist und von dem
Slavenapostel Cyrillus (9. Jh.) erfunden
sein soll. Boleslaw Chrobry gebrauchte sie
auf seinen Münzen, die er in Kiew 1018
schlagen ließ, dann im 12. Jh. die Bulgaren,
die cyrillische Monogramme über das Münz-
feld hinstreuten, »czar bulgarski i make-
donski «, und ebenfalls die Serben seit dem
13. Jh. und vor allem fast ausschließlich
die Russen.
B. Sprache der Münzaufschrift. Das
Griechische findet sich unter dem Einfluß
der byzantinischen Münzen in 2 Buchstaben
auf dem Denar Papst Hadrians L, nämlich
IB, die als Irene Basilissa gedeutet werden.
Auch einige Münzen der Normannenherr-
scher, in Messina geprägt, bezeugen noch
griechische Sprache und Schrift, und noch
auf den Münzen der Hohenstaufen bis auf
Konrad IV. und Manfred findet sich in dem
IC NIKA griechisches Sprachgut, Gleich-
zeitig wird zwar diese Sprache in Kon-
stantinopel durch das Lateinische der
Kreuzfahrer zeitweise verdrängt, erscheint
aber später noch bis 1448, um dann erst
wieder bei der Aufrichtung des neugriechi-
schen Staates in Gebrauch zu kommen.
Russen und Südslaven bedienen sich
ihrer eigenen Sprache auf den Münzen,
während die westslavischen Stämme dau-
ernd lateinische Aufschrift zeigen. Nur
vereinzelt kommt die tschechische Gottes-
bezeichnung »Boze« auf einem Prager
Denar utn looo vor, hier auch für Prag
das tschechische »Mizleta«, dann der Für-
stentitel »Cnes« auf einem einzelnen Brak-
teaten Jazkos von Cöpenick u. einige he-
bräische Aufschriften auf poln. Münzen,
z. B. polnisch »Miczka krolpolski« in hebr.
Schrift u. a. Die ungarischen Münzen sind
mit Ausnahme der breiten Kupfermünzen,
die die kufische Schrift zeigen, lateinisch
beschriftet.
Lateinisch ist im Anschluß ah die röm.
39*
6l2
SCHRIFT
Münzen auch die Münzsprache des gesamten
Westens und der Mitte von Europa ge-
wesen. So die der germanischen Stämme
der Völkerwanderung, der Ostgoten, Lango-
barden, Franken und schließlich der Nor-
mannen. Nur die arab. Sprache er-
scheint auf den Prägungen der Aglabiten
und Fatimiden in Sizilien nebst ihren
Beischlägen seitens der Christen. Dann
gibt es kufische Münzen der normannischen
Herzöge und Könige und auch der Hohen-
staufenkaiser Heinrich VI. u. Friedrich IL
Alle Münzen der deutschen Kaiser in
Italien reden lateinisch, jedoch Karl VIII.
von Frankreich hat als Erbe der Anjou in
Neapel einmal in Aquila, der »citedel'eigle«
mit französ. Bezeichnung als Hol de F.«
geprägt. Auf einigen ital. Fürstenmünzen
des 15. — 17. Jh.s erscheinen deutsche
Sprüche, so »bider craft« in Mantua, »von
gueten in pesser« in Massa, »mit Zait«
in Mailand u. a. (Periodico di num.
e Sfragistica I S. 177 Anm. i). Im übrigen
hat in Italien im M.A. wie in der N. Z.
bis zum Auftreten Napoleons die la-
teinische Sprache auf den Münzen ge-
herrscht. Erst 1798 hat die liberta piemon-
tese italienisch redende Münzen entstehen
lassen mit den heimischen Namen der Lira
u. des Soldo, Napoleon L selbst nennt sich
auf seinen italienischen M. »Napoleone
imperatore e re« des »regno d*Italia«.
Mit der »Italia libera. Dio la vole« tritt
Jahrzehnte später die erste italienische
Losung auf einer Münze auf, u. erst Kö-
nig Viktor Emanuel hat 1861 die Münzen
italienisch sprechen lassen.
Spanien: Westgoten und Sueven ge-
brauchen die lateinische Sprache bis zu
ihrem Untergang und selbst die siegreichen
Mauren bezeichnen ihre M. zunächst mit
»feritos soli(dus) in Span(ia) an(no) X«. Erst
10 Jahre später setzte die rein arabische
Prägung der Ommajaden ein, die bis auf die
Eroberung Granadas durch die kath. Kö-
nige Ferdinand und Isabella fortgesetzt
wurde. Dieser Sprache und Schrift haben
sich im Norden auch in teilweisen Nachbil-
dungen einige der christlichen Fürsten be-
dient. Sonst haben aber diese das Latei-
nische als Münzsprache gehabt. (Ausnahme
im M. A die als puges bezeichneten Münzen
v, Lerida.) In der N. Z. beginnt erst mit
dem Duro u. Escudo K. Ferdinands III.
1808 u. 1809 die dauernde Herrschaft der
Landessprache, in Portugal mit der Münz-
bezeichnung »reis« (s. unter Real).
Frankreich: Die Münzen der Merowin-
ger sind durchweg lateinisch, auch die der
Karolinger und Kapetinger, nur ein Denar
von Lüttich i. 12. Jh. fügt dfem Münzbild
des Falken ein »Facun« hinzu, ein gleich-
zeitiger lothr. Denar setzt zur Seite eines
Domenzweiges die Warnung »apica«. Ende
des 13. Jh.s tritt das »Gilles aveskes« (6v6-
que) in Toul hinzu mit der kehrs. Umschr.
»No cite« (notre cit6). Gleichzeitig er-
scheinen einige französ. Stadtnamen: Li-
niville, Neufchatel, Sain Die, Chastenoi,
auch Feri statt Friedrich v. Lothringen,
kurz vor der Mitte des 14. Jh.s nennt sich
die Regentin Lothringens, Maria von
Blois auf ihren Placken »Marie duchesse
manbours de la duch(6) «, . dann kommt
in Amiens ein »ici a munai« vor u. a.,
zu Beginn des 13. Jh.s bezeichnet sich
Robert v. Courtenay auf Denaren als
»Sires de Celes«, Margareta v. Bomes in
Chateau-Meillant als »Dame de Souli«
(SuUy).
Auf den M. der französ. Monarchie er-
scheint langdauernd das Latein, im M.A
kommt als Ausnahme nur die »meal
petita«, maille petite Philipps VI. vor.
Erst unter Heinrich IV. wurden 1590
die Münzbezeichnungen des »double tour-
nois« u. des »denier tournois« auf die Mün-
zenselbst gesetzt; dann führte Ludwig XIV.
auf dem Liard de France seit 1654 den
Titel eines »roy de Fr(ance) et de Nav(arre)«.
Sonst kommen nur auf den M. der fran-
zösischen Kolonien französ. Namen vor.
Erst die Revolution hat die Landessprache
endgültig zur Herrschaft gebracht.
Vollständig wird das Latein auf den
M. der Könige von C3rpem, Heinrichs
IL, des »Henri rei de lerusalem et de Chi-
pre« und seiner Nachfolger (1285—1398)
durch das Franz. verdrängt.
In England ist im wesentlichen bis heute
das Lateinische die Münzsprache, nur in der
angelsächsischen Zeit kommt ein »cununc«
für rex vor. Später hat Stephan v. Blois
sich »Steif ne« genannt und Wilhelm I. von
Schottland »Le rei Willame«. Die Landes-
sprache hat erst seit dem vierten Jahrzehnt
SCHRIFT
613
des 19. Jh.s auf den englischen Münzen in
den Bezeichnungen wie »crown, Shilling,
penny, f arthing« Platz gefunden. Der
König führt aber den Titel »Georgius V,
Dei gra(tia) Britt(aniarum) omn(ium) Rex
fid(ei) de(fensor) Ind{iarum) Imp(erator) «.
Nur auf den indischen und sonstigen außer-
europäischen Münzen heißt es »king« u.
»queen of England«, »emperor« u. »em-
press«.
Auch in den 3 nordischen Reichen ist
zunächst das Lateinische die ausschließliche
Münzsprache, ausnahmsweise kommt nur
ein »Gunar a mot thesa« u. »Askel 0 beneg
then« vor. Erst Stockholmer ganze und
halbe Ortuge v. 151 2, 1515 bezeichnen den
jüngeren Steen Sture als »ridder«, und
danach nennt sich Gustav Wasa auf seinen
ältesten Münzen »Gosta Erikson«. Seit
1541 erscheint auf Münzen Christians VIL
V. Dänemark ein »skillinck danske« samt
seinen Vielfachen u. im Anschluß hieran
seit 1545 die »marck danske«, 1546 der
»penning«, seit 1575 ^uf den schwedischen
M. König Johanns HL u. s. Nachfolger
der »öre« u. die »marka svenska«, dann
steht 17 14 auf den Goldmünzen Fried-
richs IV. V. Dänemark 4 bzw. 2 »rixdaler
cour(ant) mynt« u. auf den Kupfermünzen
Karls XIL von Schweden »fyra öre solfwer
mynt« 1716. »Faderneslandet« (Vaterland)
ist das erste schwedische, nicht das Gepräge
selbst bezeichnende Wort auf einem Spe-
ziestaler Gustavs IIL V. J. 1776, und die
erste schwedische Münze, die den Landes-
herrn mit dem schwedischen Titel be-
zeichnet, ist der Speziestaler des »Karl
XIII Sveriges Göth. och V. konung« i. J.
1812, mit rs. Umschrift »folkets väl min
högsta lag« (Volkes Wille mein höchstes
Gesetz). In Dänemark entsprechen dem
die Umschriften »Frederik VII konge af
Danmark« und oFolkets kjaerlighed min
styrke« (1848).
In Deutschland erscheinen deutsche
Umschriften, abgesehen von den Namens -
formen Stratburc, Reganesburg, Wirci-
burg, Niuuenpurg, Salzburg, Heresfelt u.
Babenberg u.a., erst im il. Jh., so in
Gittelde »ielithis pcning« u. »hir steid ter
biscop« und in Braunschweig »gieve Ec-
(b)ertus« (1068— 1090); im 12./13- Jli-
kommt die deutsche Sprache schon öfter
vor, so »gieve Ott« Otto I. v. Geldern
(1182 — 1207), »(ep)iscope von mai« 2.
Hälfte des 12. Jh.s i. Magdeburg, »Albreh«
(rückläufig) Albrecht der Bär, »Marcgrave
Otto« (v. Brdbg., 1 170— 1 184), »Schilt von
Steier«, »Munc Gretz« (Graz 13. Jh.),
»Herzog Bernhart« (v. Kärnten) vor 1220
in »Sande Veit«, später »cunech Otaccar«,
auf einem Sterling Adolfs v. d. Mark »in
den harn«, »moneta triebt« auf einer
Mastrichter Tumose Johanns IL v.
Brabant (1294— 13 12), »Wesen Stat« auf
einem Denar Dietrichs V. von Cleve (1218 —
1244), weiter »Alf comes de Wal(deck)«
(1214— 1270). — Wirklich zahlreicher wer-
den die deutschen Namensformen erst im
14. u. 15. Jh. und besonders am Nieder-
rhein: so »He Walrave van Borne« (1356 —
1378), »Her Goderte (h)er van Henb(erg) «
(i36i' — 95), »Her lohan van Moersche«,
»Wilh dux Gulch 7 Berg« (1475—1511),
»Willem Borcg'r (e)ve« Wilh. v, Hammer-
stein (1357— 1410), in Utrecht: »Her gift
ons vrede«, »dit is der Armen pe(nningk)«
in der 2. Hälfte des 15. Jh.s usw.
Im übrigen Deutschland sind deutsche
Sprachformen seltener, so »Landgrave
Ludewig« (1413 — I4S8) auf einem hess.
Groschen, »Her Ulrich Hoenloch« 1407.
Seit dem Ausgang des 15. Jh.s mehren sich
die deutschen Münzumschriften von neuem,
z. B. auf einem Groschen Heinrichs IV. v.
Salzderhelden »mo(neta) no(va) tho dem
solth«; ein ähnliches Sprachgemisch auf
der »moneta nova aure(a) zu Glosz« des
Ulrich Grafen zu Hardec; dann auf einem
Schilling v, J. 1522 »lurgen und Bamem
Gib(ridere) do Stettin P(ommern) hert(ige) «.
Erich von Braunschweig-Calenberg u.
Heinrich d. J. v. Wolfenbüttel sind die
ersten Fürsten, die ihre Taler mit einem
deutschen Wahlspruche versehen: »inGots
gewalt haben wirs gestalt«. Heinrich führte
seit 1548 auch den deutschen Herzogstitel.
Unter anderen dieser Taler erwähne ich fol-
gende: Der Magdeburger Interimstaler v.
1540 mit »Packe di Satan du Interim«, 1560
die ostfriesischen Taler mit der Umschrift
»Marie geb(orene) Dochter u(n) fro(uve oder
fraulein) to lever Ru(stringen) O(stringen)«
und mit den Sprüchen: »dorch Got heb ik
it erholden« u. »vertr(u) God so we(rd) h(e)
d(i) uthelp«. Die Berufung auf Gott u. den
6l4
SCHRIFT
göttl. Schutz wurde seitdem für die Münz-
aufschriften weithin gebräuchlich. Später,
seit dem Dreißigjährigen Kriege, kamen
deutsche Münzbezeichnungen wie »Land-
muntz« oder »Stadtgeld <(, »Ratsgeld« auf
und Versicherungen wie nath »altem Schrot
und Korn« oder die Prägung »aus feinem
Silber«. Noch später, »nach dem obersächs.
Creysschluß«, »nach dem Schluß der V
Stände«, »nach dem Leipziger Fuß « u, a. m.
Es wurde nunmehr auch gebräuchlicher,
die Münzen selbst im Gepräge mit ihren
Namen zu versehen: den Kreuzern, Füt-
tern, Gosken, Schillingen und Doppelschil-
lingen, Stübem u. a. schließen sich in den
zwanziger Jahren des 17. Jh.s unmittelbar
die Reichsorte u. das Mariengeld an. Auch
lassen sich die Münzherren selbst immer
mehr deutsch bezeichnen, vereinzelt und in
Abkürzungen schon Georg Wilhelm v.
Brandenburg und nach ihm auch der Große
Kurfürst, vornehmlich aber Herzog August
d. J. V. Wolfenbüttel u. a. braunschw-
Herzöge.
In Preußen brachte Friedrich Wilhelm IL
bei seinem Regierungsantritt i. J. 1786 die
deutsche Gestaltung des Herrschernamens
u. -titeis endlich dauernd zum Durchbruch.
Die übrigen deutschen Fürsten folgten
dem mit einigen Ausnahmen erst 30
Jahre später, im zweiten Jahrzehnt des
19. Jh., aber ausschließlich der Münzen des
Hauses Habsburg, die den lateinischen Titel
bis in den Weltkrieg hinein gewahrt haben.
Die französische Sprache erscheint auf
deutschen Münzen in der Losung »honi soit
qui mal y pense« auf Goldmünzen, dann ein
»denier« auf einer Münzgattung H. Karls
V. Braunschweig, »Tomes« für »grossus
Turonus« i. Mecklenburg; das Hebräische
auf einem Münzenberger Hohlpfennig des
»David ha Cahen«, auf einem Würzburger
Pfennig ein »Jechiel«, in der N. Z. der Name
Jehova. — Menadier, Sprache u, Schrift
der europäischen Münzen i. Sammler 1921;
Dannenberg, N. Z. 1870 S. 517 jff., 1885
S. 124 ff., 1901 S. 203 ff.
C. Inhalt und Form der Münz-
Auf Schrift, ^Legende*. Bei dieser kommen
außer der Schriftform und der Sprache
die Stellung und Verteilung über die Münz-
fläche und der Inhalt in Betracht.
Nach der Verteilung unterscheidet man,
wie schon S. 608 gesagt, die Umschrift,
die längs des Randes der Münze läuft,
von der Inschrift in der Mitte des
Feldes und von der auf dem Rande
angebrachten Randschrift. Die Umschrift
kann hinwiederum nach der Stellung der
Buchstaben nach außen oder innen ge-
kehrt, recht- oder rückläufig sein. Zu-
weilen erscheinen um das Münzbild zwei
Umschriften, welche dann als innere und
äußere Umschriften unterschieden werden.
Die Inschrift kann aus einer oder mehreren
Zeilen oder auch nur aus einzelnen Buch-
staben bestehen. Sie kann auch kreuzförmig,
d. h. aus einer senkrechten und einer wage-
rechten Zeile zusammengesetzt sein.
Der Inhalt der Münzaufschriften betrifft
gewöhnlich die Münzherren, die Münz-
stätte, die an der Münzherstellung be-
teiligten Personen (s. Münzmeistemamen
und -zeichen), die Zeit oder die Veran-
lassung der Münzenausgabe und endlich
den Wert oder den Namen des Stückes;
außerdem konamen mancherlei Sprüche vor.
Der Name des Münzherrn kann auch
durch ein Monogramm ausgedrückt werden;
gewöhnlich wird zu seinem Namen der
Titel (s. d.) gesetzt. — Der Name der Münz-
stätte (s. d.) erscheint gewöhnlich auf den
Münzen im frühen M. A., später wird er
oft weggelassen und durch Erkennungs-
zeichen ersetzt (s. Münzbuchstaben). We-
gen der Zeitangabe s. unter Datierung.
Wertbezeichnungen und Namen fehlen
zumeist auf den M. des frühen M.A.,
nur die von den Franken zu Marseille mit
dem Bilde des Kaisers Mauritius Tiberius
(582—602) geprägten Solidi (s. Schilling)
haben die Wertzahl XXI und merowing.
Drittelstücke (s, Triens) die Zahlzeichen
VII oder VIII i. F. mit: »Cabilonno fit
de selequas VIII« Prou, Merowinger
nr. 171. Grossus bezeichnet nur die
Eigenschaft des Stückes als Dickmünze.
Anders ist es bei der Tercia Ducalis, der
Tercia Apuliensis und ähnlichen Auf-
schriften der Normannenfürsten in Unter-
italien (l 140 ff.). In Frankreich erscheint
eine »moneta duplex regalis«, ein »Bur-
gensis fortis« usw. im 14. Jh. In Deutsch-
land kommt im 15. Jh. der Solidus u. der
medius Solidus vor; mit dem 16. Jh.
wird die Wertbezeichnung unter dem Ein-
SCHRÖTLING— SCHÜSSELPFENNIGE
615
fluß der Reichsmünzordnung die Regel,
heutzutage ist sie allgemein ein Erfordernis
des Münzgepräges.
Die mancherlei Sprüche auf den Münz-
aufschriften sind hauptsächlich frommen
Inhalts und oft Wahlsprüche, die mit den
Münzherm wechseln, zuweilen aber durch
Jahrhunderte bleiben, so das »benedictum
sit nomen Domini nostri Jesu Christi« auf
den Turnosen, das »sit tibi Christe datus,
quem tu regis, iste ducatus« auf den venez.
Zechinen, dann das »Xpc vincit, Xpc
regnat, Xpc imperat« auf den französischen
Goldmünzen (Fröhner, La liturgie romaine
dans la numismatique, Ann. num. soc.
1889, S. 39 ft).
Auch treten Akklamationen auf wie:
»judica rex« in Graz unter Rudolf I. v.
Habsburg, »beata Verona vinces« in Bonn,
»urbs Aquensis vince « in Aachen, »sal(utem)
vibenti Resae« in Rees, »amor omnia
vincit« und »salve regina« auf niederl.
Sterlingnachahmungen, »benedictus deus«
und »sit laus deopatri« auf Witten, »piscis«
auf Stader Denaren, »victoria« auf Lothr.
Pfennigen, »sancta Trinitas« in Speyer,
»pater noster« und »pax vobis« in Hildes-
heim, »pax« auf verschiedenen Münzen,
>^Spesfides Caritas « auf M. der Agnes IL v.
Quedlinburg oder das Münzbild erklärende
Umschriften wie »Signum salutis« oder
»Signum crucis, munus divinum, agnus
patiens, porta alba, crux, imago S. Colonie,
baculus, clavis, caput (Menadier, Schau -
Sammlung S. 138 u. Z. f. N. 39 S, 222 f.),
porta alba, victrix a(quila), peru(n) voc(or),
ban(num) duc(is) Lov(aniae), scutum, clipeus
Bavarie, Schilt von Steier, scut(um) i(m)pe-
ratoris, catedralis« usw., »lex« auf einer
Gittelder Münze (Z. f. N. XII S. 292, 294).
Bei Münzaufschriften sind auch die
Trennungszeichen, die Anfang und
Ende bezeichnen oder auch zwischen
einzelnen Worten stehen, zu beachten.
Vom 6. bis 17. Jh. findet man auf Geprägen
christlicher Herrscher zu Anfang der Le-
gende fast immer ein Kreuz. Trennungszei-
chen im Innern der Münzaufschriften werden
erst seit dem 12, Jh. häufiger und bestehen
gewöhnlich aus Punkten, Kreuzchen, Ro-
setten, Sternchen, Kleeblättern oder anderen
Zieraten. Neben diesen Trennungszeichen
gibt es noch besondere Unterscheidungs-
zeichen, die sog. »Diff6rents« der Fran-
zosen, die zur Festlegung der M. -Stätte,
des M. -Meisters, der Zeit oder des M. -Fußes
dienten (s. Points secrets). — Luschin
Allg. Mkde.2 § 12; Friedensburg. Sym-
bolik S. 395 ff. ' Su.
Schrötling, mittelalt. Bezeichnung des
Münzstücks vor seiner Prägung. Die neu-
zeitl. münztechnische Bezeichnung ist
»Platte« (s. d. und Quetschgeld). S.
Schrot = Rauhgewicht (s. d.).
Schroten sind die Überbleibsel der Zaine
(s. d.) nach der Ausschneidung oder Aus-
stanzung der Platten (s. d.). Sie sind immer
weniger fein als d. Münzfuß bestimmt, weil
ihr größter Teil aus d. weniger feinen Zain-
rändem besteht. — Schrötter, Preußen
1806/73, Gesch. I, S. 317. S.
Schuerken ist eine brabantische Be-
zeichnung für kleine Münzen, die auch
tourelles oder »torentje van Leuwen« ge-
nannt werden. Diese zeigen auf der Vorder-
seite die Kirche von St. Peter in Löwen
über einem Schild mit 4 Löwen, Rs.
Blumenkreuz. Das etwas primitive Ge-
präge, die Kirche, wurde im Volksmund
»Scheuerchen«, »schuere«, »schurmannen«
bezeichnet. Sie wurden von Johanna und
Wenzeslaus (1355—1383) in Löwen 1380/81
zu 194 Stück aus der Mark Troyes 5 d. fein
geprägt, also ein Stück von 1,26 g Rauh-
und 0,94 g Feingew., der Wert war =
^/z groot. Sie wurden vielfach nachgeahmt.
— De Witte, Brabant I S. 144 ff-, ISO, l6l;
V. d. Chijs, Brabant S. 95; Schröder,
Frankf. Münzztg. 1906 S. 412. Su.
Schüsselheller s. Näpfchenheller.
Schflsselmanzeny d. h. M., deren Schröt-
ling auf der einen Seite konvex, auf der
anderen konkav ist, kannte das Altertum
in dem Scyphatus (s. d.) der Byzantiner;
vgl. Schüsselpfennige. R.
Schüsselpfetinlge, »gehulchte Pfennige«,
sind Hohlpfeimige mit etwas konkaver
Form und einem Perlrand oder auch mit
glattem Fadeiureifen. Sie sind dadurch
entstanden, daß hauptsächlich in der
Pfalz seit 1374 einseitige flache Pfennige mit
dem Weckenschilde oder den Wecken allein
ohne Schild mit kleinem Stempel auf
größeren Schrötling geschlagen wurden,
dessen Rand sich bei kräftigem Schlage des
Stempels tellerförmig aufbog wie bei
gi6
SCHÜTZENMÜNZEN- SCHUPPEN
Straßburgern und anderen Niederelsässer
Pfennigen; solche einseitige tellerförmige
Pfennige in Strai3burger Form sind schon
von Eb. Balduin v. Trier (1307—54) ge-
prägt worden. Aus dem Pfälzer »Weckeler-
pfennig« entwickelte sich im 15. Jh. dann
sehr rasch der »Schüsselpfennig«, Die
Form des letzteren wurde durch die
Aschaffenburger Konvention von 1424 (hier
38 Stück auf das Lot bei einer Feinheit von
500/1000, und Halbpf ., 70 auf das I/16 feine Lot,
also I Stück von 0,39 g Rauh- und 0,20 g
Feingewicht bzw, 0,21 g und 0,1 g) auch
von Mainz für die Miltenberger Münze
(später auch zu Bingen) angenommen und
fand von den Mainzer und Pfälzer Landen
aus weitere Verbreitung (z. B. in Bayern,
Speier, Wertheim, Fulda, Ulm, in König-
stein durch die Grafen von Stolberg)
und derartige Beliebtheit, daß Schüssel -
Pfennige in braunschweigischen, württem-
bergischen u. a. Münzstätten noch bis
ins 18. Jh. gemünzt wurden. Die älteren
Schüsselpf. mit Perlrand tragen einen
Wappenschild, darüber den Anfangsbuch-
staben der Münzstätte oder des Münzherrn.
Vgl. Näpfchenheller. — Buchenau, Unter-
such, z. d. spätma, M.Reihen v. Pfalz,
Mainz, Elsaß, Hessen, Halle 1925 S. 42,
64, y6; Fikentscher, Remlinger Fd. mit
reicher Literaturangabe (S. 68) in Mitt.
Bayer. Num, Ges. l886; v. Schrötter, Bran-
denburg-Franken I S. 116 f. Su.
Schfitzetununzen und -Medaillen s.
Schießm. u. -M.
Schult s. unter Saisi.
Schttltken (kleine Schute, Schiff) nieder-
ländische seit 1488 in Mecheln geprägte
halbe Goldnobel Philipps des Schönen (s.
Schiffsnobel). Sie wogen 3,42 g, hielten
3,28 g Gold und galten 36 Stüver oder
Sols. — V. d. Chijs, Brabant, S. 185, Taf.
xvni, 4; Witte, n, s. 76, Nr. 534. S.
Schulmedailletiy -prämlen, -preise, -taler
sind Preismed., die an die Schüler der
Gymnasien, Universitäten usw. als Preise
verliehen wurden; sie wurden oft mit dem
griechischen Wort für Kampfpreis (ßpaßsTov)
Brabeon benannt, so in Basel vom i6.
bis 18. Jh., während sie in Bern i^Schult-
heißen- oder Osterpfennige« genaimt wur-
den. Von der Schweiz verbreiteten sie
sich im 17. und i8. Jh. Besonders die Alt-
dorfer S. (s. d.), die talerförmigen Bres-
lauer S., dann die reiche Reihe großer
S. der Württemb. Hohen Karlsschule,
femer die aus Straßburg, Frankfurt a. M.,
Hamburg (an Schüler der Johannes -
schule seit 1764 mit schönen Sinnbildern
des Fleißes) sind zu erwähnen. Auch
gehören hierzu die Belohnungsmedaillen
für katechismusfeste Kinder der Ham-
burger Katharinen- und Jacobikirche,
meist nur mit Schrift. An deutschen
Universitäten sind sie noch heute üblich,
oft auf Grund besonderer Preisaufgaben
verliehen, wobei auf Wunsch ein Bronze -
Exemplar ausgehändigt und der Metall -
wert des goldenen Exemplars in bar ge-
zahlt wird. — Haller H S.67—7S;
Gaedechens I S. 283 ff. HI S. 134, 140;
Laverrenz, Med. und Gedächtniszeichen
der deutschen Hochschulen, 2 Bde, 1887.
— Vgl. Preismedaillen. R. und S.
Schultheißenpfeimlgey Bemer, s. unter
Schulmedaillen.
Schuppen (Schubben) sind friesische
Pfennige, die ihren Namen (Fischschuppen)
von ihrer Form und ihrem leichten Gewicht
erhalten haben. Gewöhnlich werden sie als
»ostfriesische« bezeichnet, wahrscheinlich,
weil in den siebziger Jahren des 19. Jhs. von
ihnen ein Hauptfund im nördlichen Ostfries -
land gemacht worden ist. Die älteren von
ihnen aus dem Ende des ii. Jh., Anfang
des 12. Jh. zeigen das Brustbild eines
Königs von vorn und in der Umschrift
den Namen eines Heinrich oder Otto und
auf der Rs. einbefußtes Zwillingsfadenkreuz,
i. d. W. Kugeln. Die Größe beträgt
17 — 14 mm, das Gewicht 0,25 g — 0,i8g.
Menadier möchte in den Namen die Grafen
Otto von Zütphen und dessen ältesten
Sohn Heinrich in Westfriesland sehen.
Jüngere Schuppen haben als Bild ein
bischöfliches Brustbild oder Hand und
Bischofsstab, als Rs. ebenfalls ein be-
fußtes Zwillingsfadenkreuz mit Punkt,
Kugel oder Kreuzchen i. d. W. Diese
M. sind kleiner: 10 — ii mm und wiegen
durchschnittlich 0,14 g. "Grote legte sie
den Pröpsten der Bischöfe v. Münster in
Emden bei. Doch ist das nicht vor 1253
möglich. Es würden demnach zwischen den
älteren und jüngeren Schuppen 150 Jahre
liegen I Es ist gut möglich, daß diese
SCHWANZDUKATEN— SCHWARZBURGER
617
geistlichen von den Utrechter Bischöfen in
Leeuwarden oder Staveren schon früher ge-
prägt sind. Urkundlich werden Schuppen in
einer Münzordnung des westerlauwerschen
Friesland genannt: »ende ti grate is fior
scubben ief ta fyff lyodera panninghen « (oder
5 Leeuvardener Pfge.). — Tergast, Ost-
friesland S. 29 ff.; Menadier, Fd. v. Frag in
D. M. IV S. 249 ff- ; Grote in Bl. f. Mfr. 1880
S. 699. Su.
Schwanz- oder Zopf dukaten, -Taler, -Gul-
den, -Ty nxpf e und -Groschen nannte das Volk
die Münzen des Königs Friedrich Wilhelna I.
von Preußen mit Brustbild mit Zopf. S.
Schwären. Aus »en swaren pennye« hat
man mit Voraufstellung des oberdeutschen
Zischlautes unrichtig das Subst. der
Schwären gebildet. Die aus Westfalen
stammenden Dickpfennige, worunter We-
welinghöfer zu verstehen sind, erhielten im
14. Jh. in Bremen zum Unterschied von
den eigenen leichten Hohlpfennigen, leves
denarii, den Namen graves denarii, sware
Pennige, schwere Pfennige (i Schwären =
3 leichte Hohlpfennige). Man unterscheidet
sehr bald zwischen olden swaren (= ^4
Groot) und nyen quaden (d. h. bösen)
swaren (= V5 Groot), indem diese in der
2. Hälfte des 14. Jh.s schlechter ausgeprägt
wurden: 4 alte waren gleich 5 neuen. Der
Bremer Schwären, der erst nach 1369 ge-
prägt worden sein kann, indem die Stadt erst
in diesem Jahre das Münzrecht erlangt
hat, sind in Nachahmung der Denare des
Bischofs Ludwig IL von Münster (1310
bis 1357) und seiner Nachfolger mit dem
Kopf des heiligen Paulus, dem, um ihn
zum Petrus zu stempeln, ein Schlüssel bei-
gefügt ist, und segnendem Bischof geprägt.
Eine zweite Gattung wurde mit Bremer
Wappenschild und heiligem Petrus mit
Schwert und Schlüssel geschlagen.
Nach dem Bremer Münzgesetz von 1387
(Grote, M.st. HI S. 210) sollten die Schwä-
ren 8 lötig sein und 224 Stück auf die ge-
wogene Mark gehen, also hatte ein Stück
1,044 g Rauh- und 0,522 g Feingew., 141 2
gingen 240 Stück auf die 6 lötige Mark,
I Stück von 0,97 g Rauh- und 0,35 g
Feingew. Die Münzordnung Florenz' v.
Wewelinghofen (1364— 1379), Bischofs von
Münster, bestimmte hingegen, daß 240
Stück auf die loVa lötige Mark gehen sollten,
I Stück von 0,974 g Rauh- und 0,639 g
Feingew. 1543 hatte ein Schwären der Stadt
Bremen 0,55 1 g Rauh- und 0,103 g Feinge-
wicht, 16400,487 g Rauh- und 0,01 5 g Fein-
gewicht. Seit 17 19 werden die Bremischen
Schwären in Kupfer ausgeprägt, Typus:
Vs. I/Schwa/renin drei Zeilen, Rs. Schlüssel
zwischen 17 — 19; daneben werden auch
2V» Schwären geprägt. Die letzten Schwä-
ren sind von 1859, die 21/a- Stücke von 1866.
Die Erzbischöfe von Bremen haben seit
Eb. Heinrich IL (1463 — 96) Schwären ge-
schlagen. — Jungk, Bremen passim.
Auch die ältesten Oldenburgischen
S., geprägt von Graf Konrad H. (1347 bis
1401), sind in Nachahmung der Münster -
sehen Pauluspfennige entstanden, sie zeigen
den heiligen Lambert mit Schwert. Die
Anton Günthers (1603— 1667) haben ein
Nagelspitzkreuz auf der Vs. und I/OLD-B/
VR.SW/ARN in 3 Zeilen auf der Rs.
Zuletzt wurden auch hier die S. in Kupfer
geschlagen, die letzten 1869. — In Bremen
u. Oldenburg galt zuletzt i Vereinstlr. =
72 Grote = 360 S. — Merzdorf, Die M. v.
Oldenburg. Su.
Schwarzburger (Schwarzburgenses). Die
S. I. Art werden zuerst von dem Würzbur-
ger Bischof Gerhard v. Schwarzburg, dessen
Geschlechtsname den Pfennigen den Namen
gab, im letzten Viertel des 14. Jh.s mit
Brustbild und einem wachsenden Löwen ge-
schlagen; die Denare sind größeren Um-
fangs, sauberer gezeichnet und sorgsamer
geschnitten und schwerer als die Würz-
burger (s. d.) : 0,62 g statt 0,40 g, aber
wohl nicht feiner. Dieselben wurden
von allen Nachbarn nachgeschlagen:
seit 1378 von Burggraf Friedrich V.
von Nürnberg, dann von König Wenzel in
Erlangen, Pfalzgraf Ruprecht IIL, von den
Mainzer Eb. Adolf v. Nassau u. Koiurad
V. Weinsberg in Miltenberg u. Bischofs -
heim, von Johann von Wertheim u. a.
Schwarzburger 2. Art (1390 — 9S) sind
jüngere Prägungen Gei:hards v, Schwarz -
bürg von unregelmäßiger viereckiger Ge-
stalt mit Vierschlag, meist braun- oder
schwarzfarbig, mit Umschrift, Gepräge:
Vs. großer Buchstabe (G in Würzburg),
Rs. Wappenbild. Auch diese Münzen
haben Nachbildungen hervorgerufen: in
Koburg, Meiningen, Römhild, Wasungen,
6i8
SCHWARZE MÜNZE— SCORE
Fladungen, Themar, Schmalkalden, Hild-
burghausen, in Auerbach durch König Wen-
zel, sämtlich als Prägestätten durch eine
große Initiale im Felde bezeichnet. — Mena-
dier, Schausammlung, S. 207; v. Schrot -
ter, Brandenburg-Franken I S. 106 ff.;
vgl. B. Kroll, Die M. des Bischofs Gerhard
von Schwarzburg 1372 — 1400 in Mitt.
der Bayer. Num. Ges. 1925 S. 90 ff. Su.
Schwarze Mänze siehe Schwarze Pfennige.
Schwarze Pfennige sind geringhaltige,
meist zweiseitige Pfennige, in Bayern vom
14. — 17. Jh. und in Österreich seit der Mitte
des 14. Jh.s bis um die Mitte des 15. Jh.s,
die im Gegensatz zu den meist einseitigen
»weißen« Pf. nicht einem Weißsud unter-
worfen waren. Weiß waren z. B. die frän-
kischen. In den Bestimmungen finden wir
öfter ausdrücklich bemerkt, daß die Pf.
weiß oder »weißfar« sein sollen, manchmal
auch 3>grafar«, d. h. graufarbig.
Im Jahre 1533 bildete sich ein Münz-
verein mehrerer süddeutscher Stände,
dessen Seele Bayern und dessen Zusammen-
kunftsort Augsburg war. Dieser Verein
bezeichnete sich öfter geradezu als den der
schwarzen Münze im Gegensatz zu einem
anderen etwas späteren mit dem Ver-
sanMnlungsort Nürnberg, der sich den der
weißen Münze naimte. — v. Schrötter, das
M.wesen des deutschen Reichs von 1500-—
1566 in Schmollers Jahrbuch 191 1 S. 159;
ders., Brandenburg-Franken I S. 196. Su.
Schweizer Bundestaler, eine von dem
Züricher Medailleur Jakob' Stampfer (f
1579) geschnittene Medaille auf die Stiftung
des Schweizer Bundes mit den Schilden
der 13 Kantone und 7 zugewandten Orte
auf der Vs. und der Darstellung des
Schwurs auf dem Rütli auf der Rs, —
Schulthess-Erbstein, Nr. 6134. S.
Schweizer Frank s. unter Franc.
Schwergeldy Schwerkupfer s. unter Aes
grave. R.
Schwerter, Schwertmfinzen s. unter
Messer und Taleae. R.
Schwertgroschen sind Meißner Gr. welche
zuerst seit 1457 von Friedrich IL dem Sanf -
mutigen (f 1464) nach dem Muster der
schildigen Gr., wie sie daher auch selbst
genannt werden, geprägt wurden, aber vor
der Umschrift statt des Landsberger Schil-
des mit den Pfählen ein Schildchen mit
den gekreuzten Kurschwertern tragen.
Sie wurden bis ans Ende des 15. Jh.s ge-
schlagen. Urspr. I St. = 2,27 g Rauh- u.
0,78 Feingehalt. Daneben gab es auch
halbe Schw., senarii. — Schwinkowski,
Geld- u. M.wesen Sa. S. 48 ff. Su.
Schwerttaler, bayerischer Kronentaler
(s. d.) mit Schwert, Zepter, Kreuz und
Krone, zuerst von Max Joseph geprägt. S.
Schwerttympfe s. Achtzehngröscher.
SchwundmaB nennt man das Mindermaß,
das durch Guß (s. d.) hergestellte Stücke
gegenüber ihrem Modell haben, für uns vor
allem am Durchmesser nachzuprüfen; es
beruht z. T. auf dem Einschrumpfen
(Schwund) der Form bei deren Trocknen,
z. T. auf dem des Gußstückes selbst beim
Erkalten, und beträgt im Durchschnitt
etwa i^/^^/o] doch schwinden die Metalle
in verschiedenem Ausmaße, die mit niederem
Schmelzpunkte weniger, also z. B. Blei
weniger als Bronze; Reihenfolge der Me-
talle in dieser Hinsicht: Zinn, Blei, Silber,
Bronze, Gold. Als Echtheitsmerkmal,
d. h. um zu ermitteln, ob eine Med. aus der
Originalform des Künstlers stammt oder
aus einer erst über einer fertigen Medaille
gemachten Form (dann muß die neue Me-
daille kleiner sein), ist das S. wichtig, doch
hilft dazu das Außenmaß des Durchmessers
fast nichts, da dieser durch Erweiterung der
Form am Rande leicht vergrößert werden
kann, sondern nur Innenmaße zwischen
zwei bestimmten Punkten gemessen- (wie
das von Calabi und Comaggia, Matteo dei
Pasti, 1927, durchgeführt ist). Übri-
gens kann neuerdings die Form auch zur
Vermeidung des S. durch besondere Kunst-
griffe erweitert werden. — Rev. num.
189s S. 403/1 ö; Habich, Med. der ital. Re-
naissance S. 14; Habich-[Festschrift] 1928
S. 37/8 ; Hill, Med. of the renaiss. S. 26. R.
Sceptre, anderer Name für den schotti-
schen Unit (s. d.).
Sciotto heißt in Venedig der a\if der Insel
Chios (ital. Scio) nachgeprägte Dukat des
Dogen Leonardo Loredano (1501 — 1521),
der sich von den echten durch den fehlen-
den Abschnitt auf der Rs. unterscheidet;
er galt nur 7 Lire 6, der echte 7 Lire 12
Soldi. — Martinori S. 453. S.
§crag, russisch = Schilling (s. d.). B.
Score, englisch » 20 Stück.
SCOT— SEBILI
619
Scot, Skot, Schot, Schoter ist ursprüng-
lich wohl ein Silbergewicht gewesen, dann
aber zu einer Rechnungsmünze geworden
als V34 Teil einer Mark = 30 Pfennige.
»XIII Scotos denariorum usualis monete«
oder »vier Scot Pf ennynge« oder »acht Scot
gewohnlicher muncze« (Voßberg, Preußen
S. 7i), Der Skot ist in Preußen, Polen und
Schlesien vom 13. — 15. Jh. gebräuchlich ge-
wesen. Über die Ableitung vom russischen
Skot s. Skot; s. auch Halbschoter u.
Quartenses.
Zu erwähnen ist, daß diese Wertbezeich-
nung schon in der Raffelstädter Zollordnung
(903/906) vorkommt: »Naves . . . donent
pro theloneo semidragmon, id est scoti I«
( Jesse nr. 20) und in der Glosse zur lex
Bajuvariorum der Grazer Hs. »secundum
legem Bajuvariorum secundus semis de-
narius scoti valet« (scot = iVa fränk. De-
nar). Auch später findet sich dieser Aus-
druck in Bayern »porcum habentem VIII
scothen« Salzb. U.B. I, 600 um 1123/47;
»unus modius frugum cedat pro duobus
schot« (Urk. 1239, Hormayr, B. z. G. von
Tirol 1 2, S. 224), Dieser Skot in bayrischen
Urkunden hat aber mit dem preuß.-poln.-
schles. sicher nichts zu tun. — Luschin in
Hoops Reallexikon IV S. 151. Su.
Scripuluniy auch scrupulum, wörtlich
Steinchen, griech.-fpap.fi.a, verdeutscht Skru-
pel, röm. Gewichtseinheit von '=/a4 uncia =
V388 libra (Pfund) = 1,137 g; auf eine
solche Gewichtsstufe scheinen sich schon die
Wertzeichen etrusk. ^-M. des 5. Jh,s mit
der Amphora XX, X, A (= 5) zu beziehen;
sie liegt dann der späteren röm.-kam-
pan. -Ä-prägung zugrunde, und der röm,
^-Sesterz v. J. 269 v. C. ist gewichts-
mäßig ein S. und wurde wohl wegen der
alten Beliebtheit dieser Gewichtsstufe trotz
seiner nur kurzlebigen Ausprägung zur
Rechnungsmünze. — R. E. II A S. 905/7.
R.
Scttdo d'argento s. Ducatone u. Abb. 266.
Scudo della croce, eine unter d. Dogen
Leonardo Donä (1606 — 12) geprägte vene-
tianische Talennünze zu 7 Lire mit halben,
vierteln und achteln, die auf der Vs. ein
Blumenkreuz, auf der Rs, den Löwenschild,
unten 140 (Soldi) zeigte, 31,829 g wog und
30,173 g Silber hielt. Sie stieg bis 1665
auf 9 Lire 12 Soldi und wurde bis zum
Ende der Republik geprägt. — Papa-
dopoli, III, S.34, 843; Taf.54, 6; 141, 8.
S.
Sculpsit, in Künstlerinschriften neuerer
Medaillen, bezeichnet nicht den Medailleur
oder Stempelschneider selbst, sondern bald
den Bildhauer, nach dessen Großplastik die
Medaille gefertigt ist, oder den, der das einer
Prägemedaille zugrundeliegende Modell ge-
liefert hat. Beispiele s. unter Fecit. R.
Scylla s. unter Skylla. R.
Scyphatus (nummus schifatus) heißt der
byz. A^'-Solidus (Nomisma, s. d.) nach
seiner kahn- (scypha) oder schüsseiförmigen
Gestalt; diese beginnt, nach Vorläufern von
Basilius IL und Constantinus VIII. {976 —
1025 n. C; B. M. C. Byz. II S. 485 m.
A. 2), mit Nicephorus III. (1078 — 81), um
bis zum Ende der iV-prägung von Byzanz,
auch in den Nebenreichen und Zypern, vor-
zuherrschen; daneben gibt es auch S. aus
El., Silber und Kupfer. — Engel, Num.
des Normands 1882 S. 73. R.
Sebaldusgulden s. Lorenzgulden.
Sebaldustaler waren Stadt-Nürnberger
Reichsguidiner von 1630 bis 1660 mit dem
Reichsadler auf der Vs. und dem h. Sebal-
dus mit Kirche auf der Rs. — Im Hof, I,
S. 561—569.. S.
Sebaste, Sebastos, griech. ^eßacrt^, Ss-
ßaOToc s- unter Augusta, Augustus. R.
SebiU, Rlyal Sebili, Sbiglla, B&riyäl»
Piastre tunislenne, Silbereinheit von Tunis,
wog Ende 18. Jh. 15,264 g und hielt 404/
1000 fein, unter Mahmud IL (1808—39)
11,48 g und 287. Ihr Wertverhältnis zum
goldenen Mahbüb war sehr verschieden, um
1831 etwa I: 6. Vs. Name des Sultans; Rs.
Ort und Jahr. Neben dem einfachen S.
kommen Doppel- und Halbstücke vor.
I S. = 16 Kharrübe (tjlärüb, Billon-
münze von i g Gewicht) = 52 Asper (Nä§in,
Rechnungseinheit) = 104 Fels (franz. Bour-
bes) zu je 6 Fels Ral^lf (franz. Bourbines, Ge-
wicht ca. 0,60 g). Nach ^Abdalmedjlds Re-
form wog der S. 3,097 g und war 0,900 fein.
Nach 1855 wurde der Wert in arabischen
Ziffern angezeigt- Es wurden Silbermünzen
zu 5, 3, I S., zu 8 (1,52 g), 4 und 2 Kharrübe,
Kupfermünzen, anfangs zu 13 (23 g), 6, 3
und I (i,95 g) Bourbes, unter *Abdal*azrz —
zu 8, 4, 2, 1 (3,75 g), Va (Ni§f) und 1/4 (Rub*)
Kharrübe ausgebracht. Vs. Name des
620
SECESPITA— SECURTTAS
türkischen Sultans; Rs. Name des Beys
von Tunis, Ort und Jahr. Die Wertangabe
steht entweder im Zentrum der Vs. oder
am Rande der Rs.; s. Sultan!, Bumia.
— Dusgate, Notice sur les poids, mösures
et monnaies de Tunis, Paris 1832; Neu-
mann, Beschr. der bekannt. Kupferm. III,
S. loi; Engel et Serrure II, S. 77%] Valen-
tine, Modem copper coins S. 8, 38; Nelken -
brecher 1858, S. 206. V.
Secesplta, das Opfermesser, nicht zum
Schlachten selbst verwendet, sondern mit
z. B. zum Abschneiden der Stirnhaare des
Opfertieres, zum Zerschneiden der Kuchen
usw., mit nur einer Schneide; auf röm. M.
z. B. des P. Sulp. Galba, M. Calp. Piso,
Brutus und kaiserlicher Prinzen gelegent-
lich neben anderen Priestergeräten dar-
gestellt. — R. E. lA S. 973. R.
Sechs-, für die hiermit zusammengesetz-
ten Münznamen vgl. die Stichworte der
einfachen.
Sechsbätzner s. unter Dreibätzner.
Sechser, Bezeichnung vieler Münzen, die
das Sechsfache einer kleinen Münzeinheit
darstellen, z. B. Sechspfennig, Sechs -
kreuzer, Sechsgröscher, Sechsbätzner. S.
SechsgrSschet (poln.: Szostak) war eine
durch die M. -Ordnung Sigismunds I. von
Polen von 1526 geschaffene Silberm., die
5,3 g wog und 4,6 g Silber hielt. Sie ver-
fid wie die anderen unter Sigismund IIL
arger Verschlechterung, wurde im 17. u.
18. Jh. auch in Königsberg geprägt und
war bis 1765 die kleinste Kurantm. Polens
und Preußens (Abb. 322). Der preuß. wog
zuletzt 3, 118 g und hielt 1,039 g Silber. S.
Sechskreuzer s. unter Kreuzer u. Pfundner.
Sechsltag (Sößling), eine seit dem An-
fange des 15. Jh.s in Lübeck, Hamburg,
Holstein und Mecklenburg geprägte Billon-
münze, die einen halben Schilling oder 6
Pfennige galt, das heißt bis 1622 V64, seit-
dem V^ß-Reichstaler. Seit dem 17. Jh. galt
nämlich in meißnischer Währung der Rech-
nungstaler 24 Gutegroschen (288 Pfen-
nig) = 48 lübische Schillinge = 96 Söß-
linge, so daß ein Sößling 3 Pfennig galt. —
Schrötter in Z. f. N. 28, 1910, S. 120. S.
Sechspfennigstück. Das S. war der
halbe Groschen, seitdem der Groschen
12 Pfennig galt, also nacheinander die
Hälfte des Fürsten-, Guten- und Silber-
groschen (s. diese). Sein Volksname
»Sechser« ging im neuen deutschen Reiche
auf das 5 -Pfennigstück über. D. westfälische
S. war dagegen nichts anderes als ein Viel-
faches des Pfennigs (s. Abb. 330). S.
Sechszehnerpfennig war eine Art Rats-
präsent (s. Präsenzzeichen), das 1666 an
stelle der jedem d. 16 Ausgeschlossenen d.
Großen Rats der Republik Bern zuständi-
gen Mahlzeit gegeben wurde, zuerst den
Wert eines Talers hatte, i. 18. Jh. aber auf
fast 5 Tl. stieg. D. Gepräge war meist Wap-
pen-zwei Hände mit Schwert. Außer-
dem gab es S. d. »Äußeren Standes«, einer
Art priv. Staatsdienstakad. — Haller, I, S.
329-339; Wunderly, II, S.136-148. S.
Seciiris, einschneidiges Beil, insbes. das,
das die lictores in ihren fasces zur sofortigen
Exekution von Verbrechern führten; so-
dann das Opferbeil zum Töten des Opfer-
tieres (Horaz, Od. III 23: pontificum se-
curis), wofür es noch den eigentlichen
Kunstausdruck sacena (dolabra pontificalis
erklärt Festus S. 318) gab. Neben anderen
Priester- und Opfergeräten dargestellt z. B.
auf röm. M. des P. Sulp, Galba, Caesar,
Lepidus, Brutus, wobei d. Knauf oben zu-
weilen V. einem Tierkopfe gekrönt ist; auch
i. d. Hand des Opfernden auf röm.-kaiserl.
M. - R. E. lAS. 1626, II AS. 999. R.
Securltas, die Personifikation der Sicher-
heit des öffentlichen und privaten Lebens.
Diesem Sinne entsprechend sitzt sie — auf
M. der Kaiserzeit von Nero bis Magnen-
tius — ruhig da und stützt den Kopf oder
den Arm auf oder legt den Arm auf den
Kopf (so auch auf Alexandrinern der
Domna, ohne Beischrift) oder sie lehnt sich
stehend, oft mit gekreuzten Beinen, an eine
Säule; ihre Attribute sind, von den völlig
neutralen des Stabes, des Altars (oft mit
Fackel daran), der Schale abgesehen, die
allgemeinen auf Wohlstand und Sieg hin-
weisenden (Füllhorn, Palmzweig), unter
Nero das Schiff, auf gesicherte Getreide-
einfuhr hinzielend; unter Constantinus I.
fehlen die üblichen Gefangenen nicht. Die
Beiworte lauten: S. Augusti, imperii, orbis
(hier trägt sie den Erdkreis in Gestalt des
Globus), perpetua (hier erscheint Minerva
statt ihrer, Caracalla, oder auch der Kaiser
vor Tropaeum, Constantinus L, oder die
Kaiserfamilie, Constans), populi Romani
SEDICINA— SEL
621
(so unter Otho usw. mit Kranz und Zepter),
publica (auch hier mit Globus, oder mit
Kranz u. Palmzweig; hier auch ein Fluß-
gott als M.-Bild, Hannibalianus), reipubli-
cae (hier unter Helena Frau mit Zweig,
unter Valentinianus I. usw. Victoria, unter
lulianus der Apis, unter lovianus Roma
und Constantinopolis als M.-Bild), Romae,
saeculi, temporum. — R. E. II A S. 1000/
1003; Bemhart, Handbuch S. 99/100, 232/
234; Gnecchi, Tipi S. 91/2. R.
Sedlcina, M. zu 16 Quattrini, Nachah-
mung des polnischen Dreigröschers (s. d.)
in Italien im 16. u. 17. Jh. für den Levante-
handel, wie sie von Urbino, Modena und
Correggio bekannt sind. — Zanetti I,
S. 112 f. ; Riv. it. di num. XV, S. 98. S.
Sedisvakanz- und Kapltelsmfinzen. Über
mittelalterliche derart s. unter »Münz-
recht«. S. wurden während der Erledigung
des päpstlichen Stuhles oder geistl. Stifter
von den Kapiteln als den Verwaltern in
spiritualibus et temporalibus geschlagen,
meist mit dem Stiftsheiligen und einer er-
klärenden Inschrift, z. B.: Sede vacante.
Sie heißen auch Kapitels-M., aber die eigent-
lichen Kapitels-M. sind solche, die das Ka-
pitel entweder kraft eines besonderen Pri-
vilegs wie zu Mainz oder kraft Abtretung
desMünzrechtswiezu Halberstadt oder kraft
unbestrittener Observanz wie zu Münster
prägte. — Zepernick, D. Capitels- u. Sedis-
vacanz-M. und -Medaillen der deutschen
Reichsstifter, Halle, 1822, 1825, 1834. S.
Seedrache s. unter Pistrix.
Seeländersche Fälschungen. Der hannov.
Kupferstecher N. Seeländer (1716— 1744)
fertigte nach eigenen Zeichng. echter Brak-
teaten neue Stempel für ungefähr 300 Br.
an, deren Abschläge meist durch ihre
violette Farbe auffallen u. die er z. großen
Teil in den »Zehen Schriften von Teutschen
Muntzen Mittl Zeiten«, Haimover 1743,
abbildete. Die F. wurden von v. Posern-
Klett entlarvt. — Buchenau in Bl. f. Mfi.
1902 S. 2739 ff. Su.
Seepferd s. unter Hippokamp; wenn
dieser geflügelt und nur im Vorderteil
dargestellt ist, so daß die Fischgestalt
(usw.) des Hinterleibes nicht sichtbar ist,
ist er von einem Pegasos zuweilen noch
durch die »poseidonische« Locke im Haar
zu unterscheiden (so meist auf M. von
Lampsakos). — Das S. -Vorderteil auf den
späteren M. von Skepsis ist zur Zier eines
Trinkhorns (Rhyton) geworden. R.
Seeungeheuer^ griech. allgemein xtjxo?,
s. unter Hippokamp und Pistrix; auf den
Namen d. Landschaft Kietis spielt das xtjtoc
bei der Befreiung der Andromeda auf M.
von Koropissos an, Z. f. N. XHI S. 73. R.
Segetia ist die Göttin der reifenden Saat.
Sie erscheint zur Aufschrift deae Segetiae
mit erhobenen Händen im Tempel stehend
auf röm. M. des Valerianus und der Salo-
nina. — R. E. II A S. 1072. R.
Selgern (Saigern) . Der Seiger hieß im M. A.
die f. das Justieren der Münzen bestimmte
Wage, die von Rechts wegen nur die Münz-
meister besitzen durften, damit das Seigern,
d. h, das Aussuchen und Einschmelzen der
schwersten Stücke, verhindert würde. Der
große Unterschied in der Schwere der ein-
zelnen Pfennige war eine Folge des Justie-
rens al marco (s. Justieren). Das Seigern
zerstörte die Valuta in gewaltsamer Weise,
da es nur die leichtesten Pfennige im Um-
laufe ließ. Ein anderes Mittel, dem Seigern
vorzubeugen, war die Reiterbüchse (s. d.).
— E. Schröder in Z. f. N. 24 S. 339 ff.^
Luschin, AUg. M. K^, S. 216. S.
Selgneurlage war in den französischen
Münzstätten des ancien regime der eigent-
liche Reingewinn oder Schlagschatz, der bis-
zum 16. Jh. oft sehr bedeutend war, wäh-
rend die Könige seit Franz L wegen ihrer
hohen regelmäßigen Steuern ihn in die Höhe-
zu treiben nicht mehr so nötig hatten. S.
auch Brassage. — Levasseur, S. 117. S.
Sdseno, katalanische, von Ludwig XIII.
von Frankreich 1642/3 in Barcelona, Bell-
puig, Manresa, Tagamanent, Tarrasa, Tar-
rega und Vall geprägte Kupfermünze zu 6-
Denar mit Kopf oder Schild auf der Vs. und
dem katal. Wappen auf Kreuz oder der h.
Helena auf der Rs. — Heiß, II, Taf . 84, Nr. 9.
und später; Rev. num, 1855, S. 117. S.
Seizain war der Genfer V16 Taler von 1624
mit Stadtschild-Reichsadlef. S.
Sekel = Schekel, s. d. und unter Siglos.
Sekoma^ griech. (Ji^xcojjia. = geeichtes
Maß, Gewicht. I. G. II n. 476; s. Joum.
int IX S.238; R. K IIA S.2366; vgl,
unter Exagium. R-
Sel, Münzeinheit von Manipur; s. Ru-
pie.
V.
622
SELENE— SEMPREVIVO
Selene, griech. ^IsX^^vtj = Mond, Mond-
göttin; s. unter Luna. R.
Seligkeitstaler s. unter Katechismustaler.
Sella curulis = kurulischer Sessel, d. h.
der lehnelose, mit gebogenen und gekreuz-
ten Beinen versehene ELlappstuhl der
röm. höheren, sog. kurulischen Beamten,
vom aedilis curulis an aufwärts, im Gegen-
satz zum Subsellium mit geraden Beinen
(s. d.) — beide zugleich zeigt ein Denar
des L. Roscius Fabatus als Beiz., B. M. C.
Rom. rep. I S. 423 nr. 32 — , und zur S ella
castrensis mit geraden, aber gekreuz-
ten Beinen (»Feldstuhl«, Riv. ital. di num.
i9i2Taf. II); sie erscheint allein oder als
Sitz des Betr. auf M. kuruL Beamter und
röm. Kaiser und auf M. von Königen, denen
sie verliehen war wie Ptolemaeus (Mauret.),
manchmal zwischen Fasces u. a. Attributen
(z. B. JEi des Q. Pompeius Rufus) ; einmal
sitzen Tauben auf ihren Beinen (L. Cestius
Norbanus), oft ist einICranz auf sie gelegt.
— Z. f. N. 36 S. II 7/8; Anson, Greek coin
types I Taf. XXVI; R. E. II A S. 1310. R.
Senuiy griech. o^ixa = Zeichen, zu ciY]fiat-
veiv = »bezeichnen« gehörig, steht neben
dem Namen eines Herrschers oder Beamten
im Sinne von Prägezeichen auf unbestimm-
ter griech. EL M., 7. Jh. v. C. : Oavoc (?) i\i\
a?]jjLa, Abb. 14 (ähnlich auf archaischer
Gemme OsptJioc e?}jit (5ä\ia). Vgl. auch unter
Komma, Paima. — ^Eirtavjixa verwendet im
gleichen Sinne ein Epigramm des Simonides,
iTziariiiov = Münze braucht Pol5rän, Strateg.
III 10, 14 und TÖ öeaTQjiaajxevov = Präge-
bild z. B. Photius unter IlaXXaSos. R.
Semanterioiiy griech. öYjfiavxiQpiov =
Münzstätte (bei Harpokration unter 'Ap-
YüpoxoTceiov), von aTf]|iaiveiv == mit einem
Zeichen versehen. Vgl. unter Sema.
Semasia, griech. cjTjjiaaia = »Erschei-
nung« oder »Signal«, steht auf alexandrin.
M, des Marcus (Jahr 6 und 9) und Verus
(Jahr 6) bei einer reitenden weibL Gestalt
mit Palmzweig, vielleicht die Stadtgöttin
Alexandreia, den Parthersieg von 166 n. C.
verkündend (»signalisierend«). — R. E. II A
S. 1329; Vogt, Die alex. M. S. 141. R.
Sembella, von semis und libella, also das
halbe Pfündchen, röm. Münz- u. Rech-
nungsstufe von ursprünglich 1/20 Denar,
später = i/ao Sesterz. Ausgeprägt als ^J%o
Sesterz in iE, mit weibl. Kopf, Rs. Knabe
auf Pferd, ohne Wertzeichen, in der röm.-
kampan. Prägung des 3. Jh.s v. C. — Hae-
berlin, Aes grave S. 140; R. E. II A
S. 1330. R.
SemilibraltuB (lat. semilibra = V» Pfund),
Reduktionsstufe des As, s. d. — R. E. II A
S. 1347. R.
Semls, spätlat. Semissis = die Hälfte;
im M. -Wesen insbes. i. der halbe As (s. d.),
griech. Hemilitrion, = 6 Unciae, in JE
mit dem Wertzeichen S, $, C, selten : : : aus-
gemünzt — aeris semis, so Dessau, Inscr.
6891 Z. 23 — im röm. und in fast allen
Reihen des ital. Aes grave (s. d.) ; bei dezi-
maler Teilung aber (oft in Ostitalien) tritt
statt des S. der Quincunx (s. d.), das Fünf-
unzenstück, ein; in der röm. Reihe erscheint
der S. auch im reduzierten System aller Stu-
fen, zuletzt geprägt statt wie bisher gegos-
sen, und führt als Bilder den luppiterkopf
und das Schiffsvorderteil; den luppiterkopf
entlehnt auch ein röm.-sizil. S. Auch unter
den M. der Flottenpräfekten des M. An-
tonius konmit er vor, aber mit anderen
Bildern. In der Prägung des Augustus und
der Folgezeit scheinen die sog, Kleinbronzen
(s. d.) meist nicht S., sondern Quadranten
(s. d.) zu sein; unter Nero aber ist er in den
Stücken mit S sicher nachweisbar, und
wohl auch später noch bis ins 2. Jh. hinein.
Sonst erscheint der S. noch auf den ^-M.
unzialen Fußes von Venusia, Brundisium,
Orra, Uxentum, Paestum, Copia und Vibo-
Valentia: Head, H. N.» S. SO. 52, 69. 82.
88. loi.
2. Für die Hälfte des röm. Goldstücks
(mißbräuchlich Goldquinar genannt) tritt
der Ausdruck Semissis zuerst in den Scr.
hist. Aug., vita Sev. Alex. '39, 7 auf: tuncque
primum semisses aureorum formati sunt;
doch erscheint der halbe Aureus (s. d.)
schon seit Caesar (vgl. Z. L N. 31 S. 18/19)
und das Wort Semissis für das goldene
Halbstück, nunmehr den halben Solidus,
gehört wohl erst konstantinischer Zeit an.
S. (und Triens) bewahren meist das Bild
der Victoria in Erinnerung an den silbernen
Quinar (s. d.). — R. E. II A S. 1348/52. R.
Semissis. i. Rom. Goldmünze, der halbe
Aureus und der halbe Solidus; s. unter
Semis Ziffer 2. R.
2. Der halbe Straflburger Assis (s. d.).
Semprevivo (ital. = Immer kühn oder
SEMUNCIA— SEN
623
munter), mailändische Silbermünze Franz
IL Sforza (1522 — 1535) zu 10 Soldi, durch-
schnittlich 4 g schwer, die auf der Vs.
drei Hügel mit je einer Pflanze, auf der Rs.
den Landesschild, auf der Vs. auch den
deutschen Spruch: MIT ZAIT trägt. Den-
selben Namen führten auch Groschen und
Halbgroschen Wilhelms I. und IL von
Montferrat (1464—83, 1494—1518). —
Martinori, S. 470 f. S.
Semuncia = die halbe Uncia (Varro, de
1. lat. V 171 semuncia quod dimidia pars
unciae) = ^/24 des As, also jeder Ein-
heit, insbes. der Gewichtseinheit. Als M.
erscheint sie, mit Z oder £ bezeichnet, in
einigen Reihen des ital. Aes grave (s. d.)
und ohne Wertzeichen in der röm. As-
reduktion (s. unter As), geprägt, während
die großen Wertstufen noch gegossen sind,
mit den Typen des Sextans (Mercuriuskopf
Rs. Schiffsvorderteil); die S. aus der Münz-
stätte V = Luceria mit denselben oder
anderen M. -Bildern hat aber zuweilen das
Wertzeichen: B. M. C. rom. rep. II S. 148.
183. — Ferner treffen wir die S. mit Z in
der Kupferprägung von Brundisium, Vibo-
Valentia, Venusia: Head, H. N.» S. 52.
loi. 50. R..
Semunziaras und SemunziarfuB (lat. sem-
unciarius oder semuncialis = zur hadben Un-
cia, d. h. zum i/»4-Pfund gehörig). Der S. ist,
vgl. Plin,, N. h. 33, 46 (lege Papiria sem-
unciarii asses facti; 89 v. C.), die Reduk-
tionsstufe des röm. As (s. d.), bei der et auf
das Gewicht des ^»4 ^^s röm. Pfundes =
»13,64« g herabgesetzt wurde; M. -Verzeich-
nis bei Willers, Röm. Kupferprägung 1909
S. 49 ff. — R. E. n A S. 1449. 1450. R.
Sen, Seng, Do Sen (Kupfer-Sen), japani-
sche Münzeinheit. Die ältesten japanischen
Sen sollen runde Silbermünzen mit rundem
Loch gewesen sein, Sie werden Kwanunon
resp. Mumon Gin Sen genannt. Die späteren
Sen haben alle ein viereckiges Loch. Von
708 — 958 wurden die 12 alten Sen (Jiu-ni
Zene) gegossen, die, mit Ausnahme des
Enki Tsuho (Blei und Zinn), aus Bronze
sind. Sie heißen: Wado Kaiho (708),
Mannen Tsuho (760; = V» silberner
Taihei Genho = ^/loo goldner Kaiki Shoho,
welche gleichzeitig kursierten), Jinko Kaiho
(765), Ryohei Eiho (796), Fuju Jinho (818),
Showa Shoho (835), Chonen Taiho (848),
Nyoeki Jinho (859), Jokwan Eiho (870),
Kwanhei Taiho (890), Enki Tsuho (907),
Kengen Taiho (958). DieMünzen jeder neuen
Sorte wurden je gegen 10 alte eingewechselt.
Die Größe nahm ständig ab: anfangs 26,
schließlich i8 mm. Vs. Name der Münze,
die Legende läuft in der Richtung des
Uhrzeigers; Rs. blind. Von 958 bis 1587
wurden keine offiziellen Münzen aus-
gegeben. Es kursierten die unoffiziellen
teils gegossenen, teils geprägten Shima Sen,
die nach in- und ausländischen Mustern
gefälschten Bita Sen (später Kyo Sen, Kyoto
Sen genannt) und die chinesischen Eiraku
Sen, die, in der Periode 1403 — 25 ge-
gossen, Ende 16. Jh. die Hauptkurant-
münze Japans bildeten und an Wert 4 Bita
Sen gleichkamen. Außer den Bronze-Sen
sind einige goldne und silberne Eiraku Sen
auf uns gekommen. 1 587 wurde der offizielle
Münzguß wieder aufgenommen. Die ersten
Münzen (Tensho Tsuho, Kurantmünze der
Periode Tensho) sind in Silber (Reihen-
folge der Schriftzeichen von nun an:
oben — unten — rechts — links), die der
folgenden Ausgaben fast ausschließlich in
Bronze gegossen. Der Kwanei Sen (Periode
Kwanei 1624 — ^44) hielt sich von 1626
bis i8S9 (zu Geschenkzwecken auch in
Gold und Silber, um 1770 aus Eisen). Vs.
Münzname; die häufigsten Typen der Rs.
sind: i. blind, 2. eine Nummer (BanSen,
wie auch einige Eiraku Sen und Genwa Sen
von 161 5 mit Nummern heißen), 3. das
Wort Bun (Bun Sen. Kwan-Bun als Zeit-
angabe = 1668), 4. II (Jiu ichi) oder 21
(Nijiu ichi) Wellenlinien (nami), daher
Nami Sen genannt. Diese wurden von 1768
an gegossen (Größe 27 mm) und hatten
den Wert von 4 anderen Sen, daher Shi
mon Sen, d. h. Sen von 4 Mon genannt.
Mon, Mong ist der Wert eines einfachen
Sen (daher die Bezeichnung Mongsen für
einen einfachen Sen, während Sen hier
schon Münze überhaupt bedeutet).
1707 — 09 wurde der bronzene Hoei Sen
von 37 mm Größe gegossen, der den
Nominalwert von 10 Mon hatte, 1835
der ovale (48 x32 mm; 780/0 Kupfer)
Tempo, eig. Tenho. Vs. Name der Münze,
wie immer nach der Regierungsperiode; Rs.
Tohyaka (»Wert 100«, daher Tohyaku Sen)
und Signatur eines Beamten. Er galt loo
624
SENARIUS— SENATÜS
Mon, war aber bloß 33^/3 wert. 1860 waren
10 Sen = I Tempo, 100 Tempo = i Rio.
Nach 1873 waren 125 Tempo = 500 Nami
Sen = 1000 Kwanei Sen mit blinder Rs. =
1 Yen.
Außer den Sen, die allgemein Kurs
hatten, wurden an einzelnen Orten Münzen
(meist auch mit viereckigem Loch) ge-
gossen, die nur lokale Gültigkeit hatten.
Dieser Art sind i. der Ryu Kyu Tsuho der
Luchu Inseln (19. Jh.): a) oval, 49 mm,
= 100 Mon, b) rund, 42 mm, = ^/z Shu
(Hanshu Sen) = 31 Mon; 2. der Hatome Sen
(Taubenaugen-Sen) der Luchu Inseln —
ganz kleine Bronzemünze des 18. Jh., mit
rundem Loch, ohne Aufschriften, = ^/lo
Mon. Es kursierten versiegelte Schnüre
zu 100 Münzen. 3. der Usui Toge Kitte Sen
der Provinz Kanra, rechteckige Blei-
münzen ohne Loch von 35 mm Länge
= 24 und 16 Mon. 4. der Do Zan Shiho von
AJdta, 50 X 35 mm, Bleimünze, rechteckig,
= 100 Mon, und, etwas kleiner = 50 Mon,
beide mit rundem Loch; 5. der Haku
do Sen (weißer Kupfer-Sen, aus Kupfer,
Zinn und Zink) von Aidzu, 1864 = 200
Mon; 6. der Chikuzen Sen, oval, 48 mm
lang = 100 Mon; 7. der Sendai Tsuho von
Mutsu, viereckig, 22 mm, aus Eisen, 1784;
8. der Hakodate Sen, 1856, 22 mm, mit
rundem Loch, von Eisen u. a. m.
Große Verbreitung hatten die E-Sen
(Bilder-Sen) mit bildlichen Darstellungen,
die zu allen möglichen Festen gegossen
und gelegentlich auch als Münzen ge-
braucht wurden. Zu ihnen werden meist
auch die Kagami Sen (Spiegel-Sen), die als
Kinderspielzeug dienten, gerechnet. Die
E-Sen wurden manchmal in Gruppen aus-
gegeben, die, auf ein Gestell aufgepflanzt,
als Festzierate dienten (Matsuri-Sen).
Die vor 1872 ausgegebenen Sen wurden
auf folgende Weise hergestellt: Nach dem
graviertenMuster, HoriSen, wurde der »Mut-
ter-Sen« (Haha Sen) gegossen, der dann
retouchiert wurde und nach dem mehrere
»Samen-Sen« (Tane Sen) hergestellt wurden.
Nach diesen wurden dann die Abdrücke
für die übrigen Sen gemacht, die in 2
durch einen Kanal getrennten und mit
diesem Hauptkanal durch kleine Kanäle
verbundenen Formenreihen gegossen wur-
den. Das erkaltete Metall hatte dann das
Aussehen eines Zweiges (Eda), an dem die
Münzen als Blätter hingen (daher Eda Sen,
dementsprechend malaiisch Pokok pitis).
Probemünzen heißen Shiken Sen oder Mi-
hon Sen. Eine Schnur mit 1000 Sen heißt
Kwan, Kwammon (um 1600 gleich i Rio
Gold, s. Ban).
Im J. 1870 wurde das neue Münzsystem
mit der Einheit des Silber - Yen ein-
geführt: I Yen = 100 Sen == 1000 Rin.
Geprägt wurden: in Gold 20 (33,33 gr),
10, 5, 2, I (1,66 gr) Yen (920/1000 fein), in
Silber i Yen (26,95 gr, 9oo/iooo fein), 50
(80^1000 fein, 12,5 gr, nach 1873 I3,47 gr,
seit 1906 10,12 gr), 20, 10, 5 Sen. Vs.
Drache und Inschrift mit Datierung nach
der Periode Meiji (begann 1868); Rs. Sonne
von Kirizweigen umgeben, oben Chrysan-
theme. 1873 wurde die Rs. der Silber-
münzen verändert: an Stelle der Sonne
Wertangabe, 1906 auch die Vs.: Sonne
statt des Drachen. Im Jahre 1897 wurde
die Goldwährung mit der Münzeinheit des
Gold-Yen zu 100 Sen eingeführt. Der
Gold-Yen wiegt 0,8333 g und ist 9oo/jooo
fein. Es werden Goldmünzen zu 20 (16, 16 g),
10 und 5 Yen geprägt, während der Silber-
Yen derselbe blieb. Der Typus der Gold-
münzen ist seit 1897: Vs. Sonne und Rand-
legende mit Datierung und Wertangabe;
Rs. Wertangabe zwischen zwei Zweigen,
oben Chrysantheme. 1875 — 78 wurde der
silberne Trade Dollar, Japan. Boeki, ge-
prägt. Gewicht 27,21 gr, 900/1000 fein (s. Dol-
lar). Kupfermünzen von etwas abweichen-
dem Typus waren solche zu 2, i (Issen),
Va Sen (Han Sen) und i Rin (Ichirin,
1876—87), Seit 1889 wird das 5-Sen-
Stück in Nickel geschlagen, seit 1898 das
I-Sen-Stück in Bronze, seit 1920 gibt es
gelochte lo-Senstücke aus Nickel, Der
Silber- Yen ist nicht mit dem chinesischen
Dollar, dem Yüan (s. d.), zu verwechseln. —
Munro, Coins of Japan; van de Polder in
Transactions of the Asiatic Soc. of Japan
19, S. 419— 500; Villaret in R. N. 1892,
S. 218 ff.; H. Wood, Numism. 16, S.43;
Ramsden in Nimiism. 24, S. 267 ; A JN 32^
S. 79; Temple in lA 42, S. 104. V.
Senarius hieß der halbe Schwertgroschen
(s. d.). — Schmieder S. 415. Su.
Senatus, die höchste gesetzgebende und
regierende Körperschaft der Römer; er ist
SEN(IOR) AUG(USTUS)— SERAPIS
625
zusammen mit dem Volke, dessen Be-
teiligung an Gesetzgebung und Verwaltung
aber immer prekär war und meist nur
mittelbar durch die Wahlen der Beamten
und damit der Senatoren selbst zur Geltung
kam, als senatus populusque Romanus
(S. P. Q. R. abgekürzt) der Träger der
röm. Souveränität. Sein Beschluß heißt
senatus consultum, abgekürzt S. C. (s. d.;
dort auch über die Formeln ex s. c,
d(e) s(enatus) s(ententia), s. p. q. r. usw.).
S. R. = senatus Romanus steht auf M. der
Kolonien Antiochia Pis. und Iconium.
Darstellungen auf den S. bezüglich fin-
den wir: unter Galba eine (erst vonVespa-
sianus geprägte?) Großbronze mit senatus
pietati Augusti und dem den Kaiser krän-
zenden S. (bärtig, in Toga, mit Zweig in
der L.); unter Hadrianus ein ^-Med. mit
senatus populusque Romanus und einem
bärtigen Manne mit Zepter (dem S.) und
einem Jüngling, nur mit Himation be-
kleidet und mit Füllhorn und Schale vor
Altar opfernd, d. i. dem Genius populi
Romani (s. d.) ; unter Pius (nachher noch
dieselbe Aufschrift unter Caracalla) eine
M. mit Genio senatus und einem bärtigen
Mann in Toga mit Zweig in der Hand,
offenbar also dem S.; unter Commodus
eine M. mit dem Kaiser und einem Sena-
tor sich die Hand reichend (pietati sena-
tus) ; unter Constantinus L zwei Goldmed.
mit »Senatus« und dem steh. Kaiser
(als Senator?) mit Globus und seltsam ge-
haltenem Zepter. — Bernhart, Handbuch
S. 232. 234/5.
Auf griech. M. heißt der röm. Senat
•cövxXtjto?, meist ößb? a, oder Jepä cp., s. d.,
im Gegensatz zur lokalen ßo^Xi^ (s* d.),
auf kolon. M. von Mallos steht sacra sinatus
mit interessantem Graecismus des Genus
und auch als verschleiertes Frauenbildnis
personifiziert. R.
Sen(ior) Aug(ustus) heißen Diocletianus
und Maximianus nach ihrem Verzicht auf
die Regierung i. J. 305 n. C. R.
Senioratsdukat ist ein Dukat des Her-
zogs August Ludwig von Anhalt-Köthen
von 1747 und 1751 mit dem Wappenschild
auf der Vs, und dem Bären auf der Rs.,
der einen Schild mit den Worten: Senior
domus hält. — Mann, 489—491, Taf. 35.
S.
WOrterbtioh der Künxknnde.
Senkverfahren ist das Einsenken eines
positiv -erhabenen Stempels in die Matrize.
Näheres s. unter Patrize. S.
Sepia (Tintenfisch), ein Meerlebewesen,
das z. B. auf M. von Koressia erscheint,
s. unter Polyp. R.
Septemviri eptilonum (von epulo =
Schmausbruder), das vierte der vier höheren
röm. Priesterämter (vgl. Pontifex) ; sie hat-
ten die Opf erschmäuse (lectisternium, s. d.)
zu besorgen. Auf M. erscheint das Amt im
Titel des L. Coel. Caldus und in dem des
Proconsul von Afrika Fab. Maximus. R.
Serafim s. Xerafim.
Serapis, griech. meist Sdpaicis, griech. -
ägypt. Gott, nach den einen auch ursprüng-
lich ägyptisch und aus Osiris-Apis ent-
standen (Oa6poL7:i^, der zum Osiris ge-
wordene Apis, also ein Totengott, daher
bei den Griechen = Hades, s. d., anderer-
seits Herr des Himmels und der Erde,
ein Allgott), Nach anderen sei S. aus
5ar-api = König des Ozeans, Beiname
des babylon. Gottes Ea, entstanden und
erst über Sinope nach Ägypten verpflanzt.
Jedenfalls ist er von Ptolemaios zum äg.
Reichsgott erhoben worden; Pt. holt sein
Kultbild von Sinope (die Barke der Über-
fahrt auf M. von Alexandreia Äg. dar-
gestellt: B. M. C. Alex: Taf. XXIX, S.
als Hades-S., Beifiguren Isis Pharia und
Demeter bzw. Tyche und Demeter) — •
daher die Mischung ägypt. und griech.
Züge. Sein Kult, in Ägypten nur ein
offizieller bleibend, hat schon in hellenist,
Zeit, bes. aber seit dem i. Jh. n, C. überall
in der griech. und dann in der röm. Welt
gewaltig zugenommen, wie das bes. die
M. lehren, und ist erst im 3. Jh. n. C.
durch die oriental. Sonnenkulte, daim vom
Christentum verdrängt, nachher von lu-
lianus Apostata im Kampfe gegen das
Christentum für kurze Zeit wieder auf-
genommen worden, vgl, auch dafür die
M., z. B, mit deo Serapidi, deo sancto
Sarapidi, deus Sara(pis). — Auf griech.
und röm. M. der Kaiserzeit, auch auf
Kontorniaten (deo Sarapidi) erscheint der
Kopf des Sarapis stets mit hohem Polos
(der oft auf wagerechten, gewellten Hörnern
auf ruht; oft als Getreidekorb, Kalathos,
nicht aber* als Getreidescheffel, Modius, ge-
staltet); auf alexandr. M. wird auch sein
40
626
SERÄBRENIK
Zepter oder sein Füllhorn oder infolge des
gerade bei S. sehr häufigen Synkretis-
mus mit griech. Göttern die Strahlen des
Helios (Helios -S., vgl. Vogt, Die alex. M.
S. 55), das Widderhorn des Zeus-Ammon,
ein mit Schlangenstab umwundener Drei-
zack oder Keule zugefügt (Nom. VI
S. 17/8). In Ganzfigur ist er auf griech.
u. röm. M., meist mit Chiton unter dem
Himation, entweder stehend mit erhobe-
ner R. und dem, meist schräg gehaltenen
Zepter i. d. L., Abb. 80, oder sitzend als
Hades - S. (s. unter Hades) mit Polos,
Zepter und unten dem Kerberos darge-
stellt. Abweichende Darstellungen sind
etwa: auf Adler sitzend (also als Zeus)
mit Ähren in der Hand oder sein Kopf
über Adler schwebend (so z. B. auch in
Tomis); Schlange mit S.-Kopf, auch so
über Pferd; S. sitzend oder stehend vor
Bruimenbecken, hinten ein Vexillum auf-
gepflanzt, in mancherlei Abarten (Vogt,
S. 85/9)- Seine Beinamen auf röm. M.
(Commodus, Postumus, Gallienus) sind
S. comes Aug., S. conservator Aug. —
S. in Gruppen erscheint bes. auf alex. M. :
zus. mit Isis (Köpfe oder Standfiguren, so
auch auf röm. M. des Commodus, Claudius II.
usw.), mit Isis und Harpokrates, mit
Hermanubis, S. zwischen den Dioskuren
{darüber Vogt S. 56), sein Kopf gegenüber
dem des Helios (Nikomedien). — R. E. I
A S. 2394/2426; Bernhart, Handbuch
S. 63/4; Head, H. N.» S. 95Ö; Overbeck,
KunstmythoL 1 1871 M.taf. IV; die sonstige
Lit. s. unter Isis. — Dem S. verwandt ist
der »Große Gott«, der in Nordgriechenland
vorkommt: Dionysopolis; Odessos (hier
schon in hellenist. Zeit, sein Standbild als
das des fteoo ^'{dikoo bezeichnet, dazu auf
der Vs. sein bärtiger Kopf mit gedrehter
Schnur um den Kopf, ohne Bandschleife),
natürlich ein einheim. Unterweltsgott,
dessen Beiname Derzelates war (Spiele:
AapCaXBia, Odessos): stehend, im Chiton
und Himation, mit Schale (oft über Altar)
und Füllhorn, später durch den Polos dem
S. noch ähnlicher; auch als gelagerter Gott
erscheint er in Odessos. — Arch. Jahrb.
XIII S. 155/9; Bruno Müller, Ui-^a^ ftetJc,
HalL Diss. 1913 S. 326/7. R.
Seriteenik (plur. Ser^breniki, Silberling)
kommt ein paar Mal in Idrchenslavischen
Übersetzungen der Evangelien und ein
einziges Mal in der ältesten russischen
Chronik (1115) vor. Er ist schwer mit
irgend einer bestimmten Münze zu identi-
fizieren und ist möglicherweise ein rein
literarischer Ausdruck für eine silberne
Münze im allgemeinen. S. werden heut-
zutage von den Numismatikern die ältesten,
seltenen russischen Silbermünizen des
Fürsten Vladimir (980 — 1015) und seiner
Söhne Sv'atopolk ( — 1016) und Jaroslav
( — 1054) genannt, die als Geldstücke den
arabischen Dirhems am nächsten kommen,
ihrem Münzbilde nach aber als eine durch-
aus selbständige, doch auch barbarisierte
Anlehnung an byzantinische Nomismata
des 10. Jh.s gekennzeichnet werden können
(vgl. das Achsenverhältnis auf byzantini-
schen Münzen). Von Vladimir sind 4 ver-
schiedene Typen zu unterscheiden. Auf der
Vs. haben sie alle die, wenn auch vari-
ierende, Figur des Fürsten mit der erklären-
den Aufschrift: Vladimir auf dem Thron
(Vladimir na stole) ; auf der Rs. des I. Typus
ist das Brustbild Christi mit Namenszug
(vgl. Zlatnik), auf den übrigen (Abb. 366,
dritter Typus) ein rätselhaftes Zeichen und
die Aufschrift: das ist sein Silber (a se evo
srebro, s. Serebro). Dieses Zeichen er-
scheint auf dem I. Typus über der linken
Schulter des Fürsten. — Der einzige Typus
von Sv'atopolk (Abb. 367 a, Rs.) nähert
sich den 3 letzten von Vladimir, ebenso die
2 ersten von Jaroslav (Abb. 367 b, Rs. des
zweiten T5^us), mit dem Unterschiede aber,
daß das Zeichen eines jeden Fürsten durch
sehr prägnante Details gekennzeichnet wird.
Das Gewicht der S. ist sehr verschieden,
etwa 4,68 — 1,73 g, ergibt aber im Durch-
schnitt, den von Kauf man (Ves, 86) ange-
stellten Untersuchungen zufolge, 2,8 g. Der
Dm. variiert von 20 — 25 mm. — Der ganz
seltene HL Typus von Jaroslav unter-
scheidet sich sowohl durch die senkrechte
Schrift als auch durch die Zierlichkeit der
Arbeit stark von den übrigen S. und läßt
eher an byzantinische Bullen denn an
Münzen denken. — Der IV. Typus, eine
Nachahmung des III., hat die Größe und
das Gewicht eines westeuropäischen Denars
und ist bis jetzt auf russischem Boden nicht
gefunden worden.
Die Zeit der Prägung dieser S., wie auch
SEREBRO— SERMENTS
627
die chronologische Folge der einzelnen Ty-
pen wird durch besser datierte Fundgenos-
sen, wie es die orientalischen und westeuro-
päischen Münzen sind, als auch durch Über-
prägungen und Stilverwandtschaft der Ty-
pen untereinander festgestellt.
Tolstoj, I. L, Drevnejäijerusskijemonety
velikovo Kn'a^estva Kievskovo, 1881, gilt
mit Recht für ein Corpus der ältesten russ.
Prägung, vgl. wegen der schwerfälligen
Form dieses Buches Der Münzfund von
Njeschin, Z.f. N. X 1883 S. I77 ff-, auch
Russkije drevnosti IV, herausg. von Tolstoj
und Kondakov, S. 166; Iljin, Topografija
(1924). — Der Versuch von Cemev und
neuerdings von Ore§nikov (ZadaSi russkoj
numismatiki, 19 17), diese Münzprägung für
jünger zu erklären und anderen jüngeren
Fürsten zuzuschreiben, wird durch die Chro-
nologie der mit den S. gefundenen deut-
schen Pfennigen nicht bestätigt, die im
Gegenteil Tolstojs Klassifikation voll-
kommen rechtfertigt.
Den ältesten russischen Münzen werden
neuerdings auch mehrere münzförmige
Gegenstände (vgl. Iljin, Topografija Tfl. nr.i)
mit Brustbild auf der Vs. und der Auf-
schrift: Gott helfe Michael (Gospodi pomozi
Michailu) auf der Rs., welche 2,09 — 1,82 g
schwer und von 20 mm Dm. sind, zugezählt.
Ihr Fundort, die Tamansche Halbinsel,
und der (christliche) Name weisen mit
Sicherheit auf den Fürsten Oleg (um 1078)
hin, doch läßt sich über die Bestimmung
der Stücke streiten. Die durchaus ge-
sicherte älteste Münzprägung hat mit Jaro-
slav I. ( — 1054) ein Ende genommen.
Obgleich sich über den Grund dieser
durchaus nicht zahlreichen und kurzatmi-
gen Prägung (vgl. den gleichen Fall in
Schweden) nur raten läßt, so liegt es am
nächsten, sie einerseits — wie bei anderen
Völkern — mit der Einführung des Christen-
tums und mit dem Steigen des Selbst-
gefühls gegenüber Byzanz zu erklären,
andererseits mit finanziellen Maßregeln in
Verbindung zu bringen, da sie gerade mit
der Abnahme des Dirhemumlaufs in Ost-
europa zusammenfällt. Doch darf letzteres
bei der niedrigen Kultur und bei dem
beträchtlichen Geldumlauf der westeuro-
päischen Münzen nicht zu hoch ver-
anschlagt werden. B.
Serebrö (Silber) kommt zuerst in der
Aufschrift auf der Rs. der ältesten russi-
schen Silbermünzen (s. Ser6brenik) vor,
was also heutzutage wohl »Geld«, viel-
leicht auch )>Silbermünze « heißen würde.
Beim ältesten Chronisten wird S. nur im
Sinne von Metall gebraucht, meistens zu-
sammen mit zlato (s. d.) und anderen
Kostbarkeiten, etwa für »reiche Beute«.
Im 12. Jh. trifft man S. in Verbindung
mit Grivna (s. d.) als Grivna serebra
(Silbergrivna) an, und erst seit dem Anfang
des 13. Jh.s, besonders aber in den beiden
folgenden Jhrh., wird S. auch selbständig
in der Bedeutung von Geld gebraucht. Seit
der Mitte des 16. Jh.s verschwindet dieser
Sprachgebrauch ganz. — Kauf man, Rubl',
S. 2 — 12. B.
Serments heißen in Frankreich die
Korporationen der »ouvriers et mon-
nayeurs«, und zwar wegen des Eides, der
von den Mitgliedern der Serments geleistet
wurde, nämlich die Münzer -Funktionen
loyal zu erfüllen. Die S. sind etwas an-
deres wie die deutschen Hausgenossen
(s. d.). Ihre Entstehung soll teilweise
bis in die karolingische Zeit zurück-
gehen. Urkundlich (Rev. num. frang.
1846 S, 370) wird der »serment de
France« unter Philipp August um 121 1 (?)
genannt. Dieser serment umfaßte das
Gebiet der Ile -de -France, der Picardie,
von Orleans und Berry. Die Münzer
außerhalb dieses Bezirks waren der damals
üblichen römischen Rechtsprechung unter-
worfen und erhielten erst später die Frei-
heiten wie der serment de France, welchem
die Normandie, das Land an der Loire, die
Champagne und Burgund angegliedert wur-
den (Urkd. v. 1354), die übrigen bildeten
eigene Korporationen, so der serment de
l'empire (Rev. num frang. 1905 S. ^6 aus
d. J. 1489) im Arelat, das ja zum deutschen
Kaiserreich gehörte, also die Dauphin6,
St. Andr^ de Villeneuve, Montpellier. Ihre
Rechte wurden von Philipp von Valois
(1328 — 1350) anerkannt und dann von
den späteren Königen bis zu Karl VIII.
bestätigt. In Languedoc herrschte der
serment de Toulouse, dann gibt es den
serment de Hainaut, deBrabant, d'Espagne.
Seit Franz I. verschmelzen sie alle in einen,
und dieser bestand noch bis in die franzö»-
40*
628
SERRATUS— SESTEHALVEN
sische Revolution, die dann die im Laufe
der Zeit noch übrig gebliebenen Rechte
restlos vernichtete.
Die sennents hatten wie j ede Bruderschaft
ihre Versammlungen, ihre Feste, ihre Siegel,
ihre Jetons. Ihre Rechte waren folgende:
1. Besondere Gerichtsbarkeit mit Aus-
nahme bei Raub, Mord und Brandstiftung.
Im übrigen waren die Münzer Richter über
sich selbst durch ihre Vorsteher und die
Delegierten der ouvriers.
2. Befreiung von Abgaben, Kontribution
und öffentlichen Lasten; als Erkennungs-
zeichen beim Übergang von Brücken trugen
sie eine Medaille oder ein laissez -passer.
3. Befreiung von der Wache und vom
Heeresdienst.
4. Königlicher Schutz.
Verboten war ihnen der Edelmetall -
handel. — Blanchet II S. 14, Anm. 7 mit
zahlreicher Literatur; Grote, M.St. VIII
S. 314L Su.
Serratus^ von serra lat. = Säge, heißen
(Tac. Germ. 5) die an der Kante sägeartig
gezahnten Silberdenare der röm. Republik;
nach einem Vorläufer (Dioskurendenar mit
Beiz. Rad) um 220 v. C. und einem aus-
nahmsweise (neben einer Mehrzahl von un-
gezahnten) auch gezahnt vorkommenden
Denar des C. Talna um 170 v. C. werden sie
(nach Mattinglys Datierung) von etwa 125
—115 V, C, 106— loi V. C, 86—71 V. C,
71 — ^49 V. C. (in diese Zeit gehört auch der
neue S. des [luventius] Laterensis, der aber
der Senatspartei angehörte! N. Z. 51 S, 136)
geprägt, Abb. 72, nach M. dann, wenn die
demokratische Partei am Ruder war —
während die Senatspartei nach M. öfter
schlechtes Geld (Subaerati, s. d.) ausgab —
und zwar bes. zum Umlauf in Gallien usw. ;
darauf führt die Notiz bei Tac. Germ. 5,
durch Funde wie die von Niederlangen und
Liebeshausen bestätigt. Der Zweck war der,
die Denare klar als nicht -subärat zu er-
weisen: denn durch die hier durch Ein-
schnitte in den fertigen Schrötling (vor der
Beprägung) gemachte Zahnung wurde der
Kern bloßgelegt; wenn dieser Schutz vor
Fälschung nicht immer gelang — es gibt
auch subärate S., vgl. BerL M. -Blätter 1904
S. 442 — , so beweist das nichts gegen die
Absicht der M. -Verwaltung. — Schon vor
den Römern haben etwa in hannibal. Zeit
die Karthager ^-M von etwa 13 g und
Blaßgold -M. von etwa 3 g am Rande durch
Einschnitte gezahnt; ferner gibt es in der
makedon. und seleukid. Bronzeprägung,
dort Anfang des 2. Jh.s, hier bis über dessen
Mitte hinaus, gezahnte Reihen, die Zähne
hier aber schon mit dem Schrötling mit-
gegossen; Anlaß unbekannt. — R. E. II A
S. 1743/44; Mattingly, Num. chron. 1924
s. 31/52. R-
Sertum, lat. = das Gewinde, insbes. ein
Blumengewinde; häufig in den Händen der
Nike auf sizil. M. mit dem Viergespann und
der Victoria auf röm. Kaiser -M., z. B. Sept.
Severus, Macrinus; wenn es zu einem Rund
zusammengebunden ist, nennen wir es
Kranz, s. d. R.
ServatittSy St, u. Servatiuspfennige. Scr-
vatius war Bischof von Mastricht (Ton-
gern), er starb 384. Er hält einen Kreuz -
Stab in der Hand und war Patron von
Mastricht, Worms und Quedlinburg.'
Servatiuspfennige sind vor allem in
Quedlinburg geschlagen worden. Der Heilige
wird schon auf den ältesten Pfennigen, die
nach dem Vorbilde der Otto -Adelheid -
Pfennige (s. d.) geschlagen sind, genannt
(Dbg. nr. 613). Etwa seit der 2. Hälfte des
13. Jh.s haben die Äbtissinnen Hohl-
pfennige mit dem Bildnis des Heiligen ge-
prägt. Su.
Ser(v)tt(s) Christi nennt sich der byz.
Kaiser lustinianus IL auf einigen AT'-M.,
ähnlich SoöXo^ XpiciTOü Kaiser Theophilus;
in Anreden an Christus steht xcf o<p 8oüX(p
auf M. und bes. Bleisiegeln äußerst oft. R.
Sescuncia, auch sescunx (von sesqui ^
iVafach), = ii/a Unzen = ^/s des As und
jedes anderen zwölfteiligen Ganzen. Als
iE-M. mit • S (= Unze + Halb[unze]) oder
. i in Venusia und Paestum vorkommend.
— R. E. IIA S. 1853. R.
S£sen ist Ende des 14. Jh.s eine Bezeich-
nung für ein 6 -Pfennigstück (Sechser oder
Halbgroschen) in Lausanne. — Corragioni
S. 128. Su.
SeslnOy italienische Münze im Wert von
6 Denaren oder ^/a Soldo. — Martinori,
S. 471 i' S.
Sesquidttcato =n= Ducatone di oro (s. d.).
Sestehalven war der auf sVa Stüver ge-
setzte niederländische Schilling (s. Staaten*
Schilling). S.
SESTERTIUS— SETTIMO CLEMENTINO
629
SestertittSy Sesterz,lat. = semistertius, er-
gänze nummus, der Dritthalber, nämlich
27» Asse wert, hieß die 269 zusamt dem
Denarius (s. d.) = Zehner eingeführte M-
M., mit der Wertzahl IIS == zwei und einen
S(emis) (daher seine über 500 Jahre übliche
Abkürzung HS; der die Zahl andeutende
Querstrich geht ursprünglich auch quer
durch das S) neben dem Romakopfe, Rs.
die sprengenden Dioskuren, »1,13 g«
schwer, = ^»88 Pfund = i Scripulum =
20 Pfg., Abb. 64, bald sinkend und nur
etwa 40 — 50 Jahre lang geprägt. Wenn
trotzdem er und nicht der Denar die Rech-
nungs-M. wurde, so beruht das auf der Be-
liebtheit der Stufe des Scripulum (s. d.).
Als Rechnungs-M. heißt der S. auch kurz-
weg nummus, ins Griech. als vojjlo? (s. d.),
später als voujxjxoc (s. d.) übertragen. —
Die Ausprägung des MS. erfolgt erst wieder
e l(ege) P(apiria) v. J. 89 v. C. ohne das
Zeichen IIS, da er jetzt 4 Asse wertet,
und mit neuen M. -Bildern, dann nach aber-
maliger Pause in caesar. Zeit, um dann für
immer zu verschwinden.
Eine -^-M. — vgl. untef As — löst ihn
ab, zuerst von den Flottenpräfekten des
M. Antonius geprägt, mit doppeltem Wert-
zeichen HS und A = 4 (Asse); Augustus
stellt bei Wiederaufnahme der Kupferprä*
gung um 23 V. C. an die Spitze derselben
den S. [griech. TeTpa(j(jap(i)ov, s. d.], aus Mes-
sing (d. h. Kupfer mit Zinkzusatz; s. unter
Aurichalcum) im Gewicht einer Unze (27 g),
ohne Wertzeichen, Abb. 81 ; ihrer lOO gingen
auf den Aureus, also i S. = 22 Pfg. Die
Nachfolger behalten ihn bei — es sind die
sog, Großbronzen, die bei sinkendem Zink-
gehalt und sinkendem Gewicht bis Valeria-
nus, Gallienus, Postumus, d. h. bis zum
Zusammenbruch der röm. Währung, vor-
kommen; ob unter den wenigen bis Carinus
geprägten wirklichen Kupfer -M. der S. noch
vorhanden ist, ist unsicher (vgl. für Auf elia-
nus Num. chron. 1919 S. 141).
Wertziffem auf M., die sich auf S. be-
ziehen, sind die LX, XXXX, XX auf röm.-
kampan. Goldm., Abb. 66 (s. unter Aureus),
und die SI = 16 S., also = 4 Denare, auf
(att.) Tetradrachmen der Beamten in Ma-
kedonien Aesillas und Sura, womit die att.
Drachme kursmäßig dem Denar gleichge-
stellt ist.
Die Rechnung nach einer so kleinen M.
wie dem S. (er entspricht etwa dem türk.
Gold-Piaster, dessen Kleinheit ja auch zu
der Vereinfachung der Rechnung nach
»Beuteln« zu 500 Piastern führte; ähnliches
vgl. unter Conto de reis, Lak usw.) führt
sprachlich zu der Vereiiifachung, daß aus
Wendungen wie duo milia sestertium (statt
-tiorum) ein eigenes Substantiv sestertium
= 1000 S. entsteht, so daß duo sestertia =
2000 S. bedeutet, und bei über 100 000 S.
fällt auch das Wort centena vor milia
fort, und es bleibt nur das die Zahl der
Hunderttausende angebende Zahladverb
übrig: so auf einer M. Hadrians HS novies
mill(ies) = 9000 (x 100 000) S. = 900
Millionen S. — Die Rechnung nach S.
wird selten, seitdem der erwähnte Zusam-^
menbruch der röm. Währung unter Va-
lerianus (s. unter Argenteus Ziffer 3) ihr
den Boden entzieht, findet sich aber noch
inschriftlich unter Probus und Diocletia-
nus und auf einem Papyrus d. J. 293;
die Notiz aus einem Privatbriefe, die Mtal. «
M. werde eU Tjfjitöu voöfiftou herabgesetzt, mag
das letzte Zeugnis für den S. als Rechnungs-
M. sein, Num. chron. 1927 S. 225 ; das Preis-
edikt des Diocletianus beruht schon auf
dem Denar als Rechnungs-M.
In der röm. Buchführung bediente man
sich anfangs des Denars, später des S. als
Grundlage und zehntelte ihn in 10 Libellae
usw., s. d. und R. E. XI S. 612, SuppL III
S. 30. R.
Sestiiio. I. Billonmünze des Königs
Friedrich III. von Neapel (1495— 1501) zu
2 Cavalli (s. d.). Sie trug das Gepräge
Büste - befußtes Kreuz, der doppelte oder
Grano (s. d.) Schild -zwei Füllhörner. —
2. Lombardisch -venetianische Kupfermünze
zu i/ö-Soldo oder 2 Denaren in der zweiten
Hälfte des 18. Jh.s. S.
Settimo aementlno hieß eine Silbermünze
zu v/2 Giulio des Papstes Clemens VIL
Die Stempel zu ihr sind von Benvenuto Cel-
lini geschnitten, der die Münze irrtümlich
einen doppelten Carlino nannte, während
sie nur iVa galt. Sie hieß Settimo, weil
7 Stück auf einen Ducato d'oro di camera
gingen. Die Vs. trägt die Büste des Papstes,
die Rs. den Heiland und Petrus zwischen
Wellen und die Schrift: Quare dubitasti ? —
Serafini I, S. 216, Taf. 33, Nr. 5—7. S.
630
SEUFZER— SIBYLLEN
Seufzer wurden die nach brandenburgi-
schem Beispiel (s. Rote Sechser) in Kur-
sachsen 1701 und 1702 in enormen Mengen
(28 Millionen Stück) geprägten sehr gering-
haltigen Sechspfennigstücke genannt (Abb.
307), weil sie durch ihr rapides Wertsinken
der Bevölkerung die größten Verluste
brachten. — Schrötter in Z. f. N. 23. Bd.
1903, S. I— SO. S.
Sexagesimalsystem bedeutet die Ein-
teilung eines Ganzen in 60 Teile (z. B. des
Talents in 60 Minen usw.) oder die Zu-
sammenfassung von 60 Stück zu einem
Ganzen, wie im Münzwesen das Schock
Groschen 60 einzelne Groschen hatte.
S. Schock Groschen. S.
SextanSi lat. = ein Sechstel eines I2teili-
gen Ganzen, griech. Hexas (s. d.), insbes.
das Sechstel des Pfundes (= Libra = As) =
2 Unciae, daher die Wertbezeichnung • .;
in JE ausgemünzt im röm. Aes grave aller
Stufen, schon von der Reduktion an ge-
prägt statt gegossen, mit Mercuriuskopf
Rs. Schiffsvorderteil, tritt er im Unzialfuße
zum letzten Male auf. Auch erscheint er in
fast allen Reihen des ital. Aes grave (s. d.),
nur in den etrusk. Reihen unregelmäßig;
bei den Reihen mit dezimaler Teilung besser
Biunx zu benennen. Ferner finden wir ihn
im geprägten röm.-kampan. iE-Gelde —
hier von der Forschung (Haeberlin, Aes
grave 1910 S. 134) als Zweilibellenstück be-
zeichnet — sowie dem vieler Städte Kam-
paniens, Apuliens, Kalabriens, Lukaniens,
soweit sie überhaupt Wertzeichen setzen,
auch in Vibo-Valentia und Petelia, von
denen aber nur die S. von Paestum die lex
Papiria von 89 v. C, überdauern; vgl. Head
H. N.» passim. — R. E. II A S. 2030. R.
Sextantaras und SextantarfuB (lat. sex-
tantarius = zum sextans, d. h. ^/e Pfund,
gehörig). Der S. ist die erste gesetzliche
Reduktionsstufe des röm. As — nach dem
Befunde der M. haben aber schon vordem
Reduktionen stattgefunden — , bei der der
As auf das Gewicht von ^6 des röm. Pfun-
des, also auf »54,58« g herabgesetzt wurde;
in den M. selbst mit Sicherheit nachweis-
bar, s. unter As. — R. E. IIA S. 2031,
R.
Sextiila, röm. Gewichtsstufe, = ^/e Uncia
= ^/t» As. Gewichtsangaben, wo die S. vor-
kommt, auf Silbergeschirr: Trait^ I S. 749.
VonVarro, de 1. lat. V 171 (aeris minima
pars) auch unter den M. -Sorten aufgeführt,
im erhaltenen M. -Vorrat aber nirgends
nachweisbar. — R, E. II A S. 2056. R.
Sh- s. Seh-.
Shähiy persische Münze; s. Abbäsi, I^äz-
beki, Tomän.
Shanghai Dollar s. Carolus.
Shäüri) georgische Silbermünze; s. Kir-
maneul, Abbasi.
Shekel = Siglos; s. d.
Shere, englisch = Stückelungsplus (s. d.).
Wie bei diesem, so wurde auch beim Shere
viel unterschlagen. 1534 wurde verlangt,
die Londoner Münzer sollten »amend the
shere so indifferently«, daß niemand Vor-
teil davon habe, die schweren Stücke ein-
zuschmelzen. Das Shere wurde auf 3 bis 6
pence auf das Pfund oder 1V4 bis 2^2 V»
angegeben, und 1549 gestand der Münz-
meister, daß er durch das Shere die Re-
gierung um 4000 £ betrogen habe. —
Schrötter in Schmollers Jahrbuch 32. Bd.,
S. 914 ff. S.
Short-cross type siehe Sterling.
ShUy japanische Münzeinheit; s. Ban.
Siani. In Syrien wurde im 19. Jh. nach
Piastern zu 40 Pära gerechnet, im inneren
Verkehr wurde der Piaster in 24 Siani ein-
geteilt. — Kelly, Camb. univ. 1823, I, S. 3;
Nelkenbrecher, 1858, S. 7, 1890, S. lO.
V.
Sibirskaja monita, sibirische Münzen,
heißen die aus gold- und silberhaltigem
Kupfer in Kolyvan* (K[olijvanskaia]
M[oneta]) im Altaj von 1763— 1781 ge-
prägten 10-, S-, 2- und I -Kopekenstücke,
Denga (s. d.) und Poluäka (s. d.) mit Mono-
gramm auf der Vs. und dem von zwei
Zobeln gehaltenen, gekrönten Schilde mit
Wertangabe auf der Rs. (Abb. 384).
Dazu treten die silbernen 20-, 15- und
lO-Kopekenstücke von 1764. Die Münz-
stätte befand sich in Susun, niclit weit von
den Kupferbergwerken von Kolyvan*. —
Grofßürst G. M., Ekaterina II, Bd. I 49
und II Tfl. 6—22. B.
Sibyllen sind gottbegeisterte, weissagende
weibl. Wesen, daher man ihrer mehrere
unterschied, teils mit Individualnamen,
teils nach dem Orte benannt, wo sie wohn-
ten. Auf M. erscheint der Kopf der kymäi-
schen S. Herophile in Gergis und Kyme
SICCA-RUPE— SIEGELKUNDE
631
(Rs. ApoUon am Dreifuß), die erythräische
auf Fels sitz, in Erythrai (SeA CIBYAAA);
ein Lorbeerzweig ist ihr bezeichnendes At-
tribut. Journ. int. XI S. 151/52. — Auf
röm. JEi des L. Manl. Torquatus um 69 v. C.
ist ein weibL Kopf mit Epheukranz als
SIBYLLA bezeichnet, die Rs. zeigt den auf
Wahrsagung hindeutenden Dreifuß, und
eine S. erblickt man in dem attributlosen
weibl. Kopf auf röm. JR desT. Carisius u. L.
Valer. Acisculus. — R. E. II A S. 2073. R.
Sicca-Rupe s. S. 579.
SicilicuSi röm. Gewichtsstufe, = V4 Uncia
= ^^748 As. Gewichtsangaben, wo der S. vor-
kommt, auf Silbergeschirr: Traite I S. 749.
AlsM. ausgeprägt nur in der(Semilibral?)-
Reduktion des röm. As, von den Neueren
Quartuncia genannt, s. d. Im röm., auf
Denare zu 16 Assen gestellten Rechnungs-
wesen ist der S. als ^/^^ der Einheit = 1/3
As. — R. E. IIA S. 2194. R.
Siebener s. Siebenkreuzer.
Siebenkopfstücktaler wurde im Kur-
fürstentum Trier im 18. Jh. der Laubtaler
(s. d.) genannt, weil er 140 Kreuzer (2 Gul-
den 20 Kr.) oder 7 Kopfstücke galt. —
Schrötter, Trier, Gesch., S.92L S.
Siebenkreuzer, Slebenen Im Jahre 1693
waren die österreichischen Sechskreuzer-
stücke im Verkehr auf über 7 Kreuzer ge-
stiegen; in diesem Jahre wurden sie gesetz-
lich auf 7 Kreuzer erhöht. Als dann 1753
der Konventionsfuß (s. d.) eingeführt
wurde, prägte man statt der Stücke zu 6
solche zu 7 Kreuzer. Ihre Prägung hörte
nach dem Tode Maria Theresias (1780) auf.
Seitdem wurden 20-, 10- und 5 -Kreuzer ge-
schlagen. — Die unter Franz II. 1792
aus Kriegsnot einsetzende starke Münzver-
schlechterung begann mit dem Schlage
geringwertiger 24-, 12-, 6- und 3-Kreuzer.
1801 wurden die 24- und 6 -Kreuzer, 1802
auch die 12 -Kreuzer in 7 Kreuzer um-
geprägt. Aber auch dann konnten sich
diese nur 4-lötigen Münzen nicht halten,
da sie, im Verkehr viel weniger geltend,
in Massen aufgekauft und fremden Münz-
stätten als Material zugeführt wurden.
1807 setzte Österreich diese 7 -Kreuzer auf
6 Kreuzer, 1809 verrief es sie. S.
Slebzebnkreuzer (Siebzehner). 1695 wur-
den die österreichischen 15 -Kreuzer, die der
Verkehr zu 18 nahm, gesetzlich auf 17
Kreuzer erhöht. Als dann 1753 der Kon-
ventionsfuß eingeführt wurde (s. d.), prägte
man statt der alten is-Elreuzer, die 17
galten, wirkliche 17 -Kreuzerstücke und
zwar bis 1765, an deren Stelle in diesem
Jahre die Stücke zu 30 und 5 Kreuzer
traten. S.
Siegel« Bei der nahen technischen Ver-
wandtschaft von Siegeln und Prägen, der
einander nahestehenden rechtlichen Be-
deutung beider Akte (Beurkundung) und
demzufolge einer gewissen Verwandtschaft
von Bild (Wappen) und Schrift des S.
und der Münze — s. über all dies Macdonald,
Coin types 1905 S. 43 ff., 239 ff. — sind ein
paar Worte über die antiken Siegel uner-
läßlich. Der Gebrauch eines Siegels
(griech. ö^pa^fe, lat. Signum) im ägypt.
(z. B, Skarabäen), Vorderasiat, (z. B. bab.-
assyr. Siegelzylinder) und kret. Alter-
tum (z. B. Tonsiegel von Kato Zakro)
ist durch Schriftquellen und die Denk-
mäler aufs ausgiebigste bezeugt. Im
griech. -röm. Altertum sind die Belege
zahllos (ausführlich R. E. II A S. 2361/
2448 unter Signum) und auch, daß es
Staatssiegel gab (lirl x^g 8iQ{ioatcf acppa^tSt,
Strabon IX p. 416; ösöiQp-avxai x^i 8>][io(Jtai
o«ppaYi8t, athen. Inschrift vom Anf . 4. Jh.s,
Num. chron. 19H S. 352 usw.), ist reichlich
bezeugt. Uns interessieren insbes. die
Fälle der Verwendung von Siegelbildern
zugleich alsM.-bilder: so hatte Seleukos ein
Siegel mit dem Anker — der nach den M.
eine Art Hauswappen der Seleukiden wurde
(Head, H. N.» S. 756), verwendete Sulla ein
Siegel mit der Szene der Übergabe des lu-
gurtha durch Bocchus — das ist das be-
kannte M.-bild seines Sohnes Faustus Sulla,
siegelte Caesar mit der Venus Victrix —
seinem häufigsten M.-bild, siegelte Augus-
tus mit einer Sphinx — die ein beliebter
M.-typus unter ihm ist (eb, S. 200). —
Wegen der byz. S. s. unter Bleibullen u.
Goldbullen. — S. Salomos s. unter Hexa-
gramm. R-
Siegelkunde (Sphragistik, s. Sphragis) ist
die Lehre von d. Siegeln, sowoU d. Siegel-
stempeln (Petschaften, Typaren) als auch
den von diesen abgedrückten Siegeln. Die
Kenntnis der Siegel ist für den Numismati-
ker wichtig, weil er aus ihnen sehr oft allein
Zeit und Ort einer Münze bestimmen
632
SIEGESBEINAMEN— SIGLOS
kann. — A, Seyler, Gesch. der Siegel,
Lpz. 1894; W. Ewald, Siegelkunde, Mün-
chen und Berlin, 1914. S.
Siegesbeinamen der Herrscher können
allgemein sein wie KaXXivixo?, Nix>)(p6po;,
(ivixYjto?, invictus, oder speziell den besieg-
ten Gegner nennen wie Germanicus, Sar-
maticus usw. (s. unter Beinamen und vgl.
die einzelnen Namen) ; der Parther Onones
sagt von sich auf M. vetxi^dac 'Aptaßavov.
R.
Siegestaler sind Taler, die, auf einen Sieg
geprägt, dieses Ereignis durch Bild oder
Schrift oder beides andeuten. Der älteste
Siegestaler ist wohl der sog. »Schmalkaldi-
sche Siegestaler«, eine talerartige Medaille
auf das Zurückweichen der Schmalkaldener
aus dem Feldlager zu Giengen am 22. No-
vember 1546 (Ranke, Deutsche Gesch. IV,
1894, S. 328 f.). Er zeigt auf der Vs. den
Wappenschild des Kaisers, oben das Datum,
und die Umschrift: Victoria Invictissimi
Caroli V. usw., auf der Rs. den Reichsadler,
der in jedem Schnabel einen bärtigen Men-
schenkopf trägt, die die Häupter des Kur-
fürsten Johann Friedrich und des Land-
grafen Philipp sein sollen (Köhler, III,
S. 57 ff, mit Abb.). Weitere berühmte S.
sind die Giustina (s. d.) auf den Sieg bei
Lepanto über die Türken 1571 (Papadopoli,
II, S. 311, Taf. 34, Nr. i, 2), die auf den Sieg
des Großen Kurfürsten über die Schweden
bei Fehrbellin 1675 und die deutschen von
1871, dazu zahllose Siegesmedaillen aller
Zeiten und Länder. S.
Siglos, griech. at-yXoc, auch afxXoc, oder im
Neutr. -ov, griech. Übertragung des semit.
Schekel, aexäX, hebr. ^p^, lat. siclus, sicel
bei losephos, den Lexikogr. u. Metrologen,
Belege bei Hultsch, Metrol. scr. II S. 214
u. 256 im Register; er ist im Orient ^äj
bzw. Vso der Mine, und da die Mine im ein-
fachen (leichte Mine) und doppelten
(schwere Mine) Betrage bei stets gleichem
Namen vorkommt, ergibt sich auch im
Griech. ein Schwanken zwischen dem S.
als einem 4-, 2- (oder i-) Drachmen-Stück.
I, Der S. als Tetradrachmon ist das i/^o
■ bzw. 1/50 der schweren Mine: loseph. Ant.
lud. III 8, 2 (und Hesych unter atxXov)
gleicht ihn mit einem att. Tetradrachmon,
mieinf damit aber nicht das wirkliche zu
17,4 g, sondern, wie Bell. lud. II 21, 2
lehrt, das noch bis in seine Zeit von Tyros
geprägte: B. M. C. Phoenicia S. 233/49, die
sicheren Daten bis 178 der Stadt -Ära =
52/3 n, C. reichend, Gewichte bis 14,50 g
steigend, also zur metrolog. Norm des
phönik.-ptolem. Tetradr. von I4i55 g iioch
passend. Das aus 3000 solcher schweren
»heiligen« S. bestehende hebräische Talent
wird von ihm Ant. lud. XVII 8, I und
II, 5 vgl. mit 6, I auf 10 000 Dr. gesetzt,
was zu den metrolog. Normen gleichfalls
stimmt (3000 X 14,55 g = loooox 4,366g).
Dieser »heilige« S. wird richtig im Ev.
Matth. 17, 27, vgl. 24, als cjiaxirjp = 2 8t-
Spaxjxa bezeichnet. — Ausdrücklich als
^pü inschriftlich bezeichnet sind die jüd.
Silber-M. von 133/4— ^4V4g, Abb. 86, wozu
es auch Halb- und einen Viertel -Schekel
gibt, früher den Makkabäern, jetzt dem
I. Aufstande der Juden unter Nero gegeben
(der Halbschekel auch bei losephos Ant.
lud. III 8, 2 und Hesych, unter Vi-
öixXiov erwähnt); mit verändertem Bilde
und ohne die Schekelbezeichnung er-
scheint diese M. im 2. Aufstand unter
Hadriän wieder, daneben Drachmen. ■—
B. M. C. Palestine S. 269 ff., 284 ff.
2. Der S. als Didrachmon ist das V^o bzw. ■
V50 der leichten Mine, das SiBpa^H-ov der eben
erwähnten Stelle des Ev. Matth., der
Betrag der Tempelsteuer des erwachsenen
Juden (loseph. Ant. lud. XVIII 9, i;
bell. lud, VII 6, 6; interessant demgegen-
über Ant. lud. III 8, 2, wo der Steuer-
betrag als aßcXoü xh ijfiwü, also Hälfte des
[schweren] Schekels angegeben ist) ; später
= 2 neron. Denaren gerechnet.
3. Der S. als Drachme = ^wo der leich-
ten Mine ist der al^Ko^ (tY]8txö? des att.
Schatzverzeichnisses L G. II 652 S. 43 (vgl.
J. H. S. 1914 S. 292 unten), des Xenophon
Anab. I 5, 6 und des Photios usw., die ihn
auf 7Va (= 5,46 g) bzw. 8 (att.) Obolen
(= 5,8 g) schätzen; er ist jene äußerst
häufige pers. Königssilbermünze mit dem
König als Bogenschützen, Abb. 45, zu der
auch die Unterstufen V3, [V*?]? V^> Vw vor-
kommen (Klio XIV S. 98/100, 106 ff.);
er wog normal 5,6 g und war im Werte
= V»o des pers* Königsgoldschekels, des
Dareikos (s, d.) von 8,4 g (i Talent solcher
SIGNARE— SIKKA
633
S. = 300 Dareiken, vgl. Xen. Anab. I
7, 18; Arrian, Anab. IV 18, 7); Wert-
verhältnis N zu JR = 13V3 z^ 1 1 die Ein-
teilung des Schekels in 20 Einheiten (Gera)
ist auch die jüdische. Dieser S. heißt
Spö'XP'^ bei Suidas und Harpokration
(unter Dareikos) und paßt ja auch treff-
lich zum Mittel griech. Drachmengewichte.
— B. M. C. Arabia usw. S. 149 ff. Neuere
Funde solcher S.: Num. chron. 1914
S. 22—28, 1916 S, I— 12. — R. E. II A
S, 2318/22. R.
Signare = mit dem Zeichen versehen,
siegeln, stempeln, prägen, im letzten Sinne
gleichbedeutend mit cudere, percutere,
ferire; 2. B. pecunia signata forma p(ublica)
p(opuli) R(omani) CIL I* n. 592 c. XXI und
die Stempel röm. A7"-Barren, s. d., Abb. 12 ;
vgl. auch unter Aes signatum und Ferire.
R.
Signator, von signare = mit dem Zeichen
versehen, aus einer Inschrift v. J. 115 n. C,
Dessau, Inscr. 1635, bekannte Amtsbezeich-
nung eines Münzhandwerkers, wohl =
scalptor. Vgl. unter Optio, — R. E. II A
S. 2347. R.
Signaturen s. unter Künstlersignaturen.
Signum, lat. urspr. = Zeichen, insbes.
1. Feldzeichen (S. militare), »Fahne«. Die
Legionen hatten als solches einen Adler
auf einer Stange, s. Legionsadler. Ihre
Unterabteilungen (Manipcl, Centurie) führ-
ten S., deren wesentlicher Bestandteil die
Stange mit einem Widerhaken unten war;
an der Stange waren Bänder, eine Hand
(manus, wohl im Zusammenhang mit
Manipel), Querhölzer, Halbmonde, Kränze,
Rundscheibe.n (Phalerae, s. d.), Ringe (tor-
ques) u. dgl., zuweilen das Wappentier der
betr. Legion (s. unter Legionsmünzen), oft
auch ein Tuch (Vexillum, s. d.); auf J^ des
Cn. Nerius und C. Valer. Flaccus steht
auf den Tüchern zweier S. ein H = hastati
und ein P = principes, die das i. und
2. Glied der röm- Schlachtordnung bildeten;
auf A d. Coel. Caldus kommt ein S. mit
HISpania vor, auf JR des Augustus gibt
ein Parther ein S. mit der Nummer der
Cohors X auf dem Vexillum zurück, s. u. Das
S. der cohors speculatorum führt auf M,
des Antonius (vgl. Galba, Vespasianus)
ein Schiffsvorderteil unten an der Stange.
Auf M. der späteren Kaiserzeit sind die
S. bei dem vorwiegend militär. Charakter
der Monarchie allein, zu mehreren oder
in der Hand des Kaisers, der Fides, Con-
cordia usw. eine der häufigsten Erschei-
nungen. — V. Domaszewski, Fahnen des
röm. Heeres 1885 S. 45 ff. u. ö.; R. E.
VI S. 2151; IIAS. I33iff. 2327 ff.; An-
son, Greek coin types H Taf. XXH.
XXni. — Erinnert sei auch an die M.
auf die Wiedergewinnung einst von Par-
thern und Germanen erbeuteter röm. S.,
M. des Augustus mit civib(us) et sign(is)
milit(aribus) a Part(his) recuper(atis) usw.
und des Germanicus mit signis recept(is)
devictis Germ(anis).
2. Mit S. oder Supernomen bezeichnet
man einen besonderen Beinamen meist
auf -ius, den in der Kaiserzeit Römer
und Griechen gelegentlich außerhalb ihres
Namenskomplexes führen, z. T. ursprüng-
lich Klubnamen; auf M. kommen vor
(s. unter Münzbuchstabe) das S. des
Kaisers Probus, Equitius, und die der
Kaiser Diocletianus und Maximianus,
lobius und *Hpxo6^t(o?). Auch (Pietas)
Faleri und Arnazi könnten S. des betr.
Kaisers sein. — Num. chron. 1921 S. 265/8;
R. E. HA S. 2448; N. Z. 48 S. 159—66;
Num. Közlöny 25 S, 74/6. 212. R.
Sikka bedeutet imarab. eig. den eisernen
Klotz, auf dem die Dirhems geschlagen
wurden, dann überhaupt Münzstempel; im
übertragenen Sinne bedeutet das Wort
Münze, dann Münzprägung, Oberaufsicht
über das Münzwesen, und schließlich
Münzrecht. Es steht im 13. und
14. Jh. häufig auf Münzen aller 3 Me-
talle der Djuöiden, auf Silber- .und
Kupfermünzen der Djagataiden und auf
Gold- und Silbermünzen der Sultane
von Dehli, später, vom 16.— 19. Jh., auf
Gold- und Silbermünzen der Großmogule
und persischen Schähe. S. Muhr. — Sau-
vaire in JAs 7. s6r. 15, S. 235; 19, S. 98;
Frähn, Recensio; Lane Poole, Catal. of
indian coins in the Brit. Mus.; Allan in
Enzykl. des Islam, sub verbo.
Das Recht der Münzprägung (Sikka) und
des Freitagsgebets für den Herrscher
(IJlutba) galten für die hauptsächlichsten
Prärogativen des unabhängigen Fürsten.
Ausgenommen waren von vornherein Kup-
634
SIKKA
fermünzen, welche jeder Statthalter selbst
schlagen durfte.
Anfänglich stand das Recht der S. nur
dem Khalifen zu. Auf den Omayyaden-
münzen wird überhaupt kein Münzherr er-
wähnt. Es verstand sich von selbst, wer
der Münzherr war. Unter dem zweiten
*Abbäsiden, al Man§ür (754 — 775), kam der
allerdings nur von einigen Münzhöfen be-
obachtete Brauch auf, den Namen des
Thronfolgers auf den Münzen zu erwähnen
und so die Zusicherung der Erbfolge vor
die Öffentlichkeit zu bringen. Erst auf
den Münzen des dritten *Abbäsiden, al-
Mahdi (77s — 785), wird der oberste Münz-
herr selbst genannt. Daneben kommen
unter ihm und seinen nächsten Nachfolgern
auch anonyme Münzen vor, sowie solche,
auf denen der Thronfolger genannt ist.
Auch Namen von Weziren, Statthaltern,
Münzaufsehern und anderen Würdenträ-
gern kommen vor; der Platz aber, den diese
Namen gewöhnlich auf der Münze einneh-
men, über oder unter der Hauptlegende,
zeigt, daß sie nicht dem eigentlichen Münz-
herrn gehörten. Ein einheitlicher *abbä-
sidischer Münztypus wurde erst unter al
Mu*ta§im (833—842) eingeführt. Von da
an steht unter dem Glaubenssymbol der
Rs. nur der Name des Khalifen, manchmal
auf der Vs. noch der Name des Thron-
folgers, aber keine anderen Namen.
In der 2. Hälfte des 9. Jh. maßten sich
die selbständig gewordenen Provinzstatt-
halter das Recht an, in ihrem eigenen Na-
men Münzen zu prägen. Auf diesen Mün-
zen wird aber immer neben dem Namen des
Fürsten, der sie prägte, und zwar über die-
sem, der Name des Khalifen erwähnt. Dieser
Brauch hielt bis ans Ende des Khalifates
(1258) an, sogar zu Zeiten, als die welt-
liche Macht des Sultans eine Pracht ent-
faltete, wie sie früher in islamischen Län-
dern gänzlich unbekannt war. Die jünge-
ren Fürsten eines Herrscherhauses, die in
den Provinzen, die ihnen anvertraut waren,
selbständige Gewalt ausübten, erwähnten
auf ihren Münzen außerdem noch alle ihre
Oberherren in aufsteigender Linie, und
ebenso hielten es die Dynastien, die die
Oberhoheit eines anderen mächtigeren Ge-
schlechtes anerkannten. Nur die eigent-
lichen Revolutionäre, *Aliden, Idrlsiden,
spanischen Omayyaden, Fäfimiden u. a.,
traten als ganz selbständige Münzherren
auf und prägten Münzen ohne Nennung des
Elhalif en von Bagdad. So groß aber war das
Prestige der Khalifen, daß sogar im ent-
fernten Spanien viele Kleinstaaten des 11.
Jh., sowie die Almoraviden des 12. Jh. auf
ihren Münzen ihnen ihre Ehrfurcht bezeug-
ten, indem sie einen fiktiven Imäm *^Abdal-
lah als obersten Münzherrn aufführten.
Nach dem Untergange des Khalifates
von Bagdad hielten es die Mamlükensultane
von Ägypten für ratsam, ein neues Khalifat
in Ägypten zu gründen, dessen Bedeutung
nur darin bestand, daiJ es die weltliche
Macht der Mamlüken sanktionierte. Die
Namen dieser Khalifen erscheinen auf den
Münzen der Mamlüken nur in der aller-
ersten Zeit (bis etwa 1277). In anderen
islamischen Ländern bekannten sich nur
die Muzaff ariden von Fars (131 3 — 93) und
die Sultane von Dehli (1341 — 1526) zu den
ägyptischen IChalifen, deren Namen denn
auch auf Münzen dieser Gebiete erscheinen;
der größte Teil des islamischen Orients
hatte von nun an keinen Khalifen im
eigentlichen Sinne des Wortes.
Die Mongolen beriefen sich in ihren
Machtansprüchen auf das von ihren heid-
nischen Ahnen ererbte Recht und bedurf-
ten keiner weiteren geistlichen Sanktion;
andere Dynastien, darunter die Timüriden,
gründeten ihre Ansprüche auf den Willen
Gottes, der die Macht verleiht und nimmt
wem er will (ßlor'än 3, 25), und in diesem
Sinne verschmolz der Begriff des Sultans,
als Vertreters der weltlichen Macht, mit
dem des Khalifen oder Imäms. Nur in
diesem Sinne waren auch die Sultane der
Türkei Khalifen. Davon, daß der letzte
ägyptische Khalif e nach der Eroberung von
Ägypten, 1517, seine Ansprüche feierlich
an Selim I übertragen habe, findet sich
bei zeitgenössischen Schriftstellern nichts.
Mit dem Khalifen von Bagdad können
weder die ägyptischen Khalifen, noch die
türkischen Sultane auf eine Stufe gestellt
werden. Während die ersteren von der
ganzen mubammedanischen Welt als geist-
liche Oberhäupter anerkannt wurden, ihre
Namen auf allen islamischen Münzen ge-
nannt wurden und sie somit nominell als
oberste Münzherren im Islam angesehen
SIKLOS— SILBER
635
werden können, erscheinen die Namen der
ägyptischen Elhalifen nur auf einem ganz
geringen Teil der zeitgenössischen Münzen,
kommen die Namen der türkischen Sultane,
abgesehen von einer kurzen Zeitspanne
(1273 — 78), während der sie auf Münzen
von Kälgar erwähnt werden, nur auf
den von ihnen selbst in ihrem Reiche
geprägten Münzen vor, und alle sonsti-
gen weltlichen Herrscher konnten das
Münzrecht ausüben, ohne sich selbst dem
Scheine nach um Konstantinopel zu kehren.
In dieser späteren Zeit wird der Khalifen-
titel von muhammedanischen Historikern
den verschiedensten Herrschern zuge-
sprochen, welche nur irgendeinen höheren
Grad von Machtentfaltung an den Tag
legten. Unter anderem wird von einem
Historiker so der Emir von Bukhärä Nadir
Muhammed (1642—45) genannt (Barthold).
Auf Münzen nennt sich nur der Sultan von
Dehli Mubäreksäh (1316 — 20) Imäm und
Khalife und zwei Jahrhunderte später
der Gründer des Uzbekenreiches Mu-
Ipiammed a§ Saibäni (1500 — lo).
In Nordafrika und Spanien gründeten
die Almohaden 1130 ein eigenes Khalifat.
Beim Verfall ihres Reiches bekannten sich
die spanischen Dynastien der Hüdiden und
Na§riden zu den orientalischen *Abbäsiden,
nach dem Sturz von Bagdad prägten die
Nagriden in eignem Namen ohne einen
Khalifen zu erwähnen, während in Nord-
afrika die Traditionen der Almohaden von
den öaf§iden fortgesetzt wurden. Ihre
Zeitgenossen, dicMarlniden und Ziyäniden,
nennen sich bis auf wenige Ausnahmen
nicht Fürsten der Gläubigen, wie es die
Khalifen taten, sondern gleich den Almo-
ravidcn Fürsten der Muslime, wodurch sie
sich den öaf§iden gegenüber eine unterge-
ordnete Stellung geben, erwähnen aber auf
ihren Münzen keine anderen Herrscher als
sich selbst. Die Scherifcn von Marokko
endlich nennen sich auf einigen ihrer Mün-
zen Khalifen und Fürsten der Gläubigen
xmd gründeten ihre Ansprüche auf ihre
Abstammung von *A1l — Barthold in Mir
Islama I 203 ff., 345 ff-; van Berchem in
J.as. 1907, 245 ff.; Tornberg in ZDMG. 22,
701 ; Stickel, Handbuch I 24 f. V.
Siklos, -on s. unter Siglos.
Silber, abgekürzt: JR und ]) (Argentum
und Luna), spez. Gew. 10,5, tritt später
als Gold auf, da es nur in Gebirgen vor-
kommt und viel schwieriger zu gewinnen
ist. In größeren Mengen schafften es erst
die Phönizier aus Spanien nach Syrien,
Palästina und Griechenland, durch ihren
Handel wurde Silber das allgemeine Ver-
kehrs- und Tauschmittel auf ein Jahr-
tausend bis zur Perserzeit. Die Athener
gewannen Silber besonders auf der Chalki-
dike und in ihren attischen Gruben von
Laurion, die aber systematisch kaum vor
500 V. Chr. ausgebeutet worden sind und
zu Strabons Zeit, das heißt zu Beginn
unserer Zeitrechnung, schon verlassen
waren. Nach den Phöniziern holten die
Karthager das spanische Silber, nach
Plinius (XXXIII, 31) soll Hannibal aus
einem einzigen Bergwerk täglich 300 Pfund
{98 kg) Silber gewonnen haben. Dann
kamen die Römer, die nach Polybius,
also um 200 V. Chr., 40000 Menschen im
spanischen Silberbergbau beschäftigten. —
In Deutschland fand die erste Silber-
ausbeute im Lebertal im Elsaß im 7. Jh.
statt. Vom IG. bis 12. Jh. kam das meiste
Silber in Europa aus dem Harz. 936 be-
gann der Silberbergbau im Erzgebirge^
aber erst um 1470 in den Freiberger
Gruben, den ergiebigsten in Deutschland,
wozu seit 15 10 Joachimsthal trat. Zuvor
schon waren die seit 1150 betriebenen
Tiroler Silberminen sehr ergiebig geworden,
wurden im 16. Jh. aber von denen des
Erzgebirges weit übertroffen. Die Glanz-
zeit der deutschen Silberausbeute ging
mit dem 16. Jh. zu Ende. Um die Mitte
dieses Jahrhunderts fing sich die über-
seeische Ausbeute an, bemerklich zu
machen. Sie hatte in Mexiko 1522, in
Potosi in Bolivia 1547 begonnen. Im
Jahre 15 57 führte Bertolo de Medina das
Amalgamationsverfahren ein, das eine viel
vorteilhaftere Gewirmung des Silbers war
als das bis dahin übliche Abtreiben mit
Blei. Seit dem 16. Jh. kommt das weit-
aus meiste Silber aus Amerika, heute sind
Mexiko mit 39, die Vereinigten Staaten
mit 27, Peru und Kanada mit iS<»/o an
der Weltsilberproduktion beteiligt. Von
anderen Silberbergwerken sind noch die
seit 1623 in Kongsberg in Norwegen, seit
1814 im Ural betriebenen zu erwähnen.
636
SILBERDUKAT— SILBERWÄHRUNG
Das meiste Silber wird heute durch Kupfer -
raffination und Bleitreiben, ^/ig durch
Amalgamation und nur wenig durch Laug-
prozesse und Elektrolyse gewonnen. —
Silbermünzen sind, wenn nicht die erst
geprägten, so doch seit Beginn der Münz-
herstellung immer und überall geschlagen
worden, im Altertum bis zur römi-
schen Kaiserzeit meist ohne absichtlichen
Kupferzusatz, seitdem mit mehr oder
weniger Kupfer vermischt. Ein kleiner
Kupferzusatz ist zur Erzeugung gröjßerer
Härte angebracht, doch darf er bei Wäh-
rungsgeld nicht über 1/4 gehen. Die bis
19 14 allgemeine Feinheit von 9oo/iooo ist
heute leider aufgegeben worden, und die
jetzt S^^/xooo feinen Münzen sind keine
Silber-, sondern Billonmünzen (s. Billon
und Silberwährung). Über das russische
Silber s. Serebrö. — B. Neumann, Die
Metalle, Halle a. d. Saale, 1904, S. I54ff.;
H. Blümner, Technologie . . . bei Griechen
und Römern IV, Leipzig 1887, S. 28 jff.
S.
Silberdttkaiy der offizielle Name des
Albertustalers (s. d.) in den Vereinigten
Niederlanden. S.
Silbergroschen. Die ersten »Silber-
groschen« genannten Münzen waren die
sächsischen Spitzgroschen (s. d.) wegen
ihrer gegen die früheren Groschen höheren
Feinheit {14 Lot). Die späteren Silber-
groschen bekamen diesen Namen im Gegen-
satz zu den polnischen kupfernen Groschen
der zweiten Hälfte des 18. Jh.s. Besonders
hießen so die österreichischen und schlesi-
schen Kaisergroschen oder Dreikreuzer-
stücke. Der schlesische Name »Silber-
groschen« wurde dann auf den preußischen
Vso-Taler des Münzsystems von 1821 über-
tragen, der die Hauptscheidemünze bis
1873 blieb. Er war aber keine Silber-
münze, sondern mit seiner Feinheit von
nur 220 Tausendsteln eine Billonmünze.
S.
SUberling übersetzt Luther Gen. 37, 28
die »20 [seil. Stücke, d. h. also wohl
Schekel] Silbers« und Ev. Matth. 26, 15;
27, 3. 5. 6. 9 das griech". dlp*)föpiov, für deren
30 Judas Christus verriet und um deren
weitere Schicksale das Mittelalter einen
reichen Legendenkranz wob; viele figu-
rieren in den Reliquienschätzen; soweit
noch nachweisbar, sind es meist Tetra -
drachmen von Rhodos (die Rhodiserritter
hoben ein solches lange als S. im Schlosse
auf). Eine Fälschung derart trägt in
Buchstaben des 15. Jh. die Aufschrift
imago Caesaris, also als Zinsgroschen, s. d.
Ein dem Lucas van Leyden zugeschriebenes
Bild aber zeigt unter dem Passionsgerät
als S. sog. Görlitzer Schekel, s. d. In
Wirklichkeit können die 30 S. etwa röm.
Denare oder Tetradrachmen von Tyros
oder Antiocheia Syr. gewesen sein. —
Hill, Medallic portraits of Christ S. 91/116.
R.
Silberner Reiter, der Name des Dukatons
(s. d.) in den Vereinigten Niederlanden.
S.
Silberwährung ist die Edelmetallwährung,
bei der nur Silbermünzen Kurantgeld oder
unbeschränkte gesetzliche Zahlmittel sind,
so daß der Gläubiger in ihnen Zahlung
fordern darf, während Goldmünzen Handels-
geld ohne gesetzliche Zahlkraft sind. In
früheren Zeiten herrschte diese reine
Silberwährung selten (s. auch Währung),
vielmehr meist Parallelwährung (s. d,), bei
der zeitweise die Silbermünzen überwogen
wie zur Zeit der römischen Republik.
Reine Silberwährung hatte Mitteleuropa
seit der Münzreform Karls des Großen
bis zum 14. Jh., als wegen der Verschlechte-
rung der Silbermünzen die goldenen mehr
und mehr die Großhandelsmünzen wurden.
Dann wieder hat seit Ende der 15. Jh. das
Versiegen des Goldzuflusses die Welt ge-
zwungen, den für die gewaltig steigende
Industrie, Verkehr und Handel nötigen
größeren Bedarf an Zahlmitteln durch
Silbermünzen zu decken, dem die große
Vermehrung der Silberproduktion in
Deutschland und Amerika entgegenkam.
Jedoch reine Silberwährung hatte man
damals nicht, da jede Zahlung ebenso mit
Gold- wie mit Silbermünzen geleistet
werden durfte. Erst im 19. Jh. hatte
man in Deutschland auf kurze Zeit, 1857
bis 1S7S, reine Silberwährung durch den
Münzvertrag von 1857, der die Goldmünze
(s. Krone) zur Ware machte. Auch Holland
nahm 1847, Britisch- Indien 1852 diese
Währung an.
Als aber nach der Einführung der Gold-
währung in Deutschland im Jahre 1873
SILBERZERTIFIKATE-SILENOS
637
gewaltige Silbermengen zum Verkauf
kamen, Holland 1874, der lateinische Münz -
bund 1878 die Silberkurantprägung ein-
stellten, dabei die Silberproduktion in einer
bis dahin unerhörten Weise zunahm, fiel
der Preis des Silbers gegen Gold schnell
Einen noch stärkeren Abschnitt bildete
die Schließung der britisch -indischenSilber-
münzstätten 1893 und infolgedessen die
Einstellung der Silberkäufe der Vereinigten
Staaten (s. Dollar), worauf ein Staat nach
dem anderen zur Goldwährung überging
(s. d.). Um einige Zahlen zu geben, so
betrug der Londoner Silberpreis für eine
Unze 37/40 feines Silber in pence 1870
(Wertverhältnis etwa l : 15V2) öoB/g, 1880
515/8, 1890 435/8, 1894 27, 1898 25, 1903
203/4, 1909 23V4, 1928 263/4 pence, und die
Silberproduktion 1876 2,11, 1898 bis 1908
jährlich etwa 5,3 Millionen Kilogramm
(s. auch Wertverhältnis). S.
Sllberzertitikate sind Scheine, die von
den Vereinigten Staaten von Nordamerika
ausgegeben wurden, als infolge der Bland -
bill von 1878 (s. Dollar) die Silberdollar das
Gold zu vertreiben drohten. Sie wurden
für Deponierung von Dollar ausgegeben,
erreicht wurde aber dadurch nichts. 1906
waren für 473 Millionen Dollar S. vor-
handen, seit 1918 sollten sie beseitigt
werden. — J. Scheffler, S. 64, 69, 80 f.,
115, 122; H- Moeller, S. 52 f. S.
SllenoSy SiXiQvoc, lat. Silanus, Silenus,
griech. Walddämon, Mischwesen von
Mensch und Pferd, d. h. Mensch mit Pferde-
ohren, meist -schweif, oft auch -beinen
oder wenigstens -hufen, oft glatzköpfig,
stülpnasig, vollbärtig; anfänglich in der
Mehrzahl gedacht und mit den Satyrn
zusammenfallend, streifen sie in Wald
und Berg herum und stellen den weibl.
Walddämonen, den Nymphen nach, lieben
Tanz und Musik; später treten sie ins
Gefolge des Dionysos ganz wie andere
Waldgeister ein (Kentauren, Pan und eben
diese Nymphen als Mainaden) und es
bildet sich ein Unterschied des einen S.,
eines trunkenen Alten, der die tieri-
schen Attribute ablegt und als Erzieher
des Dionysos erscheint, und einer Schar
von Satyrn (s. d.) heraus. — Auf M.
erscheint ein S. zu benamender spitz -
bärtiger Kopf mit Tierohr als der wohl
älteste Kopf auf M. überhaupt (7. Jh.
V, C, Insel des äg. Meeres?); ähnliche
Köpfe und Masken in eigenartigem Typus
von vorn, im 3/4-Profil oder seitlich ge-
wandt finden sich noch oft in archaischer
und der Übergangszeit (bes. schön der
von Aitnai), auch mit dem eines Mädchens
zum Doppelkopf vereinigt (Regling, M.
als Kunstwerk, Abb. 25, 137, 301/03, 548,
772, 386, 61), zuletzt im 4. Jh. in Tuder
und Hatria. Dann ändert sich der Kopf-
typus und wir pflegen ihn dann Pan (s. d.)
zu nennen. — In ganzer Gestalt erscheint
ein S. tanzend auf einer irrig Termera
gegebenen M., dann bes. in zwei weit-
verbreiteten nordgriech. M. -Sorten, der
von Thasos, wo der S. ein Mädchen raubt,
anfangs im Knielaufschema, dann wird ein
wirkliches Knien daraus, und der irrig
nach Lete gegebenen Sorte, wo S. und
Mädchen sich, z. T. in obszöner Haltung,
gegenüberstehen, er oder sie öfter eine
Pflanze (Tannenzweig, Kranz, Blume)
haltend; vgl. Z. f. N. 37 S. 35/43; beide
Sorten zeigen auf Klein- M. den S.
hockend oder ^im Knielauf. Auf M. von
Katana und Abdera (hier tanzend), frühes
S. Jh., kommt er als Beiz. vor. Auf Kyzi-
kenern des 5. Jh. begegnet uns kniend ein
aus einem Vorratsgefäß in einen Becher
einschenkender, ein gleich das Vorrats-
gefäß an den Mund setzender, auch ein
den Thunfisch (das Stadtzeichen von
Kyzikos) haltender S. ohne sonstiges Attri-
but, und ein sitzender anscheinend mit
der Doppelflöte. Auf M. von Himera läßt
sich ein kleiner S, aus einem Brunnen das
Wasser auf den Leib strömen. Auf M.
von Naxos Siz. sitzt ein S. — seine schönste
Darstellung auf M. — fast von vom ge-
wandt auf der Erde, mit Becher und
Thyrsos oder Weinschlauch; gewachsener
Boden, später auch Herme und Weinstock
zeigen, daß die Szene im Freien spielt (Reg-
ling, Abb. 395, 562/4). Auf M. von Terone
kniet ein S. vor einem gewaltigen Wein-
kessel, um daraus zu trinken, in Mende
befaßt er sich mit einem Esel (Z. f. N. 34
S. 29). Kurz, wir sehen, wie die S. wie
alle anderen niederen Götter zu genre-
hafter Weiterbildung neigen, und wie diese
kommen auch sie bes. gern auf der bloßen
Erde sitzend, hockend oder kauernd vor.
638
SILIQUA-SIMPÜLUM
In der hellenist. Zeit verschwindet dieser
Typus von den M., und als er in der Kaiser-
zeit wieder auftaucht, ist die Loslösung
des einen rein menschlich gebildeten S.
von einer Mehrzahl von gehörnten und
meist geschwänzten Satyrn (s. d.) ge-
schehen: wir finden den S. -Greis jetzt
steh, mit Kantharos und Schale (?)
(Bizye), dann mit dem Dionysoskinde im
Arm und Traube (Sardeis), ebenso mit
ihm auf Korb sitzend, Becher in der Hand
(Maionia, Sardeis, Tmolos), dann im
Dionysoszuge, z. B. steh, auf den Stab ge-
stützt bei der Auffindung der Ariadne (Pe-
rinth, Abb. 98) oder dem Gespann voran-
schreitend (Seleukeia Kil., Laodikeia Phr.)
oder gebückt hinterher humpelnd (Me-
thymna). Er assistiert beim Opfer des
Dionysos (griech. Med. Naville Kat, II
ji. 982), er reitet auf dem Esel (Teos).
Auch Masken des S., z. T. mit anderem
dionysischem Gerät vereinigt, kommen vor
(Teos, Dionysopolis Phr., Laodikeia Phr.).
— Ein S. ist auch der schlauchtragende
oder flötespielende Marsyas (s.d.).' — Auf
röm. M. eines D. lun. Sil^us finden wir
um des Namensanklanges willen die be-
kränzte, bärtige Maske des S. mit Tierohr,
'die auch auf makedon. M. eines gleich-
namigen Prätors, von vom mit Efeukranz,
•Glatze und Tierohren, erscheint. — R. E.
III A S. 35/48. R.
Siliqua (griech. xspaiiov, eigtl. der Same
^es Johannisbrotbaumes), die kleinste röm.
♦Gewichtseinheit = ^fe Scripulum = ^Ji'jt»
libra (Pfund) = 0,19 g. Als M. war sie
also = 7a4 Solidus, da deren 72 aufs Pfund
gingen, =o,53J?X, erscheint in diesem
Sinne zuerst i. J, 323 n. Chr. (Dessau, Inscr.
'9420) und ist im S./6. Jh. n. Chr. die
Rechnungs-M.; in M ausgeprägt wird sie
wohl schon unter Constantinus L, sicher
und häufig vonConstantius IL bis Arcadius
und Honorius, vereinzelt auch später;
wichtigste M. -Bilder: die vota -Aufschrift,
dann die sitz. Roma; Hauptvorkommen in
:großen Schätzen aus England (Num. chron.
1915 S. 433/S19), Ihr Gewicht, das bei
einem anfänglichen Verhältnis von Gold
zu Silber wie 13,88 zu l (s. unter Miliarense)
= 0,19 X 13,88 = 2,63 g betragen sollte —
bei dem späteren wie 14,4 zu i (S Solidi =
"S/p Pfund Goldes ä i Pfund Silbers nach
Vorschrift von 397) aber 2,73 g — , stimmt
dazu aber nur mit dem Höchstgewicht von
2,66 g, von dem die Stücke lückenlos bis
auf 1,04 g sinken, so daß die Abtrennung
einer Halbsiliqua schwer ist; die Unregel-
mäßigkeit beweist, daß es sich um eine
Kredit -M. handelt, deren Einzelgewicht
keine große Rolle spielte. — R. E. III A
S. 61/65. — ^ie mittelalterliches, s. unter
Denar (2) und Schilling (i). R.
Silphion, das, eine Gewürzpflanze, ver-
mutlich die Umbellifere Narthex Asa
foetida, in der der Hauptreichtum der
Kyrenaike bestand, ist auf M. der dortigen
Städte vom 6. Jh. an — teils die ganze
Staude, teils die Frucht, das Blatt, die
Dolde, die Wurzel — der wichtigste Typus.
— B. M. C. Cyren. S. CCLIfif.; Z. f. N. 37
S. 82; Anson, Greek coin types III Taf.
III— V. R.
Silvanus, wohl von silva abzuleiten,
röm. Wald- und Feldgott ohne öffentlichen
Kultus, etwa dem griech. Pan entsprechend,
verwandt auch mit Priapos, Marsyas u. dgl. ;
als S. ist nach beschrifteten Darstellungen
(auf Altarreliefen und Statuetten) zu be-
zeichnen der auf Med. Hadrians vor-
kommende nackte, bärtige Gott mit
Gärtnermesser, der in ländl. Umgebung
einen Widder zum Altar schleift; als
Silva(nus) bezeichnet ist eine Götter-
gestalt in Cremna (Num. chron. X 1847/8
S. 9S), und auch ein steh. Gott mit Schale
und Pedum (oder Gärtnermesser?) in
Korinth mag S. sein (Z. f. N. 24 S. 53). —
R. E. III A S. 117/25 (M. nicht erwähnt);
Bernhart, Handbuch S. 68. R.
Simon, St., Apostel erscheint mit seinem
Bruder Judas Thaddäus, Apostel, zu-
sammen, und zwar kommen sie haupt-
sächlich in Goslar auf Denaren der Sachs. -
fränk. Kaiserzeit, auf Hohlpfennigen und
den sog. Bauerngroschen (s. d.) zusammen
vor; Simon hat als Attribut die Säge,
Judas eine Keule. Vgl. Nachahmungen.
Su.
SimpelguWen s. Goldgulden am Schluß.
Slmpulum oder Slmpuvluiny röm. Kult-
gefäß aus Ton oder Metall, beim Opfern
zur Weinspende verwendet und Abzeichen
der Pontifices; aus Standplatte, napf-
f örmigem Bauch mit langem, umgebogenem
Henkel und meist einer kurzen Lippe vom
SIMULTANWÄHRUNG— SKANDINAVISCHE MÜNZUNION 639
bestehend, erscheint es zuweilen in der
Hand des Kaisers selbst, oder mit anderen
Opfergeräten und priesterlichen Abzeichen
(Lituus, Beil, Dreifuß, Patera, Aspergillum,
Urceus, Apex) auf republik, (z. B. P. Sulp.
Galba, Caesar, Brutus, C. Antonius) und
kaiserl. M., Abb. 89. — R. E. III A
S. 213. R.
Simultanwährung = Parallelwährung
(s. d.). S.
Singapore-DoUar = Straits -Dollar (s. d.).
Singula, im röm. Rechnungswesen die
Stufe von ^ao der Silbereinheit, ursprüng-
lich des Denars, später des Sesterz, also
s. V. w. Sembella, s. d. und unter Libella,
wo auch inschriftl. Nachweis für die S.
— R. E. III A S. 237. R.
Sirene, griech. SeipiQv, lat. Siren(a), meist
in der Mehrzahl, ursprünglich der Toten-
geist, der die abgeschiedene Seele verkör-
pernde Vogel; die Seele braucht zur Fort-
existenz Blutgenuß, und so wurden die S.
zu Wesen (Od. XII 39—54, 158—200), die
durch listige Verführung Sterbliche an-
locken und töten. Auf M. von Kyzikos
erscheint eine S. etwa in Form einer Gans
mit Mädchenkopf (Nom, VII Taf. II 29),
ähnlich in Phokaia (Tirait6 Taf. IV 20/1)
usw. ; auf einem Denar des Augustus, BMC.
Rom. rep. Taf. LXVI 15, erscheint eine S.
als Stelzvogel mit dem Oberkörper eines
Mädchens, mit Blasinstrument in jeder
Hand. Sonstige Mischwesen zwischen
Mädchen und Vogel, zuweilen S. genaimt,
s. unter Harpyie. — R. E. III A S. 288/308;
Weicker, Der Seelenvogel 1902. R.
Sirius, der Hundsstern, der hellste aller
Fixsterne, vom griech. öefptoc = heiß, weil
sein Frühaufgang in den Hochsommer fällt
(unsere »Hundstage«); für die Ägypter, wo
er Sopdet = die Schärfe, gräzisiert Sothis,
Swöt? hieß und als Seele der Isis galt, war
sein Frühaufgang der Jahresanfang, und
die Periode von 1460 Jahren, nach der das
Neujahr des Wandeljahres von 365 Tagen
wieder mit dem des wirklichen S. -Jahres von
365 V4 Tagen zusammenfiel, hieß S.-peri*
ode. — Nachr. d. Ges. d. Wiss. zu Göttin-
gen 1919 S. 293. 307; R* E. III A S. 314. —
Auf M. erscheint der S. als Hundsvorderteil
umstrahlt in Keos, wo er verehrt wurde,
und die Isis-Sothis auf einem Hunde (mit
Strahlenkranz) sitzend finden wir auf röm.
Med. von Hadrianus bis Faustina iun. ; der
Hund springt dem Isiswagen auf einem
luhanus-Med. (s. unter Isis) voran. R.
Sisto war ein Grosso des Papstes Sixtus V.
(1585 — 1590), gemünzt in Bologna zu 44
Quattrini, während der Giulio 40, der Car-
lino 30, die Gabella 26 galt. Der Sisto
zeigte auf der Vs. das päpstliche Wappen,
auf der Rs. den hl. Petronius. — Serafini II,
S. 97, Taf. 59, Nr. 7, 8. S.
Sistrum, Klapper oder Rassel, Attribut
der Isis; durch das Geräusch werden die
bösen Geister verscheucht. Erscheint auch
als eigener M. -Typus, z. B. in Alinda, und
neben dem Isis -Kopfschmuck auf M, des
luba IL mit Kleopatra. — Mitt. für Münz-
sammler 1929 S. 315. R.
Situla, Eimer mit großem Tragebügel
(Henkel), Attribut der Isis (s. d.), enthält
das Nilwasser, das im I. -Kulte gebraucht
wird. R.
Sixain hieß seit Karl VIII. von Frank-
reich (1483 — 1498) der halbe Douzain (s. d.),
unter Heinrich IV. (1589 — 1610) der halbe
Sol tournois. Auch hieß so in Cypern die
venetianische Carzia (s. d.), obwohl sie
nicht 6, sondern 4 Perperi galt. S.
Sixpence, der von Eduard VI. 1551 einge-
führte englische Halbschilling, eine bis
zur Gegenwart geprägte Silbermünze,
die seit etwa 1700 in der Tat, seit 1816
offiziell eine Scheidemünze war. Sie
trug auf der Vs. die Büste des Königs,
auf der Rs. den Landesschild auf Kreuz.
Später wechselte das Gepräge oft; es
war seit 1603 Büste-Schild, seit 1694
Büste-5 Schilde, seit 1830 Kopf -Wertbe-
zeichnung, seit 19 10 Kopf -Löwe auf Krone.
Der Sixpence wog zuerst 3,11 g und hielt
2,85 g Silber, seit 1601 wog er 3 g und hielt
2,78 g Silber. Seit 1920 ist er wie alle
englischen Silbermünzen nur 500/1000 fein.
Auch geringe irische .Sixpence Heinrichs
VIII. sind zu erwähnen. S.
Sk- s. Seh-.
Skandinavische Mfinzunion. Die s. M.
ist am 27. Mai 1873 zwischen Dänemark und
Schweden geschlossen, in Dänemark am
23. Mai, in Schweden am 30. Mai 1873
gesetzlich geworden. Am 16. Oktober 1875
ist Norwegen beigetreten, wo sie durch
Gesetz vom 17. April 1875 eingeführt war.
Aber das neue Münzsystem wurde in Däne-
640
SKEATTA— SKYLLA
mark und Schweden erst am i. Januar
1875, in Norwegen am i. Januar 1877 in
Kraft gesetzt. Die 3 Länder gingen von
der bisher bei ihnen herrschenden Silber -
Währung jetzt zur Goldwährung über, deren
Einheit die Krone zu 100 Öre war. Geprägt
wurden Goldmünzen zu 20 und 10 Kr.
(nach Supplementskonvention V. 26. 3.1881
auch s Kr.), 2480 Kr. aus i kg Feingold,
2232 kr. aus i kg 900/1000 feinem Münzgold.
Die Goldkrone wog hiernach 0,44 803 g und
hielt 0,403 227 g fein Gold. Die 20-, 10-
und 5 -Kr. in Gold hatten 23, 18 und
16 mm Dm. Nur Schweden hat 5-Kr.-
stücke gemünzt.
Die früheren Währungsmünzen wurden
so tarifiert, daß i Kr. = i Riksdaler schwe-
disch, ^/2Rigsdaler dänisch und V4Species-
taler norwegisch galt. Das "Wertverhältnis
zwischen Silber und Gold war (1875) in
Schweden 15,81, in Dänemark 15,67, in
Norwegen 15,68 : i.
Scheidemünzen waren 2 Kr., i Kr., 50 öre,
25 öre, 10 Öre von Silber, 5, 2 und i öre
von Kupfer. 2 Kr. und i Kr. 0,800 fein, 15 g
und 7,5 g Rauhgew., 12 und 6 g Feinsilber,
50 und 25 öre 0,600 fein, 10 öre 0,400
fein. Gewicht 5—2,42—1,45 g rauh,
3 — 1,452 — 0,58 g fein. Alle diese in
einem Lande geprägten Münzen galten
auch in den beiden andern nordischen
Reichen, aber erst 1894 und 1901 erhielt
das Papiergeld freien Umlauf in allen 3
Reichen.
Während des Weltkriegs wurde die nordi -
sehe Münzunion zwar nicht formell, aber
in der Tat ganz aufgehoben. Die Zettel
konnten weder mit Gold eingewechselt
werden noch konnten Gold und Münzen
zwischen den nordischen Ländern frei um-
laufen. Durch eine Supplementskonven-
tion V. 22. 3. 1924 ist es jedem Lande ge-
stattet, seine eigene Scheidemünze zu
prägen. Hiernach werden in Dänemark
2 Kr. und i Kr. und 50 Öre aus einer
Mischung von Kupfer, Nickel und Alu-
minium gemünzt, 25 und 10 öre von
Nickel, 5, 2 und i öre aus einer Mischung
von Kupfer, Zinn und Zink. Die norwegi-
sche Scheidemünze ist ungefähr wie die
dänische; Schweden hat noch 2- und I-Kr.
von Silber. W.
Skeatta = Sceatta, s. unter Schatz.
Skot. Skot ist einer der ältesten, aber
selten vorkommenden russischen Aus-
drücke für Geld, in diesem Sinne nicht
später als im 12. Jh. gebraucht, wohl kaum
vom Begriffe Skot = Vieh, sondern vom
schwedischen Skatt, vielleicht auch vom
angelsächsischen Sceat, Sceatta abzuleiten,
dann also Silbergeld, Silbermünze. —
Sreznevskij III 388.
In der russ. Literatur wird beinahe
durchwegs — außer von Boltin, Kaöe-
novskij und Simkevic — auf Grund dieses
Sprachgebrauchs angenommen, daß die
Ostslaven, gleich anderen Indogermanen,
ursprünglich das Vieh als Währung ge-
brauchten. Dem steht aber entgegen: I. das
Fehlen von Hausvieh in größeren Mengen
(vgl. Constantin Porph., De populis II und
auch Ibn Rüste); II. Die Unklarheit des
Wortes S. im später allein gebräuchlichen
Sinne von Vieh im II. Jh. (vgl. Filolo-
giöeskij vestnik 73, S. 280—288); III. Das
vollkommene Verschwinden des Wortes S.
im Sinne von Geld in den späteren Jh.en. ;
IV. Die Tarifierung von Vieh im ältesten
russ. Recht (11. Jh.) nach dem metallenen
Grivnasystem. Auch wäre hier die Rolle
der Waräger- Schweden beim Eindringen
des gemünzten Geldes nach Rußland be-
sonders zu unterstreichen, — Den preußi-
schen S. s. unter Scot. B.
Skrupel s. unter Scripulum.
Skylla, bei Homer (Od. XII 85—100.
234 — 259) ein Ungeheuer, das, mit bellender
Hundestimme begabt, in einer gegenüber
dem Strudel der Charybdis gelegenen, meist
in der Meerenge von Messina lokalisierten
Grotte bis zur Hüfte verborgen ist, mit
ihren 6 Köpfen daraus hervorkommt und
die vorbeifahrenden Schiffer aus den Schif-
fen reißt und verzehrt. Auf M. erscheint sie
anders: als Jungfrau, aus deren Schultern
oder Hüften Hundeköpfe herauswachsen,
mit Fischunterleib und Meeresattributen in
den Händen (Polyp, Fisch, Ruder, Dreizack) ;
so auf M. von AUifai, Kyme, Kyzikos (EL),
an der Helmzier der Athena auf M. von
Thurioi, Hyele und Herakleia Luk., als
Beiz, in Akragas und Syrakus (Künstler
EV6), als Brunnenfigur in Korinth; an der
Stange eines Seetropaions erscheinen die
Hundeköpfe der S. auf JR des S. Pompeius^
weil er beim skylläischen Kap einen See-
SLECHTE— SOLDATENPFENNIG
641
sieg über Augustus erfocht; auf Kontornia-
ten erscheint die Szene, wie sie am Meeres -
ufer (der Feigenbaum bei der Charybdis,
Od. XII 103, ist erkennbar) dem vorbei-
fahrenden, selbst in Wehr und Waffen be-
findlichen Odysseus mit der Hand einen
Gefährten aus dem Schiffe reißt. — R. E.
III A S. 647/55; Waser, Skylla und Cha-
rybdis, Diss. Zürich 1894. R.
Siechte Pfennige heißen schlichte, d. h.
glatte, einseitige Pfennige. Su.
Siegelpenninge kommen in dem Nekro-
logium des Doms zu Münster vor, das von
dem Bischof Ludwig (1169 — 1173) be-
richtet: Dedit obventiones monetae fratri-
bus, quae dicuntur slegerpennynge (später
slegelpennynge), et potestatem ferramen-
torum monetae. Hierunter sind nachGrote
nicht bestimmte Münzen, die abgegeben
wurden, zu verstehen, sondern das Wort
bedeutet die Einkünfte von der Münze,
den »Schlag« schätz; »penninge « steht hier
wie oft in der Bedeutung von Abgabe und
Einnahme überhaupt. — Grote, M.st. I
S. 206, 228 ff. Su.
S M = Sacra moneta, d. h. kaiserliche M.-
Stätte, häufig auf spätröm. M. i. A. vor dem
Namen der M. -statte selbst; s. unter Mo-
neta. R.
Snaphan (Schnapphahn). Im 15. Jh.
wurden in Geldern die berittenen Straßen-
räuber Snaphanen genannt. Dieser Name
wurde vom Volke dem zuerst vom Herzoge
Karl V. Geldern (—1538) geprägten Silber-
reiter beigelegt, der auf d. Vs. einen wohl
d. Herzog darstellenden Reiter trägt. Er
galt 6 Stüver, wog 1582 6,65 g und hielt
3,33 g Silber. Der Snaphan war d. Vor-
läufer des niederländischen Schillings und
wurde von Nimwegen, Heerenberg, Mark,
Lüttich, später von d. Provinzen, endlich
als Staatenschilling 1673—1691 geprägt. S.
auch Jäckelier. — Ter Gouw, S. 151; de
Voogt, S. 171; Verkade, Taf. 15, i und
öfter. S.
SSBling (Sechsling) war das Sechspfennig-
stück der lübischen Währung und galt drei
märkische Pfennige, hieß daher auch Dreier
(Abb. 310); der lübische Schilling hieß als
doppelter Sößling Doppeldreier. — Z. f.
N. 28. Bd., S. 8. — In Dänemark wurde
der S, seit 1424 geprägt. — Während der
schleswig-holsteinischen Erhebung 1848
Wörterbuch öex Münzkunde.
— 51 wurden von der aufständischen
Regierung kupferne Sößlinge geschla-
gen. S.
Sol (Gott), Abb. 104, s. unter Helios; vgl.
auch unter Elagabalus und Mithras. R.
Sol (Münze). Der französische Sol —
spätere Form Sou — bedeutete wie
der deutsche Schilling den zwanzigsten Teil
des Pfundes oder 12 Pfennige, bis er zuerst
im Gros tournois (s. d.) ausgemünzt wurde.
Seit Karl IX. (i 561— 1575) stellte der Gros
de trois blancs (15 deniers tournois) den Sol
parisis, der Douzain (s. d.) den Sol tournois
dar. Seit Ludwig XIV. wurden die Sols
immer silberärmer, bis sie um die Mitte des
18. Jh.s aus Billon- in Kupfermünzen ver-
wandelt wurden mit Kopf des Königs -Lan-
deswappen. Die Revolution endlich brachte
doppelte und einfache Sous aus Glocken-
metall mit Kopf-Fasces im Kranze. —
Blanchet II, S. 331, 368 f., 373. — Soles
heißen ferner die peruanischen, nach dem
Gesetze von 1863 geprägten Münzen mit
dem Bilde der Freiheit-Landeswappen.
Der silberne Sol war der Peso zu 100 Cen-
tavos und entsprach dem silbernen, der
goldene Sol dem goldenen französischen
5 -Frankstück, er zerfiel in lO Reales, 20-,
IG-, s-, 2- und I -Solstücke aus Gold wurden
geschlagen. Seit 1901 ist d. Libra Peruana
gleich dem engl. Sovereign =10 Soles =
100 Centavos; es gibt Stücke aus Gold zu
I, ^/z Libra, a. Silber z. i, 7a Sol und aus
Nickelbronze zu 20, IG, 5 C. — Noback»,
S. 981 ; Engel u. Serrure, Num. mod. 11,
S. 751. S.
Solaris, solatus, auch Sol. u. solat.
aureus, Bezeichnungen des £cu d'or au
soleil (s. d.) bei den französ. Juristen
des 16. Jahrhunderts. S.
Solanis heijßt der 1612 — 1626 geprägte
Scudo d'argento des Ferdinand Gonzaga
von Mantua mit dessen Brustbild auf der
Vs. und der Sonne und dem Motto: Non
mutuata luce auf der Rs. S.
Soldatenpfennig war eine Marke, die jeder
beurlaubte schwedische Soldat außer seinem
Paß bei sicli führen mußte, wenn er nicht
als Deserteur angesehen werden wollte. Wir
kennen solche aus Kupfer unter Karl XL
mit den königlichen Initialen-Wappen von
Bremen-Verden. — M. Bahrfeldt, Bremen
u. Verden, S, 105 f. S.
41
642
SOLDO— SOLIDUS
SoWo, Soldino (Diminutivform) ist die
italienische Bezeichnung für den Schilling
(s. d.). Man begann ihn seit dem Ende des
12. Jh.s zu schlagen, so tat das Kaiser
Heinrich VI. in Mailand: einen Grosso oder
Doppio soldo im Gewicht von 2,06 — 2,2 g
und einen Soldo im Gewicht von 1,25 —
1,30 g. In Venedig schlug S. zuerst 1332
Francesco Dandolo im Gewicht von 0,957 g
und einer Feinheit von ^7o/iooo; er wurde
hier bis zum Ende der Republik 1797 weiter
geprägt; er wich in Italien mit der Ein-
führung des französischen Münzsystems
durch Napoleon (Lira zu lOO Centesimi)
dem Stück zu 5 Centesimi, das noch heute
beim Volke S. heißt. Stücke zu 30 S. sind
i. Oberit. bis um 1815, zu lO u. 5 S. im
Kirchenstaat bis 1866 entstanden. Su.
SoliduSy lat. eigentlich = »vollkommen«,
vom Metall »massiv«; so wird noch bei
Apul. Met. X 9 von aurei solidi ge-
sprochen; bei den Scr. hist. Aug., Sev.
Alex. 39, 8 (dazu Z. f. N. 31 S. 9) wird S.
als Ganzes im Gegensatz zum Teilstück ge-
braucht. Constantinus I. nennt S. (griech.
v6\i.\ci[i.a schlechtweg, später öitapTrüpo?, 0X0-
x«5tivoc, oder nach den Kaisern Constanti-
natus, Michalatus, Romanatus genannt,
später nach der Schüsselform Scyphatus,
Abb. 118, franz. b&ant) die von ihm um
309 in Trier, seit 314 in seiner Reichshälfte
und seit 324 überall eingeführte A7"-Münze
von V?» röm. Pfund = V^ Unze = 4 Scri-
pula = 4,55 g = 12,69 J^JT; eine Zahlung
in S. erscheint zum i. Male in der Inschrift
von Feltre v. J. 323, N. Z. 42 S. 48 u.
52 = Dessau, Inscr. 9420, wo der S. noch
aureus heißt, sodann i. J. 334 im cod. Theod.
XIII 5, 7; aber schon 325 werden in einem
in den Zahlen interpolierten Gesetz (cod.
Theod. XII 7, i, es werden dort 7 statt
6 S. auf die Unze gerechnet) Vorschriften
über den S. auri cocti gegeben; wegen der
Wertzahl LXXII, Abb. 108, OB, Abb. iio,
nebst OB XX usw. s. unter Obryziacus.
Dieser Fuß des S. wird theoretisch bis z.
Untergang d. byz. Reiches nicht mehr
geändert. Verordnungen d. Jahre 366/67
u. 379 (abgedruckt N. Z. 30 S. 230/1 und
TraitÄ I S. 891/92) sind der Fürsorge für
die Feinheit der Gold-M, u. der Abwehr ver-
schlechterter gewidmet, wobei die Furcht
vor solchen sich bis zur Vorschrift des Ein-
schmelzens d. eingelieferten S. steigert, an-
dere schärfen d. unweigerliche Annahme
alter vollhaltiger S. ein, auch der S. ver-
schiedenen Formates, u. verbieten die Agio-
tage auf neugeprägte; wieder andere bezie-
hen sich auf d. Ausgabe v. Normalgewichten
für d. S. (exagia) u. Anstellung von Zy-
gostaten zur Nachprüfung des Gewichtes.
Diese Verordnungen zeigen einmal, wie
schwer es war, nach der langen Periode des
schwankenden Schrotes der N im 3. Jh. und
den sich überstürzenden Reformversuchen
der Tetrarchie (wie sie uns z. B. die Wert-
zahlen der Gold-M. 2 = 60, O = 70 ent-
hüllen, s. unter Aureus) dem Publikum
wieder Vertrauen zu einer in Schrot und
Korn gleichbleibenden Gold-M. einzuflößen,
und wie offizielle und private Stellen wieder
und wieder die Maßnahmen der Regierung
zu durchkreuzen versucht haben müssen.
Andrerseits ist die Fülle der uns von Con-
stantinus bis tief in die byz. Zeit erhaltenen,
in Schrot und Korn gut justierten S. unge-
heuer (erst von Michael VII., 1071/78 n. C,
ab wird das Korn schwankend, aber auch
später bleibt wenigstens eine Reihe immer
unlegiert; B. M. C. Byz. I S. LXXIV f.) : ihr
heutiger Sammelwert steht für die Mehr-
zahl der länger regierenden Kaiser nur
wenig über dem Goldwert; ihr Schrot ist
so gut, daß eine Berechnung des Betrages
des röm. Pfundes nach ihm möglich war
(s. unter Metrologie) ; subärate S. sind von
äußerster Seltenheit; reiche Schätze solcher
S, erstrecken sich auf das ganze Imperium
wie auf die anstoßenden Barbarenländer
(Schatzverzeichnis z. B. bei Regling, Dort-
munder Fund röm. Gold-M. 1908 S. 13;
neue Schätze des 4. Jh.s: Corbridge,
Laibach, Westerkappeln, Arras, Poln.
Grenzgebiet; Einzelfunde von S. aus
dem freien Germanien: Sture Bolin,
Fynden av romerska mynt i det fria Ger-
manien, Lund 1926 S. 290/95). Das zeigt,
daß diese zähen Bemühungen der röm. Re-
gierung um Aufrechterhaltung ihrer N-
Währung von vollem Erfolg gekrönt waren;
die Beeinflussung abend- und morgenländi-
scher Gewichtssysteme durch den S. (Br0g-
ger, Ertog og ere den gamle norske vegt, in
Videnskaps selsk, Skrifter II hist fil. Kl.
1921 Nr. 3 S. 46 ff.), die zahlreichen bar-
barischen Nachahmungen des S. und das
SOLOT— SOPHIENDUKAT
643
Emporwachsen der german. A^-Prägung der
frühen Völkerwanderungszeit aus dem S.
und seinem Drittel, später dann der Einfluß
der »B6zants« auf die M. -Bilder des Abend-
landes einerseits, auf die Wiederentstehung
der Gold-M. und -Währung zunächst in
Florenz und Venedig, dann in Mittel- und
Westeuropa überhaupt andererseits, sind
weitere Belege für die Güte und Beliebtheit
des S., und die Worte eines Indienfahrers
des 6. Jh.s (Kosmas Indikopleustes § 1 16 A)
über die Weltgeltung des S. zeigen, daß
auch die Mitwelt sich dessen bewußt war.
Teilstücke des S. sind seine Hälfte, der
Semis(sis), s. d., und das Drittel, der Triens
oder Tremissis (s. d.), nur letzterer häufig
geprägt und als Vorbild für die Goldprägung
der Germanenstaaten (Ostgoten, Lango-
barden, Burgunder, Westgoten, Merowin-
ger) wichtiger als der S. selbst. Mehrfache
sind selten, s. unter Medaillon.
Als Rechnungsmünze zerfiel der S. in 24
Siliquae (s. d.), die in Silber auch ausge-
prägt wurden. Später traten im Westen
neben den S. zu 24 Siliquae auch leichtere
S. wie der Gallicanus s. zu 21 und ein solcher
zu 20 Siliquae, vielleicht in Stücken mit
OB XX nachweisbar (Riv. ital. di num.
36 S. ss)] auch ein s. francus wird er-
wähnt, dem gegenüber die vollen S. auf
Gewichtsstücken (s. unter Exagium) als
usuales integri solidi bezeichnet werden.
Die Metrologen der Spätzeit, insbes. Epi-
phanios, um 392 n, C, setzen den S., das
v6(xta;[xa, dem biblischen (hebräischen) Ta-
lente gleich, das sie in 3000 xoSpavtat oder
6000 XsTTtd zerfallen lassen, die Cassiodor
var. I 10 § 5 denarii nennt; in ihnen er-
blickt man die nummi, vo6(ji|xiGe (s, d.)
genannten Klein -M. der Spätzeit. —
R. E. III A S. 920/26, wo die übrige
Literatur, aus der hier nur Mommsen,
R. M, S. 778/781; Seeck, Z. L N. XVII
S. 50/57; Babelon, Trait6 I S. 532/38;
Maurice, Num. Const. I S. XLIff. ge-
nannt seien. — Den mittelalterlichen S.
s. unter Schilling. R.
Solot, siamesische Kupfermünze; s. Tikal.
Sonne und Sonnensymbole. Die geflügelte
und von zwei Uräus-Schlangen umlegte
Sonnenscheibe ist das übliche ägypt. S. und
überträgt sich von hier, mehrfach verküm-
mert und verändert, nach Assyrien. Als
Beiz, auf M. (5. u. 4. Jh. v. C.) erscheint dies
S. auf Kypros und in Mallos (mit Schwanz-
federn), beim Satrapen Datames (mit
Schwanzfedern, Schlangen verkümmert
und beides nochmals oberhalb der Scheibe),
endlich mit einem aus der Scheibe (mit
Schwanzfedern) herauswachsenden Oberkör-
per eines Mannes, d. i. der Gott Ormuzd
(s. d.), auf Satrapen -M., ferner auf hellenist.
M. der Persis . Endlich erscheint auf puni-
schen M. eine Kugel mit Schlangen, die
Flügel stark verkümmert; auf alexandrin.
u. a. M. der Kaiserzeit erscheint die Scheibe
mit den Schlangen, oft freilich von der
Scheibe zwischen Hörnern, dem Isis-Kopf-
schmuck, kaum zu unterscheiden, mehrfach
in Tempelgiebeln. — Im eigentlich griech.
Gebiet finden wir im 5. u. 4. Jh. v. C. als
ein S. in Dikaiopolis neben dem (das Auf-
gehen der Sonne verkündenden) Hahn
einen Stern im Reif (wodurch der Eindruck
des Sonnenrades erweckt wird), denselben
Stern auf eine (ungeflügelte) Scheibe gelegt
in Mende, beides nach altbabylon. Vor-
gange; dasselbe Symbol hat auch die Flügel-
figur auf M. von Mallos in der Hand; end-
lich finden wir die Sonne als umstrahlte
Kugel in Uranopolis (so auch auf Provi-
dentia-M. des Pertinax), wie auch der
Helioskopf auf einem Goldstater von
Lampsakos auf einer umstrahlten Scheibe
liegt. — Auch der Löwe ist ein beliebtes
S. — Num. chron. 1880 S, 53/61 Taf.
II— IV; A. J. N. 49 S. 186/91 ; Z. f. N. 34
S. 26/8; Ebert, Reallex, IV S. 439. Vgl.
auch unter Helios u. Sol. — Über d. S. auf
M, des M. A. s, Friedensburg, Symbolik,
S. 33 ff., 276/7, R.
Sonnenkrone s. Ecu au soleil.
Sonnenlouisdor hießen in Deutschland die
1709 — 17 16 geprägten Louisdors aux huit
L (s. Louisdor) mit der Sonne in der Mitte.
S.
Sophlendukat (Kinderdukat, Dreifaltig-
keitsdukat) heißt ein Dukat, den Sophia,
die Gemahlin des sächsischen Kurfürsten
Johann Georg I. im Jahre 1616 für ihre
Kinder zum Weihnachtsfest prägen ließ
und der bis 1872 in der Dresdener Münze
mit immer neu geschnittenen Stempeln
als Taufgeschenk hergestellt und zu
SVa Taler verkauft wurde. Er zeigt auf
einer Seite das Auge Gottes | IHS | die Taube,
41*
644
SOPmSIES— SOU MARQUß
daher der Name Dreifaltigkeitsdukat, auf
der anderen Seite die Kurschwerter, die
Initialen der Kurfürstin CS und die Um-
schrift: »Wohl dem, der Freude an seinen
Kindern erlebt«. — Erbstein-Engelhardt,
II, S. 147. S.
SophisteSy griech. ao^taxT]^, etwa =
Weiser, auf M. von Smyma teils einzige Be-
nennung des M. -Beamten, teils Bezeich-
nung des eponymen Strategos (z. B. iid
axpa. KX. IIpoxXoü 00910x00); S, ist also nur
zur Bezeichnung seiner bürgerlichen Stel-
lung hinzugesetzt. — N. Z. 48 S. 1 19. R.
Soror, lat. = Schwester, erscheint auf
der Rs. der M. der Constantia, Schwester
Constantinus' des Gr., in Fortsetzung der
Vs. Aufschrift: Constantia n(obilissima)
f(emina), Rs. Soror Constantini Aug.
R.
Sors, das Lostäf eichen; sie wurden ähn-
lich wie bei uns von Knaben gemischt und
gezogen; auf einem Denar des M. Plaet.
Cestianus erscheint das Brustbild eines
Knaben, der das als SORS bezeichnete,
eben gezogene Täf eichen vor sich hält; es
ist nicht etwa die Büste einer Göttin S. —
Z. f. N. 33 S. 24; R. K XIII S. 1455- R.
Sortengulden. In Kaufmannsrechnungen
aus der zweiten Hälfte des 17. Jh.s findet
sich oft die Forderung von »Sorten«, d. h.
die Bezahlung in Währungsmünzen im
Gegensatz zu der in geringhaltigem Klein-
gelde. Sortengulden waren also Gulden in
specie. Diese Bezeichnung »Sortengulden«
wird heute in Münzkatalogen für die Zwei-
dritteltaler des Zinnaischen Münzfußes ge-
braucht. — Z, f. N. 33, 1922, S. 264. S.
Sotelra^ griech. ocutsipa = die Retterin,
fem. zu Soter, Beiname vieler Göttinnen,
auf M. z. B. der Athena, Artemis, Hekate
und bes. Köre (xop>] Scuistpa in Kyzikos
häufig) ; auch Schiffsname auf M. von Kor-
kyra. — R. E. III A S. 1212; Röscher,
Lex. der Myth. IV S. 1236; Head, H. N.»
S. 920. R.
Soter, griech. arnzifip = der Retter, der
Heiland. Auf M. Beiname von Göttern wie
Zeus, Serapis, Asklepios, Dionysos, Hera-
kles, der Dioskuren, dann von hellenist.
Königen; zeitlich der erste war (Z. f. N. 34
S. 69) Ptolemaios I. (auf seinen eigenen M.
aber noch nicht S. zubenannt), es folgt
Antiochos L und später noch Deme-
trios I. und III. von Syrien, Diodotos
von Baktrien (auf restituierten M.) und
viele spätere Könige dieses Landes. —
R. E. III A S. 1211. R.
Sothis, gräzisiert-ägypt. Bezeichnung des
Hundssternes; s. unter Sirius. R.
Sou s. Sol.
Sou marqu£y Sou tampf, Sou tap& Der
Sou tap6 (von taper = schlagen, stampfen)
war der in Frankreich seit 1640 gegen -
gestempelte alte Douzain (s. d.), der da-
durch gegen die neueren geringhaltigeren
kleinen Münzen von 12 auf 15 Deniers
erhöht wurde, damit er nicht ausgeführt
würde. D. Gegenstempel war eine Lilie in
Perloval (Abb. 345). — Für die französische
Kolonie Cayenne wurden unter Lud-
wig XV. Doppelsous zu 24 Deniers mit
gekröntem L und drei Lilien auf der
Vs. und einem kursiven Doppel -L auf der
Rs. geprägt (Abb. 344). Im Gegensatze
zu den alten meist ganz abgenutzten
Kleinmünzen wurde dieses Stück »Marqu6«
genannt, galt in Kanada auch 2, auf den
Antillen aber 2^/3 oder 3 Sou. 1738 wurde
der Sou marqu6 in Cayenne auf 18 Deniers
herabgesetzt, 1781 eingezogen, nachdem
schon 1763 an seine Stelle die auf einer
Seite mit einem gekrönten C (Colonies) ge-
stempelten alten, dann auch die neuen
Billonmünzen derselben Größe getieten
waren, welche Zweisoustücke in Cayenne
»Noirs«, von den Kreolen »Tamp^s« (Stam-
pfe) und von den Eixgländern »Stampees«
genannt wurden (Abb. 346). 1793 wurden
sie in Guadeloupe mit RF (R6publique
frangaise) gestempelt und nach dem Gou-
verneur )>Collots« genannt. Seit 1821 wur-
den alle diese durch den allgemeinen Mangel
an Kleingeld in Westindien hervorgerufenen
Münzen herabgesetzt und 1828 verboten,
da die kleinen Kolonialmünzen, nunmehr in
geringwertigem Metall hergestellt, in ge-
nügender Menge im Mutterlande geprägt
wurden. Der einfache Gegenstempel jener
Sou hat immer sehr zur Fälschung gereizt. —
Die seit 1816 für Guyana gemünzten fran-
zösischen lO-Centimestücke hießen »Mar-
ques blancs«. — Zay, S. 50; F. Alvin in
Revue beige de num. 53. Bd., S. 47fif,;
Blanchet, S. 197; Howland Wood, The sou
marqu6, im A. J. N. 48, New York, 1915,
S, 129 ff. S.
SOUVERÄNITÄTSTALER-SPECIES
645
Souveränitätstaler heißen die Taler Fried-
rich Wilhelms, des Gr. Kurfürsten auf die
Erlangung der Souveränität im Herzogtum
Preußen im Jahre 1657 mit dem Kurfürsten
im Kuromat zu Pferde auf der Vs. —
Schrötter, Brandenburg, Beschr., Nr. 2164
—2173. S.
Souverain d'or (Sovrana, Sovrano), eine
dem englischen Sovereign (s. d.) nachge-
ahmte, von den Statthaltern der spani-
schen Niederlande Albert und Isabella 161 2
eingeführte Goldmünze zu 6 Florin. Beson-
ders wurden doppelte geprägt, die 11,14 g
wogen und 10,2 g Gold hielten. Die ersten
zeigten auf der Vs. die beiden thronenden
Statthalter, die späteren das Brustbild des
Herrschers, die Rückseiten trugen den
Landesschild. Sie wurden auch unter der
österreichischen Herrschaft bis ins 19. Jh.
geschlagen, hatten bis zum Anfange des
18. Jh.s 38, seitdem 30 mm Dm., doch blieb
ihr Münzfuß immer derselbe. Seit Joseph
II. wurden sie besonders in Wien geprägt.
Die Sovrana nuova di Lombardia (doppel-
ter S.) wurde 1823 — 1856 gemünzt, wog
11.33 g und hielt 10,2 g Gold. — Witte III,
passim; Martinori, S. 490. S.
Sovereign. Im Jahre 1489 schuf König
Heinrich VIL von England den doppelten
Real oder Sovereign, eine Goldmünze, die
dem Pfunde Silbergeld oder 20 Schillingen
entsprach, 15,55 g "^og, 15,47 g Gold hielt
und auf der Vs. den thronenden König v. v.,
auf der Rs. den Landesschild in einer Rose
zeigte. Unter Heinrichs Nachfolgern wurde
sein Goldgehalt oftmals geändert, schon
1544, 1549 und 1552 waren sie von 23 Karat
3V2 Grän auf 22 Karat Feinheit gesunken
und auch leichter geworden; dieser Fuß
wurde unter Elisabeth ständig: der Sove-
reign wog seit l6oi nur noch II,I4Ö g und
hielt 10,213 g Gold (Abb. 246). — Nach-
dem Cromwell andere Goldmünzen hatte
prägen lassen (s. Broad), wurde von
Karl IL und seinen Nachfolgern die
Guinea (s. d.) als Hauptgoldmünze her-
gestellt, 1816 aber bei der gesetzlichen
Festlegung der Goldwährung (s. d.)
der Sovereign zu 20 Schilling wieder die
Hauptgold- und jetzt Hauptwährungs-
münze Englands mit 7,9881 g Gewicht und
7i3224 g Goldgehalt. Das Passiergewicht
ist 7,93787 g, das Gewichtsremedium
0,01 396 g. Er trägt auf der Vs. den Kopf
des Königs, auf der Rs. zuerst den von
Benedetto Pistrucci gravierten St. Georg
mit Drachen (Abb. 252), der seit 1825
dem Landeswappen wich, 1871 aber
wieder eingeführt wurde. — Schmollers
Jahrbuch 1908, S. 486, 516, 924; Grueber,
S. 153, 157; Noback^ S. 945. — Der S.
wurde 1608 als Handelsmünze in Däne-
mark nachgeprägt. S.
Sovrana, Sovrano = Souverain d'or, s. d.
Spade guinea wurde die 1787— 1800 ge-
prägte englische Guinea wegen der einem
Spatenblatt ähnlichen Form des Schildes
auf der Rs. genannt. — Grueber, Nr. 847 f.
S.
Spadino hieß ein Silberscudo Karl Ema-
nuels von Savoyen von 1630 mit einem
Arm mit Schwert auf der Rs. — Corp. num.
ital. I, Taf. 20, Nr. 5. S.
Sparren ist ein Wappenbild, in dem zwei
übereinander stehende Winkellinien einen
Sparren bilden. Ein fünfmal gesparrter
Schild zeigt drei Sparren. S.
Spaten, Sp.-geld. Bei der Wichtigkeit des
S. im Landbau ist es begreiflich, daß er und
die ihm verwandte Hacke oft die Rolle als
führendes Tauschmittel übernahmen (s.
unter Gerätgeld), so eiserne S. in weiten
Teilen Ost- und Westafrikas (Abb. 3), ebenda
eiserne Hacken, Kupferhacken am Katanga
und in Annam. Eine Kümmerform des S.
— früher als Erinnerung an ehemaliges
Kleidergeld (s. d.) aufgefaßt — stellen noch
chin. M. des i. Jh. v. C. dar; häufiger noch
ist die Form der Hacke bei chin. iE-Geld
des 7. — ^4. Jh.s V. C. und später (s. Pi,
13, 14). R.
Spedes (latein., französisch: esp6ce), klin-
gende Münze im Gegensatze zu Rechnungs-
münze. So hießen »Speciestaler« bis zur
Mitte des 18. Jh.s die Reichstaler nach
9 -Talerfuß im Gegensatz zu den Talern des
Ziimaischen und Leipziger Fußes, die, 24
Gutegroschen wert, als »/s"» '^/s-und ^/e-
Talerstücke nach 10V2- und 12-Talerfuß
ausgebracht waren, während der Reichs-
speciestaler 32 Groschen galt. Später er-
hielt der Konventionstaler den Namen
Speciestaler. S.
Die skandinavischen Species (PI. Specie)
I (Enkende Daler, »slagnaDaler«) siehe, was
646
SPECIESBANKTALER— SPHINX
Dänemark betrifft, unter Rigsdaler, was
Schweden betrifft, unter Riksdaler.
Norwegische S. (Species und Halbspecies
norsk) wurden nach der Trennung Nor-
wegens von Dänemark im Jahre 1814 wie
die früheren dänisch-norwegischen Specie-
daler 14-lötig geprägt; auf den Species gin-
gen 120 Schilling norwegisch, also l Schil-
ling norwegisch = ^/z Schilling schleswig-
holsteinischen Kurants, da in Schleswig-
Holstein 60 Schilling auf i Species gingen.
Es wurden ferner ^/^ und */i5 Species sowie 4
und 2 Schilling in Silber und 2, i und ^/a
Schilling in Kupfer ausgemünzt. Die Spe-
ciesmünze war die Verkehrsmünze Norwe-
gens bis I. Januar 1877, als die gemein-
schaftliche skandinavische Kronenmünze
nach Goldmünzfuß eingeführt wurde; siehe
Krone und Skandin. Münzunion. W,
Speciesbanktaier =Bankotaler (s. d.).
Speclesdukaten nannte man im 18. Jh.
bar zu zahlende Dukaten oder deren Wert
im Tageskurse. S.
Speciestaler s. Species.
Spectare (davon Spectator = Münzbe-
schauer, griech. (^p^opotjxouof , Spectatio ==
Münzbeschau, vgl. unter Nummularius und
Probare) = beschauen, prüfen, auf das
Prüfen von M. schon bei Plautus und Terenz
angewandt. Auf den röm., früher Tesserae
gladiatoriae, jetzt Tesserae (s. d.) nummu-
lariae genannten Elfenbeinstäbchen aus dem
I. Jh. V. und n. C, die als Etikett an einem
Geldsack befestigt dessen Inhalt als auf
Güte geprüft garantierten, steht als Prü-
fungsvermerk das Wort spectavit, einmal
mit Zusatz num(os), später bis zu sp. ab-
gekürzt. *~ R. E. HI A unter Spectator;
Herzog, Tesserae nummulariae 1919 S. 4/
6. 12. 14 (dagegen nur Mitt. num, Ges. Wien
XV S. 59). R.
Speigroschen, kurbayerische Dreikreuzer-
stücke von 1736 mit einem Stempelriß unter
dem Munde des Kurfürsten. — Schmieder,
S. 430, S.
Spes, griech. 'EXiric, Personifikation der
Hoffnung. Ihre Darstellung lehnt sich eng an
einen archaischen griechischen Typus an:
eine preziöse weibl. Figur, in der R. eine
Blume, mit der L. ihr Gewand raffend, und
erscheint auf röm. M. mit den oft im Dativ
steh. Beischriften S. Augusti usw., bona,
firma (Niger), perpetua, publica, S. felici-
tatis orbis (Philippus), populi Romani (auch
mit Blume, Füllhorn, Kind; Hadrianus-A?"),
reipublicae, von Claudius bis Carus
(als 'IlXtzU SeßaaxT^ auch auf Alexandrinern
des Domitianus); zuweilen steht S. der
Fortuna oder dem Kaiser gegenüber,
oder es findet sich die Aufschrift S. zu
Bildern des Kaiserhauses, wie Kopf des
Prinzen Saloninus, Kaiser und Soldaten,
Kaiser und Victoria, reitender Kaiser, steh.
Kaiser, Kaiserin mit ihren Kindern, Kaise-
rin mit Spes -Statuette, oder auch zu einem
Tempel (Etruscus), zu mehreren unpassen-
den Typen unter Tetricus. Nova spes rei-
publicae steht zur sitz. Victoria (Arcadius),
S. publica (Constantinus I.) zu dem vom
Labarum durchbohrten Drachen, also auf
das Christentum als die Hoffnung aller be-
züglich, im 4. Jh. spes Romanor(um) zur
Victoria oder zum Kastell. — Bemhart,
Handbuch S. 100. 235/6; Gnecchi, Tipi
S. 92/4. R.
SpesmilOy eine vom Esperantoverein vor-
geschlagene internationale Münzeinheit zu
10 Spescento oder loo Spesdeko oder looo
Speso. D, Spesdeko soll 8 g Gold wiegen,
^^/la fein sein und gleich stehen 2 deutschen
Mark = 2 englischen Schillingen = i Sol
= 50 Cents US = 2^/z Francs = i Rubel ==
I mexikanischen Peso = i Yen = 10 türki-
schen Piastern. — Frey, S, 226 f. S.
Spezies s. unter Species.
Sphaera armillariSy Ringkugel, astronom.
Instrument, aus zwei festen Kreisen,
Äquator und Meridian, und einem ver-
schiebbaren (Deklinationskreis) bestehend,
Öfter auf Renaissance-Medaillen darge-
stellt. R.
SphinXy griech. 0917?, Mehrzahl a^piT^sc,
-ein aus Ägypten stammendes Ungeheuer;
Löwe mit dem Kopfe und den Brüsten
eines Mädchens (die sog. Androsphinx, mit
mäiml. Kopfe, kommt nur auf alexandr.
M. vor), das die kleinasiat. Griechen früh
übernahmen. Sie erscheint in Ägypten un-
geflügelt und liegend — und daher so als
Androsphinx auf alexandrin. M,, wo sie
aber auch sitzend und geflügelt, ferner drei-
köpfig und mit allerlei Kopfschmuck, auch
mit dem Brustschmuck des Krokodil -
kopfes, auch als Reittier des Harpokrates
und als Armstütze der Euthenia vorkommt ;
B. M. C. Alex. Taf.XXVI; Vogt, Die
SPHRAGIS— SPIELE
647
alex. M. S. 83/4. In Vorderasien ist sie
seltener, aber mehrgestaltig (Ebert, Real-
lex. VIII S. 188/9). Auf griech. M. ist
sie stets geflügelt und sitzend, oft eine
Vordertatze erhoben, die andere oft auf
ein Gefäß, eine Prora, ein Rad u. dgl.
legend, mit einer Art Ranke als Kopfputz
(über diese Z. f. N. 37 S. 127). So findet sie
sich auf M. von Chios, Abb. 17, Idalion,
Thezi in Etrurien, Kyzikos-El. (Vorderteil),
auf unbestimmten M. mit 2AM0, mit A2
usw. (Trait6 Taf. XIII 11, XXVIII 11/13.
24; A. J. N.48 Taf. VII), dann in Be-
ziehung zur orakelspendenden Sibylle in
Gergis (Steph. Byz. s. v.), auf Denar des
T. Carisius, gleichfalls als Rs. zu einem als
Sibylle erklärten Kopfe — auch die S. der
Ödipus-Sage gibt ja Rätsel, d. h. Orakel,
auf — , endlich auf M. des Augustus,
Abb. 87, dessen Siegelbild die S. zeitweilig
war (Sueton, Aug. 30). Sphingen be-
gleiten auch oft das Sitzbild der Astarte,
s. d., und ihren männlichen Gegenpart. —
Ebert, Reallex. XII S. 336; Z. f. N. 37
S. 66. 97; Bernhart, Handbuch S. 69;
Cesano, La sfinge sulle mon. antiche, Rom
1926, 26 S. mit Taf. R.
Sphragis, griech. a^ppa'^iif lat. signum =
Siegel, s. d. Im Etym. magn. s. v. xapastxi^P
wird das Wort S. auch für Münzbild ge-
braucht, und nach Polyän, Strat. III
10, I hat Timotheos seine S., also einen
Siegelabdruck zur Herstellung von Not-
münzen verwendet, vgl. Z. f. N, 39,
S. 199. 2. SoXotiÄvoc steht auf • Talis-
manen zu Darstellungen des einen Dämon
niederreitenden Königs Salomo (Traitö I
S. 689) und bedeutet später s. v. w. Hexa-
gramm, s. d. — Dölger, S., in Studien zur
Gesch. u. Kultur des Alt. V 191 x, bes.
S. 1—38. R.
Sphragistiky = Siegelkunde (s. d.). S.
Spiele, griech. difÄvec (vgl. auch unter
Agon), lat. ludi, certamina. — Von kind-
lichen Spielen erscheint auf M. das S. mit
den Astragalen (s. d.), mit dem Ball (M.
von Terina, Larissa, Trikka) und einem
Vögelchen (z. B. Terina). — Von den
Einzelspielen Erwachsener hat das Brett-
spiel insofern numismat. Erinnerungen
hinterlassen, als gewisse Arten von
Tesserae (s. d.) sich darauf beziehen und
die Kontorniaten (s. d.) von manchen für
Brettsteine gehalten werden; auf einer
Tessera (Abb. 84) erscheinen einmal zwei
das Fingerspiel (Mora) Spielende. — Auf
Tanz bezieht sich die Darstellung der
Kalathiskostänzer, s. d., Abb. 46, auch
3 tanzende Nymphen kommen vor. — Eine
weitaus größere Rolle — obgleich sie
wohl überschätzt wird, wenn man die Sp.
in unmittelbare Beziehung zur M.-prägung
setzt und als deren Anlaß bezeichnet —
kommt auf den M. den öffentlichen Spielen,
besser Wettkämpfen oder Sportsfesten, zu.
Die frühesten numism. Hinweise auf solche,
d. h. die Rennwagen in Sizilien, die Auf-
schrift 'AxsXoio asöXov in Metapont und der
Diskoswerfer in Kos, führen ins ausgeh. 6.
und die i. Hälfte des 5. Jh.; literar. No-
tizen über Beziehung von M.-bildern zu
Siegen in Sp. haben wir für Anaxilas von
Rhegion und Philipp IL Alle größeren
Götterfeste, auch die Feste für die konse-
krierten Kaiser (dazu Z. f. N. 24 S. 269/71),
später auch alle feierlichen Staatshand-
lungen, röm. Triumphe, Regierungsjubi-
läen wurden durch S. begangen; ja der
Abschluß einer Homonoia (s. d.) zwischen
griech. Städten erfolgte wohl oft nur zur
Abhaltung gemeinsamer Sp. Waren nun
bei den Griechen ursprünglich die bei
den großen panhellen. Festen (Olym-
pien, Pythien, Nemeen und Isthmien)
und den zahllosen örtlichen S. Auf-
tretenden freie Männer aller Berufe,
standen die S. unter dem Schutze der
Götter, ja jede körperl. Übung im bes.
unter dem Schutze des Herakles oder
Hermes, und bestand der Siegespreis nur
in einer materiell wertlosen Auszeichnung
wie einem grünen Kranze oder einer
Siegerbinde (vgl. unter Diadem), später
auch der Aufstellung einer Siegerstatue
am Festplatze, so daß die Ehre des
Sieges allein für den Betreffenden und
seine Vaterstadt genügte, so wurde schon
in der heilenist. Zeit, insbes. aber bei den
Römern, die den Wettbewerb freier Männer
in dieser Weise nie gekannt hatten, das
Auftreten immer mehr Sache von Berufs -
Sportsleuten; es vollzog sich dasselbe, was
auch wir in dem Übergang vom »Liebhaber-
sport« zum »Professionalismus« sich voll-
ziehen sehen. Der Beruf bringt dann eine
mittel- oder unmittelbare Barbelohnung (s.
648
SPIELE
unter Niketerien, Abb. 103) mit sich, auch
verändert er die Art der Vorführungen, in-
dem die musischen Wettkämpfe (Musik, Ge-
sang, dramat. Aufführungen; auf M. läßt
sich Nero als zu Laute singend darstellen)
vor den gymnischen überhaupt zurücktreten
und unter diesen wieder das Ringen, Laufen,
Springen, Diskoswerfen, Wettreiten usw.
mehr und mehr von den roheren Arten
wie Boxen, Kampf bezahlter Leute (Gladia-
toren) auf Leben und Tod und Tierhetzen
(s. unter Munificentia, Venatio, Saeculares
ludi) abgelöst werden und auch die edleren
Wettkämpfe wie das Wagenrennen ver-
rohen; s. über die einzelnen Sportarten
auf den M. unter Athleten, Abb. 100,
Lampadedromia, Taurokathapsia. Hier sei
nur das Allgemeine über die Siegeszeichen
und -preise, denOrt und dieNamen der Spiele,
soweit alles dies auf M. erscheint, erwähnt :
Die Siegeszeichen sind außer den er-
wähnten, Kranz und Binde sowie der
ausdrücklich als äftXa bezeichneten Pano-
plie (s. d.) in der Kaiserzeit eine Art korb-
geflochtener Preiskrone (s. d.), in die oft
Palmzweige (s. d.), ein anderes beliebtes
Siegeszeichen, hineingesteckt sind. Sie sind
mit anderem zu den Sp. gehörigen Gerät,
nämlich dem als Preis dienenden Kranze,
einer Amphora — sei es, daß es die Losurne
(Gaebler, Z. f. N. 39 S. 255 ff.) ist, sei es
die als Preis dienende ölamphora —,
mehreren Kugeln, die bald Stimmsteine
(s. unter Calculus), bald die (5) Äpfel
sind, die bei den Pythien als Preise dienten
(Eckhel, Doctr. num. IV S. 452) — , dann
Geldbeuteln oft auf einen Tisch, den
sog. Spieltisch oder agonistischen Tisch,
Abb. loi (Anson, Greek coin types I
Taf. X— XII, XVII), gelegt oder um ihn
herum geordnet; auch bekannte Monu-
mente, die sich auf solchen Tischen finden,
mögen als kleine Nachahmungen derselben,
die als Siegespreise dienten, aufgefaßt
werden (z. B. in Korinth die Gruppe des
Melikertes a. d. Delphin, Abb. loi, in
Delphoi der Rabe, in Athen die Athena-
büste usf., vgl. Z. f. N. 24 S. 56/8).
Als Ort der Spiele dienten für die
musischen Wettkämpfe das Theater, von
denen das dionysische in Athen und eines
in Kaisareia Germanike auf M. dar-
gestellt ist (Anson, Greek coin types V
Taf. XIII 246/7); für die gymnischen klei-
neren Maßstabes das Gymnasion (s. unter
Gymnasiarches, -chia) oder die Palästra (s.
d.), für größere der auf M. usw. öfter dar-
gestellte Circus (s. d.) und das Amphi-
theater, unter denen das röm. Amph.
Flavium, das sog. Colosseum, auf M. der
Flavier, des Sev. Alex, und Med. des
Gordianus dargestellt ist; ein Med. von
Herakleia Bith. zeigt das dortige Amphi-
theater, in dem ein sich kränzender Athlet
vor dem Sitzbilde des Herakles (nicht des
Dionysos) erscheint. Über Eintrittskarten
zu solchen Vorstellungen s. unter Tesserae,
Die Namen der Sp., die auf M. erscheinen
— ausführl. Verzeichnis bei Head, H.N.*
S. 946/8 — , in der Kaiserzeit sind z. T.
die der alten großen panhellenischen Sp.,
von denen die Nemeia (Argos, Kleonai)
und Isthmia (Korinth) nur an den alten
Plätzen vorkommen, die panathenäischen
nur in Athen; die Olympia und Pythia aber
erscheinen in aller Herren Ländern bis nach
Damaskus und Emisa hin. Andere Spiele
sind genannt nach griech. u. fremden
Göttern (Asklepeia; Herakleia; Dusaria
usw.), nach Kultplätzen (Didymeia, Ly-
kaia), nach den Namen der Könige (Alexan-
dreia, Attalea), Kaiser (Sebasta, Kommo-
deia, Severeia usw.), nach dem aktischen
Siege (Aktia), dann kommen Beiworte vor
wie lat. certamina sacra oecumcnica iselas-
tica (HeliopolisV ähnl. griech. epidemia, epi-
neikia, npmia (Aaia?), panellenia, panionia,
xoiva ('Aofids usw.), isopythia, mcgala,
theogamia, mystikos, oikumenikos (agon)
usw.; oft tritt eine Häufung solcher Bei-
namen der Sp. ein, die, manchmal eine
Zusammenlegung sonst ganz disparater
Sp. bedeutend (wie Olympia Pythia in
Prusa u. ö.), dann gewiß nur Prunk mit
erborgten Namen ist. *Iep6? heißt, ein Agon,
bei dem es nur Ehrenpreise gab, bei Sp.
mit Geldpreisen finden wir gelegentlich
das Wort öefiic zugesetzt (Rcv. num.
1869/70 S. 31 ff.).
Auf röm. M. der Republik werden die
Cerialia, die Floralia und die ludi Victoriae
von den M. -meistern erwähnt, die oder
deren Vorfahren sie zuerst gefeiert haben
(Sex. Nonius, C. Servilius, C. Memmius), auf
andere wie die ludi Apollinares, Megalenses
usw. wird durch die Bilder angespielt,
SPIELMARKE— SPINTRIA
649
insbes. auf den 5 M. -reihen des M. Volteius
M. f. (Belege im B. M. C. Rom. rep. III
S. 193/4 im Register). In der Kaiserzeit
sind es die Saeculares ludi (s. d.), das
certamen quinq(uennale) Neros, die ludi
dec(ennales) (Med. des Pius, Hirschfeld-
Festschrift 1903 S. 280) und die sonstigen
decennalia (decennales), vicennalia usw.
(s. unter Vota), die auf M. in Wort und
Bild vorkommen. — Ebert, Reallex. XII
S. 342 fif.; R. E. I S. 836/67 unter Agones
(Stichwort Ludi fehlt); Bernhart, Hand-
buch S. 75/6; Head, H. N.* S. LXXII/
LXXIX; J. Sambon, Coli. th6atrale, Paris
191 1; B. Schröder, Der Sport im Altertum
1927; Z. f. N. 39, S. 255 ff.; Mitt. Bayer,
num. Ges. 47, 1929, 79 ff. R.
Spielmarke. Als Spielniarken dienten
im Altertum die tesserae (s. d.), seit dem
15. Jh. die Rechenpfennige (s. d.), wie es
für die Nürnberger um 1480 bezeugt ist.
Als dann seit der Mitte des 17. Jh.s das
Rechnen mit Rechenpfennigen abkam,
wurden die Nürnberger und die Münz-
meisterjetone als Spiel- und Geschenk -
münzen weitergefertigt. Zwar wurden
im 19. Jh. auch einige wertvollere sil-
berne Spielmarken mit schönem Ge-
präge geschlagen, aber die große Masse
der Nürnberger sind in Form und Gepräge
äußerst minderwertige Produkte von der
Art der früheren Flitter (s. d.). S.
Spielume: die sog. Sp. griech. M. ist
jetzt als Preiskrone erkannt, s. d. R.
SpieBy volkstümliche Bezeichnung der
brandenburgischen und preußischen Sechs-
pfennigstücke, da man das Szepter auf ihnen
für einen S. ansah. S, Rote Sechser. S.
SpieBchen^ Spieße, griech. eisernes Gerat-
.geld, s. Obelos. R.
Spindel s. Spinnrocken.
Splndelwerk (Stoßwerk, Anwurf, Ba-
lancier) war das wichtigste Prägewerk von
etwa 1700 bis 1830. Der Oberstempel wird
durch eine Spindelschraube auf und nieder
geführt, die Spindel ist oben in einen
zweiarmigen, 2^3 bis yl% m langen hori-
■zontalen Arm eingeschraubt, der an beiden
Enden feste Schwunggewichte von 20, 30
und mehr kg. trägt. Dieser Arm wurde
durch zwei bis zwölf Arbeiter angeworfen
(daher der Name »Anwurf«) oder gestoßen
(Stoßwerk). Der Vorteil vor der Hammer-
prägung (s. d.) und dem Klippwerk (s. d.)
sowie der Walzenprägung (s. d.) war ein
sehr energischer, dabei aber federnder
Stoß, immer, auch bei sehr großen Me-
daillen, genügte ein einziger; für die
Prägung dieser und zum Einsenken der
Stempel wird das im Lauf der Zeit sehr
vervollkommnete Werk noch heute ge-
braucht, doch wird es jetzt immer
mehr durch die Friktionsmaschine ersetzt
(s. d. im Nachtrag). Das Sp. erforderte we-
gen der starken Erschütterung feste Funda-
mentierung in Erdgeschossen und gestattete
etwa 30 Stöße in der Minute. Den Balan-
cier haben für die Münzprägung wohl
zuerst benutzt Bramante, Leonardo da
Vinci und Benvenuto Cellini. Dann hat
ihn der Augsburger Goldschmied Marx
Schwabe um 1550 in Deutschland ein-
geführt; in Paris, London und Spanien
geschah das bald darauf. Aber erst seit
1650 gelang es, den Widerstand der Münzer
gegen das Werk zu überwinden, und all-
gemein wurde es überall nicht vor 1690
gebraucht. — Schrötter, Acta Bor. Gesch.,
I, S. 16 — 18, dort auch die Literatur;
Hocking, Num. chron., ipop, S. 60 ff.; Abb.
eines älteren nach Boizard, Trait6 1692
bei Forrer, Biogr. dict. IV, S. 48, dann bei
Klotzsch, 2. Teil, Titelblatt. S.
Spinnrocken, griech. i^XotxatT], ist der
Stock, an dem oben die noch ungesponnenen
Fasern befestigt sind (während die Spindel
das Stäbchen ist, durch dessen mittels
des Wirteis beschleunigte Drehung der
Faden gesponnen wird); er erscheint auf
M. von Ilion, 2. Jh. v. C, in der Hand
des archaischen Kultbildes der Athena
Ilias, geformt als kurzer Stab mit rundem
bis ovalem Knäuel oben. — Dörpfeld,
Troia und Ilion, S. 506 Beil. 61, 18;
Z. f. N. III S. 120. R.
Spintria (von griech. <J9tYxtT3p = Schließ-
muskel des Afters) = widernatürliche
Unzucht treibender Mensch; die Numis-
matik versteht unter S. eine Art der
röm. -^-Tesserae (s. d.) aus früher Kaiser-
zeit mit unzüchtigen Bildern auf der Vs.
und einer Zahl von I— XVI mit oder
ohne A (= As? vgl. unter Tessera) auf der
Rs., wohl Spielmarken oder Eintritts-
marken in Bordelle; es sind also vielleicht
die lasciva nomismata, die nach Martialis
650
SPITZGROSCHEN— SPOTTMEDAILLEN
VIII 78, 9 abwechselnd mit Eintritts-
marken zu Tierkämpfen unters Volk aus-
gestreut wurden. — R. E. III A unter S.
Spitzgroschen, auch Silbergroschen (s. d.).
Man versteht unter S. gewöhnlich eine bes.
Art Meißner Groschen, welche zuerst von
Kurfürst Ernst in Gemeinschaft mit seinen
Brüdern Albrecht und Wilhelm und auch
mit ihrer Mutter Margarete 1475, ^477,
1478 in Zwickau und Colditz geschlagen
wurden, und zwar aus dem Silber der
Schneeberger Gruben, daher auch Schnee-
berger (s. d.) genannt. Sie haben auf der
einen Seite den Landsberger Schild in
einem mit Spitzen verzierten Dreipaß, Rs.
Rautenschild. Sie waren = Vao rh. fl., und
140, später 145 giiigen auf die 15V4, später
15 lötige Mark, also i Stück von 1,67 g
bzw. 1,61 g Rauh- und 1,58 g bzw. 1,51 g
Feingew. Von denselben Herrschern sind
auch halbe Spitzgroschen mit Rauten-
schild im Spitzdreipaß und Löwenschild
geprägt worden (1475, 1477, 1478)- Diese
galten V40 rh. fl., und lOi Stück, später
105 oder 108 gingen auf die 5V4 oder
6 lötige Mark, also hatte ein Stück ca.
2,3 g Rauh-, aber nur ca. 0,76 g Fein-
gewicht; sie waren daher erheblich größer
wie die ganzen Spitzgroschen. Danach sind
halbe Spitzgroschen von Friedrich III.
dem Weisen mit Albrecht und Johann
und ganze Spitzgroschen von Moritz ge-
schlagen worden. — Schwinkowski S. 50 f.
und 76 f. Su.
Spoftiila = Körbchen, später = Ge-
schenk in barem Gelde; in der spätröm.
Zeit wurden die kaiserl. Sp. nach dem
Grade des Beschenkten abgestuft, und
auf die so abgestuften Sp. bezieht man
(Z. f. N. 21 S. 17 ff.) die verschiedenen
Stufen der röm. i/-Medaillone des 4. Jh.
R.
Spottjettone sind Rechenpfennige, die,
vor allem auf politischem Gebiet, einen
Gegner lächerlich oder verächtlich machen
wollen. Die erste amtliche Satire dieser
Art ist die den Papst verhöhnende Dar-
stellung, wie der Fuchs den Enten predigt,
auf einem Rechenpfennige des Kaisers
Maximilian L und seines Enkels Karl (V.).
Von deutschen sei noch erwähnt der
Spottjetton des Schmalkaldener Bundes
von 1542 auf die Vertreibung Herzog
Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig
mit der Schrift: »Du hast nach ungeluck
gestellt, drum ward das weisse ross gefeilt«.
In großer Menge sind solche S. während
des Aufstandes der Niederlande gegen die
spanische Herrschaft entstanden. — Neuer-
dings auch werden M. durch Umgravierung
zu Sp., so die lO-Centimes -Stücke Napo-
leons IIL, wo sein Kopf mit Ulanen-
Tschapka bekleidet, das empire frangais.
zu Vampire frangais entstellt ist. — Mena-
dier, Schausammlung, S. 510, 512, 518;
Kat. satyr. Med. u. M. v. C. Fieweger,
Berlin 1885. S.
SpottmedaiUen sind solche Med., die in
humoristischen oder ironischen Bildern
und Inschriften Zeitereignisse verspotten.
Die Med., die, seit 1543 auftauchend, auf
die religiösen Kämpfe Bezug nehmen, mit
einem Doppelkopf von Papst und Teufel
auf der Vs., auf der Rs. von Kardinal
und Narr u. ä. (mehrere Abarten im Kat.
Fieweger 1885 nr. 146/180, dazu ent-
sprechende von der Gegenpartei nr. 184/8)
und die Magdeburger Interimstaler sind
wohl die ersten, solche aus dem Freiheits-
kampf der Niederlande folgen; bes. häufig
sind sie um die Wende des 17. zum 18. Jh*>
wo der Streit um Pietismus, Antisemitis-
mus, das Schicksal der Goldmacher und
Hofjuden, John Laws Finanzoperationen,.
Geldkalamitäten, der Kampf Friedrichs IL
und der Maria Theresia usw. Anlässe-
boten. Im 19. Jh. waren es bes. die Revo-
lutionen von 1830 und 1848/52, der deutsch-
franz. Kxieg 1870/71, äann der Kultur-
kampf der 70er Jahre, der zu gegenseitigen
Sp. führte; auch die von K. Goetz im Welt-
kriege 1914/18 hergestellten Med. sind in
ihrer karikaturhaften Ausführung Sp. Auch
die erotischen und die Teuerungsmed.
haben oft den Charakter von Sp. S. auch
Spottjettone. — Hauptsammlung von Sp.r
Kat. Fieweger, Satyr. Med. 1885. — End-
lich hat das Volk oft durch Umdeutung
von Bild und Inschrift M. und Med. eine-
satirische Bedeutung untergelegt, so wenn
es das Monogramm I(ohannes) C(asimirus)
R(ex) schlechter poln. M. als I(ncipit)
C(alamitas) R(egni) (s. Guldentympf) auf-
faßte oder wenn es das 0 auf M. der Königin
Margarethe für ihre Vagina erklärte oder
S. P. Q.— SPRACHE
651
wenn das Et super hanc petram päpstlicher
M. auf die M. selbst bezogen und auf die
Finanzkünste des Papstes gedeutet wird. —
Friedensburg, M. in der Kulturgesch.« S.
220/1, vgl, auch Berl. M.-bL 1904 S. 456/9.
— Das Altertum hat Sp. nicht gekannt,
das zuweilen dafür genannte Goldstück
mit GALLIENAE AVGVSTAE ist keine
Sp., sondern ein amtlicher Aureus, der
Kaiser erscheint hier unter der Gestalt
der Ceres, vgl. Z. f. N. 38 S. 174 ff. R.
S. ?• Q. und der Anfangsbuchstabe einer
-Stadt nach Vorbild des S. P. Q. R. (s. d.),
z. B. A = senatus populusque Argentora-
tensis (von Straßburg) oder N = Nea-
politanus auf der Moneta del populo (s. d.),
und viele andere. S.
S.P«Q. R. = senatus populusque Ro-
manus, s. unter Senatus. R.
Sprache. In dem looojähr. Verlaufe
der griech. Prägung hat sich natürlich die
griech. Sp. stark verändert. Während
wir von rund 700 — 300 v. C. noch eine
Fülle von Dialekten auf den M. wahr-
nehmen (ionisch, dorisch, attisch, böotisch,
arkadisch, kretisch usw.), siegt in heilenist,
Zeit wie überall der wenig veränderte
attische als xoivtq, doch bleiben nament-
lich auf dorischem Gebiet noch immer
einzelne dialekt Formen, z. T. sogar bis
in die Kaiserzeit, bes. die Endung -tav
statt -Tcov z. B. in ApoUonia Illyr., Herakleia
Bith, u. a. Das Griech. verbreitet sich dann
seit Alexanders Zeit in die Nachbargebiete,
Parther, Bäktrer, die Herrscher der Eljrmais
und Charakenes führen mit der M. zugleich
auch die griech, Sprache derselben ein
und rasch verliert das Aram. und Phönik.
an Boden vor der griech. Sprache. In die
griech. Sprache der M, dringen dann aber
seit dem Auftreten der Römer einzelne
Elemente der latein. S. ein; diese hatte,
seit frühestens 338 v. C. auf M. auftr tend,
und anfänglich noch, z. B. im Gen. plur.
Romanom, griech. Gebrauche sich an-
passend, inzwischen die übrigen ital.
Sprachen — etrusk., umbr., oskisch — ,
in Italien auch das Griech., in Sizilien auch
das Pun., später auch die spanischen
Idiome als M. -Sprache mehr oder weniger
«rwürgt; die röm. M. zeigen noch lange,
bis in Augustus' Zeit hinein, Spuren des
älteren Lateins in Orthographie und Gram-
matik, wie den alten Ablativ auf -od in
Benventod auf M, dieser Stadt, Volcanom
(Aesernia), probom (Suessa), exs, Vaarus,
feelix, Caisar, Opeimi, eid(ibus), preimus,
qum, ob civis usw. Nunmehr also, seit
etwa 150 V. C, greift das Lat. ins griech.
Gebiet ein; röm. Namen und Titel der
Beamten, Wert- und Jahresangaben in
lat. Sprache erscheinen, endlich treten
völlig latein. Aufschriften in den coloniae
und municipia auf. Inzwischen hat aber
das Griech. auch im Osten verloren, Inder
und Parther gehen allmählich zur eigenen
Sprache über, nur bei den Juden verläuft
der Prozeß bis zur Kaiserzeit umgekehrt.
Im 3. Jh. n. C. bemerkt man dann
aber sehr deutlich den Rückgang des
Latein, die lat. Aufschriften der Kolo-
nien werden von Gräzismen und offen-
baren Fehlern in Spr. und Schrift
durchsetzt und griech. Beischriften, anfangs
noch lat. geschrieben, dann griechisch,
treten in der sonst lat. Legende auf —
umgekehrt als 300 — 400 Jahre zuvor!
Die im 3. Jh. n. C. neugegründeten röm.
Kolonien erhalten oft erst garnicht die
lat. Amtssprache. Auch nach Aufhören
der griech. Stadtprägung kann man in
den röm. Reichsmünzstätten auf griech.
Sprachgebiet die oft mangelhafte Kenntnis
der lat. S, und Schrift beobachten [Monats-
blatt Num. Ges. Wien VI S.18, 31 = Wiener
Studien 24 (Bormannheft) S. 340/9]. —
Trotzdem bleibt nach dem Verlust der
Westhälfte des Reiches an die Germanen
die Osthälfte, das sog. byzant. Reich,
zunächst beim Lat. als M. -spräche —
wenngleich das Latein in Form und
Orthographie schon seit dem 4. Jh. (z. B.
virtus exerciti, nubtüs Abb. iio) oft recht
bedenklich wird — und hält sich, frei-
lich von griech. Legendenteilen wie den
Wertzahlen, den Namen der M. -statten
u. dgl, dann Gräzismen in Schrift u. S.
mehr und mehr durchsetzt, als solche
bis etwa um 800, wo Irene den wenn auch
noch nicht völlig endgültigen Übergang
zur griech. Schrift tat — zur selben Zeit,
wo auch die von der griech. Regierung
nie ganz verlorenen Gebiete in Unter-
italien sich auf ihren Siegeln wieder dem
Griech. zuwenden, um erst mit der nor-
mäim. Eroberung endgültig lateinisch zu
652
SPRENGER— STAATENSCHILLING
werden (M6m. congr^s num. de Bruxelles
1910 S. 41/2).
Außer dem Griech. u. Lat. in ihren
Alphabeten begegnen uns auf den antiken
M. noch: Griechisch in liyprischer Silben-
schrift, in pamphyl. Schrift (Aspendos,
Perga, Selge, Sillyon), dann Lykisch und
Lydisch (vgl. zuletzt Ebert, Reallex. I
S. 136/42), Aramäisch und Phönikisch
(diese beiden für uns oft nicht auseinander-
zuhalten, wohl auch manche andere S. in
dieser Schrift versteckt), bei weitem die
häufigste Sprache nächst dem Griech. u.
Lat. auf antiken M. (vorkommend in Side,
Kilikien, Phönikien, Teilen von Palästina
und Syrien, Arabien, Mesopotamien, Persis,
Elymais, Charakene und als Punisch in
Karthago, dem übrigen Afrika, Spanien,
Sizilien), Jüdisch (Palästina), Pehlewi
(Persis, Parther, Sassaniden), Himjarisch
(bei den Himjaren), Brähmi und Karosthl
(Indien, wo aber später wieder das griech.
Alphabet für die ind, Sprache gebraucht
wird), endlich Keltiberisch, Turdetanisch
und die S. — oder das Alphabet — von
Tartessos in Spanien (vgl. zum letzt-
genannten Schulten, Zeitschr. d. Morgenl.
Ges. 78, 1924 S. I — 18) sowie Etruskisch,
Oskisch (Abb. 58) und Umbrisch in den
entspr. Landschaften Italiens. — Gercke-
Norden, Einleit. in die Altertumswiss.
Il3 S. 91, 96, lOl, H2. Einige dialekt.
und grammatische Einzelbeobachtungen
auf griech. M.: Num, chron. 1897 S. 109;
Journ. int. I S. 461; N. Z. 48 S. I17/8;
58 S. 46/8 usw. Vgl. unter Stempelfehler,
Schrift und Zweisprachige M. R.
Über die Sprache der mittelalterlich-neu-
zeitl. Münzen s. unter Schrift. Su.
Sprenger oder Batzeler, eine Silbermünze
der Bischöfe von Lüttich aus der zweiten
Hälfte des 16. Jh.s zu 5 Patards oder
einem Vierteltaler mit Familienschild auf der
Vs., Blumenkreuz auf der Rs. — Chestret,
S. 266 f., 271 f., Taf . 34, Nr. So6f ., 5 1 1 f . S.
Spruchgroschen, -münzen» -taler usw. sind
M. oder Med. mit einem meist biblischen
Spruche, die in den Zeiten der Religions-
kriege sehr beliebt waren. Die Sprüche sind
Kampf- oder Siegesrufe wie :)>A domino
factum est illud« (Sieg von Breitenfeld)
oder Friedenswünsche wie: »Pax optima
rerum« (Rostock) oder nur zur Erbauung
dienend wie auf d. Gulden der Stadt Magde-
burg von 1674: »Verbum Domini manet in
aeternum«. Ernst d. Fromme von Sachsen-
Gotha hat eine ganze Reihe von Spruch -
münzen vom Taler bis z. Pfennig prägen
lassen. Im 18. Jh. wurden mit dem Ratio-
nalismus die Sprüche weltlicher, politischer :
dem »Pro Deo et ecclesia« der Päpste setzte
Friedrich Wilhelm I. von Preußen sein »Pro
Deo et milite« entgegen, während wir auf
Schweizer Münzen die Devisen »Super omne
libertas« oder »Libertas carior auro« (Zü-
rich) lesen. — Menadier, Schausammlung,
S. 259, 263, 284, 299. — Über Sprüche auf
M. überhaupt s. G, V. Schmid, Cavis nu-
mismatica, 1840; Dielitz, Wahl- u. Denk-
sprüche, 1884; Fröhner, La liturgie ro-
maine dans la numismatique, Ann. num.
soc. frang. 1889, S. 39 ff. S.
Spur-Ryal, eine englische Goldmünze
Jakobs L, die als halber Rose Ryal (s. d.)
IS Schilling galt, 161 5 bis 1625 gemünzt
wurde, bis 161 9 6,91 g wog und 6,87 g
Gold hielt, seitdem 6,36 g wog und 6,327 g
Gold hielt. Sein Gepräge war das des
Rosenobels (s. d.), nur daß die Strahlen
der Sonne auf der Rs. sehr scharf waren und
dadurch die Sonne wie ein Sporenrad aussah,
daher der Name. Seit 1619 zeigte die Vs. den
Schild, über dem ein halber gekrönter Löwe
mit Zepter zwischen X — V (15 Schilling)
sichtbar ist. — Grueber, S. 102, S,
Staatendaalder, ein seit 1578 von den
niederländischen Provinzen geschlagener
Taler, der zwei der von Philipp IL ein
Jahr vorher eingeführten l6-Stüverstücke,
also 32 Stüver oder i Fl. 12 Stüver galt,
1586 aber auf i Fl. 18, 1636 auf 2 Fl.
2 Stüver gesetzt wurde. Auch halbe und
viertel wurden gemünzt. Er trägt auf
der Vs. das Hüftbild Philipps II. mit
Krone und Zepter, auf der Rs. den Wappen-
schild mit der Kette vom goldenen Vließ,
wog 30,6 g und hielt 22,74 g Silber, —
Verkade, Taf. 109, 1—3. S.
Staaten- oder PlacaetschllUng. Staaten -
Schillinge wurden die eigenen Schillinge der
Vereinigten Niederlande genaimt und P.-
Schillinge, weil sie in d. Plakaten (Verord-
nungen) als vollwertig erwähnt waren. Sie
wurden seit 1672 geprägt, nur nicht in Hol'-
land, Westfriesland, Seeland, zeigten auf
d. Vs. einen Reiter, auf d. Rs. den Pro-
STAATSPOND— STADTNAMEN
653
vinzialschild. Im Jahre 1694 wurden
sie mit einer Marke (Pfeilbündel) ver-
sehen und Klop- oder geklopte Schel-
lingen genannt, sie galten weiter 6 Stüver,
während die fremden auf 57* Stüver
herabgesetzt wurden. Letztere hießen
auch Zesthalven oder gereduceerde Schel-
lingen, sie wurden 1823 auf 5 Stüver ge-
setzt und liefen bis zur Mitte des Jahr-
hunderts um. S. auch Permissieschillinge.
— Verkade, S. 43. S.
Staatspond s. Pond.
Stab s. unter Hasta und Zepter.
Stachelschwein s. Pore 6pic.
Stadtansicht, Stadtbild auf M. Zu den
in der Kaiserzeit häufig den Lokalpatriotis-
mus der griech. Stadtstaaten betonenden
M. -Bildern (Regling, M. als Kunstwerk
S. 119) gehört als bes. wirkungsvoll die
Darstellung der Stadt selbst (einiges in
Z. f. N. 21 S. 255 und bei Anson, Greek
coin types V Taf . L XIII) ; sie kann
bestehen in einer Fernansicht der Akro-
polis, also eines Felsens, auf dem man
ein oder mehrere Hauptgebäude, insbes.
Tempel erkennt (Neapolis Sam., Athen,
Korinth, Troizen, Argos, Bura; Imhoof
und Gardner, J. H. S. 1885/87), auch durch
eine Hafenansicht (die Mole, die Hafen -
mauern mit anstoiJenden Hallen usw.;
Aigina, Korinth, Patrai, Mothone Kai-
sareia Germanike, Side, vgl. auch ApoUonia
Illyr., röm. M. des Nero und Traianus mit
den Häfen von Rom; Med. des Commodus,
Gnecchi, Med. Taf . 89, 6 — 8; Lehmann-
Hartleben, Ant. Hafenanlagen des Mittel -
meeres 1923 Taf.), auch durch eine An-
sicht etwa der Agora mit daranliegen-
den Bauten (Kynaitha, Abb. 102, Z. f.
N. 24 S. 66; ähnlich Pautalia, Journ.
int. XI Taf. XII i); seit dem l. Jh. v. C.
kommt das Schema des Mauerringes auf,
mit mehreren Türmen, einem Tor vorn
und innen meist noch allerhand Beiwerk:
M. von Bizye, Markianopolis, röm. M mit
Tuscul(um), Eruc. (Stadtbild von Eryx)
und Emerita, JR, des Diocletianus, Trierer
Goldmed. des Constantinus I.; Teile des
Stadtbildes: Mainz auf Bleimed. des
4. Jh.; London auf Goldmed. des Con-
stantius L (Z. f. N. 36 Taf, XI 4. 5; Amtl.
Ber. a. d. Kunstsamml, 30 S. 275 ; 31 S. 37) ;
an diese St. lehnen die ital. Medailleure der
Renaissance z. B. in den Med. auf Dido
(s. d.) und Priamos (s. d.) sich an, ebenso
die Siegelstecher des 12. — 14. Jh. — Über
das Stadtbild im M.A. s. Münzbild. —
In der Neuzeit sind namentlich die deut-
schen Städtetaler und Med, des 17. u. 18. Jh.
mit ihren oft sehr schönen Ansichten der
Stadt zu erwähnen, wie Nürnberg, Regens -
bürg, Danzig, Münster usw., vgl. Menadier,
Schausammlung S. 267. R.
Stadtgeld. Einige Münzen nennen sich
selbst Stadtsorte oder Stadtgeld, so die
Erfurter Kippertaler von 1621 zu 48
Groschen »Erffordtische sondere Stadt
sortt«, femer die Hildesheimer Silber-
münzen, die seit Einführung des Zinnai-
schen Münzfußes (s. d.) die Bezeichnung
»Hildesheimer Stadtgeld« oder »Stadt -
Pfennige« trugen. S.
Stadtnamen sind, da der Stadtstaat die
üblichste antike Staatsform war, auch der
älteste und wichtigste Teil der antiken
M. -Aufschrift. Wohl nur in Abdera ist
die älteste M.- Inschrift einer Stadt die
eines Beamten. — Auf Sizilien und in
Italien steht der Name der Stadt selbst
oft im Nominativ, z. B. Tapac, Roma
(dessen Kolonien das noch bis in die Kaiser -
zeit beibehalten: colonia Diensis), freilich
zuweilen zugleich als Beischrift zum dar-
gestellten Stadtgott u. dgl., z. B. Tepiva.
(Regling, Terina, Anm. 22) ; auch der Gen.
kommt vor, z. B. 'Axpa^avioc, im lat.-osk.
Sprachgebiet auch der Ablativ, Benventod,
oder Lokativ, Larinei. Weit häufiger ist
aber der Name der Einwohner, das Ethni-
kon, natürlich stets im Plur., und zwar
faist stets im Gen., was denn bald auch im
Westen die erwähnten Formen des Stadt-
namens selbst fast ganz verdrängt; ergänze
dazu etwas wie o^^ta. Von anderen Casus
kommt in älterer Zeit nur der Nominativ
(ganz selten) vor, z. B. Sopoxocyiot; erst
in der Kaiserzeit tritt er bei besonderen
grammat. Konstruktionen der M. -Auf-
schrift wieder auf, so tJjv xxiamjv Neixaiei?,
ebenso der Dativ, vgl. IIoXspicüv dv^Öijxe
l'fAUpvaioic.
Eine besondere Art ist das adjektivische
Ethnikon, zu dem ein Wort wie -/pipaxrqp,
o^jjLa, auf das M.-Bild (Wappen) bezüglich,
oder später wie fftatTp, Bpa^ji-jQ, vofxtajia zu
ergäxxzen ist, z. B. kpoxcDvidxa?, MevSaCij,.
654
STADTPYR— STAMMA
l'iövaiov. Dem schließt sich das stets im
iSTom. Sing. Neutr. stehende, besitzanzeigen-
de Adjektiv, das Ktetikon (s. d.) an, z. B.
KsXsvSspiTuöv, ergänze auch hier a^(j.a, v6
{jiicj}j.a oder dgl. — In seltenen Fällen tritt
die Stadtgottheit statt des St. ein: 'A&7]va;
'iXtaSoc.
Der Ort, wo der St. steht, ist vorwiegend
■der neben dem Wappen; als nach Auf-
kommen der zweiseitigen Prägung das
Wappen meist auf die Rs. tritt, zieht es
den St. mit sich auf diese, wo er auch
dann bleibt, als das Wappen längst durch
andere Bilder ersetzt ist.
In Rom wird seit etwa sullanischer Zeit
der Stadtname Roma als Staatsaufschrift
.selten und tällt bald überhaupt fort, um
nie wieder auf röm. und byz. M. zu er-
scheinen; statt seiner dient die Beamten-,
später die Kaiseraufschrift oder das Kaiser-
bild; die griech. Stadt-M. der Kaiserzeit
haben, nach dem von einigen Seleukiden
-eingeführten Muster, das Kaiserbild auf
der Vs., den St. auf der Rs. — Macdonald,
Coin types S. 266 unter Inscriptions und
in den M6m. du congrfes num. Brüssel 1910
S. 281/88; Verzeichnis aller Stadtauf-
schriften nach d. ABC bei Florance, Ta-
bleaux des Ethniques des villes grecques,
Paris 1903; konträr, aber grammatisch ge-
ordnet bei Boutkowski, Petit Mionnet de
poche 1889 S. 3 — 24, d. Ethnika i. Gen.
Plur. im Num. chron. 19 14 S. 236/48. R.
Im M,A. kommt der Stadtname im Sinne
von Prägestätte sehr häufig, als Name der
Stadt als Münzherrin aber erst spät
vor, da die Städte in Deutschland erst
seit dem 13. Jh. das Münzrecht erlangen
(s. Münzverruf ung), in Italien etwas früher,
teilweise schon seit der Mitte des 12. Jh.s
(Genua, Asti 11 39, 1141). Da auf den
Hohlpf. münzberechtigter Städte im 13.
u. 14. Jh. keine Umschrift vorkommt,
scheinen in Deutschland die Wittenpf. der
Hansestädte (1325/4Ö) die ältesten M. mit
dem Namen einer Stadt als M.herrin zu
sein; der St. ist von da an ein dauern-
der Bestandteil der Umschrift auf den
größeren städtischen M,, während er auf
den kleineren vielfach nicht erscheint.
Vgl. die Aufzählung der münzberechtig-
ten Städte bei Buchenau, Grundriß der
Mkde. S. 57 t Su.
Stadtpyr s. Pyr.
Stadtwährungsgttlden s. Lorenzgulden.
Stäbchen ist der die Oberfläche der
modernen Münzen begrenzende schmale
erhabene Reif zum Schutz des Präge-
bildes, das über das Stäbchen nicht empor-
ragen darf. Meistens ist zur Verzierung
innerhalb des S. noch ein Perlreif (s. d.)
angebracht. S.
Stäbler (Stebler) werden ursprünglich nur
die Hohlpfennige der Stadt Basel genannt,
die von ihr nach der völligen Erlangung
des Münzrechts von Seiten des Bischofs
1373 mit ihrem Wappen, dem Baselstab, ge-
schlagenwurden, 1377 das Stück von 0,263 g
Rauh- und 0,211 g Feingew.; 1403 wurden
sie mit den Rappen (s. d.) zur Haupt-
münze des Rappenmünzbundes (s. d.) ge-
macht, infolgedessen ging der Name auch
auf die Pfennige der anderen Teilnehmer
des Bundes über; jetzt hatten sie ein Rauh-
gewicht von 0,212 g und ein Feingewicht
von 0,141 g und 1425 ein Rauh- von 0,25 g
und Feingewicht von 0,125 g. Seit 1425
verloren sie ihre bis dahin eckige Gestalt
und wurden nunmehr rund mit äußerem
Perlkreis geschlagen. Im Gewicht und
Feingehalt gingen sie langsam herunter,
1533 hatten sie ein Rauhgewicht von
0,19 g und ein Feingewicht von 0,07 g.
Sie werden auch als Hälblinge oder Heller
bezeichnet
Stadler wurden auch sonst in der Schweiz
geprägt: In einem Münzvertrag von
Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unter-
waiden, Zug und Glarus (18. Mai 1425)
sollten sie zu 992 Stück aus der 5^/3-
lötigen Mark geschlagen werden (Jesse
nr. 315), also ein Stück von 0,24 g Rauh-,
aber nur 0,08 g Feingewicht, demnach
wesentlich schlechter als die gleichzeitigen
Stäbler des Rappenmünzbundes; 360 Stück
wurden gleich einem rhein. Gulden ge-
rechnet. — Harms, Basel S. 205; Cahn,
Rappenmünzbund. Su.
Stal, nd. stäl, md. stale, 1417 im Cle-
wischen stale, = Muster; auch kleines Stück
und Zeichen zur Probe der Güte einer
Ware (Stalhof in London = Musterlager-
hof), in diesem Sinne auch in der Münz-
kunde angewandt: s. Richtstück. —
Weigand, Deutsches Wörterbuch. Su.
Stamma, weißes Baumwollzeug, das.
STAMPEE— STANDBILDER
655
in Hälften und Viertel geschnitten, in
Teilen von Abessinien (so in Adua) noch
im 19. Jh. als Zahlungsmittel diente.
Einen kleineren Wert stellte eine Hand-
voll glattgestrichener Seidenfäden, Tef ge-
nannt, von dunkelblauer Farbe, vor. S.
Kangan, Dammur. — Thomson in NChr.
H S. ^7. V.
Stampee = sou tamp6, s. Sou marqu6.
Stampf ertalety numismatische Bezeich-
nung der Taler, deren Stempel der be-
rühmte Züricher Medailleur Hans Jakob
Stampfer (f 1579) graviert hat und unter
denen besonders der Zuger mit dem den
Teufel mit einem Mühlstein gegen eine
Seele abwägenden h. Michael von 1565
und der sogenannte Schweizer Bundes -
taler (s. d.) hervorzuheben sind. — Forrer,
Biogr. dict. V, S. 659 f. S.
Standard bedeutet in England jedes ge-
setzliche Maß, also auch den Münzfuß. S.
Standard-gold war die seit Prägung der
ersten englischen Goldmünzen im Jahre
1344 200 Jahre lang beibehaltene Gold-
feinheit von 237/8 Karat (99S/iooo). Erst
Heinrich VTH. führte daneben das nur
22 Karat (o,9i6V3) feine Kronengold ein,
das dann immer mehr das frühere Stan-
dardgold verdrängte, bis dieses unter Karl L
ganz verschwand (s. Crowngold). Das
Standard-Silber ist seit l8i6 9»5/iooo
fein. I Standardunze hält 28,7675 g Fein-
silber. S.
Standbilder auf M. (Statuenkopien). Ge-
treue Kopien ♦»von St. u. a. Werken der
großen Kunst (Flachbildern, Gen^älden)
auf M. sind der Zeit vor Alexander im
allgemeinen fremd; der statuenhafte Cha-
rakter der älteren M. -Bilder beruht auf
der stilistischen Abhängigkeit der M. wie
aller übrigen Kleinkunst vom Pulsschlage
der »großen« Kunst; und diese Abhän-
gigkeit bringt es mit sich, daß ein in der ar-
chaischen Zeit eingeführtes M.-Bild in den
folgenden Perioden nicht archaisch bleibt —
was es doch müßte, wenn es eine Statuen-
kopie wäre — y sondern den Stilwandel
der Zeiten getreu mitmacht, so der ApoUon
von Kaulonia, der Poseidon von Poseidonia,
der Flußgott von Selinus usw. — Aus-
nahmen, d. h. Kopien von Werken der
großen Kunst auf M. vor Alexander,
finden wir einmal in den M. -Reihen, die
kein konstantes M.-Bild haben, sondern
das M.-Bild ständig (jährlich?) wechseln,
so auf dem EL von Kyzikos, wo in der
Tyrannenmördergruppe, Abb. 36, dem
Kekrops und dem von Gala gehaltenen
Erichthoniosknaben u. a. sichere Kopien
erkannt sind, in je einer Reihe von Ab-
dera (vgl. insbes. das archaische Arte-
miskultbild auf Basis) und Theben und
den N von Lampsakos sowie unter den
(ja überhaupt anders als die M. -Bilder
selbst zu beurteilenden) Beizeichen, z. B,
denen der Pegasosstateren; ein einzelner
Fall, Kopie nach einem Relief, liegt
in dem Bilde einer M. von Thasos vor.
Sodann begegnen uns Ausnahmen in
dem künstlerisch unselbständigeren, halb-
griech. Osten, wo schon in der i. Hälfte
des 4. Jh. V. C. z. B. auf M. von Side
eine Kopie von Pheidias* Athena Par-
thenos vorkommt, auf M. von Mallos
eine Löwenkampfgruppe auf einem Sockel
eben durch diesen die Kopie verrät
u. dgl.
In der hellenist. Zeit erst werden, wie
in der übrigen Kleinkunst, so auf den M.
St. kopiert, wenngleich die Kopien dieser
Zeit noch nicht so getreu sind, wie in der
Römerzeit. Entsprechend dem lokal -
patriotischen Zuge, den die M, der griech.
Stadtstaaten, bes. seit der »Befreiung«
durch die Römer 197 und 189 v. C, oft
schon annehmen, werden die vielverehrten
archaischen Kultbilder der betr. Städte
gern kopiert (ApoUon Smintheus in Alex-
andreia Troas, Athena Ilias in Hion, der
ApoUon von Myrina, Magnesia und Sinope,
Bias in Priene, das merkwürdige Kultbild
auf Tetradr. von Lakedaimon, das der
»Atergatis« auf M. Demetrios* IIL, des
Sandas in Tarsos), sodaim die weitbe-
rühmten Werke der großen Meister des
5. und 4. Jh. (Kopf der Parthenos in Athen,
der Aphrodite des Praxiteles in Kos, der
ApoUon des Bryaxis auf M. Antiochos* IV.,
der Asklepios des Thrasymedes in Epidau-
ros, des Zeus des Doidalsas auf bith
Königs-M., die Tyche des Eutychides auf
M. des Tigranes), und auch die Nike auf
dem Schiff des Demetrios I., ApoUon auf
dem Schiffe des Antigonos IL, der Apollon
auf dem Omphalos der Seleukiden-M.
656
STANIOL— STATER
machen den Eindruck, als wenn sie nicht
fürs M.-Bild entworfen, sondern St. wären,
ebenso wieder viele Beizeichen, z. B. auf
M. von Athen.
Der beste Leitfaden bei der Beurteilung
der Frage, ob eine Kopie vorliegt, ist,
ob der Stil des M. -Bildes in die Zeit der
betr. M. paßt oder nicht; paßt er nicht
hinein, so ist die Annahme einer Statuen-
kopie gegeben; das Vorhandensein von
Stützen, Sockeln oder architektonischer
Umrahmung tritt dazu (Z. f. N. XIII
S. 404); die Übereinstimmung des M.-
Bildes mit der Beschreibung, die ein antiker
Autor uns von einer Statue liefert, oder
mit einer vorhandenen Statue mag dann
den Beweis abschließen.
Auch auf den röm. M. der Republik
sind Kopien nach großplastischen Werken
vorhanden, so Reiterstandbilder, Marsyas;
andere M. -Bilder machen den Eindruck,
als wenn sie ein Gemälde wiederholten,
z. B. der Traum des Sulla. — In der Kaiser-
zeit endlich werden auf griech. und röm.
M. solche Nachbildungen unendlich häufig.
Manchmal mag die M. auf die Einweihung
des betr. St. geprägt sein (z. B. Amastris,
Reiterstatue des M. Aurel: Macdonald,
Coin types S. 169). Von bekannten St.
sind mehrere der in Ciceros Verrinen er-
wähnten, dann, um nur einige Beispiele
zu nennen, Pheidias' Zeus, Kephisodotos'
Eirene und Plutos, der ApoUon Saurok-
tonos und Lykeios sowie der Eros und die
knidische Aphrodite des Praxiteles, der
famesische Stier auf griech. -kaiserl. M.,
eine Platte des Altars der Ära Pacis Au-
gusti auf einem Med. des M. Aurelius,
der Hercules Farnese auf zahlreichen
griech. und röm. M., Abb. 105, Kopien von
Gemälden auf M. von Deultum (Perseus
und Andromeda), Sebaste Phryg. (Gor-
gonenmord), Apameia Phryg. (Athena
mit den Flöten sich im Wasser spiegelnd),
Pergamon (Herakles und Telephos), Pe-
rinth (Dionysos findet Ariadne, Abb. 98)
nachzuweisen; ja es dürfte, wie viele
sichere Entlehnungen dartun, die Mehr-
zahl der Szenen auf den röm. -kaiserl.
M. und Med., z. B. die Adlocutio-, De-
cursio-, Liberalitas-, die Opfer-, Auf-
fahrts-, Aufbruchs- und Rückkehr-Szenen
nicht selbständig für die M. erfunden sein,
sondern dem großen Staatsrelief oder den
Triumphalgemälden entlehnt sein, wie
wir dieselbe Abhängigkeit auch bei den
Gemmenschneidern, den Toreuten, den
Sarkophagbildhauern usw. beobachten. —
Doch sei davor gewarnt, solche St. stets
für völlig treu zu halten: Umbildungen
im Gegensinne, Kürzungen u. a. Ver-
änderungen, die bei der Übertragung
in das kleine Feld der M. zur Verdeut-
lichung wünschenswert erscheinen, können
immer vorkommen, aber auch ganz will-
kürliche: z. B. ist das Saiteninstrument^
das der Hercules Musarum und die Muse
Terpsichore in der auf statuarische Vor-
bilder zurückgehenden Reihe des Q. Pom-
pon. Musa führen, bald eine Chelys, bald
eine Kithara. — Regling, M, als Kunstwerk
S. 89/91, HO, 116/19; Amtl.Ber.40, 1918/9,
S. 281; Macdonald, Coin types S, 169/74;
zahlreiche Beispiele bei Imhoof und Gard-
ner, Num. Commentary on Pausanias, in J.
H. S. 1885/87; alte Kultbilder: Nom. VI S.
4, VIII S. I und Le Mus6e V S. 41/48. Über
das Ziel schießt mit der Annahme von St.-
Kopien auf M. oft hinaus Mirone in seinenAr-
beiten in der Rev. num., der Arethuse usw.
Auf M. des Mittelalters erscheint z. B. der
Braunschweiger Löwenstein auf M. Hein-
richs des Löwen (Menadier, D. M. I S. 41).
Aber erst in der Neuzeit erscheinen wieder
öfter M. mit St., nunmehr meist auf d. Auf-
stellung d. betr. St. selbst geprägt, so meh-
rere bayer. Geschichtstaler des 19. Jh. R.
Staniol s. unter Abdruck und Zinn.
Stanislausdor waren 1794 geprägte nur
20-karätige Pistolen d. Königs Stanislaus.
August von Polen, die 6,173 g wogen u-
5,123 g Gold hielten. — Kirmis S. 207, S.
Stanze, Stanzwerk s. Durchschnitt.
Statety griech. crta-nQp, lat. stater, -ris
oder statera, -rae, von rofTr^jjLi = wägen;
die Bed. mag danach sein: das, was auf
die Wage gelegt wird, um sie im Gleich-
gewicht zu halten, also ein beiderseits
gleiches Gewicht; so etwa faßt es der Metro -
löge bei Hultsch, Metr. Scr. I S. 305 auf;
daher (weil auf beide Seiten das gleiche
Gewicht gelegt wird) mag auch die Bedeu-
tung als Doppeltes der Einheit kommen, die
dem S. später meist innewohnt. Eine be-
stimmte Größe liegt daher nicht im Wort-
sinne, ebensowenig ein bestimmtes Metall,
STATIK— STECKENREITER
657
vgl. PoUux, Onom. IX 59. Man bezeichnete
daher sehr ■ viele und sehr verschiedene
antike M. -Sorten mit S.: i. Gold-S., und
zwar diese vorzugsweise (vgl. Suidas und
Harpokration usw.) ; insbes. den Kroiseios,
Abb. 18, Dareikos, Abb. 19, Lampsakenos,
Abb. 37, Philippeios, Abb. 47, Alex-
andreios (s. unten). Alle diese haben etwa
das runde Gewicht einer doppelten Drachme,
8,1 — 8,6 g; vgl. auch unter Chrysus. Aber
auch das Mnaeion, s. d., heißt bei PoUux
St. — 2. Elektron -S., s. unter Kyzikener,
Abb. 36, Lampsakener, Abb. 20, Pho-
kai's, Abb, 15, diese vom runden Ge-
wicht eines doppelten (Gold)schekels, ca.
16 g. — Als mehrfache und Unterteile
eines Gold-S. werden erwähnt: ein Tetra-
stateron, TSTpaoTOTTipov, bei Pollux, Onom.
IX 62 (vgl. 58) als M. von Kyrene, wo
sie zwar nicht erhalten ist; aber es gibt
Tetrastateren z. B. von den Ptolemäem
(das Oktadrachmon oder Mnaeion, s, d.)
und den Seleukiden; ein Pentastateron,
TcsvTaoTocTrjpov, bei Pollux, Onom. IX 57
zweifelnd (Soxouai) als TuevTa^vouv erwähnt,
wonach es ein 5 faches Mnaeion wäre —
was nicht erhalten ist; es mag vielmehr
ein 5 f acher Goldstater att. Fußes (=
10 att. Drachmen) sein, wie er in der
Berenikeprägung vorliegt (Svoronos, Ptol.
nr. 972, 896). Endlich das Hemistateron,
von Pollux, Onom. IX 62 für Kyrene
erwähnt, das uns außerdem in Gold
noch aus Athen, Tarent usw. vorliegt,
R. E. VIII S. 254. — Wertzeichen auf
attische Gold-St. bezüglich erscheinen in
Gestalt des B ~ 2 und BP" = 2 St. + I Dr.
auf AT'-M. Demetrios I. v. Syrien, Klio V
S. I2S, Z. f. N. 34 S. 52.
3. Silber-S. sind entweder Didrachmen
oder Tetradrachmen; letzteres erscheint
mit der oben angenommenen Grund-
bedeutung von S. als einem Doppel-
stück zunächst nicht vereinbar, aber bei
den antiken (und zwar schon den vorder-
asiat.) Gewichten geht das Doppelte oft
unter demselben Namen wie das Einfache
(also eine doppelte, d. h. »schwere« Mine
geht neben der :»leichten« Mine usf. einher).
Ein Didrachmon ist der literar. oder
inschriftl. bekannte und auch in der
Prägung nachweisbare ff. Af-yivatoc, Abb.
23, Kopxupaio?, Kopivöio?, Abb. 29, KpTj-
WQrterl>iioli dar ICüxizlnmde*
Tixoc; ein Tetradrachmon ist der ff.
Tcdtpio? samischer Inschriften, dann die
ff. [epol TOü 'AttoXXcdvo? milesischer In-
schriften, der ff. KüCuTjvoc der Lexiko-
graphen (da die Münzbeschreibung: weibl.
Kopf Rs. Löwenvorderteil zugefügt wird,
siehe unter Kyzikener am Ende) und
der S. der ptolem. Papyri zu 24 Obolen
(+Agio, z.B. Segrö, Metrol. S. 272); der
ff. 'Ecpeffto? eines Schatzinventars von Delos,
da vom xETpa^^jxov 'Kcpsoiov desselben In-
ventars getrennt, bleibt unsicher, und die
Notiz bei Photius s. v. ff. : xo öe li'z^oiYy.nv
xal T8Tpdöpa5(p.ov*ATTixoi bezieht sich, wenn
sie auch für ältere Zeit nach dem oben Ge-
sagten nicht verkehrt ist, vielleicht auf die
Spätzeit, wo man das att. Tetradrachmon
mit dem von Tyros gleichsetzt; dies aber
gilt den christl. Interpreten als der S. des
Neuen Testaments (Ev. Matth. 17, 27
vgl. 24) ; vgl. unter Siglos. — Vielfache
und Unterstufen des Silber-S. werden
in Drachmen und Obolen ausgedrückt;
sogar dann, wenn der Silber-S. nicht
wie fast stets gehälftet, sondern ge-
drittelt wird, heißt dies Drittel Drachme,
so in Korinth. — Ins spätere griech.-röm.
Gewichtssystem wird der S. aufgenommen
als halbe Unze, da nämlich in diesem
System der neron. Denar im Gewicht von
Va Unze die Spajjfng ist und der S. infolge
der Bibelstelle als Tetradrachmon gilt:
4X^/8 = Va- Andere späte Gleich-
setzungen des S. übergehe ich, da für die
M. nicht in Betracht kommend. — R. E.
s. V. Stater; Trait6 I S. 436/40; Hultsch,
Metrol. Scr. II Ind. S. 216/7 u. 257/8.
R.
Statik (PL Statiku). 192 1 beschloß
Litauen eine neue Währung einzuführen,
und zwar sollte die Gold -Ostmark zu
0,300924 g Gold die Münzeinheit sein
und 50 Auksin — 5000 Statiku betragen.
Jedoch wurde diese Währung sehr bald
durch die Litwährung (s. Lit) verdrängt.
S.
Statuenkopien auf M. s. unter Stand-
bilder auf M,
Stauratus s. Saracenatus.
Steckenreiter sind Nürnberger Dukaten
und silberne Klippen auf die Friedensfeier
von 1650 mit dem Stadtschilde auf der
Vs. und einem auf einem Steckenpferde
43
658
STEINBOCKPFENNIG— STELLING
reitenden Knaben auf der Rs. Die Ent-
stehungslegende gibt Kundmann, Nummi
singulares, Breslau und Leipzig, 1734,
S. III ff. — Im Hof, II, S. 106 f. S.
Steinbockpfennig. Nach dem Wegfall
der Münzerneuerung 1359 war das österr.
Münzwesen durch das Prägen »nach der
Teuerung des Silbers« seit 1362 zerrüttet.
Daher entschloß sich Herzog Albrecht IV.
(1395 — 1404), im Jahre 1399 es durch Ein-
ziehung der seit 40 und mehr Jahren um-
laufenden Pfennige und durch Ausgabe
einer besseren und schwereren Münze
wieder zu heben. Zu diesem Zwecke
befahl er Ende Sept. 1399 die Ausgabe der
nach ihrem Münzbilde »Steinböcke« oder
i^Pöckler« genannten Pf ennige zu 400 Stück
auf die rauhe, 711^/9 auf die feine Mark,
I St. von 0,7 g Rauh- und 0,563 g Fein-
gewicht, also 9 lötig, von welchen 100 Stück
für einen ungarischen Gulden gegeben
werden sollten. Da die Einziehung der alten
Pf. (Verhältnis 3 : 2) nach 3 Jahren an dem
Widerspruch der Stände scheiterte, so
wurde aus der ganzen Reform nichts^ die
Steinböcke bilden aber fortan eine eigene
Münzgattung, die längere Zeit selbständig
bewertet wurde. Sie beschließen zugleich
die Reihe der Wiener Pf. (s. d.) mit bunt
wechselnden Münzbildern. — Luschin,
Wiener Münzwesen S. 72; ders., Das Münz-
wesen in Österreich ob und unter der Enns
i. ausgeh. M. A. S. 264 ff. Su.
Steingeld, Art des Schmuckgeldes (s. d.)
und damit des Nutzgeldes (s. d.), bes. auf
den Südseeinseln, vgl. z. B. Abb. 2, wenn-
gleich die praktische Verwendung viel-
fach, z. B. bei den in Jap auf den Karo-
linen oft mühlsteingroßen Steinen oder
den 40-pfündigen Steinringen der Neuen
Hebriden fraglich und auch sonst vieles
dabei rätselhaft ist. Über Japan. St. s.
unter Kiri Kodama. — Auf den Palau-
Inseln besteht das St. aus etwa haselnuß-
.großen Stücken von gebrannter Erde,
natürlichem Glas usw., meist durchbohrt
und aufgereiht. — In neuerer Zeit viel-
fach durch Glasperlen (s. unter Dammur,
Kharaz) u. a. europ, Ware ersetzt. —
Ebert, Reallex. IV S. 211. R.
Stelnfflodell, das aus weichem, leicht zu
schneidendem Stein (Solnhofer Schiefer
oder Kelheimer Kalkstein, früher irrig
Speckstein genannt) von des Künstlers
Hand geschnittene positive Reliefstück,
von dem zur Herstellung der Medaille selbst
oft unter Einschaltung eines Zwischen-
modells ein Negativ in Formsand oder dgl.
genommen wird, das man dann — und
zwar oft nicht der Künstler selbst,
sondern ein anderer, z. B, Andrea
Guazzaloti, vgl. auch das Verhältnis von
Hans Maslitzer zu P. Flötner, Berl. M.-Bl.
191 1 S. 55 — in Metall ausgießt. Nach
solchen St. ist ein Teil der deutschen Med.
der Blütezeit (1514 — 1600) gefertigt und
sie sind uns z. B. insbes. von den Meistern
A. Dürer, H. Daucher, Gebel, Bolsterer,
Deschler, Zagar und als letztem von Tob.
Wolff, eines auch von einem ital. Meister
(1538, Aless. Piccolomini) erhalten, Sie
wurden schon früh als besondere, selb-
ständige Kunstwerke aufgehoben, z. T.
bunt ausgemalt. Wie die Holzmodelle (s. d.)
können sie zweiseitig oder einseitig sein,
d. h. ihre Rs. kann das Modell der Med.-Rs.
mitenthalten oder kann leer sein, wobei
dann das Modell der Rs. besonders ge-
arbeitet war. Auch schriftlose St., wo also
bei Herstellung einer beschrifteten Med.
die Schrift erst in das Negativ eingedrückt
wurde, kommen gelegentlich vor. Gegen
Mitte des 16. Jh. werden die St. selten,
die Mehrzahl der deutschen Medailleure
wendet sich dem Wachsmodell (s. d.) zu;
doch ist die Kunst nie ganz ausgestorben,
vgl. z. B. das Steinmodell des Chapat
{18. Jh.) auf den Genfer Farel, Amtl, Ber.32
S. 4, Habich, D. Med. S. (^T^ auch im frühen
19. Jh. noch geübt und bes. seit Ende des
19. Jh. der Steinschnitt wieder auf-
genommen worden, z. B, von P. Sturm;
auch schneidet der Künstler, z. B. A.
Loewental, jetzt zuweilen das Negativ in
Stein. — Habich, Die dtsch. Med. des
XVI. Jh. 1916. R.
Stella, eine Probemünze der Vereinigten
Staaten von Nordamerika auf den Antrag
Österreichs, dessen 8-Guldenstück zur
Weltmünze zu machen. Die S, war 3 Dollar
88 Cents wert, hielt 6 g Gold, 3 g Silber,
I g Kupfer, wurde 1879 und l88o geprägt
und nach dem 5 -strahligen Stern auf der
Rs. genannt. S.
Stdlino^ ein Testone des Herzogs Cosimo
STEMPEL— STEMPELFEHLER
659
I. von Toscana, der abweichend von den
meisten Testoni hinter der Büste des
Herzogs einen Stern trägt (Stella). Die Rs.
zeigt wie die der anderen Testoni den stehen-
den heiligen Täufer. Ihre Prägung begann
1554. — Martinori, S. 496. S.
Stempel (lat. forma, griech. x^P^^"^?*
frz. coin, engl, die; früher auch Stock oder
Eisen genannt) sind die Werkzeuge, zwi-
schen die das Metallstück gepreßt wird,
um das Bild seiner Vs. und Rs. zu erhalten.
Es sind ein Paar Metallblöcke von etwa
zylindrischer Form, anfangs meist qua-
dratischem, später rundem Querschnitt
und auf deren einem Ende die Bildfläche
entweder die ganze Querschnittfläche des
Stempels füllt oder in verschiedener Weise
in dem Querschnitt des Stempel eingebettet
ist (s. die Abb. Num. chron. 1922 S. 31
und Taf. I 14, 15, 16) mit je einer glatten
Fläche am anderen Ende; in die Bildfläche
wird Bild und Inschrift negativ entweder
aus freier Hand mit dem Grabstichel
(burin) u. a. Werkzeugen eingeschnitten
(graviert) oder mit Teilpunzen (s. unter
Punze) oder einer vollständigen, positiv
geschnittenen Patrize (s. d.) abgesenkt
(s. unter Senkverfahren); das andere
Ende des einen Stempels (Unter-
stempel, Vs. -Stempel, anvil-die, trussel,
griech. (ix{ioviaxoc) ist in einen Amboß
versenkt, das andere Ende des zweiten
Stempels (Obereisen, Oberstempel, Rs.-
Stempel, punch-die, pile, ^apaxxiQp [s. d.],
diese beiden Ausdrücke audi allgemein für
»Stempel «gebraucht) ist platt (oder spitz,
dann aber in eine oben platte Fassung ge-
setzt) zur Aufnahme der Hammerschläge,
durch die es dann an den Kanten allmählich
aufplatzt. Material der Stempel war (vgl.
über Material und Härtung: Num. chron.
1916 S. 113 — 32) Bronze, später Eisen,
insbesondere lakonisches (s. Steph. Byz.
unter Aaxe^aiV<ov), und Stahl. Erhalten
sind aus dem Altertum wohl nur Stempel
von Nachahmern und Falschmünzern (Abb.
z.B. Trait6 I S. 906/13, dabei S. 911 ein
in die Backen einer Flachzange eingesetztes
St, -paar Constans' L, wodurch eine gleich-
mäßige St.-Stellung [s. d.] erzielt wurde;
N. Z. 58 S. 133 Taf. Xni 1—3; 60 Taf. I
10. II; CoroUa 1906 S. 284; Num. chron.
1922 Taf. I 9, 12, vgl. dort S. 13/24,
dann ein sassanidischer: Amtl. Berichte
aus den Kunstsamml. I, 1909/10 S. 49);
aus der Neuzeit bietet ein reiches Abb.-
Material der verschiedenen Formen der
Kat. der Stempelsamml. Wien 1901 ff.,
wo auch die Veränderungen der Stempel-
form, die die Erfindung neuerer maschi-
neller Prägeakte (Walzwerk, Taschenwerk,
Spindelwerk usw.) mit sich brachte, zu
verfolgen sind. Wegen der Brakteaten-
prägung aus nur einem Stempel s. unter
»Hohlpfennige«. — Nachweise über Abb.
der Münzwerkzeuge und ihrer Handhabung
s. unter Münztechnik, R.
Stempeländerung s. unter Stempelver-
änderung.
Stempelfehler nennen wir im Gegensatz
zu Prägefehlern: i. Irrtümer, die der Gra-
veur beim Gravieren des Stempels begeht,
wie Rückläufigkeit, Ausfall, Zufügung, Um-
stellung einzelner Buchstaben, orthographi-
sche, grammatische oder sachliche Fehler
der Schrift (z. B. nANTIKAnAHAirnN
durch sog. Dittographie; quis contra non
statt nos auf Talern Georgs und Albrechts
von Br. -Franken; TAHLER undTHAELR
statt THALER, VERRINS statt VER-
EINS, PRVSSEN, WILHLEM auf neueren
M. von Preußen u. Sachsen; alles dies
ungeheuer häufig auf M. des M. A.
Viel antike Beispiele: N. Z. 32 S, 97 j
Traitö I S. 921/7. Mehrfach handelt es
sich bei solchen St. -F.. nicht um wirkliche
Fehler, sondern um Schwankungen der
Aussprache, sinkendes Sprachgefühl usw^
(z. B. fürs Altertum Z. f. N. 35 S. 227;
Monatsblatt num. Ges. Wien 1903 S. 18, 31),
bei neuzeitl., scheinbar irrigen Jahresdaten
um absichtliche Fortprägung beliebter M.
noch über den Tod des im Bilde Darge-
stellten hinaus oder um Rückdatierung zur
Vortäuschung besseren Münzfußes. Die
Abzeichen- und Titulaturfehler der Kaiser
(sehr selten auf röm. M. und hier wohl
wirklich nur St. -F.) sind z. T. wohl keine
St. -F., sondern Irrtümer der Kanzlei,
s. N. Z. 58 S, 44. — Seltener sind Irrtümer
des Typus (indem z. B. ein röm. Caesar
schon den Lorbeerkranz trägt, indem statt
der Bildpunze Georg Wilhelms von Brand,
die Wladislaus' IV. von Polen eingesetzt
wird, Berl, M.bl. 1912 S. 359). — Reiche
Sammlung, von M. mit St, -F.: W. F.
42*
66o
STEMPELGLANZ— STEMPELSTELLUNG
Hahlo L II, Berlin 1925/6 = Aukt. Kat.
Leo Hamburger Jan. 1927.
2. Verletzungen des Stempels oder der
Patrize, die sich im Verlaufe der Prägung
einstellen, wie Ausspringen eines Buch-
stabens oder eines Teiles eines solchen
(z, B. WILHEIM statt -HELM, Ver-
mählungs-3 M. Sachsen -Weimar 19 10);
Risse im Stempel, die bes. an den empfind-
lichen Graten auftreten, als die im Stempel
die Zwischenräume zwischen nahe bei-
einanderliegenden Teilen des Bildes oder
der Schrift erscheinen, also z. B. zwischen
Haarsträhnen, Adlerfedern, Buchstaben-
hasten; Sprünge quer über große Teile
der Fläche; endlich Bruch und Ausspringen
ganzer Teile der Fläche (griech. Beispiele
derart bes. deutlich in Hyele und Syrakus:
Num. chron. 1916 S. 113/32 Taf. IV). Die
Beobachtung dieser Verletzungen hat es
in neuerer Zeit ermöglicht, die Zeitfolge
der mit einem Vs. -Stempel verbundenen
Rs. -Stempel festzustellen, vgl. z. B. Reg-
ling, Terina S. 35/40 u. ö. R.
Stempelglanz (franz.: Fleur de coin)
heißt im Münzhandel der die ungebrauchten
Münzen auszeichnende spiegelnde Glanz.
S.
Stempelgleichheit der einen Seite (oder
beider Seiten) zweier M. liegt vor, wenn
zu ihr (oder zu ihnen) derselbe Stempel
benützt worden ist; man erkennt das nur
durch genaueste Beobachtung zumal gleich-
gültiger und unwesentlicher Teile von Bild
und Schrift, wie Stellung der Buchstaben
und Interpunktionszeichen zueinander und
zum Bilde, leichter aber an etwa vor-
handenen St. -Fehlem (s. d.) und St. -Ver-
änderungen (s. d.). — Die älteren Numis-
matiker leugneten St.-G. für antike M. über-
haupt, neuerdings aber ist gerade die
Untersuchung auf St.-G. ein wichtiges Mit-
tel zur örtlichen und zeitlichen Bestimmung
bes. griech. M. geworden; auf röm. Gebiet
kennt man bis zu 334 aus einem Stempel
hergestellte M. (Anthemius-Solidus, Fund
vom Atrium Vestae in Rom, Notizie degli
scavi 1899 S. 327/30). Statistik über M. aus
gleichem Stempel z. B. Ant. M. Nord-
griech. I S. 619/20; Z. f. N. 23 S. 200
Anm. 5; 30 S. 215/6; Amtl. Berichte 36,
'914/5 S.4; Schwabacher, Tetradn von
Selinunt 1925 S. 85 usw. Über die Ver-
wendung ein- und desselben Vs. -Stempels
an verschiedenen griech. Orten s. zuletzt
Regling, M. von Priene S. HS; Num.
chron. 1926 S. 316; N. Z. 58 S. 38/9, und
über St-G. römischer Med. verschiedener
Metalle Z. f. N. 24 S. loi; neuzeitl. Bei-
spiele für St.-G. von M. aus verschiedenen
M. -Stätten: Z. f. N. 34 S. 163. — Die Frage
nach der St.-G. kompliziert sich bei An-
wendung von den schon im griech. Altertum
nachweisbaren Punzen (s. d.) oder seit
Anf. des 19. Jh. von vollständigen Patrizen
(s. d. und unter Senkverfahren), insofern
hier bei völliger Gleichheit der M. nur auf
Anwendung derselben Patrize geschlossen
werden kann, da sich die einzelnen von ihr
abgesenkten Stempel durchaus nicht unter-
scheiden und auch die kleinen Abweichun-
gen, die die vor der Verwendung des
Stempels meist übliche Nachgravierung
hervorruft, meist nicht erkennbar oder
wenigstens von Zufälligkeiten der Aus-
prägung nicht zu unterscheiden sind.
R.
StempelriB s. unter Stempelfehler.
yyStempels'^ wurden in Pommern die
Doppelschillinge genannt, die früher, be-
sonders nach der Kipperzeit, mit einem
Gegenstempel versehen und dadurch auf
1V2 Schillinge herabgesetzt worden waren,
weshalb sie auch Dreisechslingstücke
hießen. — Schrötter in Z. f. N. 28 S. 124.
Su.
Stempelschnelder oder Graveur, auch
Medailleur, heißt der Arbeiter oder Künstler,
der die negativen Stempel (heutzutage die
positiven Patrizen) in Eisen graviert; lat.
scalptor, auch signator, den griech. Fach-
ausdruck kennen wir nicht; im 16./18.
Jh. meist Eisengräber oder Eisenschneider
genannt. Über die Namen von St. auf den
M. s. unter Künstlersignaturen. R.
Stempelspning s. unter Stempelfehler.
Stempelstellung (engl, die-test, Stempel-
probe). Für die antiken M. achtet man
(zuerst Macdonald, bes. CoroUa 1906 S. 178;
vgl. zuletzt Num. chron. 1922 S. 38/40)
darauf, ob die Achse des Rs. -Stempels
zu der des Vs. -Stempels irgendwie aus-
gerichtet ist, also zu ihr parallel oder
senkrecht oder rechtwinklig steht, oder
STEMPELVERÄNDERÜNG— STEPHANEPHOROS
66i
nicht; eine bestimmte St. zu erzielen
war bei Hammerprägung nur bei sorg-
fältigem Aufpassen möglich, spätere
mechanische Hilfsmittel erleichterten es
(z. B. wenn das Stempelpaar in einer
Flachzange saß, Traitö I S. 911 Abb.;
vgl. auch Num. chron. 1922 S. 47). Bei
M. -Beschreibungen drückt man die St.
durch zwei Pfeile oder nur einen, die
Achsenstellung der Rs. zeigenden Pfeil
aus: z.B. t I oder nur 4 zur Angabe, daß
die Achse der Rs. zu der der Vs. genau
verkehrt steht. R.
Stempelveränderung. Nach Fertigstellung
des Stempels (oft aber auch schon der
Patrize, s. d.) kann der Graveur Teile
von Bild und Schrift, die ihm nicht ge-
fallen, fehlerhaft sind oder die bei aber-
maliger Benutzung des Stempels nicht
mehr zutreffen, insofern ändern, als er
durch Tiefergraben an der betr. Stelle
den alten, anstößigen Schrift- oder Bild-
teil beseitigt und einem neuen hervor-
bringt; auf der M. selbst iit aber die ur-
sprüngliche Darstellung oder Schrift meist
noch unter der neuen zu erkennen: auf
einem Stater von Elis, 5. Jh. v. C, sieht
man eine Änderung in der Armhaltung
der Nike, die nun, da die Tilgung der
ursprünglichen Zeichnung des Armes nicht
ganz geglückt ist, drei Arme zu haben
scheint: Seltman, Coins of Olympia S. 32
Taf. III fiß; auf einer M. des Elagabalus
von Tomis ist TOMeQC aus versehentlichem
TMEßC verbessert, Ant. M. Nordgriech.
I nr. 2691; einmal sind die Inschriftränder
getilgt und durch neue ersetzt worden,
Num. chron. 1922 S. 24, 25 Taf. I 13; der
Stempel einer M. von Alexandreia Äg. mit
dem Nil und der Zahl 16 und unten l Au)AB<
ist durch Wegradierung der Jahreszahl
unten und Umänderung des FüUhom-
inhalts oben in das Jahrzeichen L fürs
Jahr 16 adaptiert worden, Num. chron.
1922 Taf. II I, 2.; sehr häufig ist Änderung
der Jahreszahl auf neueren M., indem der
Stempel noch über das Kalendemeujahr
hinaus benutzt wird; das letzte mir be-
kannte Beispiel: Deutsches Reich 10 M.
Gold, Ludwig IL von Bayern,. 1878 aus
1877 geändert. Der Graveur kann Teile
von Bild und Schrift auch ganz tilgen,
indem er sie wegschleift: solche Stellen
verraten sich dann auf der fertigen Münze
durch eine bildlose Erhabenheit: z. ß.
Tilgung des Beamtennamens STA auf M.
Antiochos VI. von Syrien, Z. f. N. 24
S. 135. — Über solche St.-V. auf griech. M.
s. Trait6 I S. 926/7; Num. chron. 1922
S. 24/6, 43/6 Taf. II; reiche Sammlung
von neueren M. mit St.-V.: Kat. W. F.
Hahlo I. II, Berlin 1925/6. R.
Stephane, Stephanos, griech. aiscpaw],
otscpavoc, ist ein meist metallener Stirn-
reif, der vollständig den Kopf umschließt
(Lukian, Amores 41 : h xüxXcp rijv xetpaX^v
TcepiÖet), aber wohl im Gegensatz zum
Polos (s. d.) nicht über den Scheitel
hinausragt, also nicht eigentlich ein Auf-
satz ist; doch zeigt der St. der Hera auf
M. von Elis, der bald über den Scheitel
hinausragt, bald ihn sichtbar werden läßt
(vgl. Müllers Formentafel A 26 mit 27, 28),
daß eine sichere Scheidung vom Polos
nicht möglich ist. Ist hier und auf den
M. der Arsinoe IL die St. überall gleich
breit, so wird auf M. mit der Zeit immer
häufiger eine Form, die vom breiter ist
als hinten und sich hinten daher oft ganz
im Haar verliert; das ist die uns von
vielen Artemis -M. her geläufige Form,
daim bes. bei Göttinnen auf M. der röm.
Republik und den Kaiserinnen (livia,
Faustina iun. usw.), die wir unpassend
Diadem (dies ist vielmehr eine Stirn-
binde) nennen. — R. E. VII S. 2132/33;
Val. Müller, Der Polos 1915, S. 45- 102/3
u. ö. R.
StephanephoroSi griech. axecpavTj^opo;
= Kranzträger. I. Am (oder unweit des)
Heiligtum (ijptpov) des ijpcoc 2. (== Theseus ?)
befand sich in Athen die Münzstätte,
daher die att. Drachmen inschriftlich
SpaxfAal 2Tscpav7jcp6poü heißen, Joum. int.
IX S. 240 ff. — 2. S. war, auch partizipial
aTe<povr|<popa)v, der Titel des eponymen
priesterlichen Beamten in vielen, bes.
ionischen Städten und erscheint auch auf
kleinasiat. M. oft, schon in autonomer
Zeit unter Proconsul C. Fabius (57/56 v, C.)
in Tralleis; er ist entweder selbst eponym,
mit im, so auch eine Frau (iici öte. Moptoo
öü^atpic xoü ÖT^ixoD, Smyma), teils Titel
des eponymen Strategos (4iri atp. F. K. Aio-
Y6V00C ote^avTj^opoü, Smyma) oder Archon,
auch mit Iterationsziffer; einmal sind es
662
STEPHANSDAALDER— STERLING
ihrer 25wei: M. A&. *EpjAc&va6 x(al) M^itpo^d-
VTjc cTTscpavTicpopoi (Kaisarcia Kapp.). —
Münsterberg, Beamtennamen S. 252, 254.
R.
Stephansdaalder war ein seit 1523 ge-
münzter Taler von Nymwegen mit dem
h. Stephan auf der Rs. Dasselbe Bild
zeigt der Nymwegensche Stephans-(Gold)-
gulden. S.
Stephanuspfennige. Unter St. versteht
man gewöhnlich Hohlpfennige des Bis-
tums Halberstadt, dessen Stiftsheiliger
St. Stephanus war, aus dem 12. u. 13. Jh.
Dieser erscheint auf herrlichen Brakteaten
der Funde von Freckleben und Seega
als »Stephanus protomartyr«, stehend mit
Stola und Buch, sitzend mit segnend aus-
gebreiteten oder betend emporgestreckten
Händen, ein Spruchband oder die Sieges-
palme des Märtyrers haltend, in halber Fi-
gur dem Stern sich beugend oder zusammen-
brechend unter den Steinen, die zwei oder
drei Juden auf ihn werfen (Abb. 198), oder
endlich auch als Leichnam unter dem
Steinhaufen und über ihm die Seele des
Heiligen von 2 Engeln zum Himmel empor-
getragen. Einige dieser Stephanspfennige
bezeichnen Aschersleben als Münzstätte
und wieder andere erweisen sich durch die
Umschrift als Magdeburger Beischläge.
Auch später, selbst noch im 14. u. 15. Jh.,
erscheint St. Stephanus auf Halber-
städter Hohlpfennigen, zuletzt auf den
sogenannten »Sai^fennigen« (s. d.).
Die Denare von Besangon des ii. Jh.
heißen ebenfalls Stephanuspfennige oder
stephanienses, estevenants, weil sich auf
ihnen der Name S, Stephanus oder Pro-
tomartir befindet, und zwar auf der Seite
mit der Hand. — Menadier, Schausamm-
lung S. 160J Poey d' Avant HI S. 135 u.
Tai. CXXI nr. 17«. Su.
Sterbemflnzen s. Begräbnis- oder S.-
Münzen; Sterbetaler s. auch unter Kate-
chismustaler. S.
Sterling (esterling, französ. esterlin).
Heinrich H. von England hat 11 80 einen
bis 1248 gleichbleibenden und einheitlichen
Typus des Benny (s. d.) geschaffen, der
unter dem Namen i^Sterling« bekannt ist.
Dieses Wort kommt in England selbst nach
einmaligem Auftreten Ende des 13. Jh.s
erst hauptsächlich Ende des 14. Jh.s und
in der Folgezeit dann als Adjektiv in
pound Sterling, Shilling Sterling, penny
Sterling, Sterling money vor. Weit früher,
vielleicht am frühesten taucht der Name
nach den Forschungen E. Schröders in
Frankreich auf, nach 1200 in Deutsch-
land.
Die Ethymologie des Wortes ist höchst
zweifelhaft. Die Deutung als i^Osterlinge«,
die bis ins Mittelalter zurückzugehen
scheint, ist sicher irrig. Die J^Osterlinge «
(easterlinge) sollten hans. Kaufleute sein,
die den Sterling (um iioo!) nach England
importiert haben sollten, oder deutsche
Münzmeister, die ihn hier herstellten.
Auch ist die Deutung als »Stemling«,
»Stearling« nicht sehr wahrscheinlich.
Nach E. Schröder ist von dem früher
bezeugten esterlin auszugehen, einem fran-
zös. Wort, mit dem die Normannen von
vornherein einerseits den englischen Penny
Wilhelms I. u. II. u. Heinrichs I. (1066 bis
II 38) und andererseits die durch diese
Münze in Schrot und Korn repräsentierte
Währung bezeichneten. Schröder leitet
nun esterlin von stater ab (stater >
istater > estedre > estfer(e), staterlingus >
*estereling) als ein Geldstück von garan-
tiertem Gewicht, das auf der statera fest-
gestellt wurde. Überzeugend klingt diese
Deutung ebenfalls nicht.
Auf jeden Fall versteht man gewöhnlich
unter Sterling den englischen (Groß)-
Pfennig seit 1180 mit dem zeptertragenden
Brustbild in Vorderansicht und dem das
Feld füllenden Zwillingsfadenkreuze, um-
winkelt von 4 kleinen Kugeln (Abb. 179)
oder ähnlich; dieser »short cross type«
wurde ca. 1248 unter Heinrich IH. durch
den »long cross type« ersetzt, indem das
Zwillingsfadenkreuz die Umschrift durch-
bricht und bis zum Rande der Münze geht,
auch sind jetzt je 3 Kugeln in den Winkeln
(Abb. 180).
Richard Löwenherz und sein Bruder
Johann haben den Typus und Namen
Heinrichs U, beibehalten. Heinrich HL
hat seit 1248 die Ordnungszahl in römischer
Ziffer oder lateinischer Schrift beigefügt.
1279 änderte Eduard I. noch einmal den
Typus der Sterlinge: Vs. Brustbild ohne
zepterführende Hand und auf der Rs.
ein schlichtes breites Kreuz (Abb. l8i)>
STERN
663
und so ist die Münze bis gegen Ende des
15. Jh.s weiter geprägt worden.
Münzfuß: Feinheit 144/5 Lot (11 Unzen
2 den.), Gewicht unter Heinrich II.
(i 180— 1 189) 1,36 g Rauhgew. u. 1,26 g
Feingewicht. Gewicht unter Eduard III:
1327— 1344 1,44 g schwer,
1344— 1346 1,31 g
1346—1351 1,30 g
1351— 1377 1,17 g
Eduard IV. : 0,97 g und 0,78 g
Heinrich VIL : bis zu 0,648 g.
Seit 1177 sind auch in Irland mit von
London gelieferten Stempeln Sterlinge,
Vs. königliches Brustbild von einem Drei-
eck umschlossen, Rs. Halbmond und Stern
geprägt worden. Auch die schottischen Kö-
nige haben ihre Pfennige in genauer Anleh-
nung an die englischen geschlagen. König
Wilhelm der Löwe (1165 — 1214) über-
nahm das kurze Zwillingsfadenkreuz und
schuf durch die Füllung der Winkel mit
Sternen und die Beibehaltung des bis-
herigen Profilbildes einen langlebigen
Sondertypus der Sterlinge, der in Be-
gleitung der englischen auch auf dem Fest-
lande Verbreitung fand.
Mit den Sterlingen, die lange Zeit von
gleicher Güte und gleichem Typus und
keinem kurzfristigen Münzwechsel unter-
worfen w?Lren, unterstützte die englische
Krone Heinrich den Löwen und später
Otto IV. in ihrem Kampfe gegen die Hohen -
staufen, zum Teil wurde mit diesem Gelde
Heinrich dem VI. das Lösegeld für Richard
Löwenherz bezahlt, z. T. die Wahl Richards
V. Cornwallis zum röm. König bestritten,
aber gleichzeitig wurden sie auch durch
den Handel in noch weit größeren Mengen
über alle Lande verbreitet. Ihre Beliebt-
heit beweisen geschlossene Fundmasseh
bis an die meckl.-pommersche Grenze
(Fd. V. Ribnitz in Meckl., Z. f. N. XV
S. 302 ff.) und die aller Orten entstandenen
Beischläge (Fd. v. Lechtingen ca. 4CX)
Stück); diese beginnen mit den Dort-
munder Denaren König Ottos IV. und
Friedrichs IL und dauern dann anderthalb
Jahrhunderte bis in die Zeit Karls IV. an.
Ich nenne die Bonner Heinrichs v. Virne-
burg, die der Edelherrcn zu Lippe, beson-
ders Bernhards III. (Abb. 180), die Adolfs
von der Mark, der Grafen v. Sternberg,
Ludolfs V. Münster, Konrads v. Osnabrück
in Osnabrück u. Widenbrück, der Herren
von Cuinre, Guidos v. Flandern u. Namur,
Johanns v. Avesnes für Hennegau neben
vielen anderen.
Betrügerisch sind sie hauptsächlich in
Luxemburg nachgeprägt, was aus eng-
lischen Akten hervorgeht, wo sie »Lush-
burger« genannt werden. Freie Nach-
bildungen sind die schon oben genannten
schottischen Pfennige mit dem Königs-
bild in der Seitenansicht und die Bra-
banter Johanns I. 1261 — 94) mit dem
Löwenschild, nachgeahmt v. Eb. Ger-
lach von Mainz, Der Gesamttypus kommt
dann noch auf portugiesischen und ähn-
lich auf norwegischen und schwedischen
Münzen vor, der Name des Englisch
(s, d.) auf Frankfurter Geprägen, der
Name des »Sterlignus« auf trierischen
Münzen (Noß, Trier nr. 376). Schließ-
lich wurden die Witten den engl. Ster-
lingen angeglichen (Jesse, Wend, M. verein
S. 81 f.).
In England, Frankreich und den Nieder-
landen wurde der S. auch als Gewicht ver-
wandt. In England wurde die Mark bis
1526 in 160 penny-weights oder Sterlinge
zu 1,458 g eingeteilt, in den Niederlanden
daher in 160 DEngels« zu 1,53 g. In Frank-
reich wurde u. a. die Mark von Paris
gelegentlich in 160 »esterlins« zu i,53 g
eingeteilt, der denier esterlin in beiden
Ländern in 2 Maillen und diese in 2 Felins
oder Vierlinge. — Blanchet II S. 39ff.;
Grote, M.st III S. ilflf.; E. Schröder in
den Hans. Geschichtsbl. 1917 S. iff.;
Noß, Trier S. 19 (Sterling = »echt, unver-
fälscht«); Buchenau, Westfäl. Sterlingfund
von Lechtingen b. Osnabrück, Bayer. Mitt.
1924 S. 52 ff.; K. Kennepohl, Sterlingsgeld
in Westfalen in der i. Hälfte des 13, Jh.,
BerL Mbl. 1924 S. 150 ff.; Chautard, Imi-
tations des monnaies au type esterlin,
Nancy 1871; Grueber S. 42ff.; Lawrence,
Chronology of the short-cross period,
Num. Chronicle 1916 S. 356 ff. Su.
Stern, StembUdy Astrologie und
Astronomie auf M. Der Stern ist eins
der frühesten Ornamente überhaupt und
braucht seine Entstehung keineswegs dem
Wunsche, einen wirklichen Himmelsstern
darzustellen, zu verdanken. So sind die
664
STETTINER WÄHRUNG— STIL
ältesten auf griech. M. vorkommenden
Sternblumenmuster gewiß rein ornamental
(Z. f. N. 37 S. 63: Milet, Kyrene, Kor-
kyra, Dyrrhachier, Unbestimmte) und
auch später wird gewiß bei dem als Typus,
bes. aber so unendlich häufig als Beiz.
auftretenden Stern der Stempelschneider
keineswegs immer seine astrale Bedeu-
tung im Sinne gehabt haben. Wenn
dagegen eine Mondsichel dazutritt, ist
die astrale Deutung sicher; vgl. über diese
meist auf den Orient weisende Zusammen-
stellung unter Lunula. Auf rein griech.
Gebiete treten gesicherte Sterndarstel-
lungen erst im 4. Jh. auf und werden erst
in heilenist. Zeit häufig (die Theorie von
Svoronos, wonach die große Mehrzahl
auch der früheren griech. M. -Bilder astral
zu deuten sei, Z. f. N. XVI S. 219/32
Taf. X, B. C. H. 1894 S. 101/28 — mit
reichem Abb. -Stoff I — hat keinen Beifall
gefunden), so die Vereinigung von Löwe
und Stern(blume) auf ein- und derselben
Seite der M. in Milet, der Hundstern (s.
unter Sirius) in Keos, die 5 Sterne (die
Hyaden?) bei Sonne und Mond in Urano-
polis, die 5 Sterne um den Mond auf M.
des P. Clodius M. f., das Siebengestim
(Großer Bär oder Pleiaden, L. Lucr. Trio;
Provinz Kreta unter Calig., Claudius,
Titus, Traianus; röm. M. der Domitia;
Rev. num. 1898 S. 677/80 Taf. XIX) und
die vielen einzelnen Sterne in Opus, auf
griech. Kaiser-M., auf M. des Aem. Buca,
der Faust, sen. (mit aetemitas) usw. Bes.
Aufschwung nehmen die Sternbilder in
der Antoninenzeit angesichts der wachsen-
den Bedeutung der Astrologie und der
Verehrung der solaren Gottheiten (Vogt,
Die alex. M. S. 115): Pius prägt in Alexan-
dreia Äg. M. mit dem Phönix, Helios
und Selene usw., bes. aber die große
Reihe der M. mit den Tierkreisbildem
(s. unter Zodiacus). — Eine bes. Rolle
spielen in Glaube und Aberglaube die
Kometen, periodisch auftretende Sterne,
die einen Schweif von kleineren nach
sich ziehen; auf M. des Augustus findet
sich der nach Caesars Tode erschienene,
und noch in der Neuzeit sind auf deren
Erscheinen viele Medaillen hergestellt
worden: Pfeiffer und Ruland, Pesti-
jentia in nummis S. l8, 23, 27/9, 39. —
Darstellungen des Tierkreises und seiner
einzelnen Bilder s. unter Zodiacus; Bilder,
die sich auf die Stellung der Sterne (bei
der Geburt des betr. Fürsten) beziehen,
s. unter Horoskop. — Anson, Greek coin
types VI Taf. I. II; III Taf. XXIX f.;
Ebert, ReaUex. XII S. 4195. R.
Im Mittelalter erscheinen Sterne auf
M. größtenteils wie Kugeln als Raum-
füllsel, teils auch als ein Beizeichen, das ent-
weder die Ausgabe der Pfennigsorte be-
zeichnen soll oder auch den Münzherren,
der einen Stern als Wappenbild führt, so die
Herren von Waldeck; in diesem Fall er-
scheint dann auch der Stern als Münz-
typus. So findet man den Stern als Zeichen
des Münzherrn u. a. in Kaufbeuren, Nidda
und Stargard. Zu dem Stephanusbild, bes.
zu seiner Steinigung, werden St. als Symbol
der Verzückung des Heiligen hinzugesetzt
(in Halberstadt und Metz); auch findet
sich der St. von Bethlehem, Z. t N. 39
S. 243. — Friedensburg, Symbolik S. 31
f., 281. Su.
Stettiner Währung war eine Abart der
lübischen Währung (s. d.); sie war etwas
schwerer als diese und ist wohl dadurch
entstanden, daß die Stettiner Kaufleute
die alten besseren Münzen festhielten und
dann deren höhere Werte bestehen blieben,
als es solche Münzen nicht mehr gab.
Um 1670 waren ii Schillinge stettinisch
gleich 15 Schillinge lübisch oder vor-
pommerisch. — Schrötter in Z, f. N, ipio,
S. 8. S,
Steuern und Erlaß von solchen werden
auf röm. M. unter Caligula, Claudius (?),
Galba (quadragensima remissa, vgl. Num.
chron. 1924 S. 127), Nerva (fisci ludaici
calumnia sublata) und Hadrianus (re-
liqua vetera HS novies mill. abolita) er-
wähnt. — Mowat, Rev. num. 1909 S. 73 ff.
R.
Stiefelknecht^ Spottname des preußi-
schen Gutengroschen Friedrichs d. Gr.,
indem in der Initiale f^ wegen der un-
teren Öffnung das Bild eines Stiefelknechts
gesehen wurde. S.
Stil einer M. ist im Gegensatz zu den
technischen Eigenschaften, deren Gesamt-
heit wir Fabrik oder Mache (s. d.) nennen,
die Summe der künstlerischen Eigen-
schaften. R.
STIMMSTEIN--STRAHLENKRONE
665
Stimmstein s. unter Calculus. R.
Stlmmume vgl. unter Calculus und
siehe Abb. loo. R.
Stock, deutscher Name für Stempel.
Stocktischmedaillen oder -taler sind
Spottmedaillen des Herzogs Heinrich Julius
von Braunschweig von 1612 mit dem
Landesschilde auf der Vs. und einem von
awei Händen gehämmerten Stockfisch und
der Umschrift: Non nisi contusus auf der
Rs. Die Veranlassung zu ihrer Prägung
ist nicht bekannt. Die Med. wurde in
Hamburg nachgeahmt, doch zeigt die
-eine Seite den von 5 Händen geschlagenen
-und die andere eine Schüssel mit dem in
5 Teile zerschnittenen Fisch und der Um-
schrift: Alius et idem. — I. H. Lochner,
Sammlungmerkwürdiger Med., 6. Bd., Nürn-
berg 1742, S. 317 mit Abb.; (I. P. Langer-
mann), Hamburgisches Münz- und Med.-
Vergnügen, Hamburg 1853, S. 203 f. S.
Stockmannetje s. Gulden niederländisch.
Stockprobe s. Zainprobe.
Stösser (hoU. Stooter, s. d.) heißen die
ältesten Groschen der Stadt Köln, welche
seit 1474 bis ungefähr 1493 (?) mit Stadt-
wappen und Lilienkreuz geprägt wurden.
— Noß, Köln IV S.9,17. Su.
Stola, im frühen Mittelalter orarium
genannt, ist ein streifenförmiges Ornat-
stück von 2,50 m Länge, das im ganzen
Abendland bei der Liturgie Verwendung
findet. Die St. läßt sich mit Bestimmtheit
■erst in der 2. Hälfte des 8. Jh.s nachweisen.
Sie ist ein förmlicher Bestandteil der
Sakraltracht, ohne Stola darf keine
Messe gefeiert werden. Sie kommt nur
Diakonen, Priestern und Bischöfen zu.
Bei den Priestern und Bischöfen liegt
•die Stola dem Nacken auf und zieht sich
von da über die Brust bis etwa zu den
Knien herab. Die bischöfliche fällt gerade
herab, die priesterliche, so oft sie in Ver-
bindung mit der Albe gebraucht wird,
muß über der Brust gekreuzt werden,
nur beim Tragen des Superpellicium —
Albe u. Sup. sind liturg. Gewänder —
wird auch die Stola herabfallend gelassen.
Sie wird nie über der planeta (Kasel)
getragen. — Braun, Liturg. Gewandung
S. 562 ff. Su.
StoBwerk = Spindelwerk (s. d.).
Stootery niederländischer Name der eng-
lischen Groats; 1469 galt er 4 nieder-
ländische Grooten, 1488 6 und nach seiner
Verschlechterung 1548 3^2 Grooten. Spä-
ter wurden alle Münzen, die 2^/2 Stüver
galten, vom Volk Stooter genannt. In
den Niederlanden sollen sie in Kampen,
Nymwegen und in Overijssel geprägt
worden sein, man kennt aber nur solche
von Kampen mit Blumenkreuz-gekröntem
Schild von 1596 und 1597. — Ter Gouw IV,
S. 122 ff.; Verkade, S. 44, Taf. 166, 2, 3.
S.
Stotinka^ bulgarische kleinste Münze,
s. Lev.
Strahlenkrone. Die S., ein mit Strahlen
besetzter Reif um das Haupt, ist das Ab-
zeichen des Sonnengottes (Helios = Sol),
des zu ihm gehörigen Vogels Phönix
als Symbol der Ewigkeit und mehrerer
pantheistischer Figuren, die dadurch den
Helios in sich begreifen sollen. Sie wird
von Helios auch auf den Bildniskopf
hellenistischer Könige übertragen, dann
mit dem Diadem (s. d.) verbunden, so
bei Ptolemaios III. und V. von Ägypten,
Antiochos IV. und VI. von Syrien usw.,
die sich dadurch mit Helios gleichsetzen,
dann der indischen Könige und vielleicht
des M. Antonius als Sol (Bull, assoc.
archeol. di Roma II 1912 S. 231). In
röm. Zeit erscheint sie seit Augustus als
Kopfschmuck des vergötterten Kaisers,
seit Nero auch als der des lebenden Kaisers
und ist unter ihm und auch später oft
zur Unterscheidung der Wertstufen ver-
wendet worden, indem andere Wertstufen
den Kaiserkopf mit Lorbeerkranz oder
ohne Kopfschmuck zeigen; so unterscheidet
sich zeitweise der Dupondius vom As, seit
Caracalla der »Antoninianus« vom Denar,
Abb. 80. 104, unter Decius der Doppel-
sesterz vom Sesterz, unter Gallus an-
scheinend auch die eine von der anderen
Wertstufe des Goldes (Z. f. N. 31 S. 63);
der Str. entspricht bei der Kaiserin eine
Mondsichel, auf der die Büste aufruht. In
den Provinzen beobachtet man z. B. beim
Koinon von Bithynien Ähnliches (Z. f.
N. 36 S. 254, 256), dann in Serdike, Ha-
drianopolis, Anchialos usw., vgl. Abb. 88.
— Rassegna num. 191 1 S. 36/43.
Unter Pius erscheint einmal ein Strahlen-
kranz nimbusähnlich hinter dem Kopfe
666
STRAITS-DOLL AR— STRICHELREIF
des steh, (lebenden !) Kaisers, unter Postu-
mus sind in den Lorbeerkranz zuweilen
einige Strahlen hineingesteckt (Amtl. Ber.
a. d. Pr. Kunstsamml. 40 S. 276 m. A. 3).
In konstantin. Zeit verschwindet die S.
(mit unerheblichen Ausnahmen) seit der
Alleinherrschaft Constantinus' I. 324 n. C.
infolge des Sieges des Christentums über
den Solkult. lulianus Apostata läßt sie
auf kurze Zeit wieder aufleben, — Krücke,
Der Nimbus 1905 S. 7/14. R.
Straits-Dollar (Singapore-D.). In den
Straits- Settlements galten immer die Peso
als Haupthandelsmünzen, neben ihnen
die Trade-DoUar, japanischen Yen und
Hongkong-Dollar (s. d.). Häufigstes
Kleingeld waren die Straits -20 -Cents, seit
1886 größtes eigenes das ^l2'Do\l2.T'Token
mit der Büste Viktorias. Seit 1895 wurde
ein )>Kolonial- oder Straits -Dollar« gleich
dem mexikanischen Peso mit der stehenden
Britannia-chinesischer Schrift, seit 1903
mit gekröntem Brustbild Eduards VII.
auf der Vs. geprägt, deren 60 sieben
Sovereigns gleichgestellt wurden und die
auch in Borneo und den Malaienstaaten
Geltung erlangten. S. auch Hongkong-
Dollar. S.
StrategOSy griech. OTpaxTfj^d? == Feldherr;
hohes Staatsamt in vielen griech. Städten
und Bundesstaaten, einzeln oder kollegial
besetzt (vgl. Wendungen wie inl ötpaTT;-
-ycov Tcüv «epl A. Kai. KaiciTcöva, Adramytion,
Kolossal) ; auf M. sehr häufig (meist gewiß
nicht als Münzamt, sondern zur Datierung),
teils ausgeschrieben, wie auf den M. des
thessalischen Bundes, meist (ixp. abgekürzt,
mit oder ohne iizC, auch mit Zusätzen wie
Tcp(ci)tof) oder a' (aiso der erste eines Kol-
legiums) oder 6id ß(oü oder Ziffer der Itera-
tion (s. d.) (x6) p' usw., auch partizipial atpa-
TTjYcov, crcpaTTQYoövxoc, auch mit anderen
Ämtern und Priestertümem kumuliert. —
Münsterberg, Beamtennamen S, 252. 254,
— Femer = röm. praetor, s. d. R.
Straube(n)pfeniiige sind geringhaltige
Pfennige in Nieder- und Obersachsen im
16. und 17. Jh. Ihr Name wird ge-
wöhnlich von j^strüp« = rauh abgeleitet
und auf den »aufgesträubten Rand«
von hohlen Pfennigen bezogen. Sie
haben ihren Namen aber wahrschein-
lich nach irgendeinem Münzmeister Strau-
be, wie ein solcher 1523 in Franken-
hausen Schwarzburger Taler und Pfennige
geprägt hat (Fischer, Schwarzburg S. 34 u.
36). Straubenpfennige bezeichnet wohl
nicht hohle Pfennige; doch können sie hohle
Pfennige sein, aber ebensogut auch zwei-
seitige. Deshalb heißt es auch in einem
Visitationsbericht des Generalwardeins Chri-
stoph Biener 1585: Strauben, märkische
oder hohle Pfennige; dies Hohlsein der
Pfennige hat sich eben nicht von selbst ver-
standen, sonst hätte man das nicht aus-
drücklich hinzugesetzt. Die Münzen, auf
denen sich der Name »Strauben« befindet,
sind zweiseitig, so eine Kupfermünze von
Quedlinburg um 1620 mit der Aufschrift
I/STRAV/PHEN, auch ein Mariengroschen
der Grafen von Regenstein hat die Wert-
bezeichnung: 9 ^ STRV.
Urkundlich werden Straubepfennige zu-
erst 1558 in Pommern genannt; 1566 sollen
in Regenstein 730 Stück Str. aus der 2-
lötigen Mark geprägt werden (M. v. Bahrf.,
Nieders. Münzarchiv I nr. 500); 1585 wur-
den in Northeim Straubepfennige geschla-
gen, 1603 in Einbeck, Magdeburg u, Göttin-
gen. — M. V. Bahrfeldt, M.geschichl. der
Stadt Hannover S. 16; E, Bahrfeldt, Bran-
denburg II S. 248; E. Schröder, Z. f. N. 26
S. 199; F. Friedensburg, Z. f. N. 28 S.260*
Buchenau in Bl. f. Mfr. 1922 S. 243. Su.
Strebekatten, ein Spottname der hessi-
schen Kleinmünzen mit springendem Löwen
im Schilde. S.
Streckbank = Reckbank (s. d.).
Streckwerk ist das zum Strecken der
Zaine auf die Dicke der Platten (s* d.) be«
stimmte Walzwerk; s, auch Justieren, —
Schlösser, S. 123—130. S.
Streitkolben, sehr wirksame WaJ0Fe der
Reiterei, die schon dem M.A. bekannt ist.
Eine besondere Art ist der ungarische S.,,
Buzogdny, von den Deutschen meist Pusi-
kan genannt, der am oberen Ende des Holz-
griffes 6 bis 8 fächerförmig eingelassene drei-
eckige Eisenplatten trug. Wir finden den
Pusikan auf siebenbürgischen Talern in
der Hand des Herrschers um 1600; in
Deutschland muß er schon früher beliebt
gewesen sein, denn auf keinem Taler des
Markgrafen Albrecht Alcibiades (1548—
1553) fehlt er. — Demmin, S. 7840. S.
Strichelreif ist der die Oberfläche der
STRICHPROBE— STOBER
667
Münze umgebende aus kleinen Strichen ge-
bildete Reif, der seit dem 16. Jh. zum
Schutz gegen das Beschneiden angebracht
wurde und sich bis zum 19. findet. Stücke,
die ihn während dieser Zeit nicht oder einen
glatten oder anders geformten Reif haben,
sind' Medaillen, Rechenpfennige oder Mar-
ken. In England wurde er für alle Münzen
1504, in Frankreich (cordonnage autour de
la tranche) 1548 angeordnet. S.
Stlichprobe ist die Probe auf dem Pro-
bierstein, einem schwarzen Steine (Prüf-
stein, Lapis Lydius), auf dem die Münze
gerieben einen metallischen Strich zurück-
läßt. Ist es eine Goldmünze, so wird der
Strich mit Scheidewasser (verdünnter Sal-
petersäure) befeuchtet. Verschwindet nun
der Strich ganz, so ist die Münze nicht aus
Gold, da die Salpetersäure das Gold nicht
angreift; verlöscht er nur wenig, so ist mehr
oder weniger Gold in der Münze; erhält er
sich aber ganz, so ist die Münze von Fein-
gold. Als Maßstab für den Feingehalt die-
nen Systeme von Nadeln (s, Nadel), deren
Striche ebenfalls mit Scheidewasser be-
feuchtet mit jenem Münzstriche verglichen
werden. Ein solches System enthielt bis
30 Nadeln von 24 bis 12 Karat Feine. Die
Systeme für Silbermünzen haben meist nur
Unterschiede von i Lot und werden ohne
Befeuchtung mit Säuren benutzt. Die Me-
thode der Goldprobierung auf dem Stein
ist neuerdings durch den Schweizer Karl
Savoie in Bern bedeutend vervollkomnnuiet
worden, indem ihm durch Verwendung
vieler verschiedenen Säurearten und Nadeln
Gold bis zu Unterschieden von S/iooo Fein-
heit zu erkennen gelungen ist. — Demole
in Revue Suisse de num. 23, Bd., Genf,
1923, s. 13—15. S.
Strlgills, griech. axktxtk = Striegel, an-
tikes Bronzegerät, mit dem die Athleten
das Salböl und den Staub und Schmutz der
Arena vom Körper abstrichen, Abb. der
S. z. B. auf M. von Pella, Dium (Z. f. N. 36
S. 133) und auf Quadrans des Ti. Veturius.
R.
Strohtaler nannte die Bevölkerung die
schlesischen Kipper-24-Kreuzerstücke we-
gen ihrer Geringhaltigkeit. — Friedensburg,
Schles. neuere Münzgesch., S. 49. S.
Strophioni griech. oxpotpiov = eine ge-
drehte Binde, also eine Schnur; s. unter
Diadem und vgl. Antike M. Nordgr. I
S. 5995. R.
Studentenplennige waren silberne Be-
lohnungsmedaillen der Stadt Bern für
Lehrer und Schüler des dortigen Gymnasi-
ums mit verschiedenen Darstellungen, die
im 18. und 19. Jh. geschlagen wurden. —
Wunderly, II, S. 150—154. S.
Stfiber war eine rheinisch -westfälische,
dem holländischen Stüver (s. d.) nachge-
ahmte BiUonmünze. In Ostfriesland werden
sie zuerst 1491 genannt: »Stuver Emder
und Groninger«, und alle Münzen nach
Stübern bewertet. Der Goldgulden galt 24
Stüber, der Doppelstüber hieß Jager und
war der Snaphan (s. d.). Die ersten ost-
friesischen Stüber sind von 1561 bekannt
mit Harpyienschild -Schrift (Knyphausen
6439). 1611 wog der Stüber 2,16 g und hielt
0,90 g Silber, 1644 1,57 mit 0,38. Sein
Gepräge war seit 1568 Harpyienschild-
Kreuz mit Reichsapfel, in dem eine 60 (V60-
Reichstaler), seit i6oo Blumenkreuz. Der
Doppelstüber hieß Schaaf (s. d.), der drei-
fache Flindrich (s. d.), der halbe Zyfert
(s. d.) und der viertel St. Örtchen (s. d.).
Maria von Jever prägte diese Münzen 1560
— 1570 mit jeverschem Schilde-Lang-
kreuz; um 1670 — 1690 zeigten sie hier
Kreuz -Wertbezeichnung. In Oldenburg
werden Stüber nur um die Mitte des 17, Jh.s
genannt.
Am Niederrhein verdrängte am Anfange
des 17, Jh.s der Stüber die bis dahin dort
heimischen Albus, besonders seit die pos-
sidierenden Fürsten von Jülich, Cleve und
Berg 1609 bis um 1640 Stüber in enormen
Mengen prägten, was daim weiter unter
dem Kurfürsten von Brandenburg geschah.
Fast alle diese Stüber haben dasselbe
Gepräge : Wappenschild- niederländisches
Kreuz (Abb. 306), die Mühlheimer aber auf
der Rs. den Reichsadler. Der Stüber galt
seit etwa 1580 21 Heller, sollte wiegen
1,74 g und 0,36 g Silber halten. Aber
die massenhaft geprägten Stüber wurden
stark verschlechtert und verdrängten im
Dreißigjährigen Kriege auch die Schil-
linge (6-St.stücke:); jedoch wurde der Na-
me Schilling in der Grafschaft Mark gleich-
bedeutend mit St., während in Cleve der
Blaumüser (s. d.) den Schilling ersetzte.
St. geld für Cleve-Mark hat Preußen im
668
STÜCKELSCHERE-STÜVER
i8. Jh. erst seit 1750 gemünzt, als die
Stüber auch im Kölnischen an die Stelle
der Albus getreten waren. — Sauer,
S. 51— 54, 58, 64; Knyphausen, S. 348flF.;
Lehmann, Jever, S. 95 f.; Merzdorf, Olden-
burg, S. 79 f. ; ders., Jever, S. 63 f. ; Noß, Der
niederrheinische Albus, inBayer.Mitt. 1892,
S. 21 ff.; ders., Possidierende Fürsten, pas-
sim; Schrötter, Brandenburg, Gesch. S. 300;
Beschr., S. 203; ders., Acta Bor. Beschr. II,
S. 99 ff-, III, S. 26; E. Schröder in Hansische
Gesch. Bl. 31 Bd. 1926, S. 186 ff. S.
Stfickdschere = Benehmschere (s. d.).
Stückelung ist das Ausschneiden der
Münzplatten (s. Platten) aus dem Zain,
früher mittels der Benehmschere (s. d.),
später mittels des Durchschnitts (s. d.).
St. ist auch Zerlegung einer M. -Einheit in
Teilstücke. S.
Stfickelungsplus war das Mehr an der
Zahl der Münzen über dem Münzfuß, das
dadurch herauskam, daß die einzelnen
Stücke leichter gemacht wurden, als der
Münzfuß vorschrieb. In Österreich hieß
das S. Schärübertrag, in England shere.
So sollte nach dem Münzfuß der Berliner
Gutegroschen von 1651 — 1661 2,033 g
wiegen oder 115 Stück eine kölnische Ge-
wichtsmark. Da der Groschen aber nur
1,9 g wog, so gingen nicht 115, sondern 123
Stück auf eine Mark, also gewann der
Fürst oder der Münzmeister ein Stücke-
lungsplus von 8 Stück oder hatte 6^/2^/0
Gewinn. Dieses S. war lange ein Geheimnis
der Münzmeister, wodurch sie stille Ge-
winne machten, bis Friedrich d. Gr. in
Preußen ihnen dergleichen bei Strafe des
Galgens verbot, S.
Stuck von Achten = Peso de & ocho,
s. unter Peso. S.
Stiiver (niederländisch stuiver). Zum
ersten Male erscheint bei Verkade eine
niederländische »Stüver« genannte Münze
im Jahre 1483, als die Stadt Amsterdam
die Prägung von Pfennigen, das heißt Mün-
zen zu 2 und I Stüver, mit dem Bilde des
h. Martin beschließt, die Muter und Wit-
gens heißen und besser als die flämischen
Stüver sein sollen. Daraus erhellt, daß der
Stüver die Nachprägung einer flämischen
Münze war (Daegelix boeck der Stadt
Amsterdam, bei Chijs, Utrecht, S. 305).
Dieser flämische S. war der Briquet (s. d.),
später Patard oder Sol genannte Groschen.
Das auf ihnen funkensprühende Feuereisen
schuf den niederländischen Namen Stuiver
(von stuiven = [Funken] stieben). Die
doppelten und einfachen Briquets wurden
seit Philipp dem Guten geschlagen (Witte,
II, Taf. 26, Nr. 486, 27, Nr. 503 f.). Der
Antwerpener Münzmeister nannte sie 1496
»Doppelstuvers und inckel stuvers«, sie
wurden zu 79 aus der 8- und 4 -lötigen Mark
Königsilber ausgebracht, so daß der dop-
pelte ebensoviel wog wie der einfache
Stüver (Witte, II, S. 109, 113). Die doppel-
ten hatten auf der Vs. im Vierpaß gevierten
Schild, in dessen Mitte Löwenschildchen,
auf der Rs. Blumenkreuz, in der Mitte
Löwenschildchen, die einfachen dieselbe
Vs., nur nicht im Vierpaß, die Rs. Zierkreuz
auf Vierpaß (Witte II, Taf. 35, 608—613).
Sie galten 4 und 2 Gros de Flandre. 1509
befahl der Bischof von Utrecht, Bastard
Philipp von Burgund, diese Münzen nach-
zuprägen; es geschah mit ganz ähnlichem
Gepräge, doch hatten hier die beiden Mün-
zen verschiedenes Gewicht, nämlich die
Doppelstüver wogen 3,728 g mit 1,864 g
Silbergehalt, die einfachen 1,836 g mit
0,459 g Silbergehalt (Chijs, Utrecht, S. 242 f.,
Taf. 22, 2—5).
Die nördlichen Niederlande scheinen
diese Stüver nicht viel geschlagen zu haben;
dafür waren sie von den flämischen ganz
angefüllt: im 16. Jh. waren diese die
Hauptmünze des kleinen Verkehrs (Chijs,
ebenda S. 382). Nach der Befreiung der
protestantischen Niederlande aber wurde
der Stüver auch hier eine selbständig ge-
prägte kleine Münzeinheit. Der holländi-
sche Gulden galt 20, der Schilling 6 Stüver,
dieser galt 2 rheinisch -westfälische Stüber
(s. d.) oder 4 Deut (s. d.) oder 8 Pfennig.
Die Doppelstüver und Stüver hatten ver-
schiedenes Gepräge, meist aber die doppel-
ten den niederländischen Löwen zwischen
2-S, die einfachen das Pfeilbündel zwischen
l-S auf der Vs., beide auf der Rs. Schrift
(Abb. 316 u. 313). 1579 wurde der S.
auf 2,24 g Gewicht mit 0,65 g Silbergehalt
gesetzt. Die für Ost- und Westindien
bestimmten S. waren von Kupfer. S. auch
Dubbeltje, — Verkade, S. 44 f-, Taf. 202,
Nr. 6 und 7, Taf. 222, Nr. 2 — 5; de Voogt,
S. 171 f. S.
STUIVER— SUBAERATUS
669
Stuiver s. Stüver.
Stumme Münzen oder anepigraphe M.
sind im allgemeinen solche ohne Aufschrift,
wie sie am Beginn der M.prägung über-
haupt stehen, auch noch bis tief ins
5. Jh. V, C. hinein vorkommen. Die mittel-
alterlichen St. M. sind solche, die Trug-
schrift oder gar keine Umschrift haben;
Trugschrift ist eine Umschrift, die durch
wahllose Buchstaben, vielfach untermischt
mit Strichen u. Ringen, nur vorgetäuscht
ist; dies ist gewöhnlich bei Nachahmun-
gen der Fall, indem hier die ursprüngliche
Legende nicht mehr verstanden ist oder
sein will. Zu den Trugschriftmünzen ge-
hören die sog. Sachsenpfennige und viele
Reiterbrakteaten der kleineren Dynasten.
Ohne Umschrift sind die zweiseitigen Vier-
linge der Hohenstaufenzeit und zahllose
Hohlpfennige sowohl im 12. u. 13. Jh. wie
aus der späteren Zeit. Su.
Styc(c)a. Die Styccas sind kleine dünne
Kupfermünzen des 7. bis 9. Jh.s, welche in
Northumberland die silbernen Sceattas
{s. d.) ablösten, ohne irgendwelche ihnen
ähnliche Wertstücke in ihrer Umwelt;
sie sind nur erklärlich als eine Fortsetzung
der spätrömischen kleinsten Kupfer-
stücke, die im 4. Jh. auch in Britannien
geprägt waren und sich dauernd im
Verkehr behauptet haben werden. Die
Styccas ■ beginnen unter König Ecgferd
(670 — 68s) und dauern fort bis auf
König Osbert (867 t); daneben sind sie
auch von den Erzbischöfen v. York die
ganze Zeit hindurch geschlagen worden; sie
sind durchweg ohne jede bildliche Dar-
stellung und zeigen nur Kreuz, Kugel und
Ring, sie fügen aber sämtlich nach dem
Vorbild der merowingischen Münzen dem
Namen des Münzherrn den des Münz-
meisters bei. — Menadier, Schausammlung
S. 375 ff. Su.
Stylis, griech. axoXfe, ist eine am Heck der
antiken Schiffe befindliche, oft mit einem
Knauf, einem Querholz oder dgl. versehene,
manchmal vervielfacht auftretende Stange;
sie ist als Beiz, auf pergamen. Königssilber,
am Heck der Schiffe phönik. Städte-M. und
solcher von Histiaia, Phaseiis usw. und auf
röm. M. (hier auch mittschiffs und mehr
nach dem Bug zu, vgl. bes. die Legions -
denare des Antonius), auch als Attri-
but der Nike auf den N Alexanders
des Gr., der Astarte auf phönik. M. usw.
(früher meist Tropaionstange, auch Stab-
kreuz genannt) nachweisbar. Sie war, wie
schon ihre gelegentliche Umwindung mit
einer Tänie zeigt, ein geheiligter Teil des
Schiffes, etwa seine Fahne, wie es der Le-
gionsadler für die Legion war, wie denn
Legionsadler zuweilen statt der St. am Heck
des Schiffes stehen (Kyzikos) und wie die
St. selbst öfter ein Fähnchen (vexillum) trägt.
In früherer Zeit trug die St. wohl auch ein
Tier oder sonstiges Göttersymbol, später
stand auf dem Querholze der Name des
Schiffes (so A6ANA in Histiaia, Notes et
documents H S. 18). — Joum. int. XVI
S. 81 — 120, dort S. 84/5. 104 Formentafel;
Z. f. N. 33 S. 188; Arch, Jahrb. 42 S. 187.
R.
Sttbaeratus (so nur bei Persius, Sat. V
106), griech. ütc6x«>.xo?, xaxaxaXxoc = in-
wendig kupfern (während xö^>t6xpaTo<; bei
PoUux III 86 u. ö., xa^ÄOxpocc bei Hesych. s.
V. stark mit Kupfer legierte M. bedeutet)
heißt eine M., die aus einem Innenkern von
Kupfer und einem Überzug (Plattierung)
von JSi oder N besteht und so vortäuscht,
ganzaus Edelmetall zu bestehen, deutsch ge-
füttert, franz. fourrö, engl, plated. Über die
technische Herstellung der S. siehe Berl. M. -
blätter 1904 S. 443; 1909 S. 303, über die
Zahnung der Kante als Schutzmittel
gegen die S. siehe Serratus, Auch kommen
Stücke vor, die aus einem Eisenkern
und einem Überzug von AT, M oder M,
bestehen, und zwar sind die ^-M. mit
Eisenkern meist kaiserl. Großbronzen;
die kleinen Bronze-M. der späteren Kaiser-
zeit so herzustellen lohnte nicht, sie goß»
der Fälscher in Tonformen (s. unter Guß).
Dann gibt es A^'-M. mit einem Kern von Ä
(öirapYüpoc, PoUux VII 104) ; Perdikkas' Yptk-
xixpaTov xaaatTspov (Polyän, Strat. IV
10,2) aber, das wäre mit Kupfer legiertes-
Zinn, ist fragwürdig, vgl. Z. f. N. 21
S. 72. Hat sich der Überzug gelöst und
ist nur der kupferne Kern übrig, so nennen
wir ihn Anima. Es sind teils amtliche (vgl.
z. B, Demosth. gegen Timokr. § 214; Zonar.
Vni 26 a. E., 217 V. C; die Verantwortung-
für amtliche Ausgaben röm. S. schiebt
Mattingly, Num, chron. 1924 S. 52, bes.
der Senatspartei zu), meist aber private-
«70
SUBSEUJUM— SülTENMEDAILLEN
Falschmünzererzeugnisse; sie beginnen
schon in der archaischen Periode mit groß-
griech. Incusi, erstrecken sich bis ins 4. Jh.
und nehmen in der hellenistischen Zeit an
Zahl etwas ab, wohl weil bei der flachen,
•dünnen Fabrik der damaligen groben
Silber -M, ein S. schwer herzustellen war.
Bei den röm.-rep. und kaiserl. M sind S.
häufig, bes. bei den Denaren der Kaise-
rinnen des I. Jh., zuweilen trifft man auch
N'M, bis zu den Byzantinern des 11. Jh.s
n. C. so an. Auch von vielleicht so ge-
fälschten AT-Barren hören wir, Paulus
Diac, Hist Langob. III 6. — R. E. III A
unter S.; N. Z. 35 S. 34— 107; Trait6 I
S. 633/40. — Über plattierte Dirhems
s. 0. S. 146. R.
Subsellium = Stuhl, bes. der auf geraden
Füßen stehende, nicht klappbare Stuhl,
Äuch einfach Sella genannt, des röm. Quae-
stors und plebejischen Aedilis im Gegensatz
zur Sella curulis (s. d.) ; dargestellt z. B. auf
röm. Münzen des Sestius, griech. M. des
Aesillas u. a. Quaestoren. Abb. Heibig, Abh.
Gott. Ges. 1908 Taf. I. — Auch die Bank,
auf der mehrere Beamte nebeneinander-
saßen, z. B. auf M. Augustus und Agrippa
als Volkstribunen, hieß S, — R. E. II A
S. 13 14. R.
Sucre ist der Peso von Ecuador, gemäß
Gesetz vom 31. Oktober 1908 gleich dem
französischen 5 -Frankstück 25 g schwer
und 22V» g Silber haltend. Der Name
Sucre ist der des früheren Präsidenten,
•dessen Bild die Vs. der Münzen zeigt.
S.
Sud s. Weißsud.
Sudariuniy das Schweiß tuch der hei-
ligen Veronika, ist auf einer Kupfer-
münze des römischen Senats, die zu den
Jubiläen von 1350? und 1400? oder 1450?
geprägt wurde, dargestellt, T3^us: Vs.
das Haupt Christi von vorn, Umschrift
Sudarius, Rs. Kreuz, Umschrift Roma
Caput; Gewicht 0,33—0,98. — Serafini I
S. 55 f-; Martinori 8.105. Su.
Siikai mong. Axt, mongolische Bezeich-
nung für Silberbarren im 14. Jh. Zwei
Silberbarren mit chinesischen Inschriften,
deren eine das Gewicht 50 Unzen Silber
angibt, sind im Gouvernement Perm ge-
funden worden. Die erhaltenen Bruch-
stücke lassen eine axtähnliche Form ver-
muten und gehören anscheinend dem 12. Jh.
an. S. Saisi. — Bauer u. Pelliot in Revue
des arts asiatiques, Dec. 1925. V.
Sueldo ist der Vs-Peso Bolivias seit 1825
mit sehr verschiedenen Bildern, viele mit
der Büste Bolivars oder des Präsidenten. —
Fonrobert, Nr. 9478 flf. S.
Sules = Richter, Plur. Sufeten, hießen
die obersten Beamten in Karthago und der
Titel suf. erscheint auch auf einer M. der
Stadt als röm. Kolonie. — Münsterberg,
Beamtennamen S. 255. R.
Sugello, Fiorino di sugello bedeutete im
mittelalterlichen Venedig die in versiegel-
ten Beuteln befindlichen Florenen, war also
eine Art der Beutelzahlung (s. d.). Da diese
in S. versiegelten Florenen dem Durch-
schnittsgewicht der umlaufenden entspra-
chen, die mehr oder weniger abgenutzt wa-
ren, erhielten die neugeprägten ein Aufgeld
gegen den Sugello, der dann auch zur
Rechnungsmünze wurde und in seinem Sil-
ber-Äquivalent bezahlt werden konnte. —
Nagl, Goldwährung, S. 52 ff. S.
Suggesttts oder Tribunal ist die Erhöhung
(Bühne, Estrade), auf der auf röm.
M. der Kaiser vor dem Volke oder den
Truppen steht oder sitzt; vgl. z, B. unter
Adlocutio, Congiarium, LiberaJitas, Saecu-
lares ludi. R.
Suitenmedaillen und -mfinzen nennen wir
Folgen von meist postumen (nach dem
Tode des Betreffenden hergestellten) Med.
oder M., die irgend ein innerer Zusam-
menhang verbindet (also Fürsten des-
selben Hauses, berühmte Perspnen usw.)
und die äußerlich nach einem bestimm-
ten Schema abgefaßt sind. Die älteste
Suite ist die der Baktrerkönige Agatho-
kles u. Antimachos auf ihre Vorgänger
(s. unter Restituierte M.), die zweite
die im 3. Jh. n. C. auf II divi geprägte
S. (s. unter Consecratio). Ins 16. Jh.
gehören mehrere Papst-Suiten, auch eine
deutsche von Tobias Wolff, eine deutsche
Fürsten-Suite von Val. Maler, ins 17. die
sog. Prager Judenmedaillen (s. d.), eine
Folge der Mediceer, Vestners Folge der
Gesandten zum Friedenskongreß 1648, ins
18. Jh. dann (von Wermuth, Hedlinger
usw.) die französ. und schwedischen
Kömge, die Zare, die römisch-deutschen
Kaiser, die bayer. Fürsten usw., und im
SUKA— SWORDDOLLAR
671
i8./i9- Jh. entstehen die langen Reihen auf
Gelehrte und «^berühmte Männer« über-
haupt von Durand, Dassier usw. Ikono-
graphischen Wert haben die S. meist nicht,
da sie eben lange nach dem Tode und nur
nach Stichen, Gemälden u. dgl. hergestellt,
die älteren einfach frei erfunden sind. Jetzt
macht man keine S. mehr und die vor-
Jiandenen werden mit Recht von den Med.-
Sammlem vernachlässigt. R.
Suka, Münzeinheit zu Nepal und auf den
Halaiischen Inseln zu einem halben Mohur
(s. Muhr) oder einem viertel Peso. — Frey,
S. 231. S.
Sultan, arab. sultän = Fürst, Herrscher;
vgl Sikka. Stoenner.
Sultan!, Bezeichnung der Fundukly-
Goldmünze (s. Altun) von Algier, Tripolis
und Tunis des 18. — 19. Jh.s. Daneben
wurden V» (Nu§§ Sultäni) und 1/4 (Rub*a
Sultäni) geprägt, in Tripolis und Tunis
außerdem noch Zer-Mahbüb -Münzen (s.
Altun). Das Gewicht ist meist etwas leich-
ter als das der Konstantinopeler Münzen.
Die Tughrä kommt nur manchmal auf
Münzen von Tripolis vor, ebenso das Jahr
der Thronbesteigung. Gewöhnlich ist das
Jahr der Ausprägung genannt. In Algier
galt der S. so viel wie 108 Müzüna (s.
Mitlj:äl 2) = 4Va Riyäl Büdjü (s. Büdjü)
und hörte diese Prägung nach der fran-
zösischen Eroberung, 1830, auf; in Tunis
und Tripolis machte die Münzreform
*Abdalmedjids, 1844, dieser Prägung ein
Ende; s. Bumia, Büdjü, Seblli. — Marcel,
Tableau g6n6ral 13—18, S. 26, 32; Lane
Poole, Catal. Brit. Mus. VIII; I. Ghälib,
Ta]fe:wimi meskükäti ojmäniye S. 295 — 366.
V.
Sundische Währung, das heißt Stral-
sundische, war eine Abart der lübischen
Währung (s. d.) ; sie war leichter als diese,
denn im 17. Jh. hatte der Speziestaler 3
lübische oder 4 sundische Mark, der sundi-
sche Schilling aber war gleich '/a lübischen
Schilling oder einem lübischen Sößling. —
Schrötter in Z. f. N. i8. Bd, 1910, S. 6.
S.
Superposlttts := Vorgesetzter; im M.-
Wesen wird C. I. L. VI 8461 ein superpositus
auri monetae numulariorum (i- Jh. n. C.)
genannt. R.
Suppostor, von supponere = darunter-
setzen, aus der Inschrift v.J. 115 n. C.
(Dessau, Inscr. 1635) bekannter Münz-
handwerker, vgl. unter Optio; offenbar
setzte er den Oberstempel auf den auf den
Unterstempel gelegten Schrötling, worauf
der malliator durch Draufschlagen mit dem
Hammer die Prägung vollzog; ganz ent-
sprechend so heißen diese beiden Hand-
werker in einer deutschen Urkunde des
früheren 15. Jh. (bei Muffat, Abh. Bayer.
Ak. 3. Kl. XI S. 267) seczer und schlaher.
— R. E. III A unter S. R.
Surpltts in der Feine ist eine ähnliche Ver-
billigung des Münzfußes und Vermehrung
des Münzgewinns wie das Stückelungsplus
(s. d.). Es entstand dadurch, daß die Vor-
beschickung (s. d.) nicht ganz weggesotten
wurde. Betrug sie bei dem Berliner Guten-
groschen um 1790 auf die Gewichtsmark
2 Grän Kupfer, so kamen die Münzen dem
Münzfuß gemäß 3 Lot 8 Grän fein aus dem
Tiegel und 3 Lot 10 Grän aus dem Weiß-
sude. Wenn aber der Weißsud nicht ganz
2 Grän Kupfer wegnahm, so wurden die
Groschen etwas weniger fein und weiß,
dafür aber war die Masse schwerer und
konnten mehr Groschen aus ihr gemünzt
werden. — Schrötter, Acta Bor., Gesch.,
IV, S.64f. S.
Suvania, altindische Gewichtseinheit; s.
Rati, Dinara. V,
Svanzicäy italienischer Volksname der
Lira Austriaca (s. d.) oder des Zwanzig-
kreuzerstücks. S*
Swastika s. unter Hakenkreuz und vgl.
Anson, Greek coin types VI Tai XIX.
. Sword and Sceptre Piece, eine 1 601—1604
geprägte schottische Goldmünze, die auf
der Vs. den schottischen Schild, auf der
Rs. unter der Krone gekreuzt Schwert und
Scepter zwischen 2 Distelköpfen zeigt. Sie
galt 6 Pfund schottisch (Va 8* engl.), wog
5,iOg und hielt 4,675 g Gold. — Grueber,
S. 190, 192. S.
SworddoUar war der Ryal (s. d.) Jakobs
VL von Schottland, der 1567— 1582 auf der
Vs. das Wappen, auf der Rs. ein senkrecht
aufgerichtetes Schwert, auf dessen Spitze
eine Krone, seit 1582 aber auf der Vs, das
Hüftbild des Königs mit gezücktem
Schwert, auf der Rs. den Landesschild
zeigt. — Grueber, Taf. 48, Nr. 132; Taf. 49^
Nr, 141. S.
672
SYCEE--SYMMACHIA
Sycee-Silber s. Saisi.
Syf ert = Zyf ert (s. d.).
S}nnbol. I. S. wird in Übertragung des
franz. u. engl. Gebrauches des Wortes Sym-
bole) für Beizeichen gebraucht; s. d. —
2, S. ist eigtl. Erkennungszeichen, dann
Sinnbild (auch wohl Emblem genannt),
d.h. figürliche Darstellung, die ein nur
Gedachtes, also eine Vorstellung, eine
Eigenschaft oder dgl, ersetzt oder ver-
tritt, also z. B, Kreuz, Herz, Anker als Ver-
sinnbildlichung von Glaube, Liebe, Hoff-
nung, Sichel und Hammer als die von
Land- und Industriearbeit, das Lamm als
S. für den Opfertod Christi. Vgl. Allegorie.
Eine solche übertragene, also symbolische
Bedeutung haben die antiken Wappen-
bilder sowie die Attribute von Göttern,
aber auch die scheinbar nur auf die Flora
und Fauna, auf die Beschäftigung der Be-
wohner usw. anspielenden M. -Bilder des
Altertums; z. B. ist der Löwe auf Abb. 26
zunächst nur ein Hinweis auf Afrika,
symbolisiert aber in weiterem Sinne den
Sieg über die Punier, das Schiff auf
Abb, 60/61 weist wohl auf die Wegnahme
der Flotte von Antium hin. Besonders
bekannte Fälle davon, daß eine ganze
Bildszene symb. Bedeutung hat, sind der
2 Schlangen erwürgende Heraklesknabe, der
die Abschüttelung der Knechtschaft sym-
bolisiert (so auf den iluv-M., Abb. 39,
Kroton usw., Z. f. N. 25 S. 213) oder der
die- Wölfin niederwerfende Stier, Abb. 58 a,
der die Hoffnung der auf ständigen Bundes-
genossen ausdrückt, der Stier (vitulus =
Italia) werde die Wölfin (d. h. Rom) nieder-
zwingen. — Regling, M, als Kunstwerk
S. 17; Baldwin, Symbolism on greek coins,
A. J. A. 49 S. 90/194; über S. auf kelt. M.
s. Bull, soc, num. romäne XXI 1926
S. 38/54. R.
Auf mittelalterlichen Münzen erscheinen
Symbole insofern, als vor allem die Sym-
bole des christlichen Glaubens in allgemei-
ner Geltung wie Kreuz und Kirche, die
Hand Gottes, das Dreieinigkeitszeichen, das
Lamm Gottes, die Palme als Friedenspalme,
die Buchstaben a u. cd (Anfang und Ende
bedeutend), Ave Maria, Amen in nomine
Dei, das Wort »piscis« auf einem Stader
Pfennig als Symbol Christi auf den verschie-
denartigsten Münzen erscheinen; dagegen
im besonderen kommt u. a. die Lilie der
Straßburger und die Rose der Hildes-
heimer Denare als vertraute Attribute
der Jungfrau Maria (s. d.) vor und der
Stern als Verkörperung der Verzückung-
des Stephanus (s. d.).
Friedensburg, Symbolik der Mittelalter -
münzen, Berlin 1913, 1922, möchte die
Münzbilder in erheblich weiterem Umfange-
unter dem Einfluß der Religion sehen, als-
er etwa durch die Anbringung heiliger Ge-
stalten und Geräte oder kirchlicher Auf-
schriften bezeichnet werde; z. B. hat eine«
Burg nicht nur die eine weltliche Bedeu-
tung, sondern ist auch Jerusalem, Jericho
oder die arx caelestis; der Löwe versinnbild-
licht die göttliche, irdische, höllische Herr-
lichkeit. Eine große Rolle spielt nach ihm
der sog. Buchstabenzauber, nach dem nicht
nur feste Buchstabenfolgen, sondern jeder
einzelne Buchstabe eine heilige Bedeutung
habe; so möchte F. auch einen Teil der Trug-
schriften auf m.a. M. in einen von uns nicht
aufzulösenden Heilwunsch segnenden oder
abwehrenden Inhalts auflösen.
Weiter bespricht F, die Zahlensym-
bolik, indem den Zahlen 2, 3, 5, 7 usw.
und ihren Vielfachen verschiedenartige
Mystik innewohnt; dann sucht F. den Zier-
formen, die entweder zur Füllung des Rau»
mes dienen oder sonst meist als Emissions-
zeichen u. ä. aufgefaßt werden, eine religiöse*
sinnbildliche Deutung beizulegen, also z. B.
den Sternen, Rosetten, Blumen, Kugeln
usw.; vgl. Otte, Christi. Archäologie I
S. 487 ff. Su.
Symboloiiy griech. au^jLßoXov, auf einer
ägypt. Bleimarke ausgeschrieben CYN-
BOAON (Rostowzew und Prou, Cat. de&
plombs de Tantiq. 1900 S. 150), ist der
griech. Ausdruck für »Marke« (Steuerquit-
tungs-, Erkennungs-, Berechtigungs-Marke)^
lat. Tessera, s. d. — S. in der Bedeutung;
Normalmaß erscheint in der Inschrift
L G. n 476 Z. 7 f., vgl. R. E. II A S, 2366.
R.
Symmachia, Symmachikon, Symmachos»
Auf -^-M. von Alaisa (mit und ohne diesen
Stadtnamen) um 340 v. C. steht das Wort
>!ufX(Aa}rtxov, also Bundes(münze), nämlich
des von Timoleon gestifteten sizil. Städte-
bundes. Head, H. N.» S. 126. — Ähnlich
bezieht sich das Wort HCÜ auf JR-U. der
SYNARCHIA— TAEL
673
Städte Byzantion, Kyzikos, Ephesos,
Samos, Knidos, lasos, Rhodos mit ge-
meinsamem Vs. -Bilde des schlangenwürg.
Herakles, aber dem Wappen und Namen
der Einzelstadt auf der Rs. auf eine Sym-
machie dieser Städte aus d. J. 394/86
V. C, Abb. 39, Z. f. N. 25 S. 207/14;
32 S, II f.; R. E. III A unter Symmachi-
kon; Num. ehren. 1928 S. 10. — 'Ap^iptov
OüfijjLax^^^v heißt das böot. Bundesgeld
inschriftlich, Trait6 I S. 386. — Sojtjia/o?
(mit oder ohne ' Pwtiaiiöv) heißen die Städte
Aspendos, Sagalassos, Side und Sillyon
auf kaiserl. M. R.
Synarchia, griech. Cüvapxi« = Mitherr-
schaft, Kommission; auf kaiserl.' M. von
Antiochia Kar. bedeutet das Wort neben
einem Personennamen im Genetiv, z. B.
^laoovo? öüvap5(ta, lason und seine Kol-
legen im Münzamt. — R. E. III A unter S.
R.
Synedrion neon (cyneapion nehn) ist
das Kollegium der veoi, d. h. die Organisa-
tion der Jugend; es erscheint als jugendl.
Brustbild mit 2 Stäben über der Schulter
auf kaiserl. M. von Laodikeia Phryg. —
B. M. C. Phrygia Taf . XXXVI 8/9. R.
Syngeneia^ griech. ^ü^^sveia = Ver-
wandtschaft; CYNrENlA ATTAAEfiN
A0HNAIÄN auf einer M. des Valerianus
bedeutet etwa s. v. w. eine Homonoia
(s. d.) dieser Städte. — Head, H. N.*
S. 701. R.
Syngenes synkletikoti, griech. 3üv7(sv);c)
OüvxXyj(Tix«ov) = Verwandter von Sena-
toren, nennt sich ein M. -Beamter von Gor-
dos lulia. — Münsterberg, Beamtennamen
S. 137. R.
SynkletoSy griech. r, auvxXy^xo?, ergänze
poü^T] = Senat; er erscheint verkör-
pert als jugendl. Brustbild, meist ohne
Attribute und mit der Beischrift i., lEPA
t., ®EOt t, oft auf griech. kaiserzeitl. M.,
bes. auf der Vs. pseudo -autonomer M. statt
des Kaiserkopfes. — Head, H. N.» S. 914.
920. — aovxXrjTtxot = die Senatoren, auf M.
in der Formel Syngenes synkletikön, s. d. R.
Syrinx, die griech. Hirtenflöte (s. unter
Flöte) ; nach der Sage verwandelte sich die
von Pan verfolgte Nymphe S. in Schilf,
aus dem Pan dann die S. schnitt, auf M.
von Thelpusa verewigt. — Journ. int. XI
S. 160. R.
Szostaky polnisch = Sechsgröscher (s. d,).
T.
T, Münzbuchstabe der Münzstätte Nan-
tes. S.
Tabak in Stangenform spielt in der
australischen Inselwelt bis ins 20. Jh. die
Rolle als Geld und wurde noch 1732 auch
in Amerika (Maryland) als solches gesetz-
lich anerkannt; zum Nahrungsmittelgeld
(s. d.) gehörig. — Ebert, Reallex. IV S. 207.
R.
Im Weltkriege wurden zuerst aus Mangel
an Kleingeld als solches bei den deutschen
Truppen Zigarren benutzt, deren eine ohne
Berücksichtigung ihrer Güte 10 Pfennig
galt. S.
Tabella» lat. = Täfelchen, auch Stimm-
täfelchen, s. unter Calculus; die t. ansata
ist mit einem Henkel (HandgrifiQ oben (ifl
des LoU. Palikanus), die t. securiclata mit
zwei schwalbenschwanzähnlichen Griffen
seitlich versehen, z. B. M. von Seleukeia
Kilik. — Z. f. N. 33, S. 30. 32. 301. R.
Wörterbuch der Münz]i:aiide.
Tabernaculuitiy lat, = Zelt, Hütte; auch
= kleines Heiligtum, im Gegensatz zum
wirklichen Templum. R.
Tabula s. unter Tabella.
Tael (Tähl, Tale), malaiisch Tahil, Tai'l,
wahrscheinlich aus ind. Tola (Formen wie
Taye, Tahe, Taey sind unter portugiesi-
schem Einfluß, durch Schwund des 1 vor
dem s der Pluralendung, aus plur. Taeis
gebildet), ostasiatische Gewichtseinheit,
deren Wert je nach dem Gebrauchsorte
großen Schwankungen unterworfen ist.
Um 1833 wog der T. in Atjih auf Sumatra
9,60 g, in Bantam auf Java, 68,36 g, in
Siam etwa 60,65 g (s. Tikal), in Tonkin
38,27 g. Der chinesische T. kommt letzte-
rem am nächsten. Im malaiischen Archipel
ist derT. = 16 Mas = 64Kupang. Mas ist
eineGoldmünze von Atjih (16. — 18. Jh.) mit
arabischen Inschriften, welche Namen und
Titel des Sultans enthalten, 14 mm groß,
43
674
TAENIA— TAHEGAN
0,60 g schwer. Masie werden achteckige
Goldmünzen von Johor (17. — 18. Jh.) von
geringem Feingehalt, 17 mm groß, 2,3 —
2,55 g schwer genannt, ihr Viertelstück
heißt Kupang. Im Malaiischen bedeutet
Mas überhaupt Geld.
Der alte chinesische Liang (Tael) wog
Lacouperie zufolge 6,317 g = Vso Hwan =
Vao Chin = 2 Tche = 4 Hwa = 24 Shu.
Der Chin wurde Ende des 3. Jh.s v. C. auf
24 Liang erhöht, unter der Han -Dynastie
auf 16 Liang reduziert. Im neuen Ge-
wichtsystem ist der Tael eine Art Silber-
unze (Gewicht nach Konvention von 1858
37,783 g) == V16 Chin (Catty) = 10 Ch'ien
(Mace, annam. Tien) = 100 Fen (Kandarin,
annam. Phän) = looo Li (Cash). Für Zen-
tralasien gibt S. Hedin folgendes Verhält-
nis: I Yamba (50 T.) = 50 Sär. i Sär == 16
Tenga == 800 Pul == 10 Mitral = 100 Pung
= 1000 Li. Es gibt gegenwärtig 170 ver-
schiedene T., die sich voneinander durch
Feingehalt oder Gewicht unterscheiden. Am
häufigsten gebraucht werden: l. Haikwän
T. (Zolltael) 37,795 g, vollfein, Rechnungs-
einheit; 2. Kuping T. (Schatzkammert.)
oder Süehhwa Yin, 37,17 g, vollfein, nach
welchem die Steuern gezahlt werden; 3.
Tsao ping T, oder Wan Yin, 35,32 g, 0,980
fein, beim Geldwechseln, vorndimlich in
Shanghai gebraucht; 4. Canton T. 37,568 g,
vollfein, zum Wiegen von Barrensilber ge-
braucht; s. Saisi, Ch'ien. Als Münzeinheit
wurde im 19. Jh. nicht der T., sondern der
Dollar (s. Yüan) angenommen, doch wurden
1903 auch Münzen von 37,2 g mit der Be-
zeichnung Y Liang, one Tael geschlagen.
V.
Da also der Dollar (s. d.) die Hauptmünze
Chinas geworden war, führten die Banken
und Geschäfte ein Tael- und ein Dollar-
konto, das in jeder Provinz in einem andern
Verhältnis stand, je nach dem Feingewicht
des Tael; so standen in Shanghai yi bis 73
Tael gleich 100 mexikanischen Dollar, je
nach Angebot und Nachfrage. S.
Auf den rechteckigen Gold- und Si ber-
barren der Dynastie Nguyen von Annam
(seit 1802) ist das Gewicht in Liang (Lang,
Luong) angegeben. Bekannt sind (1841 —
1847) Goldmünzen (Kim) zu 100 (Bach lang,
Nhat bach lang, 3834,5 und 3831,4 g, 0,850
u. 0,700 fein; Größe: 136 x 6ix 25 u. 143
X80X2I mm), 50 (nguthap, 0,700, o,7SOund
0,800 fein), 40 (tu'thap), 30 (tam thap), 10
(thap, 0,750 fein), 5 (ngu), i (nhat, 0,8 50 fein)
Liang, zu 5 (ngu), 4 (tu*), 3 (tam), 2 (nhi)
und I (nhat) Tien (0,850 fein), Silbermünzen
(ngan) zu lOO (3831 g, 160 X 80 mm), 50,
40, 30, 20, 10, 5, I (Abb. 446) Liang, 5, 4,
3, 2 Tien. Die Inschriften enthalten auf
der Vs. Regierungsperiode, auf der Rs.
Ausgabeort, Metall, Gewicht, ev. Präge -
jähr, auf den goldnen auch Feingehalt. —
Temple, in Ind. Ant. 27, S. 29, 37 ff. ;
42, S. 253; Millies, Recherches S. 72ff,,
141 ff.; Crooke, Hobson Jobson 888, 530;
Lacouperie, Cat. Br. Mus. XLII; Noback
S. 395; China Year book 1923, S. 264 ff.;
Poma in Riv. Ital. 17, S. 108 ff.; Morse
in J. Ch Br R As. 24, S. 65 f. ; Schröder, An-
nam, 6tude numism, S. 331, 438 ff.; S.
Hedin, Centralasia and Tibet I, S. 40. V.
Taenia (griech. r] xatvict; von ähnlicher
Bedeutung: to aTep.{jia griech., dielat. fascia,
ja selbst vom Diadem, s. d., ist die T. nicht
streng zu scheiden), das Band, die Binde.
Allein dargestellt z. B. auf einem Tetradr.
von Katana, wo sie oben eine Schleife zum
Aufhängen hat, in der Mitte Kugeln
(3>Ponpons«) und unten eine glockenför-
mige Quaste. Häufig in der Hand der Nike
statt des Kranzes. — Eine T. band man an
alles, was zum Gottesdienst in Beziehung
stand, was man den Göttern weihte oder
opferte: so trägt der Stierkopf auf M.
von Phokis u. ö., der Lorbeerzweig auf M.
des Brutus, der Palmzweig auf M. des Q. Si-
cinius und der Siegerkranz der Nike eine
T. und sind die Dreifüße [M des C. Cassius)
und Altäre, an denen man opferte, der
.heilige Schlüssel (s. d.), die Lanze der
Athena Ilias, der Thyrsos usw, mit T., statt
deren auch Kränze treten, geschmückt;
vom Aphlaston eines Schiffes als von dessen
heiligem Teil flattern T., und auch das
Vexillum (s. d.) wird mit einer T. umwun-
den; T. hängen von den Armen des Kult-
bildes der Artemis von Ephesos herab, T,
trägt der Stier auf M. von Eretria um den
Nacken. Ebenso wanden sich die Sieger in
athlet. Wettkämpfen eine T. ums Haupt,
s. unter Diadem. R.
Tahfigan (Dragan) bezeichnet in
Armenien vom 12. bis 14. Jh. i. eine
auch T^nar genannte Goldmünze im
TAKOE— TALENT
675
Werte eines arabischen Dinars, 2. eine
Silbermünze. Vgl. Tram. — Langlois, Nu-
mismatique de TArm^nie S. 10 ff. Su.
Takoe s. unter Ackey.
Talar, polnisch = Taler. So hieß der
18 10 — 18 14 geprägte Taler des Herzogtums
Warschau mit dem Kopfe des Königs
Friedrich August I. von Sachsen als Herzogs
von Warschau auf der Vs. und dem säch-
sisch-polnischen Schilde auf der Rs. S.
Talari. r. Bezeichnung des Talers, bes.
des Maria-Theresientalers in NO. -Afrika (in
Abessini en wird er auch Coursie genannt,
s. AJN. in 30). Ende 18. Jh.s kamen auf
einen T. 150 Medino. In Schoa war der T.
= 40 Ashrafi (Rechnungsmünze) zu 20
Muhallak (woraus entstellt Mahalyk) (No-
back). Der Muhallak wird in Yemen schon
im 16. Jh. erwähnt (Notices et extraits
IV, 434). Anfang des 19. Jh. kursierten
in Suakin Taler, Piaster und ^j^ Pära-
stücke; letztere hießen Muhallal? und
wurden durch Zerstückelung des Pära
(Diwäni) in 4 gleiche Teile hergestellt
(Seetzen in Annales des voyages IX 334).
Die im letzten Drittel des 19. Jh. in al
Harär geprägten Muhallak sind Kupfer-
münzen von 18 mm Größe mit arabischen
Inschriften. Auf den ersten von Klaiser
Menelik geprägten Silbermünzen von i S mm
Oröße und 1,5 g Gewicht mit äthiopischen
Inschriften steht als Wertangabe l Ma^a-
la^j:. Vs. Krone und Randlegende, die Me-
neliks Namen und Titel enthält. Rs.
'Ityüpyä, darüber und darunter im Halb-
kreise Jahr (1885, d. h. 1893) und Wert-
angabe.
2. Einheit des von Kaiser Menelik am
9. 2. 1893 eingeführten äthiopischen Münz-
systems, dem der Maria -Theresientaler zu-
grundegelcgt wurde. Der T. oder Ber wiegt
28,07 g u. ist o,833V3 fein, Größe 40mm. Vs.
Büste des Kaisers Menelik, Rs. n. 1. schrei-
tender Löwe mit Banner, Umschriften in
Geez (heil. Sprache d. Äthiop.) und amhari-
scher Sprache, Wertangabe And Ber (i
Ber). Außer dem Ber wurden geprägt der
Va T. = Yaber agöd, der V4 T, ~ Yaber
rüb und der Vs T. == Yaber temün.
1896 kamen noch Kupfermünzen zu i
Gersch (Vao T.) = And Gersch (38 mm),
zu Va = Ya gersch agod und V4 Gersch =
Ya gersch rub* dazu. 1897 wurde der Gersch
in Silber (1,40 g, 16 mm, 0,835 fein), der
^/loo T. = Yaber matowana in Kupfer
geprägt (25 mm), die Prägung der sonstigen
Kupf erm. aber sowie die des Vs T. eingestellt.
Wie die ersten T. von 1894, so werden auch
heute noch die abessinischen M. in Frank-
reich geprägt. — S. Amol6 und Tallero eri-
treo. — Bernard, Description de l'figypte
XVI, S. 288; Zay in Num. Circ. III S. 1214,
VI S. 2582; Nobacki S. 1107; Valentine,
Modern copper coins S. 82 ; Foville in Ga-
zette numism. frang. II 69 ff . ; Sauvaire in
JAs. 7. s6r. 19, S. 37 f.; Frey, S. 141. V.
Taleae ferreae ad certum pondus exami-
natae nennt Caesar, bell. Gall. V 12 als
Geld der Briten; talea = Latte; es mag sich
um verkümmertes Gerätgeld (s. d.) — etwa
Schwertklingen? — oder eine Art Barren
(s. d.) handeln. Tatsächlich hat man in
Britannien mehrfach Schätze solcher eiser-
nen Latten, etwa 55 — 85 cm lang, schwer t-
blattähnlich und am einen Ende wie ein
Hohlmeißel zusammengebogen, gefunden,
die wirklich auch eine Art Gewichtsanglei-
chung erkennen lassen, Abb. 8. — Ebert,
Reallex. IV S. 219/20. R.
Talent, griech. TaX-xvtov, lat. talentum,
eigtl. Wagschale, dann die oberste Ge-
wichtseinheit der Griechen, wie bei den He-
bräern das kikkar (= Kreis). Das ^puaoS
TGtXavTov Homers bedeutet noch keine
bestimmte Gewichtsmenge Goldes, son-
dern nur einen vermutlich kreisförmigen
Barren Goldes, wie sich solche kleinen gol-
denen Rundscheiben in Mykenai gefunden
haben, Abb. 9 (Journ. int. IX S. i8l f.
Taf. VL VII; Ebert, Reallex. IV S. 231/2
Taf. 10 1 a — c). — Später mag sich auf
dem Umwege über den Begriff der Wag-
schale für das T. der des daraufliegenden Ge-
wichtes gebildet haben, jedenfalls ist die
Abstufung der griech. Gewichte und Rech-
nungsgrößen später: l T. zu 60 Minen zu
100 Drachmen, wobei die unverbrüchliche
Einteilung des T. in 60 Minen, also Sexa-
gesimalsystem (s. unter Zahl), auf Vorder-
asien als Ursprungsland hinweist; auf Si-
zilien zerfällt das (att.) Talent in 240, später
120 Litren (Pfunde). Da das Gewicht der
Mine und Drachme nun in Griechenland von
Ort zu Ort verschieden war, war es auch
das des T. Doch setzte sich insbes. das
attische durch, das bei Ansetzung der att.
43*
676
TALER
Mine auf 436,6 g (s. unter Att. M.-Fuß) auf
26, 1 96 kg kommt, im Geldwert von 47 1 5 MJC
(vgl. unter Wertberechnung). Was die an-
deren wichtigsten Arten des T. angeht, die
vor allem PoUux, Onom. IX 86 aufzählt, so
will er mit seiner Angabe »das babyl. Talent
hatte 7000 Dr., das äginäische 10 000, das
syrische 4500, das kilik. 3000, das ägypt.
1500 Drachmen« nicht etwa die Eintei-
lungsweise des betn Talentes, sondern viel-
mehr seine Abschätzung in att. Drachmen
angeben, ebenso wie Festus p. 359 a mit
seiner Aufzählung nur den Wert der T. in
Denaren, die damals der att, Drachme
gleich galten, meint: »das att. = 6000
Den., das rhod. und kistophor. = 4500
Den., das alexandrin. = 12 Den., das
neapol. = 6 Den., das syrakus. = 3 Denare,
.das von Rhegion = i Victoriatus«. Siehe
über die wichtigsten der diesen Talenten
zugrundeliegenden M.-Füße unter att, ba-
bylon., ägin., rhod. M.-Fuß, Kistophoren,
während Pollux' Angabe über das ägypt.
T. von 1500 Dr. darauf beruht, daß die
dortige Dr. seit Tiberius, der ein Tetra -
drachmon im Werte eines Denars schuf, =
^4 Denar, das Talent also = 1500 Den.
war, die nun wieder bei der erwähnten
Gleichsetzung des Den. mit der (att.) Dr. =
1500 Dr. sind. Pollux' syrisches T. von 4500
Dr. ist vielleicht das von Festus gemeinte
rhodische, da in der Spätzeit, auf die diese
niedrige Abschätzung führt, zwischen rhod.
undphönik. M.-Fuß kein Unterschied mehr
ist; das syrakus. T. des Festus von trium
denarium würde bei A : -£ = 120 zu i
(nach dem Satze 3 X 4,55 X 120 =) 1638 g
betragen haben und seine Litra (V120 T.)
also 13,65 g schwer sein, ein Gewicht, das
Willers, Rhein. Mus. LX S. 357, tatsächlich
in gewissen syrakus. iE des 3. Jh.s gefunden
hat — eine Wertbezeichnung als Litra
tragen sie aber nicht; dagegen vgl. übrigens
Giesecke, Ital. num. 1928, S. 290, Sicilia
num. 1923 S. I4S/6. Gut paßt aber Festus'
Angabe des rhegin. Talents im Werte eines
Victoriats zu späten jE von Rhegion mit
dem Wertzeichen XII (Unzen) = i Litra,
vgl. unter Litra. — Das kilik. T. des Pollux,
das alexandr. und neapol. T, des Festus
scheinen numismatisch noch nicht belegt
zu sein; wegen der Notiz des Pollux IX 87
über das sizil. Talent von anfangs 24, später
12 Nomoi s. unter Litra, — Was es mit dem
makedon. T. oder dem Gold-T. von 3 (atti-
schen) Goldstateren auf sich hat (Belege bei
Segrfe, Metrologia S. 261 Anm. 4; seine
Lösung ist problematisch; vgl. auch Hultsch
Metrologie^ 1882 S. 741 im Register) ist
unklar. — Stellensammlung über das T.
bei Hultsch, MetroL scr. II S. 218/9 im Re-
gister. — Im Mittelalter bedeutet Talen-
tum S.V.W. Pfund; s. d. R.
Taler. Die J484 entstandene, als Äqui -
valent des Goldguldens geprägte, zuerst
Guldengroschen, seit etwa 1525 Taler ge-
nannte große deutsche Silbermünze ent-
sprach so sehr der steigenden Nachfrage
nach Zahlmitteln, der nicht mehr nur durch
Gold, sondern in erster Linie durch Silber
zu genügen war, daß alle Länder den
Reichstaler (s. d.) nicht nur benutzten,
sondern auch nachmünzten. Dies Ver-
fahren sprach sich auch in den Namen aus,
die sie ihren Talern gaben. In den Nieder-
landen und den skandinavischen Reichen
hießen sie und dann auch die eigenen Taler
Reichstaler, in Frankreich Jocondales, in
Rußland Jefimok (s. diesen), beide Worte
verderbt aus Joachimstaler (s. d.), in Italien
Tallero, in Polen Talar, in Nordamerika
Dollar (spr. DollV). Nur in einem Lande
ist von Anfang an ein anderer Name ge-
braucht worden: in Spanien, wo schon die
katholischen Könige selbständig den Peso
de d ocho eingeführt hatten, welcher Name
dort und in Südamerika beibehalten wurde.
Andere große Länder gingen erst, als sie
selbst T. prägten, zu besonderen Namen die-
ser Münzen über, so nannten die Engländer
den ihrigen Crown, die Franzosen £cu blanc,
die Russen Rubel, die Italiener Scudo und
Ducato, während die Niederländer die
Nebennamen Dukaton (Silberreitcr) und
Patagon schufen. Diese Taler haben das
Feingewicht der alten Reichstaler meist
annähernd beibehalten, auch der Nach-
folger der französischen, das 5-Fraiifcstück,
in Deutschland Frankentaler genannt, die
englischen Kronen und der Dollar, der ja
heute die bedeutendste Weltmünze ist. In
anderen Ländern wurden die Taler zu
Rechnungsmünzen, zunächst in Deutsch-
land (s. Schlesischer T.), dann in den Nie-
derlanden und den skandinavischen Län-
dern. In Deutschland ist zwar der Reichs-
TALER GOLD— TAM-BAC-TRON
677
taler in dem Konventionstaler und dem
Kronentaler (s. diese) fortgesetzt worden,
aber in Obersachsen verstand man unter
einem R. schlechthin seit 1670 die rech-
nungsmäßige Einheit von 24 Gutengroschen ;
und der nur S/7 des Konv.Talers wertende
preußische ist im 19. Jh. die allgemeine
deutsche Kurantmünze geworden (Abb.
279). S. auch Graumanscher Fuß und
Zahltaler. S.
Taler Gold war d. Einheit der seit
Mitte des 18. Jh.s in Bremen herrschenden
Goldwährung, eine Rechnungsmünze wie
heute in Deutschland die Goldmark. In
Bremen waren im 17. Jh. die Louisdor die
Haupthandelsmünzen geworden. Da nun
die bequeme Rechnung i Louisdor = 5
Reichstaler Münze beibehalten wurde, hatte
Bremen seitdem als einziger deutscher
Staat die Goldwährung bis 1872. Der bre-
mische Wertmesser, der T. G., ist also nie
ausgemünzt worden — nur einige Ge-
schichtsm. 1863-71 tragen d. Bezeichnung
T. G. — , sondern war V5 -Louisdor, während
die bremischen Silbergroten Scheidemünzen
waren und zwar 72 Grote immer einen T. G,
galten ohne Rücksicht auf ihren Gehalt, die
großen Silbermünzen aber schwankenden
Wert hatten. — Jungk, Bremen, S. 91 f . S.
Ta'llky arab. Schriftart, s. unter kufische
Schrift,' o. S. 331.
Talismane (vom griechischen: xe\ia\ta.':a
= operationes diabolicae). T. sind schon
die »Fluchtafeln« des altgriechischen
Zauberwesens, Bleitafeln, die mit dem
Namen des zu Verfluchenden versehen an
einem Grabe mit einem Nagel befestigt
wurden. Im Mittelalter war der T. ein
münz- oder medaillenähnliches Gebilde, das
irgendwelche übernatürliche Wirkung aus-
üben sollte. Die T. trugen meist schwer
zu enträtselnde Zeichen und unterschie-
den sich dadurch von den Amuletten
(s. d.), daß diese am Körper getragen wer-
den mußten, was bei den T. nicht notwendig
war. S. auch Benediktenpfennige, Georgta-
ler. — Schmieder, S. 446; Archiv f. Kultur-
gesch. XI, S. 320 ff. ; MonatsbL num. Ges.
Wien, 1914, S. 232 ff. S.
Tallard, Name des £cu d'argent des Her-
zogs Karl IIL von Lothringen 1557. S.
Tallero (Tollero) war die italienische Be-
zeiclinung des deutschen Reichstalers und
wurde auch für die venetianischen und mo-
denensischen für die Levante bestimmten
Nachprägungen gebraucht. Die venetiani-
schen Talleri, seit 1756 geprägt, waren ge-
ringhaltige Nachahmungen der Maria-There-
sientaler (s. d.), während die in Modena um
1650 von einem Juden Joseph Teseo gepräg-
ten eine der vielen Nachprägungen der nie-
derländischen Löwentaler (s. d.) waren. Sie
hießen Talleri leoncini. In Toscana wurden
seit Ferdinand I. (1587 — 1608) nebenein-
ander für den Levantehandel die den spani-
schen Stücken von Achten (s. Peso) ent-
sprechenden Piaster und die Talleri geprägt,
die, von mannigfachem Gepräge, sich durch
dieses kaum unterscheiden lassen, wohl aber
durch ihr Gewicht, da der Piaster 31 — 32,
der Tallero erst 28 — 29, später 26 — 27 g
wiegt. — Papadopoli III, S. 711 ff.; Marti-
nori, S. 235, 507. S.
Tallero eritreo, der für die italienisch -
afrikanische Kolonie Erythräa 1 890 geschaf-
fene, in Rom und Mailand geprägte Taler
zu S Lire, 28,125 g schwer mit 22^/3 g
Silbergehalt (0,800 fein). Die Münze zeigt
auf der Vs. das Brustbild des Königs, auf
der Rs. einen Adler. Teilmünzen sind die
Stücke zu 2, I Lira und 50 Centesimi. S.
Talmi, vergoldetes Messing oder Tombak
(s. d.), wird vielfach als Material gering-
wertiger Medaillen und Jettone benutzt.
S.
Talon, TaXo)v (TctXo^ auf einem Vasen -
bild, das seinen Tod schildert), der bron-
zene, von Hephaistos gefertigte Wächter
von Kreta, der die Seefahrer mit Stein -
würfen verscheuchte, erscheint als vor-
wärts gewandter geflügelter Jüngling einen
Stein schleudernd auf M. von Phaistos, zu-
weilen mit dem goldenen, gleichfalls von
Hephaistos verfertigten Hund zu Füßen,
R. .
Tamaiio, spanische Bezeichnung der
Teilstücke des Peso nach dessen Zerschnei-
dung; s. Cut doUar. S.
Tam-bac-tron, runde Silbermünze (27 g,
Halbstück 13,5 g, 0,707 fein), Tatn-vang-tron,
runde Goldmünze (24,242 g, 0,772 fein) von
Aimam. Sie werden auch Philong genannt,
weil auf ihnen ein fliegender Drache abge-
bildet ist. Ähnlich sind die Medaillen Long
van und Song long (letztere mit 2 Drachen).
Sie gehören alle der Zeit 1820—83 an.
678
TÄMBIO-TAMGHÄ
S. Nen, Tael, Dong. — Lacroix, Numism. an-
nam. 136, 177, 187; Schröder, Annam 191,
436, 476; Meyers Konv.-Lex. 5. Aufl. V.
Tämbio, TrämbyOi Kupfermünze von
Cutch; s. Kori. V,
Tamghäy mong., tatar. = Kennzeichen,
Erkennungszeichen, Stempel, Siegel, dann
soviel wie Wappen. Im Dästän-i nasl-i
Cingiz wird berichtet, daß Cingizkhän je-
dem einzelnen seiner Feldherren und Edlen
ein T., femer das Bild eines Vogels sowie
das eines Baumes und ein Losungswort ver-
liehen habe. Er selbst soll als T. einen
Vogelkopf gehabt haben. Diese T. wurden
von den Edlen und auch von ganzen
Stämmen »an Geräten, Waffen, Fahnen,
Schilden angemalt oder eingegraben,
den Pferden und Rindern eingebrannt,
auf Leichensteinen angebracht, den
Waren als Zollstempel aufgedrückt, als
Siegel verwandt und den Münzen aufge-
prägt« (Nützel). Als solch ein T., und
zwar scheinbar als ältestes, das uns auf
Münzen begegnet, ist das Doppelzeichen ?r^
zu betrachten, das auf einigen Münzen des
Seldjüten Toghrilbek (1037— 1063) und auf
vereinzelten Münzen seiner nächsten Nach-
folger vorkommt. Ebensolche T. sind die
Zeichen X und ia^, von denen das erstere
auf einigen Münzen der Zengiden von Sin-
djär und al DjezTra (Mesopotamien) 11 70 —
1241, letzteres auf einigen Münzen des Or-
tofciden Nä§ir-ad-din Mahmud (1200 —
1222) mit Doppeladler erscheint.
Besonders verbreitet war der Gebrauch
der T. bei den Mongolen. Der Großkhän
Mangü (1248 — 1257) hatte den mongoli-
schen Pflug ftJ als T. auf seinen Münzen
und dieses selbe Zeichen erscheint verein-
zelt auf Münzen des Hülägüiden Arghün
(1284— 1291; Br.Mus. VI nr. 72). Auf bul-
ghärischen Münzen des Großkhäns Arigh-
Bughä (1260—64) erscheint das T. m.
Auf den Münzen der Goldenen Horde wird
ein und dasselbe T. fi, allerdings mit ge-
legentlichen ganz unerheblichen Abwei-
chungen in der Form, von vier aufeinander-
folgenden Khanen von 1266 (Abb. 420) bis
1334 gebraucht. Ein ähnliches T., nur
ohne Ring und unteren Querbalken, haben
die Djüöiden von Astrachan (15. Jh.).
Gleich den älteren Khanen der Goldenen
Horde haben auch die Girei der Krim ein
einheitliches, sich vererbendes T., das sich
31/2 Jahrhunderte lang (1441 — 1783) bei-
nahe auf allen Münzen dieser Dynastie vor-
findet, jp. Ein ähnliches T. hatten schon
früher zwei jüngere Khane der Goldenen
Horde, Sädibek (1400—12) und Cekre
(1413 — 16), während einige Münzen des
Mubammed Buläfe (1368—80) das T. 1^
aufweisen, die Münzen der übrigen Khane,
die auf Uzbek (13 12 — 40) folgen, überhaupt
kein T. haben. Einige andere T., die ver-
schiedenen Nebenzweigen der Djüöiden ge-
hörten, wie S, i, /pi, haben noch keine
sichere Zuweisung gefunden.
Von den verschiedenen T., die sich auf
den Münzen der Djagataiden vorfinden, ist
das gewöhnlichste 9B, das auf Münzen der
meisten Khane angetroffen wird, dann ^
und ^^, erster es auf Münzen von Käzän
TImür (1343 — 46), letzteres einzeln sowohl
wie in Verbindung mit einem der beiden
anderen T., auf anonymen Münzen der
Zeit von 1260 — 1306. Das T. des großen
Eroberers Timür (Tamerlan, 1369 — 1404)
bestand, den historischen Quellen zufolge,
aus drei Ringelchen 0%, und dieses T. findet
sich auf seinen Münzen sowohl, wie auf
vereinzelten Münzen einiger seiner Nach-
folger.
Außer diesen als T. anzusehenden Wahr-
zeichen kommen auf muhiammedanischcn
Münzen auch andere Wappenbilder (Reng)
vor, die allerdings keineswegs in allen Fällen
als Wappen anzusprechen sind, so der
Doppeladler auf Münzen einiger Zen-
giden und Ortofeiden, der Goldenen Horde,
des Hülägüiden Abagha (1265 — 80) und
auf Asträbäder Münzen Sah Nä§ir-ad-dlns
aus den Jahren 1860 — 62;
dann der Löwe auf Münzen des Mam-
lüken Beibars (1260 — 77)^ des Hülägüiden
Uldjäitü (1304 — 16) und verschiedenen
Münzen der Goldenen Horde;
der Hase auf einigen Münzen Hülägüs
(1256—65) und Abaghas (1265—80);
ein Vogel auf einigen Münzen der
Hülägüiden und der Goldenen Horde;
Löwe und Sonne auf Münzen des
Seldjüten von Kleinasien Kai ^Jusrau II
(1236—45), auf Münzen der Djüöiden und
Hülägüiden, und, seit Anfang des 18. Jh.
auf Kupfermünzen, seit Ende des 18. Jh.
vereinzelt, seit 1878 regelmäßig, als Staats-
TAMIAS— TANGKA
679
Wappen auf Gold- und Silbermünzen von
Persien;
die Lilie auf Münzen der Mamlüken
von Ägypten;
zwei Fische, ein Beil, eine Kanne und an-
dere Bilder auf Münzen der Goldenen Horde ;
Sichel, Schaufel und Kornähre auf Kup-
fermünzen von Khiwa der Jahre 19 19 — 21.
Der Halbmond, der auf jüngeren Säsä-
nidenmünzen regelmäßig erscheint, bald
mit, bald ohne Stern, kommt auf mu^^am-
medanischen Münzen nur sehr selten und
vereinzelt vor, so auf Mo§uler Kupferdir-
hems des Jahres 1229/30 und auf Irbiler
Münzen Hülägüs vom J. 1262/3.
Halbmond und Stern auf türkischen
Medaillen des 19. Jh. und auf Kupfer-
münzen von Khiwa der Jahre 191 8 — 21. —
Nützel in Festschrift der Num. Gesellsch.,
Berlin 1893; Frähn, De origine vocabuli
rossici Dengi, Casani 181 5; ders., Die Mün-
zen der Chane vom Ulus Dschutschis; Ka-
rabacek in SB. Wiener Akademie 1907;
British Museum Catalogue; Markow, In-
ventarnyi Katalog; ders. in Trudy Mos-
kowskowo Numismatiö. Obäcestwa IH
179, 374; Akcokrakly, Tatarski je Tamgi w
ELrymu (Izwestija Krymskowo Pedagogi-
ßeskowo Instituta I 32 — 47, Simferopol
1927); Pakhomow, Poslednije monety Bu-
chary i Chiwy (Mscr.). V.
TamlaSy griech xapLiot? = Schatz-
meister, hohes Staatsamt; auch auf M. öfter
genannt, da ihm natürlich das M. -Wesen
meist unterstand (Porosclene, Smyma,
Rhodos) ; in Kios einmal dp-^üpotafAta?. —
Münsterberg, Beamtennamen S. 253. 251.
— Auch = röm. Quaestor, s. d. R.
Tamil, Schrift und Sprache d. Drawida-
Völker i. Südindien, in der noch heute ge-
sprochen u. gedruckt wird. Stoenner.
Tamlungy Münzart d. Shan von Siam in
Gestalt zweier zusammengeschmiedeter
Pferdehufe m, siam. Inschriften; sie wiegen
ca. 62 g; s. Tikal. — H. Wood in AJN. 38,
S. 94. V.
Tampang» malaiische Zinnbarren; s.
Pitjis.
Tampi s. unter Sou marqu6.
Tanga. Tanga de prata war d. portugie-
sische Bezeichnung des Larin (s. d.), dann
eine portugiesisch -ostindische, der national -
indischen Tanka (s. d.) nachgeprägte Silber-,
dann Kupfermünze (T. i = ^5 Xerafim= ^/lo
Rupie V. Goa = 60 ReYs); die seit 1615 ge-
prägten silbernen waren 3V2— 3 g schwer
und zeigten portugiesischen Schild-Kreuz.
Die T. von Malacca zeigten um 1630 auf
der Vs. TA zusammengeschoben zwischen
A(sia)-M(alacca). Seit 1765 wurde die
Tanga auch aus Kupfer geprägt mit
Schild-Wert, 41,65 g schwer. Nach An-
nahme des Dezimalsystems 1871 (i Rupie =
10 T.= 1000 Reis V. Goa) wurden V?, V5, Vw
T. aus Kupfer geprägt, 20, 4 u. 2 g schwer.
S.
Tangka, Silbermünze von Tibet, deren
Gewicht zwischen 3,888 u. 6,80 g schwankt.
Die ältesten T. von Tibet wurden in Nepal
geprägt, zu welchem Zwecke aus Tibet
Silber nach Nepal geschafft wurde. Sie
heißen Pa-nying T. (alte Nepaler T.) oder
Dung-tang (Speer -T.) oder Dung-tse (Speer-
spitze) und unterscheiden sich von den
Muhr von Nepal durch gewisse Symbole,
wie die Handtrommel (Damaru) u. a., die
auf Nepaler Münzen nicht vorkommen.
Solche T. sollen schon unter Mahendra
Malla von Nepal (1566) geprägt worden
sein, doch sind keine älteren als vom J, 816
der Newärära (1696) bekannt. Nach der
letzten Ziffer der Jahreszahl heißen sie auch
Ang-tuk (Nr. 6). Die späteren Panying-T.
wurden aus schlechtem Silber verfertigt,
daher Nag-tang, schwarze T. genannt. Die
eigene Münzprägung begann Mitte 18. Jh.s.
Die in Lhassa geprägten Gaden-T. (Gaden
Phodang T.) sind eine Nachahmung des
Nepaler Muhr von 1732. Vs. im Zentrum
statt Dolch und Inschrift ein Rad, rund-
herum tibetanische Inschrift, Rs. im Zen-
trum statt des Dreizacks ein Blumenoma -
ment, rundherum die 8 buddhistischen
Symbole wie auf der Vs. der Nepaler Mün-
zen. Ende 18. Jh.s und dann wieder Ende
19. Jh.s wurde in Giamda die Kong-par-T.
geprägt, auf der die Jahre nach chinesischen
Zyklen zu 60 Jahren berechnet sind. Das
Jahr befindet sich auf der Vs. an Stelle des
Rades in einem Quadratrahmen. Ende l8.
Jh.s begann auch die Prägung von Münzen
mit teils chinesischen (Rs.), teils tibetani-
schen (Vs.) Inschriften, welche den Namen
des chinesischen Kaisers und sein Regie-
rungsjahr enthalten.
Die Muhre von Nepal kursierten auch
680
TANKA
nach Einstellung der Nepaler Prägung für
Tibet frei im Lande. Sie sind bekannt als
Chotang (Cotang, bei S. Hedin Tso) und
bilden, in Stücke zerteilt, die kleine Scheide-
münze von Tibet. Abgesehen davon, daß
oft das Mittelstück ausgeschnitten und die
Enden etwas beschnitten sind, ist die Größe
und Form der Stücke ausschlaggebend für
ihren Wert. Es gibt 2 Arten des Beschnei-
dens, von denen die eine, bei der der Schnitt
immer von einem Ende der Münze zum
andern geführt wird, in Lhassa und Zentral -
Tibet, die andere, bei der ein Sektor aus der
Münze ausgeschnitten wird, in Ost -Tibet
gebräuchlich ist. Die Bruchstücke haben
folgende Namen: Sho-kang = Vs T- (=
4 Anna), Chhi-ke (Chike) = V»T. (= 3
Anna), Kar-mang a= V^ '^- (— ^ Anna),
Kha-kang = VsT. (= i Anna), Khap-chhe
= V12 T. (= V2 Anna), Eine heile T. ist gleich
6 Anna (= 3/8 Rupie), dochwirdi Rupie ge-
wöhnlich gegen 3T. eingewechselt- Beschnit-
ten werden in Zentral -Tibet nur die Chotang
und Kongpar-T., im Norden die Gaden-T.,
die dann Pongo migpa (Eselshuf) heißt.
Rechnungseinheiten sind: Kacha (= 5
Anna) und Do-tse (125 Rupien) == 50
Srang, Ngu-srang, == 100 Sho-nga = 500
Sho-kang, Die Rupie heißt Gormo (runde
Münze) oder Philing bzw. Chhi-ling Gormo
(fremde runde Münze), die chinesischen
Ch'ien heißen Dong-tse, die chinesischen
Silberbarren (s. Saisi) Ta-mig-ma (Pferde-
huf, — 60 — 70 Rupien), Yak-mig-ma
(Büffelhuf, = 12 — 14 Rupien) und Ra-mig-
ma (Ziegenhuf, = 2 — 3 Rupien). — Walsh,
Coinage of Tibet (Mömoirs ASB. II, H~
23); H. Wood, in Numism. 1913, S. 233 flf,
(AJN. 1912); vgl. Temple in lA. 26, S. l6i;
S. Hedin, Centralasia and Tibet II, S. 433,
51S. V.
Tanka, Tenka, Tenga, indische Gewichts-
einheit (s. Rati), dann allgemeine Bezeich-
nung für geprägte Münze in Indien. Als
Münzbezeichnung auf Münzen kommt das
Wort zuerst unter Mabmüd von Ghazna,
Lahore, 1027/8 n, C. (19 mm, 2,94 g), vor.
Dem T. in Sanskrit auf der einen Seite ent-
spricht auf der anderen arabisch Dirhem.
Die von Iltutmiä von Dehli (1210 — 36) ein-
geführte Silbertanka (Tanka-i nukra,
Tankat-al-fidda) wog 10,76 g und hatte den
Wert von 8 Dirhem, Der gewöhnlichste
Typus war Vs. Glaubenssymbol und Name
des Khalifen, Rs. Name und Titel des
Sultans. Pia Goldtanka wird zuerst um
121 1 erwähnt (EUiot, Hist. of India II 318),
doch sind keine älteren als von Mahmud
(1246 — 65) bekannt, Sie hatte den Wert
von 27a maghribinischen Dinaren (Ibn
Ba Uta I 293, III 426) = 10 Silbertanka
und hielt 0,945 fein. Die Form der T. ist
meist rund, selten viereckig (Muhammed I.
1296— 1316). Muhammed ibn Toghlu^
(1325 — 51) unternahm mehrere Reformen.
Bald wurde das Gewicht der Silbert. auf
etwa 9 g (*Adli) herabgesetzt, bald das der
Goldt. (Abb. 428) bis auf 12,96 g erhöht,
bald (1330 — 32) eine Bronzetanka mit
Zwangskurs (= Silbert.) eingeführt (s.
Jaital). Der Typus seiner Münzen ist
ßehr mannigfaltig: außer Münzen mit
seinem Namen gibt es welche mit dem
Namen seines Vaters und mit dem Namen
des ägyptischen Khalifen. Letztere sind
durch die Aufschriften als Dinare gekenn-
zeichnet. Die Goldt. verbreitete sich weit
über die Grenzen des Sultanates von DehlT
und wird einzeln sowie in kleinen Mengen
im Wolgagebiet gefunden.
Silbert., welche dem Gewicht nach der
i/aT. von Dehll entsprechen und 4 Dir-
hems gleichkommen, prägte seit etwa
1390 Timür (Tamerlan) in Transoxanien
und Ost-Persien. Anfangs wiegt seine T.
etwa 6 g, ihr V4» <^er Dirhem, etwa 1,50 g,
aber schon unter Shährukh (1404 — 47) sinkt
ihr Gewicht auf 4,72 g (21 — 25 mm). Auf
Tlmürs Münzen steht auf der Vs. meist das
Glaubenssymbol mit den Namen der 4 ersten
Khalifen, Rs. die Namen des Sultans Mah-
mud und des Emirs Timür sowie Datierung.
Häufig kommt sein Tamgha (3 Ringelchen)
vor (s. Tamgha). Seine Nachfolger be-
hielten ungefähr dieselbe Anordnung der
Legenden (ohne Tamgha) bei. Goldene T.
der Timüriden, welche i MitJ^äl wogen und
6 Silberdinären der Djagataiden ent-
sprachen (JAs. 3 s6r. II 346), sind sehr
selten. Unter den Saibäniden war das Ge-
wicht der Silbert. etwa 4,65 g, Größe 31 mm
(Abb. 429). Eine t^mtanka (Va T.) des
Muhammed Saibäni (1500 — 10) wiegt
2,43 g. Unter den Djäniden (i599— 1785)
sank das Gewicht noch weiter. Im 18. Jh.
scheint von ihnen wenig Silber geprägt
TÄNKI— TARi
68 1
worden zu sein. Die Manghiten von
Bukhärä prägten im 19. Jh. T. von ca.
3 g und 18 mm. Vs. Name des Emirs, Rs.
Ort und Jahr. Ähnliche T. prägten die
Khane von Klhokand (Abb. 433), während
die T. von Käshgar mit dem Namen des
türkischen Sultans *Abdal*aziz bloß 13 —
15 mm groß und 1,75 g schwer sind. Die
T, von Khiwa wiegt ca. 3 g, doch unter-
scheidet Danilewskij, 1842, 2 Sorten: die
Aktenga (weiße T.) oder Sicerik (aus Seh
Cärjek = 3/4) = 3/4 *Abbäsi und die Karä-
tenga (schwarze T.) = ^a^Abbäsi. In den J.
1336—1338 (1917 — 20) wurden in Bukhärä
Kupfert. im Werte von anfänglich i (2,20 g),
3, 3, 5 T., später 10 (4,5 g) und 20 T.,
in Khiwa Bronzet. von i (l g), 2^3, 5 und
15 T. geprägt (s. Manät).
Tamerlan brachte die Silbert. auch nach
Persien und Transkaukasien. Unter den
Turkmenen ^J^arä IJ^oyunlu (1378 — 1469)
wiegt sie etwa 5 g und sinkt unter den Ak-
]^oyunlu (1469 — 1502) bis auf 4,60 g. Der
Sefewide Isma*il (1502 — 24) prägte neben
der T. von diesem Gewicht Doppelt, von
9,30 g, dann, nach reduziertem Gewicht,
Doppelt, von 7,78 g, T. von 3,89 g und
Vz T. von 1,95 g. Unter Muhammed
Khodäbende (1578 — 87) erhielt die per-
sische T. den Namen Khodäbende, die
Doppelt, unter *Abbäs I. (1587 — 1628) den
Namen *Abbäsi (s. d., vgl. Abb. 431). In
Transkaukasien wurden während der Dju-
ßidenherrschaft, Anfang 15. Jh.s, T. von
5,5 g geprägt. Unter den Shirwänshähen
sinkt ihr Gewicht immer tiefer, bis es,
um 1500, 1,75 g erreicht. Die von den
Osmanen im 16. — 17. Jh. in Mesopotamien
und Transkaukasien geprägten Silber-
münzen sind wahrscheinlich auch als T.
anzusehen.
Bäbur (1526 — 30) führte die Timüridische
T. von 4,72 g (Tanka-i Mitljiäli, Shährukhi,
Bäburi) in Indien ein, doch hielt sie sich hier
nur unter ihm und Humäyün (s. Rupie).
Unter dem Großmogul Akbar (1558 — 1605)
war T. (Tanka-i Murädl) eine Kupfermünze,
von der 20 auf i Rupie gingen. Gewicht ca.
41,47 g. Daneben prägte er ^3 (Däm), V4,
Vs, V16 T. (Cahärum bzw. Haätum bzw.
§änzdahum Hisse-i Tanka; s. Paisa).
Bei den Slian von Birma wird T. zur
Bezeichnung der britischen Rupie ge-
braucht. Dinga bedeutet in Birma über-
haupt Münze, s. Tikäl. — S. auch Tanga.
Cunningham, Coins of Ancient India 23;
H. W. Codrington, Ceylon coins l, 2; Lane
Poole, Cat. Br. Mus., Sultans of Dehli und
Oriental coins VII; N. Wright, Ind. Mus.
Calcutta II; Thomas, Chronicles of the
Pathan Kings; Whittel und Nevill in JP
ASB. 1921 (NS. 35); Hodivala, Hist. Stu-
dies I— 10 und JPASB. 1917 (NS. 28), S.
80—96; Whitehead, ebendort S. 96 f.;
Quatrem^re in JAs. 3 s6r. II 348; Notices
et extraits 13, S. 182; Brown, Cat. Luck-
now Mus. I, S. 41 ; Rabino in NChr. 1908,
S. 359; Pakhomow, Monetnyje klady Azer-
baidjana S. 30; derselbe, Über die neuen
Münzen von Bukhara und Khiwa (Mscr.) ;
Weljaminow-Zernow, TrWO. IV S. 328—
456; Danilewskij, Zapiski imp. russkago
geograf. ob§cestwa V, S. 139; Bushell in
JChBr. RAS. 33, 39 ff.; Markow, Inv. Kata-
log 1057 nr. 6 a; Temple in lA. 26, 235; 27,
8; Crooke, Hobson Jobson 896; Vasmer in
Izwestija Ob§cestwa Archeologii etc., Kasan
1927, Bd. 33, 4, S, 50 f. V.
Tänki, Kupfermünze des Großmoguls
Akbar. S. unter Paisa; vgl. Dänki.
Tao, chinesische Messermünze; s. Pi.
Tai 4 s. unter Sou marqu6.
Tare, südindische Silbermünze; s. Jaital.
Tareno s. Tari.
Targowitzer Kontoderationstaler ist ein
polnischer medaillenförmiger Taler, der von
den Konföderierten von Targowitz 1793,
dann mit denselben Stempeln 1870 geprägt
wurde, mit Schrift auf beiden Seiten, —
Hütten II, Nr. 3353. S.
Taii, Tareno, Tarino, Trappeso (= Tar-
pisum, Terpeso = Tari-peso?). Seit dem
Anfang des 10. Jh.s tritt in den Küsten- u.
Handelsstädten Kampaniens und in Mes-
sina eine neue Goldeinheit auf unter dem
Namen Tari, welche zugleich eine Gewichts-
einheit war. Dieses Wort versucht man
u. a. vom arab. dirhem, dirhim, auch
trihm, pL trahi abzuleiten als dem von
den Mauren eingeführten Drittelsolidus,
durch die Fatimiden um 913 in Sizi-
lien unter dem Namen Rubäl eingeführt =
1/4 Dinar. Das Gewicht eines Tari war = V30
oncia = 0,883 g, i Tari = 20 Gran = 20
Acini. Die Metallmasse dieser Goldgewichts-
einheit, als i>aurum monetae Siciliae«
682
TARI
oder »aurum tarenorum « bezeichnet, wurde
zunächst in der Münze zu Messina u. später,
jedenfalls unter Kaiser Friedrich IL auch
in derjenigen v. Brindisi, seit 1266 in Bar-
letta wahrscheinlich in amtlich beglaubig-
ten Barren (aurum laboratum) hergestellt.
Sie wird in der staufischen Zeit, dann noch
unter Karl L als von altersher auf den Ge-
halt von 8 Unzen 5 Tari auf das Pfund oder
16V3 Karat Feingold u. einer Beimengung
von Silber zu 3/4 Feingehalt angegeben.
Das Tarigold nach der Unze v. Messina
(26,49 g) ist trotz der Einführung des
Augustalis fast das ganze 13. Jh. hindurch
die leitende Währungseinheit geblieben.
Für den lokalen Verkehr, von Beginn des
10. Jh.s bis zur Zeit der Anjous, war der
T. von Amalfi, von geringerer Feinheit,
namentlich zu Neapel die übliche Landes-
währung: 5 Teile Gold (= 10 Karat), 5 Teile
Silber u. 2 Teile unedle Beimengung. —
Nagl in der N. Z. 30 S. 253 S.
Der in einer Münze ausgeprägte Goldtari
hatte ein mittleres Gewicht von i g. Die
erste Nachahmung des sizilisch -arabischen
Tari oder rubäi geschah noch von den lango-
bardischen Fürsten in Salerno, Capua und
Amalfi und von den griechischen Herzögen
v. Gaeta, Neapel u. Sorrent. Der Herzog
Gisulf (935 — 974) ahmte die sizilischen Tari
der Fatimiden, insbesondere von Moez, nach
(952 — 975); seine Stücke, 0,90 g schwer,
haben eine Kugel im Kreis, außen herum
doppelte kufische Umschrift, bei den spä-
teren ist teilweise die äußere lateinisch.
Nach der Eroberung des Landes durch die
Normannen prägte Tari mit kufischen Le-
genden Robert Guiskard (1059 — 85) (ebenso
sein Nachfolger) in Palermo 1071/72 u. in
Salerno etwa 1080, statt der Kugel auf der
Vs. ein R u. auf der Rs. ein D (= dux) in
der Mitte, Gewicht 0,89; Wilhelm (im—
1127) mit dem Buchstaben »W« auf der
einen Seite und einem Kreuz auf der andern
Seitein Amalfi (Sambon, Fig. 867). Roger L
Graf V. Kalabrien (1072 — iioi) ahmte in
Messina u. Palermo mit einer Feinheit von
^51/1000 die Tari von AI Mustansir (1040 —
1052) auf Sizilien mit dreizeiliger arabischer
Schrift im Felde statt des Punktes nach,
auf der Rs. meist mit einem großen T i. F.
^ König Roger IL (1130—54) ließ in Mes-
sina und Palermo die ersten Tari mit abend-
ländischen Buchstaben: IC XC NI KA zu
Seiten eines Kreuzes schlagen (Abb. 228);
Wilhelm IL (1166—89) prägte auch Doppel-
taristücke im Gewicht von 1,5 g und Tari
in Amalfi mit »W<( i. F. zw. 2 Kugeln auf der
Vs. u. REX i. F. auf der Rs. u. mit dem Da-
tum 563 der Hedschra (1167 n. Chr.).
Kaiser Heinrich VI. schlug in Amalfi schüs-
seiförmige T., Vs. mit seinem Brustbild u.
der Umschrift »Heinricus sextus«, Rs. mit
Kreuz und Umschrift »Romanor. Impatr. «
(Sambon nr. 1096). In Messina und Brindisi
setzte er die Prägung der normannischen
Tari mit IC XC N I KA um ein Kreuz u.
kufischer Schrift fort, im Gewicht von
3,26 g, 2,80 g, 2,20 g u. 2 g. Friedrich IL
hat neben schüsseiförmigen Tari in Amalfi
(zuletzt 1221) Vielfache des T. in Brindisi u.
Messina im Gewicht von 5,14 — 3,55 g mit
Adler geschlagen, Konrad IV. (1250 — 54)
9-Tari- (7,9 g) u. 4-Taristücke (3,8 g) mit
kufischem Außenschriftkreis, Konradin
(1254—57) 5- u. 4-Taristücke, Manfred
(1258 — 66) 4- u. 8fache Tari, teilweise
mit belorbeertem Brustbild unter Adler,
und schließlich Karl v. Anjou (1266 —
1285) in Brindisi mit »K« oder Reiter»
— Sambon, Repertorio S. 148 ff, Su.
Nachdem ein T. aus Silber vorübergehend
von Peter IIL und Constanze (1282 — 85)
mit gekröntem Adler geprägt war, führte
Ferdinand IL von Aragon (1479 — 1518) in
Messina den silbernen Tari ein, der bis zum
Ende es 18. Jh.s geprägt wurde. Auch
Stücke zu 6, 4, 3 und 2 Tari gibt es. Das
Gepräge der meisten ist die königliche
Büste auf der Vs. und ein Adler auf der
Rs. — Die Tarimünzen waren femer die
Hauptsilbergepräge der Johanniter auf
Malta. Seit 1 530 sind sie bis zur Aufhebung
ihrer Herrschaft über die Insel geschlagen
worden. Stücke- zu 6, 4, 2 und i Tari finden
wir bis zum 18. Jh., dann seit 1721 auch
solche zu 8, 16, I2 und 30 Tari, das Stück
zu 12 T. war der Scudo (s. d.). Auch
kupferne 4-, 2- und i-Tari wurden seit dem
Ende des l6. Jh.s bis zur Mitte des 17.
gemünzt, dann erscheinen kupferne erst
wieder seit 1742, Das Gepräge all dieser
Tarimünzen war ziemlich einheitlich, meist
Büste, Schild, Osterlamm, Johanniter-
kreuz, ganze Figur oder Kopf des h. Täu-
fers, auch zwei Hände. — Heiß, II, Taf . 1 19^
TARJA-TELESPHOROS
683
Nr. 7, 8; Martinori, S. 513; Schembri,
passim. S.
Tarja, spanische Rechnungsmünze = ^4
Kupferreal.
Tarifpiaster s. unter Piaster.
Tartemorion = V4, insbes. V4 Obol, ab-
gekürzt aus Tetartemorion, s. d. R.
Taschenwerk ist eine Abart des Walzen-
prägewerks (s. d.). Die Taschen sind aus-
gebauchte Stahlstücke mit stengelähnli-
chem Ansatz, sie haben die Form eines
Pilzes. Der Ansatz wurde in eine Maschine
eingespannt, die die genau einander gegen-
übergestellten Taschen mit den auf ihrer
Oberfläche eingravierten Münzbildem hin
und her bewegte; zwischen sie brachte man
eine Münzplatte. Der Vorteil vor dem
Walzenprägewerk war der, daß beim Un-
brauchbarwerden eines Stempels nicht die
ganze Walze vernichtet werden mußte, daß
ein genaues Aufeinandertrefifen der Stempel
leichter bewirkt werden konnte und die ge-
prägten Platten nicht aus den Zainen ge-
schnitten zu werden brauchten. Die Mün-
zen wurden aber auch hier selten ganz rund
und konnten wegen ihrer oft gebogenen
Gestalt nicht in das Rändelwerk gebracht
werden, waren also wegen der fehlenden
Randverzierung dem Beschneiden sehr aus-
gesetzt. Die Taschen der Wiener Münze
reichen von 1656 bis 1754, in den süddeut-
schen Münzstätten sind sie noch bis 1790
zu finden. Sie wurden durch Klipp- und
Spindelwerk ersetzt (s. diese). — Ernst,
Kunst des Münzens, S. 59; Abbildungen im
Katalog der Münz- und Med. Stempel-
samml. d. K. K. Hauptmünzamts in Wien,
I, Wien, 1901, S. 8 ff. S.
Taswa, MukaddasI (10. Jh.) zufolge Be-
zeichnung der Münzen von *Omän. —
Sauvaire, JAs. 7, s6r. 15, 476. V.
Tauftaler sind medaillenförmige Taler,
die dem Täufling von Pathen geschenkt
wurden und meist die Taufe des Heilands
in Bild und Sprüchen zur Darstellung
brachten. Sehr viele sind in Zellerfeld im
17. und 18. Jh., manche von den Medail-
leuren Wermuth und Loos hergestellt wor-
den. S. auch Katechismustaler (4). S.
Taurische Münze, Tavriöeskaja mon6ta,
gezeichnet mit T. M., wird die wenig zahl-
reiche Emission von Silbermünzen genannt,
die zu Ehren der Krimreise Kaiserin Katha-
rinas II. 1787 in Theodosia geprägt wurde.
Es sind 20-, 10-, 5- und 2 -Kopekenstücke
von schlechtem Silber, mit Monogramm
und Aufschrift »Carica Chersonisa Tavri-
ceskovo« auf der Vs. und Wertziffer auf
der Rs., die 7,84, 3,52, 1,84 und 0,92 g
wiegen. Gleichzeitig wurden in Theodosia
auch Kupfermünzen ausgegeben. — Groß-
fürst G. M., Ekaterina IL, II, 67 — 69;
Chaudoir, I, 172. B.
Taurokathapsia, griech. TaupoxaOd'j/ict,
war ein Kampfspiel in Thessalien, bei dem
Jünglinge zu Roß Stiere hetzten, nach Ein-
holung des Stiers absprangen und ihn mit
den bloßen Händen niederzwangen; auf
thessal. M. sieht man den den Stier nieder-
werfenden Jüngling auf der Vs., und sein
lediges, aber gezäumtes Pferd auf der Rs. —
P in., N. h. VII 182; Sueton, Claud 21 ; Mac-
donald, Coin types S. 98/9; Laum, Eisen-
geld der Spartaner S. 10 f. R.
Tausch ist das unmittelbare Auswechseln
von Ver- und Gebrauchsgütem gegenein-
ander ohne Vermittlung eines dazwischen-
tretenden Umlaufsmittels und Wertmessers
(d.h. des Geldes); T. -Verkehr geht dem
Geldverkehr fast stets unmittelbar voran
und löst ihn in Zeiten schwierigen Geld-
verkehrs oft wieder ab. — Ebert, Real-
lex. IV 205/6. R.
Tawlla s. unter Larin S. 543.
T-Bit s. unter Cut money.
Technik der Münzherstellung s. unter
Münztechnik.
Tee kommt als Geld in Ziegelsteinpres-
sung bei Tataren und Mongolen vor, zum
Nahrungsmittelgeld (s. d.) gehörig. —
Ebert, Reallex. IV S. 207; Noback^ S. 318;
Walsh, Coinage of Tibet (Memoirs of ASB.
II S. 22); Lacouperie, Cat. Brit. Mus. Chi-
nese coins S. XX; AJN. 41 S. 79; 50 S. 33;
Temple in lA. 26 S. 285. R.— V.
Teimai basUeos, griech. T(e)rfiat ßaödswc
heißen auf M. bosporan. Könige ihre Ab-
zeichen, insbes. die ihnen vom röm. Kaiser
verliehenen. — Ost. Jahreshefte XVIII
Beiblatt S. 319. R-
Teken, niederländisch = Zeichen; s.
Marken. S.
Telesphoros, griech. TeXecy<popo? = der
zum Ziel führende, Begleiter und Helfer des
Asklepios, dargestellt als Kind in einem es
ganz einhüllendentMantel mit Kapuze (doch
684
TELLUS— TEMPELMONZEN
ist die versuchte Ableitung dieses Typus aus
dem Schröpf köpf unglaublich) ; er erscheint
sowohl allein wie auch neben Asklepios und
Hygieia (in Bizye tritt Apollo Salutaris
dazu) auf zahlreichen griech. M. der Kaiser-
zeit, bes. in Pergamon und Nikaia, hier auch
mit den Beischriften Seto TsXsa^opo) und
*E7ci<p(av7]) Te>i(a90pov) ; auf röm. nur des
Caracalla, neben Aesculapius. Sein At-
tribut der Traube (Perperene) besagt nur,
daß dort Dionysos neben Asklepios verehrt
wurde. — Bernhard, Griech. u. röm. M.-
Bilder . . zur . . Medizin, Zürich 1926, insbes.
S. 37/8. R.
Tellus, auch Terra mater, griech. Ge, y^,
oder Gaia, ^aTa, die 3>Mutter Erde«, ur-
sprünglichsten Vorstellungen entsprechend
die Allgöttin, die Nahrung und heilende
Kraft für den Menschen gibt und zu der
er im Tode zurückkehrt. In der griech.
Mythologie mit dem Himmel (Uranos) ver-
mählt und die Ahnmutter der olymp.
Götter, aber auch Mutter der Giganten, die
deren Herrschaft stürzen wollten, ist sie
in Griechenland sonst früh vernachlässigt
worden, Sie erscheint auf M. entweder
mit dem Oberkörper aus der Erde auf-
tauchend und den Erichthoniosknaben
haltend (Kyzikos-EL, das Gegenstück zu
dem Kekrops eines anderen Kyzikeners) oder
Ähren und Trauben haltend (Kyzikos-El,
Lampsakos-JV); als gelagerte Figur er-
scheint sie bei Darstellungen des Tripto-
lemos (s. d.), das Gewand lüftend, um den
Getreidesamen zu empfangen, ferner auf
Med. von Pergamon gelagert mit Turm-
krone und Füllhorn (neben Thalassa,
dazu Zeus und die Köpfe von Sonne
und Mond), ebenso mit Ähren und Füllhorn
unter der Heliosquadriga auf Med. von Ni-
kaia und röm. Med. des Pius; auf M. von
Pautalia finden wir die gelagerte T. unter
Weinstock, von 4 Putten umgeben, die die
Gaben der Erde bergen: ap^opoc, XP"^^*^
ß6Tpü(c), arrt/pi^); steh, verschleiert mit
Füllhorn, unten Ähren (gegenüber Thalassa
steh, usw ) in Laodikeia und in gleicher Hal-
tung und Umgebung mit Füllhorn und Strah-
lenkrone (?) in Pergamon (Z. f. N. 35 Taf.
XIV 1,2). Bedeutsamer ist die röm. Tellus
und erscheint auf röm. M. mit Beischrift
Tellus stabil(ita) steh, mit Pflug und dem
Instrument des Geometers, der Groma (Ha-
drianus), oder gelagert neben der Weltkugel
unter Weinstock mit Fruchtkorb(Hadrianus)
und mit Zuf ügung der 4 Putten als Jahres -
Zeiten (Med.: Hadrianus, Faust iun., Com-
modus), auch auf ein lieg. Rind gestützt, um
sie herum die vier Jahreszeiten (Med.:
Pius, Faust, iun., Commodus), und auch
sonst als Nebenfigur auf größeren Med.-
Szenen; mit der Darstellung der ge-
lagerten Fecunditas hat die gelag, T.
oft große Verwandtschaft. — R. E. VII
S. 467/79; Bemhart, Handbuch S. 65, 69,
88; Gnecchi, Tipi S. 30. R.
TelugU) Schrift und Sprache der Dra-
wida-Völker in Südindien, in der noch
heute gesprochen und gedruckt wird.
Stoenner.
Tempel auf antiken M. s. Bauwerke,
Abb. 100, 102 und vgl. Anson, Greek coin
types V, Taf. IV ff.; über T.-(Modelle?) in
der Hand von Gottheiten auf griech. M.
s. Ost. Jahreshefte VII S. i— 41. R.
Tempelmunzen. i. Antike. Der Um-
stand, daß die Bilder der älteren griech, M.
sich meist auf Götter, Religion und Kultus
beziehen, hatte zusammen mit M. -In-
schriften wie ' OXüvirtxov, i^ AiSuixcov ispij
und angesichts der bedeutsamen Rolle, die
die griech. Tempel in der Entwicklung des
Kapitals und die großen Feste als Messen,
also als Geldumsatzzentren spielten, ältere
Gelehrte (vor allem E. Curtius) zu der
Annahme verführt, die griech. M. seien
überhaupt ursprünglich nicht von staatL,
sondern von priesterl. Autorität ausge-
gangen, die ältsten M.- Stätten seien die
Tempel gewesen, die M. seien T.; noch
jüngst hat Seltman, Temple coins of Olym-
pia die sich ausdrücklich als Staats-M.
von Elis (FAAEIflN) bezeichnenden M.
deimoch als solche von Olympia erklärt,
und noch viel weiter ist Laum, Heiliges
Geld, 1924 gegangen. Die ganze Theorie
ist als haltlos erwiesen von Macdonald,
Coin types S. 20/22. R.
IL Chinesische Medaillen, welche bei den
Zeremonien zu Ehren des Gottes Kuei-si;ig
verwendet werden. — Fälschlich werden so
auch allerlei Gratulationsmedaillen, z. B.
die Kua-t6ng-ch'ien (hängende Lampen-
Münzen, auch Hoäng-kai-tsi, gelbe Cou-
verts genannt) und Amulette wie die Ya
shSng ch*ien, Herrschaftsmünzen, dazu ge-
TEMPELSCHÄTZE— TERRA SALIS
685
rechnet. — T. werden auch die javanischen
Bronzemedaillen (es soll auch silberne und
goldene geben), Gobog und Kentel^ Ketel,
genannt. Sie sind rund mit viereckigem
Loch, wie die Cash -Münzen, aber bedeutend
größer und werden als Amulette gebraucht.
— Kainz, Die sogen, chinesischen Tempel -
münzen, Berlin 1895; Ramsden, Openwork
amulet coins; ders., Corean coin charms and
amulets; Hopkins, in JRAS. 1895, 372; Mil-
lies, Recherches S. 23 S. ; Netscher S. 141. V,
Tempelschätze zu Münzen umgeprägt
s. unter Geräte und Gefäße.
Tetnplum, lat. == heiliger Bezirk, später
= das Bauwerk darin, der Tempel, der
früher Aedes hieß. Auf röm. M. als Bei-
schrif t zu einem solchen vorkommend, z. B.
templ. divi Aug. R.
Tempo, japanische Kupfermünze, s. Sen.
T£nar s. unter Tah6gan.
Tenga s. Tanka.
Tensa (thensa) = Prozessionswagen, auf
dem bei der Auffahrt im Circus (pompa
circensis) die Götterbilder gefahren wurden.
Sie erscheint — außer als Carpentum,
s. d. — , freilich nie mit der Beischrift T., auf
Denar des L. Rubr. Dossenus mit dem Adler
des luppiter im Innern als zweirädriger Wa-
gen von vier Pferden gezogen, im Schritt;
so auch (ohne Adler) auf M. von Au-
gustus bis Comm. (z. B. Gnecchi, Med,Taf.
56, l); ähnlich auch das * HpaxXT^iov apfJia
in Philadelpheia Dekap. und die ctmQpLTj lepoc
in Ephesos (Bl. f. M. -Freunde 1925 S. 169 );
der viereckige Wagenkasten ist vorn offen
und er und das Dach mit plastischem
Zierat geschmückt. Vielleicht ist auch der
auf M. der divi und divae vorkominende
Wagen, bei dem an Stelle der Pferde zwei
oder vier Elefanten als Zugtiere eintreten
und das Sitzbild des divus oder der diva
(auch als Ceres) oben auf dem Kasten ist,
Aufschrift Aeternitas oder Consecratio, eine
T, — Mitt. Vorderasiat. Gesellsch. 19 16
(Hommel-Festschrift) S. 160/62. R.
Tercenaritts s. Apuliensis.
Tercia Apuliensis, Tercia ducalis s. Apu-
liensis u. Ducale. Su.
Terlina (Trelina, Trillina), eine zuerst von
Johann Maria Visconti in Mailand (1402/12)
gemünzte 0,76 g schwere Billonmünze mit
0,15 g Silbergehalt zu 3 Denaren, die bald
auch von Mantua, Cremona, Parma, Pia-
cenza geprägt wurde, dann aber immer
geringhaltiger wurde und 1520 nur noch
0,09 g Silber hielt. Sie kommt bis 1665
vor. ~ Gnecchi, Mailand, S. LVIII, Taf. 9,
nr. 5; 12, nr. 10— 12 und öfter, S.
Ternalis werden zwei verschiedene kleine
Münzen von 3 Denaren und von 3 Obolen
in der Dauphinö genannt, z. B. 1345 in
einer Ordonanz Humberts IL: »Item in
Ternalibus currentibus pro tribus denariis
remedium duorum granorum de liga«,
u. ebendaselbst »Item denarios nigros vi-
delicet parvos Ternales pro tribus obolis de
ligaunius denar. et decem gran. arg, fini<'
— ■ Martinori S. 516; Morin, Numism. iiod.
du Dauphin6 S, 95. Su.
Ternar = Trzeciak (s. d.).
Terrakotta, d. i. gebrannter Ton, als Stoff
m. -ähnlicher Stücke, findet sich im griech.
Altertum für Abformungen wirklicher M.
wohl zu spielerischem Zweck, wie solche
auch von Gemmen vorkommen (Journ.
int. VIII S. 323, Taf. IX— XI); dazu
gibt es m. -ähnliche Stücke aus T, die
man wohl für Marken halten darf (eb. Taf.
IX I — 7); minder m. -ähnlich sind die Ein-
trittsmarken des Theaters von Mantineia,
runde oder viereckige Scheiben mit Per-
sonennamen und Zahlbuchstaben, vor dem
Brande eingeritzt (Journ. int. III S. 197,
Taf, IX. X). — Sodann haben wir T. -Nega-
tive, also Gußformen, deutscher Med. des
früheren 16. Jh.s. (z. B. Jörg Betscholt,
Archiv f. Med. I S. 27; Pfalzgräfin Susanna,
Kat. Vogel I 1924, Taf. 22, 201), die aber
wohl nicht die Originalformen des Künstlers
sind, sondern Abformungen der Med. durch
ältere Interessenten. — Endlich sind im
18. Jh. im Zusammenhange mit der auf-
blühenden Porzellankunst auch Medaillen
(ohne Rs.) in T. geformt worden, im Ber-
liner . Kabinett z. B. ein Franklin und ein
Necker von J. M. Renaud. R.
Terra Salis befindet sich in der Umschrift
eines ottonischen Pfennigs von Zwolle.
Terra Salis, Salland ist ein Gau in Ober-
yssel, sich von der Regge im Osten bis zur
Zuidersee erstreckend, in nordsüdlicher
Richtung von Reest bis nach Randerziel,
der äußerste aller von Sachsen bewohnten
Gaue. — Menadier, Ein Zwoller Pfennig
der Ottonischen Zeit in D. M. I S. 68 ff.
Su.
Ö86
TEK.K.UNC1UÖ— ThLISJSEKA
Terruncius, eigtl. = 3 Unzen, also bei der
in Rom üblichen Zwölfteilung ^4 des Gan-
zen (quadrans antea teruncius vocatus a
tribus unciis, Plin. N. h. 33, 45); T. wird
von modernen Numismatikern (zum Unter-
schied vom Quadrans als Dreiunzenstück
eines I2teiligen Ganzen) vom Dreiunzen -
stück eines loteiligen As gebraucht, so von
Haeberlin, Aes grave 1910 S. 183/216, in
Apulien, Umbrien usw. nachgewiesen. —
Im röm. Rechnungswesen ist der T. die
Stufe von ^4 der Libella, also ^40 der Silber-
einheit S. unter Libella (wo auch der in-
schriftliche. Nachweis für den T.). — Wegen
nummi terunciani s. unter Noummos am
Ende. R.
Tertiarius (dominus), Drittherr, ist der
Titel Wilhelms, Fürsten von Achaia als
Herr von Euböa (1245 — 1250). Auf einem
seiner Pfennige ist eine III i. F. als Ab-
kürzungszeichen dieses Titels zu sehen,
Umschrift NEGRIP = Negripontis-An-
kerkreuz, auf das ein Kreis aufgelegt ist,
G — P — A — C i. d. W. =: Guielmus prin-
ceps Achaiae. — Schlumberger S. 356 PL
XIII, 15. Su.
Terzarolo, Terzaruolo, Terziolo, Tertio-
lus usw., Dritteil, ist eine Mailänder Münze
von der Hälfte eines Imperialis, daher heißt
sie auch Mediano (s. d.). Sie ist der 24. Teil
eines Soldo. Urkdl. erscheint der Name
schon in der 2. Hälfte des 12. Jh.s, z. B.
1171, H83. Über die Herkunft des Namens
hat sich noch keine befriedigende Erklärung
finden lassen: Der Terzarolo der Republik
Mailand (1250—1310) wiegt 0,561 — 0,300 g
und hat einen Feingehalt von so/iooo. —
■Gnecchi, Mailand S. LH Taf. IV nr. 8—9;
Rivista ital. di num. II S. 9 — 10. Su.
Tessarakoste Chla, griech. xss^apaxoa-ri]
Xta: bei Thukyd. VIII loi 'werden drei
T. Ch, i. J. 411 V. C. als Sold genannt; man
hat sie als V40 der äginäischen Mine er-
kannt; s. unter Chiischer M.-Fuß. R.
Tessera, lat., eigtl. = Viereck, insbes.
Täfelchen. So ist gewiß die an einem mehr
oder weniger langen HandgriflF befindliche
Tafel zu benennen, die die Liberalitas auf
röm. M. trägt (s. d. u. unter Congiarium),
•es ist wohl die Liste der Empfangsberech-
tigten; auch das mit einem Ring zum Auf-
hängen versehene kleine Täfelchen, das in
der Hand der Annona einmal vorkommt
(Berl. M. Bl. 1924 no. 263), wird eine
solche Liste sein. — In anderer Ver-
wendung aber bedeutet T., griech. öoiipokov
(s. d., vgl. Journ. int. I S. 78 m. A. 2),
etwa = Merkzeichen, s. v. w, Marke
im numismat. Sinne, d. h. Erkennun s-
(auch militärische: lustin III, 5, 10), Be-
rechtigungs-, Empfangs-, Quittungs-, Ein-
tritts-, Spiel -Marke usw. Sie sind in mehr
oder weniger münzähnl. Form und wert-
losem Material (Bein, Terrakotta, Bronze,
Blei) aus dem griech. u. röm. Altertum in
Fülle erhalten, wenngleich die Verteilung
auf die einzelnen eben genannten Arten
meist uns eher ist. Hier ein ganz kurzer
Überblick: in Athen wurde im 4. u. 3. Jh.
V. C. mit bronzenen, ganz münzähnl. T. mit
Zahlbuchstaben oder Worten wie Osajio-
ftsTÄv auf der Rs. der Besuch der Volksver-
sammlung, der Gerichtssitzung und des
Theaters zugleich ermöglicht und hono-
riert (Journ. int. I S. 37/120 Taf. III—VI).
Auch in Elis gibt es Bronzemarken (Z. f. N.
VII S. 117/9), in Mantineia sind Theater-
marken aus Terrakotta, aber nicht münz-
ähnlich nachweisbar (eb. III S, 197/228
Taf. IX. X, 5. — 3. Jh.; auch unter den
münzähnlichen Terrakotten, die Journ. int.
VIII S. 333/38 Taf. IX. X gesammelt sind,
mögen sich T. befinden). Bleierne griech.
T. sind in großen Mengen vorhanden, bcs*
aus Athen und Ägypten, ihre nähere
Zweckbestimmung ist aber meist unbe-
kannt, ihre Trennung z. B. in Münzersatz -
T. (Ägypten) und Verschlußplomben ist
oft unsicher, — Dumont, De plumb. apud
Graecos t. Paris 1870; Journ. int. III S.
319/43 Taf. XVII-XX, VIII S. 344, un-
vollendeter Katalog; Num. chron. 1908
S. 287/310; Ancient Egypt II 1915 S. 107/
121 ; Rostowzew und Prou, Cat. des plombs
de la bibL nat. 1900 S. 149—53, hier S. 150
auch eine äg., sich als 'lüvßoKov bezeichnende
T., wohl eine Steuerquittungsmarke, und
S. 151 Anm. 4 solche mit Wertaufschriften.
— Röm. T. (Cagnat, Cours d'ipigr, lat.3
1898 S. 334 ff.) sind ganz gewöhnlich: die
geprägten bronzenen T-, meist aus dem
I. Jh. n. C. stammend, sind gesammelt von
Cohen, U6d. imp. VIII S. 246 ff. und Ann.
soc. num. XIII S, 69«., XVI S. 127. 171.
237; einige beziehen sich auf Brett- u.a.
Spiele (Rev, num. 1913 S. 46/S3, z* T. mit
TEST— TESTON
687
Inschriften wie »mora«, Abb. 84, » qui ludit
arram, dct quodsatis sit«), oder auf Gotrci-
dcvcrtcilungcn (Rostowzcw, Kilo ßoihcft
III S. 10 ff. ; diese haben auf der Vs. den Kai-
scrkopf und a. d. Rs. eine Zalil, zuweilen
mit A davor, das man für as — Willers,
Kupferprägung S. 107 — , bei Auffassung
als Spielmarken aber für adversarius er-
klärt hat, Rev. num. 1913 S. 4f)/53 "^»t Liste
der über A. XVI hinausgehcndou Zahlen) ;
•andere sind vieUeicht üorddhnarken (s.
unter Spintriae). -- Hos, gut bekannt sind
durch die Arbeiten von Rostowzcw (insbcs.
T. urbis Romac plumb« »ylloge, St* Pet.
1903 mit Tafelband; UHm. BleiUrsserae,
Klio Beiheft III igo5, 2 'laf.; und (^at. des
plombs, 8. o.) die gegossenen ri'mu Hlei-T.
meist des i. u. 2. Jh. n. C.hn, Abb. «5, deren
Hauptbedeutung darin besteht, daß si« pri-
vater Ersatz der von der Regierung in nicht
genügender Menge gelieferten kleinsten
Münzstufen waren; daher steht meist als
Aufschrift nur der Name eines Privaten,
etwa de» patronu», der sie durch »ein Per-
sonal, aber auch des Kaufmanns, (fHHt-
wirLs usw., der sie als Wer.hsi*lgdrl veraus-
gabte, beide unter spilteror Einlösung
größerer Mengen gegen Mün^e, wie wir
das 19XH/23 auch gehabt halu*n; vgl schon
Polyän in u>, I. Als Innionderc CJruppen
dieser röm. Hlei-T. lassen nich chirch Typus
und Inschrift tue Thciter-T., die Vertd-
lungs-T, «ler iuvenes (einer den att. Kpheben
älmliche Institution) und der colkgia,
Schiffahrt snuvrken, i^ntrittsmarken »u iiä-
<lern unri HchauKpielen, (laHthauitnurkitxi
[ad marte{m), ad nuee(m)j^ wohl unftcreu
Biermarken iUmiich,hi'rauKstmdern. - End*
lieh sind beinctrne T. atm rtoi. Zeit er-
halten (Katalog; Rev. arch. XUI 1889
S. 225, 369» XIV iHt}0 S.fi4. 24Jf Rom.
Mitt. XI S. 227 Über «lic t. lunoria«). Die
interewianteste hat »pr^uidium« dngravbrt
(Z. f. N. jK S. 73)» dm eine EmpfasiXKmiirkf%
andere beziisht^n %k\i auf dasi Fiugerrechnen
(Ann. »oc. num. VUI ». 3J3/2$8 Taf. ÜI),
andt^re hat man ui% Tlt«ater« und al» Spiel*
marken rrklilrt
Über die nicht müosfthnl. Spieliitetne
(calculi» «. d*» von SpidmarkcNn »charf xu
treimon) ». K* IL Xllf S. 2016/9; über die
auch mmi nicht miinvätml. Stimmtitrinü
s* untor Caltiulus; ük beincrntA Stäbeben
mit Konauldatcn und spect(avit) u. dgl.,
früher als t. gladiatoriac bezeichnet, haben
sich als »Fahnen« an Geldsäcken entpuppt,
s. Ilcrzoj;, T. nunimulariac, Gicücn lyiQ,
dazu R, IC. 11 A S. 2377/8; die t. hospitalcs,
(1. h. entzwei jjebrochene Münzen u, dj;!.,
an deren Zusanunenfüguni:^ sich (lastfrcunde
usw. noch nach Jahrzehnten erkannten
(Traitö I S. 715/7), mögen sich zwar unter
den Halbierten Münzen (s. d.) verberj^en,
stellen aber bestenfalls einen kleinen Bruch-
teil von ihnen dar; Clrunilsteinmarken sind
die früher soj^. KKaj^ia (s. d.) mit ein{;elegten
Inschriften. Vj*l. auch unter Cllas. - -
R. K. niA unter Symbolon; Traitö I
S. 6^6/720; Bernhart, Handbuch S. 29/30.
-'- Byzantin. T.: B. M. C Byz, S. 632 (mit
TcoA.tTU'iv), • Auch röm, Münzen kommen
durch Kinkratzcn einer Zahl auf (he ^c
Kliittcte R8. in T. verwandelt vor. R.
Test «. unter Blicksilber*
Teston. Die seit der Mitte des 15. Jh.a
Ucpr4ij*;tcn italienischen Textoni (s. tL)
wurden sehr bald dtirch den Handel von
Mailand und Suvoyen her nach Südfrank*
reich Reführt. AI« Herr von Asti, Mailand
und Uenua münzte Ltidwif«; X\l m dort
und nach deren Verlust, weil der Handel
Hio nicht (tntbehren wollte, in Krankreich:
CS war die erste franzeisischc Münze mit
der UünUf den Königs; atif tler Rk. trtii{
»iti den LiliünsichiUL Der Te»ton tuul der
hall>c K*Uten . ro und 5 koIh und wurden
fortdauernd! in groUen Men$(en tinter
Ludwig XIL^ Vtiknz 1. und Ikinrich 11.
geprägt, hU ümc Hauptirtanxe IS7Ö von
dem Frank (t». d.) abgolfiait wunio. Dor
1\ galt !54i 10 Sob 8 Denior», 1543
11 SoUf wo{; zuerot <),555K und hielt
9,003 K, Aoit 1541 8,584 fi Silben Unter
Franst I. wurckn auch 4- und 3 -fache
Testons al» din entcn franxdsiKchea Tater-
«tüek<» K<^e,hlai;<m. -^ In Lothrin^ßn war
mi HwjM)« Anton (I50»--I544) der T.
«u 8 Gro» das Rückgrat des Goldwcncmii»
er trug auf <kr Viu dif Bttnte de« Hcn&ogH,
auf der K«. dm Landdutchild, wog zmrHt
9i65g und kMt 8,85 g Silber« seit 1576
9,46 g mit 7^39 g Stiber, wurde 1576 auf
12 Croi odi»r x Franc» ilSao auf 16 Gro»,
1700 auf I Uvro wc 3 Francs 4 Gros ertiöht.
— Hoffimmiii Taf. 44'^59 und 80; U*
vawiun S* 31 ff.» 333 fr.; A. Woihmann^
688
TESTONE— TETRARCH
D. merkantilistische Währungspolitik Her-
zog Leopolds V. Lothringen, Leipzig 1910,
S. 3, 4, 15. S.
Testone (von testa = Kopf). Die erste
italienische Münze mit dem Bilde eines
Fürsten war die venetianisclie Lira Tron
(s. d.) von 1472. Dieses Beispiel ahmte
der Herzog von Mailand Galeazzo Maria
Sforza in seinem seit 1474 geschlagenen
Testone nach, dem i^/a-fachen der Lira
mit 9,65 g Gewicht und 9,28 g Silber-
gehalt, welche Münze nicht nur durch
ihre Schönheit, sondern auch durch ihre
Zuverlässigkeit infolge des in jener Zeit
seltenen Verzichts auf jeden Schlagschatz
(absque uUo camerae nostrae emolumento)
sich auszeichnete. Den T. prägten dann
die meisten italienischen Machthaber, nicht
zuletzt die Päpste, und so entstanden
jene für alle Zeiten vorbildlichen Münz-
bildnisse der Renaissance mit ihren un-
endlich reichen und wechselnden Kehr-
seiten (Abb. 280). Auch wurden mehrfache
Testoni, medaglie genannt, geschlagen, wie
die 3- und 2 -fachen des Galeazzo Maria
Sforza und die 4-fachen des Herzogs Fili-
bert IL von Savoyen (+ 1504). Die Testoni
wurden durch den Handel bald in die
Nachbarländer geführt und dort nach-
geahmt, so in Portugal als Tostao (s. d*), in
Frankreich als Teston (s. d.), in der Schweiz
und in Süddeutschland als Dicken (s. d.), in
Schottland als Testoon (s. d.). Durch
die Prägung der gröfieien Gold- und
Silbermünzen unter Kaiser Karl V. verlor
der T. seinen Charakter als Hauptwährungs-
münze; an seine Stelle trat unter Philipp H.
in Mailand die Lira zu 5,7 g Gewicht mit
5,46 g Silbergehalt (s. Lira). — Gnecchi,
Mailand, S. XLV und 134, Taf. 28, S; Me-
nadier, Schausammlung, S. 3i6f. S.
Testoon, schottische, 1553 — IS62 ge-
prägte Silbermünze mit verschiedenem
Gepräge. Sie galt 4 Schilling schottisch,
wog zuerst 5,09 g mit 4,66 g Feingewicht,
zuletzt 6,12 g mit 5,61 g Feingewicht, doch
wogen die T. von 1555 7,63 g mit 5,72 g
Feingew, — Grueber, S. 184—188. S-
Testudo, lat, eigtl. die Schildkröte, dann
ihr Schild, dann das aus ihm als dem
Hauptteil gefertigte Saiteninstrument; s.
unteij Lreier. R.
TWwteniorioiiigricch.TeTap'njfidpiov, auch
abgekürzt auf Tartcmorion = Taptr^ixopiov,.
eigtl. = der vierte Teil, z. B. eines Talents,,
einer Mine, bes. aber als M. ^4 des Obolos,
in Athen also = 2 Chalkoi (s. d.; PoUux IX
65). Im M. -Bestände von Athen (4. Jh.)
leicht erkennbar an der einen Mondsichel
als Rs.-Bild (s. unter Obolos). Ferner mit
TE abgekürzt auf MM. von Metapont,
durch Monogramm von T und E auf
JR'M. von Kolophon, mit T in Inschriften
von Delos und auf M-M, von Aigina^
Sikyon, Elis, Argos, Tegea und auf den
unter Tritetartemorion genannten Bei-
spielen, wo drei solcher T ein Tritetarte-
morion bezeichnen. Auch das ^/% T., He-
mitetartemorion genannt (s. d.), kommt
vor. — Trait6 I S. 434/S- R-
Tetarteron^ byz, Goldstück, wohl V4 d^**
Solidus (Nomisma), von Nikephoros Phokas,
963/9 n. C, geschaffen, d. h. wohl durch
Devalvierung älterer Trientcn. — N. Z, 44
S, 194/200. R.
Tetrachalkon, Wertaufschrift auf kaiser-
zeitl. Bronze-M. von Chios, vielleicht =«
Va Obol =5 V4 Assarion, s. d. und unter
Chalkus. R.
Tetrachmon s. Tetradrachmon.
Tetradrachmoni griech.xsTpd^paxfxov, auch
kürzer TSTpoj^jxov, Vierdrachmenstück, das
übliche Groß-iR-stück im att. und phönik.-
rhod. Münzfuße, etwa 14 — i? g schwer, also
unserem Taler vei^leichbar, dagegen im pers.
und äginäischen Fuße niclit vox kommend.
— Die Wertaufschrift T. kommt nur auf
einer unbestimmten Bronzemünzc (von d*
Küste d. Adria) mit Pferd, Rs. männl. Kopf
vor, Journ. int. XI S. 243. R.
Tetranomony gricch. xeipaVoiJLov « vier-
facher Nomos (s. d.), erscheint in einer
Inschrift von Delos um i8o v. C. in der
Mehrzahl neben irny^a und Vfijjioi; ge-
meint ist mit dem Nomoa hier der röm.
Sesterz, mit dem T. also der Denar. —
Klio VI S. S043. R,
Tetrarchy griech, T«tpap);TjC, »Viorfürst*,
hexfit der Herrscher über die Gcsamthoit
oder Über einen der Teile eines in 4 Teile
geteilten Landes; so die T. auf M. von Chal-
kis am Libanon im l. Jh, v* C> z. T. mit
Zufügung des Hohenpriestertitels, forner
die Idumäerfürsten Herodes Antipaa und
Herodes Philippo» IL — Head, H, N.*
S, 783/4» 8o8- R.
TETRARCHIE— THEATERWESEN
689
Tetrarchie, die von Dioclctianus i. J. 293
n. C. begründete Rcgicrungsform des römi-
schen Reiches, indem zwei Oberkaiser
(Augusti), der eine den Westen (Occidcns),
der andere den Osten ((Oriens) regieren, cltTcn
jeder einen IJnterkaisor (Oiiosar) zur Seile
hat; gemeinsame Angelegenheiten werden
gemeinsam behandelt, so daß in den M.-
Stättcn aller Reichsteile mit dem Bildnisse
jedes der 4 Herrscher geprägt werden soll»
Beim Rücktritt der beiden ersten Ober»
kaiser Dioclotianus tnid Maximiamis
305 n. C. bildet sich die zweite T., in den
Kämpfen um die Macht seit Wieder-
auftreten des Maximianiis {306 — 314) geht
das System zugrumle. R.
Tetras, griech, Tetpä«, ital.-sijsil, Rech-
nungsmünÄC, da» Drittel der Litra (s. d.)
umi somit - 4 oti']fxiat (Un^en), dem
röm.-ital. Triens bxw. (juatrunx ent-
sprechend. In Rhegion, Akragas, Hinicra,
Mcnainon» Segcsta, Lipara wir«! der T.
in Bronsse ausgeprägt uncl mit 4 WtTt-
kugeln oder Striclicn, in Mcnainon auch
mit A -'■' 4 bezeichnet, Hoad H. N. »
Vgl. über das »prachlichc^ Bedenken, daß
die Worte Tetra» '^ 4 Unzen, Trias -
3 Unzen, aber HexaH - 2 Uruen bedtnitcn
sollen» R. K, XIII S. 7H5. R*
Tetraskeles» griech. tfitpfltoxtXyJc Vicr-
ftchenkel, Ornament, wohl aus dttm Haken»
kreuz (h. d.) durch WantJUmn der Recht -
winkli({keit in Krümtnnn^en eait^tanden
und wie diestcs ein Sonnennymbol, auf M,
schon auf dnem klcinaM^t. Kl.^Siück
(7. Jh.), hier mit Punkten in den Winkeln,
dann mehrfach in Lykien im 5. jh. v. C.
statt der <lort gleichfall* sehr h:iuf)|;en Tri-
skele« («, d.). — A, J. N. 49 S. 145, 163,
165; Annon, Qr^^k Coin type» IV Taf.
XV XIX. R.
TetnuMr(l)oii hdßt bd Epiktet, Diuji.
4, St 27 <^itu^ tbviu M, 4 Asmc ^^ 1 S<»«it«rx,
also die iihl sog. GroiSbroiixe.
Tctroboi» «rioch. tttf<fcj»^'#v, das Vier-
oboiensiück, Haltet von d<»n SchriftsMl^rn
und in Papyri erw^mt, *^ Vt <lw Drachme
(7< des Toiradmt:hmons)» erscheint, normal
etwa 3,9 g ftcbwt^» »*^ o^sa JtJt in d<$r att.
i<t-PräKun{{ des 4* Jh* mit swoi Eulen
auf der Hk (wie PoIIux IX 63 richtig s»/nt,
nur daß er der Vs. irrig den Sieuskopf statt
des Athenakofifes K^^t) und auch som^i»
bes. dann, wenn der S tater (als Didrach-
mon) statt in zwei Drachmen gchälftct,
gedrittelt wurde, wie es 2. D. in Korinth
und in Mende der Fall war, wo diese
Orittelstatcrcn dann geradezu Drachmen
hießen (Z. f. N. 34 S. Ii), dann auch im
phönik. -rhod. und pcrs. Fuüc, da|rcj:;en nicht
im ägin. Fuße. — Traite I S. 422. R.
Teuerungsmedaillen sind die Med., die auf
Miüwachs, Teuerung, Hungersnot, Heu-
schreckenplage u. dgl. hergestellt sind,
oft mit dem Kornjuden (s. d.) oder einem
Preistarif auf der Rs., oft der Form nach
Volk«med., s. d. - - Pfeificr und Ruland,
Pestilontia in nummis S. 1—72, R.
Thadd8us, St, Apostel, kommt n. M.
nicht von Su,
Thala$sa s. m^ter Moergöttor.
Thanatos» griech. Oavaroc der Tod
(«. <!.), wir<l auf griccii. M. durch einen müdo
stehenden, <lic Fackel seinkenden oder
schlafend neben d«»r Fackel gtslagerten
KroK dargestellt (musisch -thrak. M*, kio-
dikeia Phryg.). Z, f. N. VHI 8.^5/7;
K. E. VI S. 50«/i).
Aus aberghlwbischcr Scheu vor dem
Wort Hav«t'#« wird in der griech. Zahlen-
reihe oft die Neun «tatt durch W durch
A\tHHchrcibung (L f?NATOY, Alexsuidrwa)
oder unter Ci;Uhcnus durch N . novem
«tJerf./i.' 5 I 4 »"«IAH l | 8 (L HA
auch Ani Alexandrinern) uusügedrückt. * -•
Herl. M. ni 1911 S. 25- K.
Thea> griech. »c« (Jmtin, vgl. Theo», R.
Thtattr k. unter Spiele; vgh Athleten,
CireuHf Kontorniaten, K.
Tiietterfiiarkea,d. h. Eintr!itMkurt«n zum
Theater, bentanden im Altertum aus Bronxa
{athcni»che Th., 4. und 3, Jh. v. C, mit
iCuhlbuchtttaben auf dor K»., der auf die
Abteilungen den Dionysostheatorit bexogen
wird: Journ. int, I S. 37), Terrakotta (Th.
auft Mftittineia, mit ein{{erit9(ten Pcmonon*
namt'n und auf der K«. Zablbuchittaben:
Journ, Int. HI S. 197), lilei (r5m., auf
SthauittdlunKen beatkgltch« Bleimarken t
Ko»tow»nv, R(»m* Bldtcwierae 1905 8.43/58)
wiler Brift, woröb^MT ». unter Tciwerae. - -
Moderne Th. nimt z. B» au» Stadt ßraun-
«eliwdg bekannt K.
rhimUximm H M. tmd fllel Die auf
Vorführungofi im weitesten Sinne, alno
Spie), und Tans^ Dühne und Muxik, Turnen
44
690
THELER— THISTLE CROWN
und Sport bezüglichen antiken M. s. unter
Spiele. — Von neueren Med. kommen außer
den unter Musica in nummis genannten
in Betracht Med. auf dramat. Dichter,
Schauspieler, Theater-Ausstellungen und
-bauten. — CoUection Th6atrale de Jules
Sambon, Paris, April 191 1, nr. S91 ff.,
1503 ff. R.
Theler s. unter Judenpfennige.
TheologoSy griech. 026X0705 = Gottes-
kundiger, Ehrentitel eines Strategen auf
M. von Pergamon. — Münsterberg, Be-
amtennamen S. 71. R.
Theos, »e6; (lat. deus, s. d.) = Gott, Gott-
heit, weibl. Thea, ftsd, stehtauf M. zunächst
bei Göttemamen, so Oeä 'Aatspia, Sopfa, &.
ritaiSijtTQ (Kibyra), ^-Pc&jjltj, Ö.SuvxkyjTocusw.,
&io? "A (ificüv, tiaoü 'AficpÄi/oü (Mallos), &.
fie^dXoü, tt. Mijvbc daüXo(ü), Heb? SüvxXtjtoc
usw., auch im Plural: Öeoiv Ka^aipoiv in
SyroSj öeol ilüpia? in Hieropolis Kyrrh.,
dann bei Sterblichen, die dadurch den
Göttern geglichen werden, so als Beina-
men der Könige Antiochos II. (doch nie
so auf M.), Antiochos IV., Demetrios
IL und III., Euthydemos von Baktrien
(aber erst auf den von seinen Nachfolgern
restituierten M.) und armenischer sowie
parthischer Könige; bei den Ptolemäem
deof für Ptol. LundBerenike und fteol 'ASsXcpoi
für Ptol. II. und seine Schwestergemahlin
(Z. f. N. 34 S. 83), vgl. Abb. 52; »ea bei der
syrischen und ft. vecoTspa bei der ägypt.
Kleopatra (VII.), »sa OipavCa bei der Par-
therkönigin Musa. — Für den röm. Kaiser
entspricht &, dem lat. divus (s, d.), doch
wird es auf griech. M. auch wohl schon bei
Lebzeiten auf den Kaiser usw. angewandt,
z.B. Hsä Aißta; für Private: ösocpdvr,? ftetJ?
(Mytilene), 'Avtfvooc ftsoc oft, ftseo Mapfvu>
(der Vater des Kaisers Philippus, in Phi-
lippopolis Arab.); für den Christengott in
Formeln der byz. M. wie Iv ftsrü, ix 8eou, fteou
XaptTo? usw. — Head, H. N.« S. 914;
B. M. C. Byz. S. 672/6. R.
Theos megaSy griech. Osi? pii-^ac = der
Große Gott, Bezeichnung zahlreicher griech,
Götter, vgl, Bruno Müller, MiT«? tteic, Hall
Diss. 1913, insbes. eines dem Serapis (s. d.)
nahestehenden in Odessos. R.
Theoxenion, Göttermahl, s. unter Opfer-
uad vgl. Abb. 99. R.
TbSpi T^, allgemeine Bezeichnung für
britisch -ostindische Münzen bei den Laos.
— Temple, lA 27, 17. V.
Theseus, bekanntester Held Athens und
hier dieselbe Rolle wie sonst Herakles
spielend, kommt auf dessen M. der Kaiser-
zeit vor, als Brustbild mit Keule, auch
steh., dann den Stein aufhebend, unter den
sein Vater sein Schwert gelegt hat (diese
Szene auch auf M. von Troizen, wo sie
spielte), den marathonischen Stier vor sich
hertreibend und dem Könige zuführend,
den Minotauros bekämpfend. Auch in
Knossos und Nikaia erscheint sein Kopf
oder sein Standbild, in N. mit Beischrift
(©HC€A). R.
nietis s. unter Nereiden.
Thethri» georgische Silbermünze; s. Ab-
bäsT, Kirmaneul.
ThiasoSy griech. Ofaco« = der Fest-
schwarm, insbes. das lärmende Gefolge des
Dionysos, zu dem außer ihm selbst Bak-
chantinnen (Mainaden), Kentauren, Eroten,
Pan, Satyrn, Silene usw. gehören; zuweilen
ist der Th. auch um Demeter geschart;
dargestellt z. B. auf röm. Medaillonen des
Hadrianus, Pius, M. Aurelius und solchen
von Perinth (Abb. 98), Germe, Kyzikos,
Kontorniaten usw. Abb. z. B. Joum, int.
XI Taf. IX und XL R.
Thibrondon nomlsmay griech. Oißpc&vsiov
vofitcTfjia, war nach Photios s. v. von einem
gewissen Thibron geprägt und wird bei
PoUux III 86 unter dem Gelde (apy^piov)
von schlechtem Korn aufgezählt (also
legiertes Metall oder subärat); Th. wird
der spartan. Harmost sein, der Gegner dos
Tissaphernes i. J. 400/399; die M- selbst
nicht nachzuweisen. — Z» f. N. 21 S. 66/73;
N. Z. 35 S. 44; Traiti I S. 474/9, 11 2
S. 1095/98 (den dort unter dem angebl.
Th. n. aufgeführten AT-Stater von Ephesos
im Kat. Fürst Windischgrätz Taf. I 1597
habe ich gesehen: plumpe Fälschung).
R.
Thirteener, irischer Name des englischen
Schillings, da er 13 pence des irischen
Kupfergeldes galt. S.
Thlstle Crown, eine englische und achotti-
sche Goldmünze Jakobs L, die auf der Vs.
eine gekrönte Rose zwischen I-R^ auf
der Rs. eine gekrönte Distel zwischen I-R
zeigt, 1604— x6i8 geprägt wurde, 2,03 g
"^ofe i>85g <3old hidt und 4 Schilling
THISTLE DOLLAR— THYRSOS
691
englisch oder 2 Pfund 8 Schilling schottisch
galt. — Grucber, S. 99, lor, 196, 198. S.
Thistle Dollar oder Double Merk war
eine mit ihrer Hälfte 1578 bis 1580 ge-
schlagene schottische Silbormünze zu 26
Schilling 8 pence schottisch mit dem
schottischen Schilde auf der Vs., der
Distel auf der Rs. Sic wog 22,25 g und
hielt 20,39 ^ Silber (s. auch Thistle Merk).
. Grucber, S. 193. S.
Thistle Merki eine mit Halben, Vierteln
und Achteln 1601 iöü4 gesclilagene schot-
tische Silbennünz^e zu 13 Schilling 4 pcnce
schottisch von 6,8039 g Gewicht und
6,337 g Silbcrgehalt, die auf der Vs. den
schottischen Schild, auf der Rs. die Distal
zeigte (Abb. 317) (s. auch Thistle Dollar und
Thistle Noble), - Grucber, S. 195. S.
Thistle NoblCy sohottische (»oldmilnzc
Jakobs VI. von IS*^H vom Typ des eng-
lischen Roscnobel (s. ti.) mit einer Üistc! in
der Mitte der R«,, mit 7,63 g Gewicht und
7,5 g GoUlgehalt. — Grud>cr, S. 191 f.
S.
ThomaSy St^ Apontcl, hat al» Attribut
ein Winkelmaß; er kommt siuf M. ti. ii. in
Parma, in Urbino u. in Portugal vor;
K. St. Thom6. Su.
Tliomftsdor i^^.. St. TIxomd («. d.).
St Thomt^ portugicHiftcit^ostindisichü, Hcit
1545 in <Mm und i)tti K^Kchlagcne üold-
mUnzc mit dem portuKicatiHchcn Schilde
auf der Vh., dem ittehcmitsn h. Thomas
«wi»c!ien S • T auf der R»., sdt 1730
mit Krcu^-Schild. Si« galten im 17. Jh.
4 Rupien, wof{eA zu^»t 9,4SK» hielten
8,07 g Gold« fielen im 18. Jtu auf 4«75 R
(fcwicht mit 4,35 1; Goklgehalt und galten
acitdom t% XoruftAM (h, d.) oder 6 Rupien.
Auch wurden Stücke tu 8, 4 und a Xcraßns
ge»chlage>n. Ihr Gepräge war wie dasi aller
portugi«f(i)ich*mdi»chen Münaon äußerst
roh» erst im 19« Jh. wurde es damit bemer.
Als im Jahre {871 das D^lmalii/stem
eingeführt wurde, erhielt der 3t. Thomtf
I3»5 g Gewicht und eine Geltung von
10 Rupien. -^ Aragfio HL S.
TbreeburtMi^fl» eiHtliscbe Silbermänse
£lisabethSy die im Geprl^[o gana den
Sixpence entspricht (s. d.). Die SIic»!
Threepenee und Threefarthing^ trugen das
Bmstbiid der Königin von der linken
Seite und hinter ibm eine Rose^ auf wdches
Bild Shakespeare in seinem König Johann
(I, i) anspielt, in dem er den Bastard
Kaulconbridge sagen läßt:
my face so thin,
Thal in minc car I durst not stick a rose,
Lest mcn should say &look, whcrc three
farthings gocs«. S.
Thrymsa (Thrumsis) ist eine angel-
sächsische Hczcichnung für Tremissis oder
Triens (s. d.). • Ciruoi>cr S. IX. Su.
Thüringer Groschen sind Meißner Gr,,
die seit 1393 von K\irfürst Friedrich I. (f
1426) als »Neue« Gr. und von Landgraf Bal-
thasar (t 1406) geprägt wurden u. ihren
Namen hatten nach dem Holm von Thürin-
gen mit der Krone un<i auf demselben als
Kleinod »wet liüflelhürner mit je 8 belaub-
ten Stäbchen; dieser Helm befindet sich auf
der Rs. «tatt de« Meißner I.^wen, Ks wtirden
von ihnen 74^/4, 81 V^» 9oStürk au« <ler 9- \u
la-Iöttgen Mark geprägt. Ihr Wert war
gleich la Heller. - Schinkowski, Geld- u.
Mdn^wcsen Saehsens S«44 nr. 15 u. 16.
Su.
Thygtter, griech. ȟYatijp Tochter;
ßa9tXi<o« A»ix<>fA^|&^*u ly. heiSt die bithyn. Kö-
nigin OrodatttH auf /bl von IVunias am
Moere, Klio X S. 283. • H. wS ii^^oo,
an;üog zn M; (9. d.} m Si^ifAOO, heißt eine
da» Amt de» Stophanephoroit (m. d.) beklei-
dende Dame auf dner M. v.Smyrnu. Mün*
Rterbeii;, Heamtcnnaman, B. 105, K.
niymtatftrion» griech. ftujjktaTiJptoy - da«
KänclitirKrfiiß, uns lun oder Metali, bt^*
Htehrnd atm Fuß, Schaft, mm%t mehrfach
eingekehlt» und der Platte oder dem
uüetvm oder s{o»chlo««anon Ciefäß stur
Aufniüime dt$r Kjiuchemtoffe. Doi ältente
Th* auf M. isit ein Bds. in Kroton im
5. Jh. V, C (Hill, Sicily, Tftf. IV p); vom
4. Jh. ttb enurheint e» ds Bei«, oder neben
der opfernden Ct<»»Ult» bes. ipätcr der Heta^v
Jielt<$a al» alleinige» M.-Bild* -^-^ Wigand»
Tbymiateria, Uonner Jahrb. raa S. t/97»
inttbe«. 8*52/54. R.
T^ynai» griech, Uaw, der Stab dee
Dionydio« und »ein«r Begleiter; umprüng-
lieh eine einfache Staude des Stecken-
krautee fy^rfi^ oder Efeu* oder Wein-
lanke, dlmn atn Stab mit Blätterknauf
oben; di»r KUiaaf verwandelt «ich dann in
rein fonpal^r Umbildung in einen Pinien«
44*
692
TIARA— TIERCELIN
zapfen. So erscheint der Th. auf M.
hellenist. u. röm. Zeit, meist mit Tänien
geschmückt, auch an eine Cista (oder
Altar, C. Vib. Varus) gelehnt, vom Panther
getragen (T. Carisius), als alleiniges M.-
Bild 2. B. pontisch-paphlagonischer Städte
wie Amisos, Kabera, Laodikeia, Amastris,
Sinope, später auch ihrer zwei gekreuzt,
ferner als Attribut des Dionysos, der
Mainaden usw. — v. Papen, Der Thyrsos,
Bonner Diss. 1905; Anson, Greek coin types
IV Taf. XIX. R.
Tiara, orientalische Kopfbedeckung, eine
hohe Mütze aus Tuch, auch wohl Leder
oder Metall, ohne Krempe, die, zur Landes-
tracht gehörig, mit dem Diadem um-
wunden das Abzeichen der Könige der
Perser, hier auch Kidaris genannt (wie
auch die Kopfbedeckung des jüd. Hohe-
priesters heißt), Kappadokier und Armenier
auf deren M. ist (z. B. Tigranes L, Abb. 55,
Artavazdes III., kappadok., armen., kom-
magen. Dynasten, Ariarathes VI., die
frühen parth. Könige, Abb. 57). Sie läuft
oben bald spitz zu, bald verjüngt sie sich
nur ein wenig und ist oben platt und mit
Zacken oder Strahlen verziert, meist mit
großen Laschen versehen zum Schutze des
Nackens und der Wangen. Nur der König
durfte sie aufrechtstehend tragen; auf den
Satrapenköpfen der M. (Tissaphernes, M,
von MaUos, Tarsos usw.; wegen Pharna-
bazos, Abb. 38, s. unter Mitra; auch
der »Magier« auf M. von Hierakome trägt
sie) ist sie daher nach vom zusammen-
gefaltet oder eingeknickt, also ähnlich der
»phryg. Mütze« (s. d.). Darstellung der
armen. T. auf Denar des Antonius und des
Augustus. — R. E. XI S. 378; Imhoof,
Lyd. Stadtm. S. lO; Val. Müller, Der
Polos S. 101/02; NeufiEer, Das Kostüm
Alex. d. Gr., Gießen 1929 S. 33 f. R.
Die päpstliche Tiara ist ursprünglich
lediglich eine helmartige, aus weißem Stoff
gemachte Mütze. Zu ihr trat später, auf
keinem Fall vor dem 9. Jh., sicher aber
schon zu Beginn des 12. Jh.s ein Kronreifen.
Unter Papst Bonifaz VIII. (1294— 1303)
wurde die Tiara mit 2 Kronen versehen,
1315/16 mit 3 Kjonreifen. Diese Kopf-
bedeckung war nur dem Papst eigen-
tümlich und hieß im Mittelalter regnum
oder Corona, später triregnum. — Braun,
Liturg. Gewandung S. 429, 498. Su.
Tibi soli, savoyischer Name der vene-
tianischen halben Lira oder des Marcello
(s. d.) von der Aufschrift: Tibi soli gloria. —
Papadopoli, II, Taf. 19, Nr. 2. S.
Tiegel sind die Gefäße, in denen die
legierten Münzmetalle geschmolzen werden.
Sie wurden früher aus reinem Ton mit
Kalk und Bierhefe geformt und dann
gebrannt, meist bestanden sie aber aus
Ipser oder Passauer Graphit und Ton.
Die besonders in Frankreich, dann aber
auch in Deutschland benutzten schmiede-
eisernen Tiegel, in denen bis 22 Zentner
Metall geschmolzen werden konnten, sind
bald von den billigeren Graphittiegeln ver-
drängt worden, die bis 80 und mehr
Schmelzungen aushalten können. —
Schlösser, S. 113. S.
TiegelpTobe (Granalienprobe) ist die
Probierung einer aus dem Schmelztiegel
kurz vor dessen Entleerung vom Wardein
geschöpften kleinen Menge flüssigen Münz-
metalls. Das flüssige Quantum wird in
einen halb mit Wasser gefüllten kupfernen
Löffel unter Bewegung des Wassers mit
einer Reisigrute gegossen. Hierdurch
sondert sich das Metall in sehr kleine
runde Kömer, die Granalien, von denen
ein bestimmtes Gewicht zum Probieren
gegeben wird. Je nach dem Ausfall der
Probe kann der Masse Edelmetall oder
Kupfer nachgesetzt werden, um den Mün-
zen die gesetzliche Feinheit zu sichern.
Die zweite Probe ist die Stockprobe (s.
diese und auch Vorbeschickung und Nach*
beschickung). — Flörke, 8, 703. S.
Tlent]e s. Zehnguldenstück holländisch.
TierceK» Tiercdle, Tiercelin, ist eine
Bezeichnung für ein Drittclstück; so gibt
es einen Tierccl^ in Henn^u i. J, 1356^
170 Stück auf die 6 d, feine Mark v. Troyes^
also I Stück von 1,439 g Rauhgew. u.
0,72 g Feingew., Wert gleich 6 d. t, oder
V3 Groschen oder Sterling. -— Chalons,
Hennegau, Suppl I S, XXX. ~ Eine
Münze Wilhelms IIL v. Henn^au (X356
— 1389) bezeichnet sich als »moneta tcr-
cialis« (Chalons, Henn^au S. 83 nr. ni)«
— S. auch Bugne u. Tiercelin. Su.
Tiercelin wird urkundl* 1387 eine Münze
WUheInxs IIL v. Hcmw^u (1356--89)»
TIERKREIS— TIKAL
693
V^ Plaisans
die in Valcncicnncs gleich
(s. d.) — 5 den. s^priigt werden sollte,
genannt; vgl. Tierccle. - Chalons, Hcnnc-
gau S. 76, Su.
Tierkreis s. Zodiacus.
Tlkal^ wahrscheinlich aus hind. Taka,
sanskr. Tankaka, gestempelte Silberniünze,
Einheit des Gewichts- und iMün/.systenis
von Siam und Binna, heißt in Siani Bat
(sanskr. Pada ••"■ «Aj <l. li- V4 Tael), in
Birma Kyat und wiegt i$,2zy^ g.
Der T. - 5 k/jo Kati ((*hang, Xang) -
2 Songsalung {z Sahmg) • 4 Salung
(Salyn, Sling, Mayom) ^^-^ 8 Kuang, Kyan
(wird von Kanain abgeleitet) ■ : 16 Song-
phai (2 Phai) oder Sik Khrüng, Sik (cig.
Hälfte, d.h. V» Kuang) 32 Phai (aus
Pai«a), STo, Sieu (eig. V4) " ^4 Ati (aus
pall Attha ^ 8, >/» Kuang) 128 Solot, Lot
(aus pali S<)la.sa 16) vm 50 Kaurinnischehi.
- Die von 1350 -i^eic) verfertigtoa MünÄcn
von Siam (PMiot <iruuig, Khot düang) «ind
schädelförmig wie die Takttronuucl (Muhyii)
der buddhi.stist^luMt Privster (Abb. 447). Hie
wurden aus gegossenen und ssusanmiengcbO'*
genen Silberluirren hergestdlt, luibcn 5u der
Mitte eine Vertiefung \n\i\ tragen in der
Regel 2 Stempel (Kra), von denen der olwre
(Rad oder Stern) den Stempel der Münss-
Stätte, der untere das Kcgienmgssynibol
darstellt. Die kleineren Werte haben oft
nur einen Stempel, die großen manchmal
sogar 6< Bekannt sind Münxen aller oben
angegebenen Werte btti auf den klein-
sten, außerdem Mttn*/.<;n acu 2, 4 (l*«un«
lung, Tael), 5, 10, 20, 40 und 80 Tikal
(Catty, Chang). Dies größten sind 63 mm
groß und etwa 1313 g sehwer. 4(X)oT. bilden
I Hab oder l'ikut (Keehnungiieinheit), In
Gold wurden Mün»«tt im Werte von 1, 3,
4» 8 tmd lä T. hcrgestdit, dio ihrem Ge-
wichte naeh golden« S7k, Kttang, Salung,
Songitalung und Tik;4l darstdtcm. Eine
unter Külnig Mongkut (1851-^) ausKe-
gebcna ovalem Goldmünxc wiegt 33,ai g
(iV« T.), IHo mmm bokanntün OoUi-
stücke (Gitwidit ^^ f Fuang) gehdron dem
a. Viertel des 19, Jh.« an» Uleselbon Nümen
von Bat bin Fuang dienen auch zur Be*
ceiohminK ^^^ Rupie, dor 8» 4 und a Anna-
mün^on* Dio 1 Annu^Münxo hdOt Sambia
(«ig. 3 Kauri, doch wird auch Bta für
KttpfermüAxctn gebraucht).
Im J. 1861 wurde die flache runde (an-
fanjTs in Birmingham jrcprägtc) Münze
(Rien) in Siam eingeführt. Die Pliot-düang-
Münzon kursierten aber noch längere Zeit
daneben und wurden erst 1904 endgültig
aus dem Verkehr gezogen. Hei besonders
feierlichen Ciolegenheiten (z. H. Uegräbnis-
zeremonien) wurden sogar solche Münzen
neu hergestellt, die allerdings nicht für
den Verkehr bestimmt, waren, zuletzt 1880.
An flachen Münzen wurden 18O1 zu-
nächst Silhermünzen geprJigt, 1H62 kamen
Kupfermünzen, 1 803 (»oldmünzen dazu.
Vs. die königliche Krone zwischen 2 Schir-
men, Rs. Klefant. Au.sgebraclit wurden in
Silber Münzen im Werte von 2 bis «/16 T.,
in Kupfer »/* (^^ "^"0 ^*"<1 'A ^ui^-ng, in
Zink Att (2Q nun) und Solot. In (lohl wur-
<lcn zunikchst 3 Münzen vom gleichen
Typ*»** K**P'''^^I^^' *^**' ilif*-"^ Werte nach 8,
4 untl 2»/» T. entsprachen: der Tliong Thot
(Dos), »5/,a T. (6,61 g), der Thong Phit,
»S/ti« T., untl der Tht^ng Paddruug, 5/^a T.,
ckinn, außoT drei »/« T. -Münzen ( i ,88 ■ 2,00 g)
von abweichenden Typen, 6 Münzen, die
in Gewicht tmd Atisschen mit den Silber-
münzen von 3 «/«*» *!*• vollkomnicn über-
einstimmten, ( f «wicht 30,12 ' o,g4g. Das
1861 geprägte silberne 4 T. -Stück liat die
gleiche Vs., auf der Ks. aiber siamesische
und chtne«ische Inschriften. F^ wiegt
60,46 g.
Auf den von Chulalongkorn (t868 -lyio)
mit londoner Stempeln gepräjttcn Gold-
und Silhermünzen ist auf der Vs, iias Brust-
bild des Königs, auf der Ks. siamesisches
Wappen; am Rande besderseit» siamesische
Inschriften, (ieprilgt wurden Sllbermünssen
im Werte von 1 (15,03 r), «A wmi »/« T. und
Goldmünzen vom Uewtcht eines Fuang,
^94K» «1«^ Werte naeh ^^ 3«/» T. Die in
England st*it 1875 «eprilKten Kupfermünzen
»u Va, t, a u. 4 (ai,9f$) Att tragen auf der
Vs. kgl Monofframm, darüber Krone, auf
der R«. Wertangabe u, Jahr (siam.), die von
1887 an geprügten MüiuBcn zu V^f ^ und %
(1 1 k) Att auf der Vi. Brustbild des Königs,
auf der R», sit;^mde Gestalt* 1898 wurden
Nickelmänven tu 30^ 10, 5, %*f% Sfttan« (100
Satang **« I T.) geprägt V«. dreiköpfiger
Elefant» }* Ii6, Rs. Wertangabe. Gewicht
6f$5~»,Wg* Im J. 1908 wurde die Gold*
wUmuiK eingeführt, mit dem Ooldtikal
694
TILLÄ
von 0,558 g als Einheit, der indessen nie
geprägt wurde. Projektiert -waren in Gold
der Dos (lOT.), 6,20 g schwer, 0,900 fein, in
Silber der T, (15 g, 0,900 fein), 2 und i Sa-
lung(7,5; 3,75 g; 0,800 fein), in Nickel lO
und 5 Satang (3,5 und 2 g), in Bronze l Sa-
tang (5 g). Tatsächlich ausgebracht wurden
nur der silberne T. (i 5,033 g- Vs. Brust-
bild des Königs, Rs. dreiköpfiger Elefant)
und die Nickel- und Bronze-Münzen (mit
rundem Loch. Vs. Rad, Rs. Wertangabe).
Unter Vajiravudh (seit 1910) wurden Sil-
bermünzen zu i, ^[i und 1/4 T., Nickel- und
Bronzemünzen zu 10, 5 und i Satang ge-
prägt. Ihr Typus ist derselbe wie seit 1908
unter Chulalongkorn. — Le May in Journal
of the Siam Society 18, 1924, S. 153— 220;
Schulman, Coli. Bucknill etc., S. 41 ; Haas
in N. Z. 12, S. 458 ff.; JNChBr RAS
1879, S. 35 ff.; H. Wood in AJN 38,
S. 71 ff. ; Schlegel, Intern. Archiv f. Ethnogr.
II 1889, S, 241; Gerini in Riv. Ital. XI
S. 287 — 304; Nas de Tourris, La r^forme
monetaire au Siam, Paris 191 1, S. 50,
99; Numism. 1909 S. 33S; Temple in lA
26, S. 253; 27 S. 1 ff.; Schröder, Annam,
587-
In.Kambodja prägte Angduong (1841
bis 1859) <ii6 sog. Prakpräsat (Turm-
münzen): Vs. Tempel mit 3 Türmen, Rs.
Vogel Hamsa. Bekannt sind Silbermünzen
zu I T. (14—15 g) und I Salung (Chi,
3»4 g) und Kupfermünzen zu i Att (14 mm).
Haas kennt auch Zinnmünzen zu 3 und
V4 T. König Norodom (1860— 1904)
prägte die Prak Mokoht Pra Khan (Tiara -
und heiliges Schwert -Münzen) mit dem
Datum 1860. Vs. Brustbild des Königs,
Rs. Wappen und Wertangabe (franz. und
in Khmerschrift). In Silber: i Bat =
4 Francs (14,5 g), 2 Sling = 2 Francs
(7,5 g), I Sling == I Franc (4,5 g), l Huaung
= 50 Centimes (2 g), i Pai = 25 Cent.
(l»4 g); in Bronze: i Tien = 10 Cent (10 g),
30 Kas == 5 Cent. (5 g). ~ Schröder, An-
nam, S. 632f.; Haas 1. L; H. Wood in
AJN 38, S. 95.
In Birma ist der Kyat (T.) = 4 oder
5 Mät = 8 oder 10 Mü ?= 16 oder 20 Pe »
64 Yweji « 128 Ywö (Rwe, Abrus preca-
toriüs, s. Rati). König Mindon prägte
1&78 in Gold den Shw5 ngä mü zl (5 Mu ==
hslbe Groldmpie, ent$pricht dem halben
Muhr, Vs. mythischer Löwe, Datum 1240,
Rs. Kranz, Ort- und Wertangabe), den
Shwe tamätz! (^4 Goldrupic, Vs. Pfau,
J. 1228), Shwe müzi (2 Goldanna, Vs. Löwe,
J. 12 14), Shwe pezi (i Goldanna, 2 Typen
mit Löwen bzw. Pfau). Ausländische Mün-
zen von derselben Größe wurden auch Ngä-
müzi genannt. Mindons Silbermünzen
haben Vs. Pfau, Rs. Kranz, Wert-, Ort- und
Jahresangabe, 1214 (= 1852, das J. des
Regierungsantrittes): i Kyat (Rupie, bei
den Shan heißt sie Wätäi, Tab!, Byälüng),
Ngämü (d. h. 5 Mu = Va Rupie, bei den
Shan: Songt^g, d.h. 2 T'e, Pitpe, d.h.
8 Pe, Lupaseau, Ashauk), Tamät (i Mät)
oder *Na'mü (2 Mü = 4 Anna, bei den
Shan Yit'e d.h. i TS, Yimät, Sip6),
Tamü (2 Anna, bei den Shan Sonp5 d. h.
2 Pe, Mülüng), Tap6 oder Tabc (i Anna,
bei den Shan Yipe, Songkyap d, h. 2 Kyap»
Sichüp, d.h. 4 Chüp, Penüng, KauywS,
eig. 9 Ywe). Mindons Kupfer-Pice (Pyä
oder Paisän tabyä, Pökch'än taprä, bei den
Shan: Xadu, Sikä, Pyüng, Prong) hat auf
der Vs. Pfau, Rs. J. 1227, oder Vs. Löwe,
Rs. J. 1240. Bleimünzen mit einem Hasen
a. d. Vs. wurden v* König Thibö 1879 im
Werte von */* (Matpyä) und «/s Pico ge-
prägt. Der englisqhe Pie heißt in Birma
Baing, Tabaing, Abgesehen von den
Goldmünzen steht auf allen Münzen von
Birma die allgemeine Münzbezeichnung
Dinga (s. Tanka).' Rechnungscinheitcn sind
Böl (sanskr. Pala) = 5 T. und Pektä oder
Viss (Shan: Soi) « loo T, Unoffiziell ge-
prägte Münzen, TaungbannI oder Phonggi,
kursierten zu ca. 750/0 ihres Nominalwcrtes-
Bleiklumpen, Khcge, wurden noch im
19. Jh. als Zahlungsmittel verwendet.
Gestempelte Tamarindensamen aus Gold
und Silber, Majfzi oder Tan-thong, wurden
zu Geschenkzwecken verwendet. Tengk'a't'o
oder Tsuh-t'an-t*o sind Gold- und Silber-
stücke von Halbmondform, die im 9. Jh.
gebraucht worden sein sollen. — Crooke^
Hobson Jobson S. 918, 940; Templo in
LA 26, S. 233 ff., 253 ff., 318 ff.; 48, S. 109;
The Academy 1890 II, S. 323, 345. V.
TillÄ bedeutet im Persischen Gold. Unter
den §efewiden hieß daher jede Goldmünze
Tillä. Ebenso wurden die Goldtanka
Tengdjät-i TiUä genannt In spezieller
Bedeutung verstdbit man unter T- die
TIMBRE DE VALENCE-TISCHLIVIERER
695
üoldmünzen der Khane von ßukhürä,
Khiwa, Khokand und Kfischgar. Die 1*.
der Djänidcn von Bukhüni (18. Jahrh.)
wog ebenso wie die timüridische Goldtanka
4,6—4,7 g^ die T- der Mjinp;hiten (ip. Jh.)
wiegt 4,5—4,6 jr, die von Khiwa und
Khokand (Abb. 430) sind olwa 4,5 jr schwor,
die von Käschgar, im J. I2<)<> (1^7 i) vom
selben Gewicht, wiegt: vom folgenden
Jahre an bloß 3,5-^'3,Ö g. Die Inschriften
enthalten auf der Vs. Namen des Fürsten (T-
auf den Namen Emir Ma*süins von Huklifira,
1785 — 1800, wurden aurh unter seinen
Nachfolgern bi« 186« gcprilgt tind hießen
Ma*8umi, die T- von Ijaider, l8cKV -2(),
hießen Haiderl). In Kfischgar erscheint
der Name des türkisrhen Sultans *Abd*
al*aa5iaß^ Rs. Ort- und Jahresangabe. Ia;\z-
terc findet sich häufig auch auf der Vs.
vor tmd oft stimmen die 1 )aten der beiden
Seiten nicht überein, was auf den (Jcbrauch
alter Stempel asurücksufiihren ist. Eine
T. von Itukhurll halte den Wert von
21 Sxlbertenga, die T« von Khiwa entsprach
t4 AbbüH zu jü 2 IVnga. Es wurden sutch
V» T- gtw^hlagen. S, Tnnka, Pul, Manat. ■ -
Rabino, Coins of th« Hhahn of Pentiu,
Pari» 1914; Weljaminow-Zernow, Trudy
Wüstoßnago Otdelenija IV S. 41 S» 440.
V-
Timbre de Valence und «lemi-timhrc oder
<Iemi-cas(iue «im! (io!cIman»en Alfon«* V.
von Ka«tilien (MIÖ-^S«), in Valencia
mit einem kleinen Sehiid^ der von ein^fm
Ijroßen Helm mit Hctmxiisr übertlaeht iMt
und auf der lis. mit rjmmi rhomben-
förmiKcn Wappenatchild i, Vierpaß geprägt.
Gewicht z,4 u. 1,3 g, 2t) Qttihite fein, Wert
^ 8 «, 6 dinermi. *-' Heiß, Spsmien 11
S. 186 f., Taf. 98 nr. I, 3; Knijel-Scsfrure
in S. 1340. *Su.
Tfanmltt (arab. Xunm Vi), tarki»ehe
Bezeichnung für den LuiKino (m. d.). An-
fAn|{Iieh gingen 6 1\ auf f Altun^ »p&i<$r H;
l T, war emt t 20, dttnn 15 Ak6e. --
HIanchot, Manuel I» S. 3;4; CharcUn» ed«
iMfiU» I & 13 tu V.
Ttmpt « ' IVmpf^ i. Ad&txettAgrdiicber*
Hut» rui0iieeh ^ Tympf^ «* AchUehn*
grlhicher. S.
Tlii||t»D«iigii*»Mamfiit ^ 1% tu
UnktaTt Hin Bdl^tvitriführen, «. unter
Weißittd. iL
Tinkturen heißen die Farben der Wappen-
schildc (s. d.) Rot, Blau, Grün, Schwarz
und die Metalle Gohl und Silber; stets
"wiirdcn für ein Wappen zwei gefordert,
mehr waren unbeliebt. Um bei gleichen Fi-
fi^uren die Unterschiede recht sichtbar 2u
machen, wurde es heraldischer CJrundsatz,
nur Farbe auf Metall oder Metall auf Farbe
zti setzen, so daÜ ein richtiges Wappen
immer eins heider Metalle haben mußte.
Bei der Wiederj:[abc von Wappen auf
Sicj^eln und MüUÄen wurden <lie l*arben
durch Sehraffuirunjt und Punktierung; ^o-
j*eben^ und >!wur bodeutele
niaiK
(irün,
Rot,
Schwarz,
DB
(lold. Kür leere Fel-
der gebrauchte Tnan i;ern die I);unas-
sicrun^ IgBi ^*
Tippdgroecheil nind Krie^f^niotnUlns&en
de» Hoehmei94teri4 Alhrerht v. IVeußen
vom Jahre iSiO u* t52X, m genannt von
3 Punkten (»Ttipfrf*, tTippel«) im ivage-
biki. 131 StUek KiitKen von ihnen auf
diu S Idtigct preuütsehc Mark (etwa UjO g),
väm ein Stück von !,45 K Hauh- tmd 0,45 K
Feingewicht. Sofort nach dem Kriege
({ttgen Polen 1521 wurden m auf einen
ihrcDi Metaltwert entsprechenden Kurs
berabKenetftt, nachdem nie ihren Zweck,
die Sdldner m cntk>hnen und da» I^nd
indirekt m iRKtcuern, erfüllt hatten. 152H
wurd($ii »ie nitnsdieh verboten, «- Voßberg,
Preußen S. 302; Schwinkowski in Z, f. N.
37 S. 315 Anm. t und S» 334 Anni. 3.
Su.
TiroKm «. Krmifor.
TlieliUvl«r«r» In Bern war e» Sitte,
jAbrlich dorn«! Am Schulkindern kleine
Ge«chenkmttniBen %u geben, die Tiftcbliviorer
hieDetif Wft0 djo Kinder mch «um Empfant^e
dttntettxm $n kt«inen gCHchmückten Tischen
ataf «teil StrA0an aufstellten. Matk kennt
696
TITEL— TOD
zwei Arten: mit Stadtschild-stehender
Minerva mit Knaben und mit sitzendem
Freiheitsgenius -Merkurstab mit Symbolen
der Künste und Wissenschaften. — Wun-
derly II, Nr. 1383—1385. S.
Titel, Titulaturen. Auf antiken M.
führen Titel i. Menschen, und zwar (erst
seit kurz vor der Kaiserzeit) die Beamten
griech. Städte, s. unter Münzbeamte,
dann die heilenist. Könige u. röm. Kaiser,
s. unter Beinamen, Namenswesen, Kaiser,
König, 2. die griech. Städte, s. unter
Beinamen. R.
Im Mittelalter erscheint der Titel des
Münzherren schon früh auf den Münzen,
so z. B. »Theudebertus rex«, und ist dann
auch niemals verschwunden, sondern im
Gegenteil immer umfangreicher geworden.
Zu dem Herrschertitel tritt auch der Volks -
name, so wohl als ältestes Beispiel
»Leovigild regis G(otorum)« — auf me-
row. und friesischen M. werden Gauna-
men genannt — , danach fügt erst Pippin
das »Francorum« seinem Namen zu,
aber noch nicht »Franciae«, Karl der
Große nennt sich dann einmal »rex
Francorum et Langobardorum ac pa-
tricius Romanorum«. Vom 10. — 12. Jh.
erscheint der Landesname in der Regel
nicht, nur auf einem fries. Pfennig »Fresonia«
und ein Lüneburger Gepräge hat die Um-
schrift »Bernhardus dux Saxonie«; das
wird aber anders in der Hohenstaufenzeit,
wo Bezeichnungen wie »marchio anehal-
densis, misnensis«, ]>Otto marchio de Lip-
zina«, »Otto de Lüneburg« usw. auf-
tauchen. Die Hinzusetzung des Landes-
namens zum Herrschertitel wird später die
Regel und führt schließlich zur Über-
treibung, indem in der Neuzeit von den
einzelnen Territorialherren sämtliche be-
herrschten oder sogar in Zukunft bean-
spruchten Länder in der Umschrift,
wenigstens in Abkürzungen aufgezählt
werden, z. B. in Brandenburg. In Eng-
land wird der Name »Anglorum« oder
»Anglie« seit Edgar (957 — 975), also
von Anfang an hinzugesetzt; in Frank-
reich kommt er auf den ältesten Denaren
vor, wie bei Hugo Capet und Robert
(—1030), dann aber erst unter Philipp II.
August (1x80—1223) und seitdem im
wea«atlichen dauernd.
Außer dem Herrschertitel wie imperator,
rex, dux, marchio, comes u. a, (s. näheres
bei den einzelnen Titeln) und dem Landes-
oder Volksnamen treten zuweilen, speziell
bei den geistlichen Fürsten, Bezeichnungen
wie »electus« (s. d.) u. »electus confirma-
tus« oder )>postulatus « (s. d.) hinzu, bei den
deutschen Königen >Otto (IV.) rex electus«
auf einem Aachener Denar, »Albert, elect.
Rom(a)nor. rex« auf einem Frankfurter
Goldgulden; weiter kommen sogenannte
Epitheta ornantia vor, so bei den Westgo-
tischen Königen »pius«u. »justus«, bei den
Merowingern »rex felic(issimus) « (Dagobert
I.), »hinc litus et pius« (Chlotar IL), »pacifi-
cus«u. »magnus« bei Otto I. auf Straßbur-
ger Denaren, »illustris« bei Sancho IV, von
Leon, »triunfator et catholicus cristianis(si-
mus) « bei Ferdinand dem Kathol. v. Spanien.
Auf einem Triens des langobardischen
Herzogs Iffo befindet sich die Umschrift
»Ariper(t) (e)xcel(lentissimus) rex — Iffo
glorioso dux«. Heinrich der Löwe nennt
sich auch auf Münzen »leo«. Zuletzt ist die
Bezeichnung des Gottesgnadentums anzu-
führen (s. dei gratia). — Dannenberg in
Beri. Mbl. 1900 S. 2799 ff. Su.
TitolO) italienisch, Titre, französisch =
Feingehalt (s. d.).
Tod. Der Tod allgemein wurde bei den
Griechen als Flügelknabe (Eros) mit ge-
senkter Fackel (des Lebens) dargestellt,
s. unter Thanatos. Eine antike M., die
auf den Tod eines einzelnen symbolisch
Bezug nimmt, ist der Denar auf Caesars
Ermordung mit Dolchen, Freiheitsmütze
und dem Datum cid(ibus) Mar(tiis), im
Interregnum 68/69 und 1537 von Lorenzino
Medici auf die Ermordung des Alessandro
Medici wiederholt, und die Consecratio-M.
(s. d.) — Die neueren M., Med. und Marken,
die entweder ganz allgemein auf T. und
Sterbenmüssen bezugnehmen oder auf den
Tod einer bestimmten Person (vgl. unter
Begräbnis- oder Sterbemünzen) hergestellt
sind, benutzen vom 15. — 19, Jh. als figür-
liche Hinweise auf den T. Totonsch&del und
-gebeine, bes. gern mit Kindern (oixunal
Seifenblasen machend) zu einem Bild ver-
einigt, ein ganzes Gerippe^ das Stunden-
glas, eine als Terminus (»Ende«) bezeich-
nete Herme (Erasmus-Med.), Rosen und
toten Hirsch (i^Heute rot, moi^en tot«)
TOGA— TÖMÄN
697
und den Phönix als Hinweis auf die
Unsterblichkeit usw, — P. h\ Weber,
Aspects of dciith, Nuin. chron. 1909 S. 365;
1910 S. 41, 163 (als Buch gleichen Titels
4. Aufl. 1922); Friodensburg^ M, in der
Kulturti;esch.a wS. 197/99- R.
Toga, das röni. Obert^owand der Männer,
ein halbrundes Stück 'ruch, das in Kalten
über den ganzen Körper fiel. Die T, trä^t
insbes. der Zivilist, Abb. 72, im <.xe|?ensat/*o
zum Soldaten, der Unterschied schön auf
dem republ. Denar des V, Porcius haoca;
auf kaiserl. M. ist die T, auch die «ivilo
Tracht *his Kaisers selbst, <ler in Opfer-
szenen wie üblich die T. schleierartip; über
den Kopf gezogen trilgt. Sie crhillt sich ins-
bes. als Amtstracht der Konsuhi auf M. bis
an die Spiitzeit vom 4. 15. Jh., »umSchhxß
als ein X<op'«, ein großer, schilrpenartigcr
Überwurf, Riv, ital da mnn. 35 S, 69/92. -
Wegen der T. picta s. unter TriumplK - L.
M. Wilson, The Roman toga, John Hop-
kins Univ. Studie« in arclicot. l 1924. R.
Toison d*or^ Tobon d'argent. Xur I<'eier
•seiner dritten Vermählung am xo, Januar
142g stiftete Philipp der (iute von Huri^um!
den ürden vom txohittncn Vließ (<ie la
toison c}^>r}, <\m»cn »fraternitö ainmble«
von 30 Mitgliedern die höchste Ritter-
schaft darstellte. Da« Ordentaeiehen be-
Mteht aus einem goldenen Widcicrfell» das
an einer aus fcuersprühenden Steinen und
Keuerstahlen {IjritpietH) 9suHankntitngeHet/.ten
Kette hüngt. Die»« einasclnen Teile: Vllvß,
Stein und Stahl» wurditn »ntderm auf tüihr
vielen niederlJindiJkthcn Mün/.rn bis mm
Knde dt*K iH. Jh.s angebra^dit (». liriquet
u. Keucreisen). «-* Am Knde des 15. }lun
«tind auch sfiwei Münscen «Goldeneji und sil*
berne» Vließ« genannt worden. Diii Toiiton
d*or (CJouden VlioH») war eino niederüindl*
stehe, von Diilipp dem Schthicn 1496 dnge*
führte Coidmiknxe, Ak mt der Vm* th:n ge*
krönten Schild von Burgunci, auf der R».
ein UluroenkfKUZ im VierpaS irug (Abb.
243) und $e!t 150a 4»5g wog und 4,47«
Oold hielt. Sie galt 96 Gro» di» i'landr«.
Di« Tofiion d*ftrB<^nt (Zilveren Vlieiw)^ »u-
gleieh mit der Toison cl*or eingeftkhrt, galt
6 ütm de Flandre, »eigto auf der V». 3
Feu«r»iahle/VHcß» auf der R«* den ge«
krj^nten Schild auf VAümmktw% (Abb. aSt)
— Wittö II, S* 113. S,
Token« Der Hauptfehler der cnj^lischen
Münzverwaltung in früheren Zeiten war
immer die gerinj^e Sorge für Scheidemünzen
(s. <1.). Die Regierung wollte nicht ein-
sehen, daß sie von billigem Material her-
zustellen seien und schlug daher wegen
der hohen Münzkosten viel zu wenig oder
gar keine. Infolgedessen halfen sich die
Kaufleute und CJewerbetreibenden durch
Ausgabe von PrivatÄeichen (tokens), die
im 17. Jh. von Kupfer oder Messing, im
18. aus Kupfer, in außerordentlich großer
Anzahl nieht nur aus dem Mutterlando, son-
dern auch aus den Kolonien bekannt sind
(Abb. 357, 35K), Dit^ Regierung ist öfter
gegen sie eingesrhritlen, aber ohne Er-
folg, weil sie eben bis yium ig. Jh. in dieser
Münzpflieht versagte. Um l8(K)hat die Zer-
rüttung iles englischen SdieidemüuÄWesens
wiihrentl der Koalitioaskriege noeh einmal
eineTf»kenprilgung in großeai Maßstabe ver •
anlaßt. 181H wurden endlich die T. für
ICnglantl, 1873 für die Kolonien verboten.
S, auch liimkdolhir. - Hoyne, Trade-
tokens, issuetl in tlie 17. eentury », London
1889; Neumana, IV; Lu^rhiti, A. M. K.\
S. 38 f. S.
T, wurden aueh unter Ohristian IX.
von Privaten auf <leti IWnisehAVestindi-
sehen Inneln wegen Mtingels an Sc^heide-
mün%e geprägt* Veretnjsdte iihnliet&c
Zeiehen sind aurh aus Island und (iri^nland
bcikannt^ wo »tonst <lie übliche diinisehe
Münsso im Umlauf war. W.
Tolfty indische (}ewiehtsetnhint, h. Rati.
Tolerinac» fran». Tolfiranee, * Remedium
(»• d.).
Tamtflt tatar. - > io(kx>, dann ebenso»
vido UelddnheitoA. Wtuw&f (1338 n. C.)
zufolg<5 enthielt ein ehinesischer T^nkiln
10000 Ualift tu 6 Dinar» In Persien war im
13. und 14, Jh. I T. >* lOOCXiSüberdlttärö
»u 6 Dirhem, IIb Kad« 18» Jh. war der
T. bloß ReehnufiK^einhett Agha Mu-
^«wnmed prägte vom J. 1789/90 ^^ öold-
münssen von 4 und 3 g, gdegentlieh auch
von 16 g Gcwlebt* die wohl aU «/»i 'A u»d
2 T.'itueka aufxu&uttHrn »ind. Unter den
MawÄCtt, in denen l8a8 die persische
Kri^gtikotitributbtt ati Rußland be/iddt
wurde« b^Casideiii »ich StUekc von etwa 400
(vierodcjg), »6j (V«. Pfau o<Ier Ulwe und
ikMin^^) ttntf 80 g Gewicht. Da« sind äugen**
698
TOMBAK-TORNOWSCHE GROSCHEN
scheinlich Münzen zu 50, 20 und 10 T.
Einen T. von 6,15 g (daneben V» T. und
V4 T,-Shähi Ashrafi) prägte Fath *Ali von
T 797 bis etwa 1804; danach sank das Ge-
wicht des T., hielt sich von 1810 — 1828 auf
4,60 g und sank dann auf 3,50 g herab
(dieser letztere T. wird Kishwersitän ge-
nannt), Feingehalt 989 p. m. Vs. Name
des Schah, Rs. Ort und Jahr. Es sind
Goldmünzen zu ^/a, i, 3, S, 20, 30, 50 und
100 T. verschiedener Jahre (1806 — 52)
bekannt. Näsir-ad-dln (1848—96) ließ
vom J. 1877 an Goldmünzen nach euro-
päischer Art prägen, deren Vs. das per-
sische Wappen (Löwe und Sonne), das
schon auf T. seines Vorgängers erscheint,
oder auch sein Brustbild zeigt. Dieser T.
wog anfänglich 3,225 g (= 10 Francs), seit
1878 aber nur 2,85 g. Feingehalt 0,900.
Außerdem wurden Münzen zu 10, 5, 2, i/a
und 1/5 (2 glrän) T. geprägt. Der Wert ist
nicht immeir angegeben: Yektömän (i T.),
Dütömän (2 T.), Penöhezär (5000 Dinar),
Rub'-i Tomän (V4 T.). 1883 wurden auch
silberne T. zu 46,65 g geprägt. S. Ashrafi,
Muhr Ashrafi, *Abbäsi, Kazbeki. — Bar-
thold, Persidskaja nadpis na stene Anis-
koj meßeti Manuöe, S. 16—18; Rabino,
Coins of the shahs of Persia, Paris 1914;
Ernst in N, Z. X, 8.4030.; Hodivala,
Hist. studies 186 ff.; Markow, Invent,
Katalog; Dom, Das asiatische Museum
387; BL f. Mfr. XI S. 351S Taf. 165. V.
Tombak ist eine Mischung von Kupfer
und Zink (150/0 Zink), die für gering-
wertige Medaillen benutzt wird. Ver-
goldetes Messing (s. d.) oder T. heißt
Talmi. S.
TomlHy spanisch-amerikanisches Edel-
metallgewicht = V384 Marco = 0,6 g.
Auch heifit so der Fünftel Boliviano
(s. Boliviano). — Noback», S. 572. S,
Ton als Stoff für m.-älinliche Stücke
s. Terrakotta. R.
Tonne Gold war eine ältere deutsche,
wenig gebrauchte Rechnungsmünze zu
100 000 Reichstalern. S.
Tonsores, urspr. Beschneider der Münze
und in weiterem Sinne wohl geradezu
Münzfälscher. Matth.v.Westminstera. 1247
rt46n«ta esterlingorum caepit deterio-
rari et corrumpi per illos falsarios moneta-
rum quos tonsores appellamus«; Trivetti
chron, a. 1278 »Hoc anno Judaei pro ton-
sura monetae in magna multitudine ubique
per Angliam suspenduntur«. — Du Gange
VI S. 606. Su.
Torens s. Tourelle d'or.
Torentje s. Schuerken.
Torgauischer Münzfuß. Dieser Fufi war
eine Ergänzung des Leipziger Fußes (s. d.)
vom 28. Februar 1690 für die kleinerer^
Silbermünzen, der für die 2- und i -Guten -
groschen sowie die Mariengroschen die
Ausprägung von 12*/», für die 6-, 4- und
3 -Pfennige von 13 Talern aus der feineiv
Mark festsetzte. Jedoch wurde er von Bran-
denburg nicht ratifiziert, das sich auch nicht
danach gerichtet, sondern billiger gemünzt
hat; auch Sachsen hat den Fuß nicht lange
befolgt — Schrötter, Acta Bor., Gesch. 1,
S. 73; Schwinkowski, S. 58 ff. S.
Tomese ist der italienische Name des*
Grossus Turonensis (s. Turnos). Als neu-
zeitliche Kupfermünze finden wir den T.
in Neapel seit 1560 in großen Mengen
(Kopf -Füllhorn) bis zum Ende des bur-
bonischen Königshauses, auch vielfache
zu 10, S, 3 und 2 T. Er galt 4, später 6 Ca-
valli, zuletzt V»oo Ducato di regno. S. Ca*
vallo und Pubblica. — Cagiati, III, S. 147
bis 158 und später. S*
Tomez^ s. unter Real (portug.), S.
Tomiaty Bezeichnung von Silbermünzen,,
die arabischen Berichten zufolge im 16. Jh.
auf Sumatra kursiert haben sollen. Millie*
meint, das Wort sei durch einen Schreib-
fehler aus Partab (Pardao, s. d.) entstan-
den. — Millics, Rccherchcs 62 — 63. V.
Tomowsche Groschen wurden die bran-
denburgischen 1651— 1661 in Berlin ge-
prägten Zwei- und Eingroschenstücke ge-
nannt, die auf Veranlassung des Geheimen
Kammerrats Dr. Tornow eingeführt waren
und in ebenso großer Menge wie geringer
Qualität hergestellt wurden. Sie riefen
durch ihre Überproduktion eine gefähr*
liehe Münzkrisis hervor, worauf Tornow
selbst alles tat, um ihre Woitetprägung
zu sistieren. Im Jahre 1660 wurden diese-
Münzen auf die Hälfte ihres Nennwerts-
herabgesetzt Es gibt auch ebdaso schlechte-
6-, 3-, 2- und I -Pfennigstücke dieser Art.
— Schrötter, Brandenb., Münzgesch.,
S. I2~42, Beschreibung S. 105—108, 140
bis 142, 145, 147, 148- S^
TORQUES— TRAIRO
699
TorqueSy der Halsrin^, insbcs. der der
Gallier; ein Manlitis erbeutete angeblich
einen solchen und erhielt diiher das Cogno-
men Tor(iuatus; daher erscheint der T. auf
Denaren zweier seiner Nachkonimon sowie
eine« D. Silanusals Unirahnumg dos Kopfes
der Vs., einmal auch des Dreifußes der
Rs. Auch auf ReRenbop;enschü8selchcn
{s. d.) und als Schmuck des CJallierkopfes
auf dem Ach grave von Arimininu und De-
nar des IIostiL Saserna kommt der T. vor.
Später gehört der T. zu den militilr.
Ausascichnungen, den dona militaria, $«. d.
• - . Gocßlcr, Silherring von Trichtingen
1929 S. 25iT. R.
Torzeichen s. unter Marken.
Tostäo (spr tostÄong; PI Tost« es), die
portugiesische Nacliahmung des teHtonc
(s* d,), nur daß die V«. anfanj»« nicht den
Kopf (tcsta)^ .sondern wie ulleiiltercn portu-
giesischen Münzen das Lundeswappen trug;
die R$. 7.eigte ein verschieden gestaltetes
Krcü«. Der ernte '1\ wurde unter Manuel
(149s— 1 530 Koschhigen» er wog 9»96 K
und hielt 9M R Silber. Wie alle Silber-
münsen »ank auch er andauernd in Ge-
wicht und Feine, er wog «cit 1555 8,83 g
und hielt 8,ck; g Silber, 100 Jahre HpUtcr
SJ4 mit 5,26 jj Silber, um 1700 3,46 mit
3,17, 1750 3,oö mit 3,H<> und um 2830
2,95 mit 2,70 K Silben Sdt 1854 wurden
Stücke TAI 5, 2, I und V« TcnttSo Ke{)rU){t,
der To»t&o wog 2V» und hielt 2,29 g Silber»
der brmiiliani»ehe wok nur halb ho viel.
Für die Acoren wurden »eit Knde de«
18. Jh.n 3 TotttSc«;, die 30D dortige und
200 portugiemschc R^U galten» geprägt*
Der T. galt immer loo RiSn. S.
Toitoiiy mexikaniiHsher Volkiiname d«M
Stücken 8U 50-Centava». -- Hl t M.-Fr.
«936, S. 55<). S.
Toteftmililftlltfe nennen wir Reliefe, die
den heroiHierten Toten auf einer Kline
beim Symposion im Jenneitn «etgeAi mit
seiner Frau, von einem Knaben bedient,
die Waffen in der Mühe aufgebftngt, 6m
Herd dabeintdiieud. Im Scltenut der T.
ontcheint ein Tbeoxenion nuf M. von
Bisye, wo »uletit Asklepio«» am Schlangen*
«tabo kenntlich, die Hauptfigur int« -*
Arcb. Jabrb. XIU S* 145/S2 Taf* X I0--*I2;
über das T. im a|lg. «u Svorono»^ Oaa Athe*
ner Mational^Muneum S. SS3 f« K.
Touch plece, englisch = Berührungs-
stück. Es gab einen alten Aberglauben in
England, daß die Berührung durch die
Ihmd des Königs Genesung, besonders
von »the kings evil«, einer Art Aussatz,
bringe, beruhend auf Markus l, 40, 41.
Daher wunie auch einigen Münzen mit dem
Bilde oder dem Titel des Königs solche
Heilkraft zugeschrieben, besonders dem
goldenen Angel (s. Angel), die an einer
weißen Schnur um den Hals getragen
wurden. Der Aberglaube erhielt sich bis
tief ins 18. Jh. S.
Tourelle d'argent «. Schuerken.
Tourelle d'Or (niederl, gouden torens) ist
eine. Gohimünsse der Johanna von I^rabant
mit Wappenschild im Ciebäuth* ganz ilhn-
Hell der .silbernen tourelle und mit Bhunen •
krcu», BKA B i. d. W. (Ks.-Umsrhrifl :
Ihc vert) transicns per mediiun eorum ibat^
?lhnlii*h wie die de« Rosenobds). Sitr wurde
^V;J^ ^i karätig, 61 auf die Mark v. Troye»,
nlso 4>o5 g .sHiwer, im Wert gleich 5«)
ilanrir. Ctrooten^ geschlagen. Das CuMudc
auf tler Vs. stellt die Kirche von St, Peter
in Uiwen dar. - > de Wittt^, Brabant 1
S. 171, 176 nr. 4*7; v. d. Chijs, Brabant
S. 107, 109, in. Su.
Toumolft K, unter J >enirr.
Tower-pound % unter Tfund.
Towilah Tnwlhi, lt. tmterUirin S. 34*^
ToxoteSy gricch, vtUxrfi - Bogen
Hirhdt7«i\ nennt AgOKtluo» (Plut. Age«f. 15 '-"•
Apophth. hu'ott, 40) in einem Wortwit« dau
Ruhknon lUreiko« («, d.) der IVrHerkönijj«,
weil der Kihiig mit dem t)<»ge» darauf dar
gefttdlt war. Traiti I S.471- R.
Trty mal;ui«ehe Zinnmünxc^ ». unter
Pirji«. V.
Tm^care motietam bedeutet in mittel-
altertichen italienischen Urktmden da« He*
ftehneideiK mler Verfälschen der Mün^sen,
üt>ertrai;en von dem franxaii^tchen Träbu
eher. H. TrtJbuchant S.
TtmehyndtH tndq« t. unter Aq>er»
Trade DoUar %, unter Dollar.
Timdt Yen a. unter Sen,
Tratoehn mit Aug(ui>ti) und tUmlichen
Zuftätaen lautet die Aufacbrift röm. M. de^
CaracaUa» Oordiantts HI. und Carinuti (?)
xiur Dar^iteltung eines FluQttbergangen aui
Brüeke oder au Schiflf. K*
1MM (Tracroj Traieto, PL Traeri)
700
TRAM— TRESORSCHEINE
hießen im 17. und im Anfange des 18. Jh.
in Venedig die venetianischen anonymen
Billonmünzen des 16. und 17. Jh.s zu
5 und 4 Gazzette mit dem Markuslöwen
auf der Vs. und der sitzenden Justitia
auf der Rs. Sie bekamen den Namen T.,
weil die fremden schlechten Münzen des-
selben Wertes — S Soldi — so hießen.
Sehr wahrscheinlich war das Wort ur-
sprünglich die italienische Bezeichnung
des Dreikreuzers [Dreiers). Auch erhielt
eine mantuanische Münze zu ^/2 Lira von
1732 diesen Namen. — Papadopoli, II,
S. 538 ff.; III, S. 488 ff. S.
Tram (aus Dirhem), Silbermünze der
Rupeniden von Klein-Armenien. Ihr
Gewicht entsprach im 13. Jh. demjenigen
der KLhalifendirhems, sank dann wie dieses
und betrug um 1344 bloß 1,50 g. Die T.
des 14. Jh., die aus schlechtem Silber
hergestellt sind, werden Khori genannt. Es
wurden auch doppelte und halbe Tram ge-
prägt. Die Typen sind recht verschieden;
Vs. meist König sitzend oder reitend, Rs. oft
Löwe mit Kreuz, aber auch andere Typen.
77 T. sollen den gleichen Wert gehabt
haben wie lOO Tacolini, die zuerst um
1333 erwähnt werden. Langlois leitet
diesen Namen von arm. Tak = Krone ab,
gibt aber nicht an, was für Münzen er
darunter versteht.
Die Kupfermünze, Pogh (= Pül), wiegt
um 1200 fast 8 g, dann allmählich an
Gewicht verlierend, um 1345 nur 1,20 g.
Vs. ähnlich dem Tram, Rs. Kreuz.
Von Goldmünzen der Rupeniden ist
nur eine bekannt (Langlois Taf. III, 9).
Der arabische Dinar wird Tahegän,
aus pers. Dehgäm (s. Drahkänl) ge-
nannt (Ibn al-ASr X 237, Dulaurier,
R6cit de la premiSre croisade 31, 88),
doch soll das Wort auch zur Bezeichnung
von Silbermünzen gedient haben. — Gama-
low-Curajew, Klassifikacija rubenidskich
monet, St. Petersburg 1923; Langlois, Nu-
mism. g^n^raledeTArmönie, Paris 1859; No-
tices et extraits, IX S. 319, XI S. 97. V.
TranquiUltas, lat. = Ruhe; ihre Personi-
fikation erscheint auf röm. M. desHadrianus
und Pius als weibl Standbild mit Zepter
{oder Steuer) und Ähren (also auf die
Sicherung der Getreideeinfuhr bezüglich),
mit Zepter und Capricomus unter Phi-
lippus. Zur Aufschrift beata tr. finden wir
auf konstantin. M. den Globus auf einem
Altar liegend. R.
Trapezites^ griech. TpatceCtirjc, der Wechs-
ler, später der Bankier, von TpötireCa = der
Tisch, später = die Bank; auch Staats-
banken wie Sr^fjioata xpaiceC« und bei den
Ptolemäem die ßacjiXtxY] xpaTreCa (= Staats-
kasse) sind nachweisbar. S. unter Argen-
tarius. R.
Trappeso s. unter Tarl.
Traum Alexanders des Gr. (Pausan. VII
5, 2. 3): M. -Bild von Smyrna, die Nemeseis
erscheinen ihm; Traum Sullas (Plut. Sulla
9) : Denar des L. (Acmilius) Buca, 44 v. C,
Num. chron. 1927 S. 36. R.
Tr£buchant war in Frankreich eine Art
Passiergewicht (s, d,), ein Mindergewicht,
bis zu dem die Abnutzung gehen durfte,
ohne daß der Zahlwert der Münze herab-
gesetzt werden durfte; es betrug beim
Golde i/iao, während das Remedium (s, d.)
nur ^l^j des Normalgewichts des Stückes
ausmachte. Tröbucher heißt straucheln,
»cela fait tr^bucher la balance« = »das
gibt der Wage den Ausschlag«. — Le-
vasseur, S. 108 ff, S.
Trededna = Tridicina (s. d.).
Trfflage^ franz. = Doppelschlag, s. d.
Trelzaines de mariage war das Angeld,
das vom 15. bis 17. Jh. in Frankreich der
Bräutigam der Braut am Hochzeitstage in
Gestalt von 13 goldenen oder silbernen Mar-
ken zu entrichten hatte; es gibt solche mit
der Inschrift: Deniers pour 6pouser* S.
Tremissis, spätlat. » Triens, s. d. R.
Treseta^ spanische 1722— 1724 für Ma-
jorka geprägte Kupfermünze zu 3 Dehlers
oder 6 Dineros mit Königsbüste, rechts
von ihr 6, R$. Kreuz auf Schild, — Heiß,
II, Taf. III, Nr. 7. S.
Trisin oder Tr6zain ist eine französisch-
englische Münze Heinrichs VI, von Eng-
land, gleich dem Liard (s. d.) und Hardi
(s. d.) = 3 d- t., daher aJs Legende:
TVRONVS : TRIPLEX : FRANC, nach
Urk. vom 4. Juni 1423 zu 150 Stück aus der
3 d, f. M. geprägt; Typus: Vs. 2 Schilde
unter einer Krone, Rs. Kreuz zw. Lilie und
Leopard. ~ Blanchet II S* 286. Su»
Tresorschelae waren das erste preufiische
Papiergeld mit Zwangskurs, wovon 1806
für 5 Millionen in Stücken zu 5, 50, 100
TRESSEL— TRIBUNICIA POTESTAS
701
und 250 Talern angefertigt wurden, doch
lagen im Oktober 1806 über die Hälfte
davon in den Staatskassen. In den folgen-
den Unglücksjahren fiel ihr Kurs bis auf
22*/o des Nennwertes, stieg aber 1815
wieder auf Pari. 1820 waren für fast
6 Millionen Taler davon im Umlauf. 1824
wurden die T. durch die Kassenanweisun-
gen (s. d.) ersetzt. — Schrötter, Preußen
1806/73, Gesch. I, wS. IS— 17. S.
Tressel ist um 1400 eine Bezeichnung
für ein Dreipfennigstück (V4 Groschen),
u, a, in Lausanne und Freiburg (1446). —
Corragioni S» ^^. Su.
Tressis, aus tres und as (Varro, De L lut.
V 169), ^ drei Asse. Als M. kommt er
vor in der pfundigen kampan. Schwcrgcld-
rcihc mit dem Rad als Ra., mit III, und
in der röm. zur Zeit der Reduktion, auch
mit in, und von einer unbekannten Stadt
(ohne Wertzeichen); Ilaeberlin, Aes grave
1910 S. So, n8, 280; ferner in der Prägung
der Flottcnprilfcktcn des M. Antoniu«
(Wertzeichen P) und danach in der kaiserl.
von Vienna, Lugdunum und Nemau«u«,
N- Z, 34 S. 132/4, endlich auf griech. M.
der KatHcrzeit mit Wertaufschriften, die
sich auf 5 Asrnria (m. unter Assarion) bc*
ziehen* R.
Tresvlri ». unter Triumvir.
Trizaln h. Tr6tin und Unzuin.
TriaSy Kfittch, Tp<5c, ital.-mxiL Rech*
nungömünze, vgl. AriHtot. bei Pollux IX
8x tptävTdt, Stcip (iatl) tf«f« (x«^3t'>i)> «««^
IV 175 toSc tt tptic (x«^3toö?) tptävta (x«-
XoScvt)« wobei er dit^Litra -«. dcmObo! und
die Unze -^^^^ deni Chalktm netzt. Der T. iMt
also da« Viertel dt^r Utra (s. d.) und somit
«» 3 o&'fxfai (Un^cn), dem rOm.Mtal.
Quadran« Iww. Terrunciu« ent»prcchend.
In Rhtsgion und Kroton bat der 4»:.T.
entweder da» Wertwichen III oder TPI Sc,
in Kroton führt Cm üowicht auf eine
Reduktion von Vi röm. Pfund; R. R XIII
S. 7B5, v^h dort auch über die sprachliehe
ScliwieriKkeit, daO der Trias (nach Anal<H(ie
von Hcxa« ?« */*) ^^^ '^ Vi ** Trion» ».?
4 Unascn nein mOBto. ~ Auf Siasitien er«
•cheJnt der T. mit . . . oder III oder T In
den ^oPrägunKon von Akragan^ Kamarina
und u anderen Stüdten und auf hUcuIo«
fmn. M.; dia »yrakun. Sitber*M. mit /. und
XUI hat «ehr viele Deutungen« aber keine
endgültige gefunden, vgl. Gicsecke, Sicilia
numismatica 1923 S. 126 f. R.
Trias, die kapitolinische, die im luppiter-
tempcl auf dem Kapitel gemeinsam ver-
ehrte Göttcrdreihcit, luppiter mit seiner
Gemahlin Inno und seiner Tochter Minerva,
erscheint auf röm. Denar des Cn. Corn. Bla-
sic), alle drei steh., luppiter in der Mitte,
r, von ihm (also vom Beschauer links)
luno, 1. von ihm Minerva, Mit Umstellung
der beiden Göttinnen (also wie es Liv. VII
3, 5 darstellt) erscheint die T. so steh-
oder sitz, auf röm. kaiserl. Med. Auf M.
der colonia Aelia Capilolina (Jerusalem),
in NeapoliH Sam.> Sebastc Sam., Scpphoris
finden wir die T. in einem Tempel oder
ohne ihn, überall luppilcr sitz., die
Göttinnen stehend, in Phrygien (Kadox,
Ilydrela, lyaodikeia, Abb. 96) alle steh, und
Inno zur R. des luppiter, der hier als Zeus
Laodikcnos den Adler auf der Hand trägt.
" R. E. X S, 1135. R.
Tribunal Bühne, Kstrade; s. unter
Suggestus. R.
Tribunlcla potestas^ die Amtsgewalt des
Volkstribunen (tribunus plebis), wird dem
Kaiser Augu»tu» inn Juni 23 v. C. »u-
erkannt, nein wichtigstes Amt in Rom
und Italiexi. Sic wird von ihm dann all-
jährlich am gleichen Tage cnieuerl, ebenso
von seine« Nachfolgern am Tage ihre»
Ri^iorungmmtritts, und die Zahl dieser
Wiederholung («. unter Itemtiori) ftkeist
zum Titel hinssugefügt; sie ist so al»
ZlUiIunR der Regierungsjuhre das wich**
tig«te Datierungsntittc! der rcJm, M. Von
Nerva ab erfolgt die Zählung »antedatie-
rend«, insofern die erste T. p. nur bis aum
nädiHten % De%cntber läuft, und vom
10, DcÄcmbcr, dem repuhlikanlsehen An-
trittsternün der Tribunen, bis »um 9. De».
näcIiHten Jahren die «weite, und so fort;
Abb, 75, 81 --83. Auch Mitregenten erhalten
oft die T. p., so «ehon Ttberiu« noch bei Üb*
Zeiten de» Augustus. Die Form i»t, wo
auHgeiuthrioben, der Abi. absoh, swei gegen-
teilige tleitipiele mit trib. poteatait im Nom.
»ind faltich bsw, barbar Naehaimiung
(Riv. itat. di num. 1913 & 295 b£w. 299).
Meint abgekünst T oder TR* (oder TRIB.)
P. (oder POT»), grleclt, ibjfiapxtx^ Mooefa,
a})gekünt L ß. (was aber auch Vtr{^
{MMti laick^e&ec beiOen kann). R.
702
TRIBUNUS MHJTUM— TRIENS
Tribunus mlUtumy hoher röm. Offiziers-
grad, auf M. nur einmal auf Denar des P.
Fonteius in der Beischrift zu einer Kriegs-
tat seines Vorfahren, des TR. MIL. M.*
Fonteius vorkommend. R.
Tribunus plebis, röm. Beamter, seine
Amtsgewalt i. J. 23 v. C, dem Augustus
zuerkannt, s. unter Tribunicia potestas.
R.
TrlbuSy eine der durch Namen unter-
schiedenen Abteilungen (zuletzt 37 an Zahl)
des röm. Volkes; im Namen steht sie hinter
der Vatersangabe. Auf röm.-republ. M.
kommt als sicheres Beispiel nur C. Marius
C. f. Tro(mentina) vor, während L. Memmi
Gal(eria), L, C. Memies C. f. Gal(eria),
A. Manli Q. f. Ser(gia), auf spanischen
M. T. Manlius T. f. Sergia bestritten
sind. — Kubitschek, Studien zu M. der
röm. Rep. 191 1 S. 69/75. — Zweifelhaft
ist auch die Bedeutung von Sergia als T.
im Namen colonia Serg(ia) Neapol(is) in
Samaria. R.
Trichalkon, Wertaufschrift auf kaiser-
zeitl. Bronze-M. von Chios, vielleicht =
3/8 Obol = 3/16 Assarion, s. d. In Phokis
{4. Jh.) ist das T auf einer JE-M, wohl eher
das T., Head H. N.» S. 339, als das Tri-
tetartemorion (s. d.). Vgl. unter Chalkus.
R.
Trlchfysoiiy griech. xpij^püoov = drei-
facher Chrysus, heißt in einem Papyrus
eine frühptolemäische A^-M., und zwar,
wie der Name lehrt, von 60 (phönik.-
ptolem.) Silber-Drachmen; es ist das von uns
Pentadrachmon (s. d.) genannte, etwa
17,8 g schwere Stück; Wertverhältnis zwi-
schen N und Silber zur Zeit seiner Einfüh-
rung 12: I, später steigend, was sich z. Z.
des Papyrus durch ein Agio von 6^/3 Silber-
Dr. auf das T. ausdrückt, wodurch sich.
Gold zu Silber wie 13 V3: i stellt. Vielleicht
ist das T. der Trinummus, der dem Lust-
spiel des Plautus den Namen gab. — Z. f . N.
32 S.70/3; Mitteil. Num. Ges. Wien 1922
S. 164/66 R.
Tridldna war die halbe Lira oder Gabella
(s. d.) von Bologna zu 18 Quattrini, die in
Modena und Ferrara im 15. Jh. nur 13 galt,
woher der Name. — Martinori, S. 534. S.
Trldradimon^ griech* tpßpa}(piov »
Dreidrachmenstück, von PoUux IX 60
unter den M. -Sorten angezahlt; Tptfipaxfi«
Mcxpcovtxtxa sind auf att. Inschxiften
nachgewiesen (gemeint wohl die Tetradr.
»phönik. « Fußes dieser Stadt, die bei Ab-
knappung 3 att. Draclimen galten; vgl.
West, Num. notes and monogr. 40, 1929
S. 78 ff.); im M. -Bestand von Delphoi tritt
ein T. ägin. Fußes auf und die M. der Sym-
machia (s, d.) von 387 v. C. scheinen zu-
gleich ägin. Di- und rhodische T. zu sein;
auch anderwärts findet man die Stufe gele-
gentlich. — Trait6 I S. 418, 499. R.
TrienSy spätlat. Tremissis, == ein Drittel,
zumal eines 12 -teiligen Ganzen; im M,-
Wesen: i. V3 As (s. d.) = 4Unciae, daher die
Wertbezeichnung , in iE ausgemünzt
im röm. Aes grave aller Stufen, anfangs
gegossen (mit Minervakopf, Rs. Schiffsvor-
derteil, Abb. 60), in den späteren Reihen
geprägt, und in fast allen Reihen des übri-
gen ital. Aes grave (s. d.) ; in den dezimal ge-
teilten Reihen, z. B. den ostital., besser
Quatrunx (s. d.) zu nennen; als griech. M.
der Tetras (s. d.). Unter den geprägten
jE-M. erscheint er in der röm.-kampan.
Reihe als :> Vierlibellenstück« (Haeberlin,
Aes grave 1910 S. 134), dann in den meisten
kampan., apul., kalabr., lukan. Städten,
soweit sie überhaupt Wertzeichen setzen,
sowie in Vibo-Valentia, vgl. PIcad H. N.».
2. In der röm. A^-prägung tritt der
Ausdruck T. zuerst auf bei den Scr. hist.
Aug., vita Claud. 14, 3, und mit dem Zu-
satz Saloniniani (phantastisch nach dem
Prinzen Saloninus benannt) eb* 17, 7,
vgl. auch eb. vita Sev. Alex. 39, 6 tertia
pars aurci, allemal nur anachronistisch von
dem späten Verfasser aus seiner Zeit Über-
tragen (Z. f . N. 31 S. 50/1); Drittel -Aurei
lassen sich in der A^'-Prägung von Gor-
dianus 11 L bis Carinus wegen deren grober
Unregelmäßigkeit im Schrot nicht sicher
herausschälen, vgl. 2, B. für Valerianus
und Gallienus eb. S. 65/82. Sie sind erst
unter Diocletianus und Constantinud I.
nachweisbar, unter diesem als Drittel des
Solidus (s, d,) von '►4,SS<J g, also <« »1,52« g
Feingold = 4,5 ^JC; seit Valentilnianus I.
werden sie häufiger, seit Theodosius I. und
von da bis ins 7. Jh- sind sie ganz gewöhn-
lich, Abb, X13, bei den gcrman. Stämmen
die fast ausschließlich geprägte AT-M., s. u.;
ihr Rs.-Bild ist meist die Victoria, später
daö Kreuz im Kranze. R.
TRIENS
703
Der Tricns ist von den Germanen in
<icr Völkerwanderuni; vielfach nachgeahmt
worden, von den Vandulen und Ostjijotcn
ziemlich jijcnau und stiljrcrccht, von den
Franken, Burgundern, Westgoten, Lango-
barden u. a. gröütentcils mit entstelltem
kaiserlichen Brustbild, mit entstellter V'ik-
toria oder mit Stufenkrcniz und meist
wilder Umsclirift. Vorbildlich waren vor
Allem die Münzen der Kaiser Anastasius,
Justin L, Justinian I. und Justin 11,
In dem Werke von Wroth, Catalogue
of thc coins of thc Vaudals» Oslrogoths
and Lombard», London i()zi S, j u. 10 f.
werden den Vandalen einige Trionton mit
Namen Valentinians 11 L und Anustasiust L
und dem Odoakcr mit Namen Zenos
{S. 44 f.) ÄUgCÄchricbcn. Die Ostgoten
haben wohl unter Theoderich Tricnten den
Anastanius und Justin I. in Kavenna, Kom
und Mailand (S. 47 ff.), unter Athalurieh
Tricnten des Justinian L in Ravcnna
(S* 60 f.), unter Totüa un<l Trja mit Namen
des Amistasiui» (!) in Ticinum (S. 84, 95)
nachgeprägt.
Die Tricnten der Westgotea, gan» diinn
und breit, sseichnen »ich durch eine bt**'
«ondor» rohe Mache aus. N;u:hdcm du»
römi^hc Vorbild: Kcitliches BruHtbild und
Viktoria, aufgegeben i:«t, bringen »ie d»w Bild
der Könige in hiißUrher llmrifixeichnimg
bald in Seiten*, bai<l in VnrderanAicht (Abb*
135, 126). Auf der Rüek««nte i«t gewöhn»
lieh die MünsHtätti» genunnt. Einige Um*
Schriften vcrcwifi;en denkwürdige Ereig«
niiiAc* Auf Müni^tm Künig LeovigildK» dor
584 Cordova znm xwciitsnmai betw.'in|{ und
Sevilla und Merida <troherte, Imi man:
»Cordoba bin optinuit«, ilxnn »cum d(eo)
optinit Split, »FImeritu vietori« u. d^l
Die Auf«elirift »tCrmenogildi regt a deo
vitat wirtl auf tiesiiten Übertritt »um
KathoHzismun (um 5B1) gmleutet Us
gibt von den westgot. Tricnten Fäluchungen
von Bockfiir.
Die langobardiitchen kiHinsoichnen lich
vor allem durch die kräftige rix^drmig«»
Umfawiung de» Mttnsbilde» (Abb* 139)* Die
Uterw seigen auf dar Es. ebenfalls eine cnt»
»teilte Viktoria^ tixid dünn und haben einen
Duithme»«er bia »u tS mm, die Jttngeren
eind kleiii^ (bis au lamm bi^ab) und
weisen ein i^chnohenkUges^ mit Kugeln
verziertes Kreuz auf. Die Umschrift ist
sinnlos, zugrunde liegt Victoria Augusto-
rum. Kunipcrt (688 —700) prägte die ersten
deutlich beschrifteten M. mit Namen des
Königs. Die Victoria erscheint als Erz-
enji;el Michael umgedeutet. Später befindet
sich um ein Kreuz der Münzort unter Bei-
setzung dos Titels Flavia (Vinccncia u. a.).
Neben den Königen haben auch die langob.
Herzöge in üencvent Tricnten geprägt,
und zwar in genauer Nachbildung der
Münzen Justinians IL mit Brustbild von
vorn und Stufenkreuz.
Unter Dcsiderius (Abb. 130) bestanden
die Münzen nur noch au» einer Weißgold-
mischung, 7? A^ u. */} vR; die dann Karl der
CJroöc prilgto, waren etwa» besser.
Burgundischc Tricnten mit Namen des
Anastasiu» sind uns nur von König (hindo-
bad, Sigismtnui und (nindomar II. erhal-
ten (473--534), <lio sich als Münzherren
iittrch Monogramme kenntlich machen.
AuM Kricsland »ind 2 Trienten bekannt
mit den Umschriften »Anastasius Kri.« und
au« dem Kndc <les 6. Jhs. »Audulfus Krisiai
auf der Vh. und ♦Vietoria Autlulfot auf
der Rs. In <len fricHisithen Gesetzen or>
seheinen noch im I3./I3' Jh. Golddrittcl,
die d<}narii genannt wt^rdon.
Auch die Kranken knüpften an die von
den Römern hintorl^uwenen Münzxuntiinde
tin und ahmten xuemt riämiitcb« GoldHolidi
und Tromi»3ion nach. Kmt unter Th(»cid&*
bort L (in d«n Jahren S44-**S4H} bc^antiidte
Goldmünftung unter eigenem Namen, doch
fiind die kJ^niglichen Tricnten -• Solidi (9.
Schilling) «ind nur in dttr ältesten Zeit ge»
prügt •— recht selten, da die Pr&gung im
wenentüchen in den Händen der üetNt-
lichkeit, der Gttineinden und privater Gold*
«chmiede und Bankier» tag; nie erfolgte in
etwa 800 Mttn««tlitten; metit erseheincn
nur die Namen des Mansmeteten und des
Mtlm^orte»: s, B. lex officina Maurenti 1 mit
dem Bilde u. NTamen JusHans L Die Mehr*
tM der Manamelüerprigungen fUlt ine
^ Jh. Die meieten «eigen auf einer
Seite einen mehr oder minder rohen Kopf,
auf der anderen ein Kreu», teil« frei im
Pelde^ t^ auf Stufen oder auf der Welt-
kugel» anw^tea in Form eines Ankerkreuze»,
von Punkte Xreuxcheni BuchsUben i. K.
h^4f»tu*iii^. mehr (Abb. 138}, Ursprünge
704
TRIENTALAS-TRIPTOLEMOS
lieh gingen 8 Siiiquen (de selequas VIII)
auf den Triens, später 7 (Zahl VII auf der
Münze). Fortschreitend werden die Trienten
verschlechtert, was man schon an der Farbe
des Goldes erkennen kann. Die Karolinger
machten daher dieser Goldprägung ein
Ende.
Der Tremissis als Drittelsolidus (Solidus,
tres trymisas erklärt eine ahd, Glosse bei
Steinm.-Siev. II 342, 3) war auch vielen
anderen westgerm. Stämmen bekannt, vgl.
die Gesetze der Bayern, Sachsen usw.
— Luschin, Hoops Reallex. III S, 262 ff.,
IV S. 359. Su.
Trientalas und TrientalfuB (lat. trientalis,
zum triens, d. h. 1/3 Pfund, gehörig), an-
gebliche Reduktionsstufe des röm. As, s. d.
R.
Triga, spätlat. = das Dreigespann; s.
unter Wagen.
Trihemioboly griech. xpiij^iicüPoXiov = iVa
Obolen, griech. M-M., bezeichnet durch
TPIH auf M. von Korinth u. Leukas, durch
TRI in Kranioi, durch T in Sikyon, durch
drei E (je = i [H]emiobol) in Heraia und
Tegea, Head, H. N. a S. 427, 400, 448, 454-
In Athen durch die Beobachtung der Typen-
abwechslung erkennbar. — Trait^ I S. 426.
R.
Trihemi(te)tannorion = das Eineinhalb-
fache des Viertelobols = s/s Obolos (s. d.),
unter den Silber-M. Athens im 4. Jh.
V. C. durch Beobachtung der Typenab-
wechslung (Rs- Korb) festzustellen; ferner
mit TPI abgekürzt unter den Silber-M. von
Kolophon, Head, H. N.» S. 569. — Trait6 1
S. 434. R.
Trillina = Terlina (s. d.).
Trinkhom s, Rhyton.
Trino ist eine italienische Billonmünze
von 3 dcnari piccoli, in Perugia in der
2. Hälfte des 15. Jh. geschlagen. — G. B.
Vermiglione, Della zecca e delle monete
perugine, Perugia 1876, S. 81 doc. XV
Taf. III, 7. Su.
Trinuminus = Dreier; Titel eines Lust-
spieles des Plautus nach Philemon; die
gemeinte M. war vielleicht ursprünglich
das ptolemäische A'-Trichryson, s. d. —
Mitteil. num. Ges. Wien 1922 S, 165/66.
R.
Triobol, griech. Tptc&ßoXov, das Drei-
obdönstück, die Halbdrachme; der att
T. (normal 2,18 g Silbers = 0,39 J^JO wird
von den Schriftstellern oft erwähnt (Hultsch,
Metrol. Script. II S. 222), da er als Präsenz-
geld bei der Volksversammlung (tä äxx^ai-
aaxtxov) und als täglicher Richtersold
(x^ -fjXiaatixov) für den att. Bürger wichtig
war. Er erscheint in fast allen griech.
Währungen, auch als Goldmünze, da die
fortgesetzte Zweierteilung des Stators (Di-
drachmons), also in 2 Drachmen zu je
2 Triobolen zu je zwei Trihemiobolen das
übliche war (vgl. das Gegenteil unter
Tetrobol); als sein Wertzeichen steht
auf einer Silber-M. von Sikyon ein T, sonst
ist er öfter auch durch das M.-Bild kennt-
lich gemacht. In der hellenist. Zeit er-
scheint das Wort Tpl(l>ßoXo^v) auf einer
^-M. von SamothraJke, und Tp!<i>ßo(Xov)
steht auf einer ägypt. Blei-Tessera
(Steuermarke?). — Traitö I S. 372, 423.
R.
TriontOy eine sizilische Goldmünze, die
zum ersten Male unter Ferdinand L von
Aragon gemünzt sein soll; sie war eine
Zecchine, die, wie die venetianischen vom
feinsten Gold, auf der Vs. den Kopf des
Königs, auf der Rs. den Landesschild zeigte
und 14 Tari galt. Unter Karl V. war der
T. weniger fein und leichter, mit gekrön*
tem Andreaskreuz über Vließ, Rs. Adler^
er hieß jetzt auch Scudo riccio oder FiorinO'
di Sicilia. 1697 ließ Karl IL ihn aufleben,
und nun zeigte er auf der Vs. den Schild
auf Adler, auf der Rs. ein Medaillon mit
Schriftband: reviviscit, er galt jetzt 25
Silbertari. — Heiß, II, Taf. 120, Nr. 3—6;
Taf. 125, Nr. 10; Taf. 137, Nn 2. S.
Tripondius, neueres Kunstwort nach
Analogie von Dupondius, für den drei-
fachen As, s. unter Tressis, R.
TriptolemoSi griech, TpiTrx»5X8fjLOf , eigtl. »
Dreimalkrieger, der Schützling der De-
meter, der von ihr die Älircn empfängt
und, in seinem Schlangenwagen (der Wagen
oder die Schlangen meist geflügelt) durch
alle Lande fahrend, den Samen ausstreut;
so auf griech. El. von Kyzikos und &
z. B. von Eleusis, Korinth, Nikaia, Alexan-
dreia Äg. (Vogt, Alex. M. S, 82) und auf
röm* Med. des Pius (Z- L N. 37 S. 185»),
manchmal unten die gelagerte Ge, bereit^
den Samen aufzunehmen. — Head, H. N.^
S. 958; R. E, IV S. 274g. —Auf geflügeltem
TRIPU S— TRIUMPH ATOR
705
Wagen, ganz ähnlich attischen Vascn-
bildcrn des T., sitzt auch Jahwe, s. d.
R.
Tripus^ griech. xpiTrOü? - Uroifuß, s. <1.
Triquetra -^^ Drdscheiikcl, s. Triskeles.
Tri8keles (gricch. - I >rcischcnkel, Drei-
bein; hit. Triquetra, -truni), Sinnbild^ \h\*
stehend aus drei von einont Mittelpunkt
ausgehenden menschlichen Heinen (die
Füße stets in derselben Richtung). An-
scheinend stellt es das Äi(*h tlrehonde
Sonnenrad dar. Auf griech. M, des 6, \u
5. Jh- (Athen; Phlius; Melos; Aigina?
Makedon.)i auch im Westen gelegentlich,
später in Aspendos (hier einmal auf einen
Löwen gelegt), Selge usw*. vorkommend, ist
es mit üorgoneion in der Mitte auf spiltcreu
griech. u. dim. M. (z. H. Abb. 77! ^nWV/A
unter Hadrianus) als Zeiehen der tlreinpitzi-
gen Insel Sixilien (Trinakria) verwendet
worden, auch in der Hand des Trinaerus^
des eponymen Heros der Insel (Denar tlvn A.
Allienus) (ursprünglich war sie auf Sizilien
vielleicht pcrs^hilicheH Ab/eichen iles Aga*
tiiokles), in der Neuzeit auf M. der Insel
Man. Kino smderc Form d<^r T. hat statt
der Beine drd üaken^ sui e^i» daß dun
oine selbstiindigc Art, sei tts, duB sie mm
jener degeneriert ist» unii tAt das typische
Ks.-bii<l auf M. Lykiens im ;. u. 4. Jh. ; auch
treten in »s^otimurpher^ Veränderung an die
Stelle der J( Haken Köpfe wlcr Vorderteile
von Tieren (I-öwen, 'L f. N. 37 S. 80) oder
Vögeln (Schwan» HAlm). Di« lyk. Form
der T. kommt tiuch iiuf stpäteren ind. und
gall. M. und mit 3 w\^r $ Haken auf M.
von Megant^ mit 6 Hukcii im m^kedon.
Schilde auf M, der Amphoxier von Wegen
der Form mit 4 Haken «. Tcirti^kele», ^ -
A. J»N. 40 S. t\6/7t; AnM>n» (Jreek cotn
Type» IV Tjtf, XV-XIX. R.
Tfitt^ Kriech» vptti} ^--^ Urittet» instb««.
da« dttft KL «Stuters* R*
Trittmorion ^ %U, inibett. ^ s/i Oboi,
ttbKckürst au» Trtietwrtemorion» f, <L
Trtt«bu1ciiiortMt abgekürtt Tritemo*
rion^ -« 3 TeUrteinoria {% d.) »» V* *«««•
Gänsen, iän M» <Mt i/^ Oboi («. d.)« Pollux
IX 65* Naichweistmr t. B. unier den
SitbefM* Athen« im 4* )K ^^^^ ^ ^^^^ ^^^^
Momhiichein ab IU,«Biid keitnOicb; drei
T hat daa Silber*T* von Tburioty Delphot»
£!m uftw. -- Trak< I S. 433* R-
Triton, nach der gricch. Mythologie ein
Mcerwcsen, Sohn des Poseidon; später
in der Mehrzahl gedacht; er wird auf M.
von Itanos, Kyzikos (EL), als Beiz, in
Kynic Kamp, dargestellt als Mischwesen
mit nieuschl. Oberkörper und Armen, die
als Attribut z. H. Dreizack, Fisch, Krany;
halten, und dem Unterkörper eines Del-
phin»; auf M, von Askalon tritt Atcrgatis
(?) auf einen T.; sonstige, dem T. ähnliche
Mischwesen «. unter iJagon. — Röscher,
Lex. d. Mythob V S, U50 IT. R.
Triumphal"A$ oder nnlitärischen As nennt
Willcrs, Rom. Kupferprägting 1909 einige
Gruppen be.s. «chwerer und schöner rOm*
AK«e (von 0 M. -Meistern um 104 v. C.zum
Triumph des Marius, dann von Sidla,
den Söhnten de» Pompeius, von Caesar tuul
AuguKtüH geprilKt, hier mit der Victoria
hinter dem Kaiserkopf); doch vgl. B. M. C.
ronj, omp. I S. XLIX. R.
Trlumphator und Triumph» Der triumphus
war die feierliche Einhohmg eine» rüm.
Sieger« üb«T auhwiirtigc Feinde von atißer-
halb der Stadt aufs Kapitol. Der AuHruf
io io trtunt{»((*} findet sich auf l)ronze<
tesiicren (Rev, lumi. 19J3 S, 55). Der
T. mlb^t wird {KtnmniÜziert (triumpus)
al» juKcndL Kopf mit Tropaeum am
Nacken (Denar de.s L. Papius CelMun). Der
TriumphatQr in einem lunKstain fahrenden
Viergoiimnn von (weiBen) l*ferden> be-
kr^n9st| mit LorbcericweiK in der einen,
Tropac^au in der anderen Ilandt Denar
des LfttercnHiH, N. JE. st B. lj6Taf, VI 183.
In der Kat«er«eit M da» Auftreten den
Kaiser» oder der KsUttcr ain Tr, Au0or»t
häufig» in der«oH>en mm^t langsam fahren«
den Qntiutrtga von Pferden (Abb. 83) oder
£lefatttc(n (Z. f. N« 38 S, bt tl.), mit Im-
b«$ersewdg oder Adler^isepter oder beiden
Attributen» oinnml Geld auMtreucnd
(Cneccbi, Med. T^. % 7\ zuweilon von
Victoria gtskrdnt oder bttglaitet» von Sol-
daten umjub^Itt unten gefesselte Ocfangene;
«päter erscheiot statt des Kaisers auch
Victoria selbst in der Quadriga. Auch die
sechsspännige ÄAif fahrt des oder der Kaiser»
von vorn gesotten» mit allerhand Geld«
geschenken t» A. (Getdkisten» Beuteln» Arm-
bändero utir»; Ciiieccbii Med. Taf» 10» 8;
*«» H «$n «J 3*f *5) ^*«^d auf den Triumph-
au^ teaoge^ ^ Auch die Aufschrift au
, ' 45
7o6
TRIUMPHTALER— TROISCHER SAGENKREIS
diesen Darstellungen nennt öfter den T.
selbst: triumfus Caesarum (Constantinus
IL, Constans), triump(us) Aug(usti) (Ves-
pasianus), triumphus Parthicus (divus Tra-
ianus), triunfus Quador(um) (Numerianus),
innumeri triumfi Aug. (Constantinus L,
Z. f. N. 38 S. 59). — Unter Constantinus'
Söhnen erscheint die Legende ob victoriam
triumphalem. Häufig ist im 4. u. 5. Jh. n. C.
die Inschrift triumfator gentium barbara-
rum (oft abgekürzt) zum steh, Kaiser mit
Labarum und Schild, Zepter, Globus, zu-
weilen der Gefangene unten; ähnlich steht
exuperator omnium gentium auf Med. Con-
stantinus' I. zum sitz. Kaiser zwischen Bar-
baren, oft auch Victor omnium gentium
u. dgl. zu ähnlichen Darstellungen. — Auch
eine seit dem 3. Jh. vorkommende, bes.
^reiche Tracht des Kaiserbildes auf der Vs.,
die reich mit Lorbeer u. a. gestickte Toga
und Tunica (toga picta, tunica palmata) so-
wie das Adlerzepter (bes. schön Z. f. N. 21
Taf. II 2) mögen auf den Kaiser als T
hinweisen, wenngleich hier wie in mehreren
der oben angeführten Fälle der triumphalen
Auffahrt sich zwischen diesem, dem kon-
sularischen u. ä. Aufzügen oft nicht trennen
läßt. — Bemhart, Handbuch S. 239. —
Vgl. auch unter Victor. — Triumphbögen
finden sich z. B. auf röm. M. des Nero, Do-
mitianus und Traianus; vgl. zuletzt Noack,
Vorträge der Bibliothek Warburg 1925/6
Taf. XXXVIII. - Auch Ferdinand d. Ka-
thol. V. Span, nennt sich » Txiumf ator «. R,
Triuinphtaler oder Auferstehungstaler
heißen die ersten Taler der Stadt Braun-
schweig von 1545 und 1546 mit auferstehen-
dem Heiland, Rs. braunschw. Löwen, die auf
den erfolgreichen Widerstand der Stadt ge-
gen Heinrich den Jüngeren von Braunschw.
im Schmalkaldischen Kriege geschlagen sein
sollen. — Köhler, Münzbel. XVI, S. 409 ff.
mit Abb.; Madai, nr. 2146 f. S.
Triumvir aere argento auro tlando
ferlundo oder triumvir monetalis hiefi in
Rom jeder der drei regelmäßig alljährlich
eingesetzten Münzbeamten. Vielleicht
schon bei Beginn der röm. Münzung einge-
n'chtet, ist ihr Kollegium zu Beginn des i.
Jh- v. C. nachweisbar (Inschrift auf den
Konsul des Jahres 92 v. C, Claudius Pul-
cher; Münzen der Dreimänner von etwa 94
V. C); um 72 V. C. erscheint der Titel III
VIR zum ersten Male auf den M. selbst; von
Caesar wird es i. J. 44 v. C. um i Mann
verstärkt (auf M. IUI VIR), denen einige
Jahre darauf auch die A^- Prägung über-
tragen worden zu sein scheint (Uli VIR
APF = quattuorvir auro publice feriundo
[?] auf N'M, aus 39 und 38 v. C); unter
Augustus sind es aber wieder Dreimänner,
die zwischen etwa 19 und 15 (oder 12 ?) v. C.
ihren Namen mit dem Titel III VIR auf
N- und JR'M., von etwa 23 bis 7 (oder 4?)
V. C. mit dem Titel III VIR AAAFF auf M-
M. setzen. Seitdem kommt der Titel nur
noch auf Inschriften, und zwar bis Anfang
des 3. Jh. n. C. vor. — Die T. gehörten zu
den vigintisexviri, später vigintiviri; das
waren magistratus minores, mit deren
einem der junge Mann senatorischen
Standes seine Laufbahn begann, noch vor
den ordentlichen, mit der Quästur be-
ginnenden Ämtern. Wenn im Titel der
T. bis zu ihrem letzten Erscheinen alle
3 Metalle genannt werden, andererseits
in der Amtsbezeichnung der kaiserlichen
Münzbeamten (s. unter Optio) ebenfalls,
so ist das so zu erklären, daß die Ver-
antwortung für das gesamte M. -Wesen
nach wie vor jenen senatorischen Beamten
oblag, während die technische Leitung
des gesamten M. -Betriebes diesen kaiserl.
Privatbeamten zufiel ; vgl. unter SC. R,
Triumvir relpubUcae constltuendae ist
die Amtsbezeichnung des zweiten Trium-
virats (das sog. erste, Pompeius, Caesar
und Crassus, hatte keine- solche): M.
Antonius, der spätere Augustus und Lc-
pidus, und erscheint daher auch auf M.
der drei. — Abk. III VIR RPC, griech.
Tpicuv av$pu)v. R.
Tro]aky polnischer Name des Drei-
gröschers (s. d.). S.
Trolscher Sagenkreis. Das älteste M.-
Bild aus dem t. S. ist die Flucht des Aincias
auf M. der Stadt Aineia vom Ende des 6. Jh.
V. C. Abb. 21; auch gibt es M* derselben
Stadt mit dem Kopfe des Aineias; im 4. Jh.
folgt die Drachme von Argos mit dem das
Palladion raubenden Diomedes und die M.
von Lamia mit dem auf der Fahrt nach
Troia von den Griechen krank auf Lcmnos
zurückgelassenen Philoktetes, den von
Herakles ererbten Bogen neben sich.
Sonst erscheint der t S. vorzugsweise aiif
TRONETTO— TROPHÄE
707
kaiscrl. M. clor Studie der Troas und auf
röni. M, und Med. bis zur konstantiu. Zeit
im Zusammenhange mit der Aeneassage.
Die in dca troischen Stildlcn beziehen sich
in erster Reihe auf die Haupthelden
Hektor (s. d.) und Aineias (s. unter Aeneaa),
außerdem erscheinen auf M. von llion
(DörpfeW, Troia und Ilicm S. 523/26)
der Grüiickr von llion, Ilos (EIAOC), dann
der Riikhsstifter AAPAANOC, Ki)n\g
Prianios (s*d.), Anchiwcs asusammen mit
seiner Mutter (ANXEICHC A^POüElTH),
während Ganymcdes (s, <l) un<l das Urtvil
des Vam («. d.) aurh sonst vorkommen.
ACKANIOC, <lrs Aeneas Sohn, erscheint
außer mit diesem xusammen auch auf M.
von Slapsis; Ulixes, von seinem Hunde
begrüßt« mtd auf rOm. Denar des Mamtt.
Limetanus abgebildet, Aueii auf Kontor-
niatcn sind viele Bilder atis dem t. S.^
z. B. Odysaeu« und dor Widder de« Kyklo-
pen, Od» und Skylla. - Aucfi die hoidcnAian
^sracheinen auf M., ticr Sohn de» Oileun
auf M der Opuntier von I^kris im 4. Jh.,
als angreifender Kricfjer mit Helm» Schild
und Sdiwerti eintual als Atac beiHchrift*^
lieh bezeichnet, der Sohn de« Telamon
auf kaisKtrl. M. von Prusta« «ich in mn
Schwert HtiirÄend. R.
TrOfictto war eine Keclmun(;ftmünRC de»
Trentimi ijicieh einer lira und |a;uU dort
12, mK^h iHij 147» Caratttjini (Rreuseer)*
S.
Troiio :^ Ura Tnm (». d.).
Tropaeum n. unter Trophäe.
Ttropilkon (Kriech. tpox«u<iv, nüml vJ«
tMtf}^}» M. mit einer Trophäe (91, tl.); ho
nannten die Ctriechen den röni. Vietorialu»
(h. d), Abb. 65, ftuf dettt eine Victoria eine
Trophile errichtet; <isxvm al)i;eleitet da»
Adj. Tp^i««ftX(«i% ^* U* tJK«)« tp. '^'^- Zinft»
der (monatlieh) einen Vietodatus (dantmls
* 7i Henar) *•- 6^/, jÄhrlieh betrttgt»
vgl Z, f. N. J3 S. 47* R-
TroiHrioti i. unter Trophito.
TrofflCQ|»dci ist die our im DeutiKsheA
gebrauchte Benennung der rufUHsehen ml*
bemen llenga ($, d*} and Kopeken («l d.}i
die vom 14. bie 18» Jh. im atieinige tum*
Geld (vgl luteh Pute} daretellten.
Ihrer origineUi»it unregelmaßig'ovalen
Formt <Ue an plattgeechlegene Tropfen
<»innett^ entsprach auch die durehaus
originelle Verfertigung des Schröttlings.
Aus <len Silberbarren (s. Barren russ.
VI, VIII und IX) wurden große Stücke
Silberdrahts gezogen, der dann in ein paar
größere Stücke zerhackt und aufs ge-
naueste justiert wurde. Darauf wurden
auf die abgehackten Stücke leichte Kerben
aufgetragen, <leren Zahl der nötigen An-
zahl von Münzen entsprach, das eine
Kn<ie bis zur ersten Kerbe plattgeschlagcn
und dann erst der plattgeschlagenc Teil ab-
gehackt. Der so erhaltene ovale Schrötling
wurde wahrscheinlich nochmals mit dem
I hmimer bearbeitet, alxT nicht mehr gewogen.
l).iß Uihl und Aufschrift auf den inei,sten
Münzen unvollst iindig sind, erklärt sich
hatjptsiichlich <ia<lurch, daß der eiserne oder
aus schlechtem Stahl verfertigte Stonpcl
»ich am Rande besonders schnell al>nuly,Le,
Die letzten Münzen dieser Art waren
die Kopeken von 1719, doch wurde» n
schon swiit 2700 die meisten russ. Nominale
nach wttstcuropaischefn Muster l4t*prUKt,
einig« «ogar schon im Ring. * - Ciäov in
Sbornik »tutej v fest* grafini Uvarovoj
(1916), K istorü dcnei^.novo proi2svo<lstva
na Rum» S.-A.» 33 ^-js. H.
TfOpMIey griech. Tp<irco(tov^ lat. tropacum*
ernt »pätUu trophaeum, nannten die Alten
die lienkmüler, die nach tlcm Siege Htm
W$ifTcn er^hhigener Feinde aufgebaut
wurden: ein Pf«tld, dem ein ItruAtpanKcr
angelegt, ein Helm aufgcAtülpt» unten 2
Beini»ehienen kreuzweiü angefügt und
Seitildei Schwerter» Lanzen beigegeben
waren. So auf /K*M« :£. H. der EUioter im
3. Jh* V, C vorkotnnumd und auf N von
Lampxako» um! M. d«^ Ag^thokUm und Se«
leukos I, von einer Nike, auf iioiehen Anti-
gono»' IL von einem I^an errtchiei, findet nie
auf den rdm.*republik. M. Eingang und eine
eine T* errichtende Victoria wird hier um
269 v. C »um bet», Typu» der danach Vic-
toriatu» (». d.)» Abb. 65» grieeh. t^firaiK^v
genannten Silber^M»; Sulta verwendet ;&wei
T. wegen Meiner beiden Siege über Milhra*
dates» VI* 84/s v, C gleielisam al« sein Wap-
pen» Abb. 71» und prägt nie auch seinem
itummen athen. Tetradraelmton al» Beiz.
auf; aueh auf Seesiege besüglicheT. kommen
hier vor, an denen behiffeteile wie Acro«to<*
Uum^ Roilnimf Aplustre» Anker, Steuer
befefligt «iad (BrutuHi Sex. Pompeiut»).
45*
7o8
TROYGEWICHT— TUIN
Auch erscheinen Opfergeräte daneben und
oft gefesselte Gefangene zu Füßen der T,,
was die Kaiserzeit übernimmt, wo eine T.
auch als Ferculum (s. d.) und auch Victoria
an der T. stehend vorkommt und die T. in
der jfc Hand des Mars, der Victoria usw.
häufig ist, wo aber andererseits der Waffen -
häufe und die eine Siegesaufschrift auf
einen Schild schreibende Victoria denselben
Gedanken verdeutlichen. — Anson, Greek
coin types II Taf. XXIII f. R.
Troygewlcht, -grain, -plund s. unter
Pfund und Mark. Su.
Trugschrlft^ früher auch Pseudolegende,
nennen wir Schrift, die keinen Sinn ergibt
noch ergeben soll, weil der Stempelschnei-
der wohl Buchstaben nachmachen konnte,
aber sie zu lesen nicht verstand. Vorkom-
mend im Altertum auf barbar., bes. kelt.
Nachahmungen griech. u. röm. M. — Für das
Mittelalter s. unter Stumme Münzen. R.
Trzeclak oder Ternar war der polnische
Dreier. Die seit 1393 geschissenen Kra-
kauer Kwartniki (s. d.) oder Halbgroschen
waren nur «/s-Skot oder VrGroschen wert,
und hießen i^kleine Kwartniki« oderTrze-
ciaki (Dreier, Dreipfennigstücke); sie wur-
den 1396 auf 7<-Groschen herabgesetzt und
bis etwa 1400, dann sind im Anfange des
17. Jh.s noch viele T. geprägt. S.
Tsch-. Die russischen Stichworte mit
diesem Anfang siehe bei C (C). B.
Tsletl s. Ch'ien.
TstihOy Japan. 3>Kurantmünze((, s. Sen.
TubHi die gerade Trompete, z. B. die des
röm. Fußvolkes; als alleiniges M.-Bild auf
jüd. M. des zweiten Aufstandes paarweise
vorkommend, meist »Posaune« genannt.
R.
TttChgeld s. unter Kleidergeld.
Tfirkensteuermarke war eine 1577 von
dem Bistum Würzburg für die Zahlung der
zum Türkenkrieg ausgeschriebenen Reichs-
steuer geprägte einseitige bleierne Quit-
tungsmarke mit dem Reichsbannerschilde.
S.
Tfitenzahlung ist ein ähnliches Zahlungs-
verfahren wie das mit Münzbeuteln (s*
Kassenbeutel und Münzrollen), nur daß es
sich hier um kleinere in Papiertüten ver-
schlossene Beträge handelt S.
' ^Uf^&f der künstlich verschlungene Na-
zvieabzug des Sultans^ ; Die verschiedenen
Wörter, die seinen Namen und Titel aus-
machen, werden hierbei so über- und neben-
einander gesetzt, daß eine Figur heraus-
kommt, die in den Grundzügen immer eine
und dieselbe Form hat, welche der Über-
lieferung zufolge die ausgespreizte Hand
des Sultans darstellt. Der erste, dessen
Münzen solch eine T^ghrä aufweisen, war
der sarükhänidische Emir von Lydien Ishäk
Ibn Ilyäs (1374 — 90). Von den türkischen
Sultanen angenommen, hat sich die T* in
gefälliger Form bis auf die neueste Zeit er-
halten und wurde zeitweilig auch von
andern Dynastien, so den Khanen der Krim
(1771 — 83), von Näsir ad din von Persien
(1848 — 1896), den Bärakzaiden von Afgha-
nistan (seit 1863) unddemMahdivom Sudan
(i88i— 99) gebraucht. — H. Wood inNu-
mismatist 1905, S. 199—212; B61in in J*As.
6. s6r. III S. 430, 458, IV S. 356. V,
Tutariky Münzeinheit der Mongolei, ent-
spricht dem russischen Rubel- I T. « loo
Mungo. Die Prägung begann 1926 in Lenin-
grad. Ausgebracht wurden: in Silber, Fein-
gehalt 0,900: I T, (Gr. 34 mm, Gew. 20 g) und
50 Mungo; Feing. 0,500: 20, 15, 10 (Gew.
1,8 g) Mungo; in Kupfer: S, 2, l Mungo.
Außerdem kursieren Papiergeldscheine zu
I, 2, 5, 10, 25, 100 T. — Vgl. Bl. f. Münzfr.
1926 S. 415. V.
Tuln, Tuyn, Thttyn, hollandscher, ist der
Name holländischer und hennegauischer
Gold- und Silbermünzen im Anfang des
15. Jh.s. Der Ursprung dieser Sorte wird
folgendermaßen erklärt. Bei der Belage-
rung der Festung Hagestein 1406 ver-
schanzte sich Wilhelm IV. v. Holland in
einem festen Lager. Zur Erinnerung an
dieses soll er — er mag in ihm die ersten
derartigen Münzen geschlagen haben —
den »Zaun «zu dem heraldischen Emblem
von Holland gemacht haben und setzte
es auf seine Siegel und Münzstempel (Cha-
Ions S. 95). Die silbernen Thuyne sind die
bekannteren: es sind Doppelgroschen^ die
einen Löwen von einer Hecke (hage, haie,
enclos) umgeben zeigen, daher auch gros
lion k la haie genannt, und von Wilhelm IV.
in Dordrccht n. Valenciemxee 1404—1407
geschlagen wurden. Diese Prägung ist von
Wilhelms Tochter, Jakoba v. Bayern» fort-
gesetzt worden. Auch Anton v, Brabant
{1406— 14)[4) hat holtandscbe Thuyne » z
TULT— TÜRNOSPFENNIGE
709
gros de Bnihant vom 18. 12. 1418 bis 13. 4.
1419 5 d. iVa RH fein, 85 aus der Mark, im
Vronhof in Mastricht jj;eschlagt»n. — de
Witte, lirabant l S. I<)2, 108 u. nr. 444;
V. d. Chijs, Hrabant S. 132, 137 f.
Auch eine Goldmünze Wilhelms IV. wird
als Thuyn oder haio d'or bezeichnet, of-
fiziell aber als An^e von Ilenncjjau, Anj^e
dan« la haie, Typ\iH: Vs. Brustbild eincss
Engels, vor sich einen Schild, in einem Zaun,
Rs. Ulumenkrons5, i. d. W. 1 )üppehullcr und
I^wc, Umsrhrift: »(iloria in oxreLsis deo
et in terra i)ax hominibus« (Ev. Lucac 11
14), Diese Münze wurde als »dut>beIclon
Engel« ÄU (k) ürooten, al« »>halven y;uklen
penning« - i^KngcUirSU 40 Grootcn und als
»derdcndcel (•■^ V.O ß«W*stt pcnning« oder
♦clcyn KngeU zu i(> Grootcn in Vulencien*
nes und Dordrccht geschlagen, spilter auch
von Johann IV. von Hrabant {1420). >-- v.
d Chijs Holland S. "273 f., 313J Clialons»
Hennegau nr. 130 f. Su*
Ttilt, arabische C/ohimitnaso « V3 I^^nt^r;
8,d V,
Tümmler sind kleine GroHchen <ler Stadt
Goslar^ am Ende des 15. u. Anfang dcH
16* Jh*s gemün'/t. 1 Tümmler galt 1491 in
Goslar 4 GoslarHche Pfennig, Vs. Gonlar«
scher Adler» Ks. Doppctkrcux mit der Um*
Schrift K) crux gloriosa«. —' Kngelke in
üannov. GeHch.Bh Z915 S. 454 f. Su.
Tung-pao, chin. »Kurantmümu)«; s.
Ch*Jen, V^
Tunlcft^ das (kuncf) Untergew^md da*
Römer, etwa •: Ht^mdl, Unt^rock^ dem
griech. (kurzen) Chitr)» entsprechend, ur*
sprünglich ohne Annely auch bei Frauen
nur wenig ül>er das Knie reichend; einzige»
Kleid der Handwerker, Sktavtm u* is^
kleinen I^uttt auch auf M. — Wegen der
T. palmata vgl. unt<^r Triumph. R.
Tttiflntlttm V • die KäueberpfMne, vgU
unter Thymititerion. R.
Turmkmj^ade von M* und Med» ttelien
ebenso wie die Gnind«teinfunde («» d.) ein
Bauopfer dar. I >ie Sitte, im Turmknopf von
G^bjluden wie Kireboiit RatbAusern M. und
Med. XU verbergm, ist neueren Datums*
Beispiele: Rom» S« IPtolo fuori k mura»
n.Jh.» I^ichifi^ AUg. M.kd«» S. nt;
KOIingen 1587 und t74h Württ. Viertel
j^hrshefte 3a, i93$/6 & m, ^* S. t79
msia T. c^mälmt; Berliner Nikolaikirch«^
7 verschiedene Depositen, von 1514 — 1734,
Z. f. N. VI S. 139; auch in der Berliner
Marienkirche ist (1928) ein T. gemacht
worden. R.
Turmkrone s. unter Mauerkrone,
Turmtaler ist ein Talor des Erzbischofs
von Salzburg Wolfgang Dietrich von
Raittcnau vom Jahre 1693 zur Erinnerung
an den Türkeiikrieg, in dem seine Truppen
freilich nur bis in die Steiermark gelangt
waren, ohne einen Türken gesehen zu
haben. Auf der Vs. erblicken wir den h,
Rupert üb(T dem Wappen, auf der anderen
einen Turm im Moor und die Umschrift:
Immota resistit. • - (t. Zellcr, Des Erzstifts
Salzburg MiinÄrecht und Münzwesen, Salz-
burg, 1883, S. 17 f- S.
Tumttf schottische, 1614—1677 geprilgtc
Kupfermünze zu 2 Pcnce, auch halbe zu
I Penny. Sie trugen eine dreiköpfige Distel
auf der Va, den schottischen Löwen auf
der R«., seit 1632 auf der Vs. C^-R unter
Krone» auf der Rs. cimt Disteh Sic wogen
zuerst 3,45, seit 1623 X,9i, seit 1632 0,85,
seit 1642 (meist Bodle genannt) 2,87» seit
l66i 2^33 bis 2,59 g. Sie wurden in großen
Massen ins Ausland ausgeführt, besonders
nach den baltischen lindern, wo sie als
Schillinge umliefen. üruebor, S. 196 f!«;
Schr6tt«rf Brandenburg» Gesch., S. 594.
S.
TttmlerkrigMl (franz. Lambel) hei&t in der
Wappenkunde ein Beizeichen in der Gestalt
eines Haikens mit drei oder fünf Zinnen
oder Lätzen auf der UnterseitOi die von
jüngeren Söhnen im Wappen geführt wer*
den» solaxige sie noch nicht nachfolgeberecb»
tigt sind. Vieie französische Münzen führen
es sdt dem 13. Jh.^ von deutschen sei da
Taler des Bisch^s von Münster u< Pader-^
bom Franz Arnold Frdlherr von Metter-
nicb {170^^18) erwähnt, dessen Schild in
der Mitte das Famitienwappen^ einen Wolf«
und unter ihm den Tumierkrs^en zeigt
In F^gland führen den T. alle Mitglieder
des königlichen Hauses au0er dem Könige
selbst* -- lliiibert In Berl M.B1., 1926,
S. 498 ff* s.
Tmm$iiil^pTWnmpw3i^ s. Gros Tour«
nots. Su.
1tei«»i^lpmdgi» Über die französischen
TunMM^fenniga s» unter Denier. -- T.
IM mit besnnderer Erlaubnis des fran-
710
TURONUS FRANCIAE— TYCHE
zösischen Königs auch Fürst Wilhelm
von Achaja (1245 — 1250) in der Stadt
Chiarenza geschlagen. Diese Prägung ist
nach dessen Tode nahezu ein Jahrhun-
dert fortgesetzt worden, von den angevini-
schen Königen Neapels, Karl I. u. II. u,
von dessen Erbtochter Isabella u. Erbenke-
lin Mahaut v. Hennegau wie der Mehrzahl
ihrer Gatten und ihrer Nachkommen bis
auf den 1360 gestorbenen Robert von
Tarent. Ebenso sind vom Herzog Wilhelm
von Athen (1280—87), seiner Witwe Helena,
von Guy IL (1287 — 1308) u. Walter v. Bri-
enne (f 1311) in Theben, von Helena auch
in ihrem Wittum, der Herrschaft Karytena
in Achaja Tumospfennige geprägt worden.
— Menadier, Schausammlung S, 469 f. ;
Schlumberger S. 312 ff., S. 325. Su.
Turonus Frandae hat Heinrich VI. v,
England (1422 — 53) in Paris als Umschrift
auf seine Tumospfennige gesetzt, Typus:
Vs. Lilie neben Leopard, Rs. Kreuz. —
Blanchet II S. 286. Su.
Tutela als M. -Legende zum Bilde einer
sitz, Frau mit Kindern (T. Augusti, Vitell.,
Vespas.) oder des sitz. Kaisers vor einer
Frau (Italia) mit Knabe und Mädchen zu
Füßen (T. Italiae, Nerva; s. u.) bezieht sich
auf die von Nerva zuerst ordentlich einge-
richtete Staatsfiirsorge für Ernährung ar-
mer Kinder in Italien; vgl. auch unter Ali-
menta und Puellae. Auch unter Tetricus
u. Carausius erscheint die Leg. T. wieder. —
Merlin, Revers mon6t. de Nerva 1906 S. 81,
vgl. aber Rev. num. 1906 S. 220 ff. ; R. E. I
S. 1485 ; Bemhart, Handbuch S. 243/4. R-
Tutenague = Calaim (s. d.); vgl. Dong.
Tutttt» Tuttuwa (singhal.),,Tuddu (tamil),
Bezeichnung des holländischen kupfernen
Stuiver auf Ceylon, i Larin (Ridi) war =
8 — 20 T. zu 4 Duit, Kasi oder Salli (tamil
Vellaiccalli, Tampaccalli, singhal, Salliya,
Tambasalliya) zu 2 Araiccalli (tamil, Aluk-
kdla singhal.}. Eine Rechnungseinheit von
6T. (Schelling) hieß Sattdliya (aus mal. Se-
t41i = V« Span. Dollar). In Travancore wer-
den verschiedene Kupfermünzen T. genannt
Es gibt T. zu 4 (2,57 g) und 8 (5,20 g) Cash.
Auf den von den Franzosen in Pondichery
geprägten Dudu -Münzen befindet sich auf
der Vs. eine Lilie, Rs. Ortsangabe in
Tamilschrift, Gewicht 4, 15 g, Größe 17 mm,
des Halbstückes 15 mm. Der Dudu von Ka-
rikal hat auf beiden Seiten Tamillegenden.
S. Fanam am Ende. — H. W. Codrington,
Ceylon coins, S. 153. 175; Elliot, Coins of
S. India S. 139; Zay, S. 278. 285. V.
Tyche, griech. tüxt] = Geschick, Glück,
Zufall; in der älteren griech. Mythologie
bald als Tochter des Okeanos bald als
Tochter des Zeus IXsuftlpwc personifiziert.
Auf den M. unterscheiden wir, wenn auch
ganz künstlich, da sie oft ineinander über-
gehen, die T. in allgemeiner Bedeutung und
die T. als Stadtgöttin.
a) Die allgemeine T. ersclieint auf M.
zuerst, doch ohne Beischrift unter Demetrios
L von Syrien, sitzend mit kurzem Stab und
Füllhorn (das Füllhorn allein ist das Bild
der zugehörigen Drachmen); Demetrios
scheint wie sein Freund Polybios ein be-
sonderer Verehrer der T. gewesen zu sein;
mit dem Tyche-Standbild von Antigoneia
(unweit des späteren Antiocheia Syr.) hat
sie nichts zu tun (Z. f. N. 34 S. 55/57)"
Mehrere Partherkönige, die dies M.-Bild
nachahmen, geben der T. eine Nike statt
des Stabes. Dann begegnen wir der T, erst
wieder, aber unendlich oft, in röm. Zeit, wo
sie mit den Attributen des Steuersund Füll-
horns stehend oder sitzend ganz die röm.
Fortuna (s. d.) ist, oft (z. B. in Magnesia,
Tralleis] als Tuj^t], in Kaisareia Kapp, und
Alexandreia Ägypt. auch als T. ^eßaar^
oder -cJTo5 = Fortuna Augusta, -sti, in
Ephesos Hegend als Tüx>) bezeichnet; oft
aber gleitet sie, indem sie statt des bei
ihr häufigen Polos die Mauerkrone trägt,
in die T. als Stadtgöttin über; auch wenn
sie in Megara, Sikyon usw. Schale (Über
Altar), Füllhorn und Mauerkrone führt,
werden wir sie als T. bezeichnen (soxist
wäre Concordia das Angemessene; doch
heißt sie in dieser Darstellung T6x^ ^^ch
ohne Mauerkrone, so in Ephesos, und Pau-
sanias 1 43, 6; 11 7, 5 gibt an jenen beiden
Orten ein Standbild der T. an). Andrerseits
nennen wir auch Gestalten mit Mauer-
krone, Zepter und Füllhorn (z. B. in Ar-
ges, Bruzos, Akmoneia) T., zumal wenn
sie wie in Tomis den Meeresgott zu Füßen
hat, da das wieder auf T. als Stadtgöttin
hinführt; die T&xn i» Bostr» ist ähnlich,
erscheint aber auf anderen M. wieder als
Athena; in Markianopolis kommt eine T.
mit Mauerkrone, Schiale und Zepter vor.
TYMPANON— TYPUS
711
Auch ihre Büste mit Mauerkrone, auch
mitSchleicr, zuweilen das Füllhorn sichtbar,
ist ungemein häufig (in Bostra und Edessa
mit Beischrift Tuxr/), zumal in Syrien.
b) DicT. als Stadtgöttin — T&xn TuoXeco?
heißt sie geradezu in Attaia und Germe,
einfach IloXt? in Dionysopolis Phryg. (alle-
mal Brustbild) - wird sehr verschieden dar-
gestellt: alsTYXH beschriftet erscheint ein
Mädchen an Säule mit Kind auf dem Arm
auf (kaiscrzcitl,?) M. von Melos wie auf
dem Flachbild von dort, Athen. Mitteil. XV
S. 248, wo sie AfAeH TYXH MHAOY
heißt; berühmt war die T. von Antiocrhcia
in Syrien, das Werk dos Bilclhauors Kuty-
chides (Replik im Vatikan), auf M. zuerst
des Tigranes, Abb» 55, dann der Stadt An-
llochcia und spiitcr vieler anderer Städte
der Gegend (in Tarsos J>ci«chriftHch: Tox"»)
Tapaoü): sie sitzt auf Felsvn, hält l*ahn-
zweig, später auch Älircn, auch Füllhorn
(Laodikeia)» trägt die Mauerkrone und ihr
zu Füßen schwimmt ein Flußgott (auf einer
M. von Antiocheia steht neben ihr di« üb-
liche »allgenkeinc« T.» B. M. C, (talatia u»w,
Taf. XXIV 13; auf M. von Nrokaisareia ist
der Flußgolt zur üblichen T. gesetzt); in
Midacion treten Kröten statt des Flußgottes
ein. Beischrift Td^i). — AIh Stadt ••?. werden
wir dann die Gestalt auffass<tn, die meist die
Mauerkrone trägt und ohne »onHtigc At-
tribute i\u» für die betr. Stadt bexeichnende
Gerät oder Oöttwbild hält [w da« Kohlen-
becken in MopitucKtia; <lie Ähren in Eukar«
peia; zwei verhüllte (icRtinnen in A«pcndo9i;
ArtenuR Kphetiia in K]>hennii» HeiAchrift
TÖXI1 i^^^"^ *f> >« M«tro|mliH Ion., Aphro-
lÜKiafl» Verfifi^ Stde, Kibyra» Iisiodikeia Uftw.)
oder im Modell «'iues od^r mehrtircr Tctttpd
hHli (Pcrinth, Nikomedeia, Uml>o% TadraiaH,
Ankyra u»w.; öntcrr. Jahrc»ht;ftc VII S,
{ ff.) oder die ohne otUtr mit inhaltuloHcn At«
tributen auf Hontoimia-M. dem (iotu der
anderen Stadt |{tKenttbcrtiteht (Bagts, iiior
wie dio üblicho Fortuna; Thyateim; Laodt*
keia uhw*) odttr ^^n Kaincr die Hand reicht
(MarkianopoltD). Nur die Mä^uerkrono end»
lieh tragen die Figuren der verbündeten
Städte, die auf M. von Neokaidareis^ und
Tarsoii die T» der betr. Stadt umgeben, —
Spexialarbdt dringend erwilnuclit« R.
TymimM (grieeh. t6}Aie«vov), die Hand-
pauke {Handtrommel» Tamburin)» auf M*
Attribut der Mainaden und der Kybele. —
Mittcil. für M.sammlcr 1929 S. 315. — T. ist
auch davS dreieckige Giebelfeld eines Bau-
werkes. R,
Tympl = Acht3ehngröschcr (s. d.).
Type immobilisi ist ein M. -Bild, das, ein-
mal eingeführt, sich lange Zeit unverändert
hält und anderwärts nachgeahmt (dabei oft
nicht mehr verstanden) wird. So im Alter-
tum besonders die korinthischen Pegasos-
statcren und die von Alexander d. Gr.
und Lysimachos cingoführtcn M. -Bilder,
deren Nachahmungen oft sogar die Herr-
schcraufschrift beibehalten und den wirk-
lichen rrilgehcrrn nur moiiogrammatisch
oder durch Beizciclien ausdrücken. R.
Auch in der kcit. Präigung und im Mittel-
alter entstand der T. i., von Dannenbcrg mit
> erstarrtem (repriige^i verdeutscht., meist
durch lange fortgesetzte Nachahnning
eines Gcprslges» indem diese zu Mißver-
ständnis des ursprünglichen Müny.typus
führte» zumal <!ic Stempel mit der Zeil nicht
mehr nach Urstüeken, sondern Nachbil-
dungen nachgesehniltcn und die Kehlcr da-
durch vergriißrrt wurden. Dergleichen
konnte selbst in ein und derselben Münz-
stätte vorkomnien, wenn sie ihr Oprslgo
durch Jahrhtinderte behielt, wie dies in
Frankreich <)fter der Fall war, um so mehr
dann» wenn auttwilrts eine NachmUn'/ung er-
folgte. Ein Beispiel ist der sog, type chino-
naitiy früher type chartrain genannt (Abb.
154) I Vom Profdkopf des »«pätkarolingischen
Gcpri&Ke« von Chdteau Chinon t^ind zum
SehluQ nur die Nase» <ii^ wi<i <^ii^ großen
verkehrte« vi geÄciehnet wurde, und einige
unboiehreibbare Schnörkel übriggeblieben.
Ähnlich wird auch auf den Nachbildungen
nach Dümtedter Denaren Karb de» Großen
(s, unter Durst. Nachahmungen) da« Dür-
Htedter Bchiflf atlmühlieh bis iRur Un«
kenntiichkeit entstellt wiedergegeben, -
Luschin, Allg. M, K. » S. 60 f. Siu
Typm* Das griechinche Wort 6 tfiiwc be-
deutet Schlag, Sto0^ und da« durch den
SchluK oder Stoß ttewirkte: Bild, Form,
Geprftge» Charakter* Unter dem Typun
einer Münxe vcrBtehen wir den Eindruck»
den rie als ganve» auf unsere Sinne macht
im Gegenxat» »u allen anderen MUn^^arten*
Wir tonnen den Typus einer Münze nicht
votlkommen beschreiben, weil Gesicht,
712
TYRANNOS— ÜBERPRÄGUNG
Gehör und Gefühl nötig sind, um ihn zu er-
fassen. Niemand wird sich von dem Typus
einer griechischen Münze, eines Brakteaten
eine genügende Vorstellung machen können,
der solche Münzen nicht einmal in der
Hand gehabt hat. Dieses vorausgeschickt
sind die Haupttypen der Münzen, bedingt
durch ihre Form und ihr Gepräge (s. Münze),
der griechische, römische, byzantinische,
orientalische, karolingische, mittelalter-
liche, der Brakteaten-, der moderne Typus.
Vom Typus ist zu unterscheiden der Stil
(s. d.) als Summe der künstlerischen Eigen-
schaften, und die Fabrik oder die Mache der
Münzen, das heißt die technische Eigentüm-
lichkeit verschiedener Gruppen innerhalb
eines Typus, wie die viereckige Gestalt der
Schweizer Brakteaten, die unterschiedliche
Mache der spanischen Calderilla (s. d.) und
Gniessa (s. d.). — • Die antike Numismatik
versteht unter T. das Münzbild, s, d. —
Luschin, Allg, M.K.», S. 56. S.
Tyrannos, griech. xupavvoc = Herrscher
nennt sich in der verbalen Form xüpav-
voüVTo? der Saken-König Heraos auf
seinen M. — Die Tyrannenmörder-
gruppe, den Harmodios und Aristogeiton
im Angriff auf den T. Hipparchos dar-
stellend, war ein berühmtes Bildwerk des
Kritios und Neriotes, dessen Kopie auf
einem Kyzikener, Abb. 36, und als Bei-
zeichen (beide oder einer allein, dieser aber
nicht aus der genannten Gruppe) auf athen.
M. vorkommt. R.
Tyrimnos heißt auf einer M. von Thya-
teira Lyd. der jugendliche Reitergott, der
die Doppelaxt schultert und dort auch
stehend in apollin. Gestalt oder mit Strah-
lenkranz im Viergespann, also als ''HXtoc
'A7c6XXü)v Tüpijxvaioc (so inschriftlich) vor-
kommt* R.
Tys'sche Taler. Es gibt zwei Exemplare
des ersten Danziger Talers (von 1567), in
Danzig und in der Ermitage zu St. Peters-
burg; von diesem Taler erwarb der rus-
sische Konsul Tys in Warschau um 1840 den
Originalstempel der Rs. und soll mit ihm
und einem neuen Stempel der Vs* 16 Stück
haben prägen lassen. — Kirmis, S. SS*
S.
U-
Uber(l)tas Augusti oder saeculi, die Fülle,
als weibl. Gestalt mit Beutel u. Füllhorn
auf röm. M. von Decius bis Florianus
vorkommend, dann, z. T. mit fremden
Typen, unter Carausius und Constantinus I.
— Bernhart, Handbuch S. lOl. 244;
Gnecchi, Tipi S. 94/5. R.
Uchte- oder Frfihstückspfennlgy eine Be-
nennung von Pfennigen, die in westfäli-
schen Urkunden vorkommt und zweierlei
Erklärung gefunden hat: einmal als Pran-
diengelder. Bei Belehnungen usw. lud der
Lehnsherr die Vasallen zur Mahlzeit, an-
fangs aus Gastfreiheit, nachher wurde ein
Recht der Vasallen daraus, eine Mahlzeit
zu fordern. Zuweilen aber hatte man
aber den Vasallen die Bezahlung für
diese Mahlzeit als einen Teil der Lehns-
gebühren unter dem Namen )>Prandien-
gelder* auferlegt.
Eine andere Erklärung des U. sieht in
ihm einen i^Fleisch- und Blutaehnt«, weil
Iä diiieoi Vertrag zwischen der Stadt u* dem
St. Alex. Stift in Eimbcck von 1529 von der
Entrichtung »des U. und Flcischzchntens«
die Rede ist, und zwar brauchen beide nur
dann geleistet werden, wenn das Stift
Ochsen und Eber halten wird* — Grote,
M.St. II S. 98s f. Su,
Ud]a, marokkanische Silbermünze; s.
miißl 2.
Udiüeser Ffilschungen s. Cigoische F.
Übermfinzung ist die Überschreitung
des Münzfußes nach oben, d. h. so, daß die
betr. Münze in Schrot oder Korn besser
ist,' als der M.-Fuß vorschreibt. Bd
Kurantmünzen dem Staate geradesu baren
Schaden zufügend, wird sie bei Justierung
al pezzo nur äußerst selten und nur aus Ver-
sehen vorkommen, während neuere Metro-
logen von der Annahme von Ü. einen sehr
reichen Gebrauch machen; vgl z* B. 0.
S. u und R. E. III A S. 92t. R.
Im neueren Münzwesen ist Ü, s. v. w.
Überproduktion. S,
OiMtffrigitltg nexmen wir die Verwendung
UHLHORNSCHE KNIEHEBELPRESSE-UNCIA
713
jiner älteren M. als Schrötling für eine Neu-
prägung. Das kann geschehen, wenn Be-
quemlichkeit oder drängende Eile der Her-
itelhmg neuer Schrötlinge entgegensteht,
kann aber auch den politischen Zweck der
^Vernichtung aller erreichbaren Stücke eines
feindlichen oder wenigstens mißliebigen
Vlünzherrn erfüllen, so als Orodcs I. die
fctradn dos Prätendenten Mithradates II I.
iiborprägtc (Z. f. N. 33 S. 165/6). Sonstige
politisch wichtige Ü. des Altertums siehe
dort S. 16öS, insbcs. die der Juden im 2.
/Vufstunde auf röm. und röm.-provinKialc
M., um dem mosaischen Bilderverbote ent-
sprechend das verhaßte Kaiserbild zu be-
seitigen. - ' Rein numismatisch »ur Bc-
stimmuuß von Ort und Zeit von M. sind
z. B. wichtig Überprägungen des makedon.
Distrikts Parorcia auf makodon. M.» insbes.
ECönigs^M., weil sie die makedon. Heimat
und die Zeit des neuen Gepräges beweisen
helfen, Z. f. N. 36 S. 187/8. • •• Wirtschafts-
Rcscluchtlich von Intervsst^ sind die Ü. von
fjroßgricch. Statoren auf korinth. IVgasos-
jttatcrcn, von kretischen M. auf Aigina
und Kyrrne; «'vus Üborprägung von späten
Limpstakos-.^; auf A& AntiochoB* II. Iiat
man für die Stadt »Töpfchcnwirtschiift*
bei StiftuneHkapitalien emrhließc^n kmtncn,
Z. f, N, 34 S 312/3. — Auch röm. Silbcr-M.
des 3. Jh.s n. C. kommen scuweilen auf
ältere Denare überprUgt vor; inftbcm. tiind
die M. des Prätendenten Kcgalian und
seiner Gattin Dryantilla fa»t stets über«
prägt. -~ Z. f. R IV S. 328/49; V S, 143/150;
Traitö I S. 938/39. R.
Im Mittelaltor geschah die Ü. in emter
Linie aus Ersparungsrücksichten, da hierbei
die ganzen EinschmelxungHkosten unnötig
waren; sie ist bis in die neueste Zeit fort-
gesetst worden. Vielfach wurden die eben
eingcssogenon verrufenen Münzen gewalzt
und dann wieder neu ♦überf)rägtf« Nur sei«
Um aber war die zweite "Prigang imstande»
die erste ganz zu beseitigen» die mehr
oder weniger «ietitbar bleibt
Die Ü. wird oft von kulturell weniger
fortgeschrittenen V(Mkem angewandt» de*
nen die MUnseinrichtungen fehlen. Die
bekanntesten 0. sind die brandenburgi*
sehen und magdeburgischen Brakteaten
Knde des la. und im 13. Jh. und die
In RuOtand am Anfange des x8. Jh.s
überprägten fremden Taler (s. Jöfimok).
Die Ü. ist aber auch aus finanziellen
Gründen wie während der französischen
Reformationen (s. d.) vorgenommen wor-
den. *— Von der Ü. ist die Übcrstompe-
lung zu unterscheiden (s. Gegenstcmpcl).
S.
Uhlhornsche Kniehebelpresse s. Knie-
hebelprägework. S.
Uklya, marokkanische Silbermünze; s.
Mitkrd 2. V,
Ulfeldtsche Münze s. unter Hebräer.
St Ulrichskreuze sind Augsburger ge-
henkelte, als Amulette oder Geschenke die»
ncnde seit d. 17. Jh, geprägte Sieges -
kreuze auf die Ungarnsclilacht auf dem
Lcchfeldc im Jahre 955, in der nach
der Legende ein Engel dem h. Ulrich
ein Kreuz als Zeichen des Sieges übermittelt
hat. Diese Darstellung ist meist auf einer
Seite des Kreuzes angebracht* •'« J» M.
Frieseno^gcr in Münch. Mitt. 1 897/8, S.
nsü. Duü in der St Ulrichskirche zu
Augsfburg aufbewahrte St. Ulrichskreuz von
1494 abgeb. bei Hefner, V, Taf. 428. S.
Umreehnung von M. -Sorten und Geld**
betragen s* Wertberechnung.
UmsehriK nennt man im Gegenssitz zur
Auf- oder Inschrift die dem kreisförmigen
Rande der M. folgenden Teile der Legende. ,
Anbringung der Schrift in mehreren, dem
Rande folgenden Kreisbogen fmdet sich
sehen im 5. Jh.» wird in hellenlst. Zeit
häufige hier zuweilen schon unter Benutzung
des ganzen Randes un<i unten links bt^in*
nendi also O, was die r()m, Kaiserzett über-
nimmt, in der aber (bes. unter den Flaviern)
auch Beginn der (sonach von außen zu
lesenden) Schrift rechts unten vorkommt,
O. Das M.A. bevorzugt; Sehriftbcginn
rechts oben O^ die Renaissance führt mit
der Nachahmtmg der röm, Kaiser-M. auch
deren Stellung der ü. O wieder ein, die
dann bis heute herrschend geblieben ist
Der Gegensats »wischen U. und Auf« (In-)
sehrift tritt staurk herver in den eines Bildes
jn entbehrenden frühislam. M., indem die
Aufschrift der Ys, meist das Glaubensbe-
kenntnis, die V. aber Ort und Jahr der
Prägung nennt Die U. spftterer Zeiten s.
unter »Schrift Gs* R*
Umitk ^t. (ins Griecb» übertragen als
iX(kf intakt Ävxfa, oirt^ oÄtxia»
714
UNQALIS— UNZAIN
ins Deutsche als Unze) = Via des 12 tei-
ligen Ganzen, als Gewicht und M. also
des Pfundes, der Litra, des As (s. d.);
Aristoteles macht sie seinen Lesern als
XaJ^xoöc = V" ÄßoX«5c (Litra) klar (bei Pol-
lux IX 8i und IV 175); bei dezimaler Tei-
lung des As, wie sie bes. in den ostital, Rei-
hen des Aes grave (s. d.) beliebt ist, ist die U.
aber == Vio As, und man zählt hier weiter
Biunx, Terruncius, Quatrunx, Quincunx,
während man bei duodez. Teilung in Ver-
hältniszahlen, Sextans, Quadrans, Triens
weiterzählt. Ausgemünzt in M im r^m.
und in fast allen Reihen des ital. Aes
grave mit dem Wertzeichen • ; in der
röm. Reihe wird die U-, ursprünglich als
V» des osk. Pfundes = 1^22,74« g, dann als
Vw des {neu-)röm. Pfundes »27,28 < g,
schon im Verlaufe der i. (Semilibral?)-
Reduktion geprägt statt gegossen,
trägt den behelmten Kopf der Bellona
und auf der Rs, das Schiflfsvorderteil,
und tritt zum letzten Male im Unzialfuß
auf. Außerhalb Roms erscheint die U.
mit . in der röm.-kampan. Kupferprägung,
als libella (Haeberlin, Aes grave 1910
S. 134)1 und, soweit durch die Wertkugeln
erkennbar, in der ^-Prägung vieler Städte
Kampaniens, Apuliens, Kalabriens, Luka-
*niens, in Vibo-Valentia und Petelia und
auf Sizilien, in Eryx einmal ONKIA aus-
geschrieben, nebst Lipara. — Teilstücke
der U.: Semuncia (s. d.), Quartuncia
(s. d.) und Achtelunze (Wertzeichen V,
in Brundusium, Head, H. N,» S. 52). —
In der Spätzeit ist die U, wieder nur
Gewicht, ihre Abkürzung auf spätröm,
M. -Gewichten (s. unter Exagium) ist To
(= i^xta), dazu die Zahl und öfter auch die
Angabe der N(ofifotJLaTa) oder SOL(idi),
deren sechs i U. wogen. R.
UndaliSi lateinischer Name der frühen
Guldengroschen (s. d.), weil sie eine Unze
(= 2 Lot) wogen. S.
UngarOy OngarOi italienischer Name des
ungarischen Dukaten, der in vielen ober-
italienischen Münzstätten, z. B. in Parma,
Modena, Correggio,' Tassarolo, Macagno
nachgeprägt wurde. S.
Ungerleln, Ungtfsch hießen in Deutsch-
land die im 16. u. 17. Jh. geprägten ungari-
äch^ Denare mit Landeswappen -Ma-
donna (patrona Ungariae), S.
Ungrisch Gulden war der ungarische-
Goldgulden oder Dukat (s. d.). S.
Unicorn u. Half-Unicorn sind Goldmün-
zen der Könige von Schottland. Sie prägte-
zuerst Jakob IIL (1460 — 1488) i. J. i486:
Vs. Einhorn nach links, die Krone im
Nacken, einen Wappenschild tragend, Rs.
Blumenkreuz, in der Mitte ein breiter Stern,
Umschrift: Exurgat deus et disipent(ur)ini-
mici eius. Gewicht 3,81 g, fein 21 Karat,
also 3,33 g, Wert == 18 Schilling, das Halb-
stück dementsprechend. Der Unicorn
wurde zuletzt 1517 von Jakob V. ge-
schlagen. ■— Grueber S. 174 ff. Su.
Unie-, Unions- oder niederländischer
Rijksdaalder war der von dem Earl of Lei-
cester, dem Statthalter der Niederlande,
1586---1597 geprägte Taler mit geharniscli-
tem und belorbeertem Brustbilde auf der
Vs. und dem Schilde der vereinigten Pro-
vinzen auf der Rs., von dem er den Namen
Unie-Rijksdaalder erhielt. Er wog 29,23 g
und hielt 26 g Silber. — S« auch unter Pfeil-
bündel. — Verkade, Taf. 46, l> 84, I und
öfter; de Voogt, S. 171. S.
Unikum nennen wir eine nur einmal vor-
handene M., wobei aber der Begriff des Ein-
maligen sich nicht definieren läi3t: es kann
das U. sich auf eine ganz bestimmte Abart
oder allgemeiner auf den einzigen Vertreter
einer M. -Sorte, M. -Stätte, eines Jahrganges-
oder M.-herrn u. dgL beziehen. R.
Unit, Unlte waren englische und schotti-
sche Goldmünzen Jakobs L, die zuerst auf
die Personalunion von England und Schott-
land (1603) 1604 bis i6io geprägt wurden.
Sie trugen auf der Vs. das Hüf tbUd des Kö-
nigs, auf d. Rs. d. Landesschild und d.
Spruch Ezechiel 37, 22: Faciam cos in gen*
tem unam, waren 10,03 g schwer und hielten
9,2 g Gold. Die Unite Karls L> bis zur Revo-
lution gemünzt, zeigen andere Sprüche.
Auch Stücke zu 3, «/», V4 und »/s- Unite ent-
standen. In Schottland hieß d. M. auch
Sceptre vom Sc. i. d, Hand d. Königs. —
Grueber, S. 99, lOl, 107, 196— 301, S.
Unlcia, griech. Oä-pcix, die lat Unda, s. d.
Unzaln (Onzain). Um 1488 war der fran-
zösische Douzain (s. d.) auf 13^ der Dixain
(s. d.) auf 1 1 Denters gestiegen, so daß
jener den Namen TrMuOy dieser den
Namen Unzain erhielt 1488 wurden beide
Münzen gesetzlich auf diese Werte gesetzte
— Levasseur> S, 28; Schmicdcr, S. 464. S.
UNZE-USUALIS
715
Unze im Altertum s. unter Uncia. Die
mittelalterliche U. ist als Münzgewicht von
den Römern übernommen, Sie ist gleich
»/« römisches Pfund; wieviel Unzen aber
auf das karolinj^ische Pfund gingen, läßt
sich nicht genau sagen, meist wohl ebenfalls
12. Auf die Mark gingen 8 Unzen, doch
wurde diese in Deutschland und Skandi-
navien hauptsächlich in i6 Lot eingeteilt
(s. auch Oncia).
Als Rechnungsmünze ist die Unze gleich
20 Pfennigen. So kommt sie in einer
Speyerer Urkunde von 1196 (Jesse nr.
112) von Ebenso in Fricsland im 9. — 12.
Jh. (Jackcl in Z. f. N. XI S. 191 ff.) und
in Franken im 14. Jh. (Schrötter, Branden*
burg-Frankcn I S, X4S ff-)* "' ^'^^ «^«^rI'
Troy-Unze war gleich 31, n g und wurde
in 480 Grains eingeteilt. Die portugiesische
Onca war gleich 8 octavas («, <!.). Die Gold-
unzc von Messsina war gleich 26>4884 r. "-•
Nagl in N, Z. 30 S. 239. Su.
Unzialai und UnzialliiB (lat. unciaüs ^ ^
zuruncia, d. h. «/«» I*fwnd, gehörig), Roduk-
tionsstufe des r2im. As, h. d. R.
UnzüibchrfK s. unter Schrift.
Upstalboomialer^ das heißt Aufstellungs-
taler (von Rutsvermtnmtiungcn unter dem
Baum), ist ein hannoverscher Taler Goorgn
V, von 1865 auf die SO- Jahrfeier der Ver-
einigung von Oittfricsiand mit Hannover.
£r zeigt auf der Vit, den Kopf des Küniga»
auf d. R%, einen RitUir unttnr einem Kaum
und die Übemchrift »Eala frya Fre»ena«.
UfttmcbUinge» diu Ugypc. HriUen*
Hchlange, in den Itti»kuli gehörige auf M.
von Alexandreia Ag. allein oder gegenüber
der Schlange Agathodaimon u»w. «mchei-
nend; sie trkgt aiK Kopfichmuck meist den
der Im, d* h. die Sonnenscheibe (meist mit
Fodem und xwiMctien Hörnern); o!« Attri«
bute sind Ihr auch Ähre, Mohnki^pfe, Si*
strumi Keuk» beigi^eben, AuSerdon tet d.
gefiügclto SonnenAcheibo »elbfit oft mit
dinem Paar U. geschmückt und eine U,
findet «dch gdegentlich auch am Kopf*
iK:hmttck gewisser gg. Gütter^ t. B. bis,
Ammon. ^ B. M. C. Als«* S. LXXXVL
R.
Vwotaf griech. OftfKrv&t »» dio Himm*
tische^ ist I* oin häufiger Beiname der
Aühttiditft (R. E. I S. 2774): ah Himmols''
göttin erscheint sie auf M. der nach ihr be-
nannten Stadt Uranopolis in Makedonien
um 300 v. C, auf Kugel sitz., mit Zepter
(oben mit O und Tänien) und konischem
Kopfputz mit Stern oben (dieser Kopfputz
allein: Beiz, von Alcxander-M.), Rs. um-
strahlte Sonnenkugcl mit Sternen herum
und Mondsichel oben. — 2. ist U. die Muse
(s. d.) der Astronomie, die in der Musen-
Reihe der Denare des Q. Pomponius Musa^
mit einem Stab auf den auf Dreifuß ruhen-
den Globus weisend, erscheint; daher nennt
sich die Mutter-Üemahlin Musa des Parthers
Phraatakes auf M, ttea Oopavta, — Als
Xeus Uranio» betrachtet man den steh. Zeus
mit Stern a. d, Hand und Mondsichel a. d,
Kopfe auf M. Antiochos» VIII. R.
Urbs ^". die Stadt, insbc«. die Stadt Rom;
in diesem Sinne steht Urbcm rcstituit
auf M de« Vitelliu» »um Rtutitutor-Typu»
(». d.), ferner renovatio urbis Romac
(Deeentius), conservator urbis »uae u* iL
[(}<*|{tni»at» conservator Kart(aKini8 «uaej^
ebenso «acm mon{eta) urbis usw. auf M.
d. frühen 4. Jh.s; quasi-autonome M. aus
konstantin. Zeit haben urbs Roxna zum
Kopfe der Göttin Roma; das mon(eta) ur-
b(ica) auf röm.-syr. Provinzial*Hil!on-M.
mit d. Adler aber unter Kaiser Philippus
deutet die auf sonst gleichen M. mit
*A vttox&t ungegebene M. -Stritte an, bezieht
idch also nicht auf Rom. « • II M. C. Ga-
latiaS. 212. R.
Urcetis» der Krug, insbes. der einhenklige;
als Abzeichen des Priesters neben dem
Lituus (s. d*) ist er »ehr häufig auf röni.
M. der Republik (z. Ü. Sulla» Abb. 7t,
Caesar -- auf einer ^-M, von ihm er-
sehetQt auch der U. allein <^, Casslus, M.
Antonius) und Kaiserzeit R.
UrMfbiteler (Ureikönigstaler) ist «in Gul-
dengrosehen der Stadt Köln von 151 s, 1516
mit den h. drei K(}nigcn auf der Vs. und der
h* Ursula und ihren Begleitern im Schiff auf
der Rs. Aueh doppelte» halbe u. zwcidrittcl
gibt OH. Die 0. J. sind spätere Nachschläge.
^ Noß, Köln 1% Nr. Ö5---65, 76-78. S.
Ultiilii beifit der »pätröm. Uoldsoli-
dus auf Gewichtstttckeri, vgl Num. chron.
1927 S. 237H; dieselbe ebenda angenommene
Deutung ii«u(idi9) für das Wertzeichen
VSV ttuf spätröm. Weißkupfermünzen
anvundimen ist abwegig, vgl. 0« S. 127.
R.
7i6
USUALMARK— VEIOVIS
Usualmark s. unter Barren und Wäh-
rung. Su.
Usualmünze hießen im 17. Jh. alle Mün-
zen, die, nicht nach Reichsfuß gemünzt,
nur für den Verkehr im eigenen Territorium
bestimmt waren. Das Wort war ein anderer
Ausdruck für i^Landmünze« (s. d.). Die
Berliner 2- und i -Groschenstücke von 1651
bis 1661 hießen meist Usualmünze, Am
Rhein nannte man im 16. Jh. die geringer
als die alten Rader- oder Zollalbus ausge-
brachten Albus Usualalbus. S,
Uten, veraltete Lesung der alt-ägypt.
kleineren Gewichtseinheit; s. unter Beben.
R.
ütUitas publica, die öffentl. Nützlichkeit,
Beischrift zu einer steh. Frau ohne erkenn-
bare Attribute auf M. der Tetrarchien. —
Bernhart, Handbuch S. 261. R.
Uwangy malaiische Münze; s. Pitjis.
V.
V, Münzbuchstabe der Münzstätte Troy es
(seit 1715). S.
Vadmal s. unter Wede.
Vakimbola, broken money, Bruchstücke
des silbernen 5 -Frankstücks, die auf
Madagaskar vor der französischen Erobe-
rung kursierten und bei Zahlungen zuge-
wogen wurden. I Farantsa oder Ariary
(Real) = 2 Loso (arab. Nisf, V») = 4 Kirobo
(arab. Rub*, V4) = 8 Sikaji (türk. Sekiz,
8) = 24 Voamena (Samenart). — Temple
in LA. 31, S. 109 ff. V.
Vales heißt das Card board money (Kar-
tenpapiergeld) der mexikanischen Aufstän-
dischen von 1914/S von der Aufschrift: Vale
5 (10) Centavos. ■— Frey, S. 252. S.
Valetudo s. Hygieia.
Vallans ist eine Billonmünze Bischofs
Guy IV, von Cambrai (1342— 1343) zu 2 d.
10 gr. fein, Z16 Stück auf die Mark v*
Troyes, im Werte von 2 d. t, ein Stück
also von 1,13 g Rauh- u. 0,24 g Feinge-
wicht. — Robert, Cambrai S, 104, Su.
Vallunii lat. der Wall; ein solcher wie eine
Hecke dargestellt, von dahinter stehenden
Kriegern verteidigt, wird von einem röm.
Krieger erstürmt, auf M. des Numonius
Vaala, (das V. auf den Namen anspielend).
R.
Valor extrinsecus und Intrinsecus s. unter
Münzwert. S.
Valuta, italienisch = Währung (s. d.).
Valvation, neulateinisch von valere ^
gelten, war ein seit Ende des Mittelalters
gebrauchter Ausdruck für die Münztari-
fierung (s. Münztarife). Die Valvations-
tabellen sind Münztarife. Devalvation ($.d.)
heißt WerthenJjsetzung. S.
Van, Kupfermünze von Annam; s. Dong,
Vannus (griech. Xtxvov), die Getreide-
schwinge, ein Gerät aus Flechtwerk mit
hohem Rande auf einer Seite, zum Trennen
der Spreu vom Korn; diente auch zur Auf-
nahme neugeborener Kinder, so auch der
Götterkinder wie Hermes, Zeus u. bes. Dio-
nysos, in dessen Kult und Mysterien die
mystica vannus lacchi (Verg. Georg. 1 166)
daher eine bes. Rolle spielt. Auf Kaiser-M,
(z. B. von Magnesia, Nikaia) erscheint das
Dionysoskind in einer V. sitzend. — R. E,
XIII S. 536/41. R.
Vaquette (französ., deutsch = Kühchen),
Billonobol von B&irn unter Heinrich IV.
und Ludwig XIII. mit Kreuz und 2 Kühen
und 2 gekrönten Initialen auf der Vs. und
Kreuz im Vierpaß auf der Rs. — Eine V. ist
auch das Münzzeichen der Münzstätte Pau
in B6am. S.
Varigama, Variha, südindische Gold-
münze = Pagoda (s. d.). V.
Vasen s. unter Gefäße, wo der Kelch
Abb. 56 zuzufügen ist. R.
VCRIMDRasvir consularis rex Im-
perator dux Romanorum, Titel des Vabal^^
lathus. — Z. i N. V S. 231, R,
Veiovis^ latinisch -röm., anscheinend ver-*
derbenbringender Gott, von den Späteren
nicht mehr verstanden und bald mit Apollo
bald mit luppiter geglichen, Pfeile und Zi^e
waren seine Attribute. Man erblickt ihn
auf röm.-republ. Denaren in einem jugdL
Kopf mit Band oder LoAea:- oder Eichen-
krainz und einem Blitz al$ Attribut» bei M/
Fonteius dient ein geflügelter Knabe au£
Ziege als Rs. -* Ro$char^ LeK. der Mythe!.
VI S. 174/6. R.
VEKSA— VERDIENSTMEDAILLEN
717
VSkSa (dcmin. vekSica), Vevcrica war bis
ins 13. Jh. der kleinste Teil der russischen
Rechengrivna (s. Grivna), deren Wert aber
noch nicht feststeht. In den aus dem
Griechischen übertragenen Texten steht V.
für oßoXoc. Für d. 9. und lO. Jh. ist wohl
unter V, das Bruchstück eines Dirhems,
für d. weiteren Jahrhunderte eines europä-
ischen Denars zu verstehen, da das Äquiva-
lent der V., das Fell eines Eichhörnchens,
wohl weniger wert sein mußte als das eines
Marders, das einen Dirhem oder Denar galt
(s, Kuna)* Vgl, Pelzwerk, — Mroßek 125 f.,
Srezncvskij I 477 u. 485. Ü.
Velddaalder, niederländische Bezeichnung
der Feld- und Bclagorungsmünzcn. S.
Vellon bedeutete in Spanien i. Vließ, vom
lateinischen Vollus; 2. Bronzemünze, vom
französischen Billon (s. d.)* Das Wort
scheint für Münzen nicht vor 1400 ge-
braucht worden zu sein; man nannte in
Spanien aber nicht wie in anderen Ltodern
die mit viel Kupfer legierten Silbermünzen
Billonmünzcn, sondern bezeichnete mit
moneda de vellon »lies Geld, das nicht gute
Gold- oder Silbermünzo war. Die mit etwas
Silber legierten Kupfermünzor) hießen Cal«
derilla (h. d.)y die reinen Kupfermünzen
im 17« Jh. Gruessa (s. d.). Die im 16. und
17. Jh. geprägten Kupfermünzen sind mit
sehr vielen Gogen»tempeln ventehen, durch
die sie im Zahlwerte bald herauf«^ bald
herabgesetzt wurden. Hierdurch und durch
eine umfangreiche Nachprägung, besonders
in den Niederlanden, wurde die Verwirrung
im spanischen Münzwesten ins Unertrügliche
gesteigert und entlud «ich endlich in Volks-
aufständen. " Diese ungeheueren» die
Wirtschaft Spaniens ruinierenden Kupfer-
prägungen des 17, Jh.s haben eine beHon»
dere Kupferwäbrung ge^chafTem Man un**
terschied bis ins 19. Jh. den Real de plata
(Silberreal) und dun Real de vellon; dieiier
hatte 34 Maravedi de vellon, jener galt
SO»/« mehr» war alio gleich V/t Bitlonreal
oder st Maravedi* Im 19* Jh. galt der R«al
de plata xnfvf Raalai de vellon (a. Real). - --
SchrOtter in Z. f. N. as. Bd., 1906, 5. 3^3
u. 329; Noback», 8, 565. &
Vmatio» lat die Jagd» initb«». die Tier*
hetaa im Zirku«. Jagdisenen finden sich
auf ant M. au0er im Bereiche der Herakies*
taten % B« a^C dem Denar des C lim-
dius (angeschossener Eber und Hund),
auf röm. und griech. kaiserl. M. mit dem
Kaiser zu Roß im Kampf gegen Löwe oder
Panther (z, B. Hadrianus, Commodus) oder
Eber (Prusa) oder Bärin (Hadrianothcrai),
die zwei letzten auf dieGründungsgeschiclittr
der betn Stadt hinweisend (Nom» VI S, 8
— n); Jäger auch auf M. von Segesta,
Nikkopolis am Istros (Abb, 97) usw. Eine
Ticrhetzc erscheint z. B. auf einer M. von
Synnada, dann einem Denar des L. Livin.
Rcgulus und sehr hiLufig auf Kontorniaten
(gegen Bär, gegen Eber und gegen mehrere
iricre); darauf spielt auch der Denar des
Sept. Scverus mit lactitia temporun»
(Schiff, Quadrigen, wilde Tiere) an. R.
Veneziano hieß seit dem 16. Jh. oder
schon früher in Vorderindien die venetiani -
sehe Zecchine, die um 1620 14—16 Tangu
(s. iL) galt. S.
Venezolano war der nach üesctz vom
23. März 1857 zur venezolanischen Münz-
einheit gemachte, dem goldenen französi-
schenFünf frankstück gleiche, abernichtaus -
geprägte Uoldpeso, nach Gesetz v. 18. Juli
1872 der dem goldenen u. silbernen franz.
Künffrankstück entsprechende Peso, t^ loo
Ccntcsimos- — Noback », S. 225, 1 137. S.
Ventina» lilntint» eine in Kor»ica unter der
Republik des GenenUs Pasquale Paoli 1762
—1768 geprägte Silbermünse zu 20 Soldi
mit geicrüntem Schilde a^wisehcn zwei
Meeresgenten auf der Vs. und Wert im
Sehilde auf der Rs. -*- Corpus num, it. 11 1^
S. 597 ff. S.
Vemts $. unter Aphrodite.
Vemistil«r ^^ Hurenkarrentaler (i* d.)*
S.
VenUenstmediOlen» nucfa Ehrenzeiehcn
oder «med. genannt^ vom Staate an Pri'*
vttte (oder wie die Wiener Salvator-Med.
auch von Städten an verdiente Bürger)
auf Grund von »iviten oder milit&r, Ver-
diensten verlieheni oft «n bestimmte Orden
(8. d.) angetchlotstn und wie diese seit
dem Endo des 18* Jh.i auch am Hände
getragen« meist mit einer Insehrift auf
den allgemeintn oder besonderen Anlaß
der VerMhung (Seidenbau, Ackerbau» »für
Rettung aus Gefahr«, »unsem tapferen
Kriegern«)» finden sich seit dem xH. Jh.
und werden im 19. Jh. lUlgemein. Aufier
der runden ist insbcs. die Kreuz- und
7i8
VEREINSTALER— VERWANDTSCHAFTSANGABEN
Spangenform beliebt. — Vgl. unter Preis -
med., Schulmed. — Versteig. -Kat. Pha-
land, 0. Helbing, München, 22. März
1926. R.
Vereinstaler war der durch den deutsch -
österreichischen Münzverein vom 24. Janu-
ar 1857 geschaffene Taler zu 30 Stück aus
einem Pfund oder 500 g Feinsilber. Er war
feiner als sein Vorgänger, der preußische
1750—1856 geprägte Taler, da dieser 750,
•der V. aber 900/1000 fein war, aber er war
leichter als jener: statt 22,272 g wog der V.
nur 18,518, und er hielt nicht 16,704, son-
dern 16,666 g Feinsilber. Die Vs. zeigt meist
das Bild des Fürsten, die Rs. das Landes-
wappen oder die Wertbezeichnung; die V.
von Frankfurt a.M. haben auf der Vs. ein
weibliches Brustbild, auf der Rs. den Adler.
Der 30-Talerfuß entsprach einem öster-
reichischen 45 -Guldenfuß und einem süd-
deutschen 527a"Guldenfuß, oder es waren
4 Vereinstaler = 6 österreichische = 7 süd-
deutsche Gulden. — Schrötter, Preußen
1806/73, Gesch. II, S. 130 ff., 561; Schwal-
bach I, passim. •— Über d. Brustbild auf
d, Frankf. V. s. J. Cahn in Mitt. f. M.
Sammler, Frankf. a. M. 1928, Nr. 51. S.
Vertassungstaler ist ein bayerischer Kon-
ventionstaler auf Einführung der Ver-
fassung von 181 8 mit Kopf Maximilians I.-
.stehender Bavariamit der Vexfassungsrolle.
S.
Ver]fingtes Gewicht siehe Richtpfeimig.
Veroneser, parvuli Veronenses s. Berner.
Verpachtung s. Münzpächter. S.
Verpfändung der Münze oder Hfitizstätte.
Zur V. zwang die dauernde Geldnot die
Fürsten im 13. und 14. Jh.; selbst König
Rudolf sah sich wiederholt genötigt, Gläubi-
gern einzelne Münzen wie die Gdnhauser
dem Reiz von Breuberg und die Rottweiler
seinem Schwager Albrecht von Hohemberg
zu verpfänden. Durch derartige zwangs-
läufige Verpfändungen gelang es den
.Städten allmählich, vor allem in Nieder-
sachsen, Mecklenburg und Pommern zuerst
•die Verwaltung und dann gegen eine ein-
malige Kaufsumme den Besitz der Münze
in ihre Hände zu bekommen. Vgl. Münz-
recht, Münzverrufung. -- Menadier, Schau-
•sammlung S. 201. Su.
Verprlguugen nennen wir die während
der Prägung vorkommenden, bei der
Hammerprägung fast unvermeidlichen, erst
von den späteren Techniken meist ver-
miedenen Fehler; sie bestehen: i. in unge-
nauem Auftreffen des Stempels auf den
Schrötling, so daß Teile des Bildes oder
der Schrift außerhalb des Schrötlings
(off flan) bleiben und Teile des Schrötlings
vom Stempelbilde nicht getroffen werden,
das Metall also dort entweder hoch-
quillt oder, wenn wenigstens noch von der
Stempelplatte getroffen, eine glatte, leere
Fläche bleibt. Solche V. ist bei griech.
Autonom-M. fast überall zu beobachten,
die röm. -republik, und bes. die kaiserl.
M, sind sorgsamer geprägt; doch tritt bei
den massenhaft geprägten Bronzc-M. des
4-/5- J^'S V. oft wieder auf. Im M.A.
leiden viele M., bes. die westfälischen De-
nare des 14. Jh.s daran, daß ihr Schrötling
kleiner als der Stempel ist und darum der
Schriftkreis meist nur unvollkommen darauf
kommt. Von solcher V. verschonte M,
nennen wir i>gut zentrierte«. — Luschin,
Allg.M.-K.a S, 55- — 2. in dem irrtümlichen
Verbleiben der soeben geprägtenM. in einem
der Stempel, wodurch sog, Inkuse M* ent-
stehen, s. d. — 3. in d. Verschiebungen, d,
infolge mehrfachen Schlages entstehen, s.
unter Doppelschlag. — Samml. solcher V. ;
W.F. Hahlo I. n, Berlin 1925/6 = Aukt
Kat. Leo Hamburger Jan. 1927, vgl. dort
die Einleitung. R,
Vemifung s. Münzverrufung.
Verse auf M. s. unter Metrische Inschrif-
ten. R.
Versucher s. Probieren S.
Vertugadln war der 1714—18 geschlagene
französische ficu d'argent (s. d.) mit run-
dem gekrönten Lilienschilde auf der Rs. —
Hoffmann, Tai. 109, 26 — 31, S,
Verwandtschatisangaten auf Münzen. Für
antike Münzen s. d. einzelnen Wörter und
vgl. auch Filiation> Frauen, Vormund*
schafts-M. Im Mittelalter erscheinen V.
a. M. zuerst im 9, Jh, in Deutschland,
Italien und Frankreich.
Die eheliche Verbindung wird nur auf
einem Denar Bolealaui* von Böhmen
genannt: »Biagota comunx«, und auf einem
Mailänder Teston mit iMcuumiUanus Ro.
rex et Bianca M(aria) coniuges«, ebenso auf
dem medaillenförmigiea Tftler Maximilians I.
und Marias von Burgund iMaxiniilianusma*
VESTA— VICEDOMINUS REGIS
719
.^nanim. archidux Austrie Burgund., Rs.
Maria Karoli filia heres Burgund. Brab.
coniugcs«.
VcrhältnismäßijT oft tritt die Sohncsbc-
aeichnungauf : am frühesten in Benevent bei
■Grimoald IV. (806—817) »Grimoald filius
Ermenrih «, dann bei Wilhelm I. v. Sizilien
und se ncm Sohn Roger »W. rex R. dux
iiliiis eins«, bei den Markgrafen von Ceva
»Grm. fil. dn. Na« (Guielnius filius domini
Nani), bei Alfons L v. Aragon (1104—34)
»Anfus Sun(cii filius) rcx«, bei Otto Bischof
von Hildosheim (1:^60—1279) »Otto ütns«,
beim Pfakgrafcn Otto I. von Bayern i>Otto
filius Lodevi«, bei Sigismund v. Glogau
^Kazimiri r(cgis) Polonie natus«. Am hUu-
figstcn erscheint die Verwandtschaftsangabe
»filius I in Krankreich; verschiedene Barone
rühmen sich so ihrer Eigenschaft als fran*
^ösischc Königssöhne, z. B. die Grafen von
Maine, dann Karl L v. Anjou »K. fiL regis
BVancic« als Sohn Ludwigs VIIL In Aqui-
tanien nennen «ich Eduard I. von England
»Edward fili. II. regis Anglic«, u.Eduard der
schwarze Prinx ^KcL p(rim)<>gcn5tu(8) regi(8)
Anglie. « In Rußland ist es die Regel, daß
dem Vatersnamen die Sohneabeateichnung
»witsch« angelkängt wird, so Iwan 11 1.
(1462—1508) »KttiUt weliki Iwim Wassiljc-
witsch« u. a.
Eine Sonderstellung nehmen die hol*
ländischen u. luxemburgischen Münzen
Johanns von Bayern ein: »loha dux Bava.
fili. Holand. et Zel.« u. 1 Herrmann der
Oelehrte von HeKHcn nennt gich »Hma.
adnepoa bte. Klimbt » ,« Z. f. N. 24 S. 261,
«Jno als Ururenkel; als Vormund »eine«
Sohne» Philipps den Schönen bezeichnet
$ieh KasNer Maximilian »Maximilian, rex
Romanor. pater<
Die Angabe »Bruder« kommt u. a. in
{iok»i(na in »la, et lo. de P(e}p(o)lift fr(atr)e»«
vor^ in Pommern in »lurgen un Bamem
öjbr.i.
In Mailand tritt die Umschrift »Ludovi-
cus piitruus gubernansi auf, indem Lu4wig
für sdnen Nfeffen Gal^eso Btaria die Re«
gierung führt
In der R Z, kotnmen die Bexeichnungea
ßUu% fratre» u. patruden vor: auf einem
Jülicher Taler 15x3 »lohs. «enior fiUua
«iucis Oiviae dux U9W.«, auf einem «ftchei*
liehen von iS5i »moneta fiUorum loann«
Frid, scnioris ducis Saxonic« usw. Am
häufigsten treten Brüder auf, besonders
infolge der Teilbarkeit der Länder in
Sachsen und Schlcsiexi. Ein sächs.-
wcimarischer Taler von 1608 führt 8
Brüder auf. In Schlesien fügen besonders
die Herzöge von Liegnitz und Bricg das
»fratrcs« hinzu, in Braunschweig »Ems.
lohu. Wul. Phil. Gebr. H. z. Brun.« In
Mansfeld kommen »fratrcs et patrucles«
vor, in Braunschweig »V. G. G. Hcinri|h u.
Eri|h. Gevct(tere) z. Brun. u, Lun.« —
Dannenbcrg in Berl. Mbl 1900 S. 2895 fT.
Su.
Vesta, röm. Göttin, s. unter Hcstia, vgl.
auch Palladion. R.
Vfeverica s. V£k§a. -^ Dal*, Tolkovyj
slovar* (in. Aufl.) hält beide Worte nicht
für identisch. B,
VexUlum, rDm, Feldzeichen der Legions*
detachements, der Reiter usw.) bestehend
au« einem Schafte mit Querstange, von der
ein quadratisches Tuch herabhängt; auf
dem Tuch kann Name (oder Nummer) des
Truppenteils, dt«« Kaisers u. dgl. stehen.
Zuweilen ist das Tuch an den Manipcl«
Feldzeichen (Signa, s. d.) der Legionen
unter den Rundscheitien hefcHtigt. Hslufig
auf rüm. M. der Republik u. Kaisor*
zeit (auf den M, den Nero mit decursio
in der Hand eines Reiters) und solchen
der röm. Coloniae. Bei (iründung von
Veteranenkolonien wurde ein V. dem
Gcm'us coioniae geweiht, und ein so mittels
einer Tänio geweihtes V. (vgl. dazu aucli
Vogt, Die alex. M. S. 85 ff.) erseheint auf
M. von Ca»»andreÄ und Dium. — v.
Domanzewski, Fahnen des rdm» Heeres
188s S. 76 u. ö.; Z. t N. 36 S. I»6, 138/9. —
Das V. gehörte auch zu den Dona militoria,
s* d.. ~ Da« Labarum (s. d.) ist ein V,, bei
dem auf oder über dem Tuc^e ein Christo*
gnunm angebracht ist R.
VieaAmiliiiii f«tis nennt sich auf einem
Pfennig Eabischof Bruno von Trier (noa
~n24)y der naeh dem Tode Heinrichs IV.
von den Famten tum vicedominus curiae
regia« emafint wurde. Auch besBoiehnet sich
so auf di»em kupfernen Rechenpfennig der
späten» Bisohof v. Osoabrüek Benno als
Vorstdh^ der Goslarer Verwaltung u. der
tau«Qrti<äieii Kamdti tut Zeit Kaiser Hein-
720
VICTIMARIUS-VIEHGELD
richs III. — Z. f. N. XVI S. 257 u. 34
S. .326, 334. Su.
Victimarius,von victima = das Opfertier,
also der Mann, der das Opfertier zum Opfer
führt und tötet: Denar des L. Pomp. Molo,
Kaiser-M. von Hermione, Med. des Postu-
mus und Opferszenen der röm. M. u. Med.,
z. B. Gnecchi, Med. Taf. 89, 2. R.
Victor, häufige Bezeichnung des Kaisers
auf spätröm. M., so Victor omnium gentium,
Victor gentium barbararum, undique vic-
tores, hoc signo victor eris (s. d.), ähnlich
exuperator omnium gentium, debellator
gentium barbararum oder hostium, meibt
zum steh, oder reit. Kaiser mit und ohne
Gefangene oder Besiegte, zur Victoria
usw. Vgl. auch Victorioso semper (Probus
usw.) und den Titel Victor semper Aug.
(-^-Med. Constantius* IL), endlich Victor
gentium auf Theoderichs A^'-Med.; auch
Beiname der Götter Hercules, luppiter,
Mars. — Bernhart, Handbuch S. 117.
121. 401. R.
Victoria s. unter Nike. R.
Victoriatus — auch vict(oriatus) n(um-
inus), Dessau, Inscr. 5946 — heii3t nach
dem Rs. -Typus (Victoria ein Tropaeum
errichtend; Vs. luppiterkopf, Abb. 65) eine
röm. Silber -Münzsorte, die, = 3/4 Denar =
anfangs 3,4 g schwer, bald sinkend, nach
Plin. N. h. 33, 46 (die anderen liter, Belege
gesammelt Riv, ital. 1912 S. 306), früher
ex Jllyrico advectus mercis loco habebatur;
doch scheint es umgekehrt zu liegen, indem
vielmehr die Gewichtsstufe des V. von
Apollonia und den Dyrrhachiern für ihre
Drachmen adoptiert wurde. Geprägt wurde
der V. von 269 bis bald nach 200 v. C. und
hat die fönnliche Herabsetzung des Denars
V. J. 217, des V.also auf 2,9 g, mitgemacht;
ausgeschriebene Namen von M. -Beamten
kommen auf V. nicht vor, sondern nur
figürliche Beiz, und Abkürzungen von Na-
men, in denen zuweilen die Münzstätten zu
erkennen sind :Crot(on), Kor(cyra)usw., vgl.
Riv. ital. 1912 S. 341. Hauptumlaufsgebiet
war Oberitalien, wo sich die V. in den Fun-
den mit etwa gleichschweren Drachmen
von Massilia und deren Nachahmungen
mischen, dann Süditalien, wo auch unter-
ital. Didrachmen und röm*-kampan. Qua-
drii^ti. sich mit ihnen mischen, endlich
Spsmen: Es existiert auch ein Doppel-V.
und seltene Halb-V. mit gleichem Tjrpus,.
die halben mit S = V»- — Seit der lex
Clodia etwa v. J. 102 wurde der Name und
Typus (doch auf der Vs. oft Apollo- statt
luppiter-Kopf) wiederaufgenommen für
den seit langem nicht geprägten halben«
Denar, den Quinar = 1,9 g, den nun
die 5 M. -Meister C. Egnatuleius, T. Cloulius^
Cn. Lentulus, C. Fundanius, P. Vett. Sabi-
nus und ungenannte M. -Meister in Menge
prägen, mit Q (== quaestor oder quinarius?
vgl. Kubitschek, Studien zu M. d. röm. Rep..
191 1 S, 39) bezeichnet. Auf diesen V. be-
ziehen sich die kaiserzeitl. Erwähnungen,
des V. Seitdem bleibt die Victoria, später
aber ohne Tropaeum, der beliebteste Typus
des silbernen und goldenen Halbstücks;
vgl. unter Quinarius. — Griech. hieß der
V. TpoTcaixov und sein Fuß wurde z. B. von
der thessalischen Bundes-M. des 2. Jh.s an-
genommen, wo Silber-M. im Gewichte des
einfachen und doppelten V. geprägt wurden^
die letztere M, inschriftlich avxxfip genannt;
später ist der V. auch hier als Quinar ge-
rechnet worden. — Wegen des einen V.
wertenden Talentes von Rhegion (nach
Festus) s. unter Talent. — Trait^ I S.
S53/7; Willers, Kupferprägung S. 41/8;
Z. f, N. 26 S, 238; 32 S. 47/71; Riv. ital.
di num. 1912 S. 299/357; Bl. f. M.-Fr.
1923 S. 364/9 Taf.; Segrfe, Metrologia
S. 334/6; [v. Bahrfddt], E. J. Haebcrlin
1929 S. 59/68. R.
Vlctoriolai =: kleine Victoria, nennen wir
die von einer Gottheit oder dem Kaiser auf
der Hand getragene Victoria (Nike), oft
auf Globus. R.
Victortaler sind Taler des Freiherm Wil-
helm von Batenburg (f 1573) und der Re-
publik Solothum mit dem stehenden h.
Victor auf der Vs. Die erstercn zeigen auf
der Rs. den Reichsadler, die Solotitiurner
den Staatsschild. S.
Viehgeldy Entwicklungsstufe des die ur-
sprünglichste Stufe des Nutzgeldes darstel-
lenden Nahrungsmittelgeldes, indem das
Stück Vieh, bes. Kuh und SchAf, Zahlmittel
und Wertmesser bilden. Nachweisbar au»
den Zuständen neuerer »NaturvMkeri (bes.
Kaukasus, Südafrika, Nordamerika), dann
aus unseren Kulturen aus der Etymologie
von späteren Gdd* und MQnasausdrücken»
so ind. rupee von saaskr* rupa an Herde(^)»
VIENNESE— VIERER
721
engl, fce = Abgabe mit dtsch. Vieh zu-
sammenhängend, ßoüc in gricch. Redens-
arten = Geld (z, B. ßoü; diel y^cogötq =
ihm ist die Zunge durch ein Rind ver-
schlossen), pecunia von pecus, aus Straf-
gcldsiltzen in athcn. und röm., altiran.,
nord, und germ. Gesetzen, vgl. unter Kü-
gildi. Die in germ., nord., hintcrind. Ge-
setzen stehenden genauen Vorschriften über
Alter und Eigenschaften des Tieres zeigen,
daß man damals einerseits über die primi-
tive Vorstellung, daß ein Stück Rind gleich
dem anderen sei, hinaus war (und somit
innerlich die Stufe des V. schon überwunden
hatte), andererseits noch wirklich, als diese
Bestimmungen geirolTen wurden, in Vieh
zahlte. Hei Homer finden wir den Über-
gangszustand, daß man noch nach Vit^h
rechnet (vgl, Wertabschiltzungen wie ivveot-
ßotoc usw.), aber schon in metallenem
Gcrätgcld (licckcn, Dreifüßen) »ahlt; 5m*
dcrswoher (aus Athen, Delos, Rom; Island)
kennen wir für Rind und Schuf bestimmte
Umrechnungssat»e* Kbcrt, Reallex.
IV S. 20B/9. R.
Viennese, Viennois ist ursprünglich nur
der Denar der Erzhischrife von Viennc, der
seit dem 10. Jh., b<n(m<kr» um 1100, in
großen Mengen, gre^ßtenteil» mit dem
Kopf des heiligen MauritiiiH geprilgt wurde.
Er wurde spilter gloiefi dem halben Denier
tournoi» gertrchnet, Diewe MünzHorte wurde
u. a. im II. Jh* von dem (Jriifen von
Savoyen in Aiguebelle mit <lem Kopf
Johanne» ik% Taufer« und auf der R». mit
»A« u. dor I^gemle Atiuahella naehgeahmt.
Humbert 11. (1080 - iwi) sehluR Viennc»!
in Susa, welche }U>er nur dan Gewicht und
den Feingehalt der Pfennige von Vlenne
hatten, nicht aber da» Ilitd; dieso» war
ein Stern (Girwicht ca. l.S^OiO g b<sl
einer Keinltuit von 8 d» 13 ürän). Amadcu«
V (1385—1323) prUgte Vienne»! iteri,
«chwan&e, von denen 258 Stüek uuf die
2 d. 14 (idin feine Mark gingen, aluo ein
Stüek von 0,95 g R^uh* u. 0,2 g Fein"*
gewicht; Mitwexl (IS^.V-^U^?) führte
den Typun: V». mn groBe« »A^t und R«.
ein Sehild ein.
Unter mannigfuUigen Beinamen wurden
Viennem in Savoyeii bin 1533 getcWii^cn,
suletxt SU 374 Stück aus der 8 Gr&n feinen
Markt alio ein Stück von 0,6$ g Rauh- und
0,02 g Feingewicht. — Promis, Savoyen;
Marini in Riv. it. di nmn. 1909 S. 169 ff.
Su.
Vierchen (Vicrechen, Vierken, quadri-
nus). Diese Münze kommt einmal in Pom-
mern als Vierfaches der Viukonaufjjen in der
ersten Hälfte des 15, Jh.s bis in den Anfang
des 16. Jh.s vor. 1408 erhält die Stadt
Stettin das Recht, Pfennige von 4 Vinken-
augen zu prägen, die später j:[leich 3 Pfonni-
jven Sun<lisch gesetzt wurden (•- -. V4 pom-
mcrscher Schilling). Erhalten sind uns
solche Münzen von Stettin, Garz, Pyritz
mit Umschrift, von Stargard und Cifollnow
ohne Umschrift (Kd. v. Seydel in Z. f. Nf,
VHI S. 191 IT.), während sie urkundlich
auch in Greifswald, Stralsund imd Anklam
geschlagen sein müssen (Urk. v. 1447 ^'^ri
Balirfeldt, Brandenburg 11 S. 503 nr. 88),
Ihr Durdischnittsgewicht beträgt 0,46 g,
ihrKoingehiilt wohl beinahe 4»/» l-^ot. Diese
Miinzsorte ist von Kriedrich 11, von Kran*
<lenburg in Königsberg 1. d, N. 1447 und in
Pren^hui 146H ini Feingehsdt ctwsis schwä-
cher naeligealutit wurden. Nach <ler Ur-
kunde für Ktinigsberg sollten Ck)0 Stück auf
dic^ 37Jölige Mark gehen, also 1 St 0,39 g
Rauh- u* 0,085 g Feingewicht; die Trenz-
hujor «ind im Sdirot schwerer, von ihnen
gehen etwa 530 auf die Mark, i St. «.^i 0,44 g.
Von den pommerHchen Vierelu^n ist m
unternchciden djt» preußinrhe. Diene» wurde
wahr«ehdnlich nur stur Zeit der Hodmieister
Winrichavon Knipi ode ( 1 35 1 82) und Kuu-
rad» von RotheitHtcin (138^- -^go) geprägt.
Ka hi der vierte Teil eint?« Halhnehoter» und
galt gleich 4 Pfennigen oder >/) Schilling» Auf
der y». xcigt oü den Iluchmeisitenfchild mit
der Umachrift: Mugiütür üimerali», auf der
R»» ein freiHiehenilcH Ordennkreus mit der
Umschrift; Dominorum Pru«iiic; oa war von
0,78 g Rauh- u. 0,49 Koingewicht Vast
zwt»t in preufiinehcik Chroniken des i& Jlua
angeführte kulmi»che Vierchen i»t hüchnt
zweifelhaft. E. BÄhrfeldt, JJrandcnburg 11
S. 36 ff,; Danncmbcrg, Pommern» S, 5, 25,
7S u. 138; Voßberg» Preußen S, 93. Su,
Vlftrar (Fyrer) i»t entten» dne «üdwest-
deutliche Mün»iorte. Er wurde schon »eit
1397 In Sfcrft0burg im Werte von 4 Pftsnni-
gen und! im Gewicht von 1,3 g bei einer
X57»i^t!gen Feinheit K<^P^K^ ^^^1 ^^^^^ ^^^
M« Ende dm 15. Jh.s weiter geschlagen,
46
722
VIERLANDER— VIERPASS
1490 mit einem Rauhgewicht von 1,38 g
und einem Feingewicht von 0,84 g.
1462 führte ihn die Stadt Basel als
Zwischenstufe zwischen dem Plappert (s. d.)
und dem Rappen (s. d.) ein, um dem immer
steigendem Bedürfnisse des Kleinverkehrs
Genüge zu tun, ein Vierer = 2 Rappen =
4 Stäbler (»zweyling vom rappen, die man
nempt vierer«), Rauhgewicht eines Stückes
0,91 g, Feingew. 0,45 g, 69 Vierer = i rh. fl.
Im Typus waren sie den Kreuzern ähnlich,
denen sie im Werte ungefähr entsprachen:
Vs. Wappen, Rs. blumenartiges Doppel-
kreuz. 1498 wurden sie mit einem Doppel-
vierer für den gesamten Rappenmünzbund
(s. d.) eingeführt, i Doppelvierer == 4
Rappen, Rauhgew. 1,39 g u. Feingew.
0,69 g, Vierer: Rauhgew. 0,79 g u. Feingew.
0, 34 g. 15 84 ließ dann auch Erzherzog Ferdi -
nand in Ensisheim Doppelvierer und Vierer
schlagen. Letztere Münzsorte prägten auch
seine Nachfolger bis in die erste Hälfte
des 17. Jh.s. In Konstanz wird 1535 die
Prägung von »fyrem « angeordnet, i Stück
= 0,76 g (Cahn, Konstanz S. 367). Auch
in der Schweiz werden Vierer in Bern (1528),
in Freiburg, Laufenburg u. a. Städten
geschlagen. — Cahn, Rappenmünzbund;
Cahn, Straßburg.
2. ist ein Vierer oder Vierpernerstück
(quadrans, der 5. Teil eines Zwanzigers) in
Tirol seit König Heinrich v. Böhmen (f
133s) sicher bezeugt. Das Gepräge blieb
"Während des ganzen 14. Jh.s meist unver-
ändert : auf der Vs. ein Kreuz mit fünf blätt-
rigen Rosen in den Winkeln, auf der Rs. der
Tiroler Adler. Die Umschriften nennen auf
der Vs. den Herrscher: REX HEIRICVS,
RVDOLFVS, LVPOLDVS u. a., auf der Rs.
lötändigCOMES TIROL und Beizeichen, die
z:T. auch auf Zwanzigern vorkommen. Über
den Münzfuß spricht nur die Urkunde der
Vetpachtung der Münze zu Meran von 1361
^Jfeöse nr. 229). 384 Stück sollten aus der
4Valötigen Mark geprägt werden, also
I Stück vom 0,663 g Rauh- und 0,175 g
Feingewicht (Luschin, N. Z. 52 S. 153). Bis
1477 faAd die Prä^ng in Heran statt, dann
iti Häli:
' D^ Yitttt Würde dann auch im 16. und
17.* Jh. I Weitergeprägt Auf einem Kipper-
ViittW Leopolds vön Tirol befindet sich die
ÜiBä^cMiüi )K](UÄairansti6vus Tirol. « und a. d.
Rs. i>pietasad omnia utilis<<. Laut Urkunde
vom 6. 3. 1577 sollten 6213/^ Stück aus
der 2 Lot 7 Grän feinen Mark ausgeprägt
werden, d. h. ein Stück hatte 0,452 g Rauh-
u. 0,067 g Feingewicht (N.Z.XVII S. 320).
Vierer hat auch der Bischof Nikolaus von
Trient (1338 — 47) neben Zwainzigern und
Bernern münzen lassen (Luschin, Umrisse
usw. in N. Z. 42, 1909 S. 169). Su.
Vierlander sind Doppelgroschen oder Pa-
tards (s. d.), die von Philipp dem Guten,
nachdem er x 43 3 fast alle niederländischen
Territorien in seiner Hand vereinigt hatte,
in Flandern (Gent), in Brabant (Brüssel u.
Löwen), im Hennegau (Valenciennes) und in
Holland (Dordrecht) geschlagen und daher
»Vierlander« genannt wurden. Sie hatten
in allen 4 Ländern ohne Rücksicht auf die
Münzstätte gleichmäßig Geltung. Sie wur-
den neben anderen M. auch vom Volke
»Brasspenninck« (s. d.) genannt. Typus;
Vs. das burgundische Wappen, Rs. befuß-
tes, langes Kreuz mit Löwen in der Mitte,
Löwe u. Lilie abwechselnd in d. W*
Der Double gros Vierlander wurde in
Brüssel 1434/37 zu 72 Stück aus der 6 d.
feinen Mark geschlagen, also I Stück von
3,4 g Rauh- u. 1,7 g Feingewicht, in Löwen
1466/67 zu 827» Stück aus der 6 d. feinen
Mark, i Stück also 2,96 g schwer. Der
Gros Vierlander wurde in Brüssel 1434/37
zu 144 Stück aus der 6 d. feinen Mark
geprägt, I Stück also von 1,7 g Gewicht,
in Löwen 1466/67 zu 139 Stück aus der
5 d. feinen Mark, also t Stück von 1,76 g
Gewicht. — De Witte, Brabant 11 S. 13 ff..
27 f., Taf. XXVI 478 u. 479. Su.
Vierling (As, französ* fclin) ^ «A Pfennig.
Dieser kommt erst spät bei entwickelterer
Wirtschaft vor, wenn nicht schon einige
Sachsenpfennige als solche anzusehen sind.
Im übrigen scheint er nicht vordem 12. Jh.
geprägt zu sein, z. B. von Reinald von
Dassel in Köln und von Philipp v. Heins-
berg in Soest, aber ohne UmBchrift. In
Nordhausen werden »vicrddinge« um 1354
geprägt (v. Posern S. 352 nr. 34 Zusatz),
Im 15. Jh. werden Scherte und Vierlinge
in Braunschweig gcsclilagen (Menadier,
D. M. III S* 97); 8* Farthing und Ferlin.
— V. (Veerling) hiofi auch der Witten
(s. d.) als vierfacher Pf, Su,
VkvpaS s. Dreipad.
VIERSCHILDHELLER— VINKENAÜGEN
723
VierschUdheller sind Hohlringhcllcr (s. d.)
der rheinischen Kurfürsten von M«iinz,
Trier, Köhi und Pfulz, mit deren vier
Wappenschilden, die zum Kreuz zusam-
mengestellt sind. Sie wurden seit etwa
1464 bis ca. 1481 geprägt und dann in
einer zweiten Periode von 1502 — 1521.
Die erste Sorte hat schlanke, unten spitz
zulaufende Schilde, meist keine Buch-
staben i. F., die zweite Sorte kleinere
gedrungene, unten abgerundete Schilde
bei kleinerem Durchmesser <les Hohlrings,
bei diesen ist das Anbringen des Namens-
buchatabens vorgeschrieben. Diese Vier-
schildheller sind mit ihren Wappenschilden
nachgeahmt worden von den niederrheini-
schen Herzeigen und anderen Stünden,
wie u* a, vom Siegburger Abt Wilhelm
von Lülsdorf (1472 14HH), vom Grafen v.
Spanheim, von Abt Konrad v. Werden
(—1474), von der Stadt NeuÜ, von WiU
heim VI. V. Limburg, zuletzt noch in Mün-
ster durch B. Johann v. Hoya {1566 -74).
- Noß, Sprtnhttim. (lemeinschaftsheller in
Mitt. der bay«r. Num. C»es. 1906/07 u. in
Ül f. Mfr. 1922 S. 272-274; IJuchenuu in
Bl. f. Mfr, 1906 S. 3567. Su.
Vierschlag b» Quadratum »upercuaum.
Vlerting^ flrdting» ferto i»t der viert« Teil
einer M;urk. Vgl. Ferding» Su.
Vlerundzwtnziggttlden ^ PuS» yierund*
aEwafizlgeifih«lbgttMeii**Fttft ». unter Konven*
tionsfuü« S.
Vleiyser 9. Briquct u. Fcuerdsen.
VigO« Auf den englischen Gold* und
Silbennünason von 1702 und 1705 «teht
unter <ier Hütito der Kf>ni|;in Anna da$
Wort VIGO, weil dicme Münssen m» Gold
und Silber gemUn^ mnd« dns der am !3«
Oktober 1702 in der Bai von Vijjo gekaper*
ton »panischen Stlberflotte entutammte. -«^
Grucber» S. 140. S*
Vlkftrlatoitfitizw itind m>IchQ Münzen» die
während der Erledigung de» KaiaerUtronit
von den Kurfttriien von S^chnen tut Nord *
und den Kurfürsten von der Huit fttr Süd**
deuttchland alt Steilvertreter (Vikare) det
Kaieer« gcifchiagen wucden und die^ durch
IMld und Schrift kenntlich machten. S.
VUbii eigtl. Landbaus; insbes* war die
vtl(ta) pttb{iica) (auf Denar den T. Dldiw») auf
dem Marefeld bei Rom ein Gebäude xur Ab*
haitun^g yon Venwmmlungen u. dergL R.
Im Mittelalter kommt Villa als Bezeich-
nung des Ortes statt civitas gelegontHch
auf Mi'inzcn vor, so u. a. auf mcrow. M.
(Prou nr. 1989), auf einem nicht siclier
bestimmten Stück der sächs.-fränk. Kaiscr-
zeit »Villa Eviithc« (Dbg. nr. 1259), auf eng-
lischen Pennies Eduards I. (Gruebcr S, 43)
und, schon französiert, auf Adlcrhalb-
groschcn des (irafon Gui von Flandern
(1279 — 1305) »Vil(l)e de Alost«, »Ville de
Ipre«. Su.
Vinar s. Wiener Pfennig am Schluß.
Auch hieß so in Slowenien in der Über-
ganjTSKoit n)H)/20 der österr. Heller. S.
St,Vincenty portugiesische, 1556 — 78 ge-
prägte Cioldmünze mit dem Uuulesschüdc
auf der Vs. und dem h. Vincentius auf der
Rs., 7,()5 g schwer und 7,05 g Gold haltend.
Sie galt XOCX) Reis. S.
Vincones s. Vinkcnaugen.
Vlnkenaugen» Kinkenaugen» lat. vincones
oder parvi ilenarii slavicales, sind kleine,
meist zweiseitige Pfennige, die hauptsiich-
lich in Pommern (Kund von (irenz) im 14.
und 15. Jh. gepriigt worden sind, wo «ic
zeitweise die einzige Kechnungsmünzc
waren, in bcschrUnkter Auwprilgung auch
in Mecklenburg, Brandenburg un<i in <icr
Lausitz (?}« Der Name i.st noch nicht wirk-
lich erklärt. Nach den groQeit Augen des
Ocheenknpfet» auf meeklmburg. Ht^hlpf.
sollen nie ^ügen^ und von ihrer urt^prüng-
llchcn Feinheit *vienke< (fein) -Vinkcn-
ogen genannt worden »ein, wai« nicht «ehr
wahrscheinlich klingt In Pommern tau«^
chen sie nach Bahrfeldt in Urkunden aeuent
1379 auf, von der MItto des 14* Jh»H an
mehrt sich ihr Uebrauch imd ist t^de des
Jb.s am stärksten. In MeckienburK erschel»
nen sie in Urkunden erst 1357 und erreicht
die Prttgung ihren Höhepunkt im ersten
Viertel des 15. Jb.s, hier 1380 ^^ «/»'üb. Pf.
(Ortxeny Die meckkmburg. M., Schwerin
1900/a S. 47)« In der Mark Brandenburg
werden sie urfcdl. erstmalig: 1304 genannt,
135 t von den Moment in KönigHberg in
der Neumiirkt vermutlich auch in Mohrin,
Bärwatde^ Soldin u. Prenslau geprAgt»
1433 in Strasburg i. d. U., 1468 von Kurf.
ifriedrieh n. in Königsberg, 143g von dem
deutschen Orden In Schlt^elboin u. Arns-
wnide i; d» K^ In der Lausitz im Uttxten
Vierletdes 14, Jh.». Sie sind übt^rall das
46»
724
VINTEM— VIRTUS
kleinste und geringwertigste Geld gewesen,
in Pommern, Mecklenburg zweiseitig, in der
Lausitz nach Bahrfeldt einseitig(?). — E.
Bahrfeldt, Vinkenaugen in der Festschr.
z. Feier des SOjähr. Bestehens der Num.
Gesellsch. zu Berlin 1893 S. 113 flf. u. Bran-
denburg II S. 14 ff. Su.
VintSm (sprich: Wentin), portugiesische
Münze zu 20 Reis (s. Resil). Der Vintem
wurde zuerst unter dem Namen i^Real de
prata« (Silber) 1489 mit dem gekrönten Y
(Johann IL) auf d. Vs. und dem Landes-
schilde auf d. Rs, geprägt, er wog 2 g und
hielt 1,83 g Silber. 1521 bis 1557 entstand ein
doppelter V. mit Wertbezeichnung (XXXX)
auf einer und Geoi^skreuz auf der anderen
Seite, er wog 3,67 g und hielt 3,36 g Silber.
Gewicht und Feingehalt des V. gingen
in der Folgezeit anhaltend herunter, bis
unter Johann IV. diese Münze die kleinste
silberne wurde mit 1,15 g Gewicht und
1,05 g Silbergehalt. Seit Ende des 16. Jh.s
wurden auch Stücke zu 12, 8, 4 und 2
V. geschlagen und zwar bis um 1830.
Damals wog das Stück zu 3 V. 1,036 g
und hielt 0,95 g Silber. — Für die Kolonien
wurden seit dem 17. Jh. Stücke zu 4, 2
und I V. aus Kupfer geprägt. Summen
unter einem Milreis wurden im Verkehr in
V. ausgedrückt. S.
l^rtttSy von vir, die Mannheit, insbes.
die militär. Tüchtigkeit, die höchstge-
schätzte Tugend der Römer. Personifiziert
erscheint sie auf M. der Republik: ihr
behelmter Kopf, virt(us), neben dem des
ho(nos) — mit dem die V. einen gemein-
samen Tempel hatte — auf Denar des Fufius
Kalenus und Mucius Cordus und, »virtus«
allein (Feder am Helm), auf dem des M.'
Aquillius und, schon ohne Beischrift, des
L. Aquillius unter Augustus, dann wieder
mit Beischrift im Interregnum 68/69 und
unter Galba. In der Kaiserzeit — auf
griech. M. gelegentlich als Arete, s. d, —
kommt ihre natürlich stets weibl. Ganz-
figur von Galba an vor; oft ist sie, wenn
keine Beischrift da, von Roma nicht zu
unterscheiden: sie ist behelmt (unter Galba
auch unbehelmt), kurzbekleidet, seltener
langbekleidet, mit entblößter r. Brust nach
Amazonenart, mit Lanze und Schwert,
manchmal Schild, so stehend (unter Hadria-
nus auch ganz von vom)| manchmal auf
Helm (auf Harnisch: Vespas.) tretend, zu-
weilen eine Victoriola oder Zweig in der R.,
in der Tetrarchie auch mit Gefangenem un-
ten; oder sitzend (gelegentlich auf Waffen -
stücken), auch hier manchmal mit Victoriola
oder Zweig, auf einem Commodus-Med.
mit Victoria zusammen, dort auch zurück-
blickend, mit Tropaeum vor ihr. — Die
Beischrift V. steht dann zum Typus des
stehenden oder mit Tropaeum (oder Schild)
und Lanze schreitenden oder von der V.
oder der Victoria gekrönten Kaisers (mit
oder ohne Gefangene, auch am Tropaeum),
des einen Löwen oder Panther oder einen
Feind oder mehrere überreitenden oder über
ihn hinwegschreitenden oder ihn nieder-
duckenden Kaisers, mehrerer reit, oder steh.
Kaiser, zum Flußübergang des Kaisers (M,
Aurelius), zum Schiff (Allectus), Vexillum^
Tropaeum, Kastell (ab Diocletianus), sog.
Grundriß des Kastells(abLicinius; dazu Rev»
num. 1922 S.24ff.) und zur Opferszene vor
der Stadtmauer (ab Dioclet.), von Gordia-
nus bis zur Tetrarchie zu Hercules-Typen, zu
seinem Löwen unter Constantinus L, unter
Claudius II, zur Minerva, zum schreit, oder
steh. Mars, endlich zu großen Gruppen, in
denen der oder die siegreichen Kaiser mit
Nebenfiguren erscheinen, geradezu irrig
aber zur Pax (Tetricus) und Victoria (Ca-
rausius). — Als Beischrift kommt vor Virtus
(oder Virtuti) Augusti usw., V. equitum,
V. coh(o)rt(ium), V. aetcrna, V. exercitus
(bezeichnende Aufschrift des Miliarensc,
s. d., im 4. Jh.), V. exercitus Galliarum
oder Romanorum (4. Jh.), V. Romani exer-
citus, V. Herculis, V. lUyrici (Aurelianus,.
Maximianus), V. militum, V. Romanorum
(hier ist die Gleichheit mit dem Typus der
sitz. Roma bes. klar), perpctua V. (auch V.
perpetua) und perennis V. — Neben der V,
kommt unter Traianus die Fclicitas (Virtuti
et Felicitati), unter Galba der Honos (Honos
et Virtus) von — Wegen V. Falcri s. unter
Signum. — Eine Besonderheit ist, daß auf
der Vorderseite von M. bes. des Probus,
Carus, Maximianus usw. die Leg. virtus
Probi Aug. usw. zum gerüsteten Kaiser-
bildnis oder zum Kaiserbildnis als Hercules
steht, wie denn unter Postumus zur Auf-
schrift virtus (Postumi) Aug. der behelmte
Kaiserkopf allein oder neben dem des Her*
cules vorkommt — Bemhart, Handbuch
VISCHEPENNIGE— VOLKSNAMEN
725
S. 102. 253/6; Gnecchi, Tipi S. 97; Rö-
scher, Lex. der Mythol. VI S. 336/47.
R.
Vischepennlge kommen in einer Qucdlin-
burger Urkunde v, J. 1323 vor: »talentum
Quedclingheburgcnsium donariorum, quod
vulgo vischc pcnnigc dicitur« (Erath, cod.
dipl. Quedlinb, p. 398, cf. p. 41 1 Urkd. v.
1327)» Es ist eine Pfennigbezeichnung, die
sich offenbar nicht, wie früher geglaubt
ward, auf das Gepräge dieser Denare, son-
dern auf den Zweck der Abgabe bezieht. —
Düning, Quedlinburg S. 23. Su.
Visierung nannte man im 16. Jh. n. C.
die meist nach dem Leben gemachte Vor-
Zeichnung zm einem Medaillenbildnis oder
•Rs.- Bilde; sie wurde oft vom Medailleur
selbst, oft aber auch von einem anderen
Künstler (35, B. einem Maler) gemacht und
diente als Vorlage für die Herstellung des
Modells. Bekannt sind hosonder» die un.s
z, T. erhaltenen V. der Medailleure Hans
Schwans und Antonio Pisano* In neuercT
Zeit haben in Herlin sc. K ('hodowiecki,
Schinkel, Schadow, Katich, Mendel usw.
V. für l*rilge-M. und Med. grfief«Tt, sie
zeichnen dann mit inv(enit) im Gegensuts;
zu dem fer.(it) oder 8c(ulp«it) tlcs aus-
führcnd<*n Medailleur«. — Jal»rb, pr,
Kunstsamml. iqod S. 31 fT.; Ilabidi,
Med. der itul. Ren. S. 29 ff. R*
Vlslino (»crbo -kroatisch: ViJilin) war ein
hilußger Namo der ragusantscitcn Tnler des
z8. Jh.s. ä« UlaHiustaler, Rcktortaler und
Libertina. ~- Reilelar im Mon.Bl d. num.
Ges., Wien 19 10, S. 304. S»
Viiäf Zuruf an das Kaiserpaar ^-^ (langes)
I^ben» auf hyz. M^ B. M. C. By:c. S. 99^
aucii auf Westgoten -M.> je. B. Ermcnt-
gildt reg! a doo vita. Vgl. unter Wunsch-
münzen. R.
VItikSive sind Hennige der Abte von
Cofvcy mit dem Kopf den hoiligen Vitu». *'-
Urkde vom 18, $. 1490 (JauM» nr. 318)
XU Num. Sprag, Ans. 1897 S* 53. Su.
Vlieger h. untc^r Arend«chiUing.
VU^uyi (von fliegen) werden kleine Ma-
fttrichter HiUonmttnseft au» der ersten KAlf te
des 15* Jh. ffßomnt^ urkdl. suerst 1413.
Ihren Namen werden sie wahrscheinlich von
Adlermttmm Wilhelsss von Sombref , Herrn
von Rackheim, haben» der mit ihnen
die Umgebung von Mastrieht aberflutete.
Die von den Bischöfen von Lüttich ge-
prägten V. haben mit den Reckhcimschen
nur die Größe gemeinsam, nicht den Ty-
pus; dieser war; Vs, bischöfl. Wappen, Rs.
einfaches Kreuz, Umschrift moncta sancti
Pctri, 576 Stück gingen auf die 2 d. feine
Troyniark, cl. h. ein Stück hatte 0,43 g
Rauh- und 0,07 g Feingewicht, vom V*
V. gingen 1088 St. auf die i d. 20 CJrän
f. M. und vom V4 V- oder Heller 1280 auf
die I d. f. M. — Chestret de Handle,
Lüttich S. 186 f., 194. Su,
Voce Populi wurden Dublincr Kupfcr-
tokcn zu ^/i'l^anny und i Furt hing ge-
nannt, die 1755 und wohl auch spilter
(Entstanden und auf der Vs. einen bc*
lorbecrten Kopf und manchmal ein P
(PrincepH Karl Kdward, <ler Priltcndont?\
auf des Rs. die Hibernia, Umschrift: Voce
populi zeigten. Da« Gewicht des ^f%'Vv.r\ny
war 9,4 bist 6,6, das des Farthing 4,2 bis
4,01 fr — - Gruübcr, S. 246. S.
Vfilkerwundeningsmilnzan ». tmter De-
nar^ Schilling, Tricns. Su.
VolksmedaUleii (»toy-Hhop mudals«)
nennen wir die für« kleine Volk hergeHtclltcn»
bti8. bei festlichen Uclegcuihoiicny die viel«»
Zuttchauer auf die StraOc locken, wiö
Schützen- und TurncrfcHte, Fünitenbenuch
und -hcgräbniHy l'ruppencinsiu}; \u dgl.^
auf der Straße feilgehaltenen Med.
oder Jettone; gewöhnlich jiind die V. aus
unedeintem Metall und von rottem Stil,
auch oft mit Fehlern in Aufschrift und
Danttcliung. Die KreignitMic um Maria
Theresia und Friedrich den (ir. haben in
den Niederlanden, da» GeBchiek von Porto
üvtllo t;39 und Minorca i;'SÖ (Num. chron.
1910 S. 90, vgl. 1909 S. 480) in England,
dor Krieg von 1870/1 in Krankroich» die
Hungerjahr« 1771/2 und 1816/7 und da»
Trauerjahr t888 in Uoutschland bes. viela
V. go%oitigt. R*
Volksmmea mt antiken M. sind »elten,
da dar grieeh* und r5m* Staat ein Stadt«
utaat ist, »0 daO dar Einwohnemanae (dai
Etbnikon) statt dos V. eintritt. Ausnahmen
bilden dio fticht stadtisch organinierteA
makcdon*, thrak.» iliyr. Völkerschaften»
<li« tdls (Bisalten, Derroncn) das Ktetikon
(s. d.) bevorsugen, bei denen aber einmal
dor V« sogar zum Kdnigstttel zugesetzt
ist? VitCK ^H8wfov ßawAsü«; »o<lann dto
726
VOLKSTRIBUN(AT)— VORMÜNZLICHES GELD
Bundesstaaten oder Landsgemeinden der
Makedonen, Böoter, Thessaler, Achäer,
Lykier, Brettier, Lukaner usw. Das d(ux)
R(oinanorum) im Titel des Vaballathus
(s.unter VCRIMDR) ist endlich das einzige
Beispiel für Zusatz des Namens der Römer
zum Herrschertitel, ein Vorläufer des byz.
Kaisertitels ßaaiXeJ)?* Pcopiafcov. — Die mittel-
alterlichen V. s. unter Kaiser, König, Titel.
R.
Volkstribun(at) s. unter Tribunicia
potestas. R.
Volpetta = Armellino (s. d.).
Vorbeschickung war bis in die vierziger
Jahre des 19. Jh.s das über den Münzfuß
zugesetzte Mehr an Kupfer, das nach der
Erfahrung im Laufe der Arbeit durch
Verbrennen und Sieden verloren ging:
etwa ■ ein Grän auf 288 Grän Gewicht.
Eine Ergänzung der V. war die Nach-
beschickung (s. d.). Aber schon seit Ende
des 18. Jh.s begann man den Begriff auf
die Hauptschmelze einzuschränken, und
heute ist die V. das ganze Gewicht Kupfer,
das nach der Erfahrung zur Erzielung
der gesetzlichen Feinheit dem Silber zu-
gesetzt wird. — Schrötter, Preußen 1806/73,
Gesch. I, S. 306f. S.
Vorderseite, abgekürzt: Vs* (Hauptseite:
Hs.), franz. Avers, engl. Obverse, ital,
Diritto, Dritto nennt man die Seite einer
Münze, die das wichtigere Gepräge trägt,
meist bei antiken das Bild einer Gottheit,
bei fürstlichen das Bild und den Titel oder
die Initialen des Herrschers, bei kleineren
und bei Städte- oder republikanischen
Münzen das Wappen. Bei den Münzen
des alten deutschen Reiches, auf denen
^ie eine Seite den Reichsadler und den
Titel des Kaisers zeigte, wird man die
andere mit Bild, Titel oder Wappen des
prägenden Reichsstandes als Vs. ansehen,
da die Adlerseite nur die Münze als nach
Reichsfuß geprägt anzeigen sollte. Bei
Münzen ohne Schrift, z. B. den Wiener
Pfennigen, ist die Seite die Vs., die bei
wechselnder anderer Seite längere Zeit
dieselbe bleibt. Die andere Seite heißt
iß.ückseite (s. d.) oder Kehrseite. S.
Vormfinzliches Geld. Die ursprünglichste
Wirtschaftsform des Menschen, die Eigea-
'Wirtschaft, bedarf weder eines Wertmessers
noch ei^es Tauschmittels. Erst weim Ver-
feinerung der Geräte und Gefäße besondere
Sachkunde ihres Verfertigers erfordern,
wenn so die Arbeitsteilung beginnt, be-
ginnt auch der Eintausch solcher Erzeug-
nisse beim Verfertiger gegen die not-
wendigsten Lebensmittel. Diese letzteren
werden also stets auf einer von beiden
Seiten des Buches vorkommen und so
das häufigste Tauschmittel, daher auch
Wertmesser, also Geld werden; das Geld
ist auf dieser ersten Stufe Nutzgeld, und
zwar dienen zunächst Nahrungsmittel (oft
in besonderen Packungen) dazu (s. d., vgl,
ferner unter Badam, Fischgeld, Kokos-
nüsse, Reis, Salz [s. Amohleh], Tee,
Tabak), vor allem das Vieh (s. d.), daneben
oder danach die anderen Bedürfnisse des
Menschen, so Kleidung (s. Kleider-, Pelz-
geld, Reil- und Leinmark, Wede, Dam-
mur, Kangan, Macuta, Pagne), wo wir
schon förml. Tarife mit anderen Geld-
arten finden und schon staatliche Stempe-
lungen der Stücke wahrnehmen, und
Schmuck, hergestellt zunächst aus Mu-
scheln (s. d. und unter Kauri Abb. i,
Wampum Abb. 3, Diwarra; vgl. auch die
Perlmuschelschale aus Jap Abb. 2),
Steinen (s. unter Steingeld), Korallen,
Glasperlen, Tierzähnen usw., wo wir insbcs.
wahrnehmen, daß die Wertschätzung sich
keineswegs mehr allein nach der Masso,
sondern oft schon nach der Güte und
Form richtet, und zwar oft nach rein
konventionellen Regeln. Dann tritt das
Gerät als Geld auf, und auf dieser Stufe
drängt sich als Stoff dieses Gerätgcldes -
und nun auch des Schmuckgeldes — das Me-
tall in den Vordergrund, das sich wegen der
fast unbegrenzten Haltbarkeit, der geringen
Raumausdehnung, der leichten Bcfördc*
rungsmöglichkeit, des Wegfalls von Unter-
haltungs- und Unterbringungskosten und,
als der Schritt vom Gerätgeld zum Roh»
metall erst getan war, auch durch be-
liebige Teilbarkeit und allseitige Verwende-
barkeit vor allen anderen Stoffen aus-
zeichnete. Unter den Formen dos metalle-
nen Schmuckgeldes sei der Ring (s. unter
Rini^eld und Pfahlbauportemonnaic»
Abb. 4)y unter denen des Gerät^eldes
Beile, insbes. Doppeläxte, Abb* 6, Messer
u. a, Waffen, Spaten, Abb. 5, Hacken,
Dr^üße, Angelhaken (Larin), Spießcben
VORMUNDSCHAFTS-M.— VOTA
727
(Obeliskoi), Abb. 7 (s. d. alles), Kupfer-
trommcln (s. unter Kyizi) erwähnt. Solch
mctJillenos Gonlt|;olcl reizt zur Thesau-
ricruni; und die praktisclie Henutzbarkeit
der meisten Stücke kommt ab, daher treten
hier bes. nisrh und atmj^iebif^ die auch bei
anderen Geldarten hie tmd da schon zu
beobachtenden Künnnerfonnen auf, schnei-
denlo«c Messer, Axtc mit xu kleinen Hohr-
löchcrn u. cljjl. Hei solehem metallenen
Gerätßold sin<i auch die ersten Versuche
zur Schaffung handlicher Stücke (/». H.
durch Zerbrechen von Ilalsrinti^en) mid
ungefUbr j^Ieieher Größen und damit (Je-
wichte 7Ai bemerken» -• Schließlich ^e-
wcJhnt .sich <ler Mensch, bes. auf dem Um-
wege über die Ktimmerfornien, an die
Betrachtung des Met alles selbst als des
eiRcntlich Werthaften, ver»ichtet auf <lie
Gobrauehsform und verwendet, sobald ein-
mal durch den WilguuRsakt eine AbschÄU-
ung des Qunnttmis erfumhm ist, da» Roh -
metull ;l1s Cield^ das s<»wuhl numorplu
(s. unter Aes rüde, Abb. ll, tJoldstaul),
Grivna, Haeksilber) wi« auch in regdmü-
ßigcren tonnen (a. unter Taleae^ Abb, 8,
Titicnt, Abb. 9, IWrcn. Abb. 10, i2»Tikul)
vcrwi^ndüt wird, Di« IU*isf)ide für Schaffung
handlicher Stücke (Kerben \n den Barren),
für gleichrnHQigefi Ciewicht der Stücke unci
für eine, wohl eine bc»timmte Gut« des
Met;dlM verbürgende Stempelung, ttd cm
von »taallichiT, m e« von privattir Sdte,
nehmen »u, und am einer Vtirtninigung
dientjr drei Momente tlrr (^»wtcihtuglwcb-
hcit, der Met;UIg4r;inrtn der Ilundlichkdt
entati^ht Auf lytliitehtim StaatMgebiitii' bei den
wctstkieimi»;., inicbe». den ionischen Grttxhcn
m üeginn des» /• Jh. v, C. die Münxc. —
Kb^,tt, RcAllwe. IV S. 304/3« T;tf. 9^- rojj
XIV S. 4i7/«f übtT Pormcn de» v. tJ. in
China n. unhnr Pi. K.
ViNrimifi(li€iiittt-MU (RegentschnftK^MO
entuteheni wenn auf desn M. eine» in un*
mündigem Alter «um Throne gehogten
Herrm:ber« Vormuml oder Vormilnderin
durch Wort oder Bild jdlein oder neben
dem Mündel gihAMnt int* Beispiele m%
dem Altertum iind di<» M«, die das Bild
der Mutter mit dem des Sotunee vereinigt):
Hysa und AriamtJiet» VI.» Kleopatra und
Antioeho» VII l^ Adobog!<>na und Üeiotaron,
T^phaina und Polamon U*« AgatboUeia
und Straten von Baktricn, dann Kalliopc
von Baktricn und Gepaipyris vom Bos-
poros. Die M. der Klcopatra L und ihres
Sohnes und Mündels Ptolemaios VI. haben
ihre Namen auf beide Seiten der JE-M.
verteilt; Kleopatra TU. alö Mutter und
Vormund Ptolemuios' XI. erscheint insofern
auf (hin M., als sie Doppcldaten tragen.
Rom. V. fehlen, <loch heißt Aemil. hepidus
auf M. eines Naehfahren tutor re{j;is als
Vormund Ptol. VI. •«• Klio X S. 261/314.
R.
Von V. der Neuzeit sind bekannt z. B, die
von Cieori^ dem Kronunen von Ansbach
in den Jahren 1527- ■I53f> für sieh und
seinen minderjilhrij^en Neff<'n Albreeht den
Jün|»eren von Bayreuth ^epni^ten Taler
nut der Umschrift derV.s.: txeori,' i\Iureh(io)
Bran{denbur|;icus) ut tutor. In Sachsen-
Weimar führt<*n wUhrend der Minder-
jUliri^;keit Krnst August Constuntins
^74*^ 5^> <'i«' Her?!r)^e von Coburg u.
Ciotha dio Vtirmunvlsdiafl, dit^ atif den
Mimten dureh it>ber\'(ormund«cliaftlichc)
UimlmÜnK« u. .'ihnlieh ssum Aufdruck
kommt- fTulrixa namilen »ieh auf
ihren Münssen die M;irk(;rütm Christine
Charlotte v. Ansbach nh Vormünderin
iyzi*"''2g und die Ilerzoirin Anna Amalia
v. Sachucn -Weimar während ihrtT Vor-
mund«chiift 175^-62. Au» dem ly. Jh.
Nind zn erwähnen Münxen (teurj^M IV.
von llatmovcr für dtn minderjährigen
Heraeog Karl von liraunstchwcig von 18x5
bi« l833p der Fürstin Emma von Waldeck
f<tr ihrm Sohn 1845 • 1853, »owie al»
Re|;cntftehaftj«-M. die der MitreKentnehaft
de« Kurprinzen Friedrich Wilhelm von
Ih'Miien t8ji--i847 uml der Regentschaft
Friedrich« von Huden 2%t I^«bxetten iieines
iilteren Bruder« 1B52 Im 1850, S.
VoiMp Votttm. Im Leben de» gegenüber
Küttlichen oder dOmoniaicben EinfiUfiBen
lingntlicheni oft gemdexu abergläubischen
Rdmer» spielten die Getübdo eine k^'^^«'
Rolle. Votum •u«C]t>ere heifit ein Gelübde
Huf sich nehmen» al^o da» Versprechen ab
legen, die und die den Göttern wohl-
«efalllge Tut ausführen »u wollen, wenn
dies und i\0 Unheil, Krankheit, Gefahr
glaeklteb überstanden sei, votum solvcrc
das Qdübde erfüllen, d h. die betr* Tat
ausffthriMit wenn man glücklich durch*
728
VOTA
gekommen ist. In der Kaiserzeit spielen
die Vota publica (im Gegensatz zu den
vielen vota privata) der Untertanen für
bestimmte Pläne oder Unternehmungen des
Kaisers, später einfach für eine weitere 5-,
IG- usw. jährige Regierungsdauer des Re-
genten die Hauptrolle; sie werden später
alle 5 Jahre erneuert, wie man ja damals die
quinquennalia, decennalia, vicennalia (dies
die höchste ausgeschriebene Zahl, in Ziffern
geht es bis zu 40) als 5-, lO- usw. jähriges
Regierungsjubiläum feierte. Klar sind nun
in bezug auf die chronolog. Bedeutung der
V.-M. nur die Formeln, wo suscepta oder
soluta dabeisteht, also die M. des Pius,
Marcus, Commodus, Severus, Caracalla mit
Vota suscepta decenn., decenn. II (oder
XX), decenn. III, die also zu Anfang der
Regierung, dann im 11. und 21. Reg. Jahr,
zuweilen auch je etwas später, für das kom-
mende Reg. Jahrzehnt gelobt wurden, und
die M. mit vota soluta decennalium (so ein-
mal ausgeschrieben) und decenn. II, die also
beim oder kurz nach Ablauf der betr. 10
oder 20 Jahre geprägt sein müssen. Aber
selbst das leidet in der Spätzeit Schiffbruch ;
Probus hat eine M. mit vot. soluta X, ob-
wohl er nur 6 Jahre regiert hat.
Bei den einfachen Formeln vot(is) V usw.
können wir dagegen nicht unterscheiden, ob
die V. suscepta oder soluta sind, d. h. ob die
M. irgendwann beim Beginn der Reg. zum
5- usw. jähr. Reg. Jubil. oder am Schluß
(oder auch Anfang 1) des $. Jahres zum
vollendeten 5. Reg. Jubil. geprägt sind.
Ebenso zweideutig ist die Formel vot. V
vot. X, d. h. votis quinquennalibus votis
decennsdibuf, indem die natürliche Auf-
lösung votis quinq. solutis, votis dec. sus-
ceptis keineswegs immer zutrifft, sondern
auch die Möglichkeit boidermaliger Er-
gänzung von susceptis vorliegt. Eben den-
selben Sinn haben Formeln wie vot. V
multis X (auch vot. q. mult. X), vot. X
sie XX und sie X sie XX, während bei
Formeln mit et, wie vot. X et XV, sich
wohl beide auf vota suscepta beziehen, die
also wohl beim 5. jähr. Reg. Jubil. zum 10.
u. 15. zugleich übernommen wurden:
Tacitus, der nur V» Jahr regiert, hat M. mit
votis X et XX, hat also gleich zu Anfang
seiner Reg» diese beiden V. suszipieren
lasscü, ähnlich der 6 Jahre reg. Probus. —
Die V. gehen übrigens in verschiedenen
Sprüngen, bald von S zu 10, bald von 10 zu
10, manchmal aber auch von 5 zu 20 Jahren;
vot. qq. mul XX (Maxentius) usw. — Die
Anbringung dieser V. -Aufschriften auf den
M. erfolgt oft als Schrifttypus im Kranze
(der Kranz hat mit den V. überhaupt
irgend etwas Besonderes zu tun), oft in
einem von einer sitz. Göttin (oder von zwei
sitz. Göttinen zusammen) gehaltenen
Rahmen, auch auf der Basis eines Sitz-
bildes (M. der Licinier); ob d(ecennalia)
v(ota) filii sui steht auf M. des Licinius auf
der Vs. am Schlüsse des Titels.
Die Aufschriften der vota suscepta und
soluta bei den oben aufgezählten früheren
Kaisern begleiten dagegen stets das Bild
des opfernden Kaisers, manchmal in großer
Gruppe; auch votis X (Tctrarchie) hat das
Opfer; die vota decenalia (Gallicnus),
ebenso primis X multis XX (Tctrarchie,
wozu aber dort auch der steh. luppiter
vorkommt) und ähnliche Aufschriften von
Licin, und Constantinus I. haben eine oder
zwei Victorien, den Schild mci.st mit der
nochmaligen V.- Inschrift auf Palmbaum
setzend — die Victoria hat auch nahe
Beziehungen zu den Reg. -Jubiläen; Putten
mit Kränzen stehen als Bild zu den votis
decenn(alibus) des Constantinus IL; der
oder die Kaiser selbst bilden den Typus zu
votis X et XX (Tacitus), zu votis X
(opfernder Kaiser, Tctrarchie), zu vot. X
mult. XX (Valentin. III.), zu votis multis
(Maiorianus) und vot. XXX mult
XXXX (Honorius; Licinia Eudoxia); der
Engel mit Kreuz oder die sitz. Roma ist
der Typus bei vot* XX mult XXX
oder vot. XXX mult. XXXX (hierau bei
Valentin. III- auch einmal die Restitutor-
Szene) auf den AT des 5. Jh.s.
Die Fünf- und Zehnjalirfoiern sodann
ohne die Erwähnung der V, selber kommen
namentlich auf folg. M. vor: unter Nero
certamen quinq(ucnnalc) Rom(ac) con-
(stituit) zum Spieltisch, unter Postumus
die quinquennalcs Postumi Aug. (Victoria
schreibt auf den Schild aber vot XI), die
lud(i) dec(ennales) erscheinen auf einem
Med. des Pius zum Bilde einer Prozession,
und im Kranze steht als Aufschrift primi
decennales auf M. des Pius, dann des
Maxcus, Commodusi Caracalla; in Beryt
VOTIVFUNDE— WACHSMODELL
729
stehen die dccennalcs des Pius zum M.bild
des Tempels. Ferner finden wir seit Sevcrus
auf aloxandrin. M. die Aufschriften SsxasTr^-
pU xüpi'oa, irspfri6(oc) Bexcte:., ireptoSo; öeicotTYj
im Kranze, encHich feh'cia decennalia zu 2
Genien mit der Vota- Inschrift auf jV-Mcd.
<les Constans.
Allj^emeiner Art endlich sind die V., die
auf den M. nicht von Zahlen, sondern von
Ausdrücken begleitet sind wie: V, Auj^usti
(zu Gr)tterl)ü»ten, M. des Viclorinus), V.
Caess. (zwei Victorien halten Rahmten mit
vot XXX), V. Au|i:g. (Opfer vor Tempel,
Gallus), V. felicibu« (i*lotte im Hafen, Com-
modus, Diodetianus), V, optata Koman-
(orum) fei. (Victoria setzt Schild auf Siiule,
Maxentitis), V. orbi» (2 Victorien halten
Schild vor Palmenhatun, Valerianti« usw.),
Vota «usct»pta (Opferszene ; IVaianu«.
Hadrianus), V(ota) «(oluta) pro red(itti)
(Opferszene, IladrianuH), endlich am hruififj-
ston V. i)uhliea: weihL Kij^ur: IladrlanuH;
Salus Hitz. oder Secniritsju« nitz. oder antlere
Götterbilder; Macrinu«; opf. Kaiser allein
oder mit (nmhiH oder zu zweit oder mit
Stioropforer oder mit |i;r<»8enü (Jefolge vor
Tempel: Iladrianu» bi» Gcta; 2 «titz. Kaii^cr:
ValcuH, (tratianuH, lionoriun; Khe^tchlic»
ßungHKzene — uIho Cilückwünsehe der
Untertanen zur liociiztiit am KaiHcrhofc --:
M. AureliuH «owie (lomm.-(*riHpina Med.,
V|th Z. IK21 S. ^48 Amn. 4; zumKiiKtdl:
Valentin. HI,; zu Hgypt. (iottheitcn; luli*
4U)UH UKW.
Die frühesten derart, schon unter Augu-
stus, sind die am genauesten bezeichneten:
vot(a) p(ublica) susc(cpta) pro salut(e)
et red(itu) I. 0. M. sacr. (steh. Mars) oder
lovi vot. susc. pro sah Cacs. Aug. s. p. q, R.
im Kranze.
Erwilhnt sei zum Schluß noch die griech,
geschriebene Legende B(OTa zu einer Üpfcr-
szenc vor dem Kaisertempel in Ephesos
(Macrinus). — - Eclchel, Doctr. num. VIII
S. 473/»^; Hernhart, Handbuch S. 76. 256/
261 ; Cnurehi, Tijn S. 117/18; Schwabe,
Die kais. Decennalien und diealexandrini-
schen Mim»en, Tübmgen 1896. — Über
spjitröm.-byz. V. auf M. s, N. Z. 60 S. 23/5.
K.
Votivfundei d. h. also Funde von M. an
geweihter Stätte, als Gabe an die CJöttor
hinterlegt, «ind die Quellen- und Hrunnen*
funde (.s, d.) sowie in gewisser Weise die
als Bauopfer gedachten CJnmdsteinfuntk
(s, d.). Eigentliche Tempelfunde gibt es
nicht, die (iahen von ülilubigen an die
Gfitter^ die in l)ar erfolgten, wunien, wie die
Tcmpelinventarevon Dolos, Delplioi, Athen»
Oropo«, Uidyma uhw. »eigen, von der
SchatstverwaUung de« Tempel» in Empfang
genommen. R.
Vs*» Abküncung für VordcrKcite (h, d,).
Vule«nui,dtir Schmiedegott, s. unter He-
phaitito$; Heine CierAte: Hiunmer, Zange,
AmtK>» und dartilwr sein hekrilnzter I'ikni«,
A. auf Denar dt^ T. Cariniu«, Al>b, 78, von
Traianun restituiert K.
w.
W^ Mün8buch«itat>c der ManseHtätie Ulle*
Wftchutttidmielzvnliihitti h. unt«^ C1118,
WAtbsmodtil^ duH au» Waclui otkr dner
Uhniichen bildj^amen Uiavi^ bet(t«h«mde
und auf dnc glatte FUtohe (Sehtdfefi Molss,
<itpH, <ilaM} aufgelegte, von Am Kiinxtier«
Hand mudellierti» positive Reliefutück» von
dem nicbt unter Ein«chikltung eine« Zwi**
«chenmodelle» tut HersttellunK der Medaille
fiellmt et» Negativ (in Formaand oder dgl)
genommen wird, dan man mit Metall au«*
gieSt; vgl unter SteinmodeU, Solche W.
Im man in Italien wolil von aUcm Anfang
der Qu8*Med. an verwcmiet — fttr einige
der bedeutendste» itat» Medailleure der
Krühzeit glauben allerdings manehe an
TiefKchnitt in die Form eelbftt (von Gips
oder tonhaltigem Stein) «^ im GegenHatx zu
den ein harten Material (Stein* oder Holz^
modeli, $. d.) bevorzugenden dtitch. Medail*
leuren» die aber seit etwa 1550 im Zusam*
mcnhang mit itoUenisierenden Riehturtgcn
in der damaligen dtneh. Kumtt sieh gleich*
f;Uts mehr und mehr dem W. zuwenden, und
da« W. ist bin beute das beliebteste» lange
7Mt fast ausschUo0Iich verwendete Material
für Medailtomodelte geblieben; kann man
dabei doeh während der Arbeit immer
730
WADMAL— WÄHRUNG
wieder ändern, zufügen und verbessern, wie
das z. B. der im Berliner Kabinett aufbe-
wahrte künstlerische Nachlaß des L. Posch
zeigt. Die W. sind auch als selbständige
Kunstwerke betrachtet, bunt gefärbt und
in besonderen Kapseln aufbewahrt worden,
und vornehmlich solche Stücke haben sich,
2. T. von bedeutenden Künstlern wie L.
Leoni, Ant. und Aless. Abondio, Val,
Maler erhalten. Diese Modelle werden
so gut wie stets einseitig, doppelseitige
werden bei der Empfindlichkeit des Ma-
teriales kaum beliebt gewesen sein, das
wohl einzige erhaltene ist a. d. Rs. fast zer-
stört. Die Buchstaben sind teils erhaben
aufgesetzt, manchmal auf besonders ge-
arbeitetem Ringe, teils erst in die Form
gepreßt, doch auch dann oft auf dem W.
wenigstens in Farbe vorgezeichnet. Auch
sind solche Wachsbildnisse im i6. — 18. Jh.
in Menge als selbständige Werke ohne Ab-
sicht einer Vervielfältigung entstanden.
Im i8. u. 19. Jh. wurden vielfach auch Me-
daillen selbst aus Wachs gemacht, indem
man eine Gipsform mit buntem Wachs aus-
goß und auf eine bunte Glasplatte setzte;
zuweilen sind solche Stücke von einem
Wachsmodell schwer zu unterscheiden.
Wegen Wachsvorlagen zu Präge-M. und
Med. s. unter Modell, — Wegen des Wachs -
Ausschmelzveifahrens (Prozeß ä cire per-
due) s. unter Guß. — Hill, Medals of the
Renaissance 1920 S. 19/34; Habich, Med.
der ital. Renaissance [1923] S. ii/iS;
Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunstsamml. 31
S. 314; Jahrb. d. preuß. Kunstsamml.
49, 1928 S. 94. R.
Wadmal, Vadmal s. unter Wede.
Währung (englisch: Standard, legal ten-
der, französisch: 6talon, italienisch: Valuta).
Der Ausdruck i^Währung« ist sehr alt.
»Währ«, »Gewähr« hat denselben Stamm
wie »Wert« und bedeutete zuerst so viel
wie »Wertung, Schätzung«, Gewährleistung
von Gewicht und Gehalt durch die Obrig-
keit, auch »Wardierung«; der Wardein war
der Bewerter, Schätzer (Adelungs Wörter-
buch). In diesem allgemeinen Sinne Wert-
sein oder Bewertung wurde das Wort wohl
zuerst gebraucht und italienisch-lateinisch
tnit »pagamentum« wiedergegeben, und
zf^w während des ganzen Mittelalters- In-
dem nwua von Perlebergcr, fränkischer,
bayerischer Währung sprach, meinte man
damit die Münzen, deren sich der Handel
in den genannten Gegenden vor allem be-
diente. Auch sprach man von der »geng
und gebe Währung«, einer festzusetzenden
»Werung und betzalung«.
Aber noch in einigen anderen Bedeutun-
gen findet man das Wort im Mittelalter.
So lange die Pfennige aus möglichst reinem
Silber bestanden, entsprach ihr Gewichts -
wert ihrem Nennwert, waren Gewichts- und
Zählmark dem Gewicht und Wert nach
nicht verschieden. Seit der Einführung der
Kupferlegierung der gemünzten Mark aber
mußte sich das ändern, man mußte unter-
scheiden zwischen der Mark Gewichte und
der. Mark Gewähr, Mark Währung,
Zählmark, und wegen der verschiedenen
Größe des Kupferzusatzes zwischen der
Mark Gewähr der einzelnen Territorien und
Städte. Die ursprüngliche Ausbringung der
feinen Gewichtsmark wurde aber als Rech-
nungsart beibehalten und lief auch als Bar-
renwährung eine Zeitlang weiter (s, Mark).
Allmählich verschwand dann die gewogene
Mark, und das Wort »Währung« wurde
nur noch auf die lokal verschiedene Zähl-
weise angewandt (s. Mark Ziffer l).
Im 15. u. 16. Jh. finden wir in Sachsen
sehr häufig die Ausdrücke Oberwähr und
Beiwähr. Jene war die Hauptwährung mit
der Grundlage erst des Groschens, dann des.
Talers, diese eine Nebenwährung anderer
kleinerer Münzen, aber auch goldener, wo-
bei man auch schon den Münzfuß mit dem
Wort »Währung« zu verknüpfen begann.
Mittlerweile hatten einige größere Mün-
zen wie der Dukat und Taler allgemeine
Aufnahme gefunden, da sie eine ganz unge-
wöhnliche Beständigkeit im Schrot und
Korn behielten. Dadurch kam es, daß die
Oberwährung, um diesen Ausdruck beizu-
behalten, oder die Kaufmannsmünzc, wie
Kaiser Friedrich III. sie schon 1441 zu
schlagen vorhatte, durch ganz Deutschland
und darüber hinaus gömeiilsam wurde und
man den Ausdruck »Währuxig« auf die ver-
schiedenen Arten der Teilmünxon zu be-
schränken anfing. Da ferner mit dem Er-
starken der mächtigeren Territorien diese
ihrem Gelde ein größeres Gebiet zu ver-
schaffen imstande waren, so ließen die klei-
nen wohl oder üb«»! ihre eigenen Währungetx
WAGE
731
fallen und richteten sich nach denen der
größeren und handelsmiichtigercn Nach-
barn. Durch diese Vereinheitlichunj^ der
groben Münze und die«es wachsende Über-
gewicht weniger Länder und Städte im
Handel kam es, daß das Wort j^Währung«
immer seltener und zuletzt nur noch für
einige ZiUilwei^scn gehraucht wunh». Die
wichtigsten solcher Währungen oder Zilhl-
weisen waren die meißnische zu 24 dro-
schen und die lübische z\i 32 Seliillingen
auf den Taler. Von der meißnischen unter-
schied sich die rheinische oder Reichs-
Währung. Die «rheinisehe Währung«
finden wir schon in der Reichsmünzordnung
von ISSI J^it einem (hdden x\\ 60 Kreuzern
(s. Rcichsmünzordnxmgen). Als sie dann
1623 von <len drei Oberkrei.scn angt'nonmien
wurde, blieb sie als R<»icluswahnmg dort
und in Österreich bestehen. Kine andere
Bedeutung al« diese der Rechniingswilh-
rungcn hatte das Wort >^Wilhr«ng« bis Äuin
Ende de« 18. Jh.s nicht. Auch solche Auh-
drücko wie Taler-, Gulden- und Seheide-
münzwährung finden tiieh bis dahin nicht.
Wenn nuin seitdem von Talcrw«*ihrung
ttprichty mo ist der Gi^gcnmU« daasu nicht
Goldmünzenwährung» «ondern erstens :
Hauptwähnmg in einer anderen großen
Silbermünzc, ss. H. Guldenwilhrung. Der
zweite Gegenitatz int die »Srheideniünz-
Währung < Und bei den Begriffen f Barren-
Währung, ÜankwiUirungi hat man weniger
den GddstofF im Auge als vielmehr die
Form de» SCahlungsmittelti, und zwar bei
Barronwährung die Barren im GegenAatx
zu Münzen» bei Bankwährung eine gewiwie
Quantität Edelmetall oder Bankgeld im
GegennaU z\x KunmtmünKen.
BiH ssum Ende de« t8. Jh.n finden wir von
einer Beschränkung de» Begriffen »Wäh-
rung« auf den Stoff den ZahlmitteU um
nichtii. Seitdem tk\m ßng die Wett m m
unterieheiden «wii*chen einmettaUUiteher
Währung, nämlich Gold* oder SilberMräh-
rung und sweimetattieeher (Doppelwährung,
BimettiUitmuSy ParaltelwOlirung^ Alternativ«
Währung) und Papierwährung (». alledieee).
Da dtener Begriff den Worte« niebt viel über
100 Jahre alt hit und frühere Zeiten ihn
nieht kannten« m ist die Beantwortung der
Fingen wticbe Kdelmetallwährung in dner
jener {riUieren Epochen gehmmeht hat,
nicht zu stellen. Denn so viel Mühe man
sich dabei auch gegeben hat: eine befriedi-
gende Antwort hat nie gegeben werden
können. Man hat angenommen, daß im
14. Jh. in Deutschland Goldwährung ge-
herrscht habe, im 16. Silberwährung, aber
wenn wir bedenken, daß jene Zeiten von
freier Prägung, die doch das erste Kriterium
einer Mctallwilhrung ist, gar keine Ahnung
hatten, vielmehr jede Regierung nur dann
prägte, wenn sie Gewinn davon oder in
Kriegszeiten Geld nötig hatte, und ohne
weitere IJcdcnken Silber oder Gold, wenn
sie CS nur bekam, prägte, so ist man jetzt
von dergleichen unfruchtbaren Bemühun-
gen abgekommen und beschränkt sich auf
die Erforschung, in welchem Wertverhältni»
(s. <l) z\ieinander die Edelmetalle ausge-
münzt wurden (s. aucli Gohlwiihnmg).
Je unentwickelter der Verkehr war, um
so weniger bemerkte er kleine Wertschwan-
kungen »wischen Kupfer und Silber, zwi-
schen Silber und Gold; kleinu Werterhfthun-
gen den einen Metalls spekulativ auszu-
nutzen aber fehlte die Fähigkeit und ver-
Iwten die Transportkosten. Die Kupfer-
münzen dienten dem kleinen Verkehr, die
Hilbernen dem griiöeren. Bei höherer Kultur
trat Gold in den Vordergrund, welcher Weg
ebeniio im Altertum wie in der Neuzeit zu
beobachten kt
Die moderne Währungsfrage begann
mit der Blntdeekung der reichen kaliforni-
Hchen und auAtraliiichen GoUIIager um die
Mitte de» vorigen Jahrhundert», Damal»
entstand in England, Frankreich, Deutuch-
land» Amerika die Befürchtung, dal) durch
die grofien in den Verkehr fiieficnden Men*
gett neuen Golden dieses Metall gegen Silber
an Wert verlieren würde« Zugleich wurde
erkannt^ da0 der von Frankreich J^eit der
Revolution an^iefttrebte BimetaUismus fak*
ticKsh undurchführbar und hOchKten» eine
internationale Doppelwährung möglich sei
($. Bimotallismus). S,
Wage» Das Wiegeinstrument mit gl<^ch'
hingen Armen und Wiegeschalen, der einen
für die Gewiehtsstückey der anderen für das
zu Wiegende^ ist bei dien Handcbivölkem
wnt deti iltestea Zeiten verbreitet (Ibd,
Pie Wage» Diss. Erlangen 1908; Lit, über
klassische W. auch Amtl. Ber. a. d Kgl.
K^ttstsamidi!. 35^ »913/4 S. 3--10), Daher
732
WAGEN
erscheint sie neben einem anderen Handels-
symbol, dem Caduceus, auf M. des C. An-
nius, neben der Ähre als Hinweis auf Korn-
zuwägung auf M. des Metellus Pius Scipio,
endlich im allgemeinen Sinne abwägender
Gerechtigkeit in der Hand der Aequitas-
Dikaiosyne auf röm. u. griech. Kaiser -M.
Endlich kommt das Sternbild der W. (viel-
leicht als Horoskop des Tiberius) auf M.
der Königin Pythodoris und innerhalb der
übrigen Tierkreiszeichen in den Darstellun-
gen des Zodiacus (s. d.) vor. — Bei Vor-
wiegung von Rohmetall als Geld (vgl. die
M. -Namen Stater und Talent), ebenso bei
Herstellung der M. spielt sie die entschei-
dende Rolle; vgl. unter Münzwage. R.
Auf Münzen und Marken der Neuzeit ist
die Wage kein seltenes Bild; am bekannte-
sten sind die Bronzemünzen der ersten
französischen Republik und die mexikani-
schen Peso von 1872 mit Wage. S.
Wagen. Von den W. auf antiken M. er-
scheint, ihrem meist hieratischen Typen-
vorrat entsprechend, der gewöhnliche Ge-
brauchswagen oder -karren des Landmanns
am seltensten: nur bei den Derronen, zwei-
rädrig, ein Stier davor, der Lenker auf dem
Karren hockend. Die übrigen W., mit
2 Tieren Biga (eigtl. Bigae), mit 3 Tieren
Triga, mit 4 Tieren Quadriga genannt,
sind entweder Streit-, Renn- oder Pro-
zessions-W. oder Göttergefährte. Über den
gallischen Streit-W. s. unter Essedum. —
Die Renn-W., zweirädrig, hinten ofiFen, der
(später oft göttliche) Lenker langbekleidet,
sind das wichtigste M.-Bild Siziliens seit
etwa 530 V. C, von Syrakus, Gela und
Leontinoi sich im Laufe des 5. Jh.s fast
über die ganze Insel verbreitend, Abb. 26,
33/35, vgl. bes. Z. f. N. 30 S. 242/70;
nur in Messana, Abb. 35, und Rhegion von
Maultieren, sonst von 4 Pferden gezogen;
auch in Makedonien (sog. Olynth) und
Euboia (Z. f. N. 34 S. 192 ff.) kommt er
schon um 500 v. C. vor, später z. B. in
Kyrene, Tarent und bei Philipp IL, Abb.
47, wo durch die Notiz bei Plut. Alex. 4
die Beziehung auf einen Rennsieg in
Olympia verbürgt ist, ähnlich wie für das
Maultiergespann in Rhegion und Messana
durch Pollux, Onom. V 75- Auf einem
Denar des L. Farsuleius Mensor wird eine
laa^Weidete Gestalt von einem Kjrieger
in seinen Renn-W. emporgehoben. Dann
erscheinen Renn-W. wieder als wichtiges
Bild der Kontorniaten. Wagenrennen
im Zirkus s. unter Circus. — Die Prozes-
sions-W. erscheinen auf M. von Sidon seit
Ende 5. Jh.s, mit 3 Pferden bespannt, innen
der König u. der Lenker, dazu oft Gefolge
hinterherschreitend. Auch die Wagen der
konsular. und triumphalen Auffahrt der
röm. Republik und Kaiserzeit, mit 2, 4,
6 Pferden oder Elefanten bespannt, innen
der Konsul oder Triumphator, d, h. spä-
ter meist der oder die Kaiser, oft mit der
Victoria, oft von Roma, Virtus, Soldaten
usw. begleitet, gehören hierher, ebenso
die zur Leichenfeier bei der Consecratio
gehörigen, ebenso bespannt. Besonders
geartete meist leere Prozessions -W. s. unter
Carpentum (dies mit Maultieren be-
spannt) und Tensa (dort auch über die
Apene [Ephesos] und das 'Hpax>.eiov ffpjjia
von Philadelpheia Dekap.); dahin oder
zum folg. gehört auch der auf M. des Elaga-
balus (s.d.) und Uranius Antoninus vorkom-
mende W. mit dem Stein des Baal. — Die
Götter-W.: ohne Gespann erscheint ein
heil. W. auf den M. von Krannon, von
Antigonos von Karystos (Hist. mirab. 15)
als Wappen der Stadt ausdrücklich erwähnt,
vierrädrig, eine Amphora oben und zwei
KLrähen daraufsitzend; ohne Gespann,
ein einfacher Kastenwagen ist auch der
heil. W. der Astarte auf M. von Sidon mit
dem Idol innen (J. H. S. 31 S. 6i). Sonst
haben sie meist die Form des Rezmwagens
und sind bespannt mit 2 — 4 Pferden oder
den jeweilig dem betr. Gotte zukommen-
den Zugtieren: Böcke bei luno, Stiere bei
Luna, Hirsche bei Artemis, Schlangen bei
Demeter und Triptolemos, Schwan oder
Greifen bei Apollon, Kentauren oder Pan-
ther, auch Panther u, Bock, Panther und
Pan bei Dionysos, Löwen bei Kybele u. ä.
Gottheiten, Hippokampen oder Tritonen
bei Poseidon. Sie erscheinen auf griech. Äl
meist später und seltener als auf röm., wo
die Bigati (s. d.) und Quadrigati, (s. d.) den
reichsten Stoff stellen, aber auch nachher
noch und bis tief ins 3. Jh. z. B. Victoria iiif
Biga (Gallienus) vorkonouiit^ dann bes.
häufig Sol in seiner Quadriga, luppiter in
Quadriga, meist die Giganten bekämpfend,
Bacchus, Hercules und die Magna Mater in
WAHRHEITSTALER— WAPPEN
735
ihren Wagen insbes. auf Med. auftreten;
interessant ist ein Med. der Faustina sen.,
wo wir das Einsteigen einer Göttin in ihren
Wagen sehen. — Ein Gespann von Stier und
Kuh erscheint, vor den Pflug gespannt, als
Symbol der Koloniegründung (Ziehung der
Furche für die Stadtmauer; Gaebler, Z.f.N.
39 S. 264) auf röm.-republ. M., kaiserlichen
der röm. Kolonien und einem röm. Med. des
Commodus, — Eine Ortsangabe nach einer
wohl auf einem Triumphbogen stehenden
Quadriga kommt auf M. von Tarsos vor:
Iv xoSpqai? Spotc KtXixcov, R. E. XI S. 983/4.
— Studniczka, Arch. Jahrb. 22 S. 147/96
und die 3 Leipz. Dissertationen Nuoff er, Der
Rennwagen im Altertum I 1914, Nachod,
Der Rennwagen bei den Italikern 1909, v.
Mercklin, Der Rennwagen in Griechenland
I 1909 sowie Seure, Chars Thraces, B. C.
H. 49, 1925 S. 347 ff. kommen für die
M. kaum in Betracht. R.
Wahrheitstaler s. unter Rebellentaler.
S.
Wallachische Schillinge sind Nachprä-
gungen der Boratinki (s. d.). S.
Wallensteiner. Der »Wallensteiner«, den
der Schillersche Wachtmeister der Gustel
von Blasewitz zeigt, war wohl ein Drei-
kreuzerstück oder Groschen, wie sie Wallen-
stein in seinen Münzen zu Gitschin und
Sagan neben Dukaten und Reichstalem
schlug. Diese Münzen tragen auf der Vs.
das Brustbild des großen Söldnerführers,
auf der Rs. seinen Wappenschild. S.
Wallfahrtsmflnzen s. Weihemünzen.
Walzenprägewerk (Druckwerk) war ein
wahrscheinlich von der Tiroler Münze zu
Hall um 1550 eingeführtes Prägewerk, bei
dem die Zaine durch Walzen gezogen wur-
den, auf deren einer die Vs., auf deren
anderer die Rs. eingraviert war, worauf die
Münzen aus den Zainen ausgeschnitten
wurden. Da aber eine kreisrunde Fläche
durch Walzen oval wird, waren die Münz-
bilder im entgegengesetzten Sinne oval auf
die Walzen graviert. Diese hatten an nicht
gravierten Stellen tiefere Einkerbungen,
um das Verschieben der Zaine zu verhüten;
doch erforderte das Einstellen große Fertig-
keit (s, auch Reckbank). Die Walzen trugen
4 bis 6 Bilder der größeren, bis 19 der
kleineren Münzen. In Österreich wurde die
Walzenprägung 1566 bis 1765 geübt, in
Königsberg für die kleinen Schillinge
ebensolange. — Ernst, Kunst des Münzens^
(N. Z. XII 1880) S. 58ff.; KataJ. der
Münz- u. Med. -Stempelsammlung des K. K.
Hauptmünzamtes in Wien I, Wien, 1901^
Tafel III. S.
Wampum heißt das Muschelgeld (s. d.)
der Indianer des östl. Nordamerika, Abb. 3,
das z. T. auch bei den weißen Ansiedlern
gültig war (Verordnung von New York
1650); es sind Scheibchen aus Muschel-
schalen auf Bänder (W. -Gürtel) auf-
genäht, die als Geld umliefen, auch wohl als
Symbol bei Verträgen übergeben wurden.
— Ebert, Reallex. IV S. 210. R.
Wanzen wurden in Kursachsen im 18. Jh.
die Bayreuther und älinliche Pfennige
wegen ihrer Kleinheit und roten Farbe (da
sie sehr wenig Silber hielten) genannt. Sie
sind in selir großen Mengen zur Ausfuhr
geprägt worden. Erst als Sachsen, um sie
zu beseitigen und die eigenen Pfennige fest-
halten zu können, diese seit 1772 aus reinem
Kupfer prägte, verloren die Wanzen allen
Kredit. Um 1780 waren sie vollkommen
verschwunden. — Klotzsch, S. 949 fif. S.
Wappen im Altertum s. unter Münz-
bild, vgl, ferner unter Beizeichen, Parase-
mon. Redende Abzeichen, — Im M, A.
kommen vor den eigentlichen Wappen
schon im lO. und 11. Jh. Wahrzeichen von
Münzstätten auf, die eine gewisse wappen-
ähnliche Bedeutung haben; so ist das Drei:
einigkeitszeichen in Andernach (Dreispitz),
die Straßburger Lilie (das Symbol der heili-
gen Maria), der Hammersteiner Hammer al&
Namensrebus (redendes Wappen, s. u.),
ebenso die Mindener Minze usw. zu neimen.
Diese Symbole sind teilweise Vorläufer spä-
terer Wappenbildungen. Das Wappen ent-
wickelt sich einerseits aus Attributen der
Heiligen, z. B, der Schlüssel in Bremen als
Abzeichen von St. Petrus, dann aus Namens-
rebussen, z. B. der Stern in Stargard, der
Strahl in Stralsund usw. und schließlich
dienen dazu Grauen erregende Tiere wie die
Löwen und Adler (s, d.). Wohl im Gegensatz
zu diesem, dem Attribut des Kaisers, setzt
Heinrich der Stolze, der Weife, einen Löwen
auf seine Hohlpfennige, deren jüngste mit
j^Heinricus puer« Heinrich dem Löwen an-
gehören. In der Zeit Barbarossas mehren
sich dann, als die Turnierkämpfe Mode
734
WAPPENKUNDE— WAPPENSCHILD
werden, in der nun reicheren dynastischen
Prägung die Wappenbilder; so erscheint der
Falke auf den Münzen der Herren von Fal-
kenstein als Namensrebus, dann der Adler
auf den Pfennigen der Herren von Arnstein,
ein Beil auf denen der Herren von Beilstein
(redende W,; über dieses. Seyler, Gesch. der
Heraldik S. 146 ff.). Zahlreich werden die
dynastischen Attribute in der i. Hälfte des
13. Jh.s auf den Nachschlägen besonders der
thüringisch - hessischen Reiterbrakteaten,
von denen sie sich, um nicht als betrügerische
Beischläge zu gelten, in irgendeiner Form
unterscheiden mußten, so die der Herren von
Salza mit dem Widderhom, der Herren
V. Schlotheim mit der Schafschere, der Vitz-
tume V. Apolda mit dem Apfel, der von
Schwarzburg mit der Streugabel, der von
Henneberg mit der Henne u. a. Su.
Die eigentlichen Wappen wurden infolge
der Kreuzzüge und in Nachahmung orien-
talischer Sitten im Abendlande um d. Mitte
des 12. Jh.s eingeführt. Das Wort entstand
aus »Waffen«, daher lateinisch: arma, fran-
zösisch: armes, englisch: arms. Da die
Wappen aus dem Bedürfnis entstanden,
Freund und Feind zu unterscheiden, führten
auch die Dienstleute eines Fürsten (Ministe-
rialen) dessen Wappen, zuweilen mit Neben-
zeichen. Bis um 1230 waren Schild (s. Wap-
penschild) und Helm die Träger des W.-
bildes, seitdem wurden dieseBilder in denW.-
Schild aufgenommen. Die Farben (s. Tink-
turen) waren feststehend und bildeten bei
gleichen Figuren den charakteristischen Un-
terschied. Bis zum Ende des 14. Jh.s waren
•die Wappenfiguren einfach, der Felder und
Farben wenige, weil sie deutlich sein muß-
ten, um den Ritter an seinem Wappen zu
erkennen. -— Als nachher der Schild durch
den starken Plattenhamisch als unnötig aus
den Schlachten auf die Turniere beschränkt
wurde und die Prunksucht zunahm, erhielt
■das alte Familienzeichen ohne Schild höhere
Bedeutung als das Wappen: es hieß jetzt
oft »Devise« (s. d.), englisch: »Badge«,
während das Wappen eine gekünstelte, mit
komplizierten Nebenfiguren und Sinnsprü-
chen versehene Gestalt annahm. Die Fami-
lienwappen wurden auf den Familienbesitz
übertragen zu Herrschaftswappen und
<liesfe sdt dem 13. Jh. durch Hinzufügung
<ier Erbschafts-, Anspruchs- und Gedächt-
niswappen zum oft vielfeldigen Landes-
wappen. In die Siegel wurden die Wappen
seit der zweiten Hälfte des 12. Jh.s aufge-
nommen, bis zum 14. verdrängten sie den
Porträttypus fast ganz. Auf Münzen finden
wir seit Anfang des 13. Jh.s meist einzelne
Teile des Wappens, die Wappenfigur oder
den Schild, den Helm oder dessen Kleinod,
seit dem 16. Jh. das vollständige Wappen
mit Mantel, KLrone, Spruch und Schild-
haltern (s. d.). — Hauptmann, S. 12 ff.
Wegen W. u. dgl. im Orient s. unter
Tangka. S.
Wappenkunde und Wappenkunst s. He-
raldik.
Wappenmantel ist eine von einer Klrone
über einem fürstlichen Wappen hervor-
gehende, es zeltartig umgebende Draperie
seit Ende des 17. Jh.s. S.
Wappenmfinzen nennt man die griech.
archaischen Silber-M. att. Fußes mit diago-
nal geteiltem Quadratum incusum auf der
Rs., die auf der Vs. ein einfaches, wappen-
artiges Bild zeigen; es kommen vor Gorgo-
neion, Triskeles, (der Stier ist nicht herge-
hörig, vgl. Num. chron. 1924 S. 331), Stier-
kopf, allerlei Pferdetypen, Eule, Scara-
baeus, Amphora, Astragalos, Rad und, nur
auf Kleinsilber, Frosch, Krug, Auge,
Apfel, Blatt; die Wertstufen sind Di-
drachmon, Drachme, i-, V«-» V4-Obol;
dazu Tetradr. mit Vs. Gorgoneion, Rs,
Löwenkopf von vorn bzw. Stierkopf;
Abb.: Seltman, Athens 1924 Taf. I— IV.
XIV, der durch Stempelkoppelungen die Zu-
sammengehörigkeit mehrerer Bilder nach-
gewiesen hat, in einigen die Wappen führen-
den Familien Athens zu erkennen glaubt
und sie daher alle für Athen beansprucht,
während man sie früher teils nach Athen,
teils nach Euboia legte. Über ihren Fuß
usw. s. unter Att. M.-Fuß. R.
Wappenschild. Über den antiken W.
s. unter Schild am Schluß. Der Schild des
Ritters, also auch der Wappenschild (s.
Heraldik und Wappen) änderte oft seine
Form. Als das Wappenwesen um 1 150 auf-
kam, hatte der S. die Gestalt eines i bis l Va
m hohen oben abgerundeten Dreiecks und
war in der Breite so gekrümmt, daß er den
Mann fast hstlb umschloß. Im 13. Jh. war er
kleiner und flacher, däneben gab es drei*
eckige und mandelförmige Schilde. Seit
WARDEIN— WECHSEL
735
1350 bestand der W. aus einem an ein
«Quadrat unten angesetztem. Dreieck Q, und
<iie Tartsche kam auf, ein rechteckiger mehr
•oder weniger abgerundeter W., oft mit Aus-
schnitt rechts oben für die Lanze. Seit dem
16. Jh. wurde immer mehr Wert auf die
Dekoration gelegt (s. Wappen) ; die Tartsche
wurde in Italien zum Kartuschenschild, der,
meist oval, an den Seiten in Rollwerk aus-
lief u. in Frankreich unter Ludwig XIV.,
dann in ganz Europa allgemein wurde, bis
•d. Romantik d. mittelalterlichen einfachen
Wappenschild wieder zu Ehren brachte.
Die Heraldik nennt den a. d. Seiten ge-
schweiften W. den deutschen, den unten
abgerundeten den spanischen. — Haupt-
mann, S. I2f., 46 ff.; Demmin3, S. 552 ff.
S.
Wardeitu Die ersten Kontrolleure der
Münzmeister in Deutschland, »Versucher«
und »Aufzieher« genannt, wurden aus
Ratsmitgliedern der Städte genommen und
zu dem jedesmaligen Guß in die Münze
gerufen. Seit dem 14. Jh. findet man mehr
und mehr besondere vom Fürsten oder der
Stadt gelohnte Beamte. Der »Versucher«
war der Probierer auf Feinheit, der »Auf-
zieher« (s. unter Justierung) der Wieger.
Schon früh versah oft ein Beamter beide
Funktionen und wurde seit dem 15, Jh.
allgemein Wardein oder Guardein genannt,
welches Wort von »Warda« (Guarda) =
Custodia kommt. Als Kontrolleur des
Münzmeisters durfte er nicht wie die ande-
ren Münzer von diesem gelohnt werden; er
war immer dessen Gegner, es wurde das
sogar verlangt: »Le guardain doibt estre
ennemy du maistre de la monnaie.«
{Gorkum um 1587), Wo wir in Deutsch-
land zuerst von den Obliegenheiten des
W. hören, im rheinischen Münzvertrage
von 1409, bestanden diese besonders in
zwei Arbeiten, zunächst in der Aufsicht
über den und in der Berechnung des Schlag-
schatzes, Der W. verwahrte, um ein
schlagschatzloses Münzen zu verhüten, die
Münzstempel oder -Eisen und gab sie zum
Münzen dem Münzmeister, darum hieß er
auch »Eisenhüter«. Außer der Verant-
wortung für den Schlagschatz hatte der
W. noch die für den Münzfuß, zwei äußerst
schwer zu vereinende Aufgaben^ wenn der
Münzherr^ "Was nicht selten geschah, xita
den Schlagschatz zu vergrößern oder bei
steigenden Münzkosten wenigstens nicht
sinken zu lassen, dem Münzmeister durch
die Finger sah, wobei der Wardein un-
bequem wurde. Darum ist seit dem 16. Jh.
dem Wardein die Aufsicht über den Schlag-
schatz meist abgenommen und dem Münz-
schreiber oder der Kammer übertragen wor-
den. Kontrolleur des Münzmeisters ist er
immer geblieben, er führte die Tiegel- und
Stockproben aus (s. d.). S.
Warn, koreanische Münzeinheit; s. Won.
Wartegelder hießen die Zuwendungen
an die Münzarbeiter, die ihnen während
des Feiems der Münzstätten gezahlt wur-
den, um sie festzuhalten, da es schwer
hielt, ehrliche und geschickte Münzarbeiter
zu bekommen. Die Zahlung war Sache
der Münzmeister. Erst als die kunst-
vollere Technik höhere Anforderungen an
die Arbeiter stellte, stoßen wir auf die
von den Regierungen gezahlten Warte-
gelder, in Brandenburg zuerst 1660. Im
19. Jh. kamen die W. in ein festes System.
— Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch. I,
S. 331 ff. S.
Waser- oder Hochmutstaler wurde ein
1660 geprägter Züricher Taler genannt,
der auf der Vs. den Züricher Schild und
unter ihm einen lilienartigen Zierat, auf
der Rs. ein Band mit dem Spruch: Domine
conserva nos in pacel zeigte. Wasertaler
hieß er von dem Bürgermeister Waser,
der als Beförderer des Bundes mit Frank-
reich dessen Symbol, die Lilie, Hochmuts -
taler, weil man annahm, daß der Säckel-
meister Schneeberger die Lilie als sein
Wappenbild aus Hochmut habe anbringen
lassen* Der Taler gehört zu den Friedens -
münzen (s. d.). — Haller, I, S» 249. S.
Wasserstrecke, Wasserwerk. Die Münz-
maschinen wie Streckwerk und Walzwerk
wurden bis zum 19. Jh. meist durch
Wasserkraft getrieben. Nur wo eine solche
nicht zur Verfügung stand, bediente man
sich der teuereren Pferdekraft (s. Roß-
werk). Seit Ende d, i8, Jh.s wurden beide
durch die Dampfkraft verdrängt, S.
Wasserzdchen s. Marken.
Wetihtsdy Wechselkurs. Als der Handels-
verkehr infolge der Kreuzzüge im 13. Jh-
stark Äunahm^ riefen die durch die Ver-
schiedenheit der Münzen, durch den Mangel
736
WECHSELTALER— WEDE
an Posten, durch die Unsicherheit der
Straßen, durch die Geldausfuhrverbote
veranlaßten Schwierigkeiten des Geld-
verkehrs sowie die Möglichkeit, unter
der Form eines Wechsels die verbotene
Verzinsung für kurze Darlehen zu ver-
bergen, zuerst in Italien das Wechsel -
wesen hervor. Es bildete sich im 13. und
14. Jh. zunächst das notariell beglaubigte
»cambium« als Wechselgeschäft auf kurze
Zeit, das jedoch bald von der »Lettera di
cambio«, der privaten kaufmännischen
Anweisung, verdrängt wurde. Bis zum
17. Jh. entstand so der »gezogene Wechsel«,
dessen Wesen kurz in Folgendem besteht.
Wer an einem anderen Ort zu zahlen hat,
kauft Wechsel auf diesen Ort und schickt
sie seinem Gläubiger; oder er läßt seinen
Gläubiger einen Wechsel auf ihn, den
Schuldner, ziehen und akzeptiert ihn,
worauf der Gläubiger ihn sofort verkaufen
(diskontieren) kann, während der Wechsel
vom Schuldner erst in einem bis drei
Monaten einzulösen ist. Dieses ganze
Geschäft wird meist durch Vennittlung
der Banken bewerkstelligt, die sich dafür
einen Zins, genannt Wechseldiskont, be-
rechnen. Steigt in einem Lande die Nach-
frage auf Wechsel zur Warenzahlung auf
ein anderes Land, so steigt der Preis dieser
Wechselbriefe und umgekehrt. Diesen
Preis nennt man den Wechselkurs. Er
ist al pari (Wechsdpari) : i. bei derselben
Währung und demselben Münzfuße, wenn
die gezahlte und verschriebene Summe
die gleiche ist; 2. bei derselben Währung
und verschiedenem Münzfuße, wenn die
beiden Summen genau nach dem Münz-
fuße übereinstimmen; 3. bei verschiedener
Währung, wenn der Metallgehalt beider
Summen nach dem im Verkehr geltenden
Verhältnis derselbe ist. — A. Wagner,
Die Lehre vom Kredit, in Schönbergs
Handbuch, § 3 der Wechselkurs; Schmol-
ler, Grundriß, II, S. 194. S.
Wechselteler. Als im 17. Jh, die deut-
schen Reichstaler seltener wurden, ver-
drängt von den weniger Silber haltenden
fremden Talern, besonders .den nieder-
ländischen (s. Albertustaler), wurde hie und
da versucht, geringhaltigere Taler zu
münzen. So ließ der Kurfürst von Sachsen
Johann Georg IL auf Antrag der Kauf-
leute solche unter dem Namen »Wechsel-
taler« prägen, doch geschah das nur in den
Jahren 1670 und 1671; denn erstens waren
diese Taler immer noch wertvoller als die
niederländischen — sie hatten 25,17, jene
höchstens 24,68 g Feingewicht — , und
dann war die Prägung nach dem 1668
eingeführten Zinnaischen Fuße (s. d.) vor-
teilhafter. Der Wechseltaler unterschied
sich von den Reichstalern besonders durch
das Wort »Wechseltaler« unter dem
Wappen der Rs. Auch halbe und viertel
sind geprägt worden. S.
Wecken s. Rautenschild.
Wede, ahd. u. mhd. wät, and. wät,.
as. wäd, an. vidh, ags. vaed, lat. pallium,
bezeichnet bei den Friesen ein Gewand,
und zwar vorzugsweise ein gewöhnliches-
wollenes Gewand von 4»/» Ellen (s. Kleider-
geld). Dieses wurde zu den Pfennigen in
eine bestimmte Beziehung gesetzt: »paxpo-
puli sub poena decem liudmerkum (s. u.), et
quaelibet illarum marcarum secundum IV
wedum, et quaelibet weda secundum XII
denarios «, und war als Zahlungsmittel im
Gebrauch, ganz ähnlich wie das altnordi-
sche Vadmal, ebenfalls ein grobes Wollen-
zeug, das nach einer bestimmten Schätzung
in fester Relation mit dem Kuhgelde als
Tausch- und Zahlungsmittel verwandt
wurde. Sechs Ellen tüchtiges Wadmal,
neu und ungebraucht, sollten i öre, d. i.
I Unze, gelten. Die friesische Verwendung
der Werte ist sicher älter als das 9. Jh.,
aber es fehlt der positive Nachweis dafür.
Bei dem zunehmenden Gebrauch des Me-
tallgeldes ist sie allmählich aus dem friesi-
schen Geldverkehr verschwunden. Noch im
IG. Jh. war sie, wie die Register Fuldas
und Werdens zeigen, im allgemeinen Ge-
brauch, im II, Jh. kommt sie nur noch
vereinzelt in einigen Rechtsaufzeichnungen
vor.
Das Vierfache einer Wede war die
Reilmark, d. i. Gewandmark, die ursprüng-
lich in Gewändern, Weden gezahlt wurde.
Auch diese, von den Friesen häufig bei
der Angabe von größeren Strafsummen als
Einheit zugrunde gelegt, stand ebenso wie
die Wede zu dem Metallgeld in einem
entsprechenden festen Wertverhältnisse.
Sie wird gleich 4 Schillingen gesetzt, und
die Linmark, d. i. Lcänwandmark, für
WEEDENBAUMTALER— WEISSKUPFER
737
die dasselbe wie für Wede und Reilmark
gilt, gleich 12 Schillingen. Diese machte
im II. Jh. der aus 12 Silberschillingen be-
stehenden Mark Platz; dagegen hielt sich
die Reilmark noch länger, weil ihr keine
andere Geldwertbezeichnung Konkurrenz
machte, sie bedeutete eine Summe von
48 Pfennigen = 4 Schillingen. Als solche
blieb sie die Mark des inneren friesischen
Verkehrs, weshalb für sie auch der Name
Volksmark, »liudmark«, aufkam. Im Ver-
hältnis zu den vielen später eindringen-
den anderen Marksorten nannte man sie
dann auch vielfach die i^kleine« Mark. —
Jaekel in Z. f. N. XI S. 189. Su.
Weidenbaumtaler waren Taler des Land-
grafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel
(1627 — 1637) mit Landesschild-Palmbaum,
der immer für einen Weidenbaum angese-
hen wurde, im Sturm und der Umschrift:
Deo volente humilis levabor. An diesen Ta-
ler knüpften sich eine Unmenge Legenden.
— Hoffmeister, I, S. 226—283. S.
Weihemfinzen sind solche münz- oder
medaillenförmigen Gebilde, die die von
der katholischen Kirche geheiligten Per-
sonen, Gebäude und Einrichtungen durch
Bild und Schrift verherrlichen und, oft
selbst geweiht, zu Gebräuchen der Frönmxig-
keit (z. B. als Anhänger an Rosenkränzen)
oder als Eriimerungszeichen, auch als
schützende Talismane dienen. Besondere
Arten von W. sind die an Wallfahrer ver-
kauften oder verschenkten Wallfahrts-
münzen und die von geistlichen Bruder-
schaften geprägten Bruderschaftsmüi^Lzen.
In Regensburg wurden i. J. 1520 über
lOOOO Stück gebraucht; in Thüringen gab
es brakteatenförmige. S. auch Benedikten-
pfennige. — L. F. Kuncze, Systematik der
Weihmünzen, Raab, 1885; A. M. Pachin-
ger, Wallfahrts-, Bruderschafts- und Weihe-
medaillen der Grafschaft Tirol u. Vorarl-
berg, Wien, 1908, u. a. Schriften dess. Verf.;
V. Höfken, W., Wien 1906/18. S.
Wdhnachtstaler oder Christfesttaler
heifien zunächst alle Münzen und Me-
daillen mit der Darstellung der Geburt des
Heilands, sodann bes. die Silbermünzen,
die der Kurfürst von Sachsen Johanja
GtOTg I. zu Ehren seiner Mutter 1617 für
das Weihnachtsfest prägen ließ. Diese
zeigeki auf der Vs. entweder Salomo und
Wartarbaflh 4er Kfiaiknnde.
seine Mutter oder den vor seiner Mutter
knienden Kurfürsten, auf der Rs. beide
Arten zwei zum Gebet erhobene und von
zwei Händen unterstützte Arme. — Erb-
stein-Engelhardt II, S. ISI f. S.
Weiße Münze siehe Schwarze Pfennige.
Weißgroschen. Durch Vertrag von 1505
haben die Städte Breslau und Schweidnitz,
Bischof Johann von Breslau, die Herzöge
von Liegnitz (Friedrich IL von Liegnitz
prägte sie 1541 — 46 weiter) und v. Münster-
berg-Öls »weiße« Groschen geprägt, gleich-
zeitig auch der polnische Königssohn Sigis-
mund in Glogau und der Kurfürst Joa-
chim I. von Brandenburg, später auch
(1544 — ^46) Johann v. Küstrin in Krossen:
6 Lot fein, 90 Stück auf die Breslauer Mark,
also I St. von 2,078 g Rauh- und 0,78 g
Feingewicht, 36 Stück galten i fl. Die
Breslauer wurden wegen ihrer glänzend
weißen Farbe, die durch ein Beizverfahren,
den sog. Weißsud (s. d.), erreicht wurde,
i^Molkendiebe « genannt. 1 5 59 — 1 570 prägte
man sie in Teschen noch weiter, 1584 in
Breslau den ^/% Weißgroschen mit der Um-
schrift DIMIDII GROSSI ALBL Verein-
zelt wurden sie noch im 17. Jh. in Oppeln
und Teschen geschlagen, im 16. u. 17. Jh.
auch von den Kaisern in Böhmen.
Als Rechnungsmünze galt der Weiß-
groschen 12 Heller = 6 Pfennig; 1556
wurde er nach einem Beschluß der Stände
2 Kreuzern gleichgesetzt. Er wurde dann
durch den Silbergroschen verdrängt. Aber
noch im 18. Jh. ist die Rechnung nach
Weißgroschen eine schlesische Eigentüm-
lichkeit, die in den Grundbüchern ihr Leben
bis in ujasere Tage gefristet hat. — Friedens -
bürg, Schi. M.A. S. 93, lOi, 179 und SchL
n. M. S. 20 ff., 81 und Mkde. u. Geldgesch.
S, 81. — S. auch Albus. Su.
Weißkupfer. Ist in dem Billon (s. d.)
das Kupfer so überwiegend, daß das
Silber nach dem Weißsude nur als dünnes
Häutchen die Oberfläche bedeckt, so be-
zeichnet der Numismatiker den Münzstoff
als Weißkupfer. Insbesondere nennt man
W. jeiies Billon der röm. Kaiserzeit, das
in den letzten Jahren des Valerianus, etwa
258 n. C.f in ziemlich plötzlichem Falle
von etwa noch 15 — 200/0 auf etwa 2 — 60/0
herabsank, Abb. 104, und das dann bis
mindestens ans Ende des 4. Jh., Abb.
17
738
WEISSPFENNIG— WERGELD
107, 109, für die meisten röm. Klein-M. als
Metall beibehalten wurde; die uns erhalte-
nen M. zeigen freilich von dem Silbersud oft
nichts mehr. — Vgl. unter Argenteus und
Weißsud, s. auch Z. f. N. 26 S. 14. 104/9.
143; 29 S. 138 m. Anm, i; Riv. ital. di
num. XIX 1906 S. 51' Lit. R. u. S.
WeiBpfetmig s. Albus.
WeiBsudy auch Tinktur genannt, ist ein
nur das Kupfer angreifendes Beizver-
fahren, das bei geringhaltigen Silber-
münzen angewendet wird, um an der Ober-
fläche das Silber allein sichtbar zu machen,
z. B. bei der spätröm. (Abb. 104) und
alexandrin. Prägung, und auch für die seit
Diocletianus* Münzreform geprägten M.
(Abb. 107, 109) bis zum Ende des 4- Jli-S
(Weißkupfer-M., s. d.). Freilich verliert
sich das durch den Sud erzielte silbrige
Aussehen im Umlauf sehr bald. — Über
weiß gesottene Dirhems s. 0. S. 146. R.
Im M. A. und in der N. Z. hießen die aus-
geschnittenen, aber noch nicht geprägten
Münzen schwarze Platten (s. Platten), weil
sie durch das Glühen und die anderweitige
Behandlung die glänzende Metallfarbe
verloren hatten. Diese gab ihnen der W.
wieder; die Silbermünzen wurden dazu in
einer chemischen Lösung gekocht, die
aus Kochsalz und Weinstein bestand. Die
geringhaltigen Billonmünzen mußten länger
gesotten werden, da das Kupfer aus der
Oberfläche ganz weg zu nagen war, wes-
halb die schwarzen Platten etwas schwerer
als die fertigen Münzen sein mußten (s.
Vorbeschickung). Endlich wurden die
Platten gescheuert (s. Scheuem) und
hießen dann weiße Platten. Durch den
Prägeschlag wurde die ausgelaugte poröse
Silberdecke festgedrückt. Seit Anfang des
19. Jh.s ist an die Stelle des W. das Beizen
mittels konzentrierter Schwefelsäure getre-
ten. — Schlösser, S. 190 ff.; Schrötter,
Acta Bor. Gesch. I, S. II f.; ders., Preußen
1806/73, Gesch. I, S. 232. S.
Welttnfinze. Der Gedanke einer W. ist
fast ebenso alt wie die Verschiedenheit der
Münzveifassungen der einzelnen Länder,
aber niemals verwirklicht worden. Schon
I. G. Hoffmann hat ihre Unmöglichkeit
wegen der Unkontrollierbarkeit der Einhal-
tung des Münzfußes dargelegt. Seit der
Überwindung des Raums durch Eisenbahn
und Telegraph sind diese Bestrebungen er-
neuert worden; Napoleon III. gelang
jedoch nur die Verbreitung des metrischen
Maß- und Gewichtssystems. Im Münzwesen
sollte der Lateinische Münzbund (s. d.) eine
Vorstufe des W. Vereins sein, weshalb der
Beitritt anderen Staaten gewährt blieb, den
aber Frankreich durch das starre Festhalten
am Bimetallismus unmöglich machte. Seit
1870 ist der Nationalismus im Münzwesen
vielmehr gewachsen, bis der Weltkrieg end-
lich alle Hoffnungen auf Einigung über
den Haufen warf. Nur eine internationale
Rechnungsmünze hat man in dem Gold-
frank erreicht (s. Franc). Nach dem Welt-
kriege sind gleichwohl jene alten Be-
strebungen wieder aufgetaucht, indem ein
internationales, durch ein Realpfand garan-
tiertes Wertzeichen mit unbeschränkter
Zahlkraft vorgeschlagen wurde, wobei aber
vergessen war, daß im Weltverkehr nicht
Geld gegen Geld, sondern Ware gegen
Ware getauscht wird und es für Preis und
Bewegung der Ware nicht auf das Geld
ankommt, sondern auf die Produktions-
und Marktverhältnisse der einzelnen Län-
der. So stark auch die Veränderungen
im Gddwesen einen Wirtschaftskörper be-
einflussen, so sind es doch immer die
nationalen Währungsänderungen, die das
bewirken. S. auch »Spesmilo«. — R. Greul,
Die latein. Münzunion, Berlin 1926, S. 140
— 143; A. Lansburgh, in der Zeitschr. »Die
Bank«, Berlin 1920, S. 344 f. S.
Wen, chinesische Münzeinheit, s. Ch'ien,
Won. V.
Wendenplennige s. Sachsenpfennige.
Wendentaler wird das 2 -Markstück der
Stadt Lüneburg von 1541 zu 28,73 g
Schwere genannt; Vs. Schilde d. Städte
Lüneburg, Lübeck, Bremen, Umschrift:
Stat(us) dua(rum) marcar(um) Lubec(e)n-
(sium), Rs. Schilde von Stralsund, Wismar
und Rostock, Umschrift: Monet(a) civita-
t(um) Wandal(icarum). — Bl. f, Münzfr.
1923, S. 331 ff., Taf. 256, I. S.
Wendischer MfinzfuB s. unter Witten
s. 749.
Wendischer Mfinzvereln s. Gemeinschafts-
münzen, Mark, Doppelschilling, Schilling,
Witten, Blaflfart. Vgl. Jesse, Wendischer
Münzverein, . Su.
Wergeid (wer v^n got wair, ahd. ^er
WERK— WERTBERECHNUNG
739
[lat. vir]) hieß bei den Gennanen — in
Dtschld. ungefähr bis ins 12. Jh. — das
Sühnegeld bei Tötungen- — E. Schröder,
Dtsche. Rechtsgesch^. S. 86 f., 830. Su.
Werk oder Guß ist die Masse der aus
einer Tiegelschmelzung (s. Tiegel) ge-
wonnenen Münzen und deren Abfälle (s.
Schroten und Zessalien), Jedes Werk wird
für sich probiert, sowohl durch die Tiegel-
als auch die Stockprobe (s. diese), und
berechnet (s. Probierzettel). S.
Werpgeld s. Rechenpfennig.
Wersilber s. Barren.
Wertberechnung älterer Münzsorten. Die
W. kann geschehen i. nach dem einfachen
Metallwerte, indem Schrot und Korn nach
dem Münzfuß ermittelt und das Gewicht
des Feinmetalles in Gramm (das Zusatz-
metall wird man, wenn es wie heute meist
nur M ist, vernachlässigen können; wenn
es Silber ist, wie früher oft bei den N-
Münzen, ist es mitzuberechnen) mit dem
heutigen Marktpreise des betr. Metalles
multipliziert. Ist der M.-Fuß nicht durch
literar. Quellen bekannt, so muß vorher
das Rauhgewicht durch Wägung, der Fein-
gehalt durch Prüfung (ehem. Analyse oder,
nur ungenau, Strichprobe, s. d.), beides
unter Zugrundelegung möglichst vieler und
wohlerhaltener Stücke ermittelt werden,
wodurch natürlich ein Moment der Unsicher-
heit in die Berechnung kommt. Beispiel:
der Denar Neros wiegt '^s Pfund = 3,4 g
(doch ist der dem zugrundeliegende Betrag
•des Pfundes von 327,45 g bestritten I);
als Feinheit sei nach dem Durchschnitt
von 3 Analysen (Z. f. N. 26 S. 97) 680/0
angenommen, also Feingewicht 3,18 g;
Silberpreis heute 7,3 Pfg. pro g, Wert
des Denars « 0,23 JIJC. — 2. Berechnung
aus dem damaligen Werte in Gold. Jene
I. Art der Beredmung des Wertes ist aber
insofern irreführend, als Silber heut nicht
Währungsmetall ist und als das Wert-
verhältois (s. d.) der Metalle untereinander
seit den 2600 Jahren der Existenz der M.
istark geschwankt hat; es empfiehlt sich
daher, die Methode i nur auf Gold-
münzen anzuwenden, da nur das Gold heute
Währungsmetall ist, und bei M- aus
anderem Metall erst den Wert zu ermitteln,
den die betr. M. zur damaligen Gold-M.
liatte, daraus ihren Wert in g Feingold
festzustellen und dann wie zu l zu ver-
fahren; also: vom neron. Denar gingen
25 auf den Aureus, der zur Zeit Neros
{Plin. N. h. 33,47) auf 1/45 Pfund = 7,28 g
stand [iV zu -^ — beide Sorten als fein
angenommen — wie «5/96 zu V45 = ^^»7^
zu i; den Denar nur zu 3,18 g Feingewicht
berechnet (25 x 3,18 g ^ = 7,28 g iV) =
10,92 zu i] und dessen Feinheit als voll an-
genommen werden darf (die paar Analysen
führen etwa auf 9960/00, Z. f. N. 26 S. 67,
die 40/00 werden kein absichtlicher Beisatz
sein) ; also war ein Denar so viel wert wie
0,29 g (7,28 : 25) Feingold, i g Feingold
in der deutschen Goldwährung = 2,79 JiJC,
also Wert des Denars Neros aus dem Kurs-
wert zu seiner Goldmünze berechnet =
0,809 ^JT — erheblich mehr als bei der
Berechnung i, da der Wert des Silbers
(jetzt N ZM M. [2,79 : 0,073 =] wie 38,22
zu i) zum Golde gegen Neros Zeit unge-
heuer gefallen ist. — 3. Berechnung über
die heutige Goldwährung. Empfehlens-
werter und von der Numismatik fast all-
gemein befolgt aber ist eine Methode (dar-
gelegt zuletzt bei Regling, M. v. Priene,
Anm. 56), die von demjenigen Wertver-
hältnis zwischen N und M ausgeht, das
die französische Revolution ihrer Parallel -
Währung zugrundegelegt hat und das —
mit nur unbedeutenden Schwankungen
und einer einmaligen Krise in den 50er
Jahren — sich über 80 Jahre lang bis
zum großen Sturze des Silbers in den 70er
Jahren gehalten hat, auch den Berech-
nungen der Reichswährung von 1871 noch
zugrundelag: N iM^iS^h zu l; danach
wird, da l g Gold == 2,79 ^Jl ist, X g Silber
auf (2,79 : i5«/a =) 0,i8 .»Jir gesetzt und der
Denar Neros kommt bei Annahme voller
Feinheit auf 3,4 X 18 = 0,6l JIJ^ oder bei
Annahme von 68V0 Feinheit (s. 0.) auf
3,18 X i8 = o,57*^Jf. [Die drei verschie-
denen Werte des Denars bei den 3 Be-
rechnungsarten verhalten sich natürlich
umgekehrt zueinander wie die zugrunde-
liegenden Wertverhältnisse von N'zu A:
10,92 : is;5 : 38,22 umgekehrt wie o,8i zu
0,57 zu 0,23 aJC.] — Für Kupfer-M, ist die
Berechnung 1 nur dann anwendbar, wenn
es sich um Währungs-M. handelt, was
nur arfir selten der Fall ist. (s unter Kupfer-
M.) und auch dann wegen der Verschiebung
47*
740
WERTBEZEICHNUNG
des Wertverhältnisses des M zu A und
N unergiebig (darüber s. Reling, M. v.
Priene, Anm. 278). Sonst, d. h. wenn es
sich um Kredit -M. handelt, ist nur Weg 2
gangbar, d. h. der über die damalige
Währungsmünze, Weg 3 nicht (oder nur
indirekt, s. sogleich), da dem Kupfer in
den Währungen des 19. Jh. kein Platz
eingeräumt ist; wählen wir den röm.
Sextantaras; derer sind (was jetzt aber
wieder bestritten wird) 10 = einem Denar
von 1/72 Pfund = 4,55 g, die wir als voll fein
aimehmen (Analyse nach Z. f. N. 26 S. 92:
986^/00; die 14^/00 werden kein absichtlicher
Beisatz sein) ; nach Berechnung 3 müssen
wir also den Denar auf 4,55 X O^iSJUi
= 0,82 JL£ ansetzen; der Sextantaras also
= 8 Pfg. — J. V. Bdhazy, der N. Z.
21 S. 335/9 die Frage der W. an der Hand
des Reichstalers von 1550 erörtert hat,
schlägt vor, den Durchschnitt (das arith*
metische Mittel) zwischen dem damali-
gen und dem jetzigen Wertverhältnis
zwischen AT und M zugnindezulegen,
während Riocour, M6m. soc. arch. Lorr.
3. Serie XI 1883 S. 22 den Durchschnitt
zwischen meiner Berechnungsmethode i
und 3 anzusetzen vorschlägt; beides
scheint nicht förderlich. — Alle diese
Wege führen natürlich nur zur Berech-
nung des Münzwertes; die Fr£^e nach
der Kaufkraft ist eine völlig andere,
die mit numismat. Mitteln nicht gelöst
werden kann, — Luschin, Allg. M.K.»
S. 224/34. 7- Vgl. auch unter Metrologie,
Münzfuß, Münzwert. R.
Wertbezdchnung» Die vollständige
W. einer M. umfaßt die Angabe, wieviel Ein-
heiten welchen Namens die M. gilt. Solche
W. sind auf antiken M. sehr selten: es
kommen z. B. ausgeschriebene oder ab-
gekürzte Bezeichnungen der einfachen Ein-
heit wie Drachme (Byzantion, Melos,
Syria rem., Z. f. N. 32 S. 146), Obolos
(Metapont) selten, Didrachmon (Rhodos,
Syria rom., Abb. 89) und Tetradrachmon
( Joum. int. XI S. 243) ausgeschrieben noch
seltener vor (vgl. unter Drachme), die Ab-
kürzungen für Diobolon durch A oder
AlO, für Triobolon durch T, für Tri-
temorion durch dreiT, für den Hemiobol
durch dn E, den Trihemiobol durch drei E
verhältnismäßig häufig in der Pdoponnes
vor (s. die Stichworte der einzelnen Wert-
stufen), und in der Kaiserzeit ist Chios
mit ausgeschriebenen Wertbezeichnungen
^(iiaaffocptov, daaocptov, d. T^fioau (= iVa A.,
Abb. 95), d. 8üco, Tpta, 6ßoX6c, 81-, tpt-,
TsxpdtxaXxov auf den M eine alleinstehende
Ausnahme. Etwas häufiger, aber für
uns viel schwerer verständlich ist die
unvollständige W. mittds dner Zahl
allein, unter Weglassung des Namens
der Wertstufe: so die Bezeichnung vieler
unterital.-sizil. A und M nach dem
sizil. Litren- und Unkien- oder dem
röm. As- und Unzensystem, indem die
Einhdt mit I, die Hälfte mit S = Semis^
die Zahl der Unzen durch die entsprechende
Zahl Wertkugdn usw. ausgedrückt wird^
Abb. 50, 60/61, die Wertziffem n und M
auf M. der Kleopatra VII., die W. TPIA
auf M. von Athen (Ath. Mittdl. VI S. 240 ;
anders Joum. int. XIV S. 129) usw. In der
Kaiserzdt haben die linkspontischen Städte
W. mittds Zahlbuchstaben: A< (= l^a),
B, r, A (Abb. 99), A< (= 4V2), E (Ant. M.
Nordgriech. I S. 622/4), haben vide Iddn-
asiat. Städte auf der Vs. oder als Gegen-
stempd (s. d.) WertzifiFern (Regung, M.
V. Priene Anm. 342) und kommen auch sonst
gelegentlich solche vor; im allgemeinen aber
kann man trotz allem sagen, daß die große
Mehrzahl der griech. M. keine W. trägt.
Geholfen haben sich die Griechen in etwas,
durch die dne besondere Studie verdienende-
Verwendung des M. -Bildes zur Erkennung
der Wertstufe, z. T, ganz sinnfällig: in -
Syrakus hat das Vierdrachmenstück das.
Viergespann, das Zweidr. Reiter mit Hand-
pferd, also 2 Pferde, die Dr. den einfachen
Rdter; die sich nahestehenden, durch
Auge und Griff kaum zu unterschddenden
Stufen des Obol (0,72 g) und der Litra
(o»87 g) werden durch das Bild des Rades,
und des Polypen, Abb. 27, unterschieden;
Athen hat im 5. u. 4. Jh. v. C. ein ganz
ausgddügdtes System von Wertangaben
durch den Typus, indem z. B. die Drach-
menwerte voneinander durch die ausge-
breiteten oder geschlossenen Flügel derEule,
die Obolenwerte durch die Stellung der
Eule starr nach vom, Eule mit 2 Köpfen,
zwei Eulen (das weiß Pollux, Onom. IX 63),
der Obol und sdne Unterstufen durch
4, 3 und I Halbmond und Einschiebung;
WERTBEZEICHNUNG
741
von Eule und Kalathos unterschieden
werden. Ebenso wird inKorinth die Halb -
drachme von der ganzen durch den halben
Pegasos unterschieden, und auch für Unter-
scheidung der kleineren Stufen sorgen
öfter die Abwandlungen desselben Bildes;
vgl. noch unter Schiff; Pisa in Elis benutzt
die Enden de& Blitzes als eine Art W, auf
seinen seltenen N] Mende unterscheidet
seine Kupfersorten durch die Zahl der
Amphoren (Z. f. N. 35 S. 34) usw. (ein
Beispiel derart aus dem M. A. s. unter
Griffon). In der Kaiserzeit findet man z. B.
in den linkspontischen Städten eine Unter-
scheidung der Wertstufen durch gewisse
für bestimmte Stufen vorbehaltene Kaiser-
bildnisse und Rs. -Bilder (Ant. M. Nord-
griech. I S. 624/5 ; bes. auch in Istros und
Odessos zu erkennen). Im allgemeinen
aber wird auch von dieser W. nur ein ganz
beschränkter Gebrauch gemacht und wir
können oft nur schwer begreifen, wie die
Griechen ihre Wertstufen bequem und
schnell unterschieden haben. — Gründ-
liche Untersuchung der W. bei den Griechen
fehlt, vgl. Head H. N.» passim, im Register
S. 952 ist das Stichwort marks of value
ganz unvollständig.
Die Römer haben bei ihrem praktischen
Sinne die Wichtigkeit der W. sofort er-
kannt und gleich ihrer ältesten M. -Reihe,
dem Aes grave, in doppelter Weise eine
W. gegeben, indem sie sowohl die Wert-
zeichen I, S und Unzenkugeln wie auch
Unterscheidung der 6 Stufen durch ver-
schiedene Götterköpfe anwandten, Abb.
60/1 (s. unter As) ; sie haben auch ihre 269
V. C. gegründete Silber-M. mit den Wert-
ziffern X, V, IIS veroehen (s. unter Dena-
rius), Abb. 62/4, und zuweilen auch das
Gold (XXX, d. h. Asse; LX, XXXX
[Abb. 66] und XX, d. h. Sesterzen);
ebenso haben später die Flottenpräfekten
Wertziffern auf ihre & gesetzt (Willers,
Kupferprägung S. 122). Die ICaisetzeit
hat diesen lobenswerten Gebrauch frei-
lich aufgegeben: Neros W. II, I und S
blieben vereinzelt, die viel umstrittene
Zahl XXI, Abb. 104, und VSV (s.
o. S. 127) blieb nur 25 Jahre in Übung,
die Deutung der Xlir (Maurice, Num,
Const III S. XXX f.) ist ganz unsicher;
die auch in die Provinzen übergreifende
Benutzung der Strahlenkrone (s. d.) als
W. wurde für die iE und N auch nicht
streng durchgeführt. Dagegen beginnt im
3. Jh. eine neuartige W., insofern jetzt
Zahlen auftreten, die nicht die einer Ein-
heit sind, sondern angeben, wieviel M.
der betr. Sorte auf die Gewichtseinheit,
nämlich auf das röm. Pfund gehen: auf
Gold LXXII, Abb. 108, H, Abb. 105,
0, OB (s. d. und vgl. Abb. iio, s. auch
unter Doppelsinn), auf Silber XCVI,
Abb. 106, LX. — Bernhart, Handbuch
S. 323, unvollständig. — Seit Anastasius'
Reform der Kupfermünzen erscheinen auf
den M, die wohl auf Noummia (s. d.) bezüg-
lichen Wertziffern M Abb. 114, Ar, KAbb.
115, IB, I, S, € und roder die entsprechenden
latein. Zeichen und es hält sich das M
wenigstens bis auf Michael III. (B. M. C.
Byz. S. LXVIII ff.) und geht unverstanden
auch auf die ersten islam. M über. Die im
Westen unter lustinianus I. usw. auf M
(CN, Abb. 116, PKE, Abb. 117, PK
= 250, 125, 120) auftretenden, bei den
Vandalen auf M (C, L, XXV) und M
(XLII, XXI, XII, IUI, vgl die Gegen-
stempel [s.d] LXXXIII und XLII)
häufigen W., hier zuweilen sogar mit den
Einheitsbezeichnungen d(e)n(arii) bzw.
n(ummi), die der Ostgoten auf IE. (XL,
XX, B. M. C, Vandals S. XVIII, XXII ff.
XL ff., XLIXf.) und weniges derart bei
den Merowingern sind für Jahrhunderte
die letzten W. in Westeuropa. R.
W. finden sich dann erst wieder im
späten M. A. auf normannischen und
französischen Münzen, z. B. moneta
duplex: regalis, in Deutschland erst im
15. Jh. wie in Franken Solidus und Medius
solidus, um im 16. auf den kleinen Münzen
immer häufiger zu werden. Die großen
Reichsmünzen aber, der Dukat und der
Taler, sind bis in den Anfang des l8, Jh.
niemals weder mit einer Wertzahl noch mit
einerWertbczeichnung versehen worden, nur
die Reichsguidiner (s. d.) zeigten die Zahlen
72 und 60 (Kreuzer). Erst die Konventions-
und anderen Landestaler trugen entweder
die Angabe d^ Münzfußes oder das
Wort »Kpnventionstaleri oder »Reichs -
taler«. Die Gulden des Ziimaischen und
Leipziger Fußes zeigten »2/3« (Taler) oder
»60« (Eo-euzer), auch wohl im Felde »24
742
WERTMASSSTAB— WERTVERHÄLTNIS
Mariengroschen« oder ähnliche Angaben.
Heute trägt nahezu jede Münze ihre Wert-
angabe. — Luschitt, Allg. M. K.» S. 73 f.
— Unter Peter I. waren die Silbennünzen
zu 10, 5, 3 und 1 Kopek mit 10, 5, 3 und
I Kugel auf der Rs. versehen um der
lesensunkundigen Bevölkerung willen.
S.
Wertmaßstab, Wertmesser. Eine Haupt-
funktion der Münze ist die als Wertmesser
(s.' Geld). Die ältere Anschauung von der
UnVeränderlichkeit des Geldes als Wert-
messer bestreitet gegen Hegel, daß die
Münze um den Betrag der Münzkosten wert-
voller sei als das Rohmaterial (Grote, M. St.
IV, 2, S. 31 ff.); dagegen macht besonders
Paasche (Studien über die Natur der Geld-
entwertung, Jena 1878, S. ii ff.) geltend,
daß d. Wert keine d. Gelde inhärente Eigen-
schaft sei, wie die Länge des Meters oder
die Schwere des Kilogramms, sondern daß
der Wert einem Dinge erst durch ver-
gleichende Schätzung des Menschen ver-
liehen werde. Die Münze ist nicht nur
Wertmesser, sondern auch Tauschvermitt-
ler und wechselt als solcher seinen Be-
sitzer, während das Meter ausschließlich
Längenmesser ist und beim Kaufgeschäft
nicht mit übergeben wird. Da nicht nur
von der Waren-, sondern auch von der
Geldseite her die Warenpreise beeinflußt
werden (s. Quantitätstheorie), so muß jede
Veränderunig des Wertmessers bei allen
Feststellungen der Kaufkraft des Geldes
und der Preise auf das sorgfältigste berück-
sichtigt werden. Deshalb ist die Fest-
stellung des Feingewichts (s. d.) der Münzen
eine der wichtigsten Aufgaben des Numis-
matikers. S.
Wertverhältnis der Münzmetalle. L Das
W, der' M. -Metalle im Altertum ist bei dem
fast durchgängigen Mangel an Wertauf-
schriften nur zu ermitteln, wenn literar.
JTotizen zu Hilfe kommen, und wir
können auch im günstigsten Falle aus den
M. selbst immer nur das W. der Aus-
münzung erkennen, das sich, im Falle eine
von beiden M. -Arten Kxeditmünze war oder
Zwangskurs hatte, vom Marktverhältnis
stark unterschieden haben kann. — Das
Ww von, Gold zu Silber scheint in der 1yd.
undpers. Doppelwährung (s. unter Kroi-
sisios und Dareikös) wie 13V3 ^^ ^ gewesen
zu sein, wobei die Berechnung Herodots
III 95 auf 13 : I als abgerundet gelten
kann; die sich um das W. 14 : i herum
bewegenden, inschriftlich bekannten Gold-
an- und -verkaufe Athens (kurz vor 438/7
und 434/3 V. C.) zeigen ein ähnliches W.;
in Sizilien glaubt man (aber gestützt nur
auf die M. selbst 1) um 430 v. C. 15 : i
feststellen zu können; für die Zeit am
Ende des 5- Jh. schwankt man zwischen
12, 13 und 15 : I. Seit dem Ende des
peloponn. Kxieges senkt sich das bisher
offenbar im Orient und im griech, Mutter-
land ziemlich gleiche und beständige W.
zuungunsten des Goldes: Eine att. Inschrift
V- J. 398/7 schätzt einen Goldkranz etwa
nach dem W. 113/4 : i ab, aus der Rede
des Lysias, De bonis Aristoph. 39/40 scheint
sich bei starken Abrundungen der Rech-
nung 11,45 ' I zu ergeben (um 389 v. C),
imd der pseudoplaton., in die i. Hälfte
des 4- Jh. gehörige Dialog Hipparch p. 2 3 1 D
gibt geradezu 12 : i an. Die Versdiiebung
mag durch die Einschmelzung des athen.
Tempelgoldes und den Zustrom persischen
Goldes vom Ende des pelopoim. Krieges
bis zum Antalkidas-Frieden verursacht
sein; daß sie sich auch im Orient in einer
tieferen Bewertung des Dareikös geltend
gemacht habe (so Viedebantt, Ant, Ge-
wichtsnormen und M. -Füße 1923 S. 57/60),
ist wenig glaublich. Die Ausbeutung der
thrak. -makedonischen Goldminen durch
Philipp IL und später die Schätze des
Ostens, die Alexander in die Münze schickte,
senkten das Verhältnis in Griechenland aber -
mals, bis auf 10 zu I; in Delphoi rechnet
man schon 338/7 den ein att. Didrachmon
wiegenden Philippeios zu 7 ägin. Stateren
= 20 att. Drachmen, und Inschriften aus
Athen und Eleusis von 331/0, 329/8, 306/5
sowie das direkte Zeugnis, das Pollux^
Onom. IX 76 aus Menandros, -j- 291 v. C,
anführt, bestätigen es, ebenso wie Hesych.
s. V, 7pt)Q(oüc es verallgemeinernd für
Athen berichtet; die Schulstiftung des
Eudemos von Milet bestätigt es durch die
Zinssätze (lO^/o von 60000 Dr. = 300
Stateren; 200/199 v. C, Milet -Ergebnisse I
3 nr. 145) und noch der Friedensvertrag
zwischen Rom und den Ätolem von 189
setzt es fest (Polyb. ,22, 15, 8; Liv. 38,
II, 8), — Um diese Zeit von Timoleon bis
WERTVERHÄLTNIS
743
Agathokles, vielleicht auch noch etwas
später, scheint auf Sizilien das W. aber
immer noch 12 : i gestanden zu haben
und erst unter Hieron auf 10 : i gesunken
zu sein; doch sind diese Zijffern allein den
Münzen entnommen. — Anders war es in
Ägypten, wo der Name Trichryson (s. d.)
= 60 Drachmen für das goldene Pentadrach-
mon seit Ptolemaios' I. ein W. von 12 zu i,
der Name Mna(i)eion (s. d.) für das goldene
Oktadrachmon unter Ptolemaios IL ein
Ansteigen auf 12^1% zu i erkennen läßt,
während es im Mutterlande doch auf 10
zu I stand. Daß dieser beträchtliche
Unterschied nicht durch Arbitrageure aus-
genutzt und binnen kurzem ausgeglichen
worden sein sollte, wäre immerhin be-
merkenswert. Das spätere ägypt. W. wird
durch ein steigendes Agio des Goldes —
zunächst des Mnaeion auf 104 Dr. statt
ICD Dr., Gold zu Silber = 13 : l, des
Trichryson auf 66»/3 Dr., Gold zu Silber
= 1373 ^^ ^ — gekennzeichnet, zu dessen
näherer Betrachtung hier nicht der Ort ist.
— Das Elektron (s. d.) scheint im allgemei-
nen in älterer Zeit auf den lofachen Wert
des Silbers und demzufolge (bei dem W.
Gold zu Silber = 13V3 :i) auf 3/4 des Wertes
des Goldes abgeschätzt worden und bei
den später eintretenden Schwankungen
im letztgenaimten W. stehen geblieben zu
sein, was für die künstliche Mischung dieses
Metalls im Verhältnis von etwa Vs Gold zu
a/3 Silber in der späteren Zeit viel, viel zu
günstig ist und dem El. schließlich, als
man das erkannte, etwa zu Beginn der
Alexanderzeit, den Garaus machte. Al-
lerdings lassen die freilich sämtlich un-
klaren und vielfacher Deutung fähigen
Kursnotizen für den Kyzikener (s. d.)
El.-Stater (R. E. XII S. 227; Schmitz,
Ein Gesetz der Stadt Olbia 1925) ein
tieferes W. von EL zu M erraten. — Das
W. des syrakus. EL des 4, Jh. ist imklar,
man vermutet auch hier EL zu Ä == 10 : i.
In der älteren kampan. Goldprägung
Roms im frühen 3. Jh. dürfte wie in der
jüngsten etrusk. Goldprägung um 300
V. C. das W. von Gold zu Silber = IS : i ge-
wesen sein (Z. f. N. 26 S. 232/4. 259/64),
obwohl auch hier die Frage sich erhebt,
ob dieser Unterschied gegen Ägypten und
bes. da&eigeatl. Hellas nicht durch Arbitrage
rasch ausgeglichen worden ist (Z. f. N. 26
S. 2643). Das durch die Wertzahl XX
(Sesterzen) auf dem Gold-Scripulum der
Prägung mit Marskopf Rs. Adler in Ver-
bindung mit Plinius' Nachricht N. h. 33, 47
beglaubigte W. von Gold zu Silber = 20 : 1
oder, wenn man diese Goldstücke nach
der Reduktion des Denars (auf ^/84 Pfund)
berechnet, 17V7 '- ^» ^^^^ jedenfalls nur ein
Notzwangskurs für dies vermutlich aus
eingeschmolzenen Geräten usw. gewonnene
Gold (Z. f. N. 29 S. 154 Anm. B) gewesen
sein. Nach den Bestimmungen des Friedens:
Vertrages von 189 v. C. war es 10 ; i,
während die spätere gesetzliche Relation
bei der Münzprägung der römischen Repu-
blik rund 12 :i war. Zeitweise, doch immer
nur vorübergehend, fiel das marktmäßige
Verhältnis angeblich auf 9: i, so bei Ent-
deckung der norischen Goldlager im 2. Jh.
(Strabo IV, p. 208) und durch Caesars Beute
in Gallien (Sueton, lul. 54). Erst mit Cae-
sars Aureus (s. d.) tritt größere Gewißheit
ein, indem der Aureus von nun an bir zum
Beginn des 3. Jh.s n. C. = 25 Denaren
galt, was ein Wertverhältnis von zunächst
11,91 :i (1 Aureus von V40 Pfund = 25
Denaren von ^1%^ Pfund) ergibt; von Nero
ab (Aureus von */45» Denar von V96 Pfund)
war vermutlich das Silber schon Kredit -M.,
wie sein von nun ab meist sinkendes Korn
zeigt, und eine Berechnung des W. ist für
das Markt Verhältnis zwecklos. Das un-
regelmäßige Gewicht des Aureus von
Caracalla bis Carinus, die Unsicherheit des
Wertes der Aurei in dem ja auch fast gar
keine Rolle im Umlauf mehr spielenden
Silbergeld von Diocletianus bis vor Con-
stantinus machen Angaben über das W.
in dieser Zeit unmöglich, zumal der einzige
feste Punkt im Streit der Meinungen, die
Festsetzung des Goldpfundes auf 50000
Denare im Edictum Diocletiani, sich auf
keine reine Silbermünze bezieht. Fest steht
wieder die Ordnung Constantinus' L, in
der I Goldpfund = 72 goldenen Solidi =
1000 silb. Müiarensia (s. d.) ist: N \M ==5
xooo/^ -= 13,89:1, im Kurse abgerundet
auf 14 u, da 14 MiL einen gleichschweren
Solidus galten (R- E. XIII A S. 63).
Spätere Schwankungen ergeben sich aus
Edikten: Cod. Theod. XIII 2, i (397 n.
C.) I Pfd. Silber « 5 SoHdi, W.: wU'^i)
744
WERTVERHÄLTNIS
Cod. Theod. VIII 4,^7: l Kd. Silber = 4
Solidi, W.: 18 : i (vgl. auch die Papynis-
berechnungen N. Z. 46 S. 161/70. 219/21);
recht unsicher ist die Inschrift C. I. L. V
8734: SO Unzen Silber = 20 Solidi, W.
15 : 1. — DasW, inbyzantin. Zeit mag hier,
da äußerst fraglich, übergangen werden. —
Reinach, L'histoire par les monn. 1900
S. 41/73 (grundlegend). 75/88 (Sizilien);
Segri, Riv. ital, di num. 1920 S. 32/8 und
Metrologia S. 214. 244/5. 260/8. 293/5.
311/2. 334. 343/7. 365/7. 439- 491/2; Gie-
secke, Sicilia num. und Italia num., passim.
Das Problem des W. von Silber zu Kupfer
steht noch völlig oJBEen. Es ist ma so
schwieriger, als das Altertum zwischen
Bronze und Kupfer fast nie unterscheidet
und femer die Möglichkeit der Kreditmünze
sich hier fast überall aufdrängt. Das früher
angeführte und generalisierte demotische
Zeugnis für ein W. von M:M ^ 120 : i
ist durch neuere Lesung des betr. Papyrus
beseitigt (Mitteil, von F. Heichelheim) ; über
das W. der ägypt Zeit aus den Papyri ist
noch keine klare Einsicht gewonnen, zumal
weil wir Kredit- und Kurant-M. in Bronze
nicht zu scheiden vermögen und daher die
Kurse der Kupfer-Drachmen meist noch
unergiebig für das wirkliche W. sind (vgl.
Z. f. N. 38 S. 251); wegen des sizil. W.
s. unter Litra; endlich ist auch für Rom in
der Zeit der Einführung des Denars das bei
Gleichung von 10 Sextantarassen mit einem
Denar bestehende W. von gleichfalls 120 : i
(s. unter As) durch Zweifel an der Ursprüng-
lichkeit dieser Gleichung wieder unsicher
geworden. So ist so ziemlich der einzige
feste Punkt die Ankaufsnotiz I. G. ed. min.
I nr. 371 Zeile 3/4 yahi6^ . . . '«[p.]'}] [toS
ToXavToo xptjaxovTa ic^vte fipaxi^C ^so
Marktverhältnis -Ä : -äl = 171 : i, zwischen
421/0 u. 416/5 V. C. (gemeint ist reines
Kupfer, denn das für die Bronzemischung
nötige Zinn wird Zeile 5/8 bes. berechnet,
zu 230 Dr. das Talent). Von hier aus käme
man bei Annahme einer Bronze mit io«/o
23nn übrigens auf ein W. von Silber zu
Bronze wie iio zu i: das Talent gemischt
aus 90 Teilen Kupfer (= 31V» Dr.) und
10 Teilen Zinn (= 23 Dr.) kostet 541/a Dr.;
6000:541/2 = 110,09. — Das W. von
Silb^ zü Kupfer ist 112: i in der röm.
Ordnimg.von 217 v^ C. und 45: l in der
des Augustus (s. unter As), diese letzte
aber bezieht sich auf Kredit-M. und ist
daher für das Marktverhältnis wertlos.
Erst als in der Spätzeit die Rechnung
nach Metallpfunden aufkommt, haben
wir in der Verordnung des Cod. Theod
XI 21, 2 V. J. 396 (i Solidus = 25 Pfd
Kupfer) das W. Gold zu Kupfer = 1800 : I
— in ihrer Übernahme in den Cod. lust.
X 29, I (I Sol. = 20 Pfd. Kupfer) das W.
1440 : I — (N. Z. 46 S. 169), und damit,
da i. J. 397 nach Cod. Theod. XIII 2, i
I Pfd. Silber = 5 Solidi ist, JR: JE ===
125: I (Regling, M. v. Priene Anm. 278,
wo auch neuere Marktnotizen über das
W. stehen und wo S. 137/42 die Schwie-
rigkeiten der Frage am Beispiel von
Priene vorgeführt sind). Die Aufstellun-
gen über das W. von ift zu -^ bei Segrfe,
Metrologia, passim, sind meist durchaus
problematisch. — Mit der byzant. Glei-
chung des Cassiodor i Solidus = 6000
Denarii = 6000 Noummia (s. d.) = 150
FoUes (mit dem Wertzeichen M) und dem
etwas späteren Ansatz des Prokop, i Soli-
dus sei = 180 oder 210 Folles, sind wir
bei Annahme des Normalgewichtes des
FoUis von i Unze auf etwas festerem Boden
und kommen auf N: M = 900 (bzw.
1080 oder 1260) zu i, was aber eben nur
das W. der Münzung ist und die JE-i/L.
als Elredit-M. aufzeigt, da wir ja gerade
aus dem Cod. lust. (s. 0.) das marktmäßige
W. als 1440: I kennen. R.
Während für die Zeit der seit den Karo-
lingern bis zum 14. Jh. herrschenden Silber-
währung (s. d.) zu wenige Angaben über das
W. von Gold zu Silber vorliegen, ist im 14.
u. 15. Jh. dasselbe I: 10 bis i: n gewe-
sen, stieg in d. folgenden Jahrhunderten
bis 1620 nicht wesentlich u. erreichte nie d.
Höhe i: 12. Aber seit dem genannten
Jahre änderte es sich bedeutend, nicht
sowohl durch die vermehrte Silberpro-
duktion, die schon viel früher, um 1500
begonnen hatte, als vielmehr durch den
Dreißigjährigen Krieg, der zum Gold-
thesaurieren zwang, und den lebhafter ge-
wordenen Verkehr und Handel, für den
die Goldtransporte viel billiger als die des
Silbers waren, abgesehen dayon, daß bei
den strengen Edelmetallausfuhrverboten ein
bestimmter Wert in Gold viel leichter als
WESPENTALER— WETTERAUER BRAKTEATEN
745
in Silber heimlich auszuführen war. So stieg
das W. zugunsten des Goldes von 1620 bis
1650 von I : 12 auf i : 14. Seit dem Jahre
1687 haben wir in den regelmäßigen No-
tierungen der Edelmetallpreise der Börsen
zu Hamburg und London eine fortlaufende
ganz zuverlässige Grundlage für das W.
In der Zeit 1687 bis 1800 hielt es sich mit
geringen Schwankungen auf i : 15, war
jedoch 1751 bis 1783 etwas niedriger:
I : 14,70, wohl durch die starke brasiliani-
sche Goldausbeute verursacht; und doch
hat diese geringe Änderung im europäi-
schen und besonders im deutschen Münz-
wesen eine Revolution hervorgerufen (s.
JMünzkrisen). Der Rückgang der brasiliani-
schen Goldausbeute seit 1780, die starke
mexikanische Silberproduktion 1791 bis
1810, die Napoleonischen Kriege machten
das Gold wieder seltener und begehrter, so
daß sich das W. über das seitdem von
Frankreich gesetzlich fixierte von i : is^a
bis auf I : 16 erhob. Dann hat um die
JMitte des 19. Jh.s die Entdeckung der kali-
fornischen und australischen Goldlager
sowie die vermehrte Silberausfuhr nach
Ostasien die entgegengesetzte Wirkung aus-
geübt: das W- fiel auf i : 15,30, bis daim
die in unserem Artikel »Goldwährung« ge-
schilderten Ereignisse die bis dahin in der
Welt unerhörte Wertverminderung des
Silbers verursachten, wodurch das W. bis
zum Ende des 19. Jts. auf i: 36, bis zum
Jahre 1915 auf l : 43 fiel (vgl. unter Silber-
währung). In und nach dem Weltkriege
stieg zunächst der Wert des Silbers bedeu-
tend, um dann wieder stark zu fallen. Da
die Unze 37/40 feines Silber in London im
jährlichen Durchschnitt kostete: 1915 235/5,
1918 47Va. 1920 6lVa, 1924 34, 1928 263/4
und im August 1929 24^4 Goldpence, war
das Wertverhältnis in diesen Jahren i : 40
—19,8—15,3—27,7—35,25 und 38,9 (man
«rhält das Wertverhältnis, indem man die
feste Zahl 943 durch den Londoner Silber-
preis dividiert. S. Nachtrag). — Vgl. auch
Goldwährung, Doppelwährung, Silberwäh-
rung, Parallelwährung, Standard - gold. —
Soetbeer, Edelmetallproduktion und Wert-
verhältnis zwischen Gold und Silber, Gotha,
Z879, S. 114— X33. S.
We^entaler s. Rebellentaler.
Wetterauer Brakteaten. Unter diesem
Namen versteht man Hohlpfennige Kaiser
Friedrichs L, Heinrichs VL und des Königs
Philipp, die bald einzeln thronend oder in
Brustbildern, bald gemeinsam mit den Kö-
niginnen dargestellt sind, und neben ihnen
die gleichartigen Gepräge des Kuno von
Minzenberg und die Aschaffenburger Hohl-
pfennige der Mainzer Erzbischöfe Konrad
von Witteisbach und Christian von Buch.
Die kaiserlichen sind höchstwahrscheinlich
in Gelnhausen geprägt, da ein herrlicher
Brakteat der Gemahlin Barbarossas die Um-
schrift BEATRIX GETLENHVS hat
(Abb. 204).
Joseph legte diese Stücke nach Frank-
furt a. M. selbst, solange der Pfennig mit
dem Namen von Gelnhausen noch nicht
bekannt war; doch änderte er später seine
Ansicht; dennoch halten andere Forscher
noch an der alten Bestimmung fest. Mit
dem Namen der Stadt Frankfurt a, M,
sind bisher nur zweiseitige Pfennige Fried-
richs L Barbarossa und Friedrichs IL
bekannt. Hohlpfennige mit dem Namen
dieser Stadt sind noch nicht vorgekommen.
Wenn eine Lücke von einigen Jahrzehnten
in der Münzreihe Frankfurts, wo erst zwi-
schen 1 1 60 u. 1 1 70 die Prägung begonnen hat,
klafft, so hat das nicht viel zu bedeuten,
da das auch bei anderen Städten der Fall ist.
Die Münzen Kunos von Minzenberg sind
in Minzenberg selbst, in Lieh und in Burg
Königstein (Nuriilgs castello) geschlagen
worden; besonders interessant ist der mit
dem ihm sich schutzflehend nahenden jü-
dischen Münzmeister David ha Cahen. Daß
Kunos Pfennige in Frankfurt selbst geschla-
gen sein sollen, ist höchst unwahrschein-
lich, da eine Urkunde von 1194 ihm sicher
nur die halben Einkünfte aus der Münze
zu Frankfurt zusichert, wozu noch kommt,
daß die betreffenden Brakteaten weit vor
II 94 geprägt sein müssen.
Bekannt sind alle diese Münzen beson-
ders durch zwei Funde, den Odenwälder
von 1820/1830, wahrscheinlich von 1828
(von Posern-Klett, BL f. Mkde. 1 1835 nr. 32
u, 33) und den Lichtenberger von 1920. —
H, Buchenau, Der Lichtenberger Brakte-
atenfund in BL f. Mfr. 1920 S. 1i ff.; Jo-
seph in Frankf. Mztg. 1920, S. 273 ff. (Mfd.
V. Niederhausen i. Odenwald) und ders-, M»
von Fratnkfurt S. 51 ff.; Cahn, Ein Wette-
746
WETTEREIBISCH— WIENER PFENNIGE
rauer Dynastenbrakteat mit hebräischer
Umschrift, inZ.f.N. 33 S.97&. Su.
Wettereibisch, eine Pfeimigbezeichnung
in der Wetterau imd in dem angrenzenden
Oberhessen. Urkd. aus Friedberg 1292
{Arnsberg. U. B. nr. 240): sexaginta et duos
solides Weterebensium denariorum. Hanau
1295: pro 200 mards denariorum Weide-
reibiensium. Marburg 1297: pro quindecim
talentis denariorum Wedrebiensixmi, 1309
Urkd. Ldgr. Ottos v. Hessen: «drie Haller
oder zwene Wedrebisse vor den pennig zu
rechene«. Diese wettereibischen Pfennige,
unter denen Frankfurter und Friedberger
Gepräge zu verstehen sind, kommen ur-
kundlich bis in die 6oer Jahre des 14. Jh.s
und zuletzt 1394 vor. i Kölner Denar galt
2 wettereibische. Die Münze selbst ver-
schwindet um 1340 u. überläi3t dem Haller
Pf. die Alleinherrschaft. — E. Schröder,
Kölsche u. Wettereibische, in Frkf. Mztg.
1904 S. 49 ff. Su.
Wewelinghofer sind kleine, dicke, west-
fälische Denare, die zuerst vielleicht von
Friedrich IL in Dortmund, von Konrad von
Hochstaden in Soest, von Balduin v. Osna-
brück und von Ludolf von Münster (1226
— 1248) und nach deren Beispiel auch in
Mark und Lippe geschlagen wurden. Nur
selten haben sie vollständige Umschriften,
da zumeist Schrötlinge benutzt wurden, die
von vornherein kleiner als die Stempel
waren. Sie wurden bis ins 15. Jh. geprägt
und in der Spätzeit nach dem Bischof von
Münster, Florenz von Wewelinghofen (1364
— 1379) *von. den Bauern, Goldschmieden
und Juden« Wewelinghofer genannt. —
Menadier, Schausammlung S. 187 f.; Grote,
M. St. I S. 259. , Su.
Wichte linde Witte siehe unter Barren.
Wiedertäufertaler sind die von den Wie-
dertäufern 1534 in Münster geschlagenen
(später nachgeprägten) ganzen, halben und
mehrfachen Taler von zweierlei Art. Die
einen tragen auf der einen Seite den Hei-
land, die Pharisäer und den Walfisch mit
Jonas, auf der anderen den auferstehenden
Heiland; die anderen haben auf einer Seite
einen Schild mit THO/MVNS/TER, auf
der anderen den Spruch: DAS WORT IST
FLEISCH GEWORDEN UN WANET
IN UNS. S.
\neaer Mark s. Mark u. Wiener Pfennige.
Wiener Pfennige werden zuerst in den
Reiserechnungen Wolfgers von Passau ums
Jahr 1203 erwähnt: denarii Wiennensis-
monetae, obwohl der Anfang der Wiener
Münze sicher schon früher, nach 1189, zu
datieren ist. 1204 werden die Wiener Pfen-
nige urkundlich erwähnt. Doch ist der älteste-
zeitlich völlig gesicherte Wiener Pfennig;
ein im Funde von Nieder-Ranna in weni-
gen E-xemplaren zutagegetretener mit dem
Titel und Namen des Babenberger Herzogs
]?riedrich H. (1230— 1246). Häufiger kom-
men W. Pf. Kaiser Friedrichs IL (Abb. 178)
und König Ottokars II. vor. Dann setzen
die Münzen der Habsburger ein. Dieselassen
zwar auf den Hauptseiten die Namen der
Herzöge vermissen, tragen aber auf den
schwach ausgeprägten Kehrseiten viel-
fach die Wappen der obersten Münzbeam-
ten, der Landschreiber (s. d.) und Münz-
pächter sowie der Münzmeister, was sich
aus der Zusammenstellung ihrer Siegel
herausgestellt hat. Dadurch ist eine chrono-
logische Folge der W.Pf, aufzustellen mög-
lich geworden. Diese wurden seit Herzog
Friedrich IL mit einem Wulstring und einer
gezahnten Linie als äußerer Umrahmung
geprägt, die jedoch, da der Schrötling klei-
ner war als der Stempel, meist bis auf ge-
ringe Spuren weggefallen ist. Später bleibt
nur ein ansteigender Wulstrand übrig, den
das Eintreiben des Stempels ins Silber ver-
ursachte. Die Pfennige wurden mit Vier-
schlag geprägt.
Da auch in Wien eine jährliche Münz-
erneuerung und Verrufung, seit der Mitte
des 13. Jh.s nachweisbar, üblich war^
so sind uns vom Ende des 12. Jh.s bis zum
Ende des 14. Jh.s mehr als 150 Gepräge
von der Mache der Wiener Pfennige er-
halten. Mit dem Jahre 1400 enden die im
Münzbilde abwechselnden, aber meist
stummen Gepräge. Die Pfennige^des 15.
Jh.s sind einförmig: österreichischer Bin-
denschild mit Namen des Prägeherm;
gleichzeitig verlieren sie in diesem Jahr-
hundert ihren Charakter als Währungsgeld.
Als älteste Angabe über den Münzfuß
österreichisch-babenbergischer Pf. ist uns
eine Aufzeichnung der Mönche von Admont
aus dem Jahre 1157 erhalten: diese bedin-
gen sich aus, daß, ihnen »XX talenta Cre-
mensis (= Krems) mon^te« durch 20 Pfd»
WIENER WÄHRUNG— WILHELMER
747
»tarn bone monete sicut tunc erat, vel 20
marcas probati argenti« zu erstatten wären
(N. Z. IX S. 148 f.). Da die Wiener Mark
280,006 g wiegt, so ergäbe das eine Schwere
und ein Feingewicht von 280,006: 240 =
1,16 g für das einzelne Stück. Es waren also
pfundige Pfennige. Um 1203 gehen schon
280 auf die Mark. In der ersten Hälfte des
13. JLs.sind die Wiener Pfennige iilötig^
in der ersten Hälfte des 14. Jh.s pVJötig,
im Anfang des 15. Jh.s 7lötig, 1438 ölötig.
Es gehen 1252 250 Pf. auf die rauhe Mark,
360 Pf. auf die feine; 13 17 etwa 457 auf die
rauhe, etwa 514 auf die f. M.; vor 1399 440
auf die rauhe, 1066^3 auf die feine, 1399
Reformversuch Albrechts IV. durch Prä-
gung der ]>Steinböcke« (s. d.), 400 St. auf
die rauhe glötige Mark, 711^/9 St. auf die
feine, lOO Pf. = I Gulden. Doch scheiterte
der Reformversuch. Schon 1404/1406 wur-
den 480 auf die rauhe, 1097V7 auf die feine
Mark geprägt, also l Stück von 0,583
Rauhgewicht u. 0,256 Feingewicht, 7lötig,
ISO Pf. auf den ungarischen Goldgulden,
dessen Wert für die österreichischen Pfen-
nige maßgebend war. 1455 gehen ihrer
240 auf den Gulden, in der Zeit der Schin-
derlinge (s. d.) 4 — 8 Pfd. Pf. Bis in diese
Zeit behielt der Wiener Pfennig seinen
Währungscharakter. Erst nach dem Jahre
1460, dem Ende der Schinderlingzeit,
wurde er zur Kleinmünze. Kreuzer und
rheinische Gulden traten an seine Stelle.
Da die Wiener Pfennige bis gegen
1350 verhältnismäßig gut und beständig
ausgeprägt wurden, fanden sie als denarii
antiqui, das sind die Pfennige, die ihren
Währungscharakter im Lande durch den
Münzverruf eingebüßt haben, im Gegen-
satz zu den d. novi, den augenblicklich
gültigen, neugeprägten, als Handelsmünze
leicht Eingang in den Nachbarländern,
hauptsächlich in Ungarn, dann nordwärts
in Bayern und Böhmen, westlich bis nach
Tirol, östlich bis nach Siebenbürgen, süd^
lieh über ELrain hinaus bis nach Florenz.
1295 schätzte man den Abfluß über die
Landesgrenzen auf rund 14000 Pfd. Pf.
jährlich. Als technische Bezeichnung ist der
W, Pf, daher in den Sprachschatz der Süd-
u. Nordslaven des alten Österreich über-
gegaxigQn: slov. vinar, tschechisch vide&s-
ky» *— Lusdbin, Wiener Mwesen im M.A.,
Wien-Leipzig 1913; ders., Umrisse einer
Mgesch. der altösterr. Lande im M.A. in
N. Z. 42, 1909 S. 137 ff.; ders., Geschichte
der Stadt Wien S. 741 ff. Su.
Wiener Währung hieß die Währung, die
den 1811 geschaffenen österreichischen
»Einlösungsscheinen« zu 20 Gulden zu
Grunde lag, deren einer für einen Bank-
zettel zu 100 Gulden gegeben wurde,
der auf jenen Wert gesunken war. 18 16
waren über 212 Millionen Gulden an Ein-
lösungsscheinen einzuziehen. Als Scheide-
münze der Wiener Währung wurde Kupfer-
geld zu 3, I, i/a und V4 Kreuzer ausgegeben,
wozu noch die 1807 geprägten 80 Millionen
an kupfernen 30- und 15 -Kreuzern kamen,
die aber ganz wertlos geworden waren.
Das Volk nannte die W. W. Scheingeld und
die Kreuzer Scheinkreuzer. S. Antizipa-
tionsscheine. — Schalk, Wiener Geldwesen
S.74f. S.
Wigfje, niederländisch = Gramm.
Wildemannstaler« Der Wilde Mann mit
der entwurzelten Tanne in einer Hand war
zuerst der Wappenhalter auf Harzer Talern
des Herzogs Erich IL von Braunschweig-
Calenberg (i 540—1584); auch gibt es Taler
desselben mit dem Wappenschilde zwischen
zwei Wilden Männern, die sich später auch
auf Talern anderer Staaten; z. B. den
preußischen von 1790— 1809 finden. In
Braunschweig-Lüneburg wurde schon im
16, Jh. der Wilde Mann, da er mehr als
Symbol des Harzes angesehen wurde, ganz
von dem Schilde getrennt und allein auf die
Rs. der Taler und anderer Münzen gesetzt,
S. auch Hausknechtstaler. — Grote, M. St.
III, S. 371; Fiala, Mittl. Haus Braunschw.-
CalenbergTaf.2, 15; desgL zu Wolfenbüttel,
1906, Taf. I, 13 undTaf.9ff- S.
Wllhehner heißen Meißner Groschen
(Lilienkreuz -Löwe) Markgraf Wilhelms I.
(134^—1407) aus den Jahren 1390 f- und
1401 — 1406, zu Freiberg geprägt, die
gleich 12 Hellern waren und deren 80 — 85,
I02i/a u. 121 aus der 8- und Slötigen
Mark geschlagen wurden (»alte Wilhel-
mer <(). Weiter prägte Wilhelm IL (1411
—25) schildige Wilhelmer Gr. im Werte
= 12 Hellem u. 80— S4 aus der H — 12-
lötigea Mark. Drittens hat Wilhelm IIL
(t I48i») in Thüringen (Gotha) I457(?)
schildige Wilhelmer Gr. schlagen lassen, die
748
WILHELMSDOR— WITTEN
sich nur durch ein Kreuz zwischen 2 Rin-
geln in der Umschrift jeder Seite von
•denen Wilhelms II. unterscheiden. —
Schwinkowski, Geld- u. Mwesen Sachsens
jir. 13, 19, 21, 61. Su.
Wilhelmsdor hießen vier verschiedene
<joldmünzen: i. die vom Könige Friedrich
Wilhelm I. von Preußen 1737 eingeführten
Doppelpistolen. Der König hatte erkannt,
daß, wenn er sich von dem französischen
•Gelde (s. Franzgeld) befreien wollte, das nur
durch Ausprägung des infolge der gestiege-
nen brasilianischen Goldausbeute nach Eu-
ropa strömenden Goldes geschehen konnte.
Der halbe Wilhelmsdor war der Vorläufer des
Friedrichsdor (s. d.) und dasselbe wie der
Louisdor (s. d.), dessen Gepräge auch nach-
geahmt wurde, nur daß Friedrich Wilhelm
die für ihn und seinen Staat sehr bezeich-
nende Devise wählte: Pro Deo et nodlite.
Das recht gute Bild des Königs auf der Vs.
rührt wohl von dem Medailleur Lüders her.
Der Wilhebnsdor hielt 12,245 g Feingold
(= 34,17 -^Jl)' — Acta Bor. Münzgesch.,
I, S. 238—242; Beschr. I, S. 71—73. —
Femer erhielten den Namen W.: 2. die
braunschweigische Pistole des Herzogs
Wilhelm (1830—1884); 3. die kurhessische,
seit 1841 geprägte Pistole Wilhehns IL
und Friedrich Wilhehns; 4. der niederlän-
dische Gouden Willem (s. unter Zehngul-
denstück). S.
Willowtree shillliig s. unter Massachu-
settsgeld.
Wipper s. Kipper und Wipper.
Witje, Volksname des niederländischen
lO-Centstück. S.
Witten oder Albus (Veerling). Die W.
erhielten ihren Namen von der weißen
Farbe, dieihnen der Weißsud gab. Ihren Ur-
sprung verdanken sie wie die Groschen und
Schillinge dem im 13. u. 14. Jh. entstande-
nen Bedürfnis nach größeren Kurantmün-
zen. Die Witten galten 4 Pfennige, wurden
daher auch Veerlinge genaimt. Neben
ihnen wurden von vornherein auch zwei-
seitige Viertelstücke zu i Pfennig aus-
geprägt, die den Ganzstücken im Gepräge
völlig entsprachen und an Wert den bis
dahin üblichen Hohlpfennigen gleich waren,
zum Unterschied von diesen als luttike
oder platte, d. h. zweiseitige, pennige be-
zeichnet
Die Witten wurden nach der älteren
Ansicht zuerst 1325, nach der jüngeren
1339/40 von der Stadt Lübeck geprägt.
In den 40er Jahren des I4- Jh.s folgen
dann die Hansestädte dem Vorbilde Lü-
becks und gehen in Anlehnung an nieder-
ländische und englische Münzsorten zur
Wittenprägung über. Ursprünglich mögen
sie, wenigstens ideell, aus der 15 -lötigen
Mark ausgeprägt sein. Der Feingehalt
veränderte sich aber stark. Nach dem
Hanserezeß von 1379, welchen Lübeck,
Hamburg und Wismar unterzeichnet ha-
ben, sollen 176 Witten a,us der l3Va-löti-
gen Mark und 516 Viertelwitten aus der
9-lötigen Mark geschlagen werden. Danach
ist dieses Vierpfennigstück eine Münze
von 1,33 g Rauhgewicht und 1,12 g Fein-
gewicht. Dieser Münzfuß verminderte
sich bis 1410 auf 1,17 Rauh- und 0,88 g
Feingewicht (200 Stück aus der 12 -lötigen
Mark). Im Rezeß von 1425 werden die
Witten das letztemal im 15. Jh. in Ur-
künden erwähnt, obwohl sie noch bis in
die Mitte des Jahrhunderts umgelaufen
sind, wie Münzfunde und Valvations-
tabellen beweisen, und werden dann nur
noch einmal im Anfang des 16. Jh. vorüber-
gehend 1502, 1506 u. 1512 mit Jahreszahl
in Hamburg, Lüneburg, Lübeck und Wis-
mar geschlagen (216 St. aus der 5V4-Iötig.
Mark), sie werden dann gänzlich durch
die Sechslinge verdrängt. Der Haupt-
typus (Abb. X85) ist folgender: Wappen,
Rs. Kreuz, Umschrift: Stadtname und
frommer Spruch (»benedictus deus« und
»Sit laus deo patri«). Die verschiedenen
Jahresausgaben werden durch besondere,
indem Rezeß vorgeschriebene Kennzeichen
unterschieden: so 1379 Sterne im mittleren
Kreuzrund, 1387 leere Kreise, 1403 beider-
seits Wappen, 1410 ein durchgehendes
Kreuz usw.
Witten wurden außer in den Hanse-
städten auch in Mecklenburg und Pom-
mern geschlagen: zunächst gemeinsame
Witten der Herzöge Albrecht II. von
Schwerin und Johann L von Stargard
(1346—79) niit Stierkopf und dem von
Greifen umwinkelten Kreuze, dann die
viel häufigeren, urkundlich zuerst 1371
erwähnten Witten der sich als mecklen-
bui^gisch und werlisch bezeichnenden Städte
WOECHEY— WÖLFIN
74?
Wismar, Rostock, Gnoien, Friedland und
Neubrandenburg sowie Güstrow, Parchim,
Malchin und Teterow, den Mecklenburger
Ochsenkopf und den Rostocker Greifen als
Münzbild verwendend, neben dem lübischen
auch einem minderen wendischen Münzfuß
folgend (im Münzrezeß von 141 1 werden
Rostocker, Stralsunder, Greifswalder und
Anklamer Witten = 3 Pf. gesetzt).
Nach Art der Hamburger tragen die
Witten der pommerschen Städte Anklam,
Demmin, Greifswald, Pyritz, Stargard,
Stettin, Stralsund und Treptow mit den
Wahrzeichen Fischerstrahl, Lilie, Greif,
Rose, Stern, Greif oder Greifenkopf,
Strahl, Kleeblatt einen Spruch als kehr-
sei tige Umschrift; die herzoglichen Ge-
präge von Barth, Stettin, Treptow und
Wolgast folgen darin nur zum Teil; die
letzten herzoglichen werden im ersten
Viertel des 16. Jh.s geschlagen (Bogis-
lausX., Georg I. v. Wolgast und Barnim XL
von Stettin).
Auf den holsteinischen Witten von
Flensburg, Itzehoe, Kiel, Neustadt, Ol-
desloe, Rendsburg wird der Stadtname
durch »civitas Holsatiae« ergänzt, als
Wappen treten neben dem Nesselblatt die
dänischen Löwen und das Eäeler Schiff
auf. Auch Ribe, die »civitas in regno«,
d. h. im Königreich Dänemark, hat Witten
geschlagen, ebenfalls die dänischen und
norwegischen Könige und die Drontheimer
Erzbischöfe. Weiter sind Witten von dem
Eb. Albert IL von Bremen (1359—95),
der Stadt Bremen (1387) und von der Stadt
Hannover geprägt worden, dann in Biele-
feld (urkd, 1386), weiter in Höxter (urkdl.
1476), von Salentin von Sayn-Homburg
(1354—84), von Wilhelm L vonHohenlim-
burg (beide nach Hamburger Vorbild),
von Gottfried IIL von Heinsberg (1361
— 1395), von Arnold von Randerath (1364
—1384), WilhehnlL von Berg, (1360—80)
in Mülheim, alle drei mit dem Lübecker
Doppeladlerschild, von Dietrich von Ba-
tenburg (1432'— I45i) (Hamburger Vorbild),
auch von Gisbert I. v. Anholt -Bronkhorst
(1408 — 1432). Dann sind auch gleichzei-
tige Münzen der Grafen von Hoya, der
Häuptlinge in Ostfriesland und der Ol-
denburger Grafen als W. zu bezeichnen.
Nach Wiederaufnahme der W.prägung 1502
sind sie noch einmal kräftig nachgeahmt'
worden: und zwar in Verden, Otterndorf ^
Stade, Diepholz, Salzderhelden, Helm-
stedt, Rietberg, Schauenburg und Hoya.
Als eine beliebte Handelsmünze sind die
Witten der wendischen Städte in Westfalen
kontermarkiert worden, so in Bielefeld
und Münster. Man nannte sie hier, da sie
ungefähr den Sterlingen entsprachen, auch
»Engeische«.
Witten sind schließlich noch im 17. und
18. Jh. in Pommern geprägt worden, von
1650 — 1707 in Schwedisch -Vorpommern,,
von 1666 — 1763 in Stralsund, i Witten
ist hier gleich »/« Sechsling = i^Jz märki-
sche Pf. = V19» Rthlr. In Stettin sind 1672'
Witten zu 423 Stück aus der 3 -lötigen Mark,
also I Stück von 0,553 g Rauh- und 0,104
Feingewicht geprägt worden; 1684 zu 405
Stück aus der 3 -lötigen Mark, also i Stück
von 0,577 g Rauh- und o,io8 g Fein-
gewicht. — Menadier, Schausammlung
S. 209 ff., 418, 431; Peus, Die Witten -
Pfennige in Westdeutschland, Mitt. f.
Mzsammler I S. 230 ff., 241 ff.; Grautoff,
Histor. Schriften III; Örtzen, Die Meckl.
Münzen usw., 2. Teil, Schwerin 1902
(Fundverzeichnis S. 62 ff.) ; Jesse, BerL
MbL 1925/1926 u. in Wend. Mverein
S. 79 ff. u. ö.; ders., Das Hamb. Münz-
u. Geldwesen im M.A., Hamb. Geschichts-
u. Heimatbl. i. Jahrg. 1926 Nr, i. Su.
Woechey» Wochey, Utrechter Münz-
bezeichnung in der zweiten Hälfte des 15.
und der ersten des 16. Jh.s. 1527 werden
alte, neue und doppelte Woecheyen ge-
nannt, unter ihnen solche des Herzogs»
Arnold von Geldern (f 1472). van der
Chijs sieht in den W. gddernsche Stüver
oder Doppdgroten, kann aber keine Er-
klärung des Wortes geben. In Ostfries-
land hieß die Münze Juechhoy. 1501
wurde sie in Geldern auf 2 Albus gesetzt. —
van der Chijs, Utrecht, S, 385; ders.,
Gelderland, S. 423, S.
WSltln, Wolf. Der W. ist das Wappen
von Arges und erscheint daher auf dessen
M,, als ganzes Tier, im Vorderteil und
Kopf, als Beiz, auf Didrachmen usw. In
Tarsos ist der W. Attribut des Apollon
(Lykeios). Die Wölfin aber, die der röm.
Sage m>ck die Zwillinge Romulus und
Remus säugte, ist dadurch zum Wahr--
750
WON— WÜRZBURGER
zeichen der Stadt Rom und des röm.
Staates geworden: ohne die Zwillinge ist
die W. auf Denar des P. Satrienus dar-
-gestellt; die ganze Szene ist, oft unter
Angabe der Höhle (auf der zuweilen oben
•ein Adler) und des ruminalischen Feigen-
baumes, auf Denar des S. Pompeius
Fostlus auch mit Zufügung des die Knaben
findenden Hirten Faustulus, auf röm.
M. und Med. von der röm.-kampan. iR-Prä-
^ng des 4. Jh. v. C. bis ins 6. Jh. n. C.
hinein (B. M. C. Vandals Taf. XIV)
immer wieder dargestellt worden; ebenso
•oft findet sie sich auf kolonialen Städte -M.
und griech. der »Mutterstadt« Ilion (Dörp-
feld, Troia und Hion S. 529/30); endlich
meinen die Aufständischen im Bundes-
genossenkriege mit der vom Stiere (vitulus,
auf Italia anspielend) niedergeworfenen
W. die Stadt Rom, Abb, 58 a. — R. E.
Xni S. 1814/5 (M. vernachlässigt). R.
Won^ koreanische Münzeinheit, entspricht
dem japanischen Yen. Bis Ende 19. Jh.
kursierten in Korea teils chinesische, teils
im Lande selbst gegossene Cash-Münzen.
In groi3em Maßstabe wurden letztere erst
-seit 1790 hergestellt. Mit europäischen
Maschinen geprägte Münzen erscheinen
Ende des 19. Jh. — 1886 wurden Probe-
münzen ausgegeben, die eine Prägung
folgender "Werte erwarten ließen: in Gold
20, IG,- 5, 2 Won (engl. Warn geschrieben),
in Silber l Won (mexikanischer Dollar =
10 Niang = looo Mun), 5, 2, i, V» Niang,
in Kupfer 20, 10, 5 Mun (chines. Wen).
Wirklich ausgegeben wurden anscheinend
nur die 2 kleinsten Werte. 1893 — 9^
wurden geprägt: in Silber 5 (mit Angabe
des Gewichtes, 416 grs. und des Fein-
gehaltes 0,900) und I Yang, in Nickel
V4 Yang (chines. Wertangabe: 2 Ch'ien
5 Fun, d. h. 25 Fun), in Kupfer 5 (28 mm,
wie die 10 Mun von 1886) und i Fun. Vs.
2 Drachen, am Rande Aufschrift chinesisch,
koreanisch und englisch, Rs. Wertangabe
•chinesisch, von 2 Zweigen umrahmt, oben
Pflaumenblüte. Für Niang und Yang steht
in der chinesischen Umschrift Liang (s. Tael),
für Won steht Huan. 1898 — 1902 wurden
Va Wonstücke (Va Dollar) mit einem Adler
an Stelle der Drachen geprägt. Von 1904/5
bis 1909 würden geprägt: in Gold 20
<i6,6Ög), 10, 5 Won, in Süber i, V» (10,10
g) Won, 20, 10 Chon (Japan. Sen, Vs.
Drache), in Nickel 5 Chon, in Kupfer
I und Va Chon (Vs. Phönix). S. Sen, Ch'ien.
— Gardner in JChBr RAS 1892/3, S. I28f.;
RamsdeninNumism. 22, S. lOi f. ; Alexejew,
Katalog der Ermitage (Mskr.). V.
Woods halfpence war eine Prägung iri-
scher kupferner Halfpennies und Farthings
1722 — 1724 durch einen Unternehmer Wil-
helm Wood, welche Prägung von der Be-
völkerung irrtümlich für Betrug gehalten
wurde und gegen die auch Swift schrieb.
Ihr Typus war Büste des Königs-Hibernia.
— S. auch Rosa Americana. — Grueber,
S. 244 f. s.
Wonnser Rentengeld ist das von der
Stadt Worms nach der Elipperzeit 1626
bis 1628 geprägte reichhaltige Kleingeld,
nämlich Albus mit der Aufschrift »Renten -
geld« und Pfennige mit den Buchstaben
R — G. S.
Würzburger (Wirceburgenses, Wirtze-
burgenses) sind fränkische, runde, zwei-
seitige Pfennige mit Binnenreif und Um-
schrift, mangelhaft geprägt, die eine Seite
oft ganz fehlend, ohne Vierschlag, über
13 Lot fein, Durchschnittsgewicht 0,43 g,
Wert = 1/3 Regensburger; Funde von
Beizheim, Billinghausen, Gr. Inzemoos,
Volkershausen, Fetzelhofen u. a. Seit
etwa 1250 waren sie in Würzburg über
100 Jahre in derselben Weise geschlagen
worden, zuerst mit Brustbild und Bruno -
monogramm und beiderseits Namen der
Münzstätte; um die Mitte des 14. Jh.s wur-
den sie überall in Franken nachgeahmt.
Am 22. Jan. 1354 befahl der Eb* Gerhard
von Mainz seinem Münzmeister zu Milten-
berg, Pfennige so gut wie in Würzburg zu
schlagen, deren einer 2 Heller gelten sollte.
Am 13. VII. 1354 erlaubte Karl IV.. dem
Landgrafen Friedrich III. von Thüringen,
in Koburg Würzburger zu schlagen, 1359
dasselbe dem Pfalzgrafen Ruprecht L,
1361 dem Landgrafen v. Leuchtenberg,
1363 dem Grafen v, Wertheim.
Außer diesen haben Würzburger Pfennige
geprägt: der Kaiser in Lauf, der Erzbischof
von Mainz, auch in EltviUe, die* Bischöfe
von Würzburg und Bamberg,, die Burg-
grafen von Nürnberg;, die Grrafen von
Hohenlohe, Nassau und iCatzenelnbogen,
Ottii;igen und die Edelherren v. Eppstein.
WUNSCHMÜNZEN— XR
751
Tjrpus: Vs. meist ein Kopf, Rs. meist
Wappenbilder oder Helmzierde. Im Ge-
gensatze zu den Regensburgern wurden
sie »kurze« Pfennige genannt. 1362 wur-
den sie geprägt 3/4 fein (l2 lötig) und zu
.37 Stück auf I Nürnberger Lot, also
ein Stück von 0,401 g Rauh- u. 0,30 g
Feingew. Die Würzburger wurden dann
.stark verschlechtert und daher durch
Karl IV. 1365 abgeschajfft; trotzdem be-
fiehlt aber am 14. Aug. 1367 noch der
Eh. V. Mainz, in Miltenberg Pfennige nach
Würzb. Schlag = 2 Hallern zu prägen,
und 1373 wird nochmal die Prägung der
alten Würzburger von Bischof Gerhard
von Schwarzburg aufgenommen; 1377
wurden sie danach auch im Münzverein
von Burggraf Friedrich V. von Nürnberg
und Ludwig d. Ä. und Friedrich von
Bayem-Landshut geschlagen (Feingewicht
0,^98 g). — V. Schrötter, Brandenburg-
Franken IS. 107 flf.; Menadier, Schau -
Sammlung S. 206 f. ; Buchenau in Berl.
Mbl. 1924 S. 40 flf. (Fd. V. Erkenbrechts-
weiler). Su.
Wunschmünzen mögen wir diejenigen
neimen, die irgend einem Glückwunsch,
meist für das Herrscherhaus, Ausdruck
geben, s. unter Geburtstags-, Hochzeits-,
Jubiläums-, Neujahrs-, Taufmünzen, -med.,
-taler und insbes. unter Vota, Außer diesen
seien auch genannt die antiken Wunsch -
formein ohne bestimmte Beziehungen
wie salvis Aug(ustis) et Caes(aribus} felfix)
Kart(hago) (Tetrarchie, ähnlich auf den
Grundsteinplättchen), pio imp(eratori)
omnia feliciter (Conamodus), 5itip vfxijc
^PcüjiatcDV (oder xm SsßaffTcov), eÖTOxS? xoic
xupioic, qU cdma xouc xupfoo? kn i'^abta
(•qi Tzokei oder tote TroXtToctc) u. ä. (vgL
die Belege unter xöpio;), k aJSva t4 Tlu&ia
(Side); ähnlich, aber nicht in Wunsch-
form gekleidet: (tou Sstva) ßacJi>.eüovToc 6
xoapLo; eÖTU-^ei (xaxapiot Kiavoi, ähnlich in
Nikaia, Nikomedeia u. Kaisareia. — Joum.
int. I S. 454/62; Ost. Jahreshefte 1904 S.
2750; Z. f. N. 23 S. 190. — Auch die Zurufe
auf den Kontorniaten an die Jockeys wie
Eutime nica oder Urse vincas (Liste Rev.
num. 1913 S. 60), auch Petroni placeas an
einen Sänger und die auf byz. M. wie
viv(at) felix, victoria, vita, multos annos,
Iv xouKo vfxa oder vtxate, 'Iifjaoü? Xpiatöc
vtxa, x6pi& (oder Xpiorxs oder ftsotoxe) ßoi^t^et,
xupte arotjov tou^ ßaaiXla?, auvlp^si ßaatXst
usw. gehören hierher. — Nicht eigentlich
Wünsche, aber doch Ausrufe, acclama-
tiones, finden wir auf Tesseren, z. B.
feliciter, Trait^ I S. 713 (vgl. das feliciter
auf antiken Geburtstags- und Hoch-
zeits-M., s. d.), io io triump(e), dann auf
M. : optime maxime (Commodus), expectate
veni(s) (Carausius, nach Vergil. Aen. II
282/3), gaudete Romani (Maximianus), und
auch (in) hoc signo victor eris (s. d.) mag
genannt sein (Rev. num. 19 13 S. 46/60),
Wegen mittelalterl. Akklamationen derart
s. unter Schrift S. 615. R.
Wurthptennige» Worth- oder Wartpfen-
nige (d. h. Stättegeld, Steuer von Hausstät-
ten, auch unter dem Namen Worth -Zins be-
kannt) kommen in westfälischen Urkunden
des Mittelalters als Geldleistung von —
Grote, M. St. I S. 206 u. II S. 985* Su.
X, Münzbuchstabe der Münzstätte
Amiens. S.
Xeraflm (PL Xerafins) oder Pardao, Par-
dau. Ursprünglich war der X. eine persische
•Goldmünze (ashrafi), an Gehalt dem Du-
katen gleich. In Portugiesisch-Ostindien
war der X. oderPardau eine 1570 bis 1871
in Goa und Diu geschlagene, 360 oder 300
Reaes oder ^/% Rupie geltende Silbermünze,
die zuerst 19,05 g wog und 17,46 g Silber
hielty einen stehenden Heiligen (Sebastian,
Philipp, Johannes) -portugiesischen Schild,
seit 1672 Georgskreuz-Schild (Abb. 347),
seit 1730 Büste des Königs-Schild, seit
1850 Kopf-PARDAO zeigte und 5V2 g
wog. Nach Schmieder S. 330 war der
Pardau im 16. Jh. die gangbarste ostindi-
sche Silbermünze, doch habe es unzählige
falsche gegeben, was bei der rohen Münz-
technik sehiT wahrscheinlich ist. — Gerson
<ia Cuqha, S. 36 f.; Aragäo, IIL S.
3ür«. sa Kreuzer, s. d.
752
Y— ZÄHLWEISE
Y.
Y^ Münzbuchstabe der Münzstätte
Bourges. S.
Yamba^ chinesischer Silberbarren; s.
Saisi. V.
Yang, koreanische Münzeinheit; s. Won.
YegSm = Jaital; s. d.
Yen, japanische Silbermünze; s. Sen.
Yintilbeschliky türkische Münze (25
Piaster); s. Piaster. V.
YinnUiky türkische Münze (20 Para);
s. Piaster. V.
Yser s. Münzyser.
Yteligy eitelig, itellig, eytellig, italig,
eitel, eytell bedeutet rein, lauter; daher
italige Haller = reine, lautere, gute Heller
und itellige Gulden = gute Gulden. —
Menadier, Ytalige Haller in D. M. IV
S. 177 ff. Su.
Yfian, chines. runde Münze, s. Ch'ien. In
neuester Zeit ist Y. die Bezeichnung des
silbernen Dollars, der seit 1892 in verschie-
denen chinesischen Münzstätten geprägt
wird (s. Dollar). Die Bezeichnung i Yüan
befindet sich noianchmal in chines. Schrift
in der Mitte des Münzfeldes, öfter ist statt
dessen in der Randlegende das Gewicht:
7 Mace and 2 Candareens und chinesisch
7 Ch'ien 2 Fen, angegeben. Auf den Teil-
stücken steht dementsprechend: 3 M. 6 C.
(Va Dollar); i M. 4,4 C. (20 Cents); 7,2 C.
(10 Cents); 3,6 C. (5 Cents). Die 10 Cents-
Münzen werden chinesisch Hao genannt.
Auf den seit 1863 in Hongkong geprägten
IG und 20 Centsmünzen sowie auf republi-
kanischen Münzen von Kwantung steht die
Wertbezeichnung i, resp. 2 Hao. Auf den
Münzen einiger Provinzen soll dafür ^/z,
I, 2, 5 Chiao stehen. Der Typus des Dollars
ist sehr mannigfaltig. Am häufigsten:
Vs. im Felde ein Drache, am Rande
englische Wertangabe, Rs. im Felde der
Name der Münze, so geordnet wie auf den.
alten Ch'ien, in der Mitte dasselbe in feiner
mandschurischer Schrift, am Rande chines.
Orts- und Zeitangabe. Auf den Münzen
von Karin: Vs. in der Mitte ein Blumen-
korb oder das Dualismus-Symbol. 1912
wurden Dollar mit Porträt des Sunyatsen^
1914 mit Brustbild des Yuan Shih-kai ge-
prägt. 1916 wurden Goldmünzen zu lO-
Dollar, 1919 und später solche zu 5 und lO
Dollar geprägt. Der gesetzmäßige Fein-
gehalt des Dollar ist 90% (in letzter Zeit
890/0) Silber, lO^/o resp. 11% Kupfer. Die
kleineren Werte halten 700/0 Silber, SO^/a
Kupfer; s. Ch'ien und Dollar. — Hopkins
in JRAS 189s, S.331, 373, 375; China
Yearbook 1923, S. 268, 278; Poma in
Riv. Ital. 17, S. 99ff.; Frey, 46, lOS;
Ramsden in Numism. 25, S. 328; Atkins,
S. 220 f.; Lockhart, New China Review
1921, 386; BLf.Münzfr. 1913, Sp. 5379 ff-;
Schulman, Collections Bucknill etc., 22. V.
1928, nr. 1141, 1142. V.
Yfiky arab. Haml ^ Last, türkische
Rechnungseinheit, betrug im 16. Jh.
100 000 Aköe, heutzutage 100 000 Ghurül
— B61in in JAs. 6. s^r. HI, S. 478. V.
Yflzlfik, türkische Münze (100 Piaster
bezw. Para); s. Piaster. V,
z.
Z, Münzbuchstabe der Münzstätte
Grenoble. S.
Zählmark s. Mark und Währung.
Zähltaler, Zahltaler. Durch die infolge
der fortwährenden Kriege im 17. Jh.
nötige sehr starke Prägung von Scheide-
münzen wurde die der Taler immer spär-
licher und die Zahlung mit ihnen immer
seltener, so daß die Bezeichnung »Taler«
die einer Anzahl von Groschen oder ähn-
lichen kleinen Münzen wurde, welcher
Zahltaler je nach der Güte der Groschen
im Verhältnis zu dem harten oder »Spezies-
taler« (s. d.) schwankte. S.
Zählwelse, Zählsystem, Zahlensystem ist
die Teilung einer Obereinheit in Unter-
einheiten auf Grund ein und derselben
Zahl. Das älteste Zählsystem ist wohl das
Quartalsystem, weil es, auf fortgesetzter
Halbierung beruhend, höchst einfach und
praktisch ist; es ist z. B. in der Teilung
des att. Obols bis zum '/« nachweisbar
ZÄMENTATION-ZAHLEN
753
und wird im kleinen Marktverkehr bis zur
Gegenwart verwendet. Das Duodezimal-
oder dodekadische System teilt die
Obereinheit in 12 (schon im Altertum: Tei-
lung des Staters in 12 Obolen, des As in 12
Unzen) Untereinheiten und ist durch die
vielfache Teilbarkeit der Zahl 12 beliebt.
Das Dezimal- oder dekadische System
mit 10 (100, 1000 usw.) Untereinheiten ist,
wie auch die Rechenbretter zeigen (s.
Rechenpfennig), sehr alt, es ist z. B. im
griech. M. -Wesen in der Teilung der Mine
in 100 Drachmen nachweisbar, ist aus dem
Indogermanischen in alle germanischen
Sprachen übergegangen, indem für die
Werte I bis 10 selbständige, unabgeleitete
und nicht zusammengesetzte Zahlwörter
gebraucht werden. Die Konkurrenz aber
mit dem Duodezimalsystem tritt im Ger-
manischen dadurch hervor, daß ii und 12
nicht durch Addition Einer -|- 10, wie 2. B.
Dreizehn, sondern durch den Stamm
»libi« gebildet werden: einlif, zwelif, femer
durch das Großhundert: 12 mal 10 =s 120.
Das Dezimalsystem eignete sich mehr für
größere Rechnungen und wurde erst im
19. Jh. auf den kleinen Verkehr aus-
gedehnt. Heute haben es noch nicht
eingeführt England und Indien. Die
ersten Münzen danach wurden von den
Vereinigten Staaten von Nordamerika 1792
(i Dollar = 100 Cent), dann 1795 von
Frankreich ausgegeben. In Deutschland
traten die Rheinlande, durch die franzö-
sische Herrschaft damit bekannt gemacht,
dann besonders Sachsen dafür ein, hat
dieser Staat doch seit 1840 seinen Groschen
in 10 Pfennige geteilt, während Preußen
den Silbergroschen bis 1873 in 12 Pfennige
«erlegt hat. S. auch Sexagesimalsystem. —
Grote, Geldlehre, § 15; Luschin, Allg. M.
KL», S. 194 f.; Raph. Meyer in Hoops'
Reallexikon IV, S. 576 f. S.
Zamentattoii s. Cämentation.
Zahlen, Zahlzeichen. Zahlen begegnen
uns auf antiken M. als Wertziffem, in Jahres-
zahlen, als Iterationszeichen, zur Etnissions-,
Offizin- und Stempelzählung usw., s.
die betr. Stichworte. Die Zeichen für die
Zahlen bei den Griechen sind einfache Buch-
staben, z. Die uns aus den att Inschriften
geläufigen Zahlzeichen geben die Zahlen von
I bis 4 durch Striche, die Zahlen 5, 10, xoo,
Wtetcrtmoh der KBiuEkanda.
1000, 10 000 durch die Anfangsbuchstaben
von itsvxe, 8exa, Sxatov, x^^^^ p.6ptoi, also
durch n, A, H, X, M an, 50, 500, 5000, 50 OOO
durch n mit eingeschriebenem A, H, X, M,
so daß 2. B. 21589 = MMX/ir/S'AAAPIIII
ist. Auf M. scheinen, abgesehen von der
Verwendung der Striche und des n = 5,
Beispiele zu fehlen. — Für kleinere Zif-
fern bedient man sich dann 2. des aus
der Zählung der Bücher Homers bekaimten
Systems der Buchstaben von A = I bis
fl = 24, mit der Fortsetzung AA = 25 bis
na == 48 und Ä = 49, 'S = SO usw., so als
Jahreszahlen auf den Arsinoe-M. und (als
Stempelzählung?) auf röm.-kampan. Di-
drachmen nachgewiesen (für Ä und'H s. auch
B. M. C. Rom. rep. I S. 451 Anm., wo nicht
erkannt). — 3. die auf M. allein häufigen, vom
3. Jh. V. C. bis in spätbyz. Zeit für Jahres-
zahlen, Wertziffemu. dgl. gebrauchten Zah-
len sind die sog. alexandrinischen, die unter
Einschiebung der Buchstaben ^ (auch C
u. a. geschrieben, Digamma oder Stigma
genannt) = 6, 9 (oder *1, das Koppa) = 90
und ^ (Sampi) = 900 so zählen: A = l,
B = 2 usw., E=5, S = 6, Z=7 usw.,
I = 10, nunmehr lA — 10 = 11 — 19,
K = 20, KA == 21 usw., A = 30, M = 40
usw. bis n = 80, 9 = 90, P = 100, S = 200
bis ß = 800, a = 900; statt Rechtsstel-
lung des Einers ist aber auch Linksstellung
gestattet. In den Jahreszahlen der by-
zantin. ^-M. wird 7, 8, 9 oft durch Zu-
fügung der Einer zum S statt zum V ge-
bildet. Über Aberglauben, der sich in
der Vermeidung des 8 (weil an Gflivatoc =
Tod erinnernd) und Ersatz durch Ae
(==: 4 + 5) u. dgl. äußert, s. unter Aber-
glaube. Das Zeichen für Va ist C oder <,
vgl. A< = I V» und A< = 4Va bei den Wert-
zeichen der linkspontischen Bundes -M.
Die Römer bedienen sich eines Sy-
stems, das die Einer mit I, V = 5 (in
Etrurien A = 5), X ^ 10 bis XXXX =
40, L = SO (früher 4,, so noch auf dem gold.
60-Sesterzenstück, s, unter Aureus, dann±,
so auf Caesars M. mit JLII), C =?= loo (in
Etrurien >i<) bis CCCC = 400, D = 500 (D
auf den nach der Ära Roms datierten weni-
gen M. des Hadrianus), M = looo schreibt;
später ynxd 4, 9 usw. durch eine die Sub-
traktion bedeutende Linksstellung des
Eineirs ausgedrückt, also IV = IUI, IX =
48
754
ZAHLKRAFT— ZEHNGULDENSTÜCK
Villi usw. (beides, IV neben IUI, IX neben
Villi, XIV neben Xllll, aber nur XIX,
begegnet bei Antonius* Legionsdenaren, wo
auch zwei Einer durch Linksstellung abge-
zogen werden: XIIX = i8, neben XVIII;
ebenso tr. pot. IIX = octava auf Aureus
des Augustus; über irrige Verwendung von
IV = 6, IIV = 7 unter Decius usw. s.
Monatsblatt num.Ges. Wieii 1897 S. 105/8).
Oft werden die Einer untereinander und
mit der V oder X durch einen darüberge-
setzten Strich verbunden, also "illi, wäh-
rend Münzbedeutung solcher Zeichen durch
Durchstreichung (perscribere) hervorgeho-
ben wird: -X- =Denarius, 'HSr =Sestertius
(Lit. dazu R. E. II A S. 1878). An Unter-
abteilungen der Einheit kommt auf M. bes.
S = Semis (nicht bloß der halbe As, son-
dern z. B, auch der halbe Victoriat, s. d.)
vor, dazu die Wertkugeln als Zwölftel, also
s : • = Dodrans = 9/ia, s : = Bes == ^la
usw. Schöne Beispiele für die röm. Zahlen
bis zu den größten und bis zu kleinen
Brüchen finden sich bei den Stempelzählun-
gen röm- Denare, insbes. bei L. und C. Biso
Frugi, vgl. B. M. C. Rom. rep. I S. 4SI
Anm. — Die phönik. Zahlen, auf M. bes.
bei den Ären von Arados, Marathos, Ake
usw. angewandt, sind senkrechte Striche
für die Einer, wagerechte für die Zehner,
N für die Zwanziger, M = lOO, also z. B.
III III III — NNNN = 99. — Trait6 I S.
721/46; Hill, Handbook of gr. and r. coins
S.215. 217; Ebert Reallex. XIV S. 459 ff-
R.
Zahlkraft s. Münzwert am Schluß.
Zahlwert s. Münzwert.
Zaln, früher auch Zahn, ist der in einer
Sandform oder Gießflasche (s. Gießen) er-
kaltete Metallguß. Die für Silbermünzen
bestimmten Zaine zeigen die Eigentümlich-
keit der Metallentmischung, die besonders
stark bei reichen Legierungen von y»/iooo
ist. Dabei ist die Differenz zwischen Mitte
und Rand des Zains 1,8 bis 2,7 Tausendstel,
indem die Anreicherung auf die Mitte
kommt (s. Zessalienproben). Da die Dicke
des Zains stets bedeutender ist als die der
Platten, muß er vor dem Ausschneiden
dieser gestreckt werden (s. Justieren und
Streckwerk.) — Schlösser, S. 118 f. S.
Zainhaken sind eiserne Stangen, die an
eiAem Ende einen hs^kenförmigen Ansatz
haben. Sie dienen zum Transport der
glühenden Zaine, die mit den Haken gefaßt
werden. Der Z. war ein sehr häufiges deut-
sches Münzmeisterzeichen (s. d.) ; auf den
Z. wurde 1605 der Münzmeister zu Lieh
vereidigt. — Joseph, Solms, S. 29. S.
Zainprobe (Stockprobe) ist im Gegensatz
zur Probierung des flüssigen Münzmetalls,
der Tiegelprobe (s, d.), die Probierung der
Zaine oder der fertigen Münzen, wie sie in
der Neuzeit in allen gut geleiteten Münz-
stätten vorgenommen wird. Stock- oder
Zainproben heißen auch die Stücke selbst,
die zur späteren Kontrolle in ein Papier
geschlagen und darin versiegelt werden, auf
dem Datum, Gewicht und Feinheit des
Werks, Zahl der daraus geprägten Münzen
und Namen der Münzbeamten verzeichnet
werden. Diese Umschläge werden in eine
verschließbare Büchse gesteckt (s. Fahr-
büchse). Die Proben wurden entweder vom
Zain abgeschnitten oder es waren ganze
oder Teile der fertigen Münzen. — Schröt-
ter in Z. f. N. 25, 1906, S. 245 ff,; ders.,
Acta Bor. Gesch., I, S. 26 f. S.
Zantietta hieß der silberne halbe neapoli-
tanische Karolin (s, d.) Philipps IL und
III., unter jenem mit Kopf-2rwei Feuer-
stahlen, imter diesem meist mit Kopf-
Vließ. — Cagiati, III, S. 137 ff., IV, S.
193 ff. s.
Zanobio (Zecchino Zanobio), florentini-
scher Zecchino mit dem vor Christus knien-
den h. Zanobius, Rs. Johannes d. Täufei
von 1805. — Gnecchi, Kat. Nr. 1448. S.
Zaun s. Tuin.
Zeccai ital. = Münzstätte, stammt aus
arab. siccah = Gepräge der Münze (siccah
> cecha, cecca), aus diesem Wort ist dann
das Wort Zecchino entstanden (s. d.). Su.
Zecchino, Zechlne s. unter Dukat.
Zehner hieß das lO-Kreuzerstück des
Konventionsfußes (s. d. und Zwanziger)
und stand als Name für das Zehnpfennig-
stück auf preuß. Kupfermünzproben Von
1812. — Schrötter, Preußen 1806/73
Beschn Tai 4, 269. R, u. S.
Zehngttldenstflck hollSndlsch (Gouden
Willem, Tientje). Als die Niederlande 1816
- das dezimale Münzsystem einführten, schu-
fen sie als Hauptgoldmünze ein Stück zu
10 Gulden mit 6,729 g Gewicht und 6,056 g
Goldgeh^t (900/1000 fein); seit 1826 wurden
ZEICHEN-ZERSCHNITTENE MÜNZEN
755
auch 5 -Guldenstücke geprägt. Die 10-
Guldenstücke erhielten den Volksnamen
»Tientje« (Zehnchen). Beim Übergang zur
Silberwährung 1847 wurde das lO-Gulden-
stück unter dem Namen Gouden Willem
(Goldener Wilhelm) — auch doppelte und
halbe entstanden — Handelsmünze mit
wechselndem Kurse, doch hielt das Volk an
den Namen lO-Guldenstück oder Tientje
fest. Der Übergang zur Goldwährung 1875
machte das lO-Guldenstück zur Haupt-
währungsmünze mit 6,720 g Gewicht u.
0,048 g Goldgehalt, jedoch gelangten nur
wenige Stücke in Umlauf. — Noback»,
&9S7f. S.
Zeichen, Zeichengeld ==: Marken, Token
(s. d.). S.
Zeitrechnung s. Datierung.
Zentralloch und -punkt Auf antiken M.
findet sich oft ein sog. Z., bald ein erhabener
Punkt im geometr. Mittelpunkt des Bildes
aller aus dems. Stempel geprägten M., bald
eine konische Vertiefung etwa in der Mitte
des Schrötlings. Entstehung beider ist
strittig. — Ant. M. Nordgr. I S. 620/1;
Num. chron. 1926 S. 301 ; B. M. C. Cyren,
S. CLVP. R.
Zepter (griech, QFx^ircpov, lat. sceptrum,
scipio), ursprünglich Stab, insbes. der lange
Stab, den Greise als Stütze trugen und
der daher Abzeichen der Würde, bes.
der richterl., königl. und göttl. Würde
ward; bezeichnend für das Z. als Herrscher-
abzeichen ist eine M. des Hadrianus mit
Providentia deorum, wo ein Adler dem
Kaiser das kurze Z. überbringt; in diesem
Sinne steht das Z. auch allein als M. -Bild
zwischen Delphin und Adler (Sex. Pom-
peius) oder bekränzt zwischen Globus und
Steuer (Com. Lentulus). Auf M. stützen
sich insbes. Zeus und Hera, Demeter
und Vesta, Dioskuren und Tyche, aber
gelegentlich auch fast alle anderen Gott-
heiten und myth. Könige wie Minos
und Priamos auf den Stab oder halten ihn
im Arme wie Sarapis, Pythagoras (in Samos)
und römt Triumphatoren; bei Königinnen,
z, B. ArsinoS H., wird er hinter dem Brust-
bilde sichtbar. Er hat oft geperlten Schaft
und einen Knauf, der der röm. Kaiser
m^t dnen Adler oben, zuweilen auch
einen Kn^uf unten, und ist von anderen
schaftartigen Attributen wie Lanze, Fackel
u. dgl. zuweilen schwer zu unterscheiden.
Vgl. auch unter Hasta. — Von diesem bald
langen bald kürzeren Stab ist zu trennen
der stets kurze, manchmal knotige und oft
am Ende deutlich zu einem Stachel umge-
bogene Stab der Nemesis, eher das Züchti-
gungsinstrument (xlvxpov) der rächenden
als ein Maßstab, eine Elle der gerecht zu-
messenden Göttin (Ant. M. Nordgriech. I
zu n. 840). — Ebert, Reallex. XIV S.
523 ff.; R. E. HA S. 368. R.
Im Mittelalter und in der neueren Zeit
befindet sich am oberen Ende des Herrscher-
stabes eine Lilie, eine Hand, ein Reichs-
apfel, ein Kreuz, ein Adler oder auch nur
ein Knauf. Su.
Zer wurde als Name einer kursächsi-
schen Münze in irrtümlicher Auslegung
einer Stelle in der Münzordnung v. 27. 3.
1549 angegeben, wo von Dreiern (3er) ge-
sprochen wird, S.
V
Zerib'e, sind Lederstückchen, die ums
Jahr 1700 in russischen Kleinstädten als
Marken umliefen und auf diese Weise
das Fehlen der von der Regierung unter-
lassenen Kleingeldprägung für die Be-
völkerung weniger fühlbar machten. Die
Echtheit der in den Münzsammlungen
sich vorfindenden Exemplare läßt sich aber
in jedem einzelnen Fall schwer feststellen.
— Demmeni, Sbomik ukazov po monet-
nomu i medad'nomu delu (1649 — iSSl) I
S. 30. Vgl. Reichel I 4543— 4S4Ö; Chau-
doir PL I, Nr. 1—5. — Die Verteidiger der
Pelzwerktheorie (s. Pelzwerk) sind geneigt,
in diesen Lederstückchen das alt-russische
Surrogat- und Kreditgeld zu erblicken, B.
Zer Mahbüby türkische Goldmünze, s,
unter Altun. V.
Zerschnittene Mflnzen. Für das Altertum
s. Halbierte M. — Im M. A. wurden Münzen
zerschnitten, um verrufene Münzen un-
gültig zu machen, das war also Vernichtung
des Münzcharakters. Ebenso wurden auch
unterwichtige Schrötlinge und Pfennige,
falsche, nicht probehaltige Gepräge an-
und durchgeschnitten, bisweilen auch nur
gelocht. Einen anderen Grund hat aber
ihr Vorkommen in den Hacksilberfunden
des Mittelalters, besonders aus der säch-
sischen iCaiserzeit und östlich der Elbe:
hier wurden die deutschen Pfennige nicht
48*
756
ZESSALIEN-ZINN
als Münzen, sondern nur als Rohsilber
angesehen und ebenso wie die meist mit-
gefundenen Schmuckstücke beliebig zer-
hackt. Es gibt dabei freilich Stücke, die
genau halbiert aussehen, auch geviertelt
oder dreiviertelt. Es fragt sich, ob dies
nicht bloß Zufall ist.
Weiter sind Brakteaten des 12. u. 13.
Jh.s uns vielfach in Hälften überliefert
worden, ebenso gibt es brandenburgische
Denare des 13. u. 14. Jh.s, die gehälftet sind
usw. Auch in diesen Fällen handelt es
sich um alte, außer Kurs gesetzte Münzen,
nur in Ausnahmefällen um noch gültige
Münzen, die mißbräuchlich zu Halbstük-
ken (Obolen) umgewandelt wurden; auch
kann eine symmetrische Anordnung des
Münzbildes schwerlich im Hinblick auf
eine zukünftige Halbienmg geschehen
sein; das gilt auch für die angelsächs.
Pfennige mit dem ZwiUingsfadenkreuz,
welche man leicht in Hälften teilen oder
selbst vierteln konnte.
Philipp VI. v. Frankreich erlaubte ein-
mal das Zerschneiden am 29. V. 1347 für
Südfrankreich, um Scheidemünzen zu ge-
winnen. »A la supplication des consuls de la
ville de Narbonne, disons que comme pour
f aute de petite monnoye, le menu peuple soit
moult donunagi^, tant pour les petites dan-
r^es qu'il achate, comme pour plusieurs
aumosnes que Ton ne puet si bien faire,
requ^rons que nous leur voulsissions donner
licence et congi6 de coupper les deniers
doubles, si comme len fait au pals par dega.
Sgavoir vous faisons que nous, de gräce
esp^cial, leur avons donn6 licence et congi6
que ledit peuple puisse coupper lesdits de-
niers«. — Rev. Num. 1897 S. 8; Z.f. N. 37,
S. 141; Luschin, A. M. K.», S. 217—219.
Su.
In der Neuzeit konmit das Zerschneiden
von Münzen fast nur in überseeischen Län-
dern behufs Schaffung von Teilwerten vor.
S. Cut money und die dort angeführten
weiteren Stichworte. S.
Zessallen (Szissalien, Zisalien, franz. Ci-
sailles) sind mißglückte Platten (s. d.) oder
Münzen. Die Z.proben sind deshalb sehr
wichtig, weil sie die Durchschnittsfeinheit
des Zains (s. d.) anzeigen, indem nicht nur
:di^ durch Entmischung feiner gewordene
Mitte desselben, sondern auch die weniger
feinen Zainränder zur Probierung gelangen.
— Schrötter, Preußen 1806/73, Gesch., I,
5.317; Schlösser, S. 119 ff. S.
Zeug^eld s. Kleidergeld.
Zeus, lat. Iup(p)iter, der höchste griech. -
röm. Himmelsgott, auf M. so häufig, daß
ein Überblick in diesem Rahmen nicht
möglich ist. Abb. 30. 65. 96. — R. E. X S.
II 26; Gruppe, Griechische Mythol. S.
1 100/21; Head, H. N.» S. 913. 963/4;
Bernhart, Handbuch S. 47/8- 125/6; Over-
beck, Kunstmythol. I 1871 M.taf. I— V;
A. B. Cook, Zeus, 3 Bde. Cambridge 1925.
Ziato (auch Zuliato) ist eine Bezeichnung
für den Gigliato (s. d.) in Urkunden von
Tortona 1325 und 1329, wo sie = ig^/a den.
von Genua gewertet werden. — Zanetti V
S. 60. Su-
Ziegelstelnbarren sind die von ICroisos
nachDelphoi gestifteten -^[iiTcX^v&ta (Halb-
ziegel, aus N und El.) ; diese Form ist auch
aus dem alten Ägypten und Assyrien, aus
einem Schatze griech. M. von Tarent, hier
mit einem (bildlosen) M. -Stempel gemarkt
(6. Jh.) und aus dem Ausdruck late-
res argentei atque aurei für Barren be-
kannt, den Varro bei Nonius p. 520 M. und
Plinius N. h. 33, 56 gebrauchen; in der Neu-
zeit hören wir in Annam von Z.— ÜXivöoi
Xpuffat und äp^upai waren nach Polyb. X 27,
12 noch zur Zeit des Antiochos IIL in den
Tempel zu Egbatana verbaut, ebenso xspa-
fjLiSec dp-yopai (Dachziegel). — Vgl. unter Bar-
ren. — Ebert, Reallex. V S. 23 1/4. R.
Ziegeltee als Geld s. unter Tee.
Ziehwerk = Reckbank, s. d.
Zierbrakteat s. Schmuckbrakteat.
Zierkreis s. unter Perikreis.
Zilveren vUess s. unter Toison.
Zimler s. Kleinod.
Zink (Abk.Zn, spez. Gew. 7,00), ein bläu-
lich-weißes Metall, das seltener zu Münzen —
z. B. zu den Notmünzen des Weltkrieges —
als zu Marken und Rechenpfennigen be-
nutzt wird. Z. war den Alten nur im Galmei
(cadmia) bekannt und wurde von ihnen zur
Herstellung der Aurichalcum (s. d., = Mes-
sing) genannten Legierung gebraucht« S.
Zinn (Abk. Sn, spez Gew. 7,2), Zhingeld*
Ziim ist im Münzwesen vor allem als Le-
gierungsmaterial bekannt, so zur Herstel-
lung der Bronze (s. d.) oder anderer Kom-
positionen wie Britanniametall (s. d.). Allein
ZINNAISCHER MÜNZFUSS— ZINSGROSCHEN
757
eignet es sich wegen seiner Weichheit wenig
zu Münzzwecken, Wir hören im Altertum
von angeblichen Z.-M. des älteren Dionysios
von Syrakus, und auch die Digesten XLIII
10, 9 erwähnen stannei nummi, endlich
sind antike Falschmünzen aus Z. auch in
Funden zutage getreten (Num. chron.
1905, S. 14; Rivistait XVIII, S. 167—170;
Ebert, Reallex. XIV S. 536). — Zinngeld
finden wir in der Neuzeit besonders in Por-
tugiesisch-Ostindien unter dem Namen Ca-
laim (s. d.) oder Tutenague und auf Ma-
lakka, Bangka usw., in Europa ward es fast
nur zu Notmünzen benutzt. Es seien ge-
nannt die Greifswalder Belagerungsmünzen
von 1631 zu 4, 2 und i Pfennig, die Belage-
rungsmünzen von Eger von 1742 zu 3 und i
Kreuzer und die von Braunau von 1743
zu 30, 15, 3 und I Kreuzer aus Zinn.
1684 wurde in England beschlossen, ^a -Pen-
nies und Farthings aus Zinn zu prägen,
doch geschah es nur mit Farthings in diesem
Jahr. Die Münze wog so viel wie ein
kupferner Farthing, nSüiilich S,66 g, und
hatte, um ihre Fälschung zu erschweren,
einen Kupferpflock in der Mitte (s. Nummo-
rum famulus). Auch viele Z.-Med. d. i8.
Jh.s haben solchen Kupferpflock. — Sehr
viel wird Z. für geringwertige Medaillen
und Jettone sowie für Abschläge von schö-
nen Medaillen und Münzen für Sammlungen
benutzt. Ganz dünn gewalztes Z. (Zinn-
folie oder Staniol) ist ein Hauptmaterial
für das Abformen von Münzen in Gips. —
Berl. M.-B1. 1918 S. 253. S.
Zinnaischer MfinzfuB. Die Reichsmünz-
ordnungen (s. d.) hatten den Fehler ge-
macht, für die kleinen Münzen einen viel
zu kostbaren Fuß festzusetzen. Die Folge
war, daß von Anfang an dieser Fuß nicht
eingehalten werden konnte. Da aber die
Bevölkerung und besonders in KJriegszeiten
die Truppen Kleingeld nicht entbehren
konnten, gestaltete sich die L^age so, daß
die gewissenhaften Reichsstände keins
prägten und die minder gewissenhaften
und die, die ihre Truppen bezahlen mußten,
nach immer billiger werdendem Fuße und
in immer größerer Menge Groschen, Halb-
bätzen und Pfennige schlugen. So war es
v<>r, do war es auch nach dem Dreißig-
jährigen Kriege. Da nun ein Fürst wie
Friedrich Wilhelm von Brandenburg bei
den langen Grenzen seines Landes sich
der Unmasse schlechter deutscher und
polnischer Kleinmünzen nicht erwehren
konnte und doch viel Zahlmittel für
sein stehendes Heer nötig hatte, so sah
er sich genötigt, nicht nur ICleingeld,
sondern auch Kurant nach billigerem als
dem Fuße des Reichs zu schlagen. Dieser
lO^/a -Talerfuß wurde 1667 in Zinna von
den Häusern Kursachsen u. Braunschweig-
Lüneburg für Kleinmünze und 1670 für
^/s"» ^/s" ^^^ V^"Talerstücke angenommen.
So hatte man nun einen großen von der
Oder bis zur Weser, von der Ostsee bis nach
Böhmen reichenden Landkomplex, dessen
Fürsten sich auf die Münzen ihrer Kom-
paziszenten verlassen konnten und die
schlechten fremden Münzen abzuwehren
besser in der Lage waren: es war der erste
Schritt zur deutschen Münzeinheit. Allein
weniger die noch mangelhafte Münzver-
waltung als vielmehr die von den kleinen
Fürsten in großen Massen nach einem viel
schlechteren als dem loVa-Talerfuße nach-
geprägten Zinnaischen Sorten machten
dessen Aufrechterhaltung unmöglich und
zwangen zum Übergange zu einem noch
billigeren Fuße, dem Leipziger (s. d.). —
Schrötter, D. Münzwesen Brandenburgs
während der Geltung des Münzfußes von
Zinna u. Leipzig, im HohenzoUernjahrbuch
1907, S. 63—74. s.
Zinsgroschen, Muthgroschen, (Mittelgro-
schen). Zinsgroschen werden gewisse meiß-
nische Groschen genaimt, weil bestimmte
Abgaben (Zinse) mit ihnen geleistet wurden.
Zwickauer Zinsgroschen wurden von Kur-
fürst Friedrich HL mit Herzog Johann
1492 u. 1493 geschlagen, Typus: Vs. Brust-
bild des Kurfürsten mit Schwett rechts-
hin zwischen 4 Wappenschilden, Rs. Thür.
Helm, Jahreszahl (s. Zwickauer Groschen).
Schneeberger Zinsgroschen wurden von
Kurfürst Friedrich HL mit den Herzögen
Albrecht, Johann und Georg 1496, 1498,
1499 u- o- J« geschlagen. Typus: Vs, be-
helmter Schild mit den Kursdliwertern, Rs.
behelmter Rautenschild. Drittens werden
auch die Homgroschen (s. d.) Ernst u. Alb-
rechts mit Wilhelm HL Zinsgroschen ge-
nannt. I Zinsgroschen war gleich 12 Pfen-
nigen oder Vax rh. fl. Die Engelgroschen
waren gleich '/t ^^ A-t halbe Schwert-
758
ZIPFEL— ZLATNIK
groschen gleich ^4» ^^' A- Muthgroschen
hießen die Z. entweder, weil nach damali-
gem Handwerksgebrauch der Geselle beim
Muthen, d. i. Nachsuchen des Meisterrechts,
dergleichen Gr. zur Handwerkslade zahlen
mußte oder diese Gr. zur Zahlung der
Lehnsgebühren für den Bergbau an den
Landesherrn als Inhaber des Bergregals
verwandt wurden. Zinsgroschen sind in der
Neuzeit noch bis über die Mitte des 17. Jh.s
geprägt worden (Klotzsch S. 222). Su,
Luther übersetzt sehr richtig das Wort
v6p.ia}xa TOü xi^vaoo im Ev. Matth. XXII
19 mit Zinsmünze und das darauffolgende
Si]vaptov mit »Groschen« als dem zu Lu-
thers Zeit üblichsten Silberstück; aber
schon in der Kapitelüberschrift steht
daraus zusammengezogen »Zinsgroschen«,
und so sprechen wir meist von einem
solchen. — Eine Fälschung einer Tetra-
drachme von Rhodos trägt mit Rücksicht
auf das Ende der Geschichte (Ev. Matth.
XXII 20/21) in Buchstaben des 15. Jh.s die
Umschrift imago Caesaris. R.
Zipfel, zipfelige Münzen. Unter Zipfeln
(im 16. Jh. auch »Ohren«, »Kappen« ge-
nannt) verstand man das den Strichelreif
(s- d.) an einer oder mehreren Stellen über-
ragende Metall. Solche z. M. finden wir be-
sonders unter, den mit Walz- oder Taschen-
werk (s. d.) geprägten, die im Zain oft nicht
kreisrund, sondern oval waren, so daß der
kreisrunde Durchschnitt auf einer oder zwei
Seiten zu viel wegnahm^ auf der oder den
anderen zu viel stehen ließ. Diese stehen-
gebliebenen Zipfel reizten geradezu die
Münzverfälscher zur Beschneidung. S.
Ziselieren ist das Nacharbeiten einer
durch Guß hergestellten M. oder MedaiUe,
zum Zwecke der Entfernung der Gußhaut
(s. unter Guß) und der besseren Sichtbar-
machung schlecht herausgekonunener Teile
von Bild oder Schrift. Auf den Gußmedail-
len der Renaissance ist von der Z. nur ein
bescheidener Gebrauch gemacht, eine scharf
ziselierte Med. derart wird meist ein späte-
rer Nachguß sein; seit etwa der Mitte des
16. Jh.s aber nimmt die Z. auch hier zu. -—
Habich, Med. der ital. Renaissance S. 14/S;
Hill, Med. of the renaissance S. 24/5. —
Die Fälscher (s. unter Mütizfälschung) be-
dienen sich der Z. zur Tilgung von Guß-
spufcn'vuwi zur Verbesserung der im Guß
minder gelungenen Bildteile, zuweilen auch
für ihre abgegossenen Stempel (s. unter
Christodulossche Fälschungen), ja auch zur
Umfälschung echter gewöhnlicher M. in
seltene (s. unter Münzfälschung Ziffer 6).
R.
Zissalien s. Zessalien.
Zlfitnik, zolotniki zlitnlca, zlfitica vom
Worte zoloto(s.d.)=Gold. Zolotnik bedeutet
heutzutage 1/96 des russ. Pfundes (409,5 g).
Wie er aber zu dieser Bedeutung gelangt ist,
bleibt unklar [vgl. aber Lehmann-Haupt,
R. E. Suppl. III S. 628. R.]. Man bringt
ihn gewöhnlich mit dem römischen Solidus
und dem byzantinischen Nonoisma in Zu-
sammenhang, was dann ursprünglich 1/72
der röm. libra (327,45 g) bedeuten würde.
Die Libra aber hat sich weiter auf russ.
Boden nicht erhalten. — So Krug, Zur
Münzkunde*Rußlands (S. Petersburg 1805),
bes. S. 137, was aber neuerdings von Klauf-
man, Ves, S. 66—77, entschieden bekämpft
wird. Vielleicht hat aber Krug nicht so
unrecht. Vgl. das Gewicht der sechsecki-
gen, sog. »Kievschen Grivna« (s. Barren,
russische, IV und Grivna).
Als Münzen bedeuteten die 4 Worte im
Kirchenslavischen und in den russ. -byzan-
tinischen Verträgen das Nomisma, kommen
aber in den rein russischen Texten weiter
nicht vor (s. auch SSrag). Dies braucht
weiter nicht wunderzunehmen, da byzan-
tinische Goldmünzen selbst in der Um-
gegend von Küev nicht häufig sind.
In einer Abschrift des Epitomators von
Amartolas vom Jahre 1294 mit Miniaturen
des 13. Jh.s erscheinen Stäbchen in den
Händen der Stifter, die als zlatnicy (pl. von
zlatnica) bezeichnet werden. Das sind dann
Goldbarren (s. Barren, russ. I). Anderswo
findet sich diese Benennung nicht (Mittei-
lung von H. Prof. D. V. Ajnalov). — Zlatnik
werden heutzutage von russ. Numismati-
ken! die wenigen Goldmünzen des Groß-
fürsten Vladimir (980 — 1015) genannt (Abb.
365 ; s. auch Serebrenik), mit der Figur des
Fürsten (rechts von ihm ein rätselhaftes
Zeichen) und der erklärenden Aufschrift:
Vladimir na stole (Vladimir, auf dem Thron)
auf der Vs. und mit dem Brusttild Christi,
vom Namenszug begleitet,, auf der Rs.
Die wenigen bekannten Stücke sind
4,40 — ^4 g schwer und 24—20 xnm groÖ. —
ZLATO— ZODIACUS
759
Tolstoj, Drevnejäija russkija monety nr.
1—3, Taf. V I— S, VII i; Iljin, Topo-
grafija, Tal, Nr. i. B.
Zlito, zöloto (Gold) bedeutet in den rus-
sisch-byzantinischen Verträgen (s. Zlatnik)
des 10. Jh.s das goldene Nomisma. Sonst
ist Z. beim Chronisten einfach »reiche
Beute«, meistens mit Serebro (s. d., Silber)
oder auch mit anderen Kostbarkeiten ge-
paart. In den slavischen Kirchentexten
wird Z. auch im Sinne von Geld gebraucht.
Auf einer von Vladimirs Goldmünzen (s.
Zlatnik) lautet die Aufschrift, Tolstoj zu-
folge (DrevnejSija russkija monety S. ^ — lo,
Nr. 4, Taf. 7 Nr. 8) : A se evo zlato (das
ist sein Gold). — Vgl. auch Grivna (I) und
Barren, niss., I. B.
Zloty (polnisch == Goldener, Gulden).
Im Jahre 1528 wurden in Polen Gold-
gulden (s. d.), nach dem Muster der
ungarischen 23^2 Karat fein, eingeführt.
Der deutsche silberne Guldiner oder Taler
galt damals in Polen 30 Krongroschen.
Als später die Groschen verschlechtert
wurden, behielt Polen den Rechnungszloty
zu 30 Groschen bei, so daß die in ihrer
Güte gleichbleibenden Dukaten und Taler
immer mehr Groschen galten: der Taler
galt 1528 30 Groschen oder einen Z., 1650
aber 108 Groschen oder 3 Z. 18 Gr. Später
wurden auch die Taler Rechnungsmünzen
und galten 90 Groschen oder 3 Z. S.
Werte von 20 Z. (s. Cervönec) in Gold,
von 10, S, 2 vnd i Z, in Silber wurden
von der russ. Regierung für Russisch-
Polen von 1833 bis 1841 geprägt, deren Rs.
die Wertangabe sowohl in russischen als
auch in polnischen Werteinheiten trägt:
20 Z. (3,92 g schwer mit 3,6 g Goldgehalt) ä
3 Rubel, 10 Z. (31,11 g schwer mit 27 g
Silbergehalt) = 1^2 Rubel, 5 Z. (15,56 mit
13,51) = 3/4 R., 2 Z. (6,18 mit 5,4) = 30
Kopeken, i Z. (3,11 mit 2,7) = 15 Kopeken.
— Auf der Vs. des Z. erscheint eben-
so wie auf den zeitgenössischen russ. Mün-
zen der Doppeladler. B.
Nachdem die neue Republik Polen bis
1924 82 Billionen polnische Mark in Papier-*
scheinen verausgabt hatte, machte sie durch
GesQtz vom 20. 1. 1924 u. Novelle v. 5. n. 27
den Z^ zu 100 Groschen zur Münzeinheit
unter Enführung der Goldwährung. Es
werden Stücke zu 100, 50, 25 und 20 Z.
aus Gold, 900/jooo fein, aus einem kg 5332 Z.
geprägt, so daß ein Goldz. 0,1875 g wiegt
u. 0,1687 g Gold hält. Aus Silber ent-
stehen 900/1000 feine Stücke zu 5 Z., ^ss/iooo
feine zu 2-, i- und Va^Z., aus Nickel solche
zu 20 und 10, aus Bronze zu 5, 2 und
I Groschen. Die Grenze der Zahlkraft der
Silbermünzen sind 100, der Nickel- und
Bronzemünzen 5 Z. Dies System ist also
ziemlich genau dem französischen nach-
gebildet. Die Gold- und Silbermünzen zei-
gen Adler- Jungfrauenkopf, die ausunedelm
Metall gemünzten Adler -Wertbezeichnung.
Die polnischen Münzen werden heute her-
gestellt in London, Philadelphia, Paris,
Wien, Utrecht, Le Locle und Norton. S.
Zodiacus (vom griech. Cm>8iov = Tier-
chen) ist der Tierkreis, d. h. die 12 Stern-
bilder, zwischen denen die scheinbare
Sonnenbahn verläuft, leicht zu merken
nach dem Vers »sunt aries, taurus, gemini,
Cancer, leo, virgo libraque, scorpius, arci-
tenens, caper, amphora, pisccs« ; der Z.
spielte in der Astronomie und Astrologie
äiterer Zeit die Hauptrolle, s. z. B. unter
Horoskop. Auf antiken M. von Alexandreid
Äg. (Kaiser Pius, Journ. int. II Taf. Z,
unter dem der Ablauf einer Sothisperiode
das Interesse an der Astrologie belebte;
Vogt, Alexandr. M. S. 114 ff.; hier Abb. 92)
erscheinen die Sternbilder meist unter Zu-
fügung eines der Planetengötter; sonst
kommen Teile des Z., oft durch einen
Stern als solche bezeichnet, auf M. von
Kommagene (scorpius, capricornus), An-
tiochia Syr., Edessa und Nisibis (aries),
Rhesaina und Singara (arcitenens) und
dann capricornus und libra als Horoskop
des Augustus und Tiberius (doch vgl.
R. E. XIII S. 134) auf deren röm. oder
provinzialen M., andere auf Kontomiaten
mit Kybele und Attis vor.
Der ganze Z. aber, mit dem Kopfe oder
der Gestalt irgendwelcher Gottheiten oder
ihrer Attribute im Innern des Kreises,
erscheint auf Kaiser-M. von Alexandreia
Äg., Perinthy Amastris, Nikaia, Tion,
Aigeai, Ake, Sidon (Arch. Jahrb. XIII
S. 142^5), auf Med. des Hadrianus (Gnecchi
Med. TÄ M7» 3) und auf dem Schild, den
Vulcanus auf einem Kontomiaten schnoie«
det. Teile des Z. bilden auch die Zier des
Alexanderschüdes auf Abb. 103. — Anson,
700
ZODIAKALMÜNZEN— ZWEIDRITTELTALER
Greek coin types Taf. II. — Der Z. auf M.
des M. A. : Friedensburg, Symbolik S. 2CX).
— Auch auf Med. der Renaissance und
späteren spielt der Z. und seine einzelnen
Bilder eine bedeutende Rolle, z. B. auf
Med. Karls IL von Nevers und auf Gregors
XIII. Med.* auf die Kalenderreform 1582
mit dem Bilde des Widders (als Frühlings-,
d. i. Jahresanfang). -- Wegen Moghul-M.
mit dem Z. s. unter Muhr. R-
Zodlakalmfinzen s. unter Muhr.
Zollmarke s. unter Marken.
Zollpfennige sind große kurpfälzische
Kupferpfennige, welche der Kurfürst Karl
Theodor 1766 bei einer Erhöhung der Zölle
schlagen ließ: Vs. gekrönter Löwenschild,
Umschrift: Chur Pfalz, Rs. I Zoll Pfennig
1766 in einem Kranze. Bei den Zöllen
galten sie i Pf., sonst iVa Pf- — Schmie-
der S.480. Su.
Zölota, türkische Silbermünze, s. Piaster.
Zolotnlk s. Zlitnik.
ZolotöJ (goldener), seit dem 16. Jh.
in Rußland der Ausdruck für jede Gold-
münze. Vgl. Cerv6nnyj, Cervönec. —
Ein Probe-Zehnrubelstück der Zarin Elisa-
beth von 1755 mit Brustbild und Doppel-
adler, 16,54 g schwer und 15,12 g Gold
haltend, hat als Aufschrift »Elisavetin
zolotoj« (Elisabeth d*or). — , Markov in
Zapiski Numism. Otd. I. B.
Zonnekroon (Keizerskroon) war die Bra-
banter Nachprägung der französischen
Couronne d'or au soleil (s. d.) seit 1540.
Auf der Vs. zeigt sie das Landeswappen,
oben eine kleine Sonne, auf der Rs. ein
Lilienkreuz. — Witte, II, S. 179— 181,
Nr. 664-^666. S.
Zopfdukaten s. Schwanz- oder Zopf-
dukaten. S.
Zuekerhutbarren s. unter Pitjis,
Zuz wird im Talmud der römische
Denarius genannt, der im gewöhnlichen
Verkehr der griechischen Drachme (= '/i
leichten Shekel =- V4 schweren Shekel
oder 1/4 Sela*) gleichgestellt wurde. Sein
'/6, der Obolos, heiflt Ma% pl. Ma^öt, womit
die Gerah, ursprünglich ein Gewicht (=
Vao Shekel), welchem vielleicht das bisher
unbestimmte Agörat Kesef (Silber -Agorah,
L Sam. 2, 36) gleichzusetzen ist, identi-
fiziert wird. Der Dichalkos (1/4 Obolos)
heißt *IssÄr (= Assarion), der Chalkos heißt
Shämin (^8 Obolos). Außerdem wird der
Rag? = 3 Züz erwähnt. Die kleinste in
der Mishna erwähnte Münze ist die Perütah.
Sie wird mit dem Lepton (^/a Quadrans)
identifiziert. Die Goldmünze Darkön ist der
römische Aureus. — Kennedy in Hastings,
Dictionary of the Bible III S. 427f.;
IV, S. 906; Zuckermann, Über talmudische
Münzen und Gewichte, Breslau 1862.
V.
Zwainziger s. unter Kreuzer.
Zwanziger hießen die nach dem Kon-
ventionsfuße geprägten Zwanzigkreuzer,
auf die die vom Testen (s. d.) entlehnte
Bezeichnung »Kopfstück« (s. d.) überging
(Abb. 301). Die Zwanziger und Zehner
waren in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s
das Hauptkurant Österreichs, Ungarns und
vieler süddeutscher Fürsten und Städte.
S. auch Andreas-Hofer-Kreuzer und unter
Kjreuzer. — J. Scholz, D. österr. Konven-
tionszwanziger in N. Z. Bd. 30, S. 37 fif.,
343 ff., Bd. 31, S. 421 ff. S.
Zwanzling. Diese Bezeichnung findet
sich in der sächsischen Münzordnung von
1456 (nicht 1444) für die »guten« Groschen,
deren zwanzig einen rheinischen Gold-
gulden gelten sollten. Die andere Groschen-
sorte, die »schildigen Groschen«, galten
^/aö, später (1461) nur V30 rhein. Gulden.
Schwinkowski.
Zwarte pennige oder Miten (s. d.) sind
schwarze Billonmünzen, vom 16. Sept. 1384
bis 16. Mai 1386 von Johann von Brabant
und Philipp dem Kühnen von Flandern
in Löwen geprägt: 180 Stück aus der
8 Grän feinen Mark, i Stück also von 1,36 g
Rauh- und 0,05 g Feingew., der Wert war
gleich i/ia Groot. Typus: zweizeilige Schrift
lO'H/PHS, Umschrift »moneta Braban-
(tie)«, Rs. befußtes Kreuz, Umschrift: »mo-
neta Fla(n)drie«. Diese Münze ist viel-
fach nachgeahmt worden. — de Witte,
Brabant I S. 166 u. 175, Taf. XX nr. 41Ö.
Su.
Zwaygerli war ein Stadt-Constanzer
Zweipfennigstück von 1585 mit Stadt-
schild-Reichsadler. — Cahn, Constanz,
S.367, Taf. VI, Nr, HO. S.
Zweldrltteltaler waren deutsche durch
den Zinnaischen und Leipziger Münzfuß
(s. d.) geschaffene Silbermünzen. Man
unterschied feine und grobe Zweidrittel
ZWEIER— ZWnTERMÜNZEN
761
oder Gulden. Die feinen waren die aus
dem harzischen Bergsilber geprägten 15V9"
lötigen, während die groben (Abb. 277)
nur 12 -lötig, aber wegen des stärkeren
Küpferzusatzes schwerer waren: 17,32,
die feinen 13,08 g. Die * Leipziger Gulden«
wurden zwar seit der Mitte des 18. Jh.s
immer mehr von dem preußischen Kurant
und dem Konventionsgelde verdrängt,
liefen aber, besonders im Hamburger Ost-
seehandel noch im 19, Jh. um, sind doch
für den Hamburger Handel solche Gulden
noch 18 IG in Berlin geschlagen worden.
In Schwedisch -Pommern und in Mecklen-
burg hatte man im letzten Viertel des
18, Jh.s und weiter besonders branden-
burgische, braunschweig - lüneburgische,
kursächische und mecklenburgische als
sogenannte patentierte neue ^h(l^^k) zur
speziellen Landesmünze erhoben, die erst
1830 abgeschafft wurde. S.
Zweier hießen im i8. Jh. nach Schmieder
S. 482 I, in Ober- und Niedersachsen die
Doppelpfeimige, 2, in der Schweiz die
Doppelkreuzer oder Halbbatzen. S.
Zwelllngy Benennung des halben Kreuzers
als Zweipfeimigstück. S. auch Rappen.
S.
Zweisprachige MOnzen, d. h. solche, deren
Aufschrift in zwei Sprachen abgefaßt ist,
erscheinen im Altertum schon im 4. Jh.
V. C, z- B. mit aram. ^klch« auf der Vs.,
griech. TEPSIKON auf der Rs., mit aram.
i^bltrz« und griech. T (= Tarsos) auf dersel-
ben Seite; die M. der indobaktr. Könige von
Pantaleon an haben auf der Rs. meist die
ind. Übersetzung der griech. Königsauf -
schrift der Vs.j die M. der Arsakiden von
Vola^ases IV. an haben die Königsauf-
schrift auf griech. und persisch (Pehlewi) ;
auch jüdisch-griechische M. (Hasmonäer)
und keltiberisch-Iat. usw. kommen vor; in
der Kaiserzeit ist hie und da die Vs. lat.,
die Rs. griech. beschriftet (z. B. Kallatis,
Nero; Kaisareia Kapp., Nero; Antiochia
Syr., Galba) oder Teile der Aufschrift sind
griech., die Hauptinschrift lat. abgefaßt,
z. B. iE-M. der Flottenpräf ekten des M. An-
tonius mit griech. Wertziffer (s. unter As) ;
kappadok. Silber-M. des Nero mit griech.
Wertangabe AC IT IB oder KA (s. unter
Assarion); röm.-syr. sc-M. und spätröm.
M, mit griech. Emissionsbuchstaben; röm.-
syr. Adler -Tetradrachmen mit lat. MON VRB
oder mit lat. SC; lat. M. von Tyros
mit eYPüüTTH; Med. des Gordianus IIL
mit NEIKH OnAO<l>OPOC am Tempel.
— Im M.A. erscheinen M. mit arab. und
latein. Aufschrift, außer dem berühmten
Goldstück mit OFFA REX und sonst
arab. Inschrift u. a. Einzelfällen, in den
Kreuzfahrerstaaten, in Unteritalien und
Spanien. In der Neuzeit sind die M. europ.
Kolonien und selbständiger Staaten in
Afrika, Indien und Ostasien häufig zwei-
sprachig. R.
Zwickauer Groschen sind von Kurfürst
Friedrich III. von Sachsen und dem Herzog
Johann 1492/93 zu Zwickau geschlagen.
Es sind die ältesten sächsischen Groschen
mit einem Brustbilde, hier Friedrichs III.
im Kuromat und dem Kurschwert, auf der
Kehrseite den Helm mit Homaufsatz und
der Umschrift: Grossus novus Zwickowien-
sis. Es wurden 92 Stück aus der 6 -lötigen
Mark geschlagen, also ein Stück von 2,54 g
Rauh- und 0,95 g Feingew. — Schwin-
kowski, Geld- und M. -Wesen Sachsens
nr. 87. Su.
Zwiebeln, Zahlungsmittel in Nubien;
s. Dammur V.
Zwillingskreuz oder Zwllllngstadenkreuz
s, unter KJreuz, 23. S.
Zwlschenmodell ist ein Guß (oft aus
dem bes. leicht zu gießenden und wenig
schwindenden Blei, neuerdings meist aus
Gips) aus der ersten, über dem Urmodell
gefertigten Form, der zur Schonung des
empfindlichen Urmodells dann seinerseits
weiter als Modell benutzt wird. R,
Zwlttermfinzen (hybride M.) sind solche,
bei denen Vs. und Rs. nicht zusammen-
gehören; sie sind meist entstanden durch
einen Fehler, indem in einer Münzstätte,
in der mehrere Arten von M. nebeneinander
geprägt wurden, der Münzarbeiter den
Vs. -Stempel der einen mit dem Rs. -Stempel
der anderen koppelte; daher gestattet das
Vorkommen von Z,, sofern es sich nicht, wie
sehr oft, um gleichzeitige Falschmünzen
handelt, meist den Rückschluß, daß die
betr. M. gleichzeitig sind. Wichtig ist das
bei röm.-republ. Denaren (Z. f. N. IV
S. 27); röm. Klaiser-iE kommen vielfach
mit einöm Kidserbildnis auf jeder Seite vor
(sog. monn. de r6p6tition), auch dies sind
762
ZWÖLFER— ZYFERT
gewiß Z. und nicht Probemünzen (s. d.) ;
femer kommen z, B. Z. des M. Aurelius mit
Rs. seines Mitkaisers Venis, Z. des Severus
mit Rs. seiner Gattin Domna vor; mehr
dergleichen bes. bei den Flaviern und der
Familie des Philippus; vgl. Monatsblatt
num. Ges. Wien 1907 S. 255, 1908 S, 269
u. 281. — Im M.A. sind Z. bes. bei den
Friesachem (s. d.) häufig, indem eine
erzbischöfliche Vs. auch mit herzoglich
kämtnerischen und meranischen Rs. vor-
kommt (N. Z. 56 S. 122). — Trait6 I S. 640;
Luschin, A. M.-K,* S. 55. — Z. mit Vs. u.
Rs. aus verschiedenen Münzstätten: G. C.
Brooke, Cat. of english coins in the British
Museum, The Norman kings I, London
1916, S. CXXXIX; Z.f,N. 25, S. 99f.;
34, S. 163—166. R.
In der Neuzeit lag bei Z.. oft Absicht
vor, indem aus Sparsamkeitsgründen ein
älterer Stempel einer Seite mit einem
neueren der anderen gebraucht ist, wobei
oft Inkongruenzen, wie Jahreszahl beider-
seits, wohl gar verschiedene Jahreszahl,
vorkommen. Ja es kommt vor, daß Haupt -
und Kehrseitenstempel zwei verschiedenen
Münzstätten angehörten. Endlich sind
Z. öfter Fälschungen, die den Zweck haben,
Münzsammlem große Seltenheiten vor-
zutäuschen, so Taler des Markgrafen Al-
brecht Alcibiades von 1549 mit dem Bilde
Albrechts auf der einen und dem Gepräge,
eines anderen Fürsten auf der Rs. — Kat.
W. F. Hahlo, I, II, Berlin 1925/6; Albrecht
Alcibiades: Schrötter, Brandenburg -Fran-
ken II, Nr. 759—766. S.
Zwölfer hießen zuerst die Pfundner
(s. d.) zu 12 Kreuzern, später die süd-
deutschen und österreichischen 12-Klreuzer
oder Dreibätzner (s. d.). S.
Zyfert (Syfert, Ciffert) hieß der ost-
friesische Halbstüber, der in Ostfriesland
selbst seit 1572 vorkommt und 161 1
1,10 g wiegen und 0,18 g Silber, seit 1644
1,05 g wiegen und 0,10 g Silber halten
sollte; sein Gepräge war Harpyienschild-
zuerst Reichsapfel, seit 1600 Blumenkreuz.
Fräulein Maria von Jever schlug sie 1560
bis 1570 mit Löwenschild-Kreuz im Doppel -
schriftkreise (Abb. 292), dann mit Löwe-
Langkreuz. Die Zyfert der letzten Fürsten
von Ostfriesland müssen noch lange sehr
beliebt gewesen sein, denn 1781 und 1782
wurden sie von deren Nachfolger, dem
Könige von Preußen, sehr genau, selbst mit
den Namen des letzten Circsena Georg
Albrecht, nachgeprägt. — Sauer, S. 58, 6o„
64; Lehmann, Jever, S. 97 ff.; Knyp-
hausen, S. 349 ff.; Schrötter, Acta Bor.
Beschr. II, Nr. 141 5 f. S. "
Ergänzungen und Berichtigungen
Zus&tze zu yorhandenen Stichworten sind durch Hinzu fügung der Seitenzahl des hetr. alten Stich-
wortes von den neuen Stichworten unterschieden.
^Abbäsiy S, i, rechts Zeile 9 von unten
lies Shäüri statt Shakri. V.
Abuarba s. unter Carolus, CarolusdoUar,
S. 94. V.
Ägyptisches Pfund s. unter Piaster am
Schluß, S. 515. S.
Aes grave, zu S. 13. Wegen der völlig
neuen Datierung des röm. und ital. A. g.,
dieMattingly in dem Aufsatz JRSt. 1929,
19 ff. vorgeschlagen hat, s. hier im Nach-
trag unter As. R.
Agotitano s. unter Anconetano S. 27. S.
As, zu S. 38. Eine die bisherigen
Theorien, auch seine eigene, umstürzende
Lehre über den röm. As und das Aes grave,
ja das ganze ältere röm: Münzwesen über-
haupt hat Mattingly soeben JRSt. 1929,
19 ff. aufgestellt: danach beginne die
röm. Münzung erst im Kriege gegen
Pyrrhos und zwar mit den sog. latinisch-
kampan. Reihen; die stadt-röm. Reihe
mit der auf Duilius' Seesieg bezüglichen
'Prora sei im l. pun. Krieg eingeführt und
decke in pfundigem Gewicht etwa das
Jahrzehnt 261—251 v. C, dann folgten in
der Not des Krieges die Reduktionen des
Gewichtes; die sextantare sei mit der Ein-
führung des Denars in den 2. pun. Krieg,
eher 209 als 217 v. C. zu setzen. R.
Autziehen s. unter Justierung, S. 289. S.
Aureus, zu S. 49. Die älteste röm. Gold-
prägung, das Gold mit den Wertzeichen
60, 40, 20, datiert Mattingly in dem eben
ausführlicher ausgezogenen Aufsatz JRSt.
1929, 33 f. in den 2. pun. Krieg, und zwar
eher 209 als 217 y. C; über die röm.-
kampan. Goldprägung mit dem Schweins-
opfer entscheidet er sich nicht, das Stücknüt
der Wertziffer XXX erklärt auch er für echt,
aber etwas jünger als die übrigen. R.
Badge, engl. = Zeichen, Kennzeichen,
s. unter Wappen, S. 734 links ;insbes. nennt
man so die kleinen gravierten engl. Me-
daillen der Zeit Jakobs I. und Karls L,
s. unter Gravierte Med. R.
Belga s. unter Frank, S. 202 rechts.
S.
Brotbanren, annamitische, s. unter Nen
S. 456. V.
Bitcranlum, griech. ßooxpdviov == Stier-
schädel, bes. der des geopferten Sti&res^
häufiger Zierrat im Altertum, so an Al-
tären u. dgl., daher auch oft alleiniges
M,-bild, — Anson, Greek coin types IV
Taf. XXI. R.
Carolus ff or S. 94 links, Zeile 5 von unten
lies 3,32 und 2,22 statt'3,24 und 2, 12. S.
Chuckram, oder Cakram, Münze in
Travancore, s. unter Fanam S. 188. V.
Cob s. unter Peso, S. S03. S.
Colon, S. 109, am Schluß ist zu setzen:
s. auch Peso. C. ist ferner die Goldmünz-
einheit von Salvador, = 2,10 RM, es gibt
Goldmünzen zu 40, 20, lO, 5 C, Silber-
scheidemünzen zu I C. = lOO, SO und 20
Centavos. R. u. S.
Consecratio (S. iio) : s. jetzt Bickerinann»
Archiv für Rdigionswissenschaft 27, I929.
R.
Corona Danica (S. 114). Über die
skandin. Krone vgl. auch Rassegna
numismatica .26 (1929), S. 132 ff. R.
Coronado (S. 114) s. Abb. 182. Su.
Crazia (S. usf.)* Der Paolo hatte
immer 8 Grazie, die Crazia bis ins 19. Jh.
12 Denan, im 19. bis 1861 5 Quattrini
oder 20 Denan. S.
Cruceiro (S: 116) ist nach Gesetz vom
18. Dez« 1926 die brasilianische Münz-
einheit init 0,73224 g Gold. S.
764
DENARIUS— HTOSCHRA
Denarliis, zu S. 126. In aem hier im
Nachtrag bei As erwähnten Aufsatze im
JRSt. 1929, ig &. hat Mattingly die Ent-
stehungszeit des röm. D. von 10 Assen
statt in 269 V. C. erst in den 2. pun. Krieg
verlegt (209 v. C. ?) und seine Umtarifierung
auf 16 Asse und den Kampf zwischen
beiden Tarifierungen in die Zeit der
gracchischen Reform und der nachfolgenden
sozialen Wirren (133— 90 v. C). R.
Digamma, griech., früh verschwundener
Buchstabe = lat. F; s. unter Schrift S. 609.
R.
Dirhem. A v. Kremer, Das Einnahme-
budget des Abbasidenreiches vom J. 306
(918/9) (Denkschriften der Wiener Aka-
demie, phil.-hist. Klasse 36, 1887) gibt
über das Verhältnis des Dinar zum Dirhem
folgende Zusammenstellung: Anfänglich
war der Wert des Dinars auf 10 Dirhems
festgesetzt Um 800 war er 20—22 Dirhems
wert, um die Mitte des IX. Jahrh. sogar
25. Gegen Ende des IX. Jahrh. stieg
der Wert des Silbers, so daß wieder 15
Dirhems auf i Dinar kamen. Anfang des
X. Jahrh. war das Verhältnis wieder 20 : i.
In der im Artikel Dinar S. 140 1. heran-
gezogenen Stelle Ibn al Atjr VIII 288, nach
der die Ibnzi-Dinäre der Hamdäniden
(941/2) nicht 10, sondern 13 Dirhems wert
waren, sind demnach die Zahlen 10 und 13
vielleicht in 20 und 23 zu verändern. V.
Dollar. S. 131 rechts, Zeile 8 v. u. ist
einzuschieben: 1900 wurde der Golddollar
™t 1,504 g Feingold gesetzliche Währung
und ist seit dem Weltkriege eine Haupt -
handelsmünze der Welt. Er gilt 4,20
deutsche Goldmark. S.
Duarltts war die kleinste, 1695— 1705
geprägte ungarische Billomnünze zu 2
Pfennig oder V» Kreuzer mit Landesschild -
Patrona. S.
DttfchlaB s. unter Reckbank S. 553. S,
Eparchos (S..177): iv. ist die Über-
setzung des lat. praefectus; iirapj^ixöc =
gewesener praef ectus, so auf M. von Tarsos
usw., vgl. Gaebler, Z. f. N. 39. R.
Eros (S. 180): vgl. noch Birt, De
Amorum in arte antiqua simulacris, Mar-
burg 1892, und ders., Aus dem Leben der
Ahtike4 1925, S. 134. R.
Heri fedt (S. 194): mehr Beispiele s.
unter Fecit S. 190. . R.
Florin CaroItts=Carolus d'or, S. 94. S.
Florin Philippus war der 1496 von Philipp
dem Schönen geschaffene Vorgänger des
Carolus d'or (s. d.) mit dem hl. Philipp
mit Staatsschild auf der Vs., Blumen-
kreuz mit zwei Lilien, 2 Kronen auf der
Rs. Er war die halbe Toison d'or (s. d.),
wog 3,32 g und hielt 2,21 g Gold. — de
Witte, II S. 112 f., nr. 598—604. S.
FolHs (S. 199): S. 200 r. Z. 19 lies Num.
chron. 1927 S. 224 statt 247. R.
Friktionspresse ist eine Art Spindel-
prägewerk (s. d.), bei dem die auf- und
abwärts gehende Bewegung der Spindel
durch ein Schwungrad und zwei rotierende
Friktionsscheiben bewirkt wird. Sie er-
setzt in der Medaillenprägung sehr glück-
lich die Balanciers, indem sie bei ein-
facherer Bauart, größerer Leistungsfähig-
keit und leichterer Handhabung doch
einen besser regulierbaren und gleich-
mäßigeren Druck und daher eine genauere
Ausführung der Prägung gewährt. S.
Fuß (S. 209): S. 210 1. Z. 5 lies 1894 statt
1904. R.
Gindar^ untere Einheit des albanischen
Münzsystems, = i/ioo Frang = 0,8l Pfen-
nig. Vgl. auch unter Lek. R.
Groma, Visier-Werkzeug der röm. Feld-
messer (R. E. VII S. 1881); doch wird
das früher G. genannte Beiz, auf M. von
Metapont usw. jetzt für eine Kreuzfackel
gehalten, s. unter Fackel S. 185. R.
Gursch (Ghurüsch) s. unter Piaster, 2
S. 524. S.
Harrbigton s. unter Farthing S. 189. S.
Hertelsche Gfisse sind meist einseitige
Nachgüsse in Blei nach Medaillen, die ein
von Stetten (Kunst-, Gewerbe- und
Handwerksgesch. Augsburgs I 1779 S. 396)
erwähnter Gießer Hertel in Augsburg im
18. Jh. herstellte, aus oben offener Form
und die Rs. roh abgefeilt. — Habich, Die
deutschen Schaumünzen des 16. Jhs. I
1929 S. XXXIL R.
Hidalgo (S. 266). In der letzten Zeile
ist nicht auf Onza, sondern auf Dublone
zu verweisen, S.
Hldschra (S. 266). " Am Schluß ist hin-
zuzufügen:
e) In allemeuester Zeit wird in Persien
und Afghanistan, unter Beibehaltung des .
Jahtes 622 als Ausgangspunkt, nach Soia-
HOLZKIRCHE— MACUQUINA
765
nenjahren gerechnet. In Persien wurde
diese neue Zeitrechnung am persischen
Neujahrstage des Jahres 1925, also am
22. März 1925, offiziell eingeführt (Mit-
teilung des Herrn M. M. Giers). An diesem
Tage begann das Jahr 1304 der neuen
Zeitrechnung. Auf Münzen von Afgha-
nistan findet sich eine entsprechende Da-
tierung schon vom Jahre 1299 = 1920 an.
V.
Holzkirche (S. 274): vgl. jetzt Mitt. für
Msammler 1929, S. 325, 375, 382 und Z. f.
N. 39 S. 229. Su.
Hrlvna heißt das von der Tschecho-
slowakei durch Gesetz von 1929 geschaf-
fene Goldpfund als Münzeinheit einer
Goldwährung und zwar keiner Golddevisen-
währung, sondern einer Goldumlaufs -
Währung (35V0 der Noten müssen durch
Gold gedeckt sein), ein Vorgang, der, wenn
wirklich ausgeführt, bald Nachfolge finden
dürfte. Die H. gilt 100 Kronen, wiegt
4»9533 g, ist 0,900 fein, hält also 4,458 g
Feingold. Ihr Gepräge ist noch unbekannt.
— Bl. f. M.-Fr., 1929, S. 543. S.
Htttbarren, zinnerne, auf Malakka s.
unter Pitjis S. 520. R.
nahl Ära s. unter Hidschra S. 266. V.
Kampanlscher MiinzfuB. In Kampanien
unterscheidet man zwei Münzfüße, einen
älteren, mit einem Stater (Didrachmon)
von etwa 7,5— 7,9 g Silber, wie er in der
Prägung von Kyme, Fensernia, Fistelia,
Hyria, Neapolis, Nola und der der »Kam*
paner« sowie der Inkusenprägung des lu-
kanischen Poseidonia vorliegt, und dessen
spätere Normierung, wie sie den Didrach-
men der römisch-kampanischen Prägung
sowie der von Cales, Nuceria, Paestum,
Suessa, Teanum nebst Arpi und Teate in
Apulien zugrundeliegt, metrologisch wohl
als 1/36 des i^oskischen« (älteren röm.)
Pfundes von 272,87 g = 7,58 g gelten kann.
Der jüngere Fuß dagegen hat einen Stater
von 6,82 g = 6 röm. Scripula und umfaßt
die späteren Reihen der röm.-kampan.
Prägung sowie die dieser Herabsetzung
folgenden Reihen von Tarent, Herakleia,
Thurioi, Kroton. — KUo VI S. 491/2,
S08/10, 516 ff. R.
Kandys (S. 294): s. jetzt Neuffer, Das
Kostüm Alexanders d. Gr., Gießen 1929
S. 33. R.
Karlspfund (S. 298): statt Hoops III
S. 291 lies 251. Su.
Karthagischer MflnzIuB. Ob es einen
der Stadt Karthago eigentümlichen M,-fuß.
gegeben hat, ist strittig; das bis 3^76 g
für die Drachme heraufgehende Gewicht
(Head, H. N.» S. 879/80: phönikisch; Leh-
mann-Haupt, R. E. Suppl. III S. 612:
3,93 g) führt am ehesten auf den Rhodi-
schen M.-fuß. R.
Kausia (S. 302) : s. jetzt Neuffer, Das
Kostüm Alexanders des Großen, Gießen
1929 S. 23. R.
Khmer (S. 694) ist die Schrift und
Sprache des alten Kaiserreiches der Khmer
in Hinterindien, noch heute im Gebrauch.
In Siam aber werden nur die heiligen
Päli -Texte' in Khmer-Schrift geschrieben.
Die Sprache gehört zu den Mon-Khmer-
Sprachen. Stoenner.
Kldaris (S. 305): s. jetzt Neuffer, Das-
Kostüm Alexanders des Großen, Gießen
1929 S. 61 Anm, 56. R.
Klapperplennlge hießen 1668 u. 1673,
geprägte glatte Pf. der Stadt Eimbeck. —
Z. f. N. 29 (1912), S. 30. S.
Klitsch ist der vermittels eines Münz-
stempels oder Petschaftes usw. ausgestanzte
(Versuchs -)abschlag in weichem Blei. ■—
Habich, Die deutschen Schaumünzen des
16. Jh.s I 1929 S. XXXII. R.
Klop- oder geklopte Schellingen s. unter
Staaten- oder Plakaetschilling S. 652. S.
Lari. S, 343 links Z. 5 von unten ist ein-
zuschieben: (Abb. 444). V.
Libra (S. 353) ist femer die neue Gold
münzeinheit von Peru = 20,43 RM.^
(d. h. ein engl. £), in i, Va und V5 Stücken
ausgeprägt und in 10 silberne Soles (Scheide *•
münze) zu je loo Centavos zerfallend. R.
Uiidmark s. unter Wede, S. 737 1. Su.
Macuqtdiia und Peso (S. 364 u. 503). In
der ersten Hälfte des 19. Jh.s und wohl
schon früher verstand man im nördlichen
Südamerika, besonders in Venezuela und
Columbia, unter Macuquina-Wähnmg eine
Art Kleingeldwährung, Der Peso macu-
quina oder Peso sencilla zu 8 Realen
hielt etwas weniger als 18 g Feinsilber,
und man rechnete seit 1858 5 Peso macu-
quina =! 4 Peso duro. Der seit 1858
in iParis geprägte venezolanische halbe
Peso miacuquina hielt 10,35 g Silber. 1874
766
MACUTA— SÜKA
endlich wurde in Venezuela gesetzt das
20-Frankstück auf 5 Pesos I2i/a Cen-
tavos, der deutsche Taler auf 933/4 Cen-
tavos in Macuquinawährung. — Noback*,
8.158, 226 f,, II02f., II27f. S.
Macuta (S, 364) : über das Kleidergeld M.
s. jetzt die gründliche Untersuchung von
Sommer, Jahrb. für Nationalökonomie
und Statistik 131, 1929. R.
MedianteSy lat. Name der polnischen
Halbgroschen oder Pölchen (s. d.). — Z. f.
N. 27, S. 341. S.
Metall (S. 387): vgl. v. Ernst, Medaillen
aus nicht gewöhnlichen oder sdltenen Me-
tallen, Monatsblatt num. Ges. Wien IV
1897 S. 13 ff. R.
Mite: s. auch Zwarte pennige. Su.
Moehsensche Gusse. J. C. W. Moehsen,
Leibarzt Friedrichs des Großen, sanmielte
Medaillen auf Ärzte und Naturforscher
und ließ sie sich, soweit er Originale nicht
erlangen konnte, nach solchen nachgießen
und die Güsse oft in übertriebener Weise
durchziselieren. Diese Sammlung liegt
seinem Werke »Beschreibung einer ber-
linischen Medaillen-Sammlung«, 2 Bde.,
Berlin I773/8i, zugrunde und ist jetzt im
Staatl. Münzkabinett zu Berlin. R.
Mfinzfecht {S. 420«.): über das M. im
Islam s- unter Sikka. V.
Nobel (S. 460) : Die dänischen s. unter
Rosenobel (S. 573). S.
Nepal, opuntia coccinellifera, die Fackel -
distel, ist mit einem auf ihr sitzenden
Adler, der eine Schlange im Schnabel
trägt, das Wappenbild Mexikos. S.
Oschr-el-Gursch (Ghurüsch) = ^/lo-
Gursch. V.
Patrimonium Pctri s. unter Papst. Su.
Peso macuquina und Peso sendlirs. hier
bei Macuquina.
Petltion-Crown. Als der Münzgraveur
der Towermünze in London Thomas Simon
1662 durch Jan Roettier ersetzt wurde,
schnitt er sehr schöne Stempel zu einer
Krone, die mit seinem Namen versehen
waren. Doch war seine Hoffnung, mit
dieser metallenen Petition den verlorenen
Posten wiederzuerlangen, vergebens. Die
damit geprägten Stücke erhielten d. Namen
P:-C. — Grueber, S. 132. S.
PotaW therou (S. 528):.vgL auch den
zwei Wölfe haltenden Apollon auf M. von
Tarsos. R.
Ptolemäischer Münzfuß (S. 537) : üto-
Xep-atxiv TstpdSpajffiov und IItoX. (jTaxrjp
erscheinen z. B. in delischen Inschrif-
ten, OtoX. v6fjLiöjj.a bei PoUux, On. IX 85. —
Trait6 1 S.485 ; vgl. oben unter Phönikischer
Münzfuß. -- Mit dp^üptoü nxoXeixaixou
8paxH^«t' wird das ptolemäische Silbergeld
in den Papyri bezeichnet, statt dessen von
18 n. C. bis in neronische Zeit die äp^upioo
SsPaoToS xal lIxoXefjLatxoö Spa^fi-TQ erscheint;
dann verschwindet die Bezeichnung »ptole-
mäische Drachme« aus den Papyri- —
Segrö, Metrologia S. 420. R,
QiiadrlgatuSy zu S. 541. Nach der soeben
ausgesprochenen Theorie von Mattingly
(JRSt. 1929, 19 ff. bes. S. 30, siehe hier
im Nachtrag unter As) sei der Q., die
späteste Sorte des röm.-kampan. Silber-
didrachmons, erst in der Periode kurz vor
dem 2. punischen Kriege geprägt. R.
Riyal, Rijäl, s. unter Piaster u. Sebfli
(S. 514 r. u. 619 r.). In Hedschas ist durch
Gesetz vom 2. i. 1928 statt der Livre
turque der R. die Münzeinheit geworden.
Die L. t, galt 108 Amiri -Piaster, i engl.
Pfund = uoo Amiri-Piaster = 10 Riyal.
Silberstücke zu i, V», V4 R- sollen geprägt
werden. — Num. Lit.-Bl. S. 2249. S.
Rockische Güsse sind Nachgüsse nach
Siegeln und Medaillen, hergestellt von
einem gewissen Albert Röcld in München
aus Blei mit einem Zusatz von Antimon
oder Wismut, oft auch künstlich bronziert.
— Habich, Die Deutschen Schaumünzen
des 16. Jh.s I 1929 S. XXXII. R.
Slnghalesisch (S. 709) ist die Schrift
u. Sprache der arischen Bevölkerung von
Ceylon, die diese Insel unter Zurückwerfen
der einheimischen Bevölkerung (schwarz)
eroberten und lange Zeit mächtige Reiche
bildeten (z. B. Kandy). Stoenner.
Sol (S. 641 r.) : über den neuen peruani-
schen Sol s. hier im Nachtrag unter Libra.
R.
Styver s. unter Riksgäldscontors. Pollet
und unter Schilling 3 b S. 602 1. S.
Sflka (S. 670): am Schluß ist folgender
Absatz hinzuziifügen: Im Versteigerungs-
katalog von Schulman, Coli. Bucknill
etc. 22. S. 1928, Nr. 566-568, werden
3 Silberbarren von der Form eiper
TACOLINO— ZLOTY
767
2iweispitze mit chinesischen Inschriften
beschrieben, die 1902 an der Ostküste
von Sumatra gefunden worden sind und
50 (1983 g) bzw. 25 (961,5 g und 969,9 g)
Tael wiegen. Ihrer Form nach erinnern
sie an die japanischen Fundo -Gewichte,
•die in der Mitte, wie am Rande gleichmäßig
dick sind. Munro, Coins of Japan 191,
zufolge kursierten in Japan Gold- und
Silberbarren von ebendieser Form. V.
TacolinOy armen. M., s. unter Tram.
Toman, S. 698 1. dritte Zeile v. oben
muß lauten: 1/4 T.; letztere hießen Shähi-
Ashrafi) usw. S.
Tutenag[ue] s. unter Roda. S.
lyrischer MfinztuB. loseph. Bell. lud.
II 21,2 (to3 Tüpioü vojjLiOfjiaxo?, 8 xeaacxpas
'AiTutac Suvatat) zeigt, daß zu seiner Zeit
tyrische und attische Währung als identisch
•galten; wurde doch damals die längst nicht
mehr im Umlaufe befindliche attische
Drachme (ursprünglich H,366g«) dem
neronischen Denar (3,4 g) gleichgerechnet,
und es war also das tyrische Tetradroach-
mon von ursprünglich »14,55 g«, faktisch
damals schon weniger, damit nur unbe-
deutend untertarifiert (4 X 3,4 = 13,6 g),
wie das . ja allen Provinzialwährungen
gegenüber dem Reichsdenar erging. —
Auch für den Talmud ist das tyrische Geld
die maßgebende Währung, — Vgl. im
übrigen unter Siglos Ziffer i, sonst noch
Trait^ I S. 502/4; Hultsch, Metrol.» S. 471.
594/5. R.
VictoriatuSy zu S. 720. Mattingly glaubt
im Zusanamenhang mit den grund-
stürzenden Darlegungen seines hier im
Nachtrag unter As ausführlicher be-
sprochenen Aufsatzes JRSt. 1929, 35 f.,
daß der V. ans Ende des 2. pun. Krieges
gehört und daß seine Hauptumlaufszeit
die Jahre von 200— 1 50 v. C. seien. R.
Wertverhältnis S. 745 am Ende: Die
Zahl 943 berechnet sich folgendermaßen:
Frage: i gß =kgs(AbkürzungengG =
Gramm Gold; gs = Gramm Silber, k steht
für den gesuchten Zusammenhang). Dieser
Ausdruck läßt sich umschreiben
gs:
go = j^
Dieses k soll nun berechnet werden aus
dem Preise der Unze Standardsilber (37/40
fein) in a Goldpence, wobei man zunächst
die Veränderliche a in dem Ausdruck er-
scheinen lassen soll. Da die Unze 31,1035 g
wiegt, das Standardsilber 37/40 fein ist, das
Pfund Sterling in Gold (d. h. der Sover-
eign) 7,3224 g Gold hält, ist der logarith-
misch zu berechnende Ziffemausdruck:
31,1035 X 240 X 37 ^ 3^1035 X 6 X 37
40 X 7,3224 7,3224
Also mit 6-stelliger Tafel
lg 31,1035 = 1,492809
lg 6 =:= 0,778151
lg 37 = 1,568202
-lg 7,3224 =
3,839162
■0,864653
N (lg = 2,974509) = 942,994-
Mithin ist im obigen Ausdruck k = 943.
M. V. Rohr.
Zloty (S. 759, zweiter Absatz). Auch
Goldstücke zu 50 und 25 Z, sind 1817— 1829
mit 8,99 und 4,49 g Goldgehalt geprägt
worden. S.
Verzeichnis der Abbildungen auf den 28 Tafeln.
Tafel 1. Vormfinzliches Geld.
Aus: Ebert, Reallexikon der Vorgeschiclite, Tai. g6 — 103.
1. Kaurischnecke = Ebert 97 b.
2. Perlmnsclielschale (Steimgeld) aus Jap (Karolinen) = Ebert 97 h.
3. Wampumgürtel (Muschelgeld) aus Kalif omien = Ebert 97 c.
4. Sog. Pfahlbauportemoimaie (Ringgeld) aus dem PfeHbau von Auvemier = Ebert 99 c.
5. Eiserner Spaten oder Hacke (Gerätgeld) aus Kusseri (Afrika) = Ebert 96 i.
6. Kupfernes Doppelbeil aus Calbe (Saale) = Ebert 96 f.
7. Eiserne Obeliskoi aus dem Heraion von Argos = Ebert 96 a.
8. Eiserner, etwa schwertblattförmiger Barren (Talea ferrea) aus Südbritannien, in zwei Ansichten
= Ebert 99 h.
9. Goldene Zierscheibe (TdXavTOV xp^t^oÖ ?) aus Mykenai = Ebert loi c.
zo. Bronzebarren aus Mvkenai ss Ebert zoo d.
11. Ein Stück Kohknpfer (Aes rüde) aus Orvieto = Ebert loi f.
12. Römischer Goldbarren, 4. Jh. n. C, aus Siebenbürgen (= Ebert 102, z) mit 5 Stempeln,
deren einer mit der Aufschrift Fl. Flavianus prob(ator) sig(navit) ad digma viermal eingeschlagen
ist; der andere lautet Lucianus obr(yzum) I. sig(navit).
Tafel 2. Oriediische MOnzen. 700—440 v. C«
13. Unbekannt, wohl westkleinasiatisch. Elektronstater milesischen Fußes.
14. Phanes, wohl ein westkleinasiatischer Stadtherr. Elektronstater milesischen Fußes. Nur Vs»
15. Phokaia. Elektronstater eigenen Fußes.
16. Milet. Elektronstater eigenen Fußes. Kur Vs.
17. Chios. JR IHdrachmon eigenen Fußes.
18. Eroisos, König der Lyder, 561 — ^546 v. C. Goldstater (Kroiseios).
19. Persien. Goldstater (Dareikos).
20. Lampsakos. ISlektronstater (Lampsakener).
21. Aineia in Makedonien. JR. Attisches Xetradrachmon. Nur Vs.
22. Getas, König der Edonen. JR. »Phönikisches« Oktadrachmon.
23. Aigina. A, Didrachmon eigenen Fußes.
24. Athen. JR, Tetradrachmon eigenen Fußes.
25. Siris und Pyxus (Unteritalien). /R. Italisches Didrachmon.
26. Syrakus, Pemareteion. 480/479 v. C. JR. PentekontaUtron (attisches Dekadrachmon).
27. Syrakus. JL Attische litra.
28. Metapont. JR, Italisches Didrachmon.
29. Kbrinth. JR. Stater eigenen Fußes (Pegasos-Stater).
30. Elis, mit Aufschrift Ol3nipikon. JR. Ägioäisches Didrachmon.
31. Knossos. ^. Desgl.
32. Themistokles, Herr von Magnesia, etwa 465—460 v. Chr. JR, Attisches Didrachmon.
Tafel 3. Griechische Münzen. 440—323 v. C.
33. Syrakus, vom Künstler Euainetos. JR. Attisches Dekadrachmon.
34. Syrakus, vom KtknsÜer Kimon. M. Attisches Tetradrachmon, mit der Beischrift Arethoffa.
35. Messana. JR» Attisches Tetxtulrachmon.
36. Kysikos. Eleklrons tater (Kyzikener), mit der Tyrannenmördergruppe.
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN 769
37. Lampsakos. Goldstater nach Dareilcenfuß (Lampsakener).
38. Phamabazos, persischer Satrap von Kleinphrygien usw., 413 — 370. Münistätte Kyzikos.
^. »Fhönikisches« Tetradrachmon.
39. Samos als Mitglied der Symmachie von 394 — 3S6. ^. Rhodisches Tridrachmon.
40. Rhodos. A. Tetiradrachmon eigenen Fußes.
41. los (Kyldadeninsel). ifl. Didrachnxon, mit dem Homerbildnis. 6,79 g.
42. Athen. JR. Diobol eigenen Fußes.
43. Athen. JR, Obol eigenen Fußes.
44. Sikyon. JR. ÄginSisches Didrachmon.
45. Persien. JR. Drachme (Siglos).
46. Abdera. JR. Äginäisches Didrachmon, mit der Kalathiskostänzerin.
47. Philipp II., 359 — 336. Attischer Goldstater.
48. Alexander der Große, 336—323. M.. Attisches Tetradrachmon.
49. Derselbe. AT. Attischer Doppelstater.
50. lipara. M. Hemilitrion.
Tafel 4. Griechische (323—31 v. C.) und Römische (338—217 v. C.) Münzen.
Si, Ptolemaios I. von Ägypten, 306—285 v. C. JR. Tetradrachmon eigenen Fußes.
52. Ptolemaios n, von Ägypten, 285—246 v. C. (vielleicht erst vom V., 204— 181 v. Chr. ge-
prägt?). I/. Oktadrachmon eigenen Fußes (Mnaieion).
53. Eumenes I. von Pergamon, 263 — 241 v. C. JR. Attisdies Tetradrachmon.
54. Agaihokles von Indien, i. Hälfte 2. Jhs. v. C. JR. Attisches Tetradrachmon, Restitutions-
münze auf seinen Vorgänger Euthydemos I,
55. Tigranes von Armenion als König von Syrien, 83 — 69 v. C. JR. A,ttisches Tetradrachmon,
mit der Tyche von Antiocheia des Eutychides.
56. Simon der Makkabäcr, Jahr 4 = 136—135 v, C. Kupfermünze.
57. Parthischer König der Zeit von etwa 190 — 170 v. C. JR. Attische Drachme.
sS. Apameia in Phxygien, mit Namen des M. (Tullius) Cicero. JR. Kistophor (Tetradrachmon).
58 a. Gaius Papius Mutüus, Feldherr der aufständigen Italiker, 91 — 88 v. Chr. JR. Denar.
59. Ostkeltische Goldmünze (Regenbogenschüsselchen), mit der Aufschrift Cur(ia) » Chur?
60 — 66. Rom: 60. Gegossener Triens (Drittel-As) aus der Reihe des pfündigon Aes grave, 338 bis
286 v.C. Kupfer.
61. Geprägter As des Sextantarfußes, 269 — 2x7 v. C. Kupfer.
62. Dioskurendenar zu */<jt Pfund, 269 — 241 (217) v.C. JR.
63. Quinar, 269—241 (217) v. C. JR.
64. Sesterz, 269 — 241 (217) v. C. JR.
65. Victoiiatus, 269—241 (217) v. C. JR.
66. Goldstück im Werte von 40 und im Gewicht von 2 Sesterzen, zwischen 2C9 und 217 V. C.
67. (Hat irrig Nr. 58 a erhalten.)
Tafel 5. Römische Aianzen usw., 300 v. —270 n. C.
68. Römisch-kampanischer Silberstater (Quadrigatus) von 6 Scrupula, etwa 300—270 v. C.
69. Römisch-kampanische Gölddrachme von 3 Scrupula, etwa 300—270 v. C*
70. Denar zu */84 Pfund, nach 217 v. C. (Bigatos). JR.
71. L. (Cornelius) Sulla, etwa 86 v. C, vielleicht das LukoUeion nomisma. Aureus zu »/jo Pfund.
72. A. Postumitts Albinus, etwa 82 v. C. JR. Denar mit gezahntem Rand (Serratus),
73. Caesar, Münzmeister L. Plaminius, 44 v. C. JR. Denar. .
74. Brutus, Beamter L. Plaetorius Ccstianus, 43/2 v. C. JR. Denar, auf die Etmordung Caesars.
75. Domitianus, 81 — 96 n. C. JR* Medaillon von 16,60 g » 5 Denaren*
76. Hadrianus, 117—138 n. C. Aureus, datiert vom J. 874 der Stadt «= 121 n, C.
77. L. Qodius Macer, Prätendent in Afrika 6S n. C. JR. Deaar.
78. Traianus, 98—117 n. C, Restitution des republikanischen Denars des T. Caxisius mit der
Göttin Moneta und den Münzwerkzeugen. JR.
79. Antoninus Pius, 138 — 161 n. C„ als Vergötterter. M. Denar,
80. Caracalla (M. Aurelius Antoninus), 211 — 217 n. C. M- Doppeldenax, sog. Argenteus Auto-
ninjanus.
Si. Veqpasianus, 69—79 n.C. M I, Messing. Sesteorz, mit 46m Iseum Campense.
Wartextudi d«r MOnzkunde. 40
770 VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
82. Gennanicus, geprä^ unter Caligula, 37—41 n. C. JE II# Messing. Dupondius, auf die Be-
siegung der Germanen.
83. Augustus, 31 V.— 14 n. C, Münzmeister M. Maecüins Tullus. JE* II, Kupfer. As.
84. Bronzemaxke (Tessera) mit Darstellung des Mora-Spiels, i. Jh. n. C.
85. Bleimarke der Octavia, i. Gattin Neros, t 62 n. C.
Tafel 6. Griechische Mfinzen usw. der Kaiserzeit, 31 v. C. — 270 m C.
86. Die Juden im Aufstande unter Nero, 66 — 70 n, C. JSi. Schekel des 3. Jahres. Früher dem
Simon Makkahäus zugeteilt.
87. Provinz Asia, Augustus, 31 v. C.~i4 n. C. Sog. Silbermedaülon, besser Kistophoren-
Tetradrachmon, mit der Sphinx, dem Siegelbild des Kaisers.
88. Provinz Syrien, Philippus, 244 — 249 n. C. Bülon-Tetradrachmon, geprägt in Antiocheia,
mit Adler.
89. Provinz Syrien, Nero als Prinz, 50 — ^54 n. C. BillonrDidrachmon, mit Wertaufechrift.
90. Provinz Syrien, Tiberius, 14 — 37 n.C. Kupfermünze mit S(enatus) C(onsulto),
91. Für Ägypten, geprägt in Alexandreia, Hadrianus, 117 — 138 n. C. Bülon-Tetradrachmon,
mit Kanopen. Nur Rs.
92. Desgl., Antoninus Pius, 138 — 161 n. C. Großbronze, mit Sternbild des Schützen. Nur Ks.
93. Desgl., Großbronze, mit Isis Pharia. Nur Rs.
94. Provinz KappadokLen, geprägt in Kaisareia, Hadiianus, 117 — 138 n. C. A. Didrachmon,
mit Berg Argaios. Nur Rs.
95. Chios, 3. Jh. n. C. M. Stück zu t^l% Assaria,
96. Laodikeia in Phiygien, Domitianus, 81-— 96 n. C. Kupfermünze, mit der kapitolinischen
Trias. Nur Rs.
97. Nikopolis am Istros, Macrinus, 217 — 2x8 n. C Kupfermünze, mit dem Berggott Haimos
als Jäger. Nur Rs.
98. Perinthos, Sev. Alexander, 235 — 237 n. C. JS»- Medaillon, mit Dionysos und Ariadne.
Nur Rs.
99. Tomis, Maximinus, 235 — 238 n. C. M' Vierer» mit den gelagerten Dioskuren. Nur Rs.
100. Philippopolis, Thrakien, Caracalla, 211— 217 n. C. iE. Medaillon, mit 3 losenden Athleten.
Nur Rs.
loi. Kbrinth als röm. Kolonie, Commodus als Caesar, 166 — 177 n. C. Kupfermünze, mit Spiel-
tisch. Nur Rs.
X02. Kynaitha, Arkadien, Caracalla, zu Lebzeiten seines Vaters, 198 — 211 n. C. Kupfermünze,
mit Ansicht des Marktplatzes. Nur Rs.
103. Goldenes Preismedaillon (Niketerion) mit Bildnis Alexanders des Großen, aus einer bei Abukir
gefundenen Reihe solcher Stücke. Um 240 n. C. 84,30 g. Nur Vs.
Tafel 7. RSmische und byzantinische Münzen usw. von 270 bis ins 13. Jh. n. C.
104. Aurelianus, 270 — 275. Weißkupfer-Antoninianus, Münzstätte Ticinum.
105. Diocletianus, 284 — 305. Aureus zu */6o Pfund. Antiochia.
106. Maximianus, 286 — ^310. Silbermünze zu ^j^^ Pfund. Aqnileia.
107. Diocletianus, 284—305. M- Follis. Aquüeia.
108. Constantinus der Große, 306—337. Goldsolidus zu '/7a Pfund, Antiochia.
109. Derselbe. Kupfermünze. Constantinopolis. Mit dem die Schlange durchbohrenden Labarum.
iio. Theodosius II., 408-— 450. Goldsolidus. Constantinopolis. Mit »Feliciter nu^tüs«.
111. Arcadius, Honorius und Theodosius II., 399 — ^408. M* Münzgewicht (exagium) des Solidus.
112. Kontomiat (Spielmedaille ?) des 4. Jahrh. n. C. mit den Wildem der Olympias und des sitz.
Alexander. JE,,
113. Justinus I., 518—527. Goldtriens (Drittelsolidus). Constantinopolis,
114. Anastasius I., 491—518. /E. Vierziger (Follis). Constantinopolia.
115. Justinus II. und Sophia, 565—578. JE» Zwanziger. Thessakaüca.
116. Juatinianus I., 527 — ^565. Silbermünze zu 250 Nummi,
j!l[7. Derselbe. Silbermünze zu 125 Nummi.
118. Alexius I. Comnenus, io8t— 1118. Schüsseiförmiger Goldsolidus (scyphatus).
«9. trraqpfezu^t, Theodora, um 1285 n. C. JSi^ Asper.
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN 771
Tafel 8. Münzen der Völkerwanderung und der karolingischen Zeit
120. Vandalen, Carthago, M, 21 Nummi.
121. Theodericli, König der Ostgoten 493 — 526, Goldmedaülon.
122. Xbeodahat, König der Ostgoten 534 — 536, M, 40 Nummi.
123. Totila (Baduüa), König der Ostgoten 541 — 552, A, Siliqna.
124. Ravenna, M, 10 Nummi.
125. Leovigild, König der Westgoten, 567 — 586, Toledo, N, Triens.
126. Wittirich, König der Westgoten, 603 — 610, Elvora, Nt Triens.
127. Theudebert I., König der Franken, 534 — 548, Köln?, N, Solidus.
128. Vienne, OjEficina Mareti, N, Triens.
129. Aripert II., König der Langobarden, 702 — 713, N, Triens.
130. Desiderius, König der Langobarden, 756 — 774, Mailand, N, Triens.
131. Pippin, König der Franken, 752 — 768, JR, Denar,
132. Karl der Große, König der Franken, 768 — 814, Straßburg, JR, Denar.
133. Karl der Große, König der Franken, 768 — 814, Köln, M, Denar.
134. Karl der Große, König der Franken, 768 — 814, JR, Denar.
135. Ludwig der Fromme, König der Franken, 814 — 840, Trier, A, Denar.
136. Ludwig der Fromme, König der Franken, 814 — 840, N, Solidus.
137. Ludwig der Fromme, König der Franken, 814 — 840, Dürstede, JSi, Denar.
138. Karl der Dicke, 880—888, und Papst Johann VIII., 872 — 882, Rom, M, Denar.
139. Pada von Mercia, 655 — 656, N» Triens.
140. Offa von Mercia, 757 — 796, Münzmeister Edelnal, JR, Denar.
140 a. Alfred der Große, König von Wessex, 871 — 901, London, M, Denar.
Talel 9. Europäische Silberpfennige (Denare) des 10. und 11. Jahrhunderts*
41. Kaiser Otto IL, 973—983, -£» Köln.
42. Herzog Arnulf von Bayern, 907 — 937, Regensburg.
43. Otto I. und Adelheid, seit 952, Magdeburg.
44. Kaiser Konrad II. und Erzb. Piligrim von Köln, 102 1 — 1036.
45. Kaiser Heinrich H., 1014 — 1024, Straßburg.
46. König Heinrich IV., 1056 — X084, mit seiner Gemahlin Bertha, Duisburg.
147. Kaiser Heinrich III., 1046 — 1056, Goslar, Obol.
48. König Heinrich TV., 1056 — 1105, Aachen.
49. Bistum Münster.
50. Bischof Eberhard von Naumburg, 1045 — 1078, Sachsenpfeimig.
51. König Heinrich IH.— V-, 1039 — 1125, Mailand.
52. König Ludwig VH. von Frankreich, 1137 — 11 80, Paris.
53. König Philipp II. August von 3?tanlcreich, 1 180— 1223, Tours.
154. Grafen von Chartres.
55. Graf Heinrich. I./II. von Champagne, 1152 — 1197.
57. Bischöfe von Qermont, 12. Jh.
58. Abt Franco von Corbie, um 900.
59. König Heinrich HI., 1039 — 1056, und der Erzbischof von Vienne,
60. Königin TJrraca von KastiUen, 1109 — 1126.
6i. König Ethelred H. von England, 978 — 1016, Canterbury.
62. König Knut der Gr. von Dänemjark;, 10x4 — 1035, Lund.
63. König Svend Estridsen von Dänemark, 1047 — 1075, Lund.
64. König Svend Estridsen von Dänemark, 1047 — X075, Lund.
65. Hakon Jaxl von Norwegen, 10x5.
Tafel 10. Europäische Sübemifinzen des 12« und 13. Jahrhunderts.
x66. Kaiser Friedrich I. Barbarossa, ,1152 — X190, Aachen^ Denai^
X67. Markgraf Otto II. von Brandenburg, 1x84 — ^X205, Denar.
168. Kaiser Friedrich I. Barbarossa, xx52^ii9a Kalsmtmt, Decoar.
169. Bischof Heinrich IV. von Würzburg, 1202 — 1207^, Denar.
170. Bischof Dietrich von Münster, I2J[8 — X226, Deziar.
171. Herzoge Bogislaus I. und Kasiinir L von Ponuiuem, 1155 — 1x80, Denar.
772 VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
172. Tirlemont, Maille.
173. Erzbischof Christian I. vott Mainz, 1165 — 1183, Denar.
174. Graf Dietrich VII. von Holland, 1190 — XÄ03, Köpfchen.
175. Bischof Rudolf von Lüttich, 1167 — 1191, Denar.
176. Bischöfe von Metz, 2. HäUfte des 13. Jahrh., Marsal.
177. Erzbischöfe von Salzburg, Friesacher Pfennig, Ende des iä. Jahrh.
178. Kaiser Friedrich H., 1236 — 1250, Wiener Pfennig.
179. König Heinrich HI. von England, iäi6 — 1372, Carlisle, Sterling.
180. Graf Bernhard III. von Lippe, 1225 — 1265, Sterling.
181. Könige Eduard I. — ^III. von England, 1274 — 1377, Durham, Sterling,
182. König Sancho IV. von Kastüien, 1284 — 1295, Burgos, Coronado.
183. König Adolf, 129 1 — 1298, Aachen, Großpfennig.
184. Erzbischof Walrara von Köln, 1232 — 1249, Siegen, Großpfennig.
185. Lübeck, Witten.
186. Kaiser Friedrich I., 1152 — 1190, Händleinsheller.
187. Bischof Heinrich von Breslau, 1302 — 1319» Großpfennig.
188. Doge Enrico Dandolo von Venedig, 1192 — 1205, Matapan.
189. Kaiser Friedrich IL, 1220^1250, Bergamo, Grosso.
190. Tirol, (Etsch-) Kreuzer, 1271 — 1363.
Tafel 11. Europäische Hohlptetinige des 12. und 13. Jahrhunderts.
191. Äbtissin Cäcüie von Nordhausen, um 1135 — 11 60.
192. Erzbischof Adalbert IL von Mainz, 1138 — 1141, Erfurt.
193. Markgraf Otto der Reiche von Meißen, 1156 — 1190, Leipzig.
194. Landgraf Ludwig III. von Thüringen, 1172 — 1190» Eisenach.
195. Erzbischof Christian I. von Mainz, 1165 — 1183, Erfurt.
196. Erzbischof Wichmann von Magdeburg, 1152 — 1192, Halle.
197. Bischof Joliann von Merseburg, 1151 — 1170.
198. Bistum Halberstadt, Stephanspfennig.
199. Äbtissin Beatrix IT. von Quedlinburg, 11 38 — 1160.
200. Die Grafen von Falkenstein.
201* Herzog Heinrich der Löwe, 1142 — 1195, Braunschweig.
202. Markgraf Otto I. von Brandenburg, 11 70 — 1184.
203. Herzog Bernhard von Sachsen, 1180— X212.
204. Kaiserin Beatrix, f 3:184, Gelnhausen.
205. Kaiser Heinrich VI., 11 90 — 1197, Donauwörth.
206. Kaiser Heinrich VI., 1190 — 1197, Ulm.
207. Kaiser Ftiedrich H., 1212 — 1250, Überlingen.
208. Könige von Böhmen, Mitte des 13. Jhs.
209. Frauenabtei Zürich.
210. König Miesko HI. von Polen, 1173 — 1202.
211. König Svend von Dänemark, 1147 — 1157.
Tale] 12. Europäische Groschenmünzen des 13. u* 14. Jahrhunderts.
212. König Roger H. von Neapel-Sizilien, 1130 — 1154, Ducalis, Palermo.
213. König Karl L von Neapel, 1266 — 1285, Saluto, Neapel.
214. König Robert I. von Neapel, 1309 — 1343, St. Remy (Provence), Gigliato.
2x5. König Ludwig IX. von Frankreich, 1226 — 1270, Gros toumois.
216. König Wenzel H. von Böhmen, 1278 — 1305, Prager Groschen.
217. Markgraf Friedrich I.? von Meißen, 1291 — 1324, Meißner Groschen.
218. Erzbischof Wilhelm von Köhi, 1349 — 1362, Groschen.
219. Erzbischof Engelbert HI. von Köln, 1364 — 1368, Groschen, Vs.
220. Erzbischof Johann IL von Mainz, 1397 — 1429, Albus.
221. Burggraf Friedrich V. von Nürnberg, 1361 — 1397, Schilling.
222. Hochmeister Winrich von Khiprode, 135 1 — 1382, Schilling.
223. Graf Ludwig H. von Flandern, 1346 — 1384, Botdrager.
224. König Richard II. von England, 1377 — ^399* Groat.
225. König Ferdinand L von Portugal, 1367 — 1383, Barbuda.
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN 773
Tafel 13. Europäische Goldmünzen des Mittelalters.
326. König Alfons VECI. von Kastilien, 1158 — 1214, Morabitino.
227. König Alfons I. von Portugal, 11 12 — 1185, Morabitino.
228. König Roger II. von Neapel-Sizilien, 1130 — 1154, Tari.
229. Kaiser Friedrich II., 1220 — 1250, Angustalis.
230. Florenz, Floren, um 1300.
231. Venedig, Doge Johann Dandolo, 1280 — 1289, Zechine.
232. Erzbisdxof Gerlach von Mainz, 1346 — 1371, und Ruprecht I. von der Pfalz, 1353 — 1390»
Goldgulden.
233. König Sigismund von Ungarn, 1386 — 1437, Dukat.
234. Erzbischof Kuino von Trier, 1362 — 1388, Goldgulden, Trier.
235. König Philipp III. von Frankreich, 1270— 1285, Reine d'or.
236. König Philipp IV. von Frankreich, 1285 — 1314, Masse d'or.
237. König Philipp VI. von Frankreich, 1328 — 1350, ßcu d'or, Vs.
238. König Johann II. von Frankreich, 1350 — 1364, Mouton d'or, Vs.
239. König Philipp VI. von Frankreich, 1328— 1350, Ange d'or, Vs.
240. Eduard, der schwarze Prinz, Herzog von Guienne, 1362 — 1372, Hardi d'or.
241. König Peter der Grausame von Spanien, 1350 — 1368, Dobla.
242. König Eduard III. von England, 1327 — 1372, Nobel.
Tafel 14. Goldmünzen der Neuzelt.
243. Philipp der Schöne, Herzog von Burgund (f 1506). Toison d'or, Brügge.
244. Ferdinand und Isabella, Könige von Spanien (1479 — 1504). Doppelter Excellente de la Granada
(Dobla CasteUana), Toledo.
245. Johanna und Karl I., Könige von Spanien. Corona (Escudo), Sevilla.
246. Elisabeth, Königin von England (1558 — 1603). Sovereign, London.
247. Pirovinz Holland. Dukat, Dordrecht, 1654.
248. Provinz Oberyssel. Rijder, Campen, 1607.
249. Ludwig XrV., König von Frankreich. Louisd'or, Paris, 1643.
250. Friedrich IL, der Große, König von Preußen. Friedrichsdor, Berlin, 1783.
251. Christian VII., König von Dänemark. Christiandor, Kopenhagen, 1775.
252. Georg IV., König von England. Sovereign, London, 1824.
253. Karl IIL, König von Spanien. Onza, Madrid, 1783.
254. Johann V., König von Portugal. DobrSo (Onia, 8 Escudo), Minas Geraes (Brasilien), 1727.
255. Vereinigte Staaten von Nordamerika. Eagle, Philadelphia, 1799.
Tafel 15. Talermünzen 1.
256. Nikolaus Tron, Doge von Venedig (1471 — 1473). Lira Tron.
257. Friedrich IIL, Kurfürst, mit Johann und Georg, Herzögen von Sachsen (1500— 1507), Gulden-
groschen (Klappmützentaler).
258. Stadt Nürnberg. Reichsguidiner, 1562.
259. Grafen von Schlick, Guldengroschen (Joachimstaler), um 1524.
260. Christian IL, König von Danemark. Rigsdaler, Kpoenhagen, 1523.
261. Albert und Isabella, Statthalter der Niederlande. Albertustaler (Kreuztaler, Patagon), Amster-
dam, 1618.
262. ProvinjE Holland. Ducaton (Silveren Rijder), Dordrecht, X672.
Tafel 16. Talermünzen 2.
263. Stadt Hamburg. Mark, 1606.
264. Provinz Holland. I^wentaler, Dordrecht, 1576.
265. Stadt Campen. Achtentwintig, 1686, mit Gegenstempel von Holland.
266. Kirchenstaat. Urban VIII. Scudo, Rom, A. XV (1638).
267- Johann Georg L, Kurfürst von Sachsen. Kippertater zu 60 Groschen» Wittenberg, 1622.
26$. Gustav Adolf, König von Schweden. Salvatortaler, Stockholm, 1632.
269. Jakob n., König von England. Krone, London, X687.
774 VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
Tafel 17. Talermfinzeii 3.
270. Philipp V., König von Spanien. Peso (Stück von Achten), Mexiko, 1741.
271. Maria Theresia, Kaiserin. Konventionstaler (Maria-Theresientaler), Günzburg, 1780 mit
Gegenstempel von Portugal von 1888 (Provincia de Mozambique).
272. Franz I., Dentscher Kaiser. Kronentaler, Prag, 1796.
273. Ludwig XV., König von Frankreich, ficu de 6 livres (Laubtaler), LiQe, 1748.
274. Vereinigte Staaten von Nordamerika. Dollar, Philadelphia, 1795.
275. Republik Mexiko. Peso, Mexiko, 1891.
276. Napoleon L, Kaiser der Franzosen. 5-Franc, Paris, An 14 (1805/6).
Tafel 18. Kleinere SUbennfinzen l.
277. Rndolf August, Herzog von Braunschweig. 2/3-Taler (24-Mariengxoschen), Zellerfeld, 1683.
278. Karl Xn-, König von Schweden. 4-Mark, Stockholm. 1716.
279. Friedrich IL, der Große, König von Preußen. Taler, Berlin, 1750.
280. Ludwig Maria Sforza, Herzog von Maüand (1494 — 1500). Testone.
281. Philipp der Schöne, Herzog von Burgund. Toison d'argent, Antwerpen, X497.
282. Kirchenstaat. Julius IL (1503 — 15 13). Giulio, Rom.
283. Ferdinand und IsabeUa, Könige von Spanien (1479 — 1504)- Real, Burgos.
284. Stadt Groningen. Doppelter Jagher (Flabbe), 1562.
285. Provinz Geldern. Snaphan, Harderwijk, o. J. (um' 1582).
286. Provinz Friesland. Arcndschilling (Malschilling), Leeuwarden, o. J. (um 1610),
287. Philipp IV., König von Spanien. EscaJin, Mastricht, 1624.
Tafel 19. Kleinere Sflbermünzen 2.
288. Stadt Brannschweig. Mariengroschen, 1511.
289. Reichsmfinzstätte Augsburg, Pächter Eberhard, Graf von Königstein. Batzen, 1520.
290. Friedrich HE., Knrfürst mit Johann nnd Georg, Herzögen von Sachsen (1500 — 1507). Engel-
groschen Buchholz (T).
291. Maria, Fräulein von Jever. Flindrich (3-Stüber), 1558,
292. Maria, Fräulein von Jever. Zyfert (»/a-Stüber), 1561.
293. Wilhelm IV., Graf von Henneberg (1480 — 1559). Gnacken, Schleusingen.
294. Stadt Bremen. Grote, 1547.
295. Rudolf n.» deutscher Kaiser. Maleygroschen, Prag, 1583.
296. Joachim Ernst, Markgraf von Brandenburg-Ansbach. Kippersechsbätzner, Fürth, 1621.
297. Friedrich Ulrich, Herzog von Braunschweig. Kippergroschen, 1621.
298. August, Herzog von Sachsen-Lauenburg. Halber Reichsort, 1622.
299. Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg. Achtzehngröscher (Tympf), Königsbergs
1676.
300. Friedrich August H., Kurfürst von Sachsen, Dritteltaler, von Preußen um 1758 geprägt
(Leipziger Ephraimit], mit Jahreszahl 1753.
301. Friedrich, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth. 20-Kreuzer, 1762.
302. Stadt Magdeburg. Fürstengroschen, 1575.
303. Stadt Hameln. FMlrstengroschen, 1569.
304. Leopold L, Deutscher Kaiser. 3-Kreuzer (Kaisergroschen), Graz, 1670.
305. Friedrich Wilhelm, Knrfürst von Brandenburg. Gutergrosdhen, Halberstadt, 1656.
306. Friedrich WilheUn, Knrfürst von Brandenburg. Stüber, Cleve, 1669.
Tafel 20. Kleinere Sübermfiiizen 3.
307. Friedrich August L, Kurfürst von Sachsen. 6-Pfennig (Seufzer), Dresden, 1702.
308. Philipp V., Graf von Hanau. Albus, 1587.
309. Karl, Landgraf von Hessen-Cassel. Albus, 1682.
310. Albert VE., Herzog von MecMenburg-Güstrow (1503— 1547). Sößling.
311. Friedrich IIL, Kurfürst von Brandenburg. 2-Pfennig (Hahnefeder oder Hahnjekamm),
Minden, 1673— 71700,
312. Friedrich H., der Große. König von Preußen. Gröschdl, Breslau, 1754.
3*3- Pipovinz Gektem. Stüver, 1738.
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN 775
314. Elisabeth, Königin von England (1558 — 1603). Penny, London.
315. Philipp II., König von Spanien {1556 — 1598). Negemnanneke, Brügge.
316. Provinz Westfriesland. Doppelstüver, Hoom, 1678.
317. Jakob I., König von Schottland. Thistle-Merk, Edinburg, 1602.
318. Wladislaus II. oder III., Könige von Polen (1386 — 1444). Halbgroschen (Kwartnik).
319. Sigismund III., König von Polen. 3-Gröscher, Fraustadt, 1597-
320. Gustav Adolf, König von Schweden. 3-Pölker, Elbing, 1632.
321. Johann Kasimir, König von Polen. Guldentympf, 1663.
322. Johann III. Sobieski, König von Polen. Szostack, Krakau, 1681.
323. Johann III., König von Schweden (1568 — 1592). Ferding, Reval.
324. Johann, König von Dänemark (1481 — 1513). Schilling, Kopenhagen.
325. Johann III., König von Schweden. Halböre, Stockholm, 1575.
326. Christian IV., König von Dänemark (1588— 1648), 4-Schilliag (Dönninger), Schleswig-Holstein.
327. Karl Xn., König von Schweden. Karoliner, Stockhobn, 1718.
328. Franz Erizzo, Doge von Venedig (1631 — 1646). Marchetto.
329. Alfons xn., König von Spanien. Peseta, Madrid, 1878.
Tafel 21. Kupfergeld, Belageriings- und Überseeische Münzen.
330. Stadt Warendorf. M 6-Pfennig, 1574.
331. Kanton Luzem. ^ Rappen, 1774.
332. Kanton Luzem. ^ Angster, 1790.
333. Christina, Königin von Schweden. Jß Oere, Avesta, 1649.
334. Kirchenstaat, Benedikt XIV. (1740 — 1758). JE Baioccho, Rom.
335. Provinz Holland. M Deut, Dordrecht, 1747.
336. Ferdinand und Isabella, Könige von Spanien (1479 — 1504). Bianca (Calderilla) mit Gegen-
stempel des 17. Jh.s.
337. Stadt Aachen. M I2-Heller, 1758.
338. Ludwig XrV., König von Frankreich. JR, Liard, Paris, 1654.
339. Markgraf Albrecht der Jüngere (Alcibiades) von Braudenburg-Kulmbach. JR. Schweinfurter
Feldküppe, 1553.
340. Gustav Wasa, König von Schweden. JR Kriegsklippe i6-0ere, Abo, 1:557,
341. Christian II., König von Dänemark. JR. Kriegsklippe, Malmö, X519— 1523.
342. Britisch-ostindische Kompagnie-Rupie. Bombay oder Kalkutta, 1835.
343. Ferdinand VII., König von Spanien. Peso, Mexiko, x8xi mit Ausschnitt (Holy Dollar).
343a. Stückeines Pesos mit Stempel von S. Lucia (Cut money),
Tafel 22. Überseeische Münzen, Rechenpfennige, Marken, Gewichte.
344. Ludwig XV., König von Frankreich. Doppelsou, Paris, 1762 (Sou marqu^).
345. Karl IX., König von Frankreich. Douzain, X57i< ixdt Gegenstempel (Lilie) (Sou tap6).
346. Sou mit Gegenstempel (gekröntes C) für Antillen und Cayenne (Sou tamp6).
347. Peter IL, König von Portugal (1667 — X706). Xerafim, Goa.
348. Josef L, König von Portugal. xo-Bazarucco aus Calaim (Zinnlegierung), Goa, 1769,
349. Christian VIL, König von Dänemark (1766— 1806). Gold-Pagoda, Tirankebar. •
350. Friedrich V., König von Dänemark. Doppelter Royaün, Trankebar, 1760.
351. Pondicherry. Doppelf anam.
352. Pondicherry. Kupferpaisa.
353. Österreich ob der Ens. Rechenpfeimig, 1555-
354. Nürnberger Rechenpfennig des Hans Schulteß um 1570.
355. Rechenpfennig des braunschweigischen Münzmeisters Hieronymus Depsem m. Goslar, 1600.
356. Azma, Königin von Frankreich. Rechenpfennig, 1655.
357. Token von Great-Yarmouth, 1667. Beide Seiten sind mit dem Stern nach oben zu drehen.
358. Londoner Token des x8. Jh.s mit Büste Händeis.
359. Staatliche Münchener Biermarke des i. Bräuamts, 173z.
360. Stadt Hildesheim. Mühlzeichen, 1658.
361. Schweden. Görzischer Notdaler, 1718.
362. Mexikanische Haciendamarke des x8. Jh.s.
363. Französisches Münzgewicht eines Lion d*or PhiUpips VI. (1328 — 1350).
3Ö4. Fteußisches Doppelfriedrichsdor-Passiergewicht^ 1820.
^^^ VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
Tafel 23» Russische Mfinzen.
365. Zldtnik (Goldstück) von Vladimir dem Heiligen (980—1015).
366. Ser^brenik (Süberling) von Vladimir dem Heiligen (980 — 1015).
367a. Ser6brenik von Svatopolk (t 1016). Rs.
367b, Ser^brenik von Jaroslav dem Weisen (f 1054). Rs.
368. Denga des Großfürsten von Moskau Dimitrij (1362 — 89).
369. Denga des Großfürsten von Moskau Vasilij II. (1425 — 62).
370. Denga des Großfürsten von Moskau Ivan III. (1462 — 1505).
371. Cetvertca (1/4 Denga) Ivans III. (1462 — 1505).
372. Poludenga (»/» Denga) Ivans III. (1462—1505).
373. Novgorodka (Denga von Novgorod). XV. Jh.
374. PiBkovka (Denga von Pskov). XV. Jh.
375. Denga des Großfürstentmns R'azan'. XV. Jh.
376. Denga des Großfürstentums Tver'. XV. Jh.
377. Polo von KaSin.
378. Kopeke von Ivan IV. dem Grausamen (1533 — 1584).
379. Denga (meöevaja) von Ivan IV.
380. Rubel 1781 Katharinas II. (1762 — 1796).
381. Cervonnyj 1753 der Kaiserin Elisabeth (1741 — 1762).
282. Grivennik 1733 der Kaiserin Anna (1730 — 1740).
383. Poltimiik Peters des Großen (1682 — 1725).
384. Denga 1777, für Sibirien geschlagen.
385. Ku][d[erkopeke Peters des Großen.
386. Polupoltina 1798 Kaiser Pauls (1796 — 1801).
387. Cervonec von USSR vom Jahre 1923.
Tafel 24* Barrengeld des Mittelalters.
388. Silberbarren von Novgorod. 13. Jh.
389. Silberbarren von Kijev. 12. — 13. Jh.
390. Gestempelter Moskauer Rubelbarren. 15. Jh.
391. Westrussischer Silberbarren. 13. — 14. Jh.
392. Silberbarren, Fund von Thurow. Anfang des n. Jhs.
393. Silberbarren, Fund von Klein Roscharden. Um looo.
394. Gestempelter Silberbarren, Fund von Halberstadt. Um 1385. Krone ist Zeichen desi
Jahres 1382, Wolfseisen Zeichen von Halberstadt, Lindenast das des dort. Silberbrenners.
395. Gestempelter Süberbarren, Fund von Braunschweig. 14. Jh.
396. Silberbarren, Fund von Fulda. Anfang des 12. Jhs.
Tafel 25. Vorislatiiiscb-orieiitallsche Mfinzen.
397- ^- (Purana-
398- A^ Karshapana des Westlichen Satrapen Vidradaman (234 — 238).
399- ^* Dinara des Kanishka (Ende des x. Jahrh. n. C.).
400. J9i. Drachme des Säsäniden Sbapurl. (24z — 272).
401. M»* Kupfermünze des Kanishka.
402- N. Dinara des Chandragupta II. (375—413).
403. M' Kahavaan des Pärakrama Bahn von Ceylon (1x53 — xi86).
404- M.' Silbermünze (2z/a Sasün) des Vinaqaditya von Kashmir (8. Jahrb.).
405- N* Gadjapati-Pagoda (9. Jahrb.).
406. JSi. Gadhiya-Paisa von Rajputana und Gudjerat (750—1100).
4^- 2Si* Drachme des Säsäniden KhusrauH vom 37. Regierungsjahr (626).
408. ^. Drachme des Ziyäd ihn Abu SufySn, 43. J., der Hidschra (663—664).
409- A- Hemidrachme des Statthalters von JabaristSn Sa^ ibn Da*ladj, J. X25 der tab. Ära
(776/7)-
410. A* DehliTTal des Samanta Deva von Ohind (10. Jahrh.).
Tafel 26. Muliatiimedaiiiscli-orlentallsche Mfinzetf 1«
4". -ffl. Byzantinisch-arabischer Fels aus Emesa.
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN ^^7
412. N- Omayyaden-Dmär v. J. 102 d. H. (720/1).
413« ^. Omayyaden-Dirhem, Damaskus 89 (707/8).
414. ^. BirheiEL des 'Abbäsidenkhalifen as Saffal^, al Ba$ra 134 (751/2).
415. A* Birhein des Sämäniden Ismail, Saiiiar)}:aiLd 289 (901/2).
416- iE. Dirhem des Ortutiden J^arä Aislän, 560 (i 164/5).
417. A. Dirhem des Seldjüfeen von Klein-Asien Kai-khosrau II., al ?öniya 639 (1241/2).
418. M., Dirhem des Ayyabiden ^aläl^L-ad-dln (Saladin), Damaskus 579 (1183/4).
419. iE. Dirhem des KhörezmshäJi MuljLammed, (Samar^Änd 610 (1213/4).
420. J$i, Dirhem des Khans der Goldenen Horde Mengü Timür, Krim 665 (1266/7).
421. M. Dinar des Holägülden Uldjaitü, Bagdad 706 (1306/7).
422. N. Dinar des Almohaden 'Abdalmu'min (1129 — 62) aus Salä.
423. -Ä. Almohadendxrhem aus Fez, ohne Jahr.
Tafel 27. Muhammedaniscb-orientalische Münzen 2.
424- A, Aiiße des türkischen Sultans Bäyezid I. 792 (1389/90).
425. A. Piaster des Sultans Mustafa III., Konstantinopel, 5. Regiemngsjahr (1175 = 1761/2).
426. Ä. Piaster des Sultans 'Abdal^iamid II., Konstantinopel, 17. Regierungsjahr (1891/2).
427. N^ Zer MaljLbab des Sultans Mustafa III., Konstantinopel, 7. Regierungsjahx (1763/4).
428. jV. Goldtanka des Toghlu^dden Mutiammed, 733 (1332/3).
429. M., Sübertanka des MuTpammed Saibäni, Herät 914 (1508/9).
430- N. Tülä des Khans von Khöjjand Khudäyäx, 1272 (1855/6).
431. M, 'Abbäsi des persischen Schahs 'Abbäs II., Tebraz 1059 (1649).
432, M. Schähi des Schah Siüaimän I., Eriwän X105 (1693/4)-
433- -Ä« Tanka des Khans von Khökand Khudayär, 1273 (1856/7).
434. M., 5rän des Schah N§sir-ad-dÜQ, Teheran 1295 (1878).
435- &' Doppel-^läzbekl von Eriwän, 1130 (lyx'jß),
43Ö- Ä. Rupie des Grossmoguls Akbar, Falipür 989 (1581/2).
437. -AT. Muhr des Grossmoguls Djehängir, Agra 1030 (1620/1), SteAbüd des Stiers.
Tafel 28. Ostasiatische Münzen.
438. JE. Tao, chinesische Messermünze.
439. M. Chinesische Pu-Münze (14-^23 n. C),
440. iE. Ch'ien der Dynastie Tan (618—907). China.
441. N' Köban von 1 Rio der Periode Tenho (1837). Japan.
442. N. Schibu der Periode Tenho. Japan.
443- M. Mamegin der Periode Ansei (1854—60). Japan.
444- M.. Larin von Ceylon.
445. Sn. Pitaäs von Patani, 1297 (1880).
44^- JSi' ^ael (Nhat liang) von Annam, 1861.
447. &' Tikal von Siam.
448. Porzellanmünze (Pi) von Siam.
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des Barock. 2. Die Baukunst in den einzelnen Landschaften. 3. Die darstellenden Künste.
III. Abbildungsband bringt die Werke der im Textband behandelten Meister in der gleichen
Reihenfolge.
Handbficher der Staatl. Museen zu Berlin. 8^.
1. Die italienische Plastik. Von Wilh. Bode. 6. Aufl. 1922. RM. 3.—
2. Gold und Silber. Von J. Lessing. 2. Aufl. 1907. Vergriffen
3. Der Kupferstich. Von Friedr. Lippmann. 6. Aufl. 1926. RM. 4. — , geb. 5. —
4. Buddhistische Kunst in Indien. Von Alb. Grünwedel. 2. Aufl. 1920. Vergriffen
5. Majolika. Von O. v. Falke. 2. Aufl. 1907. ^ Vergriffen
6. Die antiken Münzen. Von Alfr. v. Sallet. 3. Aufl. Hrsgb. von RegUng. 1929.
KM- 3—-» geb. 4.50
7. Die Konservierung von Altertumsfunden. Von Friedr. Rathgen. I. Teil: Stein und stein-
artige Stoffe. 3. Aufl. X926. RM. 6.50, geb. 7.50
IL/in. Teil. 2. Aufl. 8». 1924. RM. 6.50, geb. 7.50
Teil I — III in einem Bande RM. 12.50, geb. 14. —
S. Aus den Papyrus der Staatl. Museen zu Berlin. Von Ad. Erman und Fr. Krebs. 1899.
Vergriffen
9. Die ägyptische Religion. Von Ad. Erman. 2. Aufl. 1909. Vergriffen
10. Das 18. Jahrhundert Dekoration und Mobiliar. Von R. Graul. 1905. Vergriffen
iz. Die griechische Skulptur. Von R. K6kul6 v. Stradonitz. 3. Aufl. 1922. RM. 4. —
12. Das Buch bei den Griechen und Römern, Von W. Schubart, 2. Aufl. 1921.
RM. 2.—, geb. 3.50
13. Porzellan. Von Adolf Brüning. Neue Bearbeitung von L. Schnorr von Carolsfeld.
1914. Vergriffen
14. Das Glas. Von Robert Schmidt. 3. Aufl. 1928. RM. 4.—
15. Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens. Von Curt Sachs. 2. Aufl. 1923.
RM. 3.-.
16. Der Holzschnitt. Von M. J. Friedlander. 3. Aufl. 1926. RM. 4.—, geb. 5.—
17. Die flamische Malerei des XVII. Jahxhunderts. Von R. Oldenbourg. X9x8. Vergriffen
ARCHÄOLOGIE UND KUNSTGESCHICHTE
Die Antike. Zeitschiift für Kunst und Kultur des Klassischen Altertums. Herausgegeben von
Werner Jaeger. Jälurlich 4 Hefte, i. — 6. Jahrgang. Quart. 1925 — 1930.
Abonnementspreis jährlich EM. 40. — , in Halbleder 50. — , Einzelheft 10. —
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts.
Jährlich I Band von 4 Heften. Quart.
Band i — ^35: Preise auf Anfrage,
Band 36: RM. 24. — Band 37: RJVt. 22. — Band 38/39: RM. 33. — Band 40 — 44: je RM. 36. —
Bibliographien 1920 — 22: RM. 6. — 1923 — 24; RM, 3. — 1925: RM. 4. — 1926: RM. 4. — 1927:
RM. 4.-
Ergänzungsheft I — X: Preise auf Anfrage.
Ergänzungsheft XI: Griechische Büdhauerarbeit. Von Carl Blümel , 1927. Geb. RM. 36. —
Anzef^er, Archäologischer. Beiblatt zum Jahrbuch d. Deutsch. Archäolog. Instituts. 4^.
1896 — 1919 (pro Jahrgang 4 Hefte) Preise auf Anfrage
— Jahrg. 1920 und 1921 Je RM. 2.40
— Jahrg. 1922 RM. 8.75
— Jahrg. 1923 24 RM. 10. —
— Jahrg. 1925 RM. 10. —
— Jahrg. 1926 RM. 10. —
— Jahrg. 1927 RM. 10. —
— Jahrg. 1928 RM. 10. —
— Jahrg. 1929 RM. 10. —
Repertorium ffir Kunstwissenschaft Herausgegeben von Wilhelm Waetzold, Geh. Regierungs-
rat, o. Professor an der Universität Berlin. Band LI. 1930. Quart.
Der Abonnementspreis für jeden Jahrgang von 6 Heften beträgt 40. — . Einzel-
hefte RM. 8.—.
Zeitschrift ffir historische Waffen- und Kostfimkunde. Organ des Vereins für historische Waren-
kunde. Herausgegeben von Professor Dr. Erich Haenel, Direktor des Historischen Museums
und der Gewehrgalerie in Dresden, und Professor Dr. Paul Post, Kustos und Professor bei
den Staatl. Museen in Berlin. Neue Folge, 3. Band. Heft 1—5 je RM. 6.—. Beiheft I RM. 2. —
Museumskunde. Vierteljahrsschrift ffir Verwaltung und Technik öfientlicher und privater Samm-
lungen. Amtliches Organ des Deutschen Museumsbundes. Begründet von Karl Koetschau.
Neue Folge. Unter ständiger Mitarbeit von Dr. K. K. Eberlein und Direktor Professor Dr. A.
Schramm herausgegeben von Prof. K. H. Jacob-Friesen, erster Direktor des Provinzial-
museums zu Hannover. Neue Folge, i. Band 1929/30. Quart. Jeder Band (4 Hefte) RM. 30. —
Der Abonnementspreis beträgt 30 RM. im Jahre, für die Mitglieder des Deutschen Museums^
bundes (einschließlich des Bundes der naturwissenschaftlichen Museen usw.), des west- und
süddeutschen, des nordwestdeutschen, des ostdeutschen und des mitteldeutschen Verbandes
fOr Altertunasforschung sowie des niederdeutschen Verbandes für Volks- und Heimatkunde
beträgt er nur 20 RM.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 1
Geld vor Einführung der Münze.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 2
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Griechische Münzen 700—440 v. C.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 3'
Griechische Münzen 440—323 ^' C.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 4
Griechische (323—31 v. C.) und Römische (338—217 v. C.) Münzen.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 5
Römische Münzen usw. 300 v. C. bis 270 n. C.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 6
Griechische Münzen usw. der Kaiserzeit 31 v. C. bis 270 n. C.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 7
Römische und byzantinische Münzen usw. Von 270 bis ins 14. Jh. n. C.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 8
Münzen der Völkerwanderung.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 9
Europäische Pfennige des lo. und ii. Jahrhunderts.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 10
Europäische Silbermünzen des 12. u. 13. Jahrhunderts.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 11
Hohlpfennige des 12. u. 13. Jahrhunderts.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 12
Europäische Groschenmünzen des 13. u. 14. Jahrhunderts.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 13
Europäische Goldmünzen des Mittelalters.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 14
Goldmünzen der Neuzeit.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 15
Talermünzen i.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 16
Talermünzen 2.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 17
Talermünzen 3.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 18
Talermünzen 4 und kleinere Silbermünzen der Neuzeit i.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 19
Kleinere Silbermünzen der Neuzeit 2.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
T/\FEL 20
Kleinere Silbermünzen der Neuzeit 3,
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 21
Kupfergeld, Belagerung?-, Feld- und Überseeische Münzen i.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 22
Überseeische Münzen 2. Rechenpfennige, Marken, Münzgewichte.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 28
Russische Münzen.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 24
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Barrengeld.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 25
Vorislamisch-orientalische Münzen.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 26
Muhammedanisch-orientalische Münzen i.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 27
Muhammedanisch-orientalische Münzen 2.
WÖRTERBUCH DER MÜNZKUNDE
TAFEL 28
Ostasiatische Münzen.